drei jahre –zwanzig jahre –tausend...
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NORDWESTSCHWEIZ | 13Dienstag, 17. April 2012
SPITALRATGEBER
Künstliche Gelenkeim Jahr 2012
Dr. med. Uwe Schwarz istChefarzt Ortho -pädie und Sport-medizin des Gesundheits -zentrums Fricktal
Noch vor kurzem bestand die Auffas-sung, dass Endoprothesen am Hüft-und Kniegelenk erst im Alter von 60 Jahren implantiert werden dürfen.Die Patienten waren wenig aktiv, dieAnsprüche an die neuen Gelenke wa-ren gering, der Hauptgrund für dieOperation war die Verringerung derSchmerzen.In den letzten Jahren sehen wir in
der Orthopädie immer häufiger jün-gere Patienten mit hohen funktionel-len Ansprüchen an die Endoprothese.Ein normales Leben mit sportlich ho-hen Ansprüchen wird erwartet. DerPatient wünscht sich das so genannte«vergessene Gelenk» d.h., er möchtevergessen, dass er überhaupt ope-riert ist, und sich ohne jegliche Ein-schränkungen bewegen können.Doch mit herkömmlichen Operations-methoden und Endoprothesen kön-nen wir diesen Ansprüchen nicht ge-recht werden. Ein alter Mensch machtim Jahr ca. 1 Million Schritte, ein jun-ger, aktiver auch mehr als 20 Millio-nen, d.h., im ersten Jahr hat er so vielmechanische Belastung wie der Älte-re in 20 Jahren. Genau das führte frü-her auch zu Problemen: Die künstli-chen Gelenke lockerten früher, undMuskeln wurden abgelöst oderdurchtrennt, was zu langer Rehabili-tation und minderwertiger Funktionführte.Heute wird die Operation mini-
mal-invasiv durchgeführt. Dies be-deutet nicht nur eine kleinere Narbe,sondern vor allem einen Zugang zwi-schen den Muskeln ohne deren Ablö-sung oder Beschädigung. Konkret be-deutet dies eine schonendere Opera-tion mit geringerem Blutverlust undweniger Risiken, eine schnellere Re-habilitation und eine bessere Funkti-on z.B. beim Gehen (Ganganalyse)und beim Sport (Kraft, Beweglichkeit,Stabilität). Kürzere Schäfte sind beijungen Patienten mit guter Knochen-qualität möglich, sodass wenigerKnochenverlust entsteht. Ein beson-ders abriebfestes Material verhindertzudem den vorzeitigen Verschleissdurch die hohe mechanische Belas -tung beim sehr aktiven Patienten.Durch die Kombination von mus-
kel-schonenden Operationstechni-ken, verbesserten Materialeigen-schaften der Implantate und optimier-ten Möglichkeiten im Wechselfall kön-nen wir heute allen betroffenen – so-wohl älteren wie auch jüngeren – Pa-tienten mit schwerer Arthrose zu ei-nem schmerzfreien Leben mit vollerAktivität bei nur minimalen Ein-schränkungen verhelfen. Wichtig istjedoch eine individuelle orthopädi-sche und sportmedizinische Bera-tung!
Der «Spitalratgeber» ist eine Zu-sammenarbeit mit dem Gesund-heitszentrum Fricktal. Er erscheintregelmässig jeweils in einer Diens-tags-Ausgabe Mitte Monat.
