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mediX mediX Guideline Proktologie 1 Proktologie Erstellt von: Daniel Dindo, Markus Fliegner, Felix Huber, Uwe Beise am: 01/2015 GUIDELINE Inhaltsverzeichnis 1. Hämorrhoidalleiden........................................................................................2 2. Marisken..........................................................................................................3 3. Perianalthrombose ........................................................................................3 4. Analfissur .......................................................................................................4 5. Perianaler Abszess ........................................................................................4 6. Analekzem ......................................................................................................5 7. Proctalgia fugax ........................................................................ ....................5 8. Sexuell übertragbare Krankheiten (STD) .....................................................6 9. Bösartige Veränderungen..............................................................................6 10.Literatur ...........................................................................................................6 Vorbemerkungen: Die Mehrzahl analer Beschwerden in der Praxis des Allgemeinmediziners ist nicht durch die meist als erstes angeschuldigten „Hämorrhoiden“ bedingt, sondern durch eine andere Entität (z.B. Analthrombose, Pruritus ani, Ekzem, Analfissur). Eine genaue Anamnese zu Stuhlgewohnheiten, Stuhlritualen und der Hygiene nach Defäkation ist wichtig, um eine Vorstellung von aggravierenden oder verursachenden Faktoren zu erhalten. Eine Broschüre zur Analhygiene kann z.B. von der Magen-Darm-Liga angefordert werden (http://www.gastromed.ch/broschueren-magendarmliga.html)

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Page 1: GL Proktologie 2015 Endversion 11.2 - medix.ch · findet sich das Corpus cavernosum recti, das eine wichtige Funktion bei der Feinkontinenz hat. • Erst bei einer Hyperplasie des

mediX  mediX  Guideline  Proktologie   1  

Proktologie Erstellt von: Daniel Dindo, Markus Fliegner, Felix Huber, Uwe Beise am: 01/2015

GUIDELINE

Inhaltsverzeichnis

1. Hämorrhoidalleiden........................................................................................2 2. Marisken..........................................................................................................3 3. Perianalthrombose ........................................................................................3 4. Analfissur .......................................................................................................4 5. Perianaler Abszess ........................................................................................4 6. Analekzem ......................................................................................................5 7. Proctalgia fugax ........................................................................ ....................5 8. Sexuell übertragbare Krankheiten (STD) .....................................................6 9. Bösartige Veränderungen..............................................................................6 10. Literatur ...........................................................................................................6

Vorbemerkungen:

• Die Mehrzahl analer Beschwerden in der Praxis des Allgemeinmediziners ist nicht durch die meist als erstes angeschuldigten „Hämorrhoiden“ bedingt, sondern durch eine andere Entität (z.B. Analthrombose, Pruritus ani, Ekzem, Analfissur).

• Eine genaue Anamnese zu Stuhlgewohnheiten, Stuhlritualen und der Hygiene nach Defäkation ist wichtig, um eine Vorstellung von aggravierenden oder verursachenden Faktoren zu erhalten.

• Eine Broschüre zur Analhygiene kann z.B. von der Magen-Darm-Liga angefordert werden (http://www.gastromed.ch/broschueren-magendarmliga.html)

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1. Hämorrhoidalleiden (1-6) Definition: • Oberhalb der Linea dentata, unter der Rektummukosa,

findet sich das Corpus cavernosum recti, das eine wichtige Funktion bei der Feinkontinenz hat.

• Erst bei einer Hyperplasie des arteriovenösen Gefässkonglomerats spricht man von Hämorrhoiden.

• Hämorrhoiden können als solitäre, als multiple Knoten oder als zirkulärer Prolaps auftreten.

Ätiologie: • ungeklärt; beeinflussende Faktoren: genetisch, ungünstige

Defäkationsrituale (lange Sitzungen, starkes Pressen), Schwangerschaft, chronische Diarrhö, Übergewicht, extremer Alkohol- und Kaffeegenuss.

Symptome: • Die möglichen Beschwerden sind unspezifisch. Im Zusammenhang mit Hämorrhoidalleiden können

(hellrote) Blutung, analer Gewebeprolaps, Nässen, Stuhlschmieren und Juckreiz auftreten. Merke: o Hämorrhoiden bluten, jedoch selten! o Defäkationsschmerz weist eher auf eine Fissur hin. o Eine schmerzhafte Schwellung am Anus ist meist eine Perianalvenenthrombose (s.u.).

