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Jens G. Röhling Zum Glück gibt es TZI 28167 Themenzentrierte Interaktion Stell dem Glück einen Stuhl hin 27. Jahrgang, 1/2013, Seite 2325 Psychosozial-Verlag ZEITSCHRIFTENARCHIV

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Jens G. Röhling

Zum Glück gibt es TZI

28167

Themenzentrierte InteraktionStell dem Glück einen Stuhl hin27. Jahrgang, 1/2013, Seite 23–25Psychosozial-Verlag

ZEITSCHRIFTENARCHIV

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Jens G. Röhling

Zum Glück gibt es TZI

27. JahrgangHeft 1

Frühjahr 2013

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Röhling, Zum Glück gibt es TZI

TZI zum Wohlfühlen ist eine Karikatur

In dieser Skizze wird gezeigt, dass in der als Lebenskunstkonzept verstandenen TZI auch ein Glücksversprechen liegt und wie dieses aussieht: das „Glück der Fülle“.

This sketch shows that TCI, considered to be an art-of-living concept, also contains an inherent promise of happiness, as well as what it looks like: das Glück der Fülle – taking joy in plenitude.

Versuchen wir zunächst zu klären, was wir unter „Glück“ verste-hen wollen und lassen uns dabei von Wilhelm Schmid helfen. Er unterscheidet drei Formen des Glücks: erstens den positiven Zufall also z.B. das Losglück, zweitens das Wohlfühlglück und drittens das „Glück der Fülle“. Ich schließe mich dem an; für den Zweck hier ist es hilfreich.

Zu 1) Kann die TZI helfen, das Schicksal zu beeinflussen? Ha-ben TZI-geübte Menschen mehr glückliche Zufälle im Leben, häufigere Lotteriegewinne, weniger Unfälle? Das kann ich mir nicht vorstellen.

Zu 2) Mit dem Wohlfühlglück kommen wir den Erwartungen mancher Seminarteilnehmer schon näher. Da soll es leicht und lebendig, auf keinen Fall trocken und intellektuell, aber ku-schelig und gleichzeitig effizient zugehen; „anstrengend“ ist dann ein Negativurteil. Aber TZI zum Wohlfühlen ist eine Karikatur, stärker: es ist eine Verdrehung des eigentlichen Anliegens von Ruth Cohn. Sie hätte sonst kaum das Postulat formuliert: „Störungen und emotionale, leidenschaftliche Verwicklungen nehmen sich Vorrang“. Ich führe dies gern so weiter: „Beachte und schätze sie als Hinweise auf Übersehenes oder Verdrängtes“.

Zu 3) Damit aber kommen wir zum Glücksversprechen, das in der TZI liegt, dem „Glück der Fülle“. Das allerdings ist kein TZI-Spezifikum, sondern hat eine lange Tradition, angefangen bei den Vorsokratikern und östlichen Religionen oder „Sinnsystemen“ (E. Fromm) über das Christentum bis in die Jetztzeit.

Fülle kann ausgedrückt werden, indem man die Gegensätze

Zum AutorJens G. Röhling, Jg. 1944, gelernter Theologe, langjäh-rige Praxis als Seelsorger und Berater, TZI-Lehrbeauftragter seit 1992.

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�Themenzentrierte�Interaktion

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Themenschwerpunkt:� Stell dem Glück einen Stuhl hin

Kehrseite der Wahl-möglichkeit ist die

Wahlnotwendigkeit

zusammenbindet. Das hat Ruth Cohn getan und ihr Menschenbild polar formuliert hat: Es geht als erstes um Selbstständigkeit und gleichzeitig Dazugehören. Das sind zwei menschliche Grundbe-dürfnisse; sie gleichzeitig oder doch wenigstens in dynamischer Balance leben zu können ist eine, vielleicht die Hauptform des Glücks. Kann es ein größeres Glück geben als dazu zu gehören, einen Platz in der Welt zu haben, verbunden zu sein mit allem? „Zu wissen, dass wir zählen“?

Auch die anderen Axiome sind polar formuliert: Respekt vor dem Leben und bewertende Entscheidungen zugleich; Freiheit und Begrenztheit gleichzeitig und gleichwertig. Sie aber scheinen mir in diesem Zusammenhang zunächst nicht so bedeutsam.

Das heißt: Dieses Glück setzt die Integration der Gegensätze voraus und nicht die Verdrängung und Ausblendung störender Faktoren. Damit aber ist das Glück nicht einfach gegeben, nichts was einfach zufällt, sondern Ergebnis von gedanklicher und emo-tionaler Arbeit. In diesem Sinne ist tatsächlich jeder seines Glückes Schmied, bzw. in der Sprache der TZI: ist jeder seine Chairperson.

