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1 Ingeborg L. Weber MSc, Dr. Dimitrios Kampanaros: 30.10.2012 Kognitive Intervention im hohen Lebensalter u.a. mit Kinesiologie (Gesund durch Berühren und Brain Gym) Eine psychologische und bildungswissenschaftliche Analyse Einleitung In der Dissertation untersucht Dimitrios Kampanaros mit dieser These, welche Effekte verschiedene Bildungsangebote auf die kognitiven Leistungen älterer Menschen haben und stellt dar, welchen Einfluss die Persönlichkeit auf diese Effekte ausübt. Darüber hinaus wird aufgezeigt, wie diese Erkenntnisse bei der Planung und Durchführung von Interventionen in der Erwachsenenbildung eingesetzt werden können. Im Kontext des demographischen Wandels werden diese Überlegungen immer wichtiger. Auch diese Arbeit zeigt, was weltweite Studien belegen, dass der gesundheitliche Status abhängig von der Bildung ist. Fragestellung Das primäre Ziel der Studie war, die möglichen Effekte von 6 Interventionen und einer Kontrollgruppe (Gruppendiskussionen) auf die kognitive Leistungsfähigkeit im Alter zu untersuchen. Dabei wird Bezug genommen auf das ZweiKomponentenArbeitsmodell (Baltes, 1999, basierend auf Horn und Cattell, 1966) das zwischen kristalliner und fluider Intelligenz bzw. kognitiver Pragmatik und kognitiver Mechanik differenziert.

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Page 1: Ingeborg L. Weber MSc, Dr. Dimitrios Kampanaros: … · Personen – d.h., dass 90 Personen zum zweiten Test nicht erschienen. Die Stichprobenausfälle wurden ... Hamburg‐Wechsler‐Intelligenztest

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Ingeborg L. Weber MSc, Dr. Dimitrios Kampanaros:        30.10.2012 

Kognitive Intervention im hohen Lebensalter 

u.a. mit Kinesiologie (Gesund durch Berühren und Brain Gym) 

Eine psychologische und bildungswissenschaftliche Analyse 

Einleitung 

In der Dissertation untersucht Dimitrios Kampanaros mit dieser These, welche Effekte verschiedene 

Bildungsangebote auf die kognitiven Leistungen älterer Menschen haben und stellt dar, welchen 

Einfluss die Persönlichkeit auf diese Effekte ausübt. Darüber hinaus wird  aufgezeigt, wie diese 

Erkenntnisse bei der Planung und Durchführung von Interventionen in der Erwachsenenbildung 

eingesetzt werden können. Im Kontext des demographischen Wandels werden diese Überlegungen 

immer wichtiger. Auch diese Arbeit zeigt, was weltweite Studien belegen, dass der gesundheitliche 

Status abhängig von der Bildung ist.  

 

Fragestellung 

Das primäre Ziel der Studie war, die möglichen Effekte von 6 Interventionen und einer 

Kontrollgruppe (Gruppendiskussionen) auf die kognitive Leistungsfähigkeit im Alter zu untersuchen. 

Dabei wird Bezug genommen auf das Zwei‐Komponenten‐Arbeitsmodell (Baltes, 1999, basierend auf 

Horn und Cattell, 1966) das zwischen kristalliner und fluider Intelligenz bzw. kognitiver Pragmatik und 

kognitiver Mechanik differenziert.  

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Die kristalline Intelligenz (kognitive Pragmatik) sind Verhaltensweisen und Strategien, die sich ein 

Individuum angeeignet hat, die in der jeweiligen Gesellschaft als intelligentes Wissen und Denken 

gelten. Sie bilden sich im Verlauf der Erfahrung heraus.  

Die fluide Intelligenz (kognitive Mechanik) sind Verhaltensweisen, die vor allem für die Bewältigung 

neuartiger kognitiver Probleme eingesetzt werden, also situationsangepasstes Handeln.  

Diese beiden Komponenten unterscheiden sich im Verlauf des Alterns. Die Leistungsfähigkeit der 

kristallinen, erfahrungsgebundenen Intelligenz bleibt über lange Zeiträume erhalten und kann sogar 

weiter zunehmen. Die Leistungsbereitschaft der fluiden, reaktiven Intelligenz nimmt in der Regel mit 

zunehmendem Altern ab.  

„Im Kontext des von Baltes und Baltes vorgeschlagenen SOK‐Modells kann die kristalline Intelligenz 

als eine Ressource aufgefasst werden, deren Optimierung für die Kompensation von Rückgängen in 

der fluiden Intelligenz genutzt werden kann.“ (Kampanaros, S. 148) 

Das sekundäre Ziel der Studie war es zu untersuchen, inwieweit sich Veränderungen in der 

kristallinen und fluiden Intelligenz bei der Nutzung von Bildungsangeboten auf der Grundlage von 

Merkmalen der Persönlichkeit vorhersagen lassen. Dieser Aspekt der Bedeutung von 

Persönlichkeitsmerkmalen wurde in der bisherigen Forschung weitgehend vernachlässigt.  

Zusammenfassung 

Die Fokussierung dieses Artikels liegt primär auf den Ergebnissen der Intervention mit Kinesiologie. 

