west-ost-journal 3/2015

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WOJ 21. JG. - 3/2015 JULI/AUGUST/SEPTEMBER ISSN 0947-5273 Königliches Krakau Heimliche Hauptstadt Polens WEST-OST-JOURNAL 3 2015 JULI AUGUST SEPTEMBER WWW.GERHART-HAUPTMANN-HAUS.DE

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Programmzeitschrift der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus

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Königliches Krakau Heimliche Hauptstadt Polens

WEst-ost-JoUrnal 3 2015 JULIAUGUSTSEPTEMBER

WWW.GERHART-HAUPTMANN-HAUS.DE

Page 2: West-Ost-Journal 3/2015

2 Editorial

Inhalt3 Reisebericht: »Eine Polen-Reise« Über Posen/Poznań, Łódź, Warschau und Lublin bis nach Krakau

6 Vortrag: Zum 100. Geburtstag von Herbert Hupka (1915–2006)

8 Vortrag und Gespräch:Dr. Bernd Fabritius MdB, Präsident des Bundes der Vertriebenen

9 Vortrag: Auf dem Weg zum Sudetendeutschen Museum in München

10 Bericht: Webportal »Europeana« präsentiert Fotos, Briefe und Erinnerungsstücke aus dem Ersten Weltkrieg

12 Ausstellung:»Bilder und Welten. Ost und West.«Fotografien von Volkmar Jaeger und Walter Vogel

13 Kontrapunkt: Elina Penner »Ein Dutzend Gründe oder Wie erklärt man es den Deutschen«

14 Kontrapunkt: Büchertisch

15 Kontrapunkt: Ilse Tielsch»Sprache, die niemand mehr spricht«

16 Kontrapunkt-Galerie: Franz Kumher »Die Zeichen als Bildsprache«

17 Szenische Lesung:Zum Tod Dietrich Bonhoeffers am 9. April 1945

18 Reisebericht & Exkursion: Das Europäische Parlament in Brüssel

19 Buchvorstellung und Gespräch mit Volker Dittrich: »Wem gehört das Haus in Chemnitz?«

20 Film: »Wolfskinder«

20 Aufruf: Kirche im neumärkischen Dölzig sucht Spender

21 Vortrag & Theaterbesuch:»Die Verwandlung« von Franz Kafka

21 Vortrag & Theaterbesuch:»Die Comedian Harmonists« – Ein Gesangsensemble erobert die Welt

22 Ausstellung:»Sophies Entscheidung – der tschechische Weg«

22 Film: »Sir Nicky – Held wider Willen«

23 Tagesexkursionen

24 Bibliothek

26 Chronologie

27 Impressum

Liebe Leserinnenund Leser, liebe Freundedes Gerhart-Hauptmann-Hauses,

»vor 70 Jahren hat ein armes und zer-störtes Deutschland Millionen von Flüchtlingen zu integrieren vermocht. Denken wir heute nicht zu klein von uns. Haben wir Vertrauen in die Kräfte, über die dieses Land verfügt. Wir brau-chen immer auch ein Selbstbild, das uns trägt. Und wir werden uns selbst auf Dauer nur akzeptieren können, wenn wir heute alles tun, was uns heute mög-lich ist. Warum sollte ein wirtschaftlich erfolgreiches und politisch stabiles Deutschland nicht fähig sein, in gegen-wärtigen Herausforderungen die Chan-cen von morgen zu erkennen?«Dies sind Worte, die Bundespräsident Joachim Gauck am 20. Juni 2015 in Berlin sprach. Anlass war der erste of-fiziell begangene Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung. Damit wurde ein Beschluss des Bun-deskabinetts vom 27. August 2014 in die Tat umgesetzt: Die Erinnerung an die deutschen Flüchtlinge und Vertrie-benen fällt folglich bewusst zusammen mit dem schon 2001 von den Vereinten Nationen beschlossenen Weltflücht-lingstag am 20. Juni.Der Bundespräsident hat deutlich ge-macht, dass gerade die noch immer le-bendige Erinnerung an die gewaltigen Herausforderungen, welche mit der Ankunft von mehr als 12 Millionen zwangsweise heimatlos gemachten Menschen im von Grund auf ruinier-ten Nachkriegsdeutschland verbunden waren, heute besonders zur Solidarität mit den Flüchtlingen und Vertriebenen der Gegenwart mahnt. Denn diese He-rausforderungen wurden gemeistert, wenngleich unter ungezählten Mühen und Qualen.

Schon bis zum Mai 2015 wurden in Deutschland fast 142.000 Asylanträge gestellt. Der Zahlenrekord, der 2014 mit über 202.000 Anträgen erreicht wurde (der höchsten Zahl seit 1993), wird im laufenden Jahr mit Sicherheit deutlich überboten werden. Es kommen also weiterhin und noch mehr Menschen in Not in unser Land. Wir Deutschen soll-ten immerhin erahnen können, wie sich diese Menschen fühlen müssen. Wir können das erahnen, wenn wir das wol-len. Und die sogenannte »Erlebnisge-neration« von Flucht und Vertreibung, die das nicht nur erahnen, sondern ganz sicher bitter nachfühlen kann, könnte einmal mehr ihre historische Erfahrung fruchtbar machen und zum Helfen an-spornen.Historia magistra vitae – die Geschich-te ist die Lehrmeisterin des Lebens, wie Cicero einst formulierte. Wenn das nur so einfach wäre, ist es aber nicht. Dennoch: Geschichte kann immerhin sensibilisieren und mahnen. In diesem Sinne legen wir Ihnen unser aktuelles Quartalsprogramm vor. Nehmen Sie es, wenn Sie wollen, mit in die Ferien. Kommen Sie gut erholt zurück, mit of-fenen Blick für Menschen in der Nähe und belebtem Interesse an unserem Programmangebot. Wir sehen uns im Gerhart-Hauptmann-Haus.

Herzlich

Ihr

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3 rEisEbEricht

Fortsetzung auf Seite 4

»Ulica Piotrkowska 96« oder Vom Sinn des genauen Hinschauens

Eine Polen-Reise

Womöglich wäre ich daran vorbei ge-schlendert, achtlos. Denn Auffälligeres gibt es in der Ulica Piotrkowska weiß Gott genug zu sehen. Da ist schon deren schiere Länge – mehr als vier Kilome-ter, schnurgerade durch das Zentrum des geschäftigen Łódź. In etwa genau so lang wie der berühmte St. Petersburger Newski-Prospekt, wenn auch schmaler als dieser, sich jedoch mehr als vier Mal weiter erstreckend als die Düsseldor-fer »Kö«, die manche schon für einen

Prachtboulevard halten. Und auf ihr, der Ulica Piotrkowska natürlich, rechts und links ein Architekturdenkmal ne-ben dem anderen. In seinem heutigen Zustand ist das neoklassizistische Ge-bäude, auf das mein Blick zunächst ohne große Aufmerksamkeit fällt, au-genscheinlich weniger anziehend als benachbarte Baulichkeiten. Die Fenster im Erdgeschoß sind mit Spanplatten verschlossen, das Haus scheinbar der-zeit ungenutzt. Es wartet offenkundig noch, anders als die schön restaurierten und belebten Nachbarhäuser, auf den passenden Investor.Die schrägstehende Abendsonne indes mit ihrem milden Licht kommt mir zu Hilfe. Denn sie lässt oberhalb der zweiten Fensterreihe den Schattenriss einer Buchstabenreihe gut erkennbar hervortreten, der bei anderer Beleuch-tung vermutlich unauffälliger ist. Die Buchstaben selbst, einst offenbar aus Bronze gefertigt und in die Wand ein-gelassen, sind verschwunden, nur eini-ge grünliche Stümpfe der Befestigungs-stifte ragen noch heraus. Der Umriss der Aufschrift, von den Einflüssen der Witterung dunkel auf die Fassaden-platte gezeichnet, ist indes geblieben: Siemens.Ein wenig staune ich zunächst: Ein deutscher Firmenname mitten in Polen.

Heute eigentlich nichts Ungewöhnli-ches dort, gewiss, jedenfalls nicht mehr seit 2004, mithin seit dem Beitritt un-seres größten östlichen Nachbarn zur Europäischen Union. Wir haben auf der Fahrt hierher nicht wenige höchst vertraut anmutende Supermärkte mit ihren bunten Firmenlogos passiert. Der Schriftzug an dem Haus in der reprä-sentativen Wohn- und Geschäftsstraße des Zentrums von Łódź ist jedoch er-kennbar älter, und wäre der Sitz eines

umsatzstarken deutschen Großkonzerns jetzt noch dort, so wäre wohl der Zu-stand von Gebäude und auch Aufschrift ein besserer. Ein Relikt also.Man muss folglich ein we-nig genauer hinschauen und der Buchstabenspur am Haus Ulica Piotrkowska Nr. 96 nachgehen, um sie zu verstehen. Da kann man dann ohne größere Mühe (aber mit Polnischkennt-nissen, die ich nicht habe, mir aber »borgen« kann) in Erfahrung bringen, dass dort tatsächlich einmal der

Łódźer Firmensitz von Siemens war – vor dem Ersten Weltkrieg errichtet, genauer 1910. Zu diesem Zeitpunkt war Łódź seit nicht ganz hundert Jahren eine Stadt im russischen Zarenreich, genauer eine Stadt in »Kongresspo-len«, das der Wiener Kongress 1815 nach den großen Umbrüchen der Zeit der Französischen Revolution und Napole-on Bonapartes dem Herr-schaftsgebiet des Zaren zugeschlagen hatte. In die-sen knapp hundert Jahren hatte sich das Gesicht der Stadt vollständig verän-dert: Noch 1820 konnte mit Blick auf Łódź von »Stadt« im Grunde kei-ne Rede sein. Zwar besaß der 1332 erstmals urkundlich erwähnte Ort seit 1423 Stadtrecht, doch noch in den ersten beiden Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts lag die Einwohnerzahl von Łódź unter 800 Menschen, in ei-ner Größenordnung also, die wir heute als ein eher kleines Dorf wahrnehmen. Dann jedoch setzte mit der Industria-lisierung ein Boom von kaum vorstell-baren Dimensionen und ungeahnter

Geschwindigkeit ein: 1897 lebten in Łódź bereits rund 314.000 Menschen und die Stadt war schlechterdings die Industriemetropole im westlichen Herrschaftsbereich von Zar Nikolaus II., von dem noch niemand wusste, dass er der letzte Herrscher der Romanow-Dynastie, ja überhaupt der letzte Mon-arch Russlands sein würde. 1913, als der Siemens-Bau in der Ulica Piotrkowska noch nahezu brandneu war, lebten in der sich weiter gewaltig ausdehnenden Stadt mehr als 506.000 Menschen.Das Privileg in der Ulica Piotrkowska zu wohnen, hatte indessen nur eine ver-schwindend kleine Minderheit der hal-ben Million Łódźer zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ursprünglich hatten sich während der rasanten Industrialisie-rung der Stadt an der Piotrkowska auch Fabriken angesiedelt, meist schmuck-lose Zweckbauten, die Umgebung mit ihren Schornsteinen dominierend, die Luft im Quartier auch. Dann war in den 1880er Jahren Karl Scheibler einer der ersten, der sich dort einen wahrhaft imponierenden Wohnsitz schuf (Uli-ca Piotrkowska Nr. 266). Der 1820 in Monschau in der Eifel geborene Schei-bler war in Krefeld zur Schule gegangen und hatte dann seine Unternehmerkar-riere in verschiedenen, zum Teil Ver-wandten gehörenden Textilbetrieben in Frankreich, Belgien und Großbritan-

nien begonnen. 1848 wanderte Schei-bler in Kongresspolen ein, 1854 ließ er sich dauerhaft in Łódź nieder. Der von Scheibler gegründete Betrieb wuchs explosionsartig; die Firma Scheibler wurde in kurzer Zeit zum zeitweilig größten baumwollverarbeitenden Un-ternehmen Europas. Dementsprechend repräsentativ fiel das Familiendomizil

Ehemaliger Firmensitz der Firma Siemens in Łódź, 1910 erbaut

Grabmal auf dem Neuen Jüdischen Friedhof in Łódź

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der zehn jüngeren Brüder von Werner Siemens, baute die Geschäftskontak-te schon seit 1850 in Großbritannien auf, ein weiterer Bruder, Carl Heinrich, ging fast zeitgleich nach Russland. Der

unternehmerische Erfolg zählte, nicht die Nationalität: Werner Siemens wurde 1888 in den preußischen Adelsstand erho-ben, der in Lon-don agierende Carl Wilhelm firmierte bereits seit 1883 als Sir William Siemens, 1895 erhielt auch Carl Heinrich ein Adelsprädikat, ein russisches. Als der neue Łódźer Fir-mensitz entstand, war das 1910 für das 1897 in eine Aktiengesellschaft

umgewandelte Unternehmen zwar ge-wiss keine reine Petitesse, allerdings wohl auch nichts Spektakuläres. Welt-weit arbeiteten zu diesem Zeitpunkt bereits rund 80.000 Menschen für das Unternehmen. Bald indes sollte der Erste Weltkrieg, die »Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts«, auch in Łódź vieles verändern.Mit den deutschen Truppen, welche

die Stadt im Dezember 1914 besetzt hatten, verließen 1918 auch viele Deut-sche Łódź, das nach dem Zusammen-bruch des Zarenreiches und der deut-schen Kriegsniederlage an den wieder begründeten polnischen Staat gefallen war. Bis 1921 hat sich der Anteil der Deutschen an der Łódźer Bevölkerung auf etwa 7 % halbiert. Von den 1913 ge-zählten rund 75.000 Deutschen lebten nur noch etwa 31.000 in Łódź, dessen Gesamtbevölkerung durch die Folgen des Krieges insgesamt drastisch zurück-

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in der Piotrkowska aus.Und da waren reichlich andere erfolg-reiche, ehrgeizige Unternehmer in der Boomtown Łódź, die Scheibler nicht nachstehen wollten: Deutsche wie Scheibler (1913: 14,8 % der Ge-samtbevöl ker ung der Stadt), Polen (49,7 %), Juden (34,0 %), Russen (1,3 %), ein sich gegenseitig anspor-nendes, konkurrie-rendes, kooperie-rendes Gemisch aus vielsprachiger Innovations- und Risikobereitschaft, Geschäftssinn und R epräsentat ions -freude. Die Geyer, Poznański, Goldfe-der und wie sie alle hießen, bauten ihre eigenen prächti-gen Stadtvillen, die sich an der Piotrkowska (und nicht nur dort) reihen wie Perlen auf der Schnur. Und wo Fabrikanten sind, da schließen sich bald die Bankhäuser an, damit der Weg nicht weit ist für die potenten Kun-den, die viel Geld bringen und noch mehr brauchen. Schließlich: Wer große Geschäfte macht, über die Grenzen des eigenen Landes hinaus handelt, der will auch informiert sein darüber, was sich tut in der Welt. So findet sich auf der Piotrkowska Nr. 86 auch das 1896/97 errichtete imposante Verlags- und Dru-ckereigebäude der »Lodzer Zeitung«. Das 1863 – nicht zufällig mit Hilfe Karl Scheiblers – gegründete Blatt erschien in deutscher und polnischer Sprache. Und an der Vorderfront prangt noch heute die Statue Johannes Gutenbergs, die wohl einzige ihrer Art in Polen.In diesem inzwischen noblen und ge-schäftstüchtigen Łódźer Umfeld etab-lierte sich 1910 eben auch der deutsche Elektrokonzern Siemens, eine der in-novativsten Branchen der Hochindus-trialisierung repräsentierend, eines der schlechthin modernsten deutschen Großunternehmen der Zeit. Die 1847 von Werner Siemens und Johann Georg Halske in Berlin gegründete Firma hatte frühzeitig begonnen, sich nicht allein in Preußen und im restlichen Deutschland auszudehnen, sondern hatte sehr rasch auch Auslandsniederlassungen gegrün-det. Schon seit 1863 hatte Siemens & Halske einen Produktionsbetrieb im britischen Woolich, knapp 20 Jahre spä-ter baute man ein Kabelwerk in Sankt Petersburg. Das Geschäft zählte, nicht die Nationalität: Carl Wilhelm, einer

Denkmal des polnischen Offiziers und Diplomaten Jan Karski (1914–2000)

Lenins Denkmal im Museum »Socrealism«

gegangen war (1921 knapp 452.000 Einwohner). Auch die Firma Siemens gab ihren Sitz in der Ulica Piotrkowska Nr. 96 auf.Spuren davon freilich blieben, andere Spuren auch. Sollte es jemandem ge-lingen, den Neuen Jüdischen Friedhof von Łódź ohne Beklommenheit und Trauer zu betreten – verlassen wird er diese Stätte ganz gewiss mit derartigen Empfindungen. Die seit 1892 ange-legte Ruhestätte zeugt noch heute von der Bedeutung des jüdischen Bevölke-rungsanteils, ohne den der rasante Auf-stieg zur Industriemetropole schwerlich möglich gewesen wäre. Denn er wurde mitgetragen von Unternehmerpersön-lichkeiten wie Izrael Poznański, der für Łódź wohl noch bedeutender war als Karl Scheibler. Poznańskis Werdegang mutet an wie das Märchen vom sprich-wörtlichen amerikanischen »Selfmade-man« und hat sich doch fast ausschließ-lich in Łódź zugetragen. Poznański wurde 1833 in der Nähe der Stadt ge-boren und ist in Łódź aufgewachsen. Der Vater Poznańskis war ein kleiner Händler, der in Łódź ins Textilgeschäft einstieg, die häuslichen Verhältnisse blieben freilich bescheiden. Erst als der 19-jährige Izrael 1852 das väterliche Geschäft übernahm, begann der große unternehmerische Aufstieg. Als 39-Jäh-riger nannte er eine Fabrik mit 200 Webstühlen sein Eigen, als Poznański im Jahre 1900 im Alter von 67 Jahren starb, beschäftigte er über 5.000 Men-

schen und hinterließ ein Vermögen im Wert von 7 Millionen Rubel. Sein ehemaliges Wohnhaus und der benachbarte frü-here Fabrikkomplex ge-hören, sorgsam restauriert und zu einem Museum beziehungsweise einer modernen Shoppingmeile umgestaltet, heute zu den Łódźer Vorzeigeobjekten, die manchen Stadtplaner anderswo in Europa wohl vor Neid erblassen lassen.Izrael Poznański war in vielfältiger Weise auch als Wohltäter in seiner

