neue zeitung nr. 29 8. jahrgang 2009

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Aus dem Inhalt NZ aktuell S. 2 Riesenmosaik „Ostlandsfenster“ Zeitgeschichte S. 3 Das war die DDR – Folge 2: Sozialistische Planwirtschaft Ehemalige Ostgebiete S. 4 Hanse-Stadt Danzig Persönlichkeiten S. 5 König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen OHM S. 6 Herero-Häuptlinge zu Besuch Kaminabend Wissenschaft S. 7 Der Traum vom Fliegen – den Vögeln gleich Geschichte S. 8 Blick in die Wilhelminische Zeit: Warum der Lotse von Bord ging Musik S. 9 Ein Marsch geht um die Welt: „Alte Kameraden“ – Komposition von Carl Teike Termine S. 10 Landsmannschaften und Freun- deskreise Kulinaria S. 11 Danziger Schmantklopse Denkwürdige Ereignisse S. 12 1. September 1939: Der Beginn des Zweiten Welt- krieges Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg emp- fängt – von seiner Gattin Henriette Luise von Oranien und dem Hof- staat begleitet - die französischen Glaubensflüchtlinge vor dem Pots- damer Schloß. In der Sonderaus- stellung „Die Hugenotten in Preu- ßen“ zeigt das OHM eine großfor- matige Chromolithographie nach dem Gemälde von Hugo Vogel (1855-1934) aus dem Jahr 1885. nt. Aus dem überwiegend katholischen Frankreich flüchte- ten im 17. Jahrhundert tausende von Protestanten vor der blutigen Verfolgung durch die katholische Inquisition. Viele von ihnen fanden Asyl im reformierten Branden- burg-Preußen. Dabei hatten der Großen Kurfürsten Fried- rich Wilhelm und die ihm nachfolgenden Herrscher neben religiöser Toleranz durchaus auch merkantile Beweggrün- de. Das durch den Dreißigjährigen Krieg verwüstete Land benötigte dringend die französischen Handwerker und Kaufleute, durch deren hochentwickelte Kenntnisse und Fertigkeiten bald wirtschaftsfördernde Gewerbebetriebe wie Stickereien, Strumpf- und Handschuhwebereien, so- wie Zuckersiedereien entstanden. Französische Uhrma- cher, Emaillieure und Goldschmiede bescherten Branden- burg-Preußen zunehmenden Wohlstand. Zugereiste Gärt- ner führten neue Gemüsesorten ein und qualifizierten den Tabakanbau. Maulbeerbäume wurden gepflanzt für Sei- denraupen zur Seidenproduktion. Mit 18 Sänften („porte- chaises“) gründete 1732 ein „Refugié“ das erste öffentli- che Verkehrsmittel in Berlin. Musik, Theater und Dicht- kunst erhielten neue Impulse. Die Hugenotten bereicher- ten und prägten maßgeblich das Gesicht Preußens. Ihre Spuren finden sich bis zum heutigen Tag. In Zusammen- arbeit mit dem Deutschen Hugenottenmuseum in zeigt das OHM eine neue Sonderausstellung, die sich der Geschich- te und Kultur der Hugenotten in Preußen widmet. OHM präsentiert Sonderausstellung: Die Hugenotten in Preußen NEUE ZEITUNG Nr. 29 Informationen des Ostdeutschen Heimatmuseums (OHM) 8. Jahrg. 2009

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Informationen des Ostdeutschen Heimatmuseums

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Page 1: Neue Zeitung Nr. 29  8. Jahrgang 2009

nebenberuflich Schlesier“ - eine Idee: Nienburg braein Museum für die Heimat im Osten. Kurzer Hakaufte er das gerade verfügbare historische Traufhaus in der Weserstraße und zusammen mit DiLonchant, seit Jahrzehnten der Geschichte und Kulder Vertreibungs- und Siedlungsgebiete der Deutscverbunden, ging es an die Arbeit. Nach Gründung Trägervereins öffnete im Herbst 1996 das „Ostdeu