Einteilung:

Grad Eigenschaften Typische Symptome

I leichtgradig vergrössert, prolabieren nicht in Analkanal, nur im Proktoskop sichtbar

Blutung

II prolabieren bei Pressen in Analkanal, Spontanreposition zusätzlich Ausfluss, Pruritus

III prolabieren in Analkanal, keine Spontanreposition zusätzlich schleimige Sekretion und Prolaps

IV irreponible Hämorrhoidalknoten zusätzlich Schmerz

Verlauf: • Oft wechselnde Beschwerdeintensität und symptomarme Episoden. • Besserung z.B. nach Entbindung, Optimierung der Stuhlgewohnheiten (Behandlung von Diarrhö oder

Obstipation).

Abklärung und Differentialdiagnose: • Anamnese:

o Akuität (plötzliche Schwellung !DD Analthrombose) o Schmerz bei Defäkation (!DD Analfissur) o Aggravationsfaktoren (Diarrhö, Obstipation, lange Sitzungsdauer, Schwangerschaft, Reise) o Ausfluss (rezeptiver Analverkehr: DD Gonokokken-, Chlamydienproktitis; Anhalt für chronisch

entzündliche Darmerkrankung) • Proktologische Untersuchung (Inspektion, digitale Untersuchung, ggf. Proktoskopie):

o Marisken? o Ekzem? o Perianalthrombose? o Hämorrhoidalprolaps? o dorsal gelegene Analfissur? o Sphinktertonus, Kontinenz?

• Koloskopie: bei red flags in der Anamnese (Lebensalter, suspekte persönliche oder Familienanamnese für Malignom oder chronisch entzündliche Darmerkrankung).

Therapie: • richtet sich nach dem Grad der Hämorrhoidalleidens; meistens handelt es sich um Hämorrhoiden Grad

I, also keine prolabierenden Hämorrhoiden. Bei Grad I und fehlenden red flags kann primär auf eine

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Proktoskopie verzichtet und symptomatisch behandelt werden. Persistieren dabei die Beschwerden oder rezidivieren sie immer wieder, sollte eine Proktoskopie und können spezifische Behandlungen durchgeführt werden. Grad I • Wichtigste Massnahme = Stuhlregulation: Bei zu hartem Stuhl kommt es zu verlängerten Sitzungen mit

längerer Belastung des Beckenbodens und ungünstigem Pressen. Bei zu weichem/inkonsistentem Stuhl wird die Analregion durch dauernde Stuhlpassage, wiederholte Reinigungen, Feuchtigkeit irritiert. Deshalb Modulation der Stuhlkonsistenz und -frequenz in die jeweilige Richtung:

o Obstipation: Ballaststoffe, Trockenobst, Mucofalk®, Movicol® o Diarrhö: Laktoseintoleranz?, Fruktoseüberkonsum (Früchte, Säfte, Smothies,

Zuckerersatzstoffe)?; Banane, Mucofalk® • Kurzfristig können Suppositorien entzündliche Symptome lindern:

o Scheriproct®, Faktu®; (können auch in der Schwangerschaft angewendet werden) • Perorale Venentonika wie Daflon® werden von einzelnen Autoren (1,4) als Option angegeben, sind aber

wegen unzureichendem Wirksamkeitsnachweis nicht unumstritten. Grad II • Gummibandligatur: Therapie der Wahl, falls konservative Massnahmen nicht ausreichen und

Hämorrhoiden nicht zirkulär; längerfristig chirurgischen Verfahren unterlegen! o um im Falle von Komplikationen nicht die Übersicht zu verlieren nur 1-2 Ligaturen pro Sitzung o Ligatursitzungen alle 3-4 Wochen o Erfolgsrate nach 3-5 Jahren: 70-80%, Rezidivrate:<25% o UEW: gelegentlich Schmerzen, Blutungen in den ersten Tagen nach der Behandlung o Kontraindikationen: M. Crohn, HIV, OAK

• Sklerosierung zuführender Hämorrhoidalarterien o Erfolgsrate: ca. 80%, aber hohe Rezidivrate: 75% (innert 4 Jahren)!

Grad III • bei segmentären Hämorrhoidalvorfällen: Hämorrhoidektomie (nach Milligan-Morgan und Ferguson). • Bei zirkulären Hämorrhoiden: Stapler-Hämorrhoidopexie (nach Longo). Vorteil: hinterlässt keine Wunde

im Anoderm, weniger Schmerzen. Komplikationsraten mit 5-10% gering. Langzeitergebnisse: Rezidive bei 1-3% (7).

Grad IV • Bei akuter Thrombosierung oder Inkarzeration (beides sehr selten!) reicht meist lokale konservative

Therapie mit Antiphlogistika und Analgetika (komplette Restitutio i.d.R. innert wenigen Wochen). • Ist die inkarzerierte Hämorrhoide sehr schmerzhaft, kann unverzüglich in Lokalanästhesie oder

Allgemeinnarkose reponiert werden. Die operative Entfernung des Hämorrhoidalgewebes sollte im akuten Zustand möglichst vermieden werden.

