die harmonisierung des alters johann preetz
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Die Harmonisierung des Alters Bedeutung des Alters für Umfragen und Erhebungen
Johann Preetz Matrikelnummer: 342731 09.02.2014
Johann Preetz Survey Methodology III 10.02.2014
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Die Harmonisierung des Alters
Bedeutung des Alters für Umfragen und Erhebungen
Inhalt
1. Die Ermittlung von Lebensphasen ……………………..………………………………………….. 2
2. Ab wann wird man als „alt“ bezeichnet …………………………………………………………. 3
3. Besonderheiten bei der Befragung Älterer ..………………………………………………….. 5
4. Methodische Konsequenzen …………………………………………………………………………. 5
5. Schlussfolgerungen ………………..……………………………………………………………………… 6
6. Quellen …………………………………………………………………………………………………………. 7
Survey Methodology III: Längsschnittsstudien und interkulturell-vergleichende Umfragen
Inhalt: Johann Preetz | Matrikelnummer: 342731 | Institut für Stadt- und Regionalplanung
Leiterin: Dr. Susanne Vogl | Institut für Soziologie | Fachgebiet Methodenlehre
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1. Die Ermittlung von Lebensphasen
Der Begriff Lebensphase ist im heutigen Sprachgebrauch nahezu allgegenwärtig. Er dient
sowohl als Mittel zur Bestimmung von Zielgruppen, als auch zur Beschreibung der
momentanen Lebenslage einer Person. Im Allgemeinen lässt sich die Lebensphase als Stufe
in der Entwicklung einer Person definieren, die sich, zumindest bei der Mehrzahl der
Menschen, durch qualitative Merkmale von anderen Lebensphasen unterscheiden.
Zwar gibt es allgemein geläufige Definitionen der jeweiligen Lebensphasen, jedoch ist der
Zeitpunkt des Eintritts in die bestimmte Lebensphase bei jedem unterschiedlich. So sind die
ersten Lebensphasen bei den meisten Menschen in Deutschland gleich. Die frühe Kindheit ist
geprägt durch das Säuglingsalter und die Zeit im Kindergarten. Die späte Kindheit beginnt
mit der Einschulung, welche in der Regel mit dem sechsten oder siebten Lebensjahr
stattfindet. Ab diesem Zeitpunkt beginnen sich die Lebensläufe der Personen zu
unterscheiden. So beginnen Einige schon mit dem 16. Lebensjahr eine Ausbildung und sind
bereits mit 20 Jahren in der Lage den eigenen Lebensunterhalt zu verdienen. Andere
hingegen gehen noch weitere drei Jahre zur Schule und studieren im Anschluss womöglich
noch mehrere Jahre.
Diese Personen werden aufgrund ihrer fehlenden Einkommens womöglich auch erst später
an eine Hochzeit und die Familiengründung denken, welche die Lebensphase des frühen
Erwachsenenalters prägen. Dies zeigt, dass sich der Zeitpunkt des Eintretens in eine
bestimmte Lebensphase von Person zu Person stark unterscheiden kann. Es lässt sich somit
nicht sagen, dass alle Personen im 25. Lebensjahr bereits über ein eigenes Einkommen
verfügen. Wird dies bei einer Umfrage nicht berücksichtigt, kann es zu falschen Ergebnissen
bzw. Schlussfolgerungen kommen. Fragt man Menschen dieses Alters beispielsweise nur
nach ihrem Einkommen, werden Studenten diese Frage mit 0 Euro beantworten, wodurch
der Einkommensdurchschnitt deutlich sinkt. Eine Frage nach der Berufstätigkeit im Vorfeld
hätte diese Verfälschung verhindern können.
In der Wissenschaft werden Lebensphasen immer im Bezug zur Fragestellungen ermittelt. So
können Forscher in einer Querschnittsuntersuchung von Altersgruppen auf Prozesse und
Verläufe schließen. Das Erkennen von Verläufen ist die Grundlage für die Abgrenzung von
Lebensphasen. So lassen sich in Querschnittsuntersuchungen mehrere Effekte feststellen.
Ein sogenannter Alterseffekt lässt sich feststellen, wenn Jahrgang A überwiegend
erwerbstätig ist, der ältere Jahrgang B jedoch eher weniger erwerbstätig ist. Wird ein solcher
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Effekt festgestellt, kann man Gründen für diesen suchen. In diesem Fall kommen beim
älteren Jahrgang B beispielsweise Frührentner oder altersbedingte Arbeitslose hinzu.
