zum umgang mit nachhaltigkeitsrisiken. erste ansätze für maßnahmen aus dem projekt nacosi

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  • 7/25/2019 Zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken. Erste Anstze fr Manahmen aus dem Projekt NaCoSi

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    Institut frsozial-kologische

    Forschung

    I S O E - M a t e r i a l i e n S o z i a l e k o l o g i e 46

    Heide Kerber, Alexandra Lux

    Zum Umgang mit

    Nachhaltigkeitsrisiken

    Erste Anstze fr Manahmen aus dem Projekt NaCoSi

  • 7/25/2019 Zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken. Erste Anstze fr Manahmen aus dem Projekt NaCoSi

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    ISOE-Materialien Soziale kologie, Nr. 46

    ISSN 1614-8193Die Reihe ISOE-Materialien Soziale kologie setzt die Reihe

    Materialien Soziale kologie (MS) (ISSN: 1617-3120) fort.

    Heide Kerber, Alexandra Lux

    Zum Umgang mit

    Nachhaltigkeitsrisiken

    Erste Anstze fr Manahmen aus dem Projekt NaCoSi

    Titelbild: mimacz Fotolia.com

    Herausgeber:

    Institut fr sozial-kologische Forschung (ISOE) GmbH

    Hamburger Allee 45

    60486 Frankfurt am Main

    Frankfurt am Main, 2016

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    Zu diesem Text

    Klimawandel, demographische Vernderungen, steigende Energiepreise, politische

    Rahmensetzungen und rechtliche Zielvorgaben erfordern eine Neuausrichtung der

    siedlungswasserwirtschaftlichen Leistungserbringung. Ziel ist, die Siedlungswasser-wirtschaft nachhaltig und zukunftsfhig zu gestalten.

    Das vorliegende Papier skizziert zum Thema Instandhaltung der Wasserinfrastruktur:

    finanzielle und organisatorische Spielrume Manahmen, die eine nachhaltige und

    zukunftsfhige Ausrichtung der siedlungswasserwirtschaftlicher Praxis untersttzen.

    Die Manahmen wurden im Projekt im Rahmen von zwei szenariobasierten Planspiel-

    workshops entwickelt. Ausgehend von den Diskussionsergebnissen legt das Papier

    dar, wo Handlungsmglichkeiten ansetzen knnen und gibt zugleich Hinweise fr die

    Umsetzung und Bewertung der vorgestellten Manahmen. Der Katalog ist dabei als

    Ansto fr eine strkere Integration von Nachhaltigkeit in das unternehmerischeHandeln zu verstehen.

    About this text

    Climate and demographic changes, rising energy prices, political frameworks und

    legal objectives require a realignment of urban water management services. The aim

    is to shape urban water management in a sustainable and future orientated way.

    The subject of the paper at hand is Keeping up the water infrastructure: financial

    and organizational scope and is dealing with measures which support a sustainable

    and future-geared orientation of urban management practice. The measures were

    developed within the project during two scenario based simulation game workshops.

    Based on the results of the discussion, the paper shows where possibilities for action

    emerge and also provides information on how to implement and assess the intro-

    duced measures. The catalogue is meant to promote a stronger integration of sustain-

    ability into corporate action.

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    Inhalt

    Vorbemerkung ....................................................................................................................................... 5

    1 Nachhaltigkeitskategorie: Umwelt und Ressourcen ......................................................... 8

    2 Nachhaltigkeitskategorie: Organisation und Technik ..................................................... 12

    3 Nachhaltigkeitskategorie: Mitarbeitende .......................................................................... 14

    4 Nachhaltigkeitskategorie: Gesellschaftliche Verantwortung ........................................ 17

    5 Nachhaltigkeitskategorie: Entwicklungsfhigkeit ............................................................ 20

    6

    Kriterien zur unternehmensinternen Bewertung der Manahmen .............................. 22

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    Danksagung

    Wir danken allen Workshopteilnehmenden fr ihre wertvollen Beitrge, fr die Ex-

    perimente, auf die sie sich mit uns eingelassen haben und die anregende Zusammen-

    arbeit.

    Frderung

    Das Projekt NaCoSi: Nachhaltigkeitscontrolling siedlungswasserwirtschaftlicher Sy-

    steme Risikoprofil und Steuerungsinstrument wird vom Bundesministerium fr

    Bildung und Forschung in der Frdermanahme Intelligente und multifunktionelle

    Infrastruktursysteme fr eine zukunftsfhige Wasserversorgung und Abwasserentsor-

    gung (INIS) gefrdert. Das Projekt luft unter dem Frderkennzeichen 033W008D

    vom 1. Mai 2013 bis 30. April 2016.

    Die Projektbeschreibung und die beteiligten Partner aus Forschung und Praxis finden

    Sie unter www.nacosi.de. Die Verbundkoordination liegt beim Institut IWAR (Prof.

    Urban) an der TU Darmstadt, weitere Projektpartner sind das ISOE Institut fr sozial-

    kologische Forschung, das Institut fr Infrastruktur und Ressourcenmanagement an

    der Universitt Leipzig, das Institut fr Wasserwesen an der Universitt der Bundes-

    wehr Mnchen, das Fachgebiet Stoffstrommanagement und Ressourcenwirtschaft an

    der TU Darmstadt sowie die aquabench GmbH. Die Verantwortung liegt bei den Au-

    torinnen.

    http://www.nacosi.de/http://www.nacosi.de/http://www.nacosi.de/http://www.nacosi.de/
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    Vorbemerkung

    Im Projektverbund NaCoSi Nachhaltigkeitscontrolling in der Siedlungswasserwirt-

    schaftwird ein Instrument entwickelt, dass Aufgabentrger der Abwasserbeseitigung

    und Wasserversorgung untersttzt, systematisch die unternehmensspezifischen Nach-haltigkeitsrisiken zu identifizieren, zu analysieren und im Hinblick auf Handlungs-

    notwendigkeiten zu bewerten. Fr die Entwicklung von Manahmen und Strategien

    zum Umgang mit diesen Risiken auf Unternehmensebene werden in diesem Control-

    ling-Instrument szenariobasierte Planspiele durchgefhrt.1Szenariobasierte Planspiele

    haben folgende Vorzge: Sie erffnen eine langfristige Perspektive und bieten zudem

    die Mglichkeit, Handlungsoptionen in fiktiven Entscheidungssituationen durchzu-

    spielen, Querbezge und Nebeneffekte aufzuzeigen sowie die Wirkung einzelner Ma-

    nahmen abzuschtzen.

    Die Vorgehensweise fr die Integration der Planspiele in das Nachhaltigkeitscontrol-ling wurde im Projektverbund mit den Praxispartnern des Projektes in zwei Work-

    shops getestet. Mithilfe erster Zwischenergebnisse aus dem Nachhaltigkeitscontrolling

    und einer gemeinsamen Ursachenanalyse fr gegenwrtige Risiken wurden die The-

    men fr diese Workshops festgelegt. Unter dem Oberthema Instandhaltung der Was-

    serinfrastruktur: finanzielle und organisatorische Spielrume wurde in den NaCoSi-

    Planspielworkshops der Fokus auf Demographischer Wandel beziehungsweise Or-

    ganisation und Steuerung als zuknftige Herausforderungen im Risikomanagement

    gesetzt. Die beiden NaCoSi-Planspielworkshops waren jeweils hnlich aufgebaut:

    Ausgehend von einem Szenario fr eine Muster-Stadt im Jahr 2035, in der struktu-

    relle und finanzielle Probleme vorliegen, wurden gemeinsam erarbeitet: Welche L-

    sungswege gibt es, diese Situation zu verlassen? Welche Mglichkeiten gibt es, diese

    Situation zu verhindern? Aus dieser Sammlung wurden Manahmenbndel beispiel-

    haft herausgegriffen, um mit Planspiel-Methoden eine langfristige Perspektive zu

    erffnen und die Mglichkeit zu bieten, Handlungsoptionen in fiktiven Entschei-

    dungssituationen durchzuspielen. Dabei sind vielfltige Anstze fr den Umgang mit

    Nachhaltigkeitsrisiken in der Siedlungswasserwirtschaft entstanden.

    Mit diesem Papier stellen wir die Ergebnisse der verschiedenen Diskussionen mit den

    Praxispartnern vor. Wir mchten damit skizzieren, wo Handlungsmglichkeiten freine gestrkte und nachhaltig orientierte Siedlungswasserwirtschaft ansetzen knnen.