• Cave: DD ödematöse Mariske, partieller Schleimhautprolaps, Perianalvenenthrombose.

2. Marisken

• perianale Hautfalten unterschiedlicher Grössenausprägung; entstehen idiopathisch, peripartal oder als Überbleibsel einer Analvenenthrombose.

• keine krankhafte Bedeutung, können aber im Falle grösserer Ausprägung bei der Analhygiene störend sein und manchen Patienten „kosmetisch stören“.

• bei normalem Stuhlverhalten meist asymptomatisch, gelegentlich irritiert (mechanisch/chemisch) durch häufige Reinigung oder Kontaktallergie durch Hygienetücher.

• bei entsprechender Grösse und Beschwerden: Therapie (häufig in Lokalanästhesie möglich).

3. Perianalthrombose

• Begriff: Der frühere Begriff ‚äussere Hämorrhoiden’ ist nicht mehr gebräuchlich!

• Ätiologie: entsteht durch einen Thrombus in den äusseren perianalen Gefässen (Pl. haemorhoidales ext.); neben dem spontanen Auftreten können Stressoren wie langes Sitzen, Alkoholkonsum, Pressen, aber auch eine Enteritis-Episode mit Diarrhö die Ursache sein

• Symptome: (in Minuten bis Stunden) auftretendes starkes Druck- und Spannungsgefühl und Bildung eines

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schmerzhaften bläulich-lividen Knotens am Analrand; eine frische Thrombose blutet nicht, ausser im Falle einer (meist nur in den ersten Tagen auftretenden) spontanen Perforation.

• Verlauf: Rückbildung ohne Therapie innert Tagen bis Wochen. • Therapie: Bei livider, prallelastischer Schwellung in den ersten ein bis zwei Tagen Exzision. In den

allermeisten Fällen, bei schon rückläufigen Schmerzen bzw. nicht livider, prallelastischer Schwellung konservativ: Stuhlregulation, NSAR (z.B. Ibuprofen 3x400mg), Xylocain® Gel 2%, ev. Sulgan®/Bepanthen® Salbe und Stuhlmodulation.

4. Analfissur (8-11)

Ätiologie: • weitgehend unklar; Obstipation oder auch Diarrhö mit „explosionsartiger“ Öffnung

des Analkanals können zu einem Einreissen der Haut im Analkanal führen. • die Läsion liegt fast immer bei 6 Uhr SSL. • bei chronischer Fissur entsteht dorsal eine charakteristische „Wächter“-Mariske. Symptome: • teilweise sehr heftiger, schneidender Schmerz bei Defäkation und darüber hinaus

anhaltend; Blutung. Diagnose: • Inspektion, vorsichtiges beidhändiges Spreizen der Nates; praktisch immer bei 6°°

gelegen. • hochdolent, digitale Untersuchung meist nicht möglich, Proktoskopie erst recht nicht Therapie: • Schmerztherapie (z.B. NSAR in der Akutphase) • Stuhlregulation (Ziel: „nicht zu oft und nicht zu selten“) • Topische Therapie: Behandlungsdauer oft einige Wochen.

o Rectogesic® 3x/d auf Fissur und Sphinkter; Vorteil: in meisten Apotheken vorrätig; Nachteil: Nitro-bedingte Kopfschmerzen kurz nach Anwendung

o Nifedipin 0,5% in Excipial Creme und 1% Lidocain (CHF 33,65). Machen keine Kopfschmerzen. Magistralrezeptur, deshalb oft erst nach 1-2 Tagen in der Apotheke zu erhalten. Kann bei Apotheke Dr. Bichsel, Interlaken, bestellt werden.

• Bei Therapieversagen (fehlende Besserung nach >4 Wochen) Vorstellung beim Proktochirurgen zur Fissurexzision erwägen.

Prognose: • Salbenbehandlung: etwa jeder zweite erleidet Rezidive. • Chirurgische Exzision: Erfolgsrate 80-90% nach Fissurexzision. Differentialdiagnose: • Perianaler Abszess.

5. Perianaler Abszess (12)

Ätiologie: • Der Abszess ist die Akutform und die Fistel die chronische Verlaufsform einer meist von den

Proktodealdrüsen ausgehenden Entzündung. Weniger häufig, aber klinisch oft nicht auszuschliessen, ist ein M. Crohn die Ursache.

