1 auf der suche nach den kleinsten dingen - die entdeckung der elementarteilchen Öffentlicher...

89
1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt

Upload: kuno-nembhard

Post on 05-Apr-2015

131 views

Category:

Documents


24 download

TRANSCRIPT

Page 1: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

1

Auf der Suche nach den kleinsten Dingen -

Die Entdeckung der Elementarteilchen

Öffentlicher Abendvortrag

von Siegmund Brandt

Fachbereich Physik der Universität Siegen

20. Juni 2000

Page 2: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

2

Naturbeschreibung und Naturerkenntnis

war und ist ein wichtiges Ziel der Menschen in allen Kulturen

Objekte der Naturbeschreibung

handgreifliche Größe: Menschen, Tiere, Pflanzen, Mineralien ... ganz große: Sternhimmel, d.h. Astronomie ganz kleine: Aufbau der Materie, d.h. Elementarteilchenphysik

Historische Vorbemerkungen

Page 3: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

3

Astronomie (nach Anaximander)Die Planeten (zu denen auch Sonne und Mond gezählt wurden) und die Fixsterne sind auf Kugeln aus durchsichtiger Materie angebracht, in deren Mitte sich die Erde befindet. Die Durchmesser der Kugeln verhalten sich zueinander wie die Tonhöhen in musikalischen Harmonien,

z.B. 1 : 2 : 3 : 4 : 8 : 9 : 27 (Platon)

Materie (nach Demokrit) Es gibt nur wenige Grundsubstanzen (Elemente). Die Materieformen sind entweder die reinen Elemente oder Mischungen aus Elementen. Die Elemente sind Erde, Wasser, Feuer, Luft. Die Elemente bestehen aus Atomen, kleinsten unteilbaren Bausteinen. Die Atome der 4 Elemente haben die Formen der 4 einfachsten Körper der Geometrie: Kugel, Würfel, Tetraeder, Oktaeder. Sie sind durch Häkchen miteinander verbunden.

Beiden Bildern (dem vom Sternhimmel und dem von der Materie) ist gemeinsam:Versuch der Beschreibung durch mathematische Symmetrien.

Sie werden aber nicht aus der Beobachtung des Naturobjekts abgelesen, sondern aus anderen Quellen (Musik, Geometrie) entnommen. Damit bleiben diese Vorstellungen

reine Spekulationen.

Vorstellungen im klassischen Griechenland

Page 4: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

4

Beginn der modernen Naturwissenschaftim 16. Jahrhundert, ist gekennzeichnet durch sorgfältig geplante Experimente und Beobachtungen mathematische Beschreibung auf der Grundlage der Meßergebnisse Vorhersagekraft der gefundenen Beschreibungen für weitere

Experimente

Galilei (1564-1642)

Kepler (1571-1630)

Newton (1643-1727)

erforscht die Schwerkraft

findet präzise Gesetze zur Planetenbewegung

formuliert die Gesetze der Mechanik.Er kann aus ihnen die Keplerschen Gesetzeberechnen, wenn er als Kraft zwischen Sonne und Planeten die Schwerkraft annimmt.

Schwerkraft

Planet

Bahn des PlanetenSonne

Page 5: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

5

Atome - Ergebnisse chemischer Experimente

Elemente und VerbindungenNicht weiter zerlegbare Substanzen sind Elemente,

z.B. Wasserstoff (H), Kohlenstoff (C), Stickstoff (N), Sauerstoff (O)Elemente bilden Verbindungen.

AtomhypotheseElemente bestehen aus völlig gleichwertigen Atomen.Verbindungen bestehen aus Molekülen, die nach gleichem Bauplan aus Atomenaufgebaut sind, denn bei Bildung von Verbindungen binden sich die Elemente in festen Massenverhältnissen.

Beispiel: In Wasser ist das Massenverhältnis von Wasserstoff zu Sauerstoff 2:16, in Wasserstoffsuperoxid 2:32

Atomare Massenzahl (früher: Atomgewicht)Aus diesen Massenverhältnissen läßt sich die Masse m jedes Atoms durch die MassemH des Wasserstoffatoms ausdrücken: m = A mH

Beispiele: AH = 1, AC = 12, AN = 14, AO = 16, ...

Page 6: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

6

Periodisches System der ElementeZuerst aufgestellt 1869 von Mendeléev, ordnet Elemente nach atomarer Massenzahl und chemischer Ähnlichkeit.

Page 7: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

7

Atome - Ergebnisse physikalischer Experimente

ExperimentEin Gas in einem Gefäß verhält sich, als ob es aus einer großen Zahl kleinster starrer Kugeln bestünde, die miteinander und mit den Gefäßwänden Stöße ausführen.

Kinetische GastheorieDie mittlere Energie der Atome (oder Moleküle) des Gases ist proportional zur (absoluten) Temperatur.

Avogadrosche Zahl(oder Loschmidtsche Zahl, weil zuerst von Loschmidt bestimmt)In A Gramm eines Elements der atomaren Massenzahl A (z.B. 1 g Wasserstoff oder 12 g Kohlenstoff) befinden sich NA = 6,022 1023 Atome.Damit hat das Wasserstoff-Atom die Masse mH = 1,673 10-27 kg

Bei Wärmezufuhr wächstVolumen. (Deckel hebt sich)

Bei stärkerem Rütteln (Energiezufuhr) steigt Volumen.

Page 8: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

8

Atome - Optische Spektren

Spektralanalyse (Bunsen und Kirchhoff 1860)Wenn Elemente stark erhitzt werden (z.B. in der Bunsenflamme, senden sie Licht charakteristischer Farben (Wellenlängen) aus, die als Spektren gemessen werden können.

Da Licht eine Wellenerscheinung ist, müssen die Atome bei deren Aussendung irgendwie „schwingen“ (wie eine Gitarrensaite bei der Aussendung von Schallwellen). Atome können keine starren Kugeln sein.

Natrium

Wasserstoff

Helium

Neon

Bei höherer Auflösung: zwei gelbe Linien

Rot: Wellenlänge groß Blau: Wellenlänge klein

Page 9: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

9

Atome - elektrisch neutral und geladen

Stromtransport in Flüssigkeiten, Elektrolyse (Faraday 1833)Beim elektrischen Strom in Flüssig-keiten tritt Ladungstransport und Materietransport auf: Die Atome oder Moleküle sind elektrisch geladen. Die kleinste Ladungsmenge ist die

Elementarladung: e = 1,602 10-19

Coulomb

Geladene Atome heißen Ionen. Sie tragen eine oder mehrere (positive oder negative) Elementarladungen.

