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SGM – Studentisches Gesundheitsmanagement Handlungsempfehlung zu Theorie und Praxis In Kooperation mit:

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Page 1: SGM – Studentisches Gesundheitsmanagement · 2020. 3. 6. · • Deutsche Sporthochschule Kln • Duale Hochschule Baden-Wrttemberg Stuttgart • Hochschule Hannover • Freie Universität

SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement Handlungsempfehlung zu Theorie und Praxis

In Kooperation mit

Inhalt

1 Vorworte

2 Praumlambel

3 Einbettung des Themas Worum geht es

8 Gesundheitsfoumlrderung als Aufgabe der Hochschulen 11 Der Begriff bdquoStudentisches Gesundheitsmanagementldquo 12 Soziologische Uumlberlegungen zum Lebensweltbegriff

4 Was ist zu Beginn zu bedenken

14 Uumlberzeugen und sensibilisieren 16 Kommunikation 23 Verortung und Akteurinnen und Akteure des SGM 25 Finanzielle und personelle Ressourcen 27 Spezifika und Handlungsfelder 29 Schnittstellen bei der Entwicklung und Umsetzung

eines SGM an Hochschulen

5 Theorie und Praxis Was ist bei der Umsetzung zu bedenken

31 34 36 38 39 42 45

Planung Einfuumlhrung in den Public Health Action Cycle Analyse Interventionsplanung Interventionen und Maszlignahmen Evaluation Partizipation

6 Welche grundsaumltzlichen Aspekte sind entscheidend fuumlr ein SGM

49 50

Kriterien fuumlr die erfolgreiche Umsetzung eines SGM Perspektive fuumlr das Thema

7 Die Kooperationspartner

51 52

Die TK und ihr Engagement an Hochschulen Das Kompetenzzentrum Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen

8 Anlage 1 Praxishilfen

53

55

55 56

I Beispiel fuumlr eine Beschlussvorlage ndash Einfuumlhrung eines SGM II Anregungen fuumlr ein Stellenprofil der SGM-Koordinatorin oder des SGM-Koordinators III Vorschlag fuumlr einen Antrag auf Projektfoumlrderung IV Leitfaden fuumlr Fokusgruppen mit Studierenden als qualitatives Befragungsinstrument

9 Anlage 2

58 Glossar 62 Literaturempfehlungen 65 Internetpraumlsenzen 66 Autorinnen- und Autorenverzeichnis

4 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

1 Vorworte

In den vergangenen Jahren ist die Gesundheit Studierender erfreulicherweise staumlrker in den Fokus geruumlckt Vermehrte Gesundheitsanalysen haben zu einer verbesserten Einsicht in die gesundheitliche Situation der Studierenden beigetragen und konnten die Notwendigkeit fuumlr ein Engagement untermauern

Beispielsweise hat die Bologna-Reform und die damit verbundene Reform der Stu-dienstruktur zu tiefgreifenden Veraumlnderungen in der Hochschullandschaft gefuumlhrt die sich unmittelbar auf die Gesundheit Studierender insbesondere ihre psycho-soziale Gesundheit ausgewirkt haben Gleichzeitig sind Rahmenbedingungen und Leistungen die eine Hochschule zusaumltzlich zur klassischen Lehre und Wissenschaft anbietet ein Auswahlkriterium Gesundheitsfoumlrderliche Studienbedingungen koumlnnen eine dieser Rahmenbedingungen sein

Die Techniker Krankenkasse (TK) engagiert sich bereits seit fast zwei Jahrzehnten speziell in der Lebenswelt Hochschule mit einem ganzheitlichen Ansatz und be-gleitet Projekte um den nachhaltigen Aufbau gesundheitsfoumlrderlicher Strukturen zu unterstuumltzen

Bis vor kurzem gab es keine konzeptionelle Beschreibung wie Studentisches Gesund-heitsmanagement (SGM) entwickelt und etabliert werden kann Einige Hochschulen hatten sich dem Thema schon innerhalb von Projekten zugewandt Haumlufig waren die Interventionen allerdings nur auf den Einzelnen ausgerichtet an Aktionen gebun-den oder es ging vorrangig um die Gesundheit von Beschaumlftigten

Vor vier Jahren haben daher die Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen eV (LVG amp AFS) und die TK ein interdisziplinaumlr zusammengesetztes Projekt initiiert das sich die konzeptionelle Beschreibung eines SGM zum Ziel gesetzt hat Ruumlckenwind bekam dieses Vorhaben auch vom Gesetz-geber der 2015 mit dem bdquoGesetz zur Staumlrkung der Gesundheitsfoumlrderung und der Praumlventionldquo die Krankenkassen beauftragt hat in der Lebenswelt Hochschule den Aufbau gesundheitsfoumlrderlicher Strukturen zu staumlrken die gesundheitliche Situation Studierender zu erheben und geeignete Maszlignahmen zu unterstuumltzen

In der vorliegenden Handlungsemp-fehlung ist herausgearbeitet welche konzeptionellen Schritte fuumlr ein SGM wichtig sind und welche spezifischen Fragestellungen im Vergleich auch zum Betrieblichen Gesundheitsmanage-ment (BGM) an Hochschulen beachtet werden muumlssen Damit wird das neue Themenfeld SGM erstmals zusammen-haumlngend beschrieben und ein wichtiger Beitrag zur Entwicklung eines gesund-heitsfoumlrderlichen Settings an Hoch-schulen geleistet

Ich bedanke mich herzlich beim Auto-renkollektiv der Handlungsempfehlung und bei der engagierten Projektleitung fuumlr die geleistete Arbeit

Dr Sabine Voermans

5

Thomas Altgeld Geschaumlftsfuumlhrer der Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersach-sen eV

Dr Sabine Voermans Leiterin des Gesundheitsmanagements der Techniker Krankenkasse

Seit 1995 engagiert sich die Landesvereinigung fuumlr Gesund-heit und Akademie fuumlr Sozial-

medizin Niedersachsen e V (LVG amp AFS) fuumlr Gesundheitsfoumlrderung an Hochschulen Mit der Gruumlndung des Arbeitskreises Gesundheitsfoumlrdern-de Hochschulen (AGH) wurde fruumlh der Rahmen fuumlr Austausch und Vernetzung von Akteurinnen und Akteuren im Setting geschaffen Der AGH verfolgt das Ziel an Hoch-schulen gesundheitsfoumlrdernde Le-bens- und Arbeitsbedingungen zu initiieren und zu unterstuumltzen Mit dem Aufbau eines Kompetenzzent-rums Gesundheitsfoumlrdernde Hoch-

schulen (KGH) welches ebenfalls in der LVG amp AFS angesiedelt ist werden die Unterstuumltzungsangebote fuumlr Akteurinnen und Akteure in der Hochschule ausgebaut und verstaumlrkt

Gesundheitsfoumlrderung an den Hochschulen hat eine besondere Bedeutung da diese als Vorbild fungieren um andere gesell-schaftliche Bereiche voranzubringen Studierende sind Multi-plikatorinnen und Multiplikatoren potenzielle Fuumlhrungskraumlfte sowie Entscheidungstraumlgerinnen und Entscheidungstraumlger Positive Erfahrungen mit Gesundheitsfoumlrderung koumlnnen von ihnen spaumlter in andere gesellschaftliche Bereiche hineingetragen und umgesetzt werden Keine andere vergleichbare Organi-sation kann so viele 17- bis 25-Jaumlhrige erreichen wie Hoch-schulen Der Anteil derer die ein Studium beginnen wird in den naumlchsten Jahren houmlchstwahrscheinlich weiter ansteigen

Trotz dieses Potenzials standen Studierende bisher nicht im Fokus der Gesundheitsfoumlrderung Dies sollte sich durch das Entwicklungsprojekt bdquoStudentisches Gesundheitsmanagementldquo

zwischen LVG amp AFS und der Techniker Krankenkasse zusammen mit dem AGH aumlndern Ziel des vierjaumlhrigen Pro-jektes war es analog zum Betriebli-chen Gesundheitsmanagement (BGM) gemeinsam ein Konzept fuumlr Studierende zu entwickeln

Eines der Projektergebnisse ist die hier vorliegende Handlungsempfehlung Studentisches Gesundheitsmanage-ment (SGM) Sie soll Akteurinnen und Akteuren aus der Hochschullandschaft Impulse und Unterstuumltzung fuumlr die Ein-fuumlhrung und Umsetzung eines Studen-tischen Gesundheitsmanagements mit auf den Weg geben Ziel ist es die Rahmenbedingungen der Lebenswelt Hochschule gesundheitsfoumlrderlich zu gestalten und die individuellen Gesund-heitsressourcen derjenigen die dort lernen und arbeiten zu staumlrken

Wir wuumlnschen allen Beteiligten gutes Gelingen Mit herzlichen Gruumlszligen

Thomas Altgeld

6 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

2 Praumlambel

Die vorliegende Handlungsempfehlung ist die erste zusam-menfassende Darstellung der wichtigsten konzeptionellen Schritte und spezifischen Fragestellungen zum Studenti-schen Gesundheitsmanagement (SGM) in Deutschland Sie ist eines der Ergebnisse des vierjaumlhrigen Entwicklungspro-jektes das 2014 von der Techniker Krankenkasse (TK) und der Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V (LVG amp AFS) zusammen mit dem Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen (AGH) ins Leben gerufen wurde

Unterschiedliche Akteurinnen und Akteure aus Hochschulen haben sich an dem Projekt beteiligt Das Projekt wurde durch ein begleitendes Fachgremium kontinuierlich beraten und unterstuumltzt Im Rahmen des Projektes fanden drei For-schungsworkshops statt in denen zu ausgewaumlhlten Themen der Stand der Forschung dargestellt und auf das SGM bezogen wurde Hochschulen die bereits SGM-Projekte entwickeln bereicherten das Projekt mit ihren Praxiserfahrungen die auch Eingang in die Handlungsempfehlung gefunden haben Der AGH hat Hochschulen aufgerufen Fokusgruppen mit Studierenden durchzufuumlhren und die Ergebnisse im Rahmen des Projektes zu diskutieren

Die Handlungsempfehlung gibt allen die SGM aufbauen und verstetigen wollen Orientierung und Hilfestellung bei diesem Thema Die Empfehlungen richten sich speziell an die Koordi-natorinnen und Koordinatoren eines Gesundheitsmanage-ments fuumlr Studierende an den Hochschulen

Wir wuumlnschen allen Interessierten dass sie die Handlungsemp-fehlung mit Gewinn lesen und den Mut fassen SGM anzupacken

Das Projektteam bull Sabine Koumlnig Techniker Krankenkasse bull Dr Brigitte Steinke Techniker Krankenkasse bull Ines Niemeyer Techniker Krankenkasse bull Stephanie Schluck Landesvereinigung fuumlr Gesundheit

und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V bull Mareike Timmann Landesvereinigung fuumlr Gesundheit

und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V bull Dr Ute Sonntag Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und

Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V bull Prof Dr Thomas Hartmann Hochschule Magdeburg-Stendal

Danksagung Unser Dank gilt denjenigen ganz herzlich die das Projekt durchgefuumlhrt unterstuumltzt beraten und begleitet haben Ohne diese Unterstuumltzung waumlre die Handlungsempfehlung in dieser Form und Qualitaumlt nicht moumlglich gewesen So moumlchten wir uns stellvertretend bei folgenden Personen und Institutionen namentlich bedanken (alphabetische Reihenfolge)

7

Mitwirkende aus dem begleitenden Gremium bull Philip Bachert Karlsruher Institut fuumlr Technologie bull Anke Beeren Folkwang Universitaumlt der Kuumlnste Essen bull Henning Blumenroth Technische Universitaumlt Kaisers-

lautern bis Ende 2018 bull PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Freie Universitaumlt Berlin bull Janek Heszlig und Sandro Phillipi freier Zusammenschluss

von studentInnenschaften e V bull Thomas Holm Techniker Krankenkasse bull Prof Dr Eva Hungerland Duale Hochschule Baden-

Wuumlrttemberg Stuttgart bull Astrid Kaiser Deutsches Studentenwerk bull Martin Kruumlssel Georg-August-Universitaumlt Goumlttingen bull Dr Katrin Lohmann Freie Universitaumlt Berlin bull Benjamin Schenk allgemeiner deutscher hochschul-

sportverband bull Max Sprenger Technische Universitaumlt Kaiserslautern bull Christine Wolter Freie Universitaumlt Berlin

Expertinnen und Experten der Forschungsworkshops bull Philip Bachert Karlsruher Institut fuumlr Technologie bull Prof Dr Yong Seun Chang-Gusko FOM Hamburg bull Prof Dr Gabriele Elke Ruhr-Universitaumlt Bochum bull Dr Arne Goumlring Georg-August-Universitaumlt Goumlttingen bull PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Freie Universitaumlt Berlin bull Prof Dr Anja Kroke Hochschule Fulda bull Jonas Poskowsky Deutsches Zentrum fuumlr Hochschul-

und Wissenschaftsforschung bull Gabriele Rohmann Archiv der Jugendkulturen e V Berlin bull Wilfried Schumann Carl von Ossietzky Universitaumlt

Oldenburg bull Laura StuumldemannLisa Weinhold netzwerk n e V

Weitere Expertinnen und Experten bull Marcus Neick Studentischer Prorektor Universitaumlt Rostock bull Mirjam Reale Schluumlsselkompetenzen Leibniz Universitaumlt

Hannover bull Marc Schriever Gesundheitsbotschafter Technische

Hochschule Wildau bull Stefanie Thees Gesundheitsmanagerin Hochschule Coburg bull Katharina Toumlpritz Freie Universitaumlt Berlin bull Kathrin Wenzel Technische Universitaumlt Kaiserslautern

Hochschulen die Fokusgruppen mit Studierenden durch-gefuumlhrt haben und Hochschulen die die Seminare bdquoSGM Wie geht denn dasldquo moumlglich gemacht haben bull Alice Salomon Hochschule Berlin bull Deutsche Sporthochschule Koumlln bull Duale Hochschule Baden-Wuumlrttemberg Stuttgart bull Hochschule Hannover bull Freie Universitaumlt Berlin bull Hochschule Coburg bull Hochschule Fulda bull Hochschule Magdeburg-Stendal bull Karlsruher Institut fuumlr Technologie bull Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universitaumlt Bonn bull Technische Hochschule Wildau bull Technische Universitaumlt Ilmenau bull Technische Universitaumlt Kaiserslautern bull Universitaumlt Paderborn

-

3 Einbettung des Themas Worum geht es

Gesundheitsfoumlrderung als Aufgabe der Hochschulen Gesundheit und Bildung sind in Deutschland verfassungsgemaumlszlig Aufgabe der 16 Bundeslaumlnder Die Ent-wicklung der Gesundheitsfoumlrderung an Hochschulen hat in den letzten 30 Jah-ren den umgekehrten Weg genommen Ausgehend von internationalen und nati-onalen Verabredungen und Gesetzen besteht weiterer Strukturbildungs- und Umsetzungsbedarf auf der Ebene der Bundeslaumlnder Dabei ist unstrittig dass Hochschulen Teil der Gesellschaft sind und wichtige gesellschaftsbildende Aufgaben zu erfuumlllen haben Gesund-heitsfoumlrderung gehoumlrt mit den vielen gesellschaftspolitischen Schnittstellen zum Aufgabengebiet der Hochschulen Die Entwicklung des Gesundheitsma-nagements fuumlr Studierende (SGM) ist darunter nur ein ndash allerdings wichtiger ndash Schwerpunkt Dieser fehlte bisher an Hochschulen auch an Hochschulen mit betrieblichem Gesundheitsmanagement

Die internationale Weichenstellung er-folgte mit der Verabschiedung der Ottawa-Charta durch die Weltgesund-heitsorganisation im Jahr 1986 mit den drei Handlungsstrategien und fuumlnf Handlungsfeldern der Gesundheitsfoumlr-derung Das Verstaumlndnis von Gesund-heit erweiterte sich von der individuellen Ebene mit ausschlieszliglich medizinischem Fokus zu einer intersektoralen saluto-genen und bevoumllkerungsbezogenen

Perspektive Dort heiszligt es bdquoGesundheit wird von Menschen in ihrer alltaumlglichen Umwelt geschaffen und gelebt dort wo sie spielen lernen arbeiten und liebenldquo Lebenswelten koumlnnen das Ver-staumlndnis fuumlr Gesundheit Belastungen und Ressourcen praumlgen Aus der Pers-pektive der Gesundheitswissenschaften wird unter dem Begriff bdquoLebensweltldquo ein sozial-raumlumlicher Zusammenhang ver-standen der durch eine formale Orga-nisation regionale Situation gleiche Lebenslagen gemeinsame Werte oder durch eine Kombination dieser Kontexte gebildet werden kann (Hartung Rosen-brock 2015)

Im Gesetz zur Staumlrkung der Gesund-heitsfoumlrderung und Praumlvention (2015) werden gemaumlszlig sect 20a bdquoLebensweltenldquo als bdquohellip fuumlr die Gesundheit bedeutsame abgrenzbare soziale Systeme insbe-sondere des Wohnens des Lernens des Studierens der medizinischen und pflegerischen Versorgung sowie der Freizeitgestaltung einschlieszliglich des Sportsldquo definiert Auch Hochschulen sind ein Lern- (und Lehr-)ort Die bdquoLe-benswelt des Studierensldquo zeichnet sich unter anderem durch die formale Organisation Hochschule sowie eine aumlhnliche Lebenslage und Altersgruppe aus Dieser Aspekt wird durch ein Gesundheitsmanagement fuumlr und mit Studierenden aufgegriffen

Mareike Timmann Fachreferentin in der Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V und Koordination Kompetenzzentrum Gesundheitsfoumlr dernde Hochschulen

Prof Dr Thomas Hartmann Professor fuumlr das Fachgebiet Humanoumlkologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal Standort Magdeburg und ist seit 20 Jahren aktives Mitglied im Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen

Die Schaffung gesundheitsfoumlrdernder Lebenswelten (Settings) ist dabei die zentrale Aufgabenstellung Mit Strate-gien wie bdquoVermitteln und Vernetzenldquo sollen Rahmenbedingungen in Lebens-welten so veraumlndert werden dass damit unter anderem gesundheitlichen Chan-cenungleichheiten entgegengewirkt werden kann und individuelle Gesund-heitsressourcen gestaumlrkt werden Das erfordert die Einbindung von Institutionen und Organisationen wie Kindertages-einrichtungen Schulen und Hochschu-len die mit dem Thema Gesundheit bisher primaumlr nicht befasst waren be-ziehungsweise mit der traditionellen Gesundheitserziehung an Grenzen ge-stoszligen sind

9

Lebenswelten erleichtern den Zugang zur Zielgruppe der Studierenden und eroumlffnen Moumlglichkeiten zur Partizipation (siehe Seite 45 bdquoPartizipationldquo) (Klemperer 2015) Lebens-weltbezogene Interventionen gelten als erfolgsverspre- Wie wird der zuerst international ange-chender und koumlnnen auf verschiedenen Ebenen ansetzen stoszligene Prozess in Deutschland umge-(wwwgesundheitliche-chancengleichheitde) setzt Auf nationaler Ebene durch das

im Jahr 2015 in Kraft getretene Gesetz bull Staumlrkung von Kompetenzen und Ressourcen der zur Staumlrkung der Gesundheitsfoumlrderung

Einzelnen (individuelle Ebene) und Praumlvention (Praumlventionsgesetz) bull Entwicklung von gesundheitsfoumlrdernden Hiermit erfolgte im Sinne der Ottawa-

Rahmenbedingungen (Strukturbildung) und Charta ein Paradigmenwechsel (Geene bull Partizipation der Personen(gruppen) in der Lebenswelt 2018) bei der von den gesetzlichen

Krankenkassen finanzierten Praumlvention Der Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen (AGH) Die Finanzierung von Strukturbildung widmet sich dieser Aufgabe seit 1995 und hat zehn Guumlte- und Verhaumlltnispraumlvention in Lebens-kriterien fuumlr Hochschulen als Zielstellung entwickelt Seit welten (sect 20a SGB V) unter anderem in 1997 sind die Health Promoting Universities als offizielles der bdquoLebenswelt des Studierensldquo (ver-Netzwerk der Weltgesundheitsorganisation anerkannt Die gleiche Seite 12 bdquoSoziologische Uumlberle-Okanagan-Charta (2015) ist die aktuellste gemeinsame gungen zum Lebensweltbegriffldquo) Un-Erklaumlrung des weltweit umspannenden Netzwerks von definiert bleibt dabei welche in den Hochschulen Dort heiszligt es bdquoGesundheitsfoumlrdernde Hoch- Bundesrahmenempfehlungen (BRE) der schulen gestalten die Gesundheit und Nachhaltigkeit unserer Nationalen Praumlventionskonferenz (NPK) aktuellen und zukuumlnftigen Gesellschaften staumlrken Gemein- aufgefuumlhrten Lebenswelten in welchem schaften und tragen zum Wohlergehen von Menschen Orten Umfang gefoumlrdert werden und wie der und dem Planeten beildquo Die Okanagan-Charta fordert Hoch- Verteilungsschluumlssel auf die Bundeslaumln-schulen weltweit dazu auf Gesundheit und Nachhaltigkeit der erfolgt Hier sollten die 16 Landes-als Querschnittsthema in alle Aspekte der Hochschulkultur rahmenvereinbarungen (LRV) entspre-der Verwaltungs- und Betriebsstrukturen sowie der akade- chende Lenkungswirkung entfalten mischen Aufgabenfelder einzubetten was in Bezug auf Hochschulen bisher

noch nicht erfolgt ist Im Vergleich zu anderen Institutionen uumlbernehmen Hochschulen mehrere Aufgaben im Rahmen der Gesundheitsfoumlrderung die Aus gesundheitspolitischer Sicht wird auch mit ihrem klassischen Auftrag naumlmlich der Lehre und sowohl auf Bundes- als auch auf Lan-Forschung zu vereinbaren sind (Hartmann Lehner 2018) desebene das Potenzial der Hochschulen

fuumlr die Gesundheitsfoumlrderung ndash trotz bull Foumlrderung der Gesundheit und des Wohlbefindens aller Praumlventionsgesetz ndash nicht fuumlr die vor-

Statusgruppen gegebene Strukturbildung und Zusam-bull Etablierung der nicht-medizinischen Praumlvention und menarbeit der Sozialversicherungen

Gesundheitsfoumlrderung in Lehre Forschung und Entwick- genutzt So sind es die autonomen lungsprojekten auch durch eigenstaumlndige Studiengaumlnge Hochschulen selbst die von sich aus Professuren und Institute mit Unterstuumltzung der gesetzlichen

bull Wissenstransfer und Unterstuumltzung der Gesundheitsfoumlr- Krankenkassen aktiv geworden sind derung in der Region Nach Aufbau des bundesweiten Netz-

bull Vermittlung der Gesundheitsfoumlrderung (inklusive Sicher- werks durch den AGH und das 2018 heit und Gesundheit) an alle Studierenden als Aufgabe fuumlr gegruumlndete KGH sollte die Strukturbil-den zukuumlnftigen beruflichen Wirkungsbereich dung vordringlich in den Bundeslaumln-

10 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

dern erfolgen Auf dieser Ebene bestehen viele Steuerungs-moumlglichkeiten ausgehend von Zielvereinbarungen bis hin zur Gesetzgebung um die Entwicklung der Gesundheitsfoumlrde-rung an Hochschulen zu unterstuumltzen Dazu gehoumlrt die Verpflichtung und finanzielle Ausstattung der Studierenden-werke sowie der Landesunfallkassen um die bereits landesgesetzlich vorgegebenen Aufgaben zur Gesundheits-foumlrderung an Hochschulen verwirklichen zu koumlnnen Interes-santerweise traumlgt das Thuumlringer Hochschulgesetz im Vorwort (2018 Seite 3) dem schon Rechnung Ausgehend von dem Leitgedanken den Mitgliedern und Angehoumlrigen an Hochschulen mehr Moumlglichkeiten zur Mitgestaltung einzu-raumlumen soll die Gesundheitsfoumlrderung gestaumlrkt werden

Literatur BZgA ndash Bundeszentrale fuumlr gesundheitliche Auf-klaumlrung (Hrsg) (2015) Gesundheitsfoumlrderung in Lebenswel-ten Entwicklung und Sicherung von Qualitaumlt Koumlln Unter wwwgesundheit-ndsdeindexphparbeitsschwerpunkte-lvgevaluation-und-praxisforschung404-gesundheits foerderung-in-settings Zugegriffen 822019

Dadaczynski K Baumgarten K Hartmann T (2016) Setting-basierte Gesundheitsfoumlrderung und Praumlvention ndash Kritische Wuumlrdigung und Herausforderungen an die Weiterentwicklung eines prominenten Ansatzes Praumlv Gesundheitsf 11214ndash221

Geene R (2018) Vorrang fuumlr Verhaumlltnispraumlvention Gesundheit Berlin-Brandenburg (Hrsg) Dokumentation Kongress Armut und Gesundheit Berlin Unter wwwarmut-und-gesundheitde fileadminuser_uploadMAIN-dateienKongress_A_GA_ G_18Beitraege_201860_Geenepdf Zugegriffen 2412019

Hartmann T Lehner B (2018) Von der Gesundheitsfoumlrderung an Hochschulen zu gesundheitsfoumlrdernden Hochschulen Public Health Forum 26(2)106-108

Hartung S Rosenbrock R (2015) SettingansatzLebenswel-tansatz Bundeszentrale fuumlr gesundheitliche Aufklaumlrung (Hrsg) Leitbegriffe der Gesundheitsfoumlrderung und Praumlvention Unter wwwleitbegriffebzgadealphabetisches-verzeichnis settingansatz-lebensweltansatz Zugegriffen 2912019

Klemperer D (2015) Der Lebenswelten-Ansatz In Sozialme-dizin ndash Public Health ndash Gesundheitswissenschaften 3 Auflage Bern Hogrefe Seite 195-196

LVG amp AFS ndash Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen (Hrsg) (2015) Settingspe-zifische Bestandsaufnahme von Qualitaumltsverfahren auf Laumln-derebene Im Rahmen des Projektes bdquoGesundheitsfoumlrderung in Lebenswelten ndash Entwicklung und Sicherung von Qualitaumlt Han-nover Unter wwwgesundheit-ndsdeindexphparbeits schwerpunkte-lvgevaluation-und-praxisforschung404-gesundheitsfoerderung-in-settings Zugegriffen 2912019

Okanagan Charter (2015) An International Charter for Health Promoting Universities and Colleges Unter wwwinterna tionalhealthycampuses2015sitesoltubccafiles201601 Okanagan-Charter-January13v2pdf Zugegriffen 822019

Ottawa-Charta (1986) bdquoOttawa-Charta zur Gesundheitsfoumlr-derungldquo Charta der ersten internationalen Konferenz zur Gesundheitsfoumlrderung Unter wwweurowhoint__data assetspdf_file0006129534Ottawa_Charter_Gpdf Zu-gegriffen 822019

ThuumlrHG ndash Thuumlringer Hochschulgesetz Unter wwwlandes rechtthueringendejportalquelle=jlinkampquery=HSchulG+ THamppsml=bsthueprodpsmlampmax=trueampaiz=true Zuge-griffen 822019

11

Der Begriff bdquoStudentisches Gesund-heitsmanagementldquo Gesundheits-management fuumlr Studierende oder studentisches Gesundheitsmanage-ment ndash wie kann der neue Aspekt der systemischen Gesundheitsfoumlrderung genannt werden Der Begriff bdquoGesund-heitsmanagement fuumlr Studierendeldquo betont zwar die Zielgruppe ist aber in dem Wort bdquofuumlrldquo nicht ganz kompatibel mit dem zentralen Kriterium der Parti-zipation bdquoFuumlr und mitldquo klingt zu um-staumlndlich und wuumlrde sich nicht einpraumlgen waumlre aber passender Der Begriff bdquoStu-dentisches Gesundheitsmanagementldquo macht Anleihen beim betrieblichen Gesundheitsmanagement Ganz ver-gleichbar sind jedoch diese beiden Begrifflichkeiten nicht bdquoBetrieblichldquo bezieht sich auf den Betrieb also auf ein Setting bdquoStudentischldquo bezieht sich auf eine Zielgruppe naumlmlich die Ziel-gruppe die Hochschulen zu Hochschu-len macht Daruumlber hinaus kommen neben der formalen Organisation Hochschule auch die Lebenslagen der Studierenden hinzu Schnell zeigte sich dass die Umschreibung bdquoStuden-tisches Gesundheitsmanagementldquo und das Kuumlrzel bdquoSGMldquo sich bundesweit bereits durchgesetzt hatten bevor die Ergebnisse der damit verbundenen Projekte vorlagen

Als das erste Foumlrderprojekt Ende 2014 an der TU Kaiserslautern unterstuumltzt durch die Techniker Krankenkasse an den Start ging gab es diesen Ansatz noch nicht Bis dahin wurde allgemein von der bdquoGesundheit der Studierendenldquo gesprochen und das Projekt war folge-richtig mit bdquoBio-psycho-soziale Gesund-heit der Studierenden der TU Kaisers-lauternldquo betitelt Schnell wurde deutlich dass es fuumlr so ein komplexes Vorhaben eines organisationsbezogenen Ansatzes bedurfte Befoumlrdert wurde dieser Pro-zess durch das Praumlventionsgesetz in 2015 das die Studierenden als Adres-satinnen und Adressaten von Maszlignah-men der Gesundheitsfoumlrderung im Kontext des Lebensweltansatzes aus-weist Parallel dazu wurde von der Techniker Krankenkasse und der Lan-desvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Nieder-sachsen e V in Kooperation mit dem Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen das bundesweite Projekt bdquoStudentisches Gesundheitsmanage-ment (SGM)ldquo aus der Taufe gehoben

Das SGM ist in Anlehnung an das be-triebliche Gesundheitsmanagement benannt und konzipiert worden Es dient dazu eine systematische und zielorientierte Steuerung fuumlr alle ge-sundheitsbezogenen Prozesse im Zu-sammenhang mit Studierenden an der Hochschule zu buumlndeln Dazu ge-houmlren bedarfsgerechte Maszlignahmen Projekte und Prozesse der Organisati-onsentwicklung die Studierendenge-sundheit und Studienerfolg foumlrdern koumlnnen Im Sinne der Gesundheits-souveraumlnitaumlt sollen die koumlrperlichen psychischen und sozialen Belange so-wie das individuelle Wohlbefinden der Studierenden erhalten und gefoumlrdert werden Zentral ist dabei die Partizipa-tion der Studierenden am SGM als Expertinnen und Experten in eigener Sache Das bedeutet eine weitgehende Gestaltung durch Studierende mit Entscheidungsmacht und finanzieller Ausstattung Perspektivisch ist ein uumlbergreifendes Gesundheitsmanage-ment der Organisation Hochschule anzustreben und die Statusgruppen zusammenzufuumlhren Erst dieser Schritt wuumlrde dem Ziel des Setting-Ansatzes voll entsprechen

12 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Soziologische Uumlberlegungen zum Lebensweltbegriff Spaumltestens seit seiner gesetzlichen Verankerung hat der Begriff bdquoLebensweltldquo Einzug in den Sprachge-brauch im Bereich der Gesundheitsfoumlrderung gehalten Seit der Novelle des Fuumlnften Buches im Sozialgesetzbuch vom 2572015 regelt vor allem Paragraph 20a die bdquoLeistungen zur Gesundheitsfoumlrderung und Praumlvention in Lebensweltenldquo und ver-pflichtet die gesetzlichen Krankenkassen zu entsprechenden Leistungen Als Lebenswelten gelten laut dem Gesetz bdquofuumlr die Gesundheit bedeutsame abgrenz-bare soziale Systemeldquo Explizit genannt werden das Wohnen das Lernen das Stu-dieren die medizinische und pflegerische Versorgung sowie die Freizeitgestaltung einschlieszliglich des Sports (sect 20a SGB V laut derzeit guumlltigem Stand vom 112016)

Lebenswelt des Studierens ndash Lebenswelten von Studierenden Was zunaumlchst intuitiv verstaumlndlich scheint wirft beim Auf- oder Ausbau eines SGM rasch Fragen auf Was gehoumlrt eigentlich zur Lebenswelt des Studierens und damit in den Aktionsradius derer die im Gesetz als die bdquofuumlr die Lebenswelt Verantwortlichenldquo adressiert werden Nur das was mit Studieren im engeren Sinn zu tun hat oder alles was zur Lebensphase Studium gehoumlrt ndash wie der Nebenjob die Wohngemein-schaft die Hochschulgruppe Wo sind beim Studieren Schnittmengen mit und Abgrenzungen zu den anderen genannten Lebenswelten zum Beispiel dem Lernen Wie koumlnnen Strukturen in sozialen Systemen aufgebaut werden ndash also in Gebilden die nicht zuletzt deshalb Systeme sind weil sie eben bereits eigene Strukturen aufweisen Um es vorwegzunehmen Diese Fragen koumlnnen aktuell da das SGM noch in den Kinderschuhen steckt erst in Ansaumltzen beantwortet werden

