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Update benigner, maligner Haut- und Nagelerkrankungen Engadiner Fortbildungstage Scuol, 8. September 2018 PD Dr. med. Severin Läuchli Oberarzt m.e.V. Dermatologie, Leiter Dermatochirurgie USZ

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Page 1: Update benigner, maligner Haut- und Nagelerkrankungen · Akne und Ernährung Zusammenhänge Ernährung – Akne vulgaris komplex und nicht vollständig bekannt Möglicher Einfluss

Update benigner, maligner Haut- und Nagelerkrankungen

Engadiner Fortbildungstage Scuol, 8. September 2018

PD Dr. med. Severin Läuchli Oberarzt m.e.V. Dermatologie, Leiter Dermatochirurgie USZ

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Epidemiologie Akne

12 – 24 Jährige: 85% (2/3 „physiologische“ Akne, 1/3 klinische Akne) M=F (M häufiger schwere Formen, mehr Seborrhoe) Zunehmend auch Spätakne (F> 40 J.: ca. 10%)

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Pathogenese •  Hyperkeratose

§  Korneozyten Produktion ↑, Verkleben •  Talgproduktion ↑ •  Bakterienbesiedelung, inflammatorische Reaktion (durch bakerielle Stoffwechselprodukte)

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Pathogenese

Einflussfaktoren: §  Genetisch

-  Verhornungsstörung, Talgdrüsenaktivität -  beide Eltern Akne → 50% Erkrankungswahrscheinlichkeit -  genauer Erbgang unbekannt

§  Hormonell -  Androgene (DHEAS) → Talgproduktion ↑

§  Äussere Einflüsse: Kosmetika, Medikamente, Sonne

§  Ernährung, Umwelt, Stress???

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1960/70: Interventionsstudien mit z.B. Schokolade: kein Effekt 2000: Ethnologische Studien: §  gewisse Inselvölker: keine Akne §  Inuit (Eskimos): Akne erst nach westlicher Akkulturation

Erklärungshypothesen: § Omega 3/ Omega 6 ungesättigte Fettsäuren

§ Glykämischer Index

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Ernährungsinterventionen

43 Männer, 15-25 jährig

Diät mit niedrigem glykämischem

Index

Reduktion Akneläsionen

-21.9%

Kontrollgruppe mit kohlenhydratreicher

Diät

Reduktion Akneläsionen

-13.8%

12 Wochen

P <0.01

LGI: Insulinsensitivität↑, IGFBP-1 ↓, Androgen-Bioverfügbarkeit ↓, gesättigte FS im Sebum ↑ Aber: gleichzeitig Gewichtsreduktion (BMI – 0.89 vs. 0.02)

Smith, JAAD 2007 Smith, J Dermatol Sci 2008

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Milch und Akne

Retrospektive Studien mit > 47000 Frauen in USA: Akne assoziiert mit Milchkonsum in Pubertät V.a. grosse Mengen Milch (>4 Gläser/d), Magermilch Erklärungshypothesen: Hormongehalt der Milch: §  Progesteron §  Androgene §  5α-Steroidhormone §  u.v.m.

IGF-1 α-Laktalbumin 75 – 90% der Milchprodukte stammen von schwangeren Kühen

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Akne und Ernährung

Zusammenhänge Ernährung – Akne vulgaris komplex und nicht vollständig bekannt

Möglicher Einfluss von Diät mit hoher glykämischer Belastung und von Milchprodukten

Verbesserung durch Diätumstellung nicht etabliert

keine Verhaltensanweisungen!