    Um die Sammlung mglichst gewinnbringend fr die weitere praktische Arbeit auf-

    zubereiten, haben wir die Diskussionsergebnisse mit Erkenntnissen aus Literaturre-

    cherchen ergnzt. Unsere Zusammenschau ist dabei als ein living document zu

    verstehen, welches ber die Anwendung des Nachhaltigkeitscontrollings bzw. szena-

    1 Bei Interesse an der Methode kann diese nachgelesen werden: NaCoSi-Projektverbund (2016):

    NaCoSi-Leitfaden. Der Weg vom Nachhaltigkeitscontrolling in der Siedlungswasserwirtschaft, dem-nchst verfgbar unter:www.nacosi.de

    http://www.nacosi.de/http://www.nacosi.de/http://www.nacosi.de/http://www.nacosi.de/
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    riobasierter Planspiele weiterentwickelt werden kann (siehe dafr auch den NaCoSi-

    Leitfaden, im Erscheinen).

    Da NaCoSi den Anspruch hat, verschiedene Aspekte der Nachhaltigkeit zu verbinden,

    haben wir bewusst wirtschaftliche Aspekte in den Hintergrund gestellt. Sie haben

    bereits einen hohen Stellenwert im unternehmerischen Alltag. Bei der Konzeptent-wicklung fr ein Nachhaltigkeitsontrolling wie auch bei der Darstellung der beispiel-

    haft entwickelten Manahmen geht es uns um eine breitere Perspektive, die strker

    Aspekte wie Kommunikation und Zusammenarbeit in den Blick nimmt. Zudem so

    eine zentrale Erkenntnis aus den Workshops sind technischer und kaufmnnischer

    Bereich konsequent miteinander zu verknpfen bzw. mssen gemeinsam betrachtet

    werden.

    Aufgegriffen wird dieser Gedanke bereits in den Grundlagen des Nachhaltigkeitscon-

    trollings. Denn dieses war entlang siedlungswasserwirtschaftlicher Nachhaltigkeits-

    ziele strukturiert (vgl. Abb.).

    Abbildung: Clusterung von siedlungswasserwirtschaftlichen Nachhaltigkeitszielen

    (Projektverbund NaCoSi 2014: 72

    )

    Die fnf Kategorien, die im Projektverbund entwickelt wurden, umreien in ihrer

    Gesamtheit die verschiedenen Ziele, die ein Aufgabentrger fr eine langfristig nach-

    haltige Leistungserbringung erfllen muss. Entsprechend sind alle Kategorien gleich-

    ermaen zu bercksichtigen. Die kann gelingen, denn wie die NaCoSi-Planspiele zei-

    gen, liegt das groe Potenzial vor allem in der Kombination einzelner Manahmen

    aus den unterschiedlichen Nachhaltigkeitskategorien. Zugleich mchten wir an dieser

    Stelle darauf hinweisen, dass zwischen einzelnen Manahmen Zielkonflikte bestehen

    2 Projektverbund NaCoSi (2014): Nachhaltigkeitsziele und Risiken fr siedlungswasserwirtschaftlicheUnternehmen. Erste Bausteine fr ein Nachhaltigkeitscontrolling. ISOE-Diskussionspapier Nr. 37.

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    knnen. Viele Manahmen, wie technische Vernderungen, etwa modulare Bauwei-

    sen zur Erhhung der Flexibilitt, bedeuten Investitionen oder mindestens Aufwen-

    dungen, d.h. sie widersprechen einem kurzfristigen Wirtschaftlichkeitsgedanken. Aber

    sie verbessern die Entwicklungsfhigkeit und sichern langfristig die Leistungserbrin-

    gung. Zielkonflikte sind methodisch ein expliziter Bestandteil der Prfung von Ma-

    nahmen auf ihre Tauglichkeit zur Verringerung von Nachhaltigkeitsrisiken. Wie die-

    sen Zielkonflikten begegnet wird, hngt von unternehmensinternen Prioritten ab.

    Dieser Entscheidungsschritt ist im vorliegenden Papier deshalb nicht bercksichtigt.

    Wie ist das Dokument strukturiert?

    Die unterschiedlichen, gemeinsam mit den Praxispartnerinnen exemplarisch ent-

    wickelten Handlungsanstze werden entlang der fnf Kategorien fr Nachhaltigkeits-

    ziele der Siedlungswasserwirtschaft vorgestellt. Es wird jeweils das bergreifende Zieldes Manahmenbndels zu einer Kategorie benannt sowie ber ausgewhlte Einzel-

    manahmen skizziert, wie dieses erreicht werden kann. Zu den Einzelmanahmen

    werden daran anschlieend Hinweise fr die Umsetzung gegeben im Sinne worauf

    ist zu achten. Die Hinweise sollen dabei helfen, die Manahme besser in das eigene

    Unternehmen einordnen zu knnen. Am Ende des Dokuments werden Kriterien zur

    Bewertung der vorgestellten Einzelmanahmen angeboten. Jedes Kapitel ist mit Lese-

    empfehlungen ergnzt, so dass Interessierte auch fr die eigene Strategieentwicklung

    weitere Anregungen finden knnen.3

    3 Aus Grnden der einfacheren Lesbarkeit wird auf die geschlechtsneutrale Differenzierung, z.B. Be-

    nutzer/innen, verzichtet. Wir verwenden stattdessen gleichermaen mnnliche wie weibliche Formeinzeln.

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    1 Nachhaltigkeitskategorie: Umwelt und Ressourcen

    Die Kategorie Umwelt und Ressourcen beschreibt die Nachhaltigkeitsziele der Sied-

    lungswasserwirtschaft gegenber der Umwelt. Um diese zu erreichen, sind die ver-

    bindlichen Aufgaben zum Umweltschutz zu erfllen. Zugleich sind von den Unter-nehmen darber hinaus weitere Anforderungen an den Ressourcenschutz umzusetzen.

    In den NaCoSi-Planspielen wurden unter dem Gesichtspunkt Organisation und

    Steuerung vor allem Manahmen zur Steigerung der Ressourceneffizienz von ver-

    sorgungstechnischen Anlagen bzw. (Klr-)Anlagen, eine Integration unterschiedlicher

    Monitoring-Aktivitten in einer Datenbank sowie eine Verbesserung des Nieder-

    schlagsmanagements vorgeschlagen.

    Ziel: Schutz der Umwelt und Ressourcen; nachhaltige Bewirtschaftung der Ressourcen, z.B. durch

    Zusammenfhren von verschiedenen Monitoring-Aktivitten zu bspw. Strombedarf, Menge Flockungs-hilfsmittel, Entwsserungspotenzial; ggf. ergnzen um Messprogramme, die ber die formalen Anfor-derungen im Umweltschutz hinausgehen

    Steigerung der Ressourceneffizienz von Wasserdienstleistungen Prfen verfahrenstechnischer Optimierungsmglichkeiten Stoffstrommanagement (betriebliche, standortnahe und kommunale Ebene; auch Potenziale in

    Kreislauffhrung, wie etwa bei Energie und Hilfsstoffen ausloten) Nutzung regenerativer Energie zum Betrieb von versorgungstechnischen bzw. (Klr-)Anlagen

    Kommunikation und Kooperation mit Landwirten im Trinkwassereinzugsgebiet, z.B. zur Frderung desreduzierten Einsatzes von Pestiziden und Dngemitteln oder zum Anlegen von Ausgleichsflchen

    Einfhren von freiwilligen Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagementinstrumenten im Unternehmen

    Umweltmanagementsystem, Umweltaudit (z.B. EMAS, koprofit, ISO 14001, o..)

    Umwelt- oder Nachhaltigkeitsberichterstattung (bspw. Global Reporting Initiative)

    Niederschlagsmanagement fr einen zukunftsfhigen Umgang mit Regenwasser und eine nachhaltigeStadtentwicklung

    Mgliches Ergebnis: Umweltzertifizierung

    Hinweise

    Das Festlegen von freiwilligen Nachhaltigkeitsstandards im Unternehmen ist nur

    dann sinnvoll, wenn personelle und fachliche Kapazitten fr ein konstantes Monito-

    ring der einzelnen Teilbereiche vorhanden sind. Im Vorfeld sollten daher folgende

    Aspekte abgewogen werden:

    1. Ist eine verlssliche Datengrundlage vorhanden?

    2. Sind die Voraussetzungen dafr gegeben, dass die freiwilligen Umweltstandards

    immer eingehalten werden knnen?

    3. Mit welchen (finanziellen) Konsequenzen ist bei einer berschreitung zu rechnen?

    4. berwiegt der Nutzen (bspw. geringere Abwasserabgabe) den Aufwand?