Heimatstadt tätig , nicht zuletzt stiftete er das Areal für den Neuen Jüdischen Friedhof, wo auch er seine letzte Ruhe-stätte fand. Das Poznański-Mausoleum ist selbst heute noch – nachdem es mit dem ganzen Friedhof jahrzehntelang der Zerstörung und dem Verfall preis-gegeben gewesen war – imponierend. Viele andere Grabstätten sind es auch, Zeugnisse der jüdischen Kultur und des jüdischen Selbstbewusstseins, die Łódź mitgeprägt haben. Erst die nationalso-

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britannien und dann in die USA gereist war. Karskis dokumentarischer Bericht erschien bereits erstmals 1944 in eng-lischer Sprache – über die aus seiner Sicht mangelnde Wirkung war Karski tief enttäuscht. Nachdem seine Heimat Polen (Karski stammte aus Łódź) 1945 in den sowjetischen Machtbereich geraten war und kommunistisch be-herrscht wurde, sah er keine Möglich-keit zur Rückkehr. Er blieb in den USA, wurde Hochschullehrer und schwieg – bis ihn 1985 Claude Lanzmann dazu bewegen konnte, für seine berühmte Filmdokumentation über die Shoah vor der Kamera auszusagen. Spät erst wurde Karskis Wirken in seiner Heimat umfassend gewürdigt, das Warschauer

Denkmal, knapp vor dem 100. Geburts-tag und 13 Jahre nach dem Tod Karskis errichtet, stellt eine der bislang jüngsten Ehrungen dar. Die Bronze-Figur blickt nun auf das Ghetto-Denkmal einerseits, auf das neue, erst Ende 2014 eröffnete Museum für die Geschichte der pol-nischen Juden andererseits. Ein Ort in Warschau, an dem man viel lernen kann, und nachdenklich werden wie Jan Karski.Gar nicht zentral platziert wie Kar-ski, sondern ganz wörtlich in die Ecke gestellt wirkt ein Anderer. Beider Po-sitionierung sagt jedoch viel über die Geschichte Polens und zugleich über dessen Gegenwart aus. Die monu-mentale Büste Wladimir Ilitsch Lenins ist immerhin nicht wie so viele andere Erinnerungsstücke an die kommunis-tische Diktatur in Polen unter sow-jetischer Oberherrschaft einfach ver-schrottet worden. Nein, ausgerechnet im Park des Schlosses von Kozłówka nahe Lublin, Zeugnis der einstigen Macht und des Reichtums des polni-

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zialistische Gewalt-, Verfolgungs- und Vernichtungspolitik hat dies zunichte gemacht. Wie furchtbar ist der Kontrast selbst noch zwischen den halb verfal-lenen Grabmonumenten aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert und dem anonymen Gräberfeld, auf dem die Op-fer des von deutscher Seite bereits Ende 1939/Anfang 1940 eingerichteten Ghettos von Łódź verscharrt wurden … Wie gesagt: Ohne Beklommenheit und Trauer wird wohl niemand diesen Friedhof wieder verlassen.Unsere Tour de Force durch Polen über Posen/Poznań, Łódź, Warschau, Lublin und Krakau als Hauptstationen in Gänze zu beschreiben, würde mich wohl in die Verlegenheit setzen, ein kleines Büchlein schreiben zu müssen – und zugleich die zuständige Redak-teurin in Schrecken. Folglich mag es bei Momentaufnahmen bleiben, auch wenn Kleinode wie Frédéric Chopins Geburtsort Żelazowa Wola dabei zwar nicht unter den Tisch, aber doch der Zeilenknappheit zum Opfer fallen.Der nachdenklich wirkende Mann, vollkommen unheroisch auf einem Sessel sitzend, steht in merkwürdigem Kontrast zur ganz und gar heroisie-renden Gestaltung des Warschauer Ghetto-Denkmals. Beide Denkmale stammen indes aus unterschiedlichen Zeiten: Das Ghetto-Denkmal wurde bereits 1948 errichtet, als die umgeben-de Stadt noch weithin in Trümmern lag, bewusst und systematisch verwüstet von den deutschen Besatzungstruppen. Es war gewiss auch ein Zeichen nicht allein des jüdischen Widerstandsmutes, sondern auch des Wiederaufbauwillens der Warschauer nach der Befreiung von der deutschen Gewaltherrschaft. Ein höchst symbolträchtiger Ort natürlich, den Bundeskanzler Willy Brandt am 7. Dezember 1970 unmittelbar vor der Vertragsunterzeichnung mit der dama-ligen Volksrepublik Polen mit der auf-sehenerregenden Geste seines Kniefalls auch in Deutschland berühmt machte. Das Denkmal mit dem sitzenden Jan Karski wurde indes erst 2013 errich-tet, schräg gegenüber. Karski war zwei-fellos ein äußerst mutiger Mensch, als pathetischer Recke mochte er jedoch gewiss nicht erscheinen. 1942/43 hat der wenig mehr als 30 Jahre alte polni-sche Offizier und Diplomat versucht, die Aufmerksamkeit der Weltöffent-lichkeit auf den im Gang befindlichen Holocaust und andere deutsche Ver-brechen zu richten. Dies nachdem er zuvor unter größtem persönlichen Ri-siko Informationen darüber gesammelt hatte und mit unglaublichem Wagemut quer durch das von NS-Deutschland besetzte Europa zunächst nach Groß-

schen Hochadels (in diesem Falle der fürstlichen Familie Zamoyski), haben Lenin und andere kommunistische Führungsgestalten wie Bolesław Bierut und Julian Marchlewski gewisserma-ßen Asyl gefunden. Ein bescheidenes Asyl zwar im kleinen Museum »Socre-alism«, aber doch Schutz und Zugäng-lichkeit für neugierige und wohl nicht selten auch verwunderte Besucher, die gerade noch vor den ungezählten, standesstolzen Porträtbildern der Fürs-tenfamilie im Schloss gestanden haben. Verweht sind Herrlichkeit und Macht der einen wie der anderen im heute de-mokratischen Polen. Insofern gehören sie vielleicht doch mehr zusammen als es auf den ersten Blick den Anschein ha-ben mag. Gut, dass sie hier aufbewahrt werden, das erinnert daran, dass die De-mokratie in Polen keine Selbstverständ-lichkeit ist – so wenig wie anderwärts.Und ach, Krakau. Nun wird’s doch das befürchtete Büchlein. Denn wie ein Ende finden mit dem Lobpreis auf die historische Kapitale Polens schlecht-hin? So viel Geschichte, so viel Kultur, wenn man von der Weichsel her kom-mend das einst jüdische Viertel Kazi-mierz durchwandert, über den mäch-tigen Wawel schreitet und schließlich nach all den Kirchen und Palästen auf den grandiosen Ring gelangt! Da muss man erst einmal Atem schöpfen, Ruhe suchen, die Unzahl der Eindrücke wir-ken lassen. Auf halbem Wege, in der Wawel-Kathedrale war das schwerlich erreichbar: Das Gedränge all der Tou-ristengruppen und Schulklassen macht es nahezu unmöglich, die gewaltige Kirche als Ort ehrfürchtiger Betrach-tung zu erleben. Also erst auf dem Ring hinein in die gotisch hochaufragende Marienkirche. Doch auch hier: Viele, vielleicht zu viele Menschen mit ent-sprechendem Geräuschpegel. Aber man selbst will ja auch schauen. Und dann steht man unversehens vor der zunächst unüberschaubar wirkenden Fülle und Vielfalt des berühmten Al-tars von Veit Stoß. Ein großer Künstler, der aus dem schwäbischen Horb am Neckar stammende Bildhauer, der hier zwischen 1477 und 1489 eines seiner Hauptwerke schuf, ein großer Künstler, der zu Recht noch heute in Deutschland und in Polen gleichermaßen verehrt wird. Man muss sitzen, lange sitzen, um all die Figuren, einprägsam individuelle Gestalten allesamt, mit der schuldigen Aufmerksamkeit zu betrachten. Und spätestens dann wird derjenige, der sich der Mühe des genauen Hinschauens unterzieht, stumm. Und verharrt in der einzig angemessenen Haltung.

Winfrid Halder

Hochaltar von Veit Stoss in der Marienkirche in Krakau

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6 Vortrag

ten anstrebte, war zutiefst umstritten. Denn dabei ging es um den Versuch, in die zwischen Ost und West im Kal-ten Krieg erstarrten politischen Fron-ten Bewegung zu bringen, die für bei-de Seiten mit immensen (Rüstungs-)Kosten verbundene Konfrontation schrittweise in Richtung Kooperation zu verändern. Dass dabei die Frage der Anerkennung der deutschen Grenzen wie sie aus dem Zweiten Weltkrieg her-vorgegangen waren, dass also die Hal-tung zur deutschen Ostgrenze entlang von Oder und Lausitzer Neiße implizit oder explizit eine zentrale Rolle spielen musste, lag auf der Hand. Die von der Regierung Brandt/Scheel sehr rasch schon im August beziehungsweise im Dezember 1970 abgeschlossenen Ver-träge mit der Sowjetunion und der da-maligen Volksrepublik Polen wurden trotz der gewählten differenzierten For-mulierungen von vielen als endgültiger »Verzicht« auf die Gebiete jenseits von Oder und Neiße angesehen.Da die von Kanzler Brandt und Außen-minister Scheel vertretene Linie auch in deren eigenen Parteien beziehungswei-se Fraktionen keineswegs unumstritten war, war die ohnehin nicht sehr starke Bundestagsmehrheit der SPD/FDP-Koalition ins Wanken geraten. Bei der Bundestagswahl vom September 1969 war zwar die CDU/CSU mit 46,1 % der abgegebenen Stimmen wieder stärkste Kraft geworden und konnte mit 250 von 518 Sitzen im Bundestag auch wieder die stärkste Fraktion bilden. Aber die SPD (42,7 %) und die FDP (5,8 %) kamen zusammen auf 267 Mandate und konnten, da keiner ande-ren politischen Kraft der Sprung in den Bundestag geglückt war, die Regierung bilden.Vor dem Misstrauensvotum vom 27. April 1972 hatte eine Reihe von Ab-geordneten von SPD und FDP die Re-gierungsfraktionen verlassen. Darunter war etwa der frühere FDP-Bundesvor-sitzende und gebürtige Oberschlesier Erich Mende. Rainer Barzel, der als gebürtiger Ostpreuße an dem Thema Ostpolitik auch in hohem Maße per-sönlich interessiert war, konnte sich dementsprechend gute Chancen aus-rechnen, Brandt zu stürzen und für die CDU das Kanzleramt zurück zu er-obern. Indes – er verlor. Barzel erhielt nur 247 von in diesem Moment 249 erforderlichen Stimmen. Das bedeute-te, dass in der geheimen Abstimmung

hatte, war der 12 Jahre jüngere Barzel gerade erst auf dem spektakulären Hö-hepunkt seiner politischen Laufbahn angekommen: Am 27. April 1972 war Barzel als amtierender Fraktionschef der CDU/CSU-Fraktion im Bonner Bundestag und als CDU-Parteichef auf dem Sprung ins Kanzleramt. Gemäß Artikel 67 des Grundgesetzes stimmte das Parlament an diesem Tag erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik über ein konstruktives Misstrauensvo-

tum gegen den amtierenden sozialde-mokratischen Regierungschef Willy Brandt ab. Hätte Barzel die erforderli-che Stimmenmehrheit erhalten, wäre Brandt abgelöst und der CDU-Chef zu dessen Nachfolger gewählt gewesen.Das Abstimmungsergebnis wurde mit größter Spannung erwartet. Willy Brandt war im Oktober 1969 auf der Grundlage der ersten Koalition zwi-schen SPD und FDP auf Bundesebene zum Kanzler gewählt worden. Erstmals stand damit ein Sozialdemokrat an der Spitze der Bundesregierung. Der von Brandt und seinem liberalen Vizekanz-ler und Außenminister Walter Scheel eingeschlagene politische Kurs insbe-sondere in der Außenpolitik stieß al-lerdings von vornherein auf vehemen-te Kritik nicht nur aus den Reihen der Unionsparteien. Vor allem das Kon-zept der »Neuen Ostpolitik«, das eine Annäherung an die ostmitteleuropä- ischen, im »Ostblock« formierten Staa-

Der Tod brachte sie noch einmal zu-sammen. Immerhin auf einer Seite des »Spiegel« jedenfalls. Die Nummer 36 des Hamburger Nachrichten-Magazins vermeldete im Spätsommer 2006 den Tod dreier Männer, welche auf ihre je eigene Art die Geschichte der Bun-desrepublik Deutschland mitgeprägt hatten: Am 26. August 2006 war in Bonn General a. D. Ulrich de Maizière verstorben, hochbetagt im Alter von 94 Jahren. De Maizière hatte, seitdem er 1930 als 18-Jähriger die Berufs-soldatenlaufbahn eingeschlagen hatte, in drei deutschen Arme-en gedient: in der Reichswehr der Weimarer Republik, in der Wehrmacht des NS-Staates und schließlich in der Bundeswehr. Gerade bei der konzeptionellen und inhaltlichen Ausrichtung der Bundeswehr hatte er eine Schlüs-selrolle gespielt, und zwar nicht erst seitdem er 1955 im Range eines Oberst förmlich in den Sol-datenberuf zurückgekehrt war. Zuvor bereits hatte de Maizière als ziviler Mitarbeiter des »Amtes Blank«, das in der ersten Bun-desregierung Adenauer die Stelle des vorerst politisch noch nicht möglichen Verteidigungsminis-teriums einnahm, an der Schaf-fung einer Armee für die junge, noch nicht vollständig souverä-ne Bundesrepublik Deutschland mitgewirkt. Damit hatte sich der aus einer hugenottischen Familie stam-mende de Maizière in eines der umstrit-tensten Politikfelder des neu gegrün-deten westdeutschen Staates begeben, denn die »Wiederbewaffnung« stieß auf heftige Widerstände in Politik und Teilen der Bevölkerung. Bezeichnend für den Intellektuellen in Uniform, der de Maizière stets war, ist, dass er in der Zeit zwischen seiner Rückkehr aus der britischen Kriegsgefangenschaft 1947 und seinem Eintritt in das »Amt Blank« als 35-Jähriger eine Buchhandelslehre absolviert und auch als Buchhändler (spezialisiert auf Musikalien) gearbeitet hatte. De Maizière hatte seine Karriere 1972 beendet, als er aus dem Amt des Generalinspekteurs der Bundeswehr im Range eines Viersterne-Generals in den Ruhestand trat.Am gleichen Tag wie Ulrich de Maizi-ère verstarb in München Rainer Can-didus Barzel, 82 Jahre alt. Als Ulrich de Maizière seine Karriereende erreicht

Zum 100. Geburtstag von Herbert Hupka (1915–2006)

Anständiger Kerl Vortrag von Dr. Guido Hitze

Foto

: dpa

Herbert Hupka 1995

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7 Vortrag

nicht alle Abgeordneten von CDU und CSU für Barzel gestimmt hatten. Brandt blieb Kanzler, der eingeschlage-ne politische Kurs wurde fortgesetzt. Es nutzte Rainer Barzel wenig, dass später bekannt wurde, dass der DDR-Staats-sicherheitsdienst zwei CDU-Abgeord-nete durch Bestechung dazu veranlasst hatte, gegen den eigenen Fraktionschef zu stimmen.Trotz der Niederlage im Parlament trat Barzel bei der am 19. November 1972 stattfindenden vorgezogenen Bun-destagswahl als Spitzenkandidat der Unionsparteien gegen Willy Brandt an – und verlor erneut, allerdings weit deutlicher als bei dem knappen Er-gebnis im Bundestag. Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik wur-de die SPD mit 45,8 % der abgege-benen Stimmen vor der CDU/CSU (44,9 %) stärkste politische Kraft. Da auch die FDP, die von vorherein die Ab-sicht bekundet hatte, die Koalition mit den Sozialdemokraten fortzusetzen, mit 8,1 % der abgegebenen Stimmen deutlich gestärkt aus der Wahl hervor-gegangen war, konnte Willy Brandt mit Walter Scheel auf einer nunmehr sicheren Mehrheitsbasis von 284 zu 234 Mandaten seine zweite Regierung bilden. Erneut waren nur SPD, CDU/CSU und FDP in den Bundestag ge-langt.Nach der doppelten Niederlage des Jah-res 1972 war Rainer Barzels politischer Höhenflug rasch beendet. Begonnen hatte dessen Aufstieg nach der Kindheit im ermländischen Braunsberg (heute Braniewo), dem Aufwachsen in Berlin in einem katholischen Elternhaus, dem Kriegsdienst seit 1941 und dem an-schließenden Jurastudium in Köln. Im jungen Bundesland Nordrhein-Westfa-len war Barzel 1949 in den öffentlichen Dienst getreten, nach dem Eintritt in die CDU 1954 war bald der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Karl Ar-nold auf Barzel aufmerksam geworden und hat dessen Karriere gefördert. 1957 war Barzel erstmals im Wahlkreis Paderborn-Wiedenbrück in den Bundestag gewählt worden, 1962 wurde er mit nur 38 Jahren als Bundesminister für Gesamtdeutsche Fragen jüngstes Kabinettsmitglied in Konrad Adenauers vierter und letzter Bundesregierung. Nach dem Kanzler-wechsel von Adenauer zu Ludwig Er-hard schied Barzel jedoch rasch wieder aus dem Kabinett aus und übernahm im November 1964 den CDU/CSU-Fraktionsvorsitz im Bundestag. 1971 setzte sich Barzel bei der Wahl zum Bundesvorsitzenden der CDU gegen