Um sich die Antworten fuumlr SGM-Projekte an der eigenen Hochschule zu erarbeiten lohnt dabei nach dem Motto bdquoNichts ist so praktisch wie eine gute Theorieldquo ein Blick in die Arbeiten von Alfred Schuumltz (1899-1959) Seinerzeit anknuumlpfend an Vertreter der Lebensphilosophie und der Phaumlnomenologie gilt Alfred Schuumltz heute als Wegbereiter lebensweltlich orientierter Sozialwissenschaften Er sah die Aufgabe der Sozialwissenschaften darin Theorien zu entwickeln die ihren Ausgang an den subjektiven Sinnstrukturen der Menschen ndash also ihren Orientierungen Motiven Bedeutungszuschreibungen und so weiter ndash nehmen (vergleiche Schuumltz 1971 Seite 39ff) In seinem Sinne gilt es also Theorien nicht sbquojenseitslsquo von Menschen sondern entlang ihrer Relevanzen zu entwickeln

Eine Arbeit in dieser Tradition bedeutet der Perspektive der Betroffenen einen zentralen Stellenwert einzuraumlumen ndash wie zum Beispiel im Projekt bdquoMyHealth ndash Ge-sund studieren am KITldquo (wwwmyhealthkitedu) in dessen Rahmen unter ande-rem eine lebensweltlich orientierte Perspektive eingenommen wird Bezogen etwa auf die Frage nach Gesundheitsrisiken und -ressourcen von Studierenden soll hier herausgefunden werden was Studierende selbst als foumlrderliche oder gefaumlhrdende Aspekte erfahren ndash unabhaumlngig davon ob sich diese Erfahrungen mit bereits exis-tierenden Lehrmeinungen und Empfehlungen decken diese ergaumlnzen oder ihnen widersprechen Um einem Missverstaumlndnis vorzubeugen Dies bedeutet selbstver-staumlndlich nicht dass die Perspektive der Betroffenen eine absolute Vorrangstellung einnimmt wenn es um die Ableitung von Konsequenzen und die Entwicklung von

Dr Alexa Maria Kunz Leitung im SGM-Projekt bdquoMyHealth Gesund Studieren am KITldquo am Karlsruher Institut fuumlr Technologie

SGM-Maszlignahmen und -strukturen geht Es gilt vielmehr sie ernst zu nehmen und mit gesundheitswissenschaftlichen Kon-zepten und Theorien in Dialog zu bringen

Von besonderem Interesse bei einer le-bensweltorientierten Forschung ist die bdquoalltaumlgliche Lebensweltldquo (vergleiche Schuumltz Luckmann 2003 Seite 29) An-ders als individuelle Lebenswelten ndash zu denen zum Beispiel auch Einbildungen und Traumlume gehoumlren ndash zeichnet sich die alltaumlgliche Lebenswelt dadurch aus dass wir sie mit anderen teilen Sie ist bdquonicht meine Privatwelt sondern eine uns allen gemeinsame Weltldquo (Schuumltz 1971 Seite 250) Dazu gehoumlrt unter anderem ein geteiltes Wissen daruumlber was sbquowirklichlsquo und sbquoselbstverstaumlndlichlsquo fuumlr uns ist

Befasst man sich mit der alltaumlglichen Lebenswelt von Studierenden laumlsst sich also fragen Wodurch zeichnet sich diese typischerweise aus Welche gemeinsame Welt teilen Studierende Welches geteilte Wissen besitzen sie (zum Beispiel im Bezug auf Gesund-heit) was scheint ihnen allen selbst-verstaumlndlich Aber genauso Was ist nicht allen Studierenden gemeinsam Welche unterschiedlichen Perspektiven (in Hinblick auf die Gesundheit) haben sie

Empirische Befunde lebensweltanaly-tisch orientierter Studien sprechen dafuumlr dass die alltaumlgliche Lebenswelt von Studierenden ndash also das was alle

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Studierenden gleich ob Studienpionierin oder Studienpio-nier aus der Arbeiterfamilie oder Medizinstudentin oder Medizinstudent aus der Aumlrztedynastie miteinander teilen und als selbstverstaumlndlich erachten ndash eher uumlberschaubar ist und sich vor allem auf formalorganisatorische Aspekte be-schraumlnkt (vergleiche Enderle Kunz 2016) Dies passt zu Ergebnissen aus Studierenden-Surveys in denen vor allem eine heterogene Studierendenschaft beschrieben wird die sich kaum als dieacute Studierenden beschreiben laumlsst (siehe Seite 29 bdquoSchnittstellenldquo) Nichtsdestotrotz haben gerade formal-organisatorische Aspekte wie etwa die Gestaltung von Pruumlfungsordnungen und Curricula die bauliche Situation an der Hochschule oder die Verpflegungsmoumlglichkeiten einen hohen Wirkungsgrad mit Blick auf Gesundheitsressourcen und -risiken Studierender

Fuumlr die Entwicklung eines SGM das moumlglichst viele Studierende erreichen moumlchte laumlsst sich aus diesen Befunden ableiten dass es mit den formal-organisatorischen Bedingungen an der Hochschule vereinbar sein sollte Denkbar ist ein SGM welches beispielsweise uumlber die Vergabe von ECTS-Credits in die Curricula integriert oder zumindest mit diesen vereinbar ist in zentralen wie dezentralen Einrichtungen und Gremien vertreten ist und Anschluss an die Kernaufgaben einer Hoch-schule ndash naumlmlich Lehre und Forschung ndash hat Daruumlber hinaus sollten moumlglichst viele Akteurinnen und Akteure die an der Gestaltung der (Gesundheits-)Bedingungen an der Hoch-schule und damit den formalen Strukturen beteiligt sind mit einbezogen werden (siehe Seite 23 bdquoVerortung und Akteurin-nen und Akteure des SGMldquo und Seite 29 bdquoSchnittstellenldquo)

Gleichzeitig erweist sich ein Blick in die sogenannten bdquokleinen sozialen Lebensweltenldquo als hilfreich (zu dem Konzept das im Anschluss an Schuumltz entwickelt wurde vergleiche Luckmann 1970 Honer 2011) in die Lerngruppen Studienjahrgaumlnge Fachschaften und Hochschulgruppen aber auch in die nicht unmittelbar an die Hochschule gebundenen Gruppen die fuumlr die Studierenden eine hohe Relevanz besitzen (vergleiche Enderle Kunz 2016) In diesen wird sowohl explizit aber vor allem auch implizit verhandelt und bestimmt was gesundlsquo ist welchen Stellenwert Gesundheit hat und wie gesund gelebtlsquo wird

Uumlber den Ansatz einer community-basierten partizipativen Forschung (vergleiche von Unger 2012) laumlsst sich der for-schende Blick in diese Gruppen gut mit dem fuumlr die Gesund-heitsfoumlrderung zentralen Ansatz der Partizipation verbinden (vergleiche Reitermayer et al 2017 sowie Seite 45 bdquoPartizi-pationldquo) Im bereits erwaumlhnten Projekt bdquoMyHealthldquo wurde

beispielsweise als Resultat eines studentischen Projektes und im Austausch mit Fachschaften eine bdquoSpiel- und Sport-kisteldquo mit unterschiedlichen Geraumlten (wie zum Beispiel Dia-bolo Frisbee Springseil Boule) entwickelt Mittlerweile ver-leihen mehrere Fachschaften auf dem Campus die Geraumlte oder nutzen die Kisten zum Beispiel waumlhrend der Orientie-rungsphase fuumlr Studienanfaumlngerinnen und Studienanfaumlnger und tragen so zu einem Angebot bei durch das unter ande-rem Bewegung und Austausch mit anderen niederschwellig in den studentischen Alltag integriert und innerhalb der eige-nen studentischen Fachgemeinschaft sbquogelebtlsquo werden kann

Auch wenn hier noch einiges zu tun ist Erst durch das Ver-staumlndnis der Lebenswelten Studierender ndash einschlieszliglich des Bereichs der alltaumlglichen Lebenswelt und unter Beruumlcksichti-gung der Gruppen in denen sich Studierende innerhalb und auszligerhalb der Hochschule bewegen ndash ist es moumlglich ein SGM zu entwickeln das an die Bedeutungszuschreibungen und Relevanzen einer heterogenen Studierendenschaft anknuumlpft und damit langfristig in der Breite erfolgreich sein kann

Literatur Enderle S Kunz AM (2016) Gibtlsquos da einen Schein fuumlr Einblicke in studentische Lebenswelten In Konnertz U (Hrsg) Koumlnnen Schluumlsselqualifikationen bilden Frankfurt Peter Lang Edition Seite 173-196

Honer A (2011) Kleine Leiblichkeiten Erkundungen in Lebens-welten Wiesbaden Springer VS

Luckmann B (1970) The Small Life-Worlds of Modern Man Social Research 37 (4) Seite 580-596

Reitermayer J Bachert P Hildebrand C Albrecht F Kunz AM (2017) MyHealth Aufbau eines lebensweltorientierten Studentischen Gesundheitsmanagements In hochschulsport Magazin des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportver-bands 22017 Seite 14-17

Schuumltz A (1971) Gesammelte Aufsaumltze Band I Das Problem der sozialen Wirklichkeit Den Haag Martinus Nijhoff

Schuumltz A Luckmann T (2003) Strukturen der Lebenswelt Stuttgart UVK

Unger vH (2012) Partizipative Gesundheitsforschung Wer partizipiert woran (79 Absaumltze) Forum Qualitative Sozial-forschungForum Qualitative Social Research 13(1) Art 7 Unter wwwnbn-resolvingdeurnnbnde0114-fqs120176 Zugegriffen 822019

4 Was ist zu Beginn zu bedenken

Uumlberzeugen und sensibilisieren Zunaumlchst ist die Frage zu klaumlren Wer gehoumlrt uumlberhaupt zu den Beteiligten und Akteurinnen und Akteuren an der Hochschule direkt und indirekt Von Hochschule zu Hochschule moumlgen die Antworten darauf unterschiedlich sein Bei der Studierendengesundheit und der institutionellen Weiterentwicklung durch ein Studentisches Gesundheits-management (SGM) handelt es sich um Querschnittsthemen welches die ge-samte Hochschule betreffen Entspre-chend gilt es zahlreiche Beteiligte zu sensibilisieren und diese einzubezie-hen Ein Prozess- und Kommunikations-design kann bei der Ansprache und Sensibilisierung nuumltzlich sein Wichtige Fragen dabei sind Welche Stakeholder an der Hochschule gibt es die fuumlr SGM relevant sind und wie sollten diese ein-bezogen werden Wichtig ist auch zu erarbeiten welche Motive die jeweiligen Akteurinnen und Akteure antreiben (siehe Seite 23 bdquoVerortung und Akteu-rinnen und Akteure des SGMldquo) Bei der Sensibilisierung und Gewinnung von zukuumlnftigen Mitstreiterinnen und Mit-streitern gilt der Grundsatz die Betei-ligten dort abzuholen wo sie stehen Argumente fuumlr ein SGM unterscheiden sich von Gruppe zu Gruppe Grund-saumltzlich gilt es der Hochschulleitung Studierenden Mitarbeitenden und an-deren Stakeholdern die Relevanz des Themas (beispielsweise durch Erhe-bungen) deutlich zu machen und Handlungsbedarfe aufzuzeigen Um beispielsweise Studierende fuumlr das Thema SGM zu begeistern eignen sich Peer-Botschafterinnen und Peer-Botschafter aus dem Studierenden-kreis Diese koumlnnen die Vorteile der

eigenen Mitgestaltung und Mitarbeit am Aufbau eines SGM authentisch aufzeigen Fuumlr ein SGM gilt es zudem auch Verwaltungspersonal zu gewin-nen das mit Studierenden in direk-tem Kontakt steht So begegnen Mit-arbeitende in Pruumlfungsaumlmtern haumlufig stark belasteten Studierenden

Gemeinsam kann es gelingen Staumlr-ken auszubauen und Defizite zu beseitigen Beispiele guter Praxis aus anderen Hochschulen koumlnnen Begeisterung entfachen und Impul-se fuumlr eigene Aktivitaumlten liefern Den beteiligten Akteurinnen und Akteuren sollten klare Handlungs-spielraumlume und Grenzen aufgezeigt werden um Enttaumluschungen und Demotivation zu vermeiden

Fuumlr die Gewinnung von Akteurinnen und Akteuren und Entscheiderinnen und Entscheidern sollte genuumlgend Zeit eingeplant werden Persoumlnliche Gespraumlche und Treffen erfordern Ressourcen und koumlnnen durchaus bis zu sechs Monate in Anspruch nehmen (Seibold et al 2010) (siehe Seite 31 bdquoPlanungldquo)

Hochschulleitungen sind entschei-dende Akteurinnen und Akteure bei der Priorisierung Initiierung Weiter-entwicklung und Profilbildung von Themen in jeder Hochschule Sie entscheiden uumlber den Stellenwert von Themen fuumlr die Hochschulent-wicklung und die Zuweisung damit verbundener Ressourcen

Martin Kruumlssel Koordinator des Betrieblichen Gesundheitsmanagements an der Georg-August-Universitaumlt Goumlttingen

Stephanie Schluck Referentin fuumlr Veranstaltungen in der Stabsabteilung Presse und Kommuni kation an der Hochschule fuumlr angewandte Wissen-schaften Hamburg

Dr Ute Sonntag Stellvertretende Geschaumlftsfuumlhrerin der Landesvereini-gung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen eV und Koordination Arbeitskreis Gesundheits-foumlrdernde Hochschulen

15

Bei der Entscheidung fuumlr eine Hochschule kann SGM ein Argument sein

Argumente fuumlr ein SGM Fuumlr das Thema Gesundheit ist in den letzten Jahrzehnten eine deutliche Steigerung der Relevanz in Politik Gesellschaft und Wirtschaft zu verzeichnen So auch in Hochschulen bei denen zunaumlchst der Fokus auf der Beschaumlftigtengesundheit und der Etablierung eines Betrieblichen Gesundheits-managements (BGM) lag Nun aumlndert sich der Fokus und bezieht auch die Studierenden mit ein die als groumlszligte Gruppe identitaumltsstiftend fuumlr Hoch-schulen sind

Befoumlrdert wird dies durch das 2015 erlassene Praumlventionsgesetz das die Studierenden als spezifische Zielgruppe gesundheitsfoumlrdernder

vertiefen sie praktische Erfahrungen im Projekt-management Studierende lernen im SGM auch Haltun-gen und Fertigkeiten die sowohl im Studium als auch

Leistungen in der Lebenswelt Hochschule benennt Hochschulen koumlnnen dies gut aufgreifen da mit dem Praumlventionsgesetz auch Finanzierungsmoumlglichkeiten durch Sozialversicherungstraumlger verbunden sind

SGM als Wettbewerbsvorteil Hochschulen stehen miteinander im Wettbewerb Ein SGM kann fuumlr Studienbewerberinnen und Studienbewerber ein Argument dafuumlr sein eine Hochschule auszuwaumlhlen

Multiplikatoreffekt Studierende sind potenziell zukuumlnftige Fuumlhrungskraumlfte Wenn sie SGM an ihrer Hochschule erleben und mitgestalten koumlnnen bekommen sie eine Vorstellung davon welchen Wert Gesundheitsmanagement fuumlr Organisationen darstellt Dieses Wissen nehmen sie in die verschiedenen gesellschaftlichen Berei-che mit Idealerweise sind sie auch dort Botschafterinnen und Botschafter sowie Akteurinnen und Akteure der Gesundheitsfoumlrderung

SGM staumlrkt Ressourcen Das Studium kann fuumlr Studierende eine von Unsicher-heiten gepraumlgte Lebensphase darstellen Die Studierenden ziehen oft in eine neue Stadt sind erstmals vom Elternhaus getrennt und muumlssen sich jetzt in neue Orga-nisations- und Lernstrukturen einordnen neue soziale Netzwerke sind aufzubauen SGM sollte gleich zu Beginn des Studiums ansetzen und uumlber den gesamten Studienverlauf passgenaue Angebote bereithalten So koumlnnen Studierende bei der Bewaumlltigung von Herausforderungen in den einzelnen Studienphasen unterstuumltzt werden Gesundheitsbezogene Lebensstilfaktoren koumlnnen herausgebildet und gefestigt sowie Ressourcen entwickelt werden die eine erfolgreiche Bewaumlltigung dieser Entwicklungsaufgaben und Herausforderungen ermoumlglichen

SGM vermittelt vielfaumlltige Kompetenzen Werden Studierende partizipativ in ein SGM eingebunden koumlnnen sie an Ver-aumlnderungen mitwirken und staumlrken ihr

Selbstwirksamkeitserleben Auszligerdem erwerben oder

im Beruf sehr nuumltzlich sind Kompetent mit Stress um-

zugehen soziale Kontexte sowie die eigenen Arbeits- und Lebensbedingun-gen gesundheitsfoumlrderlich zu gestalten

SGM ist ein innovatives Zukunftsthema Die Entscheidung faumlllt in Anbetracht der betraumlchtlichen Potenziale die die Einrichtung eines SGM fuumlr jede Hoch-schule bietet Die Hochschulleitung sollte der allgemeinen Entwicklung vorausschauend begegnen und sich fuumlr die Einrichtung und angemessene Ausstattung eines SGM in ihrer Hoch-schule stark machen

Die Einrichtung eines SGM kann durch einen Beschluss der Hochschulleitung erfolgen Gut beraten sind Hochschulen die von Beginn an die Studierendenver-tretungen in ihr Vorhaben involvieren und mit ihnen Ressourcen abstimmen die man fuumlr das SGM einbringt

Eine gelungene Einrichtung beginnt schon mit einer professionell ausgearbei-teten Beschlussvorlage (siehe Seite 53 bdquoAnlage 1Ildquo) die das federfuumlhrende Prauml-sidiumsmitglied daraufhin in der Praumlsidi-umssitzung uumlberzeugend zur Entschei-dung einbringen kann

16 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Kommunikation Man stelle sich vor in einer Hochschule hat sich eine kleine Projektgruppe gegruumlndet sie arbeitet ein halbes Jahr lang sehr engagiert die ersten Maszlignahmen sind geplant und keiner weiszlig etwas davon

Was mag in den Planungstreffen schiefgelaufen sein Was koumlnnte die Projektgruppe uumlbersehen haben Moumlglicherweise ist zu wenig beachtet beziehungsweise bearbeitet worden dass die Prozesse der Kommunikation und Information von Beginn an gezielt bewusst und strukturiert eingeplant und gesteuert werden muumlssten

Aus Projekten des betrieblichen Gesund-heitsmanagements (BGM) wissen wir dass der Informationsgrad eines Projek-tes als Kennzahl in das Projekt-Controlling aufgenommen werden sollte (siehe Seite 42 bdquoEvaluationldquo) Damit ist gesichert dass diesem Thema eine gewisse Auf-merksamkeit in den folgenden Planungs-und Umsetzungsschritten zukommt

In Bezug auf die hochschulinterne Kom-munikation waumlren die individuelle und die organisationale Ebene zu beachten

bull Wie erreiche ich die Individuen in der Hochschule

bull Wie erreiche ich die Verantwortlichen in den Strukturen der Hochschule

Fuumlr den Einzelnen bedeutet eine solche Kennzahl dass der Informationsfluss zum Projektthema sichergestellt wird und jeder das Thema fuumlr sich abwaumlgen und nutzen kann Gleichzeitig wird mit einer breiten und qualitativ hochwertigen Kommunikation den unterschiedlichen Aspekten des Themas der Zielgruppe Wertschaumltzung vermittelt

Auf der organisationalen und strukturellen Ebene werden die Verantwortlichen und Entscheidungstraumlger der Organisation Hochschule gewonnen und eingeladen sich mit der Studierendengesundheit auseinanderzusetzen Im Laufe des Veraumlnderungsprozesses werden sie so systematisch fuumlr das SGM sensibilisiert und mitgenommen Wichtig ist es Punk-te herauszuarbeiten wie die jeweilige Expertise produktiv eingebracht und Partizipation ermoumlglicht wird (siehe Seite 14 bdquoUumlberzeugen und sensibilisie-renldquo und Seite 23 bdquoVerortung und Akteu-rinnen und Akteure des SGMldquo) Das ist eine entscheidende Stellschraube fuumlr zukuumlnftige Veraumlnderungen auf struktu-reller Ebene in Bezug auf das gesund-heitsfoumlrderliche Setting

Im Setting Hochschule findet man selten eindeutige Strukturen fuumlr Kommunikati-onswege und es gibt kein Patentrezept Es sollten daher zu allererst bereits be-stehende Kommunikationskanaumlle identi-fiziert und moumlglichst fruumlhzeitig ein Kommunikationsplan im Projektteam erstellt und laufend aktualisiert werden Ordnungspunkte koumlnnten sein

bull Zielgruppe(n) (zum Beispiel Fakultaumlt der Naturwissenschaften oder Sozialwissenschaften Erstsemester oder Dekane)

bull Kommunikationsziele bull Kommunikationszeitpunkte (zum

Beispiel bewusst zum Studien- Semesterbeginn)

bull Kommunikationsmittel (zum Beispiel Poster Postkarten Website Ins-tagram persoumlnliche Gespraumlche Vortraumlge)

bull Kommunikationsort (zum Beispiel Vorlesungen Bereich der Mensa)

bull Kommunikationsbudget bull Einheitliches Erscheinungsbild (zum

Beispiel Logo Slogan Bildsprache et cetera)

Sabine Koumlnig Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Ines Niemeyer Freie Mitarbeiterin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Dr Brigitte Steinke Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

17

In Bezug auf die hochschulexterne Kommunikation geht es um Image-Ge-winn um Attraktivitaumlt des Studienortes und um Vernetzung mit anderen Hoch-schulen mit kommunalen und betriebli-chen Initiativen sowie mit der Politik Es hat sich bewaumlhrt insbesondere hier die Kompetenzen der hochschuleigenenPressestelle zu nutzen nach dem Motto bdquoTu Gutes und rede daruumlberldquo

Was bedeutet Kommunikation fuumlr und mit Studierenden und was kennzeich-net diese Zielgruppe aktuell Projekt-kommunikation ist auch ein Mittel wel-ches Partizipation und Beteiligung der Zielgruppe ermoumlglicht Die Art und Weise wie kommuniziert und informiert wird entscheidet uumlber den Bekanntheitsgrad und damit auch maszliggeblich uumlber den Er-folg eines Projektes an der Hochschule (Marozzi 2018) Schlieszliglich wird so das Thema transportiert und der Zielgruppe und Oumlffentlichkeit zugaumlnglich gemacht

Da wir es bei der Zielgruppe der Studie-renden mit einer vergleichsweise jungen gesunden Zielgruppe zu tun haben er-schlieszligt sich das Thema Gesundheit nicht so ohne Weiteres Auf den ersten Blick scheint es fuumlr Studierende moumlgli-cherweise uninteressant Aus Fokus-gruppen wissen wir dass mancherorts der Gesundheitsbegriff als verstaubt wahrgenommen und wenig mit der taumlg-lichen Lebensrealitaumlt Studierender in Bezug gebracht wird Dies ist zu beruumlck-sichtigen wenn man Studierende be-fragt und einbezieht

Wie gefragt wird hat groszlige Auswirkungen darauf inwieweit sich Befragte das Thema erschlieszligen und welche Informationen aus den Antworten abgeleitet werden koumlnnen Beispielsweise hat die Projektgruppe an der TU Kaiserslautern einen Work-shop mit Studierenden zum Wording innerhalb des Projektes durchgefuumlhrt um herauszufinden welche Art der Kommuni-kation angebracht waumlre (siehe wwwcampusplusuni-klde) Der Workshop brachte es wie folgt auf den Punkt Die Kommunika-tion sollte positiv aber authentisch sein und Lebensqualitaumlt Freude am Leben sowie den positiven Zusammenhang zwischen Gesundheit und Leistung darstellen Die PH Heidelberg hat als eine Moumlglichkeit dieses umzusetzen fuumlr und mit Studierenden einen Song erarbeitet (wwwph-heidelberg dekopf-stehenhtml)

Ein Groszligteil der heute Praumlsenzstudierenden gehoumlrt der soge-nannten Generation Z an Diese Zuordnung mag sehr grob sein und der Heterogenitaumlt der Gruppe Studierender nicht vollkom-men gerecht werden Dennoch gibt sie Anhaltspunkte fuumlr die Ansprache im Projekt und fuumlr abgeleitete Interventions-formen So untersucht beispielsweise der Arbeitsweltforscher Prof Christian Scholz an der Universitaumlt des Saarlandes wie die junge Generation bdquotickt was sie veraumlndert und warum sie alle anstecktldquo (Scholz 2014) Aus seinen und anderen Untersuchungen geht hervor dass die Themen Struktur Sicherheit Wohlfuumlhlen und SinnerlebenSelbstverwirkli-chung fuumlr diese Generation an erster Stelle stehen

Daraus lieszlige sich fuumlr die Kommunikation im Projekt beispiels-weise Folgendes ableiten

bull Die Kommunikation zum Thema Gesundheit sollte Regeln und Richtlinien beinhalten

bull Maszlignahmen sollten moumlglichst den individuellen Nutzen ausweisen

bull Jede Maszlignahme und jedes Gesundheitsevent sollte immer wieder neu in eine Kommunikationsform gefasst werden und dennoch einen Wiedererkennungswert haben

bull Studierende sollten selbst die Kommunikation im Projekt uumlbernehmen

Gut beraten ist wer die kommunikativen und kulturellen Regeln der eigenen Hochschule beachtet

18 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Bewaumlhrt hat es sich Studierende inner-halb des Projektes SGM zu qualifizieren und selbst das Thema kommunizieren zu lassen Beispielsweise setzt die TH Wildau gezielt studentische Botschafte-rinnen und Botschafter ein um Studieren-de in ihrer Peer-Gruppe auf Augenhoumlhe anzusprechen Synergien entstehen an dieser Stelle auch wenn es gelingt das Know-how unterschiedlicher Fachdiszip-linen an der Hochschule fuumlr die Entwick-lung von Kommunikationsbausteinen oder eines Kommunikationsdesigns zu gewinnen und zu nutzen So koumlnnen Studienarbeiten direkt fuumlr Projektthe-men in Lehrveranstaltungen beispiels-weise in Medienwissenschaften oder Design vergeben und bearbeitet werden Damit ist einer der Erfolgsfaktoren fuumlr das gesamte Projekt benannt Es ist die Einbeziehung und aktive Beteiligung der Studierenden in die Kommunikation und Information der Projektinhalte von Anfang an

Literatur Marozzi D (2018) Projektkom-munikation Ein Handbuch fuumlr die Praxis Zuumlrich vdf Hochschulverlag

Scholz C (2014) Generation Z Wie sie tickt was sie veraumlndert und warum sie uns alle ansteckt Weinheim Wiley-VCH

Oleschko S (2018) Ohne Sprache keine Veraumlnderung Zeitschrift Fuumlhrung und Organisation (62018) Seite 394-400

Praktische Beispiele fuumlr Kommunikation Die Pro-jektgruppe der FU Berlin entwickelte auf Basis der Ergebnisse der Studierendenbefragung 2016 (University Health Report UHR) Quizkarten das so genannte bdquoHealthy Quizldquo um die Ergebnisse des Gesundheitsberichts an der FU und vor allem unter den Studierenden publik zu machen Dafuumlr wurden einzelne Themenbereiche aus dem Gesundheitsbe-richt ausgewaumlhlt wobei vor allem die Anschaulichkeit des Themas eine Rolle spielte sowie die Frage was das Interesse der Studierenden am ehesten wecken koumlnnte Die bdquoQuizobjekteldquo sind dabei die unterschied-lichen FachbereicheZentralinstitute an der FU So sind zehn Quizkarten zu unterschiedlichen Themen entstanden Die Quizkarten wurden im Rahmen einer Wanderausstellung durch die FachbereicheZentralin-stitute der FU in der auch Poster mit den Ergebnissen der Befragung ausgestellt wurden an die Studieren-den verteilt sowie an den Standorten und in den Gebaumluden ausgelegt Abgebildete QR-Codes und Kurz-URLs verweisen auszligerdem auf alle Ergebnisse des Gesundheitsberichts sowie Informationen zum Projekt Inzwischen gibt es auch eine grafisch an-gepasste Online-Version der Healthy-Quiz-Karten (wwwewi-psyfu-berlindeeinrichtungenarbeits bereicheppghealthy_campus_quizindexhtml)

19

Kommunikationsbeispiel der FU Berlin

H E A LT H Y- Q U I Z

hellip fuumlhlen sich die meisten Studierenden im Studium wohl

In welcher dieser Einrichtungen der Freien Universitaumlt Berlin hellip

Mathematik und Informatik

Wirtschafts-wissenschaft

Politik- und Sozial-

wissenschaften

Veterinaumlr-medizin

C D

A B

H E A LT H Y- Q U I Z

Der Anteil Studierender die sich im Studium wohl-fuumlhlen verteilt sich auf die Einrichtungen wie folgt

420 im FB Mathematik und Informatik

355 im FB Politik- und Sozialwissenschaften

223 im FB Wirtschafts-wissenschaft

500 im FB Veterinaumlrmedizin

Weitere Ergebnisse Informationen zum fndest du hier Projekt fndest du hier

fu-berlindegesundheitsbericht fu-berlindehealthycampus

Das Projekt wird gefoumlrdert von der Techniker Krankenkasse

Auch an der TU Kaiserslautern wurden die Ergebnisse der Stu-dierendenbefragung aufbereitet und kommuniziert Fuumlr die Zielgruppe der Studierenden wurden Poster entwickelt und im Rahmen einer Wanderausstellung in der gesamten Uni-versitaumlt praumlsentiert (wwwuni-kldesgmposter-uhr-ergeb nisse) Ebenso sollten die Dekane der einzelnen Fakultaumlten

informiert und fuumlr das Thema Gesund-heit sensibilisiert werden Dazu wurden die Ergebnisse so aufbereitet dass die einzelnen Fakultaumlten untereinander ver-glichen werden koumlnnen (siehe Seite 21 bdquoSpinnennetzdiagrammldquo)

UND DU SO Wie gehtrsquos dir eigentlich Hinter bdquoUND DU SOldquo steht das Studentische Gesundheitsmanagement (SGM) der HTWK Leipzig Welche Punkte sind den Studierenden der HTWK fuumlhlen sich wohl Leipzig im Bereich Gesundheit wichtig und wo muss die Hochschule aktiver werden DANKE an alle

oder sehr wohl

1010 Mitgestalterinnen und Mitgestalter

35

65

Folgende Themen wurden in den bdquoo enen Fragenldquo besonders haumluf g genannt

Im Studium

Das Team des Studentischen Gesundheitsmanagement der HTWK Leipzig hat in 2018 all ihre Studierenden ein-geladen an der Onlinebefragung mit dem Titel bdquoUND DU SO Wie gehtrsquos dir eigentlichldquo teilzunehmen 1010 Stu-dierende sind dieser Einladung gefolgt Mit der Unter-stuumltzung des Hochschulsports und des Studierendenrat (StuRa) wurden unter allen Teilnehmerinnen und Teil-nehmern zwei Gutscheine im Wert von je 250 Euro verlost

Nach Abstimmung mit dem Rektorat dem Qualitaumlts-management der Lenkungsgruppe Gesundheits-management und dem Steuerkreis Studentisches Gesundheitsmanagement wurden die Ergebnisse der

Studierendenbefragung in einer Kurzauswertung auf-bereitet und als Poster auf dem Hochschulsommer-fest unter dem Motto bdquoAlle Sinne anldquo zum ersten Mal den Studierenden praumlsentiert

Im Anschluss wurde das Poster an verschiedenen Orten der Hochschule ausgestellt und den Multiplikatoren des Gesundheitsmanagements (Fachschaften Studiende-kane StuRa) zur Verfuumlgung gestellt

Aktuell wird eine Detailauswertung fuumlr die einzelnen Fakultaumlten erarbeitet (wwwhtwk-leipzigdelebenund-du-somitgestaltung)