Von dem das Wohlgefühl verderbenden Störungspostulat kommen wir gleich zum zweifelhaftes Glück versprechen-den Chairpersonpostulat. Nachdem uns in den 70er und 80er Jahren Selbstverantwortung und Wahlmöglichkeit vorkam wie das höchste Glück, wird immer deutlicher, dass die Kehrseite der Wahlmöglichkeit die Wahlnotwen-digkeit ist. Die beeinträchtigt aber offenbar das Glück ganz erheblich, denn sie mehrt die Unzufriedenheit. Un-

tersuchungen zeigen immer wieder, dass Glück und Wohlstand nichts miteinander zu tun haben. Weitere Untersuchungen zeigen, dass sich zwar unser Wohlstand exponentiell vermehrt hat, die Zufriedenheit (und das Glücksgefühl) aber gleich geblieben ist. Was lehrt uns das? Je mehr wir sehen, was wir alles haben oder sein könnten, desto weniger sind wir zufrieden mit dem was wir haben oder sind, desto größer ist die Möglichkeit falscher Wahl. Die Suche nach Glück scheint etwas für Leute zu sein, die schon alles haben und dennoch hungrig sind; merken, dass etwas fehlt, dass sie weder kaufen noch sich schenken lassen können; kurz ein Luxusproblem. Grenzen und Begrenztheit machen nicht nur das Leben einfacher, weil sie entlasten. Vielleicht wären wir glücklicher, wenn wir Grenzen annehmen könnten.

TZI und die dahinter stehende Überzeugung stellt jedes der gegenwärtig kursierenden Glücksversprechen infrage, weil nach dieser Überzeugung Glück nicht machbar ist. Oder doch? Glück ist Einstellungssache. Glückspilze haben die beneidenswerte Fä-higkeit, aus allem etwas Gutes zu machen. Nein, genauer muss man sagen: Allem einen Sinn zu geben, auch dem zunächst sinnlos erscheinenden. Oder, um ein Wort von Václav Havel zu zitieren:

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Frühjahr 2013

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Röhling, Zum Glück gibt es TZI

Ein TZI-spezifischer Glücksfaktor ist das

Themenprinzip

„Hoffnung (man könnte ebenso gut sagen: Glück; d. Vf.) ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.“ (mehrfach im Internet, Václav Havel, zitiert in: Hirshberg 1995). Chairperson sein heißt eben auch: Ich bin verantwortlich dafür, wie ich die Dinge an-schaue.

Einen TZI-spezifischen Glücksfaktor gibt es allerdings: Das Themenprinzip. Das bedeutet ja nichts anderes als dass jeder Teil des Globe zur Herausforderung werden kann, zum Katalysator persönlichen Wachstums, persönlicher Bildung. Es braucht keine spektakulären Taten zur Selbstverwirkli-chung. Es gibt immer was zu tun, wir haben immer eine Aufgabe, mit der wir uns und den Globe verändern. So hat das Leben nicht nur einen Sinn (durch die Verbundenheit mit allem) sondern auch ein Ziel.

TZI ist nicht der Weg zum Glück, aber lehrt, das Glück nicht im Wolkenkuckucksheim zu suchen, sondern hier und jetzt zu finden. Es ist so bescheiden und darum umso realistischer. Darum finde ich es sachgemäß, dass in der TZI-Literatur m.W. nirgends explizit vom Glück gesprochen wird.

Literatur

Hirshberg, Caryle: Unerwartete Genesung. München 1995.Schmid, Wilhelm: Glück. Alles, was sie darüber wissen müssen, und warum es nicht das Wichtigste im Leben

ist. Frankfurt a.M. und Leipzig 2007.

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Oberlin, Gerhard

Modernität und Bewusstsein

Die letzten Erzählungen Heinrich von Kleists

Oberlin, Gerhard

Goethe, Schiller und das UnbewussteEine literaturpsychologische Studie

2007 · 358 Seiten · BroschurISBN 978-3-89806-587-0

Bis heute scheiden sich an Kleists Prosa die Geister. Handelt es sich bei den zahlreichen Brüchen und Leerstellen um erzähltechnische Raffinessen, Missgriffe oder übersehene Werk-stattrelikte? Da sich in diesem Werk das ›Nor-male‹ mit dem ›Aberranten‹, das Konventio-nelle mit dem Unüblichen, das Realistische mit dem Fantastischen mischt, ist die Forschung mit Fragen der Relation, der Unterscheidung und der Einordnung beschäftigt. Fast immer geht es dabei um Widersprüchliches oder scheinbar Ungereimtes, das als Mittel der Kleist’schen Erzählsprache zu würdigen ist.

Diese Studie entdeckt in den Erzählungen der beiden letzten Lebensjahre Ausdrucksregis-ter, die u.a. den Surrealismus André Bretons vorwegnehmen und somit auch die ›Moder-nität‹ dieses Autors in einem neuen Licht er-scheinen lassen.