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Klinisches Bild / Effloreszenzen

Acne comedonica § Komedonen, Seborrhoe

Acne papulopustulosa § Papeln, Pusteln

Acne conglobata § Entzündliche Knoten, Zysten, Fisteln

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Differentialdiagnose

Follikulitis (Staph. aureus, gramnegative, Pityrosporum) Pseudofollikulitis barbae Milien Andere Talgdrüsenerkrankungen: Rosazea, Periorale Dermatitis

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Lokaltherapie

Reinigung: Syndets (mit/ohne Antiseptika), Tonics

Vitamin-A-Säurepräparate: Retinoide Basis jeder Acnetherapie ganzes Gesicht! Gewöhnungseffekt

Benzoylperoxid

Topische Antibiotika Nie als alleinige Therapie Begrenzte Anwendungsdauer!

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Topische Kombinationstherapien

Einzelne Komponenten besser sukzessive einführen Adapalen 0.1%/BPO 2.5% (Epiduo®) •  bessere Wirkung als Einzelsubstanzen bei gleicher Verträglichkeit •  synergistische Wirkung bis 8 Wochen •  Langzeittherapie BPO 5%/Clindamycin (Duac®) •  Bessere Wirkung als Einzelsubstanzen •  Bessere Verträglichkeit, früherer Wirkungseintritt •  Anwendungsdauer? Tretinoin/Clindamycin (Acnatac) •  Bessere Wirkung als Einzelsubstanzen •  Gute Verträglichkeit aufgrund der Grundlage •  Anwendungsdauer?

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Systemische Therapie

Antibiotika §  v.a. Tetracyline: Minocyclin (cave: NW), Lymecyclin § Entzündungshemmend, antibakteriell § Effekt nicht anhaltend §  Immer kombinieren mit topischem Retinoid /BPO

Isotretinoin § Verhornungsregulierend, Talgproduktion↓, antibakteriell § Einnahmedauer beachten! Anhaltender Effekt

Hormone § Ovulationshemmer kombiniert mit Antiandrogenen (Cave: absetzen

schwierig)

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Indikation Isotretinoin

Schwere Akne (A. papulopustulosa nodosa oder conglobata), die nicht auf topische Therapie und systemische Antibiotika anspricht Ggf. auch: Jugendliche mit starker Seborrhoe und pos. FA Frühzeitig erkennbare Vernarbung Dysmorphophobie und akne-bedingte psych. Auffälligkeiten ! Überweisung an Dermatologen

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NW Isotretinoin

Teratogenität §  Schwangerschaftstest vor Therapie §  Zuverlässige Verhütung bis 1 Monat nach Therapie

Haut- und Schleimhauttrockenheit §  Lippen, Augen

Leber- und Fettstoffwechselströungen §  Monitoring: Leberwerte, Cholesterin, Triglyceride

Knochenbildungsstörung (Hyperostose) Wundheilungsstörung Acne fulminans Depression?

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Isotretinoin Dosierung

Dosis: so hoch wie möglich von Verträglichkeit her (0.5 – 1 mg/KgKG), einschleichend low dose Isotretinoin (5-10mg/d): umstritten!

Weniger NW aber häufigere Rezidive 10J.-Rezidivhäufigkeit 1mg/KgKG/d: 22-30%

low-dose: 39-82%

Einnahmedauer beachten! (120mg/KgKG)

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Seite 16

Erhaltungstherapie

Adapalen (leichte bis mittelschwere Akne) Adapalen/BPO (schwere Akne) 6-12 Monate Rezidivhäufigkeit signifikant ↓

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Seite 17

Überweisen?

§  Indikation für Isotretinoin §  grosse psychosoziale Belastung

§ Vernarbungstendenz § Acne conglobata, Sonderformen §  diagnostische Unsicherheit § Therapieversager § Spätakne

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Seite 18 www.akneleitlinie.de

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Schweizerische Konsensusempfehlungen: Publikation Q1 2019

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Expert Recommendations on the management of Hidradenitis suppurativa / Acne Inversa in Switzerland Work in progress. Unpublished – Publication in preparation. CONTRIBUTORS / EXPERTS: •  Prof. Dr. med. Robert Hunger (Inselspital Bern),

