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Barrierefrei – und jeder weiß, wo es lang geht! Gefahrenabsicherung, Orientierung und Komforterhöhung durch Kontraste Broschüre für aktive Mitglieder der Selbsthilfe

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Page 1: Barrierefrei - und jeder weiß wo es lang geht! · Barrierefrei – und jeder weiß, wo es lang geht! Gefahrenabsicherung, Orientierung und Komforterhöhung durch Kontraste Broschüre

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehverschlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhautschaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbstbestimmtes Leben zu fuumlhren

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Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Vereinigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfen

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Heute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgruppen anschlieszligen

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Der Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehrenamtlich

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PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizinischen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfsmitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interessen der Patienten in Forschung und Medizin

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Ein wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Autorin Dipl-PsychAnuschka Hesse-Germann

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Dies kann die moumlgliche Sicht mit einer Seheinschraumlnkung sein Der farbliche Kontrast wird nicht wahrgenommen Deswegen hat der Leuchtdichtekontrast eine herausragende Bedeutung fuumlr die Wahrnehmung

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Die Broschuumlre wurde in dritter Auflage im Literaturverzeichnis aktualisiert und mit 2000 Stuumlck gedruckt Daruumlber hinaus steht sie zum Gratisdownload unter wwwpro-retinadedateienkontraste-broschuere-der-pro-retina-deutschlandpdf unter wwwmobilitaet-verkehrde und unter anderen Internetadressen zur Verfuumlgung

Die Wiedergabe von Abbildungen uumlber Monitore und in Druckausgaben kann Farben verzerrt darstellen Abbildungen sind daher nicht als guumlltige Planungsmuster zur sehbehindertengerechten Gestaltung einsetzbar sondern haben ausschlieszliglich veranschaulichenden Charakter Soweit nicht anders angegeben entstammen alle Abbildungen der Projektarbeit Abbildung 6 und Abbildung 31 wurden mit freundlicher Genehmigung zum Abdruck von mdm-glasdesign (Siedlungsstr 1a 31737 Rinteln) zur Verfuumlgung gestellt Die Abbildungen 33 und 42 wurden von Rinn Beton- und Naturstein GmbH amp Co KG (Rodheimer Straszlige 83 35452 Heuchelheim) mit freundlicher Genehmigung zum Abdruck zur Verfuumlgung gestellt

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Die Broschuumlre darf ausschlieszliglich ungekuumlrzt als originale PDF-Datei und als Gratisdownload sowie gegen Angabe der Quelle ohne weitere Erlaubnis und ohne Verguumltung weiterverbreitet werden Eine Erlaubnis der Verwendung und Weiterverbreitung einzelner Textteile undoder Abbildungen ist mit PRO RETINA Deutschland e V und PMV vorher abzustimmen

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Soweit vorliegend direkt oder indirekt auf Gesetze Vorschriften und Richtlinien (z B DIN) Bezug genommen oder daraus zitiert wird koumlnnen Autoren Mitwirkende Herausgeber und Verlag keine Gewaumlhr fuumlr Richtigkeit Vollstaumlndigkeit oder Aktualitaumlt leisten Eine Haftung der vorgenannten Personen und Institutionen fuumlr Personen- Sach- und Vermoumlgensschaumlden als Folge der Umsetzung von Empfehlungen der vorliegenden Broschuumlre ist ausgeschlossen

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Projektleitung Herausgeber und Verlag PRO RETINA Deutschland e V Selbsthilfevereinigung von Menschen mit Netzhautdegenerationen Vaalser Str 108 52074 Aachen wwwpro-retinade infopro-retinade

Unterstuumltzer bei Entwicklung und Verteilung der Broschuumlre BAG Selbsthilfe e V Kirchfeldstr 149 40215 Duumlsseldorf wwwbag-selbsthilfede infobag-selbsthilfede

Urspruumlngliche inhaltl Entwicklung Projektbuumlro Mobilitaumlt und Verkehr Mauritiussteinweg 1 50676 Koumlln

Aktualisierung Projektbuumlro Mobilitaumlt und Verkehr Hesse-Germann Roumltzinghofen 35 51399 Burscheid ahgmobilitaet-verkehrde

Zitierhinweis PRO RETINA Deutschland e V (Juni 2016) Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht Gefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe 3 aktualisierte Auflage (Erhaumlltlich unter

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wwwpro-retinade und unter wwwmobilitaet-verkehrde)

Inhalt

Vorwort 6

Gruszligwort 8

1 Zur Entstehung der Broschuumlre 9

2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste 11

21 Die Zielgruppe der Broschuumlre 11

22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe 13

23 Resultierende Themenbereichen der Broschuumlre 15

3 Welche Kontraste 16

31 Kontraste nach DIN 32975 16

311 Helligkeitsunterschiede versus Farbunterschiede 16

312 Die Leuchtdichte und andere Lichtmaszlige 18

313 Der Leuchtdichtekontrast 19

314 Auswirkungen unguumlnstiger Lichtverhaumlltnisse 20

315 Auswirkungen von Beleuchtungsstaumlrken 20

32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten 21

321 Die kontinuierliche Informationskette 21

322 Uumlbergangsbereiche im Fokus 21

323 Komfortable Kontraste und DIN-Vorgaben 22

33 Die Pruumlfung von Kontrasten 22

331 Kontrastpruumlfungen nach DIN 23

332 Standardisierte Leuchtdichtemessungen im Labor 23

333 Nutzungstypische Leuchtdichtemessungen im Bestand 24

334 Methoden zur Schaumltzung von Leuchtdichten 25

335 Fazit zur Kontrastpruumlfung durch die Selbsthilfe 27

4 Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften und

Piktogrammen 28

41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit 28

42 Durchsichtige Informationstraumlger 30

43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten 32

44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister 33

45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern 37

46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht 38

5 Kontrastoptimierung von Markierungen 40

51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen 40

52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse 41

53 Serviceautomaten und Bedienelemente 44

54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas 47

55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen 49

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien 49

552 Uumlbergangsbereiche 51

6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden 55

61 Rechtliche Grundlagen 55

62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein 55

621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland 56

622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen 57

623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten 57

63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion 58

64 Langlebigkeit von Kontrasten 59

65 Kontraste ndash eine aumlsthetische Zumutung 61

Literatur 63

Zur Autorin

Anuschka Hesse-Germann Augenoptikerin und Diplompsychoshylogin (Schwerpunkt Wahrnehmungs- und Verkehrspsychologie) arbeitet als freie Sachverstaumlndige und ist spezialisiert auf die sehbehindertengerechte Gestaltung Zu ihren Taumltigkeiten im Arbeitsbereich Barrierefreiheit zaumlhlen die Planungsberatung und Begutachtungen im oumlffentlichen Raum Seminare und Vortraumlge zur sehbehindertengerechten Gestaltung sowie die unabhaumlngige Pruumlfung von Leuchtdichtekontrasten im Bestand sowie im Labor nach DIN

Weitere Informationen unter wwwmobilitaet-verkehrde

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Vorwort

Mit dem hier vorgelegten Ergebnisbericht der Studie der PRO RETINA Deutschland e V ist ein Tatbestand aufgegriffen worden der in der Selbsthilfe eine zunehmende Bedeutung erlangt Die Fragestellung dazu lautet befaumlhigt eine Behinderung oder eine chronische Erkrankung dazu objektiv notwendige Bedingungen beurteilen zu koumlnnen die Voraussetzung fuumlr Barrierefreiheit sind Ein Ergebnis ist dass ohne Hilfen und Handreichungen nur subjektiv die eigene Situation und die damit verbundene Einschraumlnkung bewertet werden was aber eine objektivierbare Aussage zum Status von Barrierefreiheit unmoumlglich macht Aus diesem Grunde ist die hier vorgelegte Broschuumlre umso wichtiger weil sie Fakten und Argumentationshilfen liefert um in Beratungssituationen objektiv in diesem Falle uumlber die Belange von Menschen mit Sehbeeintraumlchtigungen Auskunft geben zu koumlnnen Damit wird erreicht dass wie auch in der Broschuumlre angefuumlhrt Aussagen wie bdquowir haben das von einem Betroffenen testen lassenldquo kuumlnftig nicht mehr vorkommen Der Test durch einen Betroffenen reicht nicht aus solange nicht geklaumlrt ist auf welcher Basis diese Person einen Test durchfuumlhrt Diese Kriterien werden im nachfolgenden Text fuumlr den Bereich der Kontraste fuumlr andere Menschen aus dem Selbsthilfebereich nachvollziehbar dargestellt und bieten eine praxisgerechte Hilfestellung

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Weitere wichtige Aussagen in der Broschuumlre befassen sich mit den uumlblichen Abwehrstrategien die angewendet werden um die berechtigten Anforderungen an Barrierefreiheit zu verhindern Es werden Argumentationshilfen angeboten die es erleichtern diese an sich unzulaumlssige Diskussion erfolgreich fuumlhren zu koumlnnen

Wir hoffen dass diese Broschuumlre im Selbsthilfebereich groszlige Verbreitung finden wird und als Hilfestellung genutzt wird

Wolfgang TiggesBAG SELBSTHILFE e V Stellvertretender Bundesgeschaumlftsfuumlhrer

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Gruszligwort

Mitglieder der Selbsthilfe treffen oft auf Widerstand im Umgang mit Kommunen Bauherrn Planern und Architekten wenn sie bei der Gestaltung ndash etwa von Ausschilderungen Treppen und Stufen ndash staumlrkere Kontraste einfordern um die Orientierung zu erleichtern

Diese Broschuumlre informiert uumlber die Notwendigkeit solche Punkte bei der Gestaltung von oumlffentlichen Raumlumen zu beruumlcksichtigen Sie soll ganz im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention dazu beitragen dass sich nicht nur Sehbehinderte sondern auch aumlltere Menschen durch staumlrkere Kontraste in ihrer Umgebung leichter und komfortabler orientieren koumlnnen was die Sturz- oder Verletzungsgefahr reduziert

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Die Kontrast-Broschuumlre gefoumlrdert vom Bundesministerium fuumlr Gesundheit soll durch sachliche Argumente das Gespraumlch mit Ent-scheidungstraumlgern uumlber die Gestaltung des oumlffentlichen Raumes unterstuumltzen

Elke Lehning-FrickePRO RETINA Deutschland e V Leiterin Arbeitskreis Mobilitaumlt

Ute PalmPRO RETINA Deutschland eV Stellvertretende Vorsitzende

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1 Zur Entstehung der Broschuumlre

Sind Sie aktives Mitglied einer Selbsthilfegruppe Werden Sie zur sehbehindertengerechten Gestaltung im oumlffentlichen Raum um Rat gefragt Dann sind Ihnen sicher manche Probleme bekannt

Vielleicht houmlren Sie haumlufig von Menschen mit Sehbehinderungen Folgendes

bdquo Ich konnte den Fahrscheinautomaten nicht bedienen

Graue Tasten auf grauem Hintergrundldquo

bdquo Im Waschraum musste ich fast die komplette Wand abtasten

ehe ich den Handtuchspender endlich entdeckteldquo

bdquoDie Absperrkette war wie unsichtbarldquo

bdquoIch habe die Treppe erst beim Fallen wahrgenommenldquo

Andererseits houmlren Sie vielleicht haumlufig von Entscheidungstraumlgern folgende Aussagen

bdquo Man darf doch nicht alles mit rot-weiszligen Streifen

verschandelnldquo

bdquo Sehbehindertengerechte Gestaltung hat keine

guumlltigen Normenldquo

bdquoGeforderte Kontraste sind in der Realitaumlt nicht zu erreichenldquo

bdquo Sehbehindertengerechte Gestaltung ist leider einfach

zu teuerldquo

Die Ursache fuumlr eine undeutliche Wahrnehmung im oumlffentlichen Raum sind neben zu kleinen Schriften und fehlenden Markierungen meist mangelhafte Kontraste Farbkontraste koumlnnen die Wahrnehmung zwar unterstuumltzen relevanter sind jedoch Leuchtdichtekontraste Daruumlber herrscht bei Bauherren Architekten und

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Entscheidungstraumlgern haumlufig Unwissenheit Als wichtiger Partner zur Verbesserung der Sicherheit der Orientierung und des Komforts im oumlffentlichen Raum sind die Selbsthilfegruppen gefragt die meist jedoch nicht fachlich zum Thema ausgebildet werden koumlnnen Daher foumlrderte das Bundesministerium fuumlr Gesundheit die Entwicklung dieser Broschuumlre die Abhilfe schaffen soll

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bdquoBarrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtldquo richtet sich an Selbsthilfeverbaumlnde im Allgemeinen Der konkrete Informationsbedarf der Selbsthilfe wurde Ende 2011 durch eine Befragung erhoben deren Ergebnisse Kapitel 2 beschreibt Fast die Haumllfte der Befragten beurteilt ihr derzeitiges Wissen uumlber Kontraste als duumlrftig oder als nicht vorhanden Die Broschuumlre vermittelt daher Basis-wissen in den dringendsten Anwendungsbereichen Dazu zaumlhlt zum Beispiel die Kontrastoptimierung bei Schildern an Hindernissen an Bedienelementen an Treppen und Gelaumlndern oder bei Bodenindikatoren Ergaumlnzt wird dieses Basiswissen durch Argumentationshilfen fuumlr typische Widerstaumlnde in Beratungen wie rechtliche Grundlagen Nutzergruppen aumlsthetische Aspekte die nachtraumlgliche Einbringung von Kontrasten und Kostenfragen

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Es ist eine auf dringendste Beduumlrfnisse der Selbsthilfe gekuumlrzte Handreichung zu visuellen Kontrasten entstanden die in einfacher Form als fachliche Unterstuumltzung im Erstkontakt mit Entscheidungstraumlgern zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes dienen soll

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2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste

Die Eigenschaften der Zielgruppe dieser Broschuumlre und ihre konkreten Beduumlrfnisse wurden in einer schriftlichen Befragung bei Bundesverbaumlnden und Landesarbeitsgemeinschaften der BAG Selbsthilfe e V und in diversen Foren und Kontaktlisten der PRO RETINA Deutschland e V ermittelt

21 Die Zielgruppe der BroschuumlreTeil A der Befragung suchte Antworten darauf inwiefern die Selbsthilfe bereits zum Thema Kontraste beratend taumltig ist wer die An-sprechpartner sind wie hoch die Nachfrage ist auf welche Widerstaumlnde man stoumlszligt und wie der eigene Wissensstand eingeschaumltzt wird Derzeit sind 64 der Befragten bereits beratend taumltig 20 moumlchten es kuumlnftig sein Fuumlr Beratungen ist die Selbsthilfe in Kontakt mit Gemeinden Landkreisen kreisfreien Staumldten (58 ) Bauherren (29 ) Architekten (41 ) Stadtplanern (51 ) und Herstellern von Baumaterial (19 ) Daruumlber hinaus wurden auch Wohnungsgesellschaften Stadtwerke Universitaumlten Verkehrsbetriebe politische Gremien und Behindertenbeiraumlte auf landes- und kommunaler Ebene sowie Parteien Parlamente und Senate genannt Die uumlberwiegende Zahl der Beratungen (61) erfolgt auf Initiative der Selbsthilfe die sich vorwiegend an Stellen mit Entscheidungsbefugnissen richtet Auf die Frage nach Widerstaumlnden in Beratungen wurde verschiedenen vorgegebenen Aussagen zugestimmt

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36 bdquoMan kann doch nicht alles uumlbertrieben farbig gestaltenldquo

36 bdquoDie Bauausfuumlhrung ist schon beendet da kann man

nichts mehr aumlndernldquo 14 bdquoWir bauen fuumlr die Allgemeinheit

Auf Minderheiten nimmt man keine Ruumlcksichtldquo und 42 bdquoEine

barrierefreie Gestaltung wuumlrde den finanziellen Rahmen spren-

12

genldquo Als weiteres Gegenargument wurde gehaumluft der Denkmalschutz angefuumlhrt direkt gefolgt von aumlsthetischen Bedenken

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(bdquoKontraste stoumlren das Gesamtbildldquo bdquoPasst nicht zum Stil des

Hausesldquo bdquoEingriff in kuumlnstlerische Gestaltung und Freiheit der

Architektenldquo) Auch wird angefuumlhrt Kontraste waumlren mit Materialien die guumlnstig und leicht zu reinigen seien nicht herstellbar und Nachbesserungen wuumlrden ohnehin technisch als nicht machbar

angesehen Argumentiert wird zuweilen mit Aussagen wie bdquoDie

Normen zur barrierefreien Gestaltung sind nicht bindend muumls

sen daher nicht beachtet werdenldquo bdquoBaumaszlignahmen eines

privaten Investors sind nicht oumlffentlicher Bereichldquo bdquoEs handelt

sich um keinen Neubau sondern lediglich um Bauaumlnderungen

die keine Beruumlcksichtigungen notwendig machenldquo bdquoDas Sa

nierungskonzept sieht einfach keine barrierefreie Gestaltung

vorldquo etc Mehrfach wurde deutlich dass sich Entscheidungstraumlger

auf vermeintliche Experten verlassen bdquoUnsere Architekten wissen

schon selbst was Barrierefreiheit istldquo bdquoWir haben Barrierefrei

heit beruumlcksichtigt ein Rollstuhlfahrerverband wurde befragtldquo

oder bdquoWir haben doch Kontraste eingesetztldquo

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Die Widerstaumlnde die der Selbsthilfe entgegenschlagen sind also vielfaumlltig Ein Teilnehmer gab an dass es sich eher um Unwissen als um Widerstand handele da sich Menschen ohne Beeintraumlchtigungen oft nicht vorstellen koumlnnen wie wichtig zum Beispiel Kontraste sind Simulationsbrillen im Rucksack wuumlrden dann viele Debatten ersparen Reduziert kann man auf das Unwissen einiger entscheidungsbefugter Stellen schlieszligen die sehbehindertengerechte Gestaltung primaumlr als zu teuer zu aufwaumlndig und nachtraumlglich als nicht machbar einstufen Die Anfuumlhrung des Denkmalschutzes und Berufungen auf mangelnden Erfuumlllungszwang von Normen ist als Hinweis anzusehen dass das Potential sehbehindertengerechter

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Gestaltung als Beitrag zu Gefahrenabsicherung Orientierung und Komfort im oumlffentlichen Raum fuumlr alle Menschen als nachrangig angesehen und verkannt wird Auf die Frage bdquoWie haumlufig werden sie nach Informationen uumlber Kontraste zur sehbehindertengerechten Gestaltung gefragtldquo gaben 15 an bdquosehr oftldquo 42 bdquomanchmalldquo und 22 bdquonieldquo Dies spiegelt die Unwissenheit der Stellen mit Entscheidungsgewalt Der eigene Wissensstand der Selbsthilfe zu Leuchtdichtekontrasten wurde zu 5 als bdquotiefgreifendldquo zu 29 als bdquoausreichendldquo zu 37 als bdquoduumlrftigldquo und zu 10 als bdquonicht vorhandenldquo angegeben 19 der Befragten machten hier keine Angaben Damit ergibt sich dass bloszlig ein Drittel der Befragten in Beratungsgespraumlchen einen Wissensstand vorweisen kann der anstehende Entscheidungen guumlnstig beeinflusst und Widerstaumlnden fachlich entgegentritt Dass knapp zwei Drittel der Befragten bereits beratend taumltig sind und weitere 20 es kuumlnftig sein wollen macht die Notwendigkeit der vorliegenden Broschuumlre deutlich 49 der Befragten gaben an haumlufig 19 manchmal und nur 7 nie auf die Wichtigkeit von Kontrasten zur Orientierung und Gefahrensicherung hinzuweisen 41 tun dies auf Nachfrage 61 auch ungefragt Das bedeutet dass grundsaumltzlich bekannt ist wie nuumltzlich Kontraste sind Zusammengenommen mit den Ergebnissen zum Wissenstand wird das Potential der Selbsthilfe zur Verbesserung des oumlffentlichen Raumes durch Argumentationskraft deutlich

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22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der ZielgruppeTeil B der Befragung erfragte den thematischen Informationsbedarf der Selbsthilfe In jeder Kategorie konnte unter bdquoSonstigeldquo freier Text hinzugefuumlgt werden Einige Angaben lieszligen sich im Nachhinein abgefragten Punkten zuordnen Andere werden separat genannt

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Ergebnisse zum Informationsbedarf der Kategorie bdquoSchriften Zeichen und Piktogrammeldquo

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- Schriftverkehr (54 ) - Poster (27 ) - Plakate (25 ) - Raumschilder (68 ) - Wegweiser (73 ) - Gebaumludekennzeichnungen (69 ) - Informationen im Straszligenraum (71 ) - selbstleuchtende Anzeigetafeln und Schilder (53 ) - Sonstige haumlufig Fahrgastinformationen im OumlPNV

Ergebnisse zur Kategorie bdquoMarkierungenldquo - Gefahrenbereiche wie Baustellen - Bereiche mit Sturzgefahr etc (68 ) - Serviceautomaten und Bedienelemente wie Aufzug Bankautomat

Notruf etc (71 ) - Treppen und Gelaumlnder Fahrtreppen und Rampen (73 ) - Poller Fahnenmaste Ampeln Schild- und Lichtmasten (64 ) - Saumlulen und Pfeiler (53 ) - Waumlnde Tuumlren und Drehtuumlren aus Glas (68 ) - Sonstige Sanitaumlrobjekte Absperrketten und Mobiliar im oumlffentli

chem Raum (wie Fahrradstaumlnder Muumllleimer Werbetraumlger)-

Ergebnisse zur Kategorie bdquoBodenindikatorenldquo - Auffangstreifen (51 ) - Leitstreifen (69 ) - Begleitstreifen (47 ) - Aufmerksamkeitsfelder (63 )

Abschlieszligend war Raum um zusaumltzliche Kategorien zum Thema Kontrast zu nennen die mit Informationen in der Broschuumlre die Arbeit in der Selbsthilfe erleichtern koumlnnten Die umfangreich eingegangenen Anmerkungen gingen zum Teil uumlber das Generalthema Kontraste im oumlffentlichen Raum deutlich hinaus Schriftarten Schriftgroumlszligen Beleuchtungsstaumlrken Informationsflut in Schaukaumlsten Erlaumluterungen zu Hilfsmitteln Beispiele fuumlr Privatwohnungen

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Auch wurde tiefgreifendes rechtliches Wissen gewuumlnscht rechtliche Moumlglichkeiten und Verpflichtungen der Gemeinden nach Landesbauordnungen freie Veroumlffentlichung der DIN-Vorschriften Entscheidungen der Denkmalpflege Musterbauordnung einheitliche Kennzeichnungen in der EU Auch der Wunsch nach Informationen zur Webseitengestaltung und zu Computereinstellungen in diversen Betriebssystemen und mit verschiedenen Spezialprogrammen war haumlufig Hinweise die die Argumentationsweise der Broschuumlre und Oumlrtlichkeiten betreffen gingen auch ein Vereinbarkeit von Aumlsthetik und Kontrasten unterschiedliche Beeintraumlchtigungen der Sehfaumlhigkeit Erhoumlhung der Selbstaumlndigkeit Wahrnehmung und Orientierung durch Kontraste Probleme durch Beleuchtung Witterung und Verschmutzung Kontraste in Museen Kirchen und in oumlffentlichen Toiletten etc

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23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die BroschuumlreDie vorliegende Broschuumlre erhebt keinen Anspruch darauf Fachliteratur zu allen Anwendungsmoumlglichkeiten zu ersetzen Der Umfang der Broschuumlre war von Beginn an begrenzt Sie beinhaltet daher nur Themen die aufgrund der Befragung dringend erschienen und fuumlhrt wichtige Punkte exemplarisch aus Anwendungsmoumlglichkeiten in Zusammenhang mit Computern uumlber das Generalthema Kontraste hinausgehende sowie rechtliche Themen koumlnnen keine Beachtung finden Jedes einzelne dieser nicht bearbeiteten Themen rechtfertigt eine eigene umfaumlngliche Broschuumlre und ist als dringende Aufforderung fuumlr kuumlnftige Projekte anzusehen Anmerkungen zur Argumentation und Wuumlnsche zu Orten der Kontrastoptimierung wurden weitestgehend beruumlcksichtigt

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3 Welche Kontraste

31 Kontraste nach DIN 32975Die Orientierung im oumlffentlichen Raum durch Kontraste dient der Vermeidung von Gefahren durch eine komfortable Wahrnehmung Daher profitieren nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen von ausreichenden Kontrasten sondern alle Die DIN 32975 - Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur barrierefreien Nutzung (2010) erlaumlutert auf Seite 3

bdquoInformationen aus unserer Umwelt werden uumlberwiegend uumlber

das Auge aufgenommen daher wird ein Groszligteil relevanter

Informationen optisch angeboten Das Sehen bzw die visuel

le Wahrnehmung ist ein komplexer Vorgang und umfasst die

Farbwahrnehmung raumlumliches Sehen Daumlmmerungssehen

Anpassung an wechselnde Helligkeiten Wahrnehmung beweg

ter Sehobjekte usw Die Wahrnehmung einer Information ist

insbesondere abhaumlngig von ihrem Leuchtdichtekontrast ihrer

Beleuchtung ihrem Standort und der Groumlszlige der Informations

elementeldquo

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Kontraste koumlnnen visuell taktil und akustisch wahrgenommen werden Taktile und akustische Kontraste sind nicht Gegenstand dieser Broschuumlre und daher an anderer Stelle nachzulesen Im Folgenden geht es ausschlieszliglich um visuelle Kontraste durch Helligkeitsunterschiede sogenannte Leuchtdichtekontraste

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311 Helligkeitsunterschiede versus Farbunterschiede

Kontraste werden grundsaumltzlich durch Helligkeitsunterschiede erzeugt Nur wenn sich Objekte dadurch von ihrer Umgebung absetzen werden sie wahrgenommen Sehleistungen wie Schaumlrfe Formerkennung oder Lesen sind erst nachgeordnet moumlglich Ob die Farbe eines Objekts als unterschiedlich zu einer anderen empfun

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den wird ist bei der Kontrastwahrnehmung nicht ausschlaggebend sondern kann diese lediglich unterstuumltzen Relevanter ist vielmehr ob sich die Helligkeit einer Oberflaumlche von der Helligkeit einer an-deren Oberflaumlche unterscheidet Auskunft daruumlber kann nur der Leuchtdichtekontrast geben der in Kapitel 313 erlaumlutert wird

Zu Farben sei lediglich hervorgehoben dass Rottoumlne haumlufig und ungeahnt zu Verwirrungen fuumlhren koumlnnen Da Rot generell einen starken Wiedererkennungswert als Signalfarbe hat wird diese Farbe haumlufig eingesetzt um bestimmte Schriften oder Markierungen hervorzuheben Werden helle Rottoumlne in Schriften oder Zeichen als Kontrast auf weiszligem Hintergrund verwendet wird oft vergessen dass trotz der Signalwirkung der Farbe der Leuchtdichtekontrast unter Umstaumlnden sehr gering sein kann und dadurch schlecht wahrnehmbar ist Der in Abbildung 1 dargestellte Boden-Warnhinweis auf kreuzende Straszligenbahnen weist zum Beispiel keinen ausreichenden Kontrast auf und wird daher schlecht wahrgenommen Und dies nicht etwa trotz der Verwendung der Signalfarbenkombination Rot-Weiszlig sondern gerade wegen des unuumlberlegten Umgangs mit dieser Farbkombination zur Markierung von Gefahrenbereichen

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Das gleiche Problem besteht bei der Verwendung dunkler RotToumlne in Verbindung mit dunklen Oberflaumlchen Zum Beispiel werden

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Abbildung 1 Negativbeispiel zur Farbkombination Rot-Weiszlig

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Radwege haumlufig im Kontrast zu Gehwegen rot markiert um die Bereiche visuell voneinander abzugrenzen Dies hilft der visuellen Absicherung von Bewegungsflaumlchen zu wenig Wenn beide Farben aumlhnlich dunkel wahrgenommen werden nuumltzt die der Farbe Rot zugesprochene Signalwirkung nicht zur Unterscheidung beider Verkehrsflaumlchen Daher sind Kollisionen zwischen Radfahrern und sehbehinderten Fuszliggaumlngern weiterhin haumlufig Eine Signalfarbe unterstuumltzt Kontrastwirkungen nur bei dem Menschen der Farben fuumlr gewoumlhnlich gut differenzieren kann dem bestimmte Farben und Farbkombinationen als Signalfarben bekannt sind und auch nur dann wenn die Lichtbedingungen die Unterscheidung von Farben zulassen

312 Die Leuchtdichte und andere Lichtmaszlige

Die physikalische Groumlszlige die die Helligkeit eines Objekts beschreibt die der Mensch wahrnimmt ist die Leuchtdichte (Maszligeinheit cdmsup2 Candela pro Quadratmeter) Neben der Lichtstaumlrke der Leuchtquelle der Beleuchtungsstaumlrke auf dem Objekt und dem Einstrahlwinkel des Lichts im Verhaumlltnis zum Betrachter haumlngt die Houmlhe der Leuchtdichte entscheidend vom Reflexionsgrad der angestrahlten Flaumlche ab Abbildung 1 verdeutlicht die Zusammenhaumlnge der einzelnen Fachbegriffe Das Licht trifft mit einer gewissen Lichtstaumlrke (Maszligeinheit Candela cd) auf ein Objekt Auf dessen Oberflaumlche wird dadurch eine bestimmte Beleuchtungsstaumlrke (Maszligeinheit Lux lx) erzielt Die Oberflaumlche des Objekts hat durch eine eher raue oder eher glatte Beschaffenheit und durch die Materialzusammensetzung an dessen Oberflaumlche einen bestimmten Reflexionsgrad (Maszligeinheit griechisch rho ρ) Erst die aus all dem resultierende Leuchtdichte des Objekts die beim Betrachter ankommt gibt Auskunft daruumlber wie hell oder dunkel das Objekt wahrgenommen wird

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Gluumlcklicherweise folgt die visuelle Wahrnehmung der lichttechnischen Leuchtdichte nicht linear Auge und visuelle Informationsverarbeitung des Menschen versuchen Leuchtdichteextreme auszugleichen nehmen Farben zu Hilfe und fuumlllen Informationsluumlcken aus dem Sinn dessen auf was Menschen gerade erwarten wahrzu-nehmen

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313 Der Leuchtdichtekontrast

Der Leuchtdichtekontrast k bezeichnet den Unterschied der Helligkeit zweier Flaumlchen zueinander Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts zweier angrenzender Flaumlchen oder von einem Objekt zu seinem Hintergrund werden Leuchtdichten der einzelnen Materialien gemessen Aus den Ergebnissen wird der Leuchtdichtekontrast gemaumlszlig DIN 32975 nach folgender Definition ermittelt (Michelson-Formel)

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k= (L1 ndash L2) (L1 + L2)

L1 steht fuumlr die Leuchtdichte der ersten Flaumlche L2 steht fuumlr die Leuchtdichte der zweiten Flaumlche Ergebnisse zum Leuchtdichtekontrast k erreichen nach dieser Formel Werte zwischen 0 und 1 Der besseren Lesbarkeit wegen wird im Folgenden der Leuchtdichtekontrast k nur noch bdquoKontrastldquo genannt

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Abbildung 2 Grafische Darstellung zur Entstehung der Leuchtdichte

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314 Auswirkungen unguumlnstiger Lichtverhaumlltnisse

Bei insgesamt unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen wie etwa durch Nebel in der Daumlmmerung oder bei unzureichender Beleuchtung kommt dem Leuchtdichtekontrast eine weitere wesentliche Bedeutung zu da die Leistungsfaumlhigkeit des Auges dann abnimmt Die Makula als Ort des schaumlrfsten Sehens im Zentrum der Netzhaut kann unter diesen Bedingungen ausfallen Was dem Sehen weiterhin zur Verfuumlgung steht ist die Peripherie der Netzhaut Das Farbsehen und die Sehleistung nehmen jedoch zur Peripherie der Netzhaut immer mehr ab Das Farbsignal faumlllt in aumluszligeren Bereichen der Netzhaut voumlllig aus und wird allein durch das Helligkeitssignal ersetzt Ein hoher Leuchtdichtekontrast traumlgt also besonders bei unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen erheblich dazu bei wichtige Objekte wahrnehmen zu koumlnnen

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315 Auswirkungen von Beleuchtungsstaumlrken

Planer und Praktiker fragen haumlufig nach Beleuchtungsstaumlrken mit denen ausreichende Leuchtdichtekontraste erzielt werden koumlnnen bdquoWie viel Luxldquo wird immer gefragt Allerdings geht es nicht um Lux das von Leuchtmitteln erzeugt wird sondern um die Leuchtdichte die vom Objekt erzeugt wird Mit Aumlnderung der Beleuchtungsstaumlrke ndash sofern die Oberflaumlchenbeschaffenheit des Materials und der Einstrahlwinkel des Lichts gleich bleiben ndash aumlndern sich die Leuchtdichten beider Flaumlchen jedoch im gleichen Verhaumlltnis zueinander sodass der Leuchtdichtekontrast immer uumlber alle Beleuchtungs-staumlrken hinweg konstant bleibt Grundsaumltzlich ist daher auf die Frage nach geeigneten Beleuchtungsstaumlrken fuumlr einen ausreichenden Leuchtdichtekontrast keine Antwort moumlglich Die Messung der Leuchtdichte einer einzelnen Flaumlche kommt zwar bei verschiedenen Beleuchtungsstaumlrken zu unterschiedlichen Ergebnissen Zur Ermittlung des Kontrasts muumlssen jedoch immer zwei angrenzende Flaumlchen in Bezug auf ihren Helligkeitsunterschied zu einander ndash unter der gleichen Beleuchtungsstaumlrke ndash betrachtet werden Daher ist

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die Anfrage der Planer und Praktiker nach sehbehindertengerechten Beleuchtungsstaumlrken wenn es um Leuchtdichtekontraste geht nicht zielfuumlhrend Da der Leuchtdichtekontrast einer Materialkombination durch unterschiedliche Beleuchtungsstaumlrken nicht veraumlndert werden kann Allerdings gibt es einen komfortablen Bereich der Leuchtdichte einer Umgebung der je nach Zweck zwischen 100 und 500 cdmsup2 liegt

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Einen Sonderfall in Bezug auf die Relevanz der Beleuchtungsstaumlrke bilden selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen Naumlheres dazu ist Kapitel 46 zu entnehmen

32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten

321 Die kontinuierliche Informationskette

Eine kontinuierliche Kette von Informationen ist die Grundvoraussetzung fuumlr sichere Mobilitaumlt und fuumlr die korrekte Orientierung im oumlffentlichen Raum Zur Kontinuitaumlt einer Informationskette auf dem Weg von A nach B gehoumlren die Durchgaumlngigkeit des Designs der Bezeichnungen und der Anbringungsstellen sowie die analoge Kennzeichnung des Ruumlckwegs durch Elemente die Informationen beinhalten Auch der Planer von Kontrasten muss dies bei der Gestaltung von Markierungen Wegweisern Bodenindikatoren etc beruumlcksichtigen Das System muss auch tolerant gegenuumlber Fehlern des Nutzers sein Einmal falsch eingeschlagene Wege oder Vorlieben fuumlr bestimmte Wege duumlrfen individuell nicht dazu fuumlhren dass der Nutzer ploumltzlich orientierungslos und damit hilflos wird Die Durchgaumlngigkeit von Kontrasten ist daher dringend angeraten

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322 Uumlbergangsbereiche im Fokus

Die Guumlte von Informationen durch Kontraste offenbart sich insbesondere in Uumlbergangsbereichen Als Uumlbergangsbereiche werden Orte bezeichnet in denen Niveauunterschiede bewaumlltigt werden

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muumlssen wie zum Beispiel bei Rampen Treppen und Aufzuumlgen oder wo Raumwechsel stattfinden wie bei Ein- und Ausgaumlngen von Gebaumluden bei Uumlbergaumlngen von Hallen in Flure bei Zimmerwechseln etc Denn an all diesen Orten veraumlndern sich Struktur und Regeln der bisherigen Fortbewegung des Nutzers Dadurch sind Uumlbergangsbereiche fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen potentielle Gefahrenbereiche wenn sie nicht durch ausreichende Kontraste gekennzeichnet sind

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Ein bdquoZuvielldquo an Information durch zu viele unterschiedliche Kontraste fuumlhrt jedoch leicht zu Unuumlbersichtlichkeit und Uumlberfrachtung Um beidem gerecht zu werden sollte der Fokus der Kontrastplanung vor allem auf der Durchgaumlngigkeit von Kontrasten und insbesondere auf Uumlbergangsbereichen liegen

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323 Komfortable Kontraste und DIN-Vorgaben

Als komfortabel wird generell ein Kontrast von 04 bis 06 beurteilt Kontraste von weniger als k = 028 und mehr als k = 083 koumlnnen bei sehbehinderten Menschen die Wahrnehmungssicherheit beeintraumlchtigen Geringe Kontraste koumlnnen als verwaschen sehr hohe Kontraste koumlnnen als Blendung empfunden werden

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Die DIN 32975 gibt fuumlr unterschiedliche Anwendungsbereiche unterschiedliche Leuchtdichtekontraste zur Einhaltung vor Jeweils geforderte Kontraste sind den Kapiteln 4 und 5 die auf unterschiedliche Anwendungsbereiche eingehen zu entnehmen

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33 Die Pruumlfung von KontrastenKontrastloumlsungen fuumlr groszlige Gebaumludekomplexe Auszligenanlagen oder Verkehrswege resultieren idealerweise aus spezifischen wahrnehmungspsychologischen Beurteilungen um den Einsatz von Kontrasten zur Orientierung zur Vermeidung von Gefahren und zur Erhoumlhung des Komforts zu pruumlfen und zu planen Befragungen und Beobachtungen von moumlglichst groszligen Nutzergruppen sind dabei

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ebenso dienlich wie die experimentelle Pruumlfung typischer Informationselemente mit diesen Zielgruppen Von der Befragung einzelner sehbehinderter Menschen ist eher abzusehen da Arten von Sehbehinderungen und ihre jeweiligen Auswirkungen stark variieren Vielmehr sind wissenschaftliche Studien zum Thema zu beruumlcksichtigen Einzelne Kontraste sind mit Leuchtdichtekameras objektiv messbar Im Folgenden wird ein Messverfahren vorgestellt dessen Anwendung die Normen der DIN zur Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten auch vorsehen Andere Methoden werden vergleichend beurteilt

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331 Kontrastpruumlfungen nach DIN

Kontraste von Materialkombinationen muumlssen nach DIN 32975 messtechnisch uumlberpruumlft bzw entsprechend vorgegebener Regelungen nachgewiesen werden Zur Ermittlung des Kontrasts wird die Messung der Leuchtdichtefaktoren nach DIN 5036-3 angegeben die spezielle Messgeometrien vorgibt

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332 Standardisierte Leuchtdichtemessungen im Labor

Die Messung der Leuchtdichten soll bei diffuser Beleuchtung mit der Lichtart die in der Anwendung vorgesehen ist mindestens unter dem Messwinkel 0deg (senkrecht zur Oberflaumlche) und gegebenenfalls zusaumltzlich unter praxisrelevanten Beobachtungswinkeln erfolgen Die Beobachtungswinkel haben insbesondere Einfluss auf Leuchtdichten von Materialien deren Oberflaumlche profiliert ist oder die unterschiedliche Glanzanteile beinhalten Mit der Veraumlnderung des Beobachtungswinkels aumlndern sich die Reflexionsgrade Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts von Bodenindikatoren gilt nach DIN 32984 dass mindestens eine Flaumlche von 4 cm x 4 cm gemessen werden muss um profilierte Oberflaumlchen auch ausreichend erfassen zu koumlnnen Dabei werden auch ausreichend groszlige Flaumlchen erfasst deren Materialzusammensetzung Unregelmaumlszligigkeiten in der Helligkeit aufweist wie zum Beispiel helle und dunkle Anteile

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auf Granitsteinen oder in Materialmischungen Auch Einsprenkel- ungen von Oberflaumlchen mit Glanzanteilen oder Leucht- und Perlfarben mit Glanzeinschluumlssen koumlnnen so beruumlcksichtigt werden Um die Messungen reproduzieren zu koumlnnen und auch die vorgesehene Nutzung im Auszligen- oder Innenbereich zu beruumlcksichtigen sind die Messungen unter Normlichtart A oder D65 durchzufuumlhren Normlichtart A entspricht in etwa Gluumlhlampenbedingungen Normlichtart D65 entspricht Tageslichtbedingungen Eine Kontrastermittlung zwischen Oberflaumlchen die bei unterschiedlichen Lichtarten gemessen wurden ist nicht zulaumlssig Nach DIN kann der Leuchtdichtekontrast durch die direkte Messung von Leuchtdichten oder alternativ durch die Bestimmung von Reflexionsgraden rechnerisch ermittelt werden Soviel zur Messung von Leuchtdichten unter standardisierten Bedingungen in Lichtlaboren Doch was wenn die interes-sierende Materialkombination bereits verbaut wurde und einzelne Materialmuster nicht entnommen werden koumlnnen wie etwa bei denkmalgeschuumltzten Gebaumluden und Anlagen Kapitel 333 gibt Auskunft dazu

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333 Nutzungstypische Leuchtdichtemessungen im Bestand

Die nach DIN 5036-3 geforderten Beleuchtungsbedingungen waumlhrend der Messungen sind im Bestand weder im Auszligenbereich noch im Innenbereich des oumlffentlichen Raumes realisierbar Die Beleuch-tung ist meist nicht diffus sondern weist zumindest Anteile von gerichtetem Licht durch Beleuchtungseinrichtungen oder Lichtspiegelungen der Umgebung auf Aber auch bereits verbaute Materialien sind deswegen von einer Kontrastpruumlfung nicht ausgeschlossen Die Messgeometrie ist dann nutzungstypisch anzupassen und zwar bei einem dennoch hohen Maszlig an Sicherheit und Reproduzierbarkeit der Daten Da die Beleuchtungssituation durch Tageslicht Schwankungen unterliegt wird innerhalb von Gebaumluden nach Moumlglichkeit nach Sonnenuntergang bei nutzungstypischer Beleuchtung gemessen Sollen Messungen im Auszligenbereich durchgefuumlhrt

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werden und befindet sich die Hauptnutzungszeit des Bereichs im Tageslicht so duumlrfen Messungen ausschlieszliglich bei gutem Wetter durchgefuumlhrt werden Annehmbar konstante Beleuchtung durch Tageslicht ergibt sich bei Sonnenschein mit ansonsten wolkenlosem Himmel

334 Methoden zur Schaumltzung von Leuchtdichten

Verschiedentlich wird in der Praxis eine Methode verwendet die vage Einschaumltzungen des Leuchtdichtekontrasts anhand von schwarz-weiszligen Abbildungen von Materialkombinationen vornimmt Dazu werden Fotos von Materialproben in Grautoumlnen aus-gedruckt am Computer die Visualisierung von farbigen Bildern auf Graustufen umgestellt oder Digitalkameras auf schwarz-weiszlig umgestellt Solche Abbildungen sind jedoch stark von der Charakteristik der Geraumlte abhaumlngig und weisen Oberflaumlchen nur als unterschiedlich in ihrer Intensitaumlt von Grautoumlnen aus Zuvor deutliche Kon-tras-te koumlnnen verschwinden Wenn sich auf diesen Darstellungen auf Displays oder Papier zwei Oberflaumlchen erkennbar voneinander abheben so die Befuumlrworter dieser Methode soll davon ausgegangen werden duumlrfen dass der Leuchtdichtekontrast ausreichend sei

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Diese Methode kann fachlich gesehen als allenfalls behelfsmaumlszligig beurteilt werden um einen ersten eher allgemeinen Eindruck von Leuchtdichtekontrasten zu bekommen Tatsaumlchliche Kontrastwerte lassen sich so weder ermitteln oder dahingehend uumlberpruumlfen ob sie bestimmten Anforderungen einer barrierefreien Gestaltung genuumlgen Da es sich um keine Messmethode handelt erhaumllt man auch keine Zahlenwerte Zudem geben Monitore und Kopien urspruumlng-liche Helligkeiten von Originaloberflaumlchen meist verfaumllscht wieder und sind leicht manipulierbar In Vor-Ort-Terminen mit Planern und Praktikern kann diese Methode jedoch anschaulich zum ersten Erkenntnisgewinn beitragen dass es in der sehbehindertengerechten Gestaltung weniger um Farbkontraste sondern vielmehr um Helligkeitsunterschiede von Objekten geht

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Eine andere Methode zur Pruumlfung von Kontrasten sieht die Nutzung von Farbkarten Farbfaumlchern oder digitalen Farbwerken vor Erlaumlutert sei dies am Beispiel von RAL-Farbkarten Als RAL-Farbe werden Normfarben bezeichnet die die RAL GmbH vertreibt Jeder Farbe ist eine Nummernbezeichnung zugeordnet Die Kontrastwerte zweier Materialien werden aus Hellbezugswerten und Umrechnungstabellen erschlossen Das groumlszligte Fehlerpotential wird bei dieser Methode in der eindeutigen Zuordnung von Materialoberflaumlchen zu entsprechenden Farbmustern gesehen Insbesondere Wand- und Bodenbelaumlge lassen sich oft nicht eindeutig zuordnen da deren Oberflaumlchen Zusammensetzungen zeigen die Hell- und Dunkelanteile mischen wie etwa Granit Sandstein Rauputz oder gemusterte Flaumlchen usw Der Vorteil der Normierung der Kartennummern soll darin bestehen dass Kunden und Lieferanten nur RAL-Nummern und nicht Materialmuster austauschen In den vorangegangenen Abschnitten wird deutlich dass die Messung des definierten Materials jedoch unumgaumlnglich ist da dessen Oberflaumlchenbeschaffenheit erhebliche Aus-wirkungen auf Kontraste hat Dies sowohl in Bezug auf Oberflaumlchenstrukturen als auch in Bezug auf die Materialzusammensetzung die sich an der Oberflaumlche offenbart Die Farbkarten-Methode versucht diesem Problem damit zu begegnen dass generell eine Fehler

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- toleranz von 01 bis 015 Kontrastwerten einkalkuliert werden soll und dass glaumlnzende Farben fuumlr die barrierefreie Gestaltung wegen moumlglicher Spiegelungen nicht in Frage kommen Zur empfohlenen Fehlertoleranz ist anzumerken dass wegen der Abnutzung von Materialien geforderte Kontraste im Neuzustand der Materialien ohnehin deutlich uumlberschritten werden sollten (weitere Informationen dazu siehe Kapitel 64) Eine zusaumltzliche Anhebung geforderter Werte durch die Verwendung einer Pruumlfmethode die zusaumltzliche Fehlertoleranzen erforderlich macht duumlrfte daher problematisch sein Dies schraumlnkt die Palette einsetzbarer Materialien unnoumltig weiter ein Der Einsatz glaumlnzender Materialien ist bei Neubauten we

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gen moumlglicher Blendwirkungen und Spiegelungen auch nach DIN 32975 zu vermeiden Jedoch werden vorliegend auch alle Materialien die Glanzanteile oder unterschiedliche Einschluumlsse haben von einer Kontrastpruumlfung methodisch ausgeschlossen was unnoumltig ist (siehe dazu Kapitel 332)

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335 Fazit zur Kontrastpruumlfung durch die Selbsthilfe

Insgesamt ist die Kontrastpruumlfung durch Farbsysteme oder SchwarzWeiszlig-Abbildungen als nur eingeschraumlnkt nuumltzlich weil zu ungenau anzusehen Zumal beide Methoden keine eindeutig reproduzierbaren Messungen darstellen sondern eine Schaumltzung per Inaugenscheinnahme bleiben muumlssen Am sichersten erscheint die direkte und objektive Messung der Leuchtdichten von Kontrastflaumlchen mit festgelegten Messgeometrien und plausiblen Methoden Die Notwendigkeit zur gewissenhaften Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten durch insbesondere nutzungstypische Messungen wird auch in einer Vergleichsstudie uumlber Messmethoden von Joos et al im Auftrag des schweizerischen Bundesamtes fuumlr Verkehr (2012) wie folgt befuumlrwortet bdquoKontrast von Objekten im oumlffentlichen Raum kann nur mit speziellen Leuchtdichtenkameras mit einer genuumlgenden Genauigkeit und vernuumlnftigem personellem und zeitlichem Aufwand bestimmt werdenldquo

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Die vorliegende Broschuumlre versucht aktive Mitglieder der Selbsthilfe zu befaumlhigen sich fuumlr die Pruumlfung und Einhaltung von Kontrasten argumentativ erfolgreich einzusetzen Die erforderlichen Leuchtdichtemessungen an sich sollten nach wie vor von erfahrenen Pruumlfern aus Betrieben und Institutionen durchgefuumlhrt werden die diese Messungen fachgerecht und taumlglich im Auftrag von Materialherstellern Planern Verbaumlnden Kommunen Bund und Laumlndern durchfuumlhren Zur Beurteilung diesbezuumlglich entstehender Kosten sei auf Kapitel 63 verwiesen

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Ein Groszligteil der Informationen im oumlffentlichen Raum die der Orientierung und der Absicherung vor Gefahren dienen wird uumlber Zei-chen Schriften und Piktogramme vermittelt Kontrastwerte die der Auffindbarkeit und Leserlichkeit dienen sollen houmlher als andere sein Nach DIN 32975 gilt dass ein Leuchtdichtekontrast von mindestens 07 und bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen von mindestens 08 einzuhalten ist

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41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit

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Die Auffindbarkeit der Information durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis des gesamten Informationstraumlgers zu seinem Hintergrund Sind zum Beispiel die Grundfarbe einer Toilettenbeschilderung wie auch die umgebende Wand aumlhnlich hell unterscheidet sich die Leuchtdichte nur minimal durch unterschiedliche Reflexionseigenschaften der Materialoberflaumlchen Abbildung 3 zeigt dies Es entstehen zu geringe Kontraste was die Auffindbarkeit des Informationstraumlgers erschwert Abhilfe schafft die kontrastreiche Umrahmung des Schildes oder die kontrastreiche Gestaltung des Schildhintergrundes zur Wand

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4 Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften und Piktogrammen

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Die Leserlichkeit durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis der Zeichen Schriften und Piktogramme zu direkt angrenzenden Flaumlchen Diese Flaumlchen koumlnnen Schildhintergruumlnde sein wie Abbildung 4 die ein Piktogramm als Kennzeichnung einer Herrentoilette zeigt Der relevante Leuchtdichtekontrast entsteht zwischen dem schwarzen Maumlnnchen und der Oberflaumlche des Traumlgermaterials einer Edelstahlplatte

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Falls Zeichen direkt also ohne Traumlgermaterial verwendet werden bilden umgebende Waumlnde angrenzende Gegenstaumlnde und perspektivisch bedingte Umgebungen die angrenzenden Flaumlchen Abbildung 5 die eine Etagennummer auf einer Wand und Abbildung 6 die Piktogramme als Markierung einer Glasflaumlche darstellen zeigen solche direkten Umgebungsflaumlchen von Zeichen

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Abbildung 3 Negativbeispiel ndash helles Toilettenschild auf heller Wand

Abbildung 4 Positivbeispiel ndash dunkles Piktogramm auf hellem Untergrund

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Bei der Etagennummerierung ist die Umgebungsflaumlche eine hell gestrichene Rauputzwand bei den Markierungen auf Glas bildet der Hintergrund in der vorliegenden Perspektive ein Bodenbelag die Umgebungsflaumlche zur Kontrastermittlung

42 Durchsichtige InformationstraumlgerAls besonders unguumlnstig erweisen sich helle Schriften auf Glas bei ebenfalls hellem Hintergrund Abbildung 7 zeigt die Gebaumludebezeichnung eines Finanzamtes durch silbrig-weiszlige Klebebuchstaben die oberhalb der Eingangstuumlr auf dem Sicherheitsglas eines Oberlichts angebracht sind Durch die angrenzende Flaumlche die aus nutzungstypischer Perspektive aus einer weiszligen Decke besteht sind die Buchstaben der oberen Reihe fast gar nicht in den unteren Reihen nur mit Muumlhe erkennbar da der Kontrast zwischen Buchstaben und Decke zu gering ist

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Abbildung 5 Zahl mit Wand als Umgebungsflaumlche

Abbildung 6 Piktogramme mit Boden als Umgebungsflaumlche bei Pers-pektive durch eine Glastuumlr hindurch

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Abhilfe koumlnnte vorliegend eine wesentlich dunklere Deckengestaltung dunklere Schriften oder die Hinterlegung der hellen Schrift mit dunkler Folie schaffen Abbildung 8 zeigt ein Ausstellungsex- ponat Abbildung 9 zeigt was sich dem Betrachter bei Annaumlherung offenbart Jede der 4 Seiten ist aus Glas und mit heller Schrift uumlberzogen die Informationen uumlber das Exponat beinhalten Der Boden als angrenzende Flaumlche zur Schrift aus der Betrachterperspektive ist durch mittelhelle Granitsteine marmoriert und bildet keinen ausreichenden Kontrast zur Schrift sodass diese kaum vom Boden zu unterscheiden ist Hinzu kommt dass sich da alle Glasauszligenflaumlchen des Exponats beschriftet sind die Schriften perspektivisch uumlberlagern und so das Lesen der Information endguumlltig verhindern

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Abbildung 7 Negativbeispiel ndash helle Schrift auf Glas mit hellem Hintergrund

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Die Hinterlegung der Schriften mit dunklen Folien wuumlrde das Exponat optisch zerstoumlren da das Innenleben nicht mehr zu sehen waumlre Dunkle Schriftzeichen wuumlrden auch nicht zum Ziel fuumlhren da das Problem sich uumlberlagernder Schriften weiterhin bestuumlnde Abhilfe bestuumlnde in der Uumlbertragung der Information auf ein zusaumltzliches Schild mit ausreichendem Hintergrundkontrast

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43 Unuumlberlegte Verzierungen und FarbigkeitenBilder oder Farbverlaumlufe als Hintergrund sind grundsaumltzlich zu vermeiden da sie den Leuchtdichtekontrast von Schriften zumindest punktuell schmaumllern Abbildung 10 zeigt ein an sich kontrastreich gestaltetes Gebaumludeschild Durch die teilweise Hinterlegung des Textes mit einem Schmucksiegel wird der Kontrast einzelner Worte zum Schildhintergrund unterbrochen und deutlich verringert Abhilfe koumlnnte die Verkleinerung des Siegels schaffen sodass Schriften damit nicht mehr hinterlegt sind Die Schildgroumlszlige bietet Platz um das Siegel separat zu setzen

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Abbildung 8 Beispiel Exponat- einhausung aus Glasflaumlchen mit Edelstahlrahmen

Abbildung 9 Negativbeispiel ndash uumlberlagernde Schriften auf Glas mit hellem Hintergrund

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Informationsbroschuumlren und Plakate werden meist aufwaumlndig gestaltet Viele verschiedene Farben kommen zum Einsatz um auf differenzierte Inhalte hinzuweisen Dabei tritt die Differenzierung durch Leuchtdichtekontraste haumlufig in den Hintergrund So kann es sein dass Informationen die gar keine hohe Relevanz haben durch starke Helligkeitskontraste zum Hintergrund visuell hervorgehoben werden und Wichtiges trotz vermeintlich auffaumllliger Farbgestaltung wegen zu geringer Leuchtdichtekontraste unbeachtet bleibt

44 Blendung und Schatten ndash boumlse GeisterKapitel 315 erlaumlutert dass zur sehbehindertengerechten Gestaltung keine Pauschalvorgaben zu Beleuchtungsstaumlrken moumlglich sind Vielmehr ist eine in der jeweiligen Situation vor Ort angemessene Beleuchtung notwendig Selbst wenn Kontraste messtechnisch nachweisbar sind kann es sein dass diese durch zu geringe oder zu starke Beleuchtung fuumlr das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind Zu geringe Beleuchtung liegt beispielsweise bei Schattenbildung vor zu starke Beleuchtung kann zu Blendung durch Reflexionen des Lichts fuumlhren Letzteres kann auch durch direkte Sonneneinstrahlung geschehen Abbildungen 11 und 12 zeigen ein von der Decke herabhaumlngendes Schild das an einer der Sonne abgewandten Gebaumludeseite befestigt ist und auf einen Haupteingang

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Abbildung 10 Negativbeispiel ndash Schrift auf Hintergrund mit Hinter-legung

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hinweist Der Kontrast zwischen Buchstaben und Schildhintergrund ist ausreichend sodass einzelne Buchstaben gut erkennbar sind Ein identisches Schild ist an einer der Sonne zugewandten Gebaumlude-seite angebracht Die Buchstaben werden von der direkten Sonnen-einstrahlung teilweise uumlberblendet und sind daher nicht mehr lesbar

Abhilfe koumlnnte die Versetzung des Schildes nach hinten schaffen Eine gleichmaumlszligige Abschattung des gesamten Schildes wuumlrde so durch die Decke hergestellt und Kontraste blieben wahrnehmbar Alternativ muumlsste die Oberflaumlche des Informationstraumlgers weniger glatt sein sodass eine Blendung wegen geringerer Spiegelung des Lichts an der Materialoberflaumlche vermindert ist Auch Abschattflaumlchen aus lichtundurchlaumlssigem Material die direkt an der Schildoberkante befestigt wuumlrden koumlnnten auf dem Schild fuumlr einheitliche Lichtverhaumlltnisse zu sorgen

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Auf Informationstraumlgern die Abdeckungen oder Sichtscheiben aufweisen wie Aushanginformationskaumlsten mit Glas- oder Plexiglasscheiben koumlnnen ebenfalls unerwuumlnschte Reflexionen entstehen Diese sind durch entspiegelte Materialien zu umgehen Der Kontrast an Sichtscheiben von Automaten sollte einstellbar sein

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Abbildung 13 zeigt den Ausschnitt eines Lageplans von Bus- und Hauptbahnhof Durch eine nicht entspiegelte Abdeckung des Aushangplans entstehen bei normalem Tageslicht starke Spiegelungen

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Abbildung 11 Beispiel ndash Schild im Schatten

Abbildung 12 Negativbeispiel ndash Schild mit Sonneneinstrahlung

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die Gleisbezeichnungen der Bahn unlesbar machen Abbildung 14 zeigt das gleiche Problem einer Oumlffnungszeiteninformation einer Bibliothek Durch die Anbringung der an sich kontrastreich gestalteten Textinformation an der Innenseite einer Glaswand spiegeln sich voruumlbergehende Menschen und die oumlrtliche Umgebung aus dem Ruumlcken des Betrachters Die Schriften wirken verwaschen da Kontraste durch wechselnde Umgebungsverhaumlltnisse mal schwaumlcher und mal staumlrker sind

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Abbildungen 15 und 16 zeigen Ausschnitte eines Lageplans der im Auszligenbereich einer Grundschule aufgestellt ist und ohne Ab- deckungen auskommt Trotz Sonneneinstrahlung werden Kontraste nicht beeintraumlchtigt da die Oberflaumlche mattiert ist Leider ist in der Legende zum Plan der Schrifthintergrund teils nicht ausreichend kontrastreich gestaltet Einzelne Gebaumludebereiche sind auf dem Plan durch eingrenzende stark kontrastierende Zeichnung gut unterscheidbar aber die zugehoumlrige Benennung der Gebaumlude ist wegen geringer Kontraste nur fuumlr manche Gebaumlude leserlich

Grundsaumltzlich sind Aushanginformationen mit Orientierungs- oder Entscheidungsfunktion selbst hinreichend zu beleuchten um Kont-

Abbildung 13 Negativbeispiel ndash Blendung auf Glasabdeckung durch Sonnenlicht

Abbildung 14 Negativbeispiel ndash Umgebungsreflexion bei Information hinter Glas

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raste wahrnehmen zu koumlnnen um bei Annaumlherung an die Information keine Schattenbildung zu verursachen Eine gerichtete Beleuchtung ist nach DIN 32975 entweder von unten von oben oder von hinten vorzusehen

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Auch offensichtlich fuumlr sehbehinderte Menschen gestaltete Objekte koumlnnen problematisch sein Abbildung 17 zeigt ein Toilettenschild das neben Buchstaben auch Brailleschrift beinhaltet Die Buchstaben sind erhaben auf einer farblosen Plexiglasscheibe aufgebracht die wiederum auf Abstand zur Wand montiert ist Die Buchstaben werfen daher einen Schatten an die Wand und schmaumllern so den ansonsten tadellosen Kontrast der dunklen Buchstaben zur hellen Wand unnoumltig

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Abbildung 15 Positivbeispiel ndash Lageplan ohne Abdeckung

Abbildung 16 Negativbeispiel ndash ungenuumlgender Kontrast der Legende zum Lageplan

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45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern

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Wenn Papier als Traumlgermaterial fuumlr Informationen verwendet wird zum Beispiel bei Faltplaumlnen ist zusaumltzliche die Papierstaumlrke wichtig um Kontraste zu erhalten Bei beidseitig bedrucktem Papier duumlrfen Informationen der Ruumlckseite auf der Vorderseite nicht durchscheinen Sie verringern als angrenzende Flaumlche zu den Schriften den Leuchtdichtekontrast unnoumltig Eine Mindestpapierstaumlrke von 100 Gramm pro Quadratmeter ist daher einzuhalten

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Da gerade Aushanginformationen haumlufigen Aumlnderungen unterliegen werden die Informationen meist als kostenguumlnstige Variante ebenfalls auf Papier gedruckt Glanzoberflaumlchen auf Papier haben unerwuumlnschte Blendwirkungen insbesondere bei Tageslicht was die Kontraste von Schriften zu ihrem Hintergrund deutlich beeintraumlchtigt

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Infopost oder haumlufig wiederkehrende Mitteilungen werden aus Kostengruumlnden oder aus Gruumlnden des Umweltschutzes oft auf Papier mit hohen Grau-Anteilen und starken Rauigkeiten der Papieroberflaumlchen gedruckt Diese haben im Vergleich zu reinweiszligem also sehr hellem Papier eine kontrastmindernde Wirkung auf die Leserlichkeit von Schriften und sollten vermieden werden Der Effekt des Papiers

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Abbildung 17 Negativbeispiel ndash Schattenbildung durch Reliefbuchstaben auf Plexiglas

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auf den Kontrast zur Schrift ist der gleiche wie der negative Effekt von farbig hinterlegten Texten

46 Schriften aus Licht ndash VorsichtInformationen durch hinterleuchtete oder selbstleuchtende Anzeigen stellen in Bezug auf Leuchtdichtekontraste Sonderfaumllle dar Anders als bei lichtundurchlaumlssigen Schildern kann es zu Kontrastminderungen in der Anwendung kommen Der Kontrast muss bei diesen Anzeigen die uumlblichen Vorgaben von 07 beziehungsweise 08 bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen ndash in der unguumlnstigeren Bedingung ndash erreichen

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Zum Beispiel ergibt ein heller Leuchtkasten der mit einem lichtundurchlaumlssigen Piktogramm beklebt ist unterschiedliche Leuchtdichten abhaumlngig davon ob er ein- oder ausgeschaltet ist Das lichtundurchlaumlssige Piktogramm veraumlndert seine Leuchtdichte dadurch nicht Der Kontrast errechnet sich aus den angrenzenden Flaumlchen von Piktogramm und Hintergrund Also resultieren durch Ein- und Ausschalten der Beleuchtung unterschiedliche Kontraste Aumlhnlich verhaumllt es sich bei lichtdurchlaumlssigen Zeichen auf Leuchtkaumlsten Dann ist es von der Transparenz der Zeichen und des Hintergrundes abhaumlngig ob sich die Beleuchtungsstaumlrke aus dem Innenraum gleichmaumlszligig auswirkt was direkten Einfluss auf die Leuchtdichten einzelner Flaumlchen hat Bei von innen beleuchteten Anzeigen muss daher immer der geringere Kontrast ausreichend hoch sein

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Kapitel 315 erlaumlutert dass Beleuchtungsstaumlrken der Umgebung keine Auswirkungen auf vorhandene Kontraste haben Auch diesbezuumlglich stellen selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen einen Sonderfall dar Tageslicht oder kuumlnstliche Beleuchtung uumlberlagern die Leuchtdichten und koumlnnen einen kontrastmindernden Einfluss haben Nach DIN 32975 muss die Beleuchtungssituation bei der Beurteilung von selbstleuchtenden oder hinterleuchteten

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Anzeigen mit beruumlcksichtigt werden Ohne Tageslichteinfluss in Innenraumlumen muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 200 Lux mit Tageslichteinfluss und im Freien muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 2000 Lux bestehen Uumlbrigens auch dann wenn Schutzscheiben vor den Anzeigen die zusaumltzliche Reflexionen verursachen koumlnnen verwendet werden

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Bei Wechselanzeigen wie Fahrgastinformationen werden zunehmend elektronische Anzeigen verwendet Eine Vergleichsstudie zur Lesbarkeit dynamischer Informationsanzeigen (Lang et al 2004) ergab unter anderem dass LCD-Anzeigen generell als kontrastreicher als LED-Anzeigen wahrgenommen werden insbesondere bei seitlicher Betrachtung was den haumlufigsten Anwendungsfall darstellen duumlrfte Dieses Ergebnis stellte sich als unabhaumlngig von Alter und Sehleistung der Versuchspersonen dar Auf LED-Anzeigen sollte daher verzichtet werden Foumlrderlich fuumlr Kontraste sind zudem hohe Pixelzahlen

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Laufschriften in elektronischen Anzeigen sind generell auch bei hinreichenden Kontrasten zu vermeiden Das Auge hat in der Regel zu wenig Zeit um sich auf die schnellen Kontrastwechsel an einzelnen Punkten einzustellen um zunaumlchst einzelne Buchstaben und anschlieszligend ganze Worte wahrzunehmen um sie danach noch lesen und verstehen zu koumlnnen

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

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Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
Page 2: Barrierefrei - und jeder weiß wo es lang geht! · Barrierefrei – und jeder weiß, wo es lang geht! Gefahrenabsicherung, Orientierung und Komforterhöhung durch Kontraste Broschüre

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehverschlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhautschaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbstbestimmtes Leben zu fuumlhren

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Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Vereinigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfen

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Heute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgruppen anschlieszligen

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Der Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehrenamtlich

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PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizinischen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfsmitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interessen der Patienten in Forschung und Medizin

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Ein wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Autorin Dipl-PsychAnuschka Hesse-Germann

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Dies kann die moumlgliche Sicht mit einer Seheinschraumlnkung sein Der farbliche Kontrast wird nicht wahrgenommen Deswegen hat der Leuchtdichtekontrast eine herausragende Bedeutung fuumlr die Wahrnehmung

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Die Broschuumlre wurde in dritter Auflage im Literaturverzeichnis aktualisiert und mit 2000 Stuumlck gedruckt Daruumlber hinaus steht sie zum Gratisdownload unter wwwpro-retinadedateienkontraste-broschuere-der-pro-retina-deutschlandpdf unter wwwmobilitaet-verkehrde und unter anderen Internetadressen zur Verfuumlgung

Die Wiedergabe von Abbildungen uumlber Monitore und in Druckausgaben kann Farben verzerrt darstellen Abbildungen sind daher nicht als guumlltige Planungsmuster zur sehbehindertengerechten Gestaltung einsetzbar sondern haben ausschlieszliglich veranschaulichenden Charakter Soweit nicht anders angegeben entstammen alle Abbildungen der Projektarbeit Abbildung 6 und Abbildung 31 wurden mit freundlicher Genehmigung zum Abdruck von mdm-glasdesign (Siedlungsstr 1a 31737 Rinteln) zur Verfuumlgung gestellt Die Abbildungen 33 und 42 wurden von Rinn Beton- und Naturstein GmbH amp Co KG (Rodheimer Straszlige 83 35452 Heuchelheim) mit freundlicher Genehmigung zum Abdruck zur Verfuumlgung gestellt

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Die Broschuumlre darf ausschlieszliglich ungekuumlrzt als originale PDF-Datei und als Gratisdownload sowie gegen Angabe der Quelle ohne weitere Erlaubnis und ohne Verguumltung weiterverbreitet werden Eine Erlaubnis der Verwendung und Weiterverbreitung einzelner Textteile undoder Abbildungen ist mit PRO RETINA Deutschland e V und PMV vorher abzustimmen

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Soweit vorliegend direkt oder indirekt auf Gesetze Vorschriften und Richtlinien (z B DIN) Bezug genommen oder daraus zitiert wird koumlnnen Autoren Mitwirkende Herausgeber und Verlag keine Gewaumlhr fuumlr Richtigkeit Vollstaumlndigkeit oder Aktualitaumlt leisten Eine Haftung der vorgenannten Personen und Institutionen fuumlr Personen- Sach- und Vermoumlgensschaumlden als Folge der Umsetzung von Empfehlungen der vorliegenden Broschuumlre ist ausgeschlossen

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Projektleitung Herausgeber und Verlag PRO RETINA Deutschland e V Selbsthilfevereinigung von Menschen mit Netzhautdegenerationen Vaalser Str 108 52074 Aachen wwwpro-retinade infopro-retinade

Unterstuumltzer bei Entwicklung und Verteilung der Broschuumlre BAG Selbsthilfe e V Kirchfeldstr 149 40215 Duumlsseldorf wwwbag-selbsthilfede infobag-selbsthilfede

Urspruumlngliche inhaltl Entwicklung Projektbuumlro Mobilitaumlt und Verkehr Mauritiussteinweg 1 50676 Koumlln

Aktualisierung Projektbuumlro Mobilitaumlt und Verkehr Hesse-Germann Roumltzinghofen 35 51399 Burscheid ahgmobilitaet-verkehrde

Zitierhinweis PRO RETINA Deutschland e V (Juni 2016) Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht Gefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe 3 aktualisierte Auflage (Erhaumlltlich unter

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wwwpro-retinade und unter wwwmobilitaet-verkehrde)

Inhalt

Vorwort 6

Gruszligwort 8

1 Zur Entstehung der Broschuumlre 9

2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste 11

21 Die Zielgruppe der Broschuumlre 11

22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe 13

23 Resultierende Themenbereichen der Broschuumlre 15

3 Welche Kontraste 16

31 Kontraste nach DIN 32975 16

311 Helligkeitsunterschiede versus Farbunterschiede 16

312 Die Leuchtdichte und andere Lichtmaszlige 18

313 Der Leuchtdichtekontrast 19

314 Auswirkungen unguumlnstiger Lichtverhaumlltnisse 20

315 Auswirkungen von Beleuchtungsstaumlrken 20

32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten 21

321 Die kontinuierliche Informationskette 21

322 Uumlbergangsbereiche im Fokus 21

323 Komfortable Kontraste und DIN-Vorgaben 22

33 Die Pruumlfung von Kontrasten 22

331 Kontrastpruumlfungen nach DIN 23

332 Standardisierte Leuchtdichtemessungen im Labor 23

333 Nutzungstypische Leuchtdichtemessungen im Bestand 24

334 Methoden zur Schaumltzung von Leuchtdichten 25

335 Fazit zur Kontrastpruumlfung durch die Selbsthilfe 27

4 Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften und

Piktogrammen 28

41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit 28

42 Durchsichtige Informationstraumlger 30

43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten 32

44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister 33

45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern 37

46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht 38

5 Kontrastoptimierung von Markierungen 40

51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen 40

52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse 41

53 Serviceautomaten und Bedienelemente 44

54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas 47

55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen 49

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien 49

552 Uumlbergangsbereiche 51

6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden 55

61 Rechtliche Grundlagen 55

62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein 55

621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland 56

622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen 57

623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten 57

63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion 58

64 Langlebigkeit von Kontrasten 59

65 Kontraste ndash eine aumlsthetische Zumutung 61

Literatur 63

Zur Autorin

Anuschka Hesse-Germann Augenoptikerin und Diplompsychoshylogin (Schwerpunkt Wahrnehmungs- und Verkehrspsychologie) arbeitet als freie Sachverstaumlndige und ist spezialisiert auf die sehbehindertengerechte Gestaltung Zu ihren Taumltigkeiten im Arbeitsbereich Barrierefreiheit zaumlhlen die Planungsberatung und Begutachtungen im oumlffentlichen Raum Seminare und Vortraumlge zur sehbehindertengerechten Gestaltung sowie die unabhaumlngige Pruumlfung von Leuchtdichtekontrasten im Bestand sowie im Labor nach DIN

Weitere Informationen unter wwwmobilitaet-verkehrde

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Vorwort

Mit dem hier vorgelegten Ergebnisbericht der Studie der PRO RETINA Deutschland e V ist ein Tatbestand aufgegriffen worden der in der Selbsthilfe eine zunehmende Bedeutung erlangt Die Fragestellung dazu lautet befaumlhigt eine Behinderung oder eine chronische Erkrankung dazu objektiv notwendige Bedingungen beurteilen zu koumlnnen die Voraussetzung fuumlr Barrierefreiheit sind Ein Ergebnis ist dass ohne Hilfen und Handreichungen nur subjektiv die eigene Situation und die damit verbundene Einschraumlnkung bewertet werden was aber eine objektivierbare Aussage zum Status von Barrierefreiheit unmoumlglich macht Aus diesem Grunde ist die hier vorgelegte Broschuumlre umso wichtiger weil sie Fakten und Argumentationshilfen liefert um in Beratungssituationen objektiv in diesem Falle uumlber die Belange von Menschen mit Sehbeeintraumlchtigungen Auskunft geben zu koumlnnen Damit wird erreicht dass wie auch in der Broschuumlre angefuumlhrt Aussagen wie bdquowir haben das von einem Betroffenen testen lassenldquo kuumlnftig nicht mehr vorkommen Der Test durch einen Betroffenen reicht nicht aus solange nicht geklaumlrt ist auf welcher Basis diese Person einen Test durchfuumlhrt Diese Kriterien werden im nachfolgenden Text fuumlr den Bereich der Kontraste fuumlr andere Menschen aus dem Selbsthilfebereich nachvollziehbar dargestellt und bieten eine praxisgerechte Hilfestellung

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Weitere wichtige Aussagen in der Broschuumlre befassen sich mit den uumlblichen Abwehrstrategien die angewendet werden um die berechtigten Anforderungen an Barrierefreiheit zu verhindern Es werden Argumentationshilfen angeboten die es erleichtern diese an sich unzulaumlssige Diskussion erfolgreich fuumlhren zu koumlnnen

Wir hoffen dass diese Broschuumlre im Selbsthilfebereich groszlige Verbreitung finden wird und als Hilfestellung genutzt wird

Wolfgang TiggesBAG SELBSTHILFE e V Stellvertretender Bundesgeschaumlftsfuumlhrer

8

Gruszligwort

Mitglieder der Selbsthilfe treffen oft auf Widerstand im Umgang mit Kommunen Bauherrn Planern und Architekten wenn sie bei der Gestaltung ndash etwa von Ausschilderungen Treppen und Stufen ndash staumlrkere Kontraste einfordern um die Orientierung zu erleichtern

Diese Broschuumlre informiert uumlber die Notwendigkeit solche Punkte bei der Gestaltung von oumlffentlichen Raumlumen zu beruumlcksichtigen Sie soll ganz im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention dazu beitragen dass sich nicht nur Sehbehinderte sondern auch aumlltere Menschen durch staumlrkere Kontraste in ihrer Umgebung leichter und komfortabler orientieren koumlnnen was die Sturz- oder Verletzungsgefahr reduziert

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Die Kontrast-Broschuumlre gefoumlrdert vom Bundesministerium fuumlr Gesundheit soll durch sachliche Argumente das Gespraumlch mit Ent-scheidungstraumlgern uumlber die Gestaltung des oumlffentlichen Raumes unterstuumltzen

Elke Lehning-FrickePRO RETINA Deutschland e V Leiterin Arbeitskreis Mobilitaumlt

Ute PalmPRO RETINA Deutschland eV Stellvertretende Vorsitzende

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1 Zur Entstehung der Broschuumlre

Sind Sie aktives Mitglied einer Selbsthilfegruppe Werden Sie zur sehbehindertengerechten Gestaltung im oumlffentlichen Raum um Rat gefragt Dann sind Ihnen sicher manche Probleme bekannt

Vielleicht houmlren Sie haumlufig von Menschen mit Sehbehinderungen Folgendes

bdquo Ich konnte den Fahrscheinautomaten nicht bedienen

Graue Tasten auf grauem Hintergrundldquo

bdquo Im Waschraum musste ich fast die komplette Wand abtasten

ehe ich den Handtuchspender endlich entdeckteldquo

bdquoDie Absperrkette war wie unsichtbarldquo

bdquoIch habe die Treppe erst beim Fallen wahrgenommenldquo

Andererseits houmlren Sie vielleicht haumlufig von Entscheidungstraumlgern folgende Aussagen

bdquo Man darf doch nicht alles mit rot-weiszligen Streifen

verschandelnldquo

bdquo Sehbehindertengerechte Gestaltung hat keine

guumlltigen Normenldquo

bdquoGeforderte Kontraste sind in der Realitaumlt nicht zu erreichenldquo

bdquo Sehbehindertengerechte Gestaltung ist leider einfach

zu teuerldquo

Die Ursache fuumlr eine undeutliche Wahrnehmung im oumlffentlichen Raum sind neben zu kleinen Schriften und fehlenden Markierungen meist mangelhafte Kontraste Farbkontraste koumlnnen die Wahrnehmung zwar unterstuumltzen relevanter sind jedoch Leuchtdichtekontraste Daruumlber herrscht bei Bauherren Architekten und

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Entscheidungstraumlgern haumlufig Unwissenheit Als wichtiger Partner zur Verbesserung der Sicherheit der Orientierung und des Komforts im oumlffentlichen Raum sind die Selbsthilfegruppen gefragt die meist jedoch nicht fachlich zum Thema ausgebildet werden koumlnnen Daher foumlrderte das Bundesministerium fuumlr Gesundheit die Entwicklung dieser Broschuumlre die Abhilfe schaffen soll

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bdquoBarrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtldquo richtet sich an Selbsthilfeverbaumlnde im Allgemeinen Der konkrete Informationsbedarf der Selbsthilfe wurde Ende 2011 durch eine Befragung erhoben deren Ergebnisse Kapitel 2 beschreibt Fast die Haumllfte der Befragten beurteilt ihr derzeitiges Wissen uumlber Kontraste als duumlrftig oder als nicht vorhanden Die Broschuumlre vermittelt daher Basis-wissen in den dringendsten Anwendungsbereichen Dazu zaumlhlt zum Beispiel die Kontrastoptimierung bei Schildern an Hindernissen an Bedienelementen an Treppen und Gelaumlndern oder bei Bodenindikatoren Ergaumlnzt wird dieses Basiswissen durch Argumentationshilfen fuumlr typische Widerstaumlnde in Beratungen wie rechtliche Grundlagen Nutzergruppen aumlsthetische Aspekte die nachtraumlgliche Einbringung von Kontrasten und Kostenfragen

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Es ist eine auf dringendste Beduumlrfnisse der Selbsthilfe gekuumlrzte Handreichung zu visuellen Kontrasten entstanden die in einfacher Form als fachliche Unterstuumltzung im Erstkontakt mit Entscheidungstraumlgern zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes dienen soll

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2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste

Die Eigenschaften der Zielgruppe dieser Broschuumlre und ihre konkreten Beduumlrfnisse wurden in einer schriftlichen Befragung bei Bundesverbaumlnden und Landesarbeitsgemeinschaften der BAG Selbsthilfe e V und in diversen Foren und Kontaktlisten der PRO RETINA Deutschland e V ermittelt

21 Die Zielgruppe der BroschuumlreTeil A der Befragung suchte Antworten darauf inwiefern die Selbsthilfe bereits zum Thema Kontraste beratend taumltig ist wer die An-sprechpartner sind wie hoch die Nachfrage ist auf welche Widerstaumlnde man stoumlszligt und wie der eigene Wissensstand eingeschaumltzt wird Derzeit sind 64 der Befragten bereits beratend taumltig 20 moumlchten es kuumlnftig sein Fuumlr Beratungen ist die Selbsthilfe in Kontakt mit Gemeinden Landkreisen kreisfreien Staumldten (58 ) Bauherren (29 ) Architekten (41 ) Stadtplanern (51 ) und Herstellern von Baumaterial (19 ) Daruumlber hinaus wurden auch Wohnungsgesellschaften Stadtwerke Universitaumlten Verkehrsbetriebe politische Gremien und Behindertenbeiraumlte auf landes- und kommunaler Ebene sowie Parteien Parlamente und Senate genannt Die uumlberwiegende Zahl der Beratungen (61) erfolgt auf Initiative der Selbsthilfe die sich vorwiegend an Stellen mit Entscheidungsbefugnissen richtet Auf die Frage nach Widerstaumlnden in Beratungen wurde verschiedenen vorgegebenen Aussagen zugestimmt

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36 bdquoMan kann doch nicht alles uumlbertrieben farbig gestaltenldquo

36 bdquoDie Bauausfuumlhrung ist schon beendet da kann man

nichts mehr aumlndernldquo 14 bdquoWir bauen fuumlr die Allgemeinheit

Auf Minderheiten nimmt man keine Ruumlcksichtldquo und 42 bdquoEine

barrierefreie Gestaltung wuumlrde den finanziellen Rahmen spren-

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genldquo Als weiteres Gegenargument wurde gehaumluft der Denkmalschutz angefuumlhrt direkt gefolgt von aumlsthetischen Bedenken

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(bdquoKontraste stoumlren das Gesamtbildldquo bdquoPasst nicht zum Stil des

Hausesldquo bdquoEingriff in kuumlnstlerische Gestaltung und Freiheit der

Architektenldquo) Auch wird angefuumlhrt Kontraste waumlren mit Materialien die guumlnstig und leicht zu reinigen seien nicht herstellbar und Nachbesserungen wuumlrden ohnehin technisch als nicht machbar

angesehen Argumentiert wird zuweilen mit Aussagen wie bdquoDie

Normen zur barrierefreien Gestaltung sind nicht bindend muumls

sen daher nicht beachtet werdenldquo bdquoBaumaszlignahmen eines

privaten Investors sind nicht oumlffentlicher Bereichldquo bdquoEs handelt

sich um keinen Neubau sondern lediglich um Bauaumlnderungen

die keine Beruumlcksichtigungen notwendig machenldquo bdquoDas Sa

nierungskonzept sieht einfach keine barrierefreie Gestaltung

vorldquo etc Mehrfach wurde deutlich dass sich Entscheidungstraumlger

auf vermeintliche Experten verlassen bdquoUnsere Architekten wissen

schon selbst was Barrierefreiheit istldquo bdquoWir haben Barrierefrei

heit beruumlcksichtigt ein Rollstuhlfahrerverband wurde befragtldquo

oder bdquoWir haben doch Kontraste eingesetztldquo

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Die Widerstaumlnde die der Selbsthilfe entgegenschlagen sind also vielfaumlltig Ein Teilnehmer gab an dass es sich eher um Unwissen als um Widerstand handele da sich Menschen ohne Beeintraumlchtigungen oft nicht vorstellen koumlnnen wie wichtig zum Beispiel Kontraste sind Simulationsbrillen im Rucksack wuumlrden dann viele Debatten ersparen Reduziert kann man auf das Unwissen einiger entscheidungsbefugter Stellen schlieszligen die sehbehindertengerechte Gestaltung primaumlr als zu teuer zu aufwaumlndig und nachtraumlglich als nicht machbar einstufen Die Anfuumlhrung des Denkmalschutzes und Berufungen auf mangelnden Erfuumlllungszwang von Normen ist als Hinweis anzusehen dass das Potential sehbehindertengerechter

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Gestaltung als Beitrag zu Gefahrenabsicherung Orientierung und Komfort im oumlffentlichen Raum fuumlr alle Menschen als nachrangig angesehen und verkannt wird Auf die Frage bdquoWie haumlufig werden sie nach Informationen uumlber Kontraste zur sehbehindertengerechten Gestaltung gefragtldquo gaben 15 an bdquosehr oftldquo 42 bdquomanchmalldquo und 22 bdquonieldquo Dies spiegelt die Unwissenheit der Stellen mit Entscheidungsgewalt Der eigene Wissensstand der Selbsthilfe zu Leuchtdichtekontrasten wurde zu 5 als bdquotiefgreifendldquo zu 29 als bdquoausreichendldquo zu 37 als bdquoduumlrftigldquo und zu 10 als bdquonicht vorhandenldquo angegeben 19 der Befragten machten hier keine Angaben Damit ergibt sich dass bloszlig ein Drittel der Befragten in Beratungsgespraumlchen einen Wissensstand vorweisen kann der anstehende Entscheidungen guumlnstig beeinflusst und Widerstaumlnden fachlich entgegentritt Dass knapp zwei Drittel der Befragten bereits beratend taumltig sind und weitere 20 es kuumlnftig sein wollen macht die Notwendigkeit der vorliegenden Broschuumlre deutlich 49 der Befragten gaben an haumlufig 19 manchmal und nur 7 nie auf die Wichtigkeit von Kontrasten zur Orientierung und Gefahrensicherung hinzuweisen 41 tun dies auf Nachfrage 61 auch ungefragt Das bedeutet dass grundsaumltzlich bekannt ist wie nuumltzlich Kontraste sind Zusammengenommen mit den Ergebnissen zum Wissenstand wird das Potential der Selbsthilfe zur Verbesserung des oumlffentlichen Raumes durch Argumentationskraft deutlich

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22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der ZielgruppeTeil B der Befragung erfragte den thematischen Informationsbedarf der Selbsthilfe In jeder Kategorie konnte unter bdquoSonstigeldquo freier Text hinzugefuumlgt werden Einige Angaben lieszligen sich im Nachhinein abgefragten Punkten zuordnen Andere werden separat genannt

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Ergebnisse zum Informationsbedarf der Kategorie bdquoSchriften Zeichen und Piktogrammeldquo

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- Schriftverkehr (54 ) - Poster (27 ) - Plakate (25 ) - Raumschilder (68 ) - Wegweiser (73 ) - Gebaumludekennzeichnungen (69 ) - Informationen im Straszligenraum (71 ) - selbstleuchtende Anzeigetafeln und Schilder (53 ) - Sonstige haumlufig Fahrgastinformationen im OumlPNV

Ergebnisse zur Kategorie bdquoMarkierungenldquo - Gefahrenbereiche wie Baustellen - Bereiche mit Sturzgefahr etc (68 ) - Serviceautomaten und Bedienelemente wie Aufzug Bankautomat

Notruf etc (71 ) - Treppen und Gelaumlnder Fahrtreppen und Rampen (73 ) - Poller Fahnenmaste Ampeln Schild- und Lichtmasten (64 ) - Saumlulen und Pfeiler (53 ) - Waumlnde Tuumlren und Drehtuumlren aus Glas (68 ) - Sonstige Sanitaumlrobjekte Absperrketten und Mobiliar im oumlffentli

chem Raum (wie Fahrradstaumlnder Muumllleimer Werbetraumlger)-

Ergebnisse zur Kategorie bdquoBodenindikatorenldquo - Auffangstreifen (51 ) - Leitstreifen (69 ) - Begleitstreifen (47 ) - Aufmerksamkeitsfelder (63 )

Abschlieszligend war Raum um zusaumltzliche Kategorien zum Thema Kontrast zu nennen die mit Informationen in der Broschuumlre die Arbeit in der Selbsthilfe erleichtern koumlnnten Die umfangreich eingegangenen Anmerkungen gingen zum Teil uumlber das Generalthema Kontraste im oumlffentlichen Raum deutlich hinaus Schriftarten Schriftgroumlszligen Beleuchtungsstaumlrken Informationsflut in Schaukaumlsten Erlaumluterungen zu Hilfsmitteln Beispiele fuumlr Privatwohnungen

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Auch wurde tiefgreifendes rechtliches Wissen gewuumlnscht rechtliche Moumlglichkeiten und Verpflichtungen der Gemeinden nach Landesbauordnungen freie Veroumlffentlichung der DIN-Vorschriften Entscheidungen der Denkmalpflege Musterbauordnung einheitliche Kennzeichnungen in der EU Auch der Wunsch nach Informationen zur Webseitengestaltung und zu Computereinstellungen in diversen Betriebssystemen und mit verschiedenen Spezialprogrammen war haumlufig Hinweise die die Argumentationsweise der Broschuumlre und Oumlrtlichkeiten betreffen gingen auch ein Vereinbarkeit von Aumlsthetik und Kontrasten unterschiedliche Beeintraumlchtigungen der Sehfaumlhigkeit Erhoumlhung der Selbstaumlndigkeit Wahrnehmung und Orientierung durch Kontraste Probleme durch Beleuchtung Witterung und Verschmutzung Kontraste in Museen Kirchen und in oumlffentlichen Toiletten etc

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23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die BroschuumlreDie vorliegende Broschuumlre erhebt keinen Anspruch darauf Fachliteratur zu allen Anwendungsmoumlglichkeiten zu ersetzen Der Umfang der Broschuumlre war von Beginn an begrenzt Sie beinhaltet daher nur Themen die aufgrund der Befragung dringend erschienen und fuumlhrt wichtige Punkte exemplarisch aus Anwendungsmoumlglichkeiten in Zusammenhang mit Computern uumlber das Generalthema Kontraste hinausgehende sowie rechtliche Themen koumlnnen keine Beachtung finden Jedes einzelne dieser nicht bearbeiteten Themen rechtfertigt eine eigene umfaumlngliche Broschuumlre und ist als dringende Aufforderung fuumlr kuumlnftige Projekte anzusehen Anmerkungen zur Argumentation und Wuumlnsche zu Orten der Kontrastoptimierung wurden weitestgehend beruumlcksichtigt

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3 Welche Kontraste

31 Kontraste nach DIN 32975Die Orientierung im oumlffentlichen Raum durch Kontraste dient der Vermeidung von Gefahren durch eine komfortable Wahrnehmung Daher profitieren nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen von ausreichenden Kontrasten sondern alle Die DIN 32975 - Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur barrierefreien Nutzung (2010) erlaumlutert auf Seite 3

bdquoInformationen aus unserer Umwelt werden uumlberwiegend uumlber

das Auge aufgenommen daher wird ein Groszligteil relevanter

Informationen optisch angeboten Das Sehen bzw die visuel

le Wahrnehmung ist ein komplexer Vorgang und umfasst die

Farbwahrnehmung raumlumliches Sehen Daumlmmerungssehen

Anpassung an wechselnde Helligkeiten Wahrnehmung beweg

ter Sehobjekte usw Die Wahrnehmung einer Information ist

insbesondere abhaumlngig von ihrem Leuchtdichtekontrast ihrer

Beleuchtung ihrem Standort und der Groumlszlige der Informations

elementeldquo

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Kontraste koumlnnen visuell taktil und akustisch wahrgenommen werden Taktile und akustische Kontraste sind nicht Gegenstand dieser Broschuumlre und daher an anderer Stelle nachzulesen Im Folgenden geht es ausschlieszliglich um visuelle Kontraste durch Helligkeitsunterschiede sogenannte Leuchtdichtekontraste

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311 Helligkeitsunterschiede versus Farbunterschiede

Kontraste werden grundsaumltzlich durch Helligkeitsunterschiede erzeugt Nur wenn sich Objekte dadurch von ihrer Umgebung absetzen werden sie wahrgenommen Sehleistungen wie Schaumlrfe Formerkennung oder Lesen sind erst nachgeordnet moumlglich Ob die Farbe eines Objekts als unterschiedlich zu einer anderen empfun

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den wird ist bei der Kontrastwahrnehmung nicht ausschlaggebend sondern kann diese lediglich unterstuumltzen Relevanter ist vielmehr ob sich die Helligkeit einer Oberflaumlche von der Helligkeit einer an-deren Oberflaumlche unterscheidet Auskunft daruumlber kann nur der Leuchtdichtekontrast geben der in Kapitel 313 erlaumlutert wird

Zu Farben sei lediglich hervorgehoben dass Rottoumlne haumlufig und ungeahnt zu Verwirrungen fuumlhren koumlnnen Da Rot generell einen starken Wiedererkennungswert als Signalfarbe hat wird diese Farbe haumlufig eingesetzt um bestimmte Schriften oder Markierungen hervorzuheben Werden helle Rottoumlne in Schriften oder Zeichen als Kontrast auf weiszligem Hintergrund verwendet wird oft vergessen dass trotz der Signalwirkung der Farbe der Leuchtdichtekontrast unter Umstaumlnden sehr gering sein kann und dadurch schlecht wahrnehmbar ist Der in Abbildung 1 dargestellte Boden-Warnhinweis auf kreuzende Straszligenbahnen weist zum Beispiel keinen ausreichenden Kontrast auf und wird daher schlecht wahrgenommen Und dies nicht etwa trotz der Verwendung der Signalfarbenkombination Rot-Weiszlig sondern gerade wegen des unuumlberlegten Umgangs mit dieser Farbkombination zur Markierung von Gefahrenbereichen

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Das gleiche Problem besteht bei der Verwendung dunkler RotToumlne in Verbindung mit dunklen Oberflaumlchen Zum Beispiel werden

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Abbildung 1 Negativbeispiel zur Farbkombination Rot-Weiszlig

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Radwege haumlufig im Kontrast zu Gehwegen rot markiert um die Bereiche visuell voneinander abzugrenzen Dies hilft der visuellen Absicherung von Bewegungsflaumlchen zu wenig Wenn beide Farben aumlhnlich dunkel wahrgenommen werden nuumltzt die der Farbe Rot zugesprochene Signalwirkung nicht zur Unterscheidung beider Verkehrsflaumlchen Daher sind Kollisionen zwischen Radfahrern und sehbehinderten Fuszliggaumlngern weiterhin haumlufig Eine Signalfarbe unterstuumltzt Kontrastwirkungen nur bei dem Menschen der Farben fuumlr gewoumlhnlich gut differenzieren kann dem bestimmte Farben und Farbkombinationen als Signalfarben bekannt sind und auch nur dann wenn die Lichtbedingungen die Unterscheidung von Farben zulassen

312 Die Leuchtdichte und andere Lichtmaszlige

Die physikalische Groumlszlige die die Helligkeit eines Objekts beschreibt die der Mensch wahrnimmt ist die Leuchtdichte (Maszligeinheit cdmsup2 Candela pro Quadratmeter) Neben der Lichtstaumlrke der Leuchtquelle der Beleuchtungsstaumlrke auf dem Objekt und dem Einstrahlwinkel des Lichts im Verhaumlltnis zum Betrachter haumlngt die Houmlhe der Leuchtdichte entscheidend vom Reflexionsgrad der angestrahlten Flaumlche ab Abbildung 1 verdeutlicht die Zusammenhaumlnge der einzelnen Fachbegriffe Das Licht trifft mit einer gewissen Lichtstaumlrke (Maszligeinheit Candela cd) auf ein Objekt Auf dessen Oberflaumlche wird dadurch eine bestimmte Beleuchtungsstaumlrke (Maszligeinheit Lux lx) erzielt Die Oberflaumlche des Objekts hat durch eine eher raue oder eher glatte Beschaffenheit und durch die Materialzusammensetzung an dessen Oberflaumlche einen bestimmten Reflexionsgrad (Maszligeinheit griechisch rho ρ) Erst die aus all dem resultierende Leuchtdichte des Objekts die beim Betrachter ankommt gibt Auskunft daruumlber wie hell oder dunkel das Objekt wahrgenommen wird

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Gluumlcklicherweise folgt die visuelle Wahrnehmung der lichttechnischen Leuchtdichte nicht linear Auge und visuelle Informationsverarbeitung des Menschen versuchen Leuchtdichteextreme auszugleichen nehmen Farben zu Hilfe und fuumlllen Informationsluumlcken aus dem Sinn dessen auf was Menschen gerade erwarten wahrzu-nehmen

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313 Der Leuchtdichtekontrast

Der Leuchtdichtekontrast k bezeichnet den Unterschied der Helligkeit zweier Flaumlchen zueinander Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts zweier angrenzender Flaumlchen oder von einem Objekt zu seinem Hintergrund werden Leuchtdichten der einzelnen Materialien gemessen Aus den Ergebnissen wird der Leuchtdichtekontrast gemaumlszlig DIN 32975 nach folgender Definition ermittelt (Michelson-Formel)

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k= (L1 ndash L2) (L1 + L2)

L1 steht fuumlr die Leuchtdichte der ersten Flaumlche L2 steht fuumlr die Leuchtdichte der zweiten Flaumlche Ergebnisse zum Leuchtdichtekontrast k erreichen nach dieser Formel Werte zwischen 0 und 1 Der besseren Lesbarkeit wegen wird im Folgenden der Leuchtdichtekontrast k nur noch bdquoKontrastldquo genannt

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Abbildung 2 Grafische Darstellung zur Entstehung der Leuchtdichte

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314 Auswirkungen unguumlnstiger Lichtverhaumlltnisse

Bei insgesamt unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen wie etwa durch Nebel in der Daumlmmerung oder bei unzureichender Beleuchtung kommt dem Leuchtdichtekontrast eine weitere wesentliche Bedeutung zu da die Leistungsfaumlhigkeit des Auges dann abnimmt Die Makula als Ort des schaumlrfsten Sehens im Zentrum der Netzhaut kann unter diesen Bedingungen ausfallen Was dem Sehen weiterhin zur Verfuumlgung steht ist die Peripherie der Netzhaut Das Farbsehen und die Sehleistung nehmen jedoch zur Peripherie der Netzhaut immer mehr ab Das Farbsignal faumlllt in aumluszligeren Bereichen der Netzhaut voumlllig aus und wird allein durch das Helligkeitssignal ersetzt Ein hoher Leuchtdichtekontrast traumlgt also besonders bei unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen erheblich dazu bei wichtige Objekte wahrnehmen zu koumlnnen

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315 Auswirkungen von Beleuchtungsstaumlrken

Planer und Praktiker fragen haumlufig nach Beleuchtungsstaumlrken mit denen ausreichende Leuchtdichtekontraste erzielt werden koumlnnen bdquoWie viel Luxldquo wird immer gefragt Allerdings geht es nicht um Lux das von Leuchtmitteln erzeugt wird sondern um die Leuchtdichte die vom Objekt erzeugt wird Mit Aumlnderung der Beleuchtungsstaumlrke ndash sofern die Oberflaumlchenbeschaffenheit des Materials und der Einstrahlwinkel des Lichts gleich bleiben ndash aumlndern sich die Leuchtdichten beider Flaumlchen jedoch im gleichen Verhaumlltnis zueinander sodass der Leuchtdichtekontrast immer uumlber alle Beleuchtungs-staumlrken hinweg konstant bleibt Grundsaumltzlich ist daher auf die Frage nach geeigneten Beleuchtungsstaumlrken fuumlr einen ausreichenden Leuchtdichtekontrast keine Antwort moumlglich Die Messung der Leuchtdichte einer einzelnen Flaumlche kommt zwar bei verschiedenen Beleuchtungsstaumlrken zu unterschiedlichen Ergebnissen Zur Ermittlung des Kontrasts muumlssen jedoch immer zwei angrenzende Flaumlchen in Bezug auf ihren Helligkeitsunterschied zu einander ndash unter der gleichen Beleuchtungsstaumlrke ndash betrachtet werden Daher ist

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die Anfrage der Planer und Praktiker nach sehbehindertengerechten Beleuchtungsstaumlrken wenn es um Leuchtdichtekontraste geht nicht zielfuumlhrend Da der Leuchtdichtekontrast einer Materialkombination durch unterschiedliche Beleuchtungsstaumlrken nicht veraumlndert werden kann Allerdings gibt es einen komfortablen Bereich der Leuchtdichte einer Umgebung der je nach Zweck zwischen 100 und 500 cdmsup2 liegt

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Einen Sonderfall in Bezug auf die Relevanz der Beleuchtungsstaumlrke bilden selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen Naumlheres dazu ist Kapitel 46 zu entnehmen

32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten

321 Die kontinuierliche Informationskette

Eine kontinuierliche Kette von Informationen ist die Grundvoraussetzung fuumlr sichere Mobilitaumlt und fuumlr die korrekte Orientierung im oumlffentlichen Raum Zur Kontinuitaumlt einer Informationskette auf dem Weg von A nach B gehoumlren die Durchgaumlngigkeit des Designs der Bezeichnungen und der Anbringungsstellen sowie die analoge Kennzeichnung des Ruumlckwegs durch Elemente die Informationen beinhalten Auch der Planer von Kontrasten muss dies bei der Gestaltung von Markierungen Wegweisern Bodenindikatoren etc beruumlcksichtigen Das System muss auch tolerant gegenuumlber Fehlern des Nutzers sein Einmal falsch eingeschlagene Wege oder Vorlieben fuumlr bestimmte Wege duumlrfen individuell nicht dazu fuumlhren dass der Nutzer ploumltzlich orientierungslos und damit hilflos wird Die Durchgaumlngigkeit von Kontrasten ist daher dringend angeraten

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322 Uumlbergangsbereiche im Fokus

Die Guumlte von Informationen durch Kontraste offenbart sich insbesondere in Uumlbergangsbereichen Als Uumlbergangsbereiche werden Orte bezeichnet in denen Niveauunterschiede bewaumlltigt werden

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muumlssen wie zum Beispiel bei Rampen Treppen und Aufzuumlgen oder wo Raumwechsel stattfinden wie bei Ein- und Ausgaumlngen von Gebaumluden bei Uumlbergaumlngen von Hallen in Flure bei Zimmerwechseln etc Denn an all diesen Orten veraumlndern sich Struktur und Regeln der bisherigen Fortbewegung des Nutzers Dadurch sind Uumlbergangsbereiche fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen potentielle Gefahrenbereiche wenn sie nicht durch ausreichende Kontraste gekennzeichnet sind

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Ein bdquoZuvielldquo an Information durch zu viele unterschiedliche Kontraste fuumlhrt jedoch leicht zu Unuumlbersichtlichkeit und Uumlberfrachtung Um beidem gerecht zu werden sollte der Fokus der Kontrastplanung vor allem auf der Durchgaumlngigkeit von Kontrasten und insbesondere auf Uumlbergangsbereichen liegen

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323 Komfortable Kontraste und DIN-Vorgaben

Als komfortabel wird generell ein Kontrast von 04 bis 06 beurteilt Kontraste von weniger als k = 028 und mehr als k = 083 koumlnnen bei sehbehinderten Menschen die Wahrnehmungssicherheit beeintraumlchtigen Geringe Kontraste koumlnnen als verwaschen sehr hohe Kontraste koumlnnen als Blendung empfunden werden

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Die DIN 32975 gibt fuumlr unterschiedliche Anwendungsbereiche unterschiedliche Leuchtdichtekontraste zur Einhaltung vor Jeweils geforderte Kontraste sind den Kapiteln 4 und 5 die auf unterschiedliche Anwendungsbereiche eingehen zu entnehmen

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33 Die Pruumlfung von KontrastenKontrastloumlsungen fuumlr groszlige Gebaumludekomplexe Auszligenanlagen oder Verkehrswege resultieren idealerweise aus spezifischen wahrnehmungspsychologischen Beurteilungen um den Einsatz von Kontrasten zur Orientierung zur Vermeidung von Gefahren und zur Erhoumlhung des Komforts zu pruumlfen und zu planen Befragungen und Beobachtungen von moumlglichst groszligen Nutzergruppen sind dabei

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ebenso dienlich wie die experimentelle Pruumlfung typischer Informationselemente mit diesen Zielgruppen Von der Befragung einzelner sehbehinderter Menschen ist eher abzusehen da Arten von Sehbehinderungen und ihre jeweiligen Auswirkungen stark variieren Vielmehr sind wissenschaftliche Studien zum Thema zu beruumlcksichtigen Einzelne Kontraste sind mit Leuchtdichtekameras objektiv messbar Im Folgenden wird ein Messverfahren vorgestellt dessen Anwendung die Normen der DIN zur Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten auch vorsehen Andere Methoden werden vergleichend beurteilt

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331 Kontrastpruumlfungen nach DIN

Kontraste von Materialkombinationen muumlssen nach DIN 32975 messtechnisch uumlberpruumlft bzw entsprechend vorgegebener Regelungen nachgewiesen werden Zur Ermittlung des Kontrasts wird die Messung der Leuchtdichtefaktoren nach DIN 5036-3 angegeben die spezielle Messgeometrien vorgibt

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332 Standardisierte Leuchtdichtemessungen im Labor

Die Messung der Leuchtdichten soll bei diffuser Beleuchtung mit der Lichtart die in der Anwendung vorgesehen ist mindestens unter dem Messwinkel 0deg (senkrecht zur Oberflaumlche) und gegebenenfalls zusaumltzlich unter praxisrelevanten Beobachtungswinkeln erfolgen Die Beobachtungswinkel haben insbesondere Einfluss auf Leuchtdichten von Materialien deren Oberflaumlche profiliert ist oder die unterschiedliche Glanzanteile beinhalten Mit der Veraumlnderung des Beobachtungswinkels aumlndern sich die Reflexionsgrade Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts von Bodenindikatoren gilt nach DIN 32984 dass mindestens eine Flaumlche von 4 cm x 4 cm gemessen werden muss um profilierte Oberflaumlchen auch ausreichend erfassen zu koumlnnen Dabei werden auch ausreichend groszlige Flaumlchen erfasst deren Materialzusammensetzung Unregelmaumlszligigkeiten in der Helligkeit aufweist wie zum Beispiel helle und dunkle Anteile

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auf Granitsteinen oder in Materialmischungen Auch Einsprenkel- ungen von Oberflaumlchen mit Glanzanteilen oder Leucht- und Perlfarben mit Glanzeinschluumlssen koumlnnen so beruumlcksichtigt werden Um die Messungen reproduzieren zu koumlnnen und auch die vorgesehene Nutzung im Auszligen- oder Innenbereich zu beruumlcksichtigen sind die Messungen unter Normlichtart A oder D65 durchzufuumlhren Normlichtart A entspricht in etwa Gluumlhlampenbedingungen Normlichtart D65 entspricht Tageslichtbedingungen Eine Kontrastermittlung zwischen Oberflaumlchen die bei unterschiedlichen Lichtarten gemessen wurden ist nicht zulaumlssig Nach DIN kann der Leuchtdichtekontrast durch die direkte Messung von Leuchtdichten oder alternativ durch die Bestimmung von Reflexionsgraden rechnerisch ermittelt werden Soviel zur Messung von Leuchtdichten unter standardisierten Bedingungen in Lichtlaboren Doch was wenn die interes-sierende Materialkombination bereits verbaut wurde und einzelne Materialmuster nicht entnommen werden koumlnnen wie etwa bei denkmalgeschuumltzten Gebaumluden und Anlagen Kapitel 333 gibt Auskunft dazu

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333 Nutzungstypische Leuchtdichtemessungen im Bestand

Die nach DIN 5036-3 geforderten Beleuchtungsbedingungen waumlhrend der Messungen sind im Bestand weder im Auszligenbereich noch im Innenbereich des oumlffentlichen Raumes realisierbar Die Beleuch-tung ist meist nicht diffus sondern weist zumindest Anteile von gerichtetem Licht durch Beleuchtungseinrichtungen oder Lichtspiegelungen der Umgebung auf Aber auch bereits verbaute Materialien sind deswegen von einer Kontrastpruumlfung nicht ausgeschlossen Die Messgeometrie ist dann nutzungstypisch anzupassen und zwar bei einem dennoch hohen Maszlig an Sicherheit und Reproduzierbarkeit der Daten Da die Beleuchtungssituation durch Tageslicht Schwankungen unterliegt wird innerhalb von Gebaumluden nach Moumlglichkeit nach Sonnenuntergang bei nutzungstypischer Beleuchtung gemessen Sollen Messungen im Auszligenbereich durchgefuumlhrt

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werden und befindet sich die Hauptnutzungszeit des Bereichs im Tageslicht so duumlrfen Messungen ausschlieszliglich bei gutem Wetter durchgefuumlhrt werden Annehmbar konstante Beleuchtung durch Tageslicht ergibt sich bei Sonnenschein mit ansonsten wolkenlosem Himmel

334 Methoden zur Schaumltzung von Leuchtdichten

Verschiedentlich wird in der Praxis eine Methode verwendet die vage Einschaumltzungen des Leuchtdichtekontrasts anhand von schwarz-weiszligen Abbildungen von Materialkombinationen vornimmt Dazu werden Fotos von Materialproben in Grautoumlnen aus-gedruckt am Computer die Visualisierung von farbigen Bildern auf Graustufen umgestellt oder Digitalkameras auf schwarz-weiszlig umgestellt Solche Abbildungen sind jedoch stark von der Charakteristik der Geraumlte abhaumlngig und weisen Oberflaumlchen nur als unterschiedlich in ihrer Intensitaumlt von Grautoumlnen aus Zuvor deutliche Kon-tras-te koumlnnen verschwinden Wenn sich auf diesen Darstellungen auf Displays oder Papier zwei Oberflaumlchen erkennbar voneinander abheben so die Befuumlrworter dieser Methode soll davon ausgegangen werden duumlrfen dass der Leuchtdichtekontrast ausreichend sei

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Diese Methode kann fachlich gesehen als allenfalls behelfsmaumlszligig beurteilt werden um einen ersten eher allgemeinen Eindruck von Leuchtdichtekontrasten zu bekommen Tatsaumlchliche Kontrastwerte lassen sich so weder ermitteln oder dahingehend uumlberpruumlfen ob sie bestimmten Anforderungen einer barrierefreien Gestaltung genuumlgen Da es sich um keine Messmethode handelt erhaumllt man auch keine Zahlenwerte Zudem geben Monitore und Kopien urspruumlng-liche Helligkeiten von Originaloberflaumlchen meist verfaumllscht wieder und sind leicht manipulierbar In Vor-Ort-Terminen mit Planern und Praktikern kann diese Methode jedoch anschaulich zum ersten Erkenntnisgewinn beitragen dass es in der sehbehindertengerechten Gestaltung weniger um Farbkontraste sondern vielmehr um Helligkeitsunterschiede von Objekten geht

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Eine andere Methode zur Pruumlfung von Kontrasten sieht die Nutzung von Farbkarten Farbfaumlchern oder digitalen Farbwerken vor Erlaumlutert sei dies am Beispiel von RAL-Farbkarten Als RAL-Farbe werden Normfarben bezeichnet die die RAL GmbH vertreibt Jeder Farbe ist eine Nummernbezeichnung zugeordnet Die Kontrastwerte zweier Materialien werden aus Hellbezugswerten und Umrechnungstabellen erschlossen Das groumlszligte Fehlerpotential wird bei dieser Methode in der eindeutigen Zuordnung von Materialoberflaumlchen zu entsprechenden Farbmustern gesehen Insbesondere Wand- und Bodenbelaumlge lassen sich oft nicht eindeutig zuordnen da deren Oberflaumlchen Zusammensetzungen zeigen die Hell- und Dunkelanteile mischen wie etwa Granit Sandstein Rauputz oder gemusterte Flaumlchen usw Der Vorteil der Normierung der Kartennummern soll darin bestehen dass Kunden und Lieferanten nur RAL-Nummern und nicht Materialmuster austauschen In den vorangegangenen Abschnitten wird deutlich dass die Messung des definierten Materials jedoch unumgaumlnglich ist da dessen Oberflaumlchenbeschaffenheit erhebliche Aus-wirkungen auf Kontraste hat Dies sowohl in Bezug auf Oberflaumlchenstrukturen als auch in Bezug auf die Materialzusammensetzung die sich an der Oberflaumlche offenbart Die Farbkarten-Methode versucht diesem Problem damit zu begegnen dass generell eine Fehler

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- toleranz von 01 bis 015 Kontrastwerten einkalkuliert werden soll und dass glaumlnzende Farben fuumlr die barrierefreie Gestaltung wegen moumlglicher Spiegelungen nicht in Frage kommen Zur empfohlenen Fehlertoleranz ist anzumerken dass wegen der Abnutzung von Materialien geforderte Kontraste im Neuzustand der Materialien ohnehin deutlich uumlberschritten werden sollten (weitere Informationen dazu siehe Kapitel 64) Eine zusaumltzliche Anhebung geforderter Werte durch die Verwendung einer Pruumlfmethode die zusaumltzliche Fehlertoleranzen erforderlich macht duumlrfte daher problematisch sein Dies schraumlnkt die Palette einsetzbarer Materialien unnoumltig weiter ein Der Einsatz glaumlnzender Materialien ist bei Neubauten we

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gen moumlglicher Blendwirkungen und Spiegelungen auch nach DIN 32975 zu vermeiden Jedoch werden vorliegend auch alle Materialien die Glanzanteile oder unterschiedliche Einschluumlsse haben von einer Kontrastpruumlfung methodisch ausgeschlossen was unnoumltig ist (siehe dazu Kapitel 332)

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335 Fazit zur Kontrastpruumlfung durch die Selbsthilfe

Insgesamt ist die Kontrastpruumlfung durch Farbsysteme oder SchwarzWeiszlig-Abbildungen als nur eingeschraumlnkt nuumltzlich weil zu ungenau anzusehen Zumal beide Methoden keine eindeutig reproduzierbaren Messungen darstellen sondern eine Schaumltzung per Inaugenscheinnahme bleiben muumlssen Am sichersten erscheint die direkte und objektive Messung der Leuchtdichten von Kontrastflaumlchen mit festgelegten Messgeometrien und plausiblen Methoden Die Notwendigkeit zur gewissenhaften Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten durch insbesondere nutzungstypische Messungen wird auch in einer Vergleichsstudie uumlber Messmethoden von Joos et al im Auftrag des schweizerischen Bundesamtes fuumlr Verkehr (2012) wie folgt befuumlrwortet bdquoKontrast von Objekten im oumlffentlichen Raum kann nur mit speziellen Leuchtdichtenkameras mit einer genuumlgenden Genauigkeit und vernuumlnftigem personellem und zeitlichem Aufwand bestimmt werdenldquo

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Die vorliegende Broschuumlre versucht aktive Mitglieder der Selbsthilfe zu befaumlhigen sich fuumlr die Pruumlfung und Einhaltung von Kontrasten argumentativ erfolgreich einzusetzen Die erforderlichen Leuchtdichtemessungen an sich sollten nach wie vor von erfahrenen Pruumlfern aus Betrieben und Institutionen durchgefuumlhrt werden die diese Messungen fachgerecht und taumlglich im Auftrag von Materialherstellern Planern Verbaumlnden Kommunen Bund und Laumlndern durchfuumlhren Zur Beurteilung diesbezuumlglich entstehender Kosten sei auf Kapitel 63 verwiesen

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Ein Groszligteil der Informationen im oumlffentlichen Raum die der Orientierung und der Absicherung vor Gefahren dienen wird uumlber Zei-chen Schriften und Piktogramme vermittelt Kontrastwerte die der Auffindbarkeit und Leserlichkeit dienen sollen houmlher als andere sein Nach DIN 32975 gilt dass ein Leuchtdichtekontrast von mindestens 07 und bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen von mindestens 08 einzuhalten ist

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41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit

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Die Auffindbarkeit der Information durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis des gesamten Informationstraumlgers zu seinem Hintergrund Sind zum Beispiel die Grundfarbe einer Toilettenbeschilderung wie auch die umgebende Wand aumlhnlich hell unterscheidet sich die Leuchtdichte nur minimal durch unterschiedliche Reflexionseigenschaften der Materialoberflaumlchen Abbildung 3 zeigt dies Es entstehen zu geringe Kontraste was die Auffindbarkeit des Informationstraumlgers erschwert Abhilfe schafft die kontrastreiche Umrahmung des Schildes oder die kontrastreiche Gestaltung des Schildhintergrundes zur Wand

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4 Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften und Piktogrammen

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Die Leserlichkeit durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis der Zeichen Schriften und Piktogramme zu direkt angrenzenden Flaumlchen Diese Flaumlchen koumlnnen Schildhintergruumlnde sein wie Abbildung 4 die ein Piktogramm als Kennzeichnung einer Herrentoilette zeigt Der relevante Leuchtdichtekontrast entsteht zwischen dem schwarzen Maumlnnchen und der Oberflaumlche des Traumlgermaterials einer Edelstahlplatte

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Falls Zeichen direkt also ohne Traumlgermaterial verwendet werden bilden umgebende Waumlnde angrenzende Gegenstaumlnde und perspektivisch bedingte Umgebungen die angrenzenden Flaumlchen Abbildung 5 die eine Etagennummer auf einer Wand und Abbildung 6 die Piktogramme als Markierung einer Glasflaumlche darstellen zeigen solche direkten Umgebungsflaumlchen von Zeichen

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Abbildung 3 Negativbeispiel ndash helles Toilettenschild auf heller Wand

Abbildung 4 Positivbeispiel ndash dunkles Piktogramm auf hellem Untergrund

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Bei der Etagennummerierung ist die Umgebungsflaumlche eine hell gestrichene Rauputzwand bei den Markierungen auf Glas bildet der Hintergrund in der vorliegenden Perspektive ein Bodenbelag die Umgebungsflaumlche zur Kontrastermittlung

42 Durchsichtige InformationstraumlgerAls besonders unguumlnstig erweisen sich helle Schriften auf Glas bei ebenfalls hellem Hintergrund Abbildung 7 zeigt die Gebaumludebezeichnung eines Finanzamtes durch silbrig-weiszlige Klebebuchstaben die oberhalb der Eingangstuumlr auf dem Sicherheitsglas eines Oberlichts angebracht sind Durch die angrenzende Flaumlche die aus nutzungstypischer Perspektive aus einer weiszligen Decke besteht sind die Buchstaben der oberen Reihe fast gar nicht in den unteren Reihen nur mit Muumlhe erkennbar da der Kontrast zwischen Buchstaben und Decke zu gering ist

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Abbildung 5 Zahl mit Wand als Umgebungsflaumlche

Abbildung 6 Piktogramme mit Boden als Umgebungsflaumlche bei Pers-pektive durch eine Glastuumlr hindurch

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Abhilfe koumlnnte vorliegend eine wesentlich dunklere Deckengestaltung dunklere Schriften oder die Hinterlegung der hellen Schrift mit dunkler Folie schaffen Abbildung 8 zeigt ein Ausstellungsex- ponat Abbildung 9 zeigt was sich dem Betrachter bei Annaumlherung offenbart Jede der 4 Seiten ist aus Glas und mit heller Schrift uumlberzogen die Informationen uumlber das Exponat beinhalten Der Boden als angrenzende Flaumlche zur Schrift aus der Betrachterperspektive ist durch mittelhelle Granitsteine marmoriert und bildet keinen ausreichenden Kontrast zur Schrift sodass diese kaum vom Boden zu unterscheiden ist Hinzu kommt dass sich da alle Glasauszligenflaumlchen des Exponats beschriftet sind die Schriften perspektivisch uumlberlagern und so das Lesen der Information endguumlltig verhindern

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Abbildung 7 Negativbeispiel ndash helle Schrift auf Glas mit hellem Hintergrund

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Die Hinterlegung der Schriften mit dunklen Folien wuumlrde das Exponat optisch zerstoumlren da das Innenleben nicht mehr zu sehen waumlre Dunkle Schriftzeichen wuumlrden auch nicht zum Ziel fuumlhren da das Problem sich uumlberlagernder Schriften weiterhin bestuumlnde Abhilfe bestuumlnde in der Uumlbertragung der Information auf ein zusaumltzliches Schild mit ausreichendem Hintergrundkontrast

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43 Unuumlberlegte Verzierungen und FarbigkeitenBilder oder Farbverlaumlufe als Hintergrund sind grundsaumltzlich zu vermeiden da sie den Leuchtdichtekontrast von Schriften zumindest punktuell schmaumllern Abbildung 10 zeigt ein an sich kontrastreich gestaltetes Gebaumludeschild Durch die teilweise Hinterlegung des Textes mit einem Schmucksiegel wird der Kontrast einzelner Worte zum Schildhintergrund unterbrochen und deutlich verringert Abhilfe koumlnnte die Verkleinerung des Siegels schaffen sodass Schriften damit nicht mehr hinterlegt sind Die Schildgroumlszlige bietet Platz um das Siegel separat zu setzen

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Abbildung 8 Beispiel Exponat- einhausung aus Glasflaumlchen mit Edelstahlrahmen

Abbildung 9 Negativbeispiel ndash uumlberlagernde Schriften auf Glas mit hellem Hintergrund

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Informationsbroschuumlren und Plakate werden meist aufwaumlndig gestaltet Viele verschiedene Farben kommen zum Einsatz um auf differenzierte Inhalte hinzuweisen Dabei tritt die Differenzierung durch Leuchtdichtekontraste haumlufig in den Hintergrund So kann es sein dass Informationen die gar keine hohe Relevanz haben durch starke Helligkeitskontraste zum Hintergrund visuell hervorgehoben werden und Wichtiges trotz vermeintlich auffaumllliger Farbgestaltung wegen zu geringer Leuchtdichtekontraste unbeachtet bleibt

44 Blendung und Schatten ndash boumlse GeisterKapitel 315 erlaumlutert dass zur sehbehindertengerechten Gestaltung keine Pauschalvorgaben zu Beleuchtungsstaumlrken moumlglich sind Vielmehr ist eine in der jeweiligen Situation vor Ort angemessene Beleuchtung notwendig Selbst wenn Kontraste messtechnisch nachweisbar sind kann es sein dass diese durch zu geringe oder zu starke Beleuchtung fuumlr das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind Zu geringe Beleuchtung liegt beispielsweise bei Schattenbildung vor zu starke Beleuchtung kann zu Blendung durch Reflexionen des Lichts fuumlhren Letzteres kann auch durch direkte Sonneneinstrahlung geschehen Abbildungen 11 und 12 zeigen ein von der Decke herabhaumlngendes Schild das an einer der Sonne abgewandten Gebaumludeseite befestigt ist und auf einen Haupteingang

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Abbildung 10 Negativbeispiel ndash Schrift auf Hintergrund mit Hinter-legung

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hinweist Der Kontrast zwischen Buchstaben und Schildhintergrund ist ausreichend sodass einzelne Buchstaben gut erkennbar sind Ein identisches Schild ist an einer der Sonne zugewandten Gebaumlude-seite angebracht Die Buchstaben werden von der direkten Sonnen-einstrahlung teilweise uumlberblendet und sind daher nicht mehr lesbar

Abhilfe koumlnnte die Versetzung des Schildes nach hinten schaffen Eine gleichmaumlszligige Abschattung des gesamten Schildes wuumlrde so durch die Decke hergestellt und Kontraste blieben wahrnehmbar Alternativ muumlsste die Oberflaumlche des Informationstraumlgers weniger glatt sein sodass eine Blendung wegen geringerer Spiegelung des Lichts an der Materialoberflaumlche vermindert ist Auch Abschattflaumlchen aus lichtundurchlaumlssigem Material die direkt an der Schildoberkante befestigt wuumlrden koumlnnten auf dem Schild fuumlr einheitliche Lichtverhaumlltnisse zu sorgen

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Auf Informationstraumlgern die Abdeckungen oder Sichtscheiben aufweisen wie Aushanginformationskaumlsten mit Glas- oder Plexiglasscheiben koumlnnen ebenfalls unerwuumlnschte Reflexionen entstehen Diese sind durch entspiegelte Materialien zu umgehen Der Kontrast an Sichtscheiben von Automaten sollte einstellbar sein

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Abbildung 13 zeigt den Ausschnitt eines Lageplans von Bus- und Hauptbahnhof Durch eine nicht entspiegelte Abdeckung des Aushangplans entstehen bei normalem Tageslicht starke Spiegelungen

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Abbildung 11 Beispiel ndash Schild im Schatten

Abbildung 12 Negativbeispiel ndash Schild mit Sonneneinstrahlung

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die Gleisbezeichnungen der Bahn unlesbar machen Abbildung 14 zeigt das gleiche Problem einer Oumlffnungszeiteninformation einer Bibliothek Durch die Anbringung der an sich kontrastreich gestalteten Textinformation an der Innenseite einer Glaswand spiegeln sich voruumlbergehende Menschen und die oumlrtliche Umgebung aus dem Ruumlcken des Betrachters Die Schriften wirken verwaschen da Kontraste durch wechselnde Umgebungsverhaumlltnisse mal schwaumlcher und mal staumlrker sind

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Abbildungen 15 und 16 zeigen Ausschnitte eines Lageplans der im Auszligenbereich einer Grundschule aufgestellt ist und ohne Ab- deckungen auskommt Trotz Sonneneinstrahlung werden Kontraste nicht beeintraumlchtigt da die Oberflaumlche mattiert ist Leider ist in der Legende zum Plan der Schrifthintergrund teils nicht ausreichend kontrastreich gestaltet Einzelne Gebaumludebereiche sind auf dem Plan durch eingrenzende stark kontrastierende Zeichnung gut unterscheidbar aber die zugehoumlrige Benennung der Gebaumlude ist wegen geringer Kontraste nur fuumlr manche Gebaumlude leserlich

Grundsaumltzlich sind Aushanginformationen mit Orientierungs- oder Entscheidungsfunktion selbst hinreichend zu beleuchten um Kont-

Abbildung 13 Negativbeispiel ndash Blendung auf Glasabdeckung durch Sonnenlicht

Abbildung 14 Negativbeispiel ndash Umgebungsreflexion bei Information hinter Glas

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raste wahrnehmen zu koumlnnen um bei Annaumlherung an die Information keine Schattenbildung zu verursachen Eine gerichtete Beleuchtung ist nach DIN 32975 entweder von unten von oben oder von hinten vorzusehen

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Auch offensichtlich fuumlr sehbehinderte Menschen gestaltete Objekte koumlnnen problematisch sein Abbildung 17 zeigt ein Toilettenschild das neben Buchstaben auch Brailleschrift beinhaltet Die Buchstaben sind erhaben auf einer farblosen Plexiglasscheibe aufgebracht die wiederum auf Abstand zur Wand montiert ist Die Buchstaben werfen daher einen Schatten an die Wand und schmaumllern so den ansonsten tadellosen Kontrast der dunklen Buchstaben zur hellen Wand unnoumltig

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Abbildung 15 Positivbeispiel ndash Lageplan ohne Abdeckung

Abbildung 16 Negativbeispiel ndash ungenuumlgender Kontrast der Legende zum Lageplan

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45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern

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Wenn Papier als Traumlgermaterial fuumlr Informationen verwendet wird zum Beispiel bei Faltplaumlnen ist zusaumltzliche die Papierstaumlrke wichtig um Kontraste zu erhalten Bei beidseitig bedrucktem Papier duumlrfen Informationen der Ruumlckseite auf der Vorderseite nicht durchscheinen Sie verringern als angrenzende Flaumlche zu den Schriften den Leuchtdichtekontrast unnoumltig Eine Mindestpapierstaumlrke von 100 Gramm pro Quadratmeter ist daher einzuhalten

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Da gerade Aushanginformationen haumlufigen Aumlnderungen unterliegen werden die Informationen meist als kostenguumlnstige Variante ebenfalls auf Papier gedruckt Glanzoberflaumlchen auf Papier haben unerwuumlnschte Blendwirkungen insbesondere bei Tageslicht was die Kontraste von Schriften zu ihrem Hintergrund deutlich beeintraumlchtigt

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Infopost oder haumlufig wiederkehrende Mitteilungen werden aus Kostengruumlnden oder aus Gruumlnden des Umweltschutzes oft auf Papier mit hohen Grau-Anteilen und starken Rauigkeiten der Papieroberflaumlchen gedruckt Diese haben im Vergleich zu reinweiszligem also sehr hellem Papier eine kontrastmindernde Wirkung auf die Leserlichkeit von Schriften und sollten vermieden werden Der Effekt des Papiers

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Abbildung 17 Negativbeispiel ndash Schattenbildung durch Reliefbuchstaben auf Plexiglas

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auf den Kontrast zur Schrift ist der gleiche wie der negative Effekt von farbig hinterlegten Texten

46 Schriften aus Licht ndash VorsichtInformationen durch hinterleuchtete oder selbstleuchtende Anzeigen stellen in Bezug auf Leuchtdichtekontraste Sonderfaumllle dar Anders als bei lichtundurchlaumlssigen Schildern kann es zu Kontrastminderungen in der Anwendung kommen Der Kontrast muss bei diesen Anzeigen die uumlblichen Vorgaben von 07 beziehungsweise 08 bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen ndash in der unguumlnstigeren Bedingung ndash erreichen

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Zum Beispiel ergibt ein heller Leuchtkasten der mit einem lichtundurchlaumlssigen Piktogramm beklebt ist unterschiedliche Leuchtdichten abhaumlngig davon ob er ein- oder ausgeschaltet ist Das lichtundurchlaumlssige Piktogramm veraumlndert seine Leuchtdichte dadurch nicht Der Kontrast errechnet sich aus den angrenzenden Flaumlchen von Piktogramm und Hintergrund Also resultieren durch Ein- und Ausschalten der Beleuchtung unterschiedliche Kontraste Aumlhnlich verhaumllt es sich bei lichtdurchlaumlssigen Zeichen auf Leuchtkaumlsten Dann ist es von der Transparenz der Zeichen und des Hintergrundes abhaumlngig ob sich die Beleuchtungsstaumlrke aus dem Innenraum gleichmaumlszligig auswirkt was direkten Einfluss auf die Leuchtdichten einzelner Flaumlchen hat Bei von innen beleuchteten Anzeigen muss daher immer der geringere Kontrast ausreichend hoch sein

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Kapitel 315 erlaumlutert dass Beleuchtungsstaumlrken der Umgebung keine Auswirkungen auf vorhandene Kontraste haben Auch diesbezuumlglich stellen selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen einen Sonderfall dar Tageslicht oder kuumlnstliche Beleuchtung uumlberlagern die Leuchtdichten und koumlnnen einen kontrastmindernden Einfluss haben Nach DIN 32975 muss die Beleuchtungssituation bei der Beurteilung von selbstleuchtenden oder hinterleuchteten

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Anzeigen mit beruumlcksichtigt werden Ohne Tageslichteinfluss in Innenraumlumen muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 200 Lux mit Tageslichteinfluss und im Freien muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 2000 Lux bestehen Uumlbrigens auch dann wenn Schutzscheiben vor den Anzeigen die zusaumltzliche Reflexionen verursachen koumlnnen verwendet werden

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Bei Wechselanzeigen wie Fahrgastinformationen werden zunehmend elektronische Anzeigen verwendet Eine Vergleichsstudie zur Lesbarkeit dynamischer Informationsanzeigen (Lang et al 2004) ergab unter anderem dass LCD-Anzeigen generell als kontrastreicher als LED-Anzeigen wahrgenommen werden insbesondere bei seitlicher Betrachtung was den haumlufigsten Anwendungsfall darstellen duumlrfte Dieses Ergebnis stellte sich als unabhaumlngig von Alter und Sehleistung der Versuchspersonen dar Auf LED-Anzeigen sollte daher verzichtet werden Foumlrderlich fuumlr Kontraste sind zudem hohe Pixelzahlen

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Laufschriften in elektronischen Anzeigen sind generell auch bei hinreichenden Kontrasten zu vermeiden Das Auge hat in der Regel zu wenig Zeit um sich auf die schnellen Kontrastwechsel an einzelnen Punkten einzustellen um zunaumlchst einzelne Buchstaben und anschlieszligend ganze Worte wahrzunehmen um sie danach noch lesen und verstehen zu koumlnnen

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

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Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

i

Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
Page 3: Barrierefrei - und jeder weiß wo es lang geht! · Barrierefrei – und jeder weiß, wo es lang geht! Gefahrenabsicherung, Orientierung und Komforterhöhung durch Kontraste Broschüre

Autorin Dipl-PsychAnuschka Hesse-Germann

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Dies kann die moumlgliche Sicht mit einer Seheinschraumlnkung sein Der farbliche Kontrast wird nicht wahrgenommen Deswegen hat der Leuchtdichtekontrast eine herausragende Bedeutung fuumlr die Wahrnehmung

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Die Broschuumlre wurde in dritter Auflage im Literaturverzeichnis aktualisiert und mit 2000 Stuumlck gedruckt Daruumlber hinaus steht sie zum Gratisdownload unter wwwpro-retinadedateienkontraste-broschuere-der-pro-retina-deutschlandpdf unter wwwmobilitaet-verkehrde und unter anderen Internetadressen zur Verfuumlgung

Die Wiedergabe von Abbildungen uumlber Monitore und in Druckausgaben kann Farben verzerrt darstellen Abbildungen sind daher nicht als guumlltige Planungsmuster zur sehbehindertengerechten Gestaltung einsetzbar sondern haben ausschlieszliglich veranschaulichenden Charakter Soweit nicht anders angegeben entstammen alle Abbildungen der Projektarbeit Abbildung 6 und Abbildung 31 wurden mit freundlicher Genehmigung zum Abdruck von mdm-glasdesign (Siedlungsstr 1a 31737 Rinteln) zur Verfuumlgung gestellt Die Abbildungen 33 und 42 wurden von Rinn Beton- und Naturstein GmbH amp Co KG (Rodheimer Straszlige 83 35452 Heuchelheim) mit freundlicher Genehmigung zum Abdruck zur Verfuumlgung gestellt

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Die Broschuumlre darf ausschlieszliglich ungekuumlrzt als originale PDF-Datei und als Gratisdownload sowie gegen Angabe der Quelle ohne weitere Erlaubnis und ohne Verguumltung weiterverbreitet werden Eine Erlaubnis der Verwendung und Weiterverbreitung einzelner Textteile undoder Abbildungen ist mit PRO RETINA Deutschland e V und PMV vorher abzustimmen

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Soweit vorliegend direkt oder indirekt auf Gesetze Vorschriften und Richtlinien (z B DIN) Bezug genommen oder daraus zitiert wird koumlnnen Autoren Mitwirkende Herausgeber und Verlag keine Gewaumlhr fuumlr Richtigkeit Vollstaumlndigkeit oder Aktualitaumlt leisten Eine Haftung der vorgenannten Personen und Institutionen fuumlr Personen- Sach- und Vermoumlgensschaumlden als Folge der Umsetzung von Empfehlungen der vorliegenden Broschuumlre ist ausgeschlossen

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Projektleitung Herausgeber und Verlag PRO RETINA Deutschland e V Selbsthilfevereinigung von Menschen mit Netzhautdegenerationen Vaalser Str 108 52074 Aachen wwwpro-retinade infopro-retinade

Unterstuumltzer bei Entwicklung und Verteilung der Broschuumlre BAG Selbsthilfe e V Kirchfeldstr 149 40215 Duumlsseldorf wwwbag-selbsthilfede infobag-selbsthilfede

Urspruumlngliche inhaltl Entwicklung Projektbuumlro Mobilitaumlt und Verkehr Mauritiussteinweg 1 50676 Koumlln

Aktualisierung Projektbuumlro Mobilitaumlt und Verkehr Hesse-Germann Roumltzinghofen 35 51399 Burscheid ahgmobilitaet-verkehrde

Zitierhinweis PRO RETINA Deutschland e V (Juni 2016) Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht Gefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe 3 aktualisierte Auflage (Erhaumlltlich unter

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wwwpro-retinade und unter wwwmobilitaet-verkehrde)

Inhalt

Vorwort 6

Gruszligwort 8

1 Zur Entstehung der Broschuumlre 9

2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste 11

21 Die Zielgruppe der Broschuumlre 11

22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe 13

23 Resultierende Themenbereichen der Broschuumlre 15

3 Welche Kontraste 16

31 Kontraste nach DIN 32975 16

311 Helligkeitsunterschiede versus Farbunterschiede 16

312 Die Leuchtdichte und andere Lichtmaszlige 18

313 Der Leuchtdichtekontrast 19

314 Auswirkungen unguumlnstiger Lichtverhaumlltnisse 20

315 Auswirkungen von Beleuchtungsstaumlrken 20

32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten 21

321 Die kontinuierliche Informationskette 21

322 Uumlbergangsbereiche im Fokus 21

323 Komfortable Kontraste und DIN-Vorgaben 22

33 Die Pruumlfung von Kontrasten 22

331 Kontrastpruumlfungen nach DIN 23

332 Standardisierte Leuchtdichtemessungen im Labor 23

333 Nutzungstypische Leuchtdichtemessungen im Bestand 24

334 Methoden zur Schaumltzung von Leuchtdichten 25

335 Fazit zur Kontrastpruumlfung durch die Selbsthilfe 27

4 Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften und

Piktogrammen 28

41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit 28

42 Durchsichtige Informationstraumlger 30

43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten 32

44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister 33

45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern 37

46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht 38

5 Kontrastoptimierung von Markierungen 40

51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen 40

52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse 41

53 Serviceautomaten und Bedienelemente 44

54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas 47

55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen 49

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien 49

552 Uumlbergangsbereiche 51

6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden 55

61 Rechtliche Grundlagen 55

62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein 55

621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland 56

622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen 57

623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten 57

63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion 58

64 Langlebigkeit von Kontrasten 59

65 Kontraste ndash eine aumlsthetische Zumutung 61

Literatur 63

Zur Autorin

Anuschka Hesse-Germann Augenoptikerin und Diplompsychoshylogin (Schwerpunkt Wahrnehmungs- und Verkehrspsychologie) arbeitet als freie Sachverstaumlndige und ist spezialisiert auf die sehbehindertengerechte Gestaltung Zu ihren Taumltigkeiten im Arbeitsbereich Barrierefreiheit zaumlhlen die Planungsberatung und Begutachtungen im oumlffentlichen Raum Seminare und Vortraumlge zur sehbehindertengerechten Gestaltung sowie die unabhaumlngige Pruumlfung von Leuchtdichtekontrasten im Bestand sowie im Labor nach DIN

Weitere Informationen unter wwwmobilitaet-verkehrde

6

Vorwort

Mit dem hier vorgelegten Ergebnisbericht der Studie der PRO RETINA Deutschland e V ist ein Tatbestand aufgegriffen worden der in der Selbsthilfe eine zunehmende Bedeutung erlangt Die Fragestellung dazu lautet befaumlhigt eine Behinderung oder eine chronische Erkrankung dazu objektiv notwendige Bedingungen beurteilen zu koumlnnen die Voraussetzung fuumlr Barrierefreiheit sind Ein Ergebnis ist dass ohne Hilfen und Handreichungen nur subjektiv die eigene Situation und die damit verbundene Einschraumlnkung bewertet werden was aber eine objektivierbare Aussage zum Status von Barrierefreiheit unmoumlglich macht Aus diesem Grunde ist die hier vorgelegte Broschuumlre umso wichtiger weil sie Fakten und Argumentationshilfen liefert um in Beratungssituationen objektiv in diesem Falle uumlber die Belange von Menschen mit Sehbeeintraumlchtigungen Auskunft geben zu koumlnnen Damit wird erreicht dass wie auch in der Broschuumlre angefuumlhrt Aussagen wie bdquowir haben das von einem Betroffenen testen lassenldquo kuumlnftig nicht mehr vorkommen Der Test durch einen Betroffenen reicht nicht aus solange nicht geklaumlrt ist auf welcher Basis diese Person einen Test durchfuumlhrt Diese Kriterien werden im nachfolgenden Text fuumlr den Bereich der Kontraste fuumlr andere Menschen aus dem Selbsthilfebereich nachvollziehbar dargestellt und bieten eine praxisgerechte Hilfestellung

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Weitere wichtige Aussagen in der Broschuumlre befassen sich mit den uumlblichen Abwehrstrategien die angewendet werden um die berechtigten Anforderungen an Barrierefreiheit zu verhindern Es werden Argumentationshilfen angeboten die es erleichtern diese an sich unzulaumlssige Diskussion erfolgreich fuumlhren zu koumlnnen

Wir hoffen dass diese Broschuumlre im Selbsthilfebereich groszlige Verbreitung finden wird und als Hilfestellung genutzt wird

Wolfgang TiggesBAG SELBSTHILFE e V Stellvertretender Bundesgeschaumlftsfuumlhrer

8

Gruszligwort

Mitglieder der Selbsthilfe treffen oft auf Widerstand im Umgang mit Kommunen Bauherrn Planern und Architekten wenn sie bei der Gestaltung ndash etwa von Ausschilderungen Treppen und Stufen ndash staumlrkere Kontraste einfordern um die Orientierung zu erleichtern

Diese Broschuumlre informiert uumlber die Notwendigkeit solche Punkte bei der Gestaltung von oumlffentlichen Raumlumen zu beruumlcksichtigen Sie soll ganz im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention dazu beitragen dass sich nicht nur Sehbehinderte sondern auch aumlltere Menschen durch staumlrkere Kontraste in ihrer Umgebung leichter und komfortabler orientieren koumlnnen was die Sturz- oder Verletzungsgefahr reduziert

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Die Kontrast-Broschuumlre gefoumlrdert vom Bundesministerium fuumlr Gesundheit soll durch sachliche Argumente das Gespraumlch mit Ent-scheidungstraumlgern uumlber die Gestaltung des oumlffentlichen Raumes unterstuumltzen

Elke Lehning-FrickePRO RETINA Deutschland e V Leiterin Arbeitskreis Mobilitaumlt

Ute PalmPRO RETINA Deutschland eV Stellvertretende Vorsitzende

9

1 Zur Entstehung der Broschuumlre

Sind Sie aktives Mitglied einer Selbsthilfegruppe Werden Sie zur sehbehindertengerechten Gestaltung im oumlffentlichen Raum um Rat gefragt Dann sind Ihnen sicher manche Probleme bekannt

Vielleicht houmlren Sie haumlufig von Menschen mit Sehbehinderungen Folgendes

bdquo Ich konnte den Fahrscheinautomaten nicht bedienen

Graue Tasten auf grauem Hintergrundldquo

bdquo Im Waschraum musste ich fast die komplette Wand abtasten

ehe ich den Handtuchspender endlich entdeckteldquo

bdquoDie Absperrkette war wie unsichtbarldquo

bdquoIch habe die Treppe erst beim Fallen wahrgenommenldquo

Andererseits houmlren Sie vielleicht haumlufig von Entscheidungstraumlgern folgende Aussagen

bdquo Man darf doch nicht alles mit rot-weiszligen Streifen

verschandelnldquo

bdquo Sehbehindertengerechte Gestaltung hat keine

guumlltigen Normenldquo

bdquoGeforderte Kontraste sind in der Realitaumlt nicht zu erreichenldquo

bdquo Sehbehindertengerechte Gestaltung ist leider einfach

zu teuerldquo

Die Ursache fuumlr eine undeutliche Wahrnehmung im oumlffentlichen Raum sind neben zu kleinen Schriften und fehlenden Markierungen meist mangelhafte Kontraste Farbkontraste koumlnnen die Wahrnehmung zwar unterstuumltzen relevanter sind jedoch Leuchtdichtekontraste Daruumlber herrscht bei Bauherren Architekten und

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Entscheidungstraumlgern haumlufig Unwissenheit Als wichtiger Partner zur Verbesserung der Sicherheit der Orientierung und des Komforts im oumlffentlichen Raum sind die Selbsthilfegruppen gefragt die meist jedoch nicht fachlich zum Thema ausgebildet werden koumlnnen Daher foumlrderte das Bundesministerium fuumlr Gesundheit die Entwicklung dieser Broschuumlre die Abhilfe schaffen soll

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bdquoBarrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtldquo richtet sich an Selbsthilfeverbaumlnde im Allgemeinen Der konkrete Informationsbedarf der Selbsthilfe wurde Ende 2011 durch eine Befragung erhoben deren Ergebnisse Kapitel 2 beschreibt Fast die Haumllfte der Befragten beurteilt ihr derzeitiges Wissen uumlber Kontraste als duumlrftig oder als nicht vorhanden Die Broschuumlre vermittelt daher Basis-wissen in den dringendsten Anwendungsbereichen Dazu zaumlhlt zum Beispiel die Kontrastoptimierung bei Schildern an Hindernissen an Bedienelementen an Treppen und Gelaumlndern oder bei Bodenindikatoren Ergaumlnzt wird dieses Basiswissen durch Argumentationshilfen fuumlr typische Widerstaumlnde in Beratungen wie rechtliche Grundlagen Nutzergruppen aumlsthetische Aspekte die nachtraumlgliche Einbringung von Kontrasten und Kostenfragen

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Es ist eine auf dringendste Beduumlrfnisse der Selbsthilfe gekuumlrzte Handreichung zu visuellen Kontrasten entstanden die in einfacher Form als fachliche Unterstuumltzung im Erstkontakt mit Entscheidungstraumlgern zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes dienen soll

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2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste

Die Eigenschaften der Zielgruppe dieser Broschuumlre und ihre konkreten Beduumlrfnisse wurden in einer schriftlichen Befragung bei Bundesverbaumlnden und Landesarbeitsgemeinschaften der BAG Selbsthilfe e V und in diversen Foren und Kontaktlisten der PRO RETINA Deutschland e V ermittelt

21 Die Zielgruppe der BroschuumlreTeil A der Befragung suchte Antworten darauf inwiefern die Selbsthilfe bereits zum Thema Kontraste beratend taumltig ist wer die An-sprechpartner sind wie hoch die Nachfrage ist auf welche Widerstaumlnde man stoumlszligt und wie der eigene Wissensstand eingeschaumltzt wird Derzeit sind 64 der Befragten bereits beratend taumltig 20 moumlchten es kuumlnftig sein Fuumlr Beratungen ist die Selbsthilfe in Kontakt mit Gemeinden Landkreisen kreisfreien Staumldten (58 ) Bauherren (29 ) Architekten (41 ) Stadtplanern (51 ) und Herstellern von Baumaterial (19 ) Daruumlber hinaus wurden auch Wohnungsgesellschaften Stadtwerke Universitaumlten Verkehrsbetriebe politische Gremien und Behindertenbeiraumlte auf landes- und kommunaler Ebene sowie Parteien Parlamente und Senate genannt Die uumlberwiegende Zahl der Beratungen (61) erfolgt auf Initiative der Selbsthilfe die sich vorwiegend an Stellen mit Entscheidungsbefugnissen richtet Auf die Frage nach Widerstaumlnden in Beratungen wurde verschiedenen vorgegebenen Aussagen zugestimmt

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36 bdquoMan kann doch nicht alles uumlbertrieben farbig gestaltenldquo

36 bdquoDie Bauausfuumlhrung ist schon beendet da kann man

nichts mehr aumlndernldquo 14 bdquoWir bauen fuumlr die Allgemeinheit

Auf Minderheiten nimmt man keine Ruumlcksichtldquo und 42 bdquoEine

barrierefreie Gestaltung wuumlrde den finanziellen Rahmen spren-

12

genldquo Als weiteres Gegenargument wurde gehaumluft der Denkmalschutz angefuumlhrt direkt gefolgt von aumlsthetischen Bedenken

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(bdquoKontraste stoumlren das Gesamtbildldquo bdquoPasst nicht zum Stil des

Hausesldquo bdquoEingriff in kuumlnstlerische Gestaltung und Freiheit der

Architektenldquo) Auch wird angefuumlhrt Kontraste waumlren mit Materialien die guumlnstig und leicht zu reinigen seien nicht herstellbar und Nachbesserungen wuumlrden ohnehin technisch als nicht machbar

angesehen Argumentiert wird zuweilen mit Aussagen wie bdquoDie

Normen zur barrierefreien Gestaltung sind nicht bindend muumls

sen daher nicht beachtet werdenldquo bdquoBaumaszlignahmen eines

privaten Investors sind nicht oumlffentlicher Bereichldquo bdquoEs handelt

sich um keinen Neubau sondern lediglich um Bauaumlnderungen

die keine Beruumlcksichtigungen notwendig machenldquo bdquoDas Sa

nierungskonzept sieht einfach keine barrierefreie Gestaltung

vorldquo etc Mehrfach wurde deutlich dass sich Entscheidungstraumlger

auf vermeintliche Experten verlassen bdquoUnsere Architekten wissen

schon selbst was Barrierefreiheit istldquo bdquoWir haben Barrierefrei

heit beruumlcksichtigt ein Rollstuhlfahrerverband wurde befragtldquo

oder bdquoWir haben doch Kontraste eingesetztldquo

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Die Widerstaumlnde die der Selbsthilfe entgegenschlagen sind also vielfaumlltig Ein Teilnehmer gab an dass es sich eher um Unwissen als um Widerstand handele da sich Menschen ohne Beeintraumlchtigungen oft nicht vorstellen koumlnnen wie wichtig zum Beispiel Kontraste sind Simulationsbrillen im Rucksack wuumlrden dann viele Debatten ersparen Reduziert kann man auf das Unwissen einiger entscheidungsbefugter Stellen schlieszligen die sehbehindertengerechte Gestaltung primaumlr als zu teuer zu aufwaumlndig und nachtraumlglich als nicht machbar einstufen Die Anfuumlhrung des Denkmalschutzes und Berufungen auf mangelnden Erfuumlllungszwang von Normen ist als Hinweis anzusehen dass das Potential sehbehindertengerechter

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Gestaltung als Beitrag zu Gefahrenabsicherung Orientierung und Komfort im oumlffentlichen Raum fuumlr alle Menschen als nachrangig angesehen und verkannt wird Auf die Frage bdquoWie haumlufig werden sie nach Informationen uumlber Kontraste zur sehbehindertengerechten Gestaltung gefragtldquo gaben 15 an bdquosehr oftldquo 42 bdquomanchmalldquo und 22 bdquonieldquo Dies spiegelt die Unwissenheit der Stellen mit Entscheidungsgewalt Der eigene Wissensstand der Selbsthilfe zu Leuchtdichtekontrasten wurde zu 5 als bdquotiefgreifendldquo zu 29 als bdquoausreichendldquo zu 37 als bdquoduumlrftigldquo und zu 10 als bdquonicht vorhandenldquo angegeben 19 der Befragten machten hier keine Angaben Damit ergibt sich dass bloszlig ein Drittel der Befragten in Beratungsgespraumlchen einen Wissensstand vorweisen kann der anstehende Entscheidungen guumlnstig beeinflusst und Widerstaumlnden fachlich entgegentritt Dass knapp zwei Drittel der Befragten bereits beratend taumltig sind und weitere 20 es kuumlnftig sein wollen macht die Notwendigkeit der vorliegenden Broschuumlre deutlich 49 der Befragten gaben an haumlufig 19 manchmal und nur 7 nie auf die Wichtigkeit von Kontrasten zur Orientierung und Gefahrensicherung hinzuweisen 41 tun dies auf Nachfrage 61 auch ungefragt Das bedeutet dass grundsaumltzlich bekannt ist wie nuumltzlich Kontraste sind Zusammengenommen mit den Ergebnissen zum Wissenstand wird das Potential der Selbsthilfe zur Verbesserung des oumlffentlichen Raumes durch Argumentationskraft deutlich

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22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der ZielgruppeTeil B der Befragung erfragte den thematischen Informationsbedarf der Selbsthilfe In jeder Kategorie konnte unter bdquoSonstigeldquo freier Text hinzugefuumlgt werden Einige Angaben lieszligen sich im Nachhinein abgefragten Punkten zuordnen Andere werden separat genannt

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Ergebnisse zum Informationsbedarf der Kategorie bdquoSchriften Zeichen und Piktogrammeldquo

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- Schriftverkehr (54 ) - Poster (27 ) - Plakate (25 ) - Raumschilder (68 ) - Wegweiser (73 ) - Gebaumludekennzeichnungen (69 ) - Informationen im Straszligenraum (71 ) - selbstleuchtende Anzeigetafeln und Schilder (53 ) - Sonstige haumlufig Fahrgastinformationen im OumlPNV

Ergebnisse zur Kategorie bdquoMarkierungenldquo - Gefahrenbereiche wie Baustellen - Bereiche mit Sturzgefahr etc (68 ) - Serviceautomaten und Bedienelemente wie Aufzug Bankautomat

Notruf etc (71 ) - Treppen und Gelaumlnder Fahrtreppen und Rampen (73 ) - Poller Fahnenmaste Ampeln Schild- und Lichtmasten (64 ) - Saumlulen und Pfeiler (53 ) - Waumlnde Tuumlren und Drehtuumlren aus Glas (68 ) - Sonstige Sanitaumlrobjekte Absperrketten und Mobiliar im oumlffentli

chem Raum (wie Fahrradstaumlnder Muumllleimer Werbetraumlger)-

Ergebnisse zur Kategorie bdquoBodenindikatorenldquo - Auffangstreifen (51 ) - Leitstreifen (69 ) - Begleitstreifen (47 ) - Aufmerksamkeitsfelder (63 )

Abschlieszligend war Raum um zusaumltzliche Kategorien zum Thema Kontrast zu nennen die mit Informationen in der Broschuumlre die Arbeit in der Selbsthilfe erleichtern koumlnnten Die umfangreich eingegangenen Anmerkungen gingen zum Teil uumlber das Generalthema Kontraste im oumlffentlichen Raum deutlich hinaus Schriftarten Schriftgroumlszligen Beleuchtungsstaumlrken Informationsflut in Schaukaumlsten Erlaumluterungen zu Hilfsmitteln Beispiele fuumlr Privatwohnungen

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Auch wurde tiefgreifendes rechtliches Wissen gewuumlnscht rechtliche Moumlglichkeiten und Verpflichtungen der Gemeinden nach Landesbauordnungen freie Veroumlffentlichung der DIN-Vorschriften Entscheidungen der Denkmalpflege Musterbauordnung einheitliche Kennzeichnungen in der EU Auch der Wunsch nach Informationen zur Webseitengestaltung und zu Computereinstellungen in diversen Betriebssystemen und mit verschiedenen Spezialprogrammen war haumlufig Hinweise die die Argumentationsweise der Broschuumlre und Oumlrtlichkeiten betreffen gingen auch ein Vereinbarkeit von Aumlsthetik und Kontrasten unterschiedliche Beeintraumlchtigungen der Sehfaumlhigkeit Erhoumlhung der Selbstaumlndigkeit Wahrnehmung und Orientierung durch Kontraste Probleme durch Beleuchtung Witterung und Verschmutzung Kontraste in Museen Kirchen und in oumlffentlichen Toiletten etc

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23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die BroschuumlreDie vorliegende Broschuumlre erhebt keinen Anspruch darauf Fachliteratur zu allen Anwendungsmoumlglichkeiten zu ersetzen Der Umfang der Broschuumlre war von Beginn an begrenzt Sie beinhaltet daher nur Themen die aufgrund der Befragung dringend erschienen und fuumlhrt wichtige Punkte exemplarisch aus Anwendungsmoumlglichkeiten in Zusammenhang mit Computern uumlber das Generalthema Kontraste hinausgehende sowie rechtliche Themen koumlnnen keine Beachtung finden Jedes einzelne dieser nicht bearbeiteten Themen rechtfertigt eine eigene umfaumlngliche Broschuumlre und ist als dringende Aufforderung fuumlr kuumlnftige Projekte anzusehen Anmerkungen zur Argumentation und Wuumlnsche zu Orten der Kontrastoptimierung wurden weitestgehend beruumlcksichtigt

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3 Welche Kontraste

31 Kontraste nach DIN 32975Die Orientierung im oumlffentlichen Raum durch Kontraste dient der Vermeidung von Gefahren durch eine komfortable Wahrnehmung Daher profitieren nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen von ausreichenden Kontrasten sondern alle Die DIN 32975 - Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur barrierefreien Nutzung (2010) erlaumlutert auf Seite 3

bdquoInformationen aus unserer Umwelt werden uumlberwiegend uumlber

das Auge aufgenommen daher wird ein Groszligteil relevanter

Informationen optisch angeboten Das Sehen bzw die visuel

le Wahrnehmung ist ein komplexer Vorgang und umfasst die

Farbwahrnehmung raumlumliches Sehen Daumlmmerungssehen

Anpassung an wechselnde Helligkeiten Wahrnehmung beweg

ter Sehobjekte usw Die Wahrnehmung einer Information ist

insbesondere abhaumlngig von ihrem Leuchtdichtekontrast ihrer

Beleuchtung ihrem Standort und der Groumlszlige der Informations

elementeldquo

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Kontraste koumlnnen visuell taktil und akustisch wahrgenommen werden Taktile und akustische Kontraste sind nicht Gegenstand dieser Broschuumlre und daher an anderer Stelle nachzulesen Im Folgenden geht es ausschlieszliglich um visuelle Kontraste durch Helligkeitsunterschiede sogenannte Leuchtdichtekontraste

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311 Helligkeitsunterschiede versus Farbunterschiede

Kontraste werden grundsaumltzlich durch Helligkeitsunterschiede erzeugt Nur wenn sich Objekte dadurch von ihrer Umgebung absetzen werden sie wahrgenommen Sehleistungen wie Schaumlrfe Formerkennung oder Lesen sind erst nachgeordnet moumlglich Ob die Farbe eines Objekts als unterschiedlich zu einer anderen empfun

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den wird ist bei der Kontrastwahrnehmung nicht ausschlaggebend sondern kann diese lediglich unterstuumltzen Relevanter ist vielmehr ob sich die Helligkeit einer Oberflaumlche von der Helligkeit einer an-deren Oberflaumlche unterscheidet Auskunft daruumlber kann nur der Leuchtdichtekontrast geben der in Kapitel 313 erlaumlutert wird

Zu Farben sei lediglich hervorgehoben dass Rottoumlne haumlufig und ungeahnt zu Verwirrungen fuumlhren koumlnnen Da Rot generell einen starken Wiedererkennungswert als Signalfarbe hat wird diese Farbe haumlufig eingesetzt um bestimmte Schriften oder Markierungen hervorzuheben Werden helle Rottoumlne in Schriften oder Zeichen als Kontrast auf weiszligem Hintergrund verwendet wird oft vergessen dass trotz der Signalwirkung der Farbe der Leuchtdichtekontrast unter Umstaumlnden sehr gering sein kann und dadurch schlecht wahrnehmbar ist Der in Abbildung 1 dargestellte Boden-Warnhinweis auf kreuzende Straszligenbahnen weist zum Beispiel keinen ausreichenden Kontrast auf und wird daher schlecht wahrgenommen Und dies nicht etwa trotz der Verwendung der Signalfarbenkombination Rot-Weiszlig sondern gerade wegen des unuumlberlegten Umgangs mit dieser Farbkombination zur Markierung von Gefahrenbereichen

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Das gleiche Problem besteht bei der Verwendung dunkler RotToumlne in Verbindung mit dunklen Oberflaumlchen Zum Beispiel werden

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Abbildung 1 Negativbeispiel zur Farbkombination Rot-Weiszlig

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Radwege haumlufig im Kontrast zu Gehwegen rot markiert um die Bereiche visuell voneinander abzugrenzen Dies hilft der visuellen Absicherung von Bewegungsflaumlchen zu wenig Wenn beide Farben aumlhnlich dunkel wahrgenommen werden nuumltzt die der Farbe Rot zugesprochene Signalwirkung nicht zur Unterscheidung beider Verkehrsflaumlchen Daher sind Kollisionen zwischen Radfahrern und sehbehinderten Fuszliggaumlngern weiterhin haumlufig Eine Signalfarbe unterstuumltzt Kontrastwirkungen nur bei dem Menschen der Farben fuumlr gewoumlhnlich gut differenzieren kann dem bestimmte Farben und Farbkombinationen als Signalfarben bekannt sind und auch nur dann wenn die Lichtbedingungen die Unterscheidung von Farben zulassen

312 Die Leuchtdichte und andere Lichtmaszlige

Die physikalische Groumlszlige die die Helligkeit eines Objekts beschreibt die der Mensch wahrnimmt ist die Leuchtdichte (Maszligeinheit cdmsup2 Candela pro Quadratmeter) Neben der Lichtstaumlrke der Leuchtquelle der Beleuchtungsstaumlrke auf dem Objekt und dem Einstrahlwinkel des Lichts im Verhaumlltnis zum Betrachter haumlngt die Houmlhe der Leuchtdichte entscheidend vom Reflexionsgrad der angestrahlten Flaumlche ab Abbildung 1 verdeutlicht die Zusammenhaumlnge der einzelnen Fachbegriffe Das Licht trifft mit einer gewissen Lichtstaumlrke (Maszligeinheit Candela cd) auf ein Objekt Auf dessen Oberflaumlche wird dadurch eine bestimmte Beleuchtungsstaumlrke (Maszligeinheit Lux lx) erzielt Die Oberflaumlche des Objekts hat durch eine eher raue oder eher glatte Beschaffenheit und durch die Materialzusammensetzung an dessen Oberflaumlche einen bestimmten Reflexionsgrad (Maszligeinheit griechisch rho ρ) Erst die aus all dem resultierende Leuchtdichte des Objekts die beim Betrachter ankommt gibt Auskunft daruumlber wie hell oder dunkel das Objekt wahrgenommen wird

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Gluumlcklicherweise folgt die visuelle Wahrnehmung der lichttechnischen Leuchtdichte nicht linear Auge und visuelle Informationsverarbeitung des Menschen versuchen Leuchtdichteextreme auszugleichen nehmen Farben zu Hilfe und fuumlllen Informationsluumlcken aus dem Sinn dessen auf was Menschen gerade erwarten wahrzu-nehmen

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313 Der Leuchtdichtekontrast

Der Leuchtdichtekontrast k bezeichnet den Unterschied der Helligkeit zweier Flaumlchen zueinander Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts zweier angrenzender Flaumlchen oder von einem Objekt zu seinem Hintergrund werden Leuchtdichten der einzelnen Materialien gemessen Aus den Ergebnissen wird der Leuchtdichtekontrast gemaumlszlig DIN 32975 nach folgender Definition ermittelt (Michelson-Formel)

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k= (L1 ndash L2) (L1 + L2)

L1 steht fuumlr die Leuchtdichte der ersten Flaumlche L2 steht fuumlr die Leuchtdichte der zweiten Flaumlche Ergebnisse zum Leuchtdichtekontrast k erreichen nach dieser Formel Werte zwischen 0 und 1 Der besseren Lesbarkeit wegen wird im Folgenden der Leuchtdichtekontrast k nur noch bdquoKontrastldquo genannt

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Abbildung 2 Grafische Darstellung zur Entstehung der Leuchtdichte

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314 Auswirkungen unguumlnstiger Lichtverhaumlltnisse

Bei insgesamt unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen wie etwa durch Nebel in der Daumlmmerung oder bei unzureichender Beleuchtung kommt dem Leuchtdichtekontrast eine weitere wesentliche Bedeutung zu da die Leistungsfaumlhigkeit des Auges dann abnimmt Die Makula als Ort des schaumlrfsten Sehens im Zentrum der Netzhaut kann unter diesen Bedingungen ausfallen Was dem Sehen weiterhin zur Verfuumlgung steht ist die Peripherie der Netzhaut Das Farbsehen und die Sehleistung nehmen jedoch zur Peripherie der Netzhaut immer mehr ab Das Farbsignal faumlllt in aumluszligeren Bereichen der Netzhaut voumlllig aus und wird allein durch das Helligkeitssignal ersetzt Ein hoher Leuchtdichtekontrast traumlgt also besonders bei unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen erheblich dazu bei wichtige Objekte wahrnehmen zu koumlnnen

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315 Auswirkungen von Beleuchtungsstaumlrken

Planer und Praktiker fragen haumlufig nach Beleuchtungsstaumlrken mit denen ausreichende Leuchtdichtekontraste erzielt werden koumlnnen bdquoWie viel Luxldquo wird immer gefragt Allerdings geht es nicht um Lux das von Leuchtmitteln erzeugt wird sondern um die Leuchtdichte die vom Objekt erzeugt wird Mit Aumlnderung der Beleuchtungsstaumlrke ndash sofern die Oberflaumlchenbeschaffenheit des Materials und der Einstrahlwinkel des Lichts gleich bleiben ndash aumlndern sich die Leuchtdichten beider Flaumlchen jedoch im gleichen Verhaumlltnis zueinander sodass der Leuchtdichtekontrast immer uumlber alle Beleuchtungs-staumlrken hinweg konstant bleibt Grundsaumltzlich ist daher auf die Frage nach geeigneten Beleuchtungsstaumlrken fuumlr einen ausreichenden Leuchtdichtekontrast keine Antwort moumlglich Die Messung der Leuchtdichte einer einzelnen Flaumlche kommt zwar bei verschiedenen Beleuchtungsstaumlrken zu unterschiedlichen Ergebnissen Zur Ermittlung des Kontrasts muumlssen jedoch immer zwei angrenzende Flaumlchen in Bezug auf ihren Helligkeitsunterschied zu einander ndash unter der gleichen Beleuchtungsstaumlrke ndash betrachtet werden Daher ist

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die Anfrage der Planer und Praktiker nach sehbehindertengerechten Beleuchtungsstaumlrken wenn es um Leuchtdichtekontraste geht nicht zielfuumlhrend Da der Leuchtdichtekontrast einer Materialkombination durch unterschiedliche Beleuchtungsstaumlrken nicht veraumlndert werden kann Allerdings gibt es einen komfortablen Bereich der Leuchtdichte einer Umgebung der je nach Zweck zwischen 100 und 500 cdmsup2 liegt

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Einen Sonderfall in Bezug auf die Relevanz der Beleuchtungsstaumlrke bilden selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen Naumlheres dazu ist Kapitel 46 zu entnehmen

32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten

321 Die kontinuierliche Informationskette

Eine kontinuierliche Kette von Informationen ist die Grundvoraussetzung fuumlr sichere Mobilitaumlt und fuumlr die korrekte Orientierung im oumlffentlichen Raum Zur Kontinuitaumlt einer Informationskette auf dem Weg von A nach B gehoumlren die Durchgaumlngigkeit des Designs der Bezeichnungen und der Anbringungsstellen sowie die analoge Kennzeichnung des Ruumlckwegs durch Elemente die Informationen beinhalten Auch der Planer von Kontrasten muss dies bei der Gestaltung von Markierungen Wegweisern Bodenindikatoren etc beruumlcksichtigen Das System muss auch tolerant gegenuumlber Fehlern des Nutzers sein Einmal falsch eingeschlagene Wege oder Vorlieben fuumlr bestimmte Wege duumlrfen individuell nicht dazu fuumlhren dass der Nutzer ploumltzlich orientierungslos und damit hilflos wird Die Durchgaumlngigkeit von Kontrasten ist daher dringend angeraten

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322 Uumlbergangsbereiche im Fokus

Die Guumlte von Informationen durch Kontraste offenbart sich insbesondere in Uumlbergangsbereichen Als Uumlbergangsbereiche werden Orte bezeichnet in denen Niveauunterschiede bewaumlltigt werden

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muumlssen wie zum Beispiel bei Rampen Treppen und Aufzuumlgen oder wo Raumwechsel stattfinden wie bei Ein- und Ausgaumlngen von Gebaumluden bei Uumlbergaumlngen von Hallen in Flure bei Zimmerwechseln etc Denn an all diesen Orten veraumlndern sich Struktur und Regeln der bisherigen Fortbewegung des Nutzers Dadurch sind Uumlbergangsbereiche fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen potentielle Gefahrenbereiche wenn sie nicht durch ausreichende Kontraste gekennzeichnet sind

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Ein bdquoZuvielldquo an Information durch zu viele unterschiedliche Kontraste fuumlhrt jedoch leicht zu Unuumlbersichtlichkeit und Uumlberfrachtung Um beidem gerecht zu werden sollte der Fokus der Kontrastplanung vor allem auf der Durchgaumlngigkeit von Kontrasten und insbesondere auf Uumlbergangsbereichen liegen

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323 Komfortable Kontraste und DIN-Vorgaben

Als komfortabel wird generell ein Kontrast von 04 bis 06 beurteilt Kontraste von weniger als k = 028 und mehr als k = 083 koumlnnen bei sehbehinderten Menschen die Wahrnehmungssicherheit beeintraumlchtigen Geringe Kontraste koumlnnen als verwaschen sehr hohe Kontraste koumlnnen als Blendung empfunden werden

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Die DIN 32975 gibt fuumlr unterschiedliche Anwendungsbereiche unterschiedliche Leuchtdichtekontraste zur Einhaltung vor Jeweils geforderte Kontraste sind den Kapiteln 4 und 5 die auf unterschiedliche Anwendungsbereiche eingehen zu entnehmen

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33 Die Pruumlfung von KontrastenKontrastloumlsungen fuumlr groszlige Gebaumludekomplexe Auszligenanlagen oder Verkehrswege resultieren idealerweise aus spezifischen wahrnehmungspsychologischen Beurteilungen um den Einsatz von Kontrasten zur Orientierung zur Vermeidung von Gefahren und zur Erhoumlhung des Komforts zu pruumlfen und zu planen Befragungen und Beobachtungen von moumlglichst groszligen Nutzergruppen sind dabei

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ebenso dienlich wie die experimentelle Pruumlfung typischer Informationselemente mit diesen Zielgruppen Von der Befragung einzelner sehbehinderter Menschen ist eher abzusehen da Arten von Sehbehinderungen und ihre jeweiligen Auswirkungen stark variieren Vielmehr sind wissenschaftliche Studien zum Thema zu beruumlcksichtigen Einzelne Kontraste sind mit Leuchtdichtekameras objektiv messbar Im Folgenden wird ein Messverfahren vorgestellt dessen Anwendung die Normen der DIN zur Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten auch vorsehen Andere Methoden werden vergleichend beurteilt

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331 Kontrastpruumlfungen nach DIN

Kontraste von Materialkombinationen muumlssen nach DIN 32975 messtechnisch uumlberpruumlft bzw entsprechend vorgegebener Regelungen nachgewiesen werden Zur Ermittlung des Kontrasts wird die Messung der Leuchtdichtefaktoren nach DIN 5036-3 angegeben die spezielle Messgeometrien vorgibt

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332 Standardisierte Leuchtdichtemessungen im Labor

Die Messung der Leuchtdichten soll bei diffuser Beleuchtung mit der Lichtart die in der Anwendung vorgesehen ist mindestens unter dem Messwinkel 0deg (senkrecht zur Oberflaumlche) und gegebenenfalls zusaumltzlich unter praxisrelevanten Beobachtungswinkeln erfolgen Die Beobachtungswinkel haben insbesondere Einfluss auf Leuchtdichten von Materialien deren Oberflaumlche profiliert ist oder die unterschiedliche Glanzanteile beinhalten Mit der Veraumlnderung des Beobachtungswinkels aumlndern sich die Reflexionsgrade Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts von Bodenindikatoren gilt nach DIN 32984 dass mindestens eine Flaumlche von 4 cm x 4 cm gemessen werden muss um profilierte Oberflaumlchen auch ausreichend erfassen zu koumlnnen Dabei werden auch ausreichend groszlige Flaumlchen erfasst deren Materialzusammensetzung Unregelmaumlszligigkeiten in der Helligkeit aufweist wie zum Beispiel helle und dunkle Anteile

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auf Granitsteinen oder in Materialmischungen Auch Einsprenkel- ungen von Oberflaumlchen mit Glanzanteilen oder Leucht- und Perlfarben mit Glanzeinschluumlssen koumlnnen so beruumlcksichtigt werden Um die Messungen reproduzieren zu koumlnnen und auch die vorgesehene Nutzung im Auszligen- oder Innenbereich zu beruumlcksichtigen sind die Messungen unter Normlichtart A oder D65 durchzufuumlhren Normlichtart A entspricht in etwa Gluumlhlampenbedingungen Normlichtart D65 entspricht Tageslichtbedingungen Eine Kontrastermittlung zwischen Oberflaumlchen die bei unterschiedlichen Lichtarten gemessen wurden ist nicht zulaumlssig Nach DIN kann der Leuchtdichtekontrast durch die direkte Messung von Leuchtdichten oder alternativ durch die Bestimmung von Reflexionsgraden rechnerisch ermittelt werden Soviel zur Messung von Leuchtdichten unter standardisierten Bedingungen in Lichtlaboren Doch was wenn die interes-sierende Materialkombination bereits verbaut wurde und einzelne Materialmuster nicht entnommen werden koumlnnen wie etwa bei denkmalgeschuumltzten Gebaumluden und Anlagen Kapitel 333 gibt Auskunft dazu

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333 Nutzungstypische Leuchtdichtemessungen im Bestand

Die nach DIN 5036-3 geforderten Beleuchtungsbedingungen waumlhrend der Messungen sind im Bestand weder im Auszligenbereich noch im Innenbereich des oumlffentlichen Raumes realisierbar Die Beleuch-tung ist meist nicht diffus sondern weist zumindest Anteile von gerichtetem Licht durch Beleuchtungseinrichtungen oder Lichtspiegelungen der Umgebung auf Aber auch bereits verbaute Materialien sind deswegen von einer Kontrastpruumlfung nicht ausgeschlossen Die Messgeometrie ist dann nutzungstypisch anzupassen und zwar bei einem dennoch hohen Maszlig an Sicherheit und Reproduzierbarkeit der Daten Da die Beleuchtungssituation durch Tageslicht Schwankungen unterliegt wird innerhalb von Gebaumluden nach Moumlglichkeit nach Sonnenuntergang bei nutzungstypischer Beleuchtung gemessen Sollen Messungen im Auszligenbereich durchgefuumlhrt

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werden und befindet sich die Hauptnutzungszeit des Bereichs im Tageslicht so duumlrfen Messungen ausschlieszliglich bei gutem Wetter durchgefuumlhrt werden Annehmbar konstante Beleuchtung durch Tageslicht ergibt sich bei Sonnenschein mit ansonsten wolkenlosem Himmel

334 Methoden zur Schaumltzung von Leuchtdichten

Verschiedentlich wird in der Praxis eine Methode verwendet die vage Einschaumltzungen des Leuchtdichtekontrasts anhand von schwarz-weiszligen Abbildungen von Materialkombinationen vornimmt Dazu werden Fotos von Materialproben in Grautoumlnen aus-gedruckt am Computer die Visualisierung von farbigen Bildern auf Graustufen umgestellt oder Digitalkameras auf schwarz-weiszlig umgestellt Solche Abbildungen sind jedoch stark von der Charakteristik der Geraumlte abhaumlngig und weisen Oberflaumlchen nur als unterschiedlich in ihrer Intensitaumlt von Grautoumlnen aus Zuvor deutliche Kon-tras-te koumlnnen verschwinden Wenn sich auf diesen Darstellungen auf Displays oder Papier zwei Oberflaumlchen erkennbar voneinander abheben so die Befuumlrworter dieser Methode soll davon ausgegangen werden duumlrfen dass der Leuchtdichtekontrast ausreichend sei

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Diese Methode kann fachlich gesehen als allenfalls behelfsmaumlszligig beurteilt werden um einen ersten eher allgemeinen Eindruck von Leuchtdichtekontrasten zu bekommen Tatsaumlchliche Kontrastwerte lassen sich so weder ermitteln oder dahingehend uumlberpruumlfen ob sie bestimmten Anforderungen einer barrierefreien Gestaltung genuumlgen Da es sich um keine Messmethode handelt erhaumllt man auch keine Zahlenwerte Zudem geben Monitore und Kopien urspruumlng-liche Helligkeiten von Originaloberflaumlchen meist verfaumllscht wieder und sind leicht manipulierbar In Vor-Ort-Terminen mit Planern und Praktikern kann diese Methode jedoch anschaulich zum ersten Erkenntnisgewinn beitragen dass es in der sehbehindertengerechten Gestaltung weniger um Farbkontraste sondern vielmehr um Helligkeitsunterschiede von Objekten geht

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Eine andere Methode zur Pruumlfung von Kontrasten sieht die Nutzung von Farbkarten Farbfaumlchern oder digitalen Farbwerken vor Erlaumlutert sei dies am Beispiel von RAL-Farbkarten Als RAL-Farbe werden Normfarben bezeichnet die die RAL GmbH vertreibt Jeder Farbe ist eine Nummernbezeichnung zugeordnet Die Kontrastwerte zweier Materialien werden aus Hellbezugswerten und Umrechnungstabellen erschlossen Das groumlszligte Fehlerpotential wird bei dieser Methode in der eindeutigen Zuordnung von Materialoberflaumlchen zu entsprechenden Farbmustern gesehen Insbesondere Wand- und Bodenbelaumlge lassen sich oft nicht eindeutig zuordnen da deren Oberflaumlchen Zusammensetzungen zeigen die Hell- und Dunkelanteile mischen wie etwa Granit Sandstein Rauputz oder gemusterte Flaumlchen usw Der Vorteil der Normierung der Kartennummern soll darin bestehen dass Kunden und Lieferanten nur RAL-Nummern und nicht Materialmuster austauschen In den vorangegangenen Abschnitten wird deutlich dass die Messung des definierten Materials jedoch unumgaumlnglich ist da dessen Oberflaumlchenbeschaffenheit erhebliche Aus-wirkungen auf Kontraste hat Dies sowohl in Bezug auf Oberflaumlchenstrukturen als auch in Bezug auf die Materialzusammensetzung die sich an der Oberflaumlche offenbart Die Farbkarten-Methode versucht diesem Problem damit zu begegnen dass generell eine Fehler

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- toleranz von 01 bis 015 Kontrastwerten einkalkuliert werden soll und dass glaumlnzende Farben fuumlr die barrierefreie Gestaltung wegen moumlglicher Spiegelungen nicht in Frage kommen Zur empfohlenen Fehlertoleranz ist anzumerken dass wegen der Abnutzung von Materialien geforderte Kontraste im Neuzustand der Materialien ohnehin deutlich uumlberschritten werden sollten (weitere Informationen dazu siehe Kapitel 64) Eine zusaumltzliche Anhebung geforderter Werte durch die Verwendung einer Pruumlfmethode die zusaumltzliche Fehlertoleranzen erforderlich macht duumlrfte daher problematisch sein Dies schraumlnkt die Palette einsetzbarer Materialien unnoumltig weiter ein Der Einsatz glaumlnzender Materialien ist bei Neubauten we

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gen moumlglicher Blendwirkungen und Spiegelungen auch nach DIN 32975 zu vermeiden Jedoch werden vorliegend auch alle Materialien die Glanzanteile oder unterschiedliche Einschluumlsse haben von einer Kontrastpruumlfung methodisch ausgeschlossen was unnoumltig ist (siehe dazu Kapitel 332)

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335 Fazit zur Kontrastpruumlfung durch die Selbsthilfe

Insgesamt ist die Kontrastpruumlfung durch Farbsysteme oder SchwarzWeiszlig-Abbildungen als nur eingeschraumlnkt nuumltzlich weil zu ungenau anzusehen Zumal beide Methoden keine eindeutig reproduzierbaren Messungen darstellen sondern eine Schaumltzung per Inaugenscheinnahme bleiben muumlssen Am sichersten erscheint die direkte und objektive Messung der Leuchtdichten von Kontrastflaumlchen mit festgelegten Messgeometrien und plausiblen Methoden Die Notwendigkeit zur gewissenhaften Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten durch insbesondere nutzungstypische Messungen wird auch in einer Vergleichsstudie uumlber Messmethoden von Joos et al im Auftrag des schweizerischen Bundesamtes fuumlr Verkehr (2012) wie folgt befuumlrwortet bdquoKontrast von Objekten im oumlffentlichen Raum kann nur mit speziellen Leuchtdichtenkameras mit einer genuumlgenden Genauigkeit und vernuumlnftigem personellem und zeitlichem Aufwand bestimmt werdenldquo

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Die vorliegende Broschuumlre versucht aktive Mitglieder der Selbsthilfe zu befaumlhigen sich fuumlr die Pruumlfung und Einhaltung von Kontrasten argumentativ erfolgreich einzusetzen Die erforderlichen Leuchtdichtemessungen an sich sollten nach wie vor von erfahrenen Pruumlfern aus Betrieben und Institutionen durchgefuumlhrt werden die diese Messungen fachgerecht und taumlglich im Auftrag von Materialherstellern Planern Verbaumlnden Kommunen Bund und Laumlndern durchfuumlhren Zur Beurteilung diesbezuumlglich entstehender Kosten sei auf Kapitel 63 verwiesen

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Ein Groszligteil der Informationen im oumlffentlichen Raum die der Orientierung und der Absicherung vor Gefahren dienen wird uumlber Zei-chen Schriften und Piktogramme vermittelt Kontrastwerte die der Auffindbarkeit und Leserlichkeit dienen sollen houmlher als andere sein Nach DIN 32975 gilt dass ein Leuchtdichtekontrast von mindestens 07 und bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen von mindestens 08 einzuhalten ist

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41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit

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Die Auffindbarkeit der Information durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis des gesamten Informationstraumlgers zu seinem Hintergrund Sind zum Beispiel die Grundfarbe einer Toilettenbeschilderung wie auch die umgebende Wand aumlhnlich hell unterscheidet sich die Leuchtdichte nur minimal durch unterschiedliche Reflexionseigenschaften der Materialoberflaumlchen Abbildung 3 zeigt dies Es entstehen zu geringe Kontraste was die Auffindbarkeit des Informationstraumlgers erschwert Abhilfe schafft die kontrastreiche Umrahmung des Schildes oder die kontrastreiche Gestaltung des Schildhintergrundes zur Wand

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4 Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften und Piktogrammen

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Die Leserlichkeit durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis der Zeichen Schriften und Piktogramme zu direkt angrenzenden Flaumlchen Diese Flaumlchen koumlnnen Schildhintergruumlnde sein wie Abbildung 4 die ein Piktogramm als Kennzeichnung einer Herrentoilette zeigt Der relevante Leuchtdichtekontrast entsteht zwischen dem schwarzen Maumlnnchen und der Oberflaumlche des Traumlgermaterials einer Edelstahlplatte

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Falls Zeichen direkt also ohne Traumlgermaterial verwendet werden bilden umgebende Waumlnde angrenzende Gegenstaumlnde und perspektivisch bedingte Umgebungen die angrenzenden Flaumlchen Abbildung 5 die eine Etagennummer auf einer Wand und Abbildung 6 die Piktogramme als Markierung einer Glasflaumlche darstellen zeigen solche direkten Umgebungsflaumlchen von Zeichen

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Abbildung 3 Negativbeispiel ndash helles Toilettenschild auf heller Wand

Abbildung 4 Positivbeispiel ndash dunkles Piktogramm auf hellem Untergrund

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Bei der Etagennummerierung ist die Umgebungsflaumlche eine hell gestrichene Rauputzwand bei den Markierungen auf Glas bildet der Hintergrund in der vorliegenden Perspektive ein Bodenbelag die Umgebungsflaumlche zur Kontrastermittlung

42 Durchsichtige InformationstraumlgerAls besonders unguumlnstig erweisen sich helle Schriften auf Glas bei ebenfalls hellem Hintergrund Abbildung 7 zeigt die Gebaumludebezeichnung eines Finanzamtes durch silbrig-weiszlige Klebebuchstaben die oberhalb der Eingangstuumlr auf dem Sicherheitsglas eines Oberlichts angebracht sind Durch die angrenzende Flaumlche die aus nutzungstypischer Perspektive aus einer weiszligen Decke besteht sind die Buchstaben der oberen Reihe fast gar nicht in den unteren Reihen nur mit Muumlhe erkennbar da der Kontrast zwischen Buchstaben und Decke zu gering ist

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Abbildung 5 Zahl mit Wand als Umgebungsflaumlche

Abbildung 6 Piktogramme mit Boden als Umgebungsflaumlche bei Pers-pektive durch eine Glastuumlr hindurch

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Abhilfe koumlnnte vorliegend eine wesentlich dunklere Deckengestaltung dunklere Schriften oder die Hinterlegung der hellen Schrift mit dunkler Folie schaffen Abbildung 8 zeigt ein Ausstellungsex- ponat Abbildung 9 zeigt was sich dem Betrachter bei Annaumlherung offenbart Jede der 4 Seiten ist aus Glas und mit heller Schrift uumlberzogen die Informationen uumlber das Exponat beinhalten Der Boden als angrenzende Flaumlche zur Schrift aus der Betrachterperspektive ist durch mittelhelle Granitsteine marmoriert und bildet keinen ausreichenden Kontrast zur Schrift sodass diese kaum vom Boden zu unterscheiden ist Hinzu kommt dass sich da alle Glasauszligenflaumlchen des Exponats beschriftet sind die Schriften perspektivisch uumlberlagern und so das Lesen der Information endguumlltig verhindern

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Abbildung 7 Negativbeispiel ndash helle Schrift auf Glas mit hellem Hintergrund

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Die Hinterlegung der Schriften mit dunklen Folien wuumlrde das Exponat optisch zerstoumlren da das Innenleben nicht mehr zu sehen waumlre Dunkle Schriftzeichen wuumlrden auch nicht zum Ziel fuumlhren da das Problem sich uumlberlagernder Schriften weiterhin bestuumlnde Abhilfe bestuumlnde in der Uumlbertragung der Information auf ein zusaumltzliches Schild mit ausreichendem Hintergrundkontrast

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43 Unuumlberlegte Verzierungen und FarbigkeitenBilder oder Farbverlaumlufe als Hintergrund sind grundsaumltzlich zu vermeiden da sie den Leuchtdichtekontrast von Schriften zumindest punktuell schmaumllern Abbildung 10 zeigt ein an sich kontrastreich gestaltetes Gebaumludeschild Durch die teilweise Hinterlegung des Textes mit einem Schmucksiegel wird der Kontrast einzelner Worte zum Schildhintergrund unterbrochen und deutlich verringert Abhilfe koumlnnte die Verkleinerung des Siegels schaffen sodass Schriften damit nicht mehr hinterlegt sind Die Schildgroumlszlige bietet Platz um das Siegel separat zu setzen

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Abbildung 8 Beispiel Exponat- einhausung aus Glasflaumlchen mit Edelstahlrahmen

Abbildung 9 Negativbeispiel ndash uumlberlagernde Schriften auf Glas mit hellem Hintergrund

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Informationsbroschuumlren und Plakate werden meist aufwaumlndig gestaltet Viele verschiedene Farben kommen zum Einsatz um auf differenzierte Inhalte hinzuweisen Dabei tritt die Differenzierung durch Leuchtdichtekontraste haumlufig in den Hintergrund So kann es sein dass Informationen die gar keine hohe Relevanz haben durch starke Helligkeitskontraste zum Hintergrund visuell hervorgehoben werden und Wichtiges trotz vermeintlich auffaumllliger Farbgestaltung wegen zu geringer Leuchtdichtekontraste unbeachtet bleibt

44 Blendung und Schatten ndash boumlse GeisterKapitel 315 erlaumlutert dass zur sehbehindertengerechten Gestaltung keine Pauschalvorgaben zu Beleuchtungsstaumlrken moumlglich sind Vielmehr ist eine in der jeweiligen Situation vor Ort angemessene Beleuchtung notwendig Selbst wenn Kontraste messtechnisch nachweisbar sind kann es sein dass diese durch zu geringe oder zu starke Beleuchtung fuumlr das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind Zu geringe Beleuchtung liegt beispielsweise bei Schattenbildung vor zu starke Beleuchtung kann zu Blendung durch Reflexionen des Lichts fuumlhren Letzteres kann auch durch direkte Sonneneinstrahlung geschehen Abbildungen 11 und 12 zeigen ein von der Decke herabhaumlngendes Schild das an einer der Sonne abgewandten Gebaumludeseite befestigt ist und auf einen Haupteingang

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Abbildung 10 Negativbeispiel ndash Schrift auf Hintergrund mit Hinter-legung

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hinweist Der Kontrast zwischen Buchstaben und Schildhintergrund ist ausreichend sodass einzelne Buchstaben gut erkennbar sind Ein identisches Schild ist an einer der Sonne zugewandten Gebaumlude-seite angebracht Die Buchstaben werden von der direkten Sonnen-einstrahlung teilweise uumlberblendet und sind daher nicht mehr lesbar