2007 · 300 Seiten · BroschurISBN 978-3-89806-572-6

Das Unbewusste in Werken der Literatur nach-zuweisen, scheint eine abenteuerliche Aufgabe. Zu Goethes 175. Todestag liefert Oberlin ein neues Instrumentarium zur ganzheitlichen Wahrnehmung verschiedener Bewusstseins-schichten der hier interpretierten Hauptwerke. Goethes Leiden des jungen Werthers, Faust, die sogenannte Marienbader Elegie und Schil-lers Räuber werden auf Formen und Inhalte untersucht.

Dieses Buch leistet einen wichtigen metho-dologischen und inhaltlichen Beitrag zur wis-senschaftlichen Diskussion einer Hermeneutik und Ästhetik des Unbewussten. Es trägt damit zum Verstehen der mit am stärksten kanoni-sierten Werke deutscher Dichtkunst bei und erklärt, weshalb der Rezeptionsprozess auch ein Prozess der Tabuisierung ist, bei dem Tabu und psychische Katharsis einander sogar be-dingen.

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Bertrand Cramer, Francisco Palacio-Espasa

Psychotherapie mit Müttern und ihren Babys

Terje Neraal, Matthias Wildermuth (Hg.)

ADHSSymptome verstehen – Beziehungen verändern

2009 · 393 Seiten · BroschurISBN 978-3-89806-822-2

Die Autoren legen in diesem Buch die Praxis der gemeinsamen Psychotherapien von Mutter und Kleinkind dar, deren Technik durch die frühen Psychopathologien bestimmt wird. Sie zeigen auf, dass die Dyade aus Mutter und Baby ein instabiles System ist, das für innere und äußere Einflüsse außerordentlich empfäng-lich ist und sich infolgedessen bes tens für eine Praxis und Theorie psychischer Veränderung eignet. Im Laufe gemeinsamer Kurztherapien, deren Technik anhand von Fallgeschichten vorgestellt wird, lassen sich oft bedeutsame Veränderungen erreichen.

Diese Übersetzung ist eine wahre Bereiche-rung der Schriften zur frühkindlichen Psycho-analyse im deutschsprachigen Raum.

2. Aufl. 2011 · 94 Seiten · BroschurISBN 978-3-89806-749-2

Unaufmerksame, hyperaktive und impulsive Kinder teilen sich weniger über Worte als über ihr Verhalten anderen Menschen mit. Deshalb bleiben ihre Botschaften oft unerhört und rufen bei anderen Unverständnis und Hilflosigkeit hervor. Das Buch eröffnet über beziehungs- und familiendynamische Kenntnisse einen Zu-gang zur Innenwelt der Kinder mit ADHS. Zehn detaillierte Fallgeschichten beschreiben die bedürfnisangepasste, familientherapeu-tische Behandlungsarbeit. Anhand einer Studie an 93 nach diesem Modell behandelten Kin-dern wird gezeigt, dass eine medikamentöse Therapie mit Psychostimulanzien in der Regel überflüssig ist.

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Theo R. Payk

BurnoutBasiswissen und Fallbeispiele

Gabriele Junkers

Die leere CouchDer Abschied von der Arbeit

als Psychoanalytiker

2013 · 317 Seiten · GebundenISBN 978-3-8379-2181-6

Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Alterungsprozess bleibt für viele Psycho-analytiker ein Tabuthema. Fehlende insti-tutionelle Vorschriften und das Schweigen der psychoanalytischen Gemeinschaft zu diesem Problemkomplex kommen erschwe-rend hinzu. Dieses Buch thematisiert die Auswirkungen des demografischen Wandels auf den Analytiker selbst wie auf die insti-tutionalisierte Psychoanalyse. Aus der Sicht von Patienten und Ausbildungskandidaten wird berichtet, welche Traumata entstehen, wenn man einen kranken Analytiker erlebt oder ihn durch seinen unerwarteten Tod verliert. Aber welche Konsequenzen erge-ben sich daraus für die Verantwortung von Therapeuten und Institutionen?

2013 · 84 Seiten · BroschurISBN 978-3-8379-2259-2

Sozialmedizinischen Statistiken zufolge haben psychische Störungen in Form von seelischen Erschöpfungszuständen wäh-rend der letzten Jahre rapide zugenommen. Hierdurch alarmiert, werden inzwischen verschiedenste gesundheitliche Beeinträch-tigungen infolge beruflicher oder ander-weitiger Überbeanspruchung als Burnout deklariert. Das vorliegende Buch informiert über Entstehungsbedingungen, Symptome und Begleiterscheinungen sowie therapeu-tische Besonderheiten dieses Phänomens. Besondere Berücksichtigung finden dabei psychosoziale und gesellschaftliche Einflüsse. Fallbeispiele runden die Lektüre ab und tragen zu einem vertieften Verständnis von Burnout-Beeinträchtigungen bei.