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    Trinkwasserversorgung

    Zum Schutz des Trinkwassers, insbesondere vor Nhrstoff- und Pflanzenschutzmittel-

    eintrgen in Grund- und Oberflchengewsser, knnen Wasser- und Landwirtschaft

    in freiwilligen Kooperationen zusammenarbeiten. Die Gewsserschutzkooperationen

    in Nordrhein-Westfalen oder die Gewssernachbarschaften in verschiedenen Bundes-lndern sind dafr Beispiele. Zuknftig werden zumindest in einigen Bundesln-

    dern diese freiwilligen Kooperationen zur Erfllung der EU-Wasserrahmenrichtlinie

    (WRRL) ordnungsrechtlich flankiert.

    Abwasserbeseitigung

    Abwasser ist energetisch wie stofflich eine wichtige Ressource. Zur Steigerung der

    Ressourceneffizienz knnen aus dem Abwasser oder dem Klrschlamm Nhr-/Roh-

    stoffe (bspw. Phosphor, Stickstoff oder Aluminium) und Wrme zurckgewonnen

    werden. Eine Wrmerckgewinnung aus Abwasser ist nur dann sinnvoll, wenn groeAbwassermengen mit ausreichender Temperatur zur Verfgung stehen und zugleich

    eine ausreichend groe Wrmemenge (im besten Fall auch im Sommer) abgenommen

    werden kann. Die Wrmerckgewinnung durch Wrmetauscher ist eine gngige

    Technologie, relativ neu hingegen ist die Anwendung von Wrmetauschern im Ab-

    wasserkanal und Klranlagenablauf. Fr Unternehmen, die bislang keine Erfahrung

    mit Wrmetauschern im Abwasserkanal haben, ist es ratsam, sich dazu vorab mit

    erfahrenen Unternehmen (z.B. Hamburg Wasser und EGLV) auszutauschen, um von

    ihren Erfahrungen zu profitieren. Zudem besteht eine Reihe weiterer Verfahren zur

    Betriebs- und Energieoptimierung auf Klranlagen (u.a. bei Pumpen, Faulgaserzeu-

    gung, Belftung usw.). Die DWA hat hierzu ein Arbeitsblatt sowie Praxis-Leitfden

    entwickelt (siehe Leseempfehlungen). Zur Optimierung des Energieflusses einer Klr-

    anlage ist zunchst eine grndliche Energiebilanz des Ist-Zustands aufzustellen. Da-

    bei sind Einsparpotenziale und Schwachstellen herauszuarbeiten. Anschlieend sind

    dann unterschiedliche Optimierungslsungen, bspw. unter kologischen und kono-

    mischen Gesichtspunkten, zu entwickeln und zu bewerten. Hier ist es gut, wenn sich

    Erfahrungs- und Anlagenkenntnis sowie Innovation oder Fachkenntnis ergnzen.

    Entsprechend kann es von Vorteil sein, externe Berater hinzuzuziehen. Wesentlich

    ist, immer die konkrete Klranlage im Blick zu haben, da sich viele Manahmen nicht

    eins zu eins bertragen lassen. Die Energieoptimierung ist ein jahrelanger, kontinu-ierlicher Prozess, welcher sich am besten im Rahmen laufender betrieblicher Optimie-

    rung und baulicher Sanierung integrieren lsst. So kann der Mehraufwand dafr re-

    lativ gering bleiben. Damit die Umsetzung der Manahmen erfolgreich verluft, ist es

    wichtig, das Betriebspersonal dafr zu gewinnen (siehe auch betriebsinterne Transpa-

    renz, Kategorie Mitarbeitende). Denn der Erfolg wird wesentlich vom Engagement

    und der Offenheit fr Innovation des Betriebspersonals abhngen. Zugleich ist es von

    Vorteil, wenn eine Verantwortliche die Energieoptimierung zu ihrem persnlichen

    Anliegen macht. Des Weiteren knnen Kreislufe ber die Kooperationen mit anderen

    Betrieben oder kommunalen Akteuren optimiert werden, z.B. ber Co-Vergrung.

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    So gut, richtig und wichtig die Verbesserung der Energieeffizienz von Klranlagen

    ist, zeigen sich u.a. mit der Anwendung von Verfahren zur Denitrifikation und Mini-

    mierung der Belftungsenergie auch Nachteile. Dazu zhlen: die potenzielle Maxi-

    mierung von Ammonium-Emissionen, die Verschlechterung der Schlammstabilisie-

    rung und die potenzielle Verschlechterung des Absetzverhaltens, die Entwsserbarkeit

    des Schlamms und erhhte Emissionen von bspw. Nitrit und Lachgas (INIS-For-

    schungsprojekt NoNitriNox). Aktuell werden hierfr Empfehlungen entwickelt (siehe

    Leseempfehlungen).

    Das Niederschlagsmanagement wird insbesondere bei einer zu erwartenden Zunahme

    von Starkregenereignissen relevant. Ziele hier sind u.a. den berflutungsschutz zu

    wahren sowie die Gewsser vor Belastungen zu schtzen. Hamburg hat mit RISA

    Strukturplan Regenwasser 2030 ein Projekt initiiert, welches auf die zunehmenden

    Zielkonflikte zwischen Stadtentwicklung und Wasserwirtschaft reagiert und Hinweise

    fr eine wassersensible Stadtentwicklung gibt. Die Ergebnisse umfassen Manahmenzur Minimierung der Versieglung, zur Regenwasserversickerung und zur Regenwas-

    serbewirtschaftung.

    Leseempfehlungen

    BMU Bundesministerium fr Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit/econ-

    sense/CSM Centre for sustainability management (2007): Nachhaltigkeitsma-

    nagement in Unternehmen. Von der Idee zur Praxis: Managementanstze zur Um-

    setzung von Corporate Social Responsibility und Corporate Sustainability.

    http://www.bmub.bund.de/fileadmin/bmu-import/files/pdfs/allgemein/application/

    pdf/nachhaltigkeitsmanagement_unternehmen.pdf(9.05.2016)

    Bundesverband der Deutschen Industrie e. V./econsense Forum Nachhaltige Ent-

    wicklung der Deutschen Wirtschaft (2014): In 7 Schritten zum Nachhaltigkeitsbe-

    richt. Ein praxisorientierter Leitfaden fr mittelstndische Unternehmen in Anleh-

    nung an die G4-Leitlinien der Global Reporting Initiative (GRI).

    http://www.econsense.de/sites/all/files/BDI%20econsense_Leitfaden%20Reporting.

    pdf(9.05.2016)

    DWA Deutsche Vereinigung fr Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (2014):

    Praxisleitfaden: Senkung des Stromverbrauchs auf Klranlagen. Systematisches

    Vorgehen zur Steigerung der Energieeffizienz durch Nutzung des Einsparungspo-

    tenzials. Handbuch fr den Betrieb von Klranlagen, Heft 4

    DWA Deutsche Vereinigung fr Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (2015):

    Arbeitsblatt DWA-A 216. Energiecheck und Energieanalyse Instrumente zur

    Energieoptimierung von Abwasseranlagen

    HSE Hamburger Stadtentwsserung AR/BUE Behrde fr Umwelt und Energie

    (2015): RISA Strukturplan Regenwasser 2030. Zukunftsfhiger Umgang mit Re-

    genwasser in Hamburg.http://www.risa-hamburg.de/Downloadbereich.html

    (9.05.2016)

    http://www.bmub.bund.de/fileadmin/bmu-import/files/pdfs/allgemein/application/pdf/nachhaltigkeitsmanagement_unternehmen.pdfhttp://www.bmub.bund.de/fileadmin/bmu-import/files/pdfs/allgemein/application/pdf/nachhaltigkeitsmanagement_unternehmen.pdfhttp://www.bmub.bund.de/fileadmin/bmu-import/files/pdfs/allgemein/application/pdf/nachhaltigkeitsmanagement_unternehmen.pdfhttp://www.econsense.de/sites/all/files/BDI%20econsense_Leitfaden%20Reporting.pdfhttp://www.econsense.de/sites/all/files/BDI%20econsense_Leitfaden%20Reporting.pdfhttp://www.econsense.de/sites/all/files/BDI%20econsense_Leitfaden%20Reporting.pdfhttp://www.risa-hamburg.de/Downloadbereich.htmlhttp://www.risa-hamburg.de/Downloadbereich.htmlhttp://www.risa-hamburg.de/Downloadbereich.htmlhttp://www.risa-hamburg.de/Downloadbereich.htmlhttp://www.econsense.de/sites/all/files/BDI%20econsense_Leitfaden%20Reporting.pdfhttp://www.econsense.de/sites/all/files/BDI%20econsense_Leitfaden%20Reporting.pdfhttp://www.bmub.bund.de/fileadmin/bmu-import/files/pdfs/allgemein/application/pdf/nachhaltigkeitsmanagement_unternehmen.pdfhttp://www.bmub.bund.de/fileadmin/bmu-import/files/pdfs/allgemein/application/pdf/nachhaltigkeitsmanagement_unternehmen.pdf
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    ISO 14001. Umweltmanagementsysteme Anforderungen mit Anleitung zur Anwen-

    dung

    Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen: Kooperativer Wasserschutz.

