der dachstein und seine gletscher

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Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Magistra der Naturwissenschaften (Mag.rer.nat.) an der Karl-Franzens-Universität Graz vorgelegt von Stefanie SEEBACHER am Institut für: Geographie und Raumforschung Begutachter: Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Gerhard Lieb Graz, 2021 DER DACHSTEIN UND SEINE GLETSCHER Eine literaturbasierte Umweltgeschichte

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Page 1: Der Dachstein und seine Gletscher

Diplomarbeit

zur Erlangung des akademischen Grades

Magistra der Naturwissenschaften (Mag.rer.nat.)

an der Karl-Franzens-Universität Graz

vorgelegt von

Stefanie SEEBACHER

am Institut für: Geographie und Raumforschung

Begutachter: Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Gerhard Lieb

Graz, 2021

DER DACHSTEIN UND

SEINE GLETSCHER

Eine literaturbasierte Umweltgeschichte

Page 2: Der Dachstein und seine Gletscher

1

Vorwort und Danksagung

Meine Diplomarbeit über den „Dachstein und seine Gletscher“ zu schreiben, lag für mich aus

verschiedenen Gründen nahe. Durch die Nähe zu meinem Heimatort kenne und nutze ich

das Gebirge schon von früher Kindheit an: Bergtouren im Herbst, Skisport im Winter und

Frühjahr und sommerliche Besuche im Eispalast. Das Gebirge wird im Sommer, wie im

Winter auf verschiedenste Weise gesehen und bestiegen, dies wollte ich in meine Arbeit

einfließen lassen. Da auch die Dachstein- Südwandbahn im Jahr 2019 ihr 50-jähriges

Jubiläum feierte, wollte ich auf die Geschichte und die kulturelle Veränderung eingehen und

die Wahrnehmung des Gebirges zu verschiedenen Zeiten nachvollziehen.

Ich möchte die Gelegenheit nutzen mich bei allen Personen zu bedanken, die mich in dieser

Zeit unterstützten. Beginnen möchte ich bei meinen Eltern, Verwandten und Freunden, die

mich auch in stressigen Zeiten ausgehalten und mir moralischen Halt gegeben haben. Ein

besonderer Dank gilt meinem Betreuer Herrn Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Gerhard Lieb für die

fachkundige Begleitung meines Schreibprozesses. Weiters bedanke ich mich bei den Planai

und Hochwurzen Bahnen für die Auskunft, sowie beim Alpenverein Haus im Ennstal für die

Bereitstellung von Literatur und bei Herbert Raffalt für die Bilder des Gebirges.

Page 3: Der Dachstein und seine Gletscher

2

Zusammenfassung

Das Dachsteinmassiv ist ein Karstplateau, welches historisch gesehen auf verschiedenste

Weise im Interesse der Bevölkerung stand. Diese Arbeit soll nun genauer auf diese

verschiedenen Wahrnehmungen über den Dachstein eingehen, beginnend beim gefährlichen

Berg über die alpine Erschließung hin zum Forschungsobjekt und zur touristischen

Vermarktung. Dabei soll die Rolle der Gletscher in den verschiedenen Perspektiven Eingang

finden. Die Forschungsfrage dieser Arbeit lautet: Inwiefern hat sich die Wahrnehmung über

den Dachstein im Laufe der Zeit verändert und welche Rolle spielt dabei die Vergletscherung?

Da es in dieser Arbeit um ein Verständnis der Wahrnehmung in Bezug auf den Dachstein und

dessen Gletscher geht und wie sich diese Wahrnehmung im Laufe der Zeit verändert hat, wird

in diesem Fall eine kontextorientierte Methode der Literatur- und Textanalyse gewählt.

Dementsprechend wird der Dachstein deduktiv unter den verschiedenen Alpenbildern von

Bätzing (2018) betrachtet und interpretiert. Dazu wird eine literaturbezogene Kulturgeschichte

wiedergegeben. Grundlegend lässt sich festhalten, dass es immer eine subjektive

Wahrnehmung der AutorInnen ist, welche über den Dachstein schreiben, wobei gerade deren

persönliche Intention eine wichtige Rolle spielt. Einheimische Personen sehen das

Dachsteinmassiv unter einem wirtschaftlichen Aspekt. Wo früher hauptsächlich Bergbau,

Land- und Almwirtschaft betrieben wurde, steht heute der Dienstleistungsbereich, vor allem in

der touristischen Vermarktung, im Vordergrund. Die andere Seite spiegelt die von Bätzing

(2018) beschriebenen Alpenbilder der schrecklich-bedrohlichen Alpen, der schrecklich-

schönen Alpen und der Alpen als Freizeitpark wider, in Form der äußeren Wahrnehmung,

welche sich sehr gut auf den Dachstein übertragen lassen. Je nach Intention verändert sich

diesbezüglich auch die Rolle der Gletscher. Von der Gefahr die gemieden wurde, zum

notwendigen Übel, zur Erforschung und zur touristischen Erschließung.

Page 4: Der Dachstein und seine Gletscher

3

Abstract "The Dachstein and its Glaciers. A literature-based environmental history"

The Dachstein massif is a karst plateau that has historically been of high interest to the

public in a variety of ways. This thesis will look more closely at these different perceptions of

the Dachstein. Starting with the dangerous mountain, to the alpine development, further to it

as a research object and finally to the Dachstein as trade marker, brand for tourism. The role

of the glaciers in the different perspectives will be taken into account as part of this paper.

The main research question is: To what extent has the perception of the Dachstein changed

over time and what role does glaciation play within it? Since this paper is concerned with

understanding perceptions regarding the Dachstein and its glaciers and how their

perceptions have changed over time, a context-oriented method of literature and text

analysis is chosen. Accordingly, the Dachstein will be considered and interpreted among the

various images of the Alps by Bätzing (2018). For this purpose, a literature-related cultural

history is given and referred to. In summary, it can be said that it is always a subjective

perception of the authors who write about the Dachstein, whereby the intention also plays an

important role. Local people see the Dachstein massif from an economic point of view.

Whereas mining, agriculture and alpine farming were the main activities in the past, today the

service sector is in the foreground, especially in tourism marketing. The other side is

reflected in the images of the Alps described by Bätzing (2018), the terribly-threatening Alps,

the incredibly-beautiful Alps and the Alps as a leisure park, in the form of external perception.

It is these images and narratives that are disseminated through media, such as literature,

photography, film, etc. Depending on the intention, the role of the glaciers also changes.

From a danger that was avoided, to an inevitable evil, to exploration and tourist development.

Page 5: Der Dachstein und seine Gletscher

4

Inhaltsverzeichnis

Vorwort und Danksagung ...................................................................................................... 1

Zusammenfassung ................................................................................................................ 2

Abstract "The Dachstein and its Glaciers. A literature-based environmental history" ............. 3

Abbildungsverzeichnis ........................................................................................................... 6

1. Einleitung ....................................................................................................................... 8

1.1. Methodik ................................................................................................................. 9

1.2. Untersuchungsgebiet .............................................................................................10

2. Einführung in die Umweltgeschichte ..............................................................................13

3. Kulturgeschichte der Alpen nach Bätzing ......................................................................14

4. Die Gefahr am Berg ......................................................................................................16

4.1. Die Almwirtschaft am Dachstein .............................................................................18

4.2. Salzabbau in Hallstatt .............................................................................................19

4.3. Sage über Gletschervorstöße .................................................................................20

4.4. Der Dachstein und das schrecklich-bedrohliche Alpenbild......................................21

5. Das Zeitalter des Alpinismus .........................................................................................22

5.1. Der Alpinismus am Dachstein ................................................................................24

5.2. Der Alpinismus am Dachstein und das schrecklich-schöne Alpenbild ....................26

6. Die wissenschaftliche Erforschung des Dachsteinmassivs ............................................31

6.1. Friedrich Simony: Bergsteiger und Dachsteinerforscher .........................................32

6.2. Die Gletscher am Dachstein ...................................................................................33

6.3. Grundlagen zur Gletscherkunde .............................................................................34

6.4. Gletscherforschung ................................................................................................36

6.5. Gletscherforschung am Dachstein ..........................................................................37

6.6. Die Wissenschaft und das „schrecklich-schöne Alpenbild“ .....................................40

7. Tourismus am Dachstein ...............................................................................................42

7.1. Der sanfte Tourismus am Dachstein ......................................................................43

7.2. Massentourismus ...................................................................................................46

Page 6: Der Dachstein und seine Gletscher

5

7.2.1. Sport am Dachstein.................................................................................................47

7.2.2. Attraktionen am Dachstein ..................................................................................49

7.3. Der Tourismus am Dachstein und die Alpenbilder ..................................................52

8. Die Bedeutung der Gletscher für die Alpenbilder ...........................................................56

9. Fazit ..............................................................................................................................60

Literaturverzeichnis ..............................................................................................................65

Page 7: Der Dachstein und seine Gletscher

6

Abbildungsverzeichnis

Abb.1.: Der Hohe Dachstein und seine Umgebung aufgenommen bei einem Rundflug

(Quelle: Herbert Raffalt) ........................................................................................................ 8

Abb.2.: Karte des Dachsteingebirges und eingezeichnetes Dachsteinmassiv (Quelle:

Wikipedia) ............................................................................................................................11

Abb.3.: Kuhtrittmuschel (Megalodon triqueter) am Dachsteingebirge, aufgenommen am

Gjaidstein (Quelle: eigene Aufnahme, August 2019) ............................................................11

Abb.4.: Geologische Karte des Dachsteingebirges (Quelle: Geologische Bundesanstalt 1998)

.............................................................................................................................................12

Abb.5.: Ausschnitt des geologischen Profils durch das Dachsteinmassiv von der Ramsau

über den Hunerkogel bis zur Hirlatz (Quelle: Geologischen Bundesanstalt 1998) ................13

Abb.6.: Gosaugletscher aufgenommen beim Vorderen Gosausee (Quelle: Eigene Aufnahme,

Mai 2021) .............................................................................................................................17

Abb.7.: BergsteigerInnen beim Abstieg über die Randkluft am Hohen Dachstein (Quelle:

Herbert Raffalt) .....................................................................................................................24

Abb.8.: Südwand des Dachsteingebirges mit einer Seitenflanke des Torsteins links, dem

Mitterspitz, dem Hohem Dachstein und den Dirndln rechts, aufgenommen auf Höhe der

Türlwandhütte (Quelle: Eigene Aufnahme, August 2019) .....................................................26

Abb.9.: Heilbronnerkreuz am Dachsteinmassiv (Quelle: Eigene Aufnahme) .........................30

Abb.10.: BergsteigerInnen hoch über dem Gosaugletscher mit Blick auf den Hinteren und

Vorderen Gosausee (Quelle: Herbert Raffalt) .......................................................................31

Abb.11.: Blick auf das Gletschergebiet am Dachstein, aufgenommen am Krippenstein

(Quelle: Eigene Aufnahme, Sommer 2016) ..........................................................................34

Abb.12.: Dunkelfärbung des Hallstätter Gletschers ausgelöst durch das Abschmelzen der

winterlichen Schneedecke (weiß), aufgenommen am Gjaidstein (Quelle: Eigene Aufnahme,

August 2019) ........................................................................................................................36

Abb.13.: Panoramabild des Schladminger Gletschers und des Hallstätter Gletschers

aufgenommen vom Niederen Gjaidstein (Quelle: Eigene Aufnahme, August 2019) .............37

Abb.14.: Schladminger Gletscher aufgenommen vom Gjaidstein (Quelle: Eigene Aufnahme,

August 2019) ........................................................................................................................40

Abb.15.: TouristenInnen auf einer Dachsteinüberquerung (Quelle: Herbert Raffalt) .............42

Abb.16.: Die im Jahr 2018 neuerbaute Seetalerhütte (Quelle: Herbert Raffalt) .....................44

Abb.17.: Persifaldom in der Dachstein Rieseneishöhle (Quelle: Eigene Aufnahme, Juni 2021)

.............................................................................................................................................45

Abb.18.: Tristandom mit Hängebrücke in der Dachstein Rieseneishöhle (Quelle: Eigene

Aufnahme, Juni 2021) ..........................................................................................................46

Page 8: Der Dachstein und seine Gletscher

7

Abb.19.: Ramsauer Gletscherloipe und Skilifte am Schladminger Gletscher (Quelle: Eigene

Aufnahme, August 2019) ......................................................................................................48

Abb.20.: Welterbespirale am Krippenstein (Quelle: Eigene Aufnahme, Juni 2021) ...............50

Abb.21: Skyline und Eispalast am Hunerkogel und im Hintergrund der Hallstätter Gletscher

(Quelle: Eigene Aufnahme, August 2019).............................................................................51

Abb.22.: Hängebrücke und Treppe ins Nichts als Fotoplatz für TouristenInnen (Quelle:

Eigene Aufnahme, August 2019) ..........................................................................................51

Abb.23.: BergsteigerInnen am Rande des Hallstätter Gletschers, im Hintergrund sieht man

die im Jahr 2018 neuerbaute Seetalerhütte (Quelle: Herbert Raffalt) ....................................52

Abb.24.: SportlerInnen auf dem Weg zur Windlegerscharte (Quelle: Herbert Raffalt) ...........55

Abb.25.: SkitourengeherInnen am Weg zum Hohen Dachstein (Quelle: Herbert Raffalt) ......56

Abb.26.: Blick zum Hunerkogel vom Niederen Gjaidstein. Thermoabdeckungen bedecken

den Eispalast und ein Depot bei der Bergstation (Quelle: Eigene Aufnahme, August 2019) .60

Abb.27.: Welterbeblick auf das Gletschergebiet am Dachstein vom Krippenstein (Quelle: Juni

2021) ....................................................................................................................................64

Page 9: Der Dachstein und seine Gletscher

8

1. Einleitung

Abb.1.: Der Hohe Dachstein und seine Umgebung aufgenommen bei einem Rundflug (Quelle: Herbert Raffalt)

Begrenzt von Trautenfels im Osten, dem Hallstätter See im Norden, Lungötz im Westen und

Ramsau am Dachstein im Süden befindet sich das Dachsteingebirge mit seinen vielen Gipfeln

an der Grenze von Oberösterreich, der Steiermark und Salzburg. Der höchste unter ihnen ist

der Hohe Dachstein (Grassler 1984). Abbildung 1 zeigt den Hohen Dachstein (2995m) in einer

Luftaufnahme mit Blickrichtung NW. Das Dachsteinmassiv ist ein Karstplateau, welches

historisch gesehen auf verschiedenste Weise im Interesse der Bevölkerung stand. Der

gefährliche Dachstein mit seinen steilen Felswänden, verlangte Respekt von der Bevölkerung.

Um ihn drehen sich Mythen und Sagen, welche die Bevölkerung vor Gefahren warnen. Die

alpine Erschließung des Gebietes wurde um das Jahr 1800 mit ersten Versuchen begonnen.

Später kamen viele spektakuläre Geschichten über Besteigungen, aber auch von

verunglückten BergsteigerInnen in Umlauf (Mokrejs und Hasitschka 2015). Ab 1840 widmete

sich Fridrich Simony sein Leben lang der Aufgabe das Dachsteinmassiv und vor allem die dort

liegenden Gletscher wissenschaftlich zu erforschen und deren Entwicklungen festzuhalten

(Simony 1895). Damit setzte er den Grundstein zur Erforschung des Dachsteins und viele

folgten seinem Beispiel. Der Hallstätter Gletscher, der Gosau Gletscher und der Schladminger

Gletscher sind die drei größten Gletscher am Dachstein. Damit nun auch mehr Personen

Zugang finden konnten, wurde die Zugänglichkeit mithilfe von Seilbahnen im Jahr 1951 von

Obertraun aus und 1969 von der Ramsau aus auf das Dachsteinmassiv verbessert. Daraufhin

Page 10: Der Dachstein und seine Gletscher

9

wurden Klettersteige sowie Skipisten und andere Attraktionen errichtet, welche bis heute

TouristInnen anlocken (Dachstein Tourismus AG 2018).

Man sieht, dass sich die Wahrnehmung gegenüber dem Dachstein im Laufe der Zeit verändert

hat. Diese Arbeit soll nun genauer auf diese verschiedenen Wahrnehmungen über den

Dachstein eingehen. Beginnend beim gefährlichen Berg über die alpine Erschließung hin zum

Forschungsobjekt und zur touristischen Vermarktung. Dabei soll die Rolle der Gletscher in den

verschiedenen Perspektiven Eingang finden.

Die Forschungsfrage dieser Arbeit lautet: Inwiefern hat sich die Wahrnehmung über den

Dachstein im Laufe der Zeit verändert und welche Rolle spielt dabei die Vergletscherung?

In der Einleitung zu Simony (1921, S. 3) schreibt Rudolf Latzke 1920: „Die Erschließung der

Ostalpen ist nicht nur vom touristischen und geographischen, sondern auch vom allgemein

kulturgeschichtlichen Standpunkt von hohem Interesse“. Seit Simony gab es viele AutorInnen,

die sich dem Dachsteingebirge widmeten und darüber schrieben. Darunter AlpinistInnen,

welche von ihren und anderen Bergtouren berichteten, von Eroberungen und auch Unglücken.

Auch WissenschaftlerInnen, wie Simony, widmeten sich dem Dachstein und erforschten unter

anderem die Geologie, die Pflanzenwelt, die Landschaft, die Gletscher und vieles mehr. Auch

über Geschichten und Erzählungen sowie über die Kulturgeschichte gibt es Literatur. All diese

Bücher, Schriften, Berichte und Aufzeichnungen spiegeln Wahrnehmungen über das Gebirge

und dessen Gletscher wider und wie Fischer und Ritschel (2021, S. 17) schreiben: „Die volle

Bandbreite der Änderung der Alpengletscher lässt sich innerhalb eines Menschenlebens nicht

erfahren, hier sind wir auf die Dokumente unserer Vorfahren und die Spuren der Gletscher in

der Landschaft angewiesen“. Der Wandel der Gletscher sowie die Bedeutung der

Gletscherwahrnehmung im Laufe der Zeit ist ein interessantes Forschungsfeld, welches

generationenübergreifende Perspektiven aufzeigt. Aber nicht nur die Wahrnehmung über die

Gletscher, sondern auch die Wahrnehmung des Gebirges ist ein interessantes

Forschungsfeld, weswegen in dieser Arbeit auch auf beides eingegangen werden soll.

1.1. Methodik

Im Zuge des Unterkapitels der Methodik soll nun beschreiben werden, wie in dieser

wissenschaftlichen Arbeit vorgegangen wurde und wie Texte analysiert und interpretiert

wurden. Um Literatur und Texte zu interpretieren, ist es nötig sich mit verschiedenen Methoden

der Textanalyse auseinanderzusetzten. Wie Nünning und Nünning (2010) festhalten, gibt es

keine Möglichkeit Texte unvoreingenommen zu analysieren und zu interpretieren, denn es

werden immer „Alltagstheorien“ miteinbezogen. Um eine geeignete Methode zu finden, sollte

man sich zunächst Gedanken darüber machen, ob die Literatur bzw. das literarische Werk

selbst oder der Kontext, in welchem das Werk eingebettet ist, im Mittelpunkt stehen. Je

nachdem wählt man eine textzentrierte oder eine kontextorientierte Methode. Da es in dieser

Page 11: Der Dachstein und seine Gletscher

10

Arbeit um ein Verständnis der Wahrnehmung in Bezug auf den Dachstein und deren Gletscher

geht und wie sich diese Wahrnehmung im Laufe der Zeit verändert hat, wird in diesem Fall

eine kontextorientierte Methode gewählt. Wie Nünning und Nünning (2010) beschreiben

„richten kontextorientierte Ansätze ihr Augenmerk auf die Beziehung zwischen literarischen

Texten und ihren geschichtlichen Kontexten“. Wenn man davon ausgeht, dass AutorInnen,

welche über den Dachstein und dessen Gletscher in der Vergangenheit geschrieben haben,

verschiedene Wahrnehmungen widerspiegeln, so geht man davon aus, dass die AutorInnen

nicht objektiv, sondern subjektiv schreiben. Das bedeutet, dass auch immer ihre oder seine

Wahrnehmung auf das Untersuchungsgebiet miteinflossen. „Die sozialen Erfahrungen des

Autors bedingen den literarischen Text während des Entstehungsprozesses und auch der

Leser wird durch seine Sozialisierung bei der Rezeption beeinflusst“ (Nünning und Nünning

2010, S. 201). In sozialgeschichtlichen und gesellschaftstheoretischen Ansätzen, gelten eben

diese äußeren Einflüsse als Grund für den Wandel der Darstellungsform in der Literatur. In der

Methodik werden bei diesen Ansätzen Bezüge zu gesellschaftlichen Prozessen hergestellt. Es

wird untersucht, ob es Fakten zu politischen, gesellschaftlichen oder sozialgeschichtlichen

Ereignissen gibt. Es werden Motive und die dargestellten Figuren untersucht. Es wird

untersucht, was passiert, wer handelt, wo und wann die Handlung stattfindet. Daneben werden

auch die AutorInnen hinterfragt, wobei darauf eingegangen wird, warum sie so schreiben, wie

sie schreiben, wann, wo und für wen sie schreiben bzw. wer das Geschriebene liest. Um die

Wahrnehmung über verschiedene Alpenbilder, bezogen auf den Dachstein und dessen

Gletscher, zu untersuchen, bietet sich eben ein sozialgeschichtlicher und

gesellschaftstheoretischer Ansatz an.

Da es schwierig ist alte, schriftliche Aufzeichnungen über die frühen Ansichten des

Dachsteingebirges zu finden, die auf eine Zeit vor 1800 und weiter zurück gehen, mündliche

Überlieferungen erst viele Jahre später verschriftlicht und festgehalten wurden und dies oft in

Form von Geschichten und Sagen stattgefunden hat, ist es notwendig, um die Denkweise und

die Wahrnehmung über den Gebirgsstock besser zu verstehen, Sekundärquellen, da

Primärquellen fehlen miteinzubeziehen.

1.2. Untersuchungsgebiet

Das Dachsteingebirge, gelegen an der Grenze von Oberösterreich, Steiermark und Salzburg,

ist Teil der Nördlichen Kalkalpen. Abbildung 2 zeigt die Umgrenzung des Dachsteingebirges.