Diese unterscheiden sich besonders von den Interventionen der anderen Methoden, da hier mit zwei 

Altersgruppen gearbeitet wurde und somit der Vergleich innerhalb einer Gruppe möglich ist. 

Außerdem weist die Gruppe im dritten Lebensalter bemerkenswerte Verbesserungen in den 

Testergebnissen zur fluiden und kristallinen Intelligenz auf. Bei 5 von 10 ITEMS zeigte die Gruppe des 

4. Lebensalters (80‐93 Jahre) signifikante Steigerungen. 

Durchführung der Untersuchung 

Vom November 2003 bis März 2005 wurden die Interventionen in zwei Einrichtungen A und B 

durchgeführt. In der ersten Bildungseinrichtung A wird nach dem Prinzip der Selbstorganisation 

gearbeitet durch kommunale Zuschüsse. Ein Großteil der Arbeit erfolgt ehrenamtlich. Die 

Bildungsangebote werden von älteren Menschen für ihre Generation durchgeführt.  

Das Wohnstift B bietet ein breites Spektrum von Kultur‐ und Bildungsangeboten an, das von vielen 

Bewohnern regelmäßig genutzt wird.  

Bei der Planung der Studie wurden als Interventionen fast ausschließlich Kurse ausgewählt, die sich 

bereits im Angebot der Bildungseinrichtung bzw. des Wohnstifts befanden. Lediglich Kurse zur 

Kinesiologie wurden zusätzlich ins Programm aufgenommen.  

Gewinnung von Dozenten 

Vor der Auswahl der Kurse interviewte der Untersuchungsleiter die Dozenten und besuchte einen 

Kurs bzw. Vortrag. Es sollte sichergestellt werden, dass die Kursleiter eine ausreichende didaktische 

Eignung besaßen und die Bereitschaft zur engen Kooperation mit dem Projektleiter mitbrachten. 

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Gewinnung von Teilnehmern 

Beim ersten Vortrag wurden die Teilnehmer über das Ziel und den Aufbau der Studie sowie über die 

jeweilige Intervention informiert: Sprachkurse (Anfängerkurse in Englisch, Italienisch, Französisch 

und Griechisch), Computertraining, Gedächtnistraining, Psychomotorik, Nordic Walking, Kinesiologie 

(Gesund durch Berühren und Brain Gym), Qi Gong (Meditation) und als Kontrolle 

Gruppendiskussionen zu historischen und aktuellen politischen Themen.  

In der ersten Kurssitzung und nach 10 x Interventionen wurde ein anonymisiertes Testverfahren 

durchgeführt, in dem Wortflüssigkeit, Konzentration, Gedächtnis und Denken erfasst wurde. Durch 

den Vergleich der Leistungen vor und nach dem Kurs kann für jede Person eine Aussage über die 

Leistungsveränderungen getroffen werden. Zusätzlich wurde auf die psychologische Testung vor und 

nach Abschluss des Kurses hingewiesen und ein Beratungsgespräch im Institut für Gerontologie 

angeboten. 

Soziodemographische Daten 

An der Untersuchung nahmen N 284 Personen teil (228 Frauen, 56 Männer). Der Altersbereich 

betrug 35 Jahre (Minimum 57 Jahre, Maximum 92 Jahre, Mittelwert 71 Jahre, Standardabweichung 

8,1 Jahre).  

Alter 

 

Abb. Alter 

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Die Verteilung der 3 Altersgruppen (50‐64 Jahre, 65‐80 Jahre, > 80 Jahre) wird bezogen auf die 

verschiedenen Interventionsgruppen und die Kontrollgruppe angegeben. Die Altersunterschiede 

zwischen den verschiedenen Gruppen sind hoch signifikant (Chi‐Quadrat: 93.1, df 12, p< .000). 

Die Altersgruppe der über 80‐Jährigen – das Vierte Lebensalter – ist in den Kursen zur Kinesiologie 

40,2 % sehr stark vertreten, in den anderen Kursen nur selten. Die Kinesiologiekurse für das Vierte 

Lebensalter wurden in dem Wohnstift durchgeführt, in dem das Durchschnittsalter der Bewohner bei 

81,5 Jahren liegt.  

Die Altersgruppe der 65‐ bis 80‐Jährigen zeigt die höchste Repräsentanz, gefolgt von den 50‐ bis 64‐

Jährigen. Das Durchschnittsalter der Stichprobe von 71 Jahren und die Standardabweichung von 8,1 

zeigen deutlich, dass in der Mehrzahl das „Dritte Lebensalter“ beteiligt war.  

Geschlecht 

 

Abb. Geschlecht 

Von den 284 Personen, die an der Studie teilnahmen, waren 228 Frauen und 56 Männer. In der 

Kontrollgruppe waren 43,5% Männer vertreten, in den Sprachkursen 29% und im Computerkurs 38%. 

In den anderen Interventionsgruppen schwankte die Teilnahme der Männer von 4,5% bei 

körperlichen Aktivitäten bis 13% bei der Kinesiologie. Die Unterschiede sind hoch signifikant (Chi 

Quadrat 27,9, df 6, p<.000). 