Verortung und Akteurinnen und Akteure des SGM In jeder Hochschule gibt es in der Verwaltung Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner die bei der Ausrichtung und Durchfuumlh-rung von Projekten fachlich und organisatorisch kompetent beraten koumlnnen Sie gehoumlren immer zum engeren Kreis der Stakeholder die in der Vorbereitung von organisationsbezo-genen Prozessen persoumlnlich anzusprechen sind Daneben sorgt die Verwaltung in Abstimmung mit den zentralen und dezentralen Gremien dafuumlr dass nach der Einfuumlhrungsphase eines Projektes das Thema auch strukturell in der Hochschu-le ankommt Fuumlr Struktur- und Ablauffragen an Hochschulen gibt es nicht unbedingt einheitliche Antworten gleichwohl eine groumlszligere Anzahl an rechtlichen Rahmenbedingungen und Leitplanken die zu beruumlcksichtigen sind Daruumlber hinaus gibt es ein Erfahrungswissen daruumlber wie ein Thema korrespon-dierend mit den besonderen Merkmalen der jeweiligen Hoch-schule profilbildend in Strukturen integriert werden kann Gerade hier koumlnnen Gespraumlche mit den verantwortlichen Ab-teilungen in der Zentralverwaltung weiterhelfen Zusaumltzlich erhalten Interessentinnen und Interessenten in den Gesprauml-chen wertvolle Hinweise uumlber Anknuumlpfungspunkte zu ande-ren laufenden Projekten oder Prozessen zum Beispiel in der Lehrentwicklung Akkreditierung und Qualitaumltssicherung oder dem fakultaumlts- beziehungsweise fachbereichsuumlbergreifenden Entwicklungsstand des Themas Schluumlsselqualifikationen

Da an Hochschulen die Arbeit in und von Gremien fuumlr den Stellenwert die Vernetzung und institutionelle Integration von Themen ein praumlgendes Merkmal ist ist die Ein- und Zu-sammensetzung des Steuerkreises fuumlr das Gesundheitsma-nagement fuumlr Studierende (SGM) von besonderer Bedeutung Es gibt nicht bdquodasldquo Rezept wie ein SGM in einer Hochschule mit welchem Akteursumfeld zu implementieren ist Das Poten-zial an internen und externen Akteurinnen und Akteuren die einzubinden und fuumlr das Vorhaben zu gewinnen sind ist stark abhaumlngig von der Groumlszlige Traumlgerschaft und dem Faumlcherkanon einer Hochschule

Zur Sicherstellung der sozialen Validitaumlt bei der Einfuumlhrung des SGM gehoumlren vorausschauende Uumlberlegungen zur Ge-winnung von Fach- und Machtpromotoren (Stakeholder) fuumlr das Projekt Aus der Organisation und Arbeit im Projekt bilden sich Bezuumlge und Konturen der spaumlteren Strukturintegration heraus Auch wo und wie das SGM personell verankert werden kann wird variieren Als Basis fuumlr eine gelingende Strukturin-tegration bedarf es einer zumindest anteilig dauerfinanzierten Stelle und einer hauptamtlichen SGM-Koordinatorin oder eines SGM-Koordinatoren (siehe Seite 55 bdquoAnlage 1IIldquo)

Martin Kruumlssel Koordinator des Betrieblichen Gesundheitsmanage-ments an der Georg-August-Universitaumlt Goumlttingen

Prof Dr Thomas Hartmann Profes-sor fuumlr das Fachgebiet Humanoumlkologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal Standort Magdeburg und seit 20 Jahren aktives Mitglied im Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen

Empfehlenswert fuumlr Entscheidungen zu Strukturfragen und einer personellen Verankerung koumlnnen Leitfragen sein

bull Was sind die Rahmenbedingungen die zur Finanzierung einer Stelle vorgegeben sind Dies koumlnnen zum Beispiel Haushaltsmittel der Hochschule Drittmittel durch Forschungsvorhaben eine Finanzierung durch die Sozialversicherungen oder Aumlhnliches sein

bull Welche inhaltlichen organisatorischen und maszlignahmen-bezogenen Anknuumlpfungspunkte gibt es mit dem und fuumlr das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM)

Am Anfang steht eine akribische Bestandsaufnahme (siehe Seite 29 bdquoSchnittstellenldquo) aller internen und externen Aktivi-taumlten Akteurinnen und Akteure sowie Strukturen die zur Gesundheitsfoumlrderung von Studierenden der jeweiligen Hochschule beitragen Gesundheit ist ein Querschnittsthema sodass Stakeholder aus den verschiedensten Institutionen beziehungsweise Zustaumlndigkeitsbereichen einer Hochschule gewonnen werden muumlssen Daruumlber hinaus ergeben sich bereits strategische Partnerschaften durch die Eingliederung in die Hochschule und aus dem jeweils spezifischen Aufgabenprofil

24 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

der SGM-Koordinatorin und des SGM- Koordinators Die Ruumlckendeckung des Vorhabens bdquoSGMldquo durch die Fuumlhrung der Hochschule ndash ersatzweise durch die Leitung von Fakultaumlt Fachbereich oder Institut ndash ist die Grundlage dafuumlr weitere Akteurinnen und Akteure ge-winnen zu koumlnnen Die kontinuierliche Mitarbeit der internen und externen Ko-operations- und Netzwerkpartner ist abhaumlngig von der jeweiligen Motivation der beruflichen Praumlgung und den zeitli-chen sowie finanziellen Ressourcen

Im Vergleich zum BGM das zu cicra 90 Prozent in der Verwaltung bei der Per-sonal- und Organisationsentwicklung der Hochschulen angesiedelt ist bleibt eine Verortung des SGM noch unbe-stimmt Ist ein BGM vorhanden so wer-den Strukturen zur Einbindung von Akteurinnen und Akteuren bereits be-stehen (Hartmann et al 2017a) Dies kann ein interner Arbeitskreis Gesund-heit sein der je nach Groumlszlige der Hoch-schule neben der BGM-Koordinatorin oder dem BGM- Koordinator in der Regel aus Betriebsaumlrztin oder Betriebsarzt Fachkraft fuumlr Arbeitssicherheit Sicher-heitsbeauftragter und Sicherheitsbeauf-tragtem Vertreterinnen und Vertreter der Geschaumlftsleitung des Personalrates der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Studierenden der Schwerbehinder-ten- sowie Gleichstellungsbeauftragten und weiteren Personen zusammenge-setzt ist

Das Aufgabenprofil und die Beteili-gungsprozesse von SGM sind anders angelegt als fuumlr BGM sodass neben der Mitarbeit im AK Gesundheit ein eigenes Netzwerk aufgebaut werden sollte Die Verortung von SGM in der Hochschule bietet mehr Moumlglichkeiten als beim BGM das verwaltungszentriert und sehr stark auf die arbeitsrechtlichen Vorga-

ben ausgerichtet ist Die im Folgenden aufgefuumlhrten strategischen Partnerinnen und Partner sind auch potenzieller Ar-beitsort der SGM-Koordinatorinnen und -Koordinatoren

Folgende Moumlglichkeiten ergeben sich bull Innerhalb der Hochschulverwaltung

in enger Zusammenarbeit mit dem BGM oder der breiten Palette von Beratungsangeboten der Hochschule (zum Beispiel Technische Hochschule Wildau)

bull Auszligerhalb der Hochschulverwaltung koumlnnte SGM bei den Interessenver-tretungen der Studierenden ange-siedelt sein In Abhaumlngigkeit von den landesgesetzlichen Regelungen sind das die ASten (zum Beispiel Folkwang UdK Essen) oder Fakultaumlts- oder Fachbereichsraumlte sowie das studentische Pro-Rektorat

bull Ist SGM als Entwicklungsprojekt angelegt so empfiehlt sich die fachspezifische Einbindung in die Forschung und Lehre eines Wissen-schaftsbereiches der Hochschule Dies koumlnnen beispielsweise sport- oder gesundheitswissenschaftliche Studienbereiche sein (zum Beispiel KIT Karlsruhe TU Kaiserslautern) Vorteil ist der niedrigschwellige Zugang zu Studierenden als Akteurinnen und Akteure und die Moumlglichkeit zur Weiterqualifikation der SGM-Koordinatorinnen und -Koordinatoren

Mit Blick auf die gesetzliche Verant-wortlichkeit fuumlr gesundheitsbezogene Unterstuumltzungssysteme an Hochschu-len koumlnnte die Einbindung von SGM in den Hochschulsport oder bei den Stu-dierendenwerken erfolgen Beide Ak-teurinnen und Akteure sind allerdings rechtlich mehr oder weniger unabhaumln-gig von der jeweiligen Hochschule Daruumlber hinaus steht im organisierten

Hochschulsport zumeist der Leistungs-aspekt im Vordergrund weniger die gesundheitsbezogene Bewegungsfoumlr-derung Die 57 Studierendenwerke ver-stehen sich vor allem als Anwalt sozialer Belange der Studierenden Dies bedeu-tet zum Beispiel dafuumlr Sorge zu tragen dass Studierende mit gesundheitlichen Beeintraumlchtigungen oder psychosozia-len Problemlagen individuell unterstuumltzt und beraten werden

Externe Akteurinnen und Akteure die zur Mitarbeit beim SGM zu gewinnen sind finden sich sowohl regional als auch auf Landes- und Bundesebene Dazu gehoumlren die uumlberregionalen Interessen-vertretungen der Studierenden ge-sundheitsbezogene Institutionen und Organisationen sowie die Sozialversiche-rungstraumlger Auf Landesebene sind dies das Gesundheits- und Wissenschafts-ministerium und deren nachgeordnete Behoumlrden Bei den Landesunfallkassen sind Studierende pflicht versichert und sollten deshalb an der studentischen Sicherheit und Gesundheit besonderes Interesse zeigen Uumlber eine gesundheits-bezogene regionale Einbindung von Studierenden gibt es bisher wenig Er-kenntnisse Hochschulen haben sich in den letzten 20 Jahren an ihren Standor-ten zu wichtigen Wirtschaftsfaktoren entwickelt Studierende werden umwor-ben den ersten Wohnsitz am Studien-ort zu nehmen Deshalb ist vieles vorstell-bar was Kommunen im Rahmen des SGM leisten koumlnnen Zum Beispiel un-fallsichere Infrastrukturen zur und von der Hochschule bereitzustellen sowie spezifische Informationsangebote zu den kommunalen Beratungs- und Un-terstuumltzungssystemen anzubieten die auch den Studierenden offen stehen

Externe Finanzierungsmoumlglichkeiten bull Sozialversicherungstraumlger uumlber das Gesetz zur Staumlrkung

der Gesundheitsfoumlrderung und der Praumlvention (Praumlventi-onsgesetz ndash PraumlvG) besonders Krankenkassen (siehe Seite 55 bdquoAnlage 1IIIldquo)

bull Unfallkassen (in Anlehnung an das PraumlvG) bull Ministerien bull EU-Foumlrderprogramme bull Stiftungen bull Corporate-Social-Responsi bility-Projekte bull Fundraising

Interne Finanzierungsmoumlglichkeiten bull S tudienqualitaumltsmittel (QVM-hochschulinternes Budget) bull Studiengebuumlhren bull Internes Sponsoring durch AStA Studierendenwerk

Institute Kompetenzzentren und so weiter bull Freundeskreise der Hochschulen bull Teilnahmegebuumlhren fuumlr Veranstaltungen

Finanzielle und personelle Ressourcen Studentisches Ge-sundheitsmanagement (SGM) als Prozess an Hochschulen mit seiner strategischen und ganzheitlichen Umsetzung erfordert Ressourcen Hierzu zaumlhlen vor allem finanzielle und personelle Ressourcen neben Raumlumlichkeiten Technik und anderen Rahmenbedingungen fuumlr die spezifischen Aktivitaumlten Ohne eine ausreichende finanzielle und damit gekoppelte personelle Ausstattung ist eine ernsthafte und nachhaltige Implementie-rung von SGM bis in die Managementprozesse der Hochschule hinein nicht oder nur fragmenthaft umsetzbar

Benoumltigte Ressourcen einschaumltzen Die Houmlhe der finanziellen Ausstattung haumlngt von einer Reihe von Faktoren ab Studieren-denzahl die ersten Zielsetzungen und geplanten Maszlignahmen sowie das Vorgehen bei der Einfuumlhrung des SGM beeinflussen den finanziellen Aufwand stark Auch die Kosten die von Sei-ten der Hochschulstrukturen (wie Lohnniveau Raummieten Heizkosten Kosten fuumlr Druckerzeugnisse) entstehen bestim-men die Houmlhe der einzusetzenden Mittel

Personelle Ressourcen sind fuumlr die systematische Umset-zung von SGM unabdingbar Die Einfuumlhrung und nachhaltige Umsetzung von SGM ist eine anspruchsvolle Taumltigkeit die nicht bdquonebenbeildquo erledigt werden kann Die Koordinatorin oder der Koordinator sollte uumlber eine fundierte Ausbildung verfuumlgen und spezifische Kenntnisse mitbringen (siehe Seite 55 bdquoAnlage 1IIldquo) Eine Festanstellung moumlglichst ohne Befristung sowie eine angemessene Bezahlung sind fuumlr die anspruchsvolle Taumltigkeit und fuumlr den nachhaltigen Aufbau notwendig Die Kosten fuumlr die Finanzierung der Personalstelle muss Teil des Kostenplans zur Einfuumlhrung eines SGM sein

Je nach Groumlszlige der Hochschule und Aufgabenfeld sollte der Stellenanteil der Koordinatorinnen und Koordinatoren be-ziehungsweise die Groumlszlige des Koordinationsteams bestimmt werden

Interne und externe Finanzierungsmoumlglichkeiten erschlieszligen Per E-Mail wurden im Jahr 2016 alle 450 Mitglieder des bundesweiten Arbeitskreises Gesundheitsfoumlrdernde Hoch-schule (AGH) zu Finanzierungsmoumlglichkeiten eines SGM be-fragt Folgende Wege und Moumlglichkeiten zeigten die Mitglie-der aus ihrer eigenen Praxis auf

Stephanie Schluck Referentin fuumlr Veranstaltungen in der Stabsabteilung Presse und Kommuni kation an der Hochschule fuumlr angewandte Wissen-schaften Hamburg

Dr Ute Sonntag Stellvertretende Geschaumlftsfuumlhrerin der Landesvereini-gung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen eV und Koordination Arbeitskreis Gesundheits-foumlrdernde Hochschulen

26 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

SGM als Prozess an Hochschulen mit seiner

ganzheitlichen Umsetzung erfordert Ressourcen

Eine Moumlglichkeit zusaumltzliche Ressourcen zu erschlieszligen und gleichzeitig Studierende partizipativ in die Entwicklung und Umsetzung von SGM einzubinden sind Projekte im Rahmen von Seminaren Dies bietet sich zum Beispiel bei gesund-

Langfristige Finanzierung sichern Fuumlr eine langfristige und umfassende Umsetzung von SGM in die Management-prozesse (etwa Fuumlhrung Leitbild Grundordnung Lehre) und als Teil der Hochschulkultur ist es notwendig eine

heitsnahen Studiengaumlngen an Das Potenzial findet sich auch in anderen Fachdisziplinen (beispielsweise in Paumldagogik Medien und Musik) Es eignen sich auch Studien- und Ab-schlussarbeiten Studierende haben so die Moumlglichkeit ihre Bedarfe und Beduumlrfnisse zu aumluszligern Kompetenzen im Pro-jektmanagement und in der

langfristige Finanzierung zu si-chern Projektbezogene Unter-stuumltzung von internen und externen Partnerinnen und Partnern ist haumlufig Um laumlnger-fristig denken planen und handeln zu koumlnnen ist die Aus-handlung einer langfristigen Fi-nanzierung mit den Partnerin-nen und Partnern sinnvoll Ein festes Budget im Rahmen des

Forschung zu gewinnen und aktiv ihr SGM mitzugestalten Die Qualifizierung von Studierenden auf diesem Weg ist langfristig sinnvoll Es gilt jedoch die Arbeitszeit und -kraft der Studierenden wertzuschaumltzen und die Projekte durch Lehrende begleiten zu lassen

Mit Sponsorinnen und Sponsoren und Unterstuumltzerinnen und Unterstuumltzern ist vorher genau zu pruumlfen und dialogo-rientiert Transparenz daruumlber zu schaffen welchen Nutzen die Partnerinnen und Partnern sich erhoffen und welches Interesse sie in einem SGM verfolgen

Hochschuletats ist mitunter ein schwieriges Unterfangen waumlre jedoch ein anzustrebendes Ziel Hier empfiehlt es sich die Hochschulleitung fruumlhzeitig in langfristige Planungen des SGM einzubeziehen SGM in die Corporate Identity einzubinden waumlre dabei sehr hilfreich Uumlber einen Posten im Hochschulbudget sollten alle entstehenden Kosten fuumlr die operative inhaltliche Umsetzung (Koordination) sowie die geplanten Maszlignahmen gedeckt werden Einzelne Projekte koumlnnen ergaumlnzend gut von Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartnern unterschiedlicher Art (etwa Sozial-versicherungstraumlger lokale Geschaumlftsleute Ministerien Stiftungen) unterstuumltzt werden

Spezifika und Handlungsfelder Studierende stellen in vielerlei Hinsicht eine heterogene Population dar Bereits mit Blick auf die Studienaufnahme und die Studienfachwahl finden sich unter ihnen voumlllig unterschiedliche Motive (Scheller et al 2013) An die Hochschule kommen Studierende mit ganz individuellen Er-fahrungshintergruumlnden Voraussetzungen und Gewohnheiten sowie spezifischen Erwartungen und Intentionen (Henke et al 2014) Daraus ergeben sich die unter-schiedlichsten Bedarfe und Beduumlrfnisse die es bei der Planung und Gestaltung von Gesundheitsfoumlrderungsmaszlignahmen angemessen zu beruumlcksichtigen gilt Die jeweilige Studienphase (wie Studieneingang oder Pruumlfungsphase) sowie beson-dere Lebenssituationen (wie gesundheitliche Beeintraumlchtigung familiaumlre Ver-pflichtungen) erweitern diese Bedarfs- und Beduumlrfnislage um wesentliche Facet-ten Als weitere potenzielle Einflussgroumlszligen im Hinblick auf Anforderungen an Gesundheitsfoumlrderungsmaszlignahmen werden in der Literatur fuumlr Studierende nachfolgende Faktoren diskutiert Alter Geschlecht Nationalitaumlt ethnische Zugehoumlrigkeit Studienfach sowie Art des Studiums (Steptoe et al 2002 Stock et al 2003 Dunne Sommerset 2004 Wardle et al 2004)

Studierende sind nur fuumlr eine begrenzte Dauer an Hochschulen Die mittlere Gesamtstudiendauer bei Bachelorabschluumlssen betraumlgt 72 Semester die mittlere Gesamtstudiendauer fuumlr Masterabschluumlsse 113 Semester (Buschle Haumlhnel 2016) Hochschulen sehen sich daher vor der Herausforderung die Gesundheit und persoumlnliche Entwicklung von Studierenden innerhalb eines relativ kurzen Zeitrau-mes durch die Bereitstellung externer Ressourcen und die Staumlrkung interner Ressourcen nachhaltig zu foumlrdern Die kurze Verweildauer von Studierenden an der Hochschule hat zur Folge dass sich die Studierendenschaft als Endadressa-tengruppe staumlndig wandelt Von den fortlaufenden personellen Veraumlnderungen bleiben auch die studentischen Vertretungen und Hochschulgruppen nicht unbe-ruumlhrt was bei einer Zusammenarbeit beruumlcksichtigt werden sollte

Studierende koumlnnen verschiedene aufgabenabhaumlngige Rollen an der Hochschule einnehmen (Erhardt 2011) So stellt die Hochschule fuumlr Studierende im Sinne von Lehrveranstaltungsbesuchen und Pruumlfungen zunaumlchst einmal nur einen Ausbil-dungsort dar waumlhrend studentische und wissenschaftliche Hilfskraumlfte zudem in einem Beschaumlftigungsverhaumlltnis mit der Hochschule stehen Als ehrenamtliche Veranstalter extracurricularer Aktivitaumlten tragen Studierende gar auf administra-tiver Ebene zur Aufgabenerfuumlllung der Hochschule bei Studierende nutzen als Kundinnen und Kunden zudem sonstige Dienstleistungsangebote der Hochschule Die Aufgabe des studentischen Gesundheitsmanagements besteht darin den Bedarfen moumlglichst all dieser Studierendengruppierungen gerecht zu werden

Philip Bachert Projektverantwortli-cher des SGM-Projektes bdquoMyHealth Gesund studieren am KITldquo am Karlsruher Institut fuumlr Technologie

Bildungspolitisches Ziel ist es allen Studierenden die gleichen Chancen auf einen erfolgreichen Studienabschluss zu gewaumlhren Es hat sich gezeigt dass allem voran eine gelungene soziale und akademische Integration der Studieren-den in das Hochschulsystem Studien-abbruumlche verhindern kann (Braxton et al 1997) Laut Tinto (1988) muumlssen sich Studierende mit der Aufnahme eines Studiums zunaumlchst von ihren bisheri-gen Kontexten loumlsen (etwa Abkapse-lung vom Elternhaus) im Zuge des Uumlbergangs in den tertiaumlren Bildungsbe-reich eine Orientierungsphase durch-laufen (wie Knuumlpfung neuer Kontakte) um schlieszliglich vollstaumlndig in der Le-benswelt Hochschule anzukommen Die Implementierung einer Willkommens-kultur fuumlr Erstsemester scheint daher aumluszligerst sinnvoll Daruumlber hinaus sind auch nicht direkt mit den Inhalten des Studiums verbundene Aspekte wie etwa finanzielle Schwierigkeiten im Zusammenhang mit dem Studiener-folg relevant (Huumlther Kruumlcken 2016)

28 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

An dieser Stelle ergeben sich zahlreiche potenzielle Handlungsfelder fuumlr Hoch-schulen zur gesundheitsfoumlrderlichen Gestaltung von Lern- Arbeits- und Lebensbedingungen fuumlr Studierende Zu den Hauptinterventionsfeldern der Gesundheitsfoumlrderung im Setting Hochschule zaumlhlen das physische (etwa Campusgestaltung) und das soziale Umfeld (etwa soziale Unterstuumltzung durch Peers) das Arbeits- und Lernum-feld (etwa Zugaumlnglichkeit von Pflichtver-anstaltungen) der Dienstleistungssektor (etwa Gesundheitssportangebote) sowie die Individuumsebene (AGH 2012) Verhaltensbezogene Maszlignah-men orientieren sich in erster Linie an den klassischen Public-Health-Betaumlti-gungsfeldern Bewegungsfoumlrderung Stressbewaumlltigung Ernaumlhrungs- und Gesundheitskompetenzbildung Sucht-mittelpraumlvention Sexualaufklaumlrung und Praumlsentismusvermeidung Dane-ben spielen zielgruppenspezifische Angebote im Bereich der Lernberatung des Schluumlsselqualifikationserwerbs und mit Blick auf Vereinbarkeit von Studium Einkommenserwerb und Privatleben eine nicht unwesentliche Rolle Gerade letzteren kommt eine hohe Bedeutung zu da Mehrfachbelastungen und die damit verbundene Beanspruchung haumlufig zu Beeintraumlchtigungen der Studierfaumlhigkeit und der eigenen Ge-sundheit fuumlhren (Hurst et al 2013) Uumlberdies haben Qualitaumltsaspekte des Studiengangs wie beispielsweise die Betreuungssituation und Ausstat-tungsmerkmale sowie allem voran die

Organisation und Qualitaumlt der Lehre einen maszliggeblichen Einfluss auf die Gesundheit von Studierenden (Winter 2011) Bemuumlhungen die auf die Verbes-serung der Studien- und Pruumlfungsor-ganisation abzielen sollte daher beson-deres Augenmerk zuteilwerden

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Winter M (2011) Die Revolution blieb aus Uumlberblick uumlber empirische Befunde zur Bologna-Reform in Deutschland In Nickel S (Hrsg) Der Bologna-Prozess aus der Sicht der Hochschulforschung CHE- Arbeitspapier Nr 148 Guumltersloh CHE

Fachbereiche mit Gesundheitsbezug koumlnnen

einem SGM wichtige Impulse verleihen

Henning Blumenroth Wissenschaftli-cher Mitarbeiter des Hochschulsports an der Goethe Universitaumlt Frankfurt am Main und von 2015 bis 2018 Projektkoordina-tor des SGM an der TU Kaiserslautern

Schnittstellen bei der Entwicklung und Umsetzung eines SGM an Hoch-schulen Schnittstellen sind eine in-haltliche Verbindung zwischen zwei oder mehreren Organisationseinheiten Bei dem Querschnittsthema Gesundheit an Hochschulen zeigt sich dass viele verschiedene Organisationseinheiten Schnittmengen im Gesundheitsmanage-ment insbesondere fuumlr Studierende haben Unabhaumlngig von der Verortung des SGM spielt die Vernetzung zwischen den Schnittstellen eine entscheidende Rolle fuumlr das Gelingen eines SGM Diese am jeweiligen Standort zu identifizieren und gewinnbringend einzubinden ist bei dem Aufbau eines SGM empfehlenswert

Doch was sind die Schnittstellen inner-halb der Hochschule die fuumlr ein SGM relevant sind Manche Schnitt-stellen sind eher relevant fuumlr verhaumlltnispraumlventive Schritte andere eher fuumlr Maszlignahmen

Beduumlrfnisse aus dem SGM abgeleitet werden In manchen Hochschulen ist die Organisationsentwicklung Teilaufgabe der Personalentwicklung oder im strate-gischen Entwicklungsplan aufgegriffen

Die Ausgestaltung von Studiengaumlngen insbesondere die Gestaltung der Studi-enordnungen Curricula oder Pruumlfungs-angelegenheiten kann einen groszligen Einfluss auf die Gesundheit der Studie-renden haben

Forschung und Lehre in Fachbereichen mit Gesundheitsbezug koumlnnen sowohl einem SGM wichtige Impulse verleihen und mit der Expertise vor Ort professio-nell unterstuumltzen als auch das SGM als Forschungsfeld nutzen Dies kann zum Beispiel in Form von Studienarbeiten

tenspraumlventiven Maszlignahmenebene eine wichtige Rolle spielen etwa durch Be-ratungen zum Lernmanagement oder durch eine psychologische Beratungs-stelle Beratungsangebote koumlnnen auch verhaumlltnisorientiert in das SGM einflieszligen wenn die Einzelberatungsinhalte sys-tematisch ausgewertet und Schlussfol-gerungen der Analysen in die Umset-zung von SGM einbezogen werden

Sport und Bewegung ist ein Schnittstellenaspekt der haumlufig auf der verhaltenspraumlventiven

auf der Verhaltensebene Die Maszlignahmenebene vom Hoch-folgenden Schnittstellenthemen schulsport betreut wird jedoch sind in der Regel in verschiede- auch Einfluss auf die Verhaumlltnis-nen Organisationseinheiten an der Hochschule bereits angesie-delt und sollten bei der Entwick-lung eines SGM mitgedacht werden Die jeweils handelnden Akteu-rinnen und Akteure koumlnnen wichtige Partner oder selbst Teil des SGM an einer Hochschule sein

Relevante Schnittstellen In der Orga-nisationsentwicklung werden Entwick-lungs- und Veraumlnderungsprozesse in-nerhalb der Hochschulen eingeleitet die sowohl das Thema Studierendenge-sundheit beeinflussen als auch durch

oder Studienleistungen im Projektma-nagement uumlber Bachelor- und Master-arbeiten bis hin zu Promotionen im SGM geschehen

In der Regel gibt es an Hochschulen verschiedene Beratungsleistungen und gesundheitsfoumlrderliche Angebote die von unterschiedlichen Organisationsein-heiten angeboten werden Das Thema Beratung kann im SGM auf der verhal-

se der Hochschule haben kann

Die Entwicklung von Kompeten-zen oder persoumlnliche Weiterbil-

dung auszligerhalb der fachbezogenen Inhalte des Studiums koumlnnen im Rahmen einer Entwicklung der Gesundheits-kompetenz einen groszligen Stellenwert innerhalb des SGM einnehmen

Fuumlr das Thema Nachhaltigkeit insbe-sondere der sozialen Nachhaltigkeit ergeben sich eine Vielzahl von Uumlber-schneidungspunkten mit dem SGM

30 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Gleichstellung ist in Hochschulen immer ein relevantes Schnittstellent hema und wird in der Regel haumlufig organisationell mit Familienfoumlrderung zusammenge-fasst Einige Hochschulen haben das Zertifikat bdquofamiliengerechte Hochschuleldquo erworben dessen Inhalte das SGM ergaumlnzen

Diese Schnittstellen stellen eine Samm-lung dahingehend dar welche inhaltli-chen Uumlberschneidungspunkte mit Themen des SGM an den Hochschulen existieren Auf dieser Basis laumlsst sich eine Analyse vor Ort vornehmen um bei der Ausgestaltung des SGM bereits bestehende Aktivitaumlten und Angebote zu beruumlcksichtigen und gegebenen-falls einzubeziehen Die genannten Schnittstellent hemen sind jedoch nicht immer eindeutig einzelnen Organisati-onseinheiten an einer Hochschule zuzu-ordnen Eine Stakeholder -Analyse ist daher bei der Entwicklung eines SGM sinnvoll um wichtige Akteurinnen und Akteure am eigenen Standort identifi-zieren zu koumlnnen Diese sind sowohl in hauptamtlicher als auch in studenti-scher Funktion vor Ort aktiv und koumlnnen einen Beitrag zum SGM leisten Die fol-gende Aufstellung bietet einen Uumlber-blick daruumlber welche Akteurinnen und Akteure in der Hochschullandschaft aktuell an SGM mitwirken Die Auflistung in alphabetischer Reihenfolge stellt einen

Uumlberblick dar und erhebt keinen Anspruch auf Vollstaumlndigkeit Fuumlr eine detailliertere Auseinandersetzung mit einzelnen Akteurinnen und Akteuren siehe Seite 23 bdquoVeror-tung und Akteurinnen und Akteure des SGMldquo

bull AStA bull Bauabteilung bull Beauftragte fuumlr Gleichstellung Inklusion Diversity bull Beauftragte fuumlr Studierende mit Behinderung oder chronischer Erkrankung bull BGM bull Buumlro fuumlr Internationale Angelegenheiten bull Career Center bull Familienbuumlro bull Gesundheitswissenschaften Psychologie und Sportwissenschaft (SGM als

Forschungsfeld) bull Hochschulkommunikation bull Hochschulleitung bull Hochschulsport bull Nachhaltigkeitsbuumlro bull Organisationsentwicklung bull Personalentwicklung bull Psychologische BeratungsstelleSuchtberatung bull Sprecherinnen und Sprecher der Fakultaumltskonferenz bull Studiengangskoordinatorinnen und -koordinatorenStudiengangsmanagerin-

nen und Studiengangsmanager bull StudierendenparlamentStudierendenrat bull StudierendenwerkMensa bull Vertreterinnen und Vertreter der Fachschaften bull Zentrale Studienberatung bull Zentrum fuumlr Schluumlsselqualifikationen

Weitere Akteurinnen und Akteure die ihren Aufgabenschwerpunkt klar im BGM verortet haben aber durchaus auch einbezogen werden koumlnnen sind

bull Abteilung fuumlr Arbeitsschutz bull Betriebsaumlrztlicher Dienst bull Jugend- und Auszubildendenvertretung bull Mitarbeiter- und Konfliktberatung bull Personalraumlte (Gesamt- und Teilpersonalraumlte) bull Schwerbehindertenvertretung

5 Theorie und Praxis Was ist bei der Umsetzung zu bedenken

Planung Planung ist das A und O denn sie entscheidet uumlber den erfolgreichen Verlauf eines Projektvorhabens und haumlufig auch uumlber den Grad der Zufriedenheit der Mitwirkenden am Projekt selbst Sie bezieht sich auf alle Phasen des Public Health Action Cycles also auf Analyse Interventionsplanung Intervention und Evaluation (Rosenbrock 1995) (siehe Seite 36 bdquoAnalyseldquo Seite 38 bdquoInterventionsplanungldquo Seite 39 bdquoInterventionen und Maszlignahmenldquo und Seite 42 bdquoEvaluationldquo)

Zum Standard einer Projektumsetzung gehoumlrt es ein Gremium zu bilden das sich auf die Projektziele bdquocommittedldquo und mit entsprechender Entscheidungskompetenz ausgestattet ist Mit bdquoCommitmentldquo ist hier gemeint sich gemeinschaftlich auf Ziele zu einigen und sich verbindlich zum Projekt zu bekennen Dies bedeutet auch sich auf die Art und Weise der Zusammenarbeit zu verstaumlndigen zum Beispiel loumlsungs-orientiert loyal und kooperativ miteinander umzugehen und die Form des Umgangs mit auftretenden Schwierigkeiten und Konflikten abzustimmen

In das Gremium sollten Akteurinnen und Akteure verschiedener Statusgruppen einbezogen werden wie zum Beispiel Studierende und deren Vertreterinnen und Vertreter Lehrende und auch Personen in Leitungspositionen (siehe Seite 23 bdquoVer-ortung und Akteurinnen und Akteure des SGMldquo)

