inhaltsverzeichnis · pc pragmatic competence (pragmatische kompetenz) ... in der...

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Inhaltsverzeichnis 1 Inhaltsverzeichnis Tabellenverzeichnis 4 Figurenverzeichnis 6 Abkürzungsverzeichnis 7 KAPITEL 1 - EINLEITUNG 1.1 Einleitung 8 KAPITEL 2 - PRAGMATIK, HÖFLICHKEIT & HÖFLICHKEITSTHEORIEN 2.1 Einleitung 9 2.2 Pragmatik 9 2.3 Höflichkeit 10 2.3.1 Nichtwissenschaftliche Definitionen von Höflichkeit 11 2.3.2 Das Konzept der Höflichkeit aus wissenschaftlicher Sicht 13 2.4 Vier Ansichten von Höflichkeit 16 2.4.1 The Social-Norm View 17 2.4.2 The Conversational-Maxim View 17 2.4.2.1 Kooperationsprinzip – Grice 17 2.4.3 The Conversational-Contract View 20 2.4.4 The Face-Saving View 21 2.4.4.1 Variablen, die die Höflichkeitsstrategien bestimmen 26 2.4.4.2 Kulturunterschiedliche Variation und Zuteilung der Höflichkeitsstrategien 27 2.4.4.3 Kritik an der Höflichkeitstheorie von Brown & Levinson 31 2.5 Zusammenfassung 34 KAPITEL 3 - BITTEN UND ANTWORTEN AUF BITTEN 3.1 Einleitung 35 3.2 Sprechakttheorie und Höflichkeit: Bitten 35 3.3 Indirekte Bitten 37 3.4 Arten von Bitten 39 3.5 Resultate verschiedener Bitttypen 42 3.6 Strukturen, Formen und Kategorien von Bitten 44 3.7 Variablen, die die Bittstrategien beeinflussen 45 3.7.1 Das Verhältnis der Variablen und der Bittstrategien 45 3.7.2 Komponenten der Variablen 48 3.7.2.1 Macht (P) 48

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Inhaltsverzeichnis

1

Inhaltsverzeichnis

Tabellenverzeichnis 4

Figurenverzeichnis 6

Abkürzungsverzeichnis 7

KAPITEL 1 - EINLEITUNG

1.1 Einleitung 8

KAPITEL 2 - PRAGMATIK, HÖFLICHKEIT & HÖFLICHKEITSTHEORIEN

2.1 Einleitung 9

2.2 Pragmatik 9

2.3 Höflichkeit 10

2.3.1 Nichtwissenschaftliche Definitionen von Höflichkeit 11

2.3.2 Das Konzept der Höflichkeit aus wissenschaftlicher Sicht 13

2.4 Vier Ansichten von Höflichkeit 16

2.4.1 The Social-Norm View 17

2.4.2 The Conversational-Maxim View 17

2.4.2.1 Kooperationsprinzip – Grice 17

2.4.3 The Conversational-Contract View 20

2.4.4 The Face-Saving View 21

2.4.4.1 Variablen, die die Höflichkeitsstrategien bestimmen 26

2.4.4.2 Kulturunterschiedliche Variation und Zuteilung der

Höflichkeitsstrategien 27

2.4.4.3 Kritik an der Höflichkeitstheorie von Brown & Levinson 31

2.5 Zusammenfassung 34

KAPITEL 3 - BITTEN UND ANTWORTEN AUF BITTEN

3.1 Einleitung 35

3.2 Sprechakttheorie und Höflichkeit: Bitten 35

3.3 Indirekte Bitten 37

3.4 Arten von Bitten 39

3.5 Resultate verschiedener Bitttypen 42

3.6 Strukturen, Formen und Kategorien von Bitten 44

3.7 Variablen, die die Bittstrategien beeinflussen 45

3.7.1 Das Verhältnis der Variablen und der Bittstrategien 45

3.7.2 Komponenten der Variablen 48

3.7.2.1 Macht (P) 48

Inhaltsverzeichnis

2

3.7.2.2 Soziale Distanz (D) 49

3.7.2.3 Grad der Belastung (R) 51

3.8 Erwiderungen auf Bitten 52

3.8.1 Arten von Erwiderungen auf Off Record – Bitten 53

3.8.2 Definition von Solicitousness 54

3.8.3 Konditionen von Solicitousness 56

3.8.4 Interpretation von Solicitousness 57

3.8.5 Solicitousness und Face 58

3.9 Schlussfolgerung 59

KAPITEL 4 - KULTUR

4.1 Einleitung 61

4.2 Kultur 61

4.2.1 Der Anthropologische Ansatz 64

4.2.2 Probleme hinsichtlich Kultur 65

4.3 Schlussfolgerung 67

KAPITEL 5 - FORSCHUNGSDESIGN UND METHODEN

5.1 Einleitung 67

5.2 Forschungsfragen 68

5.3 Hypothesen 69

5.3.1 Hypothesen bezüglich der Situationseinschätzung 69

5.3.2 Hypothesen bezüglich der Bittstrategien 69

5.3.2.1 Hypothesen bezüglich der gewählten Bittstrategien 69

5.3.2.2 Hypothesen bezüglich der Korrelation zwischen der

Situationseinschätzung und der Wahl der Bittstrategien 70

5.3.3 Hypothesen bezüglich der Antwortstrategien auf eine

Off Record – Bitte 70

5.3.3.1 Hypothesen bezüglich der Antwortstrategien auf eine

Off Record – Bitten 71

5.3.3.2 Hypothesen bezüglich der Korrelation zwischen der

Situationseinschätzung und der Antwortstrategien auf

eine Off Record – Bitte 71

5.4 Methoden für die Datensammlung 72

5.4.1 Natürlich vorkommende Daten 75

5.4.2 Elicited Data 75 Formatiert: Deutsch(Deutschland), Hervorheben

Inhaltsverzeichnis

3

5.4.2.1 Rollenspiele 75

5.4.2.2 Fragebögen 76

5.4.2.2.1 Discourse Completion Tests (DCTs) 76

5.4.2.2.2 Multiple-Choice Fragebögen (MCFs) 78

5.5 Datensammlung und Forschungsinstrumente 78

5.5.1 Methode der vorliegenden Studie 78

5.5.2 Instrumente 79

5.5.2.1 Namen, die in den MCFs genutzt wurden 79

5.5.2.2 Bittsituationen 80

5.5.2.3 Situationseinschätzungen 80

5.5.2.4 Bittstrategien 81

5.5.2.5 Antwortstrategien auf Off Record – Bitten 82

5.5.3 Probanden 82

5.5.4 Verfahren 83

5.5.4.1 Situationseinschätzung 84

5.5.4.2 Bittstrategien 84

5.5.4.3 Antwortstrategien auf Off Record – Bitten 84

5.5.5 Datensammlung 85

5.5.6 Übersetzung der Instrumente 85

5.6 Datenanalyse 86

5.7 Schlussfolgerung 86

KAPITEL 6 - ERGEBNISSE

6.1 Einleitung 86

6.2 Ergebnisse der Situationseinschätzung 87

6.3 Ergebnisse der Bittstrategien 88

6.4 Ergebnisse der Korrelation zwischen der Situationseinschätzung

bezüglich der drei Variablen und der Wahl der Bittstrategie 89

6.5 Ergebnisse der Antwortstrategien auf Off Record – Bitten 89

6.6 Ergebnisse der Korrelation zwischen der Situationseinschätzung

bezüglich der drei Variablen und der Wahl der Antwortstrategie auf

Off Record – Bitten 90

KAPITEL 7 – Diskussion

7.1 Einleitung 90

7.2 Beantwortung der Forschungsfragen und Hypothesen 91

Inhaltsverzeichnis

4

7.2.1 Beantwortung der Forschungsfrage und der Hypothesen

bezüglich der Situationseinschätzung 91

7.2.2 Beantwortung der Forschungsfrage und der Hypothesen

bezüglich der Bittstrategien 93

7.2.3 Beantwortung der Forschungsfrage und der Hypothesen

bezüglich der Korrelation zwischen der Situationseinschätzung

bezüglich der drei Variablen und der Wahl der Bittstrategien 94

7.2.4 Beantwortung der Forschungsfrage und der Hypothesen

bezüglich der Antwortstrategie auf Off record – Bitten 95

7.2.5 Beantwortung der Forschungsfrage und der Hypothesen

bezüglich der Korrelation zwischen der Situationseinschätzung

bezüglich der drei Variablen und der Wahl der Antwortstrategie auf

Off record – Bitten 96

7.3 Schlussfolgerung 97

KAPITEL 8 – Schlussfolgerung

8.1 Einleitung 97

8.2 Vergleich der Ergebnisse mit Ergebnissen aus anderen Studien 98

8.3 Evaluation dieser Studie 99

8.3.1 Teilnehmer der Studie 100

8.3.2 Situationen in dem Fragebogen 100

8.3.3 Wahl der Strategien 100

8.4 Ausblick und Vorschläge für weitere Studien 101

8.5 Abschließende Bemerkungen 102

Literaturverzeichnis 104

Anhang 112

Tabellenverzeichnis

5

Tabellenverzeichnis Tabelle 1 Dyaden von Brown und Levinson und die

Zuteilung der Höflichkeitsstrategien 30

Tabelle 2 Robinsons Ansicht von Kultur 61 Tabelle 3 Durchschnittwerte der Situationseinschätzung

der deutschen Probanden 87 Tabelle 4 Durchschnittswerte der Situationseinschätzung

der amerikanischen Probanden 87 Tabelle 5 Prozentzahlen und Modalwerte der gewählten

Bittstrategien der deutschen Probanden 88 Tabelle 6 Prozentzahlen und Modalwerte der gewählten

Bittstrategien der amerikanischen Probanden 88 Tabelle 7 Prozentzahlen und Modalwerte der gewählten

Antwortstrategien auf eine Off Record – Bitte der deutschen Probanden 89

Tabelle 8 Prozentzahlen und Modalwerte der gewählten

Antwortstrategien auf eine off record – Bitte der amerikanischen Probanden 90

Figurenverzeichnis

6

Figurenverzeichnis Figur 1 Mögliche Strategien für einen FTA 23 Figur 2 Macht 49 Figur 3 Soziale Distanz 50 Figur 4 Belastung 52 Figur 5 Erwiderungen auf Off Record – Bitten 54 Figur 6 Mechanismus von Solicitousness 55 Figur 7 Der Status von Solicitousness in den Höflichkeitsstrategien 57 Figur 8 Interpretation of Solicitousness in the sequence of exchanges 58 Figur 9 Solicitousness und Face 59 Figur 10 Solicitousness und Gesichtsverlust 59 Figur 11 Einflüsse von Kultur auf Verhalten 62 Figur 12 Drei Ebenen der Einzigartigkeit in der mentalen

Programmierung des Menschen 65 Figur 13 Methoden der Datensammlung 74

Abkürzungsverzeichnis

7

Abkürzungsverzeichnis CBXY Congress Bundestag Youth Exchange (amerikanischer Name des PPP’s) CP Cooperative Principle (Kooperationsprinzip) D Social Distance (soziale Distanz) DCT Discourse Completion Test FTA Face-Threatening Act (Gesichtsbedrohende Handlung) H Hearer (Hörer) MCF Multiple-Choice Fragebogen MP Model Person (Modell Person) P Power (Macht) PC Pragmatic Competence (Pragmatische Kompetenz) PPP Parlamentarisches Patenschaftsprogramm R Ranking of imposition S Speaker (Sprecher)

Kapitel 1 - Einleitung

8

KAPITEL 1 - EINLEITUNG

1.1 Einleitung

Die vorliegende Studie ist eine empirische Untersuchung bezüglich der Anwendung von

Höflichkeitsstrategien in Bittsituationen. Ich möchte, angelehnt an die Studie Requests

and Culture von Saeko Fukushima (2000), untersuchen ob es Unterschiede bzw.

Ähnlichkeiten in der Anwendung von Höflichkeitsstrategien zwischen amerikanischen

und deutschen Jugendlichen gibt. Fukushima (2000) hat in ihrer Studie die beiden

Kulturkreise England und Japan bezüglich der Anwendung von Höflichkeitsstrategien

bei Bitten und Antwortstrategien auf off record – Bitten untersucht und miteinander

verglichen. Für die vorliegende Arbeit habe ihre Studie als Vorbild genommen und

meine Studie im Aufbau an ihre angelehnt. Ferner habe ich teilweise ihre Methoden

übernommen, ihre Fragebögen und Forschungsfragen für meine Zwecke und

Kulturkreise umformuliert und an meine Versuchspersonengruppen angepasst. Im

speziellen befasst sich die Studie, basierend auf der Höflichkeitstheorie von Brown und

Levinson (1978, 1987), mit dem Sprechakt Bitte und Antworten auf off record – Bitten.

Im zweiten Kapitel möchte ich die theoretische Position der Studie abstecken. Ich werde

als erstes den linguistischen Zweig der Pragmatik beleuchten, da das Thema Höflichkeit

in der Sprachwissenschaft in diese Unterdisziplin der Linguistik eingeordnet wird.

Außerdem möchte ich zwei verschiedene Ansichten von Höflichkeit betrachten. Zum

einen möchte ich verschiedene nichtwissenschaftliche und zum anderen

wissenschaftliche Höflichkeitsdefinitionen beleuchten. Um eine theoretische Basis für

meine Untersuchung zu finden, werde ich verschiedene Höflichkeitstheorien nach

Fraser’s (1990) vier Ansichten diskutieren. Die einzelnen Theorien werden kritisch

beleuchtet, um so die beste Theorie für meine Studie herausfiltern zu können.

Da ich Höflichkeit im Bezug auf Bitten und Antworten auf off record - Bitten

untersuchen möchte, werde ich in Kapitel 3 den Sprechakt Bitte untersuchen. Hier

sollen verschiedene Bitttypen, deren Resultate, sowie verschiedene

Antwortmöglichkeiten auf Bitten betrachtet werden.

Da davon ausgegangen wird, dass die Anwendung der Höflichkeitstheorien

kulturspezifisch ist, möchte ich im vierten Kapitel kurz beleuchten was Kultur

überhaupt ist und einige Probleme bezüglich des Konzeptes Kultur aufzeigen.

In Kapitel 5 werde ich meine Forschungsfragen sowie meine Hypothesen, angelehnt an

Fukushima (2000), aufstellen. Ferner möchte ich verschiedene Methoden zur

Kapitel 1 - Einleitung

9

Datensammlung vorstellen und erklären warum ich mich für die Methode des Multiple-

Choice-Fragebogens in meiner Studie entschieden habe. Außerdem werde ich

beleuchten wie ich die benötigten Daten gesammelt habe und wer mir als Probanden zur

Verfügung gestanden hat.

KAPITEL 2 - Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien

2.1 Einleitung

In diesem Kapitel soll die theoretische Position der Studie abgesteckt werden. In 2.2

möchte ich als erstes beleuchten was Pragmatik ist, da es die Unterdisziplin der

Sprachwissenschaft ist, die sich mit Höflichkeit beschäftigt. Ferner möchte ich das

Konzept Höflichkeit aus nichtwissenschaftlicher sowie aus wissenschaftlicher Sicht

betrachten. Anschließend werde ich Fraser (1990) folgend die vier Ansichten von

Höflichkeit und die dazugehörigen Höflichkeitstheorien betrachten, wobei ich den

Schwerpunkt auf den Face-Saving View legen werde, da die Höflichkeitstheorie von

Brown und Levinson (1987) den theoretischen Hintergrund für meine Studie stellen

wird.

2. 2 Pragmatik Perhaps the fascination that the study of cross-cultural pragmatics holds for language teachers, researchers, and students of linguistic stems from the serious trouble to which pragmatic failure can lead. No “error” of grammar can make a speaker seem so incompetent, so inappropriate, so foreign as the kind of trouble a learner gets into when he or she doesn’t understand or otherwise disregards a language’s rules of use. (Rintell – Mitchell 1989: 248)

The ‚pragmatic aspect’ means the usefulness – what does a language or bird song do for humans or birds? (Colin Cherry)

Im Bereich der Linguistik ist das Untersuchungsfeld der Pragmatik ein sehr junges

Forschungsgebiet. Erst in den 70ern hat es an Wichtigkeit gewonnen und bis heute ist

sie eine bedeutende Unterdisziplin der Sprachwissenschaft (Leech &Weisser 2003:

137). Das Wort Pragmatik hat seine Wurzeln in dem griechischen Wort pragma was

sich auf Aktivität, Tat, Ding, etwas machen, etwas tun, bezieht (Trosborg 1995: 5). Im

Allgemeinen beschäftigt sich Pragmatik damit, wie Sprache genutzt und was über die

gesprochene Sprache hinaus kommuniziert wird. Wenn man sich anschaut wie

Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien

10

Pragmatik von unterschiedlichen Wissenschaftlern definiert wird, findet man eine

Vielzahl von Definitionen, die sich alle in gewisser Art und Weise ähneln, jedoch nicht

einheitlich sind. Linke, Nussbaumer & Portmann (2001) sehen Pragmatik als

Wissenschaft, die sich mit der Nutzung von Symbolen Sprache beschäftigt (Linke,

Nussbaumer & Portmann 2001: 170). Leech and Weisser (2003) definieren Pragmatik

als “the branch of linguistics which seeks to explain the meaning of linguistic messages

in term of their context of use” (Leech & Weisser 2003: 137) und argumentieren, dass

“it is seen as distinct from semantics, which investigates meaning in a more abstract

way, as part of the language system irrespective of wider context” (Ebd.) Bei Yule

(1998) findet man die Definition der Pragmatik als “the study of the relationships

between linguistic forms and the users of those forms” (Ebd.: 4). Wierzbicka (2003)

identifiziert Pragmatik als “the discipline studying linguistic interaction between I and

you” (Ebd.: 5), während Frawley (2003) schreibt, dass “pragmatics is concerned with (i)

what a speaker who utters a sentence says or asserts over and above what the sentence

says in the context and with (ii) what additional information is conveyed by the

utterance, over and above what the speaker says or asserts by it” (Ebd.: 379). Laut

Levinson (1983) ist Pragmatik “the study of language usage” (Ebd.: 5) während Leech

(1980) Pragmatik folgendermaßen definiert: „Pragmatics is the study of how S

communicates with H, it is concerned with what is in S’s mind, and what s assumes to

be on H’s mind“ (Ebd.: 105). Bis heute scheint es keine eindeutige Definition dieses

Zweiges der Sprachwissenschaft zu geben. Ein Grund dafür ist der große Bereich mit

dem sich die Pragmatik beschäftigt. Ein anderer ist, das sich Pragmatik immer mit dem

Inhalt von Gesprochenem auseinandersetzt. Da der Kontext von Situation zu Situation

verschieden ist, kann dieser nicht präzise definiert werden und demnach auch nicht das

Forschungsgebiet der Pragmatik.

Pragmatik deckt eine Vielzahl von Forschungsinteressen und –bereichen ab. In der

vorliegenden Arbeit beschränkt sich das Forschungsinteresse jedoch auf das Gebiet der

Höflichkeit und den damit zusammenhängenden Theorien und Konzepten.

2.3. Höflichkeit

Im folgenden Kapitel möchte ich, bevor ich verschiedene Höflichkeitstheorien

beleuchte, einige nichtwissenschaftliche (commonsense oder auch folk notion) sowie

Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien

11

wissenschaftliche Definitionen von verschieden Wissenschaftlern des Konzeptes

Höflichkeit betrachten.

2.3.1 Nichtwissenschaftliche Definitionen von Höflichkeit

Politeness is a velvet glove within which to hide one or another kind of iron fist.

(Sell, 1991, zitiert in Watts et al. 1992a: 45)

So besitzt die Höflichkeit eine außerordentliche Variationsbreite: Sie reicht von der Dressur des geleckten Affen bis zur sublimen Aussage-Kunst des Sokratikers, und sie bildet so schließlich den äußerst unzulänglichen Sammelbegriff für völlig heterogene Haltungen und Verhaltensweisen. (Thielicke 1986: 179)

Generell verbinden Menschen mit dem Begriff Höflichkeit gute Manieren, Respekt und

das richtige Sozialverhalten in einer Gesellschaft. Yule (1998) sagt, dass Höflichkeit im

Großen und Ganzen bedeutet, sich taktvoll zu verhalten, großzügig und bescheiden zu

sein, sich anderen gegenüber mitfühlend sowie verständnisvoll zu verhalten (Ebd.: 60).

Kasper (1994) unterstützt diese Ansicht und formuliert ihre commonsense–Definition

daher folgendermaßen: „politeness refers to proper social conduct and tactful

consideration for others“ (Ebd.: 3206). Eelen (2001) merkt an, dass die commonsense–

Definition für Höflichkeit angemessenes Verhalten ist, und er schreibt weiterhin, dass

das nonverbales und nichtsprachwissenschaftliches Verhalten in diese Betrachtung mit

eingezogen werden muss (Ebd.: iv). Beispiele für höfliches Verhalten sind laut Eelen

(Ebd.) jemanden die Tür aufzuhalten oder jemanden zu grüßen. Eelen (Ebd.) gibt auch

Exempel für unhöfliches Verhalten wie zum Beispiel lautes Reden in der Bibliothek

oder einer Kirche, jemanden nicht zu grüßen, oder einen Fremden zu lange anzustarren.

Laut Watts (2003) sind sich die meisten Leute ziemlich sicher was sie meinen, wenn sie

eine Person als höflich einstufen. Dennoch gibt er an, dass wenn man diese Leute nach

einer Höflichkeitsdefinition fragt, man eine Vielzahl von verschiedenen Antworten

bekommt, wie zum Beispiel ‚Er zeigt immer Respekt gegenüber anderen’, oder ‚Sie ist

immer hilfsbereit und entgegenkommend’. Er schreibt außerdem, dass einige Leute

Höflichkeit mit sozialer Korrektheit und angemessenem Verhalten gleichsetzen, andere

sie als Merkmal einer/s kultivierten Frau/Mannes ansehen. Wiederum andere Leute

empfinden eine rücksichtsvolle Person oder jemanden der zurückhaltend ist als höflich.

Einige Menschen verbinden ein negatives Konzept mit Höflichkeit. Sie beschreiben

höfliche Personen als hochnäsig, überheblich oder unaufrichtig. (Ebd: 1) Diese

Auffassung ist verbunden mit der Ansicht das Höflichkeit eine Art äußere Maske ist,

eine unaufrichtige Performance um gute Manieren vorzuspielen (Eelen 2001: 36). In der

Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien

12

von Sifianou (1992) durchgeführten Studie Politeness Phenomena in England and in

Greece wurde Höflichkeit von den englischen Probanden als Rücksichtnahme auf die

Gefühle anderer im Bezug auf die sozialen Normen und Erwartungen definiert. Als

soziale Normen wurden der Gebrauch von please und sorry in angemessenen

Situationen, und der Vorzug von Bitten anstelle von Befehlen sowie gute Manieren

genannt. In derselben Studie erläuterten die griechischen Probanden Höflichkeit,

ähnlich wie die englischen Befragten, als Rücksichtnahme gegenüber anderen.

Allerdings schlossen sie Ausdrücke wie Altruismus, Großzügigkeit, Moralität und

Selbstverleugnung mit in ihre Definition ein. Im Gegensatz zu den Engländern nahmen

die griechischen Informanten in ihre Höflichkeitsdefinition mit auf, dass diese

angeboren ist, und dass sie nichts mit dem sozialen Hintergrund zu tun hat (Ebd.: 88).

Die Mehrheit beider Gruppen sieht Höflichkeit als eine Rücksichtnahme auf andere, wie

zum Beispiel jemanden einen Sitzplatz anzubieten, einer alten oder blinden Person über

die Straße zu helfen, oder jemanden dabei zu helfen, eine schwere Tasche zu tragen.

Über die Hälfte der englischen Testpersonen weisen darauf hin, dass es notwendig ist,

wenn man höflich sein möchte, auf einen formalen Sprachgebrauch zu achten. Dieser

schließt den Gebrauch von please und thank you mit ein, sowie die Vermeidung von

Imperativen und Deklarativen. Anstelle derer sollte man Konditional- und Fragesätze

nutzen, um jemanden um etwas zu bitten. Von den griechischen Informanten wurden

diese sprachlichen Höflichkeitsmarker nicht mit in ihre Definition von Höflichkeit mit

eingeschlossen. Stattdessen erwähnten sie, dass Höflichkeit durch freundliche

Gesichtsausdrücke, wie zum Beispiel ein nettes Lächeln, ein warmer Blick oder gute

Laune, verstärkt werden kann. (Ebd.: 90-91) Ein großer Unterschied zwischen dem

griechischen und dem englischen Höflichkeitskonzept ist erkennbar, wenn man sich die

Definition eines englischen Probanden anschaut, der einen höflichen Menschen

beschreibt. Höflich ist für ihn jemanden, der sehr rücksichtsvoll, nicht überinteressiert,

sondern eher distanziert und kühl ist. Diese Definition gilt in Griechenland als

Beschreibung eines unmenschlichen Individuums. (Ebd.: 92) Wie man anhand der

Studie von Sifianou (1992) erkennen kann, scheint das Konzept Höflichkeit mehr oder

weniger universell zu sein. Jedoch scheinen Mitglieder unterschiedlicher Kulturkreise

die Schwerpunkte des Konzeptes anders zu setzen und nicht in allen Punkten überein zu

stimmen. All diese nichtwissenschaftlichen commonsense-Definitionen fassen Watts et

al. (1992a) unter dem Begriff first-order politeness (Höflichkeit1) zusammen. Sie

definieren Höflichkeit1 als sozial-psychologisches Konzept, das sich auf „the various

Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien

13

ways in which polite behaviour is talked about by members of sociocultural groups“

bezieht (Ebd: 4).

2.3.2 Das Konzept der Höflichkeit aus wissenschaftlicher Sicht

Politeness means learning to accommodate to others within a given social group.

(France 1992: 5)

Im vorangehenden Kapitel wurde das Konzept der Höflichkeit aus Sicht von

Nichtwissenschaftlern betrachtet. Dabei wurde festgestellt, dass es zwar universelle

Gültigkeiten, jedoch trotzdem kulturelle Unterschiede bei der Definition von

Höflichkeit gibt. Hier sollen nun verschiedene Höflichkeitsdefinitionen von

Wissenschaftlern betrachtet werden, die sich mit dem Thema Höflichkeit

auseinandergesetzt haben. Ähnlich wie bei der Definition von Pragmatik, gibt es keine

einheitliche Begriffsbestimmung für Höflichkeit. Wie in Kapitel 2.3.1 bereits gesehen

variieren die commonsense Erläuterungen, und auch bei den wissenschaftlichen

Auseinandersetzungen mit dem Konzept Höflichkeit gibt es keine klare Definition

(Thomas 1995: 149). Watts et al. (1992a) beobachten, dass (…) one of the oddest things about politeness research is that the term “politeness“ itself is either not explicitly defined at all or else taken to be a consequence of rational social goals such as maximising the benefit to self and other, minimising the face-threatening nature of a social act, displaying adequate proficiency in the accepted standards of social etiquette, avoiding conflict, making sure that the social interaction runs smoothly, etc.

(Ebd.: 3)

Watts et al. (1992a) weisen weiterhin darauf hin, dass es von großer Wichtigkeit ist die

commonsense-Definitionen klar von den wissenschaftlichen zu trennen. Sie sprechen

daher von second-order politeness (von nun an Höflichkeit2), wenn Höflichkeit als

sprachwissenschaftliches Konzept gemeint ist. Höflichkeit2 definieren sie als “a more

technical notion which can only have a value within an overall theory of social

interaction” (Ebd.: 4). Die Autoren bemängeln, dass in vielen wissenschaftlichen

Untersuchungen Höflichkeit1 und Höflichkeit2 nicht deutlich voneinander abgetrennt

werden (Eelen 2001: 30). Eelen (2001) weist darauf hin, dass diese Unterscheidung

wichtiger ist, als sie vielleicht auf den ersten Blick erscheint. By distinguishing between speakers’ assessment of their own linguistic behaviour – the speaker’s perspective – and the scientists’ assessment of that behaviour – the scientific perspective – it touches on methodological and epistemological issues regarding the study of linguistic behaviour which are seldom, if ever, thoroughly discussed in politeness research. It foregrounds the relationship between what people actually (say they) do and the various ways of theoretically capturing that behaviour – between practice and the science of linguistic behaviour. In this sense it provides a direct pathway into the often hazy depths of sociolinguistic theorizing about language and social reality (…).

Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien

14

(Ebd.: 30)

Diese unglückliche Situation kann laut Watts et al. vermieden werden, wenn „(…) the

theoretical second order concept is clearly defined and given some other name” (Watts

et al. 1992a: 4). Bisher wurde diese Unterscheidung nur von wenigen Wissenschaftlern

vorgenommen, zum Beispiel unter dem Label ‚politic behaviour’ (Watts 1989c, 1992),

‚emotive communication’ (Arndt & Janney 1985a) und tact’ (Janney & Arndt 1992;

Leech 1983). Trotz dieser Einwände, sollen hier nun einige Definitionen von

verschiedenen Wissenschaftlern dargestellt werden, die nicht ausdrücklich auf die

Unterscheidung von Höflichkeit1 und Höflichkeit2 bestehen. Kasper (1994) erläutert,

dass ‘politeness’ as a technical tern in linguistic pragmatics refers to a broader, substantially more democratic concept. Since the object of pragmatic injury is linguistic action, ‘politeness’ as a pragmatic notion refers to ways in which linguistic action is carried out – more specifically, ways in which the relational function in linguistic action is expressed. (Ebd.: 3206)

Lakoff (1990) definiert Höflichkeit als „a system of interpersonal relations designed to

facilitate interaction by minimizing the potential for conflict and confrontation inherent

in all human interchange” (Ebd.: 34). Außerdem sagt sie, dass „politeness is developed

by societies in order to reduce friction in personal interaction” (Lakoff 1975: 64).

Brown und Levinson, deren Namen schon fast zu einem Synonym für die Untersuchung

von Höflichkeit geworden sind, oder wie Kerbrat-Orecchioni (1997) sagt „it is

impossible to talk about [politeness] without referring to Brown & Levinson’s theory“

(Ebd.: 11), verstehen Höflichkeit ähnlich wie Lakoff als eine Vermeidung von

Konflikten. Sie sehen Höflichkeit im Wesentlichen als komplexes System um face-

threatening acts1 zu vermeiden bzw. abzuschwächen (Brown &Levinson 1978). Leech

(1980) vermeidet den Begriff Höflichkeit und nutz in seiner Definition das Wort Takt.

Diesen definiert er als eine Strategie für die Vermeidung von Konflikten. welche daran

gemessen werden kann, wie sehr man sich anstrengt, um eine Konfliktsituation zu

vermeiden (Ebd.: 19). Eine positivere Definition für Höflichkeit findet man bei Hill et

al. (1986). Sie sagen „politeness is one of the constraints on human interaction, whose

purpose is to consider others’ feelings, establish levels of mutual comfort, and promote

rapport“ (Ebd.: 349). Im Gegensatz zu den vorherigen Definitionen sehen Hill et al.

(1986) das Konzept Höflichkeit nicht nur als Vermeidung von Spannungen und

Konflikten, sondern auch als Verstärker für Harmonie und Einklang im

1 Face-threatening acts werden in Kapitel 2.4.4 näher betrachtet und erläutert.

Formatiert: Hervorheben

Formatiert: Hervorheben

Kommentar: Seitenzahl!!!

Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien

15

Zusammenleben. (Sifianou 1992: 83) Auch Ide (1989) definiert Höflichkeit aus

positiver Sicht, nämlich als „language usage associated with smooth communication“

(Ebd.: 225), die durch die zielgerichtete Nutzung von Strategien und durch den Normen

entsprechende Ausdrücke erlangt werden kann (Sifianou 1992: 83). Fraser und Nolan

(1981) weisen darauf hin, dass “politeness is a property associated with voluntary

action“ (Ebd.: 96). Sifianou (1992) merkt an, das die meisten Menschen nicht aus

Altruismus rücksichtsvoll handeln, sondern weil sie so ein positives Feedback von

ihrem Gesprächspartner bekommen. Darüber hinaus werden auch sie von ihrem

Gegenüber rücksichtsvoll behandelt. So werden also zwei Bedürfnisse gleichzeitig

befriedigt. (Ebd.: 83) Das heißt jedoch nicht, dass sie sich so verhalten, weil sie

irgendwelche Hintergedanken haben, oder dass sie eine Belohnung für ihr Verhalten

erwarten. Es bedeutet einfach, dass die meisten Menschen den Fakt verinnerlicht haben,

dass man, um in einer harmonischen Gesellschaft zu leben, geben und nehmen muss,

um das notwendige Gleichgewicht Beziehungen aufrecht zu erhalten. (Ebd.) Hudson

(1980) geht davon aus, dass most people want to present to the world an image of considerateness, because this is most likely to make them popular (…) we usually try to avoid exposing other people’s weaknesses, or raising heated controversy, unless we are sure that it will not affect the attitude of others toward us or we are indifferent to their opinion

(Ebd.: 115)

Die meisten Wissenschaftler beschäftigen sich allein mit dem Konzept Höflichkeit,

während das Konzept der Unhöflichkeit zumeist nicht betrachtet wird. Spencer-Oatey

(2000) begründet das damit, dass viele Wissenschaftler eine Ansicht von Konversation

haben, die den Schwerpunkt auf “the harmonious aspect of social relations, because of

an emphasis on conversational contracts and the implicit establishment of balance

between interlocutors” (Ebd.: 3) legt. Manchmal attackieren Menschen ihren

Gesprächspartner eher, als dass sie ihn unterstützen. Dieser Aspekt sollte laut Spencer-

Oatey (2005) mit in die Definition des Konzeptes Höflichkeit aufgenommen werden.

Sie definiert deswegen das Konzept (Un)Höflichkeit folgendermaßen: I take (im)politeness to be the subjective judgements that people make about the social appropriateness of verbal and non-verbal behaviour. In other words, it is not behaviour per se that is polite, (…), or impolite; rather (im)politeness is an evaluative label that people attach to behaviour, as a result of their subjective judgements about social appropriateness. I take (im)politeness to be umbrella term that covers all kinds of evaluative meanings (e. g., warm, friendly, considerate, respectful, deferential, insolent, aggressive, rude). These meanings can have positive, negative or neutral connotations, and the judgements can impact upon people’s perceptions of their social relations and the rapport or (dis)harmony that exists between them

(Ebd.: 97)

Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien

16

Einige Wissenschaftler (z.B. Fraser und Nolan 1981, Holmes 1995, Watts 2003 und

Locher 2004) merken an, dass Höflichkeit nur im Kontextzusammenhang gesehen

werden kann. Keine sprachwissenschaftliche Struktur kann im Wesentlichen als höflich

oder unhöflich identifiziert werden. Laut Watts (2003) kann und sollte man nicht

versuchen vorherzusagen, wann und in welcher Form sprachwissenschaftliche

Höflichkeit ausgedrückt wird (Ebd.: 160). Watts et al. (1992a) merken an, dass

Höflichkeit ein dynamisches Konzept ist, das sich jederzeit verändern und anpassen

kann. „It is not a social anthropological given which can simply be applied to the

analysis of social interaction, but actually arises out of that interaction“ (Ebd.: 11). Eine

sehr generelle Definition findet man bei Sifianou (1992). Sie sieht Höflichkeit als „the

set of social values which instructs interactants to consider each other by satisfying

shared expectations“ (Ebd.: 86). Als Grundlage für diese Arbeit möchte ich mich jedoch

der Höflichkeitsdefinition von Fukushima (2000) anschließen, die folgendermaßen

formuliert wurde: I take politeness to refer to the use of communication strategies intended to maintain mutual face and to achieve smooth communication, taking in to account human relationships. The promoting and maintaining of politeness calls for displays of appropriate behaviour. What is considered to be appropriate varies from situation to situation and culture to culture, while personal values and tastes may also influence judgements of appropriateness. (Ebd.: 27)

2.4 Vier Ansichten von Höflichkeit

Nachdem nun sowohl ein Überblick über nichtwissenschaftliche als auch

wissenschaftliche Definitionen von Höflichkeit gegeben wurde, sollen in diesem

Kapitel verschiedene wissenschaftliche Konzepte und Ansichten von Höflichkeit

betrachtet werden. Fraser (1990) rezensiert vier gebräuchliche Auffassungen von

Höflichkeit: (1) Den Social-Norm View; (2) den Conversational-Maxim View; (3) den

Conversational-Contract View; und (4) den Face-Saving View. Diese vier Ansichten

sollen hier wiedergegeben werden, um einen Überblick über die Höflichkeitstheorien zu

bekommen. Besonderer Schwerpunkt wir auf die hier vierte Auffassung den face-saving

view gelegt, da das Konzept von Brown und Levinson Hintergrund für den empirischen

Teil dieser Arbeit ist.

Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien

17

2.4.1 The Social-Norm View

This normative view considers politeness to be associated with speech style, whereby a higher degree of formality implies greater politeness.

(Fraser 1990: 221)

Laut Fraser (1990) ist die erste Annäherung an Höflichkeit, die des social-norm view.

Diese Ansicht geht davon aus, dass jede Gesellschaft einen bestimmten Satz an sozialen

Normen hat, die mehr oder weniger explizite Regeln beinhalten. Und zwar im Bezug

auf ein bestimmtes Verhalten, bestimmte Angelegenheiten und Gedankenwege. Eine

positive Evaluation (Höflichkeit) tritt auf, wenn das Verhalten mit den Normen

kongruent ist und eine negative Evaluation (Unhöflichkeit) wenn das Verhalten nicht

mit den Normen übereinstimmt. (Ebd.: 220) Diese Ansicht entspricht Watts et al.’s

(1992a) Konzept der Höflichkeit1 und den commonsense-Definitionen, die in Kapitel

2.3.1 ausführlich erläutert worden sind. Fraser (1990) merkt an, dass „the social-norm

approach has few adherents among current researchers” (Ebd.: 221). Für die

vorliegende Studie ist diese Ansicht daher als theoretische Grundlage uninteressant.

2.4.2 The Conversational-Maxim View

Diese Ansicht von Höflichkeit geht prinzipiell auf die Arbeit von Grice (1975) und

dessen Gründung des Cooperative Principle (CP) zurück. Als weitere Wissenschaftler,

die in diese Ansicht einzuordnen sind, sind Lakoff (1973) und Leech (1983) zu nennen.

Sie haben Grice’s CP übernommen, bearbeitet und weiterentwickelt. Aus Platzgründen

soll hier nur das CP von Grice erläutert werden, da die Höflichkeitstheorie von Brown

und Levinson (1987) auf dem CP aufbaut. Die Weiterentwicklungen von Lakoff und

Leech sind irrelevant für diese Studie und werden deshalb nicht weiter erwähnt.

2.4.2.1 Kooperationsprinzip - Grice

Das Kooperationsprinzip von Grice (1975) besteht aus einem limitierten Set von

Unterhaltungsgrundsätzen, an die sich alle Beteiligten einer Unterhaltung halten sollten.

Das CP basiert auf den folgenden Annahmen: Our talk exchanges do not normally consist of a succession of disconnected remarks, and would not be rational if they did. They are characteristically, to some degree at least, cooperative efforts; and each participant recognizes in them, to some extent, a common purpose or set of purposes, or at least a mutually accepted direction.

(Ebd: 45)

Aufgrund dieser Annahmen formuliert Grice das CP folgendermaßen:

Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien

18

Make your conversational contribution such as required, at the stage at which it occurs, by the accepted purpose or direction of the talk exchange in which you are engaged. (Ebd.)

Das CP besteht aus den vier Grundsätzen Quantität (Quantity), Qualität (Quality),

Beziehung (Relation) und Auftreten (Manner), die jeweils Untermaxime enthalten und

von Grice (1975) wie folgt dargelegt werden: 1. Quantity (1) Make your contribution as informative as required (for the purpose of the exchange). (2) Do not make your contribution more informative than is required. 2. Quality (1) Do not say what you believe to be false. (2) Do not say that for which you lack adequate evidence. 3. Relation Be relevant. 4. Manner (1) Avoid obscurity of expression. (2) Avoid ambiguity. (3) Be brief (avoid unnecessary prolixity). (4) Be orderly. (Ebd.: 45-46) Die Maxime 1-3 beziehen sich darauf, was ausgesagt wird, während das letzte Maxim

sich darauf bezieht, wie etwas gesagt wird. Alle Grundsätze sollten in allen

Interaktionen angewendet werden, egal um welches Thema es sich handelt, mit wem

man spricht, oder um welchen Sprechakt es sich handelt. (Sifianou 1992: 15)

Grice (1989) gibt zu, dass (…) some refinement in our apparatus is called for. First, it is only certain aspects of our conversational practice which are candidates for evaluation, namely those which are crucial to its rationality (…) it is the rationality of irrationality of conversational conduct which I have been concerned to track down rather than any more general characterization of conversational adequacy. (Ebd.: 369)

Er merkt weiterhin an, das es einige Einschränkungen im Bezug auf seine Maxime gibt,

da der praktische Sprachgebrauch nicht auf den maximalen effektiven Austausch von

Kommunikation hinzielt. (Fukushima 2000: 30) Sifianou (1992) unterstützt diesen

Aspekt, indem sie als Beispiel Dank und Entschuldigung anführt: Thanks and apologies, (…), may be perfunctory or sincere, but they are usually effective because they fulfil social expectations rather than any conditions relative to truthfulness or brevity. In our daily interactions, purely informative speech is an exception rather than the rule.

(Ebd.: 16)

Weiterhin wird Grice’s Annahme im Bezug auf die Universalität seiner Maxime

kritisiert. Seine Implikationen der Universalität führt er auf die Vermutung zurück, dass

alle vier Maxime aus rationalen Verhalten, verbal und nonverbal, stammen. Er merkt an,

dass Beachtungen des CP und dessen Untermaxime zu vernünftigem und rationalem

Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien

19

Verhalten führen. Jedoch gibt er keine Erklärung, wie die beiden Begriffe interpretiert

werden sollen. (Ebd.: 17) Ferner gibt er keine Auskünfte darüber von welcher

Gesellschaft er spricht, wenn er sagt „It is just a well-recognized empirical fact that

people DO behave in these ways“ (Grice 1975: 48). Hymes (1986) wendet im Bezug

auf die von Grice beanspruchte Universalität der vier Maxime ein: It can be reasonable assumed that any community will have some orientation to the dimension of quality (truthfulness), of quantity (informativeness), of relevance, of manner (clarity). What the orientation will be, and how complexly articulated in relation to kinds of person and context, would be an empirical question.

(Ebd.: 73)

Weitere Kritikpunkte sind zum Beispiel der irreführende Begriff „cooperation“, da

Dinge, die heutzutage als höchst unkooperativ gelten, wie zum Beispiel „arguing, lying,

hurling abuse“ (Fukushima 2000: 31), trotzdem mit den Griceschen Grundsätzen

übereinstimmen. Sarangi und Slembrouck (1992) unterstützen diese Ansicht und

bemängeln die Existenz der Verwirrung zwischen den Begriffen „conversation“ und

„cooperation“ (Ebd.: 119). Auf die genannten und nicht genannten Kritikpunkte soll

hier jedoch nicht weiter eingegangen werden, da es in der vorliegenden Arbeit nicht um

eine kritische Auseinandersetzung mit den Maximen von Grice geht. Abschließend soll

aber noch hinzugefügt werden, dass trotz der vielen Beanstandungen „no one else, in

the view of this writer, has yet come up with anything better to replace it“ (Thomas

1994: 762). Ähnlich argumentiert Sifianou (1992), wenn sie schreibt: It is important, (…), not to underestimate the significance of Grice’s work, one major asset of which is the flexibility to describe the violation and not just the observance of the postulates. None of the scholars who have criticized various aspects of his view fails to acknowledge his significant contribution to the study of conversation and utterance interpretation. (Ebd.: 19)

Auch Brown und Levinson, die ihre Höflichkeitstheorie auf den Griceschen Maximen

aufgebaut haben, weisen auf die Wichtigkeit der Grundsätze hin, [which] are not merely statements of regular patterns in behaviour; they are background presumptions, which by virtue of that special status are robust to apparent counterevidence. (Brown & Levinson 1987: 5)

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Arbeit von Grice, auch wenn sie Ziel von

zahlreicher Kritik geworden ist, sowohl eine Basis für den conversational-maxim view

ist als auch Grundlage für die Höflichkeitstheorie von Brown und Levinson.

Da der Conversational-Maxim-View unter anderem bezüglich der Anwendung auf den

tatsächlichen Sprachgebrauch kritisiert wird, sind die Theorien der drei genannten

Wissenschaftler nicht als theoretische Basis für diese Studie angemessen, da es sich hier

um eine empirische Studie handelt.

Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien

20

2.4.3 The Conversational-Contract View

Acting politely (…) is virtually the same as using language appropriately.

(Kasper 1994: 3207)

Die dritte Ansicht des Höflichkeitkonzeptes ist der Conversational – Contract View von

Fraser (1975, 1990) sowie Fraser und Nolan (1981). Diese Höflichkeitstheorie

unterscheidet sich von den vorangehenden Theorien darin, dass Höflichkeit nicht als

eine zusätzliche Interaktion angesehen wird, sondern als integraler Teil. (Barron 2003:

20) Fraser (1990) geht davon aus, dass: we can begin the recognition that upon entering into a given conversation, each party brings an understanding of some initial set of rights and obligations that will determine, at least for the preliminary states, what the participants can expect from the other(s). During the course of time, or because of a change in the context, there is always the possibility for a renegotiation of the conversational contract; the two parties may readjust what rights and what obligations they hold towards each other.

(Ebd.: 232)

Das heißt also, dass dieser interpersonelle ‘Vertrag’ zwischen zwei oder mehreren

Gesprächspartner nicht statisch ist, sondern, das dieser im Laufe der Zeit oder auch

durch einen Kontextwechsel verändert werden kann. (Eelen 2001: 13) Die Rechte und

Verpflichtungen eines jeden Partizipanten – im Bezug auf den Vertrag – sind auf

verschiedenen Dimensionen etabliert: der konventionellen, der institutionellen, der

situativen und der historischen. Die konventionelle Dimension ist von genereller Natur.

Normalerweise bezieht sie sich auf alle Art von Interaktion. Sie wird zum Beispiel

durch Regeln veranschaulicht, die sich auf die Lautstärke des Gespräches beziehen,

oder die den Sprecherwechsel bestimmen. Die institutionelle Dimension betrifft Rechte

und Pflichten die durch soziale Institutionen aufgebürdet werden, wie zum Beispiel das

Recht vor Gericht zu sprechen, oder das Schweigen in einer Kirche. Faktoren wie die

gegenseitige Einschätzung der Rollenverteilung, das Machtverhältnis von Hörer und

Sprecher sind Inhalte der situativen Dimension. Ein Beispiel hierfür ist, das ein Kind

einem Erwachsenen nicht sagen kann, was er zu tun hat. Die historische Dimension

bezieht sich auf vorangegangene Interaktionen zwischen Hörer und Sprecher. (Ebd.: 14)

Wie die vier Dimensionen erkennen lassen, können Rechte und Verpflichtungen sich

über eine Zeitperiode verändern. Des Weiteren können Neuverhandlungen der Rechte

und Verpflichtungen notwendig sein. (Fukushima 2000: 47) Thomas (1995) kritisiert

die Ansicht eines Konversationsvertrages und sagt: „Fraser’s model of politeness is very

sketchy compared with that of Brown and Levinson and it is difficult to judge how it

might operate in practice” (Ebd.: 177). Aus diesem Grund wird diese Ansicht nicht als

theoretische Grundlage für diese Studie verwendet.

Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien

21

2.4.4 The Face-Saving View

To study face-saving is to study the traffic rules of a social interaction.

(Goffman 1972: 323)

Die Höflichkeitstheorie von Brown und Levinson (1978, 1987) ist bis dato die

bekannteste und einflussreichste aller Höflichkeitstheorien (Barron 2003:14). Sie basiert

auf dem Griceschen CP und dem Konzept face von Goffman (1955). Brown und

Levinson (1987) präsentieren eine umfassende Höflichkeitstheorie, in der

sprachwissenschaftliche Mittel Erkenntnis über spezielle Höflichkeitsstrategien geben

(Sifianou 1992: 31).

In ihrer Theorie postulieren Brown und Levinson (1987) eine Modellperson (MP), die

mit den Eigenschaften Rationalität und face ausgestattet ist. All our Model Person (MP) consists in is a wilful fluent speaker of a natural language, further endowed with two special properties – rationality and face. By ‘rationality’ we mean something very specific – the availability to our MP of a precisely definable mode of reasoning from ends to the means that will achieve those ends. By ‘face’ we mean something quite specific again: our MP is endowed with two particular wants – roughly, the want to be unimpeded and the want to be approved of in certain respects. (Ebd.: 58)

Rationalität wird weiterhin definiert als “the application of a specific mode of reasoning

(…) which guarantees inferences from ends or goals to means that will satisfy those

ends” (Ebd.: 64). Ihr Verständnis von face leiten sie von Goffman’s Konzept face ab,

das er definiert als „the positive social value a person effectively claims for himself by

the line others assume he has taken during a particular contact. Face is an image of self

delineated in terms of approved social attributes” (Goffman 1967: 7). Goffmann (1967)

sieht face jedoch nicht “as a private or an internalized property lodged in or on an

individual’s body, but as an image located in the flow of events, supported by other

people’s judgements, and endorsed by impersonal agencies in the situation” (Fukushima

2000: 37). Das bedeutet also, dass face ein öffentliches Image ist, das sich jedes

Individuum von der Gesellschaft nur ausleiht. Als weitere Quelle für Brown und

Levinson’s Verständnis von face dient das Englische Volksverständnis des Konzeptes

face. Dieses Verständnis wird verbunden mit Begriffen wie „being embarrassed or

humilated, or losing face“ (Fukushima 2000: 37). Mao (1994) weist darauf hin, dass

diese Vorstellungen auf das chinesische Konzept face zurückgehen (Ebd.: 454). Auch

Thomas (1995) merkt an, dass der Begriff face, im Sinne von Reputation und gutem

Ruf, im Englischen erstmals 1876 als Übersetzung des chinesischen Ausdrucks diu lian

in dem Satz „arrangements by which China has lost face“, gebraucht wurde (Ebd.: 168).

Brown und Levinson (1987) definieren face als „the public self-image that every

Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien

22

member wants to claim for himself,“ und merken an „face is something that is

emotionally invested and that it can be lost, maintained, or enhanced, and must be

constantly attended to in interaction“ (Ebd.: 61). Von Brown und Levinson (1987) wird

das Konzept face in positive und negative face aufgeteilt. Das positive face entspricht

dabei allerdings nicht dem guten oder noblen Gesicht einer Person und das negative

face entspricht auch nicht dem schlechten oder bösen Gesicht. Vielmehr stimmt das

positive face einer Person mit dem Bedürfnis überein von anderen akzeptiert und

gemocht, von ihnen als Mitglied derselben Gruppe behandelt zu werden, und zu wissen,

dass die eigenen Bedürfnisse von anderen geteilt werden (Yule 1998: 62). Im Gegensatz

dazu ist das negative face einer Person das Bedürfnis nach Unabhängigkeit,

Aktionsfreiheit und keine Dinge von anderen auferlegt zu bekommen (Ebd.: 61). Brown

und Levinson (1987) definieren das positive face als „the desire (…) to be approved of

[by others]“ und das negative face als „the desire to be impeded in one’s actions“ (Ebd.:

13). Sie gehen davon aus, dass sowohl das positive als auch das negative face universal

sind: “the mutual knowledge of members’ public self-image of face, and the social

necessity to orient oneself to it in interaction, are universal” (Ebd.: 62). Dabei merken

sie aber auch an, dass der Inhalt beider Konzepte kulturspezifisch ist. On the one hand this concept is subject to cultural specifications of many sorts - what kind of acts threaten face, what sort of persons have special right to face-protection, and what kind of personal style (in terms o things like graciousness ease of social relations, etc.) are especially appreciated. On the other hand notions of face naturally link up to some of the most fundamental cultural ideas about the nature of the social persona, honour and virtue, shame and redemption and thus to religious concepts (…).

(Ebd.)

Arndt und Janney (1985) unterstützen den Universalitätsanspruch von face. „The desire

to maintain face, and the fear of losing it, are interpersonal universals transcending all

sociocultural, ethnic, sexual, educational, economic, geographical and historical

boundaries“ (Arndt & Janney 1985: 293). Der Anspruch auf Universalität wird von

anderen Wissenschaftlern angefochten. Auf Kritikpunkte bezüglich der

Höflichkeitstheorie von Brown und Levinson (1987) wird in Kapitel 3.1.4.3 näher

eingegangen.

Brown und Levinson’s Schlüsselkonzept im Bezug auf face sind Face-Threatening Acts

(FTA). Diese definieren sie folgendermaßen: „certain kinds of acts intrinsically threaten

face, namely those acts that by their nature run contrary to the face wants of the

addressee and/or of the speaker“ (Ebd: 65). Handlungen, die den Empfänger in seiner

Bewegungsunabhängigkeit und Handlungsfreiheit einschränken bedrohen das negative

face. Beispiele hierfür sind Befehle, Vorschläge oder Ratschläge. Aber auch

Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien

23

Danksagungen, deren Annahme, oder Angebote drohen dem negativen face des

Sprechers „in that they accept a debt and humble their own face“ (Sifianou 1992: 33).

Das positive face wird durch Handlungen bedroht, die scheinbar die eigenen

Bedürfnisse und Wünsche missbilligen, wie zum Beispiel Meinungsverschiedenheiten.

Entschuldigungen und die Annahme von Komplimenten drohen dem positiven face des

Sprechers, da er eventuell das Gefühl bekommt sich revanchieren zu müssen (Ebd.).

Um solche FTA’s zu vermeiden oder zu minimieren wählen die Interaktanten aus einem

Sortiment von Strategien. Brown und Levinson (1987) identifizieren fünf mögliche

Strategien um ein FTA zu begehen beziehungsweise ihn zu vermeiden.

Figur 1. Mögliche Strategien für einen FTA (Brown & Levinson 1987: 69)

Die Anwendung der einzelnen Höflichkeitsstrategien ist, laut Brown und Levinson

(1987), davon abhängig in welchem Maße die Gefahr eines Gesichtsverlusts droht. Der

Risikofaktor steigt je weiter man in der Skala der Strategien 1 – 5 nach oben rückt. Das

heißt, je größer die Gefahr des Gesichtsverlustes, desto höflicher ist die angewendete

Strategie. (Sifianou 1992:33 – 34).

Wie Figur 1 zeigt, kann man einen FTA entweder on record oder off record begehen.

Der Unterschied liegt darin wie direkt oder indirekt eine Nachricht kommuniziert wird.

On record kommunizierte Nachrichten sind im Gegensatz zu off record Nachrichten

immer sehr direkt. Wie Figur 1 ferner erkennen lässt subkategorisieren Brown und

Levinson (1987) on record in:

1. without redressive action, baldly; und

2. with redressive action

Brown und Levinson’s erste Strategie bald on record (do the FTA without redressive

action, baldly) ist die direkteste. „Doing an act baldly, without redress, involves doing it

in the most direct, clear, unambiguous and concise way possible” (Brown &Levinson

1987: 69). Etwas on record ohne wiedergutmachende Handlungen zu kommunizieren

Do the FTA

5. Don’t do the FTA

on record

4. off record

1. without redressive action, baldly

with redressive action

2. positive politeness

3. negative politeness

Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien

24

folgt dem Griceschen CP. Die bald on record Strategie wird laut Brown und Levinson

(1987) unter folgenden Umständen angewendet (a) S and H both tacitly agree that the relevance of face demands may be suspended in the interests of urgency or efficiency; (b) where the danger to H’s face is very small, as in offers, requests, suggestions that are clearly in H’s interest and do not require great sacrifices of S (e.g., ‘Come in’ or ‘Sit down’); and (c) where S is vastly superior in power to H, or can enlist audience support to destroy H’s face without losing his own.

(Ebd.: 69)

Laut Thomas (1995) wird die bald on record Strategie genutzt • when there is a demand for speaking with maximum effect (e.g. in emergencies); • when the overall ‘weightiness’ of the FTA is very small (e.g. when making a trivial request

of someone you know well and who has no power over you); • when the FTA is perceived as being in the H’s interest; • when the power differential is great (the powerful participant will often employ no

indirectness at all); and • when the speaker has deliberately chosen to be maximally offensive.

(Ebd.: 170-171)

In Fällen in denen die bald on record Strategie angewendet wird, sind

wiedergutmachende Handlungen nicht nötig, da es sich meist um Interaktanten handelt,

die mit einander vertraut sind, oder weil die Effektivität der Nachricht im Vordergrund

steht und wichtiger sind als ein eventueller Gesichtsverlust. Die on record Strategie

wird meistens durch einen Imperativ ausgedrückt und kann durch den Gebrauch von

Bitten abgeschwächt werden. Wenn beispielsweise Jenny und Peter in ihrer Küche

sitzen, in der ein Fenster geöffnet ist und Jenny ist kalt, könnte sie bald on record zu

Peter sagen: ‚(Bitte) mach das Fenster zu!’. (…) sometimes bald-on-record events can actually be oriented to saving the hearer’s face. In ‘Have another biscuit’ or ‘Marry me’ the risk that the hearer may not wish to be imposed upon is small, and the face threatening act is quite pleasant. The directness also makes the hearer less reluctant to threaten the speaker’s face by impinging through accepting: they are unlikely to say ‘No, I can’t possibly deprive you of another biscuit’ or ‘No, I really shouldn’t occupy your life like that’.”

(Cutting, 2002: 46)

Die zweite Subkategorie with redressive action attempts to counteract the potential face damage of the FTA by doing it in such a way, or with such modifications or additions, that indicate clearly that no such face threat is intended or desired, and that S in general recognizes H’s face wants and himself wants them to be achieved.

(Brown & Levinson 1987: 69-70)

Redressive action ist aufgesplittet in die zweite und dritte Strategie

2. positive Höflichkeit; und

3. negative Höflichkeit.

“Positive politeness is orientated toward the positive face of H, the positive self-image

that he claims for himself” (Ebd.: 70). Sie wird meistens ausgedrückt indem das

Gewicht auf Gemeinsamkeiten von S und H gelegt wird. Außerdem spielen Slang,

Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien

25

Spitznamen, Hintergrundwissen des Hörers und Dialekt eine große Rolle. Der

potentielle FTA wird durch die zweite Strategie minimiert, indem S durch seine

Aussage klar macht, dass S generell mit den Bedürfnissen von H übereinstimmt.

Allgemein kann gesagt werden, dass die positive Höflichkeitsstrategie auf Annäherung

basiert. Wenn Jenny also möchte, dass Peter das Fenster in der Küche schließt, könnte

sie der positiven Höflichkeitsstrategie folgend, sagen: ‚Peter, ich weiß, dass du frische

Luft liebst, und das tue ich ja auch, aber es ist sehr kalt in der Küche. Wollen wir nicht

das Fenster schließen?’

Die negative Höflichkeitsstrategie basiert auf Vermeidung. „Negative politeness (…) is

orientated mainly toward partially satisfying (redressing) H’s negative face, his basic

want to maintain claims of territory and self-determination” (Ebd.). S versucht Distanz

zwischen beiden Interaktanten zu halten und versucht nicht in das Territorium des

anderen einzudringen. Mit den Mitteln der dritten Strategie versucht S zu betonen, dass

er weiß, dass H zum Beispiel keine Zeit hat. Oder er formuliert eine eventuelle Frage so,

dass H diese ohne weitere Probleme verneinen oder leugnen kann. Andere Stilmittel für

diese Strategie sind zum Beispiel Entschuldigungen und unschlüssige Aussagen. Im Fall

von Jenny könnte ihre Bitte an Peter in negativer Höflichkeit folgendermaßen lauten:

‚Entschuldige Peter, würde es dir etwas ausmachen das Fenster zu schließen? Natürlich

nur, wenn dir nicht zu warm in der Küche ist.’

Die vierte Höflichkeitsstrategie von Brown und Levinson (1987) ist off record. „[If]

there is more than one unambiguously attributable intention so that the actor cannot be

held to have committed himself to one particular intent” (Ebd.: 69). In diesem Falle

wird off record kommuniziert. Das bedeutet also, dass eine Nachricht zweideutig

formuliert wird und die Interpretation dem Empfänger überlassen wird, da es ein hohes

Risiko für einen eigenen Gesichtsverlust gibt. Linguistic realizations of off record strategies include metaphor and irony, rhetorical questions, understatement, tautologies, all kinds of hints as to what a speaker wants or means to communicate, without doing so directly, so that the meaning is to some degree negotiable.

(Ebd.)

Die off record Strategie nutzend könnte Jenny ihre Arme um ihren Oberkörper

schlingen und sagen: ‘Brrr, ist das kalt hier drin.’ Da sie Peter nicht direkt anspricht,

kann dieser entweder so tun, als hätte er Jenny nicht gehört, oder er kann auf ihre off

record kommunizierte Nachricht reagieren und das Fester zumachen. In den Worten

von Brown und Levinson heißt das: (…) the actor leaves himself an ‘out’ by providing himself with a number of defensible interpretations; he cannot be held to have committed himself to just one particular interpretations

Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien

26

of his act. Thus, if a speaker wants to do an FTA, but wants to avoid the responsibility for doing it, he can do it off record and leave it up to the addressee to decide how to interpret it.

(Ebd.: 211)

Sie erklären weiterhin, dass Such off-record utterances are essentially indirect uses of language: to construct an off-record utterance one says something either more general (contains less information in the sense that it rules out fewer possible states of affairs) or actually different from what one means (intends to be understood). In either case, H must make some inference to recover what was in fact untended. (Ebd.)

Brown und Levinson (1987) gehen davon aus, dass es im Wesentlichen ein Zwei-

Phasen Prozess ist, um die beabsichtigte Bedeutung der off record Strategie zu erfassen: (i) A trigger serves notice to the addressee that some inference must be made. (ii) Some mode of inference derives what is meant (intended) from what is actually said, this

last providing a sufficient clue for the inference. (Ebd.)

In Verbindung zu Grice merken sie an, dass ein möglicher Kandidat für den Auslöser

die Verletzung der Griceschen Maxime sein kann. Das heißt also, dass die Strategien

der off record Strategien auf der Verletzung der Griceschen Maxime basieren. So wird

beispielsweise das Relevanz Maxim verletzt, wenn man, wie Jenny in dem oben

genannten Beispiel, statt einer deutlichen Aussage nur eine Andeutung macht.

Die fünfte und letzte Höflichkeitsstrategie von Brown und Levinson (1987) ist es keinen

FTA zu begehen (Don’t do the FTA). Das heißt, man sagt nichts, da die Gefahr eines

Gesichtsverlusts sehr hoch ist.

Laut Brown und Levinson (1987) ist nicht nur das Konzept face, sondern auch die

Höflichkeitsstrategien universal.

2.4.4.1 Variablen, die die Höflichkeitsstrategien bestimmen

Brown und Levinson (1987) argumentieren, dass die Bestimmung der Schwere eines

FTA’s durch die folgenden Faktoren in vielen und vielleicht in allen Kulturen bestimmt

werden kann: 1. the social distance (D) of S and H (a symmetric relation); 2. the relative power (P) of S and H (an asymmetric relation); 3. the absolute ranking (R) of imposition in the particular culture.

(Ebd.: 74)

Um die Schwere eines FTA’s messen zu können präsentieren sie folgende Formel, die

die oben aufgelisteten Variablen enthält: Wx= D(S,H) + P(H,S) +Rx Where Wx is the numerical value that measures the weightiness of the FTAx, D(S,H) is the value that measures the social distance between S and H, P(H,S) is a measure of the power that H has over S, and Rx is value that measures the degree to which the FTAx is rated an imposition in that culture.

Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien

27

(Ebd.: 76)

Sie merken an, dass „all three dimensions P, D, and R contribute to the seriousness of

an FTA, and thus to a determination of the level of politeness with which, other things

being equal, an FTA will be communicated” (Ebd.). D basiert laut Brown und Levinson

(1987) in vielen Fällen auf der Interaktionshäufigkeit und den materiellen und nicht

materiellen Gütern (face mit inbegriffen), die S und H untereinander austauschen. P

definieren sie als den Grad, in dem H seine eigenen Pläne und seine Selbsteinschätzung

(face mit inbegriffen) S auf Kosten von S’s Plänen und Selbsteinschätzung (face mit

inbegriffen) auferlegen kann. (Ebd.: 77) Laut Brown und Levinson (1987) gibt es

generell zwei Quellen für P – „[the] material control (over economic distribution and

physical force) and [the] metaphysical control (over the actions of others, by the virtue

of metaphysical forces subscribed to by those others)” (Ebd.). Weiterhin gehen sie

davon aus, dass P ein Wert ist, der sich nicht auf Individuen bezieht, sondern auf Rollen

und Rollenverhältnisse. Folglich stehen beispielsweise die Rollenverhältnisse

Manager/Angestellter, oder Eltern/Kind in einem asymmetrischen Machtverhältnis

zueinander. (Ebd.: 78) R wird definiert als „a culturally and situationally defined

ranking of impositions by the degree to which they are considered to interfere with an

agent’s wants of self-determination or of approval (his negative- and positive- face

wants)“ (Ebd.: 77). Sie behaupten, dass sich der Rang der Belastung bezieht auf “(a)

(…) services (including the provision of time) and (b) (…) goods (including non-

material goods like information, as well as the expression of regard and other face

payments” (Ebd.). Sie sagen weiterhin, dass die Belastung je nach Situation größer oder

kleiner sein kann. Jemanden beispielsweise nach einem Euro zu fragen ist eine größere

Belastung als jemanden um zehn Cent zu bitten. Die Belastung ist kleiner wenn man

jemanden um zehn Cent vor einer Telefonzelle bittet, als nach 10 Cent ohne

anscheinenden Grund in der Einkaufszone zu fragen. (Ebd.: 79) Im Bezug auf alle drei

Variablen sagen Brown und Levinson (1987) „we are not interested in what factors are

compounded to estimate these complex parameters; such factors are certainly culture-

specific” (Ebd.: 76).

2.4.4.2 Kulturunterschiedliche Variation und Zuteilung der Höflichkeitsstrategien

Brown und Levinson (1987) gehen davon aus, dass ihre ziemlich spezifischen aber

dennoch universellen Prinzipien eine Basis bereitstellen können, um verschiedene

Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien

28

kulturelle Unterschiede in Handlungen zu berechnen (Ebd.: 242). Holtgraves und Yang

(1992) unterstützen die Ansicht, dass die Theorie von Brown und Levinson einen

umfassenden signifikanten Rahmen bereitstellt, um kulturelle Ähnlichkeiten und

Unterschiede im Sprachgebrauch zu erklären. Sie sagen, dass similarities arise from the assumption of a universal concern with face and the linguistic means for conveying face concerns. (…) It is important to note that the theory also includes mechanisms for explaining cultural differences in language use. (Ebd.: 247)

Um kulturelle Unterschiede aufzuzeigen dienen Brown und Levinson (1987) (i) parameters and variables within the scheme itself; (ii) differential distribution of the various strategies across a social population

als Grundlage (Ebd.: 242). Das bedeutet also, dass es kulturelle Unterschiede in der

Wahrnehmung einer Situation im Bezug auf P, D und R geben kann. Ebenso existieren

aber auch kulturelle Unterschiede in der Gewichtung der drei Variablen. Das kann

erklären, warum es zum Auftreten eventueller kultureller Unterschiede im Bezug auf

Höflichkeit in den gleichen Situationen kommen kann (Holtgraves & Yang 1992: 247).

Um interkulturelle Variationen zu beschreiben, stellen Brown und Levinson folgenden

Apparatus auf: (i) The general level of Wx in a culture, as determined by the sum of P, D, and R values. (ii) The extend to which all acts are FTAs, and the particular kinds of acts that are FTAs in a

culture. (iii) The cultural composition of Wx; the varying values (…) attached to P, D, and Rx, and the

different sources for their assessment. (iv) Different modes of assignment of members to the sets of persons whom an actor wants to

pay him positive face, and the extent to which those sets are extended (…). (v) The nature and distribution of strategies over the most prominent dyadic relations in a

particular society (…). (Ebd.: 244-245)

Im Bezug auf Dimension (i) merken sie an, dass sie zwischen positive-politeness und

negative-politeness Kulturen unterscheiden. Die amerikanische Kultur ordnen sie als

positive-politeness Kultur ein (Ebd.: 245). Leider gibt es keine explizite Einordnung der

deutschen Kultur. Für positive-politeness Kulturen geben sie an, dass (…) the general level of Wx tends to remain low; impositions are thought of as small, social distance as no insuperable boundary to easy-going interaction, and relative power as never very great. These are the friendly back-slapping cultures, as in the western U.S.A., some New Guinea cultures, and the Mbuti pygmies, for example.

(Ebd.)

Negative-politeness Kulturen beschreiben sie als „(…) those lands of standoffish

creatures like the British (in the eyes of the Americans) [and] the Japanese (in the eyes

of the British), (…)” (Ebd.). Ferner gehen Brown und Levinson (1987) davon aus, dass

Individuen einer negative-politeness Kultur die beiden höflicheren

Höflichkeitsstrategien (negative Höflichkeit und off record) im Unterschied zu

Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien

29

Individuen von positive-politeness Kulturen vorziehen (Holtgraves und Yang 1990:

721). Weiterhin merken Brown und Levinson (1987) an, dass auch subkulturelle

Unterschiede durch Punkt (i) ihres Apparatus erfasst werden können. In general we have a hunch that all over the world, in complex societies, dominated groups (and sometimes also majority groups) have positive-politeness cultures; dominating groups have negative-politeness cultures. That is, the world of the upper and middle groups is constructed in a stern and cold architecture of social distance, asymmetry, and resentment of impositions, while the world of the lower groups is built on social closeness, symmetrical solidarity and reciprocity.

(Ebd.: 245)

Als Beispiel für ein Merkmal einer “upper-class” negative-politeness Kultur und einer

„lower-class“ positive-politeness Kultur geben sie den Gebrauch von ‚Du’ und ‚Sie’

beziehungsweise ‚tu’ und ‚vous’ in einigen westlichen Kulturen an (Ebd.).

