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Stadt LandGeld Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen in Sansibar Stadt, Puerto Princesa, El Alto und Potsdam Plurinationaler Staat Bolivien Estado Plurinacional de Bolivia (Spanisch) Bolivien ist ein Binnenland in Südamerika. Es grenzt an Brasilien, Paraguay, Argentinien, Chile und Peru. Boliviens Hauptstadt heißt Sucre. Der Regierungssitz befindet sich in La Paz. Die bevölke- rungsreichste wie wirtschaftlich bedeutendste Stadt Boliviens ist Santa Cruz de la Sierra. Bolivien unterteilt sich geographisch in drei Regionen (Hochland, Zentralgebirge und Tiefland) mit jeweils un- terschiedlichen Klimazonen. Diese reichen vom Hochgebirgsklima (Anden) über subtropisches Klima bis hin zum tropischen Tiefland- klima und der Trockenzone. Hochkultur und Krisen Vor knapp 2000 Jahren von der Prä-Inka-Kultur Tiahuanaco besie- delt, wurde das Gebiet des heutigen Boliviens im 15. Jahrhundert Teil des Inka-Reiches, eines der in deutschen Schulklassen bekann- testen Kapitel bolivianischer Geschichte. Im 16. Jahrhundert begann für Lateinamerika die gewaltvolle Kolonialgeschichte. Bis zur Unabhängigkeit im Jahr 1825 war Bolivien spanische Kolonie. Das unabhängige Land benannte sich nach dem südamerikanischen Unabhängigkeitskämpfer Simón Bolívar. In seiner jüngeren Ge- schichte erlebte das Land zahlreiche Militärputsche, die Bevölkerung litt unter Diktaturen. Alle Regierungen waren durch Nachkommen europäischer EinwandererInnen gekennzeichnet. Die Belange der indigenen Bevölkerung wurden kaum berücksichtigt, ihre Kulturen und Sprachen diskriminiert. Seit der Wahl von Evo Morales zum ersten indigenen Präsidenten Boliviens im Jahr 2005 ist das Land im Umbau begriffen. Zahlreiche politische Reformen wurden bis jetzt durchgeführt. Unter anderem wurde 2009 eine neue Verfassung verabschiedet. Sekundar- stufe

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Page 1: Plurinationaler Staat Bolivien - BREBIT · Januar mit Alasitas ein einzigartiges Fest gefeiert. An diesem Tag herrscht Ekeko, der Gott des Überflusses. Wer sich für das angefangene

StadtLandGeldLebenswelten von Kindern und Jugendlichen in Sansibar Stadt, Puerto Princesa, El Alto und Potsdam

Plurinationaler Staat Bolivien Estado Plurinacional de Bolivia (Spanisch)

Bolivien ist ein Binnenland in Südamerika. Es grenzt an Brasilien,

Paraguay, Argentinien, Chile und Peru. Boliviens Hauptstadt heißt

Sucre. Der Regierungssitz befindet sich in La Paz. Die bevölke-

rungsreichste wie wirtschaftlich bedeutendste Stadt Boliviens ist

Santa Cruz de la Sierra. Bolivien unterteilt sich geographisch in drei

Regionen (Hochland, Zentralgebirge und Tiefland) mit jeweils un-

terschiedlichen Klimazonen. Diese reichen vom Hochgebirgsklima

(Anden) über subtropisches Klima bis hin zum tropischen Tiefland-

klima und der Trockenzone.

Hochkultur und Krisen

Vor knapp 2000 Jahren von der Prä-Inka-Kultur Tiahuanaco besie-

delt, wurde das Gebiet des heutigen Boliviens im 15. Jahrhundert

Teil des Inka-Reiches, eines der in deutschen Schulklassen bekann-

testen Kapitel bolivianischer Geschichte. Im 16. Jahrhundert begann

für Lateinamerika die gewaltvolle Kolonialgeschichte. Bis zur

Unabhängigkeit im Jahr 1825 war Bolivien spanische Kolonie. Das

unabhängige Land benannte sich nach dem südamerikanischen

Unabhängigkeitskämpfer Simón Bolívar. In seiner jüngeren Ge-

schichte erlebte das Land zahlreiche Militärputsche, die Bevölkerung

litt unter Diktaturen. Alle Regierungen waren durch Nachkommen

europäischer EinwandererInnen gekennzeichnet. Die Belange der

indigenen Bevölkerung wurden kaum berücksichtigt, ihre Kulturen

und Sprachen diskriminiert. Seit der Wahl von Evo Morales zum

ersten indigenen Präsidenten Boliviens im Jahr 2005 ist das Land im

Umbau begriffen. Zahlreiche politische Reformen wurden bis jetzt

durchgeführt. Unter anderem wurde 2009 eine neue Verfassung

verabschiedet.

Sekundar-

stufe

Page 2: Plurinationaler Staat Bolivien - BREBIT · Januar mit Alasitas ein einzigartiges Fest gefeiert. An diesem Tag herrscht Ekeko, der Gott des Überflusses. Wer sich für das angefangene

StadtLandGeldLebenswelten von Kindern und Jugendlichen in Sansibar Stadt, Puerto Princesa, El Alto und Potsdam

Indigene und spanische Nachfahren

Bolivien ist ungefähr dreimal größer als Deutschland. Es hat rund

10 Millionen vorwiegend christlich-katholische EinwohnerInnen.

Viele BolivianerInnen leben einen Synkretismus zwischen der

christlich-katholischen Religion und einer traditionellen, indigenen

Religion. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung gehören indigenen

Gesellschaften an. Die größten indigenen Kulturen sind Aymara,

Quechua und Guaraní. Die restlichen EinwohnerInnen sind Nach-

fahren indigener und alt-spanischer KolonialistInnen. Eine kleine

Gruppe von Nachfahren afrikanischer SklavInnen lebt überwiegend

in den tropischen Yungas. In Bolivien werden 32 indigene Sprachen

gesprochen, wobei Spanisch die allgemeine Verkehrssprache ist.

Seit 2005 muss jedoch auch eine indigene Sprache in der Schule

gelehrt werden.

Land im Aufbruch?

Bolivien ist das ärmste Land Südamerikas. Zwei Drittel der Bevölke-

rung leben in Armut, 40 Prozent der Menschen sogar in extremer

Armut, obwohl Bolivien über die größten freien Erdgasvorkommen

Südamerikas verfügt. Viele EinwohnerInnen Boliviens müssen im

Ausland arbeiten. Die wirtschaftliche Stabilität des Landes hängt

stark vom Außenhandel ab, der vorwiegend auf Rohstoffexporten

basiert. 10 Prozent der Bevölkerung verfügen über 40 Prozent des

Gesamteinkommens. In den letzten Jahren werden in Bolivien

jedoch wirtschaftliche Reformen in Angriff genommen, die Armut

und Ungleichheit bekämpfen sollen. So wurden beispielsweise alle

nationalen Ressourcen sowie viele wirtschaftliche Schlüsselbereiche

verstaatlicht.

Was noch erzählt werden könnte …

In El Alto wird am 24. Januar mit Alasitas ein einzigartiges Fest

gefeiert. An diesem Tag herrscht Ekeko, der Gott des Überflusses.

Wer sich für das angefangene Jahr etwas wünscht, kauft sich das als

Miniatur (Bündel nachgemachter Geldscheine, ein Abschlusszeug-

nis, ein Internetcafé …) auf einem der vielen Alasitas-Märkte und

lässt es Punkt 12 Uhr mittags von einem / einer Yatiri (traditionelle

HeilerInnen und heilige Männer und Frauen) segnen.