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Das gemeinsame Projekt: Definition von Zielenund Maßnahmen
3. Leitfaden für Netzwerkezur Fachkräftesicherung
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Inhaltsverzeichnis
Vorwort:
Was liegt Ihnen vor?
Vom gegründeten Netzwerk zum Projektträger:
Gemeinsame Ziele machen den Unterschied
Gut geplant ist halb gewonnen:
Die Vorbereitung eines Planungsworkshops
Beteiligte auswählen
Einen geeigneten Ort suchen
Ablaufplan, Methoden und Moderation festlegen
Einladungen verschicken, Erwartungen klären
Exkurs:
Stimmungsdynamik, Motivation und Konflikte in Netzwerkprozessen
Zwischen Kreativität und Zielstrebigkeit:
Die Durchführung des Planungsworkshops – Tipps, Erfahrungen und Ideen
Literaturverzeichnis
Impressum
Das gemeinsame Projekt:Definition von Zielenund Maßnahmen
3. Leitfaden für Netzwerkezur Fachkräftesicherung
2.1
2.2
2.3
2.4
2 3
Wir stellen uns vor: Sie als regionale Akteure haben sich der
drängenden Aufgabe der Fachkräftesicherung verschrieben
und ein Netzwerk vor Ort gegründet (falls Sie noch vor der
Gründung stehen, empfehlen wir Ihnen Leitfaden 1 und 2
dieser Reihe1).
Nun soll es losgehen! Mit diesem Leitfaden möchten wir Sie
darin unterstützen, den Prozess der Definition gemeinsamer
Ziele und Maßnahmen so zu gestalten, dass alle Akteure sich
darin wiederfinden und gemeinsam hinter der Aufgabe stehen
und sie bewältigen.
Wir schlagen in diesem Leitfaden ein Vorgehen vor, das im
Wesentlichen auf der gemeinsamen Erarbeitung mit Hilfe
eines Projektplanungsworkshops2 basiert. Die grundlegenden
Fragestellungen im Vorfeld eines solchen Workshops lauten:
Welche Akteure binden wir ein? Wie profitieren wir von
verschiedenen Perspektiven und Input? Welche Methoden
und Tipps können uns in der Planung und Durchführung des
Workshops unterstützen? Welche Rahmenbedingungen sind
förderlich?
Je klarer die Ziele erarbeitet und je konkreter die einzelnen
Maßnahmen definiert werden, desto einfacher wird die Um-
setzung gelingen. Gleichzeitig sollte dieser Prozess möglichst
kreativ und inspirierend gestaltet werden, um guten Ideen
den nötigen Raum zu geben.
Der Leitfaden richtet sich an alle, die an Netzwerkprozes-
sen interessiert oder beteiligt sind und das Ziel haben, diese
Prozesse besser zu verstehen und mit ihnen umzugehen.
Diejenigen, die planen, eine lenkende/leitende Funktion
innerhalb des Netzwerks zu übernehmen, möchten wir durch
praxiserprobte Tipps und Vorschläge dabei unterstützen. Wir
setzen damit die Leitfadenreihe zu methodischen Grundlagen
des Netzwerkmanagements fort, die sich speziell an Netzwer-
ke zur Fachkräftesicherung in der Region richtet und folgende
fünf Themen umfasst:
Partner finden und binden
(1. Leitfaden: „Gute Praxis – Ideen und Anregungen zur
Fachkräftesicherung in der Region“)
Fachkräftepotenziale und -bedarfe analysieren
( „Fachkräfteanalyse in regionalen Netzwerken“;
Leitfadenreihe Netzwerkmanagement)
Definition gemeinsamer Ziele und Maßnahmen
(3. Leitfaden: vorliegender Leitfaden)
Maßnahmen erfolgreich umsetzen
(4. Leitfaden: erscheint im Sommer 2014)
Erfolge kommunizieren
(5. Leitfaden: erscheint Ende 2014)
Wie bereits im zweiten Leitfaden, für den wir mit dem Institut
der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln) kooperiert haben, ist
auch bei diesem Thema externe Expertise mit eingeflossen,
diesmal vom Leibniz Institut für Regionalentwicklung und
Strukturplanung (IRS) sowie vom Institut für Organisations-
kommunikation (IFOK).
In Kapitel 1 fragen wir Heiderose Kilper vom IRS, wie Netz-
werke aktiv werden und welche Rolle dabei die gemeinsame
Zielvereinbarung spielt. In Kapitel 2 beschreiben wir, wie ein
Planungsworkshop zur Definition von Zielen und Maßnah-
men in einem Netzwerk vorbereitet werden kann und geben
Praxistipps dazu.
Der Exkurs soll Ihnen die Sicherheit geben, dass Schwankun-
gen und Krisen in einem Netzwerkprozess durchaus üblich
und kein Grund zur Sorge sind, sondern Anlass für einen
offenen und ergebnisorientierten Umgang bieten.
In Kapitel 3 zeigen wir exemplarisch, wie ein Planungs-
workshop durchgeführt und seine Ergebnisse kommuniziert
werden können. Alle Beschreibungen reichern wir durch
anschauliche Beispiele und Tipps an. Die Tipps stammen aus
dem Erfahrungsschatz, den das IFOK in einer Vielzahl von
Multi-Stakeholder-Prozessen auf regionaler und überregio-
naler Ebene gesammelt hat und die vom Innovationsbüro für
die Zwecke regionaler Netzwerke zur Fachkräftesicherung
adaptiert wurden. Sie erkennen sie grafisch an dem Symbol
„Glühlampe“.
Wir wünschen Ihnen eine inspirierende Lektüre und eine
erfolgreiche Übertragung auf die Anforderungen, die sich
Ihnen stellen.
Herzliche Grüße
Ihr Team vom Innovationsbüro
Vorwort
Was liegt Ihnen vor?
1 Innovationsburo Fachkrafte fur die Region (2012): Gute Praxis – Ideen und Anregungen zur Fachkraftesicherung in der Region und Fachkrafteanalyse in regionalen Netzwerken. Leitfadenreihe Netzwerk- management → hier abrufbar.2 Um zu verdeutlichen, dass es um die Planung eines Projektes geht, müsste der Workshop „Projektplanungsworkshop“ heißen. Im Folgenden kürzen wir ihn im Sinne der besseren Lesbarkeit als „Planungsworkshop“ ab. Im Rahmen dieses Leitfadens ist damit der Projektplanungsworkshop gemeint.
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„Netzwerken gehört die Zukunft“ heißt es, und „wo die
Großen fusionieren, müssen die Kleinen kooperieren“3. Beide
Aussagen stammen aus dem betrieblichen Kontext, in dem
Unternehmensnetzwerke und -cluster seit Jahren im Kommen
sind. Doch Netzwerke als „spezifische Koordinierungsform
menschlichen Handelns jenseits von Markt und Hierarchie“4
beschränken sich längst nicht nur auf die Kooperation zwi-
schen Unternehmen.
Als Innovationsbüro Fachkräfte für die Region haben wir
Netzwerke regionaler (Arbeitsmarkt-) Akteure im Blick, die
vor Ort einen praktischen Beitrag zur Fachkräftesicherung
leisten wollen. Wenn diese Akteure Ideen, Kompetenzen und
Ressourcen bündeln, daraus gemeinsame Projekte formulie-
ren und umsetzen, kann eine Region verborgene Fachkräf-
tepotenziale mobilisieren.
Wie diese Netzwerke tatsächlich handlungsfähig werden,
erläutert Heiderose Kilper, Leiterin des Leibniz-Instituts für
Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS), die sich seit
vielen Jahren mit der Veränderung von Regionen und deren
Steuerungsmechanismen beschäftigt.
1. Vom gegründeten Netzwerk zum Projektträger
Gemeinsame Ziele machen den Unterschied
Wertschätzung, eine gemeinsame Problemsicht und Offenheit für neue Lösungen. Soweit so gut,
aber wie werden Netzwerke aktiv?
Netzwerke handeln auf zwei Ebenen: Einmal auf der des Netzwerks selbst und dann auf der der Projekte, die
innerhalb des Netzwerks auf den Weg gebracht werden. Ein Netzwerk ist mehr als seine Projekte, und wenn es ein
funktionierendes Netzwerk ist, besteht es auch weiter, wenn Projekte, die in seinem Kontext auf den Weg gebracht
werden, scheitern oder zu Ende sind.
Was kennzeichnet Projekte, die ein Netzwerk auf den Weg bringen kann?
Sie unterscheiden sich eigentlich nicht von dem, was man auch sonst unter einem Projekt versteht: Ein zeitlich klar
begrenzter Prozess, mit dem man ein konkretes Ziel bzw. einen konkreten Zweck erreichen möchte und der aus
verschiedenen Einzelaktivitäten oder Maßnahmen besteht.
Welche Aufgaben haben Projekte in regionalen Netzwerken?
Erfolgreiche Projekte stärken Netzwerke, geben ihnen Richtung und Identität. Aber auch das Scheitern von Pro-
jekten kann große Chancen bieten – vorausgesetzt, der Kitt hält. Gerade aus gescheiterten Projekten lässt sich viel
lernen. Netzwerke ohne gemeinsame Projekte haben hingegen eher den Charakter eines Clubs oder eines Stamm-
tisches. Natürlich kann auch ein solches Netzwerk „funktionieren“, aber es leistet so eher keinen wahrnehmbaren
eigenen Beitrag, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen.
Nehmen wir an, ein Netzwerk will mit Projekten wahrnehmbare Beiträge schaffen, was sorgt dafür,
dass das gelingt?
Das ist tatsächlich eine essenzielle Frage, denn die Kehrseite des informellen Charakters von Netzwerken ist, dass
Handlungsfähigkeit oft erhebliche Transaktionskosten mit sich bringt. Damit meine ich den zeitlichen Aufwand,
der erforderlich ist, bis man zu einem Projekt kommt, und natürlich auch das Umsetzen von Projekten. Nun haben
Netzwerkakteure in der Regel wenig Zeit, und wenn sie für ihren zeitlichen Aufwand nicht irgendeine Gegenleistung
erhalten, machen sie irgendwann nicht mehr mit. Netzwerke brauchen deshalb Spielemacher. Das sind Netzwerkma-
nager, deren Aufgabe es ist, diese Transaktionskosten im Zaum zu halten, also insbesondere den zeitlichen Aufwand
der Netzwerkpartner.
Was machen diese Spielemacher genau?
Sie sorgen zunächst für eine professionelle Koordination im Netzwerk, die einen effektiven Umgang mit Zeit und
eine funktionierende Kommunikation gewährleistet. Das sind die klassischen Aufgaben einer Geschäftsstelle, die
Termine macht, Tagesordnungen festlegt und Protokolle schreibt. Gute Spielemacher sorgen aber darüber hinaus
auch dafür, dass Wissen von außen in das Netzwerk integriert und für regionale Problemlösungsideen adaptiert
werden kann. Mitunter sind Spielemacher auch Konfliktmoderatoren, aber eine ihrer wichtigsten Aufgaben ist es,
ein Gespür dafür zu entwickeln, wann und wie man aus Ideen konkrete Projekte machen kann, die dann auch
professionell geplant und finanziert werden können. Dafür ist es essenziell, sich mit den Beteiligten auf gemeinsame
Ziele und Maßnahmen zu verständigen.
Sind die Spielemacher denn auch Projektleiter?
Nicht unbedingt, aber möglicherweise auch. Gute Spielemacher wissen, dass erfolgreiche Projekte den Kitt des
Netzwerks verstärken. Daher tun sie gut daran, dafür zu sorgen, dass das Netzwerk auch erfolgreiche Projekte
durchführt. Aber fast noch wichtiger ist ihre Fähigkeit, den Austausch der Netzwerkmitglieder so zu gestalten, dass
Motivation zum gemeinsamen Handeln und damit auch zu Projekten im Netzwerk überhaupt entsteht. Dazu gehört
eben auch, einen wertschätzenden Umgang der Netzwerkakteure zu gewährleisten und gezielt Ideen und Anregun-
gen von außen ins Netzwerk hereinzuholen.
Vielen Dank für dieses Interview!
Netzwerken – aber richtig
Ein Interview mit Heiderose Kilper, Leiterin des Leibniz-Instituts für
Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS)
Frau Kilper, was ist das Besondere an Netzwerken?
Das Besondere an Netzwerken ist, dass sie informell sind. Akteure schließen sich hierar-
chiefrei zusammen, beziehen aktiv Wissen von außen mit ein und versetzen sich damit in
die Lage, neue, innovative Politiklösungen für Probleme zu formulieren, für die sonst nicht ohne weiteres Lösungen
gefunden werden. Das Besondere an diesen Lösungen ist, dass sie zwar Impulse von außen aufnehmen, dabei aber
keinem Schema F folgen, sondern maßgeschneidert für eine Region entwickelt werden und idealerweise passen.
