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lm zweiten und dritten Lebensjahrentfaltet das Kind in seinem Spieleine Vielzahl von Verhaltenswesen.die seine rasche geistige, sprachli-che und soziale Entwickluns in die-

ProJ. Remo LargoKinder.spital Ziirich

sem Altersabschnitt widerspiegeln.Wenn das Kind Gefiisse fiillt undentleert, Becher stapelt und Bau-klotze aneinander reiht. entwickelt

es ein Verstiindnis fiir rriumlicheZusammenhiinge. Uber die Nach-ahmung von allttiglichen Handlun-gen lernt es, Gegenstrinde funktio-nell zu gebrauchen. Es frihrt sichmit der Haarbiirste tiber seinenKopf, kritzelt mit dem Kugel-schreiber auf die Zeitung oder an-gelt sich den Telefonhcirer und plau-dert wie die Mutter. Das Telefonie-ren spricht das Kind besonders an,da die Eltern mit dem Telefon um-gehen wie mit einem Menschen:

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Sie reden rnit dem Apparat und dus-sern dabei die unterschiedlichstenGefiihle. Gegen Ende des zweitenLebensjahres beginnt das Kind zubegreif-en, dass Gegenstrinde nachbestimmten Eigenschafien gleichoder verschieden sein kcinnen. EinKnabe stellt seine Spielautos ineiner Reihe und seine Holztiere ineiner anderen auf. Ein Miidchensortiert sein Puppengeschirr nachForm und Grcisse. Das Kategori-sieren nach bestimmten Merkma-

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len. eine Grundvoraussetzung fiir

das logische Denken, nimmt in die-

ser Art Spiel seinen Anfang.

In diesem Artikel werden einige

der hiiufigsten und uns verstdndli-

chen Spielverhalten beschrieben. Es

werden keineswegs alle Spielfor-men besprochen, die Eltern bei

ihren Kindern beobachten konnen.

Die nachfolgende Darstellung der

Spielverhalten ist einseitig in dem

Sinne, dass die meisten Spielakti-

vitiiten. die Eltern bei ihren Kindern

beobachten, nicht nur ein, sondern

mehrere Charakteristika enthalten.

Wenn ein zweijrihriges Kind mit

seiner Puppenstube spielt, setzt sich

sein Spiel aus rtiumlichen, funktio-

nellen und kategorischen Elemen-

ten zusammen. Eine weitere Ver-

einfachung besteht darin. dass die

Spielverhalten anhand ihres mittle-

ren zeitlichen Aufiretens beschrie-

ben werden. Siimtliche Spielver-

halten treten aber von Kind zu Kind

in unterschiedlichem Alter auf. So

baut das eine Kind einen Turm be-

reits mit l6 Monaten. ein anderes

mit l7 und ein dr i t tes schl iessl ich

mit l8 Monaten. Fi.ir das einzelne

Kind gelten deshalb die Altersan-gaben iiber das zeitliche Aufireten

der Spielfbrmen nur anniiherungs-

weise. Diese Vereinfachungen soll-

ten beim Lesen dieses Artikels be-

dacht werden.

Spielverhalten mit rdumlichen

Charakter ist ikenEinige Spielfbrmen des zweiten und

dritten Lebensjahres spiegeln das

Raumverstdndnis des Kleinkindes

wider (Abbildung I). Sie geben uns

einen Einbl ick. wie sich das Kind

mit den rriumlichen Beziehungen

zwischen Gegenstiinden, den Di-

mensionen des Raumes und der

Schwerkratt auseinandersetzt. Das

Spiel ist fi.ir das jeweilige Entwick-

lungsalter des Kindes charakteris-tisch. So hat ein Kind im Alter von

l2 bis l6 Monaten ein grosses ln-

teresse an Behdltern. mit 16 bis 20

Monaten stapelt es mit Vorliebe Ge-genstrinde. Die verschiedenen Spiel-

fbrmen erscheinen bei allen Kin-

dern in der Reihenfolge, wie sie in

Abbildung 1 aufgefiihrt werden. In

unseren Studien haben wir bei allen

Kindern nur diese Abfblge der ein-

zelnen Spielverhalten beobachtet.E,s kam nie vor, dass beispielswei-se ein Kind mit zwcilf Monaten Ttir-

me bauen. aber erst mit l8 Mona-

ten mit Behriltern und deren Inhalt

umgehen konnte (Largo und Mit-

arbeiter 1919\.