Dermatologist •  PD Dr. med. Emmanuel Laffitte (Hôpitaux

Universitaires de Genève), Dermatologist •  Dr. med. Anne-Karine Lapointe (Private practice,

Lausanne), Dermatologist •  PD Dr. med. Severin Läuchli (Universitätsspital Zürich),

Dermatosurgeon •  Dr. med. Carlo Mainetti (EOC, Bellinzona),

Dermatologist •  Dr. med. Pascale Meschberger (Kantonsspital Liestal

Baselland), Surgeon •  Dr. med. Michael Mühlstädt (Hôpitaux Universitaires de

Genève), Dermatosurgeon •  Prof. Dr. med. Alexander Navarini (UniversitätsSpital

Zürich), Dermatologist •  Dr. med. Peter Schiller (Hautpraxis Liestal),

Dermatologist, Senior Consultant KSBL

Expert Recommendations on the management of Hidradenitis suppurativa / Acne Inversa in Switzerland Work in progress. Unpublished – Publication in preparation. Copyright

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Clinical aspects

Expert Recommendations on the management of Hidradenitis suppurativa / Acne Inversa in Switzerland Work in progress. Unpublished – Publication in preparation. Copyright

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Seite 22

Diagnosis

Expert Recommendations on the management of Hidradenitis suppurativa / Acne Inversa in Switzerland

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Expert Recommendations on the management of Hidradenitis suppurativa / Acne Inversa in Switzerland

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Algorithm

Expert Recommendations on the management of Hidradenitis suppurativa / Acne Inversa in Switzerland

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Approach Derma USZ

«Fistulektomie und Teiladaptation» Ziele: Gezielte, nachhaltige Behandlung von störenden/rezidivierenden Einzelläsionen bei leichter/mittelgradiger HS Rasche Abheilungsdauer (3-4 Wochen statt 12-16 Wochen) Ambulante OP, Lokalanästhesie

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Aknetherapie – Take home messages Obwohl neuere Erkenntnisse darauf hindeuten, dass gewisse Ernährungsformen Akne begünstigen können (hoher glykämischer Index, Milchprodukte in grossen Mengen) kann die Ernährungsumstellung nicht als therapeutische Massnahme empfohlen werden Die Basistherapie fast jeder Akne besteht in der topischen Anwendung von Retinoiden Die Indikation für Isotretinoin muss sorgfältig und ggf. in Zusammenarbeit mit einem Dermatologen gestellt werden Die systemische Therapie mit Isotretinoin in der empfohlenen Dosierung von 0.5-1mg/Kg KG führt zu weniger Rezidiven als die low-dose-Therapie Nach Abheilung einer Akne mit topischer und/oder systemischer Therapie soll die topische Therapie mit Retinoiden mindestens 6 Monate weitergeführt werden

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Hautkrebs

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Epidemiologie Inzidenz Lebenszeit-risiko

Melanom 16/100‘000/Jahr 1:70

Spinozelluläres Karzinom 25/100‘000/Jahr 1:20

Basalzellkarzinom 95/100‘000/Jahr 1:7

Aktinische Keratose 250/100‘000/Jahr 1:3

Schätzung für 2003-2008

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Melanom: Inzidenz Weltweit 1998 - 2002

nicer / Federal statistical office FSO 2011

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Inzidenz des Basalzellkarzinoms in NL 1973-2009

Flohil, Acta Cerm Venereol 2011

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Therapie von Hauttumoren

Radiotherapie Kryotherapie Photodynamische Therapie Äusserliche Chemotherapie/Immunmodulation Konventionelle Chirurgie Mikrographisch kontrollierte Chirurgie (Mohs)

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Dermatochirurgie Plastische /

Wiederherstellungschirurgie

ORL

Gesichts- und Kieferchirurgie

Ophthalmochirurgie

Dermatochirurgie

Ambulante Chirurgie

Einfache Techniken (Kryotherapie, Curettage,...)