Der wohl markanteste Umgrenzungspunkt und der zugleich tiefst-gelegene ist der Hallstätter

See (497m ü.M.). Im Norden ist das Dachsteingebirge begrenzt durch den Sarstein und das

Koppental. Richtung Südosten bildet die Grenze das Kainischtal bis Bad Mitterndorf und weiter

bis zum Sattel der Klachau. Von Klachau aus erreicht man den östlichsten Punkt entlang der

Nordostseite des Grimmings in Trautenfels. Von dort aus begrenzt das Ennstal den Südrand

Page 12: Der Dachstein und seine Gletscher

11

des Dachsteingebirges bis nach Mandling. Einen Teil der Umgrenzung bildet das Fritztal, von

St. Martin am Tennengebirge geht es weiter nach Nord- Nordosten ins Karbachtal. Dort

erreicht die Umgrenzung Annaberg und verläuft Richtung Nord-Nordwesten weiter bis zur

Russbachmündung in die Lammer. Von dort verläuft sie durch das Gosautal bis zum Hallstätter

See.

Abb.2.: Karte des Dachsteingebirges und eingezeichnetes Dachsteinmassiv (Quelle: Wikipedia)

Den höchsten Punkt des Gebirges misst der Hohe Dachstein mit 2995 m ü.M. Geprägt ist das

Gebirge durch den Dachsteinkalk, welcher die zentralen Wände und den Gipfel aufbaut und

laut Geologischer Bundesanstalt (1998) aus der Triaszeit, vor ca. 215 bis 200 Millionen Jahren,

stammt. Die versteinerten Kuhtrittmuscheln (Megalodon triqueter, Abbildung 3) und auch

versteinerte Algenrasen (Stromatolithen) erinnern an diese Zeit.

Abb.3.: Kuhtrittmuschel (Megalodon triqueter) am Dachsteingebirge, aufgenommen am Gjaidstein (Quelle: eigene Aufnahme, August 2019)

Page 13: Der Dachstein und seine Gletscher

12

Unter dem Dachsteinkalk befinden sich auch ältere Schichten von Wettersteindolomit,

Wettersteinkalk und Werfener Schichten, welche etwa in den unteren Teilen der steilen

Südwände zu beobachten sind. Mit der Erforschung der Schichtfolgen und deren

paläoklimatischen Aussagen am Dachsteingebirge beschäftigte sich u.a. Mandl (2014).

Abbildung 4 zeigt eine geologische Karte des gesamten Dachsteingebirges und Abbildung 5

zeigt ein geologisches Profil. Laut Mandl (2014) stammen die Sand- und Tonsteine der

Werfener Schichten (eingezeichnet in den Abbildungen in Orangetönen) von dem früheren

Pangäa-Kontinent. Ab dem Zeitalter Trias, das vor ca. 250 Millionen Jahren begann, setzte

der Zerfall dieses Kontinents durch die Öffnung eines Meeres ein. Auf den seichteren und

tieferen Meeresschelfflächen und in Lagunen entstanden Riffe aus Kalkschwämmen und

Korallen, welche den heutigen Wettersteinkalk (eingezeichnet in dunklen Violettton) im Riff

und den durch Magnesium umgewandelten Wettersteindolomit (eingezeichnet in einem hellen

Violettton) in Lagunen bildeten. Durch einen Anstieg des Meeresspiegels wurden die Lagunen

überflutet, wodurch sich dieser Prozess wiederholte und den heutigen Dachsteinkalk

(eingezeichnet in einem blaugrünen Farbton) bildete. Durch tektonische Bewegungen,

Hebungen, Faltungen bei der Kollision von Kontinentalplatten, welche sich übereinander

schoben, entstand im Paläogen, vor ca. 30 Millionen Jahren, das Gebirge, welches wir heute

die Alpen nennen (Weingartner 2006).

Abb.4.: Geologische Karte des Dachsteingebirges (Quelle: Geologische Bundesanstalt 1998)

Page 14: Der Dachstein und seine Gletscher

13

Abb.5.: Ausschnitt des geologischen Profils durch das Dachsteinmassiv von der Ramsau über den Hunerkogel bis zur Hirlatz (Quelle: Geologischen Bundesanstalt 1998)

Das Untersuchungsgebiet für die vorliegende Arbeit umfasst das Dachsteinmassiv wie in Abb.

2 gezeigt wird, jedoch ohne Sarstein und Grimmingstock. Zwei typische Merkmale des

Dachsteinmassivs sind das Karstplateau und die Vergletscherung. Diese Vergletscherung ist

die östlichste bestehende Eisfläche in den Alpen und die größte in den Nördlichen Kalkalpen.

Durch die Lage am Alpennordrand werden die Gletscher durch erhöhte Niederschläge vor

allem aus Stauniederschlägen gespeist, weshalb die Gletscher am Dachstein auch niedriger

gelegen sind als jene am Alpenhauptkamm. Die Entwässerung erfolgt größtenteils unterirdisch

in die Flüsse und Seen des Salzkammerguts, wodurch das Gebirge von zahlreichen Höhlen

durchzogen ist (Weingartner 2009).

Wenn man über den Hohen Dachstein und das Dachsteinmassiv spricht, wird dieses laut

Wallnöfer et al. (2018) auch oft kurz als Dachstein bezeichnet. Auch in dieser Arbeit wird das

Dachsteinmassiv des Öfteren als Dachstein bezeichnet.

2. Einführung in die Umweltgeschichte

„Die Welt wird durch Menschen in einer anderen Weise verändert, als es geologische

Prozesse oder andere naturale Abläufe in einer menschenfrei gedachten Welt vermöchten“

(Hermann 2016, S. 1). Bewusst und auch unbewusst verändern Menschen ihre Umgebung.

Laut Hermann (2016) analysiert Umweltgeschichte die Prozesse, die dazu führen, dass

Menschen ihre naturale Umgebung einrichten oder verändern. Dabei wird auf historische

Voraussetzungen eingegangen, die zu diesem Zustand führten. Dabei stehen die

Rekonstruktion und die Rezeption der Natur im Vordergrund. Die Rekonstruktion soll einen

genauen Blick auf die natürlichen Gegebenheiten an einem bestimmten Zeitpunkt und Ort

geben. Die Rezeption untersucht die damaligen Handlungen und Wahrnehmungen, vergleicht

diese mit der Rekonstruktion und ergänzt diese mit aktuellen Einsichten.

Umweltgeschichte beschäftigt sich mit der Frage, „Wie sind Menschen im Verlauf der

Geschichte mit ihrer Umwelt umgegangen und welche Gründe hatten sie dafür?“ (Hermann

2016, S. 6). Um diese komplexe Frage zu beantworten, muss zunächst ein Grundproblem

gelöst werden. Dabei geht es darum, wie Umwelt, Natur und Kultur zu verstehen sind.

Page 15: Der Dachstein und seine Gletscher

14

„Niemand kann der ̀ Umwelt´ entkommen, weil sie konstitutiver Teil seiner selbst ist“ (Hermann

2016, S. 28). Die Umgebung beschreibt Objekte, die sich in einem bestimmten Raum befinden.

Die Umwelt hingegen beschreibt die Wechselwirkung zwischen Umgebung und Lebewesen.

Somit besitzt jeder Mensch und auch jedes Tier der Erde seine eigene Umwelt, in der

gehandelt, gestaltet und wahrgenommen wird.

Unter dem Begriff der Natur wird meistens der objektiv gegebene ursprüngliche Zustand der

Umgebung angesehen, also der Teil der Umgebung, der nicht offensichtlich vom Menschen

gestaltet und eingenommen wurde. Das jedoch auch diese Natur von Menschen geprägt

wurde, wird meistens ignoriert. Allein die Wahrnehmung über die Natur ist vom Menschen

geprägt und unterliegt kulturellen Mustern und Zuweisungen. Daraus ergibt sich, dass jede

Kultur ihre eigenen Vorstellungen von Natur hat. NaturwissenschaftlerInnen versuchen eine

außerkulturell existierende Natur zu erklären und deren Bestandteile aufzuklären, d.h. die

Natur, die ohne den Menschen, deren Beobachtung und Bewertung existiert. Bei der

naturwissenschaftlichen Erklärung der Natur kann somit die Kultur ausgeblendet werden. Will

man jedoch die naturwissenschaftliche Erklärung der Natur und ihre Bedeutung für die

Menschen herausfinden, so ist dies nur in Zusammenhang mit deren Kultur möglich. Somit

sind Natur und Kultur keineswegs als Gegensätze zu betrachten, sondern ergänzen sich

einander. (Hermann 2016). „Die Kultur ist das zentrale Vermittlungsmedium zwischen

Menschen und der Totalität der Bedingungen, der Bedürfnisse und der Äußerungen ihrer

physischen Existenz, indem die Kultur das Verhältnis der Menschen zu den naturalen

Gegebenheiten als die ihnen eigene Umwelt bestimmt“ (Hermann und Sieglerschmidt 2016,

S. 9). Das bedeutet, die Kultur ist die Brücke zwischen dem Menschen und der außerkulturell

existierenden Natur im Rahmen ihrer Umwelt.

Umweltgeschichte untersucht laut Hermann und Sieglerschmidt (2016) natur- und

kulturwissenschaftliche Rekonstruktionen von historischen Umweltbedingungen und versucht

die Wahrnehmung der damals lebenden Menschen zu interpretieren. Dabei ist darauf zu

achten, dass der damals zeitgenössische Zustand von Umwelt, die Normen und Handlungen

bewertet wird.

3. Kulturgeschichte der Alpen nach Bätzing

Bätzing (2015) untersuchte die Umweltgeschichte der Alpen und ging dabei auf verschiedene

historische Nutzungsformen ein und hielt diese in einer Kulturgeschichte fest. Demnach ist laut

Bätzing (2015) Umweltgeschichte mit Kulturgeschichte gleichzusetzen, da es wie auch

Hermann (2016) schreibt, keine naturnahe Natur ohne Kultur gibt. Dabei analysierte er auch

Bilder der Alpen, welche in den letzten 400 Jahren entwickelt wurden und konnte starke

Unterschiede in der Motivwahl feststellen, weshalb er die Behauptung aufstellte, dass es

Page 16: Der Dachstein und seine Gletscher

15

verschiedene Wahrnehmungsmodelle über die Alpen in verschiedenen Zeitepochen gibt.

„Deshalb bilden Alpenbilder keineswegs ̀ die´ Realität der Alpen ab, sondern sie sind Ausdruck

von ganz bestimmten, zeitgebundenen Wahrnehmungen der Alpen“ (Bätzing 2018, S. 12).

Bätzing beschreibt, dass es zwei verschiedene Arten, die Alpen in Bildbänden darzustellen,

gebe. Einerseits die ländliche Idylle, welche eine Harmonie zwischen Natur und Mensch

darstelle, und andererseits die Wildnis, welche Natur ohne Menschen darstelle. Diese

beschreiben vor allem Sehnsuchtsvorstellungen von Menschen, die in Städten leben. Bätzing

will mit seinem Bildband die Wahrnehmung über die Alpen schulen und darauf hindeuten, dass

es eben verschiedene Wahrnehmungsmodelle gibt, um die Alpen darzustellen. Dabei

unterscheidet er drei Alpenbilder, welche sich in der europäischen Geschichte etablierten.

„Die schrecklich-bedrohlichen Alpen (Motiv: sehr steile Felswände/Gipfel mit sehr kleinen

Menschen), die schrecklich-schönen Alpen (vorne ländliche Idylle, hinten Felsen/ Eismassen)

und die Alpen als Freizeitpark (im Zentrum ein Sportler in wagemutiger Aktion, im Hintergrund

Berge)“ (Bätzing 2018, S. 7-12).

Die schrecklich-bedrohlichen Alpen

Die schrecklich-bedrohlichen Alpen, oder auch „montes horribiles“ genannt, sind das älteste

Alpenbild und es entstand zur Zeit des römischen Reiches. Die Alpen wurden als bedrohlich,

schrecklich und furchterregend wahrgenommen und Menschen, die dort lebten, wurden

geradezu als Tiere ohne Kultur angesehen.

Dass die Alpen auch damals schon seit vielen Jahrhunderten bis Jahrtausenden besiedelt und

von einem Naturraum zu einem Lebens- und Wirtschaftsraum entwickelt worden waren, zeigt,

dass die Ansichten nicht die Realität widerspiegeln, sondern Wahrnehmungen von außen sind

(Bätzing 2018, S. 12-16).

Die schrecklich-schönen Alpen

Das Alpenbild ändert sich danach im Zuge von Aufklärung, Technik, naturwissenschaftlichem

Interesse und der industriellen Revolution, indem die Menschen die Angst vor der Natur

verlieren. Die bedrohlichen Alpen werden zur schönen Idylle und die Menschen werden als

glückliche „Wilde“ angesehen, welche ein einfaches und glückliches Leben in der Natur führen.

Es ist die Voraussetzung für den Tourismus in den Alpen.

Auch hier zeigt ein Vergleich zwischen den Ansichten der Einheimischen und der Menschen

in Städten, wie unterschiedlich die Wahrnehmung ist. So fanden die Einheimischen, also die

Leute, die in den Alpen wohnten, Weideflächen und landwirtschaftlich nutzbare Äcker als

schön. Die Menschen aus den Städten, also die ersten TouristenInnen sowie auch

Page 17: Der Dachstein und seine Gletscher

16

AlpinistenInnen, hingegen interessieren sich für Felswände, Gipfel und Gletscher (Bätzing

2018, S. 12-20).

Die Alpen als Freizeitpark

Der Blick auf die Alpen ändert sich wieder, als sich aus einer Industriegesellschaft eine

Dienstleistungsgesellschaft entwickelte. Die Alpen werden durch großtechnische Eingriffe

nutzbar gemacht und im Zentrum stehen Sport und Spaß. Der Mensch ist nicht mehr von der

Natur abhängig, sondern nutzt sie für seine Freizeitgestaltung.

Es entwickeln sich Tourismuszentren in den Alpen und der Massentourismus beginnt.

Gegenden in den Alpen, in denen dies nicht stattfindet, werden demgegenüber als wild

empfunden. Die schöne Landschaft rückt dabei in den Hintergrund und das körperliche

Erlebnis in den Vordergrund. Auch die Angst vor den Alpen verschwindet (Bätzing 2018, S.

12-26).

4. Die Gefahr am Berg

Literatur, welche von früheren Zeiten erzählt, stellt als Siedlungsgebiete für den Menschen vor

allem Ebenen oder sanfte Hügellandschaften vor. Jedoch gibt es Aufzeichnungen und

Überlieferungen, die beweisen, dass es den Menschen auch schon immer zu den Bergen zog.

Laut Grupp (2008, S. 15) „[…] allerdings nicht aus alpinistischem Antrieb, sondern als Gott-

und Sinnsuche oder als Teil der seinem Lebensunterhalt dienenden Arbeit“. Die Berge gelten

als die Orte, an denen sich Himmel und Erde berühren und daher stehen sie im besonderen

Interesse der verschiedenen Religionen. Nicht der Berg selbst ruft sie, sondern der Gott, der

auf diesem Berg sitzt.

In Aufzeichnungen über den Dachstein, welche von früheren bzw. älteren Ansichten

schreiben, werden die Berge als wild und gefährlich dargestellt. So schreibt auch Mandl und

Mandl-Neumann (2009, S. 12), „In vielen Kulturen galten und gelten sie als Sitz der Götter,

wegen ihrer unfassbaren Wildheit aber auch als Sitz von Geistern, Dämonen und

Fabelwesen“.

Es sind vor allem alte Überlieferungen, welche Warnungen über die Berge aussprechen.

Laserer (1998) schreibt aus der Sicht von zugereisten Personen, welche sich in der Gossau

ansiedeln und alte Überlieferungen weitergeben unter anderem wie der Weg und die Reise in

die Gossau verlaufen hätte können. Dabei erzählt er auch von Begegnungen, welche die

Reisenden auf ihrem Weg hatten. Eine dieser Begegnungen erzählt ihnen von einem

nebelverhangenen Tal im Norden. „Die Einwohner verehren die Berge, den ewigen Schnee

auf den Gipfeln, die sie hundert Meilen weit sehen, und bezeichnen sie als den Sitz ihrer

Page 18: Der Dachstein und seine Gletscher

17

Götter“ (Laserer 1998, S.33). Die Götter wurden verehrt, die Berge galten als ihr Aufenthaltsort,

somit wurden auch die Berge verehrt, da man den Göttern wohlgesonnen erscheinen wollte.

Da die Götter eine höhere Macht widerspiegelten, konnten sie auch nur auf den höchsten und

gefährlichsten Bergen sein. Die Wildheit der Berge spiegelte die Erhabenheit der Götter wider.

Jahrhundertelang sprach man von den Bergen und deren Gipfel mit Respekt und deutlich

wahrnehmbarer Angst. Menschen sollten von den Bergen Abstand halten, denn die Gefahren

nicht zu überleben galten als groß. Die Angst hinderte die Leute von fern und nah daran in die

Berge zu gehen. Auch rund um den Dachstein wurde die Meinung lange vertreten, wie Lehr

(1976, S. 12) schreibt: „Selbst die Bewohner der Dachsteingemeinden besaßen nur unklare

Vorstellungen von den Ausmaßen und Höhen des Gebirgsstockes. Mit anderen Worten:

Jahrhundertelang haben die Menschen, die im Salzkammergut wohnten, die Berge ihrer

Heimat nur von unten betrachtet und auch keinerlei Bedürfnis gehabt, ihre Gipfel zu besteigen“

Die Menschen gingen nicht auf die Gipfel, da die Überlieferungen und Erzählungen der Leute

ihnen Angst einjagten. Es herrschte der Glaube, dass man in den höheren Lagen der Berge

keine Luft mehr zum Atmen hätte und daran sterben würde. „Es war die Zeit, in der allgemein

angenommen wurde, ein Mensch müsse in der dünnen Luft des Hochgebirges zerplatzen oder

zumindest Sprache und Verstand verlieren“ (Lehr 1976, S. 12). Abbildung 6 zeigt den Blick

vom Vorderen Gosausee auf den Gosaugletscher. Dies war der Blick, den Laserer (1998)

beschrieb, den die SiedlerInnen der Gosau sahen, und welcher der Sitz ihrer Götter war.

Abb.6.: Gosaugletscher aufgenommen beim Vorderen Gosausee (Quelle: Eigene Aufnahme, Mai 2021)

Obwohl sich dieser Glaube lange hielt, gibt es Beweise dafür, dass schon in der Bronzezeit

vor ca. 4000 Jahren erste Menschen am Dachstein waren. Darauf wird in Kapital 4.1. „Die

Page 19: Der Dachstein und seine Gletscher

18

Almwirtschaft am Dachstein“ noch genauer eingegangen. So schreibt auch Laserer (1998,

S.41): „[..] dort oben liegt der Eispalast, die Burg der Götter. Das war aber nicht immer so.

Früher gab es da liebliche Almen, Wiesen und Dörfer, wo das alte Volk lebte“. Sie waren zwar

nicht auf den Gipfeln, aber auf den hochalpinen Weideflächen. Zunächst wurden natürliche

Wiesen genutzt, später wurden durch Rodung weitere Weideflächen geschaffen. Almgebäude

wurden erbaut und im Sommer bewirtschaftet. Nach Cerwinka und Mandl (1996, S. 161),

zeigen Forschungen, seit wann Menschen am Dachsteinmassiv waren: „Die nun mit diesem

Band vorgelegte Geschichte der Begehung und Besiedlung des Dachsteinplateaus zeigt, in

welchen Zeitabschnitten sich nachweislich Menschen auf dem Plateau aufgehalten haben“.

Nachfolgend sollen die Ergebnisse der Untersuchungen am Dachsteinmassiv kurz dargestellt

werden.

4.1. Die Almwirtschaft am Dachstein

Vor etwa 7000 Jahren begann sich eine neue Wirtschafsform zu etablieren, die Almwirtschaft.

Dabei wurden zum wirtschaftlichen Nutzen die Agrarflächen am Talboden im Sommer

geschont, um einen Vorrat für den Winter anlegen zu können. Dafür wurden im Sommer

Grasflächen in den Hochlagen der Berge genutzt, um das Vieh zu versorgen (Cerwinka und

Mandl 1996, S. 11).

Erste Nachweise für eine Almwirtschaft am Dachsteingebirge stammen aus der Bronzezeit um

2000 vor Christus (Cerwinka und Mandl 1998, S. 237). Eine Erklärung für den Beginn der

Almwirtschaft am Dachsteingebirge könnte der Bevölkerungszuwachs in Hallstatt um 1600 vor

Christus sein, wodurch auf die Almen am Dachsteinplateau für die landwirtschaftliche

Nahrungsproduktion ausgewichen wurde (Cerwinka und Mandl 1996, S. 11).

„Das bronzezeitliche Landschaftsbild war in den Hochregionen des Dachsteinplateaus ähnlich

wie heute. Die Siedlungstätigkeit dauerte etwa 1000 Jahre. In dieser Zeitspanne wurden

wahrscheinlich mehr als 30 Stationen für die Hochweidenutzung in einer Seehöhe von 1600

bis 2100 m eingerichtet. Diese Anzahl übertrifft die Almen der Römerzeit, des Mittelalters und

der Neuzeit in dieser Höhenlage“ (Cerwinka und Mandl 1998, S. 234).

Der Verein ANISA führte ab dem Jahr 1984 am Dachsteingebirge Forschungsprojekte zur

hochalpinen Wüstungsforschung durch. Dabei konnten mittels Radiokohlenstoffdatierung bis

zu 23 Siedlungsplätze untersucht und zurück in die mittlere Bronzezeit datiert werden. Dabei

lagen die Weideflächen auf einer Seehöhe von 1300m bis 2100m (Cerwinka und Mandl 1996,

S. 11- 157). Es konnten auch verschiedene Bauphasen am östlichen Dachsteinplateau mithilfe

von pollenanalytischen Untersuchungen sowie durch archäologische Funde nachgewiesen

werden (Cerwinka und Mandl 1998, S. 91-93).

Page 20: Der Dachstein und seine Gletscher

19

Nach der Bronzezeit erfolgte eine 1000jährige Unterbrechung, die durch das Fehlen der

Hallstattkultur gekennzeichnet ist. Erst provinzialrömische Funde belegen einen erneuten

Anstieg der hochalpinen Weidewirtschaft im 2. Jahrhundert nach Christus.

Die fehlende Almwirtschaft während der Hallstattzeit geht vermutlich auf schlechtere

klimatische Bedingungen (holozänes Hauptminimum) sowie wohl primär auf wirtschaftliche

Faktoren zurück. Während des 1. Jahrtausends vor Christus lag die Waldgrenze um ca. 100-

150m höher als heute. Mit dem Einsetzten des Subatlantikums (ca. 450 vor Christus) sank mit

der Zeit die Schneegrenze von 3000m auf 2700m herab. Dies brachte auch

Gletschervorstöße. Bis zum 8. Jahrhundert geht die Almwirtschaft wieder zurück, bis sie im

Mittelalter ihre Blütezeit erlebt (Cerwinka und Mandl 1996, S. 11-52).

