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Kabarett „NOTENKOPF“ (Dresden) Romy Hildebrandt, Gesang Jörg Lehmann, Klavier www.musikkabarett-dresden.de ...sie sind zwei der bekanntesten Kabarettisten und Humoristen unserer Zeit: der “schwarze Humor” von Georg Kreisler trifft heute abend auf die humoreske Leichtigkeit Heinz Erhardts. Präsentiert wird Ihnen dieser furiose Abend von der Dresdner Sängerin und Schauspielerin Romy Hildebrandt, die mit ihrem Pianisten und Bühnen- partner Jörg Lehmann, ebenfalls aus Dresden, seit 2006 das Kabarett „NOTENKOPF“ bildet. Romy Hildebrandt hat das Kunststück fertig gebracht, ein Treffen zwischen dem mit 70 Jahren verstorbenen Heinz Erhardt und dem inzwischen in Salzburg lebenden und seit 2001 nicht mehr auf der Bühne stehenden Georg Kreisler zu arrangieren. Im dunklen Nadelstreifenanzug spielt sie beide, Kreisler und Erhardt und das mit einer Dynamik und Perfektion und in einem Tempo, dass einem ganz schwindlig wird. Presse: “... Romy Hildebrandt: Mit Georg Kreislers Chansons fegt Sie über die Bühne, als wollte Sie sich selbst überholen. Dabei sitzt jedes Wort und jeder Gag und das restlos ausverkaufte “Theater des Westens” rast.” (“Der Tagesspiegel” Berlin) "Noch´n Gedicht" ist zu einem geflügelten Wort geworden - und jeder denkt dabei sofort an Heinz Erhardt, den Schauspieler, Humoristen und Dichter. Er war Deutschlands beliebtester Komiker der 50er, 60er und 1970er Jahre. "Gehen wir Tauben vergiften im Park", "Lola Blau" oder "Mein Weib will mich verlassen" ist vielen bekannt, doch nur wenige kennen oder denken dabei an Georg Kreisler, den aus Österreich stammenden Dichter, Sänger und Meister des schwarzen Humors. Erhardt, Jahrgang 1909 und Kreisler, Jahrgang 1923, sind, soweit bekannt, nie zusammen auf der Bühne gewesen und sich nie begegnet. Jörg Lehmann: Geboren 1965 als Sohn seiner Klasse, in welcher er frühzeitig der Erzeugung geordneter Tönen frönte. Mit vier Jahren ergriff er quasi als kleiner Blasebalg die Initiative in Form einer Ziehharmonika, wechselte in einer späteren Lebensphase (mit sechs) zum Klavier, verweigert sich jedoch bis heute jedwedem musikalischen Schwarz-Weiß- Denken auf den Tasten. Das mitunter auch geflügelt auftretende Instrument Klavier schloß er 1992 nach seinem Dresdner Hochschulstudium diplomatisch ab. Und anschließend wieder auf. Der Hochschule ist er heute noch herzlich und finanziell verbunden - als Dozent für Musiktheorie. Zum Kabarett verschlug es ihn 1992 zunächst an die Dresdner „Herkules- keule“, wo er die ehrenvolle Aufgabe hatte, mehr oder weniger gereimte Texte zu vertonen. Ergo fing er selber an zu texten und errang 1998 den 1. Preis in einem bundesdeutschen Wettbewerb für Kabarett-Nachwuchsauto- ren. 1999 wechselte er zum neugegründeten Dresdner Kabarett „Breschke & Schuch“, wo er seither als Autor, Komponist , Akteur und Musiker seinem Leben einen höheren Sinn gibt.

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Kabarett „NOTENKOPF“ (Dresden)Romy Hildebrandt, Gesang

Jörg Lehmann, Klavier www.musikkabarett-dresden.de

...sie sind zwei der bekanntesten Kabarettisten und Humoristen unserer Zeit: der “schwarze Humor” von Georg Kreisler trifft heute abend auf die humoreske Leichtigkeit Heinz Erhardts. Präsentiert wird Ihnen dieser furiose Abend von der Dresdner Sängerin und Schauspielerin Romy Hildebrandt, die mit ihrem Pianisten und Bühnen-partner Jörg Lehmann, ebenfalls aus Dresden, seit 2006 das Kabarett „NOTENKOPF“ bildet.Romy Hildebrandt hat das Kunststück fertig gebracht, ein Treffen zwischen dem mit 70 Jahren verstorbenen Heinz Erhardt und dem inzwischen in Salzburg lebenden und seit 2001 nicht mehr auf der Bühne stehenden Georg Kreisler zu arrangieren. Im dunklen Nadelstreifenanzug spielt sie beide, Kreisler und Erhardt und das mit einer Dynamik und Perfektion und in einem Tempo, dass einem ganz schwindlig wird.Presse: “... Romy Hildebrandt: Mit Georg Kreislers Chansons fegt Sie über die Bühne, als wollte Sie sich selbst überholen. Dabei sitzt jedes Wort und jeder Gag und das restlos ausverkaufte “Theater des Westens” rast.” (“Der Tagesspiegel” Berlin)"Noch´n Gedicht" ist zu einem geflügelten Wort geworden - und jeder denkt dabei sofort an Heinz Erhardt, den Schauspieler, Humoristen und Dichter. Er war Deutschlands beliebtester Komiker der 50er, 60er und 1970er Jahre. "Gehen wir Tauben vergiften im Park", "Lola Blau" oder "Mein Weib will mich verlassen" ist vielen bekannt, doch nur wenige kennen oder denken dabei an Georg Kreisler, den aus Österreich stammenden Dichter, Sänger und Meister des schwarzen Humors. Erhardt, Jahrgang 1909 und Kreisler, Jahrgang 1923, sind, soweit bekannt, nie zusammen auf der Bühne gewesen und sich nie begegnet.

Jörg Lehmann: Geboren 1965 als Sohn seiner Klasse, in welcher er frühzeitig der Erzeugung geordneter Tönen frönte. Mit vier Jahren ergriff er quasi als kleiner Blasebalg die Initiative in Form einer Ziehharmonika, wechselte in einer späteren Lebensphase (mit sechs) zum Klavier, verweigert sich jedoch bis heute jedwedem musikalischen Schwarz-Weiß-Denken auf den Tasten. Das mitunter auch geflügelt auftretende Instrument Klavier schloß er 1992 nach seinem Dresdner Hochschulstudium diplomatisch ab. Und anschließend wieder auf. Der Hochschule ist er heute noch herzlich und finanziell verbunden - als Dozent für Musiktheorie.Zum Kabarett verschlug es ihn 1992 zunächst an die Dresdner „Herkules-keule“, wo er die ehrenvolle Aufgabe hatte, mehr oder weniger gereimte Texte zu vertonen. Ergo fing er selber an zu texten und errang 1998 den 1. Preis in einem bundesdeutschen Wettbewerb für Kabarett-Nachwuchsauto-ren. 1999 wechselte er zum neugegründeten Dresdner Kabarett „Breschke & Schuch“, wo er seither als Autor, Komponist , Akteur und Musiker seinem Leben einen höheren Sinn gibt.

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Mit dem Cabaret „Die Weibsbilder“ begab sich Jörg Lehmann erstmalig in babylonische Gefangenschaft dreier Frauen, konnte gerade noch rechtzei-tig fliehen - mit der Sängerin und Schauspielerin Romy Hildebrandt im Schlepptau, mit der er seitdem eine fruchtbare Bühnenpartnerschaft pflegt, die seit 2006 bereits drei Kopfgeburten vorweisen kann: „Wenn der Noten-kopf errötet“, „Schöne Bescherung“ und „Partnerwahlk(r)ampf“. Das von Frau Hildebrandt mit in die Ehe gebrachte Kind (Georg Kreisler trifft Heinz Erhardt) wurde von Herrn Lehmann anstandslos, aber liebevoll adoptiert.Nebenbei arrangiert und engagiert er sich für „The 10 Sopranos“, der weiblichen Antwort auf die „Ten Tenors“. Und wir wissen ja: Frauen haben nicht nur die höheren Stimmen, sie haben auch immer das letzte Wort. Und da Herr Lehmann von Frauen einfach nicht genug haben kann (oder seine Leidensfähigkeit schier unermeßlich zu sein scheint ), begleitet er das ultimative Damengesangstrio „Vocabella“ nicht nur auf Gastspielen, sondern auch am Klavier. Nur dieses darf er ausgiebig betasten. Sagt zumindest seine Frau...Romy Hildebandt: Bin wohl das eher trendige Modell und wollte eigentlich KFZ- Fachfrau, später Schreinerin werden. Nach ersten lautstarken Äuße-rungen im Kindergarten erhielt ich eine musikalische Ausbildung im mecklenburgischen Waren/ Müritz. Zunächst Singeklasse, später wurden mir auch die Flötentöne beigebracht. Schliesslich und endlich avancierte ich zum Mitglied eines Vocaloktetts und blieb bei der Sangeskunst. Nach dem klassischen Gesangs- und Schauspielstudium in Weimar verschlug es mich an die Staatsoperette Dresden. Mit vielfältigen (Ver-)Wandlungen zwischen Pinocchio und Prinzessin Tuptime („Der König und ich“), Anybodys („Westsidestory“) oder Christine („The beautiful game“) bleibe ich auch jetzt (seit 2004 freischaffend) den Brettern treu. Schwarzhumorig, facettenreich und immer wieder anders erobere ich mir nun, mit meinem genialen Partner Jörg Lehmann, das Brett`l. Dann werfe ich mich auch mal wieder in die große Robe, wenn die „Ten Sopranos“ mit geballter Frauenpower auf die große Bühne gehen.Kavalierstart ohne langes Vorglühen !!!Quellen der Liedtexte:Georg Kreisler: http://www.gkif.de/Heinz Erhardt: http://www.muenic.de/gedichte/erhardt.html