Abhilfe koumlnnte die Versetzung des Schildes nach hinten schaffen Eine gleichmaumlszligige Abschattung des gesamten Schildes wuumlrde so durch die Decke hergestellt und Kontraste blieben wahrnehmbar Alternativ muumlsste die Oberflaumlche des Informationstraumlgers weniger glatt sein sodass eine Blendung wegen geringerer Spiegelung des Lichts an der Materialoberflaumlche vermindert ist Auch Abschattflaumlchen aus lichtundurchlaumlssigem Material die direkt an der Schildoberkante befestigt wuumlrden koumlnnten auf dem Schild fuumlr einheitliche Lichtverhaumlltnisse zu sorgen

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Auf Informationstraumlgern die Abdeckungen oder Sichtscheiben aufweisen wie Aushanginformationskaumlsten mit Glas- oder Plexiglasscheiben koumlnnen ebenfalls unerwuumlnschte Reflexionen entstehen Diese sind durch entspiegelte Materialien zu umgehen Der Kontrast an Sichtscheiben von Automaten sollte einstellbar sein

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Abbildung 13 zeigt den Ausschnitt eines Lageplans von Bus- und Hauptbahnhof Durch eine nicht entspiegelte Abdeckung des Aushangplans entstehen bei normalem Tageslicht starke Spiegelungen

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Abbildung 11 Beispiel ndash Schild im Schatten

Abbildung 12 Negativbeispiel ndash Schild mit Sonneneinstrahlung

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die Gleisbezeichnungen der Bahn unlesbar machen Abbildung 14 zeigt das gleiche Problem einer Oumlffnungszeiteninformation einer Bibliothek Durch die Anbringung der an sich kontrastreich gestalteten Textinformation an der Innenseite einer Glaswand spiegeln sich voruumlbergehende Menschen und die oumlrtliche Umgebung aus dem Ruumlcken des Betrachters Die Schriften wirken verwaschen da Kontraste durch wechselnde Umgebungsverhaumlltnisse mal schwaumlcher und mal staumlrker sind

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Abbildungen 15 und 16 zeigen Ausschnitte eines Lageplans der im Auszligenbereich einer Grundschule aufgestellt ist und ohne Ab- deckungen auskommt Trotz Sonneneinstrahlung werden Kontraste nicht beeintraumlchtigt da die Oberflaumlche mattiert ist Leider ist in der Legende zum Plan der Schrifthintergrund teils nicht ausreichend kontrastreich gestaltet Einzelne Gebaumludebereiche sind auf dem Plan durch eingrenzende stark kontrastierende Zeichnung gut unterscheidbar aber die zugehoumlrige Benennung der Gebaumlude ist wegen geringer Kontraste nur fuumlr manche Gebaumlude leserlich

Grundsaumltzlich sind Aushanginformationen mit Orientierungs- oder Entscheidungsfunktion selbst hinreichend zu beleuchten um Kont-

Abbildung 13 Negativbeispiel ndash Blendung auf Glasabdeckung durch Sonnenlicht

Abbildung 14 Negativbeispiel ndash Umgebungsreflexion bei Information hinter Glas

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raste wahrnehmen zu koumlnnen um bei Annaumlherung an die Information keine Schattenbildung zu verursachen Eine gerichtete Beleuchtung ist nach DIN 32975 entweder von unten von oben oder von hinten vorzusehen

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Auch offensichtlich fuumlr sehbehinderte Menschen gestaltete Objekte koumlnnen problematisch sein Abbildung 17 zeigt ein Toilettenschild das neben Buchstaben auch Brailleschrift beinhaltet Die Buchstaben sind erhaben auf einer farblosen Plexiglasscheibe aufgebracht die wiederum auf Abstand zur Wand montiert ist Die Buchstaben werfen daher einen Schatten an die Wand und schmaumllern so den ansonsten tadellosen Kontrast der dunklen Buchstaben zur hellen Wand unnoumltig

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Abbildung 15 Positivbeispiel ndash Lageplan ohne Abdeckung

Abbildung 16 Negativbeispiel ndash ungenuumlgender Kontrast der Legende zum Lageplan

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45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern

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Wenn Papier als Traumlgermaterial fuumlr Informationen verwendet wird zum Beispiel bei Faltplaumlnen ist zusaumltzliche die Papierstaumlrke wichtig um Kontraste zu erhalten Bei beidseitig bedrucktem Papier duumlrfen Informationen der Ruumlckseite auf der Vorderseite nicht durchscheinen Sie verringern als angrenzende Flaumlche zu den Schriften den Leuchtdichtekontrast unnoumltig Eine Mindestpapierstaumlrke von 100 Gramm pro Quadratmeter ist daher einzuhalten

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Da gerade Aushanginformationen haumlufigen Aumlnderungen unterliegen werden die Informationen meist als kostenguumlnstige Variante ebenfalls auf Papier gedruckt Glanzoberflaumlchen auf Papier haben unerwuumlnschte Blendwirkungen insbesondere bei Tageslicht was die Kontraste von Schriften zu ihrem Hintergrund deutlich beeintraumlchtigt

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Infopost oder haumlufig wiederkehrende Mitteilungen werden aus Kostengruumlnden oder aus Gruumlnden des Umweltschutzes oft auf Papier mit hohen Grau-Anteilen und starken Rauigkeiten der Papieroberflaumlchen gedruckt Diese haben im Vergleich zu reinweiszligem also sehr hellem Papier eine kontrastmindernde Wirkung auf die Leserlichkeit von Schriften und sollten vermieden werden Der Effekt des Papiers

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Abbildung 17 Negativbeispiel ndash Schattenbildung durch Reliefbuchstaben auf Plexiglas

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auf den Kontrast zur Schrift ist der gleiche wie der negative Effekt von farbig hinterlegten Texten

46 Schriften aus Licht ndash VorsichtInformationen durch hinterleuchtete oder selbstleuchtende Anzeigen stellen in Bezug auf Leuchtdichtekontraste Sonderfaumllle dar Anders als bei lichtundurchlaumlssigen Schildern kann es zu Kontrastminderungen in der Anwendung kommen Der Kontrast muss bei diesen Anzeigen die uumlblichen Vorgaben von 07 beziehungsweise 08 bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen ndash in der unguumlnstigeren Bedingung ndash erreichen

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Zum Beispiel ergibt ein heller Leuchtkasten der mit einem lichtundurchlaumlssigen Piktogramm beklebt ist unterschiedliche Leuchtdichten abhaumlngig davon ob er ein- oder ausgeschaltet ist Das lichtundurchlaumlssige Piktogramm veraumlndert seine Leuchtdichte dadurch nicht Der Kontrast errechnet sich aus den angrenzenden Flaumlchen von Piktogramm und Hintergrund Also resultieren durch Ein- und Ausschalten der Beleuchtung unterschiedliche Kontraste Aumlhnlich verhaumllt es sich bei lichtdurchlaumlssigen Zeichen auf Leuchtkaumlsten Dann ist es von der Transparenz der Zeichen und des Hintergrundes abhaumlngig ob sich die Beleuchtungsstaumlrke aus dem Innenraum gleichmaumlszligig auswirkt was direkten Einfluss auf die Leuchtdichten einzelner Flaumlchen hat Bei von innen beleuchteten Anzeigen muss daher immer der geringere Kontrast ausreichend hoch sein

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Kapitel 315 erlaumlutert dass Beleuchtungsstaumlrken der Umgebung keine Auswirkungen auf vorhandene Kontraste haben Auch diesbezuumlglich stellen selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen einen Sonderfall dar Tageslicht oder kuumlnstliche Beleuchtung uumlberlagern die Leuchtdichten und koumlnnen einen kontrastmindernden Einfluss haben Nach DIN 32975 muss die Beleuchtungssituation bei der Beurteilung von selbstleuchtenden oder hinterleuchteten

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Anzeigen mit beruumlcksichtigt werden Ohne Tageslichteinfluss in Innenraumlumen muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 200 Lux mit Tageslichteinfluss und im Freien muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 2000 Lux bestehen Uumlbrigens auch dann wenn Schutzscheiben vor den Anzeigen die zusaumltzliche Reflexionen verursachen koumlnnen verwendet werden

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Bei Wechselanzeigen wie Fahrgastinformationen werden zunehmend elektronische Anzeigen verwendet Eine Vergleichsstudie zur Lesbarkeit dynamischer Informationsanzeigen (Lang et al 2004) ergab unter anderem dass LCD-Anzeigen generell als kontrastreicher als LED-Anzeigen wahrgenommen werden insbesondere bei seitlicher Betrachtung was den haumlufigsten Anwendungsfall darstellen duumlrfte Dieses Ergebnis stellte sich als unabhaumlngig von Alter und Sehleistung der Versuchspersonen dar Auf LED-Anzeigen sollte daher verzichtet werden Foumlrderlich fuumlr Kontraste sind zudem hohe Pixelzahlen

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Laufschriften in elektronischen Anzeigen sind generell auch bei hinreichenden Kontrasten zu vermeiden Das Auge hat in der Regel zu wenig Zeit um sich auf die schnellen Kontrastwechsel an einzelnen Punkten einzustellen um zunaumlchst einzelne Buchstaben und anschlieszligend ganze Worte wahrzunehmen um sie danach noch lesen und verstehen zu koumlnnen

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

64

derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

i

Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
Page 4: Barrierefrei - und jeder weiß wo es lang geht! · Barrierefrei – und jeder weiß, wo es lang geht! Gefahrenabsicherung, Orientierung und Komforterhöhung durch Kontraste Broschüre

Die Broschuumlre wurde in dritter Auflage im Literaturverzeichnis aktualisiert und mit 2000 Stuumlck gedruckt Daruumlber hinaus steht sie zum Gratisdownload unter wwwpro-retinadedateienkontraste-broschuere-der-pro-retina-deutschlandpdf unter wwwmobilitaet-verkehrde und unter anderen Internetadressen zur Verfuumlgung

Die Wiedergabe von Abbildungen uumlber Monitore und in Druckausgaben kann Farben verzerrt darstellen Abbildungen sind daher nicht als guumlltige Planungsmuster zur sehbehindertengerechten Gestaltung einsetzbar sondern haben ausschlieszliglich veranschaulichenden Charakter Soweit nicht anders angegeben entstammen alle Abbildungen der Projektarbeit Abbildung 6 und Abbildung 31 wurden mit freundlicher Genehmigung zum Abdruck von mdm-glasdesign (Siedlungsstr 1a 31737 Rinteln) zur Verfuumlgung gestellt Die Abbildungen 33 und 42 wurden von Rinn Beton- und Naturstein GmbH amp Co KG (Rodheimer Straszlige 83 35452 Heuchelheim) mit freundlicher Genehmigung zum Abdruck zur Verfuumlgung gestellt

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Die Broschuumlre darf ausschlieszliglich ungekuumlrzt als originale PDF-Datei und als Gratisdownload sowie gegen Angabe der Quelle ohne weitere Erlaubnis und ohne Verguumltung weiterverbreitet werden Eine Erlaubnis der Verwendung und Weiterverbreitung einzelner Textteile undoder Abbildungen ist mit PRO RETINA Deutschland e V und PMV vorher abzustimmen

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Soweit vorliegend direkt oder indirekt auf Gesetze Vorschriften und Richtlinien (z B DIN) Bezug genommen oder daraus zitiert wird koumlnnen Autoren Mitwirkende Herausgeber und Verlag keine Gewaumlhr fuumlr Richtigkeit Vollstaumlndigkeit oder Aktualitaumlt leisten Eine Haftung der vorgenannten Personen und Institutionen fuumlr Personen- Sach- und Vermoumlgensschaumlden als Folge der Umsetzung von Empfehlungen der vorliegenden Broschuumlre ist ausgeschlossen

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Projektleitung Herausgeber und Verlag PRO RETINA Deutschland e V Selbsthilfevereinigung von Menschen mit Netzhautdegenerationen Vaalser Str 108 52074 Aachen wwwpro-retinade infopro-retinade

Unterstuumltzer bei Entwicklung und Verteilung der Broschuumlre BAG Selbsthilfe e V Kirchfeldstr 149 40215 Duumlsseldorf wwwbag-selbsthilfede infobag-selbsthilfede

Urspruumlngliche inhaltl Entwicklung Projektbuumlro Mobilitaumlt und Verkehr Mauritiussteinweg 1 50676 Koumlln

Aktualisierung Projektbuumlro Mobilitaumlt und Verkehr Hesse-Germann Roumltzinghofen 35 51399 Burscheid ahgmobilitaet-verkehrde

Zitierhinweis PRO RETINA Deutschland e V (Juni 2016) Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht Gefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe 3 aktualisierte Auflage (Erhaumlltlich unter

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wwwpro-retinade und unter wwwmobilitaet-verkehrde)

Inhalt

Vorwort 6

Gruszligwort 8

1 Zur Entstehung der Broschuumlre 9

2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste 11

21 Die Zielgruppe der Broschuumlre 11

22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe 13

23 Resultierende Themenbereichen der Broschuumlre 15

3 Welche Kontraste 16

31 Kontraste nach DIN 32975 16

311 Helligkeitsunterschiede versus Farbunterschiede 16

312 Die Leuchtdichte und andere Lichtmaszlige 18

313 Der Leuchtdichtekontrast 19

314 Auswirkungen unguumlnstiger Lichtverhaumlltnisse 20

315 Auswirkungen von Beleuchtungsstaumlrken 20

32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten 21

321 Die kontinuierliche Informationskette 21

322 Uumlbergangsbereiche im Fokus 21

323 Komfortable Kontraste und DIN-Vorgaben 22

33 Die Pruumlfung von Kontrasten 22

331 Kontrastpruumlfungen nach DIN 23

332 Standardisierte Leuchtdichtemessungen im Labor 23

333 Nutzungstypische Leuchtdichtemessungen im Bestand 24

334 Methoden zur Schaumltzung von Leuchtdichten 25

335 Fazit zur Kontrastpruumlfung durch die Selbsthilfe 27

4 Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften und

Piktogrammen 28

41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit 28

42 Durchsichtige Informationstraumlger 30

43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten 32

44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister 33

45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern 37

46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht 38

5 Kontrastoptimierung von Markierungen 40

51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen 40

52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse 41

53 Serviceautomaten und Bedienelemente 44

54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas 47

55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen 49

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien 49

552 Uumlbergangsbereiche 51

6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden 55

61 Rechtliche Grundlagen 55

62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein 55

621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland 56

622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen 57

623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten 57

63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion 58

64 Langlebigkeit von Kontrasten 59

65 Kontraste ndash eine aumlsthetische Zumutung 61

Literatur 63

Zur Autorin

Anuschka Hesse-Germann Augenoptikerin und Diplompsychoshylogin (Schwerpunkt Wahrnehmungs- und Verkehrspsychologie) arbeitet als freie Sachverstaumlndige und ist spezialisiert auf die sehbehindertengerechte Gestaltung Zu ihren Taumltigkeiten im Arbeitsbereich Barrierefreiheit zaumlhlen die Planungsberatung und Begutachtungen im oumlffentlichen Raum Seminare und Vortraumlge zur sehbehindertengerechten Gestaltung sowie die unabhaumlngige Pruumlfung von Leuchtdichtekontrasten im Bestand sowie im Labor nach DIN

Weitere Informationen unter wwwmobilitaet-verkehrde

6

Vorwort

Mit dem hier vorgelegten Ergebnisbericht der Studie der PRO RETINA Deutschland e V ist ein Tatbestand aufgegriffen worden der in der Selbsthilfe eine zunehmende Bedeutung erlangt Die Fragestellung dazu lautet befaumlhigt eine Behinderung oder eine chronische Erkrankung dazu objektiv notwendige Bedingungen beurteilen zu koumlnnen die Voraussetzung fuumlr Barrierefreiheit sind Ein Ergebnis ist dass ohne Hilfen und Handreichungen nur subjektiv die eigene Situation und die damit verbundene Einschraumlnkung bewertet werden was aber eine objektivierbare Aussage zum Status von Barrierefreiheit unmoumlglich macht Aus diesem Grunde ist die hier vorgelegte Broschuumlre umso wichtiger weil sie Fakten und Argumentationshilfen liefert um in Beratungssituationen objektiv in diesem Falle uumlber die Belange von Menschen mit Sehbeeintraumlchtigungen Auskunft geben zu koumlnnen Damit wird erreicht dass wie auch in der Broschuumlre angefuumlhrt Aussagen wie bdquowir haben das von einem Betroffenen testen lassenldquo kuumlnftig nicht mehr vorkommen Der Test durch einen Betroffenen reicht nicht aus solange nicht geklaumlrt ist auf welcher Basis diese Person einen Test durchfuumlhrt Diese Kriterien werden im nachfolgenden Text fuumlr den Bereich der Kontraste fuumlr andere Menschen aus dem Selbsthilfebereich nachvollziehbar dargestellt und bieten eine praxisgerechte Hilfestellung

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7

Weitere wichtige Aussagen in der Broschuumlre befassen sich mit den uumlblichen Abwehrstrategien die angewendet werden um die berechtigten Anforderungen an Barrierefreiheit zu verhindern Es werden Argumentationshilfen angeboten die es erleichtern diese an sich unzulaumlssige Diskussion erfolgreich fuumlhren zu koumlnnen

Wir hoffen dass diese Broschuumlre im Selbsthilfebereich groszlige Verbreitung finden wird und als Hilfestellung genutzt wird

Wolfgang TiggesBAG SELBSTHILFE e V Stellvertretender Bundesgeschaumlftsfuumlhrer

8

Gruszligwort

Mitglieder der Selbsthilfe treffen oft auf Widerstand im Umgang mit Kommunen Bauherrn Planern und Architekten wenn sie bei der Gestaltung ndash etwa von Ausschilderungen Treppen und Stufen ndash staumlrkere Kontraste einfordern um die Orientierung zu erleichtern

Diese Broschuumlre informiert uumlber die Notwendigkeit solche Punkte bei der Gestaltung von oumlffentlichen Raumlumen zu beruumlcksichtigen Sie soll ganz im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention dazu beitragen dass sich nicht nur Sehbehinderte sondern auch aumlltere Menschen durch staumlrkere Kontraste in ihrer Umgebung leichter und komfortabler orientieren koumlnnen was die Sturz- oder Verletzungsgefahr reduziert

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Die Kontrast-Broschuumlre gefoumlrdert vom Bundesministerium fuumlr Gesundheit soll durch sachliche Argumente das Gespraumlch mit Ent-scheidungstraumlgern uumlber die Gestaltung des oumlffentlichen Raumes unterstuumltzen

Elke Lehning-FrickePRO RETINA Deutschland e V Leiterin Arbeitskreis Mobilitaumlt

Ute PalmPRO RETINA Deutschland eV Stellvertretende Vorsitzende

9

1 Zur Entstehung der Broschuumlre

Sind Sie aktives Mitglied einer Selbsthilfegruppe Werden Sie zur sehbehindertengerechten Gestaltung im oumlffentlichen Raum um Rat gefragt Dann sind Ihnen sicher manche Probleme bekannt

Vielleicht houmlren Sie haumlufig von Menschen mit Sehbehinderungen Folgendes

bdquo Ich konnte den Fahrscheinautomaten nicht bedienen

Graue Tasten auf grauem Hintergrundldquo

bdquo Im Waschraum musste ich fast die komplette Wand abtasten

ehe ich den Handtuchspender endlich entdeckteldquo

bdquoDie Absperrkette war wie unsichtbarldquo

bdquoIch habe die Treppe erst beim Fallen wahrgenommenldquo

Andererseits houmlren Sie vielleicht haumlufig von Entscheidungstraumlgern folgende Aussagen

bdquo Man darf doch nicht alles mit rot-weiszligen Streifen

verschandelnldquo

bdquo Sehbehindertengerechte Gestaltung hat keine

guumlltigen Normenldquo

bdquoGeforderte Kontraste sind in der Realitaumlt nicht zu erreichenldquo

bdquo Sehbehindertengerechte Gestaltung ist leider einfach

zu teuerldquo

Die Ursache fuumlr eine undeutliche Wahrnehmung im oumlffentlichen Raum sind neben zu kleinen Schriften und fehlenden Markierungen meist mangelhafte Kontraste Farbkontraste koumlnnen die Wahrnehmung zwar unterstuumltzen relevanter sind jedoch Leuchtdichtekontraste Daruumlber herrscht bei Bauherren Architekten und

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10

Entscheidungstraumlgern haumlufig Unwissenheit Als wichtiger Partner zur Verbesserung der Sicherheit der Orientierung und des Komforts im oumlffentlichen Raum sind die Selbsthilfegruppen gefragt die meist jedoch nicht fachlich zum Thema ausgebildet werden koumlnnen Daher foumlrderte das Bundesministerium fuumlr Gesundheit die Entwicklung dieser Broschuumlre die Abhilfe schaffen soll

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bdquoBarrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtldquo richtet sich an Selbsthilfeverbaumlnde im Allgemeinen Der konkrete Informationsbedarf der Selbsthilfe wurde Ende 2011 durch eine Befragung erhoben deren Ergebnisse Kapitel 2 beschreibt Fast die Haumllfte der Befragten beurteilt ihr derzeitiges Wissen uumlber Kontraste als duumlrftig oder als nicht vorhanden Die Broschuumlre vermittelt daher Basis-wissen in den dringendsten Anwendungsbereichen Dazu zaumlhlt zum Beispiel die Kontrastoptimierung bei Schildern an Hindernissen an Bedienelementen an Treppen und Gelaumlndern oder bei Bodenindikatoren Ergaumlnzt wird dieses Basiswissen durch Argumentationshilfen fuumlr typische Widerstaumlnde in Beratungen wie rechtliche Grundlagen Nutzergruppen aumlsthetische Aspekte die nachtraumlgliche Einbringung von Kontrasten und Kostenfragen

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Es ist eine auf dringendste Beduumlrfnisse der Selbsthilfe gekuumlrzte Handreichung zu visuellen Kontrasten entstanden die in einfacher Form als fachliche Unterstuumltzung im Erstkontakt mit Entscheidungstraumlgern zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes dienen soll

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11

2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste

Die Eigenschaften der Zielgruppe dieser Broschuumlre und ihre konkreten Beduumlrfnisse wurden in einer schriftlichen Befragung bei Bundesverbaumlnden und Landesarbeitsgemeinschaften der BAG Selbsthilfe e V und in diversen Foren und Kontaktlisten der PRO RETINA Deutschland e V ermittelt

21 Die Zielgruppe der BroschuumlreTeil A der Befragung suchte Antworten darauf inwiefern die Selbsthilfe bereits zum Thema Kontraste beratend taumltig ist wer die An-sprechpartner sind wie hoch die Nachfrage ist auf welche Widerstaumlnde man stoumlszligt und wie der eigene Wissensstand eingeschaumltzt wird Derzeit sind 64 der Befragten bereits beratend taumltig 20 moumlchten es kuumlnftig sein Fuumlr Beratungen ist die Selbsthilfe in Kontakt mit Gemeinden Landkreisen kreisfreien Staumldten (58 ) Bauherren (29 ) Architekten (41 ) Stadtplanern (51 ) und Herstellern von Baumaterial (19 ) Daruumlber hinaus wurden auch Wohnungsgesellschaften Stadtwerke Universitaumlten Verkehrsbetriebe politische Gremien und Behindertenbeiraumlte auf landes- und kommunaler Ebene sowie Parteien Parlamente und Senate genannt Die uumlberwiegende Zahl der Beratungen (61) erfolgt auf Initiative der Selbsthilfe die sich vorwiegend an Stellen mit Entscheidungsbefugnissen richtet Auf die Frage nach Widerstaumlnden in Beratungen wurde verschiedenen vorgegebenen Aussagen zugestimmt

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36 bdquoMan kann doch nicht alles uumlbertrieben farbig gestaltenldquo

36 bdquoDie Bauausfuumlhrung ist schon beendet da kann man

nichts mehr aumlndernldquo 14 bdquoWir bauen fuumlr die Allgemeinheit

Auf Minderheiten nimmt man keine Ruumlcksichtldquo und 42 bdquoEine

barrierefreie Gestaltung wuumlrde den finanziellen Rahmen spren-

12

genldquo Als weiteres Gegenargument wurde gehaumluft der Denkmalschutz angefuumlhrt direkt gefolgt von aumlsthetischen Bedenken

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(bdquoKontraste stoumlren das Gesamtbildldquo bdquoPasst nicht zum Stil des

Hausesldquo bdquoEingriff in kuumlnstlerische Gestaltung und Freiheit der

Architektenldquo) Auch wird angefuumlhrt Kontraste waumlren mit Materialien die guumlnstig und leicht zu reinigen seien nicht herstellbar und Nachbesserungen wuumlrden ohnehin technisch als nicht machbar

angesehen Argumentiert wird zuweilen mit Aussagen wie bdquoDie

Normen zur barrierefreien Gestaltung sind nicht bindend muumls

sen daher nicht beachtet werdenldquo bdquoBaumaszlignahmen eines

privaten Investors sind nicht oumlffentlicher Bereichldquo bdquoEs handelt

sich um keinen Neubau sondern lediglich um Bauaumlnderungen

die keine Beruumlcksichtigungen notwendig machenldquo bdquoDas Sa

nierungskonzept sieht einfach keine barrierefreie Gestaltung

vorldquo etc Mehrfach wurde deutlich dass sich Entscheidungstraumlger

auf vermeintliche Experten verlassen bdquoUnsere Architekten wissen

schon selbst was Barrierefreiheit istldquo bdquoWir haben Barrierefrei

heit beruumlcksichtigt ein Rollstuhlfahrerverband wurde befragtldquo

oder bdquoWir haben doch Kontraste eingesetztldquo

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Die Widerstaumlnde die der Selbsthilfe entgegenschlagen sind also vielfaumlltig Ein Teilnehmer gab an dass es sich eher um Unwissen als um Widerstand handele da sich Menschen ohne Beeintraumlchtigungen oft nicht vorstellen koumlnnen wie wichtig zum Beispiel Kontraste sind Simulationsbrillen im Rucksack wuumlrden dann viele Debatten ersparen Reduziert kann man auf das Unwissen einiger entscheidungsbefugter Stellen schlieszligen die sehbehindertengerechte Gestaltung primaumlr als zu teuer zu aufwaumlndig und nachtraumlglich als nicht machbar einstufen Die Anfuumlhrung des Denkmalschutzes und Berufungen auf mangelnden Erfuumlllungszwang von Normen ist als Hinweis anzusehen dass das Potential sehbehindertengerechter

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Gestaltung als Beitrag zu Gefahrenabsicherung Orientierung und Komfort im oumlffentlichen Raum fuumlr alle Menschen als nachrangig angesehen und verkannt wird Auf die Frage bdquoWie haumlufig werden sie nach Informationen uumlber Kontraste zur sehbehindertengerechten Gestaltung gefragtldquo gaben 15 an bdquosehr oftldquo 42 bdquomanchmalldquo und 22 bdquonieldquo Dies spiegelt die Unwissenheit der Stellen mit Entscheidungsgewalt Der eigene Wissensstand der Selbsthilfe zu Leuchtdichtekontrasten wurde zu 5 als bdquotiefgreifendldquo zu 29 als bdquoausreichendldquo zu 37 als bdquoduumlrftigldquo und zu 10 als bdquonicht vorhandenldquo angegeben 19 der Befragten machten hier keine Angaben Damit ergibt sich dass bloszlig ein Drittel der Befragten in Beratungsgespraumlchen einen Wissensstand vorweisen kann der anstehende Entscheidungen guumlnstig beeinflusst und Widerstaumlnden fachlich entgegentritt Dass knapp zwei Drittel der Befragten bereits beratend taumltig sind und weitere 20 es kuumlnftig sein wollen macht die Notwendigkeit der vorliegenden Broschuumlre deutlich 49 der Befragten gaben an haumlufig 19 manchmal und nur 7 nie auf die Wichtigkeit von Kontrasten zur Orientierung und Gefahrensicherung hinzuweisen 41 tun dies auf Nachfrage 61 auch ungefragt Das bedeutet dass grundsaumltzlich bekannt ist wie nuumltzlich Kontraste sind Zusammengenommen mit den Ergebnissen zum Wissenstand wird das Potential der Selbsthilfe zur Verbesserung des oumlffentlichen Raumes durch Argumentationskraft deutlich

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22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der ZielgruppeTeil B der Befragung erfragte den thematischen Informationsbedarf der Selbsthilfe In jeder Kategorie konnte unter bdquoSonstigeldquo freier Text hinzugefuumlgt werden Einige Angaben lieszligen sich im Nachhinein abgefragten Punkten zuordnen Andere werden separat genannt

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Ergebnisse zum Informationsbedarf der Kategorie bdquoSchriften Zeichen und Piktogrammeldquo

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- Schriftverkehr (54 ) - Poster (27 ) - Plakate (25 ) - Raumschilder (68 ) - Wegweiser (73 ) - Gebaumludekennzeichnungen (69 ) - Informationen im Straszligenraum (71 ) - selbstleuchtende Anzeigetafeln und Schilder (53 ) - Sonstige haumlufig Fahrgastinformationen im OumlPNV

Ergebnisse zur Kategorie bdquoMarkierungenldquo - Gefahrenbereiche wie Baustellen - Bereiche mit Sturzgefahr etc (68 ) - Serviceautomaten und Bedienelemente wie Aufzug Bankautomat

Notruf etc (71 ) - Treppen und Gelaumlnder Fahrtreppen und Rampen (73 ) - Poller Fahnenmaste Ampeln Schild- und Lichtmasten (64 ) - Saumlulen und Pfeiler (53 ) - Waumlnde Tuumlren und Drehtuumlren aus Glas (68 ) - Sonstige Sanitaumlrobjekte Absperrketten und Mobiliar im oumlffentli

chem Raum (wie Fahrradstaumlnder Muumllleimer Werbetraumlger)-

Ergebnisse zur Kategorie bdquoBodenindikatorenldquo - Auffangstreifen (51 ) - Leitstreifen (69 ) - Begleitstreifen (47 ) - Aufmerksamkeitsfelder (63 )

Abschlieszligend war Raum um zusaumltzliche Kategorien zum Thema Kontrast zu nennen die mit Informationen in der Broschuumlre die Arbeit in der Selbsthilfe erleichtern koumlnnten Die umfangreich eingegangenen Anmerkungen gingen zum Teil uumlber das Generalthema Kontraste im oumlffentlichen Raum deutlich hinaus Schriftarten Schriftgroumlszligen Beleuchtungsstaumlrken Informationsflut in Schaukaumlsten Erlaumluterungen zu Hilfsmitteln Beispiele fuumlr Privatwohnungen

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Auch wurde tiefgreifendes rechtliches Wissen gewuumlnscht rechtliche Moumlglichkeiten und Verpflichtungen der Gemeinden nach Landesbauordnungen freie Veroumlffentlichung der DIN-Vorschriften Entscheidungen der Denkmalpflege Musterbauordnung einheitliche Kennzeichnungen in der EU Auch der Wunsch nach Informationen zur Webseitengestaltung und zu Computereinstellungen in diversen Betriebssystemen und mit verschiedenen Spezialprogrammen war haumlufig Hinweise die die Argumentationsweise der Broschuumlre und Oumlrtlichkeiten betreffen gingen auch ein Vereinbarkeit von Aumlsthetik und Kontrasten unterschiedliche Beeintraumlchtigungen der Sehfaumlhigkeit Erhoumlhung der Selbstaumlndigkeit Wahrnehmung und Orientierung durch Kontraste Probleme durch Beleuchtung Witterung und Verschmutzung Kontraste in Museen Kirchen und in oumlffentlichen Toiletten etc

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23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die BroschuumlreDie vorliegende Broschuumlre erhebt keinen Anspruch darauf Fachliteratur zu allen Anwendungsmoumlglichkeiten zu ersetzen Der Umfang der Broschuumlre war von Beginn an begrenzt Sie beinhaltet daher nur Themen die aufgrund der Befragung dringend erschienen und fuumlhrt wichtige Punkte exemplarisch aus Anwendungsmoumlglichkeiten in Zusammenhang mit Computern uumlber das Generalthema Kontraste hinausgehende sowie rechtliche Themen koumlnnen keine Beachtung finden Jedes einzelne dieser nicht bearbeiteten Themen rechtfertigt eine eigene umfaumlngliche Broschuumlre und ist als dringende Aufforderung fuumlr kuumlnftige Projekte anzusehen Anmerkungen zur Argumentation und Wuumlnsche zu Orten der Kontrastoptimierung wurden weitestgehend beruumlcksichtigt

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3 Welche Kontraste

31 Kontraste nach DIN 32975Die Orientierung im oumlffentlichen Raum durch Kontraste dient der Vermeidung von Gefahren durch eine komfortable Wahrnehmung Daher profitieren nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen von ausreichenden Kontrasten sondern alle Die DIN 32975 - Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur barrierefreien Nutzung (2010) erlaumlutert auf Seite 3

bdquoInformationen aus unserer Umwelt werden uumlberwiegend uumlber

das Auge aufgenommen daher wird ein Groszligteil relevanter

Informationen optisch angeboten Das Sehen bzw die visuel

le Wahrnehmung ist ein komplexer Vorgang und umfasst die

Farbwahrnehmung raumlumliches Sehen Daumlmmerungssehen

Anpassung an wechselnde Helligkeiten Wahrnehmung beweg

ter Sehobjekte usw Die Wahrnehmung einer Information ist

insbesondere abhaumlngig von ihrem Leuchtdichtekontrast ihrer

Beleuchtung ihrem Standort und der Groumlszlige der Informations

elementeldquo

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Kontraste koumlnnen visuell taktil und akustisch wahrgenommen werden Taktile und akustische Kontraste sind nicht Gegenstand dieser Broschuumlre und daher an anderer Stelle nachzulesen Im Folgenden geht es ausschlieszliglich um visuelle Kontraste durch Helligkeitsunterschiede sogenannte Leuchtdichtekontraste

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311 Helligkeitsunterschiede versus Farbunterschiede

Kontraste werden grundsaumltzlich durch Helligkeitsunterschiede erzeugt Nur wenn sich Objekte dadurch von ihrer Umgebung absetzen werden sie wahrgenommen Sehleistungen wie Schaumlrfe Formerkennung oder Lesen sind erst nachgeordnet moumlglich Ob die Farbe eines Objekts als unterschiedlich zu einer anderen empfun

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den wird ist bei der Kontrastwahrnehmung nicht ausschlaggebend sondern kann diese lediglich unterstuumltzen Relevanter ist vielmehr ob sich die Helligkeit einer Oberflaumlche von der Helligkeit einer an-deren Oberflaumlche unterscheidet Auskunft daruumlber kann nur der Leuchtdichtekontrast geben der in Kapitel 313 erlaumlutert wird

Zu Farben sei lediglich hervorgehoben dass Rottoumlne haumlufig und ungeahnt zu Verwirrungen fuumlhren koumlnnen Da Rot generell einen starken Wiedererkennungswert als Signalfarbe hat wird diese Farbe haumlufig eingesetzt um bestimmte Schriften oder Markierungen hervorzuheben Werden helle Rottoumlne in Schriften oder Zeichen als Kontrast auf weiszligem Hintergrund verwendet wird oft vergessen dass trotz der Signalwirkung der Farbe der Leuchtdichtekontrast unter Umstaumlnden sehr gering sein kann und dadurch schlecht wahrnehmbar ist Der in Abbildung 1 dargestellte Boden-Warnhinweis auf kreuzende Straszligenbahnen weist zum Beispiel keinen ausreichenden Kontrast auf und wird daher schlecht wahrgenommen Und dies nicht etwa trotz der Verwendung der Signalfarbenkombination Rot-Weiszlig sondern gerade wegen des unuumlberlegten Umgangs mit dieser Farbkombination zur Markierung von Gefahrenbereichen

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Das gleiche Problem besteht bei der Verwendung dunkler RotToumlne in Verbindung mit dunklen Oberflaumlchen Zum Beispiel werden

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Abbildung 1 Negativbeispiel zur Farbkombination Rot-Weiszlig

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Radwege haumlufig im Kontrast zu Gehwegen rot markiert um die Bereiche visuell voneinander abzugrenzen Dies hilft der visuellen Absicherung von Bewegungsflaumlchen zu wenig Wenn beide Farben aumlhnlich dunkel wahrgenommen werden nuumltzt die der Farbe Rot zugesprochene Signalwirkung nicht zur Unterscheidung beider Verkehrsflaumlchen Daher sind Kollisionen zwischen Radfahrern und sehbehinderten Fuszliggaumlngern weiterhin haumlufig Eine Signalfarbe unterstuumltzt Kontrastwirkungen nur bei dem Menschen der Farben fuumlr gewoumlhnlich gut differenzieren kann dem bestimmte Farben und Farbkombinationen als Signalfarben bekannt sind und auch nur dann wenn die Lichtbedingungen die Unterscheidung von Farben zulassen

312 Die Leuchtdichte und andere Lichtmaszlige

Die physikalische Groumlszlige die die Helligkeit eines Objekts beschreibt die der Mensch wahrnimmt ist die Leuchtdichte (Maszligeinheit cdmsup2 Candela pro Quadratmeter) Neben der Lichtstaumlrke der Leuchtquelle der Beleuchtungsstaumlrke auf dem Objekt und dem Einstrahlwinkel des Lichts im Verhaumlltnis zum Betrachter haumlngt die Houmlhe der Leuchtdichte entscheidend vom Reflexionsgrad der angestrahlten Flaumlche ab Abbildung 1 verdeutlicht die Zusammenhaumlnge der einzelnen Fachbegriffe Das Licht trifft mit einer gewissen Lichtstaumlrke (Maszligeinheit Candela cd) auf ein Objekt Auf dessen Oberflaumlche wird dadurch eine bestimmte Beleuchtungsstaumlrke (Maszligeinheit Lux lx) erzielt Die Oberflaumlche des Objekts hat durch eine eher raue oder eher glatte Beschaffenheit und durch die Materialzusammensetzung an dessen Oberflaumlche einen bestimmten Reflexionsgrad (Maszligeinheit griechisch rho ρ) Erst die aus all dem resultierende Leuchtdichte des Objekts die beim Betrachter ankommt gibt Auskunft daruumlber wie hell oder dunkel das Objekt wahrgenommen wird

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Gluumlcklicherweise folgt die visuelle Wahrnehmung der lichttechnischen Leuchtdichte nicht linear Auge und visuelle Informationsverarbeitung des Menschen versuchen Leuchtdichteextreme auszugleichen nehmen Farben zu Hilfe und fuumlllen Informationsluumlcken aus dem Sinn dessen auf was Menschen gerade erwarten wahrzu-nehmen

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313 Der Leuchtdichtekontrast

Der Leuchtdichtekontrast k bezeichnet den Unterschied der Helligkeit zweier Flaumlchen zueinander Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts zweier angrenzender Flaumlchen oder von einem Objekt zu seinem Hintergrund werden Leuchtdichten der einzelnen Materialien gemessen Aus den Ergebnissen wird der Leuchtdichtekontrast gemaumlszlig DIN 32975 nach folgender Definition ermittelt (Michelson-Formel)

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k= (L1 ndash L2) (L1 + L2)

L1 steht fuumlr die Leuchtdichte der ersten Flaumlche L2 steht fuumlr die Leuchtdichte der zweiten Flaumlche Ergebnisse zum Leuchtdichtekontrast k erreichen nach dieser Formel Werte zwischen 0 und 1 Der besseren Lesbarkeit wegen wird im Folgenden der Leuchtdichtekontrast k nur noch bdquoKontrastldquo genannt

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Abbildung 2 Grafische Darstellung zur Entstehung der Leuchtdichte

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314 Auswirkungen unguumlnstiger Lichtverhaumlltnisse

Bei insgesamt unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen wie etwa durch Nebel in der Daumlmmerung oder bei unzureichender Beleuchtung kommt dem Leuchtdichtekontrast eine weitere wesentliche Bedeutung zu da die Leistungsfaumlhigkeit des Auges dann abnimmt Die Makula als Ort des schaumlrfsten Sehens im Zentrum der Netzhaut kann unter diesen Bedingungen ausfallen Was dem Sehen weiterhin zur Verfuumlgung steht ist die Peripherie der Netzhaut Das Farbsehen und die Sehleistung nehmen jedoch zur Peripherie der Netzhaut immer mehr ab Das Farbsignal faumlllt in aumluszligeren Bereichen der Netzhaut voumlllig aus und wird allein durch das Helligkeitssignal ersetzt Ein hoher Leuchtdichtekontrast traumlgt also besonders bei unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen erheblich dazu bei wichtige Objekte wahrnehmen zu koumlnnen

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315 Auswirkungen von Beleuchtungsstaumlrken

Planer und Praktiker fragen haumlufig nach Beleuchtungsstaumlrken mit denen ausreichende Leuchtdichtekontraste erzielt werden koumlnnen bdquoWie viel Luxldquo wird immer gefragt Allerdings geht es nicht um Lux das von Leuchtmitteln erzeugt wird sondern um die Leuchtdichte die vom Objekt erzeugt wird Mit Aumlnderung der Beleuchtungsstaumlrke ndash sofern die Oberflaumlchenbeschaffenheit des Materials und der Einstrahlwinkel des Lichts gleich bleiben ndash aumlndern sich die Leuchtdichten beider Flaumlchen jedoch im gleichen Verhaumlltnis zueinander sodass der Leuchtdichtekontrast immer uumlber alle Beleuchtungs-staumlrken hinweg konstant bleibt Grundsaumltzlich ist daher auf die Frage nach geeigneten Beleuchtungsstaumlrken fuumlr einen ausreichenden Leuchtdichtekontrast keine Antwort moumlglich Die Messung der Leuchtdichte einer einzelnen Flaumlche kommt zwar bei verschiedenen Beleuchtungsstaumlrken zu unterschiedlichen Ergebnissen Zur Ermittlung des Kontrasts muumlssen jedoch immer zwei angrenzende Flaumlchen in Bezug auf ihren Helligkeitsunterschied zu einander ndash unter der gleichen Beleuchtungsstaumlrke ndash betrachtet werden Daher ist

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die Anfrage der Planer und Praktiker nach sehbehindertengerechten Beleuchtungsstaumlrken wenn es um Leuchtdichtekontraste geht nicht zielfuumlhrend Da der Leuchtdichtekontrast einer Materialkombination durch unterschiedliche Beleuchtungsstaumlrken nicht veraumlndert werden kann Allerdings gibt es einen komfortablen Bereich der Leuchtdichte einer Umgebung der je nach Zweck zwischen 100 und 500 cdmsup2 liegt

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Einen Sonderfall in Bezug auf die Relevanz der Beleuchtungsstaumlrke bilden selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen Naumlheres dazu ist Kapitel 46 zu entnehmen

32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten

321 Die kontinuierliche Informationskette

Eine kontinuierliche Kette von Informationen ist die Grundvoraussetzung fuumlr sichere Mobilitaumlt und fuumlr die korrekte Orientierung im oumlffentlichen Raum Zur Kontinuitaumlt einer Informationskette auf dem Weg von A nach B gehoumlren die Durchgaumlngigkeit des Designs der Bezeichnungen und der Anbringungsstellen sowie die analoge Kennzeichnung des Ruumlckwegs durch Elemente die Informationen beinhalten Auch der Planer von Kontrasten muss dies bei der Gestaltung von Markierungen Wegweisern Bodenindikatoren etc beruumlcksichtigen Das System muss auch tolerant gegenuumlber Fehlern des Nutzers sein Einmal falsch eingeschlagene Wege oder Vorlieben fuumlr bestimmte Wege duumlrfen individuell nicht dazu fuumlhren dass der Nutzer ploumltzlich orientierungslos und damit hilflos wird Die Durchgaumlngigkeit von Kontrasten ist daher dringend angeraten

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322 Uumlbergangsbereiche im Fokus

Die Guumlte von Informationen durch Kontraste offenbart sich insbesondere in Uumlbergangsbereichen Als Uumlbergangsbereiche werden Orte bezeichnet in denen Niveauunterschiede bewaumlltigt werden

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muumlssen wie zum Beispiel bei Rampen Treppen und Aufzuumlgen oder wo Raumwechsel stattfinden wie bei Ein- und Ausgaumlngen von Gebaumluden bei Uumlbergaumlngen von Hallen in Flure bei Zimmerwechseln etc Denn an all diesen Orten veraumlndern sich Struktur und Regeln der bisherigen Fortbewegung des Nutzers Dadurch sind Uumlbergangsbereiche fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen potentielle Gefahrenbereiche wenn sie nicht durch ausreichende Kontraste gekennzeichnet sind

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Ein bdquoZuvielldquo an Information durch zu viele unterschiedliche Kontraste fuumlhrt jedoch leicht zu Unuumlbersichtlichkeit und Uumlberfrachtung Um beidem gerecht zu werden sollte der Fokus der Kontrastplanung vor allem auf der Durchgaumlngigkeit von Kontrasten und insbesondere auf Uumlbergangsbereichen liegen

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323 Komfortable Kontraste und DIN-Vorgaben

Als komfortabel wird generell ein Kontrast von 04 bis 06 beurteilt Kontraste von weniger als k = 028 und mehr als k = 083 koumlnnen bei sehbehinderten Menschen die Wahrnehmungssicherheit beeintraumlchtigen Geringe Kontraste koumlnnen als verwaschen sehr hohe Kontraste koumlnnen als Blendung empfunden werden

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Die DIN 32975 gibt fuumlr unterschiedliche Anwendungsbereiche unterschiedliche Leuchtdichtekontraste zur Einhaltung vor Jeweils geforderte Kontraste sind den Kapiteln 4 und 5 die auf unterschiedliche Anwendungsbereiche eingehen zu entnehmen

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33 Die Pruumlfung von KontrastenKontrastloumlsungen fuumlr groszlige Gebaumludekomplexe Auszligenanlagen oder Verkehrswege resultieren idealerweise aus spezifischen wahrnehmungspsychologischen Beurteilungen um den Einsatz von Kontrasten zur Orientierung zur Vermeidung von Gefahren und zur Erhoumlhung des Komforts zu pruumlfen und zu planen Befragungen und Beobachtungen von moumlglichst groszligen Nutzergruppen sind dabei

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ebenso dienlich wie die experimentelle Pruumlfung typischer Informationselemente mit diesen Zielgruppen Von der Befragung einzelner sehbehinderter Menschen ist eher abzusehen da Arten von Sehbehinderungen und ihre jeweiligen Auswirkungen stark variieren Vielmehr sind wissenschaftliche Studien zum Thema zu beruumlcksichtigen Einzelne Kontraste sind mit Leuchtdichtekameras objektiv messbar Im Folgenden wird ein Messverfahren vorgestellt dessen Anwendung die Normen der DIN zur Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten auch vorsehen Andere Methoden werden vergleichend beurteilt

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331 Kontrastpruumlfungen nach DIN

Kontraste von Materialkombinationen muumlssen nach DIN 32975 messtechnisch uumlberpruumlft bzw entsprechend vorgegebener Regelungen nachgewiesen werden Zur Ermittlung des Kontrasts wird die Messung der Leuchtdichtefaktoren nach DIN 5036-3 angegeben die spezielle Messgeometrien vorgibt

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332 Standardisierte Leuchtdichtemessungen im Labor

Die Messung der Leuchtdichten soll bei diffuser Beleuchtung mit der Lichtart die in der Anwendung vorgesehen ist mindestens unter dem Messwinkel 0deg (senkrecht zur Oberflaumlche) und gegebenenfalls zusaumltzlich unter praxisrelevanten Beobachtungswinkeln erfolgen Die Beobachtungswinkel haben insbesondere Einfluss auf Leuchtdichten von Materialien deren Oberflaumlche profiliert ist oder die unterschiedliche Glanzanteile beinhalten Mit der Veraumlnderung des Beobachtungswinkels aumlndern sich die Reflexionsgrade Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts von Bodenindikatoren gilt nach DIN 32984 dass mindestens eine Flaumlche von 4 cm x 4 cm gemessen werden muss um profilierte Oberflaumlchen auch ausreichend erfassen zu koumlnnen Dabei werden auch ausreichend groszlige Flaumlchen erfasst deren Materialzusammensetzung Unregelmaumlszligigkeiten in der Helligkeit aufweist wie zum Beispiel helle und dunkle Anteile

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auf Granitsteinen oder in Materialmischungen Auch Einsprenkel- ungen von Oberflaumlchen mit Glanzanteilen oder Leucht- und Perlfarben mit Glanzeinschluumlssen koumlnnen so beruumlcksichtigt werden Um die Messungen reproduzieren zu koumlnnen und auch die vorgesehene Nutzung im Auszligen- oder Innenbereich zu beruumlcksichtigen sind die Messungen unter Normlichtart A oder D65 durchzufuumlhren Normlichtart A entspricht in etwa Gluumlhlampenbedingungen Normlichtart D65 entspricht Tageslichtbedingungen Eine Kontrastermittlung zwischen Oberflaumlchen die bei unterschiedlichen Lichtarten gemessen wurden ist nicht zulaumlssig Nach DIN kann der Leuchtdichtekontrast durch die direkte Messung von Leuchtdichten oder alternativ durch die Bestimmung von Reflexionsgraden rechnerisch ermittelt werden Soviel zur Messung von Leuchtdichten unter standardisierten Bedingungen in Lichtlaboren Doch was wenn die interes-sierende Materialkombination bereits verbaut wurde und einzelne Materialmuster nicht entnommen werden koumlnnen wie etwa bei denkmalgeschuumltzten Gebaumluden und Anlagen Kapitel 333 gibt Auskunft dazu

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333 Nutzungstypische Leuchtdichtemessungen im Bestand

Die nach DIN 5036-3 geforderten Beleuchtungsbedingungen waumlhrend der Messungen sind im Bestand weder im Auszligenbereich noch im Innenbereich des oumlffentlichen Raumes realisierbar Die Beleuch-tung ist meist nicht diffus sondern weist zumindest Anteile von gerichtetem Licht durch Beleuchtungseinrichtungen oder Lichtspiegelungen der Umgebung auf Aber auch bereits verbaute Materialien sind deswegen von einer Kontrastpruumlfung nicht ausgeschlossen Die Messgeometrie ist dann nutzungstypisch anzupassen und zwar bei einem dennoch hohen Maszlig an Sicherheit und Reproduzierbarkeit der Daten Da die Beleuchtungssituation durch Tageslicht Schwankungen unterliegt wird innerhalb von Gebaumluden nach Moumlglichkeit nach Sonnenuntergang bei nutzungstypischer Beleuchtung gemessen Sollen Messungen im Auszligenbereich durchgefuumlhrt

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werden und befindet sich die Hauptnutzungszeit des Bereichs im Tageslicht so duumlrfen Messungen ausschlieszliglich bei gutem Wetter durchgefuumlhrt werden Annehmbar konstante Beleuchtung durch Tageslicht ergibt sich bei Sonnenschein mit ansonsten wolkenlosem Himmel

334 Methoden zur Schaumltzung von Leuchtdichten

Verschiedentlich wird in der Praxis eine Methode verwendet die vage Einschaumltzungen des Leuchtdichtekontrasts anhand von schwarz-weiszligen Abbildungen von Materialkombinationen vornimmt Dazu werden Fotos von Materialproben in Grautoumlnen aus-gedruckt am Computer die Visualisierung von farbigen Bildern auf Graustufen umgestellt oder Digitalkameras auf schwarz-weiszlig umgestellt Solche Abbildungen sind jedoch stark von der Charakteristik der Geraumlte abhaumlngig und weisen Oberflaumlchen nur als unterschiedlich in ihrer Intensitaumlt von Grautoumlnen aus Zuvor deutliche Kon-tras-te koumlnnen verschwinden Wenn sich auf diesen Darstellungen auf Displays oder Papier zwei Oberflaumlchen erkennbar voneinander abheben so die Befuumlrworter dieser Methode soll davon ausgegangen werden duumlrfen dass der Leuchtdichtekontrast ausreichend sei

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Diese Methode kann fachlich gesehen als allenfalls behelfsmaumlszligig beurteilt werden um einen ersten eher allgemeinen Eindruck von Leuchtdichtekontrasten zu bekommen Tatsaumlchliche Kontrastwerte lassen sich so weder ermitteln oder dahingehend uumlberpruumlfen ob sie bestimmten Anforderungen einer barrierefreien Gestaltung genuumlgen Da es sich um keine Messmethode handelt erhaumllt man auch keine Zahlenwerte Zudem geben Monitore und Kopien urspruumlng-liche Helligkeiten von Originaloberflaumlchen meist verfaumllscht wieder und sind leicht manipulierbar In Vor-Ort-Terminen mit Planern und Praktikern kann diese Methode jedoch anschaulich zum ersten Erkenntnisgewinn beitragen dass es in der sehbehindertengerechten Gestaltung weniger um Farbkontraste sondern vielmehr um Helligkeitsunterschiede von Objekten geht

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Eine andere Methode zur Pruumlfung von Kontrasten sieht die Nutzung von Farbkarten Farbfaumlchern oder digitalen Farbwerken vor Erlaumlutert sei dies am Beispiel von RAL-Farbkarten Als RAL-Farbe werden Normfarben bezeichnet die die RAL GmbH vertreibt Jeder Farbe ist eine Nummernbezeichnung zugeordnet Die Kontrastwerte zweier Materialien werden aus Hellbezugswerten und Umrechnungstabellen erschlossen Das groumlszligte Fehlerpotential wird bei dieser Methode in der eindeutigen Zuordnung von Materialoberflaumlchen zu entsprechenden Farbmustern gesehen Insbesondere Wand- und Bodenbelaumlge lassen sich oft nicht eindeutig zuordnen da deren Oberflaumlchen Zusammensetzungen zeigen die Hell- und Dunkelanteile mischen wie etwa Granit Sandstein Rauputz oder gemusterte Flaumlchen usw Der Vorteil der Normierung der Kartennummern soll darin bestehen dass Kunden und Lieferanten nur RAL-Nummern und nicht Materialmuster austauschen In den vorangegangenen Abschnitten wird deutlich dass die Messung des definierten Materials jedoch unumgaumlnglich ist da dessen Oberflaumlchenbeschaffenheit erhebliche Aus-wirkungen auf Kontraste hat Dies sowohl in Bezug auf Oberflaumlchenstrukturen als auch in Bezug auf die Materialzusammensetzung die sich an der Oberflaumlche offenbart Die Farbkarten-Methode versucht diesem Problem damit zu begegnen dass generell eine Fehler

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- toleranz von 01 bis 015 Kontrastwerten einkalkuliert werden soll und dass glaumlnzende Farben fuumlr die barrierefreie Gestaltung wegen moumlglicher Spiegelungen nicht in Frage kommen Zur empfohlenen Fehlertoleranz ist anzumerken dass wegen der Abnutzung von Materialien geforderte Kontraste im Neuzustand der Materialien ohnehin deutlich uumlberschritten werden sollten (weitere Informationen dazu siehe Kapitel 64) Eine zusaumltzliche Anhebung geforderter Werte durch die Verwendung einer Pruumlfmethode die zusaumltzliche Fehlertoleranzen erforderlich macht duumlrfte daher problematisch sein Dies schraumlnkt die Palette einsetzbarer Materialien unnoumltig weiter ein Der Einsatz glaumlnzender Materialien ist bei Neubauten we

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gen moumlglicher Blendwirkungen und Spiegelungen auch nach DIN 32975 zu vermeiden Jedoch werden vorliegend auch alle Materialien die Glanzanteile oder unterschiedliche Einschluumlsse haben von einer Kontrastpruumlfung methodisch ausgeschlossen was unnoumltig ist (siehe dazu Kapitel 332)

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335 Fazit zur Kontrastpruumlfung durch die Selbsthilfe

Insgesamt ist die Kontrastpruumlfung durch Farbsysteme oder SchwarzWeiszlig-Abbildungen als nur eingeschraumlnkt nuumltzlich weil zu ungenau anzusehen Zumal beide Methoden keine eindeutig reproduzierbaren Messungen darstellen sondern eine Schaumltzung per Inaugenscheinnahme bleiben muumlssen Am sichersten erscheint die direkte und objektive Messung der Leuchtdichten von Kontrastflaumlchen mit festgelegten Messgeometrien und plausiblen Methoden Die Notwendigkeit zur gewissenhaften Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten durch insbesondere nutzungstypische Messungen wird auch in einer Vergleichsstudie uumlber Messmethoden von Joos et al im Auftrag des schweizerischen Bundesamtes fuumlr Verkehr (2012) wie folgt befuumlrwortet bdquoKontrast von Objekten im oumlffentlichen Raum kann nur mit speziellen Leuchtdichtenkameras mit einer genuumlgenden Genauigkeit und vernuumlnftigem personellem und zeitlichem Aufwand bestimmt werdenldquo

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Die vorliegende Broschuumlre versucht aktive Mitglieder der Selbsthilfe zu befaumlhigen sich fuumlr die Pruumlfung und Einhaltung von Kontrasten argumentativ erfolgreich einzusetzen Die erforderlichen Leuchtdichtemessungen an sich sollten nach wie vor von erfahrenen Pruumlfern aus Betrieben und Institutionen durchgefuumlhrt werden die diese Messungen fachgerecht und taumlglich im Auftrag von Materialherstellern Planern Verbaumlnden Kommunen Bund und Laumlndern durchfuumlhren Zur Beurteilung diesbezuumlglich entstehender Kosten sei auf Kapitel 63 verwiesen

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Ein Groszligteil der Informationen im oumlffentlichen Raum die der Orientierung und der Absicherung vor Gefahren dienen wird uumlber Zei-chen Schriften und Piktogramme vermittelt Kontrastwerte die der Auffindbarkeit und Leserlichkeit dienen sollen houmlher als andere sein Nach DIN 32975 gilt dass ein Leuchtdichtekontrast von mindestens 07 und bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen von mindestens 08 einzuhalten ist

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41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit

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Die Auffindbarkeit der Information durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis des gesamten Informationstraumlgers zu seinem Hintergrund Sind zum Beispiel die Grundfarbe einer Toilettenbeschilderung wie auch die umgebende Wand aumlhnlich hell unterscheidet sich die Leuchtdichte nur minimal durch unterschiedliche Reflexionseigenschaften der Materialoberflaumlchen Abbildung 3 zeigt dies Es entstehen zu geringe Kontraste was die Auffindbarkeit des Informationstraumlgers erschwert Abhilfe schafft die kontrastreiche Umrahmung des Schildes oder die kontrastreiche Gestaltung des Schildhintergrundes zur Wand

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4 Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften und Piktogrammen

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Die Leserlichkeit durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis der Zeichen Schriften und Piktogramme zu direkt angrenzenden Flaumlchen Diese Flaumlchen koumlnnen Schildhintergruumlnde sein wie Abbildung 4 die ein Piktogramm als Kennzeichnung einer Herrentoilette zeigt Der relevante Leuchtdichtekontrast entsteht zwischen dem schwarzen Maumlnnchen und der Oberflaumlche des Traumlgermaterials einer Edelstahlplatte

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Falls Zeichen direkt also ohne Traumlgermaterial verwendet werden bilden umgebende Waumlnde angrenzende Gegenstaumlnde und perspektivisch bedingte Umgebungen die angrenzenden Flaumlchen Abbildung 5 die eine Etagennummer auf einer Wand und Abbildung 6 die Piktogramme als Markierung einer Glasflaumlche darstellen zeigen solche direkten Umgebungsflaumlchen von Zeichen

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Abbildung 3 Negativbeispiel ndash helles Toilettenschild auf heller Wand

Abbildung 4 Positivbeispiel ndash dunkles Piktogramm auf hellem Untergrund

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Bei der Etagennummerierung ist die Umgebungsflaumlche eine hell gestrichene Rauputzwand bei den Markierungen auf Glas bildet der Hintergrund in der vorliegenden Perspektive ein Bodenbelag die Umgebungsflaumlche zur Kontrastermittlung

42 Durchsichtige InformationstraumlgerAls besonders unguumlnstig erweisen sich helle Schriften auf Glas bei ebenfalls hellem Hintergrund Abbildung 7 zeigt die Gebaumludebezeichnung eines Finanzamtes durch silbrig-weiszlige Klebebuchstaben die oberhalb der Eingangstuumlr auf dem Sicherheitsglas eines Oberlichts angebracht sind Durch die angrenzende Flaumlche die aus nutzungstypischer Perspektive aus einer weiszligen Decke besteht sind die Buchstaben der oberen Reihe fast gar nicht in den unteren Reihen nur mit Muumlhe erkennbar da der Kontrast zwischen Buchstaben und Decke zu gering ist

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Abbildung 5 Zahl mit Wand als Umgebungsflaumlche

Abbildung 6 Piktogramme mit Boden als Umgebungsflaumlche bei Pers-pektive durch eine Glastuumlr hindurch

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Abhilfe koumlnnte vorliegend eine wesentlich dunklere Deckengestaltung dunklere Schriften oder die Hinterlegung der hellen Schrift mit dunkler Folie schaffen Abbildung 8 zeigt ein Ausstellungsex- ponat Abbildung 9 zeigt was sich dem Betrachter bei Annaumlherung offenbart Jede der 4 Seiten ist aus Glas und mit heller Schrift uumlberzogen die Informationen uumlber das Exponat beinhalten Der Boden als angrenzende Flaumlche zur Schrift aus der Betrachterperspektive ist durch mittelhelle Granitsteine marmoriert und bildet keinen ausreichenden Kontrast zur Schrift sodass diese kaum vom Boden zu unterscheiden ist Hinzu kommt dass sich da alle Glasauszligenflaumlchen des Exponats beschriftet sind die Schriften perspektivisch uumlberlagern und so das Lesen der Information endguumlltig verhindern

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Abbildung 7 Negativbeispiel ndash helle Schrift auf Glas mit hellem Hintergrund

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Die Hinterlegung der Schriften mit dunklen Folien wuumlrde das Exponat optisch zerstoumlren da das Innenleben nicht mehr zu sehen waumlre Dunkle Schriftzeichen wuumlrden auch nicht zum Ziel fuumlhren da das Problem sich uumlberlagernder Schriften weiterhin bestuumlnde Abhilfe bestuumlnde in der Uumlbertragung der Information auf ein zusaumltzliches Schild mit ausreichendem Hintergrundkontrast

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43 Unuumlberlegte Verzierungen und FarbigkeitenBilder oder Farbverlaumlufe als Hintergrund sind grundsaumltzlich zu vermeiden da sie den Leuchtdichtekontrast von Schriften zumindest punktuell schmaumllern Abbildung 10 zeigt ein an sich kontrastreich gestaltetes Gebaumludeschild Durch die teilweise Hinterlegung des Textes mit einem Schmucksiegel wird der Kontrast einzelner Worte zum Schildhintergrund unterbrochen und deutlich verringert Abhilfe koumlnnte die Verkleinerung des Siegels schaffen sodass Schriften damit nicht mehr hinterlegt sind Die Schildgroumlszlige bietet Platz um das Siegel separat zu setzen

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Abbildung 8 Beispiel Exponat- einhausung aus Glasflaumlchen mit Edelstahlrahmen

Abbildung 9 Negativbeispiel ndash uumlberlagernde Schriften auf Glas mit hellem Hintergrund

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Informationsbroschuumlren und Plakate werden meist aufwaumlndig gestaltet Viele verschiedene Farben kommen zum Einsatz um auf differenzierte Inhalte hinzuweisen Dabei tritt die Differenzierung durch Leuchtdichtekontraste haumlufig in den Hintergrund So kann es sein dass Informationen die gar keine hohe Relevanz haben durch starke Helligkeitskontraste zum Hintergrund visuell hervorgehoben werden und Wichtiges trotz vermeintlich auffaumllliger Farbgestaltung wegen zu geringer Leuchtdichtekontraste unbeachtet bleibt

44 Blendung und Schatten ndash boumlse GeisterKapitel 315 erlaumlutert dass zur sehbehindertengerechten Gestaltung keine Pauschalvorgaben zu Beleuchtungsstaumlrken moumlglich sind Vielmehr ist eine in der jeweiligen Situation vor Ort angemessene Beleuchtung notwendig Selbst wenn Kontraste messtechnisch nachweisbar sind kann es sein dass diese durch zu geringe oder zu starke Beleuchtung fuumlr das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind Zu geringe Beleuchtung liegt beispielsweise bei Schattenbildung vor zu starke Beleuchtung kann zu Blendung durch Reflexionen des Lichts fuumlhren Letzteres kann auch durch direkte Sonneneinstrahlung geschehen Abbildungen 11 und 12 zeigen ein von der Decke herabhaumlngendes Schild das an einer der Sonne abgewandten Gebaumludeseite befestigt ist und auf einen Haupteingang

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Abbildung 10 Negativbeispiel ndash Schrift auf Hintergrund mit Hinter-legung

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hinweist Der Kontrast zwischen Buchstaben und Schildhintergrund ist ausreichend sodass einzelne Buchstaben gut erkennbar sind Ein identisches Schild ist an einer der Sonne zugewandten Gebaumlude-seite angebracht Die Buchstaben werden von der direkten Sonnen-einstrahlung teilweise uumlberblendet und sind daher nicht mehr lesbar

Abhilfe koumlnnte die Versetzung des Schildes nach hinten schaffen Eine gleichmaumlszligige Abschattung des gesamten Schildes wuumlrde so durch die Decke hergestellt und Kontraste blieben wahrnehmbar Alternativ muumlsste die Oberflaumlche des Informationstraumlgers weniger glatt sein sodass eine Blendung wegen geringerer Spiegelung des Lichts an der Materialoberflaumlche vermindert ist Auch Abschattflaumlchen aus lichtundurchlaumlssigem Material die direkt an der Schildoberkante befestigt wuumlrden koumlnnten auf dem Schild fuumlr einheitliche Lichtverhaumlltnisse zu sorgen

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Auf Informationstraumlgern die Abdeckungen oder Sichtscheiben aufweisen wie Aushanginformationskaumlsten mit Glas- oder Plexiglasscheiben koumlnnen ebenfalls unerwuumlnschte Reflexionen entstehen Diese sind durch entspiegelte Materialien zu umgehen Der Kontrast an Sichtscheiben von Automaten sollte einstellbar sein

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Abbildung 13 zeigt den Ausschnitt eines Lageplans von Bus- und Hauptbahnhof Durch eine nicht entspiegelte Abdeckung des Aushangplans entstehen bei normalem Tageslicht starke Spiegelungen

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Abbildung 11 Beispiel ndash Schild im Schatten

Abbildung 12 Negativbeispiel ndash Schild mit Sonneneinstrahlung

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die Gleisbezeichnungen der Bahn unlesbar machen Abbildung 14 zeigt das gleiche Problem einer Oumlffnungszeiteninformation einer Bibliothek Durch die Anbringung der an sich kontrastreich gestalteten Textinformation an der Innenseite einer Glaswand spiegeln sich voruumlbergehende Menschen und die oumlrtliche Umgebung aus dem Ruumlcken des Betrachters Die Schriften wirken verwaschen da Kontraste durch wechselnde Umgebungsverhaumlltnisse mal schwaumlcher und mal staumlrker sind

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Abbildungen 15 und 16 zeigen Ausschnitte eines Lageplans der im Auszligenbereich einer Grundschule aufgestellt ist und ohne Ab- deckungen auskommt Trotz Sonneneinstrahlung werden Kontraste nicht beeintraumlchtigt da die Oberflaumlche mattiert ist Leider ist in der Legende zum Plan der Schrifthintergrund teils nicht ausreichend kontrastreich gestaltet Einzelne Gebaumludebereiche sind auf dem Plan durch eingrenzende stark kontrastierende Zeichnung gut unterscheidbar aber die zugehoumlrige Benennung der Gebaumlude ist wegen geringer Kontraste nur fuumlr manche Gebaumlude leserlich

Grundsaumltzlich sind Aushanginformationen mit Orientierungs- oder Entscheidungsfunktion selbst hinreichend zu beleuchten um Kont-

Abbildung 13 Negativbeispiel ndash Blendung auf Glasabdeckung durch Sonnenlicht

Abbildung 14 Negativbeispiel ndash Umgebungsreflexion bei Information hinter Glas

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raste wahrnehmen zu koumlnnen um bei Annaumlherung an die Information keine Schattenbildung zu verursachen Eine gerichtete Beleuchtung ist nach DIN 32975 entweder von unten von oben oder von hinten vorzusehen

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Auch offensichtlich fuumlr sehbehinderte Menschen gestaltete Objekte koumlnnen problematisch sein Abbildung 17 zeigt ein Toilettenschild das neben Buchstaben auch Brailleschrift beinhaltet Die Buchstaben sind erhaben auf einer farblosen Plexiglasscheibe aufgebracht die wiederum auf Abstand zur Wand montiert ist Die Buchstaben werfen daher einen Schatten an die Wand und schmaumllern so den ansonsten tadellosen Kontrast der dunklen Buchstaben zur hellen Wand unnoumltig

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Abbildung 15 Positivbeispiel ndash Lageplan ohne Abdeckung

Abbildung 16 Negativbeispiel ndash ungenuumlgender Kontrast der Legende zum Lageplan

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45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern

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Wenn Papier als Traumlgermaterial fuumlr Informationen verwendet wird zum Beispiel bei Faltplaumlnen ist zusaumltzliche die Papierstaumlrke wichtig um Kontraste zu erhalten Bei beidseitig bedrucktem Papier duumlrfen Informationen der Ruumlckseite auf der Vorderseite nicht durchscheinen Sie verringern als angrenzende Flaumlche zu den Schriften den Leuchtdichtekontrast unnoumltig Eine Mindestpapierstaumlrke von 100 Gramm pro Quadratmeter ist daher einzuhalten

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Da gerade Aushanginformationen haumlufigen Aumlnderungen unterliegen werden die Informationen meist als kostenguumlnstige Variante ebenfalls auf Papier gedruckt Glanzoberflaumlchen auf Papier haben unerwuumlnschte Blendwirkungen insbesondere bei Tageslicht was die Kontraste von Schriften zu ihrem Hintergrund deutlich beeintraumlchtigt

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Infopost oder haumlufig wiederkehrende Mitteilungen werden aus Kostengruumlnden oder aus Gruumlnden des Umweltschutzes oft auf Papier mit hohen Grau-Anteilen und starken Rauigkeiten der Papieroberflaumlchen gedruckt Diese haben im Vergleich zu reinweiszligem also sehr hellem Papier eine kontrastmindernde Wirkung auf die Leserlichkeit von Schriften und sollten vermieden werden Der Effekt des Papiers

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Abbildung 17 Negativbeispiel ndash Schattenbildung durch Reliefbuchstaben auf Plexiglas

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auf den Kontrast zur Schrift ist der gleiche wie der negative Effekt von farbig hinterlegten Texten

46 Schriften aus Licht ndash VorsichtInformationen durch hinterleuchtete oder selbstleuchtende Anzeigen stellen in Bezug auf Leuchtdichtekontraste Sonderfaumllle dar Anders als bei lichtundurchlaumlssigen Schildern kann es zu Kontrastminderungen in der Anwendung kommen Der Kontrast muss bei diesen Anzeigen die uumlblichen Vorgaben von 07 beziehungsweise 08 bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen ndash in der unguumlnstigeren Bedingung ndash erreichen

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Zum Beispiel ergibt ein heller Leuchtkasten der mit einem lichtundurchlaumlssigen Piktogramm beklebt ist unterschiedliche Leuchtdichten abhaumlngig davon ob er ein- oder ausgeschaltet ist Das lichtundurchlaumlssige Piktogramm veraumlndert seine Leuchtdichte dadurch nicht Der Kontrast errechnet sich aus den angrenzenden Flaumlchen von Piktogramm und Hintergrund Also resultieren durch Ein- und Ausschalten der Beleuchtung unterschiedliche Kontraste Aumlhnlich verhaumllt es sich bei lichtdurchlaumlssigen Zeichen auf Leuchtkaumlsten Dann ist es von der Transparenz der Zeichen und des Hintergrundes abhaumlngig ob sich die Beleuchtungsstaumlrke aus dem Innenraum gleichmaumlszligig auswirkt was direkten Einfluss auf die Leuchtdichten einzelner Flaumlchen hat Bei von innen beleuchteten Anzeigen muss daher immer der geringere Kontrast ausreichend hoch sein

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Kapitel 315 erlaumlutert dass Beleuchtungsstaumlrken der Umgebung keine Auswirkungen auf vorhandene Kontraste haben Auch diesbezuumlglich stellen selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen einen Sonderfall dar Tageslicht oder kuumlnstliche Beleuchtung uumlberlagern die Leuchtdichten und koumlnnen einen kontrastmindernden Einfluss haben Nach DIN 32975 muss die Beleuchtungssituation bei der Beurteilung von selbstleuchtenden oder hinterleuchteten

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Anzeigen mit beruumlcksichtigt werden Ohne Tageslichteinfluss in Innenraumlumen muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 200 Lux mit Tageslichteinfluss und im Freien muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 2000 Lux bestehen Uumlbrigens auch dann wenn Schutzscheiben vor den Anzeigen die zusaumltzliche Reflexionen verursachen koumlnnen verwendet werden

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Bei Wechselanzeigen wie Fahrgastinformationen werden zunehmend elektronische Anzeigen verwendet Eine Vergleichsstudie zur Lesbarkeit dynamischer Informationsanzeigen (Lang et al 2004) ergab unter anderem dass LCD-Anzeigen generell als kontrastreicher als LED-Anzeigen wahrgenommen werden insbesondere bei seitlicher Betrachtung was den haumlufigsten Anwendungsfall darstellen duumlrfte Dieses Ergebnis stellte sich als unabhaumlngig von Alter und Sehleistung der Versuchspersonen dar Auf LED-Anzeigen sollte daher verzichtet werden Foumlrderlich fuumlr Kontraste sind zudem hohe Pixelzahlen

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Laufschriften in elektronischen Anzeigen sind generell auch bei hinreichenden Kontrasten zu vermeiden Das Auge hat in der Regel zu wenig Zeit um sich auf die schnellen Kontrastwechsel an einzelnen Punkten einzustellen um zunaumlchst einzelne Buchstaben und anschlieszligend ganze Worte wahrzunehmen um sie danach noch lesen und verstehen zu koumlnnen

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

64

derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

i

Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
Page 5: Barrierefrei - und jeder weiß wo es lang geht! · Barrierefrei – und jeder weiß, wo es lang geht! Gefahrenabsicherung, Orientierung und Komforterhöhung durch Kontraste Broschüre

Inhalt

Vorwort 6

Gruszligwort 8

1 Zur Entstehung der Broschuumlre 9

2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste 11

21 Die Zielgruppe der Broschuumlre 11

22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe 13

23 Resultierende Themenbereichen der Broschuumlre 15

3 Welche Kontraste 16

31 Kontraste nach DIN 32975 16

311 Helligkeitsunterschiede versus Farbunterschiede 16

312 Die Leuchtdichte und andere Lichtmaszlige 18

313 Der Leuchtdichtekontrast 19

314 Auswirkungen unguumlnstiger Lichtverhaumlltnisse 20

315 Auswirkungen von Beleuchtungsstaumlrken 20

32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten 21

321 Die kontinuierliche Informationskette 21

322 Uumlbergangsbereiche im Fokus 21

323 Komfortable Kontraste und DIN-Vorgaben 22

33 Die Pruumlfung von Kontrasten 22

331 Kontrastpruumlfungen nach DIN 23

332 Standardisierte Leuchtdichtemessungen im Labor 23

333 Nutzungstypische Leuchtdichtemessungen im Bestand 24

334 Methoden zur Schaumltzung von Leuchtdichten 25

335 Fazit zur Kontrastpruumlfung durch die Selbsthilfe 27

4 Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften und

Piktogrammen 28

41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit 28

42 Durchsichtige Informationstraumlger 30

43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten 32

44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister 33

45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern 37

46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht 38

5 Kontrastoptimierung von Markierungen 40

51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen 40

52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse 41

53 Serviceautomaten und Bedienelemente 44

54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas 47

55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen 49

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien 49

552 Uumlbergangsbereiche 51

6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden 55

61 Rechtliche Grundlagen 55

62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein 55

621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland 56

622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen 57

623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten 57

63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion 58

64 Langlebigkeit von Kontrasten 59

65 Kontraste ndash eine aumlsthetische Zumutung 61

Literatur 63

Zur Autorin

Anuschka Hesse-Germann Augenoptikerin und Diplompsychoshylogin (Schwerpunkt Wahrnehmungs- und Verkehrspsychologie) arbeitet als freie Sachverstaumlndige und ist spezialisiert auf die sehbehindertengerechte Gestaltung Zu ihren Taumltigkeiten im Arbeitsbereich Barrierefreiheit zaumlhlen die Planungsberatung und Begutachtungen im oumlffentlichen Raum Seminare und Vortraumlge zur sehbehindertengerechten Gestaltung sowie die unabhaumlngige Pruumlfung von Leuchtdichtekontrasten im Bestand sowie im Labor nach DIN

Weitere Informationen unter wwwmobilitaet-verkehrde

6

Vorwort

Mit dem hier vorgelegten Ergebnisbericht der Studie der PRO RETINA Deutschland e V ist ein Tatbestand aufgegriffen worden der in der Selbsthilfe eine zunehmende Bedeutung erlangt Die Fragestellung dazu lautet befaumlhigt eine Behinderung oder eine chronische Erkrankung dazu objektiv notwendige Bedingungen beurteilen zu koumlnnen die Voraussetzung fuumlr Barrierefreiheit sind Ein Ergebnis ist dass ohne Hilfen und Handreichungen nur subjektiv die eigene Situation und die damit verbundene Einschraumlnkung bewertet werden was aber eine objektivierbare Aussage zum Status von Barrierefreiheit unmoumlglich macht Aus diesem Grunde ist die hier vorgelegte Broschuumlre umso wichtiger weil sie Fakten und Argumentationshilfen liefert um in Beratungssituationen objektiv in diesem Falle uumlber die Belange von Menschen mit Sehbeeintraumlchtigungen Auskunft geben zu koumlnnen Damit wird erreicht dass wie auch in der Broschuumlre angefuumlhrt Aussagen wie bdquowir haben das von einem Betroffenen testen lassenldquo kuumlnftig nicht mehr vorkommen Der Test durch einen Betroffenen reicht nicht aus solange nicht geklaumlrt ist auf welcher Basis diese Person einen Test durchfuumlhrt Diese Kriterien werden im nachfolgenden Text fuumlr den Bereich der Kontraste fuumlr andere Menschen aus dem Selbsthilfebereich nachvollziehbar dargestellt und bieten eine praxisgerechte Hilfestellung

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Weitere wichtige Aussagen in der Broschuumlre befassen sich mit den uumlblichen Abwehrstrategien die angewendet werden um die berechtigten Anforderungen an Barrierefreiheit zu verhindern Es werden Argumentationshilfen angeboten die es erleichtern diese an sich unzulaumlssige Diskussion erfolgreich fuumlhren zu koumlnnen

Wir hoffen dass diese Broschuumlre im Selbsthilfebereich groszlige Verbreitung finden wird und als Hilfestellung genutzt wird

Wolfgang TiggesBAG SELBSTHILFE e V Stellvertretender Bundesgeschaumlftsfuumlhrer

8

Gruszligwort

Mitglieder der Selbsthilfe treffen oft auf Widerstand im Umgang mit Kommunen Bauherrn Planern und Architekten wenn sie bei der Gestaltung ndash etwa von Ausschilderungen Treppen und Stufen ndash staumlrkere Kontraste einfordern um die Orientierung zu erleichtern

Diese Broschuumlre informiert uumlber die Notwendigkeit solche Punkte bei der Gestaltung von oumlffentlichen Raumlumen zu beruumlcksichtigen Sie soll ganz im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention dazu beitragen dass sich nicht nur Sehbehinderte sondern auch aumlltere Menschen durch staumlrkere Kontraste in ihrer Umgebung leichter und komfortabler orientieren koumlnnen was die Sturz- oder Verletzungsgefahr reduziert

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Die Kontrast-Broschuumlre gefoumlrdert vom Bundesministerium fuumlr Gesundheit soll durch sachliche Argumente das Gespraumlch mit Ent-scheidungstraumlgern uumlber die Gestaltung des oumlffentlichen Raumes unterstuumltzen

Elke Lehning-FrickePRO RETINA Deutschland e V Leiterin Arbeitskreis Mobilitaumlt

Ute PalmPRO RETINA Deutschland eV Stellvertretende Vorsitzende

9

1 Zur Entstehung der Broschuumlre

Sind Sie aktives Mitglied einer Selbsthilfegruppe Werden Sie zur sehbehindertengerechten Gestaltung im oumlffentlichen Raum um Rat gefragt Dann sind Ihnen sicher manche Probleme bekannt

Vielleicht houmlren Sie haumlufig von Menschen mit Sehbehinderungen Folgendes

bdquo Ich konnte den Fahrscheinautomaten nicht bedienen

Graue Tasten auf grauem Hintergrundldquo

bdquo Im Waschraum musste ich fast die komplette Wand abtasten

ehe ich den Handtuchspender endlich entdeckteldquo

bdquoDie Absperrkette war wie unsichtbarldquo

bdquoIch habe die Treppe erst beim Fallen wahrgenommenldquo

Andererseits houmlren Sie vielleicht haumlufig von Entscheidungstraumlgern folgende Aussagen

bdquo Man darf doch nicht alles mit rot-weiszligen Streifen

verschandelnldquo

bdquo Sehbehindertengerechte Gestaltung hat keine

guumlltigen Normenldquo

bdquoGeforderte Kontraste sind in der Realitaumlt nicht zu erreichenldquo

bdquo Sehbehindertengerechte Gestaltung ist leider einfach

zu teuerldquo

Die Ursache fuumlr eine undeutliche Wahrnehmung im oumlffentlichen Raum sind neben zu kleinen Schriften und fehlenden Markierungen meist mangelhafte Kontraste Farbkontraste koumlnnen die Wahrnehmung zwar unterstuumltzen relevanter sind jedoch Leuchtdichtekontraste Daruumlber herrscht bei Bauherren Architekten und

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Entscheidungstraumlgern haumlufig Unwissenheit Als wichtiger Partner zur Verbesserung der Sicherheit der Orientierung und des Komforts im oumlffentlichen Raum sind die Selbsthilfegruppen gefragt die meist jedoch nicht fachlich zum Thema ausgebildet werden koumlnnen Daher foumlrderte das Bundesministerium fuumlr Gesundheit die Entwicklung dieser Broschuumlre die Abhilfe schaffen soll

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bdquoBarrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtldquo richtet sich an Selbsthilfeverbaumlnde im Allgemeinen Der konkrete Informationsbedarf der Selbsthilfe wurde Ende 2011 durch eine Befragung erhoben deren Ergebnisse Kapitel 2 beschreibt Fast die Haumllfte der Befragten beurteilt ihr derzeitiges Wissen uumlber Kontraste als duumlrftig oder als nicht vorhanden Die Broschuumlre vermittelt daher Basis-wissen in den dringendsten Anwendungsbereichen Dazu zaumlhlt zum Beispiel die Kontrastoptimierung bei Schildern an Hindernissen an Bedienelementen an Treppen und Gelaumlndern oder bei Bodenindikatoren Ergaumlnzt wird dieses Basiswissen durch Argumentationshilfen fuumlr typische Widerstaumlnde in Beratungen wie rechtliche Grundlagen Nutzergruppen aumlsthetische Aspekte die nachtraumlgliche Einbringung von Kontrasten und Kostenfragen

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Es ist eine auf dringendste Beduumlrfnisse der Selbsthilfe gekuumlrzte Handreichung zu visuellen Kontrasten entstanden die in einfacher Form als fachliche Unterstuumltzung im Erstkontakt mit Entscheidungstraumlgern zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes dienen soll

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2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste

Die Eigenschaften der Zielgruppe dieser Broschuumlre und ihre konkreten Beduumlrfnisse wurden in einer schriftlichen Befragung bei Bundesverbaumlnden und Landesarbeitsgemeinschaften der BAG Selbsthilfe e V und in diversen Foren und Kontaktlisten der PRO RETINA Deutschland e V ermittelt

21 Die Zielgruppe der BroschuumlreTeil A der Befragung suchte Antworten darauf inwiefern die Selbsthilfe bereits zum Thema Kontraste beratend taumltig ist wer die An-sprechpartner sind wie hoch die Nachfrage ist auf welche Widerstaumlnde man stoumlszligt und wie der eigene Wissensstand eingeschaumltzt wird Derzeit sind 64 der Befragten bereits beratend taumltig 20 moumlchten es kuumlnftig sein Fuumlr Beratungen ist die Selbsthilfe in Kontakt mit Gemeinden Landkreisen kreisfreien Staumldten (58 ) Bauherren (29 ) Architekten (41 ) Stadtplanern (51 ) und Herstellern von Baumaterial (19 ) Daruumlber hinaus wurden auch Wohnungsgesellschaften Stadtwerke Universitaumlten Verkehrsbetriebe politische Gremien und Behindertenbeiraumlte auf landes- und kommunaler Ebene sowie Parteien Parlamente und Senate genannt Die uumlberwiegende Zahl der Beratungen (61) erfolgt auf Initiative der Selbsthilfe die sich vorwiegend an Stellen mit Entscheidungsbefugnissen richtet Auf die Frage nach Widerstaumlnden in Beratungen wurde verschiedenen vorgegebenen Aussagen zugestimmt

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36 bdquoMan kann doch nicht alles uumlbertrieben farbig gestaltenldquo

36 bdquoDie Bauausfuumlhrung ist schon beendet da kann man

nichts mehr aumlndernldquo 14 bdquoWir bauen fuumlr die Allgemeinheit

Auf Minderheiten nimmt man keine Ruumlcksichtldquo und 42 bdquoEine

barrierefreie Gestaltung wuumlrde den finanziellen Rahmen spren-

12

genldquo Als weiteres Gegenargument wurde gehaumluft der Denkmalschutz angefuumlhrt direkt gefolgt von aumlsthetischen Bedenken

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(bdquoKontraste stoumlren das Gesamtbildldquo bdquoPasst nicht zum Stil des

Hausesldquo bdquoEingriff in kuumlnstlerische Gestaltung und Freiheit der

Architektenldquo) Auch wird angefuumlhrt Kontraste waumlren mit Materialien die guumlnstig und leicht zu reinigen seien nicht herstellbar und Nachbesserungen wuumlrden ohnehin technisch als nicht machbar

angesehen Argumentiert wird zuweilen mit Aussagen wie bdquoDie

Normen zur barrierefreien Gestaltung sind nicht bindend muumls

sen daher nicht beachtet werdenldquo bdquoBaumaszlignahmen eines

privaten Investors sind nicht oumlffentlicher Bereichldquo bdquoEs handelt

sich um keinen Neubau sondern lediglich um Bauaumlnderungen

die keine Beruumlcksichtigungen notwendig machenldquo bdquoDas Sa

nierungskonzept sieht einfach keine barrierefreie Gestaltung

vorldquo etc Mehrfach wurde deutlich dass sich Entscheidungstraumlger

auf vermeintliche Experten verlassen bdquoUnsere Architekten wissen

schon selbst was Barrierefreiheit istldquo bdquoWir haben Barrierefrei

heit beruumlcksichtigt ein Rollstuhlfahrerverband wurde befragtldquo

oder bdquoWir haben doch Kontraste eingesetztldquo

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Die Widerstaumlnde die der Selbsthilfe entgegenschlagen sind also vielfaumlltig Ein Teilnehmer gab an dass es sich eher um Unwissen als um Widerstand handele da sich Menschen ohne Beeintraumlchtigungen oft nicht vorstellen koumlnnen wie wichtig zum Beispiel Kontraste sind Simulationsbrillen im Rucksack wuumlrden dann viele Debatten ersparen Reduziert kann man auf das Unwissen einiger entscheidungsbefugter Stellen schlieszligen die sehbehindertengerechte Gestaltung primaumlr als zu teuer zu aufwaumlndig und nachtraumlglich als nicht machbar einstufen Die Anfuumlhrung des Denkmalschutzes und Berufungen auf mangelnden Erfuumlllungszwang von Normen ist als Hinweis anzusehen dass das Potential sehbehindertengerechter

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Gestaltung als Beitrag zu Gefahrenabsicherung Orientierung und Komfort im oumlffentlichen Raum fuumlr alle Menschen als nachrangig angesehen und verkannt wird Auf die Frage bdquoWie haumlufig werden sie nach Informationen uumlber Kontraste zur sehbehindertengerechten Gestaltung gefragtldquo gaben 15 an bdquosehr oftldquo 42 bdquomanchmalldquo und 22 bdquonieldquo Dies spiegelt die Unwissenheit der Stellen mit Entscheidungsgewalt Der eigene Wissensstand der Selbsthilfe zu Leuchtdichtekontrasten wurde zu 5 als bdquotiefgreifendldquo zu 29 als bdquoausreichendldquo zu 37 als bdquoduumlrftigldquo und zu 10 als bdquonicht vorhandenldquo angegeben 19 der Befragten machten hier keine Angaben Damit ergibt sich dass bloszlig ein Drittel der Befragten in Beratungsgespraumlchen einen Wissensstand vorweisen kann der anstehende Entscheidungen guumlnstig beeinflusst und Widerstaumlnden fachlich entgegentritt Dass knapp zwei Drittel der Befragten bereits beratend taumltig sind und weitere 20 es kuumlnftig sein wollen macht die Notwendigkeit der vorliegenden Broschuumlre deutlich 49 der Befragten gaben an haumlufig 19 manchmal und nur 7 nie auf die Wichtigkeit von Kontrasten zur Orientierung und Gefahrensicherung hinzuweisen 41 tun dies auf Nachfrage 61 auch ungefragt Das bedeutet dass grundsaumltzlich bekannt ist wie nuumltzlich Kontraste sind Zusammengenommen mit den Ergebnissen zum Wissenstand wird das Potential der Selbsthilfe zur Verbesserung des oumlffentlichen Raumes durch Argumentationskraft deutlich

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22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der ZielgruppeTeil B der Befragung erfragte den thematischen Informationsbedarf der Selbsthilfe In jeder Kategorie konnte unter bdquoSonstigeldquo freier Text hinzugefuumlgt werden Einige Angaben lieszligen sich im Nachhinein abgefragten Punkten zuordnen Andere werden separat genannt

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Ergebnisse zum Informationsbedarf der Kategorie bdquoSchriften Zeichen und Piktogrammeldquo

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- Schriftverkehr (54 ) - Poster (27 ) - Plakate (25 ) - Raumschilder (68 ) - Wegweiser (73 ) - Gebaumludekennzeichnungen (69 ) - Informationen im Straszligenraum (71 ) - selbstleuchtende Anzeigetafeln und Schilder (53 ) - Sonstige haumlufig Fahrgastinformationen im OumlPNV

Ergebnisse zur Kategorie bdquoMarkierungenldquo - Gefahrenbereiche wie Baustellen - Bereiche mit Sturzgefahr etc (68 ) - Serviceautomaten und Bedienelemente wie Aufzug Bankautomat

Notruf etc (71 ) - Treppen und Gelaumlnder Fahrtreppen und Rampen (73 ) - Poller Fahnenmaste Ampeln Schild- und Lichtmasten (64 ) - Saumlulen und Pfeiler (53 ) - Waumlnde Tuumlren und Drehtuumlren aus Glas (68 ) - Sonstige Sanitaumlrobjekte Absperrketten und Mobiliar im oumlffentli

chem Raum (wie Fahrradstaumlnder Muumllleimer Werbetraumlger)-

Ergebnisse zur Kategorie bdquoBodenindikatorenldquo - Auffangstreifen (51 ) - Leitstreifen (69 ) - Begleitstreifen (47 ) - Aufmerksamkeitsfelder (63 )

Abschlieszligend war Raum um zusaumltzliche Kategorien zum Thema Kontrast zu nennen die mit Informationen in der Broschuumlre die Arbeit in der Selbsthilfe erleichtern koumlnnten Die umfangreich eingegangenen Anmerkungen gingen zum Teil uumlber das Generalthema Kontraste im oumlffentlichen Raum deutlich hinaus Schriftarten Schriftgroumlszligen Beleuchtungsstaumlrken Informationsflut in Schaukaumlsten Erlaumluterungen zu Hilfsmitteln Beispiele fuumlr Privatwohnungen

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Auch wurde tiefgreifendes rechtliches Wissen gewuumlnscht rechtliche Moumlglichkeiten und Verpflichtungen der Gemeinden nach Landesbauordnungen freie Veroumlffentlichung der DIN-Vorschriften Entscheidungen der Denkmalpflege Musterbauordnung einheitliche Kennzeichnungen in der EU Auch der Wunsch nach Informationen zur Webseitengestaltung und zu Computereinstellungen in diversen Betriebssystemen und mit verschiedenen Spezialprogrammen war haumlufig Hinweise die die Argumentationsweise der Broschuumlre und Oumlrtlichkeiten betreffen gingen auch ein Vereinbarkeit von Aumlsthetik und Kontrasten unterschiedliche Beeintraumlchtigungen der Sehfaumlhigkeit Erhoumlhung der Selbstaumlndigkeit Wahrnehmung und Orientierung durch Kontraste Probleme durch Beleuchtung Witterung und Verschmutzung Kontraste in Museen Kirchen und in oumlffentlichen Toiletten etc

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23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die BroschuumlreDie vorliegende Broschuumlre erhebt keinen Anspruch darauf Fachliteratur zu allen Anwendungsmoumlglichkeiten zu ersetzen Der Umfang der Broschuumlre war von Beginn an begrenzt Sie beinhaltet daher nur Themen die aufgrund der Befragung dringend erschienen und fuumlhrt wichtige Punkte exemplarisch aus Anwendungsmoumlglichkeiten in Zusammenhang mit Computern uumlber das Generalthema Kontraste hinausgehende sowie rechtliche Themen koumlnnen keine Beachtung finden Jedes einzelne dieser nicht bearbeiteten Themen rechtfertigt eine eigene umfaumlngliche Broschuumlre und ist als dringende Aufforderung fuumlr kuumlnftige Projekte anzusehen Anmerkungen zur Argumentation und Wuumlnsche zu Orten der Kontrastoptimierung wurden weitestgehend beruumlcksichtigt

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3 Welche Kontraste

31 Kontraste nach DIN 32975Die Orientierung im oumlffentlichen Raum durch Kontraste dient der Vermeidung von Gefahren durch eine komfortable Wahrnehmung Daher profitieren nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen von ausreichenden Kontrasten sondern alle Die DIN 32975 - Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur barrierefreien Nutzung (2010) erlaumlutert auf Seite 3

bdquoInformationen aus unserer Umwelt werden uumlberwiegend uumlber

das Auge aufgenommen daher wird ein Groszligteil relevanter

Informationen optisch angeboten Das Sehen bzw die visuel

le Wahrnehmung ist ein komplexer Vorgang und umfasst die

Farbwahrnehmung raumlumliches Sehen Daumlmmerungssehen

Anpassung an wechselnde Helligkeiten Wahrnehmung beweg

ter Sehobjekte usw Die Wahrnehmung einer Information ist

insbesondere abhaumlngig von ihrem Leuchtdichtekontrast ihrer

Beleuchtung ihrem Standort und der Groumlszlige der Informations

elementeldquo

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Kontraste koumlnnen visuell taktil und akustisch wahrgenommen werden Taktile und akustische Kontraste sind nicht Gegenstand dieser Broschuumlre und daher an anderer Stelle nachzulesen Im Folgenden geht es ausschlieszliglich um visuelle Kontraste durch Helligkeitsunterschiede sogenannte Leuchtdichtekontraste

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311 Helligkeitsunterschiede versus Farbunterschiede

Kontraste werden grundsaumltzlich durch Helligkeitsunterschiede erzeugt Nur wenn sich Objekte dadurch von ihrer Umgebung absetzen werden sie wahrgenommen Sehleistungen wie Schaumlrfe Formerkennung oder Lesen sind erst nachgeordnet moumlglich Ob die Farbe eines Objekts als unterschiedlich zu einer anderen empfun

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den wird ist bei der Kontrastwahrnehmung nicht ausschlaggebend sondern kann diese lediglich unterstuumltzen Relevanter ist vielmehr ob sich die Helligkeit einer Oberflaumlche von der Helligkeit einer an-deren Oberflaumlche unterscheidet Auskunft daruumlber kann nur der Leuchtdichtekontrast geben der in Kapitel 313 erlaumlutert wird

Zu Farben sei lediglich hervorgehoben dass Rottoumlne haumlufig und ungeahnt zu Verwirrungen fuumlhren koumlnnen Da Rot generell einen starken Wiedererkennungswert als Signalfarbe hat wird diese Farbe haumlufig eingesetzt um bestimmte Schriften oder Markierungen hervorzuheben Werden helle Rottoumlne in Schriften oder Zeichen als Kontrast auf weiszligem Hintergrund verwendet wird oft vergessen dass trotz der Signalwirkung der Farbe der Leuchtdichtekontrast unter Umstaumlnden sehr gering sein kann und dadurch schlecht wahrnehmbar ist Der in Abbildung 1 dargestellte Boden-Warnhinweis auf kreuzende Straszligenbahnen weist zum Beispiel keinen ausreichenden Kontrast auf und wird daher schlecht wahrgenommen Und dies nicht etwa trotz der Verwendung der Signalfarbenkombination Rot-Weiszlig sondern gerade wegen des unuumlberlegten Umgangs mit dieser Farbkombination zur Markierung von Gefahrenbereichen

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Das gleiche Problem besteht bei der Verwendung dunkler RotToumlne in Verbindung mit dunklen Oberflaumlchen Zum Beispiel werden

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Abbildung 1 Negativbeispiel zur Farbkombination Rot-Weiszlig

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Radwege haumlufig im Kontrast zu Gehwegen rot markiert um die Bereiche visuell voneinander abzugrenzen Dies hilft der visuellen Absicherung von Bewegungsflaumlchen zu wenig Wenn beide Farben aumlhnlich dunkel wahrgenommen werden nuumltzt die der Farbe Rot zugesprochene Signalwirkung nicht zur Unterscheidung beider Verkehrsflaumlchen Daher sind Kollisionen zwischen Radfahrern und sehbehinderten Fuszliggaumlngern weiterhin haumlufig Eine Signalfarbe unterstuumltzt Kontrastwirkungen nur bei dem Menschen der Farben fuumlr gewoumlhnlich gut differenzieren kann dem bestimmte Farben und Farbkombinationen als Signalfarben bekannt sind und auch nur dann wenn die Lichtbedingungen die Unterscheidung von Farben zulassen

312 Die Leuchtdichte und andere Lichtmaszlige

Die physikalische Groumlszlige die die Helligkeit eines Objekts beschreibt die der Mensch wahrnimmt ist die Leuchtdichte (Maszligeinheit cdmsup2 Candela pro Quadratmeter) Neben der Lichtstaumlrke der Leuchtquelle der Beleuchtungsstaumlrke auf dem Objekt und dem Einstrahlwinkel des Lichts im Verhaumlltnis zum Betrachter haumlngt die Houmlhe der Leuchtdichte entscheidend vom Reflexionsgrad der angestrahlten Flaumlche ab Abbildung 1 verdeutlicht die Zusammenhaumlnge der einzelnen Fachbegriffe Das Licht trifft mit einer gewissen Lichtstaumlrke (Maszligeinheit Candela cd) auf ein Objekt Auf dessen Oberflaumlche wird dadurch eine bestimmte Beleuchtungsstaumlrke (Maszligeinheit Lux lx) erzielt Die Oberflaumlche des Objekts hat durch eine eher raue oder eher glatte Beschaffenheit und durch die Materialzusammensetzung an dessen Oberflaumlche einen bestimmten Reflexionsgrad (Maszligeinheit griechisch rho ρ) Erst die aus all dem resultierende Leuchtdichte des Objekts die beim Betrachter ankommt gibt Auskunft daruumlber wie hell oder dunkel das Objekt wahrgenommen wird

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Gluumlcklicherweise folgt die visuelle Wahrnehmung der lichttechnischen Leuchtdichte nicht linear Auge und visuelle Informationsverarbeitung des Menschen versuchen Leuchtdichteextreme auszugleichen nehmen Farben zu Hilfe und fuumlllen Informationsluumlcken aus dem Sinn dessen auf was Menschen gerade erwarten wahrzu-nehmen

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313 Der Leuchtdichtekontrast

Der Leuchtdichtekontrast k bezeichnet den Unterschied der Helligkeit zweier Flaumlchen zueinander Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts zweier angrenzender Flaumlchen oder von einem Objekt zu seinem Hintergrund werden Leuchtdichten der einzelnen Materialien gemessen Aus den Ergebnissen wird der Leuchtdichtekontrast gemaumlszlig DIN 32975 nach folgender Definition ermittelt (Michelson-Formel)

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k= (L1 ndash L2) (L1 + L2)

L1 steht fuumlr die Leuchtdichte der ersten Flaumlche L2 steht fuumlr die Leuchtdichte der zweiten Flaumlche Ergebnisse zum Leuchtdichtekontrast k erreichen nach dieser Formel Werte zwischen 0 und 1 Der besseren Lesbarkeit wegen wird im Folgenden der Leuchtdichtekontrast k nur noch bdquoKontrastldquo genannt

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Abbildung 2 Grafische Darstellung zur Entstehung der Leuchtdichte

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314 Auswirkungen unguumlnstiger Lichtverhaumlltnisse

Bei insgesamt unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen wie etwa durch Nebel in der Daumlmmerung oder bei unzureichender Beleuchtung kommt dem Leuchtdichtekontrast eine weitere wesentliche Bedeutung zu da die Leistungsfaumlhigkeit des Auges dann abnimmt Die Makula als Ort des schaumlrfsten Sehens im Zentrum der Netzhaut kann unter diesen Bedingungen ausfallen Was dem Sehen weiterhin zur Verfuumlgung steht ist die Peripherie der Netzhaut Das Farbsehen und die Sehleistung nehmen jedoch zur Peripherie der Netzhaut immer mehr ab Das Farbsignal faumlllt in aumluszligeren Bereichen der Netzhaut voumlllig aus und wird allein durch das Helligkeitssignal ersetzt Ein hoher Leuchtdichtekontrast traumlgt also besonders bei unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen erheblich dazu bei wichtige Objekte wahrnehmen zu koumlnnen

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315 Auswirkungen von Beleuchtungsstaumlrken

Planer und Praktiker fragen haumlufig nach Beleuchtungsstaumlrken mit denen ausreichende Leuchtdichtekontraste erzielt werden koumlnnen bdquoWie viel Luxldquo wird immer gefragt Allerdings geht es nicht um Lux das von Leuchtmitteln erzeugt wird sondern um die Leuchtdichte die vom Objekt erzeugt wird Mit Aumlnderung der Beleuchtungsstaumlrke ndash sofern die Oberflaumlchenbeschaffenheit des Materials und der Einstrahlwinkel des Lichts gleich bleiben ndash aumlndern sich die Leuchtdichten beider Flaumlchen jedoch im gleichen Verhaumlltnis zueinander sodass der Leuchtdichtekontrast immer uumlber alle Beleuchtungs-staumlrken hinweg konstant bleibt Grundsaumltzlich ist daher auf die Frage nach geeigneten Beleuchtungsstaumlrken fuumlr einen ausreichenden Leuchtdichtekontrast keine Antwort moumlglich Die Messung der Leuchtdichte einer einzelnen Flaumlche kommt zwar bei verschiedenen Beleuchtungsstaumlrken zu unterschiedlichen Ergebnissen Zur Ermittlung des Kontrasts muumlssen jedoch immer zwei angrenzende Flaumlchen in Bezug auf ihren Helligkeitsunterschied zu einander ndash unter der gleichen Beleuchtungsstaumlrke ndash betrachtet werden Daher ist

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die Anfrage der Planer und Praktiker nach sehbehindertengerechten Beleuchtungsstaumlrken wenn es um Leuchtdichtekontraste geht nicht zielfuumlhrend Da der Leuchtdichtekontrast einer Materialkombination durch unterschiedliche Beleuchtungsstaumlrken nicht veraumlndert werden kann Allerdings gibt es einen komfortablen Bereich der Leuchtdichte einer Umgebung der je nach Zweck zwischen 100 und 500 cdmsup2 liegt

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Einen Sonderfall in Bezug auf die Relevanz der Beleuchtungsstaumlrke bilden selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen Naumlheres dazu ist Kapitel 46 zu entnehmen

32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten

321 Die kontinuierliche Informationskette

Eine kontinuierliche Kette von Informationen ist die Grundvoraussetzung fuumlr sichere Mobilitaumlt und fuumlr die korrekte Orientierung im oumlffentlichen Raum Zur Kontinuitaumlt einer Informationskette auf dem Weg von A nach B gehoumlren die Durchgaumlngigkeit des Designs der Bezeichnungen und der Anbringungsstellen sowie die analoge Kennzeichnung des Ruumlckwegs durch Elemente die Informationen beinhalten Auch der Planer von Kontrasten muss dies bei der Gestaltung von Markierungen Wegweisern Bodenindikatoren etc beruumlcksichtigen Das System muss auch tolerant gegenuumlber Fehlern des Nutzers sein Einmal falsch eingeschlagene Wege oder Vorlieben fuumlr bestimmte Wege duumlrfen individuell nicht dazu fuumlhren dass der Nutzer ploumltzlich orientierungslos und damit hilflos wird Die Durchgaumlngigkeit von Kontrasten ist daher dringend angeraten

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322 Uumlbergangsbereiche im Fokus

Die Guumlte von Informationen durch Kontraste offenbart sich insbesondere in Uumlbergangsbereichen Als Uumlbergangsbereiche werden Orte bezeichnet in denen Niveauunterschiede bewaumlltigt werden

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muumlssen wie zum Beispiel bei Rampen Treppen und Aufzuumlgen oder wo Raumwechsel stattfinden wie bei Ein- und Ausgaumlngen von Gebaumluden bei Uumlbergaumlngen von Hallen in Flure bei Zimmerwechseln etc Denn an all diesen Orten veraumlndern sich Struktur und Regeln der bisherigen Fortbewegung des Nutzers Dadurch sind Uumlbergangsbereiche fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen potentielle Gefahrenbereiche wenn sie nicht durch ausreichende Kontraste gekennzeichnet sind

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Ein bdquoZuvielldquo an Information durch zu viele unterschiedliche Kontraste fuumlhrt jedoch leicht zu Unuumlbersichtlichkeit und Uumlberfrachtung Um beidem gerecht zu werden sollte der Fokus der Kontrastplanung vor allem auf der Durchgaumlngigkeit von Kontrasten und insbesondere auf Uumlbergangsbereichen liegen

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323 Komfortable Kontraste und DIN-Vorgaben

Als komfortabel wird generell ein Kontrast von 04 bis 06 beurteilt Kontraste von weniger als k = 028 und mehr als k = 083 koumlnnen bei sehbehinderten Menschen die Wahrnehmungssicherheit beeintraumlchtigen Geringe Kontraste koumlnnen als verwaschen sehr hohe Kontraste koumlnnen als Blendung empfunden werden

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Die DIN 32975 gibt fuumlr unterschiedliche Anwendungsbereiche unterschiedliche Leuchtdichtekontraste zur Einhaltung vor Jeweils geforderte Kontraste sind den Kapiteln 4 und 5 die auf unterschiedliche Anwendungsbereiche eingehen zu entnehmen

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33 Die Pruumlfung von KontrastenKontrastloumlsungen fuumlr groszlige Gebaumludekomplexe Auszligenanlagen oder Verkehrswege resultieren idealerweise aus spezifischen wahrnehmungspsychologischen Beurteilungen um den Einsatz von Kontrasten zur Orientierung zur Vermeidung von Gefahren und zur Erhoumlhung des Komforts zu pruumlfen und zu planen Befragungen und Beobachtungen von moumlglichst groszligen Nutzergruppen sind dabei

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ebenso dienlich wie die experimentelle Pruumlfung typischer Informationselemente mit diesen Zielgruppen Von der Befragung einzelner sehbehinderter Menschen ist eher abzusehen da Arten von Sehbehinderungen und ihre jeweiligen Auswirkungen stark variieren Vielmehr sind wissenschaftliche Studien zum Thema zu beruumlcksichtigen Einzelne Kontraste sind mit Leuchtdichtekameras objektiv messbar Im Folgenden wird ein Messverfahren vorgestellt dessen Anwendung die Normen der DIN zur Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten auch vorsehen Andere Methoden werden vergleichend beurteilt

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331 Kontrastpruumlfungen nach DIN

Kontraste von Materialkombinationen muumlssen nach DIN 32975 messtechnisch uumlberpruumlft bzw entsprechend vorgegebener Regelungen nachgewiesen werden Zur Ermittlung des Kontrasts wird die Messung der Leuchtdichtefaktoren nach DIN 5036-3 angegeben die spezielle Messgeometrien vorgibt

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332 Standardisierte Leuchtdichtemessungen im Labor

Die Messung der Leuchtdichten soll bei diffuser Beleuchtung mit der Lichtart die in der Anwendung vorgesehen ist mindestens unter dem Messwinkel 0deg (senkrecht zur Oberflaumlche) und gegebenenfalls zusaumltzlich unter praxisrelevanten Beobachtungswinkeln erfolgen Die Beobachtungswinkel haben insbesondere Einfluss auf Leuchtdichten von Materialien deren Oberflaumlche profiliert ist oder die unterschiedliche Glanzanteile beinhalten Mit der Veraumlnderung des Beobachtungswinkels aumlndern sich die Reflexionsgrade Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts von Bodenindikatoren gilt nach DIN 32984 dass mindestens eine Flaumlche von 4 cm x 4 cm gemessen werden muss um profilierte Oberflaumlchen auch ausreichend erfassen zu koumlnnen Dabei werden auch ausreichend groszlige Flaumlchen erfasst deren Materialzusammensetzung Unregelmaumlszligigkeiten in der Helligkeit aufweist wie zum Beispiel helle und dunkle Anteile

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auf Granitsteinen oder in Materialmischungen Auch Einsprenkel- ungen von Oberflaumlchen mit Glanzanteilen oder Leucht- und Perlfarben mit Glanzeinschluumlssen koumlnnen so beruumlcksichtigt werden Um die Messungen reproduzieren zu koumlnnen und auch die vorgesehene Nutzung im Auszligen- oder Innenbereich zu beruumlcksichtigen sind die Messungen unter Normlichtart A oder D65 durchzufuumlhren Normlichtart A entspricht in etwa Gluumlhlampenbedingungen Normlichtart D65 entspricht Tageslichtbedingungen Eine Kontrastermittlung zwischen Oberflaumlchen die bei unterschiedlichen Lichtarten gemessen wurden ist nicht zulaumlssig Nach DIN kann der Leuchtdichtekontrast durch die direkte Messung von Leuchtdichten oder alternativ durch die Bestimmung von Reflexionsgraden rechnerisch ermittelt werden Soviel zur Messung von Leuchtdichten unter standardisierten Bedingungen in Lichtlaboren Doch was wenn die interes-sierende Materialkombination bereits verbaut wurde und einzelne Materialmuster nicht entnommen werden koumlnnen wie etwa bei denkmalgeschuumltzten Gebaumluden und Anlagen Kapitel 333 gibt Auskunft dazu

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333 Nutzungstypische Leuchtdichtemessungen im Bestand

Die nach DIN 5036-3 geforderten Beleuchtungsbedingungen waumlhrend der Messungen sind im Bestand weder im Auszligenbereich noch im Innenbereich des oumlffentlichen Raumes realisierbar Die Beleuch-tung ist meist nicht diffus sondern weist zumindest Anteile von gerichtetem Licht durch Beleuchtungseinrichtungen oder Lichtspiegelungen der Umgebung auf Aber auch bereits verbaute Materialien sind deswegen von einer Kontrastpruumlfung nicht ausgeschlossen Die Messgeometrie ist dann nutzungstypisch anzupassen und zwar bei einem dennoch hohen Maszlig an Sicherheit und Reproduzierbarkeit der Daten Da die Beleuchtungssituation durch Tageslicht Schwankungen unterliegt wird innerhalb von Gebaumluden nach Moumlglichkeit nach Sonnenuntergang bei nutzungstypischer Beleuchtung gemessen Sollen Messungen im Auszligenbereich durchgefuumlhrt

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werden und befindet sich die Hauptnutzungszeit des Bereichs im Tageslicht so duumlrfen Messungen ausschlieszliglich bei gutem Wetter durchgefuumlhrt werden Annehmbar konstante Beleuchtung durch Tageslicht ergibt sich bei Sonnenschein mit ansonsten wolkenlosem Himmel

334 Methoden zur Schaumltzung von Leuchtdichten

Verschiedentlich wird in der Praxis eine Methode verwendet die vage Einschaumltzungen des Leuchtdichtekontrasts anhand von schwarz-weiszligen Abbildungen von Materialkombinationen vornimmt Dazu werden Fotos von Materialproben in Grautoumlnen aus-gedruckt am Computer die Visualisierung von farbigen Bildern auf Graustufen umgestellt oder Digitalkameras auf schwarz-weiszlig umgestellt Solche Abbildungen sind jedoch stark von der Charakteristik der Geraumlte abhaumlngig und weisen Oberflaumlchen nur als unterschiedlich in ihrer Intensitaumlt von Grautoumlnen aus Zuvor deutliche Kon-tras-te koumlnnen verschwinden Wenn sich auf diesen Darstellungen auf Displays oder Papier zwei Oberflaumlchen erkennbar voneinander abheben so die Befuumlrworter dieser Methode soll davon ausgegangen werden duumlrfen dass der Leuchtdichtekontrast ausreichend sei

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Diese Methode kann fachlich gesehen als allenfalls behelfsmaumlszligig beurteilt werden um einen ersten eher allgemeinen Eindruck von Leuchtdichtekontrasten zu bekommen Tatsaumlchliche Kontrastwerte lassen sich so weder ermitteln oder dahingehend uumlberpruumlfen ob sie bestimmten Anforderungen einer barrierefreien Gestaltung genuumlgen Da es sich um keine Messmethode handelt erhaumllt man auch keine Zahlenwerte Zudem geben Monitore und Kopien urspruumlng-liche Helligkeiten von Originaloberflaumlchen meist verfaumllscht wieder und sind leicht manipulierbar In Vor-Ort-Terminen mit Planern und Praktikern kann diese Methode jedoch anschaulich zum ersten Erkenntnisgewinn beitragen dass es in der sehbehindertengerechten Gestaltung weniger um Farbkontraste sondern vielmehr um Helligkeitsunterschiede von Objekten geht

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Eine andere Methode zur Pruumlfung von Kontrasten sieht die Nutzung von Farbkarten Farbfaumlchern oder digitalen Farbwerken vor Erlaumlutert sei dies am Beispiel von RAL-Farbkarten Als RAL-Farbe werden Normfarben bezeichnet die die RAL GmbH vertreibt Jeder Farbe ist eine Nummernbezeichnung zugeordnet Die Kontrastwerte zweier Materialien werden aus Hellbezugswerten und Umrechnungstabellen erschlossen Das groumlszligte Fehlerpotential wird bei dieser Methode in der eindeutigen Zuordnung von Materialoberflaumlchen zu entsprechenden Farbmustern gesehen Insbesondere Wand- und Bodenbelaumlge lassen sich oft nicht eindeutig zuordnen da deren Oberflaumlchen Zusammensetzungen zeigen die Hell- und Dunkelanteile mischen wie etwa Granit Sandstein Rauputz oder gemusterte Flaumlchen usw Der Vorteil der Normierung der Kartennummern soll darin bestehen dass Kunden und Lieferanten nur RAL-Nummern und nicht Materialmuster austauschen In den vorangegangenen Abschnitten wird deutlich dass die Messung des definierten Materials jedoch unumgaumlnglich ist da dessen Oberflaumlchenbeschaffenheit erhebliche Aus-wirkungen auf Kontraste hat Dies sowohl in Bezug auf Oberflaumlchenstrukturen als auch in Bezug auf die Materialzusammensetzung die sich an der Oberflaumlche offenbart Die Farbkarten-Methode versucht diesem Problem damit zu begegnen dass generell eine Fehler

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- toleranz von 01 bis 015 Kontrastwerten einkalkuliert werden soll und dass glaumlnzende Farben fuumlr die barrierefreie Gestaltung wegen moumlglicher Spiegelungen nicht in Frage kommen Zur empfohlenen Fehlertoleranz ist anzumerken dass wegen der Abnutzung von Materialien geforderte Kontraste im Neuzustand der Materialien ohnehin deutlich uumlberschritten werden sollten (weitere Informationen dazu siehe Kapitel 64) Eine zusaumltzliche Anhebung geforderter Werte durch die Verwendung einer Pruumlfmethode die zusaumltzliche Fehlertoleranzen erforderlich macht duumlrfte daher problematisch sein Dies schraumlnkt die Palette einsetzbarer Materialien unnoumltig weiter ein Der Einsatz glaumlnzender Materialien ist bei Neubauten we

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gen moumlglicher Blendwirkungen und Spiegelungen auch nach DIN 32975 zu vermeiden Jedoch werden vorliegend auch alle Materialien die Glanzanteile oder unterschiedliche Einschluumlsse haben von einer Kontrastpruumlfung methodisch ausgeschlossen was unnoumltig ist (siehe dazu Kapitel 332)

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335 Fazit zur Kontrastpruumlfung durch die Selbsthilfe

Insgesamt ist die Kontrastpruumlfung durch Farbsysteme oder SchwarzWeiszlig-Abbildungen als nur eingeschraumlnkt nuumltzlich weil zu ungenau anzusehen Zumal beide Methoden keine eindeutig reproduzierbaren Messungen darstellen sondern eine Schaumltzung per Inaugenscheinnahme bleiben muumlssen Am sichersten erscheint die direkte und objektive Messung der Leuchtdichten von Kontrastflaumlchen mit festgelegten Messgeometrien und plausiblen Methoden Die Notwendigkeit zur gewissenhaften Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten durch insbesondere nutzungstypische Messungen wird auch in einer Vergleichsstudie uumlber Messmethoden von Joos et al im Auftrag des schweizerischen Bundesamtes fuumlr Verkehr (2012) wie folgt befuumlrwortet bdquoKontrast von Objekten im oumlffentlichen Raum kann nur mit speziellen Leuchtdichtenkameras mit einer genuumlgenden Genauigkeit und vernuumlnftigem personellem und zeitlichem Aufwand bestimmt werdenldquo

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Die vorliegende Broschuumlre versucht aktive Mitglieder der Selbsthilfe zu befaumlhigen sich fuumlr die Pruumlfung und Einhaltung von Kontrasten argumentativ erfolgreich einzusetzen Die erforderlichen Leuchtdichtemessungen an sich sollten nach wie vor von erfahrenen Pruumlfern aus Betrieben und Institutionen durchgefuumlhrt werden die diese Messungen fachgerecht und taumlglich im Auftrag von Materialherstellern Planern Verbaumlnden Kommunen Bund und Laumlndern durchfuumlhren Zur Beurteilung diesbezuumlglich entstehender Kosten sei auf Kapitel 63 verwiesen

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Ein Groszligteil der Informationen im oumlffentlichen Raum die der Orientierung und der Absicherung vor Gefahren dienen wird uumlber Zei-chen Schriften und Piktogramme vermittelt Kontrastwerte die der Auffindbarkeit und Leserlichkeit dienen sollen houmlher als andere sein Nach DIN 32975 gilt dass ein Leuchtdichtekontrast von mindestens 07 und bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen von mindestens 08 einzuhalten ist

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41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit

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Die Auffindbarkeit der Information durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis des gesamten Informationstraumlgers zu seinem Hintergrund Sind zum Beispiel die Grundfarbe einer Toilettenbeschilderung wie auch die umgebende Wand aumlhnlich hell unterscheidet sich die Leuchtdichte nur minimal durch unterschiedliche Reflexionseigenschaften der Materialoberflaumlchen Abbildung 3 zeigt dies Es entstehen zu geringe Kontraste was die Auffindbarkeit des Informationstraumlgers erschwert Abhilfe schafft die kontrastreiche Umrahmung des Schildes oder die kontrastreiche Gestaltung des Schildhintergrundes zur Wand

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4 Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften und Piktogrammen

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Die Leserlichkeit durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis der Zeichen Schriften und Piktogramme zu direkt angrenzenden Flaumlchen Diese Flaumlchen koumlnnen Schildhintergruumlnde sein wie Abbildung 4 die ein Piktogramm als Kennzeichnung einer Herrentoilette zeigt Der relevante Leuchtdichtekontrast entsteht zwischen dem schwarzen Maumlnnchen und der Oberflaumlche des Traumlgermaterials einer Edelstahlplatte

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Falls Zeichen direkt also ohne Traumlgermaterial verwendet werden bilden umgebende Waumlnde angrenzende Gegenstaumlnde und perspektivisch bedingte Umgebungen die angrenzenden Flaumlchen Abbildung 5 die eine Etagennummer auf einer Wand und Abbildung 6 die Piktogramme als Markierung einer Glasflaumlche darstellen zeigen solche direkten Umgebungsflaumlchen von Zeichen

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Abbildung 3 Negativbeispiel ndash helles Toilettenschild auf heller Wand

Abbildung 4 Positivbeispiel ndash dunkles Piktogramm auf hellem Untergrund

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Bei der Etagennummerierung ist die Umgebungsflaumlche eine hell gestrichene Rauputzwand bei den Markierungen auf Glas bildet der Hintergrund in der vorliegenden Perspektive ein Bodenbelag die Umgebungsflaumlche zur Kontrastermittlung

42 Durchsichtige InformationstraumlgerAls besonders unguumlnstig erweisen sich helle Schriften auf Glas bei ebenfalls hellem Hintergrund Abbildung 7 zeigt die Gebaumludebezeichnung eines Finanzamtes durch silbrig-weiszlige Klebebuchstaben die oberhalb der Eingangstuumlr auf dem Sicherheitsglas eines Oberlichts angebracht sind Durch die angrenzende Flaumlche die aus nutzungstypischer Perspektive aus einer weiszligen Decke besteht sind die Buchstaben der oberen Reihe fast gar nicht in den unteren Reihen nur mit Muumlhe erkennbar da der Kontrast zwischen Buchstaben und Decke zu gering ist

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Abbildung 5 Zahl mit Wand als Umgebungsflaumlche

Abbildung 6 Piktogramme mit Boden als Umgebungsflaumlche bei Pers-pektive durch eine Glastuumlr hindurch

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Abhilfe koumlnnte vorliegend eine wesentlich dunklere Deckengestaltung dunklere Schriften oder die Hinterlegung der hellen Schrift mit dunkler Folie schaffen Abbildung 8 zeigt ein Ausstellungsex- ponat Abbildung 9 zeigt was sich dem Betrachter bei Annaumlherung offenbart Jede der 4 Seiten ist aus Glas und mit heller Schrift uumlberzogen die Informationen uumlber das Exponat beinhalten Der Boden als angrenzende Flaumlche zur Schrift aus der Betrachterperspektive ist durch mittelhelle Granitsteine marmoriert und bildet keinen ausreichenden Kontrast zur Schrift sodass diese kaum vom Boden zu unterscheiden ist Hinzu kommt dass sich da alle Glasauszligenflaumlchen des Exponats beschriftet sind die Schriften perspektivisch uumlberlagern und so das Lesen der Information endguumlltig verhindern

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Abbildung 7 Negativbeispiel ndash helle Schrift auf Glas mit hellem Hintergrund

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Die Hinterlegung der Schriften mit dunklen Folien wuumlrde das Exponat optisch zerstoumlren da das Innenleben nicht mehr zu sehen waumlre Dunkle Schriftzeichen wuumlrden auch nicht zum Ziel fuumlhren da das Problem sich uumlberlagernder Schriften weiterhin bestuumlnde Abhilfe bestuumlnde in der Uumlbertragung der Information auf ein zusaumltzliches Schild mit ausreichendem Hintergrundkontrast

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43 Unuumlberlegte Verzierungen und FarbigkeitenBilder oder Farbverlaumlufe als Hintergrund sind grundsaumltzlich zu vermeiden da sie den Leuchtdichtekontrast von Schriften zumindest punktuell schmaumllern Abbildung 10 zeigt ein an sich kontrastreich gestaltetes Gebaumludeschild Durch die teilweise Hinterlegung des Textes mit einem Schmucksiegel wird der Kontrast einzelner Worte zum Schildhintergrund unterbrochen und deutlich verringert Abhilfe koumlnnte die Verkleinerung des Siegels schaffen sodass Schriften damit nicht mehr hinterlegt sind Die Schildgroumlszlige bietet Platz um das Siegel separat zu setzen

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Abbildung 8 Beispiel Exponat- einhausung aus Glasflaumlchen mit Edelstahlrahmen

Abbildung 9 Negativbeispiel ndash uumlberlagernde Schriften auf Glas mit hellem Hintergrund

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Informationsbroschuumlren und Plakate werden meist aufwaumlndig gestaltet Viele verschiedene Farben kommen zum Einsatz um auf differenzierte Inhalte hinzuweisen Dabei tritt die Differenzierung durch Leuchtdichtekontraste haumlufig in den Hintergrund So kann es sein dass Informationen die gar keine hohe Relevanz haben durch starke Helligkeitskontraste zum Hintergrund visuell hervorgehoben werden und Wichtiges trotz vermeintlich auffaumllliger Farbgestaltung wegen zu geringer Leuchtdichtekontraste unbeachtet bleibt

44 Blendung und Schatten ndash boumlse GeisterKapitel 315 erlaumlutert dass zur sehbehindertengerechten Gestaltung keine Pauschalvorgaben zu Beleuchtungsstaumlrken moumlglich sind Vielmehr ist eine in der jeweiligen Situation vor Ort angemessene Beleuchtung notwendig Selbst wenn Kontraste messtechnisch nachweisbar sind kann es sein dass diese durch zu geringe oder zu starke Beleuchtung fuumlr das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind Zu geringe Beleuchtung liegt beispielsweise bei Schattenbildung vor zu starke Beleuchtung kann zu Blendung durch Reflexionen des Lichts fuumlhren Letzteres kann auch durch direkte Sonneneinstrahlung geschehen Abbildungen 11 und 12 zeigen ein von der Decke herabhaumlngendes Schild das an einer der Sonne abgewandten Gebaumludeseite befestigt ist und auf einen Haupteingang

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Abbildung 10 Negativbeispiel ndash Schrift auf Hintergrund mit Hinter-legung

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hinweist Der Kontrast zwischen Buchstaben und Schildhintergrund ist ausreichend sodass einzelne Buchstaben gut erkennbar sind Ein identisches Schild ist an einer der Sonne zugewandten Gebaumlude-seite angebracht Die Buchstaben werden von der direkten Sonnen-einstrahlung teilweise uumlberblendet und sind daher nicht mehr lesbar

Abhilfe koumlnnte die Versetzung des Schildes nach hinten schaffen Eine gleichmaumlszligige Abschattung des gesamten Schildes wuumlrde so durch die Decke hergestellt und Kontraste blieben wahrnehmbar Alternativ muumlsste die Oberflaumlche des Informationstraumlgers weniger glatt sein sodass eine Blendung wegen geringerer Spiegelung des Lichts an der Materialoberflaumlche vermindert ist Auch Abschattflaumlchen aus lichtundurchlaumlssigem Material die direkt an der Schildoberkante befestigt wuumlrden koumlnnten auf dem Schild fuumlr einheitliche Lichtverhaumlltnisse zu sorgen

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Auf Informationstraumlgern die Abdeckungen oder Sichtscheiben aufweisen wie Aushanginformationskaumlsten mit Glas- oder Plexiglasscheiben koumlnnen ebenfalls unerwuumlnschte Reflexionen entstehen Diese sind durch entspiegelte Materialien zu umgehen Der Kontrast an Sichtscheiben von Automaten sollte einstellbar sein

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Abbildung 13 zeigt den Ausschnitt eines Lageplans von Bus- und Hauptbahnhof Durch eine nicht entspiegelte Abdeckung des Aushangplans entstehen bei normalem Tageslicht starke Spiegelungen

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Abbildung 11 Beispiel ndash Schild im Schatten

Abbildung 12 Negativbeispiel ndash Schild mit Sonneneinstrahlung

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die Gleisbezeichnungen der Bahn unlesbar machen Abbildung 14 zeigt das gleiche Problem einer Oumlffnungszeiteninformation einer Bibliothek Durch die Anbringung der an sich kontrastreich gestalteten Textinformation an der Innenseite einer Glaswand spiegeln sich voruumlbergehende Menschen und die oumlrtliche Umgebung aus dem Ruumlcken des Betrachters Die Schriften wirken verwaschen da Kontraste durch wechselnde Umgebungsverhaumlltnisse mal schwaumlcher und mal staumlrker sind

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Abbildungen 15 und 16 zeigen Ausschnitte eines Lageplans der im Auszligenbereich einer Grundschule aufgestellt ist und ohne Ab- deckungen auskommt Trotz Sonneneinstrahlung werden Kontraste nicht beeintraumlchtigt da die Oberflaumlche mattiert ist Leider ist in der Legende zum Plan der Schrifthintergrund teils nicht ausreichend kontrastreich gestaltet Einzelne Gebaumludebereiche sind auf dem Plan durch eingrenzende stark kontrastierende Zeichnung gut unterscheidbar aber die zugehoumlrige Benennung der Gebaumlude ist wegen geringer Kontraste nur fuumlr manche Gebaumlude leserlich

Grundsaumltzlich sind Aushanginformationen mit Orientierungs- oder Entscheidungsfunktion selbst hinreichend zu beleuchten um Kont-

Abbildung 13 Negativbeispiel ndash Blendung auf Glasabdeckung durch Sonnenlicht

Abbildung 14 Negativbeispiel ndash Umgebungsreflexion bei Information hinter Glas

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raste wahrnehmen zu koumlnnen um bei Annaumlherung an die Information keine Schattenbildung zu verursachen Eine gerichtete Beleuchtung ist nach DIN 32975 entweder von unten von oben oder von hinten vorzusehen

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Auch offensichtlich fuumlr sehbehinderte Menschen gestaltete Objekte koumlnnen problematisch sein Abbildung 17 zeigt ein Toilettenschild das neben Buchstaben auch Brailleschrift beinhaltet Die Buchstaben sind erhaben auf einer farblosen Plexiglasscheibe aufgebracht die wiederum auf Abstand zur Wand montiert ist Die Buchstaben werfen daher einen Schatten an die Wand und schmaumllern so den ansonsten tadellosen Kontrast der dunklen Buchstaben zur hellen Wand unnoumltig

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Abbildung 15 Positivbeispiel ndash Lageplan ohne Abdeckung

Abbildung 16 Negativbeispiel ndash ungenuumlgender Kontrast der Legende zum Lageplan

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45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern

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Wenn Papier als Traumlgermaterial fuumlr Informationen verwendet wird zum Beispiel bei Faltplaumlnen ist zusaumltzliche die Papierstaumlrke wichtig um Kontraste zu erhalten Bei beidseitig bedrucktem Papier duumlrfen Informationen der Ruumlckseite auf der Vorderseite nicht durchscheinen Sie verringern als angrenzende Flaumlche zu den Schriften den Leuchtdichtekontrast unnoumltig Eine Mindestpapierstaumlrke von 100 Gramm pro Quadratmeter ist daher einzuhalten

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Da gerade Aushanginformationen haumlufigen Aumlnderungen unterliegen werden die Informationen meist als kostenguumlnstige Variante ebenfalls auf Papier gedruckt Glanzoberflaumlchen auf Papier haben unerwuumlnschte Blendwirkungen insbesondere bei Tageslicht was die Kontraste von Schriften zu ihrem Hintergrund deutlich beeintraumlchtigt

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Infopost oder haumlufig wiederkehrende Mitteilungen werden aus Kostengruumlnden oder aus Gruumlnden des Umweltschutzes oft auf Papier mit hohen Grau-Anteilen und starken Rauigkeiten der Papieroberflaumlchen gedruckt Diese haben im Vergleich zu reinweiszligem also sehr hellem Papier eine kontrastmindernde Wirkung auf die Leserlichkeit von Schriften und sollten vermieden werden Der Effekt des Papiers

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Abbildung 17 Negativbeispiel ndash Schattenbildung durch Reliefbuchstaben auf Plexiglas

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auf den Kontrast zur Schrift ist der gleiche wie der negative Effekt von farbig hinterlegten Texten

46 Schriften aus Licht ndash VorsichtInformationen durch hinterleuchtete oder selbstleuchtende Anzeigen stellen in Bezug auf Leuchtdichtekontraste Sonderfaumllle dar Anders als bei lichtundurchlaumlssigen Schildern kann es zu Kontrastminderungen in der Anwendung kommen Der Kontrast muss bei diesen Anzeigen die uumlblichen Vorgaben von 07 beziehungsweise 08 bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen ndash in der unguumlnstigeren Bedingung ndash erreichen

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Zum Beispiel ergibt ein heller Leuchtkasten der mit einem lichtundurchlaumlssigen Piktogramm beklebt ist unterschiedliche Leuchtdichten abhaumlngig davon ob er ein- oder ausgeschaltet ist Das lichtundurchlaumlssige Piktogramm veraumlndert seine Leuchtdichte dadurch nicht Der Kontrast errechnet sich aus den angrenzenden Flaumlchen von Piktogramm und Hintergrund Also resultieren durch Ein- und Ausschalten der Beleuchtung unterschiedliche Kontraste Aumlhnlich verhaumllt es sich bei lichtdurchlaumlssigen Zeichen auf Leuchtkaumlsten Dann ist es von der Transparenz der Zeichen und des Hintergrundes abhaumlngig ob sich die Beleuchtungsstaumlrke aus dem Innenraum gleichmaumlszligig auswirkt was direkten Einfluss auf die Leuchtdichten einzelner Flaumlchen hat Bei von innen beleuchteten Anzeigen muss daher immer der geringere Kontrast ausreichend hoch sein

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Kapitel 315 erlaumlutert dass Beleuchtungsstaumlrken der Umgebung keine Auswirkungen auf vorhandene Kontraste haben Auch diesbezuumlglich stellen selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen einen Sonderfall dar Tageslicht oder kuumlnstliche Beleuchtung uumlberlagern die Leuchtdichten und koumlnnen einen kontrastmindernden Einfluss haben Nach DIN 32975 muss die Beleuchtungssituation bei der Beurteilung von selbstleuchtenden oder hinterleuchteten

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Anzeigen mit beruumlcksichtigt werden Ohne Tageslichteinfluss in Innenraumlumen muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 200 Lux mit Tageslichteinfluss und im Freien muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 2000 Lux bestehen Uumlbrigens auch dann wenn Schutzscheiben vor den Anzeigen die zusaumltzliche Reflexionen verursachen koumlnnen verwendet werden

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Bei Wechselanzeigen wie Fahrgastinformationen werden zunehmend elektronische Anzeigen verwendet Eine Vergleichsstudie zur Lesbarkeit dynamischer Informationsanzeigen (Lang et al 2004) ergab unter anderem dass LCD-Anzeigen generell als kontrastreicher als LED-Anzeigen wahrgenommen werden insbesondere bei seitlicher Betrachtung was den haumlufigsten Anwendungsfall darstellen duumlrfte Dieses Ergebnis stellte sich als unabhaumlngig von Alter und Sehleistung der Versuchspersonen dar Auf LED-Anzeigen sollte daher verzichtet werden Foumlrderlich fuumlr Kontraste sind zudem hohe Pixelzahlen

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Laufschriften in elektronischen Anzeigen sind generell auch bei hinreichenden Kontrasten zu vermeiden Das Auge hat in der Regel zu wenig Zeit um sich auf die schnellen Kontrastwechsel an einzelnen Punkten einzustellen um zunaumlchst einzelne Buchstaben und anschlieszligend ganze Worte wahrzunehmen um sie danach noch lesen und verstehen zu koumlnnen

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
Page 6: Barrierefrei - und jeder weiß wo es lang geht! · Barrierefrei – und jeder weiß, wo es lang geht! Gefahrenabsicherung, Orientierung und Komforterhöhung durch Kontraste Broschüre

334 Methoden zur Schaumltzung von Leuchtdichten 25

335 Fazit zur Kontrastpruumlfung durch die Selbsthilfe 27

4 Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften und

Piktogrammen 28

41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit 28

42 Durchsichtige Informationstraumlger 30

43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten 32

44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister 33

45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern 37

46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht 38

5 Kontrastoptimierung von Markierungen 40

51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen 40

52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse 41

53 Serviceautomaten und Bedienelemente 44

54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas 47

55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen 49

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien 49

552 Uumlbergangsbereiche 51

6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden 55

61 Rechtliche Grundlagen 55

62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein 55

621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland 56

622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen 57

623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten 57

63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion 58

64 Langlebigkeit von Kontrasten 59

65 Kontraste ndash eine aumlsthetische Zumutung 61

Literatur 63

Zur Autorin

Anuschka Hesse-Germann Augenoptikerin und Diplompsychoshylogin (Schwerpunkt Wahrnehmungs- und Verkehrspsychologie) arbeitet als freie Sachverstaumlndige und ist spezialisiert auf die sehbehindertengerechte Gestaltung Zu ihren Taumltigkeiten im Arbeitsbereich Barrierefreiheit zaumlhlen die Planungsberatung und Begutachtungen im oumlffentlichen Raum Seminare und Vortraumlge zur sehbehindertengerechten Gestaltung sowie die unabhaumlngige Pruumlfung von Leuchtdichtekontrasten im Bestand sowie im Labor nach DIN

Weitere Informationen unter wwwmobilitaet-verkehrde

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Vorwort

Mit dem hier vorgelegten Ergebnisbericht der Studie der PRO RETINA Deutschland e V ist ein Tatbestand aufgegriffen worden der in der Selbsthilfe eine zunehmende Bedeutung erlangt Die Fragestellung dazu lautet befaumlhigt eine Behinderung oder eine chronische Erkrankung dazu objektiv notwendige Bedingungen beurteilen zu koumlnnen die Voraussetzung fuumlr Barrierefreiheit sind Ein Ergebnis ist dass ohne Hilfen und Handreichungen nur subjektiv die eigene Situation und die damit verbundene Einschraumlnkung bewertet werden was aber eine objektivierbare Aussage zum Status von Barrierefreiheit unmoumlglich macht Aus diesem Grunde ist die hier vorgelegte Broschuumlre umso wichtiger weil sie Fakten und Argumentationshilfen liefert um in Beratungssituationen objektiv in diesem Falle uumlber die Belange von Menschen mit Sehbeeintraumlchtigungen Auskunft geben zu koumlnnen Damit wird erreicht dass wie auch in der Broschuumlre angefuumlhrt Aussagen wie bdquowir haben das von einem Betroffenen testen lassenldquo kuumlnftig nicht mehr vorkommen Der Test durch einen Betroffenen reicht nicht aus solange nicht geklaumlrt ist auf welcher Basis diese Person einen Test durchfuumlhrt Diese Kriterien werden im nachfolgenden Text fuumlr den Bereich der Kontraste fuumlr andere Menschen aus dem Selbsthilfebereich nachvollziehbar dargestellt und bieten eine praxisgerechte Hilfestellung

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Weitere wichtige Aussagen in der Broschuumlre befassen sich mit den uumlblichen Abwehrstrategien die angewendet werden um die berechtigten Anforderungen an Barrierefreiheit zu verhindern Es werden Argumentationshilfen angeboten die es erleichtern diese an sich unzulaumlssige Diskussion erfolgreich fuumlhren zu koumlnnen

Wir hoffen dass diese Broschuumlre im Selbsthilfebereich groszlige Verbreitung finden wird und als Hilfestellung genutzt wird

Wolfgang TiggesBAG SELBSTHILFE e V Stellvertretender Bundesgeschaumlftsfuumlhrer

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Gruszligwort

Mitglieder der Selbsthilfe treffen oft auf Widerstand im Umgang mit Kommunen Bauherrn Planern und Architekten wenn sie bei der Gestaltung ndash etwa von Ausschilderungen Treppen und Stufen ndash staumlrkere Kontraste einfordern um die Orientierung zu erleichtern

Diese Broschuumlre informiert uumlber die Notwendigkeit solche Punkte bei der Gestaltung von oumlffentlichen Raumlumen zu beruumlcksichtigen Sie soll ganz im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention dazu beitragen dass sich nicht nur Sehbehinderte sondern auch aumlltere Menschen durch staumlrkere Kontraste in ihrer Umgebung leichter und komfortabler orientieren koumlnnen was die Sturz- oder Verletzungsgefahr reduziert

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Die Kontrast-Broschuumlre gefoumlrdert vom Bundesministerium fuumlr Gesundheit soll durch sachliche Argumente das Gespraumlch mit Ent-scheidungstraumlgern uumlber die Gestaltung des oumlffentlichen Raumes unterstuumltzen

Elke Lehning-FrickePRO RETINA Deutschland e V Leiterin Arbeitskreis Mobilitaumlt

Ute PalmPRO RETINA Deutschland eV Stellvertretende Vorsitzende

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1 Zur Entstehung der Broschuumlre

Sind Sie aktives Mitglied einer Selbsthilfegruppe Werden Sie zur sehbehindertengerechten Gestaltung im oumlffentlichen Raum um Rat gefragt Dann sind Ihnen sicher manche Probleme bekannt

Vielleicht houmlren Sie haumlufig von Menschen mit Sehbehinderungen Folgendes

bdquo Ich konnte den Fahrscheinautomaten nicht bedienen

Graue Tasten auf grauem Hintergrundldquo

bdquo Im Waschraum musste ich fast die komplette Wand abtasten

ehe ich den Handtuchspender endlich entdeckteldquo

bdquoDie Absperrkette war wie unsichtbarldquo

bdquoIch habe die Treppe erst beim Fallen wahrgenommenldquo

Andererseits houmlren Sie vielleicht haumlufig von Entscheidungstraumlgern folgende Aussagen

bdquo Man darf doch nicht alles mit rot-weiszligen Streifen

verschandelnldquo

bdquo Sehbehindertengerechte Gestaltung hat keine

guumlltigen Normenldquo

bdquoGeforderte Kontraste sind in der Realitaumlt nicht zu erreichenldquo

bdquo Sehbehindertengerechte Gestaltung ist leider einfach

zu teuerldquo

Die Ursache fuumlr eine undeutliche Wahrnehmung im oumlffentlichen Raum sind neben zu kleinen Schriften und fehlenden Markierungen meist mangelhafte Kontraste Farbkontraste koumlnnen die Wahrnehmung zwar unterstuumltzen relevanter sind jedoch Leuchtdichtekontraste Daruumlber herrscht bei Bauherren Architekten und

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Entscheidungstraumlgern haumlufig Unwissenheit Als wichtiger Partner zur Verbesserung der Sicherheit der Orientierung und des Komforts im oumlffentlichen Raum sind die Selbsthilfegruppen gefragt die meist jedoch nicht fachlich zum Thema ausgebildet werden koumlnnen Daher foumlrderte das Bundesministerium fuumlr Gesundheit die Entwicklung dieser Broschuumlre die Abhilfe schaffen soll

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bdquoBarrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtldquo richtet sich an Selbsthilfeverbaumlnde im Allgemeinen Der konkrete Informationsbedarf der Selbsthilfe wurde Ende 2011 durch eine Befragung erhoben deren Ergebnisse Kapitel 2 beschreibt Fast die Haumllfte der Befragten beurteilt ihr derzeitiges Wissen uumlber Kontraste als duumlrftig oder als nicht vorhanden Die Broschuumlre vermittelt daher Basis-wissen in den dringendsten Anwendungsbereichen Dazu zaumlhlt zum Beispiel die Kontrastoptimierung bei Schildern an Hindernissen an Bedienelementen an Treppen und Gelaumlndern oder bei Bodenindikatoren Ergaumlnzt wird dieses Basiswissen durch Argumentationshilfen fuumlr typische Widerstaumlnde in Beratungen wie rechtliche Grundlagen Nutzergruppen aumlsthetische Aspekte die nachtraumlgliche Einbringung von Kontrasten und Kostenfragen

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Es ist eine auf dringendste Beduumlrfnisse der Selbsthilfe gekuumlrzte Handreichung zu visuellen Kontrasten entstanden die in einfacher Form als fachliche Unterstuumltzung im Erstkontakt mit Entscheidungstraumlgern zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes dienen soll

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2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste

Die Eigenschaften der Zielgruppe dieser Broschuumlre und ihre konkreten Beduumlrfnisse wurden in einer schriftlichen Befragung bei Bundesverbaumlnden und Landesarbeitsgemeinschaften der BAG Selbsthilfe e V und in diversen Foren und Kontaktlisten der PRO RETINA Deutschland e V ermittelt

21 Die Zielgruppe der BroschuumlreTeil A der Befragung suchte Antworten darauf inwiefern die Selbsthilfe bereits zum Thema Kontraste beratend taumltig ist wer die An-sprechpartner sind wie hoch die Nachfrage ist auf welche Widerstaumlnde man stoumlszligt und wie der eigene Wissensstand eingeschaumltzt wird Derzeit sind 64 der Befragten bereits beratend taumltig 20 moumlchten es kuumlnftig sein Fuumlr Beratungen ist die Selbsthilfe in Kontakt mit Gemeinden Landkreisen kreisfreien Staumldten (58 ) Bauherren (29 ) Architekten (41 ) Stadtplanern (51 ) und Herstellern von Baumaterial (19 ) Daruumlber hinaus wurden auch Wohnungsgesellschaften Stadtwerke Universitaumlten Verkehrsbetriebe politische Gremien und Behindertenbeiraumlte auf landes- und kommunaler Ebene sowie Parteien Parlamente und Senate genannt Die uumlberwiegende Zahl der Beratungen (61) erfolgt auf Initiative der Selbsthilfe die sich vorwiegend an Stellen mit Entscheidungsbefugnissen richtet Auf die Frage nach Widerstaumlnden in Beratungen wurde verschiedenen vorgegebenen Aussagen zugestimmt

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36 bdquoMan kann doch nicht alles uumlbertrieben farbig gestaltenldquo

36 bdquoDie Bauausfuumlhrung ist schon beendet da kann man

nichts mehr aumlndernldquo 14 bdquoWir bauen fuumlr die Allgemeinheit

Auf Minderheiten nimmt man keine Ruumlcksichtldquo und 42 bdquoEine

barrierefreie Gestaltung wuumlrde den finanziellen Rahmen spren-

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genldquo Als weiteres Gegenargument wurde gehaumluft der Denkmalschutz angefuumlhrt direkt gefolgt von aumlsthetischen Bedenken

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(bdquoKontraste stoumlren das Gesamtbildldquo bdquoPasst nicht zum Stil des

Hausesldquo bdquoEingriff in kuumlnstlerische Gestaltung und Freiheit der

Architektenldquo) Auch wird angefuumlhrt Kontraste waumlren mit Materialien die guumlnstig und leicht zu reinigen seien nicht herstellbar und Nachbesserungen wuumlrden ohnehin technisch als nicht machbar

angesehen Argumentiert wird zuweilen mit Aussagen wie bdquoDie

Normen zur barrierefreien Gestaltung sind nicht bindend muumls

sen daher nicht beachtet werdenldquo bdquoBaumaszlignahmen eines

privaten Investors sind nicht oumlffentlicher Bereichldquo bdquoEs handelt

sich um keinen Neubau sondern lediglich um Bauaumlnderungen

die keine Beruumlcksichtigungen notwendig machenldquo bdquoDas Sa

nierungskonzept sieht einfach keine barrierefreie Gestaltung

vorldquo etc Mehrfach wurde deutlich dass sich Entscheidungstraumlger

auf vermeintliche Experten verlassen bdquoUnsere Architekten wissen

schon selbst was Barrierefreiheit istldquo bdquoWir haben Barrierefrei

heit beruumlcksichtigt ein Rollstuhlfahrerverband wurde befragtldquo

oder bdquoWir haben doch Kontraste eingesetztldquo

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Die Widerstaumlnde die der Selbsthilfe entgegenschlagen sind also vielfaumlltig Ein Teilnehmer gab an dass es sich eher um Unwissen als um Widerstand handele da sich Menschen ohne Beeintraumlchtigungen oft nicht vorstellen koumlnnen wie wichtig zum Beispiel Kontraste sind Simulationsbrillen im Rucksack wuumlrden dann viele Debatten ersparen Reduziert kann man auf das Unwissen einiger entscheidungsbefugter Stellen schlieszligen die sehbehindertengerechte Gestaltung primaumlr als zu teuer zu aufwaumlndig und nachtraumlglich als nicht machbar einstufen Die Anfuumlhrung des Denkmalschutzes und Berufungen auf mangelnden Erfuumlllungszwang von Normen ist als Hinweis anzusehen dass das Potential sehbehindertengerechter

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Gestaltung als Beitrag zu Gefahrenabsicherung Orientierung und Komfort im oumlffentlichen Raum fuumlr alle Menschen als nachrangig angesehen und verkannt wird Auf die Frage bdquoWie haumlufig werden sie nach Informationen uumlber Kontraste zur sehbehindertengerechten Gestaltung gefragtldquo gaben 15 an bdquosehr oftldquo 42 bdquomanchmalldquo und 22 bdquonieldquo Dies spiegelt die Unwissenheit der Stellen mit Entscheidungsgewalt Der eigene Wissensstand der Selbsthilfe zu Leuchtdichtekontrasten wurde zu 5 als bdquotiefgreifendldquo zu 29 als bdquoausreichendldquo zu 37 als bdquoduumlrftigldquo und zu 10 als bdquonicht vorhandenldquo angegeben 19 der Befragten machten hier keine Angaben Damit ergibt sich dass bloszlig ein Drittel der Befragten in Beratungsgespraumlchen einen Wissensstand vorweisen kann der anstehende Entscheidungen guumlnstig beeinflusst und Widerstaumlnden fachlich entgegentritt Dass knapp zwei Drittel der Befragten bereits beratend taumltig sind und weitere 20 es kuumlnftig sein wollen macht die Notwendigkeit der vorliegenden Broschuumlre deutlich 49 der Befragten gaben an haumlufig 19 manchmal und nur 7 nie auf die Wichtigkeit von Kontrasten zur Orientierung und Gefahrensicherung hinzuweisen 41 tun dies auf Nachfrage 61 auch ungefragt Das bedeutet dass grundsaumltzlich bekannt ist wie nuumltzlich Kontraste sind Zusammengenommen mit den Ergebnissen zum Wissenstand wird das Potential der Selbsthilfe zur Verbesserung des oumlffentlichen Raumes durch Argumentationskraft deutlich

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22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der ZielgruppeTeil B der Befragung erfragte den thematischen Informationsbedarf der Selbsthilfe In jeder Kategorie konnte unter bdquoSonstigeldquo freier Text hinzugefuumlgt werden Einige Angaben lieszligen sich im Nachhinein abgefragten Punkten zuordnen Andere werden separat genannt

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Ergebnisse zum Informationsbedarf der Kategorie bdquoSchriften Zeichen und Piktogrammeldquo

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- Schriftverkehr (54 ) - Poster (27 ) - Plakate (25 ) - Raumschilder (68 ) - Wegweiser (73 ) - Gebaumludekennzeichnungen (69 ) - Informationen im Straszligenraum (71 ) - selbstleuchtende Anzeigetafeln und Schilder (53 ) - Sonstige haumlufig Fahrgastinformationen im OumlPNV

Ergebnisse zur Kategorie bdquoMarkierungenldquo - Gefahrenbereiche wie Baustellen - Bereiche mit Sturzgefahr etc (68 ) - Serviceautomaten und Bedienelemente wie Aufzug Bankautomat

Notruf etc (71 ) - Treppen und Gelaumlnder Fahrtreppen und Rampen (73 ) - Poller Fahnenmaste Ampeln Schild- und Lichtmasten (64 ) - Saumlulen und Pfeiler (53 ) - Waumlnde Tuumlren und Drehtuumlren aus Glas (68 ) - Sonstige Sanitaumlrobjekte Absperrketten und Mobiliar im oumlffentli

chem Raum (wie Fahrradstaumlnder Muumllleimer Werbetraumlger)-

Ergebnisse zur Kategorie bdquoBodenindikatorenldquo - Auffangstreifen (51 ) - Leitstreifen (69 ) - Begleitstreifen (47 ) - Aufmerksamkeitsfelder (63 )

Abschlieszligend war Raum um zusaumltzliche Kategorien zum Thema Kontrast zu nennen die mit Informationen in der Broschuumlre die Arbeit in der Selbsthilfe erleichtern koumlnnten Die umfangreich eingegangenen Anmerkungen gingen zum Teil uumlber das Generalthema Kontraste im oumlffentlichen Raum deutlich hinaus Schriftarten Schriftgroumlszligen Beleuchtungsstaumlrken Informationsflut in Schaukaumlsten Erlaumluterungen zu Hilfsmitteln Beispiele fuumlr Privatwohnungen

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Auch wurde tiefgreifendes rechtliches Wissen gewuumlnscht rechtliche Moumlglichkeiten und Verpflichtungen der Gemeinden nach Landesbauordnungen freie Veroumlffentlichung der DIN-Vorschriften Entscheidungen der Denkmalpflege Musterbauordnung einheitliche Kennzeichnungen in der EU Auch der Wunsch nach Informationen zur Webseitengestaltung und zu Computereinstellungen in diversen Betriebssystemen und mit verschiedenen Spezialprogrammen war haumlufig Hinweise die die Argumentationsweise der Broschuumlre und Oumlrtlichkeiten betreffen gingen auch ein Vereinbarkeit von Aumlsthetik und Kontrasten unterschiedliche Beeintraumlchtigungen der Sehfaumlhigkeit Erhoumlhung der Selbstaumlndigkeit Wahrnehmung und Orientierung durch Kontraste Probleme durch Beleuchtung Witterung und Verschmutzung Kontraste in Museen Kirchen und in oumlffentlichen Toiletten etc

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23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die BroschuumlreDie vorliegende Broschuumlre erhebt keinen Anspruch darauf Fachliteratur zu allen Anwendungsmoumlglichkeiten zu ersetzen Der Umfang der Broschuumlre war von Beginn an begrenzt Sie beinhaltet daher nur Themen die aufgrund der Befragung dringend erschienen und fuumlhrt wichtige Punkte exemplarisch aus Anwendungsmoumlglichkeiten in Zusammenhang mit Computern uumlber das Generalthema Kontraste hinausgehende sowie rechtliche Themen koumlnnen keine Beachtung finden Jedes einzelne dieser nicht bearbeiteten Themen rechtfertigt eine eigene umfaumlngliche Broschuumlre und ist als dringende Aufforderung fuumlr kuumlnftige Projekte anzusehen Anmerkungen zur Argumentation und Wuumlnsche zu Orten der Kontrastoptimierung wurden weitestgehend beruumlcksichtigt

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3 Welche Kontraste

31 Kontraste nach DIN 32975Die Orientierung im oumlffentlichen Raum durch Kontraste dient der Vermeidung von Gefahren durch eine komfortable Wahrnehmung Daher profitieren nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen von ausreichenden Kontrasten sondern alle Die DIN 32975 - Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur barrierefreien Nutzung (2010) erlaumlutert auf Seite 3

bdquoInformationen aus unserer Umwelt werden uumlberwiegend uumlber

das Auge aufgenommen daher wird ein Groszligteil relevanter

Informationen optisch angeboten Das Sehen bzw die visuel

le Wahrnehmung ist ein komplexer Vorgang und umfasst die

Farbwahrnehmung raumlumliches Sehen Daumlmmerungssehen

Anpassung an wechselnde Helligkeiten Wahrnehmung beweg

ter Sehobjekte usw Die Wahrnehmung einer Information ist

insbesondere abhaumlngig von ihrem Leuchtdichtekontrast ihrer

Beleuchtung ihrem Standort und der Groumlszlige der Informations

elementeldquo

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Kontraste koumlnnen visuell taktil und akustisch wahrgenommen werden Taktile und akustische Kontraste sind nicht Gegenstand dieser Broschuumlre und daher an anderer Stelle nachzulesen Im Folgenden geht es ausschlieszliglich um visuelle Kontraste durch Helligkeitsunterschiede sogenannte Leuchtdichtekontraste

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311 Helligkeitsunterschiede versus Farbunterschiede

Kontraste werden grundsaumltzlich durch Helligkeitsunterschiede erzeugt Nur wenn sich Objekte dadurch von ihrer Umgebung absetzen werden sie wahrgenommen Sehleistungen wie Schaumlrfe Formerkennung oder Lesen sind erst nachgeordnet moumlglich Ob die Farbe eines Objekts als unterschiedlich zu einer anderen empfun

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den wird ist bei der Kontrastwahrnehmung nicht ausschlaggebend sondern kann diese lediglich unterstuumltzen Relevanter ist vielmehr ob sich die Helligkeit einer Oberflaumlche von der Helligkeit einer an-deren Oberflaumlche unterscheidet Auskunft daruumlber kann nur der Leuchtdichtekontrast geben der in Kapitel 313 erlaumlutert wird

Zu Farben sei lediglich hervorgehoben dass Rottoumlne haumlufig und ungeahnt zu Verwirrungen fuumlhren koumlnnen Da Rot generell einen starken Wiedererkennungswert als Signalfarbe hat wird diese Farbe haumlufig eingesetzt um bestimmte Schriften oder Markierungen hervorzuheben Werden helle Rottoumlne in Schriften oder Zeichen als Kontrast auf weiszligem Hintergrund verwendet wird oft vergessen dass trotz der Signalwirkung der Farbe der Leuchtdichtekontrast unter Umstaumlnden sehr gering sein kann und dadurch schlecht wahrnehmbar ist Der in Abbildung 1 dargestellte Boden-Warnhinweis auf kreuzende Straszligenbahnen weist zum Beispiel keinen ausreichenden Kontrast auf und wird daher schlecht wahrgenommen Und dies nicht etwa trotz der Verwendung der Signalfarbenkombination Rot-Weiszlig sondern gerade wegen des unuumlberlegten Umgangs mit dieser Farbkombination zur Markierung von Gefahrenbereichen

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Das gleiche Problem besteht bei der Verwendung dunkler RotToumlne in Verbindung mit dunklen Oberflaumlchen Zum Beispiel werden

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Abbildung 1 Negativbeispiel zur Farbkombination Rot-Weiszlig

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Radwege haumlufig im Kontrast zu Gehwegen rot markiert um die Bereiche visuell voneinander abzugrenzen Dies hilft der visuellen Absicherung von Bewegungsflaumlchen zu wenig Wenn beide Farben aumlhnlich dunkel wahrgenommen werden nuumltzt die der Farbe Rot zugesprochene Signalwirkung nicht zur Unterscheidung beider Verkehrsflaumlchen Daher sind Kollisionen zwischen Radfahrern und sehbehinderten Fuszliggaumlngern weiterhin haumlufig Eine Signalfarbe unterstuumltzt Kontrastwirkungen nur bei dem Menschen der Farben fuumlr gewoumlhnlich gut differenzieren kann dem bestimmte Farben und Farbkombinationen als Signalfarben bekannt sind und auch nur dann wenn die Lichtbedingungen die Unterscheidung von Farben zulassen

312 Die Leuchtdichte und andere Lichtmaszlige

Die physikalische Groumlszlige die die Helligkeit eines Objekts beschreibt die der Mensch wahrnimmt ist die Leuchtdichte (Maszligeinheit cdmsup2 Candela pro Quadratmeter) Neben der Lichtstaumlrke der Leuchtquelle der Beleuchtungsstaumlrke auf dem Objekt und dem Einstrahlwinkel des Lichts im Verhaumlltnis zum Betrachter haumlngt die Houmlhe der Leuchtdichte entscheidend vom Reflexionsgrad der angestrahlten Flaumlche ab Abbildung 1 verdeutlicht die Zusammenhaumlnge der einzelnen Fachbegriffe Das Licht trifft mit einer gewissen Lichtstaumlrke (Maszligeinheit Candela cd) auf ein Objekt Auf dessen Oberflaumlche wird dadurch eine bestimmte Beleuchtungsstaumlrke (Maszligeinheit Lux lx) erzielt Die Oberflaumlche des Objekts hat durch eine eher raue oder eher glatte Beschaffenheit und durch die Materialzusammensetzung an dessen Oberflaumlche einen bestimmten Reflexionsgrad (Maszligeinheit griechisch rho ρ) Erst die aus all dem resultierende Leuchtdichte des Objekts die beim Betrachter ankommt gibt Auskunft daruumlber wie hell oder dunkel das Objekt wahrgenommen wird

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Gluumlcklicherweise folgt die visuelle Wahrnehmung der lichttechnischen Leuchtdichte nicht linear Auge und visuelle Informationsverarbeitung des Menschen versuchen Leuchtdichteextreme auszugleichen nehmen Farben zu Hilfe und fuumlllen Informationsluumlcken aus dem Sinn dessen auf was Menschen gerade erwarten wahrzu-nehmen

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313 Der Leuchtdichtekontrast

Der Leuchtdichtekontrast k bezeichnet den Unterschied der Helligkeit zweier Flaumlchen zueinander Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts zweier angrenzender Flaumlchen oder von einem Objekt zu seinem Hintergrund werden Leuchtdichten der einzelnen Materialien gemessen Aus den Ergebnissen wird der Leuchtdichtekontrast gemaumlszlig DIN 32975 nach folgender Definition ermittelt (Michelson-Formel)

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k= (L1 ndash L2) (L1 + L2)

L1 steht fuumlr die Leuchtdichte der ersten Flaumlche L2 steht fuumlr die Leuchtdichte der zweiten Flaumlche Ergebnisse zum Leuchtdichtekontrast k erreichen nach dieser Formel Werte zwischen 0 und 1 Der besseren Lesbarkeit wegen wird im Folgenden der Leuchtdichtekontrast k nur noch bdquoKontrastldquo genannt

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Abbildung 2 Grafische Darstellung zur Entstehung der Leuchtdichte

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314 Auswirkungen unguumlnstiger Lichtverhaumlltnisse

Bei insgesamt unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen wie etwa durch Nebel in der Daumlmmerung oder bei unzureichender Beleuchtung kommt dem Leuchtdichtekontrast eine weitere wesentliche Bedeutung zu da die Leistungsfaumlhigkeit des Auges dann abnimmt Die Makula als Ort des schaumlrfsten Sehens im Zentrum der Netzhaut kann unter diesen Bedingungen ausfallen Was dem Sehen weiterhin zur Verfuumlgung steht ist die Peripherie der Netzhaut Das Farbsehen und die Sehleistung nehmen jedoch zur Peripherie der Netzhaut immer mehr ab Das Farbsignal faumlllt in aumluszligeren Bereichen der Netzhaut voumlllig aus und wird allein durch das Helligkeitssignal ersetzt Ein hoher Leuchtdichtekontrast traumlgt also besonders bei unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen erheblich dazu bei wichtige Objekte wahrnehmen zu koumlnnen

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315 Auswirkungen von Beleuchtungsstaumlrken

Planer und Praktiker fragen haumlufig nach Beleuchtungsstaumlrken mit denen ausreichende Leuchtdichtekontraste erzielt werden koumlnnen bdquoWie viel Luxldquo wird immer gefragt Allerdings geht es nicht um Lux das von Leuchtmitteln erzeugt wird sondern um die Leuchtdichte die vom Objekt erzeugt wird Mit Aumlnderung der Beleuchtungsstaumlrke ndash sofern die Oberflaumlchenbeschaffenheit des Materials und der Einstrahlwinkel des Lichts gleich bleiben ndash aumlndern sich die Leuchtdichten beider Flaumlchen jedoch im gleichen Verhaumlltnis zueinander sodass der Leuchtdichtekontrast immer uumlber alle Beleuchtungs-staumlrken hinweg konstant bleibt Grundsaumltzlich ist daher auf die Frage nach geeigneten Beleuchtungsstaumlrken fuumlr einen ausreichenden Leuchtdichtekontrast keine Antwort moumlglich Die Messung der Leuchtdichte einer einzelnen Flaumlche kommt zwar bei verschiedenen Beleuchtungsstaumlrken zu unterschiedlichen Ergebnissen Zur Ermittlung des Kontrasts muumlssen jedoch immer zwei angrenzende Flaumlchen in Bezug auf ihren Helligkeitsunterschied zu einander ndash unter der gleichen Beleuchtungsstaumlrke ndash betrachtet werden Daher ist

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die Anfrage der Planer und Praktiker nach sehbehindertengerechten Beleuchtungsstaumlrken wenn es um Leuchtdichtekontraste geht nicht zielfuumlhrend Da der Leuchtdichtekontrast einer Materialkombination durch unterschiedliche Beleuchtungsstaumlrken nicht veraumlndert werden kann Allerdings gibt es einen komfortablen Bereich der Leuchtdichte einer Umgebung der je nach Zweck zwischen 100 und 500 cdmsup2 liegt

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Einen Sonderfall in Bezug auf die Relevanz der Beleuchtungsstaumlrke bilden selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen Naumlheres dazu ist Kapitel 46 zu entnehmen

32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten

321 Die kontinuierliche Informationskette

Eine kontinuierliche Kette von Informationen ist die Grundvoraussetzung fuumlr sichere Mobilitaumlt und fuumlr die korrekte Orientierung im oumlffentlichen Raum Zur Kontinuitaumlt einer Informationskette auf dem Weg von A nach B gehoumlren die Durchgaumlngigkeit des Designs der Bezeichnungen und der Anbringungsstellen sowie die analoge Kennzeichnung des Ruumlckwegs durch Elemente die Informationen beinhalten Auch der Planer von Kontrasten muss dies bei der Gestaltung von Markierungen Wegweisern Bodenindikatoren etc beruumlcksichtigen Das System muss auch tolerant gegenuumlber Fehlern des Nutzers sein Einmal falsch eingeschlagene Wege oder Vorlieben fuumlr bestimmte Wege duumlrfen individuell nicht dazu fuumlhren dass der Nutzer ploumltzlich orientierungslos und damit hilflos wird Die Durchgaumlngigkeit von Kontrasten ist daher dringend angeraten

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322 Uumlbergangsbereiche im Fokus

Die Guumlte von Informationen durch Kontraste offenbart sich insbesondere in Uumlbergangsbereichen Als Uumlbergangsbereiche werden Orte bezeichnet in denen Niveauunterschiede bewaumlltigt werden

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muumlssen wie zum Beispiel bei Rampen Treppen und Aufzuumlgen oder wo Raumwechsel stattfinden wie bei Ein- und Ausgaumlngen von Gebaumluden bei Uumlbergaumlngen von Hallen in Flure bei Zimmerwechseln etc Denn an all diesen Orten veraumlndern sich Struktur und Regeln der bisherigen Fortbewegung des Nutzers Dadurch sind Uumlbergangsbereiche fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen potentielle Gefahrenbereiche wenn sie nicht durch ausreichende Kontraste gekennzeichnet sind

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Ein bdquoZuvielldquo an Information durch zu viele unterschiedliche Kontraste fuumlhrt jedoch leicht zu Unuumlbersichtlichkeit und Uumlberfrachtung Um beidem gerecht zu werden sollte der Fokus der Kontrastplanung vor allem auf der Durchgaumlngigkeit von Kontrasten und insbesondere auf Uumlbergangsbereichen liegen

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323 Komfortable Kontraste und DIN-Vorgaben

Als komfortabel wird generell ein Kontrast von 04 bis 06 beurteilt Kontraste von weniger als k = 028 und mehr als k = 083 koumlnnen bei sehbehinderten Menschen die Wahrnehmungssicherheit beeintraumlchtigen Geringe Kontraste koumlnnen als verwaschen sehr hohe Kontraste koumlnnen als Blendung empfunden werden

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Die DIN 32975 gibt fuumlr unterschiedliche Anwendungsbereiche unterschiedliche Leuchtdichtekontraste zur Einhaltung vor Jeweils geforderte Kontraste sind den Kapiteln 4 und 5 die auf unterschiedliche Anwendungsbereiche eingehen zu entnehmen

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33 Die Pruumlfung von KontrastenKontrastloumlsungen fuumlr groszlige Gebaumludekomplexe Auszligenanlagen oder Verkehrswege resultieren idealerweise aus spezifischen wahrnehmungspsychologischen Beurteilungen um den Einsatz von Kontrasten zur Orientierung zur Vermeidung von Gefahren und zur Erhoumlhung des Komforts zu pruumlfen und zu planen Befragungen und Beobachtungen von moumlglichst groszligen Nutzergruppen sind dabei

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ebenso dienlich wie die experimentelle Pruumlfung typischer Informationselemente mit diesen Zielgruppen Von der Befragung einzelner sehbehinderter Menschen ist eher abzusehen da Arten von Sehbehinderungen und ihre jeweiligen Auswirkungen stark variieren Vielmehr sind wissenschaftliche Studien zum Thema zu beruumlcksichtigen Einzelne Kontraste sind mit Leuchtdichtekameras objektiv messbar Im Folgenden wird ein Messverfahren vorgestellt dessen Anwendung die Normen der DIN zur Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten auch vorsehen Andere Methoden werden vergleichend beurteilt

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331 Kontrastpruumlfungen nach DIN

Kontraste von Materialkombinationen muumlssen nach DIN 32975 messtechnisch uumlberpruumlft bzw entsprechend vorgegebener Regelungen nachgewiesen werden Zur Ermittlung des Kontrasts wird die Messung der Leuchtdichtefaktoren nach DIN 5036-3 angegeben die spezielle Messgeometrien vorgibt

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332 Standardisierte Leuchtdichtemessungen im Labor

Die Messung der Leuchtdichten soll bei diffuser Beleuchtung mit der Lichtart die in der Anwendung vorgesehen ist mindestens unter dem Messwinkel 0deg (senkrecht zur Oberflaumlche) und gegebenenfalls zusaumltzlich unter praxisrelevanten Beobachtungswinkeln erfolgen Die Beobachtungswinkel haben insbesondere Einfluss auf Leuchtdichten von Materialien deren Oberflaumlche profiliert ist oder die unterschiedliche Glanzanteile beinhalten Mit der Veraumlnderung des Beobachtungswinkels aumlndern sich die Reflexionsgrade Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts von Bodenindikatoren gilt nach DIN 32984 dass mindestens eine Flaumlche von 4 cm x 4 cm gemessen werden muss um profilierte Oberflaumlchen auch ausreichend erfassen zu koumlnnen Dabei werden auch ausreichend groszlige Flaumlchen erfasst deren Materialzusammensetzung Unregelmaumlszligigkeiten in der Helligkeit aufweist wie zum Beispiel helle und dunkle Anteile

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auf Granitsteinen oder in Materialmischungen Auch Einsprenkel- ungen von Oberflaumlchen mit Glanzanteilen oder Leucht- und Perlfarben mit Glanzeinschluumlssen koumlnnen so beruumlcksichtigt werden Um die Messungen reproduzieren zu koumlnnen und auch die vorgesehene Nutzung im Auszligen- oder Innenbereich zu beruumlcksichtigen sind die Messungen unter Normlichtart A oder D65 durchzufuumlhren Normlichtart A entspricht in etwa Gluumlhlampenbedingungen Normlichtart D65 entspricht Tageslichtbedingungen Eine Kontrastermittlung zwischen Oberflaumlchen die bei unterschiedlichen Lichtarten gemessen wurden ist nicht zulaumlssig Nach DIN kann der Leuchtdichtekontrast durch die direkte Messung von Leuchtdichten oder alternativ durch die Bestimmung von Reflexionsgraden rechnerisch ermittelt werden Soviel zur Messung von Leuchtdichten unter standardisierten Bedingungen in Lichtlaboren Doch was wenn die interes-sierende Materialkombination bereits verbaut wurde und einzelne Materialmuster nicht entnommen werden koumlnnen wie etwa bei denkmalgeschuumltzten Gebaumluden und Anlagen Kapitel 333 gibt Auskunft dazu

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333 Nutzungstypische Leuchtdichtemessungen im Bestand

Die nach DIN 5036-3 geforderten Beleuchtungsbedingungen waumlhrend der Messungen sind im Bestand weder im Auszligenbereich noch im Innenbereich des oumlffentlichen Raumes realisierbar Die Beleuch-tung ist meist nicht diffus sondern weist zumindest Anteile von gerichtetem Licht durch Beleuchtungseinrichtungen oder Lichtspiegelungen der Umgebung auf Aber auch bereits verbaute Materialien sind deswegen von einer Kontrastpruumlfung nicht ausgeschlossen Die Messgeometrie ist dann nutzungstypisch anzupassen und zwar bei einem dennoch hohen Maszlig an Sicherheit und Reproduzierbarkeit der Daten Da die Beleuchtungssituation durch Tageslicht Schwankungen unterliegt wird innerhalb von Gebaumluden nach Moumlglichkeit nach Sonnenuntergang bei nutzungstypischer Beleuchtung gemessen Sollen Messungen im Auszligenbereich durchgefuumlhrt

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werden und befindet sich die Hauptnutzungszeit des Bereichs im Tageslicht so duumlrfen Messungen ausschlieszliglich bei gutem Wetter durchgefuumlhrt werden Annehmbar konstante Beleuchtung durch Tageslicht ergibt sich bei Sonnenschein mit ansonsten wolkenlosem Himmel

334 Methoden zur Schaumltzung von Leuchtdichten

Verschiedentlich wird in der Praxis eine Methode verwendet die vage Einschaumltzungen des Leuchtdichtekontrasts anhand von schwarz-weiszligen Abbildungen von Materialkombinationen vornimmt Dazu werden Fotos von Materialproben in Grautoumlnen aus-gedruckt am Computer die Visualisierung von farbigen Bildern auf Graustufen umgestellt oder Digitalkameras auf schwarz-weiszlig umgestellt Solche Abbildungen sind jedoch stark von der Charakteristik der Geraumlte abhaumlngig und weisen Oberflaumlchen nur als unterschiedlich in ihrer Intensitaumlt von Grautoumlnen aus Zuvor deutliche Kon-tras-te koumlnnen verschwinden Wenn sich auf diesen Darstellungen auf Displays oder Papier zwei Oberflaumlchen erkennbar voneinander abheben so die Befuumlrworter dieser Methode soll davon ausgegangen werden duumlrfen dass der Leuchtdichtekontrast ausreichend sei

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Diese Methode kann fachlich gesehen als allenfalls behelfsmaumlszligig beurteilt werden um einen ersten eher allgemeinen Eindruck von Leuchtdichtekontrasten zu bekommen Tatsaumlchliche Kontrastwerte lassen sich so weder ermitteln oder dahingehend uumlberpruumlfen ob sie bestimmten Anforderungen einer barrierefreien Gestaltung genuumlgen Da es sich um keine Messmethode handelt erhaumllt man auch keine Zahlenwerte Zudem geben Monitore und Kopien urspruumlng-liche Helligkeiten von Originaloberflaumlchen meist verfaumllscht wieder und sind leicht manipulierbar In Vor-Ort-Terminen mit Planern und Praktikern kann diese Methode jedoch anschaulich zum ersten Erkenntnisgewinn beitragen dass es in der sehbehindertengerechten Gestaltung weniger um Farbkontraste sondern vielmehr um Helligkeitsunterschiede von Objekten geht

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Eine andere Methode zur Pruumlfung von Kontrasten sieht die Nutzung von Farbkarten Farbfaumlchern oder digitalen Farbwerken vor Erlaumlutert sei dies am Beispiel von RAL-Farbkarten Als RAL-Farbe werden Normfarben bezeichnet die die RAL GmbH vertreibt Jeder Farbe ist eine Nummernbezeichnung zugeordnet Die Kontrastwerte zweier Materialien werden aus Hellbezugswerten und Umrechnungstabellen erschlossen Das groumlszligte Fehlerpotential wird bei dieser Methode in der eindeutigen Zuordnung von Materialoberflaumlchen zu entsprechenden Farbmustern gesehen Insbesondere Wand- und Bodenbelaumlge lassen sich oft nicht eindeutig zuordnen da deren Oberflaumlchen Zusammensetzungen zeigen die Hell- und Dunkelanteile mischen wie etwa Granit Sandstein Rauputz oder gemusterte Flaumlchen usw Der Vorteil der Normierung der Kartennummern soll darin bestehen dass Kunden und Lieferanten nur RAL-Nummern und nicht Materialmuster austauschen In den vorangegangenen Abschnitten wird deutlich dass die Messung des definierten Materials jedoch unumgaumlnglich ist da dessen Oberflaumlchenbeschaffenheit erhebliche Aus-wirkungen auf Kontraste hat Dies sowohl in Bezug auf Oberflaumlchenstrukturen als auch in Bezug auf die Materialzusammensetzung die sich an der Oberflaumlche offenbart Die Farbkarten-Methode versucht diesem Problem damit zu begegnen dass generell eine Fehler

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- toleranz von 01 bis 015 Kontrastwerten einkalkuliert werden soll und dass glaumlnzende Farben fuumlr die barrierefreie Gestaltung wegen moumlglicher Spiegelungen nicht in Frage kommen Zur empfohlenen Fehlertoleranz ist anzumerken dass wegen der Abnutzung von Materialien geforderte Kontraste im Neuzustand der Materialien ohnehin deutlich uumlberschritten werden sollten (weitere Informationen dazu siehe Kapitel 64) Eine zusaumltzliche Anhebung geforderter Werte durch die Verwendung einer Pruumlfmethode die zusaumltzliche Fehlertoleranzen erforderlich macht duumlrfte daher problematisch sein Dies schraumlnkt die Palette einsetzbarer Materialien unnoumltig weiter ein Der Einsatz glaumlnzender Materialien ist bei Neubauten we

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gen moumlglicher Blendwirkungen und Spiegelungen auch nach DIN 32975 zu vermeiden Jedoch werden vorliegend auch alle Materialien die Glanzanteile oder unterschiedliche Einschluumlsse haben von einer Kontrastpruumlfung methodisch ausgeschlossen was unnoumltig ist (siehe dazu Kapitel 332)

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335 Fazit zur Kontrastpruumlfung durch die Selbsthilfe

Insgesamt ist die Kontrastpruumlfung durch Farbsysteme oder SchwarzWeiszlig-Abbildungen als nur eingeschraumlnkt nuumltzlich weil zu ungenau anzusehen Zumal beide Methoden keine eindeutig reproduzierbaren Messungen darstellen sondern eine Schaumltzung per Inaugenscheinnahme bleiben muumlssen Am sichersten erscheint die direkte und objektive Messung der Leuchtdichten von Kontrastflaumlchen mit festgelegten Messgeometrien und plausiblen Methoden Die Notwendigkeit zur gewissenhaften Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten durch insbesondere nutzungstypische Messungen wird auch in einer Vergleichsstudie uumlber Messmethoden von Joos et al im Auftrag des schweizerischen Bundesamtes fuumlr Verkehr (2012) wie folgt befuumlrwortet bdquoKontrast von Objekten im oumlffentlichen Raum kann nur mit speziellen Leuchtdichtenkameras mit einer genuumlgenden Genauigkeit und vernuumlnftigem personellem und zeitlichem Aufwand bestimmt werdenldquo

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Die vorliegende Broschuumlre versucht aktive Mitglieder der Selbsthilfe zu befaumlhigen sich fuumlr die Pruumlfung und Einhaltung von Kontrasten argumentativ erfolgreich einzusetzen Die erforderlichen Leuchtdichtemessungen an sich sollten nach wie vor von erfahrenen Pruumlfern aus Betrieben und Institutionen durchgefuumlhrt werden die diese Messungen fachgerecht und taumlglich im Auftrag von Materialherstellern Planern Verbaumlnden Kommunen Bund und Laumlndern durchfuumlhren Zur Beurteilung diesbezuumlglich entstehender Kosten sei auf Kapitel 63 verwiesen

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Ein Groszligteil der Informationen im oumlffentlichen Raum die der Orientierung und der Absicherung vor Gefahren dienen wird uumlber Zei-chen Schriften und Piktogramme vermittelt Kontrastwerte die der Auffindbarkeit und Leserlichkeit dienen sollen houmlher als andere sein Nach DIN 32975 gilt dass ein Leuchtdichtekontrast von mindestens 07 und bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen von mindestens 08 einzuhalten ist

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41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit

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Die Auffindbarkeit der Information durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis des gesamten Informationstraumlgers zu seinem Hintergrund Sind zum Beispiel die Grundfarbe einer Toilettenbeschilderung wie auch die umgebende Wand aumlhnlich hell unterscheidet sich die Leuchtdichte nur minimal durch unterschiedliche Reflexionseigenschaften der Materialoberflaumlchen Abbildung 3 zeigt dies Es entstehen zu geringe Kontraste was die Auffindbarkeit des Informationstraumlgers erschwert Abhilfe schafft die kontrastreiche Umrahmung des Schildes oder die kontrastreiche Gestaltung des Schildhintergrundes zur Wand

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4 Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften und Piktogrammen

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Die Leserlichkeit durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis der Zeichen Schriften und Piktogramme zu direkt angrenzenden Flaumlchen Diese Flaumlchen koumlnnen Schildhintergruumlnde sein wie Abbildung 4 die ein Piktogramm als Kennzeichnung einer Herrentoilette zeigt Der relevante Leuchtdichtekontrast entsteht zwischen dem schwarzen Maumlnnchen und der Oberflaumlche des Traumlgermaterials einer Edelstahlplatte

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Falls Zeichen direkt also ohne Traumlgermaterial verwendet werden bilden umgebende Waumlnde angrenzende Gegenstaumlnde und perspektivisch bedingte Umgebungen die angrenzenden Flaumlchen Abbildung 5 die eine Etagennummer auf einer Wand und Abbildung 6 die Piktogramme als Markierung einer Glasflaumlche darstellen zeigen solche direkten Umgebungsflaumlchen von Zeichen

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Abbildung 3 Negativbeispiel ndash helles Toilettenschild auf heller Wand

Abbildung 4 Positivbeispiel ndash dunkles Piktogramm auf hellem Untergrund

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Bei der Etagennummerierung ist die Umgebungsflaumlche eine hell gestrichene Rauputzwand bei den Markierungen auf Glas bildet der Hintergrund in der vorliegenden Perspektive ein Bodenbelag die Umgebungsflaumlche zur Kontrastermittlung

42 Durchsichtige InformationstraumlgerAls besonders unguumlnstig erweisen sich helle Schriften auf Glas bei ebenfalls hellem Hintergrund Abbildung 7 zeigt die Gebaumludebezeichnung eines Finanzamtes durch silbrig-weiszlige Klebebuchstaben die oberhalb der Eingangstuumlr auf dem Sicherheitsglas eines Oberlichts angebracht sind Durch die angrenzende Flaumlche die aus nutzungstypischer Perspektive aus einer weiszligen Decke besteht sind die Buchstaben der oberen Reihe fast gar nicht in den unteren Reihen nur mit Muumlhe erkennbar da der Kontrast zwischen Buchstaben und Decke zu gering ist

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Abbildung 5 Zahl mit Wand als Umgebungsflaumlche

Abbildung 6 Piktogramme mit Boden als Umgebungsflaumlche bei Pers-pektive durch eine Glastuumlr hindurch

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Abhilfe koumlnnte vorliegend eine wesentlich dunklere Deckengestaltung dunklere Schriften oder die Hinterlegung der hellen Schrift mit dunkler Folie schaffen Abbildung 8 zeigt ein Ausstellungsex- ponat Abbildung 9 zeigt was sich dem Betrachter bei Annaumlherung offenbart Jede der 4 Seiten ist aus Glas und mit heller Schrift uumlberzogen die Informationen uumlber das Exponat beinhalten Der Boden als angrenzende Flaumlche zur Schrift aus der Betrachterperspektive ist durch mittelhelle Granitsteine marmoriert und bildet keinen ausreichenden Kontrast zur Schrift sodass diese kaum vom Boden zu unterscheiden ist Hinzu kommt dass sich da alle Glasauszligenflaumlchen des Exponats beschriftet sind die Schriften perspektivisch uumlberlagern und so das Lesen der Information endguumlltig verhindern

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Abbildung 7 Negativbeispiel ndash helle Schrift auf Glas mit hellem Hintergrund

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Die Hinterlegung der Schriften mit dunklen Folien wuumlrde das Exponat optisch zerstoumlren da das Innenleben nicht mehr zu sehen waumlre Dunkle Schriftzeichen wuumlrden auch nicht zum Ziel fuumlhren da das Problem sich uumlberlagernder Schriften weiterhin bestuumlnde Abhilfe bestuumlnde in der Uumlbertragung der Information auf ein zusaumltzliches Schild mit ausreichendem Hintergrundkontrast

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43 Unuumlberlegte Verzierungen und FarbigkeitenBilder oder Farbverlaumlufe als Hintergrund sind grundsaumltzlich zu vermeiden da sie den Leuchtdichtekontrast von Schriften zumindest punktuell schmaumllern Abbildung 10 zeigt ein an sich kontrastreich gestaltetes Gebaumludeschild Durch die teilweise Hinterlegung des Textes mit einem Schmucksiegel wird der Kontrast einzelner Worte zum Schildhintergrund unterbrochen und deutlich verringert Abhilfe koumlnnte die Verkleinerung des Siegels schaffen sodass Schriften damit nicht mehr hinterlegt sind Die Schildgroumlszlige bietet Platz um das Siegel separat zu setzen

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Abbildung 8 Beispiel Exponat- einhausung aus Glasflaumlchen mit Edelstahlrahmen

Abbildung 9 Negativbeispiel ndash uumlberlagernde Schriften auf Glas mit hellem Hintergrund

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Informationsbroschuumlren und Plakate werden meist aufwaumlndig gestaltet Viele verschiedene Farben kommen zum Einsatz um auf differenzierte Inhalte hinzuweisen Dabei tritt die Differenzierung durch Leuchtdichtekontraste haumlufig in den Hintergrund So kann es sein dass Informationen die gar keine hohe Relevanz haben durch starke Helligkeitskontraste zum Hintergrund visuell hervorgehoben werden und Wichtiges trotz vermeintlich auffaumllliger Farbgestaltung wegen zu geringer Leuchtdichtekontraste unbeachtet bleibt

44 Blendung und Schatten ndash boumlse GeisterKapitel 315 erlaumlutert dass zur sehbehindertengerechten Gestaltung keine Pauschalvorgaben zu Beleuchtungsstaumlrken moumlglich sind Vielmehr ist eine in der jeweiligen Situation vor Ort angemessene Beleuchtung notwendig Selbst wenn Kontraste messtechnisch nachweisbar sind kann es sein dass diese durch zu geringe oder zu starke Beleuchtung fuumlr das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind Zu geringe Beleuchtung liegt beispielsweise bei Schattenbildung vor zu starke Beleuchtung kann zu Blendung durch Reflexionen des Lichts fuumlhren Letzteres kann auch durch direkte Sonneneinstrahlung geschehen Abbildungen 11 und 12 zeigen ein von der Decke herabhaumlngendes Schild das an einer der Sonne abgewandten Gebaumludeseite befestigt ist und auf einen Haupteingang

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Abbildung 10 Negativbeispiel ndash Schrift auf Hintergrund mit Hinter-legung

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hinweist Der Kontrast zwischen Buchstaben und Schildhintergrund ist ausreichend sodass einzelne Buchstaben gut erkennbar sind Ein identisches Schild ist an einer der Sonne zugewandten Gebaumlude-seite angebracht Die Buchstaben werden von der direkten Sonnen-einstrahlung teilweise uumlberblendet und sind daher nicht mehr lesbar