Helmut Kohl durch. Nach dem aus Barzels Sicht unglücklichen Jahr 1972 gab er jedoch schon im Mai 1973 den Fraktionsvorsitz an Carl Carstens, im folgenden Monat den Parteivorsitz an Helmut Kohl ab. 1983/84 war Barzel für kurze Zeit Bundestagspräsident, 1987 verzichtete er auf eine erneute Bundestagskandidatur und zog sich aus der aktiven Politik zurück.Der »Spiegel« vermeldete 2006 auf der gleichen Seite neben dem Tod von Ulrich de Maizière und Rainer Barzel auch den von Herbert Hupka. Dieser war zwei Tage vor den beiden und zu-gleich wenige Tage nach seinem 91. Geburtstag in Bonn verstor-ben. Barzels und Hupkas Lebenswege hatten sich verschiedentlich gekreuzt, zeigen Parallelen, aber auch erhebliche Unterschiede – jenseits des Alters, denn der 1915 geborene Hupka gehörte eher der Generation de Maizières an als der Barzels. Schon die Geburt Herbert Hupkas in Diyatalawa auf der fernen Insel Ceylon (heute Sri Lanka) am 15. August 1915 zeigt sein Leben in die großen Umbrüche und Katastrophen des 20. Jahrhunderts hineingewor-fen. Seine Eltern waren auf dem Weg in das damalige deutsche Pachtgebiet Kiautschou in China, wo Hupkas Vater eine Physikprofessur antreten sollte, als der Erste Weltkrieg ausbrach. Noch vor Erreichen des Zieles wurde das Eltern-paar als Angehörige eines Feindstaates von den britischen Behörden auf Cey-lon festgesetzt. Erst nach Kriegsende 1918 konnten sie mit dem inzwischen Dreijährigen die Heimreise antreten. Herbert Hupkas Vater sollte seine ober-schlesische Heimat allerdings nicht wiedersehen, er verstarb während der langen Schiffsreise an einer Infekti-onskrankheit. Herbert Hupka wuchs demnach ohne Vater bei seiner Mutter im oberschlesischen Ratibor (heute Racibórz) auf.Nach dem Abitur 1934 studierte

Hupka Germanis-tik, Geschichte und Geographie in Halle und Leipzig. Seit der Installierung des NS-Regimes jedoch lebten

er und seine Mutter unter der bestän-digen Drohung antisemitischer Ver-folgung: Herbert Hupkas Mutter war jüdischer Herkunft, er selbst galt dem Regime daher, wenngleich Katholik, als »Halbjude«. 1939 wurde er gleichwohl zum Kriegsdienst einberufen. 1943 ver-urteilte ihn ein Kriegsgericht zu einer Haftstrafe, weil Hupka seine »rassische Herkunft« verschwiegen hatte. Er blieb für ein Jahr im berüchtigten Torgau-

er Wehrmachtsgefängnis inhaftiert, wurde dann als »wehrunwürdig« aus der Wehrmacht entlassen und schlug sich mühevoll in Ratibor als dienstver-pflichteter Zivilist durch. Im Chaos des Kriegsendes wagte Hupka den gefährli-chen Weg ins Konzentrationslager The-resienstadt, unweit des böhmischen Leitmeritz (Litoměřice), wohin seine Mutter Anfang 1944 deportiert worden war. Tatsächlich gelang es dem knapp

Dreißigjährigen, seine Mutter zu finden und sich mit dieser bis nach Bayern durchzuschlagen.In München begann Herbert Hupka noch 1945 seine Lauf-bahn als Journalist, zunächst beim Rundfunk. 1957 wechselt

er vom Bayerischen Rundfunk zu Radio Bremen, wo er Programmdirektor wur-de. Politisch hatte sich Hupka schon bald in der Landsmannschaft Schlesien zu engagieren begonnen, deren Vorsitz er 1968 übernahm und bis zum Jahr 2000 behalten sollte. Schon im Jahr da-rauf zog Hupka als SPD-Mitglied erst-mals in den Bundestag ein, trug also die neue Regierungskoalition unter Willy Brandt und Walter Scheel mit.Angesichts des neuen ostpolitischen Kurses ging der streitbare Schlesier Hupka jedoch bald auf Distanz zur Re-gierung Brandt. Am 29. Februar 1972 – also einige Wochen vor dem Misstrau-ensvotum gegen Brandt – zog Hupka die Konsequenz aus dem innerparteili-chen und innerfraktionellen Streit und trat zur CDU über. Zum Sieg verhelfen konnte er indessen Rainer Barzel nicht. Parlamentsmitglied noch bis 1987, blieb Hupka auch für die seit 1982 amtierende Bundesregierung unter Helmut Kohl ein Unbequemer, zumal Kohl in der Ostpolitik auf Kontinuität setzte. Nach dem Ende seiner aktiven politischen Laufbahn hat sich Herbert Hupka noch vielfältig engagiert, nicht zuletzt in der deutsch-polnischen Ver-söhnungsarbeit.Im August 1970, als Herbert Hupka bereits seine distanzierte Haltung zur »Neuen Ostpolitik« offen formuliert hatte, sagte der damalige SPD-Schatz-meister und einflussreiche langjährige Vorsitzende der Friedrich-Ebert-Stif-tung Alfred Nau: »Der Hupka ist ein anständiger Kerl. Den schmeißen wir nicht raus.« Der geradlinige Herbert Hupka hat Nau und den anderen Sozi-aldemokraten die Entscheidung darü-ber jedoch bald abgenommen.Dr. Guido Hitze ist in unserem Haus als kundiger Referent bestens bekannt. An-knüpfend an seinen letztjährigen Vor-trag zum 100. Geburtstag von Herbert Czaja unternimmt er nun eine Würdi-gung Herbert Hupkas. W. Halder

In Zusammenarbeit mit dem BdV

Landesverband NRW

Mo, 17.08. 19.00 Uhr

Page 8: West-Ost-Journal 3/2015

8 PodiUMsgEsPräch

der Vorgänger Steinbachs an der Spit-ze des BdV, waren alle vorausgehenden BdV-Präsidenten noch während der Existenz des Kaiserreichs, also vor 1918 geboren. Der jüngste dieser Vorgänger war Herbert Czaja (1914–1997), drei waren noch im 19. Jahrhundert gebo-ren worden. Naturgemäß bringt Bernd Fabritius eine vollkommen andere ge-nerationelle Sicht mit.Und schließlich: Fabritius ist der erste BdV-Präsident, der außerhalb des frü-heren Reichsgebietes beziehungsweise des Sudentenlandes geboren wurde. Die Geschichte der Siebenbürger Sach-sen war auch nach 1945 eine besondere, eigenartige. Sie war im 20. Jahrhundert ihrerseits von totalitärer Gewalt, Verfol-gung und Unterdrückung gekennzeich-net, aber sie behielt ihre eigene Prägung. Auch mit dem mitgebrachten »südöst-lichen Blick« wird Fabritius einiges an-ders sehen als andere Führungspersön-lichkeiten des BdV vor ihm.Diese andere Perspektive, die es einfa-cher macht, Überkommenes zu prüfen und neue Ideen zu entwickeln, wird Bernd Fabritius brauchen. Denn die Aufgabe, den BdV in die Zukunft zu führen, ist zweifellos keine einfache. Der neue Präsident braucht sich nur umzuschauen, um festzustellen, dass seine eigene Generation, zwei Jahrzehn-te nach dem Kriegsende von 1945 ge-boren, oder noch Jüngere im BdV kein Massenphänomen sind. Auch wenn Mitgliederzahlen eine heikle Angele-

genheit sind, so scheint eines doch außer Frage zu stehen: Die im BdV organisierten Lands-mannschaften wachsen zahlenmäßig schon lange nicht mehr, im

Gegenteil. Ein schrumpfender Verband ist naturgemäß von Bedeutungsverlust bedroht, zumal in einer pluralistischen Demokratie, in der es auch völlig an-dere, wachsende Interessenorganisati-onen gibt.So darf man gespannt sein, welche Vor-stellungen Bernd Fabritius für die Zu-kunft des von ihm geführten Verbandes entwickeln wird. Er wird in unserem Haus gewiss viele aufmerksame Zuhö-rer finden.

Winfrid Halder

erwarb er in einem kooperativen Ver-fahren zwischen den Universitäten in Tübingen und Hermannstadt den ju-ristischen Doktorgrad. Schon seit 1997 war Fabritius als Rechtsanwalt in Mün-chen tätig.Neben seinen beruflichen und aka-demischen Tätigkeiten (er lehrt in-zwischen auch an Hochschulen in Deutschland und Rumänien) hat

sich Fabritius intensiv in den Or-ganisationen der Siebenbürger

Sachsen engagiert. Seit 2007 ist er Bundesvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutsch- land e. V. Ferner nimmt er verschiede-ne andere Ehrenämter wahr. Seit seiner Wahl in den Deut-schen Bundestag im September 2013 ist die praktische Poli-tik das Hauptbetä-tigungsfeld von Fa-

britius, der seit 2003 der CSU angehört.Als Bernd Fabritius am 7. No-vember 2014 als Nachfolger Eri-ka Steinbachs zum Präsidenten des Bundes der Vertriebenen gewählt wurde, war das mehr als

ein einfacher Stabwechsel. Und auch mehr als ein bloßer Generationswech-sel. Gewiss ist: Fabritius ist der erste Mann an Spitze des BdV, der eindeutig der Nachkriegsgeneration angehört. Er ist fast 22 Jahre jünger als Erika Stein-bach (geb. 1943). Mit Ausnahme von Fritz Wittmann (geb. 1933), bis 1998

Bernd Fabritius konnte im Mai die-ses Jahres seinen 50. Geburtstag fei-ern. 1965 wurde er im Städtchen Agnetheln/Agnita, nicht allzu weit nordöstlich von Hermannstadt/Sibiu in Siebenbürgen geboren. Ein Rumä-niendeutscher also, obendrein einer, der ziemlich genau 20 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges geboren wurde.

Fabritius, der nach dem Abitur in Her-mannstadt 1984 mit seinen Eltern und Geschwistern in die Bundesrepublik Deutschland übersiedelte, hat danach eine umfassende akademische Ausbil-dung absolviert: Zunächst erwarb er den Grad eines Diplom-Verwaltungwir-tes und ging in den bayerischen Staats-dienst bei der Landesversicherungsan-stalt Oberbayern. Nebenbei studierte er jedoch, ungewöhnlich genug, weiter und zwar Politikwissenschaft an der renommierten Hochschule für Politik (Hf P) in München. Schon die Wahl dieser Einrich-tung dokumentiert das ausge-prägte Interesse Fabritius‘ an Fragen der praktischen Politik, denn der enge Bezug zwischen politi-scher Theorie und politischer Praxis steht im Mittelpunkt des Konzeptes der Hf P. Darüber hinaus nahm Fabritius 1991 ein Jura-Studium an der Ludwig-Maximilians-Universität in München auf, das er mit den beiden Staatsexami-na (1994 bzw. 1996) abschloss. 2003

Vortrag und Gespräch mit Dr. Bernd Fabritius MdB, Präsident des Bundes der Vertriebenen

Neuer MannBernd Fabritius und der Bund der Vertriebenen auf dem Weg ins 21. Jahrhundert

In Zusammenarbeit mit dem BdV

Landesverband NRW

Bernd Fabritius

di, 01.09. 19.00 Uhr

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9 Vortrag

Vortrag von Dr. Elisabeth Fendl

Höchste ZeitAuf dem Weg zum Sudetendeutschen Museum in München

Einige der ostdeutschen Landesmuse-en können bereits auf eine jahrzehnte-lange Geschichte zurückblicken: Das Westpreußische Landesmuseum kann dieses Jahr bereits das 40. Jubiläum seiner Eröffnung 1975 feiern – aller-dings hat es gerade einen tiefgreifen-den Umbruch hinter sich. Der Umzug vom ursprünglichen Standort Müns-ter-Wolbeck wurde erst im Herbst des vergangenen Jahres mit der Wiederer-öffnung der vollständig überarbeiteten Dauerausstellung am neuen Standort in Warendorf abgeschlossen. Noch ältere Wurzeln als das Westpreußische hat das Ostpreußische Landesmuseum in Lü-neburg. Allerdings hat es den heutigen Auftrag, die ganze Geschichte und Kul-tur Ostpreußens museal bewahren und präsentieren zu sollen, erst im Verlauf der 1980er Jahre erhalten und ist am gegenwärtigen Standort 1987 eröffnet worden. Knapp zuvor öffnete das Ober-schlesische Landesmuseum in Ratin-gen-Hösel seine Pforten für die Öffent-lichkeit, nämlich 1983. Seit 1991 hat das – ebenfalls auf erheblich ältere Ur-sprünge zurückgehende – Siebenbür-gische Museum im schwäbischen Gun-delsheim seinerseits den Status eines Landesmuseums. Das Donauschwäbi-sche Zentralmuseum in Ulm (eröffnet 2000), das Pom-mersche Landes-museum in Greifs-wald (eröffnet 2005) und schließ-lich das Schlesische Museum in Görlitz (eröffnet 2006) haben nach jeweils längeren Planungs- und Entstehungs-phasen erst nach der Herstellung der deutschen Einheit den Reigen der ostdeutschen Lan-desmuseen kom-plettiert.Vorläufig komplet-tiert. Denn ausge-rechnet der nach den Nieder- und O b e r s c h l e s i e r n zahlenmäßig größten Gruppe unter den deutschen Vertriebenen und Flüchtlin-gen, den ursprünglich circa drei Mil-lionen Sudentendeutschen nämlich, fehlt bislang ein vergleichbarer zentra-

ler musealer Ankerpunkt für ihre Ge-schichte und Kultur. An Bemühungen, einen solchen zu schaffen, hat es nicht gefehlt und dies ebenfalls schon seit Jahrzehnten. Erst in der letzten Dekade jedoch haben die entsprechen-den Pläne konkretere Gestalt angenommen. Dafür ist es – wie ein Aufruf der Sudetendeut-schen Stiftung zu Recht ver-merkt – »höchste Zeit«. Denn die Menschen der sogenannten Erlebnisgeneration von Flucht

und Vertreibung aus dem histori-schen deutschen Osten am Ende des Zweiten Weltkrie-ges leben zumeist seit inzwischen sieben Jahrzehn-ten nicht mehr in ihren Heimatre-gionen. Und sie werden bald nicht mehr unmittelbar mit ihrem persön-lichen Erfahrungs-wissen, mit ihrer je ganz individuellen Geschichte zur Verfügung stehen. Und sie werden nicht mehr die Möglichkeit haben, sich selbst davon

zu überzeugen, dass ihre gemeinsame Geschichte und die ihrer Vorfahren fest im kollektiven Gedächtnis der Nachle-benden verankert und für Interessierte »abrufbar« sind.

Höchste Zeit also, richtig. Da stimmt es hoffnungs-voll, dass die Münchner Presse im Juni 2015 ver-meldet hat, dass von den Verantwortlichen mitge-teilt wurde, das Sudeten-deutsche Museum werde nach dem gegenwärtigen Planungsstand im Jahre 2018 endlich der Öffent-lichkeit zugänglich sein. Vorausgegangen sind allerdings langwierige Querelen nicht zuletzt um die architektonische Gestaltung des künftigen Museumsneubaus, der in unmittelbarer Nach-

barschaft zum seit 1985 bestehenden Sudentendeutschen Haus in München entstehen soll. Dass zugleich die Finan-zierung und die inhaltliche Konzep-tionierung eines solchen komplexen

Unterfangens teilweise zeitrau-bende Debatten gezeitigt haben und noch zeitigen, liegt auf der Hand. Nunmehr soll der Baube-ginn Anfang 2016 erfolgen.Wird also die »Familie« der ostdeutschen Landesmuseen den erhofften Zuwachs zeitge-

recht erhalten? Keine Frage ist, dass in dieser speziellen Museumslandschaft augenblicklich viel Bewegung ist. Das Westpreußische Landesmuseum hat gerade, wie schon erwähnt, einen tiefen Einschnitt, aber auch einen moderne museumskundliche Kenntnisse be-rücksichtigenden Neustart hinter sich. Das Ostpreußische Landesmuseum ist derzeit im Verlauf einer umfassenden Neugestaltung und eines Umbaus für die Öffentlichkeit geschlossen. Für den Herbst 2015 ist die Wiedereröffnung vorgesehen. Auch alle anderen Landes-museen sind mit der ständigen Aktuali-sierung ihrer Angebote befasst.Dr. Elisabeth Fendl, studierte Volks-kundlerin und Kunsthistorikerin, die den kleinen Aufbaustab des Sudeten-deutschen Museums leitet, wird über den gegenwärtigen Stand der Planun-gen und das bislang Erreichte aus erster Hand berichten. Winfrid Halder

In Zusammenarbeit mit der Sudetendeutschen

Landsmannschaft

Der Siegerentwurf des Architektenwettbewerbs vom September 2014 für den Neubau des Sudetendeutschen Museums (Frontansicht). Der 1. Preis ging an das Büro pmp Architekten GmbH, München

Mi, 09.09. 19.00 Uhr

Dr. Elisabeth Fendl

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10 bEricht

Menschen aus 12 Län-dern beteiligt und ca. 90.000 Objekte digita-lisiert und recherchier-bar gemacht.

Nationalbibliotheken

Im Rahmen des Pro-jekts »Europeana Coll-ections 1914–1918« wurden über 400.000 Dokumente aus Nati-onalbibliotheken aus acht Ländern, die sich auf verschiedenen Sei-ten des historischen Konflikts befanden, di-gitalisiert und verfüg-bar gemacht. Das breite Spektrum der ausge-wählten Objekte doku-

mentiert umfassend die Lebenswirklich-keit der Zeit zwischen 1914 und 1918 an der Front wie in der Heimat. Digita-lisiert wurden Kinder- und Schulbücher, Kriegskochbücher, Erbauungsschriften, persönliche Briefe und Kriegspostkar-ten, Tagebücher und Fotos ebenso wie Flugblätter und Pamphlete, Karten und Musikalien, Schützengrabenzeitungen, Unterhaltungsliteratur für Gefangene und überlebenspraktische Anleitungen für Frontsoldaten.