   

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Familienstand 

 

Abb. Familienstand 

Die Gruppe der verheirateten Menschen war am stärksten vertreten. Aus der Bildungsforschung ist 

bekannt, dass ältere Männer vor allem dann an Bildungsangeboten teilnehmen, wenn sie in 

Begleitung ihrer Frau Bildungseinrichtungen besuchen können. Ein Großteil der Teilnehmer war im 

Dritten Lebensalter, wo die Wahrscheinlichkeit noch sehr hoch ist, dass beide Partner noch leben.  

In dem Kinesiologiekurs haben überdurchschnittlich viele verwitwete Menschen teilgenommen. Dies 

erklärt sich aus dem recht hohen Durchschnittsalter im Wohnstift (81,5 Jahre) und der damit 

verbundenen größeren Wahrscheinlichkeit, dass Verwitwung eintritt.  

Zwischen den Gruppen ergeben sich hoch signifikante Unterschiede in der Verteilung des 

Familienstandes (Chi Quadrat 42,2, df 18, p<.001). 

   

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Bildungsstand 

 

Abb. Bildungsstand 

Es finden sich keine signifikanten Unterschiede in Bezug auf den Bildungsstand der Teilnehmer der 

Interventionsgruppen. (Chi Quadrat: 18,3; df 18; p<.4, Kampanaros, S. 177) 

Auffällig ist, dass der Realschulabschluss am häufigsten vertreten ist. Ein erheblicher Anteil der 

Gruppe weist einen Volksschulabschluss auf. Weiter fällt auf, dass mehr Teilnehmer ein Studium 

absolviert als das Abitur abgelegt haben. Bei diesem Ergebnis ist zu berücksichtigen, dass vor 50 bis 

75 Jahren die Bildungsmöglichkeiten und Schulabschlüsse besonders auch in Kriegs‐ und 

Nachkriegszeiten schwieriger waren.  

Selektivitätseffekte der Stichprobe zwischen erstem und zweitem Messpunkt 

Zum ersten Messzeitpunkt nahmen N 286 Personen teil und zum zweiten Messzeitpunkt N 196 

Personen – d.h., dass 90 Personen zum zweiten Test nicht erschienen. Die Stichprobenausfälle 

wurden daraufhin untersucht, ob Selektionseffekte in den Merkmalen Alter, Bildungsstand, kognitive 

Leistungsfähigkeit, Persönlichkeit und subjektiv erlebter Gesundheitszustand bestehen.  

Statistisch signifikante Unterschiede zwischen den beiden Gruppen (Chi Quadrat: 7,6; df 2; p=0.25, 

Kampanaros, S. 181) ergaben sich in Bezug auf das Alter. Das Risiko, am zweiten Messzeitpunkt nicht 

mehr teilzunehmen, war bei den ältesten Teilnehmern höher als bei den jüngeren.  

Bei den anderen Merkmalen Bildungsstand, kognitive Leistungsfähigkeit, Persönlichkeit und subjektiv 

erlebter Gesundheitszustand ergaben sich keine statistisch signifikanten Unterschiede.  

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Testverfahren und Aufgaben 

Folgende Testverfahren wurden eingesetzt:  

Aufmerksamkeits‐Belastungstest von Brickenkamp d2 

Leistungsprüfsystem LPS 50+ 

Hamburg‐Wechsler‐Intelligenztest HAWIE‐R 

Aufgabe 1 und 2: Wortschatz 

Aufgabe 3: Logisches Denken 

Aufgabe 4: Wortflüssigkeit 

Aufgabe 5: Sprachverständnis 

Aufgabe 6: Wortflüssigkeit 

Aufgabe 7: Räumliches Vorstellungsvermögen 

Aufgabe 8: Konzentration 

Aufgabe 9: Kurzzeitgedächtnis 

Aufgabe 10: Abstraktes Denken 

Für die Durchführung der kognitiven Testung wurden – einschließlich der Einführung in die einzelnen 

Aufgaben  und Untertests – insgesamt 120 Minuten benötigt. Es wurde jeweils zweimal eine 10‐

minütige Pause eingelegt. Vor Beginn der Pausen wurden die bearbeiteten Testmaterialien 

eingesammelt und wieder ausgeteilt.  

Kurse der Interventionen 

1) Computerkurse: Nach einer ersten Einführung in den Umgang mit Computern wurden die 

Teilnehmer allmählich im Gebrauch des Testverarbeitungsprogrammes Microsoft Word 2000 

unterrichtet. Anschließend wurde den Teilnehmern gezeigt, wie sie die Möglichkeiten des Internet – 

Recherchieren, Eröffnen eines kostenlosen Postfachs, Versenden und Empfangen von E‐Mails – 

nutzen können.  

2) Qi Gong: In den Übungen wurden die drei grundlegenden Prinzipien des Qi Gong angewandt: 

Regulierung und Harmonisierung des Atems, korrekte Körperhaltung als Voraussetzung für das 

richtige Verhältnis von An‐ und Entspannung  für das Aktivieren des Qi sowie Harmonisierung des 

Geistes durch intensive Konzentration und Meditation.  