Die aktive und bewusste Beteiligung und Partizipation der Zielgruppe sprich der Studierenden sollte von Anfang an mitgedacht werden Um SGM erfolgreich um-zusetzen und Studierende wirklich fuumlr das Thema zu begeistern sollten ihnen Gestaltungsspielraumlume eroumlffnet werden Daher sollten Studierende und ihre Ver-tretungen in alle Prozesse Entscheidungen Arbeitsgruppen und Gremien die SGM betreffen einbezogen werden Echte Partizipation kann eine Identifikation mit dem SGM unterstuumltzen und positive Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden wahrscheinlicher machen Gerade der direkte Blick der Studie-renden oder deren Vertretungen auf den Alltag und deren Wissen um ganz konkrete und dringende Fragestellungen und Probleme sind von Anfang an unverzichtbar (siehe Seite 45 bdquoPartizipationldquo)

Im Projektverlauf aumlndern sich nicht selten Aufgaben- und Rollenverteilung Sie sollten deshalb immer wieder hinterfragt werden Sind die Aufgaben Verant-wortlichkeiten und Rollen klar definiert Wer uumlbernimmt was bis wann Zur Aufgaben- und Rollenverteilung gehoumlrt auch erreichte Ziele in den Gremiums-sitzungen meilensteinartig darzustellen und zu wuumlrdigen sowie Huumlrden und Problemstellungen gemeinsam zu reflektieren

Sabine Koumlnig Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Ines Niemeyer Freie Mitarbeiterin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Dr Brigitte Steinke Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

32 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Ein Zielfindungsworkshop foumlrdert das Commitment

der Projektbeteiligten

In der Eingangsphase des Projektes ndash und dieser Schritt ist keinesfalls ersetzbar ndash gilt es uumlbergeordnete Ziele im Einver-nehmen aller zu finden und zu definieren Durch das Festlegen von Zielen wird klar definiert was erreicht werden soll und kann Auszligerdem dienen festgelegte Ziele als Kriterien fuumlr die Evaluation Gerade dieser erste Schritt erweist sich in der Umsetzung wie in betrieblichen Kontexten auch als schwierig In der Praxis hat sich ein Zielfindungsworkshop bewaumlhrt Manche Projektgruppen entscheiden sich fuumlr Tagesworkshops oder nehmen sich gar eineinhalb bis zwei Tage Zeit Dies ist gut investierte Zeit in das Gesamtprojekt und das Commitment der Projektbeteiligten

Ziele und deren Kennzahlen sollten moumlglichst prozessbezogen beziehungsweise ergebnisbezogen formuliert sein Seibold et al (2010) verweisen dabei auch auf die Unterscheidung von langfristigen Oberzielen und kurz- oder mittelfristigen Unter-zielen Das hat fuumlr die praktische Planung und Umsetzung direkte Auswirkungen Langfristige Ziele koumlnnten zum Beispiel sein Bekanntheitsgrad des Themas in der Hochschule Beteiligungsquote an Maszlignahmen oder geringeres Stress-empfinden in Pruumlfungsphasen der Studierenden

Prozessbezogene Ziele koumlnnten sich auf die Umsetzung also zum Beispiel auf das Einbeziehen von Schluumlsselakteurinnen und -akteuren oder die Umsetzung von Interventionen beziehen oder auf die Zielgruppenerrei-chung zum Beispiel die Akzep-tanz der Interventionen

Ergebnisorientierte Ziele sind zum Beispiel die Zunahme von Gesundheitswissen und gesundheitsfoumlrderlichem Verhalten der Studierenden oder auch strukturelle Veraumlnderungen in Pruumlfungsablaumlufen

Grundsaumltzlich sollten festgelegte Ziele SMART-Kriterien erfuumlllen Sie sollten spezifisch messbar attraktiv realistisch und ter-minorientiert sein

Abgeleitete Ziele und Zielaspekte orientieren sich an einzel-nen Gruppen von Studierenden Beispielsweise laumlsst sich nach sportlich aktiven Studierenden und sportlich inaktiven Studierenden unterscheiden oder danach ob sich Studierende bereits mit ihrer Gesundheit befassen beziehungsweise dieses noch nicht tun (Seibold et al 2010)

Man kann zwischen Faumlchergruppen dem Geschlecht oder der Studienart (Vollzeit- oder Teilzeitstudium) unterscheiden nach Studieneingangs- beziehungsweise Studienausgangs-phase nach Semesterphasen mit Semesterferien oder mit Pruumlfungsschwerpunkten

Insofern ist der geplante Zeitpunkt einer Maszlignahme relevant fuumlr deren Beteiligungserfolg und die Wirksamkeit Es sollte durchdacht werden wann welches Thema gesetzt wird Bei-spielsweise koumlnnte zu Beginn des Studiums bei der Zielgrup-pe der Erstsemester das Thema bdquoOrientierung im Studiumldquo gesetzt werden vor Pruumlfungsphasen lohnt es das Thema Stressbewaumlltigung anzubieten Fuumlr Studierende die kurz vor dem Abschluss stehen koumlnnte das Thema Berufswahl interessant sein

In der Realitaumlt kommt es auch vor dass zum Beispiel durch Semesterzyklen Leerlauf im Projekt entsteht Es ist wichtig sich dessen bewusst zu wer-den und sinnvoll die zeitunab-haumlngigen Aufgaben im Projekt fuumlr solche Phasen einzuplanen

Sind Ziele und Zielgruppe defi-niert geht es darum saumlchliche personelle und finanzielle Mittel den einzelnen Schritten zur Zielerreichung zuzuord-nen Dies setzt natuumlrlich voraus dass man eine grundsaumltz-liche Mittelplanung bei der Einwerbung beziehungsweise Beantragung des Projektes vorgenommen hat (siehe Seite 25 bdquoFinanzielle und personelle Ressourcenldquo)

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Was entscheidet uumlber den Erfolg der Planungsphase Ein erster Schritt zu Beginn eines Projektes besteht immer darin zunaumlchst zu ermitteln was es bereits an Strukturen Einrich-tungen Maszlignahmen Angeboten Dokumenten oder Weiterem im Umfeld zum Projektthema gibt Als Methode eignet sich hier beispielsweise ein Mindmap Anschlieszligend gilt es die Ergebnisse dahingehend zu bewerten inwiefern sie fuumlr einen erfolgreichen Projektablauf nuumltzlich sein koumlnnten (siehe Seite 29 bdquoSchnittstellenldquo) In diesem Kontext sollte auch betrach-tet werden welche sozialen oumlkologischen oumlkonomischen oder kulturellen Aspekte damit verbunden sind

Damit geplante Ziele und Interventionen von der Zielgruppe angenommen werden muumlssen diese attraktiv gestaltet sein Dazu ist es sinnvoll gemeinsam mit Studierenden interessante Themen und Methoden zu waumlhlen beispielsweise Interventi-onen an Orten an denen sich Studierende oft aufhalten die gut zu erreichen sind und zu passenden Uhrzeiten angeboten werden Auch Schnupper- oder Kompaktangebote koumlnnen dazu geeignet sein Das Erfolgspotenzial der Interventionen kann erhoumlht werden wenn bereits in der Planungsphase niedrigschwellige Zugangswege beruumlcksichtigt werden wie eine Ausstellung zum Thema ein Barcamp oder Aktionen auf dem Campus die auf Themen oder Interventionen aufmerksam machen

Wie immer kommt es auf die Form der Kommunikation und die Ansprache der Zielgruppe an In einer Werkstatt zum SGM haben Studierende Aspekte speziell dazu erarbeitet wie eine adaumlquate Kommunikation in die Studierendenschaft hinein gestaltet werden kann (siehe Siehe 16 bdquoKommunikationldquo)

Fuumlr die Ansprache der Studierenden sollten saumlmtliche Kanaumlle genutzt werden dabei immer passend wohl dosiert und fokus-siert auf das gewaumlhlte Medium und die jeweilige Information Dazu zaumlhlen beispielsweise das Internet Social Media Plakate Flyer und natuumlrlich auch die Face-to-Face-Kommunikation

Sind Studierende als Multiplikatorinnen Multiplikatoren und Botschafterinnen und Botschafter aktiv erleichtert das den Zugang zur Zielgruppe vor allem durch eine Face-to-Face-Kommunikation auf Augenhoumlhe (siehe TK LVG amp AFS 2018)

Erfahrungen zeigen dass es sinnvoll sein kann das Thema Gesundheit mit anderen Themen zu verknuumlpfen welche die Zielgruppe der Studierenden in ihrer Lebensphase besonders ansprechen und damit den Blick auf das Thema Gesundheit zu erweitern SGM-Projekte sind oft mit einem Logo oder einem Slogan verbunden der die Studierenden anspricht und breit und marketingwirksam bewirbt (siehe TK LVG amp AFS 2018)

Unvorhergesehenes im Projekt Eine Planung geht eigent-lich nur richtig gut auf wenn die Akteurinnen und Akteure des Projektes in der Lage sind mit Unvorhergesehenem adaumlquat umzugehen und Plaumlne flexibel an sich aumlndernde Gegeben-heiten anzupassen Das kann bedeuten Zielaspekte zu aumlndern oder anzupassen und sich von liebgewonnenen Gewohnheiten zu trennen

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Seibold C Loss J Nagel E (2010) Gesunde Lebenswelt Hoch-schule Ein Praxishandbuch fuumlr den Weg zur Gesunden Hochschu-le Techniker Krankenkasse (Hrsg) Veroumlffentlichungen zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement der TK Bd 23 Hamburg

TK ndash Techniker Krankenkasse LVG amp AFS ndash Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen (Hrsg) (2018) Gesundheitsmanagement fuumlr Studierende duz spezial Berlin Unter wwwgesundheitsfoerdern-de-hochschulendeInhalteO1_StartseiteduzSpecial_ M03_TK_230318pdf Zugegriffen 1892018

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34 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Einfuumlhrung in den Public Health Action Cycle Eine Systematik zur Projektpla-nung fuumlr das Gesundheitsmanagement fuumlr Studierende an Hochschulen bietet der sogenannte bdquoPublic Health Action Cycleldquo der den Aktionsprogrammen der Weltgesundheitsorganisation und vielen weiteren gesundheitsbezogenen Projek-ten zugrunde liegt ndash so auch den Aktivi-taumlten des Netzwerks bdquoHealth Promoting Universitiesldquo

Dieser Zyklus gliedert sich in vier auf-einander folgende Schritte Der erste Schritt ist die Definition und Bestim-mung des zu bearbeitenden Problems (siehe Seite 36 bdquoAnalyseldquo) dem die Konzipierung und Festlegung einer zur Problembearbeitung geeignet erschei-nenden Strategie oder Maszlignahme folgt (siehe Seite 38 bdquoInterventionspla-nungldquo) Im dritten Schritt werden dann die Interventionen implementiert (Interventionsumsetzung) um im ab-schlieszligenden Schritt die durch die Inter-

PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Leiter des AB Public Health an der Freien Uni versitaumlt Berlin und verschiedener Projekte zur Gesundheitsberichterstat tung bei Studierenden sowie zum Studentischen Gesundheitsmanage-ment

Tino Lesener Wissenschaftlicher Mitarbeiter im SGM-Projekt bdquoHealthy Campus Freie Universitaumlt Berlin Gesund studieren

ventionen erzielten Wirkungen abzu-schaumltzen (siehe Seite 42 bdquoEvaluationldquo) Sollte das eingangs definierte Pro-blem nicht oder nur in Teilen geloumlst worden oder die Loumlsung mit uner-wuumlnschten Neben- beziehungsweise Folgewirkungen verbunden sein koumlnnten diese zum Gegenstand ei-nes neuen Durchlaufs dieses Zyklus fuumlhren

Im ersten Schritt ndash der Analyse ndash wird die gesundheitliche Situation der Studierenden an Hochschulen analysiert Hier gibt es verschiedene Ansaumltze die sich in ihrer Systematik unterscheiden Ausgangspunkte koumlnnen zum Beispiel Fokus-gruppen in einem Studienfach oder aber Statistiken uumlber die Inanspruchnahme hochschuleigener Beratungsangebote sein Da hier jeweils nur eine Auswahl Studierender beteiligt wird sind hier Erhebungsstrategien zu empfehlen die im Idealfall allen Studierenden einer Hochschule die Moumlglichkeit bieten Angaben zu ihrem Gesundheitszustand beziehungsweise zu ihrem Gesundheitsverhalten zu machen

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Analyse

Intervention

Interventionsplanung Evaluation

Sichtbar werden dabei in der Regel ver-schiedene Problembereiche die nach-einander bearbeitet werden sollten Im zweiten Schritt ndash der Interventionspla-nung ndash gilt es die identifizierten Proble-me zu priorisieren die Adressatengrup-pe fuumlr Interventionen zu bestimmen und Maszlignahmen auszuwaumlhlen die geeignet sind das jeweilige Problem zu loumlsen

Im dritten Schritt ndash der Intervention ndash gilt es die Maszlignahmen umzusetzen und deren Implementation zu begleiten Auch gute Plaumlne koumlnnen selten ohne

Abstriche umgesetzt werden Hier gilt es jeweils abzuschaumlt-zen ob diese den Interventionserfolg gefaumlhrden um dann die Plaumlne so zu modifizieren dass sie dennoch zielfuumlhrend bleiben

Im abschlieszligenden vierten Schritt ndash der Evaluation ndash wird im Rahmen einer Prozess- und Ergebnisevaluation beurteilt in-wieweit das eingangs definierte Problem behoben werden konnte War die Intervention erfolgreich und ohne uner-wuumlnschte Folge- und Nebenwirkungen so kann ein neues Problem bearbeitet werden Fiel der Erfolg geringer als ge-wuumlnscht aus koumlnnen die Maszlignahmen neu ausgerichtet werden und einen neuen Durchlauf des Zyklus anstoszligen

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36 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Analyse Um festzustellen wie gut der Gesundheitszustand von Studierenden einer Hochschule ist wo sich die Studie-renden wohlfuumlhlen und wo sie gesund-heitliche Einbuszligen berichten ist eine Analyse hilfreich Mit dieser kann dann bestimmt werden wo Interventionen sinnvoll und notwendig sind und wie sie sich zielfuumlhrend und gewinnbringend gestalten lassen Hier helfen drei Fragen

1) Wer berichtet eine gute Gesundheit und wer gesundheitliche Einbuszligen

2) Was verursacht das Wohl- oder Miss-befinden und was erhaumllt es aufrecht

3) Wo besteht Veraumlnderungsbedarf

Diese Fragen koumlnnen in einer Bestands-aufnahme adressiert werden fuumlr die unterschiedliche Erhebungsverfahren eingesetzt werden koumlnnen Vorgestellt werden hier Befragungen Fokusgruppen Experteninterviews und Netzwerkana-lysen in ihren bevorzugten Anwen-dungskontexten

Online- und Offline-Befragungen Uumlber die Verbreitung und Verteilung von Gesundheitsrisiken und -chancen verbunden mit der Moumlglichkeit Ursa-chen Folgen sowie krankheitsassozi-ierte Faktoren aufzudecken informieren flaumlchendeckende Erhebungen bei Stu-dierenden einer Hochschule oder einer Region Hochschulbezogene Befragun-gen wie zum Beispiel der University Health Report an der Freien Universitaumlt Berlin oder der TU Kaiserslautern sowie die bundesweite Befragung zur Gesund-heit Studierender in Deutschland 2017 buumlndeln demografische Merkmale po-sitive und negative Gesundheitsindika-toren Ressourcen und Anforderungen der Studiensituation sowie das Gesund-heitsverhalten Damit stehen neben lokalen Daten auch hochschuluumlbergrei-fende Referenzwerte zur Verfuumlgung Mit gleicher Instrumentierung lassen sich diese an der eigenen Hochschule reproduzieren und somit in einem Wertevergleich Handlungsbedarf fest-stellen Die breite Instrumentierung er-laubt es mit Gesundheitsrisiken assozi-ierte Faktoren aufzudecken und fuumlr Interventionen zugaumlnglich zu machen So wird dann beispielsweise nicht nur das Stresserleben Studierender zum Thema sondern auch damit assoziierte Merkmale der Studiensituation wie zum Beispiel der Zeitaufwand fuumlr das Studi-um die Pruumlfungslast oder der wahrge-nommene Zeitdruck Bei wiederholten

PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Leiter des AB Public Health an der Freien Uni versitaumlt Berlin und verschiedener Projekte zur Gesundheitsberichterstat tung bei Studierenden sowie zum Studentischen Gesundheitsmanage-ment

Christine Wolter Wissenschaftliche Mitarbeiterin im SGM-Projekt bdquoHealthy Campus Freie Universitaumlt Berlin Gesund studieren

Befragungen (Zwei-Jahresintervall) las-sen sich auch Trends und Veraumlnderun-gen feststellen um Fehlentwicklungen fruumlhzeitig zu erkennen und abzustellen

Fokusgruppen Fokusgruppen sind an Leitfragen orientierte moderierte Dis-kussionen mehrerer Studierender (sechs bis zwoumllf) zu einem gesundheitsbezo-genen Thema (siehe Seite 56 bdquoAnlage 1IVldquo) Dabei steht die Sichtweise und Bewertung eines Themas durch die Gruppe der Teilnehmenden im Vorder-grund Durch das Aufeinandertreffen auch kontroverser Ansichten erhoffen sich die Durchfuumlhrenden ein vertieftes Verstaumlndnis des Themas Fokusgruppen wurden bislang zum studentischen

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Gesundheitsmanagement eingesetzt um Themen rund um die Gesundheit Studierender (Ernaumlhrung Bewegung) oder die Organisation eines SGM an der Hochschule zu ergruumlnden Der besonde-re Wert der Fokusgruppen liegt darin aus studentischer Perspektive eine Viel-zahl an Vorschlaumlgen zur Loumlsung eines Problems zu sammeln

Expertinnen- und Experteninterviews Interviews mit Personen die aufgrund ihres Status oder ihrer Funktion in Bezug auf ein Thema uumlber ein besonderes (Uumlberblicks-)Wissen uumlber Erfahrungen oder uumlber einen privilegierten Zugang zu Informationen verfuumlgen werden als Expertinnen- und Experteninterviews bezeichnet Fuumlr ein studentisches Ge-sundheitsmanagement sind dies in erster Linie die Studierenden selbst die neben ihrem eigenen Wissen und ihren Erfahrungen auch die von Mitstudie-renden einbringen koumlnnen Wenn sie zusaumltzlich in Hochschulstrukturen ein-gebunden sind (wie Fachschaft Aus-bildungskommissionen) verfuumlgen sie daruumlber hinaus aufgrund ihres Engage-ments uumlber einen privilegierten Zugang zu Informationen uumlber beispielsweise gesundheitliche Belastungen und Res-sourcen von Mitstudierenden oder suboptimale Studienbedingungen Wei-tere Expertinnen und Experten sind Personen die aufgrund ihrer Funktion an Schnittstellen in Lehre und Verwal-tung fuumlr Studierende zustaumlndig sind

Neben Lehrenden sind dies diejenigen die Lehrangebote planen und organi-sieren aber auch Mitarbeitende aus Serviceeinrichtungen fuumlr Studierende (Informations- und Beratungsangebo-te) Pruumlfungsbuumlros dem Hochschul-sport den Mensen Bibliotheken und so weiter Das Patchwork verschiedener Perspektiven ermoumlglicht Bereiche zu identifizieren in denen Optimierungs-potenzial besteht

Tagebuchstudien Tagebuchstudien ermoumlglichen Aussagen uumlber die Konti-nuitaumlt und Regelmaumlszligigkeit von Er-eig-nissenSituationen und geben ei-nen differenzierten Einblick in Abfolgen von Ereignissen und Befinden Kalenda-rische Tagebucheintraumlge zur Zeitver-wendung von Studierenden geben einen guten Einblick in das Ausmaszlig und die Verteilung studienbezogener Arbeiten uumlber Tage und Wochen Ergaumlnzt um Angaben zum Stresserleben in einer Woche laumlsst sich dieses mit vorherge-henden Aktivitaumlten in Verbindung bringen Themen von Tagebuchstudien mit Studierenden sind zum Beispiel Substanzkonsum in Folge von Studien-leistungen Emotionen und deren Regulation in Lern- und Leistungssitu-ationen das Studierverhalten sowie Stresserleben und Snacken

Netzwerkanalysen Die (soziale) Netz-werkanalyse ermoumlglicht die Erfassung und Analyse sozialer Beziehungen So kann zum einen das Netzwerk selbst Gegenstand sein (Groumlszlige Dichte) die Anforderungen aus dem Netzwerk (Kontaktaufbau und -pflege) es koumlnnen aber auch Konflikte und Unterstuumltzung zum Gegenstand werden Ausgehend von der Annahme dass eigene Einstel-lungen Orientierungen und Verhaltens-weisen staumlrker von Personen gepraumlgt werden mit denen man sich verbunden fuumlhlt wird die Bedeutung des Netzwerks fuumlr das Studier- und Leistungsverhalten aber auch fuumlr das Gesundheits- und Risikoverhalten (Bewegung Ernaumlhrung Substanzkonsum) hervorgehoben

Das Community Mapping oder auch Photovoice sind Erhebungsformen die visuelle Dokumentation und Erzaumlhlung miteinander verbinden zu denen es bislang noch wenige Erfahrungen in Projekten zum studentischen Gesund-heitsmanagement gibt

38 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Interventionsplanung Der Analyse schlieszligt sich in der Regel die Interventi-onsplanung an Wurde beispielsweise aus Kapazitaumlts- oder Zeitgruumlnden keine hochschuleigene Analyse durchgefuumlhrt kann auf bereits bestehende Analysen zuruumlckgegriffen werden (zum Beispiel Gruumltzmacher et al 2018 bdquoGesundheit Studierender in Deutschland 2017ldquo) Wichtig ist jedoch vor Ort qualitativ Ansatz-punkte fuumlr Interventionen zu unterlegen beispielsweise durch Fokusgruppen oder strukturierte Interviews

In vielen Settingprojekten gibt es bereits in der Analysephase kleinere Interventionen die auf das Thema aufmerksam machen wie beispielsweise ein Gesundheitstag speziell fuumlr Studierende

Bei der Planung handelt es sich nicht um einen rein formalen Akt Das ergibt sich schon allein aus der Tatsache dass hier die Weichen dafuumlr gestellt werden was im Setting genau passieren soll Es geht um die Sichtbarkeit und um die Wirksamkeit So ist die Analyse selbst bereits eine starke Intervention Sie laumlsst die Akteurinnen und Akteure des Settings aufhorchen bdquoHier passiert etwas meine Gesundheit und mein Wohlbefinden werden wichtigldquo

Wie kann man konkret vorgehen Seibold et al (2010) empfehlen in einem ersten Schritt relevante Themen aus den Analyseergebnissen abzuleiten und zu reflektieren welche Bedeutung und Wichtigkeit diese Themen in der Kulturlandschaft der Hoch-schule einnehmen Welche Zielgruppe ist betroffen Wie muss die Kommunikation aussehen um die Gruppe zu erreichen Auch ist zu bedenken ob man beispielsweise einen Studiengang anspricht oder eine darin sich befindende besonders belastete Gruppe Moumlglicherweise beziehen sich die Interventionen auch auf andere Status-gruppen die in der Lehre oder an einer Schnittstelle zu den Studierenden taumltig sind In dieser Phase werden haumlufig Fokusgruppen durchgefuumlhrt um qualitativ weitere Aspekte zu Ressourcen und Belastungen zu gewinnen (siehe Seite 56 bdquoAnlage 1IVldquo)

Daraufhin folgt eine Priorisierung der ermittelten Gesundheitsthemen und eine Definition der angestrebten Ziele (kurz- mittel- und langfristig siehe Seite 31 bdquoPlanungldquo) Mit der Priorisierung der Gesundheitsthemen ist die Definition der zu erreichenden Zielgruppen verknuumlpft Wo brennt es am meisten Welche Themen sind auch der Hochschulleitung deutlich und wo bekommt man entsprechend Ruumlckenwind Wo koumlnnen (moumlglichst schnell) sichtbare Erfolge erzielt werden (sogenannte Quick-Wins) Gibt es Strukturen und Angebote die miteingebunden werden koumlnnen

Die geplanten Interventionen koumlnnen auf verschiedenen Ebenen ansetzen wie zum Beispiel auf der Individuumsebene dem physischen oder sozialen Umfeld dem Arbeits- und Lernumfeld oder Dienstleistungssektor (siehe Seite 27 bdquoSpezifika und Handlungsfelderldquo) Sie sollten sowohl auf der Verhaumlltnis- als auch auf der Verhalten-sebene greifen und die Ebenen bestenfalls miteinander verzahnen (Altgeld und Kolip 2014) Speziell in Bezug auf die Ableitung von Maszlignahmen die die Verhaumlltnisse ange-

Sabine Koumlnig Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Ines Niemeyer Freie Mitarbeiterin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Dr Brigitte Steinke Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

hen ist es wichtig die Verantwortlichen einzuladen die fuumlr die Gestaltung der Strukturen in der Hochschule Entschei-dungsbefugnisse haben beispielsweise den Prorektoren fuumlr Studium und Lehre wenn es um die Ausgestaltung von Pruuml-fungsphasen geht

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Einen nicht unerheblichen Einfluss auf den Erfolg des Projektes haben die zur Verfuumlgung stehenden finanziellen und perso-nellen Mittel (siehe Seite 25 bdquoFinanzielle und personelle Res-sourcenldquo) Sie sind entscheidend fuumlr den Umfang der anvisier-ten Interventionen und sollten im Laufe des Projektes stetig uumlberpruumlft werden

Es hat sich bewaumlhrt Studierende zu befaumlhigen als Multiplika-torinnen und Multiplikatoren im Themenfeld Gesundheitsfoumlr-derung taumltig zu werden und das Projekt auch im Sinne der Partizipation (siehe Seite 45 bdquoPartizipationldquo) zu bereichern Mit diesem Empowerment wird die Selbstbestimmung und Eigenverantwortung der Studierenden gestaumlrkt und erhoumlht Dies wirkt an sich schon gesundheitsfoumlrderlich (Frost und Mierke 2013 Zimmermann 2000)

Im Laufe der Interventionsplanung sollten priorisierte Ziele nicht aus dem Blick geraten Ziele und Zielgruppen gilt es regelhaft zu uumlberpruumlfen und anzupassen

Literatur Altgeld T Kolip P (2014) Konzepte und Strategien der Gesundheitsfoumlrderung In Hurrelmann K Klotz T Haisch J (Hrsg) Lehrbuch Praumlvention und Gesundheitsfoumlrderung 4 Auflage Bern Verlag Hans Huber Seite 45-57

Frost B Mierke K (2013) Stresserleben und Stressbewaumlltigung bei Studierenden Funktionale und dysfunktionale Strategien und weitere Einflussvariablen Journal of Business and Media Psychology (1) 13ndash24

Gruumltzmacher J Gusy B Lesener T Sudheimer S Willige J (2018) Gesundheit Studierender in Deutschland 2017 Ein Kooperati-onsprojekt zwischen dem Deutschen Zentrum fuumlr Hochschul-und Wissenschaftsforschung der Freien Universitaumlt Berlin und der Techniker Krankenkasse Unter wwwfu-berlindege-sund-studieren Zugegriffen 20112018

Seibold C Loss J Nagel E (2010) Gesunde Lebenswelt Hochschu-le Ein Praxishandbuch fuumlr den Weg zur Gesunden Hochschule Techniker Krankenkasse (Hrsg) Veroumlffentlichungen zum Be-trieblichen Gesundheitsmanagement der TK Bd 23 Hamburg

Zimmerman BJ (2000) Self-Efficacy An Essential Motive to Learn Contemporary Educational Psychology 25 (1) 82ndash91 doiorg101006ceps19991016

Interventionen und Maszlignahmen Nachdem Interventionen und Maszlignahmen geplant wurden (siehe Seite 38 bdquoInterventi-onsplanungldquo) geht es an die Umsetzung dieser Im Folgenden werden verschiedene Beispiele fuumlr Interventionen auf verschie-denen Ebenen und in unterschiedlichen Handlungsfeldern dargestellt (siehe Seite 27 bdquoSpezifika und Handlungsfelderldquo) Idealerweise werden verhaumlltnis- und verhaltensorientierte In-terventionen miteinander verzahnt Diese sind nicht immer klar voneinander getrennt es koumlnnen sich Schnittmengen ergeben

Beispiele fuumlr verhaumlltnisorientierte Interventionen Unter verhaumlltnisorientierten Interventionen versteht man jene Inter-ventionen die sich auf die strukturelle Ebene beziehen und somit das Umfeld von Personen einschlieszligen

Physisches Umfeld An der Universitaumlt Wuppertal wurden neue Entspannungs- und Ruumlckzugsareale im Studien- und Ar-beitsumfeld geschaffen Dazu wurde beispielsweise ein Haumlngemattenpark mit Strandkoumlrben und Liegestuumlhlen zur Erholung im Freien eroumlffnet Ebenfalls wurde den Hochschul-angehoumlrigen ein Snoozle-Raum zur Verfuumlgung gestellt um sich zu entspannen oder eine kreative Auszeit vom Alltag zu nehmen Des Weiteren hat die Hochschule eine Lehrkuumlche eingerichtet in der insbesondere Studierende ernaumlhrungsspezifisches Wissen in Theorie und Praxis vermittelt bekommen (www gesundeuni-wuppertaldeangeboteentspannung-rueck zugsareale-am-grifflenberghtml)

Soziales Umfeld An der TU Kaiserslautern (TUK) koumlnnen Stu-dierende einmal pro Woche hochwertigen Kaffee an einem selbstgebauten Fahrrad-Cafeacute kaufen Dieser wird nur in Es-pressokannen serviert sodass Studierende mindestens zu zweit bestellen muumlssen und die Pause gemeinsam auf der Wiese genieszligen bdquoTo goldquo-Becher werden nicht ausgegeben Dadurch wird der soziale Austausch miteinander gefoumlrdert Das sogenannte Cafeacute TUK TUK ist inzwischen an der Univer-sitaumlt eine Institution und traumlgt zur Entschleunigung und Erholung vom Studienalltag bei

40 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Das Cafeacute TUK TUK wird bereichert durch das Angebot eines Biobauern der regionales Obst und Gemuumlse auf dem Campus verkauft (wwwcampusplusuni-kldeprojekteaspx) Auch auszligerhalb des Studienalltags ermoumlglicht die TU Kaiserslautern den Studierenden ein soziales Miteinander Einmal pro Sommersemester wird in der Phase mit hohem Pruumlfungs-stress ein OpenStage organisiert Studierende koumlnnen dort bewusst auf andere Gedanken kommen und gemeinsam mit ihren Kommilitonen einen Abend verbringen Studierende ge-stalten fuumlr Studierende selbst das Programm (wwwcampus-plusuni-kldeeventsaspx)

Arbeits- und Lernumfeld Eines der Ziele des SGM am KIT besteht in der Etablierung einer bewegungsfreundlichen Lehr- und Lernkultur In diesem Zusammenhang wurden in Kooperation mit der Bibliothek des KIT mobile Schreib-tischaufsteller angeschafft die von Studierenden ausgelie-hen werden koumlnnen um so das Lernen im Stehen zu ermoumlg-lichen Des Weiteren wurde ein Campusplan angefertigt auf dem alle fuumlr Studierende zugaumlnglichen Steharbeitsplaumltze ersichtlich sind (wwwsportkiteduhochschulsportactivi-tykitphp)

Dienstleistungssektor Das Studierendenwerk der Universitaumlt Bonn bietet in der bdquoHealthy Campus Bonn Wocheldquo in Zusam-menarbeit mit dem Institut fuumlr Ernaumlhrungs- und Lebensmit-telwissenschaften ein ausgewogenes Healthy Campus Menuuml in allen Mensen der Universitaumlt an (wwwuni-bonnde einrichtungenpe-karrierehealthy_campus_bonnhealthy- campus-bonn-woche)

Eine Arbeitsgemeinschaft aus 57 unabhaumlngigen Studieren-denwerken hat das Projekt bdquomensaVitalldquo initiiert welches zum Beispiel an der Universitaumlt Paderborn und der Hochschule Fulda umgesetzt wird bdquomensaVitalldquo steht fuumlr frische aus-gewogene und zeitgemaumlszlige Speisen Es werden frische Kraumluter statt Wuumlrzmischungen verwendet und eine vitaminschonende und fettarme Zubereitung gewaumlhrleistet unter anderem dadurch dass auf frittierte und panierte Speisen verzichtet wird bdquomensaVitalldquo zeigt dass gesunde Ernaumlhrung lecker ist (wwwstudierendenwerk-pbdegastronomieweitere- angebotemensavital)