Dimension (ii) beleuchtet in welchem Maße alle Handlungen FTAs und, und welche

bestimmten Handlungen FTAs in einer Kultur sind. So wird in Dimension (ii) unter

anderem zwischen „debt-sensitive“ (z.B. Japan) und „non-debt sensitive“ (z.B. die

U.S.A.) Kulturen unterschieden (Ebd.: 247). In den U.S.A. sind Angebote keine sehr

bedrohlichen FTAs. In Japan hingegen kann schon das Angebot eines Glas Wassers ein

gewaltiges Schuldgefühl veranlassen. Auch das Geben von Komplimenten oder das

Äußern von Kritik kann in einigen Kulturen gesichtsbedrohend sein. Eine weitere

Subdimension von (ii) ist, die Erwägung der Interaktanten, ob es wichtiger ist das face

von S oder von H vor einem FTA zu beschützen. In einigen Gesellschaften stellt es

einen schrecklichen FTA dar, zuzulassen, dass das eigene Gesicht bedroht wird. In

solchen Kulturen ist es nicht angemessen selbstdemütigende Strategien anzuwenden,

stattdessen charakterisieren selbsterhöhende Herausforderungen, wie zum Beispiel ‚ich

bin besser als Du/Sie’ die Interaktion. (Ebd.) Brown und Levinson (1987) merken an,

dass die für Dimension (ii) gemachten Beobachtungen sich mit denen von Dimension

(iii), überlappen. Sie gehen von einer Kulturspezifität der tatsächlichen Faktoren, die die

Gewichtung der einzelnen Variablen festlegen aus. Trotzdem werden in verschiedenen

Gesellschaften verschiedene dieser Faktoren von anderen überwältigt. Beispielsweise

scheint in Indien die Variable D weniger wichtig zu sein, als die Variable P. In den

U.S.A. hingegen ist P bedeutungslos im Bezug auf D. (Ebd.: 248-249) Bezüglich der

Dimension (iv) sagen sie, dass (…) the different ways in which positive-face wants are distributed over an ego’s social network allow us to capture an important variable: in some cultures (or subcultures) there is a dramatic distinction between those whom you really want to be similar to and appreciated by as a more or less whole person and those whom you wish to value some special trait or ability that you possess, but nothing more.

(Ebd.: 249)

Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien

30

Sie geben an, dass es in westlichen Kulturen eine ausgeglichene Verbreitung bezüglich

der positiven face Bedürfnisse zwischen den Interaktanten gibt. Daraus ergibt sich

zumindest in „middle-class“ Subkulturen etwas das Brown und Levinson (1987)

„shrunken personality grooming“ nennen (Ebd.). Das heißt, die handelnde Person S

richtet übertrieben positive Höflichkeit an nur ein paar positive face Bedürfnisse, von

denen er annimmt, dass H sich wünschen würde, dass S diese bewundert. Das können

beispielsweise die schönen Rosen im Garten von H oder der süße Hund von H sein.

(Ebd.) Resultierend aus Dimension (v), der Zuteilung der einzelnen Strategien (von bald

on record, über positive und negative Höflichkeit bis hin zu off record), formulieren

Brown und Levinson (1987) „a set of four kinds of dyads (or generalized social

relationships) specified by two polar values (high and low) attributed to S and H, on the

two dimensions P and D” (Ebd.: 249-250). Tabelle 1 ist eine kurze Zusammenfassung

der formulierten dyads und deren Zuteilung der Höflichkeitsstrategien. Dyad Features Politeness Strategies Countries/ Societies

I The majority of public relations are

dominated by high P relations

Bald on record (to inferiors)

Negative politeness/ off

record (to superiors)

India

II High D relations dominate in public

encounters

High-numbered strategies Japan; Madagascar,

England

III Low D is the emphasis and P is

minimized

Symmetrical use of bald on

record

Positive Politeness

western U.S.A

IV Low P relations prevail without high D Symmetrical low-numbered

strategies

Between men;

between women;

In an egalitarian

society

Tabelle 1. Dyaden von Brown und Levinson und die Zuteilung der Höflichkeitsstrategien (Fukushima 2000: 45) Wie man der Tabelle entnehmen kann wird die amerikanische Kultur der 3. Dyade

zugeteilt. Wie auch bei der Einteilung verschiedener Kulturen in beispielsweise

negative-politeness Kultur und positive-politeness Kultur, machen sie keine Zuordnung

der deutschen Kultur.

Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien

31

2.4.4.3 Kritik an der Höflichkeitstheorie von Brown & Levinson

Brown und Levinson’s work has been extraordinarily influential and very widely discussed. It is not surprising, therefore, that a number of criticisms have been made of their model of politeness. (Thomas 1995: 176)

Die häufigsten Kritikpunkte von Forschern, die sich mit Höflichkeit und der

Höflichkeitstheorie von Brown und Levinson beschäftigen, beruhen auf dem

Universalitätsanspruch von face und den Höflichkeitsstrategien. Besonders asiatische

Wissenschaftler argumentieren, dass die Ansicht des Konzeptes face von Brown und

Levinson ethnozentristisch ist. Matsumoto (1988) geht davon aus, dass das japanische

Konzept face nicht mit dem von Brown und Levinson übereinstimmt. Daraus

schlussfolgert sie, dass das Höflichkeitsmodell von Brown und Levinson falsche

Vorhersagungen für japanische Höflichkeitsphänomene macht. Ferner behauptet sie,

dass die Festlegung von negativen face wants, das heißt dem Wunsch nicht von anderen

in seiner Freiheit eingeschränkt zu werden, der japanischen Kultur fremd ist. Laut

Matsumoto (1988) spielen diese negativen face wants in der europäischen und

amerikanischen Kultur eine große Rolle, jedoch nicht in der japanischen Gesellschaft.

Für Japaner ist es wichtig zu erkennen, in welchem Verhältnis sie zu anderen

Gruppenmitgliedern stehen, sowie ihre Abhängigkeit von anderen anzuerkennen. (Ebd.:

405) Des Weiteren argumentiert sie, dass Brown und Levinson’s theory of politeness fails in Japanese not because the strategies for achieving politeness are different but because the postulated motivation underlying politeness phenomena seem unsuited to Japanese culture and language. A close relation between politeness and one’s desire to save face is likely in any culture. Yet, evidence from Japanese makes it questionable to assume that the given universal definition of face can provide the right predictions of Japanese politeness phenomena.

(Ebd. 1989: 219)

Ein weiterer Kritikpunkt aus japanischer Sichtweise ist die Annahme von Brown und

Levinson, dass die Höflichkeitsstrategien genutzt werden, um FTA’s zu minimieren.

Matsumoto (1998) wendet ein, dass in der japanischen Sprache auch in Abwesenheit

von FTA’s honorifics notwendig sind (Ebd.: 209). Auch Ide (1989) geht davon aus,

dass der Universalitätsanspruch der Höflichkeitsprinzipien fraglich ist. Sie bezieht sich

dabei auf einige sprachliche Aspekte, die im Japanischen für linguistische Höflichkeit

äußerst relevant sind. Diese sprachlichen Aspekte sind zum einen „formal linguistic

forms among varieties with different degrees of formality“ und zum anderen

„discernment: the speaker’s use of polite expressions according to social conventions

rather than interactional strategy” (Fukushima 2000: 50). Ide (1989) beanstandet wie

Brown und Levinson diese formalen Formen behandeln:

Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien

32

Brown und Levinson treat some of those formal forms as expressions of negative politeness strategies. However, they should not be categorized as strategies, since there are some fundamental differences between the choices of formal forms and the use of strategies. Formal forms are 1) limited in choice, 2) socio-pragmatically obligatory, 3) grammatically obligatory, and 4) made in accordance with a person who is not necessarily the addressee, the referent or the speaker her/himself.

(Ebd.: 226-227)

Des Weiteren unterstützt sie Matsumotos’ Kritik bezüglich der honorifics, indem sie

sagt, dass „the choice of honorifics or non-honorifics is obligatory even for a non-FTA

utterance in Japanese. Thus, the primary use is for showing discernment” (Ebd.: 239).

Ferner bemängelt sie das außer Acht lassen des japanischen Konzepts wakimae von

Brown und Levinson (1987). Wakimae ist die Ausübung von höflichem Verhalten nach

sozialen Konventionen. „To behave according to wakimae is to show verbally and non-

verbally one’s sense of place or role in a given situation according to social

conventions” (Ebd.: 230). ‘Als equivalenten Begriff für wakimae wählt Ide (ebd.) den

von Hill et al. (1986) genutzen Begriff discernment, mit dem sie ausdrücken, dass „once

certain factors of addressee and situation are noted, the selection of an appropriate

linguistic form and/or appropriate behavior is essentially automatic” (Ebd.: 348). Ide

(1989) erklärt weiterhin [discernment is] oriented mainly toward the wants to acknowledge the ascribed positions or roles of the participants as well as to accommodate to the prescribed norms of the formality of particular settings. The speaker regulates his or her choice of linguistic forma so as to show his or her sense of place. The sense of proper place is determined by what Brown and Levinson termed the weight of power (P), distance (D), and rank (R). The weight is perceived by the speaker against the background of the social norm.

(Ebd.: 231)

Ide (1989) ist der Ansicht, dass nicht face, sonder discernment die motivierende Kraft

für japanische Höflichkeit ist (Ebd.: 223). Die Wahl der linguistischen Form beruht also

darin, discernment zu zeigen. Ide’s (1989) Kritik stimmt mit der von Matsumoto (1989)

im großen und Ganzen Sinne überein. Auch sie geht davon aus, dass in der japanischen

Sprache die Wahl der Formen im Bezug auf Formalität der Umgebung, und die

Beziehung der Interaktanten, sowie das die Wahl der Formen sich nicht immer auf

FTAs bezieht. Sie merkt dazu an, dass „honorifics are used even for a non-.FTA

utterance, i.e., even where neither the speaker’s nor the addressee’s ‘face’ has anything

to do with utterance” (Ebd.: 242). A contrast between private versus public face views of politeness is made by Gu (1990), although indirectly. If Brown and Levinson’s theory represents a private face view that implicitly elevates the individual over the group, Gu’s approach represents a public face view that emphasizes group rather than the individual.

(Nwoye, 1992: 312)

Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien

33

Gu (1990) geht außerdem davon aus, dass das chinesische face nicht bedroht ist, wenn S

H in seiner Handlungsfreiheit einschränkt. Viel mehr dann, wenn das Ich seinen

Erwartungen nicht gerecht wird, oder wenn das Ich etwas getan hat, was wahrscheinlich

seinem Ruf schadet. Weiterhin kritisiert Gu (1990), das Brown und Levinson

Höflichkeit als ein instrumentales System ansehen, um die individuellen face wants zu

befriedigen. Aus chinesischer Sicht übt Höflichkeit eine normative Funktion aus,

nämlich der Zwang zu individuellen Sprechakten und dem Ablauf eines Gespräches.

(Ebd.: 241-242) Auch Mao (1994) bemängelt Brown und Levinson’s

Universalitätsanspruch im Bezug auf face. Mao (1994) weist darauf hin, dass sich die

chinesische Idee von face zum einen auf das Prestige und die Reputation (manzi)

bezieht und zum anderen darauf, welchen Respekt eine Gruppe einem Mann mit einem

guten moralischen Ruf entgegenbringt (lian). Des Weiteren erklärt Mao (1994), dass es

zwei Unterschiede zwischen dem chinesischen face und der face-Definition von Brown

und Levinson gibt. Einerseits im Bezug auf die allgemeine Konzeptualisierung von face

und andererseits im Bezug auf den Inhalt von face. Ersteres, nämlich Brown und

Levinson’s Zentrierung von face auf das Individuum, stimmt mit der Kritik von Gu

(1990) überein. (Ebd.: 450-460) Im Bezug auf den Inhalt von face argumentiert Mao

(1994), dass Brown und Levinson’s „negative face refers to, and values, an individual’s

need to be free of external impositions“ (Ebd.: 460). Aber laut Mao (1994) identifiziert

manzi “a Chinese desire to secure public acknowledgement of one’s prestige or

reputation” (Ebd.). Seiner Meinung nach sind sich das chinesische und das japanische

Konzept face ähnlich. Laut Mao (1994) kann man das chinesische und das japanische

Konzept face als eine „centripetal force“ und das face-Konzept von Brown und

Levinson als „centrifugal“ betrachten (Ebd.: 471). Sowohl das chinesische als auch das

japanische face-Konzept neigen zu sozialer Anerkennung und hierarchischer

Abhängigkeit, während das angloamerikanische face „spirals outward from individual

desires or wants, and sees the self as the intigating agent“ (Fukushima 2000: 52). Mao

(1994) merkt aber auch an, dass das positive face von Brown und Levinson zum Teil

mit dem chinesischen Konzept lian übereinstimmt. In varying degrees, both lian and positive face identify an individual’s desire to be liked and to be approved of by the others. However, the distinctive moral overtone evidenced in lian is not registered in positive face.

(Ebd.: 461)

Auch Nwoye (1992) kritisiert das individualistische Konzept face. Er kategorisiert face

in der Igbo Gesellschaft als „egalitarian“ und sagt aus, dass „concern for group interests

Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien

34

rather than atomistic individualism is expected norm of behaviour“ (Ebd.: 310). Er

argumentiert für ein “group face”, wobei er eine Gruppe ansieht als „any social unit

larger than the individual” (Ebd.: 315). Er merkt weiterhin an, dass ein Igbo sich immer

mit dem kollektiven und nicht mit dem individuellen Image befasst, was

widersprüchlich zu der face-Definition von Brown und Levinson ist. (Watts 2003: 103)

Laut Bayaktaroğlu (2000) gilt das gleiche für das negative face in der türkischen

Gesellschaft und auch Mursy und Wilson (2001) weisen nach, dass es ein nach Brown

und Levinson definiertes negative face in der ägyptischen Gesellschaft nicht gibt. Wenn

es sich bei der vorliegenden Arbeit um eine kritische Auseinandersetzung mit der

Höflichkeitstheorie von Brown und Levinson handeln würde, könnte die Liste der

Kritikpunkte noch ausführlicher ausgeführt und weitere aufgezeigte Mängel anderer

Wissenschaftler aufgezählt werden. Für den Zweck dieser Studie möchte ich mich hier

jedoch auf die oben genannten Kritikpunkte beschränken. Außerdem möchte ich

anmerken, dass trotz der von Wissenschaftlern aufgewiesenen Mängel der Theorie von

Brown und Levinson, bis dato keine andere Theorie aufgestellt wurde, mit der das

Phänomen Höflichkeit in verschiedenen Kulturen untersucht werden kann. Aus diesem

Grund stimmen viele Wissenschaftler mit Kasper (1990) überein, dass Brown und

Levinson einen exzellenten Apparatus zur Untersuchung eines höchst komplexen

Forschungsgegenstands entwickelt haben (Ebd.: 194). Und so halte ich es wie Sifianou

(1992) und Fukushima (2000) und nutze die Höflichkeitsstrategien von Brown und

Levinson als theoretische Basis meiner empirischen Studie.

2.5 Zusammenfassung

In diesem Kapitel habe ich das Konzept der Höflichkeit eingebettet in die linguistische

Unterdisziplin der Pragmatik beleuchtet. Ich habe verschiedene Definitionen von

Höflichkeit betrachtet und festgelegt wie ich Höflichkeit bezüglich dieser Studie

einordne. Ferner habe ich Fraser (1990) folgend vier Ansichten von Höflichkeit

dargestellt und mich kritisch mit ihnen auseinandergesetzt, um so die theoretische

Position der Studie festgelegen zu können.

Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten

35

KAPITEL 3 - Bitten und Antworten auf Bitten

3.1 Einleitung

Im alltäglichen Leben bitten wir um vieles und reagieren auf an uns gestellte Bitten.

Jemanden um etwas zu bitten, ist eng verbunden mit den Höflichkeitsstrategien.

Hauptsächlich, weil bei einer Bitte versucht werden muss, eine Gesichtsbedrohung von

H zu vermeiden und stattdessen eine Einwilligung mit H zu erreichen. Bitten stellen den

Schwerpunkt dieser Studie dar, da sie von großer Wichtigkeit im täglichen Umgang von

Menschen und von Höflichkeitstheorien sind.

3.2 Sprechakttheorie und Höflichkeit: Bitten

Austin (1962) und Searle (1969), die Urväter der Sprechakt Theorie sehen linguistische

Kommunikation nicht nur als Mittel um Informationen zu übermitteln. Sondern auch als

ein Werkzeug, das Menschen nutzen, um eine Vielfalt an Zielen zu erreichen. Denn

wenn Menschen Sprache benutzen, dann tun sie Dinge oder lassen andere Personen

Dinge für sich tun. Wie beispielsweise sich entschuldigen, jemanden etwas versprechen,

jemanden um etwas bitten, oder sich bei jemandem bedanken. Die Dinge, die Menschen

linguistisch ausdrücken können, sind in verschiedene Kategorien eingeteilt worden, die

wiederum aus verschiedenen Unterkategorien bestehen. (Sifianou 1992: 95) Die

umfassende Liste von Austin (1962) umgruppierend, hat Searle (1979) ein System mit

fünf verschiedenen Kategorien von Sprechakten aufgestellt. Zu diesen Kategorien

gehören die assertives, deren Funktion es ist, Zustände oder Ereignisse zu beschreiben.

Beispiele hierfür wären etwas zu behaupten oder mit etwas anzugeben. Die

commissives, deren Funktion es ist, den Sprecher auf eine Handlung oder Akt in der

Zukunft festzulegen, wie zum Beispiel etwas zu versprechen oder jemanden zu

bedrohen. Die expressives, deren Funktion es ist, die Einstellung und Gefühle des

Sprechers auszudrücken, wie beispielsweise sich zu bedanken, sich zu entschuldigen,

oder jemandem zu gratulieren. Die declarations, deren Funktion es ist, den Status einer

Person durch den ausgeführten Akt zu verändern, wie beispielsweise jemanden zu

taufen oder zu verklagen. Abschließend gibt es noch die directives, deren Funktion es

ist, den Empfänger anzuweisen einen Akt durchzuführen oder nicht durchzuführen, wie

beispielsweise ein Befehl oder eine Bitte. (Sifianou 1992: 95) Da sich die vorliegende

Arbeit im Zusammenhang mit den Höflichkeitstheorien mit Bitten und

Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten

36

Antwortmöglichkeiten auf Bitten beschäftigt, sollen alle anderen Sprechakte außer Acht

gelassen werden und der Schwerpunkt auf die directives gelegt werden. In Searle’s

(1979) Worten sind directives attempts (of varying degrees, and hence, more precisely, they are determinates of the determinable which includes attempting) by the speaker to get the hearer to do something. They may be very modest ‘attempts’ as when I invite you to do is or suggest that you do it, or they may be very fierce attempts as when I insist that you do it.

(Ebd.: 13)

Bach und Harnish (1982) gehen davon aus, dass directives express the speaker’s attitude toward some prospective action by the hearer [but] they also express the speaker’s intention (desire, wish) that his utterance or the attitude is expresses be taken as (a) reason for the hearer to act.

(Ebd.: 47)

Obgleich es eine Vielzahl an Unterkategorien von Bitten, wie der Bitte eine Handlung

auszuführen, der Bitte nach Informationen, der Bitte um Aufmerksamkeit und der Bitte

um Sympathie, gibt (Sifianou 1992: 98), sind alle Bitten im Grunde „requests for an

action of some kind from the other person“ (Labov und Fanshel 1977: 63). Für sowohl

Austin als auch für Searle hängt der Erfolg eines performative acts von verschiedenen

Konditionen, den felicity conditions, ab, die erfüllt sein müssen. Searle (1979) sagt, dass

“each type of illocutionary act has a set of conditions that are necessary for the

successful and felicitous performance of the act” (Ebd.: 44).

Obgleich Green (1975: 125) und Leech (1983: 106) den Ausdruck impositive dem von

Searle gewählten Begriff directives vorziehen, merkt Sifianou (1992) an, das letzter

angemessener scheint. Bitten weisen den Empfänger immer direkt an, was zu tun ist,

um der Bitte nachzukommen, zwingen ihn jedoch nicht, die Bitte auch auszuführen.

Wäre letzteres der Fall, dann wären weniger Bitten sowie mehr Nichtbefolgung der

Bitten, als auch eine sorgfältigere Ausarbeitung in der Durchführung von Bitten, zu

erwarten. (Ebd.: 98)

Searle (1979) hat folgende Konditionen für eine Bitte festgelegt: Preparatory condition: H is able to perform A. Sincerity conditions: S wants H to do A. Propositional content condition: S predicates a future act A to H. Essential condition: Counts as an attempt by S to get H to do A.

(Ebd.: 44)

White (1993) merkt an, dass fraglich ist, ob all diese Konditionen erfüllt werden

müssen, um eine indirekte Bitte zu stellen (Ebd.: 194). Auch Fukushima (2000) äußert

sich kritisch im Bezug auf die Bedingungen. Sie schlägt vor, die propositional content

condition auszuschließen, da „requests are always pre-event acts: requests are made in

attempt to cause an event or change one“ (Blum-Kulka & Olshtain 1984: 206). Ferner

Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten

37

merkt Fukushima (2000) zu der Bedingung an, dass wenn S nicht glauben würde, dass

H A ausführen kann, H nicht bitten würde A zu tun. Ihrer Meinung nach gibt es einen

speziellen Grund für S H um etwas zu bitten. (Fukushima 2000: 65) Ihre Ansicht stimmt

mit der von Gordon und Lakoff (1975) überein, die sagen „a request is reasonable only

if the speaker has a reason for wanting it done“ (Ebd.: 90). Fukushima (2000) schlägt

daher vor der Bedingung “S wants H to do A“ (Searle 1979: 44) “for some reasons”

hinzuzufügen (Fukushima 2000: 66). Sie nennt deswegen die folgenden zwei

Konditionen für eine Bitte, denen ich mich als Grundlage für meine Studie anschließen

möchte: 1. S believes/assumes that H can do A. 2. S wants H to do A for some reason.

(Ebd.)

3.3 Indirekte Bitten In a sense all interpretation in context is indirect.

(Tannen 1982: 225)

Indirektheit ist eine wichtige Dimension von Bitten. Laut Searle (1975) haben indirekte

Sprechakte immer mehr als eine Bedeutung. Für ihn gibt es einen Unterschied zwischen

der wortwörtlichen Bedeutung eines Satzes, und der Bedeutung die der Sprecher dem

Ausgesagten zuschreibt. Gordon und Lakoff (1975) sagen zu indirekten Bitten aus, dass

„the conversationally implied meaning (the request) can be conveyed only if the literal

meaning (the question) is not intended to be conveyed and if the hearer assumes that it

is not” (Ebd.: 87). Haverkate (1988) erklärt indirekte Sprechakte anhand folgender zwei

Beispielsätze von Searle: (1) “Can you pass the salt?“ und (2) „It is cold in here“. Laut

Haverkate (Ebd.) ist Satz (1) ein typisches Beispiel für einen indirekten Sprechakt, da

der Sprecher zwei illocutionary acts zur selben Zeit begeht. Er formuliert deutlich eine

Frage und beabsichtigt dass diese Frage als Bitte aufgefasst wird. Der Unterschied

zwischen (1) und (2) ist die explizite Referenz in (1) auf H. Da Satz (1) ausdrücklich auf

H hinweist, kann H verstehen, dass die Frage, bezüglich H’s Fähigkeiten das Salz zu

reichen, als Bitte formuliert ist. Beispiel (2) beinhaltet keine formale Referenz im Bezug

auf H und auch keine spezifische Beschreibung einer Handlung, die ausgeführt werden

soll. Die Bitte das Fenster zu schließen, oder den Ventilator auszuschalten, ist

demzufolge indirekt formuliert worden H kann Satz (2) nur als Bitte interpretieren,

wenn er genügend Hintergrundinformationen hat, um herauszufinden, um welche

Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten

38

spezielle Handlung S ihn gebeten hat. Haverkate (Ebd.) erklärt weiterhin, dass die

pragmalinguistischen Unterschiede zwischen (1) und (2) derive from the speaker referring to particular preconditions underlying the performance of directive illocutionary acts, that is, a reference to the ability of the hearer to perform the act in the former case, and a reference to the reason the speaker has for having the act performed in the latter.

(zitiert aus Fukushima 2000: 66)

Es muss davon ausgegangen werden, dass Indirektheit nicht unmotiviert ist. Bei Dascal

(1983) findet man eine gute Zusammenfassung der Motivation für Indirektheit in

Interaktionen. Er sagt, das indirect expression is costly and risky. It requires more processing time by both speaker and listener, it presupposes the mastery, by both, of a rather complex set of devices and the sharing of many specific assumptions, and consequently it increases the risk of misunderstanding.

(Ebd.: 159)

Er endet seine Betrachtung mit der Frage “why should the speaker spend so much extra

effort and risk so much, even when there is no clear advantage in efficacy of

communication?” (Ebd.) Antworten auf diese Frage klären die Motivation für

Indirektheit.

1. Es gibt keine Alternaive. S kann sich nur indirekt ausdrücken.

2. S mag einen präzisen Gedanken haben, wie er sich ausdrücken möchte. Die

Umstände halten ihn jedoch davon ab, sich direkt auszudrücken (z.B. soziale

Tabus). Indirektheit erscheint in den gegebenen Umständen als die beste Wahl,

da es keine andere Mittel gibt.

3. Indirekte Rede stellt gewisse Mittel für S bereit, etwas zu übermitteln. Durch die

indirekte Aussage kann S zur selben Zeit vermeiden, die volle Verantwortung

für das Gesagte zu übernehmen.

4. Indirektheit wird genutzt, um das face zu wahren.

(Ebd.: 159-163)

Einer der zur Debatte stehenden Punkte im Bezug auf indirekte Sprechakte ist das

Verhältnis zwischen wortwörtlicher und gemeinter Bedeutung. Laut Searle (1975) gibt

es einen Unterschied zwischen „literal sentence meaning“ und „speaker utterance

meaning“ gibt (zitiert aus Fukushima 2000: 67). Morgan (1978) unterscheidet zwischen

„conventions of language“, die sich auf die wortwörtliche Bedeutung einer Aussage

beziehen und „conventions of usage“ (zitiert aus Fukushima 2000: 67), die den

Gebrauch einer Aussage lenken. Weiterhin erläutert er, die Notwendigkeit beider

Konventionen, um zu verstehen, was S aussagen möchte. Eine Studie von Clark und

Lucy (1975) beschreibt die Relevanz wortwörtlicher Bedeutung. Die Ergebnisse der

Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten

39

Studie deuten darauf hin, dass H zuerst die wortwörtliche Bedeutung und dann die

gemeinte Bedeutung konstruiert. Im Gegensatz dazu legt Gibbs (1979) den

Schwerpunkt eher auf die Bedeutsamkeit des situativen Kontextes, als auf die

wortwörtliche Bedeutung einer Aussage. Seine Aussage beruht auf den Ergebnissen

seiner Experimente. Diese deuten darauf hin, dass ein Individuum um eine indirekte

Bitte zu verstehen, sich nicht erst die wortwörtliche Bedeutung der Aussage bewusst

machen muss, bevor er die an ihn herangetragene Bitte ableiten kann.

Zusammenfassend sind also sowohl die wortwörtliche als auch die gemeinte Bedeutung

wichtig, um einen Sprechakt zu interpretieren. Die Interpretation der gemeinten

Bedeutung ist fundamental, um einen indirekten Sprechakt, einschließlich indirekter

und off record formulierter Bitten, deuten zu können. Diesen Umstand wird auch das

nächste Kapitel verdeutlichen.

3.4 Arten von Bitten

S wählt eine angemessene Bittstrategie, um H’s face und in einigen Fällen auch S’s face

zu wahren. Weiterhin versucht S H dahingehend zu motivieren, der Bitte nachzugehen,

da es die Möglichkeit der Ablehnung der Bitte durch H gibt. (Fukushima 2000: 68)

Tracy et al (1984) merken hierzu an, dass „the hearer’s right not to comply distinguishes

the request from a closely related speech act, the command” (Ebd.: 514).

Basierend auf den Höflichkeitsstrategien möchte ich mich Fukushima (2000)

anschließen. Sie hat Bitten folgendermaßen klassifiziert. 1. On record without redress (Direct requests)

e.g. Open the window 2. On record with redress (Conventionally indirect requests)

e.g. Would you mind opening the window please? Off record e.g. It’s hot in here.

(Ebd.: 68)

Um die drei Arten von Bitten detaillierter zu betrachten möchte ich Sifianou’s (1995a)

Beispiele zu on record und off record Bitten näher prüfen. 1. Give me an aspirin, please. 2. Can you give me an aspirin? 3. I’ve got a splitting headache.

(Ebd.: 244)

Diese Beispielsätze entsprechen nach der Terminologie von Fukushima (2000) einer

direkten, einer konventionellen indirekten und einer off record Bitte. Sifianou (1995a)

erklärt wie auch vorher genannte Wissenschaftler, dass direkte Aussagen eine

wortwörtliche Bedeutung haben. Indirekte Handlungen haben hingegen sowohl eine

Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten

40

wortwörtliche als auch eine implizierte Bedeutung. Beispiel (1) ist eine direkte Aussage,

die nur eine wortwörtliche Bedeutung hat. Beispiel (2) ist dagegen eine Frage, die sich

auf die Fähigkeit von H bezieht, die Handlung auszuführen. Die Frage in (2) ist jedoch

als Bitte formuliert. In Beispiel (3) macht S eine Aussage, die H mit Informationen

versorgt, die allerdings als Bitte gemeint ist. Die in Beispiel (1) wortwörtliche

Bedeutung ist identisch mit der implizierten Bedeutung, was nicht der Fall ist für die

Beispielsätze (2) und (3). Beispiel (2) ist eine konventionelle Bitte. Das heißt, es ist

offensichtlich für H, dass die Aussage sich nicht auf die Fähigkeit von H bezieht, S die

Aspirin zu geben, sondern das S H um eine Aspirin bittet. Anzumerken ist hier die

verbindende Funktion solcher Konventionen in Bezug auf sprachwissenschaftliche

Mittel und spezifischen pragmatischen Funktionen. Beispielsatz (3) ist keine

konventionelle Aussage, und die beabsichtigte Bedeutung unterscheidet sich von der

wortwörtlichen Bedeutung. Die Beispielsätze (1) und (2) lassen also nur eine, während

Satz (3) je nach Schlussfolgerung von H mehrere Interpretation zulässt. Beispiel (3)

kann also entweder als Statement oder auch als Bitte aufgefasst werden. (Fukushima

2000: 70) Den Unterschied zwischen konventioneller und unkonventioneller

Indirektheit erklärt Blum-Kulka (1989) folgendermaßen: For conventional indirectness, conventions of propositional content (means) and linguistic form combine to signal requestive force. Nonconventional indirectness, on the other hand, is in principle open ended, both in terms of propositional content and linguistics form as well as pragmatic force. (Ebd.: 42)

Weiterhin sagt sie, dass Nonconventional indirectness (…) is associated mainly with ambiguity at the speaker’s meaning level, displays a multiplicity of meanings and tends to be non-specific (pragmatic vagueness). (Ebd.: 45)

Was Blum-Kulka als nonconventional indirectness terminiert ist identisch mit dem was

Brown und Levinson(1987) als off record bezeichnen.

Fukushima (2000) folgend möchte ich die Merkmale von off record Bitten wie folgt

zusammenfassen:

1. S macht nicht explizit deutlich, dass seine Aussage eine Bitte ist. Das heißt, S

formuliert seine Bitte nicht als direkte Bitte oder konventionelle indirekte Bitte.

2. Aufgrund der Charakteristika von 1. ist die wortwörtliche Bedeutung nicht

identisch mit der gemeinten Bedeutung.

3. H muss Rückschlüsse ziehen um die gemeinte Bedeutung zu verstehen.

4. Aufgrund der Charakteristika von 1., 2. und 3. ist mehr als eine Interpretation

der Aussage möglich. Die Interpretation ist H überlassen.

Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten

41

5. Aufgrund der Charakteristika von 1., 2., 3. und 4. kann der Gesichtsverlust von

H vermieden werden, auch wenn er eine off record Bitte als ein Statement und

nicht als eine Bitte interpretiert. Ebenso wird auch S vor einem Gesichtsverlust

bewahrt, falls H’s Interpretation oder Auffassung nicht mit der Intention von S

übereinstimmt.

(Ebd.: 70-71)

Damit eine off record Bitte als Bitte aufgefasst werden kann, muss folgendes

geschehen:

1. S macht eine off record Bitte.

2. H bemerkt, dass die von S beabsichtigte Bedeutung sich von der wortwörtlichen

Bedeutung unterscheidet. „A trigger serves notice to the addressee that some

inference must be made“ (Brown und Levinson 1987: 211).

3. H zieht Rückschlüsse aus der gemachten Aussage, die sich auf das gemeinsame

Wissen, den Kontext, etc. beziehen.

(Fukushima 2000: 71)

Thomas (1995) erklärt wie H S’s off record Bitte versteht und diese befolgt. Sie

erläutert einige Phasen, die auftreten, wenn S zu H sagt „Cold in here, isn’t it?“ Initial state: S feels cold. Action 1: S Says “Cold in here, isn’t it?” Intermediate state 1: H understands that S is aware that it is cold. Intermediate state 2: H understands that S wants the heater on.

Action 2: H switches on heater. Final state: S fells warmer (Ebd.: 140)

Die von Thomas vorgeschlagenen Phasen stimmen mit den Prozessen einer off record

Bitte überein. Action 1 entspricht dem, was oben unter 1. beschrieben wurde. Was unter

2. erläutert wurde, schließt Thomas (Ebd.) nicht mit in ihre Phasen ein. Sie beschreibt

mit intermediate state 1, wie H die Aussage von S wortwörtlich versteht. In

intermediate state 2 führt H durch, was oben unter 3. beschrieben wurde.

Eine off record Bitte als Bitte zu erkennen, kann kulturabhängig sein. Holtgraves und

Yang (1990) weisen darauf hin, dass if off record strategies are used with someone from another culture who tends not to use off record strategies (and does not expect others to use them), then the intended meaning of these remarks may be missed. (Ebd.: 727)

Ferner haben off record Bitten gemeinsame Charakteristika mit bittenden Andeutungen. Requestive hints have the potential of letting both the speaker and the hearer opt out. This potential has to do with the facts that Hints are both indirect and Nonconventional in form.

(Weizmann 1989: 73)

Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten

42

Diese Charakteristika stimmen mit den Merkmalen einer off record Bitte überein, die

weiter oben unter Punkt (1), (4) und (5) dargestellt wurden. Weizmann (1989)

beschreibt ferner die Charakteristika von bittenden Andeutungen, die sich mit denen

von off record Bitte überschneiden: The interpretation of indirect meanings may require of the hearer an elaborate process, the major components of which are: computing an utterance meaning; detecting, in the context or in the co-text, some reason to believe that it diverges from the speaker’s meaning; computing an alternative utterance meaning; checking whether it may plausibly converge with an alternative speaker’s meaning; and if so, assigning the alternative speaker’s meaning, involve the exploitation of all kinds of immediate and second-channel contextual clues.

(Ebd.: 74)

Diese Charakteristika stimmen mit dem überein was ich unter den Merkmalen von off

record Bitten unter den Punkten (2) und (3) beschrieben habe. Auch wenn sich off

record Bitten und bittende Andeutungen in ihren Charakteristika überschneiden, möchte

ich den Begriff off record Bitte und nicht bittende Andeutung für diese Studie nutzen.