3) Kinesiologie mit den Methoden Gesund durch Berühren und Brain Gym: Im Gesund durch 

Berühren wurden die 12 Grundmuskeln, die über die 12 Haupt‐Meridiane mit den Organen in 

Verbindung stehen, als Körperübung eingesetzt, und zwar im Verlauf der Chinesischen 

Maximalzeituhr. Die Meridiane wurden in Fließrichtung gestrichen, Anfangs‐ und Endpunkte gehalten 

und die neuro‐emotionalen Punkte getriggert. 

Brain Gym umfasst 26 Übungen, die die drei Dimensionen des Gehirns anregen.  

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a) Die Mittellinienbewegungen überkreuzen die Mittellinie des Körpers und regen damit das Corpus 

Callosum des Gehirns an. Diese Übungen aktivieren beide Seiten des Körpers und des Gehirns und 

fördern die Koordination beider Augen, Ohren, Hände, Füße und Rumpfmuskeln. Dadurch können 

möglicherweise mehr interhemisphärische Faserverbindungen vorwiegend im Corpus Callosum 

hergestellt und dadurch der Informationsaustausch zwischen beiden Gehirnhälften im Sinne einer 

somatosensorischen Integration gefördert werden. (Hannaford 2004) 

b) Die Längungsbewegungen dehnen die Kampf‐ und Flucht‐Muskulatur, die sich bei Stress verkürzt, 

und bringen sie in die Entspannung zurück. Dadurch bilden sich neuronale Verknüpfungen im Gehirn, 

die die Verbindung herstellen zwischen dem abgespeicherten Wissen im hinteren Anteil des Gehirns 

und der Fähigkeit, diese Information im Vorderhirn zu verarbeiten und auszudrücken. (Dennison und 

Dennison 2004) 

Diese Übungen helfen auch, persistierende Restreflexe langsam aufzulösen und damit Lernblockaden 

zu beseitigen.  

c) Die Energieübungen und das Halten spezieller Akupunkturpunkte zum Fördern positiver 

Einstellungen helfen, die Nervenverbindungen zwischen Körper und Gehirn zu aktivieren und 

erleichtern das Fließen elektromagnetischer Energie im ganzen Körper. (Dennison und Dennison 

2004) Diese Übungen aktivieren die Energie der Meridiane, die  aus der Traditionellen Chinesischen 

Medizin bekannt sind. 

Durch die Plastizität des Gehirns und des Zentralnervensystems auch im Erwachsenenalter lässt sich 

annehmen, dass gezielte Körperbewegungen und ihre Abfolge Veränderungen in der Verknüpfung 

synaptischer Netzwerke und damit strukturelle Veränderungen bewirken können.  

d) Wassertrinken: Während der kinesiologischen Interventionen wurde darauf geachtet, dass die 

Teilnehmer ausreichend Wasser tranken.  

Der menschliche Körper besteht größtenteils – ca. 70%, je nach Alter ‐ aus Flüssigkeit, die sich 

unterschiedlich auf das Körpergewebe verteilt. (Pritzel et al. 2003) In der Literatur wird beschrieben 

(Klinke Silbernagel 2002), dass ein Wassermangel des Organismus die Funktion der Zellen des 

Zentralen Nervensystems beeinträchtigt. Dadurch können neurologische Ausfallerscheinungen wie 

Lethargie, Bewusstseinsstörungen, Verwirrtheit, Delir und Koma auftreten. Störungen des 

Elektrolythaushalts verursachen Muskelschwäche und Muskelkrämpfe.  

Studien von Wilson und Morley (2003) und Ferry (2005) legen nahe, dass eine Dehydration des 

Organismus bei älteren Menschen wegen der Abnahme des Durstgefühls häufiger auftritt. Durch 

diese Dehydration werden das Gedächtnis und andere kognitive Prozesse negativ beeinflusst.  

Nach Dennison (2004) können sich diese Übungen möglicherweise positiv auf visuelle 

Aufmerksamkeit und Inhibition, Konzentration, Kurz‐ und Langzeitgedächtnis, assoziatives Denken, 

Koordiation, Hör‐ und Leseverständnis und Auffassungsvermögen auswirken. (Dennison und 

Dennison 2004, Drabben‐Thiemann et al. 2005) 

4) Gedächtnistraining: Das Gedächtnistraining hatte zum Ziel, Prozesse der Informationsaufnahme, 

der Informationsverarbeitung und der Wiedergabe von Informationen zu trainieren sowie Wissen 

über die Strategien zur Kompensation alternsbedingter Funktionseinbußen zu vermitteln. Der Ansatz 

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der Ganzheitlichkeit berücksichtigte die motorische, affektive, soziale und kognitive Dimension sowie 

Mnemotechniken.  

5) Sportliche Aktivität: Es wurde ein rein psychomotorisches Training sowie funktionelle Gymnastik 

durchgeführt. Die Vielfalt der Übungen – Stretching, Stuhlgymnastik, Sitztanz, Ballspiele – zielte 

sowohl auf die Aufrechterhaltung bzw. Wiedererlangung und Weiterentwicklung von Reaktions‐, 

Gleichgewichts‐, Kraft‐, Rhythmisierungs‐ und Umstellungsfähigkeit als auch auf die allgemeine 

Beweglichkeit ab.  