Filmarchiven steht. Zusammen ergeben diese Dokumente einzigartige Pers-pektiven auf den Ersten Weltkrieg und beleuchten ihn aus unterschiedli-chen historischen Blickwinkeln. Die derzeit verfügbare Sammlung wächst stetig um weitere Materialien basie-rend auf folgenden drei Einzelprojekten:

Geschichten von Privatpersonen

In Zusammenarbeit mit der Universität Oxford, Facts & Files und vielen anderen europäischen Partnern sammelt das Pro-jekt »Europeana 1914–1918« bislang unveröffentlichte private Briefe, Fotogra-fien und andere Erinnerungsstücke aus dem Krieg, digitalisiert sie und macht sie online verfügbar. Bis 2014 haben sich

2008 ging mit der »Europeana« die erst gesamteuropäische virtuelle Bibliothek an den Start, die einer breiten Öffentlich-keit das kulturelle und wissenschaftliche Erbe Europas von der Vor- und Frühge-schichte bis in die Gegenwart in digitaler Form – also in Form von Text-, Bild-, Ton- und Video-Dateien – zugänglich macht. Unter www.europeana.eu ist die-se Plattform erreichbar und bietet alle Informationen kostenlos an. Aus Anlass des 100sten Jahrestages des Beginns des Ersten Weltkrieges wurde innerhalb der »Europeana« das Projekt »Europeana 1914–1918« ins Leben ge-rufen. Unter »Europeana 1914–1918« befinden sich unterschiedlichste Arten von Dokumenten zum Ersten Weltkrieg, die im Rahmen dreier großer europäi-scher Projekte zusammengetragen wur-den. Das Ergebnis dieser Projekte ist eine umfangreiche Online-Sammlung, in der Material aus den Sammlungen von eu-ropäischen Nationalbibliotheken neben Erinnerungsstücken von Privatpersonen sowie Bewegtbildern aus europäischen

Webportal »Europeana« präsentiert Fotos, Briefe und Erinnerungsstücke

Erster Weltkrieg hautnah

Eine Mutter aus Westfalen schreibt ihrem Sohn am 25. 4. 1918 einen Geburtstagsbrief. Dieser befindet sich in französischer Kriegsgefangenschaft. In dem Brief behandelt die Mutter ausführlich die Predigt in der lokalen Kirche und beschreibt auch eigene Sorgen. Grundthema des Briefes ist der christliche Glauben und die Kraft, die die Menschen daraus schöpfen können.

Eine Feldpostkarte, die der Gefreite Adolf Hitler am 19.12.1916 aus München an seinen Regimentskameraden Karl Lanzhammer (1896–1918) sandte. Der spätere Diktator Hitler war im Oktober 1916 von einem Granatsplitter verletzt worden und kam deshalb ins Lazarett nach Beelitz bei Berlin. Im Dezember 1916, als er diese Postkarte schrieb, war er gerade aus dem Lazarett entlassen worden. Der Inhalt der Postkarte ist wenig spektakulär. Er teilte Lanzhammer mit, dass er nun beim Ersatzbataillon sei, unter zahnärztlicher Behandlung stehe und sich aber so bald wie möglich wieder freiwillig ins Feld melden würde. In dem kurzen Text offenbarte Hitler noch eine Rechtschreibschwäche, indem er »sofort« mit »ff« schrieb.

Aus einem Granatsplitter gefertigtes Messer mit einer Gesamtlänge von 18 cm, Klingenlänge 5 cm, Gravur: SOYECOURT 1914/16. Gefertigt von Hans Baumann, Amberg, stationiert in Saargemünd, Kriegsschauplatz: Westfront, 1916.

»Trench Art«-Objekt (engl.) –die umgearbeitete Geschoss-hülse wurde vermutlich ur-sprünglich als Gasalarm-Warner, später als Tischgong benutzt.

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11 bEricht

Filmarchive

Das Projekt »European Film Gateway 1914« trägt über 660 Stunden Filmmaterial zum Ers-ten Weltkrieg bei. Die Sammlung enthält u.a. Wochenschauen, Do-kumentationen, Spiel-, Propaganda- und Anti-kriegsfilme. Da nur ge-schätzte 20 % der in der Stummfilmzeit produ-zierten Filme bis heute erhalten sind, stellen die im Rahmen des Projekts digitalisierten Filme eine wichtige Überlieferung aus dieser Zeit dar.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters sagte anlässlich des Starts des Portals »Europeana 1914–1918« im Januar 2014:

»Unter den zahlreichen Projekten, die die Bundesregierung zum Gedenkjahr 2014 initiiert und finanziert, ragt dieses digi-tale Projekt durch seine internationale, grenzüberschreitende Dimension heraus. >Europeana1914-1918.eu< illustriert ein-drucksvoll, wie die einstige Zerrissenheit Europas heute in Zusammenarbeit mündet. Es ist ein zentrales Anliegen der Bundesre-gierung , insbesondere der Jugend zu verdeut-lichen, dass das heutige Europa als Rechts-, Werte- und politische Gemeinschaft die Ant-wort auf Weltkrieg , Terror und Teilung des 20. Jahrhunderts ist. Dies bedeutet, dass wir historische Ereignisse nicht allein rekapitulie-ren, sondern durch ihre Darstellung für die Gegenwart und die Zukunft nutzbar machen wollen. Das Europeana Projekt wird unseren Blick auf die Zeit verändern – und damit einen großartigen Beitrag zum gegenseitigen Verständnis in Europa leisten – über die Grä-ben der Geschichte hinweg.«

Der Fokus der »Europeana 1914–1918« liegt auf den unzähligen Schät-zen, die noch immer im Privatbesitz

schlummern. Denn auch jetzt, hundert Jahre nach Beginn des Ersten Welt-kriegs, bewahren viele Familien Erinnerungs-stücke von den Großel-tern oder Urgroßeltern auf. Das Internet-Archiv bietet nicht nur Platz für Papier. Auch Helme, Be-cher, Orden, Kleidungs-stücke – alles kann abfo-tografiert und eingestellt werden. Auch selbstge-machte Brieföffner, Ga-beln oder Messer finden sich noch in vielen Haus-halten. Die Griffe fertig-ten die Soldaten damals

aus Granatensplittern oder anderen Metallresten. Aber auch eine Halskette

aus Pferdehaaren und ein Tisch-Gong aus einer umgearbeiteten Geschosshülle können im Archiv bestaunt werden. Das ist der große Vorteil der Digitalisierung: Niemand muss sich von liebgewonne-nen Erinnerungsstücken trennen. Man kann alles behalten und trotzdem der Weltöffentlichkeit zugänglich machen. Das technische Prozedere ist nicht kom-pliziert: Wer Bilder hochladen will, muss

sich auf der Web-seite anmelden, dann werden zu den Dateien noch einige Daten ab-gefragt: Woher stammt das Ob-jekt, wem gehörte es, welche Ge-schichte steckt da-hinter? Man trägt einfach alles ein, was man weiß.

Von einem französischen Kriegsgefangenen geknüpfte Halskette aus Pferdehaaren, um 1916

Ulanen-Czapka (Mannschaft), um 1915

Feldstecher 1914-18

Die Nutzer der »Euro-peana 1914–1918« wie-derum können den kom-pletten Bestand bequem und kostenlos durchsu-chen, zum Beispiel nach Stichwörtern oder Orten oder auch Familienna-men. Insgesamt hat das Projekt großes frieden-stiftendes Potenzial, gera-de weil es den Blick öffnet für das Leid und den All-tag der Zivilbevölkerung und zwar über alle nati-onalen Grenzen hinweg. Man kann mit wenigen »Klicks« die Tagebücher von Soldaten vergleichen oder die Briefe von Vä-

tern an ihre Kinder.

Das Archiv und weitere Information stehen allen Interessierten unter www.europeana1914-1918.eu zur Verfügung.

Vernichtete englische Flugabwehr. Ein Foto mit dramatischer Aussage. Man beachte die grosse Menge an verschossener Munition. Den leeren Gurten und Patronenkästen nach wurden von den beiden englischen Soldaten mehrere tausend Patronen verschossen. Im Hintergrund sieht man eine deutsche Kolonne, die das englische Fahrzeug betrachtet.

Ein polnischer Säbel von der Ostfront. Der Säbel trägt als Aufschrift die erste Zeile aus der »Rota«, einem patriotischen Gedicht von Maria Konopnicka.

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12 12 aUsstEllUng

Volkmar Jaeger, geboren 1928 in Leipzig, studierte – nach einer Ausbildung zum Fotografen Anfang der 1950er Jahre bei Ilse Oemichen in Dresden – von 1953 bis 1958 Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. 1956 schloss er sich der Gruppe »action fotografie« in Leipzig und von 1957 bis 1961 der »gruppe« mit Arno Fischer, Rosemarie Jaeger-Bock, Evelyn Richter, Jürgen Vorberg an. Die Hinwendung zum »schönen Realismus« in der Fotografie, wie es sich die DDR wünscht und verlangt, lehnt Jaeger ab. Seinen Lebensunterhalt verdient er sich wäh-rend der DDR-Zeit als Werbegrafiker bei DEWAG-Leipzig, als Dekorateur, bei der Post, als Programmierer im VEB Ma-schinelles Rechnen. Seine Fotografien sind realistisch und poetisch: »Selbst die häßliche Wahrheit ist im Sinne Gorkis und Rodins schön, eben weil sie wahr ist. Warum sollten wir sie in der Fotografie leugnen? […] Warum nur glatte, fröhliche Bilder, wo doch je-der von uns weiß, daß dauernd lächelnde, schmunzelnde und lachende Gesichter noch in keinem Staat, in keiner Familie vorgekommen sind.« Volkmar Jaeger ist taubstumm. Er lebt und arbeitet in Leipzig. Seine Fotografien befinden sich unter anderem im Museum der Bildenden Künste Leipzig.

Fotografien von Volkmar Jaeger und Walter Vogel

Bilder und Welten. Ost und West.

Ausstellungseröffnung: Mo, 28.09., 19.00 Uhr in Anwesenheit der beiden Künstler

Begrüßung: Prof. Winfrid Halder (Direktor der Stiftung GHH) Kunsthistorische Einführung: Ernst Volland (Berlin) und Alexander Atanassow (Dresden)

Laufzeit der Ausstellung: 28.09. bis 11.11.

Öffnungszeiten der Ausstellung: vgl. S. 27Eintritt frei

Volkmar Jaeger, 2012

Walter Vogel

Walter Vogel, geboren 1932 in Düsseldorf, beginnt 1952 eine Maschinenschlosserlehre und 1954 seine aktive Zeit als Amateurfotograf. Zwischen 1963 und 1968 studiert Vogel Fotografie an der Folkwangschule in Essen bei Otto Steinert, dem Begründer der »Subjektiven Fotografie«. Nach dem Folkwang-Examen 1968 sind die 1970er Jahre für Walter Vo-gel vor allem die Zeit des Unterwegsseins. Er bereist die Welt, frei und unabhängig, lässt sich nicht, wie Kommilitonen, zum STERN vermitteln, lehnt die Mitarbeit bei der Image-Bank in New York ab und nimmt auch nicht die sich bietende Mög-lichkeit wahr, als einer der Ersten für das GEO-Magazin zu arbeiten. Stattdessen realisiert er eigene Produktionen (auch

für das ZEIT-Magazin), folgt seiner Neugier und kann selbst entscheiden, was nach seinem Fühlen und Denken als foto-grafierwürdig auf seinen Film kommt. Zahlreiche essayartige

Fotobücher erscheinen. Seit 2002 lebt und arbeitet er wieder in Düsseldorf. 2012 erhält Vogel den Preis der Großen Kunstausstellung NRW.

Die Ausstellung gibt einen kleinen Einblick in Ten-denzen künstlerischer Fotografie der DDR und der BRD in den 1960er bis 1980er Jahren und eine

größere Sicht auf zwei hervorragend Fotografen, die unter den Bedingungen und Anforderungen des jeweiligen Gesell-schaftssystems, in welchem sie ihre fotografischen Karrieren verfolgten, ihre eigene künstlerische Ausdrucksform bewah-ren konnten.

Katja Schlenker

Mo, 28.09. 19.00 Uhr

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13 KontraPUnKt

Elina Penner

Ein Dutzend Gründe oder Wie erklärt man es den Deutschen

Eunt.»Eins ist und bleibt scheißegal, wie oft ich es unserem Nach-barn auch erklären werde: Für den werde ich immer der Russe bleiben.« Meine Eltern haben aufgegeben. Mein Bruder hat es nie versucht. Er fühlt sich wohl in seiner Rolle als Teilzeit-Russe. Es ist ja auch lustig , man spielt mit Schimpfwörtern und Wodka und Klischees und hat einen Platz gefunden.Wie erklärt man Deutschen, dass man eine Großmutter hat, die in Russland geboren ist, dort ihr ganzes Leben gelebt hat und wütend wurde, wenn man sie Babula genannt hat. Ich kann mich nicht daran erinnern. Meine Eltern haben es mir erzählt – wir waren zum ersten Mal wieder in Russland, und ich war daran gewohnt, dass die anderen Kinder im Asylanten-heim zu ihren Omas Babula gesagt haben. Meine Eltern haben nie verstanden, warum sie mit mir russisch sprechen sollten. Warum auch? Es ist nicht die Sprache unserer Familie, unse-rer Vorfahren. Russisch kann-ten sie nur aus der Schule, vom Militär oder von den Männern, die ihre Großväter erschossen hatten.

Tweu.»Tweuback! Kai, wässt dü uck n Tweuback? Eli, weut deu ohl wot dot äs?« Mein deutscher Freund weiß auch, was Suschki sind. Und Prjaniki. Und immer will er Pelmeni essen. Einmal, nach dem dritten oder vierten Wod-ka, hat er groß herausposaunt, er wolle jetzt Russisch lernen. Plautdietsch wäre ihnen wichti-ger, erklärten ihm meine Groß-eltern.

Dreu.Drei Sprachen haben mich erzogen. Plautdietsch, Rus-sisch, Hochdeutsch. Plaut-dietsch ist »die Sprache der Nachfahren niederdeutsch-sprachiger Auswanderer, die seit dem Ende des 18. Jahrhunderts Westpreußen in Richtung Südrussland/ Ukraine verließen«. Eine weiche und verspielte Sprache, die für mich mein Zuhause darstellt, meine Feiertage, meine Sonntage und meine Anrufe nach Hause. Wenn ich sie nicht gelernt hätte, wenn ich in einer Großstadt in Kasachstan oder Sibirien gelebt hätte, wäre es wahrscheinlich Russisch gewor-den.

Veuer.Vier Namen haben sie immer alle. Hans – Ivan – Wanja – Jo-hann. Tina – Ekaterina – Katja – Katharina. Den plautdiet-schen Rufnamen. Den russischen Namen für die Geburtsur-kunde. Den russischen Kosenamen. Den deutschen Namen, den man nach der Ankunft in der Bundesrepublik Deutsch-land bekommen hat. Ein deutsches Pendant. Das Äquivalent. Das Gleiche, nur in anders. Um die Integration zu erleichtern.Jede Welt ein Name.

Fiev.Fünf Jahre alt und schon auf zwei Kontinenten gelebt. 1991 war ich keine Sowjetbürgerin mehr, aber meine nachmali-ge Heimat wird mich stets daran erinnern, dass ich nicht in Deutschland geboren bin. Mit fünf Jahren bestand meine Welt aus Nu Pagadi und meinem deutschen Märchenbuch. Trans-nationalität einer Fünfjährigen.

Sahs.Sechs! Die schlechteste Note im deutschen Schulsystem. Im sowjetischen war das die Eins. Ich hatte Russisch verlernt, und irgendwann hat es mich gepackt, wie ein Wahn, alles wissen zu wollen. Wer ich bin, wo ich herkomme, was ich sprechen sollte. Ich begann einen Russisch-Kurs an der Uni und scheiterte. Ich konnte sie nicht zähmen, diese unbändige, komplizierte Spra-

che. Aber sie muss doch irgendwo in meinem Kopf drin sein! Es gibt doch Videos von mir als Kleinkind, wo ich zwischen Plautdietsch und Russisch spielerisch hin- und herwechsle.Als ich meiner Großmutter vor ein paar Jahren meine ersten russischen Brocken vorsprach, lachte sie lauthals: »Sie hat ja einen deutschen Akzent!« Meine Mutter lachte auch: »Na woht dann? As je uck ne Dietsche!«

Sewen.Sieben Jahre werde ich studiert haben, wenn ich fertig bin. Ich werde zwei Universitätsabschlüsse haben. Ich bin die Erste. Deutsche Volkszugehörig-keit verwehrte in der Sowjetunion den Zugang zu den meisten Univer-sitäten, Berufen und Karrieren. Nach Deutschland zu ziehen bedeutete eine Zukunft für mich und meinen Bruder. Eine, die wir in der Sowjetunion nie-mals gehabt hätten. Ich besitze ein deutsches Abitur, ich habe in Deutschland studiert, ich habe im Ausland Deutsch gelehrt. Ich wer-

de Wörter wie Dorf und Wurst und Mirko niemals richtig aus-sprechen können. Bei mir hört sich das dann an wie Doarf und Wuarst und Miako, weil ich aus Ostwestfalen komme. Aber nicht gebürtig. Dieses eine Wort, das den Hiesigen so wichtig ist.

Ahcht.Acht Tage dauert Chanukka. In den USA habe ich einmal mitfeiern dürfen. Sie wollten, dass ich ihnen meine deut-sche, christliche Weihnachtstradition näherbringe. Ich sagte, dass den Deutschen an Heiligabend das Christkind die Ge-schenke bringt. Mein Bruder und ich wurden aber immer am Weihnachtsmorgen beschert – wie in den USA. Ob das ein russischer Brauch sei? Nein, die Russen feiern das Neujahrs-fest und am 6. Januar noch irgendetwas. Genau wusste ich das nicht; wir hatten es nie gefeiert.

Nehn.Neun Leben, drei Kontinente, 14 Umzüge, zwei Auffanglager,

Fortsetzung auf Seite 14

Grenzdurchgangslager Friedland - Heimat oder Fremde?

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14 KontraPUnKt

Büchertisch

Richard Wagner: Habsburg. Bi-bliothek einer verlorenen Welt. Hoffmann und Campe, 2014. 239 Seiten. ISBN 978-3-455-50306-7. – Der aus dem Banat stammende Autor erkundet in literarischen und essayistischen Miniaturen den schrift-lichen Nachhall der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie. Sein Buch bietet literarische und politische, historische und anekdotische Anhalts-punkte, die einen ungewöhnlichen und ebenso hintergründigen Einblick in eine untergegangene Welt ermög-lichen. So entsteht ein vielstimmiges Bild der alten Donaumonarchie, in dem sich Kaiserin Elisabeth, Erzherzog Franz Ferdinand, Kafka, Freud, Musil, Wittgenstein und viele andere Gestal-ten und Situationen zu einem Mosaik skurriler und zugleich bedenkenswerter Begebenheiten mit Nachklang inein-ander fügen. Richard Wagners Buch zeigt auch, wie die Vergangenheit des Vielvölkerstaates der gegenwärtigen Orientierungssuche in Europa nützlich sein kann. Für das Gleichgewicht einer Gesellschaft – so der Leitgedanke des Autors – ist das in ihrer Öffentlichkeit allgemein akzeptierte Verhältnis zwi-

schen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ein wichtiger Indikator. Den aufzuspüren ist der Leser aufgefordert.»Schwerpunkt seiner absichtlich unsystematischen, gelegentlich aphoristisch zugespitzten Auseinandersetzung in kurzen Kapiteln ist aber nicht die Erörterung der Frage, was das Habsburgerreich gewesen sei, sondern wie es sich im Rückblick darstellt und was es uns, die Europäer, lehren kann.« Jan Koneffke, NZZ.

