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    InhaltsverzeichnisEinleitung

    Einheitsfhrerlehrgang an der franzsischen Artillerieschule

    Aus der Truppe

    Erster Truppenbungsplatzaufenthalt fr das Artillerieregiment 100 seit Neuaufstellung

    Vorwort des Generals der Artillerietruppe und Kommandeurs der Artillerieschule

    Eine lange ra geht zu Ende: Goldener Flug des Aufklrungssystems Drohne CL 289

    Die Beobachtungsausstattung NYXUSAus dem Mutterhaus

    Das erste Leutnantsbuch fr unsere Offizieranwrter

    Die franzsische Artillerie, BARBARA und WAGRAM

    Arbeitsgemeinschaft Militrhistorik - Festungsbau - Vergeltungswaffen

    Auftaktveranstaltung der Artilleristen der Helmut-Schmidt-Universitt

    Streitkrftegemeinsame Taktische Feueruntersttzung

    Neues vom Freundeskreis unserer Truppengattung

    Neue Kommandeure

    Das Leutnantsbuch

    Redaktionsbeitrge von Firmen, die der Bundeswehr, NATO und EU verbunden sind

    Lachen-Helfen e. V. Privatinitiative deutscher Soldaten zur Hilfe fr Kinder in Kriegs- und Krisengebieten

    Die Zelle Artillerie der UniBw MNCHEN stellt sich vor

    KUSELER Artilleristen im hohen Norden- Ausbildung zum OMLT-Mentor Feldhaubitze D30

    Allgemeine Berichte

    Aus der Redaktion

    Impressum

    Fehlersuchrtsel

    Einsatzprfungen der Artillerietruppe - Nationales Testschieen - Sachstand ADLER

    Ein Streifzug durch die Geschichte der Rakete und der Raketenartillerie, Teil 1

    In eigener Sache

    5

    7

    21

    19

    14

    13

    11

    9

    28

    2624

    22

    Taktik

    Taktik ist wieder in- Artilleristische Entschlussfassungen im System Artillerie -Beihefter

    42

    41

    39

    38

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    33

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    44

    45

    UN-Beobachter bei UNMIS30

    General Dynamics - GDELS-Germany Ein bewhrter Partner der Bundeswehr46

    Thales - Ausbildungs-System fr die Streitkrftegemeinsame Taktische Feueruntersttzung (ASSTF)48

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    Vorwort des Generals der Artillerietruppeund Kommandeurs der Artillerieschule

    das Jahr 2009 ist einmal mehr durch Herausforderungen fr die Schule und unsere Ver-bnde gekennzeichnet. Es wird aber auch von geschichtlichen Jahrestagen geprgt,die vor allem fr uns Deutsche bedeutsam sind; doch dazu spter.Am 18. Mrz fhrte das BeobPzArtBtl 131 letztmalig vor der Auerdienststellung desSystems ein Fliegen mit der Drohne CL289 in Anwesenheit zahlreicher militrischerund ziviler Gste auf dem Truppenbungsplatz BERGEN durch. Mit diesem Flug be-fasst sich einer unserer Beitrge in dieser Ausgabe unserer Truppengattungszeitschrift.Der nahtlose bergang zu den Unbemannten Luftfahrzeugen (ULFz) der Zukunft wirddurch den Bericht ber Schiebungen des Artillerieregiments 100 unter Einbindungdes Kleinfluggerts-Zielortung (KZO) deutlich, das knftig von der Artillerietruppe und

    der Heeresaufklrungstruppe genutzt wird.Die aktuelle Ausgabe unserer ZU GLEICH bietet erneut ein breitgefchertes Themen-spektrum. Dies ist nur durch das Engagement unserer interessierten Leserschaft mg-lich, fr das ich mich an dieser Stelle ausdrcklich bedanken mchte; weiter so.Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass es Artilleristen vor Ort gelungen ist, Trup-pengattungsangehrige an beiden Bundeswehruniversitten in MNCHEN und HAM-BURG zu versammeln, um durch Informationsaustausch und Gesprche die Bindungan unsere Truppengattung zu festigen. Ich wnsche mir, dass unsere Kameradinnenund Kameraden an den Hochschulen unddie Artillerietruppe davon profitieren. Die Untersttzung dieser Initiative durchdie Artillerieschule sage ich gerne zu. Die Herren Kommandeure bitte ich, den interessierten Kameradinnen und Kame-raden wo immer mglich entgegenzukommen und ihre Vorhaben tatkrftig voranzutreiben.Das Leutnantsbuch des Inspekteurs des Heeres wurde noch im Dezember 2008 den Offizieranwrtern berreicht.Zwei Beitrge befassen sich mit diesem Leitfaden fr unseren Offiziernachwuchs. Der Sachstand zur Streitkrftege-meinsamen Taktischen Feueruntersttzung (STF) wird aus der Sicht des Heeresamtes zusammengefasst.

    Unter dem Motto, Taktik ist wieder in, habe ich entschieden, dass in den zuknftigen Ausgaben unserer ZU GLEICHArtilleristische Entschlussfassungen im System Artillerie angeboten werden, um eine einheitliche Grundlagenvermitt-lung sowie eine kontinuierliche Weiterentwicklung der taktischen Kenntnisse und Fhigkeiten zu erreichen.Einmal mehr ist der Gesellschaft fr Artilleriekunde (GfAK) ein interessanter Streifzug durch die Geschichte gelungen,der die Raketenartillerie vom Mittelalter bis heute entwickelt. Weitere interessante Beitrge vervollstndigen die Ausga-be 1/2009 unserer Truppengattungszeitschrift.Dieses Jahr ist aber auch weit jenseits unserer Truppengattung besonders bemerkenswert. Sechzig Jahre ist es her,dass unser Land auf den Trmmern des zweiten Weltkrieges mit dem Inkrafttreten des Grundgesetzes am 23. Mai 1949neu gegrndet wurde. Sichtbarer Ausdruck fr den Weg zurck in die Vlkergemeinschaft war u. a. der Beitritt unseresLandes zum nordatlantischen Verteidigungsbndnis am 6. Mai 1955. In Erinnerung an dieses Ereignis begehen wir ei-nen weiteren sechzigsten Jahrestag - am 4. April 1949 wurde im Zeichen des wachsenden Ost-West-Gegensatzes derNATO-Vertrag von zunchst 12 Staaten unterzeichnet.Der Mauerfall am 9. November 1989 als Vorbote der Deutschen Wiedervereinigung markiert das dritte Jubilum, das wir

    Deutschen in diesem Jahr feiern drfen.Alle drei Ereignisse stehen in Beziehung zueinander und sind besonders geeignet, unserem Fhrernachwuchs, aber auchunseren Wehrpflichtigen im Rahmen der politischen Bildung Geschichte und ihre Zusammenhnge nher zu bringen.Als Mitglied einer starken Verteidigungs- und Wertegemeinschaft hatten auch wir Deutsche Teil an dieser Entwicklungvon Frieden, Freiheit und Wohlstand und durften sowohl das Ende der deutschen Teilung, als auch das Ende des ge-teilten Europas miterleben. Daran denken wir in groer Dankbarkeit, wenn wir in diesem Jahr an den Feierlichkeitenanlsslich der Jahrestage teilnehmen.Ob in der Heimat oder im Einsatz, lassen Sie uns dieses Jahr hin und wieder innehalten und unseren Auftrag vor demHintergrund dieser drei Ereignisse betrachten. Die Bundeswehr, wir Soldaten, haben zu dieser europischen Erfolgs-geschichte beigetragen.Ich beschliee meinen Gru, indem ich auch in diesem Jahr an unsere Kameradinnen und Kameraden erinnere, die aufdem BALKAN, im NAHEN OSTEN oder am HINDUKUSCH ihre Pflicht erfllen und hoffe auf ihre gesunde Heimkehr.

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    Die BeobachtungsausstattungNYXUS

    OStFw Ruppenthal ist Feueruntersttzungsfeldwebel,

    StFw Fuhr ist Beobachtungsfeldwebel in der ZentralenAusbildungseinrichtung der Artillerie (ZAA)

    Im Februar 2008 wurde im Heer die Beobachtungsaus-stattung NYXUS eingefhrt. Ende Juni 2008 waren dannalle zuknftigen 33 Joint Fire Support Teams der Artillerie-truppe mit dieser neuen Beobachtungsausstattung ausge-stattet.

    Nach einer Ausbildung der Ausbilder der Artillerie- und derInfanterietruppe durch den Hersteller, die Firma Jena-Opt-ronik, begann Anfang Mai 2008 die Kaderausbildung der Ar-

    tillerietruppe an der Artillerieschule in IDAR-OBERSTEIN.

    Mit dieser Kaderausbildung wurden in einem einwchigenEinweisungslehrgang Vertreter der Verbnde als Multipli-katoren fr die Ausbildung an den verschiedenen Stand-orten eingewiesen.

    Im Transportfahrzeug fr das Joint Fire Support Team,dem Schtzenpanzer MARDER 1A3, ergnzt das NYXUSdie Beobachtungsausstattung, bei den Joint Fire SupportTeams mit FENNEK, Boden-Boden Fahrzeug, ersetzt dasNYXUS das TZG 90 A1.

    Somit verfgen die Teams im abgesessenen Einsatz oderim Ersatzbetrieb ber ein leichtes, nachtsichtfhiges Ziel-ortungsmittel modernster Bauart.

    Die Beobachtungsausstattung verfgt ber einen modifi-zierten Kreisel MK 11-7, Megenauigkeit 1,3 Strich, einenzivilen GPS-Empfnger, ein Goniometer, einen digitalenMagnetkompass, eine Tagsichtoptik und ein Wrmebild-gert.

    Der Truppfhrer entscheidet lagebezogen ber den Ein-satz des NYXUS mit Stativ (Dreibeinstativ/Tripod oderEinbeinstativ/Monopod) oder im handgehaltenen Betrieb.

    Beim Einsatz mit Tripod erreicht der Trupp mittels inte-griertem GPS-Empfnger und dem Kreiselgert in kurzerZeit hchste Genauigkeit.

    Im handgehaltenen Betrieb oder mit dem Monopod wer-den die Standortkoordinaten ber GPS, die Nordrichtungber den digitalen Magnetkompass, die Verbesserungder Richtungsbestimmung mit einem ASTRO-Verfahren,

    die Richtungsaufnahme miteinem Anschlusspunkt durch-gefhrt.

    Das Team ist bei Tag und

    Nacht in der Lage, inner-halb von 4 Minuten die Be-obachtungsbereitschaft mitsicheren Schiegrundlagenherzustellen.

    Die Tagsichtoptik mit 7- facherVergrerung erleichtert demJoint Fire Support Team dieZielerkennung. Der augensi-chere Laser der Laserklasse1M ermglicht eine Zielko-ordinatenbestimmung miteiner Genauigkeit von +/- 3m bei einer Entfernung bis zu5000m. Der Laser ermglichttheoretisch eine Koordinaten-

    bestimmung bis 40 Kilometer Entfernung.

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    Tripod - Monopod handgehalten

    NYXUS auf Tripod

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    Mit dem integrierten Wrmebildgert neuester Bauart

    kann der Trupp in der Nacht gepanzerte Fahrzeuge bis9000m aufklren, NATO-Standardziele bis 4000m erken-nen, bis 2200m identifizieren. Einzelne Personen werdenauf 2000m erkannt und auf 1000m identifiziert.

    Neu fr das Joint Fire Support Team ist auch, dass spe-ziell bei Tag das Bild der Tagsichtoptik und das Bild desWrmebildgertes bereinandergelegt/berlagert werdenknnen, um deutlich bessere Aufklrungsmglichkeiten zu

    gewhrleisten.Auch im abgesessenen Einsatz ist der Trupp mit NYXUSin das System Artillerie eingebunden und jederzeit in derLage, Meldungen verschiedenster Art (z.B. Ziel- und La-gemeldungen) ber Datenfunk an das Joint Fire SupportCoordination Team abzusetzen bzw. von diesem zu emp-

    fangen. Hierzu wird der MRT 86 (militarisierter Rechner,tragbar) mit einem Schnittstellenkabel an das NYXUS an-geschlossen.

    Weitere Optionen bzw. Neuerungen am Gert im Vergleichzum TZG 90 A1 sind:

    Anschlusspunkt sowie Bezugspunktverwaltung,

    Errechnen des mittleren Treffpunktes,

    Berechnen eines Flchenzieles,

    Anzeige der Koordinatenunterschiede beiMehrfachechos.

    Alle Artillerieverbnde sind mit NYXUS ausgestattet. ZurZeit werden Einweisungen fr Forward Air Controller(FAC) durchgefhrt. Diese benutzen das Gert bereits inAFGHANISTAN.

