vortrag im rahmen des seminars bildung für alle – … laptop … · vortrag im rahmen des...

22
Vortrag im Rahmen des Seminars "Bildung für Alle – auch in Afrika" der Friedrich-Naumann Stifung am 2. Juni 2007 an der Theodor-Heuss-Akademie in Gummersbach Folie 1 Mein Name ist Uwe Afemann. Ich beschäftige mich seit mehr als zehn Jahren mit Themen aus der Informatik und der Dritten Welt. Für zwei Jahre habe ich als Dozent für Informatik an der Universidad Nacional de Ingenieria in Lima/Peru gearbeitet und konnte so die Wünsche und Erwartungen bzgl. der Kommunikationsmedien in einem Entwicklungsland vor Ort kennen lernen. Heute möchte ich mich dem Projekt One Laptop per Child des MIT-Professors Negroponte widmen. Negroponte präsentierte sein Projekt das erstemal einen breiten Öffentlichkeit auf dem Weltwirtschaftsforum im Januar 2005 in Genf.

Upload: vobao

Post on 18-Sep-2018

218 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Vortrag im Rahmen des Seminars "Bildung für Alle – auch in Afrika" der Friedrich-Naumann Stifung am 2. Juni 2007 an der Theodor-Heuss-Akademie in Gummersbach

Folie 1

Mein Name ist Uwe Afemann. Ich beschäftige mich seit mehr als zehn Jahren mit Themen aus der Informatik und der Dritten Welt. Für zwei Jahre habe ich als Dozent für Informatik an der Universidad Nacional de Ingenieria in Lima/Peru gearbeitet und konnte so die Wünsche und Erwartungen bzgl. der Kommunikationsmedien in einem Entwicklungsland vor Ort kennen lernen.

Heute möchte ich mich dem Projekt One Laptop per Child des MIT-Professors Negroponte widmen. Negroponte präsentierte sein Projekt das erstemal einen breiten Öffentlichkeit auf dem Weltwirtschaftsforum im Januar 2005 in Genf.

Folie 2

Negroponte begründet sein Projekt damit, dass die Kinder der Dritten Welt angemessen ausgebildet werden müssten, um in einer von Technik dominierten Welt der globalen Informationsgesellschaft bestehen zu können. Alte überholte Ausbildungskonzepte wie das Unterrichten in Schulen sollen durch dynamische Lernmodelle ersetzt werden, die aus den Schülern „Lehrer“ und „Lerner“ machen. Dazu bräuchte jeder einzelne Schüler ein eigenes Werkzeug, nämlich seinen eigenen Laptop, der ihm von seiner Regierung zur Verfügung gestellt werden soll. Die Kinder könnten sich untereinander am besten helfen und bräuchten dazu nicht unbedingt einen Lehrer.

Die Grundidee basiert auf den Ansichten von Seymour Papert, dem Erfinder der Programmiersprache Logo.

Doch Negropontos Ideee eines Billigcomputers für Entwicklungsländer ist nicht neu. Neu ist nur Computer nicht mehr gemeinsam zu nutzen, sondern ganz individuell, was nach Negroponte und Papert dazu führt, dass die Kinder das Gerät besser zu schätzen lernen, sorgfältiger damit umgehen und stärker motiviert seien, es sinnvoll zu nutzen.

Folie 3

Seit ICT als Entwicklungswerkzeug und Ziel entdeckt wurde, gibt es immer wieder Initiativen von Seiten der Industriestaaten, der Hard- und Softwarehersteller aus dem Norden und der Telekommunikationsfirmen Computer in die Dritte Welt zu bringen. Sind es doch vor allem die Eliten, mit denen man vielleicht ins Geschäft kommen kann. Aber auch die Armen dieser Welt sollen mit den Errungenschaften der Kommunikationstechnologien gesegnet werden. Warum dann auch nicht im Bildungssektor, angefangen vom Kindergarten über die Schulen bis zur Universität. Ist der Einsatz von Computern und die Anbindung ans Internet in Universitäten unbestritten, so stellt sich doch die Frage, ob dies in Kindergärten und Schulen für Kinder aller Altersstufen überhaupt sinnvoll ist, nicht nur in Dritte-Welt-Länder. So gibt es seit den 90er-Jahren weltweit überall „Schulen ans Netz“ Initiativen, z. B. auch in Afrika als Schoolnet-Initiative oder im Rahmen des World Link for Development Programms der Weltbank die Ausrüstung von Dritte-Welt-Schulen mit Computern.