An den Elektroden (den Metallplatten in der Flüssigkeit, die mit der Spannungsquelle verbunden sind) treten die Atome oder Moleküle ungeladen auf, z.B. als metallisches Kupfer.

Page 10: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

10

Experiment zu Gasentladung

Bei Normaldruck fließt kein Strom.

Bei Druckerniedrigung setzt Stromfluß und Leuchterscheinung zwischen den Elektroden ein.

Bei weiterer Druckminderung geht das Leuchten zurück. Durch Löcher in den Elektroden treten Kathodenstrahlen und Kanalstrahlen in die äußeren Teilräume ein. Sie bringen das Gas auf ihrem Weg zum Leuchten.

Kathodenstrahlen: Elektrisch negativ geladen. Magnetisch leicht ablenkbar. Erzeugen Leuchtfleck auf Glas, von dem auch Röntgenstrahlung ausgeht. (Wurde in ähnlichem Experiment 1896 von Röntgen entdeckt.

Kanalstrahlen: Positiv geladen. Nur durch starkes Magnetfeld ablenkbar.

Zur Pumpe

Page 11: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

11

Geladene Teilchen in Feldern

Kraft auf Teilchen der Ladung Q im elektrischen Feld

(Kraft in Richtung des Feldes)

Kraft auf Teilchen mit Geschwindigkeit im magnetischen Feld

(Kraft senkrecht zur Geschwindigkeit und senkrecht zum Feld)

Energiegewinn im elektrischen Feld

Wegen der Richtung der Kraft geschieht Übertragung von Energie auf Teilchen nur im elektrischen Feld. Bei Durchlaufen der elektrischen Spannung U gewinnt ein Teilchen mit der Ladung Q die Energie

E = Q U

Beispiel: Für Q = e, U = 1V ist E = 1 eV = 1 Elektronenvolt = 1,602 10-19 Ws

1 MeV = 1 Million Elektronenvolt, 1 GeV = 1 Milliarde Elektronenvolt

eF

E

mF

v B

EQFe

BvQFm

Page 12: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

12

Entdeckung des Elektrons1897 stellten Wiechert, Kaufmann und J.J. Thomson unabhängig voneinander durch Vermessung des Einflusses von elektrischen und magnetischen Feldern auf Kathodenstrahlen fest: Kathodenstrahlen bestehen aus Teilchen der Masse

,

wenn man annimmt, daß sie die Ladung -e besitzen. Diese Teilchen erhielten den Namen Elektronen.

Ergebnis: Das Atom kann zerlegt werden. Eines seiner Bausteine ist das Elektron. Seine Masse ist nur etwa 1/2000 der Masse des

leichtesten Atoms.

Kanalstrahlen sind positiv geladene Ionen, d.h. Atome oder Moleküle, denen ein oder mehrere Elektronen fehlen.

He mm2000

1

Page 13: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

Thomsons Apparatur

Joseph J. Thomson

(1856 - 1940)Nobelpreis 1906

Be

mR

v

||

Fadenstrahlrohr

Page 14: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

14

Elektronenleitung im Metall. Glühemission

GlühemissionDurch Heizung einesMetalldrahtes erhaltenElektronen so viel Energie,daß sie den Draht ver-lassen können. Man kannsie dann beschleunigen, ablenken usw. Beispiel: Fernsehröhre

Freies Elektronengas

Kristalle sind ein räumliches Netzwerk (Gitter) aus regelmäßig ange-ordneten Atomen. In Metallkristallen gibt es Elektronen, die sich wie ein

Gas durch das ganze Gitter bewegen können. Sie bewirken den Ladungstransport (elektrischen Strom), scheinbar ohne Transport von

Materie.

Page 15: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

15

Ionisation und Anregung von Atomen durch geladene Teilchen

sind Grundlage für den Bau von Nachweisgeräten (Teilchendetektoren)

Elektronen oder Ionen zerlegen beim Durchlaufen von Materie die Atome in Elektronen und Ionen (Ionisation) oder regen sie zum Leuchten an (Anregung).

Das ausgestrahlte Licht kann entweder direkt beobachtet werden (z.B. Leuchtschirm der Fernseh-röhre), photographisch registriert oder elektrisch verstärkt und registriert werden.

Prinzip eines Zählrohres:Teilchen ionisiert Gas im Zählrohr. Elektronen laufen zum zentralen Draht. In dessen Nähe ist Feld so hoch, daß eine Ionisationslawine einsetzt. Damit bewirkt der Durchgang eines Teilchens, daß sehr viele Elektronen auf den Draht gelangen und dort einen elektrischen Impuls auslösen.

Page 16: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

16

Plancksches Wirkungsquantum. Photon

1900

Planck führt (zur Beschreibung der Strahlung des „schwarzen Körpers“ eine neue Naturkonstante ein, das Plancksche Wirkungsquantum

h = 6,626 · 10-34 Js

Max Planck(1858 - 1947)

Nobelpreis 1918

Albert Einstein(1879 - 1955)

Nobelpreis 1921

1905

Einstein stellt die Lichtquantenhypothese auf: Licht der Wellenlänge besteht aus Quanten (Photonen) der Ruhmasse

m = 0 und der Energie

E = h .Dabei ist = c / die Frequenz des Lichtes und c = 3 · 108 m/sdie Lichtgeschwindigkeit im Vakuum.

Page 17: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

17

1916Millikan bestätigt die Lichtquantenhypothese experimentell durch Präzisionsmessungen zum lichtelektrischen Effekt.

Robert A. Millikan(1868 - 1953)

Nobelpreis 1923

Lichtelektrischer Effekt

Bei Bestrahlung einer Metalloberfläche mit Licht der Wellenlänge , d.h der Frequenz , werden aus dem Metall Elektronen der Energie ausgelöst. Sie bewirken einen Strom, es sei denn es wird eine Gegenspannung angelegt, die größer als

ist. Dabei ist W eine für das Metall charakteristische Konstante.

