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20 results Deutsche Bank
China öffnet sich zunehmend dem weltweiten Handel. Deutsche Unternehmen können in vielfältiger
Rechnen in Renminbi
tionsstätte in Zhangzhou City in der Provinz
Fujian. Das Geschäft fl oriert. Denn mit dem
chinesischen Wachstum steigt der Bedarf an
Strom – und damit auch der Bedarf an Trans-
formatoren und Schaltanlagen, ohne die Strom
nicht transportiert und verteilt werden kann.
Abgerechnet wird bisher in Euro. Der Ren-
minbi, der sich an dem US-Dollar orientiert,
kam bis vor einem Jahr im chinesischen Au-
ßenhandel gar nicht vor. Sämtliche Geschäfte
wurden in Fremdwährungen – Euro oder sel-
ten in Dollar – abgewickelt und streng von der
Regulierungsbehörde kontrolliert. Der Aufwand
bei grenzüberschreitenden Zahlungen ist sehr
hoch. Gerth kennt das. Seit 13 Jahren ist der
Manager der Hedrich Group mindestens vier-
mal im Jahr vor Ort und spricht mit Kunden
und Mitarbeitern. Auch ist längst nicht jedes
chinesische Unternehmen berechtigt, Handels-
geschäfte in Euro abzuwickeln. „Und diejeni-
gen, die dazu autorisiert sind, müssen häufi g
lange Wartezeiten in Kauf nehmen, bis die De-
visen bereitgestellt werden“, weiß Gerth. Zu-
künftig könnte der Handel einfacher werden.
Fahrräder? Sind längst verboten. Mobili-
tät kommt mit Motor daher. Deshalb ha-
ben die Stadtplaner in der chinesischen
Küstenstadt Xiamen mit der Yanwu-Brücke
eine Art First fl oor für Autos eingezogen –
eine Hochstraße, die über Kilometer ober-
halb der Küstenpromenade verläuft. Markus
Gerth, Mitglied der Geschäftsführung der
Hedrich Group, stockt noch heute manchmal
der Atem – angesichts des Tempos, in dem
sich die „Kleinstadt“ mit ihren mehr als zwei
Millionen Einwohnern verändert hat. 1998
kam er das erste Mal hierher. „Zwischen dem
Stadtbild damals und heute liegen Welten.“
China legt Tempo vor – und die Wilhelm
Hedrich Vakuumanlagen GmbH & Co. KG zieht
mit. Das Unternehmen entwickelt und liefert
Maschinen und Anlagen, die für den Bau von
Transformatoren und elektrischen Bauteilen be-
nötigt werden. Bereits 1985 verkaufte Hedrich
die erste Anlage nach China, 1996 wurde eine
100-Prozent-Tochter (WofE) in Xiamen gegrün-
det. Es folgte zwei Jahre später ein Verkaufs-
büro in Peking und 2008 eine weitere Produk-
Videobeitrag
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Weise von der Internationalisierung des Renminbi profi tieren. Die Deutsche Bank bietet Offshore-Renminbi-Konten an und unterstützt Mittelständler beim Währungsmanagement Artikel als ergänzender Videobeitrag: www.deutsche-bank.de/results
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Abstand größte Volkswirtschaft der Welt. Vom
starken Wachstum profi tieren auch deutsche
Unternehmen. Die Exporte Richtung Reich
der Mitte haben sich seit 2007 nahezu ver-
doppelt – während die Ausfuhren Richtung
Eurozone bestenfalls stagnieren. Der Pharma-
und Chemieriese Merck KGaA mit Stammsitz
in Darmstadt ist mit einem Forschungszentrum
sowie Vertriebs- und Produktionsgesellschaften
in China präsent. Bisher ist der Anteil des Chi-
nageschäfts am Gesamtumsatz gering. „Da ist
noch weiteres Potenzial für Wachstum vorhan-
den“, weiß Jörg Bermüller, Leiter Cash- und
Risikomanagement bei der Merck KGaA.