Nicht-chirurgische Hautkrebsbehandlung

Ästhetische Medizin, Laser

Histologie → Mohs

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Frederic Mohs

1936: «Chemosurgery» Gewebefixierung mit 20% Zinkchloridpaste 100% Schnittrandkontrolle durch horizontale Schnittführung

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Hautkrebs-Chirurgie:

Ziele der Tumorchirurgie: §  1. Vollständige Tumorentfernung §  2. funktionelles Resultat §  3. ästhetisches Resultat

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Hautkrebs-Chirurgie:

Konventionelle Exzision und Histologie §  3 – 20 mm Sicherheitsabstand §  5 - 30% Rezidive

§  0.1% des Schnittrands untersucht

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Mohs-Chirurgie (Mikrographisch kontrollierte Chirurgie)

Exzision mit kleinem Sicherheitsabstand (1-2mm) Präzise Orientierung des Exzisats

Horizontale Aufarbeitung inkl. Epidermis und Basis

Beurteilung der histologischen Präparate durch Dermato-Chirurgen Gefrierschnitt: mehrere Nachexzisionen und Verschluss an einem Tag

èLückenlose Schnittrandkontrolle: Kontrolle von 100% vs. 0.1% Schnittrand!

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Mohs vs. konventionelle Chirurgie

Rezidivraten Basalzellkarzinom: Primäres Basalzellkarzinom § Einfache Exzision, 4mm SA: 5 - 10% § Mohs-Chirurgie:1 - 2%

Rezidiv-Basalzellkarzinom § Einfache Exzision: 17% § Mohs-Chirurgie: 3 - 6%

Van Loo, Eur J Cancer 2014

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Warum Mohs-Chirurgie: Ästhetik →Minimale Exzision! Sicherheitsabstand: § Noduläres BCC: 4mm -> 95% Heilung § Szirrhöses BCC: 5mm -> 82% Heilung 13 – 15mm -> 95% Heilung

Breuninger, J Dermtol Surg Oncol 1991

B J Derm 2008

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Voraussetzungen Mohs-Chirurgie

Infrastruktur: § Laborinfrastruktur direkt mit OP verbunden Ausbildung: § Chirurge und Histopathologe in Personalunion

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Indikationen Mohs-Chirurgie

§ schlecht abgrenzbare Tumoren mit aggressivem Wachstumsmuster -  szirrhöse Basalzellkarzinom -  wenig differenzierte Spinozelluläre Karzinome -  perineurale Invasion

§ Lokalisation -  Nase, Lider, … -  komplexe Rekonstruktion

§ andere Faktoren (Rezidivneigung) -  Rezidiv -  Immunsuppression -  Tumorgrösse

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Epitheliale Hauttumoren– Take home messages

Die Inzidenz von epithelialen Tumoren ist weiter zunehmend Bei einem Grossteil der Patienten mit aktinischen Keratosen liegt eine Feldkanzerisierung vor, diese kann mit verschiedenen topischen Therapien behandelt werden Invasive Hauttumoren sollen frühzeitig durch Biopsien diagnostiziert werden Bei der Mohs-Chirurgie werden Tumoren histologisch so eingebettet, dass der gesamte Schnittrand durch den Dermatochirurgen selbst kontrolliert wird. Sie senkt bei invasiven Hauttumoren im Gesichtsbereich einerseits die Rezidivraten und ergibt anderseits durch kleinere Sicherheitsabstände oft ein schöneres Resultat.

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NCCN Guidelines 2016

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Treatment algorithm

Surgical excision with 4mm margins

If surgery not appropriate:

Radiotherapy

Cryotherapy Imiquimod

PDT Curettage and ED

Surgical excision with total margin control

If surgery not appropriate: Radiotherapy

(Hedgehog-pathway-

inhibitors)

?