3.5 Resultate verschiedener Bitttypen

Wenn man jemanden um etwas bittet, entscheidet man sich meistens für eine bestimmte

Art von Bitte. Der Grund warum bestimmte Bitttypen genutzt werden, kann mit den

daraus resultierenden Ergebnissen zusammenhängen. Daher ist es nötig, die Resultate

von verschiedenen Bittarten zu untersuchen. Ich möchte mich hierbei wieder auf Brown

und Levinson (1987) berufen, die die verschiedenen Resultate von Bitttypen

folgendermaßen beschrieben haben.

Wenn S on record kommuniziert, hat S folgende Vorteile: S kann Ansehen durch

Ehrlichkeit und Offenheit erlangen. Weiterhin kann S so ein Missverstehen seines

Gegenübers vermeiden und „he can have the opportunity to pay back face in whatever

he potentially takes away by the FTA“. (Ebd.: 71)

Wenn sich S on record mit der Strategie positive politeness an H wendet, kann S die

Aspekte eines FTAs minimieren. Dies geschieht beispielsweise durch eine

Hervorhebung der Ähnlichkeit vielerlei persönlicher Aspekte und Bedürfnisse zwischen

S und H. Außerdem versichert S H, dass S die Bedürfnisse von H sehr am Herzen

liegen und diese erfüllt sehen möchte. Weiterhin werden durch diesen Bitttyp

Schuldauswirkungen minimiert oder vermieden. (Ebd.: 71-72)

Wenn sich S on record mit der Strategie negative politeness an H wendet, so ergeben

sich folgende Vorteile für S. Er erweist H Respekt und Achtung als Gegenleitung für

den FTA und kann so vermeiden, weitere Schuld auf sich zu ziehen. S kann die soziale

Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten

43

Distanz zwischen H und S aufrechterhalten und so die Bedrohung vermeiden, sich H

gegenüber zu familiär zu verhalten. He can give a real ‘out’ to the addressee (for example, with a request or an offer, by making it clear that he doesn’t really expect H to say ‘Yes’ unless he wants to, thereby minimizing the mutual face loss incurred if H has to say ‘No’); and he can give conventional ‘outs’ to the addressee as opposed to real ‘outs’, that is, pretend to offer an escape route without really doing so, thereby indicating that he has the other persons face wants in mind.

(Ebd.: 72)

Wenn S H off record um etwas bittet, so hat das gewisse Vorteile für ihn. Er erlangt ein

höheres Ansehen, weil er sich H gegenüber taktvoll und „non-coercive“ verhält. S

kommt weniger in die Gefahr, dass seine Handlung in die „gossip biography“, die

andere von ihm haben, mit aufgenommen wird. Ferner kann S vermeiden, die

Verantwortung für einen FTA zu übernehmen. Ferner gibt er H die Möglichkeit, sein

sich sorgen um S („non-overtly“) nach außen darzustellen. (Ebd.: 71)

Das Resultat für die 5. Strategie von Brown und Levinson, nämlich keinen FTA zu

begehen, sieht folgendermaßen aus: S vermeidet ganz und gar H zu kränken, was für ihn

eine Nichtkommunikation seines Anliegen zur Folge hat. (Ebd.: 72)

Zusammenfassend möchte ich folgende Resultate, Fukushima (2000) folgend, für die

hier untersuchten Bitttypen (direkte Bitte, konventionelle indirekte Bitte und off record

Bitte) vorschlagen:

1. Resultate aus direkte Bitten

Effizienz, Klarheit (Ebd.: 74)

2. Resultate aus konventionellen indirekten Bitten

„S can pay respect to H in return for the FTA, leaving H unimpeded.“ (Ebd.)

3. Resultate aus off record Bitten

(a) S kann der Verantwortung H’s face zu bedrohen umgehen, in dem er H eine

Option gibt die off record Bitte zu interpretieren.

(b) S kann H die Möglichkeit geben S zu zeigen, dass er sich um S kümmert. H

ist die Gelegenheit gegeben S gegenüber solicitouness2 zu demonstrieren.

(Ebd.)

2 Das Konzept solicitouness wird in Kapitel 3.8.2 näher erläutert.

Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten

44

3.6 Strukturen, Formen und Kategorien von Bitten

Nachdem im vorangegangenen Kapitel die Resultate verschiedener Bitttypen beleuchtet

wurden, sollen hier nun Strukturen, Formen und Kategorien von Bitten beleuchtet

werden. In ihrer Struktur bestehen Bitten aus zwei verschiedenen Teilen. Zum einen aus

dem Kern einer Bitte und zum anderen aus verschiedenen peripheren Elementen. The core request is the main utterance which fulfils the function of requesting, irrespective of its form, and can stand by itself; that is, it can be used successfully without any peripheral elements. However, in most cases this is preceded and/ or followed by expressions which mitigate or aggravate its force, but which do not change its propositional content.

(Sifianou 1992: 99)

Die peripheren Elemente beinhalten wie man sein gegenüber anspricht, sowie

verschiedene einleitende Aussagen, Erklärungen und Rechtfertigungen für die Bitte.

Weiterhin werden hedges, sowie das Anhängen von Wörtern wie bitte oder please

inkludiert. Einige dieser Elemente, wie beispielsweise Anrede und Erklärungen können

auch ohne den Kern einer Bitte stehen und eine Bitte ausmachen. Neben diesen externen

Modifikationen können auch interne Modifikationen (linguistische Mittel wie zum

Beispiel die gewählte Zeitform) den Kern einer Bitte beeinflussen. (Sifianou 1992: 100)

Bei off record Bitten dienen jedoch nur die peripheren Elemente als Bitte, wie das

folgende Beispiel näher erläutert. 1. The kitchen is a terrible mess. 2. The kitchen is a terrible mess, could you please clean it up?

(Weizmann 1989: 74-75)

Beispielsatz 1. ist eine off record Bitte. Das periphere Element in Satz 2. dient als off

record Bitte in Satz 1.

Es gibt nicht nur wie im vorherigen Kapitel gesehen verschiedene Bittypen, sondern

auch verschiedene Formen von Bitten. 1. Imperatives; 2. Interrogatives; 3. Negatives; 4. Declaratives; and 5. Elliptical constructions.

(Sifianou 1992: 125-126)

Anzumerken ist hier die Aufteilung der Deklarativen in zwei Gruppen. Zum einen in

Bedürfnisaussagen und zum anderen in Anmerkungen. Daher gibt es auch zwei

Kategorien für Bitten: 1. Request for information; and 2. Request for action

(Ebd.: 121-122)

Kommentar: Deutsche Übersetzung für hedges???

Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten

45

Die Bitten um eine Handlung können subkategorisiert werden in Bitten nach Gütern,

Bitten um Hilfe, etc. Die meisten hier untersuchten Bitten fallen in die Kategorie Bitten

um eine Handlung.

3.7 Variablen, die die Bittstrategien beeinflussen

In Kapitel 2.4.4.1 wurden die Brown und Levinsonschen Variablen betrachtet. In

diesem Teil der Arbeit sollen diese Variablen nun aus zwei Perspektiven betrachten

werden. Zum einen in welcher Beziehung die Variablen mit Bittstrategien stehen und

zum anderen aus welchen Bestandteilen die Variablen bestehen.

3.7.1 Das Verhältnis der Variablen und der Bittstrategien

Brown und Levinson (1978) argumentieren dass all three dimensions P, D, and R contribute the seriousness of an FTA, and thus to a determination of the level of politeness with which, other things being equal, an FTA will be communicated. (Ebd.: 76)

Das heißt je größer die Gesichtsbedrohung, die durch die drei Variablen berechnet wird,

desto höher ist die Nummer der angewendeten Strategie (Strategie 1 – without

redressive action, baldly; Strategie 2 – positive politeness, Strategie 3 – negative

politeness, und so weiter). Laut Holtgraves und Yang (1992) (…) increases in the hearer’s power, relationship distance, and degree of imposition (e.g. asking for a loan is more imposing than asking for the time) will increase the weightiness of an act (i.e., the extent to which the act is face threatening). Increased weightiness is assumed to result in the use of greater politeness. (Ebd.: 246)

Hierzu merkt Kasper (1994) die Existenz einer positive Korrelation zwischen dem

Gewicht der kontextuellen Faktoren (D, P und R) und der Investition von Höflichkeit

(Ebd.: 3209) an.

Die Vorhersagen von Brown und Levinson sind durch viele Studien, die sich nicht alle

mit Bitten beschäftigt haben, sowohl veri-, als auch falsifiziert worden. Die Variable D

ist dabei diejenige, die die meisten widersprüchlichen Ergebnisse erzielt hat und am

meisten kritisiert worden ist. Nach der Überprüfung vieler Studien merken Brown und

Levinson (1987) selber an, dass a number of experiments have shown opposing results to the predictions of our model for the D variable. For example Holtgraves (1984) found that subjects judged a high degree of encoded politeness as indicating higher reciprocal linking between speaker and addressee, and Baxter

Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten

46

(1984) found that subjects prescribed that they would use greater politeness for close (e.g. friend) relationships. (Ebd.: 15-16)

Auch Brown und Gilmann (1989), die verschiedene Shakespearestücke im Bezug auf

Höflichkeit untersucht haben, schlussfolgern, dass D höfliches Verhalten nicht erklärt.

Die beiden Komponenten von D, nämlich Nähe beziehungsweise Distanz und

Zuneigung, waren in den Untersuchten Stücken nicht miteinander verbunden. Laut ihrer

Ergebnisse hat Zuneigung einen starken Einfluss auf Höflichkeit. Wohingegen Nähe nur

einen Kleinen beziehungsweise gar keinen Einfluss hat. Auch die Studie von Holmes

(1990), die sich mit Entschuldigungen in Neuseelandenglisch befasst hat, unterstützt das

Brown und Levinsonsche Modell nicht im Bezug auf die Variable D. Dennoch

widerlegen die Ergebnisse von Holmes’ Studie das Modell von Brown und Levinson

nicht, da die Ausarbeitung von Entschuldigungen abhängig von der vorangegangenen

Beleidigung ist. Dementsprechend sind also weitere Untersuchungen nötig sind, um zu

klären, inwiefern D Entschuldigungen beeinflusst. (Fukushima 2000: 77)

Der Hauptkritikpunkt an der Variable D betrifft deren Komponente Zuneigung. Einige

Forscher argumentieren, dass Zuneigung separat von D betrachtet werden muss. Laut

Brown und Gilman (1989) müsste D in zwei Dimensionen geteilt werden. In Zuneigung

und Distanz. Auch Slugoski und Turnbull (1988) unterstützen diese Ansicht. Es gibt

jedoch laut Spencer-Oatey (1996) einen Mangel an Übereinstimmung bezüglich des

Status und der relativen Wichtigkeit von Zuneigung als pragmatische Variable. Trotz

der Zweifel im Bezug auf die Separierung der Variable D in Zuneigung und Distanz

beziehungsweise Nähe, widerlegen die Kritiker die Theorie von Brown und Levinson

nicht im Bezug auf die Variablen. (Fukushima 2000: Seitenzahl) Auf diesen Punkt

möchte ich aber später noch genauer eingehen. Hier möchte ich nun die anderen

Variablen bezüglich weiterer Kritikpunkte betrachten.

Die Variablen P und R sind nur durch wenige Studien widerlegt worden. McLaughlin,

Cody und O’Hair (1983) haben herausgefunden, dass die Variable P die

Höflichkeitsebene im Bezug auf den „Missetäter“ nicht erklärt. In der Studie von

Cherry (1988), in der verschiedene Briefe an den Präsidenten einer amerikanischen

Universität untersucht worden sind, wurde die Nichtvorhersagbarkeit der relativen

Höflichkeit durch die relative Macht deutlich. Ferner, scheint R auch keine

voraussagende Kraft zu haben, um Höflichkeit zu erklären. (Fukushima 2000: 77) Auch

wenn die Theorie von Brown und Levinson durch die genannten Studien nicht

unterstützt worden ist, so gibt es andere Studien, die die Theorie unterstützen. Während

Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten

47

die Variable D die widersprüchlichsten Ergebnisse hervorgerufen hat, fanden Blum-

Kulka, Danet und Gherson (1985) eine größere Höflichkeit in Beziehungen, die sehr

voneinander distanziert sind. Bei der Untersuchung von Bitten in israelischen Familien

kam heraus, dass sich Direktheit durch eine wachsende Familiarität erhöht. Dieses

Ergebnis stimmt mit den Vorhersagen von Brown und Levinson überein. Auch laut

Holtgraves und Yang (1992) kann Distanz, im Bezug auf Bitten, signifikant zu

Höflichkeit beitragen. So erhöht die Wahrnehmung von Distanz in einer Beziehung die

angewendete Höflichkeit in einer Bitte, was auch mit den Vorhersagen von Brown und

Levinson übereinstimmt. (Ebd.: 251)

Einige Studien unterstützen die Vorhersagungen von Brown und Levinson im Bezug

auf die Variable P. Laut Baxter (1984) handeln Personen mit Macht weniger höflich, als

Menschen mit wenig Macht. Blum-Kulka, Danet und Gherson (1985) entdeckten bei

der Untersuchung von Bitten, einen Zusammenhang zwischen der Zunahme an

Direktheit und der Erhöhung von Macht. Auch Brown und Gilman (1989) fanden eine

Übereinstimmung, in den von ihnen untersuchten Shakespeare Tragödien, im Bezug auf

die P-Variable und wie diese von Brown und Levinson definiert worden ist. Auch die

Ergebnisse der Untersuchungen von Cansler und Stiles (1981), Cody, McLaughlin und

Schneider (1981), Holtgraves (1986), Holtgraves, Srull und Socall (1989) sowie Lustig

und King (1980) unterstützen die Vorhersagen der Variable P von Brown und Levinson.

(Fukushima 2000: 78)

Viele Wissenschaftler definieren fehlerhafterweise nicht genau, was sie mit den

einzelnen Variablen meinen. Geht man davon aus, dass Adegbija (1989) mit Alter und

Status das gleiche ausdrückt, wie Brown und Levinson mit ihrer Variable P, so

unterstützen die Ergebnisse von Adegbija (1989) die Vorhersagungen von Brown und

Levinson. Adegbija (1989) hat Daten in naturalistischen Umgebungen gesammelt, die

zeigen, dass in Nigerianischem Englisch, Yoruba und Ogori gilt: je älter H und je höher

der kulturelle und soziale Status von H, desto höher ist das Bedürfnis von S eine der

Höflichkeitsstrategien anzuwenden. (Fukushima 2000: 78)

Auch die dritte Variable R, sie sagt eine Erhöhung der Höflichkeit bei gleichzeitiger

Erhöhung von R voraus, ist durch eine Anzahl von Studien unterstützt worden. Brown

und Gilman’s (1989) Ergebnisse der Untersuchung von Shakespeare Tragödien

unterstützen die Vorhersagen von Brown und Levinson im Bezug auf R. Auch

Holtgraves und Yang (1992) unterstützen diese Vorhersagen mit den Ergebnissen ihrer

Studie zu Bittstrategien von Amerikanern und Japanern.

Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten

48

In diesem Kapitel habe ich vorherige Studien im Bezug auf die Beziehung zwischen den

drei von Brown und Levinson aufgestellten Variablen und den Höflichkeitsstrategien

überprüft. Auch wenn einige Ergebnisse der Studien den Vorhersagen von Brown und

Levinson widersprechen, so unterstützen doch viele Studien die Prognosen der beiden

Wissenschaftler. Als nächstes sollen die Variablen bezüglich ihrer Komponenten

untersucht werden.

3.7.2 Komponenten der Variablen

Wie bereits erwähnt, definieren viele Wissenschaftler die einzelnen Variablen nicht

genau. Spencer-Oatey (1996) weist darauf hin, dass die Autoren von pragmatischen

Studien oft den gleichen Ausdruck für verschiedene Dinge oder verschiedene

Ausdrücke für Dinge mit der gleichen Bedeutung verwenden. Auch die Variablen

werden nur selten explizit definiert (Ebd.: 1). So kommt es zu einer Verwirrung im

Bezug auf die Diskussion der Variablen. Wie in bereits erläutert, beziehen sich die

meisten Studien, die nicht mit den Vorhersagungen von Brown und Levinson

übereinstimmen, auf die Variable D. Ein Problem in diesen Studien ist die nicht

vorhandene Übereinstimmung der Definition von D innerhalb der Studien. Holtgraves

und Yang (1992) merken hierzu folgendes an: „This may be because researchers have

confounded familiarity and relationship affect“ (Ebd.: 246). Daher ist es notwendig zu

klären was die drei Variablen P, D und R bedeuten. Deswegen werden in diesem

Kapitel die Komponenten von P, D und R im Bezug auf den Gebrauch in dieser Studie

beleucht und ferner erläutert.

3.7.2.1 Macht (P)

Wenn jemand Macht über einen anderen hat, so kann dieser zu einem gewissen Grad

Kontrolle über den anderen ausüben. Er hat Autorität über den anderen und kann diesen

beeinflussen. Die Komponenten von Macht beinhalten Faktoren wie den sozialen

Status, die soziale Klasse, das Alter, das Geschlecht, Reichtum, physische Kraft oder

die ethnische Identität. Die Konsequenz dieser Faktoren ist, dass ein Älterer, oder

jemand mit einem höheren sozialen Status, Macht über einen Jüngeren, oder jemanden

mit einem weniger hohen sozialen Status hat. Der Einfluss der einzelnen Komponenten

kann je nach Kontext variieren. Der Grad an Wichtigkeit der einzelnen Komponenten

Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten

49

kann von Kultur zu Kultur oder auch von Situation zu Situation verschieden sein.

(Fukushima 2000: 85)

Figur 2. Macht (Fukushima 2000: 85)

Nachdem nun die Komponenten von Macht verdeutlicht worden sind, möchte ich kurz

aufzeigen, welche Ausdrücke ich gewählt habe, um die äußersten Enden der Machtskala

zu benennen und wie diese in der Studie angewendet werden. Klein-groß

beziehungsweise big-small sind die gewählten Ausdrücke, um die äußersten Enden der

Machtskala auszudrücken. Der Ausdruck Machtunterschied beziehungsweise power

difference wird genutzt, um Unterschiede im Bezug auf Macht anzuzeigen. Groß bzw.

big zeigt an, dass der Machtunterschied zwischen den Interaktanten groß ist und klein

bzw. small bedeutet, dass der Machunterschied gering ist. Groß bzw. big bedeutet nicht

unbedingt, dass H Macht über S hat, sondern, dass der Machtunterschied zwischen S

und H groß ist. Klein bzw. small bedeutet nicht, dass H weniger Macht über S hat,

sondern das der Machtunterschied zwischen den beiden Interaktanten gering ist.

(Fukushima 2000: 85)

3.7.2.2 Soziale Distanz (D)

Das von mir genutzte Konzept von sozialer Distanz ist gleichzusetzen mit einem

gewissen Grad an Nähe, wobei dieser durch die folgenden Faktoren festgelegt wird:

1. Ob die Interaktanten sich ähnlich sind/ sich voneinander unterscheiden.

2. Wie gut die Interaktanten sich kennen.

3. Ob die Interaktanten sich mögen.

Ersteres wird unter anderem definiert durch das Alter, die soziale Klasse, den Beruf, das

Geschlecht und das eigene Wertesystem. Nicht alle dieser Komponenten sind jedoch in

allen Situationen und Kulturen relevant. Punkt zwei kann aus der Länge der

Bekanntschaft, oder der Kontakthäufigkeit der Interaktanten definiert werden. Punkt

drei wird durch Punkt eins und zwei bestimmt. Es kann jedoch Fälle geben, in denen die

Power Control/ Authority, the legitimate right to exert influence

social status social class institutionalised role age sex wealth physical strength regional/ethnic identities

Components

Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten

50

beiden Interaktanten sich beispielsweise in Geschlecht und Alter ähneln und sich beide

auch schon lange kennen, sich aber trotzdem nicht mögen. Ob sich zwei Menschen sich

mögen, hängt also nicht von den ersten beiden Faktoren ab, sondern kann von Situation

zu Situation verschieden sein. Dies hängt also dementsprechend von den einzelnen

Individuen und ihrer kulturellen Herkunft ab.

Nähe hängt von allen drei Faktoren ab. Sie kann aber laut Spencer-Oatey (1996) auch

durch die Menge der eigenen Selbstenthüllung bestimmt werden. Das heißt also durch

die Erhöhung an Intimität. (Ebd.: 5) Auch Gallois (1994) geht davon aus, das

Selbstenthüllung Intimität steigert und sagt, the appropriate amount of self-disclosure perceived by interactants, varies both with the level of acquaintance and relationship between them, and with the sex and social power of the disclosure. (Ebd.: 308)

Die Menge an Selbstenthüllung wird also durch alle drei in der Studie miteinbezogenen

Faktoren bestimmt. Ferner ist die Menge der Selbstenthüllung kulturell geprägt.

Figur 3. Soziale Distanz (Fukushima 2000: 87)

Wie bei der Variablen Macht sind die äußersten Enden der Distanz - Skala mit klein-

groß bzw. big-small bezeichnet worden. Eine große soziale Distanz bedeutet, dass die

Interaktanten sich nicht sehr nah sind und eine kleine soziale Distanz zeigt an, dass sich

die Interaktanten nah sind.

Social Distance-Closeness

(1) Whether people are similar/different

(2) How well people know each other

(3) Whether people like each other

Components

age social class occupation sex ethnicity beliefs value systems

length of acquaintance frequnecy of contact amount of self-disclosure

affect

Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten

51

3.7.2.3 Grad der Belastung (R)

Eine Belastung kann entstehen, wenn man einen anderen um etwas bittet. Dies kann

etwas Materielles oder etwas Nicht-materielles sein. Damit H einer Bitte nachgeht,

können einer oder mehrere der folgenden Faktoren involviert sein, wie beispielsweise

der Zeitaufwand, die Anstrengung oder Mühe, die finanzielle oder psychologische

Belastung.

Die Belastung für H wird dadurch bestimmt, wie stark jeder einzelne der aufgelisteten

Faktoren in die Bitte involviert ist. Wenn S beispielsweise H nach einer Kostbarkeit

fragt, ist die finanzielle Belastung für H groß. In diesem Fall ist ebenfalls der

Belastungsgrad der Bitte hoch. Eine Belastung kann auch von psychologischer Natur

sein. Wenn die Bitte beispielsweise viel Verantwortung involviert, oder H die Bitte

nicht ausführen möchte, so ist die psychologische Belastung hoch. Aber auch eine

nicht-materielle Bitte, die viel Zeit oder Mühe nach sich zieht, kann für H eine hohe

Belastung nach sich ziehen.

Ich möchte im Bezug auf die Variable R Rechte und Verpflichtungen mit einbeziehen.

Die Belastung kann nämlich dadurch beeinflusst werden, ob der Bittende überhaupt das

Recht hat, H um etwas zu bitten, bzw. ob H die Verpflichtung hat, der Bitte

nachzugehen. Der Grad der Belastung wird hoch sein, wenn S gar nicht das Recht hat,

H um etwas zu bitten und H dementsprechend nicht die Verpflichtung hat, der Bitte

nachzukommen. (Fukushima 2000: 88). Ob S das Recht und H die Verpflichtung hat,

wird durch die Variable P und durch dem kulturellen Hintergrund der Interaktanten

bestimmt. Dabei sind die einzelnen Variablen von einander abhängig und funktionieren

nicht unabhängig voneinander. (Turner 1996: 5)

Der Belastungsgrad einer Bitte kann auch durch den Anlass einer Bitte bestimmt sein.

So ist der Belastungsgrad gering, wenn der Anlass vernünftig erscheint und hoch, wenn

dieser unvernünftig erscheint. Das bereits erwähnte Beispiel von Brown und Levinson

(1987), jemanden um 10 Cent vor einer Telfonzelle zu bitten, oder jemanden mitten auf

der Straße um 10 Cent zu bitten, erläutert die Beziehung zwischen einer Bitte mit und

ohne Anlass (Ebd.: 79).

Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten

52

Figur 4. Belastung (Fukushima 2000: 89)

Wie bei den Variablen P und D sind die äußersten Enden der Skala mit klein-groß bzw.

high-low bezeichnet worden.

3.8. Erwiderungen auf Bitten

In der Vergangenheit wurde Höflichkeit nur im Bezug auf einzelne Aussagen

untersucht. Brown und Levinson (1987) erkennen die Bedeutsamkeit an, Höflichkeit als

einen Bestandteil von Gesprächsstrukturen zu analysieren: Another framework that we would now reply on less heavily is speech act theory. (…) For many reasons, we now think this not so promising (…); speech act theory forces a sentence-based, speaker-oriented mode of analysis, requiring attribution of speech act categories where our own thesis requires that utterances are often equivocal in force. (…) FTAs need not be realized in sentence-like units, and the upshot of all this is that we must now acknowledge that the speech act categories that we employed were an underanalysed shorthand, but one which, were we try again today, would still be hard to avoid. (Ebd.: 10-11)

Da Bitten und Erwiderungen auf Bitten adjacency Paare bilden, sind Erwiderungen auf

Bitten ein wichtiges Element von Bitten. Wenn man also nicht nur Bitten, sondern auch

die Erwiderungen auf Bitten mit in Betracht zieht, so kann man dazu beisteuern eine

„sentence-based, speaker-oriented mode of analysis“ (Fukushima 2000: 90) zu

verhindern. Dies ist möglich, da „one basic observation to be made is hat FTAs do not

necessarily inhere in single acts (…)“ (Brown und Levinson 1987: 233).

Um also zu vermeiden, dass man sich auf isolierte Handlungen fokussiert, möchte ich

auch die Erwiderungen auf Bitten in dieser Studie betrachten und untersuchen. Da ich

nicht alle Bitterwiderungen untersuchen kann, möchte ich mich auf die Erwiderungen

auf off record – Bitten beschränken. Ich habe mich entschlossen den Fokus auf die

Erwiderung von off record – Bitten zu legen, da es schwieriger bzw. problematischer ist

Rights & Obligations Situational Reasonableness

Imposition Time Effort Financial burden Psychological burden

What is required for H to pursue the request

Material Non-material Value

What is asked for

Kommentar: Deutsche Übersetzung für adjancy???

Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten

53

auf off record – Bitten zu reagieren, als auf Bitten, die direkt gestellt werden. Dies wird

an folgenden Punkten deutlich:

1. Eine angemessene Erwiderung auf eine Bitte zu geben, ist eng damit verbunden,

wie explizit die Intentionen von S sind. Die Absicht von S in einer direkt

gestellten Bitte zu erkennen, ist nicht allzu schwierig für H und so ist es für H

auch nicht allzu problematisch auf diese Bitte zu reagieren. Das sieht anders aus,

wenn die Bitte indirekt gestellt wird.

2. Wie bereits in Kapitel 3.3 erläutert kann eine indirekte Bitte sowohl eine

wortwörtliche als auch eine gemeinte Bedeutung haben. Wenn H die indirekte

Bitte als Bitte interpretiert bedeutet das, dass H die gemeinte Bedeutung der off

record – Bitte deutet und so auf die indirekte Bitte reagieren kann.

3. Wie ferner in Kapitel 3.4 dargelegt kann eine off record – Bitte neben der

wortwörtlichen Bedeutung auch noch eine potentiell indirekte Bedeutung haben.

H muss also aus der off record – Bitte die potentielle indirekte Bedeutung

schlussfolgern, um die Intentionen von S zu verstehen. Es gibt einige Hinweise,

wie beispielsweise konventionelle Formen, für H die indirekte Bedeutung der

Bitte zu erkennen. Es gibt aber nicht viele Anhaltspunkte für H, um die gemeinte

Bedeutung zu erschließen. Demzufolge gibt es also mehr als eine

Interpretationsmöglichkeit wie H die Aussage/Bitte versteht, und es ist

schwieriger für H eine off record – Bitte als eine direkte Bitte zu interpretieren.

Diese Faktoren deuten darauf hin, dass es viel schwieriger für H ist auf eine off

record – Bitte zu reagieren. Ferner kann es häufiger zu Missverständnissen bei

der Interpretation von off record – Bitten kommen, als bei direkten Bitten.

(Fukushima 2000: 90-91)

3.8.1 Arten von Erwiderungen auf Off-record - Bitten

Es gibt zwei verschiedene Möglichkeiten eine off record – Bitte zu interpretieren:

1. H erkennt, dass S ihn um etwas bittet; oder

2. H erkennt nicht, dass S ihn um etwas gebeten hat.

Wenn H erkennt, dass S ihn um etwas gebeten hat, schlage ich, Fukushima (2000)

folgend, die folgenden Erwiderungsmöglichkeiten vor:

Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten

54

1. H fasst die Aussage als Bitte auf (solicitousness3).

2. H schlägt eine Alternative vor.

3. H schlägt die Bitte ab.

(Ebd.: 91)

Figur 5 fasst die möglichen Interpretationen und die Erwiderungsmöglichkeiten von off

record – Bitten zusammen.

Figur 5. Erwiderungen auf Off Record – Bitten (Fukushima 2000: 92)

In meiner Studie habe ich den Fokus auf Erwiderungen der Kategorie (a) gelegt. Ich

untersuche also nur die Erwiderungen auf off record – Bitten, bei den H erkannt hat,

dass es sich um eine Bitte handelt.

3.8.2 Definition von Solicitouness

Wie in Kapitel 3.5 erläutert können Bitten verschiedene Resultate haben. So kann S

einen FTA geschickt umgehen, (1) indem S H die Option lässt die off record – Bitte

nach H’s eigenem Ermessen zu interpretieren, und (2) S kann H die Option geben als

umsorgend zu erscheinen (Fukushima 2000: 92). Brown und Levinson (1987) merken

zu Möglichkeit (2) an (…) if H chooses to pick up and respond to the potentially threatening interpretation of the act, he can give a ‘gift’ to the original speaker. Thus, if I say ‘It’s hot in here’ and you say ‘Oh, I’ll

3 Solicitousness wird in Kapitel 3.8.2 näher erläutert.

S→H Off-record requests

(b) H does not recognise S made a request to H.

H just responds to what S said.

(a) H recognises S made a request to H.

(1) H preempts S’s request

(2) H takes an alternative means other than doing something himself for S.

(3) H refuses a request

[Interpretations by H] [Decisions by H] [Example actions by H]

H makes an offer. (Solicitousness) H makes a suggestion

H gives S advice H refuses politely

H just responds to what S said. H says nothing.

H changes the subject.

Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten

55

open the window then!’, you may get credit for being generous and cooperative, and I avoid the potential threat of ordering you around. (Ebd.: 71)

Fukushima (2000) nennt dieses ‘Geschenk (gift)’ von H solicitousness. Solicitousness

wird von ihr als Mittel gesehen, mit dem H als Erwiderung auf eine off record – Bitte, S

gegenüber Rücksichtnahme zeigen kann. Solicitousness stellt also eine Möglichkeit dar,

auf die von S angewandte off record Strategie zu reagieren. Da derjenige der

solicitousness zeigt etwas für den Empfänger tut, kann es sein, dass dem solicitousness

– Zeigendem gewisse ‚Kosten’ entstehen. Die oben stehende Erklärung von Brown und

Levinson zeigt allerdings, dass der solicitousness – Zeigende im Ansehen des

Empfängers steigen kann, wenn dieser das Zeigen von solicitousness positiv bewertet.

(Fukushima 2000: 93)

Die Grundidee von solicitousness ist, sich um jemanden zu sorgen oder sich jemandem

gegenüber rücksichtsvoll zu zeigen. Schlägt man solicitousness in einem Lexikon nach,

findet man die folgende Definition: „someone who is solicitous shows an anxious or

eager concern for someone else“ (COLLINS COBUILD English Language Dictionary,

1987).

Für die Zwecke meiner Studie möchte ich solicitousness, Fukushima (2000) folgend,

folgendermaßen definieren: „solicitousness is a response to off-record requests which

takes the form of offering“ (Ebd.: 93). Ferner beschreibt sie solicitousness als

„preemptive responses to (1) cirsumstances or situations, (2) verbal cues or (3)

nonverbal cues” (Ebd.), dem ich mich ebenfalls anschließen möchte.

Figur 6: Mechanismus von Solicitousness (Ebd.)

Die nun folgenden Beispiele werden erläutern, was Fukushima (2000) mit (1)

Umständen (2) verbalen Hinweisen und (3) nonverbalen Hinweisen meint.

(1) Solicitousness als Erwiderung auf einen Umstände oder eine Situation zeigen.

Umstände/ Situation: Es ist sehr warm. Der Dozent betritt den Raum, um sein

Seminar zu halten.

Möglichkeit solicitousness zu zeigen: Das Fenster öffnen.

Circumstances

Verbal cues by a beneficiary

Nonverbal cues by a beneficiary

→ Performer → Solicitousness

Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten

56

(2) Solicitousness als Erwiderung auf einen verbalen Hinweises des Empfängers von

solicitousness zeigen.

Verbaler Hinweis: Der Dozent sagt: „Es ist ganz schön warm hier.“, als er den

Raum betritt.

Möglichkeit solicitousness zu zeigen: Das Fenster öffnen.

(3) Solicitousness als Erwiderung auf einen nonverbalen Hinweises des Empfängers von

solicitousness zeigen.

Nonverbaler Hinweis: Der Dozent nutzt seine Unterlagen um sich kühle Luft zu

zuwedeln und transpiriert.

Möglichkeit solicitousness zu zeigen: Das Fenster öffnen.

(Ebd.: 94)

Wenn solicitousness demonstriert wird, wird also der solicitousness – Zeigende nicht

von dem Empfänger gebeten eine bestimmte Handlung auszuführen. Ferner kann

solicitousness sowohl verbal als auch nonverbal ausgedrückt werden, auch wenn in den

oben genannten Beispielen solicitousness nur nonverbal gezeigt wird. (Ebd.)

3.8.3 Konditionen von Solicitousness

In Kapitel 3.2 habe ich folgenden Konditionen von Bitten aufgestellt:

1. S glaubt/nimmt an, das H A durchführen kann.

2. S möchte das H A durchführt.

Diese Konditionen werden von S durch eine off record Bitte erfüllt. Die off record Bitte

erwidernd kann H sich den Konditionen gemäß entscheiden solicitousness zu

demonstrieren. Es gibt allerdings auch Gelegenheiten in denen sich H gegen die

Demonstration von solicitousness entscheiden kann. 1. H of off-record requests interprets that S wants him to do A. In other words, H of off-record

requests interprets that a request has been made, and he infers S’s desires. 2. H of off-record requests assumes that he can perform A. 3. H of off-record requests wants to show care for S o off-record requests, thus gaining credit for

being generous and cooperative. 4. H of off-record requests wants to be of some help to S of off-record requests.

(Fukushima 2000: 94-95)

Um solicitousness zeigen zu können, sind die ersten beiden der oben genannten

Konditionen notwendig, während Kondition 3 und 4 sind nicht unbedingt erforderlich

sind.

Das folgende Beispiel einer off record – Bitte von Brown und Levinson (1987) „Damn,

I’m out of cash, I forgot to go to the bank today“ (Ebd.: 69) erläutert die Konditionen in

Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten

57

der Anwendung. Wenn H den Beispielsatz als eine Bitte interpretiert, und daraus

schlussfolgert, dass S Geld braucht (Kondition 1), und wenn H Geld bei sich hat, was er

an S verleihen kann (Kondition 2), kann solicitousness demonstriert werden. H vermag

eventuell nur zu zeigen, dass er sich um S sorgt und möchte so erreichen, dass er in S’s

Ansehen steigt (Kondition 3), oder H möchte S einfach nur helfen (Kondition 4). Es

kann aber auch sein, dass H sowohl Kondition 3 als auch Kondition 4 erfüllen möchte.