Archäologische Funde wie ein bronzenes Lappenbeil könnten auf eine Holzwirtschaft oder

auch auf den Salzbergbau hinweisen. Funde von bronzenen Lanzenspitzen weisen auf die

Jagd am Dachstein hin. Es kann angenommen werden, dass damals die Wege über das

Plateau „Am Stein“ in den Süden für den Handel, aber auch für den Schmuggel genutzt wurden

(Mandl und Mandl-Neumann 2009, S. 21-24).

4.2. Salzabbau in Hallstatt

Die Geschichte Hallstatts wird seit Jahrtausenden vom Salzabbau beeinflusst. Durch Funde

kann angenommen werden, dass schon 2000 v. Chr. erste Stollen in den Berg gegraben

wurden. Die Stollen werden heute in die Nord-, Ost- und Westgruppe eingeteilt. Der Beginn

des Salzabbaus in Hallstatt kann durch verschiedene Funde auf ein Alter von 1500 bis 1200

v. Chr. festgelegt werden. Auch die ersten Begehungen des Dachsteins sind vermutlich im

Zusammenhang mit dem Salztransport zu sehen, welches von Hallstatt ins Ennstal

transportiert wurde. (Cerwinka und Mandl 1996, S. 11-30).

Das Salz zog die Menschen an und sie ließen sich trotz hierfür sehr ungünstiger

Reliefbedingungen in Hallstatt nieder, um den Abbau von Salz zu betreiben. Im nördlichsten

Teil weisen die ältesten Funde der „Nordgruppe“ auf einen Salzabbau zwischen 1400 v. Chr.

und 800 v. Chr. zurück. Danach wurde vermutlich weiter östlich der Salzabbau zwischen 800

v. Chr. und 300 v. Chr. betrieben. Die jüngsten Funde stammen aus den westlichen Teilen.

Der älteste Fund, ein Hirschgeweihpickel, wurde mithilfe Radiocarbondatierung auf ein Alter

von 7000 Jahren bestimmt (Strauß und Strauß 2006, S.9).

Laserer (1998) beschreibt den Salzhandel während der Hallstattzeit als lebensnotwendiges

Gut, dass einen sehr hohen Stellenwert einnahm und der Salzhandel brachte Reichtum, von

dem etwa FischerInnen und JägerInnen nur träumen konnten.

Page 21: Der Dachstein und seine Gletscher

20

Auch Strauß und Strauß (2006, S. 9) schreiben: „Seit frühester Zeit steht das Dachsteingebiet

im Interesse des Menschen. Salz, das ̀ weiße Gold´, war über Jahrtausende hinweg der größte

Reichtum der Gegend und prägt sie bis heute“.

Der Salzabbau wertete die gesamte Gegend um Hallstatt auf, sodass sogar eine Zeitepoche

danach benannt wurde, die Hallstattzeit (von 800 v. Chr. bis .400 v. Chr.). Durch zahlreiche

Funde im Gräberfeld mit ca. 4000 Bestattungen, während der ca. 400 -jährigen prähistorischen

Nutzungsdauer im Salzbergwerk, konnten reichlich Rückschlüsse auf das Leben der

Menschen in dieser Zeit getroffen werden (Strauß und Strauß 2006, S.12). „Hallstatt war eine

Hochkultur. Doch im 4. Jahrhundert endete sie jäh: Es kam zu einem gewaltigen Bergsturz,

der die Bergwerkstollen verwüstete und das Hochtal unter einer bis zu zehn Meter mächtigen

Schuttschicht begrub“ (Strauß und Strauß 2006, S.13). Nach dem Bergsturz wurde zwar

weiterhin Salzabbau betrieben, wie die Funde im westlichen Teil des Bergwerks belegen,

jedoch nicht mehr im selben Ausmaß (Strauß und Strauß 2006, S. 14).

4.3. Sage über Gletschervorstöße

Rund um den Dachstein erzählt man sich eine Sage, wie die Gletscher am Dachsteingebirge

wuchsen. Wie so oft bei mündlichen Überlieferungen, welche erst Jahrhunderte, wenn nicht

sogar Jahrtausende später verschriftlicht werden, gibt es verschiedene Versionen. Die

einzelnen Versionen unterscheiden sich vor allem im Titel und auch in den Ausschweifungen

der Erzählungen. Der Kerninhalt ist jedoch derselbe. Hasslwander (1964) sammelte

verschiedene Sagen aus dem Salzkammergut, darunter „Die Rache des Dachsteinkönigs“.

Bekannt ist die Sage auch unter den Titeln „Der Tote Schnee“, wiedergegeben von Hofbauer

(2018) oder „Die verwunschene Alm“ von Geramb (1942). Grundlegend lässt sich festhalten,

dass diese legendhafte Sage der Versuch ist, neuzeitliche Gletschervorstöße zu deuten, wobei

eine wissenschaftliche Erklärung ausgeschlossen wurde. Auf die Gletscher und deren

Erforschung wird in Kapitel 6 „ Die wissenschaftliche Erforschung des Dachsteinmassivs“ noch

genauer eingegangen.

Die Rache des Dachsteinkönigs

„Dort, wo heute die Dachsteingletscher im Sonnenlichte erglänzen, lagen vor langer, langer

Zeit ausgedehnte Almgründe, auf denen das Vieh ganz besonders wohlschmeckende und

nahrhafte Gräser und Kräuter zu weiden fand“ (Hasslwander 1964, S. 21). Die Sage handelt

von Sennerinnen, welche Almen am Dachstein bewirtschafteten und im Überfluss lebten, da

sie selbst Nahrungsmittel herstellten. Sie besaßen so viel, dass sie Brot zum Pflastern

verwenden und in der Milch baden, obwohl die Leute im Tal hungern. Auch WandererInnen,

welche Zuflucht oder Stärkung suchten, jagten sie davon. Eines Tages kam ein vom Alter

Page 22: Der Dachstein und seine Gletscher

21

ergrauter Mann hungrig bei der Alm an und bat um Milch und Brot. Die Sennerinnen hatten

kein Mitleid und jagten ihn davon. Plötzlich verwandelte sich der alte Mann vor ihnen und

wurde riesengroß. Es war der Dachsteinkönig, welcher nun die Sennerinnen verwünschte, da

sie ihm die Rast verwehrten. Der Dachsteinkönig beschwor einen Schneesturm herbei,

welcher die Alm samt Sennerinnen und Vieh mit Schnee bedeckte (Hasslwander 1964, S. 21-

22).

4.4. Der Dachstein und das schrecklich-bedrohliche Alpenbild

All dies spiegelt wider, was Bätzing, wie in Kapitel 3 erläutert, als das Alpenbild „der

schrecklich-bedrohlichen Alpen“ beschreibt. „In der traditionellen, vorindustriellen Sicht gelten

die Alpen als schreckliche und furchterregende Berge, als `montes horribles´, in denen man

nicht leben kann bzw. in denen nur `Barbaren´ auf primitive Weise leben. Dieses Bild wird von

römischen Schriftstellern vor 2000 Jahren literarisch fixiert und beherrscht dann die gesamte

europäische Kulturgeschichte bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts“ (Bätzing 2015, S. 14).

Die Alpen galten als nutzungsfeindlich und Menschen, welche dort lebten, als „Tiere ohne

Kultur“. Denn eine Kultur, insbesondere eine Hochkultur, konnte nur in städtisch geprägten

Gegenden entstehen. Das Dachsteingebirge, Beispiel für schroffe, steile Felsformationen und

schneebedeckte Gipfel, welche von der Ferne bedrohlich wirken, spiegelt dies wider. Zu den

religiösen Ängsten, welche die Berge betraf, gesellt sich die Angst vor den unvorhersehbaren

Naturphänomenen. Laut Grupp (2008, S. 17) führten diese Naturphänomene „[…], plötzlich

vorrückende Gletscher, katastrophale Überschwemmungen durch berstende Eisbarrieren und

auslaufende Gletscherseen, Bergstürze, seltsames Knarren und Knarzen in sich bewegenden

Gletschern, regelmäßige Pfeifgeräusche in Felsscharten, rollende Donner mit vielfachem

Echo, aufbrechende Dolinenlöcher [..]“ zum Glauben an Geister, Dämonen, Drachen und

sonstige Kreaturen, welche in den Bergen leben sollten.

Durch Sagen wie „Die Rache des Dachsteinkönigs“ wurde die Angst geschürt und

weiterverbreitet. Vor allem hielt so die Obrigkeit (Adel und Kirche) die Untertanen gezielt unter

Kontrolle, um sie gefügig zu machen. Sie diente als Warnung vor den vielen Gefahren, welche

auf dem Berg vorherrschten. Doch trotz all dieser Warnungen nutzten die Menschen, stets den

Dachstein sowie die meisten anderen Hochgebirge der Alpen, um ihren Lebensunterhalt zu

verdienen. Es waren die Bauern, die ihr Vieh auf alpine Weideflächen führten und diesem auch

in unwegsames Gelände folgten, wenn sich dieses verirrte. Es waren Jäger, welche Gämsen

nachpirschten, sowie Schmuggler, welche sich Wege über die Berge suchten, um die Waren

schnellstmöglich an andere Orte zu bringen. Bätzing nennt es ein „Zerrbild“ und beschreibt,

dass die Alpen schon immer genutzt wurden und auch von den Römern selbst. „[…]

Römerstraßen erlauben damals einen relativ schnellen und einfachen Alpentransit, [...]

Exportprodukte aus den Alpen wie Käse“ werden gerne verspeist (Bätzing 2015, S.14). Es ist

Page 23: Der Dachstein und seine Gletscher

22

laut Bätzing nicht die Angst vor den Bergen, durch welche dieses Alpenbild entstand, sondern

die Angst vor der Natur, welche auf die Alpen übertragen wurde. „Insofern sind die

`schrecklichen Alpen´ weniger eine Beschreibung der Alpen als vielmehr der Ausdruck der

Angst der europäischen Gesellschaften von der tagtäglichen Bedrohung durch die Natur“

(Bätzing 2018, S. 17). Aber schon damals war die Natur am Dachstein von Menschen geprägt.

Das Gelände wurde verändert, wo keine natürlichen Weiden waren, wurden welche

geschaffen. Schon in der Bronzezeit wurden die ersten Hütten erbaut. Selbst in den Berg

wurden für den Salzabbau Stollen geschlagen. Eine Kultur besaßen auch die Menschen,

welche in der Nähe des Dachsteins lebten, diese entsprach nur nicht dem Bild der städtischen

Eliten. Auch wenn Warnungen über die Berge ausgesprochen wurden, so stiegen die Leute,

welche um den Dachstein einheimisch waren, in die Berge. Dies zeigt, dass die Angst vor der

angeblich gefährlichen Natur kein Hindernis war, um in die Berge zu steigen, zumindest für

Einheimische. Als Hindernis stellte es sich für Menschen aus den Städten dar, welchen die

Kultur der Leute in den Alpen fremd war.

5. Das Zeitalter des Alpinismus

Oft werden die Wörter Bergsteigen und Alpinismus in der Literatur synonym verwendet. Im

deutschsprachigem Duden findet man als Definition für Alpinismus „Bergsteigen in den Alpen,

im Hochgebirge“ (Bibliographisches Institut GmbH 2021). Diese Definition stellt somit den

Alpinismus synonym mit Bergsteigen dar. Bergsteigen wird wiederum als „Hobby oder Sport

betriebenes Besteigen von Bergen“ definiert (Bibliographisches Institut GmbH 2021). In

anderen Wörterbüchern oder Enzyklopädien, vor allem auch im fremdsprachigen Bereich,

finden sich oft andere Definitionen. Grupp (2008) widmete sich der Geschichte des Alpinismus.

Auch er versuchte eine Definition für Alpinismus zu finden, musste jedoch feststellen, dass es

viele verschiedene Formen davon gibt. Er konnte jedoch bei den einzelnen Definitionen

Gemeinsamkeiten finden und hielt diese folgenderweise fest. „Zu Alpinismus und Bergsteigen

in idealtypischer Gestalt gehören unabdingbar die wesentliche Zweckfreiheit und der sportliche

Antrieb, der sie begründet. Bergsteiger sind Menschen, die Berge primär nicht aus

utilitaristischen, wissenschaftlichen oder weltanschaulichen Motiven besteigen, auch wenn sie

damit ihren Lebensunterhalt bestreiten oder darüber zu praktischen, ethischen oder religiösen

Erkenntnissen gelangen. Die Art, wie der Gipfel erreicht wird, spielt eine entscheidende Rolle,

wobei gebahnte Wege gemieden werden. Entdeckerfreude, Abenteuerlust, Aufbruch ins

Unbekannte, sinnliche oder ästhetische Freude an der Natur, Risiko und Gefahr gehören dazu,

ebenso wie Ehrgeiz, Anstrengung und Selbstüberwindung“ (Grupp 2008, S. 14).

Durch diese Beschreibung wird deutlich, dass Bergsteigen und Alpinismus eine Leidenschaft

zum Berg, zur Natur verbindet. Es ist nicht nur das bloße Erklimmen der höchsten Gipfel,

Page 24: Der Dachstein und seine Gletscher

23

sondern auch das Gefühl, das dadurch ausgelöst wird. Es benötigt nicht allein Muskelkraft,

sondern vor allem auch Herz und Geist. Diese Leidenschaft und Verbindung wird auch bei

Broer (1964, S. 9) sichtbar: „Bergsteigen ist keine Weltanschauung, keine Religion oder

Religionsersatz, sondern eine Form gesteigerten Lebensgefühles, das aber anderen

Erlebnissen eines voraus hat: die Unbedingtheit des Verbunden seins von Mensch und Natur,

dieses `Ein Teil der Welt sein´, das keine andere `Sportart´, wenn man Bergsteigen auch als

`Sport´ betrachtet, in dem Ausmaße bieten kann“.

Laut Grupp (2008) beginnt der frühe Alpinismus mit der Erstbesteigung des Mount Blanc im

Jahre 1786 durch den Bauern Jacques Balmat und den Arzt Michel Paccard. Im frühen

Alpinismus wurden laut Grupp (2008, S. 94) „die klassischen Touren meist mit zweiten bis

dritten Schwierigkeitsgrad, wo noch viel gelaufen wird, die Hände meist nur zum Halt des

Gleichgewichts nötig und ernsthafte Kletterpassagen relativ selten sind“ bestiegen. Das

goldene Zeitalter des Alpinismus erfolgte zwischen 1850 und 1865. In dieser kurzen

Zeitspanne wurden 68 hohe Alpengipfel erstbestiegen, das waren dreimal so viele wie in der

Zeit seit der Erstbesteigung des Mount Blanc. Das Ende des goldenen Zeitalters beschreibt

die Erstbesteigung des Matterhorns im Jahr 1865, wodurch eine neue Seite des Alpinismus

zu Tage tritt. Ab diesem Zeitpunkt ist der sportliche Aspekt des Alpinismus im Vordergrund.

Die höchsten Gipfel waren schon alle bezwungen, weshalb man sich nun der technischen

Schwierigkeit ab Grad vier bis sechs widmete. „Auf die Epoche der Eroberung der

allerhöchsten, die jeweilige Gebirgsgruppe dominierenden Gipfel, von denen viele noch relativ

leicht über Schneehänge und einfache Felsen zu ersteigen gewesen waren, folgte eine Zeit,

in der einerseits auch sekundäre Gipfel ins Auge gefasst wurden [..] und schließlich gar

einzelne Grattürme“ (Grupp 2008, S. 69). Wo BergsteigerInnen vorher Ausdauer und

Orientierung benötigten, so brauchten sie nun das technische Können zum Klettern, denn nun

galt es sich einen Weg durch steile, fast senkrechte Felswände zu suchen. „Die Idee der

Direttissima, des Kletterns in möglichst direkter Linie, […] setzt sich weitgehend durch“ (Grupp

2008, S. 96).

Page 25: Der Dachstein und seine Gletscher

24

5.1. Der Alpinismus am Dachstein

Abb.7.: BergsteigerInnen beim Abstieg über die Randkluft am Hohen Dachstein (Quelle: Herbert Raffalt)

„Leuchtend, aus großer Entfernung sichtbar- so hebt sich der Dachstein von Norden gesehen

wie eine Vision schon optisch über seine Umgebung hinaus“ (Mokrejs 2015, S. 95). Der

Dachstein, das „stolzeste Schaustück der Nördlichen Kalkalpen“ (Mokrejs 2015, S. 95). mit

seinen steilen Flanken und von Gletschern umgeben, versprach Anerkennung und Ruhm für

dessen Erstbesteigung. Der Gipfel lockte somit gebildete StädterInnen aus ganz Österreich,

welche von ihren Erlebnissen berichteten.

Man weiß oft nichts Genaueres über BergsteigerInnen unter den einfachen Leuten, denn es

waren die angereisten AkademikerInnen, WissenschaftlerInnen, die die ersten

Aufzeichnungen verschriftlichten und welche uns bis heute erhalten blieben. Archäologische

Funde zeigen das Vordringen der Menschen in die höheren Lagen, ob diese Menschen jedoch

auch schon auf den Gipfeln waren, bleibt ein Geheimnis. Eines ist sicher, es waren die

einheimischen Bergbauern/Bergbäuerinnen, HirtInnen, JägerInnen und SchmugglerInnen,

welche die Akademiker auf die Berge begleiteten und führten. Laut Grupp (2008, S. 23). waren

„Eben diese Männer [..] die ersten Bergführer, deren Dienste sich die städtischen Touristen

bedienten, als sie begannen, sich ihrerseits in die Welt des Hochgebirges vorzuwagen“.

Im 19. Jahrhundert wurden die Alpen „erobert“, so etwa wurde 32 Jahre vor dem Dachstein

der Großglockner im Jahr 1800 erstmals bestiegen.

Page 26: Der Dachstein und seine Gletscher

25

Josepf August Schultes war einer der ersten auf dem Großglockner und er schrieb ebenfalls

über den Dachstein. Mit seinem Werk „Excursion auf den Glätscher am Dachstein“ wird er

zum Pionier in der Dachstein-Literatur. Zwei Jahre nach seiner Großglocknerbesteigung

machte sich Schultes am 6. September 1804 mit seinem Kameraden Dr. Klinger in Hallstatt

auf ins Dachsteingebirge. Gut ausgerüstet mit „Steigeisen und Griespeil und Stricken und

Barometer und Thermometer“ stiegen sie bis zum Gletscher empor (Schultes 1809, S. 107-

112).

Erzherzog Johann überschritt am 28.08.1810 das Dachstein-Hochplateau von der Gjaidalm

aus über die Feisterscharte nach Schladming (Mokrejs 2015, S.99).

Am 4. September 1810 machte sich F. J. Kleyle von Hallstatt über das Taubenkar auf bis zum

Gletscher. Eigentlich wollte er den höchsten Gipfel besteigen, jedoch beim Gletscher

angelangt, musste er feststellen, dass er den Rückweg antreten musste, da er laut seinen

Beschreibungen den falschen Weg eingeschlagen hatte und der Aufstieg von dieser Seite

nicht zu bewältigen war. (Kleyle 1814).

Auch Erzherzog Karl steigt am 27.08.1812 bis zum Gletscher empor. Auch er kann die

Eismassen nicht überwinden und kehrt um. Nach ihm wurde der Hallstätter Gletscher „Karls-

Eisfeld“ benannt (Mokrejs 2015, S. 100).

Vor der Erstbesteigung des Dachsteins wurde im Jahr 1819 der Torstein zum ersten Mal, vom

kaiserlichen Jäger Jakob Buchsteiner auch genannt „Schladminger Jakl“ bestiegen (Pilz

1980).

Im Jahr 1832 ereignete sich die Erstbesteigung des Hohen Dachsteins durch den Bauern Peter

Gappmayer über den Westgrat. Zwei Jahre später brachte eben dieser den ersten Touristen,

Professor Thurwieser, zum Gipfel empor (Pilz 1980).

Danach folgten 1841 die Erstbesteigung über die Randkluft und Nordflanke durch Johann

Ramsauer und die erste Überquerung 1842 von Osten nach Westen über den Dachstein-

Gipfel durch Friedrich Simony und den Hallstätter Führer Johann Wallner (Pilz 1980). Schon

im Jahr 1843 lässt Simony erste Sicherungen am Randkluft-Anstieg bis zum Gipfel des Hohen

Dachsteins anbringen, ebenso wie er im Wildkar eine Steinhütte als Notunterkunft erbaut.

Page 27: Der Dachstein und seine Gletscher

26

Abb.8.: Südwand des Dachsteingebirges mit einer Seitenflanke des Torsteins links, dem Mitterspitz, dem Hohem Dachstein und den Dirndln rechts, aufgenommen auf Höhe der Türlwandhütte (Quelle: Eigene Aufnahme, August 2019)

Die Dachsteinsüdwand, Abb. 8, wurde erstmals im Jahre 1901 von Eduard Pichl, Eduard

Gams und Franz Zimmerer über den später benannten Pichlweg bezwungen. Im Jahr 1909

meisterten die Brüder Irg und Franz Steiner die direkte Route durch die Südwand bis zum

Gipfel. Diese Route ging als wahre Meisterleistung in die Geschichte ein (Pilz 1980, S. 9-11).

und wird heute wie damals in Anlehnung an Maix (2017, S. 90) noch als Himmelsleiter

bezeichnet.

Im Jahr 1919 fanden Georg Steiner, Matthias Mayerhofer und Alfred Goedel den Goedel-

Steiner-Weg durch die Dachsteinsüdwand (Mokrejs und Hasitschka 2015, S. 143).

5.2. Der Alpinismus am Dachstein und das schrecklich-schöne Alpenbild

Im Hintergrund des Alpinismus stehen die nachfolgenden beschriebenen Entwicklungen des

Alpenbildes der schrecklich-schönen Alpen, wie in Kapitel 3 nach Bätzing (2018) erwähnt.