Was ist das A und O dabei?
Entscheidend ist, dass sich Netzwerkakteure gegenseitig vertrauen und wertschätzen. Das ist ein Kitt, ohne den
ein Netzwerk nicht auskommt. Außerdem ist es wichtig, dass die Netzwerkpartner eine gemeinsame Problemsicht
entwickeln – dafür braucht es Kommunikation und dass sie Impulse von außen zulassen und aufnehmen, um daraus
neue Lösungen für sich selbst zu finden.
3 Becker, T.; Dammer, I. u. a. (Hrsg.) (2005): Netzwerkmanagement. Mit Kooperation zum Unternehmenserfolg, Springer Verlag, Berlin Heidelberg, S. 3.4 Ebd.
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Die Grundlage:Ergebnisse der Fachkräfteanalyse
Regionale Netzwerke, wie wir sie im Kontext dieses Leitfadens
betrachten, entstehen mit dem Ziel der Fachkräftesicherung.
Netzwerke können dazu Grundsatzpapiere oder Erklärungen
verfassen, in denen sie dieses Ziel benennen. Als Innovati-
onsbüro empfehlen wir, solche Vereinbarungen5 als Ergebnis
eines Analyseprozesses zu formulieren, in dem in erster
Linie zentrale Aussagen und Bewertungen zur regionalen
Fachkräftesituation sowie grobe Handlungsschwerpunkte
festgehalten werden. Einen Vorschlag, wie ein solcher Prozess
gestaltet werden kann, finden Sie in unserem 2. Leitfaden, den
Sie kostenlos bestellen oder auf → www.fachkraeftebuero.de
herunterladen können.6
Während es in der vorhergehenden Analysephase oft hilfreich
ist, Einschätzungen oder Handlungsschwerpunkte grob zu
benennen, also z. B. „Attraktivität der Region für Fachkräfte
verbessern“, geht es nun darum, diese groben Handlungs-
schwerpunkte als Projekt zu operationalisieren. Das heißt:
So konkret und klar wie möglich zu formulieren und abzu-
grenzen, was man bis wann tun und erreichen möchte (und
was nicht!). Wichtig sind daher: Überschaubare Projektzeit-
räume, klare Vorstellungen, was herauskommen soll und
konkret sichtbare Ergebnisse im Blick haben, d. h. Produkte
oder Geschichten, die man zeigen, erzählen und fotografieren
kann.
Um konkrete Ziele, Maßnahmen, Meilensteine und Budgets
formulieren zu können, ist es sinnvoll, in kleinen Gruppen zu
arbeiten und ggf. auch andere Akteure aus dem Netzwerkum-
feld als Experten heranzuziehen.
In der folgenden Abbildung finden Sie die Definition der im
Leitfaden verwendeten Begriffe „Projekte“, „konkrete Ziele“
und „Maßnahmen“.
Maßnahmen
Maßnahmen sind geplante Aktivitäten zur Erreichung der bereits definierten Ziele. Sie sind dadurch gekennzeichnet, dass
Start- und Endzeitpunkt definiert sind, Ressourcenverbrauch, Kosten und Zeit bereits geplant sind und die Verantwortlich-
keiten verteilt sind.
Abb. 1: konkrete Ziele und Maßnahmen – Eine kurze Definition der im Leitfaden verwendeten Begriffe.
Quelle: Eigene Darstellung
Konkrete Ziele
Ein Ziel ist ein festgelegter, in der Zukunft liegender Zustand und orientiert sich an den Zielen des Netz-
werks. Im Folgenden wurde das SMART-Modell aus dem Projektmanagement für die Zielentwicklung in
regionalen Netzwerken zur Fachkräftesicherung adaptiert. Demnach sind Ziele:
Spezifisch: Ziele werden präzise und eindeutig formuliert, sodass alle Beteiligten sie verstehen und dasselbe
damit verbinden.
Messbar: Ziele müssen messbar sein, da sonst nicht festgestellt werden kann, ob die ursprünglichen
Erwartungen erfüllt worden sind oder ob ggf. gegengesteuert werden muss. Bei einigen Zielen in regionalen
Netzwerken ist eine direkte Messbarkeit nicht möglich. Dann ist es wichtig, bspw. über eine Befragung den
Zielerreichungsgrad zu erfassen.
Attraktiv/akzeptiert: Ziele werden positiv formuliert, damit die Beteiligten für die Erreichung dieses Ziels
motiviert werden. Im Netzwerk müssen die Ziele von allen Beteiligten befürwortet werden.
Realistisch: Ziele sollten weder zu hoch noch zu niedrig angesetzt sein. Das Ziel muss realistisch im Rahmen
der zur Verfügung stehenden Ressourcen umzusetzen sein. Ist dies nicht der Fall, kommt es bei den Beteilig-
ten zu Frust und das Projekt scheitert im schlimmsten Fall.
Terminiert: Ziele sollten einen Start- und Endtermin haben, um Verbindlichkeit zu schaffen und eine aus-
sagekräftige Messbarkeit zu gewährleisten.
Beispiel:
Zugezogene Fachkräfte sollen sich in der Region künftig stärker willkommen fühlen
Bis Dezember 2015 werden im Willkommenszentrum sowie im Patenprogramm 150 zugezogene
Fachkräfte beraten und betreut
Die Region wird bis Dezember 2015 auf drei überregionalen Bewerbermessen im Rahmen einer Employer
Branding Kampagne präsentiert
Das Image der Region für Fachkräfte von außen wird bis August 2017 erkennbar gesteigert
Ein Projekt besteht aus konkreten Zielen und Maßnahmen
Projekt
Ein Projekt ist ein zeitlich klar begrenzter Prozess, mit dem man ein konkretes Ziel bzw. einen konkreten
Zweck erreichen möchte und in dem man verschiedene Einzelaktivitäten oder Maßnahmen umsetzt.
5 Ein Beispiel für eine solche Vereinbarung ist die → „Gemeinsame Erklärung zur Sicherung der Fachkräftebasis in der Region Heilbronn-Franken“. Sie vereinbart die Zusammenarbeit des Fachkräfte- bündnisses Heilbronn-Franken.6 Innovationsbüro Fachkräfte für die Region (2013): → Fachkräfteanalyse in regionalen Netzwerken. Leitfadenreihe Netzwerkmanagement, Berlin.
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Was ist ein Projekt?
Projektmanagementliteratur7 versteht unter Projekten Vor-
haben, die „einmalig, zeitlich begrenzt und zielgerichtet“
sind und sich nicht ohne weiteres in der klassischen Linienor-
ganisation z. B. durch eine Abteilung bewerkstelligen lassen.
Dieser interdisziplinäre Charakter macht sie für Netzwerke zu
einem geeigneten Handlungsformat. Klassische Merkmale
von Projekten sind, dass sie8
Veränderungen mit sich bringen oder begleiten sollen
(also z. B. die bessere Wahrnehmung einer Region durch
Fachkräfte),
eine hohe Komplexität aufweisen, indem sie übliche
Organisationsstrukturen überschreiten und verschiedene
Verantwortungsbereiche an einen Tisch bringen (z. B. ver-
schiedene Akteure einer Region),
sich in unterschiedliche Phasen gliedern, die jeweils
unterschiedliche Managementfähigkeiten erfordern (z. B.
Fundraising zu Beginn),
außerhalb klassischer Strukturen und Routinen stattfinden
und daher einen besonderen Steuerungs- und Entschei-
dungsbedarf mit sich bringen (z. B. vereinbarte Zuständig-
keiten),
außerordentliche Ressourcen im Hinblick auf Wissen, Per-
sonal und Finanzen erfordern und
für ihre Umsetzung eine adäquate Projektorganisation
benötigen.
Netzwerke, die Projekte professionell umsetzen möchten,
sollten sich über diese Anforderungen an das Projektmanage-
ment bewusst sein.
Zusätzlich gelten folgende Erfolgsfaktoren für Projekte im
informellen Kontext:
Attraktivität: Sie erhöht die Motivation, mitzumachen und
verspricht Ergebnisse, von denen viele im Netzwerk inner-
halb einer überschaubaren Zeitspanne profitieren („quick
wins“).
Bedarfsorientierung: Projekte orientieren sich am konkre-
ten Bedarf einer Zielgruppe, sodass die Ergebnisse Abneh-
mer und damit öffentlichen Anklang finden. Ausweitung
vorhandener „strategischer Räume“: Wer Projekte größer
oder innovativer als die bereits bestehenden Aktivitäten der
einzelnen Netzwerkakteure denkt, ermöglicht Ergebnisse,
die ein Akteur allein nicht erreichen kann. Das wiederum
schafft Motivation, Durststrecken bei der Umsetzung zu
überwinden.
Machbarkeit: Die Kapazitäten, Entscheidungs- und Hand-
lungsmöglichkeiten der beteiligten Akteure sollten stets im
Blick bleiben, Synergiepotenziale gesucht werden.
Tipp: Projektportfolio
Weniger ist meistens mehr!
In machen Regionen muten Fachkräfteprobleme auf den ersten Blick als kaum lösbar an. Unaufhaltsam scheint der
demografische Wandel voranzuschreiten, junge, gut qualifizierte Menschen ziehen weg, es bleiben nur die Älteren,
denen meist zeitgemäße Qualifikationen fehlen. Und die Unternehmen sind überwiegend klein und weder finanziell
noch personell in der Lage, ihre Fachkräftenachfrage aus eigener Kraft zu befriedigen oder ein Netzwerk für Fach-
kräftesicherung adäquat zu unterstützen und mitzutragen.
In anderen Regionen hingegen ergreifen Unternehmen und Arbeitsmarktakteure zahlreiche Initiativen, vernetzen
sich, bündeln Mittel und Ideen und auf den ersten Blick scheint es schon fast alles zu geben, was an Projekten zur
Fachkräftesicherung überhaupt vorstellbar ist.
So verschieden die beiden Situationen sein mögen, so sinnvoll erscheint es jedoch, sich als Netzwerk auf Hand-
lungsschwerpunkte und eine überschaubare Zahl von allgemeinen Zielen und entsprechenden Projekten zu
konzentrieren.
Neben den o. g. Kriterien zur Priorisierung von Projektideen halten wir zwei weitere Leitfragen für hilfreich, um zur
Fokussierung beizutragen:
Hat das Projekt Potenzial, vorhandene Ansätze erfolgreich(er) zu machen?
Oft liegt der Nutzen von Netzwerkprojekten darin, dass sie bestehende Maßnahmen von Netzwerkpartnern so
in ein Projekt integrieren, dass diese dadurch wirksamer werden. Das Fachkräftebündnis Heilbronn-Franken bei-
spielsweise hat im Rahmen seines Handlungsfeldes berufliche Weiterbildung bestehende Modelle und Program-
me (sog. Einstiegsmodul Logistik und Modellversuch Fachhelfer (IHK) sowie Qualifizierungsförderprogramme wie
WeGebAU und IFlaS) eingebracht, um damit gemeinsam mit anderen Akteuren ein Projekt zur Weiterbildung für
An- und Ungelernte anzustoßen.
Hat das Projekt Potenzial, dem Netzwerk mehr Profil zu geben?
Projekte, so haben wir am Anfang des Leitfadens behauptet, geben einem Netzwerk Gesicht und Identität und
stärken damit den Kitt, der ein Netzwerk zusammenhält. Entsprechend müssen Projekte sichtbar werden. Darauf
gilt es bei ihrer Konzeption und Auswahl zu achten: Eine Website, die Jugendlichen regionale Berufsorientierungs-
angebote auf einen Blick ermöglicht, eine gemeinsam initiierte regionale Jobmesse oder ein Speeddating, an dem
Kammern, Agenturen und Wirtschaftsförderung mitwirken – all das sind Projektideen, die sich gut als „quick wins“
in der regionalen Presse verkaufen lassen und die nachvollziehbare Projekte eines Netzwerks sind.
7 Z. B.: Kuster, J.; Huber, E.; u. a. (2006): Handbuch Projektmanagement, Springer Verlag, Berlin Heidelberg, S. 4.8 Ebd.
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3. Ein Erfolgsbeispiel Projekt „Familienorientierte Personalpolitik“
Das Ergebnis dieser Vorgehensweise war ein konkreter Maßnahmenplan mit entsprechend festgelegten
Verantwortlichkeiten.
