franzis, hermann - die zerstörung des politischen standorts deutschland

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lfermann Franzis

Die Zerstörung des politischen Standorts

Deutschland Schritte zur Auflösung

der Nation

..

HOHENRAIN - TUBINGEN

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Printed in Germany Satz und Umschlaggestaltung: Hohenrain GmbH, Tübingen

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Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme

Franzis, Hermann Die Zerstörung des politischen Standorts

Deutschland: Schritte zur Auflösung der Nation / Hermann Franzis.- Tübingen ; Zürich; Paris:

Hohenrain-Verl., 1998 ISBN 3-89180-052-5

ISBN 3-89180-052-5

© 1998 by Hohenrain GmbH, Postfach 1611, D-72006 Tübingen

Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages sind Vervielfältigungen dieses Buches oder von Buchteilen auf foto-

mechanischem Weg (Fotokopie, Mikrokopie) nicht gestattet.

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Inhaltsverzeichnis

9· Vorwort ---------- ERSTER TEIL----------

1 7 • Der politische Standort Deutschland nach dem 2+4-Vertrag

19 . Zur Kriegsschuldfrage 26· Europa und USA 34 . Polen als Kriegsgrund 42 . Der Krieg in Europa ist beschlossene Sache 47· Menschenrechtsverletzungen der Alliierten

1. Verfolgung rassischer Minderheiten in Polen - 47 2. Antisemitismus in Frankreich - 56 3. Die deutschen Juden im Kalkül der Briten - 57 4 . US-Rassismus und die deutschen Juden als Mittel zum

Zweck - 60 5. Sowjetische Mordopfer - 66 6. Jüdische Kriegserklärungen- 66

71 . Churchills Deutschlandpolitik 78 . Der neue Versuch von Goldhagen 83· Deutsche Friedensbemühungen 87 . Präventiv krieg im Osten 94· Geschichtsfälschung und >Neues Völkerrecht< 95 . Protektorat Deutschland

Fall Süßmuth - 108 Deutschland und Israel 1996 - 111

114· Europäische Union zur >Bändigung< Deutschlands 124 . Der Euro 142· Deutschlands Tributpflichtigkeit 149· Soziale Umverteilung 152 . Deutsche Euroeuphorie 161 . Alternativen zur EU 171 . Provokation zum Krieg 183· Verschwörungshypothese nach Gary Allen 192· Fehler deutscher Politik 194· Haltung der USA zu Deutschland und Europa

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202 . Political Correctness 212· Folgen des >Neuen Völkerrechts< für Drittländer 215· Fehler bei der deutschen >Wiedervereinigung< 246· Die Besatzungspolitik und ihre Fortsetzung 257 . Maastricht statt Morgenthauplan 279 . Verstoß gegen das Eigentumsrecht und seine Folgen 291 . Ziele der Insider

---------- ZWEITER TEIL ----------299 . Geopolitische Perspektiven

301 . Islamische Republik Deutschland 305· Wer Deutschland hat, beherrscht Europa 308 . China als neue Großmacht und seine potentiellen

Verbündeten 315· Samuel Huntingtons Voraussage des Kampfes der

Kulturen 322 . Deutsche Politik für die Zukunft

330 . Nachwort

--------- 337 . Anhang ---------

336 . Dokumente

356 . Personenverzeichnis

361 . Sachverzeichnis

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Den für ihr Vaterland Gefallenen und den Opfern von Vertreibung, Bombenterror und Verfolgung in Gedenken.

Den Kameraden, die unter Einsatz ihres Lebens die Rettung vieler Vertriebener ermöglicht haben, in Anerkennung.

Der Pommerschen Seenplatte in heimatlicher Erinnerung.

Den Historikern und Publizisten im In- und Ausland, die die Wahrheit gesucht und vermittelt haben, in Dankbarkeit .

Den Umerziehungs- und Zeitgeistgeschädigten der nachfol­genden Generation! in Zuversicht.2

* * *

1 "Erst wenn d ie Kriegspropaganda der Sieger E ingang gefunden hat in d ie Ge­schichtsbücher der Besiegten und von der nachfolgenden Generation auch geg laubt wird, ka nn die Umerziehung a ls wirkl ich gelungen angesehen werden . «

Wa lter LIPPMANN US-amerikanischer Publ izist

2 Arbeitslosigkeit Steuerlasten, Sozia labbau, schwindende innere Sicherheit sowie bald auch Verlust von Kaufkraft und Ersparn issen d u rch EURO-Inflation werden der Wert­schätzung des eigenen Vater landes in seinen Grenzen wieder zum Durchbruch verhe lfen, bevor Deutsch land - weiterhin mi l itärisch besetzt und tributpfl ichtig ge­ha lten - in der Eu ropäischen Union a ls deren Protektorat >unumkehrbar< a ufgelöst und das deutsche Volk damit auf Dauer ;po/ifica/ correct( einer Fremdbestimmung u nterworfen sowie mu lt ikulturel l seiner Identität bera ubt wi rd .

»Für Frankreich ist Europa (und damit auch wie seinerzeit Napoleon I. sein deutscher Vasal lenstaatl das Mittel , um wieder das zu werden, was es seit Waterloo zu sein a ufgegeben hat: d ie erste Weltmacht.«

Staatspräsident CharIes DE GAULLE 1 962 vor dem fra nzösischen Kabinett

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Vorwort

Schon einmal ist es von außen gelungen, ohne nennenswertes ei­genes wirtschaftliches und militärisches Potential - allerdings ge­stützt auf die christliche Religion - mit einer Politik des Divide et impera (teile und herrsche) die wirtschaftlichen und militärischen Ressourcen Deutschlands für fremde Interessen nutzbar zu ma­chen. Damit konnte nicht nur das in Klein- und Kleinststaaten fragmentiert gehaltene Gebiet selbst beherrscht, sondern auch das darüber hinausgehende west- und mittelöstliche Kontinentaleu­ropa einschließlich dessen einstige überseeische Besitzungen kontrolliert werden. Damals handelte es sich um die Einbindung des deutschen Siedlungsraumes in das Heilige Römische Reich Deutscher Nation (1 356-1 806) .

In ähnlicher Weise ist es einer 1 971 vom US-amerikanischen Hi­storiker Gary ALLEN als »Insider« und von dem seinerseits zitier­ten Oberhaupt des Jesuitenordens, Pater Pedro ARRUPE, 1 965 als »gottlose Gesellschaft« bezeichneten, relativ kleinen >Clique< gelun­gen, sich die Vereinigten Staaten untertänig zu machen (s . S. 1 83, Q. 280, S. 1 8)3 . Mit deren Haushalt und militärischem Potential steu­ert sie im Zusammenspiel einerseits unter ihren Einfluß gebrachter US- und transatlantisch-westlicher Medien, Kulturgestaltung, Wissenscbaft, Recht, Wirtschaft, Hochfinanz und Politik sowie andererseits mit dem Weltsozialismus (früher Kommunismus) ihre >Neue Weltordnung< an. Hierbei verlieren die davon betroffenen Nationen schrittweise ihre Souveränität und werden versklavt in den Ruin getrieben, ohne daß man eine Kolonialmacht dafür verantwortlich machen kann. Ein Beispiel für die mittelfristigen Folgen der so betriebenen Machtentfaltung ist der sozio-ökono­mische Zustand des von Natur aus reichen Lateinamerikas.

3 H inweise auf oben oder unten im Text entha ltene Sachverha lte werden entweder unter Angabe der dort a ngezogenen Quel len m it z . B . »siehe S . 20, Q . 10« oder - wenn auf keine Quel le Bezug genommen wird - unter Anga be nur der Seite in d ieser Standort­ana lyse, z. B . »siehe S . 1 0«, gemacht. Bei H inweisen a uf Ste l len in a ngezogenen Quel len wird ledigl ich d ie Seite ohne >s< davor a ngegeben, z . B . >S. 10< . Dortige Autoren werden zur U nterscheidung vom Verfasser d ieser Veröffentl i chung i m mer a ls >Autoren < bezeich­net.

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Die einstige römische und die derzeitige Vorgehensweise der Insi­der unterscheiden sich hauptsächlich dadurch, daß die Päpste ihre weltliche Herrschaft offen demonstrierten und die Objekte ihrer Ein­flußnahme von Kanzel und Beichtstuhl aus sowie mittels Inquisition fest im Griff hielten, während die Insider Wert darauf legen, unan­greifbar anonym zu bleiben. Um das auch von ihnen wie von jedem Herrschaftssystem beanspruchte Recht, die personalpolitischen Ent­scheidungen in der Politik zu treffen, kann es somit keine Art von mittelalterlichem > Investiturstreit< mit irgendeiner diese Macht ausü­benden Institution geben. In den westlichen Industrieländern wer­den zur Durchsetzung der Ins ider-Ziele benötigte politische Füh­rungskräfte anonym mediengemacht und >wie Schachfiguren< medien-gesteuert (s. S . 1 71 + 1 83, Q. 237 + 280, S. 23) .

Die Strategie der Insider zur Machtergreifung von Europa bestand und besteht weiterhin darin, die Macht der europäischen Triade Deutschland, Frankreich und Großbritannien dadurch zu brechen, daß sie diese unter Ausnutzung bestehender Rivalitäten neutralisiert, um selbst machtpolitisch an deren Stelle zu treten. Das zwischen­zeitlich kaum noch existierende britische >Commonwealth of Nations< und das einstige Weltreich, die sich heute noch gern als >Grande Na­tion< sehende, vormals bedeutende europäische und Kolonialmacht Frankreich, sowie die Weltwirtschaftskraft des Deutschlandtorsos sind von ihnen durch zwei Insider-veranlaßt inszenierte Weltkriege bereits zu Objekten ihrer Politik verkümmert. Nachdem Japan mit seinem Einfluß in Ostasien gewaltsam entgegengetreten und - so­weit sozio-kulturell möglich - wirtschafts- und neuerdings auch mi­litärpolitisch Insider-orientiert instrumentalisiert worden ist, dürfte mit der Konsolidierung und Ausbeute ihrer sich mittlerweile auf große Teile Nord- und Süd amerikas, Europas, Afrikas sowie von Fernost erstreckenden Herrschaftsbereiche der Kulminationspunkt der Insider-Machtentfaltung erreicht sein.

Da jedoch China zunehmend Weltgeltung gewinnt, ist derzeit zu beobachten, wie nunmehr auch dieses Großreich - neben den wirtschaftlich weniger ergiebigen Diadochenreichen der ehema­ligen Sowjetunion - dadurch unter Insider-Kontrolle gebracht wer­den soll, daß es entweder demokratisiert wird, also aus Ins ider­Sicht die dortigen politischen Entscheidungsträger nach der in Nordamerika und Westeuropa bewährten Methode von Insider­beherrschten Medien selektiert und gesteuert, oder gemäß ihrer­seits in großen Teilen Lateinamerikas und anderen Entwicklungs­oder Schwellenländern praktizierten Vorgehensweise käuflich In-

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sider-hörig gemacht wird . Hierbei können im Falle hartnäckiger Unbotmäßigkeit neben sanften Einflußnahmemöglichkeiten auch militärische Interventionen in Erwägung gezogen werden. Nicht nur das Deutsche Reich hat seine Erfahrungen damit gemacht. Als kürzliches Be,ispiel wird auf den Golfkrieg von 1 991 hingewiesen. Hierbei wurden

(1.) Insider-kontrolliert produzierte US-amerikanische Waffen, (2.) in großer Breite farbige Soldaten eingesetzt, die als Folge

rücksichtsloser Insider-Beherrschung der Vereinigten Staa­ten aus sozialer Not in die US-Streitkräfte eingetreten sind und dort wiederum rücksichtslos Gift- oder Nervengas aus­gesetzt wurden, sowie

(3.) zur nachträglichen Finanzierung dieses Krieges Deutschland Insider-abgepreßte 1 8 Milliarden Deutsche Mark (4 Milliar­den mehr, als er die USA gekostet hat) mobilisiert.

Um im Golfkrieg verfolgte geopolitische Interessen zu sichern und gleichzeitig in den Vereinigten Staaten das in Richtung >US World Leadership< (US-Welt-Führung) orientierte Wählerpotential für Prä­sident CUNTON zu gewinnen, wurde im September 1 996 ein erneu­ter - allerdings zur Vermeidung wahlkampfnachteiliger amerikani­scher Verluste nur halbherziger - Schlag gegen den Irak Saddam HUSSEINS geführt. Und das im außenpolitischen Alleingang ohne Konsultation oder gar Zustimmung der US-NATO-Partner oder ein sonst für solche Aktionen herbeigeführtes UN-Mandat. Daß damit die zwischenzeitlich gerade wieder einigermaßen zur Ruhe gekommene NMO-Region (Nah-Mittel-Ost) erneut zum militan­ten Spannungsfeld gemacht sowie eine türkische Invasion im Nordirak und der pro-irakische Fundamentalismus in Jordanien und Saudi-Arabien provoziert wurden, stört den lediglich Insider­Interessen verfolgenden transatlantischen NATO-Partner nicht. Es stört ihn auch nicht, daß solche Unruhen sehr nachteilige Aus­wirkungen auf Europa mit seinem importierten, immer deutlicher auch fundamentalistische Züge annehmenden Islam haben wer­den oder zumindest die ohnehin absehbaren bürgerkriegsähnli­chen Folgen der kompromißlosen Islamisierung Europas beschleu­nigen dürften . Wie die Mobilisierung der Bevölkerung von Großbritanniens und Frankreichs überseeischen Territorien für die Niederwerfung Deutschlands in zwei Weltkriegen zur Erschütte­rung und Auflösung deren Weltreiche beigetragen hat, so wird

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mit einiger Sicherheit auch die Förderung des multikulturellen Nie­dergangs Europas durch die Vereinigten Staaten bzw. durch die von dort aus operierenden Ins ider nicht ohne Rückwirkungen auf die Vereinigten Staaten selbst bleiben. Wie verwundbar letztere sind, offenbart sich bereits heute in einer Serie von spektakulären Bombenanschlägen fundamentalistischer Gruppen auf dortige Einrichtungen US-amerikanischen Symbolcharakters . Die Fran­zosen haben sich 1 945 auch nicht vorstellen können, daß sie mit der damaligen Freigabe der unverteidigten Stadt Freudenstadt und anderer Orte ihrer Besatzungszone für Plünderung und Vergewal­tigung durch ihre algerische Soldateska die Basis dafür legen wür­den, was ihnen selbst hernach in Algerien passieren sollte . Mit ei­nem gegen das Deutsche Reich zum Zweck seiner Zerschlagung geführten »Dreißigjährigen Krieg 1914 bis 1 945« (Premier MAJORS

Redemanuskript Berlin, 8. Mai 1 995, s. S. 1 14, Q . 166) ist den Euro­päern nicht nur das gelungen. Die Franzosen, Briten und Russen haben damit ihre eigenen Großreiche zerstört. Und die Vereinig­ten Staaten werden diesbezüglich folgen, wenn sie weiterhin ihre im 2+4-Vertrag, in der NATO-Osterweiterung, der Multikulturel­lisierung (Balkanisierung) vornehmlich Deutschlands und ihrer Patenschaft für den Maastrichtvertrag mit seiner Europäischen Währungsunion (EWU) gipfelnde Nachkriegs-Europapolitik fort­setzen . In China und der Welt des Islams wird diese Selbstver­nichtung der europäischen Völker diesseits und jenseits des At­lantiks aufmerksam beobachtet .

Auf jeden Fall werden sich die Akteure bei ihren Bemühungen übernehmen, China unter Einsatz des von zivilen bis militärischen Maßnahmen reichenden US-Instrumentariums unter ihren Einfluß zu bringen. Das dürfte gleichfalls zumindest für Teile des ehemali­gen Ostblocks und die sehr komplexe Region des Nah-Mittleren Ostens gelten . So leicht wie in dem gut auf eine Fremdbeherr­schung dieser Art vorbereiteten einstigen vorreformatorischen Ein­flußbereich der weströmischen Kirche läßt sich insbesondere in der zunehmend fundamentalistisch radikalisierten Welt des Islams nicht Fuß fassen. Aber auch in ihrem Basisland, den Vereinigten Staaten selbst, wird schon - vergleichbar mit den einstigen Refor­mationsbemühungen in der >Alten Welt< - im Rahmen einer Anti­PC-Bewegung (PC für >Political Correctness (4) Widerstand gegen

4 Aus den Verein igten Staaten ei nged rungene Bezeichnung für zeitgeistkonformes Verha l­ten .

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den absolutistischen Herrschaftsanspruch der Insider und ihre Gift­küche der Zeitgeistmache aktiviert (s . S. 1 71 + 1 83, Q. 263 + 280) . Der republikanische US-Präsidentschaftskandidat von 1 996, Ro­bert (Bob) DOLE, hat es bereits gewagt, Präsident CuNToN im Wahl­kampf zu bezichtigen, unter ihm hätten » liberale Eliten die Regie­rungsinstitutionen als Geiseln« genommen (s. S . 1 83, Q. 280, Abs. 1 ), wie wenn das erst auf diesen Präsidenten der Vereinigten Staa­ten zutreffen und nicht zumindest seit 1914 die Regel sein würde . »Seit. . . (der immerhin über 40 Prozent der Wahlmännerstimmen erhalten habende) Bob DOLE (auch) der Traumfabrik Hollywood und deren Hunderten von hörigen TV-Kanälen den moralischen Kampf angesagt hat, fühlen sich immer mehr Regierungschefs der 50 US-Staaten ermutigt, ins gleiche Horn zu stoßen. « (s. S . 1 84, Q. 281 , Abs . 2) Die von vor genannten Kräften in ihrer Maßlosig­keit geopolitisch angestrebte US-geführte >Eine-WeIt-Regierung< wird es deshalb mit einiger Sicherheit nicht geben, auch wenn das CFR-Mitglied James WARBURG vor dem US-Senatsausschuß für Aus­wärtige Angelegenheiten ( >Council for Foreign Relations) am 1 7. Februar 1 950 noch so entschlossen prognostizierte:

»Wir werden zu einer Weltregierung kommen, ob Sie es wollen oder nicht - durch Unterwerfung oder Übereinkunft . « (s. S . 1 98, Q. 298)

Und das ungeachtet der derzeit recht erfolgreich propagierten >Glo­balisierung< der Weltwirtschaft als nach der Entmachtung Euro­pas weiteren Schritt in diese Richtung.

Der US-amerikanische Historiker Charles C . T ANSILL hatte die hinter dieser öffentlichen Äußerung stehenden Elemente bereits vorher dementsprechend als »Einweltler« bezeichnet (s. S. 40, Q. 48, S . 252) . Sie werden deshalb auch »Internationale« oder nach ihrem vermuteten Standort »Ostküsten in telligenz« genannt, ohne daß ihre zweifellos straff organisierte Struktur bisher aus dem Dunkel ge­rückt werden konnte. Ungeachtet der in den Vereinigten Staaten zunehmenden Neigung, sich nicht mehr nur wie bislang hinter vorgehaltener Hand über die Insider-Diktatur zu beklagen, gehört in Deutschland die defätistisch-deutschfeindliche Indoktrinierung der Bevölkerung weiterhin zum >Grundversorgungs-Auftrag< der von den Besatzungsmächten zur Niederhaltung der Nation hin­terlassenen, Insider-hörigen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstal­ten (ÖRA) . Die nach >Unterwerfung< in zwei Weltkriegen und der >Übereinkunft< von Maastricht vorgegebene Auflösung Deutsch-

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lands in der Europäischen Union (M I1,ERRAND 1 990, S. S. 1 15, Q. 1 69) sowie darüber hinaus die fortschreitende >Globalisierung< führen Schritt für Schritt zum Zusammenbruch des Arbeitsmarktes und der nicht mehr national steuerbaren >Sozialen Marktwirt­schaft< sowie zu chronischer öffentlicher Verschuldung Deutsch­lands. Erheblich verstärkt wird dieser Prozeß einmal durch die im Lande und von seiner Volkswirtschaft nicht verkraftbare zeitgeist­konform-liberale Ausländerpolitik sowie zum anderen durch die deutsche Tributpflichtigkeit unter anderem in Form von Netto­zahlungen an die Europäische Union.

Kann Deutschlands Fremdbestimmung nicht Einhalt geboten wer­den, muß als Folge der daraus entstehenden Entwicklung mit im­mer größeren aus dem Erwerbsbereich und sozial ausgegrenzten Massen sowie, letztlich dadurch bedingt, mit nicht absehbaren in­nenpolitischen Verwerfungen gerechnet werden, wenn nicht sogar - wie von außen und seitens zeitgeisthöriger Medien und Politiker im Inland betrieben - die Auflösung des staatlichen Zusammenhalts der Nation und ihres Restvaterlandes bevorsteht. Damit wären die Deutschen nicht nur nach den immer noch geltenden UN-Feindstaa­tenklauseln (Art. 52 und 107 der UN-Charta) dem Ausland gegen­über ihres völkerrechtlichen Schutzes beraubt, sondern würden auch auf ihrem Territorium selbst - wie 1945 mit der bedingungslosen Kapitulation - auf Dauer der Willkür Dritter ausgesetzt sein und blei­ben. Das könnte zum Beispiel die Verwirklichung der wiederholt polnischerseits geforderten Annexion und ethnischen Säuberung auch des restlichen Deutschlands östlich der Eibe als »Elbslawen­und Lausitzstaat« (s. S. 52, Q. 85) bald durch eine - mit Billigung der Westmächte wie im Deutschen Osten gehabt - marodierende polni­sche, nunmehr NATO-Soldateska erleichtert werden. In der anglo­amerikanischen Presse ist polnische NATO-Besatzung bereits als Ersatz für die erwartete Ausdünnung der US-Streitkräfte auf deut­schem Boden vorgeschlagen worden. Zur Wegbereitung einer sol­chen Entwicklung hat Papst JOHANNES PAUL 11. Erzbischof Georg Kar­dinal STERZINSKY als seinen polnischen Vorposten nach Berlin versetzt. Den politischen Standort Deutschland kennzeichnend, hat es wegen dieser Entscheidung aus Rom seitens der katholisch geführten Bun­desregierung keinen Investiturstreit mit dem Vatikan oder gar eine Aufkündigung des vom Dritten Reich mit ihm geschlossenen Konkor­dats gegeben.

Der aus Schlesien heimatvertriebene deutsche Stelleninhaber, Erzbischof Joachim Kardinal MEISNER, war wegen dieser politischen

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Zielsetzung des polnischen Papstes auf seinem Posten in Berlin für ungeeignet befunden und deswegen von ihm nach Köln ver­setzt worden. Man denke sich einmal, was für einen Aufstand es in Polen geben würde, wenn Primas J6sef Kardinal GLEMP in War­schau zugunsten eines deutschen Oberhirten Polens von seinem Posten weichen müßte, weil der größte kirchen steuerliche Finan­zier des Vatikans, Deutschland, das als Gegenleistung für seine Tolerierung eines polnischen Nationalisten auf dem Stuhle Petri wünschen würde.

Seitens der rheinischen katholischen Kirche hat es energische Pro­teste gegen diese päpstliche Zuweisung eines preußischen Bischofs gegeben und viele Kirchenaustritte ihrer Mitglieder provoziert. Die schleichende Islamisierung ihres Einflußbereichs nimmt die­se Kirche hingegen bislang >political correct< hin oder fördert sie sogar; letzteres allerdings nicht so stark wie die immer weiter so­wohl von Christentum als auch von deutscher kultureller Identi­tät abdriftende evangelische Kirche als mittlerweile Einrichtung der »Solidarität statt (der) Nächstenliebe« (Klaus MOTscHMANN,

Politikwissenschaftler ) . Von beiden Kirchen wird dabei übersehen, daß die Hauptstadt des

Oströmischen Reiches und seiner Kirche seit 1453 nicht mehr Kon­stantinopel (Byzanz) heißt und in den meisten ihrer einstigen Gottes­häuser - wie der Hagia Sophia - seither nicht mehr christlich gebetet wird sowie daß in diesem einstigen Kernland des christlichen Glau­bens unter anderem das Läuten von Kirchenglocken untersagt ist. Wenn die Islamisierung des deutschen römisch-katholischen Stammgebiets am Rhein ungebremst weitergeht, wird das schon ein­mal Koloni.e gewesene Köln bald wieder seine alte Bedeutung, dann allerdings unter islamischem Vorzeichen, zurückerlangen und der Muezzin von einem der Türme des vielleicht nach einem Kalifen umbenannten Kölner Doms zum >Salat< (Gebet) rufen. Die rechtlich gleiche Stellung aller Kinder des Vaters - ob ehelich oder nicht -wurde in Deutschland bereits vom Islam übernommen. Auch das deutsche Tierschutzgesetz ist für in Deutschland lebende Moslime, ungeachtet Art. 3 GG (Gleichheitsgrundsatz des Grundgesetzes), in seiner Allgemeinverbindlichkeit bezüglich des Schächtens einge­schränkt worden. Zeitgeistkonform ist seitens der sich zum Beispiel generell gegen Tierversuche - mit Ausnahme der AIDS-Forschung­wehrenden Tierschützer nicht einmal dagegen protestiert worden.

Um etwas anderes als eine bedingungslose Kapitulation handelt es sich bei dem Vertrag von Maastricht mit seiner Europäischen

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Währungsunion (EWU) nicht. Er beinhaltet nicht einmal die noch fehlende Friedensregelung, welche - nota bene - der 2+4-Vertrag völkerrechtlich nicht darstellt . Letzterer soll in Verbindung mit Maastricht lediglich noch weitergehender als das Diktat von Ver­sailles für Deutschland den Status während einer mittels Statio­nierung von NATO-Besatzungstruppen gewährleisteten protek­toralen Etappe auf dem Wege zu seiner vorerwähnten Auflösung kodifizieren . Nach Beendigung des Kalten Krieges wird Deutsch­land nicht mehr zur Verteidigung Westeuropas am Rhein - selbst bislang dafür das Glacis bildend - benötigt. Die Teilvereinigung wurde transatlantisch zur Schwächung des seiner Zeit aus Ins ider­Sicht noch nicht übernahmereif zusammengebrochenen Ostblocks gebilligt, und nicht etwa, um den Mitteldeutschen ihr Selbstbe­stimmungsrecht zu geben. Frankreich und Großbritannien haben sich dem unter Zurückstellung erheblicher Bedenken nur wider­willig angeschlossen. Eine Friedensregelung wurde dabei bewußt vermieden.

Auf der Grundlage der so vom Verfasser gesehenen oder allge­mein zugänglichen, zeitgeschichtlichen und sozio-ökonomischen Sekundärdaten entnommenen Hintergründe wird von ihm aus der Perspektive eines Sozialökonomen mit beruflichem Werdegang in Diensten des UN-Systems und der bundesdeutschen Ministe­rialverwaltung der Versuch unternommen, den politischen Stand­ort Deutschland europabezogen zu definieren und mögliche Al­ternativen dazu aufzuzeigen. Ermutigt wurde er hierbei durch die von Bundeskanzler KOHL anläßlich der Verleihung des Konrad­Adenauer-Preises 1 996 geäußerte Auffassung:

»Moderatoren haben wir genug in Deutschland! Was wir brau­chen, sind mehr Handelnde in der Gesellschaft, die sich hinstel­len und für etwas eintreten !« 5

Letzteres in diesem Falle - allerdings damit von der Political Cor­rectness abweichend - für Deutschland .

DER VERFASSER Bonn, im April 1 997

5 Die Welt, 17. 6 . 1 996, »Kohl würd igt Preisträger der Deutschland Stiftung«.

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Erster Teil

Der politische Standort Deutschland nach dem

2+4-Vertrag

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Zur Kriegsschuldfrage

Nachdem die Feierlichkeiten der Kriegsalliierten zum 50. Jahrestag der Beendigung des Zweiten Weltkriegs gerade recht aufwendig ohne Beteiligung Deutschlands, also nicht im Gedenken an die vielen unschuldigen Opfer, sondern als Sieges feier, begangen wor­den waren, haben Frankreich, Großbritannien und die Vereinigten Staaten erneut einen Anlaß gefunden, ihren Sieg über das Deut­sche Reich zu feiern und zwar nunmehr den 1 1 . November 1995, das 77. Jubiläum des Waffenstillstands von 1918 . In Großbritan­nien war dieses Tages seit 1 938 nicht mehr offiziell gedacht, je­doch 1995 zu diesem Jubiläum eine Parade des Lord Mayors der City of London veranstaltet worden. In New York haben mehr als eine halbe Million Menschen der Parade anläßlich des Veteranen­gedenktages - des Tages des Waffenstillstands von 1918 - zuge­schaut . Das soll die bisher größte Zuschauermenge in der Geschich­te dieser Stadt bei einer Militärparade gewesen sein. In Paris wur­den anläßlich der Feierlichkeiten 1 355 Veteranen des Ersten Welt­kriegs im Alter von 94 bis 1 07 Jahren mit dem Orden der Ehrenle­gion ausgezeichnet. Und im Stadion von Sarajevo veranstalteten die britischen und französischen Soldaten der UN-Schutztruppen eine Truppenparade.6 In dieser Stadt war am 28. 6. 1914 mit der Ermordung des österreichischen Thronfolgers, Erzherzog FRANZ FERDINAND, und dessen Frau, einer gebürtigen tschechischen Ari­stokratin, durch den großserbisch-nationalistischen Attentäter Gavrilo PRINCIP der Ausbruch des Ersten Weltkriegs inszeniert wor­den. Das mit Großbritannien und Frankreich gegen die Donau­monarchie und das Kaiserreich verbündete Serbien verdankte die­ser Untat, daß Bosnien und seine Hauptstadt Sarajevo seit dem 9 . November 1918 von Belgrad aus regiert wurden. Deswegen müs­sen nach dem Sturz der serbischen Dynastie KARADJORDJEVIC und der Überwindung des kommunistischen TITo-Jugoslawiens heute britische und französische Blauhelm-Soldaten dort ihr Leben ein­setzen.7 Aus deutscher Sicht darf bei der Wertung dieser Feier­lichkeiten nicht übersehen werden, daß sie - NATO-Bündnis part-

6 Welt-Nachrichtendienst, »Gedenken an Waffensti l lstand - Von Washington bis Sara jevo : Die Welt feiert Ende des I. Weltkriegs«, in Die Welt, 1 3 . 1 l . 1 995.

7 Carl Gustaf Ströhm, » Ausgerechnet in Sara jevo«, in Die Welt, 1 3 . 1 1 . 1 9 9 5 .

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ner hin, NATO-Bündnispartner her - deutschlandbezogen sind. Der langjährige Bundestagspräsident Eugen GERSTENMAlER gestand nach dem Zweiten Weltkrieg ein:

»Was wir im deutschen Widerstand während des ganzen Krie­ges nicht wirklich begreifen wollten, haben wir nachträglich voll­ends gelernt: daß dieser Krieg eben nicht nur gegen HITLER, son­dern gegen Deutschland geführt wurde.«8

Der britische Premierminister Sir Winston CHURCHILL hatte sich dazu bereits 1 940 wie folgt geäußert:

» Ich führe keinen Krieg mit HITLER, sondern ich führe Krieg mit Deutschland.«9

Wie gezielt der deutsche Widerstand britischerseits verraten wur­de, ist von Patricia MEEHAN10 und Giles McDoNOGHll nachgewiesen worden:

» MEEHAN und McDONOGH sind britische Historiker, die sich durch Berge kürzlich veröffentlichter Dokumente aus dem Foreign Of­fice und der Regierung gearbeitet haben und trotz äußerst schwie­riger Bedingungen und lästiger Genehmigungsverfahren bei der Veröffentlichung amtlicher Dokumente die Geschichte der bri­tischen Außenpolitik zwischen 1936 und 1 946 detaillierter zu­sammengefaßt haben, als das bisher möglich gewesen war . Bei­de konnten ihre Niederschrift auf die Aussage noch lebender Zeitzeugen stützen . . . Der Beitrag der früheren Produzentin und Mitarbeiterin bei der BBC, MEEHAN, kommt zu dem Schluß - und die von ihr vorgelegten Dokumente belegen dies -, daß England auf dem europäischen Kontinent einen Krieg vom Zaun brechen und den Widerstand gegen HITLER beseitigen wollte. McDoNOGH

kommt zu ähnlichen Schlüssen in seiner biographischen Studie über VON TROTT, den seine engsten Freunde in England, mit de­nen zusammen er die Schule besucht hatte, hintergangen haben. TROTT, ein . . . Vertreter des deutschen Außenministeriums . . . ge­hörte zur Widerstandsgruppe um VON STAUFFENBERG und war im

8 Ottfried Hen n ing, »Eine Nation und ein Vol k bleiben - Mauer und Grenze sind ste in ­gewordene Aufgaben der Deutsch la ndpol it i k«, i n Die Pommersche Zeitung 7 . 3 . 1987.

9 E rwin Schütz, »Sind die Deutschen a n a l le m schu ld? - Die verhe im l i chten Dokum ente«, in Deutsche Wochenzeitung, 4. 12. 1987.

10 Patr ic ia Meehan , The Unnecessary War, S inc la i r Stevenson Ed. , london 1992.

11 Giles McDonogh, A Good German - Adam von Trott zu Stolz, Qua rtet Books, london 1989.

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Juli 1944 hingerichtet worden. MEEHANS Buch The Unnecessary War (> Der unnötige Krieg<) löste in der britischen Presse einen Aufschrei der Empörung aus, weit mehr noch als McDoNOGH mit seiner Ar­beit. Der Grund hierfür ist einfach, denn sie vertritt hartnäckig die These, das Foreign Office habe keinesfalls aus grober Unfähigkeit, sondern vorsätzlich alle Informationen über HITLER und den Wi­derstand gegen ihn ignoriert, unterdrückt und aktiv darüber Lü­gen verbreitet mit dem Ziel, in einen Krieg mit Deutschland einzu­treten, in dem der Rivale zerstört werden konnte.«12 Deshalb war auch 1943 von Präsident Franklin Delano RoosEvELT ein Kapitula­tionsangebot durch den im deutschen Widerstand stehenden Ab­wehrchef, Admiral CANARIS, bei Beseitigung HITLERS abgewiesen worden. 13 Zur Entschlossenheit bereits der westeuropäischen Al­liierten, dem Reich 1939 den Krieg zu erklären, hat zweifellos auch das Verhalten des deutschen Widerstandes beigetragen. Prominen­te Vertreter aus dessen Reihen hatten die Briten wissen lassen, im Falle eines Krieges würde Adolf HITLER von der Wehrmacht ge­stürzt. HITLERS Friedensangebot an England vom 6. Oktober 1939 verhallte deshalb ungehört. »Hier lag die große Kriegsschuld des deutschen Widerstandes, der den Feindmächten vorgaukelte, nur einen >Blumenkrieg< führen zu müssen«, wodurch »ein Kriegsaus­bruch geradezu herausgefordert wurde«. 14 Der britisch-polnische »Beistandspakt vom 25 . August 1939 galt selbst bei einem Angriff Polens . . . Deutschland hat mit unendlicher Geduld versucht, den Verhandlungsfaden nicht abreißen zu lassen und dabei - in Ver­kennung des englischen Kriegswillens'5 - immer wieder auf eine britische Vermittlerrolle gehofft. Ein . . . bis ins einzelne gehendes Schrifttum liegt darüber vor« . 16

12 K.K., " Wie die Engländer den deutschen Widerstand verrieten«, Buchbesprechung, in /bykus, 42/1 993.

13 Karl 0110 Braun, in seinem Vorwort zu Hami lton Fish, Der zerbrochene Mythos - F.D. Roosevelts Kriegspo/ifik 1933-1945, Grabert-Verlag, Tübingen-Buenos Ai res- Montevideo 1 982, S. 1 2 .

1. Peter H . Spl illgerber, Unkenntnis oder /nfamie?- Darstellungen und Tatsachen zum Kriegs­ausbruch 1939, Kleine Heftreihe fü r Geschichtswissenschaft, Verlag Der Schlesier, 1 9 96, S. 24 f.

15 Der Brite Peter H. NICOLL stel lt h ierzu 1 963 fest: »So l lte . . . Ansta nd und Sachl ichkeit unter Historikern je wieder zur Geltung gelangen, dann werden d iese e inräumen müssen, daß man die pr imäre, fast ausschl ießl iche Verantwortung für den europäischen Krieg 1 939 vor d ie Tür Engla nds legen muß.« IPeter H. Nicoll, Eng/ands Krieg gegen Deutschlanc;t Verlag der Deutschen Hochschu l lehrerzeitung, Tübingen 1 963, S . 1 69, nach Peter H . Spl illgerber, aaO.- Q. 14 -, S. 1 9(.

,. Peter H. Spl illgerber, eben da, S . 14 f.

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Die US-amerikanische Autorin Freda UTLEY befaßt sich bereits in ihrem 1 949 erschienenen The High Cast af Vengeance ( >Kostspie­lige Rache< ) mit der in den Vereinigten Staaten während und nach dem Kriege praktizierten Unterdrückung von Nachrichten über den deutschen Widerstand, indem sie dazu feststellt:

»Nach einer Broschüre der Siebten US-Armee handelte es sich vor dem Kriege bei der Mehrheit der Häftlinge in Dachau um Deutsche. Nach Schätzungen befand sich oder haben sich vor dem Kriege eine halbe Million Deutsche wegen ihrer Opposition gegen die Nationalsozialisten in Konzentrationslagern befunden.

Während sich in der frühen Phase der nationalsozialistischen Herrschaft niemand (in den USA) über die Schrecken in den Kon­zentrationslagern sonderlich besorgt zeigte, weil es sich dort vor­nehmlich um Deutsche handelte, scheint während des und seit dem Kriege(s) die Kenntnis über den deutschen Widerstand in­ternational von der amerikanischen Öffentlichkeit ferngehalten worden zu sein. Wahrscheinlich war man der Auffassung, daß die Kenntnis über die Anzahl der Deutschen, die im Widerstand gegen den Nationalsozialismus ihr Leben oder ihre Freiheit ver­loren haben, den seitens der Regierung und weitgehend der Pres­se geschürten Deutschenhaß schwächen würde.«]7

Lord GLADWYN äußerte sich zu der von ihm als »notwendigen« Prozeß bezeichneten Herbeiführung eines Zweiten Weltkrieges:

»Trotz des überall verkündeten totalen Sieges der Alliierten en­dete der Kampf von 1914-1918 in Wirklichkeit unentschieden . . . Ferner war Deutschland als potentielle Macht nicht beseitigt wor­den. Das zweite Deutsche Reich existierte zwar nicht mehr, aber die Weimarer Republik blieb weitgehend Herr über ihr eigenes Schicksal. . . Der Versailler Vertrag brachte keine Lösung für die lebenswichtige Frage, wo und bei wem die Autorität in Europa liegen solle .

. . . Da lag es auf der Hand, daß ein weiterer Versuch gemacht werden würde, eine Lösung zu finden.« 1 8

1 7 Freda Utley, The High Cost o f Vengeance, Henry Regnery Company, Chicago, 1949,

S.245. 18 Emil Schlee, »Der >Dre iß igjährige Krieg< zur Lösung der >offenen deutschen Frage< - und

was folgt n u n? - Sind >Maastricht< und >EU< die Fortsetzung mit >fried l ichen Mitte ln <?«, in Unabhängige Nachrichten, 1/1996, S. 7.

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Die Motive, die zur britischen Kriegserklärung von 1939 geführt ha­ben, werden vom Londoner Daily Telegraph im November 1993 - das heißt 54 Jahre danach - mit folgendem Kommentar offengelegt:

»Es war der Hauptfehler des Vertrages von Versailles, daß er . Deutschland als eine unterworfene Nation zu behandeln versuch­te, ohne das wirtschaftliche und demographische Potential des Reiches ausreichend zu verringern. Es waren also die Bemühun­gen der Diplomaten, die vergebens waren, da sie die Demütigung eines aggressiven und übermächtigen Deutschlands nicht dau­erhaft machten .«19

Hierzu sei bemerkt, daß Deutschland in seiner Geschichte Großbri­tannien noch nie einen Krieg erklärt hat, sondern daß dieses le­diglich wiederholt britischerseits Deutschland gegenüber gesche­hen ist. Auch bezüglich Frankreichs trifft das bis auf die Ausnahme von 1914 und des von Preußen und Österreich von 1 792 bis 1 797 gegen Frankreich geführten sogenannten Koalitionskrieges zu, ei­nes Versuchs, die Monarchie in Frankreich und den dortigen Adel vor dem Revolutionstribunal und der Guillotinierung zu retten . Ansonsten besteht die deutsch-französische Geschichte allein des 1 7. bis 20. Jahrhunderts nur aus Angriffshandlungen Frankreichs. Ohne eigene Bedrohung hat es sich unter Kardinal RICHELlEU am Dreißigjährigen Krieg ( 16 18-1648) und der damit verbundenen Fragmentierung Deutschlands beteiligt. LUDWIG XIV. ( 1 643-1 715) überfiel mitten im Frieden das Elsaß . Nachdem Frankreich bereits zuvor seine Landesgrenzen ständig auf Kosten Deutschlands nach Osten verschoben hatte, ging dadurch erstmals mit dem Elsaß auch ethnisch deutscher Boden an Frankreich verloren. Papst JOHANNES PAUL 11. mußte bei seinem Besuch des Elsaß sogar dieser Tage noch außerhalb Straßburgs deutsch predigen, um von der dortigen Landbevölkerung verstanden zu werden. Ferner wurde von LUD­WIG XIV. , dem >Sonnenkönig< , die Pfalz verwüstet.

Unter LUDWIG XV. (1 715-1 774) gelang es England, Frankreich den riesigen ostindischen und nordamerikanischen Kolonialbesitz ab­zunehmen, während Deutschland 1 766 auch noch Lothringen an Frankreich verlor. NAPOLEON I . vereinnahmte alle linksrheinischen Gebiete und große Teile Norddeutschlands einschließlich Ham­burg. NAPOLEON III . erklärte 1 870 Preußen den Krieg. Und der Zweite Weltkrieg wurde natürlich auch nicht von Deutschland

19 Daily Telegraph, noch Die Welf, 1 3 . 1 1 . 1 993 .

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Frankreich, sondern wiederum umgekehrt erklärt. Wie erfolgreich Frankreich sein Territorium seit Mitte des 15 . Jahrhunderts durch Eroberungskriege gen Osten erweitern konnte, geht aus der Land­karte - Abbildung 1 - hervor.

Zum von Frankreich gegen Deutschland geführten > ewigen Krieg< bemerkt 1 983 Henri FRoMENT-MEURICE, 1 982-1983 franzö­sischer Botschafter in Bonn:

»Die ganze Geschichte Frankreichs könnte seit dem Ende des Reichs KARLS DES GROSSEN sehr gut beschrieben werden als ein Kampf, die deutsche Einheit zu verhindern und die Deutschen in einem Stand zu lassen, den ich multipolar nennen würde.«20

1453 D Krondomane im

Jahre 1461

D Geb,et Karls des Kühnen 1467

o Deu1sches Reich

• • Freie Städte

/

. Toledo

Abbi l d u ng 1 . Quel le : Historischer Bi/dat/as, München 1 99 1

20 FAZ, 17 . 1 2 . 1 983, 5 . 8, noch Emi l 5ch lee, 000. (5. 22, a. 181. 5 .7 .

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In der kanadischen Presse wurde kürzlich eine Abbildung ver­öffentlicht, nach dem zwischen 1 480 und 1 940 in Europa 278 Krie­ge geführt wurden, an denen Deutschland mit 8 Prozent, Groß­britannien und Frankreich jedoch mit 28 bzw. 26 Prozent aktiv beteiligt war bzw. waren . Ungeachtet dessen werden die Deut­schen als Kriegstreiber und Militaristen angeprangert, entmündigt und durch die UN-Feindstaatenklauseln (Art. 52 und 1 07 der UN­Charta) vor der Vertretung ihrer ureigensten Lebensinteressen gewarnt. In Abbildung 2 werden die Zahl der jeweils geführten Kriege in Prozent angegeben.

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Abbi l d u ng 2 . Quel le : Unabhängige Nachrichten, 1 1 / 1 995 , 8. 1 2

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Europa und USA

Ein großer Fehler des Dritten Reichs war es, nicht lediglich die außenpolitische Grundhaltung Großbritanniens verkannt, sondern in noch größerem Maße auch das geopolitische Interesse sowie das dafür einsetzbare Kriegspotential der Vereinigten Staaten voll­kommen ignoriert zu haben. Dies bestand darin, in Europa einen Zweiten Weltkrieg anzuzetteln, um damit ihren europäischen Konkurrenten - also Großbritannien, Frankreich und Deutschland - deren Weltgeltung zu nehmen und selbst an deren Stelle als nun­mehr Weltmacht Nr. 1 zu treten. Die westeuropäischen Kriegs­alliierten des Ersten und Zweiten Weltkrieges haben das bis heute nicht begriffen und konzentrieren demgemäß ihre Kräfte weiter­hin auf die Niederhaltung Deutschlands, ohne zu erkennen, daß sie durch diese Politik global immer weiter in die Zweitrangigkeit abgleiten. Und das geschieht, obwohl es sowohl in Frankreich als auch in Großbritannien immer wieder kluge Köpfe gibt, die dar­auf hinweisen.

So hat in Großbritannien 1991 ein Aufsatz über die Kriegspolitik Winston CHURCHILLS des Ex-Staatssekretärs im Londoner Vertei­digungsministerium, Alan CLARK, großes Aufsehen verursacht. Hierbei handelt es sich um seine Rezension des Buches Churchill, The End of Glory ( >Churchill, das Ende der Herrlichkeit< ) des Hi­storikers John CHARMLEY, in der dieser es als schweren Fehler be­zeichnet, daß Churchill 1 941 keinen Frieden mit dem Reich ge­schlossen habe. »Wenn CHURCHILL damals das Friedensangebot des HITLER-Stellvertreters Rudolf HEss angenommen hätte, wären das britische Empire sowie die soziale Ordnung in Großbritannien durch den anhaltenden Weltkrieg nicht zerstört worden.«21

Der französische Autor Jean-Jacques SERVAN-SCHREIBER hat in sei­nem 1967 erschienenen viel beachteten Buch, Le defi americain, auf die US-amerikanische Herausforderung Europas hingewiesen. Dort läßt er uns bereits vor mehr als einem Viertel Jahrhundert wissen:

»Mit der Schaffung verschiedener Gemeinschaften (Montanunion, Euratom, Gemeinsamer Markt) hat Europa bewiesen, daß es vor

21 AFP-Meldung, "Churchi l l h ä tte mit Hitle r F rieden sch ließen müssen«, i n Die Welt, 4.1.1992.

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(seiner Zeit) zehn Jahren die Herausforderung der amerikanischen (Wirtschafts-) Macht (puissance) gewahr geworden ist und begon­nen hat, darauf eine Antwort zu geben. 1 967 kann man die Bilanz ziehen: Europa hat einen gemeinsamen Markt, jedoch keine (Wirtschafts-) Macht geschaffen. Und wie wir gesehen haben, dient dieser Markt nicht seinem Vorteil, sondern dem der amerikanischen industriellen Entfaltung (1' organisation industrielle americaine) .

Die Compagnie Lambert stellt aufgrund ihrer Analyse der Bi­lanz von zehn Jahren Gemeinsamer Markt fest: >Eines der Er­gebnisse, die man vom Gemeinsamen Markt erwarten mußte, war die Schaffung von großen europäischen Unternehmen, die besser dazu in der Lage sind, der internationalen - insbesondere der amerikanischen - Konkurrenz zu trotzen . Der technologi­sche und finanzielle Abstand, welcher die Unternehmen der bei­den Kontinente trennt, wäre damit reduziert worden. Europa hätte eine Position der Stärke in den Bereichen des wissenschaft­lichen Fortschritts, der technologischen Innovation sowie des wirtschaftlichen und finanziellen Gewichts wiedererlangt. Bis heute ( 1967) ist dieses Ergebnis nicht erreicht worden. Der Ab­stand zwischen den bei den Kontinenten hat sich (vielmehr) ver­größert. < . . . Rayrnond ARoN gelangt seit 1 966 zu einer ähnli­chen Feststellung, bei der er sich nicht scheut, vom Scheitern (echec) des Gemeinsamen Marktes zu sprechen: >Das Scheitern des Gemeinsamen Marktes< , schreibt er, > ist weder eine Folge der Entwicklung im monetären noch im kommerziellen, sondern genau gesagt im industriellen Bereich. Dafür gibt es eine einfa­che Erklärung (proposition): Befindet sich ein französisches oder italienisches Unternehmen in Schwierigkeiten, nimmt es nicht etwa Verhandlungen mit einem Unternehmen der gleichen Bran­che in einem anderen europäischen Land auf, sondern mit einer amerikanischen Gesellschaft. . . Das spielt sich alles ab, als wenn die Einrichtung des Gemeinsamen Marktes nicht den Zufluß amerikanischen Kapitals nach Europa zum Nutzen der europäi­schen Industrie herausgefordert habe, sondern Kapital für Di­rektinvestitionen in transatlantische Gesellschaften anhäufe. «<22

1 966 war die für 1 999 geplante voreilige Europäische Währungs­union (EWU) noch nicht in Sicht. Hätte der damals für Le Monde

22 Jean-Jacques Servan-Schreiber, Le defi americainlDie amerikanische Herausforderung}, Editions Denoel, Paris 1967, S. 116 f.

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schreibende Raymond ARON die 30 Jahre später erfolgende Kapi­talflucht aus den Euro-bedrohten europäischen Währungen in den US-Dollar und die dadurch bedingte rasante Zunahme der Euro­pa heimsuchenden Massenarbeitslosigkeit sowie als deren Folge die unsichere politische Zukunft vorhergesehen, wäre sein Kom­mentar wahrscheinlich noch drastischer ausgefallen. Um des Zie­les wegen, die Deutsche Mark zu eurosozialisieren, ist heute (Jah­reswende 1 996/97) etwa jeder vierte Jugendliche in Frankreich ohne berufliche Aussicht. Die wirklichkeitsferne Vorgabe für Frankreich des seiner Zeit als Staatspräsident an der Seine regie­renden Charles OE GAULLE, mittels seiner Europapolitik »wieder das zu werden, was es seit Waterloo zu sein aufgegeben hat: die erste Welt­macht« (ganzes Zitat s . S. 1 19, Q. 1 79)23, ist damit ferner denn je gerückt. Bei Fortsetzung einer solchen Europapolitik wird Frank­reich sich vielmehr mit der Rolle eines - wie Griechenland - von seiner großen Vergangenheit lebenden Teiles der Alten Welt ab­finden müssen, einer Alten Welt, die sich wegen internen Macht­gerangels ihre Weltgeltung von den Vereinigten Staaten, das heißt der Neuen Welt, hat abnehmen lassen.

Ein Irrtum SERVAN-SCHREIBERS ist es, daß er davon ausgeht, die europäischen Institutionen seien zu dem von ihm zitierten Zweck und nicht lediglich zur protektoralen >Einbindung< Deutschlands und damit Aushebelung Europas als wirtschaftlichen und geopoli­tisehen Konkurrenten der Vereinigten Staaten eingerichtet wor­den. So, wie NAPOLEON I . den Rheinbund geschaffen hat, um die dar­in zusammengeschlossenen Länder zu beherrschen, auszubeuten und zur Stellung von Militärkontingenten für französische Kriege zu nutzen, so haben die Vereinigten Staaten und die dort bestim­menden Insider Art und Umfang des europäischen Zusammen­schlusses zu ihrem Nutzen herbeigeführt. Wäre dieser, bisher in der europäischen Maastrichtunion gipfelnde und mit einer EU­Osterweiterung zum völligen Zusammenbruch der europäischen Konkurrenzfähigkeit führende Zusammenschluß aus US-ameri­kaniseher Sicht für Europa sinnvoll, wäre dieser von dort aus nicht

23 »Der Zwiespalt zwischen den geringen Machtm itteln DE GAULLES und der Auffassung vom Rang Frankreichs führten (schon im Kriege nach Frankreichs Kapitulationl zu ständ igen, oft harten Differenzen mit den Großmächten . Die Al l i ierten versuchten (desha lb ) französi­sche Widersta ndsbewegungen gegen DE GAULLE auszuspie len . « IBrockhaus Enzyklopädie 1 9681 Da ß d iese in der Regel kommunistisch beherrscht waren, störte sie dabei genau so wenig wie ihre Förderung der kommunistischen Weltrevolution a uf der östl ichen Seite des Reiches.

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betrieben, sondern vielmehr auf der Basis der MONRoE-Doktrin24 selbst eine solche Union der nord- und südamerikanischen Staa­ten mit einer Einheitswährung (vielleicht einem >Amo< oder rich­tiger gleich >Amok<) geschaffen worden. Das gilt besonders auch für die Erzwingung einer europäischen Einheitswährung, die den US-$ wieder zur alleinigen Leitwährung der Welt machen soll -und das nach dem jeweiligen Gutdünken Washingtons. Der Euro soll und wird dann global nur eine finanzpolitische Rolle spielen, wie etwa der CFA-Franc, den die Franzosen zur Kontrolle ihres Ex-Kolonialreichs für die einzelnen, nicht lebensfähigen >souve­ränen< Fragmente eingeführt haben.

Der US-amerikanische Nobelpreisträger für Nationalökonomie Milton FRIEDMAN (Chicago) gewährte im Juni 1996 der französi­schen Zeitschrift Geopolitique ein Interview, in dem er den Plan, den Euro als einzige Währung in Europa einzuführen, als »Frucht einer selbstmörderischen Beharrlichkeit« bezeichnet. Er vertritt die Ansicht, daß eine Zentralbank ihre Autorität nur dann durchset­zen könne, wenn das »von einer Währung abzudeckende Gebiet schon politisch vereinigt ist« . Von den Maastrichter Beschlüssen hält er nichts, »da sie Europa nur Arbeitslosigkeit und Inflation bringen« .25

Auf der anderen Seite des Kanals hat der mit eigenen Partei­gründungen in Frankreich und Großbritannien Europapolitik machende - nicht gerade deutschfreundliche - Bankier Sir James GOLDSMITH erklärt:

»Maastricht würde die Säulen (Europas) zerstören.« 26

Wir werden.unten noch näher auf die von GOLDSMITH entwickelten europapolitischen Gedankengänge eingehen, kehren jedoch erst einmal wieder zur Zeitgeschichte zurück, ohne deren Berücksich­tigung der heutige politische Standort Deutschland nicht de­finierbar ist. Das erklärt sich bereits aus der Tatsache, daß den Deutschen nicht nur permanent ihre Alleinschuld am Zweiten Weltkrieg - wie natürlich auch bereits am Ersten Weltkrieg - vor-

2. Nach der vom US-amerikanischen Staatsmann James MONROE am 2. Dezember 1823 a bgegebenen Erklärung : » Amerika den Amerikanern«.

25 Mi lton Friedman, in Geopo/ifique, Juni 1 996, nach Pierre Campgu i l hem/P. F. , »)Frucht selbstzerstörerischer Beharr l ichkeit< - Mi lton Friedman streichelt das französische Na­tiona lgefüh l«, in Das Ostpreußenb/att, 8. 6 . 1 9 9 6 .

2. Das Ostpreußenb/att, 29 . 6 . 1 996, »Maastricht würde die Sä ulen zerstören - D e r Ban­kier J . Goldsmith über verhängn isvol le Tendenzen unseres Kontinents«.

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geworfen, sondern auch daraus ihre Tributpflichtigkeit und er­forderliche >Einbindung< in zwischenstaatlichen Einrichtungen und sogar die Auflösung ihres staatlichen Torsos mit seiner stabi­len Währung in der Europäischen Union abgeleitet wird . Und wer in der entsprechend Deutschland vorgegebenen Politik etwas wer­den will, der hat sich das »volkspädagogisch gewünschte Ge­schichtsbild« (Golo MANN) zu eigen zu machen. Ex-Bundespräsi­dent Richard VON WEIZSÄCKER hat sogar den Spagat fertig gebracht, einerseits seinen Vater mutig bei den Nürnberger Kriegsverbre­cher-Schauprozessen zu verteidigen und sich andererseits nach­her mit »Unsere-Schuld«-Bekenntnissen am Entstehen des Zwei­ten Weltkrieges dem Ausland gegenüber mit entsprechendem Medienecho im In- und Ausland als der >gute Deutsche< zu prä­sentieren. Sein Vater Ernst Heinrich VON WEIZSÄCKER war Staats­sekretär im Auswärtigen Amt und damit höchster Beamte des Dritten Reiches, woraus sich erhebliche Vorteile für seinen Sohn Richard anderen, von letzterem nunmehr zu Mitschuldigen erklär­ten Angehörigen der Erlebensgeneration gegenüber ergaben. Ernst H. v. WEIZSÄCKER hat aus seiner Warte und Erkenntnis zum Kriegs­beginn festgestellt: Es »lief die Welle der Unterdrückung der deut­schen Minderheit in Polen immer höher auf und überspülte das Problem: Danzig und die Passage durch den Korridor« .27

Auch Bundeskanzler Helmut KOHL hat sich, als promovierter Hi­storiker, in seiner Regierungserklärung zum 50. Jahrestag des Kriegsausbruchs ( 1 . 9 . 1 939) sich über hier angezogene Arbeiten von deutschen, US-amerikanischen, britischen, französischen und neuerdings auch russischen Historikern hinwegsetzend, dement­sprechend >political correct < geäußert:

»HITLER hat den Krieg gewollt, geplant und entfesselt. Daran gab und gibt es nichts zu deuten. Wir müssen entschieden allen Ver­suchen entgegentreten, dieses Urteil abzuschwächen.«

Und der aus Ostpreußen heimatvertriebene Bundestagspräsident a .D. Rainer BARZEL schrieb in einem Leserbrief:

»Wer die Schuld am Ausbruch des Zweiten Weltkrieges . . . rela­tiviert, ist mein Gegner .«28

21 E rnst Heinr ich Frhr. von Weizsäcker, zitiert bei David L. Hoggan, aaO. , 15. 31, a. 29} 5. 89, n a c h U d o W a l e n d y, Wahrheit für Deutschland, Ve r l a g fü r Vo l kstu m u n d Ze i t ­geschichtsforschung, 1 970, 5. 19 1 , und Peter H . Spl ittgerber, aaO. 15. 21 , a. 14}, 5. 10 .

28 Peter H. Spl ittgerber, ebenda, 5. 3, »Helmut Kohl und Rainer Ba rzel«, nach Die Welf, 2. 9 . und 9 . 8 . 1989 .

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Der Verfasser zitiert lediglich eine Auswahl zeitgeschichtlicher Quellen, soweit sie ihm für das Verständnis der heutigen poli­tischen Rahmenbedingungen für Staat und Wirtschaft erforder­lich erscheinen, und verweist den darüber hinausgehend an der Geschichte vor und zwischen den bei den Weltkriegen interessier­ten Leser auf die angezogene Fachliteratur .29

In der Vorkriegsphase des Dritten Reiches ist einmal der > England­Tick< Adolf HITLERS für die geopolitische Fehleinschätzung ver­antwortlich, dem die Kriegsmarine ihre Stiefkind-Rolle verdankte, sowie zum anderen das Versagen der deutschen Abwehr, des Aus­wärtigen Amts und der Marineführung. »Der Krieg gegen das meer­beherrschende Großbritannien am 3. September 1939 war für die Ma­rine . . . eine peinliche Überraschung. Flottenchef RAEDER hatte HITLERS Versicherungen geglaubt, es werde keinen Krieg mit England ge­ben. (Das soll auch für GÖRING und damit für seine, bei einer kriege­rischen Auseinandersetzung mit Großbritannien so wichtige Luft­waffe gegolten haben.30 Jetzt besaß die Seekriegs leitung für diesen Seekrieg zwar ein wenn auch nicht vollkommen zu Ende durchdach­tes Konzept, jedoch keineswegs ein genügend starkes Instrument, um die >atlantische Kriegführung< zu verwirklichen.

Die Unterschätzung des U-Boots im Zufuhrkrieg blieb bei der See­kriegsleitung beinahe Tradition, auch nachdem HITLER im Oktober die (einen erfolgreichen U-Boot-Krieg unmöglich machende) Prisen­ordnung hatte über Bord gehen lassen. «31 Hinzu kam RAEDERS einsei­tige Englandfixierung.32 Wenn Großadmiral Alfred VON TIRPITZ ( 1 849-1 930) noch nicht erkannt hatte, in welchem Ausmaße US-

29 Wem an e inem umfangreichen d iesbezügl ichen Überbl ick mit über 1 00 Quel lenanga­ben i nteressiert i st, ohne v ie l lesen zu m üssen, dem rät der Verfasser, das beim Ver lag Der Schlesier, Herner Straße 1 2/120, 45617 Reckl inghausen (Te l . 02361/ 23800, FAX 1 86125 1 1 996 für DM 5 . - verlegte, h ier a ngezogene 34-Seiten-Heft des Mitg l ieds des Arbeitskrei­ses fü r Zeitgeschichte und Pol iti k, Dr. Peter H. SPlITTGERBER, zur Hand zu nehmen.

30 Die Welt, 1 1 . 3 . 1 988, »Mitten i m Kr iege e in fröh l i ches P laudern über e ine neue Weil« . 31 Walter Görlitz, »H itlers Stiefkind, d ie II/Iarine - Jetzt zum ersten Mal veröffentlicht: Die Akten

der deutschen Seekriegs leitung 1935-1945«, in Die Welt, 3 1 . 1 . 1 977. - Deutsche U-Boote haben im Nordatla ntik fast 3000 Schiffseinheiten mit einer Gesamttonnage von ü ber 14 Mio . BRT versenkt (Die Welt, 21 . 6 . 1 996, »Streit um Bergung deutscher U-Boote«!. Das Reich verfügte 1 939 a ber ledigl ich über 57 Unterseeboote, während Großbrita nnien 65, Frank­reich 78 und Polen fünf solche E inheiten besaßen. ( Wie das Gesetz es befaN 5::Jmmel­band, Orig ina lberichte der Generale und Kommandeure a l ler d rei Waffengattungen, Ver­lag Welserm ühl . München 1 954, Tei l 1 1 : Der Seekrieg, S. 5, nach Peter H. Spl ittgerber, 000. ­s. S. 21 ,Q. 14 -, s. 22! .

32 Rolf Güth, » E r ich Raeder und d ie >eng l i sche Frage< - Betrachtungen zur deutschen Mari­neführung 1 906 b is 1 939«, i n Marineforum, 1 12 . 4 und 5-1 9 9 5 .

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amerikanische Interessen Europa und damit das Deutsche Reich be­drohten, so war zwischenzeitlich von den Vereinigten Staaten der >Lusitania<-Zwischenfall (s. S. 1 71 , Q. 264) inszeniert und daraufhin der Erste Weltkrieg von ihnen entschieden worden. Die Tatsache, daß die >Grand Fleet< in der Skagerrakschlacht 14 Kriegsschiffe - da­runter 3 Schlachtkreuzer, 3 Panzerkreuzer, 1 Leichter Kreuzer und 7 Zerstörer - mit insgesamt 1 1 5 025 t und 6945 Mann Besatzung verlo­ren hatte, während die Kaiserliche Hochseeflotte 1 1 Kriegsschiffe -darunter 1 Schlachtkreuzer, 1 Linienschiff, 4 Kleine Kreuzer und 5 Torpedoboote - mit insgesamt 61 180 t und 3058 Mann Besatzung, das heißt etwa die Hälfte der britischen Verluste, erleiden mußte33 und trotzdem in der Auseinandersetzung mit Großbritannien so gut wie nichts Kriegsentscheidendes zugunsten des Reiches bewirken konnte, hat daran nichts zu ändern vermocht. Die deutsche Marine­leitung unter Großadmiral RAEDER war jedoch offensichtlich so stark durch die Skagerrakschlacht geprägt, daß sie nicht nur überwas­ser-, sondern auch Großbritannien-fixiert blieb. Und die deutsche Ab­wehr muß sowohl die Kriegsvorbereitungen in den Vereinigten Staa­ten als auch in Großbritannien schlicht verschlafen haben.

Das Münchner Abkommen (29 . 9 . 1 938) zwischen Adolf HITLER, Neville CHAMBERLAIN, Edouard DALADIER und Benito MusSOLINI wur­de nicht abgeschlossen, um dem Selbstbestimmungsrecht der Sudetendeutschen zu entsprechen, sondern um auf alliierter Seite Zeit für die Vorbereitung auf deren Zweiten Weltkrieg zu gewin­nen,34 ohne daß das deutscherseits erkannt worden ist. Auch das

33 Busch und v. Forstner, »Unsere Marine im Weltkrieg, nach »Mit 250 Sch iffen im Gefecht -Die Skagerrakschlacht im Ersten Weltkrieg - Größte Seeschlacht der Geschichte«, in Die Pommersche Zeitung, 1 1 . 5 . 1 9 9 6 .

3 ' »Viele haben e s ausgesprochen u n d geschrieben, d a ß CHAMBERIAINS Hauptgrund, nach Mün­chen zu gehen, gewesen ist, fü r einen unvermeidl ichen Krieg Zeit zu gewinnen! Er wä re in der Tat ein ungeeigneter Premier gewesen, wenn er das nicht im S inne gehabt hätte .« (Keith Fei l ing, The life ofNevi//e Chamberlain London 1 946, S. 359, nach Hans Riegelmann, »Kriegs­sch uld - Die unbewä ltigte Gegenwa rt: Der 1 . September 1 939 - Das Geschehen nach Aus­sagen und Urtei len der Anderen«, in Unabhängige Nachrichten, 8/83) . » Ich habe heute mit Joe KENNEDY (US-Botschafter in London ) Golf gespielt . Ich befragte ihn ü ber se ine Unterredungen mit ROOSEVELT und Nevi l le CHAMBERIAIN von 1938 a n . E r sagte, CHAMBERIAINS Überzeugung 1938 sei gewesen, daß Großbritannien nichts in der Hand habe, um zu kämpfen, und daß es nicht wagen könne, gegen HITlER i n den Krieg zu gehen. Weder Franzosen noch Engländer würden Polen zum Kriegsgrund gemacht haben, wen n s i e nicht unablässig v o n Wash ington angestachelt worden wären . . . CHAMBERIAIN, sagte KENNEDY, habe festgestel l t, Amerika und die Juden hätten Eng land in den Krieg gezwu n­gen (>America and the jews forced England i nto the war<) . « (James Vincent Foresta !. US­Verte id igungsmin ister, Tagebucheintragung vom 27. 12 . 1 945, The Forestal Diaries, New York, 1 951 , S . 1 2 1 f., nach Hans Riegelmann, ebenda) .

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mit Völkerrechtlern und Konsularjuristen besetzte, ohne wirt­schaftspolitischen Sachverstand arbeitende Auswärtige Amt (AA) war mit seiner Aufgabe im 20. Jahrhundert des internationalen wirtschaftlichen Wettbewerbs überfordert. Es vermochte deshalb weder die US-amerikanische Interessenlage zu analysieren, noch das wirtschaftliche US-Kriegspotential zu dessen Vertretung zu erfassen, gegen das und die übrigen Alliierten die Achsenmächte niemals einen Zweiten Weltkrieg gewinnen konnten . Solange sich im AA die Personalpolitik nicht grundlegend zugunsten wirt­schaftspolitischen Sachverstands ändert, wird auch in Zukunft von dort kaum mehr als die Wahrnehmung von vornehmlich protokol­larischen und Konsularaufgaben erwartet werden können.

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Polen als Kriegsgmnd

Polen war für die nach dem oben zitierten Lord GLADWY für erfor­derlich gehaltene >Lösung< ein nicht nur britischerseits inszenier­ter Kriegsgrund, wie gleichfalls 1914 der Sarajevo-Zwischenfall. Ansonsten hätte auch der UdSSR der Krieg erklärt werden müs­sen, und das bereits bei deren Annexion großer Teile Finnlands . Ein dem Reich erklärter Krieg zur Aufrechterhaltung des polnisch­slawischen Imperialismus35 war schon allein wegen des von US­Präsident Thomas Woodrow WILSON als Rechtfertigung für den Ersten Weltkrieg verkündeten, dann aber von den Siegermächten in Versailles und danach von Kongreßpolen sowie auch der Tsche­choslowakei mit Füßen getretenen Selbstbestimmungsrechts der Völker nicht gerechtfertigt.

Die New York Daily News hatten deshalb auch in ihrer Ausgabe vom 1 . Juli 1939 gegen die Kriegstreiber in ihrem Lande protestiert:

»Danzig ist deutsch ! Wenn HITLER Danzig will und die Danziger zu HITLER wollen, dann sehen wir nicht ein, warum ein Krieg ihn daran hindern soll . Wir sehen nicht ein, warum die Jugend Eng­lands und Frankreichs aufgeputscht wird, für Danzig zu ster­ben. Danzig ist für England nicht die Knochen eines einzigen britischen Soldaten wert. Wir sehen auch nicht ein, warum wir Amerikaner uns über Danzig aufregen sollen, auch wenn die USA-Radikalen und -Liberalen uns weismachen wollen, die Ju­gend der USA solle demütig-dankbar die Gelegenheit wahrneh­men, für Danzig den Tod zu suchen.«36

Schließlich bestand der polnische Reißbrett-Staat 1939 mehrheit­lich aus mit ihrem Land in ihn hineingepreßten Litauern, Weiß­russen, Ukrainern, Tschechen und vornehmlich - dazu noch als Nichtslawen (wie die dort lebenden Juden) unter Vertreibungs-

3S Der britische Premier LLOYD GEORGE hatte d ie Polen, Tschechen und Serben bereits 1 9 1 9 h insichtl ich ih rer Gebietsansprüche a l s » imperial istischer a ls d ie Großmächte« bezeich­net. IMermeix, le Combat des Trois. Notes ef Documents sur la Conference de la Paix. Paris 1922 ; nach Bolko Frhr. v. Richthofen / Reinhold R . Oheim, Deutschland und Polen: Mythos und Wirklichkeit - Geschichte einer lOOOiährigen Nachbarschaft, Bd. 2 : Polens IWarsch zum Mo>er - Zwei Jahrhunderte Teilung und Expansion Arndt-Verlag, Kiel 1 984, 5. 150 1 .

36 New York Daily News. 1 . 7 . 1 939, nach Hans Riege lmann, 000. 15. 32, a. 341 .

34

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druck stehenden - Deutschen. Zu letzterem Tatbestand wird von den Vertretern der These eines unprovozierten deutschen Über­falls auf das friedliche Polen gerne unterschlagen, daß »zwischen 19 18 und 1939 schon über 1 , 1 Millionen Deutsche aus Westpreu­ßen und Posen vertrieben wurden« .37 Mit welchen Methoden das unter anderem bewerkstelligt wurde, veranschaulicht eine 1920 im Pieron Nr. 21 unter der Uberschrift »In Rybnik« erschienene Zeichnung von Heinrich ZILLE (Abbildung 3) als polnisches Lehr­beispiel für die spätere >Reichskristallnacht< .38

Abbi l d u ng 3 . Die Po len : "Warum putzt der Deutsche noch die Fenster­scheiben? Wir werden s ie i hm bald genug einschlagen ! « Que l le : Deut­scher Ostdienst (000), 1 5 . 3. 1 996.

3 7 Emi l Sch lee, »D ie drei Dre iß ig jährigen Kriege gegen Deutsch land«, in Stimme des Gewis­sens ILSI), 1/1 996, S. 7.

3. Zur >Reichskrista l lnacht< sei bemerkt, daß bisher keine deutsche Quel le gefunden werden konnte, d ie da rüber Auskunft g ibt, wer d ie Wi l lkürokte gegen jüd ische E inrichtungen an­geordnet hot . Da s ich d ie Nationa lsozia l isten bemühten, d ie von ihnen vorgenommene Deportation von Juden noch Mögl ichkeit von der Öffentl ichkeit unbemerkt durchzufüh­ren, kann d ie >Reichskrista l l nacht< kau m den Zielsetzungen der NS-Propaganda entspro­chen hoben. Nachdem Adolf HITlER davon Kenntnis erlangt hotte, wu rde die Aktion des­ha lb sofort abgeblasen. Für d ie propagand istische Vorbereitung eines Krieges gegen Deutschland wa r sie jedoch sehr nützl ich . Hier bedarf es somit noch zeitgeschichtl ichen Arch ivstud iums, sofern entsprechende Arch ive jemals für Historiker zugängl ich werden so l lten .

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Polen hatte vor 1939 die in Versailles gezogene Curzon-Linie 1920 mit seinem Angriff auf die Ukraine durchbrochen, im selben Jahr mit einem Handstreich das Wilna-Gebiet (Litauen) erobert und sich 1 921 bei Annaberg gewaltsam Teile von Schlesien anzueig­nen versucht. Damit hatte Polen bereits lange vor Adolf HITLERS >Machtergreifung< zum Zusammenbruch des Versailler Systems beigetragen, von dem Polens territoriale, weit über seine ethni­sche Substanz hinausgehende Versailles-Existenz abhing. Schließ­lich hat die polnische Zeitschrift Liga für Großmacht in ihrer Aus­gabe 3 / 1 929 die beabsichtigte und dann auch 1945 entsprechend praktizierte polnische Vorgehensweise im schon damals vorbe­reiteten Krieg gegen Deutschland wie folgt angekündigt:

»Im Krieg mit den Deutschen wird es keine Gefangenen geben und keinen Raum für menschliche Gefühle . . . Wir müssen in die polnische Armee den Geist eines unversöhnlichen, bis zur Grausamkeit gesteigerten Kampfes tragen. «39

In ihrer Ausgabe vom 3. Oktober 1937 legte diese Zeitschrift dann noch nach:

»Der Kampf zwischen Polen und Deutschland ist unausweich­lich. Wir müssen uns darauf systematisch vorbereiten. Unser Ziel ist ein neues Grunwald, aber diesmal ein Grunwald in den Vor­orten von Berlin . . . Unser Ideal ist ein Polen im Westen mit der Oder und Neiße als Grenze. Preußen muß für Polen zurücker­obert werden, und zwar Preußen an der Spree. «40

Bereits 1 926 hatte der offiziöse polnische >Westmarkenverband< seine Kriegsziele veröffentlicht:

»Die natürliche Grenze Polens ist im Westen die Oder, im Osten die mittlere und untere Düna. Daher wird unsere Devise lauten: > Von Stettin bis Riga < . «41

1 930 folgte dann sein Flugblatt - Abbild 4 -, in dem die Annexion deutscher und tschechischer Gebiete bis vor Berlin und bis ein­schließlich Prag angekündigt und dafür Rückendeckung bei den Westmächten gesucht wurde. Die Leute, welche heute das Dritte

3' Polnische Zeitschrift Liga für Großmacht, zitiert bei Else Löser, Polen-Deutschland - Wie kam es zum Krieg?, Selbstver lag, Kaisers lautern, S. 7, nach Heinz Spl ittgerber, aaO. IS. 21 , 0. 141. S. 6 .

40 Else löser, ebenda, S . 7 , n a c h Peter H . Spl ittgerber, ebenda, S. 6 f. 41 E lse löser, ebenda, S. 6, nach Peter H. Spl ittgerber, ebenda .

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Reich für den Krieg mit Polen verantwortlich machen, können nur davon ausgehen, daß man 1 929/ 30 bereits gewußt habe, >es wird einer kommen<, der den Grund für eine Annexion dieser Gebiete liefert. Polnische Finanzkreise haben sich dafür bereits an der ab 1 923 aus dem Ausland erfolgten Finanzierung des Nationalsozia­lismus beteiligt . Da Adolf HITLER weder die Gewerkschaften noch die Kirche als Förderer hinter sich hatte, hätte er wahrscheinlich ohne Zuwendungen aus dem Ausland (s. S. 40 + 82, Q. 48 + 1 25) gar nicht an die Macht kommen können.

Abbi l d u ng 4. Que l le : Bol ko Frh r. v. Richthofen / Re inho ld R . Ohei m , Deutschland und Polen: Mythos und Wirklichkeit - Geschichte einer 1 000jährigen Nachbarschaft: Bd. 2 , Polens Marsch zum Meer - Zwei Jahr­hunderte Teilung und Expansion, Arndt-Verlag , Kiel , 1 984 , S . 1 44 f .

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Der nach Annaberg erneute Überfall auf das mit seinem 100 000-Mann-Heer und dessen beschränkter Bewaffnung schwach gehalte­ne Deutschland sollte 1933 neben Ostpreußen und Schlesien im Kreis Neustettin/Pommern erfolgen. Die Weimarer Republik hatte des­halb diesen Heimatkreis des Verfassers mit ihrer dortigen Konzen­tration der Reichswehr zur seiner Zeit »stärksten Festung Deutsch­lands« gemacht. Ungeachtet dessen übte der >Grenzschutz< unter dem preußischen Innenminister earl SEVERING (SPD) mit Holzgewehren, um - wie in Annaberg erforderlich gewesen - die Reichswehr bei der Abwehr des von Polen vorbereiteten und durch die Aktivität polnischer Aufklärungsflüge auch für Nichtmilitärs erkennbar be­vorstehenden Überfalls unterstützen zu können. Einer dieser Auf­klärer, eine offene Einpropellermaschine mit zwei Offizieren an Bord, mußte 1930 etwa 30 km westlich der Korridorgrenze auf einem Stoppelacker des elterlichen Betriebes des Verfassers notlanden. Staatspräsident Marschall »PILSUDSKIS Pläne von 1933 für einen Prä­ventivkrieg gegen Deutschland sind viele Jahre hindurch ein um­strittenes Thema gewesen. Man hat große Anstrengungen gemacht, die Behauptung zu widerlegen, daß PILSUDSKI solche Pläne tatsächlich gehabt habe. Bis 1958 war man darüber im Zweifel . Damals enthüll­te jedoch V ANSITIART'2 mit Genehmigung der englischen Regierung die Authentizität der Pilsudskischen Kriegspläne von 1933. «43

Der französische Historiker Rene MARTEL berichtete bereits in sei-nem 1930 erschienenen Buch Les frontieres orien tales de l ' Allemagne:

»Deutschland bringt 1930, wie wir gesehen haben, sachliche und zu verwirklichende Vorschläge vor. Es will zu einer für beide Teile annehmbaren Lösung gelangen. Polen lehnt es aber ab, mit sich über eine Umgestaltung der Verträge reden zu lassen. Oder vielmehr, es nährt neue Ausdehnungspläne und nimmt sich vor, Ostpreußen und Schlesien zu annektieren . Wir bedauern, daß wir die Pflicht haben, das festzustellen, aber es ist eine unbe­streitbare Tatsache, die wir ausgiebig belegt haben.«44

Außerdem »hatten polnische Regierungskreise schon vor Aus-bruch des Krieges Pläne für das besiegte Deutschland entworfen

.. Lord Robert G i lbert VANSITIART 01 Denham, britischer Spitzend ip lomat und 1 938-1941 ober­ster Berater des Foreign Office, »Iranzosenlreundl ich; schroffer Gegner Deutschlands schon vor 1 933« . (Berfelsmann Lexikon, 1 955) .

43 David L. Hoggan, Der erzwungene Krieg, Grabert-Ver lag, Tüb ingen 1 961 u . 151 997, 5. 53 . .. B. v. Richtholen / R.Oheim, aaO. (5. 34, Q. 35), 5. 1 8 1 .

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und in ihnen vorgesehen, das Deutsche Reich >in zwei oder mehr Stücke aufzuteilen< , darunter einen >südlichen und katholischen Block, vielleicht unter dem Erzherzog OttO«< .45 Ohne Adolf HIT­LERS >Machtergreifung< (30 . 1 . 1 933) wäre nach den polnischen Plä­nen bereits sechs Jahre vor 1 939 der Krieg zwischen Polen und dem Reich ausgebrochen. Am 8. Mai 1933 erklärte der polnische Kriegsminister KASPRZYCKI bei einer Generalstabsbesprechung in Paris zu den polnischen Kriegsplänen gegen das nunmehr Dritte Reich:

»Wir haben keine (Grenzbefestigungen), denn wir beabsichti­gen, einen Bewegungskrieg zu führen und von Beginn der Ope­ration an in Deutschland einzumarschieren .«46

Die durch Adolf HITLERS >Machtergreifung< eingetretene Verzöge­rung, bis Polen sich für seinen geplanten Einmarsch in die dem Reich nach 1919 verbliebenen deutschen Ostgebiete - der neuen Lage entsprechend - >systematisch vorbereiten< konnte, hat es ge­nutzt, 1 938 der Tschechoslowakei gewaltsam das Olsa-Gebiet abzu­nehmen.

Wie polnischerseits nach 1 933 die Eroberung des deutschen, öst­lich einer Linie von Stettin bis Triest gelegenen Gebiets diploma­tisch vorbereitet wurde, ist folgendermaßen überliefert: »Der pol­nische Außenminister, Oberst J6zef BEcK, hatte . . . am 1 5 . / 1 6 . August 1 938 auf seiner nächtlichen Fahrt von der Ostseehalbinsel HeIa mit dem Hohen Kommissar des Völkerbundes für Danzig, Prof. Dr. earl J. BURCKHARDT, das eigentliche Ziel der polnischen Außenpolitik zynisch enthüllt, nämlich, die systematische Herbei­führung einer unvermeidlichen Katastrophe für Deutschland, aus der sich BECK für Polen den größten Gewinn erhoffte .«47 Deshalb hatte sich Polen an den Zuwendungen beteiligt, die Adolf HITLER

seit 1 923 aus dem Ausland zuflossen. Das Motiv hierfür war die Destabilisierung Deutschlands. Für den französischen Botschaf­ter in Berlin, »FRAN<;:OIS-PONCET, war der unbestechliche Kanzler Heinrich BRÜNING im verschlagenen Spiel der internationalen Po­litik zu gescheit und zu erfahren . HITLER andererseits sei ein Narr

45 Alfred Schicke!, » Rückbl ick: Wäre der 1 1 . Weltkrieg vermeidbar gewesen? - Ein Blick in a mer ika n ische Gehe imakten wirft neue Fragen auf ", i n Die Pommersehe Zeitung, 1 3 . 1 1 . 1 9 8 2 .

.. Emi l Ma ier-Dorn, A//einschu/d - Unkenntnis oder Feigheit? Großaitingen 1 970, nach B .v. R ichthofen / R .Oheim, aaO. (S. 34, Q. 35 1. S. 1 8 5 .

'7 B.v.R ichthofen / R.Oheim, ebenda, S . 171 .

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und politischer Dilettant. . . War der. . . an der Macht, so würde es, meinte er, viel leichter sein, zu Vereinbarungen zu gelangen, die für Frankreich günstig wären«.

Nach Charles C. TANSILL, Professor für Geschichte der US-ame­rikanischen Diplomatie an der Georgetown University, Washing­ton/USA, »sprechen Zeugnisse dafür, daß gewisse französische Staatsmänner heimlich darauf ausgingen, das Kabinett BRÜNING zu stürzen« . BRÜNING selbst habe bekundet: »Ein Umstand, der zu HITLERS Aufstieg wesentlich beitrug, . . . war die Tatsache, daß er im Jahre 1923 und später aus dem Ausland (nach TANSILL aus Frank­reich, Polen und der Tschechoslowakei so wie nach dem unten zitierten CHAITKIN - s . Q. 1 15 - auch aus den Vereinigten Staaten und Großbritannien) große Geldsummen erhielt . . . zu dem Zweck, in Deutschland Unruhen hervorzurufen und es zur Revolution zu treiben.« Er sei »von Leuten bezahlt (worden), die sich einbilde­ten, dies könne Deutschland auf Dauer schwächen und den Fort­bestand irgendeiner konstitutionellen Zentralregierung unmög­lich machen« . Nach TANSILL hat die französische Regierung im Frühjahr 1932 wesentlich zu BRÜNINGS Sturz beigetragen.48 Und daran hat Polen mit seinen Zuwendungen an Adolf HITLER mitge­wirkt. Andererseits haben neben einer »Fülle von Absichtser­klärungen und Kriegshandlungsandrohungen« sowie vorerwähn­ter Vertreibung von etwa der Hälfte der von Polen nach Versailles übernommenen Deutschen »bis zum Ausbruch des 11. Weltkrie­ges am 1 . 9. 1 939 in den Grenzräumen der deutschen Ostprovinzen Grenzüberschreitungen mit Überfällen, Tötungen, Brandschatzun­gen und Zerstörungen durch irreguläre Banden als provozierende Kriegshandlungen statt(gefun)den, so daß zum Teil Wehrmachts­formationen eingesetzt werden mußten, um diese mit Waffenge­walt wieder über die Grenze zurückzudrängen« . 49 Die Zeitge­schichtliche Forschungsstelle Ingolstadt hat 1 991 diplomatische Akten in Washington und London ausgewertet, in denen ein Be­richt zweier britischer Sondergesandter vom 13 . Juni 1 939 - also ein Vierteljahr vor Deutschlands >Überfall< auf das friedliche Po­len - entdeckt wurde, aus dem »die sichere Erwartung Warschaus (hervorgeht), den bevorstehenden Krieg mit Deutschland binnen

.. CharIes Cal lan Tansi l l , Die Hintertür zum Kriege - Das Drama der internationalen Diplo­matie von Versai/les bis Pearl Harbor {Orig ina ltite l : Back Door to Wor!, Droste Verlag, Düsseldorf 1 956, S. 59 {unter Verwendung der Dissertation ü ber Brüning von E . J . Dunnel .

'9 Emi l Schlee, »Die Drei Drei ß ig jährigen Kr iege gegen Deutsch land«, aaO. {S. 35, Q. 371 .

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Jahresfrist siegreich zu beenden und vom geschlagenen deutschen Nachbarn neben Ostpreußen halb Schlesien und Ostpommern zu nehmen. Um die deutsche Minderheit (in Polen) durch diese ge­plante Landnahme nicht weiter zu vergrößern, sollte die deutsche Bevölkerung dieser Gebiete ins Reich > transferiert<, also aus der Heimat ausgewiesen werden« . 50

so alto Kimmin ich, Regensburg, /1. Völkerrechtliches Gutachten zu dem Referat von (dem polnischen WissenschahlerJ Remigiusz Sobansh )) Vertreibung: Recht gegen Recht Un­recht gegen Unrecht?,'.

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Der Krieg in Europa ist beschlossene Sache

Die Annexion der deutschen Gebiete östlich der Linie Stettin-Tri­est und die Vertreibung der dort lebenden Nichtslawen waren be­reits 1 848 auf der Panslawistischen Konferenz von Prag beschlos­sen und seither polnischer-, tschechischer- sowie bis in die heutigen Tage serbischerseits gefordert und von den Westmächten - insbe­sondere Großbritannien und Frankreich - unterstützt worden. Die entscheidenden Kriegstreiber waren jedoch Kräfte in den Vereinig­ten Staaten, und - wie hier dargelegt wird - die europäischen US­Alliierten waren letztlich neben dem Deutschen Reich nur Opfer deren Szenarios . »Seit 1937 (wurde jedenfalls) von RoosEvELT und seinem Gefolge planmäßig die amerikanische Bevölkerung durch Falschdarstellungen gezielt darauf vorbereitet«, wie COLVY, in sei­nem Roosevelts scheinheiliger Krieg, sowie der Bericht des polnischen Botschafters in Washington, Jerzi POTOCKI, vom 12 . 1 . 1 939 deut­lich belegen51 und der amerikanische Botschafter in Paris, BULLITT, im April 1939 mit den Worten bestätigt:

»Der Krieg in Europa ist beschlossene Sache52 • • • Amerika wird nach Großbritannien und Frankreich in den Krieg eintreten.«53

Lord Halifax - von 1941 bis 1946 britischer Botschafter in Washing­ton - hielt Roosevelt »für keinen sehr großen Mann . . . Er war sicherlich ein geschickter Taktiker und scharfsinniger Politiker; aber was er tat, spaltete das amerikanische Volk. Ich wurde ein­mal in Washington von mehreren republikanischen Senatoren zum Dinner gebeten, wobei ich eine kurze Ansprache zu halten hatte. >Bevor Sie sprechen, Herr Botschafter< , sagte man mir, >sollen Sie

51 E rwin Schütz, aaO. (S. 20, a . 9 ) .

5 2 Wie d ieser in e inem Schreiben an US-Außenmin ister CordeI l HUll zum Ausdruck brachte, war der Krieg besch lossen, » lange bevor die Frage des po ln ischen Korridors aufgewor­fen wurde«. (American IV/ercury, 1 958/12 , S. 87, nach Hans Riege lmann , aaO. , S. 32, a. 341 Zur Rol le Wi l l i am C . BUlUns a ls Präs ident ROOSEVElTS >graue Em inenz< s . Anhang I .

5 3 J . F . C . Fu l ler (Genera lma jor), The Decisive Baft/es of the Western World and their /nfluence upon History, Bd . 1 1 1 --nach Ludwig Leher, Das Tribunat 1 965, S. 1 62, und Hans Riegel-

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wissen, daß jedermann in diesem Zimmer Mr. Roosevelt für einen größeren Diktator hält als HITLER oder MUSSOLINI«<54

Der damals in Amerika lebende Publizist BEKAssy-HABE bemerk-te später dazu:

»Wir mußten uns entschließen, unsere Propaganda nicht nur gegen die Nazis, sondern auch gegen das ganze deutsche Volk begreiflich zu machen, sonst hätten wir das ganze amerika nische Volk niemals zum Krieg gegen Deutschland bereit und gefügig gemacht. «55

Mit den Geheimbefehlen von Präsident RoosEvELT an die US-Ma­rine, sie solle einen Zwischenfall im Nordatlantik provozieren, begann der Krieg der Vereinigten Staaten gegen Deutschland schon am 1 7. Oktober 1941 , und nicht erst mit dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1 941 . Bei dem am 1 7. Oktober 1 941 herbeigeführten Zwischenfall handelte es sich um Wasser­bomben des den britischen Geleitzug SC 48 eskortierenden US­Zerstörers >Kearny< auf U-568. Der Kommandant dieses Unter­seebootes, Kapitänleutnant PREUSS, hielt die >Kearny< für einen bri­tischen Zerstörer der >Tribal<-Klasse und beantwortete den An­griff mit einem Viererfächer. Durch Torpedotreffer wurde der Zerstörer zwar nicht versenkt, es kostete aber elf US-Matrosen das Leben. Damit hatte der Krieg zwischen den Vereinigten Staaten und dem Deutschen Reich begonnen, wenn er auch erst im De­zember 1941 durch die Reichsregierung formell erklärt wurde.56

Hiermit wurde die Prognose aus dem Jahre 1933 des (seit 1930) Unterstaatssekretärs im Foreign Office Lord VANSITTART bestätigt:

»Wenn HITLER scheitert, wird sein Nachfolger der Bolschewis­mus sein; wenn er Erfolg hat, wird er innerhalb von fünf Jahren einen europäischen Krieg bekommen. «57

54 Erich Schwinge. Churchi// und Rooseve/t aus kontinenta/europäischer Sicht Marburg 41986, 5 . 84.

55 Erwin Schütz, aaO. 15. 20, a. 9)

5. Jürgen Hofmann, »Roosevelts Strategie der ,Zwischenfä l le«(, in Die Pommersehe Zeitung, 14 . 1 2 . 1 991 .

51 Robert Vansittart, Evernow, London 1 949, 5 . 69, nach Hans Riegelmann, aaO. IS. 32, 0. 34).­Diese Äußerung des einflußreichen Lord VANSITIART g ibt Auskunft ü ber Gut und Böse für Deutschland aus der Sicht eines erkl ä rten Deutsch landgegners. Seine Bewertung reicht bis in d ie Gegenwart. Sie erklärt zum Beispiel. warum NS-Untaten auch nach einem ha l­ben Jahrhundert noch mit äußerster Hä rte verfolgt werden, obwoh l Zeugena ussagen nach so langer Zeit recht fragwürd ig s ind und desha lb nach dem dafü r geä nderten a lten

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Im Geiste eines, die US-amerikanische Nation für >RooSEVELTS scheinheiligen Krieg< bereit und gefügig machenden Demokratie­verständnisses mußten viele GIs, europäische Soldaten und Zivil­personen sterben sowie sich nachher die Westdeutschen kriegs­propaganda- und zeitgeist-konform umerziehen lassen! Außerdem hat der Zweite Weltkrieg die Vereinigten Staaten 355 Milliarden Dollar gekostet, was noch heute einen beträchtlichen Teil der US­Staatsschuld ausmacht.

»Wegen der Auslieferung Osteuropas und der Mandschurei anSTA­UN und den Kommunismus durch einen kranken, sterbenden Präsi­denten in Jalta haben wir - wie der US-amerikanische Abgeordnete Hamilton FrsH 1982 feststellt - seit 1945 mehr als eine Billion Dollar für die Verteidigung der Freiheit gegen die Drohung des Weltkom­munismus aufwenden müssen ! «58 Der Krieg gegen Deutschland wurde US-seitig angestrebt, angezettelt und schließlich zur Entschei­dung gebracht, obwohl Präsident WILSON sich am 4. Juli 1919 zur Abtretung weiter deutsch besiedelter Ostgebiete ohne, und Ober­schlesien betreffend sogar trotz einer zugunsten des Reichs ausgegan­genen Volksabstimmung wie folgt geäußert hatte:

»Das einzige wahre Interesse Frankreichs an Polen besteht in der Schwächung Deutschlands, indem Polen Gebiete zugesprochen werden, auf die es keinen Anspruch besitzt .«59

In ähnlicher Weise hatte der keinesfalls deutschfreundliche briti­sche Premier LLOYD GEORGE bei den Versailler Verhandlungen er­klärt, sein Land habe »niemals daran gedacht. . . , Polen eine Pro­vinz zu geben, die seit 900 Jahren nicht mehr polnisch gewesen

Strafrecht selbst bei Mord nach 25 Jahren verjährten, wäh rend im >Rechtsstaat< Deutsch­land verg leichbares Verha lten in der DDR bereits nach viel kürzerer Zeit - wenn über­haupt ls. Fa l l HONEcKER) - mit größter Nachsicht bzw. Mi lde Imeist geringe Bewäh rungs­strafen) geahndet wird . Aus dem gleichen Grund werden auch die a us pol itischen Gründen vorgenommenen SBZ/DDR-Enteig nungen unter Bruch der Verfassung sankt ioniert, was h insichtl ich des sich zu SBZ/DDR-Zeiten von Fu nktionären und inoffiz iel len Mitarbeitern des MfS angeeig neten Raubvermögens zyn isch als >gutg läubiger Erwerb< gerechtfertigt wird . Das g i lt natür l ich auch in noch ausgeprägterern Maße für das Raubvermögen irn Deutschen Osten, obwoh l es s i ch be i den Räubern um Signatarstaaten der Haager Land­kriegsordnung handelt, d ie jelzt trolzdem so schnel l wie mögl ich i n d ie NATO und die Europä ische Union a ufgenommen werden sol len . Verg leichbare Sanktion ierung oder >gut­g läubigen Erwerb< während der NS-Zeit g i bt es h ingegen zu Recht nicht .

S. Hami llon Fish, aaO. IS. 21 , Q. 131, S . 1 6 . s , Waller Recke, Die Polnische Frage als Problem der europäischen Politik, Berl i n 1 9 27, S . 244,

nach Hugo Wellems, Von Versai/les bis Potsdam 1971-1945, v. Hase & Koehler, Mainz 1 983, S. 103 .

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ist. . . , (sowie) daß wir 2,1 Millionen Deutsche der Autorität eines Volkes mit einer anderen Religion unterstellen sollen, eines Vol­kes, das im Laufe der Geschichte noch niemals gezeigt hat, daß es sich zu regieren versteht; dieser Vorschlag würde früher oder spä­ter zu einem neuen Krieg im Osten Europas führen.«6o

N ach dem Schweizer J acob BURCKHARDT, von 1 937 bis 1939 Hoch­kommissar des Völkerbundes in Danzig, ist in Versailles »mit der versteckten Absicht gehandelt« worden, »auf die Dauer einen fried­lichen Ausgleich zwischen Polen und dem Deutschen Reich un­möglich zu machen«Y

Präsident RoosEvELT war wohl der Hauptverantwortliche für den Zweiten Weltkrieg, wenn das auch immer von zeitgeistkonformen Pseudohistorikern und gewissen Medienmachern verneint wird . So schrieb Rudolf AUGSTEIN in dem von ihm herausgegebenen Spie­gel vom 26. Januar 1976:

»Noch einmal und ein letztes Mal soll daran erinnert werden, daß Polen nicht die geringste Handlung begangen hat, die HIT­LER hätte zum Krieg herausfordern können . . . Demgegenüber . . . (steht) ein Zitat des Ernst v. SALOMON . . . (in seinem 1952 bei Ro­wohlt in Hamburg verlegten Der Fragebogen) . Im Rahmen der riesigen Automatic-Arrest-Action der amerikanischen Besatzungs­armee in Bayern spielte sich folgendes Verhör ab: >Der (verhaftete) Herr Alinn kam vor mir dran. Herr Kaltenbach (amerikanischer Vernehmungs offizier) blätterte in Alinns Akte und fragte dann: Sind Sie immer noch der Ansicht, daß Polen den Krieg begann? Ich war sehr gespannt auf des alten, westfä­lischen Dickschädels Antwort. Herr Alinn schluckte schwer, dann sagte er:

' Ich muß zugeben, daß ich diese Ansicht äußerte . Aber

in der Zwischenzeit wurde ich des öfteren anders belehrt. Herr Kaltenbach sagte: Dummkopf! Roosevelt begann den Krieg! Und zwar schon 1933! Du kannst gehen! < VON SALOMON bemerkte dazu trocken: >Ich werde mich niemals unterfangen, an dem Wort ei­nes amerikanischen Offiziers zu zweifeln. «<

Der in Nürnberg den Angeklagten gemachte Vorwurf der Conspi­racy (Verschwörung) fällt auf die Ankläger zurück. »Eine exklu-

60 Seraphim / fv'oaurach / Wolfrum, Ostwärts von Oder und Neiße, Hannover 1 949, S. 39, nach Hugo Wellems, ebenda, S . 103 .

6 1 Hugo Wellems, »Der 30jöhrige Krieg des 20. Jahrhunderts - Bei Betrachtung der Geschichte kön nen n u r Fakten u n d Wa hrheiten Gru n d l a g e für e ine Wertu ng abgeben«, in Die Pommersehe Zeitung, 30 . 4 . 1 988 .

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sive, aber mächtige Minderheit um ROOSEVELT trieb seit 1 933 ziel­bewußt zum Krieg gegen das Reich. Die Anerkennung der Sowjet­union und der Diktatur STAUNS durch ROOSEVELT verschob die po­litischen Gewichte auf der Erde entscheidend ! Der Vertrag wurde am 16 . November 1933 in Washington unterzeichnet. Die Verhand­lungspartner: der sowjetische Außenminister Maksim LITWINOW,

ein früherer Sozialdemokrat namens MEIER-WALLACH aus Bialystok, und Unterstaatssekretär Henry MORGENTHAU, dessen Familie aus Mannheim stammt, nahmen Europa in die Zange.«62' ROOSEVELT ist auch verantwortlich für die Dauer des Krieges als Folge der von ihm in Casablanca am 14 . 1 . 1 943 durchgesetzten Forderung einer bedingungslosen Kapitulation. Durch letztere wurden sowohl die zusammenbruchbedingte Hungerkatastrophe in deutschen Kon­zentrationslagern und die bei und nach dem Einmarsch der Roten Armee sowie polnischer und tschechischer Horden begangenen Besatzungs- und Vertreibungsverbrechen als auch die in der End­phase des Krieges besonders grausame anglo-amerikanische Bom­bardierung ziviler Stadtkerne und die dann seitens der Sieger der deutschen zivilen und in Kriegsgefangenschaft genommenen Bevölkerung gegenüber angewandte Gewalt überhaupt erst mög­lich.

ROOSEVELT hatte »mit der Verabschiedung der Atlantikcharta am 14 . August 1941 die Verpflichtung übernommen, jede territoriale Veränderung an den Willen der betroffenen Bevölkerung zu bin­den. Am 27. Oktober 1942 unterstrich er auf einer Pressekonferenz diese Verpflichtung noch einmal und setzte hinzu, sie finde auf die gesamte Menschheit Anwendung. Auf der Konferenz von Te­heran (28 . 1 1 .-1 . 1 2 . 1 943), wo die Entscheidung über Europas Nachkriegsgrenzen getroffen wurde, war das alles vergessen«, das heißt nicht mehr wert gewesen als heute auf dem Balkan von Ser­ben unterzeichnete Vereinbarungen. »Damals kamen ROOSEVELT,

CHURCHILL und STAUN überein, Polen um die (der Sowjetunion 1920 gewaltsam abgenommenen) Gebiete östlich der Curzon-Linie (wie­der) zu verkürzen und es mit dem östlichen Teil des Deutschen Reiches zu entschädigen. Weiter wurde damals entschieden, daß die Sowjetunion den nördlichen Teil Ostpreußens mit Königsberg als Hafen erhalten solle. Von einer Befragung der davon be­troffenen Menschen . . . war keine Rede.«63

62 Karl Olto Braun, aaO. (5. 21, Q. 13 ). S. 7 f. U . 1 1 . 6 3 Er ich Schwinge, a a O . (5. 4 3 , Q. 54). S. 44.

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Menschenrechtsverletzungen der Alliierten

Die zur Rechtfertigung ihres gegen Deutschland geführten, mitt­lerweile Zweiten Weltkrieges später dem Dritten Reich vorgewor­fenen Menschenrechtsverletzungen konnten 1 939 für diese Kriegs­alliierten in Anbetracht folgenden Sachverhalts kein Kriegsgrund sein - und schon gar nicht Polens wegen:

1. Verfolgung rassischer Minderheiten in Polen

Der Hauptteil der dem Dritten Reich vorgeworfenen Menschen­rechtsverletzungen datiert erst nach 1939 . »Bis zum 9. November 1 938 hatten 1 70 .000 Juden Deutschland verlassen64, während in der gleichen Zeit annähernd 575 000 aus Polen emigriert waren.«65 Ursache für letzteres waren unter anderem die berüchtigten Po­grome von Lemberg mit seinem 30%igen jüdischen Bevölkerungs­anteil ( 1 936) und einer starken zionistischen Bewegung.66 Nach der 1 926 aufgestellten Zielsetzung Roman DMOWSKIS, des Grün­ders des >Lagers von Großpolen< , war einerseits ein Plan zur Assimilierung der Minderheiten entworfen worden, andererseits jedoch auch ein >Plan zur Austreibung der Juden< .67 Als eine re­gierungsseitige Begründung für den tief verwurzelten polnischen Antisemitismus brachte der polnische Premierminister SLAWOJ­SKLADKOWSKI 1937 dem Völkerbundskommissar BURCKHARDT gegen­über in Warschau zum Ausdruck:

»Schwer lösbar ist auch bei uns die Judenfrage. 60% unserer Juden sind Kommunisten und 90% aller Kommunisten sind Juden.«68

64 Wie bereits oben zitiert, waren »zwischen 1 9 1 8 und 1 939 . . . über 1 , 1 Mi l l ionen Deutsche aus Westpreußen und Posen vertrieben« worden, ohne daß die Westa l l i ierten a ls 5igna­to rstaaten des Versa i l ler Vertrags dadurch beunruhigt waren oder sich gor zum mi l itäri­schen E ingreifen gegen Polen veron laßt sahen.

os David L. Hoggan, 000. 15. 38, Q. 43) , noch B.v.R ichthofen / R.Oheim, 000. 15. 34, Q. 35), 5 . 1 77 .

•• lexikon des Judentums, Bertelsmann-Verlag, München 1 967, Kolumne 417 . • 7 Historia Po/ski, Worschau 1 9 57-1 969, noch B .v. Richthofen / R .Oheim, 000. 15. 34, Q. 35 ),

5 . 176 . • 8 earl J. Bu rckhordt, N/eine Danziger Mission 1937-39, noch B.v.Richthofen / R. Oheim, eben­

da, 5. 1 77 .

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In seinem 1 933 entstandenen Roman Die Brüder Aschkenasi, ei­ner Familiensaga aus dem bis zum Ersten Weltkrieg zu Rußland gehörenden Lodz, äußert sich der aus Polen in die Vereinigten Staaten ausgewanderte Israel J . SINGER einerseits über »jene Juden, die nach gründlicher Talmudschulung in der Jugend zwar ihren Gottesglauben eingebüßt haben, nicht aber die messianischen Zukunftsträume, die sie nun fugenlos auf das >Prinzip Hoffnung< unter marxistischen Vorzeichen übertragen«, sowie andererseits über traditionsfremde Juden, die für eine totale Integration in die nicht jüdische Umwelt optierten und »alles Böse, was den Juden bisher in Polen zugefügt wurde, nur für eine Folge der Unterdrük­kung der polnischen Nation ihrerseits« halten. »Sie bekämpfen daher, Schulter an Schulter mit den Polen, als Freiwillige die kurz nach der Russischen Revolution einrückenden sowjetischen Ar­meen und sterben für Polen.

Die Polen ihrerseits verstehen die >Befreiung< ihrer Nation an­ders, zelebrieren sie zunächst durch Niederhaltung Tausender von Juden hauptsächlich in Lemberg und betreiben den anschließen­den >Wiederaufbau< ihres Staates im wesentlichen durch systema­tische Vernichtung aller Lebensmöglichkeiten für die jüdischen Minorität«, wie sie das nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg auch gegenüber der deutschen Bevölkerung in den von ihnen be­setzten deutschen Ostgebieten getan haben. »Das letzte erschüt­ternde Bild des Buches: Ein jüdischer Offizier der polnischen Frei­heitsarmee, der in seiner hellblauen Uniform, die Brust mit Orden bedeckt, der Massenbeerdigung der 2000 Opfer des Judenpogroms in Lemberg beiwohnt. «69

Nach dem Rezensenten des Romans gleicht die Schilderung die­ser Pogrome bis ins Detail den Szenen, die sich nach dem deut­schen Einmarsch 20 Jahre später abgespielt haben sollen. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Verfolgung der Juden in Polen sofort wieder aufgenommen. Und das nicht nur in Kieke, son­dern auch in Radom, Tschenstochau, Krakau und in kleineren Orten, wo die dort verbliebene jüdische Bevölkerung Anfang Juli 1945 nach der Wiedererrichtung Polens vom polnischen Mob un­ter den Augen von Staat und katholischer Kirche ermordet wurde (mindestens 42 Personen allein am 4. Juli 1946 in Kieke) . 70

6. Salc ia La ndmann, »Chronist der Todgeweihten, E in Nekrolog auf Polens Judentum von Israel J . S inger« IRezension). in Die Welt, 1 3 . 9 . 1 986

70 Peter Dittmar, »Das späte Echo des Holocaust - 50 Jahre nach Kielce: Polen er innert sich an seinen Antisemitismus«, in Die Welt, 5 . 7 . 1996 .

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Die Frage, woher der mörderische Haß auf die Juden herrührt, beantwortet Lothar BAIER in seinem 1 986 im Merkur erschienenen Bericht über die polnischen Pogrome nach 1945 mit dem Hinweis, daß man lästige Mitwisser zum Schweigen bringen wollte, da die Überlebenden Augenzeugen von Denunziationen und Erpressun­gen sowie Beobachter aller Art von Zusammenarbeit zwischen Polen und Nationalsozialisten gewesen waren. Zum anderen hat­ten sich Polen in dem zuvor arisierten jüdischen Besitz breitge­macht und wurden nun durch die Rückkehr daran erinnert, daß sie (wie in den 1 945 Deutschland geraubten Ostgebieten) auf Die­besgut saßen. Vor allem wurden die Juden aber mit dem Kommu­nismus identifiziert. »Der Jude, der in den Köpfen nacheinander die rote Gefahr, den Bolschewismus, die Revolution, den Athe­ismus, das Ausland, den Gottesmörder, den Antipolen verkörpert, wird zum Sündenbock, der die Volksmassen auf sich zieht. «

Nach dem hier angezogenen BAIER war es fünf Jahre lang in Polen »kein Verbrechen gewesen, einen oder sogar mehrere Juden zu tö­ten. Kein Pole ist während der Okkupation verurteilt worden, weil er einen Juden getötet, bestohlen, denunziert oder verraten hatte. Es gab also keinen Grund, daß es damit vorbei sein sollte - um so weni­ger, als der größte Teil der Arbeit schon erledigt war« . Viele Juden seien von den Nationalsozialisten bevorzugt in Lager nach Polen de­portiert worden, weil man dort »auf die aktive Komplizenschaft gro­ßer Bevölkerungsteile« zählen konnte.7]

Genauso wie die rund 50 Millionen eigenen Opfer des Sowjet­imperiums72 - davon allein neun Millionen 1 932/33 unter STAUN im >Hungerholocaust< umgekommene Angehörige der ukraini­schen Landbevölkerung73 - von dessen westlichen Bundesgenossen im Zweiten Weltkrieg, der in >Anti-Fa< machenden neomarxisti­schen Linken und ansonsten im In- und Ausland in dem Bedürf­nis nicht zur Kenntnis genommen werden, allein Deutschland auf Dauer anzuklagen, so erinnert sich auch das heutige Polen nur ungern an die Opfer seines Antisemitismus. Im März 1 949 bemerkt Die Welt zum Antizionismus in den osteuropäischen Ländern:

71 Lothar Boier. » Der exportierte Hitler«, in Merkur. Nr. 450, August 1 986, zitiert nach Arnulf Baring, »Was bedeutet e in polnischer Pogrom nach 1 945? - Eine Wa hrheit - nicht zur Entlastung, sondern zur Er innerung an Leichtg löub igkeit und Na ivitöt / Aus pol it ischen Zeitschriften«, in FAZ, 2 . 9. 1 986 .

72 Die Welt 1 8 . 4 . 1 988 .

73 Johannes Geiger, »Ohne pol itische Spur« ILeserzuschriftl, in Die Welt 23 . 7 . 1 996 .

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»Politische Kreise Israels sind über die wachsende antizionis­tische Kampagne in den osteuropäischen Ländern beunruhigt. Nach in Tel Aviv eingetroffenen Berichten hat die Kominform ihre Mitglieder angewiesen, die zionistischen Organisationen als >reaktionäre Parteigänger der Westmächte< zu zerschlagen.« 74

Aus dieser Sicht erklärt sich, weshalb erst 1996 der Grausamkei­ten von Kieke öffentlich gedacht wurde/5 nachdem sie 50 Jahre lang nicht nur von Polen selbst, sondern auch von den Sieger­mächten und natürlich den Medien totgeschwiegen worden wa­ren, weil diese Untaten nicht den Deutschen angelastet werden konnten.

Auch für Katyn76 ist ein halbes Jahrhundert lang versucht wor­den, die bösen Deutschen verantwortlich zu machen. Ein während der Wahlkampagne 1990 verstärkt hervorgetretener Antisemitis­mus in Polen, »dem auch katholische Pfarrer das Wort geredet hatten«, wurde in einem Hirtenbrief der polnischen Bischöfe be­dauert. »Suggeriert wurde in dem Hirtenwort, daß die Gründe für den Antisemitismus in Polen in der Tätigkeit von Juden . . . an der Basis der früheren kommunistischen Führungen zu suchen sind« . 77

Der Bischof von Kieke macht es sich einfach, indem er die Kom­munisten (als wenn das nicht auch Polen gewesen wären) für die Pogrome verantwortlich macht. Nach seinen Worten seien die wirklichen Schuldigen (wohlweislich) nie ermittelt worden. Das von der UdSSR aufgezwungene kommunistische Regime habe das Klima der Gewalt geschaffen. Nach Ansicht vieler Polen haben die Kommunisten und die Geheimpolizei das Massaker eingelei­tet.78 Hätte sich das Massaker in Kieke nicht erst am 4. Juli 1946

74 Die Welt, 7. 3 . 1 9 94, Selbstzitat. 15 ZDF, >Auslandsjourna l <, 8 . 7 . 1 996, »Polen : Kieke - Last der Er innerung«. 14 Nach Beg inn des Ruß landfeldzuges entdeckten deutsche Truppen 1 943 im Walde von

Katyn die tei lweise mit Stacheldraht gefesselten Leichen von ca. 4500 poln ischen Offizie­ren, d ie Opfer sowjetischer Mord kommandos wa ren . Obwohl das Deutsche Reich das internationale Rote Kreuz zum Zeugen d ieser Säuberungsaktion gemacht hatte, sind d ie­se Verbrechen sowjetischerseits nicht nur der deutschen Wehrmacht angelastet worden, sondern auch deutsche Offiziere nach Schauprozessen in Len ingrad deswegen h inge­richtet worden. E rst 1 990 sah sich GORBATSCHOW vera nlaßt. die Wa hrheit der sowjetischen Schu ld zuzugeben .

11 U l rich Schmid la , »H i rtenbrief der po ln ischen Bischöfe bedauert Antisemitismus im Lan­de« , in Die Welt, 20. 1 2 . 1 990 .

,. Die Welt, 6 . 7 . 1969 IKNAl, »Bischof von Kieke g ibt Kommunisten Schu ld an Progrom«.

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ereignet, wäre mit Sicherheit - wie übrigens ein halbes Jahrhundert lang bei Katyn - deutschen Besatzern die Schuld am Tod der in Kieke umgekommenen polnischen Juden in die Schuhe gescho­ben und das ganze deutsche Volk dafür zur ständigen Buße und vor allem zu Wiedergutmachungsleistungen aufgefordert worden. Wie auch weiterhin der polnische Antisemitismus sowohl verwal­tungsseitig als auch vom polnischen Volk praktiziert wird, geht aus der mit behördlicher Genehmigung am 6. April 1 996 (Oster­sonnabend) am Schauplatz des früheren Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau von polnischen Skinheads veranstalteten Kundgebung gegen den »deutschen und jüdischen Nazismus« her­vor. Dort wurden unter anderem Spruchbänder gezeigt mit der Aufschrift »Juden raus aus der Regierung. Wir rechnen mit euch Verbrechern ab«, ohne daß dadurch das Eingreifen der Polizei pro­voziert wurde .79 Der Londoner Independent äußert sich zu diesem Vorfall:

»Die polnische Geschichte ist zu sehr mit Antisemitismus be­fleckt, als daß die Regierung sich ihrer besonderen Verantwor­tung für Auschwitz entziehen könnte. Die Polen müssen erken­nen, daß an ihr Streben zum Westen ( 1994 beantragte NATO­und EU-Mitgliedschaft) Bedingungen geknüpft sind. «80

Gerade zehn Tage zuvor hatte die britische Königin EusABETH II . vor dem polnischen Parlament unter anderem mit den Worten ein eindringliches Bekenntnis zu dieser Westintegration Polens abge­legt:

»Mit Nachdruck unterstützen wir die Erweiterung der Euro­päischen Union und der NATO. Wir erklären uns mit Ihrem Stre­ben nach einem Beitritt zu diesen Organisationen solidarisch . «81

Hinsichtlich der geforderten NATO-Osterweiterung (laut US­Präsident Bill CUNTON noch vor dem Jahre 2000)82 ist in der anglo­amerikanischen Presse bereits mehrmals vorgeschlagen worden, im Falle einer Ausdünnung der US-Streitkräfte auf deutschem Bo­den, diese durch polnische NATO-Besatzungstruppen zu erset-

79 dpa-fv'eldung, » Skinheads demonstrieren in Auschwitz«, Die Welt, 9 . 4 . 1 9 9 6 . 80 The Independent, nach Die Weltvom 9 . 4 . 1 9 9 6 . 81 Die Welt, 27. 3 . 1 996, » >Europa braucht Polen, - E l isabeth 1 1 . verspricht H i lfe bei Westinte­

g ration - Rede vor Sejm« . 82 Rüdiger N\on iac, » Nato-E rweiterung noch vor dem Jahr 2000«, i n Die Welt, 24 . 1 0 . 1 9 9 6 .

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zen.83 Nach dem Kommandeur des IV. Heereskorps in Potsdam, General J oachim SPIERING, wird schon jetzt (Stand Januar 1997) »mit den Tschechen ein Streitkräfteaufenthaltsgesetz verhandelt, das im Sommer oder Herbst ( 1997) unterschriftsreif sei. Polen folgt nach, so daß dann Truppen aus beiden Nachbarstaaten (als Vor­stufe dafür in Mitteldeutschland) . . . üben dürfen« .84

Mit polnischen Truppen auf deutschem Boden wird der pol­nischen Zielsetzung entgegengekommen, nach Polens Annexion des Danzig, Posen und Westpreußen einbeziehenden deutschen Siedlungsraums ( 1919) und des restlichen Deutschen Ostens bis zur Oder-Neiße-Linie (mit Ausnahme des von Rußland besetzten nördlichen Ostpreußens) in einer dritten Expansionsphase dem Deutschlandtorso auch noch das ihm nach 1 945 und in dem 2 + 4-Vertrag verbliebene Gebiet östlich der EIbe streitig zu machen und dann - wie gehabt - von der dortigen deutschen Bevölkerung eth­nisch zu säubern. Hierbei handelt es sich um die von den polni­schen Professoren WOJCIECHOWSKI, STOJANOWSKI und JAZDZEWSKI so­wie seit 1963 von der Zeitung der freien Polen geforderte Annexion einer Zone, die nach polnischer Bezeichnung den sog. > Elbslawen­staat< mit Hamburg und den >Lausitzstaat< mit Berlin umfaßt. Für einen polnischen > Elbslawen- und Lausitzstaat< setzen sich seit 1963 auch in den Vereinigten Staaten lebende Ex-Polen ein. Als Begrün­dung für diesen polnischerseits wiederholt bekundeten Anspruch stellt nach der hier angezogenen Quelle »der Bischof von Lodz, KLEPAcz, . . . 1 966 seinen Gläubigen das Slawenturn als herrliche und verpflichtende Vision vor Augen und schwärmt von angebli­chen >Zeiten, wo die Slawen von den russischen Steppen bis zum Rhein Herren und Bewirtschafter dieser Erde< waren« .85

Aus dieser Sicht ist beachtenswert, daß den Polen 1996 in einem deutsch-polnischen Manöver nicht etwa versehentlich, sondern unter Beteiligung des deutschen und polnischen Verteidigungs-

83 lVoaastricht sall nach US-a merikan ischen Vorste l l ungen zu einer >Stab i l isierung' des eu ro­päischen Kontinents führen, was auch immer im Deta i l nach zwei von den Verein igten Staaten zur Zersch lagung Deutschlands geführten Weltkriegen und daraufh in erfolgter Besatzungszeit von einem ha lben Jahrhundert da runter zu verstehen sein mag. »Gene­ral JOUlWAN, der US- und NATO-Oberbefehlshaber in Europa, rät den Eu ropäern, die US­Mi l itä rpräsenz nicht länger als >eine feste Größe, zu betrachten . « ILothar Rühl . »Die neue Nato«, in Die Welf, 20. 1 1 . 1 9961

84 dpa-Meldung, »Der Osten wächst mit der NATO zusa mmen - Denkmodel l : Führen Polen Bundeswehr-E inheiten?«, in Die Welf, 7. 1 . 1 997.

85 Aktion Oder-Neiße (AKON/, Darmstad!. Herausgeber: Ka rlFr iedrich Groß, Nordsunderberg 15 , Walsrode, E igendruck

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ministers deutsche Pioniertechniken zur Überquerung der Oder vermittelt wurden. Im selben Jahr haben auch die Briten - honn i soit qui mal y pens (ein Schuft, der Schlechtes dabei denkt) - im hinterpommerschen Teil ein gemeinsames Manöver mit den dor­tigen Streitkräften durchgeführt, bei dem unter anderem wieder­um eine Pontonbrücke, diesmal von polnischen und britischen Pionieren, über einen 200 Meter breiten Fluß gebaut wurde. Nach dem polnischen Verteidigungsminister möchte auch Holland in Polen Manöver abhalten. Mit anderen Ländern führe Polen be­reits in Sachen gemeinsame Manöver Verhandlungen.s6 Da Hin­terpommern wegen der Vertreibung der dort ansässig gewesenen deutschen Bevölkerung nur sehr dünn besiedelt ist, eignet es sich bestens für militärische Manöver.

Es ist fraglich, ob sich der ungediente Bundeskanzler KOHL bei seiner Absicht, eine deutsche Zustimmung zur von den Vereinig­ten Staaten geforderten NATO-Osterweiterung durchzusetzen, der damit über die beabsichtigte Sicherung von Polens Annexion der deutschen Ostgebiete hinausgehenden Konsequenzen für Deutsch­land bewußt ist. Kommt es zwischen Polen und seinen östlichen Nachbarn erneut zu einer Auseinandersetzung, müßten deutsche Soldaten - wie 1812 als Kontingente im Winterfeldzug NAPOLEONS I . - gen Osten ziehen. Diesmal, um die Grenzen eines >Großpolens< zu verteidigen, das mit dem Diktat von Versailles und der Anne­xion weiteren, im 2 + 4-Vertrag sanktionierten historisch deutschen Siedlungs raums sowie dessen ethnischer Säuberung nicht verjähr­bar völkerrechts widrig entstanden ist. Wie emotionsgeladen die Beziehungen Polens zu seinem großen östlichen Nachbarn sind, läßt sich folgender, während der Zeit des Warschauer Pakts in Polen kolportierten Frage und seiner Antwort darauf entnehmen:

Ein polnischer Soldat steht auf Wache. Da nähert sich ihm von Osten ein russischer und von Westen ein deutscher Soldat . Auf wen schießt er zuerst?

Antwort: Natürlich auf den deutschen . Begründung: Erst die Pflicht, dann das Vergnügen .

Dem britischen und auch besonders US-amerikanischen Plädoyer für Polens Aufnahme in die NATO sowie der diesbezüglichen deut­schen Botmäßigkeit stehen offensichtlich der in Polen praktizierte

86 Karl-Heinz Bahn, »Britische Panzer in Pommern« ILeserzuschriftl. in Die Pommersehe Zei­tung, 30 . 1 1 . 1 9 9 6 .

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Antisemitismus und diese rassistisch-nationalistischen Expansions­bestrebungen genau so wenig im Wege wie der Tatbestand, daß in Warschau mittlerweile wieder eine - dazu noch aus freien Wah­len hervorgegangene - kommunistische Regierung am Ruder ist. Die britischen Sozialisten unter ihrem, von den (auch deutschen) Medien schon im voraus als baldigen Premierminister gefeierten Tony BLAIR wollen bei einem Machtwechsel zu ihren Gunsten »nach deutschem Muster ein Gesetz erlassen, das wissenschaftliche Zwei­fel an bestimmten >Holocaust < -Darstellungen unter Strafe stellt, (während) ein solches Gesetz . . . von den regierenden Konser­vativen als undemokratisch abgelehnt« wird .87

Ob jedoch ein solcher Regierungswechsel auch zu einem Wech­sel der britischen Polenpolitik führt, bleibt zweifelhaft. Britische Kritik am Antisemitismus ist zumindest bisher nur außenpolitisch zum Tragen gekommen, soweit diese deutschlandbezogen mög­lich war und immer noch vergangenheitsorientiert geübt wird . Schließlich hat die Insel nicht umsonst den Ersten Weltkrieg ge­gen das Zweite Reich geführt sowie danach Adolf HITLER und da­mit seinem Antisemitismus - wie auch die US-Amerikaner, Fran­zosen, Polen und Tschechen - mit Geldzuwendungen zur Macht verholfen (s. S. 40 + 82, Q. 48 + 1 25), um einen Grund zu haben, erneut dem daraufhin Dritten Reich den Krieg zu erklären. HITLER

und seine Verfolgung der in Deutschland integrierten Juden wa­ren auf westalliierter Seite nicht allein für die Briten lediglich Mit­tel zum Zweck, eine kriegerische Zerstörung Deutschlands, und da vor allem seiner Wirtschaftskraft und demographischen Sub­stanz, jeweils innenpolitisch rechtfertigen zu können.

Die polnische Aversion gegen ihre Bürger jüdischer Abstam­mung oder jüdischen Glaubens dürfte deshalb bei einer Macht­übernahme der Sozialisten in Großbritannien für die realpolitisch denkenden und handelnden Briten weiterhin genauso wenig von außenpolitischem Interesse sein, wie die neuerlichen - allerdings afroamerikanische und keine jüdischen Minderheiten betreffen­den - Rassenunruhen im Lande ihres transatlantischen Bündnis­partners (s. S . 69, Q. 1 1 1 ) auf der Insel durch >Wegsehen< toleriert werden. Der römische Messaggero kommentiert die polnischen anti­semitischen Ausschreitungen vor dem einstigen Konzentrations­lager Auschwitz-Birkenau:

87 Nation & Europa, 1 1 / 1 2 1 996, S , 45, (V. B , ) »We n n B la i r kommt, geht d ie M e i n u ngs­fre i heit« ,

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»Die Entweihung von Auschwitz durch polnische Skinheads ist die zigste tragische Bestätigung dafür. Sicherlich sind ähnliche Vorfälle rassistischer Intoleranz in Polen nicht neu. Und nicht nur, weil der polnische Antisemitismus in der ersten Hälfte die­ses Jahrhunderts Schule gemacht hat, sogar in Deutschland .«8B

Das deutsche Kaiserreich ist nämlich dem Judentum gegenüber sehr aufgeschlossen gewesen und hat vielen vom zaristischen Rußland vertriebenen Juden Aufnahme in Deutschland gewährt. Der geistige Vater Israels und 1 897 in Basel auf dem ersten Zionistenkongreß zu seinem Präsidenten gewählte Theodor HERzL hatte deshalb versucht, »mit Hilfe des deutschen Kaisers den Sultan ABO üL-HAMID 11. zu be­wegen, für eine gebührende Zahlung Palästina freizugeben, (was allerdings) scheitern (sollte)« .B9 Während es als Folge der Balfour­Erklärung von 1917 zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Juden und der englischen Kolonialmacht in Palästina gekommen ist, erinnert noch heute ein Obelisk an die einsame Tat Kaiser WILHELMS 11. in der Bucht von Haifa im Jahre 1908.90 Hätten die Alliierten das Kaiserreich nicht zerschlagen und nicht mit der Schaffung von Groß­polen dem dortigen Antisemitismus Vorschub geleistet, wären Eu­ropa sowohl zwei unnötige Weltkriege als auch Deutschland der Nationalsozialismus mit dessen Antisemitismus erspart geblieben. Auch heute suchen - ungeachtet der antideutschen Hetze in den inter­nationalen Medien - »Juden aus der GUS . . . (wieder) Sicherheit in Deutschland« . Und »nur 12,5 Prozent wollen zurück oder weiter«. »Der Leidensweg von der Zarenzeit bis zur Perestrojka« scheint dem­nach dort noch keinesfalls beendet zu sein,91 ohne daß das die west­lichen Alliierten des Zweiten Weltkrieges oder deren Medien im

.. 11 Nlessaggero, »Über Skinheads in Auschwitz«, nach Die Weltvam 10 . 4 . 1 996 .

89 Asher Ben-Natan ( 1965-1 969 Botschafter Israels in Bonn). >>Vor 100 Jahren erschien Herzeis >Der Judenstaat<, in Die Welt, 1 3 . 02. 1 9 9 6 .

9 0 Emst Th . Dölp, » Ein Denkmal« (Leserzuschrift). i n Die Welt, 1 9 . 5 . 1988 . 9 1 Hanne-Lore Hei lmann und Ju l i us H . Schoeps m i t jewei ls eigenen Beiträgen unter >>Juden

aus der GUS suchen Sicherheit in Deutschland«, in Die Welt, 20 . 3 . 1 9 9 3 .