„Nach zunächst abschreckenden Berichten setzte bald eine Romantisierung und Verklärung

der Berge ein, die sich bis heute fortsetzt und nach wie vor unsere Idealvorstellungen prägt“

(Mandl und Mandl-Neumann 2009, S. 12). Diese „Romantisierung“ und „Verklärung der

Berge“, welche Mandl und Mandl-Neumann hier beschreiben, nennt Bätzing (2018) das

schrecklich- schöne Alpenbild. Das Alpenbild veränderte sich laut Bätzing (2018) zwischen

1760 und 1780, ab diesem Zeitpunkt wurden aus den `schrecklich-bedrohlichen Alpen´ die

`schrecklich-schönen Alpen´. Auch Grupp (2008, S. 36) beschrieb diesen Wandel des

Alpenbildes: „Zuvor galten die Berge als wüste Wildnis und Inbegriff des Chaos. Der Begriff

Wildnis aber war in jeder Hinsicht […] negativ besetzt“.

Page 28: Der Dachstein und seine Gletscher

27

Die Menschen hielten sich von den Bergen und deren steilen Gipfeln nicht mehr fern, sondern

suchten sie gezielt auf. „Bislang hatte der bedrohliche und gefährliche Charakter der Natur die

Menschen daran gehindert, sie als ästhetisch zu genießen, […]“ (Bätzing 2015, S. 14-15).

Diesen Wandel beeinflusste die industrielle Revolution sowie die rationale Denkweise im

Zeitalter der Aufklärung. Dadurch wird die Natur nicht mehr als Gefahr wahrgenommen und

verliert ihren Schrecken. Der Nervenkitzel steigt und die Natur lockt und beeindruckt. Die

ästhetische Schönheit bringt die Kombination aus friedlicher Idylle und Bedrohung. So hält

auch Bätzing (2015, S. 15) fest, „reine Idylle ohne Bedrohung wäre langweilig, und reine

Bedrohung ohne Idylle wäre abstoßend“. Durch Bilder und Gemälde bekommen die Menschen

in Städten das neue Alpenbild präsentiert und diese wollen daraufhin diese Berge

kennenlernen und bezwingen. Es sind zunächst wohlhabende, gebildete Personen mit oft

akademischem Hintergrund, welche sich auf in die Berge machen. So waren es am Dachstein

zum Beispiel die in Kapitel 5.1. erwähnten Personen wie der Arzt und Botaniker Schultes, der

Nationalökonom Kleyle, der Bruder des ehemaligen Kaisers Erzherzog Johann sowie der

Sieger über Napoleon Erzherzog Karl, um nur einige zu nennen (Pilz 1980). Die Einheimischen

konnten diese Euphorie der Städtler zunächst nicht begreifen, da es für sie nutzlos erschien.

Sie passten sich den neuen Gegebenheiten jedoch schnell an und konnten sich als

BergführerInnen und GastwirtInnen den Lebensunterhalt aufbessern (Bätzing 2015). Hallstatt

und auch die Gosau profitierten von dem frühen Alpinismus, welcher den Dachstein betraf. Auf

der Südseite hingegen dauerte es etwas länger, jedoch konnten die Leute, die dort

einheimisch waren, etwa ein halbes Jahrhundert nach dem goldenen Zeitalter des Alpinismus,

als die Dachstein-Südwand wegen ihrer technischen Herausforderung im Mittelpunkt stand,

ebenfalls profitieren. Begonnen im frühen Alpinismus, gibt es bis heute unzählige

festgehaltene Geschichten, Erzählungen von Besteigungen der Gipfel am Dachsteinmassiv.

In Originalschriften sowie in Sammelbändern wie dem Werk von Mokrejs und Hasitschka

(2015), Witzmann (2011) oder dem Werk von Maix (2017). Sie erzählen von den

Erstbesteigungen, von spektakulären Touren über Fels und Eis, über Winterbegehungen und

unvorhersehbare Wetterstürze, über herausfordernde Kletterpartien sowie gelungene

Gipfelsiege und tragische Unglücke.

Da es den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde auf alle diese Geschichten einzugehen,

werden nachfolgend einzelne Passagen von Kleyle (1814), von Maix (2017) und von Pilz

(1980) unter dem Aspekt der „schrecklich-schönen Alpen“ beleuchtet.

Kleyle (1814) berichtet von seinen Erfahrungen, welche er im Jahr 1810 am Dachstein erlebte.

Er wollte von Hallstatt aus den Gipfel des Hohen Dachsteins besteigen, musste jedoch, am

Gletscher angekommen, erkennen, dass er nicht weiterkonnte und den Rückweg antreten

Page 29: Der Dachstein und seine Gletscher

28

musste. In seinen Reiseberichten schildert er, was er auf seinem Weg sieht und fühlt: „In

friedlicher Stille sahen wir den schwarzen See mit seinen hohen Wänden in dem magischen

Lichte des Morgenrots sich allmählig verklären und in froher Erwartung stiegen wir […] um zu

Fuße unseren Weg zum Gletscher zu verfolgen“ (Kleyle 1814, S. 74). Dieser Satz vermittelt in

geschriebener Weise das Alpenbild der „schrecklich-schönen Alpen“. Die Idylle wird

ausgedrückt durch die „friedliche Stille“ und den rotgefärbten Himmel am Morgen beim

Hallstätter See, die Bedrohung durch die „hohen Wände“ und den Gletscher im Hintergrund.

Die Begeisterung, der Antrieb wird ausgedrückt durch „in froher Erwartung“ auf die begonnene

Tour. Eine weitere Passage aus Kleyle Reisebericht beschreibt die Situation der Ankunft am

Gletscher. „Wir standen an der Nordseite des Gletschers, vor uns die größere Hälfte des

östlichen Eisfeldes und an seiner obersten Schneide die zwei Säulen des Torsteins; links das

Dirndl und der Gjadstein; rechts das hohe Kreuz und vor ihm das Schöberl, lauter schroffe,

kahle, graue Kalkmassen, die an ihrem Fuße, auf den Platten und in den Klüften mit ewigem

Schnee bedeckt sind; hinter uns das Taubenkar, und so von allen Seiten umgeben mit höheren

Felsgebirgen waren wir an diesen schauerlichen Szenen der Verödung und des Todes, ohne

alle Aussicht in die Ferne“ (Kleyle 1814, S. 86-87). In diesem Satz wird das bedrohliche

Alpenbild in Erinnerung gerufen. Der Bergsteiger, der am Start der Tour voller Begeisterung

war, muss nun einsehen, dass er den Gletscher, den Berg, nicht bezwingen kann. Die

Bedrohung wird sichtbar durch die „schauerlichen Szenen der Verödung und des Todes“. Das

gesetzte Ziel konnte nicht erreicht werden, dies kann man sich leichter eingestehen, wenn eine

Bedrohung dafür verantwortlich ist. Kleyle muss den Rückweg antreten und tröstet sich mit

dem Gipfel des Krippensteins. In seinen Reiseberichten erkennt man auch, dass zu dieser Zeit

der Hohe Dachstein auch oft als Torstein bezeichnet wurde. Aber nicht nur der Name der

beiden Berge wurde des Öfteren verwechselt, sondern lange Zeit war man sich unsicher,

welcher der Berge der höhere ist. Darum galt lange Zeit der Torstein als der höchste Gipfel.

Heute ist klar, der Hohe Dachstein ist der höchste Gipfel im Dachsteingebirge mit 2995m ü.M.

Der Torstein ist mit 2948m ü.M. der zweithöchste Berg (Mokrejs 2015, S. 99-101).

Maix (2017) schreibt über die verschiedenen BergsteigerInnen, welche sich an der Dachstein-

Südwand erprobt haben. Nicht alle von ihnen schafften es auf den Gipfel, einige mussten

wieder umkehren, da es kein Weiterkommen gab, und einige von ihnen kehrten nicht mehr

lebendig zurück. Er schreibt über die Ausstrahlung der Dachstein-Südwand, die zugleich

„Lockung“ und „Drohung“ ist. „Es ist klarer Mittag. Keine Wolke steht auf dem Himmel. Die Luft

über dem struppigen Almgras zittert leicht vor Hitze. Hellgrau und schier ertrunken im

Sonnenglast steht die Riesenmauer, die Dachstein-Südwand. Mehrere Kilometer lang,

stellenweise tausend Meter lotrecht über die Schutt- und Firnkare emporragend. Leuchtende

Lockung und gnadenlose Drohung zugleich“ (Maix 2017, S.11). Die Dachstein-Südwand prägt

Page 30: Der Dachstein und seine Gletscher

29

das Erscheinungsbild der Ramsau. Im Zuge des fortschreitenden Alpinismus wollen

BergsteigerInnen die Wand bezwingen, die Geschicklichkeit und Können verlangt.

Auch diese Wahrnehmung der Dachstein-Südwand spiegelt das Wahrnehmungsbild, der

„schrecklich schönen Alpen“ wider. Einerseits flößt sie Angst und Schrecken ein, andererseits

fasziniert und begeistert sie. Maix (2017, S. 14) schreibt darüber, dass die Dachstein-Südwand

den Menschen Freiheit und Freude bringt: „Den Willen zur Freiheit, die Kühnheit, die

Eigenwilligkeit. Ihr Leuchten hauchte die nicht zu besiegende Freude am Leben ein“. Maix

beschreibt die damalige Euphorie, die mit einer Durchkletterung der Dachstein-Südwand

einherging. Es galt als frei und kühn die Wand zu besteigen und sie versprach Freude für

diejenigen, die sie meisterten. „Nicht die Schwierigkeit, nicht der Stolz über den neuen Weg

war entscheidend. Das Erlebnis lag in der Landschaft. In der Befriedigung der romantischen

Sehnsucht“ (Maix 2017, S. 36). Auch in dieser Passage wird sichtbar, dass das Alpenbild der

„schrecklich-schönen Alpen“ einen romantischen Blick auf die Landschaft hat.

Aber auch der Schrecken der Vergangenheit und das ältere Alpenbild der „schrecklich-

bedrohlichen Alpen“ ist nicht ganz vergessen: „Droben der Gipfel, der obere Teil der

Riesenmauer brennt schon im Leuchten des jungen Tages. Und ebenso unsere Stimmung.

Ein leichtes Bangsein, das nichts mit Furcht zu tun hat. Nur ein dunkles Gefühl, vererbt von

Generationen von Vorfahren, für die alle der Berg Sitz von Gefahr, göttlicher Gewalt und

Drohung war “ (Maix 2017, S. 48). Das bedrohliche Alpenbild ist eine Erinnerung, wobei die

Spannung und die Anziehung der Südwand höher sind als die Bedrohung und diese in den

Hintergrund verdrängen. Es ist ein und dieselbe Wand, betrachtet zu verschiedenen

Zeitpunkten und durch eine unterschiedliche Perspektive. Die Bedrohung bleibt erhalten,

jedoch ergibt sich durch den Perspektivenwechsel ein neuer Blick auf den Dachstein und die

Südwand. Die Bedrohung rückt in den Hintergrund und es bleibt die Faszination. „Die

Nachmittagssonne lässt aus der großen Wand scharfe Ecken, Kanten und Pfeiler vorspringen.

Sie zeichnet tiefe Risse und Sprünge, malt in dem Wechselspiel von Licht und Schatten ein

Bild von drohender Wildheit und erbarmungsloser Lockung“ (Maix 2017, S. 101).

Maix berichtet auch von einer Rettungsmission in der Dachstein- Südwand. Die faszinierende,

lockende Wand wird zur drohenden Todesfalle. „Vor uns ragt schauerlich steil die Wand des

Dachsteins auf. Alles ist mit Schnee bedeckt. Der Gedanke, dass Menschen in diesem

grausigen Gefängnis leben, legt sich bedrückend aufs Herz. Totenstille. Kein Stein fällt.

Gefroren scheint jede Lebendigkeit in dem eiskalten Morgen. Und ich denke daran, dass in

einigen Stunden die Sonne in die Wand scheinen wird und die Lawinen kommen, die Steine

krachen, die Wasserfälle rauschen, und ich denke, dass wir dann mitten drin sein werden“

(Maix 2017, S. 140). Auch in dieser Passage wird die Erinnerung an die bedrohlichen Alpen

deutlich.

Page 31: Der Dachstein und seine Gletscher

30

Pilz (1980) beschreibt das Unglück, welches sich beim „Ostersturm“ im Jahre 1954 am

Dachstein ereignete. Dabei verirrten sich zehn SchülerInnen und ihre drei LehrerInnen bei

einem Sturm am Dachstein und verloren dabei ihr Leben. Das Heilbronnerkreuz, (Abbildung

9), erinnert noch heute an die Tragödie.

Abb.9.: Heilbronnerkreuz am Dachsteinmassiv (Quelle: Eigene Aufnahme)

„Die leichten Anstiegswege, das schützende Dach der Berghütte, gaukelten oft dem Wanderer

andere Bilder vor- in Wirklichkeit aber blieb der Berg der Gleiche wie ehedem. Er badet im

Glanz des Firnlichtes, schlägt in Sturmeswut zu, grollt im Hagel stürzender Felsen und

losbrechender Lawinen, in Nebelfäden verwirrt er der Wanderer Pfade“ (Pilz 1980, S.8). Die

Bedrohung, welche von den Bergen ausgeht, wird nirgends so sichtbar wie in Erzählungen,

bei welchen BergsteigerInnen, WanderInnen oder auch SchülerInnen ihr Leben ließen. Das

Alpenbild, das dargestellt wird und welches den Leuten die Schönheit vorspiegelt, ist ein Teil

der Wahrnehmung sowie auch die bedrohliche Seite vorhanden ist. Es sind verschiedene

Blickwinkel, verschiedene Perspektiven auf die gleichen Alpen, auf den gleichen Berg oder

wie hier auf den Dachstein. Die Warnungen vor den Gefahren werden immer noch

ausgesprochen. Die Sagen und Geschichten weitererzählt. „Selbst moderne Alpinisten stehen

bruchlos in dieser Tradition, wenn sie die bezwungenen Gipfel mit der Errichtung von

Gipfelkreuzen oder Madonnenfiguren ehren und ihnen auf die Weise die durch die Besteigung

entrissene Aura zurückgeben“ (Grupp 2008, S.16). AlpinistInnen finden oft in den Bergen ihren

Weg zu Gott. Die BergsteigerInnen erzählen von religiösen Erkenntnissen oder mystischen

Erlebnissen, welche sie am Berg erfahren haben. Somit bleibt die Bedrohung auch weiterhin

ein Teil, eine andere Perspektive im Blick auf die Berge, auch wenn nach außen hin das Bild

der „schrecklich-schönen Alpen“ überwiegt. Auch Abbildung 10 zeigt letztendlich Gefahr und

Idylle auf einem Bild.

Page 32: Der Dachstein und seine Gletscher

31

Abb.10.: BergsteigerInnen hoch über dem Gosaugletscher mit Blick auf den Hinteren und Vorderen Gosausee (Quelle: Herbert Raffalt)

6. Die wissenschaftliche Erforschung des Dachsteinmassivs

Schon im 15. Jahrhundert, dem Zeitalter der Renaissance und des Humanismus, beginnt in

Europa ein grundlegender Wandel im Denken der Menschen. Anstatt nur das Leben nach dem

Tod erreichen zu wollen, beginnt der Mensch das Leben vor dem Tod zu leben und zu

gestalten. Bezogen auf die Berge´, muss der Mensch laut Grupp (2008, S. 25) diese „[…]

zuerst erkunden und verstehen. So wird er nicht nur Eroberer, sondern auch Naturforscher,

Geograph, Botaniker, Geologe und findet dabei auch den Weg ins Gebirge“. Wo zuvor die

Berge nur zum eigenen Nutzen, dem Bestreiten des Lebensunterhalts, bestiegen wurden, wie

für die Almwirtschaft oder den Salzabbau, dienen sie nun auch dem Erkenntnisgewinn.

In dieser Zeit entwickelte sich in der Schweiz, in Basel, ein Gelehrtenzentrum der Alpen. Von

diesem aus wurden die Täler und Berge der Alpen, deren Topografie, Geologie, Fauna und

Flora erforscht (Grupp 2008, S. 25- 33). „Dies ist die ursprünglichste Form des Bergsteigens,

bei dem Berge der Wissenschaft wegen bestiegen werden, um geographische, geologische

und botanische Erkenntnisse zu gewinnen oder um die Geheimnisse des Luftdrucks, der

Luftzusammensetzung oder der Meteorologie zu enträtseln“ (Grupp 2008, S. 93).

„Lange bevor man daran dachte, die Berge zu besteigen, wurden sie bereits gezeichnet und

vermessen - die ersten Karten entstanden“ (Strauß und Strauß 2006, S.21). Die ersten Karten

waren jedoch noch sehr fehlerhaft. Es gab weder korrekte Entfernungs- noch korrekte

Page 33: Der Dachstein und seine Gletscher

32

Höhenmessungen. Sie wurden oft anhand von Erzählungen und Einschätzungen gezeichnet.

Die ersten Karten, auf denen das Dachsteinmassiv ersichtlich ist, stammen aus dem 16.

Jahrhundert. Um 1551 zeichnete der Salzburger Marcus Secznagel eine Karte des Erzbistum

Salzburg, wobei auch der Dachstein als Gebirgsstock eingezeichnet wurde. In den

darauffolgenden Jahrzehnten wurden zwar weiterhin Karten erstellt, jedoch oft sehr lückenhaft

und verzerrt. Bei der Gründung des Österreichischen Alpenvereins machte es sich dieser auch

zur Aufgabe, gute und allgemein zugängliche Karten auch für Berggebiete herzustellen. Seit

1865 und seit 1873 in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Alpenverein werden Karten

angefertigt. Die erste vom Dachstein stammte aus dem Jahr 1915 (Strauß und Strauß 2006,

S 73-78).

Der frühe Alpinismus begann um 1800 am Dachstein. Wie schon im Kapitel 5.1. beschrieben,

waren die ersten BergsteigerInnen am Dachstein meist wohlhabende und gebildete Personen.

Neben der Ausrüstung, welche zum Bergsteigen gebraucht wird, führt sie wissenschaftliche

Geräte mit, wie das Barometer und Thermometer. Am Dachstein ging vor allem Friedrich

Simony, für die wissenschaftliche Erforschung des Gebirksstockes in die Geschichte ein. Im

nachfolgenden Kapitel 6.1. soll darauf nähe eingegangen werden.

6.1. Friedrich Simony: Bergsteiger und Dachsteinerforscher

Friedrich Simony war nicht nur Bergsteiger, sondern vor allem Wissenschaftler. Er machte sich

die Erforschung des Dachsteinstockes zur Lebensaufgabe. In seinen Werken beschreibt er

seine Erlebnisse auf dem Dachstein, und leitet daraus kulturgeschichtliche sowie geografische

Erkenntnisse ab.

Im Sommer 1840 kam Simony erstmals ins Salzkammergut, nach Hallstatt, und begann bald

darauf seine Erforschung der Landschaft am Dasteinplateau. Laut Witzmann (2011) erzählten

ihm damals die Einheimischen, dass sich das „Karls-Eisfeld“ von Jahr zu Jahr verändert. Dies

weckte in Simony den Drang, die Gletscher genauer zu erforschen und dies nicht nur im

Sommer, sondern auch im Winter (Witzmann 2011, S. 10-11). „Es war im Oktober 1840, als

ich gelegentlich meines ersten Aufenthalts in Hallstatt das Karlseisfeld zum ersten Male betrat

und hiebei sichere Anzeichen seines Wachsens konstatierte [..]“ (Simony 1895, S. 128).

Er fertigte genaue Skizzen an, auf welchen man die Gipfel wie die Gletscher sah. Zwei Jahre

danach, im September 1842, erreichte er erstmals über die Randkluft den Gipfel des Hohen

Dachsteins (Mokrejs 2015, S.294). Simony (1921) beschreibt seine Erlebnisse und

Beobachtungen von zwei „Wanderungen“ am Dachsteinmassiv. Dabei ist zu erwähnen, dass

die erste Wanderung im September 1842 insgesamt drei Tage dauerte und die zweite im

September 1843 zwei Übernachtungen auf dem Gipfel des Hohen Dachsteins beinhaltete.

Page 34: Der Dachstein und seine Gletscher

33

Simony beschreibt seine Wahrnehmung der Landschaft auf seinem Weg über das

Dachsteinmassiv: „Um die finsteren senkrechten Felsmassen wanden sich auf deren

stufenförmigen Absätzen, vom Fuße bis zu ihren blendenden Firnen, in mannigfachen Linien

weiße Schneestreifen, gleich Silberketten die Glieder des Erdbaues umspannend“ (Simony

1921, S.20.). Auch das Glücksgefühl am Gipfel beschreibt Simony: „Ich habe ihn gehabt,

diesen Genuß, er schuf mir die schönste, die erhabenste Stunde meines Lebens“ (Simony,

1921, S.69). Seine Schilderungen über die Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge zählen

zu den „klassischen literarischen Stimmungsbildern der Alpenliteratur“ (Mokrejs und

Hasitschka 2015, S. 294). Simony war auch der erste Bergsteiger, welcher im Winter den

Hohen Dachstein bestieg. Im Jahr 1847 begann er seinen abenteuerlichen Aufstieg mit seinem

Gefährten Wallner (Mokrejs und Hasitschka 2015, S. 294). Das ist aber bei weitem nicht seine

größte Errungenschaft, durch welche er zum Pionier in der Dachsteingeschichte wurde. Laut

Moser (1997, S. 129) hat Friedrich Simony „[…] nicht nur als erster Gletscherforscher im

Dachsteingebiet grundlegende Untersuchungen durchgeführt, sondern mit seinen

wissenschaftlichen Arbeiten und dem zweibändigen Werk `Das Dachsteingebiet´ für alle im

dortigen Gletscherbereich Tätigen, die Basis für weiteres Arbeiten geschaffen“.

6.2. Die Gletscher am Dachstein

Simony (1895) beschreibt sechs Gletscher am Dachstein. Das Karls-Eisfeld, auch Hallstätter

Gletscher genannt, den Gosau-Gletscher, den Schladminger Gletscher, den

Schneelochgletscher, den Torsteingletscher und den Edelgrießgletscher. Moser (1997)

beschreibt neun Gletscher am Dachstein. Neben denen, welche schon Simony benannt hat,

beschreibt er auch den Schmiedstockgletscher. Außerdem teilt er den Gosau-Gletscher in den

Großen und Kleinen Gosau-Gletscher und den Torsteingletscher in Nördlichen und Südlichen

Torsteingletscher. Laut der vom Österreichischen Alkpenverein (2012) veröffentlichten

Alpenvereinskarte 14 „Dachsteingebirge“ mit dem Gletscherstand vom Jahre 2009, gibt es am

Dachsteingebirge acht Gletscher. Die drei größten sind der Hallstätter Gletscher, der Große-

Gosau Gletscher und der Schladminger Gletscher. Danach kommen der Schneelochgletscher,

der Kleine Gosau-Gletscher, der Edelgrießgletscher, der Nördliche und Südliche

Torsteingletscher. Der ehemalige Schmiedstockgletscher ist darauf nicht mehr angeführt. Der

ehemalige Schmiedstock-Gletscher war nördlich des Schmiedstockes und der Hohen

Gamsfeldspitze. Auf Abbildung 11 sieht man das Gletschergebiet am Dachstein vom

Krippenstein. Auf diesem Blick sind der Schladminger Gletscher links und der Hallstätter

Gletscher rechts des Gjaidsteins sichtbar.