Mögliche Antworten auf S’s off record – Bitte die solicitousness demonstrieren können

wie folgt aussehen:

1. Soll ich dir etwas Geld leihen? (Verbaler Ausdruck von solicitousness)

2. Wie viel Geld brauchst Du? (Verbaler Ausdruck von solicitousness)

3. S Geld anbieten ohne S etwas zu sagen (Nonverbaler Ausdruck von

solicitousness)

(Fukushima 2000: 95)

3.8.4 Der Status von Solicitousness in den Höflichkeitsstrategien

Da solicitousness eine Erwiderung auf eine off record – Bitte ist, schlage ich,

Fukushima (2000) folgend vor, solicitousness in den Höflichkeitsstrategien von Brown

und Levinson (1987) den gleichen Status zu geben wie der Erwiderung auf eine off

record – Bitte. In Figur 7 wird dies verdeutlicht.

Figur 7. Der Status von Solicitousness in den Höflichkeitsstrategien. (Fukushima 2000: 96)

3.8.4 Interpretationen von Solicitousness

Solicitousness kann von dem Empfänger positiv oder negativ aufgefasst werden, auch

wenn der solicitousness – Zeigende sich um das Wohlergehen des Empfängers sorgt.

Wenn sich also mehrere Menschen in einem relativ warmen Raum aufhalten, sind

Do the FTA

5. Don’t do the FTA

on record

4. off record ← Solicitousness

1. without redressive action, baldly

with redressive action

2. positive politeness

3. negative politeness

Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten

58

einige sicherlich erfreut über das Öffnen eines Fensters. Anderen wird schnell kalt und

erfreuen sich nicht über die nett gemeinte Geste. Sie schätzen deswegen die so

ausgedrückte solicitousness nicht. Die Interpretation von solicitousness kann in den

Bezeichnungen der Konversations- Analyse klassifiziert werden als „follow-up“,

welcher „ratisfies the response“ (Stenström 1994: 125). „Appreciation“ kann

demzufolge als positive Interpretation und „annoyance“ als negative Interpretation

ratifiziert werden (Ebd.). (Fukushima 2000: 96)

Figur 8. Interpretation of Solicitousness in the sequence of exchanges (Ebd.)

Von H demonstrierte solicitousness kann, wenn sie häufig angewendet wird, übereifrig

auf S wirken. Ob S solicitousness als übertrieben oder unangemessen empfindet ist

nicht nur vom persönlichen Geschmack abhängig, sondern auch durch die kulturelle

Prägung von S. Ferner spielt die soziale Distanz beider Interaktanten eine Rolle wie

Sifianou (1997) anmerkt (…) when there is social distance, doing things for others without being requested to [solicitousness] could be perceived as an imposition, since these actions may require reimbursement.

(Ebd.: 68)

3.8.5 Solicitousness und Face

Face ist das zentrale Konzept in den Höflichkeitstheorien von Brown und Levinson

(1987). Da sich meine Studie auf das theoretische Gerüst von Brown und

Levinson(1987) stützt, möchte ich nun in Betracht ziehen, in welcher Beziehung face

und solicitousness zueinander stehen. Wie bereits in 3.8.2 und 3.8.3 erwähnt,

demonstriert der solicitousness – Zeigende manchmal solicitousness. Beispielsweise,

um seine Sorge um S zu zeigen, und auf diese Weise sein Ansehen bei S zu verbessern,

sowie als großzügig und kooperativ zu wirken. Wenn S die gezeigte solicitousness als

positiv ansieht (S denkt beispielsweise ‚Oh, wie nett von ihm!’), kann H so sein face

verbessern.

[Initiation] (Off-record request) ↓ [Response] (Solicitousness) ↓ [Follow-up] (Interpretation of Solicitousness)

Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten

59

Figur 9. Solicitousness und Face (Fukushima 2000: 98) Das Zeigen von solicitousness kann aber auch zu einem Gesichtsverlust von H führen,

wenn S die demonstrierte solicitousness negativ auffasst. Wie weiter oben dargestellt

zeigt H solicitousness, weil er rücksichtsvoll wirken möchte, oder seine Sorge um S

demonstrieren möchte. Möglich ist aber auch die Ablehnung des Angebotes von H

durch S, der die gezeigte solicitousness dann als übereifrig auffasst (S denkt dann

beispielsweise ‚Das ist eigentlich nicht das, was ich wollte!’). Und wenn S das explizit

ausdrückt, indem er das Angebot von H ausschlägt, kann diese Ablehnung dazu führen,

dass H sein face verliert.

Figur 10. Solicitousness und Gesichtsverlust. (Ebd.)

Die Nichtdemonstrationen von solicitousness kann ebenfalls zu einem Verlust von face

führen. Das ist von Kultur zu Kultur verschieden. In einer Kultur, in der von den

Mitgliedern das Zeigen von solicitouness erwartet wird, wird H als unsensibel

eingestuft, weil er den Bedürfnissen von S nicht entgegen kommt. (Ebd. 99)

3.9 Schlussfolgerung

In diesem Kapitel habe ich Bitten und die Erwiderungen auf Bitten betrachtet. Da ich

untersuchen möchte, warum bestimmte Typen von Bitten in bestimmten Situationen

angewendet werden, habe ich versucht die Charakteristika von Bitten, wie deren

Konditionen, Indirektheit bei Bitten, und die Resultate von Bitten, sowie verschiedene

Arten von Bitten zu verdeutlichen. Letztendlich möchte ich erstens herausfinden, ob es

eine Beziehung zwischen den Variablen, die die Höflichkeitsstrategien beeinflussen, der

Auswahl eines bestimmten Bitttypes, und zweitens ob es Ähnlichkeiten bzw.

Beneficiary ← Performer Solicitousness

↓ Beneficiary regards solicitousness positively. ↓ Acceptance of solicitousness by the beneficiary ↓ Face → Performer

Beneficiary ← Performer Solicitousness

↓ Beneficiary regards solicitousness as officious ↓ Refusal of solicitousness by the beneficiary ↓ Face loss →Performer

Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten

60

Unterschiede zwischen der Anwendung der Bittstrategien von amerikanischen und

deutschen Schülern gibt. Ferner habe ich Bittstrategien im Bezug auf die Beziehung

zwischen der Wahl der Bittstrategien und den Variablen, die die Bittstrategien

beeinflussen, betrachtet. Bei der Besprechung der Komponenten der Variablen habe ich,

im Gegensatz zu den meisten anderen Forschern, dargestellt, was meiner Meinung nach

(Fukushima 2000 folgend) die Inhalte der Variablen sind. Hier möchte ich noch mal die

kulturspezifische Divergenz in Bezug auf die Faktoren der Variablen betonen, auf die

auch Brown und Levinson (1987: 76) hinweisen. Daher nehme ich an, dass die

Menschen aus den USA und aus Deutschland die Komponenten der Variablen

unterschiedlich einschätzen.

Der Zweck dieser Studie ist es herauszufinden, wie die befragten Personen jede einzelne

Variable in den vorgegebenen Situationen wahrnehmen und einordnen. Wie diese

Wahrnehmung ihr Verhalten im Bezug auf Bitten und die Erwiderung auf eine off

record Bitte beeinflusst, und ob es in diesem Bezug einen kulturellen Unterschied

zwischen der amerikanischen und der deutschen Kultur gibt. Mit den Antworten der

amerikanischen und deutschen Probanden möchte ich die Vorhersagen, je größer der

FTA, desto höher die Nummer der angewendeten Höflichkeitsstrategie, von Brown und

Levinson testen und ferner die Korrelation zwischen der Wahrnehmung der einzelnen

Variablen, der Bitten und der Erwiderungsstrategien auf off record – Bitten,

untersuchen.

Ich habe mich dazu entschieden, den Fokus auf die Erwiderung von off record – Bitten

zu legen, da Off record – Bitten dem Empfänger verschiedene

Interpretationsmöglichkeiten lassen und dementsprechend verschiedene Erwiderungen

möglich sind. Ich habe dabei auf Erwiderungen von off record – Bitten beschränkt, bei

denen H bemerkt hat, dass er um etwas gebeten wurde. Darauf folgend habe ich drei

verschiedene Antwortmöglichkeiten auf off record – Bitten dargelegt, mit dem

Schwerpunkt des Zeigens von solicitousness. Ferner habe ich die Konditionen von

solicitousness, den Status von solicitousness in den Höflichkeitsstrategien von Brown

und Levinson aufgezeigt, einige Interpretationsmöglichkeiten von solicitousness sowie

die Beziehung zwischen solicitousness und face dargelegt. Ich werde in meiner Studie

außerdem untersuchen, ob es Unterschiede bzw. Ähnlichkeiten in der Darstellung von

solicitousness bei Amerikanern und Deutschen gibt. Ich werde ferner erforschen in

welchen Situationen Amerikaner bzw. Deutsche solicitousness als Erwiderung auf eine

off record – Bitte anwenden.

Kapitel 4 – Kultur

61

KAPITEL 4 - KULTUR

4.1 Einleitung

Die Höflichkeitsstrategien, die im Mittelpunkt dieser Studie stehen, werden durch

Kultur beeinflusst. Daher möchte ich in diesem Kapitel einige Charakteristika von

Kultur betrachten, die relevant für diese Studie sind. Kultur ist ein sehr breites Konzept,

aber es ist nicht meine Absicht alle Aspekte von Kultur zu darzulegen.

4.2 Kultur

Das Konzept Kultur ist schwer zu definieren. Ähnlich wie bei dem linguistischen Zweig

der Pragmatik oder bei dem Konzept Höflichkeit gibt es viele verschiedene Definitionen

von unterschiedlichen Wissenschaftlern, aber keine einheitliche Beschreibung des

Konzeptes. Allein bei Kroeber und Kluckholm (1945) findet man über 300

verschiedene Definitionen. Robinson (1988: 8-12) listet die folgenden vier

verschiedenen Ansichten von Kultur auf: Theoretical Position View of Culture Behaviorist Observable reactions and/or events Functionalist Underlying structure or rules which govern and explain observable events Cognitive An internal mechanism for organizing and interpreting inputs Symbolic The meaning which results from the dialectic process between external events

and internal mechanisms Tabelle 2. Robinsons Ansicht von Kultur (aus Fukushima 2000: 102)

Die vier unterschiedlichen Ansichten erklärt Robinson (1988) folgendermaßen:

Behavioristische Ansicht: From the behaviorist point of view, culture consists of discrete behaviors or sets of behaviors, e.g., traditions, habits or customs, as in marriage or leisure. Culture is something which is shared and can be observed.

(Ebd.: 8) Funktionalistische Ansicht:

The functionalist approach to culture is an attempt at making sense out of social behaviors. (…) Again, culture is viewed as a social phenomenon. However, what is shared are reasons and rules for behaving.

(Ebd.: 8-9) Kognitive Ansicht:

The cognitive definition shifts attention from the observable aspects of what is shared to what is shared “inside” the “cultural actor”. What is shared is a means of organizing and interpreting the world, a means of creating order out of the inputs. (…) The cognitive approach emphasizes the mechanism of organizing inputs. That is, culture itself is a process through which experience is mapped out, categorized and interpreted. From this perspective, culture is like a computer program. The program differs from culture to culture.

(Ebd.: 10) Symbolische Ansicht:

Kapitel 4 – Kultur

62

While cognitive anthropologists focus on the product of processing, i.e. the meanings derived. Symbolic anthropologists view culture as a system of symbols and meanings. (…) Symbolic anthropology is concerned with the dynamic inter-relationship between meaning, experience and reality. Culture (which is the product of this inter-relationship) is a dynamic system – an ongoing, dialectic process, giving rise to symbols which may be viewed historically. Past experience influences meaning, which in turn affects future experience, which in turn affects subsequent meaning, and so on.

(Ebd.: 11) Adler (1997) beschreibt Kultur als

1. Etwas, das sich alle bzw. fast alle Mitglieder einer sozialen Gruppe teilen;

2. Etwas, das die ältesten Mitglieder einer Gruppe versuchen an die jüngeren

Mitglieder weiterzugeben;

3. Etwas, das (ähnlich wie Moral, Gesetze und Bräuche) Verhalten formt, oder die

eigene Weltwahrnehmung strukturiert.

(Ebd.: 15)

In Figur 11, zeigt Adler (1997) wie Individuen Kultur und deren normativen Qualitäten

durch Werte, die sie im Bezug auf das Leben und die Welt um sie herum haben,

ausdrücken. Diese Werte wiederum beeinflussen ihre Einstellung bezüglich

angemessenen und effektiven Verhaltens in bestimmten Situationen.

Figur 11. Einflüsse von Kultur auf Verhalten. (Ebd.: 16)

Sich für eine der Höflichkeitsstrategien zu entscheiden, kann als Verhalten eingestuft

werden. Der Figur 11 kann man entnehmen, dass die Wahl der Höflichkeitsstrategie

durch Kultur beeinflusst wird.

Meat (1994) erklärt Kultur wie folgt:

1. Kultur enthält ein Wertesystem;

Culture

Values

Attitudes

Behavior

Kapitel 4 – Kultur

63

2. Kultur ist speziell für eine bestimmte Gruppe und unterschiedet sie von einer

anderen Gruppe;

3. Kultur ist erlernt und nicht angeboren; sie wird von Generation zu Generation

weitergegeben; und

4. sie beeinflusst das Verhalten der Gruppenmitglieder in einheitlicher und

vorhersagender Art und Weise.

(Ebd.: 6)

Werte werden von Lustig (1988) definiert als „powerful unseen forces that are

collectively shared within a culture” (Ebd.: 61). Kultur hat weiterhin einen wichtigen

Einfluss auf Kommunikation, die wiederum durch die Werte, die einzigartig in einer

Kultur sind, beeinflusst wird (Fukushima 2000: 104). Bei Schiffrin (1994) findet man

eine Beschreibung der Beziehung von Kultur und Kommunikation. Schiffrin (1994) legt

dabei den Schwerpunkt auf die Art und Weise wie Kultur Sprache formt, aber

gleichzeitig auch durch Sprache geformt wird. (…) [Language] is a system of use whose rules and norms are an integral part of culture. (…) culture is continually created, negotiated, and redefined in concrete acts between persons who are participating in some kind of interactive situation. Thus, the way we communicate with each other is constrained by culture, but is also reveals and sustains culture. (…) Language use is also a type (and a part) of social behavior in many different institutional realms (e.g. political, economic, religious, family) that are themselves bound to culture.

(Ebd.: 139-140)

Laut Scollon und Scollon (1995) gibt es zwei Verwendungen für das Wort Kultur. Zum

einen wird es verwendet für das Konzept Hochkultur mit dem Fokus auf intellektuelle

und künstlerische Leistung und zum anderen für das Konzept der anthropologischen

Kultur. Diese betrachtet welche Bräuche, Weltansichten, Sprache, Beziehungssysteme,

soziale Organisationen und alltägliches Verhalten, was eine Gruppe von einer anderen

voneinander unterscheidet. (Ebd.: 126) Dabei legen sie ihren Schwerpunkt nicht auf

Hochkultur sondern auf anthropologischer Kultur. Da diese Studie sich mit einem

interkulturellen Vergleich im Bezug auf die Anwendung der Höflichkeitsstrategien

befasst, ist auch für mich der anthropologische Kulturansatz von größerer Bedeutung als

eine Befassung mit dem Konzept Hochkultur. Aus diesem Grund möchte ich im

folgenden Kapitel den anthropologischen Kulturansatz näher erläutern.

Kapitel 4 – Kultur

64

4.2.1 Der Anthropologische Ansatz

Der traditionelle anthropologische Ansatz definiert Kultur als ein monolithisches, alles

umfassendes Konzept, dass Bräuche, Künste, Moral und Gesetze sowie Wissen und

Glaube und andere Fähigkeiten und Gewohnheiten mit einschließt (Brøgger 1992: 31).

Mit Brøgger übereinstimmend sagt Barnouw (1982), dass a culture is the way of life of a group, the complex of shared concepts and patterns of learned behaviour that are handed down from one generation to the next through the means of language and imitation. A person is destined to learn the patterns of behaviour prevalent in the society in which he grows ups.

(Ebd.: 4)

Laut Brøgger (1992) sehen solche Definitionen Kultur als Konfigurationen, Strukturen,

Systeme und Kontrollmechanismen oder Programme. Kultur wird gesehen als etwas das

zusammengehalten wird durch verschiedene Gewebe oder Muster aus Glauben und

Werten, die jeweils spezifisch für eine Kultur sind (Fukushima 2000: 105). Auch die

Beschreibung und Konzeption von Hofstede (1993) passt in diesen Rahmen. Er

beschreibt Kultur als mentales Programm oder auch als mentale Software (Ebd.: 18).

Das menschliche Verhalten wird jedoch nur teilweise durch das mentale Programm

bestimmt. Alle Individuen haben „grundsätzlich die Möglichkeit von [dem mentalen

Programm] abzuweichen und auf eine neue, kreative, destruktive oder unerwartete

Weise zu reagieren“ (Ebd.). Laut Hofstede (1993) wird das menschliche mentale

Programm durch das soziale Umfeld geprägt. „Die Programmierung beginnt in der

Familie und setzt sich fort in der Nachbarschaft, in der Schule, in Jugendgruppen, am

Arbeitsplatz, in der Partnerschaft“ (Ebd.). Ferner merkt er eine Zugehörigkeit eines

jeden Menschen zu vielen verschiedenen Gruppen an. Dementsprechend trägt auch

jeder zwangsläufig verschiedene Ebenen mentaler Programme in sich (Ebd.: 25). Er

listet folgende Beispiele für Kulturebenen auf: • eine nationale Ebene, entsprechend dem jeweiligen Land (oder Ländern im Falle von

Menschen, die im Laufe ihres Lebens ein- oder ausgewandert sind) • eine Ebene regionaler und/ oder ethnischer und/ oder religiöser und/ oder sprachlicher

Zugehörigkeit, da in den meisten Ländern kulturell unterschiedliche Regionen und/ oder ethnische und/ oder religiöser und/ oder sprachliche Gruppen existieren

• eine Ebene des Geschlechts, je nachdem ob eine Person als Mädchen oder als Junge geboren wurde

• eine Ebene der Generation, die Großeltern von Eltern und diese von Kindern unterscheidet • eine Ebene der sozialen Klasse, in Verbindung mit Bildungsmöglichkeiten sowie mit der

Arbeit oder dem Beruf einer Person • im Falle von Beschäftigten eine Ebene der Organisation oder Firma nach der Art, wie die

Beschäftigten durch ihre Arbeitsorganisation sozialisiert wurden. (Ebd.)

Kapitel 4 – Kultur

65

Figur 12 fasst das Schema von Hofstede zusammen, in welchem er das Verhältnis von

der einzigartigen Persönlichkeit, der angeeigneten Kultur sowie der angeboren und

universellen menschlichen Natur darstellt.

Figur 12. Drei Ebenen der Einzigartigkeit in der mentalen Programmierung des Menschen (Ebd.: 19) Laut Hofstede (1993) ist Kultur „die kollektive Programmierung des Geistes, die die

Mitglieder einer Gruppe oder Kategorie von Menschen von einer anderen

unterscheidet“ (Ebd.: 19).

4.2.2 Probleme hinsichtlich Kultur

Sarangi (1995) weist auf die Existenz von zwei Problemen hinsichtlich Kultur in der

interkulturellen Pragmatik hin. Zum einen die Überbewertung von Übereinstimmungen

innerhalb einer kulturellen Gruppe, und zum anderen die uneinheitliche

Begriffsdefinition (Ebd.: 24). Zu dem zweiten Problem merken Scollon und Scollon

(1995) an, dass „there is really very little agreement on what people mean by the idea of

culture (…)“ (Ebd.: 125). Für Sarangi (1995: 25) fasst Hall (1959) sehr treffend die

schwer fassbare Natur des Kulturkonzeptes zusammen, wenn er sagt, dass „culture

hides much more than it reveals, and strangely enough what hides, it hides most

effectively from its own participants“ (Ebd.: 53).

Auf der Grundlage der oben genannten Kulturdefinitionen basierend und Fukushima

(2000) folgend, komme ich zu der Schlussfolgerung, dass die anthropologische Ansicht

eine brauchbare Methode für die vorliegende Studie bietet.

Im Bezug auf das erste von Sarangi (1995) angesprochene Problem, der die

Überbewertung von Übereinstimmungen innerhalb einer kulturellen Gruppe, scheinen

die Charakteristika einer Kultur in den meisten Studien interkultureller Pragmatik als

Persönlichkeit

Kultur

Menschliche Natur

Erlernt + Erlebt

Erlernt

Ererbt Universell

Gruppen –oder kategoriespezifisch

Individuumsspezifisch

Kapitel 4 – Kultur

66

beständig angesehen zu werden. Es gibt jedoch innerhalb einer Kultur viele

Subkulturen, wobei sich alle Subkulturen voneinander unterscheiden. Hier ist es also

notwendig noch einmal Hofstedes (1993) Ansicht zu betrachten. Für ihn gehört „fast

jeder gleichzeitig einer ganzen Reihe von verschiedenen Gruppen und Kategorien von

Menschen [an, und daraus folgend] trägt man zwangsläufig verschiedene Ebenen

mentaler Programmierung in sich“ (Ebd.: 25). Viele Faktoren, wie der soziale Status,

die soziale Klasse, das Alter, das Geschlecht, die regionale oder ethnische Identität,

machen viele verschiedene Subkulturen innerhalb einer Kultur aus. Daher stimme ich

Sarangis (1995) Warnung der Überbewertung von Übereinstimmungen innerhalb einer

kulturellen Gruppe zu. Es kann riskant sein, eine Kultur zu untersuchen, indem man nur

einige Vertreter einer Kultur betrachtet. Um dieses Problem zu vermeiden, habe ich

mich in meiner Studie auf die Untersuchung von deutschen und amerikanischen

Schülern, die alle Teilnehmer des Parlamentarischen Patenschaftsprogramms sind oder

waren, beschränkt. Wenn ich Anmerkungen zu der deutschen oder amerikanischen

Kultur mache, beschränke ich mich darauf, wie sie von den genannten Schülern

repräsentiert wird.

Das Problem mit der Überbewertung von Übereinstimmungen innerhalb einer

kulturellen Gruppe ist eng verbunden mit der Stereotypisierung. Wie in 4.2.1 erläutert

ist Kultur etwas, was von all oder fast allen Mitgliedern einer Kultur geteilt wird.

Trotzdem müssen nicht alle Mitglieder dieselben oder ähnliche Ansichten haben.

Trompenaars (1993) merkt hierzu an, dass people within a culture do not all have identical sets of artefacts, norms, values and assumptions. Within each culture there is a wide spread of these. This spread does have a pattern around an average. So, in a sense, the variation around the norm can be seen as a normal distribution. Distinguishing one culture from another depends on the limits we want to make on each side of the distribution. (…) Culture whose norms differ significantly tend to speak about each other in terms of extremes. (…) Using extreme, exaggerated forms of behaviour is stereotyping. (Ebd.: 25)

Wie die Definition von Smith und Bond (1993) verdeutlicht, involviert nicht jede Art

von Stereotypisierung die Fokussierung auf Extreme. A stereotype is a group of beliefs about persons who are members of a particular group. Gender, ethnicity, age, education, wealth and the like may form the basis for a stereotype, as indeed can any identifiable marker. Stereotypes may vary in many aspects: they may be widely shared by others, even by the stereotyped persons themselves, or they may be idiosyncratic to the individual holding them; they may involve beliefs about the traits, values, behaviours, opinions or, indeed, beliefs of typical persons from that other group; they may be simple or differentiated, positive or negative, confidently or unsurely held. (Ebd.: 168-169)

Sie weisen auf eine Existenz von negativen Konnotationen in frühen Werken in Bezug

auf Stereotypisierung hin. Heutzutage haben Psychologen eine „more balanced

Kapitel 4 – Kultur

67

apprecitaion of stereotypes“ (Ebd.: 169) entwickelt, wobei viele auf den Kern der

Wahrheit hinweisen, die jedes Stereotyp besitzt. Ferner sagen sie, dass „interacting

social groups often hold positive stereotypes about one another“ (Ebd.) und dass

Stereotype über einige Gruppen “may be defined across may dimensions, giving

opportunity for judges to ascribe broad, differentiated identity to their own and other

groups members” (Ebd.) Weiterhin sind für sie einige Stereotype “in fact (…) an

important component in sustaining harmonious group relations” (Ebd.). In jedem Fall

sind Stereotype eine Art kognitives Schema und they reduce the need to attend to and process individual information about the other (…) so that attention may be devoted to other aspects of the interaction. This redevelopment of consciousness may be especially useful on cross-cultural encounters, where surprises are likely to abound. (Ebd.)

4.3 Schlussfolgerung

In diesem Kapitel habe ich einige Definitionen des Konzeptes Kultur betrachtet. Da die

Anwendung der Höflichkeitsstrategien kulturspezifisch ist, war es mir wichtig

aufzuzeigen was Kultur genau ist. Ferner ist es von hoher Wichtigkeit auf die Existenz

vieler Subkulturen in einer Kultur hinzuweisen. Es kann also in der Auswertung der

Daten meiner Studie innerhalb der beiden Kulturgruppen, der deutschen und der

amerikanischen, nicht zu 100%tigen Übereinstimmungen kommen. Dementsprechend

wird sich eventuell auch keine Tendenz bezüglich einer Höflichkeitsstrategie feststellen

lassen.

KAPITEL 5 - Forschungsdesign und Methoden

5.1. Einleitung

In diesem Kapitel möchte ich das Forschungsdesign und die Methoden dieser Studie

erläutern. Ich werde sowohl meine Forschungsfragen wie auch meine Hypothesen

formulieren, die ich von Fukushima (2000) übernommen habe, da ich mich an ihre

Studie anlehne. Ferner möchte ich erläutern, wer mir als Probanden für die

Datensammlung zur Verfügung stand, welche Instrumente ich einsetzen werde und

welche Aufgaben die Probanden beim Ausfüllen meiner Fragebögen haben.

Kapitel 5 – Forschungsdesign und Methoden

68

5.2 Forschungsfragen

Brown und Levinson (1987) sagen, dass „we are not here interested in what factors are

compounded to estimate complex parameters; such factors are certainly culture-

specific“ (Ebd.: 76). Die Komponenten der Variablen P, D und R sind also

kulturspezifisch. Folglich können auch amerikanische und deutsche Subjekte

unterschiedliche Ansichten bezüglich der Komponenten der einzelnen Variablen haben.

Daraus resultierend könnte es sein, dass Amerikaner und Deutsche die selben

Situationen unterschiedlich einschätzen, wie Blum-Kulka und House (1989) anmerken:

„(…) members of different cultures might differ in their perceptions of social situations

as well as in the relative importance attributed to any of the social parameters

mentioned“ (Ebd.: 137). Folglich weisen Amerikaner und Deutsche den Variablen P, R

und D eventuell verschiedene Werte zu. Diese mögliche Annahme führt zu meiner

ersten Forschungsfrage.

1. Nehmen Amerikaner und Deutsche vergleichbare Situationen, im Bezug auf die

drei Variablen Machtunterschied und soziale Distanz zwischen S und H, sowie

den Belastungsgrad einer Bitte, unterschiedlich wahr?

Ferner interessiert mich bezüglich der Bittstrategien und der Antworten auf off record –

Bitten, ob es unterschiede zwischen Amerikanern und Deutschen gibt, was zu folgenden

Fragen führt:

2. Gibt es Unterschiede bezüglich der Bittstrategien zwischen Amerikanern und

Deutschen?

3. Gibt es Unterschiede bezüglich der Antwortstrategien auf off record – Bitten

zwischen Amerikanern und Deutschen?

Wie in Kapitel 3 erwähnt sind es laut Brown und Levinson (1987) alle drei Variablen

(P, D und R), die zu der Schwere eines FTAs beitragen und so das Level an Höflichkeit

mitbestimmen (Ebd.: 76). Die Variablen bestimmen also mit, welche

Höflichkeitsstrategie angewendet wird. Wenn also der Grad an Belastung hoch ist, so

wird auch eine der hochnummerierten Höflichkeitsstrategien angewendet. Diese

Erkenntnis führt zu folgenden zwei Forschungsfragen:

4. Beeinflusst die Situationseinschätzung der drei Variablen die Bittstrategie?

5. Beeinflusst die Situationseinschätzung der drei Variablen die Antwortstrategie

auf eine off record – Bitte?

Kapitel 5 – Forschungsdesign und Methoden

69

Nachdem nun die Forschungsfragen aufgestellt wurden, möchte ich im nächsten Teil

einige Hypothesen aufstellen, die ich nach Auswertung der gesammelten Daten verifi-

oder falsifizieren möchte.

5.3 Hypothesen

Als nächstes möchte ich verschiedene Hypothesen aufstellen, die ich in der Auswertung

der Daten falsifizieren oder verifizieren werde.

5.3.1 Hypothesen bezüglich der Situationseinschätzung

Die Null Hypothesen bezüglich der Situationseinschätzung lauten wie folgt.

Ho1: Es gibt keinen Unterschied zwischen Amerikanern und Deutschen bezüglich der

Einschätzung des Machtunterschiedes zwischen S und H.

Ho2: Es gibt keinen Unterschied zwischen Amerikanern und Deutschen bezüglich der

Einschätzung der sozialen Distanz von S und H.

Ho3: Es gibt keinen Unterschied zwischen Amerikanern und Deutschen bezüglich der

Einschätzung des Belastungsgrades einer Bitte.

Die Alternativhypothesen bezüglich der Situationseinschätzung lauten wie folgt.

H1: Es gibt signifikante Unterschiede zwischen Amerikanern und Deutschen bezüglich

der Einschätzung des Machtunterschiedes zwischen S und H.

H2: Es gibt signifikante Unterschiede zwischen Amerikanern und Deutschen bezüglich

der Einschätzung der sozialen Distanz von S und H.

H3: Es gibt signifikante Unterschiede zwischen Amerikanern und Deutschen bezüglich

der Einschätzung des Belastungsgrades einer Bitte.

(Fukushima 2000: 130)

5.3.2 Hypothesen bezüglich der Bittstrategien

Im folgenden Unterkapitel möchte ich die Hypothesen bezüglich der Bittstrategien

aufstellen, die ich mit der Datenauswertung falsifizieren bzw. verifizieren werde.

5.3.2.1 Hypothesen bezüglich der gewählten Bittstrategien

Die Nullhypothese bezüglich der Wahl einer Bittstrategie von Amerikanern und

Deutschen lautet wie folgt.

Ho4: Es gibt keine Unterschiede zwischen Amerikanern und Deutschen bezüglich der

Wahl von Bittstrategien.

Kapitel 5 – Forschungsdesign und Methoden

70

Die Alternativhypothese lautet:

H4: Es gibt signifikante Unterschiede zwischen Amerikanern und Deutschen bezüglich

der Wahl von Bittstrategien.

(Fukushima 2000: 130-131)

5.3.2.2 Hypothesen bezüglich der Korrelation zwischen der

Situationseinschätzung und der Wahl der Bittstrategien

Die Nullhypothesen bezüglich der Korrelation zwischen Situationseinschätzung und der

Wahl der Bittstrategien lauten wie folgt:

Ho5: Es gibt keine Korrelation zwischen der Situationseinschätzung bezüglich des

Machtunterschiedes zwischen S und H und der Wahl der Bittstrategien.

Ho6: Es gibt keine Korrelation zwischen der Situationseinschätzung bezüglich der

sozialen Distanz von S und H und der Wahl der Bittstrategien.

Ho7: Es gibt keine Korrelation der Situationseinschätzung bezüglich der Einschätzung

des Belastungsgrads einer Bitte und der Wahl der Bittstrategie.

Die Alternativhypothesen bezüglich der Korrelation zwischen Situationseinschätzung

und der Wahl der Bittstrategien lauten wie folgt:

H5: Es gibt eine Korrelation zwischen der Situationseinschätzung bezüglich des

Machtunterschiedes zwischen S und H und der Wahl der Bittstrategien.

H6: Es gibt eine Korrelation zwischen der Situationseinschätzung bezüglich der

sozialen Distanz von S und H und der Wahl der Bittstrategien.

H7: Es gibt eine Korrelation zwischen der Situationseinschätzung bezüglich der

Einschätzung des Belastungsgrads einer Bitte und der Wahl der Bittstrategie.

(Fukushima 2000: 131)

5.3.3 Hypothesen bezüglich der Antwortstrategien auf eine Off Record –

Bitte

Im folgenden Unterkapitel möchte ich die Hypothesen bezüglich der Antwortstrategien

auf eine off record - Bitte aufstellen, die ich mit der Datenauswertung falsifizieren bzw.

verifizieren werde.

5.3.3.1 Hypothesen bezüglich der Antwortstrategien auf Off Record – Bitten

Die Nullhypothese bezüglich der Antwortstrategien auf eine off record – Bitte von

Amerikanern und Deutschen lautet wie folgt.

Kapitel 5 – Forschungsdesign und Methoden

71

Ho8: Es gibt keine Unterschiede zwischen Amerikanern und Deutschen bezüglich der

Wahl der Antwortstrategien auf eine off record – Bitte.

Die Alternativhypothese bezüglich der Antwortstrategien auf eine off record – Bitte von

Amerikanern und Deutschen lautet wie folgt.

H8: Es gibt signifikante Unterschiede zwischen Amerikanern und Deutschen bezüglich

der Wahl der Antwortstrategien auf eine off record – Bitte.

(Fukushima 2000: 132)

5.3.3.2 Hypothesen bezüglich der Korrelation zwischen der

Situationseinschätzung und der Wahl der Antwortstrategie auf eine Off Record

– Bitte.

Die Nullhypothesen bezüglich der Korrelation zwischen der Situationseinschätzung und

der Wahl der Antwortstrategie auf eine off record – Bitte lauten wie folgt.

Ho9: Es gibt keine Korrelation zwischen der Situationseinschätzung bezüglich des

Machtunterschiedes zwischen S und H und der Wahl der Antwortstrategie auf eine off

record – Bitte.

Ho10: Es gibt keine Korrelation zwischen der Situationseinschätzung bezüglich der

sozialen Distanz von S und H und der Wahl der Antwortstrategie auf eine off record –

Bitte.

Ho11: Es gibt keine Korrelation zwischen der Situationseinschätzung bezüglich der

Einschätzung des Belastungsgrads einer Bitte und der Wahl der Antwortstrategie auf

eine off record – Bitte.

Die Alternativhypothesen bezüglich der Korrelation zwischen der

Situationseinschätzung und der Wahl der Antwortstrategie auf eine off record – Bitte

lauten wie folgt.

H9: Es gibt eine Korrelation zwischen der Situationseinschätzung bezüglich des

Machtunterschiedes zwischen S und H und der Wahl der Antwortstrategie auf eine off

record – Bitte.

H10: Es gibt eine Korrelation zwischen der Situationseinschätzung bezüglich der

sozialen Distanz von S und H und der Wahl der Antwortstrategie auf eine off record –

Bitte.