Individuelle Ebene An der TU Ilmenau wurde im Winterse-mester 201718 das Projekt bdquoSchritt fuumlr Schritt fitldquo ins Leben gerufen Ziel des Projektes ist es die Gesundheit der Men-schen in ihrem taumlglichen Umfeld zu foumlrdern die individuellen Ressourcen zu staumlrken und einen Risikofaktor der heutigen bdquoSitzgesellschaftldquo die mangelnde Bewegung abzubauen bdquoSchritt fuumlr Schritt fitldquo soll durch gezielt gesetzte visuelle Reize zu mehr Bewegung und koumlrperlicher Aktivitaumlt animie-ren Treppenaufkleber mit Spruumlchen wie bdquoGesuumlnder leben hellip Rezeptfrei hier im Treppenhausldquo oder bdquoHier entlang hellip fuumlr Fit-ness und Wohlbefindenldquo wollen zeigen dass schon wenige Schritte mehr am Tag einen wichtigen Beitrag zu mehr Gesund-heit leisten koumlnnen (wwwtu-ilmenaudeensfsf)

Strukturelle Ebene An der TU Kaiserslautern besteht ein Gremium bdquoStudierendengesundheitldquo Es setzt sich aus stu-dentischen Vertretern der Fachschaften des Studierenden-parlamentes des AStAs des SGM-Teams und hauptamtlichen Vertretern der Universitaumlt (psychologische Beratungsstelle BGM et cetera) zusammen Einmal im Semester informiert das SGM-Team das Gremium bdquoStudierendengesundheitldquo uumlber aktuelle Maszlignahmen und Themen Im Rahmen dieser Sitzun-gen werden Projektplaumlne gesundheitsrelevante Themen und anstehende Maszlignahmen diskutiert (wwwcampusplus uni-kldestudierendengesundheitaspx)

An der Universitaumlt Wuppertal gibt es die Service- und Bera-tungsstelle fuumlr Gesundheit bdquoBUWbewegtldquo Das ist eine zentra-le Anlaufstelle fuumlr alle Angehoumlrigen der Hochschule Es geht beispielsweise um Gesundheitsangebote Aktionen Bera-tung fuumlr Gesundheit Familie und mehr (wwwgesundeuni- wuppertaldewir-stellen-uns-vorhtml)

Beispiele fuumlr verhaltensorientierte Interventionen Unter verhaltensorientierten Interventionen versteht man Interventi-onen die sich auf die individuelle Ebene einer Person beziehen und an deren Verhalten ansetzen

Bewegungsfoumlrderung An verschiedenen Hochschulen koumlnnen Dozentinnen und Dozenten fuumlr ihre Vorlesung einen Pausenexpress buchen Eine Trainerin oder ein Trainer kommt daraufhin in die Vorlesung und fuumlhrt eine viertel Stunde lang Uumlbungen mit der Studierendengruppe durch (zum Beispiel wwwhochschulsportrwth-aachendecmsHSZSport Sportangebot~njofStudierenden-Pausenexpress)

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Die Universitaumlt Goumlttingen hat kostenfreie Angebote zur Bewe-gungsfoumlrderung der Studierenden geschaffen Es werden zum Beispiel Yoga in der Mittagspause Ruumlckenkurse Laufkurse Outdoortraining Mountainbiketouren et cetera angeboten zu denen sich die Studierenden online anmelden koumlnnen (wwwhealthycampus-goettingendeactivitieskursange-bot-2)

An der PH Heidelberg ist im Rahmen des SGM das Projekt bdquoKopfstehenldquo implementiert worden Es geht speziell um die Reduzierung sitzenden Verhaltens Studierender im Hoch-schulkontext ndash bdquoKopf-Stehenldquo Dafuumlr wurde zum Beispiel ein Stehlabor entwickelt bewegungsaktivierende Filme mit Dozie-renden in Vorlesungen und Seminaren gedreht und Studieren-de zu bdquoSitz-Steh-Bewegungsberaterinnenldquo weitergebildet (wwwph-heidelbergdekopf-stehenhtml)

Stressbewaumlltigung Die HTWK Leipzig integriert das Stress-bewaumlltigungsprogramm TK-MentalStrategien in die Lehre Fuumlr die Teilnahme an diesem Programm erhalten Studierende ECTS-Punkte Auch weitere Lehrveranstaltungen die auf die Gesundheitsfoumlrderung der Studierenden abzielen werden mit ECTS-Punkten versehen (wwwhtwk-leipzigdelebenund-du-somach-nen-punkt)

Ernaumlhrungs- und Gesundheitskompetenzbildung An der Georg- August- Universitaumlt Goumlttingen gibt es Kochkurse sowie Seminare und Workshops zum Thema (gesunde) Ernaumlhrung an denen die Studierenden kostenfrei teilnehmen koumlnnen (wwwhealthycampus-goettingendeactivitieskochen)

Schluumlsselqualifikationserwerb Das bdquohealthy Campus Pro-jektldquo der Universitaumlt Goumlttingen bietet ein Zertifikatsprogramm zum Thema Gesundheitskompetenz an In diesem koumlnnen Studierende Seminare zu den Themen Gesundheitsfoumlrderung Bewegung in Theorie und Praxis Ernaumlhrung Stressbewaumll-tigung et cetera belegen und dafuumlr ECTS-Punkte sammeln (wwwhealthycampus-goettingendeacademyschluessel kompetenzen)

Am KIT sind gesundheitsbezogene Themen Teil der Schluumls-selqualifikationslehre Damit gehoumlren sie zum Wahlpflichtbe-reich saumlmtlicher Studiengaumlnge und sind in die universitaumlre

Kernaufgabe bdquoLehreldquo integriert Im Programm des House of Competence (HoC zentrale Schluumlsselqualifikationseinrich-tung am KIT) werden unter anderem Veranstaltungen zum Lern- und Stressmanagement zur Gesunderhaltung im Leh-rerinnenberuf oder zum gesundheitsbewussten Miteinan-der in Studium und Beruf angeboten (studiumhockitedu) Daruumlber hinaus werden gezielt Inhalte aus dem SGM-Projekt bdquoMyHealthldquo (wwwmyhealthkitedu) als Anwendungsbeispiel in Schluumlsselqualifikationsseminare ndash zum Beispiel Projektma-nagementseminare ndash eingespeist So werden auch Studieren-de erreicht die nicht per se an gesundheitsbezogenen Fra-gestellungen interessiert sind Durch die Integration des Themas in die Schluumlsselqualifikationslehre werden Studieren-de in der Breite fuumlr das Thema bdquoGesund studierenldquo sensibili-siert und gleichzeitig an der Maszlignahmenentwicklung des SGM am KIT beteiligt

Suchtmittelpraumlvention Die Mitarbeitenden des bdquohealthy Campus Goumlttingenldquo sind auf Uni-Partys der einzelnen Fakul-taumlten unterwegs mit einem Alkoholtester Diesen duumlrfen die Studierenden freiwillig nutzen um ihr Bewusstsein hinsichtlich ihres Alkoholkonsums zu schaumlrfen Auszligerdem gibt es zu unter-schiedlichen Themen (zum Beispiel bdquoPsychische Gesundheitldquo bdquoSuchtverhaltenldquo) offene und kostenfreie Beratungsangebote die healthy hour (wwwhealthycampus-goettingendeacti-vitieshealthy-hour)

Im Rahmen des University Health Report wurde an der Freien Universitaumlt Berlin in Kooperation mit dem Bremer Leibniz-Ins-titut fuumlr Praumlventionsforschung und Epidemiologie (BIPS GmbH) eine Soziale-Normen-Intervention zur Reduktion beziehungs-weise Vorbeugung von riskanten Alkoholkonsummustern durchgefuumlhrt Der Soziale-Normen-Ansatz geht davon aus dass bei Studierenden soziale Beziehungen zu Peers und daraus hervorgehende Einfluumlsse (in Form der Wahrnehmung des Verhaltens anderer) eine Rolle fuumlr den Alkoholkonsum spielen Die systematische Uumlberschaumltzung des Alkoholkon-sums Mitstudierender steht dabei im Zusammenhang mit einem erhoumlhten eigenen Alkoholkonsum Der Evaluationsbericht der Intervention wurde online veroumlffentlicht (wwwewi-psyfu-berlin deeinrichtungenarbeitsbereicheppgmediapublikationen schriftenreiheISPI_Gesamtbericht_V09pdf)

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Evaluation Eine nachhaltige und langfristige Sicherung eines SGM erfor-dert eine Bewertung und Dokumenta-tion Andernfalls hat es bdquonicht stattge-fundenldquo beziehungsweise laumlsst es keine Schluumlsse uumlber den Erfolg oder Misser-folg zu Eine Darstellung des Nutzens und der Gruumlnde fuumlr eine Evaluation im SGM findet sich im folgenden Absatz bdquoHochschulen die SGM erfolgreich um-setzen bauen ihre Aktivitaumlten auf Be-darfs- und Beduumlrfnisanalysen auf und uumlberpruumlfen ihre Aktivitaumlten regelmaumlszligigldquo (TK LVG amp AFS 2018 Seite 8)

Der Nutzen von und Gruumlnde fuumlr eine Evaluation im SGM bull Steuerung des Gesamtprojektes SGM bull Verbesserung der Arbeit (Stolperstei-

ne Erfolgsfaktoren) bull Rechtfertigung der verwendeten

personellen und finanziellen Ressourcen

bull Legitimation der Vorgehensweise bull Dokumentation von Erfolgen bull Verbesserung der Akzeptanz des

SGM innerhalb der Hochschule bull Weiterentwicklung des SGM

Ein gutes praktisches Beispiel fuumlr ein Element einer gelungenen Planungs-evaluation und Dokumentation ist die sogenannte Wanderausstellung der TU Kaisers lautern Hier wurden die Ergeb-nisse des University Health Report (UHR) aufwendig aufgearbeitet und an-sprechend an allen Stellen des Campus praumlsentiert (siehe wwwuni-kldesgm poster-uhr-ergebnisse) Im Sinne der Planungsevaluation wurden die geplan-ten Interventionen mit diesen Analy-seergebnissen abgeglichen und ent-sprechend angepasst

Vorausgegangen ist dieser Analyse eine strategische Diskussion im Steuerungs-gremium wie der Prozess des SGM prin-zipiell evaluiert werden kann Unter anderem wurde hier vereinbart nach einem bestimmten Zeitablauf den UHR zu wiederholen um die Wirksamkeit des Projektes festzustellen und Anhalts-punkte fuumlr das Vorgehen zu erhalten (Ergebnisevaluation)

Evaluation (lateinisch valere = wert sein) bedeutet im allgemeinen Ver-staumlndnis bdquoBewertungldquo bdquoBeurteilungldquo Im wissenschaftlichen Sinne und Kon-text des SGM handelt es sich bei Evalua-tion um die systematische empirische Untersuchung und methodisch gesi-cherte Datenanalyse zur Bewertung der Gesamtkonzeption und Umsetzung des SGM innerhalb der Organisation Hochschule Im Sinne einer Erfolgskon-trolle wird mit der Evaluation die Frage beantwortet ob das angestrebte Ziel erfuumlllt wurde Gegenstand koumlnnen hier-bei die Planung selbst (Planungsevalua-tion) Strukturen fuumlr das beziehungs-weise des SGM (Strukturevaluation) die einzelnen Prozesse und Prozessablaumlufe des SGM (Prozessevaluation) die Kon-textfaktoren und Ressourcen fuumlr das SGM sowie die Ergebnisse insgesamt oder einzelner Projekte Interventionen und Maszlignahmen sein (Ergebnisevaluation)

Planungsevaluation (auch Strategie-evaluation genannt) Selbstreflexion anhand von strukturierten Fragestel-lungen bezogen auf die Planungsphase die noch vor der Umsetzung des Pro-jektes stattfindet Zum Beispiel Ist die Beduumlrfnislage der Studierenden in der Planungsphase ausreichend beruumlck-

Prof Dr med Eva Hungerland Wissenschaftliche Leitung des Gesundheitsmanagements der DHBW Stuttgart und fuumlr die Entwicklung des Studentischen Gesundheitsmanage-ments der DHBW mit verantwortlich

Jaqueline Metken Projektkoordinato-rin des bdquoDHBeWegt Dichldquo Projektes im Rahmen der Initiative bdquoBewegt Studieren

ndash Studieren bewegtldquo und Masterstudentin an der Berlin School of Public Health

sichtigt In der Planungsphase werden auch Ziele des SGM als messbare Indi-katoren (Kennzahlen) der Zielerrei-chung formuliert

Strukturevaluation Der Fokus liegt auf der Erhebung der Struktur des Settings Hochschule Die Analyse kon-zentriert sich somit auf die Eignung der (foumlrderbaren) Rahmenbedingungen des Settings Hochschule fuumlr das SGM Beruumlcksichtigt werden dabei die zur Verfuumlgung stehenden Ressourcen wie die vorhandenen Strukturen Gremien und Initiativen

Prozessevaluation Die Beurteilung erfolgt kontinuierlich waumlhrend des jewei-ligen SGM-Programms Es wird uumlber-pruumlft inwieweit der geplante Verlauf des Gesamtkonzeptes oder der einzelnen

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Teilprojekte erfolgt ist Moumlgliche Indikatoren sind beispiels-weise der Grad der Erreichung der Zielgruppe oder die Akzep-tanz der Maszlignahme

Ergebnisevaluation Evaluiert wird die Frage der Zielerrei-chung von kurz- mittel- und langfristigen Zielen des Gesamt-konzeptes SGM Dabei koumlnnen auch verschiedene Interventio-nen verglichen oder Effekte wie beispielsweise die Steigerung des Wohlbefindens durch die Maszlignahme evaluiert werden

Hierbei baut die Evaluation auf vorangegangene Phasen des Public Health Action Cycle auf (siehe Seite 31 bdquoPlanungldquo) Im letzten Schritt dieses (Projekt-)Managementkreises wird die Wirksamkeit durch einen Vergleich mit den zu Beginn auf-grund der auf Datenanalyse fixierten Ziele Zwecke und Inter-ventionen des SGM fuumlr die jeweilige Hochschule uumlberpruumlft und dokumentiert (Evaluationsbericht) Die Veroumlffentlichung und Diskussion dieser Ergebnisse dienen der Transparenz und Qualitaumltsverbesserung und flieszligen in die naumlchste Phase des Public Health Action Cycle ein

Da es sich bei der Evaluation um eine qualitaumltssichernde Maszlignahme handelt empfiehlt sich die Einbettung in Qualitaumlts-managementprozesse der Hochschule Stakeholder aus dem Bereich Prozessmanagement oder Controlling sollten optimaler Weise bereits zu Beginn des SGM eingebunden werden Insbe-sondere auch um gemeinsam Kennzahlen festzulegen oder schon vorhandene zu verwenden Ansonsten bietet sich das Erstellen eines eigenen Qualitaumltshandbuches fuumlr das SGM an

Tabelle 1 Methoden und Instrumente

Das verwendete methodische Verfahren genauer gesagt die Instrumente der Evaluation haumlngen davon ab ob die Wirk-samkeit des Gesamtprojektes (Ergebnisevaluation) oder ob einzelne Teilziele und Interventionen bewertet werden sollen Um Wirkungen oder Veraumlnderungen festzustellen ist eine Wiederholungsbefragung geeignet Hierbei ist darauf zu achten dass die gleichen Instrumente wie im Analyseverfahren verwendet werden

Grundsaumltzlich sollten je nach Fragestellung Ziel Zielgruppe und den vorhandenen Ressourcen die Methoden und Instru-mente der Evaluation gewaumlhlt werden (siehe Tabelle 1) Diese sind anschlieszligend in einem Evaluationsplan festzuhalten

Daruumlber hinaus ist zu klaumlren ob eine Selbstevaluation oder Fremdevaluation vorgenommen werden soll Hierbei sind die jeweiligen Vor- und Nachteile abzuwaumlgen um die optimale Evaluationsart auszuwaumlhlen Die Fremdevaluation ist meis-tens mit houmlheren Kosten verbunden waumlhrend bei der Selbst-evaluation der erhoumlhte Arbeitsaufwand beruumlcksichtigt werden muss Die Vorteile der Selbstevaluation liegen vor allem in dem Wissen der Akteurinnen und Akteure zum jewei-ligen Thema dem Projekt und der Institution selbst Dieses Wissen fehlt externen Akteurinnen und Akteuren und die entsprechende Vermittlung faumlllt als zusaumltzlicher Aufgaben-bereich in der Fremdevaluation an Der Nachteil der Selbst-evaluation liegt in der engen Verbundenheit zum Thema oder Projekt sodass sogenannte bdquoblinde Fleckenldquo auftreten koumlnnen Eine genaue und kritische Beschreibung kann in diesem Fall sehr schwer fallen

Methode Instrument

Beobachtung Beobachtungsschema

Befragung qualitativ Fokusgruppen Workshops Expertinnen- und Experteninterviews mit Interviewleitfaden

Befragung quantitativ Feedback-Boumlgen Frageboumlgen

Dokumentenanalyse Analyseschema

Teilnahmeraten Numerische Erfassung

44 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Ein paar Tipps zur Evaluation bull Sich an bereits durchgefuumlhrten Evaluationen anderer

Hochschulen orientieren Informationen hierzu finden sich auf der Projektdatenbank sowie bei einzelnen Mitgliedern des Arbeitskreises Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen

bull Die Evaluation einfach halten Die Inanspruchnahme von Kursen Vortraumlgen oder Schulungen kann zum Beispiel uumlber die Teilnehmerzahlen erfasst werden Bei Broschuumlren und Flyern koumlnnen die ausgeteilten Exemplare gezaumlhlt werden und bei einem Gesundheitstag kann die Anzahl der Besucher uumlber ein Quiz das mit einer Verlosung (zum Beispiel kostenlose Teilnahme am Hochschulsport fuumlr ein Semester) verbunden ist erhoben werden

bull Auf eine gute Mischung aus Indikatoren fuumlr die kurz- und mittelfristigen sowie die langfristigen Ziele achten sodass Sie zu verschiedenen Zeiten Ergebnisse praumlsentieren koumlnnen

bull Nur fuumlr jene Ziele Indikatoren auswaumlhlen die tatsaumlchlich mit entsprechenden Maszlignahmen angegangen werden Wird etwa die Gesundheit bei Studierenden als Indikator gewaumlhlt sollte sich beispielsweise die Verbesserung der subjektiven Gesundheit als Ziel gesetzt und entsprechende Maszlignahmen ergriffen werden

bull Damit sowohl den Gremienmitgliedern und der Hoch-schulleitung als auch den Beschaumlftigen und Studierenden der Nutzen von Gesundheitsfoumlrderung vermittelt werden kann sollten verschiedene Indikatoren erhoben werden Alle Beteiligten haben schlieszliglich unterschiedliche Erwar-tungen an die Gesundheitsfoumlrderung und werten unter-schiedliche Dinge als Erfolg

bull Die Evaluation sollte kontinuierlich erfolgen Die durchge-fuumlhrten Schritte sind fortlaufend zu dokumentieren unter anderem durch das Erstellen von Protokollen der Gremiensitzungen Regelmaumlszligige Wiederholungsbefragun-gen-analysen sind einzuplanen

Wichtig Die endguumlltige Auswahl der Evaluationsindikatoren ist zwingend mit der Hochschulleitung abzustimmen schlieszliglich wird an ihnen letztlich der Erfolg der Gesundheitsfoumlrderung festgemacht (Seibold et al 2010 Seite 81-82)

Literatur Bamberg E Ducki A Metz AM (2011) Gesund-heitsfoumlrderung und Gesundheitsmanagement in der Arbeits-welt Ein Handbuch Bern Hogrefe

Faller G (Hrsg) (2017) Lehrbuch Betriebliche Gesundheitsfoumlr-derung 3 Auflage Bern Hogrefe

Gollner E et al (2018) Gesundheitsfoumlrderung konkret Ein forschungsgeleitetes Lehrbuch fuumlr die Praxis Holzhausen Der Verlag

Grossmann R Scala K (2011) Gesundheit durch Projekte foumlr-dern Gesundheitsforschung 5 Auflage Weinheim Juventa

Kuhn D et al (2018) Das gesunde Unternehmen Betriebli-ches Gesundheitsmanagement aus der Praxis fuumlr die Praxis Frankfurt a M Mabuse

Loss J et al (2010) Evaluation in der Gesundheitsfoumlrderung Eine Schritt-fuumlr-Schritt Anleitung fuumlr Gesundheitsfoumlrderer Materialien zur Gesundheitsfoumlrderung Bd 3 Bayerisches Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (Hrsg) Muumlnchen

Naidoo J Wills J (2010) Lehrbuch der Gesundheitsfoumlrderung Bundeszentrale fuumlr gesundheitliche Aufklaumlrung (Hrsg) 2 Auf-lage Gamburg Verlag fuumlr Gesundheitsfoumlrderung

Rudow B (2014) Die gesunde Arbeit Psychische Belastungen Arbeitsgestaltung und Arbeitsorganisation 3 Auflage Berlin De Gruyter

Schlicht W Zinsmeister M (2015) Gesundheitsfoumlrderung sys-tematisch planen und effektiv intervenieren Berlin Springer

Schwartz FW et al (2012) Public Health Gesundheit und Ge-sundheitswesen 3 Auflage Stuttgart Urban amp Fischer

Seibold C Loss J Nagel E (2010) Gesunde Lebenswelt Hochschu-le Ein Praxishandbuch fuumlr den Weg zur Gesunden Hochschule Techniker Krankenkasse (Hrsg) Veroumlffentlichungen zum Be-trieblichen Gesundheitsmanagement der TK Bd 23 Hamburg

Steinbach H (2011) Gesundheitsfoumlrderung Ein Lehrbuch fuumlr Pflege- und Gesundheitsberufe 3 Auflage Wien Facultas

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Partizipation Die Partizipation von Studierenden ist ein zentrales Element des Studentischen Gesundheitsmanagements (SGM) Aus der Perspektive der Gesund-heitsfoumlrderung an Hochschulen gilt es

1 Studierende zu befaumlhigen ihre individuellen Gesundheitsressourcen zu erkennen und anzuwenden

2 Studierenden Routinen an die Hand zu geben mit denen sie ihren Alltag innerhalb gesetzter Rahmenbedingungen moumlglichst gesund gestalten

3 Studierende mit Wissen und Faumlhigkeiten auszustatten damit sie im spaumlteren Berufsleben gesund bleiben sowie als potenzielle Fuumlhrungskraumlfte auch die Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Blick behalten und foumlrdern koumlnnen

4 Studienbedingungen zu schaffen die diese Ziele unterstuumltzen

In Kulturen (und Lebenswelten vergleiche Kunz in diesem Band) einzelner Faumlcher sind Mitarbeitende und Studierende an Hochschulen gleichermaszligen eingebunden Der Ansatz der partizipativen Gesundheitsforschung (Unger 2012) bietet sich an um in einem diversen und forschungsaffinen Feld wie der Hochschule Tuumlren zu oumlffnen und breite Beteiligung zu erreichen

Ein partizipativ ausgerichtetes Projekt verfolgt das Ziel dass Professionelle und Laien in Kooperation fachlich und sachlich gewinnbringend zusammenarbeiten Die Gegenuumlberstellung LaienExpertinnen und Experten funktioniert hier so dass Studierende zum einen eher Laien in Bezug auf Themen der Gesundheitsfoumlrderung sind jedoch Expertinnen und Experten fuumlr ihre eigenen lebensweltlichen Beduumlrfnis-se und Anforderungen Gesundheitsexpertinnen und -experten wiederum verfuumlgen uumlber eine fachliche Expertise sind jedoch selten in studentische Lebenswelten eingebettet bdquoDazu brauchen sie (die Expertinnen und Experten) eine Grundhaltung der Anerkennung von Laien als in ihrer Lebenswelt (potenziell) kompetente Subjekte und der Kooperation zwischen den Experten und den Nutzern von Leistungen (hellip) Statt einem oft paternalistischen Verstaumlndnis von professioneller Allmacht sollte professionelles Handeln in Richtung eines Empowerment gehen also Menschen soweit wie moumlglich zu einem selbstbestimmten und verantwortlichen Umgang mit ihrer Gesundheit befaumlhigenldquo (Friedrich et al 2012 Seite 236) So werden durch Partizipation die Sichtweisen der Zielgruppe(n) sowie die Besonderheiten von Abteilungen Instituten und Fakultaumlten systematisch beruumlcksichtigt

Gelingt dies ist deutlicher als etwa in einem Stakeholderprozess sichergestellt dass die Perspektiven der Bezugsgruppe(n) durch das SGM aufgenommen und bearbeitet werden

Felix Albrecht Projektverantwortli-cher des SGM-Projektes bdquoMyHealth Gesund studieren am KITldquo am House of Competence des Karlsruher Institut fuumlr Technologie

Joerg Reitermayer Projektverant wortlicher des SGM-Projektes

bdquoMyHealth Gesund studieren am KITldquo am House of Competence des Karlsruher Institut fuumlr Technologie

Wege und Formen der Partizipation Um das Interesse von Studierenden fuumlr gesundheitsbezogene Themen zu wecken bietet sich eine Integration dieser Themen in die Kernaufgaben der Hochschule an Forschung und Lehre Alternativ koumlnnten auch Kampagnen Strategien und Events (Gesundheits-tage-wochen) entwickelt werden in de-nen das Thema propagiert wird Jedoch ist vor dem Hintergrund einer allgemein als hoch empfundenen Stressbelastung der Studierenden (Middendorff et al 2018) schwerlich zu begruumlnden dass den Studierenden ein weiteres Taumltig-keitsfeld aufgebuumlrdet werden sollte Derartige zusaumltzliche Angebote laufen Gefahr zu verpuffen oder lediglich Stu-dierende zu erreichen die sich bereits aktiv mit Gesundheitsthemen ausein-andersetzen Um solche als bdquoextraldquo emp-fundenen Themen und Taumltigkeiten (und damit Ablehnungspotenzial) zu vermeiden koumlnnen in Kooperation mit Fachbereichen einzelnen Dozierenden und Studierenden Lehrveranstaltungen

46 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

und Forschungsprojekte mit entspre-chender Ausrichtung entwickelt und organisiert werden In diesen werden die spezifischen fachlichen Inhalte am Beispiel von passenden Gesundheits-themen vermittelt

Gleichzeitig wird ein breites Spektrum von Akteurinnen und Akteuren fuumlr das Thema Gesundheit sensibilisiert Vor-aussetzung ist eine offene wertschaumlt-zende Grundhaltung der beteiligten bdquoProfessionellenldquo (wie Dozentinnen und Dozenten Hochschulmitarbeiterinnen und -mitarbeitern Angehoumlrigen der Studierendenwerke) gegenuumlber den

Moumlglichkeiten und Perspektiven der studentischen bdquoLebensweltexpertinnen und -expertenldquo

Hella von Unger (2012) stellt passende Leitfragen fuumlr die Bestimmung von partizipativen Anteilen in einem Projekt

1 Welche Akteurinnen und Akteure sind beteiligt Wer partizipiert Und wie ist die Community definiert

2 An welchen Prozessen sind sie beteiligt Woran wird partizipiert

3 In welcher Form findet Beteiligung statt Wie wird partizipiert (ebd Absatz 31)

Weitergehend stellt sie ein Stufenmo-dell der Beteiligung nach Wright et al (2010) vor bdquoPartizipation beginnt da wo Personen oder Einrichtungen mit-entscheiden koumlnnenldquo (ebd Absatz 28)

In Bezug auf die Beteiligung von Studie-renden im Rahmen eines partizipativ angelegten Projektes lassen sich die klassifizierenden Fragen etwa folgen-dermaszligen beantworten

Stufenmodell der Partizipation (modifiziert in Anlehnung an Wright et al 2010 Seite 42 (28))

9 Selbstorganisation

8 Entscheidungsmacht

7 Teilweise Entscheidungskompetenz

6 Mitbestimmung

5 Einbeziehung

4 Anhoumlrung

3 Information

2 Anweisung

1 Instrumentalisierung

geht uumlber Partizipation hinaus

Partizipation

Vorstufen der Partizipation

Nicht-Partizipation

47

1 Wer partizipiert und wie ist die Community definiert Die Community in der die Studierendengesundheit bear-beitet wird ist die Gemeinschaft aller an einer Hochschule taumltigen Menschen sowie daruumlber hinaus zentrale Adressa-tinnen und Adressaten fuumlr spezielle Teilaspekte wie zum Beispiel die Studierendenwerke mit ihren umfangreichen Angeboten zur Versorgung der Studierenden Als direkt adressierte Gruppe sind hierbei die Studierenden beson-ders hervorzuheben Definiert ist diese Community durch verschiedene Merkmale ihren Mitgliedschaftsstatus in der Hochschulorganisation die raumlumliche Beziehung zum Campus und Engagement in der studentischen Lebenswelt

2 Woran wird partizipiert An der Entwicklung und Etab-lierung eines studentischen Gesundheitsmanagements Daraus folgt ein vielschichtiges Bild tatsaumlchlicher Partizipa-tion Einerseits bestimmt durch Interesse und Gelegenheit insbesondere der Studierenden an einzelnen Themen und Maszlignahmen mitzuwirken andererseits beeinflusst durch die Art der Aufgabenstellung

bull Spezielle Anforderungen an partizipierende Akteurinnen und Akteure (Fachwissen Qualifikationen Kenntnisstand)

bull Besondere beschraumlnkende Rahmenbedingungen (Datenschutz Zeitdruck Zugangsbeschraumlnkungen rechtliche Zustaumlndigkeiten)

bull Eignung bestimmter Projektziele fuumlr gegebenenfalls verschiedene Grade der Partizipation (Zielentwicklung Projektverwaltung Verhandlungen Maszlignahmenentwick-lung und -umsetzung Projektevaluation)

3 Wie wird partizipiert Die Form der Partizipation variiert je nach Teilprojekt und Aufgabe abhaumlngig von der Verfuumlgbar-keit relevanter Partizipierender und Aufgabenstellung Moumlglich sind etwa

bull Anlassbezogene Arbeitskreise und Runde Tische Oft fallen dem Projektteam hierbei organisatorische und moderierende Aufgaben zu

bull Informationsgespraumlche um Zustaumlndigkeiten zu identifi-zieren und gegebenenfalls Akteurinnen und Akteure und Themenbereiche oder Aufgaben einander zuordnen zu koumlnnen

bull Studierende im Rahmen von regulaumlren Lehrveranstaltungen mit Gesundheitsthemen in Kontakt zu bringen und an konkreten Projektbausteinen mitwirken zu lassen (unter-schiedliche Arten zum Beispiel Projektmanagement Datenauswertungen Eventplanung und -organisation Entwicklung von kreativen Maszlignahmen)

bull Teilnahme an Gremiensitzungen der Projektsteuerung bull Mitarbeit als studentische Hilfskraumlfte zur Unterstuumltzung

bei diversen Aktivitaumlten

Herausforderungen und Potenziale Grundlegend heraus-fordernd am Anspruch partizipative Prozesse zu realisieren sind die Diversitaumlt und Dezentralitaumlt der Hochschulen Folgen sind beispielsweise unterschiedlichste Organisationsstile die nicht unbedingt zusammen passen und Konfliktpotenziale bergen (Hierarchien Autonomie Einzelinteressen) Studie-rende muumlssen ihr Engagement im Projekt gegebenenfalls ihrem Studium unterordnen und sind zum Teil an kurze Wahlperioden (Fachschaften AStA Studierendenparlament) gebunden Dauerhaft stabile Arbeitsgruppen zu etablieren gelingt wenn sie durch eine stabile Organisation gestuumltzt werden Wechselnde Teilnehmende an Arbeitsgruppen (wie Lehrveranstaltungen Forschungsszenarien Gremien runden Tischen zur Maszlignahmenentwicklung) erfordern jedoch immer wieder Vorstellungsrunden und Informations-gespraumlche mit neu hinzugekommenen Personen Sitzungen werden so immer auch fuumlr Organisatorisches und Wiederho-lungen von Diskussionen gebraucht Konkrete Entwicklungen und die Realisierung von Einzelmaszlignahmen gehen dadurch langsamer voran Die Information der wechselnden Teilneh-menden an Arbeitsgruppen Maszlignahmenplanungen und Organisation sicherzustellen und aufrechtzuerhalten ist eine zentrale Taumltigkeit um Partizipation in moumlglichst vielen Teil-aspekten eines SGM zu ermoumlglichen Besonders in Entwick-lungsprojekten sind zunaumlchst diverse Randbedingungen zu klaumlren (Zustaumlndigkeiten rechtliche Rahmenbedingungen bestehende Akteurskonstellationen) Expertenwissen zur Gesundheitsfoumlrderung notwendiges Fachwissen fuumlr einzelne

48 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Maszlignahmen (wie Ernaumlhrung Bewegung) und das Wissen um die Alltagsstrukturen im Feld muumlssen zusammengebracht werden was einen omnidirektionalen Informationsfluss erfordert Prozesse muumlssen transparent gestaltet und In-formationen fuumlr die beteiligten Akteurinnen und Akteure bereitgestellt werden Gegebenenfalls muumlssen neu hinzu-kommende einzelne Akteurinnen und Akteure durch gezielte Informationsgespraumlche in bereits laufende Arbeitsprozesse integriert werden