Projekt: Familienorientierte Personalpolitik
Maßnahmen: Förderung familienfreundlicher Personalpolitik in Unternehmen durch Sensibilisierung
und Beratung durch „Dual Career Service“
Verantwortlichkeiten: Agentur für Arbeit (federführend), Kammern, Arbeitgeberverband, DGB
Zeitrahmen: bis Dezember 2014
Für die Maßnahme „Sensibilisierung und Beratung der Unternehmen“ (mit gesetztem Ziel- und Endzeitpunkt, kal-
kuliertem Ressourcenbedarf und festen Verantwortlichkeiten, die hier nicht wiedergegeben werden) hat die IHK als
Koordinierungsstelle des Fachkräftebündnisses im Rahmen einer Finanzierung durch ESF-Mittel die Veranstaltungs-
reihe „Fachkräfteforum: Von Unternehmen für Unternehmen“ ins Leben gerufen. Das Programm wurde speziell auf
die Zielgruppe KMU im Bereich Personalpolitik ausgerichtet.10 Bedürfnisspezifisch bekamen sie eine Plattform zum
Erfahrungsaustausch zur Verfügung gestellt. Anhand von Vorträgen und Beispielen erlangten die Teilnehmenden
neue Impulse, Perspektiven, Anregungen und Lösungsansätze, die im eigenen Unternehmen umgesetzt werden kön-
nen. Im Rahmen von World-Cafés bestand durch Fragestellungen außerdem die Möglichkeit, konkrete, praktische
Hilfen zu erhalten für die Implementierung einer modernen, familienfreundlichen und demografiefesten Personal-
politik in ihrem Unternehmen.
Durch den intensiven Austausch in der Arbeitsgruppe konnte ein gelungenes Veranstaltungskonzept entwickelt
werden, das sowohl Unternehmen als auch regionale Akteure überzeugt und inspiriert hat.
Die Veranstaltungsreihe setzte sich aus drei Veranstaltungen zusammen, die unterschiedliche Themenbereiche be-
handelte. Das Thema „Familienfreundlichkeit in KMU“ war Inhalt der ersten Veranstaltung am 25. Oktober 2013 bei
der Bass GmbH & Co. KG in Niederstetten. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren begeistert von der Praxisnähe
und den zahlreichen neuen Ideen, die dort präsentiert wurden:
„Die Idee eines Frühstücks für Mütter ist eine gute Idee, die nächstes Jahr bei uns umgesetzt werden soll. Auch die
Mitarbeiter haben Interesse daran, wie es den Eltern und den Kindern geht. Dadurch kann außerdem die Bindung an
das Unternehmen noch verstärkt werden“, sagte der Unternehmer Stefan Börsig aus der Region.
Eine weitere Idee aus den World Cafés hat Birgit Schuster, Referentin Personalentwicklung Karl Marbach GmbH &
Co. KG mitgenommen. „Der IT-Notfallkoffer ist eine tolle Möglichkeit einen kurzfristigen Heimarbeitsplatz zur Ver-
fügung zu stellen. Die Umsetzung ist relativ einfach und kostengünstig“. Aber nicht nur die Unternehmen profitieren,
sondern auch die regionalen Akteure. So sagte Peter Schweiker, Geschäftsführer der IHK Heilbronn-Franken und
Mitglied im dortigen Fachkräftebündnis: „Hier sind wir schon sehr weit. Dank der tollen Ideen der Teilnehmenden
haben wir weitere Impulse mitgenommen, um noch besser zu werden.“
Im gesamten Prozess stand die direkte Kommunikation zwischen und mit allen Partnern im Vordergrund.
Die Erfolge und Erkenntnisse der Unternehmen sprechen für sich.
Vom Bündnistext zum Erfolg
Der Ziel- und Maßnahmenentwicklungsprozess des Fachkräftebündnisses Heilbronn-Franken
Acht regionale Akteure haben sich 2012 zum Fachkräftebündnis Heilbronn-Franken zusammengeschlossen, um die
Fachkräftebasis nachhaltig zu sichern. Die Koordination für dieses Netzwerk übergaben sie der IHK Heilbronn-Fran-
ken, die jahrelange Erfahrung im Netzwerkmanagement, gute Kontakte in die Region und zu den Unternehmen
hatte. Um aus den allgemeinen Zielsetzungen im Bündnistext gemeinsam konkrete Maßnahmen zu erarbeiten, sind
die Bündnispartner folgendermaßen vorgegangen:
1. Handlungsfelder priorisieren
Damit konkrete und umsetzbare Projekte entstehen, sollten die sieben Handlungsfelder9 aus dem Bündnistext
reduziert werden. Dazu wurde ein Fragebogen versendet, dessen Kernfrage lautete: „Welches Handlungsfeld ist für
Sie in nächster Zeit von größter Bedeutung und birgt das deutlichste Potenzial zur Fachkräftesicherung vor Ort?“ Im
Vorfeld hatte die IHK zu allen Netzwerkpartnern persönlich Kontakt aufgenommen, um sie für die Netzwerkarbeit
zu sensibilisieren.
Die Ergebnisse der Abfrage wurden in Form einer Top-3-Darstellung auf einem Netzwerktreffen vorgetragen. Bei
den Ergebnissen handelte es sich nur um einen Vorschlag. Dieser wurde im Rahmen des Treffens weiter diskutiert.
Am Ende einigten sich alle gemeinsam auf die folgenden drei Handlungsfelder:
Frauen
Berufliche Weiterbildung und
akademische Ausbildung.
Zudem benannten sie das Thema „außerregionale und ausländische Fachkräfte“ als viertes, begleitendes Handlungs-
feld.
2. Handlungsfelder und Maßnahmenplan ausarbeiten
Im nächsten Schritt haben die Beteiligten jedem Handlungsfeld ein bzw. zwei Federführende zugeordnet und Ar-
beitsgruppen gebildet. Innerhalb von zwei Monaten sollte jede Arbeitsgruppe ein Grundlagenpapier mit folgender
Struktur ausarbeiten:
Situationsanalyse – Wie ist der Stand in der Region (Zahlen, Daten & Fakten)? Was gibt es bereits für Maßnahmen
zu diesem Handlungsfeld?
Zieldefinition – Wie sieht unser Ziel aus, das wir gemeinsam in diesem Handlungsfeld erreichen wollen?
Maßnahmenplan – Wer kann bis wann was tun, um dieses Ziel zu erreichen?
Dieses Papier wurde anschließend von der IHK Heilbronn-Franken an alle Netzwerkpartner verschickt. So konnte
sich jeder Partner äußern, wenn er mit den Inhalten, Zielen und geplanten Maßnahmen nicht übereinstimmt oder
zusätzliche Ideen hat.
9 Bspw. die Erwerbspartizipation von Frauen erhöhen. 10 Weitere Informationen finden Sie → hier.
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Viele Netzwerker engagieren sich außerhalb ihrer „eigent-
lichen“ Arbeit und haben daher nur ein sehr begrenztes
Zeitbudget zur Verfügung. Daraus ergibt sich in den meisten
Fällen ein höherer Effizienzdruck: Die Beteiligten (und ihre
Auftraggeber) möchten in einer absehbaren Zeit Ergebnisse
erreichen, ohne dafür selbst besonders viel Zeit investieren zu
müssen.
Eine wichtige Antwort auf diesen Effizienzdruck ist eine gut
durchdachte Projektsteuerung, eine klare Strukturierung von
Prozessen durch die Netzwerkkoordinatoren und der voraus-
schauende Umgang mit Konflikten. Ein Planungsworkshop
zur Definition von Zielen und Maßnahmen ist aus unserer
Sicht eine sehr effiziente und partizipative Möglichkeit, den
Startschuss für eine aktive und ergebnisorientierte Netzwer-
karbeit zu geben.
Die Darstellungen dieses Kapitels fußen im Wesentlichen auf
den Ergebnissen mehrerer Workshops mit IFOK, Erfahrun-
gen des Innovationsbüros sowie ergänzenden Interviews mit
regionalen Netzwerken, die das Innovationsbüro im Herbst
2013 durchgeführt hat.
2. Gut geplant ist halb gewonnen
Die Vorbereitung eines Planungsworkshops
2.1 Beteiligte auswählen
Stellen wir uns vor, ein Netzwerk hat eine Fachkräfteanalyse
durchgeführt und einige Handlungsschwerpunkte abgeleitet.
Nun stellt sich die Frage: Wie setzten wir diese in einem Projekt
bedarfsgerecht um und wer trägt dazu bei, für diesen Hand-
lungsschwerpunkt ein intelligentes Projekt zu formulieren?
Folgende Fragen können die Auswahl der Beteiligten er-
leichtern:
Wer kann zu dem Thema des Projekts Wissen und Erfahrun-
gen einbringen?
Wer ist für die Formulierung eines Projektzieles wichtig?
Mögliche Antworten: Die Netzwerkpartner, externe regio-
nale Akteure aus dem entsprechenden Themenfeld sowie
Zielgruppen (z. B. Unternehmen, potenzielle Fachkräfte; sie
wissen am besten, welche Bedürfnisse sie haben bzw. wie sie
angesprochen werden wollen).
Solche Akteure oder Gruppen, die mit einem Prozess bzw.
einem Thema Interessen, Ansprüche oder auch relevantes
(Erfahrungs-)Wissen verbinden und die ggf. an einem Projekt
bzw. an der Formulierung eines solchen beteiligt werden
könnten, nennt man Stakeholder.
Praxisbeispiel:
Stakeholder für den Handlungsschwerpunkt „attraktiver für
Fachkräfte von außen werden“ finden: Zur Auswahl möglicher
Beteiligter helfen die folgenden Fragen:
Welche Vereine, Institutionen etc. haben Interesse,
Kompetenz oder Wissen, die Region in diesem Themenfeld
zu entwickeln oder zu vermarkten (z. B. Wirtschafts- und
Tourismusförderung, aber ggf. auch Immobilienwirtschaft,
Hochschulen)?
Welche Unternehmen haben besonderes Interesse an
Fachkräften von außen, und welche kommen ggf. auch für
eine aktive Rolle (als potenzielle Expertin bzw. potenzieller
Experte oder Geldgeberin bzw. Geldgeber) infrage?
Wen aus der Zielgruppe können wir für die Projektformu-
lierung gewinnen?
Was spielt für Fachkräfte von außen eine Rolle und welche
Erfahrungen machen sie derzeit in der Region (z. B. Fach-
kräfte, die vor nicht allzu langer Zeit zugezogen sind)?
Gibt es andere Gruppen, von denen wir lernen können?
Stakeholder müssen nicht den ganzen Prozess hindurch aktiv
beteiligt werden. Sie können auch als Impulsgeber agieren,
beispielsweise durch Kurzvorträge in einem Workshop.
Aus der Liste der potentiellen Stakeholder werden diejenigen
ausgewählt, die eine aktive Rolle für die Projektformulierung
bzw. -umsetzung spielen können. Zentrale Fragen lauten:
1. Welchen Beitrag könnte er oder sie leisten (z. B. relevantes
Wissen oder Ressourcen)?
2. Welche Interessen bzw. Ansprüche bringen die jeweili-
gen Stakeholder ein (z. B. Ziele und Aktivitäten, die mit den
konkreten Zielen des Projektes übereinstimmen)?
Nun sollte überlegt werden, wer in welcher Rolle miteinbezo-
gen werden kann. Hierbei sind folgende Rollen möglich:
Experten: Sie stellen ihr Wissen zur Verfügung, nehmen an
Workshops zur Projektformulierung teil und fungieren als
Inspirations- und Ideengeber. Wichtig: Die Experten haben
nur eine Beratungsfunktion und nehmen in der Regel nicht
am gesamten Prozess teil!
Personen, die Ressourcen zur Verfügung stellen: Sie stel-
len für die Umsetzung eines Projektes Mittel in verbindli-
chem Umfang zur Verfügung und erlangen damit mitunter
auch eine Rolle innerhalb der Projektsteuerung.
Projektkoordination: Vor allem für umfangreichere Projek-
te empfiehlt sich ein Gremium, das Projektziele, -schritte,
-aktivitäten sowie den Ressourceneinsatz koordiniert. Es
bildet die Arbeitsebene, die bei Bedarf auch externe Exper-
tise einholt.Die Vorbereitung eines Planungsworksohps
Beteiligte
auswählen
Einen geeigneten
Ort suchen
Ablaufplan,
Methoden und
Moderation
festlegen
Einladungen
verschicken,
Erwartungen
klären
Abb.2: Vier Schritte für die Vorbereitung eines Planungsworkshops
Quelle: Eigene Darstellung
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Checkliste: Beteiligte auswählen
Die Kernfrage lautet: „Wer kann Wissen oder Ideen beisteuern und einen Beitrag zur Zielformulierung leisten?“
Führen Sie zur Beantwortung dieser Frage und zur Auswahl der richtigen Beteiligten eine Stakeholderanalyse
durch. Ziehen Sie den potenziellen Personenkreis dazu zunächst etwas größer.
