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Bild-Atlas der ZahnbehandlungenHund und Katze

Markus Eickhoff

1525 Abbildungen

Enke Verlag · Stuttgart

AnschriftDr. med. vet. Markus EickhoffZahnarzt und praktischer TierarztTierärztliche Fachpraxis für Zahn-, Mund-, und KieferheilkundeIptinger Straße 4871287 WeissachDeutschland

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikationin der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Datensind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

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© 2017 Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KGRüdigerstr. 1470469 StuttgartDeutschland

www.enke.de

Satz und E-Book-Produktion: SOMMER media GmbH & Co. KG, FeuchtwangenUmschlaggestaltung: Thieme Verlagsgruppe

DOI 10.1055/b-005-143 653

ISBN 978-3-13-204901-7

Auch erhältlich als E-Book:eISBN (PDF) 978-3-13-204911-6eISBN (epub) 978-3-13-204921-5

Wichtiger Hinweis:Wie jede Wissenschaft ist die Veterinärmedizin ständigenEntwicklungen unterworfen. Forschung und klinische Erfahrung erweitern unsereErkenntnisse, insbesondere was Behandlung und medikamentöse Therapie anbe-langt. Soweit in diesem Werk eine Dosierung oder eine Applikation erwähnt wird,darf der Leser zwar darauf vertrauen, dass Autoren, Herausgeber und Verlag großeSorgfalt darauf verwendet haben, dass diese Angabe dem Wissensstand beiFertigstellung des Werkes entspricht.Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vomVerlag jedoch keine Gewähr übernommen werden. Jeder Benutzer ist ange-halten, durch sorgfältige Prüfung der Beipackzettel der verwendeten Präparateund ggf. nach Konsultation eines Spezialisten festzustellen, ob die dort gegebeneEmpfehlung für Dosierungen oder die Beachtung von Kontraindikationen gegen-über der Angabe in diesem Buch abweicht. Eine solche Prüfung ist besonderswichtig bei selten verwendeten Präparaten oder solchen, die neu auf den Marktgebracht worden sind. Jede Dosierung oder Applikation erfolgt auf eigeneGefahr des Benutzers. Autoren und Verlag appellieren an jeden Benutzer, ihmetwa auffallende Ungenauigkeiten dem Verlag mitzuteilen.Vor der Anwendung bei Tieren, die der Lebensmittelgewinnung dienen, ist auf diein den einzelnen deutschsprachigen Ländern unterschiedlichen Zulassungen undAnwendungsbeschränkungen zu achten.

Geschützte Warennamen (Warenzeichen ®) werden nicht immer besonders kennt-lich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann also nicht geschlossenwerden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt.

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Ver-wendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zu-stimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Verviel-fältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen oder die Einspeicherung undVerarbeitung in elektronischen Systemen.

Vorwort

Über zwanzig Jahre ausschließlich in der Tierzahnmedizin haben beimir zu der Erkenntnis geführt, dass es erst mit Unterstützung desgeschriebenen oder gesprochenen Wortes durch aussagekräftiges Bild-material überhaupt möglich ist, Wissen über die Diagnostik und Be-handlung der Mundhöhle so zu transportieren, dass es sich in den Köp-fen festsetzt. Nun ist der Tierbesitzer meist nicht der richtige Ansprech-partner, um Bilder über manchmal blutige Details anzuschauen. Da-gegen sind gerade solche Bilder und Bildfolgen für den behandelndenArzt notwendig, um das kunstgerechte Vorgehen bei den einzelnen Er-krankungen umsetzen zu können.

Die Zahnmedizin ist sehr apparate- und instrumentenlastig, und manmuss recht breit aufgestellt sein, um allein die spezifischen Anforde-rungen bei sehr variablen Größen und Erkrankungen durch eine geeig-nete Ausstattung abdecken zu können. Hinzu kommt das notwendigeFachwissen um medizinische Vorgehensweisen, die bei Weitem dasnormale Spektrum eines Allgemeinmediziners überschreiten; daherhat sich in der Humanmedizin die Zahnmedizin als gesondert zubetrachtender Zweig herausgeschält. Für den Tiermediziner ist eine

solche Entwicklung nur bedingt zu erwarten, sodass für eine adäquatezahnärztliche Behandlung von Hund und Katze die Erweiterung desWissensschatzes unerlässlich wird. Dabei zielt dieses Buch nicht daraufab, dass jeder Tierarzt jede Zahnerkrankung behandeln können muss;dagegen soll es dazu führen, um die Problematik und ggf. Notwendig-keit der Behandlung einer bestimmten Fragestellung zu wissen und so-mit über die geeignete Wahl der Therapie oder die Überweisung desTieres an eine darauf ausgerichtete Stelle langjährige und häufig sehrschmerzhafte Leidensprozesse des betroffenen Tieres vermeiden zukönnen und einen Heilungsprozess einzuläuten.

Trotz der anstrengenden Thematik mit Frakturen, Blutungen undSchmerzen kann es zufriedenstellen, vielen Tieren die Tage wiederetwas heller zu machen.

Weissach im Frühjahr 2017Markus Eickhoff

5

Und vor allem:Alles Liebe und nur das Beste

meiner Frau Sandra und meinen beiden Kindern Dana und Jared,die auch dieses Buch wieder mit mir durchgestanden haben.

