2018

“It’s very far away It takes about a half a day to get there If we travel by-dragonfly”

Jimi Hendrix

In den frühen 1980er Jahren wurden die ersten Rebstöcke auf den nach Westen ausgerichteten lehmreichen Böden des Masseto-Hügels gepflanzt. Geologische Studien hatten ergeben, dass dies ein außergewöhnlich guter Standort sein könnte, und die vor diesem Hintergrund ausgetragenen Auseinandersetzungen zwischen dem gefeierten Önologen André Tchelistcheff und dem Begründer des Weinguts, Merlot anstelle der sicheren Variante Cabernet Sauvignon anzupflanzen, sind legendär. Bereits von der ersten Lese an, war die einzigartige Persönlichkeit der Weine dieser Reben, die entlang einer Ader blauen Lehms aus dem Pliozän angepflanzt wurden, für alle ganz deutlich zu sehen (und zu schmecken). Seit diesen ersten Gehversuchen sind mehr als 30 Jahre vergangen.

Bereits seit der Geburtsstunde des Masseto wurden die Trauben stets einer äußerst rigorosen Selektion unterzogen, um höchstmögliche Qualität zu erzielen. 2017 wurden Weine von einigen erst vor wenigen Jahren mit Merlot und Cabernet Franc neu bepflanzten Parzellen, die heute durch eine beeindruckende Bruchsteinmauer abgegrenzt sind, in die engere Auswahl für Masseto genommen. Ein Teil dieser Parzellen hatte noch nicht ausreichend Charakter entwickelt, um in den Masseto selbst aufgenommen zu werden. Sie zeigten jedoch bereits genügend Potenzial und Persönlichkeit, gemeinsam mit anderen Komponenten, die nicht im Master-Blend verwendet werden, für die Kreation eines Zweitweins – den Massetino.

2017 war der allererste Jahrgang des Massetino. Er kam 2019, genau 30 Jahre nach dem ersten Masseto-Jahrgang auf den Markt. Der von den italienischen Architekten Zito & Mori neu entworfene Weinkeller wurde ebenfalls 2019 feierlich eingeweiht. Die Geburt des Zweitweins und die Eröffnung des Weinkellers stellen für Masseto einen historischen Moment dar und tragen eindeutig zu seiner Anerkennung als Weingut bei.

Der Massetino zeigt bereits eine selbstbewusste Persönlichkeit, was nicht verwundert, da er mit Masseto den gleichen Stammbaum teilt. Genau wie sein älterer Bruder stellt er den Kontrast von Kraft und Opulenz in Verbindung mit Zurückhaltung und Klasse gekonnt zur Schau.

MASSETINODer Zweitwein von Masseto

Merlot 94% Cabernet Franc 6%

KLIMA UND JAHRGANG

Nach dem trockenen Jahrgang 2017 schien der Winter 2018 mit kaltem Wetter und den seit Jahren ersten Schneetagen anzudeuten, dass sich die Umstände wieder normalisieren würden. Von März an veränderte sich diese Prognose jedoch, und das Frühjahr wurde zu einem der regenreichsten in der Geschichte von Masseto. Zur selben Zeit waren die Temperaturen höher als im Durchschnitt, besonders im April, wodurch der Laubaustrieb zügig erfolgte und die Blüte in weiterer Folge eine ganze Woche früher als üblich eintrat. Eine präzise Zeitplanung und die Hilfe aller Mitarbeiter waren notwendig, um mit den Reben Schritt halten zu können und den Frühjahrsschnitt sowie die Laubarbeit durchzuführen. Während sich die Temperaturen im Mai wieder normalisierten, erzeugte die üppige Regenmenge ein erhöhtes Risiko von Krankheiten, besonders von falschem Mehltau, was die Nerven der Winzer die gesamte Saison über strapazieren sollte. Nur durch perfekte Organisation und akribische Arbeit im Weinberg während der wenigen regenfreien Tage war es möglich, das Laubdach und die Trauben gesund zu halten.Das überwiegend sonnige und warme Wetter im Juli ermöglichte eine kurze Rast, bevor die Véraison pünktlich um den 22. Juli eintrat. Der August war warm mit etwas Niederschlag um die Monatsmitte, was etwaigen Trockenstress verhinderte. Zucker und Säure entwickelten sich gemächlich, während die Beeren etwas schneller wuchsen, als üblich. Die Lese begann am 31. August an den jüngsten Gobelet-Reben und pausierte daraufhin für eine Woche, bis die Lese der älteren Reben am 6. September fortfuhr. Die Unterschiede zwischen den Parzellen in den Weinbergen von Masseto waren besonders deutlich, was zu einer sehr langen Lese führte, die erst am 4. Oktober endete und neun verschiedene Vinifikationseinheiten ergab.

VINIFIZIERUNG UND AUSBAU

Jede einzelne Parzelle wurde separat vinifiziert. Aufgrund der Größe der Trauben wurde mehrmals das Saignée-Verfahren angewandt. Gleichzeitig war eine sanfte Extrahierung von großer Bedeutung, um jegliche Unebenheiten in der Struktur der Tannine zu verhindern. Massetos innovativer neuer Weinkeller erwies sich hier als äußerst hilfreich. Durch die Befüllung der Tanks mithilfe von Schwerkraft konnte die Integrität der Früchte vollständig bewahrt werden. Die konischen Betontanks ermöglichten eine sanfte Extraktion mit nur vereinzeltem Umpumpen, wodurch die Maischestandzeit bei 28-30°C auf bis zu vier Wochen erhöht werden konnte.Die malolaktische Gärung fand in 50% neuen Eichenfässern statt. Nach den ersten 12 Monaten der Reifung wurde der Wein assembliert und bis zur Abfüllung für weitere drei Monate wieder in die Fässer gefüllt. Anschließend reifte der Wein bis zu seiner Marktfreigabe im Oktober 2020 in der Flasche.

VERKOSTUNGSNOTIZEN

Gelesen unter perfekten Bedingungen, zeichnet sich der Jahrgang 2018 durch sein besonders harmonisches und ausgeglichenes Profil aus. Der Massetino präsentiert eine dunkle, rubinrote Farbe mit violetten Nuancen. An der Nase offenbart sich ein expressiver Ausdruck, der von leuchtenden, reifen Kirschen, pikanten und balsamischen Tönen und einem Hauch würziger Eiche dominiert wird. Am Gaumen ist er elegant, mit einer sanften und seidigen Textur und weichen Tanninen, die einen leuchtenden und unverfälschten Fruchtgeschmack untermalen. Im Abgang zeigt sich ein Hauch Vanille, der in eine sensationelle mineralische Frische übergeht.

Verkostung im April 2020