/c

WhE

e

h

e

WhU s

0

Page 18: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

18

Radioaktivität

Antoine H. Becquerel(1852 - 1908)

Nobelpreis 1903

1896Becquerel entdeckt die Radioaktivität: Uran-Verbindungen schwärzen die Photoplatte undionisieren die Luft

Dabei treten drei Arten von Teilchen („Strahlung“) auf:

- Teilchen : Helium-Ionen der Ladung 2e

- Teilchen : Elektronen (Ladung -e)

- Teilchen : energiereiche Photonen (ungeladen)

Page 19: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

19

Nebelkammer

C.T.R. Wilson(1869 - 1959)

Nobelpreis 1927

1911Wilson entwickelt die Nebelkammer. In überhitztem Dampf hinterlassen geladene Teilchen Spuren aus Tröpfchen.

Nebelkammerbild der Spuren von -Teilchen

Page 20: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

20

Ausgehend von dem Befund, daß die Lichtgeschwindigkeit im Vakuum in jedem Bezugssystem den gleichen Wert

c = 2,998 · 108 ms-1

hat, gibt Einstein die Beziehung

E2 = p2 c2 + m2 c4

an. Dabei sind

eines Teilchens.

Für ein ruhendes Teilchen (p = 0) gilt E = m c2 bzw. m = E / c2

Weitere Einheit der Masse: 1 eV / c2 . Masse des Elektrons 0,5 MeV / c2

E Energiep Impulsm Ruhmasse

1905Spezielle Relativitätstheorie

Page 21: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

21

Energiequelle der Radioaktivität

Einstein vermutet, daß diese Energie-Massen-Beziehung das Auftreten energiereicher Teilchen in der Radioaktivität erklärt:

Beim Zerfall eines ruhenden Teilchens der Masse M in zwei Teilchen der Massen m1 und m2 wird die Massendifferenz

M = M - (m1 + m2)

in Bewegungsenergie

E = M c2

der Zerfallsteilchen umgewandelt.

-Teilchen besitzen Energien von

ca. 5 MeV (Millionen Elektronenvolt).

M

m2m1

Page 22: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

22

Elektronen tragen negative Ladung und nur ca. 1/2000 der Atommasse.Es lag nahe, anzunehmen, daß Masse und positive Ladung gleichmäßig über das Atom (Durchmesser ca. 10-10 m) verteilt sind.

Ernest Rutherford(1871 - 1937)

Nobelpreis 1908

1911Rutherford erklärt die in seiner Gruppe beobachtete sehr starke Ablenkung von -Teilchen beim Durchgang durch Goldfolie dadurch,daß die positive Ladung und die Masse in einem sehr kleinen Atomkern konzentriert sind.

Bahnen von -Teilchen bei punktförmigem Kern

Bahnen bei ausgedehntem Atomkern

Atomkern

Page 23: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

23

Schema eines Streu-Experiments

Teilchenquellen

RadioaktivitätHöhenstrahlungTeilchenbeschleuniger

Teilchendetektoren

Leuchtschirm, SzintillatorZählrohrNebelkammer, BlasenkammerPhoto-Emulsionelektronische Spurenkammer

Target (Materie)

energiereiche Teilchen

Teilchennachweis

Detektor

Page 24: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

24

Atom-Modell von Bohr und Sommerfeld

Niels Bohr(1885 - 1962)

Nobelpreis 1922

1913Bohr erklärt das Spektrum des Wasserstoff-Atoms: Das Atom hat einen Kern der Ladung +e. Um ihn kreist ein Elektron der Ladung -e. Es sind nur bestimmte Kreisbahnen „erlaubt“.Sie unterscheiden sich in der Hauptquantenzahl n = 1,2,3,... . Je kleiner n , desto niedriger die Energie. Beim Übergang zwischen zwei Bahnen wird ein Lichtquant mit der Differenzenergie emittiert oder absorbiert.

Sommerfeld erweitert das Modell. Er „erlaubt“ auch verschiedene Ellipsenbahnen, die sich (bei gleichem n) durch die Drehimpuls-Quantenzahlen und m unterscheiden. Der Bahndrehimpuls des Elektrons hat den Betrag

ist die kleinste Einheit des Drehimpulses. Die Quantenzahl m gibt die Orientierung der Bahn im Raum an.

1916

.,,2,1, nL

),,1,(

Ellipsenbahnen aus Sommerfelds Lehrbuch Atombau und Spektrallinien

2/h

Page 25: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

25

Spin

1925Goudsmit und Uhlenbeck erklären die „Feinstruktur“ der Spektren (z. B. die Aufspaltung der gelben Natriumlinie) dadurch, daß sie dem Elektron nicht nur einen Bahndrehimpuls, sondern auch einen Eigendrehimpuls oder Spin zuordnen.

(Die Erde dreht sich auf ihrer Bahn um die Sonne. Zusätzlich dreht sie sich um sich selbst.)

Der Betrag des Elektronenspins ist

Er kann zwei Orientierungen haben, die durch

gekennzeichnet werden.

2

1S

2

1sm

Page 26: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

26

Erklärung des Periodensystems. Pauli-Prinzip

Bohr: Die Ordnungszahl Z eines Elements (ZH = 1, ZHe = 2, ZLi = 3, ZBe = 4, ...) ist gleich der Zahl der Elektronen und gleich der Zahl der positiven Elementarladungen im Kern.

1913

Wolfgang Pauli(1900 - 1958)

Nobelpreis 1945

Pauli: Es darf im Atom nicht zwei Elektronen geben, die in allen 4 Quantenzahlen n, l, m, ms übereinstimmen.

Schale niedrigster Energie kann maximal 2 Elektronen aufnehmen. H hat 1 Elektron. He hat 2. Nach He beginnt neue Zeile des Periodensystems mit Li.

Schale mit n = 2 kann maximal 8 Elektronen aufnehmen. Zweite Zeile hat 8 Elemente usw.

1925

.0,0,1 mn 2

121 , ss mm

Page 27: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

27

Isotope

J.J. Thomson und insbesondere sein Schüler Aston bestimmen die Massen von Kanalstrahlen (also positiven Ionen) und damit praktisch die Massen von Atomkernen durch deren Ablenkung im elektrischen und magnetischen Feld.