D a ß d i e russischen Juden nicht nur Opfer, sondern zugleich a u c h während und n a c h der Oktoberrevolution Täter bei dem Holocaust a m dortigen Adel und Bü rgertum sowie der Kol lektivierung der Landwirtschaft gewesen sind, legt d ie russische Jüdin Son ja MARGOLINA

in i h rer Veröffentl ichung Das Ende der Lüge offen, einer Geschichte, die jetzt mit einem neuen Exod us zu Ende geht. (Das Ende der Lüge. Die russischen Juden - Täter und Opfer zugleich - sind in die Geschichte ihres landes auf tragische Weise velWickelt, Sied ler Verlag, Berl in 1 992) Das erste Zentra lkomitee der KP bestand schl ießl ich zur Hälfte aus Juden mit dessen Vorsitzenden und Sekretä r Jakob M SWERDlOW. Dieser g i lt n icht nur a ls der Hauptorgan isator der Partei {s iehe lexikon des Judentums, Bertelsman n-Verlag, Mün-

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Umgang mit der GUS stört. Hierbei handelt es sich seit 1990 um rund 45 000 Personen (Stand 1996), womit Deutschland nach Israel und den USA an dritter Stelle der Länder liegt, in die Juden aus der ehe­maligen Sowjetunion einwandern!92

2. Antisemitismus in Frankreich

Die Franzosen (unter anderen ihr Polizei chef von Vichy, Rene Bous­QUET93, und MITTERRAND-Freund) haben den deutschen Sieg dazu be­nutzt, selbst massiv die Judenverfolgung in ihrem Land zu betrei­ben. 94 Ohne aktive Mitwirkung auf seiten französischer Kolla­borateure wäre die Erfassung der Opfer auch gar nicht möglich ge­wesen. In Frankreich war der Antisemitismus nach den Ausführun­gen des Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Bu­BIS, in den dreißiger Jahren keinesfalls weniger verbreitet als nach seiner Meinung in Deutschland.95 Nach dem Krieg wurde wegen vor­nehmlich diesbezüglicher Kollaboration im Land allein an 1 1 0 000 Franzosen96 ohne Gerichtsverfahren tödliche Rache genommen.97 Das waren mehr als Frankreichs Kriegs- und Besatzungsverluste.

chen1 967, Kolumne 7871. sondern hat auch gemeinsam mit LENIN veranla ßI, daß unter ande­ren Zar NIKOlAUS 1 1 . aus dem Haus ROMANOW, seine Gattin Alexandra (eine geborene Pri nzessin von Hessen-Darmstadt) und deren minderjährige Kinder - darunter der seit seiner Geburt an Bl uterkrankheit leidende Zarewitsch - sowie der Arzt der Famil ie und das Hauspersonal am 17 . 7. 1918 von einem Mordkommando umgebracht wurden. Die Kommun isten benannten den Tatort, die Stadt Jekaterinburg, zum Gedenken an einen der beiden Anstifter in Swerdlowsk um. Nach dem Zweiten Weltkrieg verhöhnte die damal ige Sowjetführung das mit der Dyna­stie Romanow verwandte Haus Windsor, indem sie zur internationalen Flottenparade anläß­l ich der Krönung von Queen EUSABETH 1 1 . 11 952) den Kreuzer .Swerdlow< nach Southampton ent­sandte. (Carl Gustaf Ströhm, »Rückkehr des Za ren«, in Die Welt, 20. 10. 1 995)

92 dpa-Meldung, » Im Osten blüht neues jüd isches Leben auf«. in Die Welt, 8 . 7 . 1996 . 9 3 Peter Ruge, »Die Vergangenheit läßt Frankreich nicht los - Anklage gegen den heutigen 81 jäh­

rigen Vichy-Pol izeichef Bousquet so l l endlich das Tabu der Kol laboration brechen«, in Die Welf, 2. 10 . 1 990 .

•• »Nach seiner Flucht aus deutscher Kriegsgefangenschaft im Dezember 1 941 wurde MITIERRAND zum g lühenden Verehrer und treuen Diener von Marschal l PtTAIN, dessen Vichy-Reg ierung er als Kommissar fü r Kriegstei lnehmer angehörte . . . Den antisemitischen Maßnahmen der Vi­chy-Reg ierung - 76 000 Juden wurden . . . deportiert - (habe er) keine Aufmerksamkeit ge­schenkt.« Uochen Hehn, »Die Vergangenheit holt Mitterrand ein«, in Die Welt, 9. 9. 1994)

95 Ignatz Bubis in ARD-Live-Diskussion, 5. 9 . 1 996, 23-24 Uhr, »Die Deutschen - Hitlers wi l l ige Vol lstrecker? - Daniel Goldhagen ste l lt sich seinen Kritikern« .

•• Auch für Marschal l PÜAlN, den gefeierten Sieger von Verdun, wurde wegen seiner .Kol labora­tion< mit dem Deutschen Reich in seiner Eigenschaft a ls Chef der Vichy-Reg ierung die Todes­strafe verhängt, das Urteil dann jedoch auf dem Gnadenwege in lebenslängl iche Haft abge­wandelt.

97 Peter Ruge, »Frankreich wagt sich an das Tabu der Resista nce - zehn Tonnen Geheimmaterial sollen gesichtet werden«, in Die Welf, 1 . 10 . 1 986.

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3. Die deutschen Juden im Kalkül der Briten

Die Briten haben gegen Ende des Krieges die >Cap-Arcona<-Ka­tastrophe - die Versenkung der Häftlingsflotte mit rund 7000 Häftlingen des KZs Neuengamme am 3 . Mai 1945 durch ihre Luft­waffe in der Lübecker Bucht - nicht ohne Kenntnis der dort einge­schifften Passagiere herbeigeführt, als das Reich diese offensicht­lich ungeachtet der allgemein unzureichenden Transportkapazität für Flüchtlinge in Sicherheit bringen wollte. Bemühungen, KZ­Häftlinge in der verzweifelten Endphase des Krieges durch Ab­würfe von Lebensmitteln statt Bomben auf Rettungsdampfer vor dem Hungertod zu bewahren, als sich der mit der Forderung nach bedingungsloser Kapitulation herbeigeführte totale Zusammen­bruch der zivilen Versorgung besonders tragisch für die Lager auswirkte, sind hingegen nicht bekannt. Die ganz oder halb ver­hungerten Häftlingsskelette wurden offensichtlich als Demonstra­tionsobjekte für die Rechtfertigung der alliierten Greueltaten an den Deutschen benötigt . Schließlich wurde nach dem an die Pres­se verteilten Redemanuskript Premier MAJORS (s. S. 1 14, Q. 1 66) gegen Deutschland ein »Dreißigjähriger Krieg 1914 bis 1945« ge­führt, dessen zweite Angriffsphase (1 939 bis 1945) wiederum maß­geblich von Großbritannien mitangezettelt wurde. Damit war die Auseinandersetzung mit Deutschland jedoch noch nicht beendet. Sie wird vielmehr bis in die Gegenwart fortgesetzt (2 + 4-Vertrag, BSE-Skandal, usw. - s . auch Abbildung 13, S. 153 ). Der emotions­freie persönliche Bericht, den der bereits oben zitierte seinerzeiti­ge US-Botschafter in London, J oe KENNEDY, am 30. September 1939 über die L'!ge Großbritanniens und seine Deutschlandpolitik aus US-amerikanischer Sicht Präsident RoosEvELT erstattet, kennzeich­net die »Leichtigkeit, mit der die Angelsachsen Machtpolitik spie­len können, während sie in Ausdrücken der Menschenfreundlich­keit sprechen« . Die Motive für die britische Kriegserklärung an das Reich und den US-Nutzen davon werden darin so aufschluß­reich vermittelt, daß diese Analyse hier auszugsweise wiederge­geben wird :

» . . . Während zu Beginn des Krieges der Schutz der Unabhän­gigkeit und Erhalt der territorialen Integrität Polens als un­mittelbare Ursache des Krieges und als Grund für den Wunsch, HITLER zu stürzen, bezeichnet wurde, wird nun die Wieder­herstellung Polens - sicherlich des russischen Polens - sanft, aber bestimmt, ins Dunkel gestoßen.

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· . . Ich nahm die Ausgaben der Times vom 5. August 1914 vor und verglich sie mit jener vom 4. September 1939, und sie sind praktisch identisch, abgesehen von dem Ersatz des Wortes >Nazi< für >Junker< . Ungeachtet des entsetzlich furchtbaren Verhaltens der Nazis ist es sicher Tatsache, daß die Engländer nicht gegen HITLER, sondern gegen die Deutschen kämpfen, gerade so, wie sie vor fünfundzwanzig Jahren gegen sie kämpften, weil fünf­undvierzig Millionen Briten, die die größte, weitest ausgedehn­te Seemacht der Welt kontrollieren, und achtzig Millionen Deut­sche, die das Kontinentaleuropa beherrschen, nicht gelernt haben, miteinander in Frieden zu leben. · . . Die Zunahme industrieller Macht anderer Länder hat zusam­mengewirkt mit dem Niedergang der englischen Fähigkeiten und Kraft, es . . . herunter auf eine andere Ebene zu schieben. Es gibt Anzeichen des Niedergangs, um nicht zu sagen der Dekadenz sowohl bei Menschen als auch bei Institutionen . . . England hat seinen Höhepunkt als Weltmacht vor einigen Jahren überschrit­ten und ist seither ständig im Abstieg. Gleichgültig, wie der Krieg ausgehen wird, er wird den Prozeß nur beschleunigen . . . · . . Weil die Demokratie den Besiegten nach dem letzten Krieg aufgezwungen wurde, brachte sie Demokratie und den status qua auf eine Linie. Da sie sich der Änderung widersetzten, si­cherten sie, daß die Kräfte in jenen Ländern, die für Veränderung sprachen, notwendigerweise einen antidemokratischen Charak­ter annahmen. · . . Da die Dynamik immer über die Statik triumphiert, überließ man es dem Faschismus und Kommunismus voranzukommen. Und sie kommen voran! . . . (Auch) Frankreich wird von einer Diktatur beherrscht, die gerade diese Woche eine der größten Parteien im Parlament für illegal erklärt hat, und England . . . (hat­te schon) immer eine Machtkonzentration in der sogenannten regierenden Klasse . . . · . . Weder wir noch eine andere Macht können neu schaffen, was verschwunden ist, und die Führung der englischsprachigen Welt wird nolens volens uns zufallen . . . «98

Dieser Bericht ist in zweierlei Hinsicht auch für die Beurteilung der heutigen europapolitischen Lage interessant.

'B loe Kennedy, nach Alfred Schickei, hektographierte Information aus der Zeitgeschicht­l ichen Forschungsstel le Ingo lstadt.

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Erstens bemüht man sich nicht nur in Frankreich darum, durch den Versuch einer Ausgrenzung wertkonservativer Parteien wie­derum die Demokratie zu manipulieren, wenn das allerdings auch nicht so konsequent gelingt wie derzeit in Deutschland, Eo zeit­geist-opportune Politiker ihr Land mit seiner kulturellen -Identi­tät, ethnischen Substanz und nationalen Existenz aufzulösen trach­�.!!;sich in ihren Parteien dagegen regende Widerstände intolerant unterdrücken und dem mittlerweile ein Drittel der nicht (mehr) an den Wahlen für die allein tolerierten Verzichtsparteien teilneh­menden Wahlbevölkerung ihre politische Artikulierung mit aller­lei Verleumdungen und Unterstellungen als > rechtsradikal < , > ausländerfeindlich< und ! oder schlicht >undemokratisch< verweh­ren und den Verfassungsschutz auf die aus diesem Wählerpotential gegründeten politischen Gruppierungen ansetzen.

Zweitens ist dem Bericht die Fragestellung zu entnehmen, ob es wirklich im langfristigen Interesse Polens liegt, nach seiner Wie­dereinrichtung nach dem Ersten Weltkrieg im Vertrauen auf west­liche Bundesgenossen wie Großbritannien um die Fiktion eines Großpolens eine weit über seine ethnische Substanz hinausgehen­de aggressive - den deutschen Siedlungsraum betreffend sogar mit ethnischer Säuberung verbundene - Expansionspolitik nach Osten, Westen, Norden und Süden zu betreiben; und das unge­achtet seiner potenzlosen >polnischen Wirtschaft< , die fürwahr kei­ne eigene Grundlage dafür bietet. Aus dieser Sicht sollte Polen auch den realistischen Nutzen einer von ihm angestrebten, wie­derum sowohl gegen Deutschland als auch gegen Rußland gerich­teten NATO-Mitgliedschaft (s. polnische Regierungsverlautbarun­gen dazu S. 222, Q. 334) überdenken, anstatt sich mit seinen großen Nachbarn auf der Grundlage geltenden Völkerrechts und nicht irgend welcher dagegen verstoßender Verzichtserklärungen zeit­geistopportuner Politiker wie KOHL!GENSCHER zu verbünden, über die und deren Canossapolitik die Geschichte kurz oder lang hin­weggehen wird . Letzteres dürfte sowohl für den Fall gelten, daß Deutschland und das deutsche Volk überleben, als auch, wenn es seinen historischen Boden weiterhin für die Etablierung einer tür­kisch-islamischen Republik hergibt.99

.. Laut einer Bevö lkerungsprognose für Deutsch land I Unabhängige Nachrichten, 1 2/1995, S. 5 1 wird 2030 die Zahl der in Deutsch land lebenden Aus länder 35 Mio. betragen, d ie der Deutschen ledig l ich 40 Mio.

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4. US-Rassismus und die deutschen Juden als Mittel zum Zweck

Im neu in Washington D.C. / USA eingerichteten Holocaust-Mu­seum wird dargelegt und kritisiert, wie zögerlich die amerika­nische Bereitschaft gewesen ist, von 1933 bis zum US-Kriegsein­tritt deutschen Juden Asyl zu gewähren.loo Und das geschah wohl um so ausgeprägter, je deutscher die Juden jeweils waren. Wäre es Ziel der Vereinigten Staaten gewesen, die Juden vor ihrer Ver­folgung im Dritten Reich zu schützen, hätte sie die Aufnahme auch des bis zum Krieg in Deutschland noch verbliebenen Drittels der etwa 500 000 deutschen Juden weniger gekostet als ihr angeblich deswegen erfolgter Eintritt in den Zweiten Weltkrieg mit großen eigenen Verlusten und Materiallieferungen an ihre Alliierten. Galt jedoch ihre Geopolitik nicht der Rettung der Juden, sondern der Vernichtung Deutschlands und Europas, dann wiegt ihre restrikti­ve Asylpolitik den deutschen Juden gegenüber um so schwerer, als diesen in der Folge ja nur befristet hätte Asyl gewährt zu wer­den brauchen, bis Deutschland besiegt und das dortige NS-Re­gime beseitigt worden wäre. Offensichtlich sollte aber zumindest ein Drittel der deutschen Juden den Nationalsozialisten für die Verbringung in Konzentrationslager erhalten bleiben, um das hö­here Ziel einer für gegen Ende und nach dem Krieg geplanten Aus­löschung Deutschlands und eines großen Teiles seiner Bevölkerung bis in die heutigen Tage rechtfertigen zu können. Damit das auch ja nicht durch vorzeitige Verbreitung von Information über die Judenverfolgung mit den nach dem Krieg bekanntgemachten To­desfolgen - zum Beispiel wegen einer befürchteten Gegenreakti­on in Deutschland - mißlang, wurde es seitens der nicht nur von ihren Geheimdiensten, sondern auch anderen Zuträgern entspre­chend unterrichteten Kriegsherren in den Vereinigten Staaten und Großbritannien - voran Präsident RoosEvELT und Premier CHUR­CHILL - abgelehnt, davon Kenntnis zu nehmen sowie in ihren Län­dern und Deutschlandradiosendungen zu verbreiten.

Für die Kriegspropaganda dienten andere, insbesondere auf See herbeigeführte Zwischenfälle. Damit waren die US-Amerikaner bereits 1915 erfolgreich gewesen, als dafür die anglo-amerikani­sehen Passagiere der britischen >Lusitania < (s. S. 1 71 , Q. 264) geop­fert wurden und erneut 1 941 die vielen Marinesoldaten auf US-

100 ZDF-Sendung >Kennzeichen D" 27, 1 1 , 1 996 ,

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Kriegsschiffen in Pearl Harbor (s . S. 1 78 ff., Q. 270-274) für das hö­here Ziel der Rechtfertigung dessen sterben mußten, was US-sei­tig unter anderem mit Deutschland und seinem Volk während des Krieges und danach beabsichtigt war. Und diese Rechtfertigung war in den Vereinigten Staaten erforderlich, um das amerikani­sche Volk für RooSEVEL TS Kriegsziele zu mobilisieren, die den dorti­gen Nicht-Kriegsgewinnlern nur Opfer abverlangten und keinen Nutzen brachten.

Aus dieser Betrachtungsweise ist der vom Holocaust-Forscher der hebräischen Universität Jerusalem, Yehuda BAUER, erbrachte Nachweis aufschlußreich, daß es Adolf HITLER und seinen Helfern in NS-Führungspositionen bis mindestens Herbst 1941 nicht um die Ausrottung der Juden gegangen sei, wie sie etwa vom unten zitierten Centraalblad voor Israeliten in Nederland unter dem 13 . Sep­tember 1939 für das deutsche Volk gefordert wurde, sondern um deren Auswanderung. Es sei diesbezüglich zu Vereinbarungen mit der jüdischen und zionistischen Seite gekommen, die jedoch von den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion systematisch hinter­trieben wurden.1 0l Der Verfasser stützt sich bei seiner Interpre­tation auch auf britische Quellen. Maurice LATEY, der seit 1 939 als politischer Kommentator bei der BBC London arbeitete, schreibt in seinen Erinnerungen zur Berichterstattung über die Juden­verfolgung in Deutschland: »Wir waren entschlossen, nicht noch einmal die Greueltaten so zu übertreiben, daß dadurch die briti­sche Propaganda diskreditiert würde wie im Ersten Weltkrieg.« Bei der zweifellos geübten Vorsicht haben die > instructions< der Political Warfare Executive (PWE), einer Abteilung des britischen Außenamts, eine gewichtige Rolle gespielt. Nachdem im Dezember 1 942 vom PWE Weisung erteilt worden war, über die Juden­verfolgung zu berichten, hat der >European News Editor< der BBC am 1 7. Dezember 1942 die Instruktion weitergeleitet:

»Die heute in London, Moskau und Washington simultan ab­gegebene gemeinsame Erklärung über die Massaker an den Ju­den ist von historischer Bedeutung. Sie ist auch von enormem Wert für die politische Kriegführung.«

Für die späte Berichterstattung über die NS-Judenverfolgung sei­tens der BBC - nach der hier zitierten Sekundärquelle einem In-

I C I Yehuda Bauer. Freikauf von Juden? - Verhandlungen zwischen dem nationalso­zialistischen Deutschland und jüdiSChen Repräsen tanten von 1 933 bis 1 945. J ü d i ­s c h e r Ve rlag. Frankfurt/ M . 1 996.

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strument der britischen Kriegführung - gibt es zwei Gründe: Ein­mal hatte der britische Informationsminister Brendan BRACKEN im Sommer 1 942 befürchtet, Nachrichten über die Ausrottung der Juden könnten als »Propagandalügen von Goebbelsschen Dimen­sionen« abgetan werden. Zum anderen geht die zögerliche Hal­tung in der diesbezüglichen Berichterstattung nach Annahme des offiziellen Historikers des britischen Informationsministeriums auf die »in der britischen Öffentlichkeit weitverbreiteten Vorurteile gegen die Juden« zurück. Wal ter LAQUEUR legt in seinem Buch Was n iemand wissen wollte dar, daß britischerseits eine selektive Bericht­erstattung (»news management«) betrieben worden ist . 102 Die euro­päischen Juden sollten erst einmal einer Massenverfolgung mit möglichst vielen Todesopfern ausgesetzt werden, um dann ab 1942 darüber berichten zu können und damit lange vorher geplante Maßnahmen, wie den anglo-amerikanischen Bombenkrieg gegen die deutsche Zivilbevölkerung und die ethnische Säuberung des Deutschen Ostens sowie natürlich auch den Krieg gegen Deutsch­land überhaupt, zu rechtfertigen.

Bei dieser Strategie gingen die US-Amerikaner, Briten und So­wjets konform. Nach dem oben zitierten Londoner Daily Telegraph (S. 23, Q. 1 9) war es »der Hauptfehler des Vertrages von Versailles, daß er Deutschland als eine unterworfene Nation zu behandeln versuchte, ohne das wirtschaftliche und demographische Potenti­al des Reiches ausreichend zu verringern« . Deswegen war ein Zweiter Weltkrieg erforderlich, für den und dessen Ziele eine an­glo-amerikanische Rechtfertigung geschaffen werden mußte und von Geschichtsklitterern bis heute hartnäckig vertreten wird, wie etwa, das Reich habe zum Beispiel keinen Präventivkrieg gegen die Sowjetunion geführt, sondern diesen friedliebenden Staat un­provoziert überfallen (s. S . 88-92, Q. 1 33-136 u. 138 ff. ) . Die Briten haben bei ihrer Kriegspolitik im Schlepp der Vereinigten Staaten nur übersehen, daß sie und ihr Weltreich selbst Opfer der US-Eu­ropapolitik sein sollten und dann auch wurden. Auch das be­absichtigte sowjetische Vordringen bis an den Atlantik hätte mit­telfristig die Insel nicht ausgeschlossen. Winston CHURCHILL stellt diesbezüglich in seinen Memoiren aus britischer Sicht fest, daß es allein die Deutschen waren, die sich den Sowjets en tgegengestellt haben - womit er die Tatsache des deutschen Präventivkrieges im

'02 Gerhard E . Gründ ler, "Schädl iche Sperrfrist - Wie die BBC über den Massenmord an deut­schen Juden berichtete«, in Die Welt, 1 l . 1 . 1 9 97.

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Osten bestätigt -, um die (auch Großbritannien bedrohende) kom­munistische Weltrevolution zu verhindern. Lediglich für die Machtpolitik der Vereinigten Staaten beziehungsweise die der von dort aus operierenden Insider ist bisher die Rechnung ihrer Kriegs­politik sowohl Europa als auch astasien betreffend aufgegangen.

Das amerikanische Volk hat allerdings nicht davon profitiert, sondern nur Opfer dafür erbringen müssen. Veritas magna est et praevalebit . (Groß ist die Wahrheit, und sie wird triumphieren). Man kann der Menschheit nur wünschen, daß dieses lateinische Sprich­wort sich auch heute noch gegen alle Versuche der Verfälschung der Geschichte bewahrheiten wird .

Die US-Amerikaner haben ihre Staatsbürger japanischer Abstam­mung nach Japans Kriegserklärung in Konzentrationslagern unter­gebracht1 03 und damit dem NS-Beispiel nachgeeifert, nach dem Ju­den nach ) Judäas< Kriegserklärung vom 24. März 1933 (s. S. 22, Q. 18) in Konzentrationslager verbracht wurden. Die seinerzeitige US-Re­gierung vermochte also genauso wenig wie das NS-Regime zwischen den im Lande national integrierten und den dort eingedrungenen, eine nationale Gefahr darstellenden Angehörigen ethnischer Min­derheiten104 zu unterscheiden. Auch 600 Deutschamerikaner wurden am 9. Dezember 1941, also bereits vor der deutschen Kriegserklärung festgesetzt. Das geht aus einer vom Geheimdienstchef HOOVER abge­zeichneten Meldung an Präsident ROOSEVELT hervor, welche die Zeit­geschichtliche Forschungsstelle Ingolstadt (ZFI) aus dem Roosevelt­Archiv in Faksimile erhalten hat. 1os

103 In Guterson 's Counfry ist nachzu lesen, wie d iese Maßnahme durchgefü hrt wurde, ob­wohl nach ger US-amerikan ischen )Bill of Rights( (den Grundrechten jedes Bürgers der Verein igten Staatenl n iemand ohne Urtei l in Haft geha lten werden kann . Vornehml ich d ie an der Westküste lebenden Amerika ner japanischer Absta mmung waren von dieser gegen die US-Verfassung verstoßenden Maßnahme betroffenen, während gleichzeitig andere US-Bürger japanischer Abstam m u ng als Kriegsdienstpfl ichtige an der Pazifik­front eingesetzt wurden. In den US-Konzentrationslagern wurden die betroffenen Fami l i ­en jewei ls von den Großeltern bis zu deren Enkeln in einem Zimmer zusammengepfercht. Und das ganze vier Jahre lang, nachdem ih nen vorher sechs Tage Zeit gelassen worden wa r, i h re Habe (etwa la ndwirtschaftl iche Anwesen, auf denen sie Erdbeeren anbauten, ihr Mobi l iar und Hausbesitzl zu verä ußern, um ledig l ich mit dem, was sie tragen konn­ten, ins Lager zu gehen. Wie rassistisch d iese Aktion war, geht zum Beispiel daraus her­vor, daß d ie rund 600 g leichfa l l s internierten deutschstämmigen US-Bürger nicht in ver­g le ichbaren Ba rackenlagern, sondern in dafü r a ngemieteten Häusern u ntergebracht worden s ind .

104 Wie zum Beispiel heute die moslemisch-a lgerischen Fundamenta l isten in Frankreich oder d ie neben Israel besonders Deutsch land heimsuchende Russenmafia . (Karl-Ludwig Gün­sehe, »Die russische Mafia fa ßt immer stä rker in Israel Fuß«, i n Die Welt, 1 3 . 1 2 . 1 9941

105 Junge Freiheit, 1 2 . 7. 1 996, » Deutschamerikaner vor der Kriegserklärung festgesetzt«.

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Parallel dazu wurden die deutschen Vermögen in den Vereinig­ten Staaten enteignet und einem Custodian (Treuhänder) übertra­gen, obwohl zwischen den Vereinigten Staaten und dem Reich ein gegenseitiger völkerrechtlicher Vertrag bestand, der private Ver­mögen auch im - zur Zeit der Enteignung noch gar nicht einge­tretenen - Kriegsfall schützen sollte. Die Vereinigten Staaten ha­ben dann auch die von ihnen dominierten lateinamerikanischen Staaten veranlaßt, gleiches zu tun, während sie sich bis heute dar­über aufregen, daß Fidel CASTRO nach seinem > Triunfo de la revo­luci6n<106 - der 1 959 vollzogenen revolutionären Beendigung von Kubas Dominierung durch die Vereinigten Staaten - dieses völkerrechtliche US-Gebaren Deutschland gegenüber nunmehr seinerseits auf das US-Vermögen in Kuba anwandte. Jetzt - über drei Dekaden danach - fordern die Vereinigten Staaten unter An­drohung von zwischenzeitlich zurückgestellten Sanktionen von ihren Handelspartnern, unter anderem von Deutschland, deswe­gen ihre Wirtschaftsbeziehungen mit Kuba abzubrechen, ohne zwischenzeitlich auch nur daran gedacht zu haben, die Raub­vermögen der rechtmäßigen >Alteigentümer< ihres NATO-Bünd­nispartners Deutschland an diese zurückzugeben.

Dazu ist allerdings anzumerken, daß Bundeskanzler Konrad AOENAUER bei seinen Bemühungen, die offenen vermögensrecht­lichen Fragen anläßlich eines Besuchs in den Vereinigten Staaten zu regeln, feststellen mußte, daß der Custodian recht wenig treu­händerisch mit den Raubvermögen umgegangen war. Seine verant­wortlichen, sich wohl aus mächtigen Insidern zusammensetzen­den Mitglieder, hatten das deutsche Vermögen liquidiert und die Erlöse daraus unterschlagen, so daß nichts mehr davon zum Ab­bau der horrenden US-Kriegsverschuldung oder zur vertrags­treuen Rückgabe an seine deutschen >Alteigentümer< zur Verfü­gung stand. Um der US-Regierung eine ihre Insider-Abhängigkeit offenlegende parlamentarische Debatte wegen ihrer Duldung die­ses Skandals zu ersparen, hat AOENAUER den einsamen Entschluß gefaßt, auf die Rückgabe des deutschen Vermögens entschädi­gungslos zu verzichten. Das wurde in den Vereinigten Staaten und in Deutschland streng geheimgehalten, so daß die Geschädigten erst ihre Lastenausgleichsanträge stellen konnten, als der Sach­verhalt nach AOENAUERS Ableben bekannt gemacht wurde. Vorher

106 Im atheistischen Kuba wi rd d ieses Oatum a ls Beg inn der dort igen Zeitrechnung ver­wandt, a lso stall >nach Christi Geburt< Jdespues dei Iriunfo de 10 revoluci6m gerechnet.

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hatten Geschädigte versucht, unter Einschaltung von US-Anwäl­ten - die ihrerseits dafür 50 Prozent der Entschädigungssumme als Erfolgshonorar verlangten - in den Vereinigten Staaten die Rückgabe des Erlöses aus dem ihnen genommenen Vermögens­werten zu erwirken. Dabei gelang es den verschiedenen bevoll­mächtigten US-Anwälten nicht, das Geheimnis über den Verbleib der Vermögen zu lüften, also die Sinnlosigkeit ihrer Bemühungen zu erkennen. So geheim konnte die Angelegenheit in den Verei­nigten Staaten gehalten werden. Obwohl man dort bei den den öffentlichen Bereich berührenden Skandalen seitens der Medien gerne fündig wird, hat es kein >Custodian-Gate< gegeben. Die Auf­deckung solcher Skandale gelingt in den Vereinigten Staaten of­fensichtlich nur, wenn keine Insider darin verwickelt sind.

Die FAZ macht in ihrer Ausgabe vom 24. März 1 994 darauf auf­merksam, daß in Mitteldeutschland enteignete US-Amerikaner für die Nichtrückgabe ihres Eigentums nicht nur auf Entschädigung bestehen, sondern eine wesentlich höhere Entschädigung erhal­ten als jene, die Bundesregierung und Bundestag deutschen SBZ / DDR-Geschädigten zugestehen. Allerdings gilt dies nur, insoweit sie zum Zeitpunkt der Konfiskation Bürger der Vereinigten Staa­ten waren.

Bei der Verkehrswertermittlung zum Beispiel landwirtschaftl­icher Vermögen wurde seitens einer dafür eingesetzten amerika­nischen Kommission auf den Einheitswert von 1 935 abgestellt. Die­ser Wert wurde entsprechend der allgemeinen Preisentwicklung für landwirtschaftliche Grundstücke auf einen fiktiven Verkaufs­wert hochgerechnet. Auf Degression und Obergrenze wurde verzichtet, womit die Ausgleichsleistungen an Bürger der Vereinig­ten Staaten in etwa dem heutigen Verkehrswert entsprechen.107 Von Bundesregierung und Bundestag wurde für US-Bürger einem sol­chen Entschädigungsabkommen zugestimmt, während eine ver­gleichbare Regelung für deutsche SBZ/ DDR-Geschädigte unter Verstoß gegen Art. 3 Grundgesetz (Gleichbehandlungsgrundsatz) abgelehnt wird (s. S. 279 ff. ) . Eine Verrechnung mit den vertrags­widrigen Enteignungen deutscher Vermögen in den Vereinigten Staa­ten - etwa zugunsten der Geschädigten - ist unterblieben. Ob sie Gegenstand deutscher Verhandlungen gewesen ist, ist dem Verfas­ser unbekannt und darf in Anbetracht der deutschen Tribut­leistungswilligkeit angezweifelt werden.

'''' Er imar von der Osten, »Bevorzugt entschädigt« ILeserzuschriftl, in FAZ, 24. 3 . 1 994.

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Die US-verfassungswidrige Internierung der 600 deutsch­stämmigen US-Bürger und die gegen geltendes Völkerrecht ver­stoßende Enteignung des deutschen US-Vermögens beweisen ein­mal mehr, daß es des japanischen Angriffs auf Pearl Harbor und der schließlich erfolgten deutschen Kriegserklärung nur formal bedurfte, den Eintritt der Vereinigten Staaten in den Krieg zu be­wirken. Begonnen mit dem Krieg gegen Deutschland und Japan hatte die Roosevelt-Regierung unter anderem mit diesen Maßnah­men bereits ohne eine entsprechende Erklärung, während ihr Land sich völkerrechtlich noch mit beiden Ländern im Frieden befand.

5. Sowj etische Mordopfer

Deutschland wird immer noch zum Vorwurf gemacht, die nichts­ahnende friedliebende Sowjetunion überfallen zu haben (s. S . 87 f., Q. 1 32-136) . Daß das Sowjetsystem damals bereits rund 50 Millio­nen Bürger seines eigenen Staates und Kolonialreichs ermordet hatte, war nach dem Handeln der Westmächte aus alliierter Sicht dort (wie erneut in Tschetschenien) eine > innere Angelegenheit< und sogar verteidigungswürdig. Auch die Annexion Finnlands und der baltischen Staaten sowie später die Sowjetisierung Afgha­nistans oder der Kolonialkrieg in Tschetschenien waren für die USA keine Interventionsanlässe wie etwa später beim Golfkrieg und immer, wenn es gilt, Deutschland amputiert und fragmen­tiert niederzuhalten.

6. Jüdische Kriegserklärungen

Sehr nachteilig für die deutschen Juden und später auch für jüdi­sche Minderheiten in anderen europäischen Ländern sind zwei­fellos die dem Dritten Reich gemachten jüdischen Kriegserklärun­gen nach dem nationalsozialistischen Wahlsieg - sogar noch be­vor Adolf HITLER zum Reichskanzler gewählt wurde - gewesen. Da es 1933 noch keinen zionistischen Staat gab, der solche Kriegs­erklärung abgeben konnte, bedienten sich jüdische Interessenver­tretungen hierfür der internationalen oder eigenen Presse. Da gab es einmal die Kriegserklärung auf der Titelseite des Daily Express vom 24. März 1933: »Judea declares war on Germany« . Hiermit er­klärte die Jüdische Weltorganisation zum Entsetzen der deutschen Juden »Deutschland wirtschaftlich und finanziell« den Krieg für »das israelische Volk der ganzen Welt« . Weitere Kriegserklärungen folgten in der New York Times vom 7. August 1 933 seitens des Prä-

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sidenten der >World Jewish Economic Federation<, S. UNTERMEYER,

und im Jewish Chronicle vom 8. September 1933 seitens des Präsi­denten der >Jewish Agency< , Chaim WEIZMANN. Noch deutlicher war die im Centraalblat voor Israeliten in Nederland am 13 . Septem­ber 1 939 veröffentlichte Erklärung:

»Die Millionen von Juden, welche in Amerika leben, England, Frankreich, Nord und Südafrika - ohne Palästina zu vergessen -, sind entschlossen, den Ausrottungskrieg nach Deutschland zu tragen bis zur totalen Vernichtung.«lo8fl o9

Das dürfte - nota bene - wohl zwei Jahre vor der Wannsee-Konfe­renz als ein Aufruf zu einer den Deutschen geltenden >Endlösung< zu werten sein, wie sie unter anderem mittels der Bombardierung dichtbesiedelter ziviler und zugleich kulturgeschichtlich bedeu­tender Stadtkerne Deutschlands dann auch betrieben wurde. Der konservative britische Premier 0937-1939) Arthur Neville CHAM­BERLAIN hat sich dieser Auffassung angeschlossen und das 1 941 in die Worte gefaßt:

»Die Deutschen sind Unmenschen, sie sind tolle Hunde, die man ausrotten muß!«

Auch der gleichfalls konservative britische Politiker und das wie­derholte Kabinettsmitglied Duff COOPER (seit 1 952 Lord Norwich) hat bereits 1940 die Hoffnung zum Ausdruck gebracht, »daß wir dieses Mal nicht den Fehler wiederholen werden, zwischen dem deutschen Volk und seinen Führern einen Unterschied zu machen. Wir müssen die Deutschen vernichten und die notwendige An­zahl von ihnen töten. Wir können gar n icht genug von ihnen töten, um zu gewinnen« . l 1 o

Vorher hatte allerdings schon der Deutschenhasser Georges CLI�­MENCEAU, Ministerpräsident Frankreichs und Vorsitzender der Ver­sailler Friedenskonferenz, das Stichwort dafür gegeben, indem er - häufig zitiert - feststellte: »Es gibt 20 Millionen Deutsche in Europa zuviel !«

Bedauerlich für das deutsch-jüdische Verhältnis ist es, daß jüdi­scherseits seiner Zeit nicht erkannt wurde und immer noch nicht erkannt wird, in welchem Ausmaße Juden genau so Opfer des US-

108 Emi l 5chlee, 000. (5 . 22, a. 1 8) . 109 Hons Riegelmonn, 000. (5. 32, a. 34) . 110 VAWS Report XI I/1 995

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amerikanischen oder richtiger Insider-Imperialismus waren, wie die dafür verantwortlich gemachten Deutschen. Auch die verblen­deten westeuropäischen US-Kriegsalliierten und die vielen ame­rikanischen Soldaten, die auf europäischen Kriegsschauplätzen ihr Leben lassen mußten, gehören zu den Opfern dieses Eine-Welt­Imperialismus. Wenn der Ex-US-Verteidigungsminister Robert S. McNAMARA feststellte - und als dafür Mitverantwortlicher muß er es wissen -, daß der Vietnamkrieg, für den auch viel Blut ameri­kanischer Soldaten geflossen ist, ein großer Irrtum war, bleibt ab­zuwarten, wann in den Vereinigten Staaten nicht nur von eini­gen unabhängigen Zeitgeschichtlern erkannt wird, in welchem Ausmaße die beiden von >Gods own land< (Gottes eigenem Land) betriebenen und mit eigenem Einsatz an Menschen und Material jeweils zu siegreicher Beendigung geführten Weltkriege wohl für eine kleine Clique von Neu-Milliardären nützlich waren, aber aus der Sicht des amerikanischen Volkes nichts anderes als ein ver­lustreicher Irrtum gewesen sind. Und das auch, wenn dadurch das amerikanische Volk nicht so verelendet wurde wie das russi­sche durch seinen auf die osteuropäischen Staaten, Mittel- und Westeuropa fixierten Sowjetimperialismus.

Hätte man östlicher- und westlicherseits die Energie, die zur Zerschlagung des Deutschen Reiches in zwei Weltkriegen aufge­wandt wurde, jeweils in die eigene Entwicklung investiert, ginge es der Bevölkerung nicht nur Rußlands, sondern auch Frankreichs, Großbritanniens und der Vereinigten Staaten zweifellos heute bes­ser, als es ihnen nach zwei unnötigen Weltkriegen geht. Die kleine rohstoffarme und vom Meer abgeschnittene Schweiz, die sich aus diesem Jagen auf Deutschland herausgehalten hat, mag als Bei­spiel dafür dienen, obwohl sie durch die Kriege indirekt auch ge­litten hat. Daß der Besiegte natürlich die Alleinschuld an den Krie­gen zu tragen hat und sich die Mehrheit seiner Medien und Politiker auch ein halbes Jahrhundert danach immer noch unter­würfig in dieser Rolle gefällt, mag Deutschland bußfertig und tributpflichtig halten, ändert aber nichts an diesem für die breiten Massen der an den Kriegen beteiligten Völker verlustreichen Er­gebnis.

Es würde den Rahmen dieser Aufzeichnung sprengen, wenn hier über die Auswahl moralischen Fehlverhaltens der Alliierten hinausgehend auch über deren vorher im Rahmen ihrer kolonia­len und überseeischen Siedlungspolitik begangene Menschen­rechtsverletzungen berichtet würde. Zitiert sei lediglich aus einer

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Leserzuschrift des J. HERZOG VON OWENBURG, Güldenstein, in der Welt vom 26. April 1 993 zu den in dieser Zeitung am 15 . April. 1 993 gebrachten Äußerungen des Chefideologen der Serben: Auch die USA seien durch »ethnische Säuberung« - nämlich durch die Vernichtung der nordamerikanischen Indianer - entstanden. Ei­nen Tag später habe die Welt unter dem 1 6. April 1993 auf der ersten Seite über die Eröffnung des Holocaust-Museums in Wa­shington berichtet. »Wann werden die Amerikaner auf die Idee kommen, neben diesem Museum ein weiteres Mahnmal zu set­zen, das an die Untaten erinnert, die sie über mehrere Jahrhunderte hinweg an den Indianern begangen haben?«

Ferner sei hier auf den wieder in den US-Südstaaten aufflam­menden alten Rassenhaß zwischen Schwarz und Weiß hingewie­sen. »Kaum eine Woche vergeht, in der nicht eine andere Kirche vornehmlich schwarzer Gemeinden im >Bible Belt < , dem frommen Süden der USA, durch Brandstiftung zerstört wird. Allein seit Anfang 1995 wurden (bis Mitte 1996) mindestens 27, nach ande­ren Berichten sogar beinahe 40 schwarze Kirchen Raub der Flam­men.«lll Und das war nicht das Ende. Bis zum Jahresende 1996 ungefähr brannte in den USA weiterhin im Schnitt etwa jede Wo­che eine Kirche ab, so daß sich die letzte der nicht einmal genau erfaßten angegebenen Zahlen bald verdoppelte, ohne allerdings auch nur annähernd ein vergleichbares Medienecho, masochi­stische Betroffenheitsbekundungen von Politikern oder gar Lich­terketten, wie das Deutschland selbst dann verordnet wird, wenn > leider< kein deutscher, sondern ein sich dazu noch illegal im Lan­de aufhaltender ausländischer Tatverdächtiger in Lübeck sein Asy­lantenwohnheim angezündet haben soll .

Da wurde sogar die zuständige Staatsanwaltschaft in Flugblät­tern bezichtigt, sie hätte »rassistisch ermittelt«, weil keine deut­schen Tatverdächtigen aufgespürt wurden. Ein >Bündnis gegen Rassismus< und andere Bürgerinitiativen haben solche Vorwürfe artikuliert. Unter dem Motto »Freiheit für Safwan E .« hat ein Ber­liner >Anti-Repressionsbüro< mit einer POS-Geschäftsstelle als Kontaktadresse im August 1 996 zu einer Kundgebung aufgeru­fen, um die die Sache verhandelnde Jugendstrafkammer des Landgerichts Lübeck bei ihrer Urteilsfindung unter Druck zu set­zen. Und Lübecks Bürgermeister bemühte sich um Medienecho

111 Jürgen Schönstein, »Wenn es Nacht wird, brennen die Kirchen - Im Süden der USA wüten die Feuerteufe l - Schwarze Gemeinden werden Opfer des Hasses«, in Die Welt, 1 1 . 6. 1 9 9 6 .

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zugunsten seines Verbleibs im Amt, indem er für die von dem Brandanschlag betroffenen Ausländer (42 abgelehnte Asylbewer­ber) unbefristetes Bleiberecht auf Kosten natürlich nicht eigenen Verzichts, sondern des deutschen Steuerzahlers forderte . 1J2

112 Diethart Goos, »Schnel le Aufklärung gefordert - Lübecks Bürgermeister n immt Staatsan­waltschaft im Fa l l E id in Schutz«, in Die Welf, 21 . 8 . 1 9 9 6 .

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Churchills Deutschlandpolitik

Sir Winston CHURCHILL war mindestens bis zu seinem Aufsatz in der Times vom 7. November 1 938 zufolge ein Adolf-Hitler­Bewunderer. Noch einen Tag vor der >Reichskristallnacht< wür­digte er diesen darin »als den großen Mann« und erklärte hypo­thetisch, »daß Großbritannien im Falle einer politischen Kata­strophe nur wünschen könne, über einen Staatsmann wie Adolf HITLER zu verfügen« .113 Diese Wertung ist um so interessanter, als CHURCHILLS Lebensinhalt einmal der Krieg und zum anderen die Ver­nichtung Deutschlands war. Er hat es allerdings vermieden, selbst sein Leben dafür einzusetzen. Wie wir aus Sir John COLVILLES nach­stehend eingehender behandelten Tagebuchaufzeichnungen (S. 32 ff. ) unter dem 29. Juni 1940 erfahren, hat er das auch seinem Sohn Ran­dolph verwehrt. Auf dessen Bitte, »eine aktivere Rolle im Kriege spie­len zu dürfen«, erklärte er, »wenn sein Sohn fiele, wäre er selbst nicht in der Lage weiterzumachen! « Als glänzender Redner und Schrift­steller hat CHURCHILL es vielmehr vorgezogen, anfangs als Kriegsbe­richterstatter in Indien, dem Sudan und im Burenkrieg lediglich dar­über zu berichten und ab 1900, dem Beginn seiner parlamentarischen Tätigkeit als konservativer - zwischenzeitlich auch liberaler -Abgeordneter im britischen Unterhaus, sein Volk während seiner stei­len politischen Karriere zur militärischen Vernichtung Deutschlands anzustacheln. Seine Worte:

»Ich werde Deutschland an der Kehle würgen, bis sein Herz aus­setzt«,

stammen aus dem Jahre 19 15114 ( 191 1-1915 Marineminister) . 1 936 hatte er - allerdings zwischenzeitlich noch bis 1939 ohne Regie­rungsamt - zur Vorbereitung seines Krieges erklärt:

» Wir werden Hitler den Krieg aufzwingen, ob er will oder n icht«,115

sowie diese Absicht 1 938 wie folgt präzisiert:

113 Werner Masser, »Moral isch d u rch und d u rch - Interview zu seiner H indenburg-Biogra­ph ie«, in MUT, Ausgabe 266, Okt. 1 989, S. 62 .

114 Hans-Werner Woltersdorf, »,E in 30 Jahre dauernder Krieg, 1914 bis 1 945, gegen Deutsch­land, i n Unabhängige Nachrichten, Sonderd ruck 954, 1 1 /1 995

115 Erwin Schütz, aaO. (5. 20, a. 9 1 .

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» Was wir wollen, is t die restlose Vernichtung der deutschen Wirt­schaft ! « 116

Die Tagebuchaufzeichnungen des vorerwähnten Sir John COL­

VILLE,117 eines stellvertretenden Privatsekretärs erst von Premier CHAMBERLAIN und dann von CHURCHILL während dessen ganzer Amtszeit als britischer Premier ( 1940-1945), unterrichten recht auf­schlußreich über die Gedankengänge insbesondere des letzteren, mit dem Schicksal Deutschlands eng verknüpften britischen Staats­manns . Wegen deren Echo bis in die Gegenwart - vor allem auf seiten der Tories (Konservativen) - werden daraus nachstehend einige ausgewählte, auf die Kriegsjahre 1 940/41 beschränkte Stel­len wiedergegeben. Daß diese Aufzeichnungen Deutschland ge­genüber unvoreingenommen sind, geht unter anderem aus fol­gender Protokollierung des von COLVILLE selbst am 22. Oktober 1939 mit Lionel DE ROTHSCHILD geführten Gesprächs hervor:

» Er empfahl als Kriegsziel, Deutschland den Juden zu überlas­sen und die Deutschen unter den anderen Völkern dieser Erde aufzuteilen, mit anderen Worten, die Rolle der beiden Völker zu vertauschen. >Aber dann< , sagte ich, >werden sich die Juden in Deutschland darüber beschweren, daß die Deutschen die interna­tionale Finanzwelt beherrschen! «< (S. 3 1 )

1 . 7. 1 940 - » Der Premierminister gab die Anweisung, sich mit dem Problem des > Einweichens< der Küste mit Senfgas im Falle einer Landung der Deutschen zu befassen. Er vertritt die An­sicht, daß ein Gaskrieg in diesem Fall gerechtfertigt sei. Neulich sagte er zu General THoRNE: > Ich kenne keine Skrupel mit Ausnah­me des einen: daß ich nichts Unehrenhaftes tun möchte . < Das Vergasen von Deutschen scheint er also nicht als etwas Uneh­renhaftes zu betrachten.« (S. 1 37)

5 . 7. 1 940 - » Der Premierminister hat noch einmal an RooSEVELT

telegrafiert und ihm unseren dringenden Wunsch nach soforti­ger Lieferung von Zerstörern und Torpedobooten unterbreitet. Da sich die gesamte französische Küste in Feindeshand befin­det, sei unsere Stärke zur See doppelt so wichtig. Wenn Ameri­ka uns jetzt im Stich lasse, trage es eine große, oder wie der Pre-

"6 Dietrich Aigner, Sir Winston Churchi/I, 1 975, S. 14 1 , nach Unabhängige Nachrichten, 1 /1 996, S. 3, »Schon einmal drohten d ie International isten m it Krieg« .

117 John Colvi l le, Downing Street Tagebücher 1939-1945, Sied ler Verlag, Berl i n 1988 .

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mier sich ausdrückte, schmerzliche Verantwortung.« (S. 1 39) Man beachte: Damals befanden sich die Vereinigten Staaten noch nicht im Kriegszustand mit Deutschland.

1 3 . 7. 1 940 - »Später sprach er [CHURCHILL] noch einmal von den >Panthersprüngen<, die unsere motorisierten Divisionen im näch­sten Jahr hinüber auf den Kontinent machen würden, und von unserer künftigen >Bombenübermacht< . Selbst wenn >dieser Kerl< (so bezeichnete er HITLER immer) am Kaspischen Meer stünde -und nichts könnte ihn abhalten, dorthin zu gelangen -, würden wir ihn mit einem >gewaltigen Feuer in seinem eigenen Hinter­hof< zurückholen, >und wir werden Deutschland zu einer Wüste ma­chen, ja, zu einer Wüste< . H ITLER könne alles erreichen, was er wol­le, solange er kein Salzwasser überqueren müsse. « (S. 1 45) Nach der Tagebuchaufzeichnung vom 8. 3. 1 941 empfahl Duncan SAN­DYS seinem Schwiegervater CHURCHILL einige Monate später hier­zu, »daß die deutschen Städte und Fabriken bis auf die Grund­mauern niedergebrannt werden und man die Landwirtschaft verwüstet, so daß die Deutschen Jahrzehnte mit dem Wieder­aufbau beschäftigt sind. Auch ihre Bücher und Bibliotheken müs­se man zerstören, damit dort eine Generation von Analphabe­ten aufwachse« . (S. 258)

1 1 . 8 . 1 940 - »Nach dem Tee begleitete ich den Premierminister zum nahegelegenen Schießstand, wo er mit seinem Mannlicher­Gewehr auf Ziele bis 270 Meter Entfernung schoß . . . Dabei sprach er die ganze Zeit über die beste Methode, Hunnen umzulegen. Dumdumgeschosse seien das Beste für sie, meinte er. [Sein Sohn] Randolph wandte ein, daß diese Geschosse geächtet sind. Dar­auf entgegnete Winston, daß die Deutschen kurzen Prozeß mit ihm machen würden, wenn sie ihn erwischten; warum also soll­te er Erbarmen mit ihnen haben. Er scheint sich immer wieder einzubilden, daß er sich eines Tages persönlich gegen die Deut­schen verteidigen muß. « (S. 1 62 f.)

1 3 . 10 . 1 940 - »Clement ATILEE, der Führer der Labour Party, blieb mit seiner Frau zum Lunch. Die einzige bemerkenswerte Äuße­rung Winstons, die während des Gesprächs fiel: >Jeder lebende Hunne bedeutet einen möglichen Krieg .«< (S. 1 92)

6 . 1 . 1 941 - »VANSITIART hat ein sehr scharfes Papier über Deutsch­land verfaßt. Er macht keinen Unterschied zwischen Deutschen und Nazis . Auf eine Revolution bei diesem unterwürfigen Volk

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zu hoffen, sei vergebens,us Der Premierminister ist mit diesem Ausbruch nicht einverstanden und erwidert: > Ich denke über eine wiedervereinigte europäische Familie nach, in der die Deutschen einen wichtigen Platz einnehmen. Wir dürfen diese Vision nicht durch Haß verdunkeln und unsere Gefühle nicht verzerren las­sen. Eine viel bessere Lösung scheint mir zu sein, die Preußen von den Süddeutschen zu trennen. «( (S. 235 f . )

Nach dem Krieg hat C HURCHILL dann allerdings zugegeben: »Wir haben das falsche Schwein geschlachtet« und ist in seinen Memoi­ren zu der späten Erkenntnis gelangt, daß es allein die Deutschen waren, die sich den Sowjets entgegengestell t haben, um die kommunis­tische Weltrevolut ion zu verhindern . ll9 Damit bewertet er im nach­hinein Adolf HITLER und seinen Nationalsozialismus als weniger gefährlich für Europa und die Welt als STAUN und den Kommu­nismus! Solche Bewertungen CHURCHILLS aus dem Munde oder der Feder eines heutigen deutschen Historikers, Politikers oder Au­tors würden zweifellos den Verfassungsschutz und die Staats­anwaltschaften des nur diesbezüglich >wehrhaften Staats ( auf den Plan rufen.

Das Moskauer Presseorgan Kuranty fordert mit nachstehendem Kommentar zumindest die Gleichstellung der kommunistischen mit den nationalsozialistischen Verbrechen: »Der Kommunismus ist zum Sterben verurteilt. . . Damit sich seine Geschwüre nicht in die Provinz ausweiten, muß endlich ein entscheidender Schritt gemacht werden. Die kommunistischen Parteien müssen den fa­schistischen Verbrechen gleichgestellt und das Land von dieser Seuche befreit werden.« 12o

Der US-Botschafter beim Vatikan, Myron T AYLOR, unterrichtet Prä­sident ROOSEVELT per Geheimbericht vom 21 . März 1 945 unter ande­rem über folgenden Verlauf seiner Audienz bei Papst PlUS XII . :

»Seine Heiligkeit gab mir einen Auszug aus einer Radiosendung aus Moskau vom 1 6 . März um 18 : 45 Uhr, die erklärte, daß das

1 18 Als wenn VANSITIART bereits dama ls gewußt hätte, wie unwürdig sich e inma l gewisse deutsche Presseleute und Pol it iker für den i h nen vom Auslan d vorgegebenen Verzicht ­eines weiteren Viertels h istorisch deutschen Bodens u n d d ie U mwa n d l u n g des verblei­benden Deutsch l a ndtorsos i n e in EU-Protektorat oder mehrere davon - einsetzen wür­den.

1 1 9 Wilhelm Schü l ke, »Hel mut Schm idt wa r ma l mein Idol« ILeserzuschriftl, in Die Pommersehe Zeitung, 2 5 . 2 . 1 9 9 5 .

120 Die Welt 7 . 1 0 . 1 99 3 .

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zwanzigste Jahrhundert ein Jahrhundert des Bolschewismus sei und daß dessen Mission von der Roten Armee bis ans Ende der Welt getragen werde; daß sie nicht anhalten werde, wenn der Nazismus gestürzt ist, sondern ihr Vormarsch fortgesetzt wer­den wird, bis die in den Händen einiger krimineller Plünderer konzentrierten Reichtümer gleichmäßig unter alle Menschen verteilt sind und daß der russische Endsieg derjenige des russi­schen Menschen und der russischen Humanität über den west­lichen Menschen und die westliche Humanität und nur ein Sieg der Stalinistischen Strategie sein wird .« 121

Derselbe Charakter, der bei so manchem deutschen >volksgenos­sen< oder so mancher deutschen >Volksgenossin< zum blinden Glauben an den >Führer< geführt hat, unterwirft sich heute >de­mokratiebewußte< dem Deutschland und dem deutschen Volk nach dem Morgenthau- und Hooton-Plan (s . S . 246 ff. , Q. 374-380, u . S. 254, Q. 386) vorgegebenen vernichtungs- oder auflösungs po­litischen Zeitgeist; und das geschieht um so konsequenter, je ein­flußreicher (mächtiger) er/ sie in Staat und Gesellschaft aufstei­gen will . Recht interessant ist dabei die Beobachtung, daß so manche(r) NS-Aktivistün) fast nahtlos auch im Nachkriegsdeutsch­land Karriere machen konnte, indem er / sie sich dort nunmehr statt der NS-Ideologie bedingungslos dem von den Siegermächten vorgegebenen separatistisch-kulturkämpferischen > U nsere-Schuld­Zeitgeist< dienstbar machte . Als Paradebeispiel hierfür gilt der Leiter des Referats für Staatsangehörigkeitsfragen im Reichs­innenministerium und unter anderen Mitherausgeber eines Kom­mentars zu den Nürnberger Rassengesetzen (1935), Hans GLOBKE. Dieser durfte als Leiter der Verwaltung von Konrad AOENAUERS

Bundeskanzleramts in den Jahren 1953 bis 1963 den Aufbau der Bundesverwaltung personalpolitisch entscheidend prägen,122 also die Schlüsselpositionen mit kartellierten Beamten durchsetzen. In Bonn hieß es deshalb zugespitzt, unter AOENAUER würde Karriere mit CV (Cartell-Verbindung) geschrieben. Den alliierten Besatzern lag so sehr an dem Wiederaufleben des separatistischen Kultur­kampfs, daß sie nicht nur dafür sorgten, über die von ihnen kon­trollierten Massenmedien den deshalb vom SPD-Oppositionsfüh­rer Kurt SCHUMACHER im Plenum des Deutschen Bundestages als

121 Archiv Zeitgeschicht l iche Forschungsstel le Ingolstadt. 122 Brockhaus Enzyklopädie, 1 969, Bd . 7 .

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>Kanzler der Alliierten< beschimpften Altseparatisten ADENAuER zum Bundeskanzler zu machen, sondern auch den von ihnen wegen seiner Vergangenheit erpreßbaren und damit ihrer Besatzungs­politik zuverlässig dienlichen GLOBKE diese personalpolitische Schlüsselstellung im Bundeskanzleramt (anfangs als Ministerial­direktor und dann als Staatssekretär) einnehmen zu lassen. Damals konnte in den Vereinigten Staaten noch kein Katholik Prä­sident werden . Aber für Westdeutschland mußte aus separa­tistischen Gründen nicht nur der ultramontane ADENAuER Bun­deskanzler werden, sondern auch der für den personalpolitischen Aufbau der westdeutschen Bundesverwaltung maßgebliche Beam­te ein zuverlässiger politischer Katholik sein. Wie in Bonn giftig behauptet wurde, habe GLOBKE sich dafür flink in der Wolle von edelbraun auf so tief schwarz umfärben lassen, daß er bei Nacht Schatten werfen würde, und damit den an den Chef des Bundes­kanzleramts gestellten Anforderungen entsprochen. Die Ins ider bevorzugen bei der Selektion ihrer Werkzeuge durchsetzungs­fähige Personen, die entweder ohnehin auf der Linie dessen lie­gen, was sie umgesetzt haben wollen, und / oder wegen eines schwarzen Fleckens in ihrer Vergangenheit erpreßbar sind. Schließ­lich kommen für sie noch opportunistische Erfüllungsgehilfen in Frage, die für ihre Karriere zu allem in der Lage sind. In der Per­son von GLOBKE haben sie möglicherweise alle drei Eigenschaften vermutet.

Die ganze Verlogenheit der >Nürnberger Prozesse< , der >Entna­zifizierung< und der Verfolgung von NS-Funktionären und >Neo­nazis< bis in die heutigen Tage wird am Beispiel der Nachkriegs­behandlung dieses NS-Schreibtischtäters erkennbar. Während nicht etwa 50 Jahre nach dem Krieg, sondern gleich danach der für die Rassengesetze zuständige Verwaltungsjurist im Reichs­innenministerium für so unbedenklich eingestuft wurde, daß er als der Spitzenbeamte ADENAUERS schlechthin beim Aufbau der Nachkriegsdemokratie für die Bundesverwaltung die personal­politisch entscheidenden Weichen stellen durfte, wird heute un­ter anderen von dem in Deutschland in mehreren TV -übertragenen Gesprächsrunden und Gazetten kritisch gefeierten US-amerikani­sche Soziologen und Holocaust-Forscher der Harvard Universität, Daniel GOLDHAGEN, mit seiner mittlerweile zum Bestseller hochge­jubelten Dissertation Hitlers willige Vollstrecker. Ganz gewöhnliche Deutsche und der Holocaust versucht, die Deutschen, und da inbe­griffen auch die (weil) eher wertkonservativen Wehrmachtsange-

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hörigen, für die Judenverfolgung mitverantwortlichen zu machen und auf jeden Fall - von Ausnahmen abgesehen - insgesamt als potentielle Verbrecher abzustempeln !123

123 Kat ja Riddebusch, ,»Mit dieser Reaktian habe ich nicht gerechnet< - Daniel Goldhagen im Gespräch : ,Manchmal vergesse ich e infach, wie schockierend d iese Vorgänge auf a nde­re wirken«<, in Die Welf, 7. 9 . 1 996 .

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Der neue Versuch von Goldhagen

Zu dem nicht nur von GOLDHAGEN unternommenen Versuch -nachdem das Potential an verfolgbaren Nationalsozialisten so gut wie erschöpft ist -, die deutsche Wehrmacht auf die historische Anklagebank zu setzen, wird im Interesse der Wahrheit, Ehre und Gerechtigkeit gegenüber den deutschen Soldaten im 20. Jahrhun­dert auf das von der Militärgeschichtlichen Abteilung des israeli­schen Generalstabs Ende der fünfziger Jahre veröffentlichte Er­gebnis einer durchgehenden Befragung bei mehr als tausend Militärspezialisten über die Qualität der großen Armeen der Welt­kriege hingewiesen. Seitens des israelischen Generalstabs wurde die­se Befragung durchgeführt, um daraus Schlüsse für den Aufbau ih­rer eigenen Streitkräfte zu ziehen. Als tapferste Soldaten beider Weltkriege wurden von den Israelis die Deutschen ermittelt. Als Eli­te-Einheit des Zweiten Weltkriegs wurden die US- Marines, die bri­tischen Kommandotruppen, die französische Fremdenlegion, die deutsche Waffen-SS und die sowjetische Arbeitsmiliz hervorgeho­ben. Die Ergebnisse im einzelnen (100 Punkte sind Höchststand) sind in der Aufstellung Abbildung 5 wiedergegeben.

Qualität der großen Armeen der Welt nach einer Befragung der Militärgeschichtlichen Abteilung des israelischen Generalstabs

Für den Ersten Weltkrieg Für den Zweiten Weltkrieg

Deutsche Armee 86 Punkte Deutsche Armee 93 Punkte Französische Armee 65 Punkte Japanische Armee 86 Punkte Englische Armee 59 Punkte Sowjetische Armee 83 Punkte Türkische Armee 52 Punkte Finnische Armee 79 Punkte US-Armee 49 Punkte Polnische Armee 71 Punkte Russische Armee 45 Punkte Britische Armee 62 Punkte Österr.-ungarische Armee 37 Punkte US-amerik.Armee 55 Punkte Italienische Armee 22 Punkte Franz . Armee 39 Punkte

Italienische Armee 24 Punkte

Abbi l d u ng 5 . Quel le : Em i l Sch lee , » Kr iege, deutsche Soldaten , Kriegs­ende 1 945 " , i n Soldat und Volk, N r.7/8 (Ju l i/August) , 1 996, S . 1 67 (Be­wertung der Armeen du rch den israe l ischen Generalstab)

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Die heutige Verfolgung von aus der Szene meist beruflich aus­gegrenzter Hooligans rekrutierter >Neonazis < würde dagegen le­diglich hysterisch wirken, würde sie nicht auf Betreiben wohl der­selben deutschfeindlichen Kräfte ideologisch und materiell in der Hoffnung gefördert, Deutschland damit Schaden zuzufügen oder deswegen die Deutschen weiterhin bußfertig und tributpflichtig auf der Anklagebank zu halten . Bei GOLDHAGEN ist weniger interes­sant, welches antisemitische Verbrechenspotential er bei den »ganz gewöhnlichen Deutschen« feststellt, sondern aus welcher geisti­gen Heimat er kommt und wer ihn finanziert sowie seine Arbeit materiell gefördert hat. Hierzu und zum Inhalt von Hitlers willige Vollstrecker äußert sich der US-amerikanische Historiker Anton CHAITKlN124 recht aufschlußreich:

1. »Als >Antisemiten< beschimpft GOLDHAGEN sogar die deutschen Widerstandskämpfer gegen HITLER und diejenigen Deutschen, die sich im 18 . Jahrhundert für die Emanzipation der Juden ein­setzten . «

2 . »Wenn das Buch eines amerikanischen Autors eine so krasse anti­deutsche Provokation in die Welt setzt, liegt der Verdacht nahe, daß damit eine antiamerikanische und antijüdische Reaktion in Deutschland hervorgerufen werden soll. Und es stellt sich - we­niger überraschend - heraus, daß das Buch überhaupt nicht >ame­rikanisch< ist. Es ist vielmehr ein britisches Projekt, entstanden in einem Zentrum britischer Geheimdienstaktivitäten an der Har­vard-Universität, das britische Geopolitiker und ihre Helfer ein­richteten, um einen skandalösen Betrug gegen Deutschland und die Vereinigten Staaten von Amerika loszulassen.«

3 . »Geht man den Geldquellen von GOLDHAGENS Buch nach, die nämlich in Deutschland zu suchen sind, so stößt man interes-

124 Zur Person des Autors bemerkt die Neue So/idariläl. » Anton CHAITKIN, geboren 1 943 in New York ist Historiker. . . Sein Vater Jacob CHAITKIN . . . . bekannter jüd ischer Anwa lt in New York, wa r vor und während des Zweiten Weltkriegs eine wichtige F igur im Widerstand gegen Nazideutsch land . Für den American Jewish Congress war er anwalt l ich tätig, um den Boy­kott gegen die Nazis zu organ isieren. Dies brachte ihn in d i rekten Konfl ikt mit jenen anglo­amerikan ischen Bankierskreisen, zu denen auch George BUSHS Vater Prescott gehörte. die damals noch mit HmER sympath isierten und Geschäfte machten, bis F. D. ROOSEVElT dem 1 942 ein abruptes Ende setzte. Anton CHAITKIN hat zahl reiche Bücher und Aufsätze über amerika­nische Geschichte und Zeitgeschichte verlaßI. u .a . Treason in America - From Aaron Burr 10 Avera// Harriman I>Verrat i n Amerika'l und, zusammen mit Webster TARPlEY, George Bush ­An Unaulhorized Biography, ein Enthü l lungsbuch über den früheren Präsidenten, das dazu beigetragen hat, daß BuSH 1 992 nicht wiedergewählt wurde.«

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santerweise auf Überreste jener anglo-amerikanischen Finanz­kreise, die den Nationalsozialismus in seiner Frühphase förder­ten. Diese Enthüllung dürfte den britischen politischen Interes­sen in Deutschland sehr unangenehm sein .«

4. »Ich fragte ihn (bei einem etwa halbstündigen Gespräch), wie es, auf die Implikation seines Buches bezogen, mit Deutschland wohl weiterginge. GOLDHAGEN sagte, Deutschland sei heute ein anderes Land; es sei kein wirkliches Problem. Diesen Stand­punkt nimmt er jetzt bei allen öffentlichen Anhörungen und Medieninterviews ein. Daß dies der These seines Buches völlig widerspricht, kümmert ihn nicht. Vielmehr meint er, so könne man ihm nicht den Vorwurf machen, er hege Vorurteile gegen Deutschland, da sein Buch >nur von der Geschichte< handele . «

5. »Wie hätte e r sich verhalten, wäre e r für die Nürnberger Pro­zesse verantwortlich gewesen? Hätte er eine gen aue Untersu­chung des Phänomens Nationalsozialismus bis zu dessen Ur­sprüngen durchgeführt? Das hätte sicherlich so manchen Schock ausgelöst, wenn die westliche Unterstützung HITLERS (seitens der Anglo-Amerikaner, Franzosen, Polen und Tschechen ab 1 923) publik geworden wäre. GOLDHAGEN sagte, er hätte lediglich stren­gere Urteile gefällt und mehr Personen angeklagt. Seiner Mei­nung nach sei die (wie sein Buch das deutsche Volk betreffend auf Belastung der Angeklagten ausgerichtete) Untersuchung da­mals hinreichend gewesen. «

6. »Die Aussage, H ITLER habe sich von der Partei >angezogen< ge­fühlt, ist ein Irrtum. HITLER wurde der Partei von General Erich LUDENDORFF, einem Anhänger des Nordischen Kults, der enge Verbindungen zu den Herrschenden in Großbritannien hatte, als politischer Agent des Militärgeheimdienstes zugewiesen . Sei­nen Posten beim Militärgeheimdienst behielt H ITLER offiziell bis nach der Einsetzung als Propagandachef der Partei . Dieser Irr­tum in GOLDHAGENS Buch ist bezeichnend, denn er drückt eine Unfähigkeit oder einen Unwillen aus, irgend etwas über die Geschichte des Nationalsozialismus zu berichten, was nicht in die >soziologische< Propaganda gegen Deutschland paßt. «

7 . »Ich sagte zu GOLDHAGEN, es sei erstaunlich, daß man in seinem Buch keinen Hinweis auf die Eugenik findet. Die britische Pseu­dowissenschaft der Eugenik, der >Reinhaltung der Rasse< , habe schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts ihr wichtigstes ameri­kanisches Zentrum hier in Harvard gehabt .«

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8. »Die Frage, ob die deutsche Regierung negativ auf sein Buch rea­giert habe, verneinte er. Könne die deutsche Regierung nicht die (nach CHAITKIN vom Auswärtigen Amt über den Deutschen Aka­demischen Austausch-Dienst - DAAD - erfolgenden) Gehalts­zahlungen für ihn einstellen, falls die Kontroverse eskaliert? Dar­auf antwortete GOLDHAGEN: >Das würde sie nicht wagen.«<

9. »Über den Ursprung seines Buches, oder wer ihn dazu ange­regt hatte, sagte GOLDHAGEN nur, es sei ihm >Anfang der 80er Jahre aufgegangen, daß niemand den Holocaust von diesem Ge­sichtspunkt aus behandelt habe< , und seither habe er an dem Buch gearbeitet . Als ich die Sprache auf Shell Oil, Montagu NORMAN, Averell HARRIMAN, Prescott BUSH (George BUSHs Vater) brachte, die alle HITLER gefördert haben, und ihre Verbindun­gen zur Familie Krupp in Deutschland, mit deren Geld GOLD­HAGENS Buch finanziert wurde, erklärte GOLDHAGEN, er sei in Eile und komplimentierte mich hinaus . «

10 . » In dem Buch bedankt sich GOLDHAGEN: >Meine Forschung wur­de unterstützt durch die Zuwendungen aus dem Fulbright-Pro­gramm, der Krupp-Stiftung und dem Minda de Gunzburg-Zen­trum für europäische Studien der Harvard-Universität und seinem Programm für Deutschland- und Europastudien. Auch die Whitin-Stiftung, die Littauer-Stiftung und das Simon Wie­senthal-Zentrum in Los Angeles gaben finanzielle Unterstüt­zung . < . . . Das Gunzburg Center . . . >gehört (nach seinem Pro­spekt) zur Harvard-Universität . . . 1 989 zog das (nach ihr benannte) Zentrum mit Hilfe großzügiger Zuwendungen der Familie Minda OE GUNZBURG in seinen jetzigen Sitz in der Adol­phus Bush Hall um. < . . . (Bei der Zuwenderin handelt es sich) um Baronin Aileen >Minda< Bronfman OE GUNZBURG (t1989) . . . Ihr Vater war Sam BRoNFMAN, der Gründer des Spirituosenkon­zerns Seagram' s mit 50% Anteilen Mitinhaber des British Whis­ky Trust. Ihr Bruder Edgar BRoNFMAN ist Chef des Jüdischen Weltkongresses . . . Ihr Mann, der französische Baron Alain OE GUNZBURG, ist seit 1 971 in der Führung von Seagram's und Mit­glied im >Club 1 001 < , einer Vereinigung der europäischen Ari­stokratie und des Geldadels, welche die Machtstellung und Politik der britischen Monarchie unterstützt. In der offiziellen Broschüre (des Gunzburg Centers) heißt es noch: > Das Pro­gramm für Deutschland- und Europastudien wurde 1 990 mit einem Zehnjahresstipendium der deutschen Regierung ein-

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gerichtet. < . . . >Der DAAD< (überweist) das Geld . . . an Guido GOLDMANN . . . , der es an Daniel GOLDHAGEN auszahle .«125

Aus dieser Hintergrundinformation zu dem Buch von GOLDHAGEN

geht hervor, daß es sich keinesfalls um die gewöhnliche Dissertation eines phantasiereichen Doktoranden handelt, sondern um den Teil eines breit angelegten Insider-Programms, bei dem der Buchautor lediglich ein engagiertes Werkzeug ist. Seine Veröffentlichung bringt historisch nichts Neues und vornehmlich rein spekulative Behauptun­gen, die den potentiellen verbrecherischen Antisemitismus der Deut­schen betreffen. Interessant ist lediglich, wer alles seine Arbeit ge­fördert hat und warum das wohl geschehen ist. Antwort auf die erste Frage gibt der deswegen so ausführlich zitierte CHAITKIN . Die zweite Frage wird durch das zeitgeistkonforme Echo und Interesse nicht nur seitens deutscher Lizenzmedien - allen voran der ÖRA - beant­wortet, die dieser Angriff auf die Deutschen gefunden und zu finden hat. Der Vorsitzende des CSU-Bezirks München, Peter GAUWEILER,

verurteilt diese »Anbiederei und das Entzücken«, mit denen Deutsch­land den »Propagandisten seines Unwerts« empfangen hat, und nennt den Holocaust-Forscher einen »Volksrichter«, dem er »müh­sam umgekehrten Rassismus« vorwirft. Zudem weist GAUWEILER auf den »ökonomischen Ertrag« GOLDHAGENS aus seinem Buch hin, der »von Fachleuten auf über eine Million Deutschmark geschätzt« wer­de. l 2/) Da die bisherige Berichterstattung über die Aburteilung von dafür zwei Generationen in Vorrat gehaltener NS-Delinquenten we­gen deren Ablebens zukünftig nicht mehr möglich sein wird, dürfen es nicht nur diese Schuldigen gewesen sein, sondern die genetische Veranlagung des ganzen deutschen Volkes, und das in alle Ewigkeit oder bis der Hooton-Plan (S. 253-268, Q. 386--402) mit Hilfe der Deut­schen selbst umgesetzt worden ist. Für den deutschen Steuerzahler ist zudem interessant, wofür seine Bundesregierung die ihm abge­preßten Abgaben unter anderem einsetzt, so daß sie nunmehr kei­nen Spielraum mehr haben will, selbst die von ihr beschlossene Kindergelderhöhung termingemäß zu finanzieren. Oder sollte es sich bei dieser beabsichtigten Sparaktion etwa - wie bei der bislang prak­tizierten allgemeinen Benachteiligung der Familie bei gleichzeitiger Legalisierung oder gar Förderung der Abtreibung - um Teil der ihr vorgegebenen Umsetzung des Hooton-Planes handeln?

125 Anton Chaitkin, »Goldhagens Buch: Eine britische Provokation aus Harvard", in Neue So­lidarität. 4. 9 . 1 996, 5. 4 f.

12. Peter Gauwei ler, in Bayernkurier. nach Die Welt. 1 0 . 10 . 1 99 6 .

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Deutsche Friedensbemühungen

Die 1 939 nach der für die Deutschen überraschenden Kriegser­klärung Großbritanniens und Frankreichs unternommenen kom­promißbereiten Bemühungen HITLERS, die Vereinigten Staaten zu einer Friedensvermittlung zu bewegen, konnten nicht nur wegen der Tatsache, daß dieser mit seinem Angriff auf Polen offenkundig seine Glaubwürdigkeit verspielt hatte, sondern in Anbetracht des wirklichen Kriegsgrundes keinen Erfolg haben. Wozu hätten die Westmächte sonst die >Machtergreifung< Adolf HITLERS seit 1 923 finanziert? »Die amerikanische Regierung hielt (deshalb) . . . über diese deutsche Friedensoffensive nicht nur Stillschweigen, sondern überging auch den an sie gerichteten Appell zur Vermittlung, ob­wohl Präsident RoosEVELT bereits am 3. September 1 939 angekün­digt hatte, die >Bemühungen zur Wiederherstellung des Friedens fortzusetzen< . « 127

So konnte auch - der nach der 1979 in New York erschienenen Quelle des britischen Arztes und Autors W. Hugh THoMAs ledig­lich angebliche - Rudolf HESS128 1 941 gar keinen Erfolg mit seiner

127 Alfred Schickei, 000. (5. 39, O. 451 -1 28 Nachdem der damal ige ranghöchste Mi l itärarzt i n Ber l in , W. Hugh THoMAs, festgeste l lt

hatte, daß der letzte in Spandau geha ltene Gefa ngene Nr. 7 keine Narben a m Thorax hatte, d ie der Führer-Stel lvertreter a ufg rund einer 19 17 von Ferd inand SAUER BRUCH nach ei­nem Lungendurchschuß im Ersten Weltkrieg vorgenommenen schweren Operation auf­wies, ist er dem Fa l l HESS nachgegangen. Dabei hat er festgestel lt, daß weder d ie Num­mer (NJ + C 1 1 1 der Messerschm itt Bf 1 10, mit der HESS a m 1 0 . Mai 1 941 in Augsburg a bgehoben . hat. noch seine Lederjacke mit denjenigen ü bereinstimmen, d ie der spätere Spandauer Gefangene Nr. 7 bei seiner Ankunft i n Schottland (NJ + 001 geflogen ist. be­z iehungsweise getragen hat. Dara us erklärt sich für den Autor, daß der Gefangene Nr. 7 erst nach 20 Jahren Haft seine Ehefrau a ls Besucherin in Spandau empfangen wol lte sowie bei Vernehmungen nur a l lgemein ü ber das Umfeld und die Tätigkeit des Führer­SteI lvertreters Bescheid wußte . H ESS war zum Beispiel ein leidenschaftl icher Tennisspieler. Der Gefangene Nr. 7 gab jedoch vor, n icht Tennis spielen zu können, und kannte auch n icht d ie Tennisregeln . Der richtige HESS war strikter Vegeta rier. Der Gefangene Nr. 7 ver­langte jedoch während seiner Gefa ngenschaft n icht nach Vegetarierkost. THoMAS geht davon aus, daß Reichsleiter HIMMlER dafür gesorgt hat. daß nicht der richtige HESS, sondern ein von ihm dafür vorbereitetes Double in Schottland anka m . Zu den Be­richten ü ber den recht verworrenen Zustand des Gefa ngenen Nr. 7 bemerkt der Autor: »1941 wol lten sie (die britische Reg ierung!. daß er (das Hess-Doublel geistig a usreichend u nzurechnu ngsfäh ig war, um ihn in psychiatrischer Verwa hrung zu ha lten. 1 945 wol lten sie jedoch ihn für gesund genug erklärt sehen, um in Nürn berg (vor dem dort a bgeha lte­nen Tribuna l ) erscheinen und entweder zum Tode oder zu lebens läng l icher Haft verurteilt werden zu können.« (w. Hugh Thomas, The Murder of Rudo/f Hess, Ha rper & Row, New York 1 9791

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Englandmission haben, über die wir bisher allerdings nur wenig wissen. COLVILLE berichtet in seinen vorerwähnten Tagebüchern unter dem 1 3 . Mai 1941 darüber: »Die HEss-Story ließ natürlich jedermann vor Erstaunen den Mund aufreißen. Am Vormittag, mit dem Premierminister aus dem Parlament zurückgekehrt, sah ich einen Bericht über die Unterredung, die KIRKPATRICK mit HESS führte . Aus dem Bericht geht hervor, daß HESS kein Verräter ist, sondern aufrichtig glaubt, er könne uns davon überzeugen, daß der Krieg für uns nicht zu gewinnen und ein Kompromißfrieden erreichbar sei . Unabdingbare Voraussetzung dafür sei die Abset­zung der Regierung CHURCHILL . « (5. 274)

Die britischen HEss-Akten werden sowohl zur Aufrechterhaltung der Kriegsschuldthese als auch mit Rücksicht auf die vermeidbar gewesenen Kriegsverluste des britischen Volkes weiter unter Ver­schluß gehalten. Auch wurde verhindert, daß der seit seiner Gefan­gennahme bis zu seiner vermutlichen Ermordung129 deswegen in Einzelhaft gehaltene einstige Führerstellvertreter schriftlich oder vor Zeugen über seine seinerzeitigen Friedensbemühungen berich­ten konnte. Allein daraus geht hervor, wie stark die alliierte Kriegs­propaganda von der zeitgeschichtlichen Wahrheit abweichen muß. Das deutsche Volk soll aber nach folgender, seitens des US-ameri­kanischen Publizisten Walter LIPPMANN vorgenommenen Kenn­zeichnung der Deutschlandpolitik der Sieger an deren Kriegspro­paganda glauben, die den Deutschen deshalb immer noch von den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten (ÖRA) und anderen Li­zenzmedien penetrant aufgetischt wird und nicht durch histori­sche Wahrheiten abgeschwächt werden darf:

128 (Fortsetzung) . Da die britische Reg ierung einen Tei l der Hess-Akten a uch nach SO Jahren Historikern noch n icht zur Auswertung freig ibt, bleibt der Fa l l Hess weiterhin dubios. Nach der Beweisfü hrung von THOMAS scheint es, daß es sich bei dem Gefa ngenen Nr. 7 nicht um den einstigen Führer-Ste l lvertreter Rudolf Hess gehandelt hat. Warum der Gefangene Nr. 7 seine Identität nicht preisgegeben hat, um dadurch seine Haftentlassung zu bewirken, bleibt fü r den Verfasser nach Durchsicht der Quelle unverständ l ich . Mögl icherweise war ihm be­deutet worden, daß er einen solchen Versuch nicht überleben würde. Er machte sich nach der angezogenen Quelle ohnehin berechtigte Sorgen, daß man ihn verg iften wol le . Andere Tatsachen, auch die Fami l ie, widersprechen THOMAS' Folgerungen.

1 2 . Nachdem Rudolf HESS a m 17 . 8 . 1 987 im Alter von 93 Ja hren in seiner Zel le Selbstmord begangen haben sol lte, gaben die Al l i ierten innerha lb weniger Stunden vier verschiede­ne Versionen über seinen Tod an die Öffent l ichkeit. Der seit 1 964 tätig gewesene US­amerikan ische Kommandant des Spa nda uer Kriegsverbrechergefä ngn isses, Eugen K. BIRD, kommt nach Prüfung a l ler Beobachtungen und Ind izien - u.a . Beseitigung der Be­weismittel - in seinem Der mysteriöse Tod von Rudo/f HeB zu dem Sch luß : " HESS wurde ermordet ! «

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»Erst wenn die Kriegspropaganda der Sieger Eingang gefunden hat in die Geschichtsbücher der Besiegten und von der nachfol­genden Generation auch geglaubt wird, kann die Umerziehung als wirklich gelungen angesehen werden.«130

Hierbei vermochte man und versucht das immer noch, auf die be­reits von NAPOLEON I. gemachte Erfahrung mit den Deutschen zu­rückzugreifen:

»Keine Lüge kann grob genug ersonnen sein, die Deutschen glau­ben sie. Um eine Parole, die man ihnen gab, verfolgen sie ihre Lands­leute mit größerer Erbitterung als ihre wirklichen Feinde.«

Zum zweitzitierten Satz des französischen Kaisers muß allerdings einschränkend aus heutiger Beobachtung hinzugefügt werden, so­weit es sich nicht um Kommunisten, Neomarxisten oder Personen handelt, die aus anderen Gründen ihrem Vaterland Schaden zu­gefügt haben oder sich das heute noch zur Aufgabe oder zum >Grundversorgungs-Auftrag< gemacht haben.

Winston CHURCHILL hat sich zum Wahrheitsgehalt der alliierten Kriegspropaganda folgendermaßen geäußert:

»Im Krieg ist die Wahrheit so kostbar, daß sie nie anders als mit einer Leibwache von Lügen auftreten sollte ! «

STAll und seine Mitarbeiter sollen a n dem Bonmot, als es über­setzt wurde, großen Gefallen gefunden haben, wie CHURCHILL in seinem Der Zweite Weltkrieg (5. Buch, Bd. II) berichtet. 131

Zeitgeistkonforme Medien, Politiker und Zeitgeschichtler pfle­gen bei ihrer >Aufarbeitung der jüngsten Vergangenheit< dement­sprechend 'das deutsche Vordringen 1 940 in Belgien, Holland und Norwegen an die dortigen Nordseeküsten mit der dafür erforder­lichen Besetzung Dänemarks einseitig als Überfall auf diese neu­tralen Länder zu bezeichnen, ohne wahrhaben zu wollen, daß die Briten ansonsten der Wehrmacht - wie später auf Kreta - zuvor-

130 Unsere Sendung, Aktion Funk und Fernsehen lAFF), N r. 5-6, Ma i/Jun i 1995 . 131 Sir Winston Church i l l , Der Zweite Weltkrieg, nach Roberl Va nsillarl, Block Record, London

1 941 , S. 75, und Hans Riegelmann, aaO. 15 . 32, a. 341 - Für d ieses Werk hat er nebenbei den Nobelpreis fü r Literatur erha lten, wozu der Verfasser 1 954 vom späteren lang jährigen Kabinellsmitgl ied der N ixon-Administration, Professor Ear l L. BUTZ, erfuhr, d iese Ehrung se i e in Kompromiß gewesen . CHURCHlll habe den Friedensnobelpreis erha lten wollen, den ihm jedoch das Nobelkomitee in Anbetracht der Rol le, d ie er a ls britischer Premier im Krieg gespielt ha be, n icht zusprechen wol lte . Da habe man sich a uf d iese Weise aus der Verlegenheit geho lfen .

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gekommen wären. Das Dritte Reich verfolgte in diesen Ländern keine anderen Absichten, als einen von dort erwarteten ungehin­derten Vormarsch der Briten an die deutschen Landesgrenzen zu verhindern. COLVILLE vermerkt in seinen oben angezogenen Tage­buchaufzeichnungen unter dem 13 . September 1 939, also bereits zwei Wochen nach Kriegsausbruch: »Die britische Royal Air Force hat die holländische Neutralität verletzt, eine dänische Stadt bom­bardiert und ist mit einem belgischen Flugzeug über belgischem Gebiet aneinandergeraten.« (S. 1 6)

Bei der Besetzung von Nordnorwegen sind die deutschen Trup­pen einer britischen Landung nur um wenige Stunden zuvorge­kommen. Hierzu vermerkt COLVILLE unter dem 7. Februar 1 940: Laut Protokoll der Sitzung des obersten Kriegsrats »wurde end­gültig entschieden, daß wir unseren Plan zur Besetzung der Erzgru­ben ausführen, unter dem Vorwand, Hilfe für (das von der Sowjet­union am 30. November 1 939 angegriffene) Finnland über Nor­wegen zu entsenden. Die Finnen werden öffentlich an Norwegen und Schweden appellieren, ausländische Freiwillige durch ihre Länder hindurchzulassen. Dann werden wir um die Genehmigung nachsuchen, unsere >Freiwilligen< in der bewährten >Nichteinmi­schungsmanier< in Narvik und Trontdheim landen zu lassen« . (S. 63) Mit seiner zwei Monate später unter dem 9. April 1 940 vorgenommenen Tagebucheintragung läßt uns CoLvILLE dann wis­sen: »Wurde früh mit der Nachricht geweckt, daß das Kabinett um 8 Uhr 30 zu einer Sitzung zusammentritt, und hastete hinüber nach Downing Street, wo ich erfuhr, daß die Deutschen in Norwe­gen und Dänemark einmarschiert sind . Mittlerweile ist der größte Teil unserer Flotte bemüht, deutsche Schiffe in Richtung Nordpol zu verfolgen . . . (Später) bestätigte mir der Schatzkanzler, daß die Gerüchte, die Deutschen hätten Narvik mit einer Aktion nach Art des Trojanischen Pferdes erobert, den Tatsachen entsprechen . . . >Sehr geschickt< , bemerkte der Kanzler, >und wir waren die Trot­tel, wirkliche Trottel. «< (S. 77)

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Präventivkrieg im Osten

Zum gleichfalls zeitgeistkonform bestrittenen Sachverhalt des deutschen Präventivkrieges gegen die Sowjetunion wird neben dem viel zitierten russischen Autor und ehemaligen hochrangigen Offizier des sowjetischen militärischen Geheimdienstes GUR, Vik­tor SUWOROW (Der Eisbrecher und Der Tag M),132 nach dem STAUN für den Sommer 1 941 eine Offensive gegen das Deutsche Reich plante, der jedoch deutscherseits zuvorgekommen war, auch auf die weniger bekannten Arbeiten der T.S. BUSCUJEWA hingewiesen. Diese russische Historikerin hat im Geheimfonds des Sonder­archivs der UdSSR (jetzt >Aufbewahrungszentrum der historisch­dokumentarischen Sammlung< , Reg. -Nr. 7/ 1 / 1 223) eine von STA­

UN am 19 . August 1 939 - vier Tage vor der Unterzeichnung des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes - vor Politbüromitglie­dern gehaltene Rede entdeckt. Unter dem Buchtitel Stalin als Pro­vozierer des Zweiten Weltkrieges veröffentlicht sie daraus im Mos­kauer Literaturmagazin Nowij Mir ( >Neue Welt<) folgende Textstelle:

»Unsere Wahl ist klar. Wir müssen den deutschen Vorschlag an­nehmen und die anglo-französische Mission höflich nach Hause schicken. Unser erster Vorteil besteht in der Auslöschung Po­lens und in der Gewinnung eines Teiles von Polen bis Warschau, einschließlich des ukrainischen Galiziens . «

Zum weiteren Schicksal Polens nach seiner von der Sowjetunion gemeinsam mit dem Dritten Reich vorgenommenen vierten Tei­lung hatte sich der sowjetische Außenminister MoLOTOw in einer außenpolitischen Rede auf der 5. außerordentlichen Tagung des Obersten Sowjets am 31 . Oktober 1 939 folgendermaßen geäußert:

»Es kann von der Wiederherstellung des alten Polens nicht die Rede sein . . . Wenn man heute von den europäischen Großmäch­ten spricht, so befindet sich Deutschland in der Lage eines Staa­tes, der möglichst rasch das Ende des Krieges und den Frieden erstrebt, während England und Frankreich, die sich gestern noch gegen jeden Angriff aussprachen, sich für die Weiterführung des Krieges und gegen den Abschluß des Friedens einsetzen.«

132 Viktor Suworow, Der Eisbrecher - Hit/er in Stalins Ka/kü/ und Der Tag M, Klett-Cotta, Stutt­gart, 1 993 u. 1 995 .

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Eine Bekräftigung dieser Ausführungen MOLOTows war der anschließende Beschluß des Obersten Sowjets, die im Frieden von Riga ( 18 . 3 . 1 921 ) an Polen abgetretene Westukraine wieder in die UdSSR einzugliedern. 1 33 Historiker der Universität Nowosibirsk haben auf der Grundlage der Arbeiten der BUSCUJEWA die Vorge­schichte des Zweiten Weltkriegs untersucht und anläßlich des 50. Jahrestages der >Vernichtung des faschistischen Deutschlands< ihre Forschungsergebnisse veröffentlicht. Einer der Verfasser, W. L. DOROSCHENKO, hält STAUN für den Hauptschuldigen am Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und stellt dazu fest: »Nicht nur, daß er HITLER half; es lag in STAUNS ureigenem Interesse, den Krieg zu entfachen, einmal mit dem allgemeinen Ziel der Machteroberung in Europa, zum anderen mit einem unmittelbaren Gewinn, der sich aus der Vernichtung Polens und der Eroberung Galiziens er­gab. Das wichtigste Motiv STAUNS war aber der Krieg selbst, . . . der Sturz (man beachte: nicht lediglich der deutschen, sondern wie bei den Kriegstreibern in den Vereinigten Staaten) der europäi­schen Ordnung und die sich daraus ergebende Möglichkeit, unter solchen Bedingungen seine Diktatur zu stabilisieren, wobei er sich zunächst aus dem Konflikt heraushalten wollte, um dann in ei­nem günstigen Moment in den Krieg einzutreten.« 134 Dafür hatte er spätestens den Zeitpunkt ins Auge gefaßt, wenn die Wehrmacht nach England übersetzen oder die Invasion der Vereinigten Staa­ten in Frankreich erfolgen würde. Auch veröffentlichten zwischen­zeitlich die russischen Historiker G. GORDJUGOW und W. NEMESCH­

KIN eine Dokumentation über den >Großen Vaterländischen Krieg< , in der sie die Ergebnisse vor genannter Recherchen unter anderem damit bestätigen, daß STAUN am 5. Mai 1 941 in einer erstmals in der Zeitschrift Historitscheskij Archiw ( >Historisches Archiv< ) abge­druckten Rede vor den Absolventen aller sowjetischen Militär­akademien ausführte, es sei nunmehr »Zeit. . . , von der Verteidi­gung zum Angriff überzugehen« . Am 4. Juni 1 941 - 18 Tage vor dem deutschen >Überfall< auf die >friedliche< Sowjetunion - wur­de im Politbüro der KPdSU beschlossen, die Gründung einer ro­ten polnischen Befreiungsarmee vorzunehmen. Diese sollte aus sowjetischen Staatsangehörigen polnischer Herkunft, insbesondere aus der Polen 1 939 wieder abgenommenen Zone östlich der Cur-

133 Alfred Schickei , »Die Vergangenheit, d ie nicht vergeht - Wichtige Quellen erhellen die Frage der Kriegsveranlwortung weiter«, i n Das Ostpreußenb/alt, 20. 4 . 1 9 9 6 .

'3. Wolfgang Strauss, »Sta l in provozierte d e n Zweiten Weltkrieg - E in sensationel ler russi­scher Dokumentenfund«, i n Nation & Europa. 4/1 996 .

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zon-Linie (West-Ukraine), gebildet werden.135 Die kriegerische Aus­einandersetzung mit der von STALl geführten Sowjetunion ließ sich deshalb für Deutschland nicht vermeiden. Die Frage war ledig­lich, welcher dafür der günstigste Zeitpunkt war.

Wie Deutschland hatte auch Japan einen Nichtangriffspakt mit der Sowjetunion geschlossen. STALINS Botschafter in Tokio hatte den Auftrag, nach Kräften dahin zu wirken, daß es zwischen den beiden kapitalistischen Mächten Japan und den Vereinigten Staa­ten zum Krieg käme. Nachdem dieser im Sommer 1 945 kurz vor seinem Abschluß stand, hat die Sowjetunion dann schnell noch in die Kriegshandlungen eingegriffen, um sich ohne großen Aufwand seinen Teil der Beute - die nördlichen Kurilen - zu sichern. Auf deren Anspruch hat Japan unter seinen verschiedenen Regierun­gen bisher nicht verzichtet, während die deutschen Verzichtspoli­tiker verschiedener Couleurs und Regierungen - dabei von den Lizenzmedien überwacht - alles nur Erdenkliche unternehmen, um die völkerrechtswidrige Abtrennung und ethnische Säuberung der deutschen Ostgebiete unumkehrbar zu machen . Die von Deutschland betriebene Osterweiterung von NATO und Europäi­scher Union ist der bisher letzte Akt dieser deutschen Tragödie.

Rudolf AUGSTEIN bemüht sich im Spiegel vorn 5 . Februar 1 996, SUWOROW sowie die deutschen Autoren Walter POST und Joachim HOFFMANN, die neuerdings gleichfalls dieser Frage nachgegangen und zu ähnlichen Schlußfolgerungen wie SUWOROW und die ande­ren vorgenannten russischen Autoren gekommen sind, mit seinen Thesen zum Rußlandkrieg (leider ohne Quellenangaben) zu wi­derlegen.

Der von AUGSTEIN kritisierte Walter POST hat sich in seinem Un­ternehmen Barbarossa mit der Sichtung einer Reihe von seiten Ruß­lands bisher streng geheim gehaltener, in den vergangenen Jah­ren zugänglich gewordener Dokumente befaßt, um die Geschichte der militärischen Planung der sowjetischen Führung in den Jah­ren 1 940 / 4 1 für die Kriegführung gegen Deutschland zu re­konstruieren. Dabei ist der Operationsplan von Armeegeneral ME­REZKOW und Marschall TIMOSCHENKO vorn 1 8. September 1 940 von zentraler Bedeutung. In diesem wird vorgeschlagen, Deutschland durch einen Angriff auf Süd polen und Schlesien von den rumäni­schen Ölquellen abzuschneiden. Dieser Entwurf hat nach Recher-

135 Joochim Görl ich, »Russischer H istor ikerstreit - Neubewertung des deutsch-sowjetischen Krieges«. in Die Pommersehe Zeitung, 20. 7 . 1 9 9 6 .

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chen des Autors die Billigung STALlNS gefunden und wurde da­nach zur Grundlage der weiteren Planungsarbeit des Generalstabs gemacht. POST beweist anhand der gesichteten Dokumente, daß STAUN von dem deutschen Angriff nicht überrascht war, weil er seinerseits Eroberungsabsichten hatte, um die Grenzen der Sowjet­union weiter nach Westen zu verlegen. 136

Der zweite, von AUGSTEIN angegriffene deutsche Autor, Joachim HOFFMANN, hatte als wissenschaftlicher Direktor am Militärge­schichtlichen Forschungsamt der Bundeswehr, Freiburg, in seiner Behörde Arbeiten über Die Sowjetun ion bis zum Vorabend des deut­schen Angriffs und Die Kriegsführung aus der S icht der Sowjetun ion erstellt. Deren Freigabe zur Veröffentlichung konnte er allerdings erst mit einem Verfahren vor dem Landgericht Freiburg erwir­ken, weil die dort niedergeschriebenen Ergebnisse seiner Auswer­tung des im Forschungsamt lagernden umfangreichen Materials nach Auffassung der entsprechend besetzten Leitung dieser Bun­deswehreinrichtung wohl nicht dem vorerwähnten >volkspädago­gisch gewünschten Geschichtsbild< entsprachen. Damit befindet sich dieser Bundeswehrhistoriker nebenbei in guter Gesellschaft mit dem britischen Premier MAJOR, dessen an die Presse verteiltes Manuskript für die in Berlin am 8. Mai 1 995 (dem Tag, an dem die Deutschen dort geflissentlich ihre Niederlage als >Befreiung< fei­erten) gehaltene Rede wohl im Bulletin der Britischen Botschaft Bonn, vom Bundes-Presse- und Informationsamt (BP A) aber nicht mit diesem Wortlaut im Bulletin der Bundesregierung veröffentlicht wer­den durfte (wie nachstehend belegt wird) .

Auf der Grundlage dieser Arbeiten und in den letzten Jahren zugänglich geworden er russischer Quellen kommt HOFFMANN in seiner neuen, im Verlag für Wehrwissenschaften erschienenen Ver­öffentlichung Stalins Vernichtungskrieg 1 941-1 945 zu folgendem Er­gebnis: »Das Argument, die Sowjetunion sei durch den deutschen Uberfall überrascht worden, entbehrt jeder Grundlage. « STAUN habe seinen Krieg nicht geführt, um einen Überfall abzuwehren, er bereitete seinen Krieg vielmehr mit dem Ziel der Vernichtung Deutschlands vor. Im Vorwort zu dieser Veröffentlichung wird auf folgenden rechtsstaatlich bedenklichen Umstand hingewiesen: »Im Gegensatz zu Geist und Buchstaben der grundgesetzlich pro­klamierten Wissenschaftsfreiheit ist es heutzutage leider schon empfehlenswert, manche Passagen historiographischer Texte vor

136 Die Pommersehe Zeitung, 24. 2 . 1 996, »Kampf der Diktatoren« IRezension) .

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ihrer Veröffentlichung auf einen möglichen >Straf tatbestand< hin überprüfen zu lassen - ein fast entwürdigender Zustand.«137 HOFF­MANN befaßt sich auch in einer Leserzuschrift mit dem Angriffs­plan der Roten Armee vom 15 . Mai 1 941 . Dieser sei »nicht etwa gegen, sondern gerade auf Befehl STAUNS hin ausgearbeitet, ihm dann vorgelegt und, wie Marschall W ASSILEWSKI versichert, von ihm auch genehmigt« worden. Auch Generaloberst WOLKOGONOW habe ihm am 26. Juni 1 990 bestätigt, »daß STAUN ihn zur Kenntnis ge­nommen und sogar monogrammiert habe. Die militärisch-politi­schen Maßnahmen zur Verwirklichung dieses Angriffsplanes wurden ungesäumt und mit Energie in Angriff genommen. Das Beweismaterial hierfür ist erdrückend. Und überwältigend war auch die materielle Überlegenheit der Roten Armee« .

Am 12 . Mai 1 993 habe das Moskauer Fernsehen im Militärge­schichtlichen Forschungsamt Freiburg i .Br . eine Diskussion zwi­schen seinem Freund Viktor SUWOROW und ihm über diese Frage aufgenommen.

»Der Regisseur erbat eingangs in ziemlicher Fassungslosigkeit e ine Erklärung zu dem, was e inige prominente deutsche Persönlichkeiten ihm zuvor gesagt hatten, nämlich daß, selbst wenn Viktor SUWOROW recht hätte und HITLER STAUN zuvorgekom­men wäre, dieses niemals gesagt werden dürfe, weil damit ja HIT­LER entlastet werden würde.«

Vielleicht ist dies eine Erklärung für die Penetranz, mit der die Verfechter überholter Anschauungen an den längst widerlegten Thesen festhalten.138 Das ist natürlich nur erforderlich, wenn Hand­lungen gegen Deutschland und deutsche Personen historisch mit belastendem Ergebnis >aufgearbeitet< werden. Wird jedoch das Andenken deutscher Verfolgter, Vertriebener, Gefolterter oder Ermordeter durch Rechtfertigen, Herunterrechnen, Bagatellisieren oder gar Ableugnen verletzt, können sich die Täter sicher sein, daß ihnen weder Strafverfolgungen noch Medienschelte droht, sondern vielmehr zur Verbreitung ihrer Thesen seitens der Öf­fentlich-Rechtlichen Rundfunkanstalten (ÖRA) und anderer zeit­geistnaher Sender und Gazetten nach Kräften beigetragen wird .

Hierbei vermittelt AUGSTEIN - wie bereits den Polenkrieg betref­fend - das »volkspädagogisch gewünschte Geschichtsbild« (Golo

137 Joachim Hoffmann. Sfa/ins Vernichfungskrieg 1941-1945, Verlag für Wehrwissenschaften, München 1 995, S . 1 6 .

138 Joachim Hoffmann, » Angriffsplan a uf Sla l ins Befehl« ILeserzuschriftl. i n FAZ, 1 1 . 5 . 1 9 9 6 .

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MANN), nach dem die friedliebende Sowjetunion vom Dritten Reich unprovoziert überfallen worden ist und STAUN zu den Befreiern der Deutschen gehört. Die Veröffentlichungen der BUSCUJEWA und der oben weiter genannten russischen Historiker sowie der völ­kerrechtliche Sachverhalt bleiben ebenso unberücksichtigt, wie daß die Sowjetunion bereits Annexionskriege gegen Finnland und die baltischen Staaten geführt hatte . Wegen des Angriffskrieges auf Finnland war sie vom Völkerbund, dem Vorgänger der Vereinten Nationen, am 14 . Dezember 1 939 ausgeschlossen worden. 139 Bei seiner Kommentierung des oben genannten, 1 996 in deutscher Übersetzung vom Siedler Verlag herausgegebenen Hitlers willige Vollstrecker - Ganz gewöhnliche Deutsche und der Holocaust des US­amerikanischen Holocaust-Forschers Daniel J onah GOLDHAGEN ent­kräftet AUGSTEIN seine These vom unprovozierten deutschen Über­fall auf die Sowjetunion allerdings selbst, indem er dort zu der Auffassung gelangt, »STAUN hätte HITLERS >Endsieg< , so er denn überhaupt in Reichweite war, nicht tatenlos zugesehen« . 140

Der Tübinger Politologe Theodor EscHENBURG faßte die von Deutschland erwartete Interpretation seiner jüngsten Geschichte in folgendem Satz zusammen:

» Die Erkenntnis von der unbestrittenen und alleinigen Schuld HITLERS ist vielmehr eine Grundlage der Politik der Bundesre­publik«, und er forderte, » alles zu unterlassen, was die Glaub­würdigkeit der deutschen Auffassung über die Ursachen des Zweiten Weltkrieges in Frage stellt« . J 41

Danach bemüht sich nicht nur AUGSTEIN, die Aussagen russischer Zeitzeugen und die Ergebnisse zeitgeschichtlicher Archivstudien selbst russischer Autoren anzugreifen, um die mühsam aufgebau­te Legende von der Alleinschuld Deutschlands nicht nur am Aus­bruch des Ersten und Zweiten Weltkriegs, sondern auch an dem » unprovozierten Überfall auf die friedliche Sowjetunion« zu ret­ten. Nunmehr arbeitet auch der israelische Historiker und Leiter des Cummings-Instituts für russische Geschichte an der Universität Tel Aviv, Gabriel GORODETSKY, in dieser Richtung. Nach seinen in­zwischen widerlegten Recherchen handle es sich bei der Aufzeich-

139 Alfred de Zayas, »Kein An laß zur Schwarzma lerei - Zur Versach l ichung der Diskussion um die Rol le der Weh rmacht justiz«, in Das Oslpreußenblatt. 6 . 1 . 1 9 9 6 .

1 40 Rudolf Augste in , »Tod br ingende >Human isten < - Rudolf Augste in zur Geschichte des Holocaust und zu den neuen Thesen«, in Der Spiegel, 1 2 . 8 . 1 996, 5 . 47.

141 Theodor Eschenburg, Zur politischen Praxis in der Bundesrepublik, 1 964, S . 1 64 f .

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nung der oben genannten Geheimrede STALINS am 19 . August 1 939 um eine Fälschung des französischen Geheimdienstes . 142

Die Briten sind nach der oben genannten Tagebuchaufzeichnung des 7. Februar 1 940 von CHURCHILLS persönlichem Referenten COL­VILLE ähnlich verfahren, um sich damit einen Grund für die beab­sichtigte Besetzung Norwegens zu verschaffen. Auch seitens Frank­reichs dürfte nicht daran gedacht worden sein, die Sowjetunion wirklich Finnlands wegen anzugreifen. Die Welt druckt GORO­DETSKYS Bericht ab, ohne zu seiner recht merkwürdigen historischen Wahrheitsfindung Stellung zu nehmen.

142 Diese Aufzeichnung wurde schon 1 940 in der Schweizer Presse und ferner in der Bio­graphie des Vorsitzenden der brit ischen faschistischen Partei, Oswa ld MOSlEY, On Borro­wed Time (>Zu gel iehener Zeit<), veröffentl icht. Bei der Besetzung von Paris im Ju l i 1 940 soll s ich das Dokument in einem der Arch ive befunden hoben, d ie deutscherseits nach Ber l in gebracht wurden . Dort se ien sie später der Roten Armee in d ie Hände gefa l len, ehe sie - bereits bahnver laden - in Sicherheit gebracht werden konnten . 50 sei >STAUNS Rede< mit anderen Dokumenten in das Moska uer Sonderarchiv ()Osobv-Archiv� gelangt. Bei der Aufzeichnung sol l es sich um ein in französischer Sprache abgefaßtes Papier ohne Unterschrift hande ln . H ITlER habe einen Zweifrontenkrieg um jeden Preis verh indern wol len . Als die Briten Anfang August 1 939 eine Mi l itä rdelegation zu Verha nd lungen über einen gegenseitigen Beista ndspakt nach Moska u entsandten, kam es g leichzeitig zu ei­ner Intensivierung der Verhand lungen zwischen Berl i n und Maska u . Doch entgegen dem Wort laut der >Rede< sei STAUN unvermindert daran interessiert gewesen, den Krieg zu ver­h indern . Motiv für d ie am 23 . Dezember 1939 vorgenommene Fä lschung sei gewesen, daß Frankreich nach dem sowjetischen Überfa l l auf F inn land a m 30. November 1 939 und Ruß lands daraufh in erfo lgtem Aussch luß aus dem Völkerbund eine Rechtfertigung fü r e in mi l itärisches E ingreifen gegen die Sowjetunion gesucht habe. IGabriel Gorodetsky, »Sta l ins Geheimrede sta mmt aus Paris - Französischer Geheimdienst fä lscht Ansprache, um E ingreifen gegen die Sowjetunion zu bewi rken«, in Die Welf, 3 1 . 8. 1 9961

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Geschichtsfälschung und >Neues Völkerrecht<

Nach dem Ergebnis der umfangreichen Arbeiten von SUWOROW, POST, HOFFMANN und anderen plante STAUN nicht nur für den Som­mer 1 941 eine Offensive gegen das Deutsche Reich, sondern ge­hörte überhaupt zu den Provozierern des Zweiten Weltkriegs. Ob diese Erkenntnisse durch die eine französische Fälschung erschüt­tert werden können, wagt der Verfasser zu bezweifeln. Interes­sant ist hierbei jedoch, daß historische Dokumente wie das obige, die Deutschland entlasten, nachher zunächst als Fälschungen be­zeichnet werden. So etwas wird von sich mit der >Aufarbeitung der deutschen Alleinschuld am Kriege< befassenden Historikern jedoch hinsichtlich Deutschland belastenden Dokumenten, Zeu­genaussagen, Lichtbildmaterial usw. kaum ernsthaft geprüft und grundsätzlich nicht für möglich gehalten, obwohl sich genügend, teilweise hier zitierte prominente Zeitzeugen aus den Vereinigten Staaten, Großbritannien und Frankreich dahingehend geäußert haben. Und wie leicht es offenbar möglich ist zu fälschen, geht zum Beispiel aus den >Hitlertagebüchern< hervor, deren Anschaf­fung und Verbreitung sich Der Stern Millionen hat kosten lassen, bis schließlich nachgewiesen werden konnte, daß es sich bei die­sen umfangreichen handschriftlichen Aufzeichnungen des >Füh­rers< um eine Totalfälschung handelt. Das DDR-Ministerium für Staatssicherheit (MfS) hat eine ganze Abteilung für Fehlinforma­tion unterhalten, die gewisse westdeutsche Medien mit >Wahrhei­ten< über nicht - wie zum Beispiel der dort als > IM Tulpe< geführte langjährige deutsche Außenminister Hans-Dietrich GENSCHER -auf DDR-Linie liegende Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben versorgte . Bundespräsident LÜBKE war zum Beispiel ein solches Opfer. Ihm wurde unterstellt, er habe im Dritten Reich als Bauin­genieur KZ-Baracken entworfen. Das wurde mit seiner - wie sich später aus STASI-Archiven ergab - gefälschten Paraphe (Hand­zeichen) tragenden Blaupausen >nachgewiesen< . Vorher waren diese - bis heute ungestraft - wählerwirksam in einem MfS-ver­sorgten westdeutschen Magazin publiziert worden.

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Protektorat Deutschland

Beobachtet man, in welchem Ausmaß Deutschland 1 996 - kein zu seiner eigenen Einkreisung ausgelegtes Fettnäpfchen auslas­send -, mit außenpolitischen Erklärungen und Interventionen wie seinem Eintreten für die NATO-Osterweiterung und die Verur­teilung Rußlands wegen dessen unerfreulichen Vorgehens in Tschetschenien, seinem Bundeswehreinsatz auf dem Balkan, sei­ner Kritik an China in Sachen Tibet, dem Versuch, den Iran durch das ein dortiges Kabinettsmitglied betreffende Auslieferungsge­such bloßzustellen, und schließlich noch Israel wegen seiner Sied­lungspolitik zu rügen, ist das vergleichbar mit der Verurteilung eines deutschen Kanonenboot-Einsatzes in einer französischen Interessenzone seitens eines wohl reichen, aber weltpolitisch un­bedeutenden Maharadschas zur Zeit des kolonialen Indiens. Den kleinen und großen Völkern des Globus entgeht natürlich nicht, daß Deutschland als bereits über 50 Jahre widerstandslos mili­tärisch besetzt, territorial amputiert und tributpflichtig gehalte­nes Protektorat hinsichtlich seiner eigenen Lage sowohl völker­als auch menschenrechtlich-verzichtspolitisch denkt und handelt sowie danach strebt, sich innerhalb der Europäischen Union mit seiner Währung aufzulösen. Wenn es trotzdem so tut, als ob es geopolitisch als Großmacht mitreden müsse, weil es zum Beispiel den Golfkrieg überreichlich finanziert hat, macht es sich schlicht lächerlich. Außerdem sollte nichts darüber hinwegtäuschen, daß es wegen seiner Spendierfreudigkeit gern finanziell >abgeschöpft< und deswegen gelegentlich wie eine reiche Erbtante mit Artigkei­ten bedacht wird. Wirkliche Achtung steht jedoch nicht dahinter. So bemerkt zum Beispiel die Moskauer Komsomolskaja Prawda im August 1 996 zu dem erneuten - wohl aus Washington für Bundes­kanzler Kohl angeordneten - Besuch bei Präsident JELZIN am 7. September 1 996:

»In jedem Fall ist sich KOHL treu geblieben. Ungeachtet der Rat­schläge seiner Umgebung, sich in der heutigen politischen Si­tuation so fern wie möglich von JELZIN zu halten, setzt er sofort nach seinem Urlaub die Reise nach Moskau durch. Es ist interes­sant, daß der Kanzler in der Regel gerade dann nach Moskau kommt, wenn begonnen wird, über die Gesundheit Präsident JELZINS zu spekulieren. Bei seinem kommenden Besuch wird es

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ihm vielleicht gelingen, eine richtige Diagnose zu stellen. Nach­dem der (ihn nach Moskau beordernde) Westen davon erfahren hat, dürfte er bereit sein, seinen Beutel für eine neue Anleihe zu öffnen. « 1 43

Abbi l d u ng 6 . K laus Böhle karik iert d iesen Kanzlerbesuch entsprechend

i n der Welt (5 . 9 . 1 996) .

Grotesk wurde das Eintreten des Bundeskanzlers für die Men­schenrechte in Ost-Timor, als er im August 1 996 dem seit 30 Jah­ren sein mit fast 200 Millionen Einwohnern viertgrößtes Volk der Erde absolutistisch (»gelenkte Demokratie« ) regierenden Staats­präsidenten SUHART0144 humanitäre Ermahnungen erteilen zu müs-

143 Komsomolskaia PrawdQ nach Die Welt, 3 1 . 8 . 1 9 9 6 . 1 44 Als Genera l SUHARTO n a c h einem gescheiterten kommunistischen Putschversuch 1 965 in

Indonesien d ie Macht a n s i ch r iß , a lso d ie seit der Unabhäng igkeit ( 1949 1 existierende schwache par lamentarische Demokratie beseitigte, l i tt das Land unter einer Reihe von ko lonia len Hypotheken, zusammen mit raschem Bevölkerungswachstum, eth n isch-so­zia len, intra is lam ischen und anderen rel ig iösen Gegensätzen sowie Armut. Analphabe­tismus und wirtschaftl icher Stagnation . Seine >Neue Ordnung < ist gekennzeichnet d u rch Ausba u der Infrastruktu r, E indämmung der I nflation, Rücknahme der National is ierungen, Förderung aus länd ischer Di rektinvestit ionen und die Libera l is ierung des Außenhandels und des Devisenverkehrs . Die Unabhängigkeit der ehemal igen portug iesischen Besit­zung Ost-TImor wurde im November 1 981 vom UN-Entkolon is ierungsausschuß gefordert, doch die bewaffneten Auseina ndersetzungen zwischen indonesischen Tru ppen und der FRETIL IN dauerten an. ( Lexikon Dritte Welt, Rowohlt. Reinbeck 1 9831

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sen glaubte . 145 Vor seiner Abreise nach Indonesien hat er in Deutschland verkündet, die »Schlußstrich-Erklärung« zu den Vertreibungs verbrechen der Tschechen an seinen sudetendeut­schen Landsleuten bis zum Jahresende 1 996 durchsetzen zu wol­len. 1 46 Und das, obwohl Tschechien nicht daran denkt, Bedauern über das im Sudetengebiet, Böhmen und Mähren begangene völ­kerrechtliche Verbrechen der Vertreibung zum Ausdruck zu brin­gen. Auch ist man dort nicht bereit, mit den auf grausamste Weise aus ihrer angestammten Heimat vertriebenen Opfern oder ihren Nachkommen über Wiedergutmachungsansprüche und Rückkehr­rechte zu reden. Das gilt insbesondere für den Sprecher deren Landsmannschaft, Franz NEUBAUER. Die nach dem verlorenen Er­sten Weltkrieg bei der Gründung der Tschechoslowakei mit ih­rem Siedlungsraum (s. Abbildung 7) in diesen Kunststaat hinein­gepreßten und nach dem Zweiten Weltkrieg vertriebenen Deut­schen bildeten in diesem Staat schließlich keine Minderheit, son­dern die zweitgrößte Volksgruppe. Das zu 85 Prozent islamisch

Abbi l d u ng 7 . Die He i mat der Sudetendeutschen in Böhmen , Mähren und Sudetensch lesien . Quel le : Deutscher Ostdienst (000) , 1 7 . 1 . 1 997

145 Gerhard Reuter, »Es geht auch um die fv'oenschenrechte - Indonesien begrüßt Bundes­ka nzler Helmut Koh l mit riesigen Konterfeis - Fischen und Gespräche a uf B i ra Keci l «, in General-Anzeiger, Bonn, 28. 10. 1 9 9 6 .

1 46 Gernot Facius, »Koh l : Erklä rung m i t Prag noch 1 9 9 6 - Bundeskanzler sieht g ute Fortschrit­te - Opposition mahnt zur E i le - Vorstoß für symbol ische Geste«, i n Die Weil, 1 2 . 9. 1 9 9 6 .

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geprägte Indonesien hat das katholische Ost-Timor nach dessen Unabhängigkeit von Portugal genauso völkerrechtswidrig annek­tiert, wie das Sudetengebiet 19 19 zu einem Protektorat der Tsche­choslowakei gemacht wurde.147 N ach seiner friedlichen Befreiung (Münchner Abkommen von 1 938) ist das Sudetenland 1 945 erneut annektiert und dabei im Gegensatz zu Ost-Timor auch gleichzeitig ethnisch gesäubert worden. Und das, obwohl Tschechien nicht wie Indonesien unter Bevölkerungsdruck leidet. Der deutsche Bundes­kanzler, der letzteres - wie bereits mit der »Gemeinsamen Erklä­rung« vom 14 . November 1 989 die ostdeutschen Raubprovinzen Polens betreffend - ohne Beteiligung der betroffenen Heimat­vertriebenen mit einer »Schlußstrich-Erklärung« sanktioniert und Tschechien sogar noch dafür - wie auch Polen - mit Wiedergut­machungsleistungen versorgt, will diese Staaten mit deren Auf­nahme in die NATO und Europäische Union belohnen! Derselbe Bundeskanzler meint hingegen, Indonesien ermahnen zu müssen, die Menschenrechte in Ost-Timor einzuhalten! Um diesen völker­rechtlichen Spagat fertigzubringen, muß der deutsche Bun­deskanzler und politische >Adenauerenkel< entweder als rheini­scher Separatist oder als »Kanzler der Alliierten« (wie Kurt SCHUMA­CHER Konrad ADENAUER bezeichnete) handeln. Seine zwiespältigen Verlautbarungen und seine daraus erkennbare Politik lassen sich anders wohl kaum erklären .

Bundespräsident Roman HERZOG hat für die Regelung mit Tsche­chien allerdings gute Vorarbeit geleistet, als er sich im Mai 1 995

147 In welchem U mfang es sich nach der tschechischen Annexion ohne Vo lksa bstimmung des Sudetengebiets u m e ine Vergewa ltigung der d ortigen deutschen Bevöl kerung und n i ch t etwa die Tei l habe a n e inem demokratischen Staatswesen gehandelt hat, geht u n ­ter anderem d a raus hervor, daß » z u m Staatsd ienst . . . n u r zugelassen Iwu rde!. wer d i e tschechische Sprache i n Wort und Schrift beherrschte. D a s kon nten d ie wenigsten Deut­schen. So war es le icht, IZ .B . I bei den Postd ienstste I len im deutschen Sprachra u m d ie Deutschen zu entlassen und dafür Tschechen einzusetze n . Tschechen waren a lso m ate­r ie l l e indeutig besser geste l lt als Deutsche. IGleichzeitig entstand so a ufg rund der da­ma l igen Aufgabenstruktur der Post e in vorzüg l icher protschechischer Nachrichtend ienst. 1 Das war l ange, bevor HENlEINS Igeboren 1 898) pol it ische Aktivitäten Bedeutung erhielten . Und das i s t n u r e in k leiner Te i l a l l dessen, was zur Eska lat ion beitrug u n d sch l ieß l ich in d ie Katastrophe füh rte«. »Für d ie Siegermächte des I . Weltkrieges, und besonders fü r US­Präs ident WIL50N, waren d ie Darleg ungen von MASARYK und BENEsCH p laus ibel , wonach d ie vorhandene Wirtschaftsstruktur Böhmens in einer demokratischen Repu b l i k nach dem Vorbi ld der Schweiz d ie beste lösung sei . Tschechen, Deutsche lais zweitgrößte Vol ks­g ruppe in der Tschechoslowakeil und Slowaken hätten d ie g le ichen Rechte . Nachdem der Staat a ber existierte, wurde anders verfa h ren . « (Herbert Papert, Niederdo l lendorf, »Es wurde anders verfa h ren«, leserzuschrift, in Genera/-Anzeiger. Bonn, 6. 1 1 . 1 996 )

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für eine Entschädigung tschechischer Opfer des Nationalsozia­lismus zu Lasten des deutschen Steuerzahlers aussprach. Daß Tschechien durch die Vertreibung von drei Millionen Sudetendeut­schen Milliardenwerte ohne jede Vergütung übernommen hat und daraus die Opfer des Nationalsozialismus mehr als angemessen selbst entschädigen könnte, läßt er dabei unberücksichtigt. Von den vielen empörten Leserzuschriften, die zur »Schlußstrich-Er­klärung« nicht lediglich in Heimatvertriebenenzeitschriften, son­dern auch besonders in der F AZ und der Welt abgedruckt wur­den, schließt sich der Verfasser uneingeschränkt der Aussage nachstehend zitierter Reaktion an:

»Bis zu dem Beitrag von Professor BLUMENWITZ habe ich vergeb­lich nach dem Text der so leidenschaftlich diskutierten deutsch­tschechischen Erklärung Ausschau gehalten. Und auch hier sind nur einige wenige Textstellen herausgegriffen. Doch allein die Textstellen mit der Feststellung, daß Prag die Menschenrechte, die Grundfreiheiten und Normen des Völkerrechts achtet, do­kumentiert die ungeheure Verlogenheit dieser ganzen Veran­staltung. Uns Deutschen wird unentwegt vorgehalten und mit immer wieder aufs neue geforderten Kriegsverbrecherprozessen vorexerziert, daß Verbrechen gegen die Menschlichkeit niemals verjähren können. Und da wird einem Staat, der mit den aus­drücklich fortbestehenden berüchtigten Benesch-Dekreten Ver­brechen gegen die Menschlichkeit ausdrücklich sanktioniert, von unserer famosen Regierung bescheinigt, daß er die Normen des Völkerrechts achtet. Eine solche Art von Rechtsauffassung über­schreitet mein Vorstellungsvermögen. «148

Kaum hatte der Bundeskanzler im Januar 1 997 die »Schlußstrich­Erklärung« in Prag unterzeichnet, wollten der tschechische Au­ßenminister, Josef ZIELENIEC, und der Auswärtige Ausschuß des Prager Abgeordnetenhauses die deutsch-tschechische Erklärung mit gleichlautenden Entschließungen beider Parlamente ergänzen. Und das, noch bevor eine breite Mehrheit der Abgeordneten des Deutschen Bundestages, sich über die Rechte der sudetendeutschen Minderheit hinwegsetzend, am 30 . Januar 1 997 die Verzichts­erklärung billigen konnte . Normalerweise werden ausgehandelte völkerrechtliche Verträge von den Außenministern paraphiert und

'48 Hans Reind l. »Normen achten« {Ste l lungnahme zum Aufsatz des Würzburger Staatsrecht­Iers B lumenwitz » Die Erklärung wird den Opfern nicht gerecht« in Die Welf vom 1 9 . De­zember 1 9 961. in Die Welf, 8 . 1 . 1 997.

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dann den Parlamenten zur Zustimmung vorgelegt, bevor sie von den jeweiligen Staatsoberhäuptern unterzeichnet werden. Bei der deutsch-tschechischen Erklärung ist von dieser Vorgehensweise abgewichen worden. Motiv dafür ist wohl gewesen, bereits vor der parlamentarischen Beratung und erwarteten Zustimmung vollendete Tatsachen für die Sanktionierung der Vertreibung und territorialen Annexion trotz deren Unvereinbarkeit mit der grund­gesetzlichen Bindung an das kodifizierte Völkerrecht zu schaffen. Das Unglück der Heimatvertriebenen in Deutschland ist, daß es sich bei ihnen um eine deutsche, damit offensichtlich in Deutsch­land schutzlose, und keine ausländische - gar moslimische und / oder farbige - Minderheit handelt, über deren Rechte sich nicht nur die Bundesregierung im Schulterschluß mit Politikern der SPD­und bündnisgrünen Opposition, sondern am 30. Januar 1 997 auch eine satte Bundestagsmehrheit zeitgeistkonform hinwegsetzen konnte, ohne dafür als pro-tschechisch >ausländerfeindlich< , >ras­sistisch< oder >rechtsradikal< gescholten zu werden. Widerstand der Betroffenen und ihrer wenigen rechtsstaatlich gesonnenen Freunde im Deutschen Bundestag ist vielmehr zeitgeistkonform als > revanchistisch< zu verurteilen.

KOHL hatte kurz nach der Unterzeichnung auf die Frage eines deutschen Journalisten die Vermögensansprüche der vertriebenen Sudetendeutschen als weiterhin offen bezeichnet, um diese nicht entschädigen zu müssen . Darauf forderte der tschechische Aus­wärtige Ausschuß, der Deutsche Bundestag und das tschechische Abgeordnetenhaus sollten gleichlautende einleitende Beschlüsse zu den von den Regierungen ausgehandelten Erklärungen verab­schieden, in denen beide Seiten ihre jeweiligen Rechtsordnungen respektieren und Deutschland damit nun auch noch formell er­klären soll, die Eigentumsansprüche der nach dem Zweiten Welt­krieg aus der Tschechoslowakei vertriebenen Sudetendeutschen nicht zu unterstützen. Dem bereits in der recht fragwürdig auch »Aussöhnungs erklärung« genannten Vereinbarung enthaltenen einseitigen territorialen Verzicht der deutschen Bundesregierung soll nunmehr noch eine weitere einseitige Verzichtserklärung des Deutschen Bundestages über die individuellen Eigentumsrechte der vertriebenen Sudetendeutschen und wohl auch deren Recht auf Heimat betreffend folgen! Der christdemokratische tschechi­sche Auschußvorsitzende, Vilem HOLAN, und der sozialdemo­kratische Parlamentspräsident, Milosch ZEMA , wurden aufgefor­dert, bereits in der der Unterzeichnung folgenden Woche in Bonn

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Gespräche über die von Prag geforderten einleitenden Beschlüsse (Präambel zur »Schlußstrich-Erklärung«) zu führen.149

Die nach tschechischen Interessen ausgehandelte »Aussöhnungs­erklärung« war bereits keine solche, weil es sich bei ihr um eine deutscherseits von unbetroffenen Dritten über die Köpfe der Hei­matvertriebenen hinweg ausformulierte Verzichts erklärung han­delt, die ohne freie Volksabstimmung der Betroffenen nicht völker­rechtlich wirksam werden kann. Es handelt sich auch nur um eine »Schlußstrich-Erklärung« non re sed nomine (nicht der Sache, son­dern nur dem Namen nach), weil daraufhin der Streit um das in­dividuelle Raubgut der in Todesmärschen aus ihrer Heimat ver­triebenen Sudetendeutschen weitergeht.