I nhalt-Behdlter-Spielln unseren Studien tiber das Spiel-

verhalten haben wir ein Glasfl:isch-chen verwendet. welches ein klei-

nes Holzkiigelchen enthdlt 6bbil-dung 2). Anhand dieses Fliischchenskisst sich die Entwicklung des Inhalt-

Behiilter-Spiels gut verfolgen. Ein

sechs Monate altes Kind nimmt das

Fliischchen sogleich in den Mund.

Es bemerkt das Kiigelchen nicht,

auch wenn das Kind durch Schiitteln

des Flrischchens auf das Kiigelchen

aufmerksam gemacht wird. Das

Kind nimmt das Fl:ischchen nur als

Ganzes wahr. Nach dem siebten Le-

bensmonat zeigt das Kind ein wach-

sendes Interesse fiir das Kiigelchen.

Es versucht. das Ki.iselchen mit dem

Nil$N

Abbildung 2: Inhdt-Behrilter-Spiel. I2 Monile alter Knerbe Legt Wiifi'el in

Scl'rctt:htel (links): l5 Monate eiltes Mcidt'hen versucltt, rnit den Fingerchen

an das Kiipelc'hen int Flti.schchen zu kctmmen (rechts).

Alter (Monate)

lnhalt-BehdlterSpie l

VertikalesBauen

HorizontalesBauen

Vertikales/hori-zontales Bauen

12 1 5 1 B 21 24 27

-

Ab bildun g 1 : S p i e lv e rhal t e n n i t r ciuntl i c' he n C ha rakt e r i s t i ke n.

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Finger durch das Glas hindurch zuerreichen. Mit neun bis zwtilf Mo-naten steckt es einen Zeigefinger in

die Offnung des Flilschchens undmiiht sich ab. auf diese Weise an dasKiigelchen heranzukommen.

Das Verhalten des Kindes zeigtuns, dass es eine Vorstellung davonentwickelt hat, dass ein Gegenstandin einem anderen Gegenstand seinkann. Mit zwolf Monaten kann dasKind das Ktigelchen in das Fliisch-chen einftil len. ohne es aber wiederentnehmen zu kcinnen. Wenn wir ihmvorzeigen, wie das Kiigelchen durchKippen aus dem Fliischchen entf'emtwerden kann. ist es nicht in der La-ge, das Kippen nachzuahmen. DasKind versucht, durch Schtitteln, dasKr.igelchen herauszubekommen. M it

etwa l-5 Monaten kippt es das Kiigel-chen nach Vorzeigen aus dem Fliisch-chen und mit l8 Monaten kann esdas Fliischchen spontan entleeren.

Zwischen zehn und fi"infzehn Mo-nuten zeigen die Kinder eine gros-

se Vorliebe fi.ir das Aus- und Ein-reiumen von Behiiltern jeglicher An- gelegentlich zum Leidwesen derEltern. Das kindliche Interesse giltnicht nur Spielzeugbechern und-wiirf-eln. sondern auch Kleider-kommoden, Krichenschubladen,Schallplatten- und Videokassetten-sammlungen sowie B ijcheregalen.

Vertikales Bauen/StapelnKinderzeigen vordem 15. Lebens-monat kaum Interesse. aus Wi.irfelneinen Turm zu bauen.

Mit l8 Monaten ist die Vorliebeder Kindel Gegenstrinde zu stapeln,gross (Abbildung 3). Sie bauen nichtnur Ttirme mit Wtirfeln und Bau-klotzen, sondern stapeln auch Ge-genst i inde uul 'einander wie etwuPuppenhausmobelchen, die sich da-fi.ir weniger eignen.

Abbildung 3: Vertikules Buuen. I8Monete altes Mcidchen baut Tnrm.

Horizontales BauenMit 24 Monaten ist das lnteresse ameinfachen Turmbau am Abklingen.Das Kind reiht nun rnit Eit'er Klot-ze in der Horizontalen aneinander(Abbileluns 1).

AbbiWung 4: Horiz.ontales Bauen.21 Monate altes Mcidchen baut Zus.