6

Inhaltsverzeichnis

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

Autorenvorstellung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

Teil 1Grundlagen

1 Anamnese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

2 Untersuchung Kopf und Mundhöhle . . . . . . . . . . . . . . 14

2.1 Anatomie und Morphologie der Mundhöhle . . . . . . . . . . . 14

2.2 Mundhöhle Hund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

2.3 Mundhöhle Katze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30

2.4 Röntgen Zähne und Kiefer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33

2.5 Sondierung Zähne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41

3 Befundinterpretation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45

3.1 Befundinterpretation pädiatrischer Erkrankungen . . . . . . . 45

3.2 Befundinterpretation parodontaler Erkrankungen . . . . . . . 47

3.3 Befundinterpretation traumatischer Erkrankungen . . . . . . . 50

3.4 Befundinterpretation resorptiver Erkrankungen . . . . . . . . . 55

3.5 Befundinterpretation entzündlicher Schleimhauterkrankungen 59

3.6 Befundinterpretation tumoröser Erkrankungen . . . . . . . . . 61

4 Behandlungsaspekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62

4.1 Apparative und instrumentelle Ausstattung . . . . . . . . . . . 62

4.2 Handhabung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69

4.3 Lokalanästhesie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69

Teil 2Wiederkehrende Verfahren

5 Dentale Prophylaxe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76

5.1 Pflegezustand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76

5.2 Zahnreinigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77

5.3 Zahnbürsten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83

6 Zahnextraktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86

6.1 Geschlossene Extraktion – Schritt für Schritt . . . . . . . . . . . 86

6.2 Offene Extraktion einwurzeliger Zahn – Schritt für Schritt. . . 89

6.3 Offene Extraktion mehrwurzeliger Zahn – Schritt für Schritt . 96

7 Entfernung von Wurzelresten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102

7.1 Entfernung von Wurzelresten – Schritt für Schritt. . . . . . . . 102

8 Kompositfüllung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107

8.1 Kompositfüllung – Schritt für Schritt . . . . . . . . . . . . . . . 107

9 Vitalamputation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113

9.1 Einkürzung von Zähnen – Schritt für Schritt . . . . . . . . . . . 113

10 Kronenamputation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120

10.1 Kronenamputation – Schritt für Schritt . . . . . . . . . . . . . . 120

11 Wurzelfüllungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124

11.1 Einwurzeliger Zahn – Schritt für Schritt . . . . . . . . . . . . . . 124

11.2 Mehrwurzeliger Zahn 108 – Schritt für Schritt . . . . . . . . . . 135

11.3 Mehrwurzeliger Zahn 208 – Schritt für Schritt . . . . . . . . . . 139

12 Wurzelspitzenresektion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142

12.1 Wurzelspitzenresektion – Schritt für Schritt . . . . . . . . . . . 142

13 Einsetzen von Brackets . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148

13.1 Einsetzen von Brackets – Schritt für Schritt . . . . . . . . . . . . 148

14 Platte/Aufbissschiene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153

14.1 Platte/Aufbissschiene – Schritt für Schritt . . . . . . . . . . . . . 153

Teil 3Fallbeispiele

15 Jungtier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160

15.1 Fehlende Zähne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160

15.1.1 Multiple Nichtanlagen und reduzierte Zahnbildung beim Hund . 160

15.1.2 Multiple Nichtanlagen und Zahnfraktur bei der Katze . . . . . . . 162

15.1.3 Nichtanlage der Canini beim Hund . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164

15.1.4 Retinierter Unterkieferprämolar beim Hund und hochgradige

Osteolyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165

15.1.5 Retinierte Unterkieferprämolaren beim Hund beidseits . . . . . . 167

15.1.6 Retinierter Oberkiefercaninus beim Hund . . . . . . . . . . . . . . 172

15.1.7 Kieferorthopädie bei retiniertem Oberkiefercaninus beim Hund . 175

15.2 Überzählige Zähne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177

15.2.1 Persistierende Milchfangzähne mit Fehlstellung beim Hund . . . 177

15.2.2 Geschwister mit Doppelanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179

15.2.3 Doppelanlage der Oberkieferfangzähne bei der Katze . . . . . . . 182

15.2.4 Fehlstellung der Incisivi aufgrund eines Odontoms beim Hund. . 183

15.3 Zahnmissbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186

15.3.1 Schmelzhypoplasie an Canini und Molaren beim Hund . . . . . . 186

15.3.2 Generalisierte Schmelzhypoplasie mit Wurzelmissbildung beim

Hund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190

15.3.3 Glaszähne beim Hund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193

15.3.4 Doppelkrone am Unterkieferprämolaren bei der Katze . . . . . . 195

15.4 Fehlstellungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195

15.4.1 Steilstand und Rückbiss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196

15.4.2 Frontaler und kaudaler Kreuzbiss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208

15.4.3 Lanzencaninus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212

15.5 Abrasionen beim Jungtier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218

15.6 Zahnfrakturen beim Jungtier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218

15.6.1 Zahnfrakturen 504 und 604 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218

15.6.2 Zahnfraktur 504 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220

15.7 Persistierende Milchzähne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221

15.7.1 Persistierende Milchzähne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221

15.7.2 Haifischgebiss beim kleinen Hund . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224

15.8 Gaumenspalte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226

15.8.1 Gaumenspalte harter und weicher Gaumen beim Hund. . . . . . 226

15.8.2 Gaumenspalte harter und weicher Gaumen beim Hund,

zweizeitiges Vorgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 230

15.8.3 Traumatische Gaumenspalte bei der Katze . . . . . . . . . . . . . 236

15.8.4 Lippenkieferspalte beim Hund. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 238

15.9 Craniomandibuläre Osteopathie (CMO) . . . . . . . . . . . . . . 240

16 Zahn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 242

16.1 Abrasion und Attrition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 242

16.1.1 Hochgradige Attrition der Incisivi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 242

16.1.2 Hochgradige Abrasion der Frontzähne . . . . . . . . . . . . . . . . 243

16.1.3 Verfärbung des Oberkieferfangzahnes nach Abrasion . . . . . . . 245

16.1.4 Periapikale Osteolyse des Oberkieferreißzahnes nach Abrasion . 246

16.1.5 Abrasion Oberkiefercaninus mit Fistelbildung. . . . . . . . . . . . 247

16.2 Zahnfrakturen & Co . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249

16.2.1 Zahnverfärbung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249

16.2.2 Zahnfraktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250

16.2.3 Isolierter Wurzelspitzenprozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268

16.2.4 Wurzelreste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 270

Inhaltsverzeichnis

7

16.2.5 Vitalamputation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273

16.2.6 Apexifikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277

16.2.7 Bleaching . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281

16.3 Karies . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 283

16.3.1 Karies an den Oberkiefermolaren mit Füllung und Extraktion. . . 283

16.4 Füllungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 286

16.4.1 Missbildung der gesamten Krone eines Oberkieferfangzahnes . . 286

16.4.2 Absplitterung Kronenspitze und Bukkalfläche an einem

Oberkieferreißzahn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 287

16.5 Kronenersatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 290

16.5.1 Caninuskrone aus Metall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 290

16.5.2 Caninuskrone aus Keramik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 296

16.5.3 Reißzahnkrone. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 298

16.6 Feline odontoklastische resorptive Läsionen (FORL) . . . . . . . 300

16.6.1 Schemata zu felinen odontoklastischen resorptiven Läsionen

(FORL). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 300

16.6.2 Multiple FORL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 302

16.6.3 Entwicklung von FORL an Fangzahnwurzeln. . . . . . . . . . . . . 305