Auch hier ist völkerrechtlich keine verzichtspolitische Beilegung seitens des nunmehr Deutschen Bundestages ohne Einverständnis zum Beispiel im Rahmen einer Volksabstimmung der Sudeten­deutschen möglich, auch wenn das von völkerrechtlichen Dilettan­ten wiederum versucht wird . Außerdem kann mit der Beugung des kodifizierten Völkerrechts der Streit weder um das Sudetenland als Territorium noch um die individuellen Rechte der dort angestamm­ten Bevölkerung auf Dauer beigelegt werden. Die bisher offengeblie­bene Sudetendeutsche Frage bleibt so lange offen, wie sie nicht völ­kerrechtlich korrekt geregelt wurde. Und das haben Bundesregierung und Bundestag bisher nicht vollbracht. >Political correct< läßt sie sich nicht auf Dauer regeln. Mit der vom Verfasser als von der Bun­desregierung sanktioniertes »Neues Völkerrecht« bezeichneten Ver­gewaltigung der Rechte der Heimatvertriebenen wird keine Basis für dauernden Frieden gelegt, wie das zum Beispiel völkerrechtlich sauber nach dem Ersten Weltkrieg mit der Grenzregelung in Schles­wig, aber nicht mit der Abtretung deutscher und mehrheitlich deutsch besiedelter Territorien an Polen und die Tschechoslowakei ohne Mehrheitsentscheidung der betroffenen Bevölkerung geschehen ist. Es wird nur ein Scheinfrieden ähnlich dem die zeitweilige Schwäche der jungen UdSSR durch Polen ausnutzenden Frieden von Riga (1921 ) geschlossen, der dann auch keiner war.

Die »Schlußstrich-Erklärung« trägt bereits seit ihrer Unterzeich­nung weniger zum Frieden und zur Versöhnung bei, als daß sie die bestehende völkerrechtliche deutsch-tschechische Verunsiche­rung vergrößert. Außerdem stellt sich die Frage, ob die Bundes-

,., Die Welt. 2 5 . 1. 1 997, "Prager Pol itiker fordern Zusatzerklärung - Eigentumsansprüche von Sudetendeutschen sol l mit Präambel Absage ertei lt werden«.

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republik Deutschland und nicht die Bundesrepublik Österreich in bezug auf das Sudetengebiet und die Interessen der von dort ver­triebenen Sudetendeutschen Rechtsnachfolger des Großdeutschen Reiches ist. Ungeachtet dessen ist mit der außenpolitisch stüm­perhaft ausgehandelten »Schlußstrich-Erklärung« die offene sude­tendeutsche Frage nicht geschlossen, sondern für zukünftige Deutschland- oder Österreichpolitiker nur noch schwieriger völ­kerrechtlich lösbar geworden. Deutschlands derzeitige Verzichts­politiker hätten besser auf sie als auf das Recht auf Heimat der Sudetendeutschen verzichten können, wenn sie ehrlich an einer zumindest zukünftigen Aussöhnung von Tschechen und Deut­schen interessiert sind. Das gilt auch für Polen, wo mit zeitgeist­konformen Kniefällen, Canossagängen und einseitigen Verzichts­abkommen deutscherseits nicht Betroffener weniger für einen dauerhaften Frieden getan wurde, als mit einer Regelung nach dem kodifizierten und nicht »Neuen Völkerrecht« getan worden wäre, auch wenn auf eine günstige Konstellation dafür - wie bei der ge­duldigen Vertretung von Japans Anspruch auf seine von Rußland besetzten Kurileninseln - länger gewartet werden muß. Die Sude­tendeutschen wurden von Bundesregierung und Bundestag wie Mündel von bösen, Eigeninteressen verfolgenden Vormundschaf­ten behandelt . Hier wäre gegebenenfalls ein >Aussitzen< des Bun­deskanzlers angebrachter gewesen, als er das ansonsten zum Nach­teil von Deutschlands Zukunft allzu häufig praktiziert.

Man kann nicht glaubwürdig die ethnische Säuberung Deutsch­lands von den dort beheimateten Juden und die Wegnahme von deren Eigentum verurteilen, wenn man das bei den Sudetendeut­sehen, wie auch Ostpreußen, Hinterpommern und Schlesiern, sank­tioniert. Eine politische Klasse, die die ethnische Säuberung poli­tisch ausgegrenzter Minderheiten ihres Volkes absegnet, hat aus der Vergangenheit keine Lehren gezogen. Wie soll man dieser im Ausland hinsichtlich ihrer moralischen und rechtsstaatlichen Charakterfestigkeit vertrauen, die Verbrechen ihrer politischen Vorgänger-Klasse eines Tages nicht auch zu sanktionieren oder gar zu wiederholen? Die im Bundestag am 30. Januar 1 997 gehal­tenen pathetischen Reden zur Sanktionierung der ethnischen Säuberungsverbrechen an den Sudetendeutschen erinnern den Verfasser als Zeitzeugen in makabrer Weise an Rundfunkübertra­gungen und Wochenschauen vergleichbarer Auftritte im Reichs­tag der Jahre 1 933 bis 1 945 zur ethnischen Säuberung rassistisch ausgegrenzter Minderheiten .

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Die Glückwünsche in dieser Bundestagssitzung an den derzeitigen Kanzler seitens der Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages Antje VOLLMER wegen seiner Initiative zur nachträglichen Sanktio­nierung der tschechischen Vertreibungsverbrechen hätten auch in einer Sitzung des seinerzeitigen Reichstags vom Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, Joseph GOEBBELS, an den seinerzeitigen Kanzler und >Führer< in Sachen dessen Initiative für die dann auch entsprechend verwirklichte Judenverfolgung ab­gegeben worden sein können. Antje VOLLMERS Partei, die Bündnis 90/ Die Grünen, achtet die Menschenrechte so wenig, daß sie in ihren Satzungen die Freigabe von Sex mit Minderjährigen fordert, deren Folgen fast täglich der Medienberichterstattung - allerdings nie mit Fingerzeig auf die dafür politisch Mitverantwortlichen -zu entnehmen sind. Kein Wunder, daß dort auch die Menschen­rechte der Sudetendeutschen mit Füßen getreten werden. Pein­lich ist nur, daß sich ein deutscher Bundeskanzler bezüglich der Einhaltung der Menschenrechte in diesen Dunstkreis begeben hat und nun auch noch dafür von dort öffentlich beglückwünschen lassen mußte.

Außerdem ist nach Artikel 3 des Grundgesetzes (Gleichbehand­lungsgrundsatz) nunmehr die Rückführung der Deutschland überfremdenden Ausländer - dazu noch in ihre angestammten Heimatländer - gemäß der von der Bundesregierung und am 30 . Januar 1997 von einer fraktionsübergreifenden Bundestagsmehr­heit sanktionierten Vertreibung der Sudetendeutschen - dazu noch aus ihrer angestammten Heimat - unzweifelhaft als Präzedenzre­gelung im voraus sanktioniert worden ! Die Befürworter der »Schlußstrich-Erklärung« sollten sich deshalb der Auswirkungen bewußt sein, welche diese Erklärung haben kann und möglicher­weise wegen zunehmender ausländischer Bandenkriminalität in Deutschland und fortschreitendem Asylmißbrauch bei gleichzei­tig unter anderem dadurch bedingtem Zusammenbruch des Sozi­alstaats eines Tages wohl auch haben wird .

Schon Cornelius T ACITUS stellt in seiner 98 n. Chr. veröffentlich­ten Monographie De origine, situ, moribus ac populis Germaniae (> Über den Ursprung, die Lage, die Gebräuche sowie das Volk Germani­ens < ), der ältesten schriftlichen Quelle über die Germanen fest, daß diese, wenn militärisch unterlegen, besonders unterwürfig seien. Inwieweit T ACITUS zu seiner Zeit diesbezüglich recht gehabt hat, vermag der Verfasser nicht zu beurteilen. Auf viele deutsche, nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg von den Besatzungsmächten

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ausgesuchte sowie heute noch von deren im Lande zugelassenen Medien gemachte und kontrollierte Politiker trifft diese Charak­terisierung jedenfalls zu. Wie der Bundeskanzler, sein Außenmi­nister und die von ihnen eingesetzten Amtsträger ihre doppelte Moral mit ihren Amtseiden verbinden, werden sie einmal dem­jenigen gegenüber zu vertreten haben, auf den sie sich bei der Ableistung dieser Amtseide berufen haben. In Sachen Ost-Timor könnten ihre vermuteten Auftraggeber bewirkt haben wollen, daß das einst außenwirtschaftlich enger als heute mit Deutschland ver­bundene Indonesien nicht durch den 1 996 absolvierten Kanzler­besuch mit Gefolge aus Wirtschaft und Politik veranlaßt wird, zu seiner einstigen Vorliebe für >Made in Germany< unter anderem beim Automobilimport zurückzukehren. 1 50 Da Ost-Timor über keine Erdölvorkommen verfügt, haben sich weder die Vereinten Natio­nen als US-Instrument noch die Vereinigten Staaten selbst - wie später bei dem feudalistisch regierten Ölscheichtum Kuwait - ver­anlaßt gesehen, dessen Annexion durch Indonesien mit mehr als einer wirkungslosen Forderung des UN-Entkolonisierungs­ausschusses zu begegnen.

Ob wohl ein deutscher Bischof, der sich genau so mutig wie Bi­schof Carlos BELO für die Menschenrechte (unter anderem das Recht auf Heimat) seiner aus dem deutschen Osten vertriebenen Schäf­chen einsetzen würde, auch für den Friedensnobelpreis vorgese­hen werden würde wie der Bischof Ost-Timors?151 Oder wäre der ein Revanchist? Indonesien peinigt die Einwohner seines Annexi­onsgebietes, hat auch bereits eine Anzahl von politischen Morden auf dem Gewissen, vertreibt die ortsansässige Bevölkerung aber nicht . Zu Tötungsdelikten ist es im völkerrechtlichen Modellfall des Deutschen Ostens in wesentlich größerem Umfang als in Ost­Timor gekommen. Allein bei der ethnischen Säuberung des Sude­tengebiets, die derzeit mit einer »Schlußstrich-Erklärung« von der Bundesregierung für rechtens erklärt wird, wurde mit 250 000 Todesopfern über das Zehnfache an Morden begangen, als in Ost­Timor annexionsbedingt beklagt wird . Wenn die Bundesrepublik Deutschland sich schon versöhnungspolitisch engagieren will, wäre es für ihre Regierung angebrachter, erst einmal um eine >Schlußstrich-Erklärung< für Ost-Timor bemüht zu sein, ehe sie

150 Dieter Sch ütz, » Bonn mahnt Marktöffnung an - In Indonesien erste Absichtserklärungen über Mi l l ionen-Aufträge unterzeichnet«, in Oie Welf, 28 . 10 . 1 9 9 6 .

151 Oie Welf, 1 2 . 1 0 . 1 996, »Ost-TImor ins Bl ickfeld gerückt - Mutige Ankläger der Gewa lt: Bischof Belo und Ramos-Horta - Indonesien schockiert«.

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mit der Sanktionierung der viel umfangreicheren polnischen und nunmehr auch tschechischen Annexions- und Vertreibungsverbre­chen nicht nur durch geflissentliches >Wegsehen< , sondern auch sogar mit das deutsche Volk einseitig belastenden Versöhnungs­verträgen nationale Interessen ohne Gegenleistung opfert und ihre eigenen Heimatvertriebenen und deren Vertreibungsopfer unter Aberkennung des ihnen zustehenden kodifizierten Völkerrechts verhöhnt.

Nach dem von der deutschen politischen Klasse hiermit bestä­tigten »Neuen Völkerrecht« liegt das, was Indonesien mit Ost-Ti­mor angestellt hat, völlig im Bereich der unter anderem von der Bundesregierung als Signatarstaat des 2 + 4-Vertrages sogar mit­gestalteten neuvölkerrechtlichen Normen. Und wenn letzteres be­stritten werden sollte, dann tragen die zeitgeistergebenen deut­schen Medien sowie die von ihnen abhängigen deutschen Politiker durch ihre Anerkennungs- und Verzichtspolitik für den Deutschen Osten und die ethnische Säuberung von seiner angestammten deut­schen Bevölkerung zumindest ein gerütteltes Maß an Mitverant­wortung. Wer ein Viertel seines eigenen Landes verzichtspolitisch dem >Neuen Völkerrecht< unterwirft, macht sich unglaubwürdig, wenn nicht sogar lächerlich, wenn er dann darauf besteht, daß das kodifizierte Völkerrecht auf der anderen Seite des Globus geach­tet wird . Erschwerend wirkt hierbei, daß dieses Land - Deutsch­land - bereits nach dem Ersten Weltkrieg hinsichtlich des ange­stammten Lebensraumes seines Volkes beschnitten wurde. Und sollten mohammedanische Indonesier in Ost-Timor als Siedler ein­dringen und in dem christlich geprägten Annexionsgebiet nach Kräften Moscheen errichten, wäre es nach deutschem politischen Verständnis >ausländerfeindlich<, das zu kritisieren. Die Polen ha­ben sich das sogar noch einfacher gemacht, indem sie die protestan­tischen und katholischen deutschen Christen aus ihren Kirchen vertrieben (so auch aus denjenigen, die ein Großvater und der Vater des Verfassers stifteten) und diese - soweit erforderlich - nicht nur römisch-katholisch umgewidmet, sondern auf jeden Fall po­Ionisiert haben. Auch wurden im Namen wohl eines polnischen JESU CHRISTI deutsche Friedhöfe verwüstet (in der Heimatgemeinde des Verfassers von Schulkindern unter Anleitung des polnischen Dorfgeistlichen) und verwertbare Grabsteine sowohl zu Straßen­schotter verarbeitet als auch einfach umgewidmet. Vergleichbares ist in Ost-Timor zumindest noch nicht geschehen, aber die indo­nesische Annexion trotzdem offizieller deutscher Kritik ausgesetzt,

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während gleichzeitig schwerwiegendere polnische Verbrechen an Deutschen von denselben Politikern dem polnischen Klerus und dem polnischen Papst gegenüber unter den Teppich der christli­chen Nächstenliebe gekehrt werden und der Bundeskanzler nun­mehr in einem Beitrag für die konservative polnische Zeitung Zy­eie erneut die Unterstützung Deutschlands für die Bemühungen Polens um eine EU- und NATO-Mitgliedschaft zusichert. 1 52

Ob dem Bundeskanzler die ökonomischen Auswirkungen auf Deutschland und da zum Beispiel das ohnehin besonders unter Arbeitslosigkeit leidende Vorpommern - sozusagen die Nahtstel­le zum EU-Beitrittskandidaten Polen - bewußt gewesen sind, als er bei seinem Warschau-Besuch im Juli 1 995 erklärte, daß die Repu­blik Polen »noch in diesem Jahrzehnt« (also bis zum Jahre 2000) in der Europäischen Union sein werde, darf bezweifelt werden. Zu­dem will der Bundeskanzler ja etwa gleichzeitig ( 1999) die euro­päische Währungsunion verwirklichen, was nicht nur für Deutsch­land ohnehin mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden sein wird. Hinzu kommt dann noch die bisher ungelöste Vertriebenen­problematik (Recht auf Heimat und Recht auf Eigentum) . 1S3 Bisher sind diese Fragen noch offen. Bevor sie nicht völkerrechtlich kor­rekt geregelt worden sind, ist eine EU-Osterweiterung nach Polen (und Tschechien) nicht möglich, so gern der Bundeskanzler auch den ganzen Komplex der polnischen (und tschechischen) Anne­xion und ethnischen Säuberung fast des ganzen Deutschen Os­tens den ihm offensichtlich näher als seine ostdeutschen Lands­leute stehenden Polen (und Tschechen) zuliebe sanktionieren möchte. Motiv dafür mag unter anderem die damit in Polen ver­bundene Gegenreformation sein. Hierzu ha t sich der 1 945 aus dem Exil nach Polen zurückgekehrte Primas der polnischen Kirche, August Kardinal HLOND, in seinem Schreiben vom 24 . Oktober 1 946 an Papst PlUS XII. recht aufschlußreich geäußert:

»Mit dem Weggang ( ! ) der Deutschen stirbt dort die Häresie [ket­zerische Irrlehre] , mit der Ankunft der Polen lebt der römische Glaube wieder auf. Die Verluste, die die Kirche östlich der Cur­zon-Linie erlitten hat, gleichen sich jetzt an der Oder aus, die jetzt die Ostgrenze des germanischen Lutheranerturns darstellt. In knapp zwei Jahren wurde die protestantische Religion aus

152 d pa-fv'Ieldung, »Koh l bekräftigt Unterstützung fü r Polen«, in Die Welf, 2 . 1 . 1 997. 153 Michael Hammermeister, » Ist Vorpommern auf Polens EU-Beitritt vorbereitet?«, i n Die

Pommersehe Zeitung, 25 . 1 . 1 9 97.

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den Gebieten östlich der Oder verdrängt. In den sterilen prote­stantischen Ländern an der Ostgrenze beginnen die ersten Blü­ten katholischen Lebens. Der germanische Protestantismus er­hält einen mächtigen Stoß . «

Papst JOHANNES PAUL 11. beabsichtigt, diesen polnischen Landsmann seligzusprechen. Daß der polnische Primas sich zu Lebzeiten auch mit antisemitischen Äußerungen hervorgetan hat, stört die Welt­öffentlichkeit hierbei offensichtlich genauso wenig wie die damit verbundene provokative Verhöhnung der Vertriebenen. In einem Hirtenbrief aus dem Jahre 1 936 hat Kardinal HLOND Bolschewis­mus, Revolution, Freidenkerturn und fatale Moral als Schuld der Juden deklariert. Und am 24. Oktober 1 946 schrieb er: »Die Behör­den in Breslau (sind) am rötesten und am stärksten verjudet in ganz Polen . . . Die ersten dort (in Schlesien) von den Russen ein­gerichteten polnischen Behörden bestanden zumeist aus Kommu­nisten, ungebildeten Menschen, rachsüchtigen Juden . . . «154

Gegenreformatorische Bemühungen von Bundeskanzler KOHL lassen sich auch aus der Entsendung von nur katholischen CDU­Spitzenpolitikern in das immer noch eher protestantisch als katho­lisch geprägte Mitteldeutschland erkennen. Das mag sich aus der nach der deutschen Teilvereinigung im römisch-katholischen Monatsblatt 30Giorni geäußerten Sorge erklären: »Die Einheit be­endet die katholische Republik.« 1 55

Inhaltlich hat diese »katholische Republik« allerdings bereits mit hochgestellten politischen Führungskräften und sogar Verfas­sungsorganen wie die unter einem CDU-Kanzler nicht über einen Wahlkreis, sondern über ihre Mitgliedschaft im Zentralkomitee Deutscher Katholiken abgesicherte Abtreibungspolitikerin Rita SÜSSMUTH ihren christlich geprägten Charakter verloren. Dieses fortschrittliche Mitglied der CDU-Fraktion wurde im Amt gehalten trotz wiederholter Dienstwagen- und Dienstreiseaffären mit pro­minenter Unterstützung - selbst des Bundeskanzlers156 - oder Dul­dung auch von Abgeordneten linker Oppositionsparteien sowie schließlich des Ältestenrats des Bundestages. Das charakterisiert Deutschlands politische Klasse nicht zu ihrem Vorteil .

15. Herber! Hupka IBundesvorsitzender der La ndsma nnschaft Schlesien), in Deutscher Ost­dienst IDOD}, 10 . 1 . 1 997.

155 JOGiorn;' »Die E inheit beendet d ie kathol ische Republ ik«, nach Die Welf, 4. 8 . 1 990. 1 5. Die Welf, 13 . 1 . 1 9 97, »Dienstflug-Affäre: Koh l ste l lt s ich h inter Süssmuth«.

1 07

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Fall Süßmuth

Ein Leser der Welt bemerkt zur wachsenden Unterstützung für die Bundestagspräsidentin: »Die Affäre Süssmuth entwickelt sich zum Pendant zu (dem immer noch als Ministerpräsident Bran­denburgs im Amt gehaltenen einstigen evangelischen DDR-Kir­chenmann und -Verdienstmedaillenträger IM >Sekretär< ) STOLPE . « 157 Ein anderer stellt die Frage: »Wer zählt die Wähler, nennt die Na­men, die wegen ihr zur Wahl nicht kamen?«158 Bei der CDU hofft man hingegen wohl, mit SÜSSMUTH ein paar linke feministische Wählerstimmen halten zu können. Einer vom Vorsitzenden des Steuerzahlerbundes geforderten Überprüfung der Süssmuth-Flü­ge durch den unabhängigen Bundesrechnungshof (BRH) sah »man in den Reihen der Unionsfraktion und der SPD-Fraktion . . . mit sehr gemischten Gefühlen entgegen. Es . . . (wurde) davon ausge­gangen, daß der BRH zu einem ganz anderen Ergebnis als der sehr wohlwollende Süssmuth-Vize Hans-Ulrich KlüSE (SPD) kommt. Dies (hätte) . . . zu einer Neuauflage der Affäre führen« können.

Für die Wahrnehmung außenpolitischer Belange ist in dieser Re­publik nicht die Legislative, sondern die Exekutive, in diesem Fall das Auswärtige Amt und dessen Ressortchef, zuständig. Reprä­sentiert wird die Bundesrepublik Deutschland im Ausland nach der Verfassung vom Bundespräsidenten und auch nicht vertre­tungsweise vorn Präsidenten oder von der Präsidentin des Deut­schen Bundestages . Die Dienstpflichten der Bundestagspräsidentin sind eindeutig grundgesetzlich geregelt (Art. 40 GG) . Danach hät­te der BRH diese >Dienstgeschäfte< wohl als jedem anderen Bür­ger innerhalb und außerhalb des Parlaments zustehende Privat­angelegenheit einstufen müssen. Und das auch in Anbetracht der herausgehobenen öffentlichen Stellung der Bundestagspräsidentin. Es wäre die protokollarische Frage zu klären, wie oft der Präsi­dent des Schweizer Bundesrats dienstlich die Bundesrepublik auf­sucht. Der BRH ist dieser Aufforderung jedoch ausgewichen und wollte sich nur generell mit der Inanspruchnahme dieses Postens (DM 250 Mio . ) im Etat des Bundesverteidigungsministeriums (BMVg) befassen. Ungeachtet dessen hat die Diskussion um die Flüge der Bundestagspräsidentin mit der Flugbereitschaft der

1 57 Henry Jahnke. Leserzusch rift, i n Die Welt, 9 . 1 . 1 997.

15. M Seidel. Leserzusch rift. in Die Welt, 3 . 1 . 1 997.

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Bundeswehr nach dem SPD-Fraktionsgeschäftsführer, Peter STRUCK, für die Politik bereits ohne eine Neuauflage der Affäre ei­nen »schweren Vertrauensverlust insgesamt« mit sich gebracht.159

Dafür ist jedoch auch der Tatbestand verantwortlich, daß das Verhalten der Bundestagspräsidentin im Bundestag interfraktio­nell gedeckt wurde. Das gilt mit für die der >fortschrittlichen< Rita SÜSSMUTH wohl politisch recht nahe stehende SPD-Fraktion. Nach der Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages Antje VOLLMER (Bündnis 90/Die Grünen) werden »in England . . . Politiker über Sexaffären gestürzt, in Deutschland über Kleingeld, bei den Tsche­chen über die Anmaßung falscher Tite1« . 1 60 Hiermit wird das Ver­ständnis für >Staatsknete< ihrer Fraktion, und wie weit deren >Volksvertreter< bereits von der Basis abgehoben haben, für den Steuerzahler aufschlußreich erkennbar, wenn man bedenkt, daß bereits einer dieser über 30 zur Debatte gestandenen >Dienstflü­ge< den unversteuerten Jahresverdienst so mancher den hier invol­vierten Feministinnen im Bundestag besonders am Herzen liegen­der weiblicher Berufstätigen übersteigt. Auch der die Einkommen und Ersparnisse der Steuerbürger als Sparschwein für seine Haus­haltsmisere schlachtende Bundesfinanzminister (CSU) hat ein schnelles Ende der Debatte um die Dienstreisen der Bundestags­präsidentin gefordert. Amt und Person dieser Politikerin dürften nicht weiter beschädigt werden, sagte WAIGEL weiter dazu im Ber­liner Rundfunk Hundert, 6 . 161 Als ihm im Januar 1 997 der >Orden wider den tierischen Ernst< verliehen wurde, spöttelte er über sich selbst, er würde so manchen Bürger zum Besitzer eines kleinen Vermögens machen, . . . der vorher ein großes gehabt habe. Letzte­res soll jedoch nach dem Referentenentwurf seines Hauses für den (nach KOHL) »großen Wurf« der Steuerreform bereits für die >gro­ßen Vermögen< der Facharbeiterfamilien gelten, die sich bisher mit großen Anstrengungen darum bemüht haben, ein Familienheim anzusparen oder dafür aufgenommene Hypotheken abzuzahlen, und zudem nach dem Dafürhalten der Bundesregierung - wie alle Besitzer eines öffentlichen, vorher regierungsseitig viel zu lange als > sicher< bezeichneten Rentenanspruchs - neuerlich mit einer

15. Die Welt, 1 8 . 1. 1 9 97, » Wi rd Rechnungshof Süssmuth-Affäre neu prüfen?« ,.0 Die Welt, 27. 1 2 . 1 996, "Unterstützung für Süssm uth wächst - Bundestags-Vizepräsiden­

t in Vol lmer fordert >Rückkehr zur Vernunft, - SPD-Abgeordneter: Fata le Angriffe«. '" d pa/ADN-Meldung, "Waige l für Ende der Debatte um Süssmuth-F lüge«, in Die Welt,

6 . 1 . 1 997.

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privaten Zusatz-Rentenversicherung für ihre ausreichende Ab­sicherung im Alter sorgen sollen.

Die wiederholten Appelle der Bundestagspräsidentin an die Moral der Bundesbürger würden überzeugender wirken, wenn sie selbst entsprechend leben und handeln würde. So hat sie zum Beispiel ein Jahr vor ihrer letzten Affäre in der Münchner Abend­zeitung die »Aufwertung von Ehrenämtern« mittels eins Bonussy­stems, wie beispielsweise in den USA praktiziert, gefordert, wo gesellschaftliches Engagement bei der Vergabe von Arbeits- und Studienplätzen berücksichtigt wird . 1 62 Würde sie als >Erste Frau im Staate< mit gutem Beispiel vorangehen, täte sie mehr gegen die in Deutschland unter anderem ihretwegen zunehmende Politik(er)­verdrossenheit und damit für die Festigung der deutschen Demo­kratie als mit ihren diversen, jeweils mit Inanspruchnahme der Flugbereitschaft der Bundeswehr Reisekosten zwischen mindes­tens DM 1 8 000 .- und 30 000.- je Betriebsstunde verursachenden Dienstreisen in die Schweiz und die Niederlande,163 wo sich ihre verheiratete Tochter aufhält bzw. ihre Familie ein Ferienhaus be­sitzt; und das, um dort fern ihres deutschen Aufgabenbereichs >dienstlich< unter anderem über Frauenfragen zu dozieren. Schließ­lich ist Rita SÜSSMUTH über ihren Ehemann (dazu noch aus öffentli­chen Kassen) ausreichend versorgt, um ihr Amt (in Deutschland) selbst ehrenamtlich ausüben zu können - eventuell unter Beibe­haltung der vom Deutschen Bundestag auf ihr Betreiben für sie selbst und die übrigen Abgeordneten recht großzügig selbstbewil­ligten steuerfreien Aufwandspauschale -, als das lediglich ihren in der Regel schlechter versorgten Landsleuten zu empfehlen. Nach vielen von denen könnte sie besser ihr Verhalten ausrichten, als zu meinen, daß gerade sie qualifiziert sei, dem Bürger überzeu­gend von ihr in der Öffentlichkeit vertretene hohe moralische Normen vermitteln zu müssen. In Anbetracht der bisher von ihr gezeigten Chuzpe (hebr. >Unverfrorenheit< ) wäre es nicht verwun­derlich, wenn ihr diesbezüglicher Eifer zudem darauf zurück­zuführen ist, daß sie sich für diese >dienstlichen< belehrenden Vor­träge im In- und Ausland von den wohl doch von ihr dazu ermunterten einladenden Einrichtungen ihrerseits nicht an die Kas­se des Bundestages abgeführte Honorare überweisen läßt.

, .2 Abendzeitung, München, nach Die Welf, 29 . 1 . 1 9 9 5 . ,.3 Die Welt, 1 6 . 1 . 1 997, » Ruf nach neuen F lug-Richt l in ien - Klose-Bericht: Keine Amtspfl icht­

verletzung durch Frau 5üssmuth - Diskussion über d ie Kosten« .

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Deutschland und Israel 1996

Deutschland muß gelegentlich die von seinen Kolonialherren vertretenen Interessen als internationales Anliegen vorbringen und dann häufig auch noch mit eigenem Einsatz von Geld, Gerät und Personal durchsetzen helfen. Wenn sich das einmal zu seinen ei­genen Gunsten auswirkt, wird sofort direkt oder von irgend ei­nem Auftragnehmer dagegengesteuert. Im Zusammenhang mit der deutscherseits in diplomatischer Zusammenarbeit mit dem Iran bewirkten und dann von einem Flugzeug der Bundesluftwaffe bewerkstelligten Rückführung eines israelischen Kriegsgefange­nen hat Israels Premierminister Benjamin NETANJAHu freundschaft­liche Verbundenheit mit Deutschland zum Ausdruck gebracht. Das hat die Deutschlands Einkreisung überwachenden Insider natür­lich alarmiert. Deshalb wurde Deutschland von der anderen Seite des Atlantiks veranlaßt, plötzlich Israel gegenüber wegen dessen Siedlungspolitik im Wes�jordanland den Finger zu heben, um da­mit schnellstens wieder 01 auf die Flammen bestehender Ressen­timents zu gießen. Die Wirkung blieb nicht aus.

Als N ET ANJAHU danach im September 1 996 zu einem Staa tsbesuch nach Deutschland kam, ereignete sich der wohl diplomatisch ein­malige Fall, daß sich ein ausländischer Staatsgast mit Rücksicht auf innenpolitische Animositäten zu Hause, in diesem Falle sei­ner orthodoxen Koalitionspartner, nicht traute, vor der Bundes­flagge die bei solchen Anlässen übliche Verbeugung zu machen.l64

Außerdem dürfte mit der gleichen Zielsetzung auch der jüdi­sche Hardliner GORODETSKY mit seiner wissenschaftlichen Fest­stellung an die Deutschlandfront geschickt worden sein (s. S . 43, Q . 120) . Und das ungeachtet dessen, daß das Nachkriegsdeutsch­land alles nur Mögliche unternommen hat, sich mit den Juden und ihrem Staat auszusöhnen. Zeugnis dieser Bemühungen ist die um­fangreiche, sowohl als Wiedergutmachung als auch zum Beispiel im Rahmen der deutschen Entwicklungspolitik diesem mittler­weile >High-Tech<-Land gewährte Aufbaufinanzierung. Bei letz­terer handelt es sich um in der Zeit von 1 950 bis 1 993 erbrachte Leistungen in Höhe von DM 7,3 Milliarden (s. Abbildung 8) . Wenn diese auch projektgebunden bewilligt wurden, so haben sie letzt­lich den Haushalt Israels allgemein entlastet, also damit indirekt

164 Karl-L . Gü nsche, »Der Gruß b l ieb aus - Die verkü rzte Visite Ben jamin Netan jahus«, in Die Welf, 27. 9 . 1 9 9 6 .

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auch die Finanzierung anderer Aufgaben ermöglicht. Dies dürfte auch für die Einrichtung des Cummings-Instituts für russische Ge­schichte an der Universität Tel A viv gelten, sofern dieses nicht aus­schließlich mit Spenden jüdischer Gruppierungen der Vereinigten Staaten errichtet worden sein und unterhalten werden sollte . 165 Auf jeden Fall wäre es für das Cummings-Institut angebrachter, einmal zu erforschen, wie hoch der Anteil jüdischer Sowjetbürger an den rund 50 Millionen zivilen Opfern des leninistisch-stalinistischen Ar­beiter- und Bauernparadieses ist, als bemüht zu sein, die Friedens­liebe STALINS wissenschaftlich nachzuweisen. Dies dürfte auch für überzeugte Kommunisten ein vergebliches Unterfangen sein - un­geachtet dessen, was französischerseits gefälscht worden sein mag.

Schwerpunkte deutscher Entwicklungshilfe Empfänger öffentlicher Leistungen 1 950 bis 1993 (Abflüsse)

in Milliarden Deutsche Mark

Indien 8,4 Indonesien 4,9 China Peru 2,1 Zaire 1 ,5 Israel Pakistan 3,4 Brasilien 2,5 Sudan Sambia 1 ,5 Ägypten 6,4 Jugoslawien Tansania 2,3 Kenia 2,0 Türkei Bangladesch 3,1 Marokko 2,1 Tunesien

2,6 7,3 2,1 3,3 6,2

1 ,7

Abbi ldung 8 (G lobus 2862 , nach Unabhängige Nachrichten, 6/1 996 , S. 8)

In welchem Ausmaß im Nachkriegsdeutschland in Sachen >Unse­re Schuld< >political correct< an der Wahrheit vorbeiberichtet wird, hat zum Beispiel der diesbezüglich unverdächtige Bundeswehr­historiker Michael WOLFFSOHN 1 994 als Gastkolumnist der Welt ­in einer Antwort an Gräfin DÖNHoF, s. Abbildung 9 - dargelegt.

165 Bei einem Besuch im Agrarforschungszentrum Rechowot/lsrael wurde dem Verfasser von einem Wissenschaftler der Witz erzäh lt. in Israel sei es gelungen, eine Kreuzung von Rind und Giraffe zu züchten, d ie in den Verein igten Staaten fressen und in Israel Mi lch geben könne.

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Alles hat seine ZEIT Von M I C HAEL WOLFFSOHN

Marion Gräfin Dönhof, die Herausgeberi n der "Ze it", schätzt mich nicht mehr. S i e schreibt : "Ich selbst habe Wolffsohn sehr bewundert am Anfang, wei l er seine i srae l i sche S taats­bürgerschaft aufgab und die deutsche w ieder a n n a h m u n d w e i l i c h s e i n e A u s c h w i t z ­Stel l ungnahme sehr großzügig fand. Inzwi­schen ist er aber leider weiter nach rechts ge­rutscht, so daß man sich nur noch sehr schwer mit ihm identifi z i eren kann,

"

A l s "rechts"

galt der Gräfi n besonders mein Artikel i n der "Geist igen Wel t

" über

Herbert Weh ner und das Karte l l der Ver­harm loser. Mein "Vergehen

": Ich lege in be­

zug auf die Bewältigung der braun-rechten und rot - l i nken Vergangenheit d i e g le ichen Maßstäbe an .

We l c h e " A u s c h w i t z - S t e l l u n g n a h m e"

mei nte die Gräfin ? Meine im Januar 1 99 1 öf­fent l ich au sgetragene Kontroverse mit Heinz G a l i n s k i ü b e r die w i r k l i c h e Z a h l d e r i n Auschwitz ermordeten Juden. Gal insk i "be­harrte auf vier M i l l i onen. Ich verwies auf d i e in d e r Forschung u nbestrittene - ebenfal l s un­geheuerl iche - Zahl von zirka l ,3 M i l l ionen.

Dieser "Zahlenstrei t"

betrifft die G l aub­würdigkeit der Wahrhaftigen i n i hrem Kampf gegen die Holocaust-Leugner.

Meine damalige Stel l ungnahme war nicht "großzügig

". S i e basierte aufTatsachen . Sol l

"großzügig"

sovie l wie "Tei l -Absolution"

für Auschwitz bedeuten? Dafü r stand ich nie zur Verfügung.

D i e Rüc kgabe mei ner i srae l i schen Staats­bürgerschaft war auch keine Kri t ik an oder gar eine Di stanzierung von I srae l . Wei l i c h mich für e i n jüdisches Leben in Deutsch l an d

entschieden hatte, e mpfand ich es als aufri ch­t ig und I srael gegenüber unwürdig, d ie i srae­l i sche S taatsbürgerschaft zu behalten .

Die B otschaft der Gräfin i s t e indeut ig : Di eser Jude i st so lange akzeptabe l , wie er andere Juden kri t i s iert und ausspricht , wozu Nicht j uden Aufrichtigkeit oder Mut feh len , obwohl d i e Wahrheit offensichtl ich is t . Nein , "Anti semit ismus

" is t das n icht . Es ist auch

kei n gegen Juden gerichteter Holzham mer. F l orett w i rd h i e r g e fo c h te n . S t i c h e i n s deutsch-j üd i sche Herz.

Die sel tsame J uden"

freundschaft " der Gräfi n Dönhoff hat Tradit ion. Am 1 6 . Okto­ber 1 952 fragte S i e "bangen Herzens

" i n der

"Zei t"

, ob die Deutschen durch die Wieder­gutmachung an Israel n icht "neue Schuld auf s ich . . l aden

". Die deutschen Lieferungen

könnten I srae l s "Kri egspotential stärken"

. Was d i e G räfi n gefl i s sent l ich übersah : Es wurden nur nichtm i l i tärische Güter gel iefert.

Schon 1 952 war die Gräfin " l i beral"

und ausgewogen : Sie empfahl der B u ndesregie­rung unter Kanzler Adenauer, mit den Zah­l u ngen und Lieferungen erst zu beginnen, wenn "Israel und die arabi schen S taaten Fri e­den geschlossen haben

". B i s heute hätte Is­

rael warten müssen. Es darf bezweifel t wer­den, ob es ohne deutsche Wiedergutmachung überlebt hätte.

M i t solchen Judenfreunden brauche ich k e i n e a n t i s e m i t i s c h e n F e i n d e m e h r. D i e beglücken mich ohnehin m i t Waschkörben v u l g är rechtsextre m i s t i s c h e r Droh- U n d Schmähbri efe.

Ich s i tze weder auf "rechten"

noch " l in­ken

" Stühlen . Ich si tze l ieber zwi schen al len

Stühlen. Das i s t e i n ehrenwerter Platz.

Abbi l d u ng 9 . Quel le : Die Welt, 26. 2. 1 994.

ANMERKUNG: Der französische Berater des poln ischen Auschwitz-Museums, Jean-Clau­de PRESSAC, hat nach Öffn ung der Moskauer Arch ive »die Gesamtza h l der Auschwitz-Toten mit rund 800 000 Personen« angegeben . Dabei stützt er sich a uf 46 in Moskau a ufbe­wahrte ,Sterbebücher< . Hierbei handelt es sich jedoch nur um die erfaßten Arbeitskräfte . »Nach Kriegsende hat d ie Sowjetische Auschwitz-Kommission die Gesamtzah l der Toten mit 5,5 Mi l l ionen angegeben . Danach korr igierte der poln ische Historiker Francis PIPER d ie Schätzung a uf 1 , 1 Mil l ionen und kam damit seinem US-Ko l legen Raul HILBERG sehr nahe, der von 1 , 2 Mil l ionen ausging .« (Greta Mai l lo, »Neue E rkenntn isse über Auschwitz - Der Franzose Jean-Claude Pressac wertet Moskauer Arch ive a us«, in Die Welt, 27. 9 . 1 993) Auf welche Quel len sich GALINSKI und WOlFfSOHN stützen, is t dem Verfasser unbekannt.

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Europäische Union zur >Bändigung< Deutschlands

Nach Premierminister John MAJOR (Manuskript Ansprache Ber­lin, 8 . 5 . 1 995) wurde gegen Deutschland ein »Dreißigjähriger Krieg, 19 14 bis 1 945 . . . (geführt), geradeso wie der andere Drei­ßigjährige Krieg«166 1 6 1 8 bis 1 648 vom Vatikan um sein Protekto­rat, das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, geführt wurde und am Ende der Westfälische Friede von ihm bis heute nicht an­erkannt wird . Neu ist diese Feststellung eines britischen Premier­ministers jedoch nicht. Winston CHURCHILL hatte bereits in seinem Schreiben vom 20. Februar 1 944 an STAUN freimütig bekannt: »Ich betrachte diesen Krieg gegen die deutsche Aggression als ein Gan­zes und als einen Dreißigjährigen Krieg von 1914 an.«167 Wie der Westfälische Frieden von 1 648 seitens des Heiligen Stuhls bisher

, •• Der brit ische Premier John MAJOR hat am 8. Mai 1 995 im Schauspie lhaus zu Berl in in Anwesenheit des Bundeskanzlers eine fa i re und versöhn l iche Ansprache geha lten, d ie laut des von der Britischen Botschaft Bonn an die Presse vertei lten Manuskripts folgende zeitgeschicht l iche Aussage entha lten sollte:

»Fifty years ago Europe saw the end ofthe 30 Years Wal; 7974 to 7945 The slaughter in the trenches, the destruction of eities and the oppression of eitizens: all these leh 0 Europe in ruins just os the other 30 Years War did three centuries ago. (( 'Britische Botschaft, Bonn, Nach richt vom 13. 1 1 . 1 995, nach Emil Sch lee, aaO., S. 10}

Wohl auf Betreiben zeitgeistkonformer Kräfte hat der Premier s ich nach Tonbandprotoko l l diesen Texttei l betreffend nicht vol l inha lt l ich an das zweifel los vorher von ihm genehmig­te Redemanuskript gehalten . Die h istorische Aussage über den aus britischer S icht ge­gen Deutsch land gefüh rten »Dre iß ig jährigen Kr ieg, 1 914 bis 1 945« wird dadurch jedoch nicht geschmä lert. Danach hätte es - wie hier bereits belegt - gar keiner >Machterg rei­fung< Adolf HITlERS bed urft, um die kriegerische Auseinandersetzung Polens mit dem Reich herbeizuführen, die seitens der Al l i ierten zur Auslösung ihres Zweiten Weltkrieges betrie­ben worden war. Wei l das jedoch auch nach einem ha lben Jahrhundert n icht dem »vo l ks­pädagogisch gewünschten Geschichtsbi ld« (Golo MANN) entspricht, hat d ie von einem H istoriker geleitete Bundesreg ierung d iese Passage in ihrem Bu l letin vom 1 2 . Mai 1995 Nr. 38 , S. 333 - ih r ih ren h istorischen Aussagewert nehmend - nur nach MAJORS wirkl i­chem Vortragstext wie folgt >pol itica l correct< auf Deutsch wiedergegeben :

» Vor fünfzig jahren erlebte Europa das Ende der dreißig jahre, die nicht einen, sondern zwei Weltkriege beinhaltet hatten. Das Gemetzel in den Schützengräben, die Zerstörung der Städte und die Unterdrückung der Bürger hinterließen ein Europa in Trümmern, gera­de wie es einige jahrhunderte zuvor der Dreißigjährige Krieg getan hatte. ((

Dieses Beispiel kennzeichnet d ie mangelhafte Vertretung der Inte ressen des deutschen Vo lkes seitens der nicht national , sondern zeitgeistkonform hande lnden Bundesregie­rung .

,., Hugo Wel lems, »Der 30 jährige Krieg des 20. Jahrhunderts«, aaO. (5. 45, Q. 6 1 ) .

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nicht anerkannt worden ist, ist auch der Dreißigjährige Krieg im 20. Jahrhundert bisher nicht von den Alliierten mit einem Frie­densvertrag abgeschlossen, sondern mit dem sogenannten 2 + 4-Vertrag in eine kalte Phase geführt und noch keinesfalls beendet worden. Demgemäß bleibt zum Beispiel Deutschland militärisch besetzt sowie die französische Politik stark unter anderem auf die Serben als Frankreichs traditionelle Bundesgenossen und Gegner der Deutschen fixiert. Letzteres bemerkt earl Gustav STRÖM in der Welt vom 29 . September 1 995, als in dieser Zeitung noch nicht über die tagebuchartige Veröffentlichung Verbatim III 1 988-1 991 des langjährigen Beraters von Präsident MITTERRAND, Jacques ATTALI, berichtet worden war. In dieser wird MITTERRAND unter dem 5 . November 1 989 mit folgender Äußerung zitiert:

»Ein vereinigtes Deutschland würde eine doppelte Gefahr für Europa bedeuten. 1 . ) Durch seine Macht. Und 2 . ) weil es Groß­britannien, Frankreich und die Sowjetunion zu einer Allianz drängen würde. Damit wäre der Krieg im 21 . Jahrhundert si­cher .« 168

Mit seiner Reise nach Kiew zu Michail GORBATSCHOW im Dezember 1 989 hat MITTERRAND deshalb versucht, die Teilvereinigung seines EG-Partners noch in letzter Minute zu verhindern, und dann, nach ATTALI, ein Jahr später, am 4. Oktober 1 990, seine deutschlandpo­litischen Vorstellungen mit folgenden Ausführungen konkretisiert:

»Man muß Deutschland einbinden, es in der politischen Union Europas auflösen, bevor KOHL abtritt. Wenn nicht, wird die deut­sche Arroganz - dieses Mal die bayrische und nicht die preußi­sche - erneut den Frieden in Europa bedrohen !« 1 69

Nach Bekanntwerden hat sich Bundeskanzler Helmut KOHL diese Warnungen teilweise wörtlich zu eigen gemacht, indem er in der Generaldebatte des Bundestages vom 8. November 1 995 - und auch wiederholt danach - die europäische Einigung als eine »Frage von Krieg und Frieden für die Deutschen im 21 . Jahrhundert« bezeich­nete . I70 Das gilt besonders für die Opferung der DM, wofür es be­reits eine Vorgeschichte gibt, über die der britische Oberstleut-

1 68 Michael Hammermeister, " Frankreich und Bayern - Mitterrands Rezept: Deutsch land in der pol it ischen Union Europas auflösen«, i n Die Pommersehe Zeitung, 21 . ]0. 1 9 9 5 .

169 Ebenda . >70 Martin S. lam beck, »Koh l verteidigt Europapolit ik - Währungsstre it bestimmt Etaldebatte

- SPD: Nachverhandeln - Rühe rügt Soldatenurtei l . in Die Welt. 9 . 1 1 . 1 9 9 5 .

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nant Creagh SCOTT in seiner Rede im Stadthaus von Chelsea am 1 1 . August 1 947 unter anderem die aufschlußreiche Mitteilung machte:

»Während der Dauer des Telefon-Krieges 1 939 /40 wurden zwi­schen den englischen und deutschen Außenministerien weitläu­fige Verhandlungen geführt, während welcher wir [Englandl uns erboten, den Krieg gegen Deutschland abzublasen, wenn dieses sich bereit erklärt, zum Goldstandard zurückzukehren. Später tagte dann die Atlantic-Charta-Sitzung, der auch der Chef der englischen Reichsbank [Bank of England] , Mr. Montagu NORMAN, beiwohnte und während welcher CHURCHILL gelobte, Deutsch­land zur Rückkehr zum Goldstandard zu verpflichten, nachdem HITLER geschlagen sei . « 171

CHURCHILL selbst bestätigt seine hier eingenommene Haltung in seinen Memoiren, wo er dazu ausführt:

»Das unverzeihliche Verbrechen Deutschlands vor dem Zwei­ten Weltkrieg war der Versuch, seine Wirtschaftskraft aus dem Welthandelssystem herauszulösen und ein eigenes Austausch­system zu schaffen, bei dem die Weltfinanz nicht mehr mitver­dienen konnte.«172

»Auf deutscher Seite hatte man erkannt, daß die Rückkehr zum Goldstandard nur auf Kosten der neugewonnenen wirtschaftlichen Freiheit und der politischen Unabhängigkeit gehen konnte, und lehnte schließlich die englischen Vorschläge ab . Da Deutschland keine nennenswerten Goldvorräte besaß, wäre es gezwungen ge­wesen, bei den Weltbanken große Goldkäufe auf langfristige Kre­dite zu tätigen«,173 mit deren Kündigung dann - wie in der Welt­wirtschaftskrise von 1 929 ff. - die deutsche Wirtschaft erneut nach Belieben von internationalen Banken hätte zum Zusammenbruch gebracht werden können.

Die Presse kommentiert aus Wien die nach Bundeskanzler KOHL bestehende Kriegsgefahr im Falle einer deutschen Ablehnung der Währungsunion:

171 Tomorrow (engl . IVtagazinl. Folge Nr. 6/1 947, nach Unabhängige Nachrichten, 1/1 996, S . 3 f., »Kriegsgrund >Goldstandardc« .

172 Sir Winston Churchi l l , /v1emoiren, nach Der Schlesier. 12. 5. 1 9 95, und Unabhängige Nach­richten, 1/1 996 .

173 Unabhängige Nachrichten, 11 1 996, S . 4 , »Kriegsgrund >Goldstandard ccc .

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»Es ist einfach nicht so, daß wir vor der Alternative Währungs­union oder Krieg in Europa stehen, auch wenn es der deutsche Bundeskanzler sagt. Politisch-visionäre Begründungen hat man schon genug gehört, die Bürger müssen mit harten Fakten über­zeugt werden. Das Problem der Bürokratisierung der Entschei­dungsprozesse in der EU kann ebenfalls nicht einfach vom Tisch gewischt werden. Es wird über die Köpfe der Leute hinweg re­glementiert. Und las t but not least sind die Grundfragen der De­mokratie auf europäischer Ebene unbeantwortet: Wem sind die europäischen Entscheidungsträger verantwortlich? Wer kann sie abwählen?«1 74

Bundesbankpräsident Hans TIETMEYER äußert sich zur währungs­politischen Euroeuphorie der in Deutschland die Währungsunion betreibenden Politiker:

»Ich habe aber bisweilen den Eindruck, daß sich die meisten Po­litiker immer noch nicht darüber im klaren sind, wie sehr sie bereits heute unter der Kontrolle der Finanzmärkte stehen und sogar von diesen beherrscht werden.« 175

Bundespräsident Roman HERZOG sieht das » Ergebnis von 1 989 (als) Chance für (ein) neues Selbstbewußtsein der Deutschen«, denen er zur Auflösung ihres Rest-Vaterlandes erklärt:

»Wir sind am Ende dieses Jahrhunderts dabei, die national­staatliche Form zu überwinden . . . Der Nationalstaat mit den da­zugehörigen Souveränitätsvorstellungen hat sich überlebt .«176

Der Verfasser geht nicht so weit anzunehmen, daß der Bundes­präsident sich hierbei als Konkursverwalter eines in den Bankrott geführten Staatswesens sieht, schließt sich diesbezüglich jedoch vollinhaltlich der im Bonner General-Anzeiger abgedruckten Stel­lungnahme von Siegfried KOTTWITZ zu den Feierlichkeiten anläß­lich des >Tags der Deutschen Einheit< 1 996 an:

»Viele sehen in diesem Tage lediglich den Gedanken für die Ver­einigung West- und Mitteldeutschlands; die Wiedervereinigung mit Ostdeutschland - also mit den nach dem Ersten Weltkrieg

114 Die Presse, Wien, nach Die Welf, 17 . 5 . 1 9 9 6 . 175 H a n s Tietmeyer, nach Das Osfpreußenblatt, 22 . 6 . 1 9 9 6 . 176 Hannes Burger, » Herzog : Nationa lstaat hat s ich ü berlebt - Histori kertag i n München

eröffnet - >Ereign isse von 1 989 Cha nce für neues 5elbstbewußtse in der Deutschen,«, i n Die Welf, 1 8 . 9 . 1 996 .

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unstrittig deutschen Ländern östlich der Oder und Neiße -entsprechend dem Auftrag in unserem ursprünglichen (sogar dem Parlamentarischen Rat mehr oder weniger von den westli­chen Besatzungsmächten diktierten) Grundgesetz fand nicht statt. Daher sind die (in dieser Standortanalyse deshalb auch vermiedenen) Bezeichnungen >Wiedervereinigung< und >Deut­sche Einheit< genauso falsch wie von einem ganzen Haus zu spre­chen, an welchem noch große Teile fehlen. Daran ändert auch nichts die Tatsache, daß man den Vertriebenen ihre Herkunfts­bezeichnung Ostdeutsche oder Ostdeutschland nahm und diese Namen für Mitteldeutschland verwendet. Auf diese Weise wur­den die ostdeutschen Vertriebenen und ihre jahrhundertalte Kultur ein weiteres Mal vertrieben: aus dem Sprachgebrauch, und aus dem Gedächtnis. So nimmt es nicht wunder, daß weder in den elektronischen noch in den Printmedien irgend eine Aus­sage eines Politikers zu der Heimat, zur Kultur, zum Eigentum oder gar zu den Rechten der Vertriebenen erfolgt ist. Dafür hat der Bundespräsident (und vormalige Präsident des Bundesver­fassungsgerichts) am >Tag der Heimat< daran gedacht, den Ver­triebenen zu sagen, daß Ostdeutschland >heu te völkerrecht l ich unbestritten polnisches oder russisches Staatsgebiet < sei, obwohl qua­lifizierte Völkerrechtler auf das zwingende Völkerrecht ver­weisen, wodurch - wenn es nicht eingehalten wird - Verträge nichtig sind bzw. außer Kraft treten. Den deutschen Vertriebe­nen hat man sogar das Selbstbestimmungsrecht vorenthalten. Und wenn der Bundeskanzler die >deutsche Einheit< wollte . . . , so hat er dieses im ursprünglichen Grundgesetz festgeschriebene Ziel leider nicht erreicht. « l 77

»Wir brauchen das Wir-Gefühl. Sein Fehlen hat jetzt schon üble Fol­gen, die immer schlimmer werden, je weiter das Gemeinwesen ein­gebundener Bürger zu einem Multikulti-Potpourri wurzelloser Individuen verkommt. . . Daß wir den Nationalstaat in ein Europa der Vaterländer einbringen und die Annäherung der europäischen Völker aneinander. . . betreiben, widerstrebt dem nicht.« 1 78

Aus dem Munde zum Beispiel des französischen Staatspräsi­denten wäre obige Äußerung des deutschen Bundespräsidenten

177 Siegfried Kot1witz , Bann, »WO bleibt d ie Wiedergutmachung?« ILeserzuschriftl, in Gene­ra/-Anzeiger, Bann, 6 . 1 1 . 1 996 .

178 Gisela Schmel ing, Berl in, Leserzuschrift, in Die Welt, 1 5 . 10. 1 9 9 6 .

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über Frankreich undenkbar. Präsident Charles OE GAULLE hat sich noch 1 962 auf die Frage: » Wozu dient Europa?« im französischen Kabinett geäußert:

»Für Frankreich ist Europa das Mittel, um wieder das zu wer­den, was es seit Waterloo zu sein aufgegeben hat: die erste Welt­macht.« 179

Und OE GAULLES heutiger Nachfolger im Präsidialamt, Jacques CHI­RAC, denkt mit seinen verteidigungs- und außenpolitischen Allein­gängen von Frankreichs Nuklearversuchsreihe auf dem Mururoa­Atoll bis zu seiner Nahostinitiative von 1 996 keinesfalls anders. Für den Historiker Helmut KOHL stellt sich nach dieser Inanspruch­nahme Europas für französisches imperiales Vormachtstreben die Frage, ob die Befreiungskriege, mit denen Deutschlands Unter­jochung durch NAPOLEON I. beendet werden konnte, heute noch in den Schulbüchern als solche angesehen werden dürfen, weil da­mit dann auch das von Frankreich angestrebte Maastricht-Europa als >Mittel< für seine neo-napoleonische Beherrschung Deutsch­lands abgelehnt werden müßte, oder ob die Befreiungskriege nach­träglich zu verurteilen sind, weil ohne diese und den Wiener Kon­greß ( 1 8 1 4 / 1 5) das vom Bundeskanzler gewollte Europa unter Frankreichs Herrschaft vereint geblieben wäre. Dann hätte er sich allerdings anderthalb Jahrhunderte später nicht als der große Ei­niger Europas feiern können, sondern allenfalls als kleiner Rhein­bundvasall ( 1 806-1 813) einem französischen Kaiser oder Staats­präsidenten zu Diensten sein können.

Aus dieser historischen Perspektive wird KOHLS verzichtspoliti­sche Europapolitik verständlich. Und das um so mehr, je einge­hender man sich mit der dem Historiker KOHL wohlbekannt sein dürfenden Geschichte des Rheinlands seit NAPOLEON I . befaßt. Als dieser in der Völkerschlacht bei Leipzig ( 16 .-1 9 . 1 0 . 1 813 ) von den Preußen, Österreichern und Russen umzingelt war, befürchtete der deutsche Kaiser FRANZ I. aus dem Hause Habsburg,180 daß eine Gefangennahme des Korsen Preußen unangemessen stärken wür­de. Deshalb gab er seinem General und Oberbefehlshaber der Ver­bündeten- und der Hauptarmee, KARL PHILIPP Fürst ( 1 8 1 3) zu SCHW ARZENBERG, den Befehl, den Ring um die eingeschlossene

1 7 ' Charles DE GAUllE, nach Alain Peyreffite, Cest de Gau//e, zitiert nach Hans-Peter Schwa rz, »Frankreich einbinden«, in Die Welf, 1 1 . 1 1 . 1 9 9 6 .

180 Andreas Ranke, »Die Völkerschlacht bei Leipzig - Der Gegensatz von Metternich und den preußischen Reformern«, i n Neue Solidarität. 13. 10. 1988 .

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französische Armee an einer Stelle zu öffnen, damit NAPOLEON ent­kommen konnte.

Das preußische Kontingent hatte sich bereits unter General Lud­wig YORCK VON WARTENBURG - auf Initiative vornehmlich des da­mals 27jährigen russischen Generals und späteren Genel'alstabs­chefs Iwan Iwanowitsch VON DIEBITSCH, der wie sein Vater als preußischer Offizier in russischen Diensten stand - bei Tauroggen (30 . 12 . 1 812) von NAPOLEON abgesetzt/sI während die übrigen, vor­nehmlich aus Deutschen und Polen bestehenden Hilfstruppen des französischen Kaisers dessen Niederlage nutzten, um sich nun­mehr auch von ihm zu trennen. Das traf allerdings nicht auf die rheinischen Hilfstruppen zu. Diese sind mit dem geschlagenen Kai­ser durch die geöffnete Bresche entwichen. Auch das hat den aus dem damaligen österreichischen Saarland stammenden Klemens Wenzel Fürst VON METTERNICH veranlaßt, auf dem Wiener Kongreß darauf zu bestehen, daß das Rheinland Preußen zugeschlagen wurde. So sollte das Ex-Römische Reich Deutscher Nation vor ei­nem erneuten Einfall der Franzosen in seine weiche Flanke durch Stationierung preußischer Truppen am Rhein geschützt werden. Preußen war jedoch an Sachsen interessiert, aber nicht am Rhein­land. Der preußische Verhandlungsführer in Wien, Staatskanzler Karl August Graf (später Fürst) VON HARDENBERG, vertrat die preu­ßischen Interessen jedoch nicht entschieden genug und ging schließlich - wenn auch zögerlich - auf METTERNICHS Forderung ein. Daraus erklärt sich die verzichtspolitische Gesamtdeutschland­A version gewisser rheinischer Führungskräfte. Zu denen gehörte auch der Altseparatist Konrad ADENAUER, der deswegen von den westlichen Alliierten zum ersten Kanzler der Teilung gekürt wur­de. Bundeskanzler KOHL bemüht sich, dessen politischer Enkel zu sein .

So wirkt sich die Geschichte - geschickt von den Siegermächten und einem großen Teil deren Lizenzmedien genutzt - auf tragi­sche Weise bis in die heutigen Tage auf Deutschlands Nachkriegs­politik aus. Das gilt zum Beispiel für den sogenannten >Aufbau Ost<, der mit der wirtschaftlich kontraproduktiven Sanktionierung des eigentumspolitischen Unrechts der DDR - also dessen, woran die DDR wirtschaftlich zusammengebrochen ist - wohl nicht ganz ungewollt um mindestens eine Generation verzögert wird . KOHL wußte, weshalb er - vergleichbar mit dem einstigen ostpreußischen

181 Hel lmut Diwald, »Die Entscheid ung von Ta uroggen«, Tei l I , in Mut, XI I/1 987, S. 10 ff.

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Landrat, der im Rheinland den Karneval abschaffen woll tel 82 - nun­mehr einen rheinland-pfälzischen Landsmann von ihm und zu­verlässigen Kulturkämpfer den Bundestagsausschuß leiten ließ, der sich mit der Sanktionierung dieses DDR-Unrechts (nebenbei vornehmlich zugunsten der öffentlichen Hand) zu befassen hatte. Auch die vom Kanzler hartnäckig verfolgte Osterweiterung von NATO und Europäischer Union fußt auf dieser Historie.

Als Kanzler der Ost- und Mitteldeutschen wird KOHL wohl kaum in die Geschichte eingehen. Wie den Franzosen stehen ihm die Polen und Tschechen näher. Deren Anliegen vertritt er jedenfalls hartnäckiger als die Interessen der Deutschen und da insbesonde­re derjenigen östlich der EIbe. Da gibt es zwischen ihm und sei­nem Ex-Außenminister GENSCHER kaum einen Unterschied . Des­halb harmonierten die beiden auch so gut bei der Fortentwicklung v6n Willy BRANDTS Ostpolitik. Man denke hier nur an den roten Teppich, der von diesen für den DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich HONEcKER auf westdeutschem Boden nicht lange vor der Teilver­einigung ausgerollt wurde. Das dürfte nebenbei einer der Gründe sein, weshalb der frühere SED-Chef unter dubiosen Umständen unbestraft nach Chile ausreisen durfte. Hätte HONECKER sich für seine Untaten vor einem Gericht verantworten müssen, hätten die westdeutschen Anerkennungspolitiker des DDR-Staates und da­mit indirekt auch dessen Verbrechen (mitgegangen, mitgehangen) zumindest moralisch mit auf der Anklagebank gesessen sowie ris­kiert, von HONECKER als Entlastungszeugen benannt zu werden.

In Deutschland hält der grand old man der deutschen Nachkriegs­politik und heutige Ehrenvorsitzende der CDU/ CSU-Bundes­tagsfraktion, Alfred DREGGER, einen Monat nach der zeitgeisterge­benen HERZOG-Äußerung in erfreulicher Ergänzung zur Annahme des zitierten Siegfried KOTTWITZ die Vorstellung, daß

182 I n Köln geht der Karneval auf das Jahr 1 8 2 2 oder 1 8 2 3 zurück und ist h insicht l ich seiner Ausgesta ltung zum Beispiel m it den berühmten Roten Funken in preußischen Un iformen (Rudolf S imon, » Stippeföttche für d ie Phi late l isten - Mit einem Sonderdruck würdigt d ie Deutsche Post das 175jä hr ige Jub i läum des Kölner Ka rneva ls«, i n Die Welt, 3 1 . 1 . 1 9971 eine Antwort auf die auf Betreiben von Fü rst METIERNICH auf dem Wiener Kongreß 1 1814-1 815 1 besch lossene E ing l iederu ng der bis 1 806 lAuflösung des He i l igen Römischen Reiches Deutscher Nation d u rch NAPOlEON I . ) geistl ichen Kurfürstentümer Trier, Mainz und Köln als Rheinprovinz i n das preußische Kön igre ich . U nter NAPOLEON wa ren sie Tei l des Rheinbun­des. Zu etwas ä h n l ichem möchte Frankreich heute den tei lvere in igten Deutsch landtorso gern wieder machen . Der Karneva l bot die Mögl ichkeit, das im Rhein land u n bel iebte preuß ische Mi l itä r auf humorvol le Weise zu verspotten .

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»die Zeit der Nationalstaaten in Europa vorüber sei, . . . für eine grundlegende Fehleinschätzung. Die Nationalstaaten sind - nach seiner Auffassung - nicht überholt, und Europa würde nicht stär­ker durch ihre Überwindung, auch nicht durch deren Aushöhlung. Die Europäische Union und die Nationalstaaten ergänzen einan­der und bilden zusammen das Modell der Zukunft. Die National­staaten sind der Ort, der im politischen Zusammenleben Identität stiftet und damit Solidarität begründet. Wir konnten im vom Krieg zerstörten Westen Deutschlands das Millionenheer der Flüchtlinge und Heimatvertriebenen nur aufnehmen, und diese konnten dort eine zweite Heimat finden, weil sie als Deutsche zu Deutschen ka­men. In der gleichen Solidarität wird uns auch im (teil-)wieder­vereinigten Deutschland der >Aufbau Ost< gelingen. Die Stärke Europas liegt in seiner Vielfalt. Deshalb brauchen wir keinen euro­päischen Zentralstaat, sondern einen europäischen Verbund sei­ner Mitgliedsstaaten, der aufgrund der ihm von diesen übertrage­nen Kompetenzen - unter Beachtung des Prinzips der Subsidiarität - auf europäischer Ebene regelt, was auf nationaler Ebene nicht mehr geregelt werden könnte. Dazu gehört außer der Währungs­union auch eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik. Es kommt nicht darauf an, das Ende der Nationalstaaten zu verkün­den, sondern eine vernünftige Abgrenzung der Aufgaben zwischen den Nationalstaaten und der Europäischen Union vorzunehmen und auf diese Weise ihr Zusammenwirken zu sichern«.183

DREGG ER macht hier Vorgaben für eine sinnvolle Europapolitik, wie sie mit Ausnahme seiner von ihm unkonditioniert gebliebenen Ein­beziehung der Währungsunion kaum hätten besser formuliert werden können. Die Frage stellt sich jedoch, ob die tonangebenden großen EU-Mitgliedsländer Frankreich und Großbritannien über­haupt bereit sind, so weit zu gehen und nicht nur Deutschland irgendwie - als Staat in der Union aufgelöst - unter ihre Kontrolle bringen und Lasten aufbürden wollen . Man denke nur daran, wie weit heute noch Frankreich und Großbritannien außen- und sicherheitspolitisch mit ihrer gegen Deutschland gerichteten, noch im 19 . Jahrhundert verankerten Balkanpolitik und Nuklearwaffen­strategie vom unionistischen Denken entfernt sind .

Bereits der spätere >Große Europäer< und seinerzeitige französi­sche Außenminister Robert Sc HUMAN antwortete 1 949 auf eine ent­sprechende Anfrage im Rat der Republik:

183 Alfred Dregger, » Fehleinschätzung« ILeserzusch riftl. in Die Welf, 1 5 . 10 . 1 996 .

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»Ich bin für einen Wiederaufbau Deutschlands, aber ohne daß dies unsere Sicherheit gefährdet. . . Der in Bonn ausgearbeitete Plan (I. Entwurf des Grundgesetzes) gewährt den deutschen Zen­tralstellen zu ausgedehnte Vollmachten.«lB4

Deshalb mußte der Parlamentarische Rat 1 948/49 einen zweiten und einen dritten Entwurf des von den Vereinigten Staaten vor­gegebenen Grundgesetzes vorlegen, ehe es seitens der Besatzungs­mächte genehmigt wurde. Ein Grundgesetz der Deutschen ist diese Verfassung deshalb nicht, sondern eher ein Diktat der Sieger.

184 Die Welt im März 1 949, nach Die Welt, 3 . 3 . 1 994.

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Der Euro

Zur Währungsunion vertritt der Verfasser aus volkswirtschaftlicher Sicht die Auffassung, daß ein währungspolitischer Zusammenschluß ohne die weder von Frankreich noch von Großbritannien gewollte und deshalb bisher unvereinbar gebliebene gemeinsame Finanz- und Wirtschaftspolitik nicht realisierbar ist und sich diese deshalb mit DREGGERS übrigen Vorstellungen auf absehbare Zeit nicht in Einklang bringen läßt. Außerdem ist sie auch nicht eine notwendige Voraus­setzung für eine enge wirtschaftliche Zusammenarbeit oder gar Ver­flechtung, wie sie zum Beispiel zwischen den Vereinigten Staaten und Kanada besteht, obwohl jedes der beiden Länder seine eigene konvertierbare Währung behält. Auch die im britischen Common­wealth wirtschaftlich eng zusammenarbeitenden Länder mit konver­tierbaren Währungen sind bisher ohne deren Zusammenlegung ausgekommen. Großbritannien wäre wohl auch nicht dazu bereit, sein Pfund - und damit seine eigenständige Finanz- und Währungs­politik - dafür zu opfern. Es ist daher verständlich, in welchem Di­lemma sich die Insel befindet, wenn sie einerseits ihren Status als (nach Shakespeare) »jewel set in the silver sea« (>als Juwel, gefaßt in das Silber der See<) nicht währungspolitisch aufgeben möchte, an­dererseits jedoch befürchtet, mit Frankreich und dessen Satelliten würde die europäische Balance of power ( >das Gleichgewicht der Kräf­te< ) zugunsten des Kontinents verlagert werden, wenn ihrerseits der Unsinn der Währungsunion nicht mitgemacht wird.

La Stampa aus Turin äußerte sich noch 1 995 zur anhaltenden Tal-fahrt der italienischen Lira und zur Deutschen Mark:

»Ein Korken im stürmischen Meer - so erscheint derzeit die Lira auf dem Währungsmarkt, der von heftigen Spekulationen erschüt­tert wird. Aber der Korken geht nicht unter. Doch auch der franzö­sische Franc und der Dollar leiden. Das Erdbeben von Kobe hat sogar den japanischen Yen geschwächt. Die Mark ist derzeit die einzige Währung, bis hin zum Paradoxon: Nur Mark, nichts ande­res als D-Mark ist gefragt - ohne auf den Preis zu schauen.« 185

Und The Financial Times kommentierte ähnlich 1 995 aus London:

»Wieder einmal bewies sich die Kraft der primär an Stabilität ausgerichteten Steuer- und Währungspolitik in Deutschland . Da

185 La Sfampa, nach Die We/fvom 27. 2 . 1 9 9 5 .

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kann es nicht überraschen, daß die meisten anderen europäi­schen Währungen wacklig erscheinen. Die Stärke der Deutschen Mark ist gut für Deutschland, weniger gut für den Rest Euro­pas . «186

Das Urteil über die deutsche Steuerpolitik und die Aussage im letzten Nebensatz vermag der Verfasser nicht zu teilen.

Altbundeskanzler Helmut SCHMIDT hat am 7. Oktober 1 995 »ka­tastrophale Wirkungen« für den Fall vorausgesagt, daß die Euro­päische Währungsunion nicht zustande käme:

»Im Laufe weniger Jahrzehnte würde die D-Mark, würden die deutschen Finanzinstitute - Bundesbank, private Großbanken, Versicherungskonzerne - ganz Europa beherrschen. Deutschland wäre finanzwirtschaftlich eine Weltmacht. Zum drittenmal wäre eine Koalition fast aller anderen europäischen Staaten gegen Deutschland zu befürchten.« 187

Zu dieser Bewertung des Altbundeskanzlers darf angemerkt wer­den, daß Helmut SCHMIDT sich hierbei hinsichtlich der Absolutheit seiner Äußerung genauso irren könnte wie bei seiner nach der Sta­tistik Abbildung 11 (s. S . 1 49) keinesfalls erfolgreich gewesenen sozial-liberalen Regierungspolitik. Schließlich hat er während sei­ner Amtszeit als Bundeskanzler weniger zum Wohlstand West­deutschlands als zu dessen Verschuldung und Arbeitslosigkeit bei­getragen. Ob Helmut SCHMIDT deshalb wirklich als der große Welt­ökonom in die Geschichte eingehen wird, zu dem er von den Me­dien hochstilisiert worden ist, muß in Anbetracht dieser Erfolgs­statistik seines Wirkens als westdeutscher Bundeskanzler be­zweifelt werden. Das dürfte er jedoch als äußerst geschickter Takti­ker erreichen, der es im Dritten Reich fertiggebracht hat, einer­seits seine Knochen bei der Heimatflak zu schonen und als Offi­zier auch nicht in die NSDAP eintreten zu müssen (dürfen), ande­rerseits aber für die Nationalsozialisten als so zuverlässig zu gel­ten, daß er als Sachbearbeiter im Reichsluftfahrtministerium be­schäftigt wurde.

Abgesehen von einem - seinerseits wohl nicht einkalkulierten -zwischenzeitlichen Einsatz im Erdkampf an der Ostfront hat er im wesentlichen an der >Heimatfront< gekämpft, während viele

186 The Financia/ Times. nach Die We/tvom 27. 2. 1 9 9 5 . 187 Unabhängige Nachrichten. 1/ 1996. S . 3, » Fingerzeig, S ignal und Warnung eines Wissen­

den : Ablehnung der Währungsunion hätte >katastrophale Wi rku ng«( .

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weniger vom NS-System überzeugte Familienväter ihr Leben für die Verteidigung ihres Vaterlandes an der Front eingesetzt haben. Er galt offensichtlich als ein so überzeugter Nationalsozialist, daß er nach dem 20. Juli 1 944 als Beobachter zur Aburteilung der Widerstands­kämpfer in die FREIsLER-Prozesse abkommandiert wurde. Nach dem verlorenen Krieg durfte er dann - wiederum angepaßt an die herr­schende >Political Correctness< - trotzdem erfolgreich Politik machen. Daraus leitet er wahrscheinlich für sich ab, er müsse den Deutschen darlegen, wie sowohl der SPD-Ministerpräsident STOLPE als Infor­meller Mitarbeiter (IM Sekretär) des Ministeriums für Staatssicher­heit (MfS) und DDR-Verdienstmedaillenträger188 rechtens gehandelt hat,189 als auch, weshalb sie ihre hart erarbeitete stabile Mark zugun­sten einer europäischen Inflationswährung aufgeben sollen. Die US­Währungsspezialisten von Merrill LYNCH haben dem zu erwartenden weichen Euro bereits den Spitznamen >Deutsche Lira< gegeben.190

Nicht verwunderlich ist es, daß abweichend von der politischen Klasse sowohl auf Regierungs- als auch auf Oppositionsseite bei den dazu noch zum Unterschied zu Staatsangehörigen anderer EU-Mitgliedsländer bei der Entscheidung über Maastricht und die EWU undemokratisch ausgeschlossenen Bürgern so recht keine Freude darüber aufkommen will, je bewußter es ihnen wird, wie schwer sie das Euro-Joch zumindest bis zum absehbaren Zusam­menbruch der EWU drücken wird . Der Trost, daß es den Deut­schen schon wiederholt in ihrer Geschichte gelungen ist, ein zu­sammengebrochenes nationales Währungssystem mit Fleiß und Sparsamkeit wieder aufzubauen, hilft denen nicht, die erst einmal ihre Ersparnisse verlieren, um dann wieder beim Nullpunkt an­zufangen, sofern sie dazu altersmäßig noch in der Lage sind. Eine Generation bleibt dabei naturgemäß auf der Strecke.

Nach einer im Juli 1 996 veröffentlichten Emnid-Befragung sind 52 Prozent der Deutschen gegen die Europäische Währungsunion

I •• Die Welf, 6 . 1 . 1 997, » Neue Vorwürfe um Stolpe wegen fV'edai l len-Affä re - Beeinflußte Min isterpräsident wichtige Zeug i n?«.

,.9 Obwohl d ie Staatsanwa ltschaft » offen e inräumt, Ermittlungen gegen den eigenen Min i ­sterpräsidenten se ien i h r unangenehm, (und) versucht, s ich der Last mit e inem Hand­streich zu entled igen, ( i ndem s ie ) kritische Aktenvermerke . . . beiseite gelegt und d ie E r­mittlungen eingestel l t (hat, verdichten sich - Sta nd Januar 1 997 - d ie Fakten), daß der Min isterpräsident e in Stasi-Spitzel war . Noch trotzt STOlPE (a l lerd ings) den Stasi-Vorwür­fen« . (Peter Schma lz, » Stol pert Stolpe doch über den Ordens-Fa l l? - Fa kten verd ichten sich, daß der Min isterpräsident ein Stasi-Spitzel war«, in Die Welt, 17. 1 . 1 9 97)

190 Klaus fV'ethfessel, Wenn die D-Mark geht, ECON Ver lag, Düsseldorf 1 996, S . 1 5 6 .

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(EWU), während 40 Prozent zur Aufgabe ihrer Deutschen Mark bereit sind. Heute lehnen über 71 Prozent sie ab. Mit 50 und 65 Prozent Gegnern lehnten 1 996 die Anhänger der FDP und der Republikaner am entschiedensten die EWU ab. Aber auch die bei einer Volksabstimmung jeweils wohl knapp mehrheitlich für Deutschlands Beitritt zur EWU sich entscheidenden CDU / CSU­und POS-Wähler sehen der Währungsunion zu 81 und zu 91 Pro­zent eher mit Befürchtungen entgegen. Das gilt auch zu 79 Pro­zent für die Bundesbürger insgesamt. Hinsichtlich der Motive für die Ablehnung der EWU steht an erster Stelle die Sorge um die Stabilität der Gemeinschaftswährung. An zweiter Stelle besteht bei den nebenbei parallel zur Ablehnung der EWU auch die poli­tische Union ablehnenden Bürgern die Besorgnis, Deutschland würde mit seiner Europaeinbindung an Gewicht und Einfluß in der Welt verlieren, was ja auch das Ziel der EWU ist. Bei den FDP­Wählern rangiert diese Befürchtung sogar noch vor der Sorge um die Stabilität des Euro . Mit der regierungsseitigen Zustimmung zur EWU wird Deutschlands Demokratie abgeschafft. Dieser Ver­lust wird sich noch nachteiliger für Deutschland auswirken als der Zusammenbruch des Währungssystems. Deutschland fällt prak­tisch mit der am Bürger vorbei vorgenommenen Aufgabe seiner Währung politisch in eine Lage zurück, von der es seitens der Sie­germächte >befreit< worden sein soll.

Genau umgekehrt ist die Stimmungslage bei den Bündnisgrü­nen. Da ist man bei den EWU-Skeptikern kaum um das Vater­land, sondern hauptsächlich um die Währungs stabilität besorgt. Bei aller Meinungsfreudigkeit ist nach dieser Befragung der Infor­mationsstand über die Währungsunion nach wie vor sehr unbe­friedigend. Nur ganze zwei Prozent der Befragten fühlen sich »sehr informiert«, 14 Prozent »ziemlich informiert«, 36 Prozent »etwas informiert«, 23 Prozent »kaum informiert« und 21 Prozent »gar nicht informiert« .l9l

Ein halbes Jahr später standen der geplanten Euro-Währung nach einer im Auftrag der Bayerischen Vereinsbank, München, erstell­ten repräsentativen Studie der >Nürnberger Gesellschaft für Kon­sumforschung< (GfK) 67 Prozent der Bevölkerung ablehnend ge­genüber, während sich 29 Prozent der insgesamt 1 250 Befragten positiv zum Euro äußerten.192 Wenn auch die Befragungen von

191 Rainer Zile lmann, » Umfrage: fv\ehrheil lehnl d ie Eu ro-Währung ob«, i n Die Weil. 27. 7. 1 9 9 6 . 192 Die Weil. 1 8 . 1 . 1 997, »Neue U mfrage zum Euro<< .

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Emnid und GfK nicht absolut vergleichbar sein mögen, so ist doch ein ablehnender Trend in der Gunst des Euro deutlich zu erkennen. Die Bundesregierung hat offensichtlich Gründe, das deutsche Volk möglichst unaufgeklärt über die Folgen der angestrebten Aufgabe der nationalen Währung zu lassen, um eine öffentliche Erörterung über das Für und Wider dieses währungspolitischen Großversuchs zu vermeiden. Selbst die Bundesbank wurde von der Bundes­regierung nicht davon in Kenntnis gesetzt, daß der Bundeskanz­ler sich auf das französische Begehren hin eines Starts der Wäh­rungsunion spätestens 1 999 einlassen wollte oder das bereits in vertraulichen Gesprächen Präsident MITIERRAND zugesagt hatte. Bundesbankpräsident ScHLEsINGER hatte sich mit dem Bundeskanz­ler vor dem Maastricht-Gipfel getroffen, auf dem die Wirtschafts­und Währungsunion ein wichtiger Tagesordnungspunkt war, und berichtete anschließend dem Zentralbankrat auf dessen routine­mäßiger Sitzung vor diesem Maastricht-Gipfel, daß er »dem Ge­samtkonzept zugestimmt habe« . Das hätte er wohl nicht getan, wenn er - eher Hardliner und Gegner der Währungsunion - ge­wußt hätte, daß mit der Euro ohne eine gleichzeitige Wirtschafts­union bereits 1 999 begonnen werden sollte.

Das Zentralbankmitglied Reimut }ocHIMSEN, Landeszentralbank­chef von Nordrhein-Westfalen, erinnerte sich:

» Was in Maastricht vereinbart wurde, war gegen den Stand, der uns mitgeteilt worden war . «

Nach seiner Annahme habe auch der Bundesminister der finan­zen WAIGEL die Automatik des Übergangs damals nicht gewollt. Bundeskanzler KOHL habe sich jedoch über WAIGELS Bedenken hin­weggesetzt .

Nach der hier angezogenen Quelle sprachen dafür zwei Grün­de: »Erstens entsprach sie KOHLS eigenen Vorstellungen, die euro­päische Integration zügig voranzutreiben und irreversibel zu ma­chen, zweitens stand er bei MITIERRAND im Wort .« Erleichtert wurde KOHLS Ausmanöverierung der Bundesbank mit ihrem Zentralbank­rat zweifellos dadurch, daß zur Zeit des entscheidenden Maas­tricht-Gipfels Bundesbankpräsident SCHLESINGER die Altersgrenze erreichte und sein Nachfolger im Amt, Finanzstaatssektretär und Kanzlerberater TIETMEYER zu dem Zeitpunkt »ja noch von KOHL die Ernennungsurkunde zum Präsidenten erhalten wollte« . J93

193 Klaus Methfessel, 000. (5. 1 26, a. 1 901, 5 . 65 .

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Die Londoner Times befaßt sich im September 1 996 zur Zeit der Erörterung des letztlich mehr theoretischen als praktisch durch­führbaren Stabilitätspaktes194 mit der Einstellung der deutschen Öffentlichkeit zur EWU, ohne offensichtlich diese Umfrageergeb­nisse und die beabsichtigte undemokratische Vergewaltigung des deutschen Volkes in Sachen Beitritt zur Währungsunion zu ken­nen. Sie gelangt dabei zu folgender Auffassung:

»Selbst wenn es gelingen sollte, die deutsche Öffentlichkeit durch einen Stabilitätspakt zur Annahme der Währungsunion zu be­wegen, würden damit die langfristigen Gefahren des Projekts nur noch verstärkt werden. Es ist zu erwarten, daß auch die deut­sche Öffentlichkeit ihre Meinung ändert, wenn die Auswir­kungen auf die öffentlichen Ausgaben und die Finanzmärkte sichtbar werden. Mit jedem Schritt, den Europa in Richtung Währungsunion unternimmt, erscheint das Ziel weniger attrak­tiv und Großbritannien mit seinem Zögern klug zu handeln. «195

Würde eine Diskussion wie in demokratisch geführten EU-Mitglieds­ländern etwa im Rahmen einer Volksabstimmung zugelassen und dem Ergebnis dann Rechnung getragen, wäre die Besorgnis der Times unangebracht, weil es dann in Anbetracht der dabei wahrscheinlich noch negativer als bei der Emnid-Umfrage ausfallenden Mehrheits­verhältnisse mit einiger Sicherheit keinen deutschen Beitritt zur EWU, und damit keine Aufgabe der Deutschen Mark, gäbe.

Auch der Börsenaltmeister Andre KOSTOLANY vertrat in einem dpa-Gespräch die Auffassung:

»Wenn die Politiker versuchen sollten, die Währungsunion rück­sichtslos durchzupauken, wird es ein Tohuwabohu auf den Fi­nanzmärkten geben. « . . . Die Angst vor dem Euro sei besonders ausgeprägt in Deutschland, wo die Bevölkerung die Währungs­union überwiegend ablehnt, die Regierung, die Großindustrie und vor allem die Großbanken den Euro jedoch (fern jedes De­mokratieverständnisses) durchboxen wollen . . . Wenn der Euro

19. Wenn ein Mitg l iedsland der EWU aus innenpol itischen Gründen meint, die vereinbarten Stabi l itätskriterien nicht einha lten zu können, wird es kaum gewi l lt oder in der Lage sein, ein ernst zu nehmendes Bußgeld in den EWU-Topf abzuführen, zumal das nicht automatisch geschieht, sondern von einem pol it ischen Konsens abhängen sol l . Für letzteren werden sich im Beda rfsfa l l leicht Meh rheiten gegen den von Deutschland vertretenen Sta bi l itätskurs fi nden, sobald die EWU erst e inmal geschaffen worden ist. Und solche /V\ehrheitsentschei­dungen im Rahmen der Eu ropäischen Union werden gerade deutscherseits angestrebt.

195 The Times, London, nach Die Weil, 17 . 9. 1 996 .

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kommt, wird er weicher als die D-Mark. »Man kann Währungspa­ritäten nicht am Grünen Tisch festlegen.« Als den »größten Un­sinn« müsse der Mitte Dezember 1996 in Dublin abgeschlossene Stabilitätspakt bezeichnet werden. Es könne zu einer Panikreakti­on der deutschen Anleger kommen, also zu einer Flucht aus der 0-Mark heraus in internationale Anleihen oder Aktien, beispielswei­se in Schweizer Franken, Dollar oder britische Pfunde. 196

Hierzu sei angemerkt, daß KOSTOLANY Börsen- und kein Arbeits­marktspezialist ist, also hier lediglich die EWU-ausgelösten »Tur­bulenzen auf den Finanzmärkten« vorhersieht. Welche Rückwir­kungen solche Ereignisse auf den durch den bereits strukturbe­dingt aus dem Gleichgewicht geratenen Arbeitsmarkt mit dem vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) für 1 997 erwarteten Anstieg auf 11 Prozent Arbeitslosigkeit197 haben wer­den, hat er in seinem dpa-Gespräch offengelassen. Die Gesundbe­ter der deutschen Wirtschaftskrise wollen bisher nicht wahrha­ben, daß es sich hierbei lediglich sekundär um ein konjunkturel­les Tief handelt. Primär leidet Deutschland - und damit auch Euro­pa - unter den politisch zu verantwortenden Standortfaktoren unter anderem seiner offenen Grenzen für Dumpingerzeugnisse, Dienstleistungen (z .B . Computer-Programme aus Indien), billige Arbeitskräfte nicht nur aus Süd- und Osteuropa, Bandenkrimi­nalität und Seuchen. Wie zwiespältig diesbezüglich die deutsche Politik ist, mag an folgendem Beispiel gesehen werden: Einerseits sieht sich der Bundesminister des Inneren, Manfred KANTHER, ge­zwungen, 1500 zusätzliche Bundesgrenzschutzbeamte an der Gren­ze zu Polen und Tschechien gegen Schlepperbanden einzusetzen. 198 Andererseits betreibt der Bundeskanzler die unkontrollierte Öff­nung dieser Grenzen durch die insbesondere diesen Ländern gel­tende EU-Osterweiterung. Ist ihm das erst einmal gelungen, wird man sich in Deutschland weder bei Tag noch bei Nacht sicher füh­len können. Von den finanz-, sozial- und arbeitsmarktpolitischen Auswirkungen einer solchen Öffnung ganz zu schweigen.

19. dpa-lVeldung, » Kosto lany warnt vor Eu ro-Turbu lenzen - Altmeister der Speku lanten nennt Dub l iner Sta bi l i tätspakt g rößten Unsinn - >Placebo«<, in General-Anzeiger; Bonn, 2 . 1 . 1 997.

197 Die Welt. 8 . 1 . 1 997, »Deutsches Institut für Wirtschaftsforschu n g : Arbeits los igkeit steigt auf 1 1 Prozent - Prognose für 1 997 - Zwei Prozent Wachstum - Osten rutscht in Rezessi ­on - Kritik an Bonner Sparpol iti k« .

19. Die Welt. 3. 1 . 1 9 97, »Bundesgrenzschutz verstärkt - Kanther setzt 1 500 zusätz l iche Be­a mte gegen Schleuser an Ostg renze ein« .

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Hans TIETMEYER, der nicht nur selbst ein aus der Schule von MÜL­LER-ARMAcK kommender Fachmann ist, sondern dem auch in der von ihm geleiteten Bundesbank währungspolitische Fachleute und nicht wie BMF WAIGEL vornehmlich wirtschaftsferne Verwaltungs­juristen zuarbeiten, macht sich Sorgen um die Zukunft des Euro. Altbundeskanzler Helmut SCHMIDT nennt ihn bereits den »mäch­tigsten Gegner der Währungsunion. «199 Am 15 . März 1 996 bemerk­te TIETMEYER in Dublin, daß Deutschland mit einer europäischen Währung, deren Stabilität nur auf dem Niveau des Durchschnitts der Mitglieder der Währungsunion liege - und wie sollte auch nach dem oben zitierten KOSTOLANY im günstigsten Falle etwas an­deres zu erwarten sein -, viel zu verlieren habe.20o

Besonders gefährlich bei einem Beitritt Deutschlands zur EWU ist die Tatsache, daß dieser sich von Bundeskanzler KOHL im Bun­de mit zeitgeisthörigen Parlamentariern nur gegen die Mehrheit des deutschen Volkes durchsetzen läßt und damit die Demokratie bei einer die Nation fundamental betreffenden politischen Ent­scheidung - etwa wie bei Adolf HITLERS >Ermächtigungsgesetz< -außer Kraft gesetzt würde. Wenn es nicht gelingen sollte, diese Vergewaltigung des deutschen Volkes durch seine eigene Regie­rung zu verhindern, wird sich das mit Sicherheit innenpolitisch bitter rächen. Weimarer Verhältnisse sind bereits in zunehmen­dem Maße nicht nur auf deutschen Straßen und Plätzen zu beob­achten. Und wie diese Republik 1 933 ihr Ende gefunden hat, ist zumindest der Erlebensgeneration noch zur Genüge gegenwär­tig. Aber nicht nur die als Zahlmeister für Fremdinteressen miß­brauchte deutsche Volkswirtschaft wird unter dem Euro sowie auch unter der protektoralen Einbindung Deutschlands in eine mehrheitlich deutschfeindliche Europäische Union weiche Knie bekommen, sondern auch die übrigen EU-Mitglieder werden wirt­schaftlich erschüttert.

Die deutsche Soziale Marktwirtschaft dient nämlich Europa als ein wesentlicher Stabilitätsfaktor. Und die harte Deutsche Mark ist prak­tisch Europas - wenn auch wenig geliebte, aber deswegen nicht weniger notwendige - Leitwährung, sofern Europa nicht den natio­nalen währungspolitischen Launen der Vereinigten Staaten aus­gesetzt sein will . Darüber hinaus bildet die deutsche Wirtschaft

, •• Thomas Löffe lho lz, »Wie der Herr der D-Ma rk für einen starken Euro ficht«, in Die Welt, 17 . 8 . 1 99 6 .

200 General-Anzeiger, Bonn, 1 6 . 3 . 1 996, »,Deutschland hat mit DM viel zu verlieren< Tietmeyer warnt vor laxer Sta bi l itätspol itik«.

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und Währung zusammen mit denjenigen der Vereinigten Staaten und Japans das geowirtschaftliche Rückgrat schlechthin, wenn das auch dem Streben Frankreichs und Großbritanniens nach Weltgel­tung nicht behagen mag. Wird Deutschland mit seiner Währung eu­rosozialisiert, wird Europa und darüber hinaus der Weltwirtschaft ein wesentlicher Stabilitätsfaktor genommen, der nicht nur die übrigen EU-Mitgliedsländer immer wieder zu wirtschafts- und währungs­politischer Vernunft wie Mäßigung bei ihrer staatlichen Ausgaben­politik veranlaßt hat.

Ist der Euro erst einmal da, dürfte sich im innenpolitischen Be­darfsfalle zum Beispiel Großbritannien, sofern es der EWU über­haupt beitritt, wie es sich bei der ihm EU-verordneten Bekämp­fung der BSE (Bovine spongiforme encephalopathie) verhalten hat, oder Frankreich, wie es sich über das Schengener Abkommen und den internationalen Konsens, keine weiteren Atomtests vorzunehmen gebunden fühlte, genauso wenig finanz- und wirtschaftspolitisch an die nicht einmal mit gegebenenfalls automatischen Sanktionen vertraglich gesicherte währungspolitische Disziplin halten.

Ähnliches hat Frankreich früher vorgeführt . Zu Frankreichs Atomtestserie kommentiert die Pariser Liberation im Januar 1 996:

»Eines Tages wird Jacques CHIRAC vielleicht bereit sein, den wah­ren Grund für die Ankündigung einer letzten Atomtestserie zu nennen . . . Doch die beste Erklärung für seine Entscheidung ist zweifellos ausschließlich politischer Natur. Jacques CHIRAC wollte Frankreich und der Welt zeigen, daß jeder Herr im eigenen Hause ist. Das ist ihm in jeder Hinsicht teuer zu stehen gekommen, aber die Botschaft hat ihr Ziel erreicht. «201

Die Grande Nation wird nach Einführung des Euro finanz- und wirt­schaftspolitisch zweifellos auch »Herr im eigenen Hause« bleiben wollen. Der im Januar 1 996 beendete EWU-währungspolitisch be­dingte »Sozialkonflikt in Frankreich kann jederzeit wieder aufbre­chen . . . Die Streiks seien nämlich >nicht beendet< , sondern ledig­lich >aufgeschoben<, hatten die Gewerkschaftsführer Marc BLONDEL von der unabhängigen Force Ouvriere (FO) und Louis VIANNET

von der kommunistisch dominierten CGT nach Einstellung des Arbeitskampfes betont<< . 202 Frankreich wurde dann auch bereits

201 Liberation, nach Die Weltvom 30. 1 . 1 996 . 2 02 jochen Hehn, Der Sozia l konfl ikt in Frankreich kann jederzeit wieder a ufbrechen - Trotz

steigender Popula rität von Ch irac und Ju ppe b le ibt der Stimmungsumschwung aus -»Kein klarer Sch lußstrich«, in Die Welf, 30 . 1 . 1 99 6 .

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im Oktober 1 996 mit dem Generalstreik - wiederum des öffentli­chen Dienstes - ein erneutes Ausbrechen dieses Konflikts beschert. Als im November 1 996 der Streik bei den, was Arbeitszeit und Lohn anbetrifft, stark benachteiligten Fernfahrern - unterstützt von den Mitgliedern von FO und CGT bei der Eisenbahn und zivilen Luftfahrt - das ganze Land lahm legte, drohten der sehnsüchtig auf einen Aufschwung wartenden französischen Wirtschaft ähn­lich schwere Rückschläge wie ein Jahr zuvor, als durch vorerwähn­ten vierwöchigen Arbeitskampf praktisch das gesamte Weih­nachtsgeschäft ausfiel . Obwohl es sich bei den Fernfahrern um keine Angehörigen des öffentlichen Dienstes handelt, sah sich die Regierung gezwungen, in die Verhandlungen der Tarifpartner ein­zugreifen und ihrerseits zur Begrenzung des Schadens Zugeständ­nisse bei der Frühverrentung (nunmehr mit 55 Jahren) zu machen. Wie allerdings die dadurch entstehenden zusätzlichen Kosten von der bereits hoch verschuldeten Sozialversicherung verkraftet wer­den können, ist bei dieser Notaktion offengeblieben. Ob es Präsi­dent Jacques CHIRAC und seinem bereits angeschlagenen Premier­minister Alain JUPPE gelingen wird, weitere Unruhen an der französischen Arbeitsfront bis nach der Durchsetzung der Wäh­rungsunion zu verhindern, erscheint in Anbetracht der allgemeinen Wirtschaftslage des Landes, seinen Ende August 1 996 veröffent­lichten enttäuschenden Arbeitsmarktzahlen sowie der strikten Sparpolitik zur Erreichung der EWU-Kriterien mit empfindlichen Streichungen im Sozialhaushalt zweifelhaft.203 Auch im Januar 1 997 war Frankreich wieder einmal streikgeplagt. Da handelte es sich gleichfalls um Verkehrsbetriebe. Dieses Mal wurde der öffentli­che Nahverkehr vieler Städte lahmgelegt. Ziel der Streikaktion war es, das Rentenalter von 60 auf 55 Jahre und die wöchentliche Ar­beitszeit von 37,5 auf 35 Stunden herabzusetzen .2M

Für eine deutsche Standortanalyse in einem ohne Zusammenar­beit nicht als solches überlebensfähigen Europa sind die jeweili­gen Streikziele in Frankreich jedoch weniger erheblich als der Zustand, in dem sich Deutschlands Nachbarland mit seinem eu­ropäischen Führungsanspruch befindet. »Frankreich leidet an ei­nem Siechtum«, äußerte Ex-Premierminister BALLADUR, der damit sicherlich näher an der Wahrheit liegen dürfte als sein bereits ein

203 Jachen Hehn, » Mit der Brechstange - Der Stre ik der französischen Fernfah rer«, in Die Welt. 27. 1 1 . 1 9 9 6 .

204 Die Welt. 25 . 1 . 1 997, »Streik in Frankreich f ü r 35-Stundenwache«.

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halbes Jahr davor den »Wirtschaftsfrühling« ankündigender Amts­nachfolger JUPPE und der Präsident. Letzterer versicherte seinen Landsleuten noch Ende August 1 996: »Wir haben das Schlimmste hinter uns .« Noch pessimistischer als BALLAouR hat sich die Vor­sitzende der gemäßigten Gewerkschaft CFDT, Nicole NOTAT, ge­äußert. Nach ihr habe sich in Frankreich »die Enttäuschung in­stalliert« sowie das »Gefühl der Ohnmacht, ja der Wut«, und es werde »an Terrain gewinnen« . Nach einer Umfrage der Tageszei­tung Le Parisien deckt sich diese Auffassung mit der Überzeugung von 78 Prozent der eine »schwierige Zeit« für die Regierung vor­aussehenden Bevölkerung. 2os Wenn die Massen nach der Ein­führung der europäischen Einheitswährung revoltieren, wird Frankreich sich seinen finanzpolitischen Handlungsspielraum nicht nehmen lassen, zumal hauptsächlich Deutschland dann den dadurch entstehenden währungspolitischen Schaden mitzutragen haben wird . Der diesbezügliche nicht nur von »G ISCARO O' ESTAING

gemachte Vorschlag, die Konvergenz-Kriterien von Maastricht um rezessions bedingte Veränderungen in den Wirtschaften der ein­zelnen Länder zu vermindern und dadurch aufzuweichen, ver­wirrt die Diskussion ebenso wie die vom Kanzleramt ins Stand­ortpapier gemengte Bemerkung, der >Euro< werde Arbeitsplätze schaffen. (Selbst) Jacques DELORs, der Anatom Europas, hat. . . an­gemerkt, diese Vorstellung führe in die Irre« . 206

»Die Furcht vor einer deutschen Dominanz in Europa ist weit verbreitet, CHIRACS (im November 1 994 zur Stärkung seiner Chan­cen bei den französischen Präsidentschaftswahlen gemachter wahl­taktischer) Vorschlag, vor der nächsten Stufe der Währungsunion ein neues Referendum zu veranstalten, ist auf fruchtbaren Boden gefallen. Der Zulauf zur >Bewegung für Frankreich< des Super­patrioten Philippe OE VILLIERS kommt nicht von ungefähr. Er rührt aus dem sicheren Empfinden vieler Franzosen, daß Frankreich an Einfluß verloren hat, und droht, zu einer Marginalmacht in Euro­pa zu werden, die bei der großen Neuordnung Europas um einen deutschen Drehpunkt und (eine) Schwerpunktverschiebung nach Norden und Osten nicht mehr mitzuentscheiden haben wird .« DELORs glaubte 1 994 hingegen, dieser Entwicklung dadurch entgegenzuwirken, daß er der »von Maastricht geforderten tota-

205 Jochen Hehn, » In Fro nkreich schwelt die Unzufriedenheit - Der Reg ierung d rohen Pro­testaktionen, die dos Ausmaß des letzten Jahres ü bersch reiten kön nen«, i n Die Welt. 30 . 8 . 1 9 9 6 .

206 Herbert Kremp, »Ausbl ick auf Europo«, in Die Welt. 30. 1. 1 99 6 .

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len Integration der Nationalstaaten (und damit Deutschlands) in die (natürlich von Frankreich zu beherrschende) Union«207 den Vor­zug gibt.

1 993 sagte Jacques DELORs vor der französischen Volksabstim­mung über den Maastricht-Vertrag und die Europäische Wäh­rungsunion (EWU):

»Die D-Mark ist das letzte Machtmittel Deutschlands. Mein jahr­zehntelanger Kampf galt der Abschaffung dieser Währung. Ich hoffe, meine Franzosen werden mich bei der Abstimmung nicht im Stich lassen . <<208

Und der nach seinem Tod in Frankreich besondere Verehrung ge­nießende Fran<;ois MITfERRAND äußerte sich dahingehend, »er habe die Einheitswährung nur deshalb akzeptiert, weil Frankreich auf sie mehr Einfluß ausüben könne als heute auf die D-Mark« .209

Als die französische Währung Ende der achtziger Jahre von dem damaligen Wirtschaftsminister und späteren Regierungschef BE­REGOVOY zum »Franc fort« ( > starken Franc< ) deklariert wurde, spot­tete man in Frankreich, der befände sich aber nicht an der Seine, sondern am Main in »Francfort« . 21o Es ist daher nur verständlich, wenn Frankreich von seinem Vasallenland Deutschland verlangt, seine stabile nationale Währung so schnell wie möglich zu europä­isieren. Die französische Deutschlandpolitik unter CHIRAC hat vor­beugend für den Fall, daß sich Deutschland nicht in den ihm ver­ordneten Maastricht-Status fügen sollte, eine engere militärische Zusammenarbeit mit Großbritannien - damit eine Wiederauflage der Enten te Cordiale - vereinbart, und in diesem Rahmen moder­nisiert Frankreich seine Atomwaffen, deren Reichweite - abgesehen von einigen see- und luftgestützten Nuklearkampfmitteln - nicht Rußland bedroht, sondern die (wie auch das britische Atom­waffenarsenal) den dem deutschen Volk belassenen kleinstdeut­schen Lebensraum seiner Geschichte bedroht.

Während die Europabegeisterung in Italien während der Ratifi­zierung der Maastricht-Verträge (1 992) >noch keine Grenzen< kann­te, schmilzt zwischenzeitlich die Maastricht-Front langsam dahin.

207 August Graf Kageneck, »Delors' Vorzug ist zug leich sein Hand icap - Im franzäsischen Präsidentschafts-Wa hlkampf schadet der Verdacht zu g roßer Nähe zu den Deutschen", in Die Welf, 29 . 1 1 . 1994 .

20e Helmut Oberschachtsiek, »Vater länder" ILeserzuschriftL in Die Welf, 24. 1 2 . 1 9 9 6 . 209 E . Käster, »Machtmillel" ILeserzuschriftL in General-Anzeiger. Bonn, 4 . l . 1 997. 210 Werner Sdlowski, »Franc und D-Mark" ILeserzuschriftl. in Die Welf, 30. 8. 1 99 6 .

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Am deutlichsten hat sich im August 1 996 Fiat-Präsident Cesare ROMITI entsprechend öffentlich geäußert, indem er feststellte, itali­en müsse sich zuerst um den Abbau der Arbeitslosigkeit im Lan­de bemühen. Das Ziel der Europäischen Währungsunion (EWU) könne es auch später erreichen. Die im Fiat-Besitz befindliche La Stampa kommentierte hierzu, ROM ITI hätte mit seiner Äußerung ein Tabu nicht nur für Italien, sondern für ganz Europa gebrochen. Auf jeden Fall hat er damit nun auch in Italien eine Maastricht­Diskussion ausgelöst, womit sich die italienischen Euroskeptiker wie der seit 1 994 vor den EWU-Kriterien warnende Silvio BERLUS­

CONI ( >Forza Italia < ), aber auch der Parteivorsitzende der orthodo­xen Kommunisten, Fausto BERTINOITI, bestätigt fühlen. In Italien war man sonst immer für Europa gewesen. Und diesbezüglich wurde Maastricht als ein Schritt in diese Richtung verstanden. »Allerdings hat sich bisher (wie nebenbei auch in Deutschland) kaum jemand ernsthaft für das Vertragswerk interessiert. Denn für Italien schien es bisher klar, daß man sich mitsamt seiner Schul­den unter das Dach Europa werde schmuggeln können.«211

La Tribune bemerkte im selben Monat aus Paris dazu: »Paris und Bonn müssen sich . . . auf eine gemeinsame Haltung gegenüber den­jenigen Ländern abstimmen, die wie Italien Tendenzen zeigen, auf Abstand zu den Maastrichter Vereinbarungen zu gehen. «212 Die Euro­Euphorik in Deutschland - soweit sie überhaupt im Volk vorhanden ist und nicht lediglich von medienabhängigen Politikern vertreten wird - dürfte hingegen nicht das Ergebnis einer offenen Erörterung der sich für Deutschland und seine Bevölkerung mit der Einführung des Euro ergebenden Folgen sein, sondern Folge der massiven me­dialen Volksverdummung und entsprechenden Indoktrinierung. Nach der Mitte 1 995 auf dem 4. Deutschen Börsentag in Frankfurt vorsichtig formulierten Auffassung des bei Unbotmäßigkeit jeder­zeit in den einstweiligen Ruhestand versetzbaren politischen Beam­ten, Finanz-Staatssekretär Jürgen STARK, wird »der Finanzplatz Deutschland . . . mit der Einführung einer gemeinsamen europäischen Währung seinen traditionellen DM-Vorteil verlieren« . 213

Nach einer vom Deutschen Industrie- und Handelstag (DIHT) in Auftrag gegebenen Studie des Instituts für Wirtschaftspolitik

211 Rose-M:Jrie Borngässer, » I n Ita l ien bröckelt die fv\aastricht-Front«, Die Welt, 27. 8. 1 9 9 6 . 212 La lfibune, Paris, nach Die Welt, 3 1 . 8. 1 99 6 . 213 Jürgen Sta rk n a c h d pa-Meldung »Euro-Geld schadet dem F ina nzplatz Deutsch land«, i n

Die Welt, 4 . 7 . 1 995 .

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und Konjunkturforschung Witten / Herdecke schafft nur eine har­te Währung neue Arbeitsplätze. In Ländern mit schwacher Wäh­rung wie Italien und Schweden zwischen 1 990 und 1994 seien über­durchschnittlich viele Industriearbeitsplätze verlorengegangen. Damit widerspricht dieses Institut verschiedenen Analysen ande­rer Institute, auch dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Köln, und dem Ho-Institut, München. Beide hatten die Auffassung ver­treten, daß vor allem die DM-Aufwertung und weniger die Lohn­politik die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie gefähr­det habe.214 Und eine starke Währung kann der Euro nicht sein. Seine Stabilität wird vielmehr weicher sein als der vorherige Durch­schnitt aller an der EWU teilnehmenden EU-Staaten. Deren Finanz­politik wird sich nach Einführung des Euro nicht mehr teils wi­derwillig nach derjenigen Deutschlands mit seiner stabilen Mark auszurichten brauchen. Wie ein Kolchosearbeiter, der mit seinem Engagement oder seiner Faulheit seine eigene Lage nur unwesent­lich beeinflussen kann und etwa bei 1 00 Kolchos-Malochern ce te­ris paribus (alle übrigen Faktoren unverändert) nur ein Prozent seines sonstigen Anteils am Reinertrag einbüßt, wenn er überhaupt keine Leistung erbringt, so wird das finanzpolitische Verhalten der Einzelstaaten nach dem Beitritt zur EWU weniger unter ih­rem zum Beispiel aus innenpolitischen Gründen praktizierten Fehlverhalten leiden, als wenn sich dieses nicht auf eine >Kolchos­Währung< , den Euro, gewissermaßen sozialisiert, sondern nur auf den Wechselkurs oder die Stabilität der eigenen nationalen Wäh­rung auswirkt. Deshalb kann dem Londoner European nur beige­pflichtet werden, wenn er im August 1 996 feststellt:

"Wer Zweifel über die gemeinsame Währung äußert, ist nicht unbedingt ein schlechter Europäer. Wenn es mit der Währungs­union nicht klappt, liegt darin mehr Gefahr für Europa als in der Gefährdung der Harmonie (einer Einheitswährung), die der Union offenbar so wichtig ist .«21 5

Das seit Bretton Woods (Juli 1 944) bestehende internationale Währungssystem ist aus dem Gleichgewicht geraten, nachdem US­Präsident NIXON 1 971 die Golddeckung des US-Dollars abgeschafft und damit dessen Stabilität einer innen- und exportpolitisch ori­entierten Währungspolitik geopfert hat. Das führte zu einer kon-

214 Die Welf, 27. 8 . 1 996, »Ha rte Währung schafft neue Jobs - Studie des DIHT: Falsche Lohn­pol it ik ist eigentl iche Ursache fü r den Abbau von Arbeitsplätzen« .

215 The European, London, nach Die Welf, 30 . 8. 1 9 9 6 .

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tinuierlichen Abwertung dieser internationalen Leitwährung und zu einer zumindest in Europa immer stärker Leitwährungscharakter an­nehmenden Deutschen Mark. Für ihre Stabilität sorgte das von allen deutschen Regierungen beachtete Zentralbankgesetz . Wie obigen Zitaten zu entnehmen ist, war und ist das weder den auch finanz­politisch auf >US World leadership< (US-Welt-Führung) bedachten Ver­einigten Staaten noch den unverändert nach nationaler geopolitischer Bedeutung strebenden westeuropäischen Siegermächten recht.

Den zitierten Ausführungen aus dem Jahre 1 993 des Ex-EU­Kommissionspräsidenten Jacques DELORs (s. S. 1 35, Q. 208) läßt sich entnehmen, daß es sich folgerichtig beim Euro gar nicht um die Schaffung einer Gemeinschaftswährung handelt, deren Zweck­mäßigkeit für die Verwirklichung der Einheit Europas bejaht oder angezweifelt werden kann, sondern schlicht um die » Abschaffung« der » D-Mark als letztes Machtmittel Deutschlands«, der (nicht nur) DELORs' »jahrzehntelanger Kampf« gegolten hat.

Mit der Frage, wie vermieden werden kann, daß Europa durch eine übereilte Einführung der Einheitswährung in eine sich des­wegen bereits abzeichnende schwere sozio-ökonomische Krise mit möglichen nicht absehbaren politischen Folgen gestürzt werden kann oder wird, hat sich die dafür verantwortliche europäische Politprominenz offensichtlich nicht oder nur am Rande befaßt. In Frankreich ist bereits als Folge unter anderem von dessen Euro­Politik ein Viertel der jugendlichen Arbeitskräfte arbeitslos! Le­diglich Großbritannien, Schweden und Dänemark laufen derzeit euro-politisch auf Vernunftkurs .

Sollte davon ausgegangen werden, daß die Einheitswährung deutscherseits auch durch einen euroskeptischen Macht- oder Sin­neswandel am Rhein nicht mehr aufgehalten werden kann, ließe sich das mit ihrer Einführung verbundene Risiko einer europä­ischen Katastrophe dadurch verringern, wenn nicht sogar vermei­den, daß für den Euro Golddeckung vorgesehen und er vorerst als übergeordnete Währung eingeführt wird . Einerseits entfiele damit sowohl das Erfordernis der Einhaltung für die EWU-Auf­nahme festgelegter Stabilitätskriterien - wozu mittlerweile selbst Deutschland als Verfechter eines harten Euros wohl allenfalls mit­tels >kreativer Buchhaltung< in der Lage sein wird - als auch die nach seiner Einführung bei mangelhafter finanz- und wirtschafts­politischer Performance eines Mitgliedslandes problematische Durchsetzung gemäß Stabilitätspakt zu verhängender Zwangs­maßnahmen. Die natürlich auch nicht absolute Stabilität des Gol-

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des wäre immer noch sicherer als die Zuverlässigkeit einer Viel­zahl europäischer Regierungen in bezug auf die Stabilitätskontrolle des Euro . Wie oben schon zitiert wurde, hat zum Beispiel Staats­präsident Fran<;ois MI1TERRAND »die Einheitswährung nur deshalb akzeptiert, weil Frankreich auf sie mehr Einfluß ausüben könne als . . . auf die D-Mark«. Andererseits wird damit den an der EWU teilnehmenden Staaten Zeit gegeben, sich finanz- und wirtschafts­politisch den Anforderungen einer solchen Einheitswährung an­zupassen, ehe sie ihre nationalen Parallelwährungen aufgeben oder aufgeben können.

Beides zusammen würde bedeuten:

1. Statt einer begrenzten Zahl von die - eventuell nach Stand der Dinge dafür aufgeweichten - Stabilitätskriterien erfüllenden EWU-Mitglieder können alle EU-Staaten von Anbeginn an der Gemeinschaftswährung teilnehmen; das mühsame Zusam­menwachsen Europas wird damit nicht durch eine qualitative, sich nach Stabilitätskriterien richtende währungspolitische Spal­tung erschwert .

2. Die nationalen Währungen aller EU-Mitglieder, die der Wäh­rungsunion beitreten wollen, werden nicht von einem (ge­schlossenen) Papier-Euro abgelöst, sondern vorerst unter dem Dach einer (offenen) nominellen Euro-Goldwährung weiterbeste­hen, um mit dieser zumindest ihren europäischen und interna­tionalen Zahlungsverkehr abzuwickeln, ob es sich dabei um denjenigen ihrer öffentlichen Einrichtungen, Großunternehmen, KMU (Klein- und Mittelunternehmen) oder Touristen handelt.

3. Parallel dazu können die nationalen Währungen so lange für den internen Gebrauch beibehalten werden, bis diese jeweils ­etwa über die Dauer eines Jahrzehnts - dem Euro gegenüber nicht abgewertet zu werden brauchen. Das müßte sogar gesche­hen, sofern nationale Parallelwährungen nicht finanz- und wirt­schaftspolitisch stabil gehalten werden können. So lange die po­l i t ische Einigung Europas nicht vol lzogen is t , wird das möglicherweise einigen EU-Mitgliedsländern auch innerhalb eines Jahrzehnts nicht gelingen, ohne daß die offene (in Gold einlösbare) europäische Gemeinschaftswährung dadurch Scha­den nehmen würde.

4. Wie lange die einzelnen EU-Mitgliedsländer neben dem dann zumindest im europäischen und internationalen Zahlungsver-

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kehr verwendeten Euro noch nationale Parallelwährungen so­wie ihre Unternehmen und Privatpersonen nach Bedarf eigene Nationalwährungs- und Euro-Konten bei ihren Bankinstituten unterhalten, bleibt eine Frage des jeweiligen politischen Wil­lens und der Stabilitätspolitik ihrer nationalen Regierungen.

5. Die europäischen Weichwährungspolitiker müssen weiterhin die nationalen Währungen ihrer Länder gelegentlich, nunmehr dem Euro gegenüber, abwerten. Das ist jedoch erträglicher, als wenn bei jeder sozio-ökonomischen Krise (wie etwa politikbe­dingt zunehmend in Frankreich und Deutschland) oder der Änderung der Europapolitik eines einflußreichen EWU-Mit­gliedslandes währungspolitischer Kompromiß gesucht werden muß, wodurch der Euro schließlich zu der bereits von natio­nalen und internationalen Finanzexperten prognostizierten >Ca­membert-Währung< mit ihren Auswirkungen auf die Gemein­schaftsstaaten und -gesellschaften degenerieren würde, ehe er überhaupt - richtig hart geworden - international Vertrauen in seine Stabilität erlangt hat.

6. Die Bundesrepublik Deutschland braucht sich nicht unter Zeit­druck verkrampft mit Euro-Stabilitätskriterien herumzuschla­gen, sondern kann in Ruhe wieder zu ihrer soliden Finanz- und Wirtschaftspolitik der Sozialen Marktwirtschaft zurückkehren, um auch Deutschlands Beschäftigungsprobleme wie zu seligen Zeiten von ADENAUER und ERHARD euro-irritationsfrei unter Kon­trolle zu bringen. Sollte diese oder eine andere Bundesregie­rung ungeachtet aller sich daraus ergebenden Konsequenzen (weiterhin) dem Sozialismus huldigen, würde die Deutsche Mark demzufolge regelmäßig der europäischen Goldwährung gegenüber abgewertet werden müssen, wie das schon bisher bei gewissen EU-Währungen der Deutschen Mark gegenüber erforderlich war, ohne daß das europäische Währungssystem deswegen in Frage gestellt werden müßte.

7. Sowohl den Euro-Euphorikern als auch den Euro-Skeptikern (so in Großbritannien) wird mit einer solchen Regelung entgegenge­kommen und sichergestellt, daß der Euro ohne nach einem Stab i­litätspakt die nationale Würde von EU-Mitgliedsländern verlet­zende und gegebenenfalls auch nur schwer realis ierbare Strafmaßnahmen stabil gehalten wird, um auch dem US-Dollar Paroli bieten zu können. Die bisher für die Gewährleistung seiner Stabilität getroffenen Absprachen haben nicht zu verhindern ver-

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mocht, daß er bereits vor seiner Einführung trotz massiver politi­scher Stabilitätsbeteuerungen so weit davon entfernt ist, daß eine den US-Dollar hochtreibende monetäre Fluchtbewegung aus den erklärten EWU-Mitgliedsländern - so aus dem noch Hartwäh­rungsland Deutschland - eingesetzt hat. Wahrscheinlich würde bereits die Ankündigung, daß für den Euro Golddeckung vor­gesehen ist, dem entgegenwirken. Viel Zeit für eine solche Scha­densbegrenzung bleibt allerdings nicht.

Bei der vorerwähnten >kreativen Buchhaltung< handelt es sich weni­ger um eine rein rechnerische als vielmehr um eine Bewertungsfra­ge. So können EWU-Beitrittskandidaten erforderliche Abschrei­bungen in Staatsbetrieben hinauszögern, mit der Absicht der Privatisierung voll gerechtfertigte, aber nur einmalig den Haushalt konsolidierende Verkäufe von Staatsbetrieben vornehmen, erforder­liche, öffentliche Investitionen so verschieben, daß die Rechnungen dafür erst im nächsten Haushaltsjahr beglichen werden müssen, oder - wie von der italienischen Regierung gehandhabt - eine einmalige EWU-Abgabe erheben. Das >frisiert< die Haushalte und kann bei EWU-Beitrittskandidaten 1 997 einmalig die Neuverschuldung im Rahmen der 3-Prozent-Marke des Bruttoinlandsprodukts (BIPs) hal­ten. Der im Artikel 109 des Maastricht-Vertrages als weitere Voraus­setzung für den EWU-Beitritt festgeschriebene »hohe Grad dauerhaf­ter Konvergenz« wird damit jedoch nicht gewährleistet .

Da es sich bei dieser 3-Prozent-Marke um statistische Zahlen und ihren jeweiligen Aussagewert handelt, sei hier ein dazu passendes US-amerikanisches Sprichwort zitiert : »Figures don't Zie, but Ziars may figure.« (Zahlen lügen nicht, aber Lügner können Zahlen erstellen. ) Und um etwas anderes als ein Täuschungsmanöver handelt es sich bei der hier angewandten >kreativen Buchhaltung< nicht.

Ferner > schweigt des Sängers Höflichkeit< über leidenschaftlich die termingerechte Einführung des Euros fordernde Politiker in bezug auf die gleichfalls im Maastricht-Vertrag für den EWU-Bei­tritt festgeschriebene Voraussetzung der 60-Prozent-Marke für die maximale Gesamtverschuldung. Grund dafür ist , daß diese von den meisten Beitrittskandidaten genau so wenig wie die vorer­wähnte 3-Prozent-Marke für die Neuverschuldung eingehalten wird, sich aber zum Unterschied zu der letzteren kaum mit buch­halterischen Tricks den Wunschvorstellungen der Euroeuphoriker anpassen läßt. Mit der EWU soll demnach so begonnen werden wie mit einem Wirtschaftsunternehmen, dessen Eröffnungsbilanz bereits manipuliert (gefälscht) ist .

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Deutschlands Tributpflichtigkeit

Neben den währungs politischen Risiken, die in einer europäischen Währungsunion auf jeden Fall nach dem bislang vereinbarten Muster liegen, wird Deutschland bereits heute durch seine bilate­ralen, zwischenstaatlichen und überstaatlichen Transferleistungen stark belastet, das heißt durch seine Tributpflichten unter ande­rem der Europäischen Union gegenüber - sei es direkt (s. Graphik Abbildung 10) oder indirekt über gegen deutsche Interessen ver­fügte Wettbewerbsmaßnahmen und getroffene Regelungen wie bei der Bananenmarktordnung .2"1 6

Der Preis für Europa (Za h l u ngen i n Mrd. DM)

aus Deutschland an den EU-Haushalt

Aus dem EU-Haushalt an Deutschland

Das bedeutet: mehr gezah lt a ls erhalten

Abbi l d u ng 1 0 . Nach Die Welt, 3 . 8. 1 996

216 Bernd-Artin Wesseis, Das Bananendikfat Campus-Verlag, Frankfurt/M 1 9 9 5 .

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Zur Tributpflichtigkeit des EU-unterjochten Deutschlands äu-ßerte sich der Pariser Figaro:

>} )Deutschland wird zahlen< , sagte man in den 20er Jahren. Es zahlt heute: Maastricht, das ist der Versailler Vertrag ohne Krieg. «21 7

Deutschland führte 1996 in die EU-Kassen netto etwa zwanzig­mal mehr ab als Frankreich.218

Wie es ein ho her Beamter aus dem Bundesministerium der Fi­nanzen zum Ausdruck brachte, »wird aus dem deutschen Haushalt bezahlt«, wo sich der politische Konsens in Europa nicht einstellen will. Und hier funktioniert die durch die Massenmedien erfolgen­de Indoktrinierung der Deutschen so gut, daß nach Friedens­forscher MECHTERSHEIMER der »Klagen über die Transferzahlungen in die neuen Bundesländer, also in ihr eigenes Land, . . . mehr (sind) als über die rapide steigenden deutschen Nettobeiträge an die EU. Im Jahre 2000 werden es rund DM 50 Mrd. sein, die Deutschland mehr zahlt als erhält« .219

Weil die teilvereinigte Bundesrepublik Deutschland mittlerweile an ihren für Drittinteressen übernommenen Verpflichtungen und der deswegen munter eingegangenen Verschuldung finanzpolitisch zusammenbricht, mehren sich im Lager der um ihre Wiederwahl fürchtenden Politiker zaghafte Stimmen, die bei den umfangreichen Transferzahlungen an zwischenstaatliche und überstaatliche Orga­nisationen sowie Sonderaktionen (man denke hier etwa an die 1 8 Milliarden DM, die für den Golfkrieg beigesteuert wurden) den Sparstift ansetzen wollen. Sogar der diesbezüglich bisher beson­ders spendierfreudige Bundeskanzler KOHL »verstand sich . . . schließlich Ende 1995 in einer Regierungserklärung zu der vom Europäischen Rat beschlossenen >Europäischen Agenda 2000< im Bundestag zu der vorsichtig definierten Einlassung, daß die Ver­handlungen zwischen den EU-Partnern über die künftige Mittel­ausstattung der Union >rechtzeitig vor dem Auslaufen der Finanz­regelung von Edinburgh im Jahre 1999< zu >neuen Vereinbarungen< führen müßten, die >dem Prinzip einer fairen Lastenverteilung stär­ker als bisher entsprechen< . Damit war von der Bundesregierung

217 le Figaro, Paris, nach Die Welt. 1 9 . 9. 1 9 9 2 . 218 Dietrich A. Rol ler, Leserzuschrift, in Die Welt. 2 3 . 7 . 1 9 9 6 . 21. Alfred Mechtersheimer, Deutschland - Friedensmacht in Europas Mitte, Kyffhäuser-Rede

vom 3. 10. 1995, Friedenskomitee 2000, Starnberg, Argumentationspapier 3/1 995, 3 . Aufl ., 5. 8 .

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(jedoch) noch keine förmliche Forderung an die Partner erhoben und auch politisch nicht viel zur Sache ausgesagt. Aber der deutsche Re­gierungschef hatte sich mit dieser Erklärung zur Aufnahme von Re­visionsverhandlungen mit dem Ziel einer Korrektur im Sinne aus­gewogener Lastenverteilung bereiterklärt, ohne sich auf die von den Bundesländern geforderte Berechnungsmethode und das >Wohl­stands<-Kriterium festzulegen.«22o Hierzu kann allerdings bemerkt werden, daß einmal bei der generellen Unterwürfigkeit aller bishe­rigen deutschen Bundesregierungen wohl nicht zu viel von diesem ersten Schritt erwartet werden sollte und zum anderen zwischen­zeitlich der deutsche Sozialstaat weiter zusammenbrechen wird. Die Prognose zu spät und zu wen ig dürfte deshalb nicht zu gewagt sein.

In Anbetracht des von den Parteien bisher akzeptierten politischen Status der Bundesrepublik Deutschland befindet sich der einzelne Politiker in einer Lage, die vergleichbar ist mit derjenigen eines Le­bensmittelchemikers, der in einem Geflügelverarbeitungsunterneh­men die geschlachteten Tiere so zu präparieren hat, daß sie vor dem Einfrieren noch möglichst viel Wasser aufnehmen, ohne das Produkt geschmacklich darunter leiden und den Konsumenten merken zu lassen, in welchem Ausmaß er aufgenommenes Wasser als Fleisch bezahlt.221 Genauso muß der Berufspolitiker dem ihm von den Me­dien vorgegebenen Zeitgeist der sowohl multikulturell-ethnischen als auch völkerrechtlichen EU-Auflösung Deutschlands mit seiner geopolitisch-wirtschaftlichen Komponente entsprechen und trotzdem vom düpierten Bürger gewählt und wiedergewählt werden. Schafft er diesen Spagat nicht, wird er - wie der Lebensmittelchemiker bei >Versagen< - seinen >Job< los, weil ihn die über seine Wählbarkeit vorentscheidenden Medien fallen lassen oder ausgrenzen oder der Wähler ihm nicht mehr seine Stimme gibt. Da Medien und Politiker der >demokratischen< Parteien es fertiggebracht haben, alle politi­schen Strömungen als nationalistisch-ausländerfeindlich oder rechts­radikal auszugrenzen, die sich nicht >political correct< verhalten, ist der zeitgeistkonforme Politiker noch verhältnismäßig ungefährdet. Wie die Ausgrenzung politisch konkurrierender national-wertkon-

220 Lothar Rühl . Deutschland als europäische Macht - Nationale Interessen und internatio­nale Verantwortung, Bouvier Verlag, Bonn 1 996, S. 1 S 9 .