Der Vorliebe ftir die Horizontalekommt das Spiel mit Spielzeug-eisenbahnen entgegen. Zwei- bisdreijl ihrige Kinder lieben es, Ge-leisestticke aneinander zu fiigen undEisenbahnwagen aneinander zu hdn-gen. Duplo- und Lego-Elementeoder Bauklcitze werden von denKindern ofi auf die gleiche Weiseverwendet.

Verti kales/horizontalesBauenMit etwa zweieinhalb Jahren be-ginnt das Kind. in seinem Spiel dievertikale und horizontale Raum-dimension zusammenzufugen. Es

Abbildung 5: Bauen nit vertika-len tmel horizonterlen Elenenten. 36Monate crltes Miidchen baut kleineBriicken.

baut beispielsweise mit Bauklotzeneine Briicke fijr seinen Zug (Abbil-

elung 5).Einen interessanten Einblick. wie

sich die riiumlichen Vorstellungenim Verlauf-e des zweiten Lebens-jahres entwickeln, gibt uns das Spielrnit Puppenmdbelchen ( Abbildun gl0). Die Art und Weise, wie dasKind mit Tisch. Stiihlen und Ge-schin umgeht, spiegelt seine Raum-vorstellungen in den verschiedenenAltem wider. Mit l -5 Monaten hat einKind noch kein Verstuindnis dafiir.wie die Stiihlchen um einen Tischherum anzuordnen sind. Mit 18 Mo-naten ist es vor allem am Stapeln in-teressiert. Es stellt die Stlihlchen eherauf als um den Tisch. Mit 24 bis 30Monaten sind seine rdumlichen Vor-stellungen und das funktionelle Ver-stiindnis so weit entwickelt. dass dasKind die Stiihlchen an den Tischri.ickt, die Puppen auf die Stiihlchensetzt und den Tisch deckt.

Dreidimensionales BauenZwischen drei und vier Jahren be-ginnen die Kinder, dreidimensio-nale Gebilde zu bauen. Ein Knabekonstruierl beispielsweise mit Bau-klcjtzen eine Garage ftir sein Auto.Bis zum ftinften Lebensjahr ist dasr l iumliche Vorstel lungsvermcigcn

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der Kinder so weit fortgeschritten,dass die Kinder mit Bauklotzen. Le-gosteinen und anderen Materialienganze Hriuser, aber auch Flugzeu-ge und Autos nachbauen kcinnen.

Spielverhalten mitSymbolcharakterEnde des ersten Lebensjahres hat

das Kind durch das orale. manuel-

le und visuelle Erkunden seine Um-welt so weit kennen gelernt, dass es

die Gegenstrinde des Alltags von-

einander unterscheiden und wieder-erkennen kann. lm zweiten Lebens-jahr wendet sich sein Interesse denFunktionen zu, die Gegenstrindeinnehaben krinnen.

Die Nachahmung spielt bei der

Entfhltung der Spielfbnnen mit funk-

tionellem Charakter eine wichtigeRolle. Bereits das Neugeborene ist

in einer begrenzten Weise fiihig,

eintache Mundstellungen nachzu-

ahmen (Melzoff 1911, 1979). In

den folgenden Lebensmonaten

iibernimmt der S:iugling immermehr die mimischen und korperli-

chen Ausdrucksfbrmen von Elternund Geschwistern und wiederholt

Tcine und Lautfblgen. die er von

ihnen hcirt. Gegen Ende des erstenLebensjahres beginnt das Kind. ein-

fache Handlungen nachzuahmen.Den Gebrauch von Gegensftinden

eignet sich das Kind iiber die di-

rekte und verzcigerte Nachahrnungan (Funktionelles Spiel). Es versuchtmit dem Ldfl'el zu essen. wahrend

es von der Mutter gefiinerl wird. Im

Alltag werden vielerlei Tiitigkeiten

durch Nachahmen erworben. Eineverzcigerte oder indirekte Nach-

ahmung kijnnen wir haiufig beob-achten. wenn das Kind ftir sich al-lein spielt. Es spielt Situationennach, die es Stunden oder Tage zu-vor erlebt hat.