Georg Kreisler (* 18. Juli 1922 in Wien) wurde vor allem in den 1950er- und 1960er-Jahren mit seinen hintergründigen und makabren Chansons bekannt. Er wurde 1938 nach der Rassentheorie der Nazis als Jude definiert, musste fliehen und emigrierte mit seinen Eltern in die USA, wo er 1943 Staatsbürger wurde. Während des Zweiten Weltkrieges war er als US-

Soldat in Europa stationiert, nach Kriegsende in Hollywood beim Film beschäftigt. Dort arbeitete er unter anderem mit Charlie Chaplin zusammen. Es war Kreislers Klavierspiel, das aufgenommen wurde, wenn man Chaplin in „Monsieur Verdoux“ am Klavier sah.1955 wagte er einen Neuanfang in Europa und ging zurück nach Wien. 1958 zog es ihn nach München, wo er mit seiner damaligen Ehefrau Topsy Küppers Chanson-Abende gab. Seit 2001tritt er nicht mehr mit seinen Chansons auf. Bis heute ist niemand auf die Idee gekommen, Georg Kreisler ehrenhalber seine österreichische Staatsbürgerschaft zurückzugeben. (Quelle: wikipedia)Heinz Erhardt, (* 20. Februar 1909 in Riga) wuchs größtenteils bei seinen Großeltern mütterlicherseits in der späteren lettischen Hauptstadt Riga auf. 1941 wurde Erhardt 1941 als Soldat einberufen. Bei zwei Musterungen war er durchgefallen, bei der dritten kam er – als Nichtschwimmer und Brillen-träger – nach Stralsund zur Marine, die für ihr Orchester einen Klavier-spieler suchte. Er war an verschiedenen Orten in der Truppenbetreuung tätig und hat nach der Grundausbildung nie mehr eine Waffe in der Hand gehabt. Während des Krieges schrieb er Friedensgedichte. Erhardts Humor baut in erster Linie auf Wortspielen und verdrehten Redewendungen auf. Berühmt ist Heinz Erhardt neben seinen Filmrollen vor allem für seine zahlreichen witzigen Gedichte. Seine Darbietungen schlossen Klavierspiel, Intonierung und Tanz, meist im kleinen Format, mit ein, was sein Profil als Alleinunterhalter gut abrundete.Am 11. Dezember 1971 erlitt Erhardt einen Schlaganfall. Danach konnte er zwar lesen und verstehen, aber nicht mehr sprechen und schreiben. Erhardt starb am 5. Juni 1979. Im Jahr 2007 kam er bei der Wahl zum besten deutschsprachigen Komiker in der ZDF-Sendung „Unsere Besten – Komiker & Co.“ auf den zweiten Platz hinter Loriot. (Quelle: wikipedia)

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Taubenvergiften (Georg Kreisler)

Schatz, das Wetter ist wunderschön,da leid ich's net länger zu Haus;heute muß man ins Grüne gehn,in den bunten Frühling hinaus!Jeder Bursch und sein Mäderlmit einem Freßpaketerlsitzen heute im grünen Klee -Schatz, ich hab eine Idee:

Schau, die Sonne ist warm und die Lüfte sind lau,gehn wir Taubenvergiften im Park!Die Bäume sind grün und der Himmel ist blau,gehn wir Taubenvergiften im Park!Wir sitzen zusamm' in der Laube,und ein jeder vergiftet a Taube,der Frühling, der dringt bis ins innerste Markbeim Taubenvergiften im Park.

Schatz, geh, bring das Arsen g'schwind her,das tut sich am besten bewährn.Streu's auf ein Granbrot kreuz über quer,denn, Schatzerl: das fressen's so gern.Erst verjag mer die Spatzen,denn die tun eim alles verbatzen,so a Spatz ist zu g'schwind,der frißt's Gift auf im Nu,und das arme Tauberl schaut zu.

Ja, der Frühling, der Frühling, der Frühling ist hier,gehn wir Taubenvergiften im Park!Kann's geben im Leben ein größres Plaisirals das Taubenvergiften im Park?Der Hanserl geht gern mit der Mali,denn die Mali, die zahlt's Zyankali,die Herzen sind schwach und die Liebe ist starkbeim Taubenvergiften im Park...und nimm für uns was zu naschen -in a andern Taschen!Gehn wir Taubenvergiften im Park!

Als der Zirkus in Flammen stand (Georg Kreisler)

Als der Zirkus in Flammen stand,als der Zirkus in Flammen stand,sah ich selbst in aller Ruhe aus der Ferne das Getue,als der Zirkus in Flammen stand.

Eine Löwin wär fast verbrannt,weil sie nicht mehr den Ausgang fand.Doch die meisten dieser Biester sprangen brüllend durchs Geknister,als der Zirkus in Flammen stand.

Die Menschen kreischten lauter als die Affen.Vierzehn Tiger rannten in die Stadt.In den Drähten hingen zwei Giraffen.Achtundzwanzig Kinder trat man platt!

Als der Zirkus in Flammen stand,ist auch ein Vogel Strauß verbrannt,denn der gute Vogel tauchte, währ'nd sein Hinterteil schon rauchte,seinen Kopf standhaft in den Sand.

Selten hab'n wir so etwas gesehen,selten hab'n wir alle so gelacht,denn aus Dingen, die hier sonst geschehen,hab'n wir uns ja nie sehr viel gemacht.

Die paar Morde, die bei uns passieren,die sind stets ohne Leidenschaft und fad.Die kann man ja höchstens ignorieren,wie den Mann im Mädchenpensionat.

Keiner spricht heut' mehr vom Lehrer Harald,der ein Kind erwürgte und entfloh.Denn das Kind war höchstens sieben Jahr' alt,in dem Alter merkt man's noch nicht so.

Keiner spricht vom Sohn des Mediziners,der die Apothekerin erstach,dann an Ort und Stelle ihr Strychnin aßund sich noch die Halsschlagader brach.

Selbst als uns're Blindenanstalt brannte,dauerte die Heiterkeit nicht lang,weil kein Mensch verbrannte, den man kannte,und nicht einer aus dem Fenster sprang.Alle Blinden blieben in den Bettenund benahmen sich dort sehr geschickt;und man konnte schließlich alle retten,nur ein Feuerwehrmann, der ist erstickt.Nimmt es da noch irgendjemand wunder,daß man uns're kleine Stadt verflucht,daß man weg will von dem ganzen Plunder,und sich sein Vergnügen einfach sucht ?

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Als der Zirkus in Flammen stand,als der Zirkus in Flammen stand,sprangen brennende Artisten auf die Rücken der Touristen,denn sie hatten kein Netz gespannt.Auch verbrannte ein Elefant,der aus Dummheit ganz still dort stand.Ohne Laut ging er zugrunde, und er brannte eine Stunde,als der Zirkus in Flammen stand.Dann ging man den Herrn Direktor suchen.Der war grad verreist an diesem Tag,um den Zirkus anderswo zu buchen.Als er's hörte: bumm, traf ihn der Schlag!Als der Zirkus in Flammen stand,war nicht Wasser genug zur Hand.In zwei lächerlichen Teichen lagen Leichen über Leichen,ein paar halbe Jaguare und verkohlte Dromedarezwischen stöhnenden Dompteuren und verwundeten Jongleuren,die Tribünen sind zersplittert und die Erde hat gezitertund vom Himmel fiel'n die Funken, und das ganze hat gestunken...Ja, die Stadt war außer Rand und Band,als der Zirkus, der Zirkus in Flammen stand!Die Made (Heinz Erhardt)Hinter eines Baumes Rindewohnt die Made mit dem Kinde.Sie ist Witwe, denn der Gatte,den sie hatte, fiel vom Blatte.Diente so auf diese Weiseeiner Ameise als Speise.