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Aus dem Inhalt

NZ aktuell S. 2 Riesenmosaik „Ostlandsfenster“ Zeitgeschichte S. 3 Das war die DDR – Folge 2: Sozialistische Planwirtschaft Ehemalige Ostgebiete S. 4 Hanse-Stadt Danzig Persönlichkeiten S. 5 König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen OHM S. 6 Herero-Häuptlinge zu Besuch Kaminabend Wissenschaft S. 7 Der Traum vom Fliegen – den Vögeln gleich Geschichte S. 8 Blick in die Wilhelminische Zeit: Warum der Lotse von Bord ging Musik S. 9 Ein Marsch geht um die Welt: „Alte Kameraden“ – Komposition von Carl Teike Termine S. 10 Landsmannschaften und Freun-deskreise Kulinaria S. 11 Danziger Schmantklopse Denkwürdige Ereignisse S. 12 1. September 1939: Der Beginn des Zweiten Welt-krieges

► Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg emp-fängt – von seiner Gattin Henriette Luise von Oranien und dem Hof-staat begleitet - die französischen Glaubensflüchtlinge vor dem Pots-damer Schloß. In der Sonderaus-stellung „Die Hugenotten in Preu-ßen“ zeigt das OHM eine großfor-matige Chromolithographie nach dem Gemälde von Hugo Vogel (1855-1934) aus dem Jahr 1885.

nt. Aus dem überwiegend katholischen Frankreich flüchte-ten im 17. Jahrhundert tausende von Protestanten vor der blutigen Verfolgung durch die katholische Inquisition. Viele von ihnen fanden Asyl im reformierten Branden-burg-Preußen. Dabei hatten der Großen Kurfürsten Fried-rich Wilhelm und die ihm nachfolgenden Herrscher neben religiöser Toleranz durchaus auch merkantile Beweggrün-de. Das durch den Dreißigjährigen Krieg verwüstete Land benötigte dringend die französischen Handwerker und Kaufleute, durch deren hochentwickelte Kenntnisse und Fertigkeiten bald wirtschaftsfördernde Gewerbebetriebe wie Stickereien, Strumpf- und Handschuhwebereien, so-wie Zuckersiedereien entstanden. Französische Uhrma-cher, Emaillieure und Goldschmiede bescherten Branden-burg-Preußen zunehmenden Wohlstand. Zugereiste Gärt-ner führten neue Gemüsesorten ein und qualifizierten den Tabakanbau. Maulbeerbäume wurden gepflanzt für Sei-denraupen zur Seidenproduktion. Mit 18 Sänften („porte-chaises“) gründete 1732 ein „Refugié“ das erste öffentli-che Verkehrsmittel in Berlin. Musik, Theater und Dicht-kunst erhielten neue Impulse. Die Hugenotten bereicher-ten und prägten maßgeblich das Gesicht Preußens. Ihre Spuren finden sich bis zum heutigen Tag. In Zusammen-arbeit mit dem Deutschen Hugenottenmuseum in zeigt das OHM eine neue Sonderausstellung, die sich der Geschich-te und Kultur der Hugenotten in Preußen widmet.

OHM präsentiert Sonderausstellung:

Die Hugenotten in Preußen

NEUE ZEITUNG Nr. 29 Informationen des Ostdeutschen Heimatmuseums (OHM) 8. Jahrg. 2009

Page 2: Neue Zeitung Nr. 29  8. Jahrgang 2009

Seite 2 NEUE ZEITUNG 8. Jahrg. 2009/29

+++ NZ aktuell +++ NZ aktuell +++ NZ aktuell +++

Ostdeutsches Heimatmuseum (OHM)

Historisches Museum

Redaktion: Dieter Lonchant - Korrektur: Inge Koslowski

Auflage: 700 Expl. Anschrift:

NEUE ZEITUNG Verdener Landstr. 224 - 31582 Nienburg

Tel. / Fax: 05021 / 91 15 63 www.ohm–nienburg.de

E-Mail: [email protected]

Die in Leserbriefen oder Kommentaren vertretenen Auffas-sungen decken sich nicht unbedingt mit der Meinung der Redaktion.

Ein Schmuckstück kommt ins OHM

Neu im OHM. Folgende Ausstellungen er-hielten jetzt begleitende Geräuschkulissen: Zum Panorama Kurisches Haff in „Ostpreußen / Dan-zig“ erklingt jetzt das vielstimmige Zwitschern der heimischen Vogelwelt – in „Pommern“, dem Land am Meer, hört man das Rauschen die Wel-len der Ostsee.