Abhilfe koumlnnte die Versetzung des Schildes nach hinten schaffen Eine gleichmaumlszligige Abschattung des gesamten Schildes wuumlrde so durch die Decke hergestellt und Kontraste blieben wahrnehmbar Alternativ muumlsste die Oberflaumlche des Informationstraumlgers weniger glatt sein sodass eine Blendung wegen geringerer Spiegelung des Lichts an der Materialoberflaumlche vermindert ist Auch Abschattflaumlchen aus lichtundurchlaumlssigem Material die direkt an der Schildoberkante befestigt wuumlrden koumlnnten auf dem Schild fuumlr einheitliche Lichtverhaumlltnisse zu sorgen

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Auf Informationstraumlgern die Abdeckungen oder Sichtscheiben aufweisen wie Aushanginformationskaumlsten mit Glas- oder Plexiglasscheiben koumlnnen ebenfalls unerwuumlnschte Reflexionen entstehen Diese sind durch entspiegelte Materialien zu umgehen Der Kontrast an Sichtscheiben von Automaten sollte einstellbar sein

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Abbildung 13 zeigt den Ausschnitt eines Lageplans von Bus- und Hauptbahnhof Durch eine nicht entspiegelte Abdeckung des Aushangplans entstehen bei normalem Tageslicht starke Spiegelungen

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Abbildung 11 Beispiel ndash Schild im Schatten

Abbildung 12 Negativbeispiel ndash Schild mit Sonneneinstrahlung

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die Gleisbezeichnungen der Bahn unlesbar machen Abbildung 14 zeigt das gleiche Problem einer Oumlffnungszeiteninformation einer Bibliothek Durch die Anbringung der an sich kontrastreich gestalteten Textinformation an der Innenseite einer Glaswand spiegeln sich voruumlbergehende Menschen und die oumlrtliche Umgebung aus dem Ruumlcken des Betrachters Die Schriften wirken verwaschen da Kontraste durch wechselnde Umgebungsverhaumlltnisse mal schwaumlcher und mal staumlrker sind

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Abbildungen 15 und 16 zeigen Ausschnitte eines Lageplans der im Auszligenbereich einer Grundschule aufgestellt ist und ohne Ab- deckungen auskommt Trotz Sonneneinstrahlung werden Kontraste nicht beeintraumlchtigt da die Oberflaumlche mattiert ist Leider ist in der Legende zum Plan der Schrifthintergrund teils nicht ausreichend kontrastreich gestaltet Einzelne Gebaumludebereiche sind auf dem Plan durch eingrenzende stark kontrastierende Zeichnung gut unterscheidbar aber die zugehoumlrige Benennung der Gebaumlude ist wegen geringer Kontraste nur fuumlr manche Gebaumlude leserlich

Grundsaumltzlich sind Aushanginformationen mit Orientierungs- oder Entscheidungsfunktion selbst hinreichend zu beleuchten um Kont-

Abbildung 13 Negativbeispiel ndash Blendung auf Glasabdeckung durch Sonnenlicht

Abbildung 14 Negativbeispiel ndash Umgebungsreflexion bei Information hinter Glas

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raste wahrnehmen zu koumlnnen um bei Annaumlherung an die Information keine Schattenbildung zu verursachen Eine gerichtete Beleuchtung ist nach DIN 32975 entweder von unten von oben oder von hinten vorzusehen

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Auch offensichtlich fuumlr sehbehinderte Menschen gestaltete Objekte koumlnnen problematisch sein Abbildung 17 zeigt ein Toilettenschild das neben Buchstaben auch Brailleschrift beinhaltet Die Buchstaben sind erhaben auf einer farblosen Plexiglasscheibe aufgebracht die wiederum auf Abstand zur Wand montiert ist Die Buchstaben werfen daher einen Schatten an die Wand und schmaumllern so den ansonsten tadellosen Kontrast der dunklen Buchstaben zur hellen Wand unnoumltig

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Abbildung 15 Positivbeispiel ndash Lageplan ohne Abdeckung

Abbildung 16 Negativbeispiel ndash ungenuumlgender Kontrast der Legende zum Lageplan

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45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern

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Wenn Papier als Traumlgermaterial fuumlr Informationen verwendet wird zum Beispiel bei Faltplaumlnen ist zusaumltzliche die Papierstaumlrke wichtig um Kontraste zu erhalten Bei beidseitig bedrucktem Papier duumlrfen Informationen der Ruumlckseite auf der Vorderseite nicht durchscheinen Sie verringern als angrenzende Flaumlche zu den Schriften den Leuchtdichtekontrast unnoumltig Eine Mindestpapierstaumlrke von 100 Gramm pro Quadratmeter ist daher einzuhalten

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Da gerade Aushanginformationen haumlufigen Aumlnderungen unterliegen werden die Informationen meist als kostenguumlnstige Variante ebenfalls auf Papier gedruckt Glanzoberflaumlchen auf Papier haben unerwuumlnschte Blendwirkungen insbesondere bei Tageslicht was die Kontraste von Schriften zu ihrem Hintergrund deutlich beeintraumlchtigt

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Infopost oder haumlufig wiederkehrende Mitteilungen werden aus Kostengruumlnden oder aus Gruumlnden des Umweltschutzes oft auf Papier mit hohen Grau-Anteilen und starken Rauigkeiten der Papieroberflaumlchen gedruckt Diese haben im Vergleich zu reinweiszligem also sehr hellem Papier eine kontrastmindernde Wirkung auf die Leserlichkeit von Schriften und sollten vermieden werden Der Effekt des Papiers

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Abbildung 17 Negativbeispiel ndash Schattenbildung durch Reliefbuchstaben auf Plexiglas

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auf den Kontrast zur Schrift ist der gleiche wie der negative Effekt von farbig hinterlegten Texten

46 Schriften aus Licht ndash VorsichtInformationen durch hinterleuchtete oder selbstleuchtende Anzeigen stellen in Bezug auf Leuchtdichtekontraste Sonderfaumllle dar Anders als bei lichtundurchlaumlssigen Schildern kann es zu Kontrastminderungen in der Anwendung kommen Der Kontrast muss bei diesen Anzeigen die uumlblichen Vorgaben von 07 beziehungsweise 08 bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen ndash in der unguumlnstigeren Bedingung ndash erreichen

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Zum Beispiel ergibt ein heller Leuchtkasten der mit einem lichtundurchlaumlssigen Piktogramm beklebt ist unterschiedliche Leuchtdichten abhaumlngig davon ob er ein- oder ausgeschaltet ist Das lichtundurchlaumlssige Piktogramm veraumlndert seine Leuchtdichte dadurch nicht Der Kontrast errechnet sich aus den angrenzenden Flaumlchen von Piktogramm und Hintergrund Also resultieren durch Ein- und Ausschalten der Beleuchtung unterschiedliche Kontraste Aumlhnlich verhaumllt es sich bei lichtdurchlaumlssigen Zeichen auf Leuchtkaumlsten Dann ist es von der Transparenz der Zeichen und des Hintergrundes abhaumlngig ob sich die Beleuchtungsstaumlrke aus dem Innenraum gleichmaumlszligig auswirkt was direkten Einfluss auf die Leuchtdichten einzelner Flaumlchen hat Bei von innen beleuchteten Anzeigen muss daher immer der geringere Kontrast ausreichend hoch sein

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Kapitel 315 erlaumlutert dass Beleuchtungsstaumlrken der Umgebung keine Auswirkungen auf vorhandene Kontraste haben Auch diesbezuumlglich stellen selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen einen Sonderfall dar Tageslicht oder kuumlnstliche Beleuchtung uumlberlagern die Leuchtdichten und koumlnnen einen kontrastmindernden Einfluss haben Nach DIN 32975 muss die Beleuchtungssituation bei der Beurteilung von selbstleuchtenden oder hinterleuchteten

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Anzeigen mit beruumlcksichtigt werden Ohne Tageslichteinfluss in Innenraumlumen muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 200 Lux mit Tageslichteinfluss und im Freien muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 2000 Lux bestehen Uumlbrigens auch dann wenn Schutzscheiben vor den Anzeigen die zusaumltzliche Reflexionen verursachen koumlnnen verwendet werden

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Bei Wechselanzeigen wie Fahrgastinformationen werden zunehmend elektronische Anzeigen verwendet Eine Vergleichsstudie zur Lesbarkeit dynamischer Informationsanzeigen (Lang et al 2004) ergab unter anderem dass LCD-Anzeigen generell als kontrastreicher als LED-Anzeigen wahrgenommen werden insbesondere bei seitlicher Betrachtung was den haumlufigsten Anwendungsfall darstellen duumlrfte Dieses Ergebnis stellte sich als unabhaumlngig von Alter und Sehleistung der Versuchspersonen dar Auf LED-Anzeigen sollte daher verzichtet werden Foumlrderlich fuumlr Kontraste sind zudem hohe Pixelzahlen

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Laufschriften in elektronischen Anzeigen sind generell auch bei hinreichenden Kontrasten zu vermeiden Das Auge hat in der Regel zu wenig Zeit um sich auf die schnellen Kontrastwechsel an einzelnen Punkten einzustellen um zunaumlchst einzelne Buchstaben und anschlieszligend ganze Worte wahrzunehmen um sie danach noch lesen und verstehen zu koumlnnen

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
Page 7: Barrierefrei - und jeder weiß wo es lang geht! · Barrierefrei – und jeder weiß, wo es lang geht! Gefahrenabsicherung, Orientierung und Komforterhöhung durch Kontraste Broschüre

623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten 57

63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion 58

64 Langlebigkeit von Kontrasten 59

65 Kontraste ndash eine aumlsthetische Zumutung 61

Literatur 63

Zur Autorin

Anuschka Hesse-Germann Augenoptikerin und Diplompsychoshylogin (Schwerpunkt Wahrnehmungs- und Verkehrspsychologie) arbeitet als freie Sachverstaumlndige und ist spezialisiert auf die sehbehindertengerechte Gestaltung Zu ihren Taumltigkeiten im Arbeitsbereich Barrierefreiheit zaumlhlen die Planungsberatung und Begutachtungen im oumlffentlichen Raum Seminare und Vortraumlge zur sehbehindertengerechten Gestaltung sowie die unabhaumlngige Pruumlfung von Leuchtdichtekontrasten im Bestand sowie im Labor nach DIN

Weitere Informationen unter wwwmobilitaet-verkehrde

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Vorwort

Mit dem hier vorgelegten Ergebnisbericht der Studie der PRO RETINA Deutschland e V ist ein Tatbestand aufgegriffen worden der in der Selbsthilfe eine zunehmende Bedeutung erlangt Die Fragestellung dazu lautet befaumlhigt eine Behinderung oder eine chronische Erkrankung dazu objektiv notwendige Bedingungen beurteilen zu koumlnnen die Voraussetzung fuumlr Barrierefreiheit sind Ein Ergebnis ist dass ohne Hilfen und Handreichungen nur subjektiv die eigene Situation und die damit verbundene Einschraumlnkung bewertet werden was aber eine objektivierbare Aussage zum Status von Barrierefreiheit unmoumlglich macht Aus diesem Grunde ist die hier vorgelegte Broschuumlre umso wichtiger weil sie Fakten und Argumentationshilfen liefert um in Beratungssituationen objektiv in diesem Falle uumlber die Belange von Menschen mit Sehbeeintraumlchtigungen Auskunft geben zu koumlnnen Damit wird erreicht dass wie auch in der Broschuumlre angefuumlhrt Aussagen wie bdquowir haben das von einem Betroffenen testen lassenldquo kuumlnftig nicht mehr vorkommen Der Test durch einen Betroffenen reicht nicht aus solange nicht geklaumlrt ist auf welcher Basis diese Person einen Test durchfuumlhrt Diese Kriterien werden im nachfolgenden Text fuumlr den Bereich der Kontraste fuumlr andere Menschen aus dem Selbsthilfebereich nachvollziehbar dargestellt und bieten eine praxisgerechte Hilfestellung

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Weitere wichtige Aussagen in der Broschuumlre befassen sich mit den uumlblichen Abwehrstrategien die angewendet werden um die berechtigten Anforderungen an Barrierefreiheit zu verhindern Es werden Argumentationshilfen angeboten die es erleichtern diese an sich unzulaumlssige Diskussion erfolgreich fuumlhren zu koumlnnen

Wir hoffen dass diese Broschuumlre im Selbsthilfebereich groszlige Verbreitung finden wird und als Hilfestellung genutzt wird

Wolfgang TiggesBAG SELBSTHILFE e V Stellvertretender Bundesgeschaumlftsfuumlhrer

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Gruszligwort

Mitglieder der Selbsthilfe treffen oft auf Widerstand im Umgang mit Kommunen Bauherrn Planern und Architekten wenn sie bei der Gestaltung ndash etwa von Ausschilderungen Treppen und Stufen ndash staumlrkere Kontraste einfordern um die Orientierung zu erleichtern

Diese Broschuumlre informiert uumlber die Notwendigkeit solche Punkte bei der Gestaltung von oumlffentlichen Raumlumen zu beruumlcksichtigen Sie soll ganz im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention dazu beitragen dass sich nicht nur Sehbehinderte sondern auch aumlltere Menschen durch staumlrkere Kontraste in ihrer Umgebung leichter und komfortabler orientieren koumlnnen was die Sturz- oder Verletzungsgefahr reduziert

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Die Kontrast-Broschuumlre gefoumlrdert vom Bundesministerium fuumlr Gesundheit soll durch sachliche Argumente das Gespraumlch mit Ent-scheidungstraumlgern uumlber die Gestaltung des oumlffentlichen Raumes unterstuumltzen

Elke Lehning-FrickePRO RETINA Deutschland e V Leiterin Arbeitskreis Mobilitaumlt

Ute PalmPRO RETINA Deutschland eV Stellvertretende Vorsitzende

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1 Zur Entstehung der Broschuumlre

Sind Sie aktives Mitglied einer Selbsthilfegruppe Werden Sie zur sehbehindertengerechten Gestaltung im oumlffentlichen Raum um Rat gefragt Dann sind Ihnen sicher manche Probleme bekannt

Vielleicht houmlren Sie haumlufig von Menschen mit Sehbehinderungen Folgendes

bdquo Ich konnte den Fahrscheinautomaten nicht bedienen

Graue Tasten auf grauem Hintergrundldquo

bdquo Im Waschraum musste ich fast die komplette Wand abtasten

ehe ich den Handtuchspender endlich entdeckteldquo

bdquoDie Absperrkette war wie unsichtbarldquo

bdquoIch habe die Treppe erst beim Fallen wahrgenommenldquo

Andererseits houmlren Sie vielleicht haumlufig von Entscheidungstraumlgern folgende Aussagen

bdquo Man darf doch nicht alles mit rot-weiszligen Streifen

verschandelnldquo

bdquo Sehbehindertengerechte Gestaltung hat keine

guumlltigen Normenldquo

bdquoGeforderte Kontraste sind in der Realitaumlt nicht zu erreichenldquo

bdquo Sehbehindertengerechte Gestaltung ist leider einfach

zu teuerldquo

Die Ursache fuumlr eine undeutliche Wahrnehmung im oumlffentlichen Raum sind neben zu kleinen Schriften und fehlenden Markierungen meist mangelhafte Kontraste Farbkontraste koumlnnen die Wahrnehmung zwar unterstuumltzen relevanter sind jedoch Leuchtdichtekontraste Daruumlber herrscht bei Bauherren Architekten und

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Entscheidungstraumlgern haumlufig Unwissenheit Als wichtiger Partner zur Verbesserung der Sicherheit der Orientierung und des Komforts im oumlffentlichen Raum sind die Selbsthilfegruppen gefragt die meist jedoch nicht fachlich zum Thema ausgebildet werden koumlnnen Daher foumlrderte das Bundesministerium fuumlr Gesundheit die Entwicklung dieser Broschuumlre die Abhilfe schaffen soll

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bdquoBarrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtldquo richtet sich an Selbsthilfeverbaumlnde im Allgemeinen Der konkrete Informationsbedarf der Selbsthilfe wurde Ende 2011 durch eine Befragung erhoben deren Ergebnisse Kapitel 2 beschreibt Fast die Haumllfte der Befragten beurteilt ihr derzeitiges Wissen uumlber Kontraste als duumlrftig oder als nicht vorhanden Die Broschuumlre vermittelt daher Basis-wissen in den dringendsten Anwendungsbereichen Dazu zaumlhlt zum Beispiel die Kontrastoptimierung bei Schildern an Hindernissen an Bedienelementen an Treppen und Gelaumlndern oder bei Bodenindikatoren Ergaumlnzt wird dieses Basiswissen durch Argumentationshilfen fuumlr typische Widerstaumlnde in Beratungen wie rechtliche Grundlagen Nutzergruppen aumlsthetische Aspekte die nachtraumlgliche Einbringung von Kontrasten und Kostenfragen

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Es ist eine auf dringendste Beduumlrfnisse der Selbsthilfe gekuumlrzte Handreichung zu visuellen Kontrasten entstanden die in einfacher Form als fachliche Unterstuumltzung im Erstkontakt mit Entscheidungstraumlgern zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes dienen soll

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2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste

Die Eigenschaften der Zielgruppe dieser Broschuumlre und ihre konkreten Beduumlrfnisse wurden in einer schriftlichen Befragung bei Bundesverbaumlnden und Landesarbeitsgemeinschaften der BAG Selbsthilfe e V und in diversen Foren und Kontaktlisten der PRO RETINA Deutschland e V ermittelt

21 Die Zielgruppe der BroschuumlreTeil A der Befragung suchte Antworten darauf inwiefern die Selbsthilfe bereits zum Thema Kontraste beratend taumltig ist wer die An-sprechpartner sind wie hoch die Nachfrage ist auf welche Widerstaumlnde man stoumlszligt und wie der eigene Wissensstand eingeschaumltzt wird Derzeit sind 64 der Befragten bereits beratend taumltig 20 moumlchten es kuumlnftig sein Fuumlr Beratungen ist die Selbsthilfe in Kontakt mit Gemeinden Landkreisen kreisfreien Staumldten (58 ) Bauherren (29 ) Architekten (41 ) Stadtplanern (51 ) und Herstellern von Baumaterial (19 ) Daruumlber hinaus wurden auch Wohnungsgesellschaften Stadtwerke Universitaumlten Verkehrsbetriebe politische Gremien und Behindertenbeiraumlte auf landes- und kommunaler Ebene sowie Parteien Parlamente und Senate genannt Die uumlberwiegende Zahl der Beratungen (61) erfolgt auf Initiative der Selbsthilfe die sich vorwiegend an Stellen mit Entscheidungsbefugnissen richtet Auf die Frage nach Widerstaumlnden in Beratungen wurde verschiedenen vorgegebenen Aussagen zugestimmt

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36 bdquoMan kann doch nicht alles uumlbertrieben farbig gestaltenldquo

36 bdquoDie Bauausfuumlhrung ist schon beendet da kann man

nichts mehr aumlndernldquo 14 bdquoWir bauen fuumlr die Allgemeinheit

Auf Minderheiten nimmt man keine Ruumlcksichtldquo und 42 bdquoEine

barrierefreie Gestaltung wuumlrde den finanziellen Rahmen spren-

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genldquo Als weiteres Gegenargument wurde gehaumluft der Denkmalschutz angefuumlhrt direkt gefolgt von aumlsthetischen Bedenken

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(bdquoKontraste stoumlren das Gesamtbildldquo bdquoPasst nicht zum Stil des

Hausesldquo bdquoEingriff in kuumlnstlerische Gestaltung und Freiheit der

Architektenldquo) Auch wird angefuumlhrt Kontraste waumlren mit Materialien die guumlnstig und leicht zu reinigen seien nicht herstellbar und Nachbesserungen wuumlrden ohnehin technisch als nicht machbar

angesehen Argumentiert wird zuweilen mit Aussagen wie bdquoDie

Normen zur barrierefreien Gestaltung sind nicht bindend muumls

sen daher nicht beachtet werdenldquo bdquoBaumaszlignahmen eines

privaten Investors sind nicht oumlffentlicher Bereichldquo bdquoEs handelt

sich um keinen Neubau sondern lediglich um Bauaumlnderungen

die keine Beruumlcksichtigungen notwendig machenldquo bdquoDas Sa

nierungskonzept sieht einfach keine barrierefreie Gestaltung

vorldquo etc Mehrfach wurde deutlich dass sich Entscheidungstraumlger

auf vermeintliche Experten verlassen bdquoUnsere Architekten wissen

schon selbst was Barrierefreiheit istldquo bdquoWir haben Barrierefrei

heit beruumlcksichtigt ein Rollstuhlfahrerverband wurde befragtldquo

oder bdquoWir haben doch Kontraste eingesetztldquo

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Die Widerstaumlnde die der Selbsthilfe entgegenschlagen sind also vielfaumlltig Ein Teilnehmer gab an dass es sich eher um Unwissen als um Widerstand handele da sich Menschen ohne Beeintraumlchtigungen oft nicht vorstellen koumlnnen wie wichtig zum Beispiel Kontraste sind Simulationsbrillen im Rucksack wuumlrden dann viele Debatten ersparen Reduziert kann man auf das Unwissen einiger entscheidungsbefugter Stellen schlieszligen die sehbehindertengerechte Gestaltung primaumlr als zu teuer zu aufwaumlndig und nachtraumlglich als nicht machbar einstufen Die Anfuumlhrung des Denkmalschutzes und Berufungen auf mangelnden Erfuumlllungszwang von Normen ist als Hinweis anzusehen dass das Potential sehbehindertengerechter

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Gestaltung als Beitrag zu Gefahrenabsicherung Orientierung und Komfort im oumlffentlichen Raum fuumlr alle Menschen als nachrangig angesehen und verkannt wird Auf die Frage bdquoWie haumlufig werden sie nach Informationen uumlber Kontraste zur sehbehindertengerechten Gestaltung gefragtldquo gaben 15 an bdquosehr oftldquo 42 bdquomanchmalldquo und 22 bdquonieldquo Dies spiegelt die Unwissenheit der Stellen mit Entscheidungsgewalt Der eigene Wissensstand der Selbsthilfe zu Leuchtdichtekontrasten wurde zu 5 als bdquotiefgreifendldquo zu 29 als bdquoausreichendldquo zu 37 als bdquoduumlrftigldquo und zu 10 als bdquonicht vorhandenldquo angegeben 19 der Befragten machten hier keine Angaben Damit ergibt sich dass bloszlig ein Drittel der Befragten in Beratungsgespraumlchen einen Wissensstand vorweisen kann der anstehende Entscheidungen guumlnstig beeinflusst und Widerstaumlnden fachlich entgegentritt Dass knapp zwei Drittel der Befragten bereits beratend taumltig sind und weitere 20 es kuumlnftig sein wollen macht die Notwendigkeit der vorliegenden Broschuumlre deutlich 49 der Befragten gaben an haumlufig 19 manchmal und nur 7 nie auf die Wichtigkeit von Kontrasten zur Orientierung und Gefahrensicherung hinzuweisen 41 tun dies auf Nachfrage 61 auch ungefragt Das bedeutet dass grundsaumltzlich bekannt ist wie nuumltzlich Kontraste sind Zusammengenommen mit den Ergebnissen zum Wissenstand wird das Potential der Selbsthilfe zur Verbesserung des oumlffentlichen Raumes durch Argumentationskraft deutlich

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22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der ZielgruppeTeil B der Befragung erfragte den thematischen Informationsbedarf der Selbsthilfe In jeder Kategorie konnte unter bdquoSonstigeldquo freier Text hinzugefuumlgt werden Einige Angaben lieszligen sich im Nachhinein abgefragten Punkten zuordnen Andere werden separat genannt

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Ergebnisse zum Informationsbedarf der Kategorie bdquoSchriften Zeichen und Piktogrammeldquo

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- Schriftverkehr (54 ) - Poster (27 ) - Plakate (25 ) - Raumschilder (68 ) - Wegweiser (73 ) - Gebaumludekennzeichnungen (69 ) - Informationen im Straszligenraum (71 ) - selbstleuchtende Anzeigetafeln und Schilder (53 ) - Sonstige haumlufig Fahrgastinformationen im OumlPNV

Ergebnisse zur Kategorie bdquoMarkierungenldquo - Gefahrenbereiche wie Baustellen - Bereiche mit Sturzgefahr etc (68 ) - Serviceautomaten und Bedienelemente wie Aufzug Bankautomat

Notruf etc (71 ) - Treppen und Gelaumlnder Fahrtreppen und Rampen (73 ) - Poller Fahnenmaste Ampeln Schild- und Lichtmasten (64 ) - Saumlulen und Pfeiler (53 ) - Waumlnde Tuumlren und Drehtuumlren aus Glas (68 ) - Sonstige Sanitaumlrobjekte Absperrketten und Mobiliar im oumlffentli

chem Raum (wie Fahrradstaumlnder Muumllleimer Werbetraumlger)-

Ergebnisse zur Kategorie bdquoBodenindikatorenldquo - Auffangstreifen (51 ) - Leitstreifen (69 ) - Begleitstreifen (47 ) - Aufmerksamkeitsfelder (63 )

Abschlieszligend war Raum um zusaumltzliche Kategorien zum Thema Kontrast zu nennen die mit Informationen in der Broschuumlre die Arbeit in der Selbsthilfe erleichtern koumlnnten Die umfangreich eingegangenen Anmerkungen gingen zum Teil uumlber das Generalthema Kontraste im oumlffentlichen Raum deutlich hinaus Schriftarten Schriftgroumlszligen Beleuchtungsstaumlrken Informationsflut in Schaukaumlsten Erlaumluterungen zu Hilfsmitteln Beispiele fuumlr Privatwohnungen

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Auch wurde tiefgreifendes rechtliches Wissen gewuumlnscht rechtliche Moumlglichkeiten und Verpflichtungen der Gemeinden nach Landesbauordnungen freie Veroumlffentlichung der DIN-Vorschriften Entscheidungen der Denkmalpflege Musterbauordnung einheitliche Kennzeichnungen in der EU Auch der Wunsch nach Informationen zur Webseitengestaltung und zu Computereinstellungen in diversen Betriebssystemen und mit verschiedenen Spezialprogrammen war haumlufig Hinweise die die Argumentationsweise der Broschuumlre und Oumlrtlichkeiten betreffen gingen auch ein Vereinbarkeit von Aumlsthetik und Kontrasten unterschiedliche Beeintraumlchtigungen der Sehfaumlhigkeit Erhoumlhung der Selbstaumlndigkeit Wahrnehmung und Orientierung durch Kontraste Probleme durch Beleuchtung Witterung und Verschmutzung Kontraste in Museen Kirchen und in oumlffentlichen Toiletten etc

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23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die BroschuumlreDie vorliegende Broschuumlre erhebt keinen Anspruch darauf Fachliteratur zu allen Anwendungsmoumlglichkeiten zu ersetzen Der Umfang der Broschuumlre war von Beginn an begrenzt Sie beinhaltet daher nur Themen die aufgrund der Befragung dringend erschienen und fuumlhrt wichtige Punkte exemplarisch aus Anwendungsmoumlglichkeiten in Zusammenhang mit Computern uumlber das Generalthema Kontraste hinausgehende sowie rechtliche Themen koumlnnen keine Beachtung finden Jedes einzelne dieser nicht bearbeiteten Themen rechtfertigt eine eigene umfaumlngliche Broschuumlre und ist als dringende Aufforderung fuumlr kuumlnftige Projekte anzusehen Anmerkungen zur Argumentation und Wuumlnsche zu Orten der Kontrastoptimierung wurden weitestgehend beruumlcksichtigt

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3 Welche Kontraste

31 Kontraste nach DIN 32975Die Orientierung im oumlffentlichen Raum durch Kontraste dient der Vermeidung von Gefahren durch eine komfortable Wahrnehmung Daher profitieren nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen von ausreichenden Kontrasten sondern alle Die DIN 32975 - Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur barrierefreien Nutzung (2010) erlaumlutert auf Seite 3

bdquoInformationen aus unserer Umwelt werden uumlberwiegend uumlber

das Auge aufgenommen daher wird ein Groszligteil relevanter

Informationen optisch angeboten Das Sehen bzw die visuel

le Wahrnehmung ist ein komplexer Vorgang und umfasst die

Farbwahrnehmung raumlumliches Sehen Daumlmmerungssehen

Anpassung an wechselnde Helligkeiten Wahrnehmung beweg

ter Sehobjekte usw Die Wahrnehmung einer Information ist

insbesondere abhaumlngig von ihrem Leuchtdichtekontrast ihrer

Beleuchtung ihrem Standort und der Groumlszlige der Informations

elementeldquo

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Kontraste koumlnnen visuell taktil und akustisch wahrgenommen werden Taktile und akustische Kontraste sind nicht Gegenstand dieser Broschuumlre und daher an anderer Stelle nachzulesen Im Folgenden geht es ausschlieszliglich um visuelle Kontraste durch Helligkeitsunterschiede sogenannte Leuchtdichtekontraste

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311 Helligkeitsunterschiede versus Farbunterschiede

Kontraste werden grundsaumltzlich durch Helligkeitsunterschiede erzeugt Nur wenn sich Objekte dadurch von ihrer Umgebung absetzen werden sie wahrgenommen Sehleistungen wie Schaumlrfe Formerkennung oder Lesen sind erst nachgeordnet moumlglich Ob die Farbe eines Objekts als unterschiedlich zu einer anderen empfun

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den wird ist bei der Kontrastwahrnehmung nicht ausschlaggebend sondern kann diese lediglich unterstuumltzen Relevanter ist vielmehr ob sich die Helligkeit einer Oberflaumlche von der Helligkeit einer an-deren Oberflaumlche unterscheidet Auskunft daruumlber kann nur der Leuchtdichtekontrast geben der in Kapitel 313 erlaumlutert wird

Zu Farben sei lediglich hervorgehoben dass Rottoumlne haumlufig und ungeahnt zu Verwirrungen fuumlhren koumlnnen Da Rot generell einen starken Wiedererkennungswert als Signalfarbe hat wird diese Farbe haumlufig eingesetzt um bestimmte Schriften oder Markierungen hervorzuheben Werden helle Rottoumlne in Schriften oder Zeichen als Kontrast auf weiszligem Hintergrund verwendet wird oft vergessen dass trotz der Signalwirkung der Farbe der Leuchtdichtekontrast unter Umstaumlnden sehr gering sein kann und dadurch schlecht wahrnehmbar ist Der in Abbildung 1 dargestellte Boden-Warnhinweis auf kreuzende Straszligenbahnen weist zum Beispiel keinen ausreichenden Kontrast auf und wird daher schlecht wahrgenommen Und dies nicht etwa trotz der Verwendung der Signalfarbenkombination Rot-Weiszlig sondern gerade wegen des unuumlberlegten Umgangs mit dieser Farbkombination zur Markierung von Gefahrenbereichen

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Das gleiche Problem besteht bei der Verwendung dunkler RotToumlne in Verbindung mit dunklen Oberflaumlchen Zum Beispiel werden

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Abbildung 1 Negativbeispiel zur Farbkombination Rot-Weiszlig

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Radwege haumlufig im Kontrast zu Gehwegen rot markiert um die Bereiche visuell voneinander abzugrenzen Dies hilft der visuellen Absicherung von Bewegungsflaumlchen zu wenig Wenn beide Farben aumlhnlich dunkel wahrgenommen werden nuumltzt die der Farbe Rot zugesprochene Signalwirkung nicht zur Unterscheidung beider Verkehrsflaumlchen Daher sind Kollisionen zwischen Radfahrern und sehbehinderten Fuszliggaumlngern weiterhin haumlufig Eine Signalfarbe unterstuumltzt Kontrastwirkungen nur bei dem Menschen der Farben fuumlr gewoumlhnlich gut differenzieren kann dem bestimmte Farben und Farbkombinationen als Signalfarben bekannt sind und auch nur dann wenn die Lichtbedingungen die Unterscheidung von Farben zulassen

312 Die Leuchtdichte und andere Lichtmaszlige

Die physikalische Groumlszlige die die Helligkeit eines Objekts beschreibt die der Mensch wahrnimmt ist die Leuchtdichte (Maszligeinheit cdmsup2 Candela pro Quadratmeter) Neben der Lichtstaumlrke der Leuchtquelle der Beleuchtungsstaumlrke auf dem Objekt und dem Einstrahlwinkel des Lichts im Verhaumlltnis zum Betrachter haumlngt die Houmlhe der Leuchtdichte entscheidend vom Reflexionsgrad der angestrahlten Flaumlche ab Abbildung 1 verdeutlicht die Zusammenhaumlnge der einzelnen Fachbegriffe Das Licht trifft mit einer gewissen Lichtstaumlrke (Maszligeinheit Candela cd) auf ein Objekt Auf dessen Oberflaumlche wird dadurch eine bestimmte Beleuchtungsstaumlrke (Maszligeinheit Lux lx) erzielt Die Oberflaumlche des Objekts hat durch eine eher raue oder eher glatte Beschaffenheit und durch die Materialzusammensetzung an dessen Oberflaumlche einen bestimmten Reflexionsgrad (Maszligeinheit griechisch rho ρ) Erst die aus all dem resultierende Leuchtdichte des Objekts die beim Betrachter ankommt gibt Auskunft daruumlber wie hell oder dunkel das Objekt wahrgenommen wird

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Gluumlcklicherweise folgt die visuelle Wahrnehmung der lichttechnischen Leuchtdichte nicht linear Auge und visuelle Informationsverarbeitung des Menschen versuchen Leuchtdichteextreme auszugleichen nehmen Farben zu Hilfe und fuumlllen Informationsluumlcken aus dem Sinn dessen auf was Menschen gerade erwarten wahrzu-nehmen

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313 Der Leuchtdichtekontrast

Der Leuchtdichtekontrast k bezeichnet den Unterschied der Helligkeit zweier Flaumlchen zueinander Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts zweier angrenzender Flaumlchen oder von einem Objekt zu seinem Hintergrund werden Leuchtdichten der einzelnen Materialien gemessen Aus den Ergebnissen wird der Leuchtdichtekontrast gemaumlszlig DIN 32975 nach folgender Definition ermittelt (Michelson-Formel)

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k= (L1 ndash L2) (L1 + L2)

L1 steht fuumlr die Leuchtdichte der ersten Flaumlche L2 steht fuumlr die Leuchtdichte der zweiten Flaumlche Ergebnisse zum Leuchtdichtekontrast k erreichen nach dieser Formel Werte zwischen 0 und 1 Der besseren Lesbarkeit wegen wird im Folgenden der Leuchtdichtekontrast k nur noch bdquoKontrastldquo genannt

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Abbildung 2 Grafische Darstellung zur Entstehung der Leuchtdichte

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314 Auswirkungen unguumlnstiger Lichtverhaumlltnisse

Bei insgesamt unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen wie etwa durch Nebel in der Daumlmmerung oder bei unzureichender Beleuchtung kommt dem Leuchtdichtekontrast eine weitere wesentliche Bedeutung zu da die Leistungsfaumlhigkeit des Auges dann abnimmt Die Makula als Ort des schaumlrfsten Sehens im Zentrum der Netzhaut kann unter diesen Bedingungen ausfallen Was dem Sehen weiterhin zur Verfuumlgung steht ist die Peripherie der Netzhaut Das Farbsehen und die Sehleistung nehmen jedoch zur Peripherie der Netzhaut immer mehr ab Das Farbsignal faumlllt in aumluszligeren Bereichen der Netzhaut voumlllig aus und wird allein durch das Helligkeitssignal ersetzt Ein hoher Leuchtdichtekontrast traumlgt also besonders bei unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen erheblich dazu bei wichtige Objekte wahrnehmen zu koumlnnen

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315 Auswirkungen von Beleuchtungsstaumlrken

Planer und Praktiker fragen haumlufig nach Beleuchtungsstaumlrken mit denen ausreichende Leuchtdichtekontraste erzielt werden koumlnnen bdquoWie viel Luxldquo wird immer gefragt Allerdings geht es nicht um Lux das von Leuchtmitteln erzeugt wird sondern um die Leuchtdichte die vom Objekt erzeugt wird Mit Aumlnderung der Beleuchtungsstaumlrke ndash sofern die Oberflaumlchenbeschaffenheit des Materials und der Einstrahlwinkel des Lichts gleich bleiben ndash aumlndern sich die Leuchtdichten beider Flaumlchen jedoch im gleichen Verhaumlltnis zueinander sodass der Leuchtdichtekontrast immer uumlber alle Beleuchtungs-staumlrken hinweg konstant bleibt Grundsaumltzlich ist daher auf die Frage nach geeigneten Beleuchtungsstaumlrken fuumlr einen ausreichenden Leuchtdichtekontrast keine Antwort moumlglich Die Messung der Leuchtdichte einer einzelnen Flaumlche kommt zwar bei verschiedenen Beleuchtungsstaumlrken zu unterschiedlichen Ergebnissen Zur Ermittlung des Kontrasts muumlssen jedoch immer zwei angrenzende Flaumlchen in Bezug auf ihren Helligkeitsunterschied zu einander ndash unter der gleichen Beleuchtungsstaumlrke ndash betrachtet werden Daher ist

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die Anfrage der Planer und Praktiker nach sehbehindertengerechten Beleuchtungsstaumlrken wenn es um Leuchtdichtekontraste geht nicht zielfuumlhrend Da der Leuchtdichtekontrast einer Materialkombination durch unterschiedliche Beleuchtungsstaumlrken nicht veraumlndert werden kann Allerdings gibt es einen komfortablen Bereich der Leuchtdichte einer Umgebung der je nach Zweck zwischen 100 und 500 cdmsup2 liegt

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Einen Sonderfall in Bezug auf die Relevanz der Beleuchtungsstaumlrke bilden selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen Naumlheres dazu ist Kapitel 46 zu entnehmen

32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten

321 Die kontinuierliche Informationskette

Eine kontinuierliche Kette von Informationen ist die Grundvoraussetzung fuumlr sichere Mobilitaumlt und fuumlr die korrekte Orientierung im oumlffentlichen Raum Zur Kontinuitaumlt einer Informationskette auf dem Weg von A nach B gehoumlren die Durchgaumlngigkeit des Designs der Bezeichnungen und der Anbringungsstellen sowie die analoge Kennzeichnung des Ruumlckwegs durch Elemente die Informationen beinhalten Auch der Planer von Kontrasten muss dies bei der Gestaltung von Markierungen Wegweisern Bodenindikatoren etc beruumlcksichtigen Das System muss auch tolerant gegenuumlber Fehlern des Nutzers sein Einmal falsch eingeschlagene Wege oder Vorlieben fuumlr bestimmte Wege duumlrfen individuell nicht dazu fuumlhren dass der Nutzer ploumltzlich orientierungslos und damit hilflos wird Die Durchgaumlngigkeit von Kontrasten ist daher dringend angeraten

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322 Uumlbergangsbereiche im Fokus

Die Guumlte von Informationen durch Kontraste offenbart sich insbesondere in Uumlbergangsbereichen Als Uumlbergangsbereiche werden Orte bezeichnet in denen Niveauunterschiede bewaumlltigt werden

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muumlssen wie zum Beispiel bei Rampen Treppen und Aufzuumlgen oder wo Raumwechsel stattfinden wie bei Ein- und Ausgaumlngen von Gebaumluden bei Uumlbergaumlngen von Hallen in Flure bei Zimmerwechseln etc Denn an all diesen Orten veraumlndern sich Struktur und Regeln der bisherigen Fortbewegung des Nutzers Dadurch sind Uumlbergangsbereiche fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen potentielle Gefahrenbereiche wenn sie nicht durch ausreichende Kontraste gekennzeichnet sind

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Ein bdquoZuvielldquo an Information durch zu viele unterschiedliche Kontraste fuumlhrt jedoch leicht zu Unuumlbersichtlichkeit und Uumlberfrachtung Um beidem gerecht zu werden sollte der Fokus der Kontrastplanung vor allem auf der Durchgaumlngigkeit von Kontrasten und insbesondere auf Uumlbergangsbereichen liegen

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323 Komfortable Kontraste und DIN-Vorgaben

Als komfortabel wird generell ein Kontrast von 04 bis 06 beurteilt Kontraste von weniger als k = 028 und mehr als k = 083 koumlnnen bei sehbehinderten Menschen die Wahrnehmungssicherheit beeintraumlchtigen Geringe Kontraste koumlnnen als verwaschen sehr hohe Kontraste koumlnnen als Blendung empfunden werden

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Die DIN 32975 gibt fuumlr unterschiedliche Anwendungsbereiche unterschiedliche Leuchtdichtekontraste zur Einhaltung vor Jeweils geforderte Kontraste sind den Kapiteln 4 und 5 die auf unterschiedliche Anwendungsbereiche eingehen zu entnehmen

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33 Die Pruumlfung von KontrastenKontrastloumlsungen fuumlr groszlige Gebaumludekomplexe Auszligenanlagen oder Verkehrswege resultieren idealerweise aus spezifischen wahrnehmungspsychologischen Beurteilungen um den Einsatz von Kontrasten zur Orientierung zur Vermeidung von Gefahren und zur Erhoumlhung des Komforts zu pruumlfen und zu planen Befragungen und Beobachtungen von moumlglichst groszligen Nutzergruppen sind dabei

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ebenso dienlich wie die experimentelle Pruumlfung typischer Informationselemente mit diesen Zielgruppen Von der Befragung einzelner sehbehinderter Menschen ist eher abzusehen da Arten von Sehbehinderungen und ihre jeweiligen Auswirkungen stark variieren Vielmehr sind wissenschaftliche Studien zum Thema zu beruumlcksichtigen Einzelne Kontraste sind mit Leuchtdichtekameras objektiv messbar Im Folgenden wird ein Messverfahren vorgestellt dessen Anwendung die Normen der DIN zur Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten auch vorsehen Andere Methoden werden vergleichend beurteilt

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331 Kontrastpruumlfungen nach DIN

Kontraste von Materialkombinationen muumlssen nach DIN 32975 messtechnisch uumlberpruumlft bzw entsprechend vorgegebener Regelungen nachgewiesen werden Zur Ermittlung des Kontrasts wird die Messung der Leuchtdichtefaktoren nach DIN 5036-3 angegeben die spezielle Messgeometrien vorgibt

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332 Standardisierte Leuchtdichtemessungen im Labor

Die Messung der Leuchtdichten soll bei diffuser Beleuchtung mit der Lichtart die in der Anwendung vorgesehen ist mindestens unter dem Messwinkel 0deg (senkrecht zur Oberflaumlche) und gegebenenfalls zusaumltzlich unter praxisrelevanten Beobachtungswinkeln erfolgen Die Beobachtungswinkel haben insbesondere Einfluss auf Leuchtdichten von Materialien deren Oberflaumlche profiliert ist oder die unterschiedliche Glanzanteile beinhalten Mit der Veraumlnderung des Beobachtungswinkels aumlndern sich die Reflexionsgrade Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts von Bodenindikatoren gilt nach DIN 32984 dass mindestens eine Flaumlche von 4 cm x 4 cm gemessen werden muss um profilierte Oberflaumlchen auch ausreichend erfassen zu koumlnnen Dabei werden auch ausreichend groszlige Flaumlchen erfasst deren Materialzusammensetzung Unregelmaumlszligigkeiten in der Helligkeit aufweist wie zum Beispiel helle und dunkle Anteile

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auf Granitsteinen oder in Materialmischungen Auch Einsprenkel- ungen von Oberflaumlchen mit Glanzanteilen oder Leucht- und Perlfarben mit Glanzeinschluumlssen koumlnnen so beruumlcksichtigt werden Um die Messungen reproduzieren zu koumlnnen und auch die vorgesehene Nutzung im Auszligen- oder Innenbereich zu beruumlcksichtigen sind die Messungen unter Normlichtart A oder D65 durchzufuumlhren Normlichtart A entspricht in etwa Gluumlhlampenbedingungen Normlichtart D65 entspricht Tageslichtbedingungen Eine Kontrastermittlung zwischen Oberflaumlchen die bei unterschiedlichen Lichtarten gemessen wurden ist nicht zulaumlssig Nach DIN kann der Leuchtdichtekontrast durch die direkte Messung von Leuchtdichten oder alternativ durch die Bestimmung von Reflexionsgraden rechnerisch ermittelt werden Soviel zur Messung von Leuchtdichten unter standardisierten Bedingungen in Lichtlaboren Doch was wenn die interes-sierende Materialkombination bereits verbaut wurde und einzelne Materialmuster nicht entnommen werden koumlnnen wie etwa bei denkmalgeschuumltzten Gebaumluden und Anlagen Kapitel 333 gibt Auskunft dazu

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333 Nutzungstypische Leuchtdichtemessungen im Bestand

Die nach DIN 5036-3 geforderten Beleuchtungsbedingungen waumlhrend der Messungen sind im Bestand weder im Auszligenbereich noch im Innenbereich des oumlffentlichen Raumes realisierbar Die Beleuch-tung ist meist nicht diffus sondern weist zumindest Anteile von gerichtetem Licht durch Beleuchtungseinrichtungen oder Lichtspiegelungen der Umgebung auf Aber auch bereits verbaute Materialien sind deswegen von einer Kontrastpruumlfung nicht ausgeschlossen Die Messgeometrie ist dann nutzungstypisch anzupassen und zwar bei einem dennoch hohen Maszlig an Sicherheit und Reproduzierbarkeit der Daten Da die Beleuchtungssituation durch Tageslicht Schwankungen unterliegt wird innerhalb von Gebaumluden nach Moumlglichkeit nach Sonnenuntergang bei nutzungstypischer Beleuchtung gemessen Sollen Messungen im Auszligenbereich durchgefuumlhrt

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werden und befindet sich die Hauptnutzungszeit des Bereichs im Tageslicht so duumlrfen Messungen ausschlieszliglich bei gutem Wetter durchgefuumlhrt werden Annehmbar konstante Beleuchtung durch Tageslicht ergibt sich bei Sonnenschein mit ansonsten wolkenlosem Himmel

334 Methoden zur Schaumltzung von Leuchtdichten

Verschiedentlich wird in der Praxis eine Methode verwendet die vage Einschaumltzungen des Leuchtdichtekontrasts anhand von schwarz-weiszligen Abbildungen von Materialkombinationen vornimmt Dazu werden Fotos von Materialproben in Grautoumlnen aus-gedruckt am Computer die Visualisierung von farbigen Bildern auf Graustufen umgestellt oder Digitalkameras auf schwarz-weiszlig umgestellt Solche Abbildungen sind jedoch stark von der Charakteristik der Geraumlte abhaumlngig und weisen Oberflaumlchen nur als unterschiedlich in ihrer Intensitaumlt von Grautoumlnen aus Zuvor deutliche Kon-tras-te koumlnnen verschwinden Wenn sich auf diesen Darstellungen auf Displays oder Papier zwei Oberflaumlchen erkennbar voneinander abheben so die Befuumlrworter dieser Methode soll davon ausgegangen werden duumlrfen dass der Leuchtdichtekontrast ausreichend sei

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Diese Methode kann fachlich gesehen als allenfalls behelfsmaumlszligig beurteilt werden um einen ersten eher allgemeinen Eindruck von Leuchtdichtekontrasten zu bekommen Tatsaumlchliche Kontrastwerte lassen sich so weder ermitteln oder dahingehend uumlberpruumlfen ob sie bestimmten Anforderungen einer barrierefreien Gestaltung genuumlgen Da es sich um keine Messmethode handelt erhaumllt man auch keine Zahlenwerte Zudem geben Monitore und Kopien urspruumlng-liche Helligkeiten von Originaloberflaumlchen meist verfaumllscht wieder und sind leicht manipulierbar In Vor-Ort-Terminen mit Planern und Praktikern kann diese Methode jedoch anschaulich zum ersten Erkenntnisgewinn beitragen dass es in der sehbehindertengerechten Gestaltung weniger um Farbkontraste sondern vielmehr um Helligkeitsunterschiede von Objekten geht

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Eine andere Methode zur Pruumlfung von Kontrasten sieht die Nutzung von Farbkarten Farbfaumlchern oder digitalen Farbwerken vor Erlaumlutert sei dies am Beispiel von RAL-Farbkarten Als RAL-Farbe werden Normfarben bezeichnet die die RAL GmbH vertreibt Jeder Farbe ist eine Nummernbezeichnung zugeordnet Die Kontrastwerte zweier Materialien werden aus Hellbezugswerten und Umrechnungstabellen erschlossen Das groumlszligte Fehlerpotential wird bei dieser Methode in der eindeutigen Zuordnung von Materialoberflaumlchen zu entsprechenden Farbmustern gesehen Insbesondere Wand- und Bodenbelaumlge lassen sich oft nicht eindeutig zuordnen da deren Oberflaumlchen Zusammensetzungen zeigen die Hell- und Dunkelanteile mischen wie etwa Granit Sandstein Rauputz oder gemusterte Flaumlchen usw Der Vorteil der Normierung der Kartennummern soll darin bestehen dass Kunden und Lieferanten nur RAL-Nummern und nicht Materialmuster austauschen In den vorangegangenen Abschnitten wird deutlich dass die Messung des definierten Materials jedoch unumgaumlnglich ist da dessen Oberflaumlchenbeschaffenheit erhebliche Aus-wirkungen auf Kontraste hat Dies sowohl in Bezug auf Oberflaumlchenstrukturen als auch in Bezug auf die Materialzusammensetzung die sich an der Oberflaumlche offenbart Die Farbkarten-Methode versucht diesem Problem damit zu begegnen dass generell eine Fehler

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- toleranz von 01 bis 015 Kontrastwerten einkalkuliert werden soll und dass glaumlnzende Farben fuumlr die barrierefreie Gestaltung wegen moumlglicher Spiegelungen nicht in Frage kommen Zur empfohlenen Fehlertoleranz ist anzumerken dass wegen der Abnutzung von Materialien geforderte Kontraste im Neuzustand der Materialien ohnehin deutlich uumlberschritten werden sollten (weitere Informationen dazu siehe Kapitel 64) Eine zusaumltzliche Anhebung geforderter Werte durch die Verwendung einer Pruumlfmethode die zusaumltzliche Fehlertoleranzen erforderlich macht duumlrfte daher problematisch sein Dies schraumlnkt die Palette einsetzbarer Materialien unnoumltig weiter ein Der Einsatz glaumlnzender Materialien ist bei Neubauten we

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gen moumlglicher Blendwirkungen und Spiegelungen auch nach DIN 32975 zu vermeiden Jedoch werden vorliegend auch alle Materialien die Glanzanteile oder unterschiedliche Einschluumlsse haben von einer Kontrastpruumlfung methodisch ausgeschlossen was unnoumltig ist (siehe dazu Kapitel 332)

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335 Fazit zur Kontrastpruumlfung durch die Selbsthilfe

Insgesamt ist die Kontrastpruumlfung durch Farbsysteme oder SchwarzWeiszlig-Abbildungen als nur eingeschraumlnkt nuumltzlich weil zu ungenau anzusehen Zumal beide Methoden keine eindeutig reproduzierbaren Messungen darstellen sondern eine Schaumltzung per Inaugenscheinnahme bleiben muumlssen Am sichersten erscheint die direkte und objektive Messung der Leuchtdichten von Kontrastflaumlchen mit festgelegten Messgeometrien und plausiblen Methoden Die Notwendigkeit zur gewissenhaften Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten durch insbesondere nutzungstypische Messungen wird auch in einer Vergleichsstudie uumlber Messmethoden von Joos et al im Auftrag des schweizerischen Bundesamtes fuumlr Verkehr (2012) wie folgt befuumlrwortet bdquoKontrast von Objekten im oumlffentlichen Raum kann nur mit speziellen Leuchtdichtenkameras mit einer genuumlgenden Genauigkeit und vernuumlnftigem personellem und zeitlichem Aufwand bestimmt werdenldquo

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Die vorliegende Broschuumlre versucht aktive Mitglieder der Selbsthilfe zu befaumlhigen sich fuumlr die Pruumlfung und Einhaltung von Kontrasten argumentativ erfolgreich einzusetzen Die erforderlichen Leuchtdichtemessungen an sich sollten nach wie vor von erfahrenen Pruumlfern aus Betrieben und Institutionen durchgefuumlhrt werden die diese Messungen fachgerecht und taumlglich im Auftrag von Materialherstellern Planern Verbaumlnden Kommunen Bund und Laumlndern durchfuumlhren Zur Beurteilung diesbezuumlglich entstehender Kosten sei auf Kapitel 63 verwiesen

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Ein Groszligteil der Informationen im oumlffentlichen Raum die der Orientierung und der Absicherung vor Gefahren dienen wird uumlber Zei-chen Schriften und Piktogramme vermittelt Kontrastwerte die der Auffindbarkeit und Leserlichkeit dienen sollen houmlher als andere sein Nach DIN 32975 gilt dass ein Leuchtdichtekontrast von mindestens 07 und bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen von mindestens 08 einzuhalten ist

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41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit

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Die Auffindbarkeit der Information durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis des gesamten Informationstraumlgers zu seinem Hintergrund Sind zum Beispiel die Grundfarbe einer Toilettenbeschilderung wie auch die umgebende Wand aumlhnlich hell unterscheidet sich die Leuchtdichte nur minimal durch unterschiedliche Reflexionseigenschaften der Materialoberflaumlchen Abbildung 3 zeigt dies Es entstehen zu geringe Kontraste was die Auffindbarkeit des Informationstraumlgers erschwert Abhilfe schafft die kontrastreiche Umrahmung des Schildes oder die kontrastreiche Gestaltung des Schildhintergrundes zur Wand

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4 Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften und Piktogrammen

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Die Leserlichkeit durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis der Zeichen Schriften und Piktogramme zu direkt angrenzenden Flaumlchen Diese Flaumlchen koumlnnen Schildhintergruumlnde sein wie Abbildung 4 die ein Piktogramm als Kennzeichnung einer Herrentoilette zeigt Der relevante Leuchtdichtekontrast entsteht zwischen dem schwarzen Maumlnnchen und der Oberflaumlche des Traumlgermaterials einer Edelstahlplatte

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Falls Zeichen direkt also ohne Traumlgermaterial verwendet werden bilden umgebende Waumlnde angrenzende Gegenstaumlnde und perspektivisch bedingte Umgebungen die angrenzenden Flaumlchen Abbildung 5 die eine Etagennummer auf einer Wand und Abbildung 6 die Piktogramme als Markierung einer Glasflaumlche darstellen zeigen solche direkten Umgebungsflaumlchen von Zeichen

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Abbildung 3 Negativbeispiel ndash helles Toilettenschild auf heller Wand

Abbildung 4 Positivbeispiel ndash dunkles Piktogramm auf hellem Untergrund

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Bei der Etagennummerierung ist die Umgebungsflaumlche eine hell gestrichene Rauputzwand bei den Markierungen auf Glas bildet der Hintergrund in der vorliegenden Perspektive ein Bodenbelag die Umgebungsflaumlche zur Kontrastermittlung

42 Durchsichtige InformationstraumlgerAls besonders unguumlnstig erweisen sich helle Schriften auf Glas bei ebenfalls hellem Hintergrund Abbildung 7 zeigt die Gebaumludebezeichnung eines Finanzamtes durch silbrig-weiszlige Klebebuchstaben die oberhalb der Eingangstuumlr auf dem Sicherheitsglas eines Oberlichts angebracht sind Durch die angrenzende Flaumlche die aus nutzungstypischer Perspektive aus einer weiszligen Decke besteht sind die Buchstaben der oberen Reihe fast gar nicht in den unteren Reihen nur mit Muumlhe erkennbar da der Kontrast zwischen Buchstaben und Decke zu gering ist

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Abbildung 5 Zahl mit Wand als Umgebungsflaumlche

Abbildung 6 Piktogramme mit Boden als Umgebungsflaumlche bei Pers-pektive durch eine Glastuumlr hindurch

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Abhilfe koumlnnte vorliegend eine wesentlich dunklere Deckengestaltung dunklere Schriften oder die Hinterlegung der hellen Schrift mit dunkler Folie schaffen Abbildung 8 zeigt ein Ausstellungsex- ponat Abbildung 9 zeigt was sich dem Betrachter bei Annaumlherung offenbart Jede der 4 Seiten ist aus Glas und mit heller Schrift uumlberzogen die Informationen uumlber das Exponat beinhalten Der Boden als angrenzende Flaumlche zur Schrift aus der Betrachterperspektive ist durch mittelhelle Granitsteine marmoriert und bildet keinen ausreichenden Kontrast zur Schrift sodass diese kaum vom Boden zu unterscheiden ist Hinzu kommt dass sich da alle Glasauszligenflaumlchen des Exponats beschriftet sind die Schriften perspektivisch uumlberlagern und so das Lesen der Information endguumlltig verhindern

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Abbildung 7 Negativbeispiel ndash helle Schrift auf Glas mit hellem Hintergrund

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Die Hinterlegung der Schriften mit dunklen Folien wuumlrde das Exponat optisch zerstoumlren da das Innenleben nicht mehr zu sehen waumlre Dunkle Schriftzeichen wuumlrden auch nicht zum Ziel fuumlhren da das Problem sich uumlberlagernder Schriften weiterhin bestuumlnde Abhilfe bestuumlnde in der Uumlbertragung der Information auf ein zusaumltzliches Schild mit ausreichendem Hintergrundkontrast

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43 Unuumlberlegte Verzierungen und FarbigkeitenBilder oder Farbverlaumlufe als Hintergrund sind grundsaumltzlich zu vermeiden da sie den Leuchtdichtekontrast von Schriften zumindest punktuell schmaumllern Abbildung 10 zeigt ein an sich kontrastreich gestaltetes Gebaumludeschild Durch die teilweise Hinterlegung des Textes mit einem Schmucksiegel wird der Kontrast einzelner Worte zum Schildhintergrund unterbrochen und deutlich verringert Abhilfe koumlnnte die Verkleinerung des Siegels schaffen sodass Schriften damit nicht mehr hinterlegt sind Die Schildgroumlszlige bietet Platz um das Siegel separat zu setzen

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Abbildung 8 Beispiel Exponat- einhausung aus Glasflaumlchen mit Edelstahlrahmen

Abbildung 9 Negativbeispiel ndash uumlberlagernde Schriften auf Glas mit hellem Hintergrund

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Informationsbroschuumlren und Plakate werden meist aufwaumlndig gestaltet Viele verschiedene Farben kommen zum Einsatz um auf differenzierte Inhalte hinzuweisen Dabei tritt die Differenzierung durch Leuchtdichtekontraste haumlufig in den Hintergrund So kann es sein dass Informationen die gar keine hohe Relevanz haben durch starke Helligkeitskontraste zum Hintergrund visuell hervorgehoben werden und Wichtiges trotz vermeintlich auffaumllliger Farbgestaltung wegen zu geringer Leuchtdichtekontraste unbeachtet bleibt

44 Blendung und Schatten ndash boumlse GeisterKapitel 315 erlaumlutert dass zur sehbehindertengerechten Gestaltung keine Pauschalvorgaben zu Beleuchtungsstaumlrken moumlglich sind Vielmehr ist eine in der jeweiligen Situation vor Ort angemessene Beleuchtung notwendig Selbst wenn Kontraste messtechnisch nachweisbar sind kann es sein dass diese durch zu geringe oder zu starke Beleuchtung fuumlr das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind Zu geringe Beleuchtung liegt beispielsweise bei Schattenbildung vor zu starke Beleuchtung kann zu Blendung durch Reflexionen des Lichts fuumlhren Letzteres kann auch durch direkte Sonneneinstrahlung geschehen Abbildungen 11 und 12 zeigen ein von der Decke herabhaumlngendes Schild das an einer der Sonne abgewandten Gebaumludeseite befestigt ist und auf einen Haupteingang

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Abbildung 10 Negativbeispiel ndash Schrift auf Hintergrund mit Hinter-legung

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hinweist Der Kontrast zwischen Buchstaben und Schildhintergrund ist ausreichend sodass einzelne Buchstaben gut erkennbar sind Ein identisches Schild ist an einer der Sonne zugewandten Gebaumlude-seite angebracht Die Buchstaben werden von der direkten Sonnen-einstrahlung teilweise uumlberblendet und sind daher nicht mehr lesbar

Abhilfe koumlnnte die Versetzung des Schildes nach hinten schaffen Eine gleichmaumlszligige Abschattung des gesamten Schildes wuumlrde so durch die Decke hergestellt und Kontraste blieben wahrnehmbar Alternativ muumlsste die Oberflaumlche des Informationstraumlgers weniger glatt sein sodass eine Blendung wegen geringerer Spiegelung des Lichts an der Materialoberflaumlche vermindert ist Auch Abschattflaumlchen aus lichtundurchlaumlssigem Material die direkt an der Schildoberkante befestigt wuumlrden koumlnnten auf dem Schild fuumlr einheitliche Lichtverhaumlltnisse zu sorgen

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Auf Informationstraumlgern die Abdeckungen oder Sichtscheiben aufweisen wie Aushanginformationskaumlsten mit Glas- oder Plexiglasscheiben koumlnnen ebenfalls unerwuumlnschte Reflexionen entstehen Diese sind durch entspiegelte Materialien zu umgehen Der Kontrast an Sichtscheiben von Automaten sollte einstellbar sein

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Abbildung 13 zeigt den Ausschnitt eines Lageplans von Bus- und Hauptbahnhof Durch eine nicht entspiegelte Abdeckung des Aushangplans entstehen bei normalem Tageslicht starke Spiegelungen

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Abbildung 11 Beispiel ndash Schild im Schatten

Abbildung 12 Negativbeispiel ndash Schild mit Sonneneinstrahlung

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die Gleisbezeichnungen der Bahn unlesbar machen Abbildung 14 zeigt das gleiche Problem einer Oumlffnungszeiteninformation einer Bibliothek Durch die Anbringung der an sich kontrastreich gestalteten Textinformation an der Innenseite einer Glaswand spiegeln sich voruumlbergehende Menschen und die oumlrtliche Umgebung aus dem Ruumlcken des Betrachters Die Schriften wirken verwaschen da Kontraste durch wechselnde Umgebungsverhaumlltnisse mal schwaumlcher und mal staumlrker sind

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Abbildungen 15 und 16 zeigen Ausschnitte eines Lageplans der im Auszligenbereich einer Grundschule aufgestellt ist und ohne Ab- deckungen auskommt Trotz Sonneneinstrahlung werden Kontraste nicht beeintraumlchtigt da die Oberflaumlche mattiert ist Leider ist in der Legende zum Plan der Schrifthintergrund teils nicht ausreichend kontrastreich gestaltet Einzelne Gebaumludebereiche sind auf dem Plan durch eingrenzende stark kontrastierende Zeichnung gut unterscheidbar aber die zugehoumlrige Benennung der Gebaumlude ist wegen geringer Kontraste nur fuumlr manche Gebaumlude leserlich

Grundsaumltzlich sind Aushanginformationen mit Orientierungs- oder Entscheidungsfunktion selbst hinreichend zu beleuchten um Kont-

Abbildung 13 Negativbeispiel ndash Blendung auf Glasabdeckung durch Sonnenlicht

Abbildung 14 Negativbeispiel ndash Umgebungsreflexion bei Information hinter Glas

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raste wahrnehmen zu koumlnnen um bei Annaumlherung an die Information keine Schattenbildung zu verursachen Eine gerichtete Beleuchtung ist nach DIN 32975 entweder von unten von oben oder von hinten vorzusehen

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Auch offensichtlich fuumlr sehbehinderte Menschen gestaltete Objekte koumlnnen problematisch sein Abbildung 17 zeigt ein Toilettenschild das neben Buchstaben auch Brailleschrift beinhaltet Die Buchstaben sind erhaben auf einer farblosen Plexiglasscheibe aufgebracht die wiederum auf Abstand zur Wand montiert ist Die Buchstaben werfen daher einen Schatten an die Wand und schmaumllern so den ansonsten tadellosen Kontrast der dunklen Buchstaben zur hellen Wand unnoumltig

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Abbildung 15 Positivbeispiel ndash Lageplan ohne Abdeckung

Abbildung 16 Negativbeispiel ndash ungenuumlgender Kontrast der Legende zum Lageplan

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45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern

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Wenn Papier als Traumlgermaterial fuumlr Informationen verwendet wird zum Beispiel bei Faltplaumlnen ist zusaumltzliche die Papierstaumlrke wichtig um Kontraste zu erhalten Bei beidseitig bedrucktem Papier duumlrfen Informationen der Ruumlckseite auf der Vorderseite nicht durchscheinen Sie verringern als angrenzende Flaumlche zu den Schriften den Leuchtdichtekontrast unnoumltig Eine Mindestpapierstaumlrke von 100 Gramm pro Quadratmeter ist daher einzuhalten

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Da gerade Aushanginformationen haumlufigen Aumlnderungen unterliegen werden die Informationen meist als kostenguumlnstige Variante ebenfalls auf Papier gedruckt Glanzoberflaumlchen auf Papier haben unerwuumlnschte Blendwirkungen insbesondere bei Tageslicht was die Kontraste von Schriften zu ihrem Hintergrund deutlich beeintraumlchtigt

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Infopost oder haumlufig wiederkehrende Mitteilungen werden aus Kostengruumlnden oder aus Gruumlnden des Umweltschutzes oft auf Papier mit hohen Grau-Anteilen und starken Rauigkeiten der Papieroberflaumlchen gedruckt Diese haben im Vergleich zu reinweiszligem also sehr hellem Papier eine kontrastmindernde Wirkung auf die Leserlichkeit von Schriften und sollten vermieden werden Der Effekt des Papiers

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Abbildung 17 Negativbeispiel ndash Schattenbildung durch Reliefbuchstaben auf Plexiglas

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auf den Kontrast zur Schrift ist der gleiche wie der negative Effekt von farbig hinterlegten Texten

46 Schriften aus Licht ndash VorsichtInformationen durch hinterleuchtete oder selbstleuchtende Anzeigen stellen in Bezug auf Leuchtdichtekontraste Sonderfaumllle dar Anders als bei lichtundurchlaumlssigen Schildern kann es zu Kontrastminderungen in der Anwendung kommen Der Kontrast muss bei diesen Anzeigen die uumlblichen Vorgaben von 07 beziehungsweise 08 bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen ndash in der unguumlnstigeren Bedingung ndash erreichen

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Zum Beispiel ergibt ein heller Leuchtkasten der mit einem lichtundurchlaumlssigen Piktogramm beklebt ist unterschiedliche Leuchtdichten abhaumlngig davon ob er ein- oder ausgeschaltet ist Das lichtundurchlaumlssige Piktogramm veraumlndert seine Leuchtdichte dadurch nicht Der Kontrast errechnet sich aus den angrenzenden Flaumlchen von Piktogramm und Hintergrund Also resultieren durch Ein- und Ausschalten der Beleuchtung unterschiedliche Kontraste Aumlhnlich verhaumllt es sich bei lichtdurchlaumlssigen Zeichen auf Leuchtkaumlsten Dann ist es von der Transparenz der Zeichen und des Hintergrundes abhaumlngig ob sich die Beleuchtungsstaumlrke aus dem Innenraum gleichmaumlszligig auswirkt was direkten Einfluss auf die Leuchtdichten einzelner Flaumlchen hat Bei von innen beleuchteten Anzeigen muss daher immer der geringere Kontrast ausreichend hoch sein

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Kapitel 315 erlaumlutert dass Beleuchtungsstaumlrken der Umgebung keine Auswirkungen auf vorhandene Kontraste haben Auch diesbezuumlglich stellen selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen einen Sonderfall dar Tageslicht oder kuumlnstliche Beleuchtung uumlberlagern die Leuchtdichten und koumlnnen einen kontrastmindernden Einfluss haben Nach DIN 32975 muss die Beleuchtungssituation bei der Beurteilung von selbstleuchtenden oder hinterleuchteten

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Anzeigen mit beruumlcksichtigt werden Ohne Tageslichteinfluss in Innenraumlumen muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 200 Lux mit Tageslichteinfluss und im Freien muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 2000 Lux bestehen Uumlbrigens auch dann wenn Schutzscheiben vor den Anzeigen die zusaumltzliche Reflexionen verursachen koumlnnen verwendet werden

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Bei Wechselanzeigen wie Fahrgastinformationen werden zunehmend elektronische Anzeigen verwendet Eine Vergleichsstudie zur Lesbarkeit dynamischer Informationsanzeigen (Lang et al 2004) ergab unter anderem dass LCD-Anzeigen generell als kontrastreicher als LED-Anzeigen wahrgenommen werden insbesondere bei seitlicher Betrachtung was den haumlufigsten Anwendungsfall darstellen duumlrfte Dieses Ergebnis stellte sich als unabhaumlngig von Alter und Sehleistung der Versuchspersonen dar Auf LED-Anzeigen sollte daher verzichtet werden Foumlrderlich fuumlr Kontraste sind zudem hohe Pixelzahlen

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Laufschriften in elektronischen Anzeigen sind generell auch bei hinreichenden Kontrasten zu vermeiden Das Auge hat in der Regel zu wenig Zeit um sich auf die schnellen Kontrastwechsel an einzelnen Punkten einzustellen um zunaumlchst einzelne Buchstaben und anschlieszligend ganze Worte wahrzunehmen um sie danach noch lesen und verstehen zu koumlnnen

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

64

derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
Page 8: Barrierefrei - und jeder weiß wo es lang geht! · Barrierefrei – und jeder weiß, wo es lang geht! Gefahrenabsicherung, Orientierung und Komforterhöhung durch Kontraste Broschüre

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Vorwort

Mit dem hier vorgelegten Ergebnisbericht der Studie der PRO RETINA Deutschland e V ist ein Tatbestand aufgegriffen worden der in der Selbsthilfe eine zunehmende Bedeutung erlangt Die Fragestellung dazu lautet befaumlhigt eine Behinderung oder eine chronische Erkrankung dazu objektiv notwendige Bedingungen beurteilen zu koumlnnen die Voraussetzung fuumlr Barrierefreiheit sind Ein Ergebnis ist dass ohne Hilfen und Handreichungen nur subjektiv die eigene Situation und die damit verbundene Einschraumlnkung bewertet werden was aber eine objektivierbare Aussage zum Status von Barrierefreiheit unmoumlglich macht Aus diesem Grunde ist die hier vorgelegte Broschuumlre umso wichtiger weil sie Fakten und Argumentationshilfen liefert um in Beratungssituationen objektiv in diesem Falle uumlber die Belange von Menschen mit Sehbeeintraumlchtigungen Auskunft geben zu koumlnnen Damit wird erreicht dass wie auch in der Broschuumlre angefuumlhrt Aussagen wie bdquowir haben das von einem Betroffenen testen lassenldquo kuumlnftig nicht mehr vorkommen Der Test durch einen Betroffenen reicht nicht aus solange nicht geklaumlrt ist auf welcher Basis diese Person einen Test durchfuumlhrt Diese Kriterien werden im nachfolgenden Text fuumlr den Bereich der Kontraste fuumlr andere Menschen aus dem Selbsthilfebereich nachvollziehbar dargestellt und bieten eine praxisgerechte Hilfestellung

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Weitere wichtige Aussagen in der Broschuumlre befassen sich mit den uumlblichen Abwehrstrategien die angewendet werden um die berechtigten Anforderungen an Barrierefreiheit zu verhindern Es werden Argumentationshilfen angeboten die es erleichtern diese an sich unzulaumlssige Diskussion erfolgreich fuumlhren zu koumlnnen

Wir hoffen dass diese Broschuumlre im Selbsthilfebereich groszlige Verbreitung finden wird und als Hilfestellung genutzt wird

Wolfgang TiggesBAG SELBSTHILFE e V Stellvertretender Bundesgeschaumlftsfuumlhrer

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Gruszligwort

Mitglieder der Selbsthilfe treffen oft auf Widerstand im Umgang mit Kommunen Bauherrn Planern und Architekten wenn sie bei der Gestaltung ndash etwa von Ausschilderungen Treppen und Stufen ndash staumlrkere Kontraste einfordern um die Orientierung zu erleichtern

Diese Broschuumlre informiert uumlber die Notwendigkeit solche Punkte bei der Gestaltung von oumlffentlichen Raumlumen zu beruumlcksichtigen Sie soll ganz im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention dazu beitragen dass sich nicht nur Sehbehinderte sondern auch aumlltere Menschen durch staumlrkere Kontraste in ihrer Umgebung leichter und komfortabler orientieren koumlnnen was die Sturz- oder Verletzungsgefahr reduziert

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Die Kontrast-Broschuumlre gefoumlrdert vom Bundesministerium fuumlr Gesundheit soll durch sachliche Argumente das Gespraumlch mit Ent-scheidungstraumlgern uumlber die Gestaltung des oumlffentlichen Raumes unterstuumltzen

Elke Lehning-FrickePRO RETINA Deutschland e V Leiterin Arbeitskreis Mobilitaumlt

Ute PalmPRO RETINA Deutschland eV Stellvertretende Vorsitzende

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1 Zur Entstehung der Broschuumlre

Sind Sie aktives Mitglied einer Selbsthilfegruppe Werden Sie zur sehbehindertengerechten Gestaltung im oumlffentlichen Raum um Rat gefragt Dann sind Ihnen sicher manche Probleme bekannt

Vielleicht houmlren Sie haumlufig von Menschen mit Sehbehinderungen Folgendes

bdquo Ich konnte den Fahrscheinautomaten nicht bedienen

Graue Tasten auf grauem Hintergrundldquo

bdquo Im Waschraum musste ich fast die komplette Wand abtasten

ehe ich den Handtuchspender endlich entdeckteldquo

bdquoDie Absperrkette war wie unsichtbarldquo

bdquoIch habe die Treppe erst beim Fallen wahrgenommenldquo

Andererseits houmlren Sie vielleicht haumlufig von Entscheidungstraumlgern folgende Aussagen

bdquo Man darf doch nicht alles mit rot-weiszligen Streifen

verschandelnldquo

bdquo Sehbehindertengerechte Gestaltung hat keine

guumlltigen Normenldquo

bdquoGeforderte Kontraste sind in der Realitaumlt nicht zu erreichenldquo

bdquo Sehbehindertengerechte Gestaltung ist leider einfach

zu teuerldquo

Die Ursache fuumlr eine undeutliche Wahrnehmung im oumlffentlichen Raum sind neben zu kleinen Schriften und fehlenden Markierungen meist mangelhafte Kontraste Farbkontraste koumlnnen die Wahrnehmung zwar unterstuumltzen relevanter sind jedoch Leuchtdichtekontraste Daruumlber herrscht bei Bauherren Architekten und

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Entscheidungstraumlgern haumlufig Unwissenheit Als wichtiger Partner zur Verbesserung der Sicherheit der Orientierung und des Komforts im oumlffentlichen Raum sind die Selbsthilfegruppen gefragt die meist jedoch nicht fachlich zum Thema ausgebildet werden koumlnnen Daher foumlrderte das Bundesministerium fuumlr Gesundheit die Entwicklung dieser Broschuumlre die Abhilfe schaffen soll

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bdquoBarrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtldquo richtet sich an Selbsthilfeverbaumlnde im Allgemeinen Der konkrete Informationsbedarf der Selbsthilfe wurde Ende 2011 durch eine Befragung erhoben deren Ergebnisse Kapitel 2 beschreibt Fast die Haumllfte der Befragten beurteilt ihr derzeitiges Wissen uumlber Kontraste als duumlrftig oder als nicht vorhanden Die Broschuumlre vermittelt daher Basis-wissen in den dringendsten Anwendungsbereichen Dazu zaumlhlt zum Beispiel die Kontrastoptimierung bei Schildern an Hindernissen an Bedienelementen an Treppen und Gelaumlndern oder bei Bodenindikatoren Ergaumlnzt wird dieses Basiswissen durch Argumentationshilfen fuumlr typische Widerstaumlnde in Beratungen wie rechtliche Grundlagen Nutzergruppen aumlsthetische Aspekte die nachtraumlgliche Einbringung von Kontrasten und Kostenfragen

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Es ist eine auf dringendste Beduumlrfnisse der Selbsthilfe gekuumlrzte Handreichung zu visuellen Kontrasten entstanden die in einfacher Form als fachliche Unterstuumltzung im Erstkontakt mit Entscheidungstraumlgern zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes dienen soll

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2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste

Die Eigenschaften der Zielgruppe dieser Broschuumlre und ihre konkreten Beduumlrfnisse wurden in einer schriftlichen Befragung bei Bundesverbaumlnden und Landesarbeitsgemeinschaften der BAG Selbsthilfe e V und in diversen Foren und Kontaktlisten der PRO RETINA Deutschland e V ermittelt

21 Die Zielgruppe der BroschuumlreTeil A der Befragung suchte Antworten darauf inwiefern die Selbsthilfe bereits zum Thema Kontraste beratend taumltig ist wer die An-sprechpartner sind wie hoch die Nachfrage ist auf welche Widerstaumlnde man stoumlszligt und wie der eigene Wissensstand eingeschaumltzt wird Derzeit sind 64 der Befragten bereits beratend taumltig 20 moumlchten es kuumlnftig sein Fuumlr Beratungen ist die Selbsthilfe in Kontakt mit Gemeinden Landkreisen kreisfreien Staumldten (58 ) Bauherren (29 ) Architekten (41 ) Stadtplanern (51 ) und Herstellern von Baumaterial (19 ) Daruumlber hinaus wurden auch Wohnungsgesellschaften Stadtwerke Universitaumlten Verkehrsbetriebe politische Gremien und Behindertenbeiraumlte auf landes- und kommunaler Ebene sowie Parteien Parlamente und Senate genannt Die uumlberwiegende Zahl der Beratungen (61) erfolgt auf Initiative der Selbsthilfe die sich vorwiegend an Stellen mit Entscheidungsbefugnissen richtet Auf die Frage nach Widerstaumlnden in Beratungen wurde verschiedenen vorgegebenen Aussagen zugestimmt

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36 bdquoMan kann doch nicht alles uumlbertrieben farbig gestaltenldquo

36 bdquoDie Bauausfuumlhrung ist schon beendet da kann man

nichts mehr aumlndernldquo 14 bdquoWir bauen fuumlr die Allgemeinheit

Auf Minderheiten nimmt man keine Ruumlcksichtldquo und 42 bdquoEine

barrierefreie Gestaltung wuumlrde den finanziellen Rahmen spren-

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genldquo Als weiteres Gegenargument wurde gehaumluft der Denkmalschutz angefuumlhrt direkt gefolgt von aumlsthetischen Bedenken

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(bdquoKontraste stoumlren das Gesamtbildldquo bdquoPasst nicht zum Stil des

Hausesldquo bdquoEingriff in kuumlnstlerische Gestaltung und Freiheit der

Architektenldquo) Auch wird angefuumlhrt Kontraste waumlren mit Materialien die guumlnstig und leicht zu reinigen seien nicht herstellbar und Nachbesserungen wuumlrden ohnehin technisch als nicht machbar

angesehen Argumentiert wird zuweilen mit Aussagen wie bdquoDie

Normen zur barrierefreien Gestaltung sind nicht bindend muumls

sen daher nicht beachtet werdenldquo bdquoBaumaszlignahmen eines

privaten Investors sind nicht oumlffentlicher Bereichldquo bdquoEs handelt

sich um keinen Neubau sondern lediglich um Bauaumlnderungen

die keine Beruumlcksichtigungen notwendig machenldquo bdquoDas Sa

nierungskonzept sieht einfach keine barrierefreie Gestaltung

vorldquo etc Mehrfach wurde deutlich dass sich Entscheidungstraumlger

auf vermeintliche Experten verlassen bdquoUnsere Architekten wissen

schon selbst was Barrierefreiheit istldquo bdquoWir haben Barrierefrei

heit beruumlcksichtigt ein Rollstuhlfahrerverband wurde befragtldquo

oder bdquoWir haben doch Kontraste eingesetztldquo

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Die Widerstaumlnde die der Selbsthilfe entgegenschlagen sind also vielfaumlltig Ein Teilnehmer gab an dass es sich eher um Unwissen als um Widerstand handele da sich Menschen ohne Beeintraumlchtigungen oft nicht vorstellen koumlnnen wie wichtig zum Beispiel Kontraste sind Simulationsbrillen im Rucksack wuumlrden dann viele Debatten ersparen Reduziert kann man auf das Unwissen einiger entscheidungsbefugter Stellen schlieszligen die sehbehindertengerechte Gestaltung primaumlr als zu teuer zu aufwaumlndig und nachtraumlglich als nicht machbar einstufen Die Anfuumlhrung des Denkmalschutzes und Berufungen auf mangelnden Erfuumlllungszwang von Normen ist als Hinweis anzusehen dass das Potential sehbehindertengerechter

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Gestaltung als Beitrag zu Gefahrenabsicherung Orientierung und Komfort im oumlffentlichen Raum fuumlr alle Menschen als nachrangig angesehen und verkannt wird Auf die Frage bdquoWie haumlufig werden sie nach Informationen uumlber Kontraste zur sehbehindertengerechten Gestaltung gefragtldquo gaben 15 an bdquosehr oftldquo 42 bdquomanchmalldquo und 22 bdquonieldquo Dies spiegelt die Unwissenheit der Stellen mit Entscheidungsgewalt Der eigene Wissensstand der Selbsthilfe zu Leuchtdichtekontrasten wurde zu 5 als bdquotiefgreifendldquo zu 29 als bdquoausreichendldquo zu 37 als bdquoduumlrftigldquo und zu 10 als bdquonicht vorhandenldquo angegeben 19 der Befragten machten hier keine Angaben Damit ergibt sich dass bloszlig ein Drittel der Befragten in Beratungsgespraumlchen einen Wissensstand vorweisen kann der anstehende Entscheidungen guumlnstig beeinflusst und Widerstaumlnden fachlich entgegentritt Dass knapp zwei Drittel der Befragten bereits beratend taumltig sind und weitere 20 es kuumlnftig sein wollen macht die Notwendigkeit der vorliegenden Broschuumlre deutlich 49 der Befragten gaben an haumlufig 19 manchmal und nur 7 nie auf die Wichtigkeit von Kontrasten zur Orientierung und Gefahrensicherung hinzuweisen 41 tun dies auf Nachfrage 61 auch ungefragt Das bedeutet dass grundsaumltzlich bekannt ist wie nuumltzlich Kontraste sind Zusammengenommen mit den Ergebnissen zum Wissenstand wird das Potential der Selbsthilfe zur Verbesserung des oumlffentlichen Raumes durch Argumentationskraft deutlich

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22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der ZielgruppeTeil B der Befragung erfragte den thematischen Informationsbedarf der Selbsthilfe In jeder Kategorie konnte unter bdquoSonstigeldquo freier Text hinzugefuumlgt werden Einige Angaben lieszligen sich im Nachhinein abgefragten Punkten zuordnen Andere werden separat genannt

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Ergebnisse zum Informationsbedarf der Kategorie bdquoSchriften Zeichen und Piktogrammeldquo

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- Schriftverkehr (54 ) - Poster (27 ) - Plakate (25 ) - Raumschilder (68 ) - Wegweiser (73 ) - Gebaumludekennzeichnungen (69 ) - Informationen im Straszligenraum (71 ) - selbstleuchtende Anzeigetafeln und Schilder (53 ) - Sonstige haumlufig Fahrgastinformationen im OumlPNV

Ergebnisse zur Kategorie bdquoMarkierungenldquo - Gefahrenbereiche wie Baustellen - Bereiche mit Sturzgefahr etc (68 ) - Serviceautomaten und Bedienelemente wie Aufzug Bankautomat

Notruf etc (71 ) - Treppen und Gelaumlnder Fahrtreppen und Rampen (73 ) - Poller Fahnenmaste Ampeln Schild- und Lichtmasten (64 ) - Saumlulen und Pfeiler (53 ) - Waumlnde Tuumlren und Drehtuumlren aus Glas (68 ) - Sonstige Sanitaumlrobjekte Absperrketten und Mobiliar im oumlffentli

chem Raum (wie Fahrradstaumlnder Muumllleimer Werbetraumlger)-

Ergebnisse zur Kategorie bdquoBodenindikatorenldquo - Auffangstreifen (51 ) - Leitstreifen (69 ) - Begleitstreifen (47 ) - Aufmerksamkeitsfelder (63 )

Abschlieszligend war Raum um zusaumltzliche Kategorien zum Thema Kontrast zu nennen die mit Informationen in der Broschuumlre die Arbeit in der Selbsthilfe erleichtern koumlnnten Die umfangreich eingegangenen Anmerkungen gingen zum Teil uumlber das Generalthema Kontraste im oumlffentlichen Raum deutlich hinaus Schriftarten Schriftgroumlszligen Beleuchtungsstaumlrken Informationsflut in Schaukaumlsten Erlaumluterungen zu Hilfsmitteln Beispiele fuumlr Privatwohnungen

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Auch wurde tiefgreifendes rechtliches Wissen gewuumlnscht rechtliche Moumlglichkeiten und Verpflichtungen der Gemeinden nach Landesbauordnungen freie Veroumlffentlichung der DIN-Vorschriften Entscheidungen der Denkmalpflege Musterbauordnung einheitliche Kennzeichnungen in der EU Auch der Wunsch nach Informationen zur Webseitengestaltung und zu Computereinstellungen in diversen Betriebssystemen und mit verschiedenen Spezialprogrammen war haumlufig Hinweise die die Argumentationsweise der Broschuumlre und Oumlrtlichkeiten betreffen gingen auch ein Vereinbarkeit von Aumlsthetik und Kontrasten unterschiedliche Beeintraumlchtigungen der Sehfaumlhigkeit Erhoumlhung der Selbstaumlndigkeit Wahrnehmung und Orientierung durch Kontraste Probleme durch Beleuchtung Witterung und Verschmutzung Kontraste in Museen Kirchen und in oumlffentlichen Toiletten etc

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23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die BroschuumlreDie vorliegende Broschuumlre erhebt keinen Anspruch darauf Fachliteratur zu allen Anwendungsmoumlglichkeiten zu ersetzen Der Umfang der Broschuumlre war von Beginn an begrenzt Sie beinhaltet daher nur Themen die aufgrund der Befragung dringend erschienen und fuumlhrt wichtige Punkte exemplarisch aus Anwendungsmoumlglichkeiten in Zusammenhang mit Computern uumlber das Generalthema Kontraste hinausgehende sowie rechtliche Themen koumlnnen keine Beachtung finden Jedes einzelne dieser nicht bearbeiteten Themen rechtfertigt eine eigene umfaumlngliche Broschuumlre und ist als dringende Aufforderung fuumlr kuumlnftige Projekte anzusehen Anmerkungen zur Argumentation und Wuumlnsche zu Orten der Kontrastoptimierung wurden weitestgehend beruumlcksichtigt

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3 Welche Kontraste

31 Kontraste nach DIN 32975Die Orientierung im oumlffentlichen Raum durch Kontraste dient der Vermeidung von Gefahren durch eine komfortable Wahrnehmung Daher profitieren nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen von ausreichenden Kontrasten sondern alle Die DIN 32975 - Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur barrierefreien Nutzung (2010) erlaumlutert auf Seite 3

bdquoInformationen aus unserer Umwelt werden uumlberwiegend uumlber

das Auge aufgenommen daher wird ein Groszligteil relevanter

Informationen optisch angeboten Das Sehen bzw die visuel

le Wahrnehmung ist ein komplexer Vorgang und umfasst die

Farbwahrnehmung raumlumliches Sehen Daumlmmerungssehen

Anpassung an wechselnde Helligkeiten Wahrnehmung beweg

ter Sehobjekte usw Die Wahrnehmung einer Information ist

insbesondere abhaumlngig von ihrem Leuchtdichtekontrast ihrer

Beleuchtung ihrem Standort und der Groumlszlige der Informations

elementeldquo

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Kontraste koumlnnen visuell taktil und akustisch wahrgenommen werden Taktile und akustische Kontraste sind nicht Gegenstand dieser Broschuumlre und daher an anderer Stelle nachzulesen Im Folgenden geht es ausschlieszliglich um visuelle Kontraste durch Helligkeitsunterschiede sogenannte Leuchtdichtekontraste

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311 Helligkeitsunterschiede versus Farbunterschiede

Kontraste werden grundsaumltzlich durch Helligkeitsunterschiede erzeugt Nur wenn sich Objekte dadurch von ihrer Umgebung absetzen werden sie wahrgenommen Sehleistungen wie Schaumlrfe Formerkennung oder Lesen sind erst nachgeordnet moumlglich Ob die Farbe eines Objekts als unterschiedlich zu einer anderen empfun

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den wird ist bei der Kontrastwahrnehmung nicht ausschlaggebend sondern kann diese lediglich unterstuumltzen Relevanter ist vielmehr ob sich die Helligkeit einer Oberflaumlche von der Helligkeit einer an-deren Oberflaumlche unterscheidet Auskunft daruumlber kann nur der Leuchtdichtekontrast geben der in Kapitel 313 erlaumlutert wird

Zu Farben sei lediglich hervorgehoben dass Rottoumlne haumlufig und ungeahnt zu Verwirrungen fuumlhren koumlnnen Da Rot generell einen starken Wiedererkennungswert als Signalfarbe hat wird diese Farbe haumlufig eingesetzt um bestimmte Schriften oder Markierungen hervorzuheben Werden helle Rottoumlne in Schriften oder Zeichen als Kontrast auf weiszligem Hintergrund verwendet wird oft vergessen dass trotz der Signalwirkung der Farbe der Leuchtdichtekontrast unter Umstaumlnden sehr gering sein kann und dadurch schlecht wahrnehmbar ist Der in Abbildung 1 dargestellte Boden-Warnhinweis auf kreuzende Straszligenbahnen weist zum Beispiel keinen ausreichenden Kontrast auf und wird daher schlecht wahrgenommen Und dies nicht etwa trotz der Verwendung der Signalfarbenkombination Rot-Weiszlig sondern gerade wegen des unuumlberlegten Umgangs mit dieser Farbkombination zur Markierung von Gefahrenbereichen

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Das gleiche Problem besteht bei der Verwendung dunkler RotToumlne in Verbindung mit dunklen Oberflaumlchen Zum Beispiel werden

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Abbildung 1 Negativbeispiel zur Farbkombination Rot-Weiszlig

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Radwege haumlufig im Kontrast zu Gehwegen rot markiert um die Bereiche visuell voneinander abzugrenzen Dies hilft der visuellen Absicherung von Bewegungsflaumlchen zu wenig Wenn beide Farben aumlhnlich dunkel wahrgenommen werden nuumltzt die der Farbe Rot zugesprochene Signalwirkung nicht zur Unterscheidung beider Verkehrsflaumlchen Daher sind Kollisionen zwischen Radfahrern und sehbehinderten Fuszliggaumlngern weiterhin haumlufig Eine Signalfarbe unterstuumltzt Kontrastwirkungen nur bei dem Menschen der Farben fuumlr gewoumlhnlich gut differenzieren kann dem bestimmte Farben und Farbkombinationen als Signalfarben bekannt sind und auch nur dann wenn die Lichtbedingungen die Unterscheidung von Farben zulassen

312 Die Leuchtdichte und andere Lichtmaszlige

Die physikalische Groumlszlige die die Helligkeit eines Objekts beschreibt die der Mensch wahrnimmt ist die Leuchtdichte (Maszligeinheit cdmsup2 Candela pro Quadratmeter) Neben der Lichtstaumlrke der Leuchtquelle der Beleuchtungsstaumlrke auf dem Objekt und dem Einstrahlwinkel des Lichts im Verhaumlltnis zum Betrachter haumlngt die Houmlhe der Leuchtdichte entscheidend vom Reflexionsgrad der angestrahlten Flaumlche ab Abbildung 1 verdeutlicht die Zusammenhaumlnge der einzelnen Fachbegriffe Das Licht trifft mit einer gewissen Lichtstaumlrke (Maszligeinheit Candela cd) auf ein Objekt Auf dessen Oberflaumlche wird dadurch eine bestimmte Beleuchtungsstaumlrke (Maszligeinheit Lux lx) erzielt Die Oberflaumlche des Objekts hat durch eine eher raue oder eher glatte Beschaffenheit und durch die Materialzusammensetzung an dessen Oberflaumlche einen bestimmten Reflexionsgrad (Maszligeinheit griechisch rho ρ) Erst die aus all dem resultierende Leuchtdichte des Objekts die beim Betrachter ankommt gibt Auskunft daruumlber wie hell oder dunkel das Objekt wahrgenommen wird

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Gluumlcklicherweise folgt die visuelle Wahrnehmung der lichttechnischen Leuchtdichte nicht linear Auge und visuelle Informationsverarbeitung des Menschen versuchen Leuchtdichteextreme auszugleichen nehmen Farben zu Hilfe und fuumlllen Informationsluumlcken aus dem Sinn dessen auf was Menschen gerade erwarten wahrzu-nehmen

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313 Der Leuchtdichtekontrast

Der Leuchtdichtekontrast k bezeichnet den Unterschied der Helligkeit zweier Flaumlchen zueinander Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts zweier angrenzender Flaumlchen oder von einem Objekt zu seinem Hintergrund werden Leuchtdichten der einzelnen Materialien gemessen Aus den Ergebnissen wird der Leuchtdichtekontrast gemaumlszlig DIN 32975 nach folgender Definition ermittelt (Michelson-Formel)

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k= (L1 ndash L2) (L1 + L2)

L1 steht fuumlr die Leuchtdichte der ersten Flaumlche L2 steht fuumlr die Leuchtdichte der zweiten Flaumlche Ergebnisse zum Leuchtdichtekontrast k erreichen nach dieser Formel Werte zwischen 0 und 1 Der besseren Lesbarkeit wegen wird im Folgenden der Leuchtdichtekontrast k nur noch bdquoKontrastldquo genannt

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Abbildung 2 Grafische Darstellung zur Entstehung der Leuchtdichte

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314 Auswirkungen unguumlnstiger Lichtverhaumlltnisse

Bei insgesamt unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen wie etwa durch Nebel in der Daumlmmerung oder bei unzureichender Beleuchtung kommt dem Leuchtdichtekontrast eine weitere wesentliche Bedeutung zu da die Leistungsfaumlhigkeit des Auges dann abnimmt Die Makula als Ort des schaumlrfsten Sehens im Zentrum der Netzhaut kann unter diesen Bedingungen ausfallen Was dem Sehen weiterhin zur Verfuumlgung steht ist die Peripherie der Netzhaut Das Farbsehen und die Sehleistung nehmen jedoch zur Peripherie der Netzhaut immer mehr ab Das Farbsignal faumlllt in aumluszligeren Bereichen der Netzhaut voumlllig aus und wird allein durch das Helligkeitssignal ersetzt Ein hoher Leuchtdichtekontrast traumlgt also besonders bei unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen erheblich dazu bei wichtige Objekte wahrnehmen zu koumlnnen

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315 Auswirkungen von Beleuchtungsstaumlrken

Planer und Praktiker fragen haumlufig nach Beleuchtungsstaumlrken mit denen ausreichende Leuchtdichtekontraste erzielt werden koumlnnen bdquoWie viel Luxldquo wird immer gefragt Allerdings geht es nicht um Lux das von Leuchtmitteln erzeugt wird sondern um die Leuchtdichte die vom Objekt erzeugt wird Mit Aumlnderung der Beleuchtungsstaumlrke ndash sofern die Oberflaumlchenbeschaffenheit des Materials und der Einstrahlwinkel des Lichts gleich bleiben ndash aumlndern sich die Leuchtdichten beider Flaumlchen jedoch im gleichen Verhaumlltnis zueinander sodass der Leuchtdichtekontrast immer uumlber alle Beleuchtungs-staumlrken hinweg konstant bleibt Grundsaumltzlich ist daher auf die Frage nach geeigneten Beleuchtungsstaumlrken fuumlr einen ausreichenden Leuchtdichtekontrast keine Antwort moumlglich Die Messung der Leuchtdichte einer einzelnen Flaumlche kommt zwar bei verschiedenen Beleuchtungsstaumlrken zu unterschiedlichen Ergebnissen Zur Ermittlung des Kontrasts muumlssen jedoch immer zwei angrenzende Flaumlchen in Bezug auf ihren Helligkeitsunterschied zu einander ndash unter der gleichen Beleuchtungsstaumlrke ndash betrachtet werden Daher ist

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die Anfrage der Planer und Praktiker nach sehbehindertengerechten Beleuchtungsstaumlrken wenn es um Leuchtdichtekontraste geht nicht zielfuumlhrend Da der Leuchtdichtekontrast einer Materialkombination durch unterschiedliche Beleuchtungsstaumlrken nicht veraumlndert werden kann Allerdings gibt es einen komfortablen Bereich der Leuchtdichte einer Umgebung der je nach Zweck zwischen 100 und 500 cdmsup2 liegt

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Einen Sonderfall in Bezug auf die Relevanz der Beleuchtungsstaumlrke bilden selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen Naumlheres dazu ist Kapitel 46 zu entnehmen

32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten

321 Die kontinuierliche Informationskette

Eine kontinuierliche Kette von Informationen ist die Grundvoraussetzung fuumlr sichere Mobilitaumlt und fuumlr die korrekte Orientierung im oumlffentlichen Raum Zur Kontinuitaumlt einer Informationskette auf dem Weg von A nach B gehoumlren die Durchgaumlngigkeit des Designs der Bezeichnungen und der Anbringungsstellen sowie die analoge Kennzeichnung des Ruumlckwegs durch Elemente die Informationen beinhalten Auch der Planer von Kontrasten muss dies bei der Gestaltung von Markierungen Wegweisern Bodenindikatoren etc beruumlcksichtigen Das System muss auch tolerant gegenuumlber Fehlern des Nutzers sein Einmal falsch eingeschlagene Wege oder Vorlieben fuumlr bestimmte Wege duumlrfen individuell nicht dazu fuumlhren dass der Nutzer ploumltzlich orientierungslos und damit hilflos wird Die Durchgaumlngigkeit von Kontrasten ist daher dringend angeraten

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322 Uumlbergangsbereiche im Fokus

Die Guumlte von Informationen durch Kontraste offenbart sich insbesondere in Uumlbergangsbereichen Als Uumlbergangsbereiche werden Orte bezeichnet in denen Niveauunterschiede bewaumlltigt werden

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muumlssen wie zum Beispiel bei Rampen Treppen und Aufzuumlgen oder wo Raumwechsel stattfinden wie bei Ein- und Ausgaumlngen von Gebaumluden bei Uumlbergaumlngen von Hallen in Flure bei Zimmerwechseln etc Denn an all diesen Orten veraumlndern sich Struktur und Regeln der bisherigen Fortbewegung des Nutzers Dadurch sind Uumlbergangsbereiche fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen potentielle Gefahrenbereiche wenn sie nicht durch ausreichende Kontraste gekennzeichnet sind

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Ein bdquoZuvielldquo an Information durch zu viele unterschiedliche Kontraste fuumlhrt jedoch leicht zu Unuumlbersichtlichkeit und Uumlberfrachtung Um beidem gerecht zu werden sollte der Fokus der Kontrastplanung vor allem auf der Durchgaumlngigkeit von Kontrasten und insbesondere auf Uumlbergangsbereichen liegen

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323 Komfortable Kontraste und DIN-Vorgaben

Als komfortabel wird generell ein Kontrast von 04 bis 06 beurteilt Kontraste von weniger als k = 028 und mehr als k = 083 koumlnnen bei sehbehinderten Menschen die Wahrnehmungssicherheit beeintraumlchtigen Geringe Kontraste koumlnnen als verwaschen sehr hohe Kontraste koumlnnen als Blendung empfunden werden

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Die DIN 32975 gibt fuumlr unterschiedliche Anwendungsbereiche unterschiedliche Leuchtdichtekontraste zur Einhaltung vor Jeweils geforderte Kontraste sind den Kapiteln 4 und 5 die auf unterschiedliche Anwendungsbereiche eingehen zu entnehmen

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33 Die Pruumlfung von KontrastenKontrastloumlsungen fuumlr groszlige Gebaumludekomplexe Auszligenanlagen oder Verkehrswege resultieren idealerweise aus spezifischen wahrnehmungspsychologischen Beurteilungen um den Einsatz von Kontrasten zur Orientierung zur Vermeidung von Gefahren und zur Erhoumlhung des Komforts zu pruumlfen und zu planen Befragungen und Beobachtungen von moumlglichst groszligen Nutzergruppen sind dabei

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ebenso dienlich wie die experimentelle Pruumlfung typischer Informationselemente mit diesen Zielgruppen Von der Befragung einzelner sehbehinderter Menschen ist eher abzusehen da Arten von Sehbehinderungen und ihre jeweiligen Auswirkungen stark variieren Vielmehr sind wissenschaftliche Studien zum Thema zu beruumlcksichtigen Einzelne Kontraste sind mit Leuchtdichtekameras objektiv messbar Im Folgenden wird ein Messverfahren vorgestellt dessen Anwendung die Normen der DIN zur Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten auch vorsehen Andere Methoden werden vergleichend beurteilt

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331 Kontrastpruumlfungen nach DIN

Kontraste von Materialkombinationen muumlssen nach DIN 32975 messtechnisch uumlberpruumlft bzw entsprechend vorgegebener Regelungen nachgewiesen werden Zur Ermittlung des Kontrasts wird die Messung der Leuchtdichtefaktoren nach DIN 5036-3 angegeben die spezielle Messgeometrien vorgibt

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332 Standardisierte Leuchtdichtemessungen im Labor

Die Messung der Leuchtdichten soll bei diffuser Beleuchtung mit der Lichtart die in der Anwendung vorgesehen ist mindestens unter dem Messwinkel 0deg (senkrecht zur Oberflaumlche) und gegebenenfalls zusaumltzlich unter praxisrelevanten Beobachtungswinkeln erfolgen Die Beobachtungswinkel haben insbesondere Einfluss auf Leuchtdichten von Materialien deren Oberflaumlche profiliert ist oder die unterschiedliche Glanzanteile beinhalten Mit der Veraumlnderung des Beobachtungswinkels aumlndern sich die Reflexionsgrade Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts von Bodenindikatoren gilt nach DIN 32984 dass mindestens eine Flaumlche von 4 cm x 4 cm gemessen werden muss um profilierte Oberflaumlchen auch ausreichend erfassen zu koumlnnen Dabei werden auch ausreichend groszlige Flaumlchen erfasst deren Materialzusammensetzung Unregelmaumlszligigkeiten in der Helligkeit aufweist wie zum Beispiel helle und dunkle Anteile

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auf Granitsteinen oder in Materialmischungen Auch Einsprenkel- ungen von Oberflaumlchen mit Glanzanteilen oder Leucht- und Perlfarben mit Glanzeinschluumlssen koumlnnen so beruumlcksichtigt werden Um die Messungen reproduzieren zu koumlnnen und auch die vorgesehene Nutzung im Auszligen- oder Innenbereich zu beruumlcksichtigen sind die Messungen unter Normlichtart A oder D65 durchzufuumlhren Normlichtart A entspricht in etwa Gluumlhlampenbedingungen Normlichtart D65 entspricht Tageslichtbedingungen Eine Kontrastermittlung zwischen Oberflaumlchen die bei unterschiedlichen Lichtarten gemessen wurden ist nicht zulaumlssig Nach DIN kann der Leuchtdichtekontrast durch die direkte Messung von Leuchtdichten oder alternativ durch die Bestimmung von Reflexionsgraden rechnerisch ermittelt werden Soviel zur Messung von Leuchtdichten unter standardisierten Bedingungen in Lichtlaboren Doch was wenn die interes-sierende Materialkombination bereits verbaut wurde und einzelne Materialmuster nicht entnommen werden koumlnnen wie etwa bei denkmalgeschuumltzten Gebaumluden und Anlagen Kapitel 333 gibt Auskunft dazu

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333 Nutzungstypische Leuchtdichtemessungen im Bestand

Die nach DIN 5036-3 geforderten Beleuchtungsbedingungen waumlhrend der Messungen sind im Bestand weder im Auszligenbereich noch im Innenbereich des oumlffentlichen Raumes realisierbar Die Beleuch-tung ist meist nicht diffus sondern weist zumindest Anteile von gerichtetem Licht durch Beleuchtungseinrichtungen oder Lichtspiegelungen der Umgebung auf Aber auch bereits verbaute Materialien sind deswegen von einer Kontrastpruumlfung nicht ausgeschlossen Die Messgeometrie ist dann nutzungstypisch anzupassen und zwar bei einem dennoch hohen Maszlig an Sicherheit und Reproduzierbarkeit der Daten Da die Beleuchtungssituation durch Tageslicht Schwankungen unterliegt wird innerhalb von Gebaumluden nach Moumlglichkeit nach Sonnenuntergang bei nutzungstypischer Beleuchtung gemessen Sollen Messungen im Auszligenbereich durchgefuumlhrt

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werden und befindet sich die Hauptnutzungszeit des Bereichs im Tageslicht so duumlrfen Messungen ausschlieszliglich bei gutem Wetter durchgefuumlhrt werden Annehmbar konstante Beleuchtung durch Tageslicht ergibt sich bei Sonnenschein mit ansonsten wolkenlosem Himmel

334 Methoden zur Schaumltzung von Leuchtdichten

Verschiedentlich wird in der Praxis eine Methode verwendet die vage Einschaumltzungen des Leuchtdichtekontrasts anhand von schwarz-weiszligen Abbildungen von Materialkombinationen vornimmt Dazu werden Fotos von Materialproben in Grautoumlnen aus-gedruckt am Computer die Visualisierung von farbigen Bildern auf Graustufen umgestellt oder Digitalkameras auf schwarz-weiszlig umgestellt Solche Abbildungen sind jedoch stark von der Charakteristik der Geraumlte abhaumlngig und weisen Oberflaumlchen nur als unterschiedlich in ihrer Intensitaumlt von Grautoumlnen aus Zuvor deutliche Kon-tras-te koumlnnen verschwinden Wenn sich auf diesen Darstellungen auf Displays oder Papier zwei Oberflaumlchen erkennbar voneinander abheben so die Befuumlrworter dieser Methode soll davon ausgegangen werden duumlrfen dass der Leuchtdichtekontrast ausreichend sei

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Diese Methode kann fachlich gesehen als allenfalls behelfsmaumlszligig beurteilt werden um einen ersten eher allgemeinen Eindruck von Leuchtdichtekontrasten zu bekommen Tatsaumlchliche Kontrastwerte lassen sich so weder ermitteln oder dahingehend uumlberpruumlfen ob sie bestimmten Anforderungen einer barrierefreien Gestaltung genuumlgen Da es sich um keine Messmethode handelt erhaumllt man auch keine Zahlenwerte Zudem geben Monitore und Kopien urspruumlng-liche Helligkeiten von Originaloberflaumlchen meist verfaumllscht wieder und sind leicht manipulierbar In Vor-Ort-Terminen mit Planern und Praktikern kann diese Methode jedoch anschaulich zum ersten Erkenntnisgewinn beitragen dass es in der sehbehindertengerechten Gestaltung weniger um Farbkontraste sondern vielmehr um Helligkeitsunterschiede von Objekten geht

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Eine andere Methode zur Pruumlfung von Kontrasten sieht die Nutzung von Farbkarten Farbfaumlchern oder digitalen Farbwerken vor Erlaumlutert sei dies am Beispiel von RAL-Farbkarten Als RAL-Farbe werden Normfarben bezeichnet die die RAL GmbH vertreibt Jeder Farbe ist eine Nummernbezeichnung zugeordnet Die Kontrastwerte zweier Materialien werden aus Hellbezugswerten und Umrechnungstabellen erschlossen Das groumlszligte Fehlerpotential wird bei dieser Methode in der eindeutigen Zuordnung von Materialoberflaumlchen zu entsprechenden Farbmustern gesehen Insbesondere Wand- und Bodenbelaumlge lassen sich oft nicht eindeutig zuordnen da deren Oberflaumlchen Zusammensetzungen zeigen die Hell- und Dunkelanteile mischen wie etwa Granit Sandstein Rauputz oder gemusterte Flaumlchen usw Der Vorteil der Normierung der Kartennummern soll darin bestehen dass Kunden und Lieferanten nur RAL-Nummern und nicht Materialmuster austauschen In den vorangegangenen Abschnitten wird deutlich dass die Messung des definierten Materials jedoch unumgaumlnglich ist da dessen Oberflaumlchenbeschaffenheit erhebliche Aus-wirkungen auf Kontraste hat Dies sowohl in Bezug auf Oberflaumlchenstrukturen als auch in Bezug auf die Materialzusammensetzung die sich an der Oberflaumlche offenbart Die Farbkarten-Methode versucht diesem Problem damit zu begegnen dass generell eine Fehler

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- toleranz von 01 bis 015 Kontrastwerten einkalkuliert werden soll und dass glaumlnzende Farben fuumlr die barrierefreie Gestaltung wegen moumlglicher Spiegelungen nicht in Frage kommen Zur empfohlenen Fehlertoleranz ist anzumerken dass wegen der Abnutzung von Materialien geforderte Kontraste im Neuzustand der Materialien ohnehin deutlich uumlberschritten werden sollten (weitere Informationen dazu siehe Kapitel 64) Eine zusaumltzliche Anhebung geforderter Werte durch die Verwendung einer Pruumlfmethode die zusaumltzliche Fehlertoleranzen erforderlich macht duumlrfte daher problematisch sein Dies schraumlnkt die Palette einsetzbarer Materialien unnoumltig weiter ein Der Einsatz glaumlnzender Materialien ist bei Neubauten we

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gen moumlglicher Blendwirkungen und Spiegelungen auch nach DIN 32975 zu vermeiden Jedoch werden vorliegend auch alle Materialien die Glanzanteile oder unterschiedliche Einschluumlsse haben von einer Kontrastpruumlfung methodisch ausgeschlossen was unnoumltig ist (siehe dazu Kapitel 332)

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335 Fazit zur Kontrastpruumlfung durch die Selbsthilfe

Insgesamt ist die Kontrastpruumlfung durch Farbsysteme oder SchwarzWeiszlig-Abbildungen als nur eingeschraumlnkt nuumltzlich weil zu ungenau anzusehen Zumal beide Methoden keine eindeutig reproduzierbaren Messungen darstellen sondern eine Schaumltzung per Inaugenscheinnahme bleiben muumlssen Am sichersten erscheint die direkte und objektive Messung der Leuchtdichten von Kontrastflaumlchen mit festgelegten Messgeometrien und plausiblen Methoden Die Notwendigkeit zur gewissenhaften Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten durch insbesondere nutzungstypische Messungen wird auch in einer Vergleichsstudie uumlber Messmethoden von Joos et al im Auftrag des schweizerischen Bundesamtes fuumlr Verkehr (2012) wie folgt befuumlrwortet bdquoKontrast von Objekten im oumlffentlichen Raum kann nur mit speziellen Leuchtdichtenkameras mit einer genuumlgenden Genauigkeit und vernuumlnftigem personellem und zeitlichem Aufwand bestimmt werdenldquo

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Die vorliegende Broschuumlre versucht aktive Mitglieder der Selbsthilfe zu befaumlhigen sich fuumlr die Pruumlfung und Einhaltung von Kontrasten argumentativ erfolgreich einzusetzen Die erforderlichen Leuchtdichtemessungen an sich sollten nach wie vor von erfahrenen Pruumlfern aus Betrieben und Institutionen durchgefuumlhrt werden die diese Messungen fachgerecht und taumlglich im Auftrag von Materialherstellern Planern Verbaumlnden Kommunen Bund und Laumlndern durchfuumlhren Zur Beurteilung diesbezuumlglich entstehender Kosten sei auf Kapitel 63 verwiesen

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Ein Groszligteil der Informationen im oumlffentlichen Raum die der Orientierung und der Absicherung vor Gefahren dienen wird uumlber Zei-chen Schriften und Piktogramme vermittelt Kontrastwerte die der Auffindbarkeit und Leserlichkeit dienen sollen houmlher als andere sein Nach DIN 32975 gilt dass ein Leuchtdichtekontrast von mindestens 07 und bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen von mindestens 08 einzuhalten ist

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41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit

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Die Auffindbarkeit der Information durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis des gesamten Informationstraumlgers zu seinem Hintergrund Sind zum Beispiel die Grundfarbe einer Toilettenbeschilderung wie auch die umgebende Wand aumlhnlich hell unterscheidet sich die Leuchtdichte nur minimal durch unterschiedliche Reflexionseigenschaften der Materialoberflaumlchen Abbildung 3 zeigt dies Es entstehen zu geringe Kontraste was die Auffindbarkeit des Informationstraumlgers erschwert Abhilfe schafft die kontrastreiche Umrahmung des Schildes oder die kontrastreiche Gestaltung des Schildhintergrundes zur Wand

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4 Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften und Piktogrammen

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Die Leserlichkeit durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis der Zeichen Schriften und Piktogramme zu direkt angrenzenden Flaumlchen Diese Flaumlchen koumlnnen Schildhintergruumlnde sein wie Abbildung 4 die ein Piktogramm als Kennzeichnung einer Herrentoilette zeigt Der relevante Leuchtdichtekontrast entsteht zwischen dem schwarzen Maumlnnchen und der Oberflaumlche des Traumlgermaterials einer Edelstahlplatte

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Falls Zeichen direkt also ohne Traumlgermaterial verwendet werden bilden umgebende Waumlnde angrenzende Gegenstaumlnde und perspektivisch bedingte Umgebungen die angrenzenden Flaumlchen Abbildung 5 die eine Etagennummer auf einer Wand und Abbildung 6 die Piktogramme als Markierung einer Glasflaumlche darstellen zeigen solche direkten Umgebungsflaumlchen von Zeichen

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Abbildung 3 Negativbeispiel ndash helles Toilettenschild auf heller Wand

Abbildung 4 Positivbeispiel ndash dunkles Piktogramm auf hellem Untergrund

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Bei der Etagennummerierung ist die Umgebungsflaumlche eine hell gestrichene Rauputzwand bei den Markierungen auf Glas bildet der Hintergrund in der vorliegenden Perspektive ein Bodenbelag die Umgebungsflaumlche zur Kontrastermittlung

42 Durchsichtige InformationstraumlgerAls besonders unguumlnstig erweisen sich helle Schriften auf Glas bei ebenfalls hellem Hintergrund Abbildung 7 zeigt die Gebaumludebezeichnung eines Finanzamtes durch silbrig-weiszlige Klebebuchstaben die oberhalb der Eingangstuumlr auf dem Sicherheitsglas eines Oberlichts angebracht sind Durch die angrenzende Flaumlche die aus nutzungstypischer Perspektive aus einer weiszligen Decke besteht sind die Buchstaben der oberen Reihe fast gar nicht in den unteren Reihen nur mit Muumlhe erkennbar da der Kontrast zwischen Buchstaben und Decke zu gering ist

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Abbildung 5 Zahl mit Wand als Umgebungsflaumlche

Abbildung 6 Piktogramme mit Boden als Umgebungsflaumlche bei Pers-pektive durch eine Glastuumlr hindurch

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Abhilfe koumlnnte vorliegend eine wesentlich dunklere Deckengestaltung dunklere Schriften oder die Hinterlegung der hellen Schrift mit dunkler Folie schaffen Abbildung 8 zeigt ein Ausstellungsex- ponat Abbildung 9 zeigt was sich dem Betrachter bei Annaumlherung offenbart Jede der 4 Seiten ist aus Glas und mit heller Schrift uumlberzogen die Informationen uumlber das Exponat beinhalten Der Boden als angrenzende Flaumlche zur Schrift aus der Betrachterperspektive ist durch mittelhelle Granitsteine marmoriert und bildet keinen ausreichenden Kontrast zur Schrift sodass diese kaum vom Boden zu unterscheiden ist Hinzu kommt dass sich da alle Glasauszligenflaumlchen des Exponats beschriftet sind die Schriften perspektivisch uumlberlagern und so das Lesen der Information endguumlltig verhindern

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Abbildung 7 Negativbeispiel ndash helle Schrift auf Glas mit hellem Hintergrund

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Die Hinterlegung der Schriften mit dunklen Folien wuumlrde das Exponat optisch zerstoumlren da das Innenleben nicht mehr zu sehen waumlre Dunkle Schriftzeichen wuumlrden auch nicht zum Ziel fuumlhren da das Problem sich uumlberlagernder Schriften weiterhin bestuumlnde Abhilfe bestuumlnde in der Uumlbertragung der Information auf ein zusaumltzliches Schild mit ausreichendem Hintergrundkontrast

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43 Unuumlberlegte Verzierungen und FarbigkeitenBilder oder Farbverlaumlufe als Hintergrund sind grundsaumltzlich zu vermeiden da sie den Leuchtdichtekontrast von Schriften zumindest punktuell schmaumllern Abbildung 10 zeigt ein an sich kontrastreich gestaltetes Gebaumludeschild Durch die teilweise Hinterlegung des Textes mit einem Schmucksiegel wird der Kontrast einzelner Worte zum Schildhintergrund unterbrochen und deutlich verringert Abhilfe koumlnnte die Verkleinerung des Siegels schaffen sodass Schriften damit nicht mehr hinterlegt sind Die Schildgroumlszlige bietet Platz um das Siegel separat zu setzen

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Abbildung 8 Beispiel Exponat- einhausung aus Glasflaumlchen mit Edelstahlrahmen

Abbildung 9 Negativbeispiel ndash uumlberlagernde Schriften auf Glas mit hellem Hintergrund

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Informationsbroschuumlren und Plakate werden meist aufwaumlndig gestaltet Viele verschiedene Farben kommen zum Einsatz um auf differenzierte Inhalte hinzuweisen Dabei tritt die Differenzierung durch Leuchtdichtekontraste haumlufig in den Hintergrund So kann es sein dass Informationen die gar keine hohe Relevanz haben durch starke Helligkeitskontraste zum Hintergrund visuell hervorgehoben werden und Wichtiges trotz vermeintlich auffaumllliger Farbgestaltung wegen zu geringer Leuchtdichtekontraste unbeachtet bleibt

44 Blendung und Schatten ndash boumlse GeisterKapitel 315 erlaumlutert dass zur sehbehindertengerechten Gestaltung keine Pauschalvorgaben zu Beleuchtungsstaumlrken moumlglich sind Vielmehr ist eine in der jeweiligen Situation vor Ort angemessene Beleuchtung notwendig Selbst wenn Kontraste messtechnisch nachweisbar sind kann es sein dass diese durch zu geringe oder zu starke Beleuchtung fuumlr das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind Zu geringe Beleuchtung liegt beispielsweise bei Schattenbildung vor zu starke Beleuchtung kann zu Blendung durch Reflexionen des Lichts fuumlhren Letzteres kann auch durch direkte Sonneneinstrahlung geschehen Abbildungen 11 und 12 zeigen ein von der Decke herabhaumlngendes Schild das an einer der Sonne abgewandten Gebaumludeseite befestigt ist und auf einen Haupteingang

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Abbildung 10 Negativbeispiel ndash Schrift auf Hintergrund mit Hinter-legung

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hinweist Der Kontrast zwischen Buchstaben und Schildhintergrund ist ausreichend sodass einzelne Buchstaben gut erkennbar sind Ein identisches Schild ist an einer der Sonne zugewandten Gebaumlude-seite angebracht Die Buchstaben werden von der direkten Sonnen-einstrahlung teilweise uumlberblendet und sind daher nicht mehr lesbar

Abhilfe koumlnnte die Versetzung des Schildes nach hinten schaffen Eine gleichmaumlszligige Abschattung des gesamten Schildes wuumlrde so durch die Decke hergestellt und Kontraste blieben wahrnehmbar Alternativ muumlsste die Oberflaumlche des Informationstraumlgers weniger glatt sein sodass eine Blendung wegen geringerer Spiegelung des Lichts an der Materialoberflaumlche vermindert ist Auch Abschattflaumlchen aus lichtundurchlaumlssigem Material die direkt an der Schildoberkante befestigt wuumlrden koumlnnten auf dem Schild fuumlr einheitliche Lichtverhaumlltnisse zu sorgen

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Auf Informationstraumlgern die Abdeckungen oder Sichtscheiben aufweisen wie Aushanginformationskaumlsten mit Glas- oder Plexiglasscheiben koumlnnen ebenfalls unerwuumlnschte Reflexionen entstehen Diese sind durch entspiegelte Materialien zu umgehen Der Kontrast an Sichtscheiben von Automaten sollte einstellbar sein

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Abbildung 13 zeigt den Ausschnitt eines Lageplans von Bus- und Hauptbahnhof Durch eine nicht entspiegelte Abdeckung des Aushangplans entstehen bei normalem Tageslicht starke Spiegelungen

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Abbildung 11 Beispiel ndash Schild im Schatten

Abbildung 12 Negativbeispiel ndash Schild mit Sonneneinstrahlung

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die Gleisbezeichnungen der Bahn unlesbar machen Abbildung 14 zeigt das gleiche Problem einer Oumlffnungszeiteninformation einer Bibliothek Durch die Anbringung der an sich kontrastreich gestalteten Textinformation an der Innenseite einer Glaswand spiegeln sich voruumlbergehende Menschen und die oumlrtliche Umgebung aus dem Ruumlcken des Betrachters Die Schriften wirken verwaschen da Kontraste durch wechselnde Umgebungsverhaumlltnisse mal schwaumlcher und mal staumlrker sind

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Abbildungen 15 und 16 zeigen Ausschnitte eines Lageplans der im Auszligenbereich einer Grundschule aufgestellt ist und ohne Ab- deckungen auskommt Trotz Sonneneinstrahlung werden Kontraste nicht beeintraumlchtigt da die Oberflaumlche mattiert ist Leider ist in der Legende zum Plan der Schrifthintergrund teils nicht ausreichend kontrastreich gestaltet Einzelne Gebaumludebereiche sind auf dem Plan durch eingrenzende stark kontrastierende Zeichnung gut unterscheidbar aber die zugehoumlrige Benennung der Gebaumlude ist wegen geringer Kontraste nur fuumlr manche Gebaumlude leserlich

Grundsaumltzlich sind Aushanginformationen mit Orientierungs- oder Entscheidungsfunktion selbst hinreichend zu beleuchten um Kont-

Abbildung 13 Negativbeispiel ndash Blendung auf Glasabdeckung durch Sonnenlicht

Abbildung 14 Negativbeispiel ndash Umgebungsreflexion bei Information hinter Glas

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raste wahrnehmen zu koumlnnen um bei Annaumlherung an die Information keine Schattenbildung zu verursachen Eine gerichtete Beleuchtung ist nach DIN 32975 entweder von unten von oben oder von hinten vorzusehen

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Auch offensichtlich fuumlr sehbehinderte Menschen gestaltete Objekte koumlnnen problematisch sein Abbildung 17 zeigt ein Toilettenschild das neben Buchstaben auch Brailleschrift beinhaltet Die Buchstaben sind erhaben auf einer farblosen Plexiglasscheibe aufgebracht die wiederum auf Abstand zur Wand montiert ist Die Buchstaben werfen daher einen Schatten an die Wand und schmaumllern so den ansonsten tadellosen Kontrast der dunklen Buchstaben zur hellen Wand unnoumltig

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Abbildung 15 Positivbeispiel ndash Lageplan ohne Abdeckung

Abbildung 16 Negativbeispiel ndash ungenuumlgender Kontrast der Legende zum Lageplan

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45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern

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Wenn Papier als Traumlgermaterial fuumlr Informationen verwendet wird zum Beispiel bei Faltplaumlnen ist zusaumltzliche die Papierstaumlrke wichtig um Kontraste zu erhalten Bei beidseitig bedrucktem Papier duumlrfen Informationen der Ruumlckseite auf der Vorderseite nicht durchscheinen Sie verringern als angrenzende Flaumlche zu den Schriften den Leuchtdichtekontrast unnoumltig Eine Mindestpapierstaumlrke von 100 Gramm pro Quadratmeter ist daher einzuhalten

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Da gerade Aushanginformationen haumlufigen Aumlnderungen unterliegen werden die Informationen meist als kostenguumlnstige Variante ebenfalls auf Papier gedruckt Glanzoberflaumlchen auf Papier haben unerwuumlnschte Blendwirkungen insbesondere bei Tageslicht was die Kontraste von Schriften zu ihrem Hintergrund deutlich beeintraumlchtigt

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Infopost oder haumlufig wiederkehrende Mitteilungen werden aus Kostengruumlnden oder aus Gruumlnden des Umweltschutzes oft auf Papier mit hohen Grau-Anteilen und starken Rauigkeiten der Papieroberflaumlchen gedruckt Diese haben im Vergleich zu reinweiszligem also sehr hellem Papier eine kontrastmindernde Wirkung auf die Leserlichkeit von Schriften und sollten vermieden werden Der Effekt des Papiers

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Abbildung 17 Negativbeispiel ndash Schattenbildung durch Reliefbuchstaben auf Plexiglas

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auf den Kontrast zur Schrift ist der gleiche wie der negative Effekt von farbig hinterlegten Texten

46 Schriften aus Licht ndash VorsichtInformationen durch hinterleuchtete oder selbstleuchtende Anzeigen stellen in Bezug auf Leuchtdichtekontraste Sonderfaumllle dar Anders als bei lichtundurchlaumlssigen Schildern kann es zu Kontrastminderungen in der Anwendung kommen Der Kontrast muss bei diesen Anzeigen die uumlblichen Vorgaben von 07 beziehungsweise 08 bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen ndash in der unguumlnstigeren Bedingung ndash erreichen

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Zum Beispiel ergibt ein heller Leuchtkasten der mit einem lichtundurchlaumlssigen Piktogramm beklebt ist unterschiedliche Leuchtdichten abhaumlngig davon ob er ein- oder ausgeschaltet ist Das lichtundurchlaumlssige Piktogramm veraumlndert seine Leuchtdichte dadurch nicht Der Kontrast errechnet sich aus den angrenzenden Flaumlchen von Piktogramm und Hintergrund Also resultieren durch Ein- und Ausschalten der Beleuchtung unterschiedliche Kontraste Aumlhnlich verhaumllt es sich bei lichtdurchlaumlssigen Zeichen auf Leuchtkaumlsten Dann ist es von der Transparenz der Zeichen und des Hintergrundes abhaumlngig ob sich die Beleuchtungsstaumlrke aus dem Innenraum gleichmaumlszligig auswirkt was direkten Einfluss auf die Leuchtdichten einzelner Flaumlchen hat Bei von innen beleuchteten Anzeigen muss daher immer der geringere Kontrast ausreichend hoch sein

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Kapitel 315 erlaumlutert dass Beleuchtungsstaumlrken der Umgebung keine Auswirkungen auf vorhandene Kontraste haben Auch diesbezuumlglich stellen selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen einen Sonderfall dar Tageslicht oder kuumlnstliche Beleuchtung uumlberlagern die Leuchtdichten und koumlnnen einen kontrastmindernden Einfluss haben Nach DIN 32975 muss die Beleuchtungssituation bei der Beurteilung von selbstleuchtenden oder hinterleuchteten

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Anzeigen mit beruumlcksichtigt werden Ohne Tageslichteinfluss in Innenraumlumen muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 200 Lux mit Tageslichteinfluss und im Freien muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 2000 Lux bestehen Uumlbrigens auch dann wenn Schutzscheiben vor den Anzeigen die zusaumltzliche Reflexionen verursachen koumlnnen verwendet werden

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Bei Wechselanzeigen wie Fahrgastinformationen werden zunehmend elektronische Anzeigen verwendet Eine Vergleichsstudie zur Lesbarkeit dynamischer Informationsanzeigen (Lang et al 2004) ergab unter anderem dass LCD-Anzeigen generell als kontrastreicher als LED-Anzeigen wahrgenommen werden insbesondere bei seitlicher Betrachtung was den haumlufigsten Anwendungsfall darstellen duumlrfte Dieses Ergebnis stellte sich als unabhaumlngig von Alter und Sehleistung der Versuchspersonen dar Auf LED-Anzeigen sollte daher verzichtet werden Foumlrderlich fuumlr Kontraste sind zudem hohe Pixelzahlen

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Laufschriften in elektronischen Anzeigen sind generell auch bei hinreichenden Kontrasten zu vermeiden Das Auge hat in der Regel zu wenig Zeit um sich auf die schnellen Kontrastwechsel an einzelnen Punkten einzustellen um zunaumlchst einzelne Buchstaben und anschlieszligend ganze Worte wahrzunehmen um sie danach noch lesen und verstehen zu koumlnnen

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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Weitere wichtige Aussagen in der Broschuumlre befassen sich mit den uumlblichen Abwehrstrategien die angewendet werden um die berechtigten Anforderungen an Barrierefreiheit zu verhindern Es werden Argumentationshilfen angeboten die es erleichtern diese an sich unzulaumlssige Diskussion erfolgreich fuumlhren zu koumlnnen

Wir hoffen dass diese Broschuumlre im Selbsthilfebereich groszlige Verbreitung finden wird und als Hilfestellung genutzt wird

Wolfgang TiggesBAG SELBSTHILFE e V Stellvertretender Bundesgeschaumlftsfuumlhrer

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Gruszligwort

Mitglieder der Selbsthilfe treffen oft auf Widerstand im Umgang mit Kommunen Bauherrn Planern und Architekten wenn sie bei der Gestaltung ndash etwa von Ausschilderungen Treppen und Stufen ndash staumlrkere Kontraste einfordern um die Orientierung zu erleichtern

Diese Broschuumlre informiert uumlber die Notwendigkeit solche Punkte bei der Gestaltung von oumlffentlichen Raumlumen zu beruumlcksichtigen Sie soll ganz im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention dazu beitragen dass sich nicht nur Sehbehinderte sondern auch aumlltere Menschen durch staumlrkere Kontraste in ihrer Umgebung leichter und komfortabler orientieren koumlnnen was die Sturz- oder Verletzungsgefahr reduziert

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Die Kontrast-Broschuumlre gefoumlrdert vom Bundesministerium fuumlr Gesundheit soll durch sachliche Argumente das Gespraumlch mit Ent-scheidungstraumlgern uumlber die Gestaltung des oumlffentlichen Raumes unterstuumltzen

Elke Lehning-FrickePRO RETINA Deutschland e V Leiterin Arbeitskreis Mobilitaumlt

Ute PalmPRO RETINA Deutschland eV Stellvertretende Vorsitzende

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1 Zur Entstehung der Broschuumlre

Sind Sie aktives Mitglied einer Selbsthilfegruppe Werden Sie zur sehbehindertengerechten Gestaltung im oumlffentlichen Raum um Rat gefragt Dann sind Ihnen sicher manche Probleme bekannt

Vielleicht houmlren Sie haumlufig von Menschen mit Sehbehinderungen Folgendes

bdquo Ich konnte den Fahrscheinautomaten nicht bedienen

Graue Tasten auf grauem Hintergrundldquo

bdquo Im Waschraum musste ich fast die komplette Wand abtasten

ehe ich den Handtuchspender endlich entdeckteldquo

bdquoDie Absperrkette war wie unsichtbarldquo

bdquoIch habe die Treppe erst beim Fallen wahrgenommenldquo

Andererseits houmlren Sie vielleicht haumlufig von Entscheidungstraumlgern folgende Aussagen

bdquo Man darf doch nicht alles mit rot-weiszligen Streifen

verschandelnldquo

bdquo Sehbehindertengerechte Gestaltung hat keine

guumlltigen Normenldquo

bdquoGeforderte Kontraste sind in der Realitaumlt nicht zu erreichenldquo

bdquo Sehbehindertengerechte Gestaltung ist leider einfach

zu teuerldquo

Die Ursache fuumlr eine undeutliche Wahrnehmung im oumlffentlichen Raum sind neben zu kleinen Schriften und fehlenden Markierungen meist mangelhafte Kontraste Farbkontraste koumlnnen die Wahrnehmung zwar unterstuumltzen relevanter sind jedoch Leuchtdichtekontraste Daruumlber herrscht bei Bauherren Architekten und

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Entscheidungstraumlgern haumlufig Unwissenheit Als wichtiger Partner zur Verbesserung der Sicherheit der Orientierung und des Komforts im oumlffentlichen Raum sind die Selbsthilfegruppen gefragt die meist jedoch nicht fachlich zum Thema ausgebildet werden koumlnnen Daher foumlrderte das Bundesministerium fuumlr Gesundheit die Entwicklung dieser Broschuumlre die Abhilfe schaffen soll

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bdquoBarrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtldquo richtet sich an Selbsthilfeverbaumlnde im Allgemeinen Der konkrete Informationsbedarf der Selbsthilfe wurde Ende 2011 durch eine Befragung erhoben deren Ergebnisse Kapitel 2 beschreibt Fast die Haumllfte der Befragten beurteilt ihr derzeitiges Wissen uumlber Kontraste als duumlrftig oder als nicht vorhanden Die Broschuumlre vermittelt daher Basis-wissen in den dringendsten Anwendungsbereichen Dazu zaumlhlt zum Beispiel die Kontrastoptimierung bei Schildern an Hindernissen an Bedienelementen an Treppen und Gelaumlndern oder bei Bodenindikatoren Ergaumlnzt wird dieses Basiswissen durch Argumentationshilfen fuumlr typische Widerstaumlnde in Beratungen wie rechtliche Grundlagen Nutzergruppen aumlsthetische Aspekte die nachtraumlgliche Einbringung von Kontrasten und Kostenfragen

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Es ist eine auf dringendste Beduumlrfnisse der Selbsthilfe gekuumlrzte Handreichung zu visuellen Kontrasten entstanden die in einfacher Form als fachliche Unterstuumltzung im Erstkontakt mit Entscheidungstraumlgern zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes dienen soll

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2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste

Die Eigenschaften der Zielgruppe dieser Broschuumlre und ihre konkreten Beduumlrfnisse wurden in einer schriftlichen Befragung bei Bundesverbaumlnden und Landesarbeitsgemeinschaften der BAG Selbsthilfe e V und in diversen Foren und Kontaktlisten der PRO RETINA Deutschland e V ermittelt

21 Die Zielgruppe der BroschuumlreTeil A der Befragung suchte Antworten darauf inwiefern die Selbsthilfe bereits zum Thema Kontraste beratend taumltig ist wer die An-sprechpartner sind wie hoch die Nachfrage ist auf welche Widerstaumlnde man stoumlszligt und wie der eigene Wissensstand eingeschaumltzt wird Derzeit sind 64 der Befragten bereits beratend taumltig 20 moumlchten es kuumlnftig sein Fuumlr Beratungen ist die Selbsthilfe in Kontakt mit Gemeinden Landkreisen kreisfreien Staumldten (58 ) Bauherren (29 ) Architekten (41 ) Stadtplanern (51 ) und Herstellern von Baumaterial (19 ) Daruumlber hinaus wurden auch Wohnungsgesellschaften Stadtwerke Universitaumlten Verkehrsbetriebe politische Gremien und Behindertenbeiraumlte auf landes- und kommunaler Ebene sowie Parteien Parlamente und Senate genannt Die uumlberwiegende Zahl der Beratungen (61) erfolgt auf Initiative der Selbsthilfe die sich vorwiegend an Stellen mit Entscheidungsbefugnissen richtet Auf die Frage nach Widerstaumlnden in Beratungen wurde verschiedenen vorgegebenen Aussagen zugestimmt

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36 bdquoMan kann doch nicht alles uumlbertrieben farbig gestaltenldquo

36 bdquoDie Bauausfuumlhrung ist schon beendet da kann man

nichts mehr aumlndernldquo 14 bdquoWir bauen fuumlr die Allgemeinheit

Auf Minderheiten nimmt man keine Ruumlcksichtldquo und 42 bdquoEine

barrierefreie Gestaltung wuumlrde den finanziellen Rahmen spren-

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genldquo Als weiteres Gegenargument wurde gehaumluft der Denkmalschutz angefuumlhrt direkt gefolgt von aumlsthetischen Bedenken

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(bdquoKontraste stoumlren das Gesamtbildldquo bdquoPasst nicht zum Stil des

Hausesldquo bdquoEingriff in kuumlnstlerische Gestaltung und Freiheit der

Architektenldquo) Auch wird angefuumlhrt Kontraste waumlren mit Materialien die guumlnstig und leicht zu reinigen seien nicht herstellbar und Nachbesserungen wuumlrden ohnehin technisch als nicht machbar

angesehen Argumentiert wird zuweilen mit Aussagen wie bdquoDie

Normen zur barrierefreien Gestaltung sind nicht bindend muumls

sen daher nicht beachtet werdenldquo bdquoBaumaszlignahmen eines

privaten Investors sind nicht oumlffentlicher Bereichldquo bdquoEs handelt

sich um keinen Neubau sondern lediglich um Bauaumlnderungen

die keine Beruumlcksichtigungen notwendig machenldquo bdquoDas Sa

nierungskonzept sieht einfach keine barrierefreie Gestaltung

vorldquo etc Mehrfach wurde deutlich dass sich Entscheidungstraumlger

auf vermeintliche Experten verlassen bdquoUnsere Architekten wissen

schon selbst was Barrierefreiheit istldquo bdquoWir haben Barrierefrei

heit beruumlcksichtigt ein Rollstuhlfahrerverband wurde befragtldquo

oder bdquoWir haben doch Kontraste eingesetztldquo

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Die Widerstaumlnde die der Selbsthilfe entgegenschlagen sind also vielfaumlltig Ein Teilnehmer gab an dass es sich eher um Unwissen als um Widerstand handele da sich Menschen ohne Beeintraumlchtigungen oft nicht vorstellen koumlnnen wie wichtig zum Beispiel Kontraste sind Simulationsbrillen im Rucksack wuumlrden dann viele Debatten ersparen Reduziert kann man auf das Unwissen einiger entscheidungsbefugter Stellen schlieszligen die sehbehindertengerechte Gestaltung primaumlr als zu teuer zu aufwaumlndig und nachtraumlglich als nicht machbar einstufen Die Anfuumlhrung des Denkmalschutzes und Berufungen auf mangelnden Erfuumlllungszwang von Normen ist als Hinweis anzusehen dass das Potential sehbehindertengerechter

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Gestaltung als Beitrag zu Gefahrenabsicherung Orientierung und Komfort im oumlffentlichen Raum fuumlr alle Menschen als nachrangig angesehen und verkannt wird Auf die Frage bdquoWie haumlufig werden sie nach Informationen uumlber Kontraste zur sehbehindertengerechten Gestaltung gefragtldquo gaben 15 an bdquosehr oftldquo 42 bdquomanchmalldquo und 22 bdquonieldquo Dies spiegelt die Unwissenheit der Stellen mit Entscheidungsgewalt Der eigene Wissensstand der Selbsthilfe zu Leuchtdichtekontrasten wurde zu 5 als bdquotiefgreifendldquo zu 29 als bdquoausreichendldquo zu 37 als bdquoduumlrftigldquo und zu 10 als bdquonicht vorhandenldquo angegeben 19 der Befragten machten hier keine Angaben Damit ergibt sich dass bloszlig ein Drittel der Befragten in Beratungsgespraumlchen einen Wissensstand vorweisen kann der anstehende Entscheidungen guumlnstig beeinflusst und Widerstaumlnden fachlich entgegentritt Dass knapp zwei Drittel der Befragten bereits beratend taumltig sind und weitere 20 es kuumlnftig sein wollen macht die Notwendigkeit der vorliegenden Broschuumlre deutlich 49 der Befragten gaben an haumlufig 19 manchmal und nur 7 nie auf die Wichtigkeit von Kontrasten zur Orientierung und Gefahrensicherung hinzuweisen 41 tun dies auf Nachfrage 61 auch ungefragt Das bedeutet dass grundsaumltzlich bekannt ist wie nuumltzlich Kontraste sind Zusammengenommen mit den Ergebnissen zum Wissenstand wird das Potential der Selbsthilfe zur Verbesserung des oumlffentlichen Raumes durch Argumentationskraft deutlich

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22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der ZielgruppeTeil B der Befragung erfragte den thematischen Informationsbedarf der Selbsthilfe In jeder Kategorie konnte unter bdquoSonstigeldquo freier Text hinzugefuumlgt werden Einige Angaben lieszligen sich im Nachhinein abgefragten Punkten zuordnen Andere werden separat genannt

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Ergebnisse zum Informationsbedarf der Kategorie bdquoSchriften Zeichen und Piktogrammeldquo

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- Schriftverkehr (54 ) - Poster (27 ) - Plakate (25 ) - Raumschilder (68 ) - Wegweiser (73 ) - Gebaumludekennzeichnungen (69 ) - Informationen im Straszligenraum (71 ) - selbstleuchtende Anzeigetafeln und Schilder (53 ) - Sonstige haumlufig Fahrgastinformationen im OumlPNV

Ergebnisse zur Kategorie bdquoMarkierungenldquo - Gefahrenbereiche wie Baustellen - Bereiche mit Sturzgefahr etc (68 ) - Serviceautomaten und Bedienelemente wie Aufzug Bankautomat

Notruf etc (71 ) - Treppen und Gelaumlnder Fahrtreppen und Rampen (73 ) - Poller Fahnenmaste Ampeln Schild- und Lichtmasten (64 ) - Saumlulen und Pfeiler (53 ) - Waumlnde Tuumlren und Drehtuumlren aus Glas (68 ) - Sonstige Sanitaumlrobjekte Absperrketten und Mobiliar im oumlffentli

chem Raum (wie Fahrradstaumlnder Muumllleimer Werbetraumlger)-

Ergebnisse zur Kategorie bdquoBodenindikatorenldquo - Auffangstreifen (51 ) - Leitstreifen (69 ) - Begleitstreifen (47 ) - Aufmerksamkeitsfelder (63 )

Abschlieszligend war Raum um zusaumltzliche Kategorien zum Thema Kontrast zu nennen die mit Informationen in der Broschuumlre die Arbeit in der Selbsthilfe erleichtern koumlnnten Die umfangreich eingegangenen Anmerkungen gingen zum Teil uumlber das Generalthema Kontraste im oumlffentlichen Raum deutlich hinaus Schriftarten Schriftgroumlszligen Beleuchtungsstaumlrken Informationsflut in Schaukaumlsten Erlaumluterungen zu Hilfsmitteln Beispiele fuumlr Privatwohnungen

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Auch wurde tiefgreifendes rechtliches Wissen gewuumlnscht rechtliche Moumlglichkeiten und Verpflichtungen der Gemeinden nach Landesbauordnungen freie Veroumlffentlichung der DIN-Vorschriften Entscheidungen der Denkmalpflege Musterbauordnung einheitliche Kennzeichnungen in der EU Auch der Wunsch nach Informationen zur Webseitengestaltung und zu Computereinstellungen in diversen Betriebssystemen und mit verschiedenen Spezialprogrammen war haumlufig Hinweise die die Argumentationsweise der Broschuumlre und Oumlrtlichkeiten betreffen gingen auch ein Vereinbarkeit von Aumlsthetik und Kontrasten unterschiedliche Beeintraumlchtigungen der Sehfaumlhigkeit Erhoumlhung der Selbstaumlndigkeit Wahrnehmung und Orientierung durch Kontraste Probleme durch Beleuchtung Witterung und Verschmutzung Kontraste in Museen Kirchen und in oumlffentlichen Toiletten etc

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23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die BroschuumlreDie vorliegende Broschuumlre erhebt keinen Anspruch darauf Fachliteratur zu allen Anwendungsmoumlglichkeiten zu ersetzen Der Umfang der Broschuumlre war von Beginn an begrenzt Sie beinhaltet daher nur Themen die aufgrund der Befragung dringend erschienen und fuumlhrt wichtige Punkte exemplarisch aus Anwendungsmoumlglichkeiten in Zusammenhang mit Computern uumlber das Generalthema Kontraste hinausgehende sowie rechtliche Themen koumlnnen keine Beachtung finden Jedes einzelne dieser nicht bearbeiteten Themen rechtfertigt eine eigene umfaumlngliche Broschuumlre und ist als dringende Aufforderung fuumlr kuumlnftige Projekte anzusehen Anmerkungen zur Argumentation und Wuumlnsche zu Orten der Kontrastoptimierung wurden weitestgehend beruumlcksichtigt

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3 Welche Kontraste

31 Kontraste nach DIN 32975Die Orientierung im oumlffentlichen Raum durch Kontraste dient der Vermeidung von Gefahren durch eine komfortable Wahrnehmung Daher profitieren nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen von ausreichenden Kontrasten sondern alle Die DIN 32975 - Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur barrierefreien Nutzung (2010) erlaumlutert auf Seite 3

bdquoInformationen aus unserer Umwelt werden uumlberwiegend uumlber

das Auge aufgenommen daher wird ein Groszligteil relevanter

Informationen optisch angeboten Das Sehen bzw die visuel

le Wahrnehmung ist ein komplexer Vorgang und umfasst die

Farbwahrnehmung raumlumliches Sehen Daumlmmerungssehen

Anpassung an wechselnde Helligkeiten Wahrnehmung beweg

ter Sehobjekte usw Die Wahrnehmung einer Information ist

insbesondere abhaumlngig von ihrem Leuchtdichtekontrast ihrer

Beleuchtung ihrem Standort und der Groumlszlige der Informations

elementeldquo

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Kontraste koumlnnen visuell taktil und akustisch wahrgenommen werden Taktile und akustische Kontraste sind nicht Gegenstand dieser Broschuumlre und daher an anderer Stelle nachzulesen Im Folgenden geht es ausschlieszliglich um visuelle Kontraste durch Helligkeitsunterschiede sogenannte Leuchtdichtekontraste

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311 Helligkeitsunterschiede versus Farbunterschiede

Kontraste werden grundsaumltzlich durch Helligkeitsunterschiede erzeugt Nur wenn sich Objekte dadurch von ihrer Umgebung absetzen werden sie wahrgenommen Sehleistungen wie Schaumlrfe Formerkennung oder Lesen sind erst nachgeordnet moumlglich Ob die Farbe eines Objekts als unterschiedlich zu einer anderen empfun

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den wird ist bei der Kontrastwahrnehmung nicht ausschlaggebend sondern kann diese lediglich unterstuumltzen Relevanter ist vielmehr ob sich die Helligkeit einer Oberflaumlche von der Helligkeit einer an-deren Oberflaumlche unterscheidet Auskunft daruumlber kann nur der Leuchtdichtekontrast geben der in Kapitel 313 erlaumlutert wird

Zu Farben sei lediglich hervorgehoben dass Rottoumlne haumlufig und ungeahnt zu Verwirrungen fuumlhren koumlnnen Da Rot generell einen starken Wiedererkennungswert als Signalfarbe hat wird diese Farbe haumlufig eingesetzt um bestimmte Schriften oder Markierungen hervorzuheben Werden helle Rottoumlne in Schriften oder Zeichen als Kontrast auf weiszligem Hintergrund verwendet wird oft vergessen dass trotz der Signalwirkung der Farbe der Leuchtdichtekontrast unter Umstaumlnden sehr gering sein kann und dadurch schlecht wahrnehmbar ist Der in Abbildung 1 dargestellte Boden-Warnhinweis auf kreuzende Straszligenbahnen weist zum Beispiel keinen ausreichenden Kontrast auf und wird daher schlecht wahrgenommen Und dies nicht etwa trotz der Verwendung der Signalfarbenkombination Rot-Weiszlig sondern gerade wegen des unuumlberlegten Umgangs mit dieser Farbkombination zur Markierung von Gefahrenbereichen

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Das gleiche Problem besteht bei der Verwendung dunkler RotToumlne in Verbindung mit dunklen Oberflaumlchen Zum Beispiel werden

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Abbildung 1 Negativbeispiel zur Farbkombination Rot-Weiszlig

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Radwege haumlufig im Kontrast zu Gehwegen rot markiert um die Bereiche visuell voneinander abzugrenzen Dies hilft der visuellen Absicherung von Bewegungsflaumlchen zu wenig Wenn beide Farben aumlhnlich dunkel wahrgenommen werden nuumltzt die der Farbe Rot zugesprochene Signalwirkung nicht zur Unterscheidung beider Verkehrsflaumlchen Daher sind Kollisionen zwischen Radfahrern und sehbehinderten Fuszliggaumlngern weiterhin haumlufig Eine Signalfarbe unterstuumltzt Kontrastwirkungen nur bei dem Menschen der Farben fuumlr gewoumlhnlich gut differenzieren kann dem bestimmte Farben und Farbkombinationen als Signalfarben bekannt sind und auch nur dann wenn die Lichtbedingungen die Unterscheidung von Farben zulassen

312 Die Leuchtdichte und andere Lichtmaszlige

Die physikalische Groumlszlige die die Helligkeit eines Objekts beschreibt die der Mensch wahrnimmt ist die Leuchtdichte (Maszligeinheit cdmsup2 Candela pro Quadratmeter) Neben der Lichtstaumlrke der Leuchtquelle der Beleuchtungsstaumlrke auf dem Objekt und dem Einstrahlwinkel des Lichts im Verhaumlltnis zum Betrachter haumlngt die Houmlhe der Leuchtdichte entscheidend vom Reflexionsgrad der angestrahlten Flaumlche ab Abbildung 1 verdeutlicht die Zusammenhaumlnge der einzelnen Fachbegriffe Das Licht trifft mit einer gewissen Lichtstaumlrke (Maszligeinheit Candela cd) auf ein Objekt Auf dessen Oberflaumlche wird dadurch eine bestimmte Beleuchtungsstaumlrke (Maszligeinheit Lux lx) erzielt Die Oberflaumlche des Objekts hat durch eine eher raue oder eher glatte Beschaffenheit und durch die Materialzusammensetzung an dessen Oberflaumlche einen bestimmten Reflexionsgrad (Maszligeinheit griechisch rho ρ) Erst die aus all dem resultierende Leuchtdichte des Objekts die beim Betrachter ankommt gibt Auskunft daruumlber wie hell oder dunkel das Objekt wahrgenommen wird

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Gluumlcklicherweise folgt die visuelle Wahrnehmung der lichttechnischen Leuchtdichte nicht linear Auge und visuelle Informationsverarbeitung des Menschen versuchen Leuchtdichteextreme auszugleichen nehmen Farben zu Hilfe und fuumlllen Informationsluumlcken aus dem Sinn dessen auf was Menschen gerade erwarten wahrzu-nehmen

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313 Der Leuchtdichtekontrast

Der Leuchtdichtekontrast k bezeichnet den Unterschied der Helligkeit zweier Flaumlchen zueinander Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts zweier angrenzender Flaumlchen oder von einem Objekt zu seinem Hintergrund werden Leuchtdichten der einzelnen Materialien gemessen Aus den Ergebnissen wird der Leuchtdichtekontrast gemaumlszlig DIN 32975 nach folgender Definition ermittelt (Michelson-Formel)

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k= (L1 ndash L2) (L1 + L2)

L1 steht fuumlr die Leuchtdichte der ersten Flaumlche L2 steht fuumlr die Leuchtdichte der zweiten Flaumlche Ergebnisse zum Leuchtdichtekontrast k erreichen nach dieser Formel Werte zwischen 0 und 1 Der besseren Lesbarkeit wegen wird im Folgenden der Leuchtdichtekontrast k nur noch bdquoKontrastldquo genannt

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Abbildung 2 Grafische Darstellung zur Entstehung der Leuchtdichte

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314 Auswirkungen unguumlnstiger Lichtverhaumlltnisse

Bei insgesamt unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen wie etwa durch Nebel in der Daumlmmerung oder bei unzureichender Beleuchtung kommt dem Leuchtdichtekontrast eine weitere wesentliche Bedeutung zu da die Leistungsfaumlhigkeit des Auges dann abnimmt Die Makula als Ort des schaumlrfsten Sehens im Zentrum der Netzhaut kann unter diesen Bedingungen ausfallen Was dem Sehen weiterhin zur Verfuumlgung steht ist die Peripherie der Netzhaut Das Farbsehen und die Sehleistung nehmen jedoch zur Peripherie der Netzhaut immer mehr ab Das Farbsignal faumlllt in aumluszligeren Bereichen der Netzhaut voumlllig aus und wird allein durch das Helligkeitssignal ersetzt Ein hoher Leuchtdichtekontrast traumlgt also besonders bei unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen erheblich dazu bei wichtige Objekte wahrnehmen zu koumlnnen

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315 Auswirkungen von Beleuchtungsstaumlrken

Planer und Praktiker fragen haumlufig nach Beleuchtungsstaumlrken mit denen ausreichende Leuchtdichtekontraste erzielt werden koumlnnen bdquoWie viel Luxldquo wird immer gefragt Allerdings geht es nicht um Lux das von Leuchtmitteln erzeugt wird sondern um die Leuchtdichte die vom Objekt erzeugt wird Mit Aumlnderung der Beleuchtungsstaumlrke ndash sofern die Oberflaumlchenbeschaffenheit des Materials und der Einstrahlwinkel des Lichts gleich bleiben ndash aumlndern sich die Leuchtdichten beider Flaumlchen jedoch im gleichen Verhaumlltnis zueinander sodass der Leuchtdichtekontrast immer uumlber alle Beleuchtungs-staumlrken hinweg konstant bleibt Grundsaumltzlich ist daher auf die Frage nach geeigneten Beleuchtungsstaumlrken fuumlr einen ausreichenden Leuchtdichtekontrast keine Antwort moumlglich Die Messung der Leuchtdichte einer einzelnen Flaumlche kommt zwar bei verschiedenen Beleuchtungsstaumlrken zu unterschiedlichen Ergebnissen Zur Ermittlung des Kontrasts muumlssen jedoch immer zwei angrenzende Flaumlchen in Bezug auf ihren Helligkeitsunterschied zu einander ndash unter der gleichen Beleuchtungsstaumlrke ndash betrachtet werden Daher ist

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die Anfrage der Planer und Praktiker nach sehbehindertengerechten Beleuchtungsstaumlrken wenn es um Leuchtdichtekontraste geht nicht zielfuumlhrend Da der Leuchtdichtekontrast einer Materialkombination durch unterschiedliche Beleuchtungsstaumlrken nicht veraumlndert werden kann Allerdings gibt es einen komfortablen Bereich der Leuchtdichte einer Umgebung der je nach Zweck zwischen 100 und 500 cdmsup2 liegt

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Einen Sonderfall in Bezug auf die Relevanz der Beleuchtungsstaumlrke bilden selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen Naumlheres dazu ist Kapitel 46 zu entnehmen

32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten

321 Die kontinuierliche Informationskette

Eine kontinuierliche Kette von Informationen ist die Grundvoraussetzung fuumlr sichere Mobilitaumlt und fuumlr die korrekte Orientierung im oumlffentlichen Raum Zur Kontinuitaumlt einer Informationskette auf dem Weg von A nach B gehoumlren die Durchgaumlngigkeit des Designs der Bezeichnungen und der Anbringungsstellen sowie die analoge Kennzeichnung des Ruumlckwegs durch Elemente die Informationen beinhalten Auch der Planer von Kontrasten muss dies bei der Gestaltung von Markierungen Wegweisern Bodenindikatoren etc beruumlcksichtigen Das System muss auch tolerant gegenuumlber Fehlern des Nutzers sein Einmal falsch eingeschlagene Wege oder Vorlieben fuumlr bestimmte Wege duumlrfen individuell nicht dazu fuumlhren dass der Nutzer ploumltzlich orientierungslos und damit hilflos wird Die Durchgaumlngigkeit von Kontrasten ist daher dringend angeraten

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322 Uumlbergangsbereiche im Fokus

Die Guumlte von Informationen durch Kontraste offenbart sich insbesondere in Uumlbergangsbereichen Als Uumlbergangsbereiche werden Orte bezeichnet in denen Niveauunterschiede bewaumlltigt werden

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muumlssen wie zum Beispiel bei Rampen Treppen und Aufzuumlgen oder wo Raumwechsel stattfinden wie bei Ein- und Ausgaumlngen von Gebaumluden bei Uumlbergaumlngen von Hallen in Flure bei Zimmerwechseln etc Denn an all diesen Orten veraumlndern sich Struktur und Regeln der bisherigen Fortbewegung des Nutzers Dadurch sind Uumlbergangsbereiche fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen potentielle Gefahrenbereiche wenn sie nicht durch ausreichende Kontraste gekennzeichnet sind

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Ein bdquoZuvielldquo an Information durch zu viele unterschiedliche Kontraste fuumlhrt jedoch leicht zu Unuumlbersichtlichkeit und Uumlberfrachtung Um beidem gerecht zu werden sollte der Fokus der Kontrastplanung vor allem auf der Durchgaumlngigkeit von Kontrasten und insbesondere auf Uumlbergangsbereichen liegen

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323 Komfortable Kontraste und DIN-Vorgaben

Als komfortabel wird generell ein Kontrast von 04 bis 06 beurteilt Kontraste von weniger als k = 028 und mehr als k = 083 koumlnnen bei sehbehinderten Menschen die Wahrnehmungssicherheit beeintraumlchtigen Geringe Kontraste koumlnnen als verwaschen sehr hohe Kontraste koumlnnen als Blendung empfunden werden

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Die DIN 32975 gibt fuumlr unterschiedliche Anwendungsbereiche unterschiedliche Leuchtdichtekontraste zur Einhaltung vor Jeweils geforderte Kontraste sind den Kapiteln 4 und 5 die auf unterschiedliche Anwendungsbereiche eingehen zu entnehmen

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33 Die Pruumlfung von KontrastenKontrastloumlsungen fuumlr groszlige Gebaumludekomplexe Auszligenanlagen oder Verkehrswege resultieren idealerweise aus spezifischen wahrnehmungspsychologischen Beurteilungen um den Einsatz von Kontrasten zur Orientierung zur Vermeidung von Gefahren und zur Erhoumlhung des Komforts zu pruumlfen und zu planen Befragungen und Beobachtungen von moumlglichst groszligen Nutzergruppen sind dabei

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ebenso dienlich wie die experimentelle Pruumlfung typischer Informationselemente mit diesen Zielgruppen Von der Befragung einzelner sehbehinderter Menschen ist eher abzusehen da Arten von Sehbehinderungen und ihre jeweiligen Auswirkungen stark variieren Vielmehr sind wissenschaftliche Studien zum Thema zu beruumlcksichtigen Einzelne Kontraste sind mit Leuchtdichtekameras objektiv messbar Im Folgenden wird ein Messverfahren vorgestellt dessen Anwendung die Normen der DIN zur Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten auch vorsehen Andere Methoden werden vergleichend beurteilt

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331 Kontrastpruumlfungen nach DIN

Kontraste von Materialkombinationen muumlssen nach DIN 32975 messtechnisch uumlberpruumlft bzw entsprechend vorgegebener Regelungen nachgewiesen werden Zur Ermittlung des Kontrasts wird die Messung der Leuchtdichtefaktoren nach DIN 5036-3 angegeben die spezielle Messgeometrien vorgibt

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332 Standardisierte Leuchtdichtemessungen im Labor

Die Messung der Leuchtdichten soll bei diffuser Beleuchtung mit der Lichtart die in der Anwendung vorgesehen ist mindestens unter dem Messwinkel 0deg (senkrecht zur Oberflaumlche) und gegebenenfalls zusaumltzlich unter praxisrelevanten Beobachtungswinkeln erfolgen Die Beobachtungswinkel haben insbesondere Einfluss auf Leuchtdichten von Materialien deren Oberflaumlche profiliert ist oder die unterschiedliche Glanzanteile beinhalten Mit der Veraumlnderung des Beobachtungswinkels aumlndern sich die Reflexionsgrade Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts von Bodenindikatoren gilt nach DIN 32984 dass mindestens eine Flaumlche von 4 cm x 4 cm gemessen werden muss um profilierte Oberflaumlchen auch ausreichend erfassen zu koumlnnen Dabei werden auch ausreichend groszlige Flaumlchen erfasst deren Materialzusammensetzung Unregelmaumlszligigkeiten in der Helligkeit aufweist wie zum Beispiel helle und dunkle Anteile

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auf Granitsteinen oder in Materialmischungen Auch Einsprenkel- ungen von Oberflaumlchen mit Glanzanteilen oder Leucht- und Perlfarben mit Glanzeinschluumlssen koumlnnen so beruumlcksichtigt werden Um die Messungen reproduzieren zu koumlnnen und auch die vorgesehene Nutzung im Auszligen- oder Innenbereich zu beruumlcksichtigen sind die Messungen unter Normlichtart A oder D65 durchzufuumlhren Normlichtart A entspricht in etwa Gluumlhlampenbedingungen Normlichtart D65 entspricht Tageslichtbedingungen Eine Kontrastermittlung zwischen Oberflaumlchen die bei unterschiedlichen Lichtarten gemessen wurden ist nicht zulaumlssig Nach DIN kann der Leuchtdichtekontrast durch die direkte Messung von Leuchtdichten oder alternativ durch die Bestimmung von Reflexionsgraden rechnerisch ermittelt werden Soviel zur Messung von Leuchtdichten unter standardisierten Bedingungen in Lichtlaboren Doch was wenn die interes-sierende Materialkombination bereits verbaut wurde und einzelne Materialmuster nicht entnommen werden koumlnnen wie etwa bei denkmalgeschuumltzten Gebaumluden und Anlagen Kapitel 333 gibt Auskunft dazu

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333 Nutzungstypische Leuchtdichtemessungen im Bestand

Die nach DIN 5036-3 geforderten Beleuchtungsbedingungen waumlhrend der Messungen sind im Bestand weder im Auszligenbereich noch im Innenbereich des oumlffentlichen Raumes realisierbar Die Beleuch-tung ist meist nicht diffus sondern weist zumindest Anteile von gerichtetem Licht durch Beleuchtungseinrichtungen oder Lichtspiegelungen der Umgebung auf Aber auch bereits verbaute Materialien sind deswegen von einer Kontrastpruumlfung nicht ausgeschlossen Die Messgeometrie ist dann nutzungstypisch anzupassen und zwar bei einem dennoch hohen Maszlig an Sicherheit und Reproduzierbarkeit der Daten Da die Beleuchtungssituation durch Tageslicht Schwankungen unterliegt wird innerhalb von Gebaumluden nach Moumlglichkeit nach Sonnenuntergang bei nutzungstypischer Beleuchtung gemessen Sollen Messungen im Auszligenbereich durchgefuumlhrt

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werden und befindet sich die Hauptnutzungszeit des Bereichs im Tageslicht so duumlrfen Messungen ausschlieszliglich bei gutem Wetter durchgefuumlhrt werden Annehmbar konstante Beleuchtung durch Tageslicht ergibt sich bei Sonnenschein mit ansonsten wolkenlosem Himmel

334 Methoden zur Schaumltzung von Leuchtdichten

Verschiedentlich wird in der Praxis eine Methode verwendet die vage Einschaumltzungen des Leuchtdichtekontrasts anhand von schwarz-weiszligen Abbildungen von Materialkombinationen vornimmt Dazu werden Fotos von Materialproben in Grautoumlnen aus-gedruckt am Computer die Visualisierung von farbigen Bildern auf Graustufen umgestellt oder Digitalkameras auf schwarz-weiszlig umgestellt Solche Abbildungen sind jedoch stark von der Charakteristik der Geraumlte abhaumlngig und weisen Oberflaumlchen nur als unterschiedlich in ihrer Intensitaumlt von Grautoumlnen aus Zuvor deutliche Kon-tras-te koumlnnen verschwinden Wenn sich auf diesen Darstellungen auf Displays oder Papier zwei Oberflaumlchen erkennbar voneinander abheben so die Befuumlrworter dieser Methode soll davon ausgegangen werden duumlrfen dass der Leuchtdichtekontrast ausreichend sei

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Diese Methode kann fachlich gesehen als allenfalls behelfsmaumlszligig beurteilt werden um einen ersten eher allgemeinen Eindruck von Leuchtdichtekontrasten zu bekommen Tatsaumlchliche Kontrastwerte lassen sich so weder ermitteln oder dahingehend uumlberpruumlfen ob sie bestimmten Anforderungen einer barrierefreien Gestaltung genuumlgen Da es sich um keine Messmethode handelt erhaumllt man auch keine Zahlenwerte Zudem geben Monitore und Kopien urspruumlng-liche Helligkeiten von Originaloberflaumlchen meist verfaumllscht wieder und sind leicht manipulierbar In Vor-Ort-Terminen mit Planern und Praktikern kann diese Methode jedoch anschaulich zum ersten Erkenntnisgewinn beitragen dass es in der sehbehindertengerechten Gestaltung weniger um Farbkontraste sondern vielmehr um Helligkeitsunterschiede von Objekten geht

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Eine andere Methode zur Pruumlfung von Kontrasten sieht die Nutzung von Farbkarten Farbfaumlchern oder digitalen Farbwerken vor Erlaumlutert sei dies am Beispiel von RAL-Farbkarten Als RAL-Farbe werden Normfarben bezeichnet die die RAL GmbH vertreibt Jeder Farbe ist eine Nummernbezeichnung zugeordnet Die Kontrastwerte zweier Materialien werden aus Hellbezugswerten und Umrechnungstabellen erschlossen Das groumlszligte Fehlerpotential wird bei dieser Methode in der eindeutigen Zuordnung von Materialoberflaumlchen zu entsprechenden Farbmustern gesehen Insbesondere Wand- und Bodenbelaumlge lassen sich oft nicht eindeutig zuordnen da deren Oberflaumlchen Zusammensetzungen zeigen die Hell- und Dunkelanteile mischen wie etwa Granit Sandstein Rauputz oder gemusterte Flaumlchen usw Der Vorteil der Normierung der Kartennummern soll darin bestehen dass Kunden und Lieferanten nur RAL-Nummern und nicht Materialmuster austauschen In den vorangegangenen Abschnitten wird deutlich dass die Messung des definierten Materials jedoch unumgaumlnglich ist da dessen Oberflaumlchenbeschaffenheit erhebliche Aus-wirkungen auf Kontraste hat Dies sowohl in Bezug auf Oberflaumlchenstrukturen als auch in Bezug auf die Materialzusammensetzung die sich an der Oberflaumlche offenbart Die Farbkarten-Methode versucht diesem Problem damit zu begegnen dass generell eine Fehler

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- toleranz von 01 bis 015 Kontrastwerten einkalkuliert werden soll und dass glaumlnzende Farben fuumlr die barrierefreie Gestaltung wegen moumlglicher Spiegelungen nicht in Frage kommen Zur empfohlenen Fehlertoleranz ist anzumerken dass wegen der Abnutzung von Materialien geforderte Kontraste im Neuzustand der Materialien ohnehin deutlich uumlberschritten werden sollten (weitere Informationen dazu siehe Kapitel 64) Eine zusaumltzliche Anhebung geforderter Werte durch die Verwendung einer Pruumlfmethode die zusaumltzliche Fehlertoleranzen erforderlich macht duumlrfte daher problematisch sein Dies schraumlnkt die Palette einsetzbarer Materialien unnoumltig weiter ein Der Einsatz glaumlnzender Materialien ist bei Neubauten we

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gen moumlglicher Blendwirkungen und Spiegelungen auch nach DIN 32975 zu vermeiden Jedoch werden vorliegend auch alle Materialien die Glanzanteile oder unterschiedliche Einschluumlsse haben von einer Kontrastpruumlfung methodisch ausgeschlossen was unnoumltig ist (siehe dazu Kapitel 332)

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335 Fazit zur Kontrastpruumlfung durch die Selbsthilfe

Insgesamt ist die Kontrastpruumlfung durch Farbsysteme oder SchwarzWeiszlig-Abbildungen als nur eingeschraumlnkt nuumltzlich weil zu ungenau anzusehen Zumal beide Methoden keine eindeutig reproduzierbaren Messungen darstellen sondern eine Schaumltzung per Inaugenscheinnahme bleiben muumlssen Am sichersten erscheint die direkte und objektive Messung der Leuchtdichten von Kontrastflaumlchen mit festgelegten Messgeometrien und plausiblen Methoden Die Notwendigkeit zur gewissenhaften Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten durch insbesondere nutzungstypische Messungen wird auch in einer Vergleichsstudie uumlber Messmethoden von Joos et al im Auftrag des schweizerischen Bundesamtes fuumlr Verkehr (2012) wie folgt befuumlrwortet bdquoKontrast von Objekten im oumlffentlichen Raum kann nur mit speziellen Leuchtdichtenkameras mit einer genuumlgenden Genauigkeit und vernuumlnftigem personellem und zeitlichem Aufwand bestimmt werdenldquo

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Die vorliegende Broschuumlre versucht aktive Mitglieder der Selbsthilfe zu befaumlhigen sich fuumlr die Pruumlfung und Einhaltung von Kontrasten argumentativ erfolgreich einzusetzen Die erforderlichen Leuchtdichtemessungen an sich sollten nach wie vor von erfahrenen Pruumlfern aus Betrieben und Institutionen durchgefuumlhrt werden die diese Messungen fachgerecht und taumlglich im Auftrag von Materialherstellern Planern Verbaumlnden Kommunen Bund und Laumlndern durchfuumlhren Zur Beurteilung diesbezuumlglich entstehender Kosten sei auf Kapitel 63 verwiesen

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Ein Groszligteil der Informationen im oumlffentlichen Raum die der Orientierung und der Absicherung vor Gefahren dienen wird uumlber Zei-chen Schriften und Piktogramme vermittelt Kontrastwerte die der Auffindbarkeit und Leserlichkeit dienen sollen houmlher als andere sein Nach DIN 32975 gilt dass ein Leuchtdichtekontrast von mindestens 07 und bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen von mindestens 08 einzuhalten ist

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41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit

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Die Auffindbarkeit der Information durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis des gesamten Informationstraumlgers zu seinem Hintergrund Sind zum Beispiel die Grundfarbe einer Toilettenbeschilderung wie auch die umgebende Wand aumlhnlich hell unterscheidet sich die Leuchtdichte nur minimal durch unterschiedliche Reflexionseigenschaften der Materialoberflaumlchen Abbildung 3 zeigt dies Es entstehen zu geringe Kontraste was die Auffindbarkeit des Informationstraumlgers erschwert Abhilfe schafft die kontrastreiche Umrahmung des Schildes oder die kontrastreiche Gestaltung des Schildhintergrundes zur Wand

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4 Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften und Piktogrammen

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Die Leserlichkeit durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis der Zeichen Schriften und Piktogramme zu direkt angrenzenden Flaumlchen Diese Flaumlchen koumlnnen Schildhintergruumlnde sein wie Abbildung 4 die ein Piktogramm als Kennzeichnung einer Herrentoilette zeigt Der relevante Leuchtdichtekontrast entsteht zwischen dem schwarzen Maumlnnchen und der Oberflaumlche des Traumlgermaterials einer Edelstahlplatte

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Falls Zeichen direkt also ohne Traumlgermaterial verwendet werden bilden umgebende Waumlnde angrenzende Gegenstaumlnde und perspektivisch bedingte Umgebungen die angrenzenden Flaumlchen Abbildung 5 die eine Etagennummer auf einer Wand und Abbildung 6 die Piktogramme als Markierung einer Glasflaumlche darstellen zeigen solche direkten Umgebungsflaumlchen von Zeichen

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Abbildung 3 Negativbeispiel ndash helles Toilettenschild auf heller Wand

Abbildung 4 Positivbeispiel ndash dunkles Piktogramm auf hellem Untergrund

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Bei der Etagennummerierung ist die Umgebungsflaumlche eine hell gestrichene Rauputzwand bei den Markierungen auf Glas bildet der Hintergrund in der vorliegenden Perspektive ein Bodenbelag die Umgebungsflaumlche zur Kontrastermittlung

42 Durchsichtige InformationstraumlgerAls besonders unguumlnstig erweisen sich helle Schriften auf Glas bei ebenfalls hellem Hintergrund Abbildung 7 zeigt die Gebaumludebezeichnung eines Finanzamtes durch silbrig-weiszlige Klebebuchstaben die oberhalb der Eingangstuumlr auf dem Sicherheitsglas eines Oberlichts angebracht sind Durch die angrenzende Flaumlche die aus nutzungstypischer Perspektive aus einer weiszligen Decke besteht sind die Buchstaben der oberen Reihe fast gar nicht in den unteren Reihen nur mit Muumlhe erkennbar da der Kontrast zwischen Buchstaben und Decke zu gering ist

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Abbildung 5 Zahl mit Wand als Umgebungsflaumlche

Abbildung 6 Piktogramme mit Boden als Umgebungsflaumlche bei Pers-pektive durch eine Glastuumlr hindurch

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Abhilfe koumlnnte vorliegend eine wesentlich dunklere Deckengestaltung dunklere Schriften oder die Hinterlegung der hellen Schrift mit dunkler Folie schaffen Abbildung 8 zeigt ein Ausstellungsex- ponat Abbildung 9 zeigt was sich dem Betrachter bei Annaumlherung offenbart Jede der 4 Seiten ist aus Glas und mit heller Schrift uumlberzogen die Informationen uumlber das Exponat beinhalten Der Boden als angrenzende Flaumlche zur Schrift aus der Betrachterperspektive ist durch mittelhelle Granitsteine marmoriert und bildet keinen ausreichenden Kontrast zur Schrift sodass diese kaum vom Boden zu unterscheiden ist Hinzu kommt dass sich da alle Glasauszligenflaumlchen des Exponats beschriftet sind die Schriften perspektivisch uumlberlagern und so das Lesen der Information endguumlltig verhindern

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Abbildung 7 Negativbeispiel ndash helle Schrift auf Glas mit hellem Hintergrund

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Die Hinterlegung der Schriften mit dunklen Folien wuumlrde das Exponat optisch zerstoumlren da das Innenleben nicht mehr zu sehen waumlre Dunkle Schriftzeichen wuumlrden auch nicht zum Ziel fuumlhren da das Problem sich uumlberlagernder Schriften weiterhin bestuumlnde Abhilfe bestuumlnde in der Uumlbertragung der Information auf ein zusaumltzliches Schild mit ausreichendem Hintergrundkontrast

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43 Unuumlberlegte Verzierungen und FarbigkeitenBilder oder Farbverlaumlufe als Hintergrund sind grundsaumltzlich zu vermeiden da sie den Leuchtdichtekontrast von Schriften zumindest punktuell schmaumllern Abbildung 10 zeigt ein an sich kontrastreich gestaltetes Gebaumludeschild Durch die teilweise Hinterlegung des Textes mit einem Schmucksiegel wird der Kontrast einzelner Worte zum Schildhintergrund unterbrochen und deutlich verringert Abhilfe koumlnnte die Verkleinerung des Siegels schaffen sodass Schriften damit nicht mehr hinterlegt sind Die Schildgroumlszlige bietet Platz um das Siegel separat zu setzen

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Abbildung 8 Beispiel Exponat- einhausung aus Glasflaumlchen mit Edelstahlrahmen

Abbildung 9 Negativbeispiel ndash uumlberlagernde Schriften auf Glas mit hellem Hintergrund

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Informationsbroschuumlren und Plakate werden meist aufwaumlndig gestaltet Viele verschiedene Farben kommen zum Einsatz um auf differenzierte Inhalte hinzuweisen Dabei tritt die Differenzierung durch Leuchtdichtekontraste haumlufig in den Hintergrund So kann es sein dass Informationen die gar keine hohe Relevanz haben durch starke Helligkeitskontraste zum Hintergrund visuell hervorgehoben werden und Wichtiges trotz vermeintlich auffaumllliger Farbgestaltung wegen zu geringer Leuchtdichtekontraste unbeachtet bleibt

44 Blendung und Schatten ndash boumlse GeisterKapitel 315 erlaumlutert dass zur sehbehindertengerechten Gestaltung keine Pauschalvorgaben zu Beleuchtungsstaumlrken moumlglich sind Vielmehr ist eine in der jeweiligen Situation vor Ort angemessene Beleuchtung notwendig Selbst wenn Kontraste messtechnisch nachweisbar sind kann es sein dass diese durch zu geringe oder zu starke Beleuchtung fuumlr das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind Zu geringe Beleuchtung liegt beispielsweise bei Schattenbildung vor zu starke Beleuchtung kann zu Blendung durch Reflexionen des Lichts fuumlhren Letzteres kann auch durch direkte Sonneneinstrahlung geschehen Abbildungen 11 und 12 zeigen ein von der Decke herabhaumlngendes Schild das an einer der Sonne abgewandten Gebaumludeseite befestigt ist und auf einen Haupteingang

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Abbildung 10 Negativbeispiel ndash Schrift auf Hintergrund mit Hinter-legung

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hinweist Der Kontrast zwischen Buchstaben und Schildhintergrund ist ausreichend sodass einzelne Buchstaben gut erkennbar sind Ein identisches Schild ist an einer der Sonne zugewandten Gebaumlude-seite angebracht Die Buchstaben werden von der direkten Sonnen-einstrahlung teilweise uumlberblendet und sind daher nicht mehr lesbar

Abhilfe koumlnnte die Versetzung des Schildes nach hinten schaffen Eine gleichmaumlszligige Abschattung des gesamten Schildes wuumlrde so durch die Decke hergestellt und Kontraste blieben wahrnehmbar Alternativ muumlsste die Oberflaumlche des Informationstraumlgers weniger glatt sein sodass eine Blendung wegen geringerer Spiegelung des Lichts an der Materialoberflaumlche vermindert ist Auch Abschattflaumlchen aus lichtundurchlaumlssigem Material die direkt an der Schildoberkante befestigt wuumlrden koumlnnten auf dem Schild fuumlr einheitliche Lichtverhaumlltnisse zu sorgen

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Auf Informationstraumlgern die Abdeckungen oder Sichtscheiben aufweisen wie Aushanginformationskaumlsten mit Glas- oder Plexiglasscheiben koumlnnen ebenfalls unerwuumlnschte Reflexionen entstehen Diese sind durch entspiegelte Materialien zu umgehen Der Kontrast an Sichtscheiben von Automaten sollte einstellbar sein

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Abbildung 13 zeigt den Ausschnitt eines Lageplans von Bus- und Hauptbahnhof Durch eine nicht entspiegelte Abdeckung des Aushangplans entstehen bei normalem Tageslicht starke Spiegelungen

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Abbildung 11 Beispiel ndash Schild im Schatten

Abbildung 12 Negativbeispiel ndash Schild mit Sonneneinstrahlung

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die Gleisbezeichnungen der Bahn unlesbar machen Abbildung 14 zeigt das gleiche Problem einer Oumlffnungszeiteninformation einer Bibliothek Durch die Anbringung der an sich kontrastreich gestalteten Textinformation an der Innenseite einer Glaswand spiegeln sich voruumlbergehende Menschen und die oumlrtliche Umgebung aus dem Ruumlcken des Betrachters Die Schriften wirken verwaschen da Kontraste durch wechselnde Umgebungsverhaumlltnisse mal schwaumlcher und mal staumlrker sind

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Abbildungen 15 und 16 zeigen Ausschnitte eines Lageplans der im Auszligenbereich einer Grundschule aufgestellt ist und ohne Ab- deckungen auskommt Trotz Sonneneinstrahlung werden Kontraste nicht beeintraumlchtigt da die Oberflaumlche mattiert ist Leider ist in der Legende zum Plan der Schrifthintergrund teils nicht ausreichend kontrastreich gestaltet Einzelne Gebaumludebereiche sind auf dem Plan durch eingrenzende stark kontrastierende Zeichnung gut unterscheidbar aber die zugehoumlrige Benennung der Gebaumlude ist wegen geringer Kontraste nur fuumlr manche Gebaumlude leserlich

Grundsaumltzlich sind Aushanginformationen mit Orientierungs- oder Entscheidungsfunktion selbst hinreichend zu beleuchten um Kont-

Abbildung 13 Negativbeispiel ndash Blendung auf Glasabdeckung durch Sonnenlicht

Abbildung 14 Negativbeispiel ndash Umgebungsreflexion bei Information hinter Glas

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raste wahrnehmen zu koumlnnen um bei Annaumlherung an die Information keine Schattenbildung zu verursachen Eine gerichtete Beleuchtung ist nach DIN 32975 entweder von unten von oben oder von hinten vorzusehen

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Auch offensichtlich fuumlr sehbehinderte Menschen gestaltete Objekte koumlnnen problematisch sein Abbildung 17 zeigt ein Toilettenschild das neben Buchstaben auch Brailleschrift beinhaltet Die Buchstaben sind erhaben auf einer farblosen Plexiglasscheibe aufgebracht die wiederum auf Abstand zur Wand montiert ist Die Buchstaben werfen daher einen Schatten an die Wand und schmaumllern so den ansonsten tadellosen Kontrast der dunklen Buchstaben zur hellen Wand unnoumltig

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Abbildung 15 Positivbeispiel ndash Lageplan ohne Abdeckung

Abbildung 16 Negativbeispiel ndash ungenuumlgender Kontrast der Legende zum Lageplan

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45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern

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Wenn Papier als Traumlgermaterial fuumlr Informationen verwendet wird zum Beispiel bei Faltplaumlnen ist zusaumltzliche die Papierstaumlrke wichtig um Kontraste zu erhalten Bei beidseitig bedrucktem Papier duumlrfen Informationen der Ruumlckseite auf der Vorderseite nicht durchscheinen Sie verringern als angrenzende Flaumlche zu den Schriften den Leuchtdichtekontrast unnoumltig Eine Mindestpapierstaumlrke von 100 Gramm pro Quadratmeter ist daher einzuhalten

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Da gerade Aushanginformationen haumlufigen Aumlnderungen unterliegen werden die Informationen meist als kostenguumlnstige Variante ebenfalls auf Papier gedruckt Glanzoberflaumlchen auf Papier haben unerwuumlnschte Blendwirkungen insbesondere bei Tageslicht was die Kontraste von Schriften zu ihrem Hintergrund deutlich beeintraumlchtigt

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Infopost oder haumlufig wiederkehrende Mitteilungen werden aus Kostengruumlnden oder aus Gruumlnden des Umweltschutzes oft auf Papier mit hohen Grau-Anteilen und starken Rauigkeiten der Papieroberflaumlchen gedruckt Diese haben im Vergleich zu reinweiszligem also sehr hellem Papier eine kontrastmindernde Wirkung auf die Leserlichkeit von Schriften und sollten vermieden werden Der Effekt des Papiers

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Abbildung 17 Negativbeispiel ndash Schattenbildung durch Reliefbuchstaben auf Plexiglas

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auf den Kontrast zur Schrift ist der gleiche wie der negative Effekt von farbig hinterlegten Texten

46 Schriften aus Licht ndash VorsichtInformationen durch hinterleuchtete oder selbstleuchtende Anzeigen stellen in Bezug auf Leuchtdichtekontraste Sonderfaumllle dar Anders als bei lichtundurchlaumlssigen Schildern kann es zu Kontrastminderungen in der Anwendung kommen Der Kontrast muss bei diesen Anzeigen die uumlblichen Vorgaben von 07 beziehungsweise 08 bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen ndash in der unguumlnstigeren Bedingung ndash erreichen

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Zum Beispiel ergibt ein heller Leuchtkasten der mit einem lichtundurchlaumlssigen Piktogramm beklebt ist unterschiedliche Leuchtdichten abhaumlngig davon ob er ein- oder ausgeschaltet ist Das lichtundurchlaumlssige Piktogramm veraumlndert seine Leuchtdichte dadurch nicht Der Kontrast errechnet sich aus den angrenzenden Flaumlchen von Piktogramm und Hintergrund Also resultieren durch Ein- und Ausschalten der Beleuchtung unterschiedliche Kontraste Aumlhnlich verhaumllt es sich bei lichtdurchlaumlssigen Zeichen auf Leuchtkaumlsten Dann ist es von der Transparenz der Zeichen und des Hintergrundes abhaumlngig ob sich die Beleuchtungsstaumlrke aus dem Innenraum gleichmaumlszligig auswirkt was direkten Einfluss auf die Leuchtdichten einzelner Flaumlchen hat Bei von innen beleuchteten Anzeigen muss daher immer der geringere Kontrast ausreichend hoch sein

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Kapitel 315 erlaumlutert dass Beleuchtungsstaumlrken der Umgebung keine Auswirkungen auf vorhandene Kontraste haben Auch diesbezuumlglich stellen selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen einen Sonderfall dar Tageslicht oder kuumlnstliche Beleuchtung uumlberlagern die Leuchtdichten und koumlnnen einen kontrastmindernden Einfluss haben Nach DIN 32975 muss die Beleuchtungssituation bei der Beurteilung von selbstleuchtenden oder hinterleuchteten

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Anzeigen mit beruumlcksichtigt werden Ohne Tageslichteinfluss in Innenraumlumen muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 200 Lux mit Tageslichteinfluss und im Freien muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 2000 Lux bestehen Uumlbrigens auch dann wenn Schutzscheiben vor den Anzeigen die zusaumltzliche Reflexionen verursachen koumlnnen verwendet werden

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Bei Wechselanzeigen wie Fahrgastinformationen werden zunehmend elektronische Anzeigen verwendet Eine Vergleichsstudie zur Lesbarkeit dynamischer Informationsanzeigen (Lang et al 2004) ergab unter anderem dass LCD-Anzeigen generell als kontrastreicher als LED-Anzeigen wahrgenommen werden insbesondere bei seitlicher Betrachtung was den haumlufigsten Anwendungsfall darstellen duumlrfte Dieses Ergebnis stellte sich als unabhaumlngig von Alter und Sehleistung der Versuchspersonen dar Auf LED-Anzeigen sollte daher verzichtet werden Foumlrderlich fuumlr Kontraste sind zudem hohe Pixelzahlen

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Laufschriften in elektronischen Anzeigen sind generell auch bei hinreichenden Kontrasten zu vermeiden Das Auge hat in der Regel zu wenig Zeit um sich auf die schnellen Kontrastwechsel an einzelnen Punkten einzustellen um zunaumlchst einzelne Buchstaben und anschlieszligend ganze Worte wahrzunehmen um sie danach noch lesen und verstehen zu koumlnnen

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

64

derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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Gruszligwort

Mitglieder der Selbsthilfe treffen oft auf Widerstand im Umgang mit Kommunen Bauherrn Planern und Architekten wenn sie bei der Gestaltung ndash etwa von Ausschilderungen Treppen und Stufen ndash staumlrkere Kontraste einfordern um die Orientierung zu erleichtern

Diese Broschuumlre informiert uumlber die Notwendigkeit solche Punkte bei der Gestaltung von oumlffentlichen Raumlumen zu beruumlcksichtigen Sie soll ganz im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention dazu beitragen dass sich nicht nur Sehbehinderte sondern auch aumlltere Menschen durch staumlrkere Kontraste in ihrer Umgebung leichter und komfortabler orientieren koumlnnen was die Sturz- oder Verletzungsgefahr reduziert

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Die Kontrast-Broschuumlre gefoumlrdert vom Bundesministerium fuumlr Gesundheit soll durch sachliche Argumente das Gespraumlch mit Ent-scheidungstraumlgern uumlber die Gestaltung des oumlffentlichen Raumes unterstuumltzen

Elke Lehning-FrickePRO RETINA Deutschland e V Leiterin Arbeitskreis Mobilitaumlt

Ute PalmPRO RETINA Deutschland eV Stellvertretende Vorsitzende

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1 Zur Entstehung der Broschuumlre

Sind Sie aktives Mitglied einer Selbsthilfegruppe Werden Sie zur sehbehindertengerechten Gestaltung im oumlffentlichen Raum um Rat gefragt Dann sind Ihnen sicher manche Probleme bekannt