Überlegen Sie dann:
Welchen Beitrag könnten die jeweiligen Stakeholder in einem Projekt zum Thema leisten?
Welche Interessen und Ansprüche bringen sie jeweils ein?
Welche Rolle kann der jeweilige Stakeholder einnehmen?
Experte
Ressourcengeber
Projektsteuerung und -leitung
Aus dieser Auflistung können Sie nun für das Projekt wichtige und interessante Stakeholder auswählen und sie
fragen, ob sie bereit sind, sich im Rahmen eines Planungsworkshops einzubringen.
Tipp: Expertise und Perspektiven von außen hereinholen
Wenn immer die Gleichen mit den Gleichen reden, entstehen selten neue zündende Ideen!
Netzwerke schaffen innovative Politiklösungen – auch und gerade weil sie Impulse von außen ermöglichen. Was
Heiderose Kilper vom IRS im ihrem Interview für diesen Leitfaden unterstreicht, gestaltet sich in der Umsetzung
anspruchsvoll. Denn: Wo sollen diese Impulse von außen überhaupt herkommen? Und sprengen sie nicht die im
Netzwerk bearbeitbare Komplexität, weil dann „noch mehr Leute mitreden“ wollen? Wie Netzwerkverantwortliche
Außenperspektiven erfolgreich integrieren können, ist allen voran eine Frage des Formates.
Als die Allianz pro Fachkräfte in der Metropolregion Nürnberg im Herbst 2013 in einem World Café mit 350 Gästen
aus ganz Deutschland Ideen für mehr Willkommenskultur in der Region sammelte, war klar: Nicht alles, was heute
gesagt wird, ist gleichermaßen umsetzbar und innovativ.11 Doch wenn 300 Menschen an rund 75 Tischen diskutieren
und Ideen zur Operationalisierung von Willkommenskultur sammeln, entstehen möglicherweise mehr und wirklich
neue Ideen, als wenn die klassischen Arbeitsmarktakteure einer Region allein zusammensitzen.
Es geht natürlich auch weniger aufwendig, wie z. B. bei Erfahrungsaustauschkreisen des Innovationsbüros. Weniger
aufwendig ist es auch, Vertreter von bestimmten Potenzialgruppen (Ausbildungs- oder Studienabbrechende oder Äl-
tere) als Experten anzusprechen und bei der Sammlung von Ideen für Projektziele und -aktivitäten zu Wort kommen
zu lassen.
Wie sieht ein „Steckbrief“ aus, mit dem man Projektideen sammeln kann?
Ideen zu sammeln erfordert eine kreative Atmosphäre, aber auch Strukturen, die es ermöglichen, diese konkret zu
formulieren und festzuhalten. Ein geeignetes Verfahren hierzu wurde im Rahmen des o. g. World Cafés zum Thema
Willkommenskultur genutzt, das sich aber ebenso auch für Workshops mit weniger Teilnehmenden eignet.
Bild 1: World Café mit ca. 300 Teilnehmern auf der 2. Jahreskonferenz der Allianz pro Fachkräfte, Quelle: Allianz pro Fachkräfte
11 Weitere Informationen zu dem World Café finden Sie → hier.
16 17
Nach einer ersten Runde, in der sich die Teilnehmenden zunächst darüber austauschten, was sie
unter Willkommenskultur verstehen und welche Hindernisse und Stolpersteine hier entgegenstehen,
wurden die Arbeitsgruppen/Tische gebeten, nach folgender Struktur Projektideen zu formulieren, wie Will-
kommenskultur in der Region etabliert werden kann:
Wie könnte das Projekt heißen?
An welche Zielgruppen richtet sich das Projekt?
Was tut das Projekt, und wie soll es funktionieren?
Wer sollte/könnte mitmachen und welchen Beitrag leisten?
Wie könnte ein werbewirksamer Slogan heißen, der dieses Projekt auch in der Öffentlichkeit attraktiv darstellt?
Neben World Cafés und Strategieworkshops können als Verfahren alternativ auch Fokusgruppen durchgeführt wer-
den. Hier geht es weniger um die Formulierung konkreter Ideen, sondern z. B. um das Dokumentieren von Erfahrun-
gen und Perspektiven der Zielgruppen im Projekt. So wäre es bspw. denkbar, einen Workshop mit Ausbildungsab-
brechern durchzuführen und diese nach Faktoren zu fragen, die sich positiv und negativ auf ihre Entscheidung zum
Ausbildungsabbruch ausgewirkt haben. Eine weitere Möglichkeit, ist ein Workshop mit Lehrern. Dort kann erarbeitet
werden, unter welchen Voraussetzungen die Berufsorientierung an Schulen mit Hilfe anderer Akteure effektiver
gestaltet werden kann. Auch eine Fokusgruppe mit „Alumnis“, die die Region verlassen haben, ist denkbar. Hier kann
das Netzwerk Faktoren erfragen, die sie in einer Region gehalten hätten oder zu einer Rückkehr motivieren würden.
Möchte man Expertise und Perspektiven von außen hereinholen, sollte man darauf achten,
dass die Beteiligten sowohl Betroffene bzw. Betroffener oder Expertin bzw. Experte sind, als auch, dass ihre Bei-
träge in die spätere Auswertung eingebunden werden können,
dass insbesondere die Ergebnisse von Fokusgruppen, an denen vermutlich nicht alle Netzwerkpartner teilnehmen
können, dokumentiert und in das Netzwerk zurückgespiegelt werden,
dass Externe mit ihren Beiträgen wertschätzend auf- und wahrgenommen werden (insbesondere die Perspekti-
ven „Betroffener“ müssen als subjektive Einschätzung akzeptiert werden) und ihre Rolle (einmaliger Beitrag nicht
Mitentscheidung) für alle Beteiligten geklärt ist,
dass immer wieder danach gefragt wird, was konkret zu tun ist.
2.2 Einen geeigneten Ort suchen
Es gibt gute Gründe, die Wahl des Ortes für einen Planungs-
workshop nicht nur an die Raumgröße, Technikausstattung
und Anbindung an den Öffentlichen Nahverkehr zu knüpfen,
sondern in einem ersten Schritt zu überlegen, welcher Rah-
men das eigene Vorhaben sinnvoll fördern könnte.
An ungewöhnlichen Orten entstehen ungewöhn-liche Ideen – oft sehr innovative!
Kreative Ideen entstehen nicht mehr unbedingt nur im
Büro-Setting, sondern in sogenannten „Co-Working-Spaces“,
die sich häufig mitten im öffentlichen Raum befinden.12
Sitzungen in Museen, Arbeitsplätze im Café, in der Bahn-
hofshalle oder im ICE, Kreativsessions in privaten Ateliers,
Managementtrainings im Konzertsaal: Was möglicherweise
etwas verrückt anmutet, spiegelt die Erfahrung wider, dass
Ortswechsel Perspektiven verändern können und damit neue
Einsichten und Ideen befördern. Wie lässt sich dies auf das
Setting eines Planungsworkshops für regionale Netzwerke zur
Fachkräftesicherung übertragen?
Beschäftigt sich ein Planungsworkshop z. B. mit der Frage,
wie die Attraktivität einer Region besser nach außen kommu-
niziert werden kann, könnte ein Ort, der die Attraktivität und
Unverwechselbarkeit der Region exemplarisch verdeutlicht,
optimal sein: Im alten Gasometer, in der Sakristei des über
1000 Jahre alten Doms, der als UNESCO-Weltkulturerbe zu
den Wahrzeichen der Region gehört, auf dem Fernsehturm,
der den Weitblick über die topografisch außergewöhnliche
Landschaft der Region ermöglicht oder in der alten Kelterei,
die 500 Jahre Winzergeschichte der Region dokumentiert.
Soll es bei einem Workshop darum gehen, die Nutzung der
Potenziale von Menschen mit Migrationshintergrund zu
diskutieren, könnte es hilfreich sein, an Orte zu gehen, wo
Menschen mit Migrationshintergrund leben: In den Räumen
der örtlichen Moschee, im deutsch-griechischen Kulturverein
oder in der alten Fabrikhalle, in der sich nicht nur Skater tref-
fen, sondern Jugendliche mit Migrationshintergrund Boxtrai-
nings absolvieren und Hip-Hop tanzen.
Neben der Auswahl eines möglicherweise ungewöhnlichen
Ortes, um einen Planungsworkshop durchzuführen, geht
es natürlich auch darum, den Ort, an dem der Workshop
stattfindet, adäquat auszustatten. Hier empfehlen wir, sich
etwas vom oft üblichen Setting (Konferenztisch, Beamer,
Powerpoint) zu lösen. Für interaktives (Gruppen-)Arbeiten, in
dem Ideen gesammelt, bewertet und v. a. so viel wie möglich
visualisiert werden soll, braucht man Metaplanwände, gut
funktionierende Stifte, Flipcharts und Nebenräume oder Orte,
an denen auch Kleingruppen arbeiten können. Für noch krea-
tivitätsfreudigere Gruppen eignet sich ggf. auch die Arbeit mit
Bildern (z. B. Postkarten) oder auch haptischen Materialien,
um Assoziationen und den Ideenfluss zu stimulieren.
12 Weitere Informationen zu diesem Thema liefert bspw. das Buch: Bender, D. (2013): Mobile Arbeitsplätze als kreative Räume. Coworking Spaces, Cafés und andere urbane Arbeitsorte, transcript Verlag.
18 19
Checkliste: Workshop zur Projektformulierung planen
Achten Sie bei Ihren Planungen auf den Zeitrahmen: nicht mehr als 2 bis 3 Monate.
Sprechen sie mit den Teilnehmenden, insbesondere bei den ersten Kontakten, am besten persönlich oder per
Telefon.
Vereinbaren Sie rechtzeitig ein oder zwei konkrete Termine für einen Planungsworkshop.
Achten Sie darauf, dass nur ein kleiner Personenkreis beteiligt ist.
Zur Erstellung von Regie, Ablaufplan und Teilnehmerbriefing beachten Sie folgende Workshopstruktur:
Einstieg
1. Arbeitsphase: Perspektiven und Zukunftsbilder entwickeln
2. Arbeitsphase: Mögliche Maßnahmen und Herausforderungen - Ideensammlung
3. Arbeitsphase: Ideen priorisieren
4. Arbeitsphase: Konkretisieren (Maßnahmenplan)
Informieren Sie die Teilnehmenden rechtzeitig darüber, was sie zeitlich und inhaltlich erwartet.
2.4 Einladungen verschicken,Erwartungen klären
Sobald ein Termin festgelegt, der Ort und Ablauf der Ver-
anstaltung geklärt ist, sollten die Teilnehmenden schriftlich
eingeladen werden. Auch hier gilt: Je klarer Sie die Zielsetzung
des Planungsworkshops und die erwünschte Rolle der Teil-
nehmenden äußern, also Ihre Erwartungen als Veranstalter
benennen, desto größer wird die Chance, dass diese Erwar-
tungen erfüllt werden.
Im Folgenden finden Sie eine Mustereinladung. Wir empfeh-
len, die Einladung mindestens mit drei Wochen Vorlauf zu
versenden.
Beispiel: Mustereinladung
Sehr geehrte/r
Wir freuen uns, Sie zu unserem Workshop … am ... von ... bis ... in ... (Ort) einzuladen. Unser Ziel ist es, die in einer
gemeinsamen Analyse identifizierten Handlungsfelder zu konkretisieren und in einzelne Maßnahmen und Zustän-
digkeiten einzuteilen. Der gesamte Workshop wird durch XY moderiert und dokumentiert. Außer Ihnen begrüßen
wir weitere x Teilnehmende.
Unser Projekt „Mehr Attraktivität der Region XY für Fachkräfte von außen“ braucht konkrete Ziele und Maßnahmen,
die wir mit Ihrer Unterstützung formulieren und umsetzen möchten. Ihre Teilnahme ist uns besonders wichtig, weil …
Wir schlagen folgenden Ablauf vor:
9:00 Uhr: Begrüßung, Vorstellung, Erwartungen
9:45 Uhr: Perspektiven und Zukunftsbilder
10:15 Uhr: Mögliche Maßnahmen und Herausforderungen - Ideensammlung
12:00 Uhr: Mittagspause
12:45 Uhr: Priorisierung der bisher formulierten Ideen
13:30 Uhr: Erstellen eines Projektplans
14:30 Uhr: Kaffeepause
15:00 Uhr: Fortsetzung
16:00 Uhr: Feedback und Ausklang
Wir freuen uns, dass Sie sich beteiligen und danken Ihnen schon jetzt sehr herzlich dafür, dass Sie diesen Tag für
das Netzwerk und unsere Region investieren. Sollten Sie Anmerkungen bzw. Änderungs- oder Ergänzungswünsche
bezüglich des oben genannten Ablaufs haben, freuen wir uns über eine entsprechende Rückmeldung.