► Als Blickfang im repräsentativen Treppenaufgang zum Obergeschoß wird in Kürze das von Braunschweiger Künstlern um 1950 geschaffene Glas-mosaik „Das Ostlandfenster“ unsere Besucher beeindrucken.

In den beeindruckenden Abmessungen von 3 x 3 Metern füllt es die Stirnwand des Treppenhauses nahezu gänzlich aus.

Das Kunstwerk zeigt in großformatigen Glaskompositionen die Marienburg und das Breslauer Rathaus und weist hin auf historische Stätten und Bauten in den Ostprovinzen des ehemaligen Deutschen Reiches. Der Oderstrom, dem die Görlit-zer Neiße zufließt, zeigt auf die Grenze, die Deutschland nach dem Zweiten Welt-krieg von seinen Ostgebieten trennt. Das Museum freut sich, ein weiteres bedeu-tendes von Künstlerhand geschaffenes Werk präsentieren zu können.

Page 3: Neue Zeitung Nr. 29  8. Jahrgang 2009

8. Jahrg. 2009 / 29 NEUE ZEITUNG Seite 3

Zeitgeschichte

Das war die DDR

Folge 2:

„Sozialistische Planwirtschaft“

Nach Verstaatlichung der Privatwirtschaft waren die notwen-digsten Dinge des Lebens oft nur noch eingeschränkt zu er-halten. „Einem nackten Mann kann man nicht in die Tasche fassen“ erklärten die Ostbürger ihren Westbesuchern, wenn diese vor den zeitweise leeren Schaufenstern der Konsum-Lä-den standen. Bereits 1948 wurde die Arbeiterschaft zur Über-nahme der sowjetischen „Stachanow-Methode“ genötigt, die Höchstnormen vorsah. Nach dem Volkaufstand am 17. Juni 1953 wurde die Versorgung kurzfristig besser, doch starre Planwirtschaft und unfähige, im sozialistischen Denken ver-harrende Funktionäre, führten letztlich zum Kollaps der ge-samten Wirtschaft und mit dem sich steigernden Unmut der Bevölkerung, auch zum Ende der DDR.

2009 jährt sich zum zwanzigsten Mal der Tag der Wiedervereinigung und da-mit des Zusammenbruchs der DDR. Um die jetzt von interessierter Seite be-triebene schönende Verklärung des Lebens im „Arbeiter- und Bauernstaat“ zu entzaubern, veröffentlicht die NZ in den nächsten Ausgaben in einer Serie ob-jektive Einblicke in die Wirklichkeit des kommunistischen Unrechtsstaates.

Page 4: Neue Zeitung Nr. 29  8. Jahrgang 2009

Seite 4 NEUE ZEITUNG 10. Jahrg.

2009/37

Historie

Die

preußischen

Reformen:

Preußens

Aufbruch

in die

Moderne

▲ Nach dem Frieden von Tilsit 1807, der Preußen einen Großteil

seiner Ostgebiete kostete, schien der Staat am Ende. Doch konse-

quente Reformen in allen politischen Bereichen machten Preußen

zu einem vorbildlichen Staat in Europa und verhalfen ihm zur

Wiedererlangung der Macht. Bild: Sitzung der Kommission zur Reorganisation des Militärs in

Königsberg 1807. Leitung; General von Scharnhorst (Chromotypie

1896)

Die Niederlage gegen Napoleon zwang

Preußen zu einer grundlegenden Reform

seiner staatlichen, gesellschaftlichen Ord-

nung. Die Reformpolitik beendete den

Feudalismus in Preußen und machte es zu

einem der modernsten Staaten Europas.

Im Mittelpunkt der preußischen Reformpoli-

tik der Jahre 1807 – 1821 standen die Stein-

Hardenbergschen Reformen, die nach den

beiden führenden Reformern benannt sind.

Sie umfassten neben der Befreiung der

Bauern und einer Verwaltungsreform die Ein-

führung der Gewerbefreiheit. Weitere Be-

standteile waren eine Reform des Militärwe-

sens sowie die Humboldtsche Bildungsreform.

Ziel war die grundlegende Modernisierung

Preußens, die als Voraussetzung für die Be-

freiung von der französischen Vorherrschaft

und die Wiederherstellung der preußischen

Großmachtstellung angesehen wird. Doch nach

dem erfolgreichen Ende der Befreiungskriege

ließ die Bereitschaft zu Veränderungen nach.