Vielleicht houmlren Sie haumlufig von Menschen mit Sehbehinderungen Folgendes

bdquo Ich konnte den Fahrscheinautomaten nicht bedienen

Graue Tasten auf grauem Hintergrundldquo

bdquo Im Waschraum musste ich fast die komplette Wand abtasten

ehe ich den Handtuchspender endlich entdeckteldquo

bdquoDie Absperrkette war wie unsichtbarldquo

bdquoIch habe die Treppe erst beim Fallen wahrgenommenldquo

Andererseits houmlren Sie vielleicht haumlufig von Entscheidungstraumlgern folgende Aussagen

bdquo Man darf doch nicht alles mit rot-weiszligen Streifen

verschandelnldquo

bdquo Sehbehindertengerechte Gestaltung hat keine

guumlltigen Normenldquo

bdquoGeforderte Kontraste sind in der Realitaumlt nicht zu erreichenldquo

bdquo Sehbehindertengerechte Gestaltung ist leider einfach

zu teuerldquo

Die Ursache fuumlr eine undeutliche Wahrnehmung im oumlffentlichen Raum sind neben zu kleinen Schriften und fehlenden Markierungen meist mangelhafte Kontraste Farbkontraste koumlnnen die Wahrnehmung zwar unterstuumltzen relevanter sind jedoch Leuchtdichtekontraste Daruumlber herrscht bei Bauherren Architekten und

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Entscheidungstraumlgern haumlufig Unwissenheit Als wichtiger Partner zur Verbesserung der Sicherheit der Orientierung und des Komforts im oumlffentlichen Raum sind die Selbsthilfegruppen gefragt die meist jedoch nicht fachlich zum Thema ausgebildet werden koumlnnen Daher foumlrderte das Bundesministerium fuumlr Gesundheit die Entwicklung dieser Broschuumlre die Abhilfe schaffen soll

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bdquoBarrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtldquo richtet sich an Selbsthilfeverbaumlnde im Allgemeinen Der konkrete Informationsbedarf der Selbsthilfe wurde Ende 2011 durch eine Befragung erhoben deren Ergebnisse Kapitel 2 beschreibt Fast die Haumllfte der Befragten beurteilt ihr derzeitiges Wissen uumlber Kontraste als duumlrftig oder als nicht vorhanden Die Broschuumlre vermittelt daher Basis-wissen in den dringendsten Anwendungsbereichen Dazu zaumlhlt zum Beispiel die Kontrastoptimierung bei Schildern an Hindernissen an Bedienelementen an Treppen und Gelaumlndern oder bei Bodenindikatoren Ergaumlnzt wird dieses Basiswissen durch Argumentationshilfen fuumlr typische Widerstaumlnde in Beratungen wie rechtliche Grundlagen Nutzergruppen aumlsthetische Aspekte die nachtraumlgliche Einbringung von Kontrasten und Kostenfragen

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Es ist eine auf dringendste Beduumlrfnisse der Selbsthilfe gekuumlrzte Handreichung zu visuellen Kontrasten entstanden die in einfacher Form als fachliche Unterstuumltzung im Erstkontakt mit Entscheidungstraumlgern zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes dienen soll

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2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste

Die Eigenschaften der Zielgruppe dieser Broschuumlre und ihre konkreten Beduumlrfnisse wurden in einer schriftlichen Befragung bei Bundesverbaumlnden und Landesarbeitsgemeinschaften der BAG Selbsthilfe e V und in diversen Foren und Kontaktlisten der PRO RETINA Deutschland e V ermittelt

21 Die Zielgruppe der BroschuumlreTeil A der Befragung suchte Antworten darauf inwiefern die Selbsthilfe bereits zum Thema Kontraste beratend taumltig ist wer die An-sprechpartner sind wie hoch die Nachfrage ist auf welche Widerstaumlnde man stoumlszligt und wie der eigene Wissensstand eingeschaumltzt wird Derzeit sind 64 der Befragten bereits beratend taumltig 20 moumlchten es kuumlnftig sein Fuumlr Beratungen ist die Selbsthilfe in Kontakt mit Gemeinden Landkreisen kreisfreien Staumldten (58 ) Bauherren (29 ) Architekten (41 ) Stadtplanern (51 ) und Herstellern von Baumaterial (19 ) Daruumlber hinaus wurden auch Wohnungsgesellschaften Stadtwerke Universitaumlten Verkehrsbetriebe politische Gremien und Behindertenbeiraumlte auf landes- und kommunaler Ebene sowie Parteien Parlamente und Senate genannt Die uumlberwiegende Zahl der Beratungen (61) erfolgt auf Initiative der Selbsthilfe die sich vorwiegend an Stellen mit Entscheidungsbefugnissen richtet Auf die Frage nach Widerstaumlnden in Beratungen wurde verschiedenen vorgegebenen Aussagen zugestimmt

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36 bdquoMan kann doch nicht alles uumlbertrieben farbig gestaltenldquo

36 bdquoDie Bauausfuumlhrung ist schon beendet da kann man

nichts mehr aumlndernldquo 14 bdquoWir bauen fuumlr die Allgemeinheit

Auf Minderheiten nimmt man keine Ruumlcksichtldquo und 42 bdquoEine

barrierefreie Gestaltung wuumlrde den finanziellen Rahmen spren-

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genldquo Als weiteres Gegenargument wurde gehaumluft der Denkmalschutz angefuumlhrt direkt gefolgt von aumlsthetischen Bedenken

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(bdquoKontraste stoumlren das Gesamtbildldquo bdquoPasst nicht zum Stil des

Hausesldquo bdquoEingriff in kuumlnstlerische Gestaltung und Freiheit der

Architektenldquo) Auch wird angefuumlhrt Kontraste waumlren mit Materialien die guumlnstig und leicht zu reinigen seien nicht herstellbar und Nachbesserungen wuumlrden ohnehin technisch als nicht machbar

angesehen Argumentiert wird zuweilen mit Aussagen wie bdquoDie

Normen zur barrierefreien Gestaltung sind nicht bindend muumls

sen daher nicht beachtet werdenldquo bdquoBaumaszlignahmen eines

privaten Investors sind nicht oumlffentlicher Bereichldquo bdquoEs handelt

sich um keinen Neubau sondern lediglich um Bauaumlnderungen

die keine Beruumlcksichtigungen notwendig machenldquo bdquoDas Sa

nierungskonzept sieht einfach keine barrierefreie Gestaltung

vorldquo etc Mehrfach wurde deutlich dass sich Entscheidungstraumlger

auf vermeintliche Experten verlassen bdquoUnsere Architekten wissen

schon selbst was Barrierefreiheit istldquo bdquoWir haben Barrierefrei

heit beruumlcksichtigt ein Rollstuhlfahrerverband wurde befragtldquo

oder bdquoWir haben doch Kontraste eingesetztldquo

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Die Widerstaumlnde die der Selbsthilfe entgegenschlagen sind also vielfaumlltig Ein Teilnehmer gab an dass es sich eher um Unwissen als um Widerstand handele da sich Menschen ohne Beeintraumlchtigungen oft nicht vorstellen koumlnnen wie wichtig zum Beispiel Kontraste sind Simulationsbrillen im Rucksack wuumlrden dann viele Debatten ersparen Reduziert kann man auf das Unwissen einiger entscheidungsbefugter Stellen schlieszligen die sehbehindertengerechte Gestaltung primaumlr als zu teuer zu aufwaumlndig und nachtraumlglich als nicht machbar einstufen Die Anfuumlhrung des Denkmalschutzes und Berufungen auf mangelnden Erfuumlllungszwang von Normen ist als Hinweis anzusehen dass das Potential sehbehindertengerechter

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Gestaltung als Beitrag zu Gefahrenabsicherung Orientierung und Komfort im oumlffentlichen Raum fuumlr alle Menschen als nachrangig angesehen und verkannt wird Auf die Frage bdquoWie haumlufig werden sie nach Informationen uumlber Kontraste zur sehbehindertengerechten Gestaltung gefragtldquo gaben 15 an bdquosehr oftldquo 42 bdquomanchmalldquo und 22 bdquonieldquo Dies spiegelt die Unwissenheit der Stellen mit Entscheidungsgewalt Der eigene Wissensstand der Selbsthilfe zu Leuchtdichtekontrasten wurde zu 5 als bdquotiefgreifendldquo zu 29 als bdquoausreichendldquo zu 37 als bdquoduumlrftigldquo und zu 10 als bdquonicht vorhandenldquo angegeben 19 der Befragten machten hier keine Angaben Damit ergibt sich dass bloszlig ein Drittel der Befragten in Beratungsgespraumlchen einen Wissensstand vorweisen kann der anstehende Entscheidungen guumlnstig beeinflusst und Widerstaumlnden fachlich entgegentritt Dass knapp zwei Drittel der Befragten bereits beratend taumltig sind und weitere 20 es kuumlnftig sein wollen macht die Notwendigkeit der vorliegenden Broschuumlre deutlich 49 der Befragten gaben an haumlufig 19 manchmal und nur 7 nie auf die Wichtigkeit von Kontrasten zur Orientierung und Gefahrensicherung hinzuweisen 41 tun dies auf Nachfrage 61 auch ungefragt Das bedeutet dass grundsaumltzlich bekannt ist wie nuumltzlich Kontraste sind Zusammengenommen mit den Ergebnissen zum Wissenstand wird das Potential der Selbsthilfe zur Verbesserung des oumlffentlichen Raumes durch Argumentationskraft deutlich

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22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der ZielgruppeTeil B der Befragung erfragte den thematischen Informationsbedarf der Selbsthilfe In jeder Kategorie konnte unter bdquoSonstigeldquo freier Text hinzugefuumlgt werden Einige Angaben lieszligen sich im Nachhinein abgefragten Punkten zuordnen Andere werden separat genannt

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Ergebnisse zum Informationsbedarf der Kategorie bdquoSchriften Zeichen und Piktogrammeldquo

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- Schriftverkehr (54 ) - Poster (27 ) - Plakate (25 ) - Raumschilder (68 ) - Wegweiser (73 ) - Gebaumludekennzeichnungen (69 ) - Informationen im Straszligenraum (71 ) - selbstleuchtende Anzeigetafeln und Schilder (53 ) - Sonstige haumlufig Fahrgastinformationen im OumlPNV

Ergebnisse zur Kategorie bdquoMarkierungenldquo - Gefahrenbereiche wie Baustellen - Bereiche mit Sturzgefahr etc (68 ) - Serviceautomaten und Bedienelemente wie Aufzug Bankautomat

Notruf etc (71 ) - Treppen und Gelaumlnder Fahrtreppen und Rampen (73 ) - Poller Fahnenmaste Ampeln Schild- und Lichtmasten (64 ) - Saumlulen und Pfeiler (53 ) - Waumlnde Tuumlren und Drehtuumlren aus Glas (68 ) - Sonstige Sanitaumlrobjekte Absperrketten und Mobiliar im oumlffentli

chem Raum (wie Fahrradstaumlnder Muumllleimer Werbetraumlger)-

Ergebnisse zur Kategorie bdquoBodenindikatorenldquo - Auffangstreifen (51 ) - Leitstreifen (69 ) - Begleitstreifen (47 ) - Aufmerksamkeitsfelder (63 )

Abschlieszligend war Raum um zusaumltzliche Kategorien zum Thema Kontrast zu nennen die mit Informationen in der Broschuumlre die Arbeit in der Selbsthilfe erleichtern koumlnnten Die umfangreich eingegangenen Anmerkungen gingen zum Teil uumlber das Generalthema Kontraste im oumlffentlichen Raum deutlich hinaus Schriftarten Schriftgroumlszligen Beleuchtungsstaumlrken Informationsflut in Schaukaumlsten Erlaumluterungen zu Hilfsmitteln Beispiele fuumlr Privatwohnungen

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Auch wurde tiefgreifendes rechtliches Wissen gewuumlnscht rechtliche Moumlglichkeiten und Verpflichtungen der Gemeinden nach Landesbauordnungen freie Veroumlffentlichung der DIN-Vorschriften Entscheidungen der Denkmalpflege Musterbauordnung einheitliche Kennzeichnungen in der EU Auch der Wunsch nach Informationen zur Webseitengestaltung und zu Computereinstellungen in diversen Betriebssystemen und mit verschiedenen Spezialprogrammen war haumlufig Hinweise die die Argumentationsweise der Broschuumlre und Oumlrtlichkeiten betreffen gingen auch ein Vereinbarkeit von Aumlsthetik und Kontrasten unterschiedliche Beeintraumlchtigungen der Sehfaumlhigkeit Erhoumlhung der Selbstaumlndigkeit Wahrnehmung und Orientierung durch Kontraste Probleme durch Beleuchtung Witterung und Verschmutzung Kontraste in Museen Kirchen und in oumlffentlichen Toiletten etc

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23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die BroschuumlreDie vorliegende Broschuumlre erhebt keinen Anspruch darauf Fachliteratur zu allen Anwendungsmoumlglichkeiten zu ersetzen Der Umfang der Broschuumlre war von Beginn an begrenzt Sie beinhaltet daher nur Themen die aufgrund der Befragung dringend erschienen und fuumlhrt wichtige Punkte exemplarisch aus Anwendungsmoumlglichkeiten in Zusammenhang mit Computern uumlber das Generalthema Kontraste hinausgehende sowie rechtliche Themen koumlnnen keine Beachtung finden Jedes einzelne dieser nicht bearbeiteten Themen rechtfertigt eine eigene umfaumlngliche Broschuumlre und ist als dringende Aufforderung fuumlr kuumlnftige Projekte anzusehen Anmerkungen zur Argumentation und Wuumlnsche zu Orten der Kontrastoptimierung wurden weitestgehend beruumlcksichtigt

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3 Welche Kontraste

31 Kontraste nach DIN 32975Die Orientierung im oumlffentlichen Raum durch Kontraste dient der Vermeidung von Gefahren durch eine komfortable Wahrnehmung Daher profitieren nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen von ausreichenden Kontrasten sondern alle Die DIN 32975 - Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur barrierefreien Nutzung (2010) erlaumlutert auf Seite 3

bdquoInformationen aus unserer Umwelt werden uumlberwiegend uumlber

das Auge aufgenommen daher wird ein Groszligteil relevanter

Informationen optisch angeboten Das Sehen bzw die visuel

le Wahrnehmung ist ein komplexer Vorgang und umfasst die

Farbwahrnehmung raumlumliches Sehen Daumlmmerungssehen

Anpassung an wechselnde Helligkeiten Wahrnehmung beweg

ter Sehobjekte usw Die Wahrnehmung einer Information ist

insbesondere abhaumlngig von ihrem Leuchtdichtekontrast ihrer

Beleuchtung ihrem Standort und der Groumlszlige der Informations

elementeldquo

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Kontraste koumlnnen visuell taktil und akustisch wahrgenommen werden Taktile und akustische Kontraste sind nicht Gegenstand dieser Broschuumlre und daher an anderer Stelle nachzulesen Im Folgenden geht es ausschlieszliglich um visuelle Kontraste durch Helligkeitsunterschiede sogenannte Leuchtdichtekontraste

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311 Helligkeitsunterschiede versus Farbunterschiede

Kontraste werden grundsaumltzlich durch Helligkeitsunterschiede erzeugt Nur wenn sich Objekte dadurch von ihrer Umgebung absetzen werden sie wahrgenommen Sehleistungen wie Schaumlrfe Formerkennung oder Lesen sind erst nachgeordnet moumlglich Ob die Farbe eines Objekts als unterschiedlich zu einer anderen empfun

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den wird ist bei der Kontrastwahrnehmung nicht ausschlaggebend sondern kann diese lediglich unterstuumltzen Relevanter ist vielmehr ob sich die Helligkeit einer Oberflaumlche von der Helligkeit einer an-deren Oberflaumlche unterscheidet Auskunft daruumlber kann nur der Leuchtdichtekontrast geben der in Kapitel 313 erlaumlutert wird

Zu Farben sei lediglich hervorgehoben dass Rottoumlne haumlufig und ungeahnt zu Verwirrungen fuumlhren koumlnnen Da Rot generell einen starken Wiedererkennungswert als Signalfarbe hat wird diese Farbe haumlufig eingesetzt um bestimmte Schriften oder Markierungen hervorzuheben Werden helle Rottoumlne in Schriften oder Zeichen als Kontrast auf weiszligem Hintergrund verwendet wird oft vergessen dass trotz der Signalwirkung der Farbe der Leuchtdichtekontrast unter Umstaumlnden sehr gering sein kann und dadurch schlecht wahrnehmbar ist Der in Abbildung 1 dargestellte Boden-Warnhinweis auf kreuzende Straszligenbahnen weist zum Beispiel keinen ausreichenden Kontrast auf und wird daher schlecht wahrgenommen Und dies nicht etwa trotz der Verwendung der Signalfarbenkombination Rot-Weiszlig sondern gerade wegen des unuumlberlegten Umgangs mit dieser Farbkombination zur Markierung von Gefahrenbereichen

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Das gleiche Problem besteht bei der Verwendung dunkler RotToumlne in Verbindung mit dunklen Oberflaumlchen Zum Beispiel werden

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Abbildung 1 Negativbeispiel zur Farbkombination Rot-Weiszlig

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Radwege haumlufig im Kontrast zu Gehwegen rot markiert um die Bereiche visuell voneinander abzugrenzen Dies hilft der visuellen Absicherung von Bewegungsflaumlchen zu wenig Wenn beide Farben aumlhnlich dunkel wahrgenommen werden nuumltzt die der Farbe Rot zugesprochene Signalwirkung nicht zur Unterscheidung beider Verkehrsflaumlchen Daher sind Kollisionen zwischen Radfahrern und sehbehinderten Fuszliggaumlngern weiterhin haumlufig Eine Signalfarbe unterstuumltzt Kontrastwirkungen nur bei dem Menschen der Farben fuumlr gewoumlhnlich gut differenzieren kann dem bestimmte Farben und Farbkombinationen als Signalfarben bekannt sind und auch nur dann wenn die Lichtbedingungen die Unterscheidung von Farben zulassen

312 Die Leuchtdichte und andere Lichtmaszlige

Die physikalische Groumlszlige die die Helligkeit eines Objekts beschreibt die der Mensch wahrnimmt ist die Leuchtdichte (Maszligeinheit cdmsup2 Candela pro Quadratmeter) Neben der Lichtstaumlrke der Leuchtquelle der Beleuchtungsstaumlrke auf dem Objekt und dem Einstrahlwinkel des Lichts im Verhaumlltnis zum Betrachter haumlngt die Houmlhe der Leuchtdichte entscheidend vom Reflexionsgrad der angestrahlten Flaumlche ab Abbildung 1 verdeutlicht die Zusammenhaumlnge der einzelnen Fachbegriffe Das Licht trifft mit einer gewissen Lichtstaumlrke (Maszligeinheit Candela cd) auf ein Objekt Auf dessen Oberflaumlche wird dadurch eine bestimmte Beleuchtungsstaumlrke (Maszligeinheit Lux lx) erzielt Die Oberflaumlche des Objekts hat durch eine eher raue oder eher glatte Beschaffenheit und durch die Materialzusammensetzung an dessen Oberflaumlche einen bestimmten Reflexionsgrad (Maszligeinheit griechisch rho ρ) Erst die aus all dem resultierende Leuchtdichte des Objekts die beim Betrachter ankommt gibt Auskunft daruumlber wie hell oder dunkel das Objekt wahrgenommen wird

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Gluumlcklicherweise folgt die visuelle Wahrnehmung der lichttechnischen Leuchtdichte nicht linear Auge und visuelle Informationsverarbeitung des Menschen versuchen Leuchtdichteextreme auszugleichen nehmen Farben zu Hilfe und fuumlllen Informationsluumlcken aus dem Sinn dessen auf was Menschen gerade erwarten wahrzu-nehmen

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313 Der Leuchtdichtekontrast

Der Leuchtdichtekontrast k bezeichnet den Unterschied der Helligkeit zweier Flaumlchen zueinander Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts zweier angrenzender Flaumlchen oder von einem Objekt zu seinem Hintergrund werden Leuchtdichten der einzelnen Materialien gemessen Aus den Ergebnissen wird der Leuchtdichtekontrast gemaumlszlig DIN 32975 nach folgender Definition ermittelt (Michelson-Formel)

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k= (L1 ndash L2) (L1 + L2)

L1 steht fuumlr die Leuchtdichte der ersten Flaumlche L2 steht fuumlr die Leuchtdichte der zweiten Flaumlche Ergebnisse zum Leuchtdichtekontrast k erreichen nach dieser Formel Werte zwischen 0 und 1 Der besseren Lesbarkeit wegen wird im Folgenden der Leuchtdichtekontrast k nur noch bdquoKontrastldquo genannt

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Abbildung 2 Grafische Darstellung zur Entstehung der Leuchtdichte

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314 Auswirkungen unguumlnstiger Lichtverhaumlltnisse

Bei insgesamt unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen wie etwa durch Nebel in der Daumlmmerung oder bei unzureichender Beleuchtung kommt dem Leuchtdichtekontrast eine weitere wesentliche Bedeutung zu da die Leistungsfaumlhigkeit des Auges dann abnimmt Die Makula als Ort des schaumlrfsten Sehens im Zentrum der Netzhaut kann unter diesen Bedingungen ausfallen Was dem Sehen weiterhin zur Verfuumlgung steht ist die Peripherie der Netzhaut Das Farbsehen und die Sehleistung nehmen jedoch zur Peripherie der Netzhaut immer mehr ab Das Farbsignal faumlllt in aumluszligeren Bereichen der Netzhaut voumlllig aus und wird allein durch das Helligkeitssignal ersetzt Ein hoher Leuchtdichtekontrast traumlgt also besonders bei unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen erheblich dazu bei wichtige Objekte wahrnehmen zu koumlnnen

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315 Auswirkungen von Beleuchtungsstaumlrken

Planer und Praktiker fragen haumlufig nach Beleuchtungsstaumlrken mit denen ausreichende Leuchtdichtekontraste erzielt werden koumlnnen bdquoWie viel Luxldquo wird immer gefragt Allerdings geht es nicht um Lux das von Leuchtmitteln erzeugt wird sondern um die Leuchtdichte die vom Objekt erzeugt wird Mit Aumlnderung der Beleuchtungsstaumlrke ndash sofern die Oberflaumlchenbeschaffenheit des Materials und der Einstrahlwinkel des Lichts gleich bleiben ndash aumlndern sich die Leuchtdichten beider Flaumlchen jedoch im gleichen Verhaumlltnis zueinander sodass der Leuchtdichtekontrast immer uumlber alle Beleuchtungs-staumlrken hinweg konstant bleibt Grundsaumltzlich ist daher auf die Frage nach geeigneten Beleuchtungsstaumlrken fuumlr einen ausreichenden Leuchtdichtekontrast keine Antwort moumlglich Die Messung der Leuchtdichte einer einzelnen Flaumlche kommt zwar bei verschiedenen Beleuchtungsstaumlrken zu unterschiedlichen Ergebnissen Zur Ermittlung des Kontrasts muumlssen jedoch immer zwei angrenzende Flaumlchen in Bezug auf ihren Helligkeitsunterschied zu einander ndash unter der gleichen Beleuchtungsstaumlrke ndash betrachtet werden Daher ist

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die Anfrage der Planer und Praktiker nach sehbehindertengerechten Beleuchtungsstaumlrken wenn es um Leuchtdichtekontraste geht nicht zielfuumlhrend Da der Leuchtdichtekontrast einer Materialkombination durch unterschiedliche Beleuchtungsstaumlrken nicht veraumlndert werden kann Allerdings gibt es einen komfortablen Bereich der Leuchtdichte einer Umgebung der je nach Zweck zwischen 100 und 500 cdmsup2 liegt

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Einen Sonderfall in Bezug auf die Relevanz der Beleuchtungsstaumlrke bilden selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen Naumlheres dazu ist Kapitel 46 zu entnehmen

32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten

321 Die kontinuierliche Informationskette

Eine kontinuierliche Kette von Informationen ist die Grundvoraussetzung fuumlr sichere Mobilitaumlt und fuumlr die korrekte Orientierung im oumlffentlichen Raum Zur Kontinuitaumlt einer Informationskette auf dem Weg von A nach B gehoumlren die Durchgaumlngigkeit des Designs der Bezeichnungen und der Anbringungsstellen sowie die analoge Kennzeichnung des Ruumlckwegs durch Elemente die Informationen beinhalten Auch der Planer von Kontrasten muss dies bei der Gestaltung von Markierungen Wegweisern Bodenindikatoren etc beruumlcksichtigen Das System muss auch tolerant gegenuumlber Fehlern des Nutzers sein Einmal falsch eingeschlagene Wege oder Vorlieben fuumlr bestimmte Wege duumlrfen individuell nicht dazu fuumlhren dass der Nutzer ploumltzlich orientierungslos und damit hilflos wird Die Durchgaumlngigkeit von Kontrasten ist daher dringend angeraten

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322 Uumlbergangsbereiche im Fokus

Die Guumlte von Informationen durch Kontraste offenbart sich insbesondere in Uumlbergangsbereichen Als Uumlbergangsbereiche werden Orte bezeichnet in denen Niveauunterschiede bewaumlltigt werden

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muumlssen wie zum Beispiel bei Rampen Treppen und Aufzuumlgen oder wo Raumwechsel stattfinden wie bei Ein- und Ausgaumlngen von Gebaumluden bei Uumlbergaumlngen von Hallen in Flure bei Zimmerwechseln etc Denn an all diesen Orten veraumlndern sich Struktur und Regeln der bisherigen Fortbewegung des Nutzers Dadurch sind Uumlbergangsbereiche fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen potentielle Gefahrenbereiche wenn sie nicht durch ausreichende Kontraste gekennzeichnet sind

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Ein bdquoZuvielldquo an Information durch zu viele unterschiedliche Kontraste fuumlhrt jedoch leicht zu Unuumlbersichtlichkeit und Uumlberfrachtung Um beidem gerecht zu werden sollte der Fokus der Kontrastplanung vor allem auf der Durchgaumlngigkeit von Kontrasten und insbesondere auf Uumlbergangsbereichen liegen

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323 Komfortable Kontraste und DIN-Vorgaben

Als komfortabel wird generell ein Kontrast von 04 bis 06 beurteilt Kontraste von weniger als k = 028 und mehr als k = 083 koumlnnen bei sehbehinderten Menschen die Wahrnehmungssicherheit beeintraumlchtigen Geringe Kontraste koumlnnen als verwaschen sehr hohe Kontraste koumlnnen als Blendung empfunden werden

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Die DIN 32975 gibt fuumlr unterschiedliche Anwendungsbereiche unterschiedliche Leuchtdichtekontraste zur Einhaltung vor Jeweils geforderte Kontraste sind den Kapiteln 4 und 5 die auf unterschiedliche Anwendungsbereiche eingehen zu entnehmen

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33 Die Pruumlfung von KontrastenKontrastloumlsungen fuumlr groszlige Gebaumludekomplexe Auszligenanlagen oder Verkehrswege resultieren idealerweise aus spezifischen wahrnehmungspsychologischen Beurteilungen um den Einsatz von Kontrasten zur Orientierung zur Vermeidung von Gefahren und zur Erhoumlhung des Komforts zu pruumlfen und zu planen Befragungen und Beobachtungen von moumlglichst groszligen Nutzergruppen sind dabei

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ebenso dienlich wie die experimentelle Pruumlfung typischer Informationselemente mit diesen Zielgruppen Von der Befragung einzelner sehbehinderter Menschen ist eher abzusehen da Arten von Sehbehinderungen und ihre jeweiligen Auswirkungen stark variieren Vielmehr sind wissenschaftliche Studien zum Thema zu beruumlcksichtigen Einzelne Kontraste sind mit Leuchtdichtekameras objektiv messbar Im Folgenden wird ein Messverfahren vorgestellt dessen Anwendung die Normen der DIN zur Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten auch vorsehen Andere Methoden werden vergleichend beurteilt

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331 Kontrastpruumlfungen nach DIN

Kontraste von Materialkombinationen muumlssen nach DIN 32975 messtechnisch uumlberpruumlft bzw entsprechend vorgegebener Regelungen nachgewiesen werden Zur Ermittlung des Kontrasts wird die Messung der Leuchtdichtefaktoren nach DIN 5036-3 angegeben die spezielle Messgeometrien vorgibt

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332 Standardisierte Leuchtdichtemessungen im Labor

Die Messung der Leuchtdichten soll bei diffuser Beleuchtung mit der Lichtart die in der Anwendung vorgesehen ist mindestens unter dem Messwinkel 0deg (senkrecht zur Oberflaumlche) und gegebenenfalls zusaumltzlich unter praxisrelevanten Beobachtungswinkeln erfolgen Die Beobachtungswinkel haben insbesondere Einfluss auf Leuchtdichten von Materialien deren Oberflaumlche profiliert ist oder die unterschiedliche Glanzanteile beinhalten Mit der Veraumlnderung des Beobachtungswinkels aumlndern sich die Reflexionsgrade Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts von Bodenindikatoren gilt nach DIN 32984 dass mindestens eine Flaumlche von 4 cm x 4 cm gemessen werden muss um profilierte Oberflaumlchen auch ausreichend erfassen zu koumlnnen Dabei werden auch ausreichend groszlige Flaumlchen erfasst deren Materialzusammensetzung Unregelmaumlszligigkeiten in der Helligkeit aufweist wie zum Beispiel helle und dunkle Anteile

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auf Granitsteinen oder in Materialmischungen Auch Einsprenkel- ungen von Oberflaumlchen mit Glanzanteilen oder Leucht- und Perlfarben mit Glanzeinschluumlssen koumlnnen so beruumlcksichtigt werden Um die Messungen reproduzieren zu koumlnnen und auch die vorgesehene Nutzung im Auszligen- oder Innenbereich zu beruumlcksichtigen sind die Messungen unter Normlichtart A oder D65 durchzufuumlhren Normlichtart A entspricht in etwa Gluumlhlampenbedingungen Normlichtart D65 entspricht Tageslichtbedingungen Eine Kontrastermittlung zwischen Oberflaumlchen die bei unterschiedlichen Lichtarten gemessen wurden ist nicht zulaumlssig Nach DIN kann der Leuchtdichtekontrast durch die direkte Messung von Leuchtdichten oder alternativ durch die Bestimmung von Reflexionsgraden rechnerisch ermittelt werden Soviel zur Messung von Leuchtdichten unter standardisierten Bedingungen in Lichtlaboren Doch was wenn die interes-sierende Materialkombination bereits verbaut wurde und einzelne Materialmuster nicht entnommen werden koumlnnen wie etwa bei denkmalgeschuumltzten Gebaumluden und Anlagen Kapitel 333 gibt Auskunft dazu

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333 Nutzungstypische Leuchtdichtemessungen im Bestand

Die nach DIN 5036-3 geforderten Beleuchtungsbedingungen waumlhrend der Messungen sind im Bestand weder im Auszligenbereich noch im Innenbereich des oumlffentlichen Raumes realisierbar Die Beleuch-tung ist meist nicht diffus sondern weist zumindest Anteile von gerichtetem Licht durch Beleuchtungseinrichtungen oder Lichtspiegelungen der Umgebung auf Aber auch bereits verbaute Materialien sind deswegen von einer Kontrastpruumlfung nicht ausgeschlossen Die Messgeometrie ist dann nutzungstypisch anzupassen und zwar bei einem dennoch hohen Maszlig an Sicherheit und Reproduzierbarkeit der Daten Da die Beleuchtungssituation durch Tageslicht Schwankungen unterliegt wird innerhalb von Gebaumluden nach Moumlglichkeit nach Sonnenuntergang bei nutzungstypischer Beleuchtung gemessen Sollen Messungen im Auszligenbereich durchgefuumlhrt

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werden und befindet sich die Hauptnutzungszeit des Bereichs im Tageslicht so duumlrfen Messungen ausschlieszliglich bei gutem Wetter durchgefuumlhrt werden Annehmbar konstante Beleuchtung durch Tageslicht ergibt sich bei Sonnenschein mit ansonsten wolkenlosem Himmel

334 Methoden zur Schaumltzung von Leuchtdichten

Verschiedentlich wird in der Praxis eine Methode verwendet die vage Einschaumltzungen des Leuchtdichtekontrasts anhand von schwarz-weiszligen Abbildungen von Materialkombinationen vornimmt Dazu werden Fotos von Materialproben in Grautoumlnen aus-gedruckt am Computer die Visualisierung von farbigen Bildern auf Graustufen umgestellt oder Digitalkameras auf schwarz-weiszlig umgestellt Solche Abbildungen sind jedoch stark von der Charakteristik der Geraumlte abhaumlngig und weisen Oberflaumlchen nur als unterschiedlich in ihrer Intensitaumlt von Grautoumlnen aus Zuvor deutliche Kon-tras-te koumlnnen verschwinden Wenn sich auf diesen Darstellungen auf Displays oder Papier zwei Oberflaumlchen erkennbar voneinander abheben so die Befuumlrworter dieser Methode soll davon ausgegangen werden duumlrfen dass der Leuchtdichtekontrast ausreichend sei

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Diese Methode kann fachlich gesehen als allenfalls behelfsmaumlszligig beurteilt werden um einen ersten eher allgemeinen Eindruck von Leuchtdichtekontrasten zu bekommen Tatsaumlchliche Kontrastwerte lassen sich so weder ermitteln oder dahingehend uumlberpruumlfen ob sie bestimmten Anforderungen einer barrierefreien Gestaltung genuumlgen Da es sich um keine Messmethode handelt erhaumllt man auch keine Zahlenwerte Zudem geben Monitore und Kopien urspruumlng-liche Helligkeiten von Originaloberflaumlchen meist verfaumllscht wieder und sind leicht manipulierbar In Vor-Ort-Terminen mit Planern und Praktikern kann diese Methode jedoch anschaulich zum ersten Erkenntnisgewinn beitragen dass es in der sehbehindertengerechten Gestaltung weniger um Farbkontraste sondern vielmehr um Helligkeitsunterschiede von Objekten geht

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Eine andere Methode zur Pruumlfung von Kontrasten sieht die Nutzung von Farbkarten Farbfaumlchern oder digitalen Farbwerken vor Erlaumlutert sei dies am Beispiel von RAL-Farbkarten Als RAL-Farbe werden Normfarben bezeichnet die die RAL GmbH vertreibt Jeder Farbe ist eine Nummernbezeichnung zugeordnet Die Kontrastwerte zweier Materialien werden aus Hellbezugswerten und Umrechnungstabellen erschlossen Das groumlszligte Fehlerpotential wird bei dieser Methode in der eindeutigen Zuordnung von Materialoberflaumlchen zu entsprechenden Farbmustern gesehen Insbesondere Wand- und Bodenbelaumlge lassen sich oft nicht eindeutig zuordnen da deren Oberflaumlchen Zusammensetzungen zeigen die Hell- und Dunkelanteile mischen wie etwa Granit Sandstein Rauputz oder gemusterte Flaumlchen usw Der Vorteil der Normierung der Kartennummern soll darin bestehen dass Kunden und Lieferanten nur RAL-Nummern und nicht Materialmuster austauschen In den vorangegangenen Abschnitten wird deutlich dass die Messung des definierten Materials jedoch unumgaumlnglich ist da dessen Oberflaumlchenbeschaffenheit erhebliche Aus-wirkungen auf Kontraste hat Dies sowohl in Bezug auf Oberflaumlchenstrukturen als auch in Bezug auf die Materialzusammensetzung die sich an der Oberflaumlche offenbart Die Farbkarten-Methode versucht diesem Problem damit zu begegnen dass generell eine Fehler

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- toleranz von 01 bis 015 Kontrastwerten einkalkuliert werden soll und dass glaumlnzende Farben fuumlr die barrierefreie Gestaltung wegen moumlglicher Spiegelungen nicht in Frage kommen Zur empfohlenen Fehlertoleranz ist anzumerken dass wegen der Abnutzung von Materialien geforderte Kontraste im Neuzustand der Materialien ohnehin deutlich uumlberschritten werden sollten (weitere Informationen dazu siehe Kapitel 64) Eine zusaumltzliche Anhebung geforderter Werte durch die Verwendung einer Pruumlfmethode die zusaumltzliche Fehlertoleranzen erforderlich macht duumlrfte daher problematisch sein Dies schraumlnkt die Palette einsetzbarer Materialien unnoumltig weiter ein Der Einsatz glaumlnzender Materialien ist bei Neubauten we

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gen moumlglicher Blendwirkungen und Spiegelungen auch nach DIN 32975 zu vermeiden Jedoch werden vorliegend auch alle Materialien die Glanzanteile oder unterschiedliche Einschluumlsse haben von einer Kontrastpruumlfung methodisch ausgeschlossen was unnoumltig ist (siehe dazu Kapitel 332)

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335 Fazit zur Kontrastpruumlfung durch die Selbsthilfe

Insgesamt ist die Kontrastpruumlfung durch Farbsysteme oder SchwarzWeiszlig-Abbildungen als nur eingeschraumlnkt nuumltzlich weil zu ungenau anzusehen Zumal beide Methoden keine eindeutig reproduzierbaren Messungen darstellen sondern eine Schaumltzung per Inaugenscheinnahme bleiben muumlssen Am sichersten erscheint die direkte und objektive Messung der Leuchtdichten von Kontrastflaumlchen mit festgelegten Messgeometrien und plausiblen Methoden Die Notwendigkeit zur gewissenhaften Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten durch insbesondere nutzungstypische Messungen wird auch in einer Vergleichsstudie uumlber Messmethoden von Joos et al im Auftrag des schweizerischen Bundesamtes fuumlr Verkehr (2012) wie folgt befuumlrwortet bdquoKontrast von Objekten im oumlffentlichen Raum kann nur mit speziellen Leuchtdichtenkameras mit einer genuumlgenden Genauigkeit und vernuumlnftigem personellem und zeitlichem Aufwand bestimmt werdenldquo

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Die vorliegende Broschuumlre versucht aktive Mitglieder der Selbsthilfe zu befaumlhigen sich fuumlr die Pruumlfung und Einhaltung von Kontrasten argumentativ erfolgreich einzusetzen Die erforderlichen Leuchtdichtemessungen an sich sollten nach wie vor von erfahrenen Pruumlfern aus Betrieben und Institutionen durchgefuumlhrt werden die diese Messungen fachgerecht und taumlglich im Auftrag von Materialherstellern Planern Verbaumlnden Kommunen Bund und Laumlndern durchfuumlhren Zur Beurteilung diesbezuumlglich entstehender Kosten sei auf Kapitel 63 verwiesen

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Ein Groszligteil der Informationen im oumlffentlichen Raum die der Orientierung und der Absicherung vor Gefahren dienen wird uumlber Zei-chen Schriften und Piktogramme vermittelt Kontrastwerte die der Auffindbarkeit und Leserlichkeit dienen sollen houmlher als andere sein Nach DIN 32975 gilt dass ein Leuchtdichtekontrast von mindestens 07 und bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen von mindestens 08 einzuhalten ist

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41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit

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Die Auffindbarkeit der Information durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis des gesamten Informationstraumlgers zu seinem Hintergrund Sind zum Beispiel die Grundfarbe einer Toilettenbeschilderung wie auch die umgebende Wand aumlhnlich hell unterscheidet sich die Leuchtdichte nur minimal durch unterschiedliche Reflexionseigenschaften der Materialoberflaumlchen Abbildung 3 zeigt dies Es entstehen zu geringe Kontraste was die Auffindbarkeit des Informationstraumlgers erschwert Abhilfe schafft die kontrastreiche Umrahmung des Schildes oder die kontrastreiche Gestaltung des Schildhintergrundes zur Wand

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4 Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften und Piktogrammen

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Die Leserlichkeit durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis der Zeichen Schriften und Piktogramme zu direkt angrenzenden Flaumlchen Diese Flaumlchen koumlnnen Schildhintergruumlnde sein wie Abbildung 4 die ein Piktogramm als Kennzeichnung einer Herrentoilette zeigt Der relevante Leuchtdichtekontrast entsteht zwischen dem schwarzen Maumlnnchen und der Oberflaumlche des Traumlgermaterials einer Edelstahlplatte

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Falls Zeichen direkt also ohne Traumlgermaterial verwendet werden bilden umgebende Waumlnde angrenzende Gegenstaumlnde und perspektivisch bedingte Umgebungen die angrenzenden Flaumlchen Abbildung 5 die eine Etagennummer auf einer Wand und Abbildung 6 die Piktogramme als Markierung einer Glasflaumlche darstellen zeigen solche direkten Umgebungsflaumlchen von Zeichen

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Abbildung 3 Negativbeispiel ndash helles Toilettenschild auf heller Wand

Abbildung 4 Positivbeispiel ndash dunkles Piktogramm auf hellem Untergrund

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Bei der Etagennummerierung ist die Umgebungsflaumlche eine hell gestrichene Rauputzwand bei den Markierungen auf Glas bildet der Hintergrund in der vorliegenden Perspektive ein Bodenbelag die Umgebungsflaumlche zur Kontrastermittlung

42 Durchsichtige InformationstraumlgerAls besonders unguumlnstig erweisen sich helle Schriften auf Glas bei ebenfalls hellem Hintergrund Abbildung 7 zeigt die Gebaumludebezeichnung eines Finanzamtes durch silbrig-weiszlige Klebebuchstaben die oberhalb der Eingangstuumlr auf dem Sicherheitsglas eines Oberlichts angebracht sind Durch die angrenzende Flaumlche die aus nutzungstypischer Perspektive aus einer weiszligen Decke besteht sind die Buchstaben der oberen Reihe fast gar nicht in den unteren Reihen nur mit Muumlhe erkennbar da der Kontrast zwischen Buchstaben und Decke zu gering ist

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Abbildung 5 Zahl mit Wand als Umgebungsflaumlche

Abbildung 6 Piktogramme mit Boden als Umgebungsflaumlche bei Pers-pektive durch eine Glastuumlr hindurch

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Abhilfe koumlnnte vorliegend eine wesentlich dunklere Deckengestaltung dunklere Schriften oder die Hinterlegung der hellen Schrift mit dunkler Folie schaffen Abbildung 8 zeigt ein Ausstellungsex- ponat Abbildung 9 zeigt was sich dem Betrachter bei Annaumlherung offenbart Jede der 4 Seiten ist aus Glas und mit heller Schrift uumlberzogen die Informationen uumlber das Exponat beinhalten Der Boden als angrenzende Flaumlche zur Schrift aus der Betrachterperspektive ist durch mittelhelle Granitsteine marmoriert und bildet keinen ausreichenden Kontrast zur Schrift sodass diese kaum vom Boden zu unterscheiden ist Hinzu kommt dass sich da alle Glasauszligenflaumlchen des Exponats beschriftet sind die Schriften perspektivisch uumlberlagern und so das Lesen der Information endguumlltig verhindern

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Abbildung 7 Negativbeispiel ndash helle Schrift auf Glas mit hellem Hintergrund

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Die Hinterlegung der Schriften mit dunklen Folien wuumlrde das Exponat optisch zerstoumlren da das Innenleben nicht mehr zu sehen waumlre Dunkle Schriftzeichen wuumlrden auch nicht zum Ziel fuumlhren da das Problem sich uumlberlagernder Schriften weiterhin bestuumlnde Abhilfe bestuumlnde in der Uumlbertragung der Information auf ein zusaumltzliches Schild mit ausreichendem Hintergrundkontrast

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43 Unuumlberlegte Verzierungen und FarbigkeitenBilder oder Farbverlaumlufe als Hintergrund sind grundsaumltzlich zu vermeiden da sie den Leuchtdichtekontrast von Schriften zumindest punktuell schmaumllern Abbildung 10 zeigt ein an sich kontrastreich gestaltetes Gebaumludeschild Durch die teilweise Hinterlegung des Textes mit einem Schmucksiegel wird der Kontrast einzelner Worte zum Schildhintergrund unterbrochen und deutlich verringert Abhilfe koumlnnte die Verkleinerung des Siegels schaffen sodass Schriften damit nicht mehr hinterlegt sind Die Schildgroumlszlige bietet Platz um das Siegel separat zu setzen

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Abbildung 8 Beispiel Exponat- einhausung aus Glasflaumlchen mit Edelstahlrahmen

Abbildung 9 Negativbeispiel ndash uumlberlagernde Schriften auf Glas mit hellem Hintergrund

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Informationsbroschuumlren und Plakate werden meist aufwaumlndig gestaltet Viele verschiedene Farben kommen zum Einsatz um auf differenzierte Inhalte hinzuweisen Dabei tritt die Differenzierung durch Leuchtdichtekontraste haumlufig in den Hintergrund So kann es sein dass Informationen die gar keine hohe Relevanz haben durch starke Helligkeitskontraste zum Hintergrund visuell hervorgehoben werden und Wichtiges trotz vermeintlich auffaumllliger Farbgestaltung wegen zu geringer Leuchtdichtekontraste unbeachtet bleibt

44 Blendung und Schatten ndash boumlse GeisterKapitel 315 erlaumlutert dass zur sehbehindertengerechten Gestaltung keine Pauschalvorgaben zu Beleuchtungsstaumlrken moumlglich sind Vielmehr ist eine in der jeweiligen Situation vor Ort angemessene Beleuchtung notwendig Selbst wenn Kontraste messtechnisch nachweisbar sind kann es sein dass diese durch zu geringe oder zu starke Beleuchtung fuumlr das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind Zu geringe Beleuchtung liegt beispielsweise bei Schattenbildung vor zu starke Beleuchtung kann zu Blendung durch Reflexionen des Lichts fuumlhren Letzteres kann auch durch direkte Sonneneinstrahlung geschehen Abbildungen 11 und 12 zeigen ein von der Decke herabhaumlngendes Schild das an einer der Sonne abgewandten Gebaumludeseite befestigt ist und auf einen Haupteingang

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Abbildung 10 Negativbeispiel ndash Schrift auf Hintergrund mit Hinter-legung

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hinweist Der Kontrast zwischen Buchstaben und Schildhintergrund ist ausreichend sodass einzelne Buchstaben gut erkennbar sind Ein identisches Schild ist an einer der Sonne zugewandten Gebaumlude-seite angebracht Die Buchstaben werden von der direkten Sonnen-einstrahlung teilweise uumlberblendet und sind daher nicht mehr lesbar

Abhilfe koumlnnte die Versetzung des Schildes nach hinten schaffen Eine gleichmaumlszligige Abschattung des gesamten Schildes wuumlrde so durch die Decke hergestellt und Kontraste blieben wahrnehmbar Alternativ muumlsste die Oberflaumlche des Informationstraumlgers weniger glatt sein sodass eine Blendung wegen geringerer Spiegelung des Lichts an der Materialoberflaumlche vermindert ist Auch Abschattflaumlchen aus lichtundurchlaumlssigem Material die direkt an der Schildoberkante befestigt wuumlrden koumlnnten auf dem Schild fuumlr einheitliche Lichtverhaumlltnisse zu sorgen

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Auf Informationstraumlgern die Abdeckungen oder Sichtscheiben aufweisen wie Aushanginformationskaumlsten mit Glas- oder Plexiglasscheiben koumlnnen ebenfalls unerwuumlnschte Reflexionen entstehen Diese sind durch entspiegelte Materialien zu umgehen Der Kontrast an Sichtscheiben von Automaten sollte einstellbar sein

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Abbildung 13 zeigt den Ausschnitt eines Lageplans von Bus- und Hauptbahnhof Durch eine nicht entspiegelte Abdeckung des Aushangplans entstehen bei normalem Tageslicht starke Spiegelungen

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Abbildung 11 Beispiel ndash Schild im Schatten

Abbildung 12 Negativbeispiel ndash Schild mit Sonneneinstrahlung

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die Gleisbezeichnungen der Bahn unlesbar machen Abbildung 14 zeigt das gleiche Problem einer Oumlffnungszeiteninformation einer Bibliothek Durch die Anbringung der an sich kontrastreich gestalteten Textinformation an der Innenseite einer Glaswand spiegeln sich voruumlbergehende Menschen und die oumlrtliche Umgebung aus dem Ruumlcken des Betrachters Die Schriften wirken verwaschen da Kontraste durch wechselnde Umgebungsverhaumlltnisse mal schwaumlcher und mal staumlrker sind

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Abbildungen 15 und 16 zeigen Ausschnitte eines Lageplans der im Auszligenbereich einer Grundschule aufgestellt ist und ohne Ab- deckungen auskommt Trotz Sonneneinstrahlung werden Kontraste nicht beeintraumlchtigt da die Oberflaumlche mattiert ist Leider ist in der Legende zum Plan der Schrifthintergrund teils nicht ausreichend kontrastreich gestaltet Einzelne Gebaumludebereiche sind auf dem Plan durch eingrenzende stark kontrastierende Zeichnung gut unterscheidbar aber die zugehoumlrige Benennung der Gebaumlude ist wegen geringer Kontraste nur fuumlr manche Gebaumlude leserlich

Grundsaumltzlich sind Aushanginformationen mit Orientierungs- oder Entscheidungsfunktion selbst hinreichend zu beleuchten um Kont-

Abbildung 13 Negativbeispiel ndash Blendung auf Glasabdeckung durch Sonnenlicht

Abbildung 14 Negativbeispiel ndash Umgebungsreflexion bei Information hinter Glas

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raste wahrnehmen zu koumlnnen um bei Annaumlherung an die Information keine Schattenbildung zu verursachen Eine gerichtete Beleuchtung ist nach DIN 32975 entweder von unten von oben oder von hinten vorzusehen

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Auch offensichtlich fuumlr sehbehinderte Menschen gestaltete Objekte koumlnnen problematisch sein Abbildung 17 zeigt ein Toilettenschild das neben Buchstaben auch Brailleschrift beinhaltet Die Buchstaben sind erhaben auf einer farblosen Plexiglasscheibe aufgebracht die wiederum auf Abstand zur Wand montiert ist Die Buchstaben werfen daher einen Schatten an die Wand und schmaumllern so den ansonsten tadellosen Kontrast der dunklen Buchstaben zur hellen Wand unnoumltig

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Abbildung 15 Positivbeispiel ndash Lageplan ohne Abdeckung

Abbildung 16 Negativbeispiel ndash ungenuumlgender Kontrast der Legende zum Lageplan

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45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern

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Wenn Papier als Traumlgermaterial fuumlr Informationen verwendet wird zum Beispiel bei Faltplaumlnen ist zusaumltzliche die Papierstaumlrke wichtig um Kontraste zu erhalten Bei beidseitig bedrucktem Papier duumlrfen Informationen der Ruumlckseite auf der Vorderseite nicht durchscheinen Sie verringern als angrenzende Flaumlche zu den Schriften den Leuchtdichtekontrast unnoumltig Eine Mindestpapierstaumlrke von 100 Gramm pro Quadratmeter ist daher einzuhalten

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Da gerade Aushanginformationen haumlufigen Aumlnderungen unterliegen werden die Informationen meist als kostenguumlnstige Variante ebenfalls auf Papier gedruckt Glanzoberflaumlchen auf Papier haben unerwuumlnschte Blendwirkungen insbesondere bei Tageslicht was die Kontraste von Schriften zu ihrem Hintergrund deutlich beeintraumlchtigt

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Infopost oder haumlufig wiederkehrende Mitteilungen werden aus Kostengruumlnden oder aus Gruumlnden des Umweltschutzes oft auf Papier mit hohen Grau-Anteilen und starken Rauigkeiten der Papieroberflaumlchen gedruckt Diese haben im Vergleich zu reinweiszligem also sehr hellem Papier eine kontrastmindernde Wirkung auf die Leserlichkeit von Schriften und sollten vermieden werden Der Effekt des Papiers

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Abbildung 17 Negativbeispiel ndash Schattenbildung durch Reliefbuchstaben auf Plexiglas

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auf den Kontrast zur Schrift ist der gleiche wie der negative Effekt von farbig hinterlegten Texten

46 Schriften aus Licht ndash VorsichtInformationen durch hinterleuchtete oder selbstleuchtende Anzeigen stellen in Bezug auf Leuchtdichtekontraste Sonderfaumllle dar Anders als bei lichtundurchlaumlssigen Schildern kann es zu Kontrastminderungen in der Anwendung kommen Der Kontrast muss bei diesen Anzeigen die uumlblichen Vorgaben von 07 beziehungsweise 08 bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen ndash in der unguumlnstigeren Bedingung ndash erreichen

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Zum Beispiel ergibt ein heller Leuchtkasten der mit einem lichtundurchlaumlssigen Piktogramm beklebt ist unterschiedliche Leuchtdichten abhaumlngig davon ob er ein- oder ausgeschaltet ist Das lichtundurchlaumlssige Piktogramm veraumlndert seine Leuchtdichte dadurch nicht Der Kontrast errechnet sich aus den angrenzenden Flaumlchen von Piktogramm und Hintergrund Also resultieren durch Ein- und Ausschalten der Beleuchtung unterschiedliche Kontraste Aumlhnlich verhaumllt es sich bei lichtdurchlaumlssigen Zeichen auf Leuchtkaumlsten Dann ist es von der Transparenz der Zeichen und des Hintergrundes abhaumlngig ob sich die Beleuchtungsstaumlrke aus dem Innenraum gleichmaumlszligig auswirkt was direkten Einfluss auf die Leuchtdichten einzelner Flaumlchen hat Bei von innen beleuchteten Anzeigen muss daher immer der geringere Kontrast ausreichend hoch sein

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Kapitel 315 erlaumlutert dass Beleuchtungsstaumlrken der Umgebung keine Auswirkungen auf vorhandene Kontraste haben Auch diesbezuumlglich stellen selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen einen Sonderfall dar Tageslicht oder kuumlnstliche Beleuchtung uumlberlagern die Leuchtdichten und koumlnnen einen kontrastmindernden Einfluss haben Nach DIN 32975 muss die Beleuchtungssituation bei der Beurteilung von selbstleuchtenden oder hinterleuchteten

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Anzeigen mit beruumlcksichtigt werden Ohne Tageslichteinfluss in Innenraumlumen muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 200 Lux mit Tageslichteinfluss und im Freien muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 2000 Lux bestehen Uumlbrigens auch dann wenn Schutzscheiben vor den Anzeigen die zusaumltzliche Reflexionen verursachen koumlnnen verwendet werden

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Bei Wechselanzeigen wie Fahrgastinformationen werden zunehmend elektronische Anzeigen verwendet Eine Vergleichsstudie zur Lesbarkeit dynamischer Informationsanzeigen (Lang et al 2004) ergab unter anderem dass LCD-Anzeigen generell als kontrastreicher als LED-Anzeigen wahrgenommen werden insbesondere bei seitlicher Betrachtung was den haumlufigsten Anwendungsfall darstellen duumlrfte Dieses Ergebnis stellte sich als unabhaumlngig von Alter und Sehleistung der Versuchspersonen dar Auf LED-Anzeigen sollte daher verzichtet werden Foumlrderlich fuumlr Kontraste sind zudem hohe Pixelzahlen

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Laufschriften in elektronischen Anzeigen sind generell auch bei hinreichenden Kontrasten zu vermeiden Das Auge hat in der Regel zu wenig Zeit um sich auf die schnellen Kontrastwechsel an einzelnen Punkten einzustellen um zunaumlchst einzelne Buchstaben und anschlieszligend ganze Worte wahrzunehmen um sie danach noch lesen und verstehen zu koumlnnen

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

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Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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1 Zur Entstehung der Broschuumlre

Sind Sie aktives Mitglied einer Selbsthilfegruppe Werden Sie zur sehbehindertengerechten Gestaltung im oumlffentlichen Raum um Rat gefragt Dann sind Ihnen sicher manche Probleme bekannt

Vielleicht houmlren Sie haumlufig von Menschen mit Sehbehinderungen Folgendes

bdquo Ich konnte den Fahrscheinautomaten nicht bedienen

Graue Tasten auf grauem Hintergrundldquo

bdquo Im Waschraum musste ich fast die komplette Wand abtasten

ehe ich den Handtuchspender endlich entdeckteldquo

bdquoDie Absperrkette war wie unsichtbarldquo

bdquoIch habe die Treppe erst beim Fallen wahrgenommenldquo

Andererseits houmlren Sie vielleicht haumlufig von Entscheidungstraumlgern folgende Aussagen

bdquo Man darf doch nicht alles mit rot-weiszligen Streifen

verschandelnldquo

bdquo Sehbehindertengerechte Gestaltung hat keine

guumlltigen Normenldquo

bdquoGeforderte Kontraste sind in der Realitaumlt nicht zu erreichenldquo

bdquo Sehbehindertengerechte Gestaltung ist leider einfach

zu teuerldquo

Die Ursache fuumlr eine undeutliche Wahrnehmung im oumlffentlichen Raum sind neben zu kleinen Schriften und fehlenden Markierungen meist mangelhafte Kontraste Farbkontraste koumlnnen die Wahrnehmung zwar unterstuumltzen relevanter sind jedoch Leuchtdichtekontraste Daruumlber herrscht bei Bauherren Architekten und

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Entscheidungstraumlgern haumlufig Unwissenheit Als wichtiger Partner zur Verbesserung der Sicherheit der Orientierung und des Komforts im oumlffentlichen Raum sind die Selbsthilfegruppen gefragt die meist jedoch nicht fachlich zum Thema ausgebildet werden koumlnnen Daher foumlrderte das Bundesministerium fuumlr Gesundheit die Entwicklung dieser Broschuumlre die Abhilfe schaffen soll

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bdquoBarrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtldquo richtet sich an Selbsthilfeverbaumlnde im Allgemeinen Der konkrete Informationsbedarf der Selbsthilfe wurde Ende 2011 durch eine Befragung erhoben deren Ergebnisse Kapitel 2 beschreibt Fast die Haumllfte der Befragten beurteilt ihr derzeitiges Wissen uumlber Kontraste als duumlrftig oder als nicht vorhanden Die Broschuumlre vermittelt daher Basis-wissen in den dringendsten Anwendungsbereichen Dazu zaumlhlt zum Beispiel die Kontrastoptimierung bei Schildern an Hindernissen an Bedienelementen an Treppen und Gelaumlndern oder bei Bodenindikatoren Ergaumlnzt wird dieses Basiswissen durch Argumentationshilfen fuumlr typische Widerstaumlnde in Beratungen wie rechtliche Grundlagen Nutzergruppen aumlsthetische Aspekte die nachtraumlgliche Einbringung von Kontrasten und Kostenfragen

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Es ist eine auf dringendste Beduumlrfnisse der Selbsthilfe gekuumlrzte Handreichung zu visuellen Kontrasten entstanden die in einfacher Form als fachliche Unterstuumltzung im Erstkontakt mit Entscheidungstraumlgern zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes dienen soll

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2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste

Die Eigenschaften der Zielgruppe dieser Broschuumlre und ihre konkreten Beduumlrfnisse wurden in einer schriftlichen Befragung bei Bundesverbaumlnden und Landesarbeitsgemeinschaften der BAG Selbsthilfe e V und in diversen Foren und Kontaktlisten der PRO RETINA Deutschland e V ermittelt

21 Die Zielgruppe der BroschuumlreTeil A der Befragung suchte Antworten darauf inwiefern die Selbsthilfe bereits zum Thema Kontraste beratend taumltig ist wer die An-sprechpartner sind wie hoch die Nachfrage ist auf welche Widerstaumlnde man stoumlszligt und wie der eigene Wissensstand eingeschaumltzt wird Derzeit sind 64 der Befragten bereits beratend taumltig 20 moumlchten es kuumlnftig sein Fuumlr Beratungen ist die Selbsthilfe in Kontakt mit Gemeinden Landkreisen kreisfreien Staumldten (58 ) Bauherren (29 ) Architekten (41 ) Stadtplanern (51 ) und Herstellern von Baumaterial (19 ) Daruumlber hinaus wurden auch Wohnungsgesellschaften Stadtwerke Universitaumlten Verkehrsbetriebe politische Gremien und Behindertenbeiraumlte auf landes- und kommunaler Ebene sowie Parteien Parlamente und Senate genannt Die uumlberwiegende Zahl der Beratungen (61) erfolgt auf Initiative der Selbsthilfe die sich vorwiegend an Stellen mit Entscheidungsbefugnissen richtet Auf die Frage nach Widerstaumlnden in Beratungen wurde verschiedenen vorgegebenen Aussagen zugestimmt

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36 bdquoMan kann doch nicht alles uumlbertrieben farbig gestaltenldquo

36 bdquoDie Bauausfuumlhrung ist schon beendet da kann man

nichts mehr aumlndernldquo 14 bdquoWir bauen fuumlr die Allgemeinheit

Auf Minderheiten nimmt man keine Ruumlcksichtldquo und 42 bdquoEine

barrierefreie Gestaltung wuumlrde den finanziellen Rahmen spren-

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genldquo Als weiteres Gegenargument wurde gehaumluft der Denkmalschutz angefuumlhrt direkt gefolgt von aumlsthetischen Bedenken

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(bdquoKontraste stoumlren das Gesamtbildldquo bdquoPasst nicht zum Stil des

Hausesldquo bdquoEingriff in kuumlnstlerische Gestaltung und Freiheit der

Architektenldquo) Auch wird angefuumlhrt Kontraste waumlren mit Materialien die guumlnstig und leicht zu reinigen seien nicht herstellbar und Nachbesserungen wuumlrden ohnehin technisch als nicht machbar

angesehen Argumentiert wird zuweilen mit Aussagen wie bdquoDie

Normen zur barrierefreien Gestaltung sind nicht bindend muumls

sen daher nicht beachtet werdenldquo bdquoBaumaszlignahmen eines

privaten Investors sind nicht oumlffentlicher Bereichldquo bdquoEs handelt

sich um keinen Neubau sondern lediglich um Bauaumlnderungen

die keine Beruumlcksichtigungen notwendig machenldquo bdquoDas Sa

nierungskonzept sieht einfach keine barrierefreie Gestaltung

vorldquo etc Mehrfach wurde deutlich dass sich Entscheidungstraumlger

auf vermeintliche Experten verlassen bdquoUnsere Architekten wissen

schon selbst was Barrierefreiheit istldquo bdquoWir haben Barrierefrei

heit beruumlcksichtigt ein Rollstuhlfahrerverband wurde befragtldquo

oder bdquoWir haben doch Kontraste eingesetztldquo

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Die Widerstaumlnde die der Selbsthilfe entgegenschlagen sind also vielfaumlltig Ein Teilnehmer gab an dass es sich eher um Unwissen als um Widerstand handele da sich Menschen ohne Beeintraumlchtigungen oft nicht vorstellen koumlnnen wie wichtig zum Beispiel Kontraste sind Simulationsbrillen im Rucksack wuumlrden dann viele Debatten ersparen Reduziert kann man auf das Unwissen einiger entscheidungsbefugter Stellen schlieszligen die sehbehindertengerechte Gestaltung primaumlr als zu teuer zu aufwaumlndig und nachtraumlglich als nicht machbar einstufen Die Anfuumlhrung des Denkmalschutzes und Berufungen auf mangelnden Erfuumlllungszwang von Normen ist als Hinweis anzusehen dass das Potential sehbehindertengerechter

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Gestaltung als Beitrag zu Gefahrenabsicherung Orientierung und Komfort im oumlffentlichen Raum fuumlr alle Menschen als nachrangig angesehen und verkannt wird Auf die Frage bdquoWie haumlufig werden sie nach Informationen uumlber Kontraste zur sehbehindertengerechten Gestaltung gefragtldquo gaben 15 an bdquosehr oftldquo 42 bdquomanchmalldquo und 22 bdquonieldquo Dies spiegelt die Unwissenheit der Stellen mit Entscheidungsgewalt Der eigene Wissensstand der Selbsthilfe zu Leuchtdichtekontrasten wurde zu 5 als bdquotiefgreifendldquo zu 29 als bdquoausreichendldquo zu 37 als bdquoduumlrftigldquo und zu 10 als bdquonicht vorhandenldquo angegeben 19 der Befragten machten hier keine Angaben Damit ergibt sich dass bloszlig ein Drittel der Befragten in Beratungsgespraumlchen einen Wissensstand vorweisen kann der anstehende Entscheidungen guumlnstig beeinflusst und Widerstaumlnden fachlich entgegentritt Dass knapp zwei Drittel der Befragten bereits beratend taumltig sind und weitere 20 es kuumlnftig sein wollen macht die Notwendigkeit der vorliegenden Broschuumlre deutlich 49 der Befragten gaben an haumlufig 19 manchmal und nur 7 nie auf die Wichtigkeit von Kontrasten zur Orientierung und Gefahrensicherung hinzuweisen 41 tun dies auf Nachfrage 61 auch ungefragt Das bedeutet dass grundsaumltzlich bekannt ist wie nuumltzlich Kontraste sind Zusammengenommen mit den Ergebnissen zum Wissenstand wird das Potential der Selbsthilfe zur Verbesserung des oumlffentlichen Raumes durch Argumentationskraft deutlich

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22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der ZielgruppeTeil B der Befragung erfragte den thematischen Informationsbedarf der Selbsthilfe In jeder Kategorie konnte unter bdquoSonstigeldquo freier Text hinzugefuumlgt werden Einige Angaben lieszligen sich im Nachhinein abgefragten Punkten zuordnen Andere werden separat genannt

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Ergebnisse zum Informationsbedarf der Kategorie bdquoSchriften Zeichen und Piktogrammeldquo

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- Schriftverkehr (54 ) - Poster (27 ) - Plakate (25 ) - Raumschilder (68 ) - Wegweiser (73 ) - Gebaumludekennzeichnungen (69 ) - Informationen im Straszligenraum (71 ) - selbstleuchtende Anzeigetafeln und Schilder (53 ) - Sonstige haumlufig Fahrgastinformationen im OumlPNV

Ergebnisse zur Kategorie bdquoMarkierungenldquo - Gefahrenbereiche wie Baustellen - Bereiche mit Sturzgefahr etc (68 ) - Serviceautomaten und Bedienelemente wie Aufzug Bankautomat

Notruf etc (71 ) - Treppen und Gelaumlnder Fahrtreppen und Rampen (73 ) - Poller Fahnenmaste Ampeln Schild- und Lichtmasten (64 ) - Saumlulen und Pfeiler (53 ) - Waumlnde Tuumlren und Drehtuumlren aus Glas (68 ) - Sonstige Sanitaumlrobjekte Absperrketten und Mobiliar im oumlffentli

chem Raum (wie Fahrradstaumlnder Muumllleimer Werbetraumlger)-

Ergebnisse zur Kategorie bdquoBodenindikatorenldquo - Auffangstreifen (51 ) - Leitstreifen (69 ) - Begleitstreifen (47 ) - Aufmerksamkeitsfelder (63 )

Abschlieszligend war Raum um zusaumltzliche Kategorien zum Thema Kontrast zu nennen die mit Informationen in der Broschuumlre die Arbeit in der Selbsthilfe erleichtern koumlnnten Die umfangreich eingegangenen Anmerkungen gingen zum Teil uumlber das Generalthema Kontraste im oumlffentlichen Raum deutlich hinaus Schriftarten Schriftgroumlszligen Beleuchtungsstaumlrken Informationsflut in Schaukaumlsten Erlaumluterungen zu Hilfsmitteln Beispiele fuumlr Privatwohnungen

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Auch wurde tiefgreifendes rechtliches Wissen gewuumlnscht rechtliche Moumlglichkeiten und Verpflichtungen der Gemeinden nach Landesbauordnungen freie Veroumlffentlichung der DIN-Vorschriften Entscheidungen der Denkmalpflege Musterbauordnung einheitliche Kennzeichnungen in der EU Auch der Wunsch nach Informationen zur Webseitengestaltung und zu Computereinstellungen in diversen Betriebssystemen und mit verschiedenen Spezialprogrammen war haumlufig Hinweise die die Argumentationsweise der Broschuumlre und Oumlrtlichkeiten betreffen gingen auch ein Vereinbarkeit von Aumlsthetik und Kontrasten unterschiedliche Beeintraumlchtigungen der Sehfaumlhigkeit Erhoumlhung der Selbstaumlndigkeit Wahrnehmung und Orientierung durch Kontraste Probleme durch Beleuchtung Witterung und Verschmutzung Kontraste in Museen Kirchen und in oumlffentlichen Toiletten etc

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23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die BroschuumlreDie vorliegende Broschuumlre erhebt keinen Anspruch darauf Fachliteratur zu allen Anwendungsmoumlglichkeiten zu ersetzen Der Umfang der Broschuumlre war von Beginn an begrenzt Sie beinhaltet daher nur Themen die aufgrund der Befragung dringend erschienen und fuumlhrt wichtige Punkte exemplarisch aus Anwendungsmoumlglichkeiten in Zusammenhang mit Computern uumlber das Generalthema Kontraste hinausgehende sowie rechtliche Themen koumlnnen keine Beachtung finden Jedes einzelne dieser nicht bearbeiteten Themen rechtfertigt eine eigene umfaumlngliche Broschuumlre und ist als dringende Aufforderung fuumlr kuumlnftige Projekte anzusehen Anmerkungen zur Argumentation und Wuumlnsche zu Orten der Kontrastoptimierung wurden weitestgehend beruumlcksichtigt

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3 Welche Kontraste

31 Kontraste nach DIN 32975Die Orientierung im oumlffentlichen Raum durch Kontraste dient der Vermeidung von Gefahren durch eine komfortable Wahrnehmung Daher profitieren nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen von ausreichenden Kontrasten sondern alle Die DIN 32975 - Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur barrierefreien Nutzung (2010) erlaumlutert auf Seite 3

bdquoInformationen aus unserer Umwelt werden uumlberwiegend uumlber

das Auge aufgenommen daher wird ein Groszligteil relevanter

Informationen optisch angeboten Das Sehen bzw die visuel

le Wahrnehmung ist ein komplexer Vorgang und umfasst die

Farbwahrnehmung raumlumliches Sehen Daumlmmerungssehen

Anpassung an wechselnde Helligkeiten Wahrnehmung beweg

ter Sehobjekte usw Die Wahrnehmung einer Information ist

insbesondere abhaumlngig von ihrem Leuchtdichtekontrast ihrer

Beleuchtung ihrem Standort und der Groumlszlige der Informations

elementeldquo

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Kontraste koumlnnen visuell taktil und akustisch wahrgenommen werden Taktile und akustische Kontraste sind nicht Gegenstand dieser Broschuumlre und daher an anderer Stelle nachzulesen Im Folgenden geht es ausschlieszliglich um visuelle Kontraste durch Helligkeitsunterschiede sogenannte Leuchtdichtekontraste

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311 Helligkeitsunterschiede versus Farbunterschiede

Kontraste werden grundsaumltzlich durch Helligkeitsunterschiede erzeugt Nur wenn sich Objekte dadurch von ihrer Umgebung absetzen werden sie wahrgenommen Sehleistungen wie Schaumlrfe Formerkennung oder Lesen sind erst nachgeordnet moumlglich Ob die Farbe eines Objekts als unterschiedlich zu einer anderen empfun

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den wird ist bei der Kontrastwahrnehmung nicht ausschlaggebend sondern kann diese lediglich unterstuumltzen Relevanter ist vielmehr ob sich die Helligkeit einer Oberflaumlche von der Helligkeit einer an-deren Oberflaumlche unterscheidet Auskunft daruumlber kann nur der Leuchtdichtekontrast geben der in Kapitel 313 erlaumlutert wird

Zu Farben sei lediglich hervorgehoben dass Rottoumlne haumlufig und ungeahnt zu Verwirrungen fuumlhren koumlnnen Da Rot generell einen starken Wiedererkennungswert als Signalfarbe hat wird diese Farbe haumlufig eingesetzt um bestimmte Schriften oder Markierungen hervorzuheben Werden helle Rottoumlne in Schriften oder Zeichen als Kontrast auf weiszligem Hintergrund verwendet wird oft vergessen dass trotz der Signalwirkung der Farbe der Leuchtdichtekontrast unter Umstaumlnden sehr gering sein kann und dadurch schlecht wahrnehmbar ist Der in Abbildung 1 dargestellte Boden-Warnhinweis auf kreuzende Straszligenbahnen weist zum Beispiel keinen ausreichenden Kontrast auf und wird daher schlecht wahrgenommen Und dies nicht etwa trotz der Verwendung der Signalfarbenkombination Rot-Weiszlig sondern gerade wegen des unuumlberlegten Umgangs mit dieser Farbkombination zur Markierung von Gefahrenbereichen

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Das gleiche Problem besteht bei der Verwendung dunkler RotToumlne in Verbindung mit dunklen Oberflaumlchen Zum Beispiel werden

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Abbildung 1 Negativbeispiel zur Farbkombination Rot-Weiszlig

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Radwege haumlufig im Kontrast zu Gehwegen rot markiert um die Bereiche visuell voneinander abzugrenzen Dies hilft der visuellen Absicherung von Bewegungsflaumlchen zu wenig Wenn beide Farben aumlhnlich dunkel wahrgenommen werden nuumltzt die der Farbe Rot zugesprochene Signalwirkung nicht zur Unterscheidung beider Verkehrsflaumlchen Daher sind Kollisionen zwischen Radfahrern und sehbehinderten Fuszliggaumlngern weiterhin haumlufig Eine Signalfarbe unterstuumltzt Kontrastwirkungen nur bei dem Menschen der Farben fuumlr gewoumlhnlich gut differenzieren kann dem bestimmte Farben und Farbkombinationen als Signalfarben bekannt sind und auch nur dann wenn die Lichtbedingungen die Unterscheidung von Farben zulassen

312 Die Leuchtdichte und andere Lichtmaszlige

Die physikalische Groumlszlige die die Helligkeit eines Objekts beschreibt die der Mensch wahrnimmt ist die Leuchtdichte (Maszligeinheit cdmsup2 Candela pro Quadratmeter) Neben der Lichtstaumlrke der Leuchtquelle der Beleuchtungsstaumlrke auf dem Objekt und dem Einstrahlwinkel des Lichts im Verhaumlltnis zum Betrachter haumlngt die Houmlhe der Leuchtdichte entscheidend vom Reflexionsgrad der angestrahlten Flaumlche ab Abbildung 1 verdeutlicht die Zusammenhaumlnge der einzelnen Fachbegriffe Das Licht trifft mit einer gewissen Lichtstaumlrke (Maszligeinheit Candela cd) auf ein Objekt Auf dessen Oberflaumlche wird dadurch eine bestimmte Beleuchtungsstaumlrke (Maszligeinheit Lux lx) erzielt Die Oberflaumlche des Objekts hat durch eine eher raue oder eher glatte Beschaffenheit und durch die Materialzusammensetzung an dessen Oberflaumlche einen bestimmten Reflexionsgrad (Maszligeinheit griechisch rho ρ) Erst die aus all dem resultierende Leuchtdichte des Objekts die beim Betrachter ankommt gibt Auskunft daruumlber wie hell oder dunkel das Objekt wahrgenommen wird

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Gluumlcklicherweise folgt die visuelle Wahrnehmung der lichttechnischen Leuchtdichte nicht linear Auge und visuelle Informationsverarbeitung des Menschen versuchen Leuchtdichteextreme auszugleichen nehmen Farben zu Hilfe und fuumlllen Informationsluumlcken aus dem Sinn dessen auf was Menschen gerade erwarten wahrzu-nehmen

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313 Der Leuchtdichtekontrast

Der Leuchtdichtekontrast k bezeichnet den Unterschied der Helligkeit zweier Flaumlchen zueinander Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts zweier angrenzender Flaumlchen oder von einem Objekt zu seinem Hintergrund werden Leuchtdichten der einzelnen Materialien gemessen Aus den Ergebnissen wird der Leuchtdichtekontrast gemaumlszlig DIN 32975 nach folgender Definition ermittelt (Michelson-Formel)

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k= (L1 ndash L2) (L1 + L2)

L1 steht fuumlr die Leuchtdichte der ersten Flaumlche L2 steht fuumlr die Leuchtdichte der zweiten Flaumlche Ergebnisse zum Leuchtdichtekontrast k erreichen nach dieser Formel Werte zwischen 0 und 1 Der besseren Lesbarkeit wegen wird im Folgenden der Leuchtdichtekontrast k nur noch bdquoKontrastldquo genannt

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Abbildung 2 Grafische Darstellung zur Entstehung der Leuchtdichte

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314 Auswirkungen unguumlnstiger Lichtverhaumlltnisse

Bei insgesamt unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen wie etwa durch Nebel in der Daumlmmerung oder bei unzureichender Beleuchtung kommt dem Leuchtdichtekontrast eine weitere wesentliche Bedeutung zu da die Leistungsfaumlhigkeit des Auges dann abnimmt Die Makula als Ort des schaumlrfsten Sehens im Zentrum der Netzhaut kann unter diesen Bedingungen ausfallen Was dem Sehen weiterhin zur Verfuumlgung steht ist die Peripherie der Netzhaut Das Farbsehen und die Sehleistung nehmen jedoch zur Peripherie der Netzhaut immer mehr ab Das Farbsignal faumlllt in aumluszligeren Bereichen der Netzhaut voumlllig aus und wird allein durch das Helligkeitssignal ersetzt Ein hoher Leuchtdichtekontrast traumlgt also besonders bei unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen erheblich dazu bei wichtige Objekte wahrnehmen zu koumlnnen

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315 Auswirkungen von Beleuchtungsstaumlrken

Planer und Praktiker fragen haumlufig nach Beleuchtungsstaumlrken mit denen ausreichende Leuchtdichtekontraste erzielt werden koumlnnen bdquoWie viel Luxldquo wird immer gefragt Allerdings geht es nicht um Lux das von Leuchtmitteln erzeugt wird sondern um die Leuchtdichte die vom Objekt erzeugt wird Mit Aumlnderung der Beleuchtungsstaumlrke ndash sofern die Oberflaumlchenbeschaffenheit des Materials und der Einstrahlwinkel des Lichts gleich bleiben ndash aumlndern sich die Leuchtdichten beider Flaumlchen jedoch im gleichen Verhaumlltnis zueinander sodass der Leuchtdichtekontrast immer uumlber alle Beleuchtungs-staumlrken hinweg konstant bleibt Grundsaumltzlich ist daher auf die Frage nach geeigneten Beleuchtungsstaumlrken fuumlr einen ausreichenden Leuchtdichtekontrast keine Antwort moumlglich Die Messung der Leuchtdichte einer einzelnen Flaumlche kommt zwar bei verschiedenen Beleuchtungsstaumlrken zu unterschiedlichen Ergebnissen Zur Ermittlung des Kontrasts muumlssen jedoch immer zwei angrenzende Flaumlchen in Bezug auf ihren Helligkeitsunterschied zu einander ndash unter der gleichen Beleuchtungsstaumlrke ndash betrachtet werden Daher ist

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die Anfrage der Planer und Praktiker nach sehbehindertengerechten Beleuchtungsstaumlrken wenn es um Leuchtdichtekontraste geht nicht zielfuumlhrend Da der Leuchtdichtekontrast einer Materialkombination durch unterschiedliche Beleuchtungsstaumlrken nicht veraumlndert werden kann Allerdings gibt es einen komfortablen Bereich der Leuchtdichte einer Umgebung der je nach Zweck zwischen 100 und 500 cdmsup2 liegt

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Einen Sonderfall in Bezug auf die Relevanz der Beleuchtungsstaumlrke bilden selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen Naumlheres dazu ist Kapitel 46 zu entnehmen

32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten

321 Die kontinuierliche Informationskette

Eine kontinuierliche Kette von Informationen ist die Grundvoraussetzung fuumlr sichere Mobilitaumlt und fuumlr die korrekte Orientierung im oumlffentlichen Raum Zur Kontinuitaumlt einer Informationskette auf dem Weg von A nach B gehoumlren die Durchgaumlngigkeit des Designs der Bezeichnungen und der Anbringungsstellen sowie die analoge Kennzeichnung des Ruumlckwegs durch Elemente die Informationen beinhalten Auch der Planer von Kontrasten muss dies bei der Gestaltung von Markierungen Wegweisern Bodenindikatoren etc beruumlcksichtigen Das System muss auch tolerant gegenuumlber Fehlern des Nutzers sein Einmal falsch eingeschlagene Wege oder Vorlieben fuumlr bestimmte Wege duumlrfen individuell nicht dazu fuumlhren dass der Nutzer ploumltzlich orientierungslos und damit hilflos wird Die Durchgaumlngigkeit von Kontrasten ist daher dringend angeraten

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322 Uumlbergangsbereiche im Fokus

Die Guumlte von Informationen durch Kontraste offenbart sich insbesondere in Uumlbergangsbereichen Als Uumlbergangsbereiche werden Orte bezeichnet in denen Niveauunterschiede bewaumlltigt werden

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muumlssen wie zum Beispiel bei Rampen Treppen und Aufzuumlgen oder wo Raumwechsel stattfinden wie bei Ein- und Ausgaumlngen von Gebaumluden bei Uumlbergaumlngen von Hallen in Flure bei Zimmerwechseln etc Denn an all diesen Orten veraumlndern sich Struktur und Regeln der bisherigen Fortbewegung des Nutzers Dadurch sind Uumlbergangsbereiche fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen potentielle Gefahrenbereiche wenn sie nicht durch ausreichende Kontraste gekennzeichnet sind

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Ein bdquoZuvielldquo an Information durch zu viele unterschiedliche Kontraste fuumlhrt jedoch leicht zu Unuumlbersichtlichkeit und Uumlberfrachtung Um beidem gerecht zu werden sollte der Fokus der Kontrastplanung vor allem auf der Durchgaumlngigkeit von Kontrasten und insbesondere auf Uumlbergangsbereichen liegen

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323 Komfortable Kontraste und DIN-Vorgaben

Als komfortabel wird generell ein Kontrast von 04 bis 06 beurteilt Kontraste von weniger als k = 028 und mehr als k = 083 koumlnnen bei sehbehinderten Menschen die Wahrnehmungssicherheit beeintraumlchtigen Geringe Kontraste koumlnnen als verwaschen sehr hohe Kontraste koumlnnen als Blendung empfunden werden

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Die DIN 32975 gibt fuumlr unterschiedliche Anwendungsbereiche unterschiedliche Leuchtdichtekontraste zur Einhaltung vor Jeweils geforderte Kontraste sind den Kapiteln 4 und 5 die auf unterschiedliche Anwendungsbereiche eingehen zu entnehmen

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33 Die Pruumlfung von KontrastenKontrastloumlsungen fuumlr groszlige Gebaumludekomplexe Auszligenanlagen oder Verkehrswege resultieren idealerweise aus spezifischen wahrnehmungspsychologischen Beurteilungen um den Einsatz von Kontrasten zur Orientierung zur Vermeidung von Gefahren und zur Erhoumlhung des Komforts zu pruumlfen und zu planen Befragungen und Beobachtungen von moumlglichst groszligen Nutzergruppen sind dabei

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ebenso dienlich wie die experimentelle Pruumlfung typischer Informationselemente mit diesen Zielgruppen Von der Befragung einzelner sehbehinderter Menschen ist eher abzusehen da Arten von Sehbehinderungen und ihre jeweiligen Auswirkungen stark variieren Vielmehr sind wissenschaftliche Studien zum Thema zu beruumlcksichtigen Einzelne Kontraste sind mit Leuchtdichtekameras objektiv messbar Im Folgenden wird ein Messverfahren vorgestellt dessen Anwendung die Normen der DIN zur Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten auch vorsehen Andere Methoden werden vergleichend beurteilt

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331 Kontrastpruumlfungen nach DIN

Kontraste von Materialkombinationen muumlssen nach DIN 32975 messtechnisch uumlberpruumlft bzw entsprechend vorgegebener Regelungen nachgewiesen werden Zur Ermittlung des Kontrasts wird die Messung der Leuchtdichtefaktoren nach DIN 5036-3 angegeben die spezielle Messgeometrien vorgibt

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332 Standardisierte Leuchtdichtemessungen im Labor

Die Messung der Leuchtdichten soll bei diffuser Beleuchtung mit der Lichtart die in der Anwendung vorgesehen ist mindestens unter dem Messwinkel 0deg (senkrecht zur Oberflaumlche) und gegebenenfalls zusaumltzlich unter praxisrelevanten Beobachtungswinkeln erfolgen Die Beobachtungswinkel haben insbesondere Einfluss auf Leuchtdichten von Materialien deren Oberflaumlche profiliert ist oder die unterschiedliche Glanzanteile beinhalten Mit der Veraumlnderung des Beobachtungswinkels aumlndern sich die Reflexionsgrade Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts von Bodenindikatoren gilt nach DIN 32984 dass mindestens eine Flaumlche von 4 cm x 4 cm gemessen werden muss um profilierte Oberflaumlchen auch ausreichend erfassen zu koumlnnen Dabei werden auch ausreichend groszlige Flaumlchen erfasst deren Materialzusammensetzung Unregelmaumlszligigkeiten in der Helligkeit aufweist wie zum Beispiel helle und dunkle Anteile

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auf Granitsteinen oder in Materialmischungen Auch Einsprenkel- ungen von Oberflaumlchen mit Glanzanteilen oder Leucht- und Perlfarben mit Glanzeinschluumlssen koumlnnen so beruumlcksichtigt werden Um die Messungen reproduzieren zu koumlnnen und auch die vorgesehene Nutzung im Auszligen- oder Innenbereich zu beruumlcksichtigen sind die Messungen unter Normlichtart A oder D65 durchzufuumlhren Normlichtart A entspricht in etwa Gluumlhlampenbedingungen Normlichtart D65 entspricht Tageslichtbedingungen Eine Kontrastermittlung zwischen Oberflaumlchen die bei unterschiedlichen Lichtarten gemessen wurden ist nicht zulaumlssig Nach DIN kann der Leuchtdichtekontrast durch die direkte Messung von Leuchtdichten oder alternativ durch die Bestimmung von Reflexionsgraden rechnerisch ermittelt werden Soviel zur Messung von Leuchtdichten unter standardisierten Bedingungen in Lichtlaboren Doch was wenn die interes-sierende Materialkombination bereits verbaut wurde und einzelne Materialmuster nicht entnommen werden koumlnnen wie etwa bei denkmalgeschuumltzten Gebaumluden und Anlagen Kapitel 333 gibt Auskunft dazu

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333 Nutzungstypische Leuchtdichtemessungen im Bestand

Die nach DIN 5036-3 geforderten Beleuchtungsbedingungen waumlhrend der Messungen sind im Bestand weder im Auszligenbereich noch im Innenbereich des oumlffentlichen Raumes realisierbar Die Beleuch-tung ist meist nicht diffus sondern weist zumindest Anteile von gerichtetem Licht durch Beleuchtungseinrichtungen oder Lichtspiegelungen der Umgebung auf Aber auch bereits verbaute Materialien sind deswegen von einer Kontrastpruumlfung nicht ausgeschlossen Die Messgeometrie ist dann nutzungstypisch anzupassen und zwar bei einem dennoch hohen Maszlig an Sicherheit und Reproduzierbarkeit der Daten Da die Beleuchtungssituation durch Tageslicht Schwankungen unterliegt wird innerhalb von Gebaumluden nach Moumlglichkeit nach Sonnenuntergang bei nutzungstypischer Beleuchtung gemessen Sollen Messungen im Auszligenbereich durchgefuumlhrt

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werden und befindet sich die Hauptnutzungszeit des Bereichs im Tageslicht so duumlrfen Messungen ausschlieszliglich bei gutem Wetter durchgefuumlhrt werden Annehmbar konstante Beleuchtung durch Tageslicht ergibt sich bei Sonnenschein mit ansonsten wolkenlosem Himmel

334 Methoden zur Schaumltzung von Leuchtdichten

Verschiedentlich wird in der Praxis eine Methode verwendet die vage Einschaumltzungen des Leuchtdichtekontrasts anhand von schwarz-weiszligen Abbildungen von Materialkombinationen vornimmt Dazu werden Fotos von Materialproben in Grautoumlnen aus-gedruckt am Computer die Visualisierung von farbigen Bildern auf Graustufen umgestellt oder Digitalkameras auf schwarz-weiszlig umgestellt Solche Abbildungen sind jedoch stark von der Charakteristik der Geraumlte abhaumlngig und weisen Oberflaumlchen nur als unterschiedlich in ihrer Intensitaumlt von Grautoumlnen aus Zuvor deutliche Kon-tras-te koumlnnen verschwinden Wenn sich auf diesen Darstellungen auf Displays oder Papier zwei Oberflaumlchen erkennbar voneinander abheben so die Befuumlrworter dieser Methode soll davon ausgegangen werden duumlrfen dass der Leuchtdichtekontrast ausreichend sei

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Diese Methode kann fachlich gesehen als allenfalls behelfsmaumlszligig beurteilt werden um einen ersten eher allgemeinen Eindruck von Leuchtdichtekontrasten zu bekommen Tatsaumlchliche Kontrastwerte lassen sich so weder ermitteln oder dahingehend uumlberpruumlfen ob sie bestimmten Anforderungen einer barrierefreien Gestaltung genuumlgen Da es sich um keine Messmethode handelt erhaumllt man auch keine Zahlenwerte Zudem geben Monitore und Kopien urspruumlng-liche Helligkeiten von Originaloberflaumlchen meist verfaumllscht wieder und sind leicht manipulierbar In Vor-Ort-Terminen mit Planern und Praktikern kann diese Methode jedoch anschaulich zum ersten Erkenntnisgewinn beitragen dass es in der sehbehindertengerechten Gestaltung weniger um Farbkontraste sondern vielmehr um Helligkeitsunterschiede von Objekten geht

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Eine andere Methode zur Pruumlfung von Kontrasten sieht die Nutzung von Farbkarten Farbfaumlchern oder digitalen Farbwerken vor Erlaumlutert sei dies am Beispiel von RAL-Farbkarten Als RAL-Farbe werden Normfarben bezeichnet die die RAL GmbH vertreibt Jeder Farbe ist eine Nummernbezeichnung zugeordnet Die Kontrastwerte zweier Materialien werden aus Hellbezugswerten und Umrechnungstabellen erschlossen Das groumlszligte Fehlerpotential wird bei dieser Methode in der eindeutigen Zuordnung von Materialoberflaumlchen zu entsprechenden Farbmustern gesehen Insbesondere Wand- und Bodenbelaumlge lassen sich oft nicht eindeutig zuordnen da deren Oberflaumlchen Zusammensetzungen zeigen die Hell- und Dunkelanteile mischen wie etwa Granit Sandstein Rauputz oder gemusterte Flaumlchen usw Der Vorteil der Normierung der Kartennummern soll darin bestehen dass Kunden und Lieferanten nur RAL-Nummern und nicht Materialmuster austauschen In den vorangegangenen Abschnitten wird deutlich dass die Messung des definierten Materials jedoch unumgaumlnglich ist da dessen Oberflaumlchenbeschaffenheit erhebliche Aus-wirkungen auf Kontraste hat Dies sowohl in Bezug auf Oberflaumlchenstrukturen als auch in Bezug auf die Materialzusammensetzung die sich an der Oberflaumlche offenbart Die Farbkarten-Methode versucht diesem Problem damit zu begegnen dass generell eine Fehler

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- toleranz von 01 bis 015 Kontrastwerten einkalkuliert werden soll und dass glaumlnzende Farben fuumlr die barrierefreie Gestaltung wegen moumlglicher Spiegelungen nicht in Frage kommen Zur empfohlenen Fehlertoleranz ist anzumerken dass wegen der Abnutzung von Materialien geforderte Kontraste im Neuzustand der Materialien ohnehin deutlich uumlberschritten werden sollten (weitere Informationen dazu siehe Kapitel 64) Eine zusaumltzliche Anhebung geforderter Werte durch die Verwendung einer Pruumlfmethode die zusaumltzliche Fehlertoleranzen erforderlich macht duumlrfte daher problematisch sein Dies schraumlnkt die Palette einsetzbarer Materialien unnoumltig weiter ein Der Einsatz glaumlnzender Materialien ist bei Neubauten we

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gen moumlglicher Blendwirkungen und Spiegelungen auch nach DIN 32975 zu vermeiden Jedoch werden vorliegend auch alle Materialien die Glanzanteile oder unterschiedliche Einschluumlsse haben von einer Kontrastpruumlfung methodisch ausgeschlossen was unnoumltig ist (siehe dazu Kapitel 332)

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335 Fazit zur Kontrastpruumlfung durch die Selbsthilfe

Insgesamt ist die Kontrastpruumlfung durch Farbsysteme oder SchwarzWeiszlig-Abbildungen als nur eingeschraumlnkt nuumltzlich weil zu ungenau anzusehen Zumal beide Methoden keine eindeutig reproduzierbaren Messungen darstellen sondern eine Schaumltzung per Inaugenscheinnahme bleiben muumlssen Am sichersten erscheint die direkte und objektive Messung der Leuchtdichten von Kontrastflaumlchen mit festgelegten Messgeometrien und plausiblen Methoden Die Notwendigkeit zur gewissenhaften Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten durch insbesondere nutzungstypische Messungen wird auch in einer Vergleichsstudie uumlber Messmethoden von Joos et al im Auftrag des schweizerischen Bundesamtes fuumlr Verkehr (2012) wie folgt befuumlrwortet bdquoKontrast von Objekten im oumlffentlichen Raum kann nur mit speziellen Leuchtdichtenkameras mit einer genuumlgenden Genauigkeit und vernuumlnftigem personellem und zeitlichem Aufwand bestimmt werdenldquo

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Die vorliegende Broschuumlre versucht aktive Mitglieder der Selbsthilfe zu befaumlhigen sich fuumlr die Pruumlfung und Einhaltung von Kontrasten argumentativ erfolgreich einzusetzen Die erforderlichen Leuchtdichtemessungen an sich sollten nach wie vor von erfahrenen Pruumlfern aus Betrieben und Institutionen durchgefuumlhrt werden die diese Messungen fachgerecht und taumlglich im Auftrag von Materialherstellern Planern Verbaumlnden Kommunen Bund und Laumlndern durchfuumlhren Zur Beurteilung diesbezuumlglich entstehender Kosten sei auf Kapitel 63 verwiesen

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Ein Groszligteil der Informationen im oumlffentlichen Raum die der Orientierung und der Absicherung vor Gefahren dienen wird uumlber Zei-chen Schriften und Piktogramme vermittelt Kontrastwerte die der Auffindbarkeit und Leserlichkeit dienen sollen houmlher als andere sein Nach DIN 32975 gilt dass ein Leuchtdichtekontrast von mindestens 07 und bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen von mindestens 08 einzuhalten ist

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41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit

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Die Auffindbarkeit der Information durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis des gesamten Informationstraumlgers zu seinem Hintergrund Sind zum Beispiel die Grundfarbe einer Toilettenbeschilderung wie auch die umgebende Wand aumlhnlich hell unterscheidet sich die Leuchtdichte nur minimal durch unterschiedliche Reflexionseigenschaften der Materialoberflaumlchen Abbildung 3 zeigt dies Es entstehen zu geringe Kontraste was die Auffindbarkeit des Informationstraumlgers erschwert Abhilfe schafft die kontrastreiche Umrahmung des Schildes oder die kontrastreiche Gestaltung des Schildhintergrundes zur Wand

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4 Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften und Piktogrammen

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Die Leserlichkeit durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis der Zeichen Schriften und Piktogramme zu direkt angrenzenden Flaumlchen Diese Flaumlchen koumlnnen Schildhintergruumlnde sein wie Abbildung 4 die ein Piktogramm als Kennzeichnung einer Herrentoilette zeigt Der relevante Leuchtdichtekontrast entsteht zwischen dem schwarzen Maumlnnchen und der Oberflaumlche des Traumlgermaterials einer Edelstahlplatte

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Falls Zeichen direkt also ohne Traumlgermaterial verwendet werden bilden umgebende Waumlnde angrenzende Gegenstaumlnde und perspektivisch bedingte Umgebungen die angrenzenden Flaumlchen Abbildung 5 die eine Etagennummer auf einer Wand und Abbildung 6 die Piktogramme als Markierung einer Glasflaumlche darstellen zeigen solche direkten Umgebungsflaumlchen von Zeichen

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Abbildung 3 Negativbeispiel ndash helles Toilettenschild auf heller Wand

Abbildung 4 Positivbeispiel ndash dunkles Piktogramm auf hellem Untergrund

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Bei der Etagennummerierung ist die Umgebungsflaumlche eine hell gestrichene Rauputzwand bei den Markierungen auf Glas bildet der Hintergrund in der vorliegenden Perspektive ein Bodenbelag die Umgebungsflaumlche zur Kontrastermittlung

42 Durchsichtige InformationstraumlgerAls besonders unguumlnstig erweisen sich helle Schriften auf Glas bei ebenfalls hellem Hintergrund Abbildung 7 zeigt die Gebaumludebezeichnung eines Finanzamtes durch silbrig-weiszlige Klebebuchstaben die oberhalb der Eingangstuumlr auf dem Sicherheitsglas eines Oberlichts angebracht sind Durch die angrenzende Flaumlche die aus nutzungstypischer Perspektive aus einer weiszligen Decke besteht sind die Buchstaben der oberen Reihe fast gar nicht in den unteren Reihen nur mit Muumlhe erkennbar da der Kontrast zwischen Buchstaben und Decke zu gering ist

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Abbildung 5 Zahl mit Wand als Umgebungsflaumlche

Abbildung 6 Piktogramme mit Boden als Umgebungsflaumlche bei Pers-pektive durch eine Glastuumlr hindurch

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Abhilfe koumlnnte vorliegend eine wesentlich dunklere Deckengestaltung dunklere Schriften oder die Hinterlegung der hellen Schrift mit dunkler Folie schaffen Abbildung 8 zeigt ein Ausstellungsex- ponat Abbildung 9 zeigt was sich dem Betrachter bei Annaumlherung offenbart Jede der 4 Seiten ist aus Glas und mit heller Schrift uumlberzogen die Informationen uumlber das Exponat beinhalten Der Boden als angrenzende Flaumlche zur Schrift aus der Betrachterperspektive ist durch mittelhelle Granitsteine marmoriert und bildet keinen ausreichenden Kontrast zur Schrift sodass diese kaum vom Boden zu unterscheiden ist Hinzu kommt dass sich da alle Glasauszligenflaumlchen des Exponats beschriftet sind die Schriften perspektivisch uumlberlagern und so das Lesen der Information endguumlltig verhindern

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Abbildung 7 Negativbeispiel ndash helle Schrift auf Glas mit hellem Hintergrund

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Die Hinterlegung der Schriften mit dunklen Folien wuumlrde das Exponat optisch zerstoumlren da das Innenleben nicht mehr zu sehen waumlre Dunkle Schriftzeichen wuumlrden auch nicht zum Ziel fuumlhren da das Problem sich uumlberlagernder Schriften weiterhin bestuumlnde Abhilfe bestuumlnde in der Uumlbertragung der Information auf ein zusaumltzliches Schild mit ausreichendem Hintergrundkontrast

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43 Unuumlberlegte Verzierungen und FarbigkeitenBilder oder Farbverlaumlufe als Hintergrund sind grundsaumltzlich zu vermeiden da sie den Leuchtdichtekontrast von Schriften zumindest punktuell schmaumllern Abbildung 10 zeigt ein an sich kontrastreich gestaltetes Gebaumludeschild Durch die teilweise Hinterlegung des Textes mit einem Schmucksiegel wird der Kontrast einzelner Worte zum Schildhintergrund unterbrochen und deutlich verringert Abhilfe koumlnnte die Verkleinerung des Siegels schaffen sodass Schriften damit nicht mehr hinterlegt sind Die Schildgroumlszlige bietet Platz um das Siegel separat zu setzen

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Abbildung 8 Beispiel Exponat- einhausung aus Glasflaumlchen mit Edelstahlrahmen

Abbildung 9 Negativbeispiel ndash uumlberlagernde Schriften auf Glas mit hellem Hintergrund

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Informationsbroschuumlren und Plakate werden meist aufwaumlndig gestaltet Viele verschiedene Farben kommen zum Einsatz um auf differenzierte Inhalte hinzuweisen Dabei tritt die Differenzierung durch Leuchtdichtekontraste haumlufig in den Hintergrund So kann es sein dass Informationen die gar keine hohe Relevanz haben durch starke Helligkeitskontraste zum Hintergrund visuell hervorgehoben werden und Wichtiges trotz vermeintlich auffaumllliger Farbgestaltung wegen zu geringer Leuchtdichtekontraste unbeachtet bleibt

44 Blendung und Schatten ndash boumlse GeisterKapitel 315 erlaumlutert dass zur sehbehindertengerechten Gestaltung keine Pauschalvorgaben zu Beleuchtungsstaumlrken moumlglich sind Vielmehr ist eine in der jeweiligen Situation vor Ort angemessene Beleuchtung notwendig Selbst wenn Kontraste messtechnisch nachweisbar sind kann es sein dass diese durch zu geringe oder zu starke Beleuchtung fuumlr das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind Zu geringe Beleuchtung liegt beispielsweise bei Schattenbildung vor zu starke Beleuchtung kann zu Blendung durch Reflexionen des Lichts fuumlhren Letzteres kann auch durch direkte Sonneneinstrahlung geschehen Abbildungen 11 und 12 zeigen ein von der Decke herabhaumlngendes Schild das an einer der Sonne abgewandten Gebaumludeseite befestigt ist und auf einen Haupteingang

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Abbildung 10 Negativbeispiel ndash Schrift auf Hintergrund mit Hinter-legung

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hinweist Der Kontrast zwischen Buchstaben und Schildhintergrund ist ausreichend sodass einzelne Buchstaben gut erkennbar sind Ein identisches Schild ist an einer der Sonne zugewandten Gebaumlude-seite angebracht Die Buchstaben werden von der direkten Sonnen-einstrahlung teilweise uumlberblendet und sind daher nicht mehr lesbar

Abhilfe koumlnnte die Versetzung des Schildes nach hinten schaffen Eine gleichmaumlszligige Abschattung des gesamten Schildes wuumlrde so durch die Decke hergestellt und Kontraste blieben wahrnehmbar Alternativ muumlsste die Oberflaumlche des Informationstraumlgers weniger glatt sein sodass eine Blendung wegen geringerer Spiegelung des Lichts an der Materialoberflaumlche vermindert ist Auch Abschattflaumlchen aus lichtundurchlaumlssigem Material die direkt an der Schildoberkante befestigt wuumlrden koumlnnten auf dem Schild fuumlr einheitliche Lichtverhaumlltnisse zu sorgen

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Auf Informationstraumlgern die Abdeckungen oder Sichtscheiben aufweisen wie Aushanginformationskaumlsten mit Glas- oder Plexiglasscheiben koumlnnen ebenfalls unerwuumlnschte Reflexionen entstehen Diese sind durch entspiegelte Materialien zu umgehen Der Kontrast an Sichtscheiben von Automaten sollte einstellbar sein

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Abbildung 13 zeigt den Ausschnitt eines Lageplans von Bus- und Hauptbahnhof Durch eine nicht entspiegelte Abdeckung des Aushangplans entstehen bei normalem Tageslicht starke Spiegelungen

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Abbildung 11 Beispiel ndash Schild im Schatten

Abbildung 12 Negativbeispiel ndash Schild mit Sonneneinstrahlung

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die Gleisbezeichnungen der Bahn unlesbar machen Abbildung 14 zeigt das gleiche Problem einer Oumlffnungszeiteninformation einer Bibliothek Durch die Anbringung der an sich kontrastreich gestalteten Textinformation an der Innenseite einer Glaswand spiegeln sich voruumlbergehende Menschen und die oumlrtliche Umgebung aus dem Ruumlcken des Betrachters Die Schriften wirken verwaschen da Kontraste durch wechselnde Umgebungsverhaumlltnisse mal schwaumlcher und mal staumlrker sind

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Abbildungen 15 und 16 zeigen Ausschnitte eines Lageplans der im Auszligenbereich einer Grundschule aufgestellt ist und ohne Ab- deckungen auskommt Trotz Sonneneinstrahlung werden Kontraste nicht beeintraumlchtigt da die Oberflaumlche mattiert ist Leider ist in der Legende zum Plan der Schrifthintergrund teils nicht ausreichend kontrastreich gestaltet Einzelne Gebaumludebereiche sind auf dem Plan durch eingrenzende stark kontrastierende Zeichnung gut unterscheidbar aber die zugehoumlrige Benennung der Gebaumlude ist wegen geringer Kontraste nur fuumlr manche Gebaumlude leserlich

Grundsaumltzlich sind Aushanginformationen mit Orientierungs- oder Entscheidungsfunktion selbst hinreichend zu beleuchten um Kont-

Abbildung 13 Negativbeispiel ndash Blendung auf Glasabdeckung durch Sonnenlicht

Abbildung 14 Negativbeispiel ndash Umgebungsreflexion bei Information hinter Glas

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raste wahrnehmen zu koumlnnen um bei Annaumlherung an die Information keine Schattenbildung zu verursachen Eine gerichtete Beleuchtung ist nach DIN 32975 entweder von unten von oben oder von hinten vorzusehen

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Auch offensichtlich fuumlr sehbehinderte Menschen gestaltete Objekte koumlnnen problematisch sein Abbildung 17 zeigt ein Toilettenschild das neben Buchstaben auch Brailleschrift beinhaltet Die Buchstaben sind erhaben auf einer farblosen Plexiglasscheibe aufgebracht die wiederum auf Abstand zur Wand montiert ist Die Buchstaben werfen daher einen Schatten an die Wand und schmaumllern so den ansonsten tadellosen Kontrast der dunklen Buchstaben zur hellen Wand unnoumltig

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Abbildung 15 Positivbeispiel ndash Lageplan ohne Abdeckung

Abbildung 16 Negativbeispiel ndash ungenuumlgender Kontrast der Legende zum Lageplan

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45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern

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Wenn Papier als Traumlgermaterial fuumlr Informationen verwendet wird zum Beispiel bei Faltplaumlnen ist zusaumltzliche die Papierstaumlrke wichtig um Kontraste zu erhalten Bei beidseitig bedrucktem Papier duumlrfen Informationen der Ruumlckseite auf der Vorderseite nicht durchscheinen Sie verringern als angrenzende Flaumlche zu den Schriften den Leuchtdichtekontrast unnoumltig Eine Mindestpapierstaumlrke von 100 Gramm pro Quadratmeter ist daher einzuhalten

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Da gerade Aushanginformationen haumlufigen Aumlnderungen unterliegen werden die Informationen meist als kostenguumlnstige Variante ebenfalls auf Papier gedruckt Glanzoberflaumlchen auf Papier haben unerwuumlnschte Blendwirkungen insbesondere bei Tageslicht was die Kontraste von Schriften zu ihrem Hintergrund deutlich beeintraumlchtigt

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Infopost oder haumlufig wiederkehrende Mitteilungen werden aus Kostengruumlnden oder aus Gruumlnden des Umweltschutzes oft auf Papier mit hohen Grau-Anteilen und starken Rauigkeiten der Papieroberflaumlchen gedruckt Diese haben im Vergleich zu reinweiszligem also sehr hellem Papier eine kontrastmindernde Wirkung auf die Leserlichkeit von Schriften und sollten vermieden werden Der Effekt des Papiers

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Abbildung 17 Negativbeispiel ndash Schattenbildung durch Reliefbuchstaben auf Plexiglas

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auf den Kontrast zur Schrift ist der gleiche wie der negative Effekt von farbig hinterlegten Texten

46 Schriften aus Licht ndash VorsichtInformationen durch hinterleuchtete oder selbstleuchtende Anzeigen stellen in Bezug auf Leuchtdichtekontraste Sonderfaumllle dar Anders als bei lichtundurchlaumlssigen Schildern kann es zu Kontrastminderungen in der Anwendung kommen Der Kontrast muss bei diesen Anzeigen die uumlblichen Vorgaben von 07 beziehungsweise 08 bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen ndash in der unguumlnstigeren Bedingung ndash erreichen

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Zum Beispiel ergibt ein heller Leuchtkasten der mit einem lichtundurchlaumlssigen Piktogramm beklebt ist unterschiedliche Leuchtdichten abhaumlngig davon ob er ein- oder ausgeschaltet ist Das lichtundurchlaumlssige Piktogramm veraumlndert seine Leuchtdichte dadurch nicht Der Kontrast errechnet sich aus den angrenzenden Flaumlchen von Piktogramm und Hintergrund Also resultieren durch Ein- und Ausschalten der Beleuchtung unterschiedliche Kontraste Aumlhnlich verhaumllt es sich bei lichtdurchlaumlssigen Zeichen auf Leuchtkaumlsten Dann ist es von der Transparenz der Zeichen und des Hintergrundes abhaumlngig ob sich die Beleuchtungsstaumlrke aus dem Innenraum gleichmaumlszligig auswirkt was direkten Einfluss auf die Leuchtdichten einzelner Flaumlchen hat Bei von innen beleuchteten Anzeigen muss daher immer der geringere Kontrast ausreichend hoch sein

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Kapitel 315 erlaumlutert dass Beleuchtungsstaumlrken der Umgebung keine Auswirkungen auf vorhandene Kontraste haben Auch diesbezuumlglich stellen selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen einen Sonderfall dar Tageslicht oder kuumlnstliche Beleuchtung uumlberlagern die Leuchtdichten und koumlnnen einen kontrastmindernden Einfluss haben Nach DIN 32975 muss die Beleuchtungssituation bei der Beurteilung von selbstleuchtenden oder hinterleuchteten

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Anzeigen mit beruumlcksichtigt werden Ohne Tageslichteinfluss in Innenraumlumen muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 200 Lux mit Tageslichteinfluss und im Freien muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 2000 Lux bestehen Uumlbrigens auch dann wenn Schutzscheiben vor den Anzeigen die zusaumltzliche Reflexionen verursachen koumlnnen verwendet werden

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Bei Wechselanzeigen wie Fahrgastinformationen werden zunehmend elektronische Anzeigen verwendet Eine Vergleichsstudie zur Lesbarkeit dynamischer Informationsanzeigen (Lang et al 2004) ergab unter anderem dass LCD-Anzeigen generell als kontrastreicher als LED-Anzeigen wahrgenommen werden insbesondere bei seitlicher Betrachtung was den haumlufigsten Anwendungsfall darstellen duumlrfte Dieses Ergebnis stellte sich als unabhaumlngig von Alter und Sehleistung der Versuchspersonen dar Auf LED-Anzeigen sollte daher verzichtet werden Foumlrderlich fuumlr Kontraste sind zudem hohe Pixelzahlen

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Laufschriften in elektronischen Anzeigen sind generell auch bei hinreichenden Kontrasten zu vermeiden Das Auge hat in der Regel zu wenig Zeit um sich auf die schnellen Kontrastwechsel an einzelnen Punkten einzustellen um zunaumlchst einzelne Buchstaben und anschlieszligend ganze Worte wahrzunehmen um sie danach noch lesen und verstehen zu koumlnnen

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

64

derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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Entscheidungstraumlgern haumlufig Unwissenheit Als wichtiger Partner zur Verbesserung der Sicherheit der Orientierung und des Komforts im oumlffentlichen Raum sind die Selbsthilfegruppen gefragt die meist jedoch nicht fachlich zum Thema ausgebildet werden koumlnnen Daher foumlrderte das Bundesministerium fuumlr Gesundheit die Entwicklung dieser Broschuumlre die Abhilfe schaffen soll

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bdquoBarrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtldquo richtet sich an Selbsthilfeverbaumlnde im Allgemeinen Der konkrete Informationsbedarf der Selbsthilfe wurde Ende 2011 durch eine Befragung erhoben deren Ergebnisse Kapitel 2 beschreibt Fast die Haumllfte der Befragten beurteilt ihr derzeitiges Wissen uumlber Kontraste als duumlrftig oder als nicht vorhanden Die Broschuumlre vermittelt daher Basis-wissen in den dringendsten Anwendungsbereichen Dazu zaumlhlt zum Beispiel die Kontrastoptimierung bei Schildern an Hindernissen an Bedienelementen an Treppen und Gelaumlndern oder bei Bodenindikatoren Ergaumlnzt wird dieses Basiswissen durch Argumentationshilfen fuumlr typische Widerstaumlnde in Beratungen wie rechtliche Grundlagen Nutzergruppen aumlsthetische Aspekte die nachtraumlgliche Einbringung von Kontrasten und Kostenfragen

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Es ist eine auf dringendste Beduumlrfnisse der Selbsthilfe gekuumlrzte Handreichung zu visuellen Kontrasten entstanden die in einfacher Form als fachliche Unterstuumltzung im Erstkontakt mit Entscheidungstraumlgern zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes dienen soll

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2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste

Die Eigenschaften der Zielgruppe dieser Broschuumlre und ihre konkreten Beduumlrfnisse wurden in einer schriftlichen Befragung bei Bundesverbaumlnden und Landesarbeitsgemeinschaften der BAG Selbsthilfe e V und in diversen Foren und Kontaktlisten der PRO RETINA Deutschland e V ermittelt

21 Die Zielgruppe der BroschuumlreTeil A der Befragung suchte Antworten darauf inwiefern die Selbsthilfe bereits zum Thema Kontraste beratend taumltig ist wer die An-sprechpartner sind wie hoch die Nachfrage ist auf welche Widerstaumlnde man stoumlszligt und wie der eigene Wissensstand eingeschaumltzt wird Derzeit sind 64 der Befragten bereits beratend taumltig 20 moumlchten es kuumlnftig sein Fuumlr Beratungen ist die Selbsthilfe in Kontakt mit Gemeinden Landkreisen kreisfreien Staumldten (58 ) Bauherren (29 ) Architekten (41 ) Stadtplanern (51 ) und Herstellern von Baumaterial (19 ) Daruumlber hinaus wurden auch Wohnungsgesellschaften Stadtwerke Universitaumlten Verkehrsbetriebe politische Gremien und Behindertenbeiraumlte auf landes- und kommunaler Ebene sowie Parteien Parlamente und Senate genannt Die uumlberwiegende Zahl der Beratungen (61) erfolgt auf Initiative der Selbsthilfe die sich vorwiegend an Stellen mit Entscheidungsbefugnissen richtet Auf die Frage nach Widerstaumlnden in Beratungen wurde verschiedenen vorgegebenen Aussagen zugestimmt

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36 bdquoMan kann doch nicht alles uumlbertrieben farbig gestaltenldquo

36 bdquoDie Bauausfuumlhrung ist schon beendet da kann man

nichts mehr aumlndernldquo 14 bdquoWir bauen fuumlr die Allgemeinheit

Auf Minderheiten nimmt man keine Ruumlcksichtldquo und 42 bdquoEine

barrierefreie Gestaltung wuumlrde den finanziellen Rahmen spren-

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genldquo Als weiteres Gegenargument wurde gehaumluft der Denkmalschutz angefuumlhrt direkt gefolgt von aumlsthetischen Bedenken

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(bdquoKontraste stoumlren das Gesamtbildldquo bdquoPasst nicht zum Stil des

Hausesldquo bdquoEingriff in kuumlnstlerische Gestaltung und Freiheit der

Architektenldquo) Auch wird angefuumlhrt Kontraste waumlren mit Materialien die guumlnstig und leicht zu reinigen seien nicht herstellbar und Nachbesserungen wuumlrden ohnehin technisch als nicht machbar

angesehen Argumentiert wird zuweilen mit Aussagen wie bdquoDie

Normen zur barrierefreien Gestaltung sind nicht bindend muumls

sen daher nicht beachtet werdenldquo bdquoBaumaszlignahmen eines

privaten Investors sind nicht oumlffentlicher Bereichldquo bdquoEs handelt

sich um keinen Neubau sondern lediglich um Bauaumlnderungen

die keine Beruumlcksichtigungen notwendig machenldquo bdquoDas Sa

nierungskonzept sieht einfach keine barrierefreie Gestaltung

vorldquo etc Mehrfach wurde deutlich dass sich Entscheidungstraumlger

auf vermeintliche Experten verlassen bdquoUnsere Architekten wissen

schon selbst was Barrierefreiheit istldquo bdquoWir haben Barrierefrei

heit beruumlcksichtigt ein Rollstuhlfahrerverband wurde befragtldquo

oder bdquoWir haben doch Kontraste eingesetztldquo

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Die Widerstaumlnde die der Selbsthilfe entgegenschlagen sind also vielfaumlltig Ein Teilnehmer gab an dass es sich eher um Unwissen als um Widerstand handele da sich Menschen ohne Beeintraumlchtigungen oft nicht vorstellen koumlnnen wie wichtig zum Beispiel Kontraste sind Simulationsbrillen im Rucksack wuumlrden dann viele Debatten ersparen Reduziert kann man auf das Unwissen einiger entscheidungsbefugter Stellen schlieszligen die sehbehindertengerechte Gestaltung primaumlr als zu teuer zu aufwaumlndig und nachtraumlglich als nicht machbar einstufen Die Anfuumlhrung des Denkmalschutzes und Berufungen auf mangelnden Erfuumlllungszwang von Normen ist als Hinweis anzusehen dass das Potential sehbehindertengerechter

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Gestaltung als Beitrag zu Gefahrenabsicherung Orientierung und Komfort im oumlffentlichen Raum fuumlr alle Menschen als nachrangig angesehen und verkannt wird Auf die Frage bdquoWie haumlufig werden sie nach Informationen uumlber Kontraste zur sehbehindertengerechten Gestaltung gefragtldquo gaben 15 an bdquosehr oftldquo 42 bdquomanchmalldquo und 22 bdquonieldquo Dies spiegelt die Unwissenheit der Stellen mit Entscheidungsgewalt Der eigene Wissensstand der Selbsthilfe zu Leuchtdichtekontrasten wurde zu 5 als bdquotiefgreifendldquo zu 29 als bdquoausreichendldquo zu 37 als bdquoduumlrftigldquo und zu 10 als bdquonicht vorhandenldquo angegeben 19 der Befragten machten hier keine Angaben Damit ergibt sich dass bloszlig ein Drittel der Befragten in Beratungsgespraumlchen einen Wissensstand vorweisen kann der anstehende Entscheidungen guumlnstig beeinflusst und Widerstaumlnden fachlich entgegentritt Dass knapp zwei Drittel der Befragten bereits beratend taumltig sind und weitere 20 es kuumlnftig sein wollen macht die Notwendigkeit der vorliegenden Broschuumlre deutlich 49 der Befragten gaben an haumlufig 19 manchmal und nur 7 nie auf die Wichtigkeit von Kontrasten zur Orientierung und Gefahrensicherung hinzuweisen 41 tun dies auf Nachfrage 61 auch ungefragt Das bedeutet dass grundsaumltzlich bekannt ist wie nuumltzlich Kontraste sind Zusammengenommen mit den Ergebnissen zum Wissenstand wird das Potential der Selbsthilfe zur Verbesserung des oumlffentlichen Raumes durch Argumentationskraft deutlich

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22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der ZielgruppeTeil B der Befragung erfragte den thematischen Informationsbedarf der Selbsthilfe In jeder Kategorie konnte unter bdquoSonstigeldquo freier Text hinzugefuumlgt werden Einige Angaben lieszligen sich im Nachhinein abgefragten Punkten zuordnen Andere werden separat genannt

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Ergebnisse zum Informationsbedarf der Kategorie bdquoSchriften Zeichen und Piktogrammeldquo

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- Schriftverkehr (54 ) - Poster (27 ) - Plakate (25 ) - Raumschilder (68 ) - Wegweiser (73 ) - Gebaumludekennzeichnungen (69 ) - Informationen im Straszligenraum (71 ) - selbstleuchtende Anzeigetafeln und Schilder (53 ) - Sonstige haumlufig Fahrgastinformationen im OumlPNV

Ergebnisse zur Kategorie bdquoMarkierungenldquo - Gefahrenbereiche wie Baustellen - Bereiche mit Sturzgefahr etc (68 ) - Serviceautomaten und Bedienelemente wie Aufzug Bankautomat

Notruf etc (71 ) - Treppen und Gelaumlnder Fahrtreppen und Rampen (73 ) - Poller Fahnenmaste Ampeln Schild- und Lichtmasten (64 ) - Saumlulen und Pfeiler (53 ) - Waumlnde Tuumlren und Drehtuumlren aus Glas (68 ) - Sonstige Sanitaumlrobjekte Absperrketten und Mobiliar im oumlffentli

chem Raum (wie Fahrradstaumlnder Muumllleimer Werbetraumlger)-

Ergebnisse zur Kategorie bdquoBodenindikatorenldquo - Auffangstreifen (51 ) - Leitstreifen (69 ) - Begleitstreifen (47 ) - Aufmerksamkeitsfelder (63 )

Abschlieszligend war Raum um zusaumltzliche Kategorien zum Thema Kontrast zu nennen die mit Informationen in der Broschuumlre die Arbeit in der Selbsthilfe erleichtern koumlnnten Die umfangreich eingegangenen Anmerkungen gingen zum Teil uumlber das Generalthema Kontraste im oumlffentlichen Raum deutlich hinaus Schriftarten Schriftgroumlszligen Beleuchtungsstaumlrken Informationsflut in Schaukaumlsten Erlaumluterungen zu Hilfsmitteln Beispiele fuumlr Privatwohnungen

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Auch wurde tiefgreifendes rechtliches Wissen gewuumlnscht rechtliche Moumlglichkeiten und Verpflichtungen der Gemeinden nach Landesbauordnungen freie Veroumlffentlichung der DIN-Vorschriften Entscheidungen der Denkmalpflege Musterbauordnung einheitliche Kennzeichnungen in der EU Auch der Wunsch nach Informationen zur Webseitengestaltung und zu Computereinstellungen in diversen Betriebssystemen und mit verschiedenen Spezialprogrammen war haumlufig Hinweise die die Argumentationsweise der Broschuumlre und Oumlrtlichkeiten betreffen gingen auch ein Vereinbarkeit von Aumlsthetik und Kontrasten unterschiedliche Beeintraumlchtigungen der Sehfaumlhigkeit Erhoumlhung der Selbstaumlndigkeit Wahrnehmung und Orientierung durch Kontraste Probleme durch Beleuchtung Witterung und Verschmutzung Kontraste in Museen Kirchen und in oumlffentlichen Toiletten etc

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23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die BroschuumlreDie vorliegende Broschuumlre erhebt keinen Anspruch darauf Fachliteratur zu allen Anwendungsmoumlglichkeiten zu ersetzen Der Umfang der Broschuumlre war von Beginn an begrenzt Sie beinhaltet daher nur Themen die aufgrund der Befragung dringend erschienen und fuumlhrt wichtige Punkte exemplarisch aus Anwendungsmoumlglichkeiten in Zusammenhang mit Computern uumlber das Generalthema Kontraste hinausgehende sowie rechtliche Themen koumlnnen keine Beachtung finden Jedes einzelne dieser nicht bearbeiteten Themen rechtfertigt eine eigene umfaumlngliche Broschuumlre und ist als dringende Aufforderung fuumlr kuumlnftige Projekte anzusehen Anmerkungen zur Argumentation und Wuumlnsche zu Orten der Kontrastoptimierung wurden weitestgehend beruumlcksichtigt

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3 Welche Kontraste

31 Kontraste nach DIN 32975Die Orientierung im oumlffentlichen Raum durch Kontraste dient der Vermeidung von Gefahren durch eine komfortable Wahrnehmung Daher profitieren nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen von ausreichenden Kontrasten sondern alle Die DIN 32975 - Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur barrierefreien Nutzung (2010) erlaumlutert auf Seite 3

bdquoInformationen aus unserer Umwelt werden uumlberwiegend uumlber

das Auge aufgenommen daher wird ein Groszligteil relevanter

Informationen optisch angeboten Das Sehen bzw die visuel

le Wahrnehmung ist ein komplexer Vorgang und umfasst die

Farbwahrnehmung raumlumliches Sehen Daumlmmerungssehen

Anpassung an wechselnde Helligkeiten Wahrnehmung beweg

ter Sehobjekte usw Die Wahrnehmung einer Information ist

insbesondere abhaumlngig von ihrem Leuchtdichtekontrast ihrer

Beleuchtung ihrem Standort und der Groumlszlige der Informations

elementeldquo

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Kontraste koumlnnen visuell taktil und akustisch wahrgenommen werden Taktile und akustische Kontraste sind nicht Gegenstand dieser Broschuumlre und daher an anderer Stelle nachzulesen Im Folgenden geht es ausschlieszliglich um visuelle Kontraste durch Helligkeitsunterschiede sogenannte Leuchtdichtekontraste

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311 Helligkeitsunterschiede versus Farbunterschiede

Kontraste werden grundsaumltzlich durch Helligkeitsunterschiede erzeugt Nur wenn sich Objekte dadurch von ihrer Umgebung absetzen werden sie wahrgenommen Sehleistungen wie Schaumlrfe Formerkennung oder Lesen sind erst nachgeordnet moumlglich Ob die Farbe eines Objekts als unterschiedlich zu einer anderen empfun

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den wird ist bei der Kontrastwahrnehmung nicht ausschlaggebend sondern kann diese lediglich unterstuumltzen Relevanter ist vielmehr ob sich die Helligkeit einer Oberflaumlche von der Helligkeit einer an-deren Oberflaumlche unterscheidet Auskunft daruumlber kann nur der Leuchtdichtekontrast geben der in Kapitel 313 erlaumlutert wird

Zu Farben sei lediglich hervorgehoben dass Rottoumlne haumlufig und ungeahnt zu Verwirrungen fuumlhren koumlnnen Da Rot generell einen starken Wiedererkennungswert als Signalfarbe hat wird diese Farbe haumlufig eingesetzt um bestimmte Schriften oder Markierungen hervorzuheben Werden helle Rottoumlne in Schriften oder Zeichen als Kontrast auf weiszligem Hintergrund verwendet wird oft vergessen dass trotz der Signalwirkung der Farbe der Leuchtdichtekontrast unter Umstaumlnden sehr gering sein kann und dadurch schlecht wahrnehmbar ist Der in Abbildung 1 dargestellte Boden-Warnhinweis auf kreuzende Straszligenbahnen weist zum Beispiel keinen ausreichenden Kontrast auf und wird daher schlecht wahrgenommen Und dies nicht etwa trotz der Verwendung der Signalfarbenkombination Rot-Weiszlig sondern gerade wegen des unuumlberlegten Umgangs mit dieser Farbkombination zur Markierung von Gefahrenbereichen

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Das gleiche Problem besteht bei der Verwendung dunkler RotToumlne in Verbindung mit dunklen Oberflaumlchen Zum Beispiel werden

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Abbildung 1 Negativbeispiel zur Farbkombination Rot-Weiszlig

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Radwege haumlufig im Kontrast zu Gehwegen rot markiert um die Bereiche visuell voneinander abzugrenzen Dies hilft der visuellen Absicherung von Bewegungsflaumlchen zu wenig Wenn beide Farben aumlhnlich dunkel wahrgenommen werden nuumltzt die der Farbe Rot zugesprochene Signalwirkung nicht zur Unterscheidung beider Verkehrsflaumlchen Daher sind Kollisionen zwischen Radfahrern und sehbehinderten Fuszliggaumlngern weiterhin haumlufig Eine Signalfarbe unterstuumltzt Kontrastwirkungen nur bei dem Menschen der Farben fuumlr gewoumlhnlich gut differenzieren kann dem bestimmte Farben und Farbkombinationen als Signalfarben bekannt sind und auch nur dann wenn die Lichtbedingungen die Unterscheidung von Farben zulassen

312 Die Leuchtdichte und andere Lichtmaszlige

Die physikalische Groumlszlige die die Helligkeit eines Objekts beschreibt die der Mensch wahrnimmt ist die Leuchtdichte (Maszligeinheit cdmsup2 Candela pro Quadratmeter) Neben der Lichtstaumlrke der Leuchtquelle der Beleuchtungsstaumlrke auf dem Objekt und dem Einstrahlwinkel des Lichts im Verhaumlltnis zum Betrachter haumlngt die Houmlhe der Leuchtdichte entscheidend vom Reflexionsgrad der angestrahlten Flaumlche ab Abbildung 1 verdeutlicht die Zusammenhaumlnge der einzelnen Fachbegriffe Das Licht trifft mit einer gewissen Lichtstaumlrke (Maszligeinheit Candela cd) auf ein Objekt Auf dessen Oberflaumlche wird dadurch eine bestimmte Beleuchtungsstaumlrke (Maszligeinheit Lux lx) erzielt Die Oberflaumlche des Objekts hat durch eine eher raue oder eher glatte Beschaffenheit und durch die Materialzusammensetzung an dessen Oberflaumlche einen bestimmten Reflexionsgrad (Maszligeinheit griechisch rho ρ) Erst die aus all dem resultierende Leuchtdichte des Objekts die beim Betrachter ankommt gibt Auskunft daruumlber wie hell oder dunkel das Objekt wahrgenommen wird

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Gluumlcklicherweise folgt die visuelle Wahrnehmung der lichttechnischen Leuchtdichte nicht linear Auge und visuelle Informationsverarbeitung des Menschen versuchen Leuchtdichteextreme auszugleichen nehmen Farben zu Hilfe und fuumlllen Informationsluumlcken aus dem Sinn dessen auf was Menschen gerade erwarten wahrzu-nehmen

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313 Der Leuchtdichtekontrast

Der Leuchtdichtekontrast k bezeichnet den Unterschied der Helligkeit zweier Flaumlchen zueinander Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts zweier angrenzender Flaumlchen oder von einem Objekt zu seinem Hintergrund werden Leuchtdichten der einzelnen Materialien gemessen Aus den Ergebnissen wird der Leuchtdichtekontrast gemaumlszlig DIN 32975 nach folgender Definition ermittelt (Michelson-Formel)

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k= (L1 ndash L2) (L1 + L2)

L1 steht fuumlr die Leuchtdichte der ersten Flaumlche L2 steht fuumlr die Leuchtdichte der zweiten Flaumlche Ergebnisse zum Leuchtdichtekontrast k erreichen nach dieser Formel Werte zwischen 0 und 1 Der besseren Lesbarkeit wegen wird im Folgenden der Leuchtdichtekontrast k nur noch bdquoKontrastldquo genannt

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Abbildung 2 Grafische Darstellung zur Entstehung der Leuchtdichte

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314 Auswirkungen unguumlnstiger Lichtverhaumlltnisse

Bei insgesamt unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen wie etwa durch Nebel in der Daumlmmerung oder bei unzureichender Beleuchtung kommt dem Leuchtdichtekontrast eine weitere wesentliche Bedeutung zu da die Leistungsfaumlhigkeit des Auges dann abnimmt Die Makula als Ort des schaumlrfsten Sehens im Zentrum der Netzhaut kann unter diesen Bedingungen ausfallen Was dem Sehen weiterhin zur Verfuumlgung steht ist die Peripherie der Netzhaut Das Farbsehen und die Sehleistung nehmen jedoch zur Peripherie der Netzhaut immer mehr ab Das Farbsignal faumlllt in aumluszligeren Bereichen der Netzhaut voumlllig aus und wird allein durch das Helligkeitssignal ersetzt Ein hoher Leuchtdichtekontrast traumlgt also besonders bei unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen erheblich dazu bei wichtige Objekte wahrnehmen zu koumlnnen

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315 Auswirkungen von Beleuchtungsstaumlrken

Planer und Praktiker fragen haumlufig nach Beleuchtungsstaumlrken mit denen ausreichende Leuchtdichtekontraste erzielt werden koumlnnen bdquoWie viel Luxldquo wird immer gefragt Allerdings geht es nicht um Lux das von Leuchtmitteln erzeugt wird sondern um die Leuchtdichte die vom Objekt erzeugt wird Mit Aumlnderung der Beleuchtungsstaumlrke ndash sofern die Oberflaumlchenbeschaffenheit des Materials und der Einstrahlwinkel des Lichts gleich bleiben ndash aumlndern sich die Leuchtdichten beider Flaumlchen jedoch im gleichen Verhaumlltnis zueinander sodass der Leuchtdichtekontrast immer uumlber alle Beleuchtungs-staumlrken hinweg konstant bleibt Grundsaumltzlich ist daher auf die Frage nach geeigneten Beleuchtungsstaumlrken fuumlr einen ausreichenden Leuchtdichtekontrast keine Antwort moumlglich Die Messung der Leuchtdichte einer einzelnen Flaumlche kommt zwar bei verschiedenen Beleuchtungsstaumlrken zu unterschiedlichen Ergebnissen Zur Ermittlung des Kontrasts muumlssen jedoch immer zwei angrenzende Flaumlchen in Bezug auf ihren Helligkeitsunterschied zu einander ndash unter der gleichen Beleuchtungsstaumlrke ndash betrachtet werden Daher ist

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die Anfrage der Planer und Praktiker nach sehbehindertengerechten Beleuchtungsstaumlrken wenn es um Leuchtdichtekontraste geht nicht zielfuumlhrend Da der Leuchtdichtekontrast einer Materialkombination durch unterschiedliche Beleuchtungsstaumlrken nicht veraumlndert werden kann Allerdings gibt es einen komfortablen Bereich der Leuchtdichte einer Umgebung der je nach Zweck zwischen 100 und 500 cdmsup2 liegt

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Einen Sonderfall in Bezug auf die Relevanz der Beleuchtungsstaumlrke bilden selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen Naumlheres dazu ist Kapitel 46 zu entnehmen

32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten

321 Die kontinuierliche Informationskette

Eine kontinuierliche Kette von Informationen ist die Grundvoraussetzung fuumlr sichere Mobilitaumlt und fuumlr die korrekte Orientierung im oumlffentlichen Raum Zur Kontinuitaumlt einer Informationskette auf dem Weg von A nach B gehoumlren die Durchgaumlngigkeit des Designs der Bezeichnungen und der Anbringungsstellen sowie die analoge Kennzeichnung des Ruumlckwegs durch Elemente die Informationen beinhalten Auch der Planer von Kontrasten muss dies bei der Gestaltung von Markierungen Wegweisern Bodenindikatoren etc beruumlcksichtigen Das System muss auch tolerant gegenuumlber Fehlern des Nutzers sein Einmal falsch eingeschlagene Wege oder Vorlieben fuumlr bestimmte Wege duumlrfen individuell nicht dazu fuumlhren dass der Nutzer ploumltzlich orientierungslos und damit hilflos wird Die Durchgaumlngigkeit von Kontrasten ist daher dringend angeraten

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322 Uumlbergangsbereiche im Fokus

Die Guumlte von Informationen durch Kontraste offenbart sich insbesondere in Uumlbergangsbereichen Als Uumlbergangsbereiche werden Orte bezeichnet in denen Niveauunterschiede bewaumlltigt werden

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muumlssen wie zum Beispiel bei Rampen Treppen und Aufzuumlgen oder wo Raumwechsel stattfinden wie bei Ein- und Ausgaumlngen von Gebaumluden bei Uumlbergaumlngen von Hallen in Flure bei Zimmerwechseln etc Denn an all diesen Orten veraumlndern sich Struktur und Regeln der bisherigen Fortbewegung des Nutzers Dadurch sind Uumlbergangsbereiche fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen potentielle Gefahrenbereiche wenn sie nicht durch ausreichende Kontraste gekennzeichnet sind

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Ein bdquoZuvielldquo an Information durch zu viele unterschiedliche Kontraste fuumlhrt jedoch leicht zu Unuumlbersichtlichkeit und Uumlberfrachtung Um beidem gerecht zu werden sollte der Fokus der Kontrastplanung vor allem auf der Durchgaumlngigkeit von Kontrasten und insbesondere auf Uumlbergangsbereichen liegen

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323 Komfortable Kontraste und DIN-Vorgaben

Als komfortabel wird generell ein Kontrast von 04 bis 06 beurteilt Kontraste von weniger als k = 028 und mehr als k = 083 koumlnnen bei sehbehinderten Menschen die Wahrnehmungssicherheit beeintraumlchtigen Geringe Kontraste koumlnnen als verwaschen sehr hohe Kontraste koumlnnen als Blendung empfunden werden

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Die DIN 32975 gibt fuumlr unterschiedliche Anwendungsbereiche unterschiedliche Leuchtdichtekontraste zur Einhaltung vor Jeweils geforderte Kontraste sind den Kapiteln 4 und 5 die auf unterschiedliche Anwendungsbereiche eingehen zu entnehmen

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33 Die Pruumlfung von KontrastenKontrastloumlsungen fuumlr groszlige Gebaumludekomplexe Auszligenanlagen oder Verkehrswege resultieren idealerweise aus spezifischen wahrnehmungspsychologischen Beurteilungen um den Einsatz von Kontrasten zur Orientierung zur Vermeidung von Gefahren und zur Erhoumlhung des Komforts zu pruumlfen und zu planen Befragungen und Beobachtungen von moumlglichst groszligen Nutzergruppen sind dabei

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ebenso dienlich wie die experimentelle Pruumlfung typischer Informationselemente mit diesen Zielgruppen Von der Befragung einzelner sehbehinderter Menschen ist eher abzusehen da Arten von Sehbehinderungen und ihre jeweiligen Auswirkungen stark variieren Vielmehr sind wissenschaftliche Studien zum Thema zu beruumlcksichtigen Einzelne Kontraste sind mit Leuchtdichtekameras objektiv messbar Im Folgenden wird ein Messverfahren vorgestellt dessen Anwendung die Normen der DIN zur Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten auch vorsehen Andere Methoden werden vergleichend beurteilt

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331 Kontrastpruumlfungen nach DIN

Kontraste von Materialkombinationen muumlssen nach DIN 32975 messtechnisch uumlberpruumlft bzw entsprechend vorgegebener Regelungen nachgewiesen werden Zur Ermittlung des Kontrasts wird die Messung der Leuchtdichtefaktoren nach DIN 5036-3 angegeben die spezielle Messgeometrien vorgibt

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332 Standardisierte Leuchtdichtemessungen im Labor

Die Messung der Leuchtdichten soll bei diffuser Beleuchtung mit der Lichtart die in der Anwendung vorgesehen ist mindestens unter dem Messwinkel 0deg (senkrecht zur Oberflaumlche) und gegebenenfalls zusaumltzlich unter praxisrelevanten Beobachtungswinkeln erfolgen Die Beobachtungswinkel haben insbesondere Einfluss auf Leuchtdichten von Materialien deren Oberflaumlche profiliert ist oder die unterschiedliche Glanzanteile beinhalten Mit der Veraumlnderung des Beobachtungswinkels aumlndern sich die Reflexionsgrade Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts von Bodenindikatoren gilt nach DIN 32984 dass mindestens eine Flaumlche von 4 cm x 4 cm gemessen werden muss um profilierte Oberflaumlchen auch ausreichend erfassen zu koumlnnen Dabei werden auch ausreichend groszlige Flaumlchen erfasst deren Materialzusammensetzung Unregelmaumlszligigkeiten in der Helligkeit aufweist wie zum Beispiel helle und dunkle Anteile

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auf Granitsteinen oder in Materialmischungen Auch Einsprenkel- ungen von Oberflaumlchen mit Glanzanteilen oder Leucht- und Perlfarben mit Glanzeinschluumlssen koumlnnen so beruumlcksichtigt werden Um die Messungen reproduzieren zu koumlnnen und auch die vorgesehene Nutzung im Auszligen- oder Innenbereich zu beruumlcksichtigen sind die Messungen unter Normlichtart A oder D65 durchzufuumlhren Normlichtart A entspricht in etwa Gluumlhlampenbedingungen Normlichtart D65 entspricht Tageslichtbedingungen Eine Kontrastermittlung zwischen Oberflaumlchen die bei unterschiedlichen Lichtarten gemessen wurden ist nicht zulaumlssig Nach DIN kann der Leuchtdichtekontrast durch die direkte Messung von Leuchtdichten oder alternativ durch die Bestimmung von Reflexionsgraden rechnerisch ermittelt werden Soviel zur Messung von Leuchtdichten unter standardisierten Bedingungen in Lichtlaboren Doch was wenn die interes-sierende Materialkombination bereits verbaut wurde und einzelne Materialmuster nicht entnommen werden koumlnnen wie etwa bei denkmalgeschuumltzten Gebaumluden und Anlagen Kapitel 333 gibt Auskunft dazu

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333 Nutzungstypische Leuchtdichtemessungen im Bestand

Die nach DIN 5036-3 geforderten Beleuchtungsbedingungen waumlhrend der Messungen sind im Bestand weder im Auszligenbereich noch im Innenbereich des oumlffentlichen Raumes realisierbar Die Beleuch-tung ist meist nicht diffus sondern weist zumindest Anteile von gerichtetem Licht durch Beleuchtungseinrichtungen oder Lichtspiegelungen der Umgebung auf Aber auch bereits verbaute Materialien sind deswegen von einer Kontrastpruumlfung nicht ausgeschlossen Die Messgeometrie ist dann nutzungstypisch anzupassen und zwar bei einem dennoch hohen Maszlig an Sicherheit und Reproduzierbarkeit der Daten Da die Beleuchtungssituation durch Tageslicht Schwankungen unterliegt wird innerhalb von Gebaumluden nach Moumlglichkeit nach Sonnenuntergang bei nutzungstypischer Beleuchtung gemessen Sollen Messungen im Auszligenbereich durchgefuumlhrt

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werden und befindet sich die Hauptnutzungszeit des Bereichs im Tageslicht so duumlrfen Messungen ausschlieszliglich bei gutem Wetter durchgefuumlhrt werden Annehmbar konstante Beleuchtung durch Tageslicht ergibt sich bei Sonnenschein mit ansonsten wolkenlosem Himmel

334 Methoden zur Schaumltzung von Leuchtdichten

Verschiedentlich wird in der Praxis eine Methode verwendet die vage Einschaumltzungen des Leuchtdichtekontrasts anhand von schwarz-weiszligen Abbildungen von Materialkombinationen vornimmt Dazu werden Fotos von Materialproben in Grautoumlnen aus-gedruckt am Computer die Visualisierung von farbigen Bildern auf Graustufen umgestellt oder Digitalkameras auf schwarz-weiszlig umgestellt Solche Abbildungen sind jedoch stark von der Charakteristik der Geraumlte abhaumlngig und weisen Oberflaumlchen nur als unterschiedlich in ihrer Intensitaumlt von Grautoumlnen aus Zuvor deutliche Kon-tras-te koumlnnen verschwinden Wenn sich auf diesen Darstellungen auf Displays oder Papier zwei Oberflaumlchen erkennbar voneinander abheben so die Befuumlrworter dieser Methode soll davon ausgegangen werden duumlrfen dass der Leuchtdichtekontrast ausreichend sei

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Diese Methode kann fachlich gesehen als allenfalls behelfsmaumlszligig beurteilt werden um einen ersten eher allgemeinen Eindruck von Leuchtdichtekontrasten zu bekommen Tatsaumlchliche Kontrastwerte lassen sich so weder ermitteln oder dahingehend uumlberpruumlfen ob sie bestimmten Anforderungen einer barrierefreien Gestaltung genuumlgen Da es sich um keine Messmethode handelt erhaumllt man auch keine Zahlenwerte Zudem geben Monitore und Kopien urspruumlng-liche Helligkeiten von Originaloberflaumlchen meist verfaumllscht wieder und sind leicht manipulierbar In Vor-Ort-Terminen mit Planern und Praktikern kann diese Methode jedoch anschaulich zum ersten Erkenntnisgewinn beitragen dass es in der sehbehindertengerechten Gestaltung weniger um Farbkontraste sondern vielmehr um Helligkeitsunterschiede von Objekten geht

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Eine andere Methode zur Pruumlfung von Kontrasten sieht die Nutzung von Farbkarten Farbfaumlchern oder digitalen Farbwerken vor Erlaumlutert sei dies am Beispiel von RAL-Farbkarten Als RAL-Farbe werden Normfarben bezeichnet die die RAL GmbH vertreibt Jeder Farbe ist eine Nummernbezeichnung zugeordnet Die Kontrastwerte zweier Materialien werden aus Hellbezugswerten und Umrechnungstabellen erschlossen Das groumlszligte Fehlerpotential wird bei dieser Methode in der eindeutigen Zuordnung von Materialoberflaumlchen zu entsprechenden Farbmustern gesehen Insbesondere Wand- und Bodenbelaumlge lassen sich oft nicht eindeutig zuordnen da deren Oberflaumlchen Zusammensetzungen zeigen die Hell- und Dunkelanteile mischen wie etwa Granit Sandstein Rauputz oder gemusterte Flaumlchen usw Der Vorteil der Normierung der Kartennummern soll darin bestehen dass Kunden und Lieferanten nur RAL-Nummern und nicht Materialmuster austauschen In den vorangegangenen Abschnitten wird deutlich dass die Messung des definierten Materials jedoch unumgaumlnglich ist da dessen Oberflaumlchenbeschaffenheit erhebliche Aus-wirkungen auf Kontraste hat Dies sowohl in Bezug auf Oberflaumlchenstrukturen als auch in Bezug auf die Materialzusammensetzung die sich an der Oberflaumlche offenbart Die Farbkarten-Methode versucht diesem Problem damit zu begegnen dass generell eine Fehler

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- toleranz von 01 bis 015 Kontrastwerten einkalkuliert werden soll und dass glaumlnzende Farben fuumlr die barrierefreie Gestaltung wegen moumlglicher Spiegelungen nicht in Frage kommen Zur empfohlenen Fehlertoleranz ist anzumerken dass wegen der Abnutzung von Materialien geforderte Kontraste im Neuzustand der Materialien ohnehin deutlich uumlberschritten werden sollten (weitere Informationen dazu siehe Kapitel 64) Eine zusaumltzliche Anhebung geforderter Werte durch die Verwendung einer Pruumlfmethode die zusaumltzliche Fehlertoleranzen erforderlich macht duumlrfte daher problematisch sein Dies schraumlnkt die Palette einsetzbarer Materialien unnoumltig weiter ein Der Einsatz glaumlnzender Materialien ist bei Neubauten we

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gen moumlglicher Blendwirkungen und Spiegelungen auch nach DIN 32975 zu vermeiden Jedoch werden vorliegend auch alle Materialien die Glanzanteile oder unterschiedliche Einschluumlsse haben von einer Kontrastpruumlfung methodisch ausgeschlossen was unnoumltig ist (siehe dazu Kapitel 332)

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335 Fazit zur Kontrastpruumlfung durch die Selbsthilfe

Insgesamt ist die Kontrastpruumlfung durch Farbsysteme oder SchwarzWeiszlig-Abbildungen als nur eingeschraumlnkt nuumltzlich weil zu ungenau anzusehen Zumal beide Methoden keine eindeutig reproduzierbaren Messungen darstellen sondern eine Schaumltzung per Inaugenscheinnahme bleiben muumlssen Am sichersten erscheint die direkte und objektive Messung der Leuchtdichten von Kontrastflaumlchen mit festgelegten Messgeometrien und plausiblen Methoden Die Notwendigkeit zur gewissenhaften Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten durch insbesondere nutzungstypische Messungen wird auch in einer Vergleichsstudie uumlber Messmethoden von Joos et al im Auftrag des schweizerischen Bundesamtes fuumlr Verkehr (2012) wie folgt befuumlrwortet bdquoKontrast von Objekten im oumlffentlichen Raum kann nur mit speziellen Leuchtdichtenkameras mit einer genuumlgenden Genauigkeit und vernuumlnftigem personellem und zeitlichem Aufwand bestimmt werdenldquo

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Die vorliegende Broschuumlre versucht aktive Mitglieder der Selbsthilfe zu befaumlhigen sich fuumlr die Pruumlfung und Einhaltung von Kontrasten argumentativ erfolgreich einzusetzen Die erforderlichen Leuchtdichtemessungen an sich sollten nach wie vor von erfahrenen Pruumlfern aus Betrieben und Institutionen durchgefuumlhrt werden die diese Messungen fachgerecht und taumlglich im Auftrag von Materialherstellern Planern Verbaumlnden Kommunen Bund und Laumlndern durchfuumlhren Zur Beurteilung diesbezuumlglich entstehender Kosten sei auf Kapitel 63 verwiesen

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Ein Groszligteil der Informationen im oumlffentlichen Raum die der Orientierung und der Absicherung vor Gefahren dienen wird uumlber Zei-chen Schriften und Piktogramme vermittelt Kontrastwerte die der Auffindbarkeit und Leserlichkeit dienen sollen houmlher als andere sein Nach DIN 32975 gilt dass ein Leuchtdichtekontrast von mindestens 07 und bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen von mindestens 08 einzuhalten ist

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41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit

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Die Auffindbarkeit der Information durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis des gesamten Informationstraumlgers zu seinem Hintergrund Sind zum Beispiel die Grundfarbe einer Toilettenbeschilderung wie auch die umgebende Wand aumlhnlich hell unterscheidet sich die Leuchtdichte nur minimal durch unterschiedliche Reflexionseigenschaften der Materialoberflaumlchen Abbildung 3 zeigt dies Es entstehen zu geringe Kontraste was die Auffindbarkeit des Informationstraumlgers erschwert Abhilfe schafft die kontrastreiche Umrahmung des Schildes oder die kontrastreiche Gestaltung des Schildhintergrundes zur Wand

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4 Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften und Piktogrammen

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Die Leserlichkeit durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis der Zeichen Schriften und Piktogramme zu direkt angrenzenden Flaumlchen Diese Flaumlchen koumlnnen Schildhintergruumlnde sein wie Abbildung 4 die ein Piktogramm als Kennzeichnung einer Herrentoilette zeigt Der relevante Leuchtdichtekontrast entsteht zwischen dem schwarzen Maumlnnchen und der Oberflaumlche des Traumlgermaterials einer Edelstahlplatte

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Falls Zeichen direkt also ohne Traumlgermaterial verwendet werden bilden umgebende Waumlnde angrenzende Gegenstaumlnde und perspektivisch bedingte Umgebungen die angrenzenden Flaumlchen Abbildung 5 die eine Etagennummer auf einer Wand und Abbildung 6 die Piktogramme als Markierung einer Glasflaumlche darstellen zeigen solche direkten Umgebungsflaumlchen von Zeichen

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Abbildung 3 Negativbeispiel ndash helles Toilettenschild auf heller Wand

Abbildung 4 Positivbeispiel ndash dunkles Piktogramm auf hellem Untergrund

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Bei der Etagennummerierung ist die Umgebungsflaumlche eine hell gestrichene Rauputzwand bei den Markierungen auf Glas bildet der Hintergrund in der vorliegenden Perspektive ein Bodenbelag die Umgebungsflaumlche zur Kontrastermittlung

42 Durchsichtige InformationstraumlgerAls besonders unguumlnstig erweisen sich helle Schriften auf Glas bei ebenfalls hellem Hintergrund Abbildung 7 zeigt die Gebaumludebezeichnung eines Finanzamtes durch silbrig-weiszlige Klebebuchstaben die oberhalb der Eingangstuumlr auf dem Sicherheitsglas eines Oberlichts angebracht sind Durch die angrenzende Flaumlche die aus nutzungstypischer Perspektive aus einer weiszligen Decke besteht sind die Buchstaben der oberen Reihe fast gar nicht in den unteren Reihen nur mit Muumlhe erkennbar da der Kontrast zwischen Buchstaben und Decke zu gering ist

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Abbildung 5 Zahl mit Wand als Umgebungsflaumlche

Abbildung 6 Piktogramme mit Boden als Umgebungsflaumlche bei Pers-pektive durch eine Glastuumlr hindurch

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Abhilfe koumlnnte vorliegend eine wesentlich dunklere Deckengestaltung dunklere Schriften oder die Hinterlegung der hellen Schrift mit dunkler Folie schaffen Abbildung 8 zeigt ein Ausstellungsex- ponat Abbildung 9 zeigt was sich dem Betrachter bei Annaumlherung offenbart Jede der 4 Seiten ist aus Glas und mit heller Schrift uumlberzogen die Informationen uumlber das Exponat beinhalten Der Boden als angrenzende Flaumlche zur Schrift aus der Betrachterperspektive ist durch mittelhelle Granitsteine marmoriert und bildet keinen ausreichenden Kontrast zur Schrift sodass diese kaum vom Boden zu unterscheiden ist Hinzu kommt dass sich da alle Glasauszligenflaumlchen des Exponats beschriftet sind die Schriften perspektivisch uumlberlagern und so das Lesen der Information endguumlltig verhindern

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Abbildung 7 Negativbeispiel ndash helle Schrift auf Glas mit hellem Hintergrund

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Die Hinterlegung der Schriften mit dunklen Folien wuumlrde das Exponat optisch zerstoumlren da das Innenleben nicht mehr zu sehen waumlre Dunkle Schriftzeichen wuumlrden auch nicht zum Ziel fuumlhren da das Problem sich uumlberlagernder Schriften weiterhin bestuumlnde Abhilfe bestuumlnde in der Uumlbertragung der Information auf ein zusaumltzliches Schild mit ausreichendem Hintergrundkontrast

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43 Unuumlberlegte Verzierungen und FarbigkeitenBilder oder Farbverlaumlufe als Hintergrund sind grundsaumltzlich zu vermeiden da sie den Leuchtdichtekontrast von Schriften zumindest punktuell schmaumllern Abbildung 10 zeigt ein an sich kontrastreich gestaltetes Gebaumludeschild Durch die teilweise Hinterlegung des Textes mit einem Schmucksiegel wird der Kontrast einzelner Worte zum Schildhintergrund unterbrochen und deutlich verringert Abhilfe koumlnnte die Verkleinerung des Siegels schaffen sodass Schriften damit nicht mehr hinterlegt sind Die Schildgroumlszlige bietet Platz um das Siegel separat zu setzen

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Abbildung 8 Beispiel Exponat- einhausung aus Glasflaumlchen mit Edelstahlrahmen

Abbildung 9 Negativbeispiel ndash uumlberlagernde Schriften auf Glas mit hellem Hintergrund

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Informationsbroschuumlren und Plakate werden meist aufwaumlndig gestaltet Viele verschiedene Farben kommen zum Einsatz um auf differenzierte Inhalte hinzuweisen Dabei tritt die Differenzierung durch Leuchtdichtekontraste haumlufig in den Hintergrund So kann es sein dass Informationen die gar keine hohe Relevanz haben durch starke Helligkeitskontraste zum Hintergrund visuell hervorgehoben werden und Wichtiges trotz vermeintlich auffaumllliger Farbgestaltung wegen zu geringer Leuchtdichtekontraste unbeachtet bleibt

44 Blendung und Schatten ndash boumlse GeisterKapitel 315 erlaumlutert dass zur sehbehindertengerechten Gestaltung keine Pauschalvorgaben zu Beleuchtungsstaumlrken moumlglich sind Vielmehr ist eine in der jeweiligen Situation vor Ort angemessene Beleuchtung notwendig Selbst wenn Kontraste messtechnisch nachweisbar sind kann es sein dass diese durch zu geringe oder zu starke Beleuchtung fuumlr das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind Zu geringe Beleuchtung liegt beispielsweise bei Schattenbildung vor zu starke Beleuchtung kann zu Blendung durch Reflexionen des Lichts fuumlhren Letzteres kann auch durch direkte Sonneneinstrahlung geschehen Abbildungen 11 und 12 zeigen ein von der Decke herabhaumlngendes Schild das an einer der Sonne abgewandten Gebaumludeseite befestigt ist und auf einen Haupteingang

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Abbildung 10 Negativbeispiel ndash Schrift auf Hintergrund mit Hinter-legung

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hinweist Der Kontrast zwischen Buchstaben und Schildhintergrund ist ausreichend sodass einzelne Buchstaben gut erkennbar sind Ein identisches Schild ist an einer der Sonne zugewandten Gebaumlude-seite angebracht Die Buchstaben werden von der direkten Sonnen-einstrahlung teilweise uumlberblendet und sind daher nicht mehr lesbar

Abhilfe koumlnnte die Versetzung des Schildes nach hinten schaffen Eine gleichmaumlszligige Abschattung des gesamten Schildes wuumlrde so durch die Decke hergestellt und Kontraste blieben wahrnehmbar Alternativ muumlsste die Oberflaumlche des Informationstraumlgers weniger glatt sein sodass eine Blendung wegen geringerer Spiegelung des Lichts an der Materialoberflaumlche vermindert ist Auch Abschattflaumlchen aus lichtundurchlaumlssigem Material die direkt an der Schildoberkante befestigt wuumlrden koumlnnten auf dem Schild fuumlr einheitliche Lichtverhaumlltnisse zu sorgen

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Auf Informationstraumlgern die Abdeckungen oder Sichtscheiben aufweisen wie Aushanginformationskaumlsten mit Glas- oder Plexiglasscheiben koumlnnen ebenfalls unerwuumlnschte Reflexionen entstehen Diese sind durch entspiegelte Materialien zu umgehen Der Kontrast an Sichtscheiben von Automaten sollte einstellbar sein

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Abbildung 13 zeigt den Ausschnitt eines Lageplans von Bus- und Hauptbahnhof Durch eine nicht entspiegelte Abdeckung des Aushangplans entstehen bei normalem Tageslicht starke Spiegelungen

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Abbildung 11 Beispiel ndash Schild im Schatten

Abbildung 12 Negativbeispiel ndash Schild mit Sonneneinstrahlung

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die Gleisbezeichnungen der Bahn unlesbar machen Abbildung 14 zeigt das gleiche Problem einer Oumlffnungszeiteninformation einer Bibliothek Durch die Anbringung der an sich kontrastreich gestalteten Textinformation an der Innenseite einer Glaswand spiegeln sich voruumlbergehende Menschen und die oumlrtliche Umgebung aus dem Ruumlcken des Betrachters Die Schriften wirken verwaschen da Kontraste durch wechselnde Umgebungsverhaumlltnisse mal schwaumlcher und mal staumlrker sind

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Abbildungen 15 und 16 zeigen Ausschnitte eines Lageplans der im Auszligenbereich einer Grundschule aufgestellt ist und ohne Ab- deckungen auskommt Trotz Sonneneinstrahlung werden Kontraste nicht beeintraumlchtigt da die Oberflaumlche mattiert ist Leider ist in der Legende zum Plan der Schrifthintergrund teils nicht ausreichend kontrastreich gestaltet Einzelne Gebaumludebereiche sind auf dem Plan durch eingrenzende stark kontrastierende Zeichnung gut unterscheidbar aber die zugehoumlrige Benennung der Gebaumlude ist wegen geringer Kontraste nur fuumlr manche Gebaumlude leserlich

Grundsaumltzlich sind Aushanginformationen mit Orientierungs- oder Entscheidungsfunktion selbst hinreichend zu beleuchten um Kont-

Abbildung 13 Negativbeispiel ndash Blendung auf Glasabdeckung durch Sonnenlicht

Abbildung 14 Negativbeispiel ndash Umgebungsreflexion bei Information hinter Glas

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raste wahrnehmen zu koumlnnen um bei Annaumlherung an die Information keine Schattenbildung zu verursachen Eine gerichtete Beleuchtung ist nach DIN 32975 entweder von unten von oben oder von hinten vorzusehen

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Auch offensichtlich fuumlr sehbehinderte Menschen gestaltete Objekte koumlnnen problematisch sein Abbildung 17 zeigt ein Toilettenschild das neben Buchstaben auch Brailleschrift beinhaltet Die Buchstaben sind erhaben auf einer farblosen Plexiglasscheibe aufgebracht die wiederum auf Abstand zur Wand montiert ist Die Buchstaben werfen daher einen Schatten an die Wand und schmaumllern so den ansonsten tadellosen Kontrast der dunklen Buchstaben zur hellen Wand unnoumltig

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Abbildung 15 Positivbeispiel ndash Lageplan ohne Abdeckung

Abbildung 16 Negativbeispiel ndash ungenuumlgender Kontrast der Legende zum Lageplan

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45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern

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Wenn Papier als Traumlgermaterial fuumlr Informationen verwendet wird zum Beispiel bei Faltplaumlnen ist zusaumltzliche die Papierstaumlrke wichtig um Kontraste zu erhalten Bei beidseitig bedrucktem Papier duumlrfen Informationen der Ruumlckseite auf der Vorderseite nicht durchscheinen Sie verringern als angrenzende Flaumlche zu den Schriften den Leuchtdichtekontrast unnoumltig Eine Mindestpapierstaumlrke von 100 Gramm pro Quadratmeter ist daher einzuhalten

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Da gerade Aushanginformationen haumlufigen Aumlnderungen unterliegen werden die Informationen meist als kostenguumlnstige Variante ebenfalls auf Papier gedruckt Glanzoberflaumlchen auf Papier haben unerwuumlnschte Blendwirkungen insbesondere bei Tageslicht was die Kontraste von Schriften zu ihrem Hintergrund deutlich beeintraumlchtigt

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Infopost oder haumlufig wiederkehrende Mitteilungen werden aus Kostengruumlnden oder aus Gruumlnden des Umweltschutzes oft auf Papier mit hohen Grau-Anteilen und starken Rauigkeiten der Papieroberflaumlchen gedruckt Diese haben im Vergleich zu reinweiszligem also sehr hellem Papier eine kontrastmindernde Wirkung auf die Leserlichkeit von Schriften und sollten vermieden werden Der Effekt des Papiers

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Abbildung 17 Negativbeispiel ndash Schattenbildung durch Reliefbuchstaben auf Plexiglas

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auf den Kontrast zur Schrift ist der gleiche wie der negative Effekt von farbig hinterlegten Texten

46 Schriften aus Licht ndash VorsichtInformationen durch hinterleuchtete oder selbstleuchtende Anzeigen stellen in Bezug auf Leuchtdichtekontraste Sonderfaumllle dar Anders als bei lichtundurchlaumlssigen Schildern kann es zu Kontrastminderungen in der Anwendung kommen Der Kontrast muss bei diesen Anzeigen die uumlblichen Vorgaben von 07 beziehungsweise 08 bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen ndash in der unguumlnstigeren Bedingung ndash erreichen

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Zum Beispiel ergibt ein heller Leuchtkasten der mit einem lichtundurchlaumlssigen Piktogramm beklebt ist unterschiedliche Leuchtdichten abhaumlngig davon ob er ein- oder ausgeschaltet ist Das lichtundurchlaumlssige Piktogramm veraumlndert seine Leuchtdichte dadurch nicht Der Kontrast errechnet sich aus den angrenzenden Flaumlchen von Piktogramm und Hintergrund Also resultieren durch Ein- und Ausschalten der Beleuchtung unterschiedliche Kontraste Aumlhnlich verhaumllt es sich bei lichtdurchlaumlssigen Zeichen auf Leuchtkaumlsten Dann ist es von der Transparenz der Zeichen und des Hintergrundes abhaumlngig ob sich die Beleuchtungsstaumlrke aus dem Innenraum gleichmaumlszligig auswirkt was direkten Einfluss auf die Leuchtdichten einzelner Flaumlchen hat Bei von innen beleuchteten Anzeigen muss daher immer der geringere Kontrast ausreichend hoch sein

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Kapitel 315 erlaumlutert dass Beleuchtungsstaumlrken der Umgebung keine Auswirkungen auf vorhandene Kontraste haben Auch diesbezuumlglich stellen selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen einen Sonderfall dar Tageslicht oder kuumlnstliche Beleuchtung uumlberlagern die Leuchtdichten und koumlnnen einen kontrastmindernden Einfluss haben Nach DIN 32975 muss die Beleuchtungssituation bei der Beurteilung von selbstleuchtenden oder hinterleuchteten

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Anzeigen mit beruumlcksichtigt werden Ohne Tageslichteinfluss in Innenraumlumen muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 200 Lux mit Tageslichteinfluss und im Freien muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 2000 Lux bestehen Uumlbrigens auch dann wenn Schutzscheiben vor den Anzeigen die zusaumltzliche Reflexionen verursachen koumlnnen verwendet werden

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Bei Wechselanzeigen wie Fahrgastinformationen werden zunehmend elektronische Anzeigen verwendet Eine Vergleichsstudie zur Lesbarkeit dynamischer Informationsanzeigen (Lang et al 2004) ergab unter anderem dass LCD-Anzeigen generell als kontrastreicher als LED-Anzeigen wahrgenommen werden insbesondere bei seitlicher Betrachtung was den haumlufigsten Anwendungsfall darstellen duumlrfte Dieses Ergebnis stellte sich als unabhaumlngig von Alter und Sehleistung der Versuchspersonen dar Auf LED-Anzeigen sollte daher verzichtet werden Foumlrderlich fuumlr Kontraste sind zudem hohe Pixelzahlen

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Laufschriften in elektronischen Anzeigen sind generell auch bei hinreichenden Kontrasten zu vermeiden Das Auge hat in der Regel zu wenig Zeit um sich auf die schnellen Kontrastwechsel an einzelnen Punkten einzustellen um zunaumlchst einzelne Buchstaben und anschlieszligend ganze Worte wahrzunehmen um sie danach noch lesen und verstehen zu koumlnnen

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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59

auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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60

bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

64

derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

i

Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste

Die Eigenschaften der Zielgruppe dieser Broschuumlre und ihre konkreten Beduumlrfnisse wurden in einer schriftlichen Befragung bei Bundesverbaumlnden und Landesarbeitsgemeinschaften der BAG Selbsthilfe e V und in diversen Foren und Kontaktlisten der PRO RETINA Deutschland e V ermittelt

21 Die Zielgruppe der BroschuumlreTeil A der Befragung suchte Antworten darauf inwiefern die Selbsthilfe bereits zum Thema Kontraste beratend taumltig ist wer die An-sprechpartner sind wie hoch die Nachfrage ist auf welche Widerstaumlnde man stoumlszligt und wie der eigene Wissensstand eingeschaumltzt wird Derzeit sind 64 der Befragten bereits beratend taumltig 20 moumlchten es kuumlnftig sein Fuumlr Beratungen ist die Selbsthilfe in Kontakt mit Gemeinden Landkreisen kreisfreien Staumldten (58 ) Bauherren (29 ) Architekten (41 ) Stadtplanern (51 ) und Herstellern von Baumaterial (19 ) Daruumlber hinaus wurden auch Wohnungsgesellschaften Stadtwerke Universitaumlten Verkehrsbetriebe politische Gremien und Behindertenbeiraumlte auf landes- und kommunaler Ebene sowie Parteien Parlamente und Senate genannt Die uumlberwiegende Zahl der Beratungen (61) erfolgt auf Initiative der Selbsthilfe die sich vorwiegend an Stellen mit Entscheidungsbefugnissen richtet Auf die Frage nach Widerstaumlnden in Beratungen wurde verschiedenen vorgegebenen Aussagen zugestimmt

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36 bdquoMan kann doch nicht alles uumlbertrieben farbig gestaltenldquo

36 bdquoDie Bauausfuumlhrung ist schon beendet da kann man

nichts mehr aumlndernldquo 14 bdquoWir bauen fuumlr die Allgemeinheit

Auf Minderheiten nimmt man keine Ruumlcksichtldquo und 42 bdquoEine

barrierefreie Gestaltung wuumlrde den finanziellen Rahmen spren-

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genldquo Als weiteres Gegenargument wurde gehaumluft der Denkmalschutz angefuumlhrt direkt gefolgt von aumlsthetischen Bedenken

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(bdquoKontraste stoumlren das Gesamtbildldquo bdquoPasst nicht zum Stil des

Hausesldquo bdquoEingriff in kuumlnstlerische Gestaltung und Freiheit der

Architektenldquo) Auch wird angefuumlhrt Kontraste waumlren mit Materialien die guumlnstig und leicht zu reinigen seien nicht herstellbar und Nachbesserungen wuumlrden ohnehin technisch als nicht machbar

angesehen Argumentiert wird zuweilen mit Aussagen wie bdquoDie

Normen zur barrierefreien Gestaltung sind nicht bindend muumls

sen daher nicht beachtet werdenldquo bdquoBaumaszlignahmen eines

privaten Investors sind nicht oumlffentlicher Bereichldquo bdquoEs handelt

sich um keinen Neubau sondern lediglich um Bauaumlnderungen

die keine Beruumlcksichtigungen notwendig machenldquo bdquoDas Sa

nierungskonzept sieht einfach keine barrierefreie Gestaltung

vorldquo etc Mehrfach wurde deutlich dass sich Entscheidungstraumlger

auf vermeintliche Experten verlassen bdquoUnsere Architekten wissen

schon selbst was Barrierefreiheit istldquo bdquoWir haben Barrierefrei

heit beruumlcksichtigt ein Rollstuhlfahrerverband wurde befragtldquo

oder bdquoWir haben doch Kontraste eingesetztldquo

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Die Widerstaumlnde die der Selbsthilfe entgegenschlagen sind also vielfaumlltig Ein Teilnehmer gab an dass es sich eher um Unwissen als um Widerstand handele da sich Menschen ohne Beeintraumlchtigungen oft nicht vorstellen koumlnnen wie wichtig zum Beispiel Kontraste sind Simulationsbrillen im Rucksack wuumlrden dann viele Debatten ersparen Reduziert kann man auf das Unwissen einiger entscheidungsbefugter Stellen schlieszligen die sehbehindertengerechte Gestaltung primaumlr als zu teuer zu aufwaumlndig und nachtraumlglich als nicht machbar einstufen Die Anfuumlhrung des Denkmalschutzes und Berufungen auf mangelnden Erfuumlllungszwang von Normen ist als Hinweis anzusehen dass das Potential sehbehindertengerechter

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Gestaltung als Beitrag zu Gefahrenabsicherung Orientierung und Komfort im oumlffentlichen Raum fuumlr alle Menschen als nachrangig angesehen und verkannt wird Auf die Frage bdquoWie haumlufig werden sie nach Informationen uumlber Kontraste zur sehbehindertengerechten Gestaltung gefragtldquo gaben 15 an bdquosehr oftldquo 42 bdquomanchmalldquo und 22 bdquonieldquo Dies spiegelt die Unwissenheit der Stellen mit Entscheidungsgewalt Der eigene Wissensstand der Selbsthilfe zu Leuchtdichtekontrasten wurde zu 5 als bdquotiefgreifendldquo zu 29 als bdquoausreichendldquo zu 37 als bdquoduumlrftigldquo und zu 10 als bdquonicht vorhandenldquo angegeben 19 der Befragten machten hier keine Angaben Damit ergibt sich dass bloszlig ein Drittel der Befragten in Beratungsgespraumlchen einen Wissensstand vorweisen kann der anstehende Entscheidungen guumlnstig beeinflusst und Widerstaumlnden fachlich entgegentritt Dass knapp zwei Drittel der Befragten bereits beratend taumltig sind und weitere 20 es kuumlnftig sein wollen macht die Notwendigkeit der vorliegenden Broschuumlre deutlich 49 der Befragten gaben an haumlufig 19 manchmal und nur 7 nie auf die Wichtigkeit von Kontrasten zur Orientierung und Gefahrensicherung hinzuweisen 41 tun dies auf Nachfrage 61 auch ungefragt Das bedeutet dass grundsaumltzlich bekannt ist wie nuumltzlich Kontraste sind Zusammengenommen mit den Ergebnissen zum Wissenstand wird das Potential der Selbsthilfe zur Verbesserung des oumlffentlichen Raumes durch Argumentationskraft deutlich

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22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der ZielgruppeTeil B der Befragung erfragte den thematischen Informationsbedarf der Selbsthilfe In jeder Kategorie konnte unter bdquoSonstigeldquo freier Text hinzugefuumlgt werden Einige Angaben lieszligen sich im Nachhinein abgefragten Punkten zuordnen Andere werden separat genannt

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Ergebnisse zum Informationsbedarf der Kategorie bdquoSchriften Zeichen und Piktogrammeldquo

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- Schriftverkehr (54 ) - Poster (27 ) - Plakate (25 ) - Raumschilder (68 ) - Wegweiser (73 ) - Gebaumludekennzeichnungen (69 ) - Informationen im Straszligenraum (71 ) - selbstleuchtende Anzeigetafeln und Schilder (53 ) - Sonstige haumlufig Fahrgastinformationen im OumlPNV

Ergebnisse zur Kategorie bdquoMarkierungenldquo - Gefahrenbereiche wie Baustellen - Bereiche mit Sturzgefahr etc (68 ) - Serviceautomaten und Bedienelemente wie Aufzug Bankautomat

Notruf etc (71 ) - Treppen und Gelaumlnder Fahrtreppen und Rampen (73 ) - Poller Fahnenmaste Ampeln Schild- und Lichtmasten (64 ) - Saumlulen und Pfeiler (53 ) - Waumlnde Tuumlren und Drehtuumlren aus Glas (68 ) - Sonstige Sanitaumlrobjekte Absperrketten und Mobiliar im oumlffentli

chem Raum (wie Fahrradstaumlnder Muumllleimer Werbetraumlger)-

Ergebnisse zur Kategorie bdquoBodenindikatorenldquo - Auffangstreifen (51 ) - Leitstreifen (69 ) - Begleitstreifen (47 ) - Aufmerksamkeitsfelder (63 )

Abschlieszligend war Raum um zusaumltzliche Kategorien zum Thema Kontrast zu nennen die mit Informationen in der Broschuumlre die Arbeit in der Selbsthilfe erleichtern koumlnnten Die umfangreich eingegangenen Anmerkungen gingen zum Teil uumlber das Generalthema Kontraste im oumlffentlichen Raum deutlich hinaus Schriftarten Schriftgroumlszligen Beleuchtungsstaumlrken Informationsflut in Schaukaumlsten Erlaumluterungen zu Hilfsmitteln Beispiele fuumlr Privatwohnungen

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Auch wurde tiefgreifendes rechtliches Wissen gewuumlnscht rechtliche Moumlglichkeiten und Verpflichtungen der Gemeinden nach Landesbauordnungen freie Veroumlffentlichung der DIN-Vorschriften Entscheidungen der Denkmalpflege Musterbauordnung einheitliche Kennzeichnungen in der EU Auch der Wunsch nach Informationen zur Webseitengestaltung und zu Computereinstellungen in diversen Betriebssystemen und mit verschiedenen Spezialprogrammen war haumlufig Hinweise die die Argumentationsweise der Broschuumlre und Oumlrtlichkeiten betreffen gingen auch ein Vereinbarkeit von Aumlsthetik und Kontrasten unterschiedliche Beeintraumlchtigungen der Sehfaumlhigkeit Erhoumlhung der Selbstaumlndigkeit Wahrnehmung und Orientierung durch Kontraste Probleme durch Beleuchtung Witterung und Verschmutzung Kontraste in Museen Kirchen und in oumlffentlichen Toiletten etc

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23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die BroschuumlreDie vorliegende Broschuumlre erhebt keinen Anspruch darauf Fachliteratur zu allen Anwendungsmoumlglichkeiten zu ersetzen Der Umfang der Broschuumlre war von Beginn an begrenzt Sie beinhaltet daher nur Themen die aufgrund der Befragung dringend erschienen und fuumlhrt wichtige Punkte exemplarisch aus Anwendungsmoumlglichkeiten in Zusammenhang mit Computern uumlber das Generalthema Kontraste hinausgehende sowie rechtliche Themen koumlnnen keine Beachtung finden Jedes einzelne dieser nicht bearbeiteten Themen rechtfertigt eine eigene umfaumlngliche Broschuumlre und ist als dringende Aufforderung fuumlr kuumlnftige Projekte anzusehen Anmerkungen zur Argumentation und Wuumlnsche zu Orten der Kontrastoptimierung wurden weitestgehend beruumlcksichtigt

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3 Welche Kontraste

31 Kontraste nach DIN 32975Die Orientierung im oumlffentlichen Raum durch Kontraste dient der Vermeidung von Gefahren durch eine komfortable Wahrnehmung Daher profitieren nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen von ausreichenden Kontrasten sondern alle Die DIN 32975 - Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur barrierefreien Nutzung (2010) erlaumlutert auf Seite 3

bdquoInformationen aus unserer Umwelt werden uumlberwiegend uumlber

das Auge aufgenommen daher wird ein Groszligteil relevanter

Informationen optisch angeboten Das Sehen bzw die visuel

le Wahrnehmung ist ein komplexer Vorgang und umfasst die

Farbwahrnehmung raumlumliches Sehen Daumlmmerungssehen

Anpassung an wechselnde Helligkeiten Wahrnehmung beweg

ter Sehobjekte usw Die Wahrnehmung einer Information ist

insbesondere abhaumlngig von ihrem Leuchtdichtekontrast ihrer

Beleuchtung ihrem Standort und der Groumlszlige der Informations

elementeldquo

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Kontraste koumlnnen visuell taktil und akustisch wahrgenommen werden Taktile und akustische Kontraste sind nicht Gegenstand dieser Broschuumlre und daher an anderer Stelle nachzulesen Im Folgenden geht es ausschlieszliglich um visuelle Kontraste durch Helligkeitsunterschiede sogenannte Leuchtdichtekontraste

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311 Helligkeitsunterschiede versus Farbunterschiede

Kontraste werden grundsaumltzlich durch Helligkeitsunterschiede erzeugt Nur wenn sich Objekte dadurch von ihrer Umgebung absetzen werden sie wahrgenommen Sehleistungen wie Schaumlrfe Formerkennung oder Lesen sind erst nachgeordnet moumlglich Ob die Farbe eines Objekts als unterschiedlich zu einer anderen empfun

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den wird ist bei der Kontrastwahrnehmung nicht ausschlaggebend sondern kann diese lediglich unterstuumltzen Relevanter ist vielmehr ob sich die Helligkeit einer Oberflaumlche von der Helligkeit einer an-deren Oberflaumlche unterscheidet Auskunft daruumlber kann nur der Leuchtdichtekontrast geben der in Kapitel 313 erlaumlutert wird

Zu Farben sei lediglich hervorgehoben dass Rottoumlne haumlufig und ungeahnt zu Verwirrungen fuumlhren koumlnnen Da Rot generell einen starken Wiedererkennungswert als Signalfarbe hat wird diese Farbe haumlufig eingesetzt um bestimmte Schriften oder Markierungen hervorzuheben Werden helle Rottoumlne in Schriften oder Zeichen als Kontrast auf weiszligem Hintergrund verwendet wird oft vergessen dass trotz der Signalwirkung der Farbe der Leuchtdichtekontrast unter Umstaumlnden sehr gering sein kann und dadurch schlecht wahrnehmbar ist Der in Abbildung 1 dargestellte Boden-Warnhinweis auf kreuzende Straszligenbahnen weist zum Beispiel keinen ausreichenden Kontrast auf und wird daher schlecht wahrgenommen Und dies nicht etwa trotz der Verwendung der Signalfarbenkombination Rot-Weiszlig sondern gerade wegen des unuumlberlegten Umgangs mit dieser Farbkombination zur Markierung von Gefahrenbereichen

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Das gleiche Problem besteht bei der Verwendung dunkler RotToumlne in Verbindung mit dunklen Oberflaumlchen Zum Beispiel werden

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Abbildung 1 Negativbeispiel zur Farbkombination Rot-Weiszlig

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Radwege haumlufig im Kontrast zu Gehwegen rot markiert um die Bereiche visuell voneinander abzugrenzen Dies hilft der visuellen Absicherung von Bewegungsflaumlchen zu wenig Wenn beide Farben aumlhnlich dunkel wahrgenommen werden nuumltzt die der Farbe Rot zugesprochene Signalwirkung nicht zur Unterscheidung beider Verkehrsflaumlchen Daher sind Kollisionen zwischen Radfahrern und sehbehinderten Fuszliggaumlngern weiterhin haumlufig Eine Signalfarbe unterstuumltzt Kontrastwirkungen nur bei dem Menschen der Farben fuumlr gewoumlhnlich gut differenzieren kann dem bestimmte Farben und Farbkombinationen als Signalfarben bekannt sind und auch nur dann wenn die Lichtbedingungen die Unterscheidung von Farben zulassen

312 Die Leuchtdichte und andere Lichtmaszlige

Die physikalische Groumlszlige die die Helligkeit eines Objekts beschreibt die der Mensch wahrnimmt ist die Leuchtdichte (Maszligeinheit cdmsup2 Candela pro Quadratmeter) Neben der Lichtstaumlrke der Leuchtquelle der Beleuchtungsstaumlrke auf dem Objekt und dem Einstrahlwinkel des Lichts im Verhaumlltnis zum Betrachter haumlngt die Houmlhe der Leuchtdichte entscheidend vom Reflexionsgrad der angestrahlten Flaumlche ab Abbildung 1 verdeutlicht die Zusammenhaumlnge der einzelnen Fachbegriffe Das Licht trifft mit einer gewissen Lichtstaumlrke (Maszligeinheit Candela cd) auf ein Objekt Auf dessen Oberflaumlche wird dadurch eine bestimmte Beleuchtungsstaumlrke (Maszligeinheit Lux lx) erzielt Die Oberflaumlche des Objekts hat durch eine eher raue oder eher glatte Beschaffenheit und durch die Materialzusammensetzung an dessen Oberflaumlche einen bestimmten Reflexionsgrad (Maszligeinheit griechisch rho ρ) Erst die aus all dem resultierende Leuchtdichte des Objekts die beim Betrachter ankommt gibt Auskunft daruumlber wie hell oder dunkel das Objekt wahrgenommen wird

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Gluumlcklicherweise folgt die visuelle Wahrnehmung der lichttechnischen Leuchtdichte nicht linear Auge und visuelle Informationsverarbeitung des Menschen versuchen Leuchtdichteextreme auszugleichen nehmen Farben zu Hilfe und fuumlllen Informationsluumlcken aus dem Sinn dessen auf was Menschen gerade erwarten wahrzu-nehmen

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313 Der Leuchtdichtekontrast

Der Leuchtdichtekontrast k bezeichnet den Unterschied der Helligkeit zweier Flaumlchen zueinander Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts zweier angrenzender Flaumlchen oder von einem Objekt zu seinem Hintergrund werden Leuchtdichten der einzelnen Materialien gemessen Aus den Ergebnissen wird der Leuchtdichtekontrast gemaumlszlig DIN 32975 nach folgender Definition ermittelt (Michelson-Formel)

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k= (L1 ndash L2) (L1 + L2)

L1 steht fuumlr die Leuchtdichte der ersten Flaumlche L2 steht fuumlr die Leuchtdichte der zweiten Flaumlche Ergebnisse zum Leuchtdichtekontrast k erreichen nach dieser Formel Werte zwischen 0 und 1 Der besseren Lesbarkeit wegen wird im Folgenden der Leuchtdichtekontrast k nur noch bdquoKontrastldquo genannt

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Abbildung 2 Grafische Darstellung zur Entstehung der Leuchtdichte

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314 Auswirkungen unguumlnstiger Lichtverhaumlltnisse

Bei insgesamt unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen wie etwa durch Nebel in der Daumlmmerung oder bei unzureichender Beleuchtung kommt dem Leuchtdichtekontrast eine weitere wesentliche Bedeutung zu da die Leistungsfaumlhigkeit des Auges dann abnimmt Die Makula als Ort des schaumlrfsten Sehens im Zentrum der Netzhaut kann unter diesen Bedingungen ausfallen Was dem Sehen weiterhin zur Verfuumlgung steht ist die Peripherie der Netzhaut Das Farbsehen und die Sehleistung nehmen jedoch zur Peripherie der Netzhaut immer mehr ab Das Farbsignal faumlllt in aumluszligeren Bereichen der Netzhaut voumlllig aus und wird allein durch das Helligkeitssignal ersetzt Ein hoher Leuchtdichtekontrast traumlgt also besonders bei unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen erheblich dazu bei wichtige Objekte wahrnehmen zu koumlnnen

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315 Auswirkungen von Beleuchtungsstaumlrken

Planer und Praktiker fragen haumlufig nach Beleuchtungsstaumlrken mit denen ausreichende Leuchtdichtekontraste erzielt werden koumlnnen bdquoWie viel Luxldquo wird immer gefragt Allerdings geht es nicht um Lux das von Leuchtmitteln erzeugt wird sondern um die Leuchtdichte die vom Objekt erzeugt wird Mit Aumlnderung der Beleuchtungsstaumlrke ndash sofern die Oberflaumlchenbeschaffenheit des Materials und der Einstrahlwinkel des Lichts gleich bleiben ndash aumlndern sich die Leuchtdichten beider Flaumlchen jedoch im gleichen Verhaumlltnis zueinander sodass der Leuchtdichtekontrast immer uumlber alle Beleuchtungs-staumlrken hinweg konstant bleibt Grundsaumltzlich ist daher auf die Frage nach geeigneten Beleuchtungsstaumlrken fuumlr einen ausreichenden Leuchtdichtekontrast keine Antwort moumlglich Die Messung der Leuchtdichte einer einzelnen Flaumlche kommt zwar bei verschiedenen Beleuchtungsstaumlrken zu unterschiedlichen Ergebnissen Zur Ermittlung des Kontrasts muumlssen jedoch immer zwei angrenzende Flaumlchen in Bezug auf ihren Helligkeitsunterschied zu einander ndash unter der gleichen Beleuchtungsstaumlrke ndash betrachtet werden Daher ist

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die Anfrage der Planer und Praktiker nach sehbehindertengerechten Beleuchtungsstaumlrken wenn es um Leuchtdichtekontraste geht nicht zielfuumlhrend Da der Leuchtdichtekontrast einer Materialkombination durch unterschiedliche Beleuchtungsstaumlrken nicht veraumlndert werden kann Allerdings gibt es einen komfortablen Bereich der Leuchtdichte einer Umgebung der je nach Zweck zwischen 100 und 500 cdmsup2 liegt

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Einen Sonderfall in Bezug auf die Relevanz der Beleuchtungsstaumlrke bilden selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen Naumlheres dazu ist Kapitel 46 zu entnehmen

32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten

321 Die kontinuierliche Informationskette

Eine kontinuierliche Kette von Informationen ist die Grundvoraussetzung fuumlr sichere Mobilitaumlt und fuumlr die korrekte Orientierung im oumlffentlichen Raum Zur Kontinuitaumlt einer Informationskette auf dem Weg von A nach B gehoumlren die Durchgaumlngigkeit des Designs der Bezeichnungen und der Anbringungsstellen sowie die analoge Kennzeichnung des Ruumlckwegs durch Elemente die Informationen beinhalten Auch der Planer von Kontrasten muss dies bei der Gestaltung von Markierungen Wegweisern Bodenindikatoren etc beruumlcksichtigen Das System muss auch tolerant gegenuumlber Fehlern des Nutzers sein Einmal falsch eingeschlagene Wege oder Vorlieben fuumlr bestimmte Wege duumlrfen individuell nicht dazu fuumlhren dass der Nutzer ploumltzlich orientierungslos und damit hilflos wird Die Durchgaumlngigkeit von Kontrasten ist daher dringend angeraten

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322 Uumlbergangsbereiche im Fokus

Die Guumlte von Informationen durch Kontraste offenbart sich insbesondere in Uumlbergangsbereichen Als Uumlbergangsbereiche werden Orte bezeichnet in denen Niveauunterschiede bewaumlltigt werden

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muumlssen wie zum Beispiel bei Rampen Treppen und Aufzuumlgen oder wo Raumwechsel stattfinden wie bei Ein- und Ausgaumlngen von Gebaumluden bei Uumlbergaumlngen von Hallen in Flure bei Zimmerwechseln etc Denn an all diesen Orten veraumlndern sich Struktur und Regeln der bisherigen Fortbewegung des Nutzers Dadurch sind Uumlbergangsbereiche fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen potentielle Gefahrenbereiche wenn sie nicht durch ausreichende Kontraste gekennzeichnet sind

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Ein bdquoZuvielldquo an Information durch zu viele unterschiedliche Kontraste fuumlhrt jedoch leicht zu Unuumlbersichtlichkeit und Uumlberfrachtung Um beidem gerecht zu werden sollte der Fokus der Kontrastplanung vor allem auf der Durchgaumlngigkeit von Kontrasten und insbesondere auf Uumlbergangsbereichen liegen

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323 Komfortable Kontraste und DIN-Vorgaben

Als komfortabel wird generell ein Kontrast von 04 bis 06 beurteilt Kontraste von weniger als k = 028 und mehr als k = 083 koumlnnen bei sehbehinderten Menschen die Wahrnehmungssicherheit beeintraumlchtigen Geringe Kontraste koumlnnen als verwaschen sehr hohe Kontraste koumlnnen als Blendung empfunden werden