Zwischen 12 und l8 Monaten machtdas Kind einen ersten Schritt hin zurEntwicklung von sogenannten Sym-bolfunktionen. Nach Piaget (1975

a, b) entsteht iiber die verzcigerteNachahmung eine innere Vorstel-lung einer Handlung. Diese innereVorstellung ist unabhtingig von denzeitlichen und cjrtlichen Gegeben-heiten. in der das Kind die Hand-lung erlebt hat, und damit auf neue

Situationen iibertragbar. Dies er-moglicht dem Kind, eine Handlungwie beispielsweise <Mit dem Lof-f-el essen>> nicht nur bei sich selberauszufiihren. es kann auch die Mut-ter oder die Puppe mit derr-r Ldffelflttern (Repriisentatives Spiel l). In

einem weiteren Schritt stellt sichdas Kind vor, dass die Puppe selbermit dem Lciffel isst (Repriisentati-

ves Spiel II). Anfangs des drittenLebensjahres ist seine Vorstellungs-kraft schliesslich so weit entwickelt,dass das Kind nicht nur einzelneHandlungen, sondern ganze Hand-lungsabldul'e mit einer gemeinsamen

Thematik zur Darstellung bringenkann (Sequentielles Spiel). Es spieltbeispielsweise in der Puppenstube<Essen am Familientisch> oder <Zu

Bett gehen> nach. Die inneren Vor-

stellungen oder Symbolfunktionensind von grcisster Bedeutung fiir dasDenken. das Sozialverhalten unddie Sprachentwicklung. In Abbil-elung 6 sind die verschiedenenSpielformen mit Symbolcharakteraufgefiihrt.

Funkt ionel les SpielZwischen neun und zwolf Monatenbeginnen die Kinder, einfache Hand-lungen nachzuahmen (Abbildung 7).Das Kind biirstet sich die Haareoder hiilt sich den Telefbnhrirer ans

Ohr und plaudert . Wenn es einenBleistift in die Hiinde bekommt.ahmt es die Mutter beim Schreiben

Abbildung 7: Funktionelles Spiel.l2 Monate altes Mridchen beniitztSpieltelefon.

Alter (Monate)

FunktionellesSpiel

ReprasentativesSpiel I

ReprdsentativesSpiel l l

SequentiellesSpiel

SymbolischesSpiel

1 2 1 5 1 8 2 1 2 4 2 7 3 0

Abbildung 6: Spielverhalten mit 51'mbolchorakte r

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und das Geschwister beim Zeichnennach. Das Kind will und kann nochnicht etwas Bestimmtes zur Dar-stellung bringen. Es geht ihm le-digl ich darum, so zu tun, als ob esschreiben beziehungsweise zeich-nen wtirde.

Das funktionelle Spiel stellt dieeintachste Form des funktionellenUmgangs mit Gegenstdnden dar:Die Anwendung des Gegenstandesbleibt auf den Kdrper des Kindesbeschrankt.

Reprdsentatives SpielIn einem Ubergangsstaclium zumrepriisentativen Spiel verwendet dasKind einen Gegenstand nicht mehran sich selber sondern tibertriigt dieHandlung auf eine Zweitperson,vorzugsweise die Eltern. Das Kindftittert die Mutter oder krimmt demVuter die Haure. In einem wei lerenSchritt i ibertriigt das Kind seineHandlungen auf eine Puppe (Re-priisentatives Spiel l) (Abbildung 8).

Das Kind gibt der Puppe dieMilchf-lasche und hiilt ihr eine Tas-se zum Trinken hin. Diese Spiel-fbrm setzt mit 12 bis lB Monatenein. Einige Monate spdter erweiteftdas Kind sein Spiel , indem es diePuppe zu einer handelnden Figurmacht (Repriisentatives Spiel II)(Abbildung 9).

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Abbildung 9 : Re p riis entativ e s S pie III. 24 Monate eLtes Mcidr:hen ver-sttc'ht, der Puppe den Liffil in dieHernd ztr geben: Die Puppe soll sel-ber e,ssen.

Die Spielwarenf abrikanten wurdenvor einigen Jahren aufdieses Spiel-verhalten auf'merksam und habenflugs ihre Spielzeugmiinnchen und-fiauen rnit Werkzeughiinden aus-gestattet.

Abbildung I 0 : S e quent ie ll e.s Sp ie l.Dcts Kind spielt oMahlz.eit am Fa-milientisch> nach.

