salafistische radikalisierung – ursachen und auswege

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SALAFISTISCHE RADIKALISIERUNG – URSACHEN UND AUSWEGE

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SALAFISTISCHE RADIKALISIERUNG –

URSACHEN UND AUSWEGE

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Mainz, August 20163. Auflage

Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung des HerausgebersMinisterium des Innern und für Sport Rheinland-Pfalz

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Inhalt

Vorwort 4

1. Salafismus als islamistische Strömung 62. Salafismus als Ideologie 83. Erscheinungsformen des Salafismus 94. Erkennungsmerkmale salafistischer Orientierung 135. Organisationstruktur und Aktionsfelder salafistischer Gruppen 166. Salafismus als Nährboden für den Jihadismus 187. Hintergründe und Ursachen für die Zuwendung zum Salafismus 228. Reaktionsmöglichkeiten von Staat und Gesellschaft 249. Fazit 26

10. Anhang

• Zentrale Begriffe im Sprachgebrauch von Salafisten 28• Weiterführende Literatur zur Thematik 30• Informations-, Hilfs- und Beratungsangebote 30

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Vorwort

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

Rheinland-Pfalz ist ein buntes, toleran-tes, weltoffenes Bundesland. Die über-wiegende Anzahl seiner Bürgerinnen und Bürger – unabhängig von Herkunft oder Religion – steht aktiv für unsere freiheitlich-demokratische Grundord-nung ein. Ein Garant dafür, dass unsere Gesellschaft sicher, freiheitlich und le-benswert bleibt.

Indes besteht auch bei uns die Gefahr, dass sich insbesondere junge Menschen radikalisieren und letztlich als Gewalttäter oder gar Terroristen in Erscheinung treten. Dem zu begegnen dienen Präventionsangebote, auch solche der Sicher-heitsbehörden. Dabei müssen wir uns bewusst sein: der Kampf gegen jede Art von Radikalisierung und Extremismus ist Aufgabe der gesamten Gesellschaft. Wir alle können und müssen dazu bei-tragen, dass unser Staat nicht durch die Aktivitäten von Extremis-ten gefährdet wird.

Die Erfahrungen der Sicherheitsbehörden zeigen uns, dass dem islamistischen Terror eine bestimmte ideologische Prägung vor-ausgeht. So ist insbesondere die Strömung des Salafismus – eine Erscheinungsform innerhalb des Phänomenbereichs Islamismus – imstande, Radikalisierungsprozesse in Gang zu setzen und zu fördern. Im Extremfall entschließen sich die radikalisierten Perso-nen zu einer Ausreise in die Kriegsgebiete Syrien/ Irak, um dort an der Seite von Terroristen zu kämpfen und möglicherweise mit Anschlagsabsichten nach Deutschland zurückzukehren.

Wir können dazu beitragen, Radikalisierungsverläufe zu verhin-dern, indem wir auf mögliche Erscheinungsmerkmale achten: Ver-

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weigern sich junge Menschen dem Kontakt im Jugendzentrum? Distanzieren sie sich von ihren Freunden? Äußern sie sich verächt-lich über die hiesige Form des gesellschaftlichen Zusammenlebens? Lassen sie sich von gewaltverherrlichenden Videobotschaften fes-seln?

Mit der Broschüre „Salafistische Radikalisierung – Ursachen und Auswege“ möchte das Ministerium des Innern und für Sport Rheinland-Pfalz Ihnen Hintergrundinformationen zum Thema Salafismus und dessen Erscheinungsformen geben. Die Broschü-re soll auch Hilfestellung bei der Erkennung möglicher Radikalisie-rungsverläufe leisten. Zudem wird aufgezeigt, welche Stellen bei drohender oder bereits eingetretener Radikalisierung Hilfsange-bote unterbreiten und welche Reaktionsmöglichkeiten Staat und Gesellschaft haben.

Roger LewentzMinister des Innern und für SportRheinland-Pfalz

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1. Salafismus als islamistische Strömung

Salafisten erheben für sich den Anspruch, die einzig wahren Mus-lime zu sein. Ihr Ziel ist es, den Urislam in seiner Reinheit wieder-herzustellen.

Der arabische Begriff Salaf bedeutet Vorfahren. Für Salafisten um-fassen diese Vorfahren den Verkünder Muhammad (gest. 632), sei-ne Gefährten sowie die beiden darauffolgenden Generationen von Muslimen. Nach salafistischer Auffassung markiert das Jahr 855, das Sterbejahr des sunnitischen Rechtsgelehrten Ahmad Ibn Hanbal, das Ende der „gesegneten Salaf-Epoche“. Die Salaf-Epoche wird in den salafistischen Diskursen als die „goldene Ära“ der muslimischen Gemeinschaft dargestellt, in der ein islamisches Weltreich begrün-det wurde. In den nachfolgenden Generationen sei der „wahre“ Is-lam Entstellungsprozessen ausgesetzt gewesen, die bis in die Ge-genwart fortwirken. Dies habe zum tendenziellen Niedergang des Islam und der politischen Ohnmacht der Muslime weltweit geführt. Um die Reinheit und Wahrhaftigkeit des Islam wiederherstellen zu können, sei es unumgänglich, die religiöse Praxis, die Lebensführung sowie Staats- und Rechtsordnung an Koran und Sunna (überlieferte Taten und Aussprüche Muhammads) – so wie sie früher von den rechtschaffenen Altvorderen verstanden wurden – auszurichten.

Die islamischen Überlieferungen schreiben den rechtschaffenen Altvorderen einen frommen Lebenswandel sowie eine hohe Einsatzbereitschaft für den Glauben und die muslimische Gemeinschaft (umma) zu. Des-halb kommt diesen Genera- tionen von Gläubigen eine Vor-bildfunktion für die Mehrheit der Muslime auf der Ebene der Ethik und Moral zu.

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Salafisten gehen genau an diesem Punkt weiter. Sie ikonisieren die Salaf-Generationen und sind der Ansicht, dass das geistige Erbe der rechtschaffenen Altvorderen das beinhalte, was einzig als der „richtige Islam“ (al-islam as-sahih) gelten könne. Sie fordern vehe-ment die akribische Nachahmung der rechtschaffenen Altvorde-ren in allen Lebensbereichen und sehen deren Verhalten nicht nur als beispielhaftes, sondern als verbindliches Rollenmodell für alle Muslime auch in der heutigen Zeit an. Es gelte daher, Neuerungen (bid´a), die nicht in Koran, Propheten- und Gefährtentradition zu belegen sind, z.B. die Heiligenverehrung, zurückzuweisen und konsequent aus der religiösen Praxis und Lebensführung zu ver-bannen. Selektiv blenden Salafisten jedoch jene Überlieferungen aus, die von Konflikten, Spaltungen und Uneinigkeiten unter den Muslimen während der Lebzeiten der Salaf berichten – vor und nach dem Tod Muhammads. Deswegen lässt sich das Idealbild der Salaf, an dem sich Anhänger der salafistischen Weltanschauung kompromisslos orientieren wollen, in vielerlei Hinsicht als Utopie beschreiben. Die Fokussierung der Salafisten auf die muslimische Urgemeinde des 7. Jahrhunderts auf der Arabischen Halbinsel geht mit einer Geringschätzung späterer Phasen der islamischen Geschichte – mitunter auch ihrer Zeugnisse – einher.