Daneben machte man sich natürlich auch Gedanken über die Produktion von Billig-PCs in den Entwicklungsländern, denn die teueren Desktop-PCs kann sich nur eine kleine Minderheit leisten. Doch alle Initiativen dieser Art sind bisher gescheitert bzw. über die Ankündigungsphase nicht hinaus gekommen.

Auch die Absicht eigene Computer in den sogenannten Entwicklungsländern zu bauen und zu vermarkten und dabei insbesondere die einkommensschwachen Schichten zu erreichen, schlug fehl.

Der Simputer aus Indien wurde wenigstens noch gebaut, auch wenn er jetzt nicht so eingesetzt wird, wie geplant und schon gar nicht in dem Ausmaß wie erhofft.

Der Volkscomputer aus Brasilien kam über die Planungsphase nicht hinaus.

Beide Ininitiativen versuchten wenigsten einen Teil der Ausgaben für ICT im Lande zu behalten und auch Know how zubehalten, anstatt Hard- und Software im Norden zu erwerben.

Folie 4

Ein großer Konkurrent des One Laptop per Child Projektes, das ich in diesem Vortrag vorstellen möchte, ist der Classmate PC von Intel, der ca. 300 Dollar kosten soll und mit Windows ausgestattet ist. Der Classmate PC ist Intels Antwort auf Nicolas Negropontes 100 Dollar Laptop mit einem AMD Prozessor.

Doch wenden wir uns dem OLPC-Projekt zu.

Folie 5

Negroponte stellte sein OLPC-Projekt, den 100-Dollar-Laptop, wie schon erwähnt im Januar 2005 auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos in der Schweiz vor. Ein Jahr später präsentierte er dann ein erstes Muster mit einer Handkurbel zum Aufladen der Laptop-Batterie. Bei der Vorführung brach die Kurbel.

Negroponte nimmt für sich in Anspruch, dass es sich bei seinem Projekt um ein Bildungsprojekt handelt und nicht um eines von vielen Technikprojekten. Sieht man jedoch auf die Webseiten seiner Non-Profit-Organisation, so kommen jedoch Zweifel auf, denn die technischen Beschreibungen sind vorherrschend und die pädagogischen und bildungspolitischen Begründungen werden, wenn überhaupt nur sehr beiläufig behandelt.

Nach Negroponte ist sein inzwischen in XO-Laptop umbenannter 100-Dollar-Laptop eine Maschine für Kinder um das Lernen zu lernen. Sie böten den Kindern ein Fenster zur Welt und ein Werkzeug zur Erkundung derselben.

Zeilgruppe für den angestrebten Billig- Laptop sind Schüler im Alter zwischen 6 und 16 Jahren.

Negroponte und seine Mitstreiter unterscheiden dabei nicht die verschiedenen Altersstufen und die damit verbundenen Entwicklungsstufen und Lernmöglichkeiten der Kinder.

Folie 6

Das erste Model des 100-Dollar-Laptop hatte noch eine Handkurbel zur Erzeugung der notwendigen Ernergie. Eine Minute Kurbeln sollte Energie für zehn Minuten erzeugen.

Die Handkurbel erwies sich jedoch als nicht stabil genug. Bei einer spektakulären Vorstellung des Prototyps brach die Kurbel ab.

Folie 7

Sehen wir uns zu erst die Technik an.

Als Prozessor dient ein AMD-Modell, der Rechner hat jetzt 256 MB RAM Speicher gegenüber 128 MB des ersten Prototyps und keine Festplatte, da diese besonders störanfällig ist. Als Speichermedien dienen USB-Sticks. Der Computer wird von der taiwanesischen Firma Quanta gebaut. Er soll in Produktion gehen, falls mehr als 3 Millionen Bestellungen vorliegen.

Das Display von 7,5 Zoll war die Hauptherausforderung bzgl. des Stromverbrauchs. Es hat eine hohe Auflösung und arbeitet sowohl in sparsamen Schwarz-Weiß-Modus als auch in Farbe. Es muss besonders gegen Spiegelungen gewappnet sein. Jeder kann sich ausmalen, wie gut man Informationen auf einem solch kleinen Bildschirm lesen kann. Ich jedenfalls habe auf meinem Arbeitsplatz einen 17-Zoll-Bildschirm und selbst der ist mittlerweile schon als klein einzustufen.

