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© ECOCAMPING e.V. Kurzinformation Bioenergienutzung von Campingplatzgrünschnitt Erstellt von Andrea Gutjahr & Constanze Rau 08/2013 Bestandaufnahme der Grünschnittsituation Lösungsansätze zur energetischen Verwertung Wirtschaftlichkeit Energiebilanz Anmerkung: Die rechtlichen Grundlagen dieser Kurzinformation beziehen sich auf die Situation in Deutschland.

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© ECOCAMPING e.V.

Kurzinformation

Bioenergienutzung von

Campingplatzgrünschnitt

Erstellt von Andrea Gutjahr & Constanze Rau

08/2013

Bestandaufnahme der Grünschnittsituation

Lösungsansätze zur energetischen Verwertung

Wirtschaftlichkeit

Energiebilanz

Anmerkung: Die rechtlichen Grundlagen dieser Kurzinformation beziehen

sich auf die Situation in Deutschland.

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Inhaltsverzeichnis

1 Campingplatzgrünschnitt als Energieträger? .................................................. 1

1.1 Allgemeine Motivation ............................................................................................................................. 1

1.2 Problem der bisherigen Grünschnittverwertung auf Campingplätzen ................................. 1

2 Machbarkeitsstudie ..................................................................................................... 2

2.1 Ergebnisse der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung ............................................................................. 2

2.2 Betrachtung der Energiebilanz ............................................................................................................ 3

2.3 Fazit und Ausblick ..................................................................................................................................... 3

3 Bestandsaufnahme ..................................................................................................... 4

4 Energetische Verwertungsmöglichkeiten .......................................................... 4

4.1 Allgemeine Verwertungsmöglichkeiten ............................................................................................ 4

4.1.1 Zentrale Verwertung ......................................................................................................................... 4

4.1.2 Dezentrale Verwertung ................................................................................................................... 5

4.1.3 Exkurs: Der Biomeiler – ein System zum Ausprobieren .................................................... 5

4.2 Verwertungsmöglichkeiten für verschiedene Substrate ............................................................ 6

4.2.1 Energetische Verwertung von Gras ........................................................................................... 6

4.2.2 Energetische Verwertung von holzhaltigem Grünschnitt .................................................. 7

4.2.3 Energetische Verwertung von Laub........................................................................................... 8

5 Betrachtung der Wirtschaftlichkeit und der Energiebilanz ......................... 8

5.1 Vorgehensweise bei der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung ........................................................... 8

5.2 Betrachtung der Energiebilanz ............................................................................................................ 9

6 Quellen .......................................................................................................................... 10

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1 Campingplatzgrünschnitt als Energieträger?

1.1 Allgemeine Motivation

Fossile Energieträger wie Steinkohle, Erdgas und -öl sind endlich. Aus diesem Grund ist ein

Ausbau der Erneuerbaren Energien notwendig, was die deutsche Bundesregierung durch das

Gesetz für den Vorrang Erneuerbarer Energien (EEG) zu beschleunigen versucht. Zu den Er-

neuerbare Energien gehört neben Wind- und Wasserkraft sowie Solarenergie auch die ener-

getische Nutzung von Biomasse. Diese steht im Gegensatz zu anderen regenerativen Energie-

trägern, wie Wind oder Sonne, immer zur Verfügung. Allerdings ist der Einsatz von nach-

wachsenden Rohstoffen (NawaRo) aus ethischer und ökologischer Sicht zu hinterfragen.

Energiepflanzen wie Mais haben zwar einen hohen Energiegehalt, durch den intensiven und

großflächigen Anbau entstehen aber Nachteile wie stark ausgelaugte Böden, zunehmende

Bodenerosion und, durch einseitige Nahrung und den Einsatz von Pestiziden entsteht ein

schlechter Lebensraum für Insekten wie Bienen.

Da eine nachhaltige Nutzung von pflanzlichen Rohstoffen eine Grundvoraussetzung ist, muss

das Gleichgewicht zwischen ökonomisch Notwendigem und ökologisch Zumutbarem verbes-

sert werden. Deshalb wird der Einsatz von alternativen Energiesubstraten diskutiert und die

„Energiegewinnung aus Abfallstoffen“ bekommt eine immer größere Bedeutung.

1.2 Problem der bisherigen Grünschnittverwertung auf Campingplätzen

Grünschnitt fällt ohne weiteren Verwendungszweck an. Nach dem Kreislaufwirtschafts- und

Abfallgesetz (KrW-AbfG) gilt er als Abfall und muss deshalb entsorgt werden.