Das Projekt der Salafisten sieht vor, den „authentischen, wahren“ Islam wiederher-zustellen und auf dieser Grundlage einen Staat zu errichten. Dadurch würden ihrer Überzeugung nach die Muslime zu ihrer al-ten Stärke zurückfinden. Dies sei nur durch die bedingungslose Orientierung an den grundlegenden Quellen des Islam und sei-nen Lebensbereichen möglich. Da der Sa-

lafismus im Namen des „wahren“ Islam die Errichtung einer allein religiös legitimierten Gesellschafts- und Staatsordnung anstrebt, kann er als eine Strömung des Islamismus kategorisiert werden. Als islamistische Strömung stehen Kernelemente des Salafismus im Widerspruch zur freiheitlich demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland.

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Von anderen islamistischen Akteuren wie beispielsweise Angehörigen der Muslimbruderschaft unterscheiden sich Salafisten weniger grund-sätzlich als durch einen höheren Grad an Rigorosität und Radikalität. Dies wird z. B. im Hinblick auf strengere Bekleidungsvorschriften für Frauen (Vollverschleierung statt Kopftuch) oder die besonders ablehnende Haltung gegenüber schiitischen Muslimen deutlich.

2. Salafismus als Ideologie

Das islamische Bekenntnis zu einem einzigen Gott (tauhid) ist für Salafisten nicht ausschließlich ein religiöses Be-kenntnis, sondern eine Aufforderung zu einer bestimmten Lebenshaltung. Dem-nach bedingt der Ein-Gott-Glaube eine konsequente Verinnerlichung, Verwirk-lichung und Aufrechterhaltung dieses Bekenntnisses in allen rituellen und all-täglichen Handlungen. Anbetung ist im Salafismus nicht nur als gottesdienst- liche Handlung zu verstehen, sondern als Ausführung der im Koran dargeleg-ten Gesetze und Bestimmungen Got-

tes. Im Umkehrschluss gilt das Befolgen anderer Bestimmungen, wie beispielsweise der deutschen Gesetze, ebenso als „Anbetung“, jedoch als „Götzendienst“ und stellt damit einen Verstoß dar.

Islamismus ist eine Sammelbezeichnung für alle politischen Auf-fassungen und Handlungen, die im Namen des Islam die Errich-tung einer allein religiös legitimierten Gesellschafts- und Staats-ordnung anstreben. Dies bedeutet: Religion und Staat sollen nicht mehr getrennt sein, vielmehr unterliegt der Staat der re-ligiösen Legitimation. Damit geht die Ablehnung der Prinzipien von Individualität, Menschenrechten, Pluralismus, Säkularität und Volkssouveränität einher.

Sogenannter Tauhid-Finger: typische Geste bei Salafis-ten zur Betonung des Glau-bens an einen einzigen Gott (tauhid).

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Salafisten werten die von Menschen geschaffenen Organe der Le-gislative, Judikative und Exekutive als institutionalisierte Formen des Unglaubens ab. Von einem weltlichen Herrscher wird verlangt, dass er nur nach dem salafistischen Verständnis von Koran und Sunna regiert. Anderenfalls wird er als „Götze“ (taghut) bezeich-net und die Unterwerfung unter seine Herrschaft bzw. Rechts-ordnung als „Götzendienst“ abqualifiziert. Sowohl die Aussetzung von göttlichen Bestimmungen als auch deren Veränderung, zeit-gemäße Anpassung oder Ergänzung seien Übertretungen und werden von Vertretern des Salafismus als Tatbestände des Unglaubens betrachtet. Für Salafisten gebühren Herrschaft und Unterwürfigkeit nur dem einen, absolut souveränen Gott.

Der „wahre“ Muslim wird im Salafimus als ein gehorsamer Diener Gottes angesehen, der sich in allen Lebensbereichen dem Willen seines einzigen Schöpfers unterwirft. Dieser Schöpfer ist gleich-wohl der absolute Herrscher, dessen göttlicher Wille Koran und Sunna entnommen werden kann.

Die salafistische Glaubenslehre gibt ein festes Gerüst vor, welches keine Abweichung oder Differenz duldet. Rasterartig wird jedes menschliche Verhalten gemäß dem Wortsinn des Korans in Ka-tegorien eingeteilt und zur Einstufung von Individuen herangezo-gen. Gemäß der salafistischen Ideologie wird die Welt in zwei sich feindlich gegenüberstehende Sphären unterteilt: islamkonform und nicht-islamkonform bzw. gläubig und ungläubig.

3. Erscheinungsformen des Salafismus

Das salafistische Spektrum ist im Hinblick auf seine Erscheinungs- und Aktionsformen nicht einheitlich. Seine Vielfalt ergibt sich aus den spezifischen sozialen und politischen Rahmenbedingungen in den jeweiligen Ländern. Trotz ihrer unterschiedlichen Formen des politischen Handelns teilen alle salafistischen Ausrichtungen die-selben religiösen Grundsätze und orientieren sich überwiegend an

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denselben Vordenkern. Darüber hinaus haben salafistische Aus-richtungen dieselben Auffassungen in Bezug auf Gesellschaft und Staat. Sie streben kurz- oder langfristig die vollständige Umgestaltung von Staat, Gesellschaft und individuellem Le-bensvollzug jedes einzelnen Menschen nach rigiden religiösen Normen an. Salafistische Ausrichtungen unterscheiden sich in erster Linie in der Wahl der Mittel, mit denen ihre Ziele verwirk-licht werden sollen.

Es existieren vier Typen salafistischer Ausrichtungen:

a) Politikferne bzw. puristische Salafis-ten zeichnen sich durch die Unter-lassung politischer Betätigung aus. Sie orientieren sich hierbei an einer Aussage des Gelehrten Nasir al-Din al-Albani, wonach die beste Politik darin bestehe, sich von der Politik abzuwenden. Vorrang haben für sie die Reinigung der Religion von un-statthaften Neuerungen sowie die Da‘wa-Arbeit im Sinne der Missio-nierung. Darauf basierend folgt die Erziehung des Einzelnen und der Ge-meinschaft im Sinne des vermeintlich „wahren“ Islam salafistischer Auffas-sung.

b) Legalistisch politisch agierende Salafisten streben die gewalt-freie Änderung der politischen und der sozialen Ordnung an, zum Beispiel mittels der Gründung einer politischen Partei, der Mitgliedschaft in ei-ner salafistischen Partei oder Organisation.

Symbol der ägyptischen „Partei des Lichts“ (Hizb al-Nur), einer 2011 gegrün-deten Partei mit salafis- tischer Ausrichtung.