Herta Müller: Mein Vaterland war ein Apfelkern. Ein Ge-spräch mit Angelika Klammer. Carl Hanser Verlag, 2014. 239 Seiten. ISBN 978-3-446-24663-8. – »Ich stehe (wie so oft) auch hier neben mir selbst.« So begann Her-ta Müller ihre Tischrede nach der Ver-leihung des Nobelpreises. Obwohl sie in ihren Büchern darüber schreibt, was ihr das Leben abforderte, erfahren die Leser nur wenig über die konkrete Bio-grafie der aus dem Banat stammenden Schriftstellerin. Diese Lücke auszufül-len hat sich die in Wien lebende Pub-lizistin Angelika Klammer in einer Be-fragung vorgenommen, die nun auf 239 Seiten des im Carl Hanser Verlag er-schienenen Gesprächs zu lesen ist. Her-ta Müller erteilt hier ausführlich Aus-kunft über ihre Kindheit, darüber, was sie zum Schreiben gebracht hat und was ihr Leben als erfolgreiche Schriftstelle-rin bestimmt. Sie gibt Auskunft über ihr politisches Denken, über die Konflikte mit der kommunistischen Diktatur in Rumänien und wie sie Deutschland er-lebt. Im Abschnitt »Mein Freund Pas-tior« geht sie auf die Begegnung und Arbeitsgemeinschaft mit dem sieben-Feldpostkarte 1917

fünf Sprachen, tausend Freunde, eine Familie – aber wie viele Heimaten?Ich war zu jung, ich bin die mitgenommene Generation. Ich kenne doch nur mein kleines Dorf in Ostwestfalen und die Flughäfen dieser Welt. Gesucht habe ich sie, in jedem Winkel dieser Erde, diese »Heimat«.

Tiehn.Zehn Jahre lang habe ich jetzt ein transatlantisches Leben ge-lebt. Zwischen Deutschland und den USA. Ich blieb immer misstrauisch, weil ich so erzogen wurde. Ich versuchte die Amerikaner als Volk und als Menschen zu verstehen. Ich versuche auch die Deutschen zu verstehen. Meistens ver-suche ich zu verstehen, warum sie mich nicht deutsch sein lassen.Ich werde immer aus der ehemaligen Sowjetunion kommen. Ich werde immer Aussiedlerin sein. Und das ist auch richtig so. Aber ich kann deswegen trotzdem Deutsche in Deutschland sein. Überall sonst bin ich es ja auch.

Alf.Elf Freunde sollt ihr sein! Vielleicht hat Andreas Beck deshalb zum Fußball gefunden. Als ich ihn diesen Sommer interviewt habe, sind wir ziemlich schnell auf das Thema russlanddeut-sche Identität gekommen. Wir haben das Gleiche durchge-macht. Ich kann nicht so tun als ob. Ich kann auch nur meine eigene Geschichte erzählen, keine andere. Doch oft habe ich das Ge-fühl, dass die Geschichte der Plautdietschen, der Baptisten, der Mennoniten, derjenigen, die ihren Glauben, ihre Kultur und ihre Sprache unter dem Regime der Sowjets mit ihrem Leben verteidigt haben, kein Gehör findet in dieser von Migrations-

hintergründen besessenen Gesellschaft.

Twalf.Zwölf Dörfer gab es. Da, wo ich geboren bin. Sie hatten kei-ne Namen, sie waren numeriert. Die Zahlen standen für un-missverständliche Eigenschaften, für die korrekte Aussprache von mocken vs. mecken und eine unglaubliche Freiheit. Eine Weite und eine Ungebundenheit. Aber auch eine Unsicherheit und eine Ziellosigkeit. Viele Mennoniten sind nach Südameri-ka und Kanada gezogen: Sie wollten diese endlose Unabhän-gigkeit zurück. Für ihren Glauben, aber auch für ihre Identität. Sie wollten wieder Deutsche sein. Und das konnten sie nur außerhalb von Deutschland. Ich trage mit mir und in mir die Sprache meiner Vorfahren. Ich habe nichts anderes vorzuweisen. Dokumente kann man fälschen. Namen kann man sich erheiraten. Meine Sprache, die ersten Worte, die ich in meinem Leben ge-hört und gesprochen habe, in ihnen finde ich meine Heimat.

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Elina Penner ist 1987 in Kamenka/Orenburg geboren, lebte nach ihrer Ausreise aus Russland mehrere Jahre in den USA und studierte Ame-rikanistik an der Hum-boldt-Universität Berlin.

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15 KontraPUnKt

Ilse Tielsch

Sprache, die niemand mehr spricht

Allein über die bayrische Grenze sind 1946 eintausendvierundsiebzig Transporte mit Deutschen aus den böhmischen Ländern geführt worden. In jedem Zug waren elf- bis zwölfhundert Personen, meist Kinder und alte Leute, untergebracht. In der russisch besetzten Zone Deutschlands wurden 1946 achthundertvierzigtausend Vertriebene gezählt. Wie eine Feuersbrunst, heißt es in einem zeitgenössischen Zeitungsbericht, habe sich der Strom der Flüchtlinge über das Land ergossen. Bis zum August 1946 hatte die Bevölkerung Bayerns um fünfundzwanzig Prozent zugenommen, Hannover verzeichnete einen Zuzug um einundvierzig, Oldenburg um zweiundvierzig Prozent. Die Bevölkerung Schleswig-Holsteins hatte um mehr als das Doppelte zugenommen [...]. Da sich, wegen der entsetzlichen Wohnungsnot und der katastrophalen Ernäh-rungslage, vor allem die Städte mit Erfolg gegen einen Zuzug wehrten, können die in den einschlägigen Publikationen genannten Zielbahnhöfe nur als Orientierungshilfe gewertet werden. So brachte man zum Beispiel die Karlsbader nach München, Bam-berg, Hanau, Herborn und Lauterbach, die Marienbader nach Tegernsee, Würzburg, Bad Homburg, Gießen und Melsungen. Die Süd- und Nordmährer kamen auf den Bahnhöfen von Göppingen, Dachau, Bayreuth und Karlsruhe an, andere, aus der Gegend um Nikolsburg, auf jenen von Augsburg, Heidelberg, Neckarzimmern und Hockenheim. Von dort wurden sie in kleinsten Gruppen auf die umlie-genden Dörfer verteilt. Man zerriss die Dorfgemeinschaften, verstreute die Familien eines einzigen Dorfes häufig über das ganze Land. Nach gemeinsam entwickelten Lebens-formen wurde nicht gefragt.Wie aber fühlte sich ein Weinbau-er aus Südmähren in den sandigen Föhrenwäldern um Erlangen, ein Flachsbauer aus Schlesien im Ruhr-gebiet, ein Kleinhäusler aus dem Altvater- oder Adlergebirge oder eine Bäuerin aus dem lieblichen Tesstal in der Ebene rund um Düs-seldorf ? Die Frage erübrigt sich für den Anfang, denn man war, als man die überfüll-ten Züge endlich verlassen durfte, glücklich, überlebt und endlich ein Dach über dem Kopf zu haben. Auch davon kann keine Rede sein, ob die Heimatlandschaften schö-ner gewesen seien als jene, in die man sich jetzt versetzt sah. Nur von der Fremdheit muss gesprochen werden, vom Ungewohnten, Ungeliebten. Vom Heimweh nach Gegenden muss gesprochen werden, die zu verlassen man sich nicht gewünscht hat-te. Von der Sprache muss gesprochen werden, die verbinden und ausgrenzen kann…Mit den Alten, die uns verlassen, stirbt ihre Sprache, die für uns noch die Sprache der Kindheit gewesen ist. Noch haben wir ihren Klang im Ohr, noch erkennen wir einander am Tonfall, noch haben wir Spuren der vertrauten Sprachmelodie an unse-re Kinder weitergegeben, manchmal klingt, wenn sie sprechen, ein Laut an, der uns aufhorchen lässt, ein Klang, den sie von uns übernommen haben, aber es wird nicht mehr lange dauern, dann werden auch diese allerletzten Spuren für immer und un-wiederbringlich gelöscht sein. Die Tonbandaufnahmen, welche die Dialekte unserer Herkunftsländer zu konservieren versuchen, sind spärlich, sagte mir ein Heimatfor-scher, der sich mit den Mundarten der Sudetenländer befasst. Es sei, was dies angehe, nicht mehr fünf Minuten vor zwölf, es sei schon halb eins. Aus diesen wenigen Ton-bändern werden die Kinder unserer Kinder erfahren, wie die Deutschen Böhmens, Mährens und Schlesiens gesprochen haben. Die Sprache ihrer Vorfahren wird ihnen zur fremden Sprache geworden sein.In der Sprache wird vieles aufgehoben, mit der Sprache wird es gelöscht… Mit der Sprache derer, die vor uns gelebt haben, mit dieser Sprache der Kindheit, die wir lang-sam verlernen, stirbt eine Kultur. Müßig, sich dagegen aufzulehnen, sage ich zu R., der nur einzelne egerländische Brocken von seiner Mutter übernommen hat, aber sonst über das Herkunftsland seiner Eltern nur wenig weiß. Sinnlos, sich darüber hin-wegtäuschen zu wollen, aber auch zwecklos, sich gegen die Trauer zu wehren.

Aus: Ilse Tielsch, Von der Freiheit schreiben zu dürfen. Driesch Verlag , Drösing 2014. Gekürzter Text.

bürgischen Dichter ein, der als Hinter-grundfigur den Roman »Atemschau-kel« mitträgt. »Er wollte unbedingt in die Ukraine fahren und mir die Steppe zeigen«, berichtet sie. Und weiter: »Ich habe das nicht ausgehalten, auch nicht das Glück von Oskar, das Zweischnei-dige an diesem Glück.« – Das bei Han-ser erschienene Buch »Mein Vaterland war ein Apfelkern« vertieft das bereits Bekannte über die Nobelpreisträgerin und bündelt die zerstreut vorliegenden Äußerungen und Hinweise zu einer aufschlussreichen und spannenden Le-bensgeschichte.

Ilse Tielsch: Von der Freiheit schreiben zu dürfen. Driesch Ver-lag, 2014. 125 Seiten. ISBN 978-3-902787-29-3. Herausgegeben von Haimo L. Handl. Nachwort von Helmuth A. Niederle. – In sei-nem Nachwort zum vorliegenden Buch schreibt Dr. Helmuth A. Niederle, seit 2011 Präsident des Österreichischen P.E.N. Clubs: »Wahrhaftigkeit ist so brüchig wie das, was wir Heimat nen-nen. Heimaten sind so brüchig wie der Mensch brüchig ist. Die Autorin Ilse Tielsch weiß um diese Zerbrechlich-keit, die allem innewohnt.« Das, lässt sich hinzufügen, verleiht ihrem Werk Tiefe und jene unverwechselbare eige-ne Note, die ihre Literatur auszeichnet. Ein Rückblick oder auch eine Rückbe-sinnung auf ihr Werk benötigt keinen besonderen Anlass, auch wenn hier auf einen solchen zurückgegriffen wird. Zu zeitnah ist das geblieben, worüber sie schreibt und was zu vermitteln ihr An-liegen geblieben ist. Das Buch bringt dazu zusätzliche Ergänzungen, wie sie in Dankreden sichtbar werden oder als Einzelveröffentlichungen erschienen sind, und die Grundsätzliches über die Schriftstellerin und ihr Werk vermit-teln. Zur »Sprache, die niemand mehr spricht« oder zur Frage »Frau T., wie ist das mit der Identität?« Ilse Tielsch fand hier zu einer Gegenfrage. »Wie würde man mich, gesetzt den Fall, dass mir eine Rückkehr mit allen Rechten gestattet würde, in meinem früheren Heimatland nennen? Wäre ich wieder eine Zugewanderte, die man mit Miss-trauen beobachtet und die niemand zu kommen gebeten hat?« Es sind zum guten Teil versteckte und zugleich un-missverständliche Antworten in diesem Buch von und über Ilse Tielsch zu fin-den. Nicht zuletzt diese, dass »es im-mer noch Sinn hat, zu schreiben (und) sich schreibend querzustellen«.

Ilse Tielsch

Redaktion der Beilage »Kontrapunkt«: Franz Heinz

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16 KontraPUnKt-galEriE

Franz Kumher

In der Kontrapunkt-Galerie stellen sich Künstler und Schriftsteller der Künstler-werkstatt im Gerhart-Hauptmann-Haus vor. Sie geben Auskunft über das Charakte-ristische in ihrem Werk und darüber, woran sie zurzeit arbeiten.

Franz Kumher ist bildender Künstler und lebt in Hildesheim. Sein Werk umfasst Ma-lerei, Grafik und Lichtkinetik. Er wurde 1927 in Orawitz/Banat geboren, erhielt seine künstlerische Ausbildung an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg und lehrte an der Universität Hildesheim.

Die Zeichen als Bildsprache

Bildende Kunst studierte ich zwischen 1948 und 1961 bei den Professoren Kurt Schwerdtfeger, Erich Rhein, Ger-hard Wendland, Oskar Kokoschka, Slavi Soucek, Heinz Trökes, Karl Kluth und Otto Stelzer in Alfeld/Leine, Han-nover, Hamburg und Salzburg.

In einer verschlüsselten Bildsprache setze ich mich mit Inhalten und Proble-men unserer Zeit auseinander und gehe dabei eigene künstlerische Wege. Die inszenierten Kompositionen drücken das Bemühen aus, meine Konzepte in Bildzeichen und Chiffren auszudrü-cken.

Dabei geht es mir um die Weiterent-wicklung der Bildsprache mit neuen Chiffren. Meine Bilder sind Rätsel, welche zum Suchen und Nachdenken anregen. Die vordergründig erschei-nenden Bildzeichen haben oft auch hintergründige Bedeutung. Bei mei-ner Malerei und Grafik sollen sich die Betrachterinnen und Betrachter auf Spurensuche begeben, um meinen malerischen Dialog mit der Bildwelt in einem von Technik geprägten Zeitalter zu entschlüsseln und zu deuten. Meine Bildaussagen stehen in einem inhalts-bezogenen Kontext, in den die Betrach-terinnen und Betrachter einbezogen werden. Diese werden so zum Sehen und Reflektieren angeregt.

Meine kunstpraktischen Schwerpunkte sind Malerei, Grafik und Lichtkinetik. Bei der Auswahl meiner bildnerischen Techniken nutze ich ältere Verfahren als Grundlage, entwickle sie in expe-rimenteller Weise weiter und beziehe neue Techniken und Materialien mit ein.

Kunstpreise und Anerkennungen habe ich erhalten, u.a. in Österreich, Mo-naco, Frankreich, Argentinien, Italien, England, Griechenland, Rumänien und Deutschland.

Franz Kumher

»So sind seine Bilder keine künstlerischen Spiele, sondern sie haben Bekenntnis- und Gleichnischarakter. Wer ihn kennt, weiß, dass er sonst nicht malen würde. Es ist zu-gleich das Malen ein Weg , die Zivilisation mit ihrer bedrohlichen Automatisation menschlich zu bewältigen und sich zu assi-milieren, ihr Räderwerk, ihre Achsen, ihre stereotypen Schriftsymbole zu bildnerischen Gesamtzeichen zu verdichten.«Helmut Gressieker, Professor an der Fachhochschule Hildesheim.

Franz Kumher: »Rettet die Natur« (Aquatina koloriert)

Ein Zeichen sind wir

»Franz Kumhers Kunst kommt von weit her und versteht sich trotz aller Augen-scheinlichkeit nicht von selbst. Seine Bilder und Zeichenwelten wollen entschlüsselt und verstanden werden. So gesehen, hält Franz Kumher sich auch als Maler und Drucker an die Traditionen seiner Kunst, die seit Dürers Zeiten das Symbol und das Emblem – und damit auch das Hermetische und Nachdenkliche, zuweilen sogar das Brüten-de und Melancholische – bevorzugt. Nun geschieht dies in den Bildern Kumhers in so aufgehellter Weise, dass der Betrachter die ihm angetragene Deutungspflicht erst bei weiterem Hinsehen wahrnimmt. Denn das stets heitere Kolorit und die sorgsam aus-gewogenen Kompositionen lassen vieles in der Schwebe und verbergen fast, dass diese Kunst vor allem ihrer Schmerzen Herr zu werden sucht, indem Sie der Erinnerung Raum gewährt.«Prof. Dr. Josef Nolte, Universität Hildesheim

»Franz Kumher ist international bekannt geworden durch seine Weiterführung der auf das Bauhaus zurückgehenden lichtki-netischen Aktionen von Kurt Schwerdtfeger, der dort zusammen mit Ludwig Hirschfeld-Mack 1924 mit ersten öffentlichen Auffüh-rungen hervortrat. Schwerdtfegers 'Reflek-torische Farblichtspiele' stellten als farbige Flächen- und Bewegungsprojektionen ent-scheidende Weichen für diese neue Kunst-richtung , die in den frühen sechziger Jahren durch seinen Schüler und Assistenten Kum-her, zugleich mit parallelen Bestrebungen in anderen Ländern, den Durchbruch zur selbstständigen Lichtkinetik schaffte.«Johann Adam Stupp, Universität Erlangen-Nürnberg

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17 szEnischE lEsUng

Im Jahr 1954, als ich 17 Jahre alt und Mitglied der »Evange-lischen Jugend« in meiner Heimatstadt Rodach bei Coburg war, schenkte mir Pfarrer Heinz Prengel, der aus Breslau stammte, das Buch »Widerstand und Ergebung« (1951) sei-nes schlesischen Landsmanns Dietrich Bonhoeffer (1906–1945). Dieses schmale Buch mit dem Untertitel »Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft« habe ich damals verschlungen, und das dort abgedruckte Gedicht »Von guten Mächten wun-derbar geborgen« liebte ich ganz besonders, es ist nach dem Krieg von Siegfried Fietz vertont worden.Dietrichs Vater, Karl Bonhoeffer (1868–1948), der an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Breslau eine Professur für Neurologie und Psychiatrie innehatte, und seine Mutter Pau-la Bonhoeffer (1874–1951) überlebten die Exekution ihres Sohnes, von der sie freilich erst Wochen nach dem Kriegsende erfuhren. Das Ehepaar hatte acht Kinder, darunter das Zwil-lingspaar Dietrich und Sabine, geboren am 4. Februar 1906. Sechs Jahre später, 1912, erhielt der Vater einen Ruf an die Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin, und die Familie zog aus der schlesischen Provinz in die Reichshauptstadt.Der hochbegabte Dietrich Bonhoeffer wuchs nunmehr in Berlin auf und bestand 1923 mit 17 Jahren das Abitur am Grunewald-Gymnasium, als Berufswunsch gab er an, evange-lische Theologie studieren zu wollen. In den Jahren 1923/27 studierte er zunächst in Tübingen, dann in Rom und zuletzt in Berlin bei dem berühmten Theologen Adolf von Harnack (1851–1930), dessen Sohn Ernst und dessen Neffen Arvid und Falk später Widerstand gegen die Nationalsozialisten leis-teten und dafür mit ihrem Leben bezahlen mussten.Schon 1927, im Alter von 21 Jahren, wurde Dietrich Bon-hoeffer mit der Note »summa cum laude« promoviert, die Dissertation trug den Ti-tel »Sanctorum Communio. Eine Unter-suchung zur Soziologie der Kirche«. Das Erste Theologische Examen folgte 1928. Danach wurde er als Vikar zur Evangeli-schen Kirchengemeinde nach Barcelona geschickt. Ein Jahr später wurde er Assis-tent an der Theologischen Fakultät der Berliner Universität, 1930 legte er dort das Zweite Theologische Examen ab und habi-litierte sich mit der Arbeit »Akt und Sein« in Systematischer Theologie. Nach einem Jahr im New Yorker Stadtteil Harlem, wo er Pastoralarbeit leistete und mit den Op-fern der Weltwirtschaftskrise in Berührung kam, wurde er in Berlin Assistent bei dem Neutestamentler Wilhelm Lütgert (1867–1938) und hielt im Wintersemester 1931/32 selbst seine erste Vorlesung »Ge-schichte der Systematischen Theologie im 20. Jahrhundert«. In Berlin-Tiergarten wurde er 1931 zum Pfarrer ordiniert. In dieser Zeit begann er auch, sich mit dem Nationalsozialismus auseinanderzusetzen. Die Freundschaft mit dem Schweizer Theologen Karl Barth (1886–1968), dem Begründer der »dialektischen Theolo-gie«, der seit 1930 in Bonn lehrte, bot ihm dabei unersetzli-che Hilfe und seelischen Beistand. Der aus Basel stammende Gelehrte, der 1919 mit der Exegese des Römerbriefs bekannt geworden war, gehörte 1934 zu den Mitbegründern der »Be-kennenden Kirche«, verlor deshalb 1935 seinen Bonner Lehr-stuhl und wurde ausgewiesen.