Wirklich lesen kann man Informationen ungestört nur auf Papier. Wie die Information ausgedruckt werden soll und welche Kosten dies verursacht, darüber schweigt sich Negroponte aus.

Verschiedene Peripheriegeräte sollen anschließbar sein, wie natürlich eine Tastatur mit verschiedenen Layouts für unterschiedlichste Sprachen aus Westeuropa, Thai, Arabisch, Westafrika und Urdu. Immerhin ist die Oberfläche nicht nur in Englisch. Daneben sollen auch Audiogeräte anschließbar sein.

Die Kommunikation soll über die WiFi-Technik mitels eines mesh-Netzes passieren, d. h. die Computer sind untereinander drahtlos vernetzt und im schlimmsten Fall braucht nur einer an das Internet angebunden sein um an Information aus dem weltweiten Web zu gelangen.

Allerdings ist der meist teuere Internet-Anschluss über Satellit nicht im Laptop-Preis mit inbegriffen.

Nicht geklärt ist allerdings wie neue Software und Betriebssystemupdates auf die Rechner gelangen sollen.

Elektrizität ist Mangelware in vielen Entwicklungsländern, deshalb ist ein sparsamer Stromverbrauch extrem wichtig. Außerdem muss die notwendige Energie leicht erzeugbar sein. Die Batterien sollen über eine Handkurbel, die sich allerdings als nicht stabil genug erwies, ein Pedallsystem oder ein Seilzugsystem aufgeladen werden.

Als Betriebssystem kommt ein modifiziertes Linux von Red Hat zum Einsatz. Zwischenzeitlich war auch einmal von einem zusätzlichen Einsatz von Windows die Rede. Die Anwendungsprogramme sind alle Open-Source.

Die Desktop-Oberfläche wurde „Sugar“ genannt.

Der Laptop ist so groß wie ein Schulatlas. Ein OLPC-Computer soll fünf Jahre halten.

Der 100-Dollar-Laptop heißt jetzt XO.

Folie 8

Die angepeilten 100 Dollar zur Herstellung des Laptop konnten nicht gehalten werden. Mittlerweile soll der Rechner 178 Dollar kosten, daher wohl auch der Namenswechsel zu XO. Damit der Laptop in Produktion gehen kann müssen wenigstens drei Millionen Bestellungen vorliegen. Bisher hat nur Lybien eine fest Zusage gemacht.

Übrigens sind in den Kosten für den Laptop die Ausgaben für die Lehrerausbildung und die Hardware- und Softwarewartung nicht enthalten. Auch ist nicht geklärt, wie der Schwund durch Laptop-Diebstähle finanziert werden soll.

Folie 9

Die Grundidee war, ausschließlich benachteiligte Schüler aus Entwicklungsländern mit Laptops zu versorgen. Ein privater Erwerb der Rechner war ausgeschlossen. Doch die erforderlichen millionenfachen Bestellungen blieben bisher aus. So kündigte Negroponte Anfang des Jahres an, dass es auch möglich sei, diese Rechner in Industrienationen zu kaufen und zwar unter dem Motto „kauf zwei, um einen zu besitzen“.

Auch innerhalb der USA wurde das Interesse für das OLPC-Projekt größer. 19 US-Governeure bekundeten ihr Interesse am Einsatz dieser PCs für ihre Schüler. Allerdings sollen die Computer nicht so billig in den USA verkauft werden.

Folie 10

Teilnehmende Nationen kommen aus Lateinamerika, Negroponte hat dazu die Länder besucht, aus Asien, wobei Indien seine ursprüngliche Zusage zurückgezogen hat, weil es andere Prioritäten gäbe und das stimmt, wie ich noch zeigen werde. Und auch drei Länder aus Afrika haben ihr Interesse am OLPC-Projet angekündigt. Verbindliche Zusagen zum Erwerb der Laptops liegen allerdings bisher nur aus Lybien vor.

Folie 11

Die OLPC-Weltkarte weicht stark von der durch die Presse verbreiteten Liste der mutmaßlichen Teilnehmerstaaten ab und ist viel optimistischer. Übrigens wurde Indien früher schon einmal grün gekennzeichnet, doch dann sprang Indien ab. Die Informationen auf der Karte sind also mit Vorsicht zu genießen.