6) Spracherwerbskurse: Das Hauptziel dieses Angebots bestand darin, den älteren Teilnehmern 

Grundkenntnisse der Aussprache, Grammatik und Syntax der jeweiligen Fremdsprache zu vermitteln. 

Angeboten wurden Englisch‐, Französisch‐, Italienisch‐ und Griechischkurse. Es sollten die 

kommunikativen Fähigkeiten der Teilnehmer im alltäglichen Kontext gefördert werden.  

7) Diskussion Kontrollgruppe: Über aktuelle Themen wurde informiert und diskutiert. Auch 

persönliche und gemeinsame Erlebnisse und Erfahrungen aus der Vergangenheit wurden 

thematisiert.  

Überblick der eingesetzten Testverfahren und Bildungsangebote 

 

   

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Ergebnis der Interventionseffekte der verschiedenen Bildungsangebote auf die kristalline und 

fluide Intelligenz 

Die einzelnen Interventionsmaßnahmen wurden mit ihren Effekten auf die kristalline und fluide 

Intelligenz untersucht. Es wurden jeweils T‐Tests für die Unterschiede zum ersten Messzeitpunkt vor 

der Intervention und zum zweiten Messzeitpunkt nach der Intervention gerechnet.  

1. Computerkurse 

 

Tabelle Computerkurse 

Das Ergebnis wies für die kristalline und die fluide Intelligenz statistisch hochsignifikante Effekte auf.  

2. Qi Gong (Meditation) 

 

Tabelle Qi Gong 

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Der kontinuierliche Wechsel von Spannung und Entspannung wirkt sich positiv (statistisch hoch 

signifikant) auf die Konzentration der Menschen aus. Außerdem fördert es, wie Kerr (2002) betont, 

die Reflexion, die Achtsamkeit und die Sensibilität des Menschen. Dies kann zur Steigerung der 

kognitiven Leistungsfähigkeit führen. Eine empirische Stützung dieser Annahme wird durch die 

positiven Effekte auf die kristalline und fluide Intelligenz im Rahmen der Studie geleistet. Allerdings 

sollten weiterführende Ergebnisse klären, warum sich die Effekte nicht nur auf die kristalline, 

sondern auch auf die fluide Intelligenz positiv auswirken.  

3. Kinesiologie 

 

Tabelle Kinesiologie jüngere Altersgruppe 

In der Gruppe der Teilnehmer des Dritten Lebensalters wurden bei der kristallinen und fluiden 

Intelligenz hoch signifikante Effekte dargestellt.  

Die basale Stimulation des Gehirns durch neue sensumotorische Funktionsabläufe kann 

möglicherweise als zentraler Mechanismus der positiven Wirkung kinesiologischer Übungen gedeutet 

werden. Der Wechsel von Stimulation und Erholung wirkt sich den Daten entsprechend positiv auf 

die Mechanik der Intelligenz aus und rechtfertigt die Annahme, dass die gezielte Aktivierung 

bestehender und der Aufbau neue neuronaler Netzwerke die neuronale Plastizität im Gehirn in 

einem Maße fördert, welches Menschen in die Lage versetzt, neuartige kognitive Anforderungen 

effektiver zu bewältigen. 

   

Tabelle Kinesiologie ältere Altersgruppe 

In der Gruppe der Hochaltrigen über 80 Jahre zeigten sich hoch signifikante Veränderungen in der 

fluiden Intelligenz – aber nicht wie bei den Teilnehmern des Dritten Lebensalters auch bei der 

kristallinen Intelligenz.  

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Eine Besonderheit der Kinesiologie‐Gruppe ist, dass diese Effekte nicht nur im „Dritten 

Lebensalter“, sondern auch im „Vierten Lebensalter“ erkennbar sind. 

Dieses Gesamtergebnis zeigt, dass die Kinesiologie sich als kognitive Interventionsform hervorragend 

eignet. Es zeigt darüber hinaus, dass die neuronale Plastizität bis ins höchste Lebensalter besteht. 

Auch wenn sie geringer ausgeprägt ist als in früheren Lebensaltern, ist damit nicht ausgedrückt, dass 

alte Menschen kein Potential zum Neulernen mehr besäßen. (Kliegl, Smith und Baltes, 1989; Singer 

und Lindenberger, 2000) Auch über 80‐jährige Menschen besitzen dieses Potential. 

4. Gedächtnistraining 

 

Abb. Gedächtnistraining 

In der Studie zeigten sich positive (statistisch hoch signifikante) Effekte lediglich im Bereich der 

fluiden Intelligenz, aber nicht im Bereich der kristallinen Intelligenz. Der positive Effekt bei der fluiden 

Intelligenz deckt sich mit den Ergebnissen anderer Interventionsstudien. (z.B. Cavallini, Pagnina 

Vecchi 2003, Oswald et al. 2002) 

Dieses Ergebnis lässt die Schlussfolgerung zu, dass Gedächtnistraining eine allgemeine kognitive 

Aktivität beschreibt, die sich – wenn sie kontinuierlich unter hohen Anforderungen angeboten wird – 

positiv auf die Beweglichkeit des Denkens und damit auf neuartige, kognitive Problemsituationen 

auswirkt.  