221 Daß auch andere Fleischprodukte so gestreckt werden, ist fo lgender Meldung aus Den Haag zu entnehmen : "Gekochter niederländ ischer Sch inken kann manchmal >schnillfestes Wasser, sein . Denn 63 Prozent der von der hol länd ischen Verbrauchersch utzorgan isation >Consumentenbond, untersuchten 1 20 Sch inkenproben enthie lten zuviel künstl ich zugefüg­tes Wasser.« IDie Welf, 28. 9 . 1 996, » N iederländ ischer Schinken enthält zuviel Wasser«)

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servativer Gruppierungen unter Einsatz von Zwangsbeiträgen zu den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten und aus Steuergeldern nicht nur mit den >demokratischen< Parteien gewährten Zuwendun­gen, sondern auch zum Beispiel über den Verfassungsschutz aus den Verwaltungshaushalten bewerkstelligt wird, bleibt dem Durch­schnittsbürger weitgehend verborgen, da kaum darüber berichtet wird . Zu letzterem verdanken wir dem Kurier vom 18 . Juli 1993, der Taz vom 28. Mai 1994, der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung vom 5. August 1994 und der Süddeutschen Zeitung vom 1 1 . August 1994 eine vom VA WS-Pressebüro West zusammengefaßte Unterrichtung über folgendes Beispiel:

Ein siebzehnmal wegen gefährlicher Körperverletzung, Dieb­stahls und Betrugs vorbestrafter V-Mann des nordrhein-westfäli­schen Verfassungsschutzes hat zeitweise drei der vier Angeklagten im Solinger Mordprozeß in der Kampfsportschule >Hak-Pao< , So­lingen, trainiert. Nachdem dieser Tatbestand bei den Vernehmun­gen der Tatverdächtigen des Brandanschlages protokolliert wor­den war, schaffte der V-Mann umfangreiches Aktenmaterial aus seiner Kampfsportschule beiseite . Ein dreiviertel Jahr später fand die Polizei das Material. Dabei handelte es sich unter anderem um Anleitungen zum Bau von Molotowcocktails sowie um Observa­tionsprotokolle und genaue Lageskizzen überwiegend von Aus­ländern bewohnter Häuser in Bonn, Köln und Wuppertal . Es be­durfte erst eines Artikels im Sol inger Tagebla tt, bevor sich die zuständige Düsseldorfer Staatsanwaltschaft mit diesem Fund be­faßte und dann ein Ermittlungsverfahren gegen den V-Mann ein­leitete . Als der nordrhein-westfälische Innenminister ScHNooR dar­aufhin seinen V-Mann fallenlassen mußte, rief er ihm nach, daß dieser einer »der wichtigsten Informanten des Verfassungsschut­zes in der rechtsextremen Szene« gewesen sei . 222

So werden sozial schwache Halbstarke mißbraucht und zu rechts­radikalen Tätern gemacht, um national-wertkonservative Grup­pierungen als angebliche Hintermänner dieser Straftaten zu ver­leumden sowie dann mit Betroffenheitsbekundungen und Lichterketten auf den zunehmenden Rechtsradikalismus in Deutschland aufmerksam zu machen. Wenn kurdische Radikali­sten türkische Einrichtungen in Deutschland anzünden, wartet man vergeblich auf solche Betroffenheitsbekundungen und Lichter­ketten! Weitere Beispiele dafür können der angezogenen Quelle ent-

222 VAWS-Pressebüro West, Unter falscher Flagge, Bingen, Oktober 3 1995, S . 53 f.

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nommen werden. Diese Vorgehensweise erinnert an die den Na­tionalsozialisten nachgesagte Instrumentalisierung des nieder­ländischen Kommunisten v AN DER LUBBE, den Reichstag anzuzünden, um dessen Brandanschlag (27. 2 . 1 933) nachher den deutschen Kommunisten anzulasten. »Il change d'autant plus qu 'il reste le meme.« ( >Je mehr sich die Dinge ändern, desto mehr bleibt alles beim Al­ten. < )

Der aufgeklärte Wähler kann meinen, als Alternative zu den >de­mokratischen< Parteien gebe es nur noch das Fernbleiben von der Urne. Das ist aber falsch. Auch wenn mittlerweile ein Drittel der Wahlberechtigten von ihrem Stimmenthaltungsrecht Gebrauch macht und von dem restlichen Zweidrittel der Wähler viele nur noch aus Sorge vor Rot-Grün eine der links-international-bürger­lichen Parteien wählen, wirkt sich das für den so ins Parlament gelangten > Volksvertreter< nicht nachteilig aus . Daß die > Partei der Nicht(mehr)wähler< und die >Nur-noch-aus-Furcht-vor-Schlimme­rem-Wähler< zusammen ganz andere parlamentarische Mehr­heitsverhältnisse bewirken würden und wahrscheinlich sogar den Bundeskanzler stellen könnten, kann ihm im Verlaß auf gewisse einflußreiche Medien keine schlaflosen Nächte bereiten. Im Drit­ten Reich gab es auch Wahlen, in denen man mit >Ja< oder - aller­dings unter Inkaufnahme gewisser Risiken - auch mit >Nein< für den Führer und seine Bewegung stimmen konnte. Heute gibt es für Andersdenkende zwar glücklicherweise keine Konzentrations­lager mehr; aber wählen kann er auch fast nur mit Ja oder Nein . Dieses Mal nicht für einen Führer, sondern für den Zeitgeist.

Zu den Folgen Deutschlands semikolonialer >Einbindung< in die Europäische Union und der Öffnung aller nur möglichen Tore für die Globalisierung seiner Wirtschaft äußert sich Ministerpräsident Gerhard ScHRÖDER als bisher einer der wenigen EU-Kritiker unter den SPD-Spitzenpolitikern der Bundesrepublik, die selbst als Amtsinhaber wirtschaftspolitische Verantwortung tragen:

»Noch problematischer wird es, wenn in einer Strukturkrise, wie sie 1993 für die Automobilindustrie zu beklagen war, die in ih­rer Existenz bedrohten Betriebe, d .h . die Geschäftsführer und Betriebsräte, vor der Tür stehen, mir aber die wirtschaftspoli­tischen Instrumente durch EU-Verordnungen aus der Hand ge­nommen werden. « 223

223 Gerhard Schröder, »Nationa le Polit ik reicht nicht - Die I nteressen der Menschen vor Ort d ü rfen a ber nicht übergangen werden« (Tei l 1 1 1 1, in Das Oslpreußenb/att, 6 . 7. 1 996, S . 24.

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Diese Euroskepsis hat er wiederholt vertreten, letztmals vor Abschluß dieses Teils der Standortanalyse am 15 . Januar 1997 anläßlich der SPD-Klausurtagung im schwäbischen Irrsee. Dort wiederholte er seine Kritik an der Wirtschafts- und Währungsunion, die seiner Mei­nung nach erst nach der politischen Union hätte folgen sollen, aber ohnehin nicht termingerecht zustande komme, weil Deutschland die Stabilitätskriterien bis 1998 nicht erreichen werde. Vor deren Auf­weichung warnte er ausdrücklich. »Das Interessante an der Euro-De­batte ist doch«, kritisierte er, »daß die nicht geführt werden darf. «224 Nach Bundesfinanzminister WAIGEL ist die Nettokreditaufnahme des Bun­des 1996 auf die Rekordhöhe von DM 78,3 Mrd. und das Staatsdefi­zit auf 3,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gestiegen.225 Die EWU-Kriterien begrenzen drei Jahre lang vor dem Beitritt zur Wäh­rungsunion die Nettokreditaufnahme auf maximal 3,0 Prozent.

SCHRÖDER entspricht deutschlandpolitisch mit seiner wiederholt zu erkennen gegebenen wirtschaftspolitischen Euroskepsis über die diesbezüglichen Terminvorstellungen der Bundesregierung weitge­hend der mehrheitlichen Sorge des deutschen Volkes. Mit der Auf­gabe der Deutschen Mark zumindest zum dafür vorgesehenen Ter­min dürfte die Währungsstabilität verloren gehen. Ferner werden die offenen EU-Binnengrenzen für Dienstleistungen, Waren, Krimi­nalität und ungehinderten Zuzug von Ausländern die persönliche Sicherheit der Bürger sowie ihre Arbeitsplätze, Renten, ausreichen­de Krankenversorgung und andere, bislang liebgewonnene Sozial­leistungen in Frage stellen. Damit verhält sich SCHRÖDER jedoch nicht >political correct< und demzufolge auch nicht nur gegensätzlich zur Europapolitik der auf Zeitgeistkurs liegenden Regierungsparteien CDU/CSU. und FDP, sondern auch zu seinen eigenen SPD-Partei­größen. Die dort bislang recht schwammigen außen-, verteidigungs­und europapolitischen Vorstellungen sind von der im Januar 1996 eingesetzten Kommission unter dem Vorsitz des SPD-Fraktionschefs Rudolf SCHARPING mit Ex-Minister Horst EHMKE, dem zweiten Mann in diesem Gremium, als »Art Leitfaden für eine operative Außen­politik« ausformuliert worden und sollen mit Billigung des Partei­vorsitzenden Oskar LAFONTAINE im Frühjahr 1997 auf einem außen­politischen Kongreß als generelle Parteilinie vertreten und gebilligt werden. Zu dieser erarbeiteten neuen SPD-Europapolitik hat SCHAR­

PING im Oktober 1996 unter anderem bekanntgegeben:

22. Hannes Burger, »Schröder zweifelt am Euro«, i n Die Welf, 1 6 . 1. 1 997. 22. Die Welf, 1 6 . l . 1 997, »Waigel meldet Schu lden-Rekord - Nettokreditaufnahme steigt auf

78 Mi l l iarden Mark - Ha usha ltsansatz deut l ich übersch ritten« .

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»Die europäische Integration ist die einzige Möglichkeit der Selbstbehauptung der europäischen Staaten im Zeitalter globa­ler Prozesse . . . Die Europäische Währungsunion (ist) die unab­dingbare Voraussetzung für eine starke europäische Stellung auf den internationalen Finanz- und Kapitalmärkten.«226

In Abweichung dazu geht SCHRÖOER wohl davon aus, daß der Wäh­ler sich in seinen Sorgen bald über den ihm von den Medien vor­gegebenen Zeitgeist hinwegsetzen und nach einem >Retter der Nation< rufen wird . Nach dem ZDF-Politbarometer vom Januar 1 997 liegt die SPD erstmals in der Wählergunst vorn; aber nur mit einem Kanzlerkandidaten Gerhard SCHRÖOER . Letzteren würden nach diesem Umfrageergebnis 45 und Helmut KOHL 42 Prozent der Wahlberechtigten unterstützen. Demgegenüber spekuliert die SPD-Führung (wie auch der bündnisgrüne Fraktionsvorsitzende FISCHER im Gegensatz zu den >Fundis< seiner Partei) auf den Macht­erhalt der Zeitgeistmacher und deren für die Ablösung KOHLS be­nötigte Medien-Unterstützung . Sie unterwirft sich deshalb mit ihren außenpolitischen Leitgedanken gen au so der >Political Cor­rectness< , wie das Helmut KOHL zur Erhaltung seiner Macht tut. Als eine Alternative zu dessen Europapolitik kann die nunmehr vorgestellte SPD-Marschrichtung damit nicht angesehen werden.

Die derzeit einzige Kanzleralternative Gerhard SCHRÖOER hat je­doch zur Erlangung der Mehrheitsfähigkeit seiner Landesregie­rung die bündnisgrüne >Morgenthau-Fraktion< ins Schlepp genom­men, womit er bei gleichem Koalitionspartner, ohne den er nach derzeitiger Konstellation nicht in Bonn oder Berlin an die Macht gelangen kann, und bei dem linken Flügel seiner eigenen Partei den von ihm vertretenen marktwirtschaftlichen Kurs als Bundes­kanzler wohl kaum durchsetzen können dürfte. Bereits Bundes­kanzler Helmut SCHMIDT ist an den Linken seiner eigenen Partei gescheitert. Während das CDU /CSU-Lager wieder wie zur Zeit AOENAuERs unter KOHL monolithisch mit einem quasi unfehlbaren Vorsitzenden an der Spitze strukturiert ist, ist es den bisherigen SPD-Parteivorsitzenden weder als Oppositionsführer noch als Bun­deskanzler gelungen, ihre Partei zwischen Marktwirtschaft und >Demokratischem Sozialismus< auf klarem Kurs zu halten.

226 Rudolf Scho rping, nach Korl-Ludwig Gü nsche, »Wie die SPD in der Außenpol it ik Profil gewinnen wi l l - Scho rping-Kommission bekennt sich zum Euro - Stä rkung der EU geht vor Nato-Erweiterung«, in Die Welt, 31 . 10. 1 9 9 6 .

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Soziale Umverteilung

Während der dreizehnjährigen sozial-liberalen Koalitionsregie­rung hat es dazu geführt, daß als Folge zunehmender sozialisti­scher Umverteilungspolitk zwar der Konsum gesteigert werden konnte, diese Steigerung aber auf Kosten von Investitionen und öffentlicher Verschuldung stattfand. Bedingt durch diese Politik, ist damals die Zahl der Arbeitslosen auf das 15,2fache und die der Konkurse auf das 4,2fache angestiegen (Abbildung 11) .

Volkswirtschaftliche Folgen einer 13j ährigen sozialliberalen Bundespolitik Westdeutschlands 1970 bis 1984

(Absolute Zahlen) 1 970 1 975 1 980 1 984

Einwohner 60 651 000 6 1 829 000 6 1 566 000 61 1 75 000

Erwerbstätige 26 668 000 25 8 1 0 000 26 302 000 25 087 000

Arbeitslose 148 800 1 074 200 888 900 2 265 600 Konkurse 3 943 9 059 1 6 698

Abbi l d u ng 11 . Quel le : Die Wirtschaftswoche, N r. 45 , 1 . 1 1 . 1 985

Auch das während der sozialliberalen Regierungszeit von Willy BRANDT und Helmut SCHMIDT begonnene, von John Maynard KEYNES in seiner 1 935 erschienenen The General Theory of Employment, Interest, and Money als Krisenmanagement empfohlene »Deficit spending« (re­gierungsseitiges Schuldenmachen zugunsten öffentlicher Inves­titionen und des damit verbundenen Ankurbelungseffekts der Wirt­schaft) hat versagt. Deficit spending ist nämlich nur sinnvoll, wenn es in der in die Krise geratenen Volkswirtschaft als Stimulans wie Kaf­fee bei einer nächtlichen Autofahrt eingesetzt wird . Als Dauerthera­pie wirkt die dadurch bedingte öffentliche Verschuldung beschäfti­gungspolitisch genau so ungünstig wie fortwährend Kaffee als Ersatz für den benötigten Schlaf. Und die Arbeitslosen sind nicht nur von gesellschaftlicher Ausgrenzung bedroht, sondern verursachen auch öffentliche Belastungen in Höhe von etwa DM 4 Mrd. je 100 000 der von diesem Schicksal Betroffenen.227

Gegenüber dem Risiko, das mit einer rot-grünen Schröder-AI­ternative eingegangen würde, befindet sich das von Bundeskanzler

227 ARD, ,Tagesthemen<, 6. 1 1 . 1 996 .

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KOHL verzichtspolitisch geführte Deutschland in einer Lage, die in einem Kabarett mit KOHL als >Fliegendem Maastrichter< auf der in schwerer See kreuzenden >Germania< karikiert werden könnte . Gleich dem >Fliegenden Holländer< bestimmt letzterer den ihm von äußeren Mächten vorgegebenen Kurs nicht selbst, darf aber immer häufiger - wohlwollend kommentiert und wählerwirksam - vom Bildschirm für sich und seinen Eurokurs werben. In der Kleinkunstinszenierung hält die Verherrlichung des Bundeska­pitäns in den Massenmedien so lange an, wie dieser mit seinem lediglich Rheinschifferpatent so sicher vor der Zeitgeistbrise auf das Euroriff zusteuert, als habe er einen nach dem unten behan­delten Hooton-Plan navigierenden Insider als unsichtbaren Lot­sen an Bord genommen. Er hofft, daß die multikulturelle Besat­zung seines im 11. Register eingetragenen, mittlerweile eher einem Seelenverkäufer gleichenden Kahn nicht merkt, wohin die Reise geht. Der vom >Fliegenden Maastrichter< angeheuerte, umvertei­lungserfahrene Purser (Zahlmeister) soll ihm helfen, seinen noch unter deutscher Flagge fahrenden Segler so mit Schulden zu über­laden, daß er das >Blaue Band mit Sternen< als schnellstes >unum­kehrbar< gestrandetes Schiff der Euroflotte gewinnt . Das bisher unvollendete Kleinkunstwerk endet mit der Regieanweisung, das Publikum am Schluß der Vorstellung von der Bühne aus wissen zu lassen, daß die unter Bundeskapitän KOHL segelnde >Germa­nia< als Favorit für das >Blaue Band< gilt und die in Aussicht ge­nommene Fortsetzung des > Fliegenden Maastrichters< mit dem Un­tergang der >Germania< im Euromeer sehr spannend werden wird .

Wenn KOHLS >Karawane< nicht >weiter so< strampeln oder eine Koalition SCHRÖDER/FIsCHER sich nicht gegenseitig neutralisieren soll, bleibt für Deutschland nach der vorgegebenen Political Correctness noch die Große Koalition als kleinste gemeinsame Basis . Diese drei, jede für sich höchst unbefriedigenden Konstellationen lassen sich nur vermeiden, wenn der mündige Bürger alternativ zur >mediokrati­schen< Parteienlandschaft sein demokratisches Recht einfordert und >patriotisch korrekt< wählt (s. S. 204 >Patriotic correctness< , Q. 301 ) . Dafür muß er allerdings gegen die Beeinflussung durch die Mei­nungsmacher gefeit sein. Zur Alternative Große Koalition sei ange­merkt, daß die Bundesrepublik Deutschland (West) so 1966-1969 ihre mehr als gefährliche >Ostpolitik< eingeleitet hat (s .Abbildung 12), obwohl dem deutschen Volk immer noch vorgegaukelt wird, daß es dieser die Teilvereinigung zu verdanken hat. Einer erneuten Großen Koalition könnte sie den Vollzug der EWU verdanken.

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Warschauer Pakt plante Offensive

Der Warschauer Pakt plante für den Kriegsfall eine breitangelegte Offen­sive bis n ach Frankreich und an die spanische Grenze. Dabei war die Ein­nahme Dänemarks, der B undesrepu­blik Deutschland, der Niederlande und Belgiens vorgesehen . Diese Angriffs­planung geht aus einer Studie der frü­heren DDR hervor, die Verteidigungs­mini ster S toltenberg am Freitag in Bonn vorstellte und damit einen Be­richt der WELT vom 3 1 . 7 . 1 99 1 bestä­tigte. Erst mit Beginn der Ära Gor­batschow habe es eine Betonung de-

fensiver Aufgaben gegeben. Die Stu­die stützte sich auf 25 .000 Dokumen­te, die trotz der Vernichtung zahlrei­cher geheimer Unterlagen vor der Wie­dervereinigung noch bei der Natio­nalen Volksarmee der DDR gefunden wurden . Der Einsatz taktischer Atom­waffen war nach der Studie integraler Bestandtei l der Ausbildung auf der Führung sebene der Arme e . So sei beim "Stabstraining 89" die Verwü­stung grenznaher Landstriche Schi es­wig-Holsteins durch 76 Atomwaffen durchgespielt worden.

Abbi l d u ng 1 2 . Quel le : Die Welt, 1 . 2. 1 992

Den wahren Charakter der Europäischen Union hat Deutschland im Sommer 1 996 zu spüren bekommen, als das Land Sachsen den Ausbau des Volkswagenwerks in Mosel und Chemnitz ohne Zu­stimmung der EU-Kommission mit einer Aufbauhilfe gefördert hat.228 Durch die augenblickliche Rezession beschleunigt, wird der sozio-ökonomische Niedergang Deutschlands im Rahmen seiner - dazu mit dem Verlust der eigenen Währung verbundenen - > Ein­bindung< in die Europäische Union wohl kaum aufgehalten wer­den können und nicht absehbare innenpolitische Verwerfungen zur Folge haben. Abweichend von den Unruhen der letzten Jahre der Weimarer Republik wird dabei mit international-multikultu­rell verstärkter Brutalität gerechnet werden müssen.

2 2 8 Hier hatte Sachsen trotz eines Vetos der Brüsseler EU-Kommission n icht genehmigte Sub­ventionen in Höhe von DM 141 Mio . an VW a usgezah lt . Mit der staatl ichen Beih i lfe sol l ten d ie beiden sächsischen VW-Werke a usgebaut werden, in denen damals 20 000 Men­schen beschäftigt waren. Derselbe flämische EU-Wettbewerbskommissar Karel VAN MIERT, der d ie Subventionierung der >Air France' genehmigt hat, wol lte jedoch den deutschen >Aufbau Ost, n icht auf d iese Weise gefördert sehen . Die sächsische Staatsregierung u nter CDU-Min isterpräsident Ku rt BIEDENKOPF erhielt von dessen n iedersächsischem SPD-Amts­kollegen Gerhard SCHRÖDER Rückendeckung . Schl ießl ich wurde eine gericht l iche Ausein­andersetzung dadurch vermieden, daß die Bundesregierung sich auf einen Kompromiß e in l ieß, bei dem sie ih rerseits auf eine vorgesehene Förderung der beiden VW-Werke verzichtete .

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Deutsche Buroeuphorie

Das deutsche Volk hat deshalb nur zwei Alternativen, sich ent­weder von der zeitgeistvorgegebenen Euroeuphorie freizumachen oder sich mit entsprechenden EU-Folgeproblemen abzufinden. Bei Duldung oder gar Befürwortung der zweiten Alternative sollte es aber nachher nicht beklagen, wenn deswegen bald »die Lebens­bedingungen des deutschen Volkes nicht besser sind als diejeni­gen in irgend einem der benachbarten Mitgliedsländer der Ver­einten Nationen«,229 also den Staaten des westlichen ehemaligen Ostblocks und Südeuropas. Das gilt auch für die sich heute zum Schaden Deutschlands >palitical carrect( verhaltenden >Y olksver­treter< . Diese könnten dabei sowohl ihre gegenwärtigen Pfründe, als auch die von ihnen für sich bewilligten großzügigen Versor­gungsprivilegien verlieren. Mit den derzeitigen Rentenkürzungen und der eingeleiteten Diskussion um die Beamtenversorgung wer­den bereits Präzedenzregelungen geschaffen, die zu gegebener Zeit auch auf die dafür Verantwortlichen angewendet werden könn­ten. Und das dann genau so überproportional, wie man sich dort derzeit selbstbegünstigt.

Auch sollte den Euroeuphorikern in Deutschland zu denken geben, mit welcher Leidenschaft in der britischen Öffentlichkeit Mitte 1 996 die >Kriegserklärung< Premierministers MAJOR wegen des Importverbots britischen Rindfleisches, Rindertalgs usw. von weltweit mehr als 30 Staaten weniger an diese und die Europäische Union als vielmehr so gut wie ausschließlich an Deutschland be­jubelt wurde.230 In welcher Richtung Deutschland dabei von der britischen Presse verunglimpft wird, geht aus der in Abbildung 13 wiedergegebenen Karikatur des Daily Express hervor, in der die deutschen Widersacher in den von Premier MAJOR als »Dreißig­jährigen Krieg« bezeichneten britischen Vernichtungs bemühungen Deutschlands aus der Sicht dieses deutschen NA TO- und EU-Part­ners dargestellt werden.

229 Auszug a us der unten (s. S. 248, a. 380) behandelten D i rektive JCS/1067 vom Apri l 1 945 des US-Oberkommandos a n den Oberkommandierenden der US-Streitkräfte in Eu ropa, Genera l Dwight D . EISENHOWER. (s. a. 356)

230 Reiner Gatermann, »,Kein deutsches Bier l ( - Eng land bejubelt Majors ,Kriegserklärung«(, und Claudia Ehrenstein, »Die lange Geschichte des Wa hnsinns - Unzureichende Maß­nahmen zum Schutz vor Tierseuchen begü nstigen die Ausbreitung der BSE«, in Die Weil. 23 . 5 . 1 996 .

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Die Redakteurin des Daily Telegraph, Anne McELVOY, bemerkt in ihrem kürzlich in Deutschland erschienenen, aus dem Englischen übersetzten Aufsatz »Wir sind immer gemein zu den Deutschen«, »daß die Geschichte englisch-deutscher Karikierung weit vor 1 939 oder sogar 1914 zurückgeht. Noch bevor wir zwei Weltkriege als Entschuldigung hatten, waren wir regelmäßig an derartigen Be­schimpfungen erfreut, etwas, was Konferenzteilnehmer heute mit ernster Miene als > unterschwelliges Verbreiten negativer Ste­reotypen< kritisieren . . . Was die Schimpfwörter von Hunnen, Krauts und Jerries betrifft, hat ihr Gebrauch als geläufige Beleidi­gung auch die Friedenszeit nach 1 945 überlebt; und zweifelsohne wird dieser weiter bestehen, auch wenn die Europaföderalisten ihren Willen durchsetzen und wir alle gezwungen sind, auf >un­sere deutschen Partner< zu verweisen.

Abbi ld 1 3 . Quel le : Die Pommersehe Zeitung, 22 . Jun i 1 996

Im 1 8 . Jahrhundert verband man das Wort >Hunnen< mit jedem, der unkultiviert oder in tölpelhafter Manier auftrat; auf seinen Ita­lienreisen tendierte BYRON (Lord, englischer Romantiker 1 788-1824) dazu, die spießbürgerlichen Österreicher so zu bezeichnen. Das Wort >Hunne< als Form der Beleidigung wurde jedoch erst wäh­rend des Ersten Weltkriegs durch die britische Propaganda popu­lär . . . Ihr Ruf, Befehlen zu gehorchen und unverdrossen Gehor­samkeit zu üben, taucht zum ersten Mal bei T ACITUS und später bei John BARCLAY (schottischer Satiriker 1 582-1 621 ) auf, der 1 61 4 schrieb : >Das Volk gehorcht seinen Vorgesetzten mit der größten

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Bereitschaft. . . Ihre Begriffsstutzigkeit im Denken wird nur über­troffen von ihrer Zähigkeit, kontinuierliche Arbeit zu verrichten. < Diese Eigenschaften haben sich nicht geändert, was auch immer sonst sich in Deutschland verändert haben mag. Und das will nichts Gutes heißen, sollte es in dem Fußballspiel Deutschland gegen England zur Verlängerung kommen.«231

Daß die antideutschen Pressekampagnen nicht ohne Wirkung auf die Bevölkerung bleiben und dementsprechend auch seitens der von der Wählergunst abhängigen Politiker beachtet werden müssen, läßt sich folgender Leserreaktion einer in England stu­dierenden Deutschen auf einen am 1 7. Juni 1 996 in der Welt er­schienenen Aufsatz »Kriegsgeschrei übertönt die Stimme der Ver­nunft« entnehmen:

»Als Deutsche, die in England studiert, kann ich den Bericht nur bestätigen. Der Haß, der hierzulande auf die Deutschen ausge­schüttet wird, macht Angst. Und die Feindlichkeiten sind nicht nur auf die Rinderkrise beschränkt. Die Deutschen sind der Sün­denbock Nummer eins für alles, was bei den Briten schief geht. Der beliebteste Vorwurf, wenn Deutschland - im Gegensatz zu England - Erfolgsmeldungen vorzuweisen hat, ist: ) Who won the last war ? The Germans ? < (Wer gewann den letzten Krieg? Die Deutschen?) . Auch der Kommentar der Fußball-EM ist mit anti­deutscher Propaganda durchsetzt. Ein Sportsprecher: ) We don 't enjoy to see the Germans play, but unfortunately we have to acknow­ledge they are good! < (Wir mögen die Deutschen nicht Fußball spie­len sehen. Aber leider müssen wir eingestehen, daß sie gut sind ! ) Ein trauriges Kapitel, das da wieder aufgeschlagen wurde.«232

Hier wird bestätigt, daß die BSE-Rinderseuche lediglich Ventil für aufgestauten Ärger über die schwindende Weltgeltung Groß­britanniens ist, wofür nicht eigenes außen- und wirtschaftspoliti­sches Versagen verantwortlich gemacht wird, sondern die bösen Deutschen die Schuldigen sind. Auch wenn die Deutschen und vor allem ihre Politiker mittlerweile akzeptiert haben oder von den Medien dazu gebracht wurden anzuerkennen, daß sie für so gut wie alles Übel der Welt verantwortlich sind, dürfte sowohl für den BSE-geschädigten deutschen Produzenten als auch für den

231 Anne McElvoy, .»Wir sind immer gemein zu den Deutschen, - Wie eine Eng länderin das deutsch-britische Verhältnis sieht«, in Das Ostpreußenblaft, 6. 7 . 1 9 9 6 .

232 Si l ja Hir land, »Trauerspiel« {Leserzusch rift aus Lancaster/Eng landl. in Die Welt, 20. 6 . 1996 .

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ohnehin übergebührlich EU-gebeutelten deutschen Steuerzahler unverständlich bleiben, weshalb die Briten nicht den übrigen EU­Rindfleischerzeugern eine Entschädigung für deren zurückge­gangenen Absatz und die eingeschleppte Seuche bezahlen müs­sen, sondern für ihre schlampige Prävention aus der EU-Kasse Vergütungen erhalten. Das Vereinigte Königreich ist schließlich kein Nachsicht beanspruchen könnendes Entwicklungsland, auch wenn es sich europapolitisch so verhalten mag, sondern eine der führenden Tierzuchtnationen der Welt.

Während Deutschland aus Brüssel eine Millionen-Strafe droht, weil es in drei Fällen versäumt hat, EU-Umweltrecht in nationales Recht umzuwandeln,233 handelte die EU-Kommission bei den Briten in Sachen BSE umgekehrt. An Stelle von der britischen Regierung wird den vom Verfall des Rindfleichpreises und von der Not­schlachtung BSE-verdächtiger Importrinder betroffenen EU-Er­zeugern seitens der Europäischen Union mit einer Bereitstellung einer Entschädigungssumme von rund DM 1 ,62 Mrd . zur Hilfe gekommen, von der (Stand Januar 1 997) rund DM 98,4 Mio. auf die deutsche Landwirtschaft entfallen. Dafür wurde der EU-Haus­halt um rund DM 382 Mio. aufgestockt. 234 Damit erhält Deutsch­land etwas weniger als ein Sechzehntel der hier bereitgestellten Mittel, finanziert den EU-Haushalt aber zu rund 30 Prozent und wird somit nicht entschädigt, sondern ist einmal wieder tri­butpflichtiger Nettozahler.

Nachdem das Bundesministerium für Ernährung, Landwirt­schaft und Forsten in Bonn Mitte 1 996 bestätigt hat, daß trotz Embargos allein 1 995 insgesamt knapp 79 Tonnen britisches Tier-

233 Die Kommission besch loß erstmals, beim Europä ischen Gerichtshof die Verhängung von Geld bußen zu beantragen, wegen 1 . Versäumnis Deutschla nds, eine EU-Richt l in ie zum Schutz der Grundwasserqua l ität in

nationa les Recht umzusetzen . Höhe des beantragten Bußgeldes: Ecu 264 OOO/Tag (etwa DM 51 1 000 . - 1.

2. Versä umnis Deutschlands und Ital iens, eine EU-Richt l in ie zum Schutz von Oberflächen­wasser und Gewinnung von Trinkwasser jeweils in nationa les Recht umzusetzen. Höhe der bea ntragten Geldbuße: Ecu 1 5 8 400/Tag

3. Versäumnis Deutschlands und Ita l iens, eine EU-Richtl inie zum Vogelschutz in jeweils nationa les Recht umzusetzen . Höhe der beantragten Geldbuße: Ecu 26 400/Tag Hierfür hatte die EU-Kommission Anfang Januar 1 997 einen Bußgeldkata log mit deren Kriterien vorgeste l lt . lDie Welt, 30. 1 . 1 997, »Deutsch land droht Mi l l ionen-Strafe - Brüs­sei prangert Verletzung des Umweltrechts an«)

234 Die WeIl, 27. 6 . 1 997, »Ausg leich für BSE-Verluste - EU-Ag rarmin isterrat besch l ießt Entschä­digung für die Rinderhalter«.

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mehl EU-typisch auf Umwegen nach Deutschland gelangt sind,235 und Wissenschaftler der St. Mary's Medical School in London im Oktober 1 996 bekanntgegeben haben, daß nach ihren Forschungs­ergebnissen die BSE in Form einer - mittlerweile möglicherweise auch in Deutschland aufgetretenen - neuen Variante der Creutz­feld-Jakob-Krankheit wahrscheinlich auf eine Infektion mit dem BSE-Erreger zurückzuführen, also die BSE auf den Menschen über­tragbar ist,z36 ist der Absatz von Erzeugnissen aus der heimischen Rinderproduktion weiter zurückgegangen. Nach dem Agrar­bericht der Bundesregierung für das am 30. Juni endende Wirt­schaftsjahr 1 996 / 1 997 dürften die Gewinne in den Futterbaube­trieben deutlich niedriger liegen als im Vorjahr, als sie auch nur um 1 ,9 Prozent gestiegen waren. Der Erlöseinbruch infolge des BSE-Skandals wird als �in wesentlicher Grund für die insgesamt negative Gewinnentwicklung angesehen.237 Daß seitens der deut­schen Regierung beteuert wird, keine Verfütterung dieses Tier­mehls an Rinder sei erfolgt, wird mittelfristig daran wohl kaum etwas ändern. Wer glaubt heute schon einer Regierung, die wie­derholt - so in Sachen russische Bedingungen für den 2 + 4-Ver­trag, Sicherheit der Renten, zu erwartende Stabilität des Euro usw. - sowohl dem Bürger gegenüber als auch vor dem Bundesverfas­sungsgericht Unwahrheiten von sich gegeben hat.

Wenn der langjährige französische Botschafter in Bonn, Jean FRAN<;:OIS-PONCET, einmal zur Wahrheit im Nachkriegsdeutschland sagte,

»Einer der größten Fehler der Deutschen ist, nicht glauben zu wollen, daß ihre Regierung auch lügen kann«,238

235 Marti n S. Lam beck, » Neuer BSE-Ska n d a l bahnt s ich an - Bonn bestätigt: Brit isches Tier­mehl wurde trotz I m portstopp nach Deutsch land gel iefert«, in Die Welf, 17 . 6 . 1 9 9 6 .

236 AP-Meldung, London, » Forscher: BSE a uf Menschen übertragbar«, i n Die Welf, 24. 10 . 1 996 . - BSE-Experten der Un iversität Ed inburgh gehen ISta nd Novem ber 1 996) davon a us, daß d ie Ri nderseuche n icht d ie katastropha len Folgen haben wird, w ie s ie von e in igen For­schern prophezeit wurden . Sie wird nach den Erkenntnissen der Ed inburg her Wissen­schaftler jedoch nicht so g l impfl ich a usgehen, wie von der brit ische Regierung b is lang vertreten . E in ige hundert Briten werden wahrschein l ich jährl i ch a n der Creutzfe ld-Jacob­Kran kheit sterben. IReiner Gatermann, » Viele Briten werden sterben« - Forscher in Edin­burgh beziffern d ie Folgen der R inderseuche BSE«, i n Die Welf, 27 . 1 1 . 1 996)

237 Die Welf, 30 . 1 . 1 9 97, »BSE trifft Bauem schwer - Agrarbericht sagt Gewin n rückgang i n d e r Landwirtschaft voraus « .

238 Hans-Werner Woltersdorf, » Regierungsbu l letin veröffent l icht U nwa hrheit ! «, Sonderd ruck 954 zu Unabhängige Nachrichten, 1 1 1 1995 .

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dürfte dieses Manko zwischenzeitlich wegen diesbezüglicher Über­strapazierung des Bürgers weitgehend überwunden sein. Die vor­nehmlich politik(er)verdrossene Wahlenthaltung von mittlerwei­le einem Drittel der wahlberechtigten Bundesbürger gibt diese Erkenntnis wieder. Denn:

»Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, wer zweimal lügt, dem traut man nicht, wer dreimal lügt, den wählt man nicht. «

In diesem Zusammenhang is t interessant, daß Großbritannien sei­ne BSE-bedingte EU-Blockade politik am 10 . Juni 1 996 - also nicht erst nach den weiteren Zugeständnissen auf dem zwei Wochen später abgehaltenen EU-Gipfel in Florenz - aufweichte, indem Au­ßenminister Malcom RIFKIND im EU-Außenministerrat neben zwei anderen Entscheidungen, für die Einstimmigkeit erforderlich ist, darauf verzichtete, bezüglich des Assoziationsabkommens der Eu­ropäischen Union mit Slowenien von seinem Vetorecht Gebrauch zu machen. Dieses Abkommen konnte daraufhin von den 15 Au­ßenministern der Gemeinschaft in Luxemburg unterzeichnet wer­den.239 Der Grund hierfür liegt wohl im vorerwähnten deutsch­landpolitischen Interesse Großbritanniens an der EU- und ins­besondere NATO-Osterweiterung vornehmlich um Polen und Tschechien. Polen in die Organisation für wirtschaftliche Zusam­menarbeit und Entwicklung (OECD) aufzunehmen konnte bereits am 1 1 . Juli 1 996 verwirklicht werden. Der stellvertretende polni­sche Ministerpräsident Grzegorz KOLODKO sprach diesbezüglich von einer » historischen Etappe hin zu einer Mitgliedschaft in der Europäischen Union nach dem Jahre 2000« . Er vertrat die Auffas­sung: » Wir .haben die Kriterien für die OECD-Mitgliedschaft er­füllt. Das bedeutet, daß wir auch die Kriterien für die EU erfüllen können. «240

Ungeachtet dieser Zielsetzung wurde nach Meldung der polni­schen Nachrichtenagentur P AP noch kurz davor von der Staats­anwaltschaft des Bezirks Stettin Anklage gegen sieben Polen und einen Deutschen polnischer Herkunft wegen illegaler Landkaufge­schäfte erhoben. Die Beschuldigten sollen Deutschen mit Hilfe von Firmen mit fiktivem polnischen Mehrheitsanteil den Kauf von Land in Polen ermöglicht haben. In der Region Stettin habe es nach

23. Welt-Nachrichtendienst. »Slowenien beantragt EU-Mitg l iedschaft - Assoziat ionsab­kommen in luxemburg unterzeich net - Pa rtner werfen london E rpressung vor«, in Die Welt. 1 1 . 6 . 1 9 9 6 .

240 AFP-Meldung, »Polen Mitg l ied in d e r OECD«, in Die Welt. 1 2 . 7 . 1 9 9 6 .

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dieser PAP-Meldung noch mindestens weitere 1 9 solcher Firmen geben. Die Polizei hatte schon vor Wochen berichtet, Deutsche gründeten zunehmend Gemeinschaftsunternehmen mit fiktiven polnischen Mehrheitseignern, um die für Ausländer bestehenden Beschränkungen beim Landkauf zu umgehen. 241 Ferner sollten die Befürworter einer EU- und NATO-Osterweiterung bedenken, daß in Polen mittlerweile aus freien Wahlen eine kommunistische Re­gierung hervorgegangen ist, was sich weder mit einer EU- noch mit einer NATO-Mitgliedschaft vereinbaren läßt.

In einer Analyse kam das polnische oppositionelle Nachrichten­magazin WPost 1 996 zur Schlußfolgerung, daß der von ihm we­gen Kreml-Spionage zu Fall gebrachte Ex-Ministerpräsident J6zef OLEKSY als neuer Chef der post-kommunistischen SdRP weiterhin sämtliche Fäden in Polen in der Hand hält. Danach bestimme er in Wahrheit die Richtlinien der Politik. Als eigentlicher Chefideologe fungiert der letzte 1 . KP-Chef Polens, Mieczyslaw RAKOWSKI, der auch Chefredakteur der ideologischen Parteizeitung Dzis ( >Heu­te< ) ist. Ihm steht der marxistische Hardliner, Innenminister Jerzy WIATR, zur Seite (dessen Vater wegen NS-Kollaboration von der polnischen nationalen Heimatarmee im Kriege hingerichtet wur­de) .242 Aus deutscher Sicht ist auch bedenklich, daß der Vorsitzen­de des Auswärtigen Ausschusses des polnischen Sejms, Bronis­law GEREMEK, am 15 . Juni 1 996 anläßlich einer Feierstunde in der Aula Leopoldina der Universität Breslau die alte >Rückkehrlüge< der von Polen geraubten deutschen Ostgebiete aufgetischt hat.243

Tschechien gelang die Aufnahme in die OECD sogar noch frü­her, obwohl sich der tschechische Staat 1 945 unter Ausnutzung der deutsch-österreichischen Niederlage und Verletzung elemen­tarster Menschenrechte - wie nebenbei Polen in bezug auf seine Annexion und ethnische Säuberung Ostpommerns, des südlichen Ostpreußens und Schlesiens auch - in den Besitz des Sudetenge­biets gebracht hat, eines seit Jahrhunderten deutschen Siedlungs­raums und Staatsgebiets . Dabei haben über drei Millionen Men­schen ihre Heimat und viele auch das Leben verloren, ohne daß tschechische Regierungen bisher bereit dazu waren, sich von den Verbrechen und dem diesbezüglichen Amnestiegesetz des diese

241 d pa-lV\eldung, »Ank lage in Polen wegen Landverka ufs an Deutsche«, in fAZ, 1 4 . 6 . 1 996 . 242 Bernhard Smyka l la , »D ie 'grauen Eminenzen< - Nomenklatur in der post-kommun isti­

schen Repub l i k Polen«, in Die Pommersehe Zeitung 20. 7 . 1 99 6 . 243 Herbert H upka /DOD/. »,Zu Polen zurückgekehrt< - Breslau : Prof. Bronislaw Geremek tischt

a l te Rückkehr lüge auf«, i n Die Pommersehe Zeitung, 27. 7 . 1 9 9 6 .

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Maßnahmen anordnenden Benesch-Regimes zu distanzieren. Auch sei hier darauf hingewiesen, daß bei den letzten relativ freien Wah­len in der CSR vor der kommunistischen Machtergreifung (Mai 1 946) die KPC von prozentual viel mehr Wählern gewählt wurde als die NSDAP bei den letzten freien Wahlen in der Weimarer Republik (November 1 932) .244

Der Londoner Sunday Telegraph gibt das deutschfeindliche Europabild - Stand Januar 1 996 -, das zumindest auf der Insel herrscht, folgendermaßen wieder:

»Die Hitler-Jahre waren so tief verflochten in der vorherigen Ge­schichte und in der Politik der Periode von 1 933 bis 1 945, daß es schwierig wird zu sagen, sie waren einzigartig, beispiellos und ein Alptraum an Verwirrung . . . Sollten wir nicht etwas langfri­stiger denken, als wir es seit 1 945 gewohnt sind, wenn es für ein Volk um die Ablösung von der Vergangenheit und die Versöh­nung mit ihr geht? Sagen wir - hundert Jahre?«245

Sofern es überhaupt möglich sein sollte, »375 Millionen Westeuro­päer mit sich seit Jahrhunderten unterschiedlich entwickelnden Auffassungen und Lebensweisen auf einen Leisten disziplinieren zu können«246 - und dann auch die dafür erforderlichen wirt­schaftlichen Voraussetzungen gegeben sein sollten -, könnte Eu­ropa nach dieser wohl zutreffend wiedergegebenen britischen Ge­fühlslage Mitte des 21 . Jahrhunderts so weit sein, Maastricht zu verwirklichen, aber noch nicht 1 999 oder bald danach. Es sei denn, Bundeskanzler KOHL beabsichtigt im Bunde mit einer Mehrheit zeitgeistkonformer Parlamentarier, eine katholische Europaunion nach dem Vorbild des Reichs KARLS DES GROSSEN unter französi­scher Führung mit seinem die Union finanzierenden Satelliten Deutschland als Kernbereich gegen das protestantische Groß­britannien aufzubauen. Eine solche Union würde für Deutschland bedeuten, daß einerseits seine bereits EU- und ausländerpolitikbe­dingt eingeleitete Verarmung fortschreiten würde, da Frankreich seine Führungsrolle mittelfristig nur behaupten kann, wenn Deutschland wirtschaftlich schwächer als die europäische Füh­rungsmacht gehalten wird, und zum anderen, daß Großbritanni-

244 Ludek Pach m a n n , Pra gIVi l s h ofen , »Ausstehende tschech ische Ve rg a n g e n h e its­bewä ltig ung« ILeserzuschriftl. in FAZ, 1 5 . 4 . 1 996 .

245 Sunday Telegraph, London, nach Die Welt, 30. 1 . 1 9 9 5 . 246 Claus Michahel ies, »Diszip l in« ILeserzuschriftl. i n Die Welt, 8 . 2 . 1996 .

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en dazu veranlaßt werden dürfte, Bündnispartner östlich und transatlantisch zu suchen, um nach seinem Prinzip der Aufrecht­erhaltung einer Balance of power (Gleichgewicht der Kräfte) diese Union - und deren wirtschaftliches Rückgrat Deutschland - mili­tärisch in einen Dritten Weltkrieg zu führen und dann endgültig zu zerschlagen. Sollte Deutschland in der Union nicht politisch aufgelöst niedergehalten werden können, wird sich Frankreich nach MITTERRAND daran beteiligen. CHIRAC schmiedet dafür bereits vorsorglich die Allianzen. Die »Frage von Krieg und Frieden für die Deutschen im 2 1 . Jahrhundert« (KOHL) läßt sich deshalb mit einer solchen Europapolitik nicht zugunsten einer Sicherung des Frie­dens beantworten.

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Alternativen zur BU

Da es bisher nicht möglich ist, die Führung Europas einem auch die Lebensinteressen des deutschen Volkes berücksichtigenden, aus Großbritannien, Frankreich und Deutschland bestehenden Kernbereich zu übertragen, muß sich Deutschland europapolitisch die Möglichkeit für ein Zusammengehen mit der vierten europäi­schen Macht, Rußland, offenhalten. Mit diesem Großreich könnte - sobald es wieder unter was für einem System auch immer (bei Polen wird ja auch nicht danach gefragt) entsprechend hand­lungsfähig geworden ist - ein zweiter Kooperationsbereich mit den dazu bereiten Klein- und Mittelmächten Osteuropas gebildet wer­den. Dann würden sowohl die westliche EU als auch der östliche Kooperationsbereich über Atomwaffen verfügen und Deutschland damit wahrscheinlich eher einem Dritten Weltkrieg aus dem Wege gehen als mit seiner hilflosen Westeinbindung.

Wie oben dargelegt, ist es im Westen - ungeachtet seiner bishe­rigen Unterwerfung - nicht ohne seine vollständige Selbstaufgabe vor einem erneuten Überfall seiner mißgünstigen europäischen nunmehr > Bündnispartner< sicher . Es befindet sich zumindest weiterhin im Visier der Atomraketen der westeuropäischen Nu­klearmächte, gegen die es für Deutschland nach Lage der Dinge ohne Rußland kein Gleichgewicht des Schreckens gibt. Eine auch nach Osten ausgerichtete europäische Friedenspolitik dürfte jeden­falls so lange für Deutschland richtig sein, wie die Briten und Fran­zosen nicht so unionistisch denken, daß sie als Gegenleistung für die deutschen EU-Netto zahlungen und hoffentlich auch nicht noch die Europäisierung der Deutschen Mark bereit dazu sind, dem deutschen Volk sowohl seinen völkerrechtlichen Anspruch auf sei­ne ganze Heimat uneingeschränkt zuzubilligen,247 als auch ihre Atomwaffen mit Deutschland ehrlich zu teilen. Das ist die Gret­chenfrage, ohne deren unionistische Beantwortung ein Maastricht­Europa Schwindel ist und lediglich zu Deutschlands >Auflösung< und Opferung auf dem Altar der von Frankreich bis Polen und Großbritannien bis Griechenland nationalpolitisch denkenden EU-

247 Siehe hierzu den Bericht des Deutschen Ost-Dienstes (DOD/ zu den neuerl ichen Ausfüh­rungen des US-amerikanischen Völkerrechtlers OE ZAYAS im US-amerika nischen Crimina l Law Forum, 1 995 I t . Pressemeldung Abbildung 14, S. 1 6 3 .

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Partnerländer und Anwärter führt. Diese Gretchenfrage hat Frank­reichs Ex-Premierminister Alain JUPPE in seinem der Welt im Feb­ruar 1 996 gegebenen und unter deren Kennzeichnung der Lage: »Jetzt ist die Stunde der Wahrheit gekommen« veröffentlichten Interview teilweise folgendermaßen beantwortet:

»In einer Welt, die extrem instabil ist, sind wir der Auffassung, daß die atomare Abschreckung die Garantie unserer vitalen Inte­ressen ist. Wir sagen unseren europäischen Partnern, daß diese Abschreckung natürlich national bleiben muß. Es geht nicht dar­um, sie zu europäisieren. Aber wir überlegen uns, unter wel­chen Umständen sie gegebenenfalls einen Beitrag zur Sicherung Europas leisten kann.«248

Wenn man in dieser Erklärung von JUPPE die Worte »atomare Abschreckung«, »Abschreckung« und »Sicherung« durch >DM<, > Währung< und >Stabilisierung< ersetzt, entspräche das der ver­gleichbaren Interessenlage Deutschlands und seiner Bevölkerung. Oder gilt hier etwa: Quod lieet jovi, non lieet bovi . (Was Jupiter >der Grande Nation< erlaubt ist, steht noch lange nicht dem >im EU-Joch gehaltenen deutschen< Ochsen zu)?

Fast ein Jahr später wurden die Deutschen dann allerdings Mit­te Januar 1 997 mit einer Nachricht überrascht, deren Interpretati­on von dessen Was und Warum ihnen einige Spekulationen ab­verlangt: Nach Geheimverhandlungen ihrer Regierungen haben Bundeskanzler KOHL und Staatspräsident C HIRAC während eines Treffens in Nürnberg am 9. Dezember 1 996 ein Papier unterzeich­net, das ein »gemeinsames strategisches Konzept« beinhaltet. Die­ses Papier soll erstmals die Aufnahme von Gesprächen über die gemeinsame Nutzung der französischen Atomwaffen zu Abschrek­kungszwecken vorsehen. Nach einem Bericht des Pariser Le Mon­de berufen sich beide Seiten in dem Dokument auf untrennbare Sicherheitsinteressen aufgrund ihrer geographischen Lage. Eine gemeinsame Atomstreitmacht sollte im Rahmen des NATO-Bünd­nisses eingesetzt werden.2491250

Noch rechtzeitig vor Abschluß dieses Teils der Standortanalyse (31 . Januar 1 997) entpuppte sich das vereinbarte >Gemeinsame deutsch-französische Sicherheits- und Verteidigungskonzept< im

248 Die Welf, 1 2 . 2 . 1 996, »)Ala in Juppe: Jetzt ist d ie Stunde der Wahrheit gekommen< . Von Jochen Hehn mit dem französischen Premier geführtes Welt-Gespräch« .

249 Die Welf, 27. 1 . 1 997, "Paris und Bann wol len A-Waffen gemeinsam nutzen«. 250 Deutsch la ndfu n k, )3-Uhr Nachrichten<, 28 . 1 . 1 997.

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Vertreibung - ein internationales Verbrechen Prof. Alfred M. de Zayas zum Recht auf die Heimat

Die völkerrechtliche Absicherung des Rechts auf die Heimat macht weitere Fort­schritte. Ein Meilenstein auf diesem Weg i st der soeben erschienene, wegweisende Artikel von Prof. Alfred de Zayas "Das Recht auf Heimat, ethnische Säuberungen und das internationale Kriegsverbrechertri­bunal für das frühere Jugoslawien" in der j uristischen Fachzeitschrift "Criminal Law Forum

"(Forum des Strafrechts), Jahrgang

1 995, S. 257-3 1 4 . Diese Zeitschrift gilt als die führende

Fachzeitschrift für Strafrecht in den USA und als eine der einflußreich sten j uristi­schen Publikationen des Lande s . In dem 5 8 seitigen Beitrag belegt de Zayas, daß Vertreibungen und sog. "Bevölkerungs­transfers

" gegen einen ganzen Katalog

zwingender Normen des Völkerrechts ver­stoßen, u . a . gegen Bestimmungen des In­ternationalen Pakts über bürgerliche und pol i t i sche Rechte, des Pakts über w i rt­schaftliche, soziale und kulturelle Rechte, der I n ternati onalen Konvention gegen Rassendiskriminierung, der Konvention zur Verhütung und Bestrafung von Völkermord sowie der Vierten Genfer Konvention des Roten Kreuzes.

In dem klar gegliederten Artikel wer­den die einschlägigen Resolutionen des UN-Sicherheitsrates, der Generalversamm­lung der Vereinten Nationen, des Wirt­schafts- und Sozialrates , der Menschen­rechtskommission und der Unterkommis­sion für D iskriminierungsverhütung und Minderheitenschutz kurz ziti ert und ana­l ysiert . Ferner werden relevante Aussagen der nationalen und internationalen Recht­sprechung , u .a . des Nürnberger Kriegsver­brechertri bunals und von Expertenaus­schüssen der Vereinten Nationen ausgewer­tet . Auch die Worte des Hochkommi ssars für Menschenrechte der Vereinten Natio­nen an die deutschen Vertriebenen in der Frankfurter Paulskirche vom 2 8 . Mai 1 995

t. schehens im ehemaligen Jugoslawien und die Anklage der Serbenführer Karadzic und Mladic wegen des Verbrechens der "ethni­schen Säuberung

".

Nicht zufällig ist dieser B eitrag in einer Fachzeitschrift für S trafrecht erschienen, denn Vertreibungen stel len nicht nur eine Verletzung des Völkerrechts dar, sondern auch eine Verletzung des internationalen Strafrechts. Der Verfasser kommt zu dem Schluß, daß j ede Vertreibung ein interna­tionales Verbrechen darstellt , was bedeutet, daß die Täter strafrechtlich verfolgt werden müssen und die Staatengemeinschaft die Er­gebnisse von Vertreibungen nicht anerken­nen dürfe . Ferner haben die B etroffenen zi­vilrechtlich einen unmittelbaren Wiedergut­machungsanspruch, der neben dem Rück­kehrrecht in die Heimat Restitutions- und Entschädigungsansprüche für verlorenes Eigentum einschließt. De Zayas verweist hier exemplarisch auf die UN-Resolutionen zu Jugoslawien und die Friedensvereinba­rungen von Dayton, die eben diese Rechts­folgen der Vertreibungen vorsehen und fest­schreiben. Bemerkenswert i st, daß die Über­schrift des Artikels im Original lautet "The Right to Ones Homeland . . .

", also ganz wört­

l ich "Das Recht auf die Heimat . . ."

. Auch in solchen Formul ierungen zeigt sich der Ein­fluß der deutschsprachigen V ölkerrechtsleh­re auf die Entwicklung des Rechts auf die Heimat, das in engli schsprachigen Publika­tionen sonst oft umschrieben wird, etwa als "Recht zu bleiben und zurückzukehren

"

( "the right to remain and to return"

) . M a n kann gespannt sein, welche Wir­

kung dieser Beitrag im wi ssenschaftlichen Bereich haben wird . Noch wichtiger wäre die Verbreitung bei Pol i tikern und Journa­l i sten, und so wäre zu wünschen, daß mög­lichst bald eine deutsche Übersetzung zur Verfügung steht.

Konrad Badenheuer (DOD)

werden gewürdigt. B esonders wichtig und Abbi ldung 1 4 . Quel le : Die Pommer­aktuell i st die Analyse des Vertreibungsge- sehe Zeitung, 3 . 2 . 1 996

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doppelten Rahmen der NATO und EU mit der WEU aus deut­scher Sicht jedoch lediglich als Gleichberechtigungs-Kosmetik fran­zösischer Dominanz-Interessen . Das Papier mit der ihm beigefüg­ten Anlage enthält vor allem viel Semantik wie >Leitlinien für< eine deutsch-französische und zum anderen >zur Entwicklung einer Europäischen Rüstungspolitik< bei einer Konzentration auf bila­terale Prioritäten mit - nach der angezogenen Quelle - einem na­hezu exklusiven deutsch-französischen Ansatz für Sicherheit und Verteidigung in Europa und dem Ziel einer »größeren Komple­mentarität zwischen (den) Streitkräften« beider Partner im Bünd­nis- und Unionsrahmen unter Einbeziehung der »strategischen Nuklearkräfte des Bündnisses« . Letztbezüglich wird zum Aus­druck gebracht, daß beide Länder bereit sind, einen »Dialog (und n icht mehr) über die Rolle der nuklearen Abschreckung im Kon­text der europäischen Verteidigungspolitik aufzunehmen« . Den Finger an den Abzug von Kernwaffen der deutschlandbezogen entwickelten und aufgestellten französischen Force de Frappe mit ihrem Erfordernis einer nach Osten nur Deutschland abdecken­den Raketenreichweite wird die Bundesrepublik jedenfalls nicht bekommen. Schließlich hatte sie dem Atomwaffensperrvertrag beizutreten, um den westlichen Sieger- und Atommächten - wie zur Zeit der Hunderttausendmann-Reichswehr der Weimarer Republik - militärisch unterlegen zu bleiben, und das sogar wäh­rend der akuten Bedrohung des Westens durch die UdSSR-geführ­ten Staaten des Warschauer Paktes .

Auch eine >Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik< (GASP) wird in dem Dokument wieder einmal beschworen/51 obwohl die französische wie auch die britische Außen- und Sicherheitspolitik doch so gut wie ausschließlich auf die Niederhaltung Deutsch­lands fixiert sind, während die (Insider-gesteuerte) US-amerikanische das lediglich sekundär beinhaltet, um damit - wie hier bereits wiederholt dargelegt - die wirtschaftlich-militärisch-außenpoliti­sche Konkurrenz der Alten Welt insgesamt (bislang recht erfolg­reich) auszuschalten.

Aufschlußreich für die deutschen Euroeuphoriker dürfte die Kontroverse in der französischen Nationalversammlung sein, nach­dem Bundesverteidigungsminister Volker RÜHE das in Frankreich offensichtlich hinsichtlich seiner Bedeutung überbewertete »ge-

251 Lothar Rüh l, »Bonn-Pariser Schu ltersch luß - Papier über gemeinsame Sicherheitspolit ik -Verhä ltnis zur Nato unkla r«, in Die Welf, 29 . 1 . 1 997.

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mein same strategische Konzept« im deutschen Fernsehen erläu­tert hatte. Nicht nur die dortige Opposition zeigte sich empört, sondern auch der frühere Verteidigungsminister Fran<;ois LEOTARD

und heutige Präsident der Regierungspartei UDF reagierte un­gehalten. 252 Man kann nur hoffen, daß sich das diesbezügliche Pro­testpotential der französischen Nationalversammlung mittlerweile genauso weit von der Basis des französischen Volkes abgehoben hat, wie das auf die Mehrheit der im Deutschen Bundestag ihr Volk vertretenden Abgeordneten zutrifft. Ansonsten dürfte es mit der deutsch-französischen Freundschaft nicht weit her sein.

Ferner hat das deutsch-französische Verteidigungskonzept in der französischen Nationalversammlung auch deswegen einen Eklat aus­gelöst, weil aus ihm die beabsichtigte Wiederannäherung Frankreichs an die NATO hervorgeht und Präsident CHIRAC vorgeworfen wird, er habe diesbezüglich hinter dem Rücken des Parlaments >Geheim­diplomatie< in Sachen nationaler äußerer Sicherheit betrieben. 2S3 Der France-Soir äußert aus Paris die Befürchtung, die vereinbarte neue verteidigungspolitische Konzeption könne »einen Verlust der fran­zösischen Souveränität zugunsten der USA, den wahren Herren der (NATO)Organisation« bewirken. Hingegen verdient nach der Pari­ser Liberation das deutsch-französische Dokument eine solche Auf­regung nicht, obwohl »nichts garantiert, daß der eingeschlagene Weg in einen Erfolg mündet« . 254 Nach der nachstehend angezogenen Quelle finden die NATO und die NA TO-Agenturen für gemeinsame Entwicklung und Beschaffung von Militärtechnik wie die USA in den > Leitlinien< keine Erwähnung. Deswegen muß wohl der Liberati­on beigepflichtet werden, daß die Unruhe in der französischen Na­tionalversammlung bloß wegen gewisser Strategiegespräche auch mit der NATO unbegründet ist. Sie zeigt jedoch den Deutschen, was die militärische Souveränität ihres Landes für französische Politiker bedeutet, wohingegen in Bonn das Heil für Deutschland neben sei­ner Hörigkeit Washington gegenüber in der Unterwerfung seines danach noch verbleibenden militärischen Spielraums unter das Kom­mando des französischen Bündnispartners gesehen wird .

252 Jochen Leibe!, »Leotard fordert US-,Garantien< - Bed ingungen für Frankreichs Annähe­rung an die Nato - Wirbel um Rühes Äußerungen zum Strateg iepapier hä lt an«. i n Die Welf, 31 . 1 . 1 997.

253 ebo/tl/dpa-N\eldung aus Paris und Bonn. Nerte id igungskonzept löst in Paris Eklat a us«. in Handelsblatt. 29 . 1 . 1 997.

25. France-Soir und Liberation zum deutsch-fra nzösischen Strategiekonzept. nach Die Welf, 31 . 1 . 1 997.

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Motive für die neuerliche verteidigungspolitische Initiative der französischen Regierung, ihre militärische Zusammenarbeit mit Deutschland auszuweiten, gäbe es mehrere:

1. Frankreich könnte den US-Amerikanern zeigen wollen, daß es mit seinem deutschen Satellitenstaat auch zu einer eigenstän­digen europäischen Verteidigungspolitik in der Lage ist, nach­dem es mit seinem Versuch gescheitert ist, als amerikanische Gegenleistung für seine Rückkehr in die militärische Struktur der US-beherrschten NATO deren bisher traditionell unter amerikanischem Oberbefehl stehendes Kommando der Alliier­ten Streitkräfte Europa-Süd (Afsouth) in Neapel einem europäi­schen Militär zu unterstellen .255 Zur Vermutung des Verfassers sei bemerkt, daß der Stolz der >Grande Nation< dauernd darun­ter leidet, daß sie von den Vereinigten Staaten nicht als eine der Großmächte anerkannt wurde und immer noch nicht wird, nachdem Frankreich dem Reich selbstbewußt den Zweiten Welt­krieg erklärt hatte, dann aber in der kriegerischen Auseinander­setzung mit Deutschland - trotz >Entente Cordiale< von seinem Verbündeten auf der anderen Seite des Kanals (wie vorher Po­len von beiden Alliierten) im Stich gelassen - unterlag und sich daraufhin von den Amerikanern hat befreien lassen müssen. Zu der geringen amerikanischen Respektierung von Frankreichs beanspruchter Großmachtstellung kommt noch die Kränkung hinzu, die es nach seiner Befreiung durch die wesentlich schlech­tere Behandlung seitens der bis zum Kriegsende im Lande sta­tionierten US-Streitkräfte hinnehmen mußte als während der vergleichsweise liberalen deutschen Besatzung, die deshalb auch zu vielschichtiger Kollaboration geführt hatte. Zu letzterem Tat­bestand wird darauf hingewiesen, daß die französische Bevölke­rung viel deutschfreundlich-europabewußter war und ist, als so mancher in dieser Analyse zitierte, zu den >großen Europä­ern< zählende französische Nachkriegspolitiker von DE GAULLE bis DELORS. Das hat sich nicht nur bei der Kollaboration gezeigt, sondern bereits 1936, als die französische Mannschaft beim Ein­zug in das Berliner Olympiastadion geschlossen mit zum deut­schen Gruß erhobenem Arm an der Ehrentribüne vorbeimar­schierte/'" was nicht einmal von der deutschen Mannschaft

255 AFP Lenden, » Frankreich rudert zurück«, in Die Welt. 24. 1 . 1 9 97. 25. Neue Solidarität. 2l . 1 1 . 1 988 .

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verlangt wurde. Auch die in der deutschen Landwirtschaft ein­gesetzten französischen Kriegsgefangenen waren keinesfalls sa­botageverdächtige Gegner, sondern Partner bei der während des Krieges so wichtigen 5icherstellung der landwirtschaftli­chen Lebensmittelversorgung. Im Finnischen Meerbusen wur­den freiwillige französische Marinesoldaten in ihren französi­schen Uniformen gemeinsam mit dem Verfasser an Bord seines Kriegsschiffes eingesetzt . Der oben zitierte Winston CHURCHILL irrt somit, wenn er in seinen Memoiren davon ausgeht, daß es allein die Deutschen waren, die sich den 50wjets entgegenge­stellt haben, um die kommunistische Weltrevolution zu verhin­dern. Dazu gehörten auch Franzosen wie neben anderen 20 000 Niederländer, die sich freiwillig für den Einsatz gegen den Kom­munismus an der Ostfront zur Waffen-55 gemeldet haben.257

2. Französische Absicht kann auch sein, mit der Vereinbarung ei­ner Rüstungskooperation und gemeinsamen Rüstungspolitik unter Einbeziehung eines nuklearstrategischen >Dialogs< Bonn zu veranlassen, sich an den nicht unerheblichen Kosten für die Aufrechterhaltung und Modernisierung seiner atomaren Kampf­bereitschaft zu beteiligen. Das wäre für Frankreich einerseits in Anbetracht seiner großen finanziellen Schwierigkeiten bei sei­ner Einhaltung der Kriterien für die Europäische Währungs­union (EWU) wünschenswert und böte ihm zum anderen eine Möglichkeit, weitere Teile der schrumpfenden deutschen vertei­digungspolitischen Kapazität unter seine Kontrolle zu bringen. Der deutsche Generalinspekteur, General Hartmut BAGGER, stell­te am 31 . Januar 1 996 fest:

»Keine andere Nation hat ihre Streitkräfte so stark in mul­tinationale Strukturen integriert wie Deutschland.«258

Warum sollte es bei der bereits dementsprechend praktizierten bereitwilligen Unterstellung deutscher Streitkräfte unter nicht nur französischen Oberbefehl nicht auch größere Teile seines Verteidigungsetats dem befreundeten Bündnispartner zur Ver­fügung stellen? In Friedenszeiten mag die starke multinationa­le Integration deutscher Streitkräfte harmonisch wirken. Was

257 d p a - Me l d u n g aus Den H a a g , »Sch lechte Noten fü r Par lamenta rier« , i n Die Welt, 31 . 1 2 . 1 99 6 .

25. Rüdiger Moniac, » Integration sol l vertieft werden - Bagger: Bundeswehr schon jetzt i n ­ternational stark eingebunden«, i n Die Welf, 1 . 2 . 1 997.

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es jedoch im Ernstfall für Deutschland und seine Soldaten bedeu­tet, wenn ein möglicherweise noch dazu chauvinistischer auslän­discher Oberbefehlshaber in bezug auf den Einsatz deutscher mi­litärischer Einheiten darüber entscheidet, wer einen Brückenkopf verlustreich zu verteidigen hat und wessen Rückzug damit ge­deckt werden soll, der sei an den Befehl des britischen Ober­befehlshabers des europäischen Expeditionskorps bei einer kriti­schen Situation während des Boxeraufstands in China (1900), » The Germans to the front« ( >Die Deutschen an die Front ! < ), erinnert. Heute sind es ungediente Mitglieder der deutschen Bundesre­gierung, die stolz darauf sind, daß deutsche Soldaten - sogar un­geachtet des Weiterbestehens der von Bonn bisher nicht angefoch­tenen UN-Feindstaatenklauseln - angefordert werden, für unter anderem französische Interessen wie 1812 bei NAPOLEONS I. Win­terfeldzug gen Rußland nunmehr auf dem Balkan unter französi­schem Kommando eingesetzt zu werden. Im Kaiserreich war man stolz darauf, mit diesem Befehl die Kampfkraft des deutschen Kontingents des europäischen Expeditionskorps anerkennend ge­würdigt zu sehen, obwohl es sich doch nur darum gehandelt hat­te, nicht die anderen oder eigenen, sondern deutsche Soldaten ei­nem eingetretenen militärischen Risiko auszusetzen.

3. Eine solche rüstungspolitische Kooperation zu Lasten des stän­dig weiter zusammengestrichenen Haushalts des Bundes­verteidigungsministers (BMV g) würde die Verteidigungsbereit­schaft Deutschlands eher weiter schwächen als stärken. Viel­leicht ist das auch eines der Ziele Frankreichs bei seiner Bereit­schaft zu dieser strategischen Zusammenarbeit.

4. Als weiteres Motive für den unerwarteten französischen vertei­digungspolitischen Sinneswandel wäre auch die dortige Besorg­nis möglich, daß sich die aus Meinungsumfragen verschiedener Institute hervorgehende zunehmende Euroskepsis in Deutschland hinsichtlich seines Beitritts zur Europäischen Währungsunion (EWU) durchsetzen könnte, wenn den Deutschen nicht suggeriert wird, irgendein Zugeständnis als Kompensation für den erwarte­ten großen Schaden zu erhalten, der ihnen mit der Aufgabe der Deutschen Mark sozio-ökonomisch zugefügt werden wird .

Zu letzterer Besorgnis der Deutschen wird einmal auf die zum Jah­res wechsel 1996 / 97 von der Schlesinger-Kommission aufgezeigte Ge­fahr falscher Umrechnungskurse von den derzeitigen nationalen

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Währungen auf den Euro hingewiesen, wodurch dem Sparer »Milli­ardenverluste« drohen/59 und zum anderen auf eine gleichfalls zur Jahreswende 1 996/97 vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) verbreitete Hiobsbotschaft. Nach BOI-Präsident Hans-Olaf HENKEL kann die Arbeitslosigkeit in Deutschland, also nicht ledig­lich in den dem BDI angeschlossenen Unternehmen, zu einer »Exi­stenzbedrohung für unser politisches System« werden. Die Aus­sichten für mehr Beschäftigung seien deutlich gesunken. »Selbst wenn man sich nicht verschlechtert, kann man zurückfallen. «26o

Das führt der eher eurofreundlichE' BOI allerdings nicht auf die beabsichtigte Aufgabe der Deutschen Mark, die horrende Finanz­belastung Deutschlands durch von seiner Regierung übernommene Tributleistungen an auswärtige Staaten und über- oder zwischen­staatliche Einrichtungen, ausländerpolitikbedingte Ausgaben sowie offene Grenzen für Billigimporte und Dienstleistungen (die geprie­sene >Globalisierung<), importierte Kriminalität usw. zurück, son­dern vielmehr aus der Froschperspektive seines Verbandes recht einseitig auf die Belastung der Betriebe mit vornehmlich Lohnneben­kosten und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Im deutschen Volk nimmt die Furcht vor dem Euro und seinen Folgen jedoch ständig zu, je näher der für die Währungsunion und die damit verbundene Währungsreform (Abwertung) in Aussicht genommene Termin (1999) heranrückt. Und das geschieht vor allem - allerdings nach unwissenschaftlichen Feststellungen des Verfassers - einerseits bei den sowohl im privaten als auch im öffentlichen Sektor einen Aus­bildungsplatz suchenden, bei den im Besitz eines Ausbildungsplatzes befindlichen, bei denen in einem bisher als sicher geltenden Arbeits­verhältnis' stehenden, bei denen ihren Altersruhestand vor Augen habenden und bei denen bereits in Rente gegangenen oder in den Ruhestand versetzten Altersgruppen sowie andererseits im unter­nehmerisch tätigen Mittelstand des Vor-Euro-Deutschlands.

Nach der letzten, dem Verfasser vor Abschluß dieses Teils der Standortanalyse zugänglich gewordenen, vom Bundesverband deutscher Banken zur Jahreswende 1 996/97 veröffentlichten Um­frage des Instituts für praxisorientierte Sozialforschung, Mann­heim, glauben trotz dauernder öffentlicher Propaganda für Deutsch-

25. Die Welf, 3 1 . 1 2 . 1 996, » Sparer d rohen Mi l l ia rden-Ver luste - Schlesinger- Kommiss ion : Fa lscher U m rechnungs kurs für den Eu ro könnte zu Prozeßflut fü hren«.

260 Die Welf, 1 5 . 1 . 1 997, »)Arbeits los igkeit bedroht das System, - BDI-Chef Henkel : Chancen fü r e in Job-Wunder s ind deut l ich gesunken.- Verband legt neues Konzept vor«.

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lands Beitritt zur EWU rund 71 Prozent der 2000 im August 1996 Befragten, daß der Euro nicht so stark wie die D-Mark sein könne, und 5 1 Prozent, daß sich die Währungsunion allgemein für Deutschland nachteilig auswirken wird .261

Damit werden hier zitierte vorher veröffentlichte Umfrageergebnis­se anderer Institute bestätigt. Darüber sollte nicht hinwegtäuschen, daß das Gros der hauptberuflichen > Volksvertreter< offensichtlich we­niger durch diese Sorgen der von ihnen vertretenen Bürger berührt wird als vielmehr durch den Erhalt und den Ausbau ihrer Pfründe. Sie richten sich deshalb nach der ihnen medial zur Niederhaltung Deutschlands (NATO-Konzeption mit -Osterweiterung), seiner »Auf­lösung« (MnlERRAND), seiner Oko-Deindustrialisierung (Morgenthau­Plan) und seiner sozio-kulturellen Auslöschung (Hooton-Plan) vor­gegebenen >Political Correctness< . Die parteiübergreifende Behandlung der letzten Affäre SÜSSMUTH - weniger als die fehlende Selbstkontrolle und Vorbildlichkeit der wegen ihrer strammen > Political Correctness< doch schließlich wie ein Fettauge an die Oberfläche des immer dün­ner werdenden Politikereintopfs gelangten Bundestagspräsidentin selbst - ist kennzeichnend dafür und wurde deshalb oben so aus­führlich behandelt.

Alfred MECHTERSHEIMER kommentiert diesbezüglich die undemo-kratische Mündelrolle der deutschen Bevölkerung:

»Es müßte doch möglich sein, den Deutschen bewußt zu ma­chen, daß man sie zuerst ihrer Identität beraubt, dann zu einem materialistischen Leben verführt hat und jetzt auch noch mit dem Verlust der eigenen Währung das letzte Element deutscher Ei­genständigkeit nehmen will . . . Der verhängnisvolle Weg von Maastricht wäre sofort beendet, wenn es der deutschen Bevöl­kerung gelänge, die eigene Regierung dazu zu bringen, den na­tionalen Interessen jene Bedeutung beizumessen, wie dies alle anderen europäischen Partner auch tun . . . Im kommenden Jahr­hundert wird die Weltpolitik von einem gnadenlosen wirtschaft­lichen Wettbewerb zwischen den ökonomischen Großmächten bestimmt werden. Deshalb muß sich Deutschland - mit 81 Mil­lionen Einwohnern und seiner Wirtschaftskraft die größte zivile Macht in der Mitte Europas - [nach hier geteilter Auffassung, H. F.] verstärkt Osteuropa und vor allem Rußland zuwenden. «262

.61 dpo-Meldung, » Studie: Deutsche sehen den Euro meist skeptisch«, in Die Welf, 4. 1 . 1 997 .

... Alfred Mechtersheimer, 000. 15 . 143, a. 2 19 ), s. 9 f.

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Provokation zum Krieg

Inwieweit sich Deutschland in seiner schwierigen Lage auf eine die Überlebensinteressen des deutschen Volkes achtende Europa­politik der Vereinigten Staaten verlassen kann, sollte auf der Grundlage zeitgeschichtlicher Erfahrungen mit dieser Großmacht beurteilt werden. Die Vereinigten Staaten - vor allem die dorti­gen, vom US-amerikanischen Historiker Gary ALLEN »Insider« ge­nannten »Baumeister der >Neuen Weltordnung< <<263 - haben be­reits mit dem >Lusitania < -Zwischenfall den US-amerikanischen Eintritt in den Ersten Weltkrieg inszeniert,264 für den ohne dieses Verbrechen an eigenen Bürgern es wohl nicht gelungen wäre, das US-amerikanische Volk kriegs willig zu machen.

Deutsch-amerikanischerseits waren Bemühungen unternommen worden, den von ihrer Regierung betriebenen unprovozierten Kriegs­eintritt zu verhindern. Ein Beispiel für dieses Unterfangen ist die Aktion auf der in Abbildung 15 wiedergegebenen Postkarte. Dann haben die USA nicht nur die Briten zum Eintritt in den Zweiten Welt­krieg genötigt, sondern auch schon Monate vor dem japanischen Angriff auf die US-amerikanische Marinebasis Pearl Harbor (7. 12 . 1 941 ) einerseits verdeckte Kampfhandlungen gegen das japa­nische Kaiserreich von China aus geführt sowie andererseits Groß­britannien mit Kriegsmaterial - so den vorerwähnten, unter ame­rikanischer Kriegsflagge über den Atlantik geschifften 50 Zerstörern

263 Gary Al len, Die Insider - Baumeister der JNeuen Welt-Ordnung( (Amerika n ischer Origi­na ltite l : None Dare Call it Conspirac;,- 1 971 1 . VAP-Wiesbaden 1974-1 990 . - Garry ALLEN wendet s ich gegen »Hetzparolen . . . . wie etwa >Die Verschwörer s ind a l les Juden, Ka­thol iken und Freimaurer ! < Es l iegt auf der Hand, daß solche . . . einem Aufdecken der Verschwörung eher schaden a ls nütze n . Sie unterstützen dadurch nur d ie Beweiskraft derer, die der Öffentl ichkeit weismachen wollen, a l le Verschwörungstheoretiker seien Spinner und Verleumder«. (5. 1 41

264 » Lusitania eng I . Fa hrgastd a mpfer von 30 400 BRT, der - nach Wa rnung der US-Regie­rung seitens der deutschen Botschaft Washington - im Ersten Weltkrieg d u rch U20 an der i rischen Südküste torped iert wurde (7. 5 . 1 9 1 51. i nfolge seiner >der Reichsreg ierung bekannten< Mun it ions ladung explod ierte und sank, wobei von den 1959 a n Bord E inge­sch ifften 1 1 98 (darunter 1 20 Amerikanerl e rtran ken . « (Der Große Brockhaus, 1 9 5 5 1

26. W a s d iese Lieferung bedeutete, geht daraus hervor, daß Großbritann ien m i t 183 (und Frankreich mit 59 1 Zerstörern (Po len mit zwei Torpedobootenl i n den Krieg g ing , (Quel le : Wie das Gesetz es befahl Sammelband, Originalberichte der Generale und Komman­deure aller drei Waffengattungen, Verlag Welsermüh l , München 1 954, Tei l 1 1 : Der See­krieg, 5 .5 , nach Peter H. Spl i ttgerber, aaO. , S. 21 1 . während Deutschland zu der Zeit ledig-

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- versorgf65 und im Krieg mit Großbritannien befindliche deutsche Unterseeboote verfolgt und schließlich sogar beschossen.

»Roosevelt provozierte Deutschland fortgesetzt, um endlich Krieg führen zu können. Er befahl der Atlantikflotte, faschistische Kriegs- und Handelsschiffe zu verfolgen, ebenso [deutsche] Flug­zeuge und deren Bewegungen alle vier Stunden der britischen Marine und Luftwaffe durch Funk zu übermitteln.266Nicht einmal, als amerikanische Marineinfanterie am 7. Juli 1 941 in Island lan­dete, um eine Besetzung durch deutsche Truppen zu verhindern

l ich über 22 Zerstörer und 12 Torpedoboote verfügte . Bis zu CHURCHlllS oben erwä hntem zweiten, von COlVlllE unter dem 6. 8. 1 940 notierten H inweis auf die US-Lieferung von 50 Zerstörern hatte d ie Kriegsmarine bereits 11 Zerstörer (davon a l le in acht bei dem Narvik­Unternehmen) verloren und noch keinen weiteren in Dienst stel len können. Zu dem Zeit­punkt hatte sie d rei Torpedoboote verloren, jedoch bis zum 5. 8. 1 940 12 neue E inheiten (die letzte am 5. 8. 1 940) zum Einsatz gebracht. Damit verfügte sie am 6 . 8 . 1 940 über gan­ze 1 1 Zerstörer und 21 Torpedoboote. (M. J . Wh itley, Die deutschen Zerstörer im 2. Welt­krieg (Orig ina ltitel : Destroyer/ German Destroyers in World War IA, Motorbuch Verlag, Stuttga rt1 985, S . 3 1 3-337) Die Verluste und Neuind ienststel lungen der Roya l Navy bis zum 6 . 8 . 1 940 sind dem Verfasser nicht bekannt. Es dü rfte jedoch kein Zweifel da rüber beste­hen, daß die britische Überlegenheit in d iesem Waffenbereich bereits ohne die angefor­derten und auch von der US-Navy erhaltenen 50 Zerstörer gewaltig war. »Der amerikan ische Präsident begann sofort nach dem Kriegsausbruch in Europa sein Neutral itätsgesetz durch Waffen lieferungen an England gegen Barzah lung zu unter lau­fen . Seit dem 11 . März 1 941 , dem amerikanischen Lend & Lease (Leih und Pacht) -Gesetz, konnte CHURCHlll den Krieg, nach Erschöpfung seiner Devisen, nun mit H i lfe seines Geldge­bers ROOSEVElT weiterführen . Ebenso bekam schon im Sommer 1 941 STAlIN von RoosEvElT eine lebenserhaltende Geldspritze aus dem g leichen Kriegstopf. Sie bewah rte den Bolsche­wismus vor dem Zusammenbruch. Laut einer Zusammenstel lung des amerikanischen Kon­gresses vom 1 9 . Februar 1 980 (Congressional Resea rch Service, The Library of Congress, Economics Division) erhie lten Großbritann ien bis Ende 1 945 die schwindelnde Summe von 30,753 .304 Mi l l iarden Golddol lar und der Kreml 1 1 , 141 .470 Mi l l iarden an Kriegsmateria l, Texti l ien, Schuhen und Lebensmitte ln . Besser als tausend Dokumente beweisen diese Zah­len ROOSEVElTS und Schatzmin ister MORGENTHAUS finanziel le Verantwortung für die Länge und Härte des Krieges, dessen gewichtige Förderl:!r sie waren.« (Karl Anton Braun, 000. - S. 21 , a. 1 3 -, S . 12)

2 •• Hierfür bezeichnend ist fo lgender Vorfa l l : » Am 4 . September 1 941 heftete sich der US­Zerstörer >Greer( südl ich Is lands auf d ie Fährte des deutschen U-Boots U 652 . Dabei funkte der Zerstörer fortgesetzt seine Position, um britische Kriegsschiffe herbeizuziehen, bis ihn endl ich das U-Boot mit zwei Torpedos angriff und er Wasserbomben wa rf; beides erfolg­los. Doch gab ROOSEVElT eine Woche später die Sache als einerseits unprovozierten, ande­rerseits wohlüberlegten Überfal l , a ls großange legten Angriff auf Amerika aus . Ja, er kün­digte nun für a l le a l l i ierten Sch iffe zwischen Amerika und Is land Geleitschutz an und befahl , gegen Schiffe der Achsenmächte das Feuer >auf Sicht( zu eröffnen. Sch l ießl ich sagte er : >Die Schießerei ist losgegangen. Und die Geschichte verzeichnet nicht, wer den ersten Schuß abfeuerte .«( (Kar lhe inz Deschner, Der Moloch - '>Sprecht sanft und tragt immer einen Knüppel bei euch/« - Eine kritische Geschichte der USA Wilhe lm Heyne Verlag, München 1 992, 31 996, S . 237)

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People of the Unltecl Statee I Do your utmo.t to prevent a break in the historical Eriendly relation. between our

Count'y and Germany l Always remember the Eollowing word. oE two oE your greateot Heroe. :

3 8 2 WITH MALICE TOWARD NONE, WITH CHARITY FOR ALL.

A. LINCOLN.

War meanl misery.

Abbi ldung 1 5

'LET US HAVE PEACE ,' beau .. 'W AR IS HELU'

U. S G R .-\NT. W . T. SHERMAN'.

Conlribulion to the Fund. oE the Friend. oE Peaee. (5e.) Issued by H. V. Lelkeman n , 517 E ' 10. SI., N Y.

(was Deutschland in Nürnberg und bis heute als Überfall auf ein friedliches Land angelastet worden wäre), ließ sich Deutschland herausfordern. >Wir verfolgen kein anderes Ziel, als die USA aus dem Krieg herauszuhalten( , erklärte (der deutsche Außenminister J oachim von) RIBBENTROP. >Diese Politik erfordert auf deutscher Seite ein Übermaß von Zurückhaltung . . . , wir antworten auf keine der zahllosen Provokationen. «( 267

2'7 Ka rlheinz Deschner, ebenda .

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Was VON RIBBENTROP vermutlich nicht wußte, war, daß »Präsi­dent ROOSEVELT (nach 1 971 freigegebenen Regierungsdokumenten) schon 1 941 fest entschlossen war, die USA in den Krieg gegen Deutschland zu führen. Dies geht aus einem damals mit höchster Geheimhaltungsstufe versehenen Bericht hervor, den CHURCHILL nach seinem Treffen mit dem amerikanischen Präsidenten im Au­gust 1941 auf einem Kriegsschiff in der Placentia-Bucht in Neu­fundland an das Kabinett in London schickte . Darin stellte der Premier fest : »Präsident ROOSEVELT sagte, daß er in den Krieg ein­treten, diesen aber nicht erklären werde. Er werde die Deutschen zunehmend herausfordern. Falls ihnen dies nicht gefalle, könnten sie ja die amerikanischen Streitkräfte angreifen . Der britische Premierminister faßte seine Eindrücke aus der Unterredung zu­sammen: >Alles soll getan werden, um den Beginn der Feindselig­keiten zu rechtfertigen . < Laut CHURCHILL versprach ROOSEVELT, daß er den amerikanischen Kriegsschiffen, die die Versorgungstrans­porte für Großbritannien über See eskortierten, Befehl geben wür­de, jedes deutsche U-Boot anzugreifen, das sich bis auf 300 Meilen den Konvois nähert. < CHURCHILL hatte in seiner Geschichte des Zweiten Weltkriegs, in der er auch über die Begegnung berichtet, diese Äußerungen ROOSEVELTS mit keinem Wort erwähnt« .268

Völker- und staatsrechtlich ist hierzu anzumerken, daß sich die Vereinigten Staaten damals weder mit Deutschland noch mit Ja­pan formell im Krieg befanden, noch dazu nach ihrer Verfassung ohne Zustimmung der Legislative ermächtigt waren. Daher ist die wiederholt angezogene Arbeit des US-Historikers TANSILL über den Eintritt der Vereinigten Staaten in den Krieg gegen Deutschland und Japan von ihm und seiner Warte als US-Staatsangehöriger aus auch unter dem Titel Back Door to War ( >Die Hintertür zum Krie­ge<, s. S. 40, Q. 48) - also an Demokratie und US-Verfassung vor­bei - veröffentlicht worden. Wie oben aus dieser Quelle zitiert, wurde Präsident ROOSEVELT deshalb auch nach dem seinerzeitigen britischen Botschafter in Washington, Lord HALIFAX, von republi­kanischen US-Senatoren für »einen größeren Diktator . . . als HIT­LER und MUSSOLINI« gehalten. (s. S . 43, Q. 54)

»Während sich japanische Diplomaten in Washington noch um die Lockerung der vom Weißen Haus verhängten Wirtschafts­sanktionen mühten, um den zwischen beiden Ländern ausgebro-

2 •• dpa/ap/rtr-Meldung ü ber Bericht der Londoner Sonntagszeitung Observer, nach Gene­ra/-Anzeiger, Bonn, 3 . 1 . 1 972, »Roosevelt drängte zum Kriegseintritl - Britische Kriegs­dokumente aus den Jahren 1 941 bis 1 945« .

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chenen Handelskrieg beizulegen, waren bereits amerikanische Spe­zialeinheiten in China eingetroffen und bekämpften als >Fliegen­de Tiger< die japanische Luftwaffe . Hervorgegangen aus einer geheimen Rekrutierung innerhalb der > US-Air-Force< hatten die rund 200 Piloten im Juli 1 941 den Sonder auftrag bekommen, den seit 1 937 mit Japan im Krieg befindlichen Chinesen durch gezielte Kampfeinsätze beizustehen . « In das Operationsgebiet einge­schleust wurden die >Fliegenden Tiger< als Agrarexperten, Tech­niker und Missionare. Die Operation war mit der Billigung von US-Präsident ROOSEVELT und dem Kriegsministerium erfolgt. Finan­ziert wurde der Einsatz aus einem China eingeräumten 1 00-Mil­lionen-Kredit, so daß die Aufwendungen als solche in keinem Haushaltstitel ausgewiesen zu werden brauchten. Neben Präsident ROOSEVELT und Kriegsminister STIMSON waren lediglich Finanzmi­nister Henry MORGENTHAU und dessen Stellvertreter Dexter WHITE sowie die Generale Henry ARNOLD und Clare CHENNAULT re­gierungsseitig beteiligt oder in die Sache eingeweiht worden. Dem mit modernstem Gerät ausgerüsteten, vor der amerikanischen Öffentlichkeit geheimgehaltenen, aber natürlich den Japanern nicht verborgen gebliebenen Expeditionskorps gelang es, während ei­ner Periode von sechs Monaten 296 japanische Kampfflugzeuge zu vernichten, während die japanische Luftwaffe lediglich ganze vier dieser >chinesischen< Angreifer abzuschießen vermochte. Be­kanntgeworden ist dieser zeitgeschichtliche Tatbestand dadurch, daß das damals sowohl völker- als auch US-verfassungsrechtlich illegal von China aus gegen Japan eingesetzte US-Personal um seine Anerkennung als Kriegsveteranen kämpfen mußte. Dem wurde schließlich Anfang Juli 1 991 entsprochen.269

Nachdem den Japanern bewußt geworden war, daß es sich hier um eine kriegerische Auseinandersetzung mit den Vereinigten Staaten um die Vorherrschaft in Fernost handelte, hat das Kaiser­reich sich zu seinem Angriff auf Pearl Harbor entschlossen. Hier­von hatte die US-Regierung rechtzeitig vorher durch ihren Ge­heimdienst Kenntnis erhalten . Nach dem US-Historiker TANSILL (s. S. 40, Q. 48) und den von ihm zitierten Quellen hatten die Ja­paner drei Tage vor ihrem Angriff auf Pearl Harbor den opera­tiven Code ihrer Kriegsmarine gewechselt, jedoch nicht denjenigen

2 •• Alfred Schickei, »Vor SO Jahren eines der geheimsten Unternehmen - Wie US-Präsident F.D . Roosevelt d ie Verein igten Staaten in den Zweiten Weltkrieg führte«, in Deutscher Ost­dienst (DODJ, 6 . 9 . 1 991 .

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ihres Auswärtigen Dienstes . Letzterer war vom US-Geheimdienst entschlüsselt, und eine Mitteilung der japanischen Regierung an ihre Botschaft in Washington vom 19 . November 1 941 war mitge­lesen worden. Nach der sollte eine falsche Wettermeldung ( >Ost­wind Regen< ) in der japanischen Übersee-Nachrichtensendung dro­henden Krieg mit den Vereinigten Staaten bedeuten.

Am 4 . Dezember 1 941 war diese Wettermeldung des japanischen Senders JAP von der Marine-Radiostation in Cheltemham, Mary­land, abgehört worden. Sie wurde von Korvettenkapitän KRAMER mit den Worten »Das ist es ! « an Kapitän zur See SAFFORD überge­ben, der sie sofort an Konteradmiral NAYES weiterleitete . Dieser unterrichtete daraufhin telefonisch den Marineadjutanten Präsi­dent RoosEvELTs. Nach der Zeugenaussage von Kapitän zur See SAFFORD »kamen die >Wind<-Meldung und der Wechsel des opera­tiven Code der (japanischen) Marine Mitte der Woche: zwei Tage vor Sonnabend und drei Tage vor Sonntag (dem 7. 12 . 1 94 1 ) . Es war unvorstellbar, daß die Japaner durch Hinausschiebung auf das Wochenende vom 13 . und 14 . Dezember ihre Hoffnung auf Überraschung zuschanden machen würden. Es war keine > Intuiti­on<, sondern einfach die Auslegung eines nach gesundem Men­schenverstand für sich selbst sprechenden Satzes. Col. SADTLER sah ihn, ebenso . . . . Col. SADTLERS Aussage im Jahre 1 944: . . . >Die Ja­paner schickten sich an, am Sonnabend, dem 6. Dezember, oder am Sonntag, dem 7. Dezember, den Krieg zu beginnen. < . . . Die unverantwortliche Unterlassung hoher Marineoffiziere, Honolu­lu zu warnen, daß unmittelbar Krieg drohe, erschien in noch grel­lerem Licht, als am 6. Dezember die japanische Antwort auf . . . (eine) amerikanische Note vom 26. November (dem japanischen) Botschafter (in Washington) NOMuRA geheim telegraphiert wur­de. Auch sie wurde von der amerikanischen Marine abgefangen und entschlüsselt.

Nachdem der Präsident den ersten, sehr deutlichen Teil der Ant­wortnote gelesen hatte, sagte er sofort: >Das bedeutet Krieg! «< Sein Versuch, den Operationschef der Flotte, Admiral STARK, zu errei­chen schlug fehl, weil dieser sich im Nationaltheater den >Student Prince< anhörte . »Man sollte meinen, daß der Präsident nun eiligst eine Konferenz der maßgeblichen Heeres- und Marineoffiziere ein­berufen hätte, um dem vorherzusehenden Angriff mit einem ko­ordinierten Plan zu begegnen. Nach dem Zeugnis General MAR­SHALLS und Admiral STARKS nahm der Präsident die unheilvollen Nachrichten offenbar so ruhig auf, daß er nicht einmal Anstalten

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traf, sich mit ihnen zu besprechen. Wollte er es absichtlich zum An­griff der Japaner kommen lassen? Welches ist die wahre Antwort auf dieses Rätsel von Gemütsruhe angesichts eines drohenden An­griffs auf irgend einen amerikanischen Außenposten im fernen Pa­zifik? Das Problem wird immer schwieriger, je näher die Stunde zwölf heranrückt. Am 7. Dezember um 9 Uhr (dem Tag der japanischen Kriegserklärung und von Japans kurz darauf erfolgtem Angriff auf Pearl Harbor), übergab Lieutenant Commander KRAM ER Admiral STARK das letzte Stück der Weisung Tokios an NOMURA . Ihre Bedeu­tung war jetzt so klar, daß STARK ausrief: >Mein Gott! Das bedeutet Krieg! Ich muß sofort KIMMEL benachrichtigen! < Aber er bemühte sich nicht, mit Honolulu Verbindung herzustellen. Statt dessen suchte er General MARsHALL zu erreichen, aber der war aus irgendeinem un­bekannten Grund auf einem langen Ausritt. Dieser Reitausflug soll­te in die Geschichte eingehen.

In den ersten Stunden der amerikanischen Revolution unternahm Paul REVERE ( 18 . 4. 1 775) einen berühmten Ritt, um seine Landsleute vor dem heranrückenden Feind (den Briten) zu warnen und so Men­schenleben zu retten. In den ersten Stunden des Zweiten Weltkriegs unternahm General MARSHALL einen Ritt, der dazu beitrug, daß Pearl Harbor nicht rechtzeitig alarmiert wurde, daß eine amerikanische Flotte vor einer Katastrophe und eine amerika nische Garnison vor einem Bombenangriff nicht bewahrt blieb, der über zweitausend Menschenleben forderte. War der Ausflug General MARsHALLs nur der gewohnte Sonntagsritt? Als Oberst BRATTON am Morgen des 7. Dezember den letzten Teil der japanischen Weisung an NOMURA las, war er sich ohne weiteres darüber klar: >Japan plant, die Vereinigten Staaten irgendwo um oder kurz vor 13 Uhr desselben Tages anzu­greifen. < Für Lieutenant Commander KRAMER bedeutete die Instruk­tion >einen Überraschungsangriff auf Pearl Harbour noch heute< .

Diese Information war um 1 0 Uhr in den Händen des Marine­ministers, und (Frank) KNox muß sie unverzüglich ROOSEVELT zu­geleitet haben . . . Indessen, ROOSEVELT und Harry HOPKINS ( 1 941 ROOSEVELTS persönlicher Gesandter für die UdSSR und Groß­britannien, >Pacht- und Leihvertrag von 1 94 1 < ) sahen diesen schrecklichen Möglichkeiten mit erstaunlicher Gelassenheit ent­gegen. In der stillen Abgeschiedenheit seines ovalen Arbeitszim­mers, getrennt und ungestört von allen eingehenden Telefon­anrufen, blätterte der Präsident schweigend in seiner wohlgefüllten Briefmarkensammlung, während HOPKINS Fala streichelte, den schottischen Schäferhund des Weißen Hauses . Um 1 3 :25 Uhr stand

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der Tod in der Tür. Die Japaner hatten Pearl Harbor bombar­diert .«27o Da Flugzeugträgern im modernen Krieg eine besondere Bedeutung beigemessen wird, waren diese zum Kummer der Ja­paner wohl vorsorglich nicht in Pearl Harbor als >Opferlämmer< mitangebunden worden.

In Anbetracht der lediglich auszugsweise wiedergegebenen um­fangreichen Beweisführung T ANSILLS aus dem Jahre 1 956 mit an die 30 US-amerikanischen Quellenhinweisen zu diesem Thema vermag der Verfasser nicht nachzuvollziehen, wie und warum Werner RAHN bei seiner Ausleuchtung der Hintergründe und Aus­wirkungen des japanischen Kriegseintritts 1992 zu dem Ergebnis gelangt: »Aus der Fülle des vorliegenden Nachrichtenmaterials von sehr unterschiedlicher Qualität ergeben sich keine eindeutigen In­dizien, die auf einen unmittelbar bevorstehenden Groß angriff gegen Pearl Harbor hindeuten. Diesbezügliche Vermutungen bzw. Ver­dächtigungen, die immer wieder in der revisionistischen und po­pulären Literatur über den Zweiten Weltkrieg auftauchen, erwie­sen sich bei näherer Untersuchung als falsch. Washington wußte zwar, daß der Kriegsbeginn unmittelbar bevorstand, und hatte schon Tage vorher seine Streitkräfte in allgemeiner Form gewarnt, doch keine planmäßige Alarmierung ausgelöst .«271

Nach Bewertung des Verfassers vermag RAHN mit seinen Fest­stellungen die Beweisführung des US-Historikers TANSILL nicht zu erschüttern. Möglicherweise lautete sein Auftrag, das »volkspäd­agogisch gewünschte Geschichtsbild« (Golo MANN) zum Kriegs­eintritt der Vereinigten Staaten zu vermitteln . Der Verfasser schließt sich RAHN jedoch an, wenn dieser ausführt:

»Washington war . . . nicht bereit, in Europa und Asien die Bil­dung von autarken, nach außen abgeschotteten Wirtschaftsräu­men hinzunehmen.«

Wenn er dazu ergänzt, daß dies insbesondere für solche geschlos­senen Wirtschaftsräume gegolten habe, »die zudem noch unter der Hegemonie autoritärer Systeme standen«, vergißt er weniger wissenschaftlich als vielmehr zeitgeistkonform das China MAO TSE­

TUNGS und die Sowjetun ion des von RoosEVELT als den guten » Uncle Joe« verharmlosten STALINS.

270 Charles C . Tansi l l , u nter Verwendung d iverser Quellen, aaO. (s . S . 40, Q . 481 , S . 696 ff.

271 Werner Rahn, "Vor 50 Jahren: Pearl Harbor, 7 . Dezember 1 941 - H intergründe u n d Aus­wirkungen des japan ischen Kriegseintritts - Tei l 1 1«, in M:Jrineforum, 1 /2-1 9 9 2 .

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Um das amerika nische Volk gegen seinen Willen in den Ersten Weltkrieg zu führen, wurden mit der >Lusitania< 1 1 98 Menschen (da­von 120 US-Amerikaner) geopfert. Präsident ROOSEVELT war der Ein­tritt der Vereinigten Staaten in den Zweiten Weltkrieg so viel wert, daß er dafür bereitwillig das sehr viel größere Opfer von Pearl Har­bor erbrachte, indem er verhinderte, daß dieser von ihm provozierte und sehnlichst herbeigewünschte Angriff beim Anflug der japani­schen Luftstreitkräfte abgewehrt werden konnte. Er benötigte das Blut vieler US-Seeleute auf der Wasseroberfläche, um die eigene Nation etwa so undemokratisch gegen ihren Willen in den Zweiten Weltkrieg zu zwingen, wie das deutsche Volk heute undemokratisch gegen seinen Willen mit dem Vertrag von Maastricht >unumkehrbar< zum tributpflichtigen Vasallen der Europäischen Union und zur Her­gabe seiner Währung gezwungen wird. Eine andere als die eigene >Demokratie< vermochten oder wollten die US-amerikanischen >Be­freier< wohl Deutschland auch gar nicht vermitteln.

Schließlich hatten die »höchsten Stellen in Amerika alle Hebel in Bewegung gesetzt. . . , um Japan in den Krieg hineinzutreiben. Mr. STIMSON berichtet von einer Sitzung des amerikanischen Kabinetts im November 1941 , bei der Präsident ROOSEVELT den Vorsitz führte, daß dabei die Hauptfrage gewesen sei, >wie wir ohne allzu große Gefahr für uns selbst die Japaner dazu verleiten können, den ersten Schuß abzugeben< « . 272 »Niemand, der auch nur einigermaßen infor­miert ist, kann heute (das war etwa 10 Jahre nach Kriegsende) noch glauben, daß Japans Angriff den Vereinigten Staaten unerwartet kam und verbrecherisch war. Der Angriff wurde von ihnen nicht nur er­wartet, sondern geradezu gewünscht. Es steht außer Zweifel, daß Präsident ROOSEVELT sein Land in den Krieg hineinziehen wollte, aus politischen Gründen aber (vor der amerikanischen Öffentlichkeit) ängstlich bemüht war sicherzustellen, daß die erste feindliche Hand­lung von der anderen Seite ausging . . . Der amerika nische Präsident wollte, daß Japan die Vereinigten Staaten angriff. Wie . . . (Sir Oliver) LYTILETON, der damalige englische Produktionsminister, 1944 sagte: >Japan wurde dazu getrieben, Amerika in Pearl Harbor anzugreifen. Es ist eine Entstellung geschichtlicher Tatsachen, wenn jemand sagt, daß Amerika zum Kriege gezwungen worden ist. «<273

272 CharIes Beard (US-amerikanischer H istor iker), Präsident Rooseve/t and the Coming War. Yale U n iversity Press, zitiert nach Russel l Grenfe l l , Das Ende einer Epoche (Orig ina ltite l : Main Fleet to Singapore" Verlag Fritz Schl ichtenmayer, Tübingen 1 955 , S . 1 27 .

273 Russe l l Grenfel l , ebenda, S . 1 2 9 .

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Ungeachtet dessen wurde die japanische Zivilbevölkerung da­für mit zwei Atombomben bestraft. Die Konstrukteure dieser Teu­felswaffe werden noch heute in Deutschland als große Wis­senschaftler gefeiert, obwohl diese Vernichtungswaffe von diesen für die Austilgung des deutschen Volkes entwickelt worden war. Diese Haltung wird als Kennzeichnung der deutschen Botmäßig­keit nach kriegerischer Unterwerfung genauso in die Geschichte eingehen, wie das deutsche Bedürfnis, die Niederlage noch nach einem halben Jahrhundert als Befreiung zu feiern. Die amerikani­sche Kongreß-Abgeordnete Clare Boothe LucE führte dazu aus: »Präsident ROOSEVELT log uns durch die japanische Hintertür in den Krieg, um gegen Deutschland mit Waffengewalt antreten zu können. «274

Senator GEORGE, der damals führende Demokrat aus Georgia, sagte bereits im September 1940: »Betrügen Sie sich nicht selbst, meine Herren, versuchen Sie nicht, das amerika nische Volk zu betrügen. Das Volk weiß, daß Sie nicht den Frieden vorbereiten oder die Nation verteidigen, sondern den Krieg. « GEORGE stand daraufhin auf Präsident ROOSEVELTS >Schwarzer Liste < . 275

Wie imperialistisch die Kriegspläne von US-Präsident ROOSEVELT waren, geht auch aus dem von seinem Sohn Elliot ROOSEVEL T in dessen 1 946 bei Duell, Sloan and Pearce, New York, erschienenen As He saw It und dem 1 978 von der Oxford University Press, New York, verlegten Werk von William Roger LOU IS, The United States and the Decolonialization of the British Empire 1 941-45 ( >Die Verei­nigten Staaten und die Entkolonisierung des britischen Imperi­ums< ), hervor. Der amerikanische Präsident bemühte sich, Euro­pa seine Vormachtstellung in der Welt zu nehmen, womit dann die Vereinigten Staaten und die oben erwähnten Ins ider an dessen Stelle treten konnten. Hierfür trieb er geschickt unter Ausnutzung europäischer Rivalitäten erst einmal das britische Weltreich und das französische Kolonialimperium in den Zweiten Weltkrieg ge­gen das Deutsche Reich, weil letzteres sich von der Wall Street unabhängig gemacht hatte . Die in ihrer Politik des 19 . Jahrhunderts verharrenden Briten ließen sich nicht nur darauf ein, sondern dann erst einmal Polen und danach Frankreich im Stich. Als sie schließ­lich selbst kurz vor der Kapitulation standen, waren die US-Ame­rikaner bereit dazu, sowohl mit ihrem so lange hinausgezögerten

274 UPI-Meldung, 5. 5. 1 944, noch Homi lIon Fish, 000. 15. S. 21. a. 13 1. S. 14 . 275 Homi llon Fish, ebendo, S. 20 .

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Kriegseintritt gegen Deutschland diesen Konkurrenten - wie im fernen Osten Japan - auszuschalten, als auch »genauso entschlos­sen gegen das britische Empire und gegen jede (den USA im Wege stehende) Empire-Idee vorzugehen« .276

Wie es dem natürlich auch Insider-gesteuert US-Präsidenten Tho­mas Woodrow WILSON mit seiner vorerwähnten Parole des »Selbst­bestimmungsrechts der Völker« gelang, »durch die Kriegsbeteiligung der USA für diese die erste Weltmachtstellung bei geringem Ein­satz« zu erreichen,277 so gelang es Präsident ROOSEVELT beziehungs­weise den dortigen >Insidern < mit seinen/ihren Bemühungen, »den Kolonialismus so schnell wie möglich abzuschaffen« und auf Kosten Europas die imperiale Vorherrschaft der Vereinigten Staaten in der westlichen Welt vollends durchzusetzen. Nach seinen Vorstellungen »sollten die USA mit den Russen und Chinesen Bündnisse schließen und so einen Block gegen die vierte alliierte Macht, die Briten, bil­den. Zusammen könnten die großen Vier oder, wie ROOSEVELT sie nannte, >die vier Polizisten < den Frieden garantieren, wobei der UNO als koordinierender Körperschaft die Aufgabe globaler Wirtschafts­entwicklung zufiele. 278 ROOSEVELT glaubte, er könne STAUN und TSCHIANG für diesen Plan gewinnen.

276 Leonie Wolfe, »Roosevelts Kampf gegen Church i l l und das britische Imperium«, in Neue Solidarität, 2 2 . 1 1 . 1 995 .

277 Das Bertelsmann Lexikon, 1 955 . 278 Wie sta rk nach dem Zerfa l l des Sowjet imper iums die Vereinten Nationen seitens der

Verein igten Staaten wieder als ihr Werkzeug betrachtet werden, geht aus dem Gera ngel um den von UN-Genera lsekretä r Boutros BOUTROS-GHAU an läß lich der 51 . UN-Vo l lversamm­lung (September 19961 formel l a ngemeldeten Anspruch auf se ine Wiederwa hl hervor. Während er sich wohl der Mehrheit der vielen a rmen Mitgl iedsländer sicher sein d ü rfte, konterte d ie Botschafterin der Verein igten Staaten, Madeleine ALBRIGHT: Die Vereinten Na­t ionen bra uchten an ihrer Spitze »keinen Buchha lter {der d ie USA an ihre ausstehenden Mitg l iedsbeiträge erinnert!. sondern einen Organ isator mit Vis ionen« {fü r d ie von ihm zu vertretenden US-Interessenl . (Ka r l-Ludwig Günsche, »Tauziehen um Boutros-Ghal i - Der UNO-Generalsekretär kämpft für eine zweite Amtsperiode«, in Die Welt 1 8 . 9 . 1 996) Die Wiederwah l des wohl auch - wie einst der deswegen a ls Wa rnung für seine Nachfolger verleumdete und verfolgte Ex-Generalsekretä r WALDHEIM - nicht zur Genüge US-wi l l fähri­gen 73 jährigen Ägypters haben die Verein igten Staaten mit ih rem Vetorecht im UN-Si­cherheitsrat verhindern können. Das ist e in Novum in der 50 jährigen Geschichte der Ver­einten Nationen. Im US-Kongreß wurde die Kampagne gegen die Vereinten Nationen vom isolation istischen >America-fi rst-F lügel < der Republ ikaner um Jesse H ELMS gesta rtet. Dieser du ldete nicht die mi l itärische Unterordnung der Verein igten Staaten u nter die Ver­einten Nationen und fa nd dabei im letzten Wahlkampf in Bob DOLE einen Befürworter. »Um n u n zu verh indern, daß daraus ein Wahlkampfthema wurde, münzte CUNTON d iese Vorurtei le der rechtskonservativen Repub l ikaner in eine Kampagne gegen BOUTROS-GHAU

um.« {Fritz Wirth, »Unwürd iges Trauerspiel um den UN-Genera lsekretär - Die USA su­chen einen Sündenbock, um ih re ausstehenden Beitragszahlu ngen an die UNO zu recht

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Dann müßten die Briten, so sehr sie sich auch wehrten, bei der Neuordnung mitmachen. ROOSEVELT betrachtete es als notwendig, die praktisch bestehende Kolonialallianz zwischen Franzosen und Briten zu zerschlagen. Wie er seinem Sohn sagte, hatten die Fran­zosen, die nach außen hin die Briten haßten, die imperiale Ein­stellung Britanniens übernommen und sich in dieser Frage auf ihre Seite geschlagen. Aus diesem Grund, sagte ROOSEVELT, wolle er ver­hindern, daß Indochina den Franzosen zurückgegeben würde. « Er vertrat die Auffassung, »für Japan (sei) es ein Kinderspiel (ge­wesen), dieses Land zu erobern« . Die Einwohner Indochinas sei­en so geknechtet worden, daß sie meinten: »Nichts kann schlimmer sein als die französische Kolonialherrschaft!« ROOSEVELT hat später in Kairo stundenlang allein mit TSCHIANG KAI-SCHEK zusammenge­sessen, während CHURCHILL immer mürrischer wurde, um seine Vorstellungen von einer »Großmacht China« mit einer » Regierung der nationalen Einheit« von TSCHIANG KAI-SCHEK mit den Kom­munisten zu übermitteln. »In Teheran eröffnete ROOSEVELT STAUN

unter vier Augen seine Pläne, alle Imperien aufzulösen. In einigen Berichten hieß es, STAUN habe es mit der Angst zu tun bekommen, als er sich die Konsequenzen davon vor Augen führte . . . Beide Politiker verständigten sich darauf, daß Indochina und auch an­dere Kolonialgebiete >befreit< werden müßten.«279

fertigen«, in Die Welf, 20 . 1 1 . 1 996 ) Neben dem Versuch, damit i h re ausstehenden Bei­tragszah lungen a n die UN zu rechtfertigen, dü rfte das einer der H interg ründe des US­inszen ierten Trauerspiels um den UN-Genera lsekretä r sei n . Hier wird a uf den Vorfa l l nur eingegangen, we i l er dar legt, daß die Vereinten Nationen US-seitig n i ch t fü r irgendweI­che hehren Ziele, sondern schl icht a ls I nstrument zur Verfo lgung US-amerikanischer In­teressen geschaffen wurden und selbst für Auseinandersetzungen in der US- Innenpol i ­t ik herha lten m üssen .

27. Leonie Wolfe, 000. ( s . S . 1 81 , a. 276) .

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Verschwörungshypothese nach Gary Allen

Der vorerwähnte Gary ALLEN kommt bei der Beweisführung für seine Verschwörungshypothese280 zu einer Reihe von interessan­ten Ergebnissen, von denen hier die Kernsätze als Hintergrundin­formation für diese Strategie wiedergegeben werden:

1. Er zitiert nach einer UPI-Meldung vom 27. 12 . 1 956 das Ober­haupt des Jesuitenordens der römisch-katholischen Kirche, Pa­ter Pedro ARRUPE, zur Machtentfaltung der von ihm (G. ALLEN) als »Insider« bezeichneten, »nach Selbstverewigung drängen­den Clique« (5. 1 7), mit folgenden, als Teil dessen Bemerkun­gen zum ökumenischen Konzil erhobenen Vorwürfen: »Diese . . . gottlose Gesellschaft operiert in einer außergewöhn­lich wirkungsvollen Art und Weise, wenigstens in den höheren Führungsebenen. Sie macht Gebrauch von allen ihr zur Verfü­gung stehenden Mitteln, seien sie nun wissenschaftlicher, tech­nischer, sozialer oder wirtschaftlicher Art. Sie folgt einer genau ausgearbeiteten Strategie . Sie hält beinahe die gesamte Macht über die internationalen Organisationen, die Finanzkreise und über den Bereich der Massenkommunikation, nämlich Presse, Kino, Radio und Fernsehen, in den Händen .« (5. 1 8)

Dann stellt er fest :

2. »Der Erfolg der Verschwörer wird zum größten Teil von ihrer Fähigkeit bestimmt, sich und ihre Vorhaben zu verheimlichen. « Die Elite der akademischen Welt und die Massenmedien wür­den hier beträchtliche Schützenhilfe leisten, »indem sie die Exi­stenz der Insider stets nur ins Lächerliche ziehen und so deren Operationen vertuschen« . (5. 1 8 f . )

3. »Wer die Insider bloßstellt, gerät in ein Dauerfeuer der Massen­medien, da diese durch das Establishment kontrolliert werden. So wird jeder mit dem Verlust seines gesellschaftlichen Anse­hens bedroht, sollte er es wagen zu behaupten, daß hinter all den Problemen, die gegenwärtig Amerika ruinieren, eine Or-

280 Gary Al len, 000. {S o S. 171 , a. 2631, S. 1 7-4 1 .

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ganisation steht. 281 Leider ist vielen ihre gesellschaftliche Stel­lung weit wichtiger als das Überleben der Freiheit in Ameri­ka .« (5. 20)

4. Den sozialorientiert denkenden Menschen werde es schwer ge­macht, »die offensichtliche Verschwörung objektiv zu erkennen, (weil) die Verschwörer aus den obersten gesellschaftlichen Schichten kommen. Sie sind sehr vermögend, gebildet, wirken sehr kulturbewußt, und viele genießen den Ruf ausgeprägter Menschenfreunde« . (5. 20)

5. »Die Insider wissen, daß der Sozialismus, durch den sie die Welt zu kontrollieren beabsichtigen, nur aufgehalten werden kann, wenn sich die freien Unternehmer zusammen mit der großen Zahl der Beschäftigten dagegen auflehnen.« (5. 20 f.) »Das Be­streben, nicht den Kommunismus, sondern den Sozialismus zu etablieren, ist der Kern dessen, was Kommunisten und Insider tun. MARX und alle seine Erben in den kommunistischen Bewe­gungen haben ihre Nachfolger angewiesen, am Aufbau des So­zialismus zu arbeiten.« (5. 33)

6. »Gerade jene, die (in den USA) den Sozialismus am heftigsten vorantreiben, (haben) ihren eigenen Reichtum in Familientrusts und steuerfreien Stiftungen sichergestellt . Männer wie RocKE­FELLER, FORD und KE NEDY befürworten jedes sozialistische Pro­gramm, das Menschen sich ausdenken und das die Steuern der Amerikaner erhöht. Sie selbst jedoch bezahlen so gut wie keine Steuern. Ein Artikel verrät uns, daß einer der Rockefellers in

281 Präsident ÜINTONS Hera u sforderer um das Amt des Präs identen, der repub l i ka n ische /Vieh rheitsfüh rer i m Senat, R ichard (Bob) DOLE, umschr ieb den Tatbestand der Ins ider­Machtentfa ltun g in den Vere in igten Staaten, indem er bei se iner Kennze ichnung ClIN­TONS a ls das »Haupth indern is für einen ausgeg l ichenen Haushal t zum Ausdruck brach­te, daß u nter d iesem l iberale E l iten d ie Reg ierungsinstitutionen a ls Geise)« genommen hätten . ( Welt-Nachrichtendienst »Cl i nton ruft Repub l i kaner zur Zusa m menarbeit auf«, i n Die Welt, 2 5 . 1 . 1 996 ) M i t d ieser H a ltung konnte er dort a l lerd ings 1 9 9 6 n o c h genauso wen ig US-Präs ident werden, wie Steifen HEITMANN nach seiner von der ,Pol it ica l Correct­ness< (PC) a bweichenden Äußerung in Deutsch land 1 9 9 3 weiterh in für das sehr viel we­n iger bedeutende Amt des Bundespräsidenten kand id ieren d u rfte. »Seit . . . Bob DOLE (auch ) der Traumfa brik Hol lywood u n d deren H u n derten hör igen TV­Kanälen den mora l ischen Kam pf a ngesagt hat, füh len s ich immer mehr Regierungs­chefs der 50 US-Staaten ermutigt, ins g le iche Horn zu stoßen .« (Hel la Bosch m a n n, »E ine fernsehfreie Woche i n Amer ika«, i n Die Welt, 6 . 5 . 1 9 9 6 ) Die Anti -PC-Bewegung gewinnt zwar i n den Vere in igten Staaten a n E infl uß , d ürfte jedoch derzeit noch n icht stark genug se in , u m bereits e ine entscheidende Wende herbeifüh ren zu können .

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einem der letzten Jahre den stattlichen Betrag von 685 Dollar an persönlicher Einkommensteuer bezahlt hat. Die Kennedys haben ihren Chi ca go-Großhandels markt, ihre Häuserblocks, Yachten, Flugzeuge usw., die alle Eigentum ihrer zahllosen Fa­milienstiftungen und Trusts sind . Das Steuerzahlen überläßt man großzügig dem einfachen Volk.« (S. 41 )282

Gary ALLEN faßt mit seinen Insider-Betrachtungen zur >Verschwö­rungstheorie< Absichten zusammen, die später (1 993) mit der auf der Jubiläumstagung des >Club of Rome< in Hannover vertretenen Auf­fassung bestätigt wurden, nämlich, daß die Welt nicht mit liberalis­mus, Demokratie und Marktwirtschaft regiert werden könne. Hier wurde »unsere Demokratie« nicht etwa als reformbedürftig, sondern generell »als eingerostet, schlapp und korrupt« bezeichnet und den »demokratischen Systemen in ihrer jetzigen Ausformung« überhaupt keine Chance eingeräumt, die Probleme zu meistern, mit denen sie in Gegenwart und Zukunft konfrontiert sind . Diese Aussagen sind in dem vom >Club of Rome< in Auftrag gegebenen und von seinem Exekutivkomitee angenommenen, nach der vom Autor verwandten Quelle »wohlfundierten und quellenmäßig umfassend untermau­erten Bericht« seines Mitglieds, des Politologen der Hebräischen

282 In Deutschland, wo - bed ingt durch zwei verlorene Kriege, Reparationsza hlu ngen, De­montagen und den wirtschaftl ichen Zusammenbruch in den zwanziger Jahren - die Ver­mögensverhä ltnisse anders strukturiert s ind, s ind es unter anderen die Polit iker, die sich -an der von ihnen ständig fester angezogenen Steuerschraube vorbei - rücksichtslos auf Kosten des arbeitenden Bürgers bereichern . Nachdem die Abgeordneten des Deutschen Bundestages im Herbst 1 995 nicht damit durchgekommen sind, sich mitte ls Grundgesetz­änderung mit automatischen Diätenerhöhungen zu versorgen, haben sie sich - dann zwi­schenzeitl ich a l lerdings um ein Jahr verschoben - auch ohne eine Grundgesetzä nderung nicht nur eine sagenhafte Diätenerhöhung bewi l l igt, sondern auch ihre steuerfreie Kosten­pauschale per 1 . Januar 1996 auf nunmehr ga nze DM 6122 . -/Monat erhöht. Wobei h inzu­gefügt werden muß, daß sie aus ihren Büros im Bundestag gebührenfrei telefonieren, ih­nen Dienstfahrzeuge Tag und Nacht für den Stadt- und Na hverkehr zur Verfügung stehen und sie im Fernverkehr kostenfrei die Deutsche Bahn benutzen . Um dem geschröpften Bürger das Erfordernis der drastischen Diätenerhöhung verstä ndl ich zu machen, wurde eine Werbeaktion mit Kosten in Höhe von DM 441 000 gesta rtet, in deren Rahmen Faltblät­ter vertei lt wurden, in denen die »Arbeitsbelastung der Parlamentarier und ihre verantwort­l i che Tätig keit« erk lärt wurde n . Diesem Diätenska n d a l waren bereits verg le ichbare Diätenerhöhungsmanöver in Lä nderparlamenten - so in der Hamburger Bürgerschaft -vorausgegangen. Ferner sei bemerkt, daß die deutschen Pa rteien im Hausha ltS jahr 1 995 mit DM 225 Mi l l ionen vom Steuerzah ler d i rekt subventioniert wurden (SPD: DM 90,3 Mio., CDU/CSU DM 90,1 Mio. , Grüne: DM 1 5,3 Mio. und die Republ ikaner: DM 4,8 Mio.) . ( Unab­hängige Nachrichten, 211 996, S. 10 ) H ierbei bleibt unberücksichtigt, was den Parteien -etwa an ihre (mit Ausnahme von PDS und Repu bl ikanern) pol itischen Stiftungen - sonst noch aus öffentl ichen Kassen zufl ießt.

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Universität Jerusalem und Beraters der israelischen Regierung, Ye­hezkel DRoR, unter dem Titel (deutsche Übersetzung) Ist die Erde noch regierbar? veröffentlicht worden. DROR stellt fest:

»Der unabhängige einzelne Bürger, der autonom sein Leben ge­staltet, entspricht nicht der Wirklichkeit .«283 Globale Probleme kön­nen nur auf globale Weise gelöst werden. Es seien deshalb Voraus­setzungen zu schaffen, die es der internationalen Gemeinschaft gestatten, unabhängig von einem zu erzielenden Konsens oder den innenpolitischen Erwägungen weniger mächtiger Staaten (also statt dessen von den nach Gary ALLEN als Insider bezeichneten Oligarchen) entschlossen zu handeln. Als Exekutivinstrument schlägt DRoR da­für die - sich zukünftig nach seinen Vorstellungen allerdings aus Zwangsmitgliedern zusammensetzenden - Vereinten Nationen vor. 284 Vorrangig sei die Aufgabe, die Vorstellung von der »Mensch­heit als einer geschlossenen Gemeinschaft zu schaffen« . Die derzei­tigen Einzelstaaten seien nicht mehr dazu in der Lage, die Sicherheit des Überlebens der Menschheit in Frieden und Gerechtigkeit zu gewährleisten. 285 Hier werden Gedanken globalisiert, wie sie im Klei­nen als Kibbuz und in der sozialistischen Kommune als Wohn­gemeinschaft jeweils auf freiwilliger Basis sowie im ehemaligen Ost­block als Zwangskollektiv verwirklicht worden sind. Der >Club of Rome< möchte die Kirche als »Gewissen der Welt« ablösen. 286 Hier­aus erklärt sich wohl die von dem oben nach Gary ALLEN zitierten Pater ARRUPE verwandte Charakterisierung der eine >Neue Weltord­nung< anstrebenden Kräfte als »gottlose Gesellschaft« .

In Deutschland hat sich Karl W. BÄHRING in seinem Die anony­men Herrscher - Macht und Macher des Zeitgeistes wie vorher der US-Amerikaner Gary ALLEN bemüht, jene anonymen Kräfte zu enttarnen, die durch die Gestaltung und Formulierung des Zeit­geistes wahre Macht ausüben und diese mittels Kontrolle von ih­nen beherrschter Medien und Politiker durchsetzen.287

Aus heutiger Sicht und erstrebenswerter außenpolitischer Ori­entierung Deutschlands muß festgestellt werden, daß Josef STAUN

283 Yehezkel Dror, Ist die Erde noch regierbar? - Ein Bericht an den Club of Rome, Bertels­mann-Verlag, München, 1 995, S . 39, nach Rezension von Friedrich R . Romig, i n Junge Freiheit, 8 . 1 2 . 1 9 9 5 .

2.4 Yehezkel Dror, ebenda, S . 2 7 2 . - A u s d ieser Sicht wird d a s »unwürdige Trauerspiel um den UN-Genera lsekretär« Boutros BOUTROS-GHALI 1 19961 verständ l ich .

2.5 Yehezkel Dror, ebenda, S . 267. 286 Yehezkel Dror, ebenda, S. 8 . 287 Ka r l W. Bähr ing, Die anonymen Herrscher - Macht und Macher des Zeitgeistes,

Druffelverlag, Berg a . Starnberger See, 1 996 .

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- nicht die Russen - den Krieg zur Eroberung ganz Europas be­trieben hat. Die Insider - nicht die US-Amerikaner - wollen das Gleiche. Während STAUN mittlerweile verstorben und sein Stali­nismus untergegangen ist, existieren die Insider weiter . Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion stellen sie für Europa - damit keinesfalls nur für Deutschland allein - die Hauptgefahr dar und sind dabei, es mit ihren verschiedenartigen Krakenarmen total zu vereinnahmen, ihm seine Identität zu nehmen und es auszusau­gen. Wenn Europa das nicht mit sich geschehen lassen will, muß es seine internen, sich auf die Niederhaltung Deutschlands kon­zentrierenden Rivalitäten aufgeben und sich vereint dieser Insi­der-Herausforderung stellen. Statt daß Deutschland als bisheriges Hauptopfer dieser transatlantischen Einflußnahme bemüht ist, seine Schlüsselrolle dabei zu verstehen, überbietet sich seine Insi­der-mediengemachte und -kontrollierte Politikerklasse in >Politi­cal Correctness< , also im Betreiben Deutschlands tributpflichtiger Auflösung und multikultureller Zersetzung seiner Werte, deren Bedeutung für das restliche Nord-, Mittel- und Westeuropa aus nationaler Eitelkeit seitens dessen Länder leider verkannt wird.

Genauso, wie Deutschland und seinen derzeitigen EU-Partnern nicht am Niedergang Großbritanniens und / oder Frankreichs gele­gen sein kann, gilt das auch hinsichtlich deren Überlebenschancen für Deutschland. Erst wenn diese Denkweise geistiges Allgemein­gut der EU-Mitgliedsländer und ihrer Bürger geworden ist, kann man an eine ehrliche Union mit gemeinsamer Wirtschafts-, Verteidi­gungs-, Finanz- usw. -Politik sowie schließlich vielleicht auch an eine gemeinsame Währung denken. Wer das nicht einsehen will, hinter­geht Europa, dessen Einigungserfordernisse und geopolitische Zu­kunft. Diesbezüglich ist zur derzeitigen NATO anzumerken, daß es sich hierbei um ein Instrument der Vereinigten Staaten beziehungs­weise deren Insider zur Beherrschung Europas handelt.

Auch die NA TO-Osterweiterung ist US-amerikanisches Bestreben, ein mit der dadurch bewirkten Einkreisung Deutschlands verteidi­gungspolitisch geschwächtes Europa unter US-Kontrolle zu halten. Wenn Michael HAMMERMEISTER in der Pommerschen Zeitung anmerkt: »Die Nato nach Osten geht auf Deutschlands Kosten«,2ss gilt das letzt­lich nicht nur für Deutschland allein, sondern für das restliche EU­Europa mit. Es ist daher nicht verwunderlich, daß die »mit Härte

2.8 M ichael H a m merme ister, »Die Nato nach Osten geht auf Deutsc hlands Kosten -Ausgrenzung Rußlands fördert neue Bedrohung und u n l iebsame Koal it ionen«, i n Die Pommersehe Zeitung, 18 , 1 , 1 997 ,

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und Charme« »am Washingtoner Firmament. . . (als) ein neuer Stern zu strahlen« beginnende US-Außenministerin, Madeleine ALBRIGHT geb . KorbeI, bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt, nach­drücklich die NATO-Osterweiterung forderte . 289 Hans-Peter SCHWARZ äußert sich Ende Januar 1997 in der Welt zu dieser me­diengefeierten Außenpolitikerin und dem Hintergrund ihres europapolitischen Denkens:

»Mit dem gebürtigen Polen Zbigniew BRZEZINSKI, der zu Zeiten Präsident CARTERS Sicherheitsberater war, hat diese Tochter aus tschechischer Emigrantenfamilie die Abneigung gegen brutale Mächte gemeinsam, die schwächeren Ländern übel mitspielen. Ob somit bei ihr, ähnlich wie bei BRZEZINSKI, insgeheim noch ge­wisse Vorbehalte gegen Deutschland und Rußland bestehen, die früher ein Schrecken ihrer schwächeren Nachbarn waren, bleibt abzuwarten. «

Die Ins ider-seitig getroffene Auswahl der Außenministerin läßt dar­an zweifeln, ob sich die Europäer und da insbesondere die Deut­schen - wie der zitierte Journalist weiter zu Madeleine ALBRIGHTS Ernennung empfiehlt - »sich . . . glücklich preisen (sollten), daß wieder einmal eine Persönlichkeit an die Spitze der amerikani­schen Außenpolitik gelangt ist, die ihre Wurzeln in Europa hat und die mit Feinden der Freiheit und Menschenwürde (also nach herrschender Lehre den bösen Deutschen) nicht lange fackelt. . . (Auch) könne man die neue Herrin im State Department (US-Au­ßenministerium) möglicherweise in Paris und Bonn . . . fürchten lernen, wenn europäische Zaunkönige ihre Gefieder allzu hoch­mütig sträuben« .29o

Madeleine ALBRIGHT hat ihre Eltern - ihr Vater war tschechoslo­wakischer auswärtiger Beamter - zweimal ins Exil begleitet, ein­mal 1 939 als Kleinkind nach Großbritannien wegen der deutschen Besetzung der Tschechei und das zweite Mal elf jährig Ende der vierziger Jahre ins US-amerikanische Asyl auf der Flucht vor den Kommunisten. Da ihr Hintergrund eher durch die NS-Bedrohung als vorn zweiten Auswanderungsgrund ihrer Eltern geprägt ist, werden die Vereinigten Staaten mit ihrer Ernennung wohl kaum

28. rtr-Meldung, »Albr ig hts po l it ische Grundzüge - US-Au ßenmin ister in steht fü r sto bi les Europa und Nato-Osterweiterung«, in Die Welf, 27. 1 . 1 997.