    Die Artillerietruppe hat mit der BeobachtungsausstattungNYXUS fr die Zukunft ein leichtes, modernes, schnelleinsetzbares und nachtsichtfhiges System erhalten.

    Handgehaltener Einsatz

    Tag-Nacht-BeobachtungInstrumente fr Nachrichtengewinnung und Aufklrung

    o"EOBACHTUNGUND3TANDORTBESTIMMUNGBEI4AGUND.ACHT

    o%XAKTE:IELPOSITIONSDATENERFASSUNG

    oBERTRAGUNGVON"ILDERNUND-ESSDATEN

    $IE"EOBACHTUNGSPLATTFORM.9853DIENTDER"EOBACHTUNGBEI4AGUND.ACHTSOWIEDER:IELKOORDINATEN

    BESTIMMUNG$ASTRAGBAREUNDKOMPAKTE'ERTVERFGTBER.ACHTSICHTFHIGKEITDURCHEININTEGRIERTES

    7RMEBILDGERT$URCH+OMPONENTENZUR"ESTIMMUNGDER.ORDRICHTUNGDEREIGENEN0OSITIONDES!ZI

    MUTWINKELSDES(HENWINKELSSOWIEDER%NTFERNUNGLASSENSICHHOCHGENAUDIE3TANDORTKOORDINATENEINES

    /BJEKTESERMITTELNUNDALS:IELMELDUNGSENDENBZWSPEICHERN

    *%./04)+ 6ERTEIDIGUNG:IVILE3YSTEME*ENA/PTRONIK'MB(0RSSINGSTRAE*ENA'ERMANYWWWJENAOPTRONIKDE

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    Das erste Leutnantsbuchfr unsere Offizieranwrter

    Hauptmann Diplom Pdagoge Marc Frormann ist S3Offz

    im Offizieranwrterbataillon IDAR-OBERSTEIN

    KLTE. Mit diesem Wort beginnt das neu herausgegebeneLeutnantsbuch und zieht die Leser sofort in seinen Bann.Am 11. Dezember 2008, im Barbarasaal an der Artillerie-schule, genau einen Tag vor Abschluss des Offizieran-wrterlehrgangs, war von dieser Klte nichts zu spren.Der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Hans-OttoBudde, besuchte erneut das OffizieranwrterbataillonIDAR-OBERSTEIN. Der Anlass seines zweiten Besuchsinnerhalb nur eines Monats war die bergabe des erstenLeutnantsbuches des Heeres an die Offizieranwrter des

    78. Offizieranwrterjahrgangs.Trotz eines vollen Terminkalenders lie es sich Gene-ralleutnant Budde nicht nehmen, persnlich nach IDAR-OBERSTEIN zu kommen, um zu seinen Offizieranwr-tern zu sprechen und ihnen das Leutnantsbuch in einementsprechenden Rahmen zu berreichen.

    Der Inspekteur, er kam direkt aus HAMMELBURG, wo eram Vormittag bereits den Offizieranwrtern des dortigenOffizieranwrterbataillons die Leutnantsbcher berreichthatte, betrat den Saal. Nach der Meldung durch den Ba-taillonskommandeur, Oberstleutnant Rdiger Beiser, folgteeine kurze Ansprache durch den Inspekteur.

    Hierbei verdeutlichte Generalleutnant Budde den anwe-senden Offizieranwrtern des 78. Offizieranwrterjahr-gangs sehr berzeugend, wie sehr ihm das Leutnants-buch als Orientierungshilfe fr die zuknftigen Offizieredes Heeres am Herzen liegt.

    Zum Abschluss des ersten wichtigen, aber auch schwerenWeges zum Leutnant soll den Offizieranwrtern mitdem Leutnantsbuch ein Leitfaden an die Hand gegebenwerden, der nicht nur praktische Tipps fr den tglichen

    Dienst gibt, sondern ihnen auch die ethischen Grundla-gen des Offizierberufs vermittelt. Er hob insbesondere dieKardinaltugenden Tapferkeit, Gerechtigkeit, Klugheit undMigung als das grundlegende Wertegerst fr einen Of-fizier des Heeres hervor. Diese knnten jedoch nicht allei-ne stehen, sondern mssten auf einer soliden Grundlageaus Toleranz und Kameradschaft basieren.

    Die Vermittlung dieser Werte sei aber nicht der alleinigeSinn und Zweck des Leutnantsbuches. Zustzlich diene es

    den jungen Offizieranwrtern des 78. Offizieranwrterjahr-gangs als gemeinschaftsstiftendes und verbindendes Ele-ment weit ber die gemeinsame Ausbildungszeit hinaus.

    Dann war es endlich soweit, die Leutnantsbcher an dieOffizieranwrter auszugeben. Dabei ging alles militrischzgig aber auch sehr herzlich vonstatten. An fnf weiterenAusgabestellen wurde der Inspekteur beim berreichender Leutnantsbcher tatkrftig untersttzt.

    Durch den General der Artillerietruppe und Kommandeurder Artillerieschule, Brigadegeneral Heribert Hupka, denLeiter Bereich Lehre und Ausbildung, Oberst Ulrich Ernst,den Bataillonskommandeur des OffizieranwrterbataillonsIDAR-OBERSTEIN, sowie die Kompaniechefs der beidenAusbildungskompanien, Hauptmann Sascha Hezingerund Hauptmann Lior Levi, wurden zahlreiche Hnde ge-schttelt und ebenso viele Leutnantsbcher berreicht.

    Herr General, 266 Leutnantsbcher ausgegeben! mel-dete dann nach einer halben Stunde der Bataillonskom-mandeur dem Inspekteur.

    Die Offizieranwrter hatten es somit fast geschafft undwaren dem ersehnten Lehrgangsende wieder ein ganzesStck nhergekommen.

    Generalleutnant Budde spricht zum 78. OAJ

    Generalleutnant Budde berreicht das Leutnantsbuch

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    Das knapp 400 Seiten starke Werk, stilvoll in grnem Ledereingebunden, trgt neben dem Eisernen Kreuz als traditi-onsreiches Erkennungszeichen der Bundeswehr auch dieBezeichnung des aktuellen Offizieranwrterjahrgangs.

    Zustzlich beinhaltet es eine kurze Vita des Namenspat-rons des Jahrgangs. Im Fall des 78. Offizieranwrterjahr-gangs ist dies Generalleutnant Friedrich Olbricht, der fr

    Das Leutnantsbuch

    seine fhrende Rolle whrend der Operation Walkrenoch in der Nacht des 20. Juli 1944 zusammen mit Stauf-fenberg und anderen im Hof des Bendlerblocks erschos-sen wurde.

    Die im Buch abgedruckten Beitrge sind in eine Rahmen-

    handlung eingebunden. Der Offizieranwrter Frank berich-tet hierbei von den Erfahrungen mit einem seiner Vorge-setzten. Die behandelten Themen reichen von Berichtenber Gefechtsdienst und Ausbildung, die den Offizieran-wrtern aus eigener Erfahrung bekannt und daher beson-ders gut nachvollziehbar sind, bis hin zu Erfahrungen ausden Einsatzlndern.

    Alle Beitrge waren im zurckliegenden Jahr von Offizie-ren und Unteroffizieren des Heeres erstellt und in der Erst-ausgabe des Buches fr den 78. Offizieranwrterjahrgangabgedruckt worden.

    Somit ist das Leutnantsbuch ein greifbares Produkt derBeitrge von Offizieren und Unteroffizieren des Heereszur Ausbildung und Erziehung des zuknftigen Fhrer-nachwuchses. Es ist vorgesehen, das Leutnantsbuch frjeden neuen Offizieranwrterjahrgang fortzuschreiben.

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    Die franzsische Artillerie,BARBARA und WAGRAM

    Oberstleutnant Klaus Frey ist Verbindungsstabsoffizier im

    Heeresverbindungsstab Frankreich 3 an derfranzsischen Artillerieschule in DRAGUIGNAN

    Die heilige BARBARA wird, wie in der deutschen und in

    der Mehrzahl der europischen Artillerien, so auch in derfranzsischen Artillerie als Schutzheilige verehrt. Ihr Tagim Jahreskalender, der 4. Dezember, ist ein besondererTag. Dennoch ist dies nicht der wichtigste Tag im Kalenderder franzsischen Artillerie. Seit 1996 ist es der 6. Juli, andem sich die Truppengattung stolz und selbstbewusst pr-sentiert. Der Einfhrung des 6. Juli als offiziellen Festtagder Artillerie lagen folgende berlegungen zu Grunde:Alle franzsischen Truppengattungen haben ihren Jah-

    restag, an dem sie ihre Besonderheit feiern und sich ihreeigene Bedeutung und ihren Wert gegenber den ande-ren Truppengattungen bewusst machen. In den hhergeschtzten Truppengattungen, wie Infanterie, Panzer,Fallschirmjger etc., handelt es sich bei diesen Tagenum Jahrestage von Schlachten, in denen diese Truppen-gattung Besonderes leistete. blicherweise handelt essich dabei um eine Schlacht, die verloren ging, wobei dieteilnehmenden Soldaten sich besonders mutig opferten.Im kriegerischen Selbstverstndnis der franzsischenKampf- und Kampfuntersttzungstruppen trug die Barba-rafeier der Artillerie in diesem Kontext nicht wirklich zur

    Hebung des Ansehens derselben bei.

    Zu Beginn der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts sann

    man auf Abhilfe, ohne aber den negativen Ansatz der an-deren Truppengattungen wiederholen zu wollen. Bei derSuche nach einem geeigneten Anlass stie man auf vieleSchlachten, in denen die franzsische Artillerie entschei-denden Anteil hatte. Eine Schlacht ragte jedoch heraus,sie war zudem mit dem Namen des bekanntesten fran-zsischen Artilleristen verbunden. Die Schlacht bei WA-GRAM jhrt sich in diesem Jahr zum 200. Mal, aus die-sem Anlass wird sie im Folgenden kurz skizziert.

    Im Frhjahr 1809 verfolgte NAPOLEON die sterrei-chischen Armeen entlang der Donau auf WIEN zu, dassich im Mai 1809 kampflos ergab. Das sterreichischeHeer hatte alle Brcken ber die Donau zerstrt und da-mit den Franzosen die Verfolgung erschwert. Der franz-sische General BERTRAND beschloss daher, bei KAI-SER EBERSDORF ber die Donauinsel LOBAU einePontonbrcke zum anderen Ufer errichten zu lassen.Whrend die entsprechenden Vorbereitungen liefen, ver-einigten sich zwei sterreichische Heere auf der anderenDonauseite, so dass den 82 000 Franzosen 115 000 s-terreicher gegenber standen.

    Die franzsischen Aufklrer fanden dafr allerdings keine

    Anhaltspunkte und gingen davon aus, dass lediglich 8000sterreicher am anderen Ufer warten wrden. Als dieFranzosen daran gingen, die Donau zu berqueren, tratdas Heer ERZHERZOG KARLs an, um sie in die Donauzurckzudrngen. Am 21. Mai berschritten die Franzosendie Donau und nahmen die Stdtchen ASPERN und ESS-LING, die jedoch nicht befestigt wurden, und stieen vonbeiden Ortschaften aus weiter vor. In der Nacht zum 21.Mai hatten jedoch Regenflle die Donau anschwellen las-sen und Treibgut gegen die Pontonbrcke geschwemmt,die gegen Mittag so schwer beschdigt war, dass keineTruppen mehr ber den Fluss gelangen konnten. Nun gin-gen die sterreicher zum Gegenangriff ber und nur unter

    schweren Verlusten gelang es den Franzosen, sich zu be-haupten, bis NAPOLEON den Rckzug auf die Insel LO-BAU befahl. Der sterreichische Sieg brachte aber keine

    Vernderung der militrischen Situation mit sich.

    Nach dieser Schlacht verstrkte NAPOLEON sei-ne Truppen und massierte sie ostwrts von WIENund auf der Insel LOBAU, die er zu deren Schutzverstrken lie und mit mehr als 120 Geschtzenversah. In der Nacht vom 4. auf den 5. Juli ber-querten erste Einheiten seiner insgesamt 178000 Soldaten starken Armee auf Booten die Do-nau und drngten die berraschten sterreicherzurck. Unter dem Schutz der Artillerie auf LO-

    BAU errichteten die Pioniere schnell insgesamt10 Pontonbrcken, woraufhin die franzsischenRegimenter ber den Fluss strmten und bis Mit-tag eine halbkreisfrmige nach Norden gerichtete

    Napoleon in der Schlacht von WAGRAM

    Horace Emile Jean Vernet

    Anmarsch auf WIEN

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    Schlachtaufstellung einnahmen, deren Zentrum bei WA-GRAM lag. Einen erfolgreichen Angriff gegen die linkeFlanke sterreichs nutzte Napoleon nicht aus, sondernzog es vor, sich am Abend und ber Nacht weiter zu ver-strken und erst am nchsten Tag anzugreifen.