Von einem Kohorteneffekt spricht man, wenn zum Beispiel jüngere Frauen gebildeter sind als
ältere. Dies erscheint zunächst unlogisch, da die Bildung mit dem Alter üblicherweise
zunimmt. In diesem Fall lässt sich der Grund für diese (scheinbare) Unlogik in der
Gesellschaft finden. In den 50er Jahren sollten junge Frauen hauptsächlich die Hausarbeit
verrichten und die Kinder großziehen und betreuen. Ein hoher Bildungsabschluss war dafür
nicht nötig und auch wurde meist auch nicht angestrebt. Dies hat sich im Laufe der
Jahrzehnte verändert, viele junge Frauen streben heute eine eigene Karriere im Berufsleben
an und sehen als Schlüssel dafür einen guten Bildungsabschluss. (Burzan 2008)
Ein Periodeneffekt lässt sich dann erkennen, wenn beispielsweise ein Ereignis das übliche
Verhalten beeinflusst. So werden an den Tagen vor dem 14.02. verstärkt Blumen gekauft,
da man am Valentinstag üblicherweise Blumen oder kleine Aufmerksamkeiten verschenkt.
Werden die Gründe für solche Auffälligkeiten nicht richtig erkannt, bzw. falsch gedeutet,
sind auch die Ergebnisse oder Schlussfolgerungen der durchgeführten Umfrage falsch.
Werden die festgestellten altersbezogenen Prozesse und Verläufe jedoch richtig gedeutet,
können sie Aufschluss über Lebensphasen geben. (Burzan 2008)
Alternativ können Längsschnittuntersuchungen durchgeführt werden. Hierbei werden
identische Personen zu unterschiedlichen Zeitpunkten befragt. Die Personen werden dabei
direkt zu ihrer aktuellen Lebenssituation befragt. Probleme sind hierbei jedoch der hohe
Aufwand, da es schwieriger ist die gleichen Personen mehrmals zu kontaktieren und es
einen erhöhte Panelmortalität gibt, was bedeutet, dass die zuvor befragten Personen für
eine weitere Befragung oftmals nicht zur Verfügung stehen, da sie wegziehen oder sterben.
2. Ab wann wird man als alt bezeichnet?
Ähnlich wie bei Lebensphasen, kann auch der Zeitpunkt des alt seins nicht genau festgelegt
werden. Für jeden Menschen beginnt das alt sein zu einen anderen Zeitpunkt. Kinder
beispielsweise sehen Menschen, welche 30 Jahre und älter sind schon als alt an. 50-jährige
hingegen sehen sich selbst noch nicht als alt. Erst im hohen Alter kommt teilweise die
Erkenntnis, dass man selbst alt ist. Der Prozess des Alterns wird jedoch relativ früh
wahrgenommen, wenn die Sehfähigkeit nachlässt, oder die sportlichen Leistungen nicht
mehr den früheren Ergebnissen entsprechen.
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Auch Wissenschaftler definieren das alt sein unterschiedlich. Für einen Biologen ist eine
Person deutlich früher alt, als für einen Psychologen. Für Sozialpädagogen beispielsweise ist
das Rentenalter und das damit einhergehende Ende des Berufslebens ein wichtiges Datum.
Mit dem Eintritt in das Rentenalter leben Menschen teilweise noch weitere 30 Jahre,
wodurch eine Unterteilung des Rentenalters in diesem Fall durchaus Sinn macht. Für den
Staat wiederum ist das Alter nach dem Rentenalter nicht mehr relevant und wird in diesem
Fall auch nicht unterteilt. In Teilen der Wirtschaftswissenschaften gilt das 40. Lebensjahr
bereits als Grenze des alt seins. Hierbei spielt die abnehmende Lernfähigkeit und
Auffassungsgabe eine wichtige Rolle. Auch Umschulungen nach dem 40. Lebensjahr sind
deutlich schwieriger, wodurch viele Altersarbeitslose nur schwer in das Berufsleben
zurückkehren können. (Webseite Lerncafe 2013)
„In der Soziologie definieren wir das Alter ja immer eher an den gesellschaftlichen
Rollen, in der Biologie machen wir das oft an körperlichen Gebrechen oder Funktionen
fest oder vielleicht auch am Aussehen, also an Äußerlichkeiten. In der Psychologie ist
das ein bisschen komplizierter, weil wir hier eben auch der Vielfältigkeit des Erlebens
von Alter gerecht werden wollen“. - Dr. Frieder Lang
Nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gilt als alt, wer das 65.