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Abbildung 8: Reprcisentatives Spiel I. 8 Monate nlter Knabe z.eigt Zyvi-schenstadium von.funktionellem unel reprcisentotivem Spiel I (links) undre p rd.\e n totiv e.s S p ie I I ( re c' hr s ).

Sequent iel les SpielMit 21 bis 24 Monaten beginnt dasKind, Handlungsabliiufe nachzuspie-len, die zu einer bestimmten All-tagssituation gehciren. So spielt esbeispielsweise <Mahlzeit>: DasKind kocht, deckt den Tisch, triigtdas Essen auf, setzt die Puppen anden Tisch und lasst sie essen fAlr-bildung l0).

Symbol isches SpielBei diesem Spiel verleiht das Kindeinem Gegenstand die Bedeutungeines anderen, nicht vorhandenenGegenstandes, oder es stellt sich ei-nen Gegenstand ganz einf'ach vor.

Abbildung lI: Symbolisches Spiel.27 Monates qltes Kind spielt <Auto-

fahrenr.

So setzt ein Kind beispielsweise ei-ne Puppe in einen Schuh, der in sei-ner Vorstellung ein Auto darstellt,oder es bewegt die Puppe in derLufi herum und tut dabei so. als obdie Puppe in einem Flugzeug si tzenwr-irde. ln Abbildmtg 1/ spielt dasKind <Autof'ahren>.

Das Symbolspiel entwickelt sichzwischen dem dritten und fiinftenJahr zum Rollenspiel. Die Kinderspielen Szenen des Alltags wie bei-spielsweise <Sp:zieren gehen> nach:Die Puppe wird angezogen, das Wii-gelchen bereitgestellt. die Puppehineingelegt und auf geht es zur

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Spazierfahrt. Ereignisse wie etne

Hochzeit oder Reise. welche die

Kinder besonders beeindruckt ha-

ben, sind andere beliebte Sujets.

Eine weitere Stuf'e des Rollen-

spiels erreicht das Kind, wenn es

fiihig wird, einerseits eine Rolle sel-

ber zu spielen und andererseits auf

das Rollenspiel anderer Kinder

einzugehen. Ein beliebtes Spiel im

Kindergartenalter ist das <Einkau-

1en>: Ein Kind i ibernimmt die

Rolle der Verkiiuferin. die anderen

diejenige der Kunden.

KategorisierenZwischen l8 und 24 Monaten zei-

gen die Kinder ein Verhalten, das

von einem Ordnungssinn bestimmt

zu sein scheint: Alle Spielzeugautos

werden in einer Reihe aufgestellt

und alle Plastikmtinnchen in einer

anderen Reihe. Die Stiihle werden

an einem Oft zusammengestellt. die

Teller an einem anderen (AbbiLdung

12). Dieses Verhalten hat weniger

mit einem Bedtirfnis nach Ordnung

zu tun. als vielmehr mit der erwa-

chenden Erkenntnis, dass Gegen-

stAnde auf Grund bestimmter Ei-

genschatten gleich oder verschieden

sein kcinnen. Die Kinder sortieren

oder gruppieren Spielsachen und

Gegenstande nach bestimmten Ei-

genschallen.

Die Fiihigkeit, nach bestimmten Ei-

genschal ien zu kategoris ieren. er-

mriglicht den Kindern, Ende des

ersten Lebensjahres einfache For-

men voneinander zu unterscheiden

beziehungsweise einander ̂ )zu-

ordnen. So konnen zweij:ihrige

Kinder Kreis, Quadrat und Dreieck

in ein Formenbrett einlegen. For-

menwiirfel werden im dritten Le-

bensjahr ein beliebtes Spielzeug:

Die Kinder passen kornplexe For-

men in die entsprechenden Oi l 'nun-gen ein.

Die Kinder beginnen. sich etwa

im gleichen Alter mit Steckpuzzles

zu beschtiftigen. Im viefien Lebens-jahr kiinnen sie Zusammensetzspie-le mit l0 und mehr Einzelteilen zu-

sammenfi.igen. Sie sind grosse Meis-

ter im Erkennen von Details. sei es

von Formen. Farben oder Schnitt-

stellen der Puzzleteilchen.