Eines Morgens sprach die Made:Liebes Kind, ich sehe grade,drüben gibt es frischen Kohl,den ich hol. So leb denn wohl.Halt! Noch eins, denk, was geschah,geh nicht aus, denk an Papa!Also sprach sie und entwich -Made junior jedoch schlichhinterdrein, und das war schlecht,denn schon kam ein bunter Spechtund verschlang die kleine fadeMade ohne Gnade. - Schade.Hinter eines Baumes Rinde ruft die Made nach dem Kinde.

Die Ehe (Georg Kreisler)

GLAUBST DU DENN, DIE EHE IST EIN SPAß?FRAG MAL DIE MAMAS UND DIE PAPAS!SCHON DANTE ALIGHIERI SCHRIEB VOR JAHREN:IHR, DIE IHR IN DIE EHE EINTRETET,LASSET ALLE HOFFNUNG FAHREN!

Man hat sich, doch man stört sich nicht,besitzt sich, doch gehört sich nicht.Damit man das verstehe,bezeichnet man's als Ehe.

Man ruft sich, doch erregt sich nicht,befühlt sich, doch bewegt sich nicht,verblüfft und überrascht sich nicht,verleitet und vernascht sich nicht.

Man geht sich auf die Nervenund möcht' sich gern bewerfen,und lächelt nur im Traum nochund unterm Weihnachtsbaum noch.

Man küßt sich nicht und schmiegt sich nichtund will sich nicht und kriegt sich nichtund lebt sein Leben nur grau in grauund träumt sich, und träumt sichganz tief in eine andere Frau.

Und man sagt auf Schritt und Tritt:Ich mach' das nicht mehr lange mit!

Und doch macht man's noch lange mit,macht Küsse auf die Wange mitund Händedruck und Veilchen -erspar mir die Detailchen.

Man streitet nicht, verwundet nicht,erkrankt nicht und gesundet nichtund zetert nicht und flötet nichtund rettet nicht und tötet nicht.

Man greift zum Alkoholeund denkt an die Pistoleund hofft auf keine Kinderund spendet für die Inder

und sieht, wie alles gräßlich wirdund wie man selber häßlich wird

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und ekelt sich vorm Unterleibund träumt sich, und träumt sichganz tief in ein anderes Weib.

Und man sagt sich ins Gesicht:Ich will das nicht, ich will das nicht,

ich will das nicht! Und fügt sich dochund foltert und belügt sich noch.Man kauft sich einen Pudelund säuft zum Frühstück Sprudel.

Man zählt schon keine Träne mehrund schmiedet keine Pläne mehrund fragt nicht, wie das Wetter ist,und frißt, bis man noch fetter ist.

Man schuftet und ruiniert sich,statt zwanzig raucht man vierzig.Dann spricht man einen Priester -und wird noch viel vermiester.

Dann hört man mit dem Hadern aufund schneidet sich die Adern aufund hängt sich an einen Lindenbaumund träumt sich, und träumt sichhinaus aus seinem Traum.

Bidlah buh (Georg Kreisler)Es ist traurig, wenn Liebe erkaltet, es ist furchtbar, wenn Liebe vergeht.Doch wie kann man von Liebe erwartet,daß sie immer und ewig besteht?Nur ich liebe jede auf immer,ganz ohne mir das Leben zu erschwern.Und ich werde geliebt - und wie ich das mach,das will ich Ihnen jetzt erklärn:

Bidla buh, bidla buh, bidla bing bang buh!Unsre Liebe war beinahe schon vergangen,da schlitzte ich die Kehle der Kathrein.Das heißt: Sie liebte mich, solange sie lebte,und wegen dem bisserl Schlitzen wird sie nicht böse sein.

Bidla buh, bidla buh, bidla bing bang buh!Unsre Liebe hatte kaum noch angefangen,da nahm Jeanine eines Tag's ein Aspirin.

Also: Das war kein Aspirin, das war Strychnin,aber heute noch liebe ich Jeanine!

Adelheit warf ich in die Donau,gleich nach Dürrenstein, niemand hat's gesehn.Und auch sie wird mir verzeihn, denn grad bei Dürrensteinist die Donau doch so wunderschön...

Bidla buh, bidla buh, bidla bing bang buh!Also was kann eine Frau da noch verlangen?Nach dem Tod hab ich sie stets noch mehr verehrt.Kam der Tod auch etwas schnell - das ist nur originell,und bis heut' hat sich noch keine beschwert.

Zum Beispiel:Lola mit der Engelsmienen legt ich auf die D-Zug-Schienen.Lilli, lene und Marianne starben in der Badewanne.Lies'l schloß den Lebenswandel durch ein großes Ziegelstand'l.Lustig ist die Jägerei - Lotte war im Weg dabei,

Bidla buh, bidla buh, bidla bing bang buh!Unsre Liebe war kaum älter als zwei Stunden,da stieg ich auf den Turm mit Rosmarie.Bei Yvonne hab ich vergessen, den Gashahn abzudrehn,und die Blumenspenden flossen wie noch nie!

Bidla buh, bidla buh, bidla bing bang buh!Nur die Sonja wollte mich versichern lassen.Also das ärgerte mich sehr.Das hat mich so verdrossen, ich hab sie schnell erschossen,und heute lieb' ich sie nicht mehr.

Aber Anneliese hätt die Krankheit überwunden,leider trank sie die falsche Arznei.Und Friede hatte satt das Leben, wollte selbst dem Tod sich geben,selbstverständlich half ich ihr dabei.

Bidla buh, bidla buh, bidla bing bang buh!Aber heute hab ich eine Frau gefunden,ganz bestimmt die schönste Frau der Welt!Und jetzt darf ich's nicht verpassen,mir die Messer schleifen z'lassen,und dann muß ich die Pistolenvom Pistolenputzer holen,eine Sense muß ich borgen.Das Arsen, das kommt erst morgen,und ein kleines Tomahawk'l,

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für die Leich' brauch ich ein Sack'l,auch ein' Besen hätt ich gern,um die Knochen aufzukehrn,das Petroleum, das hab ich schon bestellt!Bidla buh, bidla buh, bidla bing bang buh!Schöne Frauen kosten sehr viel Geld!

Der Einsame (Heinz Erhardt)

Einsam irr' ich durch die Gassen, durch den Regen, durch die Nacht. Warum hast du mich verlassen, warum hast du das gemacht? Nichts bleibt mir, als micht zu grämen! Gestern sprang ich in den Bach, um das Leben mir zu nehmen; doch der Bach war viel zu flach.

Einsam irr' ich durch den Regen, und ganz feucht ist mein Gesicht nicht allein des Regens wegen, nein, davon alleine nicht. Wo bleibt Tod in schwarzem Kleide? Wo bleibt Tod und tötet mich? Oder besser noch: uns beide? Oder besser: erst mal dich?

Das Wort "Verlassen" (Georg Kreisler)

Irgendwo am Strand hat ein Querulantdas Wort "Verlassen" in den Sand geschrieben.Als ich es dort fand, war es interessant,wie sehr markant und lesbar es geblieben.

Schrieb er es und fuhr mit einem Dampfer in die Weite?Schrieb er es und stürzte sich ins Meer?Schrieb er es mit einer schönen Frau an seiner Seite?Oder schrieb er es zum Spaß nur nebenher?

In der Zeitung stand: Der Hunger ist gebannt,die Konjunktur ist unsrem Land geblieben.Leider hat am Strand irgendein IntrigantDas Wort "Verlassen" in den Sand geschrieben.

Auch die Polizei zog keine Schlüsse und Vergleiche,sondern ließ das Ding auf sich beruhn.Wenn dort frische Spuren wären oder eine Leiche,könnte man ja irgendetwas tun.

Aber diese Tat war nicht gegen den Staat,niemand ist tot und niemand hinterblieben.So bleibt vor der Hand nur als Tatbestanddas Wort "Verlassen" in den Sand geschrieben.

Oben von der Autostraße blickt man auf die Stelle,wo das Wort mal war - jetzt ist es fort.Längst ist es verwischt, verweht von Sand und Wind und Welle,Liebespaare stehen öfters dort.

Und sie starrn gebannt auf den MeeresstrandUnd flüstern hastig, daß sie sich noch lieben.Denn es hat am Strand eine fremde HandDas Wort "Verlassen" in den Sand geschrieben.

Mein Weib will mich verlassen (Georg Kreisler)

Mein Weib will mich verlassen - Gott sei Dank!Ich kann es gar nicht fassen - is' sie krank?Was will sie plötzlich wandern - und wohin?Vielleicht hat sie 'nen ander'n - na, das ist Pech für ihn.

Mein Weib will mich verlassen - hoffentlich!Ich könnt' vor Neid erblassen - über mich!Ich lieb' sie auch so innig - seit der Zeitund frag' mich nur: verdien' ich wirklich diese große Freud'.