H11: Es gibt eine Korrelation zwischen der Situationseinschätzung bezüglich der

Einschätzung des Belastungsgrads einer Bitte und der Wahl der Antwortstrategie auf

eine off record – Bitte.

Kapitel 5 – Forschungsdesign und Methoden

72

(Fukushima 2000: 132-133)

Um die genannten Hypothesen testen zu können, benötige ich eine angemessene

Methode der Datensammlung. Daher werde ich im folgenden Kapitel verschiedene

Methoden der Datensammlung betrachten.

5.4 Methoden für die Datensammlung

Bevor ich verschiedene Methoden zur Datensammlung vorstelle, soll ein weiteres

Forschungsprojekt das sich mit dem interkulturellen Vergleich von Sprechaktverhalten

beschäftigt hat, betrachtet werden. Das Cross-Cultural Speech Act Realization Project

(CCSAPR) von Blum-Kulka & Olshtain 1984 und Blum-Kulka et al. 1989. Ähnlich wie

Brown und Levinson hat das CCSARP einen signifikanten Beitrag bezüglich der

Höflichkeitstheorien geleistet, Allerdings haben beide Ansätze keine vernünftige

Methode mitgeliefert. Das CCSARP „to date the largest research project to

systematically inquire into cultural specificity of speech act behavior“ (Hinnenkamp

1995: 10), hingegen lässt einen vernünftigen theoretischen Hintergrund vermissen.

Daher sollten beide Ansätze in eine stabilere Basis eingebettet werden.

Das CCSARP Projekt legt den Schwerpunkt auf zwei verschiedene Sprechakte (Bitten

und Entschuldigungen) in acht verschiedenen Sprachen bzw. Sprachvarietäten

(australisches Englisch, amerikanisches Englisch, britisches Englisch, kanadisches

Französisch, Dänisch, Deutsch, Hebräisch und Russisch) (Blum-Kulka & Olshtain

1984: 197). Blum-Kulka und Olshtain (1984) sagen, dass „in order to ensure cross-

cultural comparability, it was decided to obtain the data by the use of a controlled

elicitation procedure“ (Ebd.: 198). Die Methode zur Datenbeschaffung war der

Discourse-Completion Test (DCT), da sie eine große Quantität an Daten aus einer

großen Anzahl an Ländern erfassen wollte. Dies wäre unter anderen Bedingungen so

gut wie unmöglich gewesen. (Blum-Kulka et al. 1989: 13)

Laut der Behauptung von Blum-Kulka et al. (1989), die Hill et al. (1986:353) zitieren,

hat der Gebrauch von geschriebenen Daten folgenden Vorteil: „The virtue of

authenticity in naturally-occurring speech must be weighted against its reflection of

speakers’ sociolinguistic adaptations to very specific situations“ (Ebd.: 13). Ferner

merken sie an, dass “using written elicitation techniques enables us to obtain more

stereotyped responses” (Ebd.). Bevor ich einige Beschränkungen des CCSARP

aufzeigen werde, möchte ich nun erst ein Beispiel aus dem CCSARP DCT geben:

Kapitel 5 – Forschungsdesign und Methoden

73

(a) At the University Ann missed a lecture yesterday and would like to borrow Judith’s notes. Ann:____________________________________________________________ Judith: Sure, but let me have them back before the lecture next week. (b) At the College teacher’s office

A student has borrowed a book from her teacher, which she promised to return today. When meeting her teacher, however, she realizes that she forgot to bring it along.

Teacher: Miriam, I hope you brought the book I lent you. Miriam:__________________________________________________________ Teacher: OL; but please remember it next week. (Ebd.: 14)

Die CCSARP Datenerfassung hat einige Beschränkungen. Weizman (1989), der die

kanadischen Französisch Daten gesammelt hat, gibt diese zu, wenn er behauptet, dass it should, however, be borne in mind that, due to the nature of the discourse-completion task used to elicit responses, the CCSARP data do not provide a fully authentic picture of what the informants have actually uttered in real-life situations, but rather provide us with evidence of what the informants believe people would typically utter in a given situation. (Ebd.: 82)

Laut Fukushima (2000) ist die Erfassung von “gesprochenen” Daten mit Hilfe einer

Technik, die diese Daten schriftlich erfasst, eine der Hauptbeschränkungen der

CCSARP Methode (Ebd.: 134). Ferner sieht sie die Existenz von gewissen Problemen

in Bezug auf einige Situationen, die im CCSARP genutzt werden (Ebd.: 135). Blum-

Kulka et al. (1989) merken an, dass „the situations depicted by the dialogues reflect

every day occurrences of the type expected to be familiar to speakers across Western

cultures, specifically to the student population tested” (Ebd.: 14). Fukushima (2000)

zweifelt daran, dass alle untersuchten Kulturen “westliche” Kulturen sind, und ob die

Situationen im CCSARP wirklich in jeder der betrachteten Kulturen vorkommen

können (Ebd.: 135). Bonikowska (1988) bemängelt die Unnatürlichkeit einiger

Situationen, da die Probanden in die Rolle eines Polizisten oder eines

Universitätsprofessors schlüpfen mussten (Ebd.: 170). Ein weiteres Problem betrifft die

Vergleichbarkeit der Situationen zwischen den involvierten Kulturen. Die Forscher

haben die Möglichkeit des Vorkommens der Situationen in den jeweiligen Kulturen

nicht aufgezeigt. Ferner haben sie nicht erklärt warum und wie sie die interkulturelle

Vergleichbarkeit durch die Nutzung des DCT sichern können. (Fukushima 2000: 135)

In dem CCSARP ist eine Antwort auf die (fehlende) Bitte oder Entschuldigung

gegeben. Wie Johnston et al. (1998) herausfanden, wird die Strategiewahl durch den

Erwiderungstyp unterschiedlich beeinflusst. Dabei kann er positiv, negativ oder

abwesend sein. Wenn im CCSARP also positive Erwiderungstypen gegeben wurden, so

kann das die Daten beeinflusst haben. In natürlichen Konversationen wissen wir

dagegen nicht, wie unser Gegenüber auf unsere Bitte oder Entschuldigung reagiert. Die

Kapitel 5 – Forschungsdesign und Methoden

74

Vorgabe von Antworten auf den fehlenden Gesprächsteil erscheinen folglich

unnatürlich und die Antwortstrategie für den fehlenden Gesprächsteil

vorherzubestimmen. Dies beeinflusst wiederum die erhaltenden Daten. (Fukushima

2000: 135)

Wie bereits anfänglich erwähnt, ist das CCSARP das größte Projekt in diesem

Untersuchungsfeld und hat im Gegensatz zu Brown und Levinson eine Methode für die

Sammlung von Daten entwickelt. Jedoch möchte ich, auf Grund der Beschränkungen

des CCSARP, die entwickelte Methode nicht als Basis für meine Studie nutzen, sondern

mich der von Fukushima (2000) entwickelten Methode anschließen. Diese werde ich im

Laufe dieses Kapitels noch näher betrachten. Vorerst möchte ich allerdings eine Reihe

von Forschungsmethoden, die in der Pragmatik genutzt werden, prüfen. Zu diesen

Forschungsmethoden gehören die Beobachtung von in der Natur vorkommenden Daten,

Rollenspiele, geschriebene Fragebögen, DCTs und Multiple Choice Fragebögen

(MCQ), wie man in Figur 13 erkennen kann.

Figur 13. Methoden der Datensammlung. (Fukushima 2000: 136)

Betrachtet man Figur 13 so könnte man argumentieren, dass je weiter man das

Diagramm nach unten verfolgt, die Daten künstlicher und weniger natürlich werden.

Hierbei existiert oftmals der Glaube, authentische Daten als valide und künstliche Daten

als nicht als valide anzusehen. Jedoch, sind auch natürlich vorkommende Daten nicht

immer valide. Eine Person kann beispielsweise einen bestimmten Ausdruck in einer

bestimmten Situation wählen, die nicht unbedingt verallgemeinbar ist, sondern nur auf

die Person und die Situation passt. (Fukushima 2000: 136). Fukushima (2000) merkt

weiterhin an, dass „if spoken data are elicited, the data may become more „artificial“ or

„less-naturalistic“ as one descends the diagram in figure [13]. If non-spoken data are

elicited, this constraint will nor happen“ (Ebd.). Man sollte daher auf jeden Fall die

Validität der Methode in Betracht ziehen. Egal für welche Methode man sich

entscheidet.

Naturally occurring

Elicited

Data Role plays

Questionaires

DCTs

MCQs

Kapitel 5 – Forschungsdesign und Methoden

75

5.4.1 Natürlich vorkommende Daten

Cohen (1996) betrachtet die Vorteile von natürlich vorkommenden Daten und meint,

dass a broader range of respondents can be studied than is usually the case with studies using predetermined respondents. Furthermore, in principle, one can obtain a sense of frequency with which particular types of speech acts occur. (Ebd.: 391)

Bardovi-Harlig und Hartford (1993) folgend, merkt er weitere Vorteile bezüglich

natürlich vorkommender Daten an: 1. The data are spontaneous. 2. The data reflect what the speakers say rather than what they think they would say. 3. The speakers are reacting to a natural situation rather than to a contrived and possibly unfamiliar

situation. 4. The communicative event has real-world consequences. 5. The event may be a source of rich pragmatic structures.

(Cohen 1996: 391-392)

Cohen (1996) weist auch auf folgende Schwierigkeiten hin: 1. The speech act being studied may not occur naturally very often. 2. Proficiency and gender may be difficult to control. 3. Collecting and analyzing the data are time-consuming. 4. The data may not yield enough or any examples of target items. 5. The use of recording equipment may be intrusive. 6. The use of note taking as a complement to or in lieu of taping relies on memory.

(Ebd.: 392)

5.4.2 Elicited Data

Elicited Data kann durch Rollenspiele oder Fragebögen erfasst werden.

5.4.2.1 Rollenspiele

In Rollenspielen wird die Situation dem Probanden von demjenigen, der das

Experiment durchführt, mündlich beschrieben. Der Forscher bittet dann die

Versuchsperson wiederzugeben, was die Person, die von ihr im Rollenspiel dargestellt

wird, in der Situation sagen würde. Unter optimalen Umständen spielt der Proband sich

selbst unter den im Experiment beschriebenen Umständen. (Rintell und Mitchell 1989:

250) Rintell und Mitchell weisen auf folgende Vor- und Nachteile von Rollenspielen

hin. Als Vorteil für diese Methode nennen sie die Möglichkeit der Probanden zu sagen,

was sie möchten und wie sie es möchten. Die gesprochene Sprache wird dabei als ein

guter Indikator für die natürliche Sprechweise gesehen. Als möglichen Nachteil sehen

sie, die fehlende Sicherheit dahingehend, wie die Probenden in einer echten Situation

Kommentar: Deutsche Überstzung für elicited???

Kapitel 5 – Forschungsdesign und Methoden

76

reagieren und ob sie sich ähnlich oder anders als im Rollenspiel verhalten würden.

Ferner könnte es sein, dass die Versuchsperson das Gefühl haben könnte, an einem Test

teilzunehmen und „the responses might be accomodated accordingly.“ (Ebd.: 251)

Kapar & Dahl (1991) sehen folgende Vor- und Nachteile bezüglich der

Datenerfassungsmethode Rollenspiel: Open role plays have the advantage that they allow examination of speech act behavior in its full discourse context. (…) A disadvantage that open role plays share with authentic conversation data is that they need transcribing. (Ebd.: 228-229)

Sasaki (1998) hat Rollenspiele und DCTs miteinander verglichen und fand heraus, dass The role play responses tended to be longer, and they contained more and a greater variety of strategies although the types of central speech act expressions (e.g., the Head Acts and supportive moves for request) used in the responses were similar across the two methods. (Ebd.: 479)

Ferner hat Sasaki (1998) herausgearbeitet welche Methode für welche Umstände am

angemessensten ist. Because production questionnaires [DITs] are more practical in terms of processing (i.e., they do not require time consuming transcription for analysis as do role plays), they thus seem to be more appropriate for conducting a quick or large-scale survey of the types of main speech act strategies used. In contrast, role plays are more appropriate for investigating sequences involved in more comprehensive speech act performance as well as the frequency of each strategy used.

5.4.2.2 Fragebögen

Im Folgenden möchte ich zwei verschiedene Arten von Fragbögen, den Discourse

Completion Test und den Multiple-Choice-Fragebogen näher betrachten

5.4.2.2.1 Discourse Completion Tests (DCTs)

DCTs sind häufig angewendet und kritisiert worden, dennoch ist diese Methode. die

sowohl Vor- als auch Nachteile hat, in viele Studien (z.B. Blum-Kulka (1982); Blum-

Kulka & Olshtain (1984); Blum-Kulka & Olshtain (1986); Blum-Kulka et al. (1989))

genutzt worden.

Laut Fukushima ist der größte Vorteil der DCTs die Möglichkeit eine große Menge an

Daten zu sammeln, weil man die Fragebögen an viele Probanden gleichzeitig verteilen

kann (Ebd.: 139). Ferner scheint diese Methode äußerst effektiv, um die Variablen, die

für die jeweilige Studie wichtig sind, zu kontrollieren, wie Rintell und Mitchell (1989:

250) anmerken. Sasaki (1998) erläutert hier zu: Because the researcher can control variables related to a given context (e.g., the relative status and closeness of the respondent and the interlocutor) in production questionnaires, it is possible to investigate the effect of such variables.

Kapitel 5 – Forschungsdesign und Methoden

77

(Ebd.: 458) Laut Fukushima (2000) kann man mit dieser Methode des Weiteren die gesammelten

Daten von verschiedenen Kulturen ziemlich einfach miteinander vergleichen, da die

Situationen einfach kontrolliert werden können (Ebd.: 139). Sie sagt weiterhin auf

Cohen (1996: 393) verweisend, dass “because of the controlled situations, DCTs allow

the testing of hypotheses derived from naturally occurring instances which provided

insufficient data” (Fukushima 2000: 139). Ferner ist es möglich mit den DCTs

vergleichbare Daten von Mitgliedern aus verschiedenen Sprachgemeinschaften zu

sammeln (Johnston et al. 1998: 157). Fukushima (2000) merkt, neben den bereits

erwähnten Vorteilen der DCTs, außerdem noch folgenden Vorzug an: (…) I think that uniformity of description is ensured when using written prompts, whereas the use of visual material is open to misinterpretation because of cultural differences in the meanings of nonverbal cues, as can occur with videotaped material. (Ebd.: 139)

Es gibt jedoch auch einige Nachteile in der Nutzung von DCTs. Der größte Nachteil ist

das Sammeln von gesprochenen Daten in schriftlicher Form für die DCTs, wie Hinkel

(1997) und Sasaki (1998) anmerken: (…) it may be that DCTs have their own shortcomings because they require subjects to produce written responses in lieu of speech acts.

(Hinkel 1997: 20) (…) the respondent’s spoken performance is intended to be elicited indirectly through the written mode.

(Sasaki 1998: 458)

Diese aufgezeigten Nachteile können zu weiteren Nachteilen führen: (…) the discourse completion task did not elicit natural speech with respect to actual wording, range of formulas and strategies, length of responses, or number of conversational turns necessary to fulfil a function.

(Cohen 1996: 394)

(…) it is hard to tell how representative what subjects write on such a discourse completion test is of what they actually say in spontaneous conversation. Other potential problems are that the length of response is constrained by the space the subjects have in which to write, even that respondents may choose specific linguistic forms based on familiarity with the spelling of one word rather than another. Further, subjects may perceive writing as a more formal activity than speaking, and thus choose to write more formal language on the questionnaire.

(Rintell & Mitchell 1989: 250)

(…) how much can we assume that written responses are representative of spoken one? (…) can we hope that short, decontextualized written segments are comparable to the longer routines typical of actual interaction?

(Wolfson et al. 1989: 182)

5.4.2.2.2 Multiple-Choice Fragebögen (MCFs)

Eine weitere Form der Datensammlung sind Multiple-Choice Fragebögen (MCFs), bei

denen den Probanden eine Anzahl von Antwortmöglichkeiten vorgegeben ist. MCFs

Kapitel 5 – Forschungsdesign und Methoden

78

werden für Wahrnehmungstests oder Einschätzungstests angewendet. Rose (1994) hat

MCFs genutzt, um die Ergebnisse eines MCFs mit den Ergebnissen von DCTs zu

vergleichen. Sie verglich ihre gesammelten Daten von Japanern und Amerikanern im

Bezug auf Bitten. Dabei zeigten die DCT Ergebnisse nicht, dass Japaner mehr

Andeutungen als Amerikaner machen und auch nicht, dass sie direkter als die

amerikanischen Probanden sind. Mit einem MCF, „which included hinting and opting

out as possible responses, the subjects shifted towards both opting out and hinting“

(Fukushima 2000: 140). Auch eine spätere Studie von Rose und Ono (1995) bestätigte

die früheren Ergebnisse von Rose (1994). Die Ergebnisse der Studien zeigen die

Möglichkeit einer Erweiterung der Auswahl an Antworten der Probanden durch ein

MCF an. Und zwar, indem ihnen Antwortmöglichkeiten aufgezeigt wurden, an die sie

sonst möglicherweise nicht gedacht hätten, die sie aber am angemessensten fanden. Mit

den angebotenen Antwortmöglichkeiten, kann ein MCF außerdem die Daten mehr

kontrollieren als ein DCT, da die Antworten beschränkt sind. Neben den aufgezeigten

Vorteilen eines MCFs teilt sich der MCF außerdem einige Vorteile mit dem DCT.

Beispielsweise die Sammlung einer großen Menge an Daten und deren Vergleich. Ein

Nachteil der MCFs ist wie bei DCTs die Sammlung gesprochener Daten in schriftlicher

Form. (Fukushima 2000: 141) Trotz dieses Nachteils habe ich mich für einen MCF

entschieden, um an die für die Studie benötigten Daten zu gelangen.

5.5 Datensammlung und Forschungsinstrumente

Im Folgenden möchte ich die Methoden der vorliegenden Studie sowie die genutzten

Instrumente näher erläutern. Es sollen einige Anmerkungen zu der Entwicklung der

Fragebögen, sowie zu den Probanden der Studie gemacht werden. Ferner soll erläutert

werden, welche Aufgaben die Versuchspersonengruppen in der Beantwortung der

MCFs hatten.

5.5.1 Methode der vorliegenden Studie

In vielen empirischen Studien, die sich mit Sprechakten beschäftigen, ist nicht

verdeutlicht worden, dass Menschen unbewusst eine Strategie wählen und sich dann

entscheiden, wie sie diese umsetzen. Cohen und Olshtain (1994) merken an, dass „the

process of selecting the socioculturally appropriate strategy and the appropriate

sociolinguistic forms or that strategy is complex (…)“ (Ebd. 146). Allerdings haben sie

Kapitel 5 – Forschungsdesign und Methoden

79

die Methode zur Strategieauswahl nicht weiter untersucht. In 5.4 habe ich einige

Methoden zur Datensammlung betrachtet, „[which] were concerned with linguistic

realisations, taking a pragmalinguistic approach“ (Fukushima 2000: 150). Als Methode

für die vorliegende Studie schließe ich mich der Methode von Fukushima (2000) an, zu

der sie folgendes aussagt: Since to my knowledge, there have not been any studies which developed a valid methodology to collect the strategy data, I adopted a methodology for a pragmalinguistic approach, having modified it, in order to have an appropriate method to elicit strategy data in this study. (Ebd.)

Einer pragmalinguistischen Methode folgend, birgt der Vergleich von

sprachwissenschaftlichen Erkenntnissen zwischen verschiedenen Sprachen

Schwierigkeiten. Turner (1996) merkt hierzu an, dass The many elicitation and judgement experiments that are conducted may be of interest if it is assumed that contextual factors are always equal, but in the natural use of natural language other factors are rarely equal, (…). (Ebd.: 9)

5.5.2 Instrumente

Die Instrumente, die in dieser Studie genutzt worden sind, waren schriftliche Multiple-

Choice-Fragebögen, die aus drei Teilen bestanden: (1) der Situationseinschätzung, (2)

Bittstrategien und (3) Antwortstrategien auf off record – Bitten. Die Fragebögen, sowie

die einzelnen Rubriken sind jeweils in der Muttersprache der Probanden (in deutsch und

in englisch) verfasst worden.

5.5.2.1 Namen, die in den MCFs genutzt wurden

Hinkel (1997: 10) weist auf die Relevanz der Vermeidung von Namen und anderen

Geschlechtsindizien in Fragebogensituationen hin. Um den Einfluss des Geschlechts zu

unterlassen, habe ich mich entschlossen, Fukushima (2000) folgend, die in den

einzelnen Situationen vorkommenden Personen mit Buchstaben anstelle von Namen zu

benennen. Um Verwirrung zu vermeiden habe ich in der deutschen Fragebogenversion

den Fragenden immer F und den Gefragten immer G genannt. In der englischen Version

habe ich den Fragenden (requester) immer R und den Gefragten (requestee) immer E

genannt.

Der Gebrauch von den Buchstaben F, G, R und E wurde nicht nur vorgenommen, um

den Einfluss des Geschlechts zu vermeiden, sondern auch um den Einfluss von Namen

Kapitel 5 – Forschungsdesign und Methoden

80

im Allgemeinen zu vermeiden. Meiner Meinung nach rufen Namen in jedem

Individuum bestimmte Eindrücke und Bilder hervor, und haben einen Einfluss auf die

Einschätzung von sozialer Distanz zwischen S und H oder deren Machtunterschied.

Ferner gibt es kross-kulturelle Unterschiede bezüglich des Gebrauchs von Namen. In

Deutschland weist der Gebrauch des Vornamens auf eine Vertrautheit der Interaktanten

und eine geringe soziale Distanz zwischen S und H hin. In den USA wird der Vorname

häufiger gebraucht als in Deutschland. Vornamen werden auch von Leuten genutzt, die

sich nicht so nahe stehen, wie beispielsweise unter Arbeitskollegen.

Auch wenn der Gebrauch von Buchstaben anstelle von Vornamen in den einzelnen

Situationen eventuell unnatürlich auf die Probanden wirken kann, kann es trotzdem

helfen, die oben genannten Probleme zu verhindern. (Fukushima 2000: 152)

5.5.2.2 Bittsituationen

Da ich meine Probanden online befragt habe, habe ich mich auf 6 Bittsituationen,

beschränkt, um einen möglichst hohen Rücklauf zu erzielen. Hierbei habe ich mich an

die 8 Bittsituationen von Fukushima (2000) angelehnt. Da Fukushima (2000) ihre

Studie mit Studenten durchgeführt hat, und meine Versuchspersonen Schüler sind, habe

ich die Situationen auf Schüler modifiziert.

5.5.2.3 Situationseinschätzungen

Jede Situationseinschätzung habe ich mit einer 6-Punkte-Skala bezüglich des

Machunterschiedes von S und H, der sozialen Distanz zwischen S und H, und dem

Belastungsgrad von H versehen (siehe Fragebogen im Anhang). Ich habe mich für eine

6-Punkte-Skala entschieden, um die Tendenz der Probanden besser erkennen zu können.

Der Nachteil von beispielsweise einer 5-Punkte-Skala ist die häufige Entscheidung

vieler Probanden für den Mittelwert, also die 3. Bei einer 6-Punkte-Skala können die

Versuchspersonen sich nicht für den Mittelwert entscheiden, sondern müssen eine

Tendenz festlegen. Sie müssen sich also entweder für den Wert 3, 4 oder 5 entscheiden,

wenn sie sich im mittleren Bereich orientieren wollen.

Brown und Levinson (1987) merken bezüglich der Einschätzung von P, D und R an,

dass a shift from one strategy to another may reflect the speaker’s momentary ‘mood’, nit only as a function of the interaction and therefore as a part of the interactional balance, but completely extrinsically to the interaction as well. (…) Such mood changes reflect a changed evaluation of

Kapitel 5 – Forschungsdesign und Methoden

81

D, P, and R, and in order for Interactants to interpret utterances correctly they must have some assessment of each other’s current mood.

(Ebd.: 231-232)

Die Probanden meiner Studie schätzen also die Variablen spontan ein. Das ist jedoch

kein Problem, da es auch in alltäglichen Situationen der Fall ist, dass wir P, D und R

nach Faktoren wie Laune einschätzen. (Fukushima 2000: 153).

5.5.2.4 Bittstrategien

Für jede der 6 Situationen sind drei Auswahlen von Bittstrategien gegeben (siehe

Fragebogen im Anhang).

• Direkte Bitten (1);

• Konventionelle indirekte Bitten (2); und

• Off record – Bitten (3).

Diese drei Strategien basieren auf dem Model von Brown und Levinson (1987), das

fünf mögliche Strategien einen FTA zu begehen, auflistet.

1. Do the act on-record baldly, without redress;

2. Do the act on-record with positive politeness redress;

3. Do the act on-record with negative politeness redress;

4. Do the act off-record; and

5. Don’t do the act.

Da die Intention des Fragenden in den 6 Situationen klar angedeutet worden ist, habe

ich die Strategie 5 (don’t do the act) ausgeschlossen. Wahl (1) in dem Fragebogen

entspricht der 1. Strategie von Brown und Levinson (1987). Wahl (2) entspricht

Strategie 3. und Wahl (3) der 4. Brown und Levinsonschen Strategie. Die 2. Strategie

positive politeness ist nicht in den Fragebogen mit aufgenommen worden, da die drei

Auswahlen in dem Fragebogen auf einer direkt-indirekt Skala stehen, wobei Wahl (1)

die direkteste und Wahl (3) die indirekteste ist. Positive Höflichkeit passt nicht mit in

diese Skala hinein. Kasper’s (1994) Aussage bestätigt die oben genannten drei

Auswahlen. Late twentieth-century evidence suggests that the established speech act sets are cross-linguistically robust. Thus for requests, modifactory dimensions include three major levels of directness (direct, conventionally direct, indirect), measured in terms of distance between locution and illocution; internal modification of the requestive act, by mitigating or aggravating impositive force; and external modification, expressed by ‘adjuncts’ supporting the request proper.

(Ebd.: 3208)

Kapitel 5 – Forschungsdesign und Methoden

82

Auch Olshtain und Blum-Kulka (1985) halten die drei oben genannten Auswahlen für

die Basiskategorien bezüglich der Realisierung von Bitten. The realization patterns for requests seem to consist of at least three basic categories, (…) these three categories from a scale of directness which seems to be shared by all languages. The first category consists of the direct, linguistically marked ways for making requests (such as imperatives and performatives). The second category, which is the most difficult one to compare across languages, consists of those indirect strategies which are conventionally used for requesting in a given language, such as “could you” or “would you” in English. The third category consists of the open-ended set of indirect hints, such as “It’s cold in here” used as a request to close the window.

(Ebd.: 305)

Ebenso nutzen Blum-Kulka et al (1989) folgende drei Typen: die direkte Strategie, die

konventionelle indirekte Strategie und die unkonventionelle indirekte Strategie (Ebd.:

18). Daher erscheint es mir angemessen die oben genannten drei Auswahlen in meinem

Fragebogen aufzunehmen.

5.5.2.5 Antwortstrategien auf Off Record - Bitten

Bezüglich der Antwortstrategien auf off record – Bitten sind drei Auswahlen gegeben

worden:

• die Aussage als Bitte auffassen (solicitousness zeigen);

• eine Alternative vorschlagen, anstelle selber etwas zu unternehmen; und

• die Bitte abschlagen

Diese Strategien basieren auf den Kategorien bezüglich der Antworten auf Off record –

Bitten, die in 3.8.1 näher erläutert worden sind. (siehe Teil C im Anhang)

5.5.3 Probanden

Ich habe insgesamt 100 amerikanische und 100 deutsche Austauschschüler

angeschrieben, die 2004/2005 beziehungsweise 2005/2006 Teilnehmer des

Parlamentarischen Patenschaftsprogramms (PPP) sind/waren. Das Parlamentarische

Patenschaftsprogramm ist ein Schüleraustauschprogramm zwischen den USA und

Deutschland, welches vom deutschen Bundestag und dem amerikanischen Kongress

finanziert wird. Ich habe mich für diese Versuchspersonengruppe entschieden, da alle

Teilnehmer des PPPs an einem Auswahlgespräch teilnehmen müssen, wo sie nach

gleichen Kriterien ausgewählt werden. Daher kann ich eine gute Vergleichbarkeit der

beiden Versuchspersonengruppenvoraussetzen, auch wenn ich mir bewusst bin, dass es

sich um Einzelindividuen handelt. Von den 200 angeschriebenen Versuchspersonen

Kapitel 5 – Forschungsdesign und Methoden

83

haben 54 Amerikaner und 31 Deutsche auf meinen Fragebogen geantwortet. Die

amerikanischen Probanden sind zwischen 15 und 19 Jahre alt und im Durchschnitt

ungefähr 17. 55,6% der Rückmeldungen kamen von weiblichen und 44,4 % von

männlichen Probanden. Die deutschen Probanden sind zwischen 15 und 18 Jahre alt und

wie die Amerikaner im Schnitt ca. 17. 71% der Teilnehmer sind weiblich und 29%

männlich.

Laut Fukushima (2000) ist es sehr schwierig, miteinander vergleichbare

Versuchspersonen aus verschiedenen Kulturen zu bekommen. So haben beispielsweise

Studenten in einer Kultur einen anderen sozialen Status als in einer anderen Kultur. Um

vergleichbare Probanden zu finden, muss man verschiedene Faktoren mit einbeziehen,

wie zum Beispiel den Familienhintergrund einer Person (z.B. Beschäftigung der Eltern,

Bildung, soziale Klasse), Herkunft, Religion, politische Einstellung und Geschlecht.

(Ebd.: 156)

Thomas (1983) merkt an, dass es in einer Gesellschaft kein einheitliches System an

pragmatischen Werten gibt. Weiterhin bedeutet auch der Begriff cross-cultural nicht

unbedingt einen Vergleich zwischen einheimisch – nichteinheimisch. Er bezieht sich

vielmehr, auf jegliche Art von Kommunikation zwischen zwei Menschen, die sich

keinen gemeinsamen kulturellen oder linguistischen Hintergrund teilen (Ebd.: 91).

Tannen (1985) unterstützt diese Ansicht und sagt: (…) the notion of „cross-cultural“ encompasses more than just speakers of different languages or from different countries; it includes speakers from the same country of different class, region, age, and even gender. (Ebd.: 203)

Ein deutscher Proband teilt also nicht zwangsläufig gemeinsame Werte, einen

linguistischen oder kulturellen Hintergrund mit einem anderen deutschen Probanden.

Das gleiche gilt für die amerikanischen Versuchspersonen.

5.5.4 Verfahren

In diesem Teil der Arbeit möchte ich kurz die Aufgabe der Probanden in meiner Studie

aufzeigen.

5.5.4.1 Situationseinschätzung

Die Probanden wurden gebeten

1. die Situationsbeschreibungen gründlich durchzulesen;

Kapitel 5 – Forschungsdesign und Methoden

84

2. die Variablen (P, D und R) bezüglich der einzelnen Situationen auf einer 6-Punkte-

Skala einzuschätzen.

Blum-Kulka und House (1989) weisen auf eine eventuelle unterschiedliche

Wahrnehmung bezüglich sozialer Situationen von Mitgliedern aus verschiedenen

Kulturen hin. Dies gilt ebenfalls im Bezug auf die relative Bedeutsamkeit, die sie den

sozialen Parametern (P, D und R) zuschreiben (Ebd.: 137). Daher ist es wichtig, den

Probanden die Möglichkeit der Einschätzung der Variablen zu geben, anstelle meine

eigene Sichtweise bezüglich der Variablen zu nutzen. Ferner ist bedeutsam zu

untersuchen, ob Amerikaner und Deutsche die drei Variablen in den sechs

vorgegebenen Situationen ähnlich oder unterschiedlich einschätzen. Aus diesem Grund

wurde die Situationseinschätzung (siehe Fragebogen im Anhang) mit Hilfe des

Fragebogens durchgeführt.

Da ich nicht beabsichtige herauszufinden, welche Komponenten der drei einzelnen

Variablen die Probanden bei deren Einschätzung im Hinterkopf hatten, beschäftige ich

mich nur mit den Ergebnissen ihrer Einschätzungen der einzelnen Variablen.

5.5.4.2 Bittstrategien

Die Probanden wurden gebeten:

1. die Situationsbeschreibungen gründlich zu lesen;

2. eine Bittstrategie aus den folgenden drei möglichen Strategien auszuwählen:

• direkte Bitte;

• konventionelle indirekte Bitte;

• off record – Bitte.

5.5.4.3 Antwortstrategien auf Off Record - Bitten

Die Versuchspersonen wurden gebeten:

1.die Situationsbeschreibungen gründlich zu lesen;

2. die off record – Bitten gründlich zu lesen;

3. eine Antwortstrategie auf die off record – Bitten aus den folgenden drei

Antwortstrategien zu wählen:

• die Aussage als Bitte auffassen (Solicitousness demonstrieren);

• eine Alternative vorschlagen;

Kapitel 5 – Forschungsdesign und Methoden

85

• die Bitte abschlagen.

5.5.5 Datensammlung

Die Daten wurden mit Hilfe eines Onlinefragebogens gesammelt. Über die

Austauschorganisation Experiment e.V. wurde ein Link an die PPP-Teilnehmer der

Jahrgänge 2004/2005 und 2005/2006 weitergeleitet. Die amerikanischen PPP-

Teilnehmer von 2005/2006 bekamen eine ausgedruckte Version des Onlinefragebogens,

da sie sich zur Zeit der Datensammlung alle gemeinsam in Tübingen in der

Jugendherberge befanden, wo sie an einem dreiwöchigen Sprachkurs und

Vorbereitungstraining teilgenommen haben. Da es dort nur einen beschränkten

Internetzugang gibt, habe ich mir eine höhere Rückmeldung erhofft, wenn die Betreuer

der Schüler ihnen den Fragbogen auf Papier austeilen und dann alle zurückerhaltenden

Fragebögen per Post an mich zurückschicken.

5.5.6 Übersetzung der Instrumente

Den Probenden wurde der Fragebogen in ihrer jeweiligen Muttersprache gegeben.

Deshalb war es nötig, das Forschungsinstrument, in diesem Falle den Fragebogen, in

beide Sprachen zu übersetzen. Für meine Studie habe ich den Fragebogen von

Fukushima (2000) mit kleinen Änderungen übernommen. Fukushima hat ihre Studie

mit japanischen und englischen Grundstudiumsstudenten durchgeführt. Ich habe also

ihre Situationen, die auf Studenten gemünzt waren, so abgeändert, dass sie auf Schüler

und Situationen, die im Schulalltag vorkommen können, passen. Da Fukushima’s

Fragebogen mir schon im englischen vorlag, musste ich diesen, in meiner abgeänderten

Form, ins deutsche übersetzen. Um die Verständlich- und Flüssigkeit der deutschen

Übersetzung sicher zu stellen, habe ich verschiedene Freunde, die sowohl der

englischen als auch deutschen Sprache mächtig sind, gebeten, beide Fragbögen

durchzulesen und mir Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten, die ich dankend

angenommen habe.