16.6.4 Entwicklung von FORL nach Kronenamputation . . . . . . . . . . 306

16.7 Canine odontoklastische resorptive Läsionen (CORL) . . . . . . 310

16.7.1 CORL an Zahn 309 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 310

16.8 Zahnluxation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311

16.8.1 Luxation Oberkieferfangzahn links . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311

16.8.2 Avulsion Oberkieferfangzahn rechts . . . . . . . . . . . . . . . . . 313

16.9 Zahnextraktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 317

16.9.1 Offene Extraktion des Oberkiefercaninus beim Hund . . . . . . . 317

16.9.2 Offene Extraktion des Oberkiefercaninus bei der Katze . . . . . . 319

16.9.3 Multiple Extraktion von Backenzähnen bei der Katze. . . . . . . . 322

16.9.4 Entfernung eines Wurzelrestes vom Oberkieferreißzahn bei der

Katze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 325

16.9.5 Entfernung von Zähnen mit Wurzelresorptionen beim Hund . . . 326

16.10 Zahnimplantat Caninus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 328

17 Parodont . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333

17.1 Parodont: Physiologie und Pathologie . . . . . . . . . . . . . . . 333

17.1.1 Beurteilung des Parodonts beim Hund. . . . . . . . . . . . . . . . 335

17.1.2 Beurteilung des Parodonts bei der Katze . . . . . . . . . . . . . . 341

17.2 Parodontitis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 346

17.2.1 Gingivitis beim Hund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 346

17.2.2 Wirkung einer Zahnreinigung auf die Gingiva beim Hund. . . . . 348

17.2.3 Gingivektomie bei Gingivahyperplasie der Katze . . . . . . . . . . 349

17.2.4 Generalisierte Parodontitis beim Hund. . . . . . . . . . . . . . . . 351

17.2.5 Generalisierte Parodontitis bei der Katze . . . . . . . . . . . . . . 354

17.2.6 Fistelung bei Parodontitis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 357

17.2.7 Symmetrische hochgradige Parodontitis an den

Oberkieferbackenzähnen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 359

17.2.8 Lokale approximale Parodontitis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 361

17.2.9 Labiale Gingivaplastik bei lokaler Parodontitis. . . . . . . . . . . . 362

17.2.10 Lokale Parodontitis infolge Zahnfehlstellung . . . . . . . . . . . . 364

17.2.11 Lokale Parodontitis aufgrund eines frontalen Kreuzbisses . . . . . 365

17.2.12 Lokale parodontale und paradentale Entzündung . . . . . . . . . 367

17.2.13 Laser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 368

17.2.14 Laseranwendung in der Parodontologie . . . . . . . . . . . . . . . 370

17.2.15 Gingivektomie mittels Laser bei der Katze . . . . . . . . . . . . . . 370

17.2.16 Parodontale Schleimhautpräparation. . . . . . . . . . . . . . . . . 373

17.2.17 Deckung einer Rezession am Oberkieferreißzahn bei der Katze . 375

17.2.18 Geführte Gewebsregeneration und geführte

Knochenregeneration. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 376

17.3 Gingivahyperplasie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 377

17.3.1 Gingivahyperplasie und Gingivektomie . . . . . . . . . . . . . . . 377

17.3.2 Gingivahyperplasie und Pseudotaschen . . . . . . . . . . . . . . . 380

17.3.3 Gingivahyperplasie bei der Katze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 383

17.3.4 Gingivahyperplasie und Extraktionen bei der Katze . . . . . . . . 384

17.4 Oronasale Fistel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 386

17.4.1 Symmetrische oronasale Fisteln der Oberkieferfangzähne . . . . 386

17.4.2 Technik zum Verschluss einer oronasalen Fistel am linken

Oberkieferfangzahn. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 390

17.5 Gingivostomatitis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 392

17.5.1 Verlauf einer Gingivostomatitis bei Extraktion aller Backenzähne 392

17.5.2 Gingivostomatitis einer jungen Katze . . . . . . . . . . . . . . . . 396

17.5.3 Verzögerter Verlauf bei Behandlung einer Gingivostomatitis . . 399

17.5.4 Gingivostomatitis vor und nach Extraktion aller Zähne . . . . . . 402

17.6 Stomatitis des Hundes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 402

17.6.1 Polypöse Stomatitis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 402

17.6.2 Mukositis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 403

18 Mundschleimhaut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 404

18.1 Immunogene Entzündung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 404

18.1.1 Abklatschentzündung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 404

18.1.2 Eosinophiler Granulomkomplex . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 405

18.1.3 Lupus erythematodes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 407

18.1.4 Myositis eosinophilica . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 408

18.1.5 Lefzenfaltendermatitis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 409

18.2 Verletzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 410

18.2.1 Stöckchenverletzung am Gaumen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 410

18.2.2 Fistelung nach Pfählungsverletzung am Gaumen . . . . . . . . . 412

18.2.3 Ablatio der Haut am Unterkiefer nach einem Unfall . . . . . . . . 413

19 Umfangsvermehrungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 415

19.1 Zystische Umfangsvermehrungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 415

19.1.1 Follikuläre Zyste im Unterkiefer um einen teilretinierten

Prämolaren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 415

19.1.2 Symmetrische follikuläre Zysten im Unterkiefer . . . . . . . . . . 417

19.1.3 Symmetrische Ranulabildung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 420

19.2 Gewebige Umfangsvermehrungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 422

19.2.1 Plattenepithelkarzinom an der Unterkieferfront beim Hund . . . 422

19.2.2 Plattenepithelkarzinom am Oberkiefer bei der Katze . . . . . . . 424

19.2.3 Plattenepithelkarzinom am Unterkiefer bei der Katze. . . . . . . 425

19.2.4 Schema Kieferresektion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 426

19.2.5 Akanthomatöses Ameloblastom am kaudalen Unterkieferkörper

beim Hund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 426

19.2.6 Akanthomatöses Ameloblastom Unterkieferfront beim Hund . . 428

19.2.7 Papillome beim jungen Hund. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 430

19.2.8 Odontom beim Hund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 432

19.2.9 Odontom bei der Katze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 434

19.2.10 Symmetrische Granulationsgebilde im Unterkiefer bei der Katze 436

19.2.11 Behandlung reaktiver Umfangsvermehrungen durch Einkürzung

der Reißzähne bei der Katze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 438

19.2.12 Röntgenschichtaufnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 440

20 Kieferknochen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 441

20.1 Kieferfrakturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 441

20.1.1 Nicht invasive Versorgung einer Fraktur des Unterkieferkörpers

beim Hund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 441

20.1.2 Nasenfraktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 442

20.1.3 Nasenabriss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 446

20.1.4 Symphysenfraktur bei der Katze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 448

20.1.5 Fraktur des kaudalen Unterkieferkörpers bei der Katze . . . . . . 449

20.1.6 Kiefergelenksnahe Fraktur bei der Katze . . . . . . . . . . . . . . 450

20.1.7 Reißzahn im Frakturspalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 451

20.2 Kieferluxation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 453

20.2.1 Kieferluxation Hund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 453

20.2.2 Kieferluxation Katze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 454

20.3 Missbildungen des Kiefers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 456

20.3.1 Kiefermissbildung beim Hund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 456

20.3.2 Kiefermissbildung bei der Katze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 458

Teil 4Anhang

21 Ausgewählte Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 462

Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 465

Autorenvorstellung

Dr. med. vet. Markus Eickhoff

*28.09.1966Zahnarzt (Approbation 1993 JohannWolfgang von Goethe Universität Frankfurt)Tierarzt (Approbation 1999 Justus Liebig Universität Gießen)Fachpraxis für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde in Weissach (www.vet-dent.com)2007–2010 Präsident der „Deutschen Gesellschaft für Tierzahnheilkunde“ (DGT)

Fachbücher:„Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde bei Klein- und Heimtieren“, Enke 2005„Praktikum der Hundeklinik“ (Co-Autor), Enke 2012„Katzenkrankheiten“ (Co-Autor), Enke 2015