Abnehmer der Produkte aus dem Hause
Merck sind sowohl Endverbraucher und me-
dizinische Einrichtungen als auch Industrie-
unternehmen. Gezahlt wird in lokaler Wäh-
rung. Um die Währungsrisiken abzusichern,
hat Merck als eines der ersten deutschen
Unternehmen ein Offshore-Renminbi-Konto
in Hongkong eröffnet. Dort wurde die chine-
sische Währung zentralisiert und in Euro ge-
swapt. Hierdurch hatte das Konzern-Treasury
ThesenuChina öffnet die Märkte und liberalisiert
das Währungssystem. Unternehmen kön-nen bei der Deutschen Bank seit Januar Offshore-Konten in Renminbi führen.
uUnternehmen können ihre Wettbewerbs-position im Chinageschäft verbessern, weil sie den Handelspartnern das Wäh-rungsrisiko abnehmen und ihnen ad-ministrativen Aufwand ersparen. Dadurch können unter Umständen günstigere Konditionen verhandelt werden.
uDurch Offshore-Konten lassen sich die Währungsrisiken zentral steuern. Die Muttergesellschaft kann den Renminbi in ihr zentrales FX- und Treasury-Manage-ment integrieren.
Denn die chinesische Regierung macht ernst
mit der Ankündigung, den Renminbi als in-
ternationale Handelswährung einzusetzen.
Seit vergangenem Jahr können in Hongkong
sogenannte Offshore-Renminbi gehandelt wer-
den, die unter der Abkürzung CNH fi rmieren.
Unternehmen haben auch die Möglichkeit,
Renminbi-Konten in ihren Heimatländern zu
führen und sie für Cash Management oder
Trade Finance zu nutzen. Renminbi-Guthaben
auf solchen Offshore-Konten können jederzeit
in andere Währungen getauscht werden. „Bei
einer Fakturierung in Renminbi müssten wir
zwar das Währungsrisiko übernehmen“, so der
Manager, der für Finanzen, Human Resources,
IT und Marketing der Hedrich Group verant-
wortlich ist. „Doch im Gegenzug könnten wir
den Markt für mehr Kunden öffnen und die
internen Abrechnungen optimieren.“
CHIN A IST EIN MARK T, ohne den zukünftig
kaum etwas geht. Nach Prognosen von Gold-
man Sachs ist China bereits im Jahre 2050 dop-
pelt so stark wie die USA und damit die mit
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die Möglichkeit, den Währungshandel von
der Tochtergesellschaft zu übernehmen. Seit
Januar nutzt der Konzern die weitere Libe-
ralisierung der chinesischen Währung und
hat als erster Kunde der Deutschen Bank ein
Renminbi-Konto in Frankfurt am Main eröffnet.
„Kursschwankungen sollen keinen Einfl uss auf
die Gewinn-und-Verlust-Rechnung haben“, sagt
der Risikomanager. Das Unternehmen ist glo-
bal aufgestellt und fakturiert in 52 Währungen.
Die Muttergesellschaft kann den Renminbi in
ihr zentrales FX- und Treasury-Management
integrieren. Das heißt: Die Tochtergesellschaf-
ten müssen sich nicht mehr um die Währungs-
sicherung kümmern. „Unser Ziel ist es, alle
Risiken auf Headquarter-Ebene zu steuern“,
so Bermüller. Das erhöht die Transparenz und
ermöglicht es, das Risiko zu reduzieren. „Wir
können jetzt nicht nur das Volumen, sondern
auch die Art und Weise sowie den Zeitpunkt
der Absicherung zentral bestimmen.“
NICHT NUR DEUTS CHE E XP OR TEURE profi -
tieren vom Handel mit China. Auch auf der Be-
schaffungsseite ist der aufstrebende Milliarden-
staat ein wichtiger Handelspartner. Die Wirsol
Solar AG ist auf Planung, Installation und Finan-
zierung von Solareinheiten spezialisiert. „Mit
könnten sich im Vergleich zur traditionellen
Euro-Dollar-Absicherung Vorteile ergeben.“
Beschaffungsmanagement haben auch die
Manager der Gustav Wahler GmbH u. Co. KG
mit ihrem China-Engagement im Blick. Der
Automobilzulieferer aus Esslingen in Baden-
Württemberg ist auf Produkte für das Abgas-
und Temperaturmanagement spezialisiert. Aber
Wahler spürt wie die gesamte Branche anhal-
tend hohen Margendruck. „Beim Einkauf von
Stahl, Aluminium oder Vorprodukten verspre-
chen wir uns bei Rechnungsstellung in Landes-
währung günstigere Konditionen“, sagt Marcus
Rausch, Leiter kauf männische Konzernentwick-
lung. Im Zuge der Globalisierung ist Wahler seit
zwei Jahren mit einer Repräsentanz in China
vertreten, aktuell läuft die Gründung einer
eigenständigen Tochtergesellschaft. Zunächst
hat sich die Dependance in erster Linie um die
Lieferantensuche und die Qualitätssicherung
gekümmert. Der Einkauf ist der nächste Schritt.