    http://www.landwirtschaftskammer.de/Landwirtschaft/wasserschutz/kooperationen

    /index.htm

    Ministerium fr Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Wrttemberg (2015):

    Leitfaden Energieeffizienz auf Klranlagen.https://um.baden-wuerttemberg.de/

    fileadmin/redaktion/m-um/intern/Dateien/Dokumente/2_Presse_und_Service/

    Publikationen/Energie/151010_Leitfaden_Energieeffizienz_auf_Klaeranlagen.pdf

    (9.05.2016)

    NoNitriNox (2015): Planung und Betrieb von ressourcen- und energieeffizienten

    Klranlagen mit gezielter Vermeidung umweltgefhrdender Emissionen. INIS-

    Statuskonferenz, Hamburg 20.01-21.01.http://www.bmbf.nawam-inis.de/sites/

    default/files/dokumente/veranstaltungen/2015-01-20-hh/2015-01-20_inis-status

    seminar_alex.pdf(9.05.2016)Pressinotti, F.C./M. Kleffmann-Liedtke (2012): Fallbeispiele zur Energieoptimierung

    von Klranlagen. In: Hoffmann, E./J. Homa (Hg.): Zukunftsfhige Abwasser- und

    Schlammbehandlung - bauliche, verfahrenstechnische und energetische Optimie-

    rungspotenziale. Tagungsband der 26. Karlsruher Flockungstage

    UBA - Umweltbundesamt (2006): Steigerung der Energieeffizienz auf kommunalen

    Klranlagen. Forschungsbericht, Texte 11/08.

    https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/publikation/long/334

    7.pdf(9.05.2016)

    WWF World Wildlife Fund (2008): Gewsserschutz und Landwirtschaft: Wider-spruch oder lsbares Problem? Gewsserbelastungen durch diffuse Nhrstoffein-

    trge Trends, Manahmen, Kosten und wer bezahlt wofr?

    http://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF_nitratstudie.pdf

    (9.05.2016)

    http://www.landwirtschaftskammer.de/Landwirtschaft/wasserschutz/kooperationen/index.htmhttp://www.landwirtschaftskammer.de/Landwirtschaft/wasserschutz/kooperationen/index.htmhttp://www.landwirtschaftskammer.de/Landwirtschaft/wasserschutz/kooperationen/index.htmhttps://um.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/m-um/intern/Dateien/Dokumente/2_Presse_und_Service/Publikationen/Energie/151010_Leitfaden_Energieeffizienz_auf_Klaeranlagen.pdfhttps://um.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/m-um/intern/Dateien/Dokumente/2_Presse_und_Service/Publikationen/Energie/151010_Leitfaden_Energieeffizienz_auf_Klaeranlagen.pdfhttps://um.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/m-um/intern/Dateien/Dokumente/2_Presse_und_Service/Publikationen/Energie/151010_Leitfaden_Energieeffizienz_auf_Klaeranlagen.pdfhttps://um.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/m-um/intern/Dateien/Dokumente/2_Presse_und_Service/Publikationen/Energie/151010_Leitfaden_Energieeffizienz_auf_Klaeranlagen.pdfhttps://um.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/m-um/intern/Dateien/Dokumente/2_Presse_und_Service/Publikationen/Energie/151010_Leitfaden_Energieeffizienz_auf_Klaeranlagen.pdfhttp://www.bmbf.nawam-inis.de/sites/default/files/dokumente/veranstaltungen/2015-01-20-hh/2015-01-20_inis-statusseminar_alex.pdfhttp://www.bmbf.nawam-inis.de/sites/default/files/dokumente/veranstaltungen/2015-01-20-hh/2015-01-20_inis-statusseminar_alex.pdfhttp://www.bmbf.nawam-inis.de/sites/default/files/dokumente/veranstaltungen/2015-01-20-hh/2015-01-20_inis-statusseminar_alex.pdfhttp://www.bmbf.nawam-inis.de/sites/default/files/dokumente/veranstaltungen/2015-01-20-hh/2015-01-20_inis-statusseminar_alex.pdfhttp://www.bmbf.nawam-inis.de/sites/default/files/dokumente/veranstaltungen/2015-01-20-hh/2015-01-20_inis-statusseminar_alex.pdfhttps://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/publikation/long/3347.pdfhttps://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/publikation/long/3347.pdfhttps://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/publikation/long/3347.pdfhttp://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF_nitratstudie.pdfhttp://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF_nitratstudie.pdfhttp://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF_nitratstudie.pdfhttps://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/publikation/long/3347.pdfhttps://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/publikation/long/3347.pdfhttp://www.bmbf.nawam-inis.de/sites/default/files/dokumente/veranstaltungen/2015-01-20-hh/2015-01-20_inis-statusseminar_alex.pdfhttp://www.bmbf.nawam-inis.de/sites/default/files/dokumente/veranstaltungen/2015-01-20-hh/2015-01-20_inis-statusseminar_alex.pdfhttp://www.bmbf.nawam-inis.de/sites/default/files/dokumente/veranstaltungen/2015-01-20-hh/2015-01-20_inis-statusseminar_alex.pdfhttps://um.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/m-um/intern/Dateien/Dokumente/2_Presse_und_Service/Publikationen/Energie/151010_Leitfaden_Energieeffizienz_auf_Klaeranlagen.pdfhttps://um.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/m-um/intern/Dateien/Dokumente/2_Presse_und_Service/Publikationen/Energie/151010_Leitfaden_Energieeffizienz_auf_Klaeranlagen.pdfhttps://um.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/m-um/intern/Dateien/Dokumente/2_Presse_und_Service/Publikationen/Energie/151010_Leitfaden_Energieeffizienz_auf_Klaeranlagen.pdfhttp://www.landwirtschaftskammer.de/Landwirtschaft/wasserschutz/kooperationen/index.htmhttp://www.landwirtschaftskammer.de/Landwirtschaft/wasserschutz/kooperationen/index.htm
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    2 Nachhaltigkeitskategorie: Organisation und

    Technik

    Die Kategorie Organisation und Technik umfasst Nachhaltigkeitsziele der unter-

    nehmensinternen Organisationsstrukturen sowie die wirtschaftliche und technischeUmsetzung der Aufgabenerfllung. Zur Zielerreichung bedarf es technischer und

    organisatorischer Manahmen, welche die langfristige Funktionsfhigkeit der Infra-

    struktursysteme sicherstellen und zugleich Kosten optimieren.

    Es wurden in unseren Workshops vor allem Manahmen vorgeschlagen, welche auf

    eine transparente Zustandserfassung der leitungsgebundenen Infrastruktur zielen.

    Zudem wurden Manahmen diskutiert, die die Anpassungsfhigkeit der leitungsge-

    bundenen Infrastruktur in Zukunft verbessern; demographische Vernderungen sind

    hier nur ein Beispiel, das Anpassungsfhigkeit verlangt. Es wird hier aber auch auf

    die besondere Bedeutung der Nachhaltigkeitskategorie Entwicklungsfhigkeit ver-wiesen.

    Ziel: Zustand der leitungsgebundenen Infrastruktur transparent erfassen sowie eine flexible Was-serinfrastruktur schaffen, z.B. durch

    Einfhrung fachgerechter, moderner EDV

    Aufbau eines GIS-basierten Kanalinformationssystems (KIS)

    Modulare Bauweise von Anlagen und Netzen

    Mgliches Ergebnis: GIS-basiertes Kanalinformationssystem; Substanzerhaltungsstrategie

    Hinweise

    Je nach Unternehmen besteht ein unterschiedlicher Handlungsbedarf beim Auf- oder

    Ausbau einer modernen EDV. Diese ist fr eine transparente, verlssliche Informa-

    tionsbertragung eine wichtige Voraussetzung. Verknpfbare Datenbanken, in denen

    verschiedene Quellen zu einem geographischen Punkt zusammengefhrt werden

    knnen, sind eine zentrale Herausforderung. Effektiv erscheint, zunchst mglichst

    viele Informationen zum Netz und zu Anlagen zu sammeln, z.B. Lage verschiedener

    Infrastrukturteile (Wasser, Abwasser, Strom, Gas, Fernwrme, Telekom), Eigentums-verhltnisse, Zustand sowie Bedarf und Planung von Erneuerung, Sanierung und

    Reparatur der einzelnen Infrastrukturtrger (inkl. Straenbau), Finanzplanung fr

    verschiedene Bauabschnitte etc. Dabei knnen Ingenieurbros untersttzen, insbe-

    sondere dann, wenn sie lokale Vorerfahrungen haben und wissen, welche Daten wo

    gegebenenfalls verfgbar sind und in ein digitales Archiv zusammengefhrt werden

    knnten. Zudem ist parallel ein Konzept zu berlegen, wie die bestehende Dokumen-

    tationspraxis in neue Routinen berfhrt werden kann. Eine Mglichkeit ist, Tablets

    einzusetzen. ber diese knnen bei Kanalinspektionen Vernderungen und Auffllig-

    keiten direkt in das System eingetragen werden. Zur Qualittssicherung sollten dieseallerdings an einer zentralen Stelle noch einmal geprft werden.