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Die DIN 32975 gibt fuumlr unterschiedliche Anwendungsbereiche unterschiedliche Leuchtdichtekontraste zur Einhaltung vor Jeweils geforderte Kontraste sind den Kapiteln 4 und 5 die auf unterschiedliche Anwendungsbereiche eingehen zu entnehmen

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33 Die Pruumlfung von KontrastenKontrastloumlsungen fuumlr groszlige Gebaumludekomplexe Auszligenanlagen oder Verkehrswege resultieren idealerweise aus spezifischen wahrnehmungspsychologischen Beurteilungen um den Einsatz von Kontrasten zur Orientierung zur Vermeidung von Gefahren und zur Erhoumlhung des Komforts zu pruumlfen und zu planen Befragungen und Beobachtungen von moumlglichst groszligen Nutzergruppen sind dabei

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ebenso dienlich wie die experimentelle Pruumlfung typischer Informationselemente mit diesen Zielgruppen Von der Befragung einzelner sehbehinderter Menschen ist eher abzusehen da Arten von Sehbehinderungen und ihre jeweiligen Auswirkungen stark variieren Vielmehr sind wissenschaftliche Studien zum Thema zu beruumlcksichtigen Einzelne Kontraste sind mit Leuchtdichtekameras objektiv messbar Im Folgenden wird ein Messverfahren vorgestellt dessen Anwendung die Normen der DIN zur Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten auch vorsehen Andere Methoden werden vergleichend beurteilt

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331 Kontrastpruumlfungen nach DIN

Kontraste von Materialkombinationen muumlssen nach DIN 32975 messtechnisch uumlberpruumlft bzw entsprechend vorgegebener Regelungen nachgewiesen werden Zur Ermittlung des Kontrasts wird die Messung der Leuchtdichtefaktoren nach DIN 5036-3 angegeben die spezielle Messgeometrien vorgibt

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332 Standardisierte Leuchtdichtemessungen im Labor

Die Messung der Leuchtdichten soll bei diffuser Beleuchtung mit der Lichtart die in der Anwendung vorgesehen ist mindestens unter dem Messwinkel 0deg (senkrecht zur Oberflaumlche) und gegebenenfalls zusaumltzlich unter praxisrelevanten Beobachtungswinkeln erfolgen Die Beobachtungswinkel haben insbesondere Einfluss auf Leuchtdichten von Materialien deren Oberflaumlche profiliert ist oder die unterschiedliche Glanzanteile beinhalten Mit der Veraumlnderung des Beobachtungswinkels aumlndern sich die Reflexionsgrade Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts von Bodenindikatoren gilt nach DIN 32984 dass mindestens eine Flaumlche von 4 cm x 4 cm gemessen werden muss um profilierte Oberflaumlchen auch ausreichend erfassen zu koumlnnen Dabei werden auch ausreichend groszlige Flaumlchen erfasst deren Materialzusammensetzung Unregelmaumlszligigkeiten in der Helligkeit aufweist wie zum Beispiel helle und dunkle Anteile

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auf Granitsteinen oder in Materialmischungen Auch Einsprenkel- ungen von Oberflaumlchen mit Glanzanteilen oder Leucht- und Perlfarben mit Glanzeinschluumlssen koumlnnen so beruumlcksichtigt werden Um die Messungen reproduzieren zu koumlnnen und auch die vorgesehene Nutzung im Auszligen- oder Innenbereich zu beruumlcksichtigen sind die Messungen unter Normlichtart A oder D65 durchzufuumlhren Normlichtart A entspricht in etwa Gluumlhlampenbedingungen Normlichtart D65 entspricht Tageslichtbedingungen Eine Kontrastermittlung zwischen Oberflaumlchen die bei unterschiedlichen Lichtarten gemessen wurden ist nicht zulaumlssig Nach DIN kann der Leuchtdichtekontrast durch die direkte Messung von Leuchtdichten oder alternativ durch die Bestimmung von Reflexionsgraden rechnerisch ermittelt werden Soviel zur Messung von Leuchtdichten unter standardisierten Bedingungen in Lichtlaboren Doch was wenn die interes-sierende Materialkombination bereits verbaut wurde und einzelne Materialmuster nicht entnommen werden koumlnnen wie etwa bei denkmalgeschuumltzten Gebaumluden und Anlagen Kapitel 333 gibt Auskunft dazu

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333 Nutzungstypische Leuchtdichtemessungen im Bestand

Die nach DIN 5036-3 geforderten Beleuchtungsbedingungen waumlhrend der Messungen sind im Bestand weder im Auszligenbereich noch im Innenbereich des oumlffentlichen Raumes realisierbar Die Beleuch-tung ist meist nicht diffus sondern weist zumindest Anteile von gerichtetem Licht durch Beleuchtungseinrichtungen oder Lichtspiegelungen der Umgebung auf Aber auch bereits verbaute Materialien sind deswegen von einer Kontrastpruumlfung nicht ausgeschlossen Die Messgeometrie ist dann nutzungstypisch anzupassen und zwar bei einem dennoch hohen Maszlig an Sicherheit und Reproduzierbarkeit der Daten Da die Beleuchtungssituation durch Tageslicht Schwankungen unterliegt wird innerhalb von Gebaumluden nach Moumlglichkeit nach Sonnenuntergang bei nutzungstypischer Beleuchtung gemessen Sollen Messungen im Auszligenbereich durchgefuumlhrt

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werden und befindet sich die Hauptnutzungszeit des Bereichs im Tageslicht so duumlrfen Messungen ausschlieszliglich bei gutem Wetter durchgefuumlhrt werden Annehmbar konstante Beleuchtung durch Tageslicht ergibt sich bei Sonnenschein mit ansonsten wolkenlosem Himmel

334 Methoden zur Schaumltzung von Leuchtdichten

Verschiedentlich wird in der Praxis eine Methode verwendet die vage Einschaumltzungen des Leuchtdichtekontrasts anhand von schwarz-weiszligen Abbildungen von Materialkombinationen vornimmt Dazu werden Fotos von Materialproben in Grautoumlnen aus-gedruckt am Computer die Visualisierung von farbigen Bildern auf Graustufen umgestellt oder Digitalkameras auf schwarz-weiszlig umgestellt Solche Abbildungen sind jedoch stark von der Charakteristik der Geraumlte abhaumlngig und weisen Oberflaumlchen nur als unterschiedlich in ihrer Intensitaumlt von Grautoumlnen aus Zuvor deutliche Kon-tras-te koumlnnen verschwinden Wenn sich auf diesen Darstellungen auf Displays oder Papier zwei Oberflaumlchen erkennbar voneinander abheben so die Befuumlrworter dieser Methode soll davon ausgegangen werden duumlrfen dass der Leuchtdichtekontrast ausreichend sei

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Diese Methode kann fachlich gesehen als allenfalls behelfsmaumlszligig beurteilt werden um einen ersten eher allgemeinen Eindruck von Leuchtdichtekontrasten zu bekommen Tatsaumlchliche Kontrastwerte lassen sich so weder ermitteln oder dahingehend uumlberpruumlfen ob sie bestimmten Anforderungen einer barrierefreien Gestaltung genuumlgen Da es sich um keine Messmethode handelt erhaumllt man auch keine Zahlenwerte Zudem geben Monitore und Kopien urspruumlng-liche Helligkeiten von Originaloberflaumlchen meist verfaumllscht wieder und sind leicht manipulierbar In Vor-Ort-Terminen mit Planern und Praktikern kann diese Methode jedoch anschaulich zum ersten Erkenntnisgewinn beitragen dass es in der sehbehindertengerechten Gestaltung weniger um Farbkontraste sondern vielmehr um Helligkeitsunterschiede von Objekten geht

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Eine andere Methode zur Pruumlfung von Kontrasten sieht die Nutzung von Farbkarten Farbfaumlchern oder digitalen Farbwerken vor Erlaumlutert sei dies am Beispiel von RAL-Farbkarten Als RAL-Farbe werden Normfarben bezeichnet die die RAL GmbH vertreibt Jeder Farbe ist eine Nummernbezeichnung zugeordnet Die Kontrastwerte zweier Materialien werden aus Hellbezugswerten und Umrechnungstabellen erschlossen Das groumlszligte Fehlerpotential wird bei dieser Methode in der eindeutigen Zuordnung von Materialoberflaumlchen zu entsprechenden Farbmustern gesehen Insbesondere Wand- und Bodenbelaumlge lassen sich oft nicht eindeutig zuordnen da deren Oberflaumlchen Zusammensetzungen zeigen die Hell- und Dunkelanteile mischen wie etwa Granit Sandstein Rauputz oder gemusterte Flaumlchen usw Der Vorteil der Normierung der Kartennummern soll darin bestehen dass Kunden und Lieferanten nur RAL-Nummern und nicht Materialmuster austauschen In den vorangegangenen Abschnitten wird deutlich dass die Messung des definierten Materials jedoch unumgaumlnglich ist da dessen Oberflaumlchenbeschaffenheit erhebliche Aus-wirkungen auf Kontraste hat Dies sowohl in Bezug auf Oberflaumlchenstrukturen als auch in Bezug auf die Materialzusammensetzung die sich an der Oberflaumlche offenbart Die Farbkarten-Methode versucht diesem Problem damit zu begegnen dass generell eine Fehler

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- toleranz von 01 bis 015 Kontrastwerten einkalkuliert werden soll und dass glaumlnzende Farben fuumlr die barrierefreie Gestaltung wegen moumlglicher Spiegelungen nicht in Frage kommen Zur empfohlenen Fehlertoleranz ist anzumerken dass wegen der Abnutzung von Materialien geforderte Kontraste im Neuzustand der Materialien ohnehin deutlich uumlberschritten werden sollten (weitere Informationen dazu siehe Kapitel 64) Eine zusaumltzliche Anhebung geforderter Werte durch die Verwendung einer Pruumlfmethode die zusaumltzliche Fehlertoleranzen erforderlich macht duumlrfte daher problematisch sein Dies schraumlnkt die Palette einsetzbarer Materialien unnoumltig weiter ein Der Einsatz glaumlnzender Materialien ist bei Neubauten we

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gen moumlglicher Blendwirkungen und Spiegelungen auch nach DIN 32975 zu vermeiden Jedoch werden vorliegend auch alle Materialien die Glanzanteile oder unterschiedliche Einschluumlsse haben von einer Kontrastpruumlfung methodisch ausgeschlossen was unnoumltig ist (siehe dazu Kapitel 332)

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335 Fazit zur Kontrastpruumlfung durch die Selbsthilfe

Insgesamt ist die Kontrastpruumlfung durch Farbsysteme oder SchwarzWeiszlig-Abbildungen als nur eingeschraumlnkt nuumltzlich weil zu ungenau anzusehen Zumal beide Methoden keine eindeutig reproduzierbaren Messungen darstellen sondern eine Schaumltzung per Inaugenscheinnahme bleiben muumlssen Am sichersten erscheint die direkte und objektive Messung der Leuchtdichten von Kontrastflaumlchen mit festgelegten Messgeometrien und plausiblen Methoden Die Notwendigkeit zur gewissenhaften Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten durch insbesondere nutzungstypische Messungen wird auch in einer Vergleichsstudie uumlber Messmethoden von Joos et al im Auftrag des schweizerischen Bundesamtes fuumlr Verkehr (2012) wie folgt befuumlrwortet bdquoKontrast von Objekten im oumlffentlichen Raum kann nur mit speziellen Leuchtdichtenkameras mit einer genuumlgenden Genauigkeit und vernuumlnftigem personellem und zeitlichem Aufwand bestimmt werdenldquo

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Die vorliegende Broschuumlre versucht aktive Mitglieder der Selbsthilfe zu befaumlhigen sich fuumlr die Pruumlfung und Einhaltung von Kontrasten argumentativ erfolgreich einzusetzen Die erforderlichen Leuchtdichtemessungen an sich sollten nach wie vor von erfahrenen Pruumlfern aus Betrieben und Institutionen durchgefuumlhrt werden die diese Messungen fachgerecht und taumlglich im Auftrag von Materialherstellern Planern Verbaumlnden Kommunen Bund und Laumlndern durchfuumlhren Zur Beurteilung diesbezuumlglich entstehender Kosten sei auf Kapitel 63 verwiesen

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Ein Groszligteil der Informationen im oumlffentlichen Raum die der Orientierung und der Absicherung vor Gefahren dienen wird uumlber Zei-chen Schriften und Piktogramme vermittelt Kontrastwerte die der Auffindbarkeit und Leserlichkeit dienen sollen houmlher als andere sein Nach DIN 32975 gilt dass ein Leuchtdichtekontrast von mindestens 07 und bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen von mindestens 08 einzuhalten ist

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41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit

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Die Auffindbarkeit der Information durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis des gesamten Informationstraumlgers zu seinem Hintergrund Sind zum Beispiel die Grundfarbe einer Toilettenbeschilderung wie auch die umgebende Wand aumlhnlich hell unterscheidet sich die Leuchtdichte nur minimal durch unterschiedliche Reflexionseigenschaften der Materialoberflaumlchen Abbildung 3 zeigt dies Es entstehen zu geringe Kontraste was die Auffindbarkeit des Informationstraumlgers erschwert Abhilfe schafft die kontrastreiche Umrahmung des Schildes oder die kontrastreiche Gestaltung des Schildhintergrundes zur Wand

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4 Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften und Piktogrammen

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Die Leserlichkeit durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis der Zeichen Schriften und Piktogramme zu direkt angrenzenden Flaumlchen Diese Flaumlchen koumlnnen Schildhintergruumlnde sein wie Abbildung 4 die ein Piktogramm als Kennzeichnung einer Herrentoilette zeigt Der relevante Leuchtdichtekontrast entsteht zwischen dem schwarzen Maumlnnchen und der Oberflaumlche des Traumlgermaterials einer Edelstahlplatte

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Falls Zeichen direkt also ohne Traumlgermaterial verwendet werden bilden umgebende Waumlnde angrenzende Gegenstaumlnde und perspektivisch bedingte Umgebungen die angrenzenden Flaumlchen Abbildung 5 die eine Etagennummer auf einer Wand und Abbildung 6 die Piktogramme als Markierung einer Glasflaumlche darstellen zeigen solche direkten Umgebungsflaumlchen von Zeichen

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Abbildung 3 Negativbeispiel ndash helles Toilettenschild auf heller Wand

Abbildung 4 Positivbeispiel ndash dunkles Piktogramm auf hellem Untergrund

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Bei der Etagennummerierung ist die Umgebungsflaumlche eine hell gestrichene Rauputzwand bei den Markierungen auf Glas bildet der Hintergrund in der vorliegenden Perspektive ein Bodenbelag die Umgebungsflaumlche zur Kontrastermittlung

42 Durchsichtige InformationstraumlgerAls besonders unguumlnstig erweisen sich helle Schriften auf Glas bei ebenfalls hellem Hintergrund Abbildung 7 zeigt die Gebaumludebezeichnung eines Finanzamtes durch silbrig-weiszlige Klebebuchstaben die oberhalb der Eingangstuumlr auf dem Sicherheitsglas eines Oberlichts angebracht sind Durch die angrenzende Flaumlche die aus nutzungstypischer Perspektive aus einer weiszligen Decke besteht sind die Buchstaben der oberen Reihe fast gar nicht in den unteren Reihen nur mit Muumlhe erkennbar da der Kontrast zwischen Buchstaben und Decke zu gering ist

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Abbildung 5 Zahl mit Wand als Umgebungsflaumlche

Abbildung 6 Piktogramme mit Boden als Umgebungsflaumlche bei Pers-pektive durch eine Glastuumlr hindurch

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Abhilfe koumlnnte vorliegend eine wesentlich dunklere Deckengestaltung dunklere Schriften oder die Hinterlegung der hellen Schrift mit dunkler Folie schaffen Abbildung 8 zeigt ein Ausstellungsex- ponat Abbildung 9 zeigt was sich dem Betrachter bei Annaumlherung offenbart Jede der 4 Seiten ist aus Glas und mit heller Schrift uumlberzogen die Informationen uumlber das Exponat beinhalten Der Boden als angrenzende Flaumlche zur Schrift aus der Betrachterperspektive ist durch mittelhelle Granitsteine marmoriert und bildet keinen ausreichenden Kontrast zur Schrift sodass diese kaum vom Boden zu unterscheiden ist Hinzu kommt dass sich da alle Glasauszligenflaumlchen des Exponats beschriftet sind die Schriften perspektivisch uumlberlagern und so das Lesen der Information endguumlltig verhindern

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Abbildung 7 Negativbeispiel ndash helle Schrift auf Glas mit hellem Hintergrund

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Die Hinterlegung der Schriften mit dunklen Folien wuumlrde das Exponat optisch zerstoumlren da das Innenleben nicht mehr zu sehen waumlre Dunkle Schriftzeichen wuumlrden auch nicht zum Ziel fuumlhren da das Problem sich uumlberlagernder Schriften weiterhin bestuumlnde Abhilfe bestuumlnde in der Uumlbertragung der Information auf ein zusaumltzliches Schild mit ausreichendem Hintergrundkontrast

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43 Unuumlberlegte Verzierungen und FarbigkeitenBilder oder Farbverlaumlufe als Hintergrund sind grundsaumltzlich zu vermeiden da sie den Leuchtdichtekontrast von Schriften zumindest punktuell schmaumllern Abbildung 10 zeigt ein an sich kontrastreich gestaltetes Gebaumludeschild Durch die teilweise Hinterlegung des Textes mit einem Schmucksiegel wird der Kontrast einzelner Worte zum Schildhintergrund unterbrochen und deutlich verringert Abhilfe koumlnnte die Verkleinerung des Siegels schaffen sodass Schriften damit nicht mehr hinterlegt sind Die Schildgroumlszlige bietet Platz um das Siegel separat zu setzen

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Abbildung 8 Beispiel Exponat- einhausung aus Glasflaumlchen mit Edelstahlrahmen

Abbildung 9 Negativbeispiel ndash uumlberlagernde Schriften auf Glas mit hellem Hintergrund

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Informationsbroschuumlren und Plakate werden meist aufwaumlndig gestaltet Viele verschiedene Farben kommen zum Einsatz um auf differenzierte Inhalte hinzuweisen Dabei tritt die Differenzierung durch Leuchtdichtekontraste haumlufig in den Hintergrund So kann es sein dass Informationen die gar keine hohe Relevanz haben durch starke Helligkeitskontraste zum Hintergrund visuell hervorgehoben werden und Wichtiges trotz vermeintlich auffaumllliger Farbgestaltung wegen zu geringer Leuchtdichtekontraste unbeachtet bleibt

44 Blendung und Schatten ndash boumlse GeisterKapitel 315 erlaumlutert dass zur sehbehindertengerechten Gestaltung keine Pauschalvorgaben zu Beleuchtungsstaumlrken moumlglich sind Vielmehr ist eine in der jeweiligen Situation vor Ort angemessene Beleuchtung notwendig Selbst wenn Kontraste messtechnisch nachweisbar sind kann es sein dass diese durch zu geringe oder zu starke Beleuchtung fuumlr das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind Zu geringe Beleuchtung liegt beispielsweise bei Schattenbildung vor zu starke Beleuchtung kann zu Blendung durch Reflexionen des Lichts fuumlhren Letzteres kann auch durch direkte Sonneneinstrahlung geschehen Abbildungen 11 und 12 zeigen ein von der Decke herabhaumlngendes Schild das an einer der Sonne abgewandten Gebaumludeseite befestigt ist und auf einen Haupteingang

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Abbildung 10 Negativbeispiel ndash Schrift auf Hintergrund mit Hinter-legung

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hinweist Der Kontrast zwischen Buchstaben und Schildhintergrund ist ausreichend sodass einzelne Buchstaben gut erkennbar sind Ein identisches Schild ist an einer der Sonne zugewandten Gebaumlude-seite angebracht Die Buchstaben werden von der direkten Sonnen-einstrahlung teilweise uumlberblendet und sind daher nicht mehr lesbar

Abhilfe koumlnnte die Versetzung des Schildes nach hinten schaffen Eine gleichmaumlszligige Abschattung des gesamten Schildes wuumlrde so durch die Decke hergestellt und Kontraste blieben wahrnehmbar Alternativ muumlsste die Oberflaumlche des Informationstraumlgers weniger glatt sein sodass eine Blendung wegen geringerer Spiegelung des Lichts an der Materialoberflaumlche vermindert ist Auch Abschattflaumlchen aus lichtundurchlaumlssigem Material die direkt an der Schildoberkante befestigt wuumlrden koumlnnten auf dem Schild fuumlr einheitliche Lichtverhaumlltnisse zu sorgen

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Auf Informationstraumlgern die Abdeckungen oder Sichtscheiben aufweisen wie Aushanginformationskaumlsten mit Glas- oder Plexiglasscheiben koumlnnen ebenfalls unerwuumlnschte Reflexionen entstehen Diese sind durch entspiegelte Materialien zu umgehen Der Kontrast an Sichtscheiben von Automaten sollte einstellbar sein

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Abbildung 13 zeigt den Ausschnitt eines Lageplans von Bus- und Hauptbahnhof Durch eine nicht entspiegelte Abdeckung des Aushangplans entstehen bei normalem Tageslicht starke Spiegelungen

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Abbildung 11 Beispiel ndash Schild im Schatten

Abbildung 12 Negativbeispiel ndash Schild mit Sonneneinstrahlung

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die Gleisbezeichnungen der Bahn unlesbar machen Abbildung 14 zeigt das gleiche Problem einer Oumlffnungszeiteninformation einer Bibliothek Durch die Anbringung der an sich kontrastreich gestalteten Textinformation an der Innenseite einer Glaswand spiegeln sich voruumlbergehende Menschen und die oumlrtliche Umgebung aus dem Ruumlcken des Betrachters Die Schriften wirken verwaschen da Kontraste durch wechselnde Umgebungsverhaumlltnisse mal schwaumlcher und mal staumlrker sind

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Abbildungen 15 und 16 zeigen Ausschnitte eines Lageplans der im Auszligenbereich einer Grundschule aufgestellt ist und ohne Ab- deckungen auskommt Trotz Sonneneinstrahlung werden Kontraste nicht beeintraumlchtigt da die Oberflaumlche mattiert ist Leider ist in der Legende zum Plan der Schrifthintergrund teils nicht ausreichend kontrastreich gestaltet Einzelne Gebaumludebereiche sind auf dem Plan durch eingrenzende stark kontrastierende Zeichnung gut unterscheidbar aber die zugehoumlrige Benennung der Gebaumlude ist wegen geringer Kontraste nur fuumlr manche Gebaumlude leserlich

Grundsaumltzlich sind Aushanginformationen mit Orientierungs- oder Entscheidungsfunktion selbst hinreichend zu beleuchten um Kont-

Abbildung 13 Negativbeispiel ndash Blendung auf Glasabdeckung durch Sonnenlicht

Abbildung 14 Negativbeispiel ndash Umgebungsreflexion bei Information hinter Glas

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raste wahrnehmen zu koumlnnen um bei Annaumlherung an die Information keine Schattenbildung zu verursachen Eine gerichtete Beleuchtung ist nach DIN 32975 entweder von unten von oben oder von hinten vorzusehen

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Auch offensichtlich fuumlr sehbehinderte Menschen gestaltete Objekte koumlnnen problematisch sein Abbildung 17 zeigt ein Toilettenschild das neben Buchstaben auch Brailleschrift beinhaltet Die Buchstaben sind erhaben auf einer farblosen Plexiglasscheibe aufgebracht die wiederum auf Abstand zur Wand montiert ist Die Buchstaben werfen daher einen Schatten an die Wand und schmaumllern so den ansonsten tadellosen Kontrast der dunklen Buchstaben zur hellen Wand unnoumltig

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Abbildung 15 Positivbeispiel ndash Lageplan ohne Abdeckung

Abbildung 16 Negativbeispiel ndash ungenuumlgender Kontrast der Legende zum Lageplan

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45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern

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Wenn Papier als Traumlgermaterial fuumlr Informationen verwendet wird zum Beispiel bei Faltplaumlnen ist zusaumltzliche die Papierstaumlrke wichtig um Kontraste zu erhalten Bei beidseitig bedrucktem Papier duumlrfen Informationen der Ruumlckseite auf der Vorderseite nicht durchscheinen Sie verringern als angrenzende Flaumlche zu den Schriften den Leuchtdichtekontrast unnoumltig Eine Mindestpapierstaumlrke von 100 Gramm pro Quadratmeter ist daher einzuhalten

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Da gerade Aushanginformationen haumlufigen Aumlnderungen unterliegen werden die Informationen meist als kostenguumlnstige Variante ebenfalls auf Papier gedruckt Glanzoberflaumlchen auf Papier haben unerwuumlnschte Blendwirkungen insbesondere bei Tageslicht was die Kontraste von Schriften zu ihrem Hintergrund deutlich beeintraumlchtigt

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Infopost oder haumlufig wiederkehrende Mitteilungen werden aus Kostengruumlnden oder aus Gruumlnden des Umweltschutzes oft auf Papier mit hohen Grau-Anteilen und starken Rauigkeiten der Papieroberflaumlchen gedruckt Diese haben im Vergleich zu reinweiszligem also sehr hellem Papier eine kontrastmindernde Wirkung auf die Leserlichkeit von Schriften und sollten vermieden werden Der Effekt des Papiers

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Abbildung 17 Negativbeispiel ndash Schattenbildung durch Reliefbuchstaben auf Plexiglas

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auf den Kontrast zur Schrift ist der gleiche wie der negative Effekt von farbig hinterlegten Texten

46 Schriften aus Licht ndash VorsichtInformationen durch hinterleuchtete oder selbstleuchtende Anzeigen stellen in Bezug auf Leuchtdichtekontraste Sonderfaumllle dar Anders als bei lichtundurchlaumlssigen Schildern kann es zu Kontrastminderungen in der Anwendung kommen Der Kontrast muss bei diesen Anzeigen die uumlblichen Vorgaben von 07 beziehungsweise 08 bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen ndash in der unguumlnstigeren Bedingung ndash erreichen

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Zum Beispiel ergibt ein heller Leuchtkasten der mit einem lichtundurchlaumlssigen Piktogramm beklebt ist unterschiedliche Leuchtdichten abhaumlngig davon ob er ein- oder ausgeschaltet ist Das lichtundurchlaumlssige Piktogramm veraumlndert seine Leuchtdichte dadurch nicht Der Kontrast errechnet sich aus den angrenzenden Flaumlchen von Piktogramm und Hintergrund Also resultieren durch Ein- und Ausschalten der Beleuchtung unterschiedliche Kontraste Aumlhnlich verhaumllt es sich bei lichtdurchlaumlssigen Zeichen auf Leuchtkaumlsten Dann ist es von der Transparenz der Zeichen und des Hintergrundes abhaumlngig ob sich die Beleuchtungsstaumlrke aus dem Innenraum gleichmaumlszligig auswirkt was direkten Einfluss auf die Leuchtdichten einzelner Flaumlchen hat Bei von innen beleuchteten Anzeigen muss daher immer der geringere Kontrast ausreichend hoch sein

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Kapitel 315 erlaumlutert dass Beleuchtungsstaumlrken der Umgebung keine Auswirkungen auf vorhandene Kontraste haben Auch diesbezuumlglich stellen selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen einen Sonderfall dar Tageslicht oder kuumlnstliche Beleuchtung uumlberlagern die Leuchtdichten und koumlnnen einen kontrastmindernden Einfluss haben Nach DIN 32975 muss die Beleuchtungssituation bei der Beurteilung von selbstleuchtenden oder hinterleuchteten

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Anzeigen mit beruumlcksichtigt werden Ohne Tageslichteinfluss in Innenraumlumen muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 200 Lux mit Tageslichteinfluss und im Freien muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 2000 Lux bestehen Uumlbrigens auch dann wenn Schutzscheiben vor den Anzeigen die zusaumltzliche Reflexionen verursachen koumlnnen verwendet werden

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Bei Wechselanzeigen wie Fahrgastinformationen werden zunehmend elektronische Anzeigen verwendet Eine Vergleichsstudie zur Lesbarkeit dynamischer Informationsanzeigen (Lang et al 2004) ergab unter anderem dass LCD-Anzeigen generell als kontrastreicher als LED-Anzeigen wahrgenommen werden insbesondere bei seitlicher Betrachtung was den haumlufigsten Anwendungsfall darstellen duumlrfte Dieses Ergebnis stellte sich als unabhaumlngig von Alter und Sehleistung der Versuchspersonen dar Auf LED-Anzeigen sollte daher verzichtet werden Foumlrderlich fuumlr Kontraste sind zudem hohe Pixelzahlen

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Laufschriften in elektronischen Anzeigen sind generell auch bei hinreichenden Kontrasten zu vermeiden Das Auge hat in der Regel zu wenig Zeit um sich auf die schnellen Kontrastwechsel an einzelnen Punkten einzustellen um zunaumlchst einzelne Buchstaben und anschlieszligend ganze Worte wahrzunehmen um sie danach noch lesen und verstehen zu koumlnnen

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

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Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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genldquo Als weiteres Gegenargument wurde gehaumluft der Denkmalschutz angefuumlhrt direkt gefolgt von aumlsthetischen Bedenken

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(bdquoKontraste stoumlren das Gesamtbildldquo bdquoPasst nicht zum Stil des

Hausesldquo bdquoEingriff in kuumlnstlerische Gestaltung und Freiheit der

Architektenldquo) Auch wird angefuumlhrt Kontraste waumlren mit Materialien die guumlnstig und leicht zu reinigen seien nicht herstellbar und Nachbesserungen wuumlrden ohnehin technisch als nicht machbar

angesehen Argumentiert wird zuweilen mit Aussagen wie bdquoDie

Normen zur barrierefreien Gestaltung sind nicht bindend muumls

sen daher nicht beachtet werdenldquo bdquoBaumaszlignahmen eines

privaten Investors sind nicht oumlffentlicher Bereichldquo bdquoEs handelt

sich um keinen Neubau sondern lediglich um Bauaumlnderungen

die keine Beruumlcksichtigungen notwendig machenldquo bdquoDas Sa

nierungskonzept sieht einfach keine barrierefreie Gestaltung

vorldquo etc Mehrfach wurde deutlich dass sich Entscheidungstraumlger

auf vermeintliche Experten verlassen bdquoUnsere Architekten wissen

schon selbst was Barrierefreiheit istldquo bdquoWir haben Barrierefrei

heit beruumlcksichtigt ein Rollstuhlfahrerverband wurde befragtldquo

oder bdquoWir haben doch Kontraste eingesetztldquo

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Die Widerstaumlnde die der Selbsthilfe entgegenschlagen sind also vielfaumlltig Ein Teilnehmer gab an dass es sich eher um Unwissen als um Widerstand handele da sich Menschen ohne Beeintraumlchtigungen oft nicht vorstellen koumlnnen wie wichtig zum Beispiel Kontraste sind Simulationsbrillen im Rucksack wuumlrden dann viele Debatten ersparen Reduziert kann man auf das Unwissen einiger entscheidungsbefugter Stellen schlieszligen die sehbehindertengerechte Gestaltung primaumlr als zu teuer zu aufwaumlndig und nachtraumlglich als nicht machbar einstufen Die Anfuumlhrung des Denkmalschutzes und Berufungen auf mangelnden Erfuumlllungszwang von Normen ist als Hinweis anzusehen dass das Potential sehbehindertengerechter

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Gestaltung als Beitrag zu Gefahrenabsicherung Orientierung und Komfort im oumlffentlichen Raum fuumlr alle Menschen als nachrangig angesehen und verkannt wird Auf die Frage bdquoWie haumlufig werden sie nach Informationen uumlber Kontraste zur sehbehindertengerechten Gestaltung gefragtldquo gaben 15 an bdquosehr oftldquo 42 bdquomanchmalldquo und 22 bdquonieldquo Dies spiegelt die Unwissenheit der Stellen mit Entscheidungsgewalt Der eigene Wissensstand der Selbsthilfe zu Leuchtdichtekontrasten wurde zu 5 als bdquotiefgreifendldquo zu 29 als bdquoausreichendldquo zu 37 als bdquoduumlrftigldquo und zu 10 als bdquonicht vorhandenldquo angegeben 19 der Befragten machten hier keine Angaben Damit ergibt sich dass bloszlig ein Drittel der Befragten in Beratungsgespraumlchen einen Wissensstand vorweisen kann der anstehende Entscheidungen guumlnstig beeinflusst und Widerstaumlnden fachlich entgegentritt Dass knapp zwei Drittel der Befragten bereits beratend taumltig sind und weitere 20 es kuumlnftig sein wollen macht die Notwendigkeit der vorliegenden Broschuumlre deutlich 49 der Befragten gaben an haumlufig 19 manchmal und nur 7 nie auf die Wichtigkeit von Kontrasten zur Orientierung und Gefahrensicherung hinzuweisen 41 tun dies auf Nachfrage 61 auch ungefragt Das bedeutet dass grundsaumltzlich bekannt ist wie nuumltzlich Kontraste sind Zusammengenommen mit den Ergebnissen zum Wissenstand wird das Potential der Selbsthilfe zur Verbesserung des oumlffentlichen Raumes durch Argumentationskraft deutlich

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22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der ZielgruppeTeil B der Befragung erfragte den thematischen Informationsbedarf der Selbsthilfe In jeder Kategorie konnte unter bdquoSonstigeldquo freier Text hinzugefuumlgt werden Einige Angaben lieszligen sich im Nachhinein abgefragten Punkten zuordnen Andere werden separat genannt

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Ergebnisse zum Informationsbedarf der Kategorie bdquoSchriften Zeichen und Piktogrammeldquo

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- Schriftverkehr (54 ) - Poster (27 ) - Plakate (25 ) - Raumschilder (68 ) - Wegweiser (73 ) - Gebaumludekennzeichnungen (69 ) - Informationen im Straszligenraum (71 ) - selbstleuchtende Anzeigetafeln und Schilder (53 ) - Sonstige haumlufig Fahrgastinformationen im OumlPNV

Ergebnisse zur Kategorie bdquoMarkierungenldquo - Gefahrenbereiche wie Baustellen - Bereiche mit Sturzgefahr etc (68 ) - Serviceautomaten und Bedienelemente wie Aufzug Bankautomat

Notruf etc (71 ) - Treppen und Gelaumlnder Fahrtreppen und Rampen (73 ) - Poller Fahnenmaste Ampeln Schild- und Lichtmasten (64 ) - Saumlulen und Pfeiler (53 ) - Waumlnde Tuumlren und Drehtuumlren aus Glas (68 ) - Sonstige Sanitaumlrobjekte Absperrketten und Mobiliar im oumlffentli

chem Raum (wie Fahrradstaumlnder Muumllleimer Werbetraumlger)-

Ergebnisse zur Kategorie bdquoBodenindikatorenldquo - Auffangstreifen (51 ) - Leitstreifen (69 ) - Begleitstreifen (47 ) - Aufmerksamkeitsfelder (63 )

Abschlieszligend war Raum um zusaumltzliche Kategorien zum Thema Kontrast zu nennen die mit Informationen in der Broschuumlre die Arbeit in der Selbsthilfe erleichtern koumlnnten Die umfangreich eingegangenen Anmerkungen gingen zum Teil uumlber das Generalthema Kontraste im oumlffentlichen Raum deutlich hinaus Schriftarten Schriftgroumlszligen Beleuchtungsstaumlrken Informationsflut in Schaukaumlsten Erlaumluterungen zu Hilfsmitteln Beispiele fuumlr Privatwohnungen

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Auch wurde tiefgreifendes rechtliches Wissen gewuumlnscht rechtliche Moumlglichkeiten und Verpflichtungen der Gemeinden nach Landesbauordnungen freie Veroumlffentlichung der DIN-Vorschriften Entscheidungen der Denkmalpflege Musterbauordnung einheitliche Kennzeichnungen in der EU Auch der Wunsch nach Informationen zur Webseitengestaltung und zu Computereinstellungen in diversen Betriebssystemen und mit verschiedenen Spezialprogrammen war haumlufig Hinweise die die Argumentationsweise der Broschuumlre und Oumlrtlichkeiten betreffen gingen auch ein Vereinbarkeit von Aumlsthetik und Kontrasten unterschiedliche Beeintraumlchtigungen der Sehfaumlhigkeit Erhoumlhung der Selbstaumlndigkeit Wahrnehmung und Orientierung durch Kontraste Probleme durch Beleuchtung Witterung und Verschmutzung Kontraste in Museen Kirchen und in oumlffentlichen Toiletten etc

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23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die BroschuumlreDie vorliegende Broschuumlre erhebt keinen Anspruch darauf Fachliteratur zu allen Anwendungsmoumlglichkeiten zu ersetzen Der Umfang der Broschuumlre war von Beginn an begrenzt Sie beinhaltet daher nur Themen die aufgrund der Befragung dringend erschienen und fuumlhrt wichtige Punkte exemplarisch aus Anwendungsmoumlglichkeiten in Zusammenhang mit Computern uumlber das Generalthema Kontraste hinausgehende sowie rechtliche Themen koumlnnen keine Beachtung finden Jedes einzelne dieser nicht bearbeiteten Themen rechtfertigt eine eigene umfaumlngliche Broschuumlre und ist als dringende Aufforderung fuumlr kuumlnftige Projekte anzusehen Anmerkungen zur Argumentation und Wuumlnsche zu Orten der Kontrastoptimierung wurden weitestgehend beruumlcksichtigt

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3 Welche Kontraste

31 Kontraste nach DIN 32975Die Orientierung im oumlffentlichen Raum durch Kontraste dient der Vermeidung von Gefahren durch eine komfortable Wahrnehmung Daher profitieren nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen von ausreichenden Kontrasten sondern alle Die DIN 32975 - Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur barrierefreien Nutzung (2010) erlaumlutert auf Seite 3

bdquoInformationen aus unserer Umwelt werden uumlberwiegend uumlber

das Auge aufgenommen daher wird ein Groszligteil relevanter

Informationen optisch angeboten Das Sehen bzw die visuel

le Wahrnehmung ist ein komplexer Vorgang und umfasst die

Farbwahrnehmung raumlumliches Sehen Daumlmmerungssehen

Anpassung an wechselnde Helligkeiten Wahrnehmung beweg

ter Sehobjekte usw Die Wahrnehmung einer Information ist

insbesondere abhaumlngig von ihrem Leuchtdichtekontrast ihrer

Beleuchtung ihrem Standort und der Groumlszlige der Informations

elementeldquo

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Kontraste koumlnnen visuell taktil und akustisch wahrgenommen werden Taktile und akustische Kontraste sind nicht Gegenstand dieser Broschuumlre und daher an anderer Stelle nachzulesen Im Folgenden geht es ausschlieszliglich um visuelle Kontraste durch Helligkeitsunterschiede sogenannte Leuchtdichtekontraste

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311 Helligkeitsunterschiede versus Farbunterschiede

Kontraste werden grundsaumltzlich durch Helligkeitsunterschiede erzeugt Nur wenn sich Objekte dadurch von ihrer Umgebung absetzen werden sie wahrgenommen Sehleistungen wie Schaumlrfe Formerkennung oder Lesen sind erst nachgeordnet moumlglich Ob die Farbe eines Objekts als unterschiedlich zu einer anderen empfun

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den wird ist bei der Kontrastwahrnehmung nicht ausschlaggebend sondern kann diese lediglich unterstuumltzen Relevanter ist vielmehr ob sich die Helligkeit einer Oberflaumlche von der Helligkeit einer an-deren Oberflaumlche unterscheidet Auskunft daruumlber kann nur der Leuchtdichtekontrast geben der in Kapitel 313 erlaumlutert wird

Zu Farben sei lediglich hervorgehoben dass Rottoumlne haumlufig und ungeahnt zu Verwirrungen fuumlhren koumlnnen Da Rot generell einen starken Wiedererkennungswert als Signalfarbe hat wird diese Farbe haumlufig eingesetzt um bestimmte Schriften oder Markierungen hervorzuheben Werden helle Rottoumlne in Schriften oder Zeichen als Kontrast auf weiszligem Hintergrund verwendet wird oft vergessen dass trotz der Signalwirkung der Farbe der Leuchtdichtekontrast unter Umstaumlnden sehr gering sein kann und dadurch schlecht wahrnehmbar ist Der in Abbildung 1 dargestellte Boden-Warnhinweis auf kreuzende Straszligenbahnen weist zum Beispiel keinen ausreichenden Kontrast auf und wird daher schlecht wahrgenommen Und dies nicht etwa trotz der Verwendung der Signalfarbenkombination Rot-Weiszlig sondern gerade wegen des unuumlberlegten Umgangs mit dieser Farbkombination zur Markierung von Gefahrenbereichen

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Das gleiche Problem besteht bei der Verwendung dunkler RotToumlne in Verbindung mit dunklen Oberflaumlchen Zum Beispiel werden

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Abbildung 1 Negativbeispiel zur Farbkombination Rot-Weiszlig

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Radwege haumlufig im Kontrast zu Gehwegen rot markiert um die Bereiche visuell voneinander abzugrenzen Dies hilft der visuellen Absicherung von Bewegungsflaumlchen zu wenig Wenn beide Farben aumlhnlich dunkel wahrgenommen werden nuumltzt die der Farbe Rot zugesprochene Signalwirkung nicht zur Unterscheidung beider Verkehrsflaumlchen Daher sind Kollisionen zwischen Radfahrern und sehbehinderten Fuszliggaumlngern weiterhin haumlufig Eine Signalfarbe unterstuumltzt Kontrastwirkungen nur bei dem Menschen der Farben fuumlr gewoumlhnlich gut differenzieren kann dem bestimmte Farben und Farbkombinationen als Signalfarben bekannt sind und auch nur dann wenn die Lichtbedingungen die Unterscheidung von Farben zulassen

312 Die Leuchtdichte und andere Lichtmaszlige

Die physikalische Groumlszlige die die Helligkeit eines Objekts beschreibt die der Mensch wahrnimmt ist die Leuchtdichte (Maszligeinheit cdmsup2 Candela pro Quadratmeter) Neben der Lichtstaumlrke der Leuchtquelle der Beleuchtungsstaumlrke auf dem Objekt und dem Einstrahlwinkel des Lichts im Verhaumlltnis zum Betrachter haumlngt die Houmlhe der Leuchtdichte entscheidend vom Reflexionsgrad der angestrahlten Flaumlche ab Abbildung 1 verdeutlicht die Zusammenhaumlnge der einzelnen Fachbegriffe Das Licht trifft mit einer gewissen Lichtstaumlrke (Maszligeinheit Candela cd) auf ein Objekt Auf dessen Oberflaumlche wird dadurch eine bestimmte Beleuchtungsstaumlrke (Maszligeinheit Lux lx) erzielt Die Oberflaumlche des Objekts hat durch eine eher raue oder eher glatte Beschaffenheit und durch die Materialzusammensetzung an dessen Oberflaumlche einen bestimmten Reflexionsgrad (Maszligeinheit griechisch rho ρ) Erst die aus all dem resultierende Leuchtdichte des Objekts die beim Betrachter ankommt gibt Auskunft daruumlber wie hell oder dunkel das Objekt wahrgenommen wird

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Gluumlcklicherweise folgt die visuelle Wahrnehmung der lichttechnischen Leuchtdichte nicht linear Auge und visuelle Informationsverarbeitung des Menschen versuchen Leuchtdichteextreme auszugleichen nehmen Farben zu Hilfe und fuumlllen Informationsluumlcken aus dem Sinn dessen auf was Menschen gerade erwarten wahrzu-nehmen

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313 Der Leuchtdichtekontrast

Der Leuchtdichtekontrast k bezeichnet den Unterschied der Helligkeit zweier Flaumlchen zueinander Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts zweier angrenzender Flaumlchen oder von einem Objekt zu seinem Hintergrund werden Leuchtdichten der einzelnen Materialien gemessen Aus den Ergebnissen wird der Leuchtdichtekontrast gemaumlszlig DIN 32975 nach folgender Definition ermittelt (Michelson-Formel)

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k= (L1 ndash L2) (L1 + L2)

L1 steht fuumlr die Leuchtdichte der ersten Flaumlche L2 steht fuumlr die Leuchtdichte der zweiten Flaumlche Ergebnisse zum Leuchtdichtekontrast k erreichen nach dieser Formel Werte zwischen 0 und 1 Der besseren Lesbarkeit wegen wird im Folgenden der Leuchtdichtekontrast k nur noch bdquoKontrastldquo genannt

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Abbildung 2 Grafische Darstellung zur Entstehung der Leuchtdichte

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314 Auswirkungen unguumlnstiger Lichtverhaumlltnisse

Bei insgesamt unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen wie etwa durch Nebel in der Daumlmmerung oder bei unzureichender Beleuchtung kommt dem Leuchtdichtekontrast eine weitere wesentliche Bedeutung zu da die Leistungsfaumlhigkeit des Auges dann abnimmt Die Makula als Ort des schaumlrfsten Sehens im Zentrum der Netzhaut kann unter diesen Bedingungen ausfallen Was dem Sehen weiterhin zur Verfuumlgung steht ist die Peripherie der Netzhaut Das Farbsehen und die Sehleistung nehmen jedoch zur Peripherie der Netzhaut immer mehr ab Das Farbsignal faumlllt in aumluszligeren Bereichen der Netzhaut voumlllig aus und wird allein durch das Helligkeitssignal ersetzt Ein hoher Leuchtdichtekontrast traumlgt also besonders bei unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen erheblich dazu bei wichtige Objekte wahrnehmen zu koumlnnen

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315 Auswirkungen von Beleuchtungsstaumlrken

Planer und Praktiker fragen haumlufig nach Beleuchtungsstaumlrken mit denen ausreichende Leuchtdichtekontraste erzielt werden koumlnnen bdquoWie viel Luxldquo wird immer gefragt Allerdings geht es nicht um Lux das von Leuchtmitteln erzeugt wird sondern um die Leuchtdichte die vom Objekt erzeugt wird Mit Aumlnderung der Beleuchtungsstaumlrke ndash sofern die Oberflaumlchenbeschaffenheit des Materials und der Einstrahlwinkel des Lichts gleich bleiben ndash aumlndern sich die Leuchtdichten beider Flaumlchen jedoch im gleichen Verhaumlltnis zueinander sodass der Leuchtdichtekontrast immer uumlber alle Beleuchtungs-staumlrken hinweg konstant bleibt Grundsaumltzlich ist daher auf die Frage nach geeigneten Beleuchtungsstaumlrken fuumlr einen ausreichenden Leuchtdichtekontrast keine Antwort moumlglich Die Messung der Leuchtdichte einer einzelnen Flaumlche kommt zwar bei verschiedenen Beleuchtungsstaumlrken zu unterschiedlichen Ergebnissen Zur Ermittlung des Kontrasts muumlssen jedoch immer zwei angrenzende Flaumlchen in Bezug auf ihren Helligkeitsunterschied zu einander ndash unter der gleichen Beleuchtungsstaumlrke ndash betrachtet werden Daher ist

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die Anfrage der Planer und Praktiker nach sehbehindertengerechten Beleuchtungsstaumlrken wenn es um Leuchtdichtekontraste geht nicht zielfuumlhrend Da der Leuchtdichtekontrast einer Materialkombination durch unterschiedliche Beleuchtungsstaumlrken nicht veraumlndert werden kann Allerdings gibt es einen komfortablen Bereich der Leuchtdichte einer Umgebung der je nach Zweck zwischen 100 und 500 cdmsup2 liegt

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Einen Sonderfall in Bezug auf die Relevanz der Beleuchtungsstaumlrke bilden selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen Naumlheres dazu ist Kapitel 46 zu entnehmen

32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten

321 Die kontinuierliche Informationskette

Eine kontinuierliche Kette von Informationen ist die Grundvoraussetzung fuumlr sichere Mobilitaumlt und fuumlr die korrekte Orientierung im oumlffentlichen Raum Zur Kontinuitaumlt einer Informationskette auf dem Weg von A nach B gehoumlren die Durchgaumlngigkeit des Designs der Bezeichnungen und der Anbringungsstellen sowie die analoge Kennzeichnung des Ruumlckwegs durch Elemente die Informationen beinhalten Auch der Planer von Kontrasten muss dies bei der Gestaltung von Markierungen Wegweisern Bodenindikatoren etc beruumlcksichtigen Das System muss auch tolerant gegenuumlber Fehlern des Nutzers sein Einmal falsch eingeschlagene Wege oder Vorlieben fuumlr bestimmte Wege duumlrfen individuell nicht dazu fuumlhren dass der Nutzer ploumltzlich orientierungslos und damit hilflos wird Die Durchgaumlngigkeit von Kontrasten ist daher dringend angeraten

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322 Uumlbergangsbereiche im Fokus

Die Guumlte von Informationen durch Kontraste offenbart sich insbesondere in Uumlbergangsbereichen Als Uumlbergangsbereiche werden Orte bezeichnet in denen Niveauunterschiede bewaumlltigt werden

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muumlssen wie zum Beispiel bei Rampen Treppen und Aufzuumlgen oder wo Raumwechsel stattfinden wie bei Ein- und Ausgaumlngen von Gebaumluden bei Uumlbergaumlngen von Hallen in Flure bei Zimmerwechseln etc Denn an all diesen Orten veraumlndern sich Struktur und Regeln der bisherigen Fortbewegung des Nutzers Dadurch sind Uumlbergangsbereiche fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen potentielle Gefahrenbereiche wenn sie nicht durch ausreichende Kontraste gekennzeichnet sind

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Ein bdquoZuvielldquo an Information durch zu viele unterschiedliche Kontraste fuumlhrt jedoch leicht zu Unuumlbersichtlichkeit und Uumlberfrachtung Um beidem gerecht zu werden sollte der Fokus der Kontrastplanung vor allem auf der Durchgaumlngigkeit von Kontrasten und insbesondere auf Uumlbergangsbereichen liegen

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323 Komfortable Kontraste und DIN-Vorgaben

Als komfortabel wird generell ein Kontrast von 04 bis 06 beurteilt Kontraste von weniger als k = 028 und mehr als k = 083 koumlnnen bei sehbehinderten Menschen die Wahrnehmungssicherheit beeintraumlchtigen Geringe Kontraste koumlnnen als verwaschen sehr hohe Kontraste koumlnnen als Blendung empfunden werden

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Die DIN 32975 gibt fuumlr unterschiedliche Anwendungsbereiche unterschiedliche Leuchtdichtekontraste zur Einhaltung vor Jeweils geforderte Kontraste sind den Kapiteln 4 und 5 die auf unterschiedliche Anwendungsbereiche eingehen zu entnehmen

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33 Die Pruumlfung von KontrastenKontrastloumlsungen fuumlr groszlige Gebaumludekomplexe Auszligenanlagen oder Verkehrswege resultieren idealerweise aus spezifischen wahrnehmungspsychologischen Beurteilungen um den Einsatz von Kontrasten zur Orientierung zur Vermeidung von Gefahren und zur Erhoumlhung des Komforts zu pruumlfen und zu planen Befragungen und Beobachtungen von moumlglichst groszligen Nutzergruppen sind dabei

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ebenso dienlich wie die experimentelle Pruumlfung typischer Informationselemente mit diesen Zielgruppen Von der Befragung einzelner sehbehinderter Menschen ist eher abzusehen da Arten von Sehbehinderungen und ihre jeweiligen Auswirkungen stark variieren Vielmehr sind wissenschaftliche Studien zum Thema zu beruumlcksichtigen Einzelne Kontraste sind mit Leuchtdichtekameras objektiv messbar Im Folgenden wird ein Messverfahren vorgestellt dessen Anwendung die Normen der DIN zur Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten auch vorsehen Andere Methoden werden vergleichend beurteilt

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331 Kontrastpruumlfungen nach DIN

Kontraste von Materialkombinationen muumlssen nach DIN 32975 messtechnisch uumlberpruumlft bzw entsprechend vorgegebener Regelungen nachgewiesen werden Zur Ermittlung des Kontrasts wird die Messung der Leuchtdichtefaktoren nach DIN 5036-3 angegeben die spezielle Messgeometrien vorgibt

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332 Standardisierte Leuchtdichtemessungen im Labor

Die Messung der Leuchtdichten soll bei diffuser Beleuchtung mit der Lichtart die in der Anwendung vorgesehen ist mindestens unter dem Messwinkel 0deg (senkrecht zur Oberflaumlche) und gegebenenfalls zusaumltzlich unter praxisrelevanten Beobachtungswinkeln erfolgen Die Beobachtungswinkel haben insbesondere Einfluss auf Leuchtdichten von Materialien deren Oberflaumlche profiliert ist oder die unterschiedliche Glanzanteile beinhalten Mit der Veraumlnderung des Beobachtungswinkels aumlndern sich die Reflexionsgrade Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts von Bodenindikatoren gilt nach DIN 32984 dass mindestens eine Flaumlche von 4 cm x 4 cm gemessen werden muss um profilierte Oberflaumlchen auch ausreichend erfassen zu koumlnnen Dabei werden auch ausreichend groszlige Flaumlchen erfasst deren Materialzusammensetzung Unregelmaumlszligigkeiten in der Helligkeit aufweist wie zum Beispiel helle und dunkle Anteile

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auf Granitsteinen oder in Materialmischungen Auch Einsprenkel- ungen von Oberflaumlchen mit Glanzanteilen oder Leucht- und Perlfarben mit Glanzeinschluumlssen koumlnnen so beruumlcksichtigt werden Um die Messungen reproduzieren zu koumlnnen und auch die vorgesehene Nutzung im Auszligen- oder Innenbereich zu beruumlcksichtigen sind die Messungen unter Normlichtart A oder D65 durchzufuumlhren Normlichtart A entspricht in etwa Gluumlhlampenbedingungen Normlichtart D65 entspricht Tageslichtbedingungen Eine Kontrastermittlung zwischen Oberflaumlchen die bei unterschiedlichen Lichtarten gemessen wurden ist nicht zulaumlssig Nach DIN kann der Leuchtdichtekontrast durch die direkte Messung von Leuchtdichten oder alternativ durch die Bestimmung von Reflexionsgraden rechnerisch ermittelt werden Soviel zur Messung von Leuchtdichten unter standardisierten Bedingungen in Lichtlaboren Doch was wenn die interes-sierende Materialkombination bereits verbaut wurde und einzelne Materialmuster nicht entnommen werden koumlnnen wie etwa bei denkmalgeschuumltzten Gebaumluden und Anlagen Kapitel 333 gibt Auskunft dazu

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333 Nutzungstypische Leuchtdichtemessungen im Bestand

Die nach DIN 5036-3 geforderten Beleuchtungsbedingungen waumlhrend der Messungen sind im Bestand weder im Auszligenbereich noch im Innenbereich des oumlffentlichen Raumes realisierbar Die Beleuch-tung ist meist nicht diffus sondern weist zumindest Anteile von gerichtetem Licht durch Beleuchtungseinrichtungen oder Lichtspiegelungen der Umgebung auf Aber auch bereits verbaute Materialien sind deswegen von einer Kontrastpruumlfung nicht ausgeschlossen Die Messgeometrie ist dann nutzungstypisch anzupassen und zwar bei einem dennoch hohen Maszlig an Sicherheit und Reproduzierbarkeit der Daten Da die Beleuchtungssituation durch Tageslicht Schwankungen unterliegt wird innerhalb von Gebaumluden nach Moumlglichkeit nach Sonnenuntergang bei nutzungstypischer Beleuchtung gemessen Sollen Messungen im Auszligenbereich durchgefuumlhrt

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werden und befindet sich die Hauptnutzungszeit des Bereichs im Tageslicht so duumlrfen Messungen ausschlieszliglich bei gutem Wetter durchgefuumlhrt werden Annehmbar konstante Beleuchtung durch Tageslicht ergibt sich bei Sonnenschein mit ansonsten wolkenlosem Himmel

334 Methoden zur Schaumltzung von Leuchtdichten

Verschiedentlich wird in der Praxis eine Methode verwendet die vage Einschaumltzungen des Leuchtdichtekontrasts anhand von schwarz-weiszligen Abbildungen von Materialkombinationen vornimmt Dazu werden Fotos von Materialproben in Grautoumlnen aus-gedruckt am Computer die Visualisierung von farbigen Bildern auf Graustufen umgestellt oder Digitalkameras auf schwarz-weiszlig umgestellt Solche Abbildungen sind jedoch stark von der Charakteristik der Geraumlte abhaumlngig und weisen Oberflaumlchen nur als unterschiedlich in ihrer Intensitaumlt von Grautoumlnen aus Zuvor deutliche Kon-tras-te koumlnnen verschwinden Wenn sich auf diesen Darstellungen auf Displays oder Papier zwei Oberflaumlchen erkennbar voneinander abheben so die Befuumlrworter dieser Methode soll davon ausgegangen werden duumlrfen dass der Leuchtdichtekontrast ausreichend sei

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Diese Methode kann fachlich gesehen als allenfalls behelfsmaumlszligig beurteilt werden um einen ersten eher allgemeinen Eindruck von Leuchtdichtekontrasten zu bekommen Tatsaumlchliche Kontrastwerte lassen sich so weder ermitteln oder dahingehend uumlberpruumlfen ob sie bestimmten Anforderungen einer barrierefreien Gestaltung genuumlgen Da es sich um keine Messmethode handelt erhaumllt man auch keine Zahlenwerte Zudem geben Monitore und Kopien urspruumlng-liche Helligkeiten von Originaloberflaumlchen meist verfaumllscht wieder und sind leicht manipulierbar In Vor-Ort-Terminen mit Planern und Praktikern kann diese Methode jedoch anschaulich zum ersten Erkenntnisgewinn beitragen dass es in der sehbehindertengerechten Gestaltung weniger um Farbkontraste sondern vielmehr um Helligkeitsunterschiede von Objekten geht

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Eine andere Methode zur Pruumlfung von Kontrasten sieht die Nutzung von Farbkarten Farbfaumlchern oder digitalen Farbwerken vor Erlaumlutert sei dies am Beispiel von RAL-Farbkarten Als RAL-Farbe werden Normfarben bezeichnet die die RAL GmbH vertreibt Jeder Farbe ist eine Nummernbezeichnung zugeordnet Die Kontrastwerte zweier Materialien werden aus Hellbezugswerten und Umrechnungstabellen erschlossen Das groumlszligte Fehlerpotential wird bei dieser Methode in der eindeutigen Zuordnung von Materialoberflaumlchen zu entsprechenden Farbmustern gesehen Insbesondere Wand- und Bodenbelaumlge lassen sich oft nicht eindeutig zuordnen da deren Oberflaumlchen Zusammensetzungen zeigen die Hell- und Dunkelanteile mischen wie etwa Granit Sandstein Rauputz oder gemusterte Flaumlchen usw Der Vorteil der Normierung der Kartennummern soll darin bestehen dass Kunden und Lieferanten nur RAL-Nummern und nicht Materialmuster austauschen In den vorangegangenen Abschnitten wird deutlich dass die Messung des definierten Materials jedoch unumgaumlnglich ist da dessen Oberflaumlchenbeschaffenheit erhebliche Aus-wirkungen auf Kontraste hat Dies sowohl in Bezug auf Oberflaumlchenstrukturen als auch in Bezug auf die Materialzusammensetzung die sich an der Oberflaumlche offenbart Die Farbkarten-Methode versucht diesem Problem damit zu begegnen dass generell eine Fehler

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- toleranz von 01 bis 015 Kontrastwerten einkalkuliert werden soll und dass glaumlnzende Farben fuumlr die barrierefreie Gestaltung wegen moumlglicher Spiegelungen nicht in Frage kommen Zur empfohlenen Fehlertoleranz ist anzumerken dass wegen der Abnutzung von Materialien geforderte Kontraste im Neuzustand der Materialien ohnehin deutlich uumlberschritten werden sollten (weitere Informationen dazu siehe Kapitel 64) Eine zusaumltzliche Anhebung geforderter Werte durch die Verwendung einer Pruumlfmethode die zusaumltzliche Fehlertoleranzen erforderlich macht duumlrfte daher problematisch sein Dies schraumlnkt die Palette einsetzbarer Materialien unnoumltig weiter ein Der Einsatz glaumlnzender Materialien ist bei Neubauten we

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gen moumlglicher Blendwirkungen und Spiegelungen auch nach DIN 32975 zu vermeiden Jedoch werden vorliegend auch alle Materialien die Glanzanteile oder unterschiedliche Einschluumlsse haben von einer Kontrastpruumlfung methodisch ausgeschlossen was unnoumltig ist (siehe dazu Kapitel 332)

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335 Fazit zur Kontrastpruumlfung durch die Selbsthilfe

Insgesamt ist die Kontrastpruumlfung durch Farbsysteme oder SchwarzWeiszlig-Abbildungen als nur eingeschraumlnkt nuumltzlich weil zu ungenau anzusehen Zumal beide Methoden keine eindeutig reproduzierbaren Messungen darstellen sondern eine Schaumltzung per Inaugenscheinnahme bleiben muumlssen Am sichersten erscheint die direkte und objektive Messung der Leuchtdichten von Kontrastflaumlchen mit festgelegten Messgeometrien und plausiblen Methoden Die Notwendigkeit zur gewissenhaften Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten durch insbesondere nutzungstypische Messungen wird auch in einer Vergleichsstudie uumlber Messmethoden von Joos et al im Auftrag des schweizerischen Bundesamtes fuumlr Verkehr (2012) wie folgt befuumlrwortet bdquoKontrast von Objekten im oumlffentlichen Raum kann nur mit speziellen Leuchtdichtenkameras mit einer genuumlgenden Genauigkeit und vernuumlnftigem personellem und zeitlichem Aufwand bestimmt werdenldquo

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Die vorliegende Broschuumlre versucht aktive Mitglieder der Selbsthilfe zu befaumlhigen sich fuumlr die Pruumlfung und Einhaltung von Kontrasten argumentativ erfolgreich einzusetzen Die erforderlichen Leuchtdichtemessungen an sich sollten nach wie vor von erfahrenen Pruumlfern aus Betrieben und Institutionen durchgefuumlhrt werden die diese Messungen fachgerecht und taumlglich im Auftrag von Materialherstellern Planern Verbaumlnden Kommunen Bund und Laumlndern durchfuumlhren Zur Beurteilung diesbezuumlglich entstehender Kosten sei auf Kapitel 63 verwiesen

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Ein Groszligteil der Informationen im oumlffentlichen Raum die der Orientierung und der Absicherung vor Gefahren dienen wird uumlber Zei-chen Schriften und Piktogramme vermittelt Kontrastwerte die der Auffindbarkeit und Leserlichkeit dienen sollen houmlher als andere sein Nach DIN 32975 gilt dass ein Leuchtdichtekontrast von mindestens 07 und bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen von mindestens 08 einzuhalten ist

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41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit

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Die Auffindbarkeit der Information durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis des gesamten Informationstraumlgers zu seinem Hintergrund Sind zum Beispiel die Grundfarbe einer Toilettenbeschilderung wie auch die umgebende Wand aumlhnlich hell unterscheidet sich die Leuchtdichte nur minimal durch unterschiedliche Reflexionseigenschaften der Materialoberflaumlchen Abbildung 3 zeigt dies Es entstehen zu geringe Kontraste was die Auffindbarkeit des Informationstraumlgers erschwert Abhilfe schafft die kontrastreiche Umrahmung des Schildes oder die kontrastreiche Gestaltung des Schildhintergrundes zur Wand

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4 Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften und Piktogrammen

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Die Leserlichkeit durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis der Zeichen Schriften und Piktogramme zu direkt angrenzenden Flaumlchen Diese Flaumlchen koumlnnen Schildhintergruumlnde sein wie Abbildung 4 die ein Piktogramm als Kennzeichnung einer Herrentoilette zeigt Der relevante Leuchtdichtekontrast entsteht zwischen dem schwarzen Maumlnnchen und der Oberflaumlche des Traumlgermaterials einer Edelstahlplatte

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Falls Zeichen direkt also ohne Traumlgermaterial verwendet werden bilden umgebende Waumlnde angrenzende Gegenstaumlnde und perspektivisch bedingte Umgebungen die angrenzenden Flaumlchen Abbildung 5 die eine Etagennummer auf einer Wand und Abbildung 6 die Piktogramme als Markierung einer Glasflaumlche darstellen zeigen solche direkten Umgebungsflaumlchen von Zeichen

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Abbildung 3 Negativbeispiel ndash helles Toilettenschild auf heller Wand

Abbildung 4 Positivbeispiel ndash dunkles Piktogramm auf hellem Untergrund

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Bei der Etagennummerierung ist die Umgebungsflaumlche eine hell gestrichene Rauputzwand bei den Markierungen auf Glas bildet der Hintergrund in der vorliegenden Perspektive ein Bodenbelag die Umgebungsflaumlche zur Kontrastermittlung

42 Durchsichtige InformationstraumlgerAls besonders unguumlnstig erweisen sich helle Schriften auf Glas bei ebenfalls hellem Hintergrund Abbildung 7 zeigt die Gebaumludebezeichnung eines Finanzamtes durch silbrig-weiszlige Klebebuchstaben die oberhalb der Eingangstuumlr auf dem Sicherheitsglas eines Oberlichts angebracht sind Durch die angrenzende Flaumlche die aus nutzungstypischer Perspektive aus einer weiszligen Decke besteht sind die Buchstaben der oberen Reihe fast gar nicht in den unteren Reihen nur mit Muumlhe erkennbar da der Kontrast zwischen Buchstaben und Decke zu gering ist

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Abbildung 5 Zahl mit Wand als Umgebungsflaumlche

Abbildung 6 Piktogramme mit Boden als Umgebungsflaumlche bei Pers-pektive durch eine Glastuumlr hindurch

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Abhilfe koumlnnte vorliegend eine wesentlich dunklere Deckengestaltung dunklere Schriften oder die Hinterlegung der hellen Schrift mit dunkler Folie schaffen Abbildung 8 zeigt ein Ausstellungsex- ponat Abbildung 9 zeigt was sich dem Betrachter bei Annaumlherung offenbart Jede der 4 Seiten ist aus Glas und mit heller Schrift uumlberzogen die Informationen uumlber das Exponat beinhalten Der Boden als angrenzende Flaumlche zur Schrift aus der Betrachterperspektive ist durch mittelhelle Granitsteine marmoriert und bildet keinen ausreichenden Kontrast zur Schrift sodass diese kaum vom Boden zu unterscheiden ist Hinzu kommt dass sich da alle Glasauszligenflaumlchen des Exponats beschriftet sind die Schriften perspektivisch uumlberlagern und so das Lesen der Information endguumlltig verhindern

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Abbildung 7 Negativbeispiel ndash helle Schrift auf Glas mit hellem Hintergrund

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Die Hinterlegung der Schriften mit dunklen Folien wuumlrde das Exponat optisch zerstoumlren da das Innenleben nicht mehr zu sehen waumlre Dunkle Schriftzeichen wuumlrden auch nicht zum Ziel fuumlhren da das Problem sich uumlberlagernder Schriften weiterhin bestuumlnde Abhilfe bestuumlnde in der Uumlbertragung der Information auf ein zusaumltzliches Schild mit ausreichendem Hintergrundkontrast

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43 Unuumlberlegte Verzierungen und FarbigkeitenBilder oder Farbverlaumlufe als Hintergrund sind grundsaumltzlich zu vermeiden da sie den Leuchtdichtekontrast von Schriften zumindest punktuell schmaumllern Abbildung 10 zeigt ein an sich kontrastreich gestaltetes Gebaumludeschild Durch die teilweise Hinterlegung des Textes mit einem Schmucksiegel wird der Kontrast einzelner Worte zum Schildhintergrund unterbrochen und deutlich verringert Abhilfe koumlnnte die Verkleinerung des Siegels schaffen sodass Schriften damit nicht mehr hinterlegt sind Die Schildgroumlszlige bietet Platz um das Siegel separat zu setzen

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Abbildung 8 Beispiel Exponat- einhausung aus Glasflaumlchen mit Edelstahlrahmen

Abbildung 9 Negativbeispiel ndash uumlberlagernde Schriften auf Glas mit hellem Hintergrund

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Informationsbroschuumlren und Plakate werden meist aufwaumlndig gestaltet Viele verschiedene Farben kommen zum Einsatz um auf differenzierte Inhalte hinzuweisen Dabei tritt die Differenzierung durch Leuchtdichtekontraste haumlufig in den Hintergrund So kann es sein dass Informationen die gar keine hohe Relevanz haben durch starke Helligkeitskontraste zum Hintergrund visuell hervorgehoben werden und Wichtiges trotz vermeintlich auffaumllliger Farbgestaltung wegen zu geringer Leuchtdichtekontraste unbeachtet bleibt

44 Blendung und Schatten ndash boumlse GeisterKapitel 315 erlaumlutert dass zur sehbehindertengerechten Gestaltung keine Pauschalvorgaben zu Beleuchtungsstaumlrken moumlglich sind Vielmehr ist eine in der jeweiligen Situation vor Ort angemessene Beleuchtung notwendig Selbst wenn Kontraste messtechnisch nachweisbar sind kann es sein dass diese durch zu geringe oder zu starke Beleuchtung fuumlr das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind Zu geringe Beleuchtung liegt beispielsweise bei Schattenbildung vor zu starke Beleuchtung kann zu Blendung durch Reflexionen des Lichts fuumlhren Letzteres kann auch durch direkte Sonneneinstrahlung geschehen Abbildungen 11 und 12 zeigen ein von der Decke herabhaumlngendes Schild das an einer der Sonne abgewandten Gebaumludeseite befestigt ist und auf einen Haupteingang

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Abbildung 10 Negativbeispiel ndash Schrift auf Hintergrund mit Hinter-legung

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hinweist Der Kontrast zwischen Buchstaben und Schildhintergrund ist ausreichend sodass einzelne Buchstaben gut erkennbar sind Ein identisches Schild ist an einer der Sonne zugewandten Gebaumlude-seite angebracht Die Buchstaben werden von der direkten Sonnen-einstrahlung teilweise uumlberblendet und sind daher nicht mehr lesbar

Abhilfe koumlnnte die Versetzung des Schildes nach hinten schaffen Eine gleichmaumlszligige Abschattung des gesamten Schildes wuumlrde so durch die Decke hergestellt und Kontraste blieben wahrnehmbar Alternativ muumlsste die Oberflaumlche des Informationstraumlgers weniger glatt sein sodass eine Blendung wegen geringerer Spiegelung des Lichts an der Materialoberflaumlche vermindert ist Auch Abschattflaumlchen aus lichtundurchlaumlssigem Material die direkt an der Schildoberkante befestigt wuumlrden koumlnnten auf dem Schild fuumlr einheitliche Lichtverhaumlltnisse zu sorgen

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Auf Informationstraumlgern die Abdeckungen oder Sichtscheiben aufweisen wie Aushanginformationskaumlsten mit Glas- oder Plexiglasscheiben koumlnnen ebenfalls unerwuumlnschte Reflexionen entstehen Diese sind durch entspiegelte Materialien zu umgehen Der Kontrast an Sichtscheiben von Automaten sollte einstellbar sein

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Abbildung 13 zeigt den Ausschnitt eines Lageplans von Bus- und Hauptbahnhof Durch eine nicht entspiegelte Abdeckung des Aushangplans entstehen bei normalem Tageslicht starke Spiegelungen

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Abbildung 11 Beispiel ndash Schild im Schatten

Abbildung 12 Negativbeispiel ndash Schild mit Sonneneinstrahlung

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die Gleisbezeichnungen der Bahn unlesbar machen Abbildung 14 zeigt das gleiche Problem einer Oumlffnungszeiteninformation einer Bibliothek Durch die Anbringung der an sich kontrastreich gestalteten Textinformation an der Innenseite einer Glaswand spiegeln sich voruumlbergehende Menschen und die oumlrtliche Umgebung aus dem Ruumlcken des Betrachters Die Schriften wirken verwaschen da Kontraste durch wechselnde Umgebungsverhaumlltnisse mal schwaumlcher und mal staumlrker sind

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Abbildungen 15 und 16 zeigen Ausschnitte eines Lageplans der im Auszligenbereich einer Grundschule aufgestellt ist und ohne Ab- deckungen auskommt Trotz Sonneneinstrahlung werden Kontraste nicht beeintraumlchtigt da die Oberflaumlche mattiert ist Leider ist in der Legende zum Plan der Schrifthintergrund teils nicht ausreichend kontrastreich gestaltet Einzelne Gebaumludebereiche sind auf dem Plan durch eingrenzende stark kontrastierende Zeichnung gut unterscheidbar aber die zugehoumlrige Benennung der Gebaumlude ist wegen geringer Kontraste nur fuumlr manche Gebaumlude leserlich

Grundsaumltzlich sind Aushanginformationen mit Orientierungs- oder Entscheidungsfunktion selbst hinreichend zu beleuchten um Kont-

Abbildung 13 Negativbeispiel ndash Blendung auf Glasabdeckung durch Sonnenlicht

Abbildung 14 Negativbeispiel ndash Umgebungsreflexion bei Information hinter Glas

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raste wahrnehmen zu koumlnnen um bei Annaumlherung an die Information keine Schattenbildung zu verursachen Eine gerichtete Beleuchtung ist nach DIN 32975 entweder von unten von oben oder von hinten vorzusehen

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Auch offensichtlich fuumlr sehbehinderte Menschen gestaltete Objekte koumlnnen problematisch sein Abbildung 17 zeigt ein Toilettenschild das neben Buchstaben auch Brailleschrift beinhaltet Die Buchstaben sind erhaben auf einer farblosen Plexiglasscheibe aufgebracht die wiederum auf Abstand zur Wand montiert ist Die Buchstaben werfen daher einen Schatten an die Wand und schmaumllern so den ansonsten tadellosen Kontrast der dunklen Buchstaben zur hellen Wand unnoumltig

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Abbildung 15 Positivbeispiel ndash Lageplan ohne Abdeckung

Abbildung 16 Negativbeispiel ndash ungenuumlgender Kontrast der Legende zum Lageplan

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45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern

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Wenn Papier als Traumlgermaterial fuumlr Informationen verwendet wird zum Beispiel bei Faltplaumlnen ist zusaumltzliche die Papierstaumlrke wichtig um Kontraste zu erhalten Bei beidseitig bedrucktem Papier duumlrfen Informationen der Ruumlckseite auf der Vorderseite nicht durchscheinen Sie verringern als angrenzende Flaumlche zu den Schriften den Leuchtdichtekontrast unnoumltig Eine Mindestpapierstaumlrke von 100 Gramm pro Quadratmeter ist daher einzuhalten

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Da gerade Aushanginformationen haumlufigen Aumlnderungen unterliegen werden die Informationen meist als kostenguumlnstige Variante ebenfalls auf Papier gedruckt Glanzoberflaumlchen auf Papier haben unerwuumlnschte Blendwirkungen insbesondere bei Tageslicht was die Kontraste von Schriften zu ihrem Hintergrund deutlich beeintraumlchtigt

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Infopost oder haumlufig wiederkehrende Mitteilungen werden aus Kostengruumlnden oder aus Gruumlnden des Umweltschutzes oft auf Papier mit hohen Grau-Anteilen und starken Rauigkeiten der Papieroberflaumlchen gedruckt Diese haben im Vergleich zu reinweiszligem also sehr hellem Papier eine kontrastmindernde Wirkung auf die Leserlichkeit von Schriften und sollten vermieden werden Der Effekt des Papiers

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Abbildung 17 Negativbeispiel ndash Schattenbildung durch Reliefbuchstaben auf Plexiglas

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auf den Kontrast zur Schrift ist der gleiche wie der negative Effekt von farbig hinterlegten Texten

46 Schriften aus Licht ndash VorsichtInformationen durch hinterleuchtete oder selbstleuchtende Anzeigen stellen in Bezug auf Leuchtdichtekontraste Sonderfaumllle dar Anders als bei lichtundurchlaumlssigen Schildern kann es zu Kontrastminderungen in der Anwendung kommen Der Kontrast muss bei diesen Anzeigen die uumlblichen Vorgaben von 07 beziehungsweise 08 bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen ndash in der unguumlnstigeren Bedingung ndash erreichen

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Zum Beispiel ergibt ein heller Leuchtkasten der mit einem lichtundurchlaumlssigen Piktogramm beklebt ist unterschiedliche Leuchtdichten abhaumlngig davon ob er ein- oder ausgeschaltet ist Das lichtundurchlaumlssige Piktogramm veraumlndert seine Leuchtdichte dadurch nicht Der Kontrast errechnet sich aus den angrenzenden Flaumlchen von Piktogramm und Hintergrund Also resultieren durch Ein- und Ausschalten der Beleuchtung unterschiedliche Kontraste Aumlhnlich verhaumllt es sich bei lichtdurchlaumlssigen Zeichen auf Leuchtkaumlsten Dann ist es von der Transparenz der Zeichen und des Hintergrundes abhaumlngig ob sich die Beleuchtungsstaumlrke aus dem Innenraum gleichmaumlszligig auswirkt was direkten Einfluss auf die Leuchtdichten einzelner Flaumlchen hat Bei von innen beleuchteten Anzeigen muss daher immer der geringere Kontrast ausreichend hoch sein

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Kapitel 315 erlaumlutert dass Beleuchtungsstaumlrken der Umgebung keine Auswirkungen auf vorhandene Kontraste haben Auch diesbezuumlglich stellen selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen einen Sonderfall dar Tageslicht oder kuumlnstliche Beleuchtung uumlberlagern die Leuchtdichten und koumlnnen einen kontrastmindernden Einfluss haben Nach DIN 32975 muss die Beleuchtungssituation bei der Beurteilung von selbstleuchtenden oder hinterleuchteten

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Anzeigen mit beruumlcksichtigt werden Ohne Tageslichteinfluss in Innenraumlumen muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 200 Lux mit Tageslichteinfluss und im Freien muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 2000 Lux bestehen Uumlbrigens auch dann wenn Schutzscheiben vor den Anzeigen die zusaumltzliche Reflexionen verursachen koumlnnen verwendet werden

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Bei Wechselanzeigen wie Fahrgastinformationen werden zunehmend elektronische Anzeigen verwendet Eine Vergleichsstudie zur Lesbarkeit dynamischer Informationsanzeigen (Lang et al 2004) ergab unter anderem dass LCD-Anzeigen generell als kontrastreicher als LED-Anzeigen wahrgenommen werden insbesondere bei seitlicher Betrachtung was den haumlufigsten Anwendungsfall darstellen duumlrfte Dieses Ergebnis stellte sich als unabhaumlngig von Alter und Sehleistung der Versuchspersonen dar Auf LED-Anzeigen sollte daher verzichtet werden Foumlrderlich fuumlr Kontraste sind zudem hohe Pixelzahlen

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Laufschriften in elektronischen Anzeigen sind generell auch bei hinreichenden Kontrasten zu vermeiden Das Auge hat in der Regel zu wenig Zeit um sich auf die schnellen Kontrastwechsel an einzelnen Punkten einzustellen um zunaumlchst einzelne Buchstaben und anschlieszligend ganze Worte wahrzunehmen um sie danach noch lesen und verstehen zu koumlnnen

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

i

Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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Gestaltung als Beitrag zu Gefahrenabsicherung Orientierung und Komfort im oumlffentlichen Raum fuumlr alle Menschen als nachrangig angesehen und verkannt wird Auf die Frage bdquoWie haumlufig werden sie nach Informationen uumlber Kontraste zur sehbehindertengerechten Gestaltung gefragtldquo gaben 15 an bdquosehr oftldquo 42 bdquomanchmalldquo und 22 bdquonieldquo Dies spiegelt die Unwissenheit der Stellen mit Entscheidungsgewalt Der eigene Wissensstand der Selbsthilfe zu Leuchtdichtekontrasten wurde zu 5 als bdquotiefgreifendldquo zu 29 als bdquoausreichendldquo zu 37 als bdquoduumlrftigldquo und zu 10 als bdquonicht vorhandenldquo angegeben 19 der Befragten machten hier keine Angaben Damit ergibt sich dass bloszlig ein Drittel der Befragten in Beratungsgespraumlchen einen Wissensstand vorweisen kann der anstehende Entscheidungen guumlnstig beeinflusst und Widerstaumlnden fachlich entgegentritt Dass knapp zwei Drittel der Befragten bereits beratend taumltig sind und weitere 20 es kuumlnftig sein wollen macht die Notwendigkeit der vorliegenden Broschuumlre deutlich 49 der Befragten gaben an haumlufig 19 manchmal und nur 7 nie auf die Wichtigkeit von Kontrasten zur Orientierung und Gefahrensicherung hinzuweisen 41 tun dies auf Nachfrage 61 auch ungefragt Das bedeutet dass grundsaumltzlich bekannt ist wie nuumltzlich Kontraste sind Zusammengenommen mit den Ergebnissen zum Wissenstand wird das Potential der Selbsthilfe zur Verbesserung des oumlffentlichen Raumes durch Argumentationskraft deutlich

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22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der ZielgruppeTeil B der Befragung erfragte den thematischen Informationsbedarf der Selbsthilfe In jeder Kategorie konnte unter bdquoSonstigeldquo freier Text hinzugefuumlgt werden Einige Angaben lieszligen sich im Nachhinein abgefragten Punkten zuordnen Andere werden separat genannt

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Ergebnisse zum Informationsbedarf der Kategorie bdquoSchriften Zeichen und Piktogrammeldquo

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- Schriftverkehr (54 ) - Poster (27 ) - Plakate (25 ) - Raumschilder (68 ) - Wegweiser (73 ) - Gebaumludekennzeichnungen (69 ) - Informationen im Straszligenraum (71 ) - selbstleuchtende Anzeigetafeln und Schilder (53 ) - Sonstige haumlufig Fahrgastinformationen im OumlPNV

Ergebnisse zur Kategorie bdquoMarkierungenldquo - Gefahrenbereiche wie Baustellen - Bereiche mit Sturzgefahr etc (68 ) - Serviceautomaten und Bedienelemente wie Aufzug Bankautomat

Notruf etc (71 ) - Treppen und Gelaumlnder Fahrtreppen und Rampen (73 ) - Poller Fahnenmaste Ampeln Schild- und Lichtmasten (64 ) - Saumlulen und Pfeiler (53 ) - Waumlnde Tuumlren und Drehtuumlren aus Glas (68 ) - Sonstige Sanitaumlrobjekte Absperrketten und Mobiliar im oumlffentli

chem Raum (wie Fahrradstaumlnder Muumllleimer Werbetraumlger)-

Ergebnisse zur Kategorie bdquoBodenindikatorenldquo - Auffangstreifen (51 ) - Leitstreifen (69 ) - Begleitstreifen (47 ) - Aufmerksamkeitsfelder (63 )

Abschlieszligend war Raum um zusaumltzliche Kategorien zum Thema Kontrast zu nennen die mit Informationen in der Broschuumlre die Arbeit in der Selbsthilfe erleichtern koumlnnten Die umfangreich eingegangenen Anmerkungen gingen zum Teil uumlber das Generalthema Kontraste im oumlffentlichen Raum deutlich hinaus Schriftarten Schriftgroumlszligen Beleuchtungsstaumlrken Informationsflut in Schaukaumlsten Erlaumluterungen zu Hilfsmitteln Beispiele fuumlr Privatwohnungen

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Auch wurde tiefgreifendes rechtliches Wissen gewuumlnscht rechtliche Moumlglichkeiten und Verpflichtungen der Gemeinden nach Landesbauordnungen freie Veroumlffentlichung der DIN-Vorschriften Entscheidungen der Denkmalpflege Musterbauordnung einheitliche Kennzeichnungen in der EU Auch der Wunsch nach Informationen zur Webseitengestaltung und zu Computereinstellungen in diversen Betriebssystemen und mit verschiedenen Spezialprogrammen war haumlufig Hinweise die die Argumentationsweise der Broschuumlre und Oumlrtlichkeiten betreffen gingen auch ein Vereinbarkeit von Aumlsthetik und Kontrasten unterschiedliche Beeintraumlchtigungen der Sehfaumlhigkeit Erhoumlhung der Selbstaumlndigkeit Wahrnehmung und Orientierung durch Kontraste Probleme durch Beleuchtung Witterung und Verschmutzung Kontraste in Museen Kirchen und in oumlffentlichen Toiletten etc

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23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die BroschuumlreDie vorliegende Broschuumlre erhebt keinen Anspruch darauf Fachliteratur zu allen Anwendungsmoumlglichkeiten zu ersetzen Der Umfang der Broschuumlre war von Beginn an begrenzt Sie beinhaltet daher nur Themen die aufgrund der Befragung dringend erschienen und fuumlhrt wichtige Punkte exemplarisch aus Anwendungsmoumlglichkeiten in Zusammenhang mit Computern uumlber das Generalthema Kontraste hinausgehende sowie rechtliche Themen koumlnnen keine Beachtung finden Jedes einzelne dieser nicht bearbeiteten Themen rechtfertigt eine eigene umfaumlngliche Broschuumlre und ist als dringende Aufforderung fuumlr kuumlnftige Projekte anzusehen Anmerkungen zur Argumentation und Wuumlnsche zu Orten der Kontrastoptimierung wurden weitestgehend beruumlcksichtigt

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3 Welche Kontraste

31 Kontraste nach DIN 32975Die Orientierung im oumlffentlichen Raum durch Kontraste dient der Vermeidung von Gefahren durch eine komfortable Wahrnehmung Daher profitieren nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen von ausreichenden Kontrasten sondern alle Die DIN 32975 - Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur barrierefreien Nutzung (2010) erlaumlutert auf Seite 3

bdquoInformationen aus unserer Umwelt werden uumlberwiegend uumlber

das Auge aufgenommen daher wird ein Groszligteil relevanter

Informationen optisch angeboten Das Sehen bzw die visuel

le Wahrnehmung ist ein komplexer Vorgang und umfasst die

Farbwahrnehmung raumlumliches Sehen Daumlmmerungssehen

Anpassung an wechselnde Helligkeiten Wahrnehmung beweg

ter Sehobjekte usw Die Wahrnehmung einer Information ist

insbesondere abhaumlngig von ihrem Leuchtdichtekontrast ihrer

Beleuchtung ihrem Standort und der Groumlszlige der Informations

elementeldquo

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Kontraste koumlnnen visuell taktil und akustisch wahrgenommen werden Taktile und akustische Kontraste sind nicht Gegenstand dieser Broschuumlre und daher an anderer Stelle nachzulesen Im Folgenden geht es ausschlieszliglich um visuelle Kontraste durch Helligkeitsunterschiede sogenannte Leuchtdichtekontraste

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311 Helligkeitsunterschiede versus Farbunterschiede

Kontraste werden grundsaumltzlich durch Helligkeitsunterschiede erzeugt Nur wenn sich Objekte dadurch von ihrer Umgebung absetzen werden sie wahrgenommen Sehleistungen wie Schaumlrfe Formerkennung oder Lesen sind erst nachgeordnet moumlglich Ob die Farbe eines Objekts als unterschiedlich zu einer anderen empfun

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den wird ist bei der Kontrastwahrnehmung nicht ausschlaggebend sondern kann diese lediglich unterstuumltzen Relevanter ist vielmehr ob sich die Helligkeit einer Oberflaumlche von der Helligkeit einer an-deren Oberflaumlche unterscheidet Auskunft daruumlber kann nur der Leuchtdichtekontrast geben der in Kapitel 313 erlaumlutert wird

Zu Farben sei lediglich hervorgehoben dass Rottoumlne haumlufig und ungeahnt zu Verwirrungen fuumlhren koumlnnen Da Rot generell einen starken Wiedererkennungswert als Signalfarbe hat wird diese Farbe haumlufig eingesetzt um bestimmte Schriften oder Markierungen hervorzuheben Werden helle Rottoumlne in Schriften oder Zeichen als Kontrast auf weiszligem Hintergrund verwendet wird oft vergessen dass trotz der Signalwirkung der Farbe der Leuchtdichtekontrast unter Umstaumlnden sehr gering sein kann und dadurch schlecht wahrnehmbar ist Der in Abbildung 1 dargestellte Boden-Warnhinweis auf kreuzende Straszligenbahnen weist zum Beispiel keinen ausreichenden Kontrast auf und wird daher schlecht wahrgenommen Und dies nicht etwa trotz der Verwendung der Signalfarbenkombination Rot-Weiszlig sondern gerade wegen des unuumlberlegten Umgangs mit dieser Farbkombination zur Markierung von Gefahrenbereichen

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Das gleiche Problem besteht bei der Verwendung dunkler RotToumlne in Verbindung mit dunklen Oberflaumlchen Zum Beispiel werden

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Abbildung 1 Negativbeispiel zur Farbkombination Rot-Weiszlig

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Radwege haumlufig im Kontrast zu Gehwegen rot markiert um die Bereiche visuell voneinander abzugrenzen Dies hilft der visuellen Absicherung von Bewegungsflaumlchen zu wenig Wenn beide Farben aumlhnlich dunkel wahrgenommen werden nuumltzt die der Farbe Rot zugesprochene Signalwirkung nicht zur Unterscheidung beider Verkehrsflaumlchen Daher sind Kollisionen zwischen Radfahrern und sehbehinderten Fuszliggaumlngern weiterhin haumlufig Eine Signalfarbe unterstuumltzt Kontrastwirkungen nur bei dem Menschen der Farben fuumlr gewoumlhnlich gut differenzieren kann dem bestimmte Farben und Farbkombinationen als Signalfarben bekannt sind und auch nur dann wenn die Lichtbedingungen die Unterscheidung von Farben zulassen

312 Die Leuchtdichte und andere Lichtmaszlige

Die physikalische Groumlszlige die die Helligkeit eines Objekts beschreibt die der Mensch wahrnimmt ist die Leuchtdichte (Maszligeinheit cdmsup2 Candela pro Quadratmeter) Neben der Lichtstaumlrke der Leuchtquelle der Beleuchtungsstaumlrke auf dem Objekt und dem Einstrahlwinkel des Lichts im Verhaumlltnis zum Betrachter haumlngt die Houmlhe der Leuchtdichte entscheidend vom Reflexionsgrad der angestrahlten Flaumlche ab Abbildung 1 verdeutlicht die Zusammenhaumlnge der einzelnen Fachbegriffe Das Licht trifft mit einer gewissen Lichtstaumlrke (Maszligeinheit Candela cd) auf ein Objekt Auf dessen Oberflaumlche wird dadurch eine bestimmte Beleuchtungsstaumlrke (Maszligeinheit Lux lx) erzielt Die Oberflaumlche des Objekts hat durch eine eher raue oder eher glatte Beschaffenheit und durch die Materialzusammensetzung an dessen Oberflaumlche einen bestimmten Reflexionsgrad (Maszligeinheit griechisch rho ρ) Erst die aus all dem resultierende Leuchtdichte des Objekts die beim Betrachter ankommt gibt Auskunft daruumlber wie hell oder dunkel das Objekt wahrgenommen wird

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Gluumlcklicherweise folgt die visuelle Wahrnehmung der lichttechnischen Leuchtdichte nicht linear Auge und visuelle Informationsverarbeitung des Menschen versuchen Leuchtdichteextreme auszugleichen nehmen Farben zu Hilfe und fuumlllen Informationsluumlcken aus dem Sinn dessen auf was Menschen gerade erwarten wahrzu-nehmen

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313 Der Leuchtdichtekontrast

Der Leuchtdichtekontrast k bezeichnet den Unterschied der Helligkeit zweier Flaumlchen zueinander Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts zweier angrenzender Flaumlchen oder von einem Objekt zu seinem Hintergrund werden Leuchtdichten der einzelnen Materialien gemessen Aus den Ergebnissen wird der Leuchtdichtekontrast gemaumlszlig DIN 32975 nach folgender Definition ermittelt (Michelson-Formel)

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k= (L1 ndash L2) (L1 + L2)

L1 steht fuumlr die Leuchtdichte der ersten Flaumlche L2 steht fuumlr die Leuchtdichte der zweiten Flaumlche Ergebnisse zum Leuchtdichtekontrast k erreichen nach dieser Formel Werte zwischen 0 und 1 Der besseren Lesbarkeit wegen wird im Folgenden der Leuchtdichtekontrast k nur noch bdquoKontrastldquo genannt

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Abbildung 2 Grafische Darstellung zur Entstehung der Leuchtdichte

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314 Auswirkungen unguumlnstiger Lichtverhaumlltnisse

Bei insgesamt unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen wie etwa durch Nebel in der Daumlmmerung oder bei unzureichender Beleuchtung kommt dem Leuchtdichtekontrast eine weitere wesentliche Bedeutung zu da die Leistungsfaumlhigkeit des Auges dann abnimmt Die Makula als Ort des schaumlrfsten Sehens im Zentrum der Netzhaut kann unter diesen Bedingungen ausfallen Was dem Sehen weiterhin zur Verfuumlgung steht ist die Peripherie der Netzhaut Das Farbsehen und die Sehleistung nehmen jedoch zur Peripherie der Netzhaut immer mehr ab Das Farbsignal faumlllt in aumluszligeren Bereichen der Netzhaut voumlllig aus und wird allein durch das Helligkeitssignal ersetzt Ein hoher Leuchtdichtekontrast traumlgt also besonders bei unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen erheblich dazu bei wichtige Objekte wahrnehmen zu koumlnnen

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315 Auswirkungen von Beleuchtungsstaumlrken

Planer und Praktiker fragen haumlufig nach Beleuchtungsstaumlrken mit denen ausreichende Leuchtdichtekontraste erzielt werden koumlnnen bdquoWie viel Luxldquo wird immer gefragt Allerdings geht es nicht um Lux das von Leuchtmitteln erzeugt wird sondern um die Leuchtdichte die vom Objekt erzeugt wird Mit Aumlnderung der Beleuchtungsstaumlrke ndash sofern die Oberflaumlchenbeschaffenheit des Materials und der Einstrahlwinkel des Lichts gleich bleiben ndash aumlndern sich die Leuchtdichten beider Flaumlchen jedoch im gleichen Verhaumlltnis zueinander sodass der Leuchtdichtekontrast immer uumlber alle Beleuchtungs-staumlrken hinweg konstant bleibt Grundsaumltzlich ist daher auf die Frage nach geeigneten Beleuchtungsstaumlrken fuumlr einen ausreichenden Leuchtdichtekontrast keine Antwort moumlglich Die Messung der Leuchtdichte einer einzelnen Flaumlche kommt zwar bei verschiedenen Beleuchtungsstaumlrken zu unterschiedlichen Ergebnissen Zur Ermittlung des Kontrasts muumlssen jedoch immer zwei angrenzende Flaumlchen in Bezug auf ihren Helligkeitsunterschied zu einander ndash unter der gleichen Beleuchtungsstaumlrke ndash betrachtet werden Daher ist

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die Anfrage der Planer und Praktiker nach sehbehindertengerechten Beleuchtungsstaumlrken wenn es um Leuchtdichtekontraste geht nicht zielfuumlhrend Da der Leuchtdichtekontrast einer Materialkombination durch unterschiedliche Beleuchtungsstaumlrken nicht veraumlndert werden kann Allerdings gibt es einen komfortablen Bereich der Leuchtdichte einer Umgebung der je nach Zweck zwischen 100 und 500 cdmsup2 liegt

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Einen Sonderfall in Bezug auf die Relevanz der Beleuchtungsstaumlrke bilden selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen Naumlheres dazu ist Kapitel 46 zu entnehmen

32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten

321 Die kontinuierliche Informationskette

Eine kontinuierliche Kette von Informationen ist die Grundvoraussetzung fuumlr sichere Mobilitaumlt und fuumlr die korrekte Orientierung im oumlffentlichen Raum Zur Kontinuitaumlt einer Informationskette auf dem Weg von A nach B gehoumlren die Durchgaumlngigkeit des Designs der Bezeichnungen und der Anbringungsstellen sowie die analoge Kennzeichnung des Ruumlckwegs durch Elemente die Informationen beinhalten Auch der Planer von Kontrasten muss dies bei der Gestaltung von Markierungen Wegweisern Bodenindikatoren etc beruumlcksichtigen Das System muss auch tolerant gegenuumlber Fehlern des Nutzers sein Einmal falsch eingeschlagene Wege oder Vorlieben fuumlr bestimmte Wege duumlrfen individuell nicht dazu fuumlhren dass der Nutzer ploumltzlich orientierungslos und damit hilflos wird Die Durchgaumlngigkeit von Kontrasten ist daher dringend angeraten

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322 Uumlbergangsbereiche im Fokus

Die Guumlte von Informationen durch Kontraste offenbart sich insbesondere in Uumlbergangsbereichen Als Uumlbergangsbereiche werden Orte bezeichnet in denen Niveauunterschiede bewaumlltigt werden

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muumlssen wie zum Beispiel bei Rampen Treppen und Aufzuumlgen oder wo Raumwechsel stattfinden wie bei Ein- und Ausgaumlngen von Gebaumluden bei Uumlbergaumlngen von Hallen in Flure bei Zimmerwechseln etc Denn an all diesen Orten veraumlndern sich Struktur und Regeln der bisherigen Fortbewegung des Nutzers Dadurch sind Uumlbergangsbereiche fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen potentielle Gefahrenbereiche wenn sie nicht durch ausreichende Kontraste gekennzeichnet sind

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Ein bdquoZuvielldquo an Information durch zu viele unterschiedliche Kontraste fuumlhrt jedoch leicht zu Unuumlbersichtlichkeit und Uumlberfrachtung Um beidem gerecht zu werden sollte der Fokus der Kontrastplanung vor allem auf der Durchgaumlngigkeit von Kontrasten und insbesondere auf Uumlbergangsbereichen liegen

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323 Komfortable Kontraste und DIN-Vorgaben

Als komfortabel wird generell ein Kontrast von 04 bis 06 beurteilt Kontraste von weniger als k = 028 und mehr als k = 083 koumlnnen bei sehbehinderten Menschen die Wahrnehmungssicherheit beeintraumlchtigen Geringe Kontraste koumlnnen als verwaschen sehr hohe Kontraste koumlnnen als Blendung empfunden werden

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Die DIN 32975 gibt fuumlr unterschiedliche Anwendungsbereiche unterschiedliche Leuchtdichtekontraste zur Einhaltung vor Jeweils geforderte Kontraste sind den Kapiteln 4 und 5 die auf unterschiedliche Anwendungsbereiche eingehen zu entnehmen

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33 Die Pruumlfung von KontrastenKontrastloumlsungen fuumlr groszlige Gebaumludekomplexe Auszligenanlagen oder Verkehrswege resultieren idealerweise aus spezifischen wahrnehmungspsychologischen Beurteilungen um den Einsatz von Kontrasten zur Orientierung zur Vermeidung von Gefahren und zur Erhoumlhung des Komforts zu pruumlfen und zu planen Befragungen und Beobachtungen von moumlglichst groszligen Nutzergruppen sind dabei

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ebenso dienlich wie die experimentelle Pruumlfung typischer Informationselemente mit diesen Zielgruppen Von der Befragung einzelner sehbehinderter Menschen ist eher abzusehen da Arten von Sehbehinderungen und ihre jeweiligen Auswirkungen stark variieren Vielmehr sind wissenschaftliche Studien zum Thema zu beruumlcksichtigen Einzelne Kontraste sind mit Leuchtdichtekameras objektiv messbar Im Folgenden wird ein Messverfahren vorgestellt dessen Anwendung die Normen der DIN zur Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten auch vorsehen Andere Methoden werden vergleichend beurteilt

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331 Kontrastpruumlfungen nach DIN

Kontraste von Materialkombinationen muumlssen nach DIN 32975 messtechnisch uumlberpruumlft bzw entsprechend vorgegebener Regelungen nachgewiesen werden Zur Ermittlung des Kontrasts wird die Messung der Leuchtdichtefaktoren nach DIN 5036-3 angegeben die spezielle Messgeometrien vorgibt

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332 Standardisierte Leuchtdichtemessungen im Labor

Die Messung der Leuchtdichten soll bei diffuser Beleuchtung mit der Lichtart die in der Anwendung vorgesehen ist mindestens unter dem Messwinkel 0deg (senkrecht zur Oberflaumlche) und gegebenenfalls zusaumltzlich unter praxisrelevanten Beobachtungswinkeln erfolgen Die Beobachtungswinkel haben insbesondere Einfluss auf Leuchtdichten von Materialien deren Oberflaumlche profiliert ist oder die unterschiedliche Glanzanteile beinhalten Mit der Veraumlnderung des Beobachtungswinkels aumlndern sich die Reflexionsgrade Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts von Bodenindikatoren gilt nach DIN 32984 dass mindestens eine Flaumlche von 4 cm x 4 cm gemessen werden muss um profilierte Oberflaumlchen auch ausreichend erfassen zu koumlnnen Dabei werden auch ausreichend groszlige Flaumlchen erfasst deren Materialzusammensetzung Unregelmaumlszligigkeiten in der Helligkeit aufweist wie zum Beispiel helle und dunkle Anteile

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auf Granitsteinen oder in Materialmischungen Auch Einsprenkel- ungen von Oberflaumlchen mit Glanzanteilen oder Leucht- und Perlfarben mit Glanzeinschluumlssen koumlnnen so beruumlcksichtigt werden Um die Messungen reproduzieren zu koumlnnen und auch die vorgesehene Nutzung im Auszligen- oder Innenbereich zu beruumlcksichtigen sind die Messungen unter Normlichtart A oder D65 durchzufuumlhren Normlichtart A entspricht in etwa Gluumlhlampenbedingungen Normlichtart D65 entspricht Tageslichtbedingungen Eine Kontrastermittlung zwischen Oberflaumlchen die bei unterschiedlichen Lichtarten gemessen wurden ist nicht zulaumlssig Nach DIN kann der Leuchtdichtekontrast durch die direkte Messung von Leuchtdichten oder alternativ durch die Bestimmung von Reflexionsgraden rechnerisch ermittelt werden Soviel zur Messung von Leuchtdichten unter standardisierten Bedingungen in Lichtlaboren Doch was wenn die interes-sierende Materialkombination bereits verbaut wurde und einzelne Materialmuster nicht entnommen werden koumlnnen wie etwa bei denkmalgeschuumltzten Gebaumluden und Anlagen Kapitel 333 gibt Auskunft dazu

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333 Nutzungstypische Leuchtdichtemessungen im Bestand

Die nach DIN 5036-3 geforderten Beleuchtungsbedingungen waumlhrend der Messungen sind im Bestand weder im Auszligenbereich noch im Innenbereich des oumlffentlichen Raumes realisierbar Die Beleuch-tung ist meist nicht diffus sondern weist zumindest Anteile von gerichtetem Licht durch Beleuchtungseinrichtungen oder Lichtspiegelungen der Umgebung auf Aber auch bereits verbaute Materialien sind deswegen von einer Kontrastpruumlfung nicht ausgeschlossen Die Messgeometrie ist dann nutzungstypisch anzupassen und zwar bei einem dennoch hohen Maszlig an Sicherheit und Reproduzierbarkeit der Daten Da die Beleuchtungssituation durch Tageslicht Schwankungen unterliegt wird innerhalb von Gebaumluden nach Moumlglichkeit nach Sonnenuntergang bei nutzungstypischer Beleuchtung gemessen Sollen Messungen im Auszligenbereich durchgefuumlhrt

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werden und befindet sich die Hauptnutzungszeit des Bereichs im Tageslicht so duumlrfen Messungen ausschlieszliglich bei gutem Wetter durchgefuumlhrt werden Annehmbar konstante Beleuchtung durch Tageslicht ergibt sich bei Sonnenschein mit ansonsten wolkenlosem Himmel

334 Methoden zur Schaumltzung von Leuchtdichten

Verschiedentlich wird in der Praxis eine Methode verwendet die vage Einschaumltzungen des Leuchtdichtekontrasts anhand von schwarz-weiszligen Abbildungen von Materialkombinationen vornimmt Dazu werden Fotos von Materialproben in Grautoumlnen aus-gedruckt am Computer die Visualisierung von farbigen Bildern auf Graustufen umgestellt oder Digitalkameras auf schwarz-weiszlig umgestellt Solche Abbildungen sind jedoch stark von der Charakteristik der Geraumlte abhaumlngig und weisen Oberflaumlchen nur als unterschiedlich in ihrer Intensitaumlt von Grautoumlnen aus Zuvor deutliche Kon-tras-te koumlnnen verschwinden Wenn sich auf diesen Darstellungen auf Displays oder Papier zwei Oberflaumlchen erkennbar voneinander abheben so die Befuumlrworter dieser Methode soll davon ausgegangen werden duumlrfen dass der Leuchtdichtekontrast ausreichend sei

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Diese Methode kann fachlich gesehen als allenfalls behelfsmaumlszligig beurteilt werden um einen ersten eher allgemeinen Eindruck von Leuchtdichtekontrasten zu bekommen Tatsaumlchliche Kontrastwerte lassen sich so weder ermitteln oder dahingehend uumlberpruumlfen ob sie bestimmten Anforderungen einer barrierefreien Gestaltung genuumlgen Da es sich um keine Messmethode handelt erhaumllt man auch keine Zahlenwerte Zudem geben Monitore und Kopien urspruumlng-liche Helligkeiten von Originaloberflaumlchen meist verfaumllscht wieder und sind leicht manipulierbar In Vor-Ort-Terminen mit Planern und Praktikern kann diese Methode jedoch anschaulich zum ersten Erkenntnisgewinn beitragen dass es in der sehbehindertengerechten Gestaltung weniger um Farbkontraste sondern vielmehr um Helligkeitsunterschiede von Objekten geht

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Eine andere Methode zur Pruumlfung von Kontrasten sieht die Nutzung von Farbkarten Farbfaumlchern oder digitalen Farbwerken vor Erlaumlutert sei dies am Beispiel von RAL-Farbkarten Als RAL-Farbe werden Normfarben bezeichnet die die RAL GmbH vertreibt Jeder Farbe ist eine Nummernbezeichnung zugeordnet Die Kontrastwerte zweier Materialien werden aus Hellbezugswerten und Umrechnungstabellen erschlossen Das groumlszligte Fehlerpotential wird bei dieser Methode in der eindeutigen Zuordnung von Materialoberflaumlchen zu entsprechenden Farbmustern gesehen Insbesondere Wand- und Bodenbelaumlge lassen sich oft nicht eindeutig zuordnen da deren Oberflaumlchen Zusammensetzungen zeigen die Hell- und Dunkelanteile mischen wie etwa Granit Sandstein Rauputz oder gemusterte Flaumlchen usw Der Vorteil der Normierung der Kartennummern soll darin bestehen dass Kunden und Lieferanten nur RAL-Nummern und nicht Materialmuster austauschen In den vorangegangenen Abschnitten wird deutlich dass die Messung des definierten Materials jedoch unumgaumlnglich ist da dessen Oberflaumlchenbeschaffenheit erhebliche Aus-wirkungen auf Kontraste hat Dies sowohl in Bezug auf Oberflaumlchenstrukturen als auch in Bezug auf die Materialzusammensetzung die sich an der Oberflaumlche offenbart Die Farbkarten-Methode versucht diesem Problem damit zu begegnen dass generell eine Fehler

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- toleranz von 01 bis 015 Kontrastwerten einkalkuliert werden soll und dass glaumlnzende Farben fuumlr die barrierefreie Gestaltung wegen moumlglicher Spiegelungen nicht in Frage kommen Zur empfohlenen Fehlertoleranz ist anzumerken dass wegen der Abnutzung von Materialien geforderte Kontraste im Neuzustand der Materialien ohnehin deutlich uumlberschritten werden sollten (weitere Informationen dazu siehe Kapitel 64) Eine zusaumltzliche Anhebung geforderter Werte durch die Verwendung einer Pruumlfmethode die zusaumltzliche Fehlertoleranzen erforderlich macht duumlrfte daher problematisch sein Dies schraumlnkt die Palette einsetzbarer Materialien unnoumltig weiter ein Der Einsatz glaumlnzender Materialien ist bei Neubauten we

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gen moumlglicher Blendwirkungen und Spiegelungen auch nach DIN 32975 zu vermeiden Jedoch werden vorliegend auch alle Materialien die Glanzanteile oder unterschiedliche Einschluumlsse haben von einer Kontrastpruumlfung methodisch ausgeschlossen was unnoumltig ist (siehe dazu Kapitel 332)

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335 Fazit zur Kontrastpruumlfung durch die Selbsthilfe

Insgesamt ist die Kontrastpruumlfung durch Farbsysteme oder SchwarzWeiszlig-Abbildungen als nur eingeschraumlnkt nuumltzlich weil zu ungenau anzusehen Zumal beide Methoden keine eindeutig reproduzierbaren Messungen darstellen sondern eine Schaumltzung per Inaugenscheinnahme bleiben muumlssen Am sichersten erscheint die direkte und objektive Messung der Leuchtdichten von Kontrastflaumlchen mit festgelegten Messgeometrien und plausiblen Methoden Die Notwendigkeit zur gewissenhaften Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten durch insbesondere nutzungstypische Messungen wird auch in einer Vergleichsstudie uumlber Messmethoden von Joos et al im Auftrag des schweizerischen Bundesamtes fuumlr Verkehr (2012) wie folgt befuumlrwortet bdquoKontrast von Objekten im oumlffentlichen Raum kann nur mit speziellen Leuchtdichtenkameras mit einer genuumlgenden Genauigkeit und vernuumlnftigem personellem und zeitlichem Aufwand bestimmt werdenldquo

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Die vorliegende Broschuumlre versucht aktive Mitglieder der Selbsthilfe zu befaumlhigen sich fuumlr die Pruumlfung und Einhaltung von Kontrasten argumentativ erfolgreich einzusetzen Die erforderlichen Leuchtdichtemessungen an sich sollten nach wie vor von erfahrenen Pruumlfern aus Betrieben und Institutionen durchgefuumlhrt werden die diese Messungen fachgerecht und taumlglich im Auftrag von Materialherstellern Planern Verbaumlnden Kommunen Bund und Laumlndern durchfuumlhren Zur Beurteilung diesbezuumlglich entstehender Kosten sei auf Kapitel 63 verwiesen

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Ein Groszligteil der Informationen im oumlffentlichen Raum die der Orientierung und der Absicherung vor Gefahren dienen wird uumlber Zei-chen Schriften und Piktogramme vermittelt Kontrastwerte die der Auffindbarkeit und Leserlichkeit dienen sollen houmlher als andere sein Nach DIN 32975 gilt dass ein Leuchtdichtekontrast von mindestens 07 und bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen von mindestens 08 einzuhalten ist

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41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit

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Die Auffindbarkeit der Information durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis des gesamten Informationstraumlgers zu seinem Hintergrund Sind zum Beispiel die Grundfarbe einer Toilettenbeschilderung wie auch die umgebende Wand aumlhnlich hell unterscheidet sich die Leuchtdichte nur minimal durch unterschiedliche Reflexionseigenschaften der Materialoberflaumlchen Abbildung 3 zeigt dies Es entstehen zu geringe Kontraste was die Auffindbarkeit des Informationstraumlgers erschwert Abhilfe schafft die kontrastreiche Umrahmung des Schildes oder die kontrastreiche Gestaltung des Schildhintergrundes zur Wand

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4 Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften und Piktogrammen

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Die Leserlichkeit durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis der Zeichen Schriften und Piktogramme zu direkt angrenzenden Flaumlchen Diese Flaumlchen koumlnnen Schildhintergruumlnde sein wie Abbildung 4 die ein Piktogramm als Kennzeichnung einer Herrentoilette zeigt Der relevante Leuchtdichtekontrast entsteht zwischen dem schwarzen Maumlnnchen und der Oberflaumlche des Traumlgermaterials einer Edelstahlplatte

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Falls Zeichen direkt also ohne Traumlgermaterial verwendet werden bilden umgebende Waumlnde angrenzende Gegenstaumlnde und perspektivisch bedingte Umgebungen die angrenzenden Flaumlchen Abbildung 5 die eine Etagennummer auf einer Wand und Abbildung 6 die Piktogramme als Markierung einer Glasflaumlche darstellen zeigen solche direkten Umgebungsflaumlchen von Zeichen

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Abbildung 3 Negativbeispiel ndash helles Toilettenschild auf heller Wand

Abbildung 4 Positivbeispiel ndash dunkles Piktogramm auf hellem Untergrund

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Bei der Etagennummerierung ist die Umgebungsflaumlche eine hell gestrichene Rauputzwand bei den Markierungen auf Glas bildet der Hintergrund in der vorliegenden Perspektive ein Bodenbelag die Umgebungsflaumlche zur Kontrastermittlung

42 Durchsichtige InformationstraumlgerAls besonders unguumlnstig erweisen sich helle Schriften auf Glas bei ebenfalls hellem Hintergrund Abbildung 7 zeigt die Gebaumludebezeichnung eines Finanzamtes durch silbrig-weiszlige Klebebuchstaben die oberhalb der Eingangstuumlr auf dem Sicherheitsglas eines Oberlichts angebracht sind Durch die angrenzende Flaumlche die aus nutzungstypischer Perspektive aus einer weiszligen Decke besteht sind die Buchstaben der oberen Reihe fast gar nicht in den unteren Reihen nur mit Muumlhe erkennbar da der Kontrast zwischen Buchstaben und Decke zu gering ist

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Abbildung 5 Zahl mit Wand als Umgebungsflaumlche

Abbildung 6 Piktogramme mit Boden als Umgebungsflaumlche bei Pers-pektive durch eine Glastuumlr hindurch

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Abhilfe koumlnnte vorliegend eine wesentlich dunklere Deckengestaltung dunklere Schriften oder die Hinterlegung der hellen Schrift mit dunkler Folie schaffen Abbildung 8 zeigt ein Ausstellungsex- ponat Abbildung 9 zeigt was sich dem Betrachter bei Annaumlherung offenbart Jede der 4 Seiten ist aus Glas und mit heller Schrift uumlberzogen die Informationen uumlber das Exponat beinhalten Der Boden als angrenzende Flaumlche zur Schrift aus der Betrachterperspektive ist durch mittelhelle Granitsteine marmoriert und bildet keinen ausreichenden Kontrast zur Schrift sodass diese kaum vom Boden zu unterscheiden ist Hinzu kommt dass sich da alle Glasauszligenflaumlchen des Exponats beschriftet sind die Schriften perspektivisch uumlberlagern und so das Lesen der Information endguumlltig verhindern

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Abbildung 7 Negativbeispiel ndash helle Schrift auf Glas mit hellem Hintergrund

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Die Hinterlegung der Schriften mit dunklen Folien wuumlrde das Exponat optisch zerstoumlren da das Innenleben nicht mehr zu sehen waumlre Dunkle Schriftzeichen wuumlrden auch nicht zum Ziel fuumlhren da das Problem sich uumlberlagernder Schriften weiterhin bestuumlnde Abhilfe bestuumlnde in der Uumlbertragung der Information auf ein zusaumltzliches Schild mit ausreichendem Hintergrundkontrast

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43 Unuumlberlegte Verzierungen und FarbigkeitenBilder oder Farbverlaumlufe als Hintergrund sind grundsaumltzlich zu vermeiden da sie den Leuchtdichtekontrast von Schriften zumindest punktuell schmaumllern Abbildung 10 zeigt ein an sich kontrastreich gestaltetes Gebaumludeschild Durch die teilweise Hinterlegung des Textes mit einem Schmucksiegel wird der Kontrast einzelner Worte zum Schildhintergrund unterbrochen und deutlich verringert Abhilfe koumlnnte die Verkleinerung des Siegels schaffen sodass Schriften damit nicht mehr hinterlegt sind Die Schildgroumlszlige bietet Platz um das Siegel separat zu setzen

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Abbildung 8 Beispiel Exponat- einhausung aus Glasflaumlchen mit Edelstahlrahmen

Abbildung 9 Negativbeispiel ndash uumlberlagernde Schriften auf Glas mit hellem Hintergrund

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Informationsbroschuumlren und Plakate werden meist aufwaumlndig gestaltet Viele verschiedene Farben kommen zum Einsatz um auf differenzierte Inhalte hinzuweisen Dabei tritt die Differenzierung durch Leuchtdichtekontraste haumlufig in den Hintergrund So kann es sein dass Informationen die gar keine hohe Relevanz haben durch starke Helligkeitskontraste zum Hintergrund visuell hervorgehoben werden und Wichtiges trotz vermeintlich auffaumllliger Farbgestaltung wegen zu geringer Leuchtdichtekontraste unbeachtet bleibt

44 Blendung und Schatten ndash boumlse GeisterKapitel 315 erlaumlutert dass zur sehbehindertengerechten Gestaltung keine Pauschalvorgaben zu Beleuchtungsstaumlrken moumlglich sind Vielmehr ist eine in der jeweiligen Situation vor Ort angemessene Beleuchtung notwendig Selbst wenn Kontraste messtechnisch nachweisbar sind kann es sein dass diese durch zu geringe oder zu starke Beleuchtung fuumlr das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind Zu geringe Beleuchtung liegt beispielsweise bei Schattenbildung vor zu starke Beleuchtung kann zu Blendung durch Reflexionen des Lichts fuumlhren Letzteres kann auch durch direkte Sonneneinstrahlung geschehen Abbildungen 11 und 12 zeigen ein von der Decke herabhaumlngendes Schild das an einer der Sonne abgewandten Gebaumludeseite befestigt ist und auf einen Haupteingang

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Abbildung 10 Negativbeispiel ndash Schrift auf Hintergrund mit Hinter-legung

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hinweist Der Kontrast zwischen Buchstaben und Schildhintergrund ist ausreichend sodass einzelne Buchstaben gut erkennbar sind Ein identisches Schild ist an einer der Sonne zugewandten Gebaumlude-seite angebracht Die Buchstaben werden von der direkten Sonnen-einstrahlung teilweise uumlberblendet und sind daher nicht mehr lesbar

Abhilfe koumlnnte die Versetzung des Schildes nach hinten schaffen Eine gleichmaumlszligige Abschattung des gesamten Schildes wuumlrde so durch die Decke hergestellt und Kontraste blieben wahrnehmbar Alternativ muumlsste die Oberflaumlche des Informationstraumlgers weniger glatt sein sodass eine Blendung wegen geringerer Spiegelung des Lichts an der Materialoberflaumlche vermindert ist Auch Abschattflaumlchen aus lichtundurchlaumlssigem Material die direkt an der Schildoberkante befestigt wuumlrden koumlnnten auf dem Schild fuumlr einheitliche Lichtverhaumlltnisse zu sorgen

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Auf Informationstraumlgern die Abdeckungen oder Sichtscheiben aufweisen wie Aushanginformationskaumlsten mit Glas- oder Plexiglasscheiben koumlnnen ebenfalls unerwuumlnschte Reflexionen entstehen Diese sind durch entspiegelte Materialien zu umgehen Der Kontrast an Sichtscheiben von Automaten sollte einstellbar sein

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Abbildung 13 zeigt den Ausschnitt eines Lageplans von Bus- und Hauptbahnhof Durch eine nicht entspiegelte Abdeckung des Aushangplans entstehen bei normalem Tageslicht starke Spiegelungen

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Abbildung 11 Beispiel ndash Schild im Schatten

Abbildung 12 Negativbeispiel ndash Schild mit Sonneneinstrahlung

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die Gleisbezeichnungen der Bahn unlesbar machen Abbildung 14 zeigt das gleiche Problem einer Oumlffnungszeiteninformation einer Bibliothek Durch die Anbringung der an sich kontrastreich gestalteten Textinformation an der Innenseite einer Glaswand spiegeln sich voruumlbergehende Menschen und die oumlrtliche Umgebung aus dem Ruumlcken des Betrachters Die Schriften wirken verwaschen da Kontraste durch wechselnde Umgebungsverhaumlltnisse mal schwaumlcher und mal staumlrker sind

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Abbildungen 15 und 16 zeigen Ausschnitte eines Lageplans der im Auszligenbereich einer Grundschule aufgestellt ist und ohne Ab- deckungen auskommt Trotz Sonneneinstrahlung werden Kontraste nicht beeintraumlchtigt da die Oberflaumlche mattiert ist Leider ist in der Legende zum Plan der Schrifthintergrund teils nicht ausreichend kontrastreich gestaltet Einzelne Gebaumludebereiche sind auf dem Plan durch eingrenzende stark kontrastierende Zeichnung gut unterscheidbar aber die zugehoumlrige Benennung der Gebaumlude ist wegen geringer Kontraste nur fuumlr manche Gebaumlude leserlich

Grundsaumltzlich sind Aushanginformationen mit Orientierungs- oder Entscheidungsfunktion selbst hinreichend zu beleuchten um Kont-

Abbildung 13 Negativbeispiel ndash Blendung auf Glasabdeckung durch Sonnenlicht

Abbildung 14 Negativbeispiel ndash Umgebungsreflexion bei Information hinter Glas

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raste wahrnehmen zu koumlnnen um bei Annaumlherung an die Information keine Schattenbildung zu verursachen Eine gerichtete Beleuchtung ist nach DIN 32975 entweder von unten von oben oder von hinten vorzusehen

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Auch offensichtlich fuumlr sehbehinderte Menschen gestaltete Objekte koumlnnen problematisch sein Abbildung 17 zeigt ein Toilettenschild das neben Buchstaben auch Brailleschrift beinhaltet Die Buchstaben sind erhaben auf einer farblosen Plexiglasscheibe aufgebracht die wiederum auf Abstand zur Wand montiert ist Die Buchstaben werfen daher einen Schatten an die Wand und schmaumllern so den ansonsten tadellosen Kontrast der dunklen Buchstaben zur hellen Wand unnoumltig

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Abbildung 15 Positivbeispiel ndash Lageplan ohne Abdeckung

Abbildung 16 Negativbeispiel ndash ungenuumlgender Kontrast der Legende zum Lageplan

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45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern

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Wenn Papier als Traumlgermaterial fuumlr Informationen verwendet wird zum Beispiel bei Faltplaumlnen ist zusaumltzliche die Papierstaumlrke wichtig um Kontraste zu erhalten Bei beidseitig bedrucktem Papier duumlrfen Informationen der Ruumlckseite auf der Vorderseite nicht durchscheinen Sie verringern als angrenzende Flaumlche zu den Schriften den Leuchtdichtekontrast unnoumltig Eine Mindestpapierstaumlrke von 100 Gramm pro Quadratmeter ist daher einzuhalten

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Da gerade Aushanginformationen haumlufigen Aumlnderungen unterliegen werden die Informationen meist als kostenguumlnstige Variante ebenfalls auf Papier gedruckt Glanzoberflaumlchen auf Papier haben unerwuumlnschte Blendwirkungen insbesondere bei Tageslicht was die Kontraste von Schriften zu ihrem Hintergrund deutlich beeintraumlchtigt

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Infopost oder haumlufig wiederkehrende Mitteilungen werden aus Kostengruumlnden oder aus Gruumlnden des Umweltschutzes oft auf Papier mit hohen Grau-Anteilen und starken Rauigkeiten der Papieroberflaumlchen gedruckt Diese haben im Vergleich zu reinweiszligem also sehr hellem Papier eine kontrastmindernde Wirkung auf die Leserlichkeit von Schriften und sollten vermieden werden Der Effekt des Papiers

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Abbildung 17 Negativbeispiel ndash Schattenbildung durch Reliefbuchstaben auf Plexiglas

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auf den Kontrast zur Schrift ist der gleiche wie der negative Effekt von farbig hinterlegten Texten

46 Schriften aus Licht ndash VorsichtInformationen durch hinterleuchtete oder selbstleuchtende Anzeigen stellen in Bezug auf Leuchtdichtekontraste Sonderfaumllle dar Anders als bei lichtundurchlaumlssigen Schildern kann es zu Kontrastminderungen in der Anwendung kommen Der Kontrast muss bei diesen Anzeigen die uumlblichen Vorgaben von 07 beziehungsweise 08 bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen ndash in der unguumlnstigeren Bedingung ndash erreichen

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Zum Beispiel ergibt ein heller Leuchtkasten der mit einem lichtundurchlaumlssigen Piktogramm beklebt ist unterschiedliche Leuchtdichten abhaumlngig davon ob er ein- oder ausgeschaltet ist Das lichtundurchlaumlssige Piktogramm veraumlndert seine Leuchtdichte dadurch nicht Der Kontrast errechnet sich aus den angrenzenden Flaumlchen von Piktogramm und Hintergrund Also resultieren durch Ein- und Ausschalten der Beleuchtung unterschiedliche Kontraste Aumlhnlich verhaumllt es sich bei lichtdurchlaumlssigen Zeichen auf Leuchtkaumlsten Dann ist es von der Transparenz der Zeichen und des Hintergrundes abhaumlngig ob sich die Beleuchtungsstaumlrke aus dem Innenraum gleichmaumlszligig auswirkt was direkten Einfluss auf die Leuchtdichten einzelner Flaumlchen hat Bei von innen beleuchteten Anzeigen muss daher immer der geringere Kontrast ausreichend hoch sein

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Kapitel 315 erlaumlutert dass Beleuchtungsstaumlrken der Umgebung keine Auswirkungen auf vorhandene Kontraste haben Auch diesbezuumlglich stellen selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen einen Sonderfall dar Tageslicht oder kuumlnstliche Beleuchtung uumlberlagern die Leuchtdichten und koumlnnen einen kontrastmindernden Einfluss haben Nach DIN 32975 muss die Beleuchtungssituation bei der Beurteilung von selbstleuchtenden oder hinterleuchteten

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Anzeigen mit beruumlcksichtigt werden Ohne Tageslichteinfluss in Innenraumlumen muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 200 Lux mit Tageslichteinfluss und im Freien muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 2000 Lux bestehen Uumlbrigens auch dann wenn Schutzscheiben vor den Anzeigen die zusaumltzliche Reflexionen verursachen koumlnnen verwendet werden

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Bei Wechselanzeigen wie Fahrgastinformationen werden zunehmend elektronische Anzeigen verwendet Eine Vergleichsstudie zur Lesbarkeit dynamischer Informationsanzeigen (Lang et al 2004) ergab unter anderem dass LCD-Anzeigen generell als kontrastreicher als LED-Anzeigen wahrgenommen werden insbesondere bei seitlicher Betrachtung was den haumlufigsten Anwendungsfall darstellen duumlrfte Dieses Ergebnis stellte sich als unabhaumlngig von Alter und Sehleistung der Versuchspersonen dar Auf LED-Anzeigen sollte daher verzichtet werden Foumlrderlich fuumlr Kontraste sind zudem hohe Pixelzahlen

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Laufschriften in elektronischen Anzeigen sind generell auch bei hinreichenden Kontrasten zu vermeiden Das Auge hat in der Regel zu wenig Zeit um sich auf die schnellen Kontrastwechsel an einzelnen Punkten einzustellen um zunaumlchst einzelne Buchstaben und anschlieszligend ganze Worte wahrzunehmen um sie danach noch lesen und verstehen zu koumlnnen

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

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Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
Page 16: Barrierefrei - und jeder weiß wo es lang geht! · Barrierefrei – und jeder weiß, wo es lang geht! Gefahrenabsicherung, Orientierung und Komforterhöhung durch Kontraste Broschüre

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- Schriftverkehr (54 ) - Poster (27 ) - Plakate (25 ) - Raumschilder (68 ) - Wegweiser (73 ) - Gebaumludekennzeichnungen (69 ) - Informationen im Straszligenraum (71 ) - selbstleuchtende Anzeigetafeln und Schilder (53 ) - Sonstige haumlufig Fahrgastinformationen im OumlPNV

Ergebnisse zur Kategorie bdquoMarkierungenldquo - Gefahrenbereiche wie Baustellen - Bereiche mit Sturzgefahr etc (68 ) - Serviceautomaten und Bedienelemente wie Aufzug Bankautomat

Notruf etc (71 ) - Treppen und Gelaumlnder Fahrtreppen und Rampen (73 ) - Poller Fahnenmaste Ampeln Schild- und Lichtmasten (64 ) - Saumlulen und Pfeiler (53 ) - Waumlnde Tuumlren und Drehtuumlren aus Glas (68 ) - Sonstige Sanitaumlrobjekte Absperrketten und Mobiliar im oumlffentli

chem Raum (wie Fahrradstaumlnder Muumllleimer Werbetraumlger)-

Ergebnisse zur Kategorie bdquoBodenindikatorenldquo - Auffangstreifen (51 ) - Leitstreifen (69 ) - Begleitstreifen (47 ) - Aufmerksamkeitsfelder (63 )

Abschlieszligend war Raum um zusaumltzliche Kategorien zum Thema Kontrast zu nennen die mit Informationen in der Broschuumlre die Arbeit in der Selbsthilfe erleichtern koumlnnten Die umfangreich eingegangenen Anmerkungen gingen zum Teil uumlber das Generalthema Kontraste im oumlffentlichen Raum deutlich hinaus Schriftarten Schriftgroumlszligen Beleuchtungsstaumlrken Informationsflut in Schaukaumlsten Erlaumluterungen zu Hilfsmitteln Beispiele fuumlr Privatwohnungen

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Auch wurde tiefgreifendes rechtliches Wissen gewuumlnscht rechtliche Moumlglichkeiten und Verpflichtungen der Gemeinden nach Landesbauordnungen freie Veroumlffentlichung der DIN-Vorschriften Entscheidungen der Denkmalpflege Musterbauordnung einheitliche Kennzeichnungen in der EU Auch der Wunsch nach Informationen zur Webseitengestaltung und zu Computereinstellungen in diversen Betriebssystemen und mit verschiedenen Spezialprogrammen war haumlufig Hinweise die die Argumentationsweise der Broschuumlre und Oumlrtlichkeiten betreffen gingen auch ein Vereinbarkeit von Aumlsthetik und Kontrasten unterschiedliche Beeintraumlchtigungen der Sehfaumlhigkeit Erhoumlhung der Selbstaumlndigkeit Wahrnehmung und Orientierung durch Kontraste Probleme durch Beleuchtung Witterung und Verschmutzung Kontraste in Museen Kirchen und in oumlffentlichen Toiletten etc

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23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die BroschuumlreDie vorliegende Broschuumlre erhebt keinen Anspruch darauf Fachliteratur zu allen Anwendungsmoumlglichkeiten zu ersetzen Der Umfang der Broschuumlre war von Beginn an begrenzt Sie beinhaltet daher nur Themen die aufgrund der Befragung dringend erschienen und fuumlhrt wichtige Punkte exemplarisch aus Anwendungsmoumlglichkeiten in Zusammenhang mit Computern uumlber das Generalthema Kontraste hinausgehende sowie rechtliche Themen koumlnnen keine Beachtung finden Jedes einzelne dieser nicht bearbeiteten Themen rechtfertigt eine eigene umfaumlngliche Broschuumlre und ist als dringende Aufforderung fuumlr kuumlnftige Projekte anzusehen Anmerkungen zur Argumentation und Wuumlnsche zu Orten der Kontrastoptimierung wurden weitestgehend beruumlcksichtigt

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3 Welche Kontraste

31 Kontraste nach DIN 32975Die Orientierung im oumlffentlichen Raum durch Kontraste dient der Vermeidung von Gefahren durch eine komfortable Wahrnehmung Daher profitieren nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen von ausreichenden Kontrasten sondern alle Die DIN 32975 - Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur barrierefreien Nutzung (2010) erlaumlutert auf Seite 3

bdquoInformationen aus unserer Umwelt werden uumlberwiegend uumlber

das Auge aufgenommen daher wird ein Groszligteil relevanter

Informationen optisch angeboten Das Sehen bzw die visuel

le Wahrnehmung ist ein komplexer Vorgang und umfasst die

Farbwahrnehmung raumlumliches Sehen Daumlmmerungssehen

Anpassung an wechselnde Helligkeiten Wahrnehmung beweg

ter Sehobjekte usw Die Wahrnehmung einer Information ist

insbesondere abhaumlngig von ihrem Leuchtdichtekontrast ihrer

Beleuchtung ihrem Standort und der Groumlszlige der Informations

elementeldquo

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Kontraste koumlnnen visuell taktil und akustisch wahrgenommen werden Taktile und akustische Kontraste sind nicht Gegenstand dieser Broschuumlre und daher an anderer Stelle nachzulesen Im Folgenden geht es ausschlieszliglich um visuelle Kontraste durch Helligkeitsunterschiede sogenannte Leuchtdichtekontraste

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311 Helligkeitsunterschiede versus Farbunterschiede

Kontraste werden grundsaumltzlich durch Helligkeitsunterschiede erzeugt Nur wenn sich Objekte dadurch von ihrer Umgebung absetzen werden sie wahrgenommen Sehleistungen wie Schaumlrfe Formerkennung oder Lesen sind erst nachgeordnet moumlglich Ob die Farbe eines Objekts als unterschiedlich zu einer anderen empfun

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den wird ist bei der Kontrastwahrnehmung nicht ausschlaggebend sondern kann diese lediglich unterstuumltzen Relevanter ist vielmehr ob sich die Helligkeit einer Oberflaumlche von der Helligkeit einer an-deren Oberflaumlche unterscheidet Auskunft daruumlber kann nur der Leuchtdichtekontrast geben der in Kapitel 313 erlaumlutert wird

Zu Farben sei lediglich hervorgehoben dass Rottoumlne haumlufig und ungeahnt zu Verwirrungen fuumlhren koumlnnen Da Rot generell einen starken Wiedererkennungswert als Signalfarbe hat wird diese Farbe haumlufig eingesetzt um bestimmte Schriften oder Markierungen hervorzuheben Werden helle Rottoumlne in Schriften oder Zeichen als Kontrast auf weiszligem Hintergrund verwendet wird oft vergessen dass trotz der Signalwirkung der Farbe der Leuchtdichtekontrast unter Umstaumlnden sehr gering sein kann und dadurch schlecht wahrnehmbar ist Der in Abbildung 1 dargestellte Boden-Warnhinweis auf kreuzende Straszligenbahnen weist zum Beispiel keinen ausreichenden Kontrast auf und wird daher schlecht wahrgenommen Und dies nicht etwa trotz der Verwendung der Signalfarbenkombination Rot-Weiszlig sondern gerade wegen des unuumlberlegten Umgangs mit dieser Farbkombination zur Markierung von Gefahrenbereichen

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Das gleiche Problem besteht bei der Verwendung dunkler RotToumlne in Verbindung mit dunklen Oberflaumlchen Zum Beispiel werden

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Abbildung 1 Negativbeispiel zur Farbkombination Rot-Weiszlig

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Radwege haumlufig im Kontrast zu Gehwegen rot markiert um die Bereiche visuell voneinander abzugrenzen Dies hilft der visuellen Absicherung von Bewegungsflaumlchen zu wenig Wenn beide Farben aumlhnlich dunkel wahrgenommen werden nuumltzt die der Farbe Rot zugesprochene Signalwirkung nicht zur Unterscheidung beider Verkehrsflaumlchen Daher sind Kollisionen zwischen Radfahrern und sehbehinderten Fuszliggaumlngern weiterhin haumlufig Eine Signalfarbe unterstuumltzt Kontrastwirkungen nur bei dem Menschen der Farben fuumlr gewoumlhnlich gut differenzieren kann dem bestimmte Farben und Farbkombinationen als Signalfarben bekannt sind und auch nur dann wenn die Lichtbedingungen die Unterscheidung von Farben zulassen

312 Die Leuchtdichte und andere Lichtmaszlige

Die physikalische Groumlszlige die die Helligkeit eines Objekts beschreibt die der Mensch wahrnimmt ist die Leuchtdichte (Maszligeinheit cdmsup2 Candela pro Quadratmeter) Neben der Lichtstaumlrke der Leuchtquelle der Beleuchtungsstaumlrke auf dem Objekt und dem Einstrahlwinkel des Lichts im Verhaumlltnis zum Betrachter haumlngt die Houmlhe der Leuchtdichte entscheidend vom Reflexionsgrad der angestrahlten Flaumlche ab Abbildung 1 verdeutlicht die Zusammenhaumlnge der einzelnen Fachbegriffe Das Licht trifft mit einer gewissen Lichtstaumlrke (Maszligeinheit Candela cd) auf ein Objekt Auf dessen Oberflaumlche wird dadurch eine bestimmte Beleuchtungsstaumlrke (Maszligeinheit Lux lx) erzielt Die Oberflaumlche des Objekts hat durch eine eher raue oder eher glatte Beschaffenheit und durch die Materialzusammensetzung an dessen Oberflaumlche einen bestimmten Reflexionsgrad (Maszligeinheit griechisch rho ρ) Erst die aus all dem resultierende Leuchtdichte des Objekts die beim Betrachter ankommt gibt Auskunft daruumlber wie hell oder dunkel das Objekt wahrgenommen wird

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Gluumlcklicherweise folgt die visuelle Wahrnehmung der lichttechnischen Leuchtdichte nicht linear Auge und visuelle Informationsverarbeitung des Menschen versuchen Leuchtdichteextreme auszugleichen nehmen Farben zu Hilfe und fuumlllen Informationsluumlcken aus dem Sinn dessen auf was Menschen gerade erwarten wahrzu-nehmen

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313 Der Leuchtdichtekontrast

Der Leuchtdichtekontrast k bezeichnet den Unterschied der Helligkeit zweier Flaumlchen zueinander Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts zweier angrenzender Flaumlchen oder von einem Objekt zu seinem Hintergrund werden Leuchtdichten der einzelnen Materialien gemessen Aus den Ergebnissen wird der Leuchtdichtekontrast gemaumlszlig DIN 32975 nach folgender Definition ermittelt (Michelson-Formel)

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k= (L1 ndash L2) (L1 + L2)

L1 steht fuumlr die Leuchtdichte der ersten Flaumlche L2 steht fuumlr die Leuchtdichte der zweiten Flaumlche Ergebnisse zum Leuchtdichtekontrast k erreichen nach dieser Formel Werte zwischen 0 und 1 Der besseren Lesbarkeit wegen wird im Folgenden der Leuchtdichtekontrast k nur noch bdquoKontrastldquo genannt

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Abbildung 2 Grafische Darstellung zur Entstehung der Leuchtdichte

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314 Auswirkungen unguumlnstiger Lichtverhaumlltnisse

Bei insgesamt unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen wie etwa durch Nebel in der Daumlmmerung oder bei unzureichender Beleuchtung kommt dem Leuchtdichtekontrast eine weitere wesentliche Bedeutung zu da die Leistungsfaumlhigkeit des Auges dann abnimmt Die Makula als Ort des schaumlrfsten Sehens im Zentrum der Netzhaut kann unter diesen Bedingungen ausfallen Was dem Sehen weiterhin zur Verfuumlgung steht ist die Peripherie der Netzhaut Das Farbsehen und die Sehleistung nehmen jedoch zur Peripherie der Netzhaut immer mehr ab Das Farbsignal faumlllt in aumluszligeren Bereichen der Netzhaut voumlllig aus und wird allein durch das Helligkeitssignal ersetzt Ein hoher Leuchtdichtekontrast traumlgt also besonders bei unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen erheblich dazu bei wichtige Objekte wahrnehmen zu koumlnnen

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315 Auswirkungen von Beleuchtungsstaumlrken

Planer und Praktiker fragen haumlufig nach Beleuchtungsstaumlrken mit denen ausreichende Leuchtdichtekontraste erzielt werden koumlnnen bdquoWie viel Luxldquo wird immer gefragt Allerdings geht es nicht um Lux das von Leuchtmitteln erzeugt wird sondern um die Leuchtdichte die vom Objekt erzeugt wird Mit Aumlnderung der Beleuchtungsstaumlrke ndash sofern die Oberflaumlchenbeschaffenheit des Materials und der Einstrahlwinkel des Lichts gleich bleiben ndash aumlndern sich die Leuchtdichten beider Flaumlchen jedoch im gleichen Verhaumlltnis zueinander sodass der Leuchtdichtekontrast immer uumlber alle Beleuchtungs-staumlrken hinweg konstant bleibt Grundsaumltzlich ist daher auf die Frage nach geeigneten Beleuchtungsstaumlrken fuumlr einen ausreichenden Leuchtdichtekontrast keine Antwort moumlglich Die Messung der Leuchtdichte einer einzelnen Flaumlche kommt zwar bei verschiedenen Beleuchtungsstaumlrken zu unterschiedlichen Ergebnissen Zur Ermittlung des Kontrasts muumlssen jedoch immer zwei angrenzende Flaumlchen in Bezug auf ihren Helligkeitsunterschied zu einander ndash unter der gleichen Beleuchtungsstaumlrke ndash betrachtet werden Daher ist

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die Anfrage der Planer und Praktiker nach sehbehindertengerechten Beleuchtungsstaumlrken wenn es um Leuchtdichtekontraste geht nicht zielfuumlhrend Da der Leuchtdichtekontrast einer Materialkombination durch unterschiedliche Beleuchtungsstaumlrken nicht veraumlndert werden kann Allerdings gibt es einen komfortablen Bereich der Leuchtdichte einer Umgebung der je nach Zweck zwischen 100 und 500 cdmsup2 liegt

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Einen Sonderfall in Bezug auf die Relevanz der Beleuchtungsstaumlrke bilden selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen Naumlheres dazu ist Kapitel 46 zu entnehmen

32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten

321 Die kontinuierliche Informationskette

Eine kontinuierliche Kette von Informationen ist die Grundvoraussetzung fuumlr sichere Mobilitaumlt und fuumlr die korrekte Orientierung im oumlffentlichen Raum Zur Kontinuitaumlt einer Informationskette auf dem Weg von A nach B gehoumlren die Durchgaumlngigkeit des Designs der Bezeichnungen und der Anbringungsstellen sowie die analoge Kennzeichnung des Ruumlckwegs durch Elemente die Informationen beinhalten Auch der Planer von Kontrasten muss dies bei der Gestaltung von Markierungen Wegweisern Bodenindikatoren etc beruumlcksichtigen Das System muss auch tolerant gegenuumlber Fehlern des Nutzers sein Einmal falsch eingeschlagene Wege oder Vorlieben fuumlr bestimmte Wege duumlrfen individuell nicht dazu fuumlhren dass der Nutzer ploumltzlich orientierungslos und damit hilflos wird Die Durchgaumlngigkeit von Kontrasten ist daher dringend angeraten

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322 Uumlbergangsbereiche im Fokus

Die Guumlte von Informationen durch Kontraste offenbart sich insbesondere in Uumlbergangsbereichen Als Uumlbergangsbereiche werden Orte bezeichnet in denen Niveauunterschiede bewaumlltigt werden

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muumlssen wie zum Beispiel bei Rampen Treppen und Aufzuumlgen oder wo Raumwechsel stattfinden wie bei Ein- und Ausgaumlngen von Gebaumluden bei Uumlbergaumlngen von Hallen in Flure bei Zimmerwechseln etc Denn an all diesen Orten veraumlndern sich Struktur und Regeln der bisherigen Fortbewegung des Nutzers Dadurch sind Uumlbergangsbereiche fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen potentielle Gefahrenbereiche wenn sie nicht durch ausreichende Kontraste gekennzeichnet sind

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Ein bdquoZuvielldquo an Information durch zu viele unterschiedliche Kontraste fuumlhrt jedoch leicht zu Unuumlbersichtlichkeit und Uumlberfrachtung Um beidem gerecht zu werden sollte der Fokus der Kontrastplanung vor allem auf der Durchgaumlngigkeit von Kontrasten und insbesondere auf Uumlbergangsbereichen liegen

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323 Komfortable Kontraste und DIN-Vorgaben

Als komfortabel wird generell ein Kontrast von 04 bis 06 beurteilt Kontraste von weniger als k = 028 und mehr als k = 083 koumlnnen bei sehbehinderten Menschen die Wahrnehmungssicherheit beeintraumlchtigen Geringe Kontraste koumlnnen als verwaschen sehr hohe Kontraste koumlnnen als Blendung empfunden werden

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Die DIN 32975 gibt fuumlr unterschiedliche Anwendungsbereiche unterschiedliche Leuchtdichtekontraste zur Einhaltung vor Jeweils geforderte Kontraste sind den Kapiteln 4 und 5 die auf unterschiedliche Anwendungsbereiche eingehen zu entnehmen

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33 Die Pruumlfung von KontrastenKontrastloumlsungen fuumlr groszlige Gebaumludekomplexe Auszligenanlagen oder Verkehrswege resultieren idealerweise aus spezifischen wahrnehmungspsychologischen Beurteilungen um den Einsatz von Kontrasten zur Orientierung zur Vermeidung von Gefahren und zur Erhoumlhung des Komforts zu pruumlfen und zu planen Befragungen und Beobachtungen von moumlglichst groszligen Nutzergruppen sind dabei

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ebenso dienlich wie die experimentelle Pruumlfung typischer Informationselemente mit diesen Zielgruppen Von der Befragung einzelner sehbehinderter Menschen ist eher abzusehen da Arten von Sehbehinderungen und ihre jeweiligen Auswirkungen stark variieren Vielmehr sind wissenschaftliche Studien zum Thema zu beruumlcksichtigen Einzelne Kontraste sind mit Leuchtdichtekameras objektiv messbar Im Folgenden wird ein Messverfahren vorgestellt dessen Anwendung die Normen der DIN zur Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten auch vorsehen Andere Methoden werden vergleichend beurteilt

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331 Kontrastpruumlfungen nach DIN

Kontraste von Materialkombinationen muumlssen nach DIN 32975 messtechnisch uumlberpruumlft bzw entsprechend vorgegebener Regelungen nachgewiesen werden Zur Ermittlung des Kontrasts wird die Messung der Leuchtdichtefaktoren nach DIN 5036-3 angegeben die spezielle Messgeometrien vorgibt

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332 Standardisierte Leuchtdichtemessungen im Labor

Die Messung der Leuchtdichten soll bei diffuser Beleuchtung mit der Lichtart die in der Anwendung vorgesehen ist mindestens unter dem Messwinkel 0deg (senkrecht zur Oberflaumlche) und gegebenenfalls zusaumltzlich unter praxisrelevanten Beobachtungswinkeln erfolgen Die Beobachtungswinkel haben insbesondere Einfluss auf Leuchtdichten von Materialien deren Oberflaumlche profiliert ist oder die unterschiedliche Glanzanteile beinhalten Mit der Veraumlnderung des Beobachtungswinkels aumlndern sich die Reflexionsgrade Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts von Bodenindikatoren gilt nach DIN 32984 dass mindestens eine Flaumlche von 4 cm x 4 cm gemessen werden muss um profilierte Oberflaumlchen auch ausreichend erfassen zu koumlnnen Dabei werden auch ausreichend groszlige Flaumlchen erfasst deren Materialzusammensetzung Unregelmaumlszligigkeiten in der Helligkeit aufweist wie zum Beispiel helle und dunkle Anteile

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auf Granitsteinen oder in Materialmischungen Auch Einsprenkel- ungen von Oberflaumlchen mit Glanzanteilen oder Leucht- und Perlfarben mit Glanzeinschluumlssen koumlnnen so beruumlcksichtigt werden Um die Messungen reproduzieren zu koumlnnen und auch die vorgesehene Nutzung im Auszligen- oder Innenbereich zu beruumlcksichtigen sind die Messungen unter Normlichtart A oder D65 durchzufuumlhren Normlichtart A entspricht in etwa Gluumlhlampenbedingungen Normlichtart D65 entspricht Tageslichtbedingungen Eine Kontrastermittlung zwischen Oberflaumlchen die bei unterschiedlichen Lichtarten gemessen wurden ist nicht zulaumlssig Nach DIN kann der Leuchtdichtekontrast durch die direkte Messung von Leuchtdichten oder alternativ durch die Bestimmung von Reflexionsgraden rechnerisch ermittelt werden Soviel zur Messung von Leuchtdichten unter standardisierten Bedingungen in Lichtlaboren Doch was wenn die interes-sierende Materialkombination bereits verbaut wurde und einzelne Materialmuster nicht entnommen werden koumlnnen wie etwa bei denkmalgeschuumltzten Gebaumluden und Anlagen Kapitel 333 gibt Auskunft dazu

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333 Nutzungstypische Leuchtdichtemessungen im Bestand

Die nach DIN 5036-3 geforderten Beleuchtungsbedingungen waumlhrend der Messungen sind im Bestand weder im Auszligenbereich noch im Innenbereich des oumlffentlichen Raumes realisierbar Die Beleuch-tung ist meist nicht diffus sondern weist zumindest Anteile von gerichtetem Licht durch Beleuchtungseinrichtungen oder Lichtspiegelungen der Umgebung auf Aber auch bereits verbaute Materialien sind deswegen von einer Kontrastpruumlfung nicht ausgeschlossen Die Messgeometrie ist dann nutzungstypisch anzupassen und zwar bei einem dennoch hohen Maszlig an Sicherheit und Reproduzierbarkeit der Daten Da die Beleuchtungssituation durch Tageslicht Schwankungen unterliegt wird innerhalb von Gebaumluden nach Moumlglichkeit nach Sonnenuntergang bei nutzungstypischer Beleuchtung gemessen Sollen Messungen im Auszligenbereich durchgefuumlhrt

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werden und befindet sich die Hauptnutzungszeit des Bereichs im Tageslicht so duumlrfen Messungen ausschlieszliglich bei gutem Wetter durchgefuumlhrt werden Annehmbar konstante Beleuchtung durch Tageslicht ergibt sich bei Sonnenschein mit ansonsten wolkenlosem Himmel

334 Methoden zur Schaumltzung von Leuchtdichten

Verschiedentlich wird in der Praxis eine Methode verwendet die vage Einschaumltzungen des Leuchtdichtekontrasts anhand von schwarz-weiszligen Abbildungen von Materialkombinationen vornimmt Dazu werden Fotos von Materialproben in Grautoumlnen aus-gedruckt am Computer die Visualisierung von farbigen Bildern auf Graustufen umgestellt oder Digitalkameras auf schwarz-weiszlig umgestellt Solche Abbildungen sind jedoch stark von der Charakteristik der Geraumlte abhaumlngig und weisen Oberflaumlchen nur als unterschiedlich in ihrer Intensitaumlt von Grautoumlnen aus Zuvor deutliche Kon-tras-te koumlnnen verschwinden Wenn sich auf diesen Darstellungen auf Displays oder Papier zwei Oberflaumlchen erkennbar voneinander abheben so die Befuumlrworter dieser Methode soll davon ausgegangen werden duumlrfen dass der Leuchtdichtekontrast ausreichend sei

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Diese Methode kann fachlich gesehen als allenfalls behelfsmaumlszligig beurteilt werden um einen ersten eher allgemeinen Eindruck von Leuchtdichtekontrasten zu bekommen Tatsaumlchliche Kontrastwerte lassen sich so weder ermitteln oder dahingehend uumlberpruumlfen ob sie bestimmten Anforderungen einer barrierefreien Gestaltung genuumlgen Da es sich um keine Messmethode handelt erhaumllt man auch keine Zahlenwerte Zudem geben Monitore und Kopien urspruumlng-liche Helligkeiten von Originaloberflaumlchen meist verfaumllscht wieder und sind leicht manipulierbar In Vor-Ort-Terminen mit Planern und Praktikern kann diese Methode jedoch anschaulich zum ersten Erkenntnisgewinn beitragen dass es in der sehbehindertengerechten Gestaltung weniger um Farbkontraste sondern vielmehr um Helligkeitsunterschiede von Objekten geht

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Eine andere Methode zur Pruumlfung von Kontrasten sieht die Nutzung von Farbkarten Farbfaumlchern oder digitalen Farbwerken vor Erlaumlutert sei dies am Beispiel von RAL-Farbkarten Als RAL-Farbe werden Normfarben bezeichnet die die RAL GmbH vertreibt Jeder Farbe ist eine Nummernbezeichnung zugeordnet Die Kontrastwerte zweier Materialien werden aus Hellbezugswerten und Umrechnungstabellen erschlossen Das groumlszligte Fehlerpotential wird bei dieser Methode in der eindeutigen Zuordnung von Materialoberflaumlchen zu entsprechenden Farbmustern gesehen Insbesondere Wand- und Bodenbelaumlge lassen sich oft nicht eindeutig zuordnen da deren Oberflaumlchen Zusammensetzungen zeigen die Hell- und Dunkelanteile mischen wie etwa Granit Sandstein Rauputz oder gemusterte Flaumlchen usw Der Vorteil der Normierung der Kartennummern soll darin bestehen dass Kunden und Lieferanten nur RAL-Nummern und nicht Materialmuster austauschen In den vorangegangenen Abschnitten wird deutlich dass die Messung des definierten Materials jedoch unumgaumlnglich ist da dessen Oberflaumlchenbeschaffenheit erhebliche Aus-wirkungen auf Kontraste hat Dies sowohl in Bezug auf Oberflaumlchenstrukturen als auch in Bezug auf die Materialzusammensetzung die sich an der Oberflaumlche offenbart Die Farbkarten-Methode versucht diesem Problem damit zu begegnen dass generell eine Fehler

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- toleranz von 01 bis 015 Kontrastwerten einkalkuliert werden soll und dass glaumlnzende Farben fuumlr die barrierefreie Gestaltung wegen moumlglicher Spiegelungen nicht in Frage kommen Zur empfohlenen Fehlertoleranz ist anzumerken dass wegen der Abnutzung von Materialien geforderte Kontraste im Neuzustand der Materialien ohnehin deutlich uumlberschritten werden sollten (weitere Informationen dazu siehe Kapitel 64) Eine zusaumltzliche Anhebung geforderter Werte durch die Verwendung einer Pruumlfmethode die zusaumltzliche Fehlertoleranzen erforderlich macht duumlrfte daher problematisch sein Dies schraumlnkt die Palette einsetzbarer Materialien unnoumltig weiter ein Der Einsatz glaumlnzender Materialien ist bei Neubauten we

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gen moumlglicher Blendwirkungen und Spiegelungen auch nach DIN 32975 zu vermeiden Jedoch werden vorliegend auch alle Materialien die Glanzanteile oder unterschiedliche Einschluumlsse haben von einer Kontrastpruumlfung methodisch ausgeschlossen was unnoumltig ist (siehe dazu Kapitel 332)

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335 Fazit zur Kontrastpruumlfung durch die Selbsthilfe

Insgesamt ist die Kontrastpruumlfung durch Farbsysteme oder SchwarzWeiszlig-Abbildungen als nur eingeschraumlnkt nuumltzlich weil zu ungenau anzusehen Zumal beide Methoden keine eindeutig reproduzierbaren Messungen darstellen sondern eine Schaumltzung per Inaugenscheinnahme bleiben muumlssen Am sichersten erscheint die direkte und objektive Messung der Leuchtdichten von Kontrastflaumlchen mit festgelegten Messgeometrien und plausiblen Methoden Die Notwendigkeit zur gewissenhaften Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten durch insbesondere nutzungstypische Messungen wird auch in einer Vergleichsstudie uumlber Messmethoden von Joos et al im Auftrag des schweizerischen Bundesamtes fuumlr Verkehr (2012) wie folgt befuumlrwortet bdquoKontrast von Objekten im oumlffentlichen Raum kann nur mit speziellen Leuchtdichtenkameras mit einer genuumlgenden Genauigkeit und vernuumlnftigem personellem und zeitlichem Aufwand bestimmt werdenldquo

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Die vorliegende Broschuumlre versucht aktive Mitglieder der Selbsthilfe zu befaumlhigen sich fuumlr die Pruumlfung und Einhaltung von Kontrasten argumentativ erfolgreich einzusetzen Die erforderlichen Leuchtdichtemessungen an sich sollten nach wie vor von erfahrenen Pruumlfern aus Betrieben und Institutionen durchgefuumlhrt werden die diese Messungen fachgerecht und taumlglich im Auftrag von Materialherstellern Planern Verbaumlnden Kommunen Bund und Laumlndern durchfuumlhren Zur Beurteilung diesbezuumlglich entstehender Kosten sei auf Kapitel 63 verwiesen

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Ein Groszligteil der Informationen im oumlffentlichen Raum die der Orientierung und der Absicherung vor Gefahren dienen wird uumlber Zei-chen Schriften und Piktogramme vermittelt Kontrastwerte die der Auffindbarkeit und Leserlichkeit dienen sollen houmlher als andere sein Nach DIN 32975 gilt dass ein Leuchtdichtekontrast von mindestens 07 und bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen von mindestens 08 einzuhalten ist

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41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit

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Die Auffindbarkeit der Information durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis des gesamten Informationstraumlgers zu seinem Hintergrund Sind zum Beispiel die Grundfarbe einer Toilettenbeschilderung wie auch die umgebende Wand aumlhnlich hell unterscheidet sich die Leuchtdichte nur minimal durch unterschiedliche Reflexionseigenschaften der Materialoberflaumlchen Abbildung 3 zeigt dies Es entstehen zu geringe Kontraste was die Auffindbarkeit des Informationstraumlgers erschwert Abhilfe schafft die kontrastreiche Umrahmung des Schildes oder die kontrastreiche Gestaltung des Schildhintergrundes zur Wand

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4 Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften und Piktogrammen

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Die Leserlichkeit durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis der Zeichen Schriften und Piktogramme zu direkt angrenzenden Flaumlchen Diese Flaumlchen koumlnnen Schildhintergruumlnde sein wie Abbildung 4 die ein Piktogramm als Kennzeichnung einer Herrentoilette zeigt Der relevante Leuchtdichtekontrast entsteht zwischen dem schwarzen Maumlnnchen und der Oberflaumlche des Traumlgermaterials einer Edelstahlplatte

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Falls Zeichen direkt also ohne Traumlgermaterial verwendet werden bilden umgebende Waumlnde angrenzende Gegenstaumlnde und perspektivisch bedingte Umgebungen die angrenzenden Flaumlchen Abbildung 5 die eine Etagennummer auf einer Wand und Abbildung 6 die Piktogramme als Markierung einer Glasflaumlche darstellen zeigen solche direkten Umgebungsflaumlchen von Zeichen

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Abbildung 3 Negativbeispiel ndash helles Toilettenschild auf heller Wand

Abbildung 4 Positivbeispiel ndash dunkles Piktogramm auf hellem Untergrund

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Bei der Etagennummerierung ist die Umgebungsflaumlche eine hell gestrichene Rauputzwand bei den Markierungen auf Glas bildet der Hintergrund in der vorliegenden Perspektive ein Bodenbelag die Umgebungsflaumlche zur Kontrastermittlung

42 Durchsichtige InformationstraumlgerAls besonders unguumlnstig erweisen sich helle Schriften auf Glas bei ebenfalls hellem Hintergrund Abbildung 7 zeigt die Gebaumludebezeichnung eines Finanzamtes durch silbrig-weiszlige Klebebuchstaben die oberhalb der Eingangstuumlr auf dem Sicherheitsglas eines Oberlichts angebracht sind Durch die angrenzende Flaumlche die aus nutzungstypischer Perspektive aus einer weiszligen Decke besteht sind die Buchstaben der oberen Reihe fast gar nicht in den unteren Reihen nur mit Muumlhe erkennbar da der Kontrast zwischen Buchstaben und Decke zu gering ist

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Abbildung 5 Zahl mit Wand als Umgebungsflaumlche

Abbildung 6 Piktogramme mit Boden als Umgebungsflaumlche bei Pers-pektive durch eine Glastuumlr hindurch

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Abhilfe koumlnnte vorliegend eine wesentlich dunklere Deckengestaltung dunklere Schriften oder die Hinterlegung der hellen Schrift mit dunkler Folie schaffen Abbildung 8 zeigt ein Ausstellungsex- ponat Abbildung 9 zeigt was sich dem Betrachter bei Annaumlherung offenbart Jede der 4 Seiten ist aus Glas und mit heller Schrift uumlberzogen die Informationen uumlber das Exponat beinhalten Der Boden als angrenzende Flaumlche zur Schrift aus der Betrachterperspektive ist durch mittelhelle Granitsteine marmoriert und bildet keinen ausreichenden Kontrast zur Schrift sodass diese kaum vom Boden zu unterscheiden ist Hinzu kommt dass sich da alle Glasauszligenflaumlchen des Exponats beschriftet sind die Schriften perspektivisch uumlberlagern und so das Lesen der Information endguumlltig verhindern

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Abbildung 7 Negativbeispiel ndash helle Schrift auf Glas mit hellem Hintergrund

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Die Hinterlegung der Schriften mit dunklen Folien wuumlrde das Exponat optisch zerstoumlren da das Innenleben nicht mehr zu sehen waumlre Dunkle Schriftzeichen wuumlrden auch nicht zum Ziel fuumlhren da das Problem sich uumlberlagernder Schriften weiterhin bestuumlnde Abhilfe bestuumlnde in der Uumlbertragung der Information auf ein zusaumltzliches Schild mit ausreichendem Hintergrundkontrast

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43 Unuumlberlegte Verzierungen und FarbigkeitenBilder oder Farbverlaumlufe als Hintergrund sind grundsaumltzlich zu vermeiden da sie den Leuchtdichtekontrast von Schriften zumindest punktuell schmaumllern Abbildung 10 zeigt ein an sich kontrastreich gestaltetes Gebaumludeschild Durch die teilweise Hinterlegung des Textes mit einem Schmucksiegel wird der Kontrast einzelner Worte zum Schildhintergrund unterbrochen und deutlich verringert Abhilfe koumlnnte die Verkleinerung des Siegels schaffen sodass Schriften damit nicht mehr hinterlegt sind Die Schildgroumlszlige bietet Platz um das Siegel separat zu setzen

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Abbildung 8 Beispiel Exponat- einhausung aus Glasflaumlchen mit Edelstahlrahmen

Abbildung 9 Negativbeispiel ndash uumlberlagernde Schriften auf Glas mit hellem Hintergrund

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Informationsbroschuumlren und Plakate werden meist aufwaumlndig gestaltet Viele verschiedene Farben kommen zum Einsatz um auf differenzierte Inhalte hinzuweisen Dabei tritt die Differenzierung durch Leuchtdichtekontraste haumlufig in den Hintergrund So kann es sein dass Informationen die gar keine hohe Relevanz haben durch starke Helligkeitskontraste zum Hintergrund visuell hervorgehoben werden und Wichtiges trotz vermeintlich auffaumllliger Farbgestaltung wegen zu geringer Leuchtdichtekontraste unbeachtet bleibt

44 Blendung und Schatten ndash boumlse GeisterKapitel 315 erlaumlutert dass zur sehbehindertengerechten Gestaltung keine Pauschalvorgaben zu Beleuchtungsstaumlrken moumlglich sind Vielmehr ist eine in der jeweiligen Situation vor Ort angemessene Beleuchtung notwendig Selbst wenn Kontraste messtechnisch nachweisbar sind kann es sein dass diese durch zu geringe oder zu starke Beleuchtung fuumlr das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind Zu geringe Beleuchtung liegt beispielsweise bei Schattenbildung vor zu starke Beleuchtung kann zu Blendung durch Reflexionen des Lichts fuumlhren Letzteres kann auch durch direkte Sonneneinstrahlung geschehen Abbildungen 11 und 12 zeigen ein von der Decke herabhaumlngendes Schild das an einer der Sonne abgewandten Gebaumludeseite befestigt ist und auf einen Haupteingang

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Abbildung 10 Negativbeispiel ndash Schrift auf Hintergrund mit Hinter-legung

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hinweist Der Kontrast zwischen Buchstaben und Schildhintergrund ist ausreichend sodass einzelne Buchstaben gut erkennbar sind Ein identisches Schild ist an einer der Sonne zugewandten Gebaumlude-seite angebracht Die Buchstaben werden von der direkten Sonnen-einstrahlung teilweise uumlberblendet und sind daher nicht mehr lesbar

Abhilfe koumlnnte die Versetzung des Schildes nach hinten schaffen Eine gleichmaumlszligige Abschattung des gesamten Schildes wuumlrde so durch die Decke hergestellt und Kontraste blieben wahrnehmbar Alternativ muumlsste die Oberflaumlche des Informationstraumlgers weniger glatt sein sodass eine Blendung wegen geringerer Spiegelung des Lichts an der Materialoberflaumlche vermindert ist Auch Abschattflaumlchen aus lichtundurchlaumlssigem Material die direkt an der Schildoberkante befestigt wuumlrden koumlnnten auf dem Schild fuumlr einheitliche Lichtverhaumlltnisse zu sorgen

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Auf Informationstraumlgern die Abdeckungen oder Sichtscheiben aufweisen wie Aushanginformationskaumlsten mit Glas- oder Plexiglasscheiben koumlnnen ebenfalls unerwuumlnschte Reflexionen entstehen Diese sind durch entspiegelte Materialien zu umgehen Der Kontrast an Sichtscheiben von Automaten sollte einstellbar sein

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Abbildung 13 zeigt den Ausschnitt eines Lageplans von Bus- und Hauptbahnhof Durch eine nicht entspiegelte Abdeckung des Aushangplans entstehen bei normalem Tageslicht starke Spiegelungen

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Abbildung 11 Beispiel ndash Schild im Schatten

Abbildung 12 Negativbeispiel ndash Schild mit Sonneneinstrahlung

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die Gleisbezeichnungen der Bahn unlesbar machen Abbildung 14 zeigt das gleiche Problem einer Oumlffnungszeiteninformation einer Bibliothek Durch die Anbringung der an sich kontrastreich gestalteten Textinformation an der Innenseite einer Glaswand spiegeln sich voruumlbergehende Menschen und die oumlrtliche Umgebung aus dem Ruumlcken des Betrachters Die Schriften wirken verwaschen da Kontraste durch wechselnde Umgebungsverhaumlltnisse mal schwaumlcher und mal staumlrker sind

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Abbildungen 15 und 16 zeigen Ausschnitte eines Lageplans der im Auszligenbereich einer Grundschule aufgestellt ist und ohne Ab- deckungen auskommt Trotz Sonneneinstrahlung werden Kontraste nicht beeintraumlchtigt da die Oberflaumlche mattiert ist Leider ist in der Legende zum Plan der Schrifthintergrund teils nicht ausreichend kontrastreich gestaltet Einzelne Gebaumludebereiche sind auf dem Plan durch eingrenzende stark kontrastierende Zeichnung gut unterscheidbar aber die zugehoumlrige Benennung der Gebaumlude ist wegen geringer Kontraste nur fuumlr manche Gebaumlude leserlich

Grundsaumltzlich sind Aushanginformationen mit Orientierungs- oder Entscheidungsfunktion selbst hinreichend zu beleuchten um Kont-

Abbildung 13 Negativbeispiel ndash Blendung auf Glasabdeckung durch Sonnenlicht

Abbildung 14 Negativbeispiel ndash Umgebungsreflexion bei Information hinter Glas

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raste wahrnehmen zu koumlnnen um bei Annaumlherung an die Information keine Schattenbildung zu verursachen Eine gerichtete Beleuchtung ist nach DIN 32975 entweder von unten von oben oder von hinten vorzusehen

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Auch offensichtlich fuumlr sehbehinderte Menschen gestaltete Objekte koumlnnen problematisch sein Abbildung 17 zeigt ein Toilettenschild das neben Buchstaben auch Brailleschrift beinhaltet Die Buchstaben sind erhaben auf einer farblosen Plexiglasscheibe aufgebracht die wiederum auf Abstand zur Wand montiert ist Die Buchstaben werfen daher einen Schatten an die Wand und schmaumllern so den ansonsten tadellosen Kontrast der dunklen Buchstaben zur hellen Wand unnoumltig

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Abbildung 15 Positivbeispiel ndash Lageplan ohne Abdeckung

Abbildung 16 Negativbeispiel ndash ungenuumlgender Kontrast der Legende zum Lageplan

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45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern

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Wenn Papier als Traumlgermaterial fuumlr Informationen verwendet wird zum Beispiel bei Faltplaumlnen ist zusaumltzliche die Papierstaumlrke wichtig um Kontraste zu erhalten Bei beidseitig bedrucktem Papier duumlrfen Informationen der Ruumlckseite auf der Vorderseite nicht durchscheinen Sie verringern als angrenzende Flaumlche zu den Schriften den Leuchtdichtekontrast unnoumltig Eine Mindestpapierstaumlrke von 100 Gramm pro Quadratmeter ist daher einzuhalten

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Da gerade Aushanginformationen haumlufigen Aumlnderungen unterliegen werden die Informationen meist als kostenguumlnstige Variante ebenfalls auf Papier gedruckt Glanzoberflaumlchen auf Papier haben unerwuumlnschte Blendwirkungen insbesondere bei Tageslicht was die Kontraste von Schriften zu ihrem Hintergrund deutlich beeintraumlchtigt

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Infopost oder haumlufig wiederkehrende Mitteilungen werden aus Kostengruumlnden oder aus Gruumlnden des Umweltschutzes oft auf Papier mit hohen Grau-Anteilen und starken Rauigkeiten der Papieroberflaumlchen gedruckt Diese haben im Vergleich zu reinweiszligem also sehr hellem Papier eine kontrastmindernde Wirkung auf die Leserlichkeit von Schriften und sollten vermieden werden Der Effekt des Papiers

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Abbildung 17 Negativbeispiel ndash Schattenbildung durch Reliefbuchstaben auf Plexiglas

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auf den Kontrast zur Schrift ist der gleiche wie der negative Effekt von farbig hinterlegten Texten

46 Schriften aus Licht ndash VorsichtInformationen durch hinterleuchtete oder selbstleuchtende Anzeigen stellen in Bezug auf Leuchtdichtekontraste Sonderfaumllle dar Anders als bei lichtundurchlaumlssigen Schildern kann es zu Kontrastminderungen in der Anwendung kommen Der Kontrast muss bei diesen Anzeigen die uumlblichen Vorgaben von 07 beziehungsweise 08 bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen ndash in der unguumlnstigeren Bedingung ndash erreichen

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Zum Beispiel ergibt ein heller Leuchtkasten der mit einem lichtundurchlaumlssigen Piktogramm beklebt ist unterschiedliche Leuchtdichten abhaumlngig davon ob er ein- oder ausgeschaltet ist Das lichtundurchlaumlssige Piktogramm veraumlndert seine Leuchtdichte dadurch nicht Der Kontrast errechnet sich aus den angrenzenden Flaumlchen von Piktogramm und Hintergrund Also resultieren durch Ein- und Ausschalten der Beleuchtung unterschiedliche Kontraste Aumlhnlich verhaumllt es sich bei lichtdurchlaumlssigen Zeichen auf Leuchtkaumlsten Dann ist es von der Transparenz der Zeichen und des Hintergrundes abhaumlngig ob sich die Beleuchtungsstaumlrke aus dem Innenraum gleichmaumlszligig auswirkt was direkten Einfluss auf die Leuchtdichten einzelner Flaumlchen hat Bei von innen beleuchteten Anzeigen muss daher immer der geringere Kontrast ausreichend hoch sein

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Kapitel 315 erlaumlutert dass Beleuchtungsstaumlrken der Umgebung keine Auswirkungen auf vorhandene Kontraste haben Auch diesbezuumlglich stellen selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen einen Sonderfall dar Tageslicht oder kuumlnstliche Beleuchtung uumlberlagern die Leuchtdichten und koumlnnen einen kontrastmindernden Einfluss haben Nach DIN 32975 muss die Beleuchtungssituation bei der Beurteilung von selbstleuchtenden oder hinterleuchteten

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Anzeigen mit beruumlcksichtigt werden Ohne Tageslichteinfluss in Innenraumlumen muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 200 Lux mit Tageslichteinfluss und im Freien muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 2000 Lux bestehen Uumlbrigens auch dann wenn Schutzscheiben vor den Anzeigen die zusaumltzliche Reflexionen verursachen koumlnnen verwendet werden

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Bei Wechselanzeigen wie Fahrgastinformationen werden zunehmend elektronische Anzeigen verwendet Eine Vergleichsstudie zur Lesbarkeit dynamischer Informationsanzeigen (Lang et al 2004) ergab unter anderem dass LCD-Anzeigen generell als kontrastreicher als LED-Anzeigen wahrgenommen werden insbesondere bei seitlicher Betrachtung was den haumlufigsten Anwendungsfall darstellen duumlrfte Dieses Ergebnis stellte sich als unabhaumlngig von Alter und Sehleistung der Versuchspersonen dar Auf LED-Anzeigen sollte daher verzichtet werden Foumlrderlich fuumlr Kontraste sind zudem hohe Pixelzahlen

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Laufschriften in elektronischen Anzeigen sind generell auch bei hinreichenden Kontrasten zu vermeiden Das Auge hat in der Regel zu wenig Zeit um sich auf die schnellen Kontrastwechsel an einzelnen Punkten einzustellen um zunaumlchst einzelne Buchstaben und anschlieszligend ganze Worte wahrzunehmen um sie danach noch lesen und verstehen zu koumlnnen

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

i

Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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Auch wurde tiefgreifendes rechtliches Wissen gewuumlnscht rechtliche Moumlglichkeiten und Verpflichtungen der Gemeinden nach Landesbauordnungen freie Veroumlffentlichung der DIN-Vorschriften Entscheidungen der Denkmalpflege Musterbauordnung einheitliche Kennzeichnungen in der EU Auch der Wunsch nach Informationen zur Webseitengestaltung und zu Computereinstellungen in diversen Betriebssystemen und mit verschiedenen Spezialprogrammen war haumlufig Hinweise die die Argumentationsweise der Broschuumlre und Oumlrtlichkeiten betreffen gingen auch ein Vereinbarkeit von Aumlsthetik und Kontrasten unterschiedliche Beeintraumlchtigungen der Sehfaumlhigkeit Erhoumlhung der Selbstaumlndigkeit Wahrnehmung und Orientierung durch Kontraste Probleme durch Beleuchtung Witterung und Verschmutzung Kontraste in Museen Kirchen und in oumlffentlichen Toiletten etc

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23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die BroschuumlreDie vorliegende Broschuumlre erhebt keinen Anspruch darauf Fachliteratur zu allen Anwendungsmoumlglichkeiten zu ersetzen Der Umfang der Broschuumlre war von Beginn an begrenzt Sie beinhaltet daher nur Themen die aufgrund der Befragung dringend erschienen und fuumlhrt wichtige Punkte exemplarisch aus Anwendungsmoumlglichkeiten in Zusammenhang mit Computern uumlber das Generalthema Kontraste hinausgehende sowie rechtliche Themen koumlnnen keine Beachtung finden Jedes einzelne dieser nicht bearbeiteten Themen rechtfertigt eine eigene umfaumlngliche Broschuumlre und ist als dringende Aufforderung fuumlr kuumlnftige Projekte anzusehen Anmerkungen zur Argumentation und Wuumlnsche zu Orten der Kontrastoptimierung wurden weitestgehend beruumlcksichtigt

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3 Welche Kontraste

31 Kontraste nach DIN 32975Die Orientierung im oumlffentlichen Raum durch Kontraste dient der Vermeidung von Gefahren durch eine komfortable Wahrnehmung Daher profitieren nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen von ausreichenden Kontrasten sondern alle Die DIN 32975 - Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur barrierefreien Nutzung (2010) erlaumlutert auf Seite 3

bdquoInformationen aus unserer Umwelt werden uumlberwiegend uumlber

das Auge aufgenommen daher wird ein Groszligteil relevanter

Informationen optisch angeboten Das Sehen bzw die visuel

le Wahrnehmung ist ein komplexer Vorgang und umfasst die

Farbwahrnehmung raumlumliches Sehen Daumlmmerungssehen

Anpassung an wechselnde Helligkeiten Wahrnehmung beweg

ter Sehobjekte usw Die Wahrnehmung einer Information ist

insbesondere abhaumlngig von ihrem Leuchtdichtekontrast ihrer

Beleuchtung ihrem Standort und der Groumlszlige der Informations

elementeldquo

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Kontraste koumlnnen visuell taktil und akustisch wahrgenommen werden Taktile und akustische Kontraste sind nicht Gegenstand dieser Broschuumlre und daher an anderer Stelle nachzulesen Im Folgenden geht es ausschlieszliglich um visuelle Kontraste durch Helligkeitsunterschiede sogenannte Leuchtdichtekontraste

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311 Helligkeitsunterschiede versus Farbunterschiede

Kontraste werden grundsaumltzlich durch Helligkeitsunterschiede erzeugt Nur wenn sich Objekte dadurch von ihrer Umgebung absetzen werden sie wahrgenommen Sehleistungen wie Schaumlrfe Formerkennung oder Lesen sind erst nachgeordnet moumlglich Ob die Farbe eines Objekts als unterschiedlich zu einer anderen empfun

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den wird ist bei der Kontrastwahrnehmung nicht ausschlaggebend sondern kann diese lediglich unterstuumltzen Relevanter ist vielmehr ob sich die Helligkeit einer Oberflaumlche von der Helligkeit einer an-deren Oberflaumlche unterscheidet Auskunft daruumlber kann nur der Leuchtdichtekontrast geben der in Kapitel 313 erlaumlutert wird

Zu Farben sei lediglich hervorgehoben dass Rottoumlne haumlufig und ungeahnt zu Verwirrungen fuumlhren koumlnnen Da Rot generell einen starken Wiedererkennungswert als Signalfarbe hat wird diese Farbe haumlufig eingesetzt um bestimmte Schriften oder Markierungen hervorzuheben Werden helle Rottoumlne in Schriften oder Zeichen als Kontrast auf weiszligem Hintergrund verwendet wird oft vergessen dass trotz der Signalwirkung der Farbe der Leuchtdichtekontrast unter Umstaumlnden sehr gering sein kann und dadurch schlecht wahrnehmbar ist Der in Abbildung 1 dargestellte Boden-Warnhinweis auf kreuzende Straszligenbahnen weist zum Beispiel keinen ausreichenden Kontrast auf und wird daher schlecht wahrgenommen Und dies nicht etwa trotz der Verwendung der Signalfarbenkombination Rot-Weiszlig sondern gerade wegen des unuumlberlegten Umgangs mit dieser Farbkombination zur Markierung von Gefahrenbereichen

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Das gleiche Problem besteht bei der Verwendung dunkler RotToumlne in Verbindung mit dunklen Oberflaumlchen Zum Beispiel werden

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Abbildung 1 Negativbeispiel zur Farbkombination Rot-Weiszlig

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Radwege haumlufig im Kontrast zu Gehwegen rot markiert um die Bereiche visuell voneinander abzugrenzen Dies hilft der visuellen Absicherung von Bewegungsflaumlchen zu wenig Wenn beide Farben aumlhnlich dunkel wahrgenommen werden nuumltzt die der Farbe Rot zugesprochene Signalwirkung nicht zur Unterscheidung beider Verkehrsflaumlchen Daher sind Kollisionen zwischen Radfahrern und sehbehinderten Fuszliggaumlngern weiterhin haumlufig Eine Signalfarbe unterstuumltzt Kontrastwirkungen nur bei dem Menschen der Farben fuumlr gewoumlhnlich gut differenzieren kann dem bestimmte Farben und Farbkombinationen als Signalfarben bekannt sind und auch nur dann wenn die Lichtbedingungen die Unterscheidung von Farben zulassen

312 Die Leuchtdichte und andere Lichtmaszlige

Die physikalische Groumlszlige die die Helligkeit eines Objekts beschreibt die der Mensch wahrnimmt ist die Leuchtdichte (Maszligeinheit cdmsup2 Candela pro Quadratmeter) Neben der Lichtstaumlrke der Leuchtquelle der Beleuchtungsstaumlrke auf dem Objekt und dem Einstrahlwinkel des Lichts im Verhaumlltnis zum Betrachter haumlngt die Houmlhe der Leuchtdichte entscheidend vom Reflexionsgrad der angestrahlten Flaumlche ab Abbildung 1 verdeutlicht die Zusammenhaumlnge der einzelnen Fachbegriffe Das Licht trifft mit einer gewissen Lichtstaumlrke (Maszligeinheit Candela cd) auf ein Objekt Auf dessen Oberflaumlche wird dadurch eine bestimmte Beleuchtungsstaumlrke (Maszligeinheit Lux lx) erzielt Die Oberflaumlche des Objekts hat durch eine eher raue oder eher glatte Beschaffenheit und durch die Materialzusammensetzung an dessen Oberflaumlche einen bestimmten Reflexionsgrad (Maszligeinheit griechisch rho ρ) Erst die aus all dem resultierende Leuchtdichte des Objekts die beim Betrachter ankommt gibt Auskunft daruumlber wie hell oder dunkel das Objekt wahrgenommen wird

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Gluumlcklicherweise folgt die visuelle Wahrnehmung der lichttechnischen Leuchtdichte nicht linear Auge und visuelle Informationsverarbeitung des Menschen versuchen Leuchtdichteextreme auszugleichen nehmen Farben zu Hilfe und fuumlllen Informationsluumlcken aus dem Sinn dessen auf was Menschen gerade erwarten wahrzu-nehmen

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313 Der Leuchtdichtekontrast

Der Leuchtdichtekontrast k bezeichnet den Unterschied der Helligkeit zweier Flaumlchen zueinander Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts zweier angrenzender Flaumlchen oder von einem Objekt zu seinem Hintergrund werden Leuchtdichten der einzelnen Materialien gemessen Aus den Ergebnissen wird der Leuchtdichtekontrast gemaumlszlig DIN 32975 nach folgender Definition ermittelt (Michelson-Formel)

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k= (L1 ndash L2) (L1 + L2)

L1 steht fuumlr die Leuchtdichte der ersten Flaumlche L2 steht fuumlr die Leuchtdichte der zweiten Flaumlche Ergebnisse zum Leuchtdichtekontrast k erreichen nach dieser Formel Werte zwischen 0 und 1 Der besseren Lesbarkeit wegen wird im Folgenden der Leuchtdichtekontrast k nur noch bdquoKontrastldquo genannt

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Abbildung 2 Grafische Darstellung zur Entstehung der Leuchtdichte

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314 Auswirkungen unguumlnstiger Lichtverhaumlltnisse

Bei insgesamt unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen wie etwa durch Nebel in der Daumlmmerung oder bei unzureichender Beleuchtung kommt dem Leuchtdichtekontrast eine weitere wesentliche Bedeutung zu da die Leistungsfaumlhigkeit des Auges dann abnimmt Die Makula als Ort des schaumlrfsten Sehens im Zentrum der Netzhaut kann unter diesen Bedingungen ausfallen Was dem Sehen weiterhin zur Verfuumlgung steht ist die Peripherie der Netzhaut Das Farbsehen und die Sehleistung nehmen jedoch zur Peripherie der Netzhaut immer mehr ab Das Farbsignal faumlllt in aumluszligeren Bereichen der Netzhaut voumlllig aus und wird allein durch das Helligkeitssignal ersetzt Ein hoher Leuchtdichtekontrast traumlgt also besonders bei unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen erheblich dazu bei wichtige Objekte wahrnehmen zu koumlnnen

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315 Auswirkungen von Beleuchtungsstaumlrken

Planer und Praktiker fragen haumlufig nach Beleuchtungsstaumlrken mit denen ausreichende Leuchtdichtekontraste erzielt werden koumlnnen bdquoWie viel Luxldquo wird immer gefragt Allerdings geht es nicht um Lux das von Leuchtmitteln erzeugt wird sondern um die Leuchtdichte die vom Objekt erzeugt wird Mit Aumlnderung der Beleuchtungsstaumlrke ndash sofern die Oberflaumlchenbeschaffenheit des Materials und der Einstrahlwinkel des Lichts gleich bleiben ndash aumlndern sich die Leuchtdichten beider Flaumlchen jedoch im gleichen Verhaumlltnis zueinander sodass der Leuchtdichtekontrast immer uumlber alle Beleuchtungs-staumlrken hinweg konstant bleibt Grundsaumltzlich ist daher auf die Frage nach geeigneten Beleuchtungsstaumlrken fuumlr einen ausreichenden Leuchtdichtekontrast keine Antwort moumlglich Die Messung der Leuchtdichte einer einzelnen Flaumlche kommt zwar bei verschiedenen Beleuchtungsstaumlrken zu unterschiedlichen Ergebnissen Zur Ermittlung des Kontrasts muumlssen jedoch immer zwei angrenzende Flaumlchen in Bezug auf ihren Helligkeitsunterschied zu einander ndash unter der gleichen Beleuchtungsstaumlrke ndash betrachtet werden Daher ist

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die Anfrage der Planer und Praktiker nach sehbehindertengerechten Beleuchtungsstaumlrken wenn es um Leuchtdichtekontraste geht nicht zielfuumlhrend Da der Leuchtdichtekontrast einer Materialkombination durch unterschiedliche Beleuchtungsstaumlrken nicht veraumlndert werden kann Allerdings gibt es einen komfortablen Bereich der Leuchtdichte einer Umgebung der je nach Zweck zwischen 100 und 500 cdmsup2 liegt

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Einen Sonderfall in Bezug auf die Relevanz der Beleuchtungsstaumlrke bilden selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen Naumlheres dazu ist Kapitel 46 zu entnehmen

32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten

321 Die kontinuierliche Informationskette

Eine kontinuierliche Kette von Informationen ist die Grundvoraussetzung fuumlr sichere Mobilitaumlt und fuumlr die korrekte Orientierung im oumlffentlichen Raum Zur Kontinuitaumlt einer Informationskette auf dem Weg von A nach B gehoumlren die Durchgaumlngigkeit des Designs der Bezeichnungen und der Anbringungsstellen sowie die analoge Kennzeichnung des Ruumlckwegs durch Elemente die Informationen beinhalten Auch der Planer von Kontrasten muss dies bei der Gestaltung von Markierungen Wegweisern Bodenindikatoren etc beruumlcksichtigen Das System muss auch tolerant gegenuumlber Fehlern des Nutzers sein Einmal falsch eingeschlagene Wege oder Vorlieben fuumlr bestimmte Wege duumlrfen individuell nicht dazu fuumlhren dass der Nutzer ploumltzlich orientierungslos und damit hilflos wird Die Durchgaumlngigkeit von Kontrasten ist daher dringend angeraten

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322 Uumlbergangsbereiche im Fokus

Die Guumlte von Informationen durch Kontraste offenbart sich insbesondere in Uumlbergangsbereichen Als Uumlbergangsbereiche werden Orte bezeichnet in denen Niveauunterschiede bewaumlltigt werden

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muumlssen wie zum Beispiel bei Rampen Treppen und Aufzuumlgen oder wo Raumwechsel stattfinden wie bei Ein- und Ausgaumlngen von Gebaumluden bei Uumlbergaumlngen von Hallen in Flure bei Zimmerwechseln etc Denn an all diesen Orten veraumlndern sich Struktur und Regeln der bisherigen Fortbewegung des Nutzers Dadurch sind Uumlbergangsbereiche fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen potentielle Gefahrenbereiche wenn sie nicht durch ausreichende Kontraste gekennzeichnet sind

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Ein bdquoZuvielldquo an Information durch zu viele unterschiedliche Kontraste fuumlhrt jedoch leicht zu Unuumlbersichtlichkeit und Uumlberfrachtung Um beidem gerecht zu werden sollte der Fokus der Kontrastplanung vor allem auf der Durchgaumlngigkeit von Kontrasten und insbesondere auf Uumlbergangsbereichen liegen

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323 Komfortable Kontraste und DIN-Vorgaben

Als komfortabel wird generell ein Kontrast von 04 bis 06 beurteilt Kontraste von weniger als k = 028 und mehr als k = 083 koumlnnen bei sehbehinderten Menschen die Wahrnehmungssicherheit beeintraumlchtigen Geringe Kontraste koumlnnen als verwaschen sehr hohe Kontraste koumlnnen als Blendung empfunden werden

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Die DIN 32975 gibt fuumlr unterschiedliche Anwendungsbereiche unterschiedliche Leuchtdichtekontraste zur Einhaltung vor Jeweils geforderte Kontraste sind den Kapiteln 4 und 5 die auf unterschiedliche Anwendungsbereiche eingehen zu entnehmen