Page 45: Update benigner, maligner Haut- und Nagelerkrankungen · Akne und Ernährung Zusammenhänge Ernährung – Akne vulgaris komplex und nicht vollständig bekannt Möglicher Einfluss

Seite 44

Womit soll man initialen hellen Hautkrebs behandeln?

Topische Intervention

•  Sonnenschutz

•  5-Fluorouracil •  Imiquimod •  Diclofenac & Hyaluronsäure •  Ingenol Mebutat •  Kryotherapie •  Photodynamische Therapie •  Radiotherapie •  Chirurgie

Systemische Intervention

•  Retinoide •  Capecitabin? •  Afamelanotide?

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Seite 45

Feldbehandlung mit 5-fluorouracil •  Wiederholte selbstgesteuerte Anwendung •  Einmal täglich, selten 2x •  Entzündungsreaktion, nicht Anwendungsdauer als Ziel •  Patienteninstruktion über gewünschten Effekt essentiell •  Beine: z.B. eine Tube unter Zinkleimverband einmal

wöchentlich •  Cave: Kombination mit Brivudin

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Seite 46

Nagelkrankheiten

Page 48: Update benigner, maligner Haut- und Nagelerkrankungen · Akne und Ernährung Zusammenhänge Ernährung – Akne vulgaris komplex und nicht vollständig bekannt Möglicher Einfluss

Seite 47 Arai, Int J Dermatol 2004

Page 49: Update benigner, maligner Haut- und Nagelerkrankungen · Akne und Ernährung Zusammenhänge Ernährung – Akne vulgaris komplex und nicht vollständig bekannt Möglicher Einfluss

Seite 48

Emmert-Nagelplastik Kocher-Keilexzision

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Seite 49

Nachbehandlung nach Kocher-Keilexzision

Intensive Schmerztherapie (evt. Opioide)

Täglich Fussbäder

Tragen von Sandalen während 2 Wochen

evt. Krücken

Arbeitsunfähigkeit: 1-2 Wochen

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Seite 50

Kocher-Keilexzision

undifferenziert mutilierend schmerzhaft chirurgisch anspruchsvoll komplikationsträchtig

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Seite 51

Unguis incarnatus mit Granulationsgewbe

Posttraumatische bakterielle Infektion Erreger: Staphylokokken > Streptokokken, Pseudomonas

Kein banaler Weichteilinfekt

Nagelplatte = Fremdkörper = „Sequester“

Therapie:

Freilegung der Nagelplatte ist nötig: Debridement

Intensive antibiotische und antiseptische Therapie, erreger- und resistenzgerecht: Bakteriologie! Eingriffe an der Nagelplatte nur, wenn diese die Ursache des initialen Traumas war

Page 53: Update benigner, maligner Haut- und Nagelerkrankungen · Akne und Ernährung Zusammenhänge Ernährung – Akne vulgaris komplex und nicht vollständig bekannt Möglicher Einfluss

Seite 52

Nagelschienung

Arai, Int J Dermatol 2004

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Phenolum liquefactum

„Karbolsäure“ unter 41°C kristallin

liquefactum 88% Phenol 12% Wasser

denaturiert Proteine Desinfektionsmittel Joseph Lister 1867 (Antisepsis)

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Seite 54

Nachbehandlung nach Phenolisierung

Schmerztherapie (1-2 Tbl. Ponstan)

Verband am nächsten Tag entfernen

Nach der Dusche Wunde mit alkoholischer

Jod-Povidon Lösung beträufeln

Wundschnellverband, locker, nicht zirkulär

Turnschuhe ab dem 1. postoperativen Tag

Arbeitsunfähigkeit: keine

(Staphylokokken-Antibiotikum per os für eine Woche)

Page 56: Update benigner, maligner Haut- und Nagelerkrankungen · Akne und Ernährung Zusammenhänge Ernährung – Akne vulgaris komplex und nicht vollständig bekannt Möglicher Einfluss