Symptome: • innert Tagen auftretende perianale Schmerzen, oft auch perianale Rötung und Überwärmung. Abklärung: • Anamnese: schon früher mal gehabt; M. Crohn? • Untersuchung: oft Blickdiagnose, aber bei frühen Stadien teilweise noch unauffälliger Inspektionsbefund;

deshalb „dran denken“, ggf. kurzfristige Reevaluation, perianale und endoanale Sonographie. • Bildgebung: perianale Sonographie, Endosonographie, Becken-MRI. Differentialdagnosen: • Acne inversa, perianale Haarfollikelentzündungen (ohne Verbindung zum Analkanal), chronisch

entzündliche Darmerkrankung Typ M. Crohn.

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Therapie: • Analabszesse bedürfen immer einer chirurgischen Entlastung („ubi pus, ibi evacua“).

6. Analekzem (1,8)

Symptome: • je nach Akuität Erythem, Papeln, Seropapeln, Bläschen,

Erosionen, Lichenifikation. Ursachen: • Irritativ-toxisch: durch Störung der Feinkontinenz (z.B. bei

chronisch entzündlicher Darmerkrankung, proktologischer Erkrankungen (Hämorrhoiden, Fisteln, Feigwarzen, Marisken).

• Allergisch: bis zur Sensibilisierung können Jahre vergehen, dann kann ein Kontaktekzem auf Inhaltsstoffe von Hautpflegemitteln, Intimsprays, Proktologika sowie feuchtem oder trockenem Toilettenpapier auftreten.

• Andere dermatologische Erkrankungen: o Psoriasis in der Rima ani o Neurodermitis, Condylomata accuminata, M.Paget, M. Bowen, Infektionen (anale Candidose,

Erythrasma, perianale Staphylokokken- oder Streptokokkendermatitis, Chlamydien-, Gonokokken)

o Neoplasien des Anoderms, insb. Analkarzinom (z.B. bei MSM mit HPV-Infekt, HIV) o DD Vitiligo

Diagnostik: • Anamnese (Externa, Diarrhö, Inkontinenz?), Untersuchung. • Mikrobiologie

o Abstrich bei V.a. Staphylokokken oder Streptokokken, Candida, STD o Bei V.a. Oxyuren (Kontakt mit Kleinkindern) Abklatschpräparat auf Scotch und Objektträger

• Evtl. auch histologische Abklärung (Neoplasie?)

Therapie: • Beachten der Analhygiene:

o Normalisierung der Stuhlfrequenz und -konsistenz o Reinigung mit weichem WC-Papier ohne Zusatzstoffe o danach ggf. mit Wasser (Dusche, Closomat) o Externa meiden (wie z.B. in Feuchttüchern, Seifen, Salben)

• Behandlung der Grundkrankheit (s.o.) • Bei starkem Juckreiz (ohne Infektion) ggf. für wenige Tage topische Steroide (Alfacorton®), später

Excipial®/Optiderm®/Bepanthen® und im Bedarfsfall Cold Cream zur Linderung. • Zum Oberflächenschutz bei Diarrhö: Bepanthen® Salbe, Zinkpaste (Oxyplastin® Wundpaste). • Sitzbäder mit Tannosynt®, Schwarztee.

7. Proctalgia fugax Symptome: • plötzlich auftretende, heftige, ziehende oder stechend-schneidende Schmerzen im Bereich des Anus

(evtl. Ausstrahlung in Unterbauch). Die Schmerzattacke dauert oft nur wenige Momente und zwischen den einzelnen und seltenen Episoden sind die Patienten völlig beschwerdefrei. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Die Proctalgia fugax kehrt in unregelmässigen Intervallen von Wochen oder Monaten wieder.

Ätiopathogenese: • unklar; als Auslöser werden Spasmen der Sphinkteren, der Beckenbodenmuskulatur oder im Bereich

rektosigmoidalen Übergangs diskutiert. Diagnose: • ergibt sich aus der Anamnese. • im Zweifelsfalls Ausschluss anderer proktologischer Erkrankungen (CED, Abszess, Kokzygodynie).

Therapie: • Information und reassurance des Patienten.

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• aufgrund der Kürze und der geringen Frequenz der Episoden kommen medikamentöse Therapieversuche (Nifedipin-Salbe, Ventolin®) meist jeweils „zu spät“.