2.0 Hans-Peter Schwa rz, » Amerikas Außenpol it ik mit Härte und Charme, Mrs. Albr ight nennt d ie USA >die unverzichtbare Nation< - für Frei heit und Gleichgewicht der Kräfte«, in Die Welf, 29 . 1 . 1 9 97 .

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positive deutschland politische Absichten verbinden. Hinzu kommt, daß sie Schüler in und spätere wissenschaftliche Mitarbei­terin des vorerwähnten Exilpolen Zbigniew BRZEZINSKI gewesen ist, bevor sie nach einer entsprechenden eigenen Hochschullauf­bahn in den US-auswärtigen Dienst eintrat und dann bis zur Über­nahme ihrer neuen Funktion ihrem Land als Botschafterin bei den Vereinten Nationen gedient hat. Auf diesem Posten hat sie als Ein­zelkämpferin die Ablösung des Generalsekretärs Boutros BouTRos­GHALI betrieben und mit ihrem Veto im UN-Sicherheitsrat durchge­setzt .

Sofort nach ihrer Amtseinführung als US-Außenministerin hat Madeleine ALBRIGHT Deutschland offiziell der »Unterdrückung« der wohl Insider-verflochtenen Scientology-Organisation bezichtigt. Der Unterton war dabei nicht zu überhören, daß sich hier etwas wiederhole, was es doch schon einmal in Deutschland gegeben habe. »Dieses war ihr erster Streich. Und der zweite . . . « wird wohl bald folgen. Die Presse berichtet aus Wien dazu: »Bonn hat freilich sofort klar gemacht, daß es seine Politik gegenüber Scientology nicht ändern werde, und dies zu Recht. Denn Deutschland ist beson­ders sensibilisiert, was Organisationen betrifft, die totalitäre Struk­turen aufweisen.« Vorher hatte es die in den Vereinigten Staaten mächtige Sekte geschafft, daß Stars des Insider-beherrschten Holly­woods Deutschland wegen dieser »Unterdrückung« anklag­ten.291 Die anmaßende Überheblichkeit kommt aus einem Land, dessen ethnisch-religiöse Toleranz es zuläßt, daß gleichzeitig - wie bereits oben zitiert - »kaum eine Woche vergeht, in der nicht eine andere Kirche vornehmlich schwarzer Gemeinden im >Bible Belt< , dem frommen Süden der USA, durch Brandstiftung zerstört wird« . Es dürfte nicht zu erwarten sein, daß der deutsche Außenminister zumindest dem offiziellen Amerika, also seiner forschen US-Kol­legin anrät, besser vor der Tür ihres eigenen Hauses zu kehren, ehe sie meint, sich nach Art des Hauses mit erhobenem Zeigefin­ger in die inneren Angelegenheiten Deutschlands einmischen zu müssen.

Aus diesem Zusammenhang erklärt sich KOHLS plötzliche Eile, vorauseilend-unterwürfig über die Köpfe der deutschen Betroffe­nen hinweg die »Schlußstrich-Erklärung« zu unterzeichnen, mit der er die tschechische Annexion und ethnische Säuberung der historisch deutsch besiedelten Teile Böhmens und Mährens sowie

2., Die Presse, Wien, nach Die Weil, 29 . 1 . 1 9 97.

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des Sudentengebiets sanktionieren will, aber völkerrechtlich nicht kann. Und das bei einem Land, das nicht einmal das nach dem Selbst­bestimmungsrecht der Völker völkerrechtlich sauber zustande ge­komme ne Münchner Abkommen anerkennt. Schon lange vor ihrer Ernennung war die tschechische Emigrantin ALBRIGHT als neue US­Außenministerin im Kabinett CUNTONS zweiter Amtsperiode gehan­delt worden. Wie dezidiert ihre Insider-Nominierung gewesen sein muß, geht aus der breiten parlamentarischen Zustimmung hervor, die sie für ihre Ernennung sowohl von CUNTONS Demokraten als auch von der Mehrheitspartei, den Republikanern, erhalten hat.

Die Geopolitik der Neuzeit ist gewissen entwicklungsbedingten Wandlungen unterworfen. Die Spanier und Portugiesen bedien­ten sich ihrer Flotten und der christlichen Religion, um ihre Ent­deckungen und Eroberungen durchzuführen und zu sichern. Von den Briten wurde behauptet, die sprächen vonJESus CHRISTUS, mein­ten jedoch Kattun. Ihre antikatholische Weltmacht beruhte jedoch auf ihrer Flotte und den von ihr erreichbaren Zielen. Die Erobe­rung und Beherrschung nicht von See aus zu kontrollierender Ter­ritorien wurde vermieden. Und wenn das wie im Falle von Af­ghanistan doch einmal versucht wurde, mißlang es. Die Franzosen konnten sich zur See nicht behaupten und stützten sich bei ihren imperialen Bestrebungen wie auch die wegen ihrer geographischen Lage weniger meeresorientierten Russen auf ihre jeweiligen Ar­meen. Bei der Sowjetunion kam noch die Heilslehre des Kommu­nismus als Rechtfertigung für ihre imperiale Expansionspolitik hinzu. Die Vereinigten Staaten haben diese Großmächte in zwei deswegen inszenierten und jeweils durch materielles und schließ­lich auch direktes militärisches Eingreifen für sich siegreich ent­schiedenen Weltkriegen abgelöst und kontrollieren nunmehr die Welt über die Bildschirme des Fernsehens und neuerdings auch des Internets. Was bei den Spaniern und Portugiesen - wie bereits im mittelalterlichen Europa - die Religion als Rechtfertigung für ihre Eroberungen und bei den Sowjets der Kommunismus war, ist bei den US-Amerikanern genau so scheinheilig die US-beherrsch­te Demokratie . Hollywood ist deshalb zum Beispiel für die Insi­der-gelenkte US-Außenpolitik wichtiger als das Sta te Department (US-Außenministerium) . Flankiert wird diese mediale Beherr­schung der bisher christlichen Welt durch militärische Interventio­nen. Deshalb tun sich die US-Amerikaner recht schwer, die aus sozio-kulturellen Gründen aus dem Westen medial kaum erreich­bare Welt des Islams unter ihre Kontrolle zu bringen.

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Das gilt derzeit besonders für die Nahmittelost-Region (NMO­Region), wohingegen es für die US-Amerikaner mittlerweile selbst­verständlich zu sein scheint, daß die christliche Welt sich die US­Interessen zum Gebot ihrer jeweiligen Außen-, Handels- und Militärpolitik macht. Das gilt zum Beispiel für die Länder Iran, Irak, Libyen und Kuba im Negativen sowie Polen und Tschechien im Positiven. Und das völlig ungeachtet der bestehenden energie­und rohstoffpolitischen Abhängigkeiten, exportpolitischen Not­wendigkeiten, strategischen Erfordernissen und sich aus der Ge­schichte ergebenden mehr oder weniger freundschaftlichen Bezie­hungen der so von ihnen vergewaltigten Länder. Hinzu kommen ethnisch-kulturelle Vorgaben, wie derzeit die massive Forderung, die Scien tology-Organisation als christliche Religionsgemeinschaft anzuerkennen, obwohl in Europa recht totalitäre Erfahrungen292 mit dieser Einrichtung gemacht worden sind. Wie oben erwähnt, ist Deutschland besonders bei letzterem von US-Druck betroffen.

Wenn sich Europa das nicht auf Dauer gefallen lassen will, muß es sich gemeinsam dieser Bevormundung entgegenstellen und diese gemeinsam abwehren. Konzentriert sich die Europapolitik der EU-Mitgliedsländer jedoch weiterhin lediglich auf die als >Ein­bindung< umschriebene EU-Auflösung Deutschlands, muß sich Europa (und nicht etwa nur Deutschland allein - so lange es noch besteht) mit dem Status einer >US-Schutzzone< abfinden. Die Fran­zosen sind seit Staatspräsident Charles DE GAULLE das einzige EU­Mitgliedsland, das sich erkennbar dieser Notwendigkeit bewußt ist, aber bisher bedauerlicherweise auch dasjenige EU-Mitglieds­land im Herzen Europas, das eine solche Europapolitik durch seine europäischen Hegemonialträume aus der napoleonischen Vergan­genheit sowohl kulturell als auch wirtschafts- und verteidigungs­politisch unmöglich macht.

292 Thomas Gandow IBeauftragter der Evangel ischen Kirche in Berl in-Brandenburg für Sek­ten- und Welta nschauungsfragenl. "Scientology, Is lamisten und SED-Mil l ionen«, i n Die Welf, 30. 1 . 1 997 I)Die andere Meinung< ! .

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Fehler deutscher Politik

Die deutsche Außenpolitik täte deshalb besser daran, Deutsch­lands Kriecherei vor den westlichen Siegermächten zu beenden und den Franzosen und Briten darzulegen, daß ein Zusammen­wachsen Europas in deren eigenem Interesse nur gelingen kann, wenn sie aus ihren Großmachtträumen erwachen und dazu bereit sind, auf dem Boden einer gleichberechtigten europäischen Real­politik mit Deutschland zusammenzuarbeiten. Trachten sie ledig­lich danach, letzteres tributpflichtig und militärisch besetzt zu hal­ten oder gar nach MITTERRAND es EU-aufzulösen, werden sie mit untergehen. Dazu gehört auch die Beendigung ihrer Sympathie für die osteuropäischen Nachbarstaaten Deutschlands als heimli­che Bündnispartner für dessen militärische Einkreisung.

In Anbetracht der Ernen!,\ung vorn Madeleine ALBRIGHT scheint eine solche Europapolitik dringlicher denn je zu sein, wenn insbe­sondere Frankreich und Deutschland »die neue Herrin im State Department . . . (nicht) fürchten lernen« wollen, falls sie von US­Vorgaben abweichende eigene handels- oder europapolitische Ge­danken entwickeln und deswegen von Washington für unbotmä­ßig befunden werden.

Der Wille Europas zu einer Gemeinschaft, die nicht zum Schei­tern verurteilt ist, kann daran gemessen werden, ob es zu einer Verteidigungsgemeinschaft mit gemeinsamen Atomstreitkräften, einer gemeinsamen Außenpolitik (mit - sofern überhaupt - einern gemeinsamen Sitz im UN-Sicherheitsrat oder lediglich einer ge­meinsamen Beobachtermission ohne teuere Mitgliedschaften in diesem US-Instrument), einer gemeinsamen Wirtschaftspolitik, einer gemeinsamen Grenzsicherungspolitik usw. bereit ist. Ge­meinsames Interesse, insbesondere die stabile Deutsche Mark ab­zuschaffen, reicht dafür nicht aus. Dadurch wird Europa lediglich vorn deswegen bereits ständig im Verhältnis zu den Währungen der EWU-Kandidaten steigenden US-Dollar als einziger Leitwäh­rung der Welt - und damit von den finanzpolitischen Launen der Vereinigten Staaten - abhängig.

Auf eine gemeinsame Währung und unkontrolliert offene Gren­zen für Lohndumping-Erzeugnisse und -Dienstleistungen, Krimi­nalität sowie aus aller Herren Länder nach Europa eindringende Wirtschaftsflüchtlinge könnte und sollte eine solche Europäische

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Union besser verzichten. Wird der EU-Bulle jedoch zum Beispiel mit einer voreiligen gemeinsamen Währung vom Schwanz aus auf­gezäumt, bedeutet das - zur Freude nicht nur der US-Amerikaner - mit einiger Sicherheit sein Ende, ehe er sich überhaupt richtig entwickelt hat. Auch müßte eine solche Europäische Gemeinschaft eines Tages selbst, und nicht US-Amerika, nach ihrer Interessen­lage entscheiden, ob sie mit ihren integrierten Verteidigungskräften osterweitert werden will und kann oder nicht. Europa schreibt ja den Vereinigten Staaten auch nicht vor, ob sie sich zum Beispiel nach Mexiko bevölkerungs-, währungs-, wirtschafts- und vertei­digungspolitisch süderweitern sollen oder besser nicht.

Der transatlantisch interessierte Leser wird hinsichtlich einer sol­chen europapolitischen Konzeption auf den folgend auszugswei­se zitierten Kommentar des Boston Herald zur US-amerikanischen Teilvereinigungspolitik und deren logische Folgen hingewiesen. (s . S. 195, Q. 296) US-seitig haben sich die deutschland- und damit europapolitischen Vorstellungen zwischenzeitlich nicht geändert. Die US-Regierung hat zwar gewechselt. Die sie steuernden Insider sind aber geblieben.

Eine sicherheitspolitische Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten ist erstrebenswert, wenn sie mit einer selbstbewußten eu­ropäischen Verteidigungsgemeinschaft einhergeht, aber doch nicht mit einem Haufen Einzelinteressen verfolgender Staaten, der nur unter US-amerikanischem Oberbefehl (wie auf dem Balkan) funk­tionsfähig ist. Das große Geschick der Insider besteht darin, daß sie die europäischen Staaten nach dem Prinzip des >Divide et im pe­rat < ( >Teile und herrsche ! < ) - auf eine vermeintliche deutsche Ge­fahr fixiert293 - zerstritten halten, um damit Europa von ihnen mi­litärisch kontrolliert, seiner kulturellen Identität beraubt und damit politisch beherrschbar zu halten.

2'3 Warum werden z .B . bisher d ie HEss-Akten und viele andere h istorische Fakten u nter Ver­schluß geha lten? Warum lernen die europäischen Schu lkinder in i h rem Gesch ichtsu nterricht n icht, daß Adolf H ITlER mittels Fina nzieru ng aus dem Aus land seit 1 923 aufgebaut wurde, wa rum das geschehen ist und welche Staaten sich daran betei l igt ha ben? Warum findet der vom Foreign Office 1 939 mit dem Auswärtigen Amt gefüh rte >Telefon­krieg< und die darin vertretene britische Forderung keine Erwähnung, wenn das Für und Wider der Währungsunion die deutsche Nation erschüttert? Warum darf die Vergewa ltig ung des Selbstbestimmungsrechts der Völker mit Versai l les I , den anderen Pariser Vorortverträgen und - nach dem oben zitierten Boston Herold ­Versai l les 11 (dem 2 + 4-Vertrag l nicht zur h istorischen Wahrheit gemacht werden, son­dern wird weiterhin als völkerrechtl ich zu lässig bezeichnet?

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Haltung der USA zu Deutschland und Europa

Die bereits oben zitierte US-amerikanische Autorin Freda UTLEY äußerte sich 1 949 zu RoosEvELTs Insider-vorgegebenen pro-soziali­stischen US-Außenpolitik zum Nachteil Deutschlands: »Der be­deutendste Einfluß in Amerika zur Unterstützung kommunisti­scher Ziele dürfte die Weigerung der Anhänger des (Roosevelts) New Deals sein einzugestehen, daß die Politik von Präsident RoosE­VELT ein fundamentaler Fehler war. Wenn sie ihre Verehrung für den verstorbenen Präsidenten erhalten sollen, müssen sie weiter­hin glauben, daß die Deutschen die Quelle allen Frevels und eine fortbestehende Gefahr für den Frieden in der Welt sind. Die mei­sten von ihnen haben nicht den Schneid zuzugeben, daß ihr ehr­würdiger Anführer irrte, indem er glaubte, daß all das, was er­forderlich war, um einen dauerhaften Frieden zu sichern, die Vernichtung der Existenz der deutschen Nation sei; und daß die­ses Ziel die enge Zusammenarbeit mit STAUN rechtfertigte . . . Sie sind bereit dazu, das Risiko einzugehen, die Deutschen an die Sei­te der Russen zu treiben.«294 Letztere Auffassung wird auch noch 41 Jahre später gegenwartsbezogen, in bezug auf die Rolle der Ver­einigten Staaten bei der Festlegung der Bedingungen für das Mach­werk des 2 + 4-Vertrags, vom hier zitierten Boston Herald geteilt:

»Präsident BUSH und Außenminister BAKER nannten nun Bedin­gungen für eine deutsche Wiedervereinigung: Die Deutschen müssen in der NA Ta bleiben; sie müssen alle Gebietsansprüche im Osten aufgeben; sie müssen gute Europäer sein, indem sie ihre Souveränität dem sozialistischen Superstaat, dem heranna­henden Europa 92, unterordnen. Indem sie einen seit vierzig Jah­ren loyalen Partner einem moralischen Test unterwerfen wol­len, fordern BUSH und BAKER ein neues Rapallo295 heraus . . . Was

294 Freda Utley, aaO., Is. S . 22, a . 1 71. S . 305 . 295 I n Rapa l lo IWinterkurort und Seebad a n der ita l ien ischen Riviera südöstl ich von Genua

am Golf von Rapal lo) wurde a m 1 6 . Apri l 1922 zwischen Deutsch land und der Sowjetun i ­on e in Vertrag a bgesch lossen, in dem beiderseitig auf Wiedergutmachungsleistungen fü r entstandene Kriegsschäden und deutscherseits d u rch d ie bolschewistische Revoluti­on verstaatl ichte deutsche Vermögen in Ruß land verzichtet sowie die Aufnahme von d ip lomatischen Beziehu ngen und d ie Verbesserung der wirtschaftl ichen Zusammenar­beit vere inbart wurde. Das Deutsche Reich nutzte h ierbei d ie Isol ierung der Sowjetun ion

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einst das deutsche Volk den Vereinigten Staaten ganz nahe brach­te, war die Berliner Luftbrücke. Amerika riskierte den Krieg mit STAUN, um das Leben von Deutschen zu retten, um die Freiheit der Deutschen zu verteidigen. Wenn wir diesen Geist aufrecht­erhalten, erhalten wir uns ihre Freundschaft. Wenn wir ihn aber gegen den Geist von Versailles eintauschen, die Pose der Sieger von Versailles einnehmen, werden wir Deutschland verlieren.«296

Das sollte bei einer deutschen, wohl erst nach der Amtszeit Kohls und dem Genscherismus möglichen US- und EU-Politik bedacht werden. In den Vereinigten Staaten gibt es das Sprichwort:

In New York fragt man: »Was hast Du?« In Chicago fragt man: »Was kannst Du?« In Boston fragt man: »Was weißt Du?«

Dem Boston Herald kann bestätigt werden, daß er damals US­deutschlandpolitisch zu den Wissenden gehört hat. Auf deutscher Seite hat dieses Wissen zum Nachteil der Nation bei den Teilver­einigungspolitikern entweder gefehlt oder wurde >political correct < ignoriert.

Zeitgeistkonforme deutsche Politiker bemühen sich darum, die Russen mit der Propagierung einer NATO-Osterweiterung so zu verärgern, daß eine Alternative zu Deutschlands >unumkehrbarer Westeinbindung< , also seiner Auflösung in tributpflichtige Pro­tektorate der Europäischen Union, unmöglich wird . Kein anderes EU-Mitglied ist bereit dazu, das Überleben seines eigenen Volkes derart >unumkehrbar< den macht- und einflußpolitischen Vorstel­lungen der anderen >Partnerländer< auszuliefern, und schon gar nicht die europäischen Altgroßmächte Frankreich und Großbri­tannien.

Es ist aufschlußreich, wie dieser US-amerikanische Bündnis­partner auch seine von ihm dazu angestachelten Weggefährten

d urch die Westmächte aus, u m fü r sich die Folgen des verlorenen Krieges - vor a l lem die erdrückenden Reparationsleistungen und die sonstigen demütigenden Bedingungen des Vertrages von Versai l les - zu mildem. Großbritann ien und Frankreich empfanden den vom deutschen Außenmin ister Waller RATHENAU und dem russischen Volkskommissa r für Aus­wärtige Angelegenheiten, Georg i j TSCHIT5CHERIN, gesch lossenen Vertrag als starke Brüskie­rung . Seither wird im Westen immer wieder die Sorge wach, Deutschland könne sich wie beim Rapal lo-Vertrag emeut durch eine Zusammenarbeit mit Rußland aus der pol itisch­mi l itärischen E inkreisung der Westmächte zu lösen versuchen.

2 •• The Boston Herold, nach Die Welt. 6. 1 . 1 990, u nter » Wider d ie Angst vor den Deutschen«.

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des Zweiten Weltkriegs behandelt hat. Daran ändert nichts, daß sich nach dem Ableben von Präsident ROOSEVELT am 12 . April 1 945

mit seinem Nachfolger Harry TRUMAN »die britischen Gefolgsleu­te in Amerika ans Werk (machten), ROOSEVELTS Politik und seine (über die Zerschlagung der Konkurrenten Deutschland und Ja­pan hinausgehenden) Nachkriegspläne (zu Lasten Großbritanni­ens und Frankreichs) zunichte zu machen. Befehle, die an US­Kriegsschiffe ausgegeben werden sollten, Hongkong einzunehmen und den Chinesen zu übergeben, wurden zurückgezogen. Auch wurden die Franzosen nicht mehr daran gehindert, sich erneut in Indochina festzusetzen . . . Noch im gleichen Monat stimmte die amerikanische Delegation bei den Vereinten Nationen gegen den Vorschlag, der darauf abzielte, die britischen und französischen Kolonialbesitzungen unter internationale Aufsicht zu stellen und einen bindenden Zeitplan für die Unabhängigkeit aufzustellen. (Auch) ließ Präsident TRUMAN unter dem Einfluß des britisch be­einflußten US-Kriegsministers Henry STIMSON die beiden Atom­bomben abwerfen, angeblich um das Leben amerikanischer Sol­daten bei der Invasion Japans zu retten, was ROOSEVELT und seine Militärberater als überflüssig erachteten, denn Japan hatte längst seine Kapitulation vorbereitet. Nicht eines der von ROOSEVELT vor­geschlagenen und schon in die Planungs phase eingetretenen Ent­wicklungsprojekte wurde jemals verwirklicht« . 276

Ihre Wirkung haben die ROOSEVELT erteilten Insider-Vorgaben je­doch trotzdem hinterlassen. Die Bedeutung Großbritanniens und Frankreichs ist lediglich etwas später zu derjenigen von Mittel­mächten geschrumpft. Das kann aber nicht dem Deutschen Reich angelastet werden, sondern allein Frankreichs und Großbritanni­ens aggressiv-deutschfeindlichem Chauvinismus und der Euro­papolitik ihres US-amerikanischen Bündnispartners . Das lediglich auf seinen Bestand und seine Gleichberechtigung bedachte Deut­sche Reich hätte ihnen das niemals angetan. Aber um das nicht zuzulassen, haben Großbritannien und Frankreich ihre Bedeutung und Größe in der Welt geopfert sowie damit in zwei Weltkriegen ihre eigenen Weltreiche zerstört. Statt deswegen gelegentlich Trau­erflor anzulegen, feiern sie jedoch - wie wir gesehen haben - bei jeder passenden Gelegenheit ihre mit Hilfe der Vereinigten Staa­ten für den Ausbau deren Weltmachtstellung errungenen Siege über ihren deutschen Nachbarn, das >Herz Europas< . Der heutige

2.7 Leonie Wolfe. 000. (5 . S. 1 81 . Q. 276) .

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geopolitische Zustand dieser ehemaligen Großmächte erinnert im Vergleich zu ihrer einstigen Größe und Bedeutung fatal an denje­nigen der Militärkontingente, die 1 81 2 mit dem geschlagenen NAPOLEON I . aus dem russischen Winter zurückkehrten . Auch die­se waren östlich ihrer Landesgrenzen (allerdings nicht freiwillig) für Drittinteressen verschlissen worden wie die Jugend und die Weltgeltung Großbritanniens und Frankreichs in den von Premier MAJOR als »Dreißigjähriger Krieg 1914 bis 1945« bezeichneten bei­den Weltkriegen.

Was der oben zitierte, wohl außer Ins ider-Kontrolle geratene Boston Herald bei seiner Kommentierung übersehen hat, ist die Tat­sache, daß die von ihm kritisierte US-amerikanische Europapoli­tik nicht nur Deutschland auflösen und es damit für die US-Außen­beziehungen - sei es positiv oder negativ - an Bedeutung verlieren läßt, sondern mit ihm auch die ganze >Alte Welt< . Die USA bezie­hungsweise die von dort aus operierenden Ins ider beabsichtigen auf dieser Grundlage, mit ihrem Medieneinfluß und dem US-Dol­lar von der >Neuen Welt< aus den Rest des Globus zu beherrschen. Die Denkweise des Boston Herald entspricht noch derjenigen zur Zeit des >Kalten Krieges<, als der westliche Teil des gerade nie­dergemachten Deutschlands zeitweilig gebraucht wurde und des­halb sein >Wirtschaftswunder< haben durfte sowie unter Aufsicht der Siegermächte auch eingeschränkt wiederaufgerüstet werden mußte, um Europa gegebenenfalls am Rhein mitzuverteidigen. Ein solches Interesse besteht jedoch nach dem Zusammenbruch des Ostblocks auf transatlantischer Seite nicht mehr, sondern wie zur Zeit des Zweiten und Dritten Reiches das Bestreben, Europa machtpolitisch zu neutralisieren, indern erneut eine franko-britan­nische Allianz mit osteuropäischen Ländern gegen Deutschland von deren Insider-beherrschten Medien durchgesetzt wird .

Lediglich auf dem Balkan läßt sich diese Politik mit Rücksicht auf den Friedensprozeß im Nahen Osten nicht lupenrein umset­zen, wenn einmal davon abgesehen wird, daß es wohl auf der li­nie dieser Zielsetzungen liegt, die Bundesregierung veranlaßt zu haben, zur Reaktivierung des deutsch-serbisch/russischen Span­nungsverhältnisses mit der völkerrechtlichen Anerkennung Kroa­tiens und Bosniens vorzupreschen - womit gleichzeitig die Briten und Franzosen verärgert wurden -, die Koschnick-Mission durch­zuführen und den dortigen Einsatz eines deutschen Bundeswehr­kontingents vorzunehmen. Ungeachtet dessen ist es den Vereinig­ten Staaten und den dortigen Ins idern wieder einmal gelungen,

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die franko-britannischen US-Bündnispartner - dieses Mal auf dem Balkan - vorzuführen, um sich dann - wie in beiden Weltkriegen - auf Kosten derer mit geringem Einsatz als die unbestrittene Groß­macht in Szene zu setzen.

Die von den Vereinigten Staaten aus betriebene Geopolitik der Insider ist durch zwei Merkmale gekennzeichnet, einmal das Stre­ben nach ihrer »Eine-Weit-Regierung« mittels »Unterwerfung oder Übereinkunft«, wie es das CFR-Mitglied James WARBURG am 1 7.

Februar 1 950 vor dem US-Senatsausschuß für auswärtige Angele­genheiten zum Ausdruck gebracht hat,z98 und zum anderen durch die dabei angewandte Methode des skrupellosen Einsatzes von den nach der US-amerikanischen Weltanschauung und Rechtsord­nung geächteten Herrschaftsformen wie dem Nationalsozialismus, dem Kommunismus, der Mafia und dem islamistischen Funda­mentalismus. Erst wurde der Erste Weltkrieg zugunsten der Pari­ser Vorortverträge, also der Balkanisierung Zentraleuropas und dortiger kommunistischer Unruhen mit US-amerikanischem Geld (unter anderem der Morgan Bank), und - als das allein nicht reichte - auch noch mit dem Einsatz von US-Militär entschieden. Beson­ders wichtig waren den >Insidern < die Deutschland im Versailler Vertrag aufgebürdeten Reparationen, weil diese einerseits den wirtschaftlichen Wiederaufbau des Reiches verhindern sollten und zum anderen Deutschland zur Aufnahme gezielt kurzfristig ter­minierter Kredite für langfristige Investitionen auf dem US-ameri­kanischen Finanzmarkt zwangen.

Wie schon oben ausgeführt, wurden in der WeItwirtschaftskrise 1929 - von der man bisher nicht weiß, in wieweit sie gemacht wor­den ist, um den Insidern die billige Übernahme großer Aktienpakete zu ermöglichen - die von Deutschland aufgenommenen Kredite kurz­fristig gekündigt. Damit wurden die deutschen Wiederaufbauerfolge der >Golden Twenties< (der >Goldenen Zwanziger Jahre< ) abrupt zu Fall gebracht. Parallel dazu wurde - wie bereits mit US-amerikani­sehen Quellen belegt - gemeinsam mit den Briten, Franzosen, Polen und Tschechen die >Machtergreifung< Adolf HITLERS in der Absicht finanziert, damit nicht etwa nur Deutschland, sondern ganz Europa zu destabilisieren und entweder bei HITLERS Scheitern die europäi­sche Konkurrenzfähigkeit durch den Kommunismus im Herzen die­ses Kontinents beseitigen zu lassen oder nach dem oben zitierten Lord

2 •• Emi l Sch lee, »Selbstaufgabe durch )Übereinkunft<?, in Unabhängige Nachrichten, 1/ 1996, 5. 5 .

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VANSITIART bei HITLERS Erfolg »innerhalb von fünf Jahren einen eu­ropäischen Krieg« herbeizuführen. (s. S. 43, Q. 57) Ziel dieses Krie­ges sollte es sein, die geopolitisch-wirtschaftliche Vorherrschaft Eu­ropas zu beseitigen.

Diese Insider-Rechnung ist mit dem Zweiten Weltkrieg und dem 2 + 4-Vertrag voll aufgegangen. Dabei haben sich die Insider ein­mal des sowjetrussischen Kommunismus und zum anderen bei der Landung und dem Vordringen in Italien in Zusammenarbeit mit deren US-Ableger der süditalienischen Mafia bedient. Daß damit dem Kommunismus mit seinen kriegerischen und zivilen Folgen ein halbes Jahrhundert lang zur Weltmachtstellung ver­holfen und der Mafia sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in Italien das Eindringen in den öffentlichen Sektor - in Italien sogar ein Durchdringen von Staat und Wirtschaft bis in die Po­ebene - und mittlerweile auch bereits ihr Vordringen bis nach Deutschland ermöglicht wurde, ist dabei wahrscheinlich in bezug auf Europa sogar in Kauf genommen worden. Dann wurde zur Schwächung des seitens der Insider im Zweiten Weltkrieg begün­stigten sowjetischen Weltkommunismus dem islamistischen Fun­damentalismus in Afghanistan vom CIA zum Durchbruch verhol­fen, der nicht nur dort viel Blut und Tränen gekostet hat und weiterhin kosten wird, sondern nunmehr auch unter anderem die Vereinigten Staaten im eigenen Land herausfordert.

Nach der letzten Meldung hierzu ist dort um die Jahreswende 1996/97 eine Serie von Briefbombenanschlägen verhindert wor­den, die unter anderem dem Bundesgefängnis in Fort Leavenworth (Kansas) galten, wo der islamistische Fundamentalist Mohammed SALAME eirte lebenslange Strafe wegen des Terroranschlages auf das World Trade Cen ter in New York verbüßt. Angst vor weiteren Anschlägen besteht.299 Anfangs ist die >Reislamisierung< in Nord­und Westafrika, der NMO-Region und großen Teilen Asiens vom Irak und dessen Rivalen, dem Iran, bis nach Mindanao/Philippi­nen zur Selbstbehauptung gegenüber der technologisch über­legenen christlich geprägten westlichen Welt entstanden. Als der Verfasser im Jahre 1 952 die Türkei bereiste, teilte ihm ein in Deutschland ausgebildeter türkischer Rechtswissenschaftler mit, daß der islamistische Fundamentalismus nach dem Tod von Staats­präsident Kemal ATATüRK ( 1938) in den Startlöchern läge, um aus der Türkei wieder einen >Gottesstaat< zu machen.

2 •• Die Welf, 4. 1 . 1 997, »Acht Briefbomben in den USA entschärft«.

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Mit dem dem Deutschen Reich und seinen Bundesgenossen von den drei europäischen Großmächten Frankreich, Großbritannien und Rußland aufgezwungenen Ersten Weltkrieg wurde eine La­wine losgetreten, die durch das finanzielle Engagement und schließlich auch direkte militärische Eingreifen der Vereinigten Staaten Europa und die NMO-Region destabilisiert hat. Seitens der Insider-beherrschten Vereinigten Staaten wurde mit dem als jeweilige Folgernaßnahmen geförderten Nationalsozialismus, Weltkommunismus, Eindringen der Mafia in Staat und Gesell­schaft (nicht nur Italiens) sowie islamistischen Fundamentalismus von der Neuen Welt aus in der Alten Welt Unordnung verursacht. Mit Necmettin ERBAKAN ist es 1 996, also 44 Jahre nach der dem Verfasser gegenüber in Ankara geäußerten Besorgnis, einem Is­lamisten gelungen, dort Ministerpräsident zu werden.

Mit Unterstützung der als >Political Correctness ( bezeichneten In­sider-Vorgaben ist der Islam mit seinen mittlerweile zunehmend fundamentalistischen Elementen bereits nach Westeuropa und -wie oben ausgeführt - sogar in die Vereinigten Staaten selbst vor­gedrungen. Und wer in Deutschland deswegen Besorgnis zum Ausdruck bringt, wird von Insider-hörigen Kräften sofort als >aus­länderfeinlich< abqualifiziert und in die rechtsradikale Ecke aus­gegrenzt.

Der Versuch der Insider, den jeweils vorher von ihnen instru­mentalisierten Teufel mit der Förderung eines Beelzebub auszutrei­ben, also den mit der Zerstörung des Zweiten Deutschen Reiches und seiner Bundesgenossen gelegten Brandherd mit jeweils neu­en Brandbeschleunigern löschen zu wollen, hat mittlerweile einen immer wieder in offenes Feuer ausbrechenden weltweiten Schwel­brand hervorgerufen. Und das nur, damit eine kleine Insider-Olig­archie an ihrer >Globalisierungs-Politik( verdienen kann.

Wie oben weiter zitiert, ließ sich das Centraalblad voor Israeliten in Nederland in seiner Ausgabe vom 13 . September 1 939 zur Ver­breitung des Aufrufs mißbrauchen, »den Ausrottungskrieg nach Deutschland zu tragen bis zur totalen Vernichtung« . (s . S. 67, Q. 1 09) Die damit wohl beabsichtigte Reaktion des Dritten Rei­ches ist nicht ausgeblieben. Die mit der Instrumentalisierung Adolf HITLERS bezweckten Opfer wurden genauso bereitwillig für Insi­der-Interessen in Kauf genommen, wie die Opfer des mit Muni­tion beladenen Passagierdampfers >Lusitania< (7. 5 . 1 9 15) und der Matrosen der US-Marinebasis Pearl Harbor (7. 12 . 1 941 ), als es galt, die US-amerikanische Bevölkerung bereit zu machen, einerseits

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Deutschland als >Herz des konkurrierenden Europas< oder ande­rerseits Japan als das >Herz des konkurrierenden Ostasiens< mit seinen Völkern auszuschalten.

Außerdem verdankt die Welt den Ins idern nicht nur die Entwick­lung und Weiterentwicklung der ABC-Waffen, sondern auch ih­ren Einsatz im Zweiten Weltkrieg. Nur die Vereinigten Staaten haben bisher - wie hier belegt wurde ohne militärische Notwen­digkeit - mit dem Abwurf ihrer Atombomben auf die Zivilbevöl­kerung japanischer Großstädte Atomwaffen zum Einsatz gebracht. Und das ohne auch nur den späteren Versuch, die dafür ver­antwortlichen Drahtzieher aus dem Insider-Lager vor ein Kriegs­verbrechertribunal zu stellen. Was wäre wohl mit den Tätern nach einern von Deutschland verlorenen Krieg geschehen, wenn es Deut­sche gewesen wären, die zwei solche Atombomben gebaut und auf die Zivilbevölkerung der Kriegsgegner abgeworfen hätten!

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Political Correctness

Es ist nicht verwunderlich, wenn in den Vereinigten Staaten selbst eine Anti-PC-Bewegung (PC = Political Correctness) Boden gewinnt, weil immer größere Teile der US-Bevölkerung sich einfach nicht länger auf Insider-Kampfplätzen in aller Welt - sei es als Kanonen­futter, sei es als Steuerzahler - für Insider-Interessen einsetzen oder gar verschleißen lassen wollen. In welchem Ausmaß die deutsche Medienlandschaft Insider-gesteuert ist, geht unter anderem einer­seits daraus hervor, wie intensiv dem deutschen Medienkon­sumenten vor den US-Präsidentschaftswahlen suggeriert wurde, daß nur Bill CUNTON und nicht der wiederholt den Insider-Einfluß auf Politik und Gesellschaft der Vereinigten Staaten kritisierende Bob DOLE als Präsident der Vereinigten Staaten geeignet ist, ob­wohl keiner der beiden Kandidaten in Deutschland gewählt wer­den konnte, und es andererseits seitens der deutschen Medien so gut wie vollständig verschwiegen wurde, daß es vorerwähnte Anti­PC-Bewegung in den Vereinigten Staaten gibt. Herbert KREMP hat allerdings im Dezember 1 995 im Feuilleton ( >Geistige Welt< ) der Welt unter der wenig über den Inhalt aussagenden Überschrift » Wo Bach zum Macho wird« dankenswerterweise die >Political Correc­tness < >gegengelesen< . Seine Ausführungen sind in bezug auf den politischen Standort Deutschland so aufschlußreich, daß dessen die Thematik dieser Analyse besonders berührende Teile hier aus­zugsweise wiedergegeben werden:

Die bisherigen Vorstellungen von »Korrektheit gegenüber mu­tet es fast erheiternd an, was als >political correctness< seit Jahren durch die amerikanische Gesellschaft stolziert und sich wie HE­GELS Ideale, nur in umgekehrter Himmelsrichtung fortschreitend, auch in Europa, vor allem jedoch in Deutschland, freibleibend niederschlägt. Vergleichbar ist der kulturelle Ansatz, neue, gesell­schaftswirksame Tabus zu errichten, Historie durch Neubewer­tung oder gar Ausblendung von Fakten der eigenen Wunschwelt anzupassen/no Realitäts-Wahrnehmung zu steuern, um Einfluß auf politisches Urteilen und Handeln, auf geistes- und naturwissen-

300 Das erklä rt die Notwendigkeit, in d ieser Darste l lung des pol it ischen Standorts Deutsch­land immer wieder a uf zeitgeschicht l iche Fakten h i nzuweisen und d iese sorgfä ltig zu belegen . Wie bereits wiederholt zit iert, bezeichnet Golo MANN die dem deutschen Vo lk heute vorgegebene H istorie a ls das »vol kspädagogisch gewü nschte Geschichtsb i ld« .

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schaftliches Forschen, Lehren und Publizieren, last but not least auf die besonders beachtete journalistische Multiplikation zu gewin­nen. Dem Hegemonialstil der Großideologien ähneln auch die Durchsetzungsformen der Neu-Gebote: Eroberung der Institutio­nen, Marktplätze und Sprecherrollen durch Vertreter des >Kor­rekten<, das Ausgrenzen der Ungehorsamen bis zur Anwendung terroristischen Drucks. Mit der Usurpation von Denk-Program­men geht in jedem Fall die Machtfrage einher . . . (Und das) mit allen Folgen . . . des erbitterten feindseligen Disputs .

Die feministische Forderung etwa, mankind (> Menschheit<, aber auch unter anderem >Mannhaftigkeit<) und manslaughter ( >Totschlag<) -Begriffe der >euro- und phallozentrischen Kultur< - durch human­kind und humanslaughter zu ersetzen, den chairman ( >Vorsitzenden<) zum chair ( >Stuhl< ) zu kastrieren, negro (rassistisch) durch Africa Americans oder gar persons of color ( >farbige Personen<) zu ersetzen, will sich nicht so recht durchsetzen, wie Jörg VON UTHMANN bei ei­nem Symposion des Deutschen Autorenrats über >Politische Korrekt­heit< in Weimar ausführte. Von 3500 amerikanischen Universitäten haben heute 500 Women 's Studies ( >Frauenfragen< ) und 350 Black Stu­dies ( >Farbigenfragen< ) im Programm, wobei die sogenannte wissen­schaftliche Erforschung der Frauen und Schwarzen ausnahmslos von Frauen und Schwarzen mit dem offen verkündeten Ziel der Teilha­be an der Macht (empowerment) vermittelt wird.

In der praktischen Folge geht es also nicht um Gemeinsamkei­ten, also nicht um das Trennende zwischen Schwarz und Weiß, Frau und Mann, um die Entmachtung der PPPP (pale patriarchal penis people - >bleichen, patriarchalischen Penis-Leute< ) . Die als Minderheiten definierten Gruppen grenzen sich ab und wollen, obwohl untereinander verfeindet - wie Schwarze und Juden in New York, Hispanics und Schwarze in Washington - die Feld­herrnhügel der (weißen) Mehrheit erobern . Die vorgefundene Wirklichkeit, zuerst die kulturelle, wird nach diesem Schema kri­tisch durchdekliniert: Johann Sebastian BACH mit seinem verton­ten männlichen Gott gilt als >unsensibler Macho< . . .

Mit Bann belegt wird, wer behauptet, das schlechte Abschnei­den der Schwarzen bei Intelligenztests habe neben sozialen auch genetische Ursachen . . .

Politische Korrektheit führt heute auch in Deutschland einen amerikanischen Namen, doch hat sie speziell in unserem Jahrhun­dert eine lange deutsche Tradition. Sie ist ernster als die über­seeische, tiefer in ihrer Leere und daher womöglich bösartiger. . .

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Ein eindeutiger Pe-Fall ist das Schicksal, das dem Buch des Ame­rikaners John SACK widerfuhr, das 1 993 in den USA erschienen und in seiner deutschen Übersetzung 1 995 vom Piper-Verlag ein­gestampft wurde (6000 Exemplare) . Warum? Auge um Auge - Op­fer des Holocaust als Täter schildert, wie 1 945 in Polen 200 000 Deut­sche in 277 Gefängnissen und 1 255 Lagern von ehemaligen KZ-Häftlingen in einer Weise festgehalten und behandelt wurden, daß 60-80 000 ihr Leben verloren. John SACK ist Jude, er reagierte entsetzt auf die Fakten-Ausblendung, die der Verlag aufgrund des Unkorrektheits-Verdachts in einer Vor-Rezension im Eil-Gehor­sam bewerkstelligte . . . Tugendwacht verhängt die Wirklichkeit, wenn der Gedanke der Vergleichbarkeit von Kommunismus und Nationalsozialismus sich Bahn zu brechen versucht. . .

In den USA jedoch drängt eine wahre Titelflut auf den Markt und eine Anti-Pe-Bewegung in die (elektronischen) Medien. Sie singt nicht mehr zu den Vöglein im Walde, sondern sieht Mäd­chen als > chicks< (Küken), grillt Frösche . . . (etc . ) Längst hat die Provokation gegen Schwarze, Hispanics, Frauen, Homosexuelle den Kongreß erreicht. Leitfigur Newt GINRICH und die patriotic cor­rectness ( >patriotische Korrektheit< ) : >Der backlash (Rückschlag) ist da . < (BEHRENs/voN RIMSCHA) . In Deutschland ist er [allerdings nach Meinung des Verfassers nur noch] nicht zu erwarten. Hier pflegt man [noch] Harmonie und hört lieber auf zu denken, als daß man zum Streit rüstet.« 301

Auf diesem Hintergrund ist das Wahlergebnis in den Vereinig­ten Staaten von Anfang November 1 996 nicht uninteressant. Ein­mal hat sich die Hälfte der wahlberechtigten Bevölkerung nicht an diesem demokratischen Prozeß beteiligt. Diese Zurückhaltung dürfte weniger wirklicher Natur sein als Ausdruck der Verach­tung für das, was die da oben tun. Die als Politik(er)verdrossenheit charakterisierte, auch in Deutschland zunehmende Entfremdung zwischen Macht und Gesellschaft wird mehr als Folge der Insider­Einflußnahme auf die Politik zugunsten deren und nicht des Vol­kes Interessen zu deuten sein, auch wenn das dem Normalbürger nur unterschwellig bewußt wird. Zum anderen ist bemerkenswert, daß die Republikaner trotz DOLEs und GINGRICHS wiederholt de­monstrierter pe-Unbeugsamkeit und der deswegen bis nach Deutschland betriebenen abschätzigen Medienbewertung von Prä-

301 Herbert Kremp, »WO Bach zum Macho wird . Pol it ical Correctness, gegenge lesen«, i n Die Welf. 2 . 1 2 . 1 995, S. G3.

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sidentschaftskandidat und republikanischer Partei von den sich an den Wahlen beteiligenden Wahlberechtigten immerhin 41Pro­zent der Stimmen für ihren Präsidentschaftskandidaten und eine Mehrheit in beiden Häusern (Repräsentantenhaus und Kongreß) er- oder behalten haben.

Hinsichtlich der möglichen Rückwirkungen auf Deutschland wa­ren diese US-Wahlen PC-politisch bedeutsam, weil einer letztlich vom deutschen Volk selbst zu bewältigende Demokratiereform wohl erst zum Durchbruch verholfen werden kann, nachdem sich in den USA die Anti-PC-Welle durchgesetzt und über den Atlan­tik nach Europa sowie damit auch nach Deutschland geschwappt ist. Das sollte jedoch das deutsche Volk nicht davon abhalten, sich unverzüglich um die Durchsetzung einer PC-unabhängigen Poli­tik und damit vordringlich gegen die EU-Auflösung ihres Staates und die Verwirklichung der Europäischen Währungsunion (EWU) einzusetzen. Ansonsten könnte eine Demokratierefom - wenn überhaupt noch - später vielleicht nur noch revolutionär durchsetz­bar sein. Und dagegen müßte dann wieder mit einer Allianz der westeuropäischen Kriegsalliierten mit ihren osteuropäischen Bun­desgenossen Polen, Tschechien und Serbien gerechnet werden. Dem steht zur Zeit nur eine deswegen abgerüstete Bundeswehr ohne Atomwaffen gegenüber. Deutschland könnte sich dabei so­mit in einer ähnlichen Lage befinden, wie 1 956 Ungarn bei seinem Volksaufstand gegen allerdings keine NATO-, sondern UdSSR­Besatzer und deren Marionettenpolitiker im Land. Eine republika­nische Anti-PC-Regierung in den Vereinigten Staaten wäre für Deutschland bündnispolitisch wahrscheinlich sehr viel zuverläs­siger als die deswegen von den deutschen PC-Medien bevorzugte PC-Regierung Bill CUNTONS. Das erklärt auch den deutschen Me­dienjubel über den US-amerikanischen Wahlausgang.

Besonders die Kommentare der ÖRA können von dem weniger politikversierten Bürger fast immer als sicheres Indiz für das ange­sehen werden, was Deutschland schadet oder nützt. Wird dort et­was empfohlen oder - wie zum Beispiel die Unterzeichnung der »Schlußstrich-Erklärung« durch Bundeskanzler KOHL in Prag am 21 . Januar 1 997 - bejubelt, ist es in der Regel schlecht für Deutschland. Wird jedoch vor etwas gewarnt oder eine Entwicklung beklagt, kann mit einiger Sicherheit davon ausgegangen werden, daß es sich hier um einen Deutschland begünstigenden Vorgang handelt .

Die vom Boston Hera ld zutreffend mit » Geist von Versa illes « charakterisierte US-amerikanische Deutschlandpolitik hat sich

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nach folgender dpa-Meldung bis zum Jahr 1 996 nicht geändert: »In einer Erklärung der Botschaft der USA in Prag hieß es (zur Geltung der Potsdamer Erklärung vom 2. 8 . 1 945), die damals von den Vereinigten Staaten, Großbritannien und der ehemaligen So­wjetunion getroffenen Entscheidungen basierten auf interna­tionalem Recht und seien zudem in unterschiedlichen multi- und bilateralen Zusammenhängen bestätigt worden.«302 Hierzu sei in Erinnerung gerufen, wie das Mitglied des US-Kongresses Charles W. VURSELL die Potsdamer Erklärung laut Kongreß-Protokoll vom 1 . Februar 1946 charakterisiert hat:

»Unter der Potsdamer Erklärung sind die Vereinigten Staaten unwissend mitverantwortlich (Partner) für das Massensterben besonders in Deutschland unter Verstoß gegen die bestehenden und menschenrechtlichen Regeln des Völkerrechts geworden, die es dem Sieger immer zur Verantwortung gemacht haben, die unschuldigen Opfer der betroffenen Bevölkerung bestmög­lichst zu schützen. «303

Auch die russische Botschaft in Prag und - wie nicht anders zu erwarten - die dortige Botschaft Großbritanniens haben etwa

302 dpa-fv\eldung, in Die Welt, 1 5 . 2 . 1 996 . - Für das, was h ier a ls i nternationa les Recht be­zeichnet wird, fehlen a l lerd ings jeg l iche völkerrechtl iche Normen . Die U nterzeichner der Potsdamer Erklärung waren 5ignata rstaaten der Haager La nd kriegsord nung (HLKO) von 1 907. Artikel 43 HLKO lautet: »Nachdem die gesetzmäßige Gewalt tatsächl ich in die Hän­de des Besetzenden übergegangen ist, hat d ieser a l le von ihm abhängenden Vorkeh­rungen zu treffen, um nach Mög l ichkeit d ie öffentl iche Ordnung und das öffentl iche Le­ben wiederherzuste l len und a ufrechtzuerha lten, und zwa r, soweit kei n zwi ngendes H indernis besteht, unter Beachtung der La ndesgesetze .« Auf der Grundlage der Potsda mer Erklä rung s ind 1 945/1 946 mehr a ls d re i Mi l l ionen Deut­sche unter dazu noch grausamsten Bed ingungen mit g roßen menschl ichen Verlusten aus der Tschechoslowakei vertrieben worden. Ihr E igentu m wurde vom Staat entschädi­gungslos konfisziert. In An betracht d ieses völkerrechtl ichen Sachverha lts schr ieb US-Prä­sident TRuMAN im Januar 1 946 - fünf Monate nach Absch luß der Potsdamer Erklärung -an seinen Außenmin ister BVRNEs: » In Potsda m wurden wir vor eine vol lendete Tatsache gestel l t und durch d ie Umstände gezwungen . . . zuzustimmen. Es war ein wi l l kü rl icher Gewa lta kt .« (Die Pommersehe Zei­tung, 24. 2 . 1 996, »)Es wa r ein wi l l kür l icher Gewa ltakt< - Potsdamer Besch lüsse rechtfer­tigten nicht Vertre ibung«) Papst JOHANNES PAul 1 1 . bezeichnete in 1 980 bis 1 984 vor Dip lomaten geha ltenen Anspra­chen jede Deportation und Vertre ibung a ls Verbrechen . (Herbert Czaja, Stuttgart, Leser­zuschrift, in General-Anzeiger, Bonn, 20. 2. 1 969) Ob das seinerseits auch für die ethn i­sche Säuberung von Ostpreußen, Schlesien und H interpommern g i lt, d a rf a l lerd ings bezweifelt werden . 1 984 stel lte er zwar fest, daß solche Verbrechen n icht mit der )Um­sied lung< e in Ende haben.

3<X1 Congressional Record vom 1 . 2 . 1 946, S. A-397, nach Alfred M. de Zayas, Nemesis at Potsdam - The Expulsion of the Germans trom the East, U niversity of Nebraska Press, Lincoln-London, 31 988, S. 1 3 1 .

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gleichzeitig die Rechtmäßigkeit der Potsdamer Erklärung der Tschechischen Republik gegenüber bestätigt.304 Dem hat sich - un­geachtet der >deutsch-französischen Freundschaft< - gleichfalls die französische Botschaft in Prag angeschlossen. Die britische Pre­mierministerin Margaret THATCHER hat sich im September 1990 und Queen EUSABETH 11. bei ihrem Staatsbesuch in Prag im März 1996 sogar bei den Tschechen für die Rolle Großbritanniens beim Münchner Abkommen von 1938 entschuldigt,305/306 obwohl es sich bei diesem viel geschmähten Abkommen doch nur um die Ver­wirklichung des Selbstbestimmungsrechts der Sudetendeutschen mit ihrem wie ein Protektorat verwalteten Land und nicht um mehr gehandelt hat.

Was würden wohl die Briten sagen, wenn Bundespräsident HER­zOG sich bei einern Staatsbesuch in Argentinien in ähnlicher Weise zu den Falklandinseln äußern würde, obwohl dort nicht mehr als etwa 2000 Briten leben, also ein Bruchteil der sudetendeutschen Bevölkerung, die allein als Mordopfer bei der Vertreibung zu be­klagen ist! Buenos Aires beansprucht diesen Argentinien vorgela­gerten und dort offiziell als Malvinen bezeichneten Archipel im Süd atlantik ungeachtet seines verlorenen Falklandkrieges (1982) weiterhin für sich. Seit 162 Jahren (Stand 1996) ist es britisch be­setzt und besiedelt,307 aber fürwahr im Vergleich zum Anspruch der Sudetendeutschen auf ihre Heimat kein britisches Stammland wie das Sudetengebiet in bezug auf das Deutsche Reich.

Den deutschland-fixierten Angreifern und Siegern der bei den Weltkriege und den deutschen Verzichtspolitikern ist offensicht­lich nicht bewußt, welche Auswirkungen die Sanktionierung der >ethnischen Säuberung< der deutschen Ostgebiete geopolitisch bereits heute hat und zukünftig in zunehmendem Maße haben wird, und das besonders für die europäisch besiedelten Regionen der Erde. Als Folge der >Bevölkerungsexplosion< und in Verbin­dung mit den dadurch bedingten Bürgerkriegen - nicht nur in Afrika - hat »die Zahl der Flüchtlinge, die in anderen Ländern Sicherheit und neue Lebensperspektiven suchen«, rasch ansteigen-

304 Die Welt, 1 6 . 2. 1 996, »Siegermächte: Potsdamer Abkommen rechtmä ßig . « . 305 Die Welt, )}Thatcher entschu ld igt s ich in Prag für Münchner Abkommen von 1 938 - ,Wir

schämen uns< Europä ische Magna Charta vorgeschlagen / EG sol l Osteuropa a ufneh­men«, 19 . 9 . 1 990.

306 Die Welt, 29 . 3 . 1 996, »Die Queen in Tschechien«. 307 Emi l iano Grossmann, »Argentin ien wi l l d ie Fa lk lands zu Malvinen machen - Buenos Ai res

beha rrt auch nach 1 6 2 Jahren brit ischer Besatzung auf dem Archipel im Südpazifik -Ölvorkommen vermutet«, in Die Welf, 5. 1 . 1 996 .

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de Tendenz. Sie wurde von den Vereinten Nationen im Frühjahr 1 994 weltweit auf 100 Millionen Menschen geschätzt. 30B In Anbe­tracht deren Notlage stellt sich aus deutscher Sicht die Frage, ob unsere Asyleuphoriker diese etwa alle zeitgeistgemäß aufnehmen wollen! Hierbei ist darauf hinzuweisen, daß jenen offensichtlich weniger an der Gewährung von Asyl für anerkannte Asylbewer­ber als Gäste auf Zeit als vielmehr an der Durchsetzung Deutsch­lands mit nicht sozio-kulturell integrierbaren Angehörigen von Fremdvölkern und den damit programmierten ethnischen Kon­flikten gelegen ist. Wie erklärt sich sonst, daß nach Alfred WEBER z. B . 1 993 / 94 von etwa 1 50 000 abgelehnten Asylbewerbern ledig­lich 36 000 abgeschoben wurden?309

Da die meisten wirklich Verfolgten zu arm für Transport und teuere Schlepper sind, müßten unsere Befürworter multikulturel­ler Masseneinwanderung dafür dann wohl humanitäre Aktionen wie bei der >Cap Anamur< mobilisieren, sofern sie nicht nur den wohlhabenden Asylsuchenden Aufnahme und Versorgung in Deutschland gewähren wollen. Während früher einmal russische Landgüter nach der dort vorhandenen Zahl an >Seelen< (Leibeige­nen) bewertet wurden, ist es in Anbetracht der dramatischen demo­graphischen Entwicklung in der sogenannten Dritten Welt nicht verwunderlich, daß zeitgenössische Raubritter nach Art der Po­len, Tschechen und Serben bemüht sind, ganze Regionen mittels Mord, Totschlag und Vertreibung >ethnisch zu säubern< , um Sied­lungsraum für sich und ihre Stämme, ethnischen Gruppen oder Völker freizumachen. Rechtliche Grundlage dafür ist mit dem von den Siegermächten im und nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem gewissermaßen an die Stelle der Haager Landkriegsordnung ge­tretenen >Neuen Völkerrecht< geschaffen worden, eines - wie die britische Verfassung - ungeschriebenen internationalen Rechts des jeweils Stärkeren auf > ethnische Säuberung< kriegerisch annektier­ter Gebiete.

Seine Folgen für die Gegenwart sind zum Beispiel >Boat people<, das serbische Vorgehen gegen nichtserbische Einwohner Bosniens oder das Morden im dicht besiedelten Ruanda. Mit dem >Neuen Völ­kerrecht< können aber auch zukünftige Handlungen gerechtfertigt

30B Gerd Brüggemann, » Strategie gegen die Armut - Weltbank: Breite Produktpa lette für Ent­wickl ungsländer / F luchtursache bekämpfen«, in Die Welt, 28 . 4 . 1 994.

309 Alfred Weber, »Klarheit und Bürgernähe - was ein Einwanderungsgesetz leisten könn­te«, in FAZ, 26 . 8 . 1 996, nach E rnst H i ldebert Kratzsch, »Programmierte eth nische Konfl ik­te in Deutschland«, FAZ, 5. 9. 1 996 .

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werden. Diese können hinsichtlich ihrer Wirkung zahlenmäßig noch über das Unrecht hinausgehen, das den zweimal deswegen bekrieg­ten Deutschen und Österreichern angetan wurde, nachdem dieses >Neue Völkerrecht< 1 848 auf der Panslawistischen Konferenz in Prag gefordert (Annexion und Vertreibung der in den Gebieten östlich einer Linie von Stettin bis Triest ansässigen nichtslawischen Bevölke­rung), 1919 - nach bisherigen völkerrechtlichen Grundsätzen und Vereinbarungen unzulässig - in Ansätzen vorbereitet, im Zweiten Weltkrieg auf brutalste Weise praktiziert sowie 1 989 von den Signa­tarstaaten des 2 + 4-Vertrages für den und vom deutschen EU- und NATO-Partner sanktioniert wurde.

In der Neuzeit des europäischen Abendlandes hatte es neben der Verfolgung jüdischer Minderheiten in Rußland, Polen und Deutschland wohl die Vernichtung einer verhaßten Oberschicht gegeben - so die in Frankreich heute noch gefeierten Blutorgien der Französischen Revolution und die auch häufig nach ethnischen Gesichtspunkten vorgenommenen GULAG-, Mord-, Vertreibungs­und Umsiedlungsaktionen während und nach der russischen Ok­toberrevolution -, aber keine vergleichbaren flächendeckenden >ethnischen Säuberungen< ganzer Provinzen von ihrer seit Jahr­hunderten dort ansässigen Bevölkerung zur Befriedigung des Ex­pansionsdrangs anderer Völker und der Schaffung von dazu noch lediglich dünn besiedeltem Lebensraum für diese . Das ist wohl nach dem Motto: »Ein toter Indianer ist ein guter Indianer« in dem sich >God's own country< nennenden Teil der >Neuen Welt< gesche­hen, wo später auch die Atombombe erfunden und überseeisch zur Vernichtung der Zivilbevölkerung zweier japanischer Städte eingesetzt wurde, aber nicht im europäischen Abendland. Die Wir­kung dieser Nuklearwaffe wurde - wie ein halbes Jahrhundert später bekannt geworden - mittels Verstrahlung ahnungsloser un­schuldiger Bürger des eigenen Landes erprobt.31 o

In der Sowjetunion haben der bisher »quantitativ größte Mord­apparat der Menschheitsgeschichte, das KGB«, und seine »Vor­läufer-Organisationen von der Tscheka an«31 1 nach Schätzung von 1 988 allein etwa 50 Millionen31 2 bzw. nach Schätzungen von 1 990 zwischen 30 und 60 Millionen Menschen umgebracht .313 Wie groß davon der Anteil der aus ethnischen Gründen zu Opfern gewor-

310 ARD-Sendung, »Töd l iche Strah len«, I . Programm, 7 . 4 . 1 9 94, 23:00 Uhr. 311 Carl Gustav Ströhm, » Der a lte Blutdurst«, in Die Welf, 24 . 12. 1 990 . 312 Die Welf, 1 8 . 4 . 1 9 8 8 . 313 C a r l Gustav Ströhm, a a O . 1 0 . 3 l l 1 .

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denen Personen ist, wurde bisher nicht erforscht. Für den politi­schen Standort Deutschland ist kennzeichnend, daß den Russen diese Straftaten und die anschließenden Eroberungen in Osteuro­pa nicht zur Last gelegt werden. Das gilt auch für die Franzosen bezüglich ihrer jeweils am 14 . Juli - erstmals 1 994 mit deutscher Beteiligung _314 gefeierten Ermordung ihres Adels und weiter Tei­le des Bürgertums ( 1 798) mit anschließender Eroberung fast ganz Europas (ohne daß ein äußerer Anlaß dazu gegeben war) . Auch den US-Amerikanern werden ihre aus Habsucht erfolgte, fast vollständige Ausrottung der Indianer, ihre Atombombenabwürfe auf japanische Zivilpersonen und >Eisenhowers Todescamps< (s . S . 236, Q. 354 f. ) nach dem Zweiten Weltkrieg nicht als Verbre­chen der Nation und bis heute nicht einmal den verantwortlichen Tätern angelastet. Davon, daß die Briten mit ihrem Opiumkrieg ( 1 840-1842) das damalige schwache China gezwungen haben, sei­ne Grenzen für britische Rauschgiftimporte aus Indien zu öffnen, mit ihrer als Kolonialmacht gemachten Erfindung der Konzentrati­onslager (Burenkrieg) und ihren mit dem Ziel der Tötung von Frau­en, Kindern und Greisen gemeinsam mit den US-Amerikanern durchgeführten Bombardierungen deutscher Großstadtkerne Ver­brechen gegen die Menschlichkeit begangen haben, ist bisher noch

31. a) von Bundeskanzler KOHL sowie b) von in d ie deutsch-fra nzösische Brigade als Kontingent eingebundenen Soldaten und Panzern der Bundesweh r. Zu a) sei bemerkt, »daß die füh renden Geister der Französischen Revolution die Parole >Freiheit. Gleichheit. Brüderl ichkeit< a ls antichristl iche, a ls sich vom christl ichen Glau ben emanzipierende unhei l ige Dreiein igkeit dem christl ichen Glauben entgegensetzen« . Der Vorsitzende der CDU wa r damit bereit dazu, der seit 1789 bestehenden »Perversion des christl ichen fv\enschenbi ldes« (E rnst Vo lk, »Der Christ im nachchristl ichen Deutschland, Rubrik : Perversion des ch ristl ichen fv\enschenbi ldes seit 1789«, Vortragsreihe Der Christ im vereinigten Deutschland, S. 1 0, Stud ientagung der Evangel ischen Notgemeinschaft eV, Reichstag Berl in, 1 3 .- 14 . 4. 1 99 1 ) die Ehre zu erweisen und damit seine pol it isch-welt­anscha u l iche Basis, die kathol ische Kirche, zugunsten seiner Vasa l lenro l le Fran kreich gegenüber zumindest zeitwei l ig - wie ein Sommerurla uber seine Arbeitskle idung - ab­zulegen . Der Jubel der Medien über d iese Erniedrigung des deutschen Kanzlers seiner Ko lonia lmacht gegenüber war entsprechend . Bei seinen Treffen mit dem fra nzösischen Staatspräsidenten trägt er dem Rechnung, indem er dabei in Abweichung zu seinen Ca­nossagängen gen Warschau den deutschen Klerus außen vorläßt. Zu b) muß h inzugefügt werden : Daß Bundeswehrsoldaten gerade am 14. Ju l i, der Wie­derkehr des Vorabends für NAPOLEONS Unterwerfu ng des Deutschen Reiches, i n Paris a ls verspätete Siegestrophäe der >Gra nde Nation< paradierten, verleug net d ie Befreiungs­kr iege und das deutsche Blut. das dafür vergossen werden mußte . Dem Historiker KOHL

dürften diese Zusammenhänge vol l bewußt sei n . An das obige De-Gau l le-Zitat. den Zweck seiner Europapol it ik betreffend, wird in d iesem Zusammenhang erinnert . (s. S . 1 1 9, Q. 1 79 )

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nicht die Rede gewesen. Das gilt auch für die katholische Kirche, deren verfolgte Zwecke immer die dafür eingesetzten Mittel ge­heiligt haben. Dazu zählen ihr Dreißigjähriger Krieg 0618-1648), dessen religiöser Intoleranz drei Fünftel der deutschen Bevölke­rung 00 Millionen) zum Opfer gefallen sind, und ihre Vernich­tung der mittel- und süd amerikanischen Hochkulturen. Nach heu­tigen Begriffen dürfte eine >Einmaligkeit< all dieser Verbrechen wohl nicht zu bestreiten sein.

In Abweichung von der öffentlichen Gleichgültigkeit gegenüber diesen vielfach noch bis in die heutigen Tage von den Nach­kommen der seinerzeitigen Täter gefeierten Grausamkeiten wer­den die nach dem Zweiten Weltkrieg bekanntgewordenen >ethni­schen Säuberungen< während des Dritten Reiches nicht etwa denen angelastet, die Adolf HITLERS >Machtergreifung< vom Ausland aus seit 1 923 finanziert haben, sondern als Sippenhaft sogar denjeni­gen Deutschen, die wegen der »Gnade ihrer späten Geburt« (Hel­mut KOHL) etwa wie die Nachkommen der Bomberpiloten der bri­tischen und US-Air Forces nicht dafür als Täter verantwortlich sein können. Wenn man hier dem von den Juristen verwendeten Cui bono ( >wem nützt es< ) nachgeht, kann das nur in der Absicht gesche­hen, einen neuen Antisemitismus bei insbesondere der sich im Ab­seits befindenden arbeitslosen ( >Hool igan <-)Jugend zu erzeugen, um damit dann einen Grund zu haben, dem ganzen deutschen Volk weiterhin feindlich gegenüberzustehen und es, an den Pranger ge­stellt, auch künftig bußfertig sowie tributwillig zu halten. Und das, obwohl nach dem Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignatz BUBIS, »die Fremdenfeindlichkeit in Deutsch­land (aus seiner Sicht der Antisemitismus) . . . eher schwächer als in den Nachbarstaaten« ist.31 5

315 Die Welf, 24. 5. 1 9 94, " Fremdenfeindl iche Übergriffe am pfingslwochenende«.

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Folgen des > Neuen Völkerrechts< für Drittländer

Auf die Bedeutung des >Neuen Völkerrechts< wird hier besonders hingewiesen, weil es als Folge des Problems der Epoche, des autoch­thonen (an Ort und Stelle entstandenen) Bevölkerungsdrucks außer­halb der >Ersten Welt< mit dem daraus bewirkten Drang zur Annexi­on und Besiedlung vorher >ethnisch gesäuberter< Gebiete, zweifellos weiterhin weltweit Anwendung finden wird; und das in Anbetracht der noch immer ungebremsten demographischen Entwicklung in weiten Teilen der >Dritten Welt< in ständig zunehmendem Maße. Vier Gegner des Deutschen Reiches in beiden Weltkriegen - Australien, Neuseeland, die USA und Kanada - könnten auf der Grundlage die­ses >Neuen Völkerrechts< Opfer chinesischen Landbedarfs werden, wie Deutschland und Österreich mit Hilfe dieser Siegerstaaten Op­fer polnischen und tschechischen Großraumdenkens geworden sind . Schließlich ist bereits jeder fünfte Erdbewohner ein Chinese und in China trotz drastischer Maßnahmen der Geburtenkontrolle ein wei­terhin zunehmender Bevölkerungsdruck in den derzeitigen Gren­zen des jährlich um 22 Millionen Menschen316 wachsenden Großreichs mit gegenwärtig 1 ,14 Milliarden Einwohnern vorhanden.317 (s . auch S. 313, Q. 459) Es ist daher nicht verwunderlich, wenn in Australien eine leidenschaftliche >Rassismus-Debatte< geführt wird und Einwan­derer aus Asien unter Druck gesetzt werden.318

Der damalige sozialdemokratische Bundestagsabgeordnete Horst N IGGEMEIER weist auf die schon bestehende » Furcht vor Tibetisierung« der Asien / Pazifik-Region und eine aus australischer Sicht dazu er­stellte Strategie review 1 993 hin. Er fordert deshalb eine »Neuorien­tierung der Außenpolitik auch im Bereich des Wehr technik-Exports in jene Länder der Asien/Pazifik-Region«, die wie Taiwan, Indone­sien, die Philippinen, Thailand oder Singapur unmittelbar bedroht sind .319

3 1 . Das entspricht etwa der Bevöl kerung Austra l iens 317 Die Welf, 18 . 8 . 1 9 94, » Za h l des Tages«. 31' Gottfried Wel ler, »Austra l ien türchtet um sein l ibera les Image - Rassismus-Debatte er­

schüttert d ie m ult ikulture l le Gesel lschaft - E inwanderer aus Asien unter Druck«, Die Welf, 3 . 1 . 1 997.

3 19 Horst Niggemeier, »Furcht vor Tibetis ierung - Von China bedrohte asiatische Pazitik-Staa­ten suchen Gleichgewicht der Macht«, in Die Welf, 26 . 5 . 1 994 ( >D ie a ndere fv'oeinungl < .

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Der Verfasser vermag sich dieser Empfehlung nicht anzuschlie­ßen. Die von der Gefahr einer »Tibetisierung« bedrohten Länder haben bisher weder mit Worten (zum Beispiel in den Vereinten Nationen) noch mit Taten etwas gegen Deutschlands Zerstücke­lung, Verkleinerung und >ethnische Säuberung< seiner Ostgebiete unternommen. Australien und Neuseeland haben sogar in zwei Weltkriegen dazu beigetragen, daß dieses >Neue Völkerrecht< ge­schaffen wurde. Deutschland hat deshalb wirklich keine Veran­lassung, sich deswegen Sorge zu machen, wenn auf der Grundla­ge dieser völkerrechtlichen Lage in absehbarer Zeit auch dort >ethnisch gesäubert< werden sollte. Im Falle einer rotchinesischen Invasion Australiens, Neuseelands und Nordamerikas würde es eher Sache der übrigen Schöpfer des neuen V ölkerrechtsver­ständnisses sein, die dann dort heimatvertriebenen >Umsiedler< aufzunehmen, soweit die Chinesen nicht über einen Strategen vom Schlage des später dafür geadelten Luftmarschalls Arthur HARRIS verfügen, der das >Umsiedlerproblem< zumindest der in den grö­ßeren Ballungszentren der invasionsbetroffenen Länder lebenden Bevölkerung und der sich möglicherweise wie seiner Zeit die in Dresden dort zusammendrängenden Flüchtlinge aus den Ver­treibungsgebieten durch Bombenabwürfe >ethnisch entspannt< . Vielleicht würde dem dafür verantwortlichen chinesischen Mjli­tär nach britischem Vorbild auch zum ehernen Gedenken seines ritterlichen Einsatzes gegen wehrlose Frauen, Kinder und Greise ein Denkmal gesetzt und höchstrangig enthüllt werden. Für GE -SCHER und KI KEL ergäbe sich dann die Möglichkeit, als >Senior Ex­perten< bei der Formulierung von »Schlußstrich-Erklärungen« Ver­söhnungshilfe zu leisten . Hierzu muß allerdings einschränkend auf einen im Januar 1 997 in Londoner Daily Telegraph erschiene­nen Aufsatz hingewiesen werden:

»Klaus KINKELS unkluger Vorstoß in die britische Politik in Eu­ropa ist ein Zeichen dafür, wie sehr Politik in Europa die ganze EU als ihren eigenen Wahlkreis ansieht. Niemand hätte etwas dagegen, wenn der Schwabe KINKEL den Wählern in Hannover seine Meinung aufdrängen würde. Warum also sollte er es nicht bei seinen europäischen Mitbürgern im Vereinigten Königreich tun, mag er gedacht haben. Daß der deutsche Außenminister dabei aber den Eindruck erwecken könnte, sich in die Angele­genheiten einer unabhängigen Nation zu mischen, übersteigt wohl sein geistiges Fassungsvermögen.« (Zu KINKELS Appell an

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die Briten, bei der Wahl für Klarheit in der Europapolitik zu sor­gen.)320

Afrika wurde bereits von britischen und französischen Siedlern weitestgehend >gesäubert<, wobei es allerdings nicht immer so grob zugegangen ist wie in den deutschen Ostgebieten, bombardierten deutschen Städten und alliierten Kriegsgefangenenlagern. In Ke­nia und Aigerien wurde jedoch gelegentlich gezeigt, was man von seinen jeweiligen Kolonialherren aus deren Umgang mit den Deut­schen gelernt hat, als diese ihre lästigen Konkurrenten in zwei Welt­kriegen mit jeweils etwa fünffacher Übermacht niedergemacht haben und dabei für eine ausreichende Verringerung des »demog­raphische(n) Potential(s) des Reiches«321 gesorgt wurde. Dies gilt auch insoweit, als die Besiegten danach und bis in die heutigen Tage von den Siegern beschimpft, militärisch besetzt gehalten, ausgeplündert und nach deren Vorstellungen >umerzogen< wur­den und immer noch werden. Recht erbärmlich ist allerdings, daß die Sieger trotz ihres dafür benötigten Aufgebots, ihre Siege nach 80 oder 50 Jahren noch als große Taten mit Militärparaden würdi­gen und selbst feiern. Beim Fußball wäre das etwa so, als wenn eine alliierte Mannschaft mit jeweils 1 1 Mann gegen jeweils einen Torhüter und einen Mittelfeldspieler zwei Begegnungen gewin­nen und das dann von den Enkeln bejubeln lassen oder selbst im hohen Alter noch stolz feiern würde. (Abbildung 6, S. 96)

320 The Daily Telegraph, nach Die Weil, 2 . 1 . 1 997. 321 The Daily Telegraph. nach Die Welf. 1 3 . 1 1 . 1 993 .

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Fehler bei der deutschen >Wiedervereinigung<

Wie aus dem Bundeskanzleramt zu erfahren war, ist die lO-Punk­te-Erklärung zur Teilvereinigung von Bundeskanzler KOHL auf Ver­anlassung der US-Regierung abgegeben worden, die deswegen ihren >Altaußenminister< KISSINGER zu ihm gesandt hatte, weil dort seitens GORBATSCHOW ein wirkliches Wiedervereinigungsangebot befürchtet worden war. Das hätte Hinterpommern, Schlesien, Po­sen, Westpreußen und zumindest den polnisch besetzten Teil Ost­preußens sowie das Sudetengebiet gegen eine enge Zusammen­arbeit mit und Aufbauhilfe für Rußland beinhalten können. Soweit das von GORBATSCHOW innenpolitisch durchsetzbar gewesen wäre, hätte das zweifellos im Interesse von Rußland gelegen.

Das erklärt die Bereitschaft des >Adenauerenkels< KOHL, sich unerwartet für die US-amerikanischen Vorstellungen lediglich ei­ner Teilvereinigung eingesetzt zu haben.322 Nach ihrer - genau so

322 Rainer ZITElMANN bemerkt unter der Überschrift »Was AOENAUER von der Wiedervere in igung h ie lt« i n se iner Buchbesprechung von Ludolf HERBSTS 1989 im Deutschen Taschenbuch­Verlag München veröffentlichten Option für den Westen - Vom Marshallplan bis zum deutsch-französischen Vertrag: " Der Vorwurf, AOENAUER habe die sowjetischen Vorschlä­ge für ein neutrales Gesamtdeutsch land ISta l in-Note vom März 1 952) nicht ausgelotet und da mit eine Chance zur Wiedervere in igung aus der Hand gegeben, zielt zu kurz. ,AoENAUER betrieb gar keine konstruktive Wiederverein ig ungspol it ik, sondern hatte einsei­tig fü r d ie Westintegration optiert, und zwar von Anfang an. Im Früh jahr 1952 entschied s ich fü r ihn gar n ichts . Al les, was er wä h rend der Phase der Westi ntegration in der Deutschland pol itik unternahm, diente taktischen Zwecken . < Diesem Urtei l des Autors ist sicherl ich zuzustimmen.« IRa i ner Zite lmann, Buchbesprechung, in Die Welf, 28. 1 2 . 1 989)

Noch deut l icher geht AOENAUERS deutsch landpol itische Ha ltung aus seiner folgenden Äu­ßerung hervor: »Wir im Westen lehnen vieles, was gemeinh in 'preußischer Geist< ge­nannt wird, ab. Ich g laube, daß die deutsche Hauptstadt eher im Südwesten l iegen soll­te a ls im weiter östl ich gelegenen Berl in . . . Wer Berl in zur Hauptstadt macht, schafft geistig ein neues Preußen.« IMargarita Mathiopou los, Das Ende der Bonner Republik - Beob­achtungen einer Europäerin Deutsche Verlags-Ansta lt, Stuttga rt, 1 993, S. 25)

Aus d ieser Perspektive ist nicht verwunderl ich, daß der Ältesten rat des Deutschen Bun­destages im Novem ber 1996 den Umzug des Par laments nach Berl i n in die Zeit nach der Jahrtausendwende verschoben hat. IFAZ; 29 . 1 1 . 1 996, »Bundestag wird nicht vor 2000 Arbeit nach Berl in verlagern«) Wä re dem sich gern a ls ,Adenauer-Enkel < sehenden Bun­deskanzler das Zusa mmenwachsen der bei den Tei le Deutsch lands genauso Herzens­sache. wie er das Zusammenwachsen Europas erzwingen wil l . würde er schon längst dafü r gesorgt haben, daß er von dort aus dafür a rbeiten könnte; und wenn er deswegen - wie einst Ku rt SCHUMACHER in Bonn - von einer Baracke aus seine Amtsgeschäfte führen m üßte !

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wie vom Boston Herald befürchteten - Verwirklichung hat Bun­deskanzler KOHL sich mit dem bereits ans Krankenbett gebundenen SPD-Vorsitzenden BRANDT darauf verständigt, daß sich CDU / CSU und SPD im damals bevorstehenden Wahlkampf nicht ihre beider­seitig jahrelang praktizierte DDR-Anerkennungspolitik vorhalten werden. Deshalb wurde, wie später aus DDR-Akten bekannt wurde, kein Wahlkampf mit dem der SED am 1 3 . September 1 989 per Blitztelegramm aus der >Baracke< übermittelten SPD-Vorstandsbe­schluß gemacht, an der Zweistaatlichkeit festzuhalten.323 Der Oxford­Historiker Timothy Garton ASH übt unter anderem anhand von ent­deckten SED-Akten »die fundierteste und schärfste Kritik an der Ostpolitik der SPD- und CDU-Regierungen, die bisher zwischen Buchdeckeln erschienen (ist) . . . Die westdeutsche DDR-Politik >er­reichte das Ziel, weil sie sich irrte«< .324 Bezweifelt muß allerdings werden, daß die Teilvereinigung wirklich das Ziel dieser Regierun­gen gewesen ist . Wie erklärt sich sonst das vorerwähnte Blitz­telegramm und das Stillschweigen über diesen unerhörten Vorgang seitens der christlichen Parteien im Wahlkampf sowie gewisse davor­liegende Verlautbarungen zur Zweistaatlichkeit von BRANDT (zum Beispiel seine Bezeichnung der Hoffnung auf die Wiedervereinigung als »Erblüge des deutschen Volkes«) und BAHR (dazu, solche Gedan­ken seien »Quatsch«)? Die Deutschlandpolitik der den Kanzler stel­lenden CDU hat die FAZ im Februar 1 988 unter der Überschrift »Deutschland aus dem Sinn« dahingehend gekennzeichnet, daß sie an der >Ostpolitik< von Bundeskanzler BRANDT festhalte:

»Eine Weile wurde von der CDU noch Deutschlandrhetorik ge­pflegt, danach noch geduldet. Jetzt ist sie ihrer überdrüssig .«325

Die deutschen Unterschriften unter die »Gemeinsamen Erklärung« vom November 1 989 über die ostdeutschen Raubprovinzen Po­lens und die »Schlußstrich-Erklärung« vom Januar 1 997 hinsicht­lich der tschechischen Raub- und Vertreibungsverbrechen sind genauso Teil dieser Verzichtspolitik wie die Aufgabe der nationa­len Souveränität (Deutschlands Auflösung in der Europäischen Union), der kulturellen Identität (Ausländerpolitik) und der Wäh­rung (Euro-Unsinn) .

323 Essen-Kurier. »Ergebenheitsadresse a n die SED-Spitze - SPD: Kampf der E in heit«, Aus­gabe Nr. 6., Okt. 1 994.

32. TImothy Garton Ash, Im Namen Europas - Deutschland und der geteilte Kontinent, Han­sa-Verlag, München 1 993, nach Die Welt, 25 . 9 . 1 9 93 (Rezension) .

325 FAZ, »Deutschland aus dem Sinn«, 16 . 2 . 1 988 .

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Die Begeisterung der mediengemachten Politiker für Deutsch­lands Einbindung in die EU erklärt sich aus dieser Grundhaltung. Als Modell hierfür dient ihnen der 1 806 geschaffene Rheinbund. Dieser war bei der schon einmal von Deutschlands westlichem Nachbarn - allerdings noch nicht transatlantisch gesteuert - vor­genommenen Neuordnung Deutschlands gebildet worden. Des­sen Protektor war noch keine frankreichgeführte komplexe Euro­päische Union, sondern schlicht der ganz Kontinentaleuropa be­herrschende - und deswegen in Frankreich bis heute gefeierte -NAPOLEON I .

Ungeachtet ihres fragwürdig gewordenen Verteidigungswerts wird mit der Umsetzung des Maastricht-Vertrages eine deutsche NATO-Mitgliedschaft illusorisch . Wirkliches Mitglied in einem solchen Verteidigungsbündnis kann nur ein souveräner Staat und kein in EU-Protektorate aufgelöstes Deutschland sein. Solche deut­schen EU-Regionen können lediglich angewiesen werden, wie zur Zeit des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation bis zu sei­ner Liquidierung (1 806) für die Päpste und danach bis 18 12 wäh­rend Deutschlands Beherrschung durch NAPOLEON 1., Kontingente zu stellen, aber nicht, oder allenfalls formal, mitentscheiden, ob, wo und wie diese für welche Drittinteressen eingesetzt werden.

Abgesehen von der Bereitstellung solcher deutschen Kontingente ist es Aufgabe der NATO weiterhin, die Deutschen niederzuhal­ten ( » to keep . . . the Germans down« ) . 326 Hierfür waren in Deutsch­land 1 989 400 000 NATO-Soldaten stationiert. Das US-Kontingent soll bis Ende 1 996 von ursprünglich 250 000 auf 76 000 Soldaten verringert worden sein. Großbritannien unterhält von seinen frü­her 70 000 " Soldaten noch knapp 33 000 in Deutschland . Wie die Bundesregierung französischen Medien entnahm und später auf Anfrage regierungsseitig bestätigt bekam, beabsichtigt Frankreich, seine Truppenkontingente in zwei Etappen 1 997 und 1 999 von 1 8 000 Mann auf 3000 Mann (Deutsch-Französische Brigade) her-

326 Der erste Genera lsekretä r der NATO, lord Hastings l . ISMAY, formul ierte den NATO-Auf­trag wie folgt: »Ta keep the Russia ns out, the Americans in, and the Germans down .« (Die Russen d raußen, d ie Amerika ner drinnen und die Deutschen unten zu ha lten) Der frü here Kommandeur der US-luftwaffe in Europa, Genera l Robert OAKS, meinte: Er und seine Männer müßten ble iben, wei l d ie Deutschen durch d ie Anwesenheit der Ame­rikaner bessere /V\enschen seien . Noch 1 992 hat sich lady THATCHER dem Farbes Magazi­ne gegenüber dazu wie fo lgt geäußert: »Die US-Truppen müssen ble iben, um Deutsch­lands Macht zu beschneiden«, wei l sonst bald e in neuer HITlER käme. (Farbes Magazine, nach Reiner Gattermann, »Ma jors Hürdenlauf«, i n Die Welf, 1 2 . 10 . 1992

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abzusetzen. Dafür will es neun von 1 3 Garnisonen in Deutschland aufgeben. Das belgische NATO-Kontingent auf deutschem Boden ist bereits von ursprünglich 27 000 Mann auf 2100 Mann verrin­gert worden und die niederländischen Streitkräfte von einst 8000 Mann auf 2500 Mann (Teil des Deutsch-Niederländischen Korps) . Kanada hat seine NATO-Truppen sogar wegen fehlender Nieder­hal tungsinteressen gegenüber Deutschland ganz abgezo­gen.327 Wenn US-amerikanischen Stützpunkten wegen der großen Entfernung zu den Heimatstandorten der Truppen und der zen­tralen Bedeutung ihres Landes innerhalb der NATO in Deutsch­land während des Kalten Krieges strategische Bedeutung einge­räumt werden konnte, sind die Streitkräfte der übrigen Nationen auf deutschem Boden bisher immer nur Besatzung gewesen. Nach Beendigung des Kalten Krieges liegen Ihre Heimatstandorte nä­her bei Deutschland als die der 1 994 ganz aus Deutschland abge­zogenen sowjetischen Truppen.

Für die verbliebenen ausländischen Streitkräfte, auf deutschem Boden gelten Truppenstatute, die einseitig die deutsche Souve­ränität verletzten, »weil die fremden Truppen ähnliche Sonder­rechte besitzen wie in der Besatzungszeit, bis hin zum Recht ohne jede parlamentarische oder richterliche Kontrolle den Fernmelde­verkehr in Deutschland abzuhören. Eine besondere Hypothek für eine eigenständige deutsche Außenpolitik sind die wichtigen US­amerikanischen Kommandobehörden in Stuttgart, Heidelberg und Ramstein, die völlig unabhängig von der NATO agieren und de­ren Zuständigkeit vom Nordkap bis nach Afrika reicht« . 328 Wofür diese US-Kommandobehörden seitens der Vereinigten Staaten auch benötigt werden, wurde von Präsident CUNTON dadurch zum Ausdruck gebracht, daß er offiziell die existentielle Bedeutung der Industriespionage betont hat.329

Da die exportabhängige deutsche Wirtschaft in Anbetracht ih­rer hohen Lohn- und Lohnnebenkosten nur überlebensfähig ist, soweit sie ihren Konkurrenten bei der technologischen Innovati­on voraus ist, handelt es sich bei dieser >offiziellen< Industriespio­nage um mehr als lediglich >peanuts < . Die Vereinigten Staaten und

327 Rüdiger Moniac, »NATO-Partner kehren Deutschland den Rücken, Franzosen ziehen Groß­tei l ihrer Truppen bis 1 9 9 9 ab - Andere Länder haben ih re Streitkräfte bereits drastisch reduziert«, in Die Welt. 1 8 . 7 . 1 996 .

32. Alfred Mechtersheimer, aaO. I s . S. 143 , Q.21 91, 5 . 1 0 .

329 Alfred Stüm per lehemal iger Landespol izeipräsident von Baden-Württembergl, " Wie ste­hen wir zur Industriespionage?«, in Die Welt. 1 9 . 1 1 . 1 996 .

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damit transatlantische Ins ider besitzen somit mehr Rechte »in die­sem unserem (?) Lande«, als über Jahre der eigenen Regierung in Sachen des von Kriminologen zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens für erforderlich gehaltenen >Großen Lauschangriffs< zugestanden wurden; und das aus >rechtsstaatlichen Erwägungen< von demselben liberalen Koalitionspartner, der Deutschlands Außenvertretung seit Jahrzehnten gegenüber diesen > Bündnispart­nern< wie einen Erbhof in Anspruch nimmt. Hierbei befindet er sich allerdings in guter Gesellschaft mit Deutschlands politischer Linken.

Deutschland ist somit nicht nur ein Land der >unbegrenzten Möglichkeiten< für internationales kriminelles wie Asylantenun­wesen mit Kurdenkrawallen im Frühjahr 1 996, sondern auch für politische, wirtschaftliche und sozio-kulturelle Ausforschungs­möglichkeiten und Spionageaktivitäten, die von den >Befreiern< und >Demokratiebringern< im Rahmen ihrer Besatzungshoheit ein­gerichtet wurden. Sofern es sich bei der Duldung dieser skandalö­sen Sonderrechte nicht um unterwürfige Leisetreterei handelt, kann die Bundesregierung wohl nur von mittlerweile erworbenem Gewohnheitsrecht ausgehen.330

Nach der Brockhaus Enzyklopädie ( 1 969) ist dieses zwar »im mo­dernen Gesetzesstaat. . . in den Hintergrund getreten, bleibt aber auch heute noch von Bedeutung, insbes. im Völkerrecht« . Auch die sonst immer >wachsamen<, also seit Kriegsende nicht mehr im Geist mitmarschierenden, dafür aber - wenn es sich um Deutschland handelt - wie Mephisto als »Geist, der stets verneint« arbeitenden ÖRA und gewisse andere Lizenzmedien haben diesen Skandal natürlich zeitgeistkonform nicht zum Gegenstand entsprechender Berichterstattung und Kritik gemacht.

Dafür bejubeln die ÖRA deutsche Spitzenpolitiker, wenn diese im Ausland keine deutschen Interessen, sondern indirekt diejeni­gen der deutschen Konkurrenz vertreten. Diesbezüglich sei auf Außenminister Klaus KINKELS und Bundespräsident Roman HERZOGS

Eintreten für die Menschenrechte in China hingewiesen, während diese Persönlichkeiten bei der Wahrnehmung ihrer Amtspflich­ten gleichzeitig die Menschenrechte der deutschen Heimatver­triebenen den Polen und Tschechen gegenüber allzu bereitwillig auf dem Altar der >Folitical Correctness< opfern. Wie sie das mit

330 E in solches Gewohnheitsrecht würde a l lerd ings unter anderem den Straftatsbestand der Ind ustrie-Spionage beinha lten.

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ihrem unter Bezugnahme auf den Allmächtigen geleisteten Amts­eid »Ich schwäre, daß ich meine Kraft dem Wohle des deu tschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren . . . werde«, vereinbaren, müssen sie vor ihrem Gewissen und sicherlich auch einmal höheren Ortes verantworten. Da ist es schon konsequenter, wenn der spätere Spitzenfunktionär der evangelischen Kirche, J ürgen SCHMUDE, von Hause aus Rechtsanwalt und Notar, seinen Amtseid als Justizmi­nister im letzten Kabinett Helmut SCHMIDT vorsorglich ohne Be­zug auf den Herrgott leistete.

Das deutsche Eintreten für die Menschenrechte in China und dessen Protektorat Tibet ( 1996) wird von den Vereinigten Staaten seinem Vasallenstaat Deutschland vorgegeben worden sein, um für die Wahrnehmung eigener Interessen Raum zu schaffen. Als Bundespräsident HERZOG im November 1996 in China in Menschen­rechten missionierte, leiteten die USA nämlich eine >historische Wende< in ihren Beziehungen zum Land der Mitte ein, indem US­Außenminister Warren CHRISTOPHER Peking eine » Führungspartner­schaft bei der Sicherung von Frieden und Wohlstand« anbot.

Hierbei ging der amerikanische Außenminister sogar so weit, parallel zum Staatsbesuchs von HERZOG vor Studenten und Funk­tionären in der Fudan-Universität von Schanghai »die chinesische Führung für ihre Maßnahmen zur Einhaltung der Menschenrechte« zu loben.33] Das (und wohl auch die Mission in Menschenrechten des deutschen Bundespräsidenten) diente der Vorbereitung eines für wenige Tage später anberaumten Zusammentreffens von US­Präsident Bill CUNTON mit dem chinesischen Präsidenten JIANG ZE­MIN in Manila, bei dem die neue China politik der Vereinigten Staa­ten bestätigt wurde; und das noch, ehe vom Präsidenten die Nachfolgerin für den aus seinem Amt scheidenden Warren CHRI­STOPHER nominiert worden war. Präsident CUNTON hat sich jeden­falls mit Rücksicht auf innen- und wirtschaftspolitische Interes­sen und Sorgen bei diesem Zusammentreffen mit Präsident J IANG ZEMIN mit diesem verständigt, wie das bereits bezüglich des Bal­kans mit JELZIN praktiziert wurde.

Zu den französischen Streitkräften auf deutschem Boden ist an­zumerken, daß diese wie die US-Kommandobehörden bislang nicht der NATO unterstellt wurden und demgemäß - nicht nur wegen ihrer Nähe zur Heimat - gleichfalls ohne jeden Zweifel le-

331 rtr/dpa/AP-fv'\e ldung, » USA leiten Wende in den Beziehungen zu Ch ina ein - Chr isto­pher bietet Peking Führungspartnerschaft an«, i n Genera/-Anzeiger. Bonn, 22. 1 1 . 1 99 6 .

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diglich die angebliche deutsche Souveränität332 verletzen, ohne un­ter N ATO- oder euro strategischem Erfordernis in Deutschland sta­tioniert sein zu müssen.

»Weil sie die (Teil-)Wiedervereinigung Deutschlands nicht auf­halten konnten, haben die Westmächte diese unter erheblichem Druck nach ihren Bedingungen realisiert . Dem liegt das - durch­aus nachvollziehbare - Interesse zugrunde, Deutschlands Zuge­winn an Macht (nicht nur durch einen der veränderten Lage neu angepaßten Besatzungsstatus, sondern auch) durch Europäisie­rung weitestgehend zu paralysieren. Ohne diese westalliierte Po­litik der deutschen Souveränitätsbegrenzung ist Maastricht über­haupt nicht zu erklären. «

Friedensforscher MECHTERSHEIMER bemerkt weiter hierzu (aaO. -S. 1 43, Q. 219 -, S. 8) :

»Ja, es ist schon korrekt, wenn der Vertrag, den die Außen mini­ster der beiden deutschen Staaten und der vier Siegermächte des Zweiten Weltkrieges am 12 . September 1 990 in Moskau unter­zeichnet haben, nicht >Friedensvertrag< heißt, sowohl >Vertrag über die abschließende Regelung in bezug auf Deutschland< als auch >Zwei-plus-Vier-Vertrag< . «

Mit einem Protektorat schließt man keinen Frieden. Das hält man besetzt und regelt den Besatzungsstatus . Hierzu sei an die am 1 3 . Juni 1 950 i m Bundestag und Bundesrat verlesene Erklärung zur Anerkennung der Oder-Neiße-Linie seitens der DDR-Regierung erinnert, bei der der damalige Alterspräsident Paul LÖßE (SPD) unter anderem ausführte:

»Die Regelung dieser wie aller Grenzfragen Deutschlands . . . kann nur durch einen Friedensvertrag erfolgen . . . als ein Ver­trag der Freundschaft . . . mit allen Nationen. Die Mitwirkung an der Markierung der Oder-Neiße-Linie als angeblich unantast­barer Ostgrenze Deutschlands, zu der sich die DDR bereitge­funden hat, ist ein Beweis für die beschämende Hörigkeit. . . ge­genüber einer fremden Macht. «

332 Die Pariser Liberation bemerkt h ierzu : »Seit i h rer Gründung im Jahr 1 949 hat sich d ie Bundesrepubl ik mit einem Status der begrenzten Souveränität a bfinden müssen .« (Die Welf, 25 . 5 . 1 9 871

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LÖßES Ausführungen wurden damals von allen Parteien mit Aus­nahme der KPD »stürmisch begrüßt« .333 Die völkerrechtliche Lage hat sich seither nicht geändert.

Über die oben zitierte Bedeutung der NATO hinausgehend, hat diese nunmehr eine zusätzliche Funktion erhalten. Deutschland hat als westeuropäisches Sprachrohr der US-Amerikaner auf dem Kontinent deren Osterweiterung zu betreiben. Damit wird

1. die >polnische Westgrenze< stabilisiert,334 2. Deutschland wie nach 1919 militärisch in die Zange genom­

men und

333 Dieter Gaede, Leserzuschrift, in Die Welt, 29 . 1 1 . 1 990 Izu »Der Vertrag ist d a . Die gute Nachbarschaft m u ß folgen«, ebenda, 1 5 . 1 1 . 1 9901 .

334 Der vom poln ischen Staatspräsidenten Lech WAlESA a ls Außenmin ister e ingesetzte Hi­storiker Wladyslaw ßARTOSZEWSKI füh rte 1 995 bei seinem Hol landbesuch a us, daß die NATO­Erweiterung für Polen n icht n u r zur Sicherung seiner Ost-, sondern auch seiner West­g renze angestrebt würde . Polen sei nun e inmal »von landhungrigen Ländern umgeben«. IDeutsch landfunk, >Mittagsecho<, 15. 4 . 1995 zur NATO-Osterweiterung) Auch der mittler­weile partei lose, vom WAlEsA-Nachfolger Aleksander KWASNIEwsKI zum Außenmin ister er­nannte Wirtschaftsprofessor im Kabinett des weiterh in Polens Aufnahme in EU und NATO anstrebenden Min isterpräsidenten Wlodzimierz CiMOSZEWIECZ, Dariusz ROSATI - Sohn einer Pol in und eines Ita l ieners und wie sein Staatspräsident und sein Min isterpräsident frü­heres Mitg l ied der komm u n istischen Pa rtei -, äuße rte sich zu der von seiner Regierung vertretenen Außenpol it ik (Die Welt, 1 5 . 2 . 1 996, »NATO und EU b le ibt Ziel - Polens neuer Premier Cimoszewicz g ibt Regierungserklärung ab«) : »Wir wol len ein Sicherheitssystem, in dem Polen von a l len Seiten her s icher ist . . . Es geht nicht nur um Rußland, sondern auch um Deutschland Die derzeitigen Beziehu ngen zu Deutsch land s ind zwar model lhaft, a ber man muß auch d ie tausend jährige Geschichte Polens in Betracht ziehen . « IDieter Krause, »Polens Außen min ister im Zwiel icht - Dariusz warnt vor Deutsch land«, i n Die Pommersche Zeitung, 24. 2. 1 9 9 6 )

U m w a s f ü r Freunde es s i c h b e i den Polen handelt, d ie s i c h Deutsch land i m Rahmen d e r NATO-Osterweiterung h i l fswi l l ig i n den Pelz setzen läßt, geht ferner aus dem 1 987 bei der Beobachtung eines Seemanövers IÜbungsschießens) der Warscha uer-Pakt-Staaten i n Höhe der Danziger Bucht, neun Seemei len außerhalb der Hoheitsgewässer erfo lgten Angriffs auf den Tender >Neckar< der deutschen Bundesmarine d u rch po ln ische See­streitkräfte hervor. H ierbei wurden die >Neckar< von fünf Arti l ler iegeschossen getroffen und beschädigt ls. Abbildung 16) sowie drei i h rer Besatzungsmitg l ieder verwundet. Wäh­rend die Polen s ich i m Bunde mit der Sowjetun ion sicher genug füh lten, d iesen Angriff auf ein deutsches Kriegssch iff vorzunehmen, erg riff d ie led ig l i ch auf i h re NATO-Verbün­deten angewiesene >Necka r< d a raufh in d ie F lucht. Wir er innern, daß der verg leichbare Beschuß der Westerplatte d u rch ein deutsches Kriegssch iff fü r d iese Bundesgenossen 1939 ein Anlaß gewesen war, gegen das Reich einen Zweiten Weltkrieg zu entfesse ln . Wegen des Beschusses der >Neckan protestierte d ie von i h ren NATO-Bündnispartnern im Stich gelassene Bundesregierung ledig l ich der polnischen Reg ierung gegen übe. und verkündete m utig, »die bisher geübte Beobachtung der Seestreitkräfte des Warschauer Pakts auf hoher See d u rch d ie deutsche Marine fortsetzen« zu wol len, während d ie deut­schen Lizenzmedien den Vorfa l l lau kom mentierten . (Jochen Fra n ke, »Die Schüsse vor Brüsterort . . . und ihr Widerha l l i n der Presse«, in Marineforum, N r. 9, 1 987, S. 287 f . )

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3. Rußland erneut gegen Deutschland aufgebracht werden,335 um so einerseits Vorkehrungen gegen eine Neuauflage des Rapal-10-Vertrages zu treffen und zum anderen das von MnTERRAND

aufgezeigte Erfordernis einer Allianz Großbritanniens, Frank­reichs und Rußlands als Option für einen Krieg gegen Deutsch­land im 21 . Jahrhundert offenzuhalten, falls es nicht gelingt, vorher den teilvereinigten Konkurrenten mit Hilfe des deshalb zwischenzeitlich von den ÖRA und anderen Zeitgeist-Medien mit positiven Werturteilen bedachten Bundeskanzlers KOHL auf­zulösen. (s . S. 1 15, Q. 1 69)

Die zwischenzeitliche franko-britannische Neuauflage einer >En­tente Cordiale< und deren Interesse an einer Zusammenarbeit mit der russischen Kriegsmarine bei der Entsorgung von Atommüll ist beziehungsweise war bereits ein Schritt in die nach MITIERRAND

offenzuhaltende Richtung. Eine grundsätzliche Wende in der rus­sischen Großbritannienpolitik läßt allerdings die spektakuläre Meldung vom 6 . Mai 1 996 über die Verhaftung eines russischen

Abbildung 16 . Ergebn is einer Begegnung am 1 5 . Jun i 1 987 des Tenders , Nek­kar< m it E inheiten der poln ischen Flotte . Aus Marine Forum, N r. 9 , 1 987, S. 288

335 Damit wurde bereits 1 995 erreicht, daß Deutsch land in Rußland nach den Vere in igten Staaten wieder als Hauptfeind angesehen wurde. (Karl Ludwig Günsche, » Deutschland g i l t nach den USA a ls Hauptfeind - Kreml-Fa lken prangern Osterweiterung an - War­nung Kosyrews«, in Die Welf, 27. 10 . 1 995)

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Staatsbürgers erkennen, der für den britischen Nachrichtendienst spioniert habe, durch den Geheimdienst SK und die gleichzeitige Ankündigung, britische Agenten auszuweisen, die als Diploma­ten getarnt an der britischen Botschaft in Moskau tätig seien. Wenn auch eine Schwalbe noch keinen Sommer macht, kann dieser Schritt der russischen Führung für Deutschland sehr bedeutungsvoll sein. »Bisher war es Großbritannien gelungen, die Wut Moskaus über die demütigende Politik des Westens (IWF-Diktatur und gleich­zeitige NATO-Ausweitung) immer gegen die USA und in zweiter Linie gegen Deutschland zu lenken; nun 1 995 wurde erstmals Großbritannien als Feind der russischen Interessen an den Pran­ger gestellt .« Der Verhaftete habe direkten Zugang zu Geheim­informationen strategisch-verteidigungspolitischen Charakters ge­habt und diese an seine britischen Auftraggeber weitergegeben. Dabei sei er in flagranti gestellt worden. Dieser Zwischenfall dürf­te eine diplomatische Niederlage Großbritanniens bedeuten. Die Times, das >Hausorgan< des britischen Außenamts, reagierte hier­auf in ihrer Ausgabe vom 8. Mai 1 996 entsprechend verärgert mit der Forderung nach einer drastischen Ausweitung der Spionage­aktivitäten gegen Rußland. Außenpolitische Experten in russischen >Denkfabriken< sollen bestätigt haben, daß die Spionageaffäre nur der oberflächliche Ausdruck eines tiefgreifenden Prozesses sei. Großbritannien verfolge das Ziel, Rußland in einen reinen Roh­stoff- und Energielieferanten zu verwandeln und praktisch zu ei­ner Bananenrepublik zu degradieren. Das hätten einflußreiche Kreise in Rußland erkannt.336

Als Bundeskanzler KOHL vor diesem diplomatischen Zwischen­fall Mitte Februar 1 996 von Insidern oder deren US-Weisungsemp­fängern in den Kreml beordert wurde, sollte er den von Deutsch­lands westlichen Bündnispartnern begünstigten Boris JELZIN bei seinem Wahlkampf um eine zweite Amtsperiode gegen den star­ken KP-Konkurrenten SJUGANOW unterstützen. Von letzterem hat­te die Londoner Times in ihrem angezogenen Beitrag berichtet: »In seinen weitschweifigen veröffentlichten Schriften wirft er den USA, der UN und dem Internationalen Währungsfonds (IWF), der rö­misch-katholischen Kirche und sogar der Trilateralen Kommissi­on eine >weltumspannende< westliche Verschwörung zur Zerstö­rung der Größe Rußlands vor. . . Ihm schwebt ein Rußland vor, das von den Weltmärkten, die es von >äußeren Faktoren< abhän-

33. Konstantin George, » Britische Gefa hr erkannt«, in Neue Solidarität. 1 5 . 5 . 1 99 6 .

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gig machen, abgetrennt ist, ein Rußland, in dem der Staat wieder an allen wichtigen Hebeln sitzt .«

Ein solcher Vertreter der >Verschwörungshypothese< ist natürlich eine Herausforderung für die Insider und mußte sie deshalb auf den Plan rufen, ihr internationales Instrumentarium - etwa den IWF mit >Stand-by-Krediten< für die JELzIN-Administration - gegen SJUGANOW

einzusetzen. Außerdem war zu verhindern, daß der deswegen ver­anlaßte KOHL-Besuch weder bei dem um seine Wiederwahl kämpfen­den Präsidenten noch im Falle der Wahl von SJUGANOW zu einer An­näherung Rußlands an Deutschland in Richtung eines erneuten >Rapallo< führen könnte. Deshalb hatte der deutsche Vasall mit dem gleichzeitigen wiederholten Vorbringen der sowohl Rußland als auch Deutschland schwächenden Pläne für eine Osterweiterung der NATO den russischen Präsidentschaftskandidaten JELZIN sowie alle seine Konkurrenten empfindlich zu verärgern; und das, obwohl das The­ma in Anbetracht der nicht nur in Rußland, sondern auch in den Vereinigten Staaten bevorstehenden Präsidentschaftswahlen zur Zeit seines Besuches gar nicht akut war. Nur wenn den Motiven für diese ansonsten als diplomatische Ungeschicklichkeit zu bewertende Handlungsweise des Bundeskanzlers nachgegangen wird, wird sie verständlich. Deutschland betreibt mit seinem Eintreten für die NATO-Osterweiterung geflissentlich seine eigene außenpolitische und militärische Einkreisung!

Das war auch 1 994 der Fall, als Außenminister KINKEL den russi­schen Rechts-außen-Politiker Wladimir SCHIRINOWSKIJ zum zwei­ten Mal mit der Verweigerung eines Besuchervisums brüskierte, während Deutschlands Grenzen nach Osteuropa bereits damals für polnische Autodiebe und die Russen-Mafia recht durchlässig gehalten wurden. Hingegen leistete Washington gleichzeitig di­plomatische Vorarbeit für den Fall, »daß SCHIRINOWSKlJ doch eines Tages der mächtigste Mann Rußlands werden könnte« . Das ge­schah, in dem der kurz danach verstorbene 81jährige ehemalige US-Präsident Richard NIXON zweifellos nicht ohne Auftrag seines Nachfolgers im Weißen Hause, Bill CLINTON, im März 1 994 beauf­tragt wurde, vorsichtig mit diesem russischen Politiker Kontakt aufzunehmen. Wie es heißt, soll er dafür sogar eine »Botschaft von Präsident CLINTON . . . dabei gehabt haben. In jedem Falle hat er von SCHIRINOWSKIJ einen Brief für Bill CLINTON mitbekommen« .337

331 H . Wunschei. »N ixons letzter g roßer Schachzug«, in Wochenspiege/ mit Marktberichten und Reportagen, München, 28 . 3 . 1 9 94.

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Zu was für einem »Windei« - nach seinerzeitiger Meinung des West­falenblattes 338 - der US-Präsident 1994 außenpolitisch geworden war, geht aus der Tatsache hervor, daß dieser Schrittmacher für seine westeuropäischen Bündnispartner den Pekinger Machthabern schon damals die Fortsetzung der Meistbegünstigung im Warenverkehr zugestanden hat . Chinas wiederaufgenommene Verfolgung von Oppositionellen, Christen und anderen Personen dem Regime nicht genehmer Gruppierungen sowie die Ausweisung mehrerer auslän­discher Journalisten »wegen Verletzung der für die Berichterstattung geltenden Auflagen« anläßlich der fünf Jahre vorher auf dem >Platz des Himmlischen Friedens< blutig niedergeschlagenen Demo­kratiebewegung störten die US-Regierung bei der Verfolgung ameri­kanischer Wirtschaftsinteressen damals genau so wenig wie 1996. CUNTONS seinerzeitige innenpolitische Erklärung dazu unterschied sich kaum von derjenigen im November 1996: Er wolle die Wirt­schafts- und Menschenrechtsfragen voneinander »abkoppeln«,339 etwa wie das die Schweiz und Schweden dem Dritten Reich gegen­über während des Krieges getan haben!

Die Aufregung der Schöpfer des >Neuen Völkerrechts < über das außenpolitische Konzept SCHIRINOWSKIJS ist verständlich. Dieser (oder irgend ein anderer Nationalpolitiker Rußlands) könnte - ein­mal im Besitz der immer noch beachtlichen russischen Militärma­schinerie340 - das >Neue Völkerrecht< nicht nur gegenüber Polen und der Tschechischen Republik zur Anwendung bringen, son­dern will sich - wie bereits angekündigt - bei Eingreifen Deutsch­lands westlicher Freunde auf der anderen Seite von Rhein und Kanal auch mit weitreichenden Atomraketen verteidigen. Deutsch­land könnte dann nur hoffen, dabei nicht versehentlich mitverstrahlt zu werden. Rücksicht auf Deutschland braucht SCHIRINOWSKIJ nach seiner wiederholten Brüskierung durch die Bundesregierung nicht zu nehmen. Ein Volk, dessen Soldaten, Bergarbeiter, Atomreaktor­betreiber und andere in Rußland auf öffentliche Entlohnung an­gewiesene Berufsgruppen acht und mehr Monate auf ihre Gehäl­ter warten müssen (Stand Bergarbeiterstreiks Dezember 1 996), ist

338 Westfalenblatt, 27. 5. 1 994, nach Deutsch landfun k, ,9 05-Uhr-Presseschau, < 27. 5 . 1 9 94 . 33. Deutsch la ndfunk, >9 :00-Uhr-Nachrichten<, 27 . 5 . 1 994. 340 I n den GUS-Lä ndern hatte 1 994 d ie wehrtech n ische Ind ustrie i m mer noch e inen Antei l

a m BSP von 20 Proze nt. I m Verg le ich dazu in den USA 3 ,2%, i n Fran kre ich 1 , 5%, in Großbritann ien 1 ,2% u n d i m 2 + 4-Deutsch land 0,6%. IDie Welt, 1 5 . 4 . 1 9 94) Der russi­sche Verte id igu ngsetat wurde g leichfa l l s mit 20 Prozent des Gesamthausha lts beziffert.

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naturgemäß nicht nur innen-, sondern auch außenpolitisch labil und unberechenbar, wer auch immer dort nach JELZIN die Macht ergreifen sollte. Präsident JELZINS Wahlversprechungen, hier Ab­hilfe schaffen zu wollen, haben und werden sich in Anbetracht des russischen wirtschaftlichen Zusammenbruchs auf absehbare Zeit nicht verwirklichen lassen.

Präsident JELZIN gilt für die westlichen und zukünftigen osteu­ropäischen >Bündnispartner< Deutschlands als Träger russischer Hoffnungen. Er wurde zum Garanten für die Festigung der pro­tektoralen Westeinbindung Deutschlands instrumentalisiert. In welchem Ausmaß das bereits gelungen ist, geht nicht nur aus sei­ner Vertragsbrüchigkeit in bezug auf die Rückgabe der von der Roten Armee in Deutschland geraubten Kunstschätze hervor, son­dern, wenig beachtet, auch aus seinen anläßlich seines Besuchs am 22. und 23. Juni 1 996 in Königsberg abgegebenen Erklärungen zu seinen »Visionen für diesen engsten Berührungspunkt deut­scher und russischer Wirklichkeit« . Die Bilanz seiner Reden ist für alle die ernüchternd, die bisher geglaubt haben, »daß mit JELZINS angeblichem Reformeifer auch Perspektiven für Königsberg ver­bunden wären und hier die Chance für einen beispielhaften rus­sisch-deutschen Neuanfang genutzt würde . . . So tönte der Prä­sident unter dem Jubel der Massen: (Das) >Kaliningrader Gebiet, das ist Rußland und nur Rußland ! «<

Tags darauf hat er bei der Grundsteinlegung für eine russisch­orthodoxe Basilika gegenüber dem Rathaus der Stadt zum Aus­druck gebracht:

»Dieser Dom symbolisiert, daß dieses Land Rußland gehört ! «

Der Gebietschef Juri MATOTSCHKIN griff daraufhin diese Formel mit den Worten auf: »Die Tatsache, daß der Präsident gekommen ist, macht deutlich, daß dieses Gebiet Rußlands Gebiet ist .«

Wenn man bedenkt, daß mit GORBATSCHOW eine russisch-deut­sche Aussöhnung eingeleitet wurde, bliebe ohne die deutsche NATO- und EU-Osterweiterungspolitik unverständlich, warum der russische Präsident mit seinen Ausführungen in Königsberg die Gefühle gerade jener Deutschen verletzt, »die sich dem Osten ihrer Herkunft wegen besonders verbunden fühlen und das neue Rußland mit tatkräftiger Sympathie begleiten« .341 Unterstützt wird

341 Irina Iskandorowa und Hans Heckei, »Das a lte Denken kehrt zurück - Jelzin Besuch a m Pregel : .Ka l i n ingroder Gebiet, d o s ist n u r Ruß land«(. i n Das Ostpreußenb/att. 6 . 7 . 1 9 9 6 .

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der russische Präsident hierbei durch die deutsche - sogar mut­tersprachliche - Selbstverleugnung, wie sie der deutsche Botschaf­ter in Moskau, Ernst-Jörg VON STUDNITZ, anläßlich der Einweihung von zwei deutschen Soldatenfriedhöfen im nördlichen Ostpreußen in Königsberg Henning VON LÖWIS vom Deutschlandfunk Köln gegenüber während Interviews zum Ausdruck brachte . Als der Botschafter von letzterem gefragt wurde,

»wie weit, wie nah ist Königsberg politisch von Moskau aus?« antwortete VON STUDNITZ: »Kaliningrad ist heute ein Oblast von Rußland, ein Oblast, der in einer Exklavesituation sich befindet, und dadurch für das russische Bewußtsein eine besondere Rolle spielt. Für Deutschland ist es heute Teil Rußlands, der genauso wie jede andere Gebietseinheit Rußlands unsere Aufmerksam­keit verdient, aber auch nicht in irgendeiner Weise eine be­vorzugte Aufmerksamkeit erhält .«

Das Interview wurde am 18. Juli 1 996 im Deutschlandfunk-Maga­zin ausgestrahlt. Wie erfolgreich die so vom deutschen Botschaf­ter in Moskau zu vertretene deutsche Außenpolitik ist, geht auch daraus hervor, daß sich nach Botschafter VON STUDNITZ die russi­sche Seite, »aus politischen Gründen derzeit nicht in der Lage« sieht, der Einrichtung eines deutschen Konsulats in Königsberg zuzustimmen, obwohl die Jelzin-Administration sowohl stark an deutschen Investitionen in ihrem >Oblast Kaliningrad< interessiert ist, als auch Polen und Litauen bereits dort mit Konsulaten vertre­ten sind.342 Wie hier zitiert, werden von einem während des >Gen­scherismus< in dem unter seinem DDR-seitig als IM geführten Minister zu einem Instrument des Zeitgeistes deformierten Auswärtigen Amt aufgestiegenen Spitzenbeamten in der Praxis seiner Arbeit geflissentlich für im Deutschen Osten völkerrechts­widrig geraubten und ethnisch gesäuberten Städte und Landstri­che die Ortsbezeichnungen verwandt, die ihnen die Landräuber und Vertreiber gegeben haben. Das diesen Botschafter entsenden­de Auswärtige Amt verhält sich hiermit nicht nur deutschland-, sondern auch kulturpolitisch so, als wenn es sein in Osteuropa eingesetztes Spitzenpersonal historisch-völkerrechtlich nach Lehrbüchern etwa des unter Lech W ALESA Außenminister gewese­nen polnischen Historikers Wladyslaw BARTOSZEWSKI unterweist . Und das, obwohl es offiziell hierzu mitteilt:

342 Deutscher Ostdienst (DOD" 2 . 8 . 1 996, »Deutscher Botschafter in Ruß land : Zukunft für Aus­siedler i n Deutschland unsicher«.

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»Im internationalen Bereich werden allgemein in deutschen Tex­ten deutsche Orts bezeichnungen verwandt, soweit diese dem all­gemeinen deutschen Sprachgebrauch entsprechen (z . B. Rom, Mailand, Lissabon, Prag, Warschau) . Diese Praxis stieß in der Vergangenheit im Verhältnis zu Polen (von Rußland ist nicht die Rede) auf Schwierigkeiten, die aber zwischenzeitlich ausge­räumt sind. Der Bundesminister des Auswärtigen hat sich bei einem Treffen mit seinem polnischen Kollegen im Jahre 1 989 darauf verständigt, in deutschen Texten gebräuchliche deutsche, in polnischen Fassungen polnische Ortsbezeichnungen zu ver­wenden. Um die Auffindung der Orte auf heutigen Karten zu erleichtern, sollte der gebräuchliche polnische Name in Klam­mern hinzugefügt werden.«343

Hinsichtlich der Bezeichnung von Orten der Vertreibungsgebiete in deutschen Texten bedurfte es demnach der Zustimmung der polnischen Regierung! Unterwürfiger kann sich ein angeblich sou­veräner Staat wohl kaum verhalten. Man stelle sich einmal vor, ein Spitzenbeamter des britischen Außenamts würde die Falkland­inseln mit dem argentinischen Namen Malvinen oder Islas Malvi­nas bezeichnen oder seine Regierung würde gar Verhandlungen mit Argentinien führen, wie es seine dortigen Inseln in britischen Texten bezeichnen darf! Das Gleiche gilt natürlich für den umge­kehrten Fall .

Zur heutigen russischen Haltung zum nördlichen Ostpreußen sei angemerkt, daß 1 991 der seinerzeitige deutsche Außenminister Hans-Dietrich GENSCHER sowjetische Unterhändler, die zu Gesprä­chen über die Zukunft Nordostpreußens in Bonn erschienen wa­ren, mit seiner Äußerung zur Umkehr veranlaßt hat, das alte preu­ßische Gebiet sei kein Thema für ihn. Er wollte diese nach 1 945 der Sowjetunion zur Verwaltung übertragene Region »nicht ein­mal geschenkt haben« .

Ein bayerischer Kreisrat sah i n GENSCHERS Verhalten einen Bruch des Amtseides, »Schaden vom deutschen Volk abzuwenden«, und zeigte deswegen den Minister an. Ein Bonner Oberstaatsanwalt hat die Anzeige jedoch abgewiesen, weil der Ministereid »kein ge­richtlicher Eid« sei ! 344 Damit hat der Oberstaatsanwalt zwar ver-

343 Auswärtiges Amt IPressemillei lungl, »E indeutige Regelung«, in Die Pommersehe Zeitung, 31 . 8 . 1 996 .

3 44 Das Ostpreußenblaft, 27 . 7 . 1 991 , noch Friedrich B i rkholz, München, Leserzuschrift : »Was ist ein Amtseid wert?«, in Die Pommersehe Zeitung, 7 . 9. 1 991 .

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mutlich bezüglich des Sachverhalts die Auffassung des Klägers geteilt, aber gleichzeitig für den Bürger die Frage offengelassen, welchen weltlichen Wert ein Ministereid auf die Verfassung über­haupt hat! Nunmehr kann man nur noch hoffen, daß sich das Jüng­ste Gericht eines Tages für zuständig erklären und des Falles an­nehmen wird

Der 1 931 in Mährisch-Schönberg geborene Journalist und nach zwei Kabinettsposten Vizepräsident des Deutschen Bundestages Hans (Johnny) KLEIN (CSU) zählte zu den schärfsten GENScHER-Kri­tikern.345 GENSCHERS gestörtes Verhältnis zum Vaterland dürfte Ursache dafür gewesen sein. Ob KLEIN dessen Motive oder Zwän­ge gekannt hat, die ihn zu seiner deutschfeindlichen Politik ver­anlaßt haben, ist unbekannt.

Wohl kaum etwas kennzeichnet die deutsche >Demokratie< bes­ser als die Tatsache, daß es Insider-gesteuerte deutsche Medien fer­tigbringen konnten, diesen vom Ministerium für Staatssicherheit (STASI) als >IM Tulpe< geführten >Zonenflüchtling< zum beliebte­sten deutschen Politiker und dienstältesten Außenminister der westlichen Welt zu machen. Er vermochte dadurch den nach ihm bezeichneten verzichtspolitischen >Genscherismus< in den deutsch­landpolitisch entscheidenden Jahren - erst im Rahmen der >Ost­politik< Willy BRANDTS und dann als Koalitionär des rheinischen Separatismus - so lange durchzusetzen, bis er enttarnt wurde . Durch letzteres ist die von ihm außenpolitisch vertretene Bundes­republik Deutschland erpreßbar geworden. Das kam zum Tragen, als Deutschland US-seitig DM 1 8 Mrd. zur nachträglichen - dazu noch überreichlichen (hier ist von DM 4 Mrd . zu viel die Rede) -Übernahme der den Vereinigten Staaten entstandenen Kosten für die Durchsetzung ihrer (keiner deutschen) Interessen im Golfkrieg abgenötigt wurden (s . hierzu auch unten Karikatur Abbildung 17) . Bevor GENSCHER deswegen gehen mußte, hatte er jedoch seine Schuldigkeit getan. Sie gipfelte in seiner in Warschau abgegebe­nen Erklärung:

»Die Bestätigung der bestehenden [polnischen West-] Grenze ist die freie Entscheidung der Deutschen. Sie ist uns von nieman­dem aufgezwungen worden.«346

345 Heinz Heck, »Die Fliege war sein Markenzeichen - Bundestagsvizepräsident Hans Klein gestorben«, in Die Welf. 27. 1 1 . 1 9 9 6 .

3 46 Bundes-Presse- und Informationsamt, Politik aus Bonn, Nr. 8. , Dezem ber 1 9 90, zitiert nach Deutscher Ostdiensl lDODJ, 20 . 8 . 1 9 9 1 .

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Als Dank und Anerkennung für die Entgegennahme dieser ver­zichtspolitischen Erklärung hat GENSCHER dem seinerzeitigen pol­nischen Außenminister SKUBISZEWSKI das auf seinen Vorschlag von Bundespräsident Richard VON WEIZSÄCKER verliehene >Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland< überreicht. SKUBISZEWSKI hatte zuvor mehrfach die Vertreibung der Deutschen gerechtfertigt sowie Vertreibung und Massenmord als » Bevölke­rungstransfer« verharmlost und verspottet. Die Pommersehe Zei­tung bemerkt dazu bitter:

»Beide Politiker, GENSCHER und SKUBISZEWSKI, haben sich große Verdienste erworben durch die konsequente Wahrnehmung der nationalpolnischen Interessen. «347

Daß GENSCHER die zitierte >Bestätigung< ostgesteuert - als STASI­eingeschleuster Inoffizieller Mitarbeitet (IM) - abgegeben hat, ist nicht erwiesen. Die Welt berichtet hierzu unter dem 13 . Juli 1 992:

»Ziel der (STASI-)Akte war es laut Spiegel, den FDP-Politiker bei Bedarf als einen Mitarbeiter der Staatssicherheit desavouieren zu können. Anfang der achtziger Jahre sei die Akte >Tulpe< dann vernichtet worden. Die Staatssicherheit habe befunden, daß GEN­SCHERS Politik nicht den Interessen der DDR zuwiderlaufe. «

Welcher Politik GENSCHER damit Vorschub geleistet hat, ist dem obigen Pressebericht Abbildung 12 (s . S . 1 5 1 ) zu entnehmen. Wenn man Willy BRANDT abnehmen mag, er sei als links von der SPD aufgewachsener Revolutionär so stark in seinem >Demokratischen Sozialismus< verankert gewesen, daß er die im Kommunismus des Ostblocks lauernde Gefahr nicht erkannt haben mag, kann davon bei GENSCHER wohl kaum die Rede sein. Und ohne ihn wäre die als >Ostpolitik< verkaufte Verharmlosung des Moskau-gesteuerten Weltkommunismus nicht möglich gewesen, dessen Perversität in dem Schlagwort >Sicherheitspartnerschaft< gipfelte. Zeitgeschicht­lich ist es nur von akademischem Interesse, ob dieser >deutsche Außenminister< seine Ost- und Verzichtspolitik im Auftrag der UdSSR-gesteuerten STASI oder als Vasall des west-gemachten Zeitgeistes betrieben hat. In welchem Ausmaß GENSCHER fremdge­steuert wurde, versucht der Spiegel mit einer GENscHER-Karikatur auf dem Cover seiner Ausgabe vom 5. August 1 996 (Abbildung 17, s . S . 232) zum Ausdruck zu bringen.

34' Die Pommersche Zeifung. 7. 9. 1 991 .

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Abbi l d u ng 1 7 . Der Spiegel, Ausgabe

vom 5 . 8. 1 99 1

»Unter den Gesichtspunkten der künftigen Befriedung Europas«, wie sich Winston CHURCHILL dazu in seinem Buch Der Zweite Welt­krieg ausdrückt, dürfte Genscher so oder so wohl kaum eine posi­tive Bewertung in der europäischen Nachkriegsgeschichte erfah­ren . CHURCHILLS späte Erkenntnis zur »polnischen Westgrenze«, sei hierzu zitiert:

»Hier ist ein Unrecht im Werden, gegen das unter dem Gesichts­punkt der künftigen Befriedung Europas Elsaß-Lothringen und der polnische Korridor nicht viel mehr als eine Kleinigkeit waren. Ei­nes Tages würden die Deutschen dieses Gebiet zurückverlangen.«

Da GENSCHER hinsichtlich der von ihm vertretenen und durchge­setzten Verzichtspolitik wohl kaum zu den Opfern >geistiger Ma­nipulation< oder >Gehirnwäsche< zählen dürfte, kann er für den Rest seines Lebens nur hoffen, daß die Motive für seine unwür­dige Rolle als Exekutivpolitiker des auf der Krim-Konferenz (4.-1 1 . 2 . 1945) von den Kriegsalliierten geschlossenen >Jalta-Abkom­mens< nicht weiter ausgeleuchtet werden oder werden können . Um dafür keinen Anlaß zu geben, hat er seinen Ehrgeiz gezügelt und auf die ihm wohl pro forma zu seiner Ehrenrettung angebote­ne VON-WEIzsÄcKER-Nachfolge verzichtet.

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Die als Quelle für obige Spiegel-Recherche angezogene Welt hielt es nicht für erforderlich, selbst der >IM-Tulpe-Frage< nachzuge­hen, und hat sich damit begnügt, ihren Lesern gegenüber den Komplex des >Genscherismus< mit obigen, auszugsweise zitierten Ausführungen des sonst von ihr wenig geliebten Magazins abzu­schließen. Ob sie dem Spiegel diesbezüglich vollinhaltlich Glau­ben schenkt, läßt sie allerdings offen. Davon, daß der >Genscheris­mus< mit dem Rückzug dieses Verzichtspolitikers aus dem Aus­wärtigen Amt verschwunden ist und nur noch als > Böser Geist< zu mitternächtlicher Stunde den dortigen Paternoster benutzt, kann jedoch dank GENSCHERS langjähriger, entsprechend selektiver Per­sonalpolitik - wie an obigem >Kaliningrad<-Beispiel zu sehen ist ­wahrscheinlich noch auf Jahre hinaus nicht die Rede sein.