Page 35: Der Dachstein und seine Gletscher

34

Abb.11.: Blick auf das Gletschergebiet am Dachstein, aufgenommen am Krippenstein (Quelle: Eigene Aufnahme, Sommer 2016)

6.3. Grundlagen zur Gletscherkunde

„Die Gesamtfläche des Gletschereises auf der Erde wird mit 14,9 Millionen km² angegeben;

das entspricht 10% der Landoberfläche. Hiervon entfallen allein 12,6 Millionen km² auf die

Antarktis und 1,7 Millionen km² auf Grönland; die übrigen 4% sind in Form zahlreicher kleiner

Gebirgsgletscher und Eiskappen über den Rest der Erde verteilt“ (Ehlers 2011, S. 57). Eine

genauere Bestandsaufnahme im Jahr 2014 aller Gletscher der Erde, ausgenommen der

Eisschilde auf Grönland und der Antarktis, ergab eine Gesamtfläche von ca. 730 000 km²

aufgeteilt auf ca. 198 000 Gletscher, wobei die Anzahl der Gletscher durch den Zerfall größerer

Gletscher und den Wegfall kleinerer Gletscher über mehrere Jahre stark variiert (Pfeffer et al.

2014). Im Jahr 2021 wurde eine überarbeitete Version dieser im Jahr 2014 veröffentlichten

Bestandsaufnahme mit einer korrigierten Gesamtfläche der Gebirgsgletscher der Erde von ca.

620 000 km² herausgegeben (Li et al. 2021).

Damit sich aber Gletscher bilden können, muss grundsätzlich die im Winter gefallene

Schneemasse größer sein als die im Sommer abgetaute, sodass sich die Schneemenge im

nächsten Winter weiter erhöhen kann. Dabei spielen verschiedene Faktoren eine maßgebliche

Rolle, wie die Temperatur und die Niederschlagsmenge. Damit sich Gletschereis bilden kann,

braucht es Schnee, aus ca. 80cm Schnee wird ca. 1cm Gletschereis. Das ist damit zu erklären,

dass durch wiederholtes Auftauen und Wiedergefrieren, das Volumen ab- und die Dichte

zunimmt. Neuschnee enthält ca. 90% Luft, durch wiederholtes Auftauen und Wiedergefrieren

Page 36: Der Dachstein und seine Gletscher

35

entsteht Altschnee, nach einem Jahr Firn genannt mit einem Luftanteil von ca. 50% und

darunter. Im Laufe der Zeit entsteht dann Firneis, mit einem Luftanteil von ca. 30%. Daraus

entwickelt sich durch wiederholtes Zusammenpressen von weiteren Schneelagen und Firneis

Gletschereis, mit einem Luftanteil von ca. 2%.

Der Gletscher selbst wird durch die Gleichgewichtslinie in zwei Teile gegliedert. Oberhalb der

Gleichgewichtslinie befindet sich das Nährgebiet und unterhalb das Zehrgebiet. Im Nährgebiet

überwiegt die Anreicherung von Neuschnee, der über Jahre zu Firn und über Jahrzehnte zu

Gletschereis wird. Das Nährgebiet wird auch Akkumulationszone genannt. Im Zehrgebiet

überwiegt das Abschmelzen, auch Ablation genannt. Ist die Akkumulation größer als die

Ablation, nimmt die Masse des Gletschers zu und er wächst, dies bedeutet eine positive

Massenbilanz. Ist jedoch die Ablation größer als die Akkumulation, verliert er an Masse und

der Gletscher geht zurück, dies ist eine negative Massenbilanz. GletscherforscherInnen

beobachten diese Massenveränderungen der Gletscher über Jahre hinweg und können so

Rückschlüsse auf klimatische Veränderungen treffen.

Ist das herrschende Klima konstant, so stehen Nährgebiet und Zehrgebiet in einem Verhältnis

von ca. 2:1. Gibt es Änderungen im Klima, so verändert sich auch dieses Verhältnis zwischen

Nähr- und Zehrgebiet und somit auch die Gesamtfläche und die Länge des Gletschers.

Schmilzt ein Gletscher ab, so werden am Rand Moränen sichtbar. Moränen entstehen

dadurch, dass Fels und Schutt bei der Bewegung des Eises mittransportiert wird. Neben den

Moränen sind auch Erratika, große vereinzelte Felsen, und Schleifspuren der Gletscher am

Untergrund Merkmale für frühere Ausdehnungen des Gletschers. Laut Fischer et al. (2018, S.

6)) ist „die Reaktion der Gletscher auf veränderte Klimabedingungen, [..] wesentlich komplexer

als der bloße Anstieg der Schmelzbeträge an den Gletscherzungen durch die

Temperaturerhöhung im Sommerhalbjahr“. Demnach spielen auch die Menge der

Niederschläge, die Temperatur während der Niederschläge (= Häufigkeit und Ausmaß der

Schneefälle), die Sonneneinstrahlung und die Oberflächenbeschaffenheit des Gletschers eine

Rolle. Außerdem gibt es Rückkoppelungseffekte, welche das Abschmelzen wiederum

beschleunigen. Zum Beispiel führt das Abschmelzen zu einer Dunkelfärbung der

Gletscheroberfläche (Abbildung 12). Dadurch absorbiert die Oberfläche mehr

Sonneneinstrahlung, wohingegen der helle Neuschnee die Sonneneinstrahlung mehr

reflektiert. Die zusätzliche Wärme treibt das Abschmelzen weiter voran. Damit ein Gletscher

auch als Gletscher angesehen wird, muss er einerseits aus Gletschereis bestehen und

andererseits einer Bewegung unterliegen. Gletscher, die kleiner als ein Hektar sind, werden

oft als „Gletscherfleck“ bzw. „Firnfleck“ bezeichnet (Fischer et al. 2018).

Page 37: Der Dachstein und seine Gletscher

36

Abb.12.: Dunkelfärbung des Hallstätter Gletschers ausgelöst durch das Abschmelzen der winterlichen Schneedecke (weiß), aufgenommen am Gjaidstein (Quelle: Eigene Aufnahme, August 2019)

6.4. Gletscherforschung

Der Alpenverein führte unter anderem auf Initiative von Eduard Richter ab dem Jahr 1891 in

Österreich systematische und regelmäßige Gletschermessungen ein. Es wird der Abstand des

Gletscherrandes von markierten Fixpunkten aus gemessen, sodass eine Änderung sichtbar

gemacht werden kann und die Werte vergleichbar sind. Die Längenänderungen vieler

Gletscher in Österreich werden dadurch jährlich festgehalten. Laut Fischer et al. (2018) gab

es in Österreich seit 1890 bis 2015 zwei Gletschervorstöße, um 1920 und zwischen 1965 und

1980, ansonsten einen kontinuierlichen Gletscherrückgang. „Zum Zeitpunkt von Eduards

Richter Aufruf zur Beobachtung der Gletscher war kaum vorhersehbar, wie wichtig die damals

begonnenen Messungen des Vorstoßes und Rückgangs im 21. Jahrhundert werden würden.

Heute sind die zurückschmelzenden Gletscher zum Symbol des Klimawandels geworden“

(Fischer et al. 2018, S. 97).

Das Klima unterliegt einem natürlichen Wandel, in dem sich Warm- und Kaltzeiten während

eines Eiszeitalters abwechseln. In der Erdgeschichte gab es schon mehrere Eiszeitalter. Auch

heute leben wir in einem Eiszeitalter, auch Pleistozän genannt, welches vor 30 Mio. Jahren

durch allmähliche Abkühlung abzuweichen begann. Laut Ehlers (2011) bezeichnet man ein

Eiszeitalter als einen Abschnitt der Erdgeschichte, in dem mindestens einer der beiden Pole

vergletschert ist. Während der Kaltzeiten oder Glaziale, dehnen sich die Gletscher aus. In den

Warmzeiten (Interglaziale) ziehen sie sich wieder zurück. Dieser Zyklus wechselt sich ca. alle

100 000 Jahre ab, nach einem langsamen Abschmelzen in einer Warmphase folgt nach ca.

70 - 80 000 Jahren eine Eiszeit. Durch das Zusammenspiel von Exzentrizität der

Page 38: Der Dachstein und seine Gletscher

37

Erdumlaufbahn, des Neigungswinkels der Erdachse und den Zeitpunkt des Perihels wird die

Sonneneinstrahlung auf die Erde beeinflusst, auch Milankovitch-Zyklus genannt, welcher eben

die Kalt- und Warmzyklen auslöst. Dieser natürliche Zyklus wird durch Rückkoppelungseffekte

und anthropogene Einflüsse, wie der vermehrten Freisetzung von Treibhausgasen, wie

Kohlenstoffdioxid (CO2) und Methan (Ch4) beschleunigt, was zu einem schnelleren und

vermehrten Abschmelzen der Gletscher führt (Ehlers 2011). Mit dem Klimawandel beschäftigte

sich auch Schönwiese (2020), der die Mechanismen und deren Auswirkungen beschreibt.

Auch Böhm et al. (2007) schreiben üben den Klimawandel, insbesondere über deren

Auswirkung auf die Gletscher und welchen Einfluss der Mensch dazu trägt.

Laut Li et al. (2021) gibt es weltweit ca. 198 000 Gletscher mit einer Fläche von ca. 620 000

km². Wobei die vergletscherte Fläche in Zentraleuropa, also die Gletscher der Alpen und der

Pyrenäen, 2092 km² beträgt. In Österreich gibt es laut Fischer et al. (2015) 925 Gletscher mit

einer Gesamtfläche von ca. 415 km², wovon auf die Dachstein Gruppe im Jahr 2012 ca. 5,1

km² entfielen.

6.5. Gletscherforschung am Dachstein

Abb.13.: Panoramabild des Schladminger Gletschers und des Hallstätter Gletschers aufgenommen vom Niederen Gjaidstein (Quelle: Eigene Aufnahme, August 2019)

„Mit vollem Rechte darf das Dachsteingebirge als ein Studienfeld ersten Ranges für alle

Diejenigen bezeichnet werden, welche die verschiedenen physikalisch-geographischen

Eigentümlichkeiten und typischen Charakterzüge der Kalkhochalpen, in einem einzigen enger

begrenzten Gebiete vereint, an Ort und Stelle kennen lernen wollen […]“ (Simony 1895, S.2).

Nachfolgend werden seine Gletschermessungen grob dargestellt und mit anderen

ForscherInnnen, welche sich nach Simony dieser Aufgabe widmeten, ergänzt. Laut Simony

(1895, S. 124) dehnen sich die Gletscher am Dachsteingebirge über eine Fläche von 10,42

km² aus, wobei er in seiner 50jährigen Forschung einen deutlichen Rückgang der Fläche

beobachten konnte. Als Grundlage seiner Berechnung gibt Simony die „[…] Sektionsblätter

der Originalaufnahme der G.-St.-K. aus den Jahren 1872-1874“ an. Simony (1895, S. 126)

verweist auch darauf, „[…] dass gerade die Gletscher des Dachsteingebirges vermöge ihrer

Page 39: Der Dachstein und seine Gletscher

38

leichten Zugänglichkeit und der geräumigen, denselben nahegerückten Schutzhütten ein

ungewöhnlich dankbares, nur vergleichsweise geringe Kosten erforderndes Arbeitsfeld bieten

würden“.

Die einzelnen Gletscherflächen „auf Grundlage der Originalaufnahmen der G.-St.-K.“ betragen

laut Simony (1895, S. 126) am Karlseisfeld 530 ha, am Gosauer Gletscher 210 ha, am

Schladminger Gletscher 199 ha, am Torsteingletscher 43 ha, am Schneelochgletscher 39 ha

und am Edelgrießgletscher 21 ha. Simony verweist darauf, dass die Flächenangabe des

Schneelochgletschers „infolge täuschender Schneeverhältnisse“ vermutlich kleiner ist als die

Fläche des Edelgriesgletschers. Simony stellte schon fest, dass die Aufmerksamkeit bei der

Erforschung der Gletscher eher auf den drei größten Gletschern, den Hallstätter Gletscher,

den Gosau-Gletscher und den Schladminger Gletscher liegen sollte, da die anderen in ihren

Mächtigkeiten einfach viel kleiner waren. „Während die Horizontalprojectionen der drei bisher

besprochenen Gletscher des Dachsteingebirges zusammengenommen eine Fläche von 939

ha bedecken, erreichen jene des Thorstein-, Schneeloch- und Edelgriesgletschers in ihrer

Gesamtheit nur den Betrag von 103 ha, also nicht einmal ein Neuntel der ersteren

Flächensumme, wonach die letztgenannten Gletscher auch vermöge ihrer Ausdehnung

lediglich eine untergeordnete Bedeutung besitzen“ (Simony 1895, S. 139).

Laut Moser (1997) betrug im Jahr 1991 die Fläche des Hallstätter Gletschers 314 ha, die des

Großen Gosaugletschers 127 ha, des Schladminger Gletscher. 80 ha des Kleinen

Gosaugletschers 9 ha, des Schneelochsgletschers 22 ha, des nördlichen Torsteingletschers

5 ha und des südlichen Torsteingletschern 3 ha. Der Edelgrießgletscher hatte eine Fläche von

4 ha und der Schmiedstockgletscher von 2 ha im Jahre 1958 (Moser 1997, S.21-54). Das

ergibt eine Gesamtgletscherfläche von 5,7 km². Somit sind die Gletscher seit Simony (1895),

der sie auf 10,4 km² bemaß, um fast 50% zurückgegangen. Laut Moser (1997) sind es nur

mehr sechs Gletscher am Dachstein, die anderen seien ihm zufolge „Firne“. „Heute stehen im

zentralen Dachsteingebirge drei größere Kargletscher (Hallstätter, Gr. Gosau und

Schladminger) drei kleineren (Schneeloch, Kl. Gosau und Ndl. Torstein) gegenüber. […]

Kleinstgletscher (Edelgrieß und Sdl. Torstein) sollten richtiger als „Firne“ bezeichnet werden,

da sie lediglich Firneisbildung erkennen lassen“ (Moser 1997, S. 38). In den Nördlichen

Kalkalpen besitzt somit der Dachstein laut Moser (1997) die größte vergletscherte Fläche.

Die Gletscher der Dachstein Gruppe umfassten laut Fischer et al. (2015) im Jahr 2012 eine

Fläche von ca. 5,1 km², wobei ein Rückgang der Gletscher seit dem Jahr 1969 bis 2002 von

ca. 9%, also von einer Ursprungsfläche von 6,3 km² auf eine Fläche von 5,7 km², zu

beobachten war. In den zehn Jahren zwischen 2002 und 2012 ging die Gletscherfläche ca.

weitere 11% zurück.

Page 40: Der Dachstein und seine Gletscher

39

Der Verein ANISA führt am Dachstein seit 1996 im Sinne des Natur- und Umweltschutzes

sowie des Gletscherrückganges Beobachtungen am Hallstätter und Schladminger Gletscher

durch. Laut Mandl (2020) betrug die Fläche des Schladminger Gletschers im Jahr 2015 ca.

0,68 km².

Der Untersuchung des Hallstätter Gletschers widmete sich auch das Institut für

Interdisziplinäre Gebirgsforschung (IGF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften

(ÖAW) gemeinsam mit der Blue Sky Wetteranalysen Traunmüller und Reingruber OG. Dazu

veröffentlichten zuletzt Helfricht, et al. (2020) einen Bericht. Demzufolge beträgt die Fläche

des Hallstätter Gletschers im Jahr 2020 2,6 km². Seit 2010 nahm die Fläche laut Helfricht et

al. um ca. 13% ab, das würde eine Fläche von ca. 3 km² im Jahr 2010 bedeuten.

Der Alpenverein führt seit dem Jahr 1946 Längenmessungen der Gletscher in der

Dachsteingruppe durch. Dabei werden der Hallstätter Gletscher, der Schladming Gletscher,

der Schneelochgletscher und der Gr. Gosau Gletscher beobachtet und vermessen. Laut den

Gletscherberichten seit 2009/10 bis 2019/20, also in den letzten 10 Jahren, nahmen der

Schladminger Gletscher ca. 36 m, der Hallstätter Gletscher ca. 132 m, der

Schneelochgletscher ca. 55 m und der Gr. Gosau Gletscher ca. 117 m an Länge ab

(Alpenverein Österreich, 2021).

Diese Auswahl von Daten aus verschiedenen Messungen auf den Gletschern am Dachstein

zeigen, dass sich der weltweite Rückzug der Gletscher auch auf dem Dachstein widerspiegelt.

Mag es zwischenzeitlich auch Zeiten gegeben haben, an denen die Gletscher wieder leicht

wuchsen, so lässt sich festhalten, dass es seit den Forschungen von Simony bis heute einen

klaren Trend zum Rückgang der Gletscher gibt. Auf Abbildung 13 sieht man den Schladminger

Gletscher und den Hallstätter Gletscher. Darin sichtbar sind Maßnahmen zur Verringerung der

Gletscherschmelze, wie das Abdecken mit Thermomatten nähe dem Hunerkogel. Auf diese

Maßnahmen wird in Kapitel 8. nochmals genauer eingegangen.

Auch Prognosen für die Zukunft lassen erahnen, dass sich dieser Trend weiter fortsetzen wird.

Als Hauptgrund wird dabei der Klimawandel angeführt. Grundlegend hängt das Klima von

verschiedenen Faktoren ab, diese betreffen die Atmosphäre, die Hydrosphäre, die

Kryosphäre, die Biosphäre, die Lithosphäre sowie die Sonneneinstrahlung. Diese Faktoren

bilden den Rahmen, der wiederum durch das Wachstum der Weltbevölkerung, deren

Energieverbrauch sowie die technischen und sozialen Entwicklungen beeinflusst wird. Das

IPCC, Intergovernmental Panel on Climatic Change, widmete sich der Aufgabe, mögliche

Zukunftsszenarien für die Veränderung des Klimas in der Zukunft zu treffen. Eines lässt sich

allen Szenarien entnehmen und zwar wird sich die Temperatur weiter erhöhen. Der

Unterschied der verschiedenen Szenarien besteht darin, wie schnell bzw. wie hoch die

Temperaturen steigen. Schmiedt et al. (2009) beschreiben diese Szenarien sowie deren

Auswirkungen für Österreich. Demzufolge sollen sich die Niederschlagsmengen verringern

Page 41: Der Dachstein und seine Gletscher

40

und die Temperaturen weiter erhöhen. Dies hat zur Folge, dass die Gletscher weiter

abschmelzen und das Abflussverhalten verändert wird. Zunächst führt das Abschmelzen der

Gletscher zu einer kurzfristigen Erhöhung der Abflussmenge, aber auf Dauer fällt diese

Gletscherspende weg. Dadurch wird sich auch die Vegetation ändern. Ähnliche Ausblicke sind

auch in Böhm et al. (2007) für die Alpengletscher festgehalten.

6.6. Die Wissenschaft und das „schrecklich-schöne Alpenbild“

Abb.14.: Schladminger Gletscher aufgenommen vom Gjaidstein (Quelle: Eigene Aufnahme, August 2019)

Der Beginn des Alpinismus am Dachstein und die wissenschaftliche Erforschung der Gletscher

am Dachstein verliefen zeitlich parallel und sind nicht voneinander trennbar. Wie schon

erwähnt, waren die ersten BergsteigerInnen am Dachstein wohlhabende Leute mit oft

akademischem Hintergrund. Im Gepäck hatten sie wissenschaftliche Messgeräte. Simony

fertigte als erster am Dachstein Skizzen über die Gletscher an und untersuchte diese. Seine

wissenschaftlichen Aufzeichnungen dienen einer Beschreibung des Zustands der Gletscher

sowie der Veränderung während seiner 50-jährigen Forschungszeit. „Als ich im Jahre 1861

das Karlseisfeld neuerdings besuchte, hatte sich der Abstand des Zungenendes vom

Signalblocke gegenüber dem letzten, im September 1853 ermittelten Werte bereits um 0,3 m

vergrössert, wohl aber liess die bis zum äusseren Rande des Stirnwalles 4,7 m breite

Endmoräne erkennen, dass sich die Gletscherzunge seit 1853 noch um 3,2 bis 3,8 m

vorgeschoben und erst in der Folge um einen etwas grösseren Betrag zurückgezogen hatte“

(Simony 1895, S. 130). Simony beschreibt seine Beobachtungen und Messungen zu den

Gletschern wissenschaftlich objektiv. Jedoch wird an manchen Stellen auch seine

Leidenschaft für den Dachstein und dessen Umgebung verdeutlicht. „Fast ein halbes

Page 42: Der Dachstein und seine Gletscher

41

Jahrhundert trennt mich jetzt, wo mein letztes Werk vollendet ist, von jener Weihestunde,

welche mir die Rundschau vom Gipfel des Hohen Dachstein an einem herrlichen Wintertage,

dem 14. Jänner 1847 gewährt hat: nicht als bunter Wechsel von Gletschern, Firnen, Felsen,

Wäldern, Wiesen, Seen, wie ihn das sieben Länder umfassende Panorama im Hochsommer

bietet als der von der Hand des höchsten Geistes in den Weltraum hineingezeichnete

Schöpfungsgedanke einer neuen Erde, welche nun plötzlich in vollendeter, luftiger Lichtgestalt

aus dem dunklen Chaos hervortritt, der aber noch die volle Verkörperung, die Farben des

Lebens fehlen: so erschien mir damals das schneeverhüllte Ländergemälde“ (Simony 1895,

S. 151).

Neben seinen wissenschaftlichen Beschreibungen der Gletscher, gibt er einen Einblick in

seine Wahrnehmung auf den Dachstein. Simony beschreibt die Gletscher, die Felsen, das

Landschaftsbild, die Farben und sein Gefühl dabei, dies alles zu beobachten und zu

erforschen. In seinen Schilderungen wird das Alpenbild der `schrecklich-schönen Alpen´

widergespiegelt. Simony beschreibt die Schönheit, die Leidenschaft und den Genuss, welchen

man auf dem Gipfel des Hohen Dachsteins erleben kann. Parallel schreibt er jedoch auch über

die Gefahren auf dem Weg bis zum Gipfel, von steilen Wänden und scharfen Felsen, von nicht

einsehbaren Gletscherspalten, Lawinen und sonstigen Gefahren (Simony 1921). Bei Simonys

Werken wird deutlich, dass er in wissenschaftlichen Arbeiten Ergebnisse objektiv beschreibt

und erklärt, wobei seine Erzählungen über die Touren am Dachsteingebirge eher subjektive

Beschreibungen seiner Wahrnehmung sind.