„Wenn wir dort einkaufen, dann allerdings nur
in Renminbi“, sagt Finanzmanager Rausch, der
ein Renminbi-Konto in Deutschland eröffnet
hat. „Denn in lokaler Währung können wir bei
unseren chinesischen Handelspartnern deutlich
bessere Konditionen realisieren.“
DER RENMINBI steht anerkanntermaßen unter
Aufwertungsdruck: Auf steigende Kurse spe-
kulieren wollen die meisten Unternehmen
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Offshore-Konten senken Kosten und Bürokratie
unseren Photovoltaik-Anlagen können Private
und Unternehmen mit überschaubarem tech-
nischen und fi nanziellen Aufwand erneuerba-
re Energien nutzen“, sagt Jochen Schönmann,
Leiter der Unternehmenskommunikation. Der
Systemanbieter hat seinen Umsatz binnen vier
Jahren auf 167 Millionen Euro im Jahr 2010
verfünffacht; für 2011 wird ein Umsatzvolu-
men von 300 Millionen angepeilt. Die Kunden
sitzen hauptsächlich in Europa. China aber
ist der wichtigste Handelspartner – denn die
Module für die Photovoltaik-Anlagen bezieht
Wirsol vom chinesischen Spezialisten Yingli
Green Energy. Abgerechnet wird seit jeher in
Dollar und Euro. „Wir sind konservativ aufge-
stellt und sichern die Währungen systematisch
ab“, so Schönmann.
Bisher haben die Risk Manager von Wir-
sol vor allem das Währungspaar Euro/Dol-
lar im Blick. Das könnte sich ändern. Denn
mit den neuen Offshore-Konten lassen sich
in China Gegengeschäfte realisieren . „Das
hätte den Vorteil, dass für diese Geschäfte der
Umtausch und damit hohe Kosten und viel Bü-
rokratie entfallen“, so Christoph Heilig, der das
Risk Management bei Wirsol verantwortet. Bei
Fakturierung in Renminbi könnten auch die Ein-
kaufspreise für die größeren Positionen fallen.
„Wir prüfen, ob Einsparungen möglich sind“,
sagt Heilig mit Blick auf die Forward-Kurven.
„Bei einer Ab sicherung des Renminbi zum Euro FOTO
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Lothar Meenen ist Leiter Trade Finance und Cash Management
Deutschland Süd bei der Deutschen Bank
Weitere InformationenKontakt Wolfgang Stockinger, Cash Management Corporates, Deutsche Bank E-Mail [email protected]
Literatur u Karl-Heinz Schröder: „Handel in Renminbi
für deutsche Exporteure“, Beitrag in „Exportmanager“, Dezember 2010, kostenlos downloadbar unter www.deutsche-bank.de/results
mit ihren Offshore-Konten dennoch nicht.