Die Partizipation vieler Akteurinnen und Akteure reichert das Projekt um diverse Aspekte und Ideen fuumlr weitere Teilprojekte an die schwierig zu priorisieren sind ohne dass zentrale Aufgaben im Projekt darunter leiden Situativ und flexibel zusaumltzliche Ressourcen bereit stellen zu koumlnnen ist vorteil-haft (beispielsweise eine groumlszligere Anzahl an Hilfskraumlften die flexibel eingesetzt werden koumlnnen)

Differierende Zeithorizonte spielen in der Organisation von Teilprojekten eine irritierende Rolle Verschiedene Akteurinnen und Akteure insbesondere die Studierenden stehen nur fuumlr begrenzte Zeitraumlume beziehungsweise im Rahmen der Or-ganisationsablaumlufe getaktet nur punktuell zur Verfuumlgung Die verschiedenen Akteurinnen und Akteure entwickeln somit auch unterschiedlich weit reichende Zielvorstellungen

Fazit Die Aufstellung eines SGM mit Partizipation auf allen Ebenen (Situationsanalyse Entscheidung Planung und Durchfuumlhrung von Maszlignahmen eines SGM) erfordert ein Projektmanagement welches auch als Dienstleister fuumlr die beteiligten Akteurinnen und Akteure funktioniert Informati-onsfluumlsse muumlssen aufrechterhalten wechselnde Akteurinnen und Akteure tolerant eingehegt und die Perspektiven vereint werden Bei Zeitplaumlnen sind verschiedene Ablaumlufe zu beach-ten die Durchsetzungsstaumlrken der beteiligten Akteurinnen und Akteure muumlssen moderiert und sachorientiert ausge-glichen werden Zudem gilt es die eigene Expertise in die partizipativen Prozesse einzuspeisen und nicht hinter den Relevanzen und partikularen Interessen von Einzelakteurin-nen und -akteuren zuruumlckzustellen

Schon der Ansatz des bdquoZuhoumlrens und Mitredenlassensldquo findet groszligen Anklang im Hochschulkontext Studierende gehen ihre Aufgaben (sei es mit direktem Projektbezug oder in Lehr- oder Forschungskontexten) motiviert und engagiert an Nicht selten gelingt die Sensibilisierung fuumlr das Thema Gesundheit auch uumlber den direkten Einbezug hinaus sodass sich bdquouumlber Eckenldquo weitere Akteurinnen und Akteure einfinden und fuumlr die Gesundheitsfoumlrderung engagieren Angefangen bei der Priorisierung von Maszlignahmen uumlber die Passung des SGM zum studentischen Alltag bis hin zur Aufbereitung von Gesundheitsthemen fuumlr Studierende Durch einen direkten Einbezug der Studierenden in ein SGM ist sichergestellt dass studentische Perspektiven adressiert werden und dass das SGM Anschluss an studentische Lebenswelten findet

Literatur Friedrich DR Stumpf S Alber K (2012) Stakehol-derpartizipation und Priorisierung ndash eine Betrachtung des normativen Status quantitativer und qualitativer Methoden Z f Evidenz Fortbildung und Qualitaumlt im Gesundheitswesen 106(6)412-417 doi 101016jzefq201206005

Middendorff E et al (2018) Die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in Deutschland 2016 21 Sozialerhe-bung des Studierendenwerks durchgefuumlhrt vom Deutschen Zentrum fuumlr Hochschul- und Wissenschaftsforschung Unter wwwsozialerhebungdedownload21Soz21_haupt berichtpdf Zugegriffen 922019

Unger vH (2012) Partizipative Gesundheitsforschung Wer partizipiert woran Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research 13 (1) Unter www nbn-resolvingdeurnnbnde0114-fqs120176 Zugegriffen 922019

Wright MT Unger v H Block M (2010) Partizipation der Ziel-gruppe in der Gesundheitsfoumlrderung und Praumlvention In Wright MT (Hrsg) Partizipative Qualitaumltsentwicklung in der Gesundheitsfoumlrderung und Praumlvention Bern Huber Seite 35-52

6 Kriterien fuumlr die erfolgreiche Umsetzung eines SGM Seit mehr als 20 Jahren beschaumlftigt sich der bundesweite Arbeits-kreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen AGH mit der Frage wie Hochschulen die Gesundheit ihrer Mitglieder foumlrdern bezie-hungsweise erhalten koumlnnen und was eine Hochschule zu einer bdquogesundheitsfoumlrdernden Hochschuleldquo macht

In den vergangenen Jahren wurde im Rahmen eines Projektes auf Studierende und ihre Gesundheit fokussiert Es wurden spe-zifische Charakteristika fuumlr ein studentisches Gesundheitsma-nagement (SGM) fuumlr und mit dieser Statusgruppe die zahlen-maumlszligig die Groumlszligte an Hochschulen ist herausgearbeitet

Einige Besonderheiten fuumlr diese Zielgruppe ergeben sich durch die spezifischen im Setting-Ansatz zu beruumlcksichtigenden Le-bensumstaumlnde Studierende verlassen meist nach dem Abitur ihren geschuumltzten und bekannten Lebensraum und kommen so in eine fuumlr sie vollkommen neue bdquoLebens- Lern- Forschungs-und Arbeitsweltldquo die nach neuen Regeln funktioniert Studien-und Pruumlfungsorganisation muumlssen gestaltet und gemeistert werden und man muss lernen sich in den vorgegebenen Struk-turen und Spezifika einer Hochschule zurechtfinden

Die zunehmende Digitalisierung der Lehr- und Lernprozesse (beispielsweise Webinare) verstaumlrkt gegebenenfalls die Proble-matik in diesem neuen und komplexen Umfeld neue Kontakte zu knuumlpfen und ein bdquorealesldquo soziales Netz aufzubauen (Misra et al 2014 Emily 2015 Przybylski et al 2012 Srivastava 2005)

Orientiert sich eine Hochschule daher bei der Konstruktion und Implementierung eines SGM am Setting-Ansatz und nimmt da-bei das Konzept der Salutogenese ernst sind bereits zwei wich-tige Eckpfeiler eines sinnvollen SGM gegeben

Da die Rahmenbedingungen fuumlr Studierende durch Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter Professorinnen und Professoren und diverse Organisationseinheiten innerhalb der jeweiligen Hoch-schule gestaltet werden gilt es auch diese beim Aufbau eines SGM in den Fokus zu nehmen um den Naumlhrboden fuumlr eine gesunde Entfaltung der Studierenden an einer Hoch-schule zu bereiten

Welche grundsaumltz-lichen Aspekte sind entscheidend fuumlr

Max Sprenger Stellvertretender Leiter Hochschulsport sowie Leiter des SGM an der Technischen Universitaumlt Kaiserslautern

ein SGM

Der zentrale Punkt eines erfolgreichen Gelingens ist die partizi-pative Integration von Studierenden in die Entwicklung und Um-setzung eines SGM Echte Partizipation kann eine Identifikation mit dem SGM unterstuumltzen und positive Effekte wahrscheinli-cher machen (siehe Seite 45 bdquoPartizipationldquo)

Ziel sollte es sein in den Hochschulen eine Gesundheitskultur (Osterpey 2012 Seite 53 Badura et al 2003 Seite 54) zu eta-blieren welche fest verankert in Strukturen wie Leitbild oder den Hochschulentwicklungsplan integriert ist um im zweiten Schritt diese in alle Bereiche der Hochschule (Forschung Lehre hier auch in die Curricula der Lehrveranstaltungen) sowie die Verwal-tung (wie Beschaffung Controlling oder Personal (-entwick-lung)) zum Selbstverstaumlndnis werden zu lassen

Als Leitorientierung ob ein SGM sinnvoll und zielfuumlhrend aufge-baut ist koumlnnen die zehn Guumltekriterien einer Gesundheitsfoumlr-dernden Hochschule dienen welche sich bereits fuumlr die Bediens-teten bewaumlhrt haben Erlaumluterungen zu den zehn Guumltekriterien fuumlr gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen finden Sie unter www gesundheitsfoerdernde-hochschulendeAS_ArbeitskreisS AS_Wer_sind_wir1html oder im duz SPECIAL vom 2332018

Zusammenfassend sollte ein SGM

bull der Diversitaumlt und Komplexitaumlt der Studierenden sensibel begegnen und diese in allen Aktivitaumlten beruumlcksichtigen (DiversitaumltHeterogenitaumlt)

bull beruumlcksichtigen dass die Studierenden sich in bestimmten Zyklen (Semesterzeiten und Pruumlfungsphasen) und fuumlr eine begrenzte Dauer an der Hochschule befinden (Studienrhythmen) und

bull alle Bereiche der studentischen Lebenswelt (wie Lehre Pruumlfungen Gremien Campusleben Wohnheime Mensen) durchdringen (Setting-Ansatz)

50 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

bull sich im LeitbildHochschulentwick-lungsplan beziehungsweise den Fuumlhrungsleitlinien wiederfinden und Einzug in die Akkreditierungspraxis der Studiengaumlnge uumlbernommen werden (Leitbild und Akkreditierung)

bull eine fuumlr die Hochschule passende strukturelle und personelle Veranke-rung bekommen und sich intensiv mit dem BGM abstimmen (strukturelle und personelle Verankerung)

bull seine Aktivitaumlten auf regelmaumlszligige Bedarfs- und Beduumlrfnisanalysen stuumltzen (quantitativ und qualitativ) und diese regelmaumlszligig uumlberpruumlfen (Analyse und Datenerhebung)

bull Studierende wirklich fuumlr das Thema begeistern sie in alle Prozesse Gremien und Maszlignahmenplanungen integrieren und mit echter Entschei-dungskompetenz ausstatten (Partizipation)

bull in zum Turnus des Studiums passen-den unterschiedlichen Phasen aufgebaut sein und in fuumlr Studierende passenden Kanaumllen praumlsentiert werden (Zugangswege) und

bull die zehn Guumltekriterien fuumlr eine gesundheitsfoumlrdernde Hochschule beachten und wo es passend ist danach handeln (Guumltekriterien)

Jede Hochschule ist anders und so muumls-sen die unterschiedlichen lokalen und organisationalen Rahmenbedingungen betrachtet werden um einen fuumlr die je-weilige Situation an der konkreten Hoch-schule passenden Weg zu finden

Literatur AGH ndash Arbeitskreis Gesund-heitsfoumlrdernde Hochschulen (2017) Guumltekriterien fuumlr eine gesund- heitsfoumlrdernde Hochschule Unter wwwgesundheitsfoerdernde-hoch-schulendeAS_ArbeitskreisSAS_Wer_ sind_wir1html Zugegriffen 1892018

Badura B Hehlmann T (2003) Betriebli-che Gesundheitspolitik Der Weg zur ge-sunden Organisation Berlin Heidelberg Springer

Drago E (2015) The Effect of Technology on Face-to-Face Communication Elon Journal of Undergraduate Research in Communications 6(1)13-19

Misra S Cheng L Genevie J Yuan M (2014) The iphone effect The quality of in-person social interactions in the pre-sence of mobile device Environment amp Behavior48(2) 1-24

Osterspey A (2012) Gesundheitskultur In Theoretisch-konzeptionelle Grundlagen und Erarbeitung des Gesundheitskultur-konstrukts Edition KWV Wiesbaden Springer Seite 25-138

Przybylski AK Weinstein N (2012) Can you connect with me now How the pre-sence of mobile communication techno-logy influences face-to-face conversation quality J of Social and Personal Relati-onships 30(3)1-10

Srivastava L (2005) Mobile phones and the evolution of social behavior Behaviour amp InformationTechnology 24111-129

TK ndash Techniker Krankenkasse LVG amp AFS ndash Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersach-sen (Hrsg) (2018) Gesundheitsmanage-ment fuumlr Studierende duz spezial Berlin Unter wwwgesundheitsfoerdernde- hochschulendeInhalteO1_Startseite duzSpecial_M03_TK_230318pdf Zugegriffen 1892018

Perspektive fuumlr das Thema Im Wintersemester 201819 sind uumlber 29 Millionen Studierende an den Hochschulen in Deutschland immat-rikuliert Studierende und ihr rechtlicher Status sind das Alleinstellungs-merkmal der akademischen Bildungseinrichtungen und erfordern eigenstaumlndige Entwicklungen und Beteiligungsformen Nach der Ein-fuumlhrung der Bachelor- und Masterstudiengaumlnge haben gesundheits-bezogene Erhebungen und die Diskussion der darauf basierenden Ergebnisse Konjunktur Landesgesetzlich sind die Studierendenwerke beauftragt sich fuumlr die Gesundheit der Studierenden einzusetzen Dies geschieht bereits in den Bereichen Ernaumlhrung Wohnen soziale Belange und Hilfestellung fuumlr Studierende mit gesundheitlichen Beeintraumlchti-gungen Systematische Angebote im Sinne der Gesundheitsfoumlrderung unter dem Dach eines studentischen Gesundheitsmanagements (SGM) sind bisher die Ausnahme Um dem Ansatz zum Durchbruch zu verhel-fen befindet sich das Gesundheitsmanagement fuumlr und von Studieren-den in mehreren Hochschulen in einer Erprobungs- und Umsetzungs-phase Sollte sich das SGM etablieren so ist eine Verankerung im Rahmen eines uumlber alle Statusgruppen hinweg angeordneten hoch-schulischen Gesundheitsmanagements das naumlchste Ziel Dies koumlnnte den Blick weiter dafuumlr schaumlrfen dass schon heute bestehende gesetz-liche Regelungen verstaumlrkt auch bei den Studierenden zur systemati-schen Anwendung kommen Dazu gehoumlren beispielsweise das Mutter-schutz- Arbeitsschutz- und Praumlventionsgesetz Instrumente wie die Gefaumlhrdungsbeurteilung psychischer Belastungen oder das Eingliede-rungsmanagement das bisher fuumlr Beschaumlftigte aber nicht fuumlr Studie-rende angeboten wird koumlnnten in Zukunft auch fuumlr diese Statusgruppe entwickelt werden

51

7 Die Kooperationspartner

Die TK und ihr Engagement an Hochschulen Die Techniker Krankenkasse (TK) besteht seit uumlber 130 Jahren Elf Millionen Privat- und Firmenkunden setzen ihr Vertrauen in die TK und rund 14000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bei der TK als eine der bundesweit groumlszligten Krankenkassen beschaumlftigt Im Bereich bdquoPraumlvention und Gesundheitsfoumlrderungldquo bietet die TK ein bedarfsorientiertes und innovatives Produktportfolio an und nimmt eine aktive Rolle in der Gestaltung der Praumlven-tionspolitik ein

Die TK unterstuumltzt und beraumlt Unternehmen und Hochschulen bei der Einfuumlhrung und Etablierung eines Gesundheitsma-nagements TK-Gesundheitsexpertinnen und -experten be-gleiten den gesamten Prozess zur Strukturbildung von der Analyse uumlber Maszlignahmen bis hin zur Evaluation Dabei ist der TK eine ganzheitliche Herangehensweise besonders wichtig Ziel ist es die gesundheitlichen Rahmenbedingungen zu ver-bessern und zum Wohlbefinden aller beizutragen

Das Engagement der TK zum Studentischen Gesundheitsma-nagement (SGM) beruht auf dem bdquoGesetz zur Staumlrkung der Gesundheitsfoumlrderung und der Praumlventionldquo mit dem der Ge-setzgeber 2015 die Krankenkassen beauftragt hat in der Lebenswelt Hochschule den Aufbau gesundheitsfoumlrderlicher Strukturen zu staumlrken die gesundheitliche Situation Studie-render zu erheben und geeignete Maszlignahmen zu unterstuumlt-zen

Seit fast zwei Jahrzehnten ist die TK aktives und foumlrderndes Mitglied im bdquobundesweiten Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdern-de Hochschulen (AGH)ldquo denn Netzwerken spiegelt den Zeit-geist wieder es unterstuumltzt modernes lebenslanges Lernen und ist auf Kooperation ausgerichtet So foumlrdert die TK aktu-ell auch regional den bdquoArbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen Suumldwestldquo und die Initiative bdquoGesunde Hoch-schulen Thuumlringenldquo

Die Gesundheit Studierender ist in den letzten Jahren zuneh-mend in den Fokus des Interesses geruumlckt Die Studienzeit als zeitlich begrenzte Entwicklungsphase hat eine besondere Qualitaumlt die mitunter maszliggeblich zur Kompetenzentwicklung zukuumlnftiger Fuumlhrungskraumlfte und Entscheidungstraumlger in der Gesellschaft beitraumlgt Erfahren Studierende dass sich ge-sundheitsfoumlrderliche Studienbedingungen nicht nur positiv auf das eigene Wohlbefinden auswirken sondern auf die gesamte Hochschule ausstrahlen werden sie sich mit einem ganz anderen Verstaumlndnis den Zusammenhaumlngen von Arbeit und Gesundheit stellen und diese Erfahrungen in den spaumlte-ren Arbeitsalltag transferieren

Die Basis erfolgversprechender und bedarfsorientierter Maszlignahmen an Hochschulen sind spezifische Analysen aus denen sich die gesundheitlichen Ressourcen und konkrete Belastungen ableiten 2017 wurde in einer Kooperation der TK mit dem Deutschen Zentrum fuumlr Hochschul- und Wis-senschaftsforschung (DZHW) und der Freien Universitaumlt Berlin eine bundesweite Befragung Studierender uumlber das HISBUS-Online-Panel durchgefuumlhrt Die Ergebnisse geben Hochschulen erste Ansatzpunkte daruumlber welche Interven-tionen und Rahmenbedingungen fuumlr die Gesundheit der Studierenden foumlrderlich sind Doch jede Hochschule hat auch ihre eigenen regionalen organisationalen und landespoli-tischen Besonderheiten Dies beeinflusst die strukturelle Anbindung eines SGM genauso wie spezifische Gesundheits-themen

Gute Praxisbeispiele zum Thema SGM sind in der Deutschen Universitaumltszeitung duz SPECIAL im Maumlrz 2018 veroumlffent-licht worden

Mit der vorliegenden Handlungsempfehlung fuumlr SGM liegt nun erstmals eine zusammenhaumlngende Darstellung der wichtigs-ten konzeptionellen Schritte und spezifischen Fragestellungen zum SGM vor

52 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Das Kompetenzzentrum Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen Das Kompetenzzentrum Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen (KGH) ist ein Kooperationsprojekt der Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin e V (LVG amp AFS) und der Techniker Krankenkasse (TK) das 2018 ge-startet ist Die Geschaumlftsstelle des Kompetenzzentrums ist in der LVG amp AFS angesiedelt Die TK foumlrdert den Aufbau und die Entwicklung des KGH

Die LVG amp AFS ist ein gemeinnuumltziger unabhaumlngiger und landesweit arbeitender Fachverband fuumlr Gesundheitsfoumlrde-rung und Praumlvention Die LVG amp AFS verfolgt das Ziel zur Verbesserung der gesundheitlichen Chancengleichheit der Bevoumllkerung beizutragen und die Gesundheit aller Menschen in Niedersachsen zu foumlrdern Seit uumlber 20 Jahren ist der Bereich bdquoGesundheitsfoumlrdernde Hochschuleldquo ein Arbeits-schwerpunkt der LVG amp AFS auf Bundesebene Mit der Gruumln-dung des Arbeitskreises Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen (AGH) wurde fruumlh der Rahmen fuumlr Austausch und Vernetzung von Akteurinnen und Akteuren im Setting geschaffen mit dem Ziel an Hochschulen gesundheitsfoumlrdernde Lebens- Lern- und Arbeitsbedingungen zu initiieren und zu unter-stuumltzen

Das neu gegruumlndete Kompetenzzentrum will Impulse fuumlr eine Gesunde Hochschule im Sinne der Ottawa-Charta (1986) der Okanagan-Charta (2015) und des Setting-Ansatzes setzen

Das KGH versteht sich auf Bundesebene als Impulsgeber Wis-sens- und Informationsplattform sowie als Ort fuumlr Kompe-tenzfoumlrderung Es buumlndelt qualitaumltsgepruumlfte Inhalte zum Themenfeld Gesunde Hochschule und fungiert als Schnitt-stelle zwischen Theorie und Praxis Die Arbeit des KGH wird von einem Beirat bestehend aus Expertinnen und Experten von Hochschulen und hochschulnahen Institutionen begleitet

Gemeinsam mit Akteurinnen und Akteuren aus Hochschulen soll Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) und Stu-dentisches Gesundheitsmanagement (SGM) weiter aus- und aufgebaut werden 2019 und 2020 liegt der Fokus des KGH auf dem Themenfeld SGM Alle Statusgruppen aus Hoch-schulen sowie jeweilige Adressatinnen und Adressaten von Aktivitaumlten des Kompetenzzentrums werden partizipativ in die Arbeit einbezogen

Das KGH bietet hierzu unterschiedliche Veranstaltungsformate mit spezifischen innovativen und praxisnahen Themen an Daruumlber hinaus werden im KGH systematisch Informationen gesammelt und medial aufbereitet Hierzu gehoumlren das Wissen und die Erfahrungen aus Hochschulen Beispiele guter Praxis Daten und Fakten sowie Informationen zu Ver-anstaltungen Zu ausgewaumlhlten Themen werden Factsheets mit Hintergrundinformationen Handlungsempfehlungen Hinweisen oder Tipps erstellt Dabei werden Qualitaumltsstan-dards und Kriterien guter Praxis beruumlcksichtigt

Auf der Webseite des Kompetenzzentrums (wwwkompe tenzzentrum-hochschulende) sind aktuelle Entwicklungen Veranstaltungen und Publikationen rund um gesundheits-foumlrdernde Hochschulen zu finden

53

8 Anlage 1 Praxishilfen

I Beispiel fuumlr eine Beschlussvorlage ndash Einfuumlhrung eines SGM bdquoHochschule XYldquo ndash Einfuumlhrung eines Gesundheitsmanage-ments fuumlr Studierende (SGM)

1 Beschlussformel ndash Das Praumlsidium moumlge beschlieszligen bull Eine Person wird mit der Durchfuumlhrung des in der Projekt-

skizze vom XXXXXXXX (Anlage 1) zur Einfuumlhrung eines Gesundheitsmanagements fuumlr Studierende beauftragt

bull Auf Grundlage einer vorzulegenden Evaluation der Maszlignahme und der Bewertung des Steuerungsgremiums wird das Praumlsidium uumlber die Fortsetzung der Maszlignahme entscheiden

bull Die Finanzierung des (Pilot-)projektes erfolgt durch hellip

2 Sachverhalt und Rechtslage Ziel des Vorhabens Mit der Einrichtung des Gesundheitsmanagements fuumlr Studie-rende moumlchte die Hochschule XY beteiligte Akteurinnen und Akteure Gruppen und Organisationseinheiten vernetzen die Gesundheitssituation erheben und Maszlignahmen zur Gesundheitsfoumlrderung konzipieren implementieren und an die Bedarfe der Studierenden anpassen

Organisation des Vorhabens Als zentrales Entscheidungs-gremium wird eine Steuerungsgruppe eingerichtet die sich aus Vertreterinnen und Vertretern der unterschiedlichen Abteilungen und Organisationseinheiten zusammensetzt die in ihren Organisationen gesundheitsfoumlrderliche Ziele ver-folgen Dazu gehoumlren unter anderem

bull die psychosoziale Beratungsstelle des Studierendenwerks der Hochschule XY

bull das Gleichstellungsbuumlro bull die Abteilung Studium und Lehre bull die Zentrale Einrichtung fuumlr Sprachen und Schluumlssel-

qualifikationen bull die Zentrale Einrichtung fuumlr den Allgemeinen Hoch-

schulsport (Leitung) bull das Institut fuumlr Sportwissenschaften bull Studierende aus unterschiedlichen Fakultaumlten bull AStA und bull Gebaumludemanagement

Optional Zur vorausschauenden Fokussierung gemeinsam getragener struktureller Entwicklungsperspektiven soll eine Einbindung und laufende Abstimmung mit dem Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) erfolgen

In die Sitzung der Steuerungsgruppe werden die BGM-Koordi-nation sowie bei Bedarf themen- oder maszlignahmenbezogen weitere Verantwortliche der Personalentwicklung beratend einbezogen

Finanzierung und Kooperation mit einem Sozialversiche-rungstraumlger (XX) Die Finanzierung des (Pilot-)projektes ist durch zentrale Studienqualitaumltsmittel in Houmlhe von xx Euro (Zustimmung des Praumlsidiums der Hochschule) Mittel der XX in Houmlhe von xx Euro sowie Zuwendungen Eigenmittel der Hochschule in Houmlhe von xx Euro gesichert

Beispielargumente fuumlr eine Begruumlndung zur Kooperation mit einem Sozialversicherungstraumlger in einem gemeinsamen Pilotprojekt

bull Die Hochschule kooperiert mit XX bereits seit mehreren Jahren im Bereich des Betrieblichen Gesundheitsmanage-ments (BGM) In diesem Zusammenhang gibt es bereits gute Erfahrungen in der Zusammenarbeit Zudem erscheint eine Kooperation mit XX aufgrund der zahlrei-chen Uumlberschneidungen zwischen den beiden zielgrup-penspezifischen Projekten sinnvoll und zielfuumlhrend Auch bei dem SGM wird eine Zusammenarbeit mit dem bereits engagierten Sozialversicherungstraumlger angestrebt da zahlreiche gemeinsame Angebotsaktivitaumlten zwischen SGM und BGM geplant sind

bull Der Sozialversicherungstraumlger hat bereits zahlreiche Initiativen zur Gesundheitsfoumlrderung von Studierenden der Hochschule XY gefoumlrdert und unterstuumltzt Hierzu zaumlhlen unter anderem die Praumlventionstage YY das Forum bdquoGesunde Hochschuleldquo am XXXXXXXX sowie das Angebot bdquoMentalstrategien gegen Stressldquo fuumlr Studierende der Hochschule XY in Kooperation mit dem Hochschul-sport Der als Anlage im Entwurf beigelegte Kooperati-onsvertrag mit der XX baut auf den guten Erfahrungen im BGM der Hochschule auf und erweitert den Fokus auf eine neue Zielgruppe

54 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

bull Der Sozialversicherungstraumlger kann auf Referenzen aus unterschiedlichen Projekten mit Hochschulen zuruumlck-greifen und weist ein umfangreiches Beratungs- und evidenzbaisertes Maszlignahmenportfolio im Setting auf

bull Der Sozialversicherungstraumlger ist gut vernetzt in der Community

bull Die Aktivitaumlt von XX begruumlndet sich in der Umsetzung des Praumlventionsgesetzes vom 1772015 In diesem ist vorgesehen dass bdquonicht betriebliche Lebensweltenldquo ein Schwerpunkt der Praumlventionsarbeit sein sollen Hoch-schulen als zu foumlrdernde Organisationen haben damit einen gaumlnzlich neuen Stellenwert erhalten der mit einer Moumlglichkeit der Foumlrderung und Unterstuumltzung einhergeht

bull Auch die Nationale Praumlventionskonferenz hat in ihren Bundesrahmenempfehlungen vom 1622016 Hochschu-len als Organisationen und Studierende als Zielgruppe mit dem Praumlventionsziel bdquoGesund aufwachsenldquo (vergleiche hier Kapitel 31) besonders hervorgehoben sodass es einen konkreten Auftrag an die im Praumlventionsgesetz genannten Sozialversicherungstraumlger gibt sich diesen neuen Zielgruppen zu widmen Dafuumlr bedarf es konkreter Projekte die nun insbesondere in den Hochschulen gefunden werden

Optional Moumlglich ist auch die Herstellung eines Bezugs zu den Grundlagen des Studierendenwerks oder von Studierenden-vertretungen (Stichwort Gesundheit)

3 Dienstweg ndash interner Dienstweg ist hier in der Regel aus-gewiesen bull Kuumlrzel nach links hierarchieaufsteigend bull Paraphe nach links hierarchieaufsteigend

4 Anlagen bull Anlage 1 Konzeptpapier Stand XXXXXXXX bull Anlage 2 Vertrag uumlber die gemeinsame Durchfuumlhrung

eines Projektes zur bdquoGesundheitsfoumlrderung fuumlr Studierendeldquo

5 Vom zustaumlndigen Praumlsidiumsmitglied mit der Bitte um TOP-Listung bull Einfuumlhrung eines Gesundheitsmanagements fuumlr

Studierende bull Praumlsidiumssitzung am XXXXXXXX oder eine der

anstehenden Sitzungen des Praumlsidiums

Mitteilung und Umsetzung des Praumlsidiumsbeschlusses

6 Mitteilung durch das zustaumlndige Praumlsidiumsmitglied BeschlussBeschluumlsse gemaumlszlig Vorlage gefasst in der

Sitzung des Praumlsidiums am

BeschlussBeschluumlsse in der Sitzung des Praumlsidiums am

gefasst mit Aumlnderungen wie folgt

BeschlussBeschluumlsse abgelehnt in der Sitzung des

Praumlsidiums am

7 Umsetzung Vom zustaumlndigen Praumlsdiumsmitglied zuruumlck an die umsetzende Einrichtung zur weiteren Veranlassung

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II Anregungen fuumlr ein Stellenprofil der SGM-Koordinatorin oder des SGM-Koordinators Im Folgenden werden Beispie-le fuumlr ein Stellenprofil einer SGM-Koordinatorin oder eines SGM-Koordinators aufgezeigt In Abhaumlngigkeit von der jewei-ligen Hochschule der Verankerung der Stelle in der Hoch-schulorganisation und dem Finanzierungshintergrund koumlnnen Aufgabenstellungen und Anforderungen variieren

Aufgabenstellungen bull Entwicklung und Aufbau eines studentischen

Gesundheitsmanagements (SGM) bull Koordination und Management des SGM-Prozesses bull Projektevaluation und Qualitaumltssicherung des SGM-

Prozesses bull Leitung und Moderation eines SGM-Steuerkreises bull Vorbereitung Umsetzung Kommunikation und

Dokumentation von Bedarfsanalysen und Maszlignahmen zum SGM in Abstimmung mit internen und externen Partnerinnen und Partnern

bull Budgetverantwortung Mittelverwaltung Finanzplanung und Drittmittelakquise fuumlr SGM

bull Aufbau einer internen und externen Informations- und Oumlffentlichkeitsarbeit zum Thema SGM

bull Auftreten als Botschafterin oder Botschafter des SGM-Projektes

bull Interdisziplinaumlre interne und externe Kooperation mit allen fuumlr den Prozess relevanten Akteurinnen und Akteuren (Netzwerkarbeit)

bull Betreuung von Praktikanteninnen und Praktikanten bull Bereitschaft zur Kooperation und Beteiligung in der Lehre

der gesundheitsorientierten Studiengaumlnge der Hoch-schule

bull Veroumlffentlichung von Ergebnissen in Fachzeitschriften sowie die Praumlsentation auf Fachkongressen

bull Bereitschaft sich fortzubilden und an berufsspezifischen Arbeitskreisen teilzunehmen

Anforderungsprofil bull Abgeschlossenes Hochschulstudium in Gesundheits- oder

Sportwissenschaften Psychologie Sozialwissenschaften Erwachsenenpaumldagogik oder verwandten Gebieten

bull Nachgewiesene Erfahrungen im Projekt- beziehungsweise Gesundheitsmanagement undoder der Organisations-entwicklung

bull Faumlhigkeit zum wissenschaftlichen Arbeiten unter Einsatz von qualitativen und quantitativen Methoden sowie Kompetenz in grundlegenden statistischen Verfahren

bull Erfahrungen und Kenntnisse der Strukturen von Hochschulen

bull Hohe kommunikative Kompetenz bull Faumlhigkeit zu einer partizipativen und integrativen

Vorgehensweise unter Einbindung der Zielgruppe in Maszlignahmenplanung und -durchfuumlhrung

bull Expertise in der Betreuung und Durchfuumlhrung von Gesundheitsangeboten

bull Sachverstand in der Konzeption Umsetzung und Evaluation praumlventiver Programme zur Bewegungs- Ernaumlhrungs- undoder Stressbewaumlltigung sowie in einer gesundheitsfoumlrdernden Lebensweltgestaltung sind wuumlnschenswert

bull Gute Deutsch- und Englischkenntnisse in Wort und Schrift sicherer Umgang mit den MS Office-Programmen

III Vorschlag fuumlr einen Antrag auf Projektfoumlrderung Der Antrag auf Projektfoumlrderung muss den Grundlagen des sect 20 SGB V und dem Leitfaden Praumlvention des GKV-Spitzenver-bands entsprechen

Dargelegt werden sollten bull Ziele bull Zielgruppen bull Zeitdauer bull Eigenleistung bull beantragte Leistungen durch Foumlrderer bull konkrete Projektplanung bull Kosten- und Ressourcenplanung bull personelle Ressourcen und Sachmittel bull wissenschaftliche Fundierung des Projektes und bull Partizipation

Wuumlnschenswert ist die Darstellung bull der Nachhaltigkeit des Projektes bull der Vernetzung von Verhaltens- und Verhaumlltnisebene bull der Neuartigkeit bull der Einbindung des Projektes in das Gesamtkonzept der