Mit freundlichen Grüßen
…
2.3 Ablaufplan, Methoden undModeration festlegen
Die Formulierung von Projektzielen und Maßnahmen sollte
ein überschaubarer Prozess sein, der nicht mehr als zwei bis
drei Monate in Anspruch nimmt. Die Akteurinnen und Akteure
sollten möglichst frühzeitig angesprochen werden, damit sie
wissen, was sie zeitlich und inhaltlich erwartet.
Idealerweise konzipiert ein kleines Team den konkreten
Workshopablauf. Um Regie, Ablaufplan und Teilnehmerbrie-
fing zu erstellen, ist es hilfreich, sich bei der Planung folgende
Arbeitsphasen vor Augen zu führen:13
Einstieg
Begrüßung, Darstellung der Zielsetzung und des Ablaufs,
Vorstellungsrunde und Warming up, das eine kreative und
motivierende Atmosphäre schafft
Ergebnis: Die Teilnehmenden wissen, was und mit wem
sie es zu tun haben und fühlen sich wohl.
1. Arbeitsphase: Zukunftsbilder und Ziele entwickeln
Kernfrage: Wie soll unsere Region in Zukunft aussehen?
Was wollen wir in Zukunft erreichen?
Ergebnis: max. drei konkrete Zielformulierungen.
2. Arbeitsphase: Maßnahme-Ideen sammeln und mögliche
Herausforderungen benennen
Kernfragen: Was können wir tun, um die Ziele zu erreichen?
Welche Herausforderungen stellen sich uns?
→ Ergebnis: Erste Ideensammlung zu möglichen Maß-
nahmen
3. Arbeitsphase: Ideen priorisieren
Kernfrage: Welche Ideen eignen sich besonders gut, um
das Ziel zu erreichen und sind am besten umsetzbar?
Ergebnis: Überschaubare Zahl von Ideen, über deren
Umsetzung in der nächsten Arbeitsphase gesprochen
wird.
4. Arbeitsphase: Maßnahmen im Projektplan konkretisieren
Kernfrage: Wer macht was bis wann?
Ergebnis: Maßnahmenplan mit Verantwortlichkeiten und
Terminen
13 Grundsätzlich können diese vier Arbeitsphasen in einem oder auch zwei Terminen durchlaufen werden. Ist eine Zweiteilung terminlich notwendig, sollte man darauf achten, nicht mehr als eine oder zwei Wochen zwischen den beiden Terminen verstreichen zu lassen und den ersten Workshop so zu gestalten, dass eine strukturierte Ideensammlung möglich ist.
→
→
→
→
Projektverantwortliche in Organisationen, in denen man auf
einen gemeinsamen Schatz an organisationsspezifischen
Spielregeln zurückgreifen kann, erleben regelmäßig, dass
Projektmanagement ganz erheblich aus Beziehungsmanage-
ment besteht: Wie motiviert man Menschen, sich aktiv an der
Projektplanung zu beteiligen, sich zu verpflichten und auch
später bei der Umsetzung dabeizubleiben?
Diese Fragen haben mit Beziehungen zu tun, die gerade am
Start eines gemeinsamen Netzwerkprojektes besonders aktiv
gestaltet werden müssen. Denn in Netzwerken, wo Bezah-
lung, Hierarchie, Routine oder gemeinsame Unternehmens-
grundsätze nicht als Regulativ für das Miteinander wirken,
sind gute Beziehungen, Motivation und nachhaltiges Engage-
ment besonders kostbar. Immerhin arbeiten hier Akteurin-
nen und Akteure aus unterschiedlichen Organisationen mit
durchaus unterschiedlichen Interessen zusammen, wobei der
für die Zusammenarbeit notwendige „Kitt“ (siehe Interview)
vor allem aus tragfähigen, persönlichen Beziehungen besteht.
Es geht auch um die Frage, wie man eine Arbeitsatmosphäre
schafft, in der gute Ideen entstehen können. Ein Umfeld, in
dem auf den ersten Blick etwas verrückt erscheinende Einfälle
formuliert werden können, die andere dazu inspirieren, neu
und innovativ darüber nachzudenken, wie regionale Fachkräf-
tesicherung gestaltet werden kann.
Gleichwohl gibt es Möglichkeiten, zum Start eines Projektes
Vorsorge für den Umgang mit solchen Tiefs zu treffen, die bei
der Umsetzung von Netzwerkprojekten notwendigerweise
entstehen. Vielleicht kann z. B. ein externer Experte, der bei
der Projektformulierung beteiligt war, bei Schwierigkeiten im
Projektteam die Funktion eines unabhängigen Schiedsrich-
ters oder Beraters übernehmen. Oder eine wichtige Promo-
torin bzw. ein wichtiger Promotor im Netzwerk übernimmt
eine Projektpatenschaft, die sie bzw. ihn dazu verpflichtet,
bei entsprechenden Schwierigkeiten zu unterstützen, Türen zu
öffnen, Konflikte zu lösen oder ggf. auch die Portokasse des
Projektes aufzufüllen.
Konfliktpotenziale offen ansprechen
Erwartungsmanagement beugt Enttäuschungen und Konflikten vor!
„Die effizienteste und eleganteste Art, mit Konflikten um-
zugehen ist, sie gar nicht erst entstehen zu lassen“14. Die
Erkenntnis des Konfliktexperten Winfried Berner ist sicher
nicht neu. Aber gerade beim Aufsetzen von regionalen Netz-
werkprojekten spielt sie eine große Rolle, wenn Akteurinnen
bzw. Akteure aus unterschiedlichen Institutionen (vielleicht
zum ersten Mal) zusammenarbeiten, kommen fast zwingend
Projekte durchlaufen auch Krisen
Dass die Stimmung zwischendurch in den Keller geht, ist normal!
Auch das kennen alle, die schon in Projekten gearbeitet
haben – insbesondere in Projekten, in denen unterschiedliche
Organisationen beteiligt sind: In aller Regel startet man guten
Mutes und voller Motivation, doch irgendwann unterwegs
holpert es dann doch und die Stimmung geht in den Keller.
Man ist sich nicht einig über die Umsetzung, das Geld reicht
nicht oder eine wichtige Akteurin bzw. ein wichtiger Akteur
steigt aus. Gelingt es aber, trotzdem weiter zu machen, die
Probleme zu lösen, steigt die Stimmungskurve auch wieder
an – bis zum nächsten Problem.
Sicher: Gegen dieses Phänomen gibt es kein Patentrezept!
Gleichwohl hilft es, dazu in einem Projektteam oder idea-
lerweise im ganzen Netzwerk eine spezifische Haltung zu
entwickeln – und zwar am besten bereits zum Start eines
Projektes. Nämlich die, dass die Handlungs- und Leistungsfä-
higkeit des Netzwerks nur zunehmen kann, wenn es gelingt,
solche „Tiefs“ zu bewältigen.
unterschiedliche Erwartungen, Arbeits- und Kommunikati-
onsstile, „Vorgeschichten“ und Ansprüche zusammen, mitun-
ter auch über Hierarchiestufen hinweg. Dass es dabei keine
Konfliktpotenziale gibt, ist schlicht unrealistisch.
Ein Blick auf mögliche Konflikttypen zeigt, dass solche Po-
tenziale auf unterschiedlichen Ebenen liegen können:
Zielkonflikte – Akteurinnen und Akteure verfolgen einander
widersprechende Ziele, Zielkonflikte stehen häufig in Ver-
bindung mit Bewertungskonflikten.
Bewertungskonflikte – Akteurinnen und Akteure nehmen
Probleme/Situationen/Konstellationen unterschiedlich
wahr und empfinden Aspekte (z. B. Maßnahmen) nicht auf
die gleiche Weise als wichtig bzw. sinnvoll.
Verteilungskonflikte – zur Verfügung stehende (knappe)
Ressourcen werden von verschiedenen Akteurinnen und
Akteuren für unterschiedliche Zwecke beansprucht.
Beziehungskonflikte – Akteurinnen und Akteure verstehen
sich aus persönlichen Gründen nicht und können nicht
sachlich miteinander kommunizieren.
Exkurs
Stimmungsdynamik, Motivation und Konfliktein Netzwerkprozessen
2120 14 Die Umsetzungsberatung von → Winfried Berner und Kollegen.
Strukturelle Konflikte – Netzwerkmitglieder sind sich über
ihre Rolle als Partner im Netzwerk (partnerschaftlich, „auf
Augenhöhe“, gemeinsame Verantwortung) nicht im Klaren
Kooperationskonflikte – Akteurinnen und Akteure weisen
unterschiedliche Arbeitsweisen auf, die die Zusammen-
arbeit erschweren (z. B. differierende Auffassungen, was
Verlässlichkeit bedeutet)
Insbesondere die letztgenannte Kategorie stellt die spätere
Umsetzung von Netzwerkprojekten oftmals vor Herausfor-
derungen und sollte daher gerade auch bei der Formulierung
von Projektplänen mitgedacht werden. Ein wichtiger Schlüs-
sel ist hier u. a. ein geeignetes Erwartungsmanagement, ins-
besondere im Hinblick auf die Übernahme von Verantwortung
für konkrete Maßnahmen.
Berner (ebd.) unterscheidet hier zwischen fünf verschiedenen
Formen von Stellungsnahmen, die Netzwerkakteurinnen bzw.
-akteure nutzen können, um Erwartungen an ihr Commitment
bzw. ihre Mitarbeit in Projekten steuerbar zu machen:
Verbindliche Zusage: Ich habe verstanden, was hier zu tun
ist, und ich sage zu, es verbindlich zu tun.
Bedingte Zusage: Ich habe verstanden, was hier zu tun ist
und will versuchen, es nach Möglichkeit zu tun, kann (oder
will) es aber nicht verbindlich zusagen.
Bedingte Absage: Ich habe verstanden, was hier zu tun ist,
kann (oder will) es aber voraussichtlich nicht erfüllen. Sollte
es doch eine Möglichkeit geben, sage ich Bescheid.
Verbindliche Absage: Ich habe verstanden, was hier zu tun
ist, kann (oder will) es aber definitiv nicht tun.
Vertagung: Ich habe verstanden, was hier zu tun ist, kann
aber erst (Zeitpunkt) sagen, ob ich es tun kann oder nicht.
Sicher sind über eine so transparenter werdende Verbind-
lichkeit nicht alle Konfliktpotenziale schon beseitigt, gleich-
wohl helfen solche Aussagen erheblich dabei, Vertrauen zu
schaffen und damit die notwendige Verbundenheit zwischen
den im Projekt zusammenarbeiten Akteurinnen und Akteure
zu verstärken.
2322
ZusagenEngagement
Absagen, Konzeptschwierig/Fokussierung
StreitDetailkonzept
Ressourcen-probleme
1. Projekt istschwierig
Eifersucht/Wem gehört der Erfolg?
schlechte Presse,Abgang Kernakteur
Bewerbung
gewonnen Mittel verfügbar
Einigung 1. Teilerfolg2. Teilerfolg
gemeinsamerErfolg
neue Akteure
Ausweitung
Probleme beiMittelabruf/Finanzen
Projektidee
Dynamik
Stimmungsdynamik in Projekten
Abb. 3: konkrete Ziele und Maßnahmen – Eine kurze Definition der im Leitfaden verwendeten Begriffe
Quelle: Eigene Darstellung
.
24 25
Gut vorbereitete und durchgeführte Planungsworkshops sind
das Meisterstück der Netzwerkarbeit. Die besondere Heraus-
forderung besteht darin, einerseits möglichst viel Raum für
Kreativität und Innovation zu schaffen, die dabei entste-
henden Ideen andererseits in einen realistischen Projektplan
zu gießen und damit umsetzbar zu machen. Aber Vorsicht:
Der Grad zwischen Kreativität und Machbarkeit ist mitunter
schmal und nicht immer gelingt es, wirklich gänzlich neue
Projekte zu entwickeln, die es in der Region noch nie gegeben
hat. Allerdings sollte sich ein Planungsworkshop schon zum
Ziel setzen, auch gezielt nach neuen Ideen zu suchen.