Nach dem Ergebnisbericht der Blitzumfrage zum Thema „Grünschnittverwertung auf Cam-

pingplätzen“ (04/2013) sind die gängigsten Entsorgungen die Kompostierung und das Mul-

chen, welches sinnvolle stoffliche Verwertungen sind. Weiter ist die Anlieferung des Grün-

schnitts an einen Entsorgungsbetrieb verbreitet sowie die Verrottung auf einem Haufen; ohne

weitere Nutzung. Letztere Methode ist bedenklich, da beim Zersetzungsprozess des Grün-

schnitts Säuren entstehen, die in hoher Konzentration giftig auf den Boden wirken.

Um herauszufinden ob es ökologisch verträglichere Entsorgungen gibt ,eine energetische

Verwertung von Campingplatzgrünschnitt möglich ist und die Bioenergienutzung für die

Campingunternehmen ein Potential bietet, wurde in der westlichen Bodenseeregion eine

Machbarkeitsstudie zu diesem Thema durchgeführt.

Vollständige Gesetzestexte: www.gesetze-im-internet.de

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2 Machbarkeitsstudie

Im Rahmen der Machbarkeitsstudie wurde in der westlichen Bodenseeregion anhand von

Fallbeispielen erörtert, ob die Bioenergienutzung von Campingplatzgrünschnitt ein Potential

bietet. Hierzu wurden vier Campingplätze in der Region betrachtet, die sich in Faktoren, wie

zum Beispiel Größe und Lage, unterscheiden und so eine möglichst große Bandbreite abde-

cken. Die auf den Campingplätzen anfallenden Grünschnittmengen wurden abgeschätzt, die

bisherige Grünschnittverwertung erfasst und nach energetischen Verwertungsmöglichkeiten

in der Region recherchiert. Anschließend wurde die Wirtschaftlichkeit sowie die Energiebilanz

dieser Verwertungen betrachtet.

2.1 Ergebnisse der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung

Abbildung 1 bietet einen Überblick, in welchen Fällen eine energetische Verwertung wirt-

schaftlich sinnvoll ist und in welchen die bisherige Entsorgung vorgezogen werden sollte.

Für zwei Campingunternehmen würde sich finanziell die Abgabe des Grasschnitts an eine

Biogasanlage und somit eine energetische Grasverwertung lohnen. Grund dafür ist bei

Campingplatz B, dass der Campingunternehmer durch eine Abholung des Grasschnitts, gera-

de in der Hauptsaison, Zeit einspart und in dieser andere Arbeiten erledigen kann. Camping-

platz D liegt in direkter Nachbarschaft zu einer Biogasanlage. Da bei Anlieferung des Gras-

schnitts zur Biogasanlage die bislang jährlich an den Landwirt zu entrichtende Entsorgungs-

gebühr von 250 € entfällt und mithilfe eines Anhängers die Fahrzeit zum Entsorgungsort ver-

kürzt wird, ist die energetische Verwertung hier günstiger.

Abbildung 1 Zusammenfassung der jeweils wirtschaftlichsten Lösungen

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Die energetische Verwertung von holzhaltigem Grünschnitt ist nur für Campingunter-

nehmen B wirtschaftlich. Dabei kommt es aber darauf an, wie viel dem Unternehmer seine

Arbeitszeit wert ist und ob er in der Entsorgungszeit viel beschäftigt ist oder sich die Zeit

nehmen kann, um selbst zum Entsorgungsbetrieb zu fahren. Die bisherige Entsorgung des

holzhaltigen Grünschnitts der drei anderen Campingunternehmen ist kostenfrei oder deutlich

günstiger als eine energetische Verwertung. In allen drei Fällen wird holzhaltiger Grünschnitt

auf oder neben dem Campingplatz kompostiert. Es fallen folglich keine Transportkosten an.

Diese Kosten können dagegen, bedingt durch einen hohen Arbeitszeitaufwand (verbunden

mit der Selbstanlieferung zum Entsorgungsort) oder durch die im Verhältnis zu kleinen Grün-

schnittmengen sehr hohen Container- und Entsorgungsgebühren, sehr hoch sein.

2.2 Betrachtung der Energiebilanz

Werden die aus dem Grünschnitt resultierenden Energieerträge den, mit dem Transport ver-

bundenen, Energieaufwänden gegenübergestellt, so wird in jedem Fall eine positive Energie-

bilanz verzeichnet. Das heißt, aus energetischer Sicht macht eine solche Verwertung Sinn.