Vielleicht ist sie schon fortgegangen - und ich bin allein,ich schau' zur Tür hinein - ah nein - sie packt noch einwas packt sie denn? Was packt sie denn, was nimmt sie mir da fort?Zu was braucht sie das ganze Silber? - doch ich sag- kein Wort!

Denn wenn ich sie was fragen würde - na das wär' doch blöddann hält sie mir a Red' - vergißt noch, daß sie gehtd'rum soll sie alles packen - und dann packt sie sich am End'und wenn sie's ganze Silber nimmt - dann ess' ich mit die Händ'!

Mein Weib will mir entwischen - wunderbar!Und kommt ihr was dazwischen - Gott bewahr'!dann helf' ich ihr noch packen - sehr galant.Weil sie mir noch den Zug versäumt - na die wär' das imstand'!

Mein Leben ist voller Freude - wie noch nie,ich tu', als tät' ich leiden - das freut sie!sie geht zu ihrer Mutter - das freut die!Zum ersten Mal herrscht wirklich a Familienharmonie!

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Jetzt schreibt sie noch an Abschiedsbrief, um mir zu imponier'n.Püh! - Was soll mir imponier'n? - Ich könnt' ihr ihn diktier'n!Sie schaut, was sie vergessen hat - vielleicht will sie schon geh'n...und sieht die gold'ne Wanduhr nicht! - Sie hat sie schon geseh'n.

Ich sitz' auf der Terrassen - Gott, wie blöd!Mein Weib will mich verlassen - gar koa Red'!Das ganze war ein Traum nur - wie ich seh'ich bin hier draußen eingenickt - im Traum hab' ich sie fortgeschickt,sie hat koa Koffer eingepackt - die gold'ne Wanduhr tickt im Takt,sie steigt auch in koa Zug hinein - das ganze hat nicht sollen seinjetzt kommt sie noch zur Tür hinein - oh weh, oh weh, oh weh!

Barbara (Georg Kreisler)Ich denke jeden Nachmittag an Barbara,obwohl ich niemand dieses Namens kenn.Und jede Nacht träum ich erneut von Barbara.Ja: Wenn ich nachts nicht träumen soll, wann denn?Am Morgen unterhalt ich mich mit Barbara,sie steht dann neben mir und kocht Kaffee.Die Reise zum Büro mach ich mit Barbara -ich hoffe, daß ich Barbara einmal seh.

Träume sind nicht Schäume, sind nicht Schall und Rauch,sondern unser Leben so wie wache Stunden auch.Wirklichkeit heißt Spesen, Träume sind Ertrag.Träume sind uns sicher schwarz auf weiß wie Nacht auf Tag.

Am Abend kehr ich heim zu meiner Barbara.Sie wartet schon und freut sich sicherlich.Und geh ich dann zu Bett, so weiß ich: Barbaraliegt schon im Bett und wartet still auf mich.

Manche gehn ins Kino oder ins Café,manche schließen Ehen, und das Scheiden tut dann weh.Manche haben Kinder, viele haben Streit.Manche sind erfolgreich und zu Träumen nicht bereit.

Am einfachsten und billigsten ist Barbara:Sie ißt nicht viel und nimmt nur wenig Raum.Ich wünsche allen Menschen eine Barbara,in Wirklichkeit - doch besser noch: im Traum.

Der Liebesbrief (Georg Kreisler)Weder Glück noch Geldhab ich in der Welt.Nun ging's auch mit der Liebe schief.

Da sitz ich nun alleinim Abendsonnenscheinund schreibe meiner Gattin einen Brief.Geliebteste!Wir paßten immer so herrlich zueinanderschwerlich konnt ein anderer uns je entzweien.Hast Du es vergessen?Ist unsere Liebe nun pfff?Man nannte uns nur das ideale Pärchenganz banale Märchenhat man von uns erzählt.Ist das nun vorbei?Ist unsere Liebe wirklich pfff?Wenn eine Liebe einmal pff istdann ist sie pff - ganz erbarmungslos.Und wenn diese Liebe sehr groß war,dann ist das 'Pffff' genau so groß.Ich kann nicht weinen, die Tränen sind vergangen.Unsere Schwäne sangenund Pff bleibt Pff.Ja, von unserem Liebeslied blieb nur ein Ton: Pfff.Einmal war unsere Liebe 'Ah', und 'Mm' und 'Www',es war so schön.Später da wurde sie dann 'Ääh' und 'Jäh' und 'Wäh',was war geschehen?Muß es nun wirklich dabei bleiben?Bist Du nun auf ewig von mir fort?Willst Du zum Äußersten mich treiben?Ist 'Pff' Dein letztes Wort?Oh, kehr zurück. Ich liebe Dich unsäglich!Schriebe ich Dir täglichwenn's nicht so wär?Und Pff ist so schwer zu buchstabieren.Was kann passieren?Mach aus dem 'Pff' ein 'Moa'!Dich nur will ich haben.'Pff' sei nun begraben.Dein Dich liebender,'Moa', nur verschiebender Gatte - alias Pfff.

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Telefonbuchpolka (Georg Kreisler)

Ich sitze gern im Wirtshausam wirtshäuslichen Herd.Dort sitz ich wie bei mir z'Hausund werde nicht gestört.Der Wein wird schön älter,in meine Kehle fällt er,der Kalterer wird kälter,so wie es sich gehört.Ich les nicht in Journalen,ich red mit keiner Frau.Für die müßt ich noch zahlen -dazu bin ich zu schlau.Wenn ich Inspiration such,Gesellschaftsliason such,les ich das Telefonbuch,dort find ich das genau.Alle meine Freund' stehn drin,und zwar auf Seite "V":

Vondrak, Vortel, Viplaschil,Voytech, Vozzeck, Vimladil,Viora, Vrabel, Vrtileck,Viglasch,Vrazzeck, Vichnaleck,Vregga, Vrba, Vickodill,Vrablich, Vutzemm, Viskocil,Vochedecka, Vuggelic,Vrtatko, Vukasinowitsch,Vorrak, Vondru, Vorlicek,Voralek, Vosmik,Vorlik,Vrba,Vrtl,Vodrupa, Vozenilek,Vrinis, Vostarek,Vrtala und Viplacil,Vrzala und Vistlacil,Vouk, Vudipka, Vitschesal,Vrazdil, Vrana, Vimmedall,Vrbizki, Vrbezki,Vranek.

Mein Name g'fällt mir nimmer -ich heiße nämlich Brscht.Mein Freund sein Nam ist schlimmer:Der arme Kerl heißt Skrscht.Wir schniegeln die G'sichter

und gehen zum Richter.Der Richter sagt: Das richt' er,denn ihm ist das ja wurscht.Ich buchstabier mein Namendem Richter sein Comie,und sag: Schauns, bei die Damenist schwer mein Strategie.Der Richter war sehr freundlichund sagt: Naja, wahrscheinlich,Ihr Name ist ja peinlich,da hab ich Symphatie.Wie wolln Sie denn jetzt heißen?Da sag ich: Was glauben Sie?

Vondrak? Vortel? Viplaschil?Voytech? Vozzeck? Vimladil?...

Mei Frau geht mich betrügenund glaubt, daß ich nix schmeck.Jeden Abend tut sie liegenmit Bletanek ums Eck.Der Bletanek ist ein Trottel,Mei Frau ist ein Kokott'l:Sie gehn zusamm ins Hotel,damit ich's nicht entdeck.Doch ich habs bald begriffenund nehm mir auf Kreditein teuren Detektiven,was folgt auf Schritt und Tritt.Und schon zwei Wochen nachherkommt der große Macherund sagt: Daß ich nicht lach, Herr:Der Bletanek is nit!Jetzt halten Sie sich gschwind wo an,die Frau betrügt Sie mit

Vondrak, Vortel, Viplaschil,Voytech, Vozzeck, Vimladil,...Vrbizki, Vrbezki,Vranek,Vavirka, Vaverka, Veblek,Vopalka, Vopelka, Voitek,veg, veg, veg.

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Geben Sie acht (Georg Kreisler)

Mein Chef hat mich mal ausgezankt aus irgendeinem Grund.Er war immer so ein schlechtgelaunter Besen.Da wünschte ich, er wäre tot, und nachts hab ich's geträumt.Und am nächsten Tage ist er tot gewesen.

Mein, das ist ein Schlappschwanz. Sie wissen, was das heißt,wer was ähnliches zu Haus hat, ist im klaren.Na, da träumte ich von seinem Tod. Und eine Woche draufhat ein Riesen-LKW ihn überfahren.

Also geben Sie acht! Also geben Sie acht!Also geben Sie acht und bringen Sie mich nicht zum Schäumen!Sie sind bis jetzt ein feiner Mann,doch wenn ich Sie nicht leiden kann,dann brauch ich nur von Ihrem Tod zu träumen.

Also geben Sie acht! Also geben Sie acht!Also geben Sie acht! Sie rennen sonst in Ihr Verderben.Und sein Sie mal ein bisschen nett,sonst geh ich gleich nach Haus zu Bettund sprech das nächste Mal mit Ihren Erben.