Nasir al-Din al-Albani, geb. 1914 in Albanien, gest. 1999 in Jordanien: Islamgelehrter und Verfasser zahlreicher religiöser Schriften; einfluss-reicher Vordenker salafis- tischer Lehrmeinungen.

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c) Jihadistische Salafisten propagieren und wen-den Gewalt an – nicht nur zur Errichtung eines islamischen Staates, sondern auch zur (Re-)Islamisierung der Ge-sellschaft in ihrem Sin-ne und zur Beseitigung von Hindernissen auf diesem Weg.

d) Ferner existiert eine Gruppe von salafistischen Religionsgelehrten, die eine staatstragende Rolle im politischen System einnehmen und als Vehikel zur Stützung der herrschenden Elite fungieren. In Saudi-Arabien sind sie gar ein wesentlicher Teil der politischen Eli-te. Diese Richtung ist mit der wahhabitischen identisch.

Diese vier Ausrichtungen lassen sich als Fraktionen einer in theo-logischer Hinsicht zusammenhängenden salafistischen Bewegung beschreiben. Dieser theologische Zusammenhang erleichtert den Anhängern den Wechsel zwischen den einzelnen Strömungen und macht die Übergänge fließend. In der Realität sind die verschiedenen Denkrichtungen des Salafismus nicht voneinander abgrenzbar.

Eine zusammenfassende Betrachtung dieser weitverbreiteten Typologie lässt erkennen, dass alle vier oben beschriebenen Frak-tionen des Salafismus in erster Linie in Ländern mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung lokalisiert sind. Gemeinsam ist ihnen,

Muhammad al-Maqdisi, geb. 1959 in Nablus (Westjordanland), einer der geistigen Weg- bereiter des jihadistischen Salafismus.

Beim Wahhabismus handelt es sich um eine Richtung, die im 18. Jahr hundert auf der Arabischen Halbinsel gegründet wurde. Sie zeichnet sich durch ein reformfeindliches und rigides Islamver-ständnis aus, das im Laufe des 20. Jahrhunderts den Salafismus stark geprägt hat. In den Golfstaaten Saudi-Arabien und Katar ist der Islam in seiner wahhabitischen Prägung Staatsreligion.

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dass sie die politischen Systeme in diesen Ländern für korrupt und unislamisch erklären. Allerdings bringen sie dies auf unterschiedliche Art und Weise zum Ausdruck.

Bei aller gebotenen Differenzierung ist das salafistische Spekt-rum in Deutschland in allen seiner Erscheinungsformen von ge-sellschaftspolitischer Relevanz. Weiterhin ist festzustellen, dass in Deutschland kein genuiner Salafismus existiert. Sowohl die Predi-ger als auch deren Anhänger und Sympathisanten haben verschie-dene ideologische Positionen von Gelehrten, die hauptsächlich im Nahen Osten agieren, angenommen. Die Salafisten in Deutsch-land verkörpern ein gallertartiges Gebilde. Ideologisch handelt es sich um eine Mischform aller oben beschriebenen Fraktionen. Ab-hängig von den aktuellen Umständen bedienen sie sich der Argu-mentationen der entsprechenden salafistischen Ausrichtungen, um ihr Handeln zu legitimieren.

Die salafistischen Prediger in Deutschland fordern von ihren An-hängern die absolute Unterwerfung unter den vermeintlichen Willen Gottes. Dies schafft den Nährboden für die Mobilisierung von Szenemitgliedern und Sympathisanten für den Jihad im In- und Ausland. Dabei vertritt die Szene eine Konzeption, die sowohl gewaltlose als auch gewaltsame Formen des Jihad beinhaltet. Entscheidend bei der Wahl der jeweiligen Form sind Radikalisie-rungsgrad und persönliche Ambitionen der Akteure, nicht die welt anschaulichen Grundsätze des Salafismus. Letztere sind kon-stant und aus der Sicht salafistischer Akteure nicht verhandelbar. Die Form des Jihad, die von den jeweiligen Szenemitgliedern und Sympathisanten praktiziert wird, ist zudem stark von der Reso-nanzentfaltung der Propaganda, den sozialen Umständen und der persönlichen mentalen Situation abhängig.

Die gewaltlose Variante des Jihad umfasst den Aufruf an die „wahre“ Religion zu glauben (ad-da’wa li-d-din al-haqq). So werden das seit 2012 laufende Koranverteilungsprojekt „LIES!“ und die damit verbundenen Anstrengungen der ehrenamtlich engagierten Per-sonen von der Szene als „eine edle Form des Jihad“ bezeichnet.

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4. Erkennungsmerkmale salafistischer

Orientierung

Ein wichtiger Bestandteil des Salafismus bildet das äußere Erschei-nungsbild seiner Mitglieder. Salafisten wollen sich bewusst von den „Ungläubigen“, aber auch von anderen Muslimen abheben. Während für Frauen die Vollverschleierung vorgesehen ist, tragen die Männer lange Bärte, wobei der Oberlippenbart gestutzt wird, und lange Kleider, die oberhalb des Knöchels enden. Wer diese Vor-schriften, die sich im übrigen nicht aus dem Koran ergeben, nicht im Detail umsetzt, wird des Verrats am „wahren“ Glauben be-zichtigt. Diese strikte Position ist innerhalb des orthodoxen sun-nitischen Islam äußerst umstritten. Die Diskrepanz kann man u.a. damit erklären, dass viele salafistische Vertreter die Vielfalt der Auslegungsmöglichkeiten im Islam zurückweisen und im Unter-schied zur traditionellen religiösen Geistlichkeit (ulama) oft nicht über eine fundierte religiöse Ausbildung verfügen. Es sind vielmehr theologische Laien und „Freizeitprediger“, die den Salafismus in Deutschland prägen.

Unter der Formel „Freundschaft und Meidung“ (al-wala´ wa-l-bara) wird ein Grundsatz gepredigt, wonach es gilt, die Nähe zu Salafisten zu suchen und sich von Nicht-Salafisten fernzuhalten. Der freund-schaftliche Umgang mit Nicht-Muslimen bzw. mit Nicht-Sala-fisten ist nur dann zulässig, wenn sie dadurch zum „wahren“ Is-lam bekehrt werden sollen. Ansonsten ist es nach salafistischer Überzeugung eine religiöse Pflicht jedes „wahren“ Gläubigen, An-dersgläubige zu hassen. Dadurch wird der innere Zusammenhalt salafistischer Gruppierungen gestärkt, die wie religiöse Sekten funktionieren.