Der Autor ist Chefarzt Orthopädieund Sportmedizin des Gesund-heitszentrums Fricktal und ist imSpital Laufenburg und im Fachärz-tehaus Frick tätig
Rücktritt bei Psych-iatrischen Dienste
AARGAU. Patrick Wagner, seit An-fang 2004 Mitglied und Präsident desVerwaltungsrats der PsychiatrischenDienste Aargau (PDAG), hat mit so-fortiger Wirkung seinen Rücktritt ausdem Verwaltungsrat erklärt. Grundfür den Entscheid des langjährigenVerwaltungsratspräsidenten, sichaus dem Gremium zurückzuziehen,sind unterschiedliche Auffassungenüber die Strategie der PDAG. Interi-mistisch wird der Verwaltungsrat vonVizepräsident Kurt Aeberhard ge-führt. Die PDAG untersuchen, behan-deln und betreuen psychisch Krankealler Altersgruppen mit sämtlichenpsychiatrischen Krankheitsbildern.Seit 2004 sind die PDAG eine Aktien-gesellschaft im Eigentum des Kan-tons Aargau. Für die PDAG arbeitenrund 950 Personen in über 40 Beru-fen. Aussenstellen gibt es im Fricktalin Frick und Rheinfelden. (nfz)
REKLAME
ObstgartenFarnsberg blüht auf
BASELLAND. Die Bauernfamilien imObstgarten Farnsberg arbeiten aufHochtouren: Schon bald muss dieSchau-Bä ckerei vorgeheizt werden,denn am 1. Mai ab 10 Uhr steigt dasgrosse Fest auf dem Hofgut Farns-burg in Ormalingen und auf dem HofBaregg in Hemmiken mit vielen At-traktionen. Um 8 Uhr können Inter-essierte unter ornithologischer Lei-tung die Vögel und anderen Tiere amFarnsberg entdecken. Gemeinsam wollen die Landwir-
te mit den Vogelschutzvereinen sel-tenen Vögeln wie dem Gartenrot-schwanz und dem Rotkopfwürger,der in der Schweiz nur noch amFarnsberg mehr oder weniger regel-mässig vorkommt, das Überlebenermöglichen. (mgt)
www.hof-baregg.ch,www.hofgut.farnsburg.ch
Auflösung des Kreuzworträtselsvom Freitag, 13. April 2012
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Lösungswort: BLUETENESSENZ
Auflösung des Sudoku-Rätselsvon Seite 14
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AARGAU. Der Regierungsrat blickt aufein erfolgreiches Jahr zurück. DerKanton konnte 2011 zahlreiche weg-weisende Vorhaben umsetzen und sei-ne Schwerpunkte und Ziele weitestge-hend erreichen oder übertreffen. Dankhöheren Steuererträgen und einer disziplinierten Haushaltsführungschliesst die definitive Jahresrech-nung offiziell mit einem Ertragsüber-schuss von 14,5 Millionen Franken ab.Zählt man die ausserordentlichen Po-sitionen und gebildeten Reserven da-zu, sprechen wir von einem Über-schuss von 230 Millionen Franken!
Der Regierungsrat legt den Jahresbe-richt mit Jahresrechnung 2011 nundem Grossen Rat zur Genehmigungvor und beantragt die Abschreibungvon 53 und die Aufrechterhaltung von129 parlamentarischen Vorstössen.Aufgrund des guten Rechnungsab-schlusses beantragt der Regierungsratzusätzliche Belastungen, die im ausge-wiesenen Ertragsüberschuss von 14,5Millionen Franken bereits enthaltensind: Zum einen kann auf die budge-tierte Auflösung der Bilanzausgleichs-reserve von 53 Millionen Franken ver-zichtet und gleichzeitig eine zusätzli-
che Äufnung um 70 Millionen Frankengetätigt werden. Damit können mögli-che drohende Steuerrückgänge auf-grund der Konjunkturlage aufgefan-gen werden. Zum anderen will der Re-gierungsrat die Schulden in der Spezi-alfinanzierung Sonderlasten um zu-sätzliche 107 Millionen Franken ab-tragen. Gesamthaft reduziert sich derSchuldenstand um rund 178 MillionenFranken. Dies werde die finanzielleUnabhängigkeit des Kantons Aargauweiterstärken, teilt die Regierung mit.Fazit: 2011 war für den Kanton Aargauein Superjahr! (nfz)
Aargau mit glänzender Jahresrechnung
Fast drei Jahre war ich nichtmehr in Russland. Vor derAbreise hatte ich ein Gefühl,dass sich dort so vielesverändert hat, dass ich esnicht wiedererkennen würde.Die kurze Reise setzte dieDinge in Perspektive.
Michael Derrer, Rheinfelden*)
FRICKTAL/RUSSLAND. Zwanzig Jahreist es her, seit ich zum ersten Mal nachRussland fuhr, 1992. Ein paar Monatezuvor hatte Jelzin einen Schlussstrichunter 70 Jahre Sowjetherrschaft ge-setzt. An den Metro-Stationen versuch-ten Leute mit deprimiertem Gesichts-ausdruck zu verkaufen, was im Hausnicht niet- und nagelfest und nichtgänzlich unentbehrlich war. Die Infla-tion hatte innert Wochenfrist die Er-sparnisse einer ganzen Generationausgelöscht. Aus der DDR zurückge-kehrte Offiziere betätigten sich als Ta-xi-Chauffeure, um ein paar Rubel zuverdienen. Die in der Perestroika-Zeitleeren Geschäfte wurden rasch mit Importware aus Deutschland gefüllt.Doch die hohen Preise machten Hol-ländischen Gouda zum Luxusprodukt.Ein paar wenige McDonald’s und PizzaHuts wurden zu prestigeträchtigenKultstätten der westlichen Welt. MeineEinladung von zwei Bekannten erwiessich als desaströs für mein Portemon-naie: Sie wollten gleich jede Pizza aufder Menükarte kosten und den Ge-schmack des Westens wortwörtlich insich aufsaugen.