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33 Die Pruumlfung von KontrastenKontrastloumlsungen fuumlr groszlige Gebaumludekomplexe Auszligenanlagen oder Verkehrswege resultieren idealerweise aus spezifischen wahrnehmungspsychologischen Beurteilungen um den Einsatz von Kontrasten zur Orientierung zur Vermeidung von Gefahren und zur Erhoumlhung des Komforts zu pruumlfen und zu planen Befragungen und Beobachtungen von moumlglichst groszligen Nutzergruppen sind dabei

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ebenso dienlich wie die experimentelle Pruumlfung typischer Informationselemente mit diesen Zielgruppen Von der Befragung einzelner sehbehinderter Menschen ist eher abzusehen da Arten von Sehbehinderungen und ihre jeweiligen Auswirkungen stark variieren Vielmehr sind wissenschaftliche Studien zum Thema zu beruumlcksichtigen Einzelne Kontraste sind mit Leuchtdichtekameras objektiv messbar Im Folgenden wird ein Messverfahren vorgestellt dessen Anwendung die Normen der DIN zur Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten auch vorsehen Andere Methoden werden vergleichend beurteilt

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331 Kontrastpruumlfungen nach DIN

Kontraste von Materialkombinationen muumlssen nach DIN 32975 messtechnisch uumlberpruumlft bzw entsprechend vorgegebener Regelungen nachgewiesen werden Zur Ermittlung des Kontrasts wird die Messung der Leuchtdichtefaktoren nach DIN 5036-3 angegeben die spezielle Messgeometrien vorgibt

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332 Standardisierte Leuchtdichtemessungen im Labor

Die Messung der Leuchtdichten soll bei diffuser Beleuchtung mit der Lichtart die in der Anwendung vorgesehen ist mindestens unter dem Messwinkel 0deg (senkrecht zur Oberflaumlche) und gegebenenfalls zusaumltzlich unter praxisrelevanten Beobachtungswinkeln erfolgen Die Beobachtungswinkel haben insbesondere Einfluss auf Leuchtdichten von Materialien deren Oberflaumlche profiliert ist oder die unterschiedliche Glanzanteile beinhalten Mit der Veraumlnderung des Beobachtungswinkels aumlndern sich die Reflexionsgrade Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts von Bodenindikatoren gilt nach DIN 32984 dass mindestens eine Flaumlche von 4 cm x 4 cm gemessen werden muss um profilierte Oberflaumlchen auch ausreichend erfassen zu koumlnnen Dabei werden auch ausreichend groszlige Flaumlchen erfasst deren Materialzusammensetzung Unregelmaumlszligigkeiten in der Helligkeit aufweist wie zum Beispiel helle und dunkle Anteile

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auf Granitsteinen oder in Materialmischungen Auch Einsprenkel- ungen von Oberflaumlchen mit Glanzanteilen oder Leucht- und Perlfarben mit Glanzeinschluumlssen koumlnnen so beruumlcksichtigt werden Um die Messungen reproduzieren zu koumlnnen und auch die vorgesehene Nutzung im Auszligen- oder Innenbereich zu beruumlcksichtigen sind die Messungen unter Normlichtart A oder D65 durchzufuumlhren Normlichtart A entspricht in etwa Gluumlhlampenbedingungen Normlichtart D65 entspricht Tageslichtbedingungen Eine Kontrastermittlung zwischen Oberflaumlchen die bei unterschiedlichen Lichtarten gemessen wurden ist nicht zulaumlssig Nach DIN kann der Leuchtdichtekontrast durch die direkte Messung von Leuchtdichten oder alternativ durch die Bestimmung von Reflexionsgraden rechnerisch ermittelt werden Soviel zur Messung von Leuchtdichten unter standardisierten Bedingungen in Lichtlaboren Doch was wenn die interes-sierende Materialkombination bereits verbaut wurde und einzelne Materialmuster nicht entnommen werden koumlnnen wie etwa bei denkmalgeschuumltzten Gebaumluden und Anlagen Kapitel 333 gibt Auskunft dazu

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333 Nutzungstypische Leuchtdichtemessungen im Bestand

Die nach DIN 5036-3 geforderten Beleuchtungsbedingungen waumlhrend der Messungen sind im Bestand weder im Auszligenbereich noch im Innenbereich des oumlffentlichen Raumes realisierbar Die Beleuch-tung ist meist nicht diffus sondern weist zumindest Anteile von gerichtetem Licht durch Beleuchtungseinrichtungen oder Lichtspiegelungen der Umgebung auf Aber auch bereits verbaute Materialien sind deswegen von einer Kontrastpruumlfung nicht ausgeschlossen Die Messgeometrie ist dann nutzungstypisch anzupassen und zwar bei einem dennoch hohen Maszlig an Sicherheit und Reproduzierbarkeit der Daten Da die Beleuchtungssituation durch Tageslicht Schwankungen unterliegt wird innerhalb von Gebaumluden nach Moumlglichkeit nach Sonnenuntergang bei nutzungstypischer Beleuchtung gemessen Sollen Messungen im Auszligenbereich durchgefuumlhrt

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werden und befindet sich die Hauptnutzungszeit des Bereichs im Tageslicht so duumlrfen Messungen ausschlieszliglich bei gutem Wetter durchgefuumlhrt werden Annehmbar konstante Beleuchtung durch Tageslicht ergibt sich bei Sonnenschein mit ansonsten wolkenlosem Himmel

334 Methoden zur Schaumltzung von Leuchtdichten

Verschiedentlich wird in der Praxis eine Methode verwendet die vage Einschaumltzungen des Leuchtdichtekontrasts anhand von schwarz-weiszligen Abbildungen von Materialkombinationen vornimmt Dazu werden Fotos von Materialproben in Grautoumlnen aus-gedruckt am Computer die Visualisierung von farbigen Bildern auf Graustufen umgestellt oder Digitalkameras auf schwarz-weiszlig umgestellt Solche Abbildungen sind jedoch stark von der Charakteristik der Geraumlte abhaumlngig und weisen Oberflaumlchen nur als unterschiedlich in ihrer Intensitaumlt von Grautoumlnen aus Zuvor deutliche Kon-tras-te koumlnnen verschwinden Wenn sich auf diesen Darstellungen auf Displays oder Papier zwei Oberflaumlchen erkennbar voneinander abheben so die Befuumlrworter dieser Methode soll davon ausgegangen werden duumlrfen dass der Leuchtdichtekontrast ausreichend sei

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Diese Methode kann fachlich gesehen als allenfalls behelfsmaumlszligig beurteilt werden um einen ersten eher allgemeinen Eindruck von Leuchtdichtekontrasten zu bekommen Tatsaumlchliche Kontrastwerte lassen sich so weder ermitteln oder dahingehend uumlberpruumlfen ob sie bestimmten Anforderungen einer barrierefreien Gestaltung genuumlgen Da es sich um keine Messmethode handelt erhaumllt man auch keine Zahlenwerte Zudem geben Monitore und Kopien urspruumlng-liche Helligkeiten von Originaloberflaumlchen meist verfaumllscht wieder und sind leicht manipulierbar In Vor-Ort-Terminen mit Planern und Praktikern kann diese Methode jedoch anschaulich zum ersten Erkenntnisgewinn beitragen dass es in der sehbehindertengerechten Gestaltung weniger um Farbkontraste sondern vielmehr um Helligkeitsunterschiede von Objekten geht

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Eine andere Methode zur Pruumlfung von Kontrasten sieht die Nutzung von Farbkarten Farbfaumlchern oder digitalen Farbwerken vor Erlaumlutert sei dies am Beispiel von RAL-Farbkarten Als RAL-Farbe werden Normfarben bezeichnet die die RAL GmbH vertreibt Jeder Farbe ist eine Nummernbezeichnung zugeordnet Die Kontrastwerte zweier Materialien werden aus Hellbezugswerten und Umrechnungstabellen erschlossen Das groumlszligte Fehlerpotential wird bei dieser Methode in der eindeutigen Zuordnung von Materialoberflaumlchen zu entsprechenden Farbmustern gesehen Insbesondere Wand- und Bodenbelaumlge lassen sich oft nicht eindeutig zuordnen da deren Oberflaumlchen Zusammensetzungen zeigen die Hell- und Dunkelanteile mischen wie etwa Granit Sandstein Rauputz oder gemusterte Flaumlchen usw Der Vorteil der Normierung der Kartennummern soll darin bestehen dass Kunden und Lieferanten nur RAL-Nummern und nicht Materialmuster austauschen In den vorangegangenen Abschnitten wird deutlich dass die Messung des definierten Materials jedoch unumgaumlnglich ist da dessen Oberflaumlchenbeschaffenheit erhebliche Aus-wirkungen auf Kontraste hat Dies sowohl in Bezug auf Oberflaumlchenstrukturen als auch in Bezug auf die Materialzusammensetzung die sich an der Oberflaumlche offenbart Die Farbkarten-Methode versucht diesem Problem damit zu begegnen dass generell eine Fehler

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- toleranz von 01 bis 015 Kontrastwerten einkalkuliert werden soll und dass glaumlnzende Farben fuumlr die barrierefreie Gestaltung wegen moumlglicher Spiegelungen nicht in Frage kommen Zur empfohlenen Fehlertoleranz ist anzumerken dass wegen der Abnutzung von Materialien geforderte Kontraste im Neuzustand der Materialien ohnehin deutlich uumlberschritten werden sollten (weitere Informationen dazu siehe Kapitel 64) Eine zusaumltzliche Anhebung geforderter Werte durch die Verwendung einer Pruumlfmethode die zusaumltzliche Fehlertoleranzen erforderlich macht duumlrfte daher problematisch sein Dies schraumlnkt die Palette einsetzbarer Materialien unnoumltig weiter ein Der Einsatz glaumlnzender Materialien ist bei Neubauten we

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gen moumlglicher Blendwirkungen und Spiegelungen auch nach DIN 32975 zu vermeiden Jedoch werden vorliegend auch alle Materialien die Glanzanteile oder unterschiedliche Einschluumlsse haben von einer Kontrastpruumlfung methodisch ausgeschlossen was unnoumltig ist (siehe dazu Kapitel 332)

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335 Fazit zur Kontrastpruumlfung durch die Selbsthilfe

Insgesamt ist die Kontrastpruumlfung durch Farbsysteme oder SchwarzWeiszlig-Abbildungen als nur eingeschraumlnkt nuumltzlich weil zu ungenau anzusehen Zumal beide Methoden keine eindeutig reproduzierbaren Messungen darstellen sondern eine Schaumltzung per Inaugenscheinnahme bleiben muumlssen Am sichersten erscheint die direkte und objektive Messung der Leuchtdichten von Kontrastflaumlchen mit festgelegten Messgeometrien und plausiblen Methoden Die Notwendigkeit zur gewissenhaften Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten durch insbesondere nutzungstypische Messungen wird auch in einer Vergleichsstudie uumlber Messmethoden von Joos et al im Auftrag des schweizerischen Bundesamtes fuumlr Verkehr (2012) wie folgt befuumlrwortet bdquoKontrast von Objekten im oumlffentlichen Raum kann nur mit speziellen Leuchtdichtenkameras mit einer genuumlgenden Genauigkeit und vernuumlnftigem personellem und zeitlichem Aufwand bestimmt werdenldquo

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Die vorliegende Broschuumlre versucht aktive Mitglieder der Selbsthilfe zu befaumlhigen sich fuumlr die Pruumlfung und Einhaltung von Kontrasten argumentativ erfolgreich einzusetzen Die erforderlichen Leuchtdichtemessungen an sich sollten nach wie vor von erfahrenen Pruumlfern aus Betrieben und Institutionen durchgefuumlhrt werden die diese Messungen fachgerecht und taumlglich im Auftrag von Materialherstellern Planern Verbaumlnden Kommunen Bund und Laumlndern durchfuumlhren Zur Beurteilung diesbezuumlglich entstehender Kosten sei auf Kapitel 63 verwiesen

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Ein Groszligteil der Informationen im oumlffentlichen Raum die der Orientierung und der Absicherung vor Gefahren dienen wird uumlber Zei-chen Schriften und Piktogramme vermittelt Kontrastwerte die der Auffindbarkeit und Leserlichkeit dienen sollen houmlher als andere sein Nach DIN 32975 gilt dass ein Leuchtdichtekontrast von mindestens 07 und bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen von mindestens 08 einzuhalten ist

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41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit

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Die Auffindbarkeit der Information durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis des gesamten Informationstraumlgers zu seinem Hintergrund Sind zum Beispiel die Grundfarbe einer Toilettenbeschilderung wie auch die umgebende Wand aumlhnlich hell unterscheidet sich die Leuchtdichte nur minimal durch unterschiedliche Reflexionseigenschaften der Materialoberflaumlchen Abbildung 3 zeigt dies Es entstehen zu geringe Kontraste was die Auffindbarkeit des Informationstraumlgers erschwert Abhilfe schafft die kontrastreiche Umrahmung des Schildes oder die kontrastreiche Gestaltung des Schildhintergrundes zur Wand

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4 Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften und Piktogrammen

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Die Leserlichkeit durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis der Zeichen Schriften und Piktogramme zu direkt angrenzenden Flaumlchen Diese Flaumlchen koumlnnen Schildhintergruumlnde sein wie Abbildung 4 die ein Piktogramm als Kennzeichnung einer Herrentoilette zeigt Der relevante Leuchtdichtekontrast entsteht zwischen dem schwarzen Maumlnnchen und der Oberflaumlche des Traumlgermaterials einer Edelstahlplatte

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Falls Zeichen direkt also ohne Traumlgermaterial verwendet werden bilden umgebende Waumlnde angrenzende Gegenstaumlnde und perspektivisch bedingte Umgebungen die angrenzenden Flaumlchen Abbildung 5 die eine Etagennummer auf einer Wand und Abbildung 6 die Piktogramme als Markierung einer Glasflaumlche darstellen zeigen solche direkten Umgebungsflaumlchen von Zeichen

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Abbildung 3 Negativbeispiel ndash helles Toilettenschild auf heller Wand

Abbildung 4 Positivbeispiel ndash dunkles Piktogramm auf hellem Untergrund

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Bei der Etagennummerierung ist die Umgebungsflaumlche eine hell gestrichene Rauputzwand bei den Markierungen auf Glas bildet der Hintergrund in der vorliegenden Perspektive ein Bodenbelag die Umgebungsflaumlche zur Kontrastermittlung

42 Durchsichtige InformationstraumlgerAls besonders unguumlnstig erweisen sich helle Schriften auf Glas bei ebenfalls hellem Hintergrund Abbildung 7 zeigt die Gebaumludebezeichnung eines Finanzamtes durch silbrig-weiszlige Klebebuchstaben die oberhalb der Eingangstuumlr auf dem Sicherheitsglas eines Oberlichts angebracht sind Durch die angrenzende Flaumlche die aus nutzungstypischer Perspektive aus einer weiszligen Decke besteht sind die Buchstaben der oberen Reihe fast gar nicht in den unteren Reihen nur mit Muumlhe erkennbar da der Kontrast zwischen Buchstaben und Decke zu gering ist

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Abbildung 5 Zahl mit Wand als Umgebungsflaumlche

Abbildung 6 Piktogramme mit Boden als Umgebungsflaumlche bei Pers-pektive durch eine Glastuumlr hindurch

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Abhilfe koumlnnte vorliegend eine wesentlich dunklere Deckengestaltung dunklere Schriften oder die Hinterlegung der hellen Schrift mit dunkler Folie schaffen Abbildung 8 zeigt ein Ausstellungsex- ponat Abbildung 9 zeigt was sich dem Betrachter bei Annaumlherung offenbart Jede der 4 Seiten ist aus Glas und mit heller Schrift uumlberzogen die Informationen uumlber das Exponat beinhalten Der Boden als angrenzende Flaumlche zur Schrift aus der Betrachterperspektive ist durch mittelhelle Granitsteine marmoriert und bildet keinen ausreichenden Kontrast zur Schrift sodass diese kaum vom Boden zu unterscheiden ist Hinzu kommt dass sich da alle Glasauszligenflaumlchen des Exponats beschriftet sind die Schriften perspektivisch uumlberlagern und so das Lesen der Information endguumlltig verhindern

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Abbildung 7 Negativbeispiel ndash helle Schrift auf Glas mit hellem Hintergrund

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Die Hinterlegung der Schriften mit dunklen Folien wuumlrde das Exponat optisch zerstoumlren da das Innenleben nicht mehr zu sehen waumlre Dunkle Schriftzeichen wuumlrden auch nicht zum Ziel fuumlhren da das Problem sich uumlberlagernder Schriften weiterhin bestuumlnde Abhilfe bestuumlnde in der Uumlbertragung der Information auf ein zusaumltzliches Schild mit ausreichendem Hintergrundkontrast

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43 Unuumlberlegte Verzierungen und FarbigkeitenBilder oder Farbverlaumlufe als Hintergrund sind grundsaumltzlich zu vermeiden da sie den Leuchtdichtekontrast von Schriften zumindest punktuell schmaumllern Abbildung 10 zeigt ein an sich kontrastreich gestaltetes Gebaumludeschild Durch die teilweise Hinterlegung des Textes mit einem Schmucksiegel wird der Kontrast einzelner Worte zum Schildhintergrund unterbrochen und deutlich verringert Abhilfe koumlnnte die Verkleinerung des Siegels schaffen sodass Schriften damit nicht mehr hinterlegt sind Die Schildgroumlszlige bietet Platz um das Siegel separat zu setzen

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Abbildung 8 Beispiel Exponat- einhausung aus Glasflaumlchen mit Edelstahlrahmen

Abbildung 9 Negativbeispiel ndash uumlberlagernde Schriften auf Glas mit hellem Hintergrund

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Informationsbroschuumlren und Plakate werden meist aufwaumlndig gestaltet Viele verschiedene Farben kommen zum Einsatz um auf differenzierte Inhalte hinzuweisen Dabei tritt die Differenzierung durch Leuchtdichtekontraste haumlufig in den Hintergrund So kann es sein dass Informationen die gar keine hohe Relevanz haben durch starke Helligkeitskontraste zum Hintergrund visuell hervorgehoben werden und Wichtiges trotz vermeintlich auffaumllliger Farbgestaltung wegen zu geringer Leuchtdichtekontraste unbeachtet bleibt

44 Blendung und Schatten ndash boumlse GeisterKapitel 315 erlaumlutert dass zur sehbehindertengerechten Gestaltung keine Pauschalvorgaben zu Beleuchtungsstaumlrken moumlglich sind Vielmehr ist eine in der jeweiligen Situation vor Ort angemessene Beleuchtung notwendig Selbst wenn Kontraste messtechnisch nachweisbar sind kann es sein dass diese durch zu geringe oder zu starke Beleuchtung fuumlr das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind Zu geringe Beleuchtung liegt beispielsweise bei Schattenbildung vor zu starke Beleuchtung kann zu Blendung durch Reflexionen des Lichts fuumlhren Letzteres kann auch durch direkte Sonneneinstrahlung geschehen Abbildungen 11 und 12 zeigen ein von der Decke herabhaumlngendes Schild das an einer der Sonne abgewandten Gebaumludeseite befestigt ist und auf einen Haupteingang

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Abbildung 10 Negativbeispiel ndash Schrift auf Hintergrund mit Hinter-legung

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hinweist Der Kontrast zwischen Buchstaben und Schildhintergrund ist ausreichend sodass einzelne Buchstaben gut erkennbar sind Ein identisches Schild ist an einer der Sonne zugewandten Gebaumlude-seite angebracht Die Buchstaben werden von der direkten Sonnen-einstrahlung teilweise uumlberblendet und sind daher nicht mehr lesbar

Abhilfe koumlnnte die Versetzung des Schildes nach hinten schaffen Eine gleichmaumlszligige Abschattung des gesamten Schildes wuumlrde so durch die Decke hergestellt und Kontraste blieben wahrnehmbar Alternativ muumlsste die Oberflaumlche des Informationstraumlgers weniger glatt sein sodass eine Blendung wegen geringerer Spiegelung des Lichts an der Materialoberflaumlche vermindert ist Auch Abschattflaumlchen aus lichtundurchlaumlssigem Material die direkt an der Schildoberkante befestigt wuumlrden koumlnnten auf dem Schild fuumlr einheitliche Lichtverhaumlltnisse zu sorgen

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Auf Informationstraumlgern die Abdeckungen oder Sichtscheiben aufweisen wie Aushanginformationskaumlsten mit Glas- oder Plexiglasscheiben koumlnnen ebenfalls unerwuumlnschte Reflexionen entstehen Diese sind durch entspiegelte Materialien zu umgehen Der Kontrast an Sichtscheiben von Automaten sollte einstellbar sein

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Abbildung 13 zeigt den Ausschnitt eines Lageplans von Bus- und Hauptbahnhof Durch eine nicht entspiegelte Abdeckung des Aushangplans entstehen bei normalem Tageslicht starke Spiegelungen

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Abbildung 11 Beispiel ndash Schild im Schatten

Abbildung 12 Negativbeispiel ndash Schild mit Sonneneinstrahlung

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die Gleisbezeichnungen der Bahn unlesbar machen Abbildung 14 zeigt das gleiche Problem einer Oumlffnungszeiteninformation einer Bibliothek Durch die Anbringung der an sich kontrastreich gestalteten Textinformation an der Innenseite einer Glaswand spiegeln sich voruumlbergehende Menschen und die oumlrtliche Umgebung aus dem Ruumlcken des Betrachters Die Schriften wirken verwaschen da Kontraste durch wechselnde Umgebungsverhaumlltnisse mal schwaumlcher und mal staumlrker sind

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Abbildungen 15 und 16 zeigen Ausschnitte eines Lageplans der im Auszligenbereich einer Grundschule aufgestellt ist und ohne Ab- deckungen auskommt Trotz Sonneneinstrahlung werden Kontraste nicht beeintraumlchtigt da die Oberflaumlche mattiert ist Leider ist in der Legende zum Plan der Schrifthintergrund teils nicht ausreichend kontrastreich gestaltet Einzelne Gebaumludebereiche sind auf dem Plan durch eingrenzende stark kontrastierende Zeichnung gut unterscheidbar aber die zugehoumlrige Benennung der Gebaumlude ist wegen geringer Kontraste nur fuumlr manche Gebaumlude leserlich

Grundsaumltzlich sind Aushanginformationen mit Orientierungs- oder Entscheidungsfunktion selbst hinreichend zu beleuchten um Kont-

Abbildung 13 Negativbeispiel ndash Blendung auf Glasabdeckung durch Sonnenlicht

Abbildung 14 Negativbeispiel ndash Umgebungsreflexion bei Information hinter Glas

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raste wahrnehmen zu koumlnnen um bei Annaumlherung an die Information keine Schattenbildung zu verursachen Eine gerichtete Beleuchtung ist nach DIN 32975 entweder von unten von oben oder von hinten vorzusehen

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Auch offensichtlich fuumlr sehbehinderte Menschen gestaltete Objekte koumlnnen problematisch sein Abbildung 17 zeigt ein Toilettenschild das neben Buchstaben auch Brailleschrift beinhaltet Die Buchstaben sind erhaben auf einer farblosen Plexiglasscheibe aufgebracht die wiederum auf Abstand zur Wand montiert ist Die Buchstaben werfen daher einen Schatten an die Wand und schmaumllern so den ansonsten tadellosen Kontrast der dunklen Buchstaben zur hellen Wand unnoumltig

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Abbildung 15 Positivbeispiel ndash Lageplan ohne Abdeckung

Abbildung 16 Negativbeispiel ndash ungenuumlgender Kontrast der Legende zum Lageplan

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45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern

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Wenn Papier als Traumlgermaterial fuumlr Informationen verwendet wird zum Beispiel bei Faltplaumlnen ist zusaumltzliche die Papierstaumlrke wichtig um Kontraste zu erhalten Bei beidseitig bedrucktem Papier duumlrfen Informationen der Ruumlckseite auf der Vorderseite nicht durchscheinen Sie verringern als angrenzende Flaumlche zu den Schriften den Leuchtdichtekontrast unnoumltig Eine Mindestpapierstaumlrke von 100 Gramm pro Quadratmeter ist daher einzuhalten

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Da gerade Aushanginformationen haumlufigen Aumlnderungen unterliegen werden die Informationen meist als kostenguumlnstige Variante ebenfalls auf Papier gedruckt Glanzoberflaumlchen auf Papier haben unerwuumlnschte Blendwirkungen insbesondere bei Tageslicht was die Kontraste von Schriften zu ihrem Hintergrund deutlich beeintraumlchtigt

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Infopost oder haumlufig wiederkehrende Mitteilungen werden aus Kostengruumlnden oder aus Gruumlnden des Umweltschutzes oft auf Papier mit hohen Grau-Anteilen und starken Rauigkeiten der Papieroberflaumlchen gedruckt Diese haben im Vergleich zu reinweiszligem also sehr hellem Papier eine kontrastmindernde Wirkung auf die Leserlichkeit von Schriften und sollten vermieden werden Der Effekt des Papiers

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Abbildung 17 Negativbeispiel ndash Schattenbildung durch Reliefbuchstaben auf Plexiglas

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auf den Kontrast zur Schrift ist der gleiche wie der negative Effekt von farbig hinterlegten Texten

46 Schriften aus Licht ndash VorsichtInformationen durch hinterleuchtete oder selbstleuchtende Anzeigen stellen in Bezug auf Leuchtdichtekontraste Sonderfaumllle dar Anders als bei lichtundurchlaumlssigen Schildern kann es zu Kontrastminderungen in der Anwendung kommen Der Kontrast muss bei diesen Anzeigen die uumlblichen Vorgaben von 07 beziehungsweise 08 bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen ndash in der unguumlnstigeren Bedingung ndash erreichen

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Zum Beispiel ergibt ein heller Leuchtkasten der mit einem lichtundurchlaumlssigen Piktogramm beklebt ist unterschiedliche Leuchtdichten abhaumlngig davon ob er ein- oder ausgeschaltet ist Das lichtundurchlaumlssige Piktogramm veraumlndert seine Leuchtdichte dadurch nicht Der Kontrast errechnet sich aus den angrenzenden Flaumlchen von Piktogramm und Hintergrund Also resultieren durch Ein- und Ausschalten der Beleuchtung unterschiedliche Kontraste Aumlhnlich verhaumllt es sich bei lichtdurchlaumlssigen Zeichen auf Leuchtkaumlsten Dann ist es von der Transparenz der Zeichen und des Hintergrundes abhaumlngig ob sich die Beleuchtungsstaumlrke aus dem Innenraum gleichmaumlszligig auswirkt was direkten Einfluss auf die Leuchtdichten einzelner Flaumlchen hat Bei von innen beleuchteten Anzeigen muss daher immer der geringere Kontrast ausreichend hoch sein

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Kapitel 315 erlaumlutert dass Beleuchtungsstaumlrken der Umgebung keine Auswirkungen auf vorhandene Kontraste haben Auch diesbezuumlglich stellen selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen einen Sonderfall dar Tageslicht oder kuumlnstliche Beleuchtung uumlberlagern die Leuchtdichten und koumlnnen einen kontrastmindernden Einfluss haben Nach DIN 32975 muss die Beleuchtungssituation bei der Beurteilung von selbstleuchtenden oder hinterleuchteten

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Anzeigen mit beruumlcksichtigt werden Ohne Tageslichteinfluss in Innenraumlumen muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 200 Lux mit Tageslichteinfluss und im Freien muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 2000 Lux bestehen Uumlbrigens auch dann wenn Schutzscheiben vor den Anzeigen die zusaumltzliche Reflexionen verursachen koumlnnen verwendet werden

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Bei Wechselanzeigen wie Fahrgastinformationen werden zunehmend elektronische Anzeigen verwendet Eine Vergleichsstudie zur Lesbarkeit dynamischer Informationsanzeigen (Lang et al 2004) ergab unter anderem dass LCD-Anzeigen generell als kontrastreicher als LED-Anzeigen wahrgenommen werden insbesondere bei seitlicher Betrachtung was den haumlufigsten Anwendungsfall darstellen duumlrfte Dieses Ergebnis stellte sich als unabhaumlngig von Alter und Sehleistung der Versuchspersonen dar Auf LED-Anzeigen sollte daher verzichtet werden Foumlrderlich fuumlr Kontraste sind zudem hohe Pixelzahlen

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Laufschriften in elektronischen Anzeigen sind generell auch bei hinreichenden Kontrasten zu vermeiden Das Auge hat in der Regel zu wenig Zeit um sich auf die schnellen Kontrastwechsel an einzelnen Punkten einzustellen um zunaumlchst einzelne Buchstaben und anschlieszligend ganze Worte wahrzunehmen um sie danach noch lesen und verstehen zu koumlnnen

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
Page 18: Barrierefrei - und jeder weiß wo es lang geht! · Barrierefrei – und jeder weiß, wo es lang geht! Gefahrenabsicherung, Orientierung und Komforterhöhung durch Kontraste Broschüre

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3 Welche Kontraste

31 Kontraste nach DIN 32975Die Orientierung im oumlffentlichen Raum durch Kontraste dient der Vermeidung von Gefahren durch eine komfortable Wahrnehmung Daher profitieren nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen von ausreichenden Kontrasten sondern alle Die DIN 32975 - Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur barrierefreien Nutzung (2010) erlaumlutert auf Seite 3

bdquoInformationen aus unserer Umwelt werden uumlberwiegend uumlber

das Auge aufgenommen daher wird ein Groszligteil relevanter

Informationen optisch angeboten Das Sehen bzw die visuel

le Wahrnehmung ist ein komplexer Vorgang und umfasst die

Farbwahrnehmung raumlumliches Sehen Daumlmmerungssehen

Anpassung an wechselnde Helligkeiten Wahrnehmung beweg

ter Sehobjekte usw Die Wahrnehmung einer Information ist

insbesondere abhaumlngig von ihrem Leuchtdichtekontrast ihrer

Beleuchtung ihrem Standort und der Groumlszlige der Informations

elementeldquo

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Kontraste koumlnnen visuell taktil und akustisch wahrgenommen werden Taktile und akustische Kontraste sind nicht Gegenstand dieser Broschuumlre und daher an anderer Stelle nachzulesen Im Folgenden geht es ausschlieszliglich um visuelle Kontraste durch Helligkeitsunterschiede sogenannte Leuchtdichtekontraste

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311 Helligkeitsunterschiede versus Farbunterschiede

Kontraste werden grundsaumltzlich durch Helligkeitsunterschiede erzeugt Nur wenn sich Objekte dadurch von ihrer Umgebung absetzen werden sie wahrgenommen Sehleistungen wie Schaumlrfe Formerkennung oder Lesen sind erst nachgeordnet moumlglich Ob die Farbe eines Objekts als unterschiedlich zu einer anderen empfun

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den wird ist bei der Kontrastwahrnehmung nicht ausschlaggebend sondern kann diese lediglich unterstuumltzen Relevanter ist vielmehr ob sich die Helligkeit einer Oberflaumlche von der Helligkeit einer an-deren Oberflaumlche unterscheidet Auskunft daruumlber kann nur der Leuchtdichtekontrast geben der in Kapitel 313 erlaumlutert wird

Zu Farben sei lediglich hervorgehoben dass Rottoumlne haumlufig und ungeahnt zu Verwirrungen fuumlhren koumlnnen Da Rot generell einen starken Wiedererkennungswert als Signalfarbe hat wird diese Farbe haumlufig eingesetzt um bestimmte Schriften oder Markierungen hervorzuheben Werden helle Rottoumlne in Schriften oder Zeichen als Kontrast auf weiszligem Hintergrund verwendet wird oft vergessen dass trotz der Signalwirkung der Farbe der Leuchtdichtekontrast unter Umstaumlnden sehr gering sein kann und dadurch schlecht wahrnehmbar ist Der in Abbildung 1 dargestellte Boden-Warnhinweis auf kreuzende Straszligenbahnen weist zum Beispiel keinen ausreichenden Kontrast auf und wird daher schlecht wahrgenommen Und dies nicht etwa trotz der Verwendung der Signalfarbenkombination Rot-Weiszlig sondern gerade wegen des unuumlberlegten Umgangs mit dieser Farbkombination zur Markierung von Gefahrenbereichen

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Das gleiche Problem besteht bei der Verwendung dunkler RotToumlne in Verbindung mit dunklen Oberflaumlchen Zum Beispiel werden

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Abbildung 1 Negativbeispiel zur Farbkombination Rot-Weiszlig

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Radwege haumlufig im Kontrast zu Gehwegen rot markiert um die Bereiche visuell voneinander abzugrenzen Dies hilft der visuellen Absicherung von Bewegungsflaumlchen zu wenig Wenn beide Farben aumlhnlich dunkel wahrgenommen werden nuumltzt die der Farbe Rot zugesprochene Signalwirkung nicht zur Unterscheidung beider Verkehrsflaumlchen Daher sind Kollisionen zwischen Radfahrern und sehbehinderten Fuszliggaumlngern weiterhin haumlufig Eine Signalfarbe unterstuumltzt Kontrastwirkungen nur bei dem Menschen der Farben fuumlr gewoumlhnlich gut differenzieren kann dem bestimmte Farben und Farbkombinationen als Signalfarben bekannt sind und auch nur dann wenn die Lichtbedingungen die Unterscheidung von Farben zulassen

312 Die Leuchtdichte und andere Lichtmaszlige

Die physikalische Groumlszlige die die Helligkeit eines Objekts beschreibt die der Mensch wahrnimmt ist die Leuchtdichte (Maszligeinheit cdmsup2 Candela pro Quadratmeter) Neben der Lichtstaumlrke der Leuchtquelle der Beleuchtungsstaumlrke auf dem Objekt und dem Einstrahlwinkel des Lichts im Verhaumlltnis zum Betrachter haumlngt die Houmlhe der Leuchtdichte entscheidend vom Reflexionsgrad der angestrahlten Flaumlche ab Abbildung 1 verdeutlicht die Zusammenhaumlnge der einzelnen Fachbegriffe Das Licht trifft mit einer gewissen Lichtstaumlrke (Maszligeinheit Candela cd) auf ein Objekt Auf dessen Oberflaumlche wird dadurch eine bestimmte Beleuchtungsstaumlrke (Maszligeinheit Lux lx) erzielt Die Oberflaumlche des Objekts hat durch eine eher raue oder eher glatte Beschaffenheit und durch die Materialzusammensetzung an dessen Oberflaumlche einen bestimmten Reflexionsgrad (Maszligeinheit griechisch rho ρ) Erst die aus all dem resultierende Leuchtdichte des Objekts die beim Betrachter ankommt gibt Auskunft daruumlber wie hell oder dunkel das Objekt wahrgenommen wird

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Gluumlcklicherweise folgt die visuelle Wahrnehmung der lichttechnischen Leuchtdichte nicht linear Auge und visuelle Informationsverarbeitung des Menschen versuchen Leuchtdichteextreme auszugleichen nehmen Farben zu Hilfe und fuumlllen Informationsluumlcken aus dem Sinn dessen auf was Menschen gerade erwarten wahrzu-nehmen

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313 Der Leuchtdichtekontrast

Der Leuchtdichtekontrast k bezeichnet den Unterschied der Helligkeit zweier Flaumlchen zueinander Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts zweier angrenzender Flaumlchen oder von einem Objekt zu seinem Hintergrund werden Leuchtdichten der einzelnen Materialien gemessen Aus den Ergebnissen wird der Leuchtdichtekontrast gemaumlszlig DIN 32975 nach folgender Definition ermittelt (Michelson-Formel)

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k= (L1 ndash L2) (L1 + L2)

L1 steht fuumlr die Leuchtdichte der ersten Flaumlche L2 steht fuumlr die Leuchtdichte der zweiten Flaumlche Ergebnisse zum Leuchtdichtekontrast k erreichen nach dieser Formel Werte zwischen 0 und 1 Der besseren Lesbarkeit wegen wird im Folgenden der Leuchtdichtekontrast k nur noch bdquoKontrastldquo genannt

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Abbildung 2 Grafische Darstellung zur Entstehung der Leuchtdichte

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314 Auswirkungen unguumlnstiger Lichtverhaumlltnisse

Bei insgesamt unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen wie etwa durch Nebel in der Daumlmmerung oder bei unzureichender Beleuchtung kommt dem Leuchtdichtekontrast eine weitere wesentliche Bedeutung zu da die Leistungsfaumlhigkeit des Auges dann abnimmt Die Makula als Ort des schaumlrfsten Sehens im Zentrum der Netzhaut kann unter diesen Bedingungen ausfallen Was dem Sehen weiterhin zur Verfuumlgung steht ist die Peripherie der Netzhaut Das Farbsehen und die Sehleistung nehmen jedoch zur Peripherie der Netzhaut immer mehr ab Das Farbsignal faumlllt in aumluszligeren Bereichen der Netzhaut voumlllig aus und wird allein durch das Helligkeitssignal ersetzt Ein hoher Leuchtdichtekontrast traumlgt also besonders bei unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen erheblich dazu bei wichtige Objekte wahrnehmen zu koumlnnen

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315 Auswirkungen von Beleuchtungsstaumlrken

Planer und Praktiker fragen haumlufig nach Beleuchtungsstaumlrken mit denen ausreichende Leuchtdichtekontraste erzielt werden koumlnnen bdquoWie viel Luxldquo wird immer gefragt Allerdings geht es nicht um Lux das von Leuchtmitteln erzeugt wird sondern um die Leuchtdichte die vom Objekt erzeugt wird Mit Aumlnderung der Beleuchtungsstaumlrke ndash sofern die Oberflaumlchenbeschaffenheit des Materials und der Einstrahlwinkel des Lichts gleich bleiben ndash aumlndern sich die Leuchtdichten beider Flaumlchen jedoch im gleichen Verhaumlltnis zueinander sodass der Leuchtdichtekontrast immer uumlber alle Beleuchtungs-staumlrken hinweg konstant bleibt Grundsaumltzlich ist daher auf die Frage nach geeigneten Beleuchtungsstaumlrken fuumlr einen ausreichenden Leuchtdichtekontrast keine Antwort moumlglich Die Messung der Leuchtdichte einer einzelnen Flaumlche kommt zwar bei verschiedenen Beleuchtungsstaumlrken zu unterschiedlichen Ergebnissen Zur Ermittlung des Kontrasts muumlssen jedoch immer zwei angrenzende Flaumlchen in Bezug auf ihren Helligkeitsunterschied zu einander ndash unter der gleichen Beleuchtungsstaumlrke ndash betrachtet werden Daher ist

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die Anfrage der Planer und Praktiker nach sehbehindertengerechten Beleuchtungsstaumlrken wenn es um Leuchtdichtekontraste geht nicht zielfuumlhrend Da der Leuchtdichtekontrast einer Materialkombination durch unterschiedliche Beleuchtungsstaumlrken nicht veraumlndert werden kann Allerdings gibt es einen komfortablen Bereich der Leuchtdichte einer Umgebung der je nach Zweck zwischen 100 und 500 cdmsup2 liegt

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Einen Sonderfall in Bezug auf die Relevanz der Beleuchtungsstaumlrke bilden selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen Naumlheres dazu ist Kapitel 46 zu entnehmen

32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten

321 Die kontinuierliche Informationskette

Eine kontinuierliche Kette von Informationen ist die Grundvoraussetzung fuumlr sichere Mobilitaumlt und fuumlr die korrekte Orientierung im oumlffentlichen Raum Zur Kontinuitaumlt einer Informationskette auf dem Weg von A nach B gehoumlren die Durchgaumlngigkeit des Designs der Bezeichnungen und der Anbringungsstellen sowie die analoge Kennzeichnung des Ruumlckwegs durch Elemente die Informationen beinhalten Auch der Planer von Kontrasten muss dies bei der Gestaltung von Markierungen Wegweisern Bodenindikatoren etc beruumlcksichtigen Das System muss auch tolerant gegenuumlber Fehlern des Nutzers sein Einmal falsch eingeschlagene Wege oder Vorlieben fuumlr bestimmte Wege duumlrfen individuell nicht dazu fuumlhren dass der Nutzer ploumltzlich orientierungslos und damit hilflos wird Die Durchgaumlngigkeit von Kontrasten ist daher dringend angeraten

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322 Uumlbergangsbereiche im Fokus

Die Guumlte von Informationen durch Kontraste offenbart sich insbesondere in Uumlbergangsbereichen Als Uumlbergangsbereiche werden Orte bezeichnet in denen Niveauunterschiede bewaumlltigt werden

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muumlssen wie zum Beispiel bei Rampen Treppen und Aufzuumlgen oder wo Raumwechsel stattfinden wie bei Ein- und Ausgaumlngen von Gebaumluden bei Uumlbergaumlngen von Hallen in Flure bei Zimmerwechseln etc Denn an all diesen Orten veraumlndern sich Struktur und Regeln der bisherigen Fortbewegung des Nutzers Dadurch sind Uumlbergangsbereiche fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen potentielle Gefahrenbereiche wenn sie nicht durch ausreichende Kontraste gekennzeichnet sind

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Ein bdquoZuvielldquo an Information durch zu viele unterschiedliche Kontraste fuumlhrt jedoch leicht zu Unuumlbersichtlichkeit und Uumlberfrachtung Um beidem gerecht zu werden sollte der Fokus der Kontrastplanung vor allem auf der Durchgaumlngigkeit von Kontrasten und insbesondere auf Uumlbergangsbereichen liegen

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323 Komfortable Kontraste und DIN-Vorgaben

Als komfortabel wird generell ein Kontrast von 04 bis 06 beurteilt Kontraste von weniger als k = 028 und mehr als k = 083 koumlnnen bei sehbehinderten Menschen die Wahrnehmungssicherheit beeintraumlchtigen Geringe Kontraste koumlnnen als verwaschen sehr hohe Kontraste koumlnnen als Blendung empfunden werden

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Die DIN 32975 gibt fuumlr unterschiedliche Anwendungsbereiche unterschiedliche Leuchtdichtekontraste zur Einhaltung vor Jeweils geforderte Kontraste sind den Kapiteln 4 und 5 die auf unterschiedliche Anwendungsbereiche eingehen zu entnehmen

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33 Die Pruumlfung von KontrastenKontrastloumlsungen fuumlr groszlige Gebaumludekomplexe Auszligenanlagen oder Verkehrswege resultieren idealerweise aus spezifischen wahrnehmungspsychologischen Beurteilungen um den Einsatz von Kontrasten zur Orientierung zur Vermeidung von Gefahren und zur Erhoumlhung des Komforts zu pruumlfen und zu planen Befragungen und Beobachtungen von moumlglichst groszligen Nutzergruppen sind dabei

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ebenso dienlich wie die experimentelle Pruumlfung typischer Informationselemente mit diesen Zielgruppen Von der Befragung einzelner sehbehinderter Menschen ist eher abzusehen da Arten von Sehbehinderungen und ihre jeweiligen Auswirkungen stark variieren Vielmehr sind wissenschaftliche Studien zum Thema zu beruumlcksichtigen Einzelne Kontraste sind mit Leuchtdichtekameras objektiv messbar Im Folgenden wird ein Messverfahren vorgestellt dessen Anwendung die Normen der DIN zur Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten auch vorsehen Andere Methoden werden vergleichend beurteilt

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331 Kontrastpruumlfungen nach DIN

Kontraste von Materialkombinationen muumlssen nach DIN 32975 messtechnisch uumlberpruumlft bzw entsprechend vorgegebener Regelungen nachgewiesen werden Zur Ermittlung des Kontrasts wird die Messung der Leuchtdichtefaktoren nach DIN 5036-3 angegeben die spezielle Messgeometrien vorgibt

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332 Standardisierte Leuchtdichtemessungen im Labor

Die Messung der Leuchtdichten soll bei diffuser Beleuchtung mit der Lichtart die in der Anwendung vorgesehen ist mindestens unter dem Messwinkel 0deg (senkrecht zur Oberflaumlche) und gegebenenfalls zusaumltzlich unter praxisrelevanten Beobachtungswinkeln erfolgen Die Beobachtungswinkel haben insbesondere Einfluss auf Leuchtdichten von Materialien deren Oberflaumlche profiliert ist oder die unterschiedliche Glanzanteile beinhalten Mit der Veraumlnderung des Beobachtungswinkels aumlndern sich die Reflexionsgrade Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts von Bodenindikatoren gilt nach DIN 32984 dass mindestens eine Flaumlche von 4 cm x 4 cm gemessen werden muss um profilierte Oberflaumlchen auch ausreichend erfassen zu koumlnnen Dabei werden auch ausreichend groszlige Flaumlchen erfasst deren Materialzusammensetzung Unregelmaumlszligigkeiten in der Helligkeit aufweist wie zum Beispiel helle und dunkle Anteile

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auf Granitsteinen oder in Materialmischungen Auch Einsprenkel- ungen von Oberflaumlchen mit Glanzanteilen oder Leucht- und Perlfarben mit Glanzeinschluumlssen koumlnnen so beruumlcksichtigt werden Um die Messungen reproduzieren zu koumlnnen und auch die vorgesehene Nutzung im Auszligen- oder Innenbereich zu beruumlcksichtigen sind die Messungen unter Normlichtart A oder D65 durchzufuumlhren Normlichtart A entspricht in etwa Gluumlhlampenbedingungen Normlichtart D65 entspricht Tageslichtbedingungen Eine Kontrastermittlung zwischen Oberflaumlchen die bei unterschiedlichen Lichtarten gemessen wurden ist nicht zulaumlssig Nach DIN kann der Leuchtdichtekontrast durch die direkte Messung von Leuchtdichten oder alternativ durch die Bestimmung von Reflexionsgraden rechnerisch ermittelt werden Soviel zur Messung von Leuchtdichten unter standardisierten Bedingungen in Lichtlaboren Doch was wenn die interes-sierende Materialkombination bereits verbaut wurde und einzelne Materialmuster nicht entnommen werden koumlnnen wie etwa bei denkmalgeschuumltzten Gebaumluden und Anlagen Kapitel 333 gibt Auskunft dazu

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333 Nutzungstypische Leuchtdichtemessungen im Bestand

Die nach DIN 5036-3 geforderten Beleuchtungsbedingungen waumlhrend der Messungen sind im Bestand weder im Auszligenbereich noch im Innenbereich des oumlffentlichen Raumes realisierbar Die Beleuch-tung ist meist nicht diffus sondern weist zumindest Anteile von gerichtetem Licht durch Beleuchtungseinrichtungen oder Lichtspiegelungen der Umgebung auf Aber auch bereits verbaute Materialien sind deswegen von einer Kontrastpruumlfung nicht ausgeschlossen Die Messgeometrie ist dann nutzungstypisch anzupassen und zwar bei einem dennoch hohen Maszlig an Sicherheit und Reproduzierbarkeit der Daten Da die Beleuchtungssituation durch Tageslicht Schwankungen unterliegt wird innerhalb von Gebaumluden nach Moumlglichkeit nach Sonnenuntergang bei nutzungstypischer Beleuchtung gemessen Sollen Messungen im Auszligenbereich durchgefuumlhrt

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werden und befindet sich die Hauptnutzungszeit des Bereichs im Tageslicht so duumlrfen Messungen ausschlieszliglich bei gutem Wetter durchgefuumlhrt werden Annehmbar konstante Beleuchtung durch Tageslicht ergibt sich bei Sonnenschein mit ansonsten wolkenlosem Himmel

334 Methoden zur Schaumltzung von Leuchtdichten

Verschiedentlich wird in der Praxis eine Methode verwendet die vage Einschaumltzungen des Leuchtdichtekontrasts anhand von schwarz-weiszligen Abbildungen von Materialkombinationen vornimmt Dazu werden Fotos von Materialproben in Grautoumlnen aus-gedruckt am Computer die Visualisierung von farbigen Bildern auf Graustufen umgestellt oder Digitalkameras auf schwarz-weiszlig umgestellt Solche Abbildungen sind jedoch stark von der Charakteristik der Geraumlte abhaumlngig und weisen Oberflaumlchen nur als unterschiedlich in ihrer Intensitaumlt von Grautoumlnen aus Zuvor deutliche Kon-tras-te koumlnnen verschwinden Wenn sich auf diesen Darstellungen auf Displays oder Papier zwei Oberflaumlchen erkennbar voneinander abheben so die Befuumlrworter dieser Methode soll davon ausgegangen werden duumlrfen dass der Leuchtdichtekontrast ausreichend sei

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Diese Methode kann fachlich gesehen als allenfalls behelfsmaumlszligig beurteilt werden um einen ersten eher allgemeinen Eindruck von Leuchtdichtekontrasten zu bekommen Tatsaumlchliche Kontrastwerte lassen sich so weder ermitteln oder dahingehend uumlberpruumlfen ob sie bestimmten Anforderungen einer barrierefreien Gestaltung genuumlgen Da es sich um keine Messmethode handelt erhaumllt man auch keine Zahlenwerte Zudem geben Monitore und Kopien urspruumlng-liche Helligkeiten von Originaloberflaumlchen meist verfaumllscht wieder und sind leicht manipulierbar In Vor-Ort-Terminen mit Planern und Praktikern kann diese Methode jedoch anschaulich zum ersten Erkenntnisgewinn beitragen dass es in der sehbehindertengerechten Gestaltung weniger um Farbkontraste sondern vielmehr um Helligkeitsunterschiede von Objekten geht

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Eine andere Methode zur Pruumlfung von Kontrasten sieht die Nutzung von Farbkarten Farbfaumlchern oder digitalen Farbwerken vor Erlaumlutert sei dies am Beispiel von RAL-Farbkarten Als RAL-Farbe werden Normfarben bezeichnet die die RAL GmbH vertreibt Jeder Farbe ist eine Nummernbezeichnung zugeordnet Die Kontrastwerte zweier Materialien werden aus Hellbezugswerten und Umrechnungstabellen erschlossen Das groumlszligte Fehlerpotential wird bei dieser Methode in der eindeutigen Zuordnung von Materialoberflaumlchen zu entsprechenden Farbmustern gesehen Insbesondere Wand- und Bodenbelaumlge lassen sich oft nicht eindeutig zuordnen da deren Oberflaumlchen Zusammensetzungen zeigen die Hell- und Dunkelanteile mischen wie etwa Granit Sandstein Rauputz oder gemusterte Flaumlchen usw Der Vorteil der Normierung der Kartennummern soll darin bestehen dass Kunden und Lieferanten nur RAL-Nummern und nicht Materialmuster austauschen In den vorangegangenen Abschnitten wird deutlich dass die Messung des definierten Materials jedoch unumgaumlnglich ist da dessen Oberflaumlchenbeschaffenheit erhebliche Aus-wirkungen auf Kontraste hat Dies sowohl in Bezug auf Oberflaumlchenstrukturen als auch in Bezug auf die Materialzusammensetzung die sich an der Oberflaumlche offenbart Die Farbkarten-Methode versucht diesem Problem damit zu begegnen dass generell eine Fehler

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- toleranz von 01 bis 015 Kontrastwerten einkalkuliert werden soll und dass glaumlnzende Farben fuumlr die barrierefreie Gestaltung wegen moumlglicher Spiegelungen nicht in Frage kommen Zur empfohlenen Fehlertoleranz ist anzumerken dass wegen der Abnutzung von Materialien geforderte Kontraste im Neuzustand der Materialien ohnehin deutlich uumlberschritten werden sollten (weitere Informationen dazu siehe Kapitel 64) Eine zusaumltzliche Anhebung geforderter Werte durch die Verwendung einer Pruumlfmethode die zusaumltzliche Fehlertoleranzen erforderlich macht duumlrfte daher problematisch sein Dies schraumlnkt die Palette einsetzbarer Materialien unnoumltig weiter ein Der Einsatz glaumlnzender Materialien ist bei Neubauten we

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gen moumlglicher Blendwirkungen und Spiegelungen auch nach DIN 32975 zu vermeiden Jedoch werden vorliegend auch alle Materialien die Glanzanteile oder unterschiedliche Einschluumlsse haben von einer Kontrastpruumlfung methodisch ausgeschlossen was unnoumltig ist (siehe dazu Kapitel 332)

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335 Fazit zur Kontrastpruumlfung durch die Selbsthilfe

Insgesamt ist die Kontrastpruumlfung durch Farbsysteme oder SchwarzWeiszlig-Abbildungen als nur eingeschraumlnkt nuumltzlich weil zu ungenau anzusehen Zumal beide Methoden keine eindeutig reproduzierbaren Messungen darstellen sondern eine Schaumltzung per Inaugenscheinnahme bleiben muumlssen Am sichersten erscheint die direkte und objektive Messung der Leuchtdichten von Kontrastflaumlchen mit festgelegten Messgeometrien und plausiblen Methoden Die Notwendigkeit zur gewissenhaften Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten durch insbesondere nutzungstypische Messungen wird auch in einer Vergleichsstudie uumlber Messmethoden von Joos et al im Auftrag des schweizerischen Bundesamtes fuumlr Verkehr (2012) wie folgt befuumlrwortet bdquoKontrast von Objekten im oumlffentlichen Raum kann nur mit speziellen Leuchtdichtenkameras mit einer genuumlgenden Genauigkeit und vernuumlnftigem personellem und zeitlichem Aufwand bestimmt werdenldquo

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Die vorliegende Broschuumlre versucht aktive Mitglieder der Selbsthilfe zu befaumlhigen sich fuumlr die Pruumlfung und Einhaltung von Kontrasten argumentativ erfolgreich einzusetzen Die erforderlichen Leuchtdichtemessungen an sich sollten nach wie vor von erfahrenen Pruumlfern aus Betrieben und Institutionen durchgefuumlhrt werden die diese Messungen fachgerecht und taumlglich im Auftrag von Materialherstellern Planern Verbaumlnden Kommunen Bund und Laumlndern durchfuumlhren Zur Beurteilung diesbezuumlglich entstehender Kosten sei auf Kapitel 63 verwiesen

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Ein Groszligteil der Informationen im oumlffentlichen Raum die der Orientierung und der Absicherung vor Gefahren dienen wird uumlber Zei-chen Schriften und Piktogramme vermittelt Kontrastwerte die der Auffindbarkeit und Leserlichkeit dienen sollen houmlher als andere sein Nach DIN 32975 gilt dass ein Leuchtdichtekontrast von mindestens 07 und bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen von mindestens 08 einzuhalten ist

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41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit

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Die Auffindbarkeit der Information durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis des gesamten Informationstraumlgers zu seinem Hintergrund Sind zum Beispiel die Grundfarbe einer Toilettenbeschilderung wie auch die umgebende Wand aumlhnlich hell unterscheidet sich die Leuchtdichte nur minimal durch unterschiedliche Reflexionseigenschaften der Materialoberflaumlchen Abbildung 3 zeigt dies Es entstehen zu geringe Kontraste was die Auffindbarkeit des Informationstraumlgers erschwert Abhilfe schafft die kontrastreiche Umrahmung des Schildes oder die kontrastreiche Gestaltung des Schildhintergrundes zur Wand

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4 Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften und Piktogrammen

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Die Leserlichkeit durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis der Zeichen Schriften und Piktogramme zu direkt angrenzenden Flaumlchen Diese Flaumlchen koumlnnen Schildhintergruumlnde sein wie Abbildung 4 die ein Piktogramm als Kennzeichnung einer Herrentoilette zeigt Der relevante Leuchtdichtekontrast entsteht zwischen dem schwarzen Maumlnnchen und der Oberflaumlche des Traumlgermaterials einer Edelstahlplatte

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Falls Zeichen direkt also ohne Traumlgermaterial verwendet werden bilden umgebende Waumlnde angrenzende Gegenstaumlnde und perspektivisch bedingte Umgebungen die angrenzenden Flaumlchen Abbildung 5 die eine Etagennummer auf einer Wand und Abbildung 6 die Piktogramme als Markierung einer Glasflaumlche darstellen zeigen solche direkten Umgebungsflaumlchen von Zeichen

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Abbildung 3 Negativbeispiel ndash helles Toilettenschild auf heller Wand

Abbildung 4 Positivbeispiel ndash dunkles Piktogramm auf hellem Untergrund

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Bei der Etagennummerierung ist die Umgebungsflaumlche eine hell gestrichene Rauputzwand bei den Markierungen auf Glas bildet der Hintergrund in der vorliegenden Perspektive ein Bodenbelag die Umgebungsflaumlche zur Kontrastermittlung

42 Durchsichtige InformationstraumlgerAls besonders unguumlnstig erweisen sich helle Schriften auf Glas bei ebenfalls hellem Hintergrund Abbildung 7 zeigt die Gebaumludebezeichnung eines Finanzamtes durch silbrig-weiszlige Klebebuchstaben die oberhalb der Eingangstuumlr auf dem Sicherheitsglas eines Oberlichts angebracht sind Durch die angrenzende Flaumlche die aus nutzungstypischer Perspektive aus einer weiszligen Decke besteht sind die Buchstaben der oberen Reihe fast gar nicht in den unteren Reihen nur mit Muumlhe erkennbar da der Kontrast zwischen Buchstaben und Decke zu gering ist

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Abbildung 5 Zahl mit Wand als Umgebungsflaumlche

Abbildung 6 Piktogramme mit Boden als Umgebungsflaumlche bei Pers-pektive durch eine Glastuumlr hindurch

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Abhilfe koumlnnte vorliegend eine wesentlich dunklere Deckengestaltung dunklere Schriften oder die Hinterlegung der hellen Schrift mit dunkler Folie schaffen Abbildung 8 zeigt ein Ausstellungsex- ponat Abbildung 9 zeigt was sich dem Betrachter bei Annaumlherung offenbart Jede der 4 Seiten ist aus Glas und mit heller Schrift uumlberzogen die Informationen uumlber das Exponat beinhalten Der Boden als angrenzende Flaumlche zur Schrift aus der Betrachterperspektive ist durch mittelhelle Granitsteine marmoriert und bildet keinen ausreichenden Kontrast zur Schrift sodass diese kaum vom Boden zu unterscheiden ist Hinzu kommt dass sich da alle Glasauszligenflaumlchen des Exponats beschriftet sind die Schriften perspektivisch uumlberlagern und so das Lesen der Information endguumlltig verhindern

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Abbildung 7 Negativbeispiel ndash helle Schrift auf Glas mit hellem Hintergrund

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Die Hinterlegung der Schriften mit dunklen Folien wuumlrde das Exponat optisch zerstoumlren da das Innenleben nicht mehr zu sehen waumlre Dunkle Schriftzeichen wuumlrden auch nicht zum Ziel fuumlhren da das Problem sich uumlberlagernder Schriften weiterhin bestuumlnde Abhilfe bestuumlnde in der Uumlbertragung der Information auf ein zusaumltzliches Schild mit ausreichendem Hintergrundkontrast

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43 Unuumlberlegte Verzierungen und FarbigkeitenBilder oder Farbverlaumlufe als Hintergrund sind grundsaumltzlich zu vermeiden da sie den Leuchtdichtekontrast von Schriften zumindest punktuell schmaumllern Abbildung 10 zeigt ein an sich kontrastreich gestaltetes Gebaumludeschild Durch die teilweise Hinterlegung des Textes mit einem Schmucksiegel wird der Kontrast einzelner Worte zum Schildhintergrund unterbrochen und deutlich verringert Abhilfe koumlnnte die Verkleinerung des Siegels schaffen sodass Schriften damit nicht mehr hinterlegt sind Die Schildgroumlszlige bietet Platz um das Siegel separat zu setzen

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Abbildung 8 Beispiel Exponat- einhausung aus Glasflaumlchen mit Edelstahlrahmen

Abbildung 9 Negativbeispiel ndash uumlberlagernde Schriften auf Glas mit hellem Hintergrund

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Informationsbroschuumlren und Plakate werden meist aufwaumlndig gestaltet Viele verschiedene Farben kommen zum Einsatz um auf differenzierte Inhalte hinzuweisen Dabei tritt die Differenzierung durch Leuchtdichtekontraste haumlufig in den Hintergrund So kann es sein dass Informationen die gar keine hohe Relevanz haben durch starke Helligkeitskontraste zum Hintergrund visuell hervorgehoben werden und Wichtiges trotz vermeintlich auffaumllliger Farbgestaltung wegen zu geringer Leuchtdichtekontraste unbeachtet bleibt

44 Blendung und Schatten ndash boumlse GeisterKapitel 315 erlaumlutert dass zur sehbehindertengerechten Gestaltung keine Pauschalvorgaben zu Beleuchtungsstaumlrken moumlglich sind Vielmehr ist eine in der jeweiligen Situation vor Ort angemessene Beleuchtung notwendig Selbst wenn Kontraste messtechnisch nachweisbar sind kann es sein dass diese durch zu geringe oder zu starke Beleuchtung fuumlr das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind Zu geringe Beleuchtung liegt beispielsweise bei Schattenbildung vor zu starke Beleuchtung kann zu Blendung durch Reflexionen des Lichts fuumlhren Letzteres kann auch durch direkte Sonneneinstrahlung geschehen Abbildungen 11 und 12 zeigen ein von der Decke herabhaumlngendes Schild das an einer der Sonne abgewandten Gebaumludeseite befestigt ist und auf einen Haupteingang

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Abbildung 10 Negativbeispiel ndash Schrift auf Hintergrund mit Hinter-legung

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hinweist Der Kontrast zwischen Buchstaben und Schildhintergrund ist ausreichend sodass einzelne Buchstaben gut erkennbar sind Ein identisches Schild ist an einer der Sonne zugewandten Gebaumlude-seite angebracht Die Buchstaben werden von der direkten Sonnen-einstrahlung teilweise uumlberblendet und sind daher nicht mehr lesbar

Abhilfe koumlnnte die Versetzung des Schildes nach hinten schaffen Eine gleichmaumlszligige Abschattung des gesamten Schildes wuumlrde so durch die Decke hergestellt und Kontraste blieben wahrnehmbar Alternativ muumlsste die Oberflaumlche des Informationstraumlgers weniger glatt sein sodass eine Blendung wegen geringerer Spiegelung des Lichts an der Materialoberflaumlche vermindert ist Auch Abschattflaumlchen aus lichtundurchlaumlssigem Material die direkt an der Schildoberkante befestigt wuumlrden koumlnnten auf dem Schild fuumlr einheitliche Lichtverhaumlltnisse zu sorgen

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Auf Informationstraumlgern die Abdeckungen oder Sichtscheiben aufweisen wie Aushanginformationskaumlsten mit Glas- oder Plexiglasscheiben koumlnnen ebenfalls unerwuumlnschte Reflexionen entstehen Diese sind durch entspiegelte Materialien zu umgehen Der Kontrast an Sichtscheiben von Automaten sollte einstellbar sein

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Abbildung 13 zeigt den Ausschnitt eines Lageplans von Bus- und Hauptbahnhof Durch eine nicht entspiegelte Abdeckung des Aushangplans entstehen bei normalem Tageslicht starke Spiegelungen

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Abbildung 11 Beispiel ndash Schild im Schatten

Abbildung 12 Negativbeispiel ndash Schild mit Sonneneinstrahlung

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die Gleisbezeichnungen der Bahn unlesbar machen Abbildung 14 zeigt das gleiche Problem einer Oumlffnungszeiteninformation einer Bibliothek Durch die Anbringung der an sich kontrastreich gestalteten Textinformation an der Innenseite einer Glaswand spiegeln sich voruumlbergehende Menschen und die oumlrtliche Umgebung aus dem Ruumlcken des Betrachters Die Schriften wirken verwaschen da Kontraste durch wechselnde Umgebungsverhaumlltnisse mal schwaumlcher und mal staumlrker sind

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Abbildungen 15 und 16 zeigen Ausschnitte eines Lageplans der im Auszligenbereich einer Grundschule aufgestellt ist und ohne Ab- deckungen auskommt Trotz Sonneneinstrahlung werden Kontraste nicht beeintraumlchtigt da die Oberflaumlche mattiert ist Leider ist in der Legende zum Plan der Schrifthintergrund teils nicht ausreichend kontrastreich gestaltet Einzelne Gebaumludebereiche sind auf dem Plan durch eingrenzende stark kontrastierende Zeichnung gut unterscheidbar aber die zugehoumlrige Benennung der Gebaumlude ist wegen geringer Kontraste nur fuumlr manche Gebaumlude leserlich

Grundsaumltzlich sind Aushanginformationen mit Orientierungs- oder Entscheidungsfunktion selbst hinreichend zu beleuchten um Kont-

Abbildung 13 Negativbeispiel ndash Blendung auf Glasabdeckung durch Sonnenlicht

Abbildung 14 Negativbeispiel ndash Umgebungsreflexion bei Information hinter Glas

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raste wahrnehmen zu koumlnnen um bei Annaumlherung an die Information keine Schattenbildung zu verursachen Eine gerichtete Beleuchtung ist nach DIN 32975 entweder von unten von oben oder von hinten vorzusehen

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Auch offensichtlich fuumlr sehbehinderte Menschen gestaltete Objekte koumlnnen problematisch sein Abbildung 17 zeigt ein Toilettenschild das neben Buchstaben auch Brailleschrift beinhaltet Die Buchstaben sind erhaben auf einer farblosen Plexiglasscheibe aufgebracht die wiederum auf Abstand zur Wand montiert ist Die Buchstaben werfen daher einen Schatten an die Wand und schmaumllern so den ansonsten tadellosen Kontrast der dunklen Buchstaben zur hellen Wand unnoumltig

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Abbildung 15 Positivbeispiel ndash Lageplan ohne Abdeckung

Abbildung 16 Negativbeispiel ndash ungenuumlgender Kontrast der Legende zum Lageplan

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45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern

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Wenn Papier als Traumlgermaterial fuumlr Informationen verwendet wird zum Beispiel bei Faltplaumlnen ist zusaumltzliche die Papierstaumlrke wichtig um Kontraste zu erhalten Bei beidseitig bedrucktem Papier duumlrfen Informationen der Ruumlckseite auf der Vorderseite nicht durchscheinen Sie verringern als angrenzende Flaumlche zu den Schriften den Leuchtdichtekontrast unnoumltig Eine Mindestpapierstaumlrke von 100 Gramm pro Quadratmeter ist daher einzuhalten

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Da gerade Aushanginformationen haumlufigen Aumlnderungen unterliegen werden die Informationen meist als kostenguumlnstige Variante ebenfalls auf Papier gedruckt Glanzoberflaumlchen auf Papier haben unerwuumlnschte Blendwirkungen insbesondere bei Tageslicht was die Kontraste von Schriften zu ihrem Hintergrund deutlich beeintraumlchtigt

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Infopost oder haumlufig wiederkehrende Mitteilungen werden aus Kostengruumlnden oder aus Gruumlnden des Umweltschutzes oft auf Papier mit hohen Grau-Anteilen und starken Rauigkeiten der Papieroberflaumlchen gedruckt Diese haben im Vergleich zu reinweiszligem also sehr hellem Papier eine kontrastmindernde Wirkung auf die Leserlichkeit von Schriften und sollten vermieden werden Der Effekt des Papiers

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Abbildung 17 Negativbeispiel ndash Schattenbildung durch Reliefbuchstaben auf Plexiglas

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auf den Kontrast zur Schrift ist der gleiche wie der negative Effekt von farbig hinterlegten Texten

46 Schriften aus Licht ndash VorsichtInformationen durch hinterleuchtete oder selbstleuchtende Anzeigen stellen in Bezug auf Leuchtdichtekontraste Sonderfaumllle dar Anders als bei lichtundurchlaumlssigen Schildern kann es zu Kontrastminderungen in der Anwendung kommen Der Kontrast muss bei diesen Anzeigen die uumlblichen Vorgaben von 07 beziehungsweise 08 bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen ndash in der unguumlnstigeren Bedingung ndash erreichen

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Zum Beispiel ergibt ein heller Leuchtkasten der mit einem lichtundurchlaumlssigen Piktogramm beklebt ist unterschiedliche Leuchtdichten abhaumlngig davon ob er ein- oder ausgeschaltet ist Das lichtundurchlaumlssige Piktogramm veraumlndert seine Leuchtdichte dadurch nicht Der Kontrast errechnet sich aus den angrenzenden Flaumlchen von Piktogramm und Hintergrund Also resultieren durch Ein- und Ausschalten der Beleuchtung unterschiedliche Kontraste Aumlhnlich verhaumllt es sich bei lichtdurchlaumlssigen Zeichen auf Leuchtkaumlsten Dann ist es von der Transparenz der Zeichen und des Hintergrundes abhaumlngig ob sich die Beleuchtungsstaumlrke aus dem Innenraum gleichmaumlszligig auswirkt was direkten Einfluss auf die Leuchtdichten einzelner Flaumlchen hat Bei von innen beleuchteten Anzeigen muss daher immer der geringere Kontrast ausreichend hoch sein

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Kapitel 315 erlaumlutert dass Beleuchtungsstaumlrken der Umgebung keine Auswirkungen auf vorhandene Kontraste haben Auch diesbezuumlglich stellen selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen einen Sonderfall dar Tageslicht oder kuumlnstliche Beleuchtung uumlberlagern die Leuchtdichten und koumlnnen einen kontrastmindernden Einfluss haben Nach DIN 32975 muss die Beleuchtungssituation bei der Beurteilung von selbstleuchtenden oder hinterleuchteten

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Anzeigen mit beruumlcksichtigt werden Ohne Tageslichteinfluss in Innenraumlumen muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 200 Lux mit Tageslichteinfluss und im Freien muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 2000 Lux bestehen Uumlbrigens auch dann wenn Schutzscheiben vor den Anzeigen die zusaumltzliche Reflexionen verursachen koumlnnen verwendet werden

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Bei Wechselanzeigen wie Fahrgastinformationen werden zunehmend elektronische Anzeigen verwendet Eine Vergleichsstudie zur Lesbarkeit dynamischer Informationsanzeigen (Lang et al 2004) ergab unter anderem dass LCD-Anzeigen generell als kontrastreicher als LED-Anzeigen wahrgenommen werden insbesondere bei seitlicher Betrachtung was den haumlufigsten Anwendungsfall darstellen duumlrfte Dieses Ergebnis stellte sich als unabhaumlngig von Alter und Sehleistung der Versuchspersonen dar Auf LED-Anzeigen sollte daher verzichtet werden Foumlrderlich fuumlr Kontraste sind zudem hohe Pixelzahlen

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Laufschriften in elektronischen Anzeigen sind generell auch bei hinreichenden Kontrasten zu vermeiden Das Auge hat in der Regel zu wenig Zeit um sich auf die schnellen Kontrastwechsel an einzelnen Punkten einzustellen um zunaumlchst einzelne Buchstaben und anschlieszligend ganze Worte wahrzunehmen um sie danach noch lesen und verstehen zu koumlnnen

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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den wird ist bei der Kontrastwahrnehmung nicht ausschlaggebend sondern kann diese lediglich unterstuumltzen Relevanter ist vielmehr ob sich die Helligkeit einer Oberflaumlche von der Helligkeit einer an-deren Oberflaumlche unterscheidet Auskunft daruumlber kann nur der Leuchtdichtekontrast geben der in Kapitel 313 erlaumlutert wird

Zu Farben sei lediglich hervorgehoben dass Rottoumlne haumlufig und ungeahnt zu Verwirrungen fuumlhren koumlnnen Da Rot generell einen starken Wiedererkennungswert als Signalfarbe hat wird diese Farbe haumlufig eingesetzt um bestimmte Schriften oder Markierungen hervorzuheben Werden helle Rottoumlne in Schriften oder Zeichen als Kontrast auf weiszligem Hintergrund verwendet wird oft vergessen dass trotz der Signalwirkung der Farbe der Leuchtdichtekontrast unter Umstaumlnden sehr gering sein kann und dadurch schlecht wahrnehmbar ist Der in Abbildung 1 dargestellte Boden-Warnhinweis auf kreuzende Straszligenbahnen weist zum Beispiel keinen ausreichenden Kontrast auf und wird daher schlecht wahrgenommen Und dies nicht etwa trotz der Verwendung der Signalfarbenkombination Rot-Weiszlig sondern gerade wegen des unuumlberlegten Umgangs mit dieser Farbkombination zur Markierung von Gefahrenbereichen

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Das gleiche Problem besteht bei der Verwendung dunkler RotToumlne in Verbindung mit dunklen Oberflaumlchen Zum Beispiel werden

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Abbildung 1 Negativbeispiel zur Farbkombination Rot-Weiszlig

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Radwege haumlufig im Kontrast zu Gehwegen rot markiert um die Bereiche visuell voneinander abzugrenzen Dies hilft der visuellen Absicherung von Bewegungsflaumlchen zu wenig Wenn beide Farben aumlhnlich dunkel wahrgenommen werden nuumltzt die der Farbe Rot zugesprochene Signalwirkung nicht zur Unterscheidung beider Verkehrsflaumlchen Daher sind Kollisionen zwischen Radfahrern und sehbehinderten Fuszliggaumlngern weiterhin haumlufig Eine Signalfarbe unterstuumltzt Kontrastwirkungen nur bei dem Menschen der Farben fuumlr gewoumlhnlich gut differenzieren kann dem bestimmte Farben und Farbkombinationen als Signalfarben bekannt sind und auch nur dann wenn die Lichtbedingungen die Unterscheidung von Farben zulassen

312 Die Leuchtdichte und andere Lichtmaszlige

Die physikalische Groumlszlige die die Helligkeit eines Objekts beschreibt die der Mensch wahrnimmt ist die Leuchtdichte (Maszligeinheit cdmsup2 Candela pro Quadratmeter) Neben der Lichtstaumlrke der Leuchtquelle der Beleuchtungsstaumlrke auf dem Objekt und dem Einstrahlwinkel des Lichts im Verhaumlltnis zum Betrachter haumlngt die Houmlhe der Leuchtdichte entscheidend vom Reflexionsgrad der angestrahlten Flaumlche ab Abbildung 1 verdeutlicht die Zusammenhaumlnge der einzelnen Fachbegriffe Das Licht trifft mit einer gewissen Lichtstaumlrke (Maszligeinheit Candela cd) auf ein Objekt Auf dessen Oberflaumlche wird dadurch eine bestimmte Beleuchtungsstaumlrke (Maszligeinheit Lux lx) erzielt Die Oberflaumlche des Objekts hat durch eine eher raue oder eher glatte Beschaffenheit und durch die Materialzusammensetzung an dessen Oberflaumlche einen bestimmten Reflexionsgrad (Maszligeinheit griechisch rho ρ) Erst die aus all dem resultierende Leuchtdichte des Objekts die beim Betrachter ankommt gibt Auskunft daruumlber wie hell oder dunkel das Objekt wahrgenommen wird

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Gluumlcklicherweise folgt die visuelle Wahrnehmung der lichttechnischen Leuchtdichte nicht linear Auge und visuelle Informationsverarbeitung des Menschen versuchen Leuchtdichteextreme auszugleichen nehmen Farben zu Hilfe und fuumlllen Informationsluumlcken aus dem Sinn dessen auf was Menschen gerade erwarten wahrzu-nehmen

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313 Der Leuchtdichtekontrast

Der Leuchtdichtekontrast k bezeichnet den Unterschied der Helligkeit zweier Flaumlchen zueinander Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts zweier angrenzender Flaumlchen oder von einem Objekt zu seinem Hintergrund werden Leuchtdichten der einzelnen Materialien gemessen Aus den Ergebnissen wird der Leuchtdichtekontrast gemaumlszlig DIN 32975 nach folgender Definition ermittelt (Michelson-Formel)

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k= (L1 ndash L2) (L1 + L2)

L1 steht fuumlr die Leuchtdichte der ersten Flaumlche L2 steht fuumlr die Leuchtdichte der zweiten Flaumlche Ergebnisse zum Leuchtdichtekontrast k erreichen nach dieser Formel Werte zwischen 0 und 1 Der besseren Lesbarkeit wegen wird im Folgenden der Leuchtdichtekontrast k nur noch bdquoKontrastldquo genannt

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Abbildung 2 Grafische Darstellung zur Entstehung der Leuchtdichte

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314 Auswirkungen unguumlnstiger Lichtverhaumlltnisse

Bei insgesamt unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen wie etwa durch Nebel in der Daumlmmerung oder bei unzureichender Beleuchtung kommt dem Leuchtdichtekontrast eine weitere wesentliche Bedeutung zu da die Leistungsfaumlhigkeit des Auges dann abnimmt Die Makula als Ort des schaumlrfsten Sehens im Zentrum der Netzhaut kann unter diesen Bedingungen ausfallen Was dem Sehen weiterhin zur Verfuumlgung steht ist die Peripherie der Netzhaut Das Farbsehen und die Sehleistung nehmen jedoch zur Peripherie der Netzhaut immer mehr ab Das Farbsignal faumlllt in aumluszligeren Bereichen der Netzhaut voumlllig aus und wird allein durch das Helligkeitssignal ersetzt Ein hoher Leuchtdichtekontrast traumlgt also besonders bei unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen erheblich dazu bei wichtige Objekte wahrnehmen zu koumlnnen

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315 Auswirkungen von Beleuchtungsstaumlrken

Planer und Praktiker fragen haumlufig nach Beleuchtungsstaumlrken mit denen ausreichende Leuchtdichtekontraste erzielt werden koumlnnen bdquoWie viel Luxldquo wird immer gefragt Allerdings geht es nicht um Lux das von Leuchtmitteln erzeugt wird sondern um die Leuchtdichte die vom Objekt erzeugt wird Mit Aumlnderung der Beleuchtungsstaumlrke ndash sofern die Oberflaumlchenbeschaffenheit des Materials und der Einstrahlwinkel des Lichts gleich bleiben ndash aumlndern sich die Leuchtdichten beider Flaumlchen jedoch im gleichen Verhaumlltnis zueinander sodass der Leuchtdichtekontrast immer uumlber alle Beleuchtungs-staumlrken hinweg konstant bleibt Grundsaumltzlich ist daher auf die Frage nach geeigneten Beleuchtungsstaumlrken fuumlr einen ausreichenden Leuchtdichtekontrast keine Antwort moumlglich Die Messung der Leuchtdichte einer einzelnen Flaumlche kommt zwar bei verschiedenen Beleuchtungsstaumlrken zu unterschiedlichen Ergebnissen Zur Ermittlung des Kontrasts muumlssen jedoch immer zwei angrenzende Flaumlchen in Bezug auf ihren Helligkeitsunterschied zu einander ndash unter der gleichen Beleuchtungsstaumlrke ndash betrachtet werden Daher ist

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die Anfrage der Planer und Praktiker nach sehbehindertengerechten Beleuchtungsstaumlrken wenn es um Leuchtdichtekontraste geht nicht zielfuumlhrend Da der Leuchtdichtekontrast einer Materialkombination durch unterschiedliche Beleuchtungsstaumlrken nicht veraumlndert werden kann Allerdings gibt es einen komfortablen Bereich der Leuchtdichte einer Umgebung der je nach Zweck zwischen 100 und 500 cdmsup2 liegt

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Einen Sonderfall in Bezug auf die Relevanz der Beleuchtungsstaumlrke bilden selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen Naumlheres dazu ist Kapitel 46 zu entnehmen

32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten

321 Die kontinuierliche Informationskette

Eine kontinuierliche Kette von Informationen ist die Grundvoraussetzung fuumlr sichere Mobilitaumlt und fuumlr die korrekte Orientierung im oumlffentlichen Raum Zur Kontinuitaumlt einer Informationskette auf dem Weg von A nach B gehoumlren die Durchgaumlngigkeit des Designs der Bezeichnungen und der Anbringungsstellen sowie die analoge Kennzeichnung des Ruumlckwegs durch Elemente die Informationen beinhalten Auch der Planer von Kontrasten muss dies bei der Gestaltung von Markierungen Wegweisern Bodenindikatoren etc beruumlcksichtigen Das System muss auch tolerant gegenuumlber Fehlern des Nutzers sein Einmal falsch eingeschlagene Wege oder Vorlieben fuumlr bestimmte Wege duumlrfen individuell nicht dazu fuumlhren dass der Nutzer ploumltzlich orientierungslos und damit hilflos wird Die Durchgaumlngigkeit von Kontrasten ist daher dringend angeraten

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322 Uumlbergangsbereiche im Fokus

Die Guumlte von Informationen durch Kontraste offenbart sich insbesondere in Uumlbergangsbereichen Als Uumlbergangsbereiche werden Orte bezeichnet in denen Niveauunterschiede bewaumlltigt werden

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muumlssen wie zum Beispiel bei Rampen Treppen und Aufzuumlgen oder wo Raumwechsel stattfinden wie bei Ein- und Ausgaumlngen von Gebaumluden bei Uumlbergaumlngen von Hallen in Flure bei Zimmerwechseln etc Denn an all diesen Orten veraumlndern sich Struktur und Regeln der bisherigen Fortbewegung des Nutzers Dadurch sind Uumlbergangsbereiche fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen potentielle Gefahrenbereiche wenn sie nicht durch ausreichende Kontraste gekennzeichnet sind

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Ein bdquoZuvielldquo an Information durch zu viele unterschiedliche Kontraste fuumlhrt jedoch leicht zu Unuumlbersichtlichkeit und Uumlberfrachtung Um beidem gerecht zu werden sollte der Fokus der Kontrastplanung vor allem auf der Durchgaumlngigkeit von Kontrasten und insbesondere auf Uumlbergangsbereichen liegen

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323 Komfortable Kontraste und DIN-Vorgaben

Als komfortabel wird generell ein Kontrast von 04 bis 06 beurteilt Kontraste von weniger als k = 028 und mehr als k = 083 koumlnnen bei sehbehinderten Menschen die Wahrnehmungssicherheit beeintraumlchtigen Geringe Kontraste koumlnnen als verwaschen sehr hohe Kontraste koumlnnen als Blendung empfunden werden

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Die DIN 32975 gibt fuumlr unterschiedliche Anwendungsbereiche unterschiedliche Leuchtdichtekontraste zur Einhaltung vor Jeweils geforderte Kontraste sind den Kapiteln 4 und 5 die auf unterschiedliche Anwendungsbereiche eingehen zu entnehmen

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33 Die Pruumlfung von KontrastenKontrastloumlsungen fuumlr groszlige Gebaumludekomplexe Auszligenanlagen oder Verkehrswege resultieren idealerweise aus spezifischen wahrnehmungspsychologischen Beurteilungen um den Einsatz von Kontrasten zur Orientierung zur Vermeidung von Gefahren und zur Erhoumlhung des Komforts zu pruumlfen und zu planen Befragungen und Beobachtungen von moumlglichst groszligen Nutzergruppen sind dabei

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ebenso dienlich wie die experimentelle Pruumlfung typischer Informationselemente mit diesen Zielgruppen Von der Befragung einzelner sehbehinderter Menschen ist eher abzusehen da Arten von Sehbehinderungen und ihre jeweiligen Auswirkungen stark variieren Vielmehr sind wissenschaftliche Studien zum Thema zu beruumlcksichtigen Einzelne Kontraste sind mit Leuchtdichtekameras objektiv messbar Im Folgenden wird ein Messverfahren vorgestellt dessen Anwendung die Normen der DIN zur Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten auch vorsehen Andere Methoden werden vergleichend beurteilt

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331 Kontrastpruumlfungen nach DIN

Kontraste von Materialkombinationen muumlssen nach DIN 32975 messtechnisch uumlberpruumlft bzw entsprechend vorgegebener Regelungen nachgewiesen werden Zur Ermittlung des Kontrasts wird die Messung der Leuchtdichtefaktoren nach DIN 5036-3 angegeben die spezielle Messgeometrien vorgibt

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332 Standardisierte Leuchtdichtemessungen im Labor

Die Messung der Leuchtdichten soll bei diffuser Beleuchtung mit der Lichtart die in der Anwendung vorgesehen ist mindestens unter dem Messwinkel 0deg (senkrecht zur Oberflaumlche) und gegebenenfalls zusaumltzlich unter praxisrelevanten Beobachtungswinkeln erfolgen Die Beobachtungswinkel haben insbesondere Einfluss auf Leuchtdichten von Materialien deren Oberflaumlche profiliert ist oder die unterschiedliche Glanzanteile beinhalten Mit der Veraumlnderung des Beobachtungswinkels aumlndern sich die Reflexionsgrade Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts von Bodenindikatoren gilt nach DIN 32984 dass mindestens eine Flaumlche von 4 cm x 4 cm gemessen werden muss um profilierte Oberflaumlchen auch ausreichend erfassen zu koumlnnen Dabei werden auch ausreichend groszlige Flaumlchen erfasst deren Materialzusammensetzung Unregelmaumlszligigkeiten in der Helligkeit aufweist wie zum Beispiel helle und dunkle Anteile

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auf Granitsteinen oder in Materialmischungen Auch Einsprenkel- ungen von Oberflaumlchen mit Glanzanteilen oder Leucht- und Perlfarben mit Glanzeinschluumlssen koumlnnen so beruumlcksichtigt werden Um die Messungen reproduzieren zu koumlnnen und auch die vorgesehene Nutzung im Auszligen- oder Innenbereich zu beruumlcksichtigen sind die Messungen unter Normlichtart A oder D65 durchzufuumlhren Normlichtart A entspricht in etwa Gluumlhlampenbedingungen Normlichtart D65 entspricht Tageslichtbedingungen Eine Kontrastermittlung zwischen Oberflaumlchen die bei unterschiedlichen Lichtarten gemessen wurden ist nicht zulaumlssig Nach DIN kann der Leuchtdichtekontrast durch die direkte Messung von Leuchtdichten oder alternativ durch die Bestimmung von Reflexionsgraden rechnerisch ermittelt werden Soviel zur Messung von Leuchtdichten unter standardisierten Bedingungen in Lichtlaboren Doch was wenn die interes-sierende Materialkombination bereits verbaut wurde und einzelne Materialmuster nicht entnommen werden koumlnnen wie etwa bei denkmalgeschuumltzten Gebaumluden und Anlagen Kapitel 333 gibt Auskunft dazu

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333 Nutzungstypische Leuchtdichtemessungen im Bestand

Die nach DIN 5036-3 geforderten Beleuchtungsbedingungen waumlhrend der Messungen sind im Bestand weder im Auszligenbereich noch im Innenbereich des oumlffentlichen Raumes realisierbar Die Beleuch-tung ist meist nicht diffus sondern weist zumindest Anteile von gerichtetem Licht durch Beleuchtungseinrichtungen oder Lichtspiegelungen der Umgebung auf Aber auch bereits verbaute Materialien sind deswegen von einer Kontrastpruumlfung nicht ausgeschlossen Die Messgeometrie ist dann nutzungstypisch anzupassen und zwar bei einem dennoch hohen Maszlig an Sicherheit und Reproduzierbarkeit der Daten Da die Beleuchtungssituation durch Tageslicht Schwankungen unterliegt wird innerhalb von Gebaumluden nach Moumlglichkeit nach Sonnenuntergang bei nutzungstypischer Beleuchtung gemessen Sollen Messungen im Auszligenbereich durchgefuumlhrt

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werden und befindet sich die Hauptnutzungszeit des Bereichs im Tageslicht so duumlrfen Messungen ausschlieszliglich bei gutem Wetter durchgefuumlhrt werden Annehmbar konstante Beleuchtung durch Tageslicht ergibt sich bei Sonnenschein mit ansonsten wolkenlosem Himmel

334 Methoden zur Schaumltzung von Leuchtdichten

Verschiedentlich wird in der Praxis eine Methode verwendet die vage Einschaumltzungen des Leuchtdichtekontrasts anhand von schwarz-weiszligen Abbildungen von Materialkombinationen vornimmt Dazu werden Fotos von Materialproben in Grautoumlnen aus-gedruckt am Computer die Visualisierung von farbigen Bildern auf Graustufen umgestellt oder Digitalkameras auf schwarz-weiszlig umgestellt Solche Abbildungen sind jedoch stark von der Charakteristik der Geraumlte abhaumlngig und weisen Oberflaumlchen nur als unterschiedlich in ihrer Intensitaumlt von Grautoumlnen aus Zuvor deutliche Kon-tras-te koumlnnen verschwinden Wenn sich auf diesen Darstellungen auf Displays oder Papier zwei Oberflaumlchen erkennbar voneinander abheben so die Befuumlrworter dieser Methode soll davon ausgegangen werden duumlrfen dass der Leuchtdichtekontrast ausreichend sei

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Diese Methode kann fachlich gesehen als allenfalls behelfsmaumlszligig beurteilt werden um einen ersten eher allgemeinen Eindruck von Leuchtdichtekontrasten zu bekommen Tatsaumlchliche Kontrastwerte lassen sich so weder ermitteln oder dahingehend uumlberpruumlfen ob sie bestimmten Anforderungen einer barrierefreien Gestaltung genuumlgen Da es sich um keine Messmethode handelt erhaumllt man auch keine Zahlenwerte Zudem geben Monitore und Kopien urspruumlng-liche Helligkeiten von Originaloberflaumlchen meist verfaumllscht wieder und sind leicht manipulierbar In Vor-Ort-Terminen mit Planern und Praktikern kann diese Methode jedoch anschaulich zum ersten Erkenntnisgewinn beitragen dass es in der sehbehindertengerechten Gestaltung weniger um Farbkontraste sondern vielmehr um Helligkeitsunterschiede von Objekten geht

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Eine andere Methode zur Pruumlfung von Kontrasten sieht die Nutzung von Farbkarten Farbfaumlchern oder digitalen Farbwerken vor Erlaumlutert sei dies am Beispiel von RAL-Farbkarten Als RAL-Farbe werden Normfarben bezeichnet die die RAL GmbH vertreibt Jeder Farbe ist eine Nummernbezeichnung zugeordnet Die Kontrastwerte zweier Materialien werden aus Hellbezugswerten und Umrechnungstabellen erschlossen Das groumlszligte Fehlerpotential wird bei dieser Methode in der eindeutigen Zuordnung von Materialoberflaumlchen zu entsprechenden Farbmustern gesehen Insbesondere Wand- und Bodenbelaumlge lassen sich oft nicht eindeutig zuordnen da deren Oberflaumlchen Zusammensetzungen zeigen die Hell- und Dunkelanteile mischen wie etwa Granit Sandstein Rauputz oder gemusterte Flaumlchen usw Der Vorteil der Normierung der Kartennummern soll darin bestehen dass Kunden und Lieferanten nur RAL-Nummern und nicht Materialmuster austauschen In den vorangegangenen Abschnitten wird deutlich dass die Messung des definierten Materials jedoch unumgaumlnglich ist da dessen Oberflaumlchenbeschaffenheit erhebliche Aus-wirkungen auf Kontraste hat Dies sowohl in Bezug auf Oberflaumlchenstrukturen als auch in Bezug auf die Materialzusammensetzung die sich an der Oberflaumlche offenbart Die Farbkarten-Methode versucht diesem Problem damit zu begegnen dass generell eine Fehler

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- toleranz von 01 bis 015 Kontrastwerten einkalkuliert werden soll und dass glaumlnzende Farben fuumlr die barrierefreie Gestaltung wegen moumlglicher Spiegelungen nicht in Frage kommen Zur empfohlenen Fehlertoleranz ist anzumerken dass wegen der Abnutzung von Materialien geforderte Kontraste im Neuzustand der Materialien ohnehin deutlich uumlberschritten werden sollten (weitere Informationen dazu siehe Kapitel 64) Eine zusaumltzliche Anhebung geforderter Werte durch die Verwendung einer Pruumlfmethode die zusaumltzliche Fehlertoleranzen erforderlich macht duumlrfte daher problematisch sein Dies schraumlnkt die Palette einsetzbarer Materialien unnoumltig weiter ein Der Einsatz glaumlnzender Materialien ist bei Neubauten we

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gen moumlglicher Blendwirkungen und Spiegelungen auch nach DIN 32975 zu vermeiden Jedoch werden vorliegend auch alle Materialien die Glanzanteile oder unterschiedliche Einschluumlsse haben von einer Kontrastpruumlfung methodisch ausgeschlossen was unnoumltig ist (siehe dazu Kapitel 332)

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335 Fazit zur Kontrastpruumlfung durch die Selbsthilfe

Insgesamt ist die Kontrastpruumlfung durch Farbsysteme oder SchwarzWeiszlig-Abbildungen als nur eingeschraumlnkt nuumltzlich weil zu ungenau anzusehen Zumal beide Methoden keine eindeutig reproduzierbaren Messungen darstellen sondern eine Schaumltzung per Inaugenscheinnahme bleiben muumlssen Am sichersten erscheint die direkte und objektive Messung der Leuchtdichten von Kontrastflaumlchen mit festgelegten Messgeometrien und plausiblen Methoden Die Notwendigkeit zur gewissenhaften Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten durch insbesondere nutzungstypische Messungen wird auch in einer Vergleichsstudie uumlber Messmethoden von Joos et al im Auftrag des schweizerischen Bundesamtes fuumlr Verkehr (2012) wie folgt befuumlrwortet bdquoKontrast von Objekten im oumlffentlichen Raum kann nur mit speziellen Leuchtdichtenkameras mit einer genuumlgenden Genauigkeit und vernuumlnftigem personellem und zeitlichem Aufwand bestimmt werdenldquo

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Die vorliegende Broschuumlre versucht aktive Mitglieder der Selbsthilfe zu befaumlhigen sich fuumlr die Pruumlfung und Einhaltung von Kontrasten argumentativ erfolgreich einzusetzen Die erforderlichen Leuchtdichtemessungen an sich sollten nach wie vor von erfahrenen Pruumlfern aus Betrieben und Institutionen durchgefuumlhrt werden die diese Messungen fachgerecht und taumlglich im Auftrag von Materialherstellern Planern Verbaumlnden Kommunen Bund und Laumlndern durchfuumlhren Zur Beurteilung diesbezuumlglich entstehender Kosten sei auf Kapitel 63 verwiesen

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Ein Groszligteil der Informationen im oumlffentlichen Raum die der Orientierung und der Absicherung vor Gefahren dienen wird uumlber Zei-chen Schriften und Piktogramme vermittelt Kontrastwerte die der Auffindbarkeit und Leserlichkeit dienen sollen houmlher als andere sein Nach DIN 32975 gilt dass ein Leuchtdichtekontrast von mindestens 07 und bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen von mindestens 08 einzuhalten ist

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41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit

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Die Auffindbarkeit der Information durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis des gesamten Informationstraumlgers zu seinem Hintergrund Sind zum Beispiel die Grundfarbe einer Toilettenbeschilderung wie auch die umgebende Wand aumlhnlich hell unterscheidet sich die Leuchtdichte nur minimal durch unterschiedliche Reflexionseigenschaften der Materialoberflaumlchen Abbildung 3 zeigt dies Es entstehen zu geringe Kontraste was die Auffindbarkeit des Informationstraumlgers erschwert Abhilfe schafft die kontrastreiche Umrahmung des Schildes oder die kontrastreiche Gestaltung des Schildhintergrundes zur Wand

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4 Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften und Piktogrammen

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Die Leserlichkeit durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis der Zeichen Schriften und Piktogramme zu direkt angrenzenden Flaumlchen Diese Flaumlchen koumlnnen Schildhintergruumlnde sein wie Abbildung 4 die ein Piktogramm als Kennzeichnung einer Herrentoilette zeigt Der relevante Leuchtdichtekontrast entsteht zwischen dem schwarzen Maumlnnchen und der Oberflaumlche des Traumlgermaterials einer Edelstahlplatte

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Falls Zeichen direkt also ohne Traumlgermaterial verwendet werden bilden umgebende Waumlnde angrenzende Gegenstaumlnde und perspektivisch bedingte Umgebungen die angrenzenden Flaumlchen Abbildung 5 die eine Etagennummer auf einer Wand und Abbildung 6 die Piktogramme als Markierung einer Glasflaumlche darstellen zeigen solche direkten Umgebungsflaumlchen von Zeichen

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Abbildung 3 Negativbeispiel ndash helles Toilettenschild auf heller Wand

Abbildung 4 Positivbeispiel ndash dunkles Piktogramm auf hellem Untergrund

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Bei der Etagennummerierung ist die Umgebungsflaumlche eine hell gestrichene Rauputzwand bei den Markierungen auf Glas bildet der Hintergrund in der vorliegenden Perspektive ein Bodenbelag die Umgebungsflaumlche zur Kontrastermittlung

42 Durchsichtige InformationstraumlgerAls besonders unguumlnstig erweisen sich helle Schriften auf Glas bei ebenfalls hellem Hintergrund Abbildung 7 zeigt die Gebaumludebezeichnung eines Finanzamtes durch silbrig-weiszlige Klebebuchstaben die oberhalb der Eingangstuumlr auf dem Sicherheitsglas eines Oberlichts angebracht sind Durch die angrenzende Flaumlche die aus nutzungstypischer Perspektive aus einer weiszligen Decke besteht sind die Buchstaben der oberen Reihe fast gar nicht in den unteren Reihen nur mit Muumlhe erkennbar da der Kontrast zwischen Buchstaben und Decke zu gering ist

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Abbildung 5 Zahl mit Wand als Umgebungsflaumlche

Abbildung 6 Piktogramme mit Boden als Umgebungsflaumlche bei Pers-pektive durch eine Glastuumlr hindurch

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Abhilfe koumlnnte vorliegend eine wesentlich dunklere Deckengestaltung dunklere Schriften oder die Hinterlegung der hellen Schrift mit dunkler Folie schaffen Abbildung 8 zeigt ein Ausstellungsex- ponat Abbildung 9 zeigt was sich dem Betrachter bei Annaumlherung offenbart Jede der 4 Seiten ist aus Glas und mit heller Schrift uumlberzogen die Informationen uumlber das Exponat beinhalten Der Boden als angrenzende Flaumlche zur Schrift aus der Betrachterperspektive ist durch mittelhelle Granitsteine marmoriert und bildet keinen ausreichenden Kontrast zur Schrift sodass diese kaum vom Boden zu unterscheiden ist Hinzu kommt dass sich da alle Glasauszligenflaumlchen des Exponats beschriftet sind die Schriften perspektivisch uumlberlagern und so das Lesen der Information endguumlltig verhindern

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Abbildung 7 Negativbeispiel ndash helle Schrift auf Glas mit hellem Hintergrund

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Die Hinterlegung der Schriften mit dunklen Folien wuumlrde das Exponat optisch zerstoumlren da das Innenleben nicht mehr zu sehen waumlre Dunkle Schriftzeichen wuumlrden auch nicht zum Ziel fuumlhren da das Problem sich uumlberlagernder Schriften weiterhin bestuumlnde Abhilfe bestuumlnde in der Uumlbertragung der Information auf ein zusaumltzliches Schild mit ausreichendem Hintergrundkontrast

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43 Unuumlberlegte Verzierungen und FarbigkeitenBilder oder Farbverlaumlufe als Hintergrund sind grundsaumltzlich zu vermeiden da sie den Leuchtdichtekontrast von Schriften zumindest punktuell schmaumllern Abbildung 10 zeigt ein an sich kontrastreich gestaltetes Gebaumludeschild Durch die teilweise Hinterlegung des Textes mit einem Schmucksiegel wird der Kontrast einzelner Worte zum Schildhintergrund unterbrochen und deutlich verringert Abhilfe koumlnnte die Verkleinerung des Siegels schaffen sodass Schriften damit nicht mehr hinterlegt sind Die Schildgroumlszlige bietet Platz um das Siegel separat zu setzen

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Abbildung 8 Beispiel Exponat- einhausung aus Glasflaumlchen mit Edelstahlrahmen

Abbildung 9 Negativbeispiel ndash uumlberlagernde Schriften auf Glas mit hellem Hintergrund

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Informationsbroschuumlren und Plakate werden meist aufwaumlndig gestaltet Viele verschiedene Farben kommen zum Einsatz um auf differenzierte Inhalte hinzuweisen Dabei tritt die Differenzierung durch Leuchtdichtekontraste haumlufig in den Hintergrund So kann es sein dass Informationen die gar keine hohe Relevanz haben durch starke Helligkeitskontraste zum Hintergrund visuell hervorgehoben werden und Wichtiges trotz vermeintlich auffaumllliger Farbgestaltung wegen zu geringer Leuchtdichtekontraste unbeachtet bleibt

44 Blendung und Schatten ndash boumlse GeisterKapitel 315 erlaumlutert dass zur sehbehindertengerechten Gestaltung keine Pauschalvorgaben zu Beleuchtungsstaumlrken moumlglich sind Vielmehr ist eine in der jeweiligen Situation vor Ort angemessene Beleuchtung notwendig Selbst wenn Kontraste messtechnisch nachweisbar sind kann es sein dass diese durch zu geringe oder zu starke Beleuchtung fuumlr das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind Zu geringe Beleuchtung liegt beispielsweise bei Schattenbildung vor zu starke Beleuchtung kann zu Blendung durch Reflexionen des Lichts fuumlhren Letzteres kann auch durch direkte Sonneneinstrahlung geschehen Abbildungen 11 und 12 zeigen ein von der Decke herabhaumlngendes Schild das an einer der Sonne abgewandten Gebaumludeseite befestigt ist und auf einen Haupteingang

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Abbildung 10 Negativbeispiel ndash Schrift auf Hintergrund mit Hinter-legung

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hinweist Der Kontrast zwischen Buchstaben und Schildhintergrund ist ausreichend sodass einzelne Buchstaben gut erkennbar sind Ein identisches Schild ist an einer der Sonne zugewandten Gebaumlude-seite angebracht Die Buchstaben werden von der direkten Sonnen-einstrahlung teilweise uumlberblendet und sind daher nicht mehr lesbar

Abhilfe koumlnnte die Versetzung des Schildes nach hinten schaffen Eine gleichmaumlszligige Abschattung des gesamten Schildes wuumlrde so durch die Decke hergestellt und Kontraste blieben wahrnehmbar Alternativ muumlsste die Oberflaumlche des Informationstraumlgers weniger glatt sein sodass eine Blendung wegen geringerer Spiegelung des Lichts an der Materialoberflaumlche vermindert ist Auch Abschattflaumlchen aus lichtundurchlaumlssigem Material die direkt an der Schildoberkante befestigt wuumlrden koumlnnten auf dem Schild fuumlr einheitliche Lichtverhaumlltnisse zu sorgen

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Auf Informationstraumlgern die Abdeckungen oder Sichtscheiben aufweisen wie Aushanginformationskaumlsten mit Glas- oder Plexiglasscheiben koumlnnen ebenfalls unerwuumlnschte Reflexionen entstehen Diese sind durch entspiegelte Materialien zu umgehen Der Kontrast an Sichtscheiben von Automaten sollte einstellbar sein

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Abbildung 13 zeigt den Ausschnitt eines Lageplans von Bus- und Hauptbahnhof Durch eine nicht entspiegelte Abdeckung des Aushangplans entstehen bei normalem Tageslicht starke Spiegelungen

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Abbildung 11 Beispiel ndash Schild im Schatten

Abbildung 12 Negativbeispiel ndash Schild mit Sonneneinstrahlung

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die Gleisbezeichnungen der Bahn unlesbar machen Abbildung 14 zeigt das gleiche Problem einer Oumlffnungszeiteninformation einer Bibliothek Durch die Anbringung der an sich kontrastreich gestalteten Textinformation an der Innenseite einer Glaswand spiegeln sich voruumlbergehende Menschen und die oumlrtliche Umgebung aus dem Ruumlcken des Betrachters Die Schriften wirken verwaschen da Kontraste durch wechselnde Umgebungsverhaumlltnisse mal schwaumlcher und mal staumlrker sind

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Abbildungen 15 und 16 zeigen Ausschnitte eines Lageplans der im Auszligenbereich einer Grundschule aufgestellt ist und ohne Ab- deckungen auskommt Trotz Sonneneinstrahlung werden Kontraste nicht beeintraumlchtigt da die Oberflaumlche mattiert ist Leider ist in der Legende zum Plan der Schrifthintergrund teils nicht ausreichend kontrastreich gestaltet Einzelne Gebaumludebereiche sind auf dem Plan durch eingrenzende stark kontrastierende Zeichnung gut unterscheidbar aber die zugehoumlrige Benennung der Gebaumlude ist wegen geringer Kontraste nur fuumlr manche Gebaumlude leserlich

Grundsaumltzlich sind Aushanginformationen mit Orientierungs- oder Entscheidungsfunktion selbst hinreichend zu beleuchten um Kont-

Abbildung 13 Negativbeispiel ndash Blendung auf Glasabdeckung durch Sonnenlicht

Abbildung 14 Negativbeispiel ndash Umgebungsreflexion bei Information hinter Glas

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raste wahrnehmen zu koumlnnen um bei Annaumlherung an die Information keine Schattenbildung zu verursachen Eine gerichtete Beleuchtung ist nach DIN 32975 entweder von unten von oben oder von hinten vorzusehen

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Auch offensichtlich fuumlr sehbehinderte Menschen gestaltete Objekte koumlnnen problematisch sein Abbildung 17 zeigt ein Toilettenschild das neben Buchstaben auch Brailleschrift beinhaltet Die Buchstaben sind erhaben auf einer farblosen Plexiglasscheibe aufgebracht die wiederum auf Abstand zur Wand montiert ist Die Buchstaben werfen daher einen Schatten an die Wand und schmaumllern so den ansonsten tadellosen Kontrast der dunklen Buchstaben zur hellen Wand unnoumltig

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Abbildung 15 Positivbeispiel ndash Lageplan ohne Abdeckung

Abbildung 16 Negativbeispiel ndash ungenuumlgender Kontrast der Legende zum Lageplan

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45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern

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Wenn Papier als Traumlgermaterial fuumlr Informationen verwendet wird zum Beispiel bei Faltplaumlnen ist zusaumltzliche die Papierstaumlrke wichtig um Kontraste zu erhalten Bei beidseitig bedrucktem Papier duumlrfen Informationen der Ruumlckseite auf der Vorderseite nicht durchscheinen Sie verringern als angrenzende Flaumlche zu den Schriften den Leuchtdichtekontrast unnoumltig Eine Mindestpapierstaumlrke von 100 Gramm pro Quadratmeter ist daher einzuhalten

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Da gerade Aushanginformationen haumlufigen Aumlnderungen unterliegen werden die Informationen meist als kostenguumlnstige Variante ebenfalls auf Papier gedruckt Glanzoberflaumlchen auf Papier haben unerwuumlnschte Blendwirkungen insbesondere bei Tageslicht was die Kontraste von Schriften zu ihrem Hintergrund deutlich beeintraumlchtigt

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Infopost oder haumlufig wiederkehrende Mitteilungen werden aus Kostengruumlnden oder aus Gruumlnden des Umweltschutzes oft auf Papier mit hohen Grau-Anteilen und starken Rauigkeiten der Papieroberflaumlchen gedruckt Diese haben im Vergleich zu reinweiszligem also sehr hellem Papier eine kontrastmindernde Wirkung auf die Leserlichkeit von Schriften und sollten vermieden werden Der Effekt des Papiers

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Abbildung 17 Negativbeispiel ndash Schattenbildung durch Reliefbuchstaben auf Plexiglas

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auf den Kontrast zur Schrift ist der gleiche wie der negative Effekt von farbig hinterlegten Texten

46 Schriften aus Licht ndash VorsichtInformationen durch hinterleuchtete oder selbstleuchtende Anzeigen stellen in Bezug auf Leuchtdichtekontraste Sonderfaumllle dar Anders als bei lichtundurchlaumlssigen Schildern kann es zu Kontrastminderungen in der Anwendung kommen Der Kontrast muss bei diesen Anzeigen die uumlblichen Vorgaben von 07 beziehungsweise 08 bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen ndash in der unguumlnstigeren Bedingung ndash erreichen

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Zum Beispiel ergibt ein heller Leuchtkasten der mit einem lichtundurchlaumlssigen Piktogramm beklebt ist unterschiedliche Leuchtdichten abhaumlngig davon ob er ein- oder ausgeschaltet ist Das lichtundurchlaumlssige Piktogramm veraumlndert seine Leuchtdichte dadurch nicht Der Kontrast errechnet sich aus den angrenzenden Flaumlchen von Piktogramm und Hintergrund Also resultieren durch Ein- und Ausschalten der Beleuchtung unterschiedliche Kontraste Aumlhnlich verhaumllt es sich bei lichtdurchlaumlssigen Zeichen auf Leuchtkaumlsten Dann ist es von der Transparenz der Zeichen und des Hintergrundes abhaumlngig ob sich die Beleuchtungsstaumlrke aus dem Innenraum gleichmaumlszligig auswirkt was direkten Einfluss auf die Leuchtdichten einzelner Flaumlchen hat Bei von innen beleuchteten Anzeigen muss daher immer der geringere Kontrast ausreichend hoch sein

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Kapitel 315 erlaumlutert dass Beleuchtungsstaumlrken der Umgebung keine Auswirkungen auf vorhandene Kontraste haben Auch diesbezuumlglich stellen selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen einen Sonderfall dar Tageslicht oder kuumlnstliche Beleuchtung uumlberlagern die Leuchtdichten und koumlnnen einen kontrastmindernden Einfluss haben Nach DIN 32975 muss die Beleuchtungssituation bei der Beurteilung von selbstleuchtenden oder hinterleuchteten

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Anzeigen mit beruumlcksichtigt werden Ohne Tageslichteinfluss in Innenraumlumen muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 200 Lux mit Tageslichteinfluss und im Freien muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 2000 Lux bestehen Uumlbrigens auch dann wenn Schutzscheiben vor den Anzeigen die zusaumltzliche Reflexionen verursachen koumlnnen verwendet werden

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Bei Wechselanzeigen wie Fahrgastinformationen werden zunehmend elektronische Anzeigen verwendet Eine Vergleichsstudie zur Lesbarkeit dynamischer Informationsanzeigen (Lang et al 2004) ergab unter anderem dass LCD-Anzeigen generell als kontrastreicher als LED-Anzeigen wahrgenommen werden insbesondere bei seitlicher Betrachtung was den haumlufigsten Anwendungsfall darstellen duumlrfte Dieses Ergebnis stellte sich als unabhaumlngig von Alter und Sehleistung der Versuchspersonen dar Auf LED-Anzeigen sollte daher verzichtet werden Foumlrderlich fuumlr Kontraste sind zudem hohe Pixelzahlen

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Laufschriften in elektronischen Anzeigen sind generell auch bei hinreichenden Kontrasten zu vermeiden Das Auge hat in der Regel zu wenig Zeit um sich auf die schnellen Kontrastwechsel an einzelnen Punkten einzustellen um zunaumlchst einzelne Buchstaben und anschlieszligend ganze Worte wahrzunehmen um sie danach noch lesen und verstehen zu koumlnnen

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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Radwege haumlufig im Kontrast zu Gehwegen rot markiert um die Bereiche visuell voneinander abzugrenzen Dies hilft der visuellen Absicherung von Bewegungsflaumlchen zu wenig Wenn beide Farben aumlhnlich dunkel wahrgenommen werden nuumltzt die der Farbe Rot zugesprochene Signalwirkung nicht zur Unterscheidung beider Verkehrsflaumlchen Daher sind Kollisionen zwischen Radfahrern und sehbehinderten Fuszliggaumlngern weiterhin haumlufig Eine Signalfarbe unterstuumltzt Kontrastwirkungen nur bei dem Menschen der Farben fuumlr gewoumlhnlich gut differenzieren kann dem bestimmte Farben und Farbkombinationen als Signalfarben bekannt sind und auch nur dann wenn die Lichtbedingungen die Unterscheidung von Farben zulassen

312 Die Leuchtdichte und andere Lichtmaszlige

Die physikalische Groumlszlige die die Helligkeit eines Objekts beschreibt die der Mensch wahrnimmt ist die Leuchtdichte (Maszligeinheit cdmsup2 Candela pro Quadratmeter) Neben der Lichtstaumlrke der Leuchtquelle der Beleuchtungsstaumlrke auf dem Objekt und dem Einstrahlwinkel des Lichts im Verhaumlltnis zum Betrachter haumlngt die Houmlhe der Leuchtdichte entscheidend vom Reflexionsgrad der angestrahlten Flaumlche ab Abbildung 1 verdeutlicht die Zusammenhaumlnge der einzelnen Fachbegriffe Das Licht trifft mit einer gewissen Lichtstaumlrke (Maszligeinheit Candela cd) auf ein Objekt Auf dessen Oberflaumlche wird dadurch eine bestimmte Beleuchtungsstaumlrke (Maszligeinheit Lux lx) erzielt Die Oberflaumlche des Objekts hat durch eine eher raue oder eher glatte Beschaffenheit und durch die Materialzusammensetzung an dessen Oberflaumlche einen bestimmten Reflexionsgrad (Maszligeinheit griechisch rho ρ) Erst die aus all dem resultierende Leuchtdichte des Objekts die beim Betrachter ankommt gibt Auskunft daruumlber wie hell oder dunkel das Objekt wahrgenommen wird

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Gluumlcklicherweise folgt die visuelle Wahrnehmung der lichttechnischen Leuchtdichte nicht linear Auge und visuelle Informationsverarbeitung des Menschen versuchen Leuchtdichteextreme auszugleichen nehmen Farben zu Hilfe und fuumlllen Informationsluumlcken aus dem Sinn dessen auf was Menschen gerade erwarten wahrzu-nehmen

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313 Der Leuchtdichtekontrast

Der Leuchtdichtekontrast k bezeichnet den Unterschied der Helligkeit zweier Flaumlchen zueinander Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts zweier angrenzender Flaumlchen oder von einem Objekt zu seinem Hintergrund werden Leuchtdichten der einzelnen Materialien gemessen Aus den Ergebnissen wird der Leuchtdichtekontrast gemaumlszlig DIN 32975 nach folgender Definition ermittelt (Michelson-Formel)

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k= (L1 ndash L2) (L1 + L2)

L1 steht fuumlr die Leuchtdichte der ersten Flaumlche L2 steht fuumlr die Leuchtdichte der zweiten Flaumlche Ergebnisse zum Leuchtdichtekontrast k erreichen nach dieser Formel Werte zwischen 0 und 1 Der besseren Lesbarkeit wegen wird im Folgenden der Leuchtdichtekontrast k nur noch bdquoKontrastldquo genannt

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Abbildung 2 Grafische Darstellung zur Entstehung der Leuchtdichte

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314 Auswirkungen unguumlnstiger Lichtverhaumlltnisse

Bei insgesamt unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen wie etwa durch Nebel in der Daumlmmerung oder bei unzureichender Beleuchtung kommt dem Leuchtdichtekontrast eine weitere wesentliche Bedeutung zu da die Leistungsfaumlhigkeit des Auges dann abnimmt Die Makula als Ort des schaumlrfsten Sehens im Zentrum der Netzhaut kann unter diesen Bedingungen ausfallen Was dem Sehen weiterhin zur Verfuumlgung steht ist die Peripherie der Netzhaut Das Farbsehen und die Sehleistung nehmen jedoch zur Peripherie der Netzhaut immer mehr ab Das Farbsignal faumlllt in aumluszligeren Bereichen der Netzhaut voumlllig aus und wird allein durch das Helligkeitssignal ersetzt Ein hoher Leuchtdichtekontrast traumlgt also besonders bei unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen erheblich dazu bei wichtige Objekte wahrnehmen zu koumlnnen

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315 Auswirkungen von Beleuchtungsstaumlrken

Planer und Praktiker fragen haumlufig nach Beleuchtungsstaumlrken mit denen ausreichende Leuchtdichtekontraste erzielt werden koumlnnen bdquoWie viel Luxldquo wird immer gefragt Allerdings geht es nicht um Lux das von Leuchtmitteln erzeugt wird sondern um die Leuchtdichte die vom Objekt erzeugt wird Mit Aumlnderung der Beleuchtungsstaumlrke ndash sofern die Oberflaumlchenbeschaffenheit des Materials und der Einstrahlwinkel des Lichts gleich bleiben ndash aumlndern sich die Leuchtdichten beider Flaumlchen jedoch im gleichen Verhaumlltnis zueinander sodass der Leuchtdichtekontrast immer uumlber alle Beleuchtungs-staumlrken hinweg konstant bleibt Grundsaumltzlich ist daher auf die Frage nach geeigneten Beleuchtungsstaumlrken fuumlr einen ausreichenden Leuchtdichtekontrast keine Antwort moumlglich Die Messung der Leuchtdichte einer einzelnen Flaumlche kommt zwar bei verschiedenen Beleuchtungsstaumlrken zu unterschiedlichen Ergebnissen Zur Ermittlung des Kontrasts muumlssen jedoch immer zwei angrenzende Flaumlchen in Bezug auf ihren Helligkeitsunterschied zu einander ndash unter der gleichen Beleuchtungsstaumlrke ndash betrachtet werden Daher ist

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die Anfrage der Planer und Praktiker nach sehbehindertengerechten Beleuchtungsstaumlrken wenn es um Leuchtdichtekontraste geht nicht zielfuumlhrend Da der Leuchtdichtekontrast einer Materialkombination durch unterschiedliche Beleuchtungsstaumlrken nicht veraumlndert werden kann Allerdings gibt es einen komfortablen Bereich der Leuchtdichte einer Umgebung der je nach Zweck zwischen 100 und 500 cdmsup2 liegt

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Einen Sonderfall in Bezug auf die Relevanz der Beleuchtungsstaumlrke bilden selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen Naumlheres dazu ist Kapitel 46 zu entnehmen

32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten

321 Die kontinuierliche Informationskette

Eine kontinuierliche Kette von Informationen ist die Grundvoraussetzung fuumlr sichere Mobilitaumlt und fuumlr die korrekte Orientierung im oumlffentlichen Raum Zur Kontinuitaumlt einer Informationskette auf dem Weg von A nach B gehoumlren die Durchgaumlngigkeit des Designs der Bezeichnungen und der Anbringungsstellen sowie die analoge Kennzeichnung des Ruumlckwegs durch Elemente die Informationen beinhalten Auch der Planer von Kontrasten muss dies bei der Gestaltung von Markierungen Wegweisern Bodenindikatoren etc beruumlcksichtigen Das System muss auch tolerant gegenuumlber Fehlern des Nutzers sein Einmal falsch eingeschlagene Wege oder Vorlieben fuumlr bestimmte Wege duumlrfen individuell nicht dazu fuumlhren dass der Nutzer ploumltzlich orientierungslos und damit hilflos wird Die Durchgaumlngigkeit von Kontrasten ist daher dringend angeraten

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322 Uumlbergangsbereiche im Fokus

Die Guumlte von Informationen durch Kontraste offenbart sich insbesondere in Uumlbergangsbereichen Als Uumlbergangsbereiche werden Orte bezeichnet in denen Niveauunterschiede bewaumlltigt werden

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muumlssen wie zum Beispiel bei Rampen Treppen und Aufzuumlgen oder wo Raumwechsel stattfinden wie bei Ein- und Ausgaumlngen von Gebaumluden bei Uumlbergaumlngen von Hallen in Flure bei Zimmerwechseln etc Denn an all diesen Orten veraumlndern sich Struktur und Regeln der bisherigen Fortbewegung des Nutzers Dadurch sind Uumlbergangsbereiche fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen potentielle Gefahrenbereiche wenn sie nicht durch ausreichende Kontraste gekennzeichnet sind

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Ein bdquoZuvielldquo an Information durch zu viele unterschiedliche Kontraste fuumlhrt jedoch leicht zu Unuumlbersichtlichkeit und Uumlberfrachtung Um beidem gerecht zu werden sollte der Fokus der Kontrastplanung vor allem auf der Durchgaumlngigkeit von Kontrasten und insbesondere auf Uumlbergangsbereichen liegen

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323 Komfortable Kontraste und DIN-Vorgaben

Als komfortabel wird generell ein Kontrast von 04 bis 06 beurteilt Kontraste von weniger als k = 028 und mehr als k = 083 koumlnnen bei sehbehinderten Menschen die Wahrnehmungssicherheit beeintraumlchtigen Geringe Kontraste koumlnnen als verwaschen sehr hohe Kontraste koumlnnen als Blendung empfunden werden

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Die DIN 32975 gibt fuumlr unterschiedliche Anwendungsbereiche unterschiedliche Leuchtdichtekontraste zur Einhaltung vor Jeweils geforderte Kontraste sind den Kapiteln 4 und 5 die auf unterschiedliche Anwendungsbereiche eingehen zu entnehmen

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33 Die Pruumlfung von KontrastenKontrastloumlsungen fuumlr groszlige Gebaumludekomplexe Auszligenanlagen oder Verkehrswege resultieren idealerweise aus spezifischen wahrnehmungspsychologischen Beurteilungen um den Einsatz von Kontrasten zur Orientierung zur Vermeidung von Gefahren und zur Erhoumlhung des Komforts zu pruumlfen und zu planen Befragungen und Beobachtungen von moumlglichst groszligen Nutzergruppen sind dabei

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ebenso dienlich wie die experimentelle Pruumlfung typischer Informationselemente mit diesen Zielgruppen Von der Befragung einzelner sehbehinderter Menschen ist eher abzusehen da Arten von Sehbehinderungen und ihre jeweiligen Auswirkungen stark variieren Vielmehr sind wissenschaftliche Studien zum Thema zu beruumlcksichtigen Einzelne Kontraste sind mit Leuchtdichtekameras objektiv messbar Im Folgenden wird ein Messverfahren vorgestellt dessen Anwendung die Normen der DIN zur Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten auch vorsehen Andere Methoden werden vergleichend beurteilt

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331 Kontrastpruumlfungen nach DIN

Kontraste von Materialkombinationen muumlssen nach DIN 32975 messtechnisch uumlberpruumlft bzw entsprechend vorgegebener Regelungen nachgewiesen werden Zur Ermittlung des Kontrasts wird die Messung der Leuchtdichtefaktoren nach DIN 5036-3 angegeben die spezielle Messgeometrien vorgibt

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332 Standardisierte Leuchtdichtemessungen im Labor

Die Messung der Leuchtdichten soll bei diffuser Beleuchtung mit der Lichtart die in der Anwendung vorgesehen ist mindestens unter dem Messwinkel 0deg (senkrecht zur Oberflaumlche) und gegebenenfalls zusaumltzlich unter praxisrelevanten Beobachtungswinkeln erfolgen Die Beobachtungswinkel haben insbesondere Einfluss auf Leuchtdichten von Materialien deren Oberflaumlche profiliert ist oder die unterschiedliche Glanzanteile beinhalten Mit der Veraumlnderung des Beobachtungswinkels aumlndern sich die Reflexionsgrade Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts von Bodenindikatoren gilt nach DIN 32984 dass mindestens eine Flaumlche von 4 cm x 4 cm gemessen werden muss um profilierte Oberflaumlchen auch ausreichend erfassen zu koumlnnen Dabei werden auch ausreichend groszlige Flaumlchen erfasst deren Materialzusammensetzung Unregelmaumlszligigkeiten in der Helligkeit aufweist wie zum Beispiel helle und dunkle Anteile

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auf Granitsteinen oder in Materialmischungen Auch Einsprenkel- ungen von Oberflaumlchen mit Glanzanteilen oder Leucht- und Perlfarben mit Glanzeinschluumlssen koumlnnen so beruumlcksichtigt werden Um die Messungen reproduzieren zu koumlnnen und auch die vorgesehene Nutzung im Auszligen- oder Innenbereich zu beruumlcksichtigen sind die Messungen unter Normlichtart A oder D65 durchzufuumlhren Normlichtart A entspricht in etwa Gluumlhlampenbedingungen Normlichtart D65 entspricht Tageslichtbedingungen Eine Kontrastermittlung zwischen Oberflaumlchen die bei unterschiedlichen Lichtarten gemessen wurden ist nicht zulaumlssig Nach DIN kann der Leuchtdichtekontrast durch die direkte Messung von Leuchtdichten oder alternativ durch die Bestimmung von Reflexionsgraden rechnerisch ermittelt werden Soviel zur Messung von Leuchtdichten unter standardisierten Bedingungen in Lichtlaboren Doch was wenn die interes-sierende Materialkombination bereits verbaut wurde und einzelne Materialmuster nicht entnommen werden koumlnnen wie etwa bei denkmalgeschuumltzten Gebaumluden und Anlagen Kapitel 333 gibt Auskunft dazu

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333 Nutzungstypische Leuchtdichtemessungen im Bestand

Die nach DIN 5036-3 geforderten Beleuchtungsbedingungen waumlhrend der Messungen sind im Bestand weder im Auszligenbereich noch im Innenbereich des oumlffentlichen Raumes realisierbar Die Beleuch-tung ist meist nicht diffus sondern weist zumindest Anteile von gerichtetem Licht durch Beleuchtungseinrichtungen oder Lichtspiegelungen der Umgebung auf Aber auch bereits verbaute Materialien sind deswegen von einer Kontrastpruumlfung nicht ausgeschlossen Die Messgeometrie ist dann nutzungstypisch anzupassen und zwar bei einem dennoch hohen Maszlig an Sicherheit und Reproduzierbarkeit der Daten Da die Beleuchtungssituation durch Tageslicht Schwankungen unterliegt wird innerhalb von Gebaumluden nach Moumlglichkeit nach Sonnenuntergang bei nutzungstypischer Beleuchtung gemessen Sollen Messungen im Auszligenbereich durchgefuumlhrt

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werden und befindet sich die Hauptnutzungszeit des Bereichs im Tageslicht so duumlrfen Messungen ausschlieszliglich bei gutem Wetter durchgefuumlhrt werden Annehmbar konstante Beleuchtung durch Tageslicht ergibt sich bei Sonnenschein mit ansonsten wolkenlosem Himmel

334 Methoden zur Schaumltzung von Leuchtdichten

Verschiedentlich wird in der Praxis eine Methode verwendet die vage Einschaumltzungen des Leuchtdichtekontrasts anhand von schwarz-weiszligen Abbildungen von Materialkombinationen vornimmt Dazu werden Fotos von Materialproben in Grautoumlnen aus-gedruckt am Computer die Visualisierung von farbigen Bildern auf Graustufen umgestellt oder Digitalkameras auf schwarz-weiszlig umgestellt Solche Abbildungen sind jedoch stark von der Charakteristik der Geraumlte abhaumlngig und weisen Oberflaumlchen nur als unterschiedlich in ihrer Intensitaumlt von Grautoumlnen aus Zuvor deutliche Kon-tras-te koumlnnen verschwinden Wenn sich auf diesen Darstellungen auf Displays oder Papier zwei Oberflaumlchen erkennbar voneinander abheben so die Befuumlrworter dieser Methode soll davon ausgegangen werden duumlrfen dass der Leuchtdichtekontrast ausreichend sei

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Diese Methode kann fachlich gesehen als allenfalls behelfsmaumlszligig beurteilt werden um einen ersten eher allgemeinen Eindruck von Leuchtdichtekontrasten zu bekommen Tatsaumlchliche Kontrastwerte lassen sich so weder ermitteln oder dahingehend uumlberpruumlfen ob sie bestimmten Anforderungen einer barrierefreien Gestaltung genuumlgen Da es sich um keine Messmethode handelt erhaumllt man auch keine Zahlenwerte Zudem geben Monitore und Kopien urspruumlng-liche Helligkeiten von Originaloberflaumlchen meist verfaumllscht wieder und sind leicht manipulierbar In Vor-Ort-Terminen mit Planern und Praktikern kann diese Methode jedoch anschaulich zum ersten Erkenntnisgewinn beitragen dass es in der sehbehindertengerechten Gestaltung weniger um Farbkontraste sondern vielmehr um Helligkeitsunterschiede von Objekten geht

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Eine andere Methode zur Pruumlfung von Kontrasten sieht die Nutzung von Farbkarten Farbfaumlchern oder digitalen Farbwerken vor Erlaumlutert sei dies am Beispiel von RAL-Farbkarten Als RAL-Farbe werden Normfarben bezeichnet die die RAL GmbH vertreibt Jeder Farbe ist eine Nummernbezeichnung zugeordnet Die Kontrastwerte zweier Materialien werden aus Hellbezugswerten und Umrechnungstabellen erschlossen Das groumlszligte Fehlerpotential wird bei dieser Methode in der eindeutigen Zuordnung von Materialoberflaumlchen zu entsprechenden Farbmustern gesehen Insbesondere Wand- und Bodenbelaumlge lassen sich oft nicht eindeutig zuordnen da deren Oberflaumlchen Zusammensetzungen zeigen die Hell- und Dunkelanteile mischen wie etwa Granit Sandstein Rauputz oder gemusterte Flaumlchen usw Der Vorteil der Normierung der Kartennummern soll darin bestehen dass Kunden und Lieferanten nur RAL-Nummern und nicht Materialmuster austauschen In den vorangegangenen Abschnitten wird deutlich dass die Messung des definierten Materials jedoch unumgaumlnglich ist da dessen Oberflaumlchenbeschaffenheit erhebliche Aus-wirkungen auf Kontraste hat Dies sowohl in Bezug auf Oberflaumlchenstrukturen als auch in Bezug auf die Materialzusammensetzung die sich an der Oberflaumlche offenbart Die Farbkarten-Methode versucht diesem Problem damit zu begegnen dass generell eine Fehler

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- toleranz von 01 bis 015 Kontrastwerten einkalkuliert werden soll und dass glaumlnzende Farben fuumlr die barrierefreie Gestaltung wegen moumlglicher Spiegelungen nicht in Frage kommen Zur empfohlenen Fehlertoleranz ist anzumerken dass wegen der Abnutzung von Materialien geforderte Kontraste im Neuzustand der Materialien ohnehin deutlich uumlberschritten werden sollten (weitere Informationen dazu siehe Kapitel 64) Eine zusaumltzliche Anhebung geforderter Werte durch die Verwendung einer Pruumlfmethode die zusaumltzliche Fehlertoleranzen erforderlich macht duumlrfte daher problematisch sein Dies schraumlnkt die Palette einsetzbarer Materialien unnoumltig weiter ein Der Einsatz glaumlnzender Materialien ist bei Neubauten we

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gen moumlglicher Blendwirkungen und Spiegelungen auch nach DIN 32975 zu vermeiden Jedoch werden vorliegend auch alle Materialien die Glanzanteile oder unterschiedliche Einschluumlsse haben von einer Kontrastpruumlfung methodisch ausgeschlossen was unnoumltig ist (siehe dazu Kapitel 332)

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335 Fazit zur Kontrastpruumlfung durch die Selbsthilfe

Insgesamt ist die Kontrastpruumlfung durch Farbsysteme oder SchwarzWeiszlig-Abbildungen als nur eingeschraumlnkt nuumltzlich weil zu ungenau anzusehen Zumal beide Methoden keine eindeutig reproduzierbaren Messungen darstellen sondern eine Schaumltzung per Inaugenscheinnahme bleiben muumlssen Am sichersten erscheint die direkte und objektive Messung der Leuchtdichten von Kontrastflaumlchen mit festgelegten Messgeometrien und plausiblen Methoden Die Notwendigkeit zur gewissenhaften Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten durch insbesondere nutzungstypische Messungen wird auch in einer Vergleichsstudie uumlber Messmethoden von Joos et al im Auftrag des schweizerischen Bundesamtes fuumlr Verkehr (2012) wie folgt befuumlrwortet bdquoKontrast von Objekten im oumlffentlichen Raum kann nur mit speziellen Leuchtdichtenkameras mit einer genuumlgenden Genauigkeit und vernuumlnftigem personellem und zeitlichem Aufwand bestimmt werdenldquo

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Die vorliegende Broschuumlre versucht aktive Mitglieder der Selbsthilfe zu befaumlhigen sich fuumlr die Pruumlfung und Einhaltung von Kontrasten argumentativ erfolgreich einzusetzen Die erforderlichen Leuchtdichtemessungen an sich sollten nach wie vor von erfahrenen Pruumlfern aus Betrieben und Institutionen durchgefuumlhrt werden die diese Messungen fachgerecht und taumlglich im Auftrag von Materialherstellern Planern Verbaumlnden Kommunen Bund und Laumlndern durchfuumlhren Zur Beurteilung diesbezuumlglich entstehender Kosten sei auf Kapitel 63 verwiesen

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Ein Groszligteil der Informationen im oumlffentlichen Raum die der Orientierung und der Absicherung vor Gefahren dienen wird uumlber Zei-chen Schriften und Piktogramme vermittelt Kontrastwerte die der Auffindbarkeit und Leserlichkeit dienen sollen houmlher als andere sein Nach DIN 32975 gilt dass ein Leuchtdichtekontrast von mindestens 07 und bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen von mindestens 08 einzuhalten ist

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41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit

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Die Auffindbarkeit der Information durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis des gesamten Informationstraumlgers zu seinem Hintergrund Sind zum Beispiel die Grundfarbe einer Toilettenbeschilderung wie auch die umgebende Wand aumlhnlich hell unterscheidet sich die Leuchtdichte nur minimal durch unterschiedliche Reflexionseigenschaften der Materialoberflaumlchen Abbildung 3 zeigt dies Es entstehen zu geringe Kontraste was die Auffindbarkeit des Informationstraumlgers erschwert Abhilfe schafft die kontrastreiche Umrahmung des Schildes oder die kontrastreiche Gestaltung des Schildhintergrundes zur Wand

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4 Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften und Piktogrammen

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Die Leserlichkeit durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis der Zeichen Schriften und Piktogramme zu direkt angrenzenden Flaumlchen Diese Flaumlchen koumlnnen Schildhintergruumlnde sein wie Abbildung 4 die ein Piktogramm als Kennzeichnung einer Herrentoilette zeigt Der relevante Leuchtdichtekontrast entsteht zwischen dem schwarzen Maumlnnchen und der Oberflaumlche des Traumlgermaterials einer Edelstahlplatte

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Falls Zeichen direkt also ohne Traumlgermaterial verwendet werden bilden umgebende Waumlnde angrenzende Gegenstaumlnde und perspektivisch bedingte Umgebungen die angrenzenden Flaumlchen Abbildung 5 die eine Etagennummer auf einer Wand und Abbildung 6 die Piktogramme als Markierung einer Glasflaumlche darstellen zeigen solche direkten Umgebungsflaumlchen von Zeichen

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Abbildung 3 Negativbeispiel ndash helles Toilettenschild auf heller Wand

Abbildung 4 Positivbeispiel ndash dunkles Piktogramm auf hellem Untergrund

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Bei der Etagennummerierung ist die Umgebungsflaumlche eine hell gestrichene Rauputzwand bei den Markierungen auf Glas bildet der Hintergrund in der vorliegenden Perspektive ein Bodenbelag die Umgebungsflaumlche zur Kontrastermittlung

42 Durchsichtige InformationstraumlgerAls besonders unguumlnstig erweisen sich helle Schriften auf Glas bei ebenfalls hellem Hintergrund Abbildung 7 zeigt die Gebaumludebezeichnung eines Finanzamtes durch silbrig-weiszlige Klebebuchstaben die oberhalb der Eingangstuumlr auf dem Sicherheitsglas eines Oberlichts angebracht sind Durch die angrenzende Flaumlche die aus nutzungstypischer Perspektive aus einer weiszligen Decke besteht sind die Buchstaben der oberen Reihe fast gar nicht in den unteren Reihen nur mit Muumlhe erkennbar da der Kontrast zwischen Buchstaben und Decke zu gering ist

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Abbildung 5 Zahl mit Wand als Umgebungsflaumlche

Abbildung 6 Piktogramme mit Boden als Umgebungsflaumlche bei Pers-pektive durch eine Glastuumlr hindurch

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Abhilfe koumlnnte vorliegend eine wesentlich dunklere Deckengestaltung dunklere Schriften oder die Hinterlegung der hellen Schrift mit dunkler Folie schaffen Abbildung 8 zeigt ein Ausstellungsex- ponat Abbildung 9 zeigt was sich dem Betrachter bei Annaumlherung offenbart Jede der 4 Seiten ist aus Glas und mit heller Schrift uumlberzogen die Informationen uumlber das Exponat beinhalten Der Boden als angrenzende Flaumlche zur Schrift aus der Betrachterperspektive ist durch mittelhelle Granitsteine marmoriert und bildet keinen ausreichenden Kontrast zur Schrift sodass diese kaum vom Boden zu unterscheiden ist Hinzu kommt dass sich da alle Glasauszligenflaumlchen des Exponats beschriftet sind die Schriften perspektivisch uumlberlagern und so das Lesen der Information endguumlltig verhindern

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Abbildung 7 Negativbeispiel ndash helle Schrift auf Glas mit hellem Hintergrund

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Die Hinterlegung der Schriften mit dunklen Folien wuumlrde das Exponat optisch zerstoumlren da das Innenleben nicht mehr zu sehen waumlre Dunkle Schriftzeichen wuumlrden auch nicht zum Ziel fuumlhren da das Problem sich uumlberlagernder Schriften weiterhin bestuumlnde Abhilfe bestuumlnde in der Uumlbertragung der Information auf ein zusaumltzliches Schild mit ausreichendem Hintergrundkontrast

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43 Unuumlberlegte Verzierungen und FarbigkeitenBilder oder Farbverlaumlufe als Hintergrund sind grundsaumltzlich zu vermeiden da sie den Leuchtdichtekontrast von Schriften zumindest punktuell schmaumllern Abbildung 10 zeigt ein an sich kontrastreich gestaltetes Gebaumludeschild Durch die teilweise Hinterlegung des Textes mit einem Schmucksiegel wird der Kontrast einzelner Worte zum Schildhintergrund unterbrochen und deutlich verringert Abhilfe koumlnnte die Verkleinerung des Siegels schaffen sodass Schriften damit nicht mehr hinterlegt sind Die Schildgroumlszlige bietet Platz um das Siegel separat zu setzen

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Abbildung 8 Beispiel Exponat- einhausung aus Glasflaumlchen mit Edelstahlrahmen

Abbildung 9 Negativbeispiel ndash uumlberlagernde Schriften auf Glas mit hellem Hintergrund

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Informationsbroschuumlren und Plakate werden meist aufwaumlndig gestaltet Viele verschiedene Farben kommen zum Einsatz um auf differenzierte Inhalte hinzuweisen Dabei tritt die Differenzierung durch Leuchtdichtekontraste haumlufig in den Hintergrund So kann es sein dass Informationen die gar keine hohe Relevanz haben durch starke Helligkeitskontraste zum Hintergrund visuell hervorgehoben werden und Wichtiges trotz vermeintlich auffaumllliger Farbgestaltung wegen zu geringer Leuchtdichtekontraste unbeachtet bleibt

44 Blendung und Schatten ndash boumlse GeisterKapitel 315 erlaumlutert dass zur sehbehindertengerechten Gestaltung keine Pauschalvorgaben zu Beleuchtungsstaumlrken moumlglich sind Vielmehr ist eine in der jeweiligen Situation vor Ort angemessene Beleuchtung notwendig Selbst wenn Kontraste messtechnisch nachweisbar sind kann es sein dass diese durch zu geringe oder zu starke Beleuchtung fuumlr das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind Zu geringe Beleuchtung liegt beispielsweise bei Schattenbildung vor zu starke Beleuchtung kann zu Blendung durch Reflexionen des Lichts fuumlhren Letzteres kann auch durch direkte Sonneneinstrahlung geschehen Abbildungen 11 und 12 zeigen ein von der Decke herabhaumlngendes Schild das an einer der Sonne abgewandten Gebaumludeseite befestigt ist und auf einen Haupteingang

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Abbildung 10 Negativbeispiel ndash Schrift auf Hintergrund mit Hinter-legung

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hinweist Der Kontrast zwischen Buchstaben und Schildhintergrund ist ausreichend sodass einzelne Buchstaben gut erkennbar sind Ein identisches Schild ist an einer der Sonne zugewandten Gebaumlude-seite angebracht Die Buchstaben werden von der direkten Sonnen-einstrahlung teilweise uumlberblendet und sind daher nicht mehr lesbar

Abhilfe koumlnnte die Versetzung des Schildes nach hinten schaffen Eine gleichmaumlszligige Abschattung des gesamten Schildes wuumlrde so durch die Decke hergestellt und Kontraste blieben wahrnehmbar Alternativ muumlsste die Oberflaumlche des Informationstraumlgers weniger glatt sein sodass eine Blendung wegen geringerer Spiegelung des Lichts an der Materialoberflaumlche vermindert ist Auch Abschattflaumlchen aus lichtundurchlaumlssigem Material die direkt an der Schildoberkante befestigt wuumlrden koumlnnten auf dem Schild fuumlr einheitliche Lichtverhaumlltnisse zu sorgen

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Auf Informationstraumlgern die Abdeckungen oder Sichtscheiben aufweisen wie Aushanginformationskaumlsten mit Glas- oder Plexiglasscheiben koumlnnen ebenfalls unerwuumlnschte Reflexionen entstehen Diese sind durch entspiegelte Materialien zu umgehen Der Kontrast an Sichtscheiben von Automaten sollte einstellbar sein

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Abbildung 13 zeigt den Ausschnitt eines Lageplans von Bus- und Hauptbahnhof Durch eine nicht entspiegelte Abdeckung des Aushangplans entstehen bei normalem Tageslicht starke Spiegelungen

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Abbildung 11 Beispiel ndash Schild im Schatten

Abbildung 12 Negativbeispiel ndash Schild mit Sonneneinstrahlung

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die Gleisbezeichnungen der Bahn unlesbar machen Abbildung 14 zeigt das gleiche Problem einer Oumlffnungszeiteninformation einer Bibliothek Durch die Anbringung der an sich kontrastreich gestalteten Textinformation an der Innenseite einer Glaswand spiegeln sich voruumlbergehende Menschen und die oumlrtliche Umgebung aus dem Ruumlcken des Betrachters Die Schriften wirken verwaschen da Kontraste durch wechselnde Umgebungsverhaumlltnisse mal schwaumlcher und mal staumlrker sind

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Abbildungen 15 und 16 zeigen Ausschnitte eines Lageplans der im Auszligenbereich einer Grundschule aufgestellt ist und ohne Ab- deckungen auskommt Trotz Sonneneinstrahlung werden Kontraste nicht beeintraumlchtigt da die Oberflaumlche mattiert ist Leider ist in der Legende zum Plan der Schrifthintergrund teils nicht ausreichend kontrastreich gestaltet Einzelne Gebaumludebereiche sind auf dem Plan durch eingrenzende stark kontrastierende Zeichnung gut unterscheidbar aber die zugehoumlrige Benennung der Gebaumlude ist wegen geringer Kontraste nur fuumlr manche Gebaumlude leserlich

Grundsaumltzlich sind Aushanginformationen mit Orientierungs- oder Entscheidungsfunktion selbst hinreichend zu beleuchten um Kont-

Abbildung 13 Negativbeispiel ndash Blendung auf Glasabdeckung durch Sonnenlicht

Abbildung 14 Negativbeispiel ndash Umgebungsreflexion bei Information hinter Glas

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raste wahrnehmen zu koumlnnen um bei Annaumlherung an die Information keine Schattenbildung zu verursachen Eine gerichtete Beleuchtung ist nach DIN 32975 entweder von unten von oben oder von hinten vorzusehen

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Auch offensichtlich fuumlr sehbehinderte Menschen gestaltete Objekte koumlnnen problematisch sein Abbildung 17 zeigt ein Toilettenschild das neben Buchstaben auch Brailleschrift beinhaltet Die Buchstaben sind erhaben auf einer farblosen Plexiglasscheibe aufgebracht die wiederum auf Abstand zur Wand montiert ist Die Buchstaben werfen daher einen Schatten an die Wand und schmaumllern so den ansonsten tadellosen Kontrast der dunklen Buchstaben zur hellen Wand unnoumltig

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Abbildung 15 Positivbeispiel ndash Lageplan ohne Abdeckung

Abbildung 16 Negativbeispiel ndash ungenuumlgender Kontrast der Legende zum Lageplan

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45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern

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Wenn Papier als Traumlgermaterial fuumlr Informationen verwendet wird zum Beispiel bei Faltplaumlnen ist zusaumltzliche die Papierstaumlrke wichtig um Kontraste zu erhalten Bei beidseitig bedrucktem Papier duumlrfen Informationen der Ruumlckseite auf der Vorderseite nicht durchscheinen Sie verringern als angrenzende Flaumlche zu den Schriften den Leuchtdichtekontrast unnoumltig Eine Mindestpapierstaumlrke von 100 Gramm pro Quadratmeter ist daher einzuhalten

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Da gerade Aushanginformationen haumlufigen Aumlnderungen unterliegen werden die Informationen meist als kostenguumlnstige Variante ebenfalls auf Papier gedruckt Glanzoberflaumlchen auf Papier haben unerwuumlnschte Blendwirkungen insbesondere bei Tageslicht was die Kontraste von Schriften zu ihrem Hintergrund deutlich beeintraumlchtigt

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Infopost oder haumlufig wiederkehrende Mitteilungen werden aus Kostengruumlnden oder aus Gruumlnden des Umweltschutzes oft auf Papier mit hohen Grau-Anteilen und starken Rauigkeiten der Papieroberflaumlchen gedruckt Diese haben im Vergleich zu reinweiszligem also sehr hellem Papier eine kontrastmindernde Wirkung auf die Leserlichkeit von Schriften und sollten vermieden werden Der Effekt des Papiers

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Abbildung 17 Negativbeispiel ndash Schattenbildung durch Reliefbuchstaben auf Plexiglas

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auf den Kontrast zur Schrift ist der gleiche wie der negative Effekt von farbig hinterlegten Texten

46 Schriften aus Licht ndash VorsichtInformationen durch hinterleuchtete oder selbstleuchtende Anzeigen stellen in Bezug auf Leuchtdichtekontraste Sonderfaumllle dar Anders als bei lichtundurchlaumlssigen Schildern kann es zu Kontrastminderungen in der Anwendung kommen Der Kontrast muss bei diesen Anzeigen die uumlblichen Vorgaben von 07 beziehungsweise 08 bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen ndash in der unguumlnstigeren Bedingung ndash erreichen

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Zum Beispiel ergibt ein heller Leuchtkasten der mit einem lichtundurchlaumlssigen Piktogramm beklebt ist unterschiedliche Leuchtdichten abhaumlngig davon ob er ein- oder ausgeschaltet ist Das lichtundurchlaumlssige Piktogramm veraumlndert seine Leuchtdichte dadurch nicht Der Kontrast errechnet sich aus den angrenzenden Flaumlchen von Piktogramm und Hintergrund Also resultieren durch Ein- und Ausschalten der Beleuchtung unterschiedliche Kontraste Aumlhnlich verhaumllt es sich bei lichtdurchlaumlssigen Zeichen auf Leuchtkaumlsten Dann ist es von der Transparenz der Zeichen und des Hintergrundes abhaumlngig ob sich die Beleuchtungsstaumlrke aus dem Innenraum gleichmaumlszligig auswirkt was direkten Einfluss auf die Leuchtdichten einzelner Flaumlchen hat Bei von innen beleuchteten Anzeigen muss daher immer der geringere Kontrast ausreichend hoch sein

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Kapitel 315 erlaumlutert dass Beleuchtungsstaumlrken der Umgebung keine Auswirkungen auf vorhandene Kontraste haben Auch diesbezuumlglich stellen selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen einen Sonderfall dar Tageslicht oder kuumlnstliche Beleuchtung uumlberlagern die Leuchtdichten und koumlnnen einen kontrastmindernden Einfluss haben Nach DIN 32975 muss die Beleuchtungssituation bei der Beurteilung von selbstleuchtenden oder hinterleuchteten

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Anzeigen mit beruumlcksichtigt werden Ohne Tageslichteinfluss in Innenraumlumen muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 200 Lux mit Tageslichteinfluss und im Freien muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 2000 Lux bestehen Uumlbrigens auch dann wenn Schutzscheiben vor den Anzeigen die zusaumltzliche Reflexionen verursachen koumlnnen verwendet werden

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Bei Wechselanzeigen wie Fahrgastinformationen werden zunehmend elektronische Anzeigen verwendet Eine Vergleichsstudie zur Lesbarkeit dynamischer Informationsanzeigen (Lang et al 2004) ergab unter anderem dass LCD-Anzeigen generell als kontrastreicher als LED-Anzeigen wahrgenommen werden insbesondere bei seitlicher Betrachtung was den haumlufigsten Anwendungsfall darstellen duumlrfte Dieses Ergebnis stellte sich als unabhaumlngig von Alter und Sehleistung der Versuchspersonen dar Auf LED-Anzeigen sollte daher verzichtet werden Foumlrderlich fuumlr Kontraste sind zudem hohe Pixelzahlen

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Laufschriften in elektronischen Anzeigen sind generell auch bei hinreichenden Kontrasten zu vermeiden Das Auge hat in der Regel zu wenig Zeit um sich auf die schnellen Kontrastwechsel an einzelnen Punkten einzustellen um zunaumlchst einzelne Buchstaben und anschlieszligend ganze Worte wahrzunehmen um sie danach noch lesen und verstehen zu koumlnnen

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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Gluumlcklicherweise folgt die visuelle Wahrnehmung der lichttechnischen Leuchtdichte nicht linear Auge und visuelle Informationsverarbeitung des Menschen versuchen Leuchtdichteextreme auszugleichen nehmen Farben zu Hilfe und fuumlllen Informationsluumlcken aus dem Sinn dessen auf was Menschen gerade erwarten wahrzu-nehmen

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313 Der Leuchtdichtekontrast

Der Leuchtdichtekontrast k bezeichnet den Unterschied der Helligkeit zweier Flaumlchen zueinander Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts zweier angrenzender Flaumlchen oder von einem Objekt zu seinem Hintergrund werden Leuchtdichten der einzelnen Materialien gemessen Aus den Ergebnissen wird der Leuchtdichtekontrast gemaumlszlig DIN 32975 nach folgender Definition ermittelt (Michelson-Formel)

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k= (L1 ndash L2) (L1 + L2)

L1 steht fuumlr die Leuchtdichte der ersten Flaumlche L2 steht fuumlr die Leuchtdichte der zweiten Flaumlche Ergebnisse zum Leuchtdichtekontrast k erreichen nach dieser Formel Werte zwischen 0 und 1 Der besseren Lesbarkeit wegen wird im Folgenden der Leuchtdichtekontrast k nur noch bdquoKontrastldquo genannt

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Abbildung 2 Grafische Darstellung zur Entstehung der Leuchtdichte

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314 Auswirkungen unguumlnstiger Lichtverhaumlltnisse

Bei insgesamt unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen wie etwa durch Nebel in der Daumlmmerung oder bei unzureichender Beleuchtung kommt dem Leuchtdichtekontrast eine weitere wesentliche Bedeutung zu da die Leistungsfaumlhigkeit des Auges dann abnimmt Die Makula als Ort des schaumlrfsten Sehens im Zentrum der Netzhaut kann unter diesen Bedingungen ausfallen Was dem Sehen weiterhin zur Verfuumlgung steht ist die Peripherie der Netzhaut Das Farbsehen und die Sehleistung nehmen jedoch zur Peripherie der Netzhaut immer mehr ab Das Farbsignal faumlllt in aumluszligeren Bereichen der Netzhaut voumlllig aus und wird allein durch das Helligkeitssignal ersetzt Ein hoher Leuchtdichtekontrast traumlgt also besonders bei unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen erheblich dazu bei wichtige Objekte wahrnehmen zu koumlnnen

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315 Auswirkungen von Beleuchtungsstaumlrken

Planer und Praktiker fragen haumlufig nach Beleuchtungsstaumlrken mit denen ausreichende Leuchtdichtekontraste erzielt werden koumlnnen bdquoWie viel Luxldquo wird immer gefragt Allerdings geht es nicht um Lux das von Leuchtmitteln erzeugt wird sondern um die Leuchtdichte die vom Objekt erzeugt wird Mit Aumlnderung der Beleuchtungsstaumlrke ndash sofern die Oberflaumlchenbeschaffenheit des Materials und der Einstrahlwinkel des Lichts gleich bleiben ndash aumlndern sich die Leuchtdichten beider Flaumlchen jedoch im gleichen Verhaumlltnis zueinander sodass der Leuchtdichtekontrast immer uumlber alle Beleuchtungs-staumlrken hinweg konstant bleibt Grundsaumltzlich ist daher auf die Frage nach geeigneten Beleuchtungsstaumlrken fuumlr einen ausreichenden Leuchtdichtekontrast keine Antwort moumlglich Die Messung der Leuchtdichte einer einzelnen Flaumlche kommt zwar bei verschiedenen Beleuchtungsstaumlrken zu unterschiedlichen Ergebnissen Zur Ermittlung des Kontrasts muumlssen jedoch immer zwei angrenzende Flaumlchen in Bezug auf ihren Helligkeitsunterschied zu einander ndash unter der gleichen Beleuchtungsstaumlrke ndash betrachtet werden Daher ist

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die Anfrage der Planer und Praktiker nach sehbehindertengerechten Beleuchtungsstaumlrken wenn es um Leuchtdichtekontraste geht nicht zielfuumlhrend Da der Leuchtdichtekontrast einer Materialkombination durch unterschiedliche Beleuchtungsstaumlrken nicht veraumlndert werden kann Allerdings gibt es einen komfortablen Bereich der Leuchtdichte einer Umgebung der je nach Zweck zwischen 100 und 500 cdmsup2 liegt

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Einen Sonderfall in Bezug auf die Relevanz der Beleuchtungsstaumlrke bilden selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen Naumlheres dazu ist Kapitel 46 zu entnehmen

32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten

321 Die kontinuierliche Informationskette

Eine kontinuierliche Kette von Informationen ist die Grundvoraussetzung fuumlr sichere Mobilitaumlt und fuumlr die korrekte Orientierung im oumlffentlichen Raum Zur Kontinuitaumlt einer Informationskette auf dem Weg von A nach B gehoumlren die Durchgaumlngigkeit des Designs der Bezeichnungen und der Anbringungsstellen sowie die analoge Kennzeichnung des Ruumlckwegs durch Elemente die Informationen beinhalten Auch der Planer von Kontrasten muss dies bei der Gestaltung von Markierungen Wegweisern Bodenindikatoren etc beruumlcksichtigen Das System muss auch tolerant gegenuumlber Fehlern des Nutzers sein Einmal falsch eingeschlagene Wege oder Vorlieben fuumlr bestimmte Wege duumlrfen individuell nicht dazu fuumlhren dass der Nutzer ploumltzlich orientierungslos und damit hilflos wird Die Durchgaumlngigkeit von Kontrasten ist daher dringend angeraten

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322 Uumlbergangsbereiche im Fokus

Die Guumlte von Informationen durch Kontraste offenbart sich insbesondere in Uumlbergangsbereichen Als Uumlbergangsbereiche werden Orte bezeichnet in denen Niveauunterschiede bewaumlltigt werden

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muumlssen wie zum Beispiel bei Rampen Treppen und Aufzuumlgen oder wo Raumwechsel stattfinden wie bei Ein- und Ausgaumlngen von Gebaumluden bei Uumlbergaumlngen von Hallen in Flure bei Zimmerwechseln etc Denn an all diesen Orten veraumlndern sich Struktur und Regeln der bisherigen Fortbewegung des Nutzers Dadurch sind Uumlbergangsbereiche fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen potentielle Gefahrenbereiche wenn sie nicht durch ausreichende Kontraste gekennzeichnet sind

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Ein bdquoZuvielldquo an Information durch zu viele unterschiedliche Kontraste fuumlhrt jedoch leicht zu Unuumlbersichtlichkeit und Uumlberfrachtung Um beidem gerecht zu werden sollte der Fokus der Kontrastplanung vor allem auf der Durchgaumlngigkeit von Kontrasten und insbesondere auf Uumlbergangsbereichen liegen

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323 Komfortable Kontraste und DIN-Vorgaben

Als komfortabel wird generell ein Kontrast von 04 bis 06 beurteilt Kontraste von weniger als k = 028 und mehr als k = 083 koumlnnen bei sehbehinderten Menschen die Wahrnehmungssicherheit beeintraumlchtigen Geringe Kontraste koumlnnen als verwaschen sehr hohe Kontraste koumlnnen als Blendung empfunden werden

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Die DIN 32975 gibt fuumlr unterschiedliche Anwendungsbereiche unterschiedliche Leuchtdichtekontraste zur Einhaltung vor Jeweils geforderte Kontraste sind den Kapiteln 4 und 5 die auf unterschiedliche Anwendungsbereiche eingehen zu entnehmen

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33 Die Pruumlfung von KontrastenKontrastloumlsungen fuumlr groszlige Gebaumludekomplexe Auszligenanlagen oder Verkehrswege resultieren idealerweise aus spezifischen wahrnehmungspsychologischen Beurteilungen um den Einsatz von Kontrasten zur Orientierung zur Vermeidung von Gefahren und zur Erhoumlhung des Komforts zu pruumlfen und zu planen Befragungen und Beobachtungen von moumlglichst groszligen Nutzergruppen sind dabei

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ebenso dienlich wie die experimentelle Pruumlfung typischer Informationselemente mit diesen Zielgruppen Von der Befragung einzelner sehbehinderter Menschen ist eher abzusehen da Arten von Sehbehinderungen und ihre jeweiligen Auswirkungen stark variieren Vielmehr sind wissenschaftliche Studien zum Thema zu beruumlcksichtigen Einzelne Kontraste sind mit Leuchtdichtekameras objektiv messbar Im Folgenden wird ein Messverfahren vorgestellt dessen Anwendung die Normen der DIN zur Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten auch vorsehen Andere Methoden werden vergleichend beurteilt

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331 Kontrastpruumlfungen nach DIN

Kontraste von Materialkombinationen muumlssen nach DIN 32975 messtechnisch uumlberpruumlft bzw entsprechend vorgegebener Regelungen nachgewiesen werden Zur Ermittlung des Kontrasts wird die Messung der Leuchtdichtefaktoren nach DIN 5036-3 angegeben die spezielle Messgeometrien vorgibt

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332 Standardisierte Leuchtdichtemessungen im Labor

Die Messung der Leuchtdichten soll bei diffuser Beleuchtung mit der Lichtart die in der Anwendung vorgesehen ist mindestens unter dem Messwinkel 0deg (senkrecht zur Oberflaumlche) und gegebenenfalls zusaumltzlich unter praxisrelevanten Beobachtungswinkeln erfolgen Die Beobachtungswinkel haben insbesondere Einfluss auf Leuchtdichten von Materialien deren Oberflaumlche profiliert ist oder die unterschiedliche Glanzanteile beinhalten Mit der Veraumlnderung des Beobachtungswinkels aumlndern sich die Reflexionsgrade Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts von Bodenindikatoren gilt nach DIN 32984 dass mindestens eine Flaumlche von 4 cm x 4 cm gemessen werden muss um profilierte Oberflaumlchen auch ausreichend erfassen zu koumlnnen Dabei werden auch ausreichend groszlige Flaumlchen erfasst deren Materialzusammensetzung Unregelmaumlszligigkeiten in der Helligkeit aufweist wie zum Beispiel helle und dunkle Anteile

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auf Granitsteinen oder in Materialmischungen Auch Einsprenkel- ungen von Oberflaumlchen mit Glanzanteilen oder Leucht- und Perlfarben mit Glanzeinschluumlssen koumlnnen so beruumlcksichtigt werden Um die Messungen reproduzieren zu koumlnnen und auch die vorgesehene Nutzung im Auszligen- oder Innenbereich zu beruumlcksichtigen sind die Messungen unter Normlichtart A oder D65 durchzufuumlhren Normlichtart A entspricht in etwa Gluumlhlampenbedingungen Normlichtart D65 entspricht Tageslichtbedingungen Eine Kontrastermittlung zwischen Oberflaumlchen die bei unterschiedlichen Lichtarten gemessen wurden ist nicht zulaumlssig Nach DIN kann der Leuchtdichtekontrast durch die direkte Messung von Leuchtdichten oder alternativ durch die Bestimmung von Reflexionsgraden rechnerisch ermittelt werden Soviel zur Messung von Leuchtdichten unter standardisierten Bedingungen in Lichtlaboren Doch was wenn die interes-sierende Materialkombination bereits verbaut wurde und einzelne Materialmuster nicht entnommen werden koumlnnen wie etwa bei denkmalgeschuumltzten Gebaumluden und Anlagen Kapitel 333 gibt Auskunft dazu

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333 Nutzungstypische Leuchtdichtemessungen im Bestand

Die nach DIN 5036-3 geforderten Beleuchtungsbedingungen waumlhrend der Messungen sind im Bestand weder im Auszligenbereich noch im Innenbereich des oumlffentlichen Raumes realisierbar Die Beleuch-tung ist meist nicht diffus sondern weist zumindest Anteile von gerichtetem Licht durch Beleuchtungseinrichtungen oder Lichtspiegelungen der Umgebung auf Aber auch bereits verbaute Materialien sind deswegen von einer Kontrastpruumlfung nicht ausgeschlossen Die Messgeometrie ist dann nutzungstypisch anzupassen und zwar bei einem dennoch hohen Maszlig an Sicherheit und Reproduzierbarkeit der Daten Da die Beleuchtungssituation durch Tageslicht Schwankungen unterliegt wird innerhalb von Gebaumluden nach Moumlglichkeit nach Sonnenuntergang bei nutzungstypischer Beleuchtung gemessen Sollen Messungen im Auszligenbereich durchgefuumlhrt

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werden und befindet sich die Hauptnutzungszeit des Bereichs im Tageslicht so duumlrfen Messungen ausschlieszliglich bei gutem Wetter durchgefuumlhrt werden Annehmbar konstante Beleuchtung durch Tageslicht ergibt sich bei Sonnenschein mit ansonsten wolkenlosem Himmel

334 Methoden zur Schaumltzung von Leuchtdichten

Verschiedentlich wird in der Praxis eine Methode verwendet die vage Einschaumltzungen des Leuchtdichtekontrasts anhand von schwarz-weiszligen Abbildungen von Materialkombinationen vornimmt Dazu werden Fotos von Materialproben in Grautoumlnen aus-gedruckt am Computer die Visualisierung von farbigen Bildern auf Graustufen umgestellt oder Digitalkameras auf schwarz-weiszlig umgestellt Solche Abbildungen sind jedoch stark von der Charakteristik der Geraumlte abhaumlngig und weisen Oberflaumlchen nur als unterschiedlich in ihrer Intensitaumlt von Grautoumlnen aus Zuvor deutliche Kon-tras-te koumlnnen verschwinden Wenn sich auf diesen Darstellungen auf Displays oder Papier zwei Oberflaumlchen erkennbar voneinander abheben so die Befuumlrworter dieser Methode soll davon ausgegangen werden duumlrfen dass der Leuchtdichtekontrast ausreichend sei

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Diese Methode kann fachlich gesehen als allenfalls behelfsmaumlszligig beurteilt werden um einen ersten eher allgemeinen Eindruck von Leuchtdichtekontrasten zu bekommen Tatsaumlchliche Kontrastwerte lassen sich so weder ermitteln oder dahingehend uumlberpruumlfen ob sie bestimmten Anforderungen einer barrierefreien Gestaltung genuumlgen Da es sich um keine Messmethode handelt erhaumllt man auch keine Zahlenwerte Zudem geben Monitore und Kopien urspruumlng-liche Helligkeiten von Originaloberflaumlchen meist verfaumllscht wieder und sind leicht manipulierbar In Vor-Ort-Terminen mit Planern und Praktikern kann diese Methode jedoch anschaulich zum ersten Erkenntnisgewinn beitragen dass es in der sehbehindertengerechten Gestaltung weniger um Farbkontraste sondern vielmehr um Helligkeitsunterschiede von Objekten geht

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Eine andere Methode zur Pruumlfung von Kontrasten sieht die Nutzung von Farbkarten Farbfaumlchern oder digitalen Farbwerken vor Erlaumlutert sei dies am Beispiel von RAL-Farbkarten Als RAL-Farbe werden Normfarben bezeichnet die die RAL GmbH vertreibt Jeder Farbe ist eine Nummernbezeichnung zugeordnet Die Kontrastwerte zweier Materialien werden aus Hellbezugswerten und Umrechnungstabellen erschlossen Das groumlszligte Fehlerpotential wird bei dieser Methode in der eindeutigen Zuordnung von Materialoberflaumlchen zu entsprechenden Farbmustern gesehen Insbesondere Wand- und Bodenbelaumlge lassen sich oft nicht eindeutig zuordnen da deren Oberflaumlchen Zusammensetzungen zeigen die Hell- und Dunkelanteile mischen wie etwa Granit Sandstein Rauputz oder gemusterte Flaumlchen usw Der Vorteil der Normierung der Kartennummern soll darin bestehen dass Kunden und Lieferanten nur RAL-Nummern und nicht Materialmuster austauschen In den vorangegangenen Abschnitten wird deutlich dass die Messung des definierten Materials jedoch unumgaumlnglich ist da dessen Oberflaumlchenbeschaffenheit erhebliche Aus-wirkungen auf Kontraste hat Dies sowohl in Bezug auf Oberflaumlchenstrukturen als auch in Bezug auf die Materialzusammensetzung die sich an der Oberflaumlche offenbart Die Farbkarten-Methode versucht diesem Problem damit zu begegnen dass generell eine Fehler

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- toleranz von 01 bis 015 Kontrastwerten einkalkuliert werden soll und dass glaumlnzende Farben fuumlr die barrierefreie Gestaltung wegen moumlglicher Spiegelungen nicht in Frage kommen Zur empfohlenen Fehlertoleranz ist anzumerken dass wegen der Abnutzung von Materialien geforderte Kontraste im Neuzustand der Materialien ohnehin deutlich uumlberschritten werden sollten (weitere Informationen dazu siehe Kapitel 64) Eine zusaumltzliche Anhebung geforderter Werte durch die Verwendung einer Pruumlfmethode die zusaumltzliche Fehlertoleranzen erforderlich macht duumlrfte daher problematisch sein Dies schraumlnkt die Palette einsetzbarer Materialien unnoumltig weiter ein Der Einsatz glaumlnzender Materialien ist bei Neubauten we

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gen moumlglicher Blendwirkungen und Spiegelungen auch nach DIN 32975 zu vermeiden Jedoch werden vorliegend auch alle Materialien die Glanzanteile oder unterschiedliche Einschluumlsse haben von einer Kontrastpruumlfung methodisch ausgeschlossen was unnoumltig ist (siehe dazu Kapitel 332)

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335 Fazit zur Kontrastpruumlfung durch die Selbsthilfe

Insgesamt ist die Kontrastpruumlfung durch Farbsysteme oder SchwarzWeiszlig-Abbildungen als nur eingeschraumlnkt nuumltzlich weil zu ungenau anzusehen Zumal beide Methoden keine eindeutig reproduzierbaren Messungen darstellen sondern eine Schaumltzung per Inaugenscheinnahme bleiben muumlssen Am sichersten erscheint die direkte und objektive Messung der Leuchtdichten von Kontrastflaumlchen mit festgelegten Messgeometrien und plausiblen Methoden Die Notwendigkeit zur gewissenhaften Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten durch insbesondere nutzungstypische Messungen wird auch in einer Vergleichsstudie uumlber Messmethoden von Joos et al im Auftrag des schweizerischen Bundesamtes fuumlr Verkehr (2012) wie folgt befuumlrwortet bdquoKontrast von Objekten im oumlffentlichen Raum kann nur mit speziellen Leuchtdichtenkameras mit einer genuumlgenden Genauigkeit und vernuumlnftigem personellem und zeitlichem Aufwand bestimmt werdenldquo

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Die vorliegende Broschuumlre versucht aktive Mitglieder der Selbsthilfe zu befaumlhigen sich fuumlr die Pruumlfung und Einhaltung von Kontrasten argumentativ erfolgreich einzusetzen Die erforderlichen Leuchtdichtemessungen an sich sollten nach wie vor von erfahrenen Pruumlfern aus Betrieben und Institutionen durchgefuumlhrt werden die diese Messungen fachgerecht und taumlglich im Auftrag von Materialherstellern Planern Verbaumlnden Kommunen Bund und Laumlndern durchfuumlhren Zur Beurteilung diesbezuumlglich entstehender Kosten sei auf Kapitel 63 verwiesen

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Ein Groszligteil der Informationen im oumlffentlichen Raum die der Orientierung und der Absicherung vor Gefahren dienen wird uumlber Zei-chen Schriften und Piktogramme vermittelt Kontrastwerte die der Auffindbarkeit und Leserlichkeit dienen sollen houmlher als andere sein Nach DIN 32975 gilt dass ein Leuchtdichtekontrast von mindestens 07 und bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen von mindestens 08 einzuhalten ist

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41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit

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Die Auffindbarkeit der Information durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis des gesamten Informationstraumlgers zu seinem Hintergrund Sind zum Beispiel die Grundfarbe einer Toilettenbeschilderung wie auch die umgebende Wand aumlhnlich hell unterscheidet sich die Leuchtdichte nur minimal durch unterschiedliche Reflexionseigenschaften der Materialoberflaumlchen Abbildung 3 zeigt dies Es entstehen zu geringe Kontraste was die Auffindbarkeit des Informationstraumlgers erschwert Abhilfe schafft die kontrastreiche Umrahmung des Schildes oder die kontrastreiche Gestaltung des Schildhintergrundes zur Wand

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4 Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften und Piktogrammen

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Die Leserlichkeit durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis der Zeichen Schriften und Piktogramme zu direkt angrenzenden Flaumlchen Diese Flaumlchen koumlnnen Schildhintergruumlnde sein wie Abbildung 4 die ein Piktogramm als Kennzeichnung einer Herrentoilette zeigt Der relevante Leuchtdichtekontrast entsteht zwischen dem schwarzen Maumlnnchen und der Oberflaumlche des Traumlgermaterials einer Edelstahlplatte

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Falls Zeichen direkt also ohne Traumlgermaterial verwendet werden bilden umgebende Waumlnde angrenzende Gegenstaumlnde und perspektivisch bedingte Umgebungen die angrenzenden Flaumlchen Abbildung 5 die eine Etagennummer auf einer Wand und Abbildung 6 die Piktogramme als Markierung einer Glasflaumlche darstellen zeigen solche direkten Umgebungsflaumlchen von Zeichen

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Abbildung 3 Negativbeispiel ndash helles Toilettenschild auf heller Wand

Abbildung 4 Positivbeispiel ndash dunkles Piktogramm auf hellem Untergrund

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Bei der Etagennummerierung ist die Umgebungsflaumlche eine hell gestrichene Rauputzwand bei den Markierungen auf Glas bildet der Hintergrund in der vorliegenden Perspektive ein Bodenbelag die Umgebungsflaumlche zur Kontrastermittlung

42 Durchsichtige InformationstraumlgerAls besonders unguumlnstig erweisen sich helle Schriften auf Glas bei ebenfalls hellem Hintergrund Abbildung 7 zeigt die Gebaumludebezeichnung eines Finanzamtes durch silbrig-weiszlige Klebebuchstaben die oberhalb der Eingangstuumlr auf dem Sicherheitsglas eines Oberlichts angebracht sind Durch die angrenzende Flaumlche die aus nutzungstypischer Perspektive aus einer weiszligen Decke besteht sind die Buchstaben der oberen Reihe fast gar nicht in den unteren Reihen nur mit Muumlhe erkennbar da der Kontrast zwischen Buchstaben und Decke zu gering ist

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Abbildung 5 Zahl mit Wand als Umgebungsflaumlche

Abbildung 6 Piktogramme mit Boden als Umgebungsflaumlche bei Pers-pektive durch eine Glastuumlr hindurch

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Abhilfe koumlnnte vorliegend eine wesentlich dunklere Deckengestaltung dunklere Schriften oder die Hinterlegung der hellen Schrift mit dunkler Folie schaffen Abbildung 8 zeigt ein Ausstellungsex- ponat Abbildung 9 zeigt was sich dem Betrachter bei Annaumlherung offenbart Jede der 4 Seiten ist aus Glas und mit heller Schrift uumlberzogen die Informationen uumlber das Exponat beinhalten Der Boden als angrenzende Flaumlche zur Schrift aus der Betrachterperspektive ist durch mittelhelle Granitsteine marmoriert und bildet keinen ausreichenden Kontrast zur Schrift sodass diese kaum vom Boden zu unterscheiden ist Hinzu kommt dass sich da alle Glasauszligenflaumlchen des Exponats beschriftet sind die Schriften perspektivisch uumlberlagern und so das Lesen der Information endguumlltig verhindern

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Abbildung 7 Negativbeispiel ndash helle Schrift auf Glas mit hellem Hintergrund

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Die Hinterlegung der Schriften mit dunklen Folien wuumlrde das Exponat optisch zerstoumlren da das Innenleben nicht mehr zu sehen waumlre Dunkle Schriftzeichen wuumlrden auch nicht zum Ziel fuumlhren da das Problem sich uumlberlagernder Schriften weiterhin bestuumlnde Abhilfe bestuumlnde in der Uumlbertragung der Information auf ein zusaumltzliches Schild mit ausreichendem Hintergrundkontrast

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43 Unuumlberlegte Verzierungen und FarbigkeitenBilder oder Farbverlaumlufe als Hintergrund sind grundsaumltzlich zu vermeiden da sie den Leuchtdichtekontrast von Schriften zumindest punktuell schmaumllern Abbildung 10 zeigt ein an sich kontrastreich gestaltetes Gebaumludeschild Durch die teilweise Hinterlegung des Textes mit einem Schmucksiegel wird der Kontrast einzelner Worte zum Schildhintergrund unterbrochen und deutlich verringert Abhilfe koumlnnte die Verkleinerung des Siegels schaffen sodass Schriften damit nicht mehr hinterlegt sind Die Schildgroumlszlige bietet Platz um das Siegel separat zu setzen

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Abbildung 8 Beispiel Exponat- einhausung aus Glasflaumlchen mit Edelstahlrahmen

Abbildung 9 Negativbeispiel ndash uumlberlagernde Schriften auf Glas mit hellem Hintergrund

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Informationsbroschuumlren und Plakate werden meist aufwaumlndig gestaltet Viele verschiedene Farben kommen zum Einsatz um auf differenzierte Inhalte hinzuweisen Dabei tritt die Differenzierung durch Leuchtdichtekontraste haumlufig in den Hintergrund So kann es sein dass Informationen die gar keine hohe Relevanz haben durch starke Helligkeitskontraste zum Hintergrund visuell hervorgehoben werden und Wichtiges trotz vermeintlich auffaumllliger Farbgestaltung wegen zu geringer Leuchtdichtekontraste unbeachtet bleibt

44 Blendung und Schatten ndash boumlse GeisterKapitel 315 erlaumlutert dass zur sehbehindertengerechten Gestaltung keine Pauschalvorgaben zu Beleuchtungsstaumlrken moumlglich sind Vielmehr ist eine in der jeweiligen Situation vor Ort angemessene Beleuchtung notwendig Selbst wenn Kontraste messtechnisch nachweisbar sind kann es sein dass diese durch zu geringe oder zu starke Beleuchtung fuumlr das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind Zu geringe Beleuchtung liegt beispielsweise bei Schattenbildung vor zu starke Beleuchtung kann zu Blendung durch Reflexionen des Lichts fuumlhren Letzteres kann auch durch direkte Sonneneinstrahlung geschehen Abbildungen 11 und 12 zeigen ein von der Decke herabhaumlngendes Schild das an einer der Sonne abgewandten Gebaumludeseite befestigt ist und auf einen Haupteingang

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Abbildung 10 Negativbeispiel ndash Schrift auf Hintergrund mit Hinter-legung

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hinweist Der Kontrast zwischen Buchstaben und Schildhintergrund ist ausreichend sodass einzelne Buchstaben gut erkennbar sind Ein identisches Schild ist an einer der Sonne zugewandten Gebaumlude-seite angebracht Die Buchstaben werden von der direkten Sonnen-einstrahlung teilweise uumlberblendet und sind daher nicht mehr lesbar

Abhilfe koumlnnte die Versetzung des Schildes nach hinten schaffen Eine gleichmaumlszligige Abschattung des gesamten Schildes wuumlrde so durch die Decke hergestellt und Kontraste blieben wahrnehmbar Alternativ muumlsste die Oberflaumlche des Informationstraumlgers weniger glatt sein sodass eine Blendung wegen geringerer Spiegelung des Lichts an der Materialoberflaumlche vermindert ist Auch Abschattflaumlchen aus lichtundurchlaumlssigem Material die direkt an der Schildoberkante befestigt wuumlrden koumlnnten auf dem Schild fuumlr einheitliche Lichtverhaumlltnisse zu sorgen

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Auf Informationstraumlgern die Abdeckungen oder Sichtscheiben aufweisen wie Aushanginformationskaumlsten mit Glas- oder Plexiglasscheiben koumlnnen ebenfalls unerwuumlnschte Reflexionen entstehen Diese sind durch entspiegelte Materialien zu umgehen Der Kontrast an Sichtscheiben von Automaten sollte einstellbar sein

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Abbildung 13 zeigt den Ausschnitt eines Lageplans von Bus- und Hauptbahnhof Durch eine nicht entspiegelte Abdeckung des Aushangplans entstehen bei normalem Tageslicht starke Spiegelungen

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Abbildung 11 Beispiel ndash Schild im Schatten

Abbildung 12 Negativbeispiel ndash Schild mit Sonneneinstrahlung

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die Gleisbezeichnungen der Bahn unlesbar machen Abbildung 14 zeigt das gleiche Problem einer Oumlffnungszeiteninformation einer Bibliothek Durch die Anbringung der an sich kontrastreich gestalteten Textinformation an der Innenseite einer Glaswand spiegeln sich voruumlbergehende Menschen und die oumlrtliche Umgebung aus dem Ruumlcken des Betrachters Die Schriften wirken verwaschen da Kontraste durch wechselnde Umgebungsverhaumlltnisse mal schwaumlcher und mal staumlrker sind

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Abbildungen 15 und 16 zeigen Ausschnitte eines Lageplans der im Auszligenbereich einer Grundschule aufgestellt ist und ohne Ab- deckungen auskommt Trotz Sonneneinstrahlung werden Kontraste nicht beeintraumlchtigt da die Oberflaumlche mattiert ist Leider ist in der Legende zum Plan der Schrifthintergrund teils nicht ausreichend kontrastreich gestaltet Einzelne Gebaumludebereiche sind auf dem Plan durch eingrenzende stark kontrastierende Zeichnung gut unterscheidbar aber die zugehoumlrige Benennung der Gebaumlude ist wegen geringer Kontraste nur fuumlr manche Gebaumlude leserlich

Grundsaumltzlich sind Aushanginformationen mit Orientierungs- oder Entscheidungsfunktion selbst hinreichend zu beleuchten um Kont-

Abbildung 13 Negativbeispiel ndash Blendung auf Glasabdeckung durch Sonnenlicht

Abbildung 14 Negativbeispiel ndash Umgebungsreflexion bei Information hinter Glas

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raste wahrnehmen zu koumlnnen um bei Annaumlherung an die Information keine Schattenbildung zu verursachen Eine gerichtete Beleuchtung ist nach DIN 32975 entweder von unten von oben oder von hinten vorzusehen

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Auch offensichtlich fuumlr sehbehinderte Menschen gestaltete Objekte koumlnnen problematisch sein Abbildung 17 zeigt ein Toilettenschild das neben Buchstaben auch Brailleschrift beinhaltet Die Buchstaben sind erhaben auf einer farblosen Plexiglasscheibe aufgebracht die wiederum auf Abstand zur Wand montiert ist Die Buchstaben werfen daher einen Schatten an die Wand und schmaumllern so den ansonsten tadellosen Kontrast der dunklen Buchstaben zur hellen Wand unnoumltig

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Abbildung 15 Positivbeispiel ndash Lageplan ohne Abdeckung

Abbildung 16 Negativbeispiel ndash ungenuumlgender Kontrast der Legende zum Lageplan

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45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern

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Wenn Papier als Traumlgermaterial fuumlr Informationen verwendet wird zum Beispiel bei Faltplaumlnen ist zusaumltzliche die Papierstaumlrke wichtig um Kontraste zu erhalten Bei beidseitig bedrucktem Papier duumlrfen Informationen der Ruumlckseite auf der Vorderseite nicht durchscheinen Sie verringern als angrenzende Flaumlche zu den Schriften den Leuchtdichtekontrast unnoumltig Eine Mindestpapierstaumlrke von 100 Gramm pro Quadratmeter ist daher einzuhalten

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Da gerade Aushanginformationen haumlufigen Aumlnderungen unterliegen werden die Informationen meist als kostenguumlnstige Variante ebenfalls auf Papier gedruckt Glanzoberflaumlchen auf Papier haben unerwuumlnschte Blendwirkungen insbesondere bei Tageslicht was die Kontraste von Schriften zu ihrem Hintergrund deutlich beeintraumlchtigt

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Infopost oder haumlufig wiederkehrende Mitteilungen werden aus Kostengruumlnden oder aus Gruumlnden des Umweltschutzes oft auf Papier mit hohen Grau-Anteilen und starken Rauigkeiten der Papieroberflaumlchen gedruckt Diese haben im Vergleich zu reinweiszligem also sehr hellem Papier eine kontrastmindernde Wirkung auf die Leserlichkeit von Schriften und sollten vermieden werden Der Effekt des Papiers

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Abbildung 17 Negativbeispiel ndash Schattenbildung durch Reliefbuchstaben auf Plexiglas

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auf den Kontrast zur Schrift ist der gleiche wie der negative Effekt von farbig hinterlegten Texten

46 Schriften aus Licht ndash VorsichtInformationen durch hinterleuchtete oder selbstleuchtende Anzeigen stellen in Bezug auf Leuchtdichtekontraste Sonderfaumllle dar Anders als bei lichtundurchlaumlssigen Schildern kann es zu Kontrastminderungen in der Anwendung kommen Der Kontrast muss bei diesen Anzeigen die uumlblichen Vorgaben von 07 beziehungsweise 08 bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen ndash in der unguumlnstigeren Bedingung ndash erreichen

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Zum Beispiel ergibt ein heller Leuchtkasten der mit einem lichtundurchlaumlssigen Piktogramm beklebt ist unterschiedliche Leuchtdichten abhaumlngig davon ob er ein- oder ausgeschaltet ist Das lichtundurchlaumlssige Piktogramm veraumlndert seine Leuchtdichte dadurch nicht Der Kontrast errechnet sich aus den angrenzenden Flaumlchen von Piktogramm und Hintergrund Also resultieren durch Ein- und Ausschalten der Beleuchtung unterschiedliche Kontraste Aumlhnlich verhaumllt es sich bei lichtdurchlaumlssigen Zeichen auf Leuchtkaumlsten Dann ist es von der Transparenz der Zeichen und des Hintergrundes abhaumlngig ob sich die Beleuchtungsstaumlrke aus dem Innenraum gleichmaumlszligig auswirkt was direkten Einfluss auf die Leuchtdichten einzelner Flaumlchen hat Bei von innen beleuchteten Anzeigen muss daher immer der geringere Kontrast ausreichend hoch sein

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Kapitel 315 erlaumlutert dass Beleuchtungsstaumlrken der Umgebung keine Auswirkungen auf vorhandene Kontraste haben Auch diesbezuumlglich stellen selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen einen Sonderfall dar Tageslicht oder kuumlnstliche Beleuchtung uumlberlagern die Leuchtdichten und koumlnnen einen kontrastmindernden Einfluss haben Nach DIN 32975 muss die Beleuchtungssituation bei der Beurteilung von selbstleuchtenden oder hinterleuchteten

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Anzeigen mit beruumlcksichtigt werden Ohne Tageslichteinfluss in Innenraumlumen muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 200 Lux mit Tageslichteinfluss und im Freien muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 2000 Lux bestehen Uumlbrigens auch dann wenn Schutzscheiben vor den Anzeigen die zusaumltzliche Reflexionen verursachen koumlnnen verwendet werden

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Bei Wechselanzeigen wie Fahrgastinformationen werden zunehmend elektronische Anzeigen verwendet Eine Vergleichsstudie zur Lesbarkeit dynamischer Informationsanzeigen (Lang et al 2004) ergab unter anderem dass LCD-Anzeigen generell als kontrastreicher als LED-Anzeigen wahrgenommen werden insbesondere bei seitlicher Betrachtung was den haumlufigsten Anwendungsfall darstellen duumlrfte Dieses Ergebnis stellte sich als unabhaumlngig von Alter und Sehleistung der Versuchspersonen dar Auf LED-Anzeigen sollte daher verzichtet werden Foumlrderlich fuumlr Kontraste sind zudem hohe Pixelzahlen

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Laufschriften in elektronischen Anzeigen sind generell auch bei hinreichenden Kontrasten zu vermeiden Das Auge hat in der Regel zu wenig Zeit um sich auf die schnellen Kontrastwechsel an einzelnen Punkten einzustellen um zunaumlchst einzelne Buchstaben und anschlieszligend ganze Worte wahrzunehmen um sie danach noch lesen und verstehen zu koumlnnen

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

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Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
Page 22: Barrierefrei - und jeder weiß wo es lang geht! · Barrierefrei – und jeder weiß, wo es lang geht! Gefahrenabsicherung, Orientierung und Komforterhöhung durch Kontraste Broschüre

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314 Auswirkungen unguumlnstiger Lichtverhaumlltnisse

Bei insgesamt unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen wie etwa durch Nebel in der Daumlmmerung oder bei unzureichender Beleuchtung kommt dem Leuchtdichtekontrast eine weitere wesentliche Bedeutung zu da die Leistungsfaumlhigkeit des Auges dann abnimmt Die Makula als Ort des schaumlrfsten Sehens im Zentrum der Netzhaut kann unter diesen Bedingungen ausfallen Was dem Sehen weiterhin zur Verfuumlgung steht ist die Peripherie der Netzhaut Das Farbsehen und die Sehleistung nehmen jedoch zur Peripherie der Netzhaut immer mehr ab Das Farbsignal faumlllt in aumluszligeren Bereichen der Netzhaut voumlllig aus und wird allein durch das Helligkeitssignal ersetzt Ein hoher Leuchtdichtekontrast traumlgt also besonders bei unguumlnstigen Lichtverhaumlltnissen erheblich dazu bei wichtige Objekte wahrnehmen zu koumlnnen

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315 Auswirkungen von Beleuchtungsstaumlrken

Planer und Praktiker fragen haumlufig nach Beleuchtungsstaumlrken mit denen ausreichende Leuchtdichtekontraste erzielt werden koumlnnen bdquoWie viel Luxldquo wird immer gefragt Allerdings geht es nicht um Lux das von Leuchtmitteln erzeugt wird sondern um die Leuchtdichte die vom Objekt erzeugt wird Mit Aumlnderung der Beleuchtungsstaumlrke ndash sofern die Oberflaumlchenbeschaffenheit des Materials und der Einstrahlwinkel des Lichts gleich bleiben ndash aumlndern sich die Leuchtdichten beider Flaumlchen jedoch im gleichen Verhaumlltnis zueinander sodass der Leuchtdichtekontrast immer uumlber alle Beleuchtungs-staumlrken hinweg konstant bleibt Grundsaumltzlich ist daher auf die Frage nach geeigneten Beleuchtungsstaumlrken fuumlr einen ausreichenden Leuchtdichtekontrast keine Antwort moumlglich Die Messung der Leuchtdichte einer einzelnen Flaumlche kommt zwar bei verschiedenen Beleuchtungsstaumlrken zu unterschiedlichen Ergebnissen Zur Ermittlung des Kontrasts muumlssen jedoch immer zwei angrenzende Flaumlchen in Bezug auf ihren Helligkeitsunterschied zu einander ndash unter der gleichen Beleuchtungsstaumlrke ndash betrachtet werden Daher ist