Ergebnis: Alle Kerne eines Elements haben zwar die gleiche Kernladungszahl Z. Dabei gibt es gibt Kerne zu gleichem Z aber verschiedener atomarer Massenzahl A (Isotope).

um 1920

F. W. Aston(1877 - 1945)

Nobelpreis 1922

Beispiele:Uran (Z = 92): Isotope (neben anderen) mit A = 235, 238Wasserstoff (Z = 1): A = 1 (leichter, gewöhnlicher) Wasserstoff

A = 2 schwerer Wasserstoff (Deuterium) A = 3 Tritium

Annahme: Kern besteht aus A Protonen (Kerne des gewöhnlichen Wasserstoffs, Masse mH, Ladung +e) und A - Z Elektronen, hat dann Ladung Q = Ae + (A - Z)(-e) = Ze.

Page 28: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

28

Zwischenbilanz 1925

Es gibt drei Teilchen e Elektron

p Proton

Photon (Lichtquant)

Es gibt zwei Kräfte Schwerkraft Elektromagnetische Kraft (hält Atome zusammen, verantwortlich für alle Erscheinungen der Chemie)

Offene Fragen:

Es gibt keine befriedigende Theorie („Quantenregeln“ über „erlaubte“ Bahnen sind nur Notlösung.) Antwort (noch 1925) : Quantentmechanik

Welche Kräfte wirken im Atomkern? (Elektrische Kräfte allein würden ihn platzen lassen.) Antwort (später) : Es gibt zwei weitere Kräfte.

Page 29: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

29

Quantenmechanikersetzt Newtonsche Mechanik im atomaren Bereich

Matrizenmechanik Wellenmechanik

Erwin Schrödinger(1887 - 1961)

Nobelpreis 1933

Werner Heisenberg(1901 - 1976)

Nobelpreis 1932

Heisenberg kann die Newtonsche Gleichung formal beibehalten, wenn er die in ihr vorkommenden Größen Ort und Im-puls „umdeutet“. (Sie werden Matrizen.)

1925Schrödinger ersetzt Newtonsche Gleichung durch eine Wellengleichung (Schrödinger-Gleichung).

1926

Die beiden Theorien erscheinen als ganz verschieden, sind aber mathematisch völlig gleichwertig. Sie kommen ohne künstliche Quantenbedingungen aus.

In beiden tritt als zentrale Größe das Plancksche Wirkungsquantum h auf.

Die herkömmliche Vorstellung von Ort und Impuls muß erweitert werden (Heisenbergsche Unschärfebeziehung).

Page 30: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

30

Relativistische Quantenmechanik

Dirac verknüpft Quantenmechanik mit Relativitätstheorie.Wegen

muß es Teilchen mit positiver und negativer Energie geben:

1928

Paul A.M. Dirac(1902 - 1984)

Nobelpreis 1933

42222 cmcpE

.4222 cmcpE

Dirac: Elektron (Ladung -e ) mit negativer Energie verhält sich wie Teilchen mit der Masse des Elektron, das positive Energie besitzt, aber die Ladung +e trägt, das Antiteilchen des Elektrons

Er sagt die Existenz eines solchen Teilchens, des Positrons vorher.

1931

Page 31: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

31

Carl D. Anderson(1905 - 1991)

Nobelpreis 1936

1931

Anderson entdeckt das Positron in einer Nebelkammer .

Ein Teilchen mit den Eigenschaften eines Elektrons (geringe Tröpfchendichte der Spur) durchläuft die Nebelkammer von unten nach oben (Flugrichtung aus Energieverlust und damit Zunahme der Bahnkrümmung bei Durchquerung des Materials erschlossen). Aus Flugrichtung und Richtung der Bahnkrümmung im Magnetfeld folgt:

positive Ladung .

Positron

Page 32: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

32

Quantenelektrodynamik (QED)

ca. 1940-1950Feynman, Schwinger, Tomonaga u.a. entwickeln eine Theorie der Wechselwirkung von Ladungen und Photonen (elektromagnetische Wechselwirkung). Die (komplizierten) Formeln der Theorie lassen sich aus (einfachen) Feynman-Diagrammen ablesen, die die Bewegung der Teilchen im Raum (x) und Zeit (t) symbolisieren.Richard Feynman

(1918 - 1988)Nobelpreis 1965

Bremsstrahlung

e- e- +

Kraft zwischen geladenen Teilchen entsprichtAustausch eines Photons

Paarbildung

e- e+

Positron verhält sich wie ein rückwärts in der Zeit laufendes Elektron

Page 33: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

33

Neutron

1932Chadwick beobachtet ein neutrales Teilchen, das Neutron n , das beim Beschuß von Beryllium mit -Teilchen gebildet wird,

(A=4, Z=2) + Be (A=9, Z=4) = C (A=6, Z=6) + nJames Chadwick

(1891 - 1974)Nobelpreis 1935

Nachweis:

Die unbekannten Teilchen werden in einem gasge-füllten Zählrohr untersucht. Enthält es Wasserstoff, so entstehen hohe Signale. Die neutralen Teilchen haben offenbar etwa die Masse der Wasserstoff-Kerne (Protonen), stoßen sie an und diese ionisieren das Gas und lösen ein Signal im Zählrohr aus.

Bei zentralem Stoß kann ein Neutron fast seine ganze Energie auf ein Proton übertragen, weil beide Teilchen fast die gleiche Masse haben.

+

+

n

n

p

p

Vor Stoß: Proton ruht

Nach Stoß: Neutron ruht (beinahe)

Page 34: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

34

Starke Wechselwirkung

Die Kraft, die beim Stoß Neutron-Proton wirkt, kann keine elektrische Ursache haben, denn das Neutron ist ungeladen. Man vermutet, daß diese neue Kraft der starken Wechselwirkung den Zusammenhalt des Atomkerns bewirkt.

Neues Bild vom Atomkern:Kern der Ordnungszahl Z und Massenzahl A enthält

Z Protonen, N = A - Z Neutronen .

Obwohl die positiv geladenen Protonen sich abstoßen, hält die starke Wechsel-wirkung alle Nukleonen (gemeinsamer Name für Protonen und Neutronen) zusammen.

Spin der Nukleonen: Nukleonen haben wie Elektronen den Spin .