Page 5: Neue Zeitung Nr. 29  8. Jahrgang 2009

8. Jahrg. 2009 / 29 Neue Zeitung Seite 5

Persönlichkeiten

König Friedrich Wilhelm IV.

von Preußen

* 15. 10. 1795 in Berlin † 2. 1. 1861 in Sanssouci

bei Potsdam

Demokraten und hob Todesurteile auf. Er zeigte sich als engagierter Bauherr und Gönner des Volkes und gewann Zuneigung. Während der März-Revolution 1848 kam er den revolutionären Kräften mit einer Schein-verfassung und Zugeständnissen entgegen. Doch hielt er an seiner monarchischen Macht fest, ließ jegliches Aufbegehren mit Waffen-gewalt niederschlagen und lehnte schließlich die ihm zur Versöhnung angebotene Kaiser-krone als „Krone aus der Gosse“ ab. Nach mehreren Schlaganfällen wurde er als re-gierungsunfähig am 10. 7. 1858 abgesetzt. Sein Bruder Wilhelm übernahm ersatzweise die Regentschaft. Am 18. 1. 1871 wurde dieser zum Deutschen Kaiser ausgerufen.

Friedrich Wilhelm IV. – sein Vater war der spätere König Friedrich Wilhelm III., seine Mutter die äußerst populäre Königin Luise - war ein hochgebildeeter Monarch mit musi-schen Neigungen. Als König erfüllte er zunächst die liberalen Hoffnungen seines Zeitalters, doch auf die Revolution 1848 reagierte er mit Härte und gab den Schießbefehl. So geht der Preußenkönig, der krankheitshalber seines Amtes enthoben wurde, als widersprüchlicher Regent in die Ge-schichte ein. Mit dem Tod seines Vaters am 7. 6. 1840 er-füllte der musischen Neigungen offene Fried-rich Wilhelm Hoffnungen des liberalen Bür-gertums, lockerte die Zensur, entließ inhaftierte

„Ich nehme die Kaiserkrone mit ihrem Ludergeruch nach Revolution nicht an.“ Mit diesen Worten wies der preußische König Friedrich Wil-helm IV. die ihm von der Frankfurter Nationalversammlung am 3. 4. 1849 angebotene Kaiserkrone zurück.

Page 6: Neue Zeitung Nr. 29  8. Jahrgang 2009

Seite 6 NEUE ZEITUNG 8. Jahrg. 2009/29

Ostdeutsches Heimatmuseum

Stahlbau Vieregge GmbH & Co. KG Telefon (05021) 97 46-0 Schipse 6 Telefax (05021) 6 26 25 31582 Nienburg

► Unter Leitung des Sprechers des „Bundesverbandes der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen“ Eberhard Gerhard (Hannover) besuchten kürzlich zwei Politiker aus Namibia das OHM. Die beiden Herero-Häuptlinge Peno Mootu und Dacosta Kandukira, die im Auftrag des Kultur- und Tourismuszentrums in Okarara Kontakte zu Kultureinrichtungen in Deutschland su-chen, ließen sich von OHM-Chef Dieter Lonchant über die Arbeit eines ehrenamtlich geführten Museums un-terrichten. Besondere Aufmerksamkeit fand die Über-see-Ausstellung des OHM, die in ihrer Gestaltung als „hoch interessant“ bewertet wurde. Hervorgehoben wurde die objektive Darstellung der geschichtlichen Er-eignisse im ehemaligen “Deutsch-Südwest“. Die beiden Hereros, deren Vorfahren sich blutige Gefechte mit deutschen Kolonialtruppen - unter anderem am Water-berg (Au-gust 1904) - geliefert haben, überraschten mit der Mit-teilung, dass sie aus Familienbesitz deutsche Askari-Uniformen besäßen, die sie zu Festtagen anle-gen würden. Sie wiesen darauf hin, daß es unter der deutschen Kolonialverwaltung für ihr Land auch sehr fruchtbare Einflüsse gegeben habe. Noch heute sprä-chen viele der Eingeborenen die deutsche Sprache und begrüßen gern Besucher aus Deutschland.