    Am 6. Juli suchte Napoleon die Entscheidung. Er verfgtemittlerweile ber seine gesamten Krfte auf dem anderen(linken) Flussufer und besa ausgezeichnete Informati-onen ber die Aufstellung der 130 000 gegnerischen Sol-daten. Die Schlacht begann auf beiden Flgeln gleichzeitig(1) und band dort immer mehr gegnerische Krfte, womitschlielich die beabsichtigte Wirkung, das sterreichischeZentrum zu schwchen, erreicht wurde. Eine groe Ka-vallerieattacke der sterreicher auf NAPOLEONS linkenFlgel, mit dem Ziel, die Brcken zu nehmen und so diefranzsischen Rckzugsmglichkeit zu unterbrechen,konnte er abwehren. Gegen Mittag beschloss er, seinenHauptangriff auf das gegnerische Zentrum zunchst miteiner erheblichen Artilleriekonzentration unter GeneralLAURISTON vorzubereiten (2).

    Die beiden Gardeartillerieregimenter unter den Obers-ten DROUOT und dABOVILLE wurden zuerst einge-setzt. Die Ankunft der 24 Geschtze des VII. Korps und

    der 16 Geschtze der Italienarmee vervollstndigten dieArtillerie, deren Stellungen DROUOT nochmals verbes-sern lie. Insgesamt waren nun 100 Artilleriegeschtzeauf eine Front von 1400m in Stellung. Sehr schnell zeigtedas geballte Artilleriefeuer aus den hervorragenden GRI-BEAUVAL-Geschtzen Wirkung bei den sterreichischenSoldaten und erlaubte es NAPOLEON nunmehr, seinenHauptangriff zu befehlen.

    Mit Hilfe der Untersttzung dieser groen Batterie undder fr damalige Verhltnisse ungekannten Konzentrationdes Feuers gelang es der franzsischen Infanterie unterMAC DONALD gegen 14.30 Uhr die gegnerischen Linien

    zu durchbrechen (3). In Gefahr, in zwei Teile gespalten zuwerden, und auf ihre beiden Flgel zurckgeworfen, zogsich die sterreichische Armee zurck. Die Artillerie mach-te Stellungswechsel und nahm an der Verfolgung Teil. AmAbend des 6. Juli war die sterreichische Armee mit noch80 000 Mann in vollem Rckzug begriffen. Mit insgesamt320 000 beteiligten Kmpfern hatte NAPOLEON die gr-te Schlacht gewonnen, die bis dahin jemals in Europa ge-schlagen worden war. Der Preis, fast 70 000 Verluste zuetwa gleichen Teilen, war hoch. In Folge dieser Schlachtersuchte ERZHERZOG KARL um Waffenstillstand, deram 11. Juli geschlossen wurde. Am 14. Oktober folgte derFriedensschluss in WIEN.

    Bei WAGRAM verschoss die franzsische Artillerie knapp100 000 Geschosse, wofr etwa 12 Tonnen Pulver ntig wa-ren. Sie war die Waffe, die sowohl den Aufmarsch der Krftezur Schlacht entscheidend deckte, wie auch berhaupt erstdie Voraussetzungen fr einen mglichen Angriff auf dasfeindliche Zentrum schuf. Ohne Artillerie und vor allemohne ihren konzentrierten Einsatz an der entscheidendenStelle - wre die Schlacht von WAGRAM voraussichtlichnicht zugunsten Napoleons ausgegangen. Der Frieden, zudem der Sieg bei WAGRAM sterreich zwang, htte dannzumindest noch eine weitere Schlacht erfordert.

    Quellen:Franzsisches Artilleriemuseum in DRAGUIGNANDie Napoleonischen Kriege von Joachim Hack, Brandenbur-gisches Verlagshaus 2008118. promotion CSEM, mmoire de tactique gnrale

    Aufmarsch und Schlacht bei WAGRAM

    12

    Die groe Batterie

    Artillerie der Italienarmee16 Geschtze

    Artilleriereserve12 Geschtze

    Artillerie der Gardekavallerie

    24 GeschtzeArtillerie der jungen Garde12 Geschtze

    Artillerie der alten Garde12 Geschtze

    Artillerie des VII. Korps24 Geschtze

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    Arbeitsgemeinschaft Militrhistorik -Festungsbau - Vergeltungswaffen

    Die oben genannte Arbeitsgemeinschaft wurde im Jahre 2006 in Idar-Oberstein ins Leben gerufen.Zur Zeit sind 14 Personen aktiv in der Arbeitsgemeinschaft ttig.

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    PPT Vortrag, etwa 70 Minuten,danach Fahrt in den Bereich OTZENHAUSEN - EISEN - ACHTELSBACH

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    [Beide Bunker befinden sich in privatem Besitz.]

    bergang General Pattons ber die Mosel im Mrz 1945 bei MHLHEIM Einsatz der Vergeltungswaffe V 1 im Hunsrck Einsatz der Vergeltungswaffe V 2 im Bereich Hunsrck, speziell der Feuerstellungsraum WIRSCHWEILER

    der AA 836 z.b.V

    Einsatz der Vergeltungswaffe V 3 im Bereich LAMPARDEN Fhrungen durch die Gesellschaft fr Artilleriekunde an der Artillerieschule Fhrungen durch das Artilleriemuseum der Artillerieschule

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    ZU GLEICH 1 / 2009

    Raketeneinsatz zur Belagerung

    Ein Streifzug durch die Geschichte derRakete und der Raketenartillerie Teil 1

    Die Gesellschaft fr Artilleriekunde e.V.

    Oberst a.D. Hans Homann ist Mitglied der GfAKVon den Anfngen biszum Ende des 18. Jahr-hundertsDer Ursprung der Rake-te liegt im Dunkel der Ge-schichte. 3000 v. Chr. sa-genhaftes erstes Auftretender Feuerwerksrakete beiden Chinesen und gyp-tern. Seris kann man aberwohl nur die berlieferung

    durch missionierende Jesu-iten nennen, nach der denChinesen im Jahre 969 n.Chr. eine Mischung bekannt

    gewesen sei, die einen Pfeil entzndete und weitertrieb.Bereits 845 n. Chr. erwhnte Marcus Graecus in seinenSchriften erstmals Raketen. Im 10. - 12. Jahrhundert ka-men erste Vorlufer der modernen Raketen in CHINA undINDIEN zum Kriegseinsatz: mit Brandstzen (Salpeter-Schwefel-Leinl) versehene pfeilartige Geschosse, derenPulvertreibsatz (Salpeter-Schwefel-Kohle) sich in einer amSchaft angebrachten Hlse, hufig aus Bambus, befand.Bei der Verteidigung von KAI-FUNG-FU (spter PEKING)

    1232 verwendeten die Chinesen Brandpfeile gegen die an-greifenden Mongolen.

    Ein Jahr spter in der Schlacht von KEI-TEH setzten dieChinesen bereits Abschussgestelle ein, von denen 20 -

    200 Raketen gleichzeitig abgefeuert werden konnten: ers-te Vorlufer unserer Mehrfach-Raketenwerfer, wenn manso will! Reichweite: 400 Schritt!

    Es liegt die Vermutung nahe, dass die Raketen etwa im13. Jahrhundert auf zwei Wegen nach Europa kamen:Zum einen mit den Reiterhorden der Mongolen 1241. Die-se untersttzten ihren Angriff auf das Heer Herzog Hein-richs von SCHLESIEN in der Schlacht um LIEGNITZ mitBrandraketen, sog. feuerspeienden Drachen, die nichtnur die Pferde in Heinrichs Heer erschreckten, sondernauch seine Ritter verwirrten.

    Zum anderen kamen die Raketen ber den arabischenRaum. Bei der Belagerung von DAMIETTE (ARABIEN)1249 wurden Raketen mit Brandkugeln eingesetzt. 1285schrieb der arabische Kriegsminister Hassan al Rammahber die Rakete in seinem Buch Pfeil von China und gabfr das Pulver ein Mischungsverhltnis von 10 Teilen Sal-peter, 1 Teilen Schwefel und 3 Teilen Holzkohle an.

    Ende des 13. Jahrhun-derts scheint die Raketeals Kriegswaffe in EURO-PA angekommen zu sein.1288 brachte Jayme I.,Knig von ARAGON, ge-gen die Stadt VALENCIARaketen zum Einsatz, unddie Paduaner sollen 1370MESTRE mit Raketen be-schossen haben. Damit istdie Rakete gegenber derKanone die ltere Feuer-waffe der Artillerie auch inEUROPA.

    Im 15. Jahrhundert regten Kriegschriftsteller wie KonradKayser von Eichstett u. a. den kriegsmssigen Einsatz von

    Raketen an. 1405 beschrieb Kayser von Eichstett eineStabrakete. Sein Mischungsverhltnis fr das Pulver: 32Unzen Salpeter, 3 Unzen Schwefel und 5 Unzen Linden-oder Weidenholzkohle. Kayserraketen werden auch in

    Chinesischer Krieger ver-schiet Raketenpfeile auseinem Korb (ca. 13.Jhdrt)

    Chinesische Startvorrichtung fr Raketenfeuerpfeile

    Brandrakete (feuerspeiender Drache)

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    GMLRS SMArt

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    ZU GLEICH 1 / 2009

    einem Rstbuch der Stadt FRANKFURT a. Main erwhnt.1421 bekmpften die Belagerer von SAATZ (TSCHECHEI)die sich hartnckig verteidigenden Hussiten mit Brandra-keten. Im 15. Jahrhundert verfgten Frankreichs Knigeber ein Raketenwerfercorps und setzten Raketen 1428bei ORLEANS, 1432 bei der Beschieung von BOR-

    DEAUX und 1436 bei CHARENCY ein.

    Im 16. und 17. Jahrhundert befassten sich viele europ-ische Staaten in Theorie und Praxis mit den Raketen.1529 - 54 arbeitete Conrad Haas, Chef des kaiserlichenArsenals in HERMANNSTADT an mehrstufigen Raketen

    und berichtete dar-ber.

    1590 schrieb Jo-hann Schmidlap inNRNBERG einBuch mit dem Ti-tel Knstliche undrech tscha f fendeFeuerwerk. Derpolnische General-feldzeugmeister-Leutnant CasimirSiemienowicz be-schreibt in seinem

    Buch Artis ma-gnae Artilleriaedie Anfertigungvon 100-pfn-digen Raketen.

    Das um 1680erschienene Ge-neral von Weiler-Artilleriebuch ent-hlt Berichte berR a k e t e n k o n s -truktionen. 1686verwandten dieBrandenburgerbei der Belage-rung von OFEN 1-pfndige Pfeilraketen. Isaac Newtonverffentlichte 1687 das Gesetz von Aktion und Reakti-on. 1688 fhrten die Brandenburger in BERLIN Versuchemit 50- und 120-pfndigen Raketen mit aufgesetzten 16-pfndigen Bomben durch. Auch die Bayern waren mit demOberstckhauptmann Stefan Koch dabei und fhrten anihrer Artillerieschule Raketenversuche durch.

    Durch die Verbesserung der Geschtze und deren Treff-genauigkeit Ende des 17. Jahrhunderts traten die Rake-ten als Waffe in EUROPA in den Hintergrund und kamenin den Kriegen kaum noch zum Einsatz, und wenn doch,dann als Signalraketen. An den Hfen des Adels und beideren Festen spielten Feuerwerksraketen jedoch eine zu-nehmende Rolle.

    Anders verlief die Entwicklung in INDIEN. Im 18. Jahr-

    hundert trat die Rakete bei den Gefechten dort immerhufiger in Erscheinung, und zwar besonders gegen dieBriten. 1766 stellte der indische Frst Haidar Ali ein Ra-ketenkorps von 1200 Mann zum Kampf gegen die Briten

    auf, und Frst Tipu Sahib rstete 1782 ein Raketenkorpsvon 5000 Mann mit Stabraketen aus. Mitte der 80-er Jah-re des 18. Jahrhunderts setzten die Inder in ihrem Kampfgegen die britischen Truppen vermehrt Brandraketen ein.Bei der 1. Verteidigung von SERINGAPATAM sollen die

    Inder die angreifenden Briten mit 100 000 Raketenberschttet haben.