   

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5. Körperliches Training 

 

Tabelle körperliches Training 

Die anderen Interventionsmaßnahmen enthielten auch stark ausgeprägte kognitive Elemente, 

während beim körperlichen Training hauptsächlich die sensumotorischen Prozesse angeregt wurden. 

Das ist auch die Erklärung dafür, dass statistisch hoch signifikante Effekte auf die fluide Intelligenz 

sich ergaben, aber keine positiven bei der kristallinen Intelligenz.  

6. Fremdsprachen 

 

Tabelle Fremdsprachen 

Zwischen den einzelnen Fremdsprachenkursen wurde differenziert ausgewertet. Es ergaben sich 

keine differenzierten Effekte, so dass das Ergebnis zusammengefasst wurde. Es zeigten sich 

hochsignifikante Effekte auf die kristalline und auf die fluide Intelligenz, d.h. dass das Erlernen einer 

neuen Fremdsprache im Alter günstige Effekte auf die kristalline und fluide Intelligenz hat. 

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7. Gruppendiskussionen 

 

Tabelle Gruppendiskussionen 

Die Kontrollgruppe führte Gruppendiskussionen durch zu zeitgeschichtlichen und politischen 

Themen. Dies stellte keinen hohen Anstrengungen an die Weiterentwicklung von Wissenssystemen 

und vertrauten Strategien der Problemlösungen – also der „kristallinen Intelligenz“. Auch die 

Entwicklung von neuen Problemlösungen (d.h. „fluide Intelligenz“) war keine große Herausforderung. 

Diese Annahme der fehlenden Effekte bestätigt sich bei der Auswertung der Daten.  

Einfluss der verschiedenen Bildungsangebote auf Persönlichkeitsfaktoren  

In dem Fünf‐Faktoren‐Modell von McCrae und Costa (1987) werden die sogenannten Big Five 

genannt: 1) Neurotizismus, 2) Extraversion, 3) Offenheit, 4) Gewissenhaftigkeit, 5) Verträglichkeit. 

Nach McCrae und Costa (1995) ist die Ausprägung dieser fünf Persönlichkeitsdimensionen vor allem 

genetisch determiniert. Situative Einflüsse spielen für die Entwicklung der Persönlichkeit eine 

untergeordnete Rolle.  

Costa und McCrae haben sowohl in Querschnitts‐ als auch in Längsschnittsanalysen zahlreiche Belege 

für die Stabilität von grundlegenden Dimensionen der Persönlichkeit gefunden (Costa und McCrae 

1980, 1988; Costa et al. 1986, 2000; Costa und McCrae 1992; McCrae und Costa 1995). Die Autoren 

zeigen in ihren kulturvergleichenden Studien (Allik und McCrae 2004, Costa et al. 2001, McCrae 

2002) auf, dass ihr Fünf‐Faktoren‐Modell interkulturelle Gültigkeit hat, da die Anforderungen an die 

Individuen einer Kultur im Wesentlichen vergleichbar seien.  

Zusammenfassend zeigt sich, dass der psychische Zustand signifikante oder hochsignifikante 

Zusammenhänge mit vier (Neurotizismus, Extraversion, Offenheit, Verträglichkeit) der fünf im NEO‐

FFI erfassten Persönlichkeitsfaktoren aufweist. 

Nur bei den beiden Dimensionen Offenheit zeigt sich ein p‐Wert von <.001, r.261 bei der fluiden 

Intelligenz wie auch bei der kristallinen Intelligenz ein p‐Wert .001 r=.338 und der Dimension 

Extraversion zeigt sich beim p‐Wert das gleiche Ergebnis.  

Es besteht ein hoch statistischer Zusammenhang zwischen Schulbildung und Offenheit p<.001, 

r=.275. 

In Übereinstimmung mit den Analysen von Gow et al. (2005) sowie von Moutafi et al. (2005) zeigen 

die Ergebnisse einen engen Zusammenhang zwischen kristalliner und fluider Intelligenz einerseits 

und dem Persönlichkeitsmerkmal Offenheit andererseits. In Bezug auf die kristalline Intelligenz hat 

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die Offenheit eine ähnlich große Bedeutung wie die Schulbildung. In Bezug auf die fluide Intelligenz 

gewinnen Alter und Schulbildung ein größeres Gewicht als die Offenheit. 

Daraus lässt sich schließen, dass eine höhere Schulbildung auch langfristig die Offenheit für neue 

Anforderungen fördert.  

Darüber hinaus weisen drei Merkmale der Persönlichkeit einen hoch signifikanten Zusammenhang 

zur Lebenszufriedenheit auf: Extraversion p<.001, r=.484, Verträglichkeit p<.017, r=.155, 

Gewissenhaftigkeit p<.001, r=.344.  

Daraus ergibt sich eine enge Beziehung.  