Lebensjahr vollendet hat. Die WHO begründet ihre Definition mit dem Austritt aus dem
Arbeitsleben und dem einsetzenden körperlichen Verfall. In Deutschland und auch in
Amerika werden ältere Menschen mit einem Alter von 70 Jahren meist als geriatrischen
Patienten bezeichnet. Ab diesem Alter nimmt die Multimorbidität (mehrere Krankheiten zur
gleichen Zeit) erkennbar zu (Webseite RKI 2013). Im Alter von 80 Jahren steigt dieser Wert
auffällig stark, wodurch man Menschen dieses Alters meist als Hochaltrige bezeichnet. Aber
auch hier gibt es Unterschiede, da es auch 80-jährige gibt, die sowohl körperlich, als auch
geistig leistungsfähiger sind, als andere. (Webseite Medizinfo 2013)
Auch durch die weiterhin steigende Lebenserwartung ist es schwer, das Alter zu definieren.
So wurde im Jahr 1774 Immanuel Kant bei einer Laudatio an der Universität Königsberg als
ehrwürdiger Greis angesprochen. Zu diesem Zeitpunkt war Kant gerade einmal 50 Jahre alt.
Selbst 80-jährige heute würden sich selbst nur in den seltensten Fällen als Greis bezeichnen,
damals war dies jedoch üblich, auch wenn Immanuel Kant erst im Jahr 1804, im Alter von 79
Jahren, starb. (Webseite Lerncafe 2013)
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3. Besonderheiten bei der Befragung Älterer
Entgegen der weitläufigen Vermutung, ist bei Querschnittsuntersuchungen die
Stichprobenausschöpfung in allen Altersgruppen nahezu gleich. Die Gründe für eine
Teilnahme oder eine Nichtteilnahme sind jedoch in jeder Altersgruppe unterschiedlich. So
liegt die Vermutung nahe, dass bei älteren Menschen aufgrund von altersbedingten
Behinderungen oder Hörschwächen nur eine deutlich geringere Stichprobenausschöpfung
möglich ist. Dies ist jedoch nicht der Fall. Zwar spielen altersbedingte Behinderungen eine
wesentliche Rolle bei der Stichprobenausschöpfung, dieser Wert wird jedoch durch die
erhöhte Erreichbarkeit von Rentnern wieder ausgeglichen, da diese oftmals mehr freie Zeit
besitzen und sich gerne Zeit für Umfragen nehmen. Eine Verweigerungszunahme kann bei
ansteigendem Alter nicht beobachtet werden. Wählt man für eine bestimmte Altersgruppe
das richtige Umfragemedium, kann die Ausschöpfungsquote sogar erhöht werden. So stellte
sich heraus, dass vor allem ältere Personen noch immer im Telefonbuch verzeichnet und
diesen Eintrag auch aktualisieren lassen, falls sich die Nummer ändert. Hierbei konnte eine
relativ hohe Ausschöpfungsquote von rund 62% festgestellt werden. Im Normalfall liegt die
Quote zwischen 40% und 60%. Dies zeigt, dass bei Altersgruppen höheren Alters eine
Telefonumfrage durchaus sinnvoller ist, als beispielsweise eine Internetumfrage oder
Fragebögen. Dies liegt auch an der Möglichkeit, dass ältere Menschen bei einer
Telefonumfrage Rückfragen stellen können, falls sie die Frage nicht verstanden haben. Dies
wäre bei einem persönlichen Besuch zwar auch möglich, meist ist diese Alternative jedoch zu
aufwändig und kostspielig. Ein standardisierter Fragebogen bietet diese Möglichkeit nicht,
wodurch die Antworten Älterer häufig nicht im Einklang mit der Fragestellung sind. (Burzan
2008)
4. Methodische Konsequenzen
Um eine verzerrungsarme Befragungssituation zu schaffen, sollte bei der Befragung von
Älteren darauf geachtet werden, dass diese ihr kognitives Hoch eher am frühen Morgen
zwischen 10:30 Uhr und 15:30 Uhr besitzen. Daher machen Umfragen beispielsweise am
Abend weniger Sinn.