    Letzten Endes hat es ihnen aber nichts genutzt,die Briten nahmen die Stadt dennoch ein. Bei die-sen Kmpfen in INDIEN hatte der britische Oberst

    Congreve die Raketen kennen gelernt und sichspter nher mit ihnen befasst.

    19. JahrhundertZu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Diskus-sion ber die Kriegsraketen erneut entfacht, nichtzuletzt durch die Erfahrungen der Briten in INDIENund hier besonders durch den Oberst Sir WilliamCongreve. Im Grunde lieen sich 3 Raketensyste-me unterscheiden, und zwar die beiden vom Briten

    Raketendarstellungen aus derHandschrift Siemienowicz

    Raketendarstellung des Conrad Haas GroeArtil leriekunst

    Indisches Raketengeschtz

    Raketenabschussgestell

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    Congreve, zunchst einer Seitenstabrakete (1804), sptereiner Achsenstabrakete (1820) und das vom AmerikanerHale, einer Rotationsrakete (1846). Weitere Unterschiedeaufzuzeigen, wrde den Rahmen dieses Streifzugessprengen.

    1804 hatten die von Oberst Congreve konstruierten Rake-ten folgende Abmessungen und Leistungen:

    Kaliber: 5, 8, 12 cm,Gewicht: 12, 24, 32, 48 Pfund,Schussweite: 2000, 2500, 2800 m.

    Nach ENGLAND fhrten Anfang des Jahrhunderts auchviele andere europische Staaten Kriegsraketen in ihre

    Armeen ein: u. a. FRANKREICH, RUSSLAND, S-

    TERREICH und DNEMARK. Bei den deutschen Staa-ten sind PREUSSEN, BAYERN, HANNOVER, BADEN,WRRTEMBERG, SACHSEN und SCHLESWIG-HOL-STEIN zu nennen. Und die Raketen kamen tatschlichauch zum Einsatz. Die Briten beschossen 1806 BOU-LOGNE von Kanonenbooten aus mit 200 Raketen, 1807schossen sie KOPENHAGEN und die dnische Flotte mit40.000 Raketen in Brand um zu verhindern, dass Napo-leon diese Schiffe fr eine Invasion gegen die britischenInseln nutzen konnte. Auch in den Befreiungskriegen zwi-schen 1809 und 1815 untersttzten die Briten, Preuen,Franzosen u. a. immer wieder die Kmpfe gegen ihreFeinde mit Raketen, so in SPANIEN und WATERLOO, umnur einige zu nennen.

    Seitenstabrakete Rotationsrakete Achsenstabrakete

    Der dnische Kapitn Schumacher, der 1807 Augenzeugeder Beschieung von KOPENHAGEN mit Brandraketengewesen war und Blindgnger untersucht hatte, konstru-ierte ab 1809 auf der Grundlage dieser CongreveschenRaketen als erster Kriegsraketen mit Granaten und Kar-ttschen als Gefechtskpfe zum Feldeinsatz.

    1812 erfolgte die Grndung eines preuischen und einessterreichischen Raketenkorps. 1823 erhielt General SirWilliam Congreve das Patent ber Kriegsraketen und ver-ffentlichte sein groes Werk ber Kriegsraketen. WennRUSSLAND um 1830 im russ.-trk. und russ.-poln. Kriegnoch gute Erfahrungen mit dem Einsatz von Raketen ge-macht hatte, so waren seine Erfolge mit dieser Waffe imKrimkrieg 1854/56 bei der Verteidigung von SEWASTO-POL hingegen unbefriedigend. Im Zuge der Weiterent-wicklung der Kriegsraketen hatten inzwischen bis Mitteder 60-er des Jahrhunderts alle Armeen das Raketensys-

    tem des Amerikaners Hale eingefhrt, weil diese Rotati-onsrakete weniger als die Stabrakete durch die uerenBesonderen und Wettereinflsse beeintrchtigt wurde undbessere Schiessergebnisse erzielte als die anderen.

    In der 2. Hlfte des Jahrhunderts kamen Kriegsraketen inMitteleuropa immer weniger zum Einsatz. Grund dafr warwohl die Entwicklung und Einfhrung der Geschtze mitgezogenen Rohren in PREUSSEN, die der preuischenArmee 1866 bei KNIGGRTZ den Sieg ber die ster-reichische brachte. Danach wurden Geschtze mit gezo-genen Rohren, die allen anderen Artilleriewaffen der da-maligen Zeit an Treffgenauigkeit und Reichweite deutlichberlegen waren, auch bei den brigen europischen Ar-meen eingefhrt. STERREICH lste noch 1866 sein Ra-ketenkorps auf, PREUSSEN folgte 1872 mit der Auflsungseines Raketen-Studienbros und seines Raketenkorps.Zuletzt wurden Raketen fast nur noch in den Kolonien ein-gesetzt, insbesondere durch die Briten: z. B. in TRANS-VAAL (1881) und in OSTAFRIKA (1895).

    In der nchsten Ausgabe unserer ZU GLEICH wollen wir

    das Thema fortsetzen und uns eingehend mit der Entwick-lung der Raketenwaffen im 20. Jahrhundert befassen.

    unten: gegen Kopenhagen eingesetzte Congreve-Brandraketenoben: Granatrakete von Schumacher

    Raketenabschussgestell mit Rakete

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    ZU GLEICH 1 / 2009

    Einsatzprfungen der ArtillerietruppeNationales Testschieen

    Sachstand ADLER

    Einsatzprfungen

    LENKRAKETE/UNITARYIm September 2009 findet unter Leitung des Generals derArtillerietruppe der taktische Anteil der Einsatzprfungfr die gelenkte Artillerierakete (Guided Multiple LaunchRocket System/ GMLRS UNITARY) statt. Bei der Ein-satzprfung werden auf der White Sands Missile Range(WSMR), NEW MEXIKO, USA, insgesamt 12 Raketenauf verschiedene Entfernungen gegen besondere Ziels-zenare verschossen. Zweck der Einsatzprfung ist es,die Verschiebarkeit aus dem Raketenwerfer MARS unddie Wirksamkeit der Rakete gegen weiche, halbharte undInfrastrukturziele nachzuweisen. Vorraussetzung fr denVerschuss der UNITARY-Lenkrakete ist die Funktionsf-higkeit der Special Applications Unitary (SPAP UNITARY)als Bestandteil des European Fire Control System (EFCS/(MARS II), welche im ersten Teil der Einsatzprfung nach-gewiesen werden wird. Die ersten 4 EFCS - Werfer werden2010 bereitstehen, ab 2012 wird EFCS flchendeckend indie Werfer der Truppe eingerstet. Bei der Einsatzpr-fung werden die Raketen auf Zielentfernungen zwischen

    16,9km (krzeste Schussentfernung) und 84km (weites-te Schussentfernung) eingesetzt. Die Zielszenare stellentypische UNITARY - Ziele dar. Als Beispiel hierzu wirdeine Rakete auf eine Entfernung von 37km gegen eineTankstrae fr Schtzenpanzer eingesetzt. In weiterenVersuchen werden Penetrationsfhigkeit und Wirkunggegen Feldbefestigungen sowie Przision bei Inertialflug,wie z.B. bei GPS Ausfall, getestet. Die Auswertung allerVersuche dient als Basis fr die Munitionsbedarfsanalyse(MBA) im FWES ADLER.

    FENNEK JFSTIm Rahmen der integrierten Nachweisfhrung fr das zu-knftige Radbewegliche Beobachtungsfahrzeug Joint FireSupport Team (JFST FENNEK) hat das Heeresamt dieEinsatzprfung (taktischer Anteil) unter Federfhrung derArtillerieschule angeordnet.Im Zeitraum 22.04.-09.06.2009prft ein bereichsbergreifend zusammengestelltes Teamder Artillerieschule, untersttzt durch Infanterieschule undLuftwaffe, unter mglichst einsatznahen Bedingungen, obdie Fahrzeuge der JFST folgende Funktionen erfllen:

    1. Funktions- und Fhrungsfahrzeug fr die Artilleriebeob-achter (AB), Vorgeschobene Beobachter Mrser(VBMrs) und Forward Air Controler (FAC)/Tactical AirControl Party (TACP);

    2. Beobachtungs- und Zielaufklrungsfahrzeug fr denEinsatz bei Tag und Nacht sowie unter nahezu allenWitterungsbedingungen;

    3. Trgerplattform fr die Kommunikationsmittel zumstrsicheren und/oder verschlsselten Daten- undSprechfunk;

    4. Transportfahrzeug von Zusatzausstattungen fr denabgesessenen Einsatz und Zielbeleuchtung;

    5. Fhigkeit zur Durchfhrung von berwachungs-,Sicherungs-, Kontroll- und Dokumentationsaufgaben.

    Zur Durchfhrung der Einsatzprfung stellt das BWB einBoden/Boden-Fahrzeug (AB/VB-Mrs) und ein Luft/Bo-den-Fahrzeug (FAC) jeweils als Nachweisexemplar bereit.In ca. 60 Einzelversuchen wird die Eignung der Fahrzeugefr ihren Einsatzzweck untersucht. Ob die ersten 10 JFSTFENNEK (5 Teams) wie geplant in 2009/10 an die Artil-lerietruppe ausgeliefert werden, hngt mageblich vomErgebnis dieser Einsatzprfung ab.

    Seit Januar 2009 findet bei der WTD 91 in MEPPEN einTestschieen zum Vergleich der durch die Nutzung un-terschiedlicher Wetterinformationsquellen verursachtenAblagen statt.

    Ziel ist die Erlangung von Entscheidungskriterien zum al-ternativen Gebrauch von Modelldaten oder herkmmlichenMessdaten. Dabei werden unterschiedliche Schussweitenund Gipfelhhenbereiche betrachtet.

    Die grundstzlich Eignung von Prognosedaten aus Wetter-vorhersagesagemodellen der meteorologischen Zentren

    fr ballistische Zwecke wurde bei NATO-Testschieen inDNEMARK (2003) und der TRKEI (2006) bereits nach-gewiesen. Fr die Nutzung dieser Modelldaten steht alsKernsoftware der NATO Armaments Meteorological Ker-

    nel (Ausbaustube 1 im Nov. 2008 freigegeben) zur Ver-fgung. Weitere Realisierungsschritte liegen in nationalerZustndigkeit.

    In Deutschland wurde hierzu das CPM-Projekt Mode ll -daten-orientiertes Wetter-Informations-System (MoWIS)auf den Weg gebracht. Die AF (Abschlieende funktionaleForderung) MoWIS ist fr Juni 2009 zur Schlusszeichnungvorgesehen; die Realisierungsphase soll 2012 beginnen.Bis dahin sind bereits improvisierende Nutzungsmglich-keiten von Modelldaten auch im Rahmen von Ausland-

    seinstzen gegeben.Die oben aufgefhrten NATO-Schieen konnten nicht alletaktisch relevanten Fragen beantworten und litten darberhinaus unter der Unsicherheit von FCI-Daten (Fire Control

    19

    Oberstleutnant Jrg Presserist G3 im Bereich Weiterentwicklung

    Nationales Testschieen

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    ZU GLEICH 1 / 2009

    Seit Anfang des Jahres 2009 ist die Version ADLER II B6.4 als operationelle Software in der Truppe. Eine entspre-chende Einweisung in die Neuerungen und Ausbildung ander Software wurde durch Artillerieschule durchgefhrt.

    Wesentliche Neuerungen dieser Software sind:

    Verfgbarkeit neuer Munitionssorten,

    Verfgbarkeit Basismodul Munition,

    Verfgbarkeit Waffenmix Rohr/Rakete,

    Beauftragung MRSI- Schiessen (Multiple Rounds

    Simuiltaneous Impact) durch OpZ mglich, Verfgbarkeit Durchfhrungsart

    Nach Kommando feuern,

    Verfgbarkeit einer Umschlagsmeldung (UZ),

    bermittlungsmglichkeit selbsterstellter Dateien,Befehle, Overlays etc. sowie

    Brofunktionalitten Open Office.

    Damit ist das FWES ADLER hinsichtlich Feuerkampf undFhrung erneut grundstzlich verbessert worden. Zeitlichbefristet wurde durch die Bereitstellung von ADLER II Ka-binen aus dem Bereich der Raketenartillerie die durchgn-gige Verfgbarkeit von ADLER II im Bereich der Feuerlei-

    tung der Rohrartillerie hergestellt.Durch die aktuellen Verbesserungen ADLER II wird jedochdie Problematik der Kompatibilitt zu ADLER I-Gegenstel-len erneut verstrkt. Zwangslufig muss die Forderungnach schnellstmglicher Hardwareregeneration ADLER Inoch nachdrcklicher in den Vordergrund gerckt werden.Ebenso muss weiterhin nachdrcklich die Umstellung allerim Verbund FWES ADLER zusammengefassten Syste-me auf Basis ADLER II gefordert und umgesetzt werden.