Herero-Häuptlinge zu Besuch

▼ Zum Jahresabschluß trafen sich die Aktiven zum traditionellen Kaminabend im OHM. Der Vorstand sprach Dank und Anerkennung aus für deren Engagement, das dem Museum auch im Jahr 2008 ein erfolgreiches Wirken ermög-lichte. Die Organisation lag in Händen von Vorstandsmitglied Teresa Lonchant.

Kaminabend

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8. Jahrg. 2009 / 29 NEUE ZEITUNG Seite 7

Wissenschaft

Der Traum vom Fliegen - den Vögeln gleich ▲ Flugpionier und Unternehmer Otto Lilienthal mit seinem letzten

selbst konstruierten „Hängegleiter“. Foto von 1896 ( koloriert).

Historisch betrachtet, ist die Realisierung des durch Kraft betriebenen Fluges dem Genie von vier Männern zu danken: dem Engländer Sir George Cayley (1773-1857), der Ver-suche unternahm, einem Fluggleiter Antrieb zu geben, dem Deutschen Otto Lilienthal (1848-1896), dem ersten wirklichen Flieger der Welt, und den US-amerikanischen Gebrüdern Wilbur (1867-1912) und Orville (1871-1948) Wright, die das erste motorgetriebene Propellerflugzeug erfanden und zum Fliegen brachten.

Otto Lilienthal erlangte mit geduldiger Beobachtung des Vogelfluges bedeutende Erkenntnisse über thermische Gesetze. Mit selbst gebauten Flugapparaten übte er so lange, bis endlich auch Kritiker eingestehen mussten: Otto Lilienthal war der erste fliegende Mensch. Durch umfangreiche, gemeinsam mit seinem Bruder Gustav betriebene Forschungen mit ver-schiedensten selbstgebauten Flugapparaten, kam der mittlerweile erfolgreiche Fabrikbesitzer - der Dampfkessel produzierte – zu seinem Traumziel. Nach weiteren Sprüngen, erreicht er das wirkliche Fliegen durch den Einsatz seiner Beinmuskeln. Auf diese Weise segelte und flog er mehrere hundert Meter weit. Für seine Flugversuche baute sich Lilienthal einen eigenen Flugplatz und wurde 1889 Autor eines weithin anerkannten Fliegerfachbuches. Am 9. 8. 1896 verließ den bislang bei all seinen Flügen unverletzt gebliebenen Flugpionier das Glück. Bei einem Flug am Gollenberg in den Rhinower Bergen - unweit Berlin - blieb er in fünfzehn Metern Höhe plötzlich stehen und stürzte mit seinem Flugzeug kopfüber ab. Schwer verletzt starb Lilienthal am nächsten Tag.

Page 8: Neue Zeitung Nr. 29  8. Jahrgang 2009

8. Jahrg. 2009/29 NEUE ZEITUNG Seite 8

Geschichte

Blick in die Wilhelminische Epoche:

Warum der Lotse von Bord ging

Reichskanzler Otto von Bismarck, der erfahrene Diplomat, versuchte seiner politischen Orientierung folgend, das Deutsche Kaiserreich im internationalen Mächtesystem abzusichern, zugleich aber innenpoli-tisch den Konflikt, sowohl mit den Sozialdemokra-ten als auch mit den Katholiken zu vertiefen. Was unter Kaiser Wilhelm I. und seinem Sohn Friedrich III., dem „88-Tage-Kaiser“ Billigung fand, stieß bei dem 1888 nachfolgen Kaiser Wilhelm II. auf keine Unterstützung. Dieser verfolgte das Gegenteil: Frie-de im Land und forsches Auftreten im Ausland.

Unterstützt durch die öffentliche Meinung, in der Bismarck zunehmend als Relikt einer vergangenen Zeit verstanden wurde, kam es 1890 zum Bruch zwi-schen dem 31-jährigen Wilhelm II. und dem 75-jäh-rigen Reichkanzler, der darauf sein Entlassungsge-such einreichen musste. Auch der ihm gewährte pompöse Abschied aus der Reichshauptstadt Berlin konnte Bismarcks Groll nicht lindern. Verärgert zog er sich auf sein Schloß Friedrichsruh bei Hamburg zurück und diktierte dort seine Memoiren. Sie wur-den erst nach seinem Tode veröffentlicht und trugen zum postumen Kult um den einstigen Reichsgrün-der bei. 1871 hatte sein geschicktes Taktieren bei den deutschen Fürsten erreicht, den preußischen Kö-nig Wilhelm zum Deutschen Kaiser auszurufen.

