i.c.e. - 12 tage für morgen
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11 Jugendliche aus 6 Ländern im 4. internationalen Jugendcamp I.C.E. (Ice Climate Education) in Island.TRANSCRIPT
Húsavík, Island,07.JunI 2010:
Wir sind vollständig! Ein bunter Haufen,
11 Jugendliche aus 6 Ländern. Alle haben wir
beim Wettbewerb I.C.E.-Competition 2010 mit -
gemacht – und gewonnen: einen Platz im vierten
internationalen Jugendcamp I.C.E. in Island.
Die Abkürzung steht für Ice Climate Education.
Arved Fuchs hat dieses Klimaprojekt ins Leben ge-
rufen. Der Gedanke dahinter: Wir, die Jugend von
heute, müssen morgen Lösungen für den Klima-
wandel finden. Ideen kann man gar nicht früh
genug sammeln, und zwar nicht nur in Büchern,
sondern am besten vor Ort. Dafür sind wir hier.
Arved selbst ist uns immer wieder per Video-
konferenz zugeschaltet. Er ist mit seinem Schiff,
der Dagmar Aaen, auf Expedition in Grönland.
Gleich am ersten „richtigen“ I.C.E.-Tag steigen
wir mit einer Diskussion über CO2 ins ema ein.
Wie verhält sich jeder Einzelne von uns, was kann
man noch tun?
417 meter
HúsavíkurfJall
Húsavíks Hausberg Húsavíkurall ist nicht beson-
ders hoch, aber der Aufstieg trotzdem sehr steil.
Ungewohnt für uns, aber es lohnt sich. Denn als
ob der Berg uns zeigen wolle, was er neben der
grandiosen 360°-Sicht noch zu bieten hat, sehen
wir auf dem Weg zum Gipfel viele, zum Teil
seltene, Vögel, Kräuter und Blumen.
Auf See. Wir segeln auf dem alten Kutter
„Knörrin“ nach Dalvík. Gut, dass wir alle über -
dimensionale Schutzanzüge bekommen haben:
Die Brise ist doch recht frisch für uns Landrat-
ten. Warm ist uns aber dennoch, nicht nur
wegen der Anzüge: Unter Deck gibt es offenbar
eine Quelle mit heißer Schokolade und jeder
packt mit an beim Segeln.
Zwischenstopp auf Flatey, der „flachen Insel“.
Hier können 30 der insgesamt 37 auf Island
heimischen Vogelarten beobachtet werden, darun-
ter Seeschwalben und die für Island typischen
Papageientaucher (Puffins).
Dalvík liegt am Fjord Eyjaördur. Bei der Einfahrt
in den Hafen blitzen im Hintergrund die bis zu
1.000 m hohen Berge der Halbinsel Tröllaskagi
auf. Wir wohnen im Gästehaus Skeið, das mitten
im Naturschutzgebiet Svarfaðardal liegt – und
knapp unter dem Polarkreis.
Klar, dass bei I.C.E. der Klimawandel im Mittel-
punkt steht. Jeder erzählt von den Auswirkungen
in seinem Heimatland und wir betrachten das
ema aus immer wieder neuen Perspektiven.
In den Bergen hat die Eiszeit viele kleine Gletscher
hinterlassen. Wir sind im Svarfaðardal unterwegs
und testen, ob wir das Gletscherwasser durchwa-
ten können. Spätestens mit den Füßen im Fluss
wird die Nähe zum Polarkreis spürbar. Als Beloh-
nung für unsere Wanderkilometer tanken wir an
einem See ein bisschen Sonne.
Zurück in Husavík, widmen wir uns dem Planspiel
„CleanAir“, bei dem wir als Vertreter verschiedener
Nationen eine Klimakonferenz nachstellen.
Das Spiel stellt den aktiven Teil des Camps dar.
Mit dem Wissen aus den bisherigen wissenschaftli-
chen Vorträgen schauen wir uns am Abend „e
Great Global Warming Swindle“ an: Der Film wi-
derspricht der verbreiteten Meinung zum Klima-
wandel und wirkte angesichts dessen, was wir bisher
erfahren haben, schon beinahe grotesk.
Wer Island hört, denkt oft zuerst an Gletscher und
dann an Vulkane. Nach den Gletschern bei Dalvík
sind jetzt die Vulkane dran: Island liegt genau auf
der Grenze der eurasischen und amerikanischen
Kontinentalplatte und diese wiederum driften
jährlich 2 cm auseinander. Darum sind in Island
auch noch so viele Vulkane aktiv. Insgesamt scheint
hier unterirdisch einiges los zu sein: Täglich gibt es
zahlreiche kleine Erdbeben, die man aber kaum
bemerkt.