Im Rahmen ihrer Deutschlandpolitik sorgen die deutschen >Bünd­nispartner< dafür, daß die Feindstaatenklauseln der Vereinten Na­tionen Deutschland gegenüber (Art. 52 und 107 UN-Charta) aufrecht­erhalten bleiben. Mit dieser Aushebelung der UN-Satzung gegenüber den Verlierern des letzten Weltkrieges wird Deutschlands dortige Mitgliedschaft ad absurdum geführt, weil es durch seinen, die Artikel 52 und 107 beinhaltenden >Vogelfrei-Status< nicht in den Genuß der völkerrechtlichen Schutzfunktionen dieser Weltorganisation gelangt. Es wird lediglich mit seiner UN-Mitgliedschaft als anspruchsloser Beitragszahler (von 1990 bis1994 ganze DM 5,4 Mrd . ! )348 und mit sei­ner nicht nur das Leben deutscher Soldaten riskierenden, sondern auch recht kostspieligen Heranziehung zu Blauhelmeinsätzen sogar auf dem Balkan mißbraucht.349 Unverständlich bleibt, weshalb sich

348 Unabhängige Nachrichten, 6/1 996, S . 7.

34' Vor Beg inn des Mi l itäreinsatzes deutscher Soldaten auf dem Balkan wurde abgewiegelt, a l les sei zeitl ich begrenzt und koste n icht mehr als DM 700 Mil l ionen . Mitt lerwei le ist nicht abseh bar, wann das mi l itärische Abenteuer enden wird . Seit Kriegsbeginn hat die Bundesreg ierung dem ehemal igen Jugoslawien mit einem E insatz von DM 15 Mil l iarden geholfen . Dabei s ind d ie v ie len Mi l l iarden nicht mitgerechnet, d ie zur zeitwei l igen Auf­nahme dort iger Kriegsflüchtl inge vera usgabt wurden, d ie nach g roßzügiger Versorgung in Deutsch land nunmehr a l lenfa l ls mit entsprechenden Abfindungen freiwi l l ig i n i h re Heimat zurückkehren wollen, während deutsche Helfer, Soldaten und Poliz isten das zer­störte La nd wieder aufräumen. I Unabhängige Nachrichten, 6/1 996, 000. , a. 3481 We­gen u . a . d ieses g roßzüg igen Mitte le insatzes muß den einstigen >Trümmerfra uen< i n Deutsch land d i e Rente gekürzt werden. E in Well-Leser schreibt dazu : » . . . >das Licht ausknipsen< in Bosnien sol lten jene, deren Geheimdienstaktivitäten die b lut igen Auseinandersetzungen zwischen Kroaten und Moslems heraufbeschworen, welche bis heute das Zusammenleben dieser beiden Gruppen durch gegenseitige Ver­tre ibungen weiterhin erschweren . « ITheodor F inke, » Doyton stärken«, Leserzuschrift, in Die Welf, 1 8 . 1 . 1 9971

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deutscherseits so an diese, Deutschland nur Lasten aufbürdende UN­Mitgliedschaft geklammert wird. Die Mitgliedschaft in einer Rechts­schutzversicherung würde man ja auch nicht aufrechterhalten, wenn deren Satzung einen Leistungsanspruch ausdrücklich für diese Mitgliedschaft ausschließt .

Vorgenannte deutsche Militärkontingente werden von der Bundes­regierung und den Regierungen der Bündnispartner sowie den Ver­einten Nationen selbst im Hinblick auf die UN-Feindstaatenklauseln UN-völkerrechtslos zum Einsatz beordert. Auf dem Balkan geschieht das dazu noch zum Nachteil der eigenen äußeren Sicherheit, indem dadurch der serbische Antigermanismus als Element der west­alliierten Einkreisungspolitik reaktiviert wird . Welche persönlichen Gefahren diese UN-Feindstaatenklauseln für dort eingesetzte deut­sche Soldaten bedeuten, mag folgendem Befehl des serbischen Ge­nerals Ratko MLADIC entnommen werden, den er seinen Streitkräf­ten gab, als er diese zum Sturm auf bosnische Städte führte:

»Knüppelt sie nieder, verbrennt sie, schlagt sie bewußtlos ! «35o

Deutsche Soldaten haben solche Greueltaten - auch besonders 1 945 nach der Kapitulation - schon einmal auf dem Balkan über sich er­gehen lassen müssen, nachdem sie dem dort nach seinem Einfall in Not geratenen, später zum Feind übergelaufenen Bündnispartner ita­lien zu Hilfe gekommen waren. Danach gab es lediglich Siegerjustiz und keine Verfolgung von auf alliierter Seite begangenen Kriegsver­brechen. Sonst wären solche Befehle wahrscheinlich heute zumin­dest in dieser Region nicht erneut erteilt worden.

Dem ehemaligen CDU-Vorstandsmitglied FRIEDMAN ist beizu­pflichten, wenn er anläßlich seines am 2. August 1 996 im Fernse­hen ausgestrahlten Interviews im Zusammenhang mit dem von einem Militärgericht in Rom erfolgten Freispruch des früheren SS­Hauptsturmführers Erich PRIEBKE feststellt, daß Mord an Frauen und Kindern auch im Krieg ein Verbrechen ist. Bedauerlich ist al­lerdings, daß solche Feststellungen vornehmlich nur getroffen werden, wenn es sich um Deutschen vorgeworfene Untaten han­delt. Und das bis zur Perfektion gerade auch seitens deutscher Medien und Politiker. Hierzu wird auf die von der Bundesregie­rung mit der Tschechischen Republik ausgehandelte »Schlußstrich­Erklärung« Ziffer 4 hingewiesen. Dort ist zu lesen:

350 Unabhängige Nachrichten, 8/1 995, »Hi lflose >UN-Blau helme< berichten von Greueltaten, wie Deutsche sie schon 1 945 erd ulden mußten« .

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»Beide Seiten stimmen darin überein, daß das begangene Un­recht der Vergangenheit angehört. «35]

Das gilt - wie nicht anders zu erwarten - jedoch nur einseitig für die tschechischen Vertreibungsverbrechen. Den Deutschen vorgeworfe­nes Unrecht wird aus einem dafür bereitgestellten Fonds entschä­digt, in den die Bundesrepublik DM 140 Mio. einzahlt. Wieder ein­mal wird den wesentlich umfangreicheren und bereits lange vor Kriegsbeginn geplanten und nach dem Krieg fortgesetzten Vertrei­bungs- und anderen Verbrechen an der deutschen Zivilbevölkerung und deutschen Kriegsgefangenen solche Aufmerksamkeit nicht ge­widmet. Für die Siegermächte und Tschechen, Polen352 und auch Serben (hinsichtlich internierter Soldaten sogar den neutralen Schwe­den, s. S. 240 f., Q. 364-376) gilt offensichtlich ein anderes Völker­recht. Da wird vielmehr - wie zum Beispiel neuerdings nicht nur in Dresden - die Opferzahl noch heruntergerechnet. Mit letzterem hat sich vor allem der Leiter des Zentrums für Antisemitismus-For­schung, Wolfgang BENZ, hervorgetan, indem er behauptet, daß nicht - wie in der gesamten seriösen Literatur seit Jahrzehnten zu lesen ist - zwei bis drei Millionen, sondern nur 500 000 ostdeutsche Vertrei-bungsopfer zu beklagen sein sollen.353

Wenn jemand ähnlich in Deutschland mit der Zahl der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus verführe, säße er schon bald dar­auf hinter Gittern.

Auch die bereits 1 989 von dem kanadischen Historiker und Pub­lizisten James BACQUE nachgewiesenen »zweifellos etwa 800 000,

351 Andreas Gizewski, »Frahe Batschaft« (leserzuschriftl. in Genera/-Anzeiger. Bonn, 4 . 1 . 1 993. 352 E rst se i t wenigen Jahren bahnt sich e in Wa ndel i n der Aufarbeitung der von Polen nach

dem deutschen Zusammenbruch ( 1945) a n Deutschen begangenen Verbrechen gegen die Menschl ichkeit an. H ierzu wird auf d ie oben erwä hnte Veröffentl ichung Auge um Auge des US-amerika nischen Journal isten John SACK aus dem Jahre 1 994 h ingewiesen . US-amerikan ische, später auch b ritische und ho l länd ische TV- und Zeitungsjournal isten recherchierten darauf i n Deutsch land und vor Ort und brachten ihren Zuschauern und lesern bis lang ,po/itica/ correclt u nterdrückte Tatsachen i n zumeist sachl icher und fa irer Weise nahe. Auch in Deutsch land mußte man daraufh in das langgehegte Tabu der pol­nischen Verbrechen an Deutschen in von Polen ü bernommenen Konzentrationslagern brechen, nachdem selbst i n Polen e in F i lm über das Nach kriegslager Schwientochlo­witz/Oberschlesien gedreht und gezeigt war. (Gerhard Gruschka (KKl. »Verbrechen, be­gangen im Rausch des Sieges - Poln ischer F i lm über das Nachkriegslager Schwientoch­lowitz / Oberschlesien«, i n Die Pommersche Zeitung, 31 . 8. 1 996)

353 Hans-Joachim von lessen, »vertre ibungsopfer: Wen n das rechte Gesetz fehlt . . . - Nun sol l offenbar d ie Todeszahl der Heimatvertriebenen i n Zweifel gezogen werden«, i n Das Ostpreußenb/att, 1 8 . 5 . 1 996 .

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aber mit Sicherheit 900 000 und wahrscheinlich über eine Million« deutschen Kriegsgefangenen, die von 1 945 bis 1 946 in amerikani­schen und französischen Lagern als Folge mangelhafter Hygiene, an Seuchen und Unterernährung den Tod gefunden haben, ver­bannt man aus dem Gedenken und von jeglicher Anklage der Tä­ter. Schuld an diesen Todesfällen war auf amerikanischer Seite eine von General ErsENHowER zu verantwortende gezielte Politik, der­zufolge Lebensmittel zurückgehalten sowie Hilfen seitens des inter­nationalen Roten Kreuzes und anderer Organisationen planvoll unterbunden wurden.354

In BACQUES 1 991 erschienener zweiten Ausgabe von Other Lasses ( >Sonstige Verluste< ) - wie die Todesfälle in den Statistiken der US-Streitkräfte umschrieben wurden - und in seiner davon 1 994 erschienenen dritten erweiterten deutschen Ausgabe Der geplan te Tad - Deu tsche Kriegsgefangene in amerikanischen und französischen Lagern 1 945-1 946 wird die Zahl mit »etwa einer Million« an­gegeben. Zu dieser Zahl von Todesopfern in franko-amerikani­schen Kriegsgefangenenlagern gelangt BACQUE, indem er von der zwischen 5 539 862 bis 7 200 000 liegenden Gesamtzahl der im We­sten gefangengenommenen »Männer, Frauen und Kinder« die klei­nere nimmt und davon die Zahl die Entlassenen und Überstellten abzieht. Danach verbleiben die in der Armeestatistik als >ather las­ses< erfaßten Todesfälle und eine für die Lager errechnete Fehl­zahl von 472 366 Personen, der sogenannten >Eisenhower-Lücke< . Da diese Gefangenen sich nicht in Luft aufgelöst haben können, geht BACQUE davon aus, daß auch sie ihr Leben in den Lagern ver­loren haben.355

BACQUE belegt dort unter »Legenden, Lügen und Geschichte«, wie die US-Army und die dafür verantwortlichen französischen Militärs alles nur Erdenkliche unternommen haben, ihren Mas­senmord an deutschen Kriegsgefangenen zu verschleiern. Nach dem von BACQUE zitierten US-General George S. PATTON (Ardennen­offensive; in Luxemburg mit einem Denkmal als Befreier geehrt) gab dessen Oberbefehlshaber hierzu eindeutige Anweisungen: »N ach dem Mittagessen sprach General EISENHOWER zu uns vertrau­lich über die Notwendigkeit von Solidarität in dem Falle, daß ei-

35. Ja mes Bacque, »Eisenhower's Death Camps - The Last Di rty Secret of World War Two«, in Saturday Nighl, Toronto, IXl1 989, S. 3 1 ff.

355 James Bacq ue, Der Geplante Tod - Deutsche Kriegsgefangene in amerikanischen und französischen lagern 1945-1946 1Erweiterte deutsche Ausgabe von Other losseSJ, Ul lstein, Frankfurt/M.-Ber l in 31 994, S . 21 9 f.

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ner von uns vor einen Kongreßausschuß geladen würde . . . Er be­schrieb . . . eine Art von Organisation. Obwohl keiner von uns wirk­lich mit ihm übereinstimmte, war sie nicht ausreichend konträr zu unserer Auffassung, uns davon abzuhalten, ihr allgemein zu­zustimmen. « Die Angst vor einem solchen Untersuchungsaus­schuß ist - nach BACQUE - die logische Erklärung für die Verschlei­erung dessen, was innerhalb des Hauptquartiers ablief. Die gefälschten SHAFE-USFET-Papiere des Hauptquartiers wurden alle als >geheim< eingestuft, um so selbst diejenigen zu täuschen, die Zugang zu den Dokumenten haben würden; das heißt, Ame­rikaner auch mit höchster Geheimeinstufung sollten daran ge­hindert werden herauszufinden, was wirklich vor sich gegangen ist.356 PATTON hat 1 945 in einem Schreiben die Untaten an deut­schen Kriegsgefangenen seines Oberbefehlshaber EISENHOWER als »praktisch GESTAPO-Methoden« gekennzeichnet.357 Hierzu wird angemerkt, daß er über letztere damals wohl kaum objektiv aus eigener Feststellung, sondern lediglich aus der Kriegspropagan­da seines Landes, also entsprechend aufbereitet, in Kenntnis ge­setzt worden sein dürfte.

Die vorgenannten »etwa eine Million« Toten verdanken ihr Schicksal der oben erwähnten planmäßigen Unterversorgung in den Lagern und der Tatsache, daß sie nicht entlassen wurden. General PATTON hatte in 27 Tagen eine halbe Million der von ihm gefangengenommenen Soldaten entlassen, bis ihm das von Gene­ral EISENHOWER untersagt wurde. »Hätte die gesamte US-Army ihre Kriegsgefangenen mit der gleichen Geschwindigkeit entlassen, hätten alle Deutschen bis Ende Juni ( 1945) die Lager verlassen. Aber nur etwa 500 000 oder 10 Prozent sind bis zum 2 . Juni entlas­sen worden. Etwa 2 200 000 wurden bis zum 8. September entlas­sen. Die restlichen 3 700 000 Kriegsgefangenen (der gesamten von den Amerikanern auf allen europäischen Kriegsschauplätzen gefangengenommenen deutschen Soldaten) befanden sich wei­terhin in den Lagern, waren dort bereits verstorben oder in bri­tische oder französische Obhut transferiert. (Der britische) Feld­marschall MONTGOMERY meinte, die Amerikaner hätten sich aus Ruhmredigkeit (vainglory) und nicht aus militärischer Notwendig­keit mit einer riesigen Zahl von Kriegsgefangenen überladen (loaded themselves down) . «358

35. James Bacque, Ofher Losses, General Paperback� Toronto, 1 991 , S. 148 .

357 James Bacque, ebenda, S. 143 . 358 James Bacque, eben da , S. 58 f.

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Um das Klima wiederzugeben, in dem sich diese westlichen Nachkriegsrnorde an deutschen Kriegsgefangenen abspielten, sei auf folgende Episode hingewiesen: Bei einem Essen, das STAll in der russischen Botschaft Teheran gab, hatte dieser vorgeschlagen, nach dem Krieg wahllos 50 000 deutsche Offiziere (wie in Katyn) zu erschießen.359

Während CHURCHILL sich diesem Vorschlag nicht anschloß, schlug ROOSEVELT daraufhin als Komprorniß 49 000 vor. Sein Sohn, Elliott ROOSEVELT, Brigadegeneral der US-Army, beteiligte sich an dem Ge­spräch mit einem Toast auf die Tötung »nicht nur dieser 50 000 . . . , sondern vieler weiterer Hunderttausender von Nazis auch«.360 Das geschah 1943, also lange vor der wegen der Ermordung von 31 Südtiroler Soldaten durch italienische Heckenschützen während des Krieges erfolgten Erschießung von 335 italienischen Geiseln, für die sich der bereits vorerwähnte 84jährige PRIEBKE nach seinem Frei­spruch seitens eines italienischen Militärgerichts im August 1996 und dem daraufhin erfolgten Auslieferungsersuchen der deutschen Bundesregierung gegen Ende des Jahres 1 996 erneut vor einem anders besetzten Militärgericht in Italien verteidigen muß. Bezüg­lich des deutschen Auslieferungsersuchens ist kennzeichnend, daß dieselben deutschen Politiker, die PRIEBKES Aburteilung gegebe­nenfalls in Deutschland besonders leidenschaftlich fordern, die von Tschechen an den Sudetendeutschen begangenen Vertreibungsver­brechen trotz des bisherigen tschechischen Festhaltens (Stand Oktober 1 996) an der Rechtmäßigkeit von Vertreibung und der

35. Diesem Vorsch lag waren bereits d ie versch iedenen Aufrufe des nach seinem Exi l lParis, 1 908-18) nach Ruß land zu rückgekehrten Kommun isten und späteren Sta l i npreisträgers I I ja EHRENBURG unter a ndere m i n der sowjetischen So ldatenzeitun g Roter Stern vor­ausgegangen . E iner davon sei h ier zit iert : » Tötet, tötet! Es g i bt n ichts, was an den Deutschen unschuld ig ist, an den Lebenden n icht und n icht an den Ungeborenen ! Folgt der Weisung des Genossen STAUN und zerstampft fü r im mer das faschistische TIer in seiner Höh le . Brecht m it Gewalt den Rassenhochmut der german ischen Fra u . Nehmt s ie a ls rechtmäßige Beute . Tötel, i h r tapferen, vorwö rts­stürmenden Rota rm iste n ! « IKarl Dön itz, Zehn Jahre und zwanzig Tage - Erinnerungen 7935-7945. Bernard & Graefe Ver lag, Bonn 8 1981 , S. 424) Der US-amerikan ische Pol it iker und Diplomat George F. KENNAN (Botschafter in Berl in und NIOskau ) ken nzeichnete d iese menschenverachtende Vorgehensweise der Roten Armee i n seinen 1 967 veröffent l ichten Nemoiren wie fo lgt : » Die Russen . . . säuberten (die ostdeutschen Gebiete) in einer Weise von der e inheimi­schen Bevölkerung, wofür es se i t den Tagen der asiatischen Horden ke ine Para l le le g ibt .« (George F. Kennan, A1emoiren, 1 9 67, S . 265, nach Alfred M de Zayas, aaO. - 0. 303 -, S . 66)

360 Sir Winston Church i l l , C/osing The Ring, S . 265, nach Ja mes Bacque, aaO. (0. 3561, S . 5 .

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Benesch-Amnestie für dabei begangene Mordtaten - also aus der Sicht der Sudetendeutschen und ihrem Recht auf Heimat eine >Null-Lösung< - auf eine totalverzichtspolitische »Schlußstrich­Erklärung« drängen .

Einige deutsche Politiker, wie die bündnisgrüne Vizepräsiden­tin des Deutschen Bundestages und der SPD-Vorsitzende, sind sogar bereit dazu gewesen, nach Prag zu pilgern, um sich dort diesbezüglich würdelos anzubiedern. Auch hat man vergeblich auf einen Protest dieser Politiker gewartet, als man den ehemali­gen DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich HONEcKER ungeachtet sei­ner in der Zone begangenen Untaten sehr viel jüngeren Datums in einer Nacht- und Nebelaktion am deutschen Recht vorbei hat lau­fen lassen, damit er von der deutschen Justiz unbehelligt im Aus­land >in Frieden< sterben konnte. Ähnlich großzügig wird seitens solcher deutschen >Zeitgeist-Politiker< mit dem Tatbestand umge­gangen, daß sich möglicherweise noch französische Täter am Le­ben befinden, die nach dem Krieg Geiselerschießungen auf deut­schem Boden zu verantworten haben. Der Verfasser erinnert sich noch gut, daß eine Reihe von deutschen Geiseln etwa in dem Ver­hältnis zu den Opfern, die in den Adreatinischen Höhlen den Tod gefunden haben, von der französischen Besatzungsmacht er­schossen wurden, weil in der betreffenden Gegend ihrer Besat­zungszone ein toter französischer Soldat aufgefunden worden war.

Zu dem, was in Frankreich in Kriegsgefangenschaft geratenen deutschen Soldaten in den vorerwähnten Lagern erwartete, kam noch hinzu, daß der Abtransport dorthin auf offenen Lastwagen so gefährlich war, weil die aufgehetzte Bevölkerung von Brücken Feldsteine' auf die auf den Ladeflächen der Lastwagen zusammen­gedrängten Männer zu werfen pflegte.

Die Gesamtzahl der in Kriegsgefangenschaft umgekommenen deutschen Soldaten und weiblichen Wehrmachtsangehörigen (etwa Luftwaffenhelferinnen) wird von Paul CARELL und Günter BÖDDEKER mit 1 1 Millionen angegeben.361 Davon die oben angeführ­te eine Million abgezogen, gehen die restlichen 10 Millionen auf das Konto der Sowjetunion und deren Satelliten. Die schon erwähn­te Forderung STALINS, nach dem Kriege 50 000 deutsche Offiziere zu erschießen, wurde 1950 in der Sowjetunion vollzogen. Nach­dem die UdSSR unter dem 5. Mai 1 950 eine Mitteilung veröf-

361 Pau l Care l l / Günter Böddeker, Die Gefangenen - leben und Überleben deutscher Solda­ten hinter Stacheldraht Ul iste in (Neua uflage), Berl i n 1 996, 5 . 458 .

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fentlicht hatte, daß die letzte Gruppe Kriegsgefangene nach Deutschland zurückgeführt worden und damit die »Entlassung der deutschen Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion nach Deutsch­land abgeschlossen« sei, hielt sie »mindestens noch ein halbes Hunderttausend deutscher Soldaten zurück - nur daß sie diese Männer. . . nicht mehr als Kriegsgefangene bezeichnete, sondern als Kriegsverbrecher« . Hierbei handelte es sich vornehmlich um Offiziere, die nach teilweise von ihnen erpreßten Geständnissen oder auch ohne Geständnis von Militärgerichten in sogenannten >Fünf-Minuten-Prozessen< zum Tode verurteilt und darauf hinge­richtet wurden.362 Abgesehen von dieser zwecks Ermordung zu­rückgehaltenen STAUN-Quote deutscher Offiziere sind die letzten Kriegsgefangenen in Abweichung zu obiger Mitteilung vom 5. Mai 1950 erst 1 1 Jahre nach Kriegsende aus der Sowjetunion heimge­kehrt . 363

Zu den Opfern sowjetischer Kriegsgefangenschaft gehören auch viele deutsche Soldaten, die völkerrechtswidrig aus schwedischer Internierung an die Sowjetunion ausgeliefert wurden. Die am 15 . November 1 945 bekanntgewordene Absicht der schwedischen Regierung, die Deutschen - wie auch die gleichfalls dort internier­ten Balten - einem unerbittlichen Sieger auszuliefern, »versetzte . . . das Land in Erregung und Empörung. Eine der größten Zeitun­gen des Königreichs schrieb: >Schwedens Ruhm und Ehre steht auf dem Spiel. «< Aber auch Vertreter der Kirche, der Stabschef der schwedischen Reichsverteidigung und weitere Prominenz des Landes vermochten diese Auslieferung nicht zu verhindern. Ein Geistlicher berichtete später über die Reaktion des sozialdemo­kratischen Außenministers ÖSTEN: »Exzellenz wiederholte seine Behauptung, die Sowjetunion sei ein Rechtsstaat . « 364 Dieser »Rechtsstaat« hatte zu dem Zeitpunkt bereits den größten Teil der bereits oben erwähnten 50 Millionen seiner dem Kommunismus zum Opfer gefallenen eigenen Staatsbürger, also das Fünf- bis Sechsfache der schwedischen Bevölkerung, umgebracht, ohne daß die in Moskau mit einer Botschaft vertretene schwedische Regie­rung - wenn auch nicht in absoluten Zahlen - wohl davon gewußt haben wollte. Vielleicht haben die Schweden regierenden Sozial­demokraten auch die von den Sowjets zu verantwortenden Mor-

3.2 Paul Carell / Gü nter Böddeker, ebenda, S. 443 ff. 3.3 Paul Carel l / Günter Böddeker, ebenda, Anmerkung zu den letzten drei Abbi ldungen

Lager Fried land . 36. Pau l Carel l / Günter Böddeker, ebenda, S. 240 f.

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de nicht als Verbrechen gegen die Menschlichkeit angesehen, weil diese unter dem Vorzeichen von Hammer und Siechel vollzogen wur­den und damit aus ihrer Sicht letztlich einer guten Sache dienten.

»Offensichtlich hat sich die schwedische Regierung 1945 Hoff­nungen gemacht, große Teile (des sowjetisch besetzten) Mecklen­burg-Vorpommerns zu erhalten. « Diese deutschen Gebiete waren in der Geschichte schon einmal von Schweden in Besitz genom­men worden. »Durch die Auslieferung von 2522 internierten deut­schen Soldaten an STAUN hoffte Schweden, daß der Diktator diesen territorialen Wunschgedanken schwedischer Regierungsmitglie­der entgegenkommen würde. Die Deutschen dienten als makab­res Tauschobjekt. STAUN aber hatte sich anders entschieden. «365 Die Auslieferung erfolgte in drei Schiffstransporten, von denen der letzte am 25. Januar 1946 ablegte.366 »Etwa 1000 der ausgelieferten Männer sind in der Gefangenschaft verstorben, einige bei flucht­versuchen erschossen worden . . . Das gesamte (der zitierten Veröf­fentlichung zugrunde liegende) Forschungsmaterial war von den schwedischen Behörden 45 Jahre >GEHEIM< gestempelt und fast unzugänglich gewesen . «367 So schuldbewußt ist das offizielle Schweden über seine Verletzung des Völkerrechts gewesen. Ein Bedauern, eine Entschuldigung bei den Opfern oder gar eine Wiedergutmachung ist bisher nicht erfolgt.

Die Deportation in Schweden internierter deutscher Soldaten sei­tens dieses sich im Frieden befindlichen demokratischen Staates, sollten diejenigen einmal bewerten, die den Deutschen vorwerfen, sie hätten alles gewußt oder wissen müssen und gegebenenfalls mit ihrem Widerstand gegen die Deportation - in diesem Fall von Juden und Zigeunern - ihre eigene Verbringung in ein Konzen­trationslager oder gar ihren Tod riskieren sollen, um sich nicht indirekt als Mittäter schuldig zu machen. Hinzu kommt, daß Wi­derstand in dem sich im Krieg befindlichen Dritten Reich mit Si­cherheit noch wirkungsloser als im demokratisch regierten Schwe­den gewesen wäre. Und das in einem Land, dessen Diktatur mit Versailles und der Finanzierung Adolf HITLERS seit 1923 aus dem Ausland zur >Machtergreifung< verholfen und zu dessen Zerstö­rung sowohl der Erste als auch der Zweite Weltkrieg von seinen jeweils später die Deutschen der >Alleinschuld < bezichtigenden

3.5 Enar Rundsteen, Schutzlos in Schweden - Schicksale deutscher Soldaten 1945/46, Ruth Gerig Verlag, Königstein/Taunus 1 995, S . 4 .

366 Enar Rundsteen, ebenda, s. 228 u . 267 . 367 Enar Rundsteen, ebenda, s. 6.

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Kriegstreibern inszeniert worden war! Zudem wäre in Schweden aktiver Widerstand gegen die Deportation deutscher Soldaten in rus­sische Todeslager wohl kaum mit vergleichbaren Risiken wie bei Widerstand im Deutschland Adolf HITLERS verbunden gewesen. Schweden konnte mit seiner Moral vereinbaren, einerseits - unter anderem mit seinen umfangreichen Erzlieferungen nach Deutsch­land - recht gut am Kriege zu verdienen, andererseits aber nach dem Kriege nicht nur obiges Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu voll­bringen, sondern auch die Deutschen wiederholt wegen der in ih­rem Land während des Dritten Reiches praktizierten Verfolgung von insbesondere Juden und deren >Alleinschuld< am Krieg mit erhobe­nem Zeigefinger zu kritisieren.

Unter Ministerpräsident Olaf PALME hat sich die Doppelzün­gigkeit Schwedens erneut offenbart, als dieser einerseits beson­ders lautstark den Frieden predigte, andererseits jedoch bekannt wurde, daß schwedische Firmen mit seinem Wissen heimlich in größerem Umfang Waffen- und Sprengstoffschmuggel betrieben. Als PALME das schließlich einschränken wollte, mußte er sterben -wie später wohl aus dem gleichen Grund auch Ministerpräsident Uwe BARSCHEL mit einer Reihe von plötzlich Herzinfarkten erlie­genden Zeugen.

Vorher hatte bereits ein Anschlag auf ein von BARSCHEL benutztes Flugzeug zum Tod seiner Mitinsassen, aber nicht auch von ihm selbst geführt. In beiden Fällen wird nach der hier zitierten Quelle bisher erfolgreich versucht, die Aufklärung der Morde zu ver­hindern. Über PALME war schon »kurz nach dem Mord . . . in Stock­holm ein Bericht des britischen Geheimdienstes MI6 eingegangen. Darin hieß es, Mitglieder der Koevoet-Einheit und der schwedi­schen Polizei seien für den Mord verantwortlich: Die Operation sei von einem gewissen Williamson geleitet worden« . Dieser Hin­weis sei 1 986 in informierten Kreisen bekannt gewesen. »Trotz­dem wurden der über diesen Mordanschlag schockierten Welt­öffentlichkeit allerlei blödsinnige Geschichten aufgetischt . « Die mehr als zehn Jahre alte Vertuschung im Mordfall PALME führe »auf die Fährte der geheimen Nebenregierung, die hinter der Po­litik der 80er Jahre die Fäden zog, mitsamt ihren zahlreichen > in­offiziellen Mitarbeitern< . «368

Die Bundesregierung hat eine >Wissenschaftliche Kommission für Dokumentation des Schicksals der deutschen Gefangenen des

368 Rainer Apel, » Pa lme-Mord : Wer versucht die Spuren zu verwischen?«, in Neue Solidari­tät, 23 . 1 0 . 1 996 .

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Zweiten Weltkriegs< berufen, die von 1 957 bis 1974 arbeitete und ihre Untersuchungs ergebnisse in 22 Dokumentenbänden mit zu­sammen mehr als 1 0 000 Druckseiten niedergelegt hat. Hierbei standen ihr unter anderem rund 400 000 Heimkehreraussagen und nahezu 50 000 weitere Berichte zur Verfügung. »Noch 1 969 ant­wortete der damalige Außenminister Willy BRANDT im Bundestag auf eine Anfrage, daß nach der Veröffentlichung der ersten bei­den Bände des Kommissionsberichtes die zuständigen Stellen zu dem Entschluß gekommen seien, die übrigen Bände nicht freizu­geben, . . . weil. . . (das) Mißverständnis ausgeschlossen werden sollte, daß mit einer massierten Publizierung des Materials eine politische Absicht verfolgt werde und eine Diskussion in der Öf­fentlichkeit des Inlands oder gar Auslands provoziert würde. Dies wäre der auf Versöhnung gerichteten Außenpolitik der Bundes­regierung nicht dienlich gewesen.«369

Im Umkehr schluß hat eigentlich BRANDT mit dieser Erklärung allen denjenigen, die den Deutschen bis in die seinerzeitigen und zwischenzeitlich heutigen Tag ständig die ihnen vorgeworfenen Untaten aus dem Dritten Reich vorhalten, unterstellt, daß diese eine Aussöhnung mit dem deutschen Volk nicht wünschen. Hier­bei sei dahingestellt, ob das aus grundsätzlichen Erwägungen ge­schieht oder als Begründung für immer neue einseitige Re­parations- oder Wiedergutmachungsforderungen sowohl von Ländern für deren Haushalte als auch von und für Personengrup­pen oder Einzelpersonen. Erst lange nach BRANDTS Ableben sind die Forschungsergebnisse der wissenschaftlichen Kommission zur Veröffentlichung freigegeben worden, so daß sie nunmehr von den zitierten Autoren ausgewertet und zusammengefaßt einer breite­ren Öffentlichkeit vorgestellt werden konnten.

Der Verfasser hatte das Glück, nach dem Zusammenbruch in britische Kriegsgefangenschaft zu geraten, wo er korrekt behan­delt und zügig entlassen wurde. Ein britischer Mannschaftsdienst­grad vertrat ihm gegenüber - ungeachtet der diesem zuteil ge­wordenen Kriegspropaganda und in Unkenntnis der wirklichen Kriegsgründe - die Auffassung, der Krieg hätte vermieden wer­den können, wenn sich Adolf HITLER für die Verwirklichung sei­ner Ziele mehr Zeit gelassen hätte. Großbritannien habe sein Welt­reich schließlich auch nicht in sechs Jahren geschaffen. Dessen Sergeant teilte sogar sein Brot mit dem Verfasser, während dem

3 •• Pou l Corel l / Günter Böddeker, Die Gefangenen . . . , 00 .0 . 15 . 5. 239, a. 36l 1, 5. 457 f.

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als Sohn einer US-amerikanischen Mutter zweisprachig in Berlin aufgewachsenen Vater des Verfassers im US-Gefangenenlager Munster von plündernden Wachsoldaten seine Taschenuhr und der Ehering abgenommen wurde, obwohl er dort als Chefdolmet­scher eingesetzt war. Unter den Augen seiner Offiziere lief ein Wachsoldat mit einem Drahtring herum, auf dem er an die 40 Ehe­ringe von Kriegsgefangenen aufgezogen hatte. Ermordet oder ge­schlagen wurden die dortigen Kriegsgefangenen allerdings nicht. Auf was für eine traditionsreich-disziplinierte Vergangenheit die US-Amerikaner zurückblickten, die Deutschland als >Befreier< heimsuchten, mag folgender Feststellung entnommen werden, die General EISENHOWERS großer Vorgänger, General George W ASHING­

TON, im Jahre 1 775 in Boston getroffen hat:

»Der Oberbefehlshaber der Streitkräfte dieses Landes er klärt heute hier, wenn er die Tiefe der moralischen Verkommenheit Amerikas gekannt hätte, hätte er sein Kommando niemals über­nommen. Solch einen Mangel an vaterländischem Geist - erklärte er - und solch Mangel an Tugend, und Gerissenheit in all den niedrigen Künsten, sich Vorteile von der einen oder anderen Art zu verschaffen, habe ich niemals vorher gesehen, und ich hoffe, das niemals wieder mit ansehen zu müssen.«370

In seiner neuerlichen Veröffentlichung aus dem Jahre 1 995 legt BAcQuE Beweise dafür vor, daß nach dem Krieg bis zur Volkszäh­lung von 1950 über fünf Millionen deutsche Zivilisten unter der alliierten Militärregierung schlicht verhungerten. Die Direktive JCS 1067 zur US-Besatzungspolitik (s . S. 248, Q. 380) war nach BAcQuE

nichts anderes als die »Weiterführung des angeblich aufgegebe­nen Morgenthau-Plans« . (s. S. 246 ff. , Q. 374-380) US-Berechnun­gen aus dem Jahre 1 947 ergaben, »daß in den kommenden zwei bis drei Jahren > infolge der gegenwärtigen hohen Sterberate in Deutschland< die Bevölkerung um zwei Millionen schrumpfen würde. Dieser Bevölkerungsschwund zeigt sich deutlich beim Ver-

370 George Washington, nach Readers Digest. US-Ausga be, September 1952 . - Orig ina ltext unter der Überschrift " Moral rot endangers land, wams genera l I « I,General wamt. mora­l ische Fäu ln is gefährdet das land<l : »The head of the countries a rmed forces declared here today that if he had known the depth of America's moral decay he would never have accepted his command . Such a dearth of publ ic spir it« he asserted, »and want of virtue, and ferti l ity in a l l the low a rts to obta in advantages of one kind or a nother, I never saw before and hope I may never be witness to aga in . «

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gleich der Volkszählungsergebnisse von 1946 und 1950« . 371 Nach einer Reuter-Meldung vom 3. September 1 945 hat der an der Spit­ze des Großbritannien, Frankreich, Deutschland und die Sowjet­union bereisenden Auswärtigen Ausschusses des US-Senats ste­hende Senator PEPPER in Paris die Auffassung vertreten, Deutsch­land müsse in der Bevölkerungszahl auf die Größe von Frankreich, also von damals 80 Millionen auf rund 40 bis 50 Millionen Ein­wohner herabgesetzt werden. So würde Deutschland in Zukunft nicht gefährlich sein können.372 Im schwedischen Rundfunk wur­de am selben Tag berichtet, EISENHOWER habe auf eine Anfrage, »ob man beabsichtige, Lebensmittel nach Deutschland zu schaffen (geantwortet), es bestehe keine Veranlassung, die Deutschen zu mäs ten « .373

371 Alfred M. de Zoyos, Vorwort zu Jomes Bocq ue, Verschwiegene Schuld - Die alliierte Besatzungspolitik in Deutschland nach 1945, in Deutscher Ost-Dienst /DODJ, 3 . 1 1 . 1 995 .

312 Enar Rundsteen, Schutzlos in Schweden, 000. I s . S . 241 , Q. 365 1, S. 4 . 313 Enar Rundsteen, ebendo, S . 2 1 2 .

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Die Besatzungspolitik und ihre Fortsetzung

Der Morgenthau-Plan entstammte dem Gehirn des nach ihm be­nannten US-Finanzministers Henry C. MORGENTHAU Jr. Während eines Europabesuchs im Sommer 1944 hatte er festgestellt, daß die unter dem Oberbefehl von General ErsENHowER stehenden westli­chen Alliierten wohl Pläne hatten, wie sie Deutschland besiegen wollten, aber keinerlei Vorstellungen, was mit Deutschland nach seiner Niederwerfung geschehen solle. Der britische Außenmini­ster Anthony EDEN las ihm zwar ein Protokoll der Teheran-Konfe­renz (28. 1 1 . - 1 . 1 2 . 1 943) vor, auf der beschlossen worden war, Deutschland zu zerstückeln, konnte ihm jedoch nicht sagen, wie das im einzelnen zu handhaben sei .374

Auch ErsENHowER wußte lediglich, daß er die Deutschen »hart behandeln« wolle.375 Danach berichtete MORGENTHAU Präsident Roo­

SEVELT im Weißen Haus, in der Europäischen Beratungskommissi­on (European Advisory Commission) gäbe es niemanden, der unter­suchen würde, wie Deutschland nach den Vorstellungen des Präsidenten hart (roughly) behandelt werden solle. ROOSEVELT ant­wortete darauf:

»Wir müssen hart (tough) mit Deutschland umgehen, und ich meine mit dem deutschen Volk, nicht nur mit den Nazis. Wir müssen die Deutschen entweder [nach dem Kaufman-Plan] kas­trieren, oder man muß sie so behandeln, daß sie nicht weiterhin Menschen reproduzieren können, die so fortfahren wollen wie in der Vergangenheit .«376

Hierzu wird vom Verfasser auf die Vorgaben des unten auszugs­weise wiedergegebenen Hooton-Planes (s. S . 252, Q. 386) und den dort erwähnten Kaufman-Plan hingewiesen.

Auf der Konferenz von Quebec ( 1 1 . -16 . 9 . 1 944), an der Präsi­dent ROOSEVELT, Premierminister CHURCHILL und der kanadische

374 Presidentia l Dia ry, Morgenthau Papers, Vo1 .6 , 1 9 . 8 . 1 944, nach James Bacque, Ot her Lasses, aaO. Is. 5. 237, Q. 3561. 5. 6 .

37' J o h n Marlon Blum, Raaseve/t and Morgentha� Houg hton Miffl in , Boston 1 970, 5 . 59l .

nach Ja mes Bacq ue, ebenda . 376 Presidentia l Dia ry, Morgenthau Papers, Vol .6, 6 . 8 . 1 944, Hyde Park, nach James Bacque,

ebenda, 5.7 f.

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Premierminister MAcKENZIE KING teilnahmen, gelang es dann MOR­

GENTHAU, C HURCHI LL, der anfänglich den Plan für »unnatürlich, unchristlich und unnötig« hielt,377 unter anderem mit dem Argu­ment von seinem Plan zu überzeugen, »wenn die deutsche Indu­strie zerstört würde, würden neue Märkte für britische Hersteller geöffnet« .378

CHURCHILL hatte dann noch Schwierigkeiten, seinen Außenmini­ster Anthony EDEN zu überreden, der sich mit den Worten dage­gen gewandt hatte:

»Sie können das nicht tun. Sie und ich haben schließlich genau das Gegenteil öffentlich verkündet .«

Das von RoosEvELT mit FDR und von CHURCHILL mit WSC in Que­bec gezeichnete, zunächst geheime Konferenzmemorandum hat folgenden Wortlaut:

»In einer Konferenz des Präsidenten und Premierministers über die besten Maßnahmen, wie eine erneute Wiederaufrüstung Deutschlands verhindert werden kann, wird die zukünftige Ver­fügungsgewalt über das Ruhrgebiet und das Saarland angese­hen. Die Leichtigkeit mit der die metallurgische, chemische und Elek­troindustrie in Deutschland von ziviler zu militärischer Erzeu­gung umgewandelt werden kann, hat uns bereits mit bitteren Erfahrungen beeindruckt. Es muß ferner in Erinnerung gerufen werden, daß die Deutschen große Teile der russischen Industri­en und derjenigen von anderen benachbarten Alliierten zerstört haben; und es ist demgemäß rechtens, daß diese geschädigten Länder berechtigt sein sollen, die Maschinen zu demontieren, um damit die erlittenen Verluste zu ersetzen. Deshalb ist es er­forderlich, die erwähnten Industrien an der Ruhr und der Saar stillzulegen (put out of action) und zu schließen (dose down) . Es wird für notwendig gehalten, daß die beiden Regionen unter Aufsicht einer Weltorganisation gestellt werden, deren Aufgabe es ist, die Demontage dieser Industrien zu überwachen und si­cherzustellen, daß sie nicht unter irgendeinem Vorwand wie­deraufgebaut werden.

377 N1emorondum for fhe 5ecrefary's files by Harry D. Whife, Presidentiol Dio ry, Quebec Box, 1 3 . 9 . 1 944, Hyde Park, noch Jomes Bocque, ebendo, 5. 9 .

378 John Morton Blum, Rooseve/f . . . , 000. (5. 5. 246, Q. 3751. 5 . 596, noch Jomes Bocque, Ofher Losses, 000. (5. 5. 237, Q. 3561. 5. 9.

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Dieses Programm zur Beseitigung der Rüstungsindustrie an Ruhr und Saar zielt darauf ab, Deutschland in ein Land mit vornehm­lich agrarischem Charakter umzuwandeln. Der Präsident und der Premierminister stimmen diesem Programm zu.

OK FDR (ROOSEVELT) WSC (Churchill) 1 6 . September 1 944«379

Auch der US-amerikanische Völkerrechtler Alfred M. DE ZAYAS kommt in seiner Nemesis at Potsdam - The Expulsion of the Germans from the East ( >Vergeltung in Potsdam - Die Vertreibung der Deut­schen aus dem Osten< ) zu der Erkenntnis, daß, »obwohl sich die westlichen Alliierten den Morgenthau-Plan nicht offiziell zu ei­gen gemacht hatten, vieles von ihm in der (auszugsweise nachste­hend wiedergegebenen Direktive) JCS / 1 067 wiederzufinden ist und eine bedeutende Rolle in der amerikanischen und britischen Besatzungspolitik in den ersten Monaten und Jahren nach der Kapitulation gespielt hat, während denen eine gründliche Dein­dustrialisierung Deutschlands durchgeführt wurde« . Hierbei han­delte es sich »um eine Direktive vom April 1945 des US-Oberkom­mandos (Joint Chiefs of Staff) an den Oberkommandierenden der US-Streitkräfte (in Europa), General Dwight D. EISENHOWER. Diese wies General EISENHOWER unter anderem an:

>Sie werden keine Maßnahmen ergreifen, die der Befriedigung der Grundbedürfnisse (basic l iving standards) in Deutschland auf einer höheren Basis als in irgend einem anderen benachbarten Mit­gliedsland der Vereinten Nationen dienen. Und Sie werden sicher­stellen, daß die Lebensbedingungen (basic l iving standards) des deutschen Volkes nicht besser sind als diejenigen in irgendeinem der benachbarten Mitgliedsländer der Vereinten Nationen, falls solche Maßnahmen dazu beitragen, den Lebensstandard in irgend einer dieser Nationen anzuheben. «<

Hierzu bemerkt DE ZAYAS, daß diese Anweisungen eine Rück­wärtsentwicklung Deutschlands bewirken und die Verhinderung des Wiederaufbaus zu einem status quo ante (vorherigen Zustand) verhindern sollten .38° Mit der geflissentlichen Umsetzung dieser

37. Henry l. Stimson und McGeorge Bundy, On Active Service in Peace and War lNachd ruck), Harper and Brothers, New York 1 945, S. 576, nach James Bacque, aoO. 15. S. 237, Q. 356), S . 10 f.

380 Alfred M. de Zayos, Nemesis al POlsdam, aaO. 15. S. 206, Q. 303), S . 1 31 f.

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Direktive hat sich der eher einfältige als zu staatsmännischem Den­ken befähigte GeneraP81 für sein späteres Amt als Präsident der Vereinigten Staaten Insider-qualifiziert.

Es wird von deutschen Regierenden natürlich niemals gefordert, daß die für den Tod der deutschen Opfer verantwortlichen Täter auch entsprechend bestraft werden. So gelangt man zu dem Ein­druck, daß es - wie immer noch in den UN-Feindstaatenklauseln festgeschrieben - grundsätzlich keine Verbrechen an Deutschen gibt, sondern nur Deutsche, selbst wenn sie unschuldig sind, zu Recht bestraft werden und worden sind. Und das nicht etwa le­diglich in den Gehirnen der Siegermächte, sondern auch der eige­nen Regierung und Opposition sowie den dafür Sorge tragenden öffentlichen Rundfunkanstalten (ÖRA) und gewissen anderen, sich >political correct< verhaltenden Medien.

.

Nach 51 Jahren wurde der von den Sowjets 1 945 zum Tode verur­teilte General P ANNWITZ russischerseits rehabilitiert und zugege­ben, daß die zu seiner Verurteilung herangezogenen Beweise ge­fälscht waren. Das von ihm geführte, auf deutscher Seite gegen die Partisanen Titos kämpfende XIV. Kosaken-Korps mit einer Stär­ke von etwa 25 000 Mann wurde nach der Kapitulation von den Briten entgegen der getroffenen Vereinbarung am 9. Mai 1 945 an die Rote Armee ausgeliefert und dort - wie vorher nicht anders zu

381 Über d iesen ,West-Pointer< lAbso lventen der US-Mi l itära kademie West Point) wurde wä h­rend se iner Amtszeit a ls Präsident der Verein igten Staaten von New Yorker Intel lektuel len fo lgende Anekdote kolportiert: EISENHOWER begeht ein mi l itärisches Jub i läum. Die Offiziere seines Stabes erwägen, i hm dazu e in Buch zu schenken . E i ner von i h nen wird zu ,Mammy Eisenhower( gesch ickt, um deren Zustimmung hierfür zu erbitten . Diese reagiert dara uf: »Er hat bereits e in Buch . « Es gel ingt dem Besucher jedoch, s ie davon zu überzeugen, daß es dekorativ se in könne, wenn das eine Buch l inks und das a ndere Buch rechts auf dem Ka minsims plaziert wür­de, so daß dem Genera l das Buch - eine Biographie Napoleons I . -, wie von seinen Sta bsoffizieren beabsichtigt, auf der Jub i läumsparty ü berreicht werden kan n . Am Mor­gen nach der Pa rty erscheint EISENHOWER sta rk mitgenommen in seinem Hauptquartier. Die Offiziere seines Stabes erkundigen sich darauf besorgt bei ihm, ob die von ihnen vera n­sta ltete Party woh l zu a nstrengend für i h n gewesen sei . Das verneint der Genera l jedoch entschieden. Es sei vielmehr dos Buch gewesen. Er habe die ganze Nacht dazu gebraucht, es d u rchzu lesen, um schl ießl ich zu erfahren, was mit dem Kerl (guy/ geschehen sei . EI­SENHOWER gerade ein Buch über NAPOLEON zu schenken, wäre - wenn es sich h ier nicht um eine Anekdote ha ndeln würde - schon ein passendes Geschenk gewesen . Sch l ießl ich hat letzterer mit seinen Feldzügen der Alten Welt vornehml ich Schaden zugefügt, wie das der General aus der Neuen Welt später Insider-gesteuert mit seinem ,Crusade in Europe( IKreuzzug in Eu ropa) auch fert iggebracht hat . Hätte EISENHOWER mehr B i ldungshorizont besessen, wä re sein Buch über sein mi l itä risches Wirken i n Eu ropa sicherl ich nicht unter d iesem TItel veröffent l icht worden . Im krassen Gegensatz zu der heute erfo lgreich von der Basis her betriebenen Is la misierung Europas waren die Kreuzzüge ein Feh lschlag .

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erwarten - umgebracht. PANNWITZ fand den Tod, weil er sich frei­willig in sowjetische Gefangenschaft begeben hatte, da er sich von seinen Soldaten nicht trennen wollte. Dieses Schicksal widerfuhr auch denjenigen Menschen, die sonst auf deutscher Seite gegen die Stalin-Diktatur gekämpft oder als Fremdarbeiter nach Deutsch­land deportiert worden waren. »Die von den Westalliierten mit brutaler Grausamkeit vollzogene >Repatriierung< von Sowjetbür­gern in das Reich STALINS gehört zu den unbegreiflichsten Verbre­chen« der Nachkriegszeit. In der Regel wurde diese Liquidierung in der Lagerwelt des GUPVI vollzogen, eines Bruders des GULAG. Nach den Recherchen des Leiters des Instituts für Kriegsopferfor­schung Wien/Graz, Stefan KARNER, in ehemaligen sowjetischen Geheimarchiven haben dort etwa vier Millionen Menschen den Tod gefunden.382/383 Ein auf seiten der Briten, Franzosen und US­Amerikaner, also der heutigen Bündnispartner Deutschlands, er­folgtes Bedauern ist dem Verfasser nicht bekannt. Da soll vielmehr noch 1 987 laut oben zitierter US-amerikanischer Quelle - der nach britischer Quelle lediglich angebliche - Rudolf HESS nach 46 Jah­ren Einzelhaft ( ! ) im Alter von 93 Jahren aus britischer Staatsräson in Berlin, also auf deutschem Boden, ermordet worden sein, ohne daß bisher deutsche Stellen die Aufklärung des vermutlichen Mordfalls und gegebenenfalls die Verurteilung der Täter gefor­dert haben. Außerdem stellt sich die Frage, wie die Briten dazu kamen, das deutsche historische Gebäude in Berlin-Spandau zur offensichtlichen Beseitigung der Mordspuren sofort nach der Tat zu schleifen, in dem der Gefangene unter alliierter Bewachung ein halbes Jahrhundert eingekerkert war.

Wenn sich die Bundesregierung nunmehr um die Auslieferung vorerwähnten PRIEBKES bemüht hat, bleibt sie die Antwort auf die Frage schuldig, warum sie das nicht auch etwa bei dem wegen seines Bombenterrors in Großbritannien geadelten und später nach seinem Tod sogar mit einem von der Queen-Mutter enthüllten Bronzedenkmal heldengeehrten Luftmarschall HARRIS und seinen mitverantwortlichen Untergebenen gefordert hat. PRIEBKE vorge­worfene 335 Todesopfer sind zahlenmäßig mit den vielen Tausen­den von Zivilpersonen, die bei den Bombenangriffen der britischen

3.2 FAZ, 8 . 6. 1 996, »Maskau rehab i l it iert deutsche Generale - Beweise waren gefä lscht / S ignal an die Kosakenbewegung« .

3.3 Stefan Karner, Im Archipel GUPVI. Kriegsgefangenschaft und Internierung in der Sowiet­union 1941-1956, Kriegsforschung 1 , R . O ldenburg, Wien-München 1 9 95, nach Peter Maser, in Die Pommersche Zeitung, 27. 7 . 1996 .

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und US-amerikanischen Luftflotten umgekommen sind, kaum vergleichbar. Und beide haben auf Befehl gehandelt. Der eine auf Führerbefehl zur Abwehr weiterer, nach der Haager Landkriegsord­nung unzulässiger Mordtaten von Heckenschützen und der andere auf CHURCHILL-Befehl mit dem Ziel, möglichst viele Deutsche - unge­achtet welchen Geschlechts und Lebensalters - völkerrechtswidrig zu vernichten. Das sowohl straf- als auch menschenrechtliche Über­gewicht dessen, was jeweils geschehen ist, dürfte nach damals gel­tendem nationalen und internationalen Recht eindeutig auf alliier­ter Seite liegen. Selbst wenn die jeweiligen Geschehnisse rechtlich gleich bewertet werden sollten, ist nach Artikel 3 GG für die Bundes­regierung und deutsche Gerichte Gleichbehandlung zwingend vorge­schrieben. Darauf kann sich PRJEBKE nebenbei auch in bezug auf Ho­NECKER berufen, sofern er nach deutschem Recht im Krieg straffällig geworden sein sollte (?) .

Ferner vermißt der Verfasser eine vergleichbare Reaktion der italienischen und der Weltöffentlichkeit auf die noch ungesühn­ten Bombenangriffe der Alliierten am 19 . Juli 1943 auf die Ewige Stadt und am 15 . Februar 1 944 auf das Kloster Monte Cassino . Beim ersten dreistündigen Bombardement sind nicht nur 1 66 Zivi­listen getötet und 1 659 verletzt, sondern auch zahlreiche kirchli­che Gebäude und kulturelle Einrichtungen zerstört worden. Das geschah nicht spontan, sondern nachdem der US-Sonderbot­schafter beim Heiligen Stuhl, Myron C. TAYLOR, den Papst über die Möglichkeit einer Bombardierung Roms unterrichtet und letz­terer kein Verständnis für diese Art Kriegführung gezeigt hatte. Bei Luftangriffen auf die Ewige Stadt drohte der Papst mit einer öffentlichen Stellungnahme, in welcher die Bombardierung gegen Zivilpersonen und Wohnviertel verurteilt würde. Bevor der An­griff zur Durchführung kam, versuchten Amerikaner und Briten den Papst von dieser Erklärung abzuhalten.384

Bei der anglo-amerikanischen Bombardierung des Klosters Mon­te Cassino wurde dieses Stammkloster des Benediktinerordens und >Erbe der Menschheit< total zerstört, nachdem Stunden zuvor die Abtei bereits Ziel alliierten Artilleriefeuers gewesen und dabei beschädigt worden war. Das deutsche Oberkommando hatte das Kloster auf Ersuchen von Papst PlUS XII. nicht in seine Verteidi­gungslinie gegen die alliierten Angreifer einbezogen und das dem

384 Alfred Sch icke!. » Ang lo-Amerikaner fordern den Papst heraus . Die ersten Bomben auf Rom«, i n Junge Freiheit, 1 2 . 7 . 1 996 .

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päpstlichen Kardinalstaatssekretariat mit der Bitte zur Kenntnis gegeben, das alliierte Oberkommando entsprechend zu unterrich­ten. Ungeachtet dessen warfen die Alliierten Flugblätter über dem Kloster ab, in denen »alle Zivilpersonen zur Räumung von Monte Cassino« aufgefordert wurden. Wie der Abt des Klosters, Bischof Gregorio DIAMARE, Botschafter Ernst Frhr. VON WEIZSÄCKER (Vater des späteren Bundespräsidenten) gegenüber versicherte, befanden sich »keine deutschen Soldaten im Kloster von Monte Cassino« . Die dort wegen seiner Ausklammerung aus den Kampfhandlun­gen Schutz suchende Zivilbevölkerung habe sich nicht »aus dem unter (vorerwähntem Artillerie-)Beschuß liegenden Kloster ber­gen können« . So waren die Mönche des Konvents sowie über 100 Zivilpersonen dem Angriff der in mehreren Wellen anfliegenden viermotorigen Bomber ausgesetzt und hatten viele Todesopfer zu beklagen. Präsident RoosEvELT hat die Bombardierung von Monte Cassino - wie seitens der Vereinigten Staaten bis heute die Atom­bomben auf Hiroshima (6. 8 . 1 945 über 200 000 Tote) und Nagasa­ki (9. 8 . 1 945 über 39 000 Tote) - damit zu rechtfertigen versucht, daß es sich hierbei um einen »Beitrag zur Verkürzung des Krie­ges« und damit zur Verhinderung »des Sterbens vieler amerikani­scher Soldaten« gehandelt habe. Zu diesem Rechtfertigungsver­such des Präsidenten sei bemerkt, daß nach der Zerstörung des Klosters deutsche Fallschirmjäger den Berg in ihre Verteidigungs­linie einbezogen haben und von dort aus die Angriffe der Alliier­ten wochenlang abwehren konnten. Neben den zivilen Opfern sind Kriegsgräber von

20 000 deutschen, 4265 britischen, 3700 französischen,

800 italienischen und 1 1 1 1 polnischen Soldaten

die stummen Zeugen dieser rücksichtslosen militärischen Entschei­dung,385 für die noch kein Verantwortlicher zur Rechenschaft ge­zogen wurde, weil es sich um kein deutsches, sondern um ein alli­iertes Kriegsverbrechen handelt.

Bereits 1943 wurden von dem Harvard-Professor für Anthro­pologie Ernest HOOTON Insider-Vorstellungen für eine ethnische Zer-

385 Alfred Schickei, »Mit b l inder Vernichtu ngswut - Die s inn lose Zerstörung des Klosters Mante Cassino vor 50 Jahren«, in Das Oslpreußenb/att. 1 9 . Februar 1 9 94, S. 24.

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störung des deutschen Volkes als Nachkriegszielsetzung entwickelt. Hierbei formuliert er unter anderem folgende Forderungen:

»Um den Circulus vitiosus der Wechselwirkung eines militari­stischen Staates und den räuberischen Neigungen seiner Bürger zu brechen, müssen der erstere zerstört und die letzteren neu­tralisiert oder hinausgezüchtet werden. Da der Staat der Mecha­nismus für das Wirksamwerden von Gruppenaggressionen ist, muß seine Zerstörung solche Aggressionen am wirkungsvoll­sten vereiteln und es gleichzeitig leichter machen, mit der Kul­tur und biologischen Qualität der Bevölkerung individuell um­zugehen.«

Allgemeines Operationsziel des Hooton-Planes ist es,

»den deutschen Nationalismus und die deutsche aggressive Ideo­logie zu zerstören unter Bewahrung und Forterhaltung wün­schenswerter deutscher biologischer und soziologischer Lei­stungsfähigkeiten« .

Maßnahmen zur Erreichung dieser Zielsetzung sind:

1. Hinrichtung oder lebenslängliche Verurteilung aller Führer der Nazipartei; dauerhafte Verbannung aller Berufsoffiziere .

2. Verwendung der gegenwärtigen Masse der deutschen Armee für eine Dauer von 20 oder mehr Jahren als Arbeitskräfte zum Wiederaufbau in zerstörten Gebieten der Kriegsalliierten in Eu­ropa und anderswo. Diese Arbeitskräfte sollten nicht als Kriegs­gefangene oder Sträflinge behandelt werden, sondern als bezahlte, Angestellte (überwacht und mit eingeschränkter Be­wegungsfreiheit von ihrem Beschäftigungsort) . Sie können bei guter Führung in den Genuß der Einbürgerung kommen. Ledi­ge Männer sollten Frauen des Landes ihres Aufenthalts oder Einbürgerung heiraten dürfen. Die Familien von bereits ver­heirateten Männern sollten für eine Reihe von Jahren in Deutsch­land verbleiben, aber eventuell die Erlaubnis erhalten, sich mit den Vätern zu vereinigen. Die letzteren dürfen nicht die Erlaub­nis erhalten, nach Deutschland zurückzukehren. Das Ziel dieser Maßnahme is t unter anderem eine Reduzierung der Geburtenrate von >reinrassigen< Deutschen, die Neutralis ierung der deu tschen Aggres­s ivität durch deren Herauszüchtung, und die Destabilis ierung von indoktrin ierten Personen .

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3. Fragmentierung des Deutschen Reichs in mehrere Staaten (wahr­scheinlich in seine ursprünglichen Einzelstaaten), wobei jeder einzelne im Rahmen von in angemessenen Abständen seitens der Alliierten durchgeführten Inspektionen seine eigene Form einer nicht-faschistischen Regierungsweise wählen sollte. Das Ziel dieser Maßnahme ist es, den nationalen Rahmen für eine vereinte deutsche Aggression zu zerstören.

4. Während der Phase der Überwachung und Besetzung der Ein­zelstaaten durch militärisches und ziviles Personal der Alliier­ten Förderung von Ehen zwischen Besatzungspersonal und deutschen Frauen sowie deren dauernde Niederlassung in Deutschland. Während dieser Phase sollte auch die Immigrati­on und Niederlassung von insbesondere männl ichen Ausländern in den deutschen Einzelstaaten gefördert werden . (Originaltext s. An­hang IV) . 386

Neben dem oben erwähnten Morgenthau-Plan, den - lediglich hinsichtlich seiner Ziele genannten, aber hier nicht näher behan­delten - Vernichtungs empfehlungen mittels Massen-Kastration des Kaufman-Plans387 und den sich 1 993 vorn >Club of Rome< zu eigen gemachten Vorstellungen von Yehezkel DRoR prägt dieser Hoo­ton-Plan nach der Teilvereinigung wieder verstärkt den politischen Standort Deutschland. Die in Deutschland umgesetzte Verzichts­, NATO-Besatzungs-, EU-, Ausländer-, Eigentums-, Steuer-, Dro­gen- und Familien- (einschl. Abtreibungs-)Politik sowie die vorn linken Umweltspektrum der deutschen gesellschaftlichen Grup­I?en- und Parteienlandschaft geforderte industriefeindliche Okodiktatur fußen vornehmlich auf diesen beiden >Rahmenplä­nen< (Morgenthau-Plan und Hooton-Plan) . Ihre Einhaltung wird zuverlässig von den Insider-gesteuerten öffentlichen Rundfunk­anstalten (ÖRA) und anderen Zeitgeist-Medien jeweils situati­onskonform vorgegeben und überwacht. Jeder Versuch demokra­tischer Kräfte, aus dieser diktatorischen Zwangsjacke auszubre­chen, also mit rechtsstaatlichen Mitteln Widerstand gegen diese Fremdbeherrschung über die eigenen Medien und Marionetten­Politiker zu leisten, wird durch gesellschaftliche Ausgrenzung

38. Earnest Hooton, » B reed War Stra in Out of Germans, und Should We Kil l the Germans -Application to Post-War-Germany IBasic Postulats, General Objective, fv'teasuresl. in PMs Daily, New York, 4. 1 . 1 943 .

387 Werner Syma nek, Deutschland muß vernichtet werden1- Verlag Werner Syma nek, 1 996 .

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mittels entsprechender Indoktrinierung des Wählerpotentials und Kriminalisierung der in die rechtsradikale oder gar rechtsextreme Ecke gestellten >Täter< und deren schnell als >verfassungsfeind­lich< eingestufte Gruppierungen entgegengewirkt . Die wesent­lichen Parolen (wie zu DDR-Zeiten z. B. >Republikflucht < ) sind dafür:

Revanchismus: für Recht auf Heimat und Ächtung der Vertrei­bung, wenn Deutsche betroffen sind,

Nationalismus: für den Erhalt (nur) der deutschen staatlichen Ein­heit,

Rechtsradikalismus: für den Erhalt (nur) Deutschlands und sei­ner ethnischen Substanz,

Ausländerfeindlichkeit: für den Erhalt (nur) der deutschen so­zio-kulturellen Identität,

Rassismus: für die Abwehr (nur) deutscher sozio-ökonomischer Überforderung als zum Beispiel Voraussetzung für den Er­halt des deutschen Sozialstaats,

Anti-Fa: Codewort für den internationalen Kommunismus / Sozialismus, aber auch für den Ausbau des seit dem Dritten Reich existierenden Autobahnnetzes, die Beseitigung des Pri­mats der Familie, soweit es sich nicht um homosexuelle oder multikulturelle Paare handelt, sowie die Verurteilung der Vernichtung des ungeborenen insbesondere deutschen menschlichen Lebens, aber nicht desjenigen von Froschlaich. Würden im Dritten Reich bereits Atomkraftwerke gebaut worden sein, würde der Kampf dagegen auch unter >Anti­Fa< eingeordnet und verherrlicht werden.

Diesbezüglich haben sich seit den NS-Zeiten nur die Methoden geändert. Sie sind weniger plump, also raffinierter geworden. An­dererseits werden sich verfassungsfeindlich verhaltende linke in­und ausländische Kräfte und deren Zusammenschlüsse selbst im Falle von gewalttätigen Übergriffen - auch bei Ausländerkrimi­nalität - verharmlost sowie dazu noch umfangreich mit dem Steu­erzahler abgepreßten öffentlichen Mitteln gefördert. Die Versor­gung der deutschen Kinder (etwa mit Kindergartenplätzen), Auszubildenden, Schwachen und Alten bleibt dabei - wie in obi­gen >Rahmenplänen< vorgegeben - auf der Strecke. National-wert­konservative politische Parteien und Programme, wie sie in den Vereinigten Staaten von Richard (Bob) DOLE und dem texanischen

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Milliardär Ross PEROT oder in Frankreich sowie neuerdings auch in Großbritannien von dem >milliardenschweren Europagegner< Sir James GOLDSMITH vertreten werden, würden in Deutschland, wenn nicht sogar wegen ihrer Rechtslastigkeit verboten, so doch vom Verfassungsschutz beobachtet und der dauernden Diffamie­rung als Feinde der Demokratie durch die Fernsehanstalten sowie diesen geistig nahestehenden elektronischen und Printmedien aus­gesetzt .

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Maastricht statt Morgenthauplan

Der zuletzt genannte, für die Europapolitik nicht uninteressante Europäer GOLDSMITH ließ seine politischen Anhänger wissen: »Mein Vater war Jude deutscher Abstammung und später Abgeordneter im Londoner Unterhaus . Meine Mutter stammt von französischen Bauern ab . Ich bin also Franzose als auch Engländer, zugleich Jude und Katholik, gleichzeitig Bauer und Aristokrat; ideale Voraus­setzungen, um in der Europapolitik mitzumachen . . . Ich bin für ein Europa der Nationen, aber gegen ein Europa, das von Brüsse­ler Technokraten regiert wird . «388

GOLDSMITH veröffentlichte zum Maastricht-Abkommen zwei bei Mac Millan in London erschienene Bücher, The Trap ( >Die Falle<) und The Response ( >Die Antwort< ) , woraus Das Ostpreußenblatt zitiert:

»Die EU wurde im Geheimen aufgebaut: Nicht aus Nachlässig­keit oder Zufall, sondern mit bewußter Planung und geschick­ter Durchführung. In einem Interview mit Le Figaro (Paris) vom 7. Mai 1 994 beschrieb Claude CHEYSSON, früherer französischer Außenminister und Mitglied der EU-Kommission von 1 985 bis 1 989, diesen Mechanismus. Er erklärte voller Stolz, daß die Euro­päische Union nur dank des Fehlens von Demokratie gebaut werden konnte, und er meinte dann auch noch, daß die gegen­wärtigen Probleme daher rührten, daß man den Fehler gemacht habe, eine öffentliche Debatte über die Meriten des Maastrichter Vertrages (in Frankreich) zuzulassen. «389

In Deutschland, wo eine solche Debatte nicht erlaubt ist, wissen wir endlich aus der bereits oben genannten Umfrage eines seriö­sen Instituts, wie hoch der Prozentsatz der Maastricht-Europa ab­lehnenden Wahlberechtigten ist. Gäbe es außer der von den Mas­senmedien zugelassenen Parteienlandschaft demokratische Verhältnisse im Land, könnte diesem Wählerwillen Ausdruck ver­liehen werden. Diesbezüglich hat sich jedoch seit dem Dritten Reich, der >Befreiung< durch die siegreichen Alliierten und der

388 Sebastian Bassewitz, »Jetzt pokert der Mi l l iardär um die pol itische Macht«, in Die Welt, 1 9 . 8 . 1 9 96 .

389 Sir James Goldsmith, nach Das Osfpreußenblaftvom 1 9 . 6 . 1 996, »)Maastricht würde d ie Säulen zerstören , - Der Bankier J . Goldsmith über verhä ngn isvo l le Tendenzen unseres Konti nents«.

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Wiedererlangung der >Souveränität< recht wenig geändert. Die Political Correctness sorgt heute schärfer als jede Zensur in Deutsch­land dafür, daß sich keine abweichende Meinung politisch erfolg­reich durchsetzen kann, und die scharfe Diffamierung aller rech­ten Parteien als >rechtsextrem< ergänzt das sehr wirkungsvoll .

Allerdings nicht deckungsgleich, aber etwa so funktioniert auch Deutschlands >Demokratie< . Da wird dem Volk als Souverän des Staa­tes wohl zugestanden zu entscheiden, ob der einzelne Bürger lieber Wurst oder Käse ißt, weil es keine Lebensmittelkarten mehr gibt, die das staatlich regeln. Der Bürger darf auch selbst bestimmen, ob er Sport treibt oder sich lediglich als Zuschauer für >seine< Fußballmann­schaft begeistert. Er hat sogar freie Berufswahl, sofern er noch ent­sprechend auf dem Arbeitsmarkt unterkommt. Aber bereits bezüglich der Altersabsicherung und der Gesundheitsvorsorge ist die Masse des angeblich souveränen Volkes gebührenpflichtig der staatlichen Fürsorge ausgeliefert und muß nun erleben, daß der Sozialstaat da­für wohl jahrelang Abgaben kassiert hat, zwischenzeitlich mit seiner Ausländerpolitik und internationalen Spendierfreudigkeit (s. hier­zu Aufstellung Abbildung 18) aber andere Prioritäten setzt und des­halb seinen sozialen Pflichten dem eigenen Volk gegenüber nicht mehr im versprochenen Umfang nachzukommen vermag. Da keine höhere Gewalt dafür verantwortlich gemacht werden kann, würde das bei einer privaten Versicherung rechtlich unter den Begriff Versicherungsbetrug fallen.

Wie der Bundeskanzler und Kabinettsmitglieder seiner Regierung verkünden, muß der Bürger sich eben zusatzversichern, sofern er einen ohne EU und Massenzuzug von Wirtschaftsflüchtlingen mög­lich gewesenen Standard halten will . Im selben Atemzug wird dann verkündet, daß die Versicherungen besteuert werden sollen. Laut dem Bundesminister der Finanzen Theo W AJGEL müssen 1997 von der Bundesrepublik Deutschland rund DM 37 Mrd. allein an die Eu­ropäische Union abgeführt werden. Das entspreche 65 Prozent der Neuverschuldung.39o

Das Alte Rom pflegte in seinen unterjochten Gebieten Steuerpäch­ter einzusetzen. Deren Aufgabe war es, gewisse Beträge nach Rom abzuführen. Was sie sonst aus dem Volk herauspressen konnten, blieb ihnen selbst. In vergleichbarer Weise sind heute die deutschen Vassallenregierungen medien-gemacht für die Siegermächte tätig.

390 Die Welt. 20. 8 . 1 996, » EU-Haushalt so l l erstmals gekürzt werden« .

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Kennzeichnend dafür ist die fortwährende Spardebatte. Die Sum­men, welche abzuliefern sind oder für die Umsetzung des Hooton­Planes im Rahmen der Ausländerpolitik eingesetzt werden müssen, sowie der Aufwand für die zu stellenden Militärkontingente liegen fest und stehen nicht zur Debatte. Lediglich die Auf teilung dessen, was darüber hinausgehend vorn Bürger eingetrieben werden kann, bildet das für die Politik verfügbare Haushaltsvolumen.

Daraus versorgen sich dann erst einmal die als >Zehntknechte< frem­der Interessen arbeitenden - aber sich natürlich schon lange nicht mehr mit dem Zehnten begnügenden - Politiker. Das geschieht ein­mal durch den Unterhalt einer für Demokratien ungewöhnlich gro­ßen Zahl von sich auch in Notzeiten reichlich mit Diätenerhöhungen und steuerfreien Aufwandspauschalen selbstversorgenden Parla­mentariern391 und zum anderen durch Unterhalt eines zur Unter­bringung von Parlamentarischen Staatssekretären, politischen Beam­ten und sonstigen Parteigängern aufgeblähten Verwaltungsapparates (mit allein 200 Ministerien in Bund und 1 6 Ländern)392. Kenn­zeichnend für diese Form der >Demokratie< ist, daß so große Parla­mente und ein so voluminöser öffentlicher Sektor sonst lediglich in den sogenannten Volksdemokratien zu finden sind.

Auch der Fernsehkonsum ist gebührenpflichtig für den angeb­lich mündigen Bürger öffentlich-rechtlich geregelt. Damit sich das daneben zugelassene private Fernsehen nicht pressefreiheitlich ent­falten kann, wurden diese Sender einmal unter öffentliche Kon­trolle genommen und zum anderen nicht an den Zwangsgebüh­reneinnahmen der ÖRA beteiligt, letzteren jedoch zugestanden, ihren >öffentlichen Versorgungsauftrag< in ständig steigendem Maße in Konkurrenz mit den Privat sendern aus Werbeeinnahmen zu finanzieren. Der Bürger kann sich damit der für ihn gut befun­denen, politisch korrekten Indoktrinierung in zunehmendem Maße nur durch TV- und Hörfunk-Verzicht entziehen. Und wenn es um die elementarsten Fragen seines Staates geht, hat er überhaupt nichts zu melden. Da kann er nicht einmal wie beim TV abschal­ten oder seinen Empfänger abmelden. Er muß zahlen, ob er will

391 Die u nter den g roßen Pa rteien unstrittige Verklei nerung des Bundestages von in der der­zeitigen 1 3 . Leg islatu rperiode 672 auf ab dem Jahre 2002 nu r noch l ! l 598 Abgeordnete {Stand Oktober 1 9961 verdeutl icht den mangelnden Wi l len zu einer wirkl ichen Par laments­reform. Außerdem handelt es sich hierbei nur um den Bundestag, und nicht auch um die n icht weniger aufgeblä hten Lä nderpar la mente mit i h ren g ut versorgten sogenannten >Volksvertretern< . Von denen g ibt es in Bund und Ländern mittlerwei le 2700 . (Horst Zan­der, Leserzusch rift, in Die Welt 31 . 1 2 . 1 996 1

392 Horst Zander, ebenda.

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oder nicht, ohne auf die Höhe der Abgaben durch Stimmenthaltung oder durch Ausübung seines Wahlrechts Einfluß nehmen zu kön­nen. Er kann nur Politiker und deren Parteien aus dem nicht ausge­grenzten Spektrum der >Political Correctness< , also den Fremdinter­essen huldigenden >Einheits- bzw. West-Block-Parteien< wählen, die nicht nur aus ihm die Steuern für bereitwillig übernommene Tributpflichten herauspressen, sondern auch die staatliche Auf­lösung seines Vaterlandes betreiben, Ausländerzuzug und die damit verbundene nationale Arbeitslosigkeit und Kriminalität her­beiführen, seine Bundeswehr für Drittinteressen (so zu Deutsch­lands außenpolitisch-militärischer Einkreisung) einsetzen und sei­ne hart erarbeitete Deutsche Mark eurosozialisieren.

Und wehe, er wagt, sich öffentlich dagegen auch nur verbal aufzulehnen. Wer das tut, ist ein Nationalist, ein Antidemokrat, ein Rechtsradikaler, ein Volksverhetzer, der seinen Adolf HITLER wiederhaben will ! Dann muß den Anfängen gewehrt werden! Dann muß für Ordnung, also für die richtige Gesinnung gesorgt werden ! Wofür hat der Staat sonst seinen Verfassungsschutz ! Schließlich ist Deutschland eine wehrhafte Demokratie, die zu­schlägt, wenn da einer aus der zeitgeist-vorgegebenen Reihe tanzt.

Versucht der steuerpflichtige Bürger sich wie viele Prominente, voran die sogenannten >Volksvertreter< mit ihren selbstbewillig­ten steuerfreien Pauschal-Aufwandsentschädigungen, gefolgt von einigen Spitzensportlern, TV-Moderatoren und Topmanagern der deutschen Wirtschaft oder sich sonst auf der Sonnenseite des Le­bens eingenistet habenden Personen, um seine Auspressung zu drücken, dann handelt es sich nicht um eine > friedliche Demon­stration< . Dann wird unerbittlich durchgegriffen, an Händen und Füßen gefesselt im Gerichtssaal vorgeführt und strafverfolgt, da­mit zum Beispiel ein weiterhin frei herumlaufender überführter und verurteilter ausländischer Rauschgifthändler, der Leben und Gesundheit vieler Jugendlicher und das Leid vieler Eltern auf dem Gewissen hat, in Deutschland Bleiberecht mit einer Erwerbsun­fähigkeitsrente in Höhe von DM 1 982.- und medizinische Versor­gung für mindestens DM 5000 .- monatlich erhält, weil er dialyse­pflichtig geworden ist und in Konkurrenz mit vielen deutschen Nierenpatienten auf eine Spenderniere wartet.393 Dieses wertvolle

393 Christion Althoff, »Krank : Verurteilter Dealer 1261 darf i n Deutsch land bleiben - Kurde fv'\ehmet E . wartet in Freiheit auf eine Spendern iere«, in Westfa/enb/aft, 7 . 5. 1 996, nach Unabhängige Nachrichten, »Dokumente zur Zeitgeschichte 11 1«, 6/1 996, S . 9 .

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Leben darf offensichtlich nicht repatriiert werden, während im >Rechtsstaat Deutschland< das unschuldige ungeborene mensch­liche Leben, den Hooton-Plan erfüllend, schutzlos der gewaltsamen Vernichtung ausgesetzt ist.

Wenn der ehrlich Steuern und Abgaben entrichtende Untertan diesen Obrigkeitsstaat aber einmal braucht, weil er nicht >abge­trieben< und deswegen ein behindertes Kind zu versorgen hat, schlägt ihm zunehmend die ganze Kälte des zeitgeistpolitik-be­dingt zusammenbrechenden Systems entgegen. Hierzu bemerkt der renomierte Sozialwissenschaftler Lord Ralf DAHRENDORF, frü­her FDP, dann Präsident der London School of Economics und heute Mitglied des britischen Oberhauses:

»Die Zukunfts probleme in Deutschland sind groß. Der deutsche Sozialstaat mit seinen gegenwärtigen Kosten wird das nächste Jahrzehnt nicht überleben.«394

Der als die >Fünf Weisen< bezeichnete Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung stellt in seinem am 15 . November 1 996 vorgelegten Gutachten hierzu fest:

»Die sozialen Sicherungssysteme lassen sich so, wie sie heute funktionieren, nicht fortführen.«

Er fordert deshalb eine grundlegende Reform der sozialen Siche­rung mit zukünftig mehr Eigenvorsorge und Wettbewerb .395

3'4 Lord Ralf Dahrendorf, zitiert nach Unabhängige Nachrichten, 7/1 996, S. 9 . 395 Die Welf, 1 6 . 1 1 . 1 996, »)Sozia lsystem ist a m Ende, - )Fünf Weise, p läd ieren f ü r m e h r E i­

genvera ntwortung und Wettbewerb".

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LEISTUNGEN DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND AN ÜBER- UND ZWISCHENSTAATLICHE

EINRICHTUNGEN IM JAHRE 1995 (Auszug Abflüsse hauptsächliche Ressorts)

,uswärtiges Amt (AA):

'e reinte Nationen ( U N ) , New York IATO-Zivi lhaushalt I N-Organisation für Erziehung , Wissen­ehalt und Forschung (UN ESCO), Paris : u roparat , Straßburg ,emeinsame EU-S icherheitspol i t ik lternat ionale Schulen IN-H i lfswerk für Palästina-F lücht l inge, lk l . bi laterale H i lfe ( U N RWA) Ve ltk inderhi lfswerk ( U N I CEF) J ew York ioher UN-F lücht l i ngskommissar JN- Friedensoperation i n Bosnien­ierzegovina ( U N P ROFOR 1 1 ) ( 1 994) )SZE- I nst itut ionen :olgekonferenzen der OSZE lorbere itungskommission der Organi­;ation für Verbot chem. Waffen nt. Komitee des Roten Kreuzes, Genf _eistu ngen an externe Experten im �uftrag i nternationaler Organisationen Vfult i laterale Beobachtertruppe auf jer Sinai -Halb insel :: u ropäisches Jugendwerk JN-Ubereinkommen gegen Folter u . a . n t . Studienzentrale für d ie Erhaltung und Restaur ierung von Kulturgut

Bundesmi n isteri u m des In neren (BMI) : Schengener I nformationssystem Erstattungen im Zusammenhang mit der Err ichtung von E U ROPOL I nt . Kr iminalpol izei . Organisat ionen Generalsekretariat der Benelux­Wi rtschaftsun ion , Brüssel Eu ropäische I nstitut für Öffent l . Verwaltung

B undesmin ister ium der J ustiz (BMJ): Dienstste l le Ber l in des Europäischen Patentamts Weltorganisation für Geistiges E igentum

D M 488 .059.000.-

53.822.000.

49 .31 4 . 000. -

44 .080 .000 . -

1 6 . 1 80.000.-

1 2 . 868.000 . -

1 0 . 300.000. -

9 .000.000 . -

9 .000.000 . -

8 . 809 .000. -

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4 .896.000.-

1 . 1 00 .000. -

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700 .000.-

689.000 . -

500 .000.-

493.000 . -

3 . 056.000.-

2 .700 .000 . -

2 .071 .000.-

1 .2 1 8 .000. -

300.000.-

9 .669.000 . -

1 . 695.000.-

Bu ndesmin ister ium für Wi rtschaft (BMWi): Al lg . Zol l- und Handelsabk. (GATT) 1 6 . 1 1 2 .000. -

Meterkonvention , Paris 1 . 344.000 . -

Register Weltausste l l ung Hannover 930.000 . -

I nt . Kaffeeorgan isation , London 870.000.-

E u ropäische Energie-Charta 591 .000.-

I nternationales Kälteinstitut, Par is 90. 000 . -

I nt . Baumwol lberatungsausschuß Wash ington 67.000.-

Abbi ldung 1 8 - Datenq u e l l e Focus, 8/ 1 996, nach Unabhängige Nachrichten,

6/1 996 , S . 7 .

B �ndesmin ister ium f ü r Ernährung, Land­wirtschaft, und Forsten (BM L): Ernährungs- und Landwi rtschaftsorga­n isation der Vereinten Nationen (FAO) I nternat ionaler Kakaorat, London I nt. Amt für Reben und Wei n , Paris Int. Jagdrat zur Erh(jltung des Wildes, Paris I nt . Erfassung und Uberwachung von Waldschäden

55.037.000.

335.000.-

6 1 .000 . -

50. 000 . -

48.000. -

9 . 1 82 .000. -

Bundesmin ister ium für Verkehr (BMV) Westeu ropaische Un ion (WEU) Europäische Organisation zur Sicherung der Luftfahrt 1 1 7 .000 . 000.-

Europäische Organisation z u r Nutzung meteorologischer Satel l i ten Europäisches Zentrum für m itte lfr ist ige und sonstige Wettervorhersage Zentralkommission für d ie Rheinsch if­fahrt Straßburg U S-Auswärtiges Amt, Wash ington , für Kosten des Betriebes e ines i nt . E iswacht­dienstes im Nordat lant ik F lugnavigationsdienst i n Is land I nternat. Ständiger Verband der Straßen­kongresse, Paris Oslo-Sekretariat zum Bonnabkommen London

'

60.000 .000 . -

1 0 . 590.000 . -

493.000.-

1 66.000 . -

1 09 .000 . -

70.000. -

39.000 . -

Bundesmin isteri u m der Verteidigung (BMVg): NATO- I nfrastruktur 345.000 .000.-

M i l itärische Anlagen im Ausland 1 90 .000.000 . -

NATO-Frühwarnsystem AWACS 1 62 . 200.000 . -

NATO-M i l itärhaushalte 1 52 .000.000 . -

NATO-Mi l i tärhaushalte 1 52 .000.000 . -

Deutsch-Franz. Forschungsi nstitut 38 .370.000 . -

Jäger 90 - Agentur - 1 4 .000.000 . -

Bu ndesmin ister ium für B i l d u n g , Wissen­schaft, Forschung und Technologie (BMBF): Europäische Weltraumorg. Paris 1 . 1 37.248.000.-

E u ropäische Org. für Kernforschung 250.505.000 . -

Europäische Hochschu l i nstitut, Florenz 5. 500.000 . -

Bundesmin isteri u m für wirtschaft l iche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ): I nt . Entwicklu ngsorganisation ( I DA) 1 . 1 37.248 .000 . -

E u ropäischer Entwickl ungsfonds 829.943.000 . -

Asiatischer Entwick lungsfonds 90.775.000 . -

U N - E ntwicklungsprogramm (U NDP) 1 33 .000.000 . -

I nternationaler Währungsfonds ( I WF) 40.000.000 . -

U N -Org. für i ndustrie l le Entw. (U N I DO) 1 6 . 573.000 . -

UN-H i l fswerk für Palästi nensische Flücht l inge ( U N RWA) In t . Reisforschungs institut, Ph i l ipp inen Int . Pflanzen-Gen-Zentrum , Rom We lternährungslage-Forschungs inst i tut , Wash ington Asiatisches Gemüseforschungs institut Taiwan

4 .209.000. -

2 . 694. 000 . -

1 . 694.000 -

1 . 383.000 . -474.000

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Anmerkung zu Abbildung 18:

Da so gut wie jeder Einzelplan des Bundeshaushalts für die jeweiligen Ressorts Beiträge für in ihre Zuständigkeit fallende zwischenstaatliche oder überstaatliche Organisationen ausweist, vermag die hier getroffene Auswahl lediglich einen Einblick in Art und Umfang dessen zu vermit­teln, wozu der Bürger mit den ihm abgenommenen Zwangsabgaben her­angezogen wird . Ein Teil dieser Beiträge wird zweifellos im Interesse Deutschlands und seiner Bevölkerung geleistet. Art und Gesamtumfang dessen, was hier an Steuergeldern jährlich oder gelegentlich auch in mehr­jährigen Abständen abfließt, läßt sich jedoch weder aus nationaler Sicht noch im Vergleich zu den Leistungen anderer Industrieländer rechtferti­gen und kann nur als freiwillig übernommene Tributpflicht charakteri­siert werden. Und letzteres um so mehr, als Deutschland seitens fast aller Beitragsempfänger personalpolitisch durch die Anzahl und Einstufung (= Einflußnahmemöglichkeit) seiner dort tätigen Staatsangehörigen diskri­miniert wird . So gehört die Bundesrepublik Deutschland nach der oben angegebenen Quelle zu den wenigen Staaten, die pünktlich ihre 8,94 Pro­zent des regulären UN-Haushalts ausmachenden Pflichtbeiträge an die Vereinten Nationen überweist. Sie ist aber dort nur mit 4,14 Prozent des Personals ( = Personalhaushalts) vertreten. Außerdem sollte die teilverei­nigte Bundesrepublik zumindest so lange nicht beitragspflichtiges UN­Mitglied sein, wie ihr dort mit den immer noch für Deutschland gültigen > Feindstaatenklauseln< der völkerrechtliche Schutz, also das Hauptan­liegen dieser internationalen Organisation, verweigert wird.

Zu diesem völkerrechtlichen Schutz gehört zumindest die Verurteilung der im Rahmen des gegen Deutschland geführten » Dreißigjährigen Krie­ges 1 9 1 4 bis 1 945« praktizierten Annexion und ethnischen Säuberung gro­ßer Teilen seines Staatsgebiets und angestammten Siedlungsraums. Hin­sichtlich der personalpolitischen Diskriminierung ist das Mißverhältnis von Beitrag. zu Personalstärke ( = Anteils am Personalhaushalt) Deutsch­lands bei der Welthandelsorganisation (WTO) mit 1 2,5 zu 2,5 Prozent be­sonders groß.

Die FAO betreffend wurde Deutschland bereits in den sechziger Jahren in der deutschen Presse als >anspruchsloser Zahler< gekennzeichnet, als bekannt geworden war, daß dort die ihm zustehende Personalquote im­mer nur um die 60 Prozent ausgeschöpft wurde und die damals rund 50 deutschen FAO-Bediensteten im Durchschnitt mit P 3 (etwa A 1 4 / 0RR» eine Rangstufe unterhalb des Gesamtdurchschnitts des professionellen (= international rekrutierten) Personals (P 4, etwa A15 / RD) eingestuft worden waren, während die dortigen - wie in allen internationalen Organi­sationen wohl als Kriterium ihrer Qualifikation besonders deutschfeindli­chen --1 2 Holländer grundsätzlich in administrativen Schlüsselstellungen untergebracht waren und mit ihrem dadurch erreichten Durchschnitt von P 5 (etwa A 1 6 / MR) eine Rangstufe über dem Gesamtdurchschnitt der Orga­nisation lagen.

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Als der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Carl-Dieter SPRANG ER, im Herbst 1 996 seinen Haushalt durch Kündigung von Deutschlands Mitgliedschaft in der von ihm - wie nebenbei auch seitens der Briten und Australier - als ineffektiv arbeitend bewerteten UN-Organisation für indus­trielle Entwicklung (UNIDO) ab 1 998 entlasten wollte, scheiterte das am Widerspruch von Bundesaußenminister Klaus KINKEL (FDP) .396/397 Letzterer sieht sich in bezug auf sein eigenes Ressort in Anbetracht der angespannten Haushaltslage nicht nur zur perso­nellen Ausdünnung seiner Auslandsvertretungen, sondern auch zur Schließung ganzer Missionen gezwungen, vermochte sich je­doch im Kabinett gegen seinen CSU-Kollegen durchzusetzen. KIN­KEL befürchtete, daß sich ein deutscher Austritt aus dieser UN-Son­derorganisation nachteilig auf die Verwirklichung des von ihm verfolgten Zieles auswirken könne, für Deutschland einen ständi­gen Sitz im UN-Sicherheitsrat zu erringen. Das war der Sachstand noch im Dezember 1 996. Nur zwei Wochen nach Ablauf der Kündi­gungsfrist (31 . 1 2 . 1 996), in denen sich das Für und Wider einer Mitgliedschaft Deutschlands in der UNIDO wohl kaum verändert haben dürfte, hat KINKEL dann unerwartet weder ein eigenständi­ges Interesse an der UNIDO noch an ihrer Arbeit bekundet, so daß der deutsche Austritt aus dieser UN-Sonderorganisation nun­mehr - allerdings erst ein ganzes Jahr später - möglich ist. Dieser späte Sinneswandel des Außenministers KINKEL kostet den Steu­erzahler einen Jahresmitgliedsbeitrag in Höhe von DM 1 7 Mio.398

Das ist ein Beispiel, wie seitens derselben Bundesregierung mit Steuergeldern umgegangen wird, die ihren Bürgern ständig neue steuerpolitische Grausamkeiten zumutet. Wenn etwa gleichzeitig der Vater und Manager einer deutschen Tenniskönigin zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe (drei Jahre und neun Monate) ver­urteilt wird, weil er dem Staat für seine Tochter rund die Hälfte der vorerwähnten UNIDO-Beitragssumme an Einkommensteuer schuldig geblieben ist, müßte eigentlich nunmehr auch staatsan­waltlich gegen den Bundesaußenminister - und zwar entsprechend

39. Martin S . La mbeck, »Streit um Mitg l iedschaft in der UNIDO - Spranger fordert Austritt aus UN-Organ isation - Kinkei, widerspricht - Junge CDU-Abgeordnete unte rstützen Außen­min ister«, in Die Welf, 28 . 1 1 . 1 99 6 .

397 Rüdiger Moniac, »Spranger wi l l UNO-Haushalt umschichten - Min ister: UN IDO-Mitg l ied­schaft noch 1 996 kü ndigen, Hi lfe für Dritte Welt a ufstocken - Steigen auch London und Canberra aus?«, in Die Welf, 2 . 1 2 . 1 99 6 .

3 9 . Die Welf, 1 5 . 1 . 1 9 97, »Deutsch land p lant n u n doch Austritt aus U N I DO - Min iste r : Entwicklungs-Organ isation bedeutu ngslos«.

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der von ihm verursachten Schadenshöhe - vorgegangen werden. Da kann sich der Steuerzahler jedoch sicher sein, daß solche Ge­danken genau so abwegig sind wie Konsequenzen im Falle der recht eigenartigen >Dienstreisen< mit der Flugbereitschaft der Bun­deswehr einer hochgestellten Persönlichkeit des Deutschen Bun­destages in eine benachbarte Alpenrepublik (wo ihre Tochter lebt) und in ein anderes Nachbarland (wo ihre Familie ein Ferienhaus besitzt) .

Von KINKEL wird ein ständiger Sitz im Sicherheitsrat nicht etwa angestrebt, um wirkungsvoller als bisher unvertreten gebliebene deutsche Interessen in den Vereinten Nationen durchzusetzen, man denke etwa an das Recht auf Heimat der Vertriebenen oder die Aufhebung der Deutschland (wie auch Japan) diskriminieren­den UN-Feindstaatenklauseln. Vielmehr sollen doch wohl ledig­lich die Interessen der Deutschland seit 1 945 besetzt haltenden westlichen Siegermächte des Ersten und Zweiten Weltkriegs ver­treten werden. Deshalb sollte deutscherseits besser auf einen sol­chen Sitz mit oder ohne Vetorecht verzichtet werden.

Als Beispiele für Deutschlands außenpolitische Vasallenrolle wird auf die von der Bundesregierung betriebene NATO-Oster­weiterung und die Entsendung eines deutschen Militärkontingents in das strategische Interessengebiet Frankreichs und Großbri­tanniens auf dem Balkan hingewiesen. Beide Maßnahmen dienen keinen deutschen Interessen, sondern - wie bereits oben ausge­führt - vornehmlich Deutschlands außenpolitisch-militärischer Einkreisung. Kennzeichnend ist zudem die Tatsache, daß Frank­reich vor allem Fremdenlegionäre zur Durchsetzung des der Be­friedung des Balkans dienenden Dayton-Abkommens einsetzt,399 während sein deutscher Vasallenstaat dort - wie 1 812 bei NAPOLE­

ONS Winterfeldzug nach Rußland - ein aus deutschen Staatsange­hörigen bestehendes Kontingent französischem Oberbefehl un­terstellt. An diesem Beispiel mag gesehen werden, wie einerseits unterwürfig und andererseits spendierfreudig sich die Bun­desregierung verhält, wenn es gilt, geflissentlich Drittinteressen -selbst zum eigenen Nachteil - zu vertreten, während in zuneh­mendem Maße die Mittel fehlen, die soziale Komponente der einst Sozialen Marktwirtschaft im eigenen Lande aufrechtzuerhalten.

Nach der politischen Lage, die der Bonner General-Anzeiger sei­nen Lesern zur Jahreswende 1 996/97 vermittelt, »steht der Kanz-

399 Stefanie Rosenkranz, •• Die Leg ion der Namen losen«, Der Stern, 3 1 . 1. 1 9 97, S. 54 .

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ler auf der Spitze des Schulden- und Arbeitslosenberges . . . zu­kunftssicher da«.40o Nach Meinung dieses unabhängigen rheini­schen Blattes werden Deutschland und seine Bürger sich bereits 1 997 bisher regierungsseitig ungenannt gebliebenen Herausforde­rungen stellen müssen.

In den fünfziger Jahren bemerkte ein US-amerikanischer Finanz­wissenschaftler dem Verfasser gegenüber, von einem US Dollar, den der US-Staat vereinnahme, erhielte der Bürger immer nur die Hälfte zurück. Die andere Hälfte sei Verwaltungsschwund. Bun­deskanzler KOHL hat das mit anderen Worten zum Ausdruck ge­bracht, als er seine Bürger wissen ließ, bei einer Staatsquote von 50 Prozent beginne der Sozialismus. Mittlerweile hat er nicht nur den gegenwärtigen, von ihm entmündigten Generationen mit ei­ner diese 50 Prozent übersteigenden Staatsquote den Sozialismus gebracht, sondern mittels gnadenloser Verschuldung auch - und damit über seinen Tod hinaus regierend - der zukünftigen Gene­ration, wenn nicht sogar zukünftigen Generationen. Und sein Eu­ropa hat den Deutschen bisher vornehmlich Lasten, Arbeitslosig­keit sowie Kriminalität beschert und wird das insbesondere mit KOHLS Finanzpolitik, seiner Ausländerpolitik, seinen offenen Gren­zen nicht nur für britisches Tiermehl, seinem Euro und seiner EU­Osterweiterung in noch stärkerem Maße wiederum sowohl zum Nachteil weniger einiger Generationen als vielmehr für die Zu­kunft der Nation überhaupt tun.

Einerseits scheint sich die Kanzlerpartei noch fest im Griff ihres lediglich immer böser dreinschauenden Patriarchen ohne Alterna­tive zu ihm selbst zu befinden, wenn auch einige dort noch halb­starke CDU-> Wilde< aus Hessen, Niedersachsen, Hamburg und dem Saarland gegen das Monument vom Rhein anzustürmen be­ginnen. Mit deren Eintreten für Schwarz-Grün, Ökosteuer und multikulturelle Gesellschaft nach Rita SÜSSMUTH, Heiner GEISSLER, Friedbert PFLÜGER und so weiter passen sie sich jedoch wie diese eher opportunistisch dem Zeitgeist an, als daß sie eine standort­politische Alternative zu KOHLS > 1 50-prozentiger< Political Correct­ness anbieten.

Andererseits verpassen die Sozialdemokraten ihre Gelegenheit, indem sie weiter zwischen Sozialismus und Realität sowie ohne inhaltliche und personelle Alternative zur > sozialdemokratisier-

400 Ekkehard Kohrs, »Sicher auf der Sp itze des Schulden berges - Der Dauer- Kanzler und ungenannte Herausforderungen«, in Genera/-Anzeiger, Bonn , 31 . 12 . 1996 .

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ten< Kanzlerpartei und ihrer Führung auch nur >political correct< , also deutschland-auflösungs-politisch, an die Macht gelangen wol­len. Fast schon wie die Bündnisgrünen und im Bunde mit ihnen politisieren sie vornehmlich im Nebel von Schlagworten ohne da­hinterstehende oder von der Parteiführung ferngehaltene Sach­kompetenz . Über die reine Verwaltung von Haushaltsmitteln (Buchhaltung) hinausgehender wirtschaftspolitischer Sachver­stand schließt überzeugten Sozialismus naturgegeben aus und kann deshalb in sozialistischen Parteien - wie sie sich auch immer nennen mögen - nur vorhanden sein, sofern er dort gelegentlich nicht aus Überzeugung, sondern aus karrieretaktischen Gründen angesiedelt ist. Der Wandel dürfte deshalb, frei nach Egon BAHR, erst durch weiterer leidvolle Annäherung an die nationale Kata­strophe zu erwarten sein.

Nicht einbezogen in diese Prognose bleiben die Freidemokra­ten, weil man dort erfahrungsgemäß nur danach trachtet, nicht mit einer Konzeption zu koalieren, sondern nur irgendwie an der Macht teilzuhaben. Sie stellen deshalb keine wirkliche Alternative in der deutschen Parteienlandschaft dar; sondern lediglich gele­gentlich erforderliche Hilfswillige; und das schon gar nicht, wenn für die deutsche Nation » To be or not to be, that is the question« (»Sein oder nicht sein, das ist die Frage«, Shakespeare, Hamlet, Akt 2, Szene 3) auf der Tagesordnung steht. Bereits Otto VON BISMARCK hatte mit den Liberalen seine Schwierigkeiten. Wenn es seiner Zeit nach de­nen gegangen wäre, wäre 1 871 die deutsche Einigung nicht ein­mal als >kleindeutsche Lösung<, also ohne die südöstlichen Teile des einstigen Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation 0356-1 806) zustandegekommen. Als Bundeskanzler KOHL ange­wiesen wurde, die ihm US-seitig vorgegebene Teilvereinigung und keinesfalls eine darüber hinausgehende zu vollziehen, mußte er selbst bei der Herbeiführung dieser >Null-Lösung< seinen FDP­Außenminister als potentiellen Störfaktor weitgehend außenvor lassen. Leser von G ENSC H E R S Memoiren - dem Versuch der Selbstausfertigung eines >Persilscheins< für das, was er Deutsch­land angetan hat - sollten sich dadurch nicht irritieren lassen und wissen, daß er ohne die Nominierung seiner Partei damals nicht ihr Dauervorsitzender und >dienstältester Außenminister der westlichen Welt< geworden wäre und immer noch FPD-Ehrenvor­sitzender ist.

Welche innenpolitischen Folgen der >Schulden- und Arbeitslosen­berg< bei dem sich mit daraus ergebenden Zusammenbruch des

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deutschen Sozialstaats bereits heute hat und bald haben wird, läßt sich am Beispiel des deutschen Kohlebergbaus demonstrieren. Der Erhalt des Arbeitsplatz eines Bergmanns, für den es politikbedingt am Standort Deutschland keine Alternative gibt, ist im Land we­gen dessen schwieriger Geologie der Kohlevorräte in mehr als 1000 Meter Tiefe von einer Subvention in Höhe von etwa DM 1 00 000.­je Jahr abhängig. Das kostet den Steuerzahler DM 10 Mrd. im Jahr. Notgedrungen soll diese Subvention in einer von der Bundesre­gierung auf Mitte Februar 1 997 verschobenen Entscheidung er­heblich zurückgefahren werden - und zwar »auf weniger, als die von den Gewerkschaften als Komprorniß vorgeschlagenen 6,5 Milliarden DM. Wenn es dabei bleibt, lasse sich ein >großes Chaos< vorhersehen. >Es würden dann nicht nur in Frankfurt Blockaden geben, sondern auch im Ruhrgebiet< , sagte der Gewerkschafts­chef«.401 Die beabsichtigte drastische Kürzung der Kohlesubven­tionen habe die »Schließung von sechs Schachtanlagen bis zum Jahr 2005 und entsprechende Massenentlassungen im Bergbau« zur Folge. 1 957 hatte der deutsche Steinkohlenbergbau noch 607 300 Beschäftigte (davon 384 300 unter Tage)402 .

»Kritiker der Neuregelung fürchten, daß der Bonner Sparkurs binnen weniger Jahre zu einer Halbierung der jetzt (Stand Herbst 1 996) noch 90 000 Arbeitsplätze (davon etwa die Hälfte unter Tage) führen wird. «403 Hiervon werden nach einem Journalistengespräch im Forum West des WDR am 3. Januar 1 997 besonders jüngere deut­sche Bergleute ohne Familien mit mehreren Kindern betroffen sein, während die gerade im Bergbau stark vertretenen kinderreichen türkischen Beschäftigten eher ihren Arbeitsplatz behalten werden. Die Gewerkschaften gelten als besonders ausländer freundlich, weil ausländische Arbeitnehmer ihre zuverlässigsten Mitglieder sind . Dem Dilemma, daß auf seiten der deutschen Bergleute - wie na­türlich auch der Mehrheit der Steuerzahler - wenig Verständnis für diese selektive Arbeitsplatzerhaltung erwartet werden dürfte, wurde seitens der Industriegewerkschaft Bergbau und Energie (IGBE) bisher noch aus dem Wege gegangen. Der Erhalt des Ar­beitsplatzes eines, dazu noch in Deutschland nicht sozio-kulturell

401 FAL: 2 . 1 2 . 1 996, » Züg ig ü ber Kohlehi lfe entscheiden«. 402 Die Welt, 1 0 . 1 0 . 1 996, » Stei n koh le beha rrt auf Subventionen - Sch l ießung von sechs

Schachtan lagen bis zum Jahr 2005 - Hohe deutsche Kosten« . 40'.1 Die Welt, 23 . 9 . 1 996, »Bundesreg ierung wi l l Kohle - Beih i lfen vorzeitig kürzen« . 404 Diesem Umsta nd wird mit der Forderung nach Doppelstaatsangehörigkeit entsprochen .

Wären die türkischen >Mitbürger< sozio-kulturel l i nteg rationsfäh ig , würde diese Forde­rung nicht erhoben .

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integrierbaren Türken404 soll dem bundes deutschen Steuerzahler DM 1 00 000 .- im Jahr wert sein, während zum Beispiel die ledig­lich ein Viertel dessen kostende Bezuschussung der Arbeitsplätze in den Werkstätten für Behinderte nach der Novellierung des Bundessozialhilfegesetzes (BSHG) seit Ende 1 994 von der Sozial­hilfebedürftigkeit abhängig gemacht wird .

Die Bundesregierung mag sich diesbezüglich der Umsetzung des Hooton-Plans verpflichtet fühlen. Bei weiter wachsender Ausgren­zung deutscher Arbeitsuchender aus dem Wirtschaftsleben dürf­ten die seitens der Zeitgeist-Medien betriebenen massiven Indok­trinierungs-Bemühungen zugunsten ausländischer >Mitbürger< und deren Gleichstellung oder gar Bevorzugung, je schwieriger diese in Deutschland ethnisch integrierbar sind, auf zunehmende Ablehnung stoßen.

Das Heer der Nicht(mehr)wähler und der PDS-Zulauf in Mittel­deutschland mögen vorerst noch ohne Wahrnehmung der vor­nehmlich mit sich selbst und ihrer Versorgung beschäftigten Le­gislative und Regierenden40s anwachsen, um nach dem durch Maastricht und die EWU herbeigeführten sozio-ökonomischen Zusammenbruch dann um so stärker (auch für die bisher noch sorglos-satte Politikerkaste) in die Katastrophe zu führen.

Offensichtlich vermag sich Deutschlands politische Klasse me­dieneingelullt nicht vorzustellen, welche Dracheneier derzeit von ihr >political correct< sowohl Hooton-plangerecht als auch euro­euphorisch ausgebrütet werden, von den ÖRA-propagierten grün­alternativen Umsetzungsbemühungen des Morgenthau-Plans ganz zu schweigen. Altbundeskanzler Helmut SCHMIDT charakterisiert die Deutschen bereits als »Weltmeister der Innovationsfeind­lichkeit«, während seine Partei - wo immer für die Machtentfaltung erforderlich - mit den Bündnisgrünen koaliert und dazu noch im Bedarfsfall selbst PDS-toleriert regiert. Wie nachhaltig die dies-

405 Wie stark die Selbstbedienung im Vordergrund der par lamentarischen Arbeit der >Vo lks­vertreter< sel bst während der die Nation bewegenden Steuer- und Rentenreformdebatte stand, läßt s ich beispie lsweise einer dpa-Meldung vom Januar 1 997 entnehmen. Dort wird berichtet. daß die für März 1 997 vorgesehene Beso ldungserhöhung um 1 ,3 Prozent für Beamte in den höheren Beso ldungsgruppen lab B 3 ) - al lerdings a uf rund DM 140.­im Monat l im itiert - nicht etwa aus Ersparnisgründen um vier Monate auf den 1 . Ju l i 1997 verschoben werden so l l , sondern wei l d ie Par lamentarier » ihre ebenfa l l s zum l . Ju l i ge­p lante Diätenerhöhung um DM 525 . - auf DM 11 825 . - du rch d ie zeitg leiche Verbesse­rung für hohe Bea mte pol itisch a bsichern« wol len . Damit soll eine von den Par lamenta­rischen Geschäftsführern a l ler Bundestagsfraktionen befü rchtete neue »Neidd iskussion« i n der Öffentl ichkeit entgegengewirkt werden. ldpa-Meldung, »Wah rschein l ich erst spä­ter mehr Geld für hohe Beamte«, i n Die Welt 22. 1 . 1 997}

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bezügliche deutsche Medieneinwirkung auf den Bürger ist, geht aus einer Befragung des Allensbacher Instituts und >Market Facts< von Deutschen und US-Amerikanern nach den sich eher positiv als negativ bei der Lösung von Umweltproblemen auswirkenden Technologien hervor . Danach wird in Deutschland (trotz zu­nehmender Arbeitslosigkeit) Atomtechnologie mit minus 44 und Gentechnologie mit minus 1 7 Punkten bewertet, während in den Vereinigten Staaten (bei abnehmender Arbeitslosigkeit) die Ergeb­nisse bei plus 12 und plus 31 Punkten liegen. Nach einer Studie des Medienforschers Hans Mathias KEPPLINGER fand in den deut­schen Medien der siebziger Jahre eine negative Umwertung der Technik statt. Dem folgte ein entsprechendes »Umdenken« der Be­völkerung . » 1967 meinten noch 56 Prozent der Bundesbürger, das Leben werde durch die Technik leichter, 20 Jahre später sahen das nur noch 37 Prozent so. Eine Analyse des >Medien-Terrors< ergab jetzt (Herbst 1 996), daß 42 Prozent aller Aussagen in den führen­den deutschen Medien zur Kernenergie negativ sind - nur 1 5 Pro­zent sind positiv . Auch bei der Gentechnologie überwiegt die Kri­tik. . . Wen wundert es bei einem solchen Meinungsklima, daß den 1300 US-Unternehmen, die sich auf Gentechnik spezialisiert ha­ben, gerade einmal 50 deutsche Unternehmen gegenüberstehen?«406

Nach den Vorstellungen der Bundesregierung wird es wohl den deutschen Sozialstaat bald nicht mehr geben, sondern nur noch eine alle EU-Bürger gleichermaßen umsorgende Europäische Uni­on, also ein Paradies, wie es Bundeskanzler KOHL erst den Mit­teldeutschen als »blühende Landschaften« unter Beibehaltung der dortigen »sozialistischen Errungenschaften des Arbeiter- und Bau­ernstaates«, wie der Sanktionierung der SBZ /DDR-Enteignungen, versprochen und dann dem ganzen deutschen Volk mit der Umset­zung des Maastricht-Vertrages und der Aufgabe der Deutschen Mark als Schritt zur Halbierung der Arbeitslosigkeit innerhalb von vier Jahren vorausgesagt hat. Letztere Voraussage hat der Bun­deskanzler auf dem CDU-Parteitag in Hannover im Oktober 1 996 zurücknehmen müssen. »Schon lange hatte man das Gefühl, daß die EURO-Visionen für KOHL wichtiger waren als die Arbeits­losigkeit. Was aber, wenn auch diese falsch sind, wie es jeder unabhängige Finanzfachmann inzwischen weiß? Nur, wenn die D-Mark verschwunden ist, nützt es niemand, wenn KOHL dann erklärt, er habe sich (erneut) geirrt. . . Hier zeigt sich wieder, daß

406 Rainer Zite lmann, »Deutsche Techn ik-Phobien«, in Die Welf, 10 . 1 0 . 1 99 6 .

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unsere Demokratie reformbedürftig ist . . . Wir brauchen keinen Personenkult (an dem bereits der Ostblock zugrunde gegangen ist), sondern Fachleute und Eliten in der Regierung, damit nicht Carl von OSSIETZKy407 recht behält, daß >Deutschland das einzige Land ist, in dem Mangel an Befähigung den Weg zu höchsten Ämtern sichert< . <<408

Als Reichskanzler BRÜNING die 1 . Notverordnung verkündete, verzichteten gleichzeitig der Reichspräsident (Generalfeldmar­schall VON HINDENBURG), der Reichskanzler selbst und seine Reichs­minister auf 18 Prozent ihrer Bezüge.409 Mit einem vergleichbaren Verzicht seitens des Bundespräsidenten, des Bundeskanzlers und seiner Kabinettsmitglieder, die alle an dem Zustandekommen der erwähnten, Novellierung des BSHG und anderer Einschnitte ins soziale Netz mitgewirkt haben, ist bei diesen Regierenden bedau­erlicherweise nicht zu rechnen, während sich die nicht nur für die Streichung der > Eingliederungshilfe< verantwortlichen > Volksver­treter< etwa gleichzeitig eine - nachher allerdings wegen Bürger­protests schamvoll um ein Jahr verschobene - spektakuläre Diä­tenerhöhung bewilligten. Bundeskanzler KOHL selbst unterscheidet sich von seinem politischen Großvater, Konrad ADENAUER, dadurch, daß er sich bevorzugt mit ihm nicht gefährlich werden können­den Sozialpolitikern umgibt und aus Sorge, daß diese macht­politisch mit ihm konkurrieren könnte, kaum unabhängige wirt­schaftspolitische Kompetenz an sich heranläßt. Dazu fehlt ihm leider die Größe. Deswegen wird er wahrscheinlich in die Geschich­te nicht als der große Europäer eingehen, der er gern sein möchte, sondern - wie zu befürchten ist - als derjenige Spitzenpolitiker im Europa d

'es ausklingenden 20 . Jahrhunderts, an dessen Euro­

visionen Europa scheitern mußte. In CHURCHILL, STAUN und mit einiger Sicherheit eines Tages auch ROOSEVELT verfügt die jüngste Geschichte diesbezüglich über gute Beispiele.

In diesem Zusammenhang sei auch darauf hingewiesen, daß die in Deutschland Regierenden bei ihren Bemühungen, den ihnen insbesondere von den Massenmedien diktierten Hooton-Plan >po­litical correct< umzusetzen, es trotz des dem gebeutelten Bürger im-

407 Publ izist, Pazifist, Herausgeber der l i nksrad ikalen Die Weltbühne, Friedensnobelpreis­träger 1 936 lais er im deutschen Konzentrationslager war) .

408 Ferd inand Neitzert, >Arbeitskreis Widersta nd gemäß Arti kel 20, Abs. 4 Grundgesetz<, Pressemeldung : »So n icht, Herr Bundeskanzler«, 2 2 . 10 . 1996 - /264.

409 Fra nz von Papen, Vom Scheitern einer Demokratie, S. 63, nach Ha ns-Joach im M.aurer, Bodolz-Enziswei ler, »Sparmaßnahmen« ILeserzuschriftl, in Die Welf, 1 5 . 1 0 . 1 996 .

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mer rücksichtsloser abgepreßt gestiegenen Steueraufkommens unterlassen haben und immer noch unterlassen, abgelehnte Asyl­bewerber und andere Wirtschaftsflüchtlinge unverzüglich abzu­schieben oder erst gar nicht ins Land kommen zu lassen . Eine Änderung des Grundgesetzes zugunsten einer Diätenerhöhung war im Bundestag mehrheitsfähig. Für eine Anpassung des Grund­gesetzes hinsichtlich der Asylgewährung an die verfassungsrecht­lichen Normen anderer europäischer Länder ist jedoch trotz Euroeuphorie des deutschen Bundestages keine Entscheidung in Sicht. Ein Maastricht-Europa ist für die politische Kaste Deutsch­lands offensichtlich nur erstrebenswert, soweit es Deutschland schadet, und das nicht nur wegen der mit unverminderter Lei­denschaft dorthin abgeführten, im Vergleich zu den anderen Mit­gliedsländern überhöhten Beitragsleistungen. Die Frage sei deshalb erlaubt, ob es sich bei Deutschlands Politikern um eine entspre­chend von den Medien getroffene Negativauslese handelt, bei der in Richtung Deutschlands Gleichberechtigung in einem Europa der Vaterländer denkende und handlungsbereite Personen unbe­rücksichtigt bleiben oder - wenn auch nicht in Konzentrationslager verbracht, so jedoch - ausgegrenzt und ungeachtet einer angebli­chen Meinungsfreiheit, kriminalisiert und sogar strafrechtlich ver­folgt werden.

Der >Große Lauschangriff< wird wahrscheinlich nur sekundär zur Beobachtung des organisierten Verbrechens möglich gemacht werden, während seine vorrangige Aufgabe die Bespitzelung und Ausgrenzung nach Art des Ministeriums für Staatssicherheit von sich nicht >politieal eorreet < einordnenden, national-wertkonserva­tiven Gruppierungen und Einzelpersonen sein dürfte. Der bayeri­sche Innenminister BEcKMANN wünschte den Einsatz des Überwa­chungsapparates auch für die »Bekämpfung des strafrechtlich relevanten politischen (ohne den Zusatz gewalttätigen) Extremis­mus«, soweit sich dieser in >Volksverhetzung< äußere.41 O

Leider spricht bereits eine Reihe von Maßnahmen für eine sol­che Absicht. Hierzu gehört das Verbot von nicht als >politieal eor­reet< befundenen zeitgeschichtlichen Veröffentlichungen, wobei sich die Frage stellt, was für ein Unterschied da zu den Bü­cherverbrennungen während der NS-Zeit besteht. Letztere hat die Erlebensgeneration noch in düsterer Erinnerung. Die Stärke des Geschreis, welches damals gegen das dem Scheiterhaufen zum

410 Unabhängige Nachrichten, 7/1 996, »Die BR Deutsch land eine >DDR- l ight<?«, S. 5 .

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Opfer gefallene Schriftgut angestimmt wurde, unterscheidet sich jedenfalls nicht von der der heutigen Unterdrückung von Fakten und Gedankengut derzeit auf den Index gesetzter Veröffentli­chungen. Und wieder sind es - wie die von 1 933 bis 1 945 vom Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, Josef GOEB­BELS, gesteuerten Sender - öffentlich-rechtliche Rundfunkanstal­ten, die hier den Ton angeben und den Zeitgeist vermitteln. Der Unterschied zwischen einst und heute ist allerdings, daß GOEBBELS ein in den Kinderschuhen steckender Hörfunk zur Verfügung stand, während die heutigen Propagandisten den Bürger mit ei­ner hochentwickelten Fernsehtechnik und entsprechenden Pro­grammen in einem noch nie da gewesenen Ausmaß über die Mas­senmedien zu indoktrinieren vermögen.

»Die Illusion der umfassenden Information in einer immer kom­plizierter werdenden Wirklichkeit wird (z. B . ) durch die Talkshow neu bestärkt, denn hier darf jeder zu jedem beliebigen Thema apo­diktische Urteile verkünden. Im Zweifelsfall findet sich immer ein Experte, der die eigene Meinung bestärkt. . . Die jederzeit abruf­bare Alarmstimmung der Betroffenheit wurde nach der Brandkata­strophe in einem Asylbewerberheim in Lübeck deutlich . Noch bevor irgend etwas über die Täter oder über die Ursachen des Bran­des feststand, wurde von einem rechtsextremistischen Anschlag gesprochen . . . Es ist doch charakteristisch, daß auch dann, wenn eine >Entwarnung< oder Relativierung von Schreckensmeldungen (wie etwa die Mobilisierung immer neuer Ängste, durch die Aus­strahlung des hinsichtlich der >Giftzahlen mindestens 50fach übertriebenen< Greenpeace-Protests vor der Öl plattform >Brent Spar<) fällig wäre, diese nur so leise erfolgt, daß sie für den durch­schnittlichen Medienkonsumenten kaum wahrnehmbar wird . Wer nimmt Aussagen von Wissenschaftlern wahr, die (z. B . ) die Reali­tät des >Waldsterbens< in Deutschland und Europa in Frage stellen oder Zweifel an der These von der >Klimakatastrophe< artikulie­ren?«411 »Ein deutscher Bürger, der 70 Jahre alt wird, verbringt neun Jahre davon vor der >Glotze< .«412 GoEBBELs hätte von so intensiven Einflußnahmemöglichkeiten auf das Volk nur träumen können.

Der seinerzeitige DGB-Vorsitzende BREIT (SPD) verkündete an­läßlich der Gründungsveranstaltung der IG Medien zu den ÖRA noch stolz : »Die gehören uns« . Das bürgerliche Lager könne sich der

4n Rainer Zite lmann, »Grenzen der Aufklärung«, in Die Welf, 5. 6. 1 9 9 6 . 412 Fritz Wirth, "Jahre vor der ,Glotze(<<, in Die Welf, 2 5 . 7 . 1 9 9 6 .

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Printmedien bedienen. Dann wurde nicht nur im ersten Quartal 1996 ein als Berliner Ministerpräsidentenkompromiß zur Medienpolitik bezeichneter Versuch gemacht, die mittlerweile zugelassenen privaten Fernsehanstalten gleichfalls unter öffentlich-rechtliche Kontrolle zu bringen,413 sondern nunmehr auch vom Vorsitzen­den der SPD-Medienkommission, Reinhard KLIMMT, während ei­ner Podiumsdiskussion in der Saarbrücker Universität eine öffent­lich-rechtliche Kontrolle auch der >Monopolzeitungen< gefordert. Hierzu führte er unter anderem aus:

»Ich finde mich nicht damit ab, daß wir zwar einen öffentlich­rechtlichen Rundfunk, aber keine öffentlich-rechtliche Aufsicht über Zeitungen haben . «414

Zu diesem Angriff auf die Presse- und Meinungsfreiheit kommt noch hinzu, daß intolerante >Demonstranten< bei politischen Auf­tritten >Andersgläubiger< in zunehmendem Umfang Störaktionen vornehmen können, die es - wie bereits in der Weimarer Republik von der Linken praktiziert - einem Redner unmöglich machen, seine Botschaft an die interessierten Zuhörer zu übermitteln. Über das Recht auf freie Meinungsäußerung triumphiert in Deutsch­land die Demonstrationsfreiheit . Der Bürger ist somit nicht nur dem Medienterror insbesondere der öffentlichen Rundfunkanstal­ten (ÖRA) ausgesetzt, sondern auch dem Terror der Straße. Als ihm das und die Arbeitslosigkeit, der fast jede Familie irgendwie ausgesetzt war, in der späten Weimarer Republik zu unerträglich wurde, hat er den Nationalsozialisten seine Stimme gegeben. De­ren Wählerwerbung konnte er zur Kenntnis nehmen, weil diese Partei ihre Veranstaltungen mit eigenem Saalschutz vor dem lin­ken Pöbel zu schützen wußte.

Wer das nicht wiederhaben will, der muß jetzt die Ursachen für die erneut - noch durch die Überfremdung mit anderen ethnischen Gruppen und deren politischem Terror und Bandenkriminalität verstärkt - um sich greifende >Verweimarung< bekämpfen. Sei­tens Deutschlands Politikerkaste und Verfassungsschutzorganen ist kaum etwas in dieser, sondern eher weiterhin nach Zeitgeistvor­gaben in die entgegengesetzte Richtung zu verspüren. Den be-

413 Gernot Fac ius, » U n m ut über JlAedienko mpro m i ß - Experten lehnen Ber l iner Min ister­präsidenten-Vorsch läge a b - .E lektro n ische Wegelagerei«(, in Die Welf, 9 . 3 . 1 996 .

41. e d p - JlAe l d u n g , » Kl i m mt ver l a n gt sta at l i che Kontro l l e fü r Ze i tu n g e n « , i n Die Welt, 1 3 . 6 . 1 99 6 .

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treffenden Personen gilt offensichtlich die Verfassung und gege­benenfalls ihr Eid darauf weniger als ihr bei mangelnder Zeitgeist­konformität gefährdeter >Job< oder die sich gewährte Versorgung daraus . Ob deren Rechnung allerdings auf Dauer aufgehen wird, muß bezweifelt werden. Man kann auch die besonders gut medi­en-geölte deutsche Geduldsschraube überdrehen, insbesondere, wenn zu der Politikerverdrossenheit bei zunehmender Aushebe­lung demokratischer Grundsätze und Rechtsstaatlichkeit noch politikbedingt Arbeitslosigkeit, der Zusammenbruch des Sozial­systems und schwindende innere Sicherheit hinzukommen.

Wenn unsere politischen Parteien sich darin einig sind, daß tabui­sierte Themen, wie die Ausländerkriminalität, deren Schaden und deren Kosten, zum Beispiel mit dem Argument aus der öffentlichen Erörterung verbannt werden: » Das gehört nicht in den Wahlkampf«, dann wird damit die Demokratie schlicht ausgehebelt, um deren Er­halt wahrscheinlich so manche politisch ausgegrenzte Gruppe we­sentlich stärker besorgt ist als diejenigen, die sie ständig nach der Art der Deutschen Demokratischen Republik auf einem Tablett vor sich hertragen. Hierzu sei an den politischen Witz erinnert, den der während des Dritten Reiches beliebte NS-kritische Münchner Kaba­rettist WEISS FERDL (eigentlich Ferdinand Weisheitinger) nach der De­mokratisierung (Umerziehung) Westdeutschlands noch vor seinem Tod (1949) zum Besten gegeben hat:415

WEISS FERDL trifft auf der Bühne seinen Kumpel mit einer Schub­karre, auf der sich eine große Kiste befindet. Er frag diesen, was denn darin sei . Antwort: »Die Demokratie« . Darauf langt er mit dem Knauf seines Spazierstocks in die Kiste, bringt eine zer­rissene Unterhose zum Vorschein und stellt fest : »Das sind ja Lumpen . «

Wegen seines bissigen Humors wurde WEISS FERDL häufig von sei­nen begeisterten Zuschauern getrennt im KZ >verwahrt< . Der Ver­fasser rätselt, was ihm wohl heute passieren würde, wenn er sich so der nunmehr international vorgegebenen >Political Correctness< annehmen würde, wie er das zu NS-Zeiten mit der damals natio­nal vorgegebenen, allerdings noch nicht so bezeichneten >Political Correctness< getan hat. Auch davon eine Kostprobe:

" 5 Der Verfasser hat d iese mutige Kleinkünstler-Persänl ichkeit le ider n ie selbst auf der Büh­ne erleben dü rfen und kann sie desha lb nur so zitieren, wie dessen viele pol it ische Witze bis in seine pommersche Heimat vorgedrungen s ind .

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WEISS FERDL berichtet auf der Bühne, er sei in dem Berliner Pro­minentenvorort Dahlem gewesen. Dort sei ihm ein groooßer Mer­cedes begegnet. Zu seiner Verwunderung habe dort keine NS­Größe dringesessen. Darauf mußte er wieder einmal im KZ logieren. Als er wieder, von diesem Zwangs aufenthalt befreit, auf seiner Bühne auftreten konnte, korrigiert er sich: »Habe mich wohl geirrt. Muß doch eine NS-Größe dringesessen haben. «

Wegen der großen Beliebtheit dieses Kabarettisten sah man sich NS-seitig gezwungen, immer wieder insofern gute Miene zu bö­sem Spiel zu machen, als man WEISS FERDL nach kurzen KZ-Auf­enthalten weiter auftreten ließ . Ob das heute noch möglich wäre, darf bezweifelt werden. Da wird aufgepaßt, daß keine Abweich­ler frei und dazu noch auf einer Bühne Meinungen von sich ge­ben, die unerwünscht sind . Und wenn der Staat nicht selbst han­deln will, läßt er linke Chaoten das schmutzige Geschäft betrei­ben. Das kann sogar noch wirksamer sein und wurde deshalb gern im Ostblock angewandt . Dort handelte es sich jedoch nicht um frei herumlaufende, sondern fest an der staatlichen Leine gehalte­ne >Hunde<, die gezielt auf Abweichler gehetzt wurden. Wo einst FRIEDRICH DER (u .a . deshalb) GROSSE die Weisung erteilt hätte: »Hö­her hängen!« , da wird heute die bei der Verbrechensbekämpfung fehlende Wehrhaftigkeit des Staates anders Denkenden gegenüber von Leuten angewandt, die in die Geschichte nicht als Große ein­gehen werden, sondern als jammervolle Zeitgeist-Kriecher. Au­ßerdem dürfte mit dieser, einen friedlichen Wandel verhindern­den Repression - wie vor jeder Revolution - letztlich nur die Po li­tik(er)verdrossenheit gesteigert werden. Das kann zu nichts Gu­tem führen.