    Operationell in der Truppe befindet sich die ASCA (Artille-ry Systems Corporation Activities)- Schnittstellenversion4. Die fr die OE 5 (Operational Evaluation) vorgeseheneVersion 5 wird derzeit getestet und soll fr OE 5 freigege-ben werden.

    Im Bereich Streitkrftegemeinsame Taktische Feuerun-tersttzung (STF) wird die Entwicklung in Richtung desSmod STF (Schnittstellen-Modul STF) vorangetrieben.Dies fhrt langfristig zu einer deutlich weniger aufwn-digen Anpassroutine im Gesamtsystem.

    Mit der Entwicklung der Software MOBIFAST (MobileFhrungsausstattung) wird im Bereich der Software derGrundstein fr die Anpassung der ADLER-Software anzukunftsorientierte Aufgaben gelegt. Mit der Einfhrungauf dem DEA, mobil (Daten- Ein- und Ausgabegert) frden abgesessenen Einsatz der JFST (Joint Fire SupportTeams) als Ersatz fr den MRT 86 (militrischer Rechner,tragbar), sowie mit der Einfhrung im Mrser-Kampfsys-tem wird schon heute dem Streben nach Einheitlichkeitin der Ausstattung sowie in Verfahren und Ausstattung imSystem STF Vorschub geleistet. Die dabei gewonnenenErkenntnisse werden fr die zuknftige FortentwicklungADLER besonders im Bezug auf die Fhigkeit zur Teilnah-

    me an NetOpF (Vernetzte Operationsfhrung) richtungs-weisend sein.

    Nachdem fr das Jahr 2009 nun doch noch Mittel fr diePV ADLER (Produktverbesserung) bereitgestellt wer-den, wird es gelingen, eine Anfangsbefhigung in diesemBereich herzustellen und die Grundlage fr die medien-bruchfreie, digitale Anbindung an NetOpF ber eine ent-sprechende Schnittstelle zu FInfoSysH (Fhrungs- undInformationssystem Heer) herzustellen.

    20

    Input) sowie unter einer recht hohen Gleichfrmigkeit derWetterlage. Nationale Testschieen wie das in MEPPENfinden und fanden daher in mehreren NATO-Staaten statt.

    In MEPPEN stehen fr kurze und mittlere Schussweiten400 Leuchtgeschosse DM 108 und fr grere Schuss-

    weiten (ber 20km) 100 Geschosse DM 108 zur Verf-gung. Die Schietage verteilen sich auf den Zeitraum Ja-nuar bis Juni 2009. Sie sind in gewissem Rahmen flexibelfestlegbar, um mglichst anspruchsvolle Wetterlagen zuerfassen.

    Sachstand ADLER

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    Fehlersuchrtsel

    Auflsung des Preisrtsels der Ausgabe II / 22008:

    Unser Redaktionsmitglied StFw Ackermann hatte insgesamt 7 Fehler sehr gut versteckt.

    Wer mindestens 4 Fehler findet, ist imGewinnertopf.

    Abnehmende Resonanz fhrt dazu, dass das Rtsel knftig entfllt.

    Trotzdem freut sich die Redaktion letztmalig, folgenden Gewinnern gratulieren zu knnen:

    1. Preis: (Windblouson) StFw T. Oswald, Lneburg

    2. Preis: (Konferenzmappe) OStFw Marwell, Oldenburg

    3. Preis: (Weinprsent) OStFw a. D. G. Plettke, Idar-Oberstein

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    Der franzsischeEinheitsfhrerlehrgang

    Oberleutnant Henning Trieschmann ist Batteriechef der

    3./Artilleriebataillon 295

    Regelmig nehmen Offiziere des Artilleriebataillons 295an Lehrgngen der franzsischen Artillerie und der franz-sischen Armee teil.

    Vorgesehen als Batteriechef der 3./ArtBtl 295, wurde mirdurch das Personalamt der Bundeswehr die Teilnahmeam Offizierlehrgang fr zuknftige Einheitsfhrer Artillerie(Cours des Futurs Commandants dUnit dArtillerie) vom 8.September 2008 bis 16. Januar 2009 an der franzsischenArtillerieschule in DRAGUIGNAN ermglicht. Meine Erfah-rungen und Erkenntnisse mchte ich in diesem Bericht aninteressierte Offiziere der Artillerie weitergeben.

    Der Einheitsfhrerlehrgang diente zur Vorbereitung jenerOffiziere, die voraussichtlich innerhalb eines Jahres als Bat-teriechef in der franzsischen Artillerie verwendet werdensollen. Lehrgangsteilnehmer waren hauptschlich Haupt-leute, die in der Funktion als Batterieeinsatzoffizier (officieradjoint) eingesetzt waren.

    Insgesamt wurde der Lehrgang von 19 Offizieren absol-viert. Darunter nahmen neben mir noch ein Oberleutnantaus dem KATAR, sowie jeweils ein Hauptmann aus BEL-GIEN und aus SDKOREA teil.

    Im Unterschied zu den getrennten deutschen Fhrungs-lehrgngen 1 A und 1 B beinhaltete der franzsische Ein-heitsfhrerlehrgang Anteile aus beiden Lehrgngen. Cha-rakteristisch fr den Einheitsfhrerlehrgang ist dabei seinmodularer Aufbau.

    Zu Beginn des Lehrgangs wurde ein achtwchiges Basis-modul durchgefhrt, das von allen Lehrgangsteilnehmernabsolviert wurde. In 304 Ausbildungsstunden wurden Kennt-

    nisse vermittelt, die die angehenden Einheitsfhrer im Be-

    reich des militrischen Verhaltens, administrativ-technischaber auch krperlich auf bevorstehende Fhrungsaufgabenvorbereiten.

    Am Anfang des Basismoduls wurden alle Fhigkeiten undFertigkeiten vermittelt, um den angehenden Einheitsfhrerauf die ihm bevorstehenden Fhrungs- und Verwaltungs-arbeiten vorzubereiten. Dabei ging es nicht nur um dasVerfassen offizieller Briefe und Schriftstcke an militrischeDienststellen, sondern vor allem um die schriftliche Aus-arbeitung und Zusammenfassung (fiche) eines inhaltlichkomplexen Themas als Vorbereitung bzw. Herleitung einerEntscheidung.

    In den darauf folgenden Wochen lag der Schwerpunkt aufdem Beurteilungswesen. Nach einer generellen Einweisungin das Beurteilungswesen der Offiziere, Unteroffiziere undMannschaften mussten die Lehrgangsteilnehmer mehrereBeurteilungen verfassen. Als Grundlage fr die Beurteilungeines Soldaten diente dabei ein Dossier ber die zu beur-teilende Person. Nach einer Korrektur durch den Hrsaal-leiter, fand eine nachgestellte Beurteilungskonferenz imBataillonsrahmen statt. Whrend dieser Konferenz hatteder Lehrgangsteilnehmer den Auftrag, in der Rolle als Bat-teriechef die Dienstgrade seiner Batterie einem von einemOberstleutnant fiktiv dargestellten Bataillonskommandeurso zu prsentieren, dass ein ebenfalls vorgegebener Beur-

    teilungsschnitt erreicht wurde.Die letzten Wochen des Basismoduls waren der Taktikaus-bildung gewidmet. Den Schwerpunkt bildeten Unterrichteder Truppenfachlehrer und die Ausbildung der Lehrgangs-teilnehmer in der Ebene des verstrkten Kampftruppenba-taillons (Groupement tactique interarmes). Um die erlern-ten theoretischen Kenntnisse praktisch zu vertiefen, wurden2 SIRA bungen durchgefhrt.

    Darber hinaus fanden parallel dazu die Sprachausbildungin Englisch, die Sportausbildung, dieEDV-Ausbildung und die ABC-Ab-wehrausbildung statt.

    Die letzte Woche des Basismodulserfolgte nach einer einwchigenLehrgangsunterbrechung. Sie wardie Prfungswoche des Lehrgangs.

    Dem Basismodul folgten zwei wei-terer Aufbaumodule.Im ersten Aufbaumodul wurden denLehrgangsteilnehmern waffengat-tungsspezifische Kenntnisse berdie Rohr-, Raketenartillerie oderHeeresflugabwehr vermittelt. DiesesModul dauerte 4 Wochen und um-fasste 152 Ausbildungsstunden.

    Der Schwerpunkt dieses vierw-chigen Moduls lag neben waffen-gattungsspezifischen Unterrichtenauf der Logistikausbildung, insbe-

    Lehrgangsteilnehmer

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    sondere in Bezug auf die Rohrartillerie. Neben deren Ein-satzgrundstzen und der Ausbildung Schusstafel standendie Aufgaben des Batteriechefs im Gefecht im Mittelpunkt.Im Taktik- und Simulationszentrum JANUS fand hierzu einedreitgige SIRA-bung statt, bei der die Lehrgangsteilneh-mer die Funktionen des Batteriechefs, des Batterieeinsatz-

    offiziers sowie des Geschtz- und Erkundungszugfhrersbernahmen. Eine eintgige Erkundungsbung im freienGelnde war ebenfalls Bestandteil dieses Moduls.

    Das zweite Aufbaumodul war zeitlich von identischem Um-fang und vermittelte Kenntnisse im Bereich der Feuerun-tersttzung. Zu Beginn dieses Moduls wurden Grundlagenvermittelt. Weitere Ausbildung wurde ferner dem ThemaJoint Fire Support Team gewidmet.

    Die zweite Woche umfasste 2 bungen, bei der eine Be-urteilung der Lage unter artilleristischen Gesichtspunktendurchzufhren und Vorschlge fr die Untersttzung derKampftruppe mit Feuer zu erarbeiten waren.

    Die Ausbildung im FWES ATLAS CANON fand in derdritten Woche nach dem zweiwchigen Weihnachtsur-laub statt. Im Vordergrund stand das Vermitteln von the-oretischen und praktischen Kenntnissen ber das fran-zsische quivalent zum deutschen FWES ADLER. ImEinzelnen erlernten die Lehrgangsteilnehmer neben dengenerellen Fhigkeiten und der Funktionsweise des Sys-tems insbesondere das Erstellen von Befehlen, wie bei-spielsweise den Befehl zur Erkundung eines Feuerstel-lungsraums oder einen Marschbefehl.

    In der letzen Lehrgangswoche fand eine Abschlussbungim Taktik- und Simulationszentrum JANUS statt. Sie warnicht nur eine Zusammenfassung des letzen Ausbildungs-

    abschnittes, sondern darber hinaus zugleich eine prak-tische Erfolgskontrolle des gesamten Einheitsfhrerlehr-gangs, speziell hinsichtlich der Taktikausbildung.

    Der franzsische Einheitsfhrerlehrgang ist trotz seinerviermonatigen Dauer sehr straff organisiert. Er hat unteranderem zum Ziel, alle teilnehmenden Hauptleute auf einmglichst einheitliches Ausbildungsniveau zu bringen, dadie franzsische Armee auch lnger dienenden Unteroffizie-ren ermglicht, in die Laufbahn der Offiziere zu wechseln.Es ist daher nicht verwunderlich, dass der Wissenstand derLehrgangsteilnehmer sehr unterschiedlich ist. Ein Beispielhierfr ist die Taktikausbildung. Lehrgangsteilnehmer, dieunmittelbar die Laufbahn der Offiziere eingeschlagen ha-

    ben, verfgen ber ein deutlich hheres taktisches Wissen.Ihnen fllt es leichter, den Ausfhrungen der Taktiklehrer zufolgen, wohingegen ltere Lehrgangsteilnehmer (ehemaligeUnteroffiziere), die lange Zeit kaum taktisches Wissen ver-mittelt bekommen haben, deutliche Schwierigkeiten hatten,die vorgegebenen Ausbildungsziele zu erreichen. Gleichesgalt fr die EDV- und Englischausbildung.

    Positiv an der franzsischen Englischausbildung ist dieSchwerpunktbildung im Bereich des militrischen Voka-bulars, was fr binationale Verbnde und multinationaleEinstze im Ausland auch fr Bundeswehrsoldaten vonVorteil wre.

    Die Art und Weise der Schulung der Lehrgangsteilnehmerim franzsischen Beurteilungssystem bewerte ich als sehrpositiv. Nicht nur dass mehrere Beurteilungen zu bungs-zwecken geschrieben wurden. Fr die Lehrgangsteilneh-mer bestand zudem die Mglichkeit, in einer Beurteilungs-

    konferenz erste Erfahrungen zu sammeln. Dies ist m. E. einZugewinn fr den angehenden Einheitsfhrer und Diszipli-narvorgesetzten.