Sachbücher für Hunde- und Katzenbesitzer:„Das Hundezahnbuch“, Parey 2008„Das Katzenzahnbuch“, Parey 2009

8

Teil 1Grundlagen

1 Anamnese. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

2 Untersuchung Kopf und Mundhöhle. . . . . . . . . . . . . . . . 14

3 Befundinterpretation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45

4 Behandlungsaspekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62

1 Anamnese

Zur Untersuchung der Mundhöhle eines widerspenstigen Tieres stehthäufig nur ein kurzer Moment zur Verfügung. Bei genauem Zuhörenwährend der Anamnese sollte es möglich sein, diesen sinnvoll zu nut-zen, da man nun weiß, auf welche Region der Fokus gelegt werdenmuss. Die Grundlage für spätere Zahnprobleme kann schon beim Spie-len im Welpenrudel gelegt werden (▶Abb. 1.1), da es durch das Ein-kneifen sehr spitzer Milchfangzähne in den Kiefer des Geschwister-tieres zu einer Störung der Zahnentwicklung kommen kann, die erstbei Durchbrechen der bleibenden Zähne offensichtlich wird.

Durch abrasives Spielzeug, wie z. B. einen Tennisball, kann es schnellzur Eröffnung der Milchzähne kommen, welche aufgrund der Weitedes Kanals eine Autobahn für die opportunistische bakterielle Mund-höhlenflora darstellt, um in den tiefer gelegenen knöchernen Kiefer zugelangen (▶Abb. 1.2).

10

▶Abb. 1.2 Glattes Gummispielzeug. Ein glattes Gummispielzeug ist zu favori-sieren, wenn es um die Beschäftigung der Welpen geht, da raue Materialien, wiez. B. der Filz eines Tennisballs, zum Abrieb der Zähne führen; im schlimmsten Fallkommt es zur Beteiligung der Milchzahnpulpa.

▶Abb. 1.1 Kebbeln im Welpenrudel. Das Kebbeln im Welpenrudel kann soheftig werden, dass es zu Verletzungen an den Milchzähnen oder den Keimen derbleibenden Nachfolger kommen kann.

Im Gegensatz zu stumpfem oder abrasivem Spielzeug steht bei Spie-len mit einem Stöckchen (▶Abb. 1.3) die akute Verletzungsgefahr imVordergrund, da es zu Pfählungsverletzungen kommen kann, häufigsublingual oder retromolar versteckt. Nicht alles ist direkt erkennbar;so kann es beispielsweise erst mit Verzögerung zur Einschränkung derKieferöffnung kommen, ersichtlich beim Gähnen, Spiel oder der Futter-aufnahme (▶Abb. 1.4).

Je nach Haltungsweise des Tieres kann es durch abnorme Verhaltens-weisen, wie z. B. durch Kauen am Metallgitter des Zwingers, zu Beschä-digungen der Zähne kommen. Metallene Ablagerungen sind auf derOberfläche der Zähne zu entdecken, es kann weiterhin zu Abrieb amZahn oder auch zur Zahnfraktur kommen (▶Abb. 1.5). Ebenso hat dieArt der Fütterung Einfluss auf die Zahngesundheit, da entweder beiWeichfutter die Zähne keinerlei selbsttätige Reinigung erfahren bzw. esbei sehr hartem Futter zu Zahnfrakturen kommt.

1 – Anamnese

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▶Abb. 1.4 Entspanntes maximales Gähnen. Ein zufriedenes Gähnen ist meistein Zeichen für eine unbehinderte Kieferöffnung. Ist diese aufgrund eines entzünd-lichen Geschehens, z. B. nach einer Stöckchenverletzung, eingeschränkt, sollte demnachgegangen werden.

▶Abb. 1.3 Hund mit Stöckchen. Stöckchen empfehlen sich für Pfählungs-verletzungen. Nicht immer verbleibt der Fremdkörper in der Wunde, jedochreichen verbliebene Reste oder die sich etablierende entzündliche Reaktion aus,um eine Störung zu verursachen.

▶Abb. 1.5 Metallabrieb bei Zwingerhaltung. Dunkle, flache, fest anhaftendeund metallene Ablagerungen weisen auf den Spieltrieb oder die Unterbeschäfti-gung des betroffenen Tieres hin, wodurch das Gitter des Zwingers oder die Metall-stäbe der Autobox interessant werden und Schäden an den Zähnen begünstigen.Beim typischen Käfigbeißergebiss (cage biter) kommt es insbesondere zum Abriebder Distalflächen der Canini.

Eine anamnestische Basis bietet in vielen Fällen auch alleinig diejeweilige Rasse mit ihren spezifischen Eigenheiten. So können je nachRasse und Schädeltyp Erkrankungen potenziell im Raum stehen. EinBoxer stellt den üblichen Verdächtigen bei retinierten ersten Prämo-laren und „Epuliden“ (▶Abb. 1.6) dar, ein Sheltie bei einem Lanzenca-ninus, eine junge Maine Coon bei einer hyperplastischen Gingivitis.

Bei einer Asymmetrie am Kiefer steht zwar zumeist eine dentaleUrsache im Vordergrund, allerdings darf beim älteren Tier das Vor-liegen einer neoplastischen Veränderung nicht außer Acht gelassenwerden (▶Abb. 1.7).

1 – Anamnese

12

▶Abb. 1.7 Auftreibung am Oberkiefer einer Katze. Finden sich massive Verän-derungen am Gesichtsschädel wie bei dieser Katze, muss von einem bösartigen Ge-schehen ausgegangen werden. Die Absicherung erfolgt über die Untersuchungeiner Gewebeprobe.

▶Abb. 1.6 Schädelform. Der Boxer mit seiner prägnanten Schädelform weisthäufiger typische Erkrankungsformen im Gebissbereich auf. In vielen Fällen findensich nicht durchgebrochene, retinierte erste Prämolaren, gerne auch mit follikulärerZyste, oder gingival vollkommen zugewucherte Zähne.

Plattenepithelkarzinome in der Mundhöhle bei Katzen treten häufigam Mundboden respektive am Zungengrund (▶Abb. 1.8) auf. Wirddadurch der gesamte Unterkiefer aufgetrieben, ist der abzuklärendeBereich offensichtlich. Leider jedoch wachsen diese Tumoren häufigversteckt im Kehlgang. Eine Verhärtung des gesamten Mundbodens istmeist die Folge, was beim Fressen Probleme bereitet.

Bei einem Autounfall oder beim High-rise-Syndrom der Katze ist derKiefer häufig mitbeteiligt. Es liegen meist Zahn- und/oder Knochen-frakturen vor, die einen physiologischen Schluss des Kiefers verhindernund eine Futteraufnahme unmöglich machen. Neben offensichtlichenAusbrüchen, z. B. in der Kieferfront (▶Abb. 1.9), gilt es auch die unge-störte Kieferöffnung im Kiefergelenksbereich röntgenologisch zu kon-trollieren.