▲ Die britische Zeitung „Punch“ karri-kierte die erzwungene Abdankung des Reichskanzlers auf Geheiß von Kaiser Wilhelm II .: „Der Lotse geht von Bord“.

◄ Otto von Bismarck, dem Gründer und Kanzler des Zweiten Kaiser-reiches setzten die Hamburger ein monumen-tales Denkmal. Nach Otto von Bismarcks Übezuegung ließen sich die großen Fragen der Weltpolitik seinerzeit nicht durch Rreden sondern, nur durch Eisen und Blut ent-scheiden.

Page 9: Neue Zeitung Nr. 29  8. Jahrgang 2009

8. Jahrg. 2009 / 29 NEUE ZEITUNG Seite 9

Musik Ein Marsch

geht um die Welt:

„Alte Kameraden“

Komponist: Carl Teike * 5 Februar 1864

Altdamm / Pommern

† 28. Mai 1922 Landsberg /Warthe

▲ Weltweit spielten Kapellen Märsche von Carl Teike. Hier ein deutsches Kavallerie-Musikkorps“ (Potsdam 1934)

▲ Brautbild: Militärmusiker Carl Teike mit Frau Babett in Ulm (1889)

Stettin, Ulm, Potsdam und Landsberg / Warte waren die beruflichen Stationen des Militärmusikers Carl Teike. Er schuf über 100 Märsche, zu denen ne-ben den weltbekannten „Alten Kamera-den“ u.a. „Graf Zeppelin“ und „In Treue fest“ zählen. Noch heute spielen Orchester in der ganzen Welt seine „Al-ten Kameraden“, unter deren Klängen die deutschen Sportler bei den Olym-pischen Spielen 1960 einmarschierten. Der begnadete Komponist, der den Marsch einst für nur 50 Reichsmark an einen Musikagenten verkauft hatte, blieb weithin unbekannt und starb in ärmlichen Verhältnissen.

Page 10: Neue Zeitung Nr. 29  8. Jahrgang 2009

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Seite 10 NEUE ZEITUNG 8. Jahrg. 2009/29

++ Termine +++ Termine +++ Termine ++

Landsmannschaften

POMMERN Do. 05. 03. 15.00 Uhr OHM Pommernnachmittag Do. 02. 04. 15.00 Uhr OHM Pommernnachmittag Do. 07. 05. 15.00 Uhr OHM Pommernnachmittag

OST / WESTPREUSSEN–DANZIG

Fr. 13. 02. 15.00 Uhr OHM Schabber- u. Lesestd. Fr. 13. 03. 15.00 Uhr OHM Schabber- u. Lesestd. Fr. 24. 04. 15.00 Uhr OHM Schabber- u. Lesestd.

Freundeskreise

BERLIN-BRANDENBURG Mo. 30. 03. 15.00 Uhr OHM Lichtbildervortrag: „Ostbrandenburg, Westpreußen, Grenzmark, Provinz Posen“ DIEPENAU Termine werden noch angezeigt

EYSTRUP (VdV) Gasthaus Weber, Eystrup So. 28. 03. 15.00 Uhr Heimatabend

UCHTE Lindenwirt, Uchte Mi. 25. 02. 15.00 Uhr Plaudernachmittag Mi. 25. 03. 15.00 Uhr Plaudernachmittag

Sonderausstellung „Die Hugenotten in Brandenburg-Preußen“

15. 02. bis 15. 06. 2009

Das OHM zeigt vielfältige Exponate, darunter im Großformat seltene historische Stiche des bekannten in Berlin wirkenden, von den Hugenotten abstammenden Kupferstechers und Malers, Daniel Nikolaus Chodowiecki (1726–1801). Er war Diakon der Berliner Hugenottengemeinde und wurde 1797 wegen seiner herausragenden Befähigung zum Direktor der Akademie der Künste gewählt.