Aus diesem Blickwinkel ist die Sorge der Zeitgeist-Garanten ver­ständlich, ihnen könnten die deutschen Gehirne hinsichtlich ihrer >Political Correctness< medial außer Kontrolle geraten. Es wird des­halb einmal angestrebt, über den Medien-Zar Rupert MURDOcH in den deutschen Pay-TV-Bereich einzudringen,416 und zum ande­ren seitens des Bundestages ein verzweifelter Versuch unternom­men, das >Multimedia-Surfen< der Deutschen in einen gesetz1ichen Kontrollrahmen zu bringen. Hierfür hat sich eine Enquete-Kom­mission >Zukunft der Medien in Wirtschaft und Verwaltung -Deutschlands Weg in die Informationsgesellschaft< gebildet. In einer Anhörung haben Unternehmen vor dem Horrorbild gewarnt,

41. AFP-Meldung, »Murdoch steigt bei Premiere ein«, in Die Welt, 27. 7 . 1 99 6 .

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daß Deutschland bei Multimedia »Weltmarktführer im Geset­zemachen« werden könne .417 Die Technik bestimmt jedoch das Tempo, und die Berufspolitiker sind hinsichtlich der ihnen vorgegebenen Zensurbemühungen - hoffnungslos, nicht nur wie auch die Ministerialbürokratie, mit dieser Materie überfordert -vergleichbar mit Anhaltern »am Rande der Datenautobahn« .

Bei der 1 996/97 über Monate i n Lübeck verhandelten vorerwähn­ten Mord- oder Totschlagsache Brandstiftung Wohnheim wußten die öffentlichen Rundfunkanstalten und andere Zeitgeist-Medien sofort nach der Tat, wer die Täter waren, und sind jetzt - das zu­ständige Strafgericht unter Druck setzend - verärgert, wenn sich ihre Feststellungen nicht bewahrheiten sollen. Dabei hätte es die Strafsache gar nicht gegeben, wenn die dort logierenden Wirt­schaftsflüchtlinge ohne Bleiberecht in Deutschland zügig abgescho­ben und nicht auf Kosten des Steuerzahlers zu ausländischen >Mitbürgern< gemacht worden wären, während sich gleichzeitig das Heer der mittlerweile 150 000 rechtens in Deutschland leben­den Obdachlosen - darunter auch 20 000 weibliche Personen - und 800 000 Menschen in Notunterkünften418 ständig vergrößert. War­um regierungsseitig nicht erst einmal für die Unterbringung die­ser doch letztlich politikbedingt sozial ausgegrenzten deutschen Staatsangehörigen Sorge getragen wird, ehe abgelehnte Asylbe­werber aus den auch deswegen zusammenbrechenden öffentlichen Haushalten in Wohnheimen verhalten werden, bleibt für den mit dem für die Deutschen entworfenen Hooton-Plan unvertrauten Bürger unverständlich.

Die Vernachlässigung der deutschen Obdachlosen ist besonders kritikwürdig, weil Personen ohne festen Wohnsitz keine Lohnsteu­erkarte erhalten, und der Besitz einer Lohnsteuerkarte Voraus­setzung für legale Beschäftigung ist. Wer somit erst einmal ob­dachlos geworden ist, kann keine legale Arbeit mehr bekommen und ohne Arbeit kein ausreichendes Einkommen, um die Anmie­tung einer Wohnung zu finanzieren, die wiederum Voraussetzung für Lohnsteuerkarte und Arbeit ist. Soweit ist die sich immer noch dreist Sozialstaat nennende Bundesrepublik Deutschland nach der Direktive JCS 1067 (s. S . 248, Q. 380) >globalisiert< worden. Die einst General EISENHOWER erteilte Weisung, »Sie werden sicherstellen, daß die Lebensbedingungen des deutschen Volkes nicht besser

.'7 Gema! Facius, »Am Rande des Hig hway«, in Die Welf, 21 . 5. 1 9 9 6 . • ,a Süddeutsche Zeitung, nach FAZ, 2 . 1 2 . 1 9 9 6 .

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sind als diejenigen in irgend einem der benachbarten Mitglieds­länder der Vereinten Nationen«, ist anscheinend mit dem 2 + 4-Vertrag wieder aktiviert und zur Vorgabe für die deutsche Regie­rung geworden. >Political correct< ist sie dabei, die letzten Reste der zur Zeit des >Kalten Krieges< erlangten deutschen Teilsouveränität an die Europäische Union abzutreten. Wie das im einzelnen am Wählerwillen vorbei durchgesetzt wird, kennzeichnet die deut­sche >Demokratie< besser als jedes Grundgesetz und unterschei­det sich nur unwesentlich von der Respektierung des Volks willens in den sogenannten >Volksdemokratien< oder den >Bananenrepu­bliken< . In beiden befinden sich in der Regel Verfassungen, die dem Willen des Volkes Rechnung tragen sollen. Sie werden nur ­wie mittlerweile im Rahmen der >Globalisierung< auch in Deutsch­land - nicht beachtet.

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Verstoß gegen das Eigentumsrecht und seine Folgen

Das einzig Erfreuliche an obiger DAHRENDORF-Prognose (s. S. 261 , Q. 394) ist, daß mit dem bedauerlichen Zusammenbruch des So­zialstaats neben vielem Erhaltenswerten auch die reichliche Selbst­versorgung der dafür verantwortlichen Politikerkaste damit zu ei­ner Frage der Vergangenheitsbewältigung werden dürfte. Außerdem könnte das durch deren >politisch korrektes< Verhalten in Not gera­tene Staatswesen ja eines Tages zum Beispiel die Enteignung deren Privatvermögens genau so sanktionieren wollen, wie diese das bei den sogenannten SBZ/DDR-enteigneten >Alteigentümern< vorge­macht haben. Es brauchte dann nur festgestellt zu werden, wer im Bundestag dafür votiert hat. Die Abwicklung könnte nach eben dem Entschädigungs-Lasten-Ausgleichs-Gesetz (ELAG) non re sed nomi­ne (nicht der Sache, sondern nur des Namens nach) erfolgen, mit dem heute deutsches - sogar in der Verfassung verankertes - Recht unter Mitwirkung des politisch besetzten Bundesverfassungsgerichts vor­nehmlich zugunsten des Fiskus und einiger DDR-Funktionäre so­wie Informeller Mitarbeiter der STASI gebeugt wird .

Wenn Bundeskanzler KOHL in seinem Buch (S. 376) ausführt: »Mit dem Verkauf der einstigen Betriebe durch die Treuhand haben wir geglaubt, die Schulden der DDR finanzieren zu können«, ver­greift er sich damit am Vermögen der rechtmäßigen >Alteigen­tümer< . Das hiermit geschaffene >Neue Vermögensrecht< gestattet dem Staat somit, öffentliche Verschuldung durch Enteignung ei­ner spezifischen Gruppe von Bürgern tilgen zu können. In Anbe­tracht der horrenden Verschuldung, die unter KOHLS Bundes­regierung in Deutschland - nicht erst teilvereinigungsbedingt -verursacht worden ist (s . Graphik, Abbildung 19), könnten folg­lich zu deren Abbau und zur Reduzierung der Lasten des Schul­dendienstes (s. Graphik, Abbildung 20) wiederum die Vermögen einer spezifischen Gruppe von Bürgern ganz oder teilweise her­angezogen werden. Dabei läge es dann nahe, das Eigentum der Gruppe von Bürgern heranzuziehen, die politisch für diese - al­lein von 1 991 bis 1 997 um rund eine Billion verdoppelte - Ver­schuldung verantwortlich ist, also nicht der einstigen, sondern der heutigen (Polit-) >Junker< . Dazu würde dann nicht nur KOHL selbst, sondern auch so mancher andere öffentliche Schuldenmacher und

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prominente Enteignungs-Sanktionierungs-Politiker gehören. Mit ei­ner solchen Möglichkeit dürften die verschiedenen, eher statisch als zukunfts orientiert denkenden WAIGELS, SCHÄUBLES, GERSTERS und so weiter wahrscheinlich genauso wenig rechnen, wie das einstmals die­jenigen Täter taten, die jüdisches Vermögen >arisiert< haben.

Verschu ldung in Deutschland Schuldenstand der öffentl ichen Hand jewei ls am Jah resende i n M rd . D M

2500 daru nter:

2000 Ost-Gemeinden

Sondervermögen

1 500 Ost-Länder

1000 Westländer

West-Gemeinden

500 Zweckverbände

Bund

O L-�L-� __ � __ -L __ -L __ -L __ � �L-� ab 1 997 1 991 1992 1 993 1 994 1 995 1996 1 997 1998 1999 geschätzt

Abbi l d u n g 1 9 . Schulde n l ast steigt auf 2 1 99 888 782 000 DM Die Bundesrepu b l i k Deutsch land macht nach Angaben des Bu ndes der Ste u e rza h l e r i n d iesem Jah r ( 1 995) p ro Sekunde 3 1 7 1 DM zusätz­l iche Sch u lden . Der Schu ldenstand stieg bis Ende des vergangenen J a h res auf 2 1 99 888 782 000 D M nach 2 005 900 000 000 D M 1 995

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Abbi l d u n g 20 . Sch u ldend ienst des B u n des i n M rd . DM (Que l le Oie Welt, 1 3 . 9 . 1 996 u n d 1 1 . 1 . 1 �97, nach Neue Solidarität, 6. 9. 1 995) .

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Da die heutigen Haupttäter sogar meist juristisch vorgebildet sind, werden sie oder ihre Erben zu gegebener Zeit kaum geltend machen können, nicht gewußt zu haben, daß hier gegen im Grund­gesetz verankerte rechtsstaatliche Normen verstoßen wurde oder heute wird. Die Argumentation der dann um ihr - nach dem Vor­sitzenden des für die derzeitige Rechtsbeugung federführend gewesenen Bundestagsausschusses, MdB GERSTER, zynisch als »Sch . . . « bezeichneten - Vermögen bangenden > Volksvertreter< wird dann mit einiger Sicherheit dahin gehen, daß sie auf Weisung des Bundeskanzlers oder ihrer Partei- oder Fraktionsvorsitzenden ge­handelt haben. Solche Ausflüchte dürften jedoch ins Leere gehen, da diese Abgeordneten nach der Verfassung zur Tatzeit nur ih­rem Gewissen unterworfen waren.

Die Bundesregierung beabsichtigt neuerdings, sogar nach DDR­Recht unwirksame Enteignungen nachträglich wirksam zu ma­chen.419 Auch beharrt sie weiterhin darauf, enteignete Industrie­betriebe und im Rahmen der sogenannten >Bodenreform< in den Jahren 1 945-1 949 enteigneten landwirtschaftlichen Besitz über­haupt nicht zurückzugeben oder zu entschädigen.

Hierzu hat es eine Initiative norddeutscher CDU-Verbände gege­ben, diesbezüglich zu der vor der Teilvereinigung in Westdeutsch­land selbstverständlich gewesenen Rechtsstaatlichkeit zurückzu­kehren (s. Pressebericht in der FAZ vom 1 . November 1 996, Anhang III) . Bundesjustizminister (BMJ) SCHMIDT-JORTZIG (FDP), damit so­gar ein Mitglied der Regierung, konnte es mit seinem Rechtsver­ständnis als Rechtsgelehrter nicht vereinbaren, wie hier der deut­sche Rechtsstaat auf dem Altar der DDR-Vergangenheit und dessen Günstlinge'n geopfert wird . Er brachte das zum Ausdruck in sei­nem in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) vom 2. Dezem­ber 1 996 erschienenen Beitrag »Alles ist äußerst irrational - Für die Enteigneten der Jahre 1 945 bis 1 949 darf eigentlich kein Son­derrecht gelten« . Die SBZ-Geschädigten bekamen dadurch Hoff­nung, das im öffentlichen Besitz befindliche enteignete Vermögen doch noch zurückzubekommen oder angemessen entschädigt zu werden. Die Gegenreaktion erfolgte parteiübergreifend von der CDU bis zur POS sofort. Der sächsische Justizminister Steffen HEIT­MANN (CDU) warnte in einem Aufsatz in der FAZ vom 6. Dezem­ber 1 996, »Keine alten Wunden aufreißen«, davor, die Sanktio-

4,. FAZ, 4 , 1 1 , 1 996, » Privateigentum sol l jetzt >Vo l kseigentum < werden - Die Bundesre­gierung wil l u nwirksame Ente ignungen in der DDR nachträ g l ich wirksam machen« ,

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nierung der unter sowjetischer Regie vorgenommenen Enteignun­gen in Frage zu stellen . Hierzu wird in einer Reihe von Leserzu­schriften entsprechende Verwunderung geäußert:

» . . . Ich höre aus den krampfhaften Bemühungen, die Sanktio­nierung der >Bodenreform< durch Bundestag und Regierung in alle Ewigkeit fortschreibend zu rechtfertigen, >die Stimme sei­nes Herrn< , des Kanzlers KOHL. KOHL trägt Arm in Arm mit Theo­dor WAIGEL und Wolfgang SCHÄUBLE die Verantwortung für die Bestätigung des SBZ/ DDR-Unrechts, die Ungleichbehandlung der Enteignungsopfer vor und nach DDR-Gründung im Okto­ber 1 949, das Versilbern des >Volkseigentums< der untergegan­genen DDR zugunsten der Bundeskasse und die milliardenauf­wendige Aufrechterhaltung kommunistischer Errungenschaften sowie Verhinderung von Aufbaubereitschaft der >Alteigentümer< von Häusern, Landwirtschafts-, Industrie- und Gewerbebetrieben. Vergleichbar der SED / PDS spielt Steffen HEITMANN damalige Enteignungen (übrigens nicht durch die sowjetische Besatzungs­macht), Ausweisungen, Konzentrationslager-Einlieferungen und andere menschenrechts verletzende Grausamkeiten herunter und spricht wirklichkeitsfremd von Störungen des Einigungsprozes­ses, wenn die Enteignungsfrage vom Gesetzgeber wieder aufge­griffen wird - um damit, wie ich meine, im Sinne von Recht und Gerechtigkeit neu geregelt zu werden. «42o

Die Abgeordneten Hans-Joachim HACKER (u.a . 1 973 /90 Justitiar bzw. Leiter der Rechtsabteilung im VEB Kombinat Obst, Gemüse und Speisekartoffeln Bezirk Schwerin als Wortführer), Herta DÄuB­LER-GMELIN (seit 1 988 stellv . Mitgl . SPD-Bundesvorstand und seit 1 994 Vors. Arbeitsgruppe Rechtspolitik der SPD-Fraktion), Rolf SCHWANITZ (zu DDR-Zeiten wirtschaftswissenschaftlicher Assistent an der TH Zwickau - Hochschule Plauen) und weitere Abgeord­nete der Fraktion der SPD haben im Bundestag folgenden Antrag eingebracht: Der Bundesminister der Justiz und die En teignungen von 1 945 bis 1 949 in der damaligen SBZ - Drucksache 1 3 / 6410 .

Im Schulterschluß dazu brachte die Bundestagsgruppe der PDS, die Abgeordneten Uwe-Jens HEuER (u. a. 1 982/90 Bereichsleiter am Institut für Rechtswissenschaft der AdW der DDR mit Spezialge­biet Politische Wissenschaft und Wirtschaftsrecht), Günther MA­LEUDA (u. a. 1 957/67 Stellv. des Vors . des Rats für landwirtschaft-

420 Hans Georg Hess, »Mit der Stimme seines Herrn« (leserzuschrifll, FAZ, 16 . 12 . 1 9 9 6 .

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liche Produktion und Nahrungsgüterwirtschaft Königs Wuster­hausen und 1 967/ 76 in Potsdam), Klaus- Jürgen WARNICK ( 1975 / 92 Rundfunkmechaniker, 1 990/92 Länderbeauftragter des Deut­schen Mieterbundes - DMB - Land Brandenburg / Wortführer), Gregor GYSI, Vors . der PDS-Gruppe im Deutschen Bundestag, so­wie die Gruppe selbst folgenden Antrag ein: Nichtrückgängigma­chung der En teignung auf besa tzungsrech t l icher und besa tzungs­hoheitlicher Grundlage (1 945 bis 1 949) - Drucksache 1 3 / 6528 .

Die Beratung dieser Anträge erfolgte in den späten Abendstun­den des 1 6 . Januars 1 997 mit einer Stellungnahme von Bundesmi­nister für besondere Aufgaben (Bundeskanzleramtsminister) Fried­lich BoHL (CDU), weil der Bundeskanzler den Komplex zur Chef­sache gemacht hatte. Bereits am Vortag hatte KOHL seine Haltung dazu in der Öffentlichkeit kund getan, um damit wohl seine Frak­tion in die Pflicht zu nehmen. Alle Redner von CDU (einschließ­lich Bundesminister BOHL) und SPD bedauerten das Unrecht, wel­ches den SBZ-Enteigneten angetan worden ist, um dann - bis auf den nur drei Minuten Redezeit habenden Vorsitzenden des Rechts­ausschusses Horst EYLMANN (CDU) - festzustellen, daß man nach 50 Jahren die Geschichte nicht mehr zurückdrehen könne. Daß dies nicht für von 1 933 bis 1 945 vorgenommene, also viel ältere Enteig­nungen des Dritten Reichs gilt, wurde in der Debatte unerwähnt gelassen. Die FDP-Fraktion bemühte sich, SCHMIDT-JORTZIGS Äuße­rungen in der Presse inhaltlich zu verteidigen und als von ihm in seiner Eigenschaft als Bundestagsabgeordneter abgegeben hinzustel­len, obwohl er sie als BMJ gezeichnet hatte. Letzterer war vorher vom sozialdemokratischen Wortführer zum Rücktritt aufgefordert worden. Bemerkenswert waren die Ausführungen des ehemali­gen CDU-Volkskammerabgeordneten Michael LUTHER (vorher ab 1986 wissenschaftlicher Assistent - Angewandte Mechanik - und später Mitarbeiter TH Zwickau) , und zwar nicht wegen ihres fraktions konformen Inhalts, sondern weil er nach Beendigung dafür aus der PDS-Gruppe starken Solidar-Beifall erhielt .421 Dem Verfasser, der die Debatte auf der Bundestagstribüne verfolgt hat, wurde hiermit vor Augen geführt, welche >roten Läuse< sich die CDU mit der aus der Blockpartei CDU Ost übernommenen Pro­minenz (aus dem Lager der sogenannten >Blockflöten< ) in ihren schwarzen Pelz gesetzt hat. Das ist wohl auch der Grund dafür,

40' Stenograph isches Protokol l , Deutscher Bundestag - 1 3 . Wah lperiode - 1 5 1 Sitzung, Bonn, 1 6 . 1 . 1 997, S . 3680-3 697.

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weshalb die Nachwende-CDU in den neuen Bundesländern die >Rote-Socken-Kampagne< des CDU-Generalsekretärs HINTZE ab­lehnt. Sie fühlt sich damit vermutlich zu stark selbst getroffen . Hierzu sei in Erinnerung gerufen, daß die CDU Ost auf Weisung der SED-Spitze gegründet wurde, damit es nach dem Staats­ratsvorsitzenden ULBRICHT so aussah, als wenn in der DDR demo­kratische Verhältnisse herrschen würden. Teilweise wurden SED­Mitglieder regelrecht dafür abgeordnet, CDU-Orts- und Landes­verbände zu gründen. Die Applausverbundenheit der PDS-Gruppe mit ihren CDU Ost-Kollegen wird dadurch verständlich . Aus die­ser Perspektive ist folgende Leserzuschrift zur obigen HEITMANN­Stellungnahme aufschlußreich:

» . . . Man kann die Position der Politiker in Ost und West, die sich gegen die Rückgabe des von den Kommunisten gestohle­nen landwirtschaftlichen Eigentums wenden, auf eine gemein­same Formel bringen: Angst vor eben diesen Kommunisten. Die neuen Barone der landwirtschaftlichen Produktionsgenossen­schaften (s. Abbildung 21) haben heute mehr Macht als die adli­gen Gutsherren zur Zeit FRIEDRICHS DES GROSSEN . Nicht die arbeits­lose Dorfbevölkerung redet von >alten Wunden< , sondern die neuen Herren sind es, die den >starken Widerstand< in den neu­en Bundesländern herbeireden und organisieren. Den Mut dazu hat ihnen Bonn gemacht; im Umgang mit Eigentum und Wahr­heit .«422

Das letzte Wort ist allerdings in dieser Sache noch nicht gespro­chen worden, weil sich das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) bei seinen beiden, in nachstehender Leserzuschrift erwähnten Bo­denreformurteilen auf offenbar unwahre Aussagen der Bundesre­gierung gestützt hat. Bei der Auseinandersetzung um in den Jah­ren 1 945 bis 1 949 enteignete 1 ,9 Millionen Hektar land- und forstwirtschaftliche Flächen hat sie sich auf sowjetische Bedingun­gen für die Freigabe der DDR berufen, die auch nach den Gen­scher-Memoiren nicht den Tatsachen entsprechen. Den unter an­derem nach Bundesaußenminister Klaus KINKEL »dreifachen Druck der Sowjetunion« hat es offenbar nicht gegeben. Bei der noch im Januar 1 997 vor dem BVerfG anhängigen Klage von Bodenreform­opfern befindet sich die Bundesregierung diesbezüglich in Beweis-

422 Burchard Sch l iephake, »Die neuen Herren im Osten« ILeserzuschrift), FAZ, 1 2 . 1 2 . 1 9 9 6 .

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not. Jochen KUMMER stellte bereits im September 1 995 dazu in der Welt am Sonntag die Frage: »Warum sagten Bonns Vertreter KIN­KEL und (Staatssekretär) KASTRUP in Karlsruhe die Unwahrheit?«423

In welchem Ausmaß gerade diese Fragestellung den Rechtsstaat Bundesrepublik Deutschland und seine Glaubwürdigkeit weit über den rechtlichen Tatbestand hinausgehend erschüttert, geht aus fol­gender Leserzuschrift Hans Joachim WITTES zu KOHLS in seiner Ansprache anläßlich des Jahreswechsels 1 996/97 zum Ausdruck gebrachten Forderung an die Deutschen zum Umdenken und der Tatsache hervor, daß sie eine Woche später in der Welt abgedruckt wurde:

»Das, was der Bundeskanzler betreffs Wertordnung und Moral anmahnt, ist zuerst von ihm selbst einzufordern; denn unter sei­ner Regierung ist nicht die versprochene geistig-moralische Wen­de erfolgt, sondern der Staat diesbezüglich weiter verkommen: weitgehende Verabschiedung vom Rechtsstaat. Kanzler und Bundesverfassungsgericht an vorderster Front bei der Bereiche­rung des Staats am Eigentum der Opfer der unter schwersten Verbrechen durchgeführten kommunistischen Bodenreform. Pa­ralysierung der Gewaltenteilung durch Parteibuch wirtschaft selbst in den höchsten Gerichten. Dabei oft größere Einigkeit der Parteien untereinander als mit dem heuchlerisch >souverän< ge­nannten Volk. Unverantwortliche Asylantenpolitik. Ausufern­lassen der organisierten und allgemeinen Kriminalität. Unsere Kinder sind nicht einmal auf kurzen Schulwegen mehr sicher. Außenpolitisch mangelndes Vertreten deutscher Belange . Un­zureichende geistig-moralische Reaktion auf den weltweiten Zusammenbruch der Menschheitsgeißel Sozialismus: die verbre­cherische SED sitzt als POS wieder in den Parlamenten.424 Erfolg des Gegenangriffs der Linksintellektuellen nicht zuletzt durch opportunistische Anpassung der Regierung KOHL, die anläßlich der damit zusammenhängenden Diffamierungskampagne gegen die Wehrmachtsoldaten sich mit Beflissenheit beeilte, Traditi-

423 Jochen Kummer, »Warum sagten Bonns Vertreter Kinkel und Kastrup in Ka rlsruhe die Unwa hrheit?«, in Welt am Sonntag, 24. 9. 1 9 9 5 .

424 Und bi ldet b e i d e r Beratung ih res Antrags a u f .Nichtrückgängigmachung d e r Enteignung auf besatzungsrechtl icher und besatzungshoheit l icher Grundlage 1 1945 bis 1 949) , im Bun­destag eine Vo lksfront mit den Fra ktionen der CDU/CSU, SPD, Bündn isgrünen und mehr­heitl ich auch der FDP gegen den im Kabinett KOHL a ls E inze lkä m pfer fü r d ie Rechtsstaat­l ichkeit der Bundesrepubl ik Deutschland käm pfenden Bundesmin ister der Justiz IFDPI .

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onsablehnungen zu betonen und Kasernen nach 40 Jahren um­zubenennen. Die Beispiele lassen sich mühelos fortsetzen .«425

Die mit der Sanktionierung der SBZ/DDR-Enteignungen einge­leitete Abschaffung des deutschen Rechtsstaats ist neben deren kontraproduktiven Auswirkungen auf den, wenn nicht sogar da­mit gezielt behinderten, separatistischerseits zynisch >Aufbau Ost< genannten Komplex426 so bedeutsam, daß auf die neuere Entwick­lung insbesondere der von 1 945 bis 1 949 vorgenommenen Enteig­nungen näher eingegangen wird .

Abgesehen von der ordnungspolitischen Widersprüchlichkeit wird der >Aufbau Ost< um Jahre verzögert, indem besonders dem als Folge der Sanktionierung der SBZ/ DDR-Enteignungen unter chronischem Kapitalmangel leidenden gewerblichen Mittelstand das für seine Entfaltung in einer marktwirtschaftlichen Gesellschaft benötigte Kapital entzogen bleibt. Mit der Aufrechterhaltung die­ser > sozialistischen Errungenschaften des Arbeiter- und Bauern­staats < wird wirtschaftspolitisch das stabilisiert, woran Mittel­deutschland zu DDR-Zeiten volkswirtschaftlich zugrunde gerichet wurde . Ein dortiges >Wirtschaftswunder< wie seinerzeit in der Bundesrepublik West läßt sich so nicht erreichen, sofern es nicht überhaupt gezielt damit verhindert werden sollte . Eine Folge da­von ist die Stabilisierung der dortigen Massenarbeitslosigkeit. Wenn man die SBZ/ DDR-enteigneten Vermögen weiterhin sozia­lisiert hält, beeinträchtigt das auch die beschäftigungs politisch so dringend benötigte Zufuhr neuen Investitionskapitals . Hierzu be­richtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung im September 1 996:

»Die überwiegende Mehrheit (82 Prozent) der Enteignungsop­fer der ehemaligen Sowjetischen Besatzungszone würde in ihr damals konfisziertes Eigentum investieren, wenn man sie ließe - das heißt, wenn sie es zurückerhielten«, wie aus einer Befra­gung dieser Geschädigten hervorgeht.�27

Die Argumente, die für eine Revision der Haltung der Bundesre­gierung in Sachen SBZ-Enteignungen sprechen, für die es nicht einmal die jammervolle Entschädigung geben soll, die nach dem

425 Hans Joachim Wille, »Nur Versprechungen« ILeserzuschriftl, in Die Welf, 9 . 1 . 1 997. 426 Nicht einmal d ie DDR hat s ich a ls Ostdeutsch land bezeichnet, sondern wußte, daß i h r

.Arbeiter- und Bauernstaat< i n Milleldeutschland lag l 427 FAZ, 23 . 9 . 1 996, »Viele Ente ignungsopfer würden investieren - Durch a ndere >redl ich

Erworbenes< und .Sied lungs land< a ls verloren anerkannt« .

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Entschädigungs-Ausgleichs-Lasten-Gesetz (EALG) und Vermö­gensgesetz den DDR-Enteignungsopfern widerwillig zugestanden wird, wurden der Öffentlichkeit in vielen Pressekommentaren zur Kenntnis gegeben (s. hierzu Cover einer Spiegel-Ausgabe, Abbil­dung 21, und Kommentar unter der Originalwiedergabe des einsti­gen SBZ-Posters zur >Bodenreform< in der Pommersehen Zeitung, Abbildung 22, die sich beide in ausführlichen Beiträgen dazu kri­tisch geäußert haben) . Ferner wird hierzu auf eine Anzeigenserie in überregionalen Zeitschriften hingewiesen, in der sich eine In­itiative aus dem CDU-Landesverband Hamburg mit dieser rechts­staatlichen Problematik auseinandersetzt. Der Schaden der dem Rechtsstaat Deutschland und dem >Aufbau Ost < durch die Sanktionierung der SBZ/ DDR-Enteignungen entsteht, wird aus der Sicht und dem Anspruch der betroffenen zwei Millionen Ge­schädigten u.a . in einer gemeinsamen Initiative der Notgemein­schaft der SBZ/ DDR-Geschädigten e .V. und des Heimatverdräng­ten Landvolks e.V. (HvL) als Mitglieder der Aktionsgemeinschaft Recht und Eigentum offengelegt .

DER SPIEGEL

Abb. 21 . Der Spiegel, 1 2 . 6 . 1 996

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Abb. 22 . Die Pommersehe Zeitung, 1 8 . 1 . 1 997

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Zwei die Problematik der SBZ/ DDR-Enteignungssanktionierun­gen aufzeigende Leserzuschriften Betroffener werden nachstehend auszugsweise zitiert:

» . . . Ich habe auf dem von deutschen Kommunisten enteigneten >Großgrundbesitz < - was ist das eigentlich genau? - meines Va­ters eine Landwirtschaft wiedereingerichtet und überweise jedes Jahr an den Staat 1 50 000 DM Pacht für etwa 600 Hektar gestohlenes Ackerland . . . Statt mit der längst überfälligen Her­ausgabe des gestohlenen Restvermögens zum Beispiel für die Schaffung neuer Arbeitsplätze und Investitionen zu sorgen, wird in die Mottenkiste von Marx und Co. gegriffen und der ewige Junker (neudeutsch: Alteigentümer) - das neue Feindbild der Nation - bemüht. Natürlich sei der Friede im Dorf in Gefahr, falls die Alteigentümer die Restbeute zurückerhielten, meinen hiesige Landespolitiker mit Gefolge. Gleichwohl wählen die Ein­wohner meine Frau in das kommunale Parlament und machen sie zur Bürgermeisterin. Irgendwie bekomme ich da die Enden nicht zusammen. >Alles ist äußerst irrational<, beklagt Minister SCHMIDT-JORTZIG zu Recht. . . « 428

» . . . Zu dem Beitrag des Bundesjustizministers . . . bringt bei­spielsweise Michael UECHTRITZ in einem Aufsatz zur zweiten Bodenreformentscheidung des Bundesverfassungsgerichtes (BVerfG) im renommierten Deutschen Verwaltungsblatt unverhoh­len großes Verständnis für die getroffenen Entscheidungen der Bundesregierung auf. Nach Meinung des Verfassers (M. UECH­TRITZ) hätte eine andere Entscheidung ja bedeutet, daß man 1 2 000 Bodenreformopfern (eigentlich nur deren Erben und Erbeserben) große Teile der landwirtschaftlichen Flächen der ehemaligen DDR zu Lasten von 500 000 Bodenreformeigentümern hätte zu­rückgeben müssen. Abgesehen davon, daß diese Argumentation schon im Zeitpunkt der ersten Bodenreformentscheidung des BVerfG sachlich falsch war (den Bodenreformeigentumern wollte und will niemand etwas wegnehmen), läßt sie auch das ganze Ausmaß einer Denkweise erkennen, die Eigentum an bestimm­ten Produktionsmitteln (in diesem Falle landwirtschaftlicher Nutzfläche) nicht mehr dem Schutz, sondern vielmehr dem Zu­griff des Staates unterstellen will. Man erkennt hier, wie zufrie­den solche Meinungsmacher insgeheim darüber sind, daß die

428 Christion von Plessen. »Alteigenlümer: das neue Feindbi ld der Nation« ILeserzuschriftl. in FAZ, 1 1 . 1 2 . 1 996 .

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sowjetische Besatzungsmacht mit ihren eilfertigen deutschen Vollstreckern 1 945 so gründliche Arbeit geleistet hat. Für solche Leute ist die Forderung nach echter Wiedergutmachung in der Tat ein abwegiges Anliegen. Das Dumme an der Sache ist freilich, daß durch die völlig verfehl­ten Entschädigungs- und Rückerwerbsregelungen des Bundes sich nunmehr landwirtschaftlicher Grundbesitz in noch viel weniger Händen zu kumulieren beginnt, als dies vor 1945 je der Fall war (so halten derzeit 2989 juristische Personen in den neuen Ländern rund 58 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche, was zu einer durchschnittlichen Betriebsgröße von 1435 Hektar führt) . Außer­dem geht altes Kulturerbe, das ganze Landschaften nicht zu ihrem Nachteil geprägt hat, verloren, da Häuser und Parkanlagen regel­mäßig lieber dem Verfall preisgegeben werden, als sie den Altei­gentümern zu annehmbaren Konditionen anzubieten. «429

Wenn die Verzichts politiker aller Couleurs und gewisse Medien heute auch diejenigen in Mitteldeutschland Enteigneten und die Heimatvertriebenen, die völkerrechtliche Wiedergut- oder - so­weit möglich - Rückgängigmachung des ihnen angetanen Unrechts fordern, als >Ewiggestrige< bezeichnen und für alle Vertreib er mit der oben behandelten »Schlußstrich-Erklärung« die entschädi­gungslose Vertreibung und die an den Vertriebenen begangenen Verbrechen sanktionieren,43o stellen sich zwei Fragen:

1 . »Sind emigrierte deutsche Juden, die (in ihre einstige Heimat zurückkehren wollen und Entschädigungs- oder) Rückgabefor­derungen erheben, auch Ewiggestrige?«431

C' Wolf-Dieter von Bülow, »Mit der sowjetischen Besatzungsmacht hoch zufrieden«, in FAZ, 10 . 1 2 . 1996 .

43 0 Siehe h ierzu d ie Stel l ungnahme des prominenten tschechischen Schachgroßmeisters und Publ izisten Ludek PACHMANN, Abbildung 23, und die Presseberichte in tschechischen Zeit­schriften des Früh jahrs 1 996, Anhang 1 1 .

431 Helm ut Sch inkel, » Sch lußstri ch« (Leserzusch riftl, in Die Welt, 1 6 . 9 . 1 996 . - Zwei weitere Leserzuschriften vom selben Tag aus derselben Zeitschrift seien hierzu auszugsweise zi­tiert: »Und wenn sich der deutsche und tschechische Präsident um den Hals fielen und verkündeten, es gäbe keine besseren Freunde a ls das deutsche und das tschechische Volk, was ändert das an der Tatsache? Ich werde jedenfa l ls keiner Partei meine Stimme geben, d ie d iesmal wirkl ich aus völ l ig fre ien Stücken auf deutsches Recht verzichtet .« (Fried­rich Kern, Bornhöved, ebendal »Noch nie haben unsere Pol itiker sich um d ie Betroffenen gekümmert, über deren Köpfe sie ihre Beschlüsse gefaßt haben. Hoffentl ich kommt die Qu ittung schon bei den nächsten Wahlen.« (Henning G. von Zitzewitz, Hamburg, ebendal Kommen wird sie jedoch mit Si­cherheit.

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2. Was würde wohl geschehen, wenn Deutschland nach seinen umfangreichen Wiedergutmachungsleistungen,432 seiner Ein­räumung von selbstverständlichen Rückkehrrechten usw. den jüdischen Weltorganisationen und Israel in etwa dieselbe »Schlußstrich-Erklärung« hinsichtlich des den Juden in Europa zugefügten großen Unrechts vorschlagen würde, die den Tsche­chen für ihr vergleichbar großes, den Sudetendeutschen zuge­fügtes Unrecht ohne Wiedergutmachungsleistungen, Einräu­mung von selbstverständlichen Rückkehrrechten usw. von der deutschen Regierung und seiner > Volksvertretung< zugestanden wurde? Das den Tschechen mit der »Schlußstrich-Erklärung« gemachte Zugeständnis wie in bezug auf Polen gegenüber dem Deutschen Osten ist und bleibt völkerrechtlich unwirksam. Da­für fehlt, wie zum Beispiel beim Saarland gehandhabt, eine ent­sprechende Volksabstimmung der betroffenen Bevölkerung.

"Wenn es die Hölle auf Erden gibt, dann gab es sie nach dem 5. Mai 1 945 in Prag. An den Straßenkandelabern meiner geliebten Stadt hingen an den Füßen aufgeknüpfte S S-Männer als menschliche Fackeln . Vom Kopf hin­auf brennend . . . Umgeben von la­chenden, sich daran ergötzenden Pö­bel, der sich jetzt für die begangenen Untaten der Deutschen rächen wol l­te . Bewaffnete B anditen, die s ich ,Par­tisanen ' nannten, holten wil lkürl ich deutsche Mitbürger aus ihren Häu­sern. An der Einmündung zur Was­sergasse hingen drei nackte Leichen, bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt, die Zähne restlos herausgeschlagen, der Mund nur noch ein blutiges Loch. Andere Deutsche mußten i hre toten Landsleute in die Stefansgasse schlei­fen . ,To j sou prece vasi bratri , ted' je

polibetj e ! ' - ,Das sind doch eure B rü­der, küßt s ie . ' Und so mußten die noch lebenden Deutschen mit zusammenge­preßten Lippen die Toten küssen. Grei­se, Frauen, Kinder wurden verstüm­melt, totgeprügelt. Vergewaltigungen, barbarische Grausamkeiten . Schrek­kensfurien der Hölle. Hier waren sie losgel assen .

Ich berichte über dieses schreckli­che Geschehen nicht, um die Men­schen meiner Heimat anzuschwärzen. Ich berichte, weil ich davon überzeugt bin, daß es zu einer wahren Völker­v e r s t än d i g u n g n u r d a n n k o m m e n kann, wenn sich beide Seiten vorbe­haltlos zu dem beken.nen, was war. Es gibt kein Land, in dem nur Teufel oder Engel leben. Ludek Pachmann Schachgroßmei ster. Publizist

Abbi l d u ng 23 . Q u e l l e : Das Ostpreußenblatt, 22. 6. 1 996

432 Diese beliefen sich bereits 1 989 auf DM 82,7 Mi l l iarden . IAlfred Schickei, »E ine Bi lanz an­ste l le von Vermutung - Bundesdeutsche Wiedergutmachungsleistungen für NS-Opfer betragen 82,7 Mi l l iarden DM«, in Die Pommersche Zeifung, 5. 8 . 1 989 )

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Ziele der Insider

Die Intention der von den Vereinigten Staaten aus nach der Welt­herrschaft greifenden Insider bewirkt lediglich sekundär den Nie­dergang Europas. Gelänge es ihnen nicht, geschickt die Fixierung der Franzosen und Briten auf Deutschland zu nutzen und zu fördern, ohne daß dort erkannt wird, was aus ihren eigenen Län­dern und deren Bedeutung in der Welt als Folge dieser Euro­papolitik der westlichen Kriegsalliierten bereits geworden ist und weiterhin werden wird, wären sie nicht so erfolgreich. Das Un­glück Deutschlands scheint jedenfalls wieder einmal zu sein, die falschen Bundesgenossen - und dieses Mal sowohl diesseits als auch jenseits des Atlantiks - zu haben. Mit Unterwürfigkeit läßt sich das jedoch nicht ausgleichen. Nur mit angemessenem Selbst­bewußtsein kann sich Deutschland die Unterstützung zumindest der europäischen Bündnispartner verdienen. Es darf jedoch nicht verwundern, daß seine lebenswichtigen Interessen seitens seiner Bündnispartner unberücksichtigt bleiben, wenn es

1. seine eigene Geschichte nach Vorgaben Dritter verfälscht, 2. ungeachtet historischer Tatsachen ständig so unterwürfig ein

Büßerhemd trägt, daß der Deutschland wohlgesonnene Staats­präsident Estlands, Lennart MERI, 1 995 anläßlich seines Staats­besuchs sein Gastland als »Canossa-Republik« kennzeichnete,

3. sich in der Rolle eines transatlantischen Weisungsempfängers gefällt,433

4. seine Bundeswehr >entspannungsbedingt< abrüstet, damit die Landesverteidigungsbereitschaft vernachlässigt, und die Rest­bestände seiner Soldaten bereithält, damit sie dazu noch recht kostenträchtig als Kontingente für Drittinteressen eingesetzt werden können,

5. gleichzeitig dankbar begrüßt, zur angeblichen Gewährleistung seiner äußeren Sicherheit (richtiger und erklärtermaßen zu sei-

433 Hierzu gehört auch der fehlende Widerstand gegen die Domin ierung US-amerikanischer Fernsehprodukte mit Gewa lt verherrl ichendem Inhalt und damit entsprechender Verrohung der d iesen Dauereinflüssen ausgesetzten insbesondere jüngeren Bevölkerung . Die Beherr­schung deutscher Fernsehkanäle durch US-Produkte mit schäd l ichem E influß auf die deut­sche Jugend ist verg leichbar mit der von Großbrita nn ien im Opiumkrieg (1 840-1 842) er­zwungenen Offenha ltung Chinas für britische Exportgeschäfte mit d ieser Droge laus Indien) .

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ner Niederhaltung) fortwährend militärisch von sogenann­ten >Bündnispartnern< besetzt zu bleiben, und um die Auf­rechterhaltung deren - mit nationaler Souveränität unverein­barem - Besatzungsstatus bemüht ist,

6. danach lechzt, seine - ohnehin nur bedingt vorhandene - Sou­veränität für einen Protektoratsstatus innerhalb einer Euro­päischen Union national oder sogar nationalistisch denken­der und handelnder Staaten wieder aufzugeben,

7. nationale Verzichtspolitik betreibt, indem es a) das Recht auf Heimat seiner völkerrechtswidrig aus dem

Deutschen Osten vertriebenen Bürger der bereits 1 848 ver­kündeten und ein Jahrhundert später mit einem erneuten »Dreißigjährigen Krieg, 1914 bis 1 945« von den Siegermäch­ten umgesetzten Expansionspolitik seiner östlichen Nach­barländer opfert, und

b) von seinen zeitgeistergebenen Politikern unter würdelo­ser Anbiederung an die Vertreib er geflissentlich akzeptiert wird, daß es als Vorstufe für seine völlige Auflösung so klein wie noch nie in seiner Geschichte gehalten wird,

8. bereitwillig immer drückender werdende Tributpflichten über­nimmt,

9. darum bittet, daß ihm seine harte Währung in einen inflatio­nären Euro gewechselt wird sowie

10. seinen ihm belassenen territorialen Torso mit dessen nach dem Krieg zumindest im Westen - hart erarbeitet - wiederaufge­bauter Volkswirtschaft als Auffangbecken für Dauer-Wirt­schaftsflüchtlinge aus aller Welt zur Verfügung stellt, wäh­rend es den Zuzug von an ihren Standorten diskriminierten oder gar verfolgten deutschstämmigen Aussiedlern erschwert, obwohl das im Land a) zum Verlust der kulturellen Identität, b) zur gewaltigen Verschuldung nicht nur der Kommunen, c) zum Zusammenbruch seiner Sozialsysteme, d) zur Verminderung der inneren Sicherheit und e) zu Massenarbeitslosigkeit führt .

Wenn Deutschland sich selbst aufgibt, kann es auch von wohl­meinenden Bündnispartnern wie etwa Spanien keine Bündnistreue erwarten. Ein Staat, der nicht mehr existiert, ist kein Völker-

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rechtssubjekt, dem gegenüber man Verträge einhalten kann. Wenn sich Deutschland in seiner bedingungslosen Kapitulation vor dem Zeitgeist gefällt und seine eigene Auflösung in der Europäischen Union betreibt, kann es nicht erwarten, daß andere EU-Mitglieder ihm helfen, seine Souveränität, kulturelle Identität und Sozialstaat­lichkeit aufrechtzuerhalten. Und die Währungsunion, die EU- und NATO-Osterweiterung, die Asyl- und Ausländerpolitik sowie die horrenden Tributzahlungen sind letztlich nichts anderes als eine bedingungslose Kapitulation vor auswärtigen Europainteressen. Um etwas anderes - nur mittlerweile von deutschen medienge­machten Politikern >political correct< selbst gewollt - als eine be­dingungslose Kapitulation handelt es sich nämlich bei vorgenann­tem Katalog nationaler Selbstaufgabe nicht.

Wenn die Insider-beherrschten USA ihre beiden Weltkriege nicht umsonst geführt haben wollen, kann ihnen nicht an einem starken Europa gelegen sein. Die Tatsache, daß sie - wie im oben erwähn­ten Kommentar des Boston Herald (s. S . 1 95, Q. 296) dargestellt ­die Teilvereinigung Deutschlands davon abhängig gemacht ha­ben, daß der damit zusammengelegte, amputiert bleibende Deutschlandtorso, dazu noch ohne eigene Währung und militä­risch besetzt, Maastricht-eingebunden sein muß, beweist, daß aus ihrer Sicht nicht nur Deutschland wegen seiner angeblichen AI­leinverantwortlichkeit für alles Leid des Jahrhunderts weiterhin büßen, sondern vor allem Europa so geschwächt werden soll, daß es als ernst zu nehmender Konkurrent ein für allemal ausfällt . Die auf die Rahmenvorgaben des Morgenthau- und Hooton-Plans ge­stützte Europastrategie der Ins ider läßt sich dementsprechend grob in zehn Leitsätzen zusammenfassen:

1. Auslöschung der deutschen Nation mittels einer entsprechen­den Ausländerpolitik sowie eines Bündels familienfeindlicher Maßnahmen.

2. Stabilisierung der DDR-Misere in Mitteldeutschland unter an­derem durch Sanktionierung der Ergebnisse der vermögens­feindlichen SBZ / DDR-Enteignungspolitik bei gleichzeitiger, eine rechtmäßige Kapitalbildung verhindernder Steuerpolitik.

3. Abwürgung der wirtschaftlichen Überlebensfähigkeit zumin­dest auf seinem bisherigen Weststandard des teilvereinigten Deutschlands durch ständig steigende Reparationsleistungen (Tributpflichten) zugunsten zwischenstaatlicher, überstaatlicher

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und bilateraler Empfänger sowie EU-Sozialisierung seiner sta­bilen Währung.

4. Auflösung der staatlichen Existenz Deutschlands als wirtschaft­liches >Herz Europas< mittels seiner semikolonialen Europa-Ein­bindung.

5. Zerstörung des deutschen Sozialstaats als Folge der Zielsetzung von Thesen 1-4.

6 . Verhinderung einer Annäherung Rußlands und Chinas an Deutschland mittels der von Deutschland zu vertretenden NATO-Osterweiterungspolitik und des ihm vorgegebenen stärkeren Eintretens für die Menschenrechte der Bevölkerung des Reiches der Mitte einschließlich Tibets als a) für die Menschenrechte seines eigenen Volkes zum Beispiel

in Oberschlesien und b) das Menschenrecht auf Heimat seiner völkerrechtswidrig

aus dem deutschen Osten vertriebenen, dort seit Jahrhun­derten angestammten Volksgruppen.

7. Sicherstellung, daß es zu keiner ernstgemeinten, nicht ledig­lich der Ausbeute und Unterdrückung dienenden Zusammen­arbeit Großbritanniens und Frankreichs mit Deutschland und damit zu keiner Europa-Triade als Rückgrat und Voraussetzung für ein wirtschafts- sowie außenpolitisch handlungs- und kon­kurrenzfähiges kooperatives Europa kommt.

8. Förderung des franko-britannischen Chauvinismus über dorti­ge Insider-kontrollierte Medien als Beitrag zur Umsetzung der Zielsetzung von These 7.

9. Balkanisierung vor allem Deutschlands, des >Herzens von Eu­ropa< , aber auch der übrigen Länder der Alten Welt mittels Mei­nungsterror zugunsten a) des Zuzugs nicht integrierbarer ethnisch fremder Wirt­

schaftsflüchtlinge und Dauerasylanten sowie b) einer EU-Osterweiterung, die ein über das mit 1 6 Mit­

gliedsländern bereits erreichte Maß hinausgehendes euro­päisches Durcheinander rivalisierender oder rivalisierend gehaltener, kulturell und sozio-ökonomisch unterschiedlich veranlagter Völker mit verschiedener, teilweise gegensätz­licher Interessenlage bewirken soll und wird .

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10. Übernahme der Europa nach zwei deswegen erst geschürten und dann jeweils unter Einsatz von US-Streitkräften und Kriegsmaterial zur Ins ider-gewünschten Entscheidung ge­brachten Weltkriegen noch verbliebenen wirtschaftlichen und militärischen Weltgeltung.

Neben diesen Generalanliegen sei auch auf die dadurch geförderte Spannungen zwischen den EU-Staaten und der Welt des Islams hin­gewiesen, indem planmäßig eine kulturelle Überfremdung Westeu­ropas herbeigeführt wird, die mittelfristig auch dazu führen dürfte, daß das traditionell gute Verhältnis von Deutschland besonders zur Türkei, aber auch zu anderen vom Islam geprägten Staaten zerbricht.

Als Beispiele für das gute deutsche Verhältnis mit den Ländern des Islams sowohl Kleinasiens als auch Nordafrikas werden das Bündnis mit der Türkei im Ersten Weltkrieg und die während des Zweiten Weltkrieges in Nordafrika geführten Panzerschlachten ge­nannt. Der Grund für den dortigen >Einmarsch< (nach Auffassung des Verfassers wie zur Zeit NAPOLEONS eine strategische Fehlent­scheidung, die unnötig für die Auseinandersetzung mit Großbri­tannien in Eur-opa benötigte Kräfte verschlissen hat) war weniger überzeugend als der für die Besetzung des europäischen Auf­marschgebiets der Briten. Und trotzdem wurden die deutschen Panzertruppen von der nordafrikanischen Bevölkerung und de­ren Führungskadern als Freunde und nicht etwa wie im bis zum Westfälischen Frieden zu Münster ( 1 648) im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation mit Deutschland vereinten Holland als feindliche Besatzer empfangen und behandelt. Die niederländi­sche Nationalhymne, die ursprünglich in deutscher Sprache ver­faßte »Wilhelmus« (»Wilhelmus von Nassawe bin ich von teut­sehern Blut. . . «), erinnert noch an diese einstige Zugehörigkeit des Landes zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und wird daher heute wohl gespielt, aber kaum noch gesungen, »es sei denn, Königin Beatrix ist beim Abspielen anwesend« .434 Die britischen und US-Streitkräfte wurden hingegen in Holland und den ande­ren Aufmarschgebieten der Alliierten so freundlich empfangen, wie das der Armee ROMMELS in Nordafrika ergangen ist. Letzteres darf natürlich aus Insider-Sicht im übertragenen Sinne nicht noch einmal vorkommen.

43 4 Helmut Hetzei, ",Wi lhelmus< und die Deutschen - Dissertation über d ie hol länd ische Na­tiona lhymne schockt die Nat ion«, in Die Welt. 17 . 4 . 1 9 9 6 .

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Das gilt für den ganzen moslimischen nordafrikanischen und vor­derasiatischen Bereich und da besonders sowohl für den Irak als auch den Iran. Letzterer mußte deswegen im August 1 996 von Außenmi­nister KINKEL mit dem Auslieferungsgesuch eines dortigen Kabi­nettsmitglieds wohl auf US-amerikanische Anweisung gereizt wer­den. Wenn man bedenkt, was Deutschland zum Beispiel durch Luftmarschall HARRIS angetan worden ist, ohne daß deutscherseits ein Auslieferungsgesuch für diesen Kriegsverbrecher nach London gesandt wurde, weil das außenpolitisch dem Besiegten nicht zusteht, so hätte Deutschland seine Auseinandersetzung mit dem Iran ohne großes Aufsehen vertraulich und nicht vor der Weltöffentlichkeit austragen können, um sich neben den >Bündnispartnern< nicht un­nötig einen weiteren >Feindstaat< zu schaffen, auf dessen freund­schaftliche Zusammenarbeit - wie im Falle der kurz vorher erfolg­ten Rückführung des israelischen Kriegsgefangenen - es noch einmal angewiesen sein könnte. Genau so wenig, wie Deutschland seinen westlichen >Bündnispartnern< zuliebe Rußland wegen Tschetsche­niens und mit seiner Propagierung der NATO-Osterweiterung brüs­kieren sollte oder China wegen Tibets und Argentinien wegen der Falklandinseln öffentlich verurteilen darf, kann es sich leisten, den Iran vor der Weltöffentlichkeit bloßzustellen, wenn es sich damit nicht des eigenen außenpolitischen Spielraums berauben will.

Aus der > Krüger-Depesche<435 sollte Deutschland gelernt haben und jegliche Einmischung in die Angelegenheiten von Drittstaaten nur für handfeste Gegenleistungen für sein amputiertes eigenes Land und dessen offene Fragen, wie das Recht auf die Heimat großer Teile sei­ner eigenen Bevölkerung, betreiben, wenn es sich dadurch nicht wei­tere Feinde machen will . An seinen Partnern, die es in einem »Drei­ßigjährigen Krieg 1914 bis 1 945« unterworfen haben, trägt es bereits schwer genug. Diese sind nur miteinander und mit Deutschland zu Deutschlands Einbindung (Fesselung) verbündet.

Der Verfasser wurde im Krieg auf einem Marinefahrzeug an der Ostfront eingesetzt, das nach seiner Versetzung auf ein anderes Kommando im Dezember 1 944 unter schlechten navigatorischen Umständen wegen fehlerhaft bestimmten Standorts in ein eigenes

435 Die sogenannte >Krüger-Depesche< war ein am 3 . 1 . 1 896 von Kaiser WllHELM 1 1 . an den Präsidenten von Transvaal , Paulus (Ohm I KRÜGER, gesandtes Glückwunschtelegramm, das a ls a l lgemeine Sympathie für den (erfolg losenl Freiheitska mpf der Buren zu werten war und in London große Entrüstung hervorrief.

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Minenfeld geriet und sank. Dabei wurde fast die gesamte Besat­zung Opfer des nassen Todes . Sinnbildlich befindet er sich derzeit wieder an Bord eines Schiffes, das gleichfalls wegen fehlerhaft bestimmten Standorts bei stehender Peilung auf das Minenfeld Maastricht zusteuert, um dort mit seiner Besatzung zu sinken, wenn nicht noch rechtzeitig von >Political Correctness< auf >Patriot ic Correctness < umgesteuert wird . Hierbei beruft sich der Verfasser auf keinen geringeren als Reichskanzler atto VON BISMARCK, der viel zitiert zum Ausdruck brachte:

»Ich habe das Wort >Europa< immer nur im Munde derjenigen Politiker gefunden, die von anderen Mächten etwas verlangen, was sie im eigenen Namen nicht zu fordern wagen. Der viel miß­brauchte Begriff >Europäisches Interesse< wird uns nicht verlei­ten dürfen, der deutschen Nation zuzumuten, daß sie ihre Poli­tik nach anderen als deutschen Interessen regelt .«

Gelingt das nicht, wird nicht nur die Germania mit ihrer Besat­zung sinken, sondern sich ganz Europa - von Massenarbeitslosig­keit geplagt, bürgerkriegserschüttert436 und Mangel leidend - nach den Jahren zurücksehnen, in denen es noch nicht von fremdge­steuerten Visionären seiner kulturellen Identität beraubt, wirt­schaftlich globalisiert, ausländer-kriminalisiert und mit >Hans­wurst-Geld <437 ausgestattet wurde bzw. werden soll . Ehe es für eine Kursänderung zu spät ist, bemüht sich diese Analyse, eine reali­stische Standortbestimmung zu vermitteln.

436 Einem TV-Bericht der öffentl ichen Rundfunkanstalten IÖRAI vom 27. November 1 996 zum Stre ik der fr<J nzösischen Fernfahrer m it Sol ida ritätsaktionen anderer Verkehrszweige war zu entnehmen, daß ein ungenanntes fra nzösisches Kabinettsmitg l ied d ie Befü rchtung geäußert ha be, d iese Auseinandersetzungen auf der Straße könnten der Auftakt fü r ei­nen Bürgerkrieg sein . Es muß damit gerechnet werden, daß ein solcher Bürgerkrieg von Frankreich und wohl auch bald aus Ita l ien auf das restl iche Europa - und damit a uch auf Deutsch land - überschwa ppen wi rd. Wenn dos bereits 1 848 gegen den späten Feuda­l ismus gerichtet g renzüberschreitend eingetreten ist, dürften die offenen EU-Grenzen und die gemeinsame Euro-Ursache fü r den Niedergang der europäischen E inzeIwirtschaf­ten europaweite Aufstönde eher beg ünstigen als e indämmen. Die derzeitigen Ausein­andersetzungen der Ta rifpartner in Deutsch land wegen des EU- und g lobal is ierungsbe­dingten Sozio labbaus ähneln bereits immer mehr denjenigen der späten zwanziger Jahre . Letztere waren Vorboten einer grund legenden pol it ischen Umwä lzung, d ie vom Ausland gesteuert wurde.

431 Diese Bezeichnung hot der Verfasser einer Übersetzung der WeA vom 26 . 1 1 . 1 996 aus dem dort wie fo lgt zitierten Par iser Figaroentnommen: » . . . noch den jüngsten Umfragen beg innt sich die öffentl iche Nleinung in Deutsch land von der gemeinsamen Währung a bzuwenden, aus Angst, die Mark - ein Objekt des berechtigten Stolzes - gegen ein Hanswurst-Geld einzutauschen .«

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Zweiter Tei l

Geopolitische Perspektiven

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Islamische Republik Deutschland

Nachdem im vorigen Kapitel der politische Standort Deutschland auf der Grundlage zeitgeschichtlicher und gegenwartsbezogener bis Ende Januar 1 997 berücksichtigter Daten vornehmlich euro pa­bezogen dargestellt wurde, wird in diesem Kapitel eine geopoliti­sche Betrachtung aus deutscher Sicht unter Berücksichtigung von Ereignissen und Daten bis Ende April 1 997 vorgenommen:

Der Antisemitismus war bis 1 933 in Deutschland viel weniger verbreitet als etwa in Rußland, Polen und Frankreich. Erst mit Adolf HITLERS >Machtergreifung< wurde er von oben angeordnet. Seine » Drohung vom 30. Januar 1 939 - anläßlich der Konferenz von Evian -, im Kriegsfalle die Juden als Geiseln zu vernichten, verfing bei den präsumptiven Aufnahmeländern nicht. . . Niemand (von den späteren Kritikern des NS-Antisemitismus) hielt (näm­lich) die Juden für schützenswert« .438 Ihre Opfer waren für die an einem Vernichtungskrieg mit Deutschland interessierten Alliierten lediglich Mittel zum Zweck.

Wenn heute aus jüdischen Kreisen immer wieder die Frage aufge­worfen wird, ob den Juden in Deutschland eine erneute Verfol­gung drohen könne, muß das aus der Sicht des deutschen Volkes, aber nicht Deutschlands verneint werden. Solange Deutschland weiterhin seinen ihm verbliebenen territorialen Torso für die schrittweise Etablierung einer islamischen Republik hergibt, kann sogar damit gerechnet werden, daß nicht wie im Dritten Reich Zweidrittein der in Deutschland lebenden Juden die legale Aus­reise in aufnahmebereite Asylländer ermöglicht, sondern ein tota­ler Holocaust vollzogen wird . Einerseits verschärft die jüdische Siedlungs politik im Nahen Osten den antisemitischen Fundamen­talismus, wie er sich derzeit in der Welt des Islams bereits mehr­heitlich besonders im Iran, in Libyen und in Algerien offenbart. Zum anderen führt die von Führungskräften des Zentralrats der Juden in Deutschland propagierte deutsche Ausländerpolitik dazu, daß Deutschland in absehbarer Zeit nicht nur generell vom Islam, sondern islamisch-fundamentalistisch beherrscht werden wird . Es bedarf keiner Hellseher, das vorherzusagen. Bereits für das Jahr

438 Knut Teske. »Auschwitz - auf ewig Synonym für das Unbeg reifliche«, in Die Welt. 23. 1 . 1 995 .

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2030 wird der in Deutschland lebende Ausländeranteil mit etwa der Hälfte der Gesamtbevölkerung vorausgesagt. Und das werden schon derzeit mit 15 fundamentalistischen Organisationen von den rechts­radikalen Grauen Wölfen bis zu linksextremistischen Gruppierungen in Deutschland vertretene Muslime vornehmlich türkischer Herkunft sein. Diese >ausländischen Mitbürger< wurden im April 1997 nicht etwa von einem deutschen national-konservativen Blatt, sondern von der in Ankara erscheinenden Tageszeitung Radikal generell wie folgt charakterisiert:

»Ist es denn kein Rassismus, sich als Türken gegen alle Sitten und Bräuche des Landes zu versperren, in dem man sich auf­hält, die Landessprache nicht zu lernen und die In tegration abzu­lehnen? Ist es kein Rassismus, im eigenen Lande [der Türkei] aus Kirchen Tierställe zu machen, aber in dem Lande, in das man zum Arbeiten gegangen ist, Moscheen zu bauen? Welche Ge­fühle werden in den Menschen des christlichen Landes erweckt, wenn für die Religion, für die Ehre Morde begangen werden, wenn PKK, Linke und Rechte sich auf den Straßen prügeln? Haben wir überhaupt keine Schuld daran, daß Deutsche und Franzosen sich heute unserer nicht annehmen? Haben wir uns der Armenier und der Griechen angenommen, die in der Türkei leben?«439

Dieser immer militanter werdende Rassismus wird zudem durch eine tiefe Kluft im Bildungsbereich gefördert. Mehr als 80 Prozent der arbeitslosen ausländischen Jugendlichen in Deutschland ha­ben keine abgeschlossene Berufsausbildung. Das gilt besonders für türkische Jugendliche. Bei den jungen Türkinnen hat sogar jede zweite keine abgeschlossene Berufsausbildung.44o

Eine Islamische Republik Deutschland (IRD) wird mit einiger Sicherheit auch die deutsche Einheit mit dem deutschen Vor-Ver­sailles-Siedlungsraum wiederherstellen, indem sie Polen zumin­dest seine ostdeutschen Raublande wieder abnimmt und als Nachfolgerin des dann allerdings nicht mehr christlich, sondern moslimisch geprägten einstigen Heiligen Römischen Reiches Deut­scher Nation 0 356-1 806) Tschechien wieder eingliedern. Die zu­rückgewonnenen Territorien dürften dann als eigenes Siedlungs-

439 Radika, Ankaro, nach Deutsch la ndfunk, > Internationale Presseschau<, 5 . 4 . 1 997, 1 2 50 U h r.

440 Dieter Schütz, »Tiefe Kluft im B i ldungsbereich - Ausländerbeauftragte: Jede zweite junge Türkin ohne Berufsausb i ldung«, in Die Welt, 23 . 4 . 1 997.

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gebiet in Anspruch genommen werden. Die dortige christliche Be­völkerung wird dann wahrscheinlich unter Berufung auf das von den Polen und Tschechen bei der Vertreibung der Deutschen an­gewandte und von diesen Ländern mitgestaltete >Neue Völker­recht< >umgesiedelt< , soweit sich dafür Aufnahmeländer finden, oder nach den mit der ostdeutschen sowie im Sudetengebiet und Böhmen beheimateten deutschen Bevölkerung praktizierten Me­thoden liquidiert . Schließlich ist das bis in die heutigen Tage seit BENEscH amnestiert sowie mit der »Schlußstrich-Erklärung« sank­tioniert worden. Es ist damit zumindest in den Vertreiberländern auch in Zukunft rechtens. Der kompromißlos-militante Islam des auslaufenden 20 . Jahrhunderts vermag sich diesbezüglich sehr wohl mit den slawischen Nachbarn Deutschlands zu messen. Zu gegebener Zeit könnte eine IRD im Geist der deutsch-französischen Freundschaft von einer auch bereits erkennbare Formen anneh­menden Islamischen Republik Frankreich (IRF) außenpolitische und im Bedarfsfall auch militärische Unterstützung bei der Rück­gewinnung und Säuberung von Eindringlingen seiner ihm mit zwei Weltkriegen völkerrechtswidrig geraubten Provinzen erhal­ten. Außerdem muß damit gerechnet werden, daß parallel zu den Vorgängen in Deutschland auch dort die ethnische Säuberung von Juden wie zur Zeit der Vichy-Regierung 0 940-1944) - allerdings dann unter islamistischem Vorzeichen - betrieben wird .

Wenn multikulturelle Zeitgeistopportunisten den Kopf vor der Wahrscheinlichkeit einer solchen Entwicklung in den Sand stek­ken, sollten sie wissen, daß das heutige Istanbul erst 1453 den Tür­ken in die Hand gefallen ist. Das alte Byzanz war 330 n.Chr. von KONsTANTIN I. zur Hauptstadt des Römischen Reiches gemacht worden und trug seit 395 n.Chr. nach ihm den Namen Konstan­tinopel . Es blieb bis zum 1 8. Jahrhundert Mittelpunkt der Weltpo­litik. Die Türken sind ein großes demographisch expandierendes Volk und haben im Ersten Weltkrieg tapfer an der Seite des Deut­schen Reiches ihr Land verteidigt. Die Türkei unterhält heute die zweitgrößte Armee in der NATO und will diese in den kommen­den Jahren mit umgerechnet etwa 50 Milliarden Mark moderni­sieren. Hierbei sollen mehr als 1 00 Hubschrauber und 600 gepan­zerte Fahrzeuge angeschafft sowie nach Mitteilung des türkischen Verteidigungsministers Turhan TAYAN der Auftrag zum Bau von fünf Fregatten erteilt werden .441 Aus der Sicht Deutschlands mit

44. rtr-N'eldung, »Mi l l ia rden fü r Ankaras Aufrüstung«, in Die Welt, 1 2 . 4 . 1 997.

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seinen schwach gehaltenen, eher Hilfswilligen-Streitkräften sind die Türken ein ernst zu nehmender NATO-Partner. So lange sich das dortige, in der Tradition von Kemal PASCHA442 stehende Militär den ständig an Einfluß gewinnenden Islamisten gegenüber durch­zusetzen vermag, werden sie das wohl auch bleiben. Hinsichtlich dessen, was danach kommen wird, läßt sich in Anbetracht der tür­kischen demographischen Entwicklung443 und der militanten türki­schen Migration gen Westen - hier insbesondere nach Deutsch­land - nichts Gutes erwarten. In Algerien vermag das Militär dem Druck der Islamisten bereits kaum noch standzuhalten. Bei der Niederschrift dieser Passagen entnimmt der Verfasser der Tages­presse einen fast schon alltäglichen Algerienbericht mit folgender Uberschrift:

»93 Tote bei Massaker in algerischem Dorf - 43 Frauen und Kin­der unter den Opfern.«444

Auf dem Kontinent ist Frankreich mit seiner expandierenden nord­afrikanischen Bevölkerung bereits in zunehmendem Maße von dieser Entwicklung betroffen. Diese Prognose gilt je nach wirt­schaftlicher und territorialer Attraktivität für die moslemische Ex­pansion sowie die sozio-kulturelle und strategische Widerstands­kraft der Einzelländer über den Zentralbereich Europas hinaus­gehend auch für das restliche Abendland, so für Großbritannien, wo bereits heute viele Kirchen in islamischen Besitz übergegan­gen und entsprechend umgewidmet worden sind .

442 Sultan Aso ül-HAMIT hatte das Deutsche Reich um die Entsendung von Mi l itä rberatern gebe­ten . Daraufhin formte Col marvoN DER GOlTZ von 1885 bis 1 896 das osman ische Heer zu einer schlagkräftigen, mit Krupp-Kanonen und Mauser-Gewehren ausgestatteten Truppe. 1896 forcierten g riechische Freischär ler auf dem türkisch besetzten Kreta und in dem g leichfa l ls türkisch reg ierten Mazedonien den Freiheitskampf. Der Sultan erklärte daraufh in 1 897 Hel­las den Krieg . Mitte Ma i mußte Hel las um Frieden nachsuchen. Wenn der Sieg einerseits auch das Reg ime Aso ül-HAMITs gefestigt hatte, so wurde andererseits aber auch dadurch das Prestige der modernen türkischen Armee gesteigert. Ih re Ba lkantruppen wurden zur Kernze l le der >Jungtürken<, die 1 908 die Macht an sich rissen . Aus denen ging Kemal PA­SCHA, genannt >Atatü rk< - der Schöpfer der modernen Türkei - hervor. Diese deutsch-türki­sche Zusammenarbeit war bis zum Reg ierungsa ntritt des Is lamisten Necmettin ERSAKAN Grundlage einer 100jährigen deutsch-türkischen Freundschaft.

443 Bei Absch luß des europäischen Assozi ierungsabkommens (l 963) hatte die Tü rkei 29 Mi l­l ionen E inwohner. Inzwischen (l 997) s ind es 62 Mi l l ionen, und jedes Jahr wächst die Bevö l­kerung um 1,2 Mil l ionen. Daraus erklärt sich der enorme Wanderungsdruck, dem beson­ders Deutschland ausgesetzt ist. (Werner Stein jan, » Wanderungsdruck«, Leserzuschrift, in Die Welt. 1 5 . 4 . 1 997) Sol lte die Türkei in die Europä ische Union aufgenommen werden, wäre damit der ungehinderte Zuzug der türkischen Überschußbevölkerung vor a l lem nach Deutschland nicht aufzuha lten .

444 Die Welt. 23 . 4 . 1 997.

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Wer Deutschland hat, beherrscht Buropa

Als Europa noch der Nabel der Welt war, hat der oben bereits so zitierte LENIN erklärt: » Wer Deutschland hat, beherrscht Europa . « Auf dieser Feststellung gründete und gründet immer noch das US-ameri­kanische Interesse, Deutschland klein und nach dem Hooton-Plan (s. S. 252, Q. 386) multikulturell sowie mit ihm Europa schwach zu halten, um im Rahmen einer Politik der >Unterwerfung oder Über­einkunft< zu einer Weltregierung mit > US World Leadership< (US-Welt­Führung) zu gelangen, also die Alte Welt in ihrer geopolitisch-wirt­schaftlichen Bedeutung abzulösen (s. S. 198, Q. 298) . Das bisher letzte Kapitel dieser Politik hat sich in Schwarz-Afrika abgespielt, als die Vereinigten Staaten in der ersten Hälfte des Jahres 1997 den Franzo­sen ihren Einfluß in Zaire abnahmen, unter den der vormals bel gi­sche Kongo nach seiner 1 960 erlangten Unabhängigkeit geraten war. Mit seiner nicht unbedeutenden, in den letzten Jahren allerdings stark heruntergewirtschafteten Diamanten-, Erdöl-, Kupfer- und Kobalt­ausbeute sollte das Land, und dort die unter anderem für die Kupfer abbauende Anglo America Corporation interessante rohstoffreiche Provinz Shaba, mit seiner Hauptstadt Lubumbashi unter US-Kon­trolle gebracht werden. Das gelang den Vereinigten Staaten im Rah­men eines US-unterstützten Bürgerkrieges von Laurent KAUBAS Re­bellen der Allianz Demokratischer Kräfte (AFDL) gegen das seit 32 Jahren absolutistisch regierende Regime MOBuTu SESE-SEKOS und sei­ner Helfer: Die >Kapitulation< der Franzosen vor den US-Amerika­nern datiert vom 14. April 1997. Das ist der Tag, an dem Frankreich seinen Proh�ge MOBuTu fallen ließ .445 Um das leichter zu erreichen, haben die unter Einfluß der Vereinigten Staaten stehenden Rebellen internationale Hilfe für die bürgerkriegsbedingt unter Hunger und Krankheit leidenden ruandischen Hutu-Flüchtlinge - auch für de­ren typhus erkrankte Kinder - unterbunden. Als sich die Truppen von Laurent KAUBAS Rebellen-Armee nach der widerstandslosen Ein­nahme Lubumbashis auf die Hauptstadt Zaires, Kinshasa, zu­bewegten, mußte die französische Regierung einsehen, daß das roh­stoffreichste Land Schwarzafrikas nicht mehr als Einflußgebiet Frankreichs zu halten war.

.... ARD. >Tagesthemen<. 14. Apri l 1 997. 22 :30 Uhr.

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Ob den Franzosen allerdings bewußt geworden ist, daß es sich hier­bei um eine Spätfolge der Deutschland von der Grande Nation erklär­ten beiden Weltkriege und seiner anschließenden Behandlung bis heute handelt, darf bezweifelt werden. Sofort nach der französischen >Kapitulation< und noch bevor das Regime MOBUTU abgelöst worden war, unterzeichneten Mitte April 1997 der Mehrheitseigner der Ame­rica Mineral Fields (AMF), Jean-Raymond BouLLE, und der für Fi­nanzfragen zuständige Kommissar der Rebellen, Mwana Nanga MA­WAMPANGA, ein Rohstoffabkommen mit einem Volumen von einer Milliarde Dollar ( 1 ,7 Milliarden Mark).446 Aber nicht nur Zaire, son­dern immer mehr schwarzafrikanische Staaten werden aus dem fran­zösischen Einflußbereich ins US-amerikanische Lager hinübergezo­gen.447 Einer einigen und nicht lediglich auf Deutschlands Niederhal­tung bedachten Europäischen Union hätten die Vereinigten Staaten wohl kaum die Kontrolle der afrikanischen Rohstoffvorkommen Zaires streitig machen können.

Das gilt auch für die Vertretung von Argentiniens Anspruch auf die Falklandinseln, wofür die Briten ihre Grand Fleet (Hochseeflotte) in einen für sie verlustreichen Kampf um dieses britisch besiedelte Archipel in Marsch gesetzt haben. Das war eine Seekriegshandlung, wie sie das Deutsche Reich 1939 gegen Polen mit der Beschießung der Westerplatte des deutsch besiedelten Danzigs durch die >Schles­wig-Holstein< zum Schutz seiner Bürger vor Vertreibung vorgenom­men hat. Bei dem Zweck der Aktionen bestand jedoch insofern ein Unterschied, als es sich bei den Falklandinseln um den Schutz von 2000 Briten handelt, während es bei der (außenpolitisch nicht aus­reichend vorbereiteten) Befreiung des seit 1919 polnisch besetzten deutschen Siedlungs gebietes um den Schutz von ursprünglich zwei Millionen, bereits bis 1 939 durch Vertreibung auf etwa die Hälfte verminderten, Deutschen ging. Ein weiterer Unterschied in den Kriegshandlungen bestand darin, daß Deutschlands Eintreten für seine Landsleute im bis auf Oberschlesien ohne Volksabstimmung völkerrechtswidrig abgetrennten Oberschlesien, Posen, Westpreu­ßen und Danzig als Anlaß für das Entfesseln eines Zweiten Welt­krieges gesehen wurde und immer noch gesehen wird, während die Briten bei ihrer Befreiungsaktion der ohne Volksabstimmung völker-

... Die Welf, 17 . 4 . 1997. »Za i res Rebellen schl ießen Abkommen mit US-F i rma - Kabi la zu Gesprächen mit Mandela i n Südafr ika«.

447 Achim Remde, » >Coca-Cola und Bier statt Champagner und Beaujo la is < - Immer mehr afrikanische Staaten wenden sich von Fra n kreich ab und den USA zu«, i n Die Weil. 1 5 . 4 . 1 997.

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rechtswidrig annektierten Falklandinseln allenfalls spöttisch beob­achtet wurden.

Ferner handelte es sich bei der >Schleswig-Holstein< um keine Einheit der deutschen Hochseeflotte, sondern um ein noch mit Dampfkolben angetriebenes Linienschiff aus dem Ersten Welt­krieg, also eher um ein Museumsschiff, das - technisch veraltet -der Weimarer Republik im Versailler Vertrag überlassen blieb und nur noch als Ausbildungsschiff unter anderem zum Übungsschie­ßen und zu einem Einsatz wie zum Beispiel dem gegen die pol­nischen Besatzer der Westerplatte einsatzfähig war. Auch war der argentinischen zum Unterschied von der NS-Regierung nicht vom Ausland - wie im vorherigen Kapitel belegt unter anderem von Polen - mit unguten Absichten finanziell zur >Machtergreifung< verholfen worden. Bei dem sogenannten >Polnischen Korridor< handelte es sich schließlich um einen seit etwa 1 000 Jahren vor­nehmlich deutschen Siedlungs raum, während sich die Falkland­inseln nach spanischer und französischer Besetzung erst seit 1 833 in britischem Besitz befinden und - für die Euro-Euphoriker ( >Euro­phoriker< ) bemerkenswert - mit ihrem Falkland-Pfund nicht ein­mal dieselbe Währung wie ihr Mutterland haben.

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China als neue Großmacht und seine potentiellen Verbündeten

Bei der Durchsetzung ihrer Politik der >Globalisierung< , also der Unterdrückung der europäischen wie auch der japanischen geo­politischen Bedeutung, handeln die Vereinigten Staaten oder die sie beherrschenden Insider recht kurzsichtig:

1 . Zu den US-amerikanischen Bestrebungen, eine NATO-Oster­weiterung durchzusetzen, kommentiert Mathias BRÜGGMANN im April 1 997 in der Welt: »Wenn Moskau jemals wieder einen Kon­flikt in Osteuropa bewaffnet lösen wollte, dann in Estland, Lett­land und Litauen, nicht aber in Polen und Ungarn«,448 sofern ein solcher nicht mit der NATO-Osterweiterung provoziert wird . Das bedeutet, daß die vordringlich für Polen und Tsche­chien (sowie Ungarn), aber nicht für die baltischen Staaten vorgesehene NATO-Aufnahme einem anderen Zweck dient. Und da bleibt - abgesehen von dem Nebeneffekt der sich dar­aus ergebenden US-Waffenexporte auf Kosten der anderen NATO-Mitglieder (vor allem natürlich der bislang stets zah­lungswilligen Deutschen) - nur die Einkreisung Deutschlands sowie die Verhinderung einer >Rapallo-Option< . Die bei dem Deutschlandbesuch des russischen Präsidenten im April 1 997 wegen der NATO-Osterweiterung eingetretene Entfremdung zwischen Helmu t KOHL und seinem Freund Boris J ELZ[N449 is t des­halb Hauptziel dieser von Deutschland als Vasallenstaat der Westmächte mitgetragenen, eher Rußland provozierenden als der Verteidigung dienenden Politik . Zu dem Treffen der bei­den Staatsmänner in Baden-Baden hat JELZ[N vielsagend als Gastgeschenk in Deutschland geraubtes, den Vertrag von Ra­pallo betreffendes diplomatisches Archivmaterial mitgebracht. Weder bei der Beutekunst noch im Streit um die NATO-Oster­weiterung wurden jedoch Fortschritte erzielt . Deshalb wach­sen nach JELZINS Besuch im Westen die Sorgen über Moskaus Absichten. 450 Möglicherweise wird den Vereinigten Staaten be-

448 Mathias Brüggmann, »Kein zweites Ja lta«, in Die Welf, 1 2 . 4 . 1 997 . ... Handelsblatt, 1 8 . 4 . 1 997, »Die Nato entzweit Jelzin und Kohk 450 Herber! Kremp, »Nach Jelzins Besuch wachsen im Westen die Sorgen ü ber Maska us

Absichten«, in Welt am Sonntag, 20. 4 . 1 997.

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wußt, daß der Preis für Deutschlands NATO-Osteinkreisung vielleicht doch zu hoch ist. Auch Polen begibt sich mit seinen NATO-Beitrittsabsichten in die vorher nicht vorhanden gewe­sene Gefahr, wieder von Rußland besetzt zu werden, bevor die NATO-Osterweiterung vollzogen worden ist. Mit Rußlands Quasi-Wiedereingliederung Weißrußlands ist zumindest geo­graphisch der Weg dafür frei geworden.

Der Militärwissenschaftler und NATO-Experte Moskaus, Ge­neralleutnant a.D. Vadim MAKA REWSKI, äußert sich zu den Plä­nen der NATO-Osterweiterung:

»Vom Standpunkt der NATO aus gesehen, ist dies der günstig­ste Augenblick der Expansion. Die Lage hat sich radikal zu Un­gunsten Rußlands gewandelt. Rußlands Verteidigungskapazi­täten sind in erheblichem Umfang geschrumpft . Angesichts unseres parallelen wirtschaftlichen Niedergangs haben gewis­se Kreise im Westen den Schluß gezogen, jetzt sei die Zeit ge­kommen, um uns in die Knie zu zwingen und uns die Regeln des Spiels zu diktieren. Was sie vergessen, ist, daß Rußland sich in der Vergangenheit schon in viel schlimmeren Situationen be­funden hat. Trotzdem haben wir uns nie ergeben. «451

2. Das durch die NA TO-Osterweiterungspläne vom Westen - und da besonders von den Vereinigten Staaten und seinem Satelli­ten Deutschland - trotz aller Beschwichtigungen und angebo­tenen NATO-Nebenverträge in die Isolation gedrängte Rußland bemüht sich nach Boris JELZIN folgerichtig um eine »strategi­sche Partnerschaft« mit China . Hinzukommen gemeinsame wirtscha"ttliche Interessen. Die Volksrepublik hofft auf eine Stei ­gerung des Handels von acht bis zehn Milliarden Dollar im Jahr. Rußland möchte China Atomkraftwerke und militärische oder zivile Flugzeuge liefern.452 Hierzu ergänzend berichtet die Nesa­wissimaja Gaseta aus Moskau:

»Als Gegenleistung für die strategische Sympathie zu Moskau hat Igor RODIoNow den offiziellen Kreisen Chinas offen vorge­schlagen, sie in ihrer Konfrontation mit dem Westen hinsicht­lich der Menschenrechte zu unterstützen. «453

451 Privat-Depesche, 1 6128, 1 6 . 4 . 1 997 . 452 Die Weil, 22 . 4. 1 997, »China und Ruß land wal len g ute Nachba rn sein - J iang und Jelzin

streben strategische Partnerschaft an « .

453 Nesawissimaia Gaset(1- Maskau, nach Handeisbiall, 18 . 4 . 1 997.

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Darüber hinaus vermag Rußland seinem neuen chinesischen Bundesgenossen allerdings nur wenig zu bieten.�s�

Ungeachtet der Belastungen der russisch-chinesischen Bezie­hungen wegen des bislang nicht beigelegten Grenzkonflikts wurden anläßlich des Moskaubesuchs von Chinas Präsident JIANG ZEMIN im April 1 997 eine neue »multipolare Welt« gegen das »Diktat der USA« beschworen und eine Erklärung unter­zeichnet. Beide Seiten kamen darin überein, »sich im Geist der Partnerschaft für eine multipolare Welt und die Errichtung ei­ner neuen internationalen Ordnung« einzusetzen. Boris JELZIN äußerte nach der Unterzeichnung mit Blick auf die Vereinigten Staaten: »Jemand will eine einpolare Welt . Wir wollen eine multi­polare Wel t . Diese Pole s ind die Grundlage der neuen Wel tord­nung.«455 Das ist allerdings vorerst lediglich eine gemeinsame Erklärung eines in Not geratenen russischen und eines zuneh­mend an geopolitischem Gewicht gewinnenden chinesischen Partners. Rußland hat eine 4290 Kilometer lange gemeinsame Grenze mit China . Der Kreml ist im Zuge von Demarkationsar­beiten zur Übergabe von einigen 1 500 Hektar geostrategisch wichtigen Bodens im Länderdreieck Rußland-China-Korea am Tumannaja-Fluß bereit . Diese Absicht stößt auf den größten Widerstand in Rußlands Primorje-(Meeres-)Bezirk. Eine Abtre­tung der in Frage stehender 1 200 Hektar in den Ussuri- und Chankaisski-Rayons an die Volksrepublik ist für die Fernost­Russen noch tragbar, nicht aber der verbleibenden 300 Hektar am Tumannaja-Fluß. Durch letztere Gebietsabtretung bekäme China erstmals Zugang zum Japanischen Meer . Nach der russi­schen WEK handelt es sich hierbei um einen »Eckstein in Chi­nas Geopolitik«, weil dort nach den Plänen der Volksrepublik binnen drei Jahren der Hafen Tumangan mit 1 00 Millionen Ton­nen jährlicher Umschlagkapazität entstehen soll. China bekä­me dadurch einen Zugang mit kurzem Seeweg nach Japan. Das würde für die russischen Häfen Wladiwostok, Wostotschni und Nachodka erhebliche Umschlageinbußen bedeuten. Bereits 1 927 hatten chinesische Offiziere erklärt: »Wenn wir Land am Tu­mannaja kriegen, zwingen wir Rußland leicht in die Knie . «

454 Handelsblatt. 2 2 . 4 . 1 9 97, » Ruß land / J iang Zemin besucht Kreml - Jelzin kann China nur wenig bieten« .

455 » Handelsblatt. 24. 4 . 1 9 97, » Ch ina-Ruß land / Kritik a n der NATO - J iang und Jelz in für neue Weltordnung« .

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70 Jahre später stellt die russische Zeitschrift Ogonjok hierzu fest: »Der Ferne Osten wird unter unseren Augen gelb . «456

Daß sich Rußland trotzdem zu einer außenpolitisch-strategi­schen Annäherung an China gezwungen sieht, zeigt, wie stark der Westen es mit seinen doch gar nicht Rußland geltenden, sondern zur Einkreisung Deutschlands sowie der Stabilisierung Polens und Tschechiens >Westgrenzen< betriebenen NATO­Osterweiterungsplänen unter Druck gesetzt hat. Hierbei han­delt es sich um eine ähnliche Entwicklung, wie sie Großbri­tannien unter CHURCH ILL hinnehmen mußte, als ihm die verbündeten Vereinigten Staaten im Zweiten Weltkrieg sein Weltreich abnahmen. Aus der britischen Interessenlage wäre eine Auseinandersetzung mit den USA eher angebracht gewe­sen als ein Krieg mit dem sich um ein Bündnis mit dem Verei­nigten Königreich bemühenden Deutschland. Dies hätte eine gemeinsame Vertretung beiderseitiger Interessen statt eines für den US-Imperialismus auf Kosten Europas geführten Bruder­krieges beinhalten können. Die Russen werden vom Westen zu ihrer derzeitigen Chinapolitik gezwungen. Die NATO-Oster­weiterung treibt Rußland, den größten Flächenstaat der Erde, in die Arme Chinas, des einwohnerreichsten Landes der Welt, und macht aus ihm einen Satelliten, wie das mit Großbritannien im Verhältnis zu seiner ehemaligen Kolonie, den Vereinigten Staaten, selbstverschuldet geschehen ist. Und beides nur, um Deutschland klein und unterjocht zu halten. Fürwahr ein hoher Preis, wenn man die sich daraus ergebenden möglichen Folgen bedenkt. Diese Deutschlandpolitik der Vereinigten Staaten, Großbritanniens und Frankreichs mit seinen Satelliten, den -wie oben vorausgesagt - mit großer Wahrscheinlichkeit mittel­fristig wieder ganz von der Landkarte verschwindenden Län­dern Polen und Tschechien, führt zwangsläufig für alle Gegner Deutschlands in den beiden Weltkriegen zu einer Katastrophe, wenn Deutschland eine Islamische Republik werden sollte (sie­he oben, S. 301 ff. ) .

3. Die mit den NATO-Osterweiterungsplänen provozierten au­ßenpolitischen Besorgnisse Rußlands haben ferner dazu geführt, daß es im April 1 997 sofort nach dem Mykonos-Urteil eine Ver-

456 Math ias Brüggmann, » Heftiger Streit schon vor der Hochzeit. Grenzkonfl i kt belastet die Beziehungen zwischen China und Ruß la nd«, i n Die Welf, 8 . 4 . 1997 .

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bundenheitserklärung dem Iran gegenüber abgegeben hat, des­sen größter Waffenlieferant es bereits ist. Hingegen haben die Vereinigten Staaten das Mykonos-Urteil begrüßt,457 mit dem sie sich Deutschland gegenüber in Wahrnehmung ihrer Interessen durchgesetzt haben. Wenn man bedenkt, daß die Vereinigten Staaten nach dem Kriege rund eine Million deutsche Kriegsge­fangene schlicht umgebracht haben (s. S. 236, Q. 355), während die >Canossa-Republik< Deutschland nicht wagt, dieses Kriegs­verbrechen historisch aufzuarbeiten, wirkt der deutsche Eifer dem Iran gegenüber lächerlich. Nachdem die Vereinigten Staa­ten Deutschland wiederholt aufgefordert hatten, seine Bezie­hungen zum Iran einzufrieren, wurde mit dem Mykonos-Pro­zeß die in der Tat unerfreuliche Tatsache, daß die iranische Regierung einige ihrer abtrünnigen Staatsangehörigen auf deut­schem Boden völkerrechts widrig ermordet hat, statt in Ge­heimverhandlungen zu regeln, öffentlich vor aller Welt breit­getreten, während etwa gleichzeitig den Tschechen - wie vorher den Polen - Wiedergutmachungsleistungen und eine »Schluß­strich-Erklärung« zugestanden wurden, obwohl diese Länder nicht einmal ihre seit 19 19 an Deutschland und den Deutschen begangenen Verbrechen aufrichtig bedauern oder gar - soweit noch möglich - rückgängig zu machen bereit sind . Von der Londoner Times wird das Mykonos-Urteil mit erhobenem Zei­gefinger schadenfroh kommentiert:

»Deutschland hat erfahren müssen, daß eine Befriedung des Ex­tremismus sich nicht auszahlt. Vielleicht wird jetzt ganz Euro­pa verstehen, daß Bomben und Mörder (wenn es sich um keine anglo-amerikanischen handelt) nicht zum Dialog geeignet sind, egal wie kritisch dieser ist. «458

4. Bereits in seinen 1 965 in 5. Auflage erschienenen Formeln zur Macht veröffentlicht Wilhelm FUCKS eine Prognose, nach der Chi­na bis zum Jahre 2040 als Wirtschaftsrnacht »zwölfmal stärker als USA« sein wird . Damals wurde die Volksrepublik noch von MAO TSE-TUNG regiert und hatte noch nicht seine mit den Refor­men DENG X1AOP1NGS eingeleiteten wirtschaftlichen Impulse er­halten .

.. 7 dpa/mdl-fv'Ield ung, »Washington lobt das Mykonos-Urtei l - Konsequenzen von Eu ropa angefordert - EU sieht keine Basis mehr fü r kritischen Dialog - Position der Griechen bleibt unklar«, in Die Welt, 1 2 . 4 . 1 997 .

... The limes, London, nach Handelsblatt, 14 . 4 . 1 997.

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Nach einer neueren >Studie aus Amerikas führender Denkfabrik<, der Rand Corporation, wird »die Wirtschaft der Volksrepublik Chi­na . . . weiter so stark wachsen, daß das Land im Jahre 2015 ein höheres Bruttosozialprodukt haben wird als die USA« .459

Das dürfte um 2015 auch für den militärischen Bereich Chinas gel­ten. Wenn dann die große Auseinandersetzung dieses derzeit noch 1 ,14- bis l ,2-Milliardenvolkes (s. S. 212, Q. 31 8)460 mit den Vereinig­ten Staaten und seiner Bevölkerung von 260,5 Millionen461 ansteht, werden die USA auf europäische Bündnispartner angewiesen sein . Die Notwendigkeit solcher Unterstützung könnte sich ergeben, wenn die Chinesen - möglicherweise mit ihren Satelliten Rußland, dem Iran und anderen Bündnispartnern oder Vasallenländern - den Ver­einigten Staaten ihre World leadership (globale Führungsrolle) mit ei­ner Militäraktion streitig machen und diese sich als Kolonie einver­leiben wollen. Große Hoffnungen, dabei die nach israelischen Feststellungen in beiden großen Kriegen beste Armee der Welt (Ab­bildung 5) erneut mit dem Kommando aus dem Boxeraufstand (1900) : »The Germans to the front!« wirkungsvoll gegen die Chinesen einsetzen zu können, sollten sich die Vereinigten Staaten jedoch nicht machen. Es dürfte ihnen dann vielmehr mit Deutschland so ergehen wie dem jungen Mädchen, das mit ihrem Kater einer guten Fee be­gegnet, die ihr die Erfüllung eines Wunsches gewährt. Das junge Mäd­chen wünscht sich, daß ihr Kater ein schöner Prinz werde. Nachdem das daraufhin mit einem Hokuspokus geschehen ist, sagt der in ei­nen schönen Prinz verwandelte Kater zu dem Mädchen:

»Das hast Du nun davon, daß Du mich hast kastrieren lassen . «

Der US-amerikanische General Lucius D. CLAY hat im Jahre 1 945 die Deutschlandpolitik der Sieger mit seinen folgenden Ausfüh­rungen unmißverständlich gekennzeichnet: » Unser erstes Ziel ist es, jede Deutschland etwa verbleibende Kraft, aus der es ein zukünftiges Kriegspoten tial entwickeln könnte, zu zerschlagen .« 462

Diese Deutschlandpolitik der Westalliierten wurde lediglich durch den Intervall des Kalten Krieges von 1 948 bis zum Zusam­menbruch des Ostblocks zeitweilig - und das auch nur halbherzig - zurückgestellt, aber bislang nicht grundlegend geändert.

459 •• Stud ie : China ho lt d ie USA bis 2015 ein«, i n Die Welt. 1 2 . 4 . 1 997.

46 0 Der Fischer Weltalmanach '97, Kol u m ne 1 1 2 .

461 Der Fischer Weltalmanach '97, Kol u m ne 670 .

462 Bernd Conrad, •• Lucius D. Clay - der Mann, der Berl i n reItete«, in Die Welf, 2 3 . 4 . 1 997.

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Auf der im April 1 997 in Richmond, Virginia/USA, abgehaltenen 19 . Konferenz des American Council on Germany und der >Atlantik­Brücke<463 zogen sich durch die sicherheits politische Diskussion wie ein roter Faden Zweifel am politischen Willen und zunehmend auch an der technologischen Fähigkeit der Deutschen und Euro­päer, mit den US-Amerikanern gemeinsame strategische Interes­sen wie die Sicherung der Energiequellen im Nahen Osten, die Eindämmung des islamistischen Extremismus und die Abwehr einer Aufrüstung US-feindlicher Regime zu verfolgen .464

Zum islamistischen Extremismus muß angemerkt werden, daß politische Richtungen, die den Anfängen einer solchen Entwick­lung auf deutschem Boden entgegentreten, bisher nach den Vor­gaben des Hooton-Planes (s. S . 248, Q. 380) als >ausländerfeindlich< , >rassistisch< und/ oder >rechtsradikal< verleumdet und ausgegrenzt werden. Mittlerweile wird das in zunehmendem Maße auch in anderen europäischen Ländern >pol itical correct < praktiziert . Da müssen sich die US-Amerikaner also erst einmal an die eigene Nase fassen. Denn von wo sonst wird den Europäern die >Political Cor­rectness < penetrant über Insider-beherrschte europäische Medien aufgezwungen? Was den Willen der Deutschen anbetrifft, sei zu­dem auf die Prognose des oben angezogenen Boston Herald (s . S . 1 95, Q. 296) zu den logischen Folgen des 2 + 4-Vertrages hin­gewiesen . Die Vereinigten Staaten haben mit den von ihnen für dessen vom Boston Herald zutreffend als im Geiste von Versailles aufgestellten Bedingungen festgeschrieben, daß Deutschland le­diglich als Torso seines historischen Siedlungsraumes, militärisch besetzt und tributpflichtig gehalten, wie ein Protektorat fortbeste­hen darf .

.. 3 Die >Atla ntik-Brücke< ist 1 952 von den H a m bu rgern Er ic M. WARBURG und Er ik BLuMEN FELD gegründet worden, um die Kol laboration mit der US-Siegermacht zu intensivieren .

... Manfred Rowold, »Atla ntische Partner in der Krise - Konferenz über deutsch-amerika n i ­sche Beziehu ngen fürchtet Abkoppe lungcc, in Die Welf, 21 . 4 . 1 997 .

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Samuel Huntingtons Voraussage des Kampfes der Kulturen

Laut Harvard-Professor Samuel HUNTINGTON befindet sich die Welt »in einer Identitätskrise« . Westliche Werte sind auf dem Rückzug. Die asiatischen, unter anderem von den >Tiger-Staaten< bereitwil­lig angenommenen Tugenden, wie Disziplin, Gehorsamkeit und Pünktlichkeit, sind auf dem Vormarsch . Wir erinnern uns, daß diese einst preußischen Tugenden von Oskar LAFONTAINE zum Är­ger von Bundeskanzler SCHMIDT zeitgeistkonform »Sekundärtugen­den« genannt wurden. Samuel HUNTINGTON ist Leiter des Instituts für strategische Studien der Harvard Universität und hat 1 993 sei­ne später auch in Buchform veröffentlichten Prognosen Spengler­scher Dimensionen (s. S. 3 17, Q. 466) unter The Clash of Civiliza­tions ( >Der Kampf der Kulturen<) in Foreign Affairs vorgestellt. Er unterscheidet zwischen >The West and the rest< (Der Westen und der Rest) und vertritt die Auffassung, der Westen müsse mit sei­ner US-Zentralmacht eng zusammenrücken, um der von ihm für das erste bis zweite Jahrzehnt des dritten Jahrtausends prognosti­zierten Konfrontation der USA und Chinas standhalten zu kön­nen. Unter dem Westen versteht HUNTINGTON vor allem die Verei­nigten Staaten und Europa entlang der Konfessionsgrenze, also der gemeinsamen Grenze der einstigen Ost- und Weströmischen Reiche. Die orthodoxen Christen - damit auch Griechenland - blei­ben außen vor (siehe Abbildung 23) .

Der Verfasser hält diese Prognose zeitlich für realistisch, sofern die Vereinigten Staaten einem Angriff der Volksrepublik nicht mit einem atomaren Präventivschlag (Inferno) zuvorkommen. Er ver­mag sich jedoch nicht HUNTINGTONS geographischer Abgrenzung anzuschließen. Während griechisches neben dem späteren römi­schen Kulturgut den Westen geprägt hat, damit Griechenland zweifellos ein wesentlicher Teil der westlichen Zivilisation ist, haben sich die mittel osteuropäischen slawischen Völker 1 848 auf der Panslawistischen Konferenz von Prag (s. S . 42) unmißverständ­lich nicht nach religiösen, sondern nach rassistischen Vorstellun­gen mit der dort beschlossenen, bis in die heutigen Tage behaup­teten Linie von Stettin bis Triest und der Vertreibung aller östlich dieser Linie beheimateten auch katholischen Nichtslawen (ins­besondere Deutschen und Juden) vom zivilisatorisch westlichen

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Western Christianity circ:L 1500

t

Orthodox Christianity and Islam �� t

Abbi l d u ng 23 . D i e e u ropäische Ost g renze der westl ichen Zivi l i sat ion n ach Sam uel P. H U NTINGTON . Quel le : Samuel P. H U NTINGTON , The Clash of Civilizations and the Remaking of World Order, New Yo rk, 1 996 , S . 1 59

Kulturkreis abgegrenzt und kulturell zum Slawismus bekannt. Daran ändert auch nichts die Tatsache, daß Polen wie auch Tschechien heute quasi als Wirt­schafts asylanten in die Europäische Union und zur Sicherung ihrer ost- und sudetendeutschen Raubprovinzen in die NATO drängen (s . S. 222, Q. 334) . Der tschechische Historiker Jan MLYNARSIK äußerte sich 1 987 zu der mit der Vertrei­bung von 3,26 Millionen Sudetendeut­schen und Karpatendeutschen aus der seiner Zeit noch CSSR erfolgten Umset­zung der Prager Beschlüsse von 1 848: »Wir haben uns damit selbst aus Euro­pa vertrieben und sind Asien näher ge­rückt . «465 Ungeachtet dessen, ob HUN­T l NGTON Polen und Tschechien aus eigener Überzeugung oder mit Rück­sicht auf US-amerikanisches Interesse an einer entsprechend os terweiterten NATO und Europäischen Union in >The West < einbezieht, hätte er ohne seine Festlegung auf diese »östliche Grenze der westlichen Zivilisation« wohl kaum den deutsch-amerikanischen Ex-US­Außenminister Henry A. KISSINGER (s. S. 1 02) und den polnisch-amerikanischen Ex-US-Sicherheitsberater Zbigniew BRzE­

ZINSKI (5 . S. 188, Q. 290) als Rezensenten (Rückseite Schutzumschlag Buchveröf­fentlichung) gewinnen können.

465 Die Welt 27. 1 . 1 987, "Wi r haben uns aus Europa ver­trieben«.

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KISSINGER reiht HUNTINGTONS Veröffentlichung ein in die »bedeu­tendsten Bücher, die seit dem Ende des Kalten Krieges erschienen sind« . Und BRZEZINSKI kommentiert die HUNTINGTON-Prognose als »schöpferische Arbeit, die unser Verständnis internationaler Poli­tik revolutionieren wird« .

Genauso wie die Finanzkreise der Westmächte und ihre Satelli­ten Adolf HITLERS >Machtergreifung< finanziert haben, um damit eine Ausgangsbasis für die Fortsetzung eines zweiten »Dreißig­jährigen Kriegs 1914 bis 1 945« gegen das Deutsche Reich (Premier MAJORS Redemanuskript Berlin, 8. Mai 1 995, s . S. 1 14, Q. 1 66) zu schaffen, wird berichtet, daß der Wahlkampf für die zweite Amts­periode von Bill CUNTON unter anderem mit rotchinesischem Geld finanziert worden sein soll. Zeitlich erwartet HUNTINGTON eine chinesische Konfrontation mit den Vereinigten Staaten im ersten oder zweiten Jahrzehnt des dritten Jahrtausends . Ob es sich hier­bei um einen »Kampf der Kulturen« , dem HUNTINGTON bei seinen Studien besondere Aufmerksamkeit widmet, oder um ganz archai­sche Hegemonialbestrebungen handeln wird, bleibt bei ihm of­fen. Die erste Alternative dürfte für den Islam und die zweite für China gelten, und beide werden dann sicherlich auf die westliche Welt zukommen.

HUNTINGTON spannt den Bogen von Fragen der Politik und der Kulturgeschichte bis zur Religion mit deutlich gemachten demo­graphischen Entwicklungen, vor allem im islamischen Raum. Auch hierbei wird von dem US-Amerikaner HUNTINGTON offengelassen, ob und wie weit Europa - insbesondere Deutschland - in abseh­barer Zeit in diesen islamischen Raum einzubeziehen ist. Soweit decken sich die Auffassung und Prognose des Verfassers mit der­jenigen des zitierten US-Politikwissenschaftlers. Nicht zu folgen vermag er ihm jedoch hinsichtlich der Rolle, die die Vereinigten Staaten hierbei als Flaggschiff des Westens spielen werden oder nach den Vorstellungen politischer US-Kreise sollen.466/467 Die Be­sorgnisse, die im oben angezogenen Boston Herald (s. S. 1 95, Q. 296) wegen der Behandlung Deutschlands seitens der Vereinigten Staa­ten mit dem ihm zugemuteten 2 + 4-Vertrag geäußert werden, dürften in absehbarer Zeit auch auf die keinesfalls bündnistreuer

... Samuel H untington, The C/ash ofCivilizalions and Ihe Remaking ofWorld Order, Si mon & Schuster, New York, 1 996 .

"7 Werner vom Busch, »E in neues pol itisches Koordinatensystem fü r u n ruhige Zeiten - Der Amerikaner Samuel Huntington verteidigt seine Thesen zum >Kampf der Kulturen< - E ine wichtige Rol le für d ie Verein igten Staaten?«, i n Die Welf, 1 8 . 4 . 1 997.

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behandelten Briten und Franzosen zutreffen. Das allerdings erst, wenn dort begriffen wird, daß nicht Deutschland, sondern die Vereinigten Staaten ihnen seit 19 14 ihre Geltung in der Welt strei­tig machen, und das viel erfolgreicher als dies das in seiner jünge­ren Geschichte lediglich auf Gleichberechtigung bedachte Deutsch­land beabsichtigt hat und / oder vermocht hätte. Der Boston Herald hat seine Leser darauf hingewiesen, daß sich die seinerzeitigen Bedingungen der US-Regierung für die Wiedervereinigung mittel­fristig auf die deutsch-amerikanischen Beziehungen negativ aus­wirken werden. Deutschlands Auflösung (MIITERRAND) als Protek­torat eines Maastricht-Europas unter Aufgabe seiner Währung (s . S . 1 1 5, Q. 1 69) sowie eine NATO- und EU-Osterweiterung zu sei­nem Nachteil wurden damals zumindest noch nicht laut geäußert. Sie werden aber letztlich die Franzosen und Briten genau so hart treffen wie die Deutschen. Es sei denn, Europa kommt vorher noch zur Besinnung auf seine eigenen Werte und hört auf, lediglich nach Insider-Vorgaben zu denken und zu handeln.

Nach einem chinesischen Sieg über die Vereinigten Staaten und deren Bevölkerung könnte mit deren Siedlungsraum nach dem >Neu­en Völkerrecht< verfahren werden, wie es die USA als außenpoliti­scher >Zauberlehrling< dem besiegten Deutschland gegenüber bis heute für richtig befunden haben; das bedeutet unter anderem:

• Zwang zur Anerkennung der alleinigen Kriegsschuld,

• Betrachtung der Chinesen als Befreier vom Joch der Ausbeu­tung durch den verbrecherischen US-Kapitalismus,

• Zerstückelung des Landes (es könnten zum Beispiel die Süd­staaten als Negerrepublik den US-Farbigen und die Westküste den Mexikanern jeweils mit der Maßgabe der ethnischen Säube­rung und anschließenden Abgabe von >Schlußstrich-Erklärun­gen< überlassen werden, sowie Alaska - gleichfalls ethnisch gesäubert - als Kriegsbeute an Rußland zurückfallen. ) ,

• Anwendung des Hooton-Planes (s. S. 252, Q . 386),

• Vergewaltigungen und Totschlag nach Belieben zumindest in einem Teil des heutigen Territoriums der Vereinigten Staaten,

• Verurteilung der US-Führungskräfte und Insider in einem ein­seitigen Kriegsverbrecherprozeß,

• Demontage aller für die Sieger brauchbar erscheinenden Indu­strieanlagen und Patente,

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• entschädigungslose Enteignung des US-Auslandsvermögens,

• dauernde militärische Besetzung des verbleibenden, tribut­pflichtig gehaltenen US-Torsos mit chinesischen - eventuell auch russischen und persischen - Streitkräften und

• Befolgung der wie nachstehend auf die USA abgeänderten Di­rektive JCS / 1 067, die 1 945 vom US-Oberkommando an den Oberkommandierenden der US-Streitkräfte, General Dwight D. EISENHOWER, erteilt worden ist (s. S. 248, Q. 380) :

»Sie werden keine Maßnahmen ergreifen, die der Befriedigung der Grundbedürfnisse in den Vereinigten Staaten auf einer hö­heren Basis als in irgendeinem anderen benachbarten Mitglieds­land der Vereinten Nationen (wenn nicht gar Haiti, so zum Bei­spiel Mexiko) dienen . Und Sie werden sicherstellen, daß die Lebensbedingungen des US-amerikanischen Volkes nicht bes­ser sind, als diejenigen in irgendeinem der benachbarten Mit­gliedsländer der Vereinten Nationen, falls solche Maßnahmen dazu beitragen, den Lebensstandard in irgendeiner dieser Na­tionen anzuheben.«

Wie bei Deutschland gehandhabt, erübrigt sich ein Friedensver­trag mit dem nur noch als Kolonie weiterexistierenden Rest der Vereinigten Staaten. Im übrigen wird dort jeder verfolgt, der sich nicht an die von China vorgegebene >Political Correctness < hält, nach der unter anderem die Vereinigten Staaten und ihre Bürger allein am Krieg schuld sind und dafür auf Dauer - tributpflichtig gehalten - büßen müssen sowie eine Ökogesellschaft nach dem Morgen­thau-Plan <;ier Reindustrialisierung des demontierten und zer­bombten Landes vorzuziehen haben. US-amerikanische Lizenz­medien und Lizenzpolitiker werden nur zugelassen, wenn sie von ihrer charakterlichen Beschaffenheit her geeignet dazu sind, die vorgegebene >Political Correctness < penetrant zu propagieren. Wer sich in der US-Bevölkerung dieser Propaganda nicht unterwirft, wird als Rechtsextremist, und wer die chinesische Besatzung nicht liebt, als Rassist ausgegrenzt.

Entspricht die prognostizierte Bedrohung der Vereinigten Staa­ten der zukünftigen geopolitischen Entwicklung, werden davon auch Kanada und die Asien/Pazifik-Region betroffen sein (s. S. 212, Q. 319) . Indien dürfte mit seiner schon bisher praktizierten Zu­sammenarbeit mit der nachbarlichen Volksrepublik weiterhin gro­ße technologisch-wirtschaftliche Fortschritte machen, während für

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Lateinamerika wohl die Monroe-Doktrin (s . S. 29, Q . 24) unter chinesischem Vorzeichen aufrechterhalten bleibt und lediglich der US-Dollar als Leitwährung vom chinesischen Renminbi Yuan (RMB.){) abgelöst werden wird . Damit wird jedoch offensichtlich in Insider-Kreisen vorerst noch nicht gerechnet, sonst würden ih­rerseits derzeit wohl kaum Anstalten gemacht, mittels großer In­vestitionen in Argentinien eine Ausweichbasis einzurichten für den Fall, daß die >Gelbe Gefahr< ihre nordamerikanische Operations­plattform in absehbarer Zeit bedrohen oder gar ganz in Frage stel­len sollte . In kleinem Maßstab versuchen das schon länger die Tai­wan-Chinesen in der Dominikanischen Republik, in der man sich mit Investitionen in entsprechender Höhe einen Paß besorgen kann. Dabei handelt es sich aber mehr um die Öffnung eines Fluchtwe­ges für den Fall, daß ihre Insel von der Volksrepublik >heim ins Reich< geholt wird .

Ob Japan bereit sein wird, sich China zu unterwerfen oder von der Volksrepublik aufgerieben wird, ist aus europäischer Sicht schwer abzusehen. Natürlich wird die von den US-amerikanischen Ins idern durch >Unterwerfung oder Übereinkunft < angestrebte (s . S . 1 98, Q. 298), aber wahrscheinlich nicht von ihnen, sondern von China ausgeübte Weltregierung auch wieder - möglicherweise in Diadochenkämpfe verwickelt - ihr Ende finden. Bei Fortsetzung der Niederhaltung Deutschlands im Gerangel um die Vorherr­schaft innerhalb der westlichen Welt wird man jedoch zwi­schenzeitlich mit einer solchen Entwicklung rechnen müssen.

Diesem - nach HUNTINGTON - Kampf der Kulturen (»Clash of Ci­vilizations«) wird auch das von den Insidern als geostrategischer, gegebenenfalls verlorener Vorposten ihrer monopolaren Welt­Rohstoff-Politik in der NMO-Region eingerichtete Israel nicht standzuhalten vermögen. Den jüdischen Bürgern dieses Staates dürfte allerdings wohl kaum bewußt sein, daß sie lediglich Bau­ern im transatlantischen Schachspiel sind, wie bereits vorher das dem Antisemitismus der Insider-finanzierten NS-> Machtergreifung< und dem über Jahre Insider-begünstigten Überleben des antisemi­tischen Sowjetsystems zum Opfer gefallene jüdische Leben in Eu­ropa.

Wenn die US-Amerikaner und die sie beherrschenden Ins ider ei­ner solchen Perspektive entgegenwirken wollen, müssen sie und ihre westlichen Bündnispartner des Ersten und Zweiten Weltkriegs ihre Deutschlandpolitik um hundertachtzig Grad wenden. Ob sie die Einsicht und Kraft für eine solche Reform gegen den Zeitgeist

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aufbringen, wird über ihre eigene und die Zukunft ihrer Nachkom­men entscheiden sowie auch gegebenenfalls einem Deutschland, das dadurch sein historisches Siedlungsgebiet wiedererlangt und seine kulturelle Identität bewahren kann, eine faire Chance ge­ben.

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Deutsche Politik für die Zukunft

Deutsche Politiker, die den >Bündnispartnern< diese geopoliti­schen Perspektiven zu vermitteln und damit eine entsprechende Wende herbeizuführen vermögen, werden in die Geschichte ein­gehen. Ohne Duldung der zumindest großen westeuropäischen Nationen läßt sich der derzeitige politische Standort Deutschland zum Beispiel mit der von wertkonservativen Kreisen vorgeschla­genen Demokratiereform genausowenig mehr als verbal ändern, wie das besetzte Norwegen sich mit einer Ablösung Vidkun QUIS­

LINGS von einem Nachfolger eine Änderung seiner Lage hätte ver­sprechen können. Ein militärisch besetzt gehaltenes Deutschland kann nur von einem »Kanzler der Alliierten« (Kurt SCHUMACHER)

und zugelassenen West-Blockparteien auf der Grundlage eines wie auch immer bezeichneten Besatzungsstatuts nach erhaltenen Wei­sungen mit begrenztem Ermessensspielraum >verwaltet< werden. Bei der derzeitigen Machtkonstellation dürfte die Propagierung einer Demokratiereform nur so lange scheindemokratisch zuge­lassen werden, wie sie für wirkungslos und deshalb das System nicht gefährdend gehalten wird . Der im Schatten von Besatzern US-Ins ider-gesteuert mediengeprägte politische Standort Deutsch­land läßt sich nur ändern, wenn entweder die westeuropäischen > Bündnispartner< dazu bewegt werden können, gemeinsam mit einem auch verteidigungspolitisch gleichberechtigten Deutschland die US-Bevormundung zu beseitigen, oder die Vereinigten Staa­ten zu der Erkenntnis gelangen, daß ihr - schwerpunktartig Deutschland und Europa einbeziehender - globaler Herrschafts­anspruch letztlich zu ihrem Untergang führen wird .

NAPOLEON I . hätte möglicherweise politisch überleben können, wenn er - wie später Preußen Deutschland - Europa vereinigt hätte . Als lediglich Besatzer und Unterdrücker mußte er jedoch scheitern. Niedergehaltene Vasallenstaaten oder Protektorate sind keine zuverlässigen Bundesgenossen, sondern warten nur auf eine Gelegenheit, sich bei einem Schwächezeichen ihres Kolonialherren von ihm und seinen Steigbügelhaltern im Land zu befreien. Das haben nach NAPOLEON auch die westeuropäischen Kolonialmächte erfahren müssen und erlebt derzeit das gewaltsam zusammenge­brachte russische Imperium. Nach dem Verhalten der US-Ameri­kaner zu urteilen, steht ihnen das mittelfristig noch bevor. Ihre

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Bedingungen für den 2 + 4-Vertrag (s . Kommentar des Boston He­raid vorn Januar 1 990, s. S. 1 95, Q. 296) sowie die 1 997 zweifellos deutschlandbezogen getroffene Wahl ihrer Außenministerin als auch ihre massiv betriebene NATO- und EU-Osterweiterung las­sen für Deutschland und Europa auf der anderen Seite des Atlan­tiks kurzfristig keinen machtpolitischen Sinnes wandel erwarten.

Deutscherseits kann daher nur versucht werden, ähnlich regie­rungsunabhängig wie 18 12 das preußische Kontingent bei Tau­roggen (s. S . 1 20) damit zu beginnen, die weniger gefühlsbetont als die Franzosen denkenden und handelnden Briten zu einer Än­derung ihrer Deutschlandpolitik zu bewegen. Es wäre schließlich für sie richtiger gewesen, schon mit dem sie bewundernden Deut­schen Reich zusammenzuarbeiten, als sich von den sie verach­tenden US-Amerikanern (s. Joe-KENNEDY-Bericht vorn 30. Septem­ber 1 939, s. S. 58, Q. 98) zu zwei Weltkriegen verleiten zu lassen, in denen die Amerikaner als ihre im Gegensatz zu Deutschland wirklichen Feinde ihnen ihr Weltreich abgenommen haben. Bei Erfolg müssen diese Gedanken dann auch den bereits US-kritischen Franzosen vermittelt werden. Ziel einer reformierten Europapolitik der in der Europäischen Union zusammengeschlossenen Länder muß es sein, ihr Schicksal als eine Gemeinschaft souveräner Staa­ten ( >Vaterländer< ) selbst zu bestimmen, anstatt schrittweise im­mer tiefer in US-Hörigkeit abzugleiten . Nagelprobe für ein sol­ches - wenn es Erfolg haben sol l - recht anspruchsvolles Unterfangen wäre, ob es vergleichbar mit einern parlamentarischen >konstruktiven Mißtrauensvotum< gelingt, nicht nur - wie wie­derholt von Frankreich erfolglos im Alleingang gefordert - auf mehr europäischer Eigenständigkeit zu bestehen, sondern sich auch seitens der EU-Mitgliedsländer auf eine gemeinsam um- und durchsetzbare Alternative zum Status quo zu einigen.

Voraussetzung dafür wäre, daß Frankreich, Großbritannien und Deutschland ein die übrigen Mitgliedsländer überzeugendes, frei vorn Gerangel um Vormachtstellungen (etwa die französische Sprache betreffend) gehaltenes Konzept dafür anbieten können. Mit dem bisherigen, hauptsächlich die Niederhaltung und schließ­liche Auflösung Deutschlands und seiner Währung in der Union als kleinstem gemeinsamen Nenner beschränkten Einigungsver­mögen muß Europa noch lange Spielball US-amerikanischer Inter­essen bleiben . Um gleichzeitig erfolgversprechend gegen das zwar teilvereinigte, aber die anderen EU-Mitglieds länder weiterhin nicht bedrohende Deutschland und gegen die eine immer größere Macht-

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entfaltung in Europa anstrebenden Vereinigten Staaten anzugehen, sind die übrigen EU-Mitglieder - oder gar die Ex-Großmächte der Gemeinschaft im Alleingang - zu schwach, so schwer es auch letz­teren als Siegerstaaten zweier Weltkriege, Atommächten und stän­digen Mitgliedern des UN-Sicherheitsrates fallen mag einzusehen, daß ihre einstige geopolitische Bedeutung nur noch Historie ist.

Wie komplex und damit schwierig realisierbar eine solche, er­heblich von der klassischen Europapolitik des 19 . Jahrhunderts der europäischen Ex-Großmächte abweichende Alternative zur transatlantischen US-Beherrschung Europas aussehen müßte, geht aus folgendem 1 0-Punkte-Katalog etwa dafür erforderlicher Maß­nahmen hervor:

1 . Austritt aus den Vereinten Nationen als Instrument zur Durch­setzung von geopolitischen Eigeninteressen der US-Amerika­ner und Unterhalt lediglich einer europäischen UN-Beobach­termission,

2. Austritt aus der NATO und Bildung einer alternativen EU­Verteidigungsgemeinschaft mit US-unabhängigem eigenen Rü­stungsprogramm, die den außereuropäischen NATO-Mitglie­dern bilaterale Kooperationsverträge anbietet,

3. Verzicht auf die US-amerikanischen Interessen dienende ver­teidigungspolitische Osterweiterung. Alternativ dazu kann den derzeitigen osteuropäischen Kandidaten für eine NATO-Auf­nahme eine wehrtechnische Zusammenarbeit angeboten wer­den, wenn sie sich verpflichten, diese ausschließlich mit der EU­Verteidigungsgemeinschaft, also nicht auch mit Drittländern, zu praktizieren oder gar zu vereinbaren.

4. Aufschub der europäischen Währungsunion auf jeden Fall bis zur auch politischen Einheit,

5. Beseitigung der deutschen EU-Tributpflichtigkeit, also gerech­tere Neuverteilung der Lasten und daraus abzuleitender Rech­te,

6. erhebliche Einschränkung der EU-Reglementierungs-Hyper­trophie zugunsten nationaler Vorstellungen, zum Beispiel im Lebensmittelrecht mit dafür EU-festgelegter Kennzeichnungs­pflicht der auf den europäischen Markt gebrachten, auch EU­externen Erzeugnisse,

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7. wohl Assoziierung interessierter EU-Anrainerstaaten, aber kei­ne Aufnahme weiterer EU-Mitglieder, um die Aktionsfähig­keit der Union nicht vollends einem Durcheinander von Mit­entscheidungsrechte beanspruchenden divergierenden oder sogar gegensätzlichen Interessen zu opfern,

8. Vereinbarung gemeinsamer Maßnahmen zur Abwehr des Ein­flusses der transatlantisch vorgegebenen >Political Correctness< mit ihren destruktiven Auswirkungen unter anderem auf die kulturelle Identität der europäischen Regionen und dem Sti­mulans der Jugendkriminalität zugunsten des Geschäfts US­amerikanischer Filmproduzenten. In Deutschland gilt zum Beispiel Kulturhoheit der Bundesländer gegenüber dem Bund, aber nicht gegenüber der vorherrschenden politischen und kul­turellen Einflußnahme aus den Vereinigten Staaten. Und das nicht einmal bei seinem sich im Zweifelsfall political correct ver­haltenden Staatsfernsehen,

9. Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten der Einzel­länder ( >Vaterländer< ) der Gemeinschaft, wozu etwa die deut­sche Selbstbestimmung in Sachen seiner überfälligen Demo­kratiereform gehört,

10. Vereinbarung gemeinsamer Maßnahmen zur Verhinderung grenzüberschreitender Kriminalität, also a) Annullierung des Schengener Abkommens als Schleuse in

EU-Drittländer an Schwachstellen der EU-Außengrenzen eindringender Wirtschaftsflüchtlinge und Bandenkrimina­lität, womit jedes Mitgliedsland selbst fertig werden muß, wenn es seine Außengrenzen nicht entsprechend dicht hält,

b) Unterbringung von EU-einvernehmlich anerkannten Asylan­ten in außerhalb der Europäischen Union liegende Vertrags­länder (zum Beispiel entwicklungspolitischen Kooperations­ländern) mit vergleichbaren klimatischen, ethnischen und wirtschaftlichen Strukturen. Hierfür müssen dort EU-La­ger eingerichtet und als Gemeinschaftsaufgabe unterhal­ten werden, in denen Lebensbedingungen wie in den Her­kunftsländern der Asylanten garantiert werden, um so besser als bisher i . dem Asylrnißbrauch von Wirtschaftsflüchtlingen be­

gegnen und die bei Asylgewährung in Europa entste­henden hohen Kosten den wirklichen Erfordernissen

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entsprechend verringern zu können, als das mit noch so rigide gehandhabten, viel Zeit und Verfahrensko­sten in Anspruch nehmenden Aufnahmeverfahren in den EU-Mitglieds ländern selbst möglich ist, sowie

ii. die demographisch bedingte Völkerwanderung aus Entwicklungsländern nach Europa abwehren zu kön­nen, ohne um Leib und Leben fürchtenden Asylbewer­bern kurz oder lang aus fiskalischen Gründen den be­nötigten Schutz verwehren zu müssen,

c) Gewährung von Landerechten auf Flugplätzen von EU­Ländern nur an Fluggesellschaften, die nichtwillkomme­ne Wirtschaftsflüchtlinge gegebenenfalls auf eigene Kosten in die Länder zurückbefördern, wo sie an Bord genommen wurden,

d) Konsens für die Einrichtung von Schutz- und Observations­zonen hinter den EU-Außengrenzen, also in den Transit­oder Herkunftsländern der migranten Kriminalität . Diese Gebiete sind seitens der jeweils direkt von der migranten Kriminalität aus EU-Nachbarstaaten betroffenen EU-Mit­gliedsländer (auf deren Kosten) zu kontrollieren und müs­sen groß genug sein, um eine wirksame Abwehr von Schmuggel, Rauschgiftimport, Diebstahl von Kraftfahr­zeugen und illegalem Personenverkehr - wie Einschleu­sung von Wirtschaftsflüchtlingen und Menschenhandel -immer raffinierter arbeitender Verbrecherbanden sicher­zustellen. Als völkerrechtliches Modell für die Gewährlei­stung der Arbeit der in den Schutz- und Observationszo­nen eingesetzten Grenzschutzeinheiten sollte auf Israels Erfahrungen mit seiner Schutzzone im südlichen Libanon zurückgegriffen werden,

e) bei Angriffen nationaler Streitkräfte auf oder Geplänkel mit in den Schutz- und Observationszonen operierende(n) Grenzschutzeinheiten muß EU-seitig eine nationale Ent­militarisierung der jeweiligen Gebiete einvernehmlich ge­billigt und außenpolitisch vertreten oder durchgesetzt werden. Derzeit auf dem Balkan gemachte Erfahrungen rechtfertigen diese Vorkehrung. Die nationale Entmilita­risierung und Besetzung des Rheinlands nach dem Ersten Weltkrieg dienen als völkerrechtlich tolerierte Modelle für entsprechende Maßnahmen.

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f) Sind die Maßnahmen d und e völkerrechtlich nicht durch­setzbar, bleibt den von migranter Kriminalität heimgesuch­ten Ländern nur die Möglichkeit der Sicherung ihrer ter­restrischen Landesgrenzen durch mit Bewegungsmeldern ausgerüstete Doppelzäune .

g) Verfügen EU-Mitglieds länder mit langen, von migranter Kriminalität heimgesuchten Küsten nicht in ausreichendem Umfang über für deren Sicherung erforderliche Seestreit­kräfte oder entsprechende Küstenwachen müssen dafür im Interesse der Gemeinschaft EU-Beistandsleistungen er­bracht werden.

Alternative zu einer solchen Konzeption ist

1 . die weitere Duldung einer zunehmenden transatlantischen US­Kont:r;olle der Europäischen Union und deren nicht konsensfä­higer Mitgliedsländer sowie

2. die Gefahr, daß der Traum von einem über eine erweiterte Zoll­union hinausgehenden Europa durch die nach dem Hooton­Plan (s. S . 252, Q. 386) erfolgende Überfremdung Deutschlands und schließlich auch ganz Westeuropas sowie durch die jeweils im Interesse und auf Initiative der Vereinigten Staaten betrie­bene Einführung einer EU-Gemeinschaftswährung, NATO-Ost­erweiterung und zeitversetzt zu letzterer auch EU-Osterwei­terung bald zum europäischen Alptraum werden wird .

Läßt sich jedoch ein solches Europakonzept umsetzen, braucht die Europäische Union nicht die vorausgesagte Auseinandersetzung Chinas mit den Vereinigten Staaten abzuwarten, bis sie sich - mög­licherweise auch in Alleingängen einzelner ihrer Mitglieder - von ihrer direkten oder über die >Political Correctness< indirekten US­Bevormundung freizumachen vermag. Für Deutschland wäre eine solche Wartezeit zudem mit dem Risiko verbunden, daß es zwischenzeitlich entweder >unumkehrbar< national und sozio­kulturell in der Europäischen Union untergegangen oder eine isla­mische Republik geworden ist. Letzteres gilt auch für andere EU­Mitgliedsländer wie Frankreich.

Noch ist Deutschland nicht verloren, und damit letztlich auch noch nicht Europa, das sich ohne grundlegende Änderung seiner Europa- und hier besonders Deutschlandpolitik bereits auf dem

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Weg befindet, die nationale und kulturelle Identität seiner Mit­gliedsländer an die Vereinigten Staaten und / oder den Islam abzugeben. Wird das und die Bedeutung Deutschlands in einem sol­chen Europamodell insbesondere von Großbritannien und Frank­reich erkannt, dürfte auch die in Deutschland überfällige Demo­kratiereform möglich und damit die Revolution vermieden werden können, auf die die beschäftigungs-, finanz- und ausländerpoli­tisch außer Kontrolle geratene Republik derzeit zusteuert, ohne daß die Opposition eine gangbare Alternative dazu anzubieten vermag.

Das Erfordernis einer Demokratiereform kann und sollte auf je­den Fall von allen den Glauben an ein demokratisches Deutsch­land nicht aufgebenden Kräften mittels entsprechender Aufklä­rungsarbeit weiterhin geistig vorbereitet werden; wenn auch von einer verhältnismäßig kleinen wertkonservativen Mannschaft nicht erwartet werden kann, daß es ihr gelingt, ein übermächtiges frem­des Joch gegen den Willen der gegenwärtigen euro-transatlanti­schen Machtkonstellation abzuschütteln. Dafür bedarf es der Her­beiführung eines Sinneswandels wenigstens der einflußreichen EU-Partner Deutschlands. Auch der von den Alliierten verratene deutsche Widerstand hätte ohne zumindest britische Billigung seine politischen Reformvorstellungen für Deutschland nicht um­setzen können. Und das unabhängig vom Gelingen des Attentats auf Adolf HITLER (20 . 7 . 1 944) .