Anhänger des Salafismus in Deutschland prangern die „westliche“ Lebensart als zutiefst dekadent an und möchten sich vor deren gesellschaftlichen Einflüssen schützen. Dabei vermitteln die sala-fistischen Protagonisten in Deutschland eine exklusive göttliche Wahrheit. Ihre strikte Aneignung bietet einen Ausweg aus die-

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ser „verdorbenen“ Gesellschaft. Physisch lebt man in Deutschland, mental jedoch wird die eigene erhabene Gemeinschaft der „wahren“ Gläubigen zelebriert. Jede Handlung und jede Aussage des salafis-tischen Diskurses wird entsprechend mit religiösen Formeln um-mantelt und als göttlicher Wille propagiert. Gott ist ihr Verbünde-ter, seine Allmacht rechtfertigt ihre Handlungen, die wiederum die himmlische Vorsehung vom Sieg des Islam greifbar nah machen. Der Islam gemäß dem eigenen Verständnis ist somit die Einladung Gottes ins Paradies, ein Zustand des vollkommenen Glaubens, in dem Kompromisse nicht denkbar sind. Diese Einladung, so die Vor-stellung der Salafisten, ist allen Menschen durch Da´wa (Aufruf zum Islam, Missionierung) zugänglich zu machen. Die Nichtannahme der Einladung gilt als Aggression gegen Gott. Diese Aggression recht-fertigt in den Augen mancher Salafisten alle Formen der Abwehr – auch die militanten, wenn die Machtkonstellation es zulässt.

Im Diskurs salafistischer Akteure und Personenkreise in Deutsch-land lassen sich oft bestimmte Erscheinungs-, Denk- und Hand-lungsbilder feststellen. Dabei ist zu beachten, dass die Grenzen zwischen orthodoxer Auslegung des Glaubens und salafistischer Islamauffassungen in einzelnen Aspekten oft fließend sind. Die unten genannten Kriterien können Indizien für eine Zugehörigkeit zu einer salafistischen Gruppe sein, wenngleich hier gilt, dass sie nicht zwingend auf den Grad der Bindung in einem salafistischen Milieu oder mögliche Militanz hinweisen. Ebenso kann es sich um Provokation, Behauptung in der Clique oder ein vorübergehendes Ausprobieren bestimmter Positionen handeln.

Mögliche Kriterien:• Zweidimensionale Bewertungsschemata ohne Differenzierung:

„gut“ gegen „böse“, „Wir“ gegen „die Anderen“,• religiöse Begründung sämtlicher eigener Handlungen,• Distanzierung bis Verachtung all derer, die als „Ungläubige“

bezeichnet werden, • Erklärung anderer islamischer Konfessionen (z. B. Schiiten) und

Strömungen (z. B. Sufismus, islamische Mystik) als Formen des Unglaubens,

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• Beschreibung politischer Ereignisse als Kampf des Westens gegen den Islam,

• Beschreibung kriegerischer Konflikte in islamischen Ländern als Jihad,

• keine eindeutige Distanzie-rung zu oder gar Verherrli-chung von Selbstmordat-tentätern,

• Beschreibung des Jihad als sechste Säule (Glaubens-pflicht) des Islam,

• antisemitische Argumen-tationslinien und Dehumanisierung Andersgläubiger,

• keine Befürwortung der Demokratie, oft sogar Zurückweisung als „Werk des Teufels“,

• Ablehnung der Gleichbe-rechtigung der Geschlechter,

• Salafistischer Dresscode: Anspielung auf die als „ori-ginär“ islamisch verstandene Kleiderordnung wie zu Zeiten Muhammads, z. B. Kleidungslänge bis zu den Knöcheln,

• Tragen einer gehäkelten Kopfbedeckung und gele-gentlich eines Turbans,

• Tragen eines Ganzkörper-schleiers bei Frauen,

• Vermeidung von Augen- und Körperkontakt mit dem jeweils anderen Geschlecht,

• regelmäßiger Aderlass als medizinische Prophetentradition,• Hören islamisch-heroischer Gesänge ohne Instrumente

(nashid), Ablehnung weltlicher Musik,• Konsum salafistischer Medien und Materialien (Videos, Audios,

Bücher, Webseiten).

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5. Organisationstruktur und Aktionsfelder salafistischer Gruppen

Wer die salafistischen Strukturen in Deutschland erfassen will, wird vergeblich nach einem Dachverband mit Hauptsitz, Vorstand, Satzung und zugehörigen Ortsvereinen suchen. Die salafistische Szene setzt sich vielmehr aus unabhängigen Vereinen, informellen Personenzusammenschlüssen, Internetseiten und Initiativen zu-sammen. Zwischen den einzelnen Akteuren und Anhängern be-stehen häufig Kennverhältnisse und mitunter auch Formen der Zusammenarbeit. Sie werden aber weder innerhalb Deutschlands noch aus dem Ausland zentral gesteuert.

Die Aktivitäten der verschiedenen Einrichtungen sind vielfäl-tig und umfassen folgende Bereiche:• Missionierungsarbeit (da‘wa) u.a. durch Koranverteilungs-

aktionen und Infostände,• religiöse, gesellschaftliche und politische Propaganda im

Internet, in Schriften, Predigten, Vorträgen, bei Islamsemi- naren und Kundgebungen,

• Unterstützungsleistungen für muslimische Zivilisten, aber auch für jihadistische und terroristische Gruppierungen in Kriegs- und Krisenregionen,

• Unterstützung (rechtskräftig verurteilter) muslimischer Gefangener und

• als ein 2015 aufgekommenes Phänomen die Kontaktauf- nahme zu Flüchtlingen in Deutschland.

Bundesweit existieren zahlreiche salafistische und salafistisch be-einflusste Gruppierungen und Vereine. Sie besitzen teilweise ein regional begrenztes Aktionsfeld und teilweise überregionale Wir-kung. Zu den wichtigsten Gruppierungen mit überregionalem - auch nach Rheinland-Pfalz reichendem - Einfluss gehört das Netz-werk „Die Wahre Religion“, das auf mehreren Ebenen aktiv ist. Es betreibt ein eigenes umfangreiches Web-Angebot, hat in den ver-gangenen Jahren bundesweit Islamseminare organisiert und ist

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in das Missionierungsprojekt „Lies!“ eingebunden. Das „Lies!“-Pro-jekt wurde von dem in Köln wohnhaften Ibrahim Abou-Nagie in-itiiert, der zugleich Leiter des Netzwerks „Die Wahre Religion“ ist. Im Rahmen von „Lies!“ werden seit 2011 in zahlreichen Städten Koran-Übersetzungen verteilt - 25 Millionen Exemplare sind das angestrebte Ziel. Die unter großem Personalaufwand betriebene Aktion dient auch dazu, die Mitwirkenden sowie Interessenten an den Infoständen mit salafistischem Gedankengut zu beeinflussen. Im Ganzen stellt dieses Projekt in Organisation und Ausgestaltung eine Professionalisierung salafistischer Propaganda dar.

Die Akteure von „Die Wahre Religion“ sind bundesweit mit einer Vielzahl von Salafisten, teils auch aus dem gewaltbereiten Spekt-rum, vernetzt.