Isospin: von Heisenberg eingeführt: Proton und Neutron sind zwei Zustände des gleichen Teilchens. Es kann zwei verschiedene Ladungen haben, so wie das Elektron zwei Orientierungen des Spins haben kann.

Isospin Spin analog zu

Ausrichtung Ausrichtung

21

21I

21

3 I 21sm

21S

Page 35: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

35

Mesonen1934Yukawa versucht, die starke Wechselwirkung durch Austausch eines Teilchens zwischen Nukleonen zu erklären. Wegen der kurzen Reichweite der starken Wechselwirkung muß dieses Teilchen eine Masse haben, die zwischen der Elektronen- und der Nukleonenmasse liegt. Es wird Meson genannt.

1936Anderson entdeckt in der kosmischen Strahlung ein geladenes Teilchen in diesem Massenbereich. Es zeigt keine starke Wechselwirkung. Wird später Müon genannt.

1947Powell und Ochialini entdecken in photographischer Emulsion die Spuren von stark wechselwirkenden, geladenen Mesonen (-Mesonen oder Pionen).

H. Yukawa(1907 - 1981)

Nobelpreis 1949

C.F. Powell(1903 - 1969)

Nobelpreis 1950Erste Beobachtung eines Pion-Zerfalls in Emulsion. Beim Zerfall entsteht ein Müon.

Page 36: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

36

Neutrino - Schwache Wechselwirkung

Pauli postuliert als Ausweg die Existenz eines zusätzlichen neutralen Teilchens , das später (Anti-)Neutrino genannt wurde. Es zeigt weder elektromagnetische noch starke, sondern nur schwache Wechselwirkung. Diese ist für den -Zerfall typisch. Das Neutrino hat keine (oder nur sehr kleine Masse) und den Drehimpuls .

Fermi stellt eine erste Theorie der schwachen Wechselwirkung auf. Dabei treten Elektron und Neutrino paarweise auf.

Beispiel:Zerfall des Neutrons

Enrico Fermi(1901 - 1954)

Nobelpreis 1938

1930

Beim -Zerfall von Atomkernen geht scheinbar Energie verloren. Die nachgewiesenen Zerfallsprodukte haben weniger Energie als der Ausgangskern.

1933

21

epn

4-Fermion-Wechselwirkung

n

p

e-

Page 37: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

37

Zwischenbilanz 1950

4 Kräfte:

3 Teilchen-arten:

Kraft Austauschteilchen Theorie

elektromagnetische QED starke Meson Yukawa (vorläufig) schwache ? Fermi (vorläufig) (Schwerkraft) ? Einstein (vorläufig)

Name Eigenschaften

Hadronen Teilchen mit starker Wechselwirkung(Name erst 1962) (und weiteren Wechselwirkungen):

Nukleonen, Mesonen und Antiteilchen.

Leptonen Teilchen ohne starke aber mit schwacher Wechselwirkung (und ggf. elektro- magnetischer Wechselwirkung: und Antiteilchen

Photon hat nur elektromagnetische Wechselwirkung

Offene Fragen: Theorien von Qualität der QED für andere Wechselwirkungen?_ Warum gibt es mehr Hadronen als Leptonen? Was ist das Müon? (Verhält sich wie schweres Elektron)

,, e

Page 38: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

38

Teilchenbeschleuniger

Prinzip: Geladene Teilchen (Elektronen aus Glühkathode oder Ionen, z.B. Protonen aus Gasentladung), werden durch elektrisches Feld beschleunigt. Heute werden Energien bis ca. 1 TeV = 1012 eV erreicht.

Linearbeschleuniger: Energie wird in Teilschritten von vielenBeschleunigerstrecken, die hintereinander liegen,zugeführt.

Kreisbeschleuniger: Magnetfelder führen Teilchen auf Ringbahn.Beschleunigungsstrecken werden oft durchlaufen.

Ablenkmagnete

Page 39: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

39

Blasenkammer

Glaser entwickelt die Blasenkammer: In einer überhitzten Flüssigkeit hinterläßt ein geladenes Teilchen eine Spur aus kleinen Blasen, die genau vermessen werden kann.

Donald Glaser(1926- )

Nobelpreis 1960

1953

Beim Stoß eines Photons hinreichend hoher Energiemit einem Atomkern können ein Elektron und ein Positron entstehen.In diesem Blasenkammerbild kommt das Photon von rechts. Die Kammer befindet sich in einem Magnetfeld. Elektron und Positron hinterlassen Spuren mit verschiedenen Krümmungsvorzeichen.

Page 40: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

40

V-Teilchen

Rochester und Butler entdecken neutrale und geladene Teilchen, die nach dem Erscheinungsbild, das ihr Zerfall in der Nebelkammer hinterläßt, „V“-Teilchen genannt werden.Heißen heute K0, K+ .

In der Folge werden weitere V-Teilchen entdeckt:

K- , 0 , + , - , 0 .

1947

Ein neutrales Teilchen (K0) (das keine Spur hinterläßt) zerfällt in

zwei geladene Teilchen (+ , - ), deren Spuren in der Nebelkammer vom Zerfallspunkt ausgehen und ein „V“ bilden.

Page 41: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

41

Neue HadronenAb ca. 1950 werden viele weitere Hadronen entdeckt:

Antinukleonen

Resonanz-Teilchen, die nach sehr kurzer Zeit (ca. 10-23 sec) stark in andereHadronen zerfallen, z.B.

„seltsame“ Teilchen, die nach sehr viel längerer Zeit (ca. 10-10 sec) schwachin andere Hadronen zerfallen; dazu gehörenauch die V-Teilchen,

Man findet, daß sie in Paaren erzeugtwerden, z.B.

pK 00 ,

p00 ,

.00 Kp

Blasenkammeraufnahme

Page 42: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

42

Neue Quantenzahlen für Hadronen

Seltsamkeit (strangeness):S(K0) = +1, S(0 ) = -1, [S() = 0, S(p) = 0]Summe der Seltsamkeit ändert sich nicht bei starker Wechselwirkung (Erzeugung von K0 und 0 ), wohl aber bei schwacher Wechselwirkung (Zerfall von K0 oder 0 )

Baryonenzahl:B = +1 für Proton und alle Hadronen, bei deren Zerfall ein Proton übrigbleibt. Solche Teilchen heißen Baryonen.B = -1 für Antiproton und Hadronen, bei deren Zerfall ein Antiproton übrigbleibt (Antibaryonen).B = 0 für alle anderen Hadronen (Mesonen).