Eine weitere Möglichkeit um Personen mit altersbedingten Behinderungen oder
Hörschwächen zu befragen bietet das sogenannte Proxy-Interview. Hierbei wird zwischen
dem Fragenden und dem Befragten eine dritte Person zwischengeschaltet. Diese kann
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Fragen entweder stellvertretend, oder mit Hilfe des Befragten, beantworten. Bei diesen
Interviews lassen sich jedoch nur bestimmte Informationen gut in Erfahrung bringen, zum
Beispiel kurze Fragen mit ja/nein Antworten. Fragen bezüglich der Einstellung sind eher
ungeeignet, da die Antworten der Drittperson möglicherweise nicht gefallen könnten. Wird
bei einem Proxy-Interview beispielsweise eine ältere Person über die Tochter nach
Generationenbeziehungen in der Familie befragt, so wird die ältere Person keine negativen
Antworten geben, weil die Antwort sozial nicht folgenlos wäre. Um Anschlussdiskussionen
mit der Tochter zu vermeiden, würde die ältere Person eher sozial erwünschte Antworten
geben. Auch Befragungen über die Behandlung im Altenheim wären höchstwahrscheinlich
verzerrt, da auch hier meist Pflegepersonal zwischengeschaltet ist. Eine verzerrungsarme
Befragungssituation ist also in beiden Beispielen nicht gegeben. (Burzan 2008)
Auch bei der Erstellung von Fragebögen für ältere Menschen sollten wichtige Dinge beachtet
werden. So muss, wie bereits erwähnt, damit gerechnet werden, dass die Antworten von
Älteren teilweise nicht im Einklang mit dem standardisierten Fragebogen sind. Fragebögen
sollten in großer Schrift verfasst werden und weder bunte Farben enthalten, noch auf
Glanzpapier gedruckt sein. Ältere Menschen vermeiden extreme Antworten und tendieren
auch dazu, eher sozial erwünschte Antworten zu geben. Auch die kognitive Kapazität lässt
im Alter deutlich nach. So verstehen Menschen mit höherem Alter komplexe Fragen oft nicht
und beantworten diese entweder nicht oder verwenden weiß-nicht-Antworten. Werden
Skalen in einem Fragebogen verwendet, so empfiehlt es sich bei Fragebögen für Ältere eher
verbale Angaben anstatt von numerischen Werten zu verwenden.
5. Schlussfolgerungen
Somit lässt sich feststellen, dass bei der Befragung von älteren Personen eine erhöhte
Sensibilität gefordert ist. Fragen müssen unter deutlich höherem Aufwand entwickelt
werden und bedürfen häufig einer Testphase um mögliche Probleme bei der
anschließenden, relevanten Befragung zu vermeiden. Trotz des erhöhten Aufwands, muss
dennoch damit gerechnet werden, dass die Antworten nur eine eingeschränkte Gültigkeit
besitzen und die Ergebnisse verfälschen können. Auch muss bei der Art der Befragung
berücksichtigt werden, dass die Datenqualität von Telefonbefragungen besonders bei
älteren Menschen deutlich höher ist, als beispielsweise bei Fragebögen. Außerdem
überfordern postalische Umfragen die ältere Bevölkerung, da sie teilweise nicht die
Möglichkeit oder die Kenntnis besitzt diese zurückzusenden, wodurch die
Stichprobenausschöpfung sehr gering ist.
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6. Quellen / Literaturverzeichnis
Literatur: Burzan, Nicole: Quantitative Forschung in der Sozialstrukturanalyse, VS-Verlag (2008) Diekmann, Andreas: Empirische Sozialforschung - Grundlagen, Methoden, Anwendungen. Rowohlt, Hamburg (2006) Kühn, Konstanze: Befragung alter und sehr alter Menschen, ZUMA-Verlag, Mannheim(1999) Internetquellen: http://www.medizinfo.de/geriatrie/alter/definition_alt.shtml http://www.lerncafe.de/ges_56/articles/wer-ist-alt-oder-ab-wann-ist-man-alt.html http://www.who.int/healthinfo/survey/ageingdefnolder/en/ http://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GesundAZ/Content/M/Multimorbiditaet/Multimorbiditaet.html?cms_lv2=2411776&cms_box=2&cms_current=Multimorbidit%C3%A4t http://www.cdc.gov/brfss/training/interviewer/02_section/06_protocol.htm