Wird der Energiegewinn mit dem jährlichen Energiebedarf der Campingplätze verglichen,

ergeben sich Bedarfsdeckungen von 4 bis 29 %.

2.3 Fazit und Ausblick

Es ist davon auszugehen, dass für fast alle Campingunternehmer eine nicht wirtschaftliche

Lösung inakzeptabel ist, auch wenn Grünschnitt ein nicht zu vernachlässigendes Energiepo-

tential beinhaltet. Wird der Grünschnitt an einen Entsorger gegeben, steht das Energiepoten-

tial diesem und nicht dem Campingunternehmen zur Verfügung und eine finanzielle Gegen-

leistung der Entsorger, für die ihnen zur Verfügung gestellte Energie, wird nicht erbracht. Ist

eine Nutzung auf dem Campingplatz gewünscht, sind dezentrale Lösungen geeigneter. Hier-

bei bleibt der Grünschnitt und somit die Energie auf dem Campingplatz.

Um eine Aussage über die Wirtschaftlichkeit dezentraler Lösungen machen zu können, müss-

ten diese genau betrachtet werden. Die Investitions- sowie die laufenden Betriebskosten ei-

ner dezentralen Verwertung müssen bestimmt und dem Nutzen gegenübergestellt werden.

Von der Anschaffung einer Feuerungsanlage, allein zum Zweck holzhaltigen Grünschnitt zu

verwerten, ist abzuraten. Die Investitionskosten sind hoch und ob sich die Anlage durch die

Ersparnisse wegfallender Entsorgungskosten amortisiert ist fraglich. Ähnlich ist die Situation

bei einem Biomeiler. Der finanzielle Aufwand hält sich hier in Grenzen, jedoch muss der Bio-

meiler betreut werden und Informationen sind nur vage vorhanden. Der Biomeiler ist deshalb

für Experimentierfreudige, die nicht in erster Linie auf „Biomeiler-Energie“ angewiesen sind.

Es kann also gesagt werden, dass in der westlichen Bodenseeregion eine Bioenergienutzung

von Grünschnitt prinzipiell möglich und aus energetischer Sicht sinnvoll ist, jedoch gibt es

noch Entwicklungs- und Handlungsbedarf um wirtschaftliche Lösungen zu finden.

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3 Bestandsaufnahme der Grünschnittsituation

Soll für einen Campingplatz eine energetische Grünschnittverwertung eingeführt werden, so

ist eine Bestandsaufnahme der erste Schritt. Art und Menge des Grünschnitts sowie die Re-

gelmäßigkeit in welcher Grünschnitts anfällt muss – mindestens über ein Jahr -ermittelt wer-

den. Ist die Grünschnittsituation bekannt, kann nach energetischen Verwertungen in der

Campingplatzumgebung recherchiert werden. Tabelle 1 soll hierbei als Hilfestellung dienen.

Tabelle 1 Bestandsaufnahme der Grünschnittsituation

Grasschnitt holzhaltiger

Grünschnitt Laub

Grünschnittmengen

Wie oft fällt diese Art Grünschnitt an?

Menge je Schnitt [m³]

Jahresmenge [m³]

Grünschnittentsorgung/ -verwertung

bisher

energetische Verwertungsmöglichkeit 1

energetische Verwertungsmöglichkeit 2 …

4 Energetische Verwertungsmöglichkeiten

4.1 Allgemeine Verwertungsmöglichkeiten

Um das Energiepotential aus Campingplatzgrünschnitt energetisch zu nutzen, gibt es grund-

sätzlich zwei mögliche Lösungsansätze der Verwertung:

die zentrale Verwertung (an einem zentralen Ort; nicht auf dem Campingplatz)

die dezentrale Verwertung (direkt auf oder neben dem Campingplatz)

4.1.1 Zentrale Verwertung

Ein zentraler Lösungsansatz beschreibt eine Möglichkeit der energetischen Grünschnittver-

wertung, die nicht direkt auf dem Campingplatz stattfindet, sondern an einem zentralen Ort

durchgeführt wird. Dort kann der Grünschnitt mehrerer Campingplätze oder auch anderer

Institutionen verwertet werden. Um den Grünschnitt vom Campingplatz zur zentralen Verwer-

tungsanlage zu transportieren gibt es zwei Möglichkeiten:

Selbstanlieferung durch den Campingunternehmer

Abholservice vom Entsorger (beziehungsweise Verwerter)