5.6 Datenanalyse

Um die gesammelten Daten auszuwerten habe ich alle Antworten der Probanden in das

Statistikprogramm SPSS 13.0 für Windows eingegeben. Mit Hilfe von SPSS werde ich

für die Situationseinschätzung den jeweiligen Mittelwert der beiden Gruppen (deutsche

Kapitel 5 – Forschungsdesign und Methoden

86

Schüler, amerikanische Schüler) und den Modalwert bezüglich der gewählten

Bittstrategien und der Antwortstrategie auf eine off record – Bitte errechnen. Ich

errechne den Durchschnittswert für die Situationseinschätzung, da ich wissen möchte

wie die jeweiligen Versuchspersonengruppen die Situation im Schnitt eingeschätzt

haben. Für die gewählte Bittstrategie und die Antwortstrategie auf eine off record –

Bitte lasse ich von dem Statistikprogramm den jeweiligen Modalwert, das heißt also den

am häufigsten gewählten Wert, berechnen, um so zu schauen, welche Strategie die

jeweils am häufigsten von den Probandengruppen ausgewählt worden ist.

5.7 Schlussfolgerung

In diesem Kapitel habe ich versucht die Rezension der Literatur in Kapitel 2, 3 und 4

und der vorliegenden Studie zu verbinden, um eine Basis für die gegenwärtige Studie zu

schaffen. Ich habe versucht die zu erforschenden Probleme dieser Studie und der

postulierten Hypothesen zu klären. Weiterhin habe ich einige Methoden zur

Datensammlung betrachtet und mich für die Methode des Multiple-Choice-Fragebogens

entschieden. Ferner habe ich einige konkrete Aspekte dieser Studie erläutert, wie die

Versuchspersonen, dem Verfahren, dem Instrument und der Übersetzung des

Instruments .Die Ergebnisse meiner Studie möchte ich im anschließenden Kapitel

präsentieren.

KAPITEL 6 - Ergebnisse

6.1 Einleitung In diesem Kapitel möchte ich die Ergebnisse meiner Studie in folgender Reihenfolge

präsentieren:

1. die Ergebnisse der amerikanischen und deutschen Probanden bezüglich

der Situationseinschätzung und den drei Variablen P, D und R;

2. die Ergebnisse der amerikanischen und deutschen Versuchspersonen

bezüglich der Bittstrategien;

3. die Ergebnisse der Korrelation zwischen der Situationseinschätzung

bezüglich der drei Variablen und der Wahl der Bittstrategie;

4. die Ergebnisse der amerikanischen und deutschen Probanden bezüglich

der Antwortstrategie auf off record – Bitten; und

Kapitel 6 – Ergebnisse

87

5. die Ergebnisse der Korrelation zwischen der Situationseinschätzung

bezüglich der drei Variablen und der Wahl der Antwortstrategie auf off

record – Bitten.

6.2 Ergebnisse der Situationseinschätzung

Bezüglich der Ergebnisse der Situationseinschätzung muss angemerkt werden, dass alle

Versuchspersonen in beiden Probandengruppen alle 6 Situationen unterschiedlich

eingeschätzt haben. Daher werde ich wie in 5.6 bereits erwähnt den Durchschnittswert

für die drei Variablen errechnen, um so eine generelle Tendenz feststellen zu können. In

dem Fragebogen wurden die Probanden gebeten die Variablen P, D und R in den

unterschiedlichen Situationen einzuschätzen, wobei der Wert 1 als klein bzw. small und

der Wert 6 als groß bzw. big festgelegt worden ist. Tabelle 3 und 4 fassen die

Ergebnisse beider Testgruppen zusammen.

Machtunterschied Soziale Distanz Belastungsgrad

Situation 1 2,61 2,46 3,14

Situation 2 4,86 3,71 2,57

Situation 3 3,61 3,50 2,43

Situation 4 1,82 1,32 2,32

Situation 5 2,83 2,17 2,43

Situation 6 3,60 3,33 1,73 Tabelle 3. Durchschnittwerte der Situationseinschätzung der deutschen Probanden.

Machunterschied Soziale Distanz Belastungsgrad

Situation 1 1,85 2,11 2,72

Situation 2 4,57 3,83 2,94

Situation 3 3,96 3,72 2,44

Situation 4 1,83 1,44 2,59

Situation 5 2,17 1,81 2,43

Situation 6 3,69 3,32 2,37 Tabelle 4. Durchschnittswerte der Situationseinschätzung der amerikanischen Probanden.

6.3 Ergebnisse der Bittstrategien

Um herauszufinden welche Bittstrategien von den beiden Versuchspersonengruppen am

häufigsten gewählt worden sind, habe ich mit Hilfe von SPSS den jeweiligen

Kapitel 6 – Ergebnisse

88

Modalwert, also den Wert der am häufigsten gewählt wurde, errechnet. In dem

Fragebogen wurden die Probanden gebeten, sich zwischen einer direkten, einer

indirekten und einer off record – Bitte zu entscheiden. Da es sich bei dem Fragebogen

um einen Multiple-Choice-Fragebogen handelt, sind den einzelnen Bittstrategien die

Werte 1 – 3 zugeordnet worden. Der Wert 1 wurde einer direkten, der Wert 2 einer

indirekten und der Wert 3 einer off record – Bitte zugewiesen. Tabelle 5 und 6 zeigen

wie viel Prozent der Teilnehmer sich in den einzelnen Situationen für welchen Bitttyp

entschieden haben und gibt den Modalwert für die einzelnen Situationen an4.

Direkte Bitte Indirekte Bitte Off record –

Bitte

Modalwert

Situation 1 6,5% 83,9% 0,0% 2 (indirekte Bitte)

Situation 2 12,9% 71,0% 6,5% 2 (indirekte Bitte)

Situation 3 6,5% 71,0% 12,9% 2 (indirekte Bitte)

Situation 4 12,9% 61,3% 16,1% 2 (indirekte Bitte)

Situation 5 3,2% 93,5% 0,0% 2 (indirekte Bitte)

Situation 6 0,0% 80,6% 16,1% 2 (indirekte Bitte) Tabelle 5. Prozentzahlen und Modalwerte der gewählten Bittstrategien der deutschen Probanden. Direkte Bitte Indirekte Bitte Off record –

Bitte

Modalwert

Situation 1 3,7% 94,4% 1,9% 2 (indirekte Bitte)

Situation 2 0,0% 96,3% 3,7% 2 (indirekte Bitte)

Situation 3 5,7% 83,3% 9,3% 2 (indirekte Bitte)

Situation 4 3,7% 81,5% 14,8% 2 (indirekte Bitte)

Situation 5 7,4% 92,6% 0,0% 2 (indirekte Bitte)

Situation 6 5,6% 72,2% 22,2% 2 (indirekte Bitte) Tabelle 6. Prozentzahlen und Modalwerte der gewählten Bittstrategien der amerikanischen Probanden.

4 Einige Probanden haben nicht alle Situationen ausgefüllt. Das erklärt warum die Werte in ihrer Summe nicht immer 100% ergeben.

Kapitel 6 – Ergebnisse

89

6.4 Ergebnisse der Korrelation zwischen der

Situationseinschätzung bezüglich der drei Variablen und der

Wahl der Bittstrategie

Die Variablen der einzelnen Situationen wurden von den Probanden jeweils zwischen

dem Wert 1 und dem Wert 5 (jeweils auf –bzw. abgerundet) eingeschätzt. Trotz der

Variation der Werte der Variablen haben sich beide Versuchspersonengruppen in allen

Situationen für eine indirekte Bitte entschieden. Daraus schlussfolgere ich, dass die

Einschätzung der Variablen, bei den befragten Personen, keinen großen Einfluss auf die

gewählte Bittstrategie hat.

6.5 Ergebnisse der Antwortstrategien auf Off record - Bitten

Um zu ermitteln wie die Mitglieder der beiden Testgruppen auf eine off record – Bitte

reagieren, habe ich wie in 6.2 mit Hilfe des Statistikprogramms SPSS den jeweiligen

Modalwert für die einzelnen Situationen berechnet. In dem Fragebogen sind die

Versuchspersonen gebeten worden, sich zwischen drei Antwortstrategien zu

entscheiden, nämlich solicitousness, einem Alternativvorschlag sowie die Bitte

abschlagen. In dem Multiple-Choice-Fragebogen wurde der Strategie solicitousness der

Wert 1, dem Alternativvorschlag der Wert 2 und der Strategie die Bitte abschlagen der

Wert 3 zugeordnet. Die Tabellen 7 und 8 zeigen an, wie viel Prozent der

Versuchspersonen sich in den Situationen 1-6 für welche Antwortstrategie entschieden

haben, und sie geben den Modalwert für die einzelnen Situationen an.

Solicitousness Alternativvorschlag Bitte

abschlagen

Modalwert

Situation 1 45,2% 32,3% 12,9% 1 (solicitousness)

Situation 2 83,9% 6,5% 0,0% 1 (solicitousness)

Situation 3 74,2% 12,9% 3,2% 1 (solicitousness)

Situation 4 83,9% 3,2% 3,2% 1 (solicitousness)

Situation 5 71,0% 22,6% 3,2% 1 (solicitousness)

Situation 6 74,2% 22,6% 0,0% 1 (solicitousness) Tabelle 7. Prozentzahlen und Modalwerte der gewählten Antwortstrategien auf eine off record – Bitte der deutschen Probanden

Kapitel 6 – Ergebnisse

90

Solicitousness Alternativvorschlag Bitte

abschlagen

Modalwert

Situation 1 51,9% 38,9% 7,4% 1 (solicitousness)

Situation 2 90,7% 1,9% 7,4% 1 (solicitousness)

Situation 3 92,6% 3,7% 3,7% 1 (solicitousness)

Situation 4 77,4% 14,8% 7,4% 1 (solicitousness)

Situation 5 63,0% 27,8% 9,3% 1 (solicitousness)

Situation 6 68,5% 31,5% 0,0% 1 (solicitousness) Tabelle 8. Prozentzahlen und Modalwerte der gewählten Antwortstrategien auf eine off record – Bitte der amerikanischen Probanden

6.6 Ergebnisse der Korrelation zwischen der

Situationseinschätzung bezüglich der drei Variablen und der

Wahl der Antwortstrategien auf Off record - Bitten

Wie bereits in 6.4 erwähnt, wurden die Variablen der einzelnen Situationen von den

Probanden jeweils zwischen dem Wert 1 und dem Wert 5 (jeweils auf –bzw.

abgerundet) eingeschätzt. Trotz der Variation der Werte der Variablen haben sich beide

Versuchspersonengruppen in allen Situationen bezüglich der Wahl der Antwortstrategie

auf eine off record – Bitte für die Demonstration von solicitousness entschieden. Daraus

schlussfolgere ich, ähnlich wie in 6.4, dass die Einschätzung der Variablen, bei den

befragten Personen, keinen großen Einfluss auf die gewählte Antwortstrategie hat.

KAPITEL 7 - Diskussion

7.1 Einleitung In der vorliegenden Arbeit habe ich versucht, bestimmte Aspekte der Brown und

Levinsonschen Theorie mit Hilfe einer empirischen Studie nachzuweisen. Ich habe

dabei untersucht:

• ob es kross-kulturelle Variationen in der Situationseinschätzung der von Brown

und Levinson vorgeschlagenen Variablen P, D und R zwischen Amerikanern

und Deutschen gibt;

• ob die drei genannten Variablen einen Einfluss auf die gewählte Bittstrategie

sowie auf die gewählte Antwortstrategie auf eine off record – Bitte haben; und

Kapitel 7 – Diskussion

91

• ob es einen Unterschied zwischen der Wahl der Antwortstrategie und der Wahl

der Antwortstrategie auf eine off record – Bitte zwischen Amerikanern und

Deutschen gibt.

7.2 Beantwortung der Forschungsfragen und der Hypothesen

Als nächstes möchte ich die in 5.2 aufgestellten Forschungsfragen anhand der

gesammelten und ausgewerteten Daten beantworten. Ferner möchte ich die in 5.3

aufgestellten Hypothesen veri- bzw. falsifizieren.

7.2.1 Beantwortung der Forschungsfrage und der Hypothesen bezüglich der Situationseinschätzung

Nehmen Amerikaner und Deutsche vergleichbare Situationen, im Bezug auf die drei

Variablen Machtunterschied, soziale Distanz zwischen S und H, sowie den

Belastungsgrad einer Bitte, unterschiedlich wahr?

Anhand der von mir gesammelten und ausgewerteten Daten lässt sich kein großer

Unterschied in der Wahrnehmung der Variablen zwischen den amerikanischen und

deutschen Probanden feststellen. Betrachtet man die Tabellen 3 und 4 in 6.2 so kann

man erkennen, dass in Situation 1 die deutschen Probanden den Machtunterschied

zwischen S und H durchschnittlich mit 2,61 bewertet haben. Auf einer Skala von 1 bis 6

ist 2,61 aufgerundet ein mittlerer Wert. Die amerikanischen Probanden bewerten den

Machtunterschied mit 1,85, was einen Wert unter der deutschen Einschätzung liegt. Die

soziale Distanz wird von den Deutschen mit 2,46 bemessen, also einem Wert zwischen

2 und 3. Aus amerikanischer Sicht wird die soziale Distanz mit dem Mittelwert 2,11 als

gering betrachtet. Wie bei der Variable P liegt der Wert der amerikanischen

Einschätzung geringfügig unter dem der Deutschen. Der Belastungsgrad, um die Bitte

auszuführen, wird in Situation 1 von deutscher Seite her mit dem Wert 3,14 als mittlere

Belastung eingeordnet. Auch die amerikanischen Schüler ordnen die Variable R mit

2,72 in diesem Bereich ein. Auch wenn die Einschätzungen sich wie bei den

vorangegangenen Variablen ähneln, fällt wieder auf, dass die Bewertung der

Amerikaner knapp unter dem Einschätzungswert der Deutschen liegt. Betrachtet man

die Ergebnisse der Situation 2, so kann man den Tabellen 3 und 4 folgende Werte

entnehmen. Die deutschen Probanden schätzen mit dem Wert 4,86 den

Machtunterschied zwischen S und H als ziemlich hoch ein, genau wie die

amerikanischen Versuchspersonen, die P durchschnittlich den Wert 4,57 zuordnen.

Kapitel 7 – Diskussion

92

Wieder liegen die Einschätzungen beider Testgruppen nah beieinander und wieder liegt

der Wert der Amerikaner knapp unter dem Mittelwert der Deutschen. Die soziale

Distanz wird von den Deutschen mit 3,71 beurteilt und ebenso mit dem Wert 3,83 von

den Amerikanern. Den Belastungsgrad in der 2. Situation schätzen die deutschen

Probanden mit 2,57 als mittelhoch ein, genau wie die Amerikaner mit Wert von 2,94.

Auffällig ist, dass die amerikanischen Werte der beiden Variablen D und R hier erstmals

über den Einschätzungswerten der deutschen Teilnehmer liegen. Auch in Situation 3

haben beide Versuchspersonengruppen die Variablen P (3,61 deutscher Mittelwert, 3,96

amerikanischer Mittelwert), D (3,50 deutscher Mittelwert, 3,72 amerikanischer

Mittelwert) und R (2,43 deutscher Mittelwert, 2,44 amerikanischer Mittelwert) sehr

ähnlich bewertet. Anzumerken ist, dass in dieser Situation alle Werte der Amerikaner

leicht über den Werten der Deutschen liegen. Das gleiche gilt für die

Situationseinschätzung in Situation 4 (P: 1,82 deutscher Mittelwert, 1,83

amerikanischer Mittelwert; D: 1,32 deutscher Mittelwert, 1,44 amerikanischer

Mittelwert; R: 2,32 deutscher Mittelwert, 2,59 amerikanischer Mittelwert). In Situation

5 liegen die Situationseinschätzungswerte der deutschen Versuchspersonen wieder über

den Werten der amerikanischen Teilnehmer. Aber wie in den 4 Situationen zuvor liegen

die Durchschnittswerte wieder sehr nah beieinander (P: 2,83 deutscher Mittelwert, 2,17

amerikanischer Mittelwert; D: 2,17 deutscher Mittelwert, 1,81 amerikanischer

Mittelwert; R: 2,43 deutscher Mittelwert, 2,43 amerikanischer Mittelwert). Auch

Situation 6 bringt ähnliche Ergebnisse hervor (P: 3,60 deutscher Mittelwert, 3,69

amerikanischer Mittelwert; D: 3,33 deutscher Mittelwert, 3,32 amerikanischer

Mittelwert; R; 1,73 deutscher Mittelwert, 2,37 amerikanischer Mittelwert).

Die Ergebnisse meiner Probanden weisen auf ein klares „nein“ bezüglich der oben noch

einmal wiederholten Forschungsfrage hin. Es gibt zwar geringe Unterschiede in den

Einschätzungen, aber im Großen und Ganzen haben beide Versuchspersonengruppen

die 6 Situationen bezüglich der drei Variablen P, D und R gleich eingeschätzt.

Die Ergebnisse der Situationseinschätzung unterstützen die aufgestellten Hypothesen

Ho1 (Es gibt keinen Unterschied zwischen Amerikanern und Deutschen bezüglich der

Einschätzung des Machtunterschiedes zwischen S und H), Ho2 (Es gibt keinen

Unterschied zwischen Amerikanern und Deutschen bezüglich der Einschätzung der

sozialen Distanz von S und H) und Ho3 (Es gibt keinen Unterschied zwischen

Amerikanern und Deutschen bezüglich der Einschätzung des Belastungsgrades einer

Bitte.). Die Alternativhypothesen H1 (Es gibt signifikante Unterschiede zwischen

Kapitel 7 – Diskussion

93

Amerikanern und Deutschen bezüglich der Einschätzung des Machtunterschiedes

zwischen S und H), H2 (Es gibt signifikante Unterschiede zwischen Amerikanern und

Deutschen bezüglich der Einschätzung der sozialen Distanz von S und H) und H3 (Es

gibt signifikante Unterschiede zwischen Amerikanern und Deutschen bezüglich der

Einschätzung des Belastungsgrades einer Bitte) werden falsifiziert.

7.2.2 Beantwortung der Forschungsfrage und der Hypothesen bezüglich der Bittstrategien

Gibt es Unterschiede bezüglich der Bittstrategien zwischen Amerikanern und

Deutschen?

Wie bereits aus den in 6.3 aufgelisteten Tabellen erkennbar ist, gibt es keine großen

Unterschiede in den 6 untersuchten Situationen bezüglich der von Deutschen und

Amerikanern ausgewählten Bittstrategien. In allen Situationen hat sich die Mehrzahl

aller Probanden für die 2. Strategie, also eine indirekte Bitte entschieden. Unterschiede

gibt es nur bezüglich der Häufigkeiten bzw. der Höhe der Prozentzahlen. Anzumerken

ist, dass die Entscheidung für die indirekte Bitte bei den amerikanischen Probanden

gegenüber den Deutschen klarer ausgefallen ist (Situation 1: 83,9% der Deutschen vs.

94,4% der Amerikaner; Situation 2: 71,0% der Deutschen vs. 96,3% der Amerikaner;

Situation 3: 71,0% der Deutschen vs. 83,3% der Amerikaner; Situation 4: 61,3% der

Deutschen vs. 81,5% der Amerikaner). Die Ausnahmen bilden Situation 5 und 6, in

denen die Häufigkeit in Prozent bei den Deutschen höher ist, als bei den amerikanischen

Teilnehmern (Situation 5: 93,5% der Deutschen vs. 92,6% der Amerikaner; Situation 6:

80,6% der Deutschen vs. 72,2% der Amerikaner).

Im Bezug auf die 2. Forschungsfrage weisen die genannten Ergebnisse wie bei der

vorangegangenen Forschungsfrage auf ein „nein“ hin. Auch wenn es Unterschiede in

der Häufigkeit der gewählten Bittstrategien gibt, so ist doch klar erkennbar, dass sich

die Mehrzahl aller Probanden in allen 6 Situationen für eine indirekte Bitte entschieden

haben.

Nullhypothese Ho4 (Es gibt keine Unterschiede zwischen Amerikanern und Deutschen

bezüglich der Wahl von Bittstrategien) wird also durch die Ergebnisse verifiziert und

die Alternativhypothese H4 (Es gibt signifikante Unterschiede zwischen Amerikanern

und Deutschen bezüglich der Wahl von Bittstrategien) falsifiziert.

Kapitel 7 – Diskussion

94

7.2.3 Beantwortung der Forschungsfrage und der Hypothesen bezüglich der Korrelation zwischen der Situationseinschätzung bezüglich der drei Variablen und der Wahl der Bittstrategien

Beeinflusst die Situationseinschätzung der drei Variablen die Bittstrategie?

Wie in 6.2 und 7.2.1 bereits aufgezeigt, haben beide Versuchspersonengruppen die drei

Variablen in allen 6 Situationen unterschiedlich eingeschätzt. Das heißt, sie haben P, D

und R in den einzelnen Situationen unterschiedliche Werte zugeordnet. Vergleicht man

die Zuordnung dieser Werte beider Gruppen untereinander, so lässt sich eine

Ähnlichkeit in den Zuordnungen der beiden Gruppen feststellen. Der Wert der

Variablen P variiert auf der Skala von 1 bis 6 zwischen 2 bis 5. Der Variablen D haben

die beiden Versuchsgruppen auf der Skala von 1 bis 6 die Werte 1 bis 4 zugeordnet. R

wird auf der Skala von 1 bis 6 zwischen 2 und 3 eingeschätzt. Man sieht, dass außer

dem Wert 6 alle Werte in der Situationseinschätzung vorhanden sind. Trotzdem haben

sich beide Probandengruppen mehrheitlich für eine indirekte Bitte in allen 6 Situationen

entschieden. Daher behaupte ich, dass in der von mir gemachten Untersuchung,

entgegen der Annahme von Brown und Levinson, keine Korrelation zwischen der

Einschätzung der drei Variablen und der Wahl der Bittstrategie besteht und möchte die

oben gestellte Forschungsfrage mit einem „nein“ beantworten.

Die Nullhypothesen Ho5 (Es gibt keine Korrelation zwischen der

Situationseinschätzung bezüglich des Machtunterschiedes zwischen S und H und der

Wahl der Bittstrategien), Ho6 (Es gibt keine Korrelation zwischen der

Situationseinschätzung bezüglich der sozialen Distanz von S und H und der Wahl der

Bittstrategien) und Ho7 (Es gibt keine Korrelation der Situationseinschätzung bezüglich

der Einschätzung des Belastungsgrads einer Bitte und der Wahl der Bittstrategie)

können dementsprechend also verifiziert und die Alternativhypothesen H5 (Es gibt eine

Korrelation zwischen der Situationseinschätzung bezüglich des Machtunterschiedes

zwischen S und H und der Wahl der Bittstrategien), H6 (Es gibt eine Korrelation

zwischen der Situationseinschätzung bezüglich der sozialen Distanz von S und H und

der Wahl der Bittstrategien) und H7 (Es gibt eine Korrelation zwischen der

Situationseinschätzung bezüglich der Einschätzung des Belastungsgrads einer Bitte und

der Wahl der Bittstrategie) falsifiziert werden.

Kapitel 7 – Diskussion

95

7.2.4 Beantwortung der Forschungsfrage und der Hypothesen bezüglich der Antwortstrategie auf Off Record – Bitten

Gibt es Unterschiede bezüglich der Antwortstrategien auf off record – Bitten

zwischen Amerikanern und Deutschen?

Die Tabellen in 6.5 lassen eine Entscheidung sowohl der deutschen als auch der

amerikanischen Probanden in allen 6 Situationen für die Antwortstrategie solicitousness

erkennen. Unterschiede gibt es nur bei den Häufigkeiten bzw. bei den Prozentsätzen.

Auffällig ist, dass in den ersten drei Situationen die Amerikaner sich mit einer höheren

Häufigkeit für das Demonstrieren von solicitousness entschieden haben (Situation 1:

45,2% der Deutschen vs. 51,9% der Amerikaner; Situation 2: 83,9% der Deutschen vs.

90,7% der Amerikaner; Situation 3: 74,2 % der Deutschen vs. 92,6% der Amerikaner).

Hervorheben möchte ich auch die Situation 1, die als einzige von beiden

Probandengruppen nur einen Wert um die 50% für das Zeigen von solicitousness

bekommen hat. In dieser Situation schienen beiden Versuchspersonengruppen die

Entscheidung zwischen der Demonstration von solicitousness und einem

Alternativvorschlag relativ schwer bzw. es haben relativ viele Teilnehmer sich für den

Alternativvorschlag entschieden (32,3% der Deutschen vs. 38,9% der Amerikaner). Die

Situationen 4, 5 und 6 lassen wieder eine eindeutige Entscheidung für das Zeigen von

solicitousness erkennen. Hierbei liegen die Deutschen jedoch in den Prozentsätzen

leicht über den der Amerikanern (Situation 4: 83,9% der Deutschen vs. 77,4% der

Amerikaner; Situation 5: 71,0% der Deutschen vs. 63,0% der Amerikaner; Situation 6:

71,0% der Deutschen vs. 63,0% der Amerikaner). Bezüglich der Antwort auf die obige

Forschungsfrage deuten die Ergebnisse auf ein „nein“ hin, auch wenn die Ergebnisse

der Wahl der Antwortstrategie auf eine off record – Bitte nicht so klar sind, wie die

bezüglich der Wahl einer Bittstrategie.

Im Hinblick auf die Hypothesen bedeuten diese Ergebnisse eine Verifizierung der

Nullhypothese Ho8 (Es gibt keine Unterschiede zwischen Amerikanern und Deutschen

bezüglich der Wahl der Antwortstrategien auf eine off record – Bitte) und die

Falsifizierung der Alternativhypothese H8 (Es gibt signifikante Unterschiede zwischen

Amerikanern und Deutschen bezüglich der Wahl der Antwortstrategien auf eine off

record – Bitte) durch die gesammelten Daten.

Kapitel 7 – Diskussion

96

7.2.5 Beantwortung der Forschungsfrage und der Hypothesen bezüglich der Korrelation zwischen der Situationseinschätzung bezüglich der drei Variablen und der Wahl der Antwortstrategie auf Off Record – Bitten

Beeinflusst die Situationseinschätzung der drei Variablen die Antwortstrategie

auf eine off record – Bitte?

Die drei Variablen sind zwar in den einzelnen Situationen unterschiedlich bewertet

worden, jedoch haben beide Versuchspersonengruppen die drei Variablen in denselben

Situationen immer fast gleich eingeschätzt. Ähnlich der Korrelation der

Situationseinschätzung und der Wahl der Bittstrategie lassen die Ergebnisse bezüglich

der Situationseinschätzung und der Wahl der Antwortstrategie auf off record – Bitten

keine Korrelation erkennen. Trotz unterschiedlicher Bewertung der drei Variablen in

den 6 Situationen haben sich die Mehrzahl der Probanden beider

Versuchspersonengruppen in allen Situationen für das Demonstrieren von solicitousness

als Antwortstrategie auf eine off record – Bitte entschieden. Daher behaupte ich, dass

die Einschätzung der Variablen keinen Einfluss auf die Wahl der Antwortstrategie auf

eine off record – Bitte hat und beantworte die obige Forschungsfrage mit einem „nein“.

Diese Ergebnisse verifizieren die Nullhypothesen Ho9 (Es gibt keine Korrelation

zwischen der Situationseinschätzung bezüglich des Machtunterschiedes zwischen S und

H und der Wahl der Antwortstrategie auf eine off record – Bitte.), Ho10 (Es gibt keine

Korrelation zwischen der Situationseinschätzung bezüglich der sozialen Distanz von S

und H und der Wahl der Antwortstrategie auf eine off record – Bitte.) und Ho11 (Es

gibt keine Korrelation zwischen der Situationseinschätzung bezüglich der Einschätzung

des Belastungsgrads einer Bitte und der Wahl der Antwortstrategie auf eine off record –

Bitte.) und falsifizieren die Alternativhypothesen H9 (Es gibt eine Korrelation zwischen

der Situationseinschätzung bezüglich des Machtunterschiedes zwischen S und H und

der Wahl der Antwortstrategie auf eine off record – Bitte.) H10 (Es gibt eine

Korrelation zwischen der Situationseinschätzung bezüglich der sozialen Distanz von S

und H und der Wahl der Antwortstrategie auf eine off record – Bitte.) und H11 (Es gibt

eine Korrelation zwischen der Situationseinschätzung bezüglich der Einschätzung des

Belastungsgrads einer Bitte und der Wahl der Antwortstrategie auf eine off record –

Bitte.).

Kapitel 7 – Diskussion

97

7.3 Schlussfolgerung

Wie bereits in Kapitel 6 erwähnt, gab es bei den von mir befragten Probanden weder

große Unterschiede bezüglich der Situationseinschätzungen noch in der Wahl der

Bittstrategie und in der Wahl der Antwortstrategie auf eine off record – Bitte. Diese

Ergebnisse deuten auf eine nicht vorhandene Existenz von kross – kulturellen

Unterschieden im Bezug auf das untersuchte Feld zwischen den befragten

Versuchspersonengruppen hin. Eine Erklärung hierfür könnten die vorgegebenen

Antwortmöglichkeiten in dem ausgeteilten MCF sein. Brown und Levinson (1987)

haben die amerikanische Kultur den positive-politeness Kulturen zugeordnet (Ebd.:

245). In dem hier angewendeten Fragebogen wurde die Höflichkeitsstrategie positive-

politeness jedoch aus in 5.5.2 erläuterten Gründen außer Acht gelassen. Das die

Situationseinschätzungen bezüglich der drei Variablen von Brown und Levinson (1987)

keinen Einfluss auf die Wahl der Bitt- bzw. der Antwortstrategie auf eine off record –

Bitte haben, unterstützt Turner’s (1996) Ansicht. Er ist der Meinung, dass die Variablen

von Brown und Levinson (1987) nicht ausreichend sind, sondern es weitere Faktoren

gibt, die die Wahl der Höflichkeitsstrategie beeinflussen (Turner 1996: 5). Es ist jedoch

nicht Aufgabe dieser Studie, in Erwägung zu ziehen, welche anderen eventuellen

Variablen Einfluss auf die Wahl der Höflichkeitsstrategie haben.

KAPITEL 8 - Schlussfolgerung

8.1 Einleitung

In der vorliegenden Studie habe ich eine interkulturelle Forschung bezüglich der

Anwendung der Höflichkeitsstrategien von Brown und Levinson (1987) in

Bittsituationen angelehnt an die Forschung von Fukushima (2000) durchgeführt. Dabei

habe ich die beiden Kulturen Deutschland und Amerika miteinander verglichen.

Entgegen der Kritik vieler Wissenschaftler habe ich mich wie bereits erwähnt für die

Höflichkeitstheorie von Brown und Levinson (1987) als theoretische Basis für meine

Studie entschieden. Auch wenn meine Ergebnisse nicht mit den Vorhersagungen von

Brown und Levinson (1987) übereinstimmen, denke ich nach wie vor, dass ihre Theorie

einen guten Rahmen für einen kross-kulturellen Vergleich und eine empirische

Forschung stellt. In diesem abschließenden Kapitel möchte ich meine Ergebnisse mit

Kapitel 8 – Schlussfolgerung

98

den Ergebnissen vorheriger Studien vergleichen, eine kurze Evaluation meiner Studie

vornehmen und abschließend einen Ausblick für folgende Studien geben.

8.2 Vergleich der Ergebnisse mit den Ergebnissen aus anderen

Studien

Wie ich bereits häufig erwähnt habe, habe ich meine Studie an die Forschung Request

and Culture von Fukushima (2000) angelehnt. Im Unterschied zu meinen

Versuchspersonengruppen, deutschen und amerikanischen Schülern, hat sie die

Anwendung von Höflichkeitsstrategien in Bittsituationen von englischen und

japanischen Studenten untersucht. Ferner hat sie im Gegensatz zu meiner Forschung

unterschiedliche Ergebnisse der beiden Probandengruppen festgestellt. Bezüglich der

Situationseinschätzungen der drei Variablen gab es klare Unterschiede zwischen den

Japanern und den Engländern, was mit der Vorhersagung von Brown und Levinson

(1987) in den Worten von Holtgraves und Yang (1992) „(…) there may be cultural

differences in the perceptions of situations on the power, distance, and imposition

dimensions (…)“ (Ebd.: 247) übereinstimmt. Die Auswertung ihrer Fragebögen lässt

ferner Unterschiede in der Wahl der Bittstrategie sowie der Antwortstrategien auf off

record – Bitten zwischen beiden Probandengruppen erkennen. In vier der acht

Situationen wählten die japanischen Teilnehmer Bittstrategie 1 (direkte Bitte) und in

vier Situationen Bittstrategie 2 (indirekte Bitte) während die Wahl der Briten in allen

acht Situationen auf Wahl 2 fiel. Bei dem Vergleich der Einschätzung der Variablen und

der Wahl der Bittstrategie kam die Existenz einer positiven Korrelation zwischen der

Einschätzung der Variable R und der Wahl der Bittstrategie heraus. Auch bei der Wahl

der Antwortstrategie auf off record – Bitten waren Unterschiede zwischen beiden

Testgruppen zu erkennen. Beide Versuchspersonengruppen entschieden sich am

häufigsten für das Demonstrieren von solicitousness allerdings in verschiedenen

Situationen. Daraus geht eine unterschiedliche Wahl der Antwortstrategie auf off record

– Bitten zwischen Engländern und Japanern hervor. Ferner wurde die Wahl der

Antwortstrategien beider Gruppen durch die Einschätzungen der Variablen beeinflusst.

Fukushima (2000) gibt eine positive Korrelation zwischen der Variable R und der Wahl

einer Antwortstrategie auf eine off record – Bitte an. (Ebd.: 211-212)

Betrachtet man die Ergebnisse von Fukushimas (2000) Studie mit den Resultaten

meiner Studie so lassen sich leicht Unterschiede erkennen. Die Verschiedenheiten

Kapitel 8 – Schlussfolgerung

99

lassen sich sicherlich mit dem Vergleich von verschiedenen Kulturkreisen (Deutschland

- USA / Japan – England) erklären.

Um die Ergebnisse meiner Daten besser einordnen zu können, möchte ich sie nun mit

einigen Resultaten des CCSARP vergleichen. Blum-Kulka und House (1989)

untersuchten im Rahmen des CCSARP ob es klare kulturelle Codes bezüglich des

Bittverhaltens gibt. Dabei untersuchten sie folgende Sprachen: argentinisches Spanisch,

Hebräisch, australisches Englisch, kanadisches Französisch und Deutsch. Im Bezug auf

Bitten fanden sie heraus, dass die spanischsprechenden Argentinier sich am direktesten

ausdrückten, gefolgt von den hebräisch sprechen Probanden. Am indirektesten äußerten

sich die Australier. Die Deutschen und die französischsprechenden Kanadier wurden in

der Mitte zwischen Direktheit und Indirektheit angesiedelt. (Blum-Kulka & House

1989: 149) In der von mir durchgeführten Studie haben sich die deutschen Probanden in

allen abgefragten Situationen für eine indirekte Bitte entschieden. Im Vergleich komme

ich also zu einem anderen Ergebnis als Blum-Kulka und House. Anzumerken ist

allerdings der Altersunterschied zwischen meinen und den Probanden des CCSARP. In

der vorliegenden Studie wurden Schüler und in dem CCSARP Universitätsstudenten

befragt. Es ist wahrscheinlich, dass jeder Mensch mit Zunahme des Alters

selbstbewusster wird und sich daher die deutschen Probanden höheren Alters für eine

direktere Bittstrategie entscheiden, als Versuchspersonen jüngeren Alters. Tannen

(1981) fand einen viel indirekteren Ausdruck im Sprachverhalten von Amerikanern im

Vergleich zu Griechen heraus. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommen House (1979) und

House und Kasper (1981) im Vergleich von Deutschen und Briten. Diese drei Studien

unterstützen also die Resultate meiner Studie, in denen sich sowohl die amerikanischen

als auch die deutschen Probanden in allen Fällen für eine indirekte Bittstrategie

entschieden haben.