Worauf es bei der Durchführung in den einzelnen Arbeitspha-
sen eines Planungsworkshops besonders ankommt, sei im
Folgenden skizziert.
Einstieg
Regionale Netzwerke haben unterschiedlich stark ausgepräg-
te Innovationsansprüche. Das gilt auch für die Arbeitsweise
von Workshops. Während die einen lieber mit dem klassi-
schen Grußwort und der Vorstellungsrunde beginnen, stellen
sich andere Gruppen zu Anfang im Rahmen eines Rollenspiels
oder einer Skala gegenseitig vor oder starten mit einer Füh-
rung durch ein Jugendzentrum, in dem anschließend auch der
Workshop stattfindet.
Workshop-Einstiege sorgfältig vorbereiten
Gute Einstiege sorgen für gute Stimmung, Motivation, Ins-
piration und Kreativität, missglückte Einstiege dafür, dass Teil-
nehmende auf die Uhr schauen oder das Gefühl haben, in der
falschen Veranstaltung zu sein.15 Hier einige Anregungen:
Zielsetzung, Rahmen und Ablauf eines Workshops auf
Pinnwänden oder Flipcharts visualisieren, vorstellen und zu
Beginn in jedem Fall auch abfragen, ob diese Festlegungen
mit den Vorstellungen der Teilnehmenden übereinstimmen.
Vorstellungsrunde gestalten: Kennen sich die Teilneh-
menden schon, kann dies z. B. über eine Kennenlernmatrix
erfolgen. Teilnehmende schreiben hier beim Hereinkom-
men ihren Namen, die Institution, die sie vertreten, sowie
ein thematisches Statement auf eine Pinnwand (z. B. zur
Frage: Was finden Fachkräfte von außerhalb an unserer Re-
gion vermutlich besonders (un-)attraktiv?). Kennen sich die
Teilnehmenden noch nicht so gut, ist beispielsweise auch
denkbar, dass sie sich nach einer kurzen Kennenlernrunde
jeweils in Paaren vorstellen (jeweils zwei Personen, die ne-
beneinander sitzen, unterhalten sich jeweils fünf Minuten
und stellen sich anschließend gegenseitig der Gruppe vor).
Begrüßung durch einen anerkannten Netzwerk-Promotor
einplanen: Vor allem, wenn die Workshop-Teilnehmen-
den nicht alle gleichermaßen mit dem Thema und dem
Netzwerk vertraut sind, kann die Begrüßung durch eine
einflussreiche Persönlichkeit hilfreich sein, um denjenigen,
die mitmachen, Wertschätzung zu vermitteln.
Erwartungen und Befürchtungen abfragen: Vor allem,
wenn schon zu Beginn klar ist, dass beispielsweise auch
Skeptiker im Raum sind, empfiehlt es sich, ihre Bedenken
über eine entsprechende Abfrage zu Beginn transparent zu
machen und zu visualisieren.
Kreativität anregen: Hier gibt es eine Vielzahl von Me-
thoden, die darzustellen den Rahmen dieses Leitfadens
sprengen würde. 16 Gleichwohl halten wir es für wesentlich,
zu Beginn eines Workshops in einer Aufwärmübung das
3. Zwischen Kreativität und Zielstrebigkeit
Die Durchführung des Planungsworkshops –Tipps, Erfahrungen und Ideen
assoziative Querdenken der Teilnehmenden anzuregen.
Neben thematisch ungebundenen Methoden, können hier
auch Assoziationsspiele zu Kernbegriffen des Workshops
genutzt werden (z. B. könnte man die Teilnehmenden
bitten, der Moderation Begriffe oder Slogans zuzurufen, die
die Attraktivität der Region transparent machen).
Unabhängig vom Experimentierwillen einer Gruppe gilt es im
Rahmen eines Einstieges, den Teilnehmenden transparent zu
machen und auch ein entsprechendes Einverständnis darüber
einzuholen:
mit wem sie in dem Workshop zusammenarbeiten, in wel-
cher Rolle sie dabei gefragt sind und welche Überlegungen
zur Zusammenstellung der Gruppe geführt haben;
mit welcher Zielsetzung der Workshop stattfindet, was bis
zum Ende erarbeitet sein soll und was mit dem Arbeitser-
gebnis danach passiert;
15 Weitere Informationen zum Thema Moderation finden Sie unter anderem → hier .16 Eine Methodensammlung finden Sie zum Beispiel hier: Rohm, A. (2010): Change-Tools. Erfahrene Prozessberater prasentieren wirksame Interventions-Methoden, managerSeminare Verlag.
dass die Mitwirkung aller Teilnehmenden wertgeschätzt
und als wichtig erachtet wird;
dass der Workshop als zentraler Meilenstein für die weitere
Entwicklung des Netzwerks zu sehen ist.
Tipp: Akteurinnen und Akteure aus ihren angestammten Rollen holen
Perspektivwechsel können helfen, sollen die Teilnehmenden aber nicht überfordern!
„Wir sind hier doch nicht im Kindergarten.“ Wer bei Workshops experimentellere Methoden und Settings aus-
probiert hat, wird diesen Satz kennen. Rollenspiele beispielsweise, bei denen sich Workshopteilnehmende in die
Situation von anderen hineinversetzen und diese „spielen“ sollen, provozieren mitunter Unwillen. Manche Teil-
nehmenden empfinden Methoden, die Kreativität und einen anderen Umgang untereinander befördern sollen, als
sonderbar oder Zumutung und wollen sich darauf nicht einlassen. Nicht jeder kann und will heraus aus seiner Haut.
Dies gilt es zu berücksichtigen und zu akzeptieren – allerdings möglichst, ohne sich von Experimenten gänzlich
zu verabschieden.
„Jeder macht so mit, wie er kann“, könnte hier ein Grundsatz sein, auf den sich eine Gruppe schon zu Beginn eines
Workshops verständigt. Wer keine Rollenspiele machen möchte und keine Geschichten aus der Perspektive eines
anderen erzählen will, ist auch willkommen. Möglicherweise ist diese Person dann genau die, die für die innovativen
Ideen der anderen bei der Erstellung eines Maßnahmenplans eine bodenständig-realistische Umsetzungsidee hat.
Gleichwohl kann es hilfreich sein, in den assoziativ-kreativen Arbeitsphasen eines Workshops nicht nur räumliche,
sondern auch persönliche Perspektivwechsel zu befördern. Sich z. B. in die Situation der gut ausgebildeten, bislang
berufstätigen Ehefrau eines Ingenieurs hineinzuversetzen, die mit ihrem Mann vor kurzem aus dem Ausland in die
Region gekommen ist, kann durchaus Ideen befördern, wie man als Region an Attraktivität für Fachkräfte von außen
gewinnt. Oder ein Rollenspiel, das vom Zusammentreffen eines Mittelständlers aus der Region mit einem hochqua-
lifizierten Informatikabsolventen auf einer überregionalen Jobmesse erzählt. Ideen und Settings, die dazu zwingen,
„von der Zielgruppe her“ zu denken, können mitunter wichtige Impulse geben.
Zukunftsbilder und Ziele entwickeln
Wenn nicht schon beim Einstieg erfolgt, ist spätestens jetzt
der Zeitpunkt gekommen, in dem die Teilnehmenden krea-
tiv-assoziativ arbeiten sollten. Denn: Um konkrete Ziele zu
entwickeln, bedarf es zunächst einer Vorstellung und auch der
„Ausmalung“ von konkreten Zuständen, die man in Zukunft
erreichen will. Es geht also darum, zu beschreiben, was in
Zukunft anders sein wird als heute und was dieses Anderssein
ausmacht bzw. woran es festzustellen ist.
26
WIE SIEHT UNSERE REGION HEUTE UND IN ZUKUNFT AUS?
Wie attraktiv ist unsere Region heute für Fach-kräfte von außerhalb?
Wie attraktiv ist unsere Regionin Zukunft?
Nur ca. 20 Absolventinnen und Absolventen in MINT-Fächern pro Jahr in der Region;
Absolventinnen und Absolventen der Hochschulen aus anderen Teilen des Landes kennen unsere Region nicht;
Unsere Region ist „gesichtslos“, wir gelten als „hinterwäldlerisch“, Fachkräfte von außen kennen uns nicht;
Sich hier einzuleben und Kontakt zu finden, dauert eine Weile, wer hier lebt, fühlt sich aber wohl und bleibt.
Fachkräfte sowie Hochschulabsolventinnen und -ab-solventen von außen verbinden mit unserer Region ein konkretes und positives Bild;
Es bewerben sich mehr Fachkräfte sowie Hoch-schulabsolventinnen und -absolventen aus anderen Regionen als bisher;
Die Region spricht aktiv Fachkräfte von außen anund heißt sie willkommen.
Auf unser Beispiel und die Frage „Was wird unsere Region
kennzeichnen, wenn sie in zwei Jahren an Attraktivität für
Fachkräfte von außen gewonnen hat?“ angewandt, könnten
hier z. B. folgende Antworten gefunden werden: „In zwei Jah-
ren ist unsere Region bei Hochschulabgängern der Fächer XY
deutlich bekannter geworden“ oder „In zwei Jahren erleben
Fachkräfte, die mit unserer Region in Berührung kommen, an-
hand konkreter Angebote, dass wir eine Region zum Wohlfüh-
len und Bleiben sind, in der Zuziehende willkommen sind.“
Solche (ersten) Zielformulierungen können auf sehr unter-
schiedliche Weise entstehen. Hilfreich sind dabei Fragen
wie die oben genannte („Was soll anders sein, und woran
misst man das?“ oder „Für welche Zielgruppen wollen wir in
Zukunft attraktiv sein, und wie schaffen wir das?“) oder auch
Denkanstöße wie z. B. die Aufforderung, eine Geschichte
aus der Zukunft zu erzählen („Was erlebt eine Fachkraft
in zwei Jahren, wenn sie sich zum Zuzug in unsere Region
entscheidet?“).
In dieser Phase ist es wichtig, den Raum für Ideen erst einmal
zu öffnen und diese Ideen zu visualisieren. Nachfolgend ein
Beispiel:
27
Konkrete Ziele zu formulieren, ist keineswegs trivial. Es
lohnt sich, in dieser Phase Zeit darauf zu verwenden, aus den
Zukunftsbildern und -geschichten konkrete Ziele abzuleiten.
Dabei hilft es, sich die Bedeutung von Zielen vor Augen zu
führen:17
Ziele sind Grundlage für die Steuerung von Projekten:
Ziele beschreiben einen Zustand, den man in einem Projekt
erreichen will und bilden den Rahmen für den Prozess, in
dem das Projekt umgesetzt wird.
Ziele schaffen Motivation: Ziele wirken idealerweise als
Ansporn für die Erbringung von Leistungen. Den Projekt-
beteiligten ist an der Zielerreichung gelegen, weil auch sie
einen eigenen Gewinn daraus ziehen.
Ziele befördern die Lösungssuche: Ziele definieren einen
Soll-Zustand und regen (idealerweise innovative) Ideen für
Lösungen an.
Ziele bilden die Basis für eine Erfolgskontrolle: Anhand der
gesetzten Ziele lassen sich im Idealfall auch die erreichten
Ergebnisse messen.
Ideen für Maßnahmen sammeln und möglicheRealisierungshindernisse benennen
Wurden in der ersten Arbeitsphase konkrete Ziele formuliert,
gilt es nun, darüber zu sprechen, wie diese erreicht werden
können. Je nach Anzahl der Workshopteilnehmenden kann es
an dieser Stelle sinnvoll sein, das Arbeitssetting zu verändern
und in Kleingruppen weiter zu arbeiten, wobei idealerweise
jede Gruppe Realisierungspfade zu einem Ziel benennt.
Je nachdem, wie konkret die Ziele sind, kann es einfacher
oder komplexer sein, Maßnahmenideen zu entwickeln, die
zur Zielerreichung beitragen. Als hilfreich erweisen sich hier
erfahrungsgemäß folgende Tabellen und Fragestellungen:
Die Region spricht aktiv Fach-kräfte von außen an und heißtsie willkommen.
ZIELWIE KÖNNEN WIR DIESESZI EL ERREICHEN?
Einrichtung eines Patensystems für Neuzugezogene.
Erweiterung der Informationsangebote für Neuzu-gezogene für folgende Zielgruppen:
- Eltern (Kinderbetreuungsangebote, Informationen über Schulen und Freizeitangebote für Kinder);
- Ehepartner (Beschäftigungsmöglichkeiten für Berufsrückkeh-rende, Ehrenamtsbörse);
Auswahl von vier externen Bewerbermessen, bei denen sich die Region mit ihren Top-Arbeitgebern präsentiert.