Diskussion der Ergebnisse 

Die hier vorgestellte Querschnittstudie umfasst folgende Aufgabenstellungen:  

1) Kognitive Veränderungspotentiale im hohen und sehr hohen Alter bei verschiedenen 

Interventionsformen 

2) Einfluss von Persönlichkeitsmerkmalen auf die kognitiven Veränderungen 

3) Einfluss des Bildungsstandes auf die kognitiven Veränderungen 

Bei allen Interpretationen der Ergebnisse ist zu berücksichtigen, dass die querschnittlich erhobenen 

Daten nicht auf der Grundlage längsschnittlicher Analysen verfolgt wurden.  

1) Kognitive Veränderungspotentiale im hohen und sehr hohen Alter bei verschiedenen 

Interventionsformen 

Über die Zusammenhänge zwischen fluider Intelligenz und Lebensalter wird bereits seit Jahren 

berichtet, aber die Zusammenhänge zwischen Alter und kristalliner Intelligenz erschienen lange Zeit 

als nicht eindeutig. Die Berliner Altersstudie zeigte, dass ein Rückgang der kristallinen Intelligenz in 

„Vierten Lebensalter“ erkennbar ist, allerdings mit einer hohen Variabilität der Leistungen in diese 

Lebensphase (Lindenberger, 2001). Diese Tatsache des signifikanten Rückgangs der kristallinen 

Intelligenz im sehr hohen Alter lässt sich auch als Hinweis auf eine verringerte kognitive 

Leistungskapazität deuten. Damit verbunden können Einbußen in der Lernkapazität sein – ein Aspekt, 

der Baltes (1999) zufolge die besondere Verletzlichkeit des sehr hohen Alters charakterisiert. Aus 

diesem Grund sollte die Besonderheit des sehr hohen Alters (80 Jahre und älter) daraufhin 

untersucht werden, inwieweit die Veränderungskapazität in dieser Lebensphase – verglichen mit 

jener im „Dritten Lebensalter“ – reduziert ist.  

Die Ergebnisse zeigen enge Zusammenhänge zwischen fluider Intelligenz und Lebensalter. Die 

Zusammenhänge zwischen kristalliner Intelligenz und Lebensalter sind ebenfalls eng, aber nicht so 

stark ausgeprägt. Damit bestätigt der Befund das Ergebnis der Berliner Altersstudie, wonach Verluste 

im sehr hohen Alter in der kristallinen und fluiden Intelligenz erkennbar sind. (Lindenberger, 2001) 

2) Einfluss von Persönlichkeitsmerkmalen auf die kognitiven Veränderungen 

Zusammenfassend zeigt sich, dass der psychische Zustand signifikante oder hochsignifikante 

Zusammenhänge mit vier (Neurotizismus, Extraversion, Offenheit, Verträglichkeit) der fünf im NEO‐

FFI erfassten Merkmale der Persönlichkeit aufwies.  

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McCrae und Costa weisen in ihren Arbeiten auf eine hohe Stabilität der Persönlichkeitsmerkmale 

über den gesamten Lebenslauf hin. Beide gehen von der Annahme aus, dass diese sich bereits  in 

frühen Lebensabschnitten bilden, so dass hier die Schulbildung Einfluss nehmen kann. 

Bildungsprozesse können zu den prägenden Erfahrungen zählen.  

3) Einfluss des Bildungsstandes auf die kognitiven Veränderungen  

 

Bei der Zuordnung der Ergebnisse entsprechend dem Bildungsstand zeigen sich bei der fluiden 

Intelligenz p<.001 und der kristallinen Intelligenz  p<.001. Aus diesen Befunden lässt sich folgern, 

dass der Bildungsstand ein zentrales Merkmal bei Interventionen auf die kristalline und fluide 

Intelligenz ist. 

Schulbildung und Lebensalter  

Die Befunde der Untersuchung zeigen deutliche Zusammenhänge zwischen kristalliner und fluider 

Intelligenz einerseits und der Schulbildung andererseits. Im Detail ist hervorzuheben, dass der 

Zusammenhang für di kristalline Intelligenz mit der Schulbildung deutlich größer ist als der 

Zusammenhang mit dem Lebensalter. Bei der fluiden Intelligenz wurden ähnlich starke 

Zusammenhänge zwischen Schulbildung und Alter ermittelt.  

Schulbildung und Verträglichkeit  

Es besteht ein statistischer Zusammenhang zwischen Schulbildung und dem Persönlichkeitsmerkmal 

Verträglichkeit. Dieses deutet darauf hin, dass eine höhere Schulbildung sich positiv auf die 

Gestaltung von Beziehungen und sozialen Kontakten auswirkt. Ältere Menschen mit höherer 

Schulbildung neigen in geringerem Maße dazu, ihre Situation als „fremdbestimmt“ anzusehen.  