Meine Hausfrau wollt den Zins erhöhn aus reiner Wucherei.Na, da dacht ich mir: Warum soll die das haben?,und träumte eine Nacht von ihr. Das kostete mich nichts.Eine Woche später hab'n wir sie begraben.

Dann hatt ich eine Freundin, die noch hübscher war als ich.Na, da setzte ich mich abermals in Trab.Im Traum dacht ich mir noch: Die Frau vermiss ich nie,na, und jetzt geht sie mir doch ein bisschen ab.

Also geben Sie acht! Also geben Sie acht!Also geben Sie acht! Sie scheinen doch ein wenig munter.Ich hab zwar jetzt schon disponiertund meine Träume reserviert,doch irgendwo bring ich Sie schon noch unter.

Also geben Sie acht! Also geben Sie acht!Also geben Sie acht, wenn ich das Schlafengehn erwähne!Sie sind zwar jetzt noch ziemlich keßund lachen mich wohl aus, indes:Sie werden schon noch höflich, wenn ich gähne.

Nur eines macht mir Sorge: Ich war gestern abend aus.Das erzähl ich Ihnen rasch, bevor wir scheiden.In der Bar, da war ein Spiegel, und darin sah ich mein Bild,und mit einem Male konnt ich mich nicht leiden.

Ich sah ekelhaft und hässlich aus und dachte plötzlich auchan die Menschen, deren Tod ich schon geträumt hab.Was geschieht, wenn ich von mir jetzt träum? Ich kriegte einen Schreck,wo ich doch in meinem Leben soviel versäumt hab.

Also geb ich jetzt acht. Also geb ich jetzt acht.Also geb ich jetzt acht und geh um keinen Preis mehr schlafen.Ich nehm seit gestern Aufputschmittel.Ich will mich doch um Gottes Willnnicht selbst durch meine Träume noch bestrafen.

Also geb ich jetzt acht. Also geb ich jetzt acht.Also geb ich jetzt acht und bleib auf keinen Fall allein,weil ich doch nichts zu hoffen hab,wenn ich die Augen nicht offen hab.Ich habe ja auch gestern nachtnicht anders hinter mich gebracht.Ich weiß, es ist sehr ungesund,doch besser als: ich schweige und schlaf ein,und schlaf ein,und schlaf ein,und schlaf ein,und schlaf ein,und schlaf ein,und schlaf ein,und schlaf ein,und schlaf ein.Nein!

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Ich hab ka Lust (Georg Kreisler)

Hassen Sie es auch so, wenn man Ihnen was diktiert?Oder wenn ein Trottel Ihren Namen buchstabiert?Hält man Sie für einfach und bescheiden?Und können Sie das, so wie ich, nicht leiden?

Kriegen Sie beim Zahnarzt jedesmal den gleichen Schreck,denn sobald Sie sitzen, sind die Schmerzen spurlos weg?Haben Sie eine Gattin und den Kummer gleich dazu?Dann sagen Sie ihr, wie ich es tu:

Ich hab ka Lust, mit dir in'n Urlaub zu gehen.Ich hab ka Lust, in deine Seele zu sehen.Denn in den Urlaub kriegst du mich nicht mit zehn Pferden.Und deine Seele kann mir ganz gestohlen werden.

Ich hab ka Lust, dir dein Geschwätz zu verzeihn.Ich hab ka Lust, dein Schnuckiputzi zu sein.Und wenn du mit mir redest, mach es knapp!Und was noch besser wär: Gewöhn 's dir ab!

Doch sollte Ihre Gattin sagen "Ich schweig heut",dann glauben Sie mir, sie tut das nicht aus Feigheit.Dann will sie irgend was von Ihnen kriegenund wird sich dann am Abend an Sie schmiegen.

Sie küßt Sie auf die Stirne oder Glatzeund streichelt Sie an dem und jenem Platze.Doch wenn sie Sie dann zieht an ihre Brust,dann schreien Sie: "Nein! Ich hab ka Lust!"

Dieser Satz "Ich hab ka Lust" ist heut Ihr Privileg.Damit gehen Sie miesen Pflichten einfach aus dem Weg.Werden Sie bei der Arbeit immer müder?Sagen S`: "Ich hab ka Lust", und legen S' sich nieder!

Oder beispielsweise Ihr Finanzamt hält nicht still,weil es Sie zum Steuerzahlen überreden will.Manchmal ist es hartnäckig und gibt und gibt ka Ruh.Dann sagen Sie dem Finanzamt: "Hören Sie zu!

Ich hab ka Lust! Ich hab jetzt grad nichts in bar.Ich hab ka Lust! Ich zahl im folgenden Jahr.Denn erstens kostet Zahlen Überwindung,und zweitens hab ich folgende Begründung:

Ich hab ka Lust, Ich geb das Geld nicht gern her,Ich hab ka Lust, und es verdient sich so schwer,"Vielleicht sagt das Finanzamt gar, ich brauch nicht,denn schließlich zahl ich anderen Leuten auch nicht,

Doch sollte das Finanzamt einen schickenund einen Kuckuck auf den Perserteppich picken,dann lassen Sie dem Jüngling sein Vergnügen,denn vorläufig bleibt doch der Teppich liegen.

Und kommt am nächsten Tage dann ein Wagen,um Ihren schönen Teppich fortzutragen,dann sagen Sie ganz eisig und bewußt:"Der Teppich bleibt! Ich hab ka Lust!"

Kennen Sie den Blau? Kennen Sie den Roth?Beide hat der Schlag getroffen, beide sind sie tot.Kennen Sie den Schwarz? Kennen Sie den Grün?Beide liegen krank im Bett und schwitzen Aspirin.

Ich an Ihrer Stell tät mich genieren.Krank zu werden, könnt mir nicht passieren.

Ich hab ka Lust, Ich finde, Kranksein ist schlecht.Ich hab ka Lust, Ich bleib gesund wie ein Hecht.Und wenn ein Doktor mir sagt, ich bin sehr krank,dann schrei ich ihn nur an, und dann ist er krank.

Ich hab ka Lust, Ein Kranker wird mich verstehen.Ich hab ka Lust, zu mein' Begräbnis zu gehen.Und wenn ich einen Schnupfen krieg, o Schreck,dann sag ich nur: "Er ist nicht da!" Dann ist er weg.

Doch sollte sich einmal in meinem Lebender Tod trotz alledem zu mir begebenund sagen: "Lieber Freund, sei nicht beklommen,die Stunde schlägt, du mußt jetzt mit mir kommen",

dann sag ich: "No, es wird mir eine Freud sein,Nur muß es wirklich ausgerechnet heut sein?"Und ruft er dann: "Was zögerst du? Du mußt!"Dann sag ich: "Nein, ich hab ka Lust."

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Das Triangel (Georg Kreisler)

Ja, da sitzt ich mitten im Orchester drinund halte bereit mein Triangel.Und endlich zeigt der Dirigent auf mich hin,und schon steh ich auf und mach: []

Ich komm erst auf Seite neunundachtzig dran.Ja, an Zeit hab ich keinen Mangel.Ich könnt ja was lesen, doch da schaut er mich an,und schon steh ich auf und mach: []

Die Opern kenn ich von hinten nach vorn.Auch den Wozzeck. Auch den Rienzi.Die Partituren kenn ich von Bratsche bis Horn,und die ganzen schweren Kadenzi...

Meistens werd ich schläfrig von all dem Getös,besonders bei Richard Strauss.Doch schlafen geht nicht: Der Dirigent wär ja bös,er braucht mich ja wegen dem [],ach, wär doch die Oper schon aus.

Es ist schwer zu glauben, doch einst war ich jungund studierte an der Akademie.Ich spielte Klavier mit Elan und Schwung,meine Technik erregte Begeisterung,und man nannte mich ein Genie.Ich spielte Karneval und die Sylphiden,die Rhapsodien und die Pathetique.Ich lernte Czernys und Chopins Etüden,und ich war jung und liebte die Musik.Und eines Tags sah ich mit viel Vergnügenneben den gesamten Werken Glucksim Musikgeschäft auch ein Triangel liegen.Da lachte ich und kaufte es - als Jux...

Und da sitz ich mitten im Orchester drin,im Schatten der großen Trommeln.Gleich kommt mein Einsatz, ich schau gar nicht hin,ich steh nur auf und mach: [].

Die Tschinellen machen einen Riesenkrach,ich wär lieber bei den Schrammeln.Doch jetzt wird es leiser, und ich machnoch einmal: [].Die Violinen weinen jetzt.

Die Cellos und Bässe ergrimmen.Die Flöten jubeln. Das Glockenspiel lacht -ein Triangel kann man nicht einmal stimmen.