In den vergangenen Jahren wurden mehrere überregional tätige salafistische Vereinigungen durch das Bundesinnenministerium verboten, da sich der Vereinszweck gegen die verfassungsmäßige Ordnung und den Gedanken der Völkerverständigung richtete, teilweise unter dem Einsatz bzw. der Billigung von Gewalt. 2012 war hiervon die zuletzt in Solingen ansässige Gruppierung „Millatu Ibrahim“ („Gemeinschaft Abrahams“) betroffen. 2013 folgte ein Verbot seiner Teilorganisation „An-Nussrah“ („Die Unterstüt-zung“) sowie des Missionierungsnetzwerks „DawaFFM“ („Aufruf zum Islam, Frankfurt am Main“) und des „Dawa Team Islamische Audios“. 2015 wurde die Vereinigung „Tauhid Germany“, die als Er-satzorganisation von „Millatu Ibrahim“ fungiert hatte, verboten. Die Gruppierung war u.a. durch zahlreiche Aufrufe, den Staat und seine Vertreter zu bekämpfen, aufgefallen.

In Rheinland-Pfalz existieren keine festen salafistischen Organisati-onsstrukturen. Gleichwohl gibt es reale und virtuelle Anlaufstellen für rheinland-pfälzische Salafisten sowie Vernetzungen in die sala-fistische Szene im In- und - seltener - im Ausland. Bislang konnten salafistische Bestrebungen folgender Art festgestellt werden:• Einladung überregional einflussreicher salafistischer Prediger

in einzelne Moscheevereine,

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• Teilnahme von Personen aus Rheinland-Pfalz an salafistischen Islamseminaren und Kundgebungen im In- und Ausland,

• salafistisch gefärbte Predigt- und Vortragsinhalte in einzelnen Moscheevereinen,

• Bestreben salafistischer Personen, Einfluss auf die Ausrichtung und Aktivitäten einzelner Moscheevereine zu nehmen,

• salafistische Propaganda im Internet und in sozialen Netzwerken,• Sympathiebekundungen für Hauptakteure des salafistischen

Spektrums, z. B. in sozialen Netzwerken im Internet,• Infostände im Rahmen

des „Lies!“-Projekts, u.a. in Koblenz, Lud-wigshafen am Rhein, Mainz, Neustadt an der Weinstraße, Neuwied und Speyer,

• Teilnahme von Personen aus Rheinland-Pfalz an der gewaltsam eskalier-ten Demonstration von Salafisten gegen die rechtsextreme Partei „Pro NRW“ am 5. Mai 2012 in Bonn,

• Ausreisen von Personen aus dem salafistischen Spektrum in „Jihad“-Regionen, u.a. nach Syrien und in das afghanisch- pakistanische Grenzgebiet.

6. Salafismus als Nährboden für den Jihadismus

Insbesondere wenn salafistische Propaganda auf Mitglieder und Sympathisanten mit straffälliger Neigung trifft, kann sie in die Mobilisierung für den Jihad im Sinne des militanten Kampfes münden. Dieser kann unterschiedliche Formen annehmen: von situativen Gewaltausbrüchen im öffentlichen Raum über die ge-zielte Liquidierung von vermeintlichen Feinden des Islams bis hin zu mörderisch indifferenten Terroranschlägen und Ausreisen zu

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„Jihad“-Schauplätzen in Afghanistan, Irak, Syrien, Somalia und anderenorts.

Das Beispiel Murat K. zeigt die von der salafistischen Gruppendy-namik ausgehende Gefahr. Während einer Demonstration ge-gen eine Kundgebung der rechtsextremen Splitterpartei „Pro NRW“ am 5. Mai 2012 in Bonn eskalierte die Lage derart, dass es zu Gewaltausbrüchen seitens der Salafisten gegen die im Einsatz befindlichen Polizeibeamten kam. Murat K. attackierte zwei Po-lizisten mit einem Messer. Bei seiner Verurteilung wegen gefähr-licher Körperverletzung, Landfriedensbruch und Widerstands ge-gen Vollstreckungsbeamte warf er dem Vorsitzenden Richter das Grundgesetz vor die Füße. Er verteidigte seine Tat damit, dass es die Pflicht jedes rechtgläubigen Muslims sei, die Repräsentanten des taghut anzugreifen. Der Begriff taghut (Götze) findet im sala-fistischen Sprachgebrauch häufig als Sinnbild eines bösen, korrupten Systems Verwendung.

Der Fall des zur Tatzeit erst 21-jährigen Arid U. ist ein weiteres Beispiel für die Radikalisierung. Motiviert unter anderem von der salafistischen Propaganda hiesiger Prediger und einer subjektiv wahrgenommenen Aggressivität der USA gegen die weltweite Gemeinschaft der Muslime, erschoss er Anfang März 2011 zwei US-Soldaten am Frankfurter Flughafen und verletzte zwei weitere schwer. Bei dieser Tat handelte es sich um den ersten erfolgreich durchgeführten Anschlag in Deutschland, dem die salafististische Weltanschauung zugrunde liegt.

Ebenso gingen das geplante, aber verhinderte Attentat auf den Vorsitzenden der rechtsextremen Partei „Pro NRW“ sowie der An-schlagsversuch am Bonner Hauptbahnhof im Dezember 2012 von Personen aus, die sich unter dem Einfluss salafistischer Propaganda radikalisiert hatten.

Ein Radikalisierungsverlauf bis hin zum Kampf auf Seiten der Ter-rororganisation „Islamischer Staat“ (IS) lässt sich beim ehemaligen Rapper Denis Cuspert aus Berlin nachzeichnen. Seine Konversion

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zum Islam im Jahr 2010 ging zeitlich mit dem Anschluss an die sa-lafistische Gruppierung „Die Wahre Religion“ einher. Binnen kurzem avancierte er in Teilen der deutschsprachigen salafistischen Szene zu einem Vortragenden von Hymnen bzw. Kampfliedern (arab. nashid). Die Inhalte reichten hierbei vom Aufruf, sich dem Jihad anzuschlie-ßen, über die Verherrlichung des Märtyrertodes bis zum Bekennt-nis zu Usama bin Ladin. In der Folge wandelte sich Denis Cuspert vom Propagandisten des Jihad zu einem jihadistischen Akteur. 2012 führte sein Weg von Deutschland nach Ägypten und später nach Syrien, wo er sich zunächst der dortigen „al-Qaida“-Sektion „Jabhat al-Nusra“ anschloss und im Jahr 2014 dem IS-Führer Abu Bakr al-Baghdadi die Treue schwor. Videoaufnahmen weisen auf die Beteiligung von Denis Cuspert an exzessiven Gewalttaten hin.

Darüber hinaus kam es in den vergangenen Jahren immer häufiger zu Ausreisen von Jihad-Willigen aus Deutschland in die Konfliktre-gionen der islamischen Welt. Reiste in früheren Jahren, insbeson-dere 2008 und 2009, der Großteil der radikalisierten Personen in das afghanisch-pakistanische Grenzgebiet, löste der Ausbruch des Bür-gerkriegs in Syrien im Jahre 2011 eine noch deutlich größere Aus-reisewelle aus. Seitdem haben sich mehrere Hundert Salafisten aus Deutschland jihadistischen Organisationen in Syrien und Irak ange-schlossen. Einige von ihnen wurden dort getötet, einige von ihnen haben im Auftrag der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) Selbstmordanschläge auch gegen Zivilisten durchgeführt.