Weitere SpielverhaltenDas zweite Lebensjahr hat wie das

erste seine eigenen sozialen Spiele.

Die htiufigsten bestehen in einemgegenseitigen Geben und Nehmen.

Das Kind gibt dem Erwachsenen ei-

nen Gegenstand und erwartet, dass

der Gegenstand wieder zurtickge-

geben wird. Der Ball rollt vom Kind

zur Mutter und wieder zuri.ick. Der

Vater beliidt den Spielzeuglaster mit

Bauklotzen. der Sohn entladt ihn

und der Vater beliidt das Gefrihrt

aufs Neue. Das Faszinierende an

diesem Spiel ist fi ir das Kind, dass

es eine bestimmte Erwartung hat,

wie die andere Person sich verhal-

ten wird. Es will im Spiel heraus-

finden, ob seine Annahme richtig ist

und ob es auf die andere Person

Einfluss nehmen kann: Bitte mach,

was ich mache!Viel Zeit verbringen die Kinder

im Spiel mit Sand, Erde und Was-

ser. sei es im Sandkasten, Garten

oder in der Badewanne. lm Spiel er-

lebt das Kind diese Elemente korper-

lich und erfhhrt die Wirkungen des

eigenen Handelns. Was geschieht,

wenn ich den schweren Stein in den

Bach werf-e? Das Kind macht auf

vielerlei Weise die Erfahrung. das

es etwas bewirken und veriindern

kann.Die Entwicklungsstadien der

Motorik werden von den Kindern

spielerisch eingeiibt. Dies trifftganz besonders ttir das freie Gehen

zu. Die Kinder gehen ohne ein be-

stimmtes Ziel umher. Sie wollen

herausfinden. ob es ihnen ohne hin-

zufallen gelingt, auf dem Parkett,

auf dem Klichenboden und auf un-

terschiedlich dicken Teppichen zu

gehen. Sie versuchen, ijber Ttir-

schwellen zu laufen, die Treppen

rauf und runter zu steigen, mit und

ohne Halten am Geliinder. Sind

Kinder einmal in der Lage, einige

Schritte frei zu gehen, dann kann

diese neuerworbene Fdhigkeit sie so

in Beschlag nehmen, dass sie sich

mit ihren Spielsachen kaum mehr

beschliftigen. Einzelne Kinder ma-

chen wdhrend einigen Wochen nur

geringe sprachliche Fortschritte.

weil sie so sehr mit dem Laufen be-

schiifl igt sind.Abbitdung 12: Kategori.sieren. lB Monute aLte,s Mcidchen versucht Formen

in ein Formenbrett z.Lt legen (links). 24 Monate altes Mcidchen.fiiLLt spotltQn

Wiitbt unterschiedlicher Farbe in die entsprechenele Schachtel ein (rechts).

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Die Rol le der ElternFi.ir das zweite Lebensjahr gilt nochmehr wie fi.ir das erste Jahr: Wennwir uns bei der Wahl von Spielsa-chen vom Entwicklungsstand undden Bediirfhissen des Kindes leitenlassen. dann sind weniger eigent-liche Spielsachen gefiagt, als viel-mehr all.jene Gegenstiinde, mit de-nen das Kind tagteiglich in Be-riihrung kommt. Abbildung 1J ent-hiilt eine kleine Zusammenstel-lung der verschiedenen Spielver-halten und einige Hinweise auf Ge-gensHnde, die als Spielzeug dienenkcinnen.

Das Kind in den Al l tag mitein-zubeziehen ist o11 leichter gesagt alsgetan. Wenn die kleine Doris denlieben langen Tag den Staubsaugerein- und ausschalten und in derganzen Wohnung herumziehenmcichte, ist dies weder der Familienoch dem Staubsauger zuzumuten.Mit etwas Gliick und Begeiste-rungsfiihigkeit finden die Elternaber andere Tiitigkeiten inner- undausserhalb des Hauses. die Dorisgleichermassen begeistern und we-ni_eer geriiuschvol I sind.

Es sei nicht verschwiegen: Ge-legentlich gibt es Kinder, die auf ei-nen bestimrnten Gegenstand odereine Tritigkeit so flxiert sind. dasssie nur mit Mi.ihe und Geschrei da-von weggebracht werden kcinnen.