Seite55

Phenol: postoperative Resultate

Rezidivraten 1.9 – 31.5% Gute kosmetische Resultate

Mehrere Wochen entzündlicher Nagelwall Seltene NW: vollständiger Nagelverlust

Rounding, Cochrane Library 2009

Page 57: Update benigner, maligner Haut- und Nagelerkrankungen · Akne und Ernährung Zusammenhänge Ernährung – Akne vulgaris komplex und nicht vollständig bekannt Möglicher Einfluss

Seite 56

Quintessenz eingewachsener Zehennagel Problem: Nagelplatte oder Weichteile? Bei deformierter oder zu grosser Nagelplatte:

•  Phenolisierung

Bei Gewebevermehrung: •  Debridement und Freilegung der Nagelplatte •  Suffiziente Infektbehandlung

Bei «Nagelecke»: •  Schienung mit Röhrchen oder Unterfütterung Kocher-Exzision vermeiden

Page 58: Update benigner, maligner Haut- und Nagelerkrankungen · Akne und Ernährung Zusammenhänge Ernährung – Akne vulgaris komplex und nicht vollständig bekannt Möglicher Einfluss

Seite 57

Nagelmykosen

Die 3 häufigsten Fehler in der Behandlung: Keine Diagnostik Zu oberflächliche Behandlung Zu kurze Behandlung

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Vor der Probeentnahme Entnahmestelle mit 70% Alkohol reinigen, ausgenommen Schleimhautläsionen. Führt zu einer teilweisen Desinfektion und einer Reinigung der Läsion von Anflugkeimen und Sporen. Damit weniger Kontamination durch Bakterien und Schimmelpilze

Probeentnahme

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Seite 59

Probeentnahme Mit Kürette Material distal subungual, soweit wie mög- lich nach hinten entnehmen, oder bei oberflächlicher, weisser Onychomykose Schuppen aus dem proximalen und lateralen Randbereich

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Seite 60

Onychomykose: Therapie Keine Therapie ohne Erregernachweis! Systemische Therapie: §  perorale Antimykotika 3 - 6 Monate § Terbinafin

-  250mg/d für 3-6 Monate -  Leberfunktionstests bei Risikopatienten -  Überlegene Langzeit-Heilungsrate

§  Itraconazol -  200mg/d oder Pulstherapie (2x200mg/d für 1 Woche/Monat), 3 Monate -  Cave Interaktionen (Cytochrom P450)

§ Fluconazol -  In vivo weniger gute Resultate für Dermatophyten -  300mg/Woche für 6-9 Monate

§ Persistenz in Nagelmaterial ca. 6 Monate

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Onychomykose: Therapie

Topische Therapie: § Nur bei distalem Befall von < 3 Nägeln

§ Amorolfin Lack 1x/Woche für 12 Monate

§ Ciclopirox Lack täglich für 6-12 Monate

§ Heilungsraten 50-60%

§ Kombinationstherapie: bessere Heilungsraten, kürzere perorale Therapie

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Seite 62

Nagelkrankheiten - Take home messages

Keine Behandlung von Nagelpilz ohne vorhergehende Kultur Bei Befall von > 3 Nägeln systemische Therapie über 4-6 Monate, ggf. in Kombination mit Lokaltherapie Die Kocher’sche Keilexzision hat eine hohe postoperative Morbidität und Rezidivrate und ist in der Behandlung eingewachsener Zehennägel obsolet! Eingewachsene Zehennägel bei normal geformter Nagelplatte sollen konservativ mit Debridement, systemischen Antibiotika, Einlage von Gaze oder Schienung und viel Geduld behandelt werden Bei verformter Nagelplatte hilft eine Phenolisierung rasch und schmerzarm

Page 64: Update benigner, maligner Haut- und Nagelerkrankungen · Akne und Ernährung Zusammenhänge Ernährung – Akne vulgaris komplex und nicht vollständig bekannt Möglicher Einfluss

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Danke für die Aufmerksamkeit [email protected]