1 – Anamnese

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▶Abb. 1.8 Umfangsvermehrung am Zungenuntergrund. Bereits bei derklinischen Untersuchung kann bei Verdacht auf ein Plattenepithelkarzinom amZungengrund die Zunge durch Druck im Kehlgang angehoben werden, um auchden sublingualen Bereich intraoral inspizieren zu können. Eine deutliche Verhärtungist meist Anlass genug, um eine Gewebeprobe zu nehmen.

▶Abb. 1.9 Unfallkatze. Unfallkatze mit zerstörter Unterkieferfront unter Betei-ligung von Zähnen und Kieferknochen.

2 Untersuchung Kopf und Mundhöhle

2.1

Anatomie und Morphologie der Mundhöhle

Ein Zahn hat seine Entwicklung mit Durchbruch der Krone noch langenicht abgeschlossen. Die Entwicklung einer maturen Wurzel bedarfmehrerer Monate, sodass anfänglich eine große Pulpa und ein offenesForamen apicale dominieren (▶Abb. 2.1). In dieser Zeit sind Verlet-zungen des Zahnes mit nachfolgender Pulpitis meist nicht therapier-bar, weshalb im ersten Lebensjahr eine erhöhte Belastung der Zähnevermieden werden sollte. Erst mit Bildung der Wurzelspitze und ab-geschlossenem Höhenwachstum ist die Entwicklung des einzelnenZahnes beendet (▶Abb. 2.2), wobei die Zeiten aufgrund differierendenDurchbruchverhaltens voneinander abweichen.

14

▶Abb. 2.1 Schema eines jungen Zahnes. Kronen- und Wurzelpulpa stelleneinen sehr großen Raum dar, die Wandung des Zahnes ist noch sehr dünn. DieWurzelscheide ist weich, über das Foramen apicale besteht ein weiter Zugang zurZahnpulpa.

▶Abb. 2.2 Schema eines maturen Zahnes. Der „erwachsene“ Zahn hat eineabgeschlossene Pulpa, die mit zunehmendem Alter und durch kontinuierlichephysiologische Dentinbildung nach innen schmaler wird und sich verkleinert.

Mittels des Saumepithels (▶Abb. 2.3, ▶Abb. 2.4) wird das epithelialeAttachment geschaffen, die erste Barriere im Zahnsulkus. Dieser Ver-schluss verhindert durch Anheftung mittels Hemidesmosomen, dassBakterien und deren Toxine in den Bereich des faserigen, desmodon-talen Attachments gelangen. Allerdings ist das epitheliale Attachmentanfällig für Schädigungen, sodass dessen Erhaltung mittels Zahnpflegeder erste Schritt zur Sicherung der Zahngesundheit ist. Durch bakte-rielle Beladung der weichen Plaque mit Entwicklung eines Biofilmeswird zunächst das epitheliale Attachment überwunden, dann das des-modontale Attachment zerstört; es folgt der Abbau von parodontalenFasern und vom Alveolarknochen (▶Abb. 2.5).

2.1 Anatomie und Morphologie

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▶Abb. 2.3 Saumepithel. Der physiologische Sulkus ist beim mittelgroßen Hundca. 2mm, bei der Katze ca. 1mm tief. Im Bereich des Sulkusbodens sorgen nichtkeratinisierte Spezialzellen für die Anheftung des Zahnfleisches am Zahn im Bereichder Schmelz-Zement-Grenze.

▶Abb. 2.5 Vergleich gesundes und krankes Parodont. Links ist das gesundeParodont dargestellt: Die innere Auskleidung des Zahnsulkus dichtet mithilfe desSaumepithels das Parodont mundhöhlenseitig ab, bildet eine gingivale Manschette.Rechts ist das geschädigte Parodont dargestellt: Das Saumepithel (orange) ist api-kal gewandert, es haben sich normale gingivale Schleimhautzellen in den Sulkusgeschoben, können jedoch keinen Verschluss gewährleisten. Die Tasche ist vertieftdurch eine Zunahme der Gingiva sowie durch einen Verlust der faserigen und knö-chernen Abstützung des Alveolarknochens.

▶Abb. 2.4 Saumepithelzellen im Detail. Die Saumepithelzellen sorgen zahn-seitig mittels Hemidesmosomen für die Anheftung an der Zahnoberfläche, unter-einander sind die Zellen über Desmosomen verbunden. Aufgrund der fehlendenKeratinisierung sind diese Zelllagen permeabel und erlauben insbesondere einensulkusgerichteten Durchgang wirtseigener Abwehrsubstanzen und -zellen.

Der Oberkiefer (▶Abb. 2.6) besteht aus dem paarigen Oberkiefer-knochen (Os maxillare), Zwischenkieferbein (Os incisivum) und Gau-menbein (Os palatinum), die über Knochennähte (Suturen) miteinan-der verbunden sind.

Der Unterkiefer (▶Abb. 2.7) besteht aus den paarigen Unterkiefer-knochen (Os mandibulare), die rostral in der Medianen in der Sym-physe bandhaft miteinander verbunden sind; anders als beim Men-schen kommt es nicht zu einem knöchernen Durchbau.

2 – Kopf und Mundhöhle

16

▶Abb. 2.7 Unterkiefer. Der Unterkiefer besteht aus dem horizontalen Unter-kieferkörper und dem vertikalen Unterkieferast. Während der Oberkiefer appositio-nell und entlang der Suturen an Größe zunimmt, wächst der Unterkiefer insbeson-dere aus dem kaudalen Bereich heraus. Die Kiefergelenkköpfchen sind jeweils überdie Gelenkgrube (Fossa mandibularis) am Schläfenbein (Os temporale) mit derSchädelbasis verbunden.

▶Abb. 2.6 Oberkiefer. Die Schneidezähne befinden sich im Zwischenkieferbein,die Canini und Backenzähne im Oberkieferknochen, der Gaumenknochen ist zahn-frei. Die zwei großen rostralen Öffnungen zwischen Ober- und Zwischenkieferkno-chen stellen die Fissurae palatinae dar, über welche das Jacobsonsche Organ seineoronasale Verbindung erhält.

Die Zähne lassen sich entsprechend ihrer Funktion einzelnen Zahn-gruppen (▶Abb. 2.8) zuordnen. Während sich im Unterkiefer alle Zäh-ne im Alveolarknochen der Mandibula befinden, stehen die Incisivi imOberkiefer im Zwischenkiefer, die Canini und Backenzähne im maxil-laren Knochen.

Die Speicheldrüsen befinden sich bei Hund und Katze als Drüsen-pakete kaudal des Unterkieferwinkels. Lediglich die Jochbogendrüsefindet sich separat hinter dem Jochbogen (▶Abb. 2.9, ▶Abb. 2.10).

2.1 Anatomie und Morphologie

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17

▶Abb. 2.8 Zahngruppen. Die verschiedenen Zahngruppen sind eingefärbt: Inci-sivi blau, Canini grün, Prämolaren orange, Molaren gelb.