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die Anfrage der Planer und Praktiker nach sehbehindertengerechten Beleuchtungsstaumlrken wenn es um Leuchtdichtekontraste geht nicht zielfuumlhrend Da der Leuchtdichtekontrast einer Materialkombination durch unterschiedliche Beleuchtungsstaumlrken nicht veraumlndert werden kann Allerdings gibt es einen komfortablen Bereich der Leuchtdichte einer Umgebung der je nach Zweck zwischen 100 und 500 cdmsup2 liegt

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Einen Sonderfall in Bezug auf die Relevanz der Beleuchtungsstaumlrke bilden selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen Naumlheres dazu ist Kapitel 46 zu entnehmen

32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten

321 Die kontinuierliche Informationskette

Eine kontinuierliche Kette von Informationen ist die Grundvoraussetzung fuumlr sichere Mobilitaumlt und fuumlr die korrekte Orientierung im oumlffentlichen Raum Zur Kontinuitaumlt einer Informationskette auf dem Weg von A nach B gehoumlren die Durchgaumlngigkeit des Designs der Bezeichnungen und der Anbringungsstellen sowie die analoge Kennzeichnung des Ruumlckwegs durch Elemente die Informationen beinhalten Auch der Planer von Kontrasten muss dies bei der Gestaltung von Markierungen Wegweisern Bodenindikatoren etc beruumlcksichtigen Das System muss auch tolerant gegenuumlber Fehlern des Nutzers sein Einmal falsch eingeschlagene Wege oder Vorlieben fuumlr bestimmte Wege duumlrfen individuell nicht dazu fuumlhren dass der Nutzer ploumltzlich orientierungslos und damit hilflos wird Die Durchgaumlngigkeit von Kontrasten ist daher dringend angeraten

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322 Uumlbergangsbereiche im Fokus

Die Guumlte von Informationen durch Kontraste offenbart sich insbesondere in Uumlbergangsbereichen Als Uumlbergangsbereiche werden Orte bezeichnet in denen Niveauunterschiede bewaumlltigt werden

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muumlssen wie zum Beispiel bei Rampen Treppen und Aufzuumlgen oder wo Raumwechsel stattfinden wie bei Ein- und Ausgaumlngen von Gebaumluden bei Uumlbergaumlngen von Hallen in Flure bei Zimmerwechseln etc Denn an all diesen Orten veraumlndern sich Struktur und Regeln der bisherigen Fortbewegung des Nutzers Dadurch sind Uumlbergangsbereiche fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen potentielle Gefahrenbereiche wenn sie nicht durch ausreichende Kontraste gekennzeichnet sind

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Ein bdquoZuvielldquo an Information durch zu viele unterschiedliche Kontraste fuumlhrt jedoch leicht zu Unuumlbersichtlichkeit und Uumlberfrachtung Um beidem gerecht zu werden sollte der Fokus der Kontrastplanung vor allem auf der Durchgaumlngigkeit von Kontrasten und insbesondere auf Uumlbergangsbereichen liegen

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323 Komfortable Kontraste und DIN-Vorgaben

Als komfortabel wird generell ein Kontrast von 04 bis 06 beurteilt Kontraste von weniger als k = 028 und mehr als k = 083 koumlnnen bei sehbehinderten Menschen die Wahrnehmungssicherheit beeintraumlchtigen Geringe Kontraste koumlnnen als verwaschen sehr hohe Kontraste koumlnnen als Blendung empfunden werden

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Die DIN 32975 gibt fuumlr unterschiedliche Anwendungsbereiche unterschiedliche Leuchtdichtekontraste zur Einhaltung vor Jeweils geforderte Kontraste sind den Kapiteln 4 und 5 die auf unterschiedliche Anwendungsbereiche eingehen zu entnehmen

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33 Die Pruumlfung von KontrastenKontrastloumlsungen fuumlr groszlige Gebaumludekomplexe Auszligenanlagen oder Verkehrswege resultieren idealerweise aus spezifischen wahrnehmungspsychologischen Beurteilungen um den Einsatz von Kontrasten zur Orientierung zur Vermeidung von Gefahren und zur Erhoumlhung des Komforts zu pruumlfen und zu planen Befragungen und Beobachtungen von moumlglichst groszligen Nutzergruppen sind dabei

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ebenso dienlich wie die experimentelle Pruumlfung typischer Informationselemente mit diesen Zielgruppen Von der Befragung einzelner sehbehinderter Menschen ist eher abzusehen da Arten von Sehbehinderungen und ihre jeweiligen Auswirkungen stark variieren Vielmehr sind wissenschaftliche Studien zum Thema zu beruumlcksichtigen Einzelne Kontraste sind mit Leuchtdichtekameras objektiv messbar Im Folgenden wird ein Messverfahren vorgestellt dessen Anwendung die Normen der DIN zur Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten auch vorsehen Andere Methoden werden vergleichend beurteilt

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331 Kontrastpruumlfungen nach DIN

Kontraste von Materialkombinationen muumlssen nach DIN 32975 messtechnisch uumlberpruumlft bzw entsprechend vorgegebener Regelungen nachgewiesen werden Zur Ermittlung des Kontrasts wird die Messung der Leuchtdichtefaktoren nach DIN 5036-3 angegeben die spezielle Messgeometrien vorgibt

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332 Standardisierte Leuchtdichtemessungen im Labor

Die Messung der Leuchtdichten soll bei diffuser Beleuchtung mit der Lichtart die in der Anwendung vorgesehen ist mindestens unter dem Messwinkel 0deg (senkrecht zur Oberflaumlche) und gegebenenfalls zusaumltzlich unter praxisrelevanten Beobachtungswinkeln erfolgen Die Beobachtungswinkel haben insbesondere Einfluss auf Leuchtdichten von Materialien deren Oberflaumlche profiliert ist oder die unterschiedliche Glanzanteile beinhalten Mit der Veraumlnderung des Beobachtungswinkels aumlndern sich die Reflexionsgrade Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts von Bodenindikatoren gilt nach DIN 32984 dass mindestens eine Flaumlche von 4 cm x 4 cm gemessen werden muss um profilierte Oberflaumlchen auch ausreichend erfassen zu koumlnnen Dabei werden auch ausreichend groszlige Flaumlchen erfasst deren Materialzusammensetzung Unregelmaumlszligigkeiten in der Helligkeit aufweist wie zum Beispiel helle und dunkle Anteile

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auf Granitsteinen oder in Materialmischungen Auch Einsprenkel- ungen von Oberflaumlchen mit Glanzanteilen oder Leucht- und Perlfarben mit Glanzeinschluumlssen koumlnnen so beruumlcksichtigt werden Um die Messungen reproduzieren zu koumlnnen und auch die vorgesehene Nutzung im Auszligen- oder Innenbereich zu beruumlcksichtigen sind die Messungen unter Normlichtart A oder D65 durchzufuumlhren Normlichtart A entspricht in etwa Gluumlhlampenbedingungen Normlichtart D65 entspricht Tageslichtbedingungen Eine Kontrastermittlung zwischen Oberflaumlchen die bei unterschiedlichen Lichtarten gemessen wurden ist nicht zulaumlssig Nach DIN kann der Leuchtdichtekontrast durch die direkte Messung von Leuchtdichten oder alternativ durch die Bestimmung von Reflexionsgraden rechnerisch ermittelt werden Soviel zur Messung von Leuchtdichten unter standardisierten Bedingungen in Lichtlaboren Doch was wenn die interes-sierende Materialkombination bereits verbaut wurde und einzelne Materialmuster nicht entnommen werden koumlnnen wie etwa bei denkmalgeschuumltzten Gebaumluden und Anlagen Kapitel 333 gibt Auskunft dazu

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333 Nutzungstypische Leuchtdichtemessungen im Bestand

Die nach DIN 5036-3 geforderten Beleuchtungsbedingungen waumlhrend der Messungen sind im Bestand weder im Auszligenbereich noch im Innenbereich des oumlffentlichen Raumes realisierbar Die Beleuch-tung ist meist nicht diffus sondern weist zumindest Anteile von gerichtetem Licht durch Beleuchtungseinrichtungen oder Lichtspiegelungen der Umgebung auf Aber auch bereits verbaute Materialien sind deswegen von einer Kontrastpruumlfung nicht ausgeschlossen Die Messgeometrie ist dann nutzungstypisch anzupassen und zwar bei einem dennoch hohen Maszlig an Sicherheit und Reproduzierbarkeit der Daten Da die Beleuchtungssituation durch Tageslicht Schwankungen unterliegt wird innerhalb von Gebaumluden nach Moumlglichkeit nach Sonnenuntergang bei nutzungstypischer Beleuchtung gemessen Sollen Messungen im Auszligenbereich durchgefuumlhrt

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werden und befindet sich die Hauptnutzungszeit des Bereichs im Tageslicht so duumlrfen Messungen ausschlieszliglich bei gutem Wetter durchgefuumlhrt werden Annehmbar konstante Beleuchtung durch Tageslicht ergibt sich bei Sonnenschein mit ansonsten wolkenlosem Himmel

334 Methoden zur Schaumltzung von Leuchtdichten

Verschiedentlich wird in der Praxis eine Methode verwendet die vage Einschaumltzungen des Leuchtdichtekontrasts anhand von schwarz-weiszligen Abbildungen von Materialkombinationen vornimmt Dazu werden Fotos von Materialproben in Grautoumlnen aus-gedruckt am Computer die Visualisierung von farbigen Bildern auf Graustufen umgestellt oder Digitalkameras auf schwarz-weiszlig umgestellt Solche Abbildungen sind jedoch stark von der Charakteristik der Geraumlte abhaumlngig und weisen Oberflaumlchen nur als unterschiedlich in ihrer Intensitaumlt von Grautoumlnen aus Zuvor deutliche Kon-tras-te koumlnnen verschwinden Wenn sich auf diesen Darstellungen auf Displays oder Papier zwei Oberflaumlchen erkennbar voneinander abheben so die Befuumlrworter dieser Methode soll davon ausgegangen werden duumlrfen dass der Leuchtdichtekontrast ausreichend sei

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Diese Methode kann fachlich gesehen als allenfalls behelfsmaumlszligig beurteilt werden um einen ersten eher allgemeinen Eindruck von Leuchtdichtekontrasten zu bekommen Tatsaumlchliche Kontrastwerte lassen sich so weder ermitteln oder dahingehend uumlberpruumlfen ob sie bestimmten Anforderungen einer barrierefreien Gestaltung genuumlgen Da es sich um keine Messmethode handelt erhaumllt man auch keine Zahlenwerte Zudem geben Monitore und Kopien urspruumlng-liche Helligkeiten von Originaloberflaumlchen meist verfaumllscht wieder und sind leicht manipulierbar In Vor-Ort-Terminen mit Planern und Praktikern kann diese Methode jedoch anschaulich zum ersten Erkenntnisgewinn beitragen dass es in der sehbehindertengerechten Gestaltung weniger um Farbkontraste sondern vielmehr um Helligkeitsunterschiede von Objekten geht

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Eine andere Methode zur Pruumlfung von Kontrasten sieht die Nutzung von Farbkarten Farbfaumlchern oder digitalen Farbwerken vor Erlaumlutert sei dies am Beispiel von RAL-Farbkarten Als RAL-Farbe werden Normfarben bezeichnet die die RAL GmbH vertreibt Jeder Farbe ist eine Nummernbezeichnung zugeordnet Die Kontrastwerte zweier Materialien werden aus Hellbezugswerten und Umrechnungstabellen erschlossen Das groumlszligte Fehlerpotential wird bei dieser Methode in der eindeutigen Zuordnung von Materialoberflaumlchen zu entsprechenden Farbmustern gesehen Insbesondere Wand- und Bodenbelaumlge lassen sich oft nicht eindeutig zuordnen da deren Oberflaumlchen Zusammensetzungen zeigen die Hell- und Dunkelanteile mischen wie etwa Granit Sandstein Rauputz oder gemusterte Flaumlchen usw Der Vorteil der Normierung der Kartennummern soll darin bestehen dass Kunden und Lieferanten nur RAL-Nummern und nicht Materialmuster austauschen In den vorangegangenen Abschnitten wird deutlich dass die Messung des definierten Materials jedoch unumgaumlnglich ist da dessen Oberflaumlchenbeschaffenheit erhebliche Aus-wirkungen auf Kontraste hat Dies sowohl in Bezug auf Oberflaumlchenstrukturen als auch in Bezug auf die Materialzusammensetzung die sich an der Oberflaumlche offenbart Die Farbkarten-Methode versucht diesem Problem damit zu begegnen dass generell eine Fehler

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- toleranz von 01 bis 015 Kontrastwerten einkalkuliert werden soll und dass glaumlnzende Farben fuumlr die barrierefreie Gestaltung wegen moumlglicher Spiegelungen nicht in Frage kommen Zur empfohlenen Fehlertoleranz ist anzumerken dass wegen der Abnutzung von Materialien geforderte Kontraste im Neuzustand der Materialien ohnehin deutlich uumlberschritten werden sollten (weitere Informationen dazu siehe Kapitel 64) Eine zusaumltzliche Anhebung geforderter Werte durch die Verwendung einer Pruumlfmethode die zusaumltzliche Fehlertoleranzen erforderlich macht duumlrfte daher problematisch sein Dies schraumlnkt die Palette einsetzbarer Materialien unnoumltig weiter ein Der Einsatz glaumlnzender Materialien ist bei Neubauten we

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gen moumlglicher Blendwirkungen und Spiegelungen auch nach DIN 32975 zu vermeiden Jedoch werden vorliegend auch alle Materialien die Glanzanteile oder unterschiedliche Einschluumlsse haben von einer Kontrastpruumlfung methodisch ausgeschlossen was unnoumltig ist (siehe dazu Kapitel 332)

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335 Fazit zur Kontrastpruumlfung durch die Selbsthilfe

Insgesamt ist die Kontrastpruumlfung durch Farbsysteme oder SchwarzWeiszlig-Abbildungen als nur eingeschraumlnkt nuumltzlich weil zu ungenau anzusehen Zumal beide Methoden keine eindeutig reproduzierbaren Messungen darstellen sondern eine Schaumltzung per Inaugenscheinnahme bleiben muumlssen Am sichersten erscheint die direkte und objektive Messung der Leuchtdichten von Kontrastflaumlchen mit festgelegten Messgeometrien und plausiblen Methoden Die Notwendigkeit zur gewissenhaften Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten durch insbesondere nutzungstypische Messungen wird auch in einer Vergleichsstudie uumlber Messmethoden von Joos et al im Auftrag des schweizerischen Bundesamtes fuumlr Verkehr (2012) wie folgt befuumlrwortet bdquoKontrast von Objekten im oumlffentlichen Raum kann nur mit speziellen Leuchtdichtenkameras mit einer genuumlgenden Genauigkeit und vernuumlnftigem personellem und zeitlichem Aufwand bestimmt werdenldquo

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Die vorliegende Broschuumlre versucht aktive Mitglieder der Selbsthilfe zu befaumlhigen sich fuumlr die Pruumlfung und Einhaltung von Kontrasten argumentativ erfolgreich einzusetzen Die erforderlichen Leuchtdichtemessungen an sich sollten nach wie vor von erfahrenen Pruumlfern aus Betrieben und Institutionen durchgefuumlhrt werden die diese Messungen fachgerecht und taumlglich im Auftrag von Materialherstellern Planern Verbaumlnden Kommunen Bund und Laumlndern durchfuumlhren Zur Beurteilung diesbezuumlglich entstehender Kosten sei auf Kapitel 63 verwiesen

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Ein Groszligteil der Informationen im oumlffentlichen Raum die der Orientierung und der Absicherung vor Gefahren dienen wird uumlber Zei-chen Schriften und Piktogramme vermittelt Kontrastwerte die der Auffindbarkeit und Leserlichkeit dienen sollen houmlher als andere sein Nach DIN 32975 gilt dass ein Leuchtdichtekontrast von mindestens 07 und bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen von mindestens 08 einzuhalten ist

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41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit

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Die Auffindbarkeit der Information durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis des gesamten Informationstraumlgers zu seinem Hintergrund Sind zum Beispiel die Grundfarbe einer Toilettenbeschilderung wie auch die umgebende Wand aumlhnlich hell unterscheidet sich die Leuchtdichte nur minimal durch unterschiedliche Reflexionseigenschaften der Materialoberflaumlchen Abbildung 3 zeigt dies Es entstehen zu geringe Kontraste was die Auffindbarkeit des Informationstraumlgers erschwert Abhilfe schafft die kontrastreiche Umrahmung des Schildes oder die kontrastreiche Gestaltung des Schildhintergrundes zur Wand

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4 Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften und Piktogrammen

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Die Leserlichkeit durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis der Zeichen Schriften und Piktogramme zu direkt angrenzenden Flaumlchen Diese Flaumlchen koumlnnen Schildhintergruumlnde sein wie Abbildung 4 die ein Piktogramm als Kennzeichnung einer Herrentoilette zeigt Der relevante Leuchtdichtekontrast entsteht zwischen dem schwarzen Maumlnnchen und der Oberflaumlche des Traumlgermaterials einer Edelstahlplatte

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Falls Zeichen direkt also ohne Traumlgermaterial verwendet werden bilden umgebende Waumlnde angrenzende Gegenstaumlnde und perspektivisch bedingte Umgebungen die angrenzenden Flaumlchen Abbildung 5 die eine Etagennummer auf einer Wand und Abbildung 6 die Piktogramme als Markierung einer Glasflaumlche darstellen zeigen solche direkten Umgebungsflaumlchen von Zeichen

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Abbildung 3 Negativbeispiel ndash helles Toilettenschild auf heller Wand

Abbildung 4 Positivbeispiel ndash dunkles Piktogramm auf hellem Untergrund

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Bei der Etagennummerierung ist die Umgebungsflaumlche eine hell gestrichene Rauputzwand bei den Markierungen auf Glas bildet der Hintergrund in der vorliegenden Perspektive ein Bodenbelag die Umgebungsflaumlche zur Kontrastermittlung

42 Durchsichtige InformationstraumlgerAls besonders unguumlnstig erweisen sich helle Schriften auf Glas bei ebenfalls hellem Hintergrund Abbildung 7 zeigt die Gebaumludebezeichnung eines Finanzamtes durch silbrig-weiszlige Klebebuchstaben die oberhalb der Eingangstuumlr auf dem Sicherheitsglas eines Oberlichts angebracht sind Durch die angrenzende Flaumlche die aus nutzungstypischer Perspektive aus einer weiszligen Decke besteht sind die Buchstaben der oberen Reihe fast gar nicht in den unteren Reihen nur mit Muumlhe erkennbar da der Kontrast zwischen Buchstaben und Decke zu gering ist

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Abbildung 5 Zahl mit Wand als Umgebungsflaumlche

Abbildung 6 Piktogramme mit Boden als Umgebungsflaumlche bei Pers-pektive durch eine Glastuumlr hindurch

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Abhilfe koumlnnte vorliegend eine wesentlich dunklere Deckengestaltung dunklere Schriften oder die Hinterlegung der hellen Schrift mit dunkler Folie schaffen Abbildung 8 zeigt ein Ausstellungsex- ponat Abbildung 9 zeigt was sich dem Betrachter bei Annaumlherung offenbart Jede der 4 Seiten ist aus Glas und mit heller Schrift uumlberzogen die Informationen uumlber das Exponat beinhalten Der Boden als angrenzende Flaumlche zur Schrift aus der Betrachterperspektive ist durch mittelhelle Granitsteine marmoriert und bildet keinen ausreichenden Kontrast zur Schrift sodass diese kaum vom Boden zu unterscheiden ist Hinzu kommt dass sich da alle Glasauszligenflaumlchen des Exponats beschriftet sind die Schriften perspektivisch uumlberlagern und so das Lesen der Information endguumlltig verhindern

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Abbildung 7 Negativbeispiel ndash helle Schrift auf Glas mit hellem Hintergrund

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Die Hinterlegung der Schriften mit dunklen Folien wuumlrde das Exponat optisch zerstoumlren da das Innenleben nicht mehr zu sehen waumlre Dunkle Schriftzeichen wuumlrden auch nicht zum Ziel fuumlhren da das Problem sich uumlberlagernder Schriften weiterhin bestuumlnde Abhilfe bestuumlnde in der Uumlbertragung der Information auf ein zusaumltzliches Schild mit ausreichendem Hintergrundkontrast

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43 Unuumlberlegte Verzierungen und FarbigkeitenBilder oder Farbverlaumlufe als Hintergrund sind grundsaumltzlich zu vermeiden da sie den Leuchtdichtekontrast von Schriften zumindest punktuell schmaumllern Abbildung 10 zeigt ein an sich kontrastreich gestaltetes Gebaumludeschild Durch die teilweise Hinterlegung des Textes mit einem Schmucksiegel wird der Kontrast einzelner Worte zum Schildhintergrund unterbrochen und deutlich verringert Abhilfe koumlnnte die Verkleinerung des Siegels schaffen sodass Schriften damit nicht mehr hinterlegt sind Die Schildgroumlszlige bietet Platz um das Siegel separat zu setzen

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Abbildung 8 Beispiel Exponat- einhausung aus Glasflaumlchen mit Edelstahlrahmen

Abbildung 9 Negativbeispiel ndash uumlberlagernde Schriften auf Glas mit hellem Hintergrund

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Informationsbroschuumlren und Plakate werden meist aufwaumlndig gestaltet Viele verschiedene Farben kommen zum Einsatz um auf differenzierte Inhalte hinzuweisen Dabei tritt die Differenzierung durch Leuchtdichtekontraste haumlufig in den Hintergrund So kann es sein dass Informationen die gar keine hohe Relevanz haben durch starke Helligkeitskontraste zum Hintergrund visuell hervorgehoben werden und Wichtiges trotz vermeintlich auffaumllliger Farbgestaltung wegen zu geringer Leuchtdichtekontraste unbeachtet bleibt

44 Blendung und Schatten ndash boumlse GeisterKapitel 315 erlaumlutert dass zur sehbehindertengerechten Gestaltung keine Pauschalvorgaben zu Beleuchtungsstaumlrken moumlglich sind Vielmehr ist eine in der jeweiligen Situation vor Ort angemessene Beleuchtung notwendig Selbst wenn Kontraste messtechnisch nachweisbar sind kann es sein dass diese durch zu geringe oder zu starke Beleuchtung fuumlr das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind Zu geringe Beleuchtung liegt beispielsweise bei Schattenbildung vor zu starke Beleuchtung kann zu Blendung durch Reflexionen des Lichts fuumlhren Letzteres kann auch durch direkte Sonneneinstrahlung geschehen Abbildungen 11 und 12 zeigen ein von der Decke herabhaumlngendes Schild das an einer der Sonne abgewandten Gebaumludeseite befestigt ist und auf einen Haupteingang

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Abbildung 10 Negativbeispiel ndash Schrift auf Hintergrund mit Hinter-legung

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hinweist Der Kontrast zwischen Buchstaben und Schildhintergrund ist ausreichend sodass einzelne Buchstaben gut erkennbar sind Ein identisches Schild ist an einer der Sonne zugewandten Gebaumlude-seite angebracht Die Buchstaben werden von der direkten Sonnen-einstrahlung teilweise uumlberblendet und sind daher nicht mehr lesbar

Abhilfe koumlnnte die Versetzung des Schildes nach hinten schaffen Eine gleichmaumlszligige Abschattung des gesamten Schildes wuumlrde so durch die Decke hergestellt und Kontraste blieben wahrnehmbar Alternativ muumlsste die Oberflaumlche des Informationstraumlgers weniger glatt sein sodass eine Blendung wegen geringerer Spiegelung des Lichts an der Materialoberflaumlche vermindert ist Auch Abschattflaumlchen aus lichtundurchlaumlssigem Material die direkt an der Schildoberkante befestigt wuumlrden koumlnnten auf dem Schild fuumlr einheitliche Lichtverhaumlltnisse zu sorgen

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Auf Informationstraumlgern die Abdeckungen oder Sichtscheiben aufweisen wie Aushanginformationskaumlsten mit Glas- oder Plexiglasscheiben koumlnnen ebenfalls unerwuumlnschte Reflexionen entstehen Diese sind durch entspiegelte Materialien zu umgehen Der Kontrast an Sichtscheiben von Automaten sollte einstellbar sein

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Abbildung 13 zeigt den Ausschnitt eines Lageplans von Bus- und Hauptbahnhof Durch eine nicht entspiegelte Abdeckung des Aushangplans entstehen bei normalem Tageslicht starke Spiegelungen

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Abbildung 11 Beispiel ndash Schild im Schatten

Abbildung 12 Negativbeispiel ndash Schild mit Sonneneinstrahlung

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die Gleisbezeichnungen der Bahn unlesbar machen Abbildung 14 zeigt das gleiche Problem einer Oumlffnungszeiteninformation einer Bibliothek Durch die Anbringung der an sich kontrastreich gestalteten Textinformation an der Innenseite einer Glaswand spiegeln sich voruumlbergehende Menschen und die oumlrtliche Umgebung aus dem Ruumlcken des Betrachters Die Schriften wirken verwaschen da Kontraste durch wechselnde Umgebungsverhaumlltnisse mal schwaumlcher und mal staumlrker sind

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Abbildungen 15 und 16 zeigen Ausschnitte eines Lageplans der im Auszligenbereich einer Grundschule aufgestellt ist und ohne Ab- deckungen auskommt Trotz Sonneneinstrahlung werden Kontraste nicht beeintraumlchtigt da die Oberflaumlche mattiert ist Leider ist in der Legende zum Plan der Schrifthintergrund teils nicht ausreichend kontrastreich gestaltet Einzelne Gebaumludebereiche sind auf dem Plan durch eingrenzende stark kontrastierende Zeichnung gut unterscheidbar aber die zugehoumlrige Benennung der Gebaumlude ist wegen geringer Kontraste nur fuumlr manche Gebaumlude leserlich

Grundsaumltzlich sind Aushanginformationen mit Orientierungs- oder Entscheidungsfunktion selbst hinreichend zu beleuchten um Kont-

Abbildung 13 Negativbeispiel ndash Blendung auf Glasabdeckung durch Sonnenlicht

Abbildung 14 Negativbeispiel ndash Umgebungsreflexion bei Information hinter Glas

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raste wahrnehmen zu koumlnnen um bei Annaumlherung an die Information keine Schattenbildung zu verursachen Eine gerichtete Beleuchtung ist nach DIN 32975 entweder von unten von oben oder von hinten vorzusehen

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Auch offensichtlich fuumlr sehbehinderte Menschen gestaltete Objekte koumlnnen problematisch sein Abbildung 17 zeigt ein Toilettenschild das neben Buchstaben auch Brailleschrift beinhaltet Die Buchstaben sind erhaben auf einer farblosen Plexiglasscheibe aufgebracht die wiederum auf Abstand zur Wand montiert ist Die Buchstaben werfen daher einen Schatten an die Wand und schmaumllern so den ansonsten tadellosen Kontrast der dunklen Buchstaben zur hellen Wand unnoumltig

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Abbildung 15 Positivbeispiel ndash Lageplan ohne Abdeckung

Abbildung 16 Negativbeispiel ndash ungenuumlgender Kontrast der Legende zum Lageplan

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45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern

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Wenn Papier als Traumlgermaterial fuumlr Informationen verwendet wird zum Beispiel bei Faltplaumlnen ist zusaumltzliche die Papierstaumlrke wichtig um Kontraste zu erhalten Bei beidseitig bedrucktem Papier duumlrfen Informationen der Ruumlckseite auf der Vorderseite nicht durchscheinen Sie verringern als angrenzende Flaumlche zu den Schriften den Leuchtdichtekontrast unnoumltig Eine Mindestpapierstaumlrke von 100 Gramm pro Quadratmeter ist daher einzuhalten

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Da gerade Aushanginformationen haumlufigen Aumlnderungen unterliegen werden die Informationen meist als kostenguumlnstige Variante ebenfalls auf Papier gedruckt Glanzoberflaumlchen auf Papier haben unerwuumlnschte Blendwirkungen insbesondere bei Tageslicht was die Kontraste von Schriften zu ihrem Hintergrund deutlich beeintraumlchtigt

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Infopost oder haumlufig wiederkehrende Mitteilungen werden aus Kostengruumlnden oder aus Gruumlnden des Umweltschutzes oft auf Papier mit hohen Grau-Anteilen und starken Rauigkeiten der Papieroberflaumlchen gedruckt Diese haben im Vergleich zu reinweiszligem also sehr hellem Papier eine kontrastmindernde Wirkung auf die Leserlichkeit von Schriften und sollten vermieden werden Der Effekt des Papiers

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Abbildung 17 Negativbeispiel ndash Schattenbildung durch Reliefbuchstaben auf Plexiglas

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auf den Kontrast zur Schrift ist der gleiche wie der negative Effekt von farbig hinterlegten Texten

46 Schriften aus Licht ndash VorsichtInformationen durch hinterleuchtete oder selbstleuchtende Anzeigen stellen in Bezug auf Leuchtdichtekontraste Sonderfaumllle dar Anders als bei lichtundurchlaumlssigen Schildern kann es zu Kontrastminderungen in der Anwendung kommen Der Kontrast muss bei diesen Anzeigen die uumlblichen Vorgaben von 07 beziehungsweise 08 bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen ndash in der unguumlnstigeren Bedingung ndash erreichen

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Zum Beispiel ergibt ein heller Leuchtkasten der mit einem lichtundurchlaumlssigen Piktogramm beklebt ist unterschiedliche Leuchtdichten abhaumlngig davon ob er ein- oder ausgeschaltet ist Das lichtundurchlaumlssige Piktogramm veraumlndert seine Leuchtdichte dadurch nicht Der Kontrast errechnet sich aus den angrenzenden Flaumlchen von Piktogramm und Hintergrund Also resultieren durch Ein- und Ausschalten der Beleuchtung unterschiedliche Kontraste Aumlhnlich verhaumllt es sich bei lichtdurchlaumlssigen Zeichen auf Leuchtkaumlsten Dann ist es von der Transparenz der Zeichen und des Hintergrundes abhaumlngig ob sich die Beleuchtungsstaumlrke aus dem Innenraum gleichmaumlszligig auswirkt was direkten Einfluss auf die Leuchtdichten einzelner Flaumlchen hat Bei von innen beleuchteten Anzeigen muss daher immer der geringere Kontrast ausreichend hoch sein

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Kapitel 315 erlaumlutert dass Beleuchtungsstaumlrken der Umgebung keine Auswirkungen auf vorhandene Kontraste haben Auch diesbezuumlglich stellen selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen einen Sonderfall dar Tageslicht oder kuumlnstliche Beleuchtung uumlberlagern die Leuchtdichten und koumlnnen einen kontrastmindernden Einfluss haben Nach DIN 32975 muss die Beleuchtungssituation bei der Beurteilung von selbstleuchtenden oder hinterleuchteten

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Anzeigen mit beruumlcksichtigt werden Ohne Tageslichteinfluss in Innenraumlumen muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 200 Lux mit Tageslichteinfluss und im Freien muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 2000 Lux bestehen Uumlbrigens auch dann wenn Schutzscheiben vor den Anzeigen die zusaumltzliche Reflexionen verursachen koumlnnen verwendet werden

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Bei Wechselanzeigen wie Fahrgastinformationen werden zunehmend elektronische Anzeigen verwendet Eine Vergleichsstudie zur Lesbarkeit dynamischer Informationsanzeigen (Lang et al 2004) ergab unter anderem dass LCD-Anzeigen generell als kontrastreicher als LED-Anzeigen wahrgenommen werden insbesondere bei seitlicher Betrachtung was den haumlufigsten Anwendungsfall darstellen duumlrfte Dieses Ergebnis stellte sich als unabhaumlngig von Alter und Sehleistung der Versuchspersonen dar Auf LED-Anzeigen sollte daher verzichtet werden Foumlrderlich fuumlr Kontraste sind zudem hohe Pixelzahlen

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Laufschriften in elektronischen Anzeigen sind generell auch bei hinreichenden Kontrasten zu vermeiden Das Auge hat in der Regel zu wenig Zeit um sich auf die schnellen Kontrastwechsel an einzelnen Punkten einzustellen um zunaumlchst einzelne Buchstaben und anschlieszligend ganze Worte wahrzunehmen um sie danach noch lesen und verstehen zu koumlnnen

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

64

derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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die Anfrage der Planer und Praktiker nach sehbehindertengerechten Beleuchtungsstaumlrken wenn es um Leuchtdichtekontraste geht nicht zielfuumlhrend Da der Leuchtdichtekontrast einer Materialkombination durch unterschiedliche Beleuchtungsstaumlrken nicht veraumlndert werden kann Allerdings gibt es einen komfortablen Bereich der Leuchtdichte einer Umgebung der je nach Zweck zwischen 100 und 500 cdmsup2 liegt

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Einen Sonderfall in Bezug auf die Relevanz der Beleuchtungsstaumlrke bilden selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen Naumlheres dazu ist Kapitel 46 zu entnehmen

32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten

321 Die kontinuierliche Informationskette

Eine kontinuierliche Kette von Informationen ist die Grundvoraussetzung fuumlr sichere Mobilitaumlt und fuumlr die korrekte Orientierung im oumlffentlichen Raum Zur Kontinuitaumlt einer Informationskette auf dem Weg von A nach B gehoumlren die Durchgaumlngigkeit des Designs der Bezeichnungen und der Anbringungsstellen sowie die analoge Kennzeichnung des Ruumlckwegs durch Elemente die Informationen beinhalten Auch der Planer von Kontrasten muss dies bei der Gestaltung von Markierungen Wegweisern Bodenindikatoren etc beruumlcksichtigen Das System muss auch tolerant gegenuumlber Fehlern des Nutzers sein Einmal falsch eingeschlagene Wege oder Vorlieben fuumlr bestimmte Wege duumlrfen individuell nicht dazu fuumlhren dass der Nutzer ploumltzlich orientierungslos und damit hilflos wird Die Durchgaumlngigkeit von Kontrasten ist daher dringend angeraten

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322 Uumlbergangsbereiche im Fokus

Die Guumlte von Informationen durch Kontraste offenbart sich insbesondere in Uumlbergangsbereichen Als Uumlbergangsbereiche werden Orte bezeichnet in denen Niveauunterschiede bewaumlltigt werden

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muumlssen wie zum Beispiel bei Rampen Treppen und Aufzuumlgen oder wo Raumwechsel stattfinden wie bei Ein- und Ausgaumlngen von Gebaumluden bei Uumlbergaumlngen von Hallen in Flure bei Zimmerwechseln etc Denn an all diesen Orten veraumlndern sich Struktur und Regeln der bisherigen Fortbewegung des Nutzers Dadurch sind Uumlbergangsbereiche fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen potentielle Gefahrenbereiche wenn sie nicht durch ausreichende Kontraste gekennzeichnet sind

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Ein bdquoZuvielldquo an Information durch zu viele unterschiedliche Kontraste fuumlhrt jedoch leicht zu Unuumlbersichtlichkeit und Uumlberfrachtung Um beidem gerecht zu werden sollte der Fokus der Kontrastplanung vor allem auf der Durchgaumlngigkeit von Kontrasten und insbesondere auf Uumlbergangsbereichen liegen

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323 Komfortable Kontraste und DIN-Vorgaben

Als komfortabel wird generell ein Kontrast von 04 bis 06 beurteilt Kontraste von weniger als k = 028 und mehr als k = 083 koumlnnen bei sehbehinderten Menschen die Wahrnehmungssicherheit beeintraumlchtigen Geringe Kontraste koumlnnen als verwaschen sehr hohe Kontraste koumlnnen als Blendung empfunden werden

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Die DIN 32975 gibt fuumlr unterschiedliche Anwendungsbereiche unterschiedliche Leuchtdichtekontraste zur Einhaltung vor Jeweils geforderte Kontraste sind den Kapiteln 4 und 5 die auf unterschiedliche Anwendungsbereiche eingehen zu entnehmen

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33 Die Pruumlfung von KontrastenKontrastloumlsungen fuumlr groszlige Gebaumludekomplexe Auszligenanlagen oder Verkehrswege resultieren idealerweise aus spezifischen wahrnehmungspsychologischen Beurteilungen um den Einsatz von Kontrasten zur Orientierung zur Vermeidung von Gefahren und zur Erhoumlhung des Komforts zu pruumlfen und zu planen Befragungen und Beobachtungen von moumlglichst groszligen Nutzergruppen sind dabei

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ebenso dienlich wie die experimentelle Pruumlfung typischer Informationselemente mit diesen Zielgruppen Von der Befragung einzelner sehbehinderter Menschen ist eher abzusehen da Arten von Sehbehinderungen und ihre jeweiligen Auswirkungen stark variieren Vielmehr sind wissenschaftliche Studien zum Thema zu beruumlcksichtigen Einzelne Kontraste sind mit Leuchtdichtekameras objektiv messbar Im Folgenden wird ein Messverfahren vorgestellt dessen Anwendung die Normen der DIN zur Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten auch vorsehen Andere Methoden werden vergleichend beurteilt

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331 Kontrastpruumlfungen nach DIN

Kontraste von Materialkombinationen muumlssen nach DIN 32975 messtechnisch uumlberpruumlft bzw entsprechend vorgegebener Regelungen nachgewiesen werden Zur Ermittlung des Kontrasts wird die Messung der Leuchtdichtefaktoren nach DIN 5036-3 angegeben die spezielle Messgeometrien vorgibt

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332 Standardisierte Leuchtdichtemessungen im Labor

Die Messung der Leuchtdichten soll bei diffuser Beleuchtung mit der Lichtart die in der Anwendung vorgesehen ist mindestens unter dem Messwinkel 0deg (senkrecht zur Oberflaumlche) und gegebenenfalls zusaumltzlich unter praxisrelevanten Beobachtungswinkeln erfolgen Die Beobachtungswinkel haben insbesondere Einfluss auf Leuchtdichten von Materialien deren Oberflaumlche profiliert ist oder die unterschiedliche Glanzanteile beinhalten Mit der Veraumlnderung des Beobachtungswinkels aumlndern sich die Reflexionsgrade Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts von Bodenindikatoren gilt nach DIN 32984 dass mindestens eine Flaumlche von 4 cm x 4 cm gemessen werden muss um profilierte Oberflaumlchen auch ausreichend erfassen zu koumlnnen Dabei werden auch ausreichend groszlige Flaumlchen erfasst deren Materialzusammensetzung Unregelmaumlszligigkeiten in der Helligkeit aufweist wie zum Beispiel helle und dunkle Anteile

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auf Granitsteinen oder in Materialmischungen Auch Einsprenkel- ungen von Oberflaumlchen mit Glanzanteilen oder Leucht- und Perlfarben mit Glanzeinschluumlssen koumlnnen so beruumlcksichtigt werden Um die Messungen reproduzieren zu koumlnnen und auch die vorgesehene Nutzung im Auszligen- oder Innenbereich zu beruumlcksichtigen sind die Messungen unter Normlichtart A oder D65 durchzufuumlhren Normlichtart A entspricht in etwa Gluumlhlampenbedingungen Normlichtart D65 entspricht Tageslichtbedingungen Eine Kontrastermittlung zwischen Oberflaumlchen die bei unterschiedlichen Lichtarten gemessen wurden ist nicht zulaumlssig Nach DIN kann der Leuchtdichtekontrast durch die direkte Messung von Leuchtdichten oder alternativ durch die Bestimmung von Reflexionsgraden rechnerisch ermittelt werden Soviel zur Messung von Leuchtdichten unter standardisierten Bedingungen in Lichtlaboren Doch was wenn die interes-sierende Materialkombination bereits verbaut wurde und einzelne Materialmuster nicht entnommen werden koumlnnen wie etwa bei denkmalgeschuumltzten Gebaumluden und Anlagen Kapitel 333 gibt Auskunft dazu

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333 Nutzungstypische Leuchtdichtemessungen im Bestand

Die nach DIN 5036-3 geforderten Beleuchtungsbedingungen waumlhrend der Messungen sind im Bestand weder im Auszligenbereich noch im Innenbereich des oumlffentlichen Raumes realisierbar Die Beleuch-tung ist meist nicht diffus sondern weist zumindest Anteile von gerichtetem Licht durch Beleuchtungseinrichtungen oder Lichtspiegelungen der Umgebung auf Aber auch bereits verbaute Materialien sind deswegen von einer Kontrastpruumlfung nicht ausgeschlossen Die Messgeometrie ist dann nutzungstypisch anzupassen und zwar bei einem dennoch hohen Maszlig an Sicherheit und Reproduzierbarkeit der Daten Da die Beleuchtungssituation durch Tageslicht Schwankungen unterliegt wird innerhalb von Gebaumluden nach Moumlglichkeit nach Sonnenuntergang bei nutzungstypischer Beleuchtung gemessen Sollen Messungen im Auszligenbereich durchgefuumlhrt

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werden und befindet sich die Hauptnutzungszeit des Bereichs im Tageslicht so duumlrfen Messungen ausschlieszliglich bei gutem Wetter durchgefuumlhrt werden Annehmbar konstante Beleuchtung durch Tageslicht ergibt sich bei Sonnenschein mit ansonsten wolkenlosem Himmel

334 Methoden zur Schaumltzung von Leuchtdichten

Verschiedentlich wird in der Praxis eine Methode verwendet die vage Einschaumltzungen des Leuchtdichtekontrasts anhand von schwarz-weiszligen Abbildungen von Materialkombinationen vornimmt Dazu werden Fotos von Materialproben in Grautoumlnen aus-gedruckt am Computer die Visualisierung von farbigen Bildern auf Graustufen umgestellt oder Digitalkameras auf schwarz-weiszlig umgestellt Solche Abbildungen sind jedoch stark von der Charakteristik der Geraumlte abhaumlngig und weisen Oberflaumlchen nur als unterschiedlich in ihrer Intensitaumlt von Grautoumlnen aus Zuvor deutliche Kon-tras-te koumlnnen verschwinden Wenn sich auf diesen Darstellungen auf Displays oder Papier zwei Oberflaumlchen erkennbar voneinander abheben so die Befuumlrworter dieser Methode soll davon ausgegangen werden duumlrfen dass der Leuchtdichtekontrast ausreichend sei

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Diese Methode kann fachlich gesehen als allenfalls behelfsmaumlszligig beurteilt werden um einen ersten eher allgemeinen Eindruck von Leuchtdichtekontrasten zu bekommen Tatsaumlchliche Kontrastwerte lassen sich so weder ermitteln oder dahingehend uumlberpruumlfen ob sie bestimmten Anforderungen einer barrierefreien Gestaltung genuumlgen Da es sich um keine Messmethode handelt erhaumllt man auch keine Zahlenwerte Zudem geben Monitore und Kopien urspruumlng-liche Helligkeiten von Originaloberflaumlchen meist verfaumllscht wieder und sind leicht manipulierbar In Vor-Ort-Terminen mit Planern und Praktikern kann diese Methode jedoch anschaulich zum ersten Erkenntnisgewinn beitragen dass es in der sehbehindertengerechten Gestaltung weniger um Farbkontraste sondern vielmehr um Helligkeitsunterschiede von Objekten geht

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Eine andere Methode zur Pruumlfung von Kontrasten sieht die Nutzung von Farbkarten Farbfaumlchern oder digitalen Farbwerken vor Erlaumlutert sei dies am Beispiel von RAL-Farbkarten Als RAL-Farbe werden Normfarben bezeichnet die die RAL GmbH vertreibt Jeder Farbe ist eine Nummernbezeichnung zugeordnet Die Kontrastwerte zweier Materialien werden aus Hellbezugswerten und Umrechnungstabellen erschlossen Das groumlszligte Fehlerpotential wird bei dieser Methode in der eindeutigen Zuordnung von Materialoberflaumlchen zu entsprechenden Farbmustern gesehen Insbesondere Wand- und Bodenbelaumlge lassen sich oft nicht eindeutig zuordnen da deren Oberflaumlchen Zusammensetzungen zeigen die Hell- und Dunkelanteile mischen wie etwa Granit Sandstein Rauputz oder gemusterte Flaumlchen usw Der Vorteil der Normierung der Kartennummern soll darin bestehen dass Kunden und Lieferanten nur RAL-Nummern und nicht Materialmuster austauschen In den vorangegangenen Abschnitten wird deutlich dass die Messung des definierten Materials jedoch unumgaumlnglich ist da dessen Oberflaumlchenbeschaffenheit erhebliche Aus-wirkungen auf Kontraste hat Dies sowohl in Bezug auf Oberflaumlchenstrukturen als auch in Bezug auf die Materialzusammensetzung die sich an der Oberflaumlche offenbart Die Farbkarten-Methode versucht diesem Problem damit zu begegnen dass generell eine Fehler

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- toleranz von 01 bis 015 Kontrastwerten einkalkuliert werden soll und dass glaumlnzende Farben fuumlr die barrierefreie Gestaltung wegen moumlglicher Spiegelungen nicht in Frage kommen Zur empfohlenen Fehlertoleranz ist anzumerken dass wegen der Abnutzung von Materialien geforderte Kontraste im Neuzustand der Materialien ohnehin deutlich uumlberschritten werden sollten (weitere Informationen dazu siehe Kapitel 64) Eine zusaumltzliche Anhebung geforderter Werte durch die Verwendung einer Pruumlfmethode die zusaumltzliche Fehlertoleranzen erforderlich macht duumlrfte daher problematisch sein Dies schraumlnkt die Palette einsetzbarer Materialien unnoumltig weiter ein Der Einsatz glaumlnzender Materialien ist bei Neubauten we

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gen moumlglicher Blendwirkungen und Spiegelungen auch nach DIN 32975 zu vermeiden Jedoch werden vorliegend auch alle Materialien die Glanzanteile oder unterschiedliche Einschluumlsse haben von einer Kontrastpruumlfung methodisch ausgeschlossen was unnoumltig ist (siehe dazu Kapitel 332)

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335 Fazit zur Kontrastpruumlfung durch die Selbsthilfe

Insgesamt ist die Kontrastpruumlfung durch Farbsysteme oder SchwarzWeiszlig-Abbildungen als nur eingeschraumlnkt nuumltzlich weil zu ungenau anzusehen Zumal beide Methoden keine eindeutig reproduzierbaren Messungen darstellen sondern eine Schaumltzung per Inaugenscheinnahme bleiben muumlssen Am sichersten erscheint die direkte und objektive Messung der Leuchtdichten von Kontrastflaumlchen mit festgelegten Messgeometrien und plausiblen Methoden Die Notwendigkeit zur gewissenhaften Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten durch insbesondere nutzungstypische Messungen wird auch in einer Vergleichsstudie uumlber Messmethoden von Joos et al im Auftrag des schweizerischen Bundesamtes fuumlr Verkehr (2012) wie folgt befuumlrwortet bdquoKontrast von Objekten im oumlffentlichen Raum kann nur mit speziellen Leuchtdichtenkameras mit einer genuumlgenden Genauigkeit und vernuumlnftigem personellem und zeitlichem Aufwand bestimmt werdenldquo

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Die vorliegende Broschuumlre versucht aktive Mitglieder der Selbsthilfe zu befaumlhigen sich fuumlr die Pruumlfung und Einhaltung von Kontrasten argumentativ erfolgreich einzusetzen Die erforderlichen Leuchtdichtemessungen an sich sollten nach wie vor von erfahrenen Pruumlfern aus Betrieben und Institutionen durchgefuumlhrt werden die diese Messungen fachgerecht und taumlglich im Auftrag von Materialherstellern Planern Verbaumlnden Kommunen Bund und Laumlndern durchfuumlhren Zur Beurteilung diesbezuumlglich entstehender Kosten sei auf Kapitel 63 verwiesen

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Ein Groszligteil der Informationen im oumlffentlichen Raum die der Orientierung und der Absicherung vor Gefahren dienen wird uumlber Zei-chen Schriften und Piktogramme vermittelt Kontrastwerte die der Auffindbarkeit und Leserlichkeit dienen sollen houmlher als andere sein Nach DIN 32975 gilt dass ein Leuchtdichtekontrast von mindestens 07 und bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen von mindestens 08 einzuhalten ist

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41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit

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Die Auffindbarkeit der Information durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis des gesamten Informationstraumlgers zu seinem Hintergrund Sind zum Beispiel die Grundfarbe einer Toilettenbeschilderung wie auch die umgebende Wand aumlhnlich hell unterscheidet sich die Leuchtdichte nur minimal durch unterschiedliche Reflexionseigenschaften der Materialoberflaumlchen Abbildung 3 zeigt dies Es entstehen zu geringe Kontraste was die Auffindbarkeit des Informationstraumlgers erschwert Abhilfe schafft die kontrastreiche Umrahmung des Schildes oder die kontrastreiche Gestaltung des Schildhintergrundes zur Wand

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4 Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften und Piktogrammen

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Die Leserlichkeit durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis der Zeichen Schriften und Piktogramme zu direkt angrenzenden Flaumlchen Diese Flaumlchen koumlnnen Schildhintergruumlnde sein wie Abbildung 4 die ein Piktogramm als Kennzeichnung einer Herrentoilette zeigt Der relevante Leuchtdichtekontrast entsteht zwischen dem schwarzen Maumlnnchen und der Oberflaumlche des Traumlgermaterials einer Edelstahlplatte

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Falls Zeichen direkt also ohne Traumlgermaterial verwendet werden bilden umgebende Waumlnde angrenzende Gegenstaumlnde und perspektivisch bedingte Umgebungen die angrenzenden Flaumlchen Abbildung 5 die eine Etagennummer auf einer Wand und Abbildung 6 die Piktogramme als Markierung einer Glasflaumlche darstellen zeigen solche direkten Umgebungsflaumlchen von Zeichen

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Abbildung 3 Negativbeispiel ndash helles Toilettenschild auf heller Wand

Abbildung 4 Positivbeispiel ndash dunkles Piktogramm auf hellem Untergrund

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Bei der Etagennummerierung ist die Umgebungsflaumlche eine hell gestrichene Rauputzwand bei den Markierungen auf Glas bildet der Hintergrund in der vorliegenden Perspektive ein Bodenbelag die Umgebungsflaumlche zur Kontrastermittlung

42 Durchsichtige InformationstraumlgerAls besonders unguumlnstig erweisen sich helle Schriften auf Glas bei ebenfalls hellem Hintergrund Abbildung 7 zeigt die Gebaumludebezeichnung eines Finanzamtes durch silbrig-weiszlige Klebebuchstaben die oberhalb der Eingangstuumlr auf dem Sicherheitsglas eines Oberlichts angebracht sind Durch die angrenzende Flaumlche die aus nutzungstypischer Perspektive aus einer weiszligen Decke besteht sind die Buchstaben der oberen Reihe fast gar nicht in den unteren Reihen nur mit Muumlhe erkennbar da der Kontrast zwischen Buchstaben und Decke zu gering ist

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Abbildung 5 Zahl mit Wand als Umgebungsflaumlche

Abbildung 6 Piktogramme mit Boden als Umgebungsflaumlche bei Pers-pektive durch eine Glastuumlr hindurch

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Abhilfe koumlnnte vorliegend eine wesentlich dunklere Deckengestaltung dunklere Schriften oder die Hinterlegung der hellen Schrift mit dunkler Folie schaffen Abbildung 8 zeigt ein Ausstellungsex- ponat Abbildung 9 zeigt was sich dem Betrachter bei Annaumlherung offenbart Jede der 4 Seiten ist aus Glas und mit heller Schrift uumlberzogen die Informationen uumlber das Exponat beinhalten Der Boden als angrenzende Flaumlche zur Schrift aus der Betrachterperspektive ist durch mittelhelle Granitsteine marmoriert und bildet keinen ausreichenden Kontrast zur Schrift sodass diese kaum vom Boden zu unterscheiden ist Hinzu kommt dass sich da alle Glasauszligenflaumlchen des Exponats beschriftet sind die Schriften perspektivisch uumlberlagern und so das Lesen der Information endguumlltig verhindern

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Abbildung 7 Negativbeispiel ndash helle Schrift auf Glas mit hellem Hintergrund

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Die Hinterlegung der Schriften mit dunklen Folien wuumlrde das Exponat optisch zerstoumlren da das Innenleben nicht mehr zu sehen waumlre Dunkle Schriftzeichen wuumlrden auch nicht zum Ziel fuumlhren da das Problem sich uumlberlagernder Schriften weiterhin bestuumlnde Abhilfe bestuumlnde in der Uumlbertragung der Information auf ein zusaumltzliches Schild mit ausreichendem Hintergrundkontrast

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43 Unuumlberlegte Verzierungen und FarbigkeitenBilder oder Farbverlaumlufe als Hintergrund sind grundsaumltzlich zu vermeiden da sie den Leuchtdichtekontrast von Schriften zumindest punktuell schmaumllern Abbildung 10 zeigt ein an sich kontrastreich gestaltetes Gebaumludeschild Durch die teilweise Hinterlegung des Textes mit einem Schmucksiegel wird der Kontrast einzelner Worte zum Schildhintergrund unterbrochen und deutlich verringert Abhilfe koumlnnte die Verkleinerung des Siegels schaffen sodass Schriften damit nicht mehr hinterlegt sind Die Schildgroumlszlige bietet Platz um das Siegel separat zu setzen

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Abbildung 8 Beispiel Exponat- einhausung aus Glasflaumlchen mit Edelstahlrahmen

Abbildung 9 Negativbeispiel ndash uumlberlagernde Schriften auf Glas mit hellem Hintergrund

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Informationsbroschuumlren und Plakate werden meist aufwaumlndig gestaltet Viele verschiedene Farben kommen zum Einsatz um auf differenzierte Inhalte hinzuweisen Dabei tritt die Differenzierung durch Leuchtdichtekontraste haumlufig in den Hintergrund So kann es sein dass Informationen die gar keine hohe Relevanz haben durch starke Helligkeitskontraste zum Hintergrund visuell hervorgehoben werden und Wichtiges trotz vermeintlich auffaumllliger Farbgestaltung wegen zu geringer Leuchtdichtekontraste unbeachtet bleibt

44 Blendung und Schatten ndash boumlse GeisterKapitel 315 erlaumlutert dass zur sehbehindertengerechten Gestaltung keine Pauschalvorgaben zu Beleuchtungsstaumlrken moumlglich sind Vielmehr ist eine in der jeweiligen Situation vor Ort angemessene Beleuchtung notwendig Selbst wenn Kontraste messtechnisch nachweisbar sind kann es sein dass diese durch zu geringe oder zu starke Beleuchtung fuumlr das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind Zu geringe Beleuchtung liegt beispielsweise bei Schattenbildung vor zu starke Beleuchtung kann zu Blendung durch Reflexionen des Lichts fuumlhren Letzteres kann auch durch direkte Sonneneinstrahlung geschehen Abbildungen 11 und 12 zeigen ein von der Decke herabhaumlngendes Schild das an einer der Sonne abgewandten Gebaumludeseite befestigt ist und auf einen Haupteingang

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Abbildung 10 Negativbeispiel ndash Schrift auf Hintergrund mit Hinter-legung

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hinweist Der Kontrast zwischen Buchstaben und Schildhintergrund ist ausreichend sodass einzelne Buchstaben gut erkennbar sind Ein identisches Schild ist an einer der Sonne zugewandten Gebaumlude-seite angebracht Die Buchstaben werden von der direkten Sonnen-einstrahlung teilweise uumlberblendet und sind daher nicht mehr lesbar

Abhilfe koumlnnte die Versetzung des Schildes nach hinten schaffen Eine gleichmaumlszligige Abschattung des gesamten Schildes wuumlrde so durch die Decke hergestellt und Kontraste blieben wahrnehmbar Alternativ muumlsste die Oberflaumlche des Informationstraumlgers weniger glatt sein sodass eine Blendung wegen geringerer Spiegelung des Lichts an der Materialoberflaumlche vermindert ist Auch Abschattflaumlchen aus lichtundurchlaumlssigem Material die direkt an der Schildoberkante befestigt wuumlrden koumlnnten auf dem Schild fuumlr einheitliche Lichtverhaumlltnisse zu sorgen

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Auf Informationstraumlgern die Abdeckungen oder Sichtscheiben aufweisen wie Aushanginformationskaumlsten mit Glas- oder Plexiglasscheiben koumlnnen ebenfalls unerwuumlnschte Reflexionen entstehen Diese sind durch entspiegelte Materialien zu umgehen Der Kontrast an Sichtscheiben von Automaten sollte einstellbar sein

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Abbildung 13 zeigt den Ausschnitt eines Lageplans von Bus- und Hauptbahnhof Durch eine nicht entspiegelte Abdeckung des Aushangplans entstehen bei normalem Tageslicht starke Spiegelungen

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Abbildung 11 Beispiel ndash Schild im Schatten

Abbildung 12 Negativbeispiel ndash Schild mit Sonneneinstrahlung

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die Gleisbezeichnungen der Bahn unlesbar machen Abbildung 14 zeigt das gleiche Problem einer Oumlffnungszeiteninformation einer Bibliothek Durch die Anbringung der an sich kontrastreich gestalteten Textinformation an der Innenseite einer Glaswand spiegeln sich voruumlbergehende Menschen und die oumlrtliche Umgebung aus dem Ruumlcken des Betrachters Die Schriften wirken verwaschen da Kontraste durch wechselnde Umgebungsverhaumlltnisse mal schwaumlcher und mal staumlrker sind

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Abbildungen 15 und 16 zeigen Ausschnitte eines Lageplans der im Auszligenbereich einer Grundschule aufgestellt ist und ohne Ab- deckungen auskommt Trotz Sonneneinstrahlung werden Kontraste nicht beeintraumlchtigt da die Oberflaumlche mattiert ist Leider ist in der Legende zum Plan der Schrifthintergrund teils nicht ausreichend kontrastreich gestaltet Einzelne Gebaumludebereiche sind auf dem Plan durch eingrenzende stark kontrastierende Zeichnung gut unterscheidbar aber die zugehoumlrige Benennung der Gebaumlude ist wegen geringer Kontraste nur fuumlr manche Gebaumlude leserlich

Grundsaumltzlich sind Aushanginformationen mit Orientierungs- oder Entscheidungsfunktion selbst hinreichend zu beleuchten um Kont-

Abbildung 13 Negativbeispiel ndash Blendung auf Glasabdeckung durch Sonnenlicht

Abbildung 14 Negativbeispiel ndash Umgebungsreflexion bei Information hinter Glas

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raste wahrnehmen zu koumlnnen um bei Annaumlherung an die Information keine Schattenbildung zu verursachen Eine gerichtete Beleuchtung ist nach DIN 32975 entweder von unten von oben oder von hinten vorzusehen

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Auch offensichtlich fuumlr sehbehinderte Menschen gestaltete Objekte koumlnnen problematisch sein Abbildung 17 zeigt ein Toilettenschild das neben Buchstaben auch Brailleschrift beinhaltet Die Buchstaben sind erhaben auf einer farblosen Plexiglasscheibe aufgebracht die wiederum auf Abstand zur Wand montiert ist Die Buchstaben werfen daher einen Schatten an die Wand und schmaumllern so den ansonsten tadellosen Kontrast der dunklen Buchstaben zur hellen Wand unnoumltig

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Abbildung 15 Positivbeispiel ndash Lageplan ohne Abdeckung

Abbildung 16 Negativbeispiel ndash ungenuumlgender Kontrast der Legende zum Lageplan

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45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern

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Wenn Papier als Traumlgermaterial fuumlr Informationen verwendet wird zum Beispiel bei Faltplaumlnen ist zusaumltzliche die Papierstaumlrke wichtig um Kontraste zu erhalten Bei beidseitig bedrucktem Papier duumlrfen Informationen der Ruumlckseite auf der Vorderseite nicht durchscheinen Sie verringern als angrenzende Flaumlche zu den Schriften den Leuchtdichtekontrast unnoumltig Eine Mindestpapierstaumlrke von 100 Gramm pro Quadratmeter ist daher einzuhalten

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Da gerade Aushanginformationen haumlufigen Aumlnderungen unterliegen werden die Informationen meist als kostenguumlnstige Variante ebenfalls auf Papier gedruckt Glanzoberflaumlchen auf Papier haben unerwuumlnschte Blendwirkungen insbesondere bei Tageslicht was die Kontraste von Schriften zu ihrem Hintergrund deutlich beeintraumlchtigt

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Infopost oder haumlufig wiederkehrende Mitteilungen werden aus Kostengruumlnden oder aus Gruumlnden des Umweltschutzes oft auf Papier mit hohen Grau-Anteilen und starken Rauigkeiten der Papieroberflaumlchen gedruckt Diese haben im Vergleich zu reinweiszligem also sehr hellem Papier eine kontrastmindernde Wirkung auf die Leserlichkeit von Schriften und sollten vermieden werden Der Effekt des Papiers

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Abbildung 17 Negativbeispiel ndash Schattenbildung durch Reliefbuchstaben auf Plexiglas

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auf den Kontrast zur Schrift ist der gleiche wie der negative Effekt von farbig hinterlegten Texten

46 Schriften aus Licht ndash VorsichtInformationen durch hinterleuchtete oder selbstleuchtende Anzeigen stellen in Bezug auf Leuchtdichtekontraste Sonderfaumllle dar Anders als bei lichtundurchlaumlssigen Schildern kann es zu Kontrastminderungen in der Anwendung kommen Der Kontrast muss bei diesen Anzeigen die uumlblichen Vorgaben von 07 beziehungsweise 08 bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen ndash in der unguumlnstigeren Bedingung ndash erreichen

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Zum Beispiel ergibt ein heller Leuchtkasten der mit einem lichtundurchlaumlssigen Piktogramm beklebt ist unterschiedliche Leuchtdichten abhaumlngig davon ob er ein- oder ausgeschaltet ist Das lichtundurchlaumlssige Piktogramm veraumlndert seine Leuchtdichte dadurch nicht Der Kontrast errechnet sich aus den angrenzenden Flaumlchen von Piktogramm und Hintergrund Also resultieren durch Ein- und Ausschalten der Beleuchtung unterschiedliche Kontraste Aumlhnlich verhaumllt es sich bei lichtdurchlaumlssigen Zeichen auf Leuchtkaumlsten Dann ist es von der Transparenz der Zeichen und des Hintergrundes abhaumlngig ob sich die Beleuchtungsstaumlrke aus dem Innenraum gleichmaumlszligig auswirkt was direkten Einfluss auf die Leuchtdichten einzelner Flaumlchen hat Bei von innen beleuchteten Anzeigen muss daher immer der geringere Kontrast ausreichend hoch sein

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Kapitel 315 erlaumlutert dass Beleuchtungsstaumlrken der Umgebung keine Auswirkungen auf vorhandene Kontraste haben Auch diesbezuumlglich stellen selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen einen Sonderfall dar Tageslicht oder kuumlnstliche Beleuchtung uumlberlagern die Leuchtdichten und koumlnnen einen kontrastmindernden Einfluss haben Nach DIN 32975 muss die Beleuchtungssituation bei der Beurteilung von selbstleuchtenden oder hinterleuchteten

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Anzeigen mit beruumlcksichtigt werden Ohne Tageslichteinfluss in Innenraumlumen muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 200 Lux mit Tageslichteinfluss und im Freien muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 2000 Lux bestehen Uumlbrigens auch dann wenn Schutzscheiben vor den Anzeigen die zusaumltzliche Reflexionen verursachen koumlnnen verwendet werden

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Bei Wechselanzeigen wie Fahrgastinformationen werden zunehmend elektronische Anzeigen verwendet Eine Vergleichsstudie zur Lesbarkeit dynamischer Informationsanzeigen (Lang et al 2004) ergab unter anderem dass LCD-Anzeigen generell als kontrastreicher als LED-Anzeigen wahrgenommen werden insbesondere bei seitlicher Betrachtung was den haumlufigsten Anwendungsfall darstellen duumlrfte Dieses Ergebnis stellte sich als unabhaumlngig von Alter und Sehleistung der Versuchspersonen dar Auf LED-Anzeigen sollte daher verzichtet werden Foumlrderlich fuumlr Kontraste sind zudem hohe Pixelzahlen

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Laufschriften in elektronischen Anzeigen sind generell auch bei hinreichenden Kontrasten zu vermeiden Das Auge hat in der Regel zu wenig Zeit um sich auf die schnellen Kontrastwechsel an einzelnen Punkten einzustellen um zunaumlchst einzelne Buchstaben und anschlieszligend ganze Worte wahrzunehmen um sie danach noch lesen und verstehen zu koumlnnen

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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muumlssen wie zum Beispiel bei Rampen Treppen und Aufzuumlgen oder wo Raumwechsel stattfinden wie bei Ein- und Ausgaumlngen von Gebaumluden bei Uumlbergaumlngen von Hallen in Flure bei Zimmerwechseln etc Denn an all diesen Orten veraumlndern sich Struktur und Regeln der bisherigen Fortbewegung des Nutzers Dadurch sind Uumlbergangsbereiche fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen potentielle Gefahrenbereiche wenn sie nicht durch ausreichende Kontraste gekennzeichnet sind

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Ein bdquoZuvielldquo an Information durch zu viele unterschiedliche Kontraste fuumlhrt jedoch leicht zu Unuumlbersichtlichkeit und Uumlberfrachtung Um beidem gerecht zu werden sollte der Fokus der Kontrastplanung vor allem auf der Durchgaumlngigkeit von Kontrasten und insbesondere auf Uumlbergangsbereichen liegen

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323 Komfortable Kontraste und DIN-Vorgaben

Als komfortabel wird generell ein Kontrast von 04 bis 06 beurteilt Kontraste von weniger als k = 028 und mehr als k = 083 koumlnnen bei sehbehinderten Menschen die Wahrnehmungssicherheit beeintraumlchtigen Geringe Kontraste koumlnnen als verwaschen sehr hohe Kontraste koumlnnen als Blendung empfunden werden

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Die DIN 32975 gibt fuumlr unterschiedliche Anwendungsbereiche unterschiedliche Leuchtdichtekontraste zur Einhaltung vor Jeweils geforderte Kontraste sind den Kapiteln 4 und 5 die auf unterschiedliche Anwendungsbereiche eingehen zu entnehmen

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33 Die Pruumlfung von KontrastenKontrastloumlsungen fuumlr groszlige Gebaumludekomplexe Auszligenanlagen oder Verkehrswege resultieren idealerweise aus spezifischen wahrnehmungspsychologischen Beurteilungen um den Einsatz von Kontrasten zur Orientierung zur Vermeidung von Gefahren und zur Erhoumlhung des Komforts zu pruumlfen und zu planen Befragungen und Beobachtungen von moumlglichst groszligen Nutzergruppen sind dabei

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ebenso dienlich wie die experimentelle Pruumlfung typischer Informationselemente mit diesen Zielgruppen Von der Befragung einzelner sehbehinderter Menschen ist eher abzusehen da Arten von Sehbehinderungen und ihre jeweiligen Auswirkungen stark variieren Vielmehr sind wissenschaftliche Studien zum Thema zu beruumlcksichtigen Einzelne Kontraste sind mit Leuchtdichtekameras objektiv messbar Im Folgenden wird ein Messverfahren vorgestellt dessen Anwendung die Normen der DIN zur Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten auch vorsehen Andere Methoden werden vergleichend beurteilt

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331 Kontrastpruumlfungen nach DIN

Kontraste von Materialkombinationen muumlssen nach DIN 32975 messtechnisch uumlberpruumlft bzw entsprechend vorgegebener Regelungen nachgewiesen werden Zur Ermittlung des Kontrasts wird die Messung der Leuchtdichtefaktoren nach DIN 5036-3 angegeben die spezielle Messgeometrien vorgibt

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332 Standardisierte Leuchtdichtemessungen im Labor

Die Messung der Leuchtdichten soll bei diffuser Beleuchtung mit der Lichtart die in der Anwendung vorgesehen ist mindestens unter dem Messwinkel 0deg (senkrecht zur Oberflaumlche) und gegebenenfalls zusaumltzlich unter praxisrelevanten Beobachtungswinkeln erfolgen Die Beobachtungswinkel haben insbesondere Einfluss auf Leuchtdichten von Materialien deren Oberflaumlche profiliert ist oder die unterschiedliche Glanzanteile beinhalten Mit der Veraumlnderung des Beobachtungswinkels aumlndern sich die Reflexionsgrade Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts von Bodenindikatoren gilt nach DIN 32984 dass mindestens eine Flaumlche von 4 cm x 4 cm gemessen werden muss um profilierte Oberflaumlchen auch ausreichend erfassen zu koumlnnen Dabei werden auch ausreichend groszlige Flaumlchen erfasst deren Materialzusammensetzung Unregelmaumlszligigkeiten in der Helligkeit aufweist wie zum Beispiel helle und dunkle Anteile

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auf Granitsteinen oder in Materialmischungen Auch Einsprenkel- ungen von Oberflaumlchen mit Glanzanteilen oder Leucht- und Perlfarben mit Glanzeinschluumlssen koumlnnen so beruumlcksichtigt werden Um die Messungen reproduzieren zu koumlnnen und auch die vorgesehene Nutzung im Auszligen- oder Innenbereich zu beruumlcksichtigen sind die Messungen unter Normlichtart A oder D65 durchzufuumlhren Normlichtart A entspricht in etwa Gluumlhlampenbedingungen Normlichtart D65 entspricht Tageslichtbedingungen Eine Kontrastermittlung zwischen Oberflaumlchen die bei unterschiedlichen Lichtarten gemessen wurden ist nicht zulaumlssig Nach DIN kann der Leuchtdichtekontrast durch die direkte Messung von Leuchtdichten oder alternativ durch die Bestimmung von Reflexionsgraden rechnerisch ermittelt werden Soviel zur Messung von Leuchtdichten unter standardisierten Bedingungen in Lichtlaboren Doch was wenn die interes-sierende Materialkombination bereits verbaut wurde und einzelne Materialmuster nicht entnommen werden koumlnnen wie etwa bei denkmalgeschuumltzten Gebaumluden und Anlagen Kapitel 333 gibt Auskunft dazu

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333 Nutzungstypische Leuchtdichtemessungen im Bestand

Die nach DIN 5036-3 geforderten Beleuchtungsbedingungen waumlhrend der Messungen sind im Bestand weder im Auszligenbereich noch im Innenbereich des oumlffentlichen Raumes realisierbar Die Beleuch-tung ist meist nicht diffus sondern weist zumindest Anteile von gerichtetem Licht durch Beleuchtungseinrichtungen oder Lichtspiegelungen der Umgebung auf Aber auch bereits verbaute Materialien sind deswegen von einer Kontrastpruumlfung nicht ausgeschlossen Die Messgeometrie ist dann nutzungstypisch anzupassen und zwar bei einem dennoch hohen Maszlig an Sicherheit und Reproduzierbarkeit der Daten Da die Beleuchtungssituation durch Tageslicht Schwankungen unterliegt wird innerhalb von Gebaumluden nach Moumlglichkeit nach Sonnenuntergang bei nutzungstypischer Beleuchtung gemessen Sollen Messungen im Auszligenbereich durchgefuumlhrt

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werden und befindet sich die Hauptnutzungszeit des Bereichs im Tageslicht so duumlrfen Messungen ausschlieszliglich bei gutem Wetter durchgefuumlhrt werden Annehmbar konstante Beleuchtung durch Tageslicht ergibt sich bei Sonnenschein mit ansonsten wolkenlosem Himmel

334 Methoden zur Schaumltzung von Leuchtdichten

Verschiedentlich wird in der Praxis eine Methode verwendet die vage Einschaumltzungen des Leuchtdichtekontrasts anhand von schwarz-weiszligen Abbildungen von Materialkombinationen vornimmt Dazu werden Fotos von Materialproben in Grautoumlnen aus-gedruckt am Computer die Visualisierung von farbigen Bildern auf Graustufen umgestellt oder Digitalkameras auf schwarz-weiszlig umgestellt Solche Abbildungen sind jedoch stark von der Charakteristik der Geraumlte abhaumlngig und weisen Oberflaumlchen nur als unterschiedlich in ihrer Intensitaumlt von Grautoumlnen aus Zuvor deutliche Kon-tras-te koumlnnen verschwinden Wenn sich auf diesen Darstellungen auf Displays oder Papier zwei Oberflaumlchen erkennbar voneinander abheben so die Befuumlrworter dieser Methode soll davon ausgegangen werden duumlrfen dass der Leuchtdichtekontrast ausreichend sei

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Diese Methode kann fachlich gesehen als allenfalls behelfsmaumlszligig beurteilt werden um einen ersten eher allgemeinen Eindruck von Leuchtdichtekontrasten zu bekommen Tatsaumlchliche Kontrastwerte lassen sich so weder ermitteln oder dahingehend uumlberpruumlfen ob sie bestimmten Anforderungen einer barrierefreien Gestaltung genuumlgen Da es sich um keine Messmethode handelt erhaumllt man auch keine Zahlenwerte Zudem geben Monitore und Kopien urspruumlng-liche Helligkeiten von Originaloberflaumlchen meist verfaumllscht wieder und sind leicht manipulierbar In Vor-Ort-Terminen mit Planern und Praktikern kann diese Methode jedoch anschaulich zum ersten Erkenntnisgewinn beitragen dass es in der sehbehindertengerechten Gestaltung weniger um Farbkontraste sondern vielmehr um Helligkeitsunterschiede von Objekten geht

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Eine andere Methode zur Pruumlfung von Kontrasten sieht die Nutzung von Farbkarten Farbfaumlchern oder digitalen Farbwerken vor Erlaumlutert sei dies am Beispiel von RAL-Farbkarten Als RAL-Farbe werden Normfarben bezeichnet die die RAL GmbH vertreibt Jeder Farbe ist eine Nummernbezeichnung zugeordnet Die Kontrastwerte zweier Materialien werden aus Hellbezugswerten und Umrechnungstabellen erschlossen Das groumlszligte Fehlerpotential wird bei dieser Methode in der eindeutigen Zuordnung von Materialoberflaumlchen zu entsprechenden Farbmustern gesehen Insbesondere Wand- und Bodenbelaumlge lassen sich oft nicht eindeutig zuordnen da deren Oberflaumlchen Zusammensetzungen zeigen die Hell- und Dunkelanteile mischen wie etwa Granit Sandstein Rauputz oder gemusterte Flaumlchen usw Der Vorteil der Normierung der Kartennummern soll darin bestehen dass Kunden und Lieferanten nur RAL-Nummern und nicht Materialmuster austauschen In den vorangegangenen Abschnitten wird deutlich dass die Messung des definierten Materials jedoch unumgaumlnglich ist da dessen Oberflaumlchenbeschaffenheit erhebliche Aus-wirkungen auf Kontraste hat Dies sowohl in Bezug auf Oberflaumlchenstrukturen als auch in Bezug auf die Materialzusammensetzung die sich an der Oberflaumlche offenbart Die Farbkarten-Methode versucht diesem Problem damit zu begegnen dass generell eine Fehler

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- toleranz von 01 bis 015 Kontrastwerten einkalkuliert werden soll und dass glaumlnzende Farben fuumlr die barrierefreie Gestaltung wegen moumlglicher Spiegelungen nicht in Frage kommen Zur empfohlenen Fehlertoleranz ist anzumerken dass wegen der Abnutzung von Materialien geforderte Kontraste im Neuzustand der Materialien ohnehin deutlich uumlberschritten werden sollten (weitere Informationen dazu siehe Kapitel 64) Eine zusaumltzliche Anhebung geforderter Werte durch die Verwendung einer Pruumlfmethode die zusaumltzliche Fehlertoleranzen erforderlich macht duumlrfte daher problematisch sein Dies schraumlnkt die Palette einsetzbarer Materialien unnoumltig weiter ein Der Einsatz glaumlnzender Materialien ist bei Neubauten we

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gen moumlglicher Blendwirkungen und Spiegelungen auch nach DIN 32975 zu vermeiden Jedoch werden vorliegend auch alle Materialien die Glanzanteile oder unterschiedliche Einschluumlsse haben von einer Kontrastpruumlfung methodisch ausgeschlossen was unnoumltig ist (siehe dazu Kapitel 332)

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335 Fazit zur Kontrastpruumlfung durch die Selbsthilfe

Insgesamt ist die Kontrastpruumlfung durch Farbsysteme oder SchwarzWeiszlig-Abbildungen als nur eingeschraumlnkt nuumltzlich weil zu ungenau anzusehen Zumal beide Methoden keine eindeutig reproduzierbaren Messungen darstellen sondern eine Schaumltzung per Inaugenscheinnahme bleiben muumlssen Am sichersten erscheint die direkte und objektive Messung der Leuchtdichten von Kontrastflaumlchen mit festgelegten Messgeometrien und plausiblen Methoden Die Notwendigkeit zur gewissenhaften Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten durch insbesondere nutzungstypische Messungen wird auch in einer Vergleichsstudie uumlber Messmethoden von Joos et al im Auftrag des schweizerischen Bundesamtes fuumlr Verkehr (2012) wie folgt befuumlrwortet bdquoKontrast von Objekten im oumlffentlichen Raum kann nur mit speziellen Leuchtdichtenkameras mit einer genuumlgenden Genauigkeit und vernuumlnftigem personellem und zeitlichem Aufwand bestimmt werdenldquo

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Die vorliegende Broschuumlre versucht aktive Mitglieder der Selbsthilfe zu befaumlhigen sich fuumlr die Pruumlfung und Einhaltung von Kontrasten argumentativ erfolgreich einzusetzen Die erforderlichen Leuchtdichtemessungen an sich sollten nach wie vor von erfahrenen Pruumlfern aus Betrieben und Institutionen durchgefuumlhrt werden die diese Messungen fachgerecht und taumlglich im Auftrag von Materialherstellern Planern Verbaumlnden Kommunen Bund und Laumlndern durchfuumlhren Zur Beurteilung diesbezuumlglich entstehender Kosten sei auf Kapitel 63 verwiesen

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Ein Groszligteil der Informationen im oumlffentlichen Raum die der Orientierung und der Absicherung vor Gefahren dienen wird uumlber Zei-chen Schriften und Piktogramme vermittelt Kontrastwerte die der Auffindbarkeit und Leserlichkeit dienen sollen houmlher als andere sein Nach DIN 32975 gilt dass ein Leuchtdichtekontrast von mindestens 07 und bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen von mindestens 08 einzuhalten ist

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41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit

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Die Auffindbarkeit der Information durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis des gesamten Informationstraumlgers zu seinem Hintergrund Sind zum Beispiel die Grundfarbe einer Toilettenbeschilderung wie auch die umgebende Wand aumlhnlich hell unterscheidet sich die Leuchtdichte nur minimal durch unterschiedliche Reflexionseigenschaften der Materialoberflaumlchen Abbildung 3 zeigt dies Es entstehen zu geringe Kontraste was die Auffindbarkeit des Informationstraumlgers erschwert Abhilfe schafft die kontrastreiche Umrahmung des Schildes oder die kontrastreiche Gestaltung des Schildhintergrundes zur Wand

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4 Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften und Piktogrammen

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Die Leserlichkeit durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis der Zeichen Schriften und Piktogramme zu direkt angrenzenden Flaumlchen Diese Flaumlchen koumlnnen Schildhintergruumlnde sein wie Abbildung 4 die ein Piktogramm als Kennzeichnung einer Herrentoilette zeigt Der relevante Leuchtdichtekontrast entsteht zwischen dem schwarzen Maumlnnchen und der Oberflaumlche des Traumlgermaterials einer Edelstahlplatte

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Falls Zeichen direkt also ohne Traumlgermaterial verwendet werden bilden umgebende Waumlnde angrenzende Gegenstaumlnde und perspektivisch bedingte Umgebungen die angrenzenden Flaumlchen Abbildung 5 die eine Etagennummer auf einer Wand und Abbildung 6 die Piktogramme als Markierung einer Glasflaumlche darstellen zeigen solche direkten Umgebungsflaumlchen von Zeichen

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Abbildung 3 Negativbeispiel ndash helles Toilettenschild auf heller Wand

Abbildung 4 Positivbeispiel ndash dunkles Piktogramm auf hellem Untergrund

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Bei der Etagennummerierung ist die Umgebungsflaumlche eine hell gestrichene Rauputzwand bei den Markierungen auf Glas bildet der Hintergrund in der vorliegenden Perspektive ein Bodenbelag die Umgebungsflaumlche zur Kontrastermittlung

42 Durchsichtige InformationstraumlgerAls besonders unguumlnstig erweisen sich helle Schriften auf Glas bei ebenfalls hellem Hintergrund Abbildung 7 zeigt die Gebaumludebezeichnung eines Finanzamtes durch silbrig-weiszlige Klebebuchstaben die oberhalb der Eingangstuumlr auf dem Sicherheitsglas eines Oberlichts angebracht sind Durch die angrenzende Flaumlche die aus nutzungstypischer Perspektive aus einer weiszligen Decke besteht sind die Buchstaben der oberen Reihe fast gar nicht in den unteren Reihen nur mit Muumlhe erkennbar da der Kontrast zwischen Buchstaben und Decke zu gering ist

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Abbildung 5 Zahl mit Wand als Umgebungsflaumlche

Abbildung 6 Piktogramme mit Boden als Umgebungsflaumlche bei Pers-pektive durch eine Glastuumlr hindurch

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Abhilfe koumlnnte vorliegend eine wesentlich dunklere Deckengestaltung dunklere Schriften oder die Hinterlegung der hellen Schrift mit dunkler Folie schaffen Abbildung 8 zeigt ein Ausstellungsex- ponat Abbildung 9 zeigt was sich dem Betrachter bei Annaumlherung offenbart Jede der 4 Seiten ist aus Glas und mit heller Schrift uumlberzogen die Informationen uumlber das Exponat beinhalten Der Boden als angrenzende Flaumlche zur Schrift aus der Betrachterperspektive ist durch mittelhelle Granitsteine marmoriert und bildet keinen ausreichenden Kontrast zur Schrift sodass diese kaum vom Boden zu unterscheiden ist Hinzu kommt dass sich da alle Glasauszligenflaumlchen des Exponats beschriftet sind die Schriften perspektivisch uumlberlagern und so das Lesen der Information endguumlltig verhindern

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Abbildung 7 Negativbeispiel ndash helle Schrift auf Glas mit hellem Hintergrund

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Die Hinterlegung der Schriften mit dunklen Folien wuumlrde das Exponat optisch zerstoumlren da das Innenleben nicht mehr zu sehen waumlre Dunkle Schriftzeichen wuumlrden auch nicht zum Ziel fuumlhren da das Problem sich uumlberlagernder Schriften weiterhin bestuumlnde Abhilfe bestuumlnde in der Uumlbertragung der Information auf ein zusaumltzliches Schild mit ausreichendem Hintergrundkontrast

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43 Unuumlberlegte Verzierungen und FarbigkeitenBilder oder Farbverlaumlufe als Hintergrund sind grundsaumltzlich zu vermeiden da sie den Leuchtdichtekontrast von Schriften zumindest punktuell schmaumllern Abbildung 10 zeigt ein an sich kontrastreich gestaltetes Gebaumludeschild Durch die teilweise Hinterlegung des Textes mit einem Schmucksiegel wird der Kontrast einzelner Worte zum Schildhintergrund unterbrochen und deutlich verringert Abhilfe koumlnnte die Verkleinerung des Siegels schaffen sodass Schriften damit nicht mehr hinterlegt sind Die Schildgroumlszlige bietet Platz um das Siegel separat zu setzen

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Abbildung 8 Beispiel Exponat- einhausung aus Glasflaumlchen mit Edelstahlrahmen

Abbildung 9 Negativbeispiel ndash uumlberlagernde Schriften auf Glas mit hellem Hintergrund

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Informationsbroschuumlren und Plakate werden meist aufwaumlndig gestaltet Viele verschiedene Farben kommen zum Einsatz um auf differenzierte Inhalte hinzuweisen Dabei tritt die Differenzierung durch Leuchtdichtekontraste haumlufig in den Hintergrund So kann es sein dass Informationen die gar keine hohe Relevanz haben durch starke Helligkeitskontraste zum Hintergrund visuell hervorgehoben werden und Wichtiges trotz vermeintlich auffaumllliger Farbgestaltung wegen zu geringer Leuchtdichtekontraste unbeachtet bleibt

44 Blendung und Schatten ndash boumlse GeisterKapitel 315 erlaumlutert dass zur sehbehindertengerechten Gestaltung keine Pauschalvorgaben zu Beleuchtungsstaumlrken moumlglich sind Vielmehr ist eine in der jeweiligen Situation vor Ort angemessene Beleuchtung notwendig Selbst wenn Kontraste messtechnisch nachweisbar sind kann es sein dass diese durch zu geringe oder zu starke Beleuchtung fuumlr das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind Zu geringe Beleuchtung liegt beispielsweise bei Schattenbildung vor zu starke Beleuchtung kann zu Blendung durch Reflexionen des Lichts fuumlhren Letzteres kann auch durch direkte Sonneneinstrahlung geschehen Abbildungen 11 und 12 zeigen ein von der Decke herabhaumlngendes Schild das an einer der Sonne abgewandten Gebaumludeseite befestigt ist und auf einen Haupteingang

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Abbildung 10 Negativbeispiel ndash Schrift auf Hintergrund mit Hinter-legung

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hinweist Der Kontrast zwischen Buchstaben und Schildhintergrund ist ausreichend sodass einzelne Buchstaben gut erkennbar sind Ein identisches Schild ist an einer der Sonne zugewandten Gebaumlude-seite angebracht Die Buchstaben werden von der direkten Sonnen-einstrahlung teilweise uumlberblendet und sind daher nicht mehr lesbar

Abhilfe koumlnnte die Versetzung des Schildes nach hinten schaffen Eine gleichmaumlszligige Abschattung des gesamten Schildes wuumlrde so durch die Decke hergestellt und Kontraste blieben wahrnehmbar Alternativ muumlsste die Oberflaumlche des Informationstraumlgers weniger glatt sein sodass eine Blendung wegen geringerer Spiegelung des Lichts an der Materialoberflaumlche vermindert ist Auch Abschattflaumlchen aus lichtundurchlaumlssigem Material die direkt an der Schildoberkante befestigt wuumlrden koumlnnten auf dem Schild fuumlr einheitliche Lichtverhaumlltnisse zu sorgen

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Auf Informationstraumlgern die Abdeckungen oder Sichtscheiben aufweisen wie Aushanginformationskaumlsten mit Glas- oder Plexiglasscheiben koumlnnen ebenfalls unerwuumlnschte Reflexionen entstehen Diese sind durch entspiegelte Materialien zu umgehen Der Kontrast an Sichtscheiben von Automaten sollte einstellbar sein

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Abbildung 13 zeigt den Ausschnitt eines Lageplans von Bus- und Hauptbahnhof Durch eine nicht entspiegelte Abdeckung des Aushangplans entstehen bei normalem Tageslicht starke Spiegelungen

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Abbildung 11 Beispiel ndash Schild im Schatten

Abbildung 12 Negativbeispiel ndash Schild mit Sonneneinstrahlung

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die Gleisbezeichnungen der Bahn unlesbar machen Abbildung 14 zeigt das gleiche Problem einer Oumlffnungszeiteninformation einer Bibliothek Durch die Anbringung der an sich kontrastreich gestalteten Textinformation an der Innenseite einer Glaswand spiegeln sich voruumlbergehende Menschen und die oumlrtliche Umgebung aus dem Ruumlcken des Betrachters Die Schriften wirken verwaschen da Kontraste durch wechselnde Umgebungsverhaumlltnisse mal schwaumlcher und mal staumlrker sind

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Abbildungen 15 und 16 zeigen Ausschnitte eines Lageplans der im Auszligenbereich einer Grundschule aufgestellt ist und ohne Ab- deckungen auskommt Trotz Sonneneinstrahlung werden Kontraste nicht beeintraumlchtigt da die Oberflaumlche mattiert ist Leider ist in der Legende zum Plan der Schrifthintergrund teils nicht ausreichend kontrastreich gestaltet Einzelne Gebaumludebereiche sind auf dem Plan durch eingrenzende stark kontrastierende Zeichnung gut unterscheidbar aber die zugehoumlrige Benennung der Gebaumlude ist wegen geringer Kontraste nur fuumlr manche Gebaumlude leserlich

Grundsaumltzlich sind Aushanginformationen mit Orientierungs- oder Entscheidungsfunktion selbst hinreichend zu beleuchten um Kont-

Abbildung 13 Negativbeispiel ndash Blendung auf Glasabdeckung durch Sonnenlicht

Abbildung 14 Negativbeispiel ndash Umgebungsreflexion bei Information hinter Glas

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raste wahrnehmen zu koumlnnen um bei Annaumlherung an die Information keine Schattenbildung zu verursachen Eine gerichtete Beleuchtung ist nach DIN 32975 entweder von unten von oben oder von hinten vorzusehen

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Auch offensichtlich fuumlr sehbehinderte Menschen gestaltete Objekte koumlnnen problematisch sein Abbildung 17 zeigt ein Toilettenschild das neben Buchstaben auch Brailleschrift beinhaltet Die Buchstaben sind erhaben auf einer farblosen Plexiglasscheibe aufgebracht die wiederum auf Abstand zur Wand montiert ist Die Buchstaben werfen daher einen Schatten an die Wand und schmaumllern so den ansonsten tadellosen Kontrast der dunklen Buchstaben zur hellen Wand unnoumltig

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Abbildung 15 Positivbeispiel ndash Lageplan ohne Abdeckung

Abbildung 16 Negativbeispiel ndash ungenuumlgender Kontrast der Legende zum Lageplan

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45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern

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Wenn Papier als Traumlgermaterial fuumlr Informationen verwendet wird zum Beispiel bei Faltplaumlnen ist zusaumltzliche die Papierstaumlrke wichtig um Kontraste zu erhalten Bei beidseitig bedrucktem Papier duumlrfen Informationen der Ruumlckseite auf der Vorderseite nicht durchscheinen Sie verringern als angrenzende Flaumlche zu den Schriften den Leuchtdichtekontrast unnoumltig Eine Mindestpapierstaumlrke von 100 Gramm pro Quadratmeter ist daher einzuhalten

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Da gerade Aushanginformationen haumlufigen Aumlnderungen unterliegen werden die Informationen meist als kostenguumlnstige Variante ebenfalls auf Papier gedruckt Glanzoberflaumlchen auf Papier haben unerwuumlnschte Blendwirkungen insbesondere bei Tageslicht was die Kontraste von Schriften zu ihrem Hintergrund deutlich beeintraumlchtigt

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Infopost oder haumlufig wiederkehrende Mitteilungen werden aus Kostengruumlnden oder aus Gruumlnden des Umweltschutzes oft auf Papier mit hohen Grau-Anteilen und starken Rauigkeiten der Papieroberflaumlchen gedruckt Diese haben im Vergleich zu reinweiszligem also sehr hellem Papier eine kontrastmindernde Wirkung auf die Leserlichkeit von Schriften und sollten vermieden werden Der Effekt des Papiers

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Abbildung 17 Negativbeispiel ndash Schattenbildung durch Reliefbuchstaben auf Plexiglas

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auf den Kontrast zur Schrift ist der gleiche wie der negative Effekt von farbig hinterlegten Texten

46 Schriften aus Licht ndash VorsichtInformationen durch hinterleuchtete oder selbstleuchtende Anzeigen stellen in Bezug auf Leuchtdichtekontraste Sonderfaumllle dar Anders als bei lichtundurchlaumlssigen Schildern kann es zu Kontrastminderungen in der Anwendung kommen Der Kontrast muss bei diesen Anzeigen die uumlblichen Vorgaben von 07 beziehungsweise 08 bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen ndash in der unguumlnstigeren Bedingung ndash erreichen

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Zum Beispiel ergibt ein heller Leuchtkasten der mit einem lichtundurchlaumlssigen Piktogramm beklebt ist unterschiedliche Leuchtdichten abhaumlngig davon ob er ein- oder ausgeschaltet ist Das lichtundurchlaumlssige Piktogramm veraumlndert seine Leuchtdichte dadurch nicht Der Kontrast errechnet sich aus den angrenzenden Flaumlchen von Piktogramm und Hintergrund Also resultieren durch Ein- und Ausschalten der Beleuchtung unterschiedliche Kontraste Aumlhnlich verhaumllt es sich bei lichtdurchlaumlssigen Zeichen auf Leuchtkaumlsten Dann ist es von der Transparenz der Zeichen und des Hintergrundes abhaumlngig ob sich die Beleuchtungsstaumlrke aus dem Innenraum gleichmaumlszligig auswirkt was direkten Einfluss auf die Leuchtdichten einzelner Flaumlchen hat Bei von innen beleuchteten Anzeigen muss daher immer der geringere Kontrast ausreichend hoch sein

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Kapitel 315 erlaumlutert dass Beleuchtungsstaumlrken der Umgebung keine Auswirkungen auf vorhandene Kontraste haben Auch diesbezuumlglich stellen selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen einen Sonderfall dar Tageslicht oder kuumlnstliche Beleuchtung uumlberlagern die Leuchtdichten und koumlnnen einen kontrastmindernden Einfluss haben Nach DIN 32975 muss die Beleuchtungssituation bei der Beurteilung von selbstleuchtenden oder hinterleuchteten

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Anzeigen mit beruumlcksichtigt werden Ohne Tageslichteinfluss in Innenraumlumen muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 200 Lux mit Tageslichteinfluss und im Freien muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 2000 Lux bestehen Uumlbrigens auch dann wenn Schutzscheiben vor den Anzeigen die zusaumltzliche Reflexionen verursachen koumlnnen verwendet werden

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Bei Wechselanzeigen wie Fahrgastinformationen werden zunehmend elektronische Anzeigen verwendet Eine Vergleichsstudie zur Lesbarkeit dynamischer Informationsanzeigen (Lang et al 2004) ergab unter anderem dass LCD-Anzeigen generell als kontrastreicher als LED-Anzeigen wahrgenommen werden insbesondere bei seitlicher Betrachtung was den haumlufigsten Anwendungsfall darstellen duumlrfte Dieses Ergebnis stellte sich als unabhaumlngig von Alter und Sehleistung der Versuchspersonen dar Auf LED-Anzeigen sollte daher verzichtet werden Foumlrderlich fuumlr Kontraste sind zudem hohe Pixelzahlen

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Laufschriften in elektronischen Anzeigen sind generell auch bei hinreichenden Kontrasten zu vermeiden Das Auge hat in der Regel zu wenig Zeit um sich auf die schnellen Kontrastwechsel an einzelnen Punkten einzustellen um zunaumlchst einzelne Buchstaben und anschlieszligend ganze Worte wahrzunehmen um sie danach noch lesen und verstehen zu koumlnnen

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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ebenso dienlich wie die experimentelle Pruumlfung typischer Informationselemente mit diesen Zielgruppen Von der Befragung einzelner sehbehinderter Menschen ist eher abzusehen da Arten von Sehbehinderungen und ihre jeweiligen Auswirkungen stark variieren Vielmehr sind wissenschaftliche Studien zum Thema zu beruumlcksichtigen Einzelne Kontraste sind mit Leuchtdichtekameras objektiv messbar Im Folgenden wird ein Messverfahren vorgestellt dessen Anwendung die Normen der DIN zur Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten auch vorsehen Andere Methoden werden vergleichend beurteilt

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331 Kontrastpruumlfungen nach DIN

Kontraste von Materialkombinationen muumlssen nach DIN 32975 messtechnisch uumlberpruumlft bzw entsprechend vorgegebener Regelungen nachgewiesen werden Zur Ermittlung des Kontrasts wird die Messung der Leuchtdichtefaktoren nach DIN 5036-3 angegeben die spezielle Messgeometrien vorgibt

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332 Standardisierte Leuchtdichtemessungen im Labor

Die Messung der Leuchtdichten soll bei diffuser Beleuchtung mit der Lichtart die in der Anwendung vorgesehen ist mindestens unter dem Messwinkel 0deg (senkrecht zur Oberflaumlche) und gegebenenfalls zusaumltzlich unter praxisrelevanten Beobachtungswinkeln erfolgen Die Beobachtungswinkel haben insbesondere Einfluss auf Leuchtdichten von Materialien deren Oberflaumlche profiliert ist oder die unterschiedliche Glanzanteile beinhalten Mit der Veraumlnderung des Beobachtungswinkels aumlndern sich die Reflexionsgrade Zur Bestimmung des Leuchtdichtekontrasts von Bodenindikatoren gilt nach DIN 32984 dass mindestens eine Flaumlche von 4 cm x 4 cm gemessen werden muss um profilierte Oberflaumlchen auch ausreichend erfassen zu koumlnnen Dabei werden auch ausreichend groszlige Flaumlchen erfasst deren Materialzusammensetzung Unregelmaumlszligigkeiten in der Helligkeit aufweist wie zum Beispiel helle und dunkle Anteile

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auf Granitsteinen oder in Materialmischungen Auch Einsprenkel- ungen von Oberflaumlchen mit Glanzanteilen oder Leucht- und Perlfarben mit Glanzeinschluumlssen koumlnnen so beruumlcksichtigt werden Um die Messungen reproduzieren zu koumlnnen und auch die vorgesehene Nutzung im Auszligen- oder Innenbereich zu beruumlcksichtigen sind die Messungen unter Normlichtart A oder D65 durchzufuumlhren Normlichtart A entspricht in etwa Gluumlhlampenbedingungen Normlichtart D65 entspricht Tageslichtbedingungen Eine Kontrastermittlung zwischen Oberflaumlchen die bei unterschiedlichen Lichtarten gemessen wurden ist nicht zulaumlssig Nach DIN kann der Leuchtdichtekontrast durch die direkte Messung von Leuchtdichten oder alternativ durch die Bestimmung von Reflexionsgraden rechnerisch ermittelt werden Soviel zur Messung von Leuchtdichten unter standardisierten Bedingungen in Lichtlaboren Doch was wenn die interes-sierende Materialkombination bereits verbaut wurde und einzelne Materialmuster nicht entnommen werden koumlnnen wie etwa bei denkmalgeschuumltzten Gebaumluden und Anlagen Kapitel 333 gibt Auskunft dazu

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333 Nutzungstypische Leuchtdichtemessungen im Bestand

Die nach DIN 5036-3 geforderten Beleuchtungsbedingungen waumlhrend der Messungen sind im Bestand weder im Auszligenbereich noch im Innenbereich des oumlffentlichen Raumes realisierbar Die Beleuch-tung ist meist nicht diffus sondern weist zumindest Anteile von gerichtetem Licht durch Beleuchtungseinrichtungen oder Lichtspiegelungen der Umgebung auf Aber auch bereits verbaute Materialien sind deswegen von einer Kontrastpruumlfung nicht ausgeschlossen Die Messgeometrie ist dann nutzungstypisch anzupassen und zwar bei einem dennoch hohen Maszlig an Sicherheit und Reproduzierbarkeit der Daten Da die Beleuchtungssituation durch Tageslicht Schwankungen unterliegt wird innerhalb von Gebaumluden nach Moumlglichkeit nach Sonnenuntergang bei nutzungstypischer Beleuchtung gemessen Sollen Messungen im Auszligenbereich durchgefuumlhrt

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werden und befindet sich die Hauptnutzungszeit des Bereichs im Tageslicht so duumlrfen Messungen ausschlieszliglich bei gutem Wetter durchgefuumlhrt werden Annehmbar konstante Beleuchtung durch Tageslicht ergibt sich bei Sonnenschein mit ansonsten wolkenlosem Himmel

334 Methoden zur Schaumltzung von Leuchtdichten

Verschiedentlich wird in der Praxis eine Methode verwendet die vage Einschaumltzungen des Leuchtdichtekontrasts anhand von schwarz-weiszligen Abbildungen von Materialkombinationen vornimmt Dazu werden Fotos von Materialproben in Grautoumlnen aus-gedruckt am Computer die Visualisierung von farbigen Bildern auf Graustufen umgestellt oder Digitalkameras auf schwarz-weiszlig umgestellt Solche Abbildungen sind jedoch stark von der Charakteristik der Geraumlte abhaumlngig und weisen Oberflaumlchen nur als unterschiedlich in ihrer Intensitaumlt von Grautoumlnen aus Zuvor deutliche Kon-tras-te koumlnnen verschwinden Wenn sich auf diesen Darstellungen auf Displays oder Papier zwei Oberflaumlchen erkennbar voneinander abheben so die Befuumlrworter dieser Methode soll davon ausgegangen werden duumlrfen dass der Leuchtdichtekontrast ausreichend sei

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Diese Methode kann fachlich gesehen als allenfalls behelfsmaumlszligig beurteilt werden um einen ersten eher allgemeinen Eindruck von Leuchtdichtekontrasten zu bekommen Tatsaumlchliche Kontrastwerte lassen sich so weder ermitteln oder dahingehend uumlberpruumlfen ob sie bestimmten Anforderungen einer barrierefreien Gestaltung genuumlgen Da es sich um keine Messmethode handelt erhaumllt man auch keine Zahlenwerte Zudem geben Monitore und Kopien urspruumlng-liche Helligkeiten von Originaloberflaumlchen meist verfaumllscht wieder und sind leicht manipulierbar In Vor-Ort-Terminen mit Planern und Praktikern kann diese Methode jedoch anschaulich zum ersten Erkenntnisgewinn beitragen dass es in der sehbehindertengerechten Gestaltung weniger um Farbkontraste sondern vielmehr um Helligkeitsunterschiede von Objekten geht

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Eine andere Methode zur Pruumlfung von Kontrasten sieht die Nutzung von Farbkarten Farbfaumlchern oder digitalen Farbwerken vor Erlaumlutert sei dies am Beispiel von RAL-Farbkarten Als RAL-Farbe werden Normfarben bezeichnet die die RAL GmbH vertreibt Jeder Farbe ist eine Nummernbezeichnung zugeordnet Die Kontrastwerte zweier Materialien werden aus Hellbezugswerten und Umrechnungstabellen erschlossen Das groumlszligte Fehlerpotential wird bei dieser Methode in der eindeutigen Zuordnung von Materialoberflaumlchen zu entsprechenden Farbmustern gesehen Insbesondere Wand- und Bodenbelaumlge lassen sich oft nicht eindeutig zuordnen da deren Oberflaumlchen Zusammensetzungen zeigen die Hell- und Dunkelanteile mischen wie etwa Granit Sandstein Rauputz oder gemusterte Flaumlchen usw Der Vorteil der Normierung der Kartennummern soll darin bestehen dass Kunden und Lieferanten nur RAL-Nummern und nicht Materialmuster austauschen In den vorangegangenen Abschnitten wird deutlich dass die Messung des definierten Materials jedoch unumgaumlnglich ist da dessen Oberflaumlchenbeschaffenheit erhebliche Aus-wirkungen auf Kontraste hat Dies sowohl in Bezug auf Oberflaumlchenstrukturen als auch in Bezug auf die Materialzusammensetzung die sich an der Oberflaumlche offenbart Die Farbkarten-Methode versucht diesem Problem damit zu begegnen dass generell eine Fehler

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- toleranz von 01 bis 015 Kontrastwerten einkalkuliert werden soll und dass glaumlnzende Farben fuumlr die barrierefreie Gestaltung wegen moumlglicher Spiegelungen nicht in Frage kommen Zur empfohlenen Fehlertoleranz ist anzumerken dass wegen der Abnutzung von Materialien geforderte Kontraste im Neuzustand der Materialien ohnehin deutlich uumlberschritten werden sollten (weitere Informationen dazu siehe Kapitel 64) Eine zusaumltzliche Anhebung geforderter Werte durch die Verwendung einer Pruumlfmethode die zusaumltzliche Fehlertoleranzen erforderlich macht duumlrfte daher problematisch sein Dies schraumlnkt die Palette einsetzbarer Materialien unnoumltig weiter ein Der Einsatz glaumlnzender Materialien ist bei Neubauten we

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gen moumlglicher Blendwirkungen und Spiegelungen auch nach DIN 32975 zu vermeiden Jedoch werden vorliegend auch alle Materialien die Glanzanteile oder unterschiedliche Einschluumlsse haben von einer Kontrastpruumlfung methodisch ausgeschlossen was unnoumltig ist (siehe dazu Kapitel 332)

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335 Fazit zur Kontrastpruumlfung durch die Selbsthilfe

Insgesamt ist die Kontrastpruumlfung durch Farbsysteme oder SchwarzWeiszlig-Abbildungen als nur eingeschraumlnkt nuumltzlich weil zu ungenau anzusehen Zumal beide Methoden keine eindeutig reproduzierbaren Messungen darstellen sondern eine Schaumltzung per Inaugenscheinnahme bleiben muumlssen Am sichersten erscheint die direkte und objektive Messung der Leuchtdichten von Kontrastflaumlchen mit festgelegten Messgeometrien und plausiblen Methoden Die Notwendigkeit zur gewissenhaften Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten durch insbesondere nutzungstypische Messungen wird auch in einer Vergleichsstudie uumlber Messmethoden von Joos et al im Auftrag des schweizerischen Bundesamtes fuumlr Verkehr (2012) wie folgt befuumlrwortet bdquoKontrast von Objekten im oumlffentlichen Raum kann nur mit speziellen Leuchtdichtenkameras mit einer genuumlgenden Genauigkeit und vernuumlnftigem personellem und zeitlichem Aufwand bestimmt werdenldquo

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Die vorliegende Broschuumlre versucht aktive Mitglieder der Selbsthilfe zu befaumlhigen sich fuumlr die Pruumlfung und Einhaltung von Kontrasten argumentativ erfolgreich einzusetzen Die erforderlichen Leuchtdichtemessungen an sich sollten nach wie vor von erfahrenen Pruumlfern aus Betrieben und Institutionen durchgefuumlhrt werden die diese Messungen fachgerecht und taumlglich im Auftrag von Materialherstellern Planern Verbaumlnden Kommunen Bund und Laumlndern durchfuumlhren Zur Beurteilung diesbezuumlglich entstehender Kosten sei auf Kapitel 63 verwiesen

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Ein Groszligteil der Informationen im oumlffentlichen Raum die der Orientierung und der Absicherung vor Gefahren dienen wird uumlber Zei-chen Schriften und Piktogramme vermittelt Kontrastwerte die der Auffindbarkeit und Leserlichkeit dienen sollen houmlher als andere sein Nach DIN 32975 gilt dass ein Leuchtdichtekontrast von mindestens 07 und bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen von mindestens 08 einzuhalten ist

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41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit

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Die Auffindbarkeit der Information durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis des gesamten Informationstraumlgers zu seinem Hintergrund Sind zum Beispiel die Grundfarbe einer Toilettenbeschilderung wie auch die umgebende Wand aumlhnlich hell unterscheidet sich die Leuchtdichte nur minimal durch unterschiedliche Reflexionseigenschaften der Materialoberflaumlchen Abbildung 3 zeigt dies Es entstehen zu geringe Kontraste was die Auffindbarkeit des Informationstraumlgers erschwert Abhilfe schafft die kontrastreiche Umrahmung des Schildes oder die kontrastreiche Gestaltung des Schildhintergrundes zur Wand

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4 Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften und Piktogrammen

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Die Leserlichkeit durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis der Zeichen Schriften und Piktogramme zu direkt angrenzenden Flaumlchen Diese Flaumlchen koumlnnen Schildhintergruumlnde sein wie Abbildung 4 die ein Piktogramm als Kennzeichnung einer Herrentoilette zeigt Der relevante Leuchtdichtekontrast entsteht zwischen dem schwarzen Maumlnnchen und der Oberflaumlche des Traumlgermaterials einer Edelstahlplatte

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Falls Zeichen direkt also ohne Traumlgermaterial verwendet werden bilden umgebende Waumlnde angrenzende Gegenstaumlnde und perspektivisch bedingte Umgebungen die angrenzenden Flaumlchen Abbildung 5 die eine Etagennummer auf einer Wand und Abbildung 6 die Piktogramme als Markierung einer Glasflaumlche darstellen zeigen solche direkten Umgebungsflaumlchen von Zeichen

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Abbildung 3 Negativbeispiel ndash helles Toilettenschild auf heller Wand

Abbildung 4 Positivbeispiel ndash dunkles Piktogramm auf hellem Untergrund

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Bei der Etagennummerierung ist die Umgebungsflaumlche eine hell gestrichene Rauputzwand bei den Markierungen auf Glas bildet der Hintergrund in der vorliegenden Perspektive ein Bodenbelag die Umgebungsflaumlche zur Kontrastermittlung

42 Durchsichtige InformationstraumlgerAls besonders unguumlnstig erweisen sich helle Schriften auf Glas bei ebenfalls hellem Hintergrund Abbildung 7 zeigt die Gebaumludebezeichnung eines Finanzamtes durch silbrig-weiszlige Klebebuchstaben die oberhalb der Eingangstuumlr auf dem Sicherheitsglas eines Oberlichts angebracht sind Durch die angrenzende Flaumlche die aus nutzungstypischer Perspektive aus einer weiszligen Decke besteht sind die Buchstaben der oberen Reihe fast gar nicht in den unteren Reihen nur mit Muumlhe erkennbar da der Kontrast zwischen Buchstaben und Decke zu gering ist

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Abbildung 5 Zahl mit Wand als Umgebungsflaumlche

Abbildung 6 Piktogramme mit Boden als Umgebungsflaumlche bei Pers-pektive durch eine Glastuumlr hindurch

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Abhilfe koumlnnte vorliegend eine wesentlich dunklere Deckengestaltung dunklere Schriften oder die Hinterlegung der hellen Schrift mit dunkler Folie schaffen Abbildung 8 zeigt ein Ausstellungsex- ponat Abbildung 9 zeigt was sich dem Betrachter bei Annaumlherung offenbart Jede der 4 Seiten ist aus Glas und mit heller Schrift uumlberzogen die Informationen uumlber das Exponat beinhalten Der Boden als angrenzende Flaumlche zur Schrift aus der Betrachterperspektive ist durch mittelhelle Granitsteine marmoriert und bildet keinen ausreichenden Kontrast zur Schrift sodass diese kaum vom Boden zu unterscheiden ist Hinzu kommt dass sich da alle Glasauszligenflaumlchen des Exponats beschriftet sind die Schriften perspektivisch uumlberlagern und so das Lesen der Information endguumlltig verhindern

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Abbildung 7 Negativbeispiel ndash helle Schrift auf Glas mit hellem Hintergrund

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Die Hinterlegung der Schriften mit dunklen Folien wuumlrde das Exponat optisch zerstoumlren da das Innenleben nicht mehr zu sehen waumlre Dunkle Schriftzeichen wuumlrden auch nicht zum Ziel fuumlhren da das Problem sich uumlberlagernder Schriften weiterhin bestuumlnde Abhilfe bestuumlnde in der Uumlbertragung der Information auf ein zusaumltzliches Schild mit ausreichendem Hintergrundkontrast

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43 Unuumlberlegte Verzierungen und FarbigkeitenBilder oder Farbverlaumlufe als Hintergrund sind grundsaumltzlich zu vermeiden da sie den Leuchtdichtekontrast von Schriften zumindest punktuell schmaumllern Abbildung 10 zeigt ein an sich kontrastreich gestaltetes Gebaumludeschild Durch die teilweise Hinterlegung des Textes mit einem Schmucksiegel wird der Kontrast einzelner Worte zum Schildhintergrund unterbrochen und deutlich verringert Abhilfe koumlnnte die Verkleinerung des Siegels schaffen sodass Schriften damit nicht mehr hinterlegt sind Die Schildgroumlszlige bietet Platz um das Siegel separat zu setzen

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Abbildung 8 Beispiel Exponat- einhausung aus Glasflaumlchen mit Edelstahlrahmen

Abbildung 9 Negativbeispiel ndash uumlberlagernde Schriften auf Glas mit hellem Hintergrund

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Informationsbroschuumlren und Plakate werden meist aufwaumlndig gestaltet Viele verschiedene Farben kommen zum Einsatz um auf differenzierte Inhalte hinzuweisen Dabei tritt die Differenzierung durch Leuchtdichtekontraste haumlufig in den Hintergrund So kann es sein dass Informationen die gar keine hohe Relevanz haben durch starke Helligkeitskontraste zum Hintergrund visuell hervorgehoben werden und Wichtiges trotz vermeintlich auffaumllliger Farbgestaltung wegen zu geringer Leuchtdichtekontraste unbeachtet bleibt

44 Blendung und Schatten ndash boumlse GeisterKapitel 315 erlaumlutert dass zur sehbehindertengerechten Gestaltung keine Pauschalvorgaben zu Beleuchtungsstaumlrken moumlglich sind Vielmehr ist eine in der jeweiligen Situation vor Ort angemessene Beleuchtung notwendig Selbst wenn Kontraste messtechnisch nachweisbar sind kann es sein dass diese durch zu geringe oder zu starke Beleuchtung fuumlr das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind Zu geringe Beleuchtung liegt beispielsweise bei Schattenbildung vor zu starke Beleuchtung kann zu Blendung durch Reflexionen des Lichts fuumlhren Letzteres kann auch durch direkte Sonneneinstrahlung geschehen Abbildungen 11 und 12 zeigen ein von der Decke herabhaumlngendes Schild das an einer der Sonne abgewandten Gebaumludeseite befestigt ist und auf einen Haupteingang

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Abbildung 10 Negativbeispiel ndash Schrift auf Hintergrund mit Hinter-legung

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hinweist Der Kontrast zwischen Buchstaben und Schildhintergrund ist ausreichend sodass einzelne Buchstaben gut erkennbar sind Ein identisches Schild ist an einer der Sonne zugewandten Gebaumlude-seite angebracht Die Buchstaben werden von der direkten Sonnen-einstrahlung teilweise uumlberblendet und sind daher nicht mehr lesbar

Abhilfe koumlnnte die Versetzung des Schildes nach hinten schaffen Eine gleichmaumlszligige Abschattung des gesamten Schildes wuumlrde so durch die Decke hergestellt und Kontraste blieben wahrnehmbar Alternativ muumlsste die Oberflaumlche des Informationstraumlgers weniger glatt sein sodass eine Blendung wegen geringerer Spiegelung des Lichts an der Materialoberflaumlche vermindert ist Auch Abschattflaumlchen aus lichtundurchlaumlssigem Material die direkt an der Schildoberkante befestigt wuumlrden koumlnnten auf dem Schild fuumlr einheitliche Lichtverhaumlltnisse zu sorgen

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Auf Informationstraumlgern die Abdeckungen oder Sichtscheiben aufweisen wie Aushanginformationskaumlsten mit Glas- oder Plexiglasscheiben koumlnnen ebenfalls unerwuumlnschte Reflexionen entstehen Diese sind durch entspiegelte Materialien zu umgehen Der Kontrast an Sichtscheiben von Automaten sollte einstellbar sein

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Abbildung 13 zeigt den Ausschnitt eines Lageplans von Bus- und Hauptbahnhof Durch eine nicht entspiegelte Abdeckung des Aushangplans entstehen bei normalem Tageslicht starke Spiegelungen

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Abbildung 11 Beispiel ndash Schild im Schatten

Abbildung 12 Negativbeispiel ndash Schild mit Sonneneinstrahlung

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die Gleisbezeichnungen der Bahn unlesbar machen Abbildung 14 zeigt das gleiche Problem einer Oumlffnungszeiteninformation einer Bibliothek Durch die Anbringung der an sich kontrastreich gestalteten Textinformation an der Innenseite einer Glaswand spiegeln sich voruumlbergehende Menschen und die oumlrtliche Umgebung aus dem Ruumlcken des Betrachters Die Schriften wirken verwaschen da Kontraste durch wechselnde Umgebungsverhaumlltnisse mal schwaumlcher und mal staumlrker sind

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Abbildungen 15 und 16 zeigen Ausschnitte eines Lageplans der im Auszligenbereich einer Grundschule aufgestellt ist und ohne Ab- deckungen auskommt Trotz Sonneneinstrahlung werden Kontraste nicht beeintraumlchtigt da die Oberflaumlche mattiert ist Leider ist in der Legende zum Plan der Schrifthintergrund teils nicht ausreichend kontrastreich gestaltet Einzelne Gebaumludebereiche sind auf dem Plan durch eingrenzende stark kontrastierende Zeichnung gut unterscheidbar aber die zugehoumlrige Benennung der Gebaumlude ist wegen geringer Kontraste nur fuumlr manche Gebaumlude leserlich

Grundsaumltzlich sind Aushanginformationen mit Orientierungs- oder Entscheidungsfunktion selbst hinreichend zu beleuchten um Kont-

Abbildung 13 Negativbeispiel ndash Blendung auf Glasabdeckung durch Sonnenlicht

Abbildung 14 Negativbeispiel ndash Umgebungsreflexion bei Information hinter Glas

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raste wahrnehmen zu koumlnnen um bei Annaumlherung an die Information keine Schattenbildung zu verursachen Eine gerichtete Beleuchtung ist nach DIN 32975 entweder von unten von oben oder von hinten vorzusehen

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Auch offensichtlich fuumlr sehbehinderte Menschen gestaltete Objekte koumlnnen problematisch sein Abbildung 17 zeigt ein Toilettenschild das neben Buchstaben auch Brailleschrift beinhaltet Die Buchstaben sind erhaben auf einer farblosen Plexiglasscheibe aufgebracht die wiederum auf Abstand zur Wand montiert ist Die Buchstaben werfen daher einen Schatten an die Wand und schmaumllern so den ansonsten tadellosen Kontrast der dunklen Buchstaben zur hellen Wand unnoumltig

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Abbildung 15 Positivbeispiel ndash Lageplan ohne Abdeckung

Abbildung 16 Negativbeispiel ndash ungenuumlgender Kontrast der Legende zum Lageplan

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45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern

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Wenn Papier als Traumlgermaterial fuumlr Informationen verwendet wird zum Beispiel bei Faltplaumlnen ist zusaumltzliche die Papierstaumlrke wichtig um Kontraste zu erhalten Bei beidseitig bedrucktem Papier duumlrfen Informationen der Ruumlckseite auf der Vorderseite nicht durchscheinen Sie verringern als angrenzende Flaumlche zu den Schriften den Leuchtdichtekontrast unnoumltig Eine Mindestpapierstaumlrke von 100 Gramm pro Quadratmeter ist daher einzuhalten

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Da gerade Aushanginformationen haumlufigen Aumlnderungen unterliegen werden die Informationen meist als kostenguumlnstige Variante ebenfalls auf Papier gedruckt Glanzoberflaumlchen auf Papier haben unerwuumlnschte Blendwirkungen insbesondere bei Tageslicht was die Kontraste von Schriften zu ihrem Hintergrund deutlich beeintraumlchtigt

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Infopost oder haumlufig wiederkehrende Mitteilungen werden aus Kostengruumlnden oder aus Gruumlnden des Umweltschutzes oft auf Papier mit hohen Grau-Anteilen und starken Rauigkeiten der Papieroberflaumlchen gedruckt Diese haben im Vergleich zu reinweiszligem also sehr hellem Papier eine kontrastmindernde Wirkung auf die Leserlichkeit von Schriften und sollten vermieden werden Der Effekt des Papiers

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Abbildung 17 Negativbeispiel ndash Schattenbildung durch Reliefbuchstaben auf Plexiglas

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auf den Kontrast zur Schrift ist der gleiche wie der negative Effekt von farbig hinterlegten Texten

46 Schriften aus Licht ndash VorsichtInformationen durch hinterleuchtete oder selbstleuchtende Anzeigen stellen in Bezug auf Leuchtdichtekontraste Sonderfaumllle dar Anders als bei lichtundurchlaumlssigen Schildern kann es zu Kontrastminderungen in der Anwendung kommen Der Kontrast muss bei diesen Anzeigen die uumlblichen Vorgaben von 07 beziehungsweise 08 bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen ndash in der unguumlnstigeren Bedingung ndash erreichen

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Zum Beispiel ergibt ein heller Leuchtkasten der mit einem lichtundurchlaumlssigen Piktogramm beklebt ist unterschiedliche Leuchtdichten abhaumlngig davon ob er ein- oder ausgeschaltet ist Das lichtundurchlaumlssige Piktogramm veraumlndert seine Leuchtdichte dadurch nicht Der Kontrast errechnet sich aus den angrenzenden Flaumlchen von Piktogramm und Hintergrund Also resultieren durch Ein- und Ausschalten der Beleuchtung unterschiedliche Kontraste Aumlhnlich verhaumllt es sich bei lichtdurchlaumlssigen Zeichen auf Leuchtkaumlsten Dann ist es von der Transparenz der Zeichen und des Hintergrundes abhaumlngig ob sich die Beleuchtungsstaumlrke aus dem Innenraum gleichmaumlszligig auswirkt was direkten Einfluss auf die Leuchtdichten einzelner Flaumlchen hat Bei von innen beleuchteten Anzeigen muss daher immer der geringere Kontrast ausreichend hoch sein

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Kapitel 315 erlaumlutert dass Beleuchtungsstaumlrken der Umgebung keine Auswirkungen auf vorhandene Kontraste haben Auch diesbezuumlglich stellen selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen einen Sonderfall dar Tageslicht oder kuumlnstliche Beleuchtung uumlberlagern die Leuchtdichten und koumlnnen einen kontrastmindernden Einfluss haben Nach DIN 32975 muss die Beleuchtungssituation bei der Beurteilung von selbstleuchtenden oder hinterleuchteten

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Anzeigen mit beruumlcksichtigt werden Ohne Tageslichteinfluss in Innenraumlumen muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 200 Lux mit Tageslichteinfluss und im Freien muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 2000 Lux bestehen Uumlbrigens auch dann wenn Schutzscheiben vor den Anzeigen die zusaumltzliche Reflexionen verursachen koumlnnen verwendet werden

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Bei Wechselanzeigen wie Fahrgastinformationen werden zunehmend elektronische Anzeigen verwendet Eine Vergleichsstudie zur Lesbarkeit dynamischer Informationsanzeigen (Lang et al 2004) ergab unter anderem dass LCD-Anzeigen generell als kontrastreicher als LED-Anzeigen wahrgenommen werden insbesondere bei seitlicher Betrachtung was den haumlufigsten Anwendungsfall darstellen duumlrfte Dieses Ergebnis stellte sich als unabhaumlngig von Alter und Sehleistung der Versuchspersonen dar Auf LED-Anzeigen sollte daher verzichtet werden Foumlrderlich fuumlr Kontraste sind zudem hohe Pixelzahlen

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Laufschriften in elektronischen Anzeigen sind generell auch bei hinreichenden Kontrasten zu vermeiden Das Auge hat in der Regel zu wenig Zeit um sich auf die schnellen Kontrastwechsel an einzelnen Punkten einzustellen um zunaumlchst einzelne Buchstaben und anschlieszligend ganze Worte wahrzunehmen um sie danach noch lesen und verstehen zu koumlnnen

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

64

derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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auf Granitsteinen oder in Materialmischungen Auch Einsprenkel- ungen von Oberflaumlchen mit Glanzanteilen oder Leucht- und Perlfarben mit Glanzeinschluumlssen koumlnnen so beruumlcksichtigt werden Um die Messungen reproduzieren zu koumlnnen und auch die vorgesehene Nutzung im Auszligen- oder Innenbereich zu beruumlcksichtigen sind die Messungen unter Normlichtart A oder D65 durchzufuumlhren Normlichtart A entspricht in etwa Gluumlhlampenbedingungen Normlichtart D65 entspricht Tageslichtbedingungen Eine Kontrastermittlung zwischen Oberflaumlchen die bei unterschiedlichen Lichtarten gemessen wurden ist nicht zulaumlssig Nach DIN kann der Leuchtdichtekontrast durch die direkte Messung von Leuchtdichten oder alternativ durch die Bestimmung von Reflexionsgraden rechnerisch ermittelt werden Soviel zur Messung von Leuchtdichten unter standardisierten Bedingungen in Lichtlaboren Doch was wenn die interes-sierende Materialkombination bereits verbaut wurde und einzelne Materialmuster nicht entnommen werden koumlnnen wie etwa bei denkmalgeschuumltzten Gebaumluden und Anlagen Kapitel 333 gibt Auskunft dazu

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333 Nutzungstypische Leuchtdichtemessungen im Bestand

Die nach DIN 5036-3 geforderten Beleuchtungsbedingungen waumlhrend der Messungen sind im Bestand weder im Auszligenbereich noch im Innenbereich des oumlffentlichen Raumes realisierbar Die Beleuch-tung ist meist nicht diffus sondern weist zumindest Anteile von gerichtetem Licht durch Beleuchtungseinrichtungen oder Lichtspiegelungen der Umgebung auf Aber auch bereits verbaute Materialien sind deswegen von einer Kontrastpruumlfung nicht ausgeschlossen Die Messgeometrie ist dann nutzungstypisch anzupassen und zwar bei einem dennoch hohen Maszlig an Sicherheit und Reproduzierbarkeit der Daten Da die Beleuchtungssituation durch Tageslicht Schwankungen unterliegt wird innerhalb von Gebaumluden nach Moumlglichkeit nach Sonnenuntergang bei nutzungstypischer Beleuchtung gemessen Sollen Messungen im Auszligenbereich durchgefuumlhrt

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werden und befindet sich die Hauptnutzungszeit des Bereichs im Tageslicht so duumlrfen Messungen ausschlieszliglich bei gutem Wetter durchgefuumlhrt werden Annehmbar konstante Beleuchtung durch Tageslicht ergibt sich bei Sonnenschein mit ansonsten wolkenlosem Himmel

334 Methoden zur Schaumltzung von Leuchtdichten

Verschiedentlich wird in der Praxis eine Methode verwendet die vage Einschaumltzungen des Leuchtdichtekontrasts anhand von schwarz-weiszligen Abbildungen von Materialkombinationen vornimmt Dazu werden Fotos von Materialproben in Grautoumlnen aus-gedruckt am Computer die Visualisierung von farbigen Bildern auf Graustufen umgestellt oder Digitalkameras auf schwarz-weiszlig umgestellt Solche Abbildungen sind jedoch stark von der Charakteristik der Geraumlte abhaumlngig und weisen Oberflaumlchen nur als unterschiedlich in ihrer Intensitaumlt von Grautoumlnen aus Zuvor deutliche Kon-tras-te koumlnnen verschwinden Wenn sich auf diesen Darstellungen auf Displays oder Papier zwei Oberflaumlchen erkennbar voneinander abheben so die Befuumlrworter dieser Methode soll davon ausgegangen werden duumlrfen dass der Leuchtdichtekontrast ausreichend sei

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Diese Methode kann fachlich gesehen als allenfalls behelfsmaumlszligig beurteilt werden um einen ersten eher allgemeinen Eindruck von Leuchtdichtekontrasten zu bekommen Tatsaumlchliche Kontrastwerte lassen sich so weder ermitteln oder dahingehend uumlberpruumlfen ob sie bestimmten Anforderungen einer barrierefreien Gestaltung genuumlgen Da es sich um keine Messmethode handelt erhaumllt man auch keine Zahlenwerte Zudem geben Monitore und Kopien urspruumlng-liche Helligkeiten von Originaloberflaumlchen meist verfaumllscht wieder und sind leicht manipulierbar In Vor-Ort-Terminen mit Planern und Praktikern kann diese Methode jedoch anschaulich zum ersten Erkenntnisgewinn beitragen dass es in der sehbehindertengerechten Gestaltung weniger um Farbkontraste sondern vielmehr um Helligkeitsunterschiede von Objekten geht

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Eine andere Methode zur Pruumlfung von Kontrasten sieht die Nutzung von Farbkarten Farbfaumlchern oder digitalen Farbwerken vor Erlaumlutert sei dies am Beispiel von RAL-Farbkarten Als RAL-Farbe werden Normfarben bezeichnet die die RAL GmbH vertreibt Jeder Farbe ist eine Nummernbezeichnung zugeordnet Die Kontrastwerte zweier Materialien werden aus Hellbezugswerten und Umrechnungstabellen erschlossen Das groumlszligte Fehlerpotential wird bei dieser Methode in der eindeutigen Zuordnung von Materialoberflaumlchen zu entsprechenden Farbmustern gesehen Insbesondere Wand- und Bodenbelaumlge lassen sich oft nicht eindeutig zuordnen da deren Oberflaumlchen Zusammensetzungen zeigen die Hell- und Dunkelanteile mischen wie etwa Granit Sandstein Rauputz oder gemusterte Flaumlchen usw Der Vorteil der Normierung der Kartennummern soll darin bestehen dass Kunden und Lieferanten nur RAL-Nummern und nicht Materialmuster austauschen In den vorangegangenen Abschnitten wird deutlich dass die Messung des definierten Materials jedoch unumgaumlnglich ist da dessen Oberflaumlchenbeschaffenheit erhebliche Aus-wirkungen auf Kontraste hat Dies sowohl in Bezug auf Oberflaumlchenstrukturen als auch in Bezug auf die Materialzusammensetzung die sich an der Oberflaumlche offenbart Die Farbkarten-Methode versucht diesem Problem damit zu begegnen dass generell eine Fehler

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- toleranz von 01 bis 015 Kontrastwerten einkalkuliert werden soll und dass glaumlnzende Farben fuumlr die barrierefreie Gestaltung wegen moumlglicher Spiegelungen nicht in Frage kommen Zur empfohlenen Fehlertoleranz ist anzumerken dass wegen der Abnutzung von Materialien geforderte Kontraste im Neuzustand der Materialien ohnehin deutlich uumlberschritten werden sollten (weitere Informationen dazu siehe Kapitel 64) Eine zusaumltzliche Anhebung geforderter Werte durch die Verwendung einer Pruumlfmethode die zusaumltzliche Fehlertoleranzen erforderlich macht duumlrfte daher problematisch sein Dies schraumlnkt die Palette einsetzbarer Materialien unnoumltig weiter ein Der Einsatz glaumlnzender Materialien ist bei Neubauten we

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gen moumlglicher Blendwirkungen und Spiegelungen auch nach DIN 32975 zu vermeiden Jedoch werden vorliegend auch alle Materialien die Glanzanteile oder unterschiedliche Einschluumlsse haben von einer Kontrastpruumlfung methodisch ausgeschlossen was unnoumltig ist (siehe dazu Kapitel 332)

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335 Fazit zur Kontrastpruumlfung durch die Selbsthilfe

Insgesamt ist die Kontrastpruumlfung durch Farbsysteme oder SchwarzWeiszlig-Abbildungen als nur eingeschraumlnkt nuumltzlich weil zu ungenau anzusehen Zumal beide Methoden keine eindeutig reproduzierbaren Messungen darstellen sondern eine Schaumltzung per Inaugenscheinnahme bleiben muumlssen Am sichersten erscheint die direkte und objektive Messung der Leuchtdichten von Kontrastflaumlchen mit festgelegten Messgeometrien und plausiblen Methoden Die Notwendigkeit zur gewissenhaften Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten durch insbesondere nutzungstypische Messungen wird auch in einer Vergleichsstudie uumlber Messmethoden von Joos et al im Auftrag des schweizerischen Bundesamtes fuumlr Verkehr (2012) wie folgt befuumlrwortet bdquoKontrast von Objekten im oumlffentlichen Raum kann nur mit speziellen Leuchtdichtenkameras mit einer genuumlgenden Genauigkeit und vernuumlnftigem personellem und zeitlichem Aufwand bestimmt werdenldquo

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Die vorliegende Broschuumlre versucht aktive Mitglieder der Selbsthilfe zu befaumlhigen sich fuumlr die Pruumlfung und Einhaltung von Kontrasten argumentativ erfolgreich einzusetzen Die erforderlichen Leuchtdichtemessungen an sich sollten nach wie vor von erfahrenen Pruumlfern aus Betrieben und Institutionen durchgefuumlhrt werden die diese Messungen fachgerecht und taumlglich im Auftrag von Materialherstellern Planern Verbaumlnden Kommunen Bund und Laumlndern durchfuumlhren Zur Beurteilung diesbezuumlglich entstehender Kosten sei auf Kapitel 63 verwiesen

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Ein Groszligteil der Informationen im oumlffentlichen Raum die der Orientierung und der Absicherung vor Gefahren dienen wird uumlber Zei-chen Schriften und Piktogramme vermittelt Kontrastwerte die der Auffindbarkeit und Leserlichkeit dienen sollen houmlher als andere sein Nach DIN 32975 gilt dass ein Leuchtdichtekontrast von mindestens 07 und bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen von mindestens 08 einzuhalten ist

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41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit

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Die Auffindbarkeit der Information durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis des gesamten Informationstraumlgers zu seinem Hintergrund Sind zum Beispiel die Grundfarbe einer Toilettenbeschilderung wie auch die umgebende Wand aumlhnlich hell unterscheidet sich die Leuchtdichte nur minimal durch unterschiedliche Reflexionseigenschaften der Materialoberflaumlchen Abbildung 3 zeigt dies Es entstehen zu geringe Kontraste was die Auffindbarkeit des Informationstraumlgers erschwert Abhilfe schafft die kontrastreiche Umrahmung des Schildes oder die kontrastreiche Gestaltung des Schildhintergrundes zur Wand

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4 Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften und Piktogrammen

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Die Leserlichkeit durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis der Zeichen Schriften und Piktogramme zu direkt angrenzenden Flaumlchen Diese Flaumlchen koumlnnen Schildhintergruumlnde sein wie Abbildung 4 die ein Piktogramm als Kennzeichnung einer Herrentoilette zeigt Der relevante Leuchtdichtekontrast entsteht zwischen dem schwarzen Maumlnnchen und der Oberflaumlche des Traumlgermaterials einer Edelstahlplatte

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Falls Zeichen direkt also ohne Traumlgermaterial verwendet werden bilden umgebende Waumlnde angrenzende Gegenstaumlnde und perspektivisch bedingte Umgebungen die angrenzenden Flaumlchen Abbildung 5 die eine Etagennummer auf einer Wand und Abbildung 6 die Piktogramme als Markierung einer Glasflaumlche darstellen zeigen solche direkten Umgebungsflaumlchen von Zeichen

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Abbildung 3 Negativbeispiel ndash helles Toilettenschild auf heller Wand

Abbildung 4 Positivbeispiel ndash dunkles Piktogramm auf hellem Untergrund

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Bei der Etagennummerierung ist die Umgebungsflaumlche eine hell gestrichene Rauputzwand bei den Markierungen auf Glas bildet der Hintergrund in der vorliegenden Perspektive ein Bodenbelag die Umgebungsflaumlche zur Kontrastermittlung

42 Durchsichtige InformationstraumlgerAls besonders unguumlnstig erweisen sich helle Schriften auf Glas bei ebenfalls hellem Hintergrund Abbildung 7 zeigt die Gebaumludebezeichnung eines Finanzamtes durch silbrig-weiszlige Klebebuchstaben die oberhalb der Eingangstuumlr auf dem Sicherheitsglas eines Oberlichts angebracht sind Durch die angrenzende Flaumlche die aus nutzungstypischer Perspektive aus einer weiszligen Decke besteht sind die Buchstaben der oberen Reihe fast gar nicht in den unteren Reihen nur mit Muumlhe erkennbar da der Kontrast zwischen Buchstaben und Decke zu gering ist

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Abbildung 5 Zahl mit Wand als Umgebungsflaumlche

Abbildung 6 Piktogramme mit Boden als Umgebungsflaumlche bei Pers-pektive durch eine Glastuumlr hindurch

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Abhilfe koumlnnte vorliegend eine wesentlich dunklere Deckengestaltung dunklere Schriften oder die Hinterlegung der hellen Schrift mit dunkler Folie schaffen Abbildung 8 zeigt ein Ausstellungsex- ponat Abbildung 9 zeigt was sich dem Betrachter bei Annaumlherung offenbart Jede der 4 Seiten ist aus Glas und mit heller Schrift uumlberzogen die Informationen uumlber das Exponat beinhalten Der Boden als angrenzende Flaumlche zur Schrift aus der Betrachterperspektive ist durch mittelhelle Granitsteine marmoriert und bildet keinen ausreichenden Kontrast zur Schrift sodass diese kaum vom Boden zu unterscheiden ist Hinzu kommt dass sich da alle Glasauszligenflaumlchen des Exponats beschriftet sind die Schriften perspektivisch uumlberlagern und so das Lesen der Information endguumlltig verhindern

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Abbildung 7 Negativbeispiel ndash helle Schrift auf Glas mit hellem Hintergrund

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Die Hinterlegung der Schriften mit dunklen Folien wuumlrde das Exponat optisch zerstoumlren da das Innenleben nicht mehr zu sehen waumlre Dunkle Schriftzeichen wuumlrden auch nicht zum Ziel fuumlhren da das Problem sich uumlberlagernder Schriften weiterhin bestuumlnde Abhilfe bestuumlnde in der Uumlbertragung der Information auf ein zusaumltzliches Schild mit ausreichendem Hintergrundkontrast

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43 Unuumlberlegte Verzierungen und FarbigkeitenBilder oder Farbverlaumlufe als Hintergrund sind grundsaumltzlich zu vermeiden da sie den Leuchtdichtekontrast von Schriften zumindest punktuell schmaumllern Abbildung 10 zeigt ein an sich kontrastreich gestaltetes Gebaumludeschild Durch die teilweise Hinterlegung des Textes mit einem Schmucksiegel wird der Kontrast einzelner Worte zum Schildhintergrund unterbrochen und deutlich verringert Abhilfe koumlnnte die Verkleinerung des Siegels schaffen sodass Schriften damit nicht mehr hinterlegt sind Die Schildgroumlszlige bietet Platz um das Siegel separat zu setzen

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Abbildung 8 Beispiel Exponat- einhausung aus Glasflaumlchen mit Edelstahlrahmen

Abbildung 9 Negativbeispiel ndash uumlberlagernde Schriften auf Glas mit hellem Hintergrund

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Informationsbroschuumlren und Plakate werden meist aufwaumlndig gestaltet Viele verschiedene Farben kommen zum Einsatz um auf differenzierte Inhalte hinzuweisen Dabei tritt die Differenzierung durch Leuchtdichtekontraste haumlufig in den Hintergrund So kann es sein dass Informationen die gar keine hohe Relevanz haben durch starke Helligkeitskontraste zum Hintergrund visuell hervorgehoben werden und Wichtiges trotz vermeintlich auffaumllliger Farbgestaltung wegen zu geringer Leuchtdichtekontraste unbeachtet bleibt

44 Blendung und Schatten ndash boumlse GeisterKapitel 315 erlaumlutert dass zur sehbehindertengerechten Gestaltung keine Pauschalvorgaben zu Beleuchtungsstaumlrken moumlglich sind Vielmehr ist eine in der jeweiligen Situation vor Ort angemessene Beleuchtung notwendig Selbst wenn Kontraste messtechnisch nachweisbar sind kann es sein dass diese durch zu geringe oder zu starke Beleuchtung fuumlr das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind Zu geringe Beleuchtung liegt beispielsweise bei Schattenbildung vor zu starke Beleuchtung kann zu Blendung durch Reflexionen des Lichts fuumlhren Letzteres kann auch durch direkte Sonneneinstrahlung geschehen Abbildungen 11 und 12 zeigen ein von der Decke herabhaumlngendes Schild das an einer der Sonne abgewandten Gebaumludeseite befestigt ist und auf einen Haupteingang

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Abbildung 10 Negativbeispiel ndash Schrift auf Hintergrund mit Hinter-legung

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hinweist Der Kontrast zwischen Buchstaben und Schildhintergrund ist ausreichend sodass einzelne Buchstaben gut erkennbar sind Ein identisches Schild ist an einer der Sonne zugewandten Gebaumlude-seite angebracht Die Buchstaben werden von der direkten Sonnen-einstrahlung teilweise uumlberblendet und sind daher nicht mehr lesbar

Abhilfe koumlnnte die Versetzung des Schildes nach hinten schaffen Eine gleichmaumlszligige Abschattung des gesamten Schildes wuumlrde so durch die Decke hergestellt und Kontraste blieben wahrnehmbar Alternativ muumlsste die Oberflaumlche des Informationstraumlgers weniger glatt sein sodass eine Blendung wegen geringerer Spiegelung des Lichts an der Materialoberflaumlche vermindert ist Auch Abschattflaumlchen aus lichtundurchlaumlssigem Material die direkt an der Schildoberkante befestigt wuumlrden koumlnnten auf dem Schild fuumlr einheitliche Lichtverhaumlltnisse zu sorgen

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Auf Informationstraumlgern die Abdeckungen oder Sichtscheiben aufweisen wie Aushanginformationskaumlsten mit Glas- oder Plexiglasscheiben koumlnnen ebenfalls unerwuumlnschte Reflexionen entstehen Diese sind durch entspiegelte Materialien zu umgehen Der Kontrast an Sichtscheiben von Automaten sollte einstellbar sein

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Abbildung 13 zeigt den Ausschnitt eines Lageplans von Bus- und Hauptbahnhof Durch eine nicht entspiegelte Abdeckung des Aushangplans entstehen bei normalem Tageslicht starke Spiegelungen

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Abbildung 11 Beispiel ndash Schild im Schatten

Abbildung 12 Negativbeispiel ndash Schild mit Sonneneinstrahlung

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die Gleisbezeichnungen der Bahn unlesbar machen Abbildung 14 zeigt das gleiche Problem einer Oumlffnungszeiteninformation einer Bibliothek Durch die Anbringung der an sich kontrastreich gestalteten Textinformation an der Innenseite einer Glaswand spiegeln sich voruumlbergehende Menschen und die oumlrtliche Umgebung aus dem Ruumlcken des Betrachters Die Schriften wirken verwaschen da Kontraste durch wechselnde Umgebungsverhaumlltnisse mal schwaumlcher und mal staumlrker sind

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Abbildungen 15 und 16 zeigen Ausschnitte eines Lageplans der im Auszligenbereich einer Grundschule aufgestellt ist und ohne Ab- deckungen auskommt Trotz Sonneneinstrahlung werden Kontraste nicht beeintraumlchtigt da die Oberflaumlche mattiert ist Leider ist in der Legende zum Plan der Schrifthintergrund teils nicht ausreichend kontrastreich gestaltet Einzelne Gebaumludebereiche sind auf dem Plan durch eingrenzende stark kontrastierende Zeichnung gut unterscheidbar aber die zugehoumlrige Benennung der Gebaumlude ist wegen geringer Kontraste nur fuumlr manche Gebaumlude leserlich

Grundsaumltzlich sind Aushanginformationen mit Orientierungs- oder Entscheidungsfunktion selbst hinreichend zu beleuchten um Kont-

Abbildung 13 Negativbeispiel ndash Blendung auf Glasabdeckung durch Sonnenlicht

Abbildung 14 Negativbeispiel ndash Umgebungsreflexion bei Information hinter Glas

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raste wahrnehmen zu koumlnnen um bei Annaumlherung an die Information keine Schattenbildung zu verursachen Eine gerichtete Beleuchtung ist nach DIN 32975 entweder von unten von oben oder von hinten vorzusehen

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Auch offensichtlich fuumlr sehbehinderte Menschen gestaltete Objekte koumlnnen problematisch sein Abbildung 17 zeigt ein Toilettenschild das neben Buchstaben auch Brailleschrift beinhaltet Die Buchstaben sind erhaben auf einer farblosen Plexiglasscheibe aufgebracht die wiederum auf Abstand zur Wand montiert ist Die Buchstaben werfen daher einen Schatten an die Wand und schmaumllern so den ansonsten tadellosen Kontrast der dunklen Buchstaben zur hellen Wand unnoumltig

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Abbildung 15 Positivbeispiel ndash Lageplan ohne Abdeckung

Abbildung 16 Negativbeispiel ndash ungenuumlgender Kontrast der Legende zum Lageplan

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45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern

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Wenn Papier als Traumlgermaterial fuumlr Informationen verwendet wird zum Beispiel bei Faltplaumlnen ist zusaumltzliche die Papierstaumlrke wichtig um Kontraste zu erhalten Bei beidseitig bedrucktem Papier duumlrfen Informationen der Ruumlckseite auf der Vorderseite nicht durchscheinen Sie verringern als angrenzende Flaumlche zu den Schriften den Leuchtdichtekontrast unnoumltig Eine Mindestpapierstaumlrke von 100 Gramm pro Quadratmeter ist daher einzuhalten

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Da gerade Aushanginformationen haumlufigen Aumlnderungen unterliegen werden die Informationen meist als kostenguumlnstige Variante ebenfalls auf Papier gedruckt Glanzoberflaumlchen auf Papier haben unerwuumlnschte Blendwirkungen insbesondere bei Tageslicht was die Kontraste von Schriften zu ihrem Hintergrund deutlich beeintraumlchtigt

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Infopost oder haumlufig wiederkehrende Mitteilungen werden aus Kostengruumlnden oder aus Gruumlnden des Umweltschutzes oft auf Papier mit hohen Grau-Anteilen und starken Rauigkeiten der Papieroberflaumlchen gedruckt Diese haben im Vergleich zu reinweiszligem also sehr hellem Papier eine kontrastmindernde Wirkung auf die Leserlichkeit von Schriften und sollten vermieden werden Der Effekt des Papiers

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Abbildung 17 Negativbeispiel ndash Schattenbildung durch Reliefbuchstaben auf Plexiglas

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auf den Kontrast zur Schrift ist der gleiche wie der negative Effekt von farbig hinterlegten Texten

46 Schriften aus Licht ndash VorsichtInformationen durch hinterleuchtete oder selbstleuchtende Anzeigen stellen in Bezug auf Leuchtdichtekontraste Sonderfaumllle dar Anders als bei lichtundurchlaumlssigen Schildern kann es zu Kontrastminderungen in der Anwendung kommen Der Kontrast muss bei diesen Anzeigen die uumlblichen Vorgaben von 07 beziehungsweise 08 bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen ndash in der unguumlnstigeren Bedingung ndash erreichen

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Zum Beispiel ergibt ein heller Leuchtkasten der mit einem lichtundurchlaumlssigen Piktogramm beklebt ist unterschiedliche Leuchtdichten abhaumlngig davon ob er ein- oder ausgeschaltet ist Das lichtundurchlaumlssige Piktogramm veraumlndert seine Leuchtdichte dadurch nicht Der Kontrast errechnet sich aus den angrenzenden Flaumlchen von Piktogramm und Hintergrund Also resultieren durch Ein- und Ausschalten der Beleuchtung unterschiedliche Kontraste Aumlhnlich verhaumllt es sich bei lichtdurchlaumlssigen Zeichen auf Leuchtkaumlsten Dann ist es von der Transparenz der Zeichen und des Hintergrundes abhaumlngig ob sich die Beleuchtungsstaumlrke aus dem Innenraum gleichmaumlszligig auswirkt was direkten Einfluss auf die Leuchtdichten einzelner Flaumlchen hat Bei von innen beleuchteten Anzeigen muss daher immer der geringere Kontrast ausreichend hoch sein

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Kapitel 315 erlaumlutert dass Beleuchtungsstaumlrken der Umgebung keine Auswirkungen auf vorhandene Kontraste haben Auch diesbezuumlglich stellen selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen einen Sonderfall dar Tageslicht oder kuumlnstliche Beleuchtung uumlberlagern die Leuchtdichten und koumlnnen einen kontrastmindernden Einfluss haben Nach DIN 32975 muss die Beleuchtungssituation bei der Beurteilung von selbstleuchtenden oder hinterleuchteten

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Anzeigen mit beruumlcksichtigt werden Ohne Tageslichteinfluss in Innenraumlumen muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 200 Lux mit Tageslichteinfluss und im Freien muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 2000 Lux bestehen Uumlbrigens auch dann wenn Schutzscheiben vor den Anzeigen die zusaumltzliche Reflexionen verursachen koumlnnen verwendet werden

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Bei Wechselanzeigen wie Fahrgastinformationen werden zunehmend elektronische Anzeigen verwendet Eine Vergleichsstudie zur Lesbarkeit dynamischer Informationsanzeigen (Lang et al 2004) ergab unter anderem dass LCD-Anzeigen generell als kontrastreicher als LED-Anzeigen wahrgenommen werden insbesondere bei seitlicher Betrachtung was den haumlufigsten Anwendungsfall darstellen duumlrfte Dieses Ergebnis stellte sich als unabhaumlngig von Alter und Sehleistung der Versuchspersonen dar Auf LED-Anzeigen sollte daher verzichtet werden Foumlrderlich fuumlr Kontraste sind zudem hohe Pixelzahlen

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Laufschriften in elektronischen Anzeigen sind generell auch bei hinreichenden Kontrasten zu vermeiden Das Auge hat in der Regel zu wenig Zeit um sich auf die schnellen Kontrastwechsel an einzelnen Punkten einzustellen um zunaumlchst einzelne Buchstaben und anschlieszligend ganze Worte wahrzunehmen um sie danach noch lesen und verstehen zu koumlnnen

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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werden und befindet sich die Hauptnutzungszeit des Bereichs im Tageslicht so duumlrfen Messungen ausschlieszliglich bei gutem Wetter durchgefuumlhrt werden Annehmbar konstante Beleuchtung durch Tageslicht ergibt sich bei Sonnenschein mit ansonsten wolkenlosem Himmel

334 Methoden zur Schaumltzung von Leuchtdichten

Verschiedentlich wird in der Praxis eine Methode verwendet die vage Einschaumltzungen des Leuchtdichtekontrasts anhand von schwarz-weiszligen Abbildungen von Materialkombinationen vornimmt Dazu werden Fotos von Materialproben in Grautoumlnen aus-gedruckt am Computer die Visualisierung von farbigen Bildern auf Graustufen umgestellt oder Digitalkameras auf schwarz-weiszlig umgestellt Solche Abbildungen sind jedoch stark von der Charakteristik der Geraumlte abhaumlngig und weisen Oberflaumlchen nur als unterschiedlich in ihrer Intensitaumlt von Grautoumlnen aus Zuvor deutliche Kon-tras-te koumlnnen verschwinden Wenn sich auf diesen Darstellungen auf Displays oder Papier zwei Oberflaumlchen erkennbar voneinander abheben so die Befuumlrworter dieser Methode soll davon ausgegangen werden duumlrfen dass der Leuchtdichtekontrast ausreichend sei

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Diese Methode kann fachlich gesehen als allenfalls behelfsmaumlszligig beurteilt werden um einen ersten eher allgemeinen Eindruck von Leuchtdichtekontrasten zu bekommen Tatsaumlchliche Kontrastwerte lassen sich so weder ermitteln oder dahingehend uumlberpruumlfen ob sie bestimmten Anforderungen einer barrierefreien Gestaltung genuumlgen Da es sich um keine Messmethode handelt erhaumllt man auch keine Zahlenwerte Zudem geben Monitore und Kopien urspruumlng-liche Helligkeiten von Originaloberflaumlchen meist verfaumllscht wieder und sind leicht manipulierbar In Vor-Ort-Terminen mit Planern und Praktikern kann diese Methode jedoch anschaulich zum ersten Erkenntnisgewinn beitragen dass es in der sehbehindertengerechten Gestaltung weniger um Farbkontraste sondern vielmehr um Helligkeitsunterschiede von Objekten geht

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Eine andere Methode zur Pruumlfung von Kontrasten sieht die Nutzung von Farbkarten Farbfaumlchern oder digitalen Farbwerken vor Erlaumlutert sei dies am Beispiel von RAL-Farbkarten Als RAL-Farbe werden Normfarben bezeichnet die die RAL GmbH vertreibt Jeder Farbe ist eine Nummernbezeichnung zugeordnet Die Kontrastwerte zweier Materialien werden aus Hellbezugswerten und Umrechnungstabellen erschlossen Das groumlszligte Fehlerpotential wird bei dieser Methode in der eindeutigen Zuordnung von Materialoberflaumlchen zu entsprechenden Farbmustern gesehen Insbesondere Wand- und Bodenbelaumlge lassen sich oft nicht eindeutig zuordnen da deren Oberflaumlchen Zusammensetzungen zeigen die Hell- und Dunkelanteile mischen wie etwa Granit Sandstein Rauputz oder gemusterte Flaumlchen usw Der Vorteil der Normierung der Kartennummern soll darin bestehen dass Kunden und Lieferanten nur RAL-Nummern und nicht Materialmuster austauschen In den vorangegangenen Abschnitten wird deutlich dass die Messung des definierten Materials jedoch unumgaumlnglich ist da dessen Oberflaumlchenbeschaffenheit erhebliche Aus-wirkungen auf Kontraste hat Dies sowohl in Bezug auf Oberflaumlchenstrukturen als auch in Bezug auf die Materialzusammensetzung die sich an der Oberflaumlche offenbart Die Farbkarten-Methode versucht diesem Problem damit zu begegnen dass generell eine Fehler

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- toleranz von 01 bis 015 Kontrastwerten einkalkuliert werden soll und dass glaumlnzende Farben fuumlr die barrierefreie Gestaltung wegen moumlglicher Spiegelungen nicht in Frage kommen Zur empfohlenen Fehlertoleranz ist anzumerken dass wegen der Abnutzung von Materialien geforderte Kontraste im Neuzustand der Materialien ohnehin deutlich uumlberschritten werden sollten (weitere Informationen dazu siehe Kapitel 64) Eine zusaumltzliche Anhebung geforderter Werte durch die Verwendung einer Pruumlfmethode die zusaumltzliche Fehlertoleranzen erforderlich macht duumlrfte daher problematisch sein Dies schraumlnkt die Palette einsetzbarer Materialien unnoumltig weiter ein Der Einsatz glaumlnzender Materialien ist bei Neubauten we

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gen moumlglicher Blendwirkungen und Spiegelungen auch nach DIN 32975 zu vermeiden Jedoch werden vorliegend auch alle Materialien die Glanzanteile oder unterschiedliche Einschluumlsse haben von einer Kontrastpruumlfung methodisch ausgeschlossen was unnoumltig ist (siehe dazu Kapitel 332)

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335 Fazit zur Kontrastpruumlfung durch die Selbsthilfe

Insgesamt ist die Kontrastpruumlfung durch Farbsysteme oder SchwarzWeiszlig-Abbildungen als nur eingeschraumlnkt nuumltzlich weil zu ungenau anzusehen Zumal beide Methoden keine eindeutig reproduzierbaren Messungen darstellen sondern eine Schaumltzung per Inaugenscheinnahme bleiben muumlssen Am sichersten erscheint die direkte und objektive Messung der Leuchtdichten von Kontrastflaumlchen mit festgelegten Messgeometrien und plausiblen Methoden Die Notwendigkeit zur gewissenhaften Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten durch insbesondere nutzungstypische Messungen wird auch in einer Vergleichsstudie uumlber Messmethoden von Joos et al im Auftrag des schweizerischen Bundesamtes fuumlr Verkehr (2012) wie folgt befuumlrwortet bdquoKontrast von Objekten im oumlffentlichen Raum kann nur mit speziellen Leuchtdichtenkameras mit einer genuumlgenden Genauigkeit und vernuumlnftigem personellem und zeitlichem Aufwand bestimmt werdenldquo

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Die vorliegende Broschuumlre versucht aktive Mitglieder der Selbsthilfe zu befaumlhigen sich fuumlr die Pruumlfung und Einhaltung von Kontrasten argumentativ erfolgreich einzusetzen Die erforderlichen Leuchtdichtemessungen an sich sollten nach wie vor von erfahrenen Pruumlfern aus Betrieben und Institutionen durchgefuumlhrt werden die diese Messungen fachgerecht und taumlglich im Auftrag von Materialherstellern Planern Verbaumlnden Kommunen Bund und Laumlndern durchfuumlhren Zur Beurteilung diesbezuumlglich entstehender Kosten sei auf Kapitel 63 verwiesen

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Ein Groszligteil der Informationen im oumlffentlichen Raum die der Orientierung und der Absicherung vor Gefahren dienen wird uumlber Zei-chen Schriften und Piktogramme vermittelt Kontrastwerte die der Auffindbarkeit und Leserlichkeit dienen sollen houmlher als andere sein Nach DIN 32975 gilt dass ein Leuchtdichtekontrast von mindestens 07 und bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen von mindestens 08 einzuhalten ist

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41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit

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Die Auffindbarkeit der Information durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis des gesamten Informationstraumlgers zu seinem Hintergrund Sind zum Beispiel die Grundfarbe einer Toilettenbeschilderung wie auch die umgebende Wand aumlhnlich hell unterscheidet sich die Leuchtdichte nur minimal durch unterschiedliche Reflexionseigenschaften der Materialoberflaumlchen Abbildung 3 zeigt dies Es entstehen zu geringe Kontraste was die Auffindbarkeit des Informationstraumlgers erschwert Abhilfe schafft die kontrastreiche Umrahmung des Schildes oder die kontrastreiche Gestaltung des Schildhintergrundes zur Wand

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4 Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften und Piktogrammen

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Die Leserlichkeit durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis der Zeichen Schriften und Piktogramme zu direkt angrenzenden Flaumlchen Diese Flaumlchen koumlnnen Schildhintergruumlnde sein wie Abbildung 4 die ein Piktogramm als Kennzeichnung einer Herrentoilette zeigt Der relevante Leuchtdichtekontrast entsteht zwischen dem schwarzen Maumlnnchen und der Oberflaumlche des Traumlgermaterials einer Edelstahlplatte

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Falls Zeichen direkt also ohne Traumlgermaterial verwendet werden bilden umgebende Waumlnde angrenzende Gegenstaumlnde und perspektivisch bedingte Umgebungen die angrenzenden Flaumlchen Abbildung 5 die eine Etagennummer auf einer Wand und Abbildung 6 die Piktogramme als Markierung einer Glasflaumlche darstellen zeigen solche direkten Umgebungsflaumlchen von Zeichen

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Abbildung 3 Negativbeispiel ndash helles Toilettenschild auf heller Wand

Abbildung 4 Positivbeispiel ndash dunkles Piktogramm auf hellem Untergrund

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Bei der Etagennummerierung ist die Umgebungsflaumlche eine hell gestrichene Rauputzwand bei den Markierungen auf Glas bildet der Hintergrund in der vorliegenden Perspektive ein Bodenbelag die Umgebungsflaumlche zur Kontrastermittlung

42 Durchsichtige InformationstraumlgerAls besonders unguumlnstig erweisen sich helle Schriften auf Glas bei ebenfalls hellem Hintergrund Abbildung 7 zeigt die Gebaumludebezeichnung eines Finanzamtes durch silbrig-weiszlige Klebebuchstaben die oberhalb der Eingangstuumlr auf dem Sicherheitsglas eines Oberlichts angebracht sind Durch die angrenzende Flaumlche die aus nutzungstypischer Perspektive aus einer weiszligen Decke besteht sind die Buchstaben der oberen Reihe fast gar nicht in den unteren Reihen nur mit Muumlhe erkennbar da der Kontrast zwischen Buchstaben und Decke zu gering ist

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Abbildung 5 Zahl mit Wand als Umgebungsflaumlche

Abbildung 6 Piktogramme mit Boden als Umgebungsflaumlche bei Pers-pektive durch eine Glastuumlr hindurch

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Abhilfe koumlnnte vorliegend eine wesentlich dunklere Deckengestaltung dunklere Schriften oder die Hinterlegung der hellen Schrift mit dunkler Folie schaffen Abbildung 8 zeigt ein Ausstellungsex- ponat Abbildung 9 zeigt was sich dem Betrachter bei Annaumlherung offenbart Jede der 4 Seiten ist aus Glas und mit heller Schrift uumlberzogen die Informationen uumlber das Exponat beinhalten Der Boden als angrenzende Flaumlche zur Schrift aus der Betrachterperspektive ist durch mittelhelle Granitsteine marmoriert und bildet keinen ausreichenden Kontrast zur Schrift sodass diese kaum vom Boden zu unterscheiden ist Hinzu kommt dass sich da alle Glasauszligenflaumlchen des Exponats beschriftet sind die Schriften perspektivisch uumlberlagern und so das Lesen der Information endguumlltig verhindern

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Abbildung 7 Negativbeispiel ndash helle Schrift auf Glas mit hellem Hintergrund

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Die Hinterlegung der Schriften mit dunklen Folien wuumlrde das Exponat optisch zerstoumlren da das Innenleben nicht mehr zu sehen waumlre Dunkle Schriftzeichen wuumlrden auch nicht zum Ziel fuumlhren da das Problem sich uumlberlagernder Schriften weiterhin bestuumlnde Abhilfe bestuumlnde in der Uumlbertragung der Information auf ein zusaumltzliches Schild mit ausreichendem Hintergrundkontrast

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43 Unuumlberlegte Verzierungen und FarbigkeitenBilder oder Farbverlaumlufe als Hintergrund sind grundsaumltzlich zu vermeiden da sie den Leuchtdichtekontrast von Schriften zumindest punktuell schmaumllern Abbildung 10 zeigt ein an sich kontrastreich gestaltetes Gebaumludeschild Durch die teilweise Hinterlegung des Textes mit einem Schmucksiegel wird der Kontrast einzelner Worte zum Schildhintergrund unterbrochen und deutlich verringert Abhilfe koumlnnte die Verkleinerung des Siegels schaffen sodass Schriften damit nicht mehr hinterlegt sind Die Schildgroumlszlige bietet Platz um das Siegel separat zu setzen

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Abbildung 8 Beispiel Exponat- einhausung aus Glasflaumlchen mit Edelstahlrahmen

Abbildung 9 Negativbeispiel ndash uumlberlagernde Schriften auf Glas mit hellem Hintergrund

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Informationsbroschuumlren und Plakate werden meist aufwaumlndig gestaltet Viele verschiedene Farben kommen zum Einsatz um auf differenzierte Inhalte hinzuweisen Dabei tritt die Differenzierung durch Leuchtdichtekontraste haumlufig in den Hintergrund So kann es sein dass Informationen die gar keine hohe Relevanz haben durch starke Helligkeitskontraste zum Hintergrund visuell hervorgehoben werden und Wichtiges trotz vermeintlich auffaumllliger Farbgestaltung wegen zu geringer Leuchtdichtekontraste unbeachtet bleibt

44 Blendung und Schatten ndash boumlse GeisterKapitel 315 erlaumlutert dass zur sehbehindertengerechten Gestaltung keine Pauschalvorgaben zu Beleuchtungsstaumlrken moumlglich sind Vielmehr ist eine in der jeweiligen Situation vor Ort angemessene Beleuchtung notwendig Selbst wenn Kontraste messtechnisch nachweisbar sind kann es sein dass diese durch zu geringe oder zu starke Beleuchtung fuumlr das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind Zu geringe Beleuchtung liegt beispielsweise bei Schattenbildung vor zu starke Beleuchtung kann zu Blendung durch Reflexionen des Lichts fuumlhren Letzteres kann auch durch direkte Sonneneinstrahlung geschehen Abbildungen 11 und 12 zeigen ein von der Decke herabhaumlngendes Schild das an einer der Sonne abgewandten Gebaumludeseite befestigt ist und auf einen Haupteingang

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Abbildung 10 Negativbeispiel ndash Schrift auf Hintergrund mit Hinter-legung

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hinweist Der Kontrast zwischen Buchstaben und Schildhintergrund ist ausreichend sodass einzelne Buchstaben gut erkennbar sind Ein identisches Schild ist an einer der Sonne zugewandten Gebaumlude-seite angebracht Die Buchstaben werden von der direkten Sonnen-einstrahlung teilweise uumlberblendet und sind daher nicht mehr lesbar

Abhilfe koumlnnte die Versetzung des Schildes nach hinten schaffen Eine gleichmaumlszligige Abschattung des gesamten Schildes wuumlrde so durch die Decke hergestellt und Kontraste blieben wahrnehmbar Alternativ muumlsste die Oberflaumlche des Informationstraumlgers weniger glatt sein sodass eine Blendung wegen geringerer Spiegelung des Lichts an der Materialoberflaumlche vermindert ist Auch Abschattflaumlchen aus lichtundurchlaumlssigem Material die direkt an der Schildoberkante befestigt wuumlrden koumlnnten auf dem Schild fuumlr einheitliche Lichtverhaumlltnisse zu sorgen

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Auf Informationstraumlgern die Abdeckungen oder Sichtscheiben aufweisen wie Aushanginformationskaumlsten mit Glas- oder Plexiglasscheiben koumlnnen ebenfalls unerwuumlnschte Reflexionen entstehen Diese sind durch entspiegelte Materialien zu umgehen Der Kontrast an Sichtscheiben von Automaten sollte einstellbar sein

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Abbildung 13 zeigt den Ausschnitt eines Lageplans von Bus- und Hauptbahnhof Durch eine nicht entspiegelte Abdeckung des Aushangplans entstehen bei normalem Tageslicht starke Spiegelungen

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Abbildung 11 Beispiel ndash Schild im Schatten

Abbildung 12 Negativbeispiel ndash Schild mit Sonneneinstrahlung

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die Gleisbezeichnungen der Bahn unlesbar machen Abbildung 14 zeigt das gleiche Problem einer Oumlffnungszeiteninformation einer Bibliothek Durch die Anbringung der an sich kontrastreich gestalteten Textinformation an der Innenseite einer Glaswand spiegeln sich voruumlbergehende Menschen und die oumlrtliche Umgebung aus dem Ruumlcken des Betrachters Die Schriften wirken verwaschen da Kontraste durch wechselnde Umgebungsverhaumlltnisse mal schwaumlcher und mal staumlrker sind

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Abbildungen 15 und 16 zeigen Ausschnitte eines Lageplans der im Auszligenbereich einer Grundschule aufgestellt ist und ohne Ab- deckungen auskommt Trotz Sonneneinstrahlung werden Kontraste nicht beeintraumlchtigt da die Oberflaumlche mattiert ist Leider ist in der Legende zum Plan der Schrifthintergrund teils nicht ausreichend kontrastreich gestaltet Einzelne Gebaumludebereiche sind auf dem Plan durch eingrenzende stark kontrastierende Zeichnung gut unterscheidbar aber die zugehoumlrige Benennung der Gebaumlude ist wegen geringer Kontraste nur fuumlr manche Gebaumlude leserlich

Grundsaumltzlich sind Aushanginformationen mit Orientierungs- oder Entscheidungsfunktion selbst hinreichend zu beleuchten um Kont-

Abbildung 13 Negativbeispiel ndash Blendung auf Glasabdeckung durch Sonnenlicht

Abbildung 14 Negativbeispiel ndash Umgebungsreflexion bei Information hinter Glas

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raste wahrnehmen zu koumlnnen um bei Annaumlherung an die Information keine Schattenbildung zu verursachen Eine gerichtete Beleuchtung ist nach DIN 32975 entweder von unten von oben oder von hinten vorzusehen

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Auch offensichtlich fuumlr sehbehinderte Menschen gestaltete Objekte koumlnnen problematisch sein Abbildung 17 zeigt ein Toilettenschild das neben Buchstaben auch Brailleschrift beinhaltet Die Buchstaben sind erhaben auf einer farblosen Plexiglasscheibe aufgebracht die wiederum auf Abstand zur Wand montiert ist Die Buchstaben werfen daher einen Schatten an die Wand und schmaumllern so den ansonsten tadellosen Kontrast der dunklen Buchstaben zur hellen Wand unnoumltig

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Abbildung 15 Positivbeispiel ndash Lageplan ohne Abdeckung

Abbildung 16 Negativbeispiel ndash ungenuumlgender Kontrast der Legende zum Lageplan

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45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern

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Wenn Papier als Traumlgermaterial fuumlr Informationen verwendet wird zum Beispiel bei Faltplaumlnen ist zusaumltzliche die Papierstaumlrke wichtig um Kontraste zu erhalten Bei beidseitig bedrucktem Papier duumlrfen Informationen der Ruumlckseite auf der Vorderseite nicht durchscheinen Sie verringern als angrenzende Flaumlche zu den Schriften den Leuchtdichtekontrast unnoumltig Eine Mindestpapierstaumlrke von 100 Gramm pro Quadratmeter ist daher einzuhalten

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Da gerade Aushanginformationen haumlufigen Aumlnderungen unterliegen werden die Informationen meist als kostenguumlnstige Variante ebenfalls auf Papier gedruckt Glanzoberflaumlchen auf Papier haben unerwuumlnschte Blendwirkungen insbesondere bei Tageslicht was die Kontraste von Schriften zu ihrem Hintergrund deutlich beeintraumlchtigt

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Infopost oder haumlufig wiederkehrende Mitteilungen werden aus Kostengruumlnden oder aus Gruumlnden des Umweltschutzes oft auf Papier mit hohen Grau-Anteilen und starken Rauigkeiten der Papieroberflaumlchen gedruckt Diese haben im Vergleich zu reinweiszligem also sehr hellem Papier eine kontrastmindernde Wirkung auf die Leserlichkeit von Schriften und sollten vermieden werden Der Effekt des Papiers

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Abbildung 17 Negativbeispiel ndash Schattenbildung durch Reliefbuchstaben auf Plexiglas

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auf den Kontrast zur Schrift ist der gleiche wie der negative Effekt von farbig hinterlegten Texten

46 Schriften aus Licht ndash VorsichtInformationen durch hinterleuchtete oder selbstleuchtende Anzeigen stellen in Bezug auf Leuchtdichtekontraste Sonderfaumllle dar Anders als bei lichtundurchlaumlssigen Schildern kann es zu Kontrastminderungen in der Anwendung kommen Der Kontrast muss bei diesen Anzeigen die uumlblichen Vorgaben von 07 beziehungsweise 08 bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen ndash in der unguumlnstigeren Bedingung ndash erreichen

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Zum Beispiel ergibt ein heller Leuchtkasten der mit einem lichtundurchlaumlssigen Piktogramm beklebt ist unterschiedliche Leuchtdichten abhaumlngig davon ob er ein- oder ausgeschaltet ist Das lichtundurchlaumlssige Piktogramm veraumlndert seine Leuchtdichte dadurch nicht Der Kontrast errechnet sich aus den angrenzenden Flaumlchen von Piktogramm und Hintergrund Also resultieren durch Ein- und Ausschalten der Beleuchtung unterschiedliche Kontraste Aumlhnlich verhaumllt es sich bei lichtdurchlaumlssigen Zeichen auf Leuchtkaumlsten Dann ist es von der Transparenz der Zeichen und des Hintergrundes abhaumlngig ob sich die Beleuchtungsstaumlrke aus dem Innenraum gleichmaumlszligig auswirkt was direkten Einfluss auf die Leuchtdichten einzelner Flaumlchen hat Bei von innen beleuchteten Anzeigen muss daher immer der geringere Kontrast ausreichend hoch sein

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Kapitel 315 erlaumlutert dass Beleuchtungsstaumlrken der Umgebung keine Auswirkungen auf vorhandene Kontraste haben Auch diesbezuumlglich stellen selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen einen Sonderfall dar Tageslicht oder kuumlnstliche Beleuchtung uumlberlagern die Leuchtdichten und koumlnnen einen kontrastmindernden Einfluss haben Nach DIN 32975 muss die Beleuchtungssituation bei der Beurteilung von selbstleuchtenden oder hinterleuchteten

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Anzeigen mit beruumlcksichtigt werden Ohne Tageslichteinfluss in Innenraumlumen muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 200 Lux mit Tageslichteinfluss und im Freien muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 2000 Lux bestehen Uumlbrigens auch dann wenn Schutzscheiben vor den Anzeigen die zusaumltzliche Reflexionen verursachen koumlnnen verwendet werden

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Bei Wechselanzeigen wie Fahrgastinformationen werden zunehmend elektronische Anzeigen verwendet Eine Vergleichsstudie zur Lesbarkeit dynamischer Informationsanzeigen (Lang et al 2004) ergab unter anderem dass LCD-Anzeigen generell als kontrastreicher als LED-Anzeigen wahrgenommen werden insbesondere bei seitlicher Betrachtung was den haumlufigsten Anwendungsfall darstellen duumlrfte Dieses Ergebnis stellte sich als unabhaumlngig von Alter und Sehleistung der Versuchspersonen dar Auf LED-Anzeigen sollte daher verzichtet werden Foumlrderlich fuumlr Kontraste sind zudem hohe Pixelzahlen

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Laufschriften in elektronischen Anzeigen sind generell auch bei hinreichenden Kontrasten zu vermeiden Das Auge hat in der Regel zu wenig Zeit um sich auf die schnellen Kontrastwechsel an einzelnen Punkten einzustellen um zunaumlchst einzelne Buchstaben und anschlieszligend ganze Worte wahrzunehmen um sie danach noch lesen und verstehen zu koumlnnen

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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Eine andere Methode zur Pruumlfung von Kontrasten sieht die Nutzung von Farbkarten Farbfaumlchern oder digitalen Farbwerken vor Erlaumlutert sei dies am Beispiel von RAL-Farbkarten Als RAL-Farbe werden Normfarben bezeichnet die die RAL GmbH vertreibt Jeder Farbe ist eine Nummernbezeichnung zugeordnet Die Kontrastwerte zweier Materialien werden aus Hellbezugswerten und Umrechnungstabellen erschlossen Das groumlszligte Fehlerpotential wird bei dieser Methode in der eindeutigen Zuordnung von Materialoberflaumlchen zu entsprechenden Farbmustern gesehen Insbesondere Wand- und Bodenbelaumlge lassen sich oft nicht eindeutig zuordnen da deren Oberflaumlchen Zusammensetzungen zeigen die Hell- und Dunkelanteile mischen wie etwa Granit Sandstein Rauputz oder gemusterte Flaumlchen usw Der Vorteil der Normierung der Kartennummern soll darin bestehen dass Kunden und Lieferanten nur RAL-Nummern und nicht Materialmuster austauschen In den vorangegangenen Abschnitten wird deutlich dass die Messung des definierten Materials jedoch unumgaumlnglich ist da dessen Oberflaumlchenbeschaffenheit erhebliche Aus-wirkungen auf Kontraste hat Dies sowohl in Bezug auf Oberflaumlchenstrukturen als auch in Bezug auf die Materialzusammensetzung die sich an der Oberflaumlche offenbart Die Farbkarten-Methode versucht diesem Problem damit zu begegnen dass generell eine Fehler

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- toleranz von 01 bis 015 Kontrastwerten einkalkuliert werden soll und dass glaumlnzende Farben fuumlr die barrierefreie Gestaltung wegen moumlglicher Spiegelungen nicht in Frage kommen Zur empfohlenen Fehlertoleranz ist anzumerken dass wegen der Abnutzung von Materialien geforderte Kontraste im Neuzustand der Materialien ohnehin deutlich uumlberschritten werden sollten (weitere Informationen dazu siehe Kapitel 64) Eine zusaumltzliche Anhebung geforderter Werte durch die Verwendung einer Pruumlfmethode die zusaumltzliche Fehlertoleranzen erforderlich macht duumlrfte daher problematisch sein Dies schraumlnkt die Palette einsetzbarer Materialien unnoumltig weiter ein Der Einsatz glaumlnzender Materialien ist bei Neubauten we

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gen moumlglicher Blendwirkungen und Spiegelungen auch nach DIN 32975 zu vermeiden Jedoch werden vorliegend auch alle Materialien die Glanzanteile oder unterschiedliche Einschluumlsse haben von einer Kontrastpruumlfung methodisch ausgeschlossen was unnoumltig ist (siehe dazu Kapitel 332)

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335 Fazit zur Kontrastpruumlfung durch die Selbsthilfe

Insgesamt ist die Kontrastpruumlfung durch Farbsysteme oder SchwarzWeiszlig-Abbildungen als nur eingeschraumlnkt nuumltzlich weil zu ungenau anzusehen Zumal beide Methoden keine eindeutig reproduzierbaren Messungen darstellen sondern eine Schaumltzung per Inaugenscheinnahme bleiben muumlssen Am sichersten erscheint die direkte und objektive Messung der Leuchtdichten von Kontrastflaumlchen mit festgelegten Messgeometrien und plausiblen Methoden Die Notwendigkeit zur gewissenhaften Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten durch insbesondere nutzungstypische Messungen wird auch in einer Vergleichsstudie uumlber Messmethoden von Joos et al im Auftrag des schweizerischen Bundesamtes fuumlr Verkehr (2012) wie folgt befuumlrwortet bdquoKontrast von Objekten im oumlffentlichen Raum kann nur mit speziellen Leuchtdichtenkameras mit einer genuumlgenden Genauigkeit und vernuumlnftigem personellem und zeitlichem Aufwand bestimmt werdenldquo

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Die vorliegende Broschuumlre versucht aktive Mitglieder der Selbsthilfe zu befaumlhigen sich fuumlr die Pruumlfung und Einhaltung von Kontrasten argumentativ erfolgreich einzusetzen Die erforderlichen Leuchtdichtemessungen an sich sollten nach wie vor von erfahrenen Pruumlfern aus Betrieben und Institutionen durchgefuumlhrt werden die diese Messungen fachgerecht und taumlglich im Auftrag von Materialherstellern Planern Verbaumlnden Kommunen Bund und Laumlndern durchfuumlhren Zur Beurteilung diesbezuumlglich entstehender Kosten sei auf Kapitel 63 verwiesen

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Ein Groszligteil der Informationen im oumlffentlichen Raum die der Orientierung und der Absicherung vor Gefahren dienen wird uumlber Zei-chen Schriften und Piktogramme vermittelt Kontrastwerte die der Auffindbarkeit und Leserlichkeit dienen sollen houmlher als andere sein Nach DIN 32975 gilt dass ein Leuchtdichtekontrast von mindestens 07 und bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen von mindestens 08 einzuhalten ist

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41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit

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Die Auffindbarkeit der Information durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis des gesamten Informationstraumlgers zu seinem Hintergrund Sind zum Beispiel die Grundfarbe einer Toilettenbeschilderung wie auch die umgebende Wand aumlhnlich hell unterscheidet sich die Leuchtdichte nur minimal durch unterschiedliche Reflexionseigenschaften der Materialoberflaumlchen Abbildung 3 zeigt dies Es entstehen zu geringe Kontraste was die Auffindbarkeit des Informationstraumlgers erschwert Abhilfe schafft die kontrastreiche Umrahmung des Schildes oder die kontrastreiche Gestaltung des Schildhintergrundes zur Wand

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4 Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften und Piktogrammen

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Die Leserlichkeit durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis der Zeichen Schriften und Piktogramme zu direkt angrenzenden Flaumlchen Diese Flaumlchen koumlnnen Schildhintergruumlnde sein wie Abbildung 4 die ein Piktogramm als Kennzeichnung einer Herrentoilette zeigt Der relevante Leuchtdichtekontrast entsteht zwischen dem schwarzen Maumlnnchen und der Oberflaumlche des Traumlgermaterials einer Edelstahlplatte

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Falls Zeichen direkt also ohne Traumlgermaterial verwendet werden bilden umgebende Waumlnde angrenzende Gegenstaumlnde und perspektivisch bedingte Umgebungen die angrenzenden Flaumlchen Abbildung 5 die eine Etagennummer auf einer Wand und Abbildung 6 die Piktogramme als Markierung einer Glasflaumlche darstellen zeigen solche direkten Umgebungsflaumlchen von Zeichen

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Abbildung 3 Negativbeispiel ndash helles Toilettenschild auf heller Wand

Abbildung 4 Positivbeispiel ndash dunkles Piktogramm auf hellem Untergrund

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Bei der Etagennummerierung ist die Umgebungsflaumlche eine hell gestrichene Rauputzwand bei den Markierungen auf Glas bildet der Hintergrund in der vorliegenden Perspektive ein Bodenbelag die Umgebungsflaumlche zur Kontrastermittlung

42 Durchsichtige InformationstraumlgerAls besonders unguumlnstig erweisen sich helle Schriften auf Glas bei ebenfalls hellem Hintergrund Abbildung 7 zeigt die Gebaumludebezeichnung eines Finanzamtes durch silbrig-weiszlige Klebebuchstaben die oberhalb der Eingangstuumlr auf dem Sicherheitsglas eines Oberlichts angebracht sind Durch die angrenzende Flaumlche die aus nutzungstypischer Perspektive aus einer weiszligen Decke besteht sind die Buchstaben der oberen Reihe fast gar nicht in den unteren Reihen nur mit Muumlhe erkennbar da der Kontrast zwischen Buchstaben und Decke zu gering ist

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Abbildung 5 Zahl mit Wand als Umgebungsflaumlche

Abbildung 6 Piktogramme mit Boden als Umgebungsflaumlche bei Pers-pektive durch eine Glastuumlr hindurch

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Abhilfe koumlnnte vorliegend eine wesentlich dunklere Deckengestaltung dunklere Schriften oder die Hinterlegung der hellen Schrift mit dunkler Folie schaffen Abbildung 8 zeigt ein Ausstellungsex- ponat Abbildung 9 zeigt was sich dem Betrachter bei Annaumlherung offenbart Jede der 4 Seiten ist aus Glas und mit heller Schrift uumlberzogen die Informationen uumlber das Exponat beinhalten Der Boden als angrenzende Flaumlche zur Schrift aus der Betrachterperspektive ist durch mittelhelle Granitsteine marmoriert und bildet keinen ausreichenden Kontrast zur Schrift sodass diese kaum vom Boden zu unterscheiden ist Hinzu kommt dass sich da alle Glasauszligenflaumlchen des Exponats beschriftet sind die Schriften perspektivisch uumlberlagern und so das Lesen der Information endguumlltig verhindern

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Abbildung 7 Negativbeispiel ndash helle Schrift auf Glas mit hellem Hintergrund

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Die Hinterlegung der Schriften mit dunklen Folien wuumlrde das Exponat optisch zerstoumlren da das Innenleben nicht mehr zu sehen waumlre Dunkle Schriftzeichen wuumlrden auch nicht zum Ziel fuumlhren da das Problem sich uumlberlagernder Schriften weiterhin bestuumlnde Abhilfe bestuumlnde in der Uumlbertragung der Information auf ein zusaumltzliches Schild mit ausreichendem Hintergrundkontrast

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43 Unuumlberlegte Verzierungen und FarbigkeitenBilder oder Farbverlaumlufe als Hintergrund sind grundsaumltzlich zu vermeiden da sie den Leuchtdichtekontrast von Schriften zumindest punktuell schmaumllern Abbildung 10 zeigt ein an sich kontrastreich gestaltetes Gebaumludeschild Durch die teilweise Hinterlegung des Textes mit einem Schmucksiegel wird der Kontrast einzelner Worte zum Schildhintergrund unterbrochen und deutlich verringert Abhilfe koumlnnte die Verkleinerung des Siegels schaffen sodass Schriften damit nicht mehr hinterlegt sind Die Schildgroumlszlige bietet Platz um das Siegel separat zu setzen

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Abbildung 8 Beispiel Exponat- einhausung aus Glasflaumlchen mit Edelstahlrahmen

Abbildung 9 Negativbeispiel ndash uumlberlagernde Schriften auf Glas mit hellem Hintergrund

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Informationsbroschuumlren und Plakate werden meist aufwaumlndig gestaltet Viele verschiedene Farben kommen zum Einsatz um auf differenzierte Inhalte hinzuweisen Dabei tritt die Differenzierung durch Leuchtdichtekontraste haumlufig in den Hintergrund So kann es sein dass Informationen die gar keine hohe Relevanz haben durch starke Helligkeitskontraste zum Hintergrund visuell hervorgehoben werden und Wichtiges trotz vermeintlich auffaumllliger Farbgestaltung wegen zu geringer Leuchtdichtekontraste unbeachtet bleibt

44 Blendung und Schatten ndash boumlse GeisterKapitel 315 erlaumlutert dass zur sehbehindertengerechten Gestaltung keine Pauschalvorgaben zu Beleuchtungsstaumlrken moumlglich sind Vielmehr ist eine in der jeweiligen Situation vor Ort angemessene Beleuchtung notwendig Selbst wenn Kontraste messtechnisch nachweisbar sind kann es sein dass diese durch zu geringe oder zu starke Beleuchtung fuumlr das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind Zu geringe Beleuchtung liegt beispielsweise bei Schattenbildung vor zu starke Beleuchtung kann zu Blendung durch Reflexionen des Lichts fuumlhren Letzteres kann auch durch direkte Sonneneinstrahlung geschehen Abbildungen 11 und 12 zeigen ein von der Decke herabhaumlngendes Schild das an einer der Sonne abgewandten Gebaumludeseite befestigt ist und auf einen Haupteingang

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Abbildung 10 Negativbeispiel ndash Schrift auf Hintergrund mit Hinter-legung

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hinweist Der Kontrast zwischen Buchstaben und Schildhintergrund ist ausreichend sodass einzelne Buchstaben gut erkennbar sind Ein identisches Schild ist an einer der Sonne zugewandten Gebaumlude-seite angebracht Die Buchstaben werden von der direkten Sonnen-einstrahlung teilweise uumlberblendet und sind daher nicht mehr lesbar

Abhilfe koumlnnte die Versetzung des Schildes nach hinten schaffen Eine gleichmaumlszligige Abschattung des gesamten Schildes wuumlrde so durch die Decke hergestellt und Kontraste blieben wahrnehmbar Alternativ muumlsste die Oberflaumlche des Informationstraumlgers weniger glatt sein sodass eine Blendung wegen geringerer Spiegelung des Lichts an der Materialoberflaumlche vermindert ist Auch Abschattflaumlchen aus lichtundurchlaumlssigem Material die direkt an der Schildoberkante befestigt wuumlrden koumlnnten auf dem Schild fuumlr einheitliche Lichtverhaumlltnisse zu sorgen

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Auf Informationstraumlgern die Abdeckungen oder Sichtscheiben aufweisen wie Aushanginformationskaumlsten mit Glas- oder Plexiglasscheiben koumlnnen ebenfalls unerwuumlnschte Reflexionen entstehen Diese sind durch entspiegelte Materialien zu umgehen Der Kontrast an Sichtscheiben von Automaten sollte einstellbar sein

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Abbildung 13 zeigt den Ausschnitt eines Lageplans von Bus- und Hauptbahnhof Durch eine nicht entspiegelte Abdeckung des Aushangplans entstehen bei normalem Tageslicht starke Spiegelungen

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Abbildung 11 Beispiel ndash Schild im Schatten

Abbildung 12 Negativbeispiel ndash Schild mit Sonneneinstrahlung

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die Gleisbezeichnungen der Bahn unlesbar machen Abbildung 14 zeigt das gleiche Problem einer Oumlffnungszeiteninformation einer Bibliothek Durch die Anbringung der an sich kontrastreich gestalteten Textinformation an der Innenseite einer Glaswand spiegeln sich voruumlbergehende Menschen und die oumlrtliche Umgebung aus dem Ruumlcken des Betrachters Die Schriften wirken verwaschen da Kontraste durch wechselnde Umgebungsverhaumlltnisse mal schwaumlcher und mal staumlrker sind

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Abbildungen 15 und 16 zeigen Ausschnitte eines Lageplans der im Auszligenbereich einer Grundschule aufgestellt ist und ohne Ab- deckungen auskommt Trotz Sonneneinstrahlung werden Kontraste nicht beeintraumlchtigt da die Oberflaumlche mattiert ist Leider ist in der Legende zum Plan der Schrifthintergrund teils nicht ausreichend kontrastreich gestaltet Einzelne Gebaumludebereiche sind auf dem Plan durch eingrenzende stark kontrastierende Zeichnung gut unterscheidbar aber die zugehoumlrige Benennung der Gebaumlude ist wegen geringer Kontraste nur fuumlr manche Gebaumlude leserlich

Grundsaumltzlich sind Aushanginformationen mit Orientierungs- oder Entscheidungsfunktion selbst hinreichend zu beleuchten um Kont-

Abbildung 13 Negativbeispiel ndash Blendung auf Glasabdeckung durch Sonnenlicht

Abbildung 14 Negativbeispiel ndash Umgebungsreflexion bei Information hinter Glas