    In der Taktikausbildung wurden den Lehrgangsteilnehmernlediglich taktische Grundkenntnisse durch die jeweiligenTruppenfachlehrer vermittelt. Nach Aussagen der Lehr-gangsteilnehmer handelte es sich dabei zum grten Teilum Erstausbildung.

    Im Vergleich ist m. E. die deutsche Taktikausbildung wh-rend des Fhrungslehrgang 1A an der OSH eindeutig h-herwertig einzustufen.

    Positiv bewerte ich die zahlreichen bungen, die das theo-retisch erlernte Wissen praktisch vertiefen sollten, sowie dieNutzung von Simulatoren fr die Ausbildung, insbesonderedas Taktik- und Simulationszentrum JANUS.

    Eine positive berraschung war die Logistikausbildung, diesehr praxisnah gestaltet wurde und die sich wie ein roterFaden durch fast alle bungen zog und damit deren Be-

    deutung, insbesondere fr das artilleristische Gefecht, sehrdeutlich unterstreicht.

    Den Bereichen der ABC-Abwehr und der EDV-Ausbildungwurden deutlich mehr Aufmerksamkeit als in meiner bishe-rigen Ausbildung bei der Bundeswehr gewidmet.

    Dabei war die ABC-Abwehrausbildung grtenteils eineWiederholungsausbildung fr die franzsischen Lehrgangs-teilnehmer. Als neues und durchaus interessantes Themawurden die industriellen Risiken in den aktuellen Einstzenbehandelt.

    Einen hohen Stellenwert hatte die Sportausbildung. Siewurde von sehr gut geschulten und hoch motivierten Sport-

    lehrern geleitet. Trotz groer Variationen in der Gestaltungder Sportausbildung (Laufen, Mountainbiking, Kraftsport,Orientierungslufe, Schwimmen, Handball, Rugby, Nah-kampf) bleib das Ausbildungsziel stets das gleiche: DenHauptleuten sollten unterschiedliche Methoden aufgezeigtwerden, mit denen sie ihre Einheiten auf Einstze oder be-vorstehende Lehrgnge, wie beispielsweise Kommando-ausbildungen, vorbereiten knnen.

    Der Einheitsfhrerlehrgang war mein insgesamt achtermehrwchiger Aufenthalt innerhalb der franzsischen Ar-mee. Er stellte fr mich erneut eine Bereicherung sowohl indienstlicher als auch in persnlicher Hinsicht dar. Ich konntewhrend meines viermonatigen Aufenthalts nicht nur meine

    franzsischen Sprachkenntnisse auffrischen und vertiefen,sondern erhielt darberhinaus einen intensiven Einblick indie franzsische Armee und deren Artillerietruppe unter mirbisher unbekannten Perspektiven.

    Als besonders interessant und gewinnbringend bewerteich Teile das Basismoduls (Taktikausbildung und adminis-trativ-technische Ausbildung) in Hinsicht auf die binationaleZusammenarbeit innerhalb der D/F-Brigade und das Auf-baumodul Feueruntersttzung unter artilleristischen Ge-sichtspunkten. Aufgrund der fehlenden Praxis brachte dasAufbaumodul Rohrartillerie nur einen geringen persnlichenErkenntnisgewinn.

    Die Teilnahme an diesem Lehrgang war fr mich einer derHhepunkte meines militrischen Werdegangs und ist m.E. fr jeden deutschen Artillerieoffizier ein Zugewinn in sei-ner Aus- und Weiterbildung.

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    Eine lange ra geht zu Ende: Goldener Flugdes Aufklrungssystems Drohne CL 289

    Hauptmann Holger Leutz ist Batteriechef der 7./ Beobach-

    tungspanzerartilleriebataillon131

    Truppenbungsplatz BERGEN, Schiebahn 5 CharlyAm 18. Mrz war dies der Ort, um den letzten Flug derAufklrungsdrohne CL 289 in der Bundeswehr durchzufh-ren. Auf Grundlage der konzeptionellen Vorgaben fr dieStruktur Neues Heer ist der Einsatz der Drohne CL 289 inder Bundeswehr nicht mehr vorgesehen. Die einzig verblie-bene und im hessischen Standort STADTALLENDORF be-heimatete Drohnenbatterie CL 289 (7./Beobachtungspan-zerartilleriebataillon 131) wird deshalb bis zum 31.12.2009aufgelst. Um dieses einsatzerprobte und bis dato bewhrteSystem wrdig aus der Truppe und dem Kreise der Droh-

    neure zu verabschieden, hatte das Beobachtungspanzer-

    artilleriebataillon 131 aus MHLHAUSEN/THRINGENunter der Fhrung von Oberstleutnant Andreas Reyer zumletzten Flug der Drohne CL 289, demsogenannten Goldenen Flug, gela-den. Annhernd 600 Gste warendieser Einladung gefolgt und konn-ten dieses eindrucksvolle Ereignisbei strahlendem Sonnenschein mit-erleben.

    Unter den Gsten befanden sichvon Seiten des Militrs unter an-derem der stellvertretende Divisi-onskommandeur und KommandeurDivisionstruppen der 1. Panzerdi-vision, Brigadegeneral Wagner, frden General der Artillerietruppeder Leiter Lehre Ausbildung undstellvertretende Kommandeur derArtillerieschule, Oberst Ernst. Frdie ehemaligen Soldaten war derVorsitzende des Freundeskreisesder Artillerie und ehemalige Kom-mandeur der 13. Panzergrenadier-division, Generalmajor a.D. Richter

    anwesend. Daneben waren zahl-reiche Vertreter aus den Bereichendes Ministeriums, des Streitkrfte-amtes, des Heeresamtes, des Ge-

    nerals Flugsicherheit und des BWB anwesend. Aus dem

    Bereich der Industrie konnten mit dem System Drohne CL289 sowohl ehemals als auch aktiv betraute Mitarbeiterder Systemfirma EADS willkommen geheien werden.

    Nach einer statischen Gerteschau begrte der Kom-mandeur des Beobachtungspanzerartilleriebataillons131, Oberstleutnant Andreas Reyer, in seiner Ansprachedie zahlreich zu diesem Anlass erschienenen Gste aufder Schiebahn 5C. Im Anschluss stellte er die beson-deren Fhigkeiten und relevante Produktverbesserungendes Systems sowie die durch die Drohne CL 289 erfolg-reich absolvierten Aufklrungsauftrge im Rahmen vonAuslandseinstzen besonders heraus. Es folgte eine imVergleich zum taktischen Einsatz im Zeitraffer erstellte

    Moderation, die das Zusammenwirken der einzelnen Sys-temkomponenten vom Eingang des Aufklrungsauftragesbis zum Drohnenstart im Wechselspiel zwischen Erkl-rungen und Funksprchen aufzeigte.

    Unmittelbar darauf gab der Kommandeur des Artilleriere-giments 100, Oberst Hubertus von Rohr, um 15:02 Uhrden Befehl zum Start und somit zum 1401. und letztenFlug des Systems Drohne CL 289 in der Bundeswehr.Bei bestem Flugwetter und musikalischer Untermalungerfolgte nach 22 Minuten vor den Augen der Zuschauersanft die Landung der Drohne.

    Kurz darauf fuhr der Batteriechef der Drohnenbatterie,Hauptmann Holger Leutz, unter den Klngen von time tosay good bye mit der Drohne vor die Zuschauertribne,meldete dem Bataillonskommandeur die Durchfhrungdes Goldenen Fluges und bergab symbolisch ein letz-tes Mal die Aufklrungsergebnisse, die dann unmittelbar

    Ehrengste beim Goldenen Flug Drohne CL 289

    Start und Landung Drohne CL289

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    an Herrn Brigadegeneral Wagner weitergereicht wurden.

    Es folgten ein Sektempfang und die erste reprsentativebergabe der Medaillen zum Goldenen Flug, die EADSfr alle anwesenden Gste gefertigt und zur Verfgunggestellt hatte.

    Am Abend fand im britischen Truppenlager HOHNE imRoundhouse die Abschiedsveranstaltung mit den Gstendes Goldenen Fluges statt. Neben den abschlieendenReden von Generalmajor a.D. Richter, Oberst von Rohr,Oberst Ernst, Hauptmann Leutz sowie Herrn Maaen frdie EADS, war dieser Abend mit kulinarischen Genssen,zum Beispiel mit vor Ort gebratenen Haifischsteaks sowievon angeregten Gesprchen alter Drohneure geprgt.

    Mit der Zusammenkunft von Oberstleutnant a.D. Wl-ken, als ersten Batteriechef des Systems Drohne CL 89,dem ersten Batteriechef des Systems Drohne CL 289,Oberstleutnant d.R. Johanson und dem das System ausder Truppe verabschiedenden Batteriechef, Hauptmann

    Leutz, schloss sich der Kreis.Historischer RckblickDas System Drohne CL 289 wurde entwickelt, um die An-forderungen frhzeitiger Aufklrung zu erfllen. Es spie-gelt die Einsatzerfahrung des Vorgngersystems DrohneCL 89 wieder, jedoch wurden Einsatzspektrum und Leis-tungsfhigkeit erheblich verbessert. Hauptaufgabe derDrohne CL 289 war es, beiTag und Nacht (1) Lageaufkl-rung bis zu einer Eindringtiefevon max. 170 km sicherzustel-len. Zum Aufgabenspektrumgehrten auerdem (2) Ge-

    fechtsfeldberwachung und(3) Zielortung im Wirkungsbe-reich eigener Rohr- und Rake-tenwaffensysteme, sowie dasFeststellen der Waffenwirkung (4) Wirkungsfeststellung.

    Dabei verfgt das System im Wesentlichen ber folgendeEigenschaften: Tag- und Nachteinsatzfhigkeit durch Infrarotsensor

    und Reihenbildkamera mit der Mglichkeit der stereo-skopischen Bildbetrachtung,

    weitgehende Wetterunabhngigkeit, geringe Verwundbarkeit der Drohne durch hohe Flug-

    geschwindigkeit, Konturenflug zwischen Sensor-strecken und autonomer Flugkursfhrung, nahezu Echtzeitaufklrung bis zu einer Entfernung

    von 75km sowie

    Mobilitt aller fr Einsatz, Wartung und Pflegeerforderlichen Einrichtungen.

    Die System-Definition geht auf das Jahr 1972 zurck. DieEntwicklung des Systems begann im Jahr 1976 und fandin kanadisch-deutscher Zusammenarbeit statt. Ein Jahr

    spter brachte sich FRANKREICH in die Entwicklung mitein. Bis vor kurzem setzte FRANKREICH dieses Systemnoch in Auslandseinstzen (u.a. z.B. im TSCHAD) ein. ImJahre 1980 wurden die ersten Testflge der Entwickler-firmen durchgefhrt, denen dann 65 Flge im Truppen-versuch auf dem bungsgelnde der US-ARMY in YUMA(ARIZONA) folgten. Von 1988 bis 1993 erfolgte die Seri-enfertigung und Auslieferung der Systeme an die Truppein DEUTSCHLAND und in FRANKREICH. Dabei wurdejeder Heeresdivision eine selbststndige Drohnenbatterie

    unterstellt, so dass in den 90er Jah-ren nach Strukturanpassungen imHeer 7 aktive Drohnenbatterien zurVerfgung standen.

    Im Januar 1997 erfolgte die perso-nelle und materielle Verlegung desSystems nach MOSTAR (BOSNIEN),wo DEUTSCHLAND den Aufkl-rungsauftrag von FRANKREICH

    bernahm. Im Rahmen des SFOR-Einsatzes wurden 164Flge durchgefhrt. Auftrag war die Aufklrung und Doku-mentation u.a. von Waffenlagern, Verkehrsverbindungen,Zerstrung an Infrastruktur und militrische Bewegungen,um die Einhaltung der Vereinbarungen des Dayton-Ab-kommens zu kontrollieren. Im Zuge der Operation JointGuardian erwies sich das System als das wertvollste Auf-klrungsmittel der Allianz, da es Aufklrungsergebnisseschnell und unter Schlechtwetterbedingungen zu liefernvermochte. Im Rahmen des KFOR-Einsatzes wurden inden Jahren 1998 und 1999 insgesamt 212 Flge - haupt-schlich zum Aufklren von Flchtlingsbewegungen -durchgefhrt. Der Missionserfllungsgrad lag bei beidenAuslandseinstzen bei ber 96%.