Der Vorteil einer zentralen Verwertung ist, dass dies für den Campingunternehmer keinen

Investitionsaufwand für eine Anlage zur Energieumsetzung erfordert. Nachteilig kann hinge-

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gen ein hoher zeitlicher Aufwand sein, der durch den Transport des Grünschnitts verursacht

wird oder der Anfall von Entsorgungsgebühren. Beispiele für zentrale Lösungsansätze sind:

Anlieferung an eine vorhandene Biogasanlage

Anlieferung an eine Verbrennungs- oder Vergaseranlage

Abgabe des Grünschnitts an Energieholzhändler

4.1.2 Dezentrale Verwertung

Bei einer dezentralen, energetischen Verwertung wird der Grünschnitt vor Ort, auf dem Cam-

pingplatz, verwertet. Eine Energienutzung sollte hierbei möglichst integriert sein.

Der Vorteil dezentraler Verwertungen ist, dass das Campingunternehmen selbst einen Nutzen

von der Energie des Grünschnitts hat. Außerdem entsteht kein Transportaufwand. Nachteile

einer dezentralen, energetischen Verwertung können allerdings eine zeitintensive Anlagenbe-

treuung oder hohe Investitionskosten sein. Dezentrale Verwertungsformen sind zum Beispiel:

Biogasanlage

Energieholznutzung in einer Feuerungsanlage

Biomeiler

4.1.3 Exkurs: Der Biomeiler – ein System zum Ausprobieren

Der Franzose Jean Pain entwickelte den Biomeiler – ein System zur Verwertung von Baum-

und Strauchschnitt. Hierbei wird während dem natürlichen Verrottungsprozess aus Biomasse

Energie gewonnen. Mit dem Biomeiler können Häuser beheizt und Warmwasser gewonnen

werden. Der entstehende „Holzkompost“ kann beim Obst- und Gemüseanbau eingesetzt

werden. Es fällt kein Abfall an und ein ökologischer Kreislauf schließt sich!

Der Vorteil des Biomeilers ist, dass für den Aufbau, die in Gang Setzung und die Nutzung nur

wenige Materialien benötigt werden. Baum- und Strauchschnitt wird zu einem Haufen ge-

schichtet, in welchem eine Rohrleitung verlegt wird. Hat der Verrottungsprozess begonnen,

entstehen im Biomeiler Temperaturen um die 60 °C. Dadurch erwärmt sich das in der Rohrlei-

tung fließende Wasser und kann z.B. für die Erwärmung von Heizungs- und Duschwasser ge-

nutzt werden. Eine weitere Nutzungsmöglichkeit des Biomeilers ist das Einbauen eines Gär-

behälters in der Mitte des Meilers zur Biogasgewinnung. (Abbildung 2)

Voraussetzung für den Bau eines Biomeilers ist genügend Freifläche in der Nähe eines

Warmwasserverbrauchers. Außerdem ist zu beachten, dass der Biomeiler eine begrenzte Le-

bensdauer hat (10 bis 18 Monate). Danach muss ein neuer Meiler aufgebaut werden.

Weitere Informationen: www.biomeiler.at oder “Die Methoden Jean Pain oder „ein anderer

Garten“ (als PDF: www.biomeiler.at/explorer/Downloads/Ein_Anderer_Garten.pdf)

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4.2 Verwertungsmöglichkeiten für verschiedene Substrate

Die Recherche nach Verwertungsmöglichkeiten in der Umgebung ist der zweite Schritt bei

der Einführung einer energetischen Verwertung für den Campingplatz und muss für jeden

Standort individuell durchgeführt werden. Dabei ist zwischen der Verwertung von Gras, holz-

haltigem Grünschnitt und Laub zu unterscheiden. (Abbildung 3)

4.2.1 Energetische Verwertung von Gras

Gras kann in einer Biogasanlage energetisch verwertet werden. Durch die im Gärbehälter der

Anlage stattfindende anaerobe Vergärung wird Biogas gewonnen. Dieses enthält Methan, aus

welchem wiederum durch Verbrennung in einem Blockheizkraftwerk (BHKW) Strom und

Wärme gewonnen werden kann. Die direkte Verbrennung ist für Campingunternehmen un-

zweckmäßig, da hierzu aus dem Rasenschnitt Heu hergestellt werden müsste.