Folie 12

Doch wie sieht die Bildungssituation in den beteiligten Ländern aus? Wer geht zur Schule und wie lange? Sind die Lehrer ausgebildet und fehlt es vielleicht an wichtigeren Dingen, wie Stühle, Tische, Tafeln, Bücher und Toiletten?

Ich habe hier nur ein paar Grunddaten der vermutlich zuerst beteiligten Länder aufgeführt. In den anderen Vorträgen dieses Seminar wurde ja die Bildungssituation Afrikas behandelt.

Wie viel Geld steht überhaupt zur Verfügung?

Folie 13

Es gibt eine ganze Reihe von Untersuchung zur Auswirkung von Informations- und Kommunikationsmedien auf den Lernprozess. Diese werden jedoch meistens ignoriert, wenn es darum geht, neue Projekte zu beginnen. Die Organisation InfoDev der Weltbank hat eine zusammenfassende Untersuchung zum Einsatz von IKT im Bildungsbereich herausgegeben aus denen ich hier einige Schlussfolgerungen vorstellen möchte. Die Studie stammt von Michael Trucano und heißt „Knowledges Maps: ICT in Education“. Sie wurde im November 2005 herausgegeben.

Folie 14

Laptops werden schon seit geraumer Zeit im Bildungssystem der westlichen Staaten, vor allem den USA eingesetzt. Man versprach sich so wie Negroponte eine Verbesserung der Bildungssituation. Doch Anfang Mai dieses Jahres zeichnete sich eine Wende innerhalb der USA bzgl. des Computereinsatzes in Schulen ab. Die New York Times berichtete das die Liverpool-High-School in New York dabei ist, die Schüler-Laptops wieder abzuschaffen. Studien hatten gezeigt, dass durch Laptops kein höherer Lernerfolg erzielt wurde und das der Unterricht durch ständig defekte Computer nicht wie gewünscht stattfinden konnte. Außerdem seien die Schüler durch die Laptops im Unterricht nur abgelenkt. Die Liverpool-School ist nicht die einzige US-amerikanische Schule die sich vom Hightech verabschiedet hat.

Die Anschaffung der Rechner für den Unterricht machen in aller Regel nur 25 % der Gesamtkosten aus.

Neben dem Vorhandensein der Technik ist aber auch die Lehrerausbildung, technische Unterstützung und entsprechend aufbereitetes Unterrichtsmaterial von entscheidender Bedeutung.

Folie 15

Unabhängig von der Frage des sinnvollen Laptop-Einsatzes in Schulen stellt sich die Frage, ob ein Einwicklungsland überhaupt in der Lage ist die Beschaffung der Laptops für jeden Schüler zu finanzieren? Ich möchte dies am Beispiel von Ruanda darstellen und stütze mich dabei auf einen Zeitungsartikel von Mansur Kakimba aus der New Times vom 25. April dieses Jahres, der in Kigali erschienen ist.

Ruandas Präsident Paul Kagame und Nicolas Negropone kamen im Januar überein, dass alle Grundschüler Ruandas in den nächsten fünf Jahren einen Laptop erhalten sollen.

Da die OLPC-Laptops Ruanda nicht geschenkt werden und der Staat die Kosten für die Anschaffung nicht alleine aufbringen kann, soll jedes Schulkind umgerechnet 100 Dollar für einen Laptop aufbringen. Doch das durchschnittliche Jahreseinkommen einer Familie liegt bei ca. 220 Dollar. 60 % der Ruander leben unterhalb der Armutsgrenze und eine normale Familie hat in Ruanda sechs Kinder. Wie soll diese Familie das Geld für einen Laptop aufbringen, wo sie noch nicht einmal die normalen Utensilien, wie eine Schuluniform, Bücher und so weiter finanzieren können?

Auch in Ruanda gibt es bereits Schulen mit Computern, geschenkten Computern. Doch viele Schulen haben keinen elektrischen Strom, um sie einzuschalten. Ruanda ist nur zu ca. 5 % elektrifiziert.

Daneben sind die Lehrer meist nicht ausgebildet, um das neue Medium pädagogisch sinnvoll in den Unterricht zu integrieren. Eine minimale kurze Einführung im Umgang mit Computern hat es nur für Lehrkräfte in der Hauptstadt Kigali gegeben.

Die Regierung Ruandas hat sich trotz der finanziellen Schwierigkeiten für die Teilnahme am OLPC-Projekt entschieden.