Die Veränderungen erfolgten in ra-santem Tempo. Nach jeder Ankunft
präsentierte sich Moskau in einemneuen Kleid. Marktstände machtenkleinen Kioskgebäuden Platz, dannwurden neue Gebäude in Rekordtem-po hochgezogen. Die Läden der Ein-kaufsstrassen wechselten mit einerKadenz von zwei Jahren. Vor zehn Jah-ren hielten die riesigen SupermärkteEinzug in der Hauptstadt und dannauch in der Provinz. Keine westlicheMarke, die heute in Moskau nicht an-zutreffen wäre. Im Delikatessenge-schäft stehen im Winter auch um 3 Uhrnachts 14 Apfelsorten aus allen Konti-nenten zum Verkauf. Die Metro ist ge-pflastert mit Elektronikwerbung, derInternetzugang in den Cafés ist gratis,und die Frage lautet auch hier «iPhoneoder Samsung Galaxy». Die Globalisie-rung macht vor Russland nicht halt.
Tausend Jahre«Warum habe ich kein anderes Studi-um gewählt?» Die Juristin Julia möch-te ihren Beruf wechseln. «Bei uns ent-scheidet das Gericht sowieso nur fürdenjenigen, der dem Richter mehr be-zahlt. Und die Gesetze sind so geschrie-ben, dass der Richter für die eine oderdie andere Seite entscheiden kann.»
Natascha, eine junge Mutter, er-zählt, wie sie ihr gesetzlich vorgesehe-nes Mutterschaftstaggeld nicht ausbe-zahlt erhielt. Das Unternehmen, beidem sie jahrelang gearbeitet hatte,wurde über Nacht in eine neue Firmaumgewandelt und hat nun mit altenVerpflichtungen nichts mehr am Hut.«Da können wir auch nichts machen»,lautete die lapidare Antwort des zu-ständigen Aufsichtsorgans. «Und wasnützen dir 1500 Dollar Lohn, wenn du1000 Dollar für die Wohnungsmieteausgeben musst?»
Im auserwählten Kreis einer Poli-tiker-Dynastie wechselt dann das Ge-sprächsthema abrupt: «Wo ich meineerste Million verdient habe? Das istnicht mehr relevant. Ich erzähl dir lie-ber, wo ich letztes Jahr 10 MillionenEuro verdient habe.»
«Wer ein Geschäft aufbauen will,muss von Anfang an mit den Beamtenteilen, ansonsten schliessen sie deinUnternehmen», weiss Dima, ein jungerBankangestellter aus einer russischenProvinzstadt. Nicht erstaunlich, dassder Kapitalabfluss aus Russland auchletztes Jahr wieder 80 Milliarden USDbetrug. Denn morgen könnte ein hoherBeamter oder ein einflussreicher Kon-kurrent Interesse an deinem Geschäftfinden und dir alles wegnehmen.
Dima kann nicht glauben, dass ichkeinen Mercedes fahre und keine teu-re Uhr trage. Als ich ihm nach einemBier und einem Gespräch über Gottund die Welt das Du anbiete, wird erverlegen: «Das geht doch nicht, Sie ha-ben doch einen ganz anderen Statusals ich.»
Wo in der Provinzstadt die histori-schen Gebäude stehen? Ach, da ist fastnichts mehr übrig, das wurde trotzProtesten der Anwohner abgerissen,um dem modernen Bankgebäude(zeigt auf ein pilzartiges Gebilde) Platzzu machen. Darauf ist die Stadt jetztsehr stolz.
Den Satz habe ich in den vergange-nen Tagen drei Mal gehört: «Bis es beiuns so ist wie in der Schweiz, werdentausend Jahre vergehen.»
*) Michael Derrer ist Unternehmensberater fürOsteuropa und Dolmetscher für Russisch. Erwohnt in Rheinfelden.
Drei Jahre – zwanzigJahre – tausend JahreDie Erfahrungen eines Fricktalers in Russland
In Russland nah beisammen: Luxus und Armut. Foto: zVg
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