Bei den meisten Biogasanlagenbetreibern, die bereit sind Grasschnitt in ihre Anlage einzu-

speisen, handelt es sich um Betreiber folgender Anlagentypen (beziehungsweise Substrate):

Kosubstrat-Biogasanlage: Kosubstrat bedeutet, dass mehrere Substrate gemeinsam

im Fermenter vergärt werden. Beispielsweise kann Gülle gemeinsam mit Mais oder

Getreide umgesetzt werden.

Abbildung 2 Einfache Installation eines Biomeilers

Machbarkeitsstudie: in der westlichen Bodenseeregion konnten insgesamt sieben

mögliche, energetische Verwertungsmöglichkeiten ausfindig gemacht werden.

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Abfallverwertungsanlage: hier werden ausschließlich Abfälle und Reststoffe einge-

setzt. Zur Biogasgewinnung angebaute Energiepflanzen werden nicht eingespeist.

Nachwachsende Rohstoffe Biogasanlage („NawaRo“-Anlage): in diese Anlagen

werden ausschließlich Substrate eingespeist, die nach dem EEG eine Zusatzvergütung

erhalten. Betreiber solcher Anlage lehnen die Annahme von Grasschnitt meist ab, da

es für diesen keine Zusatzvergütung gibt und bürokratischen Mehraufwand bedeutet.

4.2.2 Energetische Verwertung von holzhaltigem Grünschnitt

Die Vergärung von holzhaltigem Grünschnitt und Laub in einer Biogasanlage führt zu Prob-

lemen wie Blockierung der Förderpumpe und Aufschwimmen des Materials im Gärbehälter.

Am sinnvollsten ist deshalb für holzhaltigen Grünschnitt die Nutzung als Brennstoff. Je nach

Stamm- und Astdurchmesser kann Grünschnitt zu Scheiten oder Hackschnitzeln verarbeitet

werden. Diese können in getrocknetem Zustand in einer Feuerungsanlage verbrannt werden.

Da die Aufbereitung des holzhaltigen Grünschnitts für Campingunternehmen oft aufwendig

ist, bietet sich die Abgabe an folgende Betriebe an:

Technisches Lohnunternehmen: neben Rodungen und Landschaftspflegemaßnah-

men gehören Kompostierung, Altholzaufbereitung und Energieholzproduktion zu den

Leistungen des Unternehmens.

Recyclingbetrieb: dient als Schnittstelle zwischen Abfallerzeuger und Verwertungsan-

lagen. Grünschnitt wird hier ausschließlich an andere Verwerter weitergegeben.

Biomasseheizkraftwerk: zusätzliche Einrichtung des Lohnunternehmens

Abbildung 3 Möglichkeiten der energetischen Grünschnittverwertung (westlichen Bodenseeregion)

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4.2.3 Energetische Verwertung von Laub

Die energetische Verwertung von Laub in einer Biogasanlage ist theoretisch möglich, doch

entstehen dabei ähnliche Probleme wie bei holzhaltigem Grünschnitt. Bei der Verwertung in

einer Biogasanlage schwimmen die Blätter oben im Gärbehälter auf. Für Laub scheint aus

diesem Grund weiterhin die Kompostierung die sinnvollste Verwertung zu sein. Die einzige

Möglichkeit aus Laub Energie zu gewinnen ist, nach der Machbarkeitsstudie, der Biomeiler.

5 Betrachtung der Wirtschaftlichkeit und der Energiebilanz

Da die Situation der Grünschnittentsorgung beziehungsweise der energetischen Grünschnitt-

verwertung für jeden Campingplatz verschieden ist, ergeben sich in der Wirtschaftlichkeitsbe-

trachtung unterschiedliche Ergebnisse. Die Berechnung soll im Folgenden vorgestellt werden.

5.1 Vorgehensweise bei der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung

Zunächst muss analysiert werden, welche Kosten für die bisherige Grünschnittentsorgung

anfallen und ob dadurch für das Campingunternehmen ein Nutzen entsteht. Diese Betrach-

tung muss ebenfalls für die gefundenen, energetischen Verwertungsmöglichkeiten in der

Campingplatzumgebung erfolgen. Dabei kann der Grünschnitt durch eine Selbstanlieferung

des Unternehmers oder durch eine Abholung des Entsorgers zum Entsorgungsort gelangen.

Die Kosten für eine Abholung des Grünschnitts vom Entsorger sind relativ einfach zu ermit-

teln. Vom Entsorger werden Stundensatz, Container- und Transportkosten sowie Entsor-

gungsgebühren angegeben – soweit diese in Rechnung gestellt werden. Je nach zu entsor-

genden Mengen und Arbeitszeit des Entsorgers können dann die Kosten berechnet werden.