Diese Auswahl von Beispielen belegt, welche verheerende Wir-kung salafistische Propagan da in Deutschland ausüben kann und zeigt deutlich, dass eine zunehmende Zahl von Anhän-gern militant agiert. Die Ur-sache liegt in der stärker wer - denden gewaltverherrlichenden und volksverhetzenden Propa- ganda einiger salafistischer Pre-

Schwarzes Banner mit dem islamischen Glaubensbekenntnis (sog. raya); historisch betrachtet oft in kriegeri-schem Kontext verwendet und heute von Jihadisten.

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diger und nährt sich aus den Ereignissen und Bildern der eskalier-ten Bürgerkriege in Syrien und Irak. Die Protagonisten der Szene versuchen daraus Nutzen zu ziehen, um ihren Einflussbereich zu erweitern. Sie produzieren in ihren Predigten populistische Inhalte, die auf Gewaltrhetorik unter Abwertung anderer fußen und somit zur Gewaltenthemmung ihrer Anhängerschaft beitragen.

Da salafistische Gruppen ihrer nicht-salafistischen Umgebung gegenüber prinzipiell feindlich gesinnt sind und sich somit im dauerhaften Konflikt mit ihr befinden, verleihen sie dem Einzelnen ein Gefühl der Anerkennung, der Stärke und – noch wichtiger – der moralischen Überlegenheit. In der Selbstwahrnehmung ver-ursacht die Verfolgung durch staatliche Organe somit ein Selbst-wertgefühl, das vorher nie erreicht worden ist. Das Interesse des Staates und der Öffentlichkeit wird uminterpretiert und als Erfolg gefeiert. Betrachtet man die deutsche Salafismusszene, so wird deutlich, dass es sich keineswegs um ein reines „Armutsphänomen“ han-delt. Deutsche Salafisten verstehen sich als Avantgarde des Islam und verbinden reale Erfahrungen, die muslimische Jugendliche mit Diskriminierungen und Islamfeindlichkeit machen, mit diversen internationalen Konflikten wie den Kriegen im Irak und in Afgha-nistan oder Syrien. Auf diesen realen Erfahrungen baut die salafis-tische Radikalisierung auf.

„Kampf der Kulturen“ und „Kreuzzug des Westens gegen den Islam“: Diese Botschaften werden in salafistischen Diskursen regelmäßig vermittelt.

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7. Hintergründe und Ursachen für die Zuwendung zum Salafismus

Ähnlich wie in anderen Phänomenbereichen sind die Ursachen für die Radikalisierung auch im Bereich des Salafismus vielschich-tig und individuell verschieden. Nicht in allen, aber in den meisten Fällen ist die Zuwendung zur salafistischen Lehre und zu salafisti-schen Gruppen Resultat einer persönlichen Krisensituation.

Sie ist oftmals gekennzeichnet durch:• ein fehlendes Zugehörigkeitsgefühl zur deutschen Gesell-

schaft, das auf Diskriminierungserfahrungen oder zumindest subjektiv wahrgenommener Diskriminierung aufgrund der muslimischen Religionszugehörigkeit oder der ethnischen Herkunft beruht,

• familiäre Probleme,• Suche nach Halt, Orientierung und Lebenssinn – unter Umstän-

den zur Überwindung von Alkohol-, Drogensucht oder einer kri-minellen Vergangenheit.

Sowohl bei der Suche nach einer Ersatzgemeinschaft als auch nach klaren Richtlinien und einfachen Erklärungen halten sala-fistische Gruppen ein Angebot bereit, das insbesondere orien-tierungslosen Jugendlichen und jungen Erwachsenen mitunter attraktiv erscheint – Männern ebenso wie Frauen, Geburtsmus-limen ebenso wie Konvertiten. Salafisten messen der Gemein-schaft von „Brüdern und Schwestern im Glauben“ unabhängig von ethnischer Zugehörigkeit, Einkommen, schulischem oder be-ruflichem Erfolg einen hohen Stellenwert bei. Über die gemein-same Durchführung religiöser Handlungen wie das Beten hinaus bieten sie unterschiedliche Freizeit- und Gruppenaktivitäten an. Mehr noch, sie fühlen sich durch gemeinsame Überzeugungen, Standpunkte und Ziele untereinander verbunden. Die wachsende Einbindung in eine salafistische Gruppe geht oft mit einer (sich verstärkenden) Entfremdung von der eigenen Familie und gege-benenfalls dem bisherigen Freundeskreis einher.

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Auch zieht die salafistische Lehre selbst mit ihren stren-gen Verhaltensvorschriften und einfachen Erklärungs-mustern auf die Fragen, was erlaubt und verboten, was gut und schlecht, wer Freund und wer Feind ist, nach Ori-entierung suchende Men-schen an.

Ein Teil der Salafisten hat sich in den vergangenen Jahren bis hin zur Beteiligung am Jihad, insbesondere in Syrien, radikalisiert. Auch hier ist die Motivlage meist durch Wechselwirkungen persönlicher Umstände und religiöser und politischer Argumente nach salafis-tischem Muster charakterisiert. Auf der individuellen Ebene sind über das Bedürfnis nach Gemeinschaftserlebnis, Gruppenzugehö-rigkeit und Anerkennung hinaus vielfach auch die Flucht vor All-tagsproblemen in der Heimat sowie Abenteuerlust ausschlagge-bend. Hinzu kommt bei den meisten ausgereisten Personen der Wunsch, in einer islamischen Umgebung zu leben, die sie – zu-mindest vor ihrer Ausreise – in den von Jihadisten kontrollierten Gebieten für realisiert halten.

Der letztgenannte Punkt deutet darauf hin, dass die religiöse – ebenso wie die politische – Dimension nicht gänzlich übersehen werden sollte. Viele Jihad-Beteiligte sind tatsächlich davon über-zeugt, durch ihren Kampfeinsatz, beispielsweise gegen das Assad- Regime in Syrien oder NATO-Kräfte in Afghanistan, eine Glaubens-pflicht zu erfüllen. Sie verweisen dabei auf Koranverse wie „Zieht hinaus, leicht und schwer, und setzt euch ein mit eurem Gut und eurem Leben auf Gottes Weg.“ (Sure 9, Vers 41). Zugleich agieren sie in Erwartung einer Belohnung im Jenseits, die in einigen Koran-passagen und Hadithen für Glaubenskämpfer in Aussicht gestellt wird, z.B. „Wer auf dem Wege Gottes kämpft, sodann getötet wird oder siegt, dem werden wir reichen Lohn geben.“ (Sure 4, Vers 74).

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Ihren Kampfeinsatz betrach-ten Jihadisten zumeist als Ver-teidigung der Muslime und ih-rer Rechte gegen tyrannische Herrscher oder fremde Mächte. Darüber hinaus handeln sie in der Vorstellung, einen Beitrag zur Gründung einer islamischen Ordnung zu leisten. Sofern sie sich dem „Islamischen Staat“ (IS) anschließen, sind sie gar überzeugt, an der Schaffung ei-nes angestrebten islamischen Großreiches unabhängig von nationalstaatlichen Grenzen mitzu-wirken. Ob ihr Vorgehen aber tatsächlich der islamischen Lehre und Praxis früherer Generationen von Muslimen entspricht, wird von ihnen nicht wirklich reflektiert.