▶Abb. 2.10 Lage der Speicheldrüsen von ventral. Im Bereich des Zungen-bändchens endigen die Ausführungsgänge von Glandula mandibularis und sublin-gualis, der Ausführungsgang der Glandula parotis endet auf Höhe des Oberkiefer-reißzahnes bukkal auf der Wangenschleimhaut; kaudal hiervon endet auch derkurze Gang der Glandula zygomatica.

▶Abb. 2.9 Lage der Speicheldrüsen von lateral. Die Ohrspeicheldrüse (Glan-dula parotis, grün) liegt direkt unterhalb der Ohrbasis mit einem rostralen undeinem kaudalen Ausläufer. Direkt unterhalb davon im Bereich des TriborgschenDreiecks findet sich die Glandula mandibularis (rot), die nach rostral in einer Kapselbeherbergt in die Glandula sublingualis (blau) übergeht. Die Jochbogendrüse(Glandula zygomatica, lila) findet sich separat hinter dem Jochbogen.

Zahnschemata (▶Abb. 2.11, ▶Abb. 2.12) dienen einer nachvollzieh-baren Befundung und deren Verlaufskontrolle. Neben den Informa-tionen zur Identifikation des Tieres wird das Gebiss in seinen Einzel-heiten bewertet. Beläge, Zahnstein und Entzündungsgrad der Gingivawerden aufgenommen, über eine Legende können weitere Verände-rungen wie z. B. Fraktur, Umfangsvermehrung etc. aufgezeichnet wer-den. Auch können in der Aufsicht Veränderungen am Kiefer odergeplante kieferorthopädische Apparaturen eingezeichnet werden. ImDetail (▶Abb. 2.13) erkennt man, dass jedem einzelnen Zahn parodon-tale Taschentiefen zugeordnet werden können.

2 – Kopf und Mundhöhle

18

▶Abb. 2.11 Zahnschema Hund, Gebiss. Das vollständige Gebiss des Hundes enthält 42 Zähne, erst im Bereich der Molaren zeigen sich mahlende (bunodonte)Abschnitte. Zu jedem einzelnen Zahn können die erhobenen Befunde in eine separate Box eingetragen werden.

2.1 Anatomie und Morphologie

Grund

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▶Abb. 2.12 Zahnschema Katze, Gebiss. Das vollständige Gebiss der Katze enthält 30 Zähne und ist rein schneidend (sekodont).

▶Abb. 2.13 Zahnschema Hund, Detail. Im Kästchen mit Kreuz können die einzelnen Taschentiefen der jeweiligen Fläche eingegeben werden. Darüber hinaus könnendie geplante und die erfolgte Therapie notiert werden.

Die Verzahnung der Zähne (Okklusion) ist bei Hund und Katze sehreng. Bereits bei kleinen Abweichungen an einem einzelnen Zahn oderminimalen Stellungsveränderungen kommt es zu Störungen in derSchließbewegung des Kiefers. Im kaudalen Unterkiefer dominiert derkräftige Muskelfortsatz des Unterkieferastes. An ihm sind die kräftigenMundschließer befestigt. Die enge anatomische Nähe der Zahnwurzelnzu benachbarten Strukturen des Kopfes veranschaulichen ▶Abb. 2.14,▶Abb. 2.15 und ▶Abb. 2.16.

2 – Kopf und Mundhöhle

20

▶Abb. 2.14 Schädel des Hundes, Frontalansicht. In der Frontalansicht desHundeschädels zeigt sich die enge anatomische Nähe der oberen Fangzahnwurzelnzur Nasenhöhle. Die Mesialfläche der Fangzahnwurzel ist lediglich durch einepapierdünne Knochenbedeckung von der Nasenhöhle entfernt.

▶Abb. 2.15 Oberschädel Hund, Lateralansicht. In der Seitenansicht zeigt sichdie Nähe der kaudalen Oberkieferbackenzähne bzw. des retromolaren Raumesgenerell zur Augenhöhle. Es liegt keine knöchern umschlossene Orbita vor, derOrbitaboden ist weichgeweblich. Entzündliche Veränderungen im kaudalen Kiefer-bereich oder im Retromolarraum äußern sich daher auch über eine abnehmendeResilienz des Augenhöhlenbodens.

▶Abb. 2.16 Unterkiefer Hund, Lateralansicht. Der kräftigste Backenzahn desUnterkiefers ist der erste Molar, welcher den Reißzahn darstellt. Im Oberkiefer wirdder antagonistische Reißzahn in Form des vierten Prämolaren gestellt.

Das modifizierte Zahnschema nach Triadan dient der eindeutigenBenennung der Zähne bei Hund und Katze. Infolge entwicklungs-geschichtlicher Verläufe erscheint das Gebiss der Katze lückig, weil nurnoch die aktuell vorhandenen Zähne mit der entsprechenden dreiziff-rigen Zahl benannt sind. Die erste Ziffer benennt den Quadranten; manbeginnt dabei vom Standpunkt des Untersuchers aus im rechten Ober-kiefer und fährt dann im Uhrzeigersinn fort. Die zweite Ziffer startet inder Medianen zwischen den inneren Incisivi und zählt nach kaudalfort; aufgrund einer zweistelligen Anzahl von Zähnen pro Quadrantwurde eine dritte Ziffer notwendig, sodass Ziffer zwei und drei als eineZahl gelesen werden (▶Abb. 2.17).

2.1 Anatomie und Morphologie

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▶Abb. 2.17 Zahnbenennung Hund. Im Uhrzeigersinn werden die Zähne,beginnend im rechten oberen Quadranten, jeweils von der Medianen nach kaudaldurchnummeriert.

Auch bei der Katze ist die anatomisch enge Verflechtung von Maul-höhle, Nasenhöhle und Augenhöhle deutlich (▶Abb. 2.18). Die engeVerzahnung des felinen Gebisses sowie die Gestaltung der sehr engenKiefergelenke erlaubt lediglich eine reine Scharnierbewegung, es kön-nen keine Lateralbewegungen für das Zermahlen von Futter ausgeführtwerden.

Vergleichbar dem Hund nutzt die Zahnbenennung bei der Katzeebenfalls drei Ziffern (▶Abb. 2.19), obwohl aufgrund der Gesamtzahlder Zähne und deren Ursprung pro Kieferquadrant eine zweistelligeZahl ausreichend gewesen wäre.

2 – Kopf und Mundhöhle

22

▶Abb. 2.19 Zahnbenennung Katze. Die Zahnbenennung bei der Katze erfolgtanalog zur Benennung beim Hund, berücksichtigt jedoch in der Abfolge nichtvorhandene Zähne in Form einer Lücke in der Zahlenfolge (z. B. 304, dann 307folgend, 305 und 306 auslassend).