Das Jahr 1933 brachte für Dietrich Bon-hoeffer eine tiefe Einschrän-kung seiner s e e l s o r g e r i -schen und theo-logischen Mög-lichkeiten. Sein R a d i o v o r t r a g »Wa n d l u n g e n des Führerbe-griffs« (1. Feb-ruar 1933) wur-de mitten im Text wegen der Kritik am »Führer« abgebrochen. In seinem Aufsatz »Die Kirche vor der Judenfrage« (1933) kritisierte er den staatlich verordneten Antisemitismus, bevor er 1933 bis 1935 für anderthalb Jahre nach London ging. Anschließend betreute er 1935 bis 1937 die Ausbildung von künftigen Pfar-rern der »Bekennenden Kirche« im Predigerseminar Finken-walde bei Stettin. Einer seiner Studenten dort war Eberhard

Bethge (1909–2000), der sein engster Freund, Briefpartner, Biograf (1966) und Werkbetreuer werden sollte. Das Predigerseminar wurde 1937 von den Nationalsozialisten geschlossen.Über seinen Schwager Hans von Dohn-anyi (1902–1945), der am Reichsge-richt in Leipzig arbeitete, fand Dietrich Bonhoeffer erste Kontakte zu Wider-standskreisen und lernte Wilhelm Ca-naris (1887–1945) und Ludwig Beck (1880–1944) kennen. Mit Helmuth von Moltke (1909–1945), dem Gründer des »Kreisauer Kreises« in Schlesien, be-reiste er 1940 Norwegen, Schweden und die Schweiz. Zur Jahreswende 1942/43 schrieb er den Rechenschaftsbericht »Nach zehn Jahren«, worin er seine Po-sition im Widerstand überprüfte. Am 13. Januar 1943 verlobte er sich mit Ma-ria von Wedemeyer (1924–1977), der Tochter eines ostpreußischen Gutsbe-sitzers. Am 5. April 1943 wurde er ver-haftet.

Dietrich Bonhoeffer wurde am 8. Oktober 1944 vom Wehr-machtsgefängnis in Berlin-Tegel in den GESTAPO-Keller in der Prinz-Albrecht-Straße verlegt und von dort am 7. Febru-ar ins Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar gebracht. Am 5. April 1945 verfügte Adolf Hitler die Hinrichtung der noch lebenden Widerstandskämpfer vom 20. Juli 1944, dar-unter auch die Dietrich Bonhoeffers. Er traf am 8. April 1945 im Konzentrationslager Flossenbürg/Oberpfalz ein. Dort wurde er im Morgengrauen des 9. April gehängt. Zwei Wo-chen später, am 23. April, nahmen die amerikanischen Trup-pen Flossenbürg ein. Das Todesurteil wurde ein halbes Jahr-hundert später, am 6. August 1996 vom Landgericht Berlin aufgehoben.

Jörg Bernhard Bilke

Zum Tod Dietrich Bonhoeffers am 9. April 1945

Flossenbürg war die letzte Station

Dietrich Bonhoeffer

»Der Pastor bleibt Pastor bis zur Hinrichtung am 9. April 1945«

Aus Anlass des siebzigsten Todestages von Dietrich Bonhoeffer erinnert das Gerhart-Hauptmann-Haus mit einer szenischen Lesung an den furchtlosen Theologen, der seine aufrechte Haltung auch im Angesicht des Todes bewahrte.

Konzeption: Friedrich Beyer Lesung: Gesine Keller (Wortkino Stuttgart)

Fr, 18.09. 19.00 Uhr

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18 rEisEbEricht & ExKUrsion

ischen Staaten bis zur Haltung der EU im Russland-Ukraine-Krieg wurde kon-trovers diskutiert. Schließlich rundete ein Gang auf die Besuchertribüne des Plenums den Besuch im Parlament ab: Für eine Weile konnten die Schülerin-nen und Schüler dem Schlagabtausch der Parlamentarier aus 28 Nationen über den G7-Gipfel lauschen. Beson-ders eindrucksvoll war dabei, dass jeder Abgeordnete munter in seiner Mutter-sprache argumentierte und simultan in die Sprachen der anderen Mitgliedslän-der übersetzt wurde. Einheit in Vielfalt ist nicht nur das Motto der Europäi-schen Union, hier war der europäische Gedanke für die Jugendlichen auch sehr konkret erfahrbar.

Sabine Grabowski

Nachbarlandes be-eindrucken lassen. Die Erkundung der Brüsseler Altstadt ließ europäische Ge-schichte lebendig und erfahrbar wer-den. Zwischen den Denkmälern für die belgische Revolution von 1830 und den malerischen Häusern der Brüsseler Zünfte am Großen Platz gab es immer wieder Be-sonderheiten der bel-gischen Hauptstadt zu entdecken. Einen überragenden Eindruck hinter-ließ das Europäische Parlament bei den Jugendlichen. Die Düsseldorfer

Europaabgeordnete Petra Kammere-vert (SPD) emp-fing die Gruppe zu einem intensiven Gesprächsaustausch in den Räumen des Parlamentsgebäudes und stellte sich ei-nem breit gestreuten Themenspektr um. Von der Rolle der EU-Parlamentarier, über die Flüchtlings-politik der europä-

Exkursion mit 30 Schülerinnen und Schülern zum Europäischen Parlament nach Brüssel

Europa sehen – spüren – diskutierenWo ließe sich der Herzschlag Europas besser und unmittelbarer spüren als in der belgischen Hauptstadt? Nicht nur das Europäische Viertel mit seinen gi-gantischen Gebäuden der EU-Institu-tionen erstreckt sich in beeindrucken-der Weise über die Stadt und zeigt die pulsierende Gegenwart Europas. Auch das alte Brüssel mit seinen architektoni-schen Sehenswürdigkeiten aus der Blü-tezeit des flandrischen Handels führt dem Betrachter vor Augen, wie ver-zweigt, gewinnbringend, aber auch zer-störerisch die Beziehungen zwischen den europäischen Ländern in den ver-gangenen Jahrhunderten sein konnten.Bei einer Tagesexkursion des Gerhart-Hauptmann-Hauses in Kooperation mit dem Verein Kin-Top e.V. konnten sich 30 Schülerinnen und Schüler von der vielfältigen Kultur des belgischen

Die Schülerinnen und Schüler vor dem Europäischen Parlament

»In Vielfalt geeint« lautet das Motto der Europäischen Union. Abgeordnete aus 28 Nationen gestalten im Europäischen Parlament die politischen Rahmenbedingungen für das tägliche Leben in ganz Europa mit. Doch unsere gewählten Vertreter sind nur ein Teil im Institutionengeflecht der EU: Kommission, Europäischer Rat, Rat der EU, viele sind an den Entscheidungen beteiligt und noch mehr versuchen als Lobbyisten Einfluss auf die Ergebnisse zu nehmen. Bei einem Besuch in den Räumen der Europäischen Kommission in Brüssel wollen wir uns über die Arbeit der EU-Kommissarinnen und Kommissare informieren. Nach einem Rundgang durch das Europäische Viertel geht es anschließend ins Europäische Parlament, wo wir mit der Europaabgeordneten Petra Kammerevert (SPD) über die Chancen und Grenzen europäischer Politik diskutieren können.

Teilnehmergebühr: 35 € inkl. Fahrt mit dem Reisebus (Anmeldeschluss: 20.09.2015)

Politik vor Ort

Tagesexkursion zum Europäischen Parlament nach Brüssel

Treffpunkt für diese Exkursion: Neuss Hauptbahnhof, Busparkplatz, 7.30 Uhr (pünktlich) Anmeldung über die VHS Düsseldorf, Info unter 0211/899-4150, www.duesseldorf.de/vhs/service/an_und_abmeldung.shtml

Europäisches Parlament in Brüssel

di, 20.10.7.00–21.00 Uhr

Gruppenfoto im Foyer des Europäischen Parlaments in Brüssel

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19 bUchVorstEllUng

Buchvorstellung und Gespräch mit Volker Dittrich

»Wem gehört das Haus in Chemnitz?«

Auf den ersten Blick erscheint das Haus in der Chemnitzer Parkstrasse eher un-scheinbar. Allenfalls architekturhisto-risch versierte Betrachter mögen es mit seinen Anklängen an den Bauhausstil interessiert wahrnehmen und auf die späten 1920er Jahre datieren. Wenn es jedoch gelingt, die Aufmerksamkeit auch anderer Menschen auf die Dop-pelvilla zu lenken und vor diesen das wechselvolle Schicksal von Gebäude und Bewohnern zu entfalten, dann ent-puppt sich das »Haus in Chemnitz« geradezu als Kompendium der deut-schen Zeitgeschichte in den letzten acht Jahrzehnten. Gerade dies, nämlich ein Haus gleichsam zum Sprechen zu bringen, unternimmt der Verleger und Autor Volker Dittrich in seinem neuen Buch.Dabei stellt sich rasch heraus, dass die zunächst einfach anmu-tende Frage, wem das Haus denn nun eigent-lich gehört, so leicht gar nicht zu beantworten ist. Da sind etwa die Nachkommen des ur-sprünglichen Bauherrn und Eigentümers, eines wohlhabenden jüdi-schen Fabrikanten, der sich und seiner Familie 1928 ein modernes neu-es Heim errichten ließ. Der dann aber schon wenige Jahre später im Zeichen der antise-mitischen Verfolgung durch das NS-Regime aus Deutschland emi-grieren musste. Später wurde doch noch Opfer des Holocaust. Seit 1934 haben viele weitere Menschen das Haus bewohnt, es als »ihres« betrachtet – über die historischen Zäsuren 1945, 1949 und 1989/90 hinweg. Da sind etwa die Kin-der des Mannes, der das Haus 1934 ge-kauft hat, nahezu gleichaltrig mit denen des jüdischen Ersteigentümers. Ihr Va-ter hat doch den verlangten Kaufpreis entrichtet, den erst wenige Jahre alten Bau mit dem von allen Bewohnern stets geliebten großzügigen Garten also ganz legal erworben. Ob der Verkauf aus freien Stücken geschah, nachdem es gleich 1933 auch in Chemnitz zu ers-ten antisemitischen Ausschreitungen gekommen war? Ob der Vorbesitzer den Kaufpreis aufgrund der Devisen-

bestimmungen der NS-Diktatur wo-möglich niemals erhalten hat? Das wis-sen sie nicht und das wusste womöglich auch ihr Vater nicht…Da sind ferner mehrere Generatio-nen von Menschen, die das Haus nach 1945 bewohnt haben. Als mit der DDR die zweite deutsche Diktatur errichtet worden war, ging die Familie des zweiten Eigentümers in den Westen, entzog sich dem SED-Regime, das angebliche »Kapitalisten« in vielfältiger Weise diskriminierte und frü-her oder später enteignete. Das Haus blieb natürlich zurück. Bewohnt wurde es weiter, vermietet. Haben die einen also das Haus im Stich gelassen, während die anderen es – zum Teil unter Einsatz eigener Mittel – vor dem völligen Verfall gerettet haben, so dass

es jetzt eigentlich ihnen »gehört«? Weil sie da-rin ausgehalten haben, auch als die Heizungs-anlage kaputt ging und die »Westeigentümer« nicht bereit waren, die von der Gebäudeverwal-tung der sozialistischen »Karl-Marx-Stadt«, zu dem Chemnitz inzwi-schen umgetauft worden war, geforderten Repara-turkosten zu begleichen? Die trotz der Misere mit der Heizung in den kalten Wintern des westlichen Erzgebirges geblieben sind, die den außerge-wöhnlichen Wert der ori-ginalen Holztäfelung der Innenausstattung von

1928 kannten und diese davor schütz-ten, durch »Praktischeres« ersetzt zu werden. Oder zählt das alles nicht in der Markt-wirtschaft des vereinten Deutschland, in der die rechtmäßigen Eigentümer mit ihren jedenfalls juristisch einwand-freien Ansprüchen sogleich nach dem Ende der DDR wieder auf den Plan tra-ten. Die nun begeistert endlich wieder den Garten ihrer Kindheit vorfinden, die auch nichts gegen die vorgefunde-nen Mieter haben, im Gegenteil. Die aber dennoch in Zukunft eine »ange-messene« Miete erwarten, bei deren Ziffern den seit Jahrzehnten im Hause Wohnenden einfach nur schwindelig wird? Und die zugleich mit der Tochter

Eine sehr (deutsch-)deutsche Geschichte

In Kooperation mit dem

des Ersteigentümers in New York über die jeweiligen Rechtsanwälte kommu-nizieren.Wem »gehört« das Haus nun also? Das Haus, das vielen Menschen ein Heim war, in dem mit und ohne Politik geboren, gestorben, gelacht, geweint, gefeiert und getrauert wurde, während

Deutschland erstmals Republik war, zwei Diktaturen begründet wurden und – gottlob – unter-gingen. Wer hat ein »Recht«, ja wer hat welches Recht an dem Haus im nunmehr vereinten Deutschland, in der freiheitli-

chen parlamentarischen Demokratie, deren höchstes Rechtsgut der Grund-rechteschutz ist? Dem geht Volker Dit-trich nach – er hat das »Haus in Chem-nitz« selbst vor inzwischen fast drei Jahrzehnten kennengelernt, als es noch in Karl-Marx-Stadt stand. Er hat mit vielen der früheren und gegenwärtigen Bewohner Gespräche geführt, er hat Akten gesichtet, hat Behördenvertreter interviewt. Entstanden ist so eine in vieler Beziehung exemplarisch erschei-nende, spannende und sehr (deutsch-)deutsche Geschichte.

Winfrid Halder

Der 1951 geborene Volker Dittrich ist als Autor, Journalist und Verleger tätig. Er hat Dokumentarfilme und zahlrei-che Hörfunkfeatures für den WDR , den Deutschlandfunk und andere Sender produziert. »Wem gehört das Haus in Chemnitz?« ist Volker Dittrichs viertes Buch.

Mi, 30.09. 19.00 Uhr

Volker Dittrich: »Wem gehört das Haus in Chemnitz?«. Marburg, Jonas-Verlag, 2015

Page 20: West-Ost-Journal 3/2015

20 FilM & sPEndEnaUFrUF

Kontakt:Parafia św. Michała Archanioła w RóżańskuProboszcz Krzysztof ŁadaRóżańsko 8974-311 RóżańskoTel.: 0048 605 045 198E-Mail: [email protected]

Internat. Bankverbindung: IBAN: PL 57 1090 1900 0000 0001 3018 96 58 SWIFT: WBK PPL PP

Kontakt und Vermittlung in deutscher Sprache (Korrespondenz, Telefonate) sind möglich und werden durch einen Einwohner direkt in Dolsk durchgeführt:

Friedrich Mudzo Tel.: 0048 691 380 160E-Mail: [email protected]

Kirche im neumärkischen Dölzig sucht Spender

Die ehemals evangelische Dorfkirche von Dolsk/Dölzig in der Neumark, Kreis Soldin wird derzeit einer gründlichen Sanierung unterzogen. Die 1740/41 von der Familie von Mörner im barocken Stil erbaute Kirche überstand die Tragödien des Jahres 1945 und die katastrophalen Zustände in den ersten Jahren der Nachkriegszeit unbeschadet. 1946 wurde die Kirche von der polnischen römisch-katholischen Gemeinde übernommen und der Hl. Muttergottes von Tschenstochau geweiht.