17 Führer, A.; Züger, R. (2007): Projektmanagement – Management-Basiskompetenz: Theoretische Grundlagen und Methoden mit Beispielen, Repetitionsfragen und Antworten, Compendio Bildungsmedien, 2. Auflage.
Abb. 4: Flipchart zu Zukunftsbildern und Zielen
Quelle: Eigene Darstellung
Abb. 5: Flipchart zu ersten Ideen für Maßnahmen
Quelle: Eigene Darstellung
29
Fachkräfte und Hochschul-absolventinnen bzw. -absolventen verbindenmit unserer Region einkonkretes und positivesBild.
ZIEL
WELCHES HINDER-NIS STEHT DER ZIEL-ERREICHUNG IM WEG?
WIE KANN MANDAS HINDERNISBESEITIGEN?
Unsere Region hat nach außen kein Profil.
Wir haben kaum Mittel zur Ver-marktung der Region.
Wir entwickeln mit wichtigen Arbeit-gebern unserer Region ein regionales Employer-Branding-Profil und setzen es um.
Wir veröffentlichen Testimonials von Neuzugezogenen für unsere Region.
Wir gründen einen Fonds zur Verbes-serung unseres Außenmarketings.
Wir widmen Mittel der örtlichen Wirtschaftsförderung um.
Wichtig: In dieser Phase der Ideenformulierung tut man gut
daran, Skeptikern nicht zu viel Raum zu geben! Denn wenn
zu früh oder zu oft die Frage nach Realisierungschancen
gestellt wird, entstehen weniger gute Ideen, als wenn erst
mal alles zu Papier gebracht werden darf. Hilfreich kann es
sein, die Grundregeln eines Brainstormings für die Phase der
Ideengenerierung festzulegen. Sie lauten18:
Keine Kritik an anderen Beiträgen, Ideen, Lösungsvorschlä-
gen (kreative Ansätze können sich auch aus zunächst völlig
unsinnigen Vorschlägen entwickeln).
Keine Wertung oder Beurteilung der Ideen.
Jeder soll seine Gedanken frei äußern können.
Keine „Totschlagargumente“.
Je kühner und phantasievoller, desto besser. Dadurch wird
das Lösungsfeld vergrößert.
Vertagen Sie alle Fragen danach, ob die Ideenumsetzung
überhaupt möglich wäre, auf die nächste Phase.
Pause
Nach dieser Arbeitsphase (nach ca. drei Stunden) brauchen
die Teilnehmenden eine Pause. Neben der notwendigen Zeit
für eine Stärkung, kann auch die Pause kreativitätsfördernd
gestaltet werden. Indem etwa ein kurzer Rundgang durch
ggf. interessante Räumlichkeiten oder Sehenswürdigkeiten im
Umfeld angeboten wird oder auch eine körperliche Aktivität
(bspw. Spaziergang oder Kickerspielen) stattfindet. Wäh-
renddessen sollten die (Zwischen-)Ergebnisse so aufbereitet
werden, dass sie anschließend für alle Beteiligten visuell
erfassbar sind.
18 Aus: wikipedia.de (23.05.2014), Artikel zu Brainstorming. Weiterführende Literatur: Clark, C. H. (1972): Brainstorming. Methoden der Zusammenarbeit und Ideenfindung, Verlag Moderne Industrie, München, 4. Auflage.28
Ideen priorisieren
Nach der Pause empfiehlt es sich, zunächst allen Beteiligten
den aktuellen Stand der gemeinsamen Arbeit zu vergegen-
wärtigen – durchaus unter Zuhilfenahme des zu Beginn
dargestellten Ablaufs – und dazu aufzufordern, die Ergebnisse
der vorherigen Arbeitsphase im Gesamtbild zu betrach-
ten. Wurde in der vorhergehenden Phase in verschiedenen
Gruppen gearbeitet, kann hier auch eine erste Präsentation
erfolgen, bei der sich die Gruppen gegenseitig ihre jeweiligen
Lösungsideen vorstellen.
Nun kann je nach Zeitbudget eine zweite Runde stattfinden,
in denen jeweils andere Gruppen ergänzende Ideen entwi-
ckeln. Grundsätzlich geht es nun aber darum, die Ideenphase
mit einer Auswahl abzuschließen, das heißt, die Ideen auszu-
wählen, die man gerne umsetzen möchte. Hierfür sollten die-
se einem Realitäts-Check unterzogen werden. Als Prüfraster
helfen dabei folgende Fragen:
Wie gut eignet sich die Idee, um das Ziel zu erreichen?
Wie gut sind wir aufgestellt, um diese Idee umzusetzen?
Welche zusätzlichen Netzwerkpartner brauchen wir, um
diese Idee umzusetzen und wie wahrscheinlich ist es, dass
wir diese gewinnen?
Wie schnell können wir diese Idee umsetzen?
Maßnahmen konkretisieren(ggf. in Gruppen)
In dieser Arbeitsphase geht es nun darum, die zuvor ausge-
wählten Ideen zu konkretisieren, d. h., sie als Maßnahmen zu
formulieren. Maßnahmen sind dadurch gekennzeichnet, dass
sie ausdrücken, was genau, zu welchem Zweck, durch wen, bis
wann zu tun ist.
Während es in den vorhergehenden Arbeitsphasen galt, kre-
ativ und „weit“ zu denken, geht es nun darum, genauer und
auch verbindlicher zu werden und zu überlegen, was genau
zu tun ist, um die Ideen umzusetzen, die man in der vorher-
gehenden Arbeitsphase ausgewählt hat. Hier hilft es, die Maß-
nahmen in eine Tabelle zu überführen, die nach folgendem
Muster strukturiert sein sollte und die hier an einem der oben
stehenden Beispielideen exemplarisch umgesetzt ist.
Abb. 6: Flipchart zu Realisierungshindernissen
Quelle: Eigene Darstellung
30 31
Nr.
1
2
3
4
5
Was?
Potenziell interes-sierte Arbeitgeber der Region ansprechen und gewinnen
Gewinnung der xy Agentur, den Prozess tlw. pro bono zu unter-stützen
Hintergrundgesprä-che mit den örtlichen Medien
Finanzierungsmög-lichkeiten zur Platzie-rung von Anzeigen in überregionalen Medien ausloten
Recherche überregiona-ler Jobmessen
Wozu?
Inhaltliche und finanzielle Un-terstützung des Prozesses
Die Agentur (u. a. für den Landkreis tätig) soll bera-tend eingebunden werden
Aufruf an regio-nale Arbeitgeber, sich attraktiver zu präsentieren und Ankündigung des Prozesses
Herausfinden, wo und in welchem Umfang eine regionale Employer Brand platziert werden kann
Prüfen, ob und wie genau sich die Re-gion dort beteiligen sollte
Wer?
IHK, Wirtschafts-förderung, HWK
Landrat
IHK und HWK
Alle Beteiligten koordiniert durch Kümmerer
Kümmerer
Ergebnis
Mindestens 5 Unternehmen, die sich beteiligen
Zusage, informel-ler ,LOI'
Entsprechende Pressebericht-erstattung
LOI beteiligter Institutionen und Unternehmen zu Finanzierungsbei-trägen
Bewertete Über-sichtstabelle
Bis wann?
31. Mai
31. Mai
31. Mai
31. Mai
31. Mai
MASSNAHMENPLAN ENTWICKLUNG EINES REGIONALEN EMPLOYER BRANDINGS
Ein solcher Maßnahmenplan erfordert die Verständigung
auf konkrete To-Dos und Zuständigkeiten. Dies erfordert ein
Commitment, das mitunter nicht alle Akteurinnen und Akteu-
re in gleicher Weise mitbringen (können).
Abb. 7: Flipchart als Maßnahmenplan
Quelle: Eigene Darstellung
Tipp: Die Potenziale, die im Netzwerk stecken, verdeutlichen
Netzwerke können oft mehr erreichen, als sie ahnen!
Wir haben es selbst immer wieder erlebt: Die Fachkräftesituation in einer Region zu bewerten – auch einhellig – ist
für Netzwerkakteure vergleichsweise einfach. Relativ einfach ist auch die Auflistung von Maßnahmen, die es schon
gibt und wer sich an welchen Stellen schon heute um Fachkräftesicherung kümmert. Die Frage, wie und wo man
im Netzwerk Ressourcen sinnvoll bündeln, gemeinsam handeln und etwas auf die Beine stellen kann, ist deutlich
komplizierter: Was, wenn es nicht klappt? Was, wenn sich einer der Netzwerkpartner den möglichen Erfolg am
Ende alleine vereinnahmt? Wie und warum soll man Mittel freimachen für etwas, was man alleine nicht besser, aber
zumindest leichter hinbekommt? Viele Netzwerkakteurinnen und -akteure kennen diese Bedenken.
Und manche haben auch die Erfahrung gemacht, dass solche Skepsis häufig nur zu besänftigen ist, wenn eine starke
Akteurin oder ein starker Akteur im Netzwerk bzw. eine Promoterin oder ein Promoter um Vertrauen wirbt. Manch-
mal im Zwiegespräch, aber beispielsweise auch, bevor ein Workshop zur Projektformulierung startet.
Rhetorisch starke, vom Netzwerk überzeugte und zugleich anerkannte Promotorenpersönlichkeiten können gerade
in der Phase der Projektformulierung viel Dynamik und Mut vermitteln. Daher gilt es, bei der Planung solcher
Workshops entsprechende Persönlichkeiten auch adäquat zu Wort kommen und eine entsprechende Botschaft
vermitteln zu lassen. Ob dies z. B. im Rahmen einer Begrüßung durch eine Spitzenvertreterin bzw. einen Spitzenver-
treter aus Kammern, Kommunen und Gewerkschaften erfolgt oder durch die Einbindung von einflussreichen (und
anerkannten!) Unternehmensvertreterinnen und -vertretern, hängt von der regionalen Konstellation ab. Wichtig ist
dabei aber, dass Promotoren zu einer mutigen Projektformulierung ermuntern und deutlich machen, dass sie von
den Potenzialen, die im Netzwerk liegen, überzeugt sind.
Abschluss und Feedback
Erfahrungsgemäß weckt ein Workshop, in dessen Verlauf
eine überschaubare Zahl an konkreten Zielen und gemein-
samen Aktivitäten vereinbart wurde, positive Resonanz bei
den Teilnehmenden: Man ist stolz, etwas geschafft und eine
gemeinsame Perspektive entwickelt zu haben. Am Ende ist
es essentiell, zu einem klaren Fahrplan zu kommen, der zeigt,
wie es nach dem Workshop weitergeht.
Zwar sind über den Maßnahmenplan dazu bereits erste
Vereinbarungen getroffen, dennoch sollte geklärt werden,
wann ein wahrscheinlich kleinerer Kreis, das künftige „Pro-
jektteam“, das nächste Mal zusammentritt, um die weitere
Umsetzung zu koordinieren. Im Idealfall ist der Workshop zu-
gleich Anlass, ein bereits zuvor konstituiertes Projektteam zu
installieren. In anderen Fällen formiert sich ein solches Team
im Rahmen des Workshops. Und je nach Konstellation ist es
durchaus auch möglich, dass die Koordinations- und Um-
setzungsfunktion auch vorrangig bei einer einzelnen Person
liegt, die im Nachgang Umsetzungsschritte an das Netzwerk
insgesamt kommuniziert.
Weiterhin gilt es, die Teilnehmenden nochmal gezielt nach
einem Feedback zu befragen, wie ihnen die Arbeitsweise und
die Zusammenarbeit gefallen hat, aber auch, wie groß die
Motivation und Möglichkeit ist, sich weiter für das Netzwerk
und seine Anliegen zu engagieren.
Schließlich sollte externen Experten und Ideengebern, die
ggf. an dem Workshop mitgewirkt haben, gedankt werden.
Ihnen sollte signalisiert werden, dass sie einen wichtigen An-
teil am Erfolg des Workshops haben. Wenn sie Interesse am
weiteren Fortgang des Projektes haben, sollte gewährleistet
sein, dass sie davon auch gelegentlich Kenntnis erhalten.
32 33
Checkliste: Planungsworkshop umsetzen
Lassen Sie viel Raum für Kreativität und Innovationen und halten Sie gleichzeitig die Balance zu
einem realistischen Projektplan.
Einstieg
Beginnen Sie mit einem Grußwort, einer klassischen Vorstellungsrunde, oder einer Vorstellungsrunde in Form
eines Rollenspiels oder einer Skala.