Außerdem: Spin, Isospin, Parität, .....

I3-S-Diagramme:Diagramme, in denen die Seltsamkeit S gegen die Isospinzahl I3 (bei sonst gleichen Quantenzahlen) aufgetragen sind, zeigen große Regelmäßigkeit. Sie sind das Periodensystem der Hadronen.

Page 43: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

43

I3-S-Diagramme für Quarks und Mesonen

Page 44: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

44

I3-S-Diagramme für Baryonen

Page 45: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

45

Quark-Hypothese

Gell-Mann und Zweig vermuten:Hadronen bestehen aus Bausteinen, denen Gell-Mann den Namen Quarks gab.

M. Gell-Mann(1929- )

Nobelpreis 1969

1964

Name Zeichen B Q I3 S

up-Quark u 1/3 2/3 e 1/2 0 down-Quark d 1/3 -1/3 e -1/2 0strange-Quarks s 1/3 -1/3 e 0 -1

+ AntiquarksAlle Quarks haben Spin 2/1

Baryonen bestehen aus 3 Quarks,

Antibaryonen bestehen aus 3 Antiquarks,

Mesonen bestehen aus 1 Quark und 1 Antiquark,

Das Schema sagt die Existenz weiterer Hadronen voraus, die auch gefunden werden.

1, Bqqq

1, Bqqq

0, Bqq

Page 46: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

46

Zwei verschiedene Neutrinos

Sind Neutrinos, die gemeinsam mit Elektron bzw. Müon erzeugt werden, identisch oder verschieden, also

oder

Durch Reaktion eines Neutrinos mit einem Atomkern könnte in der Blasenkammer ein Müon erzeugt werden (oberes Bild) oder ein Elektron, das zu einer „Kaskade“ von Elektron-Positron-Paaren führt (unten).

Gibt es nur eine Neutrino-Art, so können Neutrinos aus dem -Zerfall sowohl Elektronen als auch Müonen erzeugen, anderenfalls nur Müonen.

eee

Page 47: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

47

Strahl von Müonen aus -Zerfall

Protonen werden aus dem Synchrotron ausgelenkt und erzeugen beim Aufprall auf Wolfram Pionen, aus deren Zerfallsprodukten durch die Strahl-abschirmung der reine Neutrino-Strahl herausgefiltert wird zum Eintritt in die Blasenkammer.

Page 48: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

48

Entdeckung des Müon-Neutrinos

Ergebnis: Neutrinos aus dem -Zerfall erzeugen nur Müonen, keine Elektronen. Es gibt zwei verschiedene Neutrinoarten.

Leon M. Lederman(1922 - )Nobelpreis 1988

Melvin Schwartz(1932 - )Nobelpreis 1988

Jack Steinberger(1921 - )Nobelpreis 1988

Das Ergebnis wurde 1962 von Lederman, Schwartz und Steinberger mit Funkenkammern und wenig später am CERN in Genf mit einer Blasenkammer gefunden.

Ein Neutrino aus dem Pi-Zerfall tritt von links in die Blasenkammer und erzeugt ein Müon (lange Spur nach rechts). Der Rückstoßkern liefert eine kurze Spur nach unten. (Die von oben nach unten durchgehende Spur hängt nicht mit dem Neutrino zusammen.)

Page 49: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

49

Neue Quantenzahlen für Leptonen

1

1

0

0

0

1

0

0

1

1

0

1

e

e

e

LLQ

1

1

0

0

0

1

0

0

1

1

0

1

e

e

Antiteilchen

Q Ladung (in Einheiten der Elementarladung)

Le Elektron-Leptonenzahl

L Müon-Leptonenzahl

Le , L sind ladungsähnliche Quantenzahlen,

die in allen Reaktionen streng erhalten sind, z.B.

1001

0110

L

L

e

e

e

Leptonen sind Teilchen (bzw. Antiteilchen), die schwache und elektromagnetische, aber keine starke Wechselwirkung zeigen. Sie treten geladen und ungeladen auf. Es gibt zwei Generationen (Elektron- und Müon-Generation). Die Massen von Elektron und Müon sind sehr verschiedenen. Die Neutrinos sind masselos oder haben sehr kleine Massen.

Teilchen

Page 50: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

50

Theorie der schwachen Wechselwirkung - schwere Bosonen

Auch die schwache Wechselwirkung wird durch Austauschteilchen vermittelt, die schweren Eichbosonen

W+, W- +, Z0 .

Bosonen vermitteln zwischen Quarks und Leptonen, die geladenen Bosonen auch zwischen verschiedenen Quarks und verschiedenen Leptonen.

eepn

Beispiel: Zerfall des Neutrons

Einige Diagramme mit diesen Bosonen:

Page 51: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

51

Vereinheitlichte Theorie der elektroschwachen Wechselwirkung

Elektromagnetische und schwache Wechselwirkung haben die gleiche Ursache. Es gibt 4 elektroschwache Eichbosonen, die beiden geladenen

und zwei neutrale

von denen eines das Photon ist.

Ein starker, wenn auch indirekter Hinweis auf die Existenz des schweren neutralen Bosons Z0 wird gefunden, die Streuung von Elektron-Neutrinos an Elektronen

Sheldon Glashow(1932- )

Nobelpreis 1979

1967

Abdus Salam(1926-1996 )

Nobelpreis 1979

Steven Weinberg (1933- )

Nobelpreis 1979

1973

WW ,

,, 0Z

ee

Z0

e- e-

Page 52: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

52

Vorhersage und Entdeckung des Charm-Quarks

Neben u, d, s soll es ein viertes Quark c (Charm) geben.

Damit wird eine Symmetrie zwischen den 4 Leptonen

erreicht und es können einige sonst unerklärbare Befunde verstanden werden. Ein neues Quark bedeutet, daß viele weitere Hadronen existieren.

In zwei ganz verschiedenen Experimenten finden zwei Gruppen

unter der Leitung von Ting bzw. Richter ein schweres Meson J/, das als ( )-Zustand interpretiert wird.