Wird der Grünschnitt vom Campingunternehmer angeliefert, fallen Transportkosten (für

Kraftstoff und Fahrzeughaltung), Kosten für die benötigte Arbeitszeit sowie gegebenenfalls

eine Entsorgungsgebühr an. Allerdings ist die Ermittlung des Stundenlohnes eines Camping-

unternehmers wegen dessen Selbständigkeit meist schwierig und muss abgeschätzt werden.

Um eine Orientierung zu schaffen wurden dazu Kostenmodelle entwickelt (Abbildung 4).

Abbildung 4 Veranschaulichung der Kostenmodelle

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Die Grundlegenden Kostenanteile werden zu den „Basiskosten“ zusammengefasst. Als Kilo-

meterpauschale für Kraftstoff und Fahrzeughaltungskosten wird bei PKWs 0,30 €/km ange-

setzt, was auch das Bundesreisekostengesetzt vorschlägt, und bei LKWs 1,20 €/km.

Um die Arbeitszeit in die Kosten mit einzubeziehen werden zwei Modelle betrachtet:

Einstellen eines einfachen Mitarbeiters 10,38 €/Stunde („Minimaler Lohn“)

Beschäftigung einer externen Arbeitskraft 35 €/Stunde („Maximaler Lohn“)

Wie die verschiedenen Kosten berechnet werden ist im Folgenden aufgeführt:

Transportkosten = einfache Strecke 2 0,30 €/km

Entsorgungskosten = Entsorgungsgebühr Grünschnittvolumen Grünschnittdichte1

Basiskosten = Transportkosten + Entsorgungskosten

Minimalkosten = Basiskosten + Arbeitszeit minimaler Stundenlohn

Maximalkosten = Basiskosten + Arbeitszeit maximaler Stundenlohn

Sind die Kosten für verschiedene Verwertungsmöglichkeiten bestimmt müssen sie miteinan-

der verglichen werden und gewählt wird dann die kostengünstigste Verwertungsmethode.

5.2 Betrachtung der Energiebilanz

Über die Heizwerte der verschiedenen Stoffe (Kraftstoff (Diesel = 9,89 kWh/l), Gras (Methan =

9,97 kWh/m³, Holz (Mittelwert = 2.194 kWh/fm)) können die Energieerträge und Energieauf-

wände berechnet werden. Die Energiebilanz wird durch die Gegenüberstellung der mit dem

Transport verbundenen, Energieaufwänden und den aus dem Grünschnitt resultierenden

Energieerträgen ermittelt.

1 Die Grasdichte wird mit 0,442 t/m³, die Dichte von holzhaltigem Grünschnitt mit 0,3 t/m³ angesetzt.

Kalkulationstabelle: ECOCAMPING hat eine Excel-Datei erstellt, in die Sie Ihre Daten

eingegeben können und die eine individuelle Abschätzung der Wirtschaftlichkeit ermöglicht.

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Impressum:

ECOCAMPING e.V.

Gustav-Schwab-Straße 14G

78567 Konstanz

Tel: +49 (0)7531/ 28257-0

Fax:+49 (0)7531/ 28257-29

[email protected]

www.ecocamping.net

© Nachdruck, auch auszugsweise, nur nach Rücksprache mit ECOCAMPING e.V.

6 Quellen

CAMPINGUNTERNEHMER A-D: anonym, mündliche Mitteilungen, Feb-Jun 2013

BIOGASANLAGEN und ENTSORGUNGSBETRIEBE: anonym, mündliche Mitteilungen, Feb-Jun 2013

FACHAGENTUR NACHWACHSENDE ROHSTOFFE e.V. (FNR):

http://biogas.fnr.de/daten-und-fakten/faustzahlen/ (04.06.2013)

BAYERISCHE LANDESANSTALT für WALD und FORSTWIRTSCHAFT (LWF):

http://www.lwf.bayern.de/publikationen/publiste.php?was=merkblatt (06.06.2013)

BAYERISCHES LANDESAMT für UMWELT:

Excel-Tabelle zur Berechnung der CO2-Emissionen (Heizwert von Diesel),

http://www.izu.bayern.de/praxis/detail_praxis.php?ID=217&kat=2&th=3&%20sub=1&sub_sb

=1 (06.06.2013)

außerdem: siehe

www.ecocamping.net