8.3 Evaluation dieser Studie

Jede durchgeführte Studie hat ihre Stärken und Beschränkungen. Im Folgenden soll nun

auf die Beschränkungen eingegangen werden, um diese in einer weiteren Studie

umgehen zu können.

Kapitel 8 – Schlussfolgerung

100

8.3.1 Teilnehmer der Studie

Obwohl ich versucht habe bei der Auswahl der Probanden darauf zu achten, dass beide

Versuchspersonengruppen miteinander vergleichbar sind, führen die ausgewählten

Teilnehmer zu einer der Beschränkungen dieser Studie. Die beiden Gruppen vertreten

nur einen geringen Teil der deutschen bzw. der amerikanischen Gesellschaft. Sie sind

alle Schüler und gehören der kleinen Gruppe an, die sich sehr für fremde Kulturen

interessieren und deswegen an einem Schüleraustausch teilnehmen. Anzumerken ist

auch die Herkunft. Alle befragten amerikanischen Schüler aus den Südstaaten der USA.

Dementsprechend ist nur ein Teil der amerikanischen Gesellschaft vertreten. Auch die

deutschen Schüler stellen keine repräsentative Gruppe aller Deutschen dar.

8.3.2 Situationen in dem Fragebogen

Der angewendete Fragebogen bestand aus sechs Situationen. In zwei Situationen wurde

eine Bitte von einer Person mit einem geringeren an eine Person mit einem höheren

Status, in einer Situation von einer Person mit einem höheren Status an eine mit einem

niedrigeren Status und in drei Situationen zwischen Menschen mit gleichem Status

gestellt. Um ein genaueres Ergebnis zu bekommen, hätten mehr Situationen zu jedem

Statusverhältnis (hoch-niedrig / niedrig-hoch / gleich) konstruiert werden müssen.

Allerdings wäre die Gefahr hoch gewesen, noch weniger Rücklauf der angeschriebenen

Probanden zu bekommen, als es schon der Fall ist. Die Teilnehmer hätten dann noch

mehr Zeit aufwenden müssen, um den Fragbogen auszufüllen und hätten sich eventuell

gegen ein Ausfüllen entschieden.

8.3.3 Wahl der Strategien

Die Probanden wurden gebeten, sich für eine bestimmte Strategie zu entscheiden. Für

jede Strategie wurde ein Beispielsatz gegeben, um es für die ausfüllenden zu

vereinfachen. Diese Beispielsätze könnten die Probanden eventuell bezüglich ihrer

Strategiewahl beeinflusst und die natürliche Auswahl verfälscht haben.

Kapitel 8 – Schlussfolgerung

101

8.4 Ausblick und Vorschläge für weitere Studien

1. Komponenten der einzelnen Variablen

Brown und Levinson gehen von einer Kulturspezifität der zur Einschätzung der drei

Variablen genutzten Faktoren. In der vorliegenden Studie habe ich aber nicht

untersucht, wie die Probanden die einzelnen Variablen definieren würden bzw. welche

Komponenten sie den Variablen zuordnen. Die Komponenten der Variablen habe ich in

3.7.2 erläutert. Es muss jedoch angemerkt werden, dass es möglich ist, dass die

Probanden andere Dinge mit den Variablen in Verbindung gebracht haben, als ich. In

dem Fragebogen habe ich kurz erläutert aus welchen Komponenten die einzelnen

Variablen bestehen, um den Probanden die Arbeit mit den Variablen zu erleichtern

(siehe Fragebogen im Anhang). Dennoch ist es möglich, dass die Teilnehmer andere

Definitionen der Variablen im Kopf hatten. Von daher wäre es interessant zu

erforschen, wie Personen aus verschiedenen Kulturkreisen die drei Variablen beurteilen.

2. Erforschen der Variablen, die die Höflichkeitsstrategie beeinflussen

Wie in 7.3 kurz erwähnt ist die Existenz noch anderer Variablen als die von Brown und

Levinson vorgeschlagenen, die die Wahl der Höflichkeitsstrategien beeinflussen,

möglich. Auch die Ergebnisse meiner Studie haben gezeigt, dass es eventuell andere

Beeinflussungen bezüglich der Wahl der Höflichkeitsstrategien gibt, da meine

Probanden diese unabhängig von der Einschätzung der Variablen gewählt haben. Von

daher wäre eine Untersuchung dahingehend interessant, welche anderen Faktoren, wie

beispielsweise das Alter, einen Einfluss auf die Wahl der Höflichkeitsstrategien haben.

3. Interpretation von off record - Bitten

In der Studie wurde den Probanden die Interpretation von off record – Bitten

vorgegeben. Wie in 3.8.1 beschrieben, gibt es verschiedene Möglichkeiten eine off

record – Bitte zu interpretieren. Die Möglichkeit die off record – Bitte nicht zu

erkennen, wurde in dem Fragebogen ausgeschlossen. Daher wäre es in einer weiteren

Studie interessant zu erforschen, wie Mitglieder aus verschiedenen Kulturkreisen off

record – Bitten interpretieren, ohne dass sie eine gewissen Auswahl an

Interpretationsmöglichkeiten vorgegeben bekommen.

Kapitel 8 – Schlussfolgerung

102

4. Erforschen der Strategiewahl

Wie in 8.3.2 bereits angemerkt, ist eine Beeinflussung in der Wahl der

Höflichkeitsstrategie durch die vorgegebenen Beispielsätze für die einzelnen Strategien

möglich. Es wäre daher interessant in einer zukünftigen Studie eine Zweiphasen-Studie

durchzuführen. In einer solchen Studie könnte man den Probanden einen Fragebogen

austeilen, in denen nur die einzelnen Strategien ohne Beispielsätze aufgelistet wären.

Hierbei müsste aber das Verständnis der Versuchsteilnehmer bezüglich der Bedeutung

der Strategien vorausgesetzt werden. Ferner könnte man den Probanden als Kontrolle

den hier angewendeten Fragebogen austeilen. Wenn man die Ergebnisse beider

Fragebögen miteinander vergleicht, könnte man erkennen, ob die Vorgabe von

Beispielsätzen einen Einfluss auf die Wahl der Höflichkeitsstrategie hat.

5. Methoden

Bezüglich der Methoden kann angemerkt werden, dass es schwierig ist mit Hilfe eines

schriftlichen Fragebogens gesprochene Daten zu sammeln. Aus Zeitgründen konnte in

dieser Studie nur die Methode des Fragebogens angewendet werden. Für eine

zukünftige Methode sollte dies jedoch in Betracht bezogen werden.

6. Die fünfte Strategie von Brown und Levinson

In 2.4.4 habe ich die Höflichkeitstheorie von Brown und Levinson (1987) betrachtet

und sie als theoretische Basis für diese Studie genutzt. Weder Brown und Levinson

(1987), Fukushima (2000), an deren Studie diese sehr stark angelehnt wurde, noch die

Autorin dieser Studie haben die 5. Strategie (Don’t do the FTA) von Brown und

Levinson (1987) in Betracht gezogen. In einer zukünftigen Studie wäre es interessant zu

untersuchen wie die Wahl der Strategie ausfällt, wenn man die 5. Strategie mit

einbezieht.

8.5 Abschließende Bemerkungen

Ich habe mich entschlossen diese Studie durchzuführen, da ich mich in meiner Freizeit

viel mit amerikanischen Jugendlichen beschäftige. Ich betreue seit vielen Sommern

amerikanische junge Menschen, die an dem Parlamentarischen Patenschaftsprogamm

teilnehmen. Im Umgang mit den Amerikanern ist mir, trotz meiner relativ guten

englischen Sprachkenntnisse, das häufige Auftauchen von Missverständnissen

Kapitel 8 – Schlussfolgerung

103

aufgefallen. Ich habe oft das Gefühl, dass ich den Amerikanern zu direkt bin und sie

dies als unhöflich auffassen. Auch die anderen deutschen Betreuer der PPPler äußersten

sich schon des Öfteren diesbezüglich. Von daher fand ich es interessant zu erforschen

ob es einen Unterschied in der Wahl von Höflichkeitsstrategien im Bezug auf

Bittsituationen gibt. Entgegen meiner Erwartungen zeigen die Ergebnisse meiner Studie

keine großen Unterschiede in dem untersuchten Bereich. Sowohl die deutschen als auch

die amerikanischen Probanden entschieden sich in allen untersuchten Situationen für

eine indirekte Bitte. Meine oben geäußerten Empfindungen werden also durch die

Resultate meiner Studie widerlegt. Von daher wäre es interessant zu untersuchen, ob

Dinge wie Körpersprache, oder Stimmlage das Empfinden von Höflichkeit

beeinflussen.

Literaturverzeichnis

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Kommentar: Seitenzahlen rausfinden!!!!!!!1

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Anhang

112

Anhang Fragebogen für die amerikanischen Probanden

This questionnaire will ask you about request situations. It consists of three parts. In

each part, there are two people involved:

1. The requester (R), who is the person making the request.

2. The requestee (E), who is the person being asked to carry out the requested act.

In Part A, you will be asked to assess the following items in the described request

situations.

1. If you think there is a power difference between the requester and the requestee,

how big is it? The power difference may be related to the relative status, role, or

age of the parties. E.g. the status between friends will usually be small,

compared with that between a teacher and a student.

2. If you think there is a social distance between the requester and the requestee,

how big is it? Social distance is related to the degree of closeness or familiarity

between the parties. E.g. the relationship between friends will usually be close

compared with that between people who are not friends.

3. How great an imposition do you think the requested act will be on the requestee?

The imposition may be high if the requested act requires a lot of time or effort on

the part of the requestee, or will be a psychological or financial burden, or if the

requestee does not have the obligation to carry out the requested act. E.g. it

would usually be a greater imposition to ask someone to lend their car than to

post a letter.

In Part B, you are asked to choose how you would make a request in the situation

described. Three choices are given for each situation. In ach choice,

1. different strategies for making a request are described, and

2. examples are given.

Example:

1. Strategy: Stating the problem + Making a direct request

2. Example: ‘I couldn’t find the book you recommended me yesterday in the

library. If you are not using your copy, please lend it to me.’

In Part C, you are asked to choose how you would respond to requests which are

expressed very indirectly. Three choices are given in each situation. Each choice

describes the strategy of responding to such a request. In each choice,

1. different strategies for responding to a very indirect request are described, and

Anhang

113

2. examples are given.

Example:

A very indirect request: ‘I couldn’t find the book you recommended me yesterday in

the library.’

1. Strategy: Pre-empting a request, i.e. offering to lend the requester the book

2. Example: ‘Would you like to borrow my copy?’

Although the examples in part B and C may differ from what you would actually

say, please choose only the strategy which would best represent the way you would

respond to the request concerned. Remember: Please, choose only one strategy and

tick the number.

Situation 1

R is a pupil working part-time in a supermarket. R is supposed to work next Saturday,

but recently received an invitation for breakfast the same Saturday morning. E also

works at the same place, but is not scheduled to work on that Saturday and does not

have any commitment either.

R want E to replace R at work on Saturday.

Part A

1. If you think there is a power difference between R and E, how big is it? Please,

complete the following by ticking one box on the scale.

small 1 2 3 4 5 6 big

2. If you think there is a social distance between R and E, how big is it? Please,

complete the following by ticking one box on the scale.

small 1 2 3 4 5 6 big

3. How big an imposition on E do you think it is to replace R at work? Please, complete

the following by ticking one box on the scale.

small 1 2 3 4 5 6 big

Part B

You are R. How would you make a request to E? Please circle one strategy.

Anhang

114

a) Stating the reason + Making a direct request

e.g. I’ve just received an invitation for breakfast next Saturday. Please replace

me at work.

b) Stating the reason + Making an indirect request

e.g. I’ve just received an invitation for breakfast next Saturday. Could you

replace me at work?

c) Stating the reason

e.g. I’ve just received an invitation for breakfast next Saturday.

Part C

You are E. How would you respond if R said the following: I’ve just received an

invitation for breakfast next Saturday.

a) Pre-empting R’s request

e.g. Would you like me to replace you at work next Saturday?

b) Suggesting an alternative means other than doing something yourself

e.g. Can’t you ask the boss to change your work schedule?

c) Refusing R’s request

e.g. I’d love to replace you at work, but I want to do something else.

Situation 2

R wants to apply for the CBXY programme. To do that R needs a letter of

recommendation from one of the teachers. E is the teacher of R.

R wants E to write the letter of recommendation.

Part A

1. If you think there is a power difference between R and E, how big is it? Please,

complete the following by ticking one box on the scale.

small 1 2 3 4 5 6 big

2. If you think there is a social distance between R and E, how big is it? Please,

complete the following by ticking one box on the scale.

small 1 2 3 4 5 6 big

Anhang

115

3. How big an imposition on E do you think it is to write R the letter of

recommendation? Please, complete the following by ticking one box on the scale.

small 1 2 3 4 5 6 big

Part B

You are R. How would you make a request to E? Please circle one strategy.

a) Stating the reason + Making a direct request

e.g. I would like to apply for the CBXY programme, I need a letter of

recommendation for that. Please write one for me.

b) Stating the reason + Making an indirect request

e.g. I would like to apply for the CBXY programme, I need a letter of

recommendation for that. Could you write one for me?

c) Stating the reason

e.g. I would like to apply for the CBXY programme, I need a letter of

recommendation for that.

Part C

You are E. How would you respond if R said the following: I would like to apply for the

CBXY programme, I need a letter of recommendation for that.

a) Pre-empting R’s request

e.g. Would you like me to write one for you?

b) Suggesting an alternative means other than doing something yourself

e.g. Why don’t you ask the headmaster to write one for you?

c) Refusing R’s request

e.g. I’m afraid I can’t write one for you.

Situation 3

R is a teacher and usually cycles to school. E is one of R’s students. They live in the

same neighbourhood. After school R and E happen to come out of the building at the

same time. It is pouring with rain. R didn’t bring an umbrella. E is about to leave by car.

R wants to get a lift home.

Anhang

116

Part A

1. If you think there is a power difference between R and E, how big is it? Please,

complete the following by ticking one box on the scale.

small 1 2 3 4 5 6 big

2. If you think there is a social distance between R and E, how big is it? Please,

complete the following by ticking one box on the scale.

small 1 2 3 4 5 6 big

3. How big an imposition on E do you think it is to give R a lift home? Please, complete

the following by ticking one box on the scale.

small 1 2 3 4 5 6 big

Part B

You are R. How would you make a request to E? Please circle one strategy.

a) Stating the reason + Making a direct request

e.g. I didn’t bring my umbrella. Please give me a lift home.

b) Stating the reason + Making an indirect request

e.g. I didn’t bring my umbrella. Could you give me a lift home?

c) Stating the reason

e.g. I didn’t bring my umbrella.

Part C

You are E. How would you respond if R said the following: I didn’t bring my umbrella.

a) Pre-empting R’s request

e.g. Would you like me to give you a lift home?

b) Suggesting an alternative means other than doing something yourself

e.g. Can’t you borrow one?

c) Refusing R’s request

e.g. I’d love to give you a lift home, but I’m not going straight home today.

Situation 4

R is a pupil. In R’s school there is a cafeteria, where students can buy lunch. By mistake

R did not bring any money to school. E is one of R’s classmates. R and E often eat their

Anhang

117

lunch together. E has suggested having lunch together today. R would like to, but

doesn’t have any money.

R wants to borrow money from E.

Part A

1. If you think there is a power difference between R and E, how big is it? Please,

complete the following by ticking one box on the scale.

small 1 2 3 4 5 6 big

2. If you think there is a social distance between R and E, how big is it? Please,

complete the following by ticking one box on the scale.

small 1 2 3 4 5 6 big

3. How big an imposition on E do you think it is to lend R some money? Please,

complete the following by ticking one box on the scale.

small 1 2 3 4 5 6 big

Part B

You are R. How would you make a request to E? Please circle one strategy.

a) Stating the reason + Making a direct request

e.g. I left my wallet at home today. Please lend me some money so I can pay for

my lunch.

b) Stating the reason + Making an indirect request

e.g. I left my wallet at home today. Could you lend me some money so that I can

pay for my lunch?

c) Stating the reason

e.g. I left my wallet at home today.

Part C

You are E. How would you respond if R said the following: I left my wallet at home

today.

a) Pre-empting R’s request

e.g. Shall I lend you some money until tomorrow?

Anhang

118

b) Suggesting an alternative means other than doing something yourself

e.g. Can’t you ask somebody to lend you some money?

c) Refusing R’s request

e.g. I’d love to lend you some money, but I’m a bit short of money myself.

Situation 5

R was sick and couldn’t go to school last week. E, one of R’s classmates, was in school

everyday that week. Next week there is a big math exam. R knows that E always pays

attention and always takes notes in class, besides that E is very good in math.

R would like to borrow E’s notes.

Part A

1. If you think there is a power difference between R and E, how big is it? Please,

complete the following by ticking one box on the scale.

small 1 2 3 4 5 6 big

2. If you think there is a social distance between R and E, how big is it? Please,

complete the following by ticking one box on the scale.

small 1 2 3 4 5 6 big

3. How big an imposition on E do you think it is to give R the notes? Please, complete

the following by ticking one box on the scale.

small 1 2 3 4 5 6 big

Part B

You are R. How would you make a request to E? Please circle one strategy.

a) Stating the reason + Making a direct request

e.g. I was sick last week. Please lend me your notes.

b) Stating the reason + Making an indirect request

e.g. I was sick last week. Could I borrow your notes?

c) Stating the reason

e.g. I was sick last week.

Anhang

119

Part C

You are E. How would you respond if R said the following: I was sick last week.

a) Pre-empting R’s request

e.g. Shall I lend you my notes?

b) Suggesting an alternative means other than doing something yourself

e.g. Why don’t you ask the math teacher to help you to catch up?

c) Refusing R’s request

e.g. I need my notes myself, because I need to study.

Situation 6

R has to do a presentation. E, the teacher, recommended a certain book to gather

information for the speech. R can’t find the book in the library. R knows that E has a

private edition at home.

R would like to borrow the book from E.

Part A

1. If you think there is a power difference between R and E, how big is it? Please,

complete the following by ticking one box on the scale.

small 1 2 3 4 5 6 big

2. If you think there is a social distance between R and E, how big is it? Please,

complete the following by ticking one box on the scale.

small 1 2 3 4 5 6 big

3. How big an imposition on E do you think it is to give R the book? Please, complete

the following by ticking one box on the scale.

small 1 2 3 4 5 6 big

Part B

You are R. How would you make a request to E? Please circle one strategy.

a) Stating the reason + Making a direct request

e.g. I can’t find the book you recommended. Please let me use your private copy.

b) Stating the reason + Making an indirect request

e.g. I can’t find the book you recommended. Could I borrow your private copy?

Anhang

120

c) Stating the reason

e.g. I can’t find the book you recommended.

Part C

You are E. How would you respond if R said the following: I can’t find the book you

recommended.

a) Pre-empting R’s request

e.g. Shall I lend you my private copy?

b) Suggesting an alternative means other than doing something yourself

e.g. Why don’t you ask the liberian to help you to find the book?

c) Refusing R’s request

e.g. I gave the book already to someone else.

Fragebogen für die deutschen Probanden

Dieser Fragebogen wird Dich über Bittsituationen befragen. Er besteht aus drei Teilen.

In jedem Teil sind zwei Personen involviert.

1. Der Fragende (F), der den anderen um etwas bittet.

2. Der Gefragte (G), der um etwas gebeten wird.

In Teil A wirst Du gebeten für die einzelnen Situationen einzuschätzen,

1. ob Du denkst, dass es einen Machtunterschied zwischen dem Fragenden und

dem Gefragten gibt, und wie hoch dieser ist. Der Machtunterschied kann sich

auf Status, Alter und Position der beiden Beteiligten beziehen. Z.B. der Status

Unterschied zwischen Freunden ist für gewöhnlich klein, um Vergleich

zwischen einem Lehrer und ein einem Schüler.

2. ob Du denkst, dass es eine soziale Distanz zwischen dem Fragenden und dem

Gefragten gibt, und wie hoch diese ist? Soziale Distanz bezieht sich darauf wie

nah oder familiär beide Parteien miteinander sind. Z.B. die Beziehung zwischen

Freunden ist normalerweise nah im Vergleich zu den Menschen die nicht

miteinander befreundet.

3. wie groß ist die Belastung, mit der der Gefragte durch die Bitte belastet wird?

Die Belastung kann hoch sein, wenn der Gefragte viel Zeit, Kosten oder Mühen

aufbringen muss, um die Bitte zu erfüllen. Jemanden bitten sich sein Handy

auszuleihen ist beispielsweise eine höhere Belastung, als jemanden zu bitten

einen frankierten Brief mit zur Post zu nehmen.

Anhang

121

In Teil B wirst du gebeten Dich zu entscheiden, wie Du jemanden um etwas bitten

würdest. In jeder Situation hast Du drei Wahlmöglichkeiten. Für jede Wahlmöglichkeit,

1. sind drei verschiedene Strategien, wie man jemanden um etwas bitten kann,

beschrieben und

2. dazu passende Beispiele gegeben.

Beispiel:

1. Strategie: Problem nenne +direkt um etwas bitte

2. Beispiel: ‚Ich konnte das Buch, dass Sie mir gestern empfohlen haben, nicht in

der Bücherei finden. Wenn Sie ihres gerade nicht brauchen, könnte ich es mir

ausleihen?’

In Teil C wirst Du gebeten Dich zu entscheiden, wie Du auf eine sehr indirekte Bitte

reagieren würdest. Pro Situation sind Dir drei Antwortmöglichkeiten gegeben. In jeder

Möglichkeit,

1. sind verschiedene Strategien für indirekte Bitten beschrieben, und

2. Beispiele gegeben.

Beispiel:

1. Strategie: Die Aussage als Bitte auffassen, dem Fragenden das Buch ausleihen.

2. Beispiel: ‚Möchtest Du Dir mein Exemplar ausleihen?’

Auch wenn die Beispiele in Teil B und C sich eventuell etwas davon unterschieden,

wie DU normalerweise reagieren würdest, kreuze bitte nur eine Möglichkeit an,

die Deiner persönlichen Antwort am nächsten kommt.

Situation 1

F arbeitet neben der Schule im Supermarkt. Für Samstag ist F überraschend zum

Frühstück eingeladen worden. G arbeitet in demselben Supermarkt, ist aber für den

kommenden Samstag nicht zum arbeiten eingeteilt.

F möchte, dass G am Samstag für F arbeitet.

Teil A

1. Falls Du denkst es gibt einen Machtunterschied zwischen F und G, wie groß ist

dieser? Bitte kreuze nur eine Zahl an.

klein 1 2 3 4 5 6 groß

Anhang

122

2. Falls Du denkst, dass es eine soziale Distanz zwischen F und G gibt, wie groß ist sie?

Bitte kreuze nur eine Zahl an.

klein 1 2 3 4 5 6 groß

3. Wie groß, denkst Du, ist die Belastung für G am Samstag für F einzuspringen? Bitte

kreuze nur eine Zahl an.

klein 1 2 3 4 5 6 groß

Teil B

Du bist F. Wie würdest Du G bitten am Samstag für Dich einzuspringen?

a) Grund nennen + direkt bitten

z.B. Ich habe gerade erst eine Einladung für Samstagmorgen zum Frühstück

bekommen. Bitte spring/springen Sie für mich ein.

b) Grund nennen + indirekt bitten

z.B. Ich habe gerade erst eine Einladung für Samstagmorgen zum Frühstück

bekommen. Könntest Du/ könnten Sie mich am Samstag vertreten?

c) Grund nennen

z.B. Ich habe gerade erst eine Einladung für Samstagmorgen zum Frühstück

bekommen.

Teil C

Du bist G. Wie würdest reagieren, wenn F folgendes zu Dir sagen würde: Ich habe

gerade erst eine Einladung für Samstagmorgen zum Frühstück bekommen.

a) Die Aussage als Bitte auffassen

z.B. Möchtest Du/möchten Sie, dass ich für Dich/Sie einspringe?

b) Eine Alternative vorschlagen, anstelle selber etwas zu unternehmen

z.B. Kannst Du/können Sie nicht den Chef fragen, ob er Deinen/Ihren

Dienstplan ändert?

c) Die Bitte abschlagen

z.B. Ich Dir/Ihnen gerne helfen, aber ich habe schon etwas anderes vor.

Situation 2

F möchte sich für das PPP bewerben. Dafür braucht F eine Beurteilung von einem

Lehrer. G ist Lehrer von F.

Anhang

123

F möchte, dass G die Beurteilung schreibt.

Teil A

1. Falls Du denkst es gibt einen Machtunterschied zwischen F und G, wie groß ist

dieser? Bitte kreuze nur eine Zahl an.

klein 1 2 3 4 5 6 groß

2. Falls Du denkst, dass es eine soziale Distanz zwischen F und G gibt, wie groß ist sie?

Bitte kreuze nur eine Zahl an.

klein 1 2 3 4 5 6 groß

3. Wie groß, denkst Du, ist die Belastung für G die Beurteilung für F zu schreiben?

Bitte kreuze nur eine Zahl an.

klein 1 2 3 4 5 6 groß

Teil B

Du bist F. Wie würdest Du G bitten die Beurteilung für Dich zu schreiben?

a) Grund nennen + direkt bitten

z.B. Ich möchte mich für das PPP bewerben. Dafür brauche ich eine

Lehrerbeurteilung. Bitte schreib/schreiben Sie mir die Beurteilung.

b) Grund nennen + indirekt bitten

z.B. Ich möchte mich für das PPP bewerben. Dafür brauche ich eine

Lehrerbeurteilung. Könntest Du/könnten Sie mir die Beurteilung schreiben?

c) Grund nennen

z.B. Ich möchte mich für das PPP bewerben. Dafür brauche ich eine

Lehrerbeurteilung.

Teil C

Du bist G. Wie würdest reagieren, wenn F folgendes zu Dir sagen würde: Ich möchte

mich für das PPP bewerben. Dafür brauche ich eine Lehrerbeurteilung.

a) Die Aussage als Bitte auffassen

z.B. Möchtest Du/möchten Sie, dass ich die Beurteilung für Dich/ Sie schreibe?

b) Eine Alternative vorschlagen, anstelle selber etwas zu unternehmen

Anhang

124

z.B. Warum fragst Du/fragen Sie nicht den Direktor, ob er die Beurteilung

schreibt?

c) Die Bitte abschlagen

z.B. Es tut mir Leid, ich kann die Beurteilung nicht schreiben.

Situation 3

F ist Lehre und fährt immer mit dem Fahrrad zur Schule. G ist Schüler von F und wohnt

in derselben Nachbarschaft wie F. Nach der 6. Stunde gehen F und G gleichzeitig aus

der Schule. Es regnet in Strömen. F hat seinen Schirm zu Hause vergessen. G ist schon

18, hat einen Führerschein und ist mit dem Auto da.

F möchte eine Mitfahrgelegenheit nach Hause.

Teil A

1. Falls Du denkst es gibt einen Machtunterschied zwischen F und G, wie groß ist

dieser? Bitte kreuze nur eine Zahl an.

klein 1 2 3 4 5 6 groß

2. Falls Du denkst, dass es eine soziale Distanz zwischen F und G gibt, wie groß ist sie?

Bitte kreuze nur eine Zahl an.

klein 1 2 3 4 5 6 groß

3. Wie groß, denkst Du, ist die Belastung für G F mit nach Hause zu nehmen? Bitte

kreuze nur eine Zahl an.

klein 1 2 3 4 5 6 groß

Teil B

Du bist F. Wie würdest Du G bitten Dich mit nach Hause zu nehmen?

a) Grund nennen + direkt bitten

z.B. Ich habe meinen Schirm zu Hause vergessen. Bitte Nimm mich/nehmen Sie

mich mit nach Hause.

b) Grund nennen + indirekt bitten

z.B. Ich habe meinen Schirm zu Hause vergessen. Könntest Du/könnten Sie mich

mit nach Hause nehmen?

Anhang

125

c) Grund nennen

z.B. Ich habe meinen Schirm zu Hause vergessen.

Teil C

Du bist G. Wie würdest reagieren, wenn F folgendes zu Dir sagen würde: Ich habe

meinen Schirm zu Hause vergessen

a) Die Aussage als Bitte auffassen

z.B. Möchtest Du/möchten Sie, dass ich Dich/Sie mit nach Hause nehme?

b) Eine Alternative vorschlagen, anstelle selber etwas zu unternehmen

z.B. Kannst Du/können Sie sich nicht einen Schirm von jemanden leihen?

c) Die Bitte abschlagen

z.B. Es tut mir Leid, aber ich fahre heute nicht direkt nach Hause.

Situation 4

F ist Schüler. An der Schule von F gibt es eine Kantine, in der die Schüler Mittagessen

können. G ist ein Mitschüler von F. Die beiden essen oft zusammen in der Kantine

Mittagessen. G hat F gefragt, ob sie heute auch zusammen essen wollen. F würde gerne,

hat aber kein Geld bei sich.

F möchte sich gerne Geld von G leihen.

Teil A

1. Falls Du denkst es gibt einen Machtunterschied zwischen F und G, wie groß ist

dieser? Bitte kreuze nur eine Zahl an.

klein 1 2 3 4 5 6 groß

2. Falls Du denkst, dass es eine soziale Distanz zwischen F und G gibt, wie groß ist sie?

Bitte kreuze nur eine Zahl an.

klein 1 2 3 4 5 6 groß

3. Wie groß, denkst Du, ist die Belastung für G F Geld zu leihen? Bitte kreuze nur eine

Zahl an.

klein 1 2 3 4 5 6 groß

Anhang

126

Teil B

Du bist F. Wie würdest Du G nach dem Geld fragen?

a) Grund nennen + direkt bitten

z.B. Ich habe mein Geld zu Hause vergessen. Bitte leih mir/leihen Sie mir eteas

Geld.

b) Grund nennen + indirekt bitten

z.B. Ich habe mein Geld zu Hause vergessen. Könntest Du/könnten Sie mir etwas

Geld leihen?

c) Grund nennen

z.B. Ich habe mein Geld zu Hause vergessen.

Teil C

Du bist G. Wie würdest reagieren, wenn F folgendes zu Dir sagen würde: Ich habe mein

Geld zu Hause vergessen

a) Die Aussage als Bitte auffassen

z.B. Möchtest Du/möchten Sie, dass ich Dir/Ihnen etwas Geld bis morgen leihe?

b) Eine Alternative vorschlagen, anstelle selber etwas zu unternehmen

z.B. Kannst Du/können Sie sich nicht etwas Geld von jemanden leihen?

c) Die Bitte abschlagen

z.B. Ich würde Dir/Ihnen gerne das Geld leihen, aber ich habe selbst nur die

passende Summe für ein Essen mit.

Situation 5

F war krank. Deswegen konnte F eine Woche nicht zur Schule gehen. G, ein Mitschüler

war die ganze Zeit in der Schule. Für die kommende Woche ist eine Mathearbeit

angekündigt worden. F weiß, dass G während des Unterrichts immer gut aufpasst und

sich viele Notizen macht. Außerdem ist G ein As in Mathe.

F möchte sich das Matheheft von G ausleihen.

Teil A

1. Falls Du denkst es gibt einen Machtunterschied zwischen F und G, wie groß ist

dieser? Bitte kreuze nur eine Zahl an.

klein 1 2 3 4 5 6 groß

Anhang

127

2. Falls Du denkst, dass es eine soziale Distanz zwischen F und G gibt, wie groß ist sie?

Bitte kreuze nur eine Zahl an.

klein 1 2 3 4 5 6 groß

3. Wie groß, denkst Du, ist die Belastung für G F sein Matheheft zu leihen? Bitte kreuze

nur eine Zahl an.

klein 1 2 3 4 5 6 groß

Teil B

Du bist F. Wie würdest Du G Dir das Matheheft zu leihen?

a) Grund nennen + direkt bitten

z.B. Ich war letzte Woche krank. Bitte leih mir/leihen Sie mir Dein/ihr

Matheheft..

b) Grund nennen + indirekt bitten

z.B. Ich war letzte Woche krank. Könntest Du/könnten Sie mir Dein/ihr

Matheheft leihen?

c) Grund nennen

z.B. Ich war letzte Woche krank.

Teil C

Du bist G. Wie würdest reagieren, wenn F folgendes zu Dir sagen würde: Ich war letzte

Woche krank

a) Die Aussage als Bitte auffassen

z.B. Möchtest Du/möchten Sie, dass ich Dich/Ihnen meine Mitschriften leihe?

b) Eine Alternative vorschlagen, anstelle selber etwas zu unternehmen

z.B. Frag/fragen Sie doch mal den Mathelehrer, ob er Dir/Ihnen helfen kann den

Stoff nachzuholen.

c) Die Bitte abschlagen

z.B. Es tut mir Leid, aber ich brauche mein Matheheft selber.

Situation 6

F muss ein Referat halten. G, der Fachlehrer, hat F ein bestimmtes Buch für die

Ausarbeitung des Referats empfohlen. F kann das Buch in der Schulbücherei nicht

finden. F weiß, dass G das Buch auch in seinem Privatbesitz hat.

Anhang

128

F möchte sich das Buch von G leihen.

Teil A

1. Falls Du denkst es gibt einen Machtunterschied zwischen F und G, wie groß ist

dieser? Bitte kreuze nur eine Zahl an.

klein 1 2 3 4 5 6 groß

2. Falls Du denkst, dass es eine soziale Distanz zwischen F und G gibt, wie groß ist sie?

Bitte kreuze nur eine Zahl an.

klein 1 2 3 4 5 6 groß

3. Wie groß, denkst Du, ist die Belastung für G F das Buch zu leihen? Bitte kreuze nur

eine Zahl an.

klein 1 2 3 4 5 6 groß

Teil B

Du bist F. Wie würdest Du G Dir das Buch zu leihen?

a) Grund nennen + direkt bitten

z.B. Ich kann das Buch für die Ausarbeitung des Referats in der Schulbücherei

nicht finden. Bitte leih/leihen Sie mir das Buch.

b) Grund nennen + indirekt bitten

z.B. Ich kann das Buch für die Ausarbeitung des Referats in der Schulbücherei

nicht finden. Könntest Du/könnten Sie mir Dein/Ihr Exemplar leihen?

c) Grund nennen

z.B. Ich kann das Buch für die Ausarbeitung des Referats in der Schulbücherei

nicht finden.

Teil C

Du bist G. Wie würdest reagieren, wenn F folgendes zu Dir sagen würde: Ich kann das

Buch für die Ausarbeitung des Referats in der Schulbücherei nicht finden.

a) Die Aussage als Bitte auffassen

z.B. Möchtest Du Dir/möchten Sie sich das Buch von mir ausleihen?

b) Eine Alternative vorschlagen, anstelle selber etwas zu unternehmen

Anhang

129

z.B. Frag/fragen Sie doch mal den Bibliothekar, ob er Dir/Ihnen helfen kann das

Buch zu finden.

c) Die Bitte abschlagen

z.B. Es tut mir Leid, aber ich habe das Buch schon anderweitig verliehen.