2014 musste die Kirche geschlossen werden. Die alten Kirchenbänke waren baufällig , das Dach wurde durch einen heftigen Sturm stark beschädigt. Die Sicherheit der Gottesdienstbesucher war nicht mehr gewährleistet. Unter der Leitung des örtlichen Pfarrers Krzysztof Łada konnte nun aus staatlichen Quellen ein Teil der Mittel für die Rettungsmaßnahmen des denkmalgeschützten Gebäudes aufgebracht werden. Aber es ist noch viel Arbeit zu leisten. Geplant sind u. a. die Sanierung der Glasmalereien, des Fußbodens und des Wappens der Stifter der Kirche, die Sicherung der hinter dem Altar befindlichen Grabplatten aus dem 15. Jahrhundert, eine Instandsetzung der Uhr im Kirchturm, das Verputzen der Innen- und Außenwände sowie die Anbringung einer mehrsprachigen Tafel über die Geschichte der Kirche.Die Kirchenleitung sucht derzeit Spender, die das Sanierungsvorhaben in Dolsk/Dölzig gerne privat unterstützen möchten. Jedes Hilfsangebot wird sofort beantwortet und mit großer Dankbarkeit anerkannt.

Die Kirche von Dölzig nach dem Sturm von 2014

Ergreifende Kinderschicksale in Ostpreußen

»Wolfskinder«Ein Film von Rick Ostermann

Sommer 1946. Tausende el-ternlose Kinder kämpfen in Ostpreußen um ihr Überle-ben. Zu ihnen gehört auch der 14-jährige Hans (Levin Liam). Als seine Mutter ( Jördis Trie-bel) im Sterben liegt, überträgt sie ihm eine letzte Aufgabe: Er soll sich mit seinem kleinen Bruder Fritzchen (Patrick Lo-renczat) nach Litauen durch-schlagen, wo es noch Bauern geben soll, die deutsche Kinder bei sich aufnehmen. Doch in der Wildnis geraten sie zwischen die Fronten und die beiden Brüder verlieren sich aus den Augen. Seine Suche nach Fritzchen wird zu einer Odyssee, und Hans muss in einem frem-den Land ge-gen Hunger, Wetter und K r a n k h e i t kämpfen.

Mit beeindru-ckenden Na-turaufnahmen bietet Rick Ostermann den Rahmen

für die eindringliche Geschichte der »Wolfskinder« – Kinder, die zum Ende des Krieges von ihren Familien getrennt wurden und auf sich allein gestellt wa-ren. Viele dieser Kinder waren nicht mal fünf Jahre alt. Sie sind

im Gedränge auf Bahnhöfen ver-loren gegangen; ihre Angehöri-gen starben bei Angriffen auf die Flüchtlingstrecks, an Hunger, an Krank-heiten, an den Folgen von Vergewaltigungen. Viele dieser Kinder ver-hungerten oder wurden als Deutsche von sow-

jetischen Soldaten erschossen oder in

Gulags deportiert. Einem Teil der Kinder gelang die Flucht nach Litauen, wo sie sich bei litauischen Bauern als Haus-haltshilfen verdingten. In Li-tauen wurden diese Kinder als »vokietukai«, die »kleinen Deutschen« bezeichnet.

Rick Ostermann zeigt in sei-nem Film Wolfskinder, die nach dem Zweiten Weltkrieg

alles verloren haben und um ihr tägli-ches Überleben kämpfen.

Was die Kinder dabei erleben ist mit Worten kaum zu beschrei-ben, aber unglaublich bewegend von den jungen Darstellern ge-spielt und erinnert gleichzeitig an Millionen von Kinder, die heute unschuldige Opfer von Kriegen und Vertreibungen

sind.

Der Film »Wolfskinder« wurde 2014 mit dem Nachwuchspreis des Friedens-preises des Deutschen Films ausge-zeichnet.

Der Film ist freigegeben ab 12 Jahren.

Mi, 19.08. 15.00 Uhr

Filmszene: Hans (Levin Liam) mit seinem kleinen Bruder Fritzchen (Patrick Lorenczat)

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Filmszene: Die Flüchtlingskinder bei der Rast

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21 VorträgE & thEatErbEsUch

1927, in einer Zeit des wirtschaftlichen Niedergangs, gründen die Sänger Harry Frommermann, Robert Biberti, Ari Leschnikoff, Ro-man Cycowski, Erich Collin und Erwin Bootz eine Gesangsgruppe. Nach Monaten harter unbezahlter Arbeit beginnen die »Comedian Harmonists« sich zu etablieren. Mit ihrem perfekten Vokalgesang und raffiniert-frivolen A-cappella-Arrangements wie »Mein klei-ner grüner Kaktus« werden die Sänger des Sextetts schließlich zu umjubelten Stars und zum ersten kontinentalen »Boy group«-Phänomen. Doch Collin, Cycowski und Frommermann sind Juden. Nach dem 1934 erlassenen Auftrittsverbot für jüdische Künstler treten innerhalb der Gruppe große Spannungen auf, an denen das legendäre Sextett schließlich zerbricht.»Wochenend und Sonnenschein«, »Ein Freund, ein guter Freund«, »Veronika, der

Lenz ist da« – natürlich garantieren die Comedian Harmonists einen Abend mit unvergesslichen Liedern. Aber die Inszenierung am Düsseldorfer Schauspielhaus lässt auch das Berlin der späten 20er Jahre mit seinem Flair und seiner Not wieder auferstehen und schafft so ein faszinierendes und mitreißendes Sittenpanorama. Und das Theaterstück erzählt die Geschichte von Freund-schaft und Streit zwischen sechs Männern, die vor allem eines eint – ihr unbedingter Wille zum Erfolg.

Dienstag, 22.09. von 18.00 bis 18.45 Uhr

Vortrag über die Geschichte der Comedian Harmonists und ihrer Zeit von Prof. Dr. Winfrid Halder in Raum 412 der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus, Bismarckstr. 90, 40210 Düsseldorf, Eintritt frei

Im Anschluss gemeinsamer Besuch der Aufführung von »Die Comedian Harmonists« von 19:30 bis ca. 22.00 Uhr: Düsseldorfer Schauspielhaus, Großes Haus, Gustaf-Gründgens-Platz 1, 40211 Düsseldorf

Es gibt die Möglichkeit, Karten zum Preis von ca. 20,00 € für die Aufführung über das Gerhart-Hauptmann-Haus vorzubestellen. Verbindliche Bestellung bitte bis 11.09. schriftlich oder telefonisch bei:Margarete Polok, Tel.: 0211-16991-29, E-Mail: [email protected]

»Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt.« Mit diesen berühmten Worten beginnt Franz Kafkas Meistererzählung eines Albtraums. Wobei dem arbeitsmüden Handlungsreisenden Samsa schnell klar wird, dass sein Gestaltwechsel keinem Fieberwahn entspringt, sondern grausame Realität ist. Samsa versteht die Welt nicht mehr, und die Welt versteht ihn nicht mehr. Als nutzloses Insekt fristet er seine Tage allein in seinem Zimmer, isoliert von der Welt, nur mit sich selbst befasst. Er selbst könnte damit leben, doch seine

Familie wendet sich immer mehr von ihm ab. Schließlich will sie das Untier nebenan nur noch loswerden.»Die Verwandlung« ist eine Geschichte von Entfremdung und Verstoßung. Dabei vermag es Kafka wie kein Zweiter, eine Atmosphäre von Unsicherheit, Verfall aller Ordnung und radikaler Einsamkeit zu vermitteln. Unerhörtes und Unfassbares scheinen real, das Unheimliche wird zum Alltag, wird »kafkaesk«.Das Düsseldorfer Schauspielhaus hat nun die Erzählung von Franz Kafka unter der Regie von Ale-xander Müller-Elmau für die Bühne bearbeitet und zeigt sie zum Auftrakt der neuen Spielzeit 2015/2016.

Mittwoch, 16.09. von 18.00 bis 18.45 Uhr

Einführung in Franz Kafkas Erzählung »Die Verwandlung«Vortrag von Michael Serrer (Literaturbüro NRW) im Konferenzraum der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus, Bismarckstr. 90, 40210 Düsseldorf, Eintritt frei

Im Anschluss daran gemeinsamer Besuch der Aufführung von »Die Verwandlung« von 19:30 bis ca. 21.30 Uhr: Düsseldorfer Schauspielhaus, Kleines Haus, Gustaf-Gründgens-Platz 1, 40211 Düsseldorf

Es gibt die Möglichkeit, Karten zum Preis von ca. 20,00 € für die Aufführung über das Gerhart-Hauptmann-Haus vorzubestellen. Verbindliche Bestellung bitte bis 04.09. schriftlich oder telefonisch bei: Margarete Polok, Tel.: 0211-16991-29, E-Mail: [email protected]

Mi, 16.09. 18.00 Uhr

Franz Kafka 1923

di, 22.09. 18.00 Uhr

Comedian Harmonists 1937

»Die Comedian Harmonists« – Ein Gesangsensemble erobert die Welt

»Die Verwandlung« von Franz KafkaVortrag und Theaterbesuch

Vortrag und Theaterbesuch

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22 aUsstEllUng & FilM

Eine Wanderausstellung von Judita Matyášová

»Sophies Entscheidung – der tschechische Weg« Die Geschichte der Ausstellung be-ginnt mit einem Artikel und einem Foto in der tschechischen Tageszeitung »Li-dové noviny«. Das Foto zeigt das Port-räit von Helenka, einer jungen tschechi-schen Frau von 18 Jahren. Helenka war Jüdin. Vor dem Transport ins KZ The-resienstadt ließ sie sich in einem Foto-atelier porträtieren, bezahlte, aber holte ihr Foto dort niemals ab. Denn Helenka kehrte aus dem Konzentrationslager nicht zurück. 68 Jahre später veröffentlichte Judita Matyášová, Journalistin der Zeitung »Lidové noviny«, Helenkas Porträt und ihre Geschichte, erwartete aber nicht, dass sich jemand an das Mädchen erinnern würde. Doch einige Tage spä-ter erhielt sie einen überraschenden An-ruf – eine Cousine Helenkas, Suzanna Lederer, meldete sich. Die Journalistin traf sich mit Suzanna und übergab ihr Helenkas Fotogra-fie. Suzanna Lederer war die einzige der Familie, die den Ho-locaust überlebt hat. Sie war eine von 80 tschechischen Ju-gendlichen, die 1939 von ihren Familien aus dem Protektorat Böhmen und Mäh-ren nach Dänemark geschickt wurden, um dort bei Pflege-eltern den Sommer zu verbringen. Die Teenager fuhren gemeinsam mit dem Zug aus Prag ab, kamen gemeinsam im

che der Journalistin Judita Matyášová nach den anderen, auf der ganzen Welt ver-streut lebenden 79 im jugendlichem Alter geflohenen tsche-chischen Juden und ihren Schicksalen. Sie sind und wären heute weit über 90 Jahre alt. Mehr als 30 sehr bewegende Begegnungen haben Matyášová und ihre Kollegen bisher mit der Wander-ausstellung »Sophies Entscheidung – der tschechische Weg« dokumentieren können. Die Ausstellung, zuletzt in Wien ge-zeigt, schildert – illustriert mit Foto- sowie Briefmaterial und begleitet von Interview-Aufnahmen – ihre Erinne-rungen. Begleitend zu dem Projekt entstand der Bestseller »Freundschaft trotz Hitler« (»Mladá fronta«, 2013), der gegenwärtig verfilmt und in deut-scher Übersetzung dann auch hoffent-lich hier in Düsseldorf zu sehen sein wird.

do, 17.09. 18.00 Uhr

Norden an, für einen kurzen Besuch, sozusagen als Zwischenstation auf den Weg nach Palästina, wie sie glaubten. Die 80 tschechischen Jugendlichen

aber blieben für Jahre in Dänemark, flohen 1943 wei-ter nach Schweden und überlebten so, jeder für sich in oft weit entfernt lebenden Gastfa-milien. Von der Ermordung ihrer Eltern, Geschwister und anderer Fami-lienmitglieder in den KZs erfuhren sie erst nach dem Krieg.

Die Episode um Helenkas Foto gab den Anlaß zu einer dreijährigen Spurensu-

Titelblätter der tschechischen Tageszeitung »Lidové noviny« mit dem Porträit von Helenka (Ausg. Sa. 30.10.–So. 31.10.2010) und dem Bericht über den Besuch bei Helenkas Cousine Suzanna Lederer (Ausg. Do. 13.01.2011).

Die Wanderausstellung wird im Foyer vor dem Eichendorff-Saal (1. Etage) gezeigt. Ausstellungseröffnung: Do, 17.09., 18.00 UhrLaufzeit der Ausstellung: 17.09. – 30.10. Öffnungszeiten der Ausstellung: vgl. S. 27, Eintritt frei

In Kooperation mit

Foto von der Gruppe der jüdischen Jugendlichen aus der ehemaligen Tschechoslowakei, die in der dä-nischen Stadt Naestved und ihrer Umgebung zwischen 1939–1943 lebten. (Archiv von Judita Matyášová)

»Sir Nicky – Held wider Willen«Ein Film von Matej Mináč

Der im Vorlauf des Kinofilms »All My Loved Ones« (1997) entstandene Dokumentarfilm »Nicholas Winton – Die Kraft der Menschlichkeit”, der 2002 mit dem Emmy, einem der renommiertesten Filmpreise der Welt, aus-gezeichnet wurde, zeichnet das Leben von Nicholas Winton nach, der auch als »britischer Schindler« bekannt ist. Nicholas Winton hat in den Jahren 1938 und 1939 das Leben von 669 Kindern aus der Tschechoslowakei geret-

tet, indem er sie nach England brachte. Matej Mináč war von Wintons Geschichte so fasziniert, dass er auch noch einen weiteren preisgekrönten Kinofilm aus der Geschichte produziert hat. »Sir Nicky – Held wider Willen« (2011) ist die berühmteste und aktuellste Fassung seiner bisherigen Arbeiten über Winton und wärmstens zu empfehlen, da er unglaublich berührend ist und »die Kraft der Menschlichkeit« nicht minder wiedergibt.Für seine außergewöhnlichen Taten erhielt Winton von der englischen Königin Elisabeth II. den Orden des britischen Imperiums für Verdienste für die Gesellschaft und der damalige tschechische Präsident Václav Havel ehrte ihn mit dem T. G. Masaryk-Orden. Im Jahr 2014 verlieh ihm der gegenwärtige tschechische Präsident Miloš Zeman den Orden des Weißen Löwen, die höchste staatliche Auszeichnung der Tschechischen Republik. Am 1. Juli 2015 ist Sir Nicholas Winton im Alter von 106 Jahren verstorben.

Katja Schlenker / Klára Šaškova

Begleitprogramm zur Ausstellung »Sophies Entscheidung«

Mi, 23.09. 15.00 Uhr

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23 ExKUrsionEn

Was wäre das Ruhrgebiet ohne die vielen Zuwanderer, die im 19. und 20. Jahrhundert aus dem Osten kamen, um im Bergbau zu arbeiten? Sie ga-ben der westfälischen Region eine ganz spezielle Prägung, ohne die man sich den »Ruhrpott« heute nicht denken könnte. Zuwanderung prägt vor allem auch die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Im Sep-tember 1964 wurde der Millionste Gastarbeiter in Deutschland empfan-gen. Heute hat jeder fünfte Deutsche Migrationshintergrund. Zuwanderer kommen aus aller Herren Länder und hoffen, hier ihr Glück zu machen. In ihrem Gepäck steckt nicht nur der Wunsch nach einem besseren Leben, sie bringen auch ihre kulturellen Prägungen, Gewohn-heiten und Spezialitäten mit. Viele der »Mitbringsel« bereichern heute unseren Alltag. Die Sonderausstellung im Haus der Geschichte widmet sich der Zuwanderung nach Deutschland seit den 1950er Jahren. Nach einer Führung durch die Sonderausstellung besteht die Möglich-keit zu einem Rundgang durch das ehemalige Regierungsviertel auf den Spuren der »Bonner Republik«.

Teilnahme kostenlos, plus Fahrkosten (ca. 10 €) (Anmeldeschluss: 04.08.2015)

Treffpunkt: Hauptbahnhof »Servicepoint«, 9.30 Uhr (pünktlich), Abfahrt 9.58 UhrFahrtkosten werden vor Fahrtbeginn auf die Teilnehmer umgelegt (Gruppenticket Schöner-Tag-NRW/VRS-Ticket)Anmeldung bei: Dr. Sabine Grabowski, Tel. 0211-16 99 113, Email: [email protected]

In Kooperation mit der

Treffpunkt: Hauptbahnhof »Servicepoint«, 8.45 Uhr (pünktlich), Abfahrt 9.06 UhrFahrtkosten werden vor Fahrtbeginn auf die Teilnehmer umgelegt (Gruppenticket Schöner-Tag-NRW)Anmeldung über die VHS Düsseldorf, Info unter 0211/899-4150, www.duesseldorf.de/vhs/service/an_und_abmeldung.shtml

Pferdeliebhabern ist Warendorf als Zentrum des Reitsports und der Pfer-dezucht ein Begriff. Die westfälische Kreisstadt an der Ems ist aber nicht nur für Vierbeiner attraktiv. Die gut erhaltene mittelalterliche Altstadt am Ufer des Emssees hält manches architektonische Kleinod für seine Besu-cher bereit. Nach einer Erkundung des alten Hansestädtchens steht eine Führung durch das im Dezember 2014 neueröffnete Westpreußische Lan-

desmuseum im ehemaligen Franziskanerkloster an. In den denkmalgeschützten Räumen prä-sentiert das Museum eine breitgefächerte Sammlung über die historische ostdeutsche Provinz Westpreußen und zeigt die Besonderheiten des Zusammenlebens von Deutschen, Polen und Kaschuben zwischen Weichsel und Ostsee.Teilnahmegebühr: 22 €, plus Fahrkosten (ca. 10 €) (Anmeldeschluss: 01.09.2015)

Westpreußisches Landesmuseum in Warendorf

Tagesexkursion zum Westpreußischen Landesmuseum

»Von Westfalen nach Westpreußen«Begegnung mit einer deutsch-polnischen Kulturlandschaft in Warendorf

Tagesexkursion zur Sonderausstellung im Haus der Geschichte Bonn

»Immer bunter. Einwanderungsland Deutschland«

Fr, 07.08. 9.30-17.00 Uhr

Mi, 09.09.8.45–20.00 Uhr

Treffpunkt: Hauptbahnhof »Servicepoint«, 9.40 Uhr (pünktlich), Abfahrt 9.58 UhrFahrtkosten werden vor Fahrtbeginn auf die Teilnehmer umgelegt (Gruppenticket Schöner-Tag-NRW/VRS-Gruppenticket)Anmeldung bei: Dr. Sabine Grabowski, Tel. 0211-16 99 113, Email: [email protected]