▲ Chodowiecki: „Heimkehr der Löschkolonne“ aqua-rellierte Zeichnung – Leihgabe Stadtmuseum Berlin

▲ Chodowiecki: „Hochzeitszug des Catel“ Gouache, Wasserfarbenmalerei - Leihgabe Stadtmuseum Berlin

Page 11: Neue Zeitung Nr. 29  8. Jahrgang 2009

8. Jahrg. 2009/29 NEUE ZEITUNG Seite 11

Kulinaria

Tips vom Fach:

Chefköchin Teresa Lonchant

Danziger Schmantklopse

Anwendung: Das Fleisch am besten gleich beim Einkauf durch die Fleischmaschine passieren lassen oder durch die feine Scheibe des Fleischwolfes drehen. Den Salzhering klein schneiden und mit dem gehackten Fleisch und den übrigen Zutaten zu einem Fleischteig verkneten. Mit nassen Händen 8 Klopse daraus formen. Die Fleischbrühe mit dem Lorbeerblatt, der Butter, den Pfefferkörnern und der Zitro-nenschale zum Kochen bringen. Die Klopse hineinlegen und bei leichter Hitze 5 Minuten garen lassen, wenden und weitere 5 Minuten garziehen lassen. Die Klopse aus der Brühe nehmen und warmstellen. Die Brühe eine Viertelstunde einkochen las-sen. Mit der Crème fraiche verrühren, die Kapern hinzufügen und kurz durchkochen lassen. Von der Kochstelle nehmen und mit dem Senf verrühren. Die Klopse noch einmal kurz in der Sauce erhitzen, aber nicht mehr kochen lassen.

Zubereitungszeit: 35 Minuten Pro Portion: 630 Kalorien Beilage: Salzkartoffeln und Senfgurken.

Zutaten: 200 g mageres Schweinefleisch (Keule), 200 g Kalbfleisch (Keule), 200 g Rindfleisch, (Blume), ½ Salzhering, 1 Ei, 6 Eßlöffel Crème fraiche, 30 g frisch gerie-bene Semmelbrösel, Salz, Pfeffer, Ingwer. Schmant-Sauce: ⅜ L Fleischbrühe, ½ Lor-beerblatt, 1 Eßlöffel Butter, 8 Pfefferkörner, Zitronenschale, ⅛ L Crème fraiche, 1 Eßlöffel Kapern, 1 Eßlöffel Senf.

Die ehem. Ost-gebiete

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Page 12: Neue Zeitung Nr. 29  8. Jahrgang 2009

Seite 12 NEUE ZEITUNG 8. Jahrg. 2009/29

Denkwürdige Ereignisse

1. September 1939: Der Beginn des Zweiten Weltkrieges

In den frühen Morgenstunden des 1. 9. 1939 marschierte die Deutsche Wehrmacht in Polen ein. Damit begann der Zweite Weltkrieg. Schon seit dem Versailler Ver-trag, nach dem Polen ehemals deutsche Gebiete erhalten hatte, war das Verhältnis Deutschlands zu seinem Nachbarn gespannt. Mit der Machtergreifung Hitlers wuchs der politische Druck auf Polen. In einem Nichtangriffspakt mit Stalin wurde Polen als künf-tige Beute beider Staaten unter-einander verteilt. Wenige Tage nach dem deutschen Angriff be-setzte die sowjetische Armee das

▲ Deutsche Soldaten beim Wegreißen eines polnischen Schlagbaumes

östliche Polen. Das in wenigen Wochen besiegte Land wurde damit zum vierten Mal in seiner Geschichte aufgeteilt. Dabei wurden große Teile der besetzten Gebiete als so genannte „Reichsgaue“ oder als „Generalgouvernement“ ins Deutsche Reich eingegliedert. Die Russen verleibten sich 200.000 qkm des östlichen polnischen Staatsgebietes ein - ertragreiches Getreideland - die sie bis heute behielten. Als Schutzmächte Polens erklärten nunmehr Frankreich und Großbritannien dem Deutschen Reich den Krieg. Damit war der Zweite Weltkrieg entfesselt. Die Verluste der Deutschen belie-fen sich auf 10.572 Gefallene, 30.322 Verwundete und 3.409 Vermißte. Polen beklagte 70.000 Tote und 133.000 Verwunde-te. Etwa 700.000 polnische Soldaten fielen in deutsche, 300.000 in sowjetrussische Gefangenschaft.

▲ Hitler bei seiner berüchtigten Rede am 1.9. 1939: „Seit 5.45 Uhr wird zurück geschossen“.