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    Nur wenige Unternehmen knnen bereits auf ein GIS-basiertes Kanalinformationssy-

    stem (KIS) zurckgreifen. Die Einfhrung des KIS umfasst u.a. die Beschaffung, Ein-

    spielung und Bereitstellung der Stadtgrundkartendaten als Grundlageninformation,

    Bereitstellen der Planwerke durch flchendeckendes Scannen und Georeferenzieren,

    die Digitalisierung des Hausanschlussnetzes und eine vollstndige Erfassung des Ka-

    nalnetzes. Des Weiteren ist es ratsam, dass das KIS mit anderen Anwendungen wie

    Instandhaltungssoftware, digitales Archiv, Kamerauntersuchungen, Hydraulikberech-

    nungen usw. zu verknpfen. Die Einfhrung kann sich ber den Zeitraum von zwei

    bis drei Jahren erstrecken. Ziel des KIS ist es, kurz- und mittelfristigen Handlungsbe-

    darf (unterschieden nach Reparatur, Sanierung, Ersatz, Neubau, Rckbau) aus techni-

    scher und kaufmnnischer Sicht bewerten zu knnen. Simulations- und Alterungs-

    modelle knnen dabei untersttzen.

    Um Flexibilitt fr wechselnde Trends (Wachstum und Schrumpfung von Siedlungs-

    gebieten) zu schaffen, sollte strker auf modulare Bauweisen von Anlagen gesetztwerden Erweiterungen und Rckbau sind entsprechend mitzudenken. In aktuell

    eher peripheren Gebieten knnen mit verschiedenen Betreibermodellmglichkeiten

    auch semi- und dezentrale Anlagen als Alternative in Betracht gezogen werden. Zu-

    gleich kann auch ber eine neue Verlegetechnik nachgedacht werden, die die Zu-

    gnglichkeit von Kanlen verbessert. Auf diese Weise knnen Anpassungen (wie z.B.

    das Einziehen von Inlinern) leichter durchgefhrt werden.

    Leseempfehlungen

    DWA Deutsche Vereinigung fr Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (2005):

    Arbeitsblatt DWA-A 133. Wertermittlung von Abwasseranlagen: Systematische

    Erfassung, Bewertung und Fortschreibung

    DWA Deutsche Vereinigung fr Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (2013):

    DWA-M 145. Kanalinformationssysteme. Teil 1: Grundlagen und systemtechni-

    sche Anforderungen

    DWA Deutsche Vereinigung fr Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (2015):

    GIS und GDI in der Wasserwirtschaft. Tagungsprogramm.

    http://de.dwa.de/tl_files/_media/content/PDFs/Abteilung_BiZ/10ES231_15_GIS%2

    0und%20KIS.pdf(9.05.2016)

    http://de.dwa.de/tl_files/_media/content/PDFs/Abteilung_BiZ/10ES231_15_GIS%20und%20KIS.pdfhttp://de.dwa.de/tl_files/_media/content/PDFs/Abteilung_BiZ/10ES231_15_GIS%20und%20KIS.pdfhttp://de.dwa.de/tl_files/_media/content/PDFs/Abteilung_BiZ/10ES231_15_GIS%20und%20KIS.pdfhttp://de.dwa.de/tl_files/_media/content/PDFs/Abteilung_BiZ/10ES231_15_GIS%20und%20KIS.pdfhttp://de.dwa.de/tl_files/_media/content/PDFs/Abteilung_BiZ/10ES231_15_GIS%20und%20KIS.pdf
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    3 Nachhaltigkeitskategorie: Mitarbeitende

    Die Kategorie Mitarbeitende befasst sich mit der Unternehmenskultur sowie dem

    Kompetenzpotenzial innerhalb eines Unternehmens. Die Art und Ausgestaltung des

    sozialen Miteinanders sowie die vorhandenen Fhigkeiten der Mitarbeiter bestimmenhier die Zielerreichung.

    Es wurden von den NaCoSi-Praxispartnern vor allem Manahmen diskutiert, die die

    Personalbindung und -gewinnung frdern.

    Ziel: Attraktivittssteigerung des Unternehmens sowie langfristiger Kompetenzerhalt, Frderungeiner offenen, innovativen Unternehmenskultur, z.B. durch

    Innerbetriebliche Transparenz

    aktive, offene und kohrente Gestaltung von Verhandlungssystemen und Entscheidungsprozessen Verantwortlichkeiten festlegen

    technische und kaufmnnische Arbeitsablufe klar strukturieren

    Proaktive Kommunikation ber geplante umfassende Vernderungen, die auch die Betriebsablufe unddamit die notwendigen Kompetenzen der Mitarbeiterinnen betreffen

    Motivation des Personals

    Entwicklungsmglichkeiten frdern, u.a. ber Fort- und Weiterbildungsangebote (bspw. zu Fach- undFhrungskompetenzen)

    Work-Life-Balance untersttzen flexible Arbeitszeitmodelle und Telearbeitspltze zur Erleichterung der Betreuung von Kindern,

    Pflege von Angehrigen etc. Kitapltze zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben

    Teambildung intensivieren, bspw. ber gemeinsame Events

    Leistungsanreize im Rahmen der tariflichen Mglichkeiten nutzen: Mglichkeiten der Leistungszulagen als finanzielle Anreize, z.B. fr die bernahme von besonderen

    Aufgaben prfen weitere Anreizsysteme prfen, z.B. durch Ausstattung des Arbeitsplatzes

    Wissensmanagement

    Grndung von Ausbildungsverbnden mit anderen regionalen Unternehmen (bspw. zwischen kleinenund groen Unternehmen)

    Interkommunale Zusammenarbeit in strukturschwachen Gebieten zur Entlastung von Mitarbeiternund zur Fachkrftesicherung Zusammenlegen von Dienstleistungen im Bereich des Klranlagenmanagements Bereitschaftsdienste

    gemeinsame Anstellung von Fachpersonal

    Wissenstransfer ber Tandem-Patenschaften jung, alt oder Mentorenprogramme Dokumentation von Arbeitsablufen Schaffung von bergangsphasen bei Neubesetzungen

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    Unternehmen fr (zuknftige) Fachkrfte bekanntmachen

    Aufbau und Pflege von Kontakten zu Berufs- und Hochschulen Angebote fr Schlerinnen, z.B. Girls Days, Boys Days Angebote fr Studierende, z.B. Werkvertrge, Untersttzung bei Facharbeiten

    Bewerbung fr Zuschussprogramme fr Fachkrfte

    regionale Frderprogramme: z.B. bei den Industrie- und Handelskammern des jeweiligen Bundes-landes

    berregionale Frderprogramme: Europisches Fonds fr regionale Entwicklung (EFRE) und Europi-sche Sozialfonds (ESF)

    Mgliches Ergebnis: Entwicklung und Etablierung eines Personalentwicklungskonzeptes

    Hinweise

    Um geeignete unternehmensspezifische Manahmen identifizieren zu knnen, ist zu-

    nchst der IST-Zustand (etwa auf Gesamtunternehmens- und Mitarbeiterebene) struk-turiert zu erfassen. Das umfasst den Personalbestand, die Fluktuationsrate, die Beur-

    teilung der Leistungen und Potenziale der Mitarbeitenden sowie die strategischen

    Unternehmensziele und die Leistungsanforderungen. Auf dieser Basis ist z.B. in

    Abgleich mit strategischen Zielen oder geplanten technischen oder organisatorischen

    Vernderungen der Bedarf an Manahmen im Personalbereich zu identifizieren.