8. Reaktionsmöglichkeiten von Staat und Gesellschaft

Sowohl sicherheitspolitisch relevante Akteure als auch zivilge-sellschaftliche Multiplikatoren sind heute mehr denn je gefragt, Möglichkeiten zu finden, um der virulenten Herausforderung des Salafismus zu begegnen und um die in die Fänge des Salafismus geratenen Jugendlichen für die Demokratie zurückzugewinnen. Hierbei ist es notwendig, Maßnahmen für eine vorausschauende Intervention in der Frühphase der salafistischen Radikalisierung zu ergreifen, Strategien zum Umgang mit bereits radikalisierten Personen und zur Begrenzung ihres Einflusses auf andere Indivi-duen zu entwickeln und Programme zur Rehabilitierung von Be-troffenen und Opfern zu initiieren. Diese Maßnahmen sollen das Ziel der Deradikalisierung fokussieren. Deradikalisierung ist einer-seits ein individueller Prozess, bei dem eine radikalisierte Person ihr Bekenntnis zu extremistischen Denk- und Handlungsweisen, insbesondere zur Befürwortung von Gewalt zur Durchsetzung ihrer Ziele, sowie ihr entsprechendes Engagement aufgibt. An-

„Dabiq“, das Online-Magazin des „Isla-mischen Staates“ (IS), hier das Titel-blatt der ersten Ausgabe vom Juli 2014 („Die Rückkehr des Kalifats“)

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dererseits beschreibt Deradikalisierung Maßnahmen, die darauf abzielen, Personen oder Gruppen dazu zu bewegen und dabei zu unterstützen, sich aus dem extremistischen Umfeld herauszulö-sen und extremistische Handlungen aufzugeben (disengagement) sowie entsprechende Denkweisen abzulegen.

Die beste Form der Deradikalisierung ist die (Rück-)Gewinnung von jungen Menschen für die Demokratie. Toleranz, Respekt gegen-über Andersdenkenden und ziviler Umgang mit Konflikten sind Kernkompetenzen der modernen Gesellschaft. Jungen Menschen muss verdeutlicht werden, dass diese ausreichende Möglichkeiten für die Selbstentfaltung bieten und mit dem Islam nicht in Konflikt stehen.

Zur erfolgreichen Umsetzung von Deradikalisierungsmaßnahmen ist die Vernetzung von Teilkompetenzen (zivilgesellschaftliche Ak-teure, Jugendämter, Migrationsbeauftragte, Integrationsminis-terium und Innenministerium) eine wichtige Voraussetzung. Dies gilt ebenfalls für die Einbindung muslimischer Partner. Die einzel-nen Akteure können ihre jeweiligen Erfahrungen in islamisch ge-prägten Milieus einbringen und Synergien entwickeln.

In der Auseinandersetzung mit dem Salafismus bedarf es einer Kommunikationsplattform. Qualifizierte Netzwerke sind not-wendig, um antidemokratische sowie extremistische Stimmen in der Gesellschaft rechtzeitig zu erkennen und ihnen zielgerichtet mit passenden Instrumentarien zu begegnen, um die Radikalisie-rungsspirale zu unterbrechen.

Die Ausbildung solcher Netzwerke erfordert:• Aufklärung und Sensibilisierung in Zusammenarbeit mit Schulen,• Präventionsprojekte in Jugendclubs,• Zusammenarbeit zwischen zivilgesellschaftlichen Akteuren und kommunalen Vertretern,• Präventionsprojekte in betroffenen / potenziellen Milieus,• Aussteigerprogramme,

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• Aufbau von Informationskanälen,• Gewinnung von Vertrauenspersonen in den betroffenen

Gemeinden sowie• Ausbildung von Gesprächspartnern und Multiplikatoren.

Dabei sollte eine Deradikalisierungsstrategie vermeiden, ganze reli-giöse bzw. ethnische Gruppen zu stigmatisieren und als Bestand-teil einer ressortübergreifenden gesamtgesellschaftlichen Vorge-hensweise konzipiert werden. Im Falle des Salafismus sind Muslime wichtige Partner der Jugendarbeit.

9. Fazit

Anhänger des Salafismus sind Muslime, die für sich in Anspruch nehmen, den Weg ins Paradies zu kennen. Die salafistische Welt-anschauung stellt eine Bedrohung für den gesellschaftlichen Frie-den in Deutschland dar. Deren Verbreitung führt zumeist zu Mar-ginalisierung, Separatismus und Radikalisierung von Muslimen. Die salafistischen Botschaften sind integrationsfeindlich und anti-demokratisch. Es wird mit Nachdruck zur Ablehnung der demokratischen Rechts- und Werteordnung aufgerufen.

Die Hauptakteure salafistischer Bewegungen vertreten einen machtpolitischen Anspruch. Ihre Strategien sind vielfältiger Natur. Die Bewegung teilt sich in Eliteformationen, die aus den „wah-ren“ Gläubigen bestehen, und Sympathisanten. Die Eliten sind die Träger und Verbreiter der Ideologie. Meist verstehen diese sich als Avantgarde, die die Muslime in das goldene Zeitalter des Islam zu-rückführen wird. Dabei geht es ihnen stets darum, sich als Erlöser zu präsentieren.

Die Salafisten schaffen es, mit ihrer religiös-totalitären Weltan-schauung desorientierte Jugendliche zu mobilisieren. Salafismus steht für Rückzug, Identitätssuche, das Beharren und die Angst vor vermeintlichen Sünden. Er definiert „gut“ und „böse“, indem er einen vermeintlich „reinen“ Islam predigt.

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Die Tatsache, dass nur ein Teil der Salafismus-Anhänger Gewalt als legitimes Mittel für religiöse, gesellschaftliche und politische Veränderungen betrachtet, macht diese Gruppen nicht minder gefährlich. Sie agieren entlang einer polarisierenden Mischung aus traditionellen Vorstellungen und politischen Ambitionen. Die sala-fistische Weltanschauung liefert die argumentative Begründung auch für militante Jihadisten. Anders formuliert, nicht jeder Sa-lafismus-Anhänger ist ein Gewalttäter, allerdings legitimiert der Salafismus und fordert in letzter Konsequenz den gewaltsamen Jihad. Von den Denkern der Bewegung werden so Mission und mi-litanter Kampf als zwei Seiten einer Medaille, als Jihad, gelehrt. Dabei profitiert die Gruppe – ob kampforientiert oder missiona-risch – von mitunter legalen Strukturen, die sie in Deutschland un-terhält. Aufgrund ihrer eindeutigen Demokratiefeindlichkeit und der von ihnen angestrebten Überwindung der Verfassung stellen salafistische Bestrebungen in Deutschland eine ernst zu nehmende Herausforderung für Staat und Gesellschaft dar.