Die Isländer haben sich diese Naturkräfte frühzeitig
zunutze gemacht: Auf der Insel findet man die
besten Voraussetzungen für Geothermiekraftwerke.
Die hier gewonnene Energie wird für Elektrizität,
zum Heizen und auch zum Enteisen von Straßen
genutzt. In Sachen regenerative Energien zur
Stormerzeugung sind die Isländer kaum zu toppen:
Etwa 25% erbringt die Geothermie, der Rest wird
nahezu vollständig aus Wasserkraft erzeugt. Wenn
das mal kein Vorbild ist!
Kochende Schlammtümpel, Hügel, aus denen
Schwefelwasserstoff dampft, kleine Vulkane:
Auf den Schwefelfeldern von Hverarönd sehen
wir mit eigenen Augen, wie es unter Island
brodelt. Das Gebiet liegt im Vulkansystem der
Krafla. Wie auf dem Mars kommen wir uns
in dieser Landschaft vor. Nur gibt es hier viel
mehr Farben als das marsianische Rot – von gelb
bis violett leuchtet das Gestein. Zum Abschluss
besuchen wir das Geothermalkraftwerk Krafla,
wo seit 1977 Energie gewonnen wird.
dImmuborgIr
Stipvisite in einer anderen Welt: Nach Technik und
Wissenschaft geht’s zum Kontrastprogramm nach
Dimmuborgir. Das Lavafeld erinnert an Ruinen
von Burgen und gilt in der isländischen Mythologie
als Unterkunft für Elfen und Trolle...
Húsavík ist die Hauptstadt der Walbeobachter –
zumindest in heutiger Zeit. In der Bucht vor
Húsavík hat man gute Chancen, Wale zu sichten.
Nach dem Ende des Walfangs auf Island 1989
hat das Beobachten der Meeressäuger sich als
neue Einnahmequelle etabliert und bringt deutlich
mehr ein als der Fang.
Bevor wir zum Whalewatching rausfahren, hören
wir einen Vortrag über die Geschichte des Walfangs.
Erschreckend, wie viele Wale über die Jahre getötet
wurden. Danach schauen wir im Walmuseum
vorbei. Hier erfährt man alles über die verschiede-
nen Wal- und Delfinarten, die rund um Island
leben, über die Ursachen von Strandungen und
die Geschichte des Walfangs ist ebenfalls ein ema.
Mit offenen Mündern stehen wir unter den riesigen
Skeletten der Meeressäuger.
wHalewatcHIng
In Húsavík
Mittags fahren wir mit dem Segelschiff raus und
hoffen auf ein paar Fluken oder einen Blas. Wir
haben Glück: Die Bucht vor der Hauptstadt der
Wale bestätigt ihren Ruf! Neben mehreren Walen
sehen wir auch Delfine.
Unser Segeltörn führt uns auch zur Insel Lundey
(auch Puffin-Island genannt), wo im Sommer rund
250.000 Papageientaucher leben.
Heute ist Tag der Naturgewalten! Wir fahren zu den
beiden Wasserfällen Dettifoss und Selfoss im Jökul-
sárgljúfur-Nationalpark. Der Selfoss liegt etwas
oberhalb des Dettifoss. Das Flusswasser des Jökulsá
á Fjöllum fällt hier über eine 10-Meter-Stufe in
die Tiefe. Nach ca. 1 km geht’s dann am Dettifoss
richtig ab: durchschnittlich 193 Kubikmeter Wasser
pro Sekunde stürzen über 45 m in die Senkrechte.
Das macht ihn zum energiereichsten Wasserfall
Europas!
Zweites Highlight ist die hufeisenförmige Ásbyrgi-
Schlucht: Hier floss früher der Fluss, den wir schon
tosend an den beiden Wasserfällen bestaunt haben.
Wegen ihrer Form wird die Schlucht auch „Odins
Fußabdruck“ genannt: Laut Legende hat Odins
achtbeiniges Pferd Sleipnir hier einen Huf in die
Erde gerammt. Auch soll sich hier ein wichtiges
kulturelles und wirtschaftliches Zentrum der Elfen
befinden.
ásbyrgI-scHlucHt
Am letzten Tag des Camps widmen wir uns dem
Höhepunkt des Planspiels „CleanAir“. Bei unseren
Test-Abstimmungen und -durchgängen wird
deutlich, wie schwierig es erst auf internationaler
Ebene sein muss, sich zu einigen, wenn wir schon
heiße Diskussionen führen. Letztlich kommen wir
aber zu einer Resolution.
I.C.E. ist zu Ende. Wir fühlen uns ein bisschen
besser gewappnet für das Morgen.