    Geht es eher um die Strkung des vorhandenen Personals oder sind neue Fachkrfte

    notwendig? Sowohl fr die IST- als auch die Bedarfsanalyse mssen zeitliche und

    personelle sowie ggf. auch finanzielle Ressourcen eingeplant werden. Je nach Unter-

    nehmensgre und spezifischen Rahmenbedingungen stehen diese Ressourcen in

    unterschiedlichem Umfang zur Verfgung, auch fr die Umsetzung der avisierten

    Manahmen. Zugleich variiert die Ausgangssituation je nach Unternehmen, so dass

    fr die Manahmenumsetzung unterschiedliche Voraussetzungen gelten (ob bspw.

    der Wissenstransfer von Grund auf aufgebaut oder lediglich angepasst werden muss).

    Groe Unternehmen mssen nicht wie zunchst die Ressourcenausstattung vermu-

    ten lsst im Vorteil sein. Eine nachhaltige Unternehmenskultur entsteht in einem

    kleinen Unternehmen mglicherweise schneller und kostengnstiger als in greren

    Betrieben. Um die personellen und finanziellen Ressourcen zu schonen, kann es rat-

    sam sein, nach zustzlichen Frdermglichkeiten zu suchen oder (interkommunale)

    Kooperationen anzustreben. So lassen sich z.B. Angebote (wie Betriebssport oderKitapltze) ggf. eher ber einen Zusammenschluss mit anderen Unternehmen oder

    mtern vor Ort verwirklichen.

    Interkommunale Zusammenarbeit kann dazu beitragen, geplante Manahmen um-

    zusetzen und zugleich eine eigene Manahme darstellen, um bspw. ber einen Zu-

    sammenschluss von Dienstleistungen dem Fachkrftemangel in strukturschwachen

    Gebieten entgegenzuwirken. Im besten Fall kann hier bereits auf positive Erfahrun-

    gen zurckgegriffen werden. Sollten keine Erfahrungen vorliegen oder diese in der

    Vergangenheit eher negativ ausgefallen sein, knnen best practices sowie ein (pro)-

    aktiv gestalteter Erfahrungsaustausch etwa in bestehenden Netzwerken, Orientierung

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    bieten. Damit geeignete Manahmen ausgewhlt und erfolgreich realisiert werden

    knnen, bedarf es entsprechender Expertise. Diese wird mglicherweise nicht in allen

    Unternehmen intern zur Verfgung stehen gerade kleinere Betriebe werden nur

    selten ber eigene Spezialisten verfgen, whrend grere Unternehmen zumeist auf

    eine spezialisierte Personalabteilung zurckgreifen knnen. Sollte intern keine Exper-

    tise vorhanden sein, ist es ratsam, externe Expertinnen hinzuzuziehen. Fr Fragen

    und Anregungen ist das Kompetenzzentrum Fachkrftesicherung (KOFA) ein guter

    Ansprechpartner. Es untersttzt kleinere und mittlere Unternehmen bei der Auswahl

    und Umsetzung von Manahmen zur Personalarbeit.

    Die vorgeschlagenen Manahmen verlangen meist die Einbindung unterschiedlicher

    Abteilungen bzw. Mitarbeiter. Daher sollte nach Mglichkeit ein Koordinator bestellt

    werden, der die Umsetzung der Manahmen untersttzend begleitet und zudem dafr

    Sorge trgt, dass Interessenskonflikten frhzeitig begegnet werden kann. Ergnzend

    knnen regelmige Treffen eines internen Arbeitskreisesden Prozess beratend beglei-ten. Zudem knnen eine transparente Kommunikation der geplanten Manahmen so-

    wie eine frhzeitige aktive Einbindung der Mitarbeitenden bei der Ausgestaltung hel-

    fen, mentale Barrieren zu berwinden (bspw. wenn vorhandene Routinen abzulegen

    sind) und die Akzeptanz fr Vernderungen erhhen. Intern sollte gelten wir wollen

    nicht alles auf den Kopf stellen, aber das Unternehmen langfristig fit machen.

    Leseempfehlungen

    Althauser, U./M. Schmitz/C. Venema (2008): Demografie Engpass Personal. Ant-

    worten, Strategien und Konzepte im Umgang mit knappen Ressourcen. Kln:

    Luchterhand

    Balderjahn, I. (2004): Nachhaltiges Marketing-Management: Mglichkeiten einer

    umwelt- und sozialvertrglichen Unternehmenspolitik. Stuttgart: Lucius & Lucius

    Bartscher, T./J. Frick (2009): Personal binden und entwickeln. Praxiswissen update.

    https://www.haufe-akademie.de/downloads_shop/documents/5077.pdf(9.05.2016)

    Bhme, K. (2002): Strategische Personalentwicklung Mitarbeiterpotenzial optimal

    nutzen. Mnchen: Luchterhand

    Fassnacht, A./G. Heinrich/W. Krumpen et al. (2015): Studie zur Personalentwicklung

    und zu den Handlungskompetenzen von Fach- und Fhrungskrften im Hinblick

    auf die Energiewende und den demografischen Wandel bis 2030 Teil 2. Energie |

    Wasser Praxis.http://www.energie-wasser-praxis.de/fileadmin/

    user_upload/ewp_10_2015_Bildungswelten.pdf(9.05.2016)

    Herr, M. (2007): Instrumente fr eine strategische Personalentwicklung.

    http://www.die-bonn.de/doks/herr0701.pdf(9.05.2016)

    Hofmann, Y. E. (2007): Transparenz in Unternehmen. Zeitschrift fr Management 2

    (1), 627

    https://www.haufe-akademie.de/downloads_shop/documents/5077.pdfhttps://www.haufe-akademie.de/downloads_shop/documents/5077.pdfhttp://www.energie-wasser-praxis.de/fileadmin/user_upload/ewp_10_2015_Bildungswelten.pdfhttp://www.energie-wasser-praxis.de/fileadmin/user_upload/ewp_10_2015_Bildungswelten.pdfhttp://www.energie-wasser-praxis.de/fileadmin/user_upload/ewp_10_2015_Bildungswelten.pdfhttp://www.energie-wasser-praxis.de/fileadmin/user_upload/ewp_10_2015_Bildungswelten.pdfhttp://www.die-bonn.de/doks/herr0701.pdfhttp://www.die-bonn.de/doks/herr0701.pdfhttp://www.die-bonn.de/doks/herr0701.pdfhttp://www.energie-wasser-praxis.de/fileadmin/user_upload/ewp_10_2015_Bildungswelten.pdfhttp://www.energie-wasser-praxis.de/fileadmin/user_upload/ewp_10_2015_Bildungswelten.pdfhttps://www.haufe-akademie.de/downloads_shop/documents/5077.pdf
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    4 Nachhaltigkeitskategorie: Gesellschaftliche

    Verantwortung

    Das Handeln der Unternehmen kann nicht isoliert von der Auenwelt betrachtet wer-

    den. Die Zielkategorie Gesellschaftliche Verantwortung umfasst daher Ziele wieeine zuverlssige Versorgung mit Trinkwasser in guter Qualitt und Menge sowie

    eine geregelte Abwasserbeseitigung, eine aktive und transparente Unternehmens-

    kommunikation, faire Geschftspraktiken und eine faire Preisgestaltung.

    In den Workshops ging es vor allem um die kommunikative Absicherung der Akzep-

    tanz von Bauvorhaben (z.B. bei umfassender Sanierung). Diese knnen Auswirkungen

    auf Gebhren und Preise haben und oftmals ber lngere Zeitrume zu Belstigungen

    wie Lrm und Staub oder Zufahrtsbehinderungen und Umleitungen fhren. Vor die-

    sem Hintergrund sind hier die berlegungen zur Kommunikation zu verstehen.

    Ziel: Systematische Kommunikation mit verschiedenen Zielgruppen erreichen, wenn umfassendeAktivitten wie organisatorische Umstrukturierungen oder Baumanahmen geplant sind, die frBevlkerung, Politik und Verwaltung, Mitarbeitende oder andere Partner sprbar sind.

    Regeln der Kommunikation aufstellen Ansprechpartner definieren interne Wege der Abstimmung festlegen (wer spricht nach auen, wer muss in Kommunikations-

    entscheidungen eingebunden werden etc.)

    Richtung der verschiedenen Kommunikationselemente festlegen Kommunalpolitik (ggf. auch Kreis- und Landesebene bercksichtigen) Kommunalverwaltung (inkl. relevanter Prfgremien)

    Vor Ort aktive Vereine und Verbnde (Grundeigentmer, Umweltverbnde, Verbraucherschutz etc.)