Wahler-Manager Rausch: „Wir wollen das
Renminbi-Konto ausschließlich für den Zah-
lungsverkehr nutzen.“ Auch Jörg Bermüller
bleibt dem Grundsatz des Pharma- und Chemie-
produzenten Merck treu, Währungsrisiken
zu neutralisieren. „Wir spekulieren nicht, wir
wollen vielmehr Einfl üsse der Währungen auf die
Gewinn-und-Verlust-Rechnung ausschließen“,
so der Risikomanager. Dabei weiß er sehr wohl,
dass sich langfristig Aussichten auf Währungsge-
winne ergeben könnten. „Die Chinesen sind sehr
clever“, so Bermüller. „Sie werden ihre Währung
nur behutsam und Stück für Stück freigeben.“
Mit einem Renminbi-Konto wären dann sogar
Währungsgewinne möglich. O BIRGIT WETJEN
China will die Landeswährung Renminbi stärken. Erwarten Sie, dass der Renminbi bald frei konvertierbar ist? China hat die Öffnung der Märkte angekündigt. Eine Voraussetzung dafür ist die Liberali sie-rung der Renmibi. Mit seiner Einführung als handelbare Währung ist der erste Schritt getan. Die Wandlung in eine frei konver-tierbare Währung würde bedeuten, dass man sich von der Orientierung am US-Dollar löst. Vieles spricht dafür, dass damit der Renminbi aufgewertet würde mit negativen Folgen für die chinesische Exportwirtschaft. Dies ist augenscheinlich aktuell nicht gewünscht. Welche Schritte wurden bereits umgesetzt, welche könnten folgen? Die Geschwindigkeit, mit der die Internatio-nalisierung der chinesischen Währung vorangetrieben wird, hat deutlich zugenom-men. Bis 2009 war der chinesische Renminbi beispielsweise eine Währung ausschließlich in China; sämtliche Außenhandelsgeschäfte mussten in Fremdwährungen abgewickelt werden – zumeist Dollar oder Euro. Inzwischen können Unternehmen in 20 Provinzen ihre Importe in Renminbi abwickeln. Bei Exporten sind die Regulierungen strikter. Wer Ausfuhren in Renminbi fakturieren möchte, muss eine sogenannte Mainland Designated Enterprise (MDE) sein. Diesen Status haben aktuell rund 67 000 Unternehmen aus 20 Provinzen. Welche Auswirkung haben die Veränderungen für deutsche Firmen? Deutsche Unternehmen können nunmehr in Renminbi fakturieren. Sie verbessern damit
ihre Wettbewerbsposition, da sie ihren chine-sischen Geschäftspartnern das Wechselkurs-risiko abnehmen. Damit ergeben sich neue Spielräume für Preisgestaltungen im Handel. Was müssen Unternehmen tun, um von den Vorteilen zu profi tieren? Wir empfehlen, die Umstellung auf den Renminbi mit den relevanten Geschäftspart-nern sorgfältig vorzubereiten. Dabei spielen die Anpassung der Zahlungsbedingungen in den Verträgen und Zolldokumenten bis hin zu technischen Veränderungen in Softwaresyste-men eine Rolle. Europäische Unternehmen können bei der Deutschen Bank seit einiger Zeit ein Offshore-Renminbi-Konto eröffnen. Dieses kann sowohl in Deutschland als auch in Hongkong geführt werden. Die Deutsche Bank bietet ihren Geschäftskunden als eines der ersten Finanzinstitute in Deutschland diese Möglichkeit. Damit müssen Unternehmen die Währung nicht mehr in China zu vorgegebenen Kursen in Euro oder Dollar konvertieren. Zudem ermöglicht ein solches Offshore-Konto, die Risiken zentral zu steuern und abzusichern. Für welche Unternehmen rechnet sich das? Aus unserer Erfahrung hat die Umstellung Sinn, wenn Unternehmen dauerhaft Handels-beziehungen mit China unterhalten. Wie stark der Renminbi als Handelswährung nachgefragt ist, zeigt die Statistik. Im Laufe von gerade einmal acht Monaten ist das täglich offshore gehandelte Volumen im Handelspaar Dollar–Renminbi von null auf 700 Millionen Dollar gestiegen. Wir gehen von weiteren Steigerungen aus.
Interview
„ Anlass für Preisnachlässe“
Markus Gerth, Mitglied der Geschäftsleitung des Maschinen- und Anlagenbauers Hedrich Group, sieht die Chan-cen der Offshore-Konten: „Wir haben das Wäh-rungsrisiko, aber können den Markt für mehr Kunden öffnen.“
Jochen Schönmann ist Leiter der Unter -nehmens kommunikation der Wirsol AG. Sein Unternehmen sichert Währungen systema-tisch ab und hofft auf Kostensenkung und Bürokratieabbau durch Gegengeschäfte mithilfe des Renminbi-Kontos.
Marcus Rausch, Leiter Finanzen und interne Revision bei der Gustav Wahler GmbH, freut sich auf die Rechnung in Renminbi: „In lokaler Währung können wir bei unseren chinesi schen Handelspartnern deut-lich bessere Konditionen realisieren.“
Jörg Bermüller, Leiter Cash- und Risiko-management bei der Merck KGaA, setzte als einer der Ersten auf ein Offshore-Konto: „Währungsrelationen sollten keinen Einfl uss auf die Gewinn-und-Ver-lust-Rechnung haben.“
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