Mit dem Kind zu spielen ist gut.Dem Kind Vorbild zu sein und es inunsere Aktivitiiten miteinzubezie-hen ist besser. Dabei sind nicht nurEltern, Geschwister und Grossel-tern. Bekannte und Nachbarn an-gesprochen. Unsere ganze Gesell-schafi sollte die Kinder wieder ver-mehrt in ihre Aktivitiiten aufheh-men. zu Hause, am Arbeitsplatz. beif zrmil iliren und iiflentlichen Ankis-sen.

Spielverhalten mit

RiiumlichenCharakteristiken

Inhalt /Behalter Spiel(ab 9 Monaten)

Stapeln(ab 15 Monaten)

Horizontales Bauen(ab 27 Monaten)

Vertikal/HorizontalesBauen (ab 30 Monaten)

SymbolischenCharakteristiken

Funkt ionel les SoielGb t2 Monaten)

Reprdsentatives Spiel(ab 15 Monaten)

Sequent iel les Spiel(ab 2t Monaten)

Symbol-Spiel(ab 18 Monaten)

Kategorisieren

Gruppieren, Sort ierenGb 2t Monaten)

Entwicklungspsycho-logische Bedeutung

Spielsachen

Pfannen, Becher,Korbe, Plastik-beh6lter/flaschen,Walnusse, Kork-zapfen, Rosskasta-nien, Wasser, Sand

Bauwurfel, Becher,Ringe auf Stab

Bauklotze, Spiel-zeugeisenbahn

Bausteine,Duplo/Lego

Loffel, Tasse,Haarburste,Spielbugeleisen,-geschirr, Spiel-handwerkzeuge,Haushaltgegen-stdnde

Puppen, Teddy-bi i ren u.d.

Puppenstube, Stallmit Holztieren

Gegenst?inde derNatur wie Holz-stucke, Steine,Schneckenhauser,Muscheln

Wurfel , BecherverschiedenerGrosse und Farbe,Formenwrirfel/-bretter, Einsteck-und andere Puzzles

rl1,,. ,.,,r

Kennenlernen derriiumlichen Beziehungenzwischen Gegenst6nden

Kennenlernen desfunktionellen Gebrauchsvon Gegenstdnden

Zuordnen von bestimm-ten Eigenschaften

Abbildung 13: Spielsachen liir tlus 2. und 3. Lebensiahr.

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Das zweite Lebensjahr zeigt eineFiille von Spielverhalten, die demKind zu vielfiiltigen Erfahrungenund Einsichten verhelfen :. Spielverhalten mit riiumlichen

Charakteristiken entwickeln sichin der folgenden Reihenfolge:- InhalrBehiilter-Spiel- Vertikales Bauen- Horizontales Bauen- Vertikales/Horizontales Bauen

. Spielverhalten mit Symbolcha-rakter entstehen aus der direktenund indirekten Nachahmung. Sietreten wie folgt auf:- Funktionelles Spiel (funktio-

neller Gebrauch von Gesen-stzinden)

- Reprzisentatives Spiel (Hand-

lungen ausgefiihrt an Puppen)- Sequentielles Spiel (Handlun-

gen mit gemeinsamer Thematik)

\,I t *ffizoo:

- Symbol-Spiel (Gegenshnd wirdstellvertretend fiir einen ande-ren Gegenstand beniitzt)

Spiel verhalten. die kategorisieren.sind:- Sort ieren und Gruppieren von

Gegenstiinden nach bestimm-ten Eigenschaften

Spielverhalten, die dem Kind denZusammenhang zwischen Ursa-che und Wirkung erschliessen,ergeben sich besonders hiiufigim Umgang mit Elementen wieSand und Wasser.Gegenstiinde aus dem Alltag derFamilie und der vertrauten Um-gebung des Kindes sind oftmalsweit attraktiver als eisentliche<Spielsachen>>.Uber die Nachahmung von El-tern. Geschwistern und anderenvertrauten Personen eisnet sich

das Kind den funktionellen Ge-brauch von Gegenstrinden undsoziales Handeln an.

. Mit dem Kind zu spielen ist gut.

Dem Kind Vorbild zu sein und esin unsere Akt iv i tz i ten miteinzu-beziehen ist besser. \)

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