Auch andere WissenschaftlerInnen, welche am Dachstein forschten, wie Moser (1997),

Fischer et al. (2018) oder Helfricht et al. (2020) beschreiben den Dachstein und die Gletscher

objektiv, wohingegen bei den AlpinistInnen wie Maix (2017) die subjektive Wahrnehmung im

Vordergrund steht. Antriebsstärke der AlpinistInnen ist die Leidenschaft zu den Bergen, die

der WissenschaftlerInnen der Wissensdrang. WissenschaftlerInnen und auch AlpinistInnen

erzählen und schreiben über ihre Erfahrungen in den Bergen, veröffentlichen Berichte und

andere Texte. Diese Erzählungen und Veröffentlichungen ziehen weitere Personen in die

Berge, wodurch immer mehr Leute Touren in die Berge planen und diese auch erforschen

wollen. Auch die Einheimischen passen sich diesem Trend an, es werden BergführerInnen

ausgebildet, mehr Gaststätten betrieben und die Wege auf den Dachstein mit Haken und

Drahtseilen gesichert, sodass ein leichterer Zugang geschaffen wird (Lehr 1982). Schon

Simony (1895) beschreibt das zunehmende Interesse am Dachsteingebirge für den

Alpensport. Dabei dankt er der Sektion Austria des Deutschen und Österreichischen

Alpenvereins für die bessere Zugänglichkeit durch das Erbauen von Steigen und Wegen und

der Errichtung von Schutzhütten.

Heute ist der Alpenverein bekannt durch seine Arbeit an Kletter- und Wanderwegen,

Schutzhütten sowie anderen Freizeitangeboten. Die wissenschaftlichen und literarischen

Page 43: Der Dachstein und seine Gletscher

42

Aufgaben prägten ebenso sein Bild. Seit im Jahr 1862 der Alpenverein in Wien gegründet

wurde, galt sein Ziel dem Verbreiten und auch dem Erweitern der Kenntnisse von den Alpen,

insbesondere dem österreichischen Anteil davon. In Deutschland, Österreich und Südtirol

zählen die jeweiligen Alpenvereine laut Fischer et al. (2018) zu den mitgliederstärksten

Vereinen in ihrem Land. Der Alpenverein unterstützt schon seit seiner Gründung die

Gletscherforschung und veröffentlichte deren Ergebnisse in Publikationen. Laut Fischer et al.

(2018) war die wissenschaftliche Hauptaufgabe seit 1870 den Gletschern zugeschrieben. Im

Jahr 1891 wurde dann der Gletschermessdienst gegründet, welcher sich die Vermessung der

Gletscher und damit die Aufzeichnung von Längenänderungen zur Aufgabe setzte. Heute

können Schneeverhältnisse und Ausaperungszustände oft von installierten Kameras online

verfolgt werden. Diese werden oft von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik

(ZAMG) oder von Seiten des touristischen Angebots zur Verfügung gestellt. Auch auf der

Homepage „Dachstein“, betrieben von der Planai- Hochwurzen-Bahnen Gesellschaft m.b.H.

(2021), wird eine Live-Webcam, welche sich auf der Seilbahn-Bergstation auf dem Hunerkogel

befindet und ein 360° Panoramabild zeigt, angeboten. Abbildung 14 zeigt den Schladminger

Gletscher, aufgenommen vom Niederen Gjaidstein. Zu sehen ist ein Gletschersee am Ende

des Gletschers sowie die Skilifte und das Langlaufareal als Angebot für SportlerInnen.

Nachfolgend soll noch im Kapitel 7 genauer auf die touristische Erschließung und die Angebote

am Dachstein eingegangen werden.

7. Tourismus am Dachstein

Abb.15.: TouristenInnen auf einer Dachsteinüberquerung (Quelle: Herbert Raffalt)

Page 44: Der Dachstein und seine Gletscher

43

Franz Mandl (2019) beschreibt die „Chronologie der touristischen Dachsteinerschließung“ in

fünf Phasen und geht dabei auch auf die damit einhergehende Umweltverschmutzung ein. Wie

im Kapitel 5.1. erwähnt, stieg im Jahr 1834 der erste Tourist, P.C. Thurwieser, auf den Gipfel

des Hohen Dachsteins. Davor waren schon einige bis zum Gletscher vorgestoßen. Die Phase

der Erkundung beginnt.

Im Jahr 1875 wird die Eisenbahn durch das Ennstal und 1877 ins Salzkammergut eröffnet.

Dadurch wird die Anreise erleichtert und preisgünstiger, wodurch sich mehr Leute eine Reise

leisten können. Damals begann der Tourismus, dessen Ausprägung man heute als sanften

Tourismus bezeichnen würde. In dieser Phase werden auch die meisten Schutzhütten erbaut

und eröffnet, darunter im Jahr 1877 die Simonyhütte, im Jahr 1880 die Austriahütte, 1908 die

Adamekhütte, 1914 das Guttenberghaus, 1926 die Dachstein-Südwandhütte und 1929 die

Dachsteinwartehütte. Es wird auch die Rieseneishöhle für den Tourismus im Jahr 1914

erschlossen (Mandl 2019).

Mit der Eröffnung der ersten Seilbahn von Obertraun bis zur Schönbergalm beginnt 1951 die

Phase des Massentourismus. Mit dem Bau der Dachsteinstraße im Jahr 1961, welche von der

Ramsau bis zur Türlwandhütte reicht, nimmt der Massentourismus weiter zu und die vierte

Phase beginnt. In dieser Phase wird die Dachstein-Südwandbahn im Jahr 1969 eröffnet. Am

Gletscher gibt es sogenannte „Gletschertaxis“ und Lifte erlauben den Skisport.

Im Jahr 2003 wird das Dachstein-Gletscher-Skigebiet durch die Planai-Hochwurzen-Bahnen

von der Dachstein Tourismus AG übernommen und es beginnt eine intensive Vermarktung

und Bewerbung, welche den Massentourismus weiter vorantreibt und die fünfte Phase

einläutet. In Folge entstehen unter anderem 2004 der „Dachstein Superpark“, 2005 der

„Dachstein Sky Walk“, 2007 der „Eispalast“ und 2013 eine 81 m lange Hängebrücke und die

„Treppe ins Nichts“. Abbildung 15 zeigt eine Gruppe von TouristInnen auf einer

Dachsteinüberquerung. Nachfolgend soll auf den sanften Tourismus und auf den

Massentourismus nochmals genauer eingegangen werden.

7.1. Der sanfte Tourismus am Dachstein

Mit der Eröffnung der Eisbahn 1875 durch das Ennstal und 1877 durch das Salzkammergut,

wurde der Zugang zum Dachstein für viele erleichtert. Die Anreise wurde kostengünstiger,

wodurch sich mehr Touristen eine Reise leisten konnten. Laut Cerwinka (1999) warb ein

Dachsteinführer vom Jahr 1886 mit der Ramsau als klimatischem Höhenkurort. In den Jahren

1909/10 wurde die Straße zwischen Schladming und der Ramsau gebaut und erleichterte

nochmals die Anreise.

Der Alpenverein investierte in die Errichtung und Sicherung von Wanderwegen sowie in den

Bau von Schutzhütten. Am Dachstein wurde 1874 der Wanderweg von Hallstatt zum

Page 45: Der Dachstein und seine Gletscher

44

damaligen Karls-Eisfeld durch den Deutschen und Österreichischen Alpenverein ausgebaut.

Kurze Zeit später, im Jahr 1876, wurde auch der Bau der ersten Schutzhütte, der Simonyhütte,

begonnen und diese 1877 eröffnet. Wie Lehr und Schenner (1990, S. 20) sagen: „Die

Simonyhütte war schon ziemlich alles, was ein Schutzhaus überhaupt sein kann: Für die

Pioniere des Alpinismus Ausgangspunkt zur Eroberung der Dachsteinwelt; für in Bergnot

Geratene Zuflucht und Lebensretterin; für Seilbahntouristen überflüssiges Wanderziel und

belächeltes Schmuckstück in Großvaters Erinnerungssammlung“. Heute ist die Simonyhütte

auch ein alpines Ausbildungszentrum für BergsteigerInnen, KletterInnen, SkifahrerInnen und

SkitourengeherInnen. Direkt neben der Sinonyhütte befindet sich die Dachsteinkapelle, welche

auch immer wieder Austragungsort von Hochzeiten ist. Laut Cerwinka (1999, S. 193) wurde

1879 „der ̀ Ramsauer Dachsteinweg´, der Aufstieg über die Hunerscharte, durch Sprengungen

und Anbringung von Eisenzapfen und Klammern gangbar gemacht […]“. Als der Tourismus

mehr wird und immer mehr Leute durch BergführerInnen in die Berge begleitet werden, wollen

auch die BergführerInnen aus der Gosau eine Schutzhütte bauen, wie die Simonyhütte auf der

Hallstätter Seite. 1906 begann dann der Bau der Adamek-Hütte, welche im Frühjahr 1907

fertiggestellt war (Laserer 1998). Schon Lehr und Schenner (1990, S. 24) nennen die

Adamekhütte einen „Superlativ […] Sie ist die Dachsteinhütte mit der schönsten Lage“.

Am Dachsteingebirge wurden in dieser Phase des sanften Tourismus laut Mandl (2019) noch

weitere Schutzhütten gebaut, die Austriahütte 1880, die Brünnerhütte 1897, die Hofpürglhütte

1902, das Guttenberghaus 1914, die Dachstein-Südwandhütte 1926 und die

Dachsteinwartehütte 1929, heute Seetalerhütte genannt (Abb. 16).

Abb.16.: Die im Jahr 2018 neuerbaute Seetalerhütte (Quelle: Herbert Raffalt)

Page 46: Der Dachstein und seine Gletscher

45

Im Jahr 1914 wurde die Rieseneishöhle für den Tourismus erschlossen (Abb. 18, 19). Auf

beiden Abbildungen wird das Spektakel, in Form von aufwendigen Lichtshows das den

TouristenInnen geboten wird, sichtbar. Ein gut ausgebauter Weg durch die Höhle ermöglicht

für Jung und Alt einen Besuch. Wie Lehr (1982) behauptet, gehören die „bizarren Paläste des

ewigen Eises in der Märchenwelt der Rieseneishöhlen“ zu den beeindruckendsten

Sehenswürdigkeiten. Weitere für den Fremdenverkehr aufgeschlossene und zugängliche

Höhlen sind die Mammuthöhle und die Koppenbrüllerhöhle. Daneben gibt es noch ca. 500

Dachsteinhöhlen, welche für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sind (Lehr und Schenner

1990).

Im Jahr 1923 wurde das erste Prospekt über die Ramsau als Ferienort gedruckt. Laut

Cerwinka (1999) wurden in einem späterem Winterprospekt aus dem Jahr 1938/39 zehn der

19 bestehenden Gasthöfe und Pensionen in der Ramsau beworben. Zu bieten hatten die

Gaststätten und Pensionen elektrisches Licht, ein WC und einige auch schon fließendes

Wasser. Laut Mandl (2019) gab es in der Ramsau 1927 500 Gästebetten. Zu dieser Zeit zeigte

sich auch eine klare Dominanz der Sommersaison, ca. 80-90% aller Touristen reisten in der

warmen Jahreszeit an (Cerwinka 1999).

Abb.17.: Persifaldom in der Dachstein Rieseneishöhle (Quelle: Eigene Aufnahme, Juni 2021)

Page 47: Der Dachstein und seine Gletscher

46

Abb.18.: Tristandom mit Hängebrücke in der Dachstein Rieseneishöhle (Quelle: Eigene Aufnahme, Juni 2021)

7.2. Massentourismus

Am 14. September 1947 erfolgte der Spatenstich zur Erbauung der ersten Teilstrecke für die

Gondelbahn auf den Dachstein. Vier Jahre später, im Jahr 1951, war die erste Gondel von

Obertraun zur Schönbergalm unterwegs. Im Mai 1956 konnte die zweite Teilstrecke bis zum

Krippenstein eröffnet werden. Im Jahr 1958 wurde die dritte Teilstrecke bis zur Gjaidalm in

Betrieb genommen (Lehr und Schenner 1999). Laut Mandl (2019) gab es in der Ramsau im

Jahr 1956 35 Pensionen und 170 Privatvermieter, die Platz für insgesamt 9234 Gäste boten.

Im Jahr 1960 begann der Bau der Dachsteinstraße von der Ramsau bis zur Türlwandhütte,

wodurch man bis zum Fuße der Dachsteinsüdwand fahren konnte. Diese Straße ermöglichte

den Bau der Dachstein-Südwandbahn von der Türlwandhütte bis zur Bergstation auf den

Hunerkogel. Diese Seilbahn führt direkt in das Gebiet des ewigen Eises.

„Im Eröffnungsjahr 1969 wurden von Juni bis Dezember 13.200 Personen befördert, 1970

175.000, 1971 waren es bereits 237.000 Gäste, die mit Hilfe der Seilbahn das ewige Eis des

Dachsteins betreten konnten“ (Cerwinka 1999, S. 162). Mit der Inbetriebnahme der Dachstein-

Südwandbahn und dem touristischen Boom der 1960er und 1970er Jahre in Österreich stieg

die Anzahl der Gäste in der Ramsau um ein Vielfaches an. Im Jahr 1973 wurden laut Cerwinka

(1999) in der Ramsau 66 604 Feriengäste und 706 849 Übernachtungen verbucht. Ab 1973/74

bekam auch die Wintersaison in der Ramsau einen Aufschwung und war mit 45% fast gleich

stark wie der Sommertourismus. Ab dem Jahr 1978 übertraf dann der Wintertourismus den

Page 48: Der Dachstein und seine Gletscher

47

des Sommers. Lehr (1982, S. 105) schreibt „Ramsau am Dachstein, oberhalb von Schladming

auf einer Hochfläche gelegen, mit den Südwandabstürzen des Dachsteinmassivs als

grandiose Naturkulisse, ist heute die meistbesuchte Urlaubsgegend in der Steiermark“.

Im Jahr 2003 übernahmen das Gletscher-Skigebiet am Dachstein und somit auch die

Dachstein Südwandbahn die Planai-Hochwurzen- Bahnen GmbH von der Dachsten

Tourismus AG. Während der Sommersaison wurden im Jahr 2003 laut den Planai-

Hochwurzen Bahnen schon 73.189 Personen mit der Seilbahn befördert, im Winter 2003/2004

waren es 48.095 Personen. Durch intensive Vermarktung und den Ausbau der Attraktionen

am Dachstein stiegen die Zahlen von Jahr zu Jahr, besonders im Sommertourismus, weiter

an. Im Jahr 2007 wurde der Eispalast an der Bergstation Hunerkogel eröffnet. Außerdem

konnte man ab diesem Jahr mit der Schladming-Dachstein Sommercard in der Sommersaison

gratis die Seilbahn in die Gletscherwelt benutzen. In diesem Jahr wurden im Sommer schon

133.758 Personen mit der Dachstein-Südwandbahn befördert und im Winter 2007/2008 waren

es 54.694 Personen. Davon besuchten 45.854 Personen den Eispalast während des

Sommers. Im Jahr 2013 wurde die Dachstein-Südwandbahn erneuert und die

Panoramagondeln, welche einen 360° Blick durch die rundumverglasten Wände erlauben,

eingesetzt. Die neuen Gondeln bieten Platz für ca. 50 Personen und besitzen auch

Freiluftplätze am Dach der Gondel. Im Sommer 2013 wurden 195.578 Personen mit der

Seilbahn befördert und davon besuchten 61.039 den Eispalast. Im Winter 2013/2014 waren

es hingegen 55.106 Personen, welche das Gletschergebiet besuchten. (Planai- Hochwurzen-

Bahnen Gesellschaft m.b.H. 2021). Die bisher höchsten Besucherzahlen wurden im Jahr 2019

vermerkt. In der Sommersaison wurden im Jahr 2019, 214.294 Personen mit der Seilbahn

befördert und davon besuchten 108.334 Personen den Eispalast. Im Winter 2019/ 2020 waren

es hingegen 43.438 Personen.

Laut der Fremdenverkehrsstatistik der Gemeinde Ramsau am Dachstein (2021) gab es im

Jahr 2019 157.735 Ankünfte und 726.672 Nächtigungen allein in der Ramsau. In der gesamten

Tourismusregion Schladming Dachstein (2021), welche 2007 aus den Regionen Schladming,

Ramsau am Dachstein, Haus-Aich-Gössenberg, Gröbminger Land, Öblarn- Niederöblarn,

Naturpark Sölktäler und Grimming- Donnersbachtal gegründet wurde, gab es im Jahr 2019

3.581.192 Nächtigungen.

7.2.1. Sport am Dachstein

Durch die Eröffnung der Dachstein-Südwandbahn, welche direkt an den Oberrand des

Schladminger Gletschers führt, ergaben sich auch für den Alpensport neue Möglichkeiten. Die

Flächen der Gletscher wurden für den Langlauf, den Skilauf, für Skitouren und für das

Snowboarden auch im Sommer genutzt. Im Jahr 1969 wurden die ersten zwei Skilifte am

Gletscher erbaut, der Schladmingerlift I und der Hunerkogellift. Im Jahr 1974 kam aufgrund

Page 49: Der Dachstein und seine Gletscher

48

der hohen Besucherzahlen der Schladmingerlift II dazu, ein Parallellift zum Schladmingerlift I

und im Jahr 1980 der Sessellift Mitterstein. Im Jahr 2003 wurde der Hunerkogellift und der

Austriaschartenlift neu gebaut. 2008 wurde auch der Schladmingerlift erneuert und im Jahr

2016 musste er aufgrund des Gletscherrückganges versetzt und neu gebaut werden.

Skitourenabfahrten gibt es nach Obertraun, Hallstatt, in die Gosau, durch das Windlegerkar,

zum Guttenberghaus und nach Gröbming. Eine beliebte Freeride-Abfahrt ist auch die über das

Edelgrieß in die Ramsau. Um den Zugang zum Edelgrieß zu erleichtern, wurde im Jahr 1983

der Rosmariestollen, ein Tunnel vom Schladminger Gletscher zum Edelgrieß, geschaffen. Im

Jahr 2004 wurde der Dachstein Superpark für SnowboarderInnen eröffnet, dazu wurde

Schnee am Schladminger Gletscher zusammenschoben, damit Schanzen entstehen konnten

(Planai-Hochwurzen-Bahnen Gesellschaft m.b.H. 2021).

Die Langlaufloipen am Dachstein wurden laut Cerwinka (1999) auch von Anfang an für

ausländische Kader zum Training benutzt. Im Jahr 1980 gab es in der Gemeinde Ramsau am

Dachstein und am Dachstein insgesamt 120 km an Loipen und im Jahr 1998 waren es schon

150 km an Loipen für den Langlaufsport. Schon im Jahr 1972 wurde das Langlaufzentrum

Dachstein gegründet und laut Cerwinka (1999) ist dieses am Dachstein und der Ramsau ein

Zeiger für ein „Langlauf-Eldorado“. Laut der Planai- Hochwurzen-Bahnen Gesellschaft m.b.H.

(2021) gibt es heute 18 km lange Loipen allein am Dachsteingletscher, darunter die

Ramsauerloipe, die Hallstätterloipe und die Panoramaloipe. Auf Abbildung 19 sieht man die

Ramsauer Gletscherloipe am Schladminger Gletscher.

Abb.19.: Ramsauer Gletscherloipe und Skilifte am Schladminger Gletscher (Quelle: Eigene Aufnahme, August 2019)

Page 50: Der Dachstein und seine Gletscher

49

Der erste gesicherte Klettersteig am Dachstein wurde schon zu Zeiten Simonys 1843

geschaffen, als er Haken in den Fels schlagen ließ, um den Zugang über die Randkluft zu

erleichtern. Besonders in den Jahren nach 1865, als der Alpinismus einen stärkeren Bezug

zum Sport bekam und vor allem technisch schwierigere Herausforderungen gesucht wurden,

entstanden mehr Routen und Wege auf den Dachstein. Es war dies die Zeit der

Erstbesteigungen durch die Südwände des Dachsteins, nachzulesen auch in Kapitel 5.1. Die

erste Durchsteigung der Südwand auf den Hohen Dachstein erfolgte 1901 auf dem Pichlweg.

Wo zunächst ohne viele Hilfsmittel, oft nur mit einem Seil zum Nachziehen der Ausrüstung

geklettert wurde, änderte sich dies, als immer mehr TouristInnen gemeinsam mit

einheimischen BergführerInnen die Kletterrouten nachkletterten. Auch die Wanderwege und

Klettersteige wurden weiterhin, vor allem durch den Alpenverein, ausgebaut. Laut Hoi et al.

(2019) begann die „sportklettermäßige Erschließung ab 1995“. Ab diesem Zeitpunkt wurden

viele Bohrhaken gesetzt und so zugänglich gemacht. Jedoch bietet der Dachstein auch

weiterhin Platz für Freiklettern. Am Dachstein gibt es laut der Planai- Hochwurzen-Bahnen

Gesellschaft m.b.H. (2021) 14 Klettersteige. Zum Beispiel den Klettersteig Johann, der im Jahr

1999 errichtet wurde und zur Dachsteinwarte führt. Im Jahr 2003 wurde der Klettersteig

Gjaidstein errichtet und 2004 der Klettersteig Irg am Koppenkarstein. Im Jahr 2006 wurde der

Sky-Walk Klettersteig eröffnet und 2012 der Austria Klettersteig Sinabell. In dem Werk

„Kletterarena Dachstein West und Süd“ von Hoi et al. (2019) werden über 400 Wander- und

Kletterrouten beschrieben und zeigen die vielen Möglichkeiten an Touren auf. Allein der Gipfel

des Hohen Dachsteins kann auf 27 möglichen Kletter- und Wanderrouten erreicht werden.