Man wird so nervös und der Sessel ist hart,und nie bekomm ich Applaus.So sitz ich halt da und wart und wart,bis ich aufstehn darf und mach: [],und dann ist die Oper aus.

Der Musikkritiker (Georg Kreisler)Heute findet jede Zeitung größere Verbreitung durch Musikkritiker.Und so hab auch ich die Ehre und mach jetzt Karriere als Musikkritiker.Ich hab zwar koa Ahnung, was Musik ist,denn ich bin beruflich Pharmazeut - aber ich weiß sehr gut, was Kritik ist:Je schlechter, desto mehr freun sich die Leut'!Es gehört zu meinen Pflichte, Schönes zu vernichten als Musikkritiker.Sollt' ich etwas Schönes finden, muß ich's unterbinden als Musikkritiker!Mich kann auch kein Künstler überlisten,da ich ja nicht verstehe, was er tut.Drum sag ich von jedem Komponisten:Erst nachdem er tot ist, ist er gut!Ja, endlich hab ich einen Posten, und die Zeitung läßt es sich was kosten!Ich sitz auf dem ersten Platze, und die Sänger sehen meine Fratze!Orff und Eck und Boris Blacher fürchten meine hohnerfüllten Lacher!Hindemith, Strawinski und Warwese sind zwar gut, doch ich bin böse...Ja, ich könnt zufrieden sein, das Schicksal hat mich reich beschert,aber oh!: mich belastet nur eine Verrücktheit, ich merk es in jedem Konzert:

Ich seh, wie das Publikum weich wird wie Wachs, wenn Musik alle Sinne bewegt,ich seh, wie beim Zuhörn man trutzigem Manne ein Tränchen die Brille beschlägt.Nur für mich hat das Zuhörn keinen Sinn:Weil ich unmusikalisch bin!Ich seh, wie beim Zuhörn ein Mäderl die Hand ihres Jünglings ergreift und sie drückt,wie ein Großmutterl zitternd die Halskette abmacht, weil sie sonst vor Rührung erstickt,nur ich sitz da und hör nicht einmal hin:Weil ich unmusikalisch bin!

Zu Weihnachten schenkt man mir immer Platten.Ich brauch Krawatten und neue Schuh'.Wo ich zu Besuch bin, spielt man Platten - ich sitz im Schatten und hör nicht zu.Aber andre hörn zu, und der Zauber der holden Musik macht die ganze Welt platt,die bösen wern gut und die Kranken gesund, und besonders bei Mozart und Bach.Nur ich sitz da und hör nicht einmal hin:Weil ich unmusikalisch bin!

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Als Kind hab ich zwar Klavier gelernt und übte brav zu Haus;doch über gewisse Stücke kam ich nie hinaus!Dann hab ich auch noch Geige gelernt und übte brav und viel,und dann ist mein Geigenlehrer g'storben und hat mir sein Geld vermacht -unter der Bedingung, daß ich nie mehr spiel'...Aber etwas mußte ich schließlich tun, also versuchte ich's als Autor,und ein Verleger, zu dem ich kam, flüsterte mir ins Ohr:Schreiben Sie doch ein Buch über Schubert,schreiben Sie doch ein Buch über Schubert,Also ging ich froh nach Hause, setzte mich nieder, und ich schrieb:Schubert war ein stierer großer Komponiere.Er hat nie viel Geld gehabt, also ist er heute der Verlierer.Er schrieb gar viele Töne, sicher auch wunderschöne -für mich sind sie leider alle bestialisch, denn ich bin ganz unmusikalisch!Ob es jetzt Schubert oder Tschaikowski, Brahms oder Liszt oder Dnepropetrowsi,Sinfonie oder Ouvertüre, Rock'n Roll oder die Walküre,Zauberflöte, Verkaufte Braut - Für mich ist das alles nur - laut.Das Buch war sofort ein Riesenerfolg, und es sagten mir viele Herrn:Genial; Großartig; Sie müssen Kritiker wern!

Ich sagte Ja, und es geschah...

Ich geh in Konzerte und Opern hinein und seh mir den Unsinn dort an,den Leuten gefällts, ich komm zu dem Schluss: an Musik ist vielleicht etwas dran.Nur was dran ist, will mir nicht in den Sinn,Weil ich unmusikalisch bin.Die Orgel erklingt, ein Knabenchor singt und der Kontrapunkt tut sich verzweigen,die Pauke zersplittert, der Kapellmeister zittert, angeblich schluchzen die Geigen.Am Schluß ertönt noch donnernder Applaus;Ich bin der einzige unmusikalische Mensch im Haus...Aber:

Heute findet jede Zeitung größere Verbreitung durch Musikkritiker,und so hab auch ich die Ehre und mach jetzt Karriere als Musikkritiker.Ich hab diesen Posten schlau erbeutet,und ich hasse nicht so wie Musik.Und daß mir Musik so nichts bedeutet,zahl ich jetzt den Musikern zurück, Ja:Wartet nur, ihr sollt es büßen, nieder zu den Füßen des Musikkritikers!Sollt ich etwas Schönes finden, muß ich's unterbinden als Musikkritiker.Ich bin konsequent und ich erkenne kein Talent,und da ich weiß, daß ich nichts kann, laß ich auch niemand anders ran,und eure Kollegen geb'n mir immer ihren Seg'n,denn jedem Künstler ist es recht, spricht man von andern Künstlern schlecht,und der Redakteur schätzt meine schlechte Meinung sehr:Schreit auch das Publikum: Hurra!, das nützt euch nichts, denn ich bin da.

Nieder mit Musik!!!

Die Sängerin (Heinz Erhardt)

Reihen, Stühle, braune, harte.Eintritt gegen Eintrittskarte.Damen viel. Vom Puder blasse.Und Programme an der Kasse.Einer drückt. Die erste Glocke.Sängerin rückt an der Locke.

Leute strömen. Manche kenn ich.Garderobe fünfzig Pfennig.Wieder drückt man. Zweite Glocke.Der Begleiter glättet Socke.Kritiker erscheint und setzt sich.Einer stolpert und verletzt sich.Sängerin macht mi-mi-mi.Impresario tröstet sie.Dritte Glocke. Schrill und herrisch.Sie erscheint. Man klatscht wie närrisch.Jemand reicht ihr zwei Buketts.Dankbarkeit für Freibillets.Und sie zuckt leis mit den Lippen.Beugt sich vor, als wollt sie kippen.Nickt. Der Pianist macht Töne.Sängerin zeigt weiße Zähne.Öffnet zögernd dann den Mund.Erst oval. Allmählich rund.Und - mit Hilfe Ihrer Lungenhat sie hoch und laut gesungen.Sie sang Schumann, Lincke, Brahms.Der Beginn war acht Uhr ahms.Und um elf geht man dann bebend,aber froh, daß man noch lebend,heimwärts. Legt sich müde nieder. -Morgen singt die Dame wieder.

Im Theater ist nichts los (Georg Kreisler)Im Theater ist nichts los.Sobald ich eines betret, bin ich ganz konsterniert.Dort ist alles rigoros,als wär seit dem seligen Dollfuß gar nichts passiert.Die Schauspieler, die warten in den Dielen.Die wollen nicht etwas tun, die wollen nur spielen.Im Theater ist nichts los.

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Man denkt nicht mehr drüber nach, man bietet sich an.Egal ob man gut ist, Hauptsache ist, man kommt dran.Ja, Herr Direktor, wie, Herr Direktor,nie, Herr Direktor, nein, Herr Direktor,ja, Herr Direktor, oh, Herr Direktor,gut, Herr Direktor, fein, Herr Direktor.Was? die Soundso ist krank?Gott sei Dank! Gott sei Dank!Krieg ich ihre Rolle jetzt?Ach, die haben sie schon besetzt.Ja, Herr Direktor, ich, Herr Direktor,Busen hab ich auch, Herr Direktor.Hier, Herr Direktor, mich, Herr Direktor.Ich lieg schon am Bauch, Herr Direktor.Hören Sie dieses Lied, von mir kreiert!Dann krieg ich die Rolle garantiert.Ich hab die Liebe in der Tasche,wo sie niemand sehen kann.Das ist mein Trick und meine Mascheund mein guter Talisman.Wenn ich dich damit überrasche,kommst du nicht vor morgen Früh nach Haus.Ich hab die Liebe in der Tasche,und ich laß sie nicht heraus.Na, wie fanden Sie das, Herr Direktor?Gut, Herr Direktor, was, Herr Direktor?Wie, Herr Direktor, mies, Herr Direktor?Nicht genug Paris, Herr Direktor?Keine Sorge, das ist comme il faut,wenn's in Paris spielt, dann bring ich's einfach so:J'ai l'amour, oui, l'amour, dans ma poche,pour Didi, pour Loulou, pour Bébé.J'ai l'amour pour Kiki, pour Toto, pour Koko,pour Froufrou, pour Zaza, pour Kéké,pour Jojo, pour Dada, pour Soso, pour Lala,das sind alle meine Freunde tous les jours.Pour Kaka, pour A-a, pour Gigi, pour Pipi,pour papa, pour Popo j'ai l'amour.Na, wie fanden Sie das, Herr Direktor?Gut, Herr Direktor, was, Herr Direktor?Was, Herr Direktor? Schlecht, Herr Direktor?Sie haben völlig recht, Herr Direktor.