    Brgerinnen und Brger Belegschaft und ihre Vertreter im Personal- und Betriebsrat

    Netzwerkarbeit Kommunikationsangebote vor Ort nutzen (bspw. mit ffentlicher Verwaltung, anderen Infrastruk-

    turanbietern, kommunalen Unternehmen) Engagement auf Landesebene, inkl. Sondierung von Frdermglichkeiten, Gremienarbeit bspw.

    ber DWA Austausch organisieren: Kommunikationspartnerschaften mit anderen Stdten, die hnliche Aus-

    gangslage haben

    Mgliches Ergebnis: Kommunikationsstrategie

    Hinweise

    Umfassende Aktivitten wie organisatorische Umstrukturierung oder Baumanahmen

    sind umsichtig zu kommunizieren. Hier bieten szenariobasierte Planspiele ber ihren

    Rollenspielcharakter eine gute Mglichkeit, reale und ggf. konfliktbehaftete und emo-

    tionale Diskussionen vorzubereiten. Die NaCoSi-Planspiele knnen dabei als General-

    probe genutzt werden. Zugleich werden im Planspiel die unterschiedlichen Positionen

    sichtbar. ber den spielerischen Austausch dazu, kann das Verstndnis fr das Ge-

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    genber gestrkt werden. Des Weiteren knnen fr die PR-Verantwortlichen im Un-

    ternehmen gezielt ein Kommunikations- und Konflikttraining angeboten werden.

    Dialog mit Kommunalverwaltung und -politik

    Wichtige Funktionstrger (z.B. Brgermeisterinnen, Dezernenten, Leiterinnen vonAusschssen) im Konzern Stadt sind frhzeitig einzubinden, um so unter anderem

    unterschiedliche Einschtzungen von Finanz- und technischem Brgermeister zu

    vermeiden. In NaCoSi-Planspielen kann auch geprobt werden, wie unpopulre

    Notwendigkeiten (z.B. Erhhung von Entgelten) kommuniziert werden knnen. Paral-

    lel ist der Austausch mit Kommunalpolitikerinnen (z.B. Gesprche mit Fraktionen/

    Fraktionsvorsitzenden) wichtig, um Sachverstand zu vermitteln, politische Unterstt-

    zung zu organisieren und Synergien mit anderen Infrastrukturmanahmen zu heben.

    Prfgremien wie Gemeindliche Wirtschaftsprfer sind ebenfalls frhzeitig ber Vor-

    haben zu informieren, so dass zentrale Angelegenheiten zu Abschreibungszeitrumen

    abgestimmt sowie diese geprft und angepasst werden knnen. Fr kleinere Unter-

    nehmen kann es zudem lohnend sein, sich ber gezielte Netzwerkarbeit auf Landes-

    ebene eine gemeinsame Stimme auch fr lokale Aktivitten zu schaffen.

    Information und Dialog mit Brgerinnen

    Eine transparente Kommunikation mit den Brgern umfasst unter anderem: Gebh-

    renvergleich zulassen (inkl. der Begrndung von Unterschieden) und Relation der

    anstehenden Erhhungen herstellen; Vorteile der Neuerungen fr Bevlkerung und

    Umwelt darstellen; Sichtbarmachen des vergrabenen Kapitals; Vermitteln, dass

    Gebhren gut angelegt werden; Zeitplan und z.B. zu erwartende Baustellen im Stadt-

    gebiet offenlegen.

    Zeigt sich bei der Erfassung des Ist-Zustands des Kanal- und Leitungsnetzes sowie

    der Anlagen, dass eine Anpassung der Gebhren notwendig wird, sollte bereits frh-

    zeitig mit der Presseabteilung, bzw. Kommunikationsbeauftragten an einer Kommu-

    nikationsstrategie fr die ffentlichkeit gearbeitet werden. Das wording spielt dabei

    eine entscheidende Rolle: So klingt ein Anstieg um 6 cent geringer als ein Anstieg

    um 60 Prozent, d.h. ein Anstieg der Gebhren lsst sich leichter ber die Angabe in

    cent-Betrgen als in Prozentangaben darstellen. Ein sprunghafter Anstieg der Gebh-

    ren kann leicht zu negativer Berichterstattung und ggf. zu Akzeptanzverlusten in der

    Bevlkerung/bei den Kunden fhren. Parallel kann es ratsam sein zu prfen, wie sich

    eine vorausschauende Gebhrengestaltung (z.B. kontinuierlicher, dafr leichter An-

    stieg) umsetzen lsst. Dafr muss allerdings die Hhe des Anstiegs konkret vorliegen.

    Denn die Notwendigkeit der Gebhrenanpassung muss ber die Gebhrenkalkulation

    nachgewiesen werden. Die Gebhrenanpassung kann erst im Jahr mit den tatschlich

    anfallenden Kosten vorgenommen werden. Des Weiteren sollte die Frage der Kosten-

    gerechtigkeit (keine Verlagerung von Kosten, weder auf einzelne gesellschaftliche

    Gruppen noch auf zuknftige Generationen) ernst genommen werden. Zugleich ist

    eine Gebhren- bzw. Tarifanpassung eine diffizile Angelegenheit, so dass es hier

    sorgsamer Abwgungs- und Abstimmungsprozesse bedarf.

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    Je nach Unternehmensgre besteht die Mglichkeit, eine ffentlichkeitsarbeitsgrup-

    pe zu grnden, die bspw. notwendige Sanierungsarbeiten transparent kommuniziert,

    dabei untersttzt, das Unternehmensimage zu verbessern und fr politische Unter-

    sttzung der Manahmen wirbt.

    Dialog mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern

    Bei umfassenden Vernderungen im Betriebsablauf ist die interne Kommunikation

    ber das Vorhaben und seine internen Wirkungen eine Voraussetzung, um die Beleg-

    schaft mitzunehmen. Hierbei sind Personal- und Betriebsrte frhzeitig einzubin-

    den, um ber Nutzen, Belastungen und Ausgleichsstrategien zu sprechen. Auerdem

    sind die geplanten Aktivitten als Gesamtbild zu kommunizieren, um bergangspha-

    sen deutlich zu machen und den Nutzen der neuen Strategie zu vermitteln.

    Leseempfehlungen

    Bruhn, M. (2015): Kommunikationspolitik: Systematischer Einsatz der Kommunikati-

    on fr Unternehmen. Mnchen: Vahlens Handbcher der Wirtschafts- und Sozi-

    alwissenschaften

    Oelmann, M./C. Haneke (2008): Herausforderungen demographischer Wandel: Tarif-

    modelle als Instrument der Nachfragestabilisierung in der Wasserversorgung.

    Netzwirtschaften & Recht, 188194

    Siedentop, S./M. Koziol/J.-M. Gutsche/G. Schiller/J. Walther/K. Einig (2006): Sied-

    lungsentwicklung und Infrastrukturfolgekosten Bilanzierung und Strategieent-

    wicklung. BBR-Online-Publikation Nr. 3/2006.

    http://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/Veroeffentlichungen/BBSROnline/2002_2006/

    DL_ON032006.pdf?__blob=publicationFile&v=3(10.05.2016)

    http://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/Veroeffentlichungen/BBSROnline/2002_2006/DL_ON032006.pdf?__blob=publicationFile&v=3http://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/Veroeffentlichungen/BBSROnline/2002_2006/DL_ON032006.pdf?__blob=publicationFile&v=3http://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/Veroeffentlichungen/BBSROnline/2002_2006/DL_ON032006.pdf?__blob=publicationFile&v=3http://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/Veroeffentlichungen/BBSROnline/2002_2006/DL_ON032006.pdf?__blob=publicationFile&v=3http://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/Veroeffentlichungen/BBSROnline/2002_2006/DL_ON032006.pdf?__blob=publicationFile&v=3
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    5 Nachhaltigkeitskategorie: Entwicklungsfhigkeit

    Die Zielkategorie Entwicklungsfhigkeit fasst Nachhaltigkeitsziele zusammen, wel-

    che die Langfristperspektive betonen. Es geht um Fhigkeiten im Umgang mit abseh-

    baren Vernderungen und zugleich um die Vorbereitung des Unternehmens auf nichtvorhersehbare Entwicklungen.

    Fr den Aufbau einer umfassenden Strategie zur Sicherung der Entwicklungsfhig-

    keit knnen hier nur Hinweise gegeben werden, wo Ansatzpunkte liegen knnen. Es

    wird bewusst ein Rahmen gesetzt, der technische, kaufmnnische und weiche Fak-

    toren (etwa die Akzeptanz in der Bevlkerung oder das Betriebsklima) umfasst, da die

    durchgefhrten Workshops mit Praxisvertretern gezeigt haben, dass zur Sicherung

    der Entwicklungsfhigkeit genau diese bergreifende Perspektive notwendig ist, um

    Vernderungen begrnden, anstoen und motivieren zu knnen.