Schulbildung und Offenheit 

Weiter zeigte sich ein hoch statistischer Zusammenhang zwischen Schulbildung und Offenheit. Das 

Persönlichkeitsmerkmal Offenheit besonders für neue Anforderungen und neue Erfahrungen sowie 

lebenslange Bildungsprozesse fördert die Anpassungsfähigkeit des Menschen und verhilft zu neuen 

Bewältigungsstrategien. Resilienz ist die Fähigkeit des Menschen, seine Ressourcen gezielt 

einzusetzen zum Funktionserhalt, zur Reparatur oder zum Verlustmanagement. Resilienz lässt sich 

um Sinne eines „Beeinträchtigungs‐Ressourcen‐Systems“ interpretieren. (Staudinger, Marsiske und 

Baltes, 1995)  

Empirische Arbeiten deuten auf die auch im hohen und sehr hohen Alter gegebene Resilienz hin. 

Trotz der Verluste in dieser Lebensphase ist die Lebenszufriedenheit der betreffenden Menschen 

nicht geringer. Belastungsstörungen und somatoforme Störungen treten nicht häufiger auf als bei 

jüngeren Menschen. (Heuff, Kruse und Radebold, 2006, Kruse 2005c, Kruse und Re, 2005). 

Ausblick:  

Perspektiven für die Erwachsenenbildung 

Die für die Erwachsenenbildung grundlegende Aussage zur Bildungsfähigkeit wie auch zur 

Bildungsnotwendigkeit über die gesamte Lebensspanne (Bellon 2004, Kalbermatten 2004, Klauer 

2000, Kruse 2001, Staudinger 2003, Staudinger und Schindler 2002) wird durch die Ergebnisse der 

Untersuchung eindeutig gestützt: Die Teilnehmer der Studie haben von den Bildungsangeboten im 

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Hinblick auf ihre kristalline und fluide Intelligenz in hohem Maße profitiert – dies weist auf die 

Bildungsfähigkeit im hohen und sehr hohen Lebensalter hin.  

In persönlichen Beratungsgesprächen wurde von den Personen für sich selbst auch die 

Bildungsnotwendigkeit erkannt.  

Ein großer Teil der in Erwachsenenbildung unterbreiteten und evaluierten Angebote konzentriert sich 

auf das Gedächtnistraining und das körperliche Training. Deren Effekte sind – so z.B. durch die 

Interventionsstudie SIMA (Oswald et al. 1998, 2002) – gut belegt und konnten auch in der hier 

vorgestellten Studie nachgewiesen werden.  

Diese Studie erweist sich in mehrfacher Hinsicht als sehr innovativ:  

‐ Die systematisch evaluierten Bildungsangebote wurden erweitert auf bisher 

unberücksichtigte Treatments (QiGong, Kinesiologie, Computertraining, 

Fremdsprachenerwerb). 

‐ Ein breites Spektrum von kristallinen und fluiden Intelligenzmerkmalen wurde eingesetzt. 

‐ Die Persönlichkeitsmerkmale wurden untersucht, um ihren Einfluss auf den Ausprägungsgrad 

der Effekte abzubilden. 

Es konnte nachgewiesen werden, dass sehr verschiedenartige Bildungsangebote positive 

Interventionseffekte im hohen und sehr hohen Lebensalter bedingen. Die hier vorgestellte 

Untersuchung geht über bisherige Interventionsstudien hinaus, indem sie Angebote als Treatment 

berücksichtigt, die bislang noch keinen Eingang in die Interventionsforschung gefunden hatten, wie 

z.B. Qi Gong, das u.a. auf meditativer Technik beruht, und Kinesiologie mit spezieller Stimulation 

sensumotorischer und kognitiver Funktionen im Kontext des kontinuierlichen Wandels zwischen 

Spannung und Entspannung.  

Zudem sind Angebote zum Computertraining anzuführen, die bislang in ihren potentiellen Effekten 

auf die Intelligenz noch nicht in einer Untersuchung vergleichbarer Differenziertheit erfasst wurden. 

Ähnliches gilt für die Angebote zum Fremdsprachenerwerb.  

Die Teilnehmer hatten die Wahl, sich für das Bildungsangebot zu entscheiden, das sie als interessant, 

stimulierend und herausfordernd erlebten.  

Für die Erwachsenenbildung ergibt sich aus den Befunden und Ergebnissen die Konsequenz, ein 

differenziertes Bildungsangebot bis ins hohe Alter zu entwickeln, das die Wahlmöglichkeit eröffnet, 

so dass die Teilnehmer motiviert sind.  

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Teilnehmer nicht nur aus höheren und mittleren 

Bildungsschichten stammen, sondern auch Menschen mit Volksschulabschluss entsprechende 

Angebote nutzen. Diese Erkenntnis ist auch deswegen so bedeutsam, weil sie zeigt, dass Angebote 

der Erwachsenenbildung Benachteiligungen hinsichtlich der schulischen Qualifikation zumindest in 

Teilen zu kompensieren zu vermögen.  

Im Zuge des demographischen Wandels verbessert sich das Bildungsniveau kontinuierlich, so dass die 

proaktive Gestaltung der infrastrukturellen und kulturellen Umwelt in Zukunft noch größere 

Bedeutung gewinnen wird als in der Vergangenheit. Bildungsträger können mit dieser 

psychologischen und bildungswissenschaftlichen Analyse ihren Bildungsauftrag optimieren.  

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