Hier in Wien ist sowas zu kokett.Hier spiel ich es als alte Operett'.I bin an Wiener Wäschermadl,hab die Liab im Taschl drin,weiße Zahnderln hab i a,schöne Haxerln hab i a,weil das gibt's halt nur in Wien.Ich hab ein Mascherl auf mein' Tascherl,wie ein echtes Weaner Kind,und die Männer die i wü,die verlangen net zu vü,weil sie selber Weaner sind.Ja, die Männer die i wü,die verlangen net zu vü,weil sie selber Weaner sind.Das paßt nicht ins Stück, Herr Direktor?Zieh ich's schon zurück, Herr Direktor.Ist schon abgesetzt, Herr Direktor.Welche Masche jetzt, Herr Direktor?Was, die Frau ist Ungarin aus Budapest?No, dann ist mir die Rolle auf den Leib gepreßt.Ich hab ein Joj Mamam in meinem Taschikam,das ist mein Trick, Mamam, und meine Maschikam.Und wenn du willst, daß ich mich deinen Wünschen beuge,mußt du Zigeunerliedel spielen auf einer Geige. Ich hab ein Joj Mamam in meinem Taschikam,das ist mein Trick, Mamam, und meine Maschikam.Ich geb dir bussi, bussi, bussi, daß es kracht.Denk ich an Gulasch in der Nacht,so bin ich um den Schlaf gebracht. Joj, joj, ejen!Na, was sagen Sie nu, Herr Direktor?Hörn Sie mir noch zu, Herr Direktor?Wo spielt denn das Stück, Herr Direktor?Bundesrepublik, Herr Direktor?Das ist ganz genau in meinem Sinn,dann spielen wir das Ganze in Berlin.Ich hab die Liebe in eenem Koffer,und der Koffer steht natürlich in Berlin.in diesem Koffer ist nicht nur Liebe, nee Junge,in dem Koffer ist 'ne janze Menge drin.Wenn ick den Koffer eines Tages öffne,brauch ick die Liebe nicht vorzuziehn.

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Denn in Berlin spricht keener von der Liebe,in Berlin spricht man nur von Berlin,in Berlin spricht man nur von Berlin.Welche Masche noch, Herr Direktor?Sagen Sie es doch, Herr Direktor?Zorn, Herr Direktor? Charme, Herr Direktor?Kühl, Herr Direktor? Warm, Herr Direktor?Herb, Herr Direktor? Echt, Herr Direktor?Schwank, Herr Direktor? Brecht, Herr Direktor?Sketch, Herr Direktor? Funk, Herr Direktor?Ich mach keinen Stunk, Herr Direktor.Ich tu, was ich kann, Herr Direktor.Ja, ich ruf Sie an, Herr Direktor.Ja, Herr Direktor. Schön, Herr Direktor.Auf Wiedersehn, Herr Direktor.Im Theater ist nichts los.Die Leute gehn dran vorbei, verdrossen und müd.Wenn sie 'reinschauen, sehn sie bloßeinen leeren Raum, in dem etwas Fremdes geschieht.Man zeigt ihnen, daß Er und Sie ein Paar sind.Doch wer will Dinge glauben, die nicht wahr sind?Im Theater ist nichts los,drum sag ich den Brettern, die nicht mehr die Welt sind, ade.Doch weil ich keines falls still sitzen kann,mach ich Cabaret - vielleicht ist's besser -ich mach Caba -regressiv, destruktiv,find ich den Theatermief.Nur wenn einer tot ist, ja, dann war er grandios.Laßt den Schmäh von eh und je,dann schon lieber Cabaret.Dort gibt es wenigstens Bonmots.Und dann ist wieder etwas los.Im Theater ist nichts los!Oben ohne (Heinz Erhardt)

Natur ist immer dort sehr schön, wo Bäume ihr zu Berge stehn, und wenn der Wind behutsam leicht, wie'n Kamm durch durch diese Bäume streicht.

Doch wo die Berge kahl und steinig da ist nichts los! - Sei'n wir doch einig, daß Schönheit meistens nicht viel zählt, wenn's oben fehlt!

Sie ist ein herrliches Weib (Georg Kreisler)

Sie ist ein herrliches Weib, sie ist ein göttliches Weib Wenn ich sie sehe, lacht mir gleich die Seele im Leib Sie ist ein herrliches Weib, sie ist ein einziges Weib Aber ach sie kann nicht kochen.

Sie hat eine obre Partie und eine untre Partie Und eine Anatomie wie eine StraußMelodie Und eine Physiognomie und eine Geographie Aber ach sie kann nicht lesen.

Nun hab ich einmal meinem Mütterlein versprochen Ich nehm nur eine die kann ausgezeichnet kochen Und meinem Vater, weil er wäre bös gewesen Hab ich gesagt, ich nehm nur eine die kann lesen

Und meine Eltern mögen sie in Frieden ruhn Ich will sie ehren, doch was soll ich nebbich tun?

Sie ist ein herrliches Weib, sie ist ein göttliches Weib Und wenn ich denk wie ich mir jetzt die Nächte vertreib Damit sie mich besucht wenn zuhause ich bleib Aber ach sie kann nicht schreiben

Sie hat a rechte Portion und eine linke Portion Und die sind beide synchron in einer Luxus Facon Sie ist a Inspiration und eine Revolution Aber ach sie kann nicht denken

Ach warum kann der Himmel mir nicht eine schenken Die wäre ganz genau wie sie und könnte denken Das sie nicht kochen kann ist nicht genug gewesen Wenn sie ein Kochbuch hätte könnte sie's nicht lesen

Wenn ich sie seh, schau ich sie melancholisch an Sie kann nicht lesen und nicht schreiben Und nicht kochen und nicht denken, Und ich frage mich daher: Was kann sie dann?

Sie ist ein herrliches Weib, sie ist ein göttliches Weib Die Worte gehen mir aus, wenn ich sie länger beschreib Sie ist ein himmlisches Weib, sie ist ein einziges Weib Aber ach sie kann nicht tanzen

Sie hat a vorderes Stück sowie ein hinteres Stück Und geht das eine nach vorn, dann geht das andre zurück Ich liebe beide so sehr, denn beide bringen mir Glück Aber ach sie kann nicht singen

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Ich könnt sie allenfalls zu einem Lehrer bringen Wo sie was lernen könnte, beispielsweise singen Jedoch das wäre erst der Anfang von dem Ganzen Denn wenn sie singen könnte, könnt sie noch nicht tanzen

Sie kann nicht singen und nicht tanzen und nicht lesen Und nicht schreiben und nicht denken und nicht kochen Und ich frag mich schon seit Wochen: Ist das ein herrliches Weib? Sie ist ein herrliches Weib!

Der guate alte Franz (Georg Kreisler)

Wein, Weib und Gesang, das hab'n schon viele Leut' besungen,und es hat bestimmt auch vielen g'falln.Aber einer Menschen Tugend ist noch nicht das Lied erklungen,und das ist die wichtigste von all'n!Drum ergreife ich das Wort jetzt ganz spontan,passen S' jetzt gut auf, denn auf die Freundschaft stoß ich an!

Ich hab wirklich viele Freunde und doch nur einen einzgen Feund,den guaten alten Franz.Schon seit Jahren sind der Franz und ich auf's innigste vereint.Der guate alte Franz.Wie hab'n amal ein Rendezvous g'habt mit zwoa Mädeln auf ein Bier,das heißt: Meine ist nicht g'kommen. Aber seine, die war hier.Na, da bin ich halt mit seiner gangen, ihm war's alles ans,der guate alte Franz.

Der Franz und ich, wir warn bei der Kreditbank angestellt,der guate alte Franz.Ich hab damals g'spielt und g'soffen, na, da braucht man ja ein Geld,der guate alte Franz.Wie's die Bücher überprüft hab'b, hab'n s' gleich g'merkt die Schwindelei,und zum Franz und mir hab'n s' g'sagt: Ja, das war einer von euch zwei!Und der Schuldige von euch, der kriegt fünf Jahr für die Bilanz! -Der guate alte Franz.

Ja, der Franz ist mal nach Haus kommen, ich weiß es noch genau,der guate alte Franz.Und findet mich im Schalfzimmer zusamm mit seiner Frau,der guate alte Franz.Na, ein andrer hätt was aufg'führt, mit der Freundschaft wär's dann aus,doch der Franz hatt g'sagt: Pardon, laßt euch net störn, ich geh schon raus,und hat draußen Zeitung g'lesen von halb acht bis viertel ans,der guate alte Franz.