▶Abb. 2.18 Schädel der Katze, Frontalansicht. Die Schädelform bei der Katzeist deutlich uniformer als beim Hund, was auf die geringere Variabilität der ver-schiedenen Rassen zurückzuführen ist.

2.2

Mundhöhle Hund

Bereits im Milchgebiss können Veränderungen beobachtet werden, diezum einen behandlungsbedürftig sind und zum anderen Einfluss aufdie Zahngesundheit der permanenten Zähne haben. Das vollständigeMilchgebiss des Hundes besteht aus 28 Zähnen, es finden sich jeweils7 Zähne pro Quadrant (▶Abb. 2.20). Das Fehlen eines Zahnes oder einefehlerhafte Stellung sollte dazu dienen, die Ursache oder die Aus-wirkung auf die bleibenden Zähne zu untersuchen.

Bei ausreichendem Platz im Kiefer stehen die Zähne in Reihe(▶Abb. 2.21). Bei Hunden mit kurzem Kiefer kommt es dagegen häufigzu Rotationen im Backenzahnbereich sowie zum Crowding (Versatzder Zähne infolge Enge) in der Unterkieferfront, was sich manchmalbereits im Milchgebiss andeutet und mit Zunahme der Zahnzahl imbleibenden Gebiss offensichtlich wird.

2.2 Mundhöhle Hund

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▶Abb. 2.20 Milchgebiss Oberkiefer. Im Milchgebiss des Hundes finden sich proQuadrant jeweils 3 Schneidezähne, 1 Fangzahn und 3 Backenzähne. Die Zähne sindim Vergleich zur bleibenden Dentition deutlich kleiner, die interdentalen Lückenwerden mit Wachstum des Kiefers größer.

▶Abb. 2.21 Milchgebiss Unterkiefer. Infolge des Gebrauchs der Milchzähnekommt es zu Abnutzungserscheinungen, die – wie hier – z. B. zur Abrasion derFangzahnspitzen führen. Solange es nicht zu einer krankhaften Beteiligung derPulpa kommt, besteht keine Behandlungsbedürftigkeit.

Der Zahnwechsel läuft nicht immer nach dem Schema „Milchzahnausgefallen – bleibender Zahn erscheint“. In der Wechselperiode dür-fen Milchzähne oder Milchzahnreste parallel zum Durchbruch der blei-benden Zähne noch vorhanden sein (▶Abb. 2.22). Besteht die Gefahreiner Zahnfehlstellung infolge des Verbleibs der Milchzähne, müssendiese sofort entfernt werden.

Das bleibende Gebissdes Hundes besteht aus 42 Zähnen. Jeder Ober-kieferquadrant beherbergt 10 Zähne, jeder Unterkieferquadrant 12 Zähne.Man spricht von brachydonten Zähnen mit kurzer Krone und langerWurzel. Als heterodont bezeichnet man sie, weil funktionsbedingt un-terschiedliche Formen vorliegen. Die oberen Zähne liegen mit ihrenSchneiden oder bukkalen Höckern (▶Abb. 2.23) labial der unterenZähne, der untere Bogen ist etwas schmaler.

2 – Kopf und Mundhöhle

24

▶Abb. 2.23 Oberkiefermolaren. Die Oberkiefermolaren sind für die mahlende(bunodonte) Funktion im Fleischfressergebiss konzipiert. Durch Höcker und Grubenwird zusammen mit den Unterkiefermolaren eine zermahlende Oberflächegeschaffen.

▶Abb. 2.22 Milchzahnkappe Milchmolar. Im Wechselgebiss werden die Wur-zeln der Milchzähne physiologischerweise resorbiert, dennoch kann es bis zumausreichenden Durchbruch des bleibenden Nachfolgers zu einem Verbleiben derKronen kommen. Diese lassen sich i. d. R. leicht entnehmen oder fallen von alleinaus.

Die Reißzähne stellen die wichtigsten Zähne im Verarbeiten des Fut-ters dar (▶Abb. 2.24). Aufgrund dieser Arbeitsbelastung sind sie leiderauch häufig von einer Fraktur bedroht.

Nicht von besonderer Bedeutung erscheinen zunächst die kleinerenPrämolaren (▶Abb. 2.25); sie ermöglichen im Zusammenspiel vonOber- und Unterkiefer jedoch das Fixieren von Gegenständen. Fällt einHund im Schutzdienst aus dem Ärmel, ist in vielen Fällen eineSchmerzhaftigkeit im Bereich der Prämolaren zu suchen.

Zuständig für das Greifen und Halten von Futter, Beute oder anderenDingen sind die Fangzähne, Eckzähne bzw. Canini (▶Abb. 2.26).

Weniger häufig betroffen von Frakturen als ihre Pendants im Ober-kiefer sind die Unterkieferreißzähne, was sich durch die bessere Stabili-tät infolge ihrer Größe und Masse erklärt (▶Abb. 2.27).

2.2 Mundhöhle Hund

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25

▶Abb. 2.26 Oberkieferincisivi und -canini. Die Canini sind die exponiertestenZähne des Oberkiefers und damit häufig prädisponiert für eine Fraktur aufgrundeiner großen Krafteinwirkung. Die Verzahnung der Canini von Ober- und Unter-kiefer ist sehr eng und gewährleistet damit deren Funktion als Fangzähne zumHalten der Beute.

▶Abb. 2.27 Unterkieferreißzahn. Der Unterkieferreißzahn ist der erste Molardes Unterkiefers und der Antagonist des Oberkieferreißzahnes; er steht lingual desoberen Reißzahnes. Beim Zerbeißen kommt es aufgrund der starken Scherwirkunghäufiger zum Abbrechen der Spitze und/oder der bukkalen Lamelle des oberenReißzahnes, da sich der untere Reißzahn kompakter darstellt.

▶Abb. 2.24 Oberkieferreißzahn. Der Oberkieferreißzahn liegt im Kaukraft-belastungszentrum des Hundes. In Zusammenarbeit mit dem Unterkieferreißzahnwerden Futterbrocken aufgrund der zerteilenden (sekodonten) Funktion zerbissen.

▶Abb. 2.25 Oberkieferprämolaren. Die kleinen Oberkieferprämolaren (der vier-te, große Oberkieferprämolar fungiert als Reißzahn) stehen i. d. R. in keinem Kon-takt zur unteren Zahnreihe. Hier kann nicht vollständig zerteilt werden.

Neben den letzten Molaren ist v. a. der erste Prämolar im Unterkieferdes Hundes auf dem Rückzug (▶Abb. 2.28). Dies ist als Fortsetzung derphylogenetischen Entwicklung zu interpretieren, nicht als Zahnfehler.

Für viele Züchter ist die saubere Scherenverzahnung (▶Abb. 2.29)der Incisivi wichtig, um die notwendige Zuchtzulassung zu erhalten.Die phänotypisch korrekte Ausbildung der Verzahnung ist jedoch nichtimmer Indiz für eine genetische Fehlerfreiheit, daher sollten nicht nurdie Incisivi beurteilt werden.