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raste wahrnehmen zu koumlnnen um bei Annaumlherung an die Information keine Schattenbildung zu verursachen Eine gerichtete Beleuchtung ist nach DIN 32975 entweder von unten von oben oder von hinten vorzusehen

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Auch offensichtlich fuumlr sehbehinderte Menschen gestaltete Objekte koumlnnen problematisch sein Abbildung 17 zeigt ein Toilettenschild das neben Buchstaben auch Brailleschrift beinhaltet Die Buchstaben sind erhaben auf einer farblosen Plexiglasscheibe aufgebracht die wiederum auf Abstand zur Wand montiert ist Die Buchstaben werfen daher einen Schatten an die Wand und schmaumllern so den ansonsten tadellosen Kontrast der dunklen Buchstaben zur hellen Wand unnoumltig

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Abbildung 15 Positivbeispiel ndash Lageplan ohne Abdeckung

Abbildung 16 Negativbeispiel ndash ungenuumlgender Kontrast der Legende zum Lageplan

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45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern

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Wenn Papier als Traumlgermaterial fuumlr Informationen verwendet wird zum Beispiel bei Faltplaumlnen ist zusaumltzliche die Papierstaumlrke wichtig um Kontraste zu erhalten Bei beidseitig bedrucktem Papier duumlrfen Informationen der Ruumlckseite auf der Vorderseite nicht durchscheinen Sie verringern als angrenzende Flaumlche zu den Schriften den Leuchtdichtekontrast unnoumltig Eine Mindestpapierstaumlrke von 100 Gramm pro Quadratmeter ist daher einzuhalten

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Da gerade Aushanginformationen haumlufigen Aumlnderungen unterliegen werden die Informationen meist als kostenguumlnstige Variante ebenfalls auf Papier gedruckt Glanzoberflaumlchen auf Papier haben unerwuumlnschte Blendwirkungen insbesondere bei Tageslicht was die Kontraste von Schriften zu ihrem Hintergrund deutlich beeintraumlchtigt

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Infopost oder haumlufig wiederkehrende Mitteilungen werden aus Kostengruumlnden oder aus Gruumlnden des Umweltschutzes oft auf Papier mit hohen Grau-Anteilen und starken Rauigkeiten der Papieroberflaumlchen gedruckt Diese haben im Vergleich zu reinweiszligem also sehr hellem Papier eine kontrastmindernde Wirkung auf die Leserlichkeit von Schriften und sollten vermieden werden Der Effekt des Papiers

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Abbildung 17 Negativbeispiel ndash Schattenbildung durch Reliefbuchstaben auf Plexiglas

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auf den Kontrast zur Schrift ist der gleiche wie der negative Effekt von farbig hinterlegten Texten

46 Schriften aus Licht ndash VorsichtInformationen durch hinterleuchtete oder selbstleuchtende Anzeigen stellen in Bezug auf Leuchtdichtekontraste Sonderfaumllle dar Anders als bei lichtundurchlaumlssigen Schildern kann es zu Kontrastminderungen in der Anwendung kommen Der Kontrast muss bei diesen Anzeigen die uumlblichen Vorgaben von 07 beziehungsweise 08 bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen ndash in der unguumlnstigeren Bedingung ndash erreichen

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Zum Beispiel ergibt ein heller Leuchtkasten der mit einem lichtundurchlaumlssigen Piktogramm beklebt ist unterschiedliche Leuchtdichten abhaumlngig davon ob er ein- oder ausgeschaltet ist Das lichtundurchlaumlssige Piktogramm veraumlndert seine Leuchtdichte dadurch nicht Der Kontrast errechnet sich aus den angrenzenden Flaumlchen von Piktogramm und Hintergrund Also resultieren durch Ein- und Ausschalten der Beleuchtung unterschiedliche Kontraste Aumlhnlich verhaumllt es sich bei lichtdurchlaumlssigen Zeichen auf Leuchtkaumlsten Dann ist es von der Transparenz der Zeichen und des Hintergrundes abhaumlngig ob sich die Beleuchtungsstaumlrke aus dem Innenraum gleichmaumlszligig auswirkt was direkten Einfluss auf die Leuchtdichten einzelner Flaumlchen hat Bei von innen beleuchteten Anzeigen muss daher immer der geringere Kontrast ausreichend hoch sein

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Kapitel 315 erlaumlutert dass Beleuchtungsstaumlrken der Umgebung keine Auswirkungen auf vorhandene Kontraste haben Auch diesbezuumlglich stellen selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen einen Sonderfall dar Tageslicht oder kuumlnstliche Beleuchtung uumlberlagern die Leuchtdichten und koumlnnen einen kontrastmindernden Einfluss haben Nach DIN 32975 muss die Beleuchtungssituation bei der Beurteilung von selbstleuchtenden oder hinterleuchteten

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Anzeigen mit beruumlcksichtigt werden Ohne Tageslichteinfluss in Innenraumlumen muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 200 Lux mit Tageslichteinfluss und im Freien muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 2000 Lux bestehen Uumlbrigens auch dann wenn Schutzscheiben vor den Anzeigen die zusaumltzliche Reflexionen verursachen koumlnnen verwendet werden

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Bei Wechselanzeigen wie Fahrgastinformationen werden zunehmend elektronische Anzeigen verwendet Eine Vergleichsstudie zur Lesbarkeit dynamischer Informationsanzeigen (Lang et al 2004) ergab unter anderem dass LCD-Anzeigen generell als kontrastreicher als LED-Anzeigen wahrgenommen werden insbesondere bei seitlicher Betrachtung was den haumlufigsten Anwendungsfall darstellen duumlrfte Dieses Ergebnis stellte sich als unabhaumlngig von Alter und Sehleistung der Versuchspersonen dar Auf LED-Anzeigen sollte daher verzichtet werden Foumlrderlich fuumlr Kontraste sind zudem hohe Pixelzahlen

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Laufschriften in elektronischen Anzeigen sind generell auch bei hinreichenden Kontrasten zu vermeiden Das Auge hat in der Regel zu wenig Zeit um sich auf die schnellen Kontrastwechsel an einzelnen Punkten einzustellen um zunaumlchst einzelne Buchstaben und anschlieszligend ganze Worte wahrzunehmen um sie danach noch lesen und verstehen zu koumlnnen

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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gen moumlglicher Blendwirkungen und Spiegelungen auch nach DIN 32975 zu vermeiden Jedoch werden vorliegend auch alle Materialien die Glanzanteile oder unterschiedliche Einschluumlsse haben von einer Kontrastpruumlfung methodisch ausgeschlossen was unnoumltig ist (siehe dazu Kapitel 332)

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335 Fazit zur Kontrastpruumlfung durch die Selbsthilfe

Insgesamt ist die Kontrastpruumlfung durch Farbsysteme oder SchwarzWeiszlig-Abbildungen als nur eingeschraumlnkt nuumltzlich weil zu ungenau anzusehen Zumal beide Methoden keine eindeutig reproduzierbaren Messungen darstellen sondern eine Schaumltzung per Inaugenscheinnahme bleiben muumlssen Am sichersten erscheint die direkte und objektive Messung der Leuchtdichten von Kontrastflaumlchen mit festgelegten Messgeometrien und plausiblen Methoden Die Notwendigkeit zur gewissenhaften Beurteilung von Leuchtdichtekontrasten durch insbesondere nutzungstypische Messungen wird auch in einer Vergleichsstudie uumlber Messmethoden von Joos et al im Auftrag des schweizerischen Bundesamtes fuumlr Verkehr (2012) wie folgt befuumlrwortet bdquoKontrast von Objekten im oumlffentlichen Raum kann nur mit speziellen Leuchtdichtenkameras mit einer genuumlgenden Genauigkeit und vernuumlnftigem personellem und zeitlichem Aufwand bestimmt werdenldquo

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Die vorliegende Broschuumlre versucht aktive Mitglieder der Selbsthilfe zu befaumlhigen sich fuumlr die Pruumlfung und Einhaltung von Kontrasten argumentativ erfolgreich einzusetzen Die erforderlichen Leuchtdichtemessungen an sich sollten nach wie vor von erfahrenen Pruumlfern aus Betrieben und Institutionen durchgefuumlhrt werden die diese Messungen fachgerecht und taumlglich im Auftrag von Materialherstellern Planern Verbaumlnden Kommunen Bund und Laumlndern durchfuumlhren Zur Beurteilung diesbezuumlglich entstehender Kosten sei auf Kapitel 63 verwiesen

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Ein Groszligteil der Informationen im oumlffentlichen Raum die der Orientierung und der Absicherung vor Gefahren dienen wird uumlber Zei-chen Schriften und Piktogramme vermittelt Kontrastwerte die der Auffindbarkeit und Leserlichkeit dienen sollen houmlher als andere sein Nach DIN 32975 gilt dass ein Leuchtdichtekontrast von mindestens 07 und bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen von mindestens 08 einzuhalten ist

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41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit

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Die Auffindbarkeit der Information durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis des gesamten Informationstraumlgers zu seinem Hintergrund Sind zum Beispiel die Grundfarbe einer Toilettenbeschilderung wie auch die umgebende Wand aumlhnlich hell unterscheidet sich die Leuchtdichte nur minimal durch unterschiedliche Reflexionseigenschaften der Materialoberflaumlchen Abbildung 3 zeigt dies Es entstehen zu geringe Kontraste was die Auffindbarkeit des Informationstraumlgers erschwert Abhilfe schafft die kontrastreiche Umrahmung des Schildes oder die kontrastreiche Gestaltung des Schildhintergrundes zur Wand

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4 Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften und Piktogrammen

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Die Leserlichkeit durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis der Zeichen Schriften und Piktogramme zu direkt angrenzenden Flaumlchen Diese Flaumlchen koumlnnen Schildhintergruumlnde sein wie Abbildung 4 die ein Piktogramm als Kennzeichnung einer Herrentoilette zeigt Der relevante Leuchtdichtekontrast entsteht zwischen dem schwarzen Maumlnnchen und der Oberflaumlche des Traumlgermaterials einer Edelstahlplatte

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Falls Zeichen direkt also ohne Traumlgermaterial verwendet werden bilden umgebende Waumlnde angrenzende Gegenstaumlnde und perspektivisch bedingte Umgebungen die angrenzenden Flaumlchen Abbildung 5 die eine Etagennummer auf einer Wand und Abbildung 6 die Piktogramme als Markierung einer Glasflaumlche darstellen zeigen solche direkten Umgebungsflaumlchen von Zeichen

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Abbildung 3 Negativbeispiel ndash helles Toilettenschild auf heller Wand

Abbildung 4 Positivbeispiel ndash dunkles Piktogramm auf hellem Untergrund

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Bei der Etagennummerierung ist die Umgebungsflaumlche eine hell gestrichene Rauputzwand bei den Markierungen auf Glas bildet der Hintergrund in der vorliegenden Perspektive ein Bodenbelag die Umgebungsflaumlche zur Kontrastermittlung

42 Durchsichtige InformationstraumlgerAls besonders unguumlnstig erweisen sich helle Schriften auf Glas bei ebenfalls hellem Hintergrund Abbildung 7 zeigt die Gebaumludebezeichnung eines Finanzamtes durch silbrig-weiszlige Klebebuchstaben die oberhalb der Eingangstuumlr auf dem Sicherheitsglas eines Oberlichts angebracht sind Durch die angrenzende Flaumlche die aus nutzungstypischer Perspektive aus einer weiszligen Decke besteht sind die Buchstaben der oberen Reihe fast gar nicht in den unteren Reihen nur mit Muumlhe erkennbar da der Kontrast zwischen Buchstaben und Decke zu gering ist

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Abbildung 5 Zahl mit Wand als Umgebungsflaumlche

Abbildung 6 Piktogramme mit Boden als Umgebungsflaumlche bei Pers-pektive durch eine Glastuumlr hindurch

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Abhilfe koumlnnte vorliegend eine wesentlich dunklere Deckengestaltung dunklere Schriften oder die Hinterlegung der hellen Schrift mit dunkler Folie schaffen Abbildung 8 zeigt ein Ausstellungsex- ponat Abbildung 9 zeigt was sich dem Betrachter bei Annaumlherung offenbart Jede der 4 Seiten ist aus Glas und mit heller Schrift uumlberzogen die Informationen uumlber das Exponat beinhalten Der Boden als angrenzende Flaumlche zur Schrift aus der Betrachterperspektive ist durch mittelhelle Granitsteine marmoriert und bildet keinen ausreichenden Kontrast zur Schrift sodass diese kaum vom Boden zu unterscheiden ist Hinzu kommt dass sich da alle Glasauszligenflaumlchen des Exponats beschriftet sind die Schriften perspektivisch uumlberlagern und so das Lesen der Information endguumlltig verhindern

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Abbildung 7 Negativbeispiel ndash helle Schrift auf Glas mit hellem Hintergrund

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Die Hinterlegung der Schriften mit dunklen Folien wuumlrde das Exponat optisch zerstoumlren da das Innenleben nicht mehr zu sehen waumlre Dunkle Schriftzeichen wuumlrden auch nicht zum Ziel fuumlhren da das Problem sich uumlberlagernder Schriften weiterhin bestuumlnde Abhilfe bestuumlnde in der Uumlbertragung der Information auf ein zusaumltzliches Schild mit ausreichendem Hintergrundkontrast

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43 Unuumlberlegte Verzierungen und FarbigkeitenBilder oder Farbverlaumlufe als Hintergrund sind grundsaumltzlich zu vermeiden da sie den Leuchtdichtekontrast von Schriften zumindest punktuell schmaumllern Abbildung 10 zeigt ein an sich kontrastreich gestaltetes Gebaumludeschild Durch die teilweise Hinterlegung des Textes mit einem Schmucksiegel wird der Kontrast einzelner Worte zum Schildhintergrund unterbrochen und deutlich verringert Abhilfe koumlnnte die Verkleinerung des Siegels schaffen sodass Schriften damit nicht mehr hinterlegt sind Die Schildgroumlszlige bietet Platz um das Siegel separat zu setzen

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Abbildung 8 Beispiel Exponat- einhausung aus Glasflaumlchen mit Edelstahlrahmen

Abbildung 9 Negativbeispiel ndash uumlberlagernde Schriften auf Glas mit hellem Hintergrund

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Informationsbroschuumlren und Plakate werden meist aufwaumlndig gestaltet Viele verschiedene Farben kommen zum Einsatz um auf differenzierte Inhalte hinzuweisen Dabei tritt die Differenzierung durch Leuchtdichtekontraste haumlufig in den Hintergrund So kann es sein dass Informationen die gar keine hohe Relevanz haben durch starke Helligkeitskontraste zum Hintergrund visuell hervorgehoben werden und Wichtiges trotz vermeintlich auffaumllliger Farbgestaltung wegen zu geringer Leuchtdichtekontraste unbeachtet bleibt

44 Blendung und Schatten ndash boumlse GeisterKapitel 315 erlaumlutert dass zur sehbehindertengerechten Gestaltung keine Pauschalvorgaben zu Beleuchtungsstaumlrken moumlglich sind Vielmehr ist eine in der jeweiligen Situation vor Ort angemessene Beleuchtung notwendig Selbst wenn Kontraste messtechnisch nachweisbar sind kann es sein dass diese durch zu geringe oder zu starke Beleuchtung fuumlr das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind Zu geringe Beleuchtung liegt beispielsweise bei Schattenbildung vor zu starke Beleuchtung kann zu Blendung durch Reflexionen des Lichts fuumlhren Letzteres kann auch durch direkte Sonneneinstrahlung geschehen Abbildungen 11 und 12 zeigen ein von der Decke herabhaumlngendes Schild das an einer der Sonne abgewandten Gebaumludeseite befestigt ist und auf einen Haupteingang

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Abbildung 10 Negativbeispiel ndash Schrift auf Hintergrund mit Hinter-legung

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hinweist Der Kontrast zwischen Buchstaben und Schildhintergrund ist ausreichend sodass einzelne Buchstaben gut erkennbar sind Ein identisches Schild ist an einer der Sonne zugewandten Gebaumlude-seite angebracht Die Buchstaben werden von der direkten Sonnen-einstrahlung teilweise uumlberblendet und sind daher nicht mehr lesbar

Abhilfe koumlnnte die Versetzung des Schildes nach hinten schaffen Eine gleichmaumlszligige Abschattung des gesamten Schildes wuumlrde so durch die Decke hergestellt und Kontraste blieben wahrnehmbar Alternativ muumlsste die Oberflaumlche des Informationstraumlgers weniger glatt sein sodass eine Blendung wegen geringerer Spiegelung des Lichts an der Materialoberflaumlche vermindert ist Auch Abschattflaumlchen aus lichtundurchlaumlssigem Material die direkt an der Schildoberkante befestigt wuumlrden koumlnnten auf dem Schild fuumlr einheitliche Lichtverhaumlltnisse zu sorgen

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Auf Informationstraumlgern die Abdeckungen oder Sichtscheiben aufweisen wie Aushanginformationskaumlsten mit Glas- oder Plexiglasscheiben koumlnnen ebenfalls unerwuumlnschte Reflexionen entstehen Diese sind durch entspiegelte Materialien zu umgehen Der Kontrast an Sichtscheiben von Automaten sollte einstellbar sein

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Abbildung 13 zeigt den Ausschnitt eines Lageplans von Bus- und Hauptbahnhof Durch eine nicht entspiegelte Abdeckung des Aushangplans entstehen bei normalem Tageslicht starke Spiegelungen

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Abbildung 11 Beispiel ndash Schild im Schatten

Abbildung 12 Negativbeispiel ndash Schild mit Sonneneinstrahlung

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die Gleisbezeichnungen der Bahn unlesbar machen Abbildung 14 zeigt das gleiche Problem einer Oumlffnungszeiteninformation einer Bibliothek Durch die Anbringung der an sich kontrastreich gestalteten Textinformation an der Innenseite einer Glaswand spiegeln sich voruumlbergehende Menschen und die oumlrtliche Umgebung aus dem Ruumlcken des Betrachters Die Schriften wirken verwaschen da Kontraste durch wechselnde Umgebungsverhaumlltnisse mal schwaumlcher und mal staumlrker sind

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Abbildungen 15 und 16 zeigen Ausschnitte eines Lageplans der im Auszligenbereich einer Grundschule aufgestellt ist und ohne Ab- deckungen auskommt Trotz Sonneneinstrahlung werden Kontraste nicht beeintraumlchtigt da die Oberflaumlche mattiert ist Leider ist in der Legende zum Plan der Schrifthintergrund teils nicht ausreichend kontrastreich gestaltet Einzelne Gebaumludebereiche sind auf dem Plan durch eingrenzende stark kontrastierende Zeichnung gut unterscheidbar aber die zugehoumlrige Benennung der Gebaumlude ist wegen geringer Kontraste nur fuumlr manche Gebaumlude leserlich

Grundsaumltzlich sind Aushanginformationen mit Orientierungs- oder Entscheidungsfunktion selbst hinreichend zu beleuchten um Kont-

Abbildung 13 Negativbeispiel ndash Blendung auf Glasabdeckung durch Sonnenlicht

Abbildung 14 Negativbeispiel ndash Umgebungsreflexion bei Information hinter Glas

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raste wahrnehmen zu koumlnnen um bei Annaumlherung an die Information keine Schattenbildung zu verursachen Eine gerichtete Beleuchtung ist nach DIN 32975 entweder von unten von oben oder von hinten vorzusehen

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Auch offensichtlich fuumlr sehbehinderte Menschen gestaltete Objekte koumlnnen problematisch sein Abbildung 17 zeigt ein Toilettenschild das neben Buchstaben auch Brailleschrift beinhaltet Die Buchstaben sind erhaben auf einer farblosen Plexiglasscheibe aufgebracht die wiederum auf Abstand zur Wand montiert ist Die Buchstaben werfen daher einen Schatten an die Wand und schmaumllern so den ansonsten tadellosen Kontrast der dunklen Buchstaben zur hellen Wand unnoumltig

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Abbildung 15 Positivbeispiel ndash Lageplan ohne Abdeckung

Abbildung 16 Negativbeispiel ndash ungenuumlgender Kontrast der Legende zum Lageplan

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45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern

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Wenn Papier als Traumlgermaterial fuumlr Informationen verwendet wird zum Beispiel bei Faltplaumlnen ist zusaumltzliche die Papierstaumlrke wichtig um Kontraste zu erhalten Bei beidseitig bedrucktem Papier duumlrfen Informationen der Ruumlckseite auf der Vorderseite nicht durchscheinen Sie verringern als angrenzende Flaumlche zu den Schriften den Leuchtdichtekontrast unnoumltig Eine Mindestpapierstaumlrke von 100 Gramm pro Quadratmeter ist daher einzuhalten

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Da gerade Aushanginformationen haumlufigen Aumlnderungen unterliegen werden die Informationen meist als kostenguumlnstige Variante ebenfalls auf Papier gedruckt Glanzoberflaumlchen auf Papier haben unerwuumlnschte Blendwirkungen insbesondere bei Tageslicht was die Kontraste von Schriften zu ihrem Hintergrund deutlich beeintraumlchtigt

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Infopost oder haumlufig wiederkehrende Mitteilungen werden aus Kostengruumlnden oder aus Gruumlnden des Umweltschutzes oft auf Papier mit hohen Grau-Anteilen und starken Rauigkeiten der Papieroberflaumlchen gedruckt Diese haben im Vergleich zu reinweiszligem also sehr hellem Papier eine kontrastmindernde Wirkung auf die Leserlichkeit von Schriften und sollten vermieden werden Der Effekt des Papiers

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Abbildung 17 Negativbeispiel ndash Schattenbildung durch Reliefbuchstaben auf Plexiglas

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auf den Kontrast zur Schrift ist der gleiche wie der negative Effekt von farbig hinterlegten Texten

46 Schriften aus Licht ndash VorsichtInformationen durch hinterleuchtete oder selbstleuchtende Anzeigen stellen in Bezug auf Leuchtdichtekontraste Sonderfaumllle dar Anders als bei lichtundurchlaumlssigen Schildern kann es zu Kontrastminderungen in der Anwendung kommen Der Kontrast muss bei diesen Anzeigen die uumlblichen Vorgaben von 07 beziehungsweise 08 bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen ndash in der unguumlnstigeren Bedingung ndash erreichen

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Zum Beispiel ergibt ein heller Leuchtkasten der mit einem lichtundurchlaumlssigen Piktogramm beklebt ist unterschiedliche Leuchtdichten abhaumlngig davon ob er ein- oder ausgeschaltet ist Das lichtundurchlaumlssige Piktogramm veraumlndert seine Leuchtdichte dadurch nicht Der Kontrast errechnet sich aus den angrenzenden Flaumlchen von Piktogramm und Hintergrund Also resultieren durch Ein- und Ausschalten der Beleuchtung unterschiedliche Kontraste Aumlhnlich verhaumllt es sich bei lichtdurchlaumlssigen Zeichen auf Leuchtkaumlsten Dann ist es von der Transparenz der Zeichen und des Hintergrundes abhaumlngig ob sich die Beleuchtungsstaumlrke aus dem Innenraum gleichmaumlszligig auswirkt was direkten Einfluss auf die Leuchtdichten einzelner Flaumlchen hat Bei von innen beleuchteten Anzeigen muss daher immer der geringere Kontrast ausreichend hoch sein

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Kapitel 315 erlaumlutert dass Beleuchtungsstaumlrken der Umgebung keine Auswirkungen auf vorhandene Kontraste haben Auch diesbezuumlglich stellen selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen einen Sonderfall dar Tageslicht oder kuumlnstliche Beleuchtung uumlberlagern die Leuchtdichten und koumlnnen einen kontrastmindernden Einfluss haben Nach DIN 32975 muss die Beleuchtungssituation bei der Beurteilung von selbstleuchtenden oder hinterleuchteten

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Anzeigen mit beruumlcksichtigt werden Ohne Tageslichteinfluss in Innenraumlumen muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 200 Lux mit Tageslichteinfluss und im Freien muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 2000 Lux bestehen Uumlbrigens auch dann wenn Schutzscheiben vor den Anzeigen die zusaumltzliche Reflexionen verursachen koumlnnen verwendet werden

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Bei Wechselanzeigen wie Fahrgastinformationen werden zunehmend elektronische Anzeigen verwendet Eine Vergleichsstudie zur Lesbarkeit dynamischer Informationsanzeigen (Lang et al 2004) ergab unter anderem dass LCD-Anzeigen generell als kontrastreicher als LED-Anzeigen wahrgenommen werden insbesondere bei seitlicher Betrachtung was den haumlufigsten Anwendungsfall darstellen duumlrfte Dieses Ergebnis stellte sich als unabhaumlngig von Alter und Sehleistung der Versuchspersonen dar Auf LED-Anzeigen sollte daher verzichtet werden Foumlrderlich fuumlr Kontraste sind zudem hohe Pixelzahlen

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Laufschriften in elektronischen Anzeigen sind generell auch bei hinreichenden Kontrasten zu vermeiden Das Auge hat in der Regel zu wenig Zeit um sich auf die schnellen Kontrastwechsel an einzelnen Punkten einzustellen um zunaumlchst einzelne Buchstaben und anschlieszligend ganze Worte wahrzunehmen um sie danach noch lesen und verstehen zu koumlnnen

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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Ein Groszligteil der Informationen im oumlffentlichen Raum die der Orientierung und der Absicherung vor Gefahren dienen wird uumlber Zei-chen Schriften und Piktogramme vermittelt Kontrastwerte die der Auffindbarkeit und Leserlichkeit dienen sollen houmlher als andere sein Nach DIN 32975 gilt dass ein Leuchtdichtekontrast von mindestens 07 und bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen von mindestens 08 einzuhalten ist

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41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit

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Die Auffindbarkeit der Information durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis des gesamten Informationstraumlgers zu seinem Hintergrund Sind zum Beispiel die Grundfarbe einer Toilettenbeschilderung wie auch die umgebende Wand aumlhnlich hell unterscheidet sich die Leuchtdichte nur minimal durch unterschiedliche Reflexionseigenschaften der Materialoberflaumlchen Abbildung 3 zeigt dies Es entstehen zu geringe Kontraste was die Auffindbarkeit des Informationstraumlgers erschwert Abhilfe schafft die kontrastreiche Umrahmung des Schildes oder die kontrastreiche Gestaltung des Schildhintergrundes zur Wand

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4 Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften und Piktogrammen

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Die Leserlichkeit durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis der Zeichen Schriften und Piktogramme zu direkt angrenzenden Flaumlchen Diese Flaumlchen koumlnnen Schildhintergruumlnde sein wie Abbildung 4 die ein Piktogramm als Kennzeichnung einer Herrentoilette zeigt Der relevante Leuchtdichtekontrast entsteht zwischen dem schwarzen Maumlnnchen und der Oberflaumlche des Traumlgermaterials einer Edelstahlplatte

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Falls Zeichen direkt also ohne Traumlgermaterial verwendet werden bilden umgebende Waumlnde angrenzende Gegenstaumlnde und perspektivisch bedingte Umgebungen die angrenzenden Flaumlchen Abbildung 5 die eine Etagennummer auf einer Wand und Abbildung 6 die Piktogramme als Markierung einer Glasflaumlche darstellen zeigen solche direkten Umgebungsflaumlchen von Zeichen

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Abbildung 3 Negativbeispiel ndash helles Toilettenschild auf heller Wand

Abbildung 4 Positivbeispiel ndash dunkles Piktogramm auf hellem Untergrund

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Bei der Etagennummerierung ist die Umgebungsflaumlche eine hell gestrichene Rauputzwand bei den Markierungen auf Glas bildet der Hintergrund in der vorliegenden Perspektive ein Bodenbelag die Umgebungsflaumlche zur Kontrastermittlung

42 Durchsichtige InformationstraumlgerAls besonders unguumlnstig erweisen sich helle Schriften auf Glas bei ebenfalls hellem Hintergrund Abbildung 7 zeigt die Gebaumludebezeichnung eines Finanzamtes durch silbrig-weiszlige Klebebuchstaben die oberhalb der Eingangstuumlr auf dem Sicherheitsglas eines Oberlichts angebracht sind Durch die angrenzende Flaumlche die aus nutzungstypischer Perspektive aus einer weiszligen Decke besteht sind die Buchstaben der oberen Reihe fast gar nicht in den unteren Reihen nur mit Muumlhe erkennbar da der Kontrast zwischen Buchstaben und Decke zu gering ist

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Abbildung 5 Zahl mit Wand als Umgebungsflaumlche

Abbildung 6 Piktogramme mit Boden als Umgebungsflaumlche bei Pers-pektive durch eine Glastuumlr hindurch

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Abhilfe koumlnnte vorliegend eine wesentlich dunklere Deckengestaltung dunklere Schriften oder die Hinterlegung der hellen Schrift mit dunkler Folie schaffen Abbildung 8 zeigt ein Ausstellungsex- ponat Abbildung 9 zeigt was sich dem Betrachter bei Annaumlherung offenbart Jede der 4 Seiten ist aus Glas und mit heller Schrift uumlberzogen die Informationen uumlber das Exponat beinhalten Der Boden als angrenzende Flaumlche zur Schrift aus der Betrachterperspektive ist durch mittelhelle Granitsteine marmoriert und bildet keinen ausreichenden Kontrast zur Schrift sodass diese kaum vom Boden zu unterscheiden ist Hinzu kommt dass sich da alle Glasauszligenflaumlchen des Exponats beschriftet sind die Schriften perspektivisch uumlberlagern und so das Lesen der Information endguumlltig verhindern

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Abbildung 7 Negativbeispiel ndash helle Schrift auf Glas mit hellem Hintergrund

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Die Hinterlegung der Schriften mit dunklen Folien wuumlrde das Exponat optisch zerstoumlren da das Innenleben nicht mehr zu sehen waumlre Dunkle Schriftzeichen wuumlrden auch nicht zum Ziel fuumlhren da das Problem sich uumlberlagernder Schriften weiterhin bestuumlnde Abhilfe bestuumlnde in der Uumlbertragung der Information auf ein zusaumltzliches Schild mit ausreichendem Hintergrundkontrast

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43 Unuumlberlegte Verzierungen und FarbigkeitenBilder oder Farbverlaumlufe als Hintergrund sind grundsaumltzlich zu vermeiden da sie den Leuchtdichtekontrast von Schriften zumindest punktuell schmaumllern Abbildung 10 zeigt ein an sich kontrastreich gestaltetes Gebaumludeschild Durch die teilweise Hinterlegung des Textes mit einem Schmucksiegel wird der Kontrast einzelner Worte zum Schildhintergrund unterbrochen und deutlich verringert Abhilfe koumlnnte die Verkleinerung des Siegels schaffen sodass Schriften damit nicht mehr hinterlegt sind Die Schildgroumlszlige bietet Platz um das Siegel separat zu setzen

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Abbildung 8 Beispiel Exponat- einhausung aus Glasflaumlchen mit Edelstahlrahmen

Abbildung 9 Negativbeispiel ndash uumlberlagernde Schriften auf Glas mit hellem Hintergrund

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Informationsbroschuumlren und Plakate werden meist aufwaumlndig gestaltet Viele verschiedene Farben kommen zum Einsatz um auf differenzierte Inhalte hinzuweisen Dabei tritt die Differenzierung durch Leuchtdichtekontraste haumlufig in den Hintergrund So kann es sein dass Informationen die gar keine hohe Relevanz haben durch starke Helligkeitskontraste zum Hintergrund visuell hervorgehoben werden und Wichtiges trotz vermeintlich auffaumllliger Farbgestaltung wegen zu geringer Leuchtdichtekontraste unbeachtet bleibt

44 Blendung und Schatten ndash boumlse GeisterKapitel 315 erlaumlutert dass zur sehbehindertengerechten Gestaltung keine Pauschalvorgaben zu Beleuchtungsstaumlrken moumlglich sind Vielmehr ist eine in der jeweiligen Situation vor Ort angemessene Beleuchtung notwendig Selbst wenn Kontraste messtechnisch nachweisbar sind kann es sein dass diese durch zu geringe oder zu starke Beleuchtung fuumlr das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind Zu geringe Beleuchtung liegt beispielsweise bei Schattenbildung vor zu starke Beleuchtung kann zu Blendung durch Reflexionen des Lichts fuumlhren Letzteres kann auch durch direkte Sonneneinstrahlung geschehen Abbildungen 11 und 12 zeigen ein von der Decke herabhaumlngendes Schild das an einer der Sonne abgewandten Gebaumludeseite befestigt ist und auf einen Haupteingang

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Abbildung 10 Negativbeispiel ndash Schrift auf Hintergrund mit Hinter-legung

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hinweist Der Kontrast zwischen Buchstaben und Schildhintergrund ist ausreichend sodass einzelne Buchstaben gut erkennbar sind Ein identisches Schild ist an einer der Sonne zugewandten Gebaumlude-seite angebracht Die Buchstaben werden von der direkten Sonnen-einstrahlung teilweise uumlberblendet und sind daher nicht mehr lesbar

Abhilfe koumlnnte die Versetzung des Schildes nach hinten schaffen Eine gleichmaumlszligige Abschattung des gesamten Schildes wuumlrde so durch die Decke hergestellt und Kontraste blieben wahrnehmbar Alternativ muumlsste die Oberflaumlche des Informationstraumlgers weniger glatt sein sodass eine Blendung wegen geringerer Spiegelung des Lichts an der Materialoberflaumlche vermindert ist Auch Abschattflaumlchen aus lichtundurchlaumlssigem Material die direkt an der Schildoberkante befestigt wuumlrden koumlnnten auf dem Schild fuumlr einheitliche Lichtverhaumlltnisse zu sorgen

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Auf Informationstraumlgern die Abdeckungen oder Sichtscheiben aufweisen wie Aushanginformationskaumlsten mit Glas- oder Plexiglasscheiben koumlnnen ebenfalls unerwuumlnschte Reflexionen entstehen Diese sind durch entspiegelte Materialien zu umgehen Der Kontrast an Sichtscheiben von Automaten sollte einstellbar sein

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Abbildung 13 zeigt den Ausschnitt eines Lageplans von Bus- und Hauptbahnhof Durch eine nicht entspiegelte Abdeckung des Aushangplans entstehen bei normalem Tageslicht starke Spiegelungen

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Abbildung 11 Beispiel ndash Schild im Schatten

Abbildung 12 Negativbeispiel ndash Schild mit Sonneneinstrahlung

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die Gleisbezeichnungen der Bahn unlesbar machen Abbildung 14 zeigt das gleiche Problem einer Oumlffnungszeiteninformation einer Bibliothek Durch die Anbringung der an sich kontrastreich gestalteten Textinformation an der Innenseite einer Glaswand spiegeln sich voruumlbergehende Menschen und die oumlrtliche Umgebung aus dem Ruumlcken des Betrachters Die Schriften wirken verwaschen da Kontraste durch wechselnde Umgebungsverhaumlltnisse mal schwaumlcher und mal staumlrker sind

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Abbildungen 15 und 16 zeigen Ausschnitte eines Lageplans der im Auszligenbereich einer Grundschule aufgestellt ist und ohne Ab- deckungen auskommt Trotz Sonneneinstrahlung werden Kontraste nicht beeintraumlchtigt da die Oberflaumlche mattiert ist Leider ist in der Legende zum Plan der Schrifthintergrund teils nicht ausreichend kontrastreich gestaltet Einzelne Gebaumludebereiche sind auf dem Plan durch eingrenzende stark kontrastierende Zeichnung gut unterscheidbar aber die zugehoumlrige Benennung der Gebaumlude ist wegen geringer Kontraste nur fuumlr manche Gebaumlude leserlich

Grundsaumltzlich sind Aushanginformationen mit Orientierungs- oder Entscheidungsfunktion selbst hinreichend zu beleuchten um Kont-

Abbildung 13 Negativbeispiel ndash Blendung auf Glasabdeckung durch Sonnenlicht

Abbildung 14 Negativbeispiel ndash Umgebungsreflexion bei Information hinter Glas

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raste wahrnehmen zu koumlnnen um bei Annaumlherung an die Information keine Schattenbildung zu verursachen Eine gerichtete Beleuchtung ist nach DIN 32975 entweder von unten von oben oder von hinten vorzusehen

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Auch offensichtlich fuumlr sehbehinderte Menschen gestaltete Objekte koumlnnen problematisch sein Abbildung 17 zeigt ein Toilettenschild das neben Buchstaben auch Brailleschrift beinhaltet Die Buchstaben sind erhaben auf einer farblosen Plexiglasscheibe aufgebracht die wiederum auf Abstand zur Wand montiert ist Die Buchstaben werfen daher einen Schatten an die Wand und schmaumllern so den ansonsten tadellosen Kontrast der dunklen Buchstaben zur hellen Wand unnoumltig

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Abbildung 15 Positivbeispiel ndash Lageplan ohne Abdeckung

Abbildung 16 Negativbeispiel ndash ungenuumlgender Kontrast der Legende zum Lageplan

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45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern

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Wenn Papier als Traumlgermaterial fuumlr Informationen verwendet wird zum Beispiel bei Faltplaumlnen ist zusaumltzliche die Papierstaumlrke wichtig um Kontraste zu erhalten Bei beidseitig bedrucktem Papier duumlrfen Informationen der Ruumlckseite auf der Vorderseite nicht durchscheinen Sie verringern als angrenzende Flaumlche zu den Schriften den Leuchtdichtekontrast unnoumltig Eine Mindestpapierstaumlrke von 100 Gramm pro Quadratmeter ist daher einzuhalten

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Da gerade Aushanginformationen haumlufigen Aumlnderungen unterliegen werden die Informationen meist als kostenguumlnstige Variante ebenfalls auf Papier gedruckt Glanzoberflaumlchen auf Papier haben unerwuumlnschte Blendwirkungen insbesondere bei Tageslicht was die Kontraste von Schriften zu ihrem Hintergrund deutlich beeintraumlchtigt

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Infopost oder haumlufig wiederkehrende Mitteilungen werden aus Kostengruumlnden oder aus Gruumlnden des Umweltschutzes oft auf Papier mit hohen Grau-Anteilen und starken Rauigkeiten der Papieroberflaumlchen gedruckt Diese haben im Vergleich zu reinweiszligem also sehr hellem Papier eine kontrastmindernde Wirkung auf die Leserlichkeit von Schriften und sollten vermieden werden Der Effekt des Papiers

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Abbildung 17 Negativbeispiel ndash Schattenbildung durch Reliefbuchstaben auf Plexiglas

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auf den Kontrast zur Schrift ist der gleiche wie der negative Effekt von farbig hinterlegten Texten

46 Schriften aus Licht ndash VorsichtInformationen durch hinterleuchtete oder selbstleuchtende Anzeigen stellen in Bezug auf Leuchtdichtekontraste Sonderfaumllle dar Anders als bei lichtundurchlaumlssigen Schildern kann es zu Kontrastminderungen in der Anwendung kommen Der Kontrast muss bei diesen Anzeigen die uumlblichen Vorgaben von 07 beziehungsweise 08 bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen ndash in der unguumlnstigeren Bedingung ndash erreichen

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Zum Beispiel ergibt ein heller Leuchtkasten der mit einem lichtundurchlaumlssigen Piktogramm beklebt ist unterschiedliche Leuchtdichten abhaumlngig davon ob er ein- oder ausgeschaltet ist Das lichtundurchlaumlssige Piktogramm veraumlndert seine Leuchtdichte dadurch nicht Der Kontrast errechnet sich aus den angrenzenden Flaumlchen von Piktogramm und Hintergrund Also resultieren durch Ein- und Ausschalten der Beleuchtung unterschiedliche Kontraste Aumlhnlich verhaumllt es sich bei lichtdurchlaumlssigen Zeichen auf Leuchtkaumlsten Dann ist es von der Transparenz der Zeichen und des Hintergrundes abhaumlngig ob sich die Beleuchtungsstaumlrke aus dem Innenraum gleichmaumlszligig auswirkt was direkten Einfluss auf die Leuchtdichten einzelner Flaumlchen hat Bei von innen beleuchteten Anzeigen muss daher immer der geringere Kontrast ausreichend hoch sein

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Kapitel 315 erlaumlutert dass Beleuchtungsstaumlrken der Umgebung keine Auswirkungen auf vorhandene Kontraste haben Auch diesbezuumlglich stellen selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen einen Sonderfall dar Tageslicht oder kuumlnstliche Beleuchtung uumlberlagern die Leuchtdichten und koumlnnen einen kontrastmindernden Einfluss haben Nach DIN 32975 muss die Beleuchtungssituation bei der Beurteilung von selbstleuchtenden oder hinterleuchteten

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Anzeigen mit beruumlcksichtigt werden Ohne Tageslichteinfluss in Innenraumlumen muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 200 Lux mit Tageslichteinfluss und im Freien muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 2000 Lux bestehen Uumlbrigens auch dann wenn Schutzscheiben vor den Anzeigen die zusaumltzliche Reflexionen verursachen koumlnnen verwendet werden

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Bei Wechselanzeigen wie Fahrgastinformationen werden zunehmend elektronische Anzeigen verwendet Eine Vergleichsstudie zur Lesbarkeit dynamischer Informationsanzeigen (Lang et al 2004) ergab unter anderem dass LCD-Anzeigen generell als kontrastreicher als LED-Anzeigen wahrgenommen werden insbesondere bei seitlicher Betrachtung was den haumlufigsten Anwendungsfall darstellen duumlrfte Dieses Ergebnis stellte sich als unabhaumlngig von Alter und Sehleistung der Versuchspersonen dar Auf LED-Anzeigen sollte daher verzichtet werden Foumlrderlich fuumlr Kontraste sind zudem hohe Pixelzahlen

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Laufschriften in elektronischen Anzeigen sind generell auch bei hinreichenden Kontrasten zu vermeiden Das Auge hat in der Regel zu wenig Zeit um sich auf die schnellen Kontrastwechsel an einzelnen Punkten einzustellen um zunaumlchst einzelne Buchstaben und anschlieszligend ganze Worte wahrzunehmen um sie danach noch lesen und verstehen zu koumlnnen

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

64

derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

i

Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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Die Leserlichkeit durch Kontraste bezieht sich auf das Leuchtdichteverhaumlltnis der Zeichen Schriften und Piktogramme zu direkt angrenzenden Flaumlchen Diese Flaumlchen koumlnnen Schildhintergruumlnde sein wie Abbildung 4 die ein Piktogramm als Kennzeichnung einer Herrentoilette zeigt Der relevante Leuchtdichtekontrast entsteht zwischen dem schwarzen Maumlnnchen und der Oberflaumlche des Traumlgermaterials einer Edelstahlplatte

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Falls Zeichen direkt also ohne Traumlgermaterial verwendet werden bilden umgebende Waumlnde angrenzende Gegenstaumlnde und perspektivisch bedingte Umgebungen die angrenzenden Flaumlchen Abbildung 5 die eine Etagennummer auf einer Wand und Abbildung 6 die Piktogramme als Markierung einer Glasflaumlche darstellen zeigen solche direkten Umgebungsflaumlchen von Zeichen

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Abbildung 3 Negativbeispiel ndash helles Toilettenschild auf heller Wand

Abbildung 4 Positivbeispiel ndash dunkles Piktogramm auf hellem Untergrund

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Bei der Etagennummerierung ist die Umgebungsflaumlche eine hell gestrichene Rauputzwand bei den Markierungen auf Glas bildet der Hintergrund in der vorliegenden Perspektive ein Bodenbelag die Umgebungsflaumlche zur Kontrastermittlung

42 Durchsichtige InformationstraumlgerAls besonders unguumlnstig erweisen sich helle Schriften auf Glas bei ebenfalls hellem Hintergrund Abbildung 7 zeigt die Gebaumludebezeichnung eines Finanzamtes durch silbrig-weiszlige Klebebuchstaben die oberhalb der Eingangstuumlr auf dem Sicherheitsglas eines Oberlichts angebracht sind Durch die angrenzende Flaumlche die aus nutzungstypischer Perspektive aus einer weiszligen Decke besteht sind die Buchstaben der oberen Reihe fast gar nicht in den unteren Reihen nur mit Muumlhe erkennbar da der Kontrast zwischen Buchstaben und Decke zu gering ist

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Abbildung 5 Zahl mit Wand als Umgebungsflaumlche

Abbildung 6 Piktogramme mit Boden als Umgebungsflaumlche bei Pers-pektive durch eine Glastuumlr hindurch

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Abhilfe koumlnnte vorliegend eine wesentlich dunklere Deckengestaltung dunklere Schriften oder die Hinterlegung der hellen Schrift mit dunkler Folie schaffen Abbildung 8 zeigt ein Ausstellungsex- ponat Abbildung 9 zeigt was sich dem Betrachter bei Annaumlherung offenbart Jede der 4 Seiten ist aus Glas und mit heller Schrift uumlberzogen die Informationen uumlber das Exponat beinhalten Der Boden als angrenzende Flaumlche zur Schrift aus der Betrachterperspektive ist durch mittelhelle Granitsteine marmoriert und bildet keinen ausreichenden Kontrast zur Schrift sodass diese kaum vom Boden zu unterscheiden ist Hinzu kommt dass sich da alle Glasauszligenflaumlchen des Exponats beschriftet sind die Schriften perspektivisch uumlberlagern und so das Lesen der Information endguumlltig verhindern

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Abbildung 7 Negativbeispiel ndash helle Schrift auf Glas mit hellem Hintergrund

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Die Hinterlegung der Schriften mit dunklen Folien wuumlrde das Exponat optisch zerstoumlren da das Innenleben nicht mehr zu sehen waumlre Dunkle Schriftzeichen wuumlrden auch nicht zum Ziel fuumlhren da das Problem sich uumlberlagernder Schriften weiterhin bestuumlnde Abhilfe bestuumlnde in der Uumlbertragung der Information auf ein zusaumltzliches Schild mit ausreichendem Hintergrundkontrast

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43 Unuumlberlegte Verzierungen und FarbigkeitenBilder oder Farbverlaumlufe als Hintergrund sind grundsaumltzlich zu vermeiden da sie den Leuchtdichtekontrast von Schriften zumindest punktuell schmaumllern Abbildung 10 zeigt ein an sich kontrastreich gestaltetes Gebaumludeschild Durch die teilweise Hinterlegung des Textes mit einem Schmucksiegel wird der Kontrast einzelner Worte zum Schildhintergrund unterbrochen und deutlich verringert Abhilfe koumlnnte die Verkleinerung des Siegels schaffen sodass Schriften damit nicht mehr hinterlegt sind Die Schildgroumlszlige bietet Platz um das Siegel separat zu setzen

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Abbildung 8 Beispiel Exponat- einhausung aus Glasflaumlchen mit Edelstahlrahmen

Abbildung 9 Negativbeispiel ndash uumlberlagernde Schriften auf Glas mit hellem Hintergrund

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Informationsbroschuumlren und Plakate werden meist aufwaumlndig gestaltet Viele verschiedene Farben kommen zum Einsatz um auf differenzierte Inhalte hinzuweisen Dabei tritt die Differenzierung durch Leuchtdichtekontraste haumlufig in den Hintergrund So kann es sein dass Informationen die gar keine hohe Relevanz haben durch starke Helligkeitskontraste zum Hintergrund visuell hervorgehoben werden und Wichtiges trotz vermeintlich auffaumllliger Farbgestaltung wegen zu geringer Leuchtdichtekontraste unbeachtet bleibt

44 Blendung und Schatten ndash boumlse GeisterKapitel 315 erlaumlutert dass zur sehbehindertengerechten Gestaltung keine Pauschalvorgaben zu Beleuchtungsstaumlrken moumlglich sind Vielmehr ist eine in der jeweiligen Situation vor Ort angemessene Beleuchtung notwendig Selbst wenn Kontraste messtechnisch nachweisbar sind kann es sein dass diese durch zu geringe oder zu starke Beleuchtung fuumlr das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind Zu geringe Beleuchtung liegt beispielsweise bei Schattenbildung vor zu starke Beleuchtung kann zu Blendung durch Reflexionen des Lichts fuumlhren Letzteres kann auch durch direkte Sonneneinstrahlung geschehen Abbildungen 11 und 12 zeigen ein von der Decke herabhaumlngendes Schild das an einer der Sonne abgewandten Gebaumludeseite befestigt ist und auf einen Haupteingang

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Abbildung 10 Negativbeispiel ndash Schrift auf Hintergrund mit Hinter-legung

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hinweist Der Kontrast zwischen Buchstaben und Schildhintergrund ist ausreichend sodass einzelne Buchstaben gut erkennbar sind Ein identisches Schild ist an einer der Sonne zugewandten Gebaumlude-seite angebracht Die Buchstaben werden von der direkten Sonnen-einstrahlung teilweise uumlberblendet und sind daher nicht mehr lesbar

Abhilfe koumlnnte die Versetzung des Schildes nach hinten schaffen Eine gleichmaumlszligige Abschattung des gesamten Schildes wuumlrde so durch die Decke hergestellt und Kontraste blieben wahrnehmbar Alternativ muumlsste die Oberflaumlche des Informationstraumlgers weniger glatt sein sodass eine Blendung wegen geringerer Spiegelung des Lichts an der Materialoberflaumlche vermindert ist Auch Abschattflaumlchen aus lichtundurchlaumlssigem Material die direkt an der Schildoberkante befestigt wuumlrden koumlnnten auf dem Schild fuumlr einheitliche Lichtverhaumlltnisse zu sorgen

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Auf Informationstraumlgern die Abdeckungen oder Sichtscheiben aufweisen wie Aushanginformationskaumlsten mit Glas- oder Plexiglasscheiben koumlnnen ebenfalls unerwuumlnschte Reflexionen entstehen Diese sind durch entspiegelte Materialien zu umgehen Der Kontrast an Sichtscheiben von Automaten sollte einstellbar sein

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Abbildung 13 zeigt den Ausschnitt eines Lageplans von Bus- und Hauptbahnhof Durch eine nicht entspiegelte Abdeckung des Aushangplans entstehen bei normalem Tageslicht starke Spiegelungen

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Abbildung 11 Beispiel ndash Schild im Schatten

Abbildung 12 Negativbeispiel ndash Schild mit Sonneneinstrahlung

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die Gleisbezeichnungen der Bahn unlesbar machen Abbildung 14 zeigt das gleiche Problem einer Oumlffnungszeiteninformation einer Bibliothek Durch die Anbringung der an sich kontrastreich gestalteten Textinformation an der Innenseite einer Glaswand spiegeln sich voruumlbergehende Menschen und die oumlrtliche Umgebung aus dem Ruumlcken des Betrachters Die Schriften wirken verwaschen da Kontraste durch wechselnde Umgebungsverhaumlltnisse mal schwaumlcher und mal staumlrker sind

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Abbildungen 15 und 16 zeigen Ausschnitte eines Lageplans der im Auszligenbereich einer Grundschule aufgestellt ist und ohne Ab- deckungen auskommt Trotz Sonneneinstrahlung werden Kontraste nicht beeintraumlchtigt da die Oberflaumlche mattiert ist Leider ist in der Legende zum Plan der Schrifthintergrund teils nicht ausreichend kontrastreich gestaltet Einzelne Gebaumludebereiche sind auf dem Plan durch eingrenzende stark kontrastierende Zeichnung gut unterscheidbar aber die zugehoumlrige Benennung der Gebaumlude ist wegen geringer Kontraste nur fuumlr manche Gebaumlude leserlich

Grundsaumltzlich sind Aushanginformationen mit Orientierungs- oder Entscheidungsfunktion selbst hinreichend zu beleuchten um Kont-

Abbildung 13 Negativbeispiel ndash Blendung auf Glasabdeckung durch Sonnenlicht

Abbildung 14 Negativbeispiel ndash Umgebungsreflexion bei Information hinter Glas

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raste wahrnehmen zu koumlnnen um bei Annaumlherung an die Information keine Schattenbildung zu verursachen Eine gerichtete Beleuchtung ist nach DIN 32975 entweder von unten von oben oder von hinten vorzusehen

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Auch offensichtlich fuumlr sehbehinderte Menschen gestaltete Objekte koumlnnen problematisch sein Abbildung 17 zeigt ein Toilettenschild das neben Buchstaben auch Brailleschrift beinhaltet Die Buchstaben sind erhaben auf einer farblosen Plexiglasscheibe aufgebracht die wiederum auf Abstand zur Wand montiert ist Die Buchstaben werfen daher einen Schatten an die Wand und schmaumllern so den ansonsten tadellosen Kontrast der dunklen Buchstaben zur hellen Wand unnoumltig

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Abbildung 15 Positivbeispiel ndash Lageplan ohne Abdeckung

Abbildung 16 Negativbeispiel ndash ungenuumlgender Kontrast der Legende zum Lageplan

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45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern

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Wenn Papier als Traumlgermaterial fuumlr Informationen verwendet wird zum Beispiel bei Faltplaumlnen ist zusaumltzliche die Papierstaumlrke wichtig um Kontraste zu erhalten Bei beidseitig bedrucktem Papier duumlrfen Informationen der Ruumlckseite auf der Vorderseite nicht durchscheinen Sie verringern als angrenzende Flaumlche zu den Schriften den Leuchtdichtekontrast unnoumltig Eine Mindestpapierstaumlrke von 100 Gramm pro Quadratmeter ist daher einzuhalten

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Da gerade Aushanginformationen haumlufigen Aumlnderungen unterliegen werden die Informationen meist als kostenguumlnstige Variante ebenfalls auf Papier gedruckt Glanzoberflaumlchen auf Papier haben unerwuumlnschte Blendwirkungen insbesondere bei Tageslicht was die Kontraste von Schriften zu ihrem Hintergrund deutlich beeintraumlchtigt

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Infopost oder haumlufig wiederkehrende Mitteilungen werden aus Kostengruumlnden oder aus Gruumlnden des Umweltschutzes oft auf Papier mit hohen Grau-Anteilen und starken Rauigkeiten der Papieroberflaumlchen gedruckt Diese haben im Vergleich zu reinweiszligem also sehr hellem Papier eine kontrastmindernde Wirkung auf die Leserlichkeit von Schriften und sollten vermieden werden Der Effekt des Papiers

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Abbildung 17 Negativbeispiel ndash Schattenbildung durch Reliefbuchstaben auf Plexiglas

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auf den Kontrast zur Schrift ist der gleiche wie der negative Effekt von farbig hinterlegten Texten

46 Schriften aus Licht ndash VorsichtInformationen durch hinterleuchtete oder selbstleuchtende Anzeigen stellen in Bezug auf Leuchtdichtekontraste Sonderfaumllle dar Anders als bei lichtundurchlaumlssigen Schildern kann es zu Kontrastminderungen in der Anwendung kommen Der Kontrast muss bei diesen Anzeigen die uumlblichen Vorgaben von 07 beziehungsweise 08 bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen ndash in der unguumlnstigeren Bedingung ndash erreichen

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Zum Beispiel ergibt ein heller Leuchtkasten der mit einem lichtundurchlaumlssigen Piktogramm beklebt ist unterschiedliche Leuchtdichten abhaumlngig davon ob er ein- oder ausgeschaltet ist Das lichtundurchlaumlssige Piktogramm veraumlndert seine Leuchtdichte dadurch nicht Der Kontrast errechnet sich aus den angrenzenden Flaumlchen von Piktogramm und Hintergrund Also resultieren durch Ein- und Ausschalten der Beleuchtung unterschiedliche Kontraste Aumlhnlich verhaumllt es sich bei lichtdurchlaumlssigen Zeichen auf Leuchtkaumlsten Dann ist es von der Transparenz der Zeichen und des Hintergrundes abhaumlngig ob sich die Beleuchtungsstaumlrke aus dem Innenraum gleichmaumlszligig auswirkt was direkten Einfluss auf die Leuchtdichten einzelner Flaumlchen hat Bei von innen beleuchteten Anzeigen muss daher immer der geringere Kontrast ausreichend hoch sein

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Kapitel 315 erlaumlutert dass Beleuchtungsstaumlrken der Umgebung keine Auswirkungen auf vorhandene Kontraste haben Auch diesbezuumlglich stellen selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen einen Sonderfall dar Tageslicht oder kuumlnstliche Beleuchtung uumlberlagern die Leuchtdichten und koumlnnen einen kontrastmindernden Einfluss haben Nach DIN 32975 muss die Beleuchtungssituation bei der Beurteilung von selbstleuchtenden oder hinterleuchteten

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Anzeigen mit beruumlcksichtigt werden Ohne Tageslichteinfluss in Innenraumlumen muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 200 Lux mit Tageslichteinfluss und im Freien muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 2000 Lux bestehen Uumlbrigens auch dann wenn Schutzscheiben vor den Anzeigen die zusaumltzliche Reflexionen verursachen koumlnnen verwendet werden

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Bei Wechselanzeigen wie Fahrgastinformationen werden zunehmend elektronische Anzeigen verwendet Eine Vergleichsstudie zur Lesbarkeit dynamischer Informationsanzeigen (Lang et al 2004) ergab unter anderem dass LCD-Anzeigen generell als kontrastreicher als LED-Anzeigen wahrgenommen werden insbesondere bei seitlicher Betrachtung was den haumlufigsten Anwendungsfall darstellen duumlrfte Dieses Ergebnis stellte sich als unabhaumlngig von Alter und Sehleistung der Versuchspersonen dar Auf LED-Anzeigen sollte daher verzichtet werden Foumlrderlich fuumlr Kontraste sind zudem hohe Pixelzahlen

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Laufschriften in elektronischen Anzeigen sind generell auch bei hinreichenden Kontrasten zu vermeiden Das Auge hat in der Regel zu wenig Zeit um sich auf die schnellen Kontrastwechsel an einzelnen Punkten einzustellen um zunaumlchst einzelne Buchstaben und anschlieszligend ganze Worte wahrzunehmen um sie danach noch lesen und verstehen zu koumlnnen

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

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Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
Page 32: Barrierefrei - und jeder weiß wo es lang geht! · Barrierefrei – und jeder weiß, wo es lang geht! Gefahrenabsicherung, Orientierung und Komforterhöhung durch Kontraste Broschüre

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Bei der Etagennummerierung ist die Umgebungsflaumlche eine hell gestrichene Rauputzwand bei den Markierungen auf Glas bildet der Hintergrund in der vorliegenden Perspektive ein Bodenbelag die Umgebungsflaumlche zur Kontrastermittlung

42 Durchsichtige InformationstraumlgerAls besonders unguumlnstig erweisen sich helle Schriften auf Glas bei ebenfalls hellem Hintergrund Abbildung 7 zeigt die Gebaumludebezeichnung eines Finanzamtes durch silbrig-weiszlige Klebebuchstaben die oberhalb der Eingangstuumlr auf dem Sicherheitsglas eines Oberlichts angebracht sind Durch die angrenzende Flaumlche die aus nutzungstypischer Perspektive aus einer weiszligen Decke besteht sind die Buchstaben der oberen Reihe fast gar nicht in den unteren Reihen nur mit Muumlhe erkennbar da der Kontrast zwischen Buchstaben und Decke zu gering ist

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Abbildung 5 Zahl mit Wand als Umgebungsflaumlche

Abbildung 6 Piktogramme mit Boden als Umgebungsflaumlche bei Pers-pektive durch eine Glastuumlr hindurch

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Abhilfe koumlnnte vorliegend eine wesentlich dunklere Deckengestaltung dunklere Schriften oder die Hinterlegung der hellen Schrift mit dunkler Folie schaffen Abbildung 8 zeigt ein Ausstellungsex- ponat Abbildung 9 zeigt was sich dem Betrachter bei Annaumlherung offenbart Jede der 4 Seiten ist aus Glas und mit heller Schrift uumlberzogen die Informationen uumlber das Exponat beinhalten Der Boden als angrenzende Flaumlche zur Schrift aus der Betrachterperspektive ist durch mittelhelle Granitsteine marmoriert und bildet keinen ausreichenden Kontrast zur Schrift sodass diese kaum vom Boden zu unterscheiden ist Hinzu kommt dass sich da alle Glasauszligenflaumlchen des Exponats beschriftet sind die Schriften perspektivisch uumlberlagern und so das Lesen der Information endguumlltig verhindern

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Abbildung 7 Negativbeispiel ndash helle Schrift auf Glas mit hellem Hintergrund

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Die Hinterlegung der Schriften mit dunklen Folien wuumlrde das Exponat optisch zerstoumlren da das Innenleben nicht mehr zu sehen waumlre Dunkle Schriftzeichen wuumlrden auch nicht zum Ziel fuumlhren da das Problem sich uumlberlagernder Schriften weiterhin bestuumlnde Abhilfe bestuumlnde in der Uumlbertragung der Information auf ein zusaumltzliches Schild mit ausreichendem Hintergrundkontrast

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43 Unuumlberlegte Verzierungen und FarbigkeitenBilder oder Farbverlaumlufe als Hintergrund sind grundsaumltzlich zu vermeiden da sie den Leuchtdichtekontrast von Schriften zumindest punktuell schmaumllern Abbildung 10 zeigt ein an sich kontrastreich gestaltetes Gebaumludeschild Durch die teilweise Hinterlegung des Textes mit einem Schmucksiegel wird der Kontrast einzelner Worte zum Schildhintergrund unterbrochen und deutlich verringert Abhilfe koumlnnte die Verkleinerung des Siegels schaffen sodass Schriften damit nicht mehr hinterlegt sind Die Schildgroumlszlige bietet Platz um das Siegel separat zu setzen

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Abbildung 8 Beispiel Exponat- einhausung aus Glasflaumlchen mit Edelstahlrahmen

Abbildung 9 Negativbeispiel ndash uumlberlagernde Schriften auf Glas mit hellem Hintergrund

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Informationsbroschuumlren und Plakate werden meist aufwaumlndig gestaltet Viele verschiedene Farben kommen zum Einsatz um auf differenzierte Inhalte hinzuweisen Dabei tritt die Differenzierung durch Leuchtdichtekontraste haumlufig in den Hintergrund So kann es sein dass Informationen die gar keine hohe Relevanz haben durch starke Helligkeitskontraste zum Hintergrund visuell hervorgehoben werden und Wichtiges trotz vermeintlich auffaumllliger Farbgestaltung wegen zu geringer Leuchtdichtekontraste unbeachtet bleibt

44 Blendung und Schatten ndash boumlse GeisterKapitel 315 erlaumlutert dass zur sehbehindertengerechten Gestaltung keine Pauschalvorgaben zu Beleuchtungsstaumlrken moumlglich sind Vielmehr ist eine in der jeweiligen Situation vor Ort angemessene Beleuchtung notwendig Selbst wenn Kontraste messtechnisch nachweisbar sind kann es sein dass diese durch zu geringe oder zu starke Beleuchtung fuumlr das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind Zu geringe Beleuchtung liegt beispielsweise bei Schattenbildung vor zu starke Beleuchtung kann zu Blendung durch Reflexionen des Lichts fuumlhren Letzteres kann auch durch direkte Sonneneinstrahlung geschehen Abbildungen 11 und 12 zeigen ein von der Decke herabhaumlngendes Schild das an einer der Sonne abgewandten Gebaumludeseite befestigt ist und auf einen Haupteingang

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Abbildung 10 Negativbeispiel ndash Schrift auf Hintergrund mit Hinter-legung

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hinweist Der Kontrast zwischen Buchstaben und Schildhintergrund ist ausreichend sodass einzelne Buchstaben gut erkennbar sind Ein identisches Schild ist an einer der Sonne zugewandten Gebaumlude-seite angebracht Die Buchstaben werden von der direkten Sonnen-einstrahlung teilweise uumlberblendet und sind daher nicht mehr lesbar

Abhilfe koumlnnte die Versetzung des Schildes nach hinten schaffen Eine gleichmaumlszligige Abschattung des gesamten Schildes wuumlrde so durch die Decke hergestellt und Kontraste blieben wahrnehmbar Alternativ muumlsste die Oberflaumlche des Informationstraumlgers weniger glatt sein sodass eine Blendung wegen geringerer Spiegelung des Lichts an der Materialoberflaumlche vermindert ist Auch Abschattflaumlchen aus lichtundurchlaumlssigem Material die direkt an der Schildoberkante befestigt wuumlrden koumlnnten auf dem Schild fuumlr einheitliche Lichtverhaumlltnisse zu sorgen

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Auf Informationstraumlgern die Abdeckungen oder Sichtscheiben aufweisen wie Aushanginformationskaumlsten mit Glas- oder Plexiglasscheiben koumlnnen ebenfalls unerwuumlnschte Reflexionen entstehen Diese sind durch entspiegelte Materialien zu umgehen Der Kontrast an Sichtscheiben von Automaten sollte einstellbar sein

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Abbildung 13 zeigt den Ausschnitt eines Lageplans von Bus- und Hauptbahnhof Durch eine nicht entspiegelte Abdeckung des Aushangplans entstehen bei normalem Tageslicht starke Spiegelungen

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Abbildung 11 Beispiel ndash Schild im Schatten

Abbildung 12 Negativbeispiel ndash Schild mit Sonneneinstrahlung

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die Gleisbezeichnungen der Bahn unlesbar machen Abbildung 14 zeigt das gleiche Problem einer Oumlffnungszeiteninformation einer Bibliothek Durch die Anbringung der an sich kontrastreich gestalteten Textinformation an der Innenseite einer Glaswand spiegeln sich voruumlbergehende Menschen und die oumlrtliche Umgebung aus dem Ruumlcken des Betrachters Die Schriften wirken verwaschen da Kontraste durch wechselnde Umgebungsverhaumlltnisse mal schwaumlcher und mal staumlrker sind

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Abbildungen 15 und 16 zeigen Ausschnitte eines Lageplans der im Auszligenbereich einer Grundschule aufgestellt ist und ohne Ab- deckungen auskommt Trotz Sonneneinstrahlung werden Kontraste nicht beeintraumlchtigt da die Oberflaumlche mattiert ist Leider ist in der Legende zum Plan der Schrifthintergrund teils nicht ausreichend kontrastreich gestaltet Einzelne Gebaumludebereiche sind auf dem Plan durch eingrenzende stark kontrastierende Zeichnung gut unterscheidbar aber die zugehoumlrige Benennung der Gebaumlude ist wegen geringer Kontraste nur fuumlr manche Gebaumlude leserlich

Grundsaumltzlich sind Aushanginformationen mit Orientierungs- oder Entscheidungsfunktion selbst hinreichend zu beleuchten um Kont-

Abbildung 13 Negativbeispiel ndash Blendung auf Glasabdeckung durch Sonnenlicht

Abbildung 14 Negativbeispiel ndash Umgebungsreflexion bei Information hinter Glas

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raste wahrnehmen zu koumlnnen um bei Annaumlherung an die Information keine Schattenbildung zu verursachen Eine gerichtete Beleuchtung ist nach DIN 32975 entweder von unten von oben oder von hinten vorzusehen

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Auch offensichtlich fuumlr sehbehinderte Menschen gestaltete Objekte koumlnnen problematisch sein Abbildung 17 zeigt ein Toilettenschild das neben Buchstaben auch Brailleschrift beinhaltet Die Buchstaben sind erhaben auf einer farblosen Plexiglasscheibe aufgebracht die wiederum auf Abstand zur Wand montiert ist Die Buchstaben werfen daher einen Schatten an die Wand und schmaumllern so den ansonsten tadellosen Kontrast der dunklen Buchstaben zur hellen Wand unnoumltig

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Abbildung 15 Positivbeispiel ndash Lageplan ohne Abdeckung

Abbildung 16 Negativbeispiel ndash ungenuumlgender Kontrast der Legende zum Lageplan

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45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern

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Wenn Papier als Traumlgermaterial fuumlr Informationen verwendet wird zum Beispiel bei Faltplaumlnen ist zusaumltzliche die Papierstaumlrke wichtig um Kontraste zu erhalten Bei beidseitig bedrucktem Papier duumlrfen Informationen der Ruumlckseite auf der Vorderseite nicht durchscheinen Sie verringern als angrenzende Flaumlche zu den Schriften den Leuchtdichtekontrast unnoumltig Eine Mindestpapierstaumlrke von 100 Gramm pro Quadratmeter ist daher einzuhalten

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Da gerade Aushanginformationen haumlufigen Aumlnderungen unterliegen werden die Informationen meist als kostenguumlnstige Variante ebenfalls auf Papier gedruckt Glanzoberflaumlchen auf Papier haben unerwuumlnschte Blendwirkungen insbesondere bei Tageslicht was die Kontraste von Schriften zu ihrem Hintergrund deutlich beeintraumlchtigt

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Infopost oder haumlufig wiederkehrende Mitteilungen werden aus Kostengruumlnden oder aus Gruumlnden des Umweltschutzes oft auf Papier mit hohen Grau-Anteilen und starken Rauigkeiten der Papieroberflaumlchen gedruckt Diese haben im Vergleich zu reinweiszligem also sehr hellem Papier eine kontrastmindernde Wirkung auf die Leserlichkeit von Schriften und sollten vermieden werden Der Effekt des Papiers

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Abbildung 17 Negativbeispiel ndash Schattenbildung durch Reliefbuchstaben auf Plexiglas

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auf den Kontrast zur Schrift ist der gleiche wie der negative Effekt von farbig hinterlegten Texten

46 Schriften aus Licht ndash VorsichtInformationen durch hinterleuchtete oder selbstleuchtende Anzeigen stellen in Bezug auf Leuchtdichtekontraste Sonderfaumllle dar Anders als bei lichtundurchlaumlssigen Schildern kann es zu Kontrastminderungen in der Anwendung kommen Der Kontrast muss bei diesen Anzeigen die uumlblichen Vorgaben von 07 beziehungsweise 08 bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen ndash in der unguumlnstigeren Bedingung ndash erreichen

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Zum Beispiel ergibt ein heller Leuchtkasten der mit einem lichtundurchlaumlssigen Piktogramm beklebt ist unterschiedliche Leuchtdichten abhaumlngig davon ob er ein- oder ausgeschaltet ist Das lichtundurchlaumlssige Piktogramm veraumlndert seine Leuchtdichte dadurch nicht Der Kontrast errechnet sich aus den angrenzenden Flaumlchen von Piktogramm und Hintergrund Also resultieren durch Ein- und Ausschalten der Beleuchtung unterschiedliche Kontraste Aumlhnlich verhaumllt es sich bei lichtdurchlaumlssigen Zeichen auf Leuchtkaumlsten Dann ist es von der Transparenz der Zeichen und des Hintergrundes abhaumlngig ob sich die Beleuchtungsstaumlrke aus dem Innenraum gleichmaumlszligig auswirkt was direkten Einfluss auf die Leuchtdichten einzelner Flaumlchen hat Bei von innen beleuchteten Anzeigen muss daher immer der geringere Kontrast ausreichend hoch sein

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Kapitel 315 erlaumlutert dass Beleuchtungsstaumlrken der Umgebung keine Auswirkungen auf vorhandene Kontraste haben Auch diesbezuumlglich stellen selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen einen Sonderfall dar Tageslicht oder kuumlnstliche Beleuchtung uumlberlagern die Leuchtdichten und koumlnnen einen kontrastmindernden Einfluss haben Nach DIN 32975 muss die Beleuchtungssituation bei der Beurteilung von selbstleuchtenden oder hinterleuchteten

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Anzeigen mit beruumlcksichtigt werden Ohne Tageslichteinfluss in Innenraumlumen muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 200 Lux mit Tageslichteinfluss und im Freien muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 2000 Lux bestehen Uumlbrigens auch dann wenn Schutzscheiben vor den Anzeigen die zusaumltzliche Reflexionen verursachen koumlnnen verwendet werden

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Bei Wechselanzeigen wie Fahrgastinformationen werden zunehmend elektronische Anzeigen verwendet Eine Vergleichsstudie zur Lesbarkeit dynamischer Informationsanzeigen (Lang et al 2004) ergab unter anderem dass LCD-Anzeigen generell als kontrastreicher als LED-Anzeigen wahrgenommen werden insbesondere bei seitlicher Betrachtung was den haumlufigsten Anwendungsfall darstellen duumlrfte Dieses Ergebnis stellte sich als unabhaumlngig von Alter und Sehleistung der Versuchspersonen dar Auf LED-Anzeigen sollte daher verzichtet werden Foumlrderlich fuumlr Kontraste sind zudem hohe Pixelzahlen

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Laufschriften in elektronischen Anzeigen sind generell auch bei hinreichenden Kontrasten zu vermeiden Das Auge hat in der Regel zu wenig Zeit um sich auf die schnellen Kontrastwechsel an einzelnen Punkten einzustellen um zunaumlchst einzelne Buchstaben und anschlieszligend ganze Worte wahrzunehmen um sie danach noch lesen und verstehen zu koumlnnen

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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Abhilfe koumlnnte vorliegend eine wesentlich dunklere Deckengestaltung dunklere Schriften oder die Hinterlegung der hellen Schrift mit dunkler Folie schaffen Abbildung 8 zeigt ein Ausstellungsex- ponat Abbildung 9 zeigt was sich dem Betrachter bei Annaumlherung offenbart Jede der 4 Seiten ist aus Glas und mit heller Schrift uumlberzogen die Informationen uumlber das Exponat beinhalten Der Boden als angrenzende Flaumlche zur Schrift aus der Betrachterperspektive ist durch mittelhelle Granitsteine marmoriert und bildet keinen ausreichenden Kontrast zur Schrift sodass diese kaum vom Boden zu unterscheiden ist Hinzu kommt dass sich da alle Glasauszligenflaumlchen des Exponats beschriftet sind die Schriften perspektivisch uumlberlagern und so das Lesen der Information endguumlltig verhindern

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Abbildung 7 Negativbeispiel ndash helle Schrift auf Glas mit hellem Hintergrund

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Die Hinterlegung der Schriften mit dunklen Folien wuumlrde das Exponat optisch zerstoumlren da das Innenleben nicht mehr zu sehen waumlre Dunkle Schriftzeichen wuumlrden auch nicht zum Ziel fuumlhren da das Problem sich uumlberlagernder Schriften weiterhin bestuumlnde Abhilfe bestuumlnde in der Uumlbertragung der Information auf ein zusaumltzliches Schild mit ausreichendem Hintergrundkontrast

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43 Unuumlberlegte Verzierungen und FarbigkeitenBilder oder Farbverlaumlufe als Hintergrund sind grundsaumltzlich zu vermeiden da sie den Leuchtdichtekontrast von Schriften zumindest punktuell schmaumllern Abbildung 10 zeigt ein an sich kontrastreich gestaltetes Gebaumludeschild Durch die teilweise Hinterlegung des Textes mit einem Schmucksiegel wird der Kontrast einzelner Worte zum Schildhintergrund unterbrochen und deutlich verringert Abhilfe koumlnnte die Verkleinerung des Siegels schaffen sodass Schriften damit nicht mehr hinterlegt sind Die Schildgroumlszlige bietet Platz um das Siegel separat zu setzen

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Abbildung 8 Beispiel Exponat- einhausung aus Glasflaumlchen mit Edelstahlrahmen

Abbildung 9 Negativbeispiel ndash uumlberlagernde Schriften auf Glas mit hellem Hintergrund

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Informationsbroschuumlren und Plakate werden meist aufwaumlndig gestaltet Viele verschiedene Farben kommen zum Einsatz um auf differenzierte Inhalte hinzuweisen Dabei tritt die Differenzierung durch Leuchtdichtekontraste haumlufig in den Hintergrund So kann es sein dass Informationen die gar keine hohe Relevanz haben durch starke Helligkeitskontraste zum Hintergrund visuell hervorgehoben werden und Wichtiges trotz vermeintlich auffaumllliger Farbgestaltung wegen zu geringer Leuchtdichtekontraste unbeachtet bleibt

44 Blendung und Schatten ndash boumlse GeisterKapitel 315 erlaumlutert dass zur sehbehindertengerechten Gestaltung keine Pauschalvorgaben zu Beleuchtungsstaumlrken moumlglich sind Vielmehr ist eine in der jeweiligen Situation vor Ort angemessene Beleuchtung notwendig Selbst wenn Kontraste messtechnisch nachweisbar sind kann es sein dass diese durch zu geringe oder zu starke Beleuchtung fuumlr das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind Zu geringe Beleuchtung liegt beispielsweise bei Schattenbildung vor zu starke Beleuchtung kann zu Blendung durch Reflexionen des Lichts fuumlhren Letzteres kann auch durch direkte Sonneneinstrahlung geschehen Abbildungen 11 und 12 zeigen ein von der Decke herabhaumlngendes Schild das an einer der Sonne abgewandten Gebaumludeseite befestigt ist und auf einen Haupteingang

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Abbildung 10 Negativbeispiel ndash Schrift auf Hintergrund mit Hinter-legung

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hinweist Der Kontrast zwischen Buchstaben und Schildhintergrund ist ausreichend sodass einzelne Buchstaben gut erkennbar sind Ein identisches Schild ist an einer der Sonne zugewandten Gebaumlude-seite angebracht Die Buchstaben werden von der direkten Sonnen-einstrahlung teilweise uumlberblendet und sind daher nicht mehr lesbar

Abhilfe koumlnnte die Versetzung des Schildes nach hinten schaffen Eine gleichmaumlszligige Abschattung des gesamten Schildes wuumlrde so durch die Decke hergestellt und Kontraste blieben wahrnehmbar Alternativ muumlsste die Oberflaumlche des Informationstraumlgers weniger glatt sein sodass eine Blendung wegen geringerer Spiegelung des Lichts an der Materialoberflaumlche vermindert ist Auch Abschattflaumlchen aus lichtundurchlaumlssigem Material die direkt an der Schildoberkante befestigt wuumlrden koumlnnten auf dem Schild fuumlr einheitliche Lichtverhaumlltnisse zu sorgen

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Auf Informationstraumlgern die Abdeckungen oder Sichtscheiben aufweisen wie Aushanginformationskaumlsten mit Glas- oder Plexiglasscheiben koumlnnen ebenfalls unerwuumlnschte Reflexionen entstehen Diese sind durch entspiegelte Materialien zu umgehen Der Kontrast an Sichtscheiben von Automaten sollte einstellbar sein

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Abbildung 13 zeigt den Ausschnitt eines Lageplans von Bus- und Hauptbahnhof Durch eine nicht entspiegelte Abdeckung des Aushangplans entstehen bei normalem Tageslicht starke Spiegelungen

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Abbildung 11 Beispiel ndash Schild im Schatten

Abbildung 12 Negativbeispiel ndash Schild mit Sonneneinstrahlung

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die Gleisbezeichnungen der Bahn unlesbar machen Abbildung 14 zeigt das gleiche Problem einer Oumlffnungszeiteninformation einer Bibliothek Durch die Anbringung der an sich kontrastreich gestalteten Textinformation an der Innenseite einer Glaswand spiegeln sich voruumlbergehende Menschen und die oumlrtliche Umgebung aus dem Ruumlcken des Betrachters Die Schriften wirken verwaschen da Kontraste durch wechselnde Umgebungsverhaumlltnisse mal schwaumlcher und mal staumlrker sind

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Abbildungen 15 und 16 zeigen Ausschnitte eines Lageplans der im Auszligenbereich einer Grundschule aufgestellt ist und ohne Ab- deckungen auskommt Trotz Sonneneinstrahlung werden Kontraste nicht beeintraumlchtigt da die Oberflaumlche mattiert ist Leider ist in der Legende zum Plan der Schrifthintergrund teils nicht ausreichend kontrastreich gestaltet Einzelne Gebaumludebereiche sind auf dem Plan durch eingrenzende stark kontrastierende Zeichnung gut unterscheidbar aber die zugehoumlrige Benennung der Gebaumlude ist wegen geringer Kontraste nur fuumlr manche Gebaumlude leserlich

Grundsaumltzlich sind Aushanginformationen mit Orientierungs- oder Entscheidungsfunktion selbst hinreichend zu beleuchten um Kont-

Abbildung 13 Negativbeispiel ndash Blendung auf Glasabdeckung durch Sonnenlicht

Abbildung 14 Negativbeispiel ndash Umgebungsreflexion bei Information hinter Glas

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raste wahrnehmen zu koumlnnen um bei Annaumlherung an die Information keine Schattenbildung zu verursachen Eine gerichtete Beleuchtung ist nach DIN 32975 entweder von unten von oben oder von hinten vorzusehen

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Auch offensichtlich fuumlr sehbehinderte Menschen gestaltete Objekte koumlnnen problematisch sein Abbildung 17 zeigt ein Toilettenschild das neben Buchstaben auch Brailleschrift beinhaltet Die Buchstaben sind erhaben auf einer farblosen Plexiglasscheibe aufgebracht die wiederum auf Abstand zur Wand montiert ist Die Buchstaben werfen daher einen Schatten an die Wand und schmaumllern so den ansonsten tadellosen Kontrast der dunklen Buchstaben zur hellen Wand unnoumltig

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Abbildung 15 Positivbeispiel ndash Lageplan ohne Abdeckung

Abbildung 16 Negativbeispiel ndash ungenuumlgender Kontrast der Legende zum Lageplan

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45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern

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Wenn Papier als Traumlgermaterial fuumlr Informationen verwendet wird zum Beispiel bei Faltplaumlnen ist zusaumltzliche die Papierstaumlrke wichtig um Kontraste zu erhalten Bei beidseitig bedrucktem Papier duumlrfen Informationen der Ruumlckseite auf der Vorderseite nicht durchscheinen Sie verringern als angrenzende Flaumlche zu den Schriften den Leuchtdichtekontrast unnoumltig Eine Mindestpapierstaumlrke von 100 Gramm pro Quadratmeter ist daher einzuhalten

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Da gerade Aushanginformationen haumlufigen Aumlnderungen unterliegen werden die Informationen meist als kostenguumlnstige Variante ebenfalls auf Papier gedruckt Glanzoberflaumlchen auf Papier haben unerwuumlnschte Blendwirkungen insbesondere bei Tageslicht was die Kontraste von Schriften zu ihrem Hintergrund deutlich beeintraumlchtigt

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Infopost oder haumlufig wiederkehrende Mitteilungen werden aus Kostengruumlnden oder aus Gruumlnden des Umweltschutzes oft auf Papier mit hohen Grau-Anteilen und starken Rauigkeiten der Papieroberflaumlchen gedruckt Diese haben im Vergleich zu reinweiszligem also sehr hellem Papier eine kontrastmindernde Wirkung auf die Leserlichkeit von Schriften und sollten vermieden werden Der Effekt des Papiers

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Abbildung 17 Negativbeispiel ndash Schattenbildung durch Reliefbuchstaben auf Plexiglas

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auf den Kontrast zur Schrift ist der gleiche wie der negative Effekt von farbig hinterlegten Texten

46 Schriften aus Licht ndash VorsichtInformationen durch hinterleuchtete oder selbstleuchtende Anzeigen stellen in Bezug auf Leuchtdichtekontraste Sonderfaumllle dar Anders als bei lichtundurchlaumlssigen Schildern kann es zu Kontrastminderungen in der Anwendung kommen Der Kontrast muss bei diesen Anzeigen die uumlblichen Vorgaben von 07 beziehungsweise 08 bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen ndash in der unguumlnstigeren Bedingung ndash erreichen

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Zum Beispiel ergibt ein heller Leuchtkasten der mit einem lichtundurchlaumlssigen Piktogramm beklebt ist unterschiedliche Leuchtdichten abhaumlngig davon ob er ein- oder ausgeschaltet ist Das lichtundurchlaumlssige Piktogramm veraumlndert seine Leuchtdichte dadurch nicht Der Kontrast errechnet sich aus den angrenzenden Flaumlchen von Piktogramm und Hintergrund Also resultieren durch Ein- und Ausschalten der Beleuchtung unterschiedliche Kontraste Aumlhnlich verhaumllt es sich bei lichtdurchlaumlssigen Zeichen auf Leuchtkaumlsten Dann ist es von der Transparenz der Zeichen und des Hintergrundes abhaumlngig ob sich die Beleuchtungsstaumlrke aus dem Innenraum gleichmaumlszligig auswirkt was direkten Einfluss auf die Leuchtdichten einzelner Flaumlchen hat Bei von innen beleuchteten Anzeigen muss daher immer der geringere Kontrast ausreichend hoch sein

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Kapitel 315 erlaumlutert dass Beleuchtungsstaumlrken der Umgebung keine Auswirkungen auf vorhandene Kontraste haben Auch diesbezuumlglich stellen selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen einen Sonderfall dar Tageslicht oder kuumlnstliche Beleuchtung uumlberlagern die Leuchtdichten und koumlnnen einen kontrastmindernden Einfluss haben Nach DIN 32975 muss die Beleuchtungssituation bei der Beurteilung von selbstleuchtenden oder hinterleuchteten

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Anzeigen mit beruumlcksichtigt werden Ohne Tageslichteinfluss in Innenraumlumen muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 200 Lux mit Tageslichteinfluss und im Freien muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 2000 Lux bestehen Uumlbrigens auch dann wenn Schutzscheiben vor den Anzeigen die zusaumltzliche Reflexionen verursachen koumlnnen verwendet werden

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Bei Wechselanzeigen wie Fahrgastinformationen werden zunehmend elektronische Anzeigen verwendet Eine Vergleichsstudie zur Lesbarkeit dynamischer Informationsanzeigen (Lang et al 2004) ergab unter anderem dass LCD-Anzeigen generell als kontrastreicher als LED-Anzeigen wahrgenommen werden insbesondere bei seitlicher Betrachtung was den haumlufigsten Anwendungsfall darstellen duumlrfte Dieses Ergebnis stellte sich als unabhaumlngig von Alter und Sehleistung der Versuchspersonen dar Auf LED-Anzeigen sollte daher verzichtet werden Foumlrderlich fuumlr Kontraste sind zudem hohe Pixelzahlen

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Laufschriften in elektronischen Anzeigen sind generell auch bei hinreichenden Kontrasten zu vermeiden Das Auge hat in der Regel zu wenig Zeit um sich auf die schnellen Kontrastwechsel an einzelnen Punkten einzustellen um zunaumlchst einzelne Buchstaben und anschlieszligend ganze Worte wahrzunehmen um sie danach noch lesen und verstehen zu koumlnnen

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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Die Hinterlegung der Schriften mit dunklen Folien wuumlrde das Exponat optisch zerstoumlren da das Innenleben nicht mehr zu sehen waumlre Dunkle Schriftzeichen wuumlrden auch nicht zum Ziel fuumlhren da das Problem sich uumlberlagernder Schriften weiterhin bestuumlnde Abhilfe bestuumlnde in der Uumlbertragung der Information auf ein zusaumltzliches Schild mit ausreichendem Hintergrundkontrast

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43 Unuumlberlegte Verzierungen und FarbigkeitenBilder oder Farbverlaumlufe als Hintergrund sind grundsaumltzlich zu vermeiden da sie den Leuchtdichtekontrast von Schriften zumindest punktuell schmaumllern Abbildung 10 zeigt ein an sich kontrastreich gestaltetes Gebaumludeschild Durch die teilweise Hinterlegung des Textes mit einem Schmucksiegel wird der Kontrast einzelner Worte zum Schildhintergrund unterbrochen und deutlich verringert Abhilfe koumlnnte die Verkleinerung des Siegels schaffen sodass Schriften damit nicht mehr hinterlegt sind Die Schildgroumlszlige bietet Platz um das Siegel separat zu setzen

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Abbildung 8 Beispiel Exponat- einhausung aus Glasflaumlchen mit Edelstahlrahmen

Abbildung 9 Negativbeispiel ndash uumlberlagernde Schriften auf Glas mit hellem Hintergrund

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Informationsbroschuumlren und Plakate werden meist aufwaumlndig gestaltet Viele verschiedene Farben kommen zum Einsatz um auf differenzierte Inhalte hinzuweisen Dabei tritt die Differenzierung durch Leuchtdichtekontraste haumlufig in den Hintergrund So kann es sein dass Informationen die gar keine hohe Relevanz haben durch starke Helligkeitskontraste zum Hintergrund visuell hervorgehoben werden und Wichtiges trotz vermeintlich auffaumllliger Farbgestaltung wegen zu geringer Leuchtdichtekontraste unbeachtet bleibt

44 Blendung und Schatten ndash boumlse GeisterKapitel 315 erlaumlutert dass zur sehbehindertengerechten Gestaltung keine Pauschalvorgaben zu Beleuchtungsstaumlrken moumlglich sind Vielmehr ist eine in der jeweiligen Situation vor Ort angemessene Beleuchtung notwendig Selbst wenn Kontraste messtechnisch nachweisbar sind kann es sein dass diese durch zu geringe oder zu starke Beleuchtung fuumlr das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind Zu geringe Beleuchtung liegt beispielsweise bei Schattenbildung vor zu starke Beleuchtung kann zu Blendung durch Reflexionen des Lichts fuumlhren Letzteres kann auch durch direkte Sonneneinstrahlung geschehen Abbildungen 11 und 12 zeigen ein von der Decke herabhaumlngendes Schild das an einer der Sonne abgewandten Gebaumludeseite befestigt ist und auf einen Haupteingang

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Abbildung 10 Negativbeispiel ndash Schrift auf Hintergrund mit Hinter-legung

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hinweist Der Kontrast zwischen Buchstaben und Schildhintergrund ist ausreichend sodass einzelne Buchstaben gut erkennbar sind Ein identisches Schild ist an einer der Sonne zugewandten Gebaumlude-seite angebracht Die Buchstaben werden von der direkten Sonnen-einstrahlung teilweise uumlberblendet und sind daher nicht mehr lesbar

Abhilfe koumlnnte die Versetzung des Schildes nach hinten schaffen Eine gleichmaumlszligige Abschattung des gesamten Schildes wuumlrde so durch die Decke hergestellt und Kontraste blieben wahrnehmbar Alternativ muumlsste die Oberflaumlche des Informationstraumlgers weniger glatt sein sodass eine Blendung wegen geringerer Spiegelung des Lichts an der Materialoberflaumlche vermindert ist Auch Abschattflaumlchen aus lichtundurchlaumlssigem Material die direkt an der Schildoberkante befestigt wuumlrden koumlnnten auf dem Schild fuumlr einheitliche Lichtverhaumlltnisse zu sorgen

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Auf Informationstraumlgern die Abdeckungen oder Sichtscheiben aufweisen wie Aushanginformationskaumlsten mit Glas- oder Plexiglasscheiben koumlnnen ebenfalls unerwuumlnschte Reflexionen entstehen Diese sind durch entspiegelte Materialien zu umgehen Der Kontrast an Sichtscheiben von Automaten sollte einstellbar sein

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Abbildung 13 zeigt den Ausschnitt eines Lageplans von Bus- und Hauptbahnhof Durch eine nicht entspiegelte Abdeckung des Aushangplans entstehen bei normalem Tageslicht starke Spiegelungen

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Abbildung 11 Beispiel ndash Schild im Schatten

Abbildung 12 Negativbeispiel ndash Schild mit Sonneneinstrahlung

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die Gleisbezeichnungen der Bahn unlesbar machen Abbildung 14 zeigt das gleiche Problem einer Oumlffnungszeiteninformation einer Bibliothek Durch die Anbringung der an sich kontrastreich gestalteten Textinformation an der Innenseite einer Glaswand spiegeln sich voruumlbergehende Menschen und die oumlrtliche Umgebung aus dem Ruumlcken des Betrachters Die Schriften wirken verwaschen da Kontraste durch wechselnde Umgebungsverhaumlltnisse mal schwaumlcher und mal staumlrker sind

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Abbildungen 15 und 16 zeigen Ausschnitte eines Lageplans der im Auszligenbereich einer Grundschule aufgestellt ist und ohne Ab- deckungen auskommt Trotz Sonneneinstrahlung werden Kontraste nicht beeintraumlchtigt da die Oberflaumlche mattiert ist Leider ist in der Legende zum Plan der Schrifthintergrund teils nicht ausreichend kontrastreich gestaltet Einzelne Gebaumludebereiche sind auf dem Plan durch eingrenzende stark kontrastierende Zeichnung gut unterscheidbar aber die zugehoumlrige Benennung der Gebaumlude ist wegen geringer Kontraste nur fuumlr manche Gebaumlude leserlich

Grundsaumltzlich sind Aushanginformationen mit Orientierungs- oder Entscheidungsfunktion selbst hinreichend zu beleuchten um Kont-

Abbildung 13 Negativbeispiel ndash Blendung auf Glasabdeckung durch Sonnenlicht

Abbildung 14 Negativbeispiel ndash Umgebungsreflexion bei Information hinter Glas

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raste wahrnehmen zu koumlnnen um bei Annaumlherung an die Information keine Schattenbildung zu verursachen Eine gerichtete Beleuchtung ist nach DIN 32975 entweder von unten von oben oder von hinten vorzusehen

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Auch offensichtlich fuumlr sehbehinderte Menschen gestaltete Objekte koumlnnen problematisch sein Abbildung 17 zeigt ein Toilettenschild das neben Buchstaben auch Brailleschrift beinhaltet Die Buchstaben sind erhaben auf einer farblosen Plexiglasscheibe aufgebracht die wiederum auf Abstand zur Wand montiert ist Die Buchstaben werfen daher einen Schatten an die Wand und schmaumllern so den ansonsten tadellosen Kontrast der dunklen Buchstaben zur hellen Wand unnoumltig

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Abbildung 15 Positivbeispiel ndash Lageplan ohne Abdeckung

Abbildung 16 Negativbeispiel ndash ungenuumlgender Kontrast der Legende zum Lageplan

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45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern

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Wenn Papier als Traumlgermaterial fuumlr Informationen verwendet wird zum Beispiel bei Faltplaumlnen ist zusaumltzliche die Papierstaumlrke wichtig um Kontraste zu erhalten Bei beidseitig bedrucktem Papier duumlrfen Informationen der Ruumlckseite auf der Vorderseite nicht durchscheinen Sie verringern als angrenzende Flaumlche zu den Schriften den Leuchtdichtekontrast unnoumltig Eine Mindestpapierstaumlrke von 100 Gramm pro Quadratmeter ist daher einzuhalten

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Da gerade Aushanginformationen haumlufigen Aumlnderungen unterliegen werden die Informationen meist als kostenguumlnstige Variante ebenfalls auf Papier gedruckt Glanzoberflaumlchen auf Papier haben unerwuumlnschte Blendwirkungen insbesondere bei Tageslicht was die Kontraste von Schriften zu ihrem Hintergrund deutlich beeintraumlchtigt

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Infopost oder haumlufig wiederkehrende Mitteilungen werden aus Kostengruumlnden oder aus Gruumlnden des Umweltschutzes oft auf Papier mit hohen Grau-Anteilen und starken Rauigkeiten der Papieroberflaumlchen gedruckt Diese haben im Vergleich zu reinweiszligem also sehr hellem Papier eine kontrastmindernde Wirkung auf die Leserlichkeit von Schriften und sollten vermieden werden Der Effekt des Papiers

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Abbildung 17 Negativbeispiel ndash Schattenbildung durch Reliefbuchstaben auf Plexiglas

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auf den Kontrast zur Schrift ist der gleiche wie der negative Effekt von farbig hinterlegten Texten

46 Schriften aus Licht ndash VorsichtInformationen durch hinterleuchtete oder selbstleuchtende Anzeigen stellen in Bezug auf Leuchtdichtekontraste Sonderfaumllle dar Anders als bei lichtundurchlaumlssigen Schildern kann es zu Kontrastminderungen in der Anwendung kommen Der Kontrast muss bei diesen Anzeigen die uumlblichen Vorgaben von 07 beziehungsweise 08 bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen ndash in der unguumlnstigeren Bedingung ndash erreichen

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Zum Beispiel ergibt ein heller Leuchtkasten der mit einem lichtundurchlaumlssigen Piktogramm beklebt ist unterschiedliche Leuchtdichten abhaumlngig davon ob er ein- oder ausgeschaltet ist Das lichtundurchlaumlssige Piktogramm veraumlndert seine Leuchtdichte dadurch nicht Der Kontrast errechnet sich aus den angrenzenden Flaumlchen von Piktogramm und Hintergrund Also resultieren durch Ein- und Ausschalten der Beleuchtung unterschiedliche Kontraste Aumlhnlich verhaumllt es sich bei lichtdurchlaumlssigen Zeichen auf Leuchtkaumlsten Dann ist es von der Transparenz der Zeichen und des Hintergrundes abhaumlngig ob sich die Beleuchtungsstaumlrke aus dem Innenraum gleichmaumlszligig auswirkt was direkten Einfluss auf die Leuchtdichten einzelner Flaumlchen hat Bei von innen beleuchteten Anzeigen muss daher immer der geringere Kontrast ausreichend hoch sein

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Kapitel 315 erlaumlutert dass Beleuchtungsstaumlrken der Umgebung keine Auswirkungen auf vorhandene Kontraste haben Auch diesbezuumlglich stellen selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen einen Sonderfall dar Tageslicht oder kuumlnstliche Beleuchtung uumlberlagern die Leuchtdichten und koumlnnen einen kontrastmindernden Einfluss haben Nach DIN 32975 muss die Beleuchtungssituation bei der Beurteilung von selbstleuchtenden oder hinterleuchteten

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Anzeigen mit beruumlcksichtigt werden Ohne Tageslichteinfluss in Innenraumlumen muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 200 Lux mit Tageslichteinfluss und im Freien muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 2000 Lux bestehen Uumlbrigens auch dann wenn Schutzscheiben vor den Anzeigen die zusaumltzliche Reflexionen verursachen koumlnnen verwendet werden

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Bei Wechselanzeigen wie Fahrgastinformationen werden zunehmend elektronische Anzeigen verwendet Eine Vergleichsstudie zur Lesbarkeit dynamischer Informationsanzeigen (Lang et al 2004) ergab unter anderem dass LCD-Anzeigen generell als kontrastreicher als LED-Anzeigen wahrgenommen werden insbesondere bei seitlicher Betrachtung was den haumlufigsten Anwendungsfall darstellen duumlrfte Dieses Ergebnis stellte sich als unabhaumlngig von Alter und Sehleistung der Versuchspersonen dar Auf LED-Anzeigen sollte daher verzichtet werden Foumlrderlich fuumlr Kontraste sind zudem hohe Pixelzahlen

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Laufschriften in elektronischen Anzeigen sind generell auch bei hinreichenden Kontrasten zu vermeiden Das Auge hat in der Regel zu wenig Zeit um sich auf die schnellen Kontrastwechsel an einzelnen Punkten einzustellen um zunaumlchst einzelne Buchstaben und anschlieszligend ganze Worte wahrzunehmen um sie danach noch lesen und verstehen zu koumlnnen

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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Informationsbroschuumlren und Plakate werden meist aufwaumlndig gestaltet Viele verschiedene Farben kommen zum Einsatz um auf differenzierte Inhalte hinzuweisen Dabei tritt die Differenzierung durch Leuchtdichtekontraste haumlufig in den Hintergrund So kann es sein dass Informationen die gar keine hohe Relevanz haben durch starke Helligkeitskontraste zum Hintergrund visuell hervorgehoben werden und Wichtiges trotz vermeintlich auffaumllliger Farbgestaltung wegen zu geringer Leuchtdichtekontraste unbeachtet bleibt

44 Blendung und Schatten ndash boumlse GeisterKapitel 315 erlaumlutert dass zur sehbehindertengerechten Gestaltung keine Pauschalvorgaben zu Beleuchtungsstaumlrken moumlglich sind Vielmehr ist eine in der jeweiligen Situation vor Ort angemessene Beleuchtung notwendig Selbst wenn Kontraste messtechnisch nachweisbar sind kann es sein dass diese durch zu geringe oder zu starke Beleuchtung fuumlr das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind Zu geringe Beleuchtung liegt beispielsweise bei Schattenbildung vor zu starke Beleuchtung kann zu Blendung durch Reflexionen des Lichts fuumlhren Letzteres kann auch durch direkte Sonneneinstrahlung geschehen Abbildungen 11 und 12 zeigen ein von der Decke herabhaumlngendes Schild das an einer der Sonne abgewandten Gebaumludeseite befestigt ist und auf einen Haupteingang

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Abbildung 10 Negativbeispiel ndash Schrift auf Hintergrund mit Hinter-legung

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hinweist Der Kontrast zwischen Buchstaben und Schildhintergrund ist ausreichend sodass einzelne Buchstaben gut erkennbar sind Ein identisches Schild ist an einer der Sonne zugewandten Gebaumlude-seite angebracht Die Buchstaben werden von der direkten Sonnen-einstrahlung teilweise uumlberblendet und sind daher nicht mehr lesbar

Abhilfe koumlnnte die Versetzung des Schildes nach hinten schaffen Eine gleichmaumlszligige Abschattung des gesamten Schildes wuumlrde so durch die Decke hergestellt und Kontraste blieben wahrnehmbar Alternativ muumlsste die Oberflaumlche des Informationstraumlgers weniger glatt sein sodass eine Blendung wegen geringerer Spiegelung des Lichts an der Materialoberflaumlche vermindert ist Auch Abschattflaumlchen aus lichtundurchlaumlssigem Material die direkt an der Schildoberkante befestigt wuumlrden koumlnnten auf dem Schild fuumlr einheitliche Lichtverhaumlltnisse zu sorgen

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Auf Informationstraumlgern die Abdeckungen oder Sichtscheiben aufweisen wie Aushanginformationskaumlsten mit Glas- oder Plexiglasscheiben koumlnnen ebenfalls unerwuumlnschte Reflexionen entstehen Diese sind durch entspiegelte Materialien zu umgehen Der Kontrast an Sichtscheiben von Automaten sollte einstellbar sein

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Abbildung 13 zeigt den Ausschnitt eines Lageplans von Bus- und Hauptbahnhof Durch eine nicht entspiegelte Abdeckung des Aushangplans entstehen bei normalem Tageslicht starke Spiegelungen

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Abbildung 11 Beispiel ndash Schild im Schatten

Abbildung 12 Negativbeispiel ndash Schild mit Sonneneinstrahlung

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die Gleisbezeichnungen der Bahn unlesbar machen Abbildung 14 zeigt das gleiche Problem einer Oumlffnungszeiteninformation einer Bibliothek Durch die Anbringung der an sich kontrastreich gestalteten Textinformation an der Innenseite einer Glaswand spiegeln sich voruumlbergehende Menschen und die oumlrtliche Umgebung aus dem Ruumlcken des Betrachters Die Schriften wirken verwaschen da Kontraste durch wechselnde Umgebungsverhaumlltnisse mal schwaumlcher und mal staumlrker sind

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Abbildungen 15 und 16 zeigen Ausschnitte eines Lageplans der im Auszligenbereich einer Grundschule aufgestellt ist und ohne Ab- deckungen auskommt Trotz Sonneneinstrahlung werden Kontraste nicht beeintraumlchtigt da die Oberflaumlche mattiert ist Leider ist in der Legende zum Plan der Schrifthintergrund teils nicht ausreichend kontrastreich gestaltet Einzelne Gebaumludebereiche sind auf dem Plan durch eingrenzende stark kontrastierende Zeichnung gut unterscheidbar aber die zugehoumlrige Benennung der Gebaumlude ist wegen geringer Kontraste nur fuumlr manche Gebaumlude leserlich

Grundsaumltzlich sind Aushanginformationen mit Orientierungs- oder Entscheidungsfunktion selbst hinreichend zu beleuchten um Kont-

Abbildung 13 Negativbeispiel ndash Blendung auf Glasabdeckung durch Sonnenlicht

Abbildung 14 Negativbeispiel ndash Umgebungsreflexion bei Information hinter Glas

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raste wahrnehmen zu koumlnnen um bei Annaumlherung an die Information keine Schattenbildung zu verursachen Eine gerichtete Beleuchtung ist nach DIN 32975 entweder von unten von oben oder von hinten vorzusehen

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Auch offensichtlich fuumlr sehbehinderte Menschen gestaltete Objekte koumlnnen problematisch sein Abbildung 17 zeigt ein Toilettenschild das neben Buchstaben auch Brailleschrift beinhaltet Die Buchstaben sind erhaben auf einer farblosen Plexiglasscheibe aufgebracht die wiederum auf Abstand zur Wand montiert ist Die Buchstaben werfen daher einen Schatten an die Wand und schmaumllern so den ansonsten tadellosen Kontrast der dunklen Buchstaben zur hellen Wand unnoumltig

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Abbildung 15 Positivbeispiel ndash Lageplan ohne Abdeckung

Abbildung 16 Negativbeispiel ndash ungenuumlgender Kontrast der Legende zum Lageplan

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45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern

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Wenn Papier als Traumlgermaterial fuumlr Informationen verwendet wird zum Beispiel bei Faltplaumlnen ist zusaumltzliche die Papierstaumlrke wichtig um Kontraste zu erhalten Bei beidseitig bedrucktem Papier duumlrfen Informationen der Ruumlckseite auf der Vorderseite nicht durchscheinen Sie verringern als angrenzende Flaumlche zu den Schriften den Leuchtdichtekontrast unnoumltig Eine Mindestpapierstaumlrke von 100 Gramm pro Quadratmeter ist daher einzuhalten

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Da gerade Aushanginformationen haumlufigen Aumlnderungen unterliegen werden die Informationen meist als kostenguumlnstige Variante ebenfalls auf Papier gedruckt Glanzoberflaumlchen auf Papier haben unerwuumlnschte Blendwirkungen insbesondere bei Tageslicht was die Kontraste von Schriften zu ihrem Hintergrund deutlich beeintraumlchtigt

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Infopost oder haumlufig wiederkehrende Mitteilungen werden aus Kostengruumlnden oder aus Gruumlnden des Umweltschutzes oft auf Papier mit hohen Grau-Anteilen und starken Rauigkeiten der Papieroberflaumlchen gedruckt Diese haben im Vergleich zu reinweiszligem also sehr hellem Papier eine kontrastmindernde Wirkung auf die Leserlichkeit von Schriften und sollten vermieden werden Der Effekt des Papiers

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Abbildung 17 Negativbeispiel ndash Schattenbildung durch Reliefbuchstaben auf Plexiglas

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auf den Kontrast zur Schrift ist der gleiche wie der negative Effekt von farbig hinterlegten Texten

46 Schriften aus Licht ndash VorsichtInformationen durch hinterleuchtete oder selbstleuchtende Anzeigen stellen in Bezug auf Leuchtdichtekontraste Sonderfaumllle dar Anders als bei lichtundurchlaumlssigen Schildern kann es zu Kontrastminderungen in der Anwendung kommen Der Kontrast muss bei diesen Anzeigen die uumlblichen Vorgaben von 07 beziehungsweise 08 bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen ndash in der unguumlnstigeren Bedingung ndash erreichen

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Zum Beispiel ergibt ein heller Leuchtkasten der mit einem lichtundurchlaumlssigen Piktogramm beklebt ist unterschiedliche Leuchtdichten abhaumlngig davon ob er ein- oder ausgeschaltet ist Das lichtundurchlaumlssige Piktogramm veraumlndert seine Leuchtdichte dadurch nicht Der Kontrast errechnet sich aus den angrenzenden Flaumlchen von Piktogramm und Hintergrund Also resultieren durch Ein- und Ausschalten der Beleuchtung unterschiedliche Kontraste Aumlhnlich verhaumllt es sich bei lichtdurchlaumlssigen Zeichen auf Leuchtkaumlsten Dann ist es von der Transparenz der Zeichen und des Hintergrundes abhaumlngig ob sich die Beleuchtungsstaumlrke aus dem Innenraum gleichmaumlszligig auswirkt was direkten Einfluss auf die Leuchtdichten einzelner Flaumlchen hat Bei von innen beleuchteten Anzeigen muss daher immer der geringere Kontrast ausreichend hoch sein

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Kapitel 315 erlaumlutert dass Beleuchtungsstaumlrken der Umgebung keine Auswirkungen auf vorhandene Kontraste haben Auch diesbezuumlglich stellen selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen einen Sonderfall dar Tageslicht oder kuumlnstliche Beleuchtung uumlberlagern die Leuchtdichten und koumlnnen einen kontrastmindernden Einfluss haben Nach DIN 32975 muss die Beleuchtungssituation bei der Beurteilung von selbstleuchtenden oder hinterleuchteten

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Anzeigen mit beruumlcksichtigt werden Ohne Tageslichteinfluss in Innenraumlumen muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 200 Lux mit Tageslichteinfluss und im Freien muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 2000 Lux bestehen Uumlbrigens auch dann wenn Schutzscheiben vor den Anzeigen die zusaumltzliche Reflexionen verursachen koumlnnen verwendet werden

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Bei Wechselanzeigen wie Fahrgastinformationen werden zunehmend elektronische Anzeigen verwendet Eine Vergleichsstudie zur Lesbarkeit dynamischer Informationsanzeigen (Lang et al 2004) ergab unter anderem dass LCD-Anzeigen generell als kontrastreicher als LED-Anzeigen wahrgenommen werden insbesondere bei seitlicher Betrachtung was den haumlufigsten Anwendungsfall darstellen duumlrfte Dieses Ergebnis stellte sich als unabhaumlngig von Alter und Sehleistung der Versuchspersonen dar Auf LED-Anzeigen sollte daher verzichtet werden Foumlrderlich fuumlr Kontraste sind zudem hohe Pixelzahlen

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Laufschriften in elektronischen Anzeigen sind generell auch bei hinreichenden Kontrasten zu vermeiden Das Auge hat in der Regel zu wenig Zeit um sich auf die schnellen Kontrastwechsel an einzelnen Punkten einzustellen um zunaumlchst einzelne Buchstaben und anschlieszligend ganze Worte wahrzunehmen um sie danach noch lesen und verstehen zu koumlnnen

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

i

Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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hinweist Der Kontrast zwischen Buchstaben und Schildhintergrund ist ausreichend sodass einzelne Buchstaben gut erkennbar sind Ein identisches Schild ist an einer der Sonne zugewandten Gebaumlude-seite angebracht Die Buchstaben werden von der direkten Sonnen-einstrahlung teilweise uumlberblendet und sind daher nicht mehr lesbar

Abhilfe koumlnnte die Versetzung des Schildes nach hinten schaffen Eine gleichmaumlszligige Abschattung des gesamten Schildes wuumlrde so durch die Decke hergestellt und Kontraste blieben wahrnehmbar Alternativ muumlsste die Oberflaumlche des Informationstraumlgers weniger glatt sein sodass eine Blendung wegen geringerer Spiegelung des Lichts an der Materialoberflaumlche vermindert ist Auch Abschattflaumlchen aus lichtundurchlaumlssigem Material die direkt an der Schildoberkante befestigt wuumlrden koumlnnten auf dem Schild fuumlr einheitliche Lichtverhaumlltnisse zu sorgen

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Auf Informationstraumlgern die Abdeckungen oder Sichtscheiben aufweisen wie Aushanginformationskaumlsten mit Glas- oder Plexiglasscheiben koumlnnen ebenfalls unerwuumlnschte Reflexionen entstehen Diese sind durch entspiegelte Materialien zu umgehen Der Kontrast an Sichtscheiben von Automaten sollte einstellbar sein

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Abbildung 13 zeigt den Ausschnitt eines Lageplans von Bus- und Hauptbahnhof Durch eine nicht entspiegelte Abdeckung des Aushangplans entstehen bei normalem Tageslicht starke Spiegelungen

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Abbildung 11 Beispiel ndash Schild im Schatten

Abbildung 12 Negativbeispiel ndash Schild mit Sonneneinstrahlung

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die Gleisbezeichnungen der Bahn unlesbar machen Abbildung 14 zeigt das gleiche Problem einer Oumlffnungszeiteninformation einer Bibliothek Durch die Anbringung der an sich kontrastreich gestalteten Textinformation an der Innenseite einer Glaswand spiegeln sich voruumlbergehende Menschen und die oumlrtliche Umgebung aus dem Ruumlcken des Betrachters Die Schriften wirken verwaschen da Kontraste durch wechselnde Umgebungsverhaumlltnisse mal schwaumlcher und mal staumlrker sind

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Abbildungen 15 und 16 zeigen Ausschnitte eines Lageplans der im Auszligenbereich einer Grundschule aufgestellt ist und ohne Ab- deckungen auskommt Trotz Sonneneinstrahlung werden Kontraste nicht beeintraumlchtigt da die Oberflaumlche mattiert ist Leider ist in der Legende zum Plan der Schrifthintergrund teils nicht ausreichend kontrastreich gestaltet Einzelne Gebaumludebereiche sind auf dem Plan durch eingrenzende stark kontrastierende Zeichnung gut unterscheidbar aber die zugehoumlrige Benennung der Gebaumlude ist wegen geringer Kontraste nur fuumlr manche Gebaumlude leserlich

Grundsaumltzlich sind Aushanginformationen mit Orientierungs- oder Entscheidungsfunktion selbst hinreichend zu beleuchten um Kont-

Abbildung 13 Negativbeispiel ndash Blendung auf Glasabdeckung durch Sonnenlicht

Abbildung 14 Negativbeispiel ndash Umgebungsreflexion bei Information hinter Glas

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raste wahrnehmen zu koumlnnen um bei Annaumlherung an die Information keine Schattenbildung zu verursachen Eine gerichtete Beleuchtung ist nach DIN 32975 entweder von unten von oben oder von hinten vorzusehen

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Auch offensichtlich fuumlr sehbehinderte Menschen gestaltete Objekte koumlnnen problematisch sein Abbildung 17 zeigt ein Toilettenschild das neben Buchstaben auch Brailleschrift beinhaltet Die Buchstaben sind erhaben auf einer farblosen Plexiglasscheibe aufgebracht die wiederum auf Abstand zur Wand montiert ist Die Buchstaben werfen daher einen Schatten an die Wand und schmaumllern so den ansonsten tadellosen Kontrast der dunklen Buchstaben zur hellen Wand unnoumltig

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Abbildung 15 Positivbeispiel ndash Lageplan ohne Abdeckung

Abbildung 16 Negativbeispiel ndash ungenuumlgender Kontrast der Legende zum Lageplan

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45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern

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Wenn Papier als Traumlgermaterial fuumlr Informationen verwendet wird zum Beispiel bei Faltplaumlnen ist zusaumltzliche die Papierstaumlrke wichtig um Kontraste zu erhalten Bei beidseitig bedrucktem Papier duumlrfen Informationen der Ruumlckseite auf der Vorderseite nicht durchscheinen Sie verringern als angrenzende Flaumlche zu den Schriften den Leuchtdichtekontrast unnoumltig Eine Mindestpapierstaumlrke von 100 Gramm pro Quadratmeter ist daher einzuhalten

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Da gerade Aushanginformationen haumlufigen Aumlnderungen unterliegen werden die Informationen meist als kostenguumlnstige Variante ebenfalls auf Papier gedruckt Glanzoberflaumlchen auf Papier haben unerwuumlnschte Blendwirkungen insbesondere bei Tageslicht was die Kontraste von Schriften zu ihrem Hintergrund deutlich beeintraumlchtigt

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Infopost oder haumlufig wiederkehrende Mitteilungen werden aus Kostengruumlnden oder aus Gruumlnden des Umweltschutzes oft auf Papier mit hohen Grau-Anteilen und starken Rauigkeiten der Papieroberflaumlchen gedruckt Diese haben im Vergleich zu reinweiszligem also sehr hellem Papier eine kontrastmindernde Wirkung auf die Leserlichkeit von Schriften und sollten vermieden werden Der Effekt des Papiers

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Abbildung 17 Negativbeispiel ndash Schattenbildung durch Reliefbuchstaben auf Plexiglas

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auf den Kontrast zur Schrift ist der gleiche wie der negative Effekt von farbig hinterlegten Texten

46 Schriften aus Licht ndash VorsichtInformationen durch hinterleuchtete oder selbstleuchtende Anzeigen stellen in Bezug auf Leuchtdichtekontraste Sonderfaumllle dar Anders als bei lichtundurchlaumlssigen Schildern kann es zu Kontrastminderungen in der Anwendung kommen Der Kontrast muss bei diesen Anzeigen die uumlblichen Vorgaben von 07 beziehungsweise 08 bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen ndash in der unguumlnstigeren Bedingung ndash erreichen

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Zum Beispiel ergibt ein heller Leuchtkasten der mit einem lichtundurchlaumlssigen Piktogramm beklebt ist unterschiedliche Leuchtdichten abhaumlngig davon ob er ein- oder ausgeschaltet ist Das lichtundurchlaumlssige Piktogramm veraumlndert seine Leuchtdichte dadurch nicht Der Kontrast errechnet sich aus den angrenzenden Flaumlchen von Piktogramm und Hintergrund Also resultieren durch Ein- und Ausschalten der Beleuchtung unterschiedliche Kontraste Aumlhnlich verhaumllt es sich bei lichtdurchlaumlssigen Zeichen auf Leuchtkaumlsten Dann ist es von der Transparenz der Zeichen und des Hintergrundes abhaumlngig ob sich die Beleuchtungsstaumlrke aus dem Innenraum gleichmaumlszligig auswirkt was direkten Einfluss auf die Leuchtdichten einzelner Flaumlchen hat Bei von innen beleuchteten Anzeigen muss daher immer der geringere Kontrast ausreichend hoch sein

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Kapitel 315 erlaumlutert dass Beleuchtungsstaumlrken der Umgebung keine Auswirkungen auf vorhandene Kontraste haben Auch diesbezuumlglich stellen selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen einen Sonderfall dar Tageslicht oder kuumlnstliche Beleuchtung uumlberlagern die Leuchtdichten und koumlnnen einen kontrastmindernden Einfluss haben Nach DIN 32975 muss die Beleuchtungssituation bei der Beurteilung von selbstleuchtenden oder hinterleuchteten

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Anzeigen mit beruumlcksichtigt werden Ohne Tageslichteinfluss in Innenraumlumen muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 200 Lux mit Tageslichteinfluss und im Freien muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 2000 Lux bestehen Uumlbrigens auch dann wenn Schutzscheiben vor den Anzeigen die zusaumltzliche Reflexionen verursachen koumlnnen verwendet werden

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Bei Wechselanzeigen wie Fahrgastinformationen werden zunehmend elektronische Anzeigen verwendet Eine Vergleichsstudie zur Lesbarkeit dynamischer Informationsanzeigen (Lang et al 2004) ergab unter anderem dass LCD-Anzeigen generell als kontrastreicher als LED-Anzeigen wahrgenommen werden insbesondere bei seitlicher Betrachtung was den haumlufigsten Anwendungsfall darstellen duumlrfte Dieses Ergebnis stellte sich als unabhaumlngig von Alter und Sehleistung der Versuchspersonen dar Auf LED-Anzeigen sollte daher verzichtet werden Foumlrderlich fuumlr Kontraste sind zudem hohe Pixelzahlen

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Laufschriften in elektronischen Anzeigen sind generell auch bei hinreichenden Kontrasten zu vermeiden Das Auge hat in der Regel zu wenig Zeit um sich auf die schnellen Kontrastwechsel an einzelnen Punkten einzustellen um zunaumlchst einzelne Buchstaben und anschlieszligend ganze Worte wahrzunehmen um sie danach noch lesen und verstehen zu koumlnnen

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
Page 37: Barrierefrei - und jeder weiß wo es lang geht! · Barrierefrei – und jeder weiß, wo es lang geht! Gefahrenabsicherung, Orientierung und Komforterhöhung durch Kontraste Broschüre

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die Gleisbezeichnungen der Bahn unlesbar machen Abbildung 14 zeigt das gleiche Problem einer Oumlffnungszeiteninformation einer Bibliothek Durch die Anbringung der an sich kontrastreich gestalteten Textinformation an der Innenseite einer Glaswand spiegeln sich voruumlbergehende Menschen und die oumlrtliche Umgebung aus dem Ruumlcken des Betrachters Die Schriften wirken verwaschen da Kontraste durch wechselnde Umgebungsverhaumlltnisse mal schwaumlcher und mal staumlrker sind

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Abbildungen 15 und 16 zeigen Ausschnitte eines Lageplans der im Auszligenbereich einer Grundschule aufgestellt ist und ohne Ab- deckungen auskommt Trotz Sonneneinstrahlung werden Kontraste nicht beeintraumlchtigt da die Oberflaumlche mattiert ist Leider ist in der Legende zum Plan der Schrifthintergrund teils nicht ausreichend kontrastreich gestaltet Einzelne Gebaumludebereiche sind auf dem Plan durch eingrenzende stark kontrastierende Zeichnung gut unterscheidbar aber die zugehoumlrige Benennung der Gebaumlude ist wegen geringer Kontraste nur fuumlr manche Gebaumlude leserlich

Grundsaumltzlich sind Aushanginformationen mit Orientierungs- oder Entscheidungsfunktion selbst hinreichend zu beleuchten um Kont-

Abbildung 13 Negativbeispiel ndash Blendung auf Glasabdeckung durch Sonnenlicht

Abbildung 14 Negativbeispiel ndash Umgebungsreflexion bei Information hinter Glas

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raste wahrnehmen zu koumlnnen um bei Annaumlherung an die Information keine Schattenbildung zu verursachen Eine gerichtete Beleuchtung ist nach DIN 32975 entweder von unten von oben oder von hinten vorzusehen

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Auch offensichtlich fuumlr sehbehinderte Menschen gestaltete Objekte koumlnnen problematisch sein Abbildung 17 zeigt ein Toilettenschild das neben Buchstaben auch Brailleschrift beinhaltet Die Buchstaben sind erhaben auf einer farblosen Plexiglasscheibe aufgebracht die wiederum auf Abstand zur Wand montiert ist Die Buchstaben werfen daher einen Schatten an die Wand und schmaumllern so den ansonsten tadellosen Kontrast der dunklen Buchstaben zur hellen Wand unnoumltig

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Abbildung 15 Positivbeispiel ndash Lageplan ohne Abdeckung

Abbildung 16 Negativbeispiel ndash ungenuumlgender Kontrast der Legende zum Lageplan

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45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern

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Wenn Papier als Traumlgermaterial fuumlr Informationen verwendet wird zum Beispiel bei Faltplaumlnen ist zusaumltzliche die Papierstaumlrke wichtig um Kontraste zu erhalten Bei beidseitig bedrucktem Papier duumlrfen Informationen der Ruumlckseite auf der Vorderseite nicht durchscheinen Sie verringern als angrenzende Flaumlche zu den Schriften den Leuchtdichtekontrast unnoumltig Eine Mindestpapierstaumlrke von 100 Gramm pro Quadratmeter ist daher einzuhalten

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Da gerade Aushanginformationen haumlufigen Aumlnderungen unterliegen werden die Informationen meist als kostenguumlnstige Variante ebenfalls auf Papier gedruckt Glanzoberflaumlchen auf Papier haben unerwuumlnschte Blendwirkungen insbesondere bei Tageslicht was die Kontraste von Schriften zu ihrem Hintergrund deutlich beeintraumlchtigt

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Infopost oder haumlufig wiederkehrende Mitteilungen werden aus Kostengruumlnden oder aus Gruumlnden des Umweltschutzes oft auf Papier mit hohen Grau-Anteilen und starken Rauigkeiten der Papieroberflaumlchen gedruckt Diese haben im Vergleich zu reinweiszligem also sehr hellem Papier eine kontrastmindernde Wirkung auf die Leserlichkeit von Schriften und sollten vermieden werden Der Effekt des Papiers

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Abbildung 17 Negativbeispiel ndash Schattenbildung durch Reliefbuchstaben auf Plexiglas

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auf den Kontrast zur Schrift ist der gleiche wie der negative Effekt von farbig hinterlegten Texten

46 Schriften aus Licht ndash VorsichtInformationen durch hinterleuchtete oder selbstleuchtende Anzeigen stellen in Bezug auf Leuchtdichtekontraste Sonderfaumllle dar Anders als bei lichtundurchlaumlssigen Schildern kann es zu Kontrastminderungen in der Anwendung kommen Der Kontrast muss bei diesen Anzeigen die uumlblichen Vorgaben von 07 beziehungsweise 08 bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen ndash in der unguumlnstigeren Bedingung ndash erreichen

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Zum Beispiel ergibt ein heller Leuchtkasten der mit einem lichtundurchlaumlssigen Piktogramm beklebt ist unterschiedliche Leuchtdichten abhaumlngig davon ob er ein- oder ausgeschaltet ist Das lichtundurchlaumlssige Piktogramm veraumlndert seine Leuchtdichte dadurch nicht Der Kontrast errechnet sich aus den angrenzenden Flaumlchen von Piktogramm und Hintergrund Also resultieren durch Ein- und Ausschalten der Beleuchtung unterschiedliche Kontraste Aumlhnlich verhaumllt es sich bei lichtdurchlaumlssigen Zeichen auf Leuchtkaumlsten Dann ist es von der Transparenz der Zeichen und des Hintergrundes abhaumlngig ob sich die Beleuchtungsstaumlrke aus dem Innenraum gleichmaumlszligig auswirkt was direkten Einfluss auf die Leuchtdichten einzelner Flaumlchen hat Bei von innen beleuchteten Anzeigen muss daher immer der geringere Kontrast ausreichend hoch sein

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Kapitel 315 erlaumlutert dass Beleuchtungsstaumlrken der Umgebung keine Auswirkungen auf vorhandene Kontraste haben Auch diesbezuumlglich stellen selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen einen Sonderfall dar Tageslicht oder kuumlnstliche Beleuchtung uumlberlagern die Leuchtdichten und koumlnnen einen kontrastmindernden Einfluss haben Nach DIN 32975 muss die Beleuchtungssituation bei der Beurteilung von selbstleuchtenden oder hinterleuchteten

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Anzeigen mit beruumlcksichtigt werden Ohne Tageslichteinfluss in Innenraumlumen muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 200 Lux mit Tageslichteinfluss und im Freien muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 2000 Lux bestehen Uumlbrigens auch dann wenn Schutzscheiben vor den Anzeigen die zusaumltzliche Reflexionen verursachen koumlnnen verwendet werden

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Bei Wechselanzeigen wie Fahrgastinformationen werden zunehmend elektronische Anzeigen verwendet Eine Vergleichsstudie zur Lesbarkeit dynamischer Informationsanzeigen (Lang et al 2004) ergab unter anderem dass LCD-Anzeigen generell als kontrastreicher als LED-Anzeigen wahrgenommen werden insbesondere bei seitlicher Betrachtung was den haumlufigsten Anwendungsfall darstellen duumlrfte Dieses Ergebnis stellte sich als unabhaumlngig von Alter und Sehleistung der Versuchspersonen dar Auf LED-Anzeigen sollte daher verzichtet werden Foumlrderlich fuumlr Kontraste sind zudem hohe Pixelzahlen

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Laufschriften in elektronischen Anzeigen sind generell auch bei hinreichenden Kontrasten zu vermeiden Das Auge hat in der Regel zu wenig Zeit um sich auf die schnellen Kontrastwechsel an einzelnen Punkten einzustellen um zunaumlchst einzelne Buchstaben und anschlieszligend ganze Worte wahrzunehmen um sie danach noch lesen und verstehen zu koumlnnen

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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raste wahrnehmen zu koumlnnen um bei Annaumlherung an die Information keine Schattenbildung zu verursachen Eine gerichtete Beleuchtung ist nach DIN 32975 entweder von unten von oben oder von hinten vorzusehen

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Auch offensichtlich fuumlr sehbehinderte Menschen gestaltete Objekte koumlnnen problematisch sein Abbildung 17 zeigt ein Toilettenschild das neben Buchstaben auch Brailleschrift beinhaltet Die Buchstaben sind erhaben auf einer farblosen Plexiglasscheibe aufgebracht die wiederum auf Abstand zur Wand montiert ist Die Buchstaben werfen daher einen Schatten an die Wand und schmaumllern so den ansonsten tadellosen Kontrast der dunklen Buchstaben zur hellen Wand unnoumltig

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Abbildung 15 Positivbeispiel ndash Lageplan ohne Abdeckung

Abbildung 16 Negativbeispiel ndash ungenuumlgender Kontrast der Legende zum Lageplan

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45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern

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Wenn Papier als Traumlgermaterial fuumlr Informationen verwendet wird zum Beispiel bei Faltplaumlnen ist zusaumltzliche die Papierstaumlrke wichtig um Kontraste zu erhalten Bei beidseitig bedrucktem Papier duumlrfen Informationen der Ruumlckseite auf der Vorderseite nicht durchscheinen Sie verringern als angrenzende Flaumlche zu den Schriften den Leuchtdichtekontrast unnoumltig Eine Mindestpapierstaumlrke von 100 Gramm pro Quadratmeter ist daher einzuhalten

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Da gerade Aushanginformationen haumlufigen Aumlnderungen unterliegen werden die Informationen meist als kostenguumlnstige Variante ebenfalls auf Papier gedruckt Glanzoberflaumlchen auf Papier haben unerwuumlnschte Blendwirkungen insbesondere bei Tageslicht was die Kontraste von Schriften zu ihrem Hintergrund deutlich beeintraumlchtigt

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Infopost oder haumlufig wiederkehrende Mitteilungen werden aus Kostengruumlnden oder aus Gruumlnden des Umweltschutzes oft auf Papier mit hohen Grau-Anteilen und starken Rauigkeiten der Papieroberflaumlchen gedruckt Diese haben im Vergleich zu reinweiszligem also sehr hellem Papier eine kontrastmindernde Wirkung auf die Leserlichkeit von Schriften und sollten vermieden werden Der Effekt des Papiers

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Abbildung 17 Negativbeispiel ndash Schattenbildung durch Reliefbuchstaben auf Plexiglas

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auf den Kontrast zur Schrift ist der gleiche wie der negative Effekt von farbig hinterlegten Texten

46 Schriften aus Licht ndash VorsichtInformationen durch hinterleuchtete oder selbstleuchtende Anzeigen stellen in Bezug auf Leuchtdichtekontraste Sonderfaumllle dar Anders als bei lichtundurchlaumlssigen Schildern kann es zu Kontrastminderungen in der Anwendung kommen Der Kontrast muss bei diesen Anzeigen die uumlblichen Vorgaben von 07 beziehungsweise 08 bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen ndash in der unguumlnstigeren Bedingung ndash erreichen

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Zum Beispiel ergibt ein heller Leuchtkasten der mit einem lichtundurchlaumlssigen Piktogramm beklebt ist unterschiedliche Leuchtdichten abhaumlngig davon ob er ein- oder ausgeschaltet ist Das lichtundurchlaumlssige Piktogramm veraumlndert seine Leuchtdichte dadurch nicht Der Kontrast errechnet sich aus den angrenzenden Flaumlchen von Piktogramm und Hintergrund Also resultieren durch Ein- und Ausschalten der Beleuchtung unterschiedliche Kontraste Aumlhnlich verhaumllt es sich bei lichtdurchlaumlssigen Zeichen auf Leuchtkaumlsten Dann ist es von der Transparenz der Zeichen und des Hintergrundes abhaumlngig ob sich die Beleuchtungsstaumlrke aus dem Innenraum gleichmaumlszligig auswirkt was direkten Einfluss auf die Leuchtdichten einzelner Flaumlchen hat Bei von innen beleuchteten Anzeigen muss daher immer der geringere Kontrast ausreichend hoch sein

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Kapitel 315 erlaumlutert dass Beleuchtungsstaumlrken der Umgebung keine Auswirkungen auf vorhandene Kontraste haben Auch diesbezuumlglich stellen selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen einen Sonderfall dar Tageslicht oder kuumlnstliche Beleuchtung uumlberlagern die Leuchtdichten und koumlnnen einen kontrastmindernden Einfluss haben Nach DIN 32975 muss die Beleuchtungssituation bei der Beurteilung von selbstleuchtenden oder hinterleuchteten

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Anzeigen mit beruumlcksichtigt werden Ohne Tageslichteinfluss in Innenraumlumen muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 200 Lux mit Tageslichteinfluss und im Freien muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 2000 Lux bestehen Uumlbrigens auch dann wenn Schutzscheiben vor den Anzeigen die zusaumltzliche Reflexionen verursachen koumlnnen verwendet werden

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Bei Wechselanzeigen wie Fahrgastinformationen werden zunehmend elektronische Anzeigen verwendet Eine Vergleichsstudie zur Lesbarkeit dynamischer Informationsanzeigen (Lang et al 2004) ergab unter anderem dass LCD-Anzeigen generell als kontrastreicher als LED-Anzeigen wahrgenommen werden insbesondere bei seitlicher Betrachtung was den haumlufigsten Anwendungsfall darstellen duumlrfte Dieses Ergebnis stellte sich als unabhaumlngig von Alter und Sehleistung der Versuchspersonen dar Auf LED-Anzeigen sollte daher verzichtet werden Foumlrderlich fuumlr Kontraste sind zudem hohe Pixelzahlen

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Laufschriften in elektronischen Anzeigen sind generell auch bei hinreichenden Kontrasten zu vermeiden Das Auge hat in der Regel zu wenig Zeit um sich auf die schnellen Kontrastwechsel an einzelnen Punkten einzustellen um zunaumlchst einzelne Buchstaben und anschlieszligend ganze Worte wahrzunehmen um sie danach noch lesen und verstehen zu koumlnnen

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern

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Wenn Papier als Traumlgermaterial fuumlr Informationen verwendet wird zum Beispiel bei Faltplaumlnen ist zusaumltzliche die Papierstaumlrke wichtig um Kontraste zu erhalten Bei beidseitig bedrucktem Papier duumlrfen Informationen der Ruumlckseite auf der Vorderseite nicht durchscheinen Sie verringern als angrenzende Flaumlche zu den Schriften den Leuchtdichtekontrast unnoumltig Eine Mindestpapierstaumlrke von 100 Gramm pro Quadratmeter ist daher einzuhalten

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Da gerade Aushanginformationen haumlufigen Aumlnderungen unterliegen werden die Informationen meist als kostenguumlnstige Variante ebenfalls auf Papier gedruckt Glanzoberflaumlchen auf Papier haben unerwuumlnschte Blendwirkungen insbesondere bei Tageslicht was die Kontraste von Schriften zu ihrem Hintergrund deutlich beeintraumlchtigt

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Infopost oder haumlufig wiederkehrende Mitteilungen werden aus Kostengruumlnden oder aus Gruumlnden des Umweltschutzes oft auf Papier mit hohen Grau-Anteilen und starken Rauigkeiten der Papieroberflaumlchen gedruckt Diese haben im Vergleich zu reinweiszligem also sehr hellem Papier eine kontrastmindernde Wirkung auf die Leserlichkeit von Schriften und sollten vermieden werden Der Effekt des Papiers

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Abbildung 17 Negativbeispiel ndash Schattenbildung durch Reliefbuchstaben auf Plexiglas

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auf den Kontrast zur Schrift ist der gleiche wie der negative Effekt von farbig hinterlegten Texten

46 Schriften aus Licht ndash VorsichtInformationen durch hinterleuchtete oder selbstleuchtende Anzeigen stellen in Bezug auf Leuchtdichtekontraste Sonderfaumllle dar Anders als bei lichtundurchlaumlssigen Schildern kann es zu Kontrastminderungen in der Anwendung kommen Der Kontrast muss bei diesen Anzeigen die uumlblichen Vorgaben von 07 beziehungsweise 08 bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen ndash in der unguumlnstigeren Bedingung ndash erreichen

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Zum Beispiel ergibt ein heller Leuchtkasten der mit einem lichtundurchlaumlssigen Piktogramm beklebt ist unterschiedliche Leuchtdichten abhaumlngig davon ob er ein- oder ausgeschaltet ist Das lichtundurchlaumlssige Piktogramm veraumlndert seine Leuchtdichte dadurch nicht Der Kontrast errechnet sich aus den angrenzenden Flaumlchen von Piktogramm und Hintergrund Also resultieren durch Ein- und Ausschalten der Beleuchtung unterschiedliche Kontraste Aumlhnlich verhaumllt es sich bei lichtdurchlaumlssigen Zeichen auf Leuchtkaumlsten Dann ist es von der Transparenz der Zeichen und des Hintergrundes abhaumlngig ob sich die Beleuchtungsstaumlrke aus dem Innenraum gleichmaumlszligig auswirkt was direkten Einfluss auf die Leuchtdichten einzelner Flaumlchen hat Bei von innen beleuchteten Anzeigen muss daher immer der geringere Kontrast ausreichend hoch sein

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Kapitel 315 erlaumlutert dass Beleuchtungsstaumlrken der Umgebung keine Auswirkungen auf vorhandene Kontraste haben Auch diesbezuumlglich stellen selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen einen Sonderfall dar Tageslicht oder kuumlnstliche Beleuchtung uumlberlagern die Leuchtdichten und koumlnnen einen kontrastmindernden Einfluss haben Nach DIN 32975 muss die Beleuchtungssituation bei der Beurteilung von selbstleuchtenden oder hinterleuchteten

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Anzeigen mit beruumlcksichtigt werden Ohne Tageslichteinfluss in Innenraumlumen muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 200 Lux mit Tageslichteinfluss und im Freien muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 2000 Lux bestehen Uumlbrigens auch dann wenn Schutzscheiben vor den Anzeigen die zusaumltzliche Reflexionen verursachen koumlnnen verwendet werden

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Bei Wechselanzeigen wie Fahrgastinformationen werden zunehmend elektronische Anzeigen verwendet Eine Vergleichsstudie zur Lesbarkeit dynamischer Informationsanzeigen (Lang et al 2004) ergab unter anderem dass LCD-Anzeigen generell als kontrastreicher als LED-Anzeigen wahrgenommen werden insbesondere bei seitlicher Betrachtung was den haumlufigsten Anwendungsfall darstellen duumlrfte Dieses Ergebnis stellte sich als unabhaumlngig von Alter und Sehleistung der Versuchspersonen dar Auf LED-Anzeigen sollte daher verzichtet werden Foumlrderlich fuumlr Kontraste sind zudem hohe Pixelzahlen

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Laufschriften in elektronischen Anzeigen sind generell auch bei hinreichenden Kontrasten zu vermeiden Das Auge hat in der Regel zu wenig Zeit um sich auf die schnellen Kontrastwechsel an einzelnen Punkten einzustellen um zunaumlchst einzelne Buchstaben und anschlieszligend ganze Worte wahrzunehmen um sie danach noch lesen und verstehen zu koumlnnen

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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auf den Kontrast zur Schrift ist der gleiche wie der negative Effekt von farbig hinterlegten Texten

46 Schriften aus Licht ndash VorsichtInformationen durch hinterleuchtete oder selbstleuchtende Anzeigen stellen in Bezug auf Leuchtdichtekontraste Sonderfaumllle dar Anders als bei lichtundurchlaumlssigen Schildern kann es zu Kontrastminderungen in der Anwendung kommen Der Kontrast muss bei diesen Anzeigen die uumlblichen Vorgaben von 07 beziehungsweise 08 bei Schwarz-Weiszlig-Darstellungen ndash in der unguumlnstigeren Bedingung ndash erreichen

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Zum Beispiel ergibt ein heller Leuchtkasten der mit einem lichtundurchlaumlssigen Piktogramm beklebt ist unterschiedliche Leuchtdichten abhaumlngig davon ob er ein- oder ausgeschaltet ist Das lichtundurchlaumlssige Piktogramm veraumlndert seine Leuchtdichte dadurch nicht Der Kontrast errechnet sich aus den angrenzenden Flaumlchen von Piktogramm und Hintergrund Also resultieren durch Ein- und Ausschalten der Beleuchtung unterschiedliche Kontraste Aumlhnlich verhaumllt es sich bei lichtdurchlaumlssigen Zeichen auf Leuchtkaumlsten Dann ist es von der Transparenz der Zeichen und des Hintergrundes abhaumlngig ob sich die Beleuchtungsstaumlrke aus dem Innenraum gleichmaumlszligig auswirkt was direkten Einfluss auf die Leuchtdichten einzelner Flaumlchen hat Bei von innen beleuchteten Anzeigen muss daher immer der geringere Kontrast ausreichend hoch sein

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Kapitel 315 erlaumlutert dass Beleuchtungsstaumlrken der Umgebung keine Auswirkungen auf vorhandene Kontraste haben Auch diesbezuumlglich stellen selbstleuchtende oder hinterleuchtete Anzeigen einen Sonderfall dar Tageslicht oder kuumlnstliche Beleuchtung uumlberlagern die Leuchtdichten und koumlnnen einen kontrastmindernden Einfluss haben Nach DIN 32975 muss die Beleuchtungssituation bei der Beurteilung von selbstleuchtenden oder hinterleuchteten

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Anzeigen mit beruumlcksichtigt werden Ohne Tageslichteinfluss in Innenraumlumen muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 200 Lux mit Tageslichteinfluss und im Freien muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 2000 Lux bestehen Uumlbrigens auch dann wenn Schutzscheiben vor den Anzeigen die zusaumltzliche Reflexionen verursachen koumlnnen verwendet werden

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Bei Wechselanzeigen wie Fahrgastinformationen werden zunehmend elektronische Anzeigen verwendet Eine Vergleichsstudie zur Lesbarkeit dynamischer Informationsanzeigen (Lang et al 2004) ergab unter anderem dass LCD-Anzeigen generell als kontrastreicher als LED-Anzeigen wahrgenommen werden insbesondere bei seitlicher Betrachtung was den haumlufigsten Anwendungsfall darstellen duumlrfte Dieses Ergebnis stellte sich als unabhaumlngig von Alter und Sehleistung der Versuchspersonen dar Auf LED-Anzeigen sollte daher verzichtet werden Foumlrderlich fuumlr Kontraste sind zudem hohe Pixelzahlen

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Laufschriften in elektronischen Anzeigen sind generell auch bei hinreichenden Kontrasten zu vermeiden Das Auge hat in der Regel zu wenig Zeit um sich auf die schnellen Kontrastwechsel an einzelnen Punkten einzustellen um zunaumlchst einzelne Buchstaben und anschlieszligend ganze Worte wahrzunehmen um sie danach noch lesen und verstehen zu koumlnnen

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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Anzeigen mit beruumlcksichtigt werden Ohne Tageslichteinfluss in Innenraumlumen muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 200 Lux mit Tageslichteinfluss und im Freien muss der Mindestkontrast bei einer Fremdlicht-Beleuchtungsstaumlrke von mindestens 2000 Lux bestehen Uumlbrigens auch dann wenn Schutzscheiben vor den Anzeigen die zusaumltzliche Reflexionen verursachen koumlnnen verwendet werden

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Bei Wechselanzeigen wie Fahrgastinformationen werden zunehmend elektronische Anzeigen verwendet Eine Vergleichsstudie zur Lesbarkeit dynamischer Informationsanzeigen (Lang et al 2004) ergab unter anderem dass LCD-Anzeigen generell als kontrastreicher als LED-Anzeigen wahrgenommen werden insbesondere bei seitlicher Betrachtung was den haumlufigsten Anwendungsfall darstellen duumlrfte Dieses Ergebnis stellte sich als unabhaumlngig von Alter und Sehleistung der Versuchspersonen dar Auf LED-Anzeigen sollte daher verzichtet werden Foumlrderlich fuumlr Kontraste sind zudem hohe Pixelzahlen

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Laufschriften in elektronischen Anzeigen sind generell auch bei hinreichenden Kontrasten zu vermeiden Das Auge hat in der Regel zu wenig Zeit um sich auf die schnellen Kontrastwechsel an einzelnen Punkten einzustellen um zunaumlchst einzelne Buchstaben und anschlieszligend ganze Worte wahrzunehmen um sie danach noch lesen und verstehen zu koumlnnen

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
Page 42: Barrierefrei - und jeder weiß wo es lang geht! · Barrierefrei – und jeder weiß, wo es lang geht! Gefahrenabsicherung, Orientierung und Komforterhöhung durch Kontraste Broschüre

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5 Kontrastoptimierung von Markierungen

51 Allgemeines zu kontrastreichen MarkierungenDie Kontrastoptimierung von Markierungen zielt auf einen Sicherheitsgewinn bei Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse oder Sturzgefahr ab sowie auf die barrierefreie Nutzung von Serviceeinrichtungen und einzelnen Bedienelementen

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DIN 18024-1 DIN 18024-2 und DIN 18040-1 definieren Mindestbewegungsflaumlchen Bewegungsraumlume und Verkehrsflaumlchen im oumlffentlichen Bereich Je nach oumlrtlichen Gegebenheiten oder durch die Unwissenheit verantwortlicher Menschen sind Einschraumlnkungen dieser Mindestvorgaben leider haumlufig Alltag Ausstattungsgegenstaumlnde wie Muumllleimer Fahrradstaumlnder Baumlnke Briefkaumlsten Werbetraumlger oder Serviceautomaten werden leider auf Bewegungsflaumlchen installiert oder ragen in sie hinein und verursachen so die Gefahr dagegen zu laufen oder daruumlber zu stolpern Beides kann zu erheblichen Verletzungen fuumlhren insbesondere dann wenn das Auflaufen oder Anstoszligen von einem Sturz begleitet wird Hindernisse auch solche durch Gebaumludeteile und Anlagen wie Eingaumlnge oder Treppen die in Gehwege hineinragen sind daher ebenso wie Tuumlren oder Waumlnde aus Glas nach DIN 32975 kontrastreich zu markieren um ein Auflaufen und Stuumlrzen zu verhindern

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Serviceeinrichtungen wie Automaten Briefkaumlsten Telefone und Notrufeinrichtungen sowie deren einzelne Bedienelemente und Bedienelemente von zum Beispiel Lichtsignalanlagen Toiletten und Aufzuumlgen die erst durch eine kontrastreiche Gestaltung leicht erkennbar und nutzbar werden muumlssen kontrastreich markiert sein Die Materialwahl zur Markierung richtet sich nach jeweiligen Nutzungsbedingungen und dem Grundmaterial des Gegenstands Der Wiedererkennungswert gut etablierter Farbgebungen bei Serviceeinrichtungen und Bedienelementen sollte nicht ohne triftigen Grund gemindert werden

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

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Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
Page 43: Barrierefrei - und jeder weiß wo es lang geht! · Barrierefrei – und jeder weiß, wo es lang geht! Gefahrenabsicherung, Orientierung und Komforterhöhung durch Kontraste Broschüre

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An Metallgegenstaumlnden werden haumlufig Klebefolien oder Lacke zur Markierung verwendet Diese Moumlglichkeit besteht auch bei Gegenstaumlnden aus Kunststoff die zudem in der Herstellung selbst eingefaumlrbt werden koumlnnen Guumlnstig erweisen sich auch Materialkombinationen der Gegenstaumlnde selbst Kombiniert man an Serviceeinrichtungen beispielsweise Holz Metall und Hartgummi werden neben visuellen Kontrasten auch taktile Kontraste angeboten Der Fantasie sind hinsichtlich des Markierungsmaterials keine Grenzen gesetzt solange die Kontraste ausreichend hoch sind

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52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse Nach DIN 32975 ist zur Markierung von Hindernissen und Absperrungen ein Mindestkontrast von 07 einzuhalten Glaumlnzende Oberflaumlchen sollen vermieden werden da deren gerichtete Beleuchtung zur Minderung von Kontrasten oder zu Blendungen fuumlhren kann Auch wenn eine diffuse Beleuchtung vorliegt koumlnnen Spiegelungseffekte dazu fuumlhren dass physikalisch vorhandene Kontraste zwischen Objekt und Umfeld nicht wahrnehmbar sind da sich das Umfeld im Objekt spiegelt wie in Abbildung 18 Ein Muumllleimer aus poliertem Aluminium spiegelt sowohl Boden als auch Wand und wird so fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen unsichtbar Noumltig waumlre eine umlaufende Markierung die sich zumindest vom Bodenbelag kontrastreich abhebt um als am Boden stehendes Hindernis wahrgenommen zu werden

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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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Die Leuchtdichten der einzelnen Elemente unterscheiden sich nur ungenuumlgend von der Leuchtdichte des Bodenbelages und bergen Auflaufgefahren Eine optische Absicherung durch eine kontrastreiche Markierung waumlre auf allen Objekten mit Klebefolien oder Lacken oder durch Bodenindikatoren realisierbar

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Abbildung 20 gibt den Ampeluumlberweg an einer sechsspurigen Straszlige wieder die mittig von zwei Straszligenbahnlinien geteilt wird Der Zugang von der dreispurigen Straszlige einer Fahrtrichtung zur Mittelinsel wird vom Bahnuumlbergang gefolgt um von dort aus in den Uumlbergang der anderen dreispurigen Fahrtrichtung der Straszlige zu muumlnden Um Fuszliggaumlnger vor unbedachtem Betreten der Straszligen und vor unbedachtem Betreten der Gleise zu schuumltzen ist die Mittelinsel labyrinthartig mit unzaumlhligen Absperrungen aus Metall bestuumlckt Kontraste einzelner Absperrungen sowohl zum Boden also auch zu dem durch vorbeifahrende Autos wechselnden Hintergrund sind unzureichend Markierungen im Wechselkontrast sollten erfolgen um gegen ein Auflaufen abzusichern und die Orientierung im Nahbereich zu verbessern

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Abbildung 18 Negativbeispiel ndash Umgebungsspiegelung auf Metallmuumlll-eimer

Abbildung 19 zeigt ein typisches Ensemble aus Muumllleimer Strom- verteilerkasten und Strommast auf dem Gehweg

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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

64

derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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Abbildung 21 zeigt ein positives Beispiel einer aumlhnlichen Absper-rung aus Metall im Wechselkontrast Diese verhindert kontrastreich dass Radfahrer unbedacht eine Straszlige kreuzen Die Farbe des Wechselkontrasts spielt keine Rolle und koumlnnte variiert werden solange die Helligkeitsunterschiede beider Farben ausreichen

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Abbildung 20 Negativbeispiel ndash mangelnder Kontrast zwischen Ab- sperrungen aus Metall Bodenbelag und wechselndem Hindergrund

Abbildung 21 Positivbeispiel ndash Metall-absperrung auf Gehweg im Wechselkontrast

Abbildung 22 Positivbeispiel ndash Absicherung durch Begruumlnung

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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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Das Problem der kontrastarmen Kombination von unbehandeltem Metall zu mittelhellen Bodenbelaumlgen findet sich im Gehwegbereich auch haumlufig bei Ampel- Laternen- Schild- und Fahnenmasten Abbildung 22 zeigt ein Beispiel zur kontrastreichen Absicherung von Fahnenmasten durch Begruumlnung am Fuszlig des Mastes mit niedrigen Hecken

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Abbildung 23 verdeutlicht das gleiche Problem durch den mangelnden Kontrast zwischen Bodenbelag und Absperrketten aus Eisen Die Gefahr daruumlber zu fallen ist enorm hoch Abbildung 24 verdeutlicht den Unterschied durch eine Kette mit Wechselkontrast Da der uumlbliche Querschnitt der Kettenglieder jedoch sehr gering ist und daher generell schlecht wahrgenommen wird sollte jedoch auf Ketten besser verzichtet werden

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53 Serviceautomaten und BedienelementeBedienelemente an Hilfs- und Notrufeinrichtungen sollen nach DIN 32975 kontrastreich bei einem Mindestwert von 07 markiert sein Abbildung 25 zeigt die Notrufeinrichtung eines Hausalarms Der Kontrastwert zwischen Gehaumluse und Wand ist ausreichend

Abbildung 23 Negativbeispiel ndash mittelhelle Absperrkette vor mittel- hellem Bodenbelag

Abbildung 24 Positivbeispiel ndash Absperrkette im Wechselkontrast

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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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Das Bedienelement ein Knopf in der Mitte der bei Bedarf gedruumlckt wird weist ausreichende Kontrastwerte zum Bedienumfeld auf Da sowohl der Knopf zum Hintergrund als auch die zugehoumlrige Handlungsanweisung schwarz auf weiszlig dargestellt sind gilt fuumlr beides nach DIN 32975 ein Mindestkontrast von 08

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Bedienelemente die nicht zu Hilfs- oder Notrufeinrichtungen gehoumlren haben nach DIN 32975 einen Mindestkontrast von 04 aufzuweisen Zudem muss die hellere Flaumlche des Kontrasts einen Reflexionsgrad von mindestens 05 aufweisen Tastenfelder auf denen Nummern gewaumlhlt werden wie etwa an Klingeln in Aufzuumlgen an Bankautomaten Serviceautomaten oder oumlffentlichen Telefonen werden oft aus Edelstahl gefertigt Haumlufig bestehen sowohl Tasten als auch angrenzende Traumlgerplatte aus dem gleichen Material Kontraste sind so nicht vorhanden und Bedienelemente visuell kaum von der Traumlgerplatte unterscheidbar

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Abbildung 26 zeigt einen uumlblichen Bankautomaten Die Helligkeit aller Bedienelemente ist aumlhnlich stark sodass keine ausreichenden Kontraste entstehen Alle Tasten und deren Traumlgerplatten sind aus Edelstahl Der Kartenschlitz der von einer ebenso hellen Kunststoffeinhausung umgeben ist ebenfalls

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Abbildung 25 Positivbeispiel ndash Notrufeinrichtung

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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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Abbildung 27 zeigt das Bedienfeld eines Aufzugs Erst durch Druumlcken einer Taste entsteht unsinnigerweise ein Kontrast da dann per rotem Leuchtring angezeigt wird welche Etage bereits gewaumlhlt wurde Das Bedienfeld der Anforderungstaste vor dem Aufzug wieder beides aus Edelstahl hier ohne Abbildung kann wegen seiner das Tageslicht reflektierenden Oberflaumlche kaum von der hellen Wand unterschieden werden Durch die kontrastreiche Hinterlegung mit einem Rahmen zur Wand wie es DIN 32975 fuumlr solche Faumllle vorsieht waumlre das Auffinden von weniger Herumtasten an der Wand begleitet und komfortabler

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Der Einfluss von hohen Kontrasten auf die Unversehrtheit koumlrperlicher Hygiene wird bei sanitaumlren Einrichtungen wie Abbildungen 28 bis 30 zeigen deutlich

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Abbildung 26 Negativbeispiel ndash Bankautomat

Abbildung 27 Negativbeispiel ndash Tastenfeld Aufzug

Abbildung 28 Negatibeispiel ndash helle Sanitaumlrobjekte auf hellen Waumlnden

Abbildung 29 Negativbeispiel ndash unsichtbare Handtuchspender

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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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Objekte wie Toiletten Handtuchspender Seifenspender und ihre Bedienelemente die wie hier alle gleich hell gehalten sind erfordern das unangenehme Ertasten von Wand und Objekten Die Nutzung von Toilettenpapierabroller und Toilettenbuumlrste profitiert ebenfalls von Kontrasten Abbildung 30 zeigt eine uumlbliche Toilettenkabine einer kulturellen Einrichtung Waumlnde Toilette Spuumllkasten Papierabroller Muumllleimer und Toilettenbuumlrste sind einheitlich hell gestaltet Durch die mangelnden Helligkeitsunterschiede der Objekte zu den Waumlnden sind sie nicht einzeln wahrnehmbar Der dunklere Boden erlaubt jedoch zumindest bei zunehmender Annaumlherung ein Erkennen der Toilette der Buumlrste und des Eimers Der Druumlcker der Toilettenspuumllung sowie das Papier muumlssen von Menschen mit Sehbehinderungen jedoch tastend gefunden werden

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54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus GlasGroszligflaumlchig verglaste oder Ganzglastuumlren sowie verglaste Waumlnde erwecken beim normalsichtigen Betrachter die Illusion der Weite

Abbildung 30 Negativbeispiel ndash Toilettenkabine in kultureller Einrichtung

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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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von Raumlumen und machen eine tatsaumlchlich abgetrennte Umgebung transparent Bei Menschen mit Sehbehinderungen wird diese Illusion noch verstaumlrkt und fuumlhrt dazu dass Wege als hindernisfrei und durchgaumlngig wahrgenommen werden Waumlnde und Tuumlren werden somit regelrecht unsichtbar Kollisionsgefahr besteht Auch Glasbruumlstungen bergen diese Gefahr insbesondere wenn durch die Lichtverhaumlltnisse Spiegelungen auf den Flaumlchen auftreten die die durchgaumlngige Begehung der Bodenflaumlche suggerieren

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DIN 32975 schreibt streifenfoumlrmige Markierungen von Glasflaumlchen vor die wenn der Flaumlchenanteil mindestens 50 betraumlgt auch durch Einzelelemente dargestellt sein duumlrfen Abbildung 31 zeigt eine solche Sicherheitsmarkierung als Wechselkontrast mit hellen und dunklen Elementen Die Kontrastwirkung vor wechselnden Hintergruumlnden und bei wechselnden Lichtverhaumlltnissen wird auf-rechterhalten Die hellen Schriftzeichen uumlber dem Wechselkontrast zeigen deutlich dass die weiszlig gehaltenen Elemente durch den Hintergrund der ebenfalls sehr hellen Wand kaum lesbar sind die schwarzen Elemente dagegen auffaumlllig wirken Im Falle von dunkel gekleideten Passanten hinter der Scheibe waumlre der Effekt umgekehrt

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Die kontrastreiche Markierung muss nach DIN 32975 uumlber die gesamte Glasflaumlche verlaufen mindestens 8 cm breit sein und sowohl in einer Houmlhe von 40 bis 70 cm als auch von 120 bis 160 cm je

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Abbildung 31 Wechselkontrast auf Glastuumlren

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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

64

derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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gemessen von der Houmlhe des Fuszligbodens angebracht werden Dies gilt auch fuumlr Drehfluumlgeltuumlren aus Glas um einzelne Tuumlrelemente visuell kontrastreich zu markieren und sie so einzeln voneinander wahrnehmbar zu machen um eine kollisionsfreie Passage zu gewaumlhrleisten

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Ein weiteres Positivbeispiel zeigt Abbildung 32 die zwei hintereinander liegende automatische Schiebetuumlren am Haupteingang einer Mensa zeigt Statt der uumlblichen Sicherheitsmarkierung sind lebensgroszlige und verschieden helle Schattenrisse von Menschen als Klebefolien aufgebracht die im geschlossenen Zustand der Tuumlren diese visuell uumlber die gesamte Breite bdquobevoumllkernldquo

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55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen

551 Aufmerksamkeitsfelder und Leitlinien

Orientierungs- und Leitsysteme die ohne Schrift- oder Bildzeichen auskommen muumlssen nach DIN 32975 einen Leuchtdichtekontrast von mindestens 04 aufweisen Ein Mindestreflexionsgrad der helleren Flaumlche von 05 ist einzuhalten Abbildung 33 zeigt eine kontrastreiche aktuelle Materialauswahl von Aufmerksamkeitsfeldern und Leitlinien im Auszligenbereich in unterschiedlichen Ausfuumlhrungen

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Abbildung 32 Positivbeispiel ndash Wechselkontrast auf Glastuumlren durch Folienbeklebung

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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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Der Leuchtdichtekontrast im gezeigten Beispiel liegt deutlich uumlber dem Mindestwert von 04 Die Farbgebung der einzelnen Steine waumlre jedoch variabel Zu Farbvarianten verfuumlgbarer Materialien sei generell angemerkt dass immer die Nachfrage das Angebot regelt Uumlber die Barrierefreiheit von Leitsystemen entscheidet allein die Einhaltung von Mindestleuchtdichtekontrasten die mit 04 in durchaus machbaren Bereichen liegen also mit vielen Farb- und Materialvarianten erzielt werden koumlnnen und nicht immer nur in Schwarz-Weiszlig oder Schwarz-Gelb umgesetzt werden muumlssen Auch im Innenbereich von Gebaumluden kann es attraktive Designs geben die ausreichend kontrastreich sind wie die Abbildungen 34 und 35 in einer ansprechenden Keramikvariante zeigen

Abbildung 33 Positivbeispiel ndash aktu-elles Angebot an Leitlinien Aufmerk-samkeitsfelder und Begleitstreifen

Abbildung 34 Positivbeispiel ndash dunkle Leitlinien im Innenraum

Abbildung 35 Positivbeispiel ndash helles Aufmerksamkeitsfeld im Innenraum

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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

64

derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

i

Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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Diese Beispiele weisen einzeln genuumlgend hohe bzw niedrige Leuchtdichten auf um mit einem breiten Leuchtdichtespektrum anderer Materialien kombinierbar zu sein um ausreichende Kontraste herzustellen Eine ebenfalls ausreichende Variante zur Orientierung durch Markierungen am Boden zeigt Abbildung 36 Eine pfeilfoumlrmige Bodenmarkierung leitet den Besucher einer Universitaumlt vom Aufzug am Gebaumludeeingang bis zu einem taktilen Etagenlageplan

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552 Uumlbergangsbereiche

Besonderes Augenmerk ist auf die Markierung von Uumlbergangsbereichen zu richten da sie oftmals von abrupt wechselnden Bewegungsanforderungen absichern muumlssen Insbesondere Bereiche mit Niveauwechseln wie Einzelstufen Treppen Rampen Fahrtreppen und Fahrsteige sind ausreichend kontrastreich zu markieren da hier erhoumlhte Sturzgefahr besteht Abbildung 37 zeigt die Problematik des Nichterkennens des Beginns einer dreistufigen Treppe die

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Abbildung 36 Positivbeispiel ndash nachtraumlglich aufgebrachte Leitlinie im Innenraum

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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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unmittelbar auf einen Gebaumludeeingang folgt Ein wenig Abhilfe schafft hier die kontrastreiche Markierung der Seitenwangen wie Abbildung 38 zeigt

Die Sicherheitsmarkierung auf einzelnen Stufen ist dennoch noumltig Bei Fest- und Fahrtreppen sind nach DIN 32975 sowohl Trittstufen als auch Stirnseiten uumlber die volle Breite zu markieren Fuumlr die Trittstufe ist ein von der Stufenvorderkante gemessener 4 bis 5 cm breiter Streifen anzubringen Die Stirnseite auch Setzstufe genannt muss einen 1 bis 2 cm breiten Streifen gemessen von der Stufenkante aufweisen Der Handlauf der Treppe hat auch zu geringe Kontraste zur Wand

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Abbildung 39 zeigt eine weitere kritische Treppengestaltung mit Gelaumlnder Je nach Perspektive wird das Gelaumlnder im Kontrast zur dunklen Treppe oder zur hellen Wand wahrgenommen Der Kontrast zur Treppe ist nicht ausreichend der Kontrast zur Wand dagegen schon Abhilfe schaffen koumlnnte ein Treppengelaumlnder im

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Abbildung 37 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung im Treppenhaus

Abbildung 38 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung und kontrastarmer Handlauf

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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

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DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

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Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

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Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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Wechselkontrast um in unterschiedlichen Perspektiven zu bestehen Auszligerdem ist ein Handlauf an der Wandseite zu empfehlen da dort kein Problem durch unterschiedliche Perspektiven entstehen kann Die Stufen sind mit einem deutlich helleren Streifen einzeln zu markieren

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Abbildung 40 zeigt ein Positivbeispiel einer Treppe im Innenbereich mit kontrastreichen Stufenmarkierungen aus Hartgummi auf einem Linoleumboden

Ein Negativbeispiel einer neu angelegten Betontreppe im Auszligenbereich zeigt Abbildung 41 da auf Stufenmarkierungen verzichtet wurde Tritt- und Setzstufen weisen keine Kontraste auf sodass die Uumlbergaumlnge einzelner Stufen fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen sowohl treppauf als auch treppab unsichtbar sind

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Abbildung 39 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung kontrast-armer Handlauf

Abbildung 40 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung auf Linoleum

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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

i

Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

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    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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Positivbeispiele in stark frequentierten Auszligenbereichen bieten zum Beispiel Blockstufen die kontrastierende Helligkeiten in einem Stein enthalten wie Abbildung 42 zeigt Alternativ koumlnnen an Stufen auch Schienen aus Hartgummi Metall Holz oder Kunststoff eingesetzt werden Auch Folien Kaltplastiken und lackaumlhnliche Materialien finden Verwendung teils in reflektierender retroreflektierender oder nachleuchtender Ausfuumlhrung

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Treppen mit Gitterrost-Trittstufen sind generell zu vermeiden da beim Blick nach unten Stufentrennungen visuell verschwinden Die Abbildungen 43 und 44 veranschaulichen das Problem

Abbildung 41 Negativbeispiel ndash fehlende Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 42 Positivbeispiel ndash Stufenmarkierung Betonstufen im Auszligenbereich

Abbildung 43 Negativbeispiel ndash Gitterrosttreppe

Abbildung 44 Negativbeispiel ndash Perspektive durch Gitterroststufen

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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden

61 Rechtliche GrundlagenAlle rechtlichen Grundlagen aufzufuumlhren und zu erlaumlutern die letztlich in der Beruumlcksichtigung von Mindestkontrasten im oumlffentlichen Raum muumlnden wuumlrde den Rahmen der Broschuumlre sprengen

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Die DIN 32975 auf die sich die vorliegende Broschuumlre zu Kontrasten oft bezieht ist eine Norm unter anderen die Barrierefreiheit definiert Konkret ist sie immer dann guumlltig wenn der oumlffentliche Raum als barrierefrei gelten soll Genauso wenig wie kontrastreiche Gestal-tung alleine Barrierefreiheit herstellen kann kann es beispielsweise die lediglich rollstuhlgerechte Gestaltung Alle Normen zur barrierefreien Gestaltung sind als gleich relevant anzusehen Gesetzliche Verpflichtungen zur Barrierefreiheit bestehen haumlufig bei Neubauten Sanierungen und Umgestaltungen In Deutschland ist zudem in den Bauordnungen der Laumlnder jeweils nachzulesen welche oumlffentlichen Raumlume barrierefrei zu gestalten sind

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Da die Einhaltung gewisser Mindestkontraste jedoch nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen vor Gefahren schuumltzt sondern auch die Orientierung und den Komfort im oumlffentlichen Raum verbessert ist nicht notwendigerweise rechtlich zu argumentieren Es ist eher darauf abzustellen dass die kontrastreiche Gestaltung als Systemleistung fuumlr alle Menschen anerkannt wird und keine Sonderloumlsung fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen darstellt

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62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu kleinSehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezaumlhlt Was folgt ist eine Annaumlherung an eine realistische Beurteilung vorliegender Zahlen uumlber Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland Dies geschieht anhand der Statistik der schwerbehinderten Men

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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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schen des Statistischen Bundesamtes die im Juni 2012 fuumlr 2009 veroumlffentlicht wurde anhand von WHO-Europazahlen aus dem Jahre 2002 und plausiblen Uumlberlegungen um einzuschaumltzen wie groszlig die Nutzergruppe von ausreichenden Kontrasten im oumlffentlichen Raum tatsaumlchlich ist

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621 Statistik schwerbehinderter Menschen in Deutschland

Die Statistik der schwerbehinderten Menschen des Statistischen Bundesamtes ergibt dass in Deutschland am 31Dezember 2009 nur 352943 Menschen als Blind oder Sehbehindert anerkannt wurden was einem Anteil von 5 der schwerbehinderten Menschen insgesamt entsprach die ihrerseits etwa 87 der Bevoumllkerung ausmachen Als sehbehindert gelten Menschen deren Sehschaumlrfe trotz Korrektur in der Ferne oder in der Naumlhe auf 13 (30) bis 120 (5) der Norm (100) herabgesetzt ist

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Die Anzahl der Menschen in Deutschland die schlecht sehen und von Kontrasten profitieren vervielfacht sich unabschaumltzbar wenn man naumlher betrachtet welche Personen keinen Eingang in die Statistik fanden Im Folgenden einige Hinweise dazu

- Menschen deren Sehschaumlrfe mehr als 30 jedoch weniger als 100 betraumlgt werden nicht beruumlcksichtigt Deren Anzahl waumlchst durch die gesteigerte Lebenserwartung generell und in zunehmendem Alter der Betroffenen zusaumltzlich weiter an

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- Nur Menschen mit Schwerbehindertenausweis wurden einbezogen Diejenigen die die Kriterien einer Sehbehinderung erfuumlllen aber keinen Antrag auf einen Ausweis stellen bleiben auszligen vor

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- Frauen stellen seltener Antraumlge als Maumlnner da sie seltener erwerbstaumltig sind und so keine Vorteile fuumlr Arbeitsmarkt oder Rente durch die Antragsstellung sehen

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- Bei Menschen mit mehreren Behinderungen wird nur die jeweils schwerste Behinderung aufgenommen Die Sehbehinderung ist

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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

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Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

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Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

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Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

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Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

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bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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nicht immer die schwerste Behinderung eines Menschen

- Als behindert wird nur derjenige eingestuft dessen Einschraumlnkungen laumlnger als sechs Monate bestehen und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeintraumlchtigen Das Ausmaszlig der Beeintraumlchtigung muss von dem fuumlr das Lebensalter typischen Zustand abweichen Voruumlbergehende Sehbehinderungen entfallen also Da die Sehleistung mit zunehmendem Alter abnimmt entfallen auch aumlltere Menschen da die Beeintraumlchtigung alterstypisch ist

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622 WHO-Europazahlen von Menschen mit Sehbehinderungen

Aus WHO-Europazahlen lassen sich fuumlr 2002 etwa 1066000 Menschen mit Sehbehinderung in Deutschland ermitteln Zwischen 1990 und 2002 war ein Anstieg der Sehbehinderten um 80 (aufgrund steigender Lebenserwartung) zu verzeichnen Im Jahr 2011 duumlrfte es sich daher bereits um 17 Millionen Menschen mit Sehbehinderung gehandelt haben Insbesondere Menschen ab 65 Jahren sind nach WHO von einer drastischen Verschlechterung der Sehleistung betroffen Im Zuge des demografischen Wandels sind Planer und Praktiker kuumlnftig also mit immer mehr Buumlrgerinnen und Buumlrgern konfrontiert deren Sehleistung weitaus schlechter ist als die von anderen Menschen

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623 Tatsaumlchliche Nutzergruppen von Kontrasten

Informationen im oumlffentlichen Raum die die Orientierung und Absicherung vor Gefahren foumlrdern muumlssen der breiten Oumlffentlichkeit dienen Diese befindet sich wie oben erlaumlutert im Wandel und definiert sich keineswegs als homogene Mehrheit gut sehender Menschen Von einer kontrastreichen Gestaltung des oumlffentlichen Raumes profitieren immer alle Menschen daher ist auch eigentlich nicht von einer bestimmten Nutzergruppe zu sprechen Fuumlr Menschen mit Sehbehinderungen stellen ausreichende Kontraste jedoch haumlufig die einzige Moumlglichkeit dar sich zu orientieren und sich gefahrlos ohne fremde Hilfe im oumlffentlichen Raum zu bewegen

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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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Auch als blind eingestufte Menschen haben zum Teil visuelle Wahrnehmungen und koumlnnen sich durch gute Kontraste besser orientieren

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Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen dass alle Menschen von Zeit zu Zeit bdquovoruumlbergehend sehbehindertldquo sind Mangelnde Aufmerksamkeit ist hier zuoberst als Grund zu nennen zum Beispiel durch Eile Muumldigkeit Telefonate Emotionen das Mitfuumlhren von schwerem Gepaumlck Kinderwagen Kindern und Haustieren Auch eingeschraumlnkte Sichtbedingungen wie Daumlmmerung mangelnde Beleuchtung Stromausfall Schnee Regen Nebel oder Qualm und beschlagene Brillenglaumlser erfordern ausreichende Kontraste zur Wahrnehmung Auch Touristen und Geschaumlftsreisende profitieren von guten Kontrasten da sie als Ortsunkundige auf gute Orientierungsangebote angewiesen sind Kinder sowie Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeit oder mit mangelnden Sprachkenntnissen profitieren ebenfalls von kontrastreichen Angeboten zur Orientierung und Gefahrenabsicherung

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63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine KostenexplosionBei der Verwendung kontrastreicher Materialien im Neubau muumlssen durch die sehbehindertengerechte Gestaltung keine zusaumltzlichen Materialkosten entstehen Mangelnde Sachkenntnis und Schulung der Planer und Praktiker des oumlffentlichen Raumes verursachen hingegen nicht selten eine unsachgemaumlszlige Ausfuumlhrung die im Anschluss Nachbesserungen erfordert Doch auch diese halten sich gemessen am Sicherheitsgewinn kostenmaumlszligig haumlufig im Rahmen Selten muss Bausubstanz komplett ausgetauscht werden da Vorhandenes oft kontrastreich aufgewertet werden kann

Pruumlfungskosten zur Feststellung von Leuchtdichtekontrasten einzelner Materialkombinationen im Neuzustand koumlnnen meist herstellerseitig uumlbernommen werden Die Hersteller koumlnnen diese Kosten

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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

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Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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auf viele Abnehmer umlegen und ziehen zusaumltzlichen Nutzen aus der Pruumlfung wenn sie die barrierefreie Gestaltung ihrer Produkte effektiv vermarkten Zur Erreichung anderer normierter Schutzziele ist dies laumlngst gaumlngige Praxis wie zum Beispiel bei der Angabe von Trittsicherheitswerten von Bodenbelaumlgen

Grundsaumltzlich gilt es die barrierefreie Gestaltung bereits in Planungsphasen zur Gestaltung des oumlffentlichen Raumes fundiert einflieszligen zu lassen Sollten kostenintensive Maszlignahmen zur nachtraumlglichen Herstellung von Kontrasten noumltig sein so ist zu pruumlfen mit welchem Ziel diese durchgefuumlhrt werden Gilt es Sturzgefahren oder Gefahren des Auflaufens gegen Hindernisse durch Kontraste abzusichern sollten die Kosten langfristig und nachhaltig betrachtet werden denn kostenneutrale Loumlsungen gibt es nicht Hier ist nun die Argumentationskraft der Selbsthilfeverbaumlnde gefragt Die vorliegende Broschuumlre soll dabei helfen bestehende Gefahren und Loumlsungen aufzuzeigen und beides uumlberzeugend darzustellen Statt wegen mangelnder Argumente potentielle Folgekosten bei Unfaumlllen durch Gerichtsverfahren langwierige Krankenhausaufenthalte Verdienstausfaumllle etc aufzuzaumlhlen ist eine Vor-Ort-Begehung mit verantwortlichen Entscheidungstraumlgern und Simulationsbrillen fuumlr verschiedene Sehbehinderungen meist viel eindruumlcklicher Die Relevanz von Kontrasten erklaumlrt sich dann meist von selbst

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64 Langlebigkeit von KontrastenHaumlufig werden Leuchtdichtekontraste zwischen Materialien im Neuzustand ermittelt Nutzungstypisch fuumlr den Auszligenbereich koumlnnen Verwitterung Abnutzung und Verschmutzung zum Abfallen des Leuchtdichtekontrastes fuumlhren Es empfiehlt sich daher Materialkombinationen einzusetzen die geforderte Kontrast- werte deutlich uumlberschreiten um auch bei Kontrastminderung durch nutzungstypische Beeintraumlchtigungen die Vorgaben langfristig zu erfuumlllen Farbbestaumlndiger Oberflaumlchenschutz und unsicht

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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

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Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

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  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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bare Materialimpraumlgnierungen schaffen Abhilfe kommen jedoch mit der Zeit auch an ihre Grenzen Die Autoren der Broschuumlre empfehlen daher vorgegebene Kontrastwerte um mindestens 01 als eine Beeintraumlchtigungstoleranz zu uumlberschreiten Auch geringe Reinigungsintervalle werden empfohlen Frost- und Tausalzwider-staumlnde sowie Abriebklassen sind an anderer Stelle nachzulesen und sollten ebenfalls deutlich uumlberschritten werden Turnusmaumlszligige Pruumlfungen in realistischen Zeitintervallen sind dringend angeraten um Kontrastminderungen durch Abnutzung Verwitterung und Vandalismus zu pruumlfen und nachzubessern Abbildungen 45 bis 47 zeigen die Konsequenzen von Vernachlaumlssigung an einem Absperrgitter einem Anforderungstaster an einer Ampel und an einem Fahrkartenmonitor mit jeweils unterschiedlichen Ursachen der Kon-trastminderung

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Abbildung 45 Negativbeispiel ndash abgeblaumltterter Lack und Rost an Metallabsperrung

Abbildung 46 Negativbeispiel ndash Verschmutzter Anforderungstaster einer Ampel

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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

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Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

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Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

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PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

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Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

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    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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65 Kontraste - eine aumlsthetische ZumutungTeilweise wird aus Gruumlnden der Aumlsthetik eine kontrastreiche Gestaltung abgelehnt Der Vergleich der Relevanz der Kunst des Schoumlnen mit der Relevanz der Absicherung von Gefahren durch Kontraste muss hier nicht diskutiert werden Haumlufig liegt ein Missverstaumlndnis vor da der Unterschied zwischen Farb- und Leuchtdichtekontrasten nicht hinreichend bekannt ist Bedenkentraumlger gehen oft davon aus dass alles Schwarz-Weiszlig Rot-Weiszlig oder Gelb-Schwarz gestaltet werden soll Da es bei der Einhaltung geforderter Kontraste aber nicht um die Bestimmung von Farben sondern um Helligkeitsunterschiede geht koumlnnen bezogen auf die Farbgestaltung sogar Kombinationen gleicher Farben in unterschiedlichen Saumlttigungsgraden kontrastreich sein

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Der phantasievolle Umgang mit Materialkombinationen spielt auszligerdem eine noch viel zu geringe Rolle Was Materialien betrifft regelt noch haumlufig das Angebot die Nachfrage Hier sind in erster Linie die Auftraggeber gehalten kontrastreiche Materialien in aumlsthetischen Designs von den Materialherstellern einzufordern und neue Wege zu gehen Auch der Einfluss verschiedener Materialoberflaumlchen zur kontrastreichen Gestaltung wird laumlngst nicht erschoumlpfend genutzt

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Abbildung 47 Negativbeispiel ndash verschmutzter Bildschirm eines Ticketautomaten

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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

handbuch_fuer_planer_und_Praktikerpdf

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DIN 5036-31979-11 Strahlungsphysikalische und lichttechnische Eigenschaften von Materialien Teil 3 Meszligverfahren fuumlr lichttechnische und spektrale strahlungsphysikalische Kennzahlen

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DIN 18024-11998-01 Barrierefreies Bauen - Teil 1 Straszligen Plaumltze Wege oumlffentliche Verkehrs- und Gruumlnanlagen sowie Spielplaumltze Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-32014-11 s Literaturempfehlungen unten]

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DIN 18024-21996-11 bdquoBarrierefreies Bauen - Teil 2 Oumlffentlich zugaumlngige Gebaumlude und Arbeitsstaumltten Planungsgrundlagen [inzwischen ersetzt durch DIN 18040-12010-10]

DIN 18040-12010-10 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 1 Oumlffentlich zugaumlngliche Gebaumlude

DIN 329752009-12 Gestaltung visueller Informationen im oumlffentlichen Raum zur Barrierefreien Nutzung

DIN 329842011-10 Bodenindikatoren im oumlffentlichen Raum

Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Lang G K Lang G E amp Spraul W (2004) Lesbarkeit von dynamischen In- formationsanzeigen mit LED- und LCD-Technologie im OumlPNV fuumlr Perso- nen mit und ohne Sehbeeintraumlchtigungen -behinderungen Letzter Zugriff vom 12072012 von der Webseite der AEG Gesellschaft fuumlr mo-

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derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Gratis-Bestellung unter wwwbmubbunddebestellformular

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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wwwpro-retinade

Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

Anz_ProRetina_Spendenspiegelqxp_Layout 1 030316 1436 Seite 2

Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
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          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
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                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
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Denkmalschutz und Barrierefreiheit werden oft als unvereinbar dargestellt Auch hier ist oft Unwissenheit in Bezug auf Farb- und Leuchtdichtekontraste anzutreffen Auszligerdem gilt es durch barrierefreie Gestaltung nicht sinnlos vorhandene Bausubstanz zu zerstoumlren sondern sie einer breiteren Oumlffentlichkeit gefahrlos zugaumlnglich zu machen Manchmal gelingt es die Helligkeit begrenzter Bereiche durch Tageslicht oder Spotscheinwerfer so anzuheben dass nuumltzliche Kontraste zu benachbarten Flaumlchen entstehen

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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

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Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

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Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

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    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
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              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
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LiteraturBundesministerium fuumlr Gesundheit Hrsg (1996) Verbesserung von visuel len Informationen im oumlffentlichen Raum Handbuch fuumlr Planer und Prak tiker zur buumlrgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts der Helligkeit der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsraumlumen und in Gebaumluden Fach-Media- Service-Verlagsgesellschaft mbH (FMS) Bad Homburg v d H ISBN 3-926181-28-1 Die deutsche Bibliothek ndash CIP ndash Einheitsaufnahme Gratis-Download unter httpwwwproretinadedateienea_

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Joos E Buser F Scheidegger A Horlacher F Hinni S amp Gogniat F (2012) Eruierung des fuumlr Seheingeschraumlnkte relevanten Blickwinkels auf Objekte im oumlffentlichen Verkehr bezuumlglich Kontrolle des gesetzlich geforderten Kontrastes Dokumentation Fachinformationen Studien Mobilitaumltsbehinderte [Elektronische Datenbank letzter Zugriff am 12072012] Bern Schweiz Bundesamt fuumlr Verkehr (BAV)

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Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

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DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

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Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Eine Liste unabhaumlngiger Pruumlfstellen zur Bestimmung von Leuchtdichtekontrasten ist derzeit in Vorbereitung und wird bei Fertigstellung veroumlffentlicht werden unter

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Unsere MissionWir wollen allen Menschen die von einer Sehver- schlechterung oder Erblindung aufgrund einer Netzhaut-schaumldigung bedroht sind Mut machen durch Praumlvention Therapie und gemeinsames Bewaumlltigen ein selbst- bestimmtes Leben zu fuumlhren

Gemeinsam starkDie PRO RETINA Deutschland e V ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von Menschen mit erblichen NetzhauterkrankungenSie wurde 1977 als Deutsche Retinitis Pigmentosa-Verei-nigung von Betroffenen und deren Angehoumlrigen mit der Absicht gegruumlndet sich selbst zu helfenHeute hat PRO RETINA bundesweit rund 6000 Mitglieder Jedes Mitglied kann sich einer der etwa 50 Regionalgrup-pen anschlieszligenDer Vorstand und alle aktiven Mitglieder arbeiten ehren-amtlich

PRO RETINA bietet Unterstuumltzung beibull Retinitis Pigmentosa (RP)bull Makula-Degeneration (MD)bull Altersabhaumlngige Makula-Degeneration (AMD)bull Usher-Syndrombull und vielen anderen seltenen Erkrankungen der Netzhaut

PRO RETINA beraumlt Betroffene und Angehoumlrige in medizini-schen und sozialen Fragen und bei der Auswahl von Hilfs-mitteln Sie foumlrdert die Forschung und vertritt die Interes-sen der Patienten in Forschung und MedizinEin wissenschaftlicher und medizinischer Beirat begleiten diese Arbeit

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Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang gehtGefahrenabsicherung Orientierung und Komforterhoumlhung durch Kontraste

Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

Gezielte Argumentationshilfen fuumlr den Umgang mitEntscheidungstraumlgern fuumlr Umsetzungsmaszlignahmen rundendie Broschuumlre inhaltlich ab

Der Nachdruck dieser Broschuumlre erfolgte mit freundlicher Unterstuumlt-zung durch die Firma Novartis

PRO RETINA Deutschland eV

bull Forschung foumlrdern

bull Krankheit bewaumlltigen

bull selbstbestimmt leben

  • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Unsere Mission
    • Gemeinsam stark
    • Barrierefrei ndash und jeder weiszlig wo es lang geht
    • Inhalt
    • Zur Autorin
    • Vorwort
    • Gruszligwort
    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
        • 3 Welche Kontraste
          • 31 Kontraste nach DIN 32975
          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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derne Informationssysteme mbH httpwwwaegmisdeprodukte downloadslesbarkeitsstudietabid605languagede-DEDefaultaspx

Resnikoff S Pascolinin D Etyarsquoale D Kocur I Pararajasegaram R Pokharel G P amp Mariotti S P (2004) Global data on visual impairment in the year 2002 [Elektronische Version] Bulletin of the World Health Organization 82 844 ndash 851

Statistisches Bundesamt (2012 19 Juni) Statistik der schwerbehinderten Menschen - Kurzbericht 2009 Letzter Zugriff vom 12072012 unter

httpswwwdestatisdeDEPublikationenThematischGesundheit BehinderteMenschenSozialSchwerbehinderteKB5227101099005html

Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)

DIN 14502013-04 Schriften ndash Leserlichkeit

DIN 18040-22011-09 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 2 Wohnungen

DIN 18040-32014-12 Barrierefreies Bauen ndash Planungsgrundlagen ndash Teil 3 Oumlffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 329812015-10 Lichtsignalanlagen mit Zusatzeinrichtungen fuumlr Blinde und Sehbehinderte

DIN 329862015-01 Taktile Schriften und Beschriftungen ndash Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Hrsg (2016) Leitfaden Barrierefreies Bauen Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaszlignahmen des Bundes 3 aktualisierte Ausgabe Publikatonsversand der Bundesregierung

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Broschuumlre fuumlr aktive Mitglieder der Selbsthilfe

Fuumlr die Kontrastoptimierung von Zeichen Schriften Markierungen und Bodenindikatoren zur barrierefreien Gestaltung im oumlff entlichen Raum bietet die durch den Bund fi nanziell gefoumlrderte Broschuumlre eine praktische Handreichung die Inhalte aktueller DIN-Normen praxisbezogen darstellt und viele Beispiele aufgreift

In leicht verstaumlndlicher Form werden typische Fehler undLoumlsungen kompakt zusammengefasst Basiswissen wird mitMaterialbeispielen Beurteilungen der Leuchtdichtekontraste und Gestaltungsvorschlaumlgen verbunden Selbsthilfeverbaumlnde sollendadurch befaumlhigt werden in Beratungen und bei Fragen derPraktiker kompetent fuumlr die barrierefreie Gestaltung desoumlff entlichen Raumes durch visuelle Kontraste einzutreten

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    • Zur Autorin
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    • 1 Zur Entstehung der Broschuumlre
    • 2 Beduumlrfnisse der Selbsthilfe in Bezug auf Kontraste
      • 21 Die Zielgruppe der Broschuumlre
      • 22 Inhaltliche Beduumlrfnisse der Zielgruppe
      • 23 Resultierende Themenbereiche fuumlr die Broschuumlre
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          • 31 Kontraste nach DIN 32975
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          • 33 Die Pruumlfung von Kontrasten
          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
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              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
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                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)
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              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
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                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
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          • 32 Prinzipien zum Einsatz von Kontrasten
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          • 41 Grundsaumltzliches zur Auffindbarkeit und Leserlichkeit
          • 42 Durchsichtige Informationstraumlger
          • 43 Unuumlberlegte Verzierungen und Farbigkeiten
          • 44 Blendung und Schatten ndash boumlse Geister
          • 45 Papier ist nicht gleich Papier bei Informationstraumlgern
          • 46 Schriften aus Licht ndash Vorsicht
            • 5 Kontrastoptimierung von Markierungen
              • 51 Allgemeines zu kontrastreichen Markierungen
              • 52 Gefaumlhrliches Mobiliar und andere Hindernisse
              • 53 Serviceautomaten und Bedienelemente
              • 54 Unsichtbare Waumlnde und Tuumlren aus Glas
              • 55 Kontrastreiche Markierung und Kennzeichnung von Bodenbereichen
                • 6 Argumentationshilfen bei haumlufigen Widerstaumlnden
                  • 61 Rechtliche Grundlagen
                  • 62 Die Nutzergruppe von Kontrasten ndash zu klein
                  • 63 Barrierefreie Gestaltung ndash eine Kostenexplosion
                  • 64 Langlebigkeit von Kontrasten
                  • 65 Kontraste - eine aumlsthetische Zumutung
                    • Literatur
                      • Aktualisierte und zusaumltzliche Literaturempfehlungenzum Thema barrierefreie Leuchtdichtekonstraste (Stand Juni 2016)