1964, 1970

Samuel Ting(1936 - )Nobelpreis 1976

Burton Richter(1931 - )Nobelpreis 1976

1974

cc

,

e

e

Page 53: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

53

Theorie der starken Wechselwirkung (QCD)

Ab ca. 1965 wurde die starke Wechselwirkung als Wechselwirkung zwischen den Quarks verstanden:

Jedes der Quarks (u,d,s) existiert in 3 Arten, die sich in einer Eigenschaft, der „Farbe“ unterscheiden.

Quarks tragen Farbe (rot, grün, blau), Antiquarks tragen Komplementärfarbe oder „Antifarbe“ (antirot, antigrün,antiblau)

Kräfte der starken Wechselwirkung zwischen Quarks werden durch Austausch eines Feldquants, des Gluons, bewirkt. Das Gluon trägt selbst Farbe. (Das Photon der QED trägt keine elektrische Ladung)

Hadronen sind gebundene Zustande aus Quarks, die selbst farbneutral (weiß) sind:

In Analogie zur Quantenelektrodynamik (QED) wurde eine Theorie der starken Wechselwirkung entwickelt. Wegen des Ausdrucks „Farbe“ heißt sie Quantenchromodynamik (QCD).

Page 54: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

54

Gluonen tragen Farbe

QED

QCD

Farbfluß im QCD-Prozeßrot blau

Das ausgetauschete Gluon hat die Farbe rot-antiblau

Neben qqg-Vertex existiert auch ggg-Vertex

r

g

b

Dieser Vertex macht die Theorie wesentlich verschieden von der QED:

Die elektromagnetische Kraft nimmt mit wachsendem Abstand der elektrischen Ladungen ab.

Die Farbkraft nimmt mit wachsendem Abstand der Farbladungen zu.

Page 55: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

55

Zwischenbilanz 1975

Kraft Austauschteilchen (Eichbosonen)

elektroschwach , Z0, W+, W-

stark g(Schwerkraft) Graviton?

Es gibt

3 Kräfte

4 Leptonen (in zwei Generationen) 4 Quarks (in zwei Generationen)

+ Antiteilchen + Antiteilchen

Offene Fragen:

Existieren die Quarks wirklich? (Oder sind sie nur Hilfsmittel zur Ordnung der Fülle von Hadronen?) Existiert das Gluon?

Existieren die schweren Bosonen W+, W-, Z0 ? Existieren weitere Generationen von Leptonen und Quarks?

,

e

e

s

c

d

u,

Page 56: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

56

Speicherringe In einem Speicherring werden positive und nega-tive Teilchen in entgegengesetzter Umlaufrichtung beschleunigt und an einigen Punkten im Ring zur Kollision gebracht. Diese Punkte werden mit Teilchendetektoren umgeben, deren Daten in Computer ausgelesen werden.

Vorteile: Höhere nutzbare Energie Sehr „saubere“ Reaktionen (keine störende Materie des Targets)

Große Speicherringe in Europa

Schema eines Speicherrings

Schema eines Experiments am Speicherring

Name Ort Teilchen Gesamtenergie

DORIS Hamburg 10 GeV

PETRA Hamburg 46 GeV

S S Genf 450 GeV

LEP Genf 200 GeVHERA Hamburg ca. 300 GeV

pppp

eeee

eepe

Page 57: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

57

Die 3. Generation von Leptonen und Quarks

Martin L. Perl(1927 - )

Nobelpreis 1995

1975M. Perl und Mitarbeiter entdecken ein drittes geladenes Lepton, das (Tau-Lepton) mit der Masse 1780 MeV/c2 in einem Experiment an einem e+e- - Speicherring in Stanford, Kalifornien.

Da m m , können beim Zerfall dieses Leptons im Endzustand auch Mesonen auftreten, z.B.

Lederman und Mitarbeiter entdecken am Fermi-Labor bei Chicago das - Meson, einen - Zustand. Das Bottom-Quark b ist eines der beiden Quarks der 3. Generation und hat die Masse mb 4,5 GeV/c.

Das Top-Quark t wird an einem pp-Speicherring höchster Energie (2000 GeV) ebenfalls am Fermi-Labor gefunden. Es hat die ungewöhnlich hohe Masse mt 175 GeV/c.

, ee

,ee

., 1977

1997

)( bb

Page 58: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

58

Nachweis von Quarks

über die Beobachtung und Analyse von 2-Jet-Ereignissen

Theorie (QED): Folgende 2 Prozesse sind ähnlich.

Feynman-Diagramm im Labor Winkelverteilung

Experiment: Man beobachtet die vorhergesagte Winkelverteilung, allerdings für Jets (Bündel von Hadronen). Freie Quarks (Teilchen mit Ladungen e/3, 2e/3) werden nicht beobachtet.

ee

qqee

Page 59: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

59

Modell zur Entstehung von Quark-Jets

Die in einer Elektron-Positron-Vernichtung erzeugten Quarks fliegen voneinander weg.

Dabei wird zwischen ihnen ein „Farbfeld“ (auch Farbschlauch genannt) aufgebaut, dessen Feldenergie der Bewegungsenergie entnommen wird.

Die Energie im Farbfeld kann zur Erzeugung weiterer Quark-Antiquark-Paare ausreichen.

Aus den ursprünglichen und den aus der Feldenergie erzeugten Quarks und Antiquarks werden farbneutrale Hadronen gebildet.

Page 60: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

60

Der PLUTO-Detektor 1979 am Speicherring PETRA

Page 61: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

61

PLUTO

Page 62: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

62

PLUTO-EreignisElektron +Positron --> Quark + Antiquark --> 2 Jets

Page 63: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

63

Nachweis des Gluonsüber die Beobachtung und Analyse von 3-Jet-Ereignissen

Beim Aufbau des Farbfeldes werden Quark und Antiquark abgebremst, d.h. sie erfahren eine (negative) Beschleunigung.

So wie eine beschleunigte elektrische Ladung Photonen abstrahlt, strahlt eine beschleunigte Farbladung Gluonen ab.

Der Prozeß

kann für hohe qg-Relativimpulse nach der QCD berechnet werden.

Ereignisse mit hohen qg-Relativimpulsen haben neben den beiden Quark-Jets einen getrennten Gluon-Jet. Mit der Beobachtung von 3-Jet-Ereignissen am PETRA-Speicherring in Hamburg durch die Experimente JADE, MARKJ, PLUTO und TASSO im Jahre 1979 wurde das Gluon experimentell entdeckt.