    AusblickMit dem Kleinfluggert-Zielortung (KZO) ist bereits einNachfolgesystem eingefhrt, mit dem Artillerie- und Hee-resaufklrungstruppe knftig die Aufklrung aus der Luftim Heer sicherstellen werden.

    Brigadegeneral Wagner mit den letztenAufklrungsergebnissen

    Ansprache von Herrn Maaen (EADS)

    bergabe derMedaillen durchdie Firma EADS

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    Erster Truppenbungsplatzaufenthalt fr dasArtillerieregiment 100 seit Neuaufstellung

    Hptm Drewelies ist S3-Offz u. Ltr AEG,

    Hptm Schinkewitz ist FlGerEinsOffz,Hptm Heldt ist MilNWOffz im Artillerieregiment 100

    Ein leises Surren am Himmel. Erst ber dem Hengstberg,dann ber dem Zielgebiet. Das Kleinfluggert Zielortung(KZO) hat ein Ziel aufgefasst. Sofortauswertung der Luft-bilder: Eine Kompanie feindlicher Schtzenpanzer in Stel-lung. Sofort wird eine Zielmeldung generiert und an dieOperationszentrale des Beobachtungspanzerartillerieba-taillons gesendet. Aufgrund der Zielausdehnung erfolgtdie sofortige Weiterleitung an das Regiment. Entschei-dung dort: Zerschlagen. Dann: Einschlge, Staub. Dar-

    ber das KZO, das jetzt das Schieen berwacht. So istes abgelaufen, das Schieen des Artillerieregiments 100,das unter Beteiligung der Artillerieverbnde der 1. Pan-zerdivision stattfand.

    VorgabenDie 1. Panzerdivision ist in der Struktur NEUES HEERdie Eingreifdivision. Alle Truppenteile der ERSTEN ha-ben daher den Auftrag zur Befhigung des Fhrens einerOperation verbundener Krfte in einem Szenario hoher In-tensitt. Dementsprechend wurde durch die ERSTE eineeinheitliche Systematik der Truppenausbildung befohlen.Die Ordnung und Gruppierung der Fhigkeiten in Fhig-keitselemente, -pakete und -verbunde, sowie der einheit-

    liche Mastab der berprfung soll dabei erforderlicheVoraussetzungen schaffen, um die dem Einsatzprofil ent-sprechende Ausbildungshhe zu erreichen.

    UmsetzungDie Absicht der Regimentsfhrung war es daher, auf denTruppenbungspltzen MUNSTER und BERGEN im Zeit-raum vom 17.11. bis zum 21.11.2008 erstmalig mit Teilender Artillerie der 1. Panzerdivision (EK), entsprechend derSystematik der Truppenausbildung, ein Regimentsschul-schieen in Gliederung eines Fhigkeitsverbundes durch-zufhren.

    Schwerpunkt sollte dabei die Fhrung des Fhigkeitsver-bundes Artillerie im scharfen Schuss unter Integration vonAnteilen der taktischen Standardaufgaben des Artillerie-regiments 100 sein.

    Damit wollte der Kommandeur das derzeitig durch externeFaktoren beeinflusste realisierbare System Artillerie der 1.PzDiv beben, die bis dahin erreichte Leistungsfhigkeitder Artillerieverbnde der 1. PzDiv evaluieren, den ers-ten Schritt zu weiteren berprfungen in den Jahren 2009und 2010 in einem Fhigkeitsverbund Teile Artillerie 1.PzDiv (TF DARK) durchfhren, die weitere interne ber-arbeitung der neuen StDO (E) ArtRgt 100 vorantreiben,sowie weitere Erkenntnisse gewinnen, die abschlieend inder Struktur und Fhrungsorganisation der Artillerie TaskForce der 1. PzDiv unter Fhrung ArtRgt 100 im Jahr 2010mnden sollen.

    Dazu wurde die bung in den fnf Phasen Anmarsch,Herstellen Arbeitsbereitschaft, taktische Befehlsgebung

    und taktische Standardaufga-

    ben, Schieen im Fhigkeits-verbund, sowie Nachbereitungund Rckmarsch geplant unddurchgefhrt.

    Unter diesen Vorzeichen soll-te das Ende der Umgliede-rung von der Artilleriebrigadezum Artillerieregiment mit demersten Regimentsschulge-fechtsschieen des Artillerie-regiments 100 unter Fhrungseines Kommandeurs auf demTruppenbungsplatz in BER-

    GEN seinen Hhepunkt finden.Beteiligt waren aus dem Bereich Artillerieregiment 100das Beobachtungspanzerartilleriebataillon 131, sowieeine Batterie des Raketenartilleriebataillons 132. Zudemwaren mit dem Panzerartillerielehrbataillon 325, und demSicherheitspersonal vom Panzerartilleriebataillon 215 dieweiteren Verbnde der Artillerie der 1. Panzerdivision ver-treten. Insgesamt haben etwas mehr als 1000 Soldatenaus dem Bereich der Artillerie der 1. PzDiv an diesemTruppenbungsplatzaufenthalt teilgenommen.

    PlanungAufgrund der Einbindung unterschiedlichster Aufklrungs-und Wirkmittel war ein mehrmonatiger Planungsprozess

    notwendig, um die artilleristischen Fhigkeiten auf demTruppenbungsplatz BERGEN mglichst realittsnahund unter Beachtung aller Sicherheitsauflagen in einembungsszenario darzustellen.

    Die grte Herausforderung hierbei waren die Koordina-tion von Aufklrung und berwachung aus der Luft undder gleichzeitige Einsatz der Wirkmittel Panzerhaubitze2000 und Raketenwerfer MARS. Ein solches Szenar warauch fr die Truppenbungsplatzkommandantur BERGENneu. So bedurfte es einer Reihe von Koordinierungsbe-sprechungen. Der Dank gilt hier der Truppenbungsplatz-kommandantur, welche dem ArtRgt 100 grtmglichenHandlungsspielraum einrumte und dem eingesetzten

    Fachpersonal ArtRgt 100 und dem BeobPzArtBtl 131 dieKoordinierung berlie.

    Zudem mussten 5 bungsrume, 16 Feuerstellungen,sowie UAV-Korridore beantragt werden, die Vorhabenangemeldet und fr jeden bungstag ein Ablaufplan ge-schrieben werden. Auch die logistische Planung war nichtzu vernachlssigen. So wurden frhzeitig die Munitions-verteilung- und zufhrung sichergestellt, Flugverbrauchs-material fr das UAV KZO angefordert, die Versorgung mitBetriebsstoff sichergestellt und nicht zuletzt die Unterbrin-gung und Versorgung der bungsteilnehmer geregelt.

    Nicht nur diese Bereiche mussten geplant werden. Sowurde gem den Vorgaben des Kommandeurs eineRahmenlage entwickelt, bei der die Artillerie der 1. PzDiveine Angriffsoperation hoher Intensitt mit Aufklrung undWirkung untersttzt. Dabei fhrte die Operationszentrale(OpZ) ArtRgt 100 einen Fhigkeitsverbund Artillerie.

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    Start KZO

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    Dieser bestand zum Einen aus

    1 Beobachtungsbatterie mit den Komponenten KZO,COBRA, Schallmess und Wetter,

    1 verstrkte Batterie PzH 2000 mit drei Geschtz-zgen, sowie

    1 Batterie RakWrf MARS mit zwei Zgen.

    Gefhrt wurden diese Teile durch eine gemeinsame OpZdes BeobPzArtBtl 131 und des RakArtBtl 132.Zum Anderen wurde die OpZ des PzArtLBtl 325 einge-bunden. Dieser waren unterstellt:

    1 Batterie PzH 2000 mit zwei Geschtzzgen,

    2 Artilleriebeobachter, sowie

    1 verminderte Batterie PzH 2000 mit einem

    Geschtzzug, der whrend des Schieens alsDeutzug fr die Beobachter eingesetzt wurde.

    Das SchiessenMit einer Befehlsausgabe durch den Regimentskomman-deur konnte das Vorhaben beginnen. Hierbei sensibilisier-te der Kommandeur die unterstellten Teile in Bezug auf dieLage und verdeutlichte noch einmal seine Absicht.

    Gefechtsmig wurde dann in die Einsatzrume verlegt.Dieser Marsch wurde durch das System KZO berwacht.Bereits hier wurden die Leistungsfhigkeit und vielfltigenEinsatzmglichkeiten dieses Aufklrungsmittels deutlich.Die Bodenkontrollstation KZO war fr diese Marschber-

    wachung durch das FWES ADLER direkt an die OpZArtRgt 100 angebunden. So war im Bereich des Regimentsimmer die aktuelle Lage zum Marsch in die Einsatzrumebekannt. Ziel war es nun, schnellstmglich Arbeitsbereit-

    schaft auf den Gefechtsstnden herzustellen und die An-bindung ber ADLER zur OpZ ArtRgt 100 und zu den un-terstellten Teilen sicherzustellen. Es dauerte nicht lange,und die ersten Zielmeldungen gingen durch das SystemKZO und die eingesetzten Artilleriebeobachter ein.

    Die Ziele fr die Artilleriebeobachter wurden durch Feuerdes Deutzuges mar-kiert. Die Beobachterkonnten Ziele auffas-sen und daraufhinZielmeldungen abge-ben. RegelmigesWechseln der bungs-rume, B-Stellen undFeuerstellungen mitMarsch ber den La-deplatz sorgte zustz-lich fr Bewegung imbungsablauf.

    Besondere Heraus-forderung war sicher-lich das Aufklren mit

    KZO ber dem Zielgebiet, sowie die Bekmpfung dieserZiele bei gleichzeitiger berwachung mit KZO. Hier wa-ren genaue Absprachen notwendig, um sicherzustellen,dass sich das KZO vertikal und horizontal auerhalb desGefahrenbereichs der Wirkmittel befand, aber gleichzeitigder Blick ins Zielgebiet sichergestellt war. Aber auch dieseHerausforderung wurde, wie bereits in der Vorwoche un-ter Leitung des BeobPzArtBtl 131, erfolgreich gelst.

    In den letzten Tagen machte das schlechte Wetter aufdem Truppenbungsplatz BERGEN dem Zusammenwir-

    ken von KZO und den Wirkmitteln einen Strich durch dieRechnung. Aufgrund heftiger Winde konnte KZO nur insehr geringen Hhen fliegen. Somit war ein dauerhafterEinsatz ber dem Zielgebiet nicht mehr mglich. Die Be-reitstellung von Zielmeldungen erfolgte in dieser Phasedurch bodengebundene Aufklrungsmittel, so dass eineAuswirkung auf den Einsatz der Wirkmittel ausblieb. Hhe-punkt waren hier sicherlich die beiden Nachtschiesspha-sen, welche ebenfalls in allen Bereichen einen bleibendenEindruck hinterlassen haben. Sowohl Divisions- als auchBrigadeartilleristen bewiesen, dass sie im System Artil-lerie auf dem richtigen Weg sind. Insgesamt wurden ca.1100 Schuss Artilleriemunition 155 mm, sowie ca. 650

    b-Raketen verschossen.BesucheDer Truppenbungsplatzaufenthalt war auch eine Attrak-tion fr verschiedene Besucher. So lieen sich zwei Ein-heitsfhrerlehrgnge des Zentrums Heeresaufklrungs-truppe MUNSTER in verschiedene Fhrungseinrichtungenund Systeme des ArtRgt 100 einweisen.

    Hhepunkt im Besucherreigen war sicherlich der Besuchder studierenden Offiziere der Artillerietruppe von derUniversitt der Bundeswehr HAMBURG. Angefhrt vomLeiter Lehre Ausbildung der Artillerieschule, Herrn OberstUlrich Ernst, wurde dem jungen Fhrernachwuchs ein um-fangreiches Programm geboten.

    So erhielten die jungen Offiziere nach einer Einweisung inAbsicht und Lage, einen Einblick in die Neuheiten der bei-den artilleristischen Wirksysteme. Zudem lernten sie mitdem UAV KZO ein fr sie ganz neues System kennen.

    Einschlge im Zielgebiet

    Artil leriebeobachter beim Beobachtungshalt

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    weisung der Studenten aus HAMBURG durchRegimentskommandeur Oberst von Rohr

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    KUSELER Artilleristen im hohen NordenAusbildung zum OMLT-Mentor Feldhaubitze D30

    Oberleutnant Anton Papperger ist Beobachtungsoffizier in

    der 5./Artillerielehrregiment 345 in KUSEL und zuknftigerOMLT-Mentor (Operational Mentor and Liaison Team)

    Der AuftragFr vier Soldaten (OLt Papperger, OLt Schneider, HFwBender und OFw Maurer) bot sich im Januar 2009 eineeinmalige Gelegenheit. Wir sollten zu einem Einweisungs-lehrgang an der russischen Feldhaubitze D30 fr zweiWochen an die finnische Artillerieschule nach NIINISALO,FINNLAND, reisen. Ausbildungsziel war die Vorbereitungauf die Aufgaben als OMLT-Mentor im CS-Kandak (Com-bat Support) in KUNDUZ/AFGHANISTAN. Dort soll ein

    Kampfuntersttzungsbataillon der ANA (Afghan NationalArmy) mit einer Artilleriebatterie aufgestellt werden. Auf-gabe der Mentoren wird es sein, den afghanischen Bat-teriechef und seine Zugfhrer als militrische Berater inallen Belangen zu untersttzen.