Die Zunge stellt eine sehr spezialisierte Struktur dar, die – beim Hundverstärkt durch einen sog. Zungenknochen (Lyssa, Tollwurm) – alsMuskelkörper bei der Aufnahme und beim Schmecken von Nahrungzum Einsatz kommt. Zum Schutz, zum Futtertransport, zur Geschmacks-empfindung und zur Sensibilität nutzt die Zunge spezialisierte Fort-sätze, die Papillen (▶Abb. 2.30, ▶Abb. 2.31).

2 – Kopf und Mundhöhle

26

▶Abb. 2.30 Dorsalfläche der Zunge. Die Dorsalfläche der Zunge besitzt unter-schiedliche Papillen. In der Menge dominieren die mechanisch tätigen Papillaefiliformes, die verlängerte Hornzähnchen darstellen. Daneben finden sich gustatori-sche Papillen, die in engem Zusammenhang mit Geschmacksknospen stehen.Neben pilzartigen Papillae fungiformes (kleine rote Erhabenheiten) zeigen sichbreite, kreisrunde, rote Flecken, welche die Papillae vallatae darstellen, die voneinem Graben umsäumt sind. Im Bereich der Zungenspitze wird süß geschmeckt,am rostralen Seitenrand salzig, weiter kaudal sauer und im Bereich des kaudalenZungenrückens bitter, auch als letzte Instanz vor der Aufnahme toxischer Stoffe,die häufig durch eine Bitternote gekennzeichnet sind.

▶Abb. 2.28 Unterkieferprämolaren. Bei physiologischer Kiefer- und Zahn-stellung interdigitieren die unteren Prämolaren alternierend mit den oberenPrämolaren. Der erste Prämolar ist häufig im Rahmen der phylogenetischenEntwicklung entweder retiniert, in seiner Form reduziert oder gar nicht angelegt.Dieser Unterschied ist röntgenologisch zu objektivieren, um pathologischeProzesse im Kiefer zu vermeiden.

▶Abb. 2.29 Unterkieferincisivi und -canini. Die Unterkieferincisivi liegen aufeinem etwas engeren Bogen als die oberen, dadurch ergibt sich die physiologischeScherenverzahnung. Die Unterkieferfangzähne okkludieren in gleichmäßigemAbstand approximal zwischen dem oberen seitlichen Schneidezahn und demOberkieferfangzahn.

▶Abb. 2.31 Zungenpapillen. In der Detailaufnahme lässt sich sehr gut die horn-artige Verlängerung der Papillae filiformes darstellen.

Die Computertomografie kann in den Fällen, bei welchen das zwei-dimensionale Röntgenbild seine Grenzen aufgezeigt bekommt, dazudienen, sich die räumlichen Verhältnisse (▶Abb. 2.32) bzw. bereits ab-gelaufene pathologische Prozesse zu vergegenwärtigen und den Gradder Erkrankung einschätzen zu können.

Dass die Größe und Morphologie der Zähne mitentscheidend ist fürdie Kieferform, wird insbesondere in Schichtaufnahmen deutlich(▶Abb. 2.33).

2.2 Mundhöhle Hund

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▶Abb. 2.33 Darstellung der mesialen Unterkieferreißzahnwurzeln in derCT. Ebenso wie die Caninuswurzeln im Oberkiefer sind auch die mesialen Wurzelnder Unterkieferreißzähne raumfüllend. Auf der Aufnahme zeigt sich die großebukkolinguale Ausdehnung, apikal der Wurzel stellt sich der transluzente Mandi-bularkanal dar. Bei kleineren Hunderassen dehnt sich die Wurzel bis zum Ventral-rand aus, überlagert dadurch den Mandibularkanal. Dies kann zu Blutungen beider Extraktion führen durch Verletzung der A. oder V. alveolaris inferior, zumanderen kann bei Osteolyse und Hebelkräften während der Extraktion eine Frakturprovoziert werden. Eine präoperative röntgenologische Darstellung vor der Extrak-tion dient daher der Einschätzung der aktuellen Verhältnisse sowie der forensischenAbsicherung.

▶Abb. 2.32 Darstellung der Oberkiefercaninuswurzel in der CT. In dercomputertomografischen Darstellung lässt sich die anatomische Nähe der oberenCaninuswurzeln zur Nasenhöhle sehr gut darstellen. Zwischen Caninuswurzel undNasenhöhle besteht nur eine dünne Knochenwand, die bei entzündlichen Pro-zessen der Wurzel leicht arrodiert oder aufgelöst wird, was zu einseitigem Nasen-ausfluss führen kann.

Nicht jede Abweichung von der Norm ist pathologisch zu werten.Eine Verlängerung von Papillen kann komisch erscheinen, ist jedochnicht behandlungsbedürftig (▶Abb. 2.34).

Im Zahnwechsel gilt es, die physiologische Auflösung der Milchzahn-wurzeln und den Verlust der Milchzähne (▶Abb. 2.35) von pathologi-schen Auflösungsprozessen und Frakturen abzugrenzen.

2 – Kopf und Mundhöhle

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▶Abb. 2.34 Haarzunge. Bei exzessiver Verlängerung der mechanischen Papillaefiliformes kann die sog. Haarzunge entstehen, gekennzeichnet durch eine meistdunkle, haarartige Verlängerung der Papillen. Dies zeigt sich gern in der medianenFurche und ist nicht behandlungsbedürftig.

▶Abb. 2.35 Verfärbter Milchcaninus. Ein bräunlich oder lila verfärbter Milch-caninus ist ohne zusätzlich erkennbare Ursache im Rahmen des Zahnwechselsnormal, da die Wurzel durch den nachrückenden und hier mit der Spitze durch-brechenden permanenten Caninus aufgelöst wird.

Nicht immer weist eine belagsbeladene Mundhöhle einen deutlichenweichen Biofilm auf den Zähnen auf. Aufgrund des basischen Charak-ters von Speichel kommt es relativ schnell zur Zahnsteinbildung durchAusfällung der Mineralien im Speichel, die dann als Kristallisations-grundlage fungieren (▶Abb. 2.36).

Ein fast pathognomonisches Symptom für eine dentale Erkrankungist die Ausbildung einer suborbitalen Schwellung (▶Abb. 2.37).

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▶Abb. 2.36 Hochgradige Zahnsteinakkumulation. Die Kronenspitzen derBackenzähne ragen gerade noch über die massive Zahnsteinansammlung. Ob diesebereits zu einem manifesten parodontalen Geschehen mit knöcherner Schädigunggeführt hat, lässt sich aus dem klinischen Befund nicht ableiten. Eine diagnostischeObjektivierung mittels Röntgen ist zwingend.

▶Abb. 2.37 Suborbitale Schwellung rechts. Das Zuschwellen des rechten Augesinfolge einer suborbitalen Volumenzunahme ist am häufigsten die Folge eines knö-chernen Prozesses im Bereich des Oberkieferreißzahnes oder der Molaren.