Page 64: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

64

3-Jet-Ereignis

Page 65: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

65

Proton-Antiproton-Speicherring

aus Messungen am Elektron-Positron-Speicherring, PETRA, zeichnete sich ab, daß die Massen der schweren

Bosonen W+, W-, Z0 bei etwa 100 GeV lagen.

Van der Meer entwickelte eine Technik, die es ermög- licht, Antiprotonen in einem Ring zu speichern.

Der 300 GeV Proton-Beschleuniger des CERN wurde zu einem Proton-Antiproton-Speicherring umgebaut, mit dem die Bosonen erzeugt werden konnnten.

Simon van der Meer(1925 - )

Nobelpreis 1986

Page 66: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

66

Erzeugung und Nachweis des Z0-Bosons

Carlo Rubbia(1934 - )

Nobelpreis 1986

Beim Stoß eines Protons und eines Antiprotons können ein Quark und ein Antiquark miteinander reagieren und ein Z0 bilden, das z.B. in ein Elektron-Positron-Paar zerfällt.

1983 Den Gruppen UA1 (unter Leitung von

Rubbia) und UA2 gelingt auf diese Weise der Nachweis des Z0 .

Man erwartet das Auftreten eines Elektrons und eines Positrons mit charakteristischen Energien und Impulsen. (Zusätzlich treten Jets auf, die von den übrigen Quarks verursacht werden.)

Feynman-Diagramm im Labor

Page 67: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

67

Z0 e+e- im UA1-Detektor

Page 68: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

68

Erzeugung und Nachweis von W-Bosonen

Man erwartet im Detektor ein einzelnes Elektron hoher Energie. Das Neutrino hinterläßt keine Spur. Seine Anwesenheit macht sich dadurch aber bemerkbar, weil nicht die ganze Rekations-energie nachgewiesen wird:

Es „fehlt“ Energie.Erzeugung eines W- (UA1-Ereignis).Die Spur des Elektrons ist gekennzeichnet.

Feynman-Diagramm im Labor

Page 69: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

69

Der LEP-Speicherring

Die W- und Z-Bosonen bilden mit dem Lichtquant eine Teilchenfamilie.

Die Präzisionsmessung ihrer Eigenschaften hat deshalb große Bedeutung für die Physik.

Um sie möglichst sauber (ohne störende andere Teilchen) und in großer Zahl erzeugen zu können, wurde ein großer Elektron-Positron-Speicherring, LEP, am Europäischen Forschungszentrum CERN bei Genf gebaut.

In großen internationalen Kollaborationen werden dort seit 1989 vier Experimente betrieben. Eines ist das ALEPH-Experiment, an dem auch die Universität Siegen beteiligt ist.

Page 70: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

70

Satellitenbild von Genf und Umgebung

Page 71: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

71

Page 72: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

72

Blick in den LEP-Tunnel

Page 73: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

73

Page 74: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

74

Page 75: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

75

Page 76: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

76

Z-Boson als Resonanz

Page 77: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

77

Breite der Z-Resonanz

Hängt von Anzahl und Stärke der möglichen Zerfallskanäle ab:

für alle q mit M(q) < M(Z)/2,

d.h. q = u,d,s,c,b

für alle l mit M(l) < M(Z)/2,

d.h.

für alle Neutrinos mit Massen < M(Z)/2

d.h.

,,el

,,, el

Page 78: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

78

Z --> 2 Müonen

Page 79: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

79

Z --> Elektron + Positron

Page 80: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

80

Z --> 2 Tau-Leptonen

Page 81: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

81

Z --> Quark + Antiquark --> 2 Jets

Page 82: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

82

Wie viele Generationen von Fermionen gibt es?

b

t

s

c

d

uQuarks

e

eLeptonen

... ?

... ?

M(u)~M(d)~0.01GeV

M(s)~0.3GeV M(c)~1.4GeV

M(b)~4.3GeV M(t)~175 GeV

GeVMGeVM

GeVMGeVM

GeVMGeVeM

024.0 7.1~

00017.0 16.0~

00000001.0 0005.0~)( e

•Während geladene Leptonen schwer sein können, sind die zugehörigen Neutrinos sehr leicht (möglicherweise masselos)

•Noch unentdeckte geladene Leptonen L mit M(L) > M(Z)/2 ~ 45GeV hätten wohl Neutrinos mit Massen < M(Z)/2 als Partner. Sie könnten paarweise erzeugt werden und trügen dann zur Breite der Z-Resonanz bei.

•Ein solcher Beitrag wurde nicht beobachtet

•Erklärung: Es gibt nur die drei bekannten Generationen

Page 83: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

83

Experimenteller Befund: Es gibt genau drei Fermion-Generationen

Page 84: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

84

Paarerzeugung freier W-Bosonen

• Durch Energieerhöhung ist seit Sommer 1997 bei LEP die Erzeugung von Paaren schwerer Bosonen möglich

• Damit können erstmals bei LEP freie W-Bosonen erzeugt werden

Mögliche Zerfälle des W:

Page 85: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

85

WW --> 4Jets

Page 86: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

86

WW --> 2 Jets + Tau + Neutrino, Tau --> Rho + Neutrino

Page 87: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

87

WW --> 2(Müon + Neutrino)

Page 88: 1 Auf der Suche nach den kleinsten Dingen - Die Entdeckung der Elementarteilchen Öffentlicher Abendvortrag von Siegmund Brandt Fachbereich Physik der Universität

88

Bilanz 2000

Kraft Austauschteilchen (Eichbosonen)

elektroschwach , Z0, W+, W-

stark g(Schwerkraft) Graviton?

Es gibt

3 Kräfte

6 Leptonen (in drei Generationen) 6 Quarks (in drei Generationen)

+ Antiteilchen + Antiteilchen

Offene Fragen: Warum 3 Generationen (Substruktur, Strings)? Wie erklären sich die Massen der Teilchen? (Higgs?) Haben die Neutrinos Masse? Gibt es eine Quantentheorie der Schwerkraft? Gibt es eine einheitliche Theorie aller Kräfte?

Es gibt noch viel zu tun!

,,

e

e

b

t

s

c

d

u,,