Der Franz lebt heute nimmermehr, und wie ich ihn vermiß,den guaten alten Franz.Und es ist was interessantes, wie es dazu g'kommen ist!Der guate alte Franz.Wir warn jagen drauß'n im Wald, und ich sag: Franz, komm mal her,du, ich glaub, ich hab net g'laden: Schau in'n Lauf von mein Gewehr!Der schaut in' Lauf und sucht die Kugel drin und schreit: Schau her, da sans!Der guate alte Franz.Er ist im Himmel,der guate alte Franz!

Ballade (Heinz Erhardt)

Es war einmal ein altes Schloß und Kunibert, so hieß der Boß.Er hatte Mägde, hatte Knechte und eine Frau - das war das Schlechte !

Ihr Mund war breit, ihr Hals war lang, es klang schrecklich, wenn sie sang.Drum zielte er mit Korn & Kimme und Wut auf sie - das war das Schlimme !

Es machte bumm-(natürlich lauter)-dann fiel sie um-zum Himmel schaut erund spricht, das Auge voll Gewässer:"Vielleicht singt sie da oben besser?!"

Opernboogie (Georg Kreisler)

Ich hab Opern schrecklich gern, aber das ist so eine G'schicht, denn was die manchmal hineinschreiben, die Herrn, das versteht unsereiner ja nicht. Warum, in der Zauberflöte, liebt Pamina den Tamino? Und warum nahm Margarete nicht den Faust einmal ins Kino? Warum sperrte Desdemona ihre Tür nicht besser zu? Und warum ließ in Verona Romeo Julia nicht in Ruh? Warum singt die Carmen Lieder für José, den dummen Kerl? Und warum bleibt die Aida bis zum Ende ein Sklavengirl? Ja, noch viele Fragen blieben, aber Antworten hätt keinen Sinn. Ich hab eine Oper geschrieben, da ist alles logisch drin. Würde Sie das interessieren? Leihen Sie mir Ihr Gehör! Ich werd Sie nicht irreführen. Heute abend ist Premiere. Seht das schöne Opernhaus. Sieht es nicht fantastisch aus? Also, gehen wir hinein! Ist es nicht wunderbar hier? Damen in großer Abendtoilette, Herren im Frack, Hunde werden an der Leine geführt. Werfen wir rasch einen Blick ins Programmheft, bevor es anfängt! Aha, da steht se ja schon: "Große Oper in drei Akten. Der Ritter und die Ritterin haben einen Schwips". Oder: "Kiss me, Kater!"

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Besetzung: Der Ritter Kuno, von seinen Freunden Kunigl genannt - Tenor. Die Ritterin Kunigunde, von ihren Freundinnen Kuniglgunde genannt - Baß. Emma, ihre Mutter - Alt. Ella, ihre Großmutter - sehr alt. Eberhard, ihr minderwertiger Bruder - Sopran. Evergreen, das Pferd des Ritters - ein Rappe. Das ist sicherlich eine Sprechrolle. Da gehen die Lichter aus, der Dirigent kommt herein, hebt den Taktstock, Vorhang auf! Wir befinden uns in einem düsteren Wald, nahe der Stadtgrenze von Bad Godesberg. Der Ritter tritt auf zum Motiv von - Boogie-Woogie.

Also - der Ritter! Es ist ganz unerläßlich, daß er schön und schlank und wunderbar, aber heute ist er häßlich. Sogar die Perücke verliert schon das Haar. Er war mal Tenor, aber jetzt ist er heiser. Dann die Ritterin: Schauen wir der ins Gesicht, hat sie blaue Augen, einen Rosenmund, aber jung ist sie nicht. Und außerdem wiegt sie dreihundert Pfund. Ihre Stimme war einmal stark, aber jetzt ist sie leiser. Was geschieht jetzt?

Der Ritter trifft die Ritterin unter einer Linde. Da schnitzen sie zusammen ihre Namen in die Rinde. Da kommt der Ritterin Mutter daher, die ist auch in den Ritter verknallt und fragt, wie er sich das vorstellt und wer jetzt die Linde bezahlt.Darauf durchbohrt er sie mit seinem Schwert und macht ihr den Garaus. Und die Ritterin schreit, der Vorhang fällt, und der erste Akt ist aus.

Jetzt kommt eine Pause. Manche gehen nach Hause, manche trinken Brause, das ist der Zweck der Pause. Wie schön ist es, eine Wurst zu verzehren und gleichzeitig Opern anzuhören! Was sagen Sie nur zu dem Tenor? Der kommt mir wirklich schrecklich vor. Was reden Sie da? Der ist wunderbar! Aber nicht so gut, wie er einmal war. Was halten Sie von seinem hohen C? Das war doch kein C, das war ein B! Von Musik versteh ich jeden Ton, meine Schwester spielt gut Grammophon da läutet die Glocke. Das ist ein Glück! Die Pause ist aus, geh'n wir zurück! Das Publikum wartet - die Lichter gehen aus der Dirigent kommt herein, hebt den Taktstock, Vorhang!

Im zweiten Akt, da sitzt der Ritter zu Haus auf seiner Matratzen. Er hat eine eiserne Rüstung an und möcht sich so gern kratzen. Da singt er eine Arie, und das ist ein Malheur. Er singt "Figaro, Figaro, Figaro", aber der Figaro ist grad beim Friseur. Da schreit er wie ein gehetztes Tier, und noch immer ist kein Applaus. Da hängt er sich auf, der Vorhang fällt, und der zweite Akt ist aus.

Wieder eine Pause. Manche gehen nach Hause, manche trinken Brause, das ist der Zweck der Pause. Wie schön ist es, in einen Käse zu beißen und gleichzeitig Opern zu verreißen! Der Dirigent ist fürchterlich, so viel Talent, das hab auch ich. Was reden Sie da? Sie sind nicht gescheit! Wie finden Sie mein neues Kleid? Die Klara hat noch keinen Mann. Das ist kein Wunder schauen Sie s' an! Mir tut ja nur die Mutter leid. Wie finden Sie mein neues Kleid? Ich halt die Oper für geschwollen. Wir hätten ins Kino gehen sollen. Ich mach's mir Butter und Kakao. Das ist doch gar nicht seine Frau. Die Paula wird schon ziemlich breit, Wie finden Sie mein neues Kleid? Da läutet die Glocke. Das ist ein Glück! Die Pause ist aus, geh'n wir zurück! Das Publikum wartet, Lichter gehen aus, Dirigent kommt herein hebt den Taktstock, Anschnallen! Rauchen einstellen! Vorhang!

Der dritte Akt, der bringt die Spannung auf ein Maximum. Der Ritter hat sich zwar aufgehängt, doch spukt er als Geist herum. Die Ritterin, die mag ihn nicht, als Geist oder als Toten, denn erstens ist er ihr unsympathisch, und zweitens ist Spucken verboten. Da singt sie: "Nur der Schönheit weiht' ich mein Leben -" und stirbt. Und ihr Bruder singt: "Lache, Bajazzo -" und stirbt. Der Dirigent singt: "Oh, wie so trügerisch sind Frauenherzen -" und stirbt.

Endlich sind alle tot, was niemanden geniert. Das Publikum ist nur halbtot, also wird etwas applaudiert. Plötzlich geht der Vorhang auf. Was hat sich begeben? Der Ritter, Ritterin, Mutter, Bruder, alle sind wieder am Leben. Das Publikum wird wild und schreit: "Wo ist der Schwan?" Der Ritter wird melancholisch und heiratet den Sopran. Der Regisseur verbeugt sich tief, der Dirigent noch tiefer. Der Bruder lächelt zu viel und verstaucht sich seinen Kiefer. Die Herren und Damen des Chors, die wälzen sich auf der Erde. Der Rappe stellt sich als Rappin heraus und kriegt drei kleine Pferde. Ein Zahnarzt springt auf den Trompeter & schaut sich seinen Gaumen an. Der Konzertmeister wird wahnsinnig und zündet seinen Daumen an. Das Publikum stürmt die Bühne und brüllt nach Autogrammen. Es wird geschrien, gejohlt, getobt, und das ganze Haus bricht zusammen. Ist das nicht besser als Liszt & Puccini, Chopin, Schostakowitsch, Ravel, Paganini, Gounod, Debussy oder Leoncavallo und Smetana, Schubert, Suppé und De Falla, Menotti, Rossini, Rachmaninoff, Händel, Vivaldi & Weber, Scarlatti & Mendelssohn, Gluck, Donizetti, Glinka und Delius, Bruckner, Respighi, Tschaikowsky, Sibelius?Meine Oper ist besser als deren! Meine Oper, die muß sich bewähren, denn meine Oper ist feurig und wild. Meine Oper ist die schönste von allen, Meine Oper wird allen gefallen, denn meine Oper wird nirgends gespielt.