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10. Anhang

Zentrale Begriffe im Sprachgebrauch von Salafisten

Die nachstehenden Begriffe sind größtenteils allgemeiner Be-standteil der islamischen Terminologie, sie werden aber von Sa-lafisten inflationär verwendet. Darüber hinaus erfahren einige der Begriffe bei ihnen eine erweiterte bzw. zugespitzte Bedeutung.

Ahl al-sunna wal-jama‘a: Anhänger der Prophetentradition und der Gemeinschaft; Selbstbezeichnung von Salafisten

Al-salaf al-salih: die rechtschaffenen Altvorderen, d.h. die ersten Generationen von Muslimen; Rollenmodell für gläubige Muslime, ganz besonders für Salafisten

Al-wala‘ wa-l-bara‘: Loyalität (gegenüber Gott und den gläubigen Muslimen) und Lossagung (vom Unglauben und von den Ungläubigen)

Bid‘a: (unerlaubte religiöse) Neuerung

Da‘wa: Aufruf bzw. Einladung (zum Islam); sinngemäß: Missionie-rung, Propaganda

Iman: Glaube (Gegenbegriff zu Kufr)

Janna: Paradies

Jahannam: Hölle

Jihad: Einsatz bzw. Kampf auf dem Weg Gottes bzw. für Gott

Kafir (Plural: Kuffar): Ungläubiger; salafistische Standardbezeich-nung für Nichtmuslime (s. auch takfir)

Kufr: Unglaube

Manhaj: Lebensweise, Praxis

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Mujahid (Plural: Mujahidun, Mujahidin): Glaubenskämpfer (s. auch Jihad)

Mushrik (Plural: Mushrikun, Mushrikin): Polytheist (s. auch Shirk)

Nashid: religiöser (Sprech)Gesang ohne instrumentelle Begleitung; häufige akustische Untermalung in Videos, die den Jihad sowie Märtyrer verherrlichen

Rafidi (Plural: Rafida, Rawafid): „Leugner“; abwertende Bezeich-nung für Schiiten

Scharia: islamisches Gesetz

Shahid (Plural: Shuhada): Märtyrer

Shirk: Vielgötterei, Polytheismus; bei Salafisten erweiterte Bedeu-tung: Befolgung weltlicher Gesetze anstelle der Scharia; Gegen-satzbegriff zu Tauhid

Taghut: Götze; bei Salafisten Inbegriff des unislamischen und daher abzulehnenden oder gar zu bekämpfenden Systems ein-schließlich seiner Repräsentanten, Institutionen und Symbole

Takbir: Ausrufen von „Allahu akbar“ („Gott ist unvergleichlich groß!“)

Takfir: Erklärung eines Muslims oder einer muslimischen Grup-pierung zum Ungläubigen (kafir) bzw. zu Ungläubigen; Exkom-munizierung

Tasfiyya: Reinigung der islamischen Religion von unislamischen Elementen

Tauhid: Monotheismus; bei Salafisten mit erweiterter Bedeutung: Anerkennung Gottes als einzigen Gesetzgeber und Befehlshaber (Gegensatzbegriff zu Shirk)

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Weiterführende Literatur zur Thematik

Buchta, Wilfried: Terror vor Europas Toren. Der Islamische Staat, Iraks Zerfall und Amerikas Ohnmacht. Campus Verlag. Frankfurt am Main, New York 2015.

Ceylan, Rauf; Jokisch Benjamin (Hg.): Salafismus in Deutschland: Entstehung, Radikalisierung und Prävention. Peter Lang Verlag. Frankfurt am Main u.a. 2014.

Dantschke, Claudia; Mansour, Ahmad; Müller, Jochen; Serbest, Yasemin: „Ich lebe nur für Allah“. Argumente und Anziehungskraft des Salafismus. Eine Handreichung für Pädagogik, Jugend und Sozialarbeit, Famili-en und Politik. Schriftenreihe Zentrum Demokratische Kultur 2011.

Said, Behnam T. und Fouad, Hazim (Hg.): Salafismus. Auf der Suche nach dem wahren Islam. Verlag Herder GmbH. Freiburg im Breisgau 2014.

Schneiders, Thorsten Gerald (Hg.): Salafismus in Deutsch-land. Ursprünge und Gefahren einer islamisch-fundamen- talistischen Bewegung. Transcript Verlag. Bielefeld 2014.

Steinberg, Guido: Kalifat des Schreckens. IS und die Bedrohung durch den islamistischen Terror. Verlag Knaur TB. München 2015.

Informations-, Hilfs- und Beratungsangebote

Beratungsstelle „Salam“ beim Institut zur Förderung von Bildung und Integration (INBI) Mainz

Beratungsstelle:Beratungshotline: 0 61 31 / 6 17 29 87 • E-Mail: [email protected] zum Institut:Telefon: 0 61 31 / 61 72 97 • E-Mail: [email protected]

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Ergänzend zu den bestehenden Projekten im Bereich der Bildungs- und Integrationsarbeit ist bei INBI seit März 2016 eine rhein-land-pfälzische Beratungsstelle angesiedelt. Sie berät Betroffene, Angehörige und weitere Umfeldpersonen von sich radikalisierenden jungen Muslimen und bietet darüber hinaus Ausstiegshilfen an.

„Beratungsstelle Radikalisierung“ beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF)Telefon: 0911 / 94 34 343 • E-Mail: [email protected] www.bamf.de/beratungsstelleDie „Beratungsstelle Radikalisierung“ versteht sich als ein Bera-tungsangebot für Angehörige und weitere Umfeldpersonen von sich radikalisierenden jungen Muslimen.

Ministerium des Innern und für Sport Rheinland-PfalzAbteilung VerfassungsschutzTelefon: 06131 / 16 35 67 • E-Mail: [email protected]: 06131 / 16 17 35 67Hinweise über extremistische und sicherheitsgefährdende Be-strebungen oder individuelle Radikalisierungserscheinungen wer-den vom rheinland-pfälzischen Verfassungsschutz entgegenge-nommen und vertraulich bearbeitet.

Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM)Telefon: 0228 / 37 66 31 • E-Mail: [email protected] www.bundespruefstelle.deDie BPjM prüft einschlägige Publikationen, Schriften und Medien auf jugendgefährdende Inhalte und indiziert diese gegebenenfalls. Die sogenannte Index-Liste kann bei der BPjM angefordert werden.

jugendschutz.netE-Mail: [email protected]/hotlineDie von den Jugendministerien gegründete länderübergreifende Stelle hat die Aufgabe, für die Einhaltung des Jugendschutzes im Internet zu sorgen. Problematische Inhalte im Netz können an jugendschutz.net gemeldet werden.

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Herausgeber:

MINISTERIUM DES INNERN UND FÜR SPORT RHEINLAND-PFALZ

Leitstelle Kriminalprävention

Schillerplatz 3-555116 Mainz

www.mdi.rlp.dewww.kriminalpraevention.rlp.de