Siebzig Jahre Ende des Zweiten Weltkrieges sind ein passender Anlass, sich der Geschichte von Flucht, Vertreibung und Zwangsumsiedlung im östli-chen Europa aus bilateraler Perspektive zu nähern. Die Bevölkerungsver-schiebungen aus und in die ehemals deutschen Ostgebiete haben Millio-nen Menschen betroffen, sowohl auf deutscher aber auch auf polnischer Seite. Mit einer Sonderausstellung greift Haus Schlesien in Königswinter

die deutsch-polnische Nachkriegsgeschichte auf und setzt sich mit der Geschichte der zwischen 1945 und 1947 vertriebenen Schlesier und der in Schlesien angesiedelten Polen auseinander. Das Gerhart-Hauptmann-Haus bietet Interessierten eine gemeinsame Fahrt zu der aktuellen Ausstellung mit Führung in Haus Schlesien an.Teilnahmegebühr: 5 € für Führung und Eintritt, plus Fahrkosten (ca. 10 €) (Anmeldeschluss: 08.09.2015)

Haus Schlesien

Tagesexkursion zur Sonderausstellung in Haus Schlesien, Königswinter

di, 15.09.9.40–18.00 Uhr

»Der Weg ins Ungewisse«Vertreibung aus und nach Schlesien 1945 –1947

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24 24 bibliothEK

Pressestimmen»Die Erinnerungen an Joseph Roths Flucht und Ende sind ergreifend. Nicht zuletzt durch den aus Behutsamkeit und Unaufgeregtheit gemischten Ton seines Freundes Soma Morgenstern.«, Fritz J. Raddatz, Die Zeit

Die Erinnerung an die Breslauer Juden, ihre Ausgrenzung, Unterdrückung, Verfolgung und Ausrot-tung durch das NS-Regime, aber auch die Geschichte des polnisch-jüdischen Wroc¬ław wurden im Kalten Krieg ausgelöscht: In der kollektiven Erinnerung, aber auch in den wissenschaftlichen Diskur-sen in Polen und Deutschland, sind diese Ereignisse bisher sehr wenig rezipiert worden. Dieses Buch will diese Lücke schließen. So setzt die Studie an mit einer Analyse jüdischer Lebenswelten in Breslau in den Jahren des Nationalsozialismus, als die staatliche Diffamierung und die antijüdische Gewalt eskalierten und schließlich in die Ver¬treibung und Vernichtung der Breslauer Juden mündeten. Dar-gestellt wird aber auch der Umbruch nach 1945, die Situation der überlebenden deutschen Juden in Breslau/Wrocław, sowie der polnisch-jüdischen Holocaust-Überlebenden, die in der Stadt angesie-delt wurden. Welche Handlungsspielräume gab es, welche Reaktionen auf die Verfolgungssituation, welche Überlebensstrategien waren möglich? Wie konnte man sich behaupten, welche Identitätskon-struktionen standen einem offen, welche nicht? Wo waren die Schnittstellen zwischen dem jüdischen Leben in der Stadt vor und nach dem Zweiten Weltkrieg? (Klappentext)

Soma Morgenstern: Joseph Roths Flucht und Ende. Erinnerungen. Kiwi, 2008.

Soma Morgensterns bewegende Erinnerungen an Joseph Roth sind ein sehr persönlicher Bericht über den schwierigen Freund und verlorenen Trinker, darüber hinaus ein farbiges Zeit- und Alltagsbild aus oft heiteren Geschichten und brillanten Anekdoten. Mit diesem einzigartigen Porträt ist nicht nur Jo-seph Roth neu kennenzulernen, sondern auch ein in Deutschland lang vergessener Autor: Soma Mor-genstern, dessen lustvoll-souveränes Erzählen in die Tradition der großen deutschsprachig-jüdischen Literatur gehört. Eine fast dreißigjährige Freundschaft hatte Soma Morgenstern mit Joseph Roth verbunden: Die Er-innerungen setzen um 1909 im damaligen Lemberg ein, sie enden 1939 mit Roths Begräbnis. Beide stammen aus Galizien, beide waren Journalisten und Schriftsteller in Wien, wurden als Juden verfolgt und sind nach Paris emigriert. Dort endete durch den frühen Tod Roths die wechselvolle Geschich-te einer komplizierten Freundschaft, die sich in den letzten Jahren durch Roths wachsende Alkoho-labhängigkeit und wohl auch durch seine konservative politische Wende verdüsterte. Morgenstern erlebte diese 1938/39 unter den Bedingungen des Exils in einem kleinen Pariser Hotel hautnah mit. Dieser gemeinsamen letzten Zeit ist ein Hauptteil des Buches gewidmet, in dem es Soma Morgen-stern gelingt, den Zeitgenossen und Freund Joseph Roth in seinem eigentümlichen Charme und in seiner inneren Zerrissenheit auf unvergessliche Weise vor Augen zu führen. (Klappentext)

»Joseph Roths Flucht und Ende«Soma Morgenstern

Das damals ostpreußische Nidden auf der Kurischen Nehrung (heute das litauische Nida) gehört schon vor dem Ersten Weltkrieg zu den bekanntesten deutschen Künstlerkolonien. Hier treffen die Maler der modernen Richtungen aufeinander, Impressionisten und Expressionisten. Aus der frucht-baren Auseinandersetzung entsteht seit ca. 1910 eine äußerst lebendige Kunstszene, die nach Königs-berg und Berlin ausstrahlt.In den 1920er-Jahren setzt sich die künstlerische Entwicklung in Nidden weiter fort, nun ganz unter dem Vorzeichen des Expressionismus. Dieses Buch präsentiert die wichtigsten Künstler dieser Künst-lerkolonie im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts.Ihr Zentrum und Ort der künstlerischen Debatten war das »Hotel Hermann Blode« mit seiner be-rühmten Kunstsammlung. Leider ging sie bis auf einen kleinen Rest im Inferno des Kriegsendes 1945 unter. Auch der Hotelkomplex blieb nur in Teilen bestehen. Ein Sonderkapitel des Buches dokumen-tiert erstmals die ganze Anlage und die verbliebenen Spuren der Gemäldesammlung. (Klappentext)

»Die Künstlerkolonie Nidden zwischen Impressionismus und Expressionismus«

»Im Streit der Stile – Die Künstlerkolonie Nidden zwischen Impressionismus und Expressionismus«. Hrsg. von Jörn Barfod und Joachim Mähnert. Kunstverlag Josef Fink, 2014.

»Juden in Breslau/Wroclaw 1933–1949«Katharina Friedla

Katharina Friedla: Juden in Breslau/Wroclaw 1933–1949. Überlebensstrategien, Selbstbehauptung und Verfolgungserfahrungen. Böhlau, 2015.

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25 25 bibliothEK

»Ich gehe auf den Maidan. Wer kommt mit?«, schrieb der ukrainische Journalist Mustafa Najem im November 2013 auf Facebook. Aus einer lokalen Demonstration gegen die autokratische Entschei-dung des Präsidenten Viktor Janukowytsch, das Assoziierungsabkommen mit der EU nicht zu unter-zeichnen, wurde eine landesweite Protestbewegung: der Euromaidan. Mehr als hundert Menschen wurden getötet, als der friedliche Protest in Gewalt umkippte.Ein halbes Jahr später ist in der Ukraine nichts mehr, wie es war. Nach dem Sturz des korrupten Regi-mes nutzt der russische Präsident Vladimir Putin die Fragilität der Übergangsregierung aus und lässt seine Armee ins Nachbarland einmarschieren. Während eine reife ukrainische Zivilgesellschaft die Bildung neuer staatlicher Strukturen bewacht, schwört der Kreml die Bürger auf einen nationalisti-schen imperialen Kurs ein. »Euromaidan« steht für die Hoffnung auf Erneuerung der ukrainischen Gesellschaft. Für eine nach-geholte Revolution. Für den Alptraum eines neuen Ost-West-Konflikts. Wird es sie geben: eine freie, selbstbestimmte Ukraine an der Seite Russland und Europas? Schriftsteller, viele von ihnen Aktivis-ten, erzählen von den aufwühlendsten Tagen ihres Lebens. Historiker, Soziologen und Politikwissen-schaftler versuchen sich an einer Anatomie des Augenblicks. Mit Beiträgen von Juri Andruchowytsch, Alissa Ganijewa, Martin Pollack, Timothy Snyder, Andrzej Stasiuk u.a. (Klappentext)

Pressestimmen»Wer die Ukraine verstehen will, muss dieses Buch lesen. Es räumt auf mit Märchen und Vorurteilen und erzählt die andere Geschichte des Majdan.« Sandra Kegel, FAZ

»Euromaidan - Was in der Ukraine auf dem Spiel steht«

Stephan Scholz: Vertriebenendenkmäler. Topographie einer deutschen Erinnerungslandschaft. Ferdinand Schöningh, 2015.

Die öffentliche Erinnerung an Flucht und Vertreibung war in der Bundesrepublik nie ein Tabu. Das zeigt die Untersuchung von über 1.500 Vertriebenendenkmälern und ihrer vielfältigen Funktions-zusammenhänge. In der deutschen Denkmallandschaft hatte und hat die Erinnerung an Flucht und Vertreibung einen festen Platz. Zahlreiche Gedenkorte verschaffen ihr eine dauerhafte Präsenz im öffentlichen Raum. Stephan Scholz analysiert die räumliche Verteilung und zeitlichen Konjunkturen, die gewählten Standorte, Formen, Motive und Inschriften der deutschen Vertriebenendenkmäler. Im Zentrum stehen dabei die beabsichtigten und die tatsächlich realisierten Funktionen im Zusam-menhang von Verlustbewältigung, Integration, Deutschlandpolitik und Geschichtskultur. Aus dem Panorama einer Denkmallandschaft kristallisiert sich die Struktur einer dezentralisierten deutschen Erinnerungskultur heraus, vor deren Hintergrund auch Initiativen für einen zentralen Gedenkort ana-lysiert werden. (Klappentext)

»Vertriebenendenkmäler. Topographie einer deutschen Erinnerungslandschaft«

Das vorliegende Erinnerungsbuch zeigt facettenreich auf, wie die Deutschen in Rumänien nach dem Zweiten Weltkrieg unter Hammer und Sichel gelebt haben. In den 70 Beiträgen der umfassenden Dar-stellung, die sowohl durch ihre große Unmittelbarkeit als auch ihren breiten Informationsgehalt zu fesseln vermögen, kommen unterschiedlichste Gesellschaftsgruppen zu Wort – Menschen, die in der Landwirtschaft bzw. in der Industrie gearbeitet haben, ebenso Handwerker, Lehrer, Ärzte, Forscher, Schriftsteller, Journalisten, Künstler, Geistliche und Funktionäre: Siebenbürger Sachsen, Banater Schwaben, Berglanddeutsche, Sathmarschwaben, Zipser und Bukarester. Erkennbar wird, wie diese Menschen ihre Existenz unter dem Druck der Diktatur zu bewältigen trachteten, welchen Drangsa-lierungen sie ausgesetzt waren (Deportation, Enteignung, Gefängnis, geheimdienstliche Observie-rung), aber auch ihr Willen zur Selbstbehauptung, sei es als Gruppe, sei es als Individuen. Positionen des Einlenkens, aber auch des Widerstands gegenüber dem kommunistischen Regime werden zur Geltung gebracht. Ein besonderes Thema des Buches bilden die ungewöhnlichen Fluchtgeschichten von Personen, die ein hohes Risiko eingingen, um durch illegalen Grenzübertritt dem Herrschaftssys-tem Ceausescus zu entkommen. Bis zur Aussiedlung und zum Versuch, in Deutschland Fuß zu fassen, spannt sich der Bogen der Erinnerungen. (Klappentext)

»Jein, Genossen!«. Rumäniendeutsche erzählen

Stephan Scholz

»Jein, Genossen!«. Rumäniendeutsche erzählen. Vom Zweiten Weltkrieg bis zum Fall des Eisernen Vorhangs. Hrsg. von Hans Fink und Hans Gehl. IKGS Verlag, 2014.

»Euromaidan - Was in der Ukraine auf dem Spiel steht«. Hrsg. von Juri Andruchowytsch. Suhrkamp, 2014.

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26 chronologiE

Mi jeweils 18.00 bis 20.30 UhrProbe der Düsseldorfer Chorgemeinschaft Ostpreußen-Westpreußen-SudetenlandLeitung : Radostina Hristova

Mi 05.08., 02.09.jeweils 15.00 UhrOstdeutsche Stickerei mit Helga Lehmann und Christel KnackstädtRaum 311

Do 06.08., 03.09. jeweils 19.30 UhrOffenes Singenmit Barbara SchochRaum 412

07.07. bis 10.07. Ferienprogramm »Heldensommer«Eichendorff-Saal

Fr, 07.08. | 9.30 bis 17.00 Uhr»Immer bunter. Einwanderungsland Deutschland«Tagesexkursion zum Haus der Geschichte BonnAnmeldeschluss: 04.08.2015

Mo, 17.08. | 19.00 UhrHerbert Hupka zum 100. GeburtstagVortrag von Dr. Guido Hitze Konferenzraum

Mi, 19.08. | 15.00 UhrFilm »Wolfskinder« Eichendorff-Saal

Di, 01.09. | 19.00 Dr. Bernd Fabritius (MbB und Präsident des BdV) im Gespräch Eichendorff-Saal

Mi, 09.09. | 8.45 bis 20.00 Uhr»Von Westfalen nach Westpreußen«Tagesexkursion zum Westpreußischen LandesmuseumAnmeldeschluss: 01.09.2015

Mi, 09.09 | 19.00 Uhr Das Sudetendeutsche Museum: Konzept und Stand der VorbereitungenVortrag von Dr. Elisabeth FendlKonferenzraum

Do, 10.09. | 10.00 Uhr»Abschied und Perspektiven. Wandel in der Ostdeutschen Kulturarbeit«Herbsttagung der Arbeitsgemein-schaft Ostdeutscher Museen, Heimatstuben und Sammlungen NRWVeranstaltungsort:Museum Stadt Königsberg im Kultur- und Stadthistorischen Museum Duisburg, Johannes-Corputius-Platz 1, 47051 Duisburg

Mi, 16.09. | 18.00 bis 18.45 Uhr »Die Verwandlung« von Franz KafkaVortrag von Michael Serrer Konferenzraum Im Anschluss gemeinsamer Besuch der Aufführung von »Die Verwandlung« im Düsseldorfer Schauspielhaus von 19.30 bis ca. 21.30 Uhr

Di, 15.09. | 9.40 bis 18.00 Uhr»Der Weg ins Ungewisse«Tagesexkursion zur Sonderausstellung in Haus Schlesien, KönigswinterAnmeldeschluss: 08.09.2015

Do, 17.09. | 18.00 UhrAusstellungseröffnung»Sophies Entscheidung – der tschechische Weg« Eine Ausstellung in Kooperation mit dem Tschechischen ZentrumFoyer des Eichendorff-Saals

17.09. bis 30.10. Ausstellung»Sophies Entscheidung - der tschechische Weg« Eine Ausstellung in Kooperation mit dem Tschechischen ZentrumFoyer des Eichendorff-Saals

Fr, 18.09. | 19.00 Uhr»Der Pastor bleibt Pastor bis zur Hinrichtung am 9. April 1945«Szenische Lesung in Gedenken an Dietrich BonhoefferEichendorff-Saal

Di, 22.09. | 18.00 bis 18.45 Uhr »Die Comedian Harmonists«Vortrag von Prof. Dr. Winfrid HalderRaum 412 Im Anschluss gemeinsamer Besuch der Aufführung von »Die Comedian Harmonists« im Düsseldorfer Schauspielhaus von 19.30 bis ca. 22.00 Uhr

Mi, 23.09. | 15.00 UhrFilm»Sir Nicky – Held wider Willen«Eichendorff-Saal

Mo, 28.09. | 19.00 UhrAusstellungseröffnung»Volkmar Jaeger – Walter Vogel. Fotografie in Ost- und Westdeutschland der 50er und 60er Jahre«Ausstellungsraum

28.09. bis 11.11.Ausstellung»Volkmar Jaeger – Walter Vogel. Fotografie in Ost- und Westdeutschland der 50er und 60er Jahre«Ausstellungsraum

Mi, 30.09. | 19.00 Uhr»Wem gehört das Haus in Chemnitz?«Buchpräsentation mit Volker DittrichKonferenzraum

Di, 20.10. | 7.00 bis 21.00 Uhr»Politik vor Ort«Tagesexkursion zum Europäischen Parlament nach BrüsselAnmeldeschluss: 20.09.2015

Momentaufnahme in Krakau: Das Goethe-Institut wirbt mit der in ganz Polen berühmeten Sage von Prinzessin Wanda. Der Sage nach wollte Wanda, die Tochter des Krakauer Herzogs Krak, keinen Deutschen heiraten und stürzte sich lieber in die Weichsel. Auf dem Plakat, das für Deutschkurse im Goethe-Institut wirbt, bemerkt ein polnischer Zeitgenosse Wandas lapidar: »Wenn Wanda Deutsch gelernt hätte, gäbe es keine Probleme.«

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Redaktion:Margarete Polok

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Blick auf die Ulica Floriańska, eine der belebtesten Strassen Krakaus. Im Hintergrund die Türme der Marienkirche.

Platz der Republik in Pilsen

In diesem Jahr ist die tschechische Stadt Plzeň/Pilsen europäische Kulturhauptstadt. Die Stadt im Herzen Westböhmens begeistert mit einem historischen Stadtzentrum, zu dem u.a. das Renaissance-Rathaus, die St-Bartholomäus-Kathedrale, prächtige Jugendstilgebäude und die zweitgrößte Synagoge Europas im maurisch-romanischen Stil gehören. Und natürlich ist der Name der Stadt untrennbar mit der Pilsener Biertradition verbunden, seitdem 1842 hier das Pils vom bayerischen Braumeister Josef Groll erfunden wurde.

Die Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus macht Sommerpause

Liebe Leserinnen und Leser,

im Juli bleibt unser Haus in der Bismarckstraße 90 für den öffentlichen Publikumsverkehr geschlossen. In dieser Zeit werden wir diverse Renovierungs- und Wartungsarbeiten durchführen. Ab dem 01. August 2015 ist die Stiftung wieder für Sie geöffnet und unsere Mitarbeiter und Mitarbeiternnen für Sie da.

Die Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus wünscht allen Ihren Gästen, Freunden, Unterstützern und Förderern eine schöne Sommer- und Urlaubszeit.

Foto

: Bal

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