Darunter Klassiker, wie die Randkluft mit Schwierigkeit B, der Pichlweg mit einer Schwierigkeit

4 und der Steinerweg mit der Schwierigkeit 5+, aber auch durch die Route „Dach frei“ mit einer

Schwierigkeit von 10.

7.2.2. Attraktionen am Dachstein

Neben dem Sport am Dachstein gab es laut Mandl (2019) ab dem Jahr 1970 bis in die 1990er

Jahre „Gletschertaxis“, welche die TouristInnen über die Gletscher fuhren. Im Jahr 1992 wurde

an der Bergstation Hunerkogel das Panoramarestaurant mit 200 Sitzplätzen ausgebaut. Damit

konnten TouristenInnen die Aussicht und das Gefühl am Dachstein zu sein genießen, ohne

sich von der Bergstation wegzubewegen. Heute werden dort „Sonnenaufgangsfrühstücke“ und

auch „Sonnenuntergangsdinner“ neben den regulären Öffnungszeiten angeboten. Im Jahr

2005 wurde der „Dachstein Sky-Walk“ errichtet, eine aus dem Berg über die Dachstein-

Südwand hinausragende Plattform aus Glas, um den Nervenkitzel des Tiefblicks hinab über

die Dachstein-Südwand zu erleben.

Eine andere, aber ebenso beeindruckende Aussicht kann man auch vom Krippenstein aus

bewundern, wenn man mit der Seilbahn bis zur Bergstation fährt. Dort wurden 2006 die

5fingers, eine Aussichtsplattform in Form einer Hand, welche den Blick zum Hallstätter See

Page 51: Der Dachstein und seine Gletscher

50

und in das Salzkammergut erlaubt, errichtet. Auf dem Weg von der Seilbahn zu der

Aussichtplattform gibt es verschiedene Informationstafeln über den Dachstein, die Vegetation

und vieles mehr. Ebenso kommt man am Welterbeblick vorbei, dieser Platz erlaubt einen Blick

direkt auf die Gletscherwelt am Dachstein (Dachstein Tourismus AG 2021). Im Jahr 2007

wurde der Eispalast in der Nähe der Bergstation Hunerkogel eröffnet. Laut Mandl (2019)

wurden zur Eröffnung 700kg schwere Eisfiguren aus Deutschland importiert. Im Jahr 2009

wurden über den Eispalast Thermomatten gelegt sowie eine elektrische Kühlung installiert.

Die Maßnahmen sollen das Abschmelzen verhindern. Jedes Jahr werden neue Figuren aus

Eis geformt. Die aktuelle Ausstellung seit Juni 2020 ist eine „Zeitreise durch die Geschichte“,

hierfür wurden insgesamt 62 Tonnen Eis verwendet (Planai- Hochwurzen-Bahnen

Gesellschaft m.b.H. 2021). Am Krippenstein wurde 2009 die Welterbespirale eröffnet, zu

sehen auf Abbildung 20, ein Aluminiumschiff als Aussichtsplattform, welche einen 360° Blick

auf den Hohen Dachstein und ins Salzkammergut ermöglicht (Dachstein Tourismus AG 2021).

Abb.20.: Welterbespirale am Krippenstein (Quelle: Eigene Aufnahme, Juni 2021)

Im Jahr 2011 wurde der „Skyline“ eröffnet, ein ca. 100m langes Förderband zwischen der

Bergstation Hunerkogel und dem Eispalast. Auf Abbildung 22 sieht man die Skyline sowie den

mit Thermomatten abgedeckten Eispalast.

Page 52: Der Dachstein und seine Gletscher

51

Abb.21: Skyline und Eispalast am Hunerkogel und im Hintergrund der Hallstätter Gletscher (Quelle: Eigene Aufnahme, August 2019)

Im Jahr 2013 wurde eine 81m lange Hängebrücke und die „Treppe ins Nichts“ eröffnet, welche

vom Hunerkogel direkt zum Eingang des Eispalastes reicht, zu sehen auf Abbildung 22.

TouristInnen können diese gemeinsam mit dem Eispalast besuchen (Planai- Hochwurzen-

Bahnen Gesellschaft m.b.H. 2021).

Abb.22.: Hängebrücke und Treppe ins Nichts als Fotoplatz für TouristenInnen (Quelle: Eigene Aufnahme, August 2019)

Auch dem Drang nach Wissenserwerb wurde durch Gletscherlehrpfade entgegengekommen.

Weingartner (2006) beschreibt den „Lehrpfad Hallstätter Gletscher“ mit elf Stationen vom

Page 53: Der Dachstein und seine Gletscher

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Taubenkar bis zur Simonyhütte. An den Stationen und auf dem Weg dazwischen können viele

verschiedene lehrreiche Informationen gesammelt und bestaunt werden. Darunter

Markierungen alter Gletscherhochstände, Moränen, Eisseen, verschiedene Karstformen,

Erosionsformen sowie hochalpine Vegetation und vieles mehr. Auch beim Gosaugletscher gibt

es einen Lehrpfad, den der Alpenverein mit der Unterstützung des Landes Oberösterreich,

Abteilung Naturschutz, anfertigte. Lemmerer und Reingruber (2013) beschrieben diesen

„Gletscherweg Gosaugletscher“. Der Gletscherweg startet und endet bei der Adamekhütte und

umfasst 15 verschiedene Stationen, welche das Gletschervorfeld, den Eisrand sowie die

Landschaft beschreiben und erklären. Im Jahr 2017 wurde auch ein Erlebnispfad am

Gjaidstein errichtet. Dieser bietet Informationen zur Entstehung des Dachsteins, zur Geologie,

zum Europaschutzgebiet Dachstein und zu den Gletschern (Planai-Hochwurzen-Bahnen

Gesellschaft m.b.H. 2019). Auch am Krippenstein gibt es verschiedene lehrreiche Infotafeln,

zum Beispiel über die Alpenflora zwischen der Schönbergalm und der Rieseneishöhle, oder

den Karstlehrpfad am Heilbronner Rundwanderweg (Dachstein Tourismus AG 2021).

7.3. Der Tourismus am Dachstein und die Alpenbilder

Abb.23.: BergsteigerInnen am Rande des Hallstätter Gletschers, im Hintergrund sieht man die im Jahr 2018 neuerbaute Seetalerhütte (Quelle: Herbert Raffalt)

Wie schon Lehr (1976, S. 16) schreibt: „Der Wandel des Salzkammergutes von der

Wirtschaftslandschaft des Salzes zum weltberühmten Fremdenverkehrsgebiet beginnt. Damit

ist auch die Eroberung der Berge in ein neues Stadium getreten“. Bei diesem Zitat wird

deutlich, dass sich der beginnende Tourismus sowie der Alpinismus mit dem Alpenbild der

schrecklich-schönen Alpen nach Bätzing (2018) verknüpfen lässt. Die TouristInnen kommen

aufgrund der „Schönheit der Berge“ und wollen den Dachstein besteigen. Es ist ein sanfter

Tourismus, unterwegs sind vereinzelte Gruppen, wie auch auf Abb. 23 zu sehen, welche im

Sommer wie im Winter die Zeit am Berg genießen.

Page 54: Der Dachstein und seine Gletscher

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Wie auch Pichl (1936, S. 30) schreibt: „Es hat tüchtig geschneit, den Gletscher deckt weiches

Linnen. Dirndln, Eisstein, Warte, hoher und niederer Dachstein haben ihre Schneemäntel zum

festlichen Empfange angelegt und erwarten das pulverbegierige Völklein der

Schneeschuhfahrer. Die Simonyhütte ist der beste Ausgangspunkt für winterliche und

Frühjahrs-Schiwanderungen, besonders nach Osten hinüber zum Guttenberghaus oder zur

ganzjährig bewirtschafteten Brünner-Hütte oder gar über den Hirzberg nach Mitterndorf oder

Kainisch. Das ist bei schönem Wetter ein vollendeter Hochgenuß“. Pichl schreibt über die

vielfältigen Möglichkeiten von Skitouren am Dachstein, dabei wird auch in seinen Worten

sichtbar, dass zu dieser Zeit der Dachstein als „schrecklich-schön“ angesehen wird. Pichls

Worte wirken, als würden die Gipfel auf BesucherInnen warten und diese empfangen, um das

Bild der Schönheit zu vervollständigen. Als ob die Schönheit der Berge, des Dachsteins erst

durch das Erleben einer, in diesem Fall Skitour durch TouristInnen zu Tage tritt. Es ist eine

indirekte Werbung den Dachstein für das sportliche Vergnügen zu nutzen und eine Einladung,

dabei die Schönheit der Berge zu erleben.

Es ist wahrscheinschlich, dass es solche und ähnliche Erzählungen waren, welche mehr

TouristInnen anlockten, um dasselbe zu erleben. Der Tourismus wächst, es werden mehr

Unterkünfte und Gasthäuser erbaut. Der Zugang auf den Dachstein wird erleichtert, indem

Straßen und auch Seilbahnen erbaut werden. Wie Broer (1964) schrieb: „Unserer Sehnsucht

nach Ferne, rascher Veränderung und gedrängtem Erleben kommt heute vieles zugute. Auch

die Bergstraßen dienen diesem Zwecke“ (Broer 1964, S. 66). Broer schreibt über die

Erschließung und den Zweck von Straßen und Seilbahnen auf die Berge. Dabei erkennt man

an seinen Worten, dass die Beschleunigung unseres Lebensstils auch daran Anteil hat. Es

gibt Straßen und Seilbahnen, die uns schneller nach oben in die Gipfel bringen. Ein anderer

Zweck der Straßen und Seilbahnen ist, mehr Menschen den Zugang zu eröffnen. Der

Massentourismus findet dadurch Eingang auf dem Dachstein. „Nach der Eroberung durch die

Alpinistik, durch die Wissenschaft und durch die Literatur hat auch die Technik vom Dachstein

Besitz ergriffen“ (Lehr 1976, S. 115).

Nicht alle sind aber begeistert von der Entwicklung, was auch in Lehr und Schenner (1990, S.

30) deutlich wird: „Mit einem lachenden und einem weinenden Auge vermerkt der Österreicher

die Erschließung des Dachsteins durch die Seilbahnen, Sessel- und Skilifte. Massentourismus

im Hochgebirge, seufzen die einen; ein Land wie Österreich kann es sich nicht leisten, die

Chancen des Fremdenverkehrs nicht auszunützen, argumentieren die anderen“. Der

Massentourismus bringt Vorteile sowie er auch Nachteile besitzt. Viele einheimische

UnternehmerInnen bestreiten ihren Lebensunterhalt aus den Einnahmen des Tourismus.

Durch die erleichterte Zugänglichkeit haben auch Menschen die Chance, die aus sportlicher

Sicht den Weg auf die Gipfel nie schaffen würden, die Aussicht und die Gletscher aus der

Nähe zu erleben. So sagt auch Maix (2017, S. 26): „Die persönlichen Grenzen der Menschen

Page 55: Der Dachstein und seine Gletscher

54

sind verschieden. Das ist eben das Großartige an den Bergen, dass sie jedem einzelnen, der

in ihren Bann kommt, ein überreiches Feld der Betätigung gewähren, ihn beschenken an

geistigem und körperlichem Erleben, wie es keine andere Landschaft in diesem Übermaß

kann“. Schattenseiten des Massentourismus sind Menschenmassen auf Wegen, wie von der

Bergstation Hunerkogel zur Dachsteinwarte oder bei touristischen Highlights wie der

Hängebrücke und dem Eispalast. Bewegt man sich von diesen touristischen Wegen und

Plätzen weg, so kann man das Gebirge auch in friedlicher Einsamkeit genießen. Auch

Umweltverschmutzungen, wie Ölverluste durch technische Geräte,

Quellwasserverschmutzungen und Müll in den Gletscherspalten, der nun langsam ausapert,

sind laut Mandl (2019) Folgen des Massentourismus. Laut Mandl (2019) wurde der Dachstein

im Jahr 1995 zum „Naturschutzgebiet im Sinn des §21 Oö.NSchG 1995“ erklärt. Laut der

österreichischen UNESCO-Kommission (2021) wurde im Jahr 1997 die Region Hallstatt-

Dachstein-Salzkammergut zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. Im Jahr 1998 wurde das

Dachsteingebirge auch zum „Natura-2000 Schutzgebiet“ (Mandl 2019) erklärt. Trotz dieser

Naturschutzgesetze kommt es laut Mandl (2019) immer wieder zu Sondergenehmigungen,

welche den Bau von weiteren touristischen Attraktionen zulassen und den Tourismus weiter

in die Höhe treiben.

Wie Strauß und Strauß (2005, S. 5) sagen: „Für viele Menschen ist der Dachstein Jahr für Jahr

Feriengebiet. Kaum eine Freizeitaktivität, die im Dachsteinstock nicht beheimatet wäre“. Lehr

(1982, S. 7) schreibt hingegen: „Der Dachstein ist ein Berg für Individualisten! Das erklärt seine

große Anziehungskraft“. Lehr verweist darauf, dass der Dachstein für alle Lebenslagen und

Interessen etwas bieten kann. Ob dies nun in der sportlichen Betätigung beim Klettern,

Skifahren, Langlaufen, Wandern oder im Erholungsfaktor beim Betrachten der Landschaft

liegt. Bei diesen Aussagen kann man sehen, dass sich auch das Alpenbild mit der Zunahme

des Tourismus verändert. War es zu Beginn und im sanften Tourismus noch das schrecklich-

schöne Alpenbild, so entwickelt es sich mit Zunahme des Massentourismus allmählich hin zum

Bild vom Freizeitpark. Laut Bätzing (2018, S. 24) wandelt sich in den 1970er Jahren das

Alpenbild durch den Wandel von der Industrie- hin zur Dienstleistungsgesellschaft: „Die Alpen

werden jetzt nicht mehr als schöne Landschaft bewundert, sondern sie werden als Sportgerät,

Spaßarena, Eventraum und Freizeitpark unmittelbar und ganz direkt genutzt, um

außergewöhnliche Freizeiterlebnisse zu produzieren“.

Laut Bätzing sind es zwei Aspekte, welche diese Bild prägen. Einerseits werden die Aktivitäten

zum Selbstzweck ausgeführt und andererseits werden die Alpen nicht mehr als gefährlich oder

angsteinflößend angesehen. Die Landschaft der Berge wird nicht ihrer Schönheit wegen

besucht, sondern dient dem Erleben des eigenen Körpers durch den ausgeführten Sport. Die

Alpen werden touristisch aufgeschlossen und bieten eine Vielzahl an Aktivitäten zur

Freizeitgestaltung. Die Landschaft der Berge selbst wird zur wahllosen Kulisse, zu einer

Page 56: Der Dachstein und seine Gletscher

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Randerscheinung. Laut Bätzing ist es nicht mehr relevant, wo der Sport ausgeführt wird,

sondern nur was angeboten wird und worin die Besonderheit bzw. das Highlight liegt. Dadurch

entstehen auch, je nach Sportart oder Nutzung der Alpen, verschiedene Ideale der

Alpenbilder. Die Berge werden zu Sportarenen umgebaut und jeder bietet unterschiedliche

Aktivitäten und Erlebnisse an. Laut Bätzing (2015) verschwindet dadurch ein einheitliches

Alpenbild in Europa und die Einzigartigkeit des Gebirges geht verloren, da viele „Fremdbilder“

die Realität verzerren. Dieses Bild wird auch auf Abbildung 24 deutlich. An Wegen reihen sich

die TouristInnen hintereinander ein und erklettern diese.

Abb.24.: SportlerInnen auf dem Weg zur Windlegerscharte (Quelle: Herbert Raffalt)

Dass auch der Dachstein eine Sportarena ist, in der eine Vielzahl an Aktivitäten geboten wird,

ist aus den Unterkapiteln von Kapitel 7 deutlich geworden. Die Planai und Hochwurzen-

Bahnen GmbH (2019) wirbt mit Gletscherskilauf außerhalb des Winters und mit der längsten

Gletscherloipe der Welt, mit Top Klettersteigen, mit Paragleiten und einer Vielzahl an nicht

sportlichen Aktivitäten, wie dem Eispalast, der Hängebrücke, der Treppe ins Nichts und den

spektakulären Sonnenaufgangsfahrten. Für viele TouristInnen ist dieses Bild der Sportarena

oder auch des Freizeitparks der Grund, um den Dachstein zu besuchen. Das Bild des

Freizeitparks wird nach außen hin präsentiert und beworben. Für andere steht wiederum noch

immer die Schönheit der Landschaft im Mittelpunkt und sie genießen bei einer langen

Wanderung die Idylle und Einsamkeit des Gebirges (Abbildung 25).

Page 57: Der Dachstein und seine Gletscher

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Abb.25.: SkitourengeherInnen am Weg zum Hohen Dachstein (Quelle: Herbert Raffalt)

8. Die Bedeutung der Gletscher für die Alpenbilder

„Um die Gletscher und deren Bedeutung für die Menschen zu fassen, müssen wir uns ihnen

auf verschiedenen Wegen nähern“ (Fischer und Ritschel 2021). Gletscher gelten als Gestalter

der Hochgebirge, sind Indikatoren für den Klimawandel sowie Wasserspeicher. Das

Gletschergebiet am Dachstein stand und steht noch immer im Interesse der Bevölkerung.

„Ewiges Eis fasziniert. Die Gletscher am Dachstein tragen ganz wesentlich zu seinem

Erscheinungsbild bei“ (Strauß und Strauß 2006, S.73.).

Dabei veränderte sich auch die Wahrnehmung der Gletscher über die Zeit hinweg. In den

Zeiten, bevor der Alpinismus um 1800 auftauchte und die wissenschaftliche Erforschung des

Dachsteins einsetzte, galten, der Berg und besonders die Gletscher als gefährlich. Der

Gletscher galt ebenfalls als Sitz der Götter oder auch der Geister und anderer Fabelwesen

(Mandl 2009). Der Gletscher wurde zum Sinnbild der Gefahr. Sagen erzählen über die Gefahr

und berichten über Almen, welche vom Gletscher überdeckt wurden. Wie in Kapitel 4 erwähnt,

gelangen einheimische Leute bei der Almwirtschaft auch bis zum Rand der Gletscher. Ob sich

dabei auch Leute bei der Suche nach verlorenem Vieh oder Schmuggler auf ihrem Weg über

den Gletscher wagten, kann nur vermutet werden, da es keine Aufzeichnungen darüber gibt,

ist aber eher unwahrscheinlich. Eines lässt sich jedoch feststellen, dass sich die

Wahrnehmung von Einheimischen, welche den Dachstein für sich nutzen, und Fremden,

welche ihn von der Ferne sahen, unterschied. Für Fremde stand die Gefahr im Vordergrund,

Page 58: Der Dachstein und seine Gletscher

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was dem Alpenbild der schrecklich-bedrohlichen Alpen nach Bätzing (2018) entspricht. Das

Bild des Dachsteins verändert sich mit dem Einsetzen des Alpinismus und der

wissenschaftlichen Erforschung am Dachstein um 1800, wie in Kapitel 5-6 beschrieben. „[…]

in der Frühzeit des beginnenden Alpinismus war man in erster Linie von den hohen

Gletschergipfeln fasziniert, die erbrachten den größten Prestigegewinn“ (Mokrejs 2015, S. 95).

Einer der ersten am Dachstein war Schultes. Er beschreibt, was er am Dachsteinmassiv, am

Gletscher sieht. „Ein herrlicher Anblick! Dunkelblauer als irgendwo auf den Alpen war das

Gezelt des Himmels über uns ausgespannt. Scharf schnitten sich in dem dunklen Blau die

eisigen kalkweissen Gipfel des Dachsteins aus, und das blassgrüne Eis des Glätschers

schattirte das ätherische Gemählde“ (Schultes 1809, S. 110). Verdeutlicht wird die

Leidenschaft des Bergsteigens und die Wahrnehmung über das Alpenbild der schönen Alpen

nach Bätzing (2018). Auch Kleyle schreibt in seinem Reisebericht über den Weg und seine

Beobachtungen über den Gletscher. Am zweiten Tag des Aufstieges, nach einer

Übernachtung in der Gjaidalm, kommt er bis zum Gletscher: „Auf halbem Wege tritt nach einer

Wendung links plötzlich das große Eis und Schneefeld am Thorstein hervor, und das Säuseln

eines kalten Windes verrät die Nähe des Gletschers“ (Kleyle 1814, S. 82). Kleyle beschreibt

die Spannung auf dem Gletscher, das Faszinierende, das erreicht werden will. Pichl (1936)

beschreibt in seinem Werk „Hoch vom Dachstein“ die Besonderheiten am Dachstein, die

verschiedenen Bergspitzen und deren Routen zur Besteigung. Dabei geht er auch auf das

Landschaftsbild ein und beschreibt sowohl Vorzüge als auch Warnungen im hochalpinen

Gelände. „Dort wo der Gletscher an seinem linken, westlichen Rande gegen das Schöberl

hinfließt, ist er am stärksten zerrissen. Kreuz und quer laufen Spalten und Waffenkanäle durch

das blaue Eis, sobald der Sommer weit vorgeschritten ist, und raten zur Achtsamkeit“ (Pichl

1936, S. 26). Doch auch die Gefahr, welche vom Gletscher ausgeht, ist nicht vergessen. Es

sind eben nicht nur die schönen Alpen, sondern die schrecklich-schönen Alpen (Bätzing 2018).

Es ist ein Zusammenspiel von Gefahr und Schönheit. Der Gletscher wird als zu überwindende

Gefahr dargestellt, vor welcher man sich in Acht nehmen muss.

Oft wird der Gletscher in Beschreibungen auch als „Geselle der BergsteigerInnen“

beschrieben, welcher „gute“ oder auch „böse“ Absichten hegt. „Von den beiden Eisfeldern ist

der Hallstätter Gletscher, wie schon seine mäßige Neigung zeigt, ein gutmütiger Geselle, der

gegen den Bergsteiger, soferne ihn dieser nicht mutwillig herausfordert, nichts Böses im

Schilde führt, während der schneller fließende und daher zerrissene Gosaugletscher mit feinen

zwar wenigen aber lauernden Riefenklüften schon mehrere Menschenleben auf dem

Gewissen hat“ (Pichl 1936, S. 61). In den Beschreibungen der AlpinistInnen über ihre Touren

wird der Gletscher auch oft nebenbei erwähnt. Wie bei Maix (2017, S. 18): „Sie kommen vom

Berg, die Bräune der Gletscher auf ihren Gesichtern“ oder „Niemand aber ist vorher durch

diese Felsen gestiegen, die hinauf zur Hunerscharte leiten, wo man den Firnsaum des

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Gletschers leuchten sieht“ (Maix 2017, S. 40). Der Gletscher, als besonderes Hindernis, das

es zu überwinden gilt, sowie ein Lob für diejenigen, die es geschafft haben.