    Ziel: Langfristige strategische nachhaltige Finanzplanung, die die Sanierungs-, Personal- undKommunikationsplanung rahmt und absichert, z.B. durch

    Sanierungsstrategie, die auf Kanalinformationssystem (KIS) aufbaut und in Instandhaltungsstrategieberfhrt wird Ableiten des langfristigen Handlungsbedarfs aus technischer Sicht und kaufmnnischer Sicht Ableiten des Bedarfs an zustzlichen Kompetenzen und Abwgung, ob durch externe Beratung

    oder interne Aktivierung/Fortbildung zu leisten und mit Personalentwicklungskonzept (siehe obenNH-Kategorie Mitarbeitende) verbinden

    Ausloten von Finanzierungsmglichkeiten und Bewertung hinsichtlich betriebswirtschaftlicher Risiken Kosteneinsparungen in verschiedenen Betriebsbereichen identifizieren

    Abgleich technischer und kaufmnnischer Lebensdauer und damit verbundener Potenziale durchAbschreibungspraktiken

    Preis-/Gebhrenspielrume und bertragung an Baulasttrger ausloten Potenziale durch Eigenkapital-Verzinsung/Rcklagen Akquise von Frdermitteln Synergien mit anderen Infrastrukturen (Straenbau, Energie, Telekom etc.) ausloten, um gemein-

    same Finanzierung von Teilkosten anzustreben

    Mgliches Ergebnis: langfristiger, strategischer Finanzplan

    Hinweise

    Wichtig ist, die im Unternehmen bestehenden Einzelstrategien in eine Gesamtstrate-

    gie zusammenzufhren, um so das Nebeneinander unterschiedlicher (Planungs-)Vor-

    gnge aufzulsen und damit die Entscheidungsgrundlage zu verbessern. Technische

    und kaufmnnische Belange sind konsequent miteinander zu verbinden. Hierzu ist

    vielfach die Grundlage zunchst aufzubauen, in dem Informationssysteme aus den

    beiden Bereichen verknpft werden. Zentral ist bspw. die kaufmnnische und techni-

    sche Bewertung des Zustands der Infrastrukturen (Bauwerke, Anlagen etc.) zu inte-

    grieren, um Entscheidungen ber Wichtigkeit und Dringlichkeit in der Sanierung zu

    bestimmen. Dann ist wirtschaftlich zu entscheiden, welche investiven oder kosten-wirksamen Manahmen zu ergreifen sind. Ausgehend davon ergibt sich der Finanzie-

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    rungsbedarf, der zu ermitteln, zeitlich festzulegen und den Finanzierungsmglichkei-

    ten gegenberzustellen ist. Daneben stellt sich die Frage der Umsetzung, die stark mit

    den vorhandenen, aufzubauenden und einzukaufenden Kompetenzen verbunden ist.

    Die Umsetzung ist bei solch umfassenden Strategieanstzen kaum ohne eine Ver-

    knpfung mit Personalentwicklung zu leisten (vgl. Kap. 4).

    Gleichzeitig haben Sanierungsstrategien, die auf eine fundamentale, nachhaltige Wei-

    se die technische Infrastruktur, ihren Betrieb und die dahinter liegenden Organisa-

    tionen erneuern sollen, auch wichtige externe Wirkungen. Diese wie auch betriebs-

    interne Wirkungen sind durch Kommunikation (siehe Kap. 4) so zu untersttzen,

    dass sie aufgrund von Missverstndnissen oder anderen Vorbehalten nicht behindert

    werden und mglichst breite Akzeptanz erfahren. Und wenn letzteres nicht mglich

    ist, sollten zumindest die Gegenargumente gut aufgenommen werden knnen. Kom-

    munikation ist hier eine wichtige Schnittstelle innerbetrieblich, hin zu kommunalen

    Akteuren, der Bevlkerung und weiteren Aktiven. Es ergibt sich ein breites Akteurs-spektrum, das sowohl ein Informationsmanagement als auch ein Erwartungsma-

    nagement erfordert: Wer muss was wissen und wer will was wissen?

    Leseempfehlungen

    Auer-Furrer, M. (o.J.): Resiliente Unternehmen. Artikelserie zum Thema Resilienz

    Artikel 4. hantschk, klocker & partner unternehmensentwicklung und coaching.

    http://www.hantschk-klocker.com/uploads/filemanager/dokumente/leseraum/

    fuehrung/hkp-artikel-resilienz-4.pdf(10.05.2016)

    Calantonea, R.J./S.T. Cavusgila/Y. Zhao (2002): Learning orientation, firm innovation

    capability, and firm performance. Industrial Marketing Management 31, 515524

    DWA (2015): Leitfaden zur strategischen Sanierungsplanung von Entwsserungssy-

    stemen auerhalb von Gebuden

    Hartmann, D.M./H. Brentel/H. Rohn (2006): Lern- und Innovationsfhigkeit von Un-

    ternehmen und Organisationen. Kriterien und Indikatoren. Wuppertal Papers

    No. 156. Wuppertal Institut fr Klima, Umwelt, Energie

    http://www.hantschk-klocker.com/uploads/filemanager/dokumente/leseraum/fuehrung/hkp-artikel-resilienz-4.pdfhttp://www.hantschk-klocker.com/uploads/filemanager/dokumente/leseraum/fuehrung/hkp-artikel-resilienz-4.pdfhttp://www.hantschk-klocker.com/uploads/filemanager/dokumente/leseraum/fuehrung/hkp-artikel-resilienz-4.pdfhttp://www.hantschk-klocker.com/uploads/filemanager/dokumente/leseraum/fuehrung/hkp-artikel-resilienz-4.pdfhttp://www.hantschk-klocker.com/uploads/filemanager/dokumente/leseraum/fuehrung/hkp-artikel-resilienz-4.pdf
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    6 Kriterien zur unternehmensinternen Bewertung

    der Manahmen

    Die Einzelmanahmen passen sich ganz unterschiedlich in den konkreten Unterneh-

    menskontext ein. Einige Manahmen werden bereits im unternehmerischen Alltagverankert sein, andere bieten sich vielleicht nicht an. Daher knnen die vorgestellten

    Manahmen nicht allgemeingltig bewertet werden. Um die skizzierten Manahmen

    trotzdem in das Unternehmen einordnen zu knnen, schlagen wir fnf Kriterien vor:

    Expertise, Ressourcen, Zeithorizont, Widerstnde und Nebeneffekte. ber die Beant-

    wortung der nachstehenden Fragen wird es so mglich, fr die ausgewhlten Einzel-

    manahmen unternehmensspezifisch die erwartete Wirkung im Verhltnis zum Auf-

    wand zu bewerten.

    Welche Expertiseist fr die Planung und Umsetzung der Manahme notwendig?

    Besteht die Expertise im Unternehmen oder bedarf es externer Beratung? Falls ex-terne Beratung ja, ist es sinnvoll, hier eigene Expertise aufzubauen?

    Welche Ressourcen(finanzielle, personelle, zeitliche) sind fr die Planung, Umset-

    zung und ggf. Fortfhrung notwendig?

    Wannentfaltet die Manahme ihre Wirkung? Wie lange wirkt die Manahme?

    Sind Widerstnde zu erwarten? Falls ja, welche, bzw. von wem sind sie zu er-

    warten?

    Welche unerwnschtenNebeneffekteknnen mit der Manahme verbunden sein?

    Das Beantworten der Fragen ist ein wichtiger Schritt der Entscheidungsvorbereitung.

    Die Antworten sind dann in unternehmensinterne Verfahren zu bersetzen. Die Ent-

    scheidung selbst sowie die Umsetzung der Manahme(n) ist Aufgabe der Entschei-

    dungstrgerinnen. Wichtig ist, dass Nachhaltigkeit mehr umfasst als die Einzelma-

    nahmen. Daher sind auch Aspekte bzw. Manahmen zu betrachten, die ber den Ka-

    talog hinausgehen. Der Katalog bietet hier einen systematischen Einstieg und ist vor

    allem als Ansto fr eine nachhaltigere Ausrichtung siedlungswasserwirtschaftlicher

    Unternehmen zu verstehen.

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    ISOE Institut fr sozial-kologische Forschung

    Das ISOE Institut fr sozial-kologische Forschung ist ein unabhngiges, transdis-

    ziplinres Forschungsinstitut in Frankfurt am Main. Wir entwickeln sozial-kolo-

    gische Konzepte fr eine nachhaltige Entwicklung. Durch unsere Forschung liefern

    wir fundierte Entscheidungsgrundlagen fr Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Zu

    den Forschungsthemen gehren Wasser, Energie, Klimaschutz, Mobilitt, Urbane

    Rume, Biodiversitt und sozial-kologische Systeme.

    Unsere Informationsangebote:

    http://www.isoe.de

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