8. Sexuell übertragbare Krankheiten (STD) Symptome: • Analer Juckreiz, diffuses anales Unwohlsein, rektaler Ausfluss, Diarrhö, Warzen können Symptome von

STD mit Manifestation im Rektum, endoanal oder perianal sein. • Rezeptiver Analverkehr, ungeschützter GV, Anzahl der Sexualpartner, sexuelle Präferenzen sind

Hinweise auf eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine STD. Diagnostik: • „Dran denken“ und explizite Anamnese. • Inspektion: Condylomata accuminata? • Abstrich für PCR: auf Chlamydien und Gonokokken, bei Nachweis eines Ulkus auch auf Lues, bei

Bläschen z.B. auf Herpes. • Falls eine STD nachgewiesen wird, müssen auch die anderen STD gesucht, ausgeschlossen oder

behandelt werden; ausserdem Partnerbehandlung. Therapie (!mediX GL STD). Cave: Behandlung der Chlamydienproktitis ≠ Chlamydienurethritis!

9. Bösartige Veränderungen

Ätiopathogenese • Man unterscheidet anale/perianale intraepitheliale

Neoplasie (AIN; früher auch M. Bowen, bowenoide Papulose) und Analkarzinom.

• Hohes Risiko bei Immunsuppression nach Transplantation oder Infektion mit HPV/HIV.

Symptome: • Unspezifisch, deshalb werden initial 50% der

Analkarzinome als gutartige Haut- oder Schleimhautveränderungen fehldiagnostiziert.

Diagnostik • Dran denken, insbesondere bei Patienten aus den

Risikokollektiven. • mittels Färbung, bioptisch, anales Mapping, bildgebend.

10.Literatur 1. Aigner F. Haunold I, Salat A. Stadiengerechte Therapie des Hämorrhoidalleidens. Coloproctology 2013; 35(4): 281–

94. 2. Joos AK, Herold A. Hämorrhoidalleiden. Neue konservative und operative Therapien für ein weit verbreitetes Leiden.

Coloproctology 2011; 33(2): 86–96. 3. Acheson Austin G., Scholefield J.H.: Management of haemorrhoids, Brit med J 2008; 336: 380–383. 4. Chautemsa R, et al.: Pathologie hémorroïdaire: approche diagnostique et thérapeutique à l’usage du praticien.

Schweiz Med Forum 2005;5:869–874. 5. Strittmatter B. Proktologie für Frauenärzte. Gynakol Geburtsmed Gynakol Endokrinol 2013; 9(3): 158–177 6. Herold A, et al.: Operationen beim Hämorrhoidalleiden Indikation und Technik. Chirurg 2012 · 83:1040–1048. 7. Ommer A, et al.: Long-term results after stapled hemorrhoidopexy: a prospective study with a 6-year follow-up. Dis

Colon Rectum 2011; 54(5): 601–8. 8. Geyer M, Bimmler D: Wenn es beim Stuhlgang schmerzt: Analfissur praktisch. Schweiz Med Forum

2013;13(38):752–755 9. Satish SC. Dyssynergic defecation & Biofeedback therapy. Gastroenterol Clin North Am. 2008;37(3):569–86. 10. Nelson RL, et al.: Non surgical therapy for anal fissure. Cochrane Database Syst Rev 2012; 2: CD003431. 11. Nelson R. Operative procedures for fissure in ano. Chochrane Database Syst Rev. Cochrane Database Syst Rev.

2002;1:CD002199. 12. Ommer A, et al.: S3-Leitlinie: Analabszess. 2011 Coloproctology 2011; 33:378–392.

Für Patienten: Informationen der Magen-Darm-Liga: http://www.gastromed.ch

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Diese Guideline wurde im Januar 2015 erstellt. © Verein mediX

Herausgeber: Dr. med. Felix Huber

Redaktion (verantw.): Dr. med. Uwe Beise

Autoren: PD Dr. med. Daniel Dindo Dr. med. Markus Fliegner Dr. med. Felix Huber Dr. med. Uwe Beise

Diese Guideline wurde ohne externe Einflussnahme erstellt. Es bestehen keine finanziellen oder inhaltlichen Abhängigkeiten gegenüber der Industrie oder anderen Einrichtungen oder Interessengruppen. mediX Guidelines enthalten therapeutische Handlungsempfehlungen für bestimmte Beschwerdebilder oder Behandlungssituationen. Jeder Patient muss jedoch nach seinen individuellen Gegebenheiten behandelt werden. mediX Guidelines werden mit grosser Sorgfalt entwickelt und geprüft, dennoch kann der Verein mediX für die Richtigkeit – insbesondere von Dosierungsangaben – keine Gewähr übernehmen. Alle mediX Guidelines im Internet unter www.medix.ch Der Verein mediX ist ein Zusammenschluss von Ärztenetzen und Ärzten in der Schweiz Verein mediX, Sumatrastr.10, 8006 Zürich Rückmeldungen bitte an: [email protected]