Wo der Gletscher vorher notwendiges Übel war, welches man auf seinem Weg überqueren

musste, änderte sich dies mit der Erforschung. Die Angst wurde durch die wissenschaftliche

Ästhetisierung überwunden. Bewegungen des Gletschers konnten wissenschaftlich erklärt

werden und die Angst vor dem unbekannten verschwand, wie in Kapitel 7 erwähnt.

Das Bild ändert sich mit dem Einsetzen des Massentourismus. Seilbahnen erleichtern die

Zugänglichkeit, sodass auch Nicht-BergsteigerInnen ins Hochgebirge gelangen. Die

Vergletscherung am Dachstein wird zum Inhalt touristischen Marketings durch verschiedene

Attraktionen, von denen es mit der Zeit immer mehr gibt. Gletschertaxis, Gletscherlehrpfade,

Gletscherskigebiet, Langlaufloipen, Snowboard Superpark und Eispalast um nur einige zu

nennen. Der Dachstein und der Gletscher werden zum Freizeitpark. Dies ist besonders im

südlichen Dachsteingebiet direkt an den Gletschern gut sichtbar. Aber auch im nördlichen und

westlichen Dachsteingebiet mangelt es nicht an touristischen Attraktionen. Im Norden kann

man am Welterbeblick auf des Gletschergebiet des Hallstätter und Schladminger Gletscher

sehen und im Westen, von der Gosau aus, sieht man auf den Gosau-Gletscher. Das Alpenbild,

als Freizeitpark trifft auf den Dachstein insofern zu, als rund um die Gletscher Attraktionen

geboten werden, welche für TouristInnen zu Verfügung stehen, wie auch in Kapitel 7 erläutert.

Auch die Werbung zielt auf diese Attraktionen ab. Dennoch gibt es auch immer noch

BergsteigerInnen, welche den Gletscher auf ihrem Weg auf den Gipfel queren und ihn nicht

als Freizeitpark nutzen und wahrnehmen.

Auch die Veränderung des Gletschers findet Eingang in die verschiedenen

Wahrnehmungsbilder: „Heute sieht man beim Aufstieg auf den Hohen Dachstein in der

Gipfelrinne da und dort einen Grashalm wachsen, vor dreißig Jahren war davon keine Rede!

Das zurückweichende Eis gab eine Mulde frei. Sie war so undurchlässig, daß sich die

Schmelzwasser des Gletschers in ihr sammelten und einen See bildeten“ (Broer 1964, S. 109).

Der Gletscher weicht zurück und dadurch kann neues Leben entstehen. „Seit dem 18.

Jahrhundert und bis in unsere Tage gilt das Interesse der Wissenschaft ganz besonders dem

Phänomen der Gletscher“ (Grupp 2008, S. 114). Der Gletscher selbst wird erforscht und

beschrieben, sein Rückgang und auch sein Vorstoßen aufgezeichnet. „Gletscher, gelassen,

gleißend und erhaben, fast majestätisch in größten Höhen thronend, faszinieren Menschen

seit langer Zeit. Das oft fälschlicherweise als `ewiges Eis´ bezeichnete prägende Element der

Hochgebirgslandschaft ist in Wirklichkeit einer der veränderlichsten Bestandteile der festen

Erde. Nach den Gesetzen der Physik sind Gletscher täglichen, jährlichen und langfristigen

Änderungen unterworfen, die durch die Änderungen der Sonneneinstrahlung, aber auch durch

die Änderungen der Zusammensetzung der Atmosphäre verursacht werden“ (Fischer et al.

2018, S. 1)“.

Page 60: Der Dachstein und seine Gletscher

59

In der Literatur oft als ewiges Eis bezeichnet, verändern sich die Gletscher dauernd und somit

auch die Wahrnehmung und der Nutzen. Heute werden durch den Gletscherrückgang vor

allem der Tourismus und die Wasserwirtschaft in Mitleidenschaft gezogen. In Zeiten der

Gletschervorstöße war dies die Landwirtschaft. Laut Weingartner (2009) müssen für einen

nachhaltigen Tourismus diese veränderten Rahmenbedingungen berücksichtigt werden. Vor

allem die Klimaszenarien des IPCC, welche eine Temperaturerhöhung um bis zu 6°C in den

nächsten 100 Jahren vermuten, sind zu berücksichtigen. Wobei diese globalen Szenarien

nicht zeigen, wie sich die Änderungen regional auswirken. Zurzeit steht durch die erhöhte

Gletscherschmelze im Sommer mehr Wasser zur Verfügung, wodurch aber die

Gletscherfläche geringer wird und ohne weiteren Gletscherwachstum, somit diese zusätzliche

Gletscherspende langfristig entfällt.

Für den Tourismus hat die Gletscherschmelze vor allem Auswirkungen auf die Skilifte und

Pisten. Um dem entgegenzuwirken, werden am Dachstein die Gletscher teilweise mit

Thermomatten abgedeckt, vor allem im Bereich des Eispalastes, des Langlaufdepots und der

Lifttrasse. Diese Abdeckungen sind auf Abbildung 26 im Bereich der Bergstation Hunerkogel

sichtbar. Außerdem wird Schnee vom Umfeld des Gletschers mithilfe von Pistenraupen auf

den Gletscher geschoben, vor allem bei den Skiliften. Dieser Vorgang ist eine Teilmaßnahme

des „Snow farming“. Beim „Snow farming“ wird Schnee über den Sommer geschützt gelagert,

um ein Abschmelzen zu verhindern. (Mandl 2020).

Durch die erhöhte Ausaperung und durch das Auftauen des Permafrostes, kommt es jedoch

auch zu einem erhöhten Steinschlagrisiko, weshalb Wege und Klettersteige teils gesperrt

werden müssen. Auch ein Teil des Eispalastes brach im Jahr 2011 am Dachstein ein,

woraufhin dieser für einige Zeit geschlossen werden musste. Auch die Wahrnehmung des

Erscheinungsbildes der Gletscher spielt eine Rolle, wie in Weingartner (2009, S. 11)

beschrieben: „der Gletscher wird manchmal als `schmutzig´ empfunden, auch wenn diese

Änderung der Oberfläche nicht von Menschen verursacht ist“. Durch Schuttbedeckungen der

Oberfläche und auch durch die Dunkelfärbung des Gletschers entsteht dieser Eindruck. Laut

Fischer und Ritschel (2021, S. 246) zählen die Alpen zu den „stärksten vom Temperaturanstieg

und der Gletscherschmelze betroffenen Gebirgen“. Die Gletscher der Ostalpen existieren seit

ca. 5000 Jahren, wobei es kühlere und wärmere Phasen gab. Der Mensch passte sich den

Bedingungen an und fand Wege die Berge sowie Gletscher zu nutzen. Wie lange und ob es

die Gletscher am Dachstein noch geben wird, wird die Zukunft zeigen. Eines steht fest, wie

Fischer und Ritschel (2021, S. 247) sagen: „Die Berge gehören uns allen - nicht. Sie gehören

sich selbst. Wir können uns alle an ihnen freuen, ihre Gletscher staunend betrachten, aber

festhalten oder für uns behalten können wir sie nicht“.

Page 61: Der Dachstein und seine Gletscher

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Am Dachstein werden deswegen schon Attraktionen, wie die Hängebrücke geschaffen, welche

den Berg auch ohne Gletscher attraktiv machen. Es ist mitunter ein starkes Zeichen für den

Fortbestand des Tourismus am Dachsteins für die Zukunft.

Abb.26.: Blick zum Hunerkogel vom Niederen Gjaidstein. Thermoabdeckungen bedecken den Eispalast und ein Depot bei der Bergstation (Quelle: Eigene Aufnahme, August 2019)

9. Fazit

In der Literatur liest man von alten Ansichten und Vorformen des Alpinismus, gemeint ist die

Zeit vor 2000 Jahren bis 1800. Dargestellt werden Zeiten, in denen sich die Leute angeblich

nicht in die Berge wagten und die Gletscher fürchteten, wie in Kapitel 4 beschrieben. Eine

Kultur gab es demnach nur in der Stadt und Einheimische, welche in den Bergen lebten, galten

als Wilde. Steile Felsformationen, eisbedeckte Gipfel auch im Sommer sowie unerklärliche

Umweltkatastrophen wie Lawinen, Muren, Überschwemmungen, dazu noch Bergstürze,

vorrückende und zurückweichende Gletscher mit ihren Spalten und das Echo von Gewittern,

all dies musste einen Grund haben und laut den Überlieferungen waren es Zeichen von

wütenden Göttern, Geistern, Drachen und anderen Fabelwesen (Grupp 2008). Nach Bätzing

(2018) war dies das Alpenbild der schrecklich-bedrohlichen Alpen. Archäologische Funde

beweisen laut Cerwinka und Mandl (1998), dass es schon vor ca. 4000 Jahren, in der

Bronzezeit, eine Almwirtschaft am Dachsteinmassiv gab. Die Menschen bestiegen den

Dachstein, wenngleich nicht dessen Gipfel, somit schon seit der Bronzezeit und nutzten diesen

für die Bestreitung ihres Lebensunterhaltes. Auch Bätzing (2015) nennt das Alpenbild der

schrecklich-bedrohlichen Alpen ein „Zerrbild“. Die Einheimischen bestiegen die Berge trotz der

Bedrohung, das Bild, welches beschrieben wird, ist eher eine Wahrnehmung aus der Ferne.

Page 62: Der Dachstein und seine Gletscher

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Vor allem Leute in den Städten übernahmen dieses überlieferte Bild, letztlich aus Unkenntnis

der Sachlage.

Mit der Erforschung der Gebirge und der Gletscher ab der Aufklärung änderte sich diese

Sichtweise. Die Fremden aus der Stadt kamen als die ersten TouristInnen und bestiegen die

Berge, wie den Dachstein. Einheimische Bauern/Bäuerinnen, JägerInnen und

SchmugglerInnen, welche die Berge schon seit Generationen bestiegen und kannten, wurden

als BergführerInnen gebucht. Der Alpinismus am Dachstein begann um 1800 mit den ersten

Versuchen einer Besteigung, wie in Kapitel 5 beschrieben. Im Jahr 1832 fand dann die

Erstbesteigung auf den Hohen Dachstein, den höchsten Gipfel des Dachsteingebirges, statt.

Der Gletscher war in dieser Zeit ein Hindernis, welches man auf dem Weg auf den Gipfel

überqueren musste. Jedoch brachte die Bezwingung des Gletschers Prestige und Lob.

Ein Gegensatz, der in der Literatur oft erwähnt wird und die Schönheit der Idylle und die Gefahr

des Gebirges vereint. „Jenseits des großen Karstplateaus, das noch ganz im Schatten der

Nacht liegt, leuchten die Gipfel des zentralen Dachsteins im ersten Licht. Rötlich strahlen die

Schnee- und Gletscherflächen, die Felswände und- kanten“ (Strauß und Strauß 2006, S.4.).

Auch hier bei Strauß und Strauß wird dieses Alpenbild sichtbar. Auch Laserer (1998, S. 173)

beschreibt dieses Alpenbild am Dachstein: „Die dritte und schönste Seite des Dachsteins aber

ist die gosauerische. Dort verbinden sich Eis und Fels in vollkommener Harmonie, wie sie

sonst an kaum einer anderen Stelle der ganzen Alpen anzutreffen ist. Spiegelverkehrt wurde

die ganze Berglandschaft noch dazu vom unbewegten, tiefdunklen See reflektiert“.

Viele AutorInnen machen sich ihr Bild vom Dachstein, so auch Lehr (1982, S. 167) „Wenn man

die Begeisterung für Gletscher- und Felslandschaften einmal kurz beiseite läßt und es ganz

nüchtern ausdrücken will, müßte man sagen, daß die Steinerscharte nichts anderes ist als

Geröll und nackter Fels zwischen zwei Eiswüsten. Und mitten drin in dieser leblosen

Landschaft lächeln einem da unerwartet fröhlich blühende Blümchen entgegen. […] Es ist kein

Wunder, daß Bergsteiger im Gletscher-Hahnenfuß ein Symbol triumphierender Lebenskraft

erblicken“. Deutlich wird dabei, dass immer die Betrachtungsweise des Autors/der Autorin

miteinfließt und ein bestimmtes Bild beim Leser/bei der Leserin erzeugt. Es sind subjektive

Beschreibungen des gleichen Gebietes mit unterschiedlichen Ansichten, Interessen und

Wahrnehmungen. Es gibt Erzählungen von Bergtouren, Unglücken sowie Eroberungen,

Geschichten, Märchen und Sagen. Das bekannteste Märchen ist dabei Adalbert Stifters

„Bergkristall“. Die Idee zu dem Märchen stammt von einer gemeinsamen Wanderung am

Dachstein mit Friedrich Simony, bei der ihnen zwei Kinder begegneten. Am nächsten Tag

erzählte Simony über eine Eishöhle am Hallstätter Gletscher. Stifter brachte nun die

Begegnung mit den Kindern und die Erzählung über die Eishöhle in einer Geschichte

zusammen und daraus entstand sein Werk „Bergkristall“. Das Märchen handelt von zwei

Geschwistern, welche sich auf dem Heimweg in der Welt des Eises verirrten. Sie suchten in

Page 63: Der Dachstein und seine Gletscher

62

der Nacht Schutz in einer Höhle, wobei das Knacken des Eises sie vom Schlafen abhielt und

die beiden so überlebten und den eisigen Temperaturen trotzten (Lehr 1982, S. 141-142). Die

Geschichte zeigt die unerbittliche Natur, welche zur Todesfalle werden kann. Aber auch die

Schönheit und Gnade der Natur, welche sich der Kinder erbarmt und sie vor dem Erfrieren

bewahrt.

Ein Gedicht über den Gletscher fasst die Wahrnehmung Broers zusammen. Der Gletscher ist

einerseits Unheil und anderseits Freude. Einerseits Tod und anderseits Leben. Zwei

Gegensätze, so sollte man Glauben, die sich gegenseitig ausschließen sollten, und doch

spiegeln sie die Wahrnehmung des Dachsteins wider.

„Gletscher

Du bist: ungeheuer aus Nebel und Eis,

blauendem Himmel und Wolkenweiß,

kristallener Mantel um Felsenwucht,

grausige Öde, menschenverflucht!

Du bist: blühender Strom in des Abends Glut,

schimmernde Krone voll heller Flut,

himmelsegnender Sonne!“ (Broer 1964, S. 119).

Besonders in dieser Zeit nach 1800 werden viele Berichte, Forschungsergebnisse und auch

Romane über den Dachstein veröffentlicht. Der Drang Wissen aufzuschreiben und zu

verbreiten, trägt somit wesentlich zur Änderung der Wahrnehmung bei. Die Gefahr rückt in den

Hintergrund und es bleibt die Leidenschaft für das Gebirge, für den Dachstein. Durch die

Veröffentlichungen und die Erzählungen über Bergtouren werden mehr Leute in die Berge

gelockt, die diesen Erlebnissen nacheifern und sie auch erleben wollen. Neue Erkenntnisse in

der Wissenschaft und die Forschungen am Gletscher locken auch immer wieder

WissenschaftlerInnen in das Gebirge. Durch den vermehrten Anstieg der Gäste wird die

Zugänglichkeit erleichtert, zunächst die Wanderwege und Schutzhütten ausgebaut und später

auch mit Seilbahnen ausgebaut. Der sanfte Tourismus entwickelt sich hin zum

Massentourismus.

Mit Einsetzen des Massentourismus in der Nachkriegszeit ändert sich nochmals das Alpenbild.

Der Dachstein wurde für den Tourismus erschlossen und vermarktet, wie in Kapitel 7 erläutert.

Wie Strauß und Strauß (2006, S. 4-5) sagen: „Auf dem überschaubaren Raum von circa 400

Quadratkilometern bietet der Gebirgsstock einfach alles, was unsere Alpen ausmacht:

Beeindruckende Wandfluchten an den Südwänden von Torstein, Mitterspitz und Dachstein.

Die Faszination des ewigen Eises mit insgesamt neun Gletschern. Felszacken und -türme in

schier unzählbarer Menge im Gosaukamm. Neben den großen Seen wie dem Hallstätter See

und den Gosauseen auch winzige, versteckte Gebirgsseen. Liebliches Almgelände und weite

Karstlandschaften, die dem Wanderer ein Gefühl von Unendlichkeit vermitteln. Eine

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geheimnisvolle Höhlenwelt unter der Oberfläche, die noch längst nicht zur Gänze erforscht

ist“. Daneben werden von Jahr zu Jahr neue Attraktionen am Dachstein erbaut, welche den

Tourismus fördern und das Gebirge bewerben. Ein Besuch am Dachstein wird zum Erlebnis.

Bätzing (2018) beschreibt dies als Freizeitpark in den Alpen und wenn man sich die

Möglichkeiten der Freizeitgestaltung am Dachstein anschaut, kann man dem nur zustimmen.

Dies ist besonders im südlichen Dachsteingebiet direkt bei den Gletschern gut sichtbar aber

auch im Norden mangelt es nicht an Attraktionen, wie in Kapitel 7 beschrieben. Im Westen von

der Gosau aus sind es „Brunos Bergwelt“ mit Kinderspielplatz und Bummelzug sowie ebenfalls

das Skigebiet mit Funpark und vieles mehr (Dachstein West 2020). Das Bild der Alpen,

welches Bätzing (2018) als Freizeitpark benennt, trifft auf den Dachstein zu.

Neben diesem Bild bestehen jedoch auch noch weitere Wahrnehmungen. Denn man kann

ebenfalls noch die friedliche Idylle und auch die Gefahr finden. Je nachdem, mit welcher

Intention man den Dachstein besucht, ändert sich auch die Wahrnehmung. Laut Bätzing

(2018) sind die Alpen keine Natur- bzw. keine naturnahe Landschaft, denn sie wurde vom

Menschen im Laufe der Geschichte umgestaltet und somit ist der Dachstein eine

Kulturlandschaft. Am besten zeigt sich dies an den Rodungen von Wald, welche Flächen für

die Almwirtschaft, für Wanderwege, Schutzhütten sowie für Liftstützen und Skipisten

gebraucht wurden. Der Mensch griff ein und veränderte die Natur, sodass eine

Kulturlandschaft entstanden ist.

Die Forschungsfrage, welche sich diese Arbeit stellt, lautet: Inwiefern hat sich die

Wahrnehmung über den Dachstein im Laufe der Zeit verändert und welche Rolle spielt dabei

die Vergletscherung?

Einerseits prägt die Gesellschaft das Bild des Dachsteins. Einheimische Personen sehen das

Dachsteinmassiv unter einem wirtschaftlichen Aspekt, die Leute verdienen heute wie damals

ihren Lebensunterhalt durch die wirtschaftliche Nutzung. Wobei sich die Nutzung mit der Zeit

verändert hat. Wo früher hauptsächlich Bergbau, Land- und Almwirtschaft betrieben wurde, so

steht heute der Dienstleistungsbereich, vor allem in der touristischen Vermarktung, im

Vordergrund. Die andere Seite spiegelt die von Bätzing (2018) beschrieben Alpenbilder der

schrecklich-bedrohlichen Alpen, der schrecklich-schönen Alpen und der Alpen als Freizeitpark

wider, die sich nachvollziehbar auf den Dachstein übertragen lassen und zwar in Form der

äußeren Wahrnehmung von nicht einheimischen Personen. Es sind die Bilder und

Erzählungen, die durch Medien, wie Literatur, Fotografie, Film usw. verbreitet werden. Sie

spiegeln auch immer einen Teil der Charakteristika aus der vorherrschenden Zeitepoche

wider. Der Glaube an das Übernatürliche und die Angst vor dem Unbekannten sowie die

nutzungsfeindliche Umgebung in den Bergen, die der Zeit der schrecklich-bedrohlichen Alpen

zugeschrieben wird. Die Romantisierung und Aufklärung beim Alpinismus sowie der

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Wissensdrang in der Erforschung im Zeitalter der Vernunft und der industriellen Revolution bei

den schrecklich-schönen Alpen.

Das Dienstleistungszeitalter bedingt den Tourismus und die Alpen werden als Freizeitpark

vermarktet und beworben. Es ist die Wahrnehmung, die der Bevölkerung präsentiert wird, ob

die Menschen diese nun glauben oder sich selbst ein Bild machen, liegt an jedem persönlich.

Fest steht, jeder Autor/jede Autorin, jeder Fotogra/jede Fotografin, jeder Regisseur/jede

Regisseurin bringt seine eigene subjektive Wahrnehmung mit in seine Werke. Auch die Rolle

der Gletscher ändert sich. Von der Gefahr, die gemieden wird, zum Hindernis, welches

überwunden werden will, hin zum Forschungsgegenstand und zur wirtschaftlich nutzbaren

Fläche für den Tourismus.

Das Denken und Handeln in der Gesellschaft veränderten sich in einer bestimmten zeitlichen

Epoche und damit auch das Bild von außen auf die Berge und somit auch auf den Dachstein.

Auf diese Änderung der Wahrnehmung reagieren einheimische Personen, sodass sie das

Gebiet an die Nachfrage bestmöglich anpassen. So wurden zu Beginn des Alpinismus

BergführerInnen gebraucht und diese wurden bereitgestellt. Heute wollen TouristInnen etwas

spektakuläres Erleben, so werden verschiedene Attraktionen geboten. Je nach Intention

verändert sich auch die Rolle der Gletscher. Der Gletscher war gefährlich und ein Betreten

brachte keinen Nutzen, also wurde er gemieden. Die AlpinistInnen wollten die Gipfel erreichen,

darum musste ein Weg über den Gletscher gefunden werden. Der Gletscher verändert sich,

somit wollte man die Hintergründe erforschen. Der Tourismus floriert und es braucht

Besonderheiten, um die Leute auf den Dachstein zu locken, der Gletscher wird zur Sportarena

und zur Attraktion. Auch in der Zukunft wird sich dieses Bild der Wahrnehmung über den

Dachstein weiter verändern, wohin wird die Zukunft zeigen. Auch ob und inwiefern die

Gletscher noch eine Rolle spielen werden, kann nur die Zukunft zeigen. Bis dahin können wir

sie noch von nah und fern, wie auf Abbildung 27 zu sehen, bewundern, erforschen und nutzen.

Abb.27.: Welterbeblick auf das Gletschergebiet am Dachstein vom Krippenstein (Quelle: Juni 2021)

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