    Der Lehrgang

    Der Lehrgang fand in FINN-LAND statt, weil die finnischeArtillerie noch immer mit demSystem D30 ausgerstet ist.Es kam darauf an, die ange-henden Mentoren in der Kr-ze der Zeit praxisorientiert mitder Feldhaubitze D30 vertrautzu machen.

    Als sich die Flugzeugtr aufdem Flughafen von TAMPERE ffnete, machten wir direktmit dem eisigen finnischen Winter Bekanntschaft - unge-wohnte Klte und heftiges, strmisches Schneetreiben. Es

    wartete auch schon ein Empfangskomitee auf uns, einMajor der finnischen Artillerieschule, der auch einer derAusbilder sein sollte. Eine britische Delegation, verstrktdurch einen australischen Soldaten und ein kanadischer

    Soldat komplettierten die Ausbildungsgruppe.

    Wir waren komfortabel untergebracht, hnlich dem Kon-zept Wohnen 2000 der Bundeswehr. Zustzlich standenuns noch ein Fernseher und WLAN auf dem Zimmer zurVerfgung und wir konnten die Teekche, den Wasch-,den Trockenraum und die hauseigene Sauna nutzen.

    Noch am selben Abend begann der Lehrgang mit einerkurzen Vorstellungsrunde und dem anschlieenden Ent-eisungsabend.

    Nach einem kurzen Unterricht ging es am Dienstag un-verzglich in die Ausbildungshalle an die Geschtze. ImGegensatz zur modernen Panzerhaubitze 2000 wird dieD30 hauptschlich durch Muskelkraft bewegt, hnlich wiebei der FH 70 oder der FH 105. Sechs Mann Besatzungund der Geschtzfhrer sind ntig, um das Geschtz inStellung zu bringen. Das gesamte Geschtz wird zuersthydraulisch mit einem Handhebel angehoben, die R-der werden in die richtige Position hochgedrckt und diebeiden Holme ausgeklappt und verriegelt. Im Anschlusswerden dann das Geschtz, das Periskop und das Panz-erzielfernrohr justiert und eingerichtet.

    Ein weiterer Schwerpunkt war Handhabung des Ver-schlussblocks mit Zerlegen und Zusammensetzen, waseiniges Fingergeschick erforderte. Ebenso wurde uns diegesamte Palette an Geschossen, Zndern und Treibla-dungen fr die D30 vorgestellt.

    Neu fr uns war die russische Methode der Treibladungs-reduzierung. Die erste von insgesamt vier Ladungen wirddurch das Herausnehmen eines kleinen Treibladungsbeu-tels erreicht, die Zweite durch das Herausnehmen von

    zwei Beuteln usw.

    Am zweiten Ausbildungs-tag stand das Einrichtenmit dem Richtkreis undFestlegen des Geschtzesmit dem Kollimator auf demDienstplan. Das verwen-dete russische Modell ist

    ein vereinfachter Kompassmit einem Zielfernrohr, inder Handhabung unkompli-ziert. Weitere Besonderheitfr uns war der noch ausSowjetzeiten bernom-mene artilleristische Voll-kreis mit nur 6000 Strich,im Gegensatz zu unseren6400 Strich.

    Unverzichtbar zur eigenen Ausrstung war fr uns derEmpfang der finnischen Kaltwetterbekleidung, spezi-elle Stiefel, Jacke, Hose, Thermo-Unterwsche sowie

    Helm, Splitterschutzweste und ein elektronischer Ge-hrschutz. Diese Bekleidung erwies sich angesichtsder Temperaturen um -10 Grad als uerst zweckm-ig. Auerdem gehren das Tragen des Helms und der

    OMLT-Mentoren in FINNLAND

    Geschtzbesatzung D30

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    Splitterschutzweste zu den Sicherheitsbestimmungenbeim Schieen mit der D30.

    Am dritten Ausbildungstag stand die Einweisung in dentechnischen Dienst und die Materialerhaltung an der D30auf dem Dienstplan.

    Nachmittags wurde dann das bisher gelernte im Gelnde indie Praxis umgesetzt. Auf dem angrenzenden bungsplatzbrachten wir zwei Geschtze in Stellung. Erste sportlicheHerausforderung dabei war das vorschriftsmige Versen-ken der Erdsporne im gefrorenen Boden. Nachdem derletzte der drei Erdsporne ca. 40 cm tief im Boden versenktwar, war auch dem letzten von uns nicht mehr kalt.

    Die Finnen betonten immer wieder, man brauche nur dreiWerkzeuge, um mit der D30 arbeiten zu knnen. Dengroen Vorschlaghammer (Mr. Hammer), die Brechstan-ge (Mr. Iron-Bar) und ein Leatherman-Tool. Damit lsstsich nahezu jede Strung schnell beheben.

    Neben der Geschtzausbildung stand freitags fr einen

    Teil von uns das Berechnen von Feuerkommandos ohneFeuerleitrechner auf dem Programm. Ausbilder warender finnische und ein britischer Major sowie ein britischerCaptain. Nur mit Karte, Schusstafel, Lineal und der Ko-pie eines Vollkreises bewaffnet wurden wir in die Kunstdes Hand-zu-Fu-Schieens eingeweiht. Eine Kunst dieheutzutage nur noch wenige beherrschen.

    Das ausbildungsfreie Wochenende verbrachten wir inTAMPERE, ohne vorher festgelegtes Programm. Am Frei-tag wurde nach einem Abendessen in einem finnischenSpezialittenrestaurant das lokale Nachtleben ausgiebigerkundet. Der Hhepunkt am Samstag war der Besucheines Eishockey-Spiels der Lokalmatadoren, den Tam-

    pere-Tappara, die das Spiel jedoch verloren. Am Sonntagerwartete uns nach einem ausgedehnten Frhstck nurdie Rckfahrt nach NIINISALO.

    Erstes Highlight der zweiten Ausbildungswoche war dasdirekte Richten im scharfen Schuss. Mit den richtigen Vi-siermarken erzielten wir recht gute Treffer. Nachmittagsstanden weitere 20 Schuss zum indirekten Richten zurVerfgung.

    Dienstags und Mittwoch waren wir beiden deutschenOberleutnante im Schwerpunkt am kombinierten Batte-riegefechtsstand mit Feuerleitstelle. Nach anfnglichenSchwierigkeiten hatten wir uns dann aber schnell in diemanuelle Feuerleitung eingearbeitet. Unsere Feuerleit-ausbildung am Rechenzettel mit Schusstafel lag nmlichhnlich wie bei den Briten schon mehrere Jahre zurck.Unter der Aufsicht des finnischen Majors berechneten wirdie Feuerkommandos, die anschlieend auch real ge-schossen wurden. Hierbei fiel uns eine weitere Besonder-heit der Finnen auf. Sie verwenden keine geographischenKarten fr die Feuerleitung, sondern Millimeterpapier, aufdem 5cm einem realen km entsprechen.

    Nach Abschluss des Schieens wurde noch technischerDienst an der Feldhaubitze durchgefhrt, der sich wesent-lich einfacher gestaltet als an der modernen PzH2000.Rohr durchziehen und Verschluss einlen. Wieder zurckin der Kaserne wurden die Geschtze noch mit dem Hoch-druckreiniger grndlich gereinigt und die Mndungsbrem-se abmontiert, das l entfernt, neu eingelt und wiedermontiert, um den Ursprungszustand wieder herzustellen.Am Mittwoch Abend wurde uns dann als krnender Ab-

    schluss der zweiwchigen Ausbildung ein letztes Highlightgeboten. Alle Ausbilder und Ausbildungsteilnehmer soll-ten sich zum Abschlussdinner vor dem Casino versam-meln. Nach einer kurzen Ansprache des verantwortlichenOberstleutnants kam ein von vier Pferden gezogenes Ge-schtz vor das Casino gefahren und wurde auf Kommando

    des berittenen Geschtzfhrers in Stellung gebracht. Esfolgten drei Salutschsse auf die erfolgreich abgeschlos-sene Ausbildung, die gleichzeitig der Startschuss fr dasAbschlussdinner waren.

    Am Donnerstag wurden nach letzten organisatorischenManahmen und einer Abschlussbesprechung die Gast-geschenke der Delegationen in Form von Verbandsab-zeichen berreicht. Von den Finnen erhielt jeder von unsein typisches finnisches Jagdmesser. In Finnland ist esBrauch, so sagt man, guten Freunden ein Messer als Be-gleiter frs Leben zu schenken. Im Anschluss machten wiruns auf den Rckweg nach Deutschland.

    Resumee

    Zusammenfassend waren die zwei Wochen FINNLANDin vielerlei Hinsicht eine tolle Erfahrung. Im Gegensatz zurmodernen PzH2000 lernten wir in Finnland ein sehr un-kompliziertes, mehr als 30 Jahre altes russisches Geschtzkennen. So war es fr uns alle eine Wiederauffrischung derartilleristischen Grundkenntnisse. Groe technische Hilfenwie GPS, Seiten- und Hhenrichtantrieb oder V0-Mege-rt gibt es an diesem Geschtz nicht. Einstellen von Teil-ring und Erhhung sowie das Laden geschehen per Hand.Schieen mit der D30 ist noch altes Handwerk.

    Auf moderne Feuerleitrechner wie das System ADLERkonnten wir auch nicht zurckgreifen, wir mussten dieFeuerkommandos manuell mit Hilfe der Schusstafel, des

    Wetterverbesserungswertes und anderer Korrekturwerteberechnen. Der Teilring und die Entfernung werden dabeimit einfachen Mitteln, Lineal und Kartenwinkelmesser, di-rekt aus der Karte abgelesen.

    Die gesamte Ausbildung fand auf Englisch statt. So konn-ten wir alle die englische Sprache ben und auch das mi-litrische Fachvokabular erweitern.

    Wir erlebten auch intensiv einen wichtigen Teil der fin-nischen Kultur, die Sauna. Nahezu jeder Abend nahm hierseinen Anfang. Dort konnten wir entspannen und mit denMitgliedern etwa der britischen Delegation oder den Aus-bildern auch abseits des Dienstes ins Gesprch kommen.

    Schieen mit der D30

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    Als UN-Beobachter bei UNMIS(United Nations Mission in SUDAN)

    Major Andre Schfer ist S3-StOffzim Panzerartilleriebataillon 215

    Mit diesem Beitrag mchte ich an die ausfhrlichen Dar-stellungen von Oberstleutnant Sumser anknpfen, derseinen UN-Einsatz im SUDAN und seine Erlebnisse undErfahrungen als Stabsoffizier im UN-Hauptquartier inKHARTOUM schilderte. Seinen Artikel findet man inder ZU GLEICH, Ausgabe 2/2008.

    Mein Einsatz als so genannter Street UNMO (UnitedNations Military Observer) begann im Mai und en-dete im November 2008. Eine meiner wesentlichenAufgaben bestand in der Fhrung und Durchfhrung

    von Patrouillen mit anschlieendem Melde- und Be-richtswesen.

    Unsere deutsche Gruppe bestand aus insgesamt 32Soldaten. Vier unserer Kameraden blieben in KHAR-TOUM als Stabsoffiziere im UN-Hauptquartier, diebrigen wurden nach einer 14-tgigen Einweisungauf die sechs UN-Sektoren verteilt. Es wurden grund-stzlich Prchen gebildet, die fr die Gesamtdauerdes Kontingents zusammen blieben und sich gegen-seitig untersttzten. Diese Organisationsform hat sichsehr gut bewhrt, weil somit ein gewisser soziokultu-reller Rckhalt im internationalen Arbeitsumfeld undin der Fremde besteht.

    Nach der Ankunft in KHARTOUM ist zunchst diebereits erwhnte 14-tgige Einweisung zu durch-laufen. Englischprfung, Sicherheits-Briefing, Men-schenrechte, Genderthematik (Gleichbehandlungvon Mann und Frau unter Bercksichtigung der Ge-schlechterspezifika), Medizinische Aspekte, GPS