Warum Indien nicht mitmacht

� Die Versorgung von Schulkindern mit Laptops ist pädagogisch nicht vordringlich, sondern eher fragwürdig.

� Es gibt viele infrastrukturelle Missstände, die zuerst beseitigt werden müssen.

Folie 16

Indien hat dies nicht getan. Seine vermeintliche Zusage wurde zurückgezogen. Dafür gab es, nach Ansicht der indischen Regierung, gute Gründe.

Der indische Bildungsminister nannte als erstes, dass Laptops nicht pädagogisch vordringlich seien. Zudem seien sie eher fragwürdig.

Daneben ist die Infrastruktur vor allem in staatlichen Schulen doch sehr bescheiden. So fehlt es an Toiletten für die Schüler oder es gibt keine getrennten Toiletten für Jungen und Mädchen, eigentlich undenkbar und unzumutbar für moslemische Schüler und Schülerinnen, aber natürlich nicht nur für sie.

Auch elektrisches Licht ist nicht überall vorhanden.

Es fehlt am Notwendigsten

� Es gibt oft keinen Schulhof zum Sich-Austoben zwischen den Schulstunden

� Es gibt immer noch Schulen ohne eine Tafel

Folie 17

Die indische Schulsituation ist sicher nicht ein Einzelfall. Viele Schulen in Entwicklungsländern sind so schlecht ausgestattet, dass nicht einmal ein Schulhof vorhanden ist, auf dem während der Pausen getobt und gespielt werden kann. Und selbst eine einfache Wandtafel ist nicht überall vorhanden.

Folie 18

Beschäftigen wir uns zum Schluss mit den Kritikpunkten bzgl. des OLPC-Projektes.

Kritiker bemängeln, dass das Vorhaben Negropontes wieder nur ein Vorschlag aus dem Westen sei, der meint, der Dritten Welt vorschreiben zu müssen, was für diese notwendig und gut sei.

Die sozialen und kulturellen Probleme werden einzig und allein auf das Fehlen von adäquater Technik zurückgeführt. Der Laptop wird quasi zum neuen „Nürnberger Trichter“ für die schlechte Ausbildungssituation in den Entwicklungsländern. Die Kinder, als Autodikaten, würden sich selbst ausbilden können.

Es wird bemängelt, dass hierbei viele neu entstehende Probleme wie die Zunahme von Elektronikschrott und die damit verbundene Umweltverschmutzung ausgeblendet wird.

Ob Computer den Kindern wirklich helfen, bleibt dabei fraglich. Fast alle Studien zum Lernerfolg beim Computereinsatz in der Schule wurden nicht von ungefähr von der Computerindustrie und den Telefongesellschaften angestoßen und gesponsert.

Gesundheitsprobleme, die durch den verstärkten Einsatz durch Computer im Unterricht entstehen können, wie RSI, Augenbelastungen und Fettsucht durch Bewegungsmangel werden vollständig ausgeblendet.

Folie 19

Fehlende Bildung, hohe Analphabetenraten sind die Auswirkungen und nicht die Ursachen einer falschen Politik in vielen Ländern. Regierungen sind schuld, wenn die Menschen uninformiert und leseunkundigt gehalten werden. Solche Regierungen zu beseitigen ist schwieriger als Laptops zu verteilen. So verwundert es auch nicht, wenn sich besonders autoritäre und populistische Regime Negropontes Projekt gegenüber sehr aufgeschlossen zeigen.

Folie 20

Nicht so radikale Kritiker zum Computereinsatz in Schulen setzen mehr auf einen gemeinsamen Einsatz eines Laptops und auf ein Model, das auch eher zu finanzieren ist. Sie schlagen vor, jedem Lehrer einen Laptop zur Verfügung zu stellen.

Andere sehen aufgrund der bestehenden Mängel im gegenwärtigen Bildungssystem in den Entwicklungsländern die Lösung eher in einer Grundversorgung der Schüler mit Schulbüchern und propagieren daher, sich dafür stark zu machen, jedem Schüler wenigsten ein Schulbuch zu finanzieren.

Und wer über die schlechte Ausbildung der Lehrer in Entwicklungsländern bescheid weiß, häufig haben die Lehrer nur einen Sekundarschulabschluss ohne irgendwelche weitere Ausbildung, der setzt sich unter dem Motto „Several Good Teachers Per School“ für eine bessere Lehrerversorgung an den Schulen ein. Dadurch profitieren die Schüler besonders.

Folie 21

Folie 22