Von den viel zu vielen, nicht vom Volk ausgewählten, sondern direkt oder indirekt über die Parteien mediengemachten deutschen Berufspolitikern, die vornehmlich um ihre jeweilige Wiederwahl kämpfen, ihre Diätenerhöhungen auf dem Rücken der gleichzei­tig zum Sparen veranlaßten Bevölkerung durchsetzen und unter­würfig in >Political Correctness < sowie einseitig in >Unsere Schuld< machen, kann die Rettung des bereits zeitgeistkonform traditions­und geschichtslos gehaltenen Deutschlands vor seinem fremd­programmierten Untergang nicht erwartet werden. Wer hilfswil­lig die EU-Auflösung Deutschlands, die Opferung der Deutschen Mark für einen >Camembert-Euro< , die NATO- und EU-Osterwei­terung, eine multikulturelle Gesellschaft, die Beugung der Rechts­staatlichkeit, Schlußstrich-Erklärungen und Transferleistungen an alle Welt zu Lasten der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands, seiner Verteidigungsfähigkeit und des deutschen Sozialstaates sowie einer horrenden öffentlichen Verschuldung am Bürger vorbei betreibt, kann für sich nicht in Anspruch nehmen,

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damit seinem Volk demokratisch zu dienen. Wer sich lediglich über solche >Volksvertreter< beklagt, sie aber letztlich aus Furcht vor Schlimmerem dann doch wählt, macht sich mitschuldig am Niedergang Deutschlands und Europas sowie darüber hinaus der westlichen Welt.

Als die Polen 1 921 bei Annaberg/Schlesien in das Reich einfie­len, waren es deutsche Freikorps, die der Reichswehr zur Seite standen, um eine polnische Besetzung und Annexion des Deutsch­land nach Versailles in seinem Osten verbliebenen Territoriums abzuwehren. Als die Franzosen und Belgier zwei Jahre später mit ähnlichen Absichten das Ruhrgebiet besetzten, hatten die passi­ven Widerstand leistenden Gewerkschaften ihre große nationale Stunde. Nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg gab es Persön­lichkeiten des öffentlichen Lebens wie den Vorsitzenden der SPD­Fraktion im Deutschen Bundestag, Kurt ScHUMAcHER, der trotz KZ­Haft seinem wiederum - und das bis in die Gegenwart mittlerweile ein halbes Jahrhundert lang - militärisch besetzt gehaltenen deut­schen Vaterland treu geblieben war. Heute haben wir jedoch umer­ziehungsbedingt fast nur noch von den im Bundestag vertretenen Parteien - denen sich allerdings über 97 Prozent der Bevölkerung als Mitglieder und etwa ein Drittel als Wähler verweigern - bis zu den >gesellschaftlichen Gruppen< reichende vaterlandslose >Kollaboration < .

Lediglich die auch diesbezüglich bislang unabhängig gebliebene, weltweit deswegen nicht weniger hoch angesehene nationale In­stitution der Deutschen Bundesbank, ein verhältnismäßig kleiner national gesonnener Teil der Medienlandschaft und der interna­tional für Deutschland antretende Sport mit seinen sich für ihn und seine Leistungen begeisternden Anhängern machen da ne­ben wenigen, bisher ihrer Ausgrenzung entgangenen Persön­lichkeiten aus Politik, verfaßter Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft und Gesellschaft eine für die anderen EU-Mitglieder selbstver­ständliche Ausnahme.

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Nachwort

Bei der vorgelegten standortpolitischen Analyse steht Deutsch­lands Einbindung in die NATO und nach Maastrichtvorgaben in die Europäische Union im Vordergrund. Sie stützt sich auf zeitge­schichtliche Fakten, die Historikern teilweise erst nach neuerlicher Öffnung von Archiven zugänglich geworden sind, sowie auf stand­ortpolitisch bedeutsame gegenwarts bezogene Berichte und Buch­veröffentlichungen. Ferner wird auf US-Prognosen hingewiesen (s. S. 3 13 ff, Q. 459 u 466 f . ) , nach denen geopolitische Entwicklun­gen zu erwarten sind, die Deutschland und Europa nicht unberührt lassen werden. Auf dieser Grundlage werden einer deutschen Initiative geltende Vorschläge für eine Alternative zur bisherigen europäischen Einigungs- und Bündnispolitik gemacht und begrün­det, um eine sich bereits abzeichnende deutsche und westeuropä­ische, aber mittelfristig auch transatlantische Katastrophe abzu­wehren. Bei unveränderter Europapolitik ist diese zu erwarten.

In einem in Vorbereitung befindlichen zweiten Band wird diese Analyse mit teilweise schon im ersten Band berührten, den poli­tischen Standort Deutschland beeinflussenden oder von ihm be­stimmten rechtlichen, administrativen, demographischen, sozio­kulturellen, gesellschafts-, wirtschafts- und verteidigungspoliti­schen Standortfaktoren sowie mit einem erweiterten europa- und geopolitischen Ausblick vertieft.

Wie aktuell noch immer auf alliierter Seite die deutschlandpoli­tischen Kriegs- und Nachkriegsvorstellungen - nunmehr im >Bünd­nis< - sind, geht aus dem oben angezogenen Daily Telegraph aus dem Jahre 1 993 hervor (s. S. 23, Q. 19) . Der Zweite Weltkrieg wur­de mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehr­macht abgeschlossen, deshalb aber keinesfalls beendet. Seine kal­te Fortsetzung gipfelt in der angestrebten EU-Auflösung des nach Versailles und dem 2 + 4-Vertrag verbliebenen Deutschlandtor­sos und der Abschaffung seiner Währung (s. S. 1 15, Q. 1 69) als »letzte(s) Machtmittel Deutschlands« (s. S . 1 35, Q. 208) sowie der Auslöschung der deutschen kulturellen Identität. Ohne letztere wird es keine deutsche Nation mehr geben, sondern lediglich eine multikulturell balkanisierte Gesellschaft, und diese auch nur als Etappe einer oben aufgezeigten Weiterentwicklung.

Zum Verlust dieser Identität kommt es nicht nur mittels geziel­ter ethnischer Überfremdung und kultureller US-Dominanz, son-

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dern neuerdings auch durch die zur Analphabetisierung des deut­schen Sprachraums und der Beeinträchtigung der deutschen aus­wärtigen Kulturpolitik beitragende Rechtschreibreform . Als weite­rer Schritt in diese Richtung wird Deutschland die Abschaffung des >Großen Befähigungsnachweises < (Meisterprüfung), also die Zer­schlagung des dualen beruflichen Bildungswesens als deutscher Beitrag zur europäischen Harmonisierung abverlangt. Bislang wird Deutschland wegen seines beruflichen Bildungswesens vom Aus­land - insbesondere von der CUNToN-Administration - beneidet. Das einst vorbildliche deutsche Schul- und Hochschulwesen, wel­ches selbst in den reparationsgeplagten zwanziger Jahren noch viele naturwissenschaftliche Nobelpreisträger hervorgebracht hat, wurde unter Mitwirkung der um Nivellierung bemühten Gewerk­schaft Erziehung, Bildung und Wissenschaft bereits recht erfolg­reich in die Zweitklassigkeit reformiert.468

Einerseits wird die deutsche Wirtschaft globalisiert, also dem unerbittlichen internationalen Wettbewerb mit Billiglohnländern ausgesetzt . Andererseits werden an den deutschen allgemeinbil­denden Schulen kaum noch die für eine anspruchsvolle berufliche Weiterbildung erforderlichen Standards vermittelt sowie an den deutschen Hochschulen immer mehr Studenten während immer längerer Studienzeiten immer schlechter auf diesen Wettbewerb vorbereitet . Darüber hinaus werden die wenigen trotz dieser Män­gel heranwachsenden Eliten mit einer aus der Perspektive >sozia­ler Gerechtigkeit< vorgenommenen Überbesteuerung zum Abwan­dern in auswärtige Standorte veranlaßt. Parallel dazu wandert das in Deutschland im Verhältnis zu ausländischen Standorten steu­erlich benachteiligte und durch sowohl den Euro als auch die von den Linksparteien geforderte Wiedereinführung der Vermö­genssteuer verunsicherte Kapital ins Ausland ab . In beiden Fällen handelt es sich um selektive Migration vom schlechteren zum bes­seren Standort, bei der dem mittlerweile politikbedingt schlechte­ren Standort Deutschland die Versorgung der als Folge dieser

... Der >Kaiser-Wi lhelm-Gesel lschaft< angesch lossene naturwissenschaftl iche E in richtungen haben von 1 9 1 1 bis 1 945 in 34 Jahren trotz zweier Weltkriege im Schn itt alle Z2 Jahre einen Nobelpreisträger hervorgebracht - davon i n der Weimarer Repu bl ik etwa a l le 2,5 Jahre und sogar während des Dritten Reiches, das seinen Wissenschaftlern die Annahme von Nobelpreisen untersagte, aber natürl ich ihre Nomin ierung dafür n icht verh indern konnte, etwa a l le 2,3 Jahre . Ihre Nachfolgerin, d ie >Max-Planck-Gesel lschaft<, benötigte von 1 948 bis 1 997 in 49 Jahren trotz >Wi rtschaftswu nder< n icht nur bed ingt durch ih ren bis zur Wieder­vere in igung ih rer mitteldeutschen Forschungseinrichtungen kleineren Rahmen im Schn itt etwa 3,2 Jahre.

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Standortnachteile in zunehmendem Maße in die Erwerbslosigkeit freigesetzten Arbeitskräfte und eine hohe Jugendarbeitslosigkeit verbleiben.

Die nicht nur jeweils erst an sich selbst, sondern auch - wie alle Sozialisten - wirtschaftspolitisch statisch denkende politische Klas­se und die sowohl von ihrer Vorbildung als auch Berufserfahrung her allgemein nur zu fiskalischem, und nicht zu wirtschaftlichem Handeln befähigte Verwaltung offenbaren ihre Überforderung mit diesem Problem. Recht hilflos wird auf die verursachten Einnahme­ausfälle und steigenden Versorgungslasten (auch für den nicht ab­nehmenden Zuzug von Wirtschaftsflüchtlingen) statt nachhaltiger Ursachenbekämpfung mit die Wirtschaft direkt oder indirekt be­lastenden Maßnahmen reagiert. Es werden also keine Impulse für Wachstum und Beschäftigung gegeben, sondern die Wettbewerbs­bedingungen insbesondere für arbeitsintensive Betriebe im Land und damit der volkswirtschaftliche Standort Deutschland weiter ver­schlechtert. Ergebnis dieser mehr fiskalischen Wegelagerei als zielkonformen Finanzpolitik ist, daß immer häufiger Pleite macht, wer keine Arbeitsplätze wegrationalisieren kann - und das in jedem Fall zunehmend zu Lasten öffentlicher Kassen.

Die derzeitige christlich-liberale Regierung verspricht, das deut­sche Volk mit ihrer zunehmend an Überzeugungskraft verlierenden Politik des >Weiter-So< aus der hausgemachten Krise zu führen, wo­hingegen sich die Kreativität der rot-grünen Opposition in Umver­teilungsplänen sowohl für die Arbeit als auch für die Einkommen erschöpft. Während die Sozialdemokraten dabei ihren >demokrati­schen Sozialismus< marktwirtschaftlich tarnen, haben sich Vor­standsmitglieder ihres bevorzugten bündnisgrünen Koalitionspart­ners mehr oder weniger offen zum marxistisch-leninistischen Öko-Totalitarismus bekannt, in dem Morgenthau- und Hooton-Plan (s. S. 246 f., Q. 374-380, u. S. 252, Q. 386) wiederzufinden sind . Das erklärt die Propaganda, welche seitens gewisser Medien für diese (eher volksdemokratische als) >demokratische< Partei gemacht wird.

Es bedarf keines Hellsehers, um zu erkennen, in welche Rich­tung der eingeschlagene Weg das mittlerweile sozio-ökonomisch am Abgrund angelangte Deutschland führt. Wenn das letzte >Tafel­silber< verkauft sein wird, ist von der politischen Klasse - egal, wer aus diesem Kreis an der Macht sein wird - neben verstärktem Sozialabbau als letztem Ausweg aus der bereits Auswirkungen bis nach Ostasien zeigenden Misere die Enteignung der Käuferschicht des vorher mit großem Werbeaufwand veräußerten öffentlichen

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Vermögens zum Stopfen der Haushaltslöcher zu erwarten. Eine solche Enteignungspolitik wird von der Bundesregierung bereits mit der Sanktionierung der SBZ/ DDR-Verstaatlichungen prakti­ziert. Bundeskanzler KOHL hoffte, »mit dem Verkauf der einstigen Betriebe durch die Treuhand . . . die Schulden der DDR finanzie­ren zu können« (s. S . 279) . Der enteignungs politisch erfahrene Hauptakteur dieser volkswirtschaftlich kontraproduktiven Verge­waltigung des Rechtsstaats wurde von ihm für seine Nachfolge vorgeschlagen. Bei einer Machtübernahme von Rot-Grün dürfte wohl kaum mit einer weniger sozialistischen Vermögenspolitik zu rechnen sein, wenn es gilt, dringend benötigtes Geld für die Umsetzung kostspieliger Wahlversprechen aufzubringen und »die Schulden der . . . (rechtsstaatlich zum DDR/BR-Deutschland-Zwit­ter gemachten Republik) finanzieren zu können« .

Bei diesem Szenario handelt e s sich um die konsequente Fort­setzung der Deutschland geltenden Vernichtungs politik. Hierzu wird wiederholt, daß sie im Fall ihres Erfolges das ganze, von Sa­muel HUNTINGTON als » the West« bezeichnete Abendland (s. S. 315 f., Q. 465 ff. ) mit in den Abgrund reißen wird . Von politischen >Zau­berlehrlingen< wurde in zwei Weltkriegen nicht nur das Deutsche Reich zerschlagen, sondern auch der von Oswald SPENGLER vor­ausgesagte »Untergang des Abendlandes« vorangetrieben, dem die westlichen Siegermächte selbst mit zum Opfer fallen. Die an­gewandten deutschlandpolitischen Vernichtungsmethoden - man denke etwa nur an den Hooton-Plan (s. S. 254, Q. 386) - sind seit 1914 und den zwanziger Jahren noch raffinierter geworden. Auch die dafür als Werkzeuge instrumentalisierten Helfer beziehungs­weise - m:it den Worten des in der Bundesrepublik mediengefei­erten Daniel GOLDHAGEN (s. S . 37 f., Q. 107 ff. ) - »willige(n) Voll­strecker« von Zeitgeistvorgaben sind andere. Es handelt sich bei ihnen auch kaum um »ganz gewöhnliche (und nicht nur) Deut­sche«, sondern um einen nach Ins ider-Vorgaben mediengemach­ten Personenkreis . Dazu gehören heute neben zeitgeistkonformen deutschen Politikern und Medienmachern sowohl mit Deutsch­land verbündete >Grand-Nation <alisten, wie die oben zitierten >gro­ßen Europäer< jenseits des Rheins (s. S . 1 15, 1 19, 1 23, 1 35 - Q. 1 69, 1 79, 1 84 u. 208) als auch - ungeachtet der ihnen geltenden transat­lantischen Verachtung (s. S . 58, Q. 98) - eher anglo-amerikanisch als anglo-kontinental denkende Insulaner jenseits des Kanals. Und viele der übrigen EU-Mitglieder werden möglicherweise noch die bittere Erfahrung machen, wie stark ihre eigenen Volkswirtschaften

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darunter leiden werden, wenn es gelingt, Deutschland mit seiner Währung als europäischen Stabilitätsfaktor EU-aufzulösen.

Der deutsche Auflösungsprozeß ist noch nicht abgeschossen. Die Lage Deutschlands en tspricht im historischen Vergleich ansonsten der Ent­wicklung im neuzeitlichen Amerika, so abwegig das nach der Deutsch­land beherrschenden Lehre (Political Correctness) auch sein mag. Bei­de Gebiete wurden gewaltsam in Besitz genommen. Im deutschen Osten und Sudetengebiet mußte die angestammte Bevölkerung ge­mäß der 1 848 auf der Pan slawistischen Konferenz von Prag aufge­stell ten und seither aufrechterhaltenen Forderung nach nord­amerikanischem Muster >unumkehrbar< den eindringenden Siedlern weichen - soweit sie die Eroberung ihres Landes überlebt hat. Im restlichen Deutschland wurde und wird weiterhin nach dem Modell Südamerika verfahren, wo die von den Konquistadoren (Eroberern) vorgefundenen indianischen Reiche >unumkehrbar< aufgelöst, die bestehenden Hochkulturen >unumkehrbar< vernichtet, die vorhande­ne ethnische Substanz >unumkehrbar< latinisiert und die so ihrer nationalen und ethnisch-kulturellen Identität beraubte Bevölkerung - soweit sie die Conquista überlebt hat - mit den natürlichen Res­sourcen ihres Landes >unumkehrbar< der kolonialen Ausbeutung preisgegeben wurde. Leicht variiert wird heute der den Deutschen verbliebene kleinste Siedlungsraum ihrer Geschichte als Protektorat non nomine sed re (nicht des Namens, sondern der Sache nach) unter militärischer Besatzung ceteris paribus (alle übrigen Maßnahmen gleich) tributpflichtig gehalten.

Was in Amerika mit der Bibel in der Hand unter Mißbrauch des Namens JESU CHRISTI bewerkstelligt wurde, ist in Deutschland als »Kreuzzug« (EISENHOWER) von nicht weniger blutrünstig-räuberisch vorgehenden >Befreiern< eingeleitet worden. Abgesehen von den ge­genreformatorischen Polen (s. S. 1 07, Q. 154) haben diese statt des Kreuzes als Tarnung für ihre wirklichen Absichten scheinheilig ver­kündet, den deutschen Barbaren in Mitteldeutschland das Heil ei­nes sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaates und in West­deutschland die ethischen Werte ihrer Demokratie vermitteln zu müssen. Erleichtert wurde das schmutzige Geschäft der Konquista­doren und wird die Umsetzung der nicht weniger verwerflichen Ziele der Besatzer Deutschlands dadurch, daß sich immer wieder Kolla­borateure dafür hergaben, beziehungsweise hergeben, die Eindring­linge als Glücksbringer zu feiern, ihnen für eigene Vorteile die Steig­bügel zu halten, ihre Vorgaben >political correct< umzusetzen sowie lieber als >Zehntknechte< Tributleistungen (heute Unsummen für

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sogenannte Transferzahlungen) einzutreiben, als nach der deutschen Eidesformel ihre »Kraft dem Wohle des deutschen Volkes (zu) wid­men (und) seinen Nutzen (zu) mehren« .

Bis in die heutigen Tage wird sich der den besiegten Deutschen als Umerziehung vermittelten alliierten Kriegspropaganda (s . S. 1 07, Q. 1 54) so sklavisch unterworfen, daß selbst wenn sich mitt­lerweile zum Beispiel die russische Regierung die >Unumkehrbar­keit< der SBZ-Verstaatlichungen oder die britische Regierung das nach Golo MANN »volkspädagogisch gewünschte Geschichtsbild« betreffend korrigieren, die deutsche Politik hartnäckig an den ein­stigen Vorgaben der Siegermächte festhält (s. unter anderen Q. 145, 1 66, 1 69, 347 u. 427-430) . Das trifft gleichermaßen auf deut­sche Medien, Politiker, Pädagogen sowie Politik- und Geschichts­wissenschaftler zu, wenn diese Veröffentlichungen von Historikern selbst der Siegerstaaten negieren oder versucht wird, diese aus der Ferne zu widerlegen, sofern darin etwa nach Auswertung zwi­schenzeitlich geöffneter Archive über die Kriegsabsichten und -ziele der Alliierten zwischen den beiden Weltkriegen und da so­gar Jahre vor HITLERS >Machtergreifung< berichtet wird .

Gelingt es zeitgeistunabhängigen deutschen Persönlichkeiten nicht, die westeuropäischen Ex-Großmächte davon zu überzeu­gen, daß sie ihre Länder nur mit einem gleichberechtigten Deutsch­land von der auch sie benachteiligenden US-Bevormundung be­freien können, wird Deutschland und das deutsche Volk bestenfalls im derzeitigen Untergangs-Szenarium zu verharren vermögen, bis den Vereinigten Staaten - möglicherweise für sie zu spät - bewußt wird, welche existentiellen Rückwirkungen es für sie mittelfristig haben wird, wenn sie ihre bisherige Europapolitik fortsetzen.

Auf diese Konstellation wird abschließend noch einmal hinge­wiesen, weil die nach den zitierten Prognosen zu erwartende trans­atlantische Lage gegebenenfalls nur positive Auswirkungen auf Deutschland und die deutsche Nation haben kann, wenn diese dann noch existieren, es also gelingt, die vielschichtige deutsche Identität bis zum Eintreten dieser Überlebenschance zu bewah­ren. Wohl aus dem Bemühen heraus, das zu verhindern, dürfte sich die Eile erklären, mit der die Auflösung Deutschlands und seiner Währung in der zudem noch bald osterweiterten Euro­päischen Union sowie seine multikulturelle Überfremdung gemäß dem Hooton-Plan von zeitgeistkonformen Politikern und Medien im Inland sowie seitens des >verbündeten< Auslands betrieben wird und >unumkehrbar< gemacht werden soll.

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Anhang I

Dokument aus dem Archiv der Zeitgeschichtlichen Forschungss telle Ingolstadt zur Bedeu tung von William C. B ullitt als Präsident Roosevelts deu tschlandpolitische > Graue Eminenz< (übersetzt)

William C. Bullitt an F. D. Roosevelt (Memorandum)

Mein lieber Herr Präsident

Washington, D. c., August 10 . 1 943

Der bevorstehende Besuch von Mr. Churchill bietet eine Gelegenheit - vielleicht die letzte Möglichkeit -, in Hinsicht auf die Probleme von Europa eine Politik anzubahnen in Übereinstimmung mit den vitalen Interessen der Vereinigten Staaten und Großbritanniens. Das Ziel dieser Interessen ist dauernder Frieden. Und der Gegenstand unserer Politik gegenüber Europa muß die Erschaffung von Bedin­gungen sein, die eine Möglichkeit bieten, einen dauerhaften Frieden festzusetzen. Die Beherrschung von Europa durch Hitlers Nazi-Diktatur ist richtig beurteilt worden als eine untragbare Drohung für Großbritannien und die Vereinigten Staaten und ihre freien Einrichtungen. Herrschaft über Europa durch Stalins kommunistische Diktatur wäre eine ebenso gro­ße Gefahr für Großbritannien und die Vereinigten Staaten. Wenn Deutschland ohne solchen Schaden an amerikanischem und britischem Leben besiegt werden soll, würde sich dieser Sieg mögli­cherweise als eine verborgene Niederlage herausstellen (wie der fran­zösische Sieg im Krieg von 1914), die fortgesetzte Teilnahme der Ro­ten Armee im Krieg gegen Deutschland ist wesentlich. Das Problem, vor dem heute amerika nische und britische Staatskunst stehen, ist deshalb das Problem, die Herrschaft über Europa durch die Moskauer Diktatur zu vermeiden, ohne die Teilnahme der Roten Armee im Krieg gegen die Nazi-Diktatur zu verlieren. Offen gesagt, müssen wir zugeben, daß wir diesem dringenden politi­schen Problem die Aufmerksamkeit versagt haben, die es verdient und keinen gemeinsamen Plan mit den Briten und den Russen zu seiner

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Lösung erarbeitet haben. Es weiter aufzuschieben, bedeutet das Risi­ko einer politischen Katastrophe in Europa . Wir können vernunftgemäß nicht länger hoffen, zu einer zustimmen­den und ehrenhaften Lösung mit der Sowjetunion zu kommen. Stalin hat wieder ein Treffen mit Ihnen vermieden, und es ist schwierig zu glauben, daß bei seiner Ausflucht nicht der Wunsch mitspielt zu ver­meiden, genötigt zu sein, auf direkte Fragen über seine Absichten in Europa zu antworten. Sechs Wochen lang weigerte er sich, sowohl den amerikanischen Botschafter als auch den britischen Botschafter in Moskau zu empfangen. Und er hat seine Botschafter in Washington und London veranlaßt, sich von ihren Posten fernzuhalten, so daß ernsthafte Diskussionen über ernsthafte Fragen zwischen Washing­ton und Moskau und London und Moskau zur Zeit unmöglich sind . Stalin, wie auch immer, ohne sich selbst festzulegen, hat verschiedent­lich seine Absichten hinsichtlich verschiedener europäischer Länder angedeutet.

Bei Erwägung seiner Absichten ist es ratsam, sich zu erinnern, daß er drei unterschiedliche Methoden hat, Leute unter seine Autorität zu bringen:

1 . Einmarsch durch die Rote Armee, 2. Drohung eines Einmarsches durch die Rote Armee, 3. kommunistische Revolution.

Es ist auch angebracht, sich zu erinnern, daß er seine 5 . Kolonne in jedem europäischen Land hat und daß er in Moskau organisierte Grup­pen oder seine Ausschüsse bereit hat, in jedem Land in Europa einzu­greifen.

Stalins Absichten in bezug auf Europa scheinen in folgendes Muster zu gehören: 1 . Er hat erklärt, die baltischen Staaten, Ostpolen, die Bukowina und

Bessarabien seien ein wesentlicher Teil der Sowjetunion. 2. Die Friedensbedingungen mit Finnland, die er uns gab, besonders

die unmögliche Forderung, daß Finnland die Hälfte der Kriegsko­sten zahlen müsse, scheint anzuzeigen, daß er keinen Frieden mit einem unabhängigen Finnland anstrebt, sondern die vollständige Unterwerfung Finnlands und dessen Eingliederung.

3. Stalins Absichten in bezug auf Polen scheinen völlig klar. Die Auf­stellung der >freien polnischen Armee< in der Sowjetunion und die geheimen Tätigkeiten von Sowjet-Agenten in Polen (darüber sind wir völlig unterrichtet) bedeuten die Absicht, einen polnischen Staat zu errichten, beaufsichtigt von Moskau entweder durch die Ein­richtung eines Kollaborateur-Government in Polen oder durch Ein­verleibung Polens als ein Staat in der Sowjetunion.

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4. Wir haben weniger Kenntnisse hinsichtlich Stalins Absichten Ru­mänien betreffend, aber es gibt zahlreiche kleine Hinweise, die an­zeigen, daß er beabsichtigt, Rumänien unter seinen Einfluß zu brin­gen durch eine kommunistische Revolution, verbunden mit Vor­rücken der Roten Armee.

5. Stalins Interesse für die jugoslawischen Partisanen, seine starke Stel­lung in Bulgarien, seine Verbindungen mit Benesch und dem tsche­chischen Untergrund und sein Interesse, darauf zu sehen, daß jede beliebige Regierung, errichtet in Frankreich, teilweise auf kommu­nistischen Elementen gegründet sein solle, sind zu gut bekannt, um eine Diskussion zu benötigen . Weniger gut bekannt sind Berichte von Ungarn und Österreich, die intensive kommunistische Aktivi­täten zeigen.

6. Das Manifest des >Freien Deutschen Komitees< in Moskau hat Sta­lins Politik klar gemacht bezüglich Deutschlands. Die Bedingun­gen in Moskau sind derart, daß dieses Manifest nicht vorbereitet hätte werden können oder herausgegeben, außer auf Stalins An­ordnung. Es verpflichtet Stalin nicht, aber es zeigt die Entwicklung der Ereignisse in Deutschland, auf die er hofft: den Sturz Hitlers und der Nationalsozialisten, die Einrichtung einer » streng demo­kratischen Macht, die unerbittlich sein wird, die rücksichtslos un­terdrücken wird jeden Versuch zu neuen Plänen gegen die Rechte freier Menschen oder gegen den europäischen Frieden«; sofortige Beendigung militärischer Tätigkeiten, Rückruf der Truppen zu den Grenzen Deutschlands, ohne sie zu entwaffnen; ein Gesuch um Friedensunterhandlungen. Das Manifest enthält auch die Feststel­lung: » Auf diese Weise wird (d. h . die neue deutsche Regierung) Frieden erzielt und Deutschland auf gleiche Ebene mit anderen Nationen gestellt. «

Der Haken an dem Vorschlag ist natürlich die Benutzung des Wortes » demokratisch« . Für die Kommunisten bedeutet das Wort demokra­tisch das genaue Gegenteil seiner Bedeutung für uns. Für uns beinhal­tet es Freiheit, > the Bill of Rights<, Regierung des Volkes durch das V olk und für das Volk. Für die Kommunisten heißt es totale Diktatur des Sowjet-Typs. Eine Regierung des Volkes durch den Diktator für das Volk. Für die Kom­munisten ist unsere Demokratie eine Regierung des Volkes durch die Kapitalisten für die Kapitalisten. Es ist eine außergewöhnliche Tatsache, daß wir den Kommunisten erlaubt haben, unser bestes Wort zu stehlen und ihm eine neue Be­deutung in der Meinung der europäischen Massen zu geben. Dies bedeutet nicht, Stalin wünsche, in Deutschland sofort nach der Niederlage Deutschlands eine kommunistische Regierung einzurich­ten. Im Gegenteil, es scheint sein Wunsch zu sein, im Anfang eine Art

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von Kerensky-Regierung einzuführen, die die Last der Besiegten tra­gen soll - eine Regierung genügend kontrolliert durch Kommunisten, um ihr Versagen zu garantieren und schließlich Einrichtung einer of­fen kommunistischen Regierung unter Aufsicht von Moskau. Es sollte selbst dem am meisten Wunsch-Denkenden klar sein, daß, wenn eine durch Moskau kontrollierte Regierung in Deutschland ein­geführt würde, wie auch in Mittel- und Osteuropa, jeder ernsthafte Versuch von Großbritannien, die Sowjetunion davon abzuhalten, den Rest von Europa zu kontrollieren, entweder dazu führen würde, daß die übrigen kapitalistischen Länder Europas in den Kommunismus verfallen oder es zu einem Krieg zwischen der Sowjetunion und Groß­britannien komme. Ein Europa, geteilt in eine sowjetische Einflußsphäre, die kommuni­stisch wäre, und eine britische Einflußsphäre, die kapitalistisch wäre, würde im besten Fall einen unsicheren Waffenstillstand, aber keinen Frieden bringen. Europa wäre noch ein >in sich selbst geteiltes Haus< . Nichtsdestoweniger haben uns verschiedene britische Beamte angedeu­tet, daß sie es vorziehen würden, so viele Völker von Ost- und Zentrale­uropa an Stalin abzugeben, wie er verlangt zu schlucken - in einer neu­en Politik der Beschwichtigung. Chamberlain versuchte, so Hitler zu beschwichtigen, und erkannte, daß man Unersättliche nicht befriedigen kann. Verschiedene britische Beamte möchten nun Stalin beschwichti­gen. Hitlers Ziel war es, die Macht der Nationalsozialisten über die gan­ze Erde auszubreiten. Stalins Absicht ist, die Macht der Kommunisten über die ganze Erde zu verbreiten. Stalin - ebenso wie Hitler - wird nicht aufhören. Man kann ihn nur stoppen. Wie kann Stalin daran gehindert werden, Europa zu beherrschen, ohne einen separaten Frieden zwischen der Sowjetunion und Deutschland herauszufordern und möglicherweise einen bewaffneten Konflikt zwi­schen amerikanischen und britischen Armeen und der Roten Armee?

Dieser Frage kann man sich nicht realistisch nähern, ohne an die Tat­sache zu denken, daß - gegenwärtig - ebenso wie Amerikaner und Briten vor dem Gedanken eines bewaffneten Konfliktes mit der So­wjetunion zurückschrecken, auch die Sowjetunion vor der Vorstellung zurückschreckt von einem bewaffneten Konflikt mit Großbritannien und den Vereinigten Staaten. Stalin wird sich lange überlegen, bevor er seinen Soldaten befiehlt, auf amerikanische oder britische Soldaten zu schießen. Wenn deshalb die britischen und amerikanischen Armeen in das öst­liche und mittlere Europa gehen und sich dort festsetzen, bevor die Rote Armee hineingeht und die Lage fest und klug behandelt, dann besteht eine kleine Chance, daß die Rote Armee versuchen wird hin­einzukommen.

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Krieg ist ein Versuch, politische Objekte durch Kämpfen zu bekom­men: und politische Ziele müssen im Auge behalten werden beim Pla­nen von Operationen . Unsere politischen Objektive erfordern die Einsetzung britischer und amerika ni scher Streitkräfte im Balkan und Ost- und Zentraleuropa. Ihr erstes Ziel muß die Niederlage Deutsch­lands sein, ihr zweites, der Roten Armee den Weg nach Europa zu verstellen. Auf keine andere Weise kann die Rote Armee davon abge­halten werden, Europa zu überfluten. Und jeder andere militärische Plan muß mit vollem Bewußtsein beachten, daß es die Preisgabe von Ost- und Zentraleuropa unter die Herrschaft von Moskau bedeutet -mit möglicherweise verheerenden Folgen für Großbritannien und die Vereinigten Staaten. Unser allerneuester Bericht zeigt an, daß die ungarische Regierung bereit ist, nicht nur die amerikanische und britische Armee willkom­men zu heißen, sondern auch mit ihnen aktiv zusammenzuarbeiten beim Vertreiben der Deutschen aus Ungarn. Beide - Bulgarien und Ungarn - suchen einen Weg, aus dem Verhäng­nis, das sie näherkommen sehen, zu entfliehen. Die Serben und Grie­chen beten um unser Kommen. Der Einmarsch unserer Armee in Süditalien wird den Weg über und aufwärts der Adria zum Balkan öffnen. Ein Vorrücken nördlich des Balkens würde die Gelegenheit bieten, demokratische Regierungen in beiden - Polen und Deutschland - ein­zusetzen . So sehr auch immer das Moskauer >Free German Manifest< einige Deutsche ansprechen mag, seine Wirkung wird geschwächt durch die einfache Tatsache, daß es von Moskau kommt, weil in Deutschland eine schreckliche Angst herrscht vor einem Einmarsch der Roten Ar­mee und eine ebenso schreckliche Angst vor der Einsetzung einer kom­munistischen Regierung in Deutschland. Jedermann in Deutschland weiß, daß, wenn die Sowjetregierung ihre Macht über ein Land er­greift, es ihre Gewohnheit ist, die energischen, intelligenten Leiter in allen Lebenszweigen - 1 / 10 bis zu 1 /20 der Bevölkerung - a uszumer­zen, so wie es auch in Ostpolen und den baltischen Staaten der Fall war. Die führenden Deutschen jeder Lebensstellung wissen, daß ent­weder der Einmarsch der Roten Armee oder die Einrichtung einer kommunistischen Regierung in Deutschland die Ausrottung von ih­nen und ihrer Familien bedeutet. Trotz der ansprechenden Formen in Moskaus >Free German Manifest< sind sie deshalb geneigt, es vorzu­ziehen, sich dem guten Willen der Briten und Amerikaner zu über­stellen, als eine Abmachung mit Moskau zu riskieren. Es ist nicht undenkbar, daß wir, wenn wir Ungarn und Rumänien be­setzt hätten und nach Süd polen, der Slowakei und Österreich vorrück-

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ten und wenn Hitler abgesetzt würde, die deutschen Heerführer es vorziehen würden, die Ostfront zu halten, nördlich der Pripjet-Sümp­fe, wie es 1918 und 1919 geschah, und sich vor uns rasch zurückzie­hen würden, wenn wir eine Linie die ganze Strecke zum Baltikum besetzt hätten. Die Briten haben eine moralische Verpflichtung der ernstesten Natur, ein weiteres Hinmetzeln der Polen durch die Russen, wenn möglich, zu verhindern. Auch wir können nicht gleichgültig dem Schicksal die­ser mutigen und unter schlechten Sternen stehenden Menschen zuse­hen. Wir können wirklich nicht dabeistehen und unsere Hände wa­schen vor der Verantwortlichkeit für das Schicksal jedes einzelnen Europäers. Pontius Pilatus wusch seine Hände, und die Welt hat es ihm niemals vergeben. Uns und den Briten wird nicht vergeben wer­den, wenn wir die Polen und die anderen Europäer kreuzigen lassen. Der erste Schritt, um die sowjetische Herrschaft über Europa zu ver­hindern, ist die Errichtung einer britisch-amerikanischen Grenze in Osteuropa. Der zweite, eine demokratische Regierung hinter unseren Linien einzusetzen und die Verhütung kommunistischer Aufstände. Wir sollten so rasch wie möglich entscheiden, auf welche Leute wir zählen können, um eine solche Regierung einzusetzen, und wir müs­sen im Auge behalten, daß alle Regierungen, die wir einsetzen, fort­schrittliche Regierungen mit dem weitest fortschrittlichen Programm für soziale Gerechtigkeit sind . Wir werden unsere stärksten Stützen unter den Gläubigen aller christlichen Kirchen finden. Wir müssen ebenso unseren Standpunkt zu dem ganzen europäischen Problem klären. Niemand im heutigen Europa hat die geringste Ahnung, was unser Programm ist. Das ist selbstverständlich, weil wir kein Pro­gramm haben. Stalin hat ein klares Programm und eine umfassende Organisation, die Tag und Nacht an seiner Durchführung arbeitet . Wir können nichts schlagen ohne etwas. Wir sollten unseren Fall darle­gen. Und wir müssen ihn in Worte kleiden, die in den Herzen widerhal­len werden, die uns unterstüzen wollen. Die Lage in Italien erfordert eine frühe Klärung unserer Absichten. Wir sollten unsere Vorstellung Italien klarlegen, eine Darlegung für alle Menschen in Europa. Diese Feststellung sollte den Menschen in Europa von Ihnen persön­lich gemacht werden im Auftrag des Volkes der Vereinigten Staaten. Seine Wirkung würde gesteigert, wenn auf die eine oder andere Wei­se sie Mr. Churchill gutheißen würde. Sie könnte einige der folgenden Gedanken enthalten: Die Streitkräfte der Vereinigten Staaten stehen nun in Europa. Und im Auftrag der Menschen in den Vereinigten Staaten wünsche ich, die europäische Bevölkerung wissen zu lassen, warum unsere Streitkräf­te in Europa sind und was wir beabsichtigen . Jeder Europäer - wie

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jeder Amerikaner - weiß, daß wir zu diesem Krieg gezwungen wur­den durch Japans Angriff und durch die deutschen und italienischen Kriegserklärungen gegen uns. Jeder Europäer - wie jeder Amerikaner - weiß, daß wir nicht einen einzigen Zoll europäischer Erde oder ei­nen einzigen Vorteil - wirtschaftlichen - suchen und daß wir keine Entschädigungen von irgend einer Nation fordern. Jeder Europäer soll­te wissen, wie jeder Amerikaner weiß, daß wir riesige Vorräte bereit­stellen zum Beistand und zur Hilfe der leidenden Menschen in Euro­pa, sobald diejenigen, die uns den Krieg erklärten, sich uns unterwer­fen. Die Bevölkerung von Sizilien hat schon Beweise davon erhalten und hat zum ersten Mal seit vielen Jahren genug zu essen und ange­messene medizinische Versorgung. Wir kommen nach Europa, nicht um die Bevölkerung zu vernichten, sondern um sie zu befreien . Wir werden Hitler und seine Helfer ver­nichten. Und wir werden den Europäern die Gelegenheit bieten, jede Spur seiner schändlichen Lehre auszurotten, daß das Ende die Mittel rechtfertigt, und seiner noch widerwärtigeren Lehre, Menschen seien nur Instrumente, nur Mittel zum Endzweck. Denn wir glauben, daß menschliche Wesen - alle menschliche Wesen aller Rassen - Zweck in sich selbst sind, unsterbliche Seelen, Kinder des allmächtigen Gottes. Wir werden jede Eroberung in Europa als null und nichtig ansehen, seit Hitler begann, die Deutschen und die Welt ins Unglück zu stür­zen durch seinen Einmarsch in Österreich. Beim Wiederaufbau wer­den wir versuchen, uns von dem großen Gebot leiten zu lassen: ,Tu den anderen, was Du willst, daß sie Dir tun. < Wir als Nation werden niemals die materialistische Lehre unterschrei­ben, daß Macht Recht ist oder daß große Leute besondere Rechte ha­ben sollen, die den kleinen versagt werden. Auch können wir nicht irgendeinem Vorschlag einer Teilung Europa zustimmen - das seit den Tagen des Römischen Reiches den größten kulturellen Einfluß auf die westliche Welt hatte - ,in einflußreiche Zonen< oder ,Zonen von besonderer Bedeutung< . Wir werden allen Versuchen widerste­hen, irgendeine europäische Nation gegen ihren Willen zu zwingen, ihre Unabhängigkeit zu verlieren, und wir werden an keinem Vorha­ben teilnehmen, das eine Unterwerfung irgendwelcher Europäer vor­sieht, die früher bei Hitlers Angriffen sich als wertvolles Mitglied der Familienvölker erwiesen haben. Wir wünschen Europa nur, was wir selbst besitzen: Freiheit und De­mokratie in einer Gemeinschaft souveräner Staaten, in denen Ausein­andersetzungen durch einen Gerichtshof entschieden werden und nicht durch bewaffnete Kräfte, in der jedermann vor dem Gesetz gleich ist, in der jedermann ohne Angst vor Geheimpolizei und feuernden Truppen lebt.

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Bis die Nationen von Europa, die uns den Krieg erklärt haben, sich unterworfen haben, werden wir gegen sie Streitkräfte schicken, deren Schlagkraft täglich wächst. Die Nationalsozialisten- und die Faschi­stenführer, die das Schwert nahmen, werden umkommen durch das Schwert. Aber wir haben nicht den Wunsch, Deutsche oder Deutschland zu vernichten . Und wir haben nicht den Wunsch, Italiener oder Italien zu zerstören. Wir fordern Unterwerfung, nicht Zerstörung. Bis zu der Unterwerfung werden wir jede Stelle von militärischem Wert vernich­ten, wie wir den Hafen von Hamburg vernichtet haben. Es hängt ab von den Menschen in Europa, speziell der Bevölkerung von Deutsch­land und Italien, zu wählen, wieviel oder wenig ihre Städte zerstört werden sollen und wieviele ihre eigenen Leben verlieren werden. Es freut uns nicht, die Städte von Europa zu zerstören, und es freut uns nicht, Europäer zu töten. Wir Amerikaner sind die Abkömmlinge aller Rassen Europas, und wir denken an Europa nicht als an einen geographischen Ausdruck, sondern an ein geistiges Wesen, die Quel­le unserer eigenen Lebensweise. Für uns ist jeder Krieg in Europa ein Krieg zwischen unseren eigenen Verwandten. Wir hassen keine Menschen in Europa . Wir hassen jedoch Diktatoren. Und wir hoffen, daß am Ende dieses Krieges alle Europäer es gelernt haben, Diktatoren zu hassen, so wie wir es in Amerika gelernt haben, daß Menschen aller Rassen zusammenarbeiten als Brüder für das all­gemeine Wohl.

Mit aufrichtigen Grüßen gez . Bill William C. Bullitt

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Anhang 2 Beispiele beginnender Aufarbeitu ng der Vertreibungsverbrechen in

tschechischen Zeitsch riften (Auszüge) - mitgebrach t aus Tschechien und übersetzt von B. Sch ilab

Artikel aus der Tageszeitung Mladd Fronta Dnes vom 27. Mai 1 992, Seite 6, »Ansichten und Reportagen«.

242.000 oder > nur< 40.000 erschlagene Sudetendeutsche?

Wieviele Tote in den Sudeten? »Nach dem Krieg erschlugen die Tschechen 242.000 Sudetendeutsche und Kriegsgefangene«, stellte der Sekretär der Demokratischen Partei - Sudeten Lubomir Duda in der Ausgabe vom 24. April in der Mladd Fronta fest. Eine Reihe unserer Leser fragte nach der Quelle dieser unerhört ho­hen Zahl. Lubomir Duda: »Diese Information habe ich aus wissenschaftlichen Forschungsergebnissen, beispielsweise aus einer Diskussion unabhän­giger Historiker, die die >Akademia Praha< unter dem Titel ,Cesi Nemci odsun< im Jahre 1990 veröffentlichte . Dort spricht der deutsche Histo­riker Ernst Frank (ein Sohn von K. H. Frank; Anmerkung der Redak­tion) von 242.000 erschlagenen Sudetendeutschen . « In Fachkreisen herrschte schon immer Unsicherheit (egtl . Zweifel) über die Anzahl der umgebrachten Sudetendeutschen, namentlich was die wilde Abschiebung aus der Tschechoslowakei betrifft . Die Deutschen selbst führten einen Zahlenvergleich der Bewohner der Sudeten vor dem Jahr 1939 und nach dem Jahr 1946 durch, aber die statistische Berechnung könne nicht als Beweis dienen, sagte gestern auf einer Pressekonferenz des/ der FMZV ein Mitglied der gemischten tsche­chisch-deutschen Kommission, der Historiker Jaroslav Kucera. Er stell­te nach einem detaillierten Studium der Zeitquellen fest, daß gerade bei den Abschiebungen höchstens 40.000 Personen umgebracht wor­den seien. Die neuen Schlußfolgerungen könnten allerdings für die tschechische Seite kein Grund zur Zufriedenheit sein, weil auch das schon eine hohe Zahl sei. Er erwähnte, daß die Idee der Abschiebung unter ganz konkreten historischen Bedingungen entstanden sei , die man nicht nach heutigen Maßstäben beurteilen könne.

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Fingierter Aufruhr

Am Dienstag, den 5. Juni 1 945, konnten die ahnungslosen Leser von Nova svoboda ( >Neue Freiheit<) erfahren, daß die Deutschen aus dem Lager Hanke. am Vortag das Verbrechen eines Aufruhrs begangen hatten: » . . . Uberfielen die Wache mit Eisenstangen und Ziegeln, die sie aus Fensterlaibungen herausgerissen hatten, durch die sie nach der Tat entfliehen wollten . Die Wachen riefen Hilfe herbei und forderten die Aufständischen auf, sich zu ergeben. Die Deutschen stürzten sich jedoch auf die Wachen und verletzten einige Mitglieder, so daß die Wache ihre Schußwaffen gebrauchte und dabei 72 Deutsche ums Le­ben kamen.« Der Zeitungsartikel schloß mit dem Ausruf: »Die gren­zenlose Frechheit der Deutschen muß endlich gebändigt werden ! «

Den Verlauf des Aufruhrs beschrieb vor der Untersuchungskommis­sion in Übereinstimmung mit dem Vorbericht so allein nur der Lager­kommandant Martinek, der diesen offenbar selbst ausformuliert hat­te. Er war es allerdings selbst, der den Vorfall auslöste und der mit der Maschinenpistole die Mehrzahl der Häftlinge erschoß. Nur die Mitarbeiter der Sicherheitspolizei allerdings durften erfahren, daß es damals nicht 72, sondern nur 21 Tote gab. Die für die Öffentlichkeit bestimmte Lüge sollte augenscheinlich die schon zuvor durchgeführ­ten Dutzende von Exekutionen vertuschen. Es ist kennzeichnend, daß die Ostrauer Öffentlichkeit bis heute niemals die Wahrheit über die­sen Vorfall erfahren hat und ihn bis heute nicht kennt. Auch der schon erwähnte Exilpolitiker Ota Hora glaubte der vorgetragenen Version über den Aufruhr.

Die Wirklichkeit war jedoch ganz anders. Der Häftling Glos sagte aus: » Eines Abends kam Martinek zu mir und sagte mir, daß wir morgen im Lager einen Aufstand arrangieren. Daß ich genau um 9 Uhr in die Zelle hineinzugehen und die anwesenden Häftlinge zu provozieren habe, damit sie sich empörten. Dann solle ich rufen, daß man mir die Tür öffnet und mir nichts passiert. Ich verfuhr genau nach Anwei­sung. Um 9 Uhr ging ich zur Zelle. Martinek blieb draußen, ich ging hinein und begann, die Häftlinge zu provozieren, damit sie sich nicht gefallen lassen sollten, daß sie nichts mehr zu essen und keinen Hof­gang (egtl. >Luft holen< ) bekämen.

Daraufhin brach ich mit einem Eisen, das ich mitgebracht hatte, zwei Ziegel am Fenster aus und begann, mit ihnen an die Tür zu pochen und um Hilfe zu rufen. Sogleich öffnete sich die Tür, darin stand Mar­tinek mit einer Maschinenpistole und rief: >Hände hoch< und begann, auf die Häftlinge zu schießen . Ich sprang hinter die Tür und lief in einem geeigneten Augenblick hinaus. «

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Der Häftling Musalek war einer der vier Häftlinge, die das Massaker in Zelle 6 überlebten. Beim Verhör gab er an, daß viele der Häftlinge nicht sofort tot waren, so daß sie die, die überlebten, mit den zwei Ziegeln totschlagen mußten. »Ich selbst mußte mit dem Ziegel zwei Leute erschlagen. Martinek zwang mich dazu mit vorgehaltener Pi­stole . « Als vor der Mittagszeit Doktor Krist eintraf, waren die letzten Niedergeschossenen bereits tot. H. Glos fügte dem hinzu: »Noch vor ihrer Verbringung auf den Friedhof befahl mir Martinek, daß ich allen Toten das Gold aus dem Mund herausreißen mußte. Dabei halfen mir zwei junge Wächter, von denen der eine das Gold herausriß, während der andere den Toten in den Mund leuchtete. Diese Verrichtung war schwierig, denn die Leichen waren schon kalt. «

Zehn Tage danach wurde Martinek festgenommen, und anläßlich der Hausdurchsuchung in Hrusov (Hruschau) fanden sie bei seiner Frau im Nachttisch die Goldzähne. Er behauptete, daß er sie bei Glos be­schlagnahmt und zu Hause aufbewahrt habe, um sie bei der Polizei­direktion abzugeben.

Tschechischer ) Verräter<

Nova svoboda ergänzte am 6. Juni 1945 die erlogene Version mit weite­ren Erdichtungen: »Wie wir erfahren haben, wurde jener Aufruhr mit Hilfe von Leuten draußen organisiert, unter denen auch ein Tscheche war. Die Hauptinitiatoren des Aufruhrs waren die Deutschen J. Bar­ton und Vyslouzil, sowie deren tschechischer Helfer Frantisek Sedi­vy. Sedivy, Abschaum der Ostrauer Bevölkerung, einst Verwalter bei der erwähnten Firma, schleuste sich bei der leichtgläubigen Wache ein und ermöglichte den Internierten schriftlichen Kontakt mit ihren Bekannten und Verwandten und beschaffte die Eisenstangen, mit de­nen sie ihre Wächter anfielen. « Den Verräter Sedivy soll bei dem Auf­ruhr der gerechte Lohn ereilt haben. »Der Gebietskommandant der Sicherheitspolizei Sedlai' macht darauf aufmerksam, daß im Fall der Nichtunterwerfung unter die bestehende Ordnung gegen die Deut­schen rücksichtslos vorgegangen und jedweder Versuch eines Auf­stands mit noch wirksameren Mitteln unterdrückt würde . « Bei der Mehrzahl der Hinrichtungen vernahm der Lagerleiter Marti­nek die Internierten selbst und zwang sie zum Eingeständnis der De­likte, die er sich ausgedacht hatte. In diesen ) Geständnissen< , offen­sichtlich schon im voraus unterschrieben, finden sich nur allgemeine Formulierungen der Schuld, wie sie Martinek eindiktierte, zum Bei­spiel: »Ich erschoß 10 russische Soldaten« . Außerdem war Martfnek offensichtlich Sadist und pervers veranlagt, denn in zwei nachgewie­senen Fällen zwang er Internierte vor der Hinrichtung zu Gruppen­sex mit deutschen Frauen, die nach den entarteten Orgien zusammen

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mit den Männern erhängt wurden. » Auf Grund von Moral und Menschlichkeit lasse ich (die Schilderung) des grauenvollen Hergangs weg«, schrieb Ota Hora . . . Martinek wurden von Zeugen einige Vergewaltigungen zur Last ge­legt, was auch seinen Vorgesetzten Vl(adimir) Kusz betrifft, der oft ins Lager kam.

Bei den Verhören wurde von Folterungen Gebrauch gemacht; insbe­sondere brach man Finger, Arme und Rippen. Den Toten riß später Glos auf Anweisung Martineks Goldzähne und Brücken heraus, manchmal schon vor dem Eintritt des Todes . An den Hinrichtungen beteiligten sich auch Jurasek, Pieczka und Angehörige der Lagerwa­che, die sich manchmal ihre Bekannten als Zuschauer einluden.

Ungefähr am 10. Juni schlug Jurasek als Mitglied der Lagerführung vor, man solle die Häftlinge mit elektrischem Strom hinrichten. Zu diesem Punkt sagte Glos folgendes aus: » Wir trieben einen Häftling auf - Elektriker, und Draht, den wir an das Stromnetz anschlossen, um dies an einem SS-Mann zu erproben. Den (Hinrichtungs-)Platz auf dem Boden begoß ich mit Wasser, der Hinzurichtende zog sich nackt aus und legte sich auf die Erde. Den Draht hielt ich ihm an den Kopf, hinter den Ohren . Ihm begann die Haut zu schmoren, aber den Tod bewirkte es nicht. Als er (wieder) zu sich kam, wurde er erhängt. « Nach dem Untersuchungsbericht handelt e s sich bei dem Opfer des Experiments um Lothar Orel. Als die Wachen feststellten, daß die Hin­richtung mißlungen war, führten sie ihm das Drahtende an weitere Körperteile. Als auch das nicht half, befahl Martinek (dem) Glos, Orel mit dem Hammer zu erschlagen.

Es kam niemals zu eine� Versuch. Die Machthaber im Lager, jetzt noch mehr von ihrer Unantastbarkeit überzeugt, begannen gleich am übernächsten Tag nach Abdruck dieses Artikels mit einer neuen, noch abschreckenderen Serie von Hinrichtungen . Der mörderischen Rase­rei fielen im Verlauf von nur vier Tagen insgesamt 80 weitere Häftlin­ge zum Opfer. Sämtliche Daten des Artikels in Nova svoboda waren erlogen. Der Häft­lingVyslouzil existierte nicht, der Häftling Barton hieß offensichtlich in Wirklichkeit Jaroslav Bartos und war eines der Opfer jenes >Auf­ruhrs< . Der angebliche, tschechische Verräter hieß Frantisek Sedina und kam nachweislich schon zehn Tage früher ums Leben, am 25. Mai 1945. Anscheinend hatte ihn der Lagerkommandant Martinek erschos­sen, der sich dessen selbst brüstete. Er nahm Sedina schon am 20. Mai fest und ging jeden Tag der Woche zu ihm in einen Raum des Lagers, wo er seine Frau vergewaltigte und nach und nach sein Eigentum ein­schließlich Lebensmittel und Geld stahl.

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Die Untersuchenden äußerten den Verdacht, daß Sedina aus dem Weg geschafft wurde, weil er von den Unregelmäßigkeiten wußte, die sich im Lager zutrugen. In Wirklichkeit vermittelte er (selbst) den schriftli­chen Kontakt der Häftlinge mit den Familien, was für die Lagerlei­tung eine ernste Gefahr bedeutete. Überhaupt nichts spricht dagegen, daß Martinek den >Aufruhr< deswegen organisierte, damit er den Tod Sedinas nicht begründen mußte. Im Unterschied zu den Dutzenden erschlagener Deutscher, bei denen es reichte, die Zahl der Toten und den entsprechenden Tag anzugeben, mußte der Tod des Tschechen, der ganz und gar kein Kollaborateur gewesen war, von der Kriminal­polizei untersucht werden. Deshalb machte er aus ihm den Initiator des Aufruhrs und wiederholte bei den Verhören hartnäckig, daß Sedina bei dem Aufruhr erschossen wurde. Er bedachte nicht, daß die Toten­liste und der Begräbnisbeleg ihm die Lüge nachweisen.

Der Zeuge Musalek sagte aus, daß er eine Massenhinrichtung von In­validen ohne Arme oder Beine sah. Sie ließen sie 10 Minuten am Gal­gen hängen, um zu überprüfen, ob das zur Tötung reichte. »Einige begannen jedoch eine Zeitlang nach der Abnahme wieder zu atmen, und so erschlug sie Glos mit Hammerschlägen auf die Schläfe. Da­nach ließ man die Hingerichteten bereits 15 Minuten hängen. Irgend­eine amtliche Todesfeststellung gab es dort nicht. «

Der Lagerleiter Martinek erklärte im Verhör resolut, »daß im Lager keine einzige Hinrichtung erfolgte, weder durch Erhängen, noch durch Erschießung, noch auf andere Art. Es existierte keinerlei Galgen. Die elektrische Vorrichtung habe Glos einzig zu dem Zweck installiert, weil er den Gefangenen elektrische Massage bieten wollte.- Im Lager starben zwar bis zu 10 Leute täglich, aber ausschließlich infolge der Strapazen und Verletzungen, die sie auf dem Weg ins Lager erlitten hatten. Wenn jemand erhängt vorgefunden wurde, so hatte das einen anderen Grund: »Trotz unserer sorgfältigsten Vorkehrunge�. besorg­ten sich die Internierten Stricke und erhängten sich selbst. « Uber »ir­gendwelche Hinrichtungen« wußte nicht einmal Martineks Vorgesetz­ter Kusz etwas, er hatte auch niemals davon gehört. Alle sonstigen Verhöre von Angehörigen der Lagerwache bestätigten jedoch aus­nahmslos, daß sie an Hinrichtungen teilgenommen hatten, ebenso wie die beiden übrigen Mitglieder der Lagerleitung. Jurasek erklärte: »Wir wechselten uns dabei alle ab«, und sagte aus, daß er so etwas nicht einmal für etwas. Besonderes hielt, denn »das geschah unter dem Druck der öffentlichen Meinung« .

Mit dem Abendschnellzug aus Prag kam a m 3 . November 1 947 eine Kommission nach Ostrau und widmete sich die nachfolgenden zwei Tage vollständig der Ermittlung der Wahrheit über das Lager Han­ke . . .

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Ab 12 . Mai 1 945 wurde das Lager von Hilfsaufsehern der Nationalen Sicherheit (der Bericht führt zwölf Namen mit Adressen an) bewacht. Die Führung des Lagers lag in den Händen von Emil Martinek, eines ehemaligen Bergmanns aus Hrusov (dt. Hruschau), geboren in Peti'vald (dt. Peterswald); bei der Verwaltung halfen ihm Josef Jurasek und Ludvik Pieczka, beides Arbeiter aus Vratimov (dt. Rattimau, Orte bei Ostrau) . Sie alle hatten sich freiwillig zur Aushilfe . . . . . . viele Dutzende Erhängte, ausgegeben als Selbstmörder. Der erste Tote im Lager Hanke wurde für den 18. Mai 1945 vermerkt (nicht mitgerechnet der Fehler bei H. Scholz, der schon am 1 . April gestorben sein muß . . . ). Beim Vergleich der Todesrate der einzelnen Tage ist es möglich zu ermitteln, wann im Lager Massenhinrichtun­gen von Internierten durchgeführt wurden. Am Anfang des Wütens und danach war die Todesrate nämlich nicht höher als 1-3 Tote pro Tag; oftmals starb in der Reihe der Tage überhaupt keiner. Der Unter­suchungsbericht nimmt um die 150 Hinrichtungen an; in Wirklichkeit mögen es vermutlich 200 gewesen sein. Ziehen wir einmal nur die Tage in Erwägung, an denen mehr als 4 Personen starben, so ergeben sich folgende Exekutionstage: 25 .5 . 6 Personen, 26.5. 1 1 Personen, 28.5. 18 Personen, 29 .5 . 17 Personen, 30.5. 28 Personen, 1 .6. 12 Personen, 3 .6 . 14 Personen, 4.6. 23 Personen, 7.6. 4 Personen, 8.6. 18 Personen, 9 .6 . 26 Personen und 12 .6. unglaubliche 32 Personen.

Gebundene Hände Die Untersuchungskommission des Parlaments beendete ihre Arbeit in Ostrau am 5. November 1947 mit der Unterschrift unter das Protokoll . In ihm führte sie an, daß »sie zu der Überzeugung gelangt sei, daß nach den Verhandlungsergebnissen Verbrechen hinsichtlich des gewaltsamen Todes des Tschechen Sedina, der erzwungenen Unzucht mit der Tsche­chin Anezka Sedinova und eventuell mit deutschen Frauen im Internie­rungslager, des Diebstahls von Goldzähnen und anderen Gegenständen und Habseli&keiten von Deutschen und des Diebstahls des Eigentums von Anezka Sedinova und des weiteren der unterlassenen Verhinde­rung von Verbrechen, begangen an dem Tschechen Sedina« vorlägen. Sie schlug daher in bezug auf Kusz, Glos, Martinek, Pieczka und Jurasek vor, weitere Amtshandlungen vorzunehmen. Scheint das wenig? Suchen Sie Gerechtigkeit für diese zweihundert Morde? Schon Dr. Krocek kritisierte in seinem Bericht, in der Einlei­tung unseres Berichts erwähnt, den Tatbestand, daß Kusz, Martinek und Jurasek, im Juni 1945 verhaftet, durch eine Entscheidung des Kreis­gerichts in Ostrau in die Freiheit entlassen wurden. Er führte aus: »Diesen Verlauf betrachte ich als unrechtmäßig, nicht nur, weilder Gerechtigkeit nicht Genüge getan wurde, sondern auch deswegen, weil die Staatsinteressen auf diese Art klar Schaden erleiden. «

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Die Parlamentskommission wurde nämlich gleich bei ihrer Ankunft in Ostrau darüber in Kenntnis gesetzt, daß die Staatsanwaltschaft be­züglich der erwähnten Personen die strafrechtlichen Verfahren man­gels Beweisen eingestellt hat. Das Ministerium des Inneren hatte spä­ter der Gebietszentrale der Kriminalpolizei die Weisung gegeben, »daß dieser Vorfall mit Rücksicht auf das Gesetz Nr. 1 15 aus dem Jahr 1946 nicht untersucht werden sollte« . Es handelte sich um das bekannte Gesetz vom 8. Mai 1946, das in Strafverhandlungen Straflosigkeit er­möglichte, wenn die Verhandlungen vor dem 28. Oktober 1945 eröff­net wurden und bei ihnen eine »gerechte Vergeltung für die Taten der Okkupanten und ihrer Helfer« festgestellt wurde. Ein solcher Gesichts­punkt wurde auch im Fall der Akteure unserer Begebenheit geltend gemacht.

Obgleich also die Parlamentskommission nachwies, daß beispielsweise Martinek ein Massenmörder war, waren ihr in bezug auf ihn per Ge­setz die Hände gebunden. Die ermittelten Fakten übten einen starken Eindruck auf die Mitglieder der Kommission aus. Der vertrauliche Bericht der Polizei über die (Arbeit der) Verhandlungskommission erwähnt zum Beispiel, daß auch der Abgeordnete der KSC (der Kom­munistischen Partei) Dr. Kokes, der vor der Eröffnung der Untersu­chung behauptet hatte, daß es »sich um eine innere Angelegenheit und die internationale Reaktion gegen die Personen, die sich an der Revolution beteiligten« handelte, nach dem Verhör der Zeugen seine Ansicht gänzlich änderte. Er verlangte alsdann einen Protest gegen die »Parasiten der Revolution« mit aller Strenge und veranlaßte so­gleich bei der Kreisführung der KSC in Ostrau, daß Kusz, Pieczka und Jurasek des Landes verwiesen wurden.

Die Untersuchungsschrift enthielt die geheime Anweisung, daß alles kompromittierende Material aus der Station SNB (Polizeistation) in Ostrau zurückgezogen und in das Bezirksamt StB überführt werden sollte, damit es » nicht in unbefugte Hände gelangt« . Auch nach Ab­lauf von mehr als einem halben Jahrhundert haben wir nicht die (vol­le) Wahrheit über die Vorfälle im Lager Hanke erfahren.

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Anhang 3

Initiative aus Hamburg gegen die Sanktionierung von SBZ-Enteig­nungen (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1 . 1 1 . 1 996)

Einer, der sich um den Rechtsstaat betrogen fühlt Widerspruch gegen den Bestand der Enteignung

in der Sowjetzone findet Worte / Von Karl Feldmeyer

BONN. 31 . Oktober. Das Hamburger CDU-Mitglied Peters wird für die Führung seiner Partei zum Problem. Peters will nicht mehr und nicht weniger als eine Korrektur der Politik in der Frage der Enteignungen in der Sowjetzone. Er spricht von Hehlern und Dieben und wartet darauf, verklagt zu werden. Vier norddeutsche Landesverbände der CDU ha­ben sich seiner Forderung angeschlossen, in anderen wächst der Druck, das zu tun. Inzwischen rumort es auch in der CSu. Die Entscheidung, d i e zwischen 1 945 u n d 1 949 in der Sowjetzone vorgenommenen entschädigungslosen Enteignungen bestehen zu lassen, betraf Gewer­betreibende und Industrielle, Bauern und Rittergutsbesitzer, alle, die mehr als hundert Hektar Land besaßen. Das traf Nazis ebenso wie ihre Opfer und Menschen, die sich politisch nie betätigt hatten. Dieses Unrecht endete nicht mit der DDR und der Wiedervereinigung. Vielmehr vereinbarten beide deutsche Staaten im Einigungsvertrag 1 990, es fortbestehen zu lassen. Als sich im Bundestag und in der Öffentlich­keit Widerspruch erhob, behauptete die Regierung, die Beibehaltung der Enteignung sei von Moskau zur Bedingung der Wiedervereinigung ge­macht worden. Nachdem dies widerlegt war, wurde der Wille der DDR­Regierung de Maiziere zur Begründung herangezogen. Auch dieser Be­hauptung wird jetzt widersprochen. Der Hamburger Kaufmann Peters und seine Familie haben durch die Enteignungen nichts verloren. " Ich nehme es nicht hin, daß mir der Rechtsstaat gestohlen wird. Das ist viel mehr als jedes Rittergut« , lautet seine Begründung dafür, daß er sich gegen die Politik seiner Partei stellt . Sein Ortsverband Blankenese faßte den Beschluß, die Bundesregierung möge den Paragraphen 1 . Absatz 8a des Vermögens gesetzes ändern, auf dem die Ungleichbehandlung der Enteigneten beruht. Peters erhielt da­für nicht nur in seinem Ortsverband Zustimmung, sondern auch in den übrigen Ortsverbänden des Kreisverbandes Altona . Kontakte zu den CDU-Landesverbänden Niedersachsen und Bremen führten dazu, daß sich deren Vorsitzende, Wulff und Neumann, danach die Gremien der Landesverbände seiner Forderung anschlossen. Im Juni trat auch der Vorsitzende der CDU Schleswig-Holsteins, Hennig, offen auf seine Sei­te. Auch in Hamburg stimmten am 23. August die etwa Delegierten des

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Landesparteitages bei einer Gegenstimme dem Antrag zu, d ie Bundes­regierung möge das Unrecht der Enteignung überprüfen. Damit hatten sich die vier norddeutschen CDU-Landesverbände gegen die Politik der Bundesregierung gestellt . Bei den CDU-Mitgliedern, die sich mit den Enteignungen nicht abfin­den wollen, gibt es un terschiedliche Absichten zur Vorgehensweise. Wulff und Hennig ziehen es vor, das Thema intern zu verfolgen. Peters, der in der Hierarchie der Partei keinen einflußreichen Platz hat, blieb nur die Möglichkeit, seine Meinung öffentlich zu sagen. Er schrieb drei Briefe an die Abgeordneten aller Parteien - die PDS aus­genommen. 184 Abgeordnete erklärten sich teils mündlich, teils schrift­lich solidarisch. Die meisten von ihnen gehören der Koalition an, darun­ter sind aber auch Abgeordnete der SPD. Fast alle Äußerungen - zumin­dest die aus den Reihen der CDU - enthielten allerdings eine zusä tzliche Bitte, nämlich die um Vertraulichkeit - offenbar aus Angst vor Repres­salien der Partei. Kanzleramtsminister Bohl fand sich bereit, einer Einladung des Kreis­verbandes Altona zu folgen und vor den dortigen Parteimitgliedern zu sprechen. Angesichts der Tatsache, daß die CDU in Altona zu einem Zentrum derjenigen geworden war, die sich um die Enteigungsthematik kümmern, war es unvermeidbar, daß dieses Thema in den Vordergrund rückte. Dafür sorgten schon die etwa 300 Teilnehmer. Etwa 200 von ih­nen waren Betroffene, und viele waren von weither angereist . Auf Bohl prasselten harte Vorwürfe nieder, und das von Leuten, die ansonsten durchaus wissen, was sich gehört. In der Aussprache zwischen Bohl und Peters, die sich an dieses uner­freuliche Ereignis anschloß, bat Peters darum, den Kanzler in dieser An­gelegenheit sprechen zu können. Bohl sagte ihm binnen drei Wochen eine Antwort zu. Fünf Wochen verstrichen, aber aus Bonn kam keine Einladung. Da beschloß Peters, mit einer Anzeigenaktion in die Öffent­lichkeit zu gehen. Dafür ging Peters sammeln, so wie dies unter Ham­burger Kaufleuten üblich ist. Der Erfolg ermöglichte es, in mehreren überregionalen Blättern im September unter der Überschrift > Der Skan­dal< eine Anzeige zu schalten. Sie besagt, >die Bundesregierung versu­che seit sechs Jahren, » das in den Jahren 1 945 bis 1 949 von den Kommu­nisten gestohlene Eigentum gegen den Willen der ehemaligen Besitzer zum Nutzen des Fiskus zu verkaufen« . Nach der Veröffentlichung der ersten drei Anzeigen habe er, so berichtet Peters, 500 Briefe bekommen ­alle positiv. Aber Bonn schwieg. Eine Woche vor dem Beginn des CDU­Parteitages in Hannover - schaltete Peters eine zweite Anzeigenserie. Auch auf diese Anzeigen blieb jede offizielle Reaktion der Betroffenen aus. Die Wirkung, die von dem Impuls ausgeht, den Peters geben will, reicht inzwischen über Norddeutschland hinaus. Auch in den CDU-Lan­desverbänden Hessen und Rheinland-Pfa lz wächst die Zahl der Stim­men, die sich hörbar gegen die Aufrechterhaltung der Enteignungen wenden. Vor allem aber ist dies dort der Fall, wo es für die Bundesregie-

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rung besonders unangenehm wird : bei der CSU, der Partei . deren Vor­sitzender als Bundesfinanzminister an der Beibehaltung der Enteignung und der Veräußerung des enteigneten Guts am entschiedensten festhält . Der Vorstand eines der wichtigsten CSU-Bezirke, desjenigen der Stadt München, hat - einstimmig - den Beschluß gefaßt, der Bezirksparteitag, der am 1 9 . November tagt, möge an die Bundesregierung appellieren, den Paragraphen 1 des Vermögensgesetzes so zu ändern, daß das von den Kommunisten konfiszierte Gut - soweit es sich im Besitz des Fiskus, also des Bundes, befindet - seinen rechtmäßigen Eigentümern zurück­gegeben wird. Daran, das in Privatbesitz übergegangene enteignete Land seinen jetzigen Eigentümern wieder abzunehmen, denkt niemand. Zu alldem schweigt die Bundes-CDU beharrlich. Nur die stellvertreten­de Parteivorsitzende Angela Merkel macht da eine Ausnahme. Wenn dieser Gundbesitz wieder komplett zurückgegeben werde, gebe es über­haupt keine Flächen mehr, die noch Bodenerwerb in den neuen Ländern möglich machen. Mit dieser Begründung lenkt Frau Merkel das In teres­se auf diejenigen, die diese Flächen heute bewirtschaften. Sechs Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe in den neuen Ländern bewirtschaften 60 Prozent ihrer Agrarfläche. Es sind sogenannte LPG­Nachfolgeunternehmen, die gesellschaftsrechtlich als Genossenschaft (e.G . ) , GmbH, GmbH & Co. KG oder als Aktiengesellschaft firmieren. Das heißt, es sind die alten Landwirtschaftlichen Produktionsgenossen­schaften (LPG) . Sie haben zwar d ie Rechtsform, nicht aber das Führungs­personal gewechselt. Das heißt, die ehemaligen LPG-Vorsitzenden und ihre engsten Mitarbeiter, die diese Betriebe heute leiten, sollen sie mor­gen als Eigentum erhalten. Sie sollen die Gewinner der Enteignung wer­den. Ihr Anteil an der gesamten Landwirtschaft in der früheren DDR ist heute sogar noch höher, als aus dieser Zahl hervorgeht. Eine erhebliche Zahl von ehemaligen LPG-Vorsitzenden hat nämlich das ehemalige LPG­Land als private Pächter an sich gebracht. Das zeigt, worum es in der Sache tatsächlich geht, natürlich darum, ob die Enteigneten ihren Besitz endgültig abschreiben müssen, damit diejenigen, die von der SED zu LPG-Vorsitzenden gemacht wurden, auf Dauer zu neuen Eigentümern werden. Es geht folglich nicht um eine Entscheidung darüber, ob das Recht der Alteigentümer wiederhergestellt werden oder materiellen In­teressen größerer Bevölkerungsteile der einstigen DDR weichen soll . Die CDU steht also vor der Frage, ob sie auf verfassungsrechtlich fragwür­dige Art Honeckers LPG-Vorsitzende begünstigen will . Sie würde da­mit eine Entscheidung bekräftigen, die dem ersten CDU-Vorsitzenden Andreas Hermes1 945 zum Schicksal wurde. Seine Weigerung, Unrecht zu bejahen, konnten die Sowjets auch nicht dadurch überwinden, daß sie seinen kriegsgefangenen Sohn nach Berlin bringen ließen und dem Vater dessen sofortige Freilassung als Gegenleistung für seine Zustim­mung anboten. Sein Sohn - später Staatssekretär im Auswärtigen Amt ­mußte für Jahre zurück in russische Gefangenscha ft. Der Vater wurde von den Sowjets als Vorsitzender der CDU abgesetzt.

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.• f.:;'. 'fl,j"g . ,...i,er. ',,.. '0"'....,;;. .. oUt. . ' .. lin;: ( 1 ) Tbc: bcllöl\·illr ·uf a nation arbes frum. zcl l ," U ft6 Cl !,";Ji"':... " the mass oUts population :lIId . riot �',!",:,Dr· . e:MI ... ,' .,�,,; '�" '"'Y

hum . leaders · ot· rcstrictcd · social.

N EW Y O R K NEWS PAP ER

" P M" J anu ary 4 , 1 943

claises, Niltioii:il Cültüre; iüiliOli�T psycllolug)'. : ·n"tiun'll ideölls ure at unce 1he'rmdllcls of the aggregate of hiolngic:a .units ofthellopulation "nd the illUuent"l!s which tend to seleet for �lIT\'i\'al anti· tll ClWggerate tho�e bio­III�ical t�-pes of.' men whieh · most­readily collform tn national beha­\'ioral patterns. 80th ellitural end·· ronment and. heredity inferölet to pro-, dllce in mltilllls stilble and persistellt· modell IIf ,�ha\.ior.

t 2) SlIbstallti"t amelioration of national beha\'inr cannnt bto clfected solel�' by external efforts to change thc· "<1-lioß;lI cllttllre \ form · of go\'ernmcnt" idl·ulogies. rcliJ,riun. ednc:utiun. econo­mies) . BinlogiCöl1 me-oISllres for the: bettering of the (lhysical. mental, and moroll qU:llitv nr imlh'idU:ll hllmaQ nnils mnst abo be-al'l,lied to · insllr8' p.'11Ilanmt impm,"eml'nt,

l;l) To break tho \'icillus cyde of intn­artio" between· a· militaristic· state and t�e �atnry tl'ßllencies' of i" citiuns. lire fo�r must be de­!o1royed und the latter neutraWed or bml out. Since ' the· sbJe is the mecwmism rar the openation of group. aggres:sinl1l. jts, destnactilll!...most ef�. femaally frustrates 5I1ch · a�PI _iUI4,ilt, t�;Q""'�limt.:'rnHn.jt;gsi«

354

Page 355: Franzis, Hermann - Die Zerstörung des politischen Standorts Deutschland

Anhang 4 JANUAllY 4� 1948 � *

·Should·:We ,KiIl:,the Germ ...... .......

10' deal with. the cU1tural iDd. bio­.=,� of .the tJCil'ulatioti by

APPIJCATION;! TO·.· POsT�AIt'GEIlMANY GeuCräI:Obo ' · ':e . . , . � . ' . , :. Ta· · destniy: ,CenQaq' qationalism .1IDd aggJalive ideolog);�·wbile ' maiIliD ' : �, �tuatiog: ' deSiCihle Gcrman :. �logi Cal .aud'. sociologiCa1:;. c::Ip:Icities; M-;;�"" c , .

(l) Esecute . 01" illlprisoll . . for " Jj(� : an Jeaders of thc Nazi l':ut)';·pmnanent· ly eDIc, lIll 'profcsSiond army, ollk:erL

(2) · .Far a.,. periOd , of ' 2O �yrars ur' more util4e. ibo bulk af. the prL'SCf\t Cer, QIIIU aQIJ)' anchahilililtion labor'units iII devutated lllCaS of the Allied Na; :tiol1$ ia EtVope,m.d'elscwhel1:'. These IaborC!f1l'lhotdd aot bo treated as pris­oneri, of war or c:on\'icts ,but . as p:\id employes (�cd IUld fcst:ricted as tGD\O\"t!mmt fnnn the :uca ohheir.' worlt) . nle�· nught , bo. aUowed the:, privilcgc of natuDlizlltion upon evi· acnce or � l»eha,'ior., The. sillgle ruen shou!iI Jx: pmnittecl . to ' JIIaI'n", only '�,of: tbc' coUlltry of theu abcide OI' �tion. ' . The' families. of,' thc · men already' manied should mnaiD iD : Gerawiy far :i!'od of yeus. but ' miglit even be·�ttad to join: the fathen. . biter shouId not � :a1� Iowed tU mum 10 Ceraumy. The ob­JccIs of tIiis mcasure iDclUde reduc­tioIa ci tbe bir,tb !* of -pire" �. 1DIIDIt··�· ci- Gerra:m ag· � by outbreeclfng.: ,1IIid �tIaD: ,ot . iadnc&tqa.

355

Page 356: Franzis, Hermann - Die Zerstörung des politischen Standorts Deutschland

Personenverzeichnis

Abd ül-Hamid II . 55

Adenauer, Konrad 64, 75 f. , 98,

1 1 3, 1 20, 1 40, 1 48, 2 1 5, 271

Albright, Madeleine 1 8 1 , 1 88 H., 1 92

Allen, Gary 9, 1 7 1 , 1 83, 1 85 f. , 270

Arnold, Henry 1 75

Aron, Raymond 27 f. Arrupe, Pedro 9, 1 83, 1 86

Ash, Timothy Garton 2 1 6

Atatürk, Kemal 1 99, 304

Attali, Jacques 1 1 5

Attlee, Clement 73

Augstein, Rudolf 45, 89-92

Bach, Johann Sebastian 202 f. Bacque, James 235 H., 244

Bagger, Hartmut 1 6 7

Bahr, Egon 2 1 6, 267

Bähring, Karl W. 1 86

Baier, Lothar 49

Baker, James 1 94

Balladur, Edouard 1 33

Barclay, John 1 53

Barsche!, Uwe 242

Bartoszewski, Wladyslaw 222, 228

Barzel, Rainer 30

Bauer, Yehuda 61

Beck, J6sef 39

Beckmann (bayr. Innenminister) 272

Bekassy-Habe 43

Belo, Carlos 1 04

Benesch, Eduard 98

Benz, Wolfgang 235

Beregovoy, Pierre 1 35

Berlusconi, Silvio 1 36

Bertinotti, Fausto 1 36

Biedenkopf, Kurt 1 5 1

Bird, Eugen K. 84

Bismarck, Otto von 267, 297

Blair, Tony 54

BlondeI, Marc 1 32

Blumenfeld, Erik 3 1 4

Blumenwitz, Dieter 9 9

Böddeker, Günter 239

Boh!, Friedrich 283

Böhle, Klaus 96

Boulle, Jean-Raymond 306

Bousquet, Rene 56

Boutros-Ghali, Boutros 1 8 1 , 1 89

Bracken, Brendan 62

Brandt, Willy 1 2 1 , 1 49, 21 6, 230 f. , 243

Bratton (Oberst) 1 77

Bronfman, Edgar 81

Bronfman, Sam 8 1

Brüning, Heinrich 39 f . , 271

Brzezinski, Zbigniew 1 88 f., 316 f. Bubis, Ignatz 56, 21 1

Bullitt, William C. 42

Burckhardt, Carl J. 39, 45, 47

Buscujewa, T. S. 87 f. , 92

Bush, Georges 79, 8 1 , 1 94

Bush, Prescott 8 1

Butz, Earl L . 8 5

Byrnes, James F. 206

Byron, Lord George G. N. 1 53

Canaris, Wilhelm 21

Carell, Paul 239

Carter, Jimmy 1 88

Castro, Fidel 64

Chaitkin, Anton 40, 79, 81 f. Chaitkin, Jakob 79

Chamberlain, Neville 32, 67, 72

Charmley, John 26

Chennault, Clare 1 75

Cheysson, Claude 257

Chirac, Jacques 1 1 9, 1 32-1 35, 1 60,

1 62, 1 65

.. Christopher, Warren 220

Churchill, Winston 20, 26, 46, 60,

62, 71 -74, 84 f., 93, 1 1 4, 1 1 6,

1 67, 1 72, 1 74, 1 82, 232, 238,

246 H., 25 1 , 271 , 3 1 1

Churchill, Randolph 71 , 73

Cimoszewiecz, Wlodzimierz 222

Clark, Alan 26

Clay, Ludus D. 3 1 3

Clemenceau, Georges 6 7

Clinton, Bill 1 1 , 1 3, 5 1 , 1 84, 1 88,

356

Page 357: Franzis, Hermann - Die Zerstörung des politischen Standorts Deutschland

195 f., 207, 216, 228, 230 f., 235 f., 326 Colville, John 71 f . , 84, 86, 93, 1 72 Colvy 42 Cooper, Duff 67 Dahrendorf, Ralf 261 , 279 Daladier, Edouard 32 Däubler-Gmelin, Herta 282 Delors, Jacques 134, 1 38, 1 66 Deng Xiaoping 312 Diamare, Gregorio 252 Diebitsch, Iwan Iwanowitsch von

1 20 Dmowski, Roman 47 Dole, Robert 13 , 1 8 1 , 1 84, 202,

204, 255 Dönhof, Marion Gräfin 1 1 2 Doroschenko, W. L . 88 Dregger, Alfred 121 f. , 1 24 Dror, Yehezkel 1 86, 254 Eden, Anthony 246 f. Ehmke, Horst 147 Ehrenburg, Ilja 238 Eisenhower, Dwight D. 210,

236 f. , 244 ff., 248 f . , 277, 319, 334 Elisabeth 11. 51 , 56, 207 Erbakan, Necmettin 304 Erhard, Ludwig 140 Eschenburg, Theodor 92 Eylmann, Horst 283 Fischer, Joschka 1 48 Fish, Hamilton 44 Ford, Henry 184 Fran<;ois-Poncet, Andre 39 Fran<;ois-Poncet, Jean 1 56 Franz Ferdinand, Erzherzog 1 9 Franz I . 1 1 9 Friedman, Michael 234 Friedman, Milton 29 Froment-Meurice, Henri 24 Fucks, Wilhelm 312 Galinski, Heinz 1 1 3 Gaulle, Charles d e 7, 28, 1 1 9,

1 66, 19 1 Gauweiler, Peter 82 Geißler, Heiner 266 Genscher, Hans-Dietrich 59, 94,

1 2 1 , 21 3, 229-233, 267, 284 George (Senator) 1 80 Geremek, Bronislaw 1 58

Gerstenmaier, Eugen 20 Gerster, Johannes 280 f. Gintrich, Newt 204 Giscard d'Estaing, Valery 1 34 Gladwyn, Lord 22, 34 Glemp, J6sef 1 5 Globke, Hans 75 f. Goebbels, Josef 62, 1 03, 273 Goldhagen, Daniel 76, 78-82,

92, 333 Goldsmith James 29, 256, 257 Goltz, Colmar von der 304 Gorbatschow, Michail 50, 1 1 5,

1 5 1 , 2 15, 227 Gordjugow, G . 88 Göring, Hermann 31 Gorodetsky, Gabriel 92 f . , 1 1 1 Gunzburg, Alain de 81 Gunzburg, Minda de 81 Gysi, Gregor 283 Hacker, Hans-Joachim 282 Halifax, Lord Edward 42, 1 74 Hammermeister, Michael 1 87 Hardenberg, Kar! August Graf von

1 20 Harriman, A verell 81 Harris, Arthur 213, 250, 296 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich 202 Heitmann, Steffen 281 f . , 284 Helms, Jesse 181 Henkel, Hans-Olaf 1 69 Henlein, Konrad 98 Herbst, Ludolf 215 Herz!, Theodor 55 Herzog, Roman 98, 1 1 7, 121 , 207,

2 19 f. Heß, Rudolf 26, 83 f. , 250 Heuer, Uwe-Jens 282 Hilberg, Raul 1 1 3 Himmler, Heinrich 83 Hindenburg, Paul von 271 Hitler, Adolf 20 f. , 26, 30 ff. ,

34-37, 39 f . , 43, 45, 54, 57 f . , 6 1 , 66, 71 , 73 f . , 76, 79 ff. , 83 , 88, 9 1-94, 1 14, 1 1 6, 1 3 1 , 1 74, 1 93, 1 98 ff., 21 1 , 21 7, 241 ff. , 260, 301 , 3 1 7, 337

Hlond, August Kardinal 1 06 f. Hoffmann, Joachim 89 ff. , 94

357

Page 358: Franzis, Hermann - Die Zerstörung des politischen Standorts Deutschland

Holan, Vilem 1 00 Honecker, Erich 44, 12 1 , 239, 251 Hooton, Earnest 252 Hoover, Edgar 63 Hopkins, Harry 1 77 Huntington, Samuel 3 15 H., 320,

333 Hussein, Saddam 1 1 Ismay, Hastings L . 21 7 Jazdzewski 52 Jelzin, Boris 95, 220, 224 f., 227 f.,

308 ff. Jesu 105, 190, 334 Jochimsen, Reimut 1 28 Johannes Paul 11 . 1 4, 23, 1 07, 206 JuPpe, Alain 133 f. , 1 62 Kaliba, Laurent 305 Kanther, Manfred 1 30 Kar! der Große 24, 1 59 Kar! Philipp, Fürst zu Schwarzen-

berg 1 1 9 Karner, Stefan 250 Kasprzycki 39 Kastrup, Dieter 285 Kennan, George F. 238 Kennedy, Joe 32, 57, 1 84, 323 Kepplinger, Hans Mathias 270 Keynes, John Maynard 149 KinkeI, Klaus 213, 219, 225, 264 f. ,

284 f. , 296 Kirkpatrick, Sir Ivone 84 Kissinger, Henry 215, 3 16 f. Klein, Hans (Johnny) 230 Klepacz (Bischof von Lodz) 52 Klimmt, Reinhard 274 Klose, Hans-Ulrich 1 08 Knox, Frank 1 77 Kohl, Helmut 1 6, 30, 53, 59, 95,

1 00, 1 07, 1 09, 1 1 5 f . , 1 1 9 H., 1 28, 1 3 1 , 1 43, 151-154, 1 64, 1 66, 1 92, 1 97, 209 f . , 214, 2 18, 226, 227, 68 ff. , 273 f . , 282, 288 f. , 31 1 , 335

Kolodko, Grzegorz 1 57 Kostolany, Andre 1 29 ff. Kottwitz, Siegfried 1 1 7, 121 Kramer (Korvettenkapitän) 1 76 Kremp, Herbert 202 Krüger, Paulus (Ohm) 296 Kummer, Jochen 285

Kwasniewski, Aleksander 222 Lafontaine, Oskar 147, 315 Laqueur, Walter 62 Latey, Maurice 61 Lenin, Wladimir Iljitsch 56, 305 Leotard, Fran<;ois 1 65 Lippmann, Walter 7, 84 Litwinow, Maksim 46 Lloyd George, David 34, 44 Löbe, Paul 221 Löwis, Henning von 228 Lubbe, Marinus van der 1 46 Lübke, Heinrich 94 Luce, Clare Boothe 180 Ludendorf, Erich 80 Ludwig XIV. 23 Ludwig XV. 23 Lynch, Merrill 1 26 Lyttleton, Oliver 1 79 MacKenzie King 247 Major, John 1 2, 57, 90, 1 14, 152,

1 58, 202, 322 Makarewski, Vadim 309 Maleuda, Günther 282 Mann, Golo 30, 92, 1 14, 1 78, 202 Mao Tse-tung 1 78, 3 12 Marschall (Staatspräsident) 38 Marshall, George C. 1 76 f. Martel, Rene 38 Marx, Karl 1 84 Masaryk, Thomas 98 Matotschkin, Juri 227 Mawampanga, Mwana Nanga 306 McDonogh, Giles 20 f. McElvoy, Anne 153 McNamara, Robert S. 68 Mechtersheimer, Alfred 143, 1 70,

221 Meehan, Patricia · 20 f. Meier-Wallach 46 Meisner, Joachim Kardinal 14 Merezkow (Armeegeneral) 89 Meri, Lennart 291 Metternich, Fürst von 120 f. Miert, Karel van 151 Mitterrand, Fran<;ois 1 4, 56, 1 1 5,

1 28, 1 35, 1 39, 1 60, 1 70, 1 92, 223, 31 8

Mlynarsik, Jan 316

358

Page 359: Franzis, Hermann - Die Zerstörung des politischen Standorts Deutschland

Mobutu 305 f. Molotow, Wjatscheslaw 87 f. Monroe 29, 320 Morgenthau, Henry 46, 1 72, 1 75,

246 f., 254, 257, 269, 293, 319, 332 Mosley, Oswald 93 Motschmann, Klaus 1 5 Müller-Armac, Alfred 1 3 1 Murdoch, Rupert 276 Mussolini, Benito 32, 43, 1 74 Napoleon I. 23, 28, 85, 1 1 9,

1 2 1 , 1 97, 2 1 7, 322 Napoleon III . 23 Nayes (Konteradmiral) 1 76 Nemeschkin, W. 88 Netanjahu, Benjamin 1 1 1 Neubauer, Franz 97 Nicoll, Peter H. 21 Niggemeier, Horst 212 Nikolaus II . 56 Nixon, Richard 85, 1 37, 225 Norman, Montagu 81, 1 1 6 Notat, Nicole 1 34 Oaks, Robert 2 17 Oldenburg, J . Herzog von 69 Oleksy, J6sef 1 58 Ossietzky, Carl von 271 Pachman, Ludek 1 59, 289 f. Palme, Olaf 242 Pannwitz, Helmuth von 249 f. Patton, George S. 236 f. Pepper, Claude 245 Perot, Ross 256 Petain, Philippe 56 Pflüger, Friedbert 266 Pilsudski, J6zef 38 Piper, Francis 1 1 3 Pius XII . 74, 1 06, 251 Post, Walter 89 f. , 94 Potocki, Jerzi 42 Pressac, Jean-Claude 1 1 3 Preuß (Kapitänleutnant) 43 Priebke, Erich 234, 238, 250 f. Princip, Gavrilo 1 9 Quisling, Vidkun 322 Raeder, Erich 31 f. Rahn, Werner 1 78 Rakowski, Mieczyslaw 158 Rathenau, Walther 1 95

Revere, Paul 1 77 Ribbentrop, Joachim von 1 73 f . Richelieu, Armand-Jean, Kardinal de

23 Rifkind, Malcom 157 Rockefeller 1 84 Rodionow, Igor 309 Romiti, Cesare 1 36 Rommel, Erwin 295 Roosevelt, Franklin Delano 21 , 32, 42-46, 57, 60 f. , 63, 66, 72, 74, 79, 83, 1 72, 1 79 ff. , 1 83, 1 85-1 89, 200, 202, 244, 253 f., 259, 277

Roosevelt, Eliott 244 Rosati, Dariusz 222 Rothschild, Lionel de 72 Rühe, Volker 1 64 Sack, John 204 Sadtler (Colonel) 1 76 Safford (Kapitän zur See) 1 76 Salame, Mohammed 1 99 Salomon, Ernst von 45 Sandys, Duncan 73 Sauerbruch, Ferdinand 83 Scharping, Rudolf 147 Schäuble, Wolfgang 280, 282 Schirinowskij, Wladimir 225 f. Schlesinger, Helmut 1 28, 1 68 Schmidt, Helmut 1 25, 131 , 148 f. ,

220, 269, 3 15 Schmidt-Jortzig, Edzard 281 , 283 Schmude, Jürgen 220 Schnoor, Herbert 145 Schröder, Gerhard 1 46-149, 151 Schumacher, Kurt 75, 98 , 215,

322, 329 Sc human, Robert 1 22 Schwanitz, Rolf 282 Schwarz, Hans-Peter 1 88 Scott, Creagh 1 1 6 Servan-Schreiber, Jean-Jacques 26,

28 Severing, Carl 38 Shakespeare, William 1 24, 267 Singer, Israel J. 48 Sjuganow, Gennadij 224, 225 Skubiszewski, Krzystof 231 Slawoj-Skladkowski 47 Spengler, Oswald 333

359

Page 360: Franzis, Hermann - Die Zerstörung des politischen Standorts Deutschland

Spiering, Joachim 52

Spranger, Carl-Dieter 264

Stalin, Josef 44, 46, 49, 74 f., 85,

87-94, 1 1 2, 1 1 4, 1 72, 1 78, 1 8 1 f., 1 86 f., 1 94 f., 238 f., 24 1 , 250, 271

Stark, Harold R. 1 76 f. Stark, Jürgen 1 3 6

Stauffenberg, Claus Graf Schenk von 20

Sterzinsky, Georg Kardinal 1 4

Stirnson, Henry 1 75, 1 79, 1 96

Stojanowski 52

Stolpe, Manfred 1 08, 1 26

Stoltenberg, Gerhard 1 5 1

Ström, Gustav 1 1 5

Struck, Peter 1 09

Studnitz, Ernst-Jörg von 228

Suharto, Kemusu 96

Süssmuth, Rita 1 07-1 1 0, 1 70, 266

Suworow, Viktor 87, 89, 9 1 , 94

Swerdlow, Jakob M. 55

Tacitus, Cornelius 1 03, 1 53

Tansill, Charles C. 1 3, 40, 1 74 f., 1 78

Tayan, Turhan 303

Taylor, Myron 54, 251

Thatcher, Margaret 207, 2 1 7

Thomas, W. Hugh 83 f. Thorne (General) 72

Tietmeyer, Hans 1 1 7, 1 28, 1 3 1

Timoschenko, S. K. 89

Tirpitz, Alfred von 31

Tito 19, 249

Trott zu Stolz, Adam von 20, 86

Truman, Harry 1 96, 206

Tschiang Kai-schek 1 82

Tschitscherin, Georgij 1 95

Uechtritz, Michael 288

Ulbricht, Walter 284

Untermeyer, Samuel 67

Uthmann, Jörg von 203

Utley, Freda 22, 1 94

Vansittart Robert Gilbert 38, 43,

73 f., 1 99

Viannet, Louis 1 32

Villiers, Philippe de 1 34

Vollmer, Antje 1 03, 1 09

Vursell, Charles W. 206

Waigel, Theo 1 09, 1 28, 1 3 1 ,

1 47, 258, 280, 282

Wald heim, Kurt 1 8 1

Walesa, Lech 222, 228

Warburg, Eric M. 3 1 4

Warburg, James 1 3, 1 98

Warnick, Klaus-Jürgen 283

Wartenburg, Ludwig Yorck 1 20

Washington, George 244

Wassilewski (Marschall) 9 1

Weber, Alfred 208

Weiß Ferdl 275 f. Weizsäcker, Ernst Heinrich von

30, 252

Weizsäcker, Richard von 30, 231

Weizmann, Chaim 67

White; Dexter 1 75

Wiatr, Jerzy 1 58

Wilhelm 11 . 55, 296

Wilson, Thomas Woodrow 34, 44,

98, 1 8 1

Witte, Hans Joachim 285

Wojciechowski 52

Wolffsohn, Michael 1 1 2 f. Wolkogonow (Generaloberst) 91

Zayas, Alfred M. de 1 6 1 , 1 63, 248

Zeman, Milosch 1 00

Zieleniec, Josef 99

Zille, Heinrich 35

Zitelmann, Rainer 2 1 5

360

Page 361: Franzis, Hermann - Die Zerstörung des politischen Standorts Deutschland

Sachverzeichnis

Die häufig wiederkehrenden Begriff >Insider< , > E U< , >Maastricht< , > E WU< und >Euro< sind im Verzeichnis n icht berücksichtigt . Ein kursiv gedruckter

Begriff kommt so im Text vor, ein normal gedruckter sinngemäß.

Abhörbefugnis für Fernmeldever­kehr in Deutschland a) im Rahmen > Großer Lauscha n ­

griff< - 219, 272 b) durch US-Kommandobehörden in

Stuttgart, Heidelberg und Ram­stein - 218

Abschließende Regelung in bezug auf Deutschland, Vertrag über die (s . 2+4-Vertrag unter Z)

Abtreibu ng und ihre Legalisierung -82, 254

Abwehr, deutsche - 1 8 Achsenmächte - 33, 1 72 Afghanistan, sowjetische Militärak­

tion, US-Militärhilfe f. d . Islamisten - 66

Afsouth, NATO Europa Süd - 1 66 Aktionsgemeinschaft Recht u . Eigen tum

- 287 Algerische Soldateska - 1 2 Alleinschuldlegende I . u . 1 1 . Welt­

krieg (s . Schuldfrage) Allensbacher Institu t (Meinungsfor­

schung) - 270 Alteigentümer (s.5BZ/DDR-Enteig­

nete) American Council of Germany, 19 . Kon­

ferenz, 1 997 - 314 Amtseid - 220, 229 Angriffsplanung Warschauer Pakt (s .

auch Ostblock) AnnabergjSchlesien , polnischer Über­

fall auf, 1 921 - 36 f., 329 Annexion und eth n ische Säuberung,

Deutscher Osten u . Sudetengebiet im Rahmen > Neues Völkerrech t < , Recht auf Heimat, Besatzungs- u n d Vertreibungsverbrechen, durch Rote Armee, Polen u. Tschechen - 36-39, 41 f., 44-47, 52 f., 59, 66, 68, 89, 91 ,

97-100, 1 02-106, 1 22, 1 58, 1 63, 1 89, 206 f., 2 1 1 , 2 13, 218, 221 , 228, 231 f., 263, 290, 302, 306 f . , 31 1 , 318 , 321 , 3329

Antigermanismus (s. Chauvinismus) - 57, 1 0 1

An ti-PC-Bewegung (PC für >Polit ica l Correctness< ) - 202, 205

Antisemitismu s / Antizionismus ( s . Rassismus)

Arbeitslosigkeit / Massenarbeitslosigkeit - 28 f., 1 30, 1 38, 147, 1 69, 267, 270, 275, 297

Argentinien als neue Operationsbasis der Insider - 320

Armeen der Welt, große, Bewertung der durch israel. Generalstab - 78

Asien/Pazifik-Region, Furcht vor >Ti­betisierung< (s . China)

Asylan tenwohnheim Lübeck, Brandstif­tung - 69 f., 273, 277

Asylpolitik, deutsche (s. Ausländerpo­litik) - 147

Asylpolitik der USA während des III. Reiches den Juden gegenüber - 60

Atlantik-Brücke - 314 Atlant ik-Charta - 46 Atomare Abschreckung, Nuklear-Waf­

fensysteme, Sperrvertrag - 1 62 Atombombenabwürfe auf Hiroshima u.

Nagasaki 1 945 - 1 80, 1 96, 201 , 209, 252 Atomtestserie Frankreichs - 1 1 9, 1 32,

1 35 Atomwaffensperrvertrag - 1 64 >Aufbau Ost< - 1 22, 287 Aufklärungsflüge, militärische, polni-

sche - 37 Aufwandspauschale der Bundestagsab­

geordneten - 1 1 0, 259 f., 279 Ausrottung der Deutschen, demogra­

phische Verringerung - 67, 200, 245

361

Page 362: Franzis, Hermann - Die Zerstörung des politischen Standorts Deutschland

Auschwitz (s . Konzentrationslager, deutsche)

Ausländerkriminalität, migrante durch ausländische >Mitbürger< und Ban­den (z. B . Russenmafia) - 63, 1 03, 147, 1 69, 225, 274 f., 285, 297

Ausländerpolitik, doppelte Staatsangehö­rigkeit - 1 03, 147, 1 69, 1 92, 208, 2 18, 266, 272, 274, 277, 285

Australien, Strategie Review (s. China) Auswärtiges Amt (AA) - 33, 228 f. Balfour-Erklärung - 55 Balkanisierung Deutschlands - 1 2, 294 Balkan-Krise, derzeitige, Dayton-Ab-

kommen - 1 93, 197 f., 265 BaItikum, russ . Annexion - 66 Bananenmarktordnung - 142 Befreiungskriege - 1 1 9, 210 Beistandspakt 1 939, britisch-polnischer

- 21 Belgien, Besetzung ( s . Besetzung,

deutsche, der alliierten Aufmarsch­gebiete)

Berufliches Bildungswesen - 331 Besetzung, deutsche, der alliierten

Aufmarschgebiete - 85 f. Beutekunst - 308 ,Bevölkeru ngsexplosion < - 207 Bevölkerungsprognose für Deutschland

bis zum Jahr 2030 (Deutsche/Auslän­der) - 99

Bible Belt, frommer Süden der USA, Kirchenbrandstiftungen - 69, 1 89

Bill of Rights, Grundrechte der US­Bürger - 63

Blitztelegramm v. 1 3 . 9 . 1 989 SPD­Vorstand an DDR-Führung - 216

, B lockflöten < , DDR-Parteien (außer SED) - 283, 322

"Blühende Landschaften « (Kohl) - 270 Boden reform - 282, 284, 287 Bombardierung deutscher Städte - 46,

57, 67, 2 10 f. , 250 Bosnien, diplom. Anerkennung - 197 Boxeraufstand, China, 1 900 - 1 68, 2 17,

3 13 Bretton- Woods-Währungssystem - 137 BSE , Rinderseuche, Erreger Creutzfeld­

Jacob-Krankheit - 57, 1 32, 152, 1 54 ff

Bulletin des Bundespresse- u. Informa­tionsamts, zu Rede John Majors - 90, 1 1 4

Bundesbank - 329 Bundessozialhilfegesetz (BSHG), Novel­

lierung 1 994 - 271 Bundesverband der Deu tschen Industrie

(BDI) - 1 69 Bundesverband deu tscher Banken (BdB)

- 169 Bundesverfassungsgericht (b VerfG) zu

SBZ / DDR-Ente ignungen - 1 56 , 284 f . , 288

Burenkrieg, 1899-1 902 (s. Konzentra-tionslager, britische)

Byzanz - 303 Canossarepublik - 59, 1 02, 210, 291 , 312 Cap Anamur I . u . 11 (s . Flüchtlinge aus

Drittländern) Cap-Arcona-Katastrophe - 57 ,CDU- Wilde< - 266 Centralblad voor Israeliten in Nederland

(s. Ausrottung der Deutschen) - 61 , 67, 200

Chauvinismus, franko-britischer - 22, 1 68, 1 96, 234

China a) demographische En twicklung - 313 b) wirtschaftliche Entwicklung -

313 c ) militärische Entwicklu ng - 31 1 d) Menschenrech te/Demokra t iebewe­

gung - 95, 220, 226, 296 e) Einfluß im Osten Rußlands, stra­

tegische Partnerschaft - 309 f) Vereinbarung mit USA über Meist­

begünstigung und >Führu ngspart­nerschaft bei der Sicherung v. Frie­den u. Wohlstand< - 220, 226

g) Gefährdung der Asien-Pazifik-Re­gion mit Australien und Neuseeland durch - 319

h) Gefäh rd u ng Amerikas und der westlichen Staaten durch - 3 1 7, 3 19

CIA - 199 Club of Rome - 185 f. , 254 Commonwealth of Nations, britisches

Weltreich - 1 0, 1 24

362

Page 363: Franzis, Hermann - Die Zerstörung des politischen Standorts Deutschland

Curzon-Linie - 36, 46, 88, 1 06 Custodian, Treuhandverwaltung be­

schlagnahmten dt. US-Vermögens-64 f.

Danzig-Frage - 30, 45, 306 Dayton -Abkommen - 1 63, 265 Deficit spending (nach Keynes) - 149 Demokratiebewegung China (s. dort) Demokratiereform - 322, 328 Demokratischer Sozialismus - 148 Demonstrationsfreiheit - 274 Deutsch-französisches >gemeinsames

strategisches Konzept< ( 1 996 ( s . gern. deutsch-franz . . . )

Deu tscher Akadem ischer Aus tausch­Diens t (DAAD), als dt . Finanzier Goldhagens - 81

Deu tscher Industrie- und Handels tag (DIHT) - 1 36

Deutscher Osten und Sudetenland (s . Annexion)

Deu tsches Institu t für Wirtschaftsfor­schung (DIW), zu Rückwirkungen EWU auf Arbeitsmarkt - 1 30

Deutschlandpolitik der CDU im Jah­re 1 988 - 216

Diäten, Diä tenerhöhung 1 997 der MdBs - 185, 259, 269, 271 f . , 279, 328

Dienstwagen- und Dienstreisenaffären (s. Süßmuth)

Direktive JCS/1 067 an General Eisen­hower - 244, 248, 277

Dominikanische Republik/Taiwan­Chinesen - 320

Doppelte Staatsangehörigkeit ( s . Ausländerpolitik)

Dreißigjähriger Krieg 1618-1 648 - 23, 1 14, 21 1

Dreißigjähriger Krieg 1914-1945 - 57, 1 14 f., 1 52, 1 97, 263, 296, 31 7

Dumdu mgeschosse (Churchil l -Vor­schlag, um Hunnen umzulegen) -73

Eigentum, Recht auf, im Deutschen Osten und Sudetengebiet - 1 00, 1 02, 1 06, 1 1 8, 277-293

Eingliederu ngshilfe nach NovelIierung BSHG - 271

Einkreisu ngspolitik - 187, 1 92, 308

Elbslawenstaat, poln. expansionistische Vision - 52

Elsaß, Überfall auf (s . Ludwig XIV) -23

Emigration (s . Vertreibung) Emnid-Befragung zur EWU, Mitte 1 996

- 1 26 Enquete-Kommission > Z u ku nft der

Medien in Wirtschaft u . Gesellschaft -Deu tschlands Weg in die Informations­gesellschaft< - 2 76

Enteignung deutschen US-Vermögens (s. Custodian)

Entente Cordiale - 135, 223 En tnazifizierung - 76 En tschädigungs-Las ten-A usgleichs­

Gesetz - ELAG (s. SBZ/DDR-Enteig­nungen)

En twicklungshilfe, deutsche - 1 1 2 Ermächtigungsgesetz - 131 Ethnische Säuberung (s . Annexion) EU-Assoziations-Abkommen mit 510-

wen zen Euratom - 26 Eu ropäisches Agenda 2000 des Europäi­

schen Rats, 1 995 - 143 Europäische Kriege, Anzahl 1480-1940

- 25 Europäischer Gemeinsamer Markt (EG) -

26 f. Eu ropean Advisory Commission (US-Be­

raterkommission f. deutsche Nach­kriegsbehandlung) - 246

Falklandinseln, Falkland-Krieg 1 982 -1 70, 229, 296, 306

FAO (UN-Ernährungs- u. Landwirt-schaftsorganisation) - 263

Feindstaatenklauseln - 25, 1 68, 235, 265 Feminismus - 1 09 Finanzregelung EU von Edinburgh bis

1 999 - 143 Finn land, Angriff der Sowjetunion auf

(30. 1 1 . 1 939) und Folgen - 34, 66, 86, 93

>Fliegende Tiger<, Geheimaktion d . ame­rik. Luftwaffe von China aus gegen Japan ab Juli 1 941 - 171 , 1 75

Flüchtlinge a) deutsche und deutschstämmige

363

Page 364: Franzis, Hermann - Die Zerstörung des politischen Standorts Deutschland

(Aussiedler), Heimatvertriebene -98, 1 00 f . , 1 05, 1 22, 229, 289

b) aus Drittländern, Wirtschafts ­flüchtl inge, Wirtschaftsasylan ten, >Boa t people< - 208

Flugbereitschaft Bundeswehr - 1 08, 1 1 0, 265

Französische Revolu tion - 210 Freisler-Prozesse ( s . d t . Widerstand) Fremdenlegion - 78 FRETILIN, Befreiungsbewegung Ost­

Timors - 96 Friede von Riga - 88, 10 1 Friedensangebot, deutsches an Großbri­

tannien vom 6. 10 . 1 939 - 21 , 26 Friedensmission, Blauhelmeinsätze, Mi­

litärkontingente (z. B. auf dem Bal­kan) - 19, 28, 1 97, 2 17, 234

Friedhöfe, deutsche, Schändung - 1 05 > Fünf-Minuten-Prozesse < , 1 950 ( s .

Kriegsgefangene) Gegenreformation - 1 06 Gemeinsame Erkläru ng, 1 989, Sanktio­

nierung der poln. Annexions- und Vertreibungsverbrechen - 98, 216, 312

Gemeinsames deu tsch-französisches Si-cherheits- und Verteidigu ngskonzept 1 996 - 1 62, 1 65 f.

Gemeinschaft Unabhängiger S taaten (GUS), wehrtechnische Industrie -

226 Genozid an 50 Millionen eigenen So­

wjetbürgern ( >Hungerholocaust) -49, 66, 1 1 2, 209, 240

Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), Befragung zur EWU, Anfang 1 997 - 1 27

Globalis ierung - 146, 148, 1 69, 200, 297, 308

GolddeckungjGoldstandard - 1 37 f. Golden Twen ties, Wiederaufbauphase

nach dem 1 . Weltkrieg - 1 98 Golfkrieg und US-Kosten - 230 Graue Wölfe - 302 Greenpeace, Protest Öl-Plattform - 2 73 Grenzschu tz - 38, 329 Griechenland, Besetzung (s . Beset­

zung, deutsche, der alliierten Auf­marschgebiete)

Großer Befähigu ngsnachweis - 331 >Großer Vaterländischer Krieg< - 88 Grundgesetz - 123 Gutgläubiger Erwerb (s . SBZ/ DDR­

Enteignungen) Haager Landkriegsordnung - 206, 208 Heimat, Recht auf - 1 00, 1 02, 1 04, 106,

239, 25, 265, 292 Heimatverdrängtes Landvolk e. V. (HvL)

- 287 Hintermänner der >Political Correct­

ness< ( > l iberale Eliten < , >Einweltler<, >In­ternationale<, >Ostküstenin telligenz< -1 3

Hitler-Attentat v. 20. 7. 1 944 - 328 Hitler, Finanzierung durch in ternationa­

le Finanzkreise - 54, 80, 193, 1 98, 241 Hitler-Tagebücher - 94 Holland Besetzung ( s . Besetzung,

deutsche, der alliierten Aufmarsch­gebiete)

Hollywood - 1 84, 1 90 Holocaust-Museum, USA - 69, 1 1 3 Hong Kong - 1 96 Hooton-Plan - 75, 82, 1 70, 246, 253 f . ,

258 f . , 261 , 269, 271 , 277, 305, 314 >Hungerholoca ust < der ukrainischen

Landbevölkerung durch Stalin (s . Genozid)

Hunnen, Krauts und ]erries - 153 Ifo-Ins t i t u t , zu Währung / Wettbe­

werbsfähigkeit dt . Industrie - 1 37 IM-Sekretär, Deckname der STASI für

Manfred Stolpe - 1 08, 1 26 IM Tulpe, Deckname der STASI für

Hans-Dietrich Genscher - 230 Indianer, nordamerikanische, fast voll­

ständige Ausrottung der (S. Rassis­mus)

Indochina, franz. - 1 82, 196 Industriegewerkschaft Bergbau u nd En-

ergie (lGBE) - 268 Inquisition - 1 0 Institu t der deu tschen Wirtschaft - 137 Institu t für praxisorien tierte Sozialfor-

schung, Mannheim - 1 69 Institu t für Wirtschaftspolitik und Kon­

junkturforschung, Witten/Herdecke - 137

364

Page 365: Franzis, Hermann - Die Zerstörung des politischen Standorts Deutschland

Internierung von deutschstämmigen US-Bürgern - 66

Invasion , franz. Atlantikküste - 88 Investiturstreit - 1 0, 14 Islam, Islamisierung, islamistischer Fun­

damentalismus, >Gottess taat < , Reisla­misierung - 63, 1 05, 198 ff. , 295, 301 f., 304, 31 7, 328

Islam ische Republik Deutschland (IRD), gespenstische Zukunftsvision -301 ff. , 3 1 1

Islamische Republik Frankreich (IRF), gespenstische Zukunftsvision - 303

Island, Besetzung durch amerikani-sche Marineinfanterie, 1 941 - 1 72

Israel, Siedlungspolitik - 95, 1 1 1 I WF - 224 f. Jalta-Abkommen, 1945 (s. Krimkon-

ferenz) - 44, 232 Jelzins Königsberg-Besuch Juni 1 996 Kaiser- Wilhelm-Gesellschaft - 331 Kalter Krieg - 313 >Kanzler der All iierten < , K. Schuma­

chers Bezeichnung Adenauers - 75, 98, 322

Kapitulation, bedingungslose - 14 f, 46, 57, 293

>Katholische Republik< - 1 07 Katyn- 51 Kaufman-Plan - 246, 254 KGB - 209 Kindergeld - 82 >Kleinstdeu tsche Lösung< - 1 35 Klimakatastfophe- 273 Koalitionskrieg (Preußen/Österreich

gegen Frankreich) - 23 Kohlebergbau - 268 Kollaboration - 56, 1 58, 1 66 f., 329 Konferenz von Quebec 1944 - 246 Kongo, vormals belgisch - 305 f. Konvergenzkriterien EWU (s. auch

Stabilitätspakt) - 1 34 Konzentra tionslager

a) amerikanische - 63 b) britische (Burenkrieg) - 210 c ) deutsche (NS und DDR) - 22, 55 d) polnische - 204 e) russische - 209

Koschnick-Mission - 197

Kostenpauschale der MdBs, Erhöhung 1996 - 1 85

>Kreative Buchhaltung< - 1 38 Kriegserklärung jüdischer Organisatio­

nen 1 933 an Deutschland - 66 Kriegsgefangene, deu tsche

a) Mißhandlungen u. Verluste - 46, 57, 68, 91 , 210, 236 f. , 239, 3 12

b) Stalin-Note - 57, 68, 91 , 239 f. c) > Wissenschaftliche Kommission für

Dokumentation des Schicksals der dt. Gefangenen des 11. Weltkriegs< - 57, 68, 91

Krim-Konferenz (1 945), Jalta-Abkommen Kroatien, diplom. Anerkennung - 197 Krüger-Depesche - 296 Krupp-Stiftung, als deutscher Finan­

zier Goldhagens - 81 Kulturkampf - 75 Kunstschätze, deutsche in russischem

Besitz - 227 Kurilen, nördliche - 89, 1 02 Lausitzstaat, poln. expansionistische

Vision - 52 Lend & Lease (Leih- u. Pacht-)Gesetz -

1 72, 1 77 Liga für Großmacht, polnische - 36 Lohn nebenkosten/Lohnfortzah l u ng im

Krankheitsfall - 1 69 Lothringen - 23 Luftbrücke, Berliner - 1 95 >Lusitan ia< - 32, 60, 1 71 , 1 79, 200 >Machtergreifung< - 36, 39, 1 1 4, 1 98,

2 1 1 , 301 , 307 Mafia - 1 98 f. Malvinen (s . Falklandinseln) Manöver, gemeinsame mit Polen - 52 f. Massenarbeitslosigkeit (s. Arbeitslo-

sigkeit) Massenmord an dt. Kriegsgefangenen

(s. Kriegsgefangene) Max-Planck-Gesellschaft - 331 Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Wissen­

schaftsfreiheit, Zensur - 90 f., 272-ff., 276 f.

Menschenrechte in außenwirtschaft­lich interessanten Drittländern a) in China und dessen Protektorat

Tibet (s . China) - 309

365

Page 366: Franzis, Hermann - Die Zerstörung des politischen Standorts Deutschland

b) in Indonesiens Annexionsgebiet Ost-Timor - 98

Ministerium für Staatssicherheit (STA-SI) - 272

Monroe-Doktrin - 29, 3 19 Montanunion - 26 Mon te Cassino - 251 Morgenthau-Plan - 75, 1 70, 244, 246,

254, 269 Münchner Abkommen von 1 938 - 32,

98, 1 90 Multiku lturelle Gesellschaft - 151 , 297,

328 Multimedia - 2 76 f. Mykonosprozeß u. -urteil - 31 1 f. Nahostkonflikt - 320 NATO-Konzeption und -Bedeutung

für Deutschland - 1 70, 21 7 f. , 303, 309

NATO - 1 64 ff. NATO-Osterweiterung - 51 ff., 59, 89,

95, 98, 1 06, 12 1 , 157 f., 1 70, 187 f., 1 93, 195, 222, 224 f. , 227, 265, 296, 308, 310, 316, 318, 323, 328

NATO, Frankreichs Rolle, Status u. eventuelle Rückkehr i. d. mil i t . Struktur - 1 65 f .

NATO- und Frankreichs Truppen­stärke auf deutschem Boden - 217, 220 f

Nettozahlungen an EU - 14, 161 Neue Weltordnung, Wel tregieru ng -

171 , 1 86 >Neues Vermögensrecht< - 279 >Neues Völlkerrech t < ( s . auch Anne­

xion) - 1 01 f. , 1 05, 208, 212, 226, 303 New Deal - 1 94 Nichtangriffspakt Deutschland / So­

wjetunion - 87 N ich ta ngriffspakt Ja pan i Sowjetunion

- 89 Norwegen, Besetzung (s . Besetzung,

deutsche, der alliierten Aufmarsch­gebiete)

Notgemeinschaft der SBZ/DDR-Geschä-digten - 287

NSDAP - 1 25, 1 59 Nürnberger Tribu nal - 30, 76, 80 Oberschlesien - 44, 294

Obdachlose - 277 Ökoproblematik (s. Umwelt) ÖRA, öffentlich-rechtl iche Rundfunkan­

stalten - 85, 145, 259, 297 Oktoberrevolution - 55, 209 Olsa-Gebiet, Annexion durch Polen (s.

Polen 1918-1939) - 39 Olympiade 1 936 , Einzug der franz .

Mannschaft - 1 6 Opiumkrieg 1 840-1 842- 210, 291 Organ isation für wirtschaftliche Zusam­

menarbeit u. E n twicklu ng (OECD), Aufnahme Polens und Tschechiens - 157 f.

Ortsbezeichnungen, Deutscher Osten u. Sudetengebiet - 229

Ostblock - 1 2, 1 6, 1 52, 1 86, 1 97, 231 , 271 , 276, 313

Osterweiterung EU - 51 , 1 06, 1 2 1 , 130, 1 57 f., 227, 316, 318, 323, 328

Ostpolitik - 121 , 2 16, 230 f. Ostpreußen - 46, 227, 229 Ost-Timor, Menschenrechte (s. dort)

- 96, 98, 1 04 f. Panslawistische Konferenz - 42, 209, 315 Parlamentarischer Rat - 1 23 >Patriotic Correctness< , Gegenteil >Po-

litical Correctness< - 204 Pearl Harbor - 66, 1 71 , 1 75, 1 77 ff. , 200 f. PKK - 302 Polens 4. Teilung - 40, 87 Poli t ik(er)verdrossenhei t - 1 1 0, 204,

275 f. >Polizisten, die vier < , USA, UdSSR,

China, Großbritannien - 181 Polnische Befreiungsarmee, Gründung

4. 6 . 1 941 - 88 Polnischer Korridor nach Versailles - 30,

307 Posen, Annexion durch Polen (s. poln.

Korridor) Pos tdamer Erkläru ng v. 2.8 . 1945 - 206 f. Presse- und Medienfreiheit/Meinungs- u .

Medien terror (Grundversorgung) - 1 3, 274

RapalIo, Vertrag von 1922 - 1 94, 223, 225, 308

Rassismus a ) deutscher (nach Bubis eher

366

Page 367: Franzis, Hermann - Die Zerstörung des politischen Standorts Deutschland

schwächer als in Nachbarstaaten) - 47, 49, 54, 60 f., 69, 75 f., 79, 81 f., 1 02 f., 200, 209, 242, 280, 289 f . , 301 , 320

b) französischer (in den 30er Jahren u. z .Zt . der Vichy-Regierung) - 56, 303

c) osteu ropäischer - 47 ff, 5 1 , 54 f . , 1 07, 3 15, 320

d) pazifischer - 212 e) türkischer bezügl . Ku rden - 302 f. f) US-amerika n ischer - 63, 69, 82,

209 f. Rechtschreibreform - 330 Reich Karls des Großen - 24, 1 59 >Reichskristallnacht< - 35, 71 Reichstagsbrand 1933 - 146 Reislamisierung (s . Islam) Reparationsleistungen nach dem Ver-

sailler Vertrag - 1 95, 293 >Republikflucht< - 255 Rheinbund 1806 / 1 3 - 28, 121 , 2 17 Römische Kirche - 210 f. Römisches Reich Deutscher Nation, Hei­

liges - 217, 302 Rohstoffabkommen - 306 >Rote Socken-Kampagne der CDU -

284 Sachverständiger Rat zur Begutach­

tung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ( >Fünf Weise<) - 261

Sarajevo-Zwischenfall - 1 9, 34 SBZ-DDR-En teignu ngen und deren

Sanktioriierung durch die Bundes-regierung - 44, 65, 121 , 270, 279, 281 , 287 f .

Scien tology - 189, 191 > Sekundärtugenden< , nach Lafontaine

- 315 Selbstbestimmungsrecht der Völker- 32 Seniorexperten , Ruheständler als eh­

renamtliche Entwicklungshelfer -213

>Sicherheitspartnerschaft< - 231 Skagerrak-Schlach t - 32 Sowjetimperialismus - 49, 58, 181 Soziale Marktwirtschaft/Sozialstaat -

147, 275 >Sozialistische Errungenschaften des Ar-

beiter- und Bauernstaates< - 270 Spandauer >Kriegsverbrechergefäng­

nis< - 83, 250 Sudetendeu tsche/Sudetendeu tsche Frage

- 32 Südamerikanische

Hochkulturen ,Vernichtung der -21 1

Schengener Abkommen - 132 Schlesinger-Kommission - 1 68 Schlußs trich-Erkläru ng - 97, 99-1 03,

1 89, 205, 213, 21 6, 234, 239, 289 f., 303, 312, 328

Schuldendienst - 2 79 Schuldfrage - 29, 68, 75, 92, 1 1 2, 241 f.,

328 Schul- u nd Hochschulwesen - 331 Schweden, Auslieferung internierter

dt . Soldaten an Sowjetunion - 240 f. Stabilitätskriterien - 138, 140, 147 Stabilitätspakt - 1 29 f., 1 38 Stalin, Geheimrede - 87, 89 Stra tegische Partnerschaft China/Ruß­

land - 309 Tauroggen, Konvention von - 1 20 Techn ikfeindlichkeit (nega tive Umwer-

tung der Techn ik) - 270 Teheran-Konferenz 1943 - 46, 246 Telefon-Krieg, 1 939/40 - 1 1 6, 1 93 Terror der Straße, politischer - 274 Tibetisierung - 213 Tierschu tzgesetz - 1 5 Transatlantische US-Beherrschung

Europas, 1 0-Punkte-Alternative - 324 Transferleistu ngen, Tribu tpflichtigkeit,

deutsche über- u. zwischenstaatliche - 30, 95, 142 f., 1 61 , 1 69, 262 f., 272, 328

Trümmerfrauen - 233 Truppenstatute - 218 Türkei, Bevölkerungswachstum - 304 U-Boot-Krieg - 31 Ukraine - 88 Umwelt - 270 UN-En tkolon isierungausschuß - 1 04 UNIDO (UN-Organisation für indu-

strielle Entwicklung) - 1 64 UN-Friedensmandat, Schutztruppe,

Kontingente (s. Friedensrnissionen)

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UN-Sicherheitsrat - 18 1 , 1 89, 1 92, 264, Wehrmachtsoldaten . Diffamierungskam-324 pagne gegen - 76, 285

Unternehmen >Barbarossa< - 89 WeIthandelsorganisation (WTO) - 263 US-Chinapolitik - 220 WeIt-Regierung (s. >Verschwörungs-US-Kosten II. Weltkrieg - 44, 1 72, 1 98 hypothese< versus >Eine-WeIt-Regie-Vatikan (s. Römische Kirche) rung) Verein te Nationen (UN) - 1 86, 263 Westfälischer Friede - 1 1 4, 295 Verfassungsschutz - 59, 74, 1 45, 256, Widerstand - 20 H., 79, 328

260, 274 Wiedervereinigu ng - 216 Versailles u. d . a . Pariser Vorortverträ- Wien e r Kongreß - 1 19, 121

ge - 22 f . , 45 , 53, 62, 67, 143, 1 93, 1 95, Wilna-Gebiet - 36 205, 307 Win terfeldzug gen Rußland, Napoleons

Verschuldung in Deutschland - 1 43, - 1 68, 1 97, 218 267, 279, 328 Wissenschaftliche Kommission für Doku-

> Verschwörungshypothese< versus mentation des Schicksals der deu tschen >Eine-WeIt-Regierung< durch > Un- Gefangenen des II. Weltkriegs - 242 terwerfu ng< oder > Ubere i n k u nft < , Zeitgeschichtliche Forschungsstelle Neue WeItordnung - 68, 1 98, 225, Ingolstadt - 63 320 Zentralbankgesetz - 1 38

Vetorech t der fünf ständigen Mitglieder Zen tralbankrat - 1 28 des UN-Sicherheitssrats - 1 57, 1 8 1 , Zentralkomitee deu tscher Katholiken -265 1 07

Vichy-Regierung 56, 303 Vietnam-Krieg - 68 Völkerschlacht bei Leipzig (> Dreikaiser-

Zentralrat der Juden in Deutschland - 21 1 Zers törer, Lieferung von, Narwick­

Unternehmen - 72, 1 71 f. schlacht) - 1 19

Waldsterben - 1 29, 273 Warschauer Pakt (s . Ostblock) - 151 Waterloo, Schlacht bei - 28, 1 1 9

Zionistenkongreß 1897 i n Basel - 55 2 +4-Vertrag - 53, 57, 1 05, 1 1 5, 1 56,

1 93 f. , 1 99, 209, 221 , 226, 278, 314, 317, 323

* * *

HERMANN FRANZIS

Hermann Franzis, geboren 1 924 nahe der Grenze zum polnischen Korridor, Abitur, Arbeitsdienst, Wehrdienst bis Kriegsende, Ge­fangenschaft. Wirtschaftswissenschaftliches Studium mit Promo­tion. Längere Aufenthalte in Frankreich und den USA. Internatio­naler Berater im UN-System in verschiedenen Ländern, anschlie­ßend Leiter mehrerer Referate in der Bonner Ministerialverwal­tung bis zur Pensionierung. Verschiedene Lehraufträge an deut­schen Hochschulen . Nachdem während seines aktiven beruflichen Lebens auswärtige ökonomisch-politisch-wirtschaftliche Standort­fragen im Vordergrund gestanden haben, befaßt er sich in dieser Veröffentlichung mit dem politischen Standort Deutschland.

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