Erläutern Sie den Teilnehmenden:
mit wem sie in dem Workshop zusammenarbeiten werden, in welcher Rolle sie dabei gefragt sind und welche
Überlegungen zur Zusammenstellung der Gruppe geführt haben,
mit welcher Zielsetzung der Workshop stattfindet,
was bis zum Ende erarbeitet sein soll,
was mit dem Arbeitsergebnis weiterhin passiert,
dass die Mitwirkung aller Teilnehmenden wertgeschätzt und als wichtig erachtet wird,
dass der Workshop als ein zentraler Meilenstein für die weitere Entwicklung des Netzwerks zu sehen ist.
Holen Sie bei den Teilnehmenden für die erwähnten Punkte das Einverständnis ein.
Zukunftsbilder und Ziele entwickeln
Vereinbaren Sie Regeln für das Brainstorming. Lassen Sie die Teilnehmenden in diesem Teil des Workshops
kreativ-assoziativ arbeiten. Und nutzen Sie dazu z. B. folgende Fragen:
Was wird unsere Region in zwei Jahren kennzeichnen?
Was soll bis dahin anders sein?
Erarbeiten Sie aus diesen Zukunftsbildern konkrete Ziele. Achten Sie darauf, dass die Ziele nach Möglichkeit
terminiert sind (z. B. in zwei Jahren),
für alle Akteure verständlich formuliert, vorstellbar und realisierbar sind,
durch aktives Handeln der Netzwerkakteure in diesem Projekt erreichbar sind,
bewusst und durch alle Akteure möglichst einvernehmlich angestrebt werden,
messbar oder zumindest so klar beschrieben sind, dass die Zielerreichung auch nachvollziehbar überprüft
werden kann.
Maßnahme-Ideen sammeln und mögliche Realisierungsherausforderungen benennen
Nutzen Sie für diese Phase des Workshops ggf. kleinere Gruppen.
Erarbeiten Sie mit den Teilnehmenden Antworten auf folgende Fragen:
Wie können wir das gesetzte Ziel erreichen?
Welche Herausforderungen stehen bei der Zielerreichung an?
Wie kann die Herausforderung bewältigt werden?
Geben Sie Skeptikern zu diesem Zeitpunkt nicht zu viel Raum!
Pause
Machen Sie nach dieser Arbeitsphase eine Pause, die aktiv und entspannend gestaltet wird.
Ggf. Ergänzung und Priorisierung der bisher formulierten Ideen
Vergegenwärtigen Sie den Teilnehmenden nach der Pause den aktuellen Stand und erfragen Sie
eventuelle Ergänzungen.
Schließen Sie den Teil der Ideenentwicklung nun ab, unterziehen Sie die Maßnahmenideen einem Realitätscheck
und lassen Sie die Teilnehmenden eine entsprechende Auswahl treffen. Nutzen Sie dabei die folgenden Fragen:
Wie gut eignet sich die Idee, um das Ziel zu erreichen?
Wie gut sind wir aufgestellt, um diese Idee umzusetzen?
Welche weiteren Netzwerkpartner brauchen wir, um diese Idee umzusetzen und, wie wahrscheinlich ist es, dass
wir diese gewinnen?
Wie schnell können wir die Idee umsetzten?
Konkretisierung der Ideen im Rahmen eines Projektplans
Konkretisieren Sie mit den Teilnehmenden die zuvor ausgewählten Ideen durch die Formulierung von passenden
Maßnahmen.
Maßnahmen sind dadurch gekennzeichnet, dass sie ausdrücken, was genau, zu welchem Zweck, durch wen, bis
wann zu tun ist.
Entwickeln Sie einen verbindlichen Maßnahmenplan.
Abschluss und Feedback
Zeigen Sie auf, wie es in Bezug auf die Ergebnisse des Workshops und den Maßnahmenplan weitergeht.
Fragen Sie die Teilnehmenden nach ihrem Feedback.
Bedanken Sie sich bei den Teilnehmenden, Experten und Ideengebern!
Damit die Ergebnisse lebendigwerden: Intern und externkommunizieren
Gemäß der Aussage „Kommunikation ist der Stoff, aus dem
Netzwerke (...) sind“19, sollte ein gelungener Planungswork-
shop ganz praktische Konsequenzen haben: Ist ein konkretes
Projekt formuliert oder zumindest skizziert und damit gestar-
tet, sollte man dies allen Netzwerkakteuren unbedingt trans-
parent machen – am besten als Erfolg und als nächster Schritt
auf dem Weg zu einem wirklich handelnden Netzwerk. Ob
dies in einer E-Mail, anhand der (Foto-)Dokumentation oder
mündlich im Rahmen eines Treffens geschieht, hängt von den
Kommunikationsgewohnheiten ab. Auch eine Veröffentli-
chung des Projektstarts in regionalen Medien (Kammer-Ma-
gazine, Publikationen der örtlichen Wirtschaftsförderung oder
der Agentur für Arbeit oder auch die örtliche Zeitung) kann
durchaus sinnvoll sein, allerdings nur, wenn alle Beteiligten
damit einverstanden sind und das Netzwerk insgesamt auch
adäquat „mitkommuniziert“ wird.
19 Helmcke, M. (2008): Handbuch für Netzwerk- und Kooperationsmanagement, Kleine Verlag, Bielefeld.
34 35
Tipp: Auf Inszenierung und Emotion achten
Man muss dafür sorgen, dass Projekte auch mit Herzblut versorgt werden!
Wir haben es an mehreren Stellen schon angedeutet – Netzwerke leben von der Kommunikation, nach innen wie
nach außen. Und manche werden es aus Erfahrungen bestätigen können: Netzwerke leben auch von Inszenierungen,
Symbolen und natürlich von Bildern: z. B. (Gründungs-)Veranstaltungen, Menschen, die feierlich Vereinbarungen
unterzeichnen, Logos, Slogans oder Websites enthüllen oder sich auch einfach die Hände reichen.
Auch die Vereinbarung bzw. der „Launch“ eines Projektes lässt sich als ein „Stück mehr Netzwerk“ inszenie-
ren – und dabei im Zweifelsfall auch nach außen kommunizieren. Je nachdem, wie gut der Kontakt mit der
örtlichen Presse ist und wie auch die Befindlichkeiten anderer Netzwerkpartner sind, kann es schon mal eine
Pressemeldung plus Foto wert sein, dass ein Projekt des Netzwerks gestartet ist.
Apropos Fotos: Gerade weil Projekte und Projektbeschreibungen auf den ersten Blick nicht selten nüchtern, abstrakt
und etwas gesichtslos wirken, sind Fotos, die diesen Projekten Gesicht(er) geben, umso wichtiger. Genauso wie sol-
che (vielleicht auch auf der Website des Netzwerks veröffentlichten Fotos) die für die Identität eines Projektteams
von Bedeutung sein können. Denn Gesichter, zumal begeistert wirkende, zeigen Dynamik und vermitteln nach innen
und außen, dass sich Menschen für das Projekt engagieren. Insofern sollte ein Strategieworkshop (d. h. die dabei
erarbeiteten Ergebnisse und die daran arbeitenden Köpfe) nach Möglichkeit auch anhand von authentischen Bildern
und Arbeitsergebnissen dokumentiert werden. Das erzeugt Bilder, wie das Netzwerk funktioniert, erzählt von Men-
schen, die das Netzwerk zusammenhalten und schafft auch Motivation für diejenigen, die das Projekt verwirklichen.
Neben dem Bekanntmachen muss nun aber auch die
Kommunikation unter den Projektbeteiligten, idealerweise
dem Projektteam, organisiert werden. Effiziente Formen der
Information und der Abstimmung von Arbeitsschritten sollten
vereinbart werden. Da es in Projekten üblicherweise auch um
den Austausch von Terminen und Arbeitsdokumenten geht,
ist es oftmals hilfreich, mit Hilfe von Shared Documents oder
im Internet hinterlegten Kalendern und Aufgabenlisten zu
kommunizieren.
Neben der Kommunikation der Ergebnisse sowie der internen
Aufstellung des Projetteams sollte die im Workshop entstan-
dene Dynamik genutzt und beispielsweise der Maßnahmen-
plan in ein Balkendiagramm überführt werden. Ein solches
Balkendiagramm erweitert, visualisiert und aktualisiert den
erarbeiteten Maßnahmenplan und veranschaulicht die Aktivi-
täten auf einer Zeitleiste.
Im Folgenden finden Sie eine beispielhafte Darstellung eines
solchen Balkendiagramms zur Erarbeitung von Botschaften
und Motiven für eine regionale Employer Branding Kampag-
ne, die in drei überregionalen Zeitungen sowie auf überregio-
nalen Messen vermarktet wird.20
20 „Employer Branding ist die identitätsbasierte, intern wie extern wirksame Entwicklung und Positionierung eines Unternehmens als glaubwürdiger und attraktiver Arbeitgeber.“ Quelle: → Deutsche Employer Branding Akademie
14-tägige telefonische Absprache
Verantwortlich: XY
Potenziell interessierte Arbeitgeber der
Region ansprechen und gewinnen
Verantwortlich: XY
Gewinnung der xy Agentur, den Prozess
z. T. pro bono zu unterstützen
Verantwortlich: XY
Hintergrundgespräche mit den örtlichen
Medien
Verantwortlich: XY
Finanzierungsmöglichkeiten zur Plat-
zierung von Anzeigen in überregionalen
Medien ausloten
Verantwortlich: XY
Recherche überregionaler Jobmessen
Verantwortlich: XY
Vorbereitung eines Workshops mit re-
gionalen Arbeitgebern und Projektteam
sowie Agentur xx
Verantwortlich: XY
Vertragsvorbereitung zur gemeinsamen
Finanzierung einer regionalen Employer
Branding Kampagne
Verantwortlich: XY
Workshop: Erarbeitung von Botschaf-
ten und Motiven für eine regionale
Employer Branding Kampagne in drei
überregionalen Zeitungen sowie eines
Messestandes für überregionale Messen
Verantwortlich: XY
Maßnahme April Mai Juni Juli August
Abb. 8: Balkendiagramm
Quelle: Eigene Darstellung
36 37
Checkliste: Ergebnisse des Planungsworkshops kommunizieren
Veröffentlichen Sie den Projektstart in den regionalen Medien, wenn die Beteiligten damit einverstanden sind,
und weisen Sie darauf hin, dass das Projekt im Rahmen des Netzwerks und mit Unterstützung der Stakeholder
entstanden ist.
Kommunizieren Sie den erfolgreichen Start eines Projektes im Netzwerk.
Für Terminabstimmungen sowie für den Austausch von Dokumenten und Informationen nutzen Sie innerhalb der
Projektgruppe Shared Documents sowie im Internet hinterlegte Kalender und Aufgabenlisten.
38 39
Becker, T.; Dammer, I.; u. a. (Hrsg.) (2005): Netzwerkmanage-
ment. Mit Kooperation zum Unternehmenserfolg, Springer
Verlag, Berlin Heidelberg.
Bender, D. (2013): Mobile Arbeitsplätze als kreative Räume.
Coworking Spaces, Cafés und andere urbane Arbeitsorte,
transcript Verlag.
Clark, C. H. (1972): Brainstorming. Methoden der Zusammen-
arbeit und Ideenfindung, Verlag Moderne Industrie, München,
4. Auflage.
Führer, A.; Züger, R. (2007): Projektmanagement – Manage-
ment-Basiskompetenz: Theoretische Grundlagen und
Methoden mit Beispielen, Repetitionsfragen und Antworten,
Compendio Bildungsmedien, 2. Auflage.
Helmcke, M. (2008): Handbuch für Netzwerk- und Kooperati-
onsmanagement, Kleine Verlag, Bielefeld.
Innovationsbüro Fachkräfte für die Region (2012): Gute
Praxis – Ideen und Anregungen zur Fachkräftesicherung in
der Region. Leitfadenreihe Netzwerkmanagement, Berlin.
Innovationsbüro Fachkräfte für die Region (2013): Fach-
kräfteanalyse in regionalen Netzwerken. Leitfadenreihe Netz-
werkmanagement, Berlin.
Kuster, J.; Huber, E. ; u. a. (2006): Handbuch Projektmanage-
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Rohm, A. (2010): Change-Tools. Erfahrene Prozessberater
präsentieren wirksame Interventions-Methoden, manager-
Seminare Verlag.
4. Literaturverzeichnis
Herausgeber:
DIHK Service GmbH
Geschäftsführer Dr. Achim Dercks, Dr. Ulrich Koch
Amtsgericht Charlottenburg HRB 90039 B
Ust.-IDNr.: DE 169824169
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Fax: +49 (0) 30 - 20308 - 5 - 6201
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Redaktion:
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8. September 2014
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