Hochschule und bull der Unterstuumltzung durch die Hochschulleitung

56 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

IV Leitfaden fuumlr Fokusgruppen mit Studierenden als qualita-tives Befragungsinstrument Der folgende Handlungsleit-faden dient als Unterstuumltzung zur Durchfuumlhrung von Fokus-gruppen mit Studierenden im Rahmen des Projektes bdquoStudentisches Gesundheitsmanagementldquo der Techniker Kran-kenkasse und der Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V zusammen mit dem bundesweiten Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hoch-schulen Er bedarf jeweils einer themenspezifischen Anpassung

Kurzer Exkurs zur Methodik Eine Fokusgruppe ist eine mo-derierte Gruppendiskussion von sechs bis zehn Personen die ein im Voraus festgelegtes Thema zielgerichtet bearbeitet Die Diskussion dauert ein bis zwei Stunden Im Rahmen des Projektes bdquoStudentisches Gesundheitsmanagementldquo soll durch den Einsatz von Fokusgruppen gewaumlhrleistet werden dass die Studierenden partizipativ in das Prozessgeschehen eingebunden werden und aktiv an der Ausgestaltung eines SGM mitarbeiten koumlnnen

Eine Staumlrke der Fokusgruppe besteht darin dass die Studie-renden in den Fokusgruppen ihre Sicht der Dinge schildern koumlnnen sodass in relativ kurzer Zeit praxisnahe Einblicke in die Lebenswelt der Zielgruppe gewonnen werden koumlnnen Im Unterschied zu anderen Workshop-Formen geht es bei einer Fokusgruppe nicht darum einen gemeinsamen Konsens zu einem bestimmten Thema zu finden sondern vielmehr darum unterschiedliche Sichtweisen Meinungen Trends und Ideen aufzuzeigen

Vorbereitung bull Einen Ort auswaumlhlen an dem die Gruppe ohne Stoumlrung

diskutieren kann bull Das Thema sollte praumlzise klar und verstaumlndlich formuliert

sein bull Festlegung von Unterthemen Formulierung konkreter

Fragestellungen in Absprache mit der Projektgruppe bull Zwei Moderierende sollten ausgewaumlhlt werden die

Erfahrungen in der Moderation von Gruppengespraumlchen haben

bull Akquise von Studierenden fuumlr die Teilnahme zum Beispiel durch persoumlnliche Ansprache Rundmails Aushaumlnge hellip

bull Festlegen der Dokumentation Empfohlen werden eine digitale Audioaufzeichnung sowie die Dokumentation der Ergebnisse auf Karten undoder Stellwaumlnden beziehungs-weise mit einem Protokoll

bull Vorbereitung der Materialien Moderationskarten Flipchart Aufnahmegeraumlt Getraumlnke

Gespraumlchsregeln Hinweise fuumlr die Moderation Im besten Fall wird die Fokusgruppe von zwei Moderierenden durch-gefuumlhrt Eine Person ist fuumlr die Moderation die andere fuumlr die organisatorischen Arbeiten sowie fuumlr das Festhalten der Ergebnisse zustaumlndig

Zu den Aufgaben der Moderierenden gehoumlrt es Sachver-halte zu klaumlren und die Teilnehmenden zu motivieren oder ihre Gedanken weiter auszufuumlhren Fragen der Moderieren-den muumlssen dabei offen formuliert sein damit sie keine Ant-wort im Voraus implizieren Auf interessante Aussagen kann der Moderierende oft schon durch einfache Nachfragen wie zum Beispiel bdquoWarumldquo oder bdquoWas gefaumlllt Ihnen daran beson-dersldquo eingehen Zwischendurch sollten die Ergebnisse immer wieder von demder Moderierenden zusammenge-fasst werden Dies hilft demder Protokollierenden und stellt sicher dass alle Beitraumlge richtig verstanden wurden

Gespraumlchsregeln sollten vor Beginn gemeinsam festgelegt werden Diese koumlnnen sein Vertraulichkeit respektvoller Umgang mit unterschiedlichen Meinungen Ausreden lassen

Zu beachten ist dass alle Teilnehmenden zu Wort kommen koumlnnen Die Moderation hilft den Teilnehmenden dabei ihre Meinungen zu aumluszligern und die Gruumlnde fuumlr diese Meinungen zu erklaumlren (wwwpartizipative-qualitaetsentwicklungde subnavimethodenkofferfokusgruppehtml)

Exemplarischer Ablauf einer Fokusgruppe bull Dauer ein bis zwei Stunden bull Teilnehmer sechs bis zehn Personen

1 Vorstellung der beiden Moderierenden Vorstellung des Themas (zum Beispiel Willkommenskultur fuumlr Erstsemester) und des Hintergrunds

2 Vorstellung der Methodik bdquoFokusgruppeldquo Verweis auf Audioaufzeichnung Protokoll

3 ErarbeitungVorstellung der Gespraumlchsregeln Diese koumlnnen vorab von den Moderierenden erarbeitet werden Die Moderierenden schreiben die Gespraumlchsregeln auf ein Flipchart und stellen sie kurz vor Die Teilnehmenden koumlnnen diese ergaumlnzen beziehungsweise anpassen Folgende Regeln schlaumlgt die Projektgruppe vor

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bull Alles was besprochen wird bleibt im Raum bull Alle duumlrfen ausreden bull Alle kommen zu Wort bull Keine Aussage wird bewertet

4 Einstieg Vorstellung des Themas und Leitfragen der Fokusgruppen-diskussion Thema und Leitfragen werden auf Moderationskarten geschrieben und an eine Metaplan-wand gehaumlngt

5 Bearbeitung konkreter Fragestellungen (circa vier bis acht Fragen) Jeweils Hinfuumlhrung zum Themakurze Defi-nitionErlaumluterung durch dieden Moderierenden anschlie-szligend Einsatz einer Methode je nach Fragestellung Auswahl an Methoden

bull Methode 1 bull Schritt 1 Individuelles Brainstorming ( jede Teilneh-

merin und jeder Teilnehmer schreibt Gedanken zur Fragestellung auf Moderationskarten nieder pro Gedanke eine Karte)

bull Schritt 2 Clustern (Ein Gedanke wird durch eine Teil-nehmerin oder einen Teilnehmer vorgestellt und auf den TischBoden gelegt aumlhnliche Gedanken werden kommentarlos hinzu gelegt alle Gedanken werden auf diese Weise geclustert)

Anmerkung Diese Methode eignet sich grundsaumltzlich gut um alle Themen nach diesem Schema zu bearbeiten Die Vorschaltung einer individuellen Phase hat sich in der Praxis bewaumlhrt

bull Methode 2 Diskussion zur Fragestellung in Kleingruppen anschlieszligend Vorstellung im Plenum

bull Methode 3 Themenspezifische Aufstellung Beispiel Auf einer Skala von eins bis zehn Wie stressig ist euer Studium insgesamt bull Moumlgliche Methode Auf Moderationskarten vermerken

Wo stuft ihr euch ein bull Anschlieszligende Diskussion Was fuumlhrt dazu dass ihr

euch dort einstuft Was braucht ihr um auf eine geringere Stufe zu kommen

6 Offene Fragerunde Gibt es noch Themen Brennt irgend-etwas Moumlglichkeit der Teilnehmenden zu einem unkommen-tierten Fazit

7 Fazit und Abschluss Fuumlr die Beteiligung bedanken Ruumlckmeldung an Gruppe wie das weitere Vorgehen geplant ist und wie die Ergebnisse kommuniziert werden

Nicht vergessen Bitte erfragen Sie von den Teilnehmenden folgende Daten fuumlr die Auswertung

bull StudiengangFakultaumlt bull Semesterzahl bull Alter bull Geschlecht

Achtung bull Die Fokusgruppe ist kein offener Ideenaustausch

sondern eine geleitete Diskussion mit einer klaren Zielsetzung (naumlmlich Ruumlckmeldungen zu einem bestimmten Thema zu bekommen)

bull Die Fokusgruppe ist eine Methode der Diskussions-fuumlhrung kein Frage-Antwort-Spiel Ein Kennzeichen einer erfolgreichen Fokusgruppe ist ein lebendiges Gespraumlch das in erster Linie von den Teilnehmenden getragen wird (das heiszligt die Moderation sollte nicht zu strikt am Leitfa-den haumlngen sondern diesen flexibel nutzen um die Diskussion zu stimulieren)

bull Eine Fokusgruppe foumlrdert die gemeinsame Gruppener-fahrung Wichtige Aspekte hierfuumlr sind eine angenehme Atmosphaumlre zu schaffen und den Teilnehmenden Raum und Zeit zu lassen

Weitere Informationen zur Methodik und zum Ablauf von Fokusgruppen unter wwwpartizipative-qualitaets entwicklungdesubnavimethodenkofferfokusgruppe html

Der Leitfaden wurde im Rahmen des Projektes bdquoStudenti-sches Gesundheitsmanagementldquo ndash AG Fokusgruppe 2015 von folgenden Personen entwickelt Anke Beeren Sabine Koumlnig Wiebke Maaszlig Janika Mette Stephanie Schluck Dr Ute Sonntag Dr Brigitte Steinke Stefanie Thees

58 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

9 Anlage 2

Glossar Im Folgenden werden Begriffe aus dem Kontext der Gesundheitsfoumlrderung an Hochschulen erlaumlutert

Betriebliche Gesundheitsfoumlrderung (BGF) Gemeinsame systemische Interventionen zur Gesundheitsfoumlrderung von Arbeitgebern Beschaumlftigten und Studierenden in privaten und oumlffentlichen Einrichtungen Gesundheitsfoumlrderung ist nach dem Verstaumlndnis der Weltgesundheitsorganisation ein komplexer sozialer und gesundheitspolitischer Ansatz Ziel ist die Vorbeugung von Krankheiten die Staumlrkung von Gesund-heitsressourcen sowie Senkung von gesundheitsrelevanten Belastungen am Arbeits- beziehungsweise Studienplatz Dies erfolgt unter aktiver Beteiligung der Betroffenen (gtPartizi-pation) mit dem Ziel eine Verbesserung der Arbeits- und Studienorganisation beziehungsweise deren Bedingungen zu erreichen Die Foumlrderung der Gesundheit und des Wohlbefin-dens am Arbeits- beziehungsweise Studienplatz erfolgt durch gtVerhaltens- und gtVerhaumlltnispraumlvention in definierten gtHandlungsfeldern auf Grundlage einer Bestandsaufnahme zum Beispiel gtGBE gtBGF ist ein Baustein im gtBGM

Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) Seit 2004 ist BEM gesetzliche Pflichtaufgabe (sect 84 SGB IX) fuumlr Arbeitgeber Wenn Beschaumlftigte innerhalb eines Jahres mehr als sechs Wochen krankheitsbedingt fehlen ist ihnen ein freiwilliges Gespraumlch zur Wiedereingliederung an den Arbeits-platz anzubieten Das gtBEM ist ein Baustein unter dem Dach des gtBGM Uumlber ein daran orientiertes systematisches Eingliederungsmanagement fuumlr Studierende die krankheits-bedingt fehlen ist nichts bekannt

Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) Organisa-torische Zusammenfuumlhrung der gesetzlichen und freiwilligen Leistungen einer Organisation (gtLebenswelt gtSetting) zur Foumlrderung der Gesundheit in Unternehmen beziehungsweise Institutionen wie Bildungseinrichtungen Studierende wurden

bisher darunter nicht systematisch erfasst und bilden zur Zeit eine eigenstaumlndige Saumlule (vergleiche gtSGM) Perspektivisch ist das gesundheitsbezogene Management an Hochschulen in ein gtHGM fuumlr alle gtStatusgruppen zusammenzufuumlhren Das Aufgabenprofil zum Aufbau und der Analyse (gtGBE) gesundheitsbezogener betrieblicher Strukturen und Prozes-se wird durch BGM-Koordinatorinnen und BGM-Koordinatoren wahrgenommen Die Bausteine der bundesgesetzlichen Aufgaben sind Arbeits- und Gesundheitsschutz Praumlvention und Gesundheitsfoumlrderung (gtPraumlvG) sowie das gtBEM Die gtHandlungsfelder koumlnnen beispielsweise Bewegung Ergo-nomie Ernaumlhrung Gewalt- Laumlrm- und Suchtpraumlvention sowie Psychische Gesundheit sein

Gesundheitsberichterstattung (GBE) Periodische Berichte uumlber die gesundheitliche Situation der Bevoumllkerung bezie-hungsweise der gtStatusgruppen an der Hochschule Ziel ist die Ableitung von Gesundheitszielen mit entsprechenden gtHandlungsfeldern Dies erfolgt methodisch durch Befra-gung der Hochschulangehoumlrigen Fokusgruppen oder On-line-Frageboumlgen Ein bewaumlhrtes Instrument der gtGBE fuumlr Studierende ist der University Health Report (UHR)

Gesundheitszirkel Zeitlich befristetes Instrument zur Analyse Planung Umsetzung und Evaluation von gesund-heitsbezogenen Prozessen im Rahmen des gtBGM Gesund-heitszirkel bestehen aus circa zehn Personen die auf frei-williger Basis in Gruppenarbeit als Expertinnen und Experten fuumlr ihren Arbeits- beziehungsweise Studienbereich Verbesse-rungsvorschlaumlge zur Senkung der Belastungen erstellen Im gtSGM wird bisher dafuumlr das Instrument der Fokusgruppen eingesetzt

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Handlungsfelder Handlungsfelder des gtBGM sind nach einer Bestandsaufnahme und Analysephase festzulegen Das koumlnnen gesundheitsbezogene Maszlignahmen Projekte und Prozesse zur Organisationsentwicklung der gtVerhaltens- und gtVerhaumlltnispraumlvention sein Bestimmte Handlungsfelder der gtBGF (wie Bewegung Ernaumlhrung) werden durch Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen nach SGB V sect 20 (gtPraumlvG) unterstuumltzt

Health Promoting Universities Im Jahr 1997 wurden die Health Promoting Universities (HPU) zu einem offiziellen Be-standteil und Unterprogramm des WHO-Projektes bdquoHealthy Citiesldquo Inzwischen hat sich daraus ein internationales Netzwerk gebildet dessen aktueller Stand auf der Internet-praumlsenz wwwhealthpromotingcampusesorg abgebildet ist Im Jahr 2015 wurde auf der fuumlnften internationalen Konferenz die Okanagan-Charta als weltweiter gemeinsamer Handlungsrahmen zur Gesundheitsfoumlrderung und Nachhal-tigkeit in der houmlheren Bildung verabschiedet

Hochschule bdquoHochschuleldquo ist der Dachbegriff fuumlr Einrich-tungen des Bildungswesens fuumlr Wissenschaft Lehre und Stu-dium zum Erwerb eines akademischen Abschlusses Sie sind dem tertiaumlren Bildungssektor zugehoumlrig und unterliegen je-weils der Gesetzgebung der 16 Bundeslaumlnder In Deutschland gibt es 427 Hochschulen die in staatlicher (Bund Land Kom-mune) beziehungsweise in staatlich anerkannter privater und konfessioneller Traumlgerschaft als Praumlsenz- beziehungs-weise Fernhochschulen betrieben werden

Hochschulisches Gesundheitsmanagement (HGM) Die ge-sundheitsbezogenen Managementstrategien an Hoch-schulen erfolgen zur Zeit nach gtStatusgruppen getrennt mit eigenen organisatorischen personellen und rechtlichen Grundlagen Neben dem vor uumlber 20 Jahren eingefuumlhrten gtBGM fuumlr die Verwaltung hat sich eine weitere Saumlule fuumlr Studierende gtSGM entwickelt Mit Perspektive auf die wissen-schaftlich und kuumlnstlerisch Beschaumlftigten ndash dem sogenannten

Mittelbau ndash befinden sich die Hochschulen noch am Anfang Zielstellung sollte ein gtHGM sein das gesunde Arbeits- und Studienplaumltze durch Organisationsentwicklung fuumlr alle an der Hochschule Taumltigen zum Ziel hat

Lebenswelt Das gtPraumlvG definiert bdquoLebensweltldquo im SGB V sect 20a Absatz 1 wie folgt bdquoLebenswelten () sind fuumlr die Gesund-heit bedeutsame abgrenzbare soziale Systeme insbeson-dere des Wohnens des Lernens des Studierens der medizini-schen und pflegerischen Versorgung sowie der Freizeitgestaltung einschlieszliglich des Sportsldquo bdquoLebensweltldquo kann synonym zum Begriff gtSetting genutzt werden der nicht im gtPraumlvG steht

Organisationsentwicklung (OE) Der Begriff bezieht sich auf den geplanten und methodisch kontrollierten Wandel von Unternehmen beziehungsweise Institutionen Durch OE sol-len in einem mittelfristigen und komplexen Prozess die Struk-turen (wie Kommunikations- und Kooperationsstrukturen) sowie die Kultur analysiert und gegebenenfalls veraumlndert werden

Partizipation bdquoPartizipationldquo bezieht sich auf die aktive Teil-habe von Personen oder Gruppen an bestimmten Organisa-tionsprozessen Die aktive Einbeziehung der Beteiligten in Planung Umsetzung und Evaluierung gesundheitsbezoge-ner Angebote ist Aufgabe des gtBGM und gtSGM Partizipation umfasst die Formulierung von Wuumlnschen Beduumlrfnissen und Kritik an den bestehenden Zustaumlnden sowie die Beteiligung an Entscheidungen oder Regelerstellungen wie Dienstverein-barungen beziehungsweise Leitbilder Partizipation wird als Entwicklungsprozess verstanden in dem Mitbestimmung und Entscheidungskompetenzen uumlber das gesetzlich gere-gelte Maszlig hinaus schrittweise ausgebaut werden

60 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Praumlventionsgesetz (PraumlvG) Das Gesetz zur Staumlrkung der Gesundheitsfoumlrderung und Praumlvention (sect 20 Absatz 2 SGB V) ndash im Folgenden kurz Praumlventionsgesetz (gtPraumlvG) ndash ist in zwei Stufen am 2572015 und am 112016 in Kraft getreten Es ist integraler Bestandteil des Fuumlnften Buchs des Sozialge-setzbuches das im dritten Kapitel dritter Abschnitt unter anderem Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen auffuumlhrt Es sind folgende drei Leistungsbereiche in sect 20 verankert

1 Verhaltensbezogene Praumlvention (sect 20 Absatz 5) 2 Gesundheitsfoumlrderung und Praumlvention in gtLebenswelten

(sect 20a) und 3 Gesundheitsfoumlrderung in Betrieben (gtBGF sect 20b)

Pauschal hat der Gesetzgeber jaumlhrlich einen Betrag von mindestens sieben Euro pro gesetzlich Krankenversichertem vorgesehen Die gemeinsamen Ausfuumlhrungsbestimmungen der Sozialversicherungen auf Grundlage des gtPraumlvG werden durch die Nationale Praumlventionskonferenz (sect 20e) mit den Bundesrahmenempfehlungen vom 2882018 festgelegt auf denen die 16 Landesrahmenvereinbarungen (sect 20f) aufbauen sollen Der Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen auf Basis des gtPraumlvG ist im Leitfaden Praumlvention festgelegt

Salutogenese Die Salutogenese stellt einen Paradigmen-wechsel mit Blick auf die Schutzfaktoren und Ressourcen von Individuen dar Sie bietet eine Erweiterung der biomedizini-schen krankheitsorientierten Sichtweise und wurde erst auf die koumlrperliche und dann seelische Gesundheit angewendet Nach Aaron Antonovsky folgt das Modell der Salutogenese (lateinisch Salus = Heil griechisch Genesis = Entstehung) konsequent der Frage nach den Entstehungs- und Erhaltungs-

bedingungen von Gesundheit Gesundheit und Krankheit wer-den in einer salutogenetischen Sichtweise nicht als einander ausschlieszligende Zustaumlnde sondern als Pole eines Gesund-heits-Krankheits-Kontinuums betrachtet Dabei soll sich der individuelle Gesundheitszustand eines Menschen aus der dynamischen Wechselwirkung zwischen Gesundheitsrisiken und Gesundheitsressourcen der Person und seiner Lebens-welt ergeben

Setting(-Ansatz) Ein Setting ist ein uumlberschaubares sozial-raumlumliches System wie beispielsweise eine Stadt ein Kran-kenhaus oder eine Hochschule auf deren Mitglieder prauml-ventive beziehungsweise gesundheitsfoumlrderliche Maszlignahmen ausgerichtet werden koumlnnen Ein Setting (gtLe-benswelt) besitzt physische Grenzen und Menschen mit de-finierten Rollen sowie eine Organisationsstruktur Der Set-ting-Ansatz ist die Kernstrategie der Gesundheitsfoumlrderung und die Vernetzung dafuumlr ein wichtiges Entwicklungsinstru-ment Der in den 1980er-Jahren von der Weltgesundheitsor-ganisation proklamierte Ansatz soll die Umsetzung der Otta-wa-Charta von 1986 in die Praxis ermoumlglichen Der Setting-Ansatz richtet sich auf die gtLebenswelten (Settings) aus in denen Menschen lernen arbeiten konsumieren et ce-tera und somit einen Groszligteil ihrer Zeit verbringen Durch gesundheitsbezogene Interventionen soll die Gesundheit der Einzelnen und auch der Mitglieder einer Organisation wie einer Hochschule positiv beeinflusst werden Ziel ist es Ge-sundheitspotenziale der Menschen zu ermitteln und diese durch strukturelle Veraumlnderungen (gtVerhaumlltnispraumlvention) in ihrer Lebenswelt zu staumlrken

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Stakeholder Der Begriff bdquoStakeholderldquo stammt aus dem Englischen und ist nur unzureichend mit bdquoInteressent(en)ldquo beziehungsweise bdquoInteressensgruppenldquo zu uumlbersetzen Die Person oder der Personenkreis charakterisiert eine Schluumlssel-stellung in einer Organisation die am Verlauf oder Ergebnis eines Prozesses oder Projektes maszliggeblichen Einfluss aus-uumlbt Zur Implementierung von gtBGM beziehungsweise gtSGM an einer Hochschule ist dieser Personenkreis zu identifizieren und persoumlnlich anzusprechen

Statusgruppe Einer Statusgruppe werden die Mitglieder einer Hochschule entsprechend ihren Rollen und gesetzlichen Rahmenbedingungen zugeordnet Die Haupttrennlinie liegt zwischen einem geschlossenen Beschaumlftigungsvertrag und einer Immatrikulationsbescheinigung der Hochschule Die Statistik unterscheidet in nichtwissenschaftliches und wissenschaftliches Personal Professorinnen und Professoren sowie Studierende Dabei koumlnnen Uumlbergaumlnge wie bei den studentischen Beschaumlftigten flieszligend sein Das Statisti-sche Bundesamt veroumlffentlicht dazu umfangreiche Fachse-rien

Steuerungsgruppe Das Lenkungsgremium fuumlr ein gtBGM (wie ein Arbeitskreis Gesundheit) sollte sich neben der BGM- Koordinatorin oder dem BGM-Koordinator mindestens aus Mitgliedern der Hochschulleitung der Arbeitssicherheit Personalabteilung dem Personalrat gegebenenfalls Be-triebsaumlrztin oder Betriebsarzt Sozialdienst und weiteren Fuumlhrungskraumlften zusammensetzen

Studentisches Gesundheitsmanagement (SGM) Das Ge-sundheitsmanagement fuumlr und von Studierenden ndash Kurzform bdquoStudentisches Gesundheitsmanagement oder Studierenden-gesundheitsmanagementldquo (SGM) ndash ist in Anlehnung an das

gtBGM konzipiert worden Es dient dazu eine systematische und zielorientierte Steuerung fuumlr alle gesundheitsbezoge-nen Prozesse im Zusammenhang mit Studierenden an der Hochschule zu buumln-deln und zu erweitern Im Sinne der Ge-sundheitssouveraumlnitaumlt sollen die koumlrper-lichen psychischen und sozialen Belange sowie das individuelle Wohlbefinden der Studierenden erhalten und gefoumlrdert werden Perspektivisch ist im Sinne des gtLebensweltansatzes ein uumlbergrei-fendes Gesundheitsmanagement der Organisation Hochschule anzustreben

Verhaumlltnispraumlvention Einflussnahme auf Gesundheit und Krankheit durch Veraumlnderung der Lebensbedingungen Klassische Felder der Verhaumlltnispraumlven-tion sind die Verbesserung der Arbeits-bedingungen im Rahmen von gtBGM beziehungsweise gtSGM kommunale Aktivitaumlten zur Verbesserung der Hygi-ene- Wohn- und Verkehrsbedingungen sowie gesetzgeberische Aktivitaumlten

Verhaltenspraumlvention Einflussnahme auf den individuellen Gesundheitszu-stand beziehungsweise das Gesundheits-verhalten durch bildende und beratende Maszlignahmen

62 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

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65

Internetpraumlsenzen wwwadhdeprojektebewegt- studieren-studieren-bewegthtml Initiative bdquobewegt studie-ren ndash studieren bewegtldquo des allgemeinen deutschen hoch-schulsportverbands

wwwcampusplusuni-klde Studentisches Gesundheitsma-nagement an der TU Kaiserslautern

wwwdzhweu Deutsches Zentrum fuumlr Hochschul- und Wis-senschaftsforschung

wwwewi-psyfu-berlindeeinrichtungenarbeitsbereiche ppgforschungsgm_fuindexhtml Gesund Studieren an der FU Berlin

wwwfu-berlindegesund-studieren 22 Faktenblaumltter zur Studie bdquoGesundheit Studierender in Deutschland 2017ldquo

wwwstudentenwerkede Deutsches Studierendenwerk

wwwfh-muensterdehochschulegesunde-hochschule gesund-studierenphp Gesund studieren an der FH Muumlnster

wwwfamilie-in-der-hochschulede Best Practice Club bdquoFamilie in der Hochschuleldquo

wwwgesundheit-ndsdeimagespdfsOkanagan-Charter_ 2015pdf Okanagan-Charta 2015

wwwgesundheitsfoerdernde-hochschulende Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen

wwwgesundheitsfoerdernde-hochschulen-swde Gesund-heitsfoumlrdernde Hochschulen Suumldwest

wwwhs-fuldadeindexphpid=4457 Gesundheitsfoumlrdern-de Hochschule Fulda

wwwhochschulkompassde Datenbank der Hochschulen und Studiengaumlnge in Deutschland

wwwhockitedurueckenwindphp Ruumlckenwind ndash Was Studis gegen Stress tun koumlnnen

wwwmyhealthkitedu MyHealth ndash gesund studieren am KIT

wwwhealthycampus-goettingende Healthy Campus Uni Goumlttingen

wwwkompetenzzentrum-hochschulende Kompetenz-zentrum Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen

wwwhs-emden-leerdeeinrichtungenhochschulsport- health-sportshealthy-campus-health Studentisches Gesundheitsmanagement an der Hochschule Emden-Leer

wwwph-heidelbergdekopf-stehenhtml Gesundheitsfoumlr-derungsprojekt an der PH Heidelberg

wwwhtwk-leipzigdelebenund-du-so Studentisches Gesundheitsmanagement an der HTWK Leipzig

wwwgesundeuni-wuppertalde Gesundheitsportal der Uni Wuppertal

wwwhs-esslingendesoziale-arbeit-gesundheit-und- pflegefakultaetprofilgesundheitsfoerderung Studen-tische Gesundheitsfoumlrderung an der Hochschule Esslingen

wwwlustuni-luebeckde Studierendengesundheit der Uni Luumlbeck

wwwnightlineseu Zuhoumlr- und Informationstelefon von Stu-dierenden fuumlr Studierende

wwwsozialerhebungde Sozialerhebung des Deutschen Studierendenwerks

wwwstudicarecom Forschungs- und Kooperationsvorhaben zur psychischen Gesundheit von Studierenden

wwwth-wildaudehochschuleweitere-einrichtungen hochschule-in-hochform Vision einer gesundheitsbewuss-ten Hochschule TH Wildau

wwwtu-braunschweigdesportzentrumsgf Studentische Gesundheitsfoumlrderung TU Braunschweig

wwwtu-ilmenaudeaustauschforum Austauschplattform Thuumlringer Hochschulen

wwwuni-paderborndeuniversitaetbenefit Studentisches Gesundheitsmanagement an der Uni Paderborn

wwwuhreportde University Health Report

Zuletzt abgefragt am 2542019

66 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Autorinnen- und Autorenverzeichnis Im Folgenden wer-den die Autorinnen und Autoren genannt die an dieser Hand-lungsempfehlung mitgewirkt haben

Felix Albrecht Karlsruher Institut fuumlr Technologie House of Competence Straszlige am Forum 3 D-76131 Karlsruhe E-Mail felixalbrechtkitedu hockitedu

Philip Bachert Karlsruher Institut fuumlr Technologie Institut fuumlr Sport und Sportwissenschaft Engler-Bunte-Ring 15 Gebaumlude 4040 D-76131 Karlsruhe E-Mail philipbachertkitedu sportkitedu

Henning Blumenroth Universitaumlt Frankfurt Zentrum fuumlr Hochschulsport D-60487 Frankfurt am Main E-Mail blumenrothhochschulsportuni-frankfurtde uni-frankfurtde

PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Freie Universitaumlt Berlin AB Public Health Praumlvention und psychosoziale Gesundheitsforschung Habelschwerdter Allee 45 D-14195 Berlin E-Mail burkhardgusyfu-berlinde fu-berlindeppg

Prof Dr Thomas Hartmann Hochschule Magdeburg-Stendal FB Soziale Arbeit Gesundheit und Medien Breitscheidstraszlige 2 D-39114 Magdeburg E-Mail thomashartmannhs-magdeburgde

Prof Dr med Eva Hungerland Duale Hochschule Baden-Wuumlrttemberg Stuttgart Rotebuumlhlstraszlige 131 D-70197 Stuttgart E-Mail evahungerlanddhbw-stuttgartde dhbw-stuttgartdegesundheit

Sabine Koumlnig Team Gesundheitsmanagement Techniker Krankenkasse Bramfelder Straszlige 140 D-22305 Hamburg E-Mail sabinekoenig-1tkde tkde

Martin Kruumlssel Universitaumlt Goumlttingen BGM-Koordination Goszliglerstraszlige 57 D-37073 Goumlttingen E-Mail martinkruesselzvwuni-goettingende uni-goettingende

Dr Alexa Maria Kunz Karlsruher Institut fuumlr Technologie House of Competence Straszlige am Forum 3 D-76131 Karlsruhe E-Mail alexakunzkitedu hockitedu

Tino Lesener Freie Universitaumlt Berlin AB Public Health Praumlvention und psychosoziale Gesundheitsforschung Habelschwerdter Allee 45 D-14195 Berlin E-Mail tlesenerfu-berlinde fu-berlindeppg

67

Jaqueline Metken Duale Hochschule Baden-Wuumlrttemberg Stuttgart Rotebuumlhlstraszlige 131 D-70197 Stuttgart E-Mail jaquelinemetkengmailcom dhbw-stuttgartdegesundheit

Ines Niemeyer Team Gesundheitsmanagement Techniker Krankenkasse Bramfelder Straszlige 140 D-22305 Hamburg E-Mail inesniemeyer-1tkde tkde

Joerg Reitermayer Karlsruher Institut fuumlr Technologie House of Competence Straszlige am Forum 3 D-76131 Karlsruhe E-Mail joergreitermayerkitedu hockitedu

Stephanie Schluck Hochschule fuumlr angewandte Wissenschaften Hamburg Presse amp Kommunikation Berliner Tor 5 D-20099 Hamburg E-Mail stephanieschluckhaw-hamburgde haw-hamburgde

Dr Ute Sonntag Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V Fenskeweg 2 D-30165 Hannover E-Mail utesonntaggesundheit-ndsde gesundheit-ndsde

Max Sprenger Technische Universitaumlt Kaiserslautern Allgemeiner Hochschulsport (ZE AHS) Paul-Ehrlich-Strasse 28 D-67663 Kaiserslautern E-Mail maxsprengerhochschulsportuni-klde unisportuni-klde

Dr Brigitte Steinke Team Gesundheitsmanagement Techniker Krankenkasse Bramfelder Straszlige 140 D-22305 Hamburg E-Mail brigittesteinketkde tkde

Mareike Timmann Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V Fenskeweg 2 D-30165 Hannover E-Mail mareiketimmanngesundheit-ndsde gesundheit-ndsde

Christine Wolter Freie Universitaumlt Berlin AB Public Health Praumlvention und psychosoziale Gesundheitsforschung Habelschwerdter Allee 45 D-14195 Berlin E-Mail christinewolterfu-berlinde fu-berlindeppg

SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement ndash Herausgeber Techniker Krankenkasse Unternehmenszentrale 22291 Hamburg Internet tkde Geschaumlfts-bereich Markt und Kunde Gesundheitsmanagement Dr Sabine Voermans Konzeption Autorinnen- und Autorengruppe Redaktion Sabine Koumlnig Ines Niemeyer Dr Brigitte Steinke Prof Dr Thomas Hartmann Dr Ute Sonntag in Zusammenarbeit mit Stephanie Schluck Mareike Timmann Medienkonzeption TK Micaela Berger Gestaltung The Ad Store GmbH Hamburg Produktion Oliver Kuumlhl Litho Hirte GmbH amp Co KG Hamburg Druck TK-Hausdruckerei

copy Techniker Krankenkasse Alle Rechte vorbehalten Nachdruck auch auszugsweise nur mit schriftlicher Einwilligung der TK Die enthaltenen Informationen wurden sorgfaumlltig recherchiert Fuumlr eventuelle Aumlnderungen oder Irrtuumlmer koumlnnen wir keine Gewaumlhr uumlbernehmen Stand Juni 2019

Hier erfahren Sie mehr Studentisches Gesundheitsmanagement Fragen zum Angebot der TK zur Gesundheitsfoumlrderung an Hochschulen beantworten Ihnen gerne die kompetenten TK-Berater in Ihrer Region Senden Sie einfach eine E-Mail an gesundheitsmanagementtkde Ihr regionaler Ansprechpartner wird sich schnellstmoumlglich bei Ihnen melden

Firmenkundenservice Ausfuumlhrliche und aktuelle Informationen zu unseren Leistungen und Services fuumlr Firmenkunden finden Sie auch unter firmenkundentkde Suchnummer 9600

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8011

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  • SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement
    • Inhalt
    • 1 Vorworte
    • 2 Praumlambel
    • 3 Einbettung des Themas Worum geht es
    • 4 Was ist zu Beginn zu bedenken
    • 5 Theorie und Praxis Was ist bei der Umsetzung zu bedenken
    • 6 Welche grundsaumltzlichen Aspekte sind entscheidend fuumlr ein SGM
    • 7 Die Kooperationspartner
    • 8 Anlage 1 Praxishilfen
    • 9 Anlage 2
Page 2: SGM – Studentisches Gesundheitsmanagement · 2020. 3. 6. · • Deutsche Sporthochschule Kln • Duale Hochschule Baden-Wrttemberg Stuttgart • Hochschule Hannover • Freie Universität

Inhalt

1 Vorworte

2 Praumlambel

3 Einbettung des Themas Worum geht es

8 Gesundheitsfoumlrderung als Aufgabe der Hochschulen 11 Der Begriff bdquoStudentisches Gesundheitsmanagementldquo 12 Soziologische Uumlberlegungen zum Lebensweltbegriff

4 Was ist zu Beginn zu bedenken

14 Uumlberzeugen und sensibilisieren 16 Kommunikation 23 Verortung und Akteurinnen und Akteure des SGM 25 Finanzielle und personelle Ressourcen 27 Spezifika und Handlungsfelder 29 Schnittstellen bei der Entwicklung und Umsetzung

eines SGM an Hochschulen

5 Theorie und Praxis Was ist bei der Umsetzung zu bedenken

31 34 36 38 39 42 45

Planung Einfuumlhrung in den Public Health Action Cycle Analyse Interventionsplanung Interventionen und Maszlignahmen Evaluation Partizipation

6 Welche grundsaumltzlichen Aspekte sind entscheidend fuumlr ein SGM

49 50

Kriterien fuumlr die erfolgreiche Umsetzung eines SGM Perspektive fuumlr das Thema

7 Die Kooperationspartner

51 52

Die TK und ihr Engagement an Hochschulen Das Kompetenzzentrum Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen

8 Anlage 1 Praxishilfen

53

55

55 56

I Beispiel fuumlr eine Beschlussvorlage ndash Einfuumlhrung eines SGM II Anregungen fuumlr ein Stellenprofil der SGM-Koordinatorin oder des SGM-Koordinators III Vorschlag fuumlr einen Antrag auf Projektfoumlrderung IV Leitfaden fuumlr Fokusgruppen mit Studierenden als qualitatives Befragungsinstrument

9 Anlage 2

58 Glossar 62 Literaturempfehlungen 65 Internetpraumlsenzen 66 Autorinnen- und Autorenverzeichnis

4 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

1 Vorworte

In den vergangenen Jahren ist die Gesundheit Studierender erfreulicherweise staumlrker in den Fokus geruumlckt Vermehrte Gesundheitsanalysen haben zu einer verbesserten Einsicht in die gesundheitliche Situation der Studierenden beigetragen und konnten die Notwendigkeit fuumlr ein Engagement untermauern

Beispielsweise hat die Bologna-Reform und die damit verbundene Reform der Stu-dienstruktur zu tiefgreifenden Veraumlnderungen in der Hochschullandschaft gefuumlhrt die sich unmittelbar auf die Gesundheit Studierender insbesondere ihre psycho-soziale Gesundheit ausgewirkt haben Gleichzeitig sind Rahmenbedingungen und Leistungen die eine Hochschule zusaumltzlich zur klassischen Lehre und Wissenschaft anbietet ein Auswahlkriterium Gesundheitsfoumlrderliche Studienbedingungen koumlnnen eine dieser Rahmenbedingungen sein

Die Techniker Krankenkasse (TK) engagiert sich bereits seit fast zwei Jahrzehnten speziell in der Lebenswelt Hochschule mit einem ganzheitlichen Ansatz und be-gleitet Projekte um den nachhaltigen Aufbau gesundheitsfoumlrderlicher Strukturen zu unterstuumltzen

Bis vor kurzem gab es keine konzeptionelle Beschreibung wie Studentisches Gesund-heitsmanagement (SGM) entwickelt und etabliert werden kann Einige Hochschulen hatten sich dem Thema schon innerhalb von Projekten zugewandt Haumlufig waren die Interventionen allerdings nur auf den Einzelnen ausgerichtet an Aktionen gebun-den oder es ging vorrangig um die Gesundheit von Beschaumlftigten

Vor vier Jahren haben daher die Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen eV (LVG amp AFS) und die TK ein interdisziplinaumlr zusammengesetztes Projekt initiiert das sich die konzeptionelle Beschreibung eines SGM zum Ziel gesetzt hat Ruumlckenwind bekam dieses Vorhaben auch vom Gesetz-geber der 2015 mit dem bdquoGesetz zur Staumlrkung der Gesundheitsfoumlrderung und der Praumlventionldquo die Krankenkassen beauftragt hat in der Lebenswelt Hochschule den Aufbau gesundheitsfoumlrderlicher Strukturen zu staumlrken die gesundheitliche Situation Studierender zu erheben und geeignete Maszlignahmen zu unterstuumltzen

In der vorliegenden Handlungsemp-fehlung ist herausgearbeitet welche konzeptionellen Schritte fuumlr ein SGM wichtig sind und welche spezifischen Fragestellungen im Vergleich auch zum Betrieblichen Gesundheitsmanage-ment (BGM) an Hochschulen beachtet werden muumlssen Damit wird das neue Themenfeld SGM erstmals zusammen-haumlngend beschrieben und ein wichtiger Beitrag zur Entwicklung eines gesund-heitsfoumlrderlichen Settings an Hoch-schulen geleistet

Ich bedanke mich herzlich beim Auto-renkollektiv der Handlungsempfehlung und bei der engagierten Projektleitung fuumlr die geleistete Arbeit

Dr Sabine Voermans

5

Thomas Altgeld Geschaumlftsfuumlhrer der Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersach-sen eV

Dr Sabine Voermans Leiterin des Gesundheitsmanagements der Techniker Krankenkasse

Seit 1995 engagiert sich die Landesvereinigung fuumlr Gesund-heit und Akademie fuumlr Sozial-

medizin Niedersachsen e V (LVG amp AFS) fuumlr Gesundheitsfoumlrderung an Hochschulen Mit der Gruumlndung des Arbeitskreises Gesundheitsfoumlrdern-de Hochschulen (AGH) wurde fruumlh der Rahmen fuumlr Austausch und Vernetzung von Akteurinnen und Akteuren im Setting geschaffen Der AGH verfolgt das Ziel an Hoch-schulen gesundheitsfoumlrdernde Le-bens- und Arbeitsbedingungen zu initiieren und zu unterstuumltzen Mit dem Aufbau eines Kompetenzzent-rums Gesundheitsfoumlrdernde Hoch-

schulen (KGH) welches ebenfalls in der LVG amp AFS angesiedelt ist werden die Unterstuumltzungsangebote fuumlr Akteurinnen und Akteure in der Hochschule ausgebaut und verstaumlrkt

Gesundheitsfoumlrderung an den Hochschulen hat eine besondere Bedeutung da diese als Vorbild fungieren um andere gesell-schaftliche Bereiche voranzubringen Studierende sind Multi-plikatorinnen und Multiplikatoren potenzielle Fuumlhrungskraumlfte sowie Entscheidungstraumlgerinnen und Entscheidungstraumlger Positive Erfahrungen mit Gesundheitsfoumlrderung koumlnnen von ihnen spaumlter in andere gesellschaftliche Bereiche hineingetragen und umgesetzt werden Keine andere vergleichbare Organi-sation kann so viele 17- bis 25-Jaumlhrige erreichen wie Hoch-schulen Der Anteil derer die ein Studium beginnen wird in den naumlchsten Jahren houmlchstwahrscheinlich weiter ansteigen

Trotz dieses Potenzials standen Studierende bisher nicht im Fokus der Gesundheitsfoumlrderung Dies sollte sich durch das Entwicklungsprojekt bdquoStudentisches Gesundheitsmanagementldquo

zwischen LVG amp AFS und der Techniker Krankenkasse zusammen mit dem AGH aumlndern Ziel des vierjaumlhrigen Pro-jektes war es analog zum Betriebli-chen Gesundheitsmanagement (BGM) gemeinsam ein Konzept fuumlr Studierende zu entwickeln

Eines der Projektergebnisse ist die hier vorliegende Handlungsempfehlung Studentisches Gesundheitsmanage-ment (SGM) Sie soll Akteurinnen und Akteuren aus der Hochschullandschaft Impulse und Unterstuumltzung fuumlr die Ein-fuumlhrung und Umsetzung eines Studen-tischen Gesundheitsmanagements mit auf den Weg geben Ziel ist es die Rahmenbedingungen der Lebenswelt Hochschule gesundheitsfoumlrderlich zu gestalten und die individuellen Gesund-heitsressourcen derjenigen die dort lernen und arbeiten zu staumlrken

Wir wuumlnschen allen Beteiligten gutes Gelingen Mit herzlichen Gruumlszligen

Thomas Altgeld

6 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

2 Praumlambel

Die vorliegende Handlungsempfehlung ist die erste zusam-menfassende Darstellung der wichtigsten konzeptionellen Schritte und spezifischen Fragestellungen zum Studenti-schen Gesundheitsmanagement (SGM) in Deutschland Sie ist eines der Ergebnisse des vierjaumlhrigen Entwicklungspro-jektes das 2014 von der Techniker Krankenkasse (TK) und der Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V (LVG amp AFS) zusammen mit dem Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen (AGH) ins Leben gerufen wurde

Unterschiedliche Akteurinnen und Akteure aus Hochschulen haben sich an dem Projekt beteiligt Das Projekt wurde durch ein begleitendes Fachgremium kontinuierlich beraten und unterstuumltzt Im Rahmen des Projektes fanden drei For-schungsworkshops statt in denen zu ausgewaumlhlten Themen der Stand der Forschung dargestellt und auf das SGM bezogen wurde Hochschulen die bereits SGM-Projekte entwickeln bereicherten das Projekt mit ihren Praxiserfahrungen die auch Eingang in die Handlungsempfehlung gefunden haben Der AGH hat Hochschulen aufgerufen Fokusgruppen mit Studierenden durchzufuumlhren und die Ergebnisse im Rahmen des Projektes zu diskutieren

Die Handlungsempfehlung gibt allen die SGM aufbauen und verstetigen wollen Orientierung und Hilfestellung bei diesem Thema Die Empfehlungen richten sich speziell an die Koordi-natorinnen und Koordinatoren eines Gesundheitsmanage-ments fuumlr Studierende an den Hochschulen

Wir wuumlnschen allen Interessierten dass sie die Handlungsemp-fehlung mit Gewinn lesen und den Mut fassen SGM anzupacken

Das Projektteam bull Sabine Koumlnig Techniker Krankenkasse bull Dr Brigitte Steinke Techniker Krankenkasse bull Ines Niemeyer Techniker Krankenkasse bull Stephanie Schluck Landesvereinigung fuumlr Gesundheit

und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V bull Mareike Timmann Landesvereinigung fuumlr Gesundheit

und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V bull Dr Ute Sonntag Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und

Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V bull Prof Dr Thomas Hartmann Hochschule Magdeburg-Stendal

Danksagung Unser Dank gilt denjenigen ganz herzlich die das Projekt durchgefuumlhrt unterstuumltzt beraten und begleitet haben Ohne diese Unterstuumltzung waumlre die Handlungsempfehlung in dieser Form und Qualitaumlt nicht moumlglich gewesen So moumlchten wir uns stellvertretend bei folgenden Personen und Institutionen namentlich bedanken (alphabetische Reihenfolge)

7

Mitwirkende aus dem begleitenden Gremium bull Philip Bachert Karlsruher Institut fuumlr Technologie bull Anke Beeren Folkwang Universitaumlt der Kuumlnste Essen bull Henning Blumenroth Technische Universitaumlt Kaisers-

lautern bis Ende 2018 bull PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Freie Universitaumlt Berlin bull Janek Heszlig und Sandro Phillipi freier Zusammenschluss

von studentInnenschaften e V bull Thomas Holm Techniker Krankenkasse bull Prof Dr Eva Hungerland Duale Hochschule Baden-

Wuumlrttemberg Stuttgart bull Astrid Kaiser Deutsches Studentenwerk bull Martin Kruumlssel Georg-August-Universitaumlt Goumlttingen bull Dr Katrin Lohmann Freie Universitaumlt Berlin bull Benjamin Schenk allgemeiner deutscher hochschul-

sportverband bull Max Sprenger Technische Universitaumlt Kaiserslautern bull Christine Wolter Freie Universitaumlt Berlin

Expertinnen und Experten der Forschungsworkshops bull Philip Bachert Karlsruher Institut fuumlr Technologie bull Prof Dr Yong Seun Chang-Gusko FOM Hamburg bull Prof Dr Gabriele Elke Ruhr-Universitaumlt Bochum bull Dr Arne Goumlring Georg-August-Universitaumlt Goumlttingen bull PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Freie Universitaumlt Berlin bull Prof Dr Anja Kroke Hochschule Fulda bull Jonas Poskowsky Deutsches Zentrum fuumlr Hochschul-

und Wissenschaftsforschung bull Gabriele Rohmann Archiv der Jugendkulturen e V Berlin bull Wilfried Schumann Carl von Ossietzky Universitaumlt

Oldenburg bull Laura StuumldemannLisa Weinhold netzwerk n e V

Weitere Expertinnen und Experten bull Marcus Neick Studentischer Prorektor Universitaumlt Rostock bull Mirjam Reale Schluumlsselkompetenzen Leibniz Universitaumlt

Hannover bull Marc Schriever Gesundheitsbotschafter Technische

Hochschule Wildau bull Stefanie Thees Gesundheitsmanagerin Hochschule Coburg bull Katharina Toumlpritz Freie Universitaumlt Berlin bull Kathrin Wenzel Technische Universitaumlt Kaiserslautern

Hochschulen die Fokusgruppen mit Studierenden durch-gefuumlhrt haben und Hochschulen die die Seminare bdquoSGM Wie geht denn dasldquo moumlglich gemacht haben bull Alice Salomon Hochschule Berlin bull Deutsche Sporthochschule Koumlln bull Duale Hochschule Baden-Wuumlrttemberg Stuttgart bull Hochschule Hannover bull Freie Universitaumlt Berlin bull Hochschule Coburg bull Hochschule Fulda bull Hochschule Magdeburg-Stendal bull Karlsruher Institut fuumlr Technologie bull Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universitaumlt Bonn bull Technische Hochschule Wildau bull Technische Universitaumlt Ilmenau bull Technische Universitaumlt Kaiserslautern bull Universitaumlt Paderborn

-

3 Einbettung des Themas Worum geht es

Gesundheitsfoumlrderung als Aufgabe der Hochschulen Gesundheit und Bildung sind in Deutschland verfassungsgemaumlszlig Aufgabe der 16 Bundeslaumlnder Die Ent-wicklung der Gesundheitsfoumlrderung an Hochschulen hat in den letzten 30 Jah-ren den umgekehrten Weg genommen Ausgehend von internationalen und nati-onalen Verabredungen und Gesetzen besteht weiterer Strukturbildungs- und Umsetzungsbedarf auf der Ebene der Bundeslaumlnder Dabei ist unstrittig dass Hochschulen Teil der Gesellschaft sind und wichtige gesellschaftsbildende Aufgaben zu erfuumlllen haben Gesund-heitsfoumlrderung gehoumlrt mit den vielen gesellschaftspolitischen Schnittstellen zum Aufgabengebiet der Hochschulen Die Entwicklung des Gesundheitsma-nagements fuumlr Studierende (SGM) ist darunter nur ein ndash allerdings wichtiger ndash Schwerpunkt Dieser fehlte bisher an Hochschulen auch an Hochschulen mit betrieblichem Gesundheitsmanagement

Die internationale Weichenstellung er-folgte mit der Verabschiedung der Ottawa-Charta durch die Weltgesund-heitsorganisation im Jahr 1986 mit den drei Handlungsstrategien und fuumlnf Handlungsfeldern der Gesundheitsfoumlr-derung Das Verstaumlndnis von Gesund-heit erweiterte sich von der individuellen Ebene mit ausschlieszliglich medizinischem Fokus zu einer intersektoralen saluto-genen und bevoumllkerungsbezogenen

Perspektive Dort heiszligt es bdquoGesundheit wird von Menschen in ihrer alltaumlglichen Umwelt geschaffen und gelebt dort wo sie spielen lernen arbeiten und liebenldquo Lebenswelten koumlnnen das Ver-staumlndnis fuumlr Gesundheit Belastungen und Ressourcen praumlgen Aus der Pers-pektive der Gesundheitswissenschaften wird unter dem Begriff bdquoLebensweltldquo ein sozial-raumlumlicher Zusammenhang ver-standen der durch eine formale Orga-nisation regionale Situation gleiche Lebenslagen gemeinsame Werte oder durch eine Kombination dieser Kontexte gebildet werden kann (Hartung Rosen-brock 2015)

Im Gesetz zur Staumlrkung der Gesund-heitsfoumlrderung und Praumlvention (2015) werden gemaumlszlig sect 20a bdquoLebensweltenldquo als bdquohellip fuumlr die Gesundheit bedeutsame abgrenzbare soziale Systeme insbe-sondere des Wohnens des Lernens des Studierens der medizinischen und pflegerischen Versorgung sowie der Freizeitgestaltung einschlieszliglich des Sportsldquo definiert Auch Hochschulen sind ein Lern- (und Lehr-)ort Die bdquoLe-benswelt des Studierensldquo zeichnet sich unter anderem durch die formale Organisation Hochschule sowie eine aumlhnliche Lebenslage und Altersgruppe aus Dieser Aspekt wird durch ein Gesundheitsmanagement fuumlr und mit Studierenden aufgegriffen

Mareike Timmann Fachreferentin in der Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V und Koordination Kompetenzzentrum Gesundheitsfoumlr dernde Hochschulen

Prof Dr Thomas Hartmann Professor fuumlr das Fachgebiet Humanoumlkologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal Standort Magdeburg und ist seit 20 Jahren aktives Mitglied im Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen

Die Schaffung gesundheitsfoumlrdernder Lebenswelten (Settings) ist dabei die zentrale Aufgabenstellung Mit Strate-gien wie bdquoVermitteln und Vernetzenldquo sollen Rahmenbedingungen in Lebens-welten so veraumlndert werden dass damit unter anderem gesundheitlichen Chan-cenungleichheiten entgegengewirkt werden kann und individuelle Gesund-heitsressourcen gestaumlrkt werden Das erfordert die Einbindung von Institutionen und Organisationen wie Kindertages-einrichtungen Schulen und Hochschu-len die mit dem Thema Gesundheit bisher primaumlr nicht befasst waren be-ziehungsweise mit der traditionellen Gesundheitserziehung an Grenzen ge-stoszligen sind

9

Lebenswelten erleichtern den Zugang zur Zielgruppe der Studierenden und eroumlffnen Moumlglichkeiten zur Partizipation (siehe Seite 45 bdquoPartizipationldquo) (Klemperer 2015) Lebens-weltbezogene Interventionen gelten als erfolgsverspre- Wie wird der zuerst international ange-chender und koumlnnen auf verschiedenen Ebenen ansetzen stoszligene Prozess in Deutschland umge-(wwwgesundheitliche-chancengleichheitde) setzt Auf nationaler Ebene durch das

im Jahr 2015 in Kraft getretene Gesetz bull Staumlrkung von Kompetenzen und Ressourcen der zur Staumlrkung der Gesundheitsfoumlrderung

Einzelnen (individuelle Ebene) und Praumlvention (Praumlventionsgesetz) bull Entwicklung von gesundheitsfoumlrdernden Hiermit erfolgte im Sinne der Ottawa-

Rahmenbedingungen (Strukturbildung) und Charta ein Paradigmenwechsel (Geene bull Partizipation der Personen(gruppen) in der Lebenswelt 2018) bei der von den gesetzlichen

Krankenkassen finanzierten Praumlvention Der Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen (AGH) Die Finanzierung von Strukturbildung widmet sich dieser Aufgabe seit 1995 und hat zehn Guumlte- und Verhaumlltnispraumlvention in Lebens-kriterien fuumlr Hochschulen als Zielstellung entwickelt Seit welten (sect 20a SGB V) unter anderem in 1997 sind die Health Promoting Universities als offizielles der bdquoLebenswelt des Studierensldquo (ver-Netzwerk der Weltgesundheitsorganisation anerkannt Die gleiche Seite 12 bdquoSoziologische Uumlberle-Okanagan-Charta (2015) ist die aktuellste gemeinsame gungen zum Lebensweltbegriffldquo) Un-Erklaumlrung des weltweit umspannenden Netzwerks von definiert bleibt dabei welche in den Hochschulen Dort heiszligt es bdquoGesundheitsfoumlrdernde Hoch- Bundesrahmenempfehlungen (BRE) der schulen gestalten die Gesundheit und Nachhaltigkeit unserer Nationalen Praumlventionskonferenz (NPK) aktuellen und zukuumlnftigen Gesellschaften staumlrken Gemein- aufgefuumlhrten Lebenswelten in welchem schaften und tragen zum Wohlergehen von Menschen Orten Umfang gefoumlrdert werden und wie der und dem Planeten beildquo Die Okanagan-Charta fordert Hoch- Verteilungsschluumlssel auf die Bundeslaumln-schulen weltweit dazu auf Gesundheit und Nachhaltigkeit der erfolgt Hier sollten die 16 Landes-als Querschnittsthema in alle Aspekte der Hochschulkultur rahmenvereinbarungen (LRV) entspre-der Verwaltungs- und Betriebsstrukturen sowie der akade- chende Lenkungswirkung entfalten mischen Aufgabenfelder einzubetten was in Bezug auf Hochschulen bisher

noch nicht erfolgt ist Im Vergleich zu anderen Institutionen uumlbernehmen Hochschulen mehrere Aufgaben im Rahmen der Gesundheitsfoumlrderung die Aus gesundheitspolitischer Sicht wird auch mit ihrem klassischen Auftrag naumlmlich der Lehre und sowohl auf Bundes- als auch auf Lan-Forschung zu vereinbaren sind (Hartmann Lehner 2018) desebene das Potenzial der Hochschulen

fuumlr die Gesundheitsfoumlrderung ndash trotz bull Foumlrderung der Gesundheit und des Wohlbefindens aller Praumlventionsgesetz ndash nicht fuumlr die vor-

Statusgruppen gegebene Strukturbildung und Zusam-bull Etablierung der nicht-medizinischen Praumlvention und menarbeit der Sozialversicherungen

Gesundheitsfoumlrderung in Lehre Forschung und Entwick- genutzt So sind es die autonomen lungsprojekten auch durch eigenstaumlndige Studiengaumlnge Hochschulen selbst die von sich aus Professuren und Institute mit Unterstuumltzung der gesetzlichen

bull Wissenstransfer und Unterstuumltzung der Gesundheitsfoumlr- Krankenkassen aktiv geworden sind derung in der Region Nach Aufbau des bundesweiten Netz-

bull Vermittlung der Gesundheitsfoumlrderung (inklusive Sicher- werks durch den AGH und das 2018 heit und Gesundheit) an alle Studierenden als Aufgabe fuumlr gegruumlndete KGH sollte die Strukturbil-den zukuumlnftigen beruflichen Wirkungsbereich dung vordringlich in den Bundeslaumln-

10 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

dern erfolgen Auf dieser Ebene bestehen viele Steuerungs-moumlglichkeiten ausgehend von Zielvereinbarungen bis hin zur Gesetzgebung um die Entwicklung der Gesundheitsfoumlrde-rung an Hochschulen zu unterstuumltzen Dazu gehoumlrt die Verpflichtung und finanzielle Ausstattung der Studierenden-werke sowie der Landesunfallkassen um die bereits landesgesetzlich vorgegebenen Aufgaben zur Gesundheits-foumlrderung an Hochschulen verwirklichen zu koumlnnen Interes-santerweise traumlgt das Thuumlringer Hochschulgesetz im Vorwort (2018 Seite 3) dem schon Rechnung Ausgehend von dem Leitgedanken den Mitgliedern und Angehoumlrigen an Hochschulen mehr Moumlglichkeiten zur Mitgestaltung einzu-raumlumen soll die Gesundheitsfoumlrderung gestaumlrkt werden

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11

Der Begriff bdquoStudentisches Gesund-heitsmanagementldquo Gesundheits-management fuumlr Studierende oder studentisches Gesundheitsmanage-ment ndash wie kann der neue Aspekt der systemischen Gesundheitsfoumlrderung genannt werden Der Begriff bdquoGesund-heitsmanagement fuumlr Studierendeldquo betont zwar die Zielgruppe ist aber in dem Wort bdquofuumlrldquo nicht ganz kompatibel mit dem zentralen Kriterium der Parti-zipation bdquoFuumlr und mitldquo klingt zu um-staumlndlich und wuumlrde sich nicht einpraumlgen waumlre aber passender Der Begriff bdquoStu-dentisches Gesundheitsmanagementldquo macht Anleihen beim betrieblichen Gesundheitsmanagement Ganz ver-gleichbar sind jedoch diese beiden Begrifflichkeiten nicht bdquoBetrieblichldquo bezieht sich auf den Betrieb also auf ein Setting bdquoStudentischldquo bezieht sich auf eine Zielgruppe naumlmlich die Ziel-gruppe die Hochschulen zu Hochschu-len macht Daruumlber hinaus kommen neben der formalen Organisation Hochschule auch die Lebenslagen der Studierenden hinzu Schnell zeigte sich dass die Umschreibung bdquoStuden-tisches Gesundheitsmanagementldquo und das Kuumlrzel bdquoSGMldquo sich bundesweit bereits durchgesetzt hatten bevor die Ergebnisse der damit verbundenen Projekte vorlagen

Als das erste Foumlrderprojekt Ende 2014 an der TU Kaiserslautern unterstuumltzt durch die Techniker Krankenkasse an den Start ging gab es diesen Ansatz noch nicht Bis dahin wurde allgemein von der bdquoGesundheit der Studierendenldquo gesprochen und das Projekt war folge-richtig mit bdquoBio-psycho-soziale Gesund-heit der Studierenden der TU Kaisers-lauternldquo betitelt Schnell wurde deutlich dass es fuumlr so ein komplexes Vorhaben eines organisationsbezogenen Ansatzes bedurfte Befoumlrdert wurde dieser Pro-zess durch das Praumlventionsgesetz in 2015 das die Studierenden als Adres-satinnen und Adressaten von Maszlignah-men der Gesundheitsfoumlrderung im Kontext des Lebensweltansatzes aus-weist Parallel dazu wurde von der Techniker Krankenkasse und der Lan-desvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Nieder-sachsen e V in Kooperation mit dem Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen das bundesweite Projekt bdquoStudentisches Gesundheitsmanage-ment (SGM)ldquo aus der Taufe gehoben

Das SGM ist in Anlehnung an das be-triebliche Gesundheitsmanagement benannt und konzipiert worden Es dient dazu eine systematische und zielorientierte Steuerung fuumlr alle ge-sundheitsbezogenen Prozesse im Zu-sammenhang mit Studierenden an der Hochschule zu buumlndeln Dazu ge-houmlren bedarfsgerechte Maszlignahmen Projekte und Prozesse der Organisati-onsentwicklung die Studierendenge-sundheit und Studienerfolg foumlrdern koumlnnen Im Sinne der Gesundheits-souveraumlnitaumlt sollen die koumlrperlichen psychischen und sozialen Belange so-wie das individuelle Wohlbefinden der Studierenden erhalten und gefoumlrdert werden Zentral ist dabei die Partizipa-tion der Studierenden am SGM als Expertinnen und Experten in eigener Sache Das bedeutet eine weitgehende Gestaltung durch Studierende mit Entscheidungsmacht und finanzieller Ausstattung Perspektivisch ist ein uumlbergreifendes Gesundheitsmanage-ment der Organisation Hochschule anzustreben und die Statusgruppen zusammenzufuumlhren Erst dieser Schritt wuumlrde dem Ziel des Setting-Ansatzes voll entsprechen

12 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Soziologische Uumlberlegungen zum Lebensweltbegriff Spaumltestens seit seiner gesetzlichen Verankerung hat der Begriff bdquoLebensweltldquo Einzug in den Sprachge-brauch im Bereich der Gesundheitsfoumlrderung gehalten Seit der Novelle des Fuumlnften Buches im Sozialgesetzbuch vom 2572015 regelt vor allem Paragraph 20a die bdquoLeistungen zur Gesundheitsfoumlrderung und Praumlvention in Lebensweltenldquo und ver-pflichtet die gesetzlichen Krankenkassen zu entsprechenden Leistungen Als Lebenswelten gelten laut dem Gesetz bdquofuumlr die Gesundheit bedeutsame abgrenz-bare soziale Systemeldquo Explizit genannt werden das Wohnen das Lernen das Stu-dieren die medizinische und pflegerische Versorgung sowie die Freizeitgestaltung einschlieszliglich des Sports (sect 20a SGB V laut derzeit guumlltigem Stand vom 112016)

Lebenswelt des Studierens ndash Lebenswelten von Studierenden Was zunaumlchst intuitiv verstaumlndlich scheint wirft beim Auf- oder Ausbau eines SGM rasch Fragen auf Was gehoumlrt eigentlich zur Lebenswelt des Studierens und damit in den Aktionsradius derer die im Gesetz als die bdquofuumlr die Lebenswelt Verantwortlichenldquo adressiert werden Nur das was mit Studieren im engeren Sinn zu tun hat oder alles was zur Lebensphase Studium gehoumlrt ndash wie der Nebenjob die Wohngemein-schaft die Hochschulgruppe Wo sind beim Studieren Schnittmengen mit und Abgrenzungen zu den anderen genannten Lebenswelten zum Beispiel dem Lernen Wie koumlnnen Strukturen in sozialen Systemen aufgebaut werden ndash also in Gebilden die nicht zuletzt deshalb Systeme sind weil sie eben bereits eigene Strukturen aufweisen Um es vorwegzunehmen Diese Fragen koumlnnen aktuell da das SGM noch in den Kinderschuhen steckt erst in Ansaumltzen beantwortet werden

Um sich die Antworten fuumlr SGM-Projekte an der eigenen Hochschule zu erarbeiten lohnt dabei nach dem Motto bdquoNichts ist so praktisch wie eine gute Theorieldquo ein Blick in die Arbeiten von Alfred Schuumltz (1899-1959) Seinerzeit anknuumlpfend an Vertreter der Lebensphilosophie und der Phaumlnomenologie gilt Alfred Schuumltz heute als Wegbereiter lebensweltlich orientierter Sozialwissenschaften Er sah die Aufgabe der Sozialwissenschaften darin Theorien zu entwickeln die ihren Ausgang an den subjektiven Sinnstrukturen der Menschen ndash also ihren Orientierungen Motiven Bedeutungszuschreibungen und so weiter ndash nehmen (vergleiche Schuumltz 1971 Seite 39ff) In seinem Sinne gilt es also Theorien nicht sbquojenseitslsquo von Menschen sondern entlang ihrer Relevanzen zu entwickeln

Eine Arbeit in dieser Tradition bedeutet der Perspektive der Betroffenen einen zentralen Stellenwert einzuraumlumen ndash wie zum Beispiel im Projekt bdquoMyHealth ndash Ge-sund studieren am KITldquo (wwwmyhealthkitedu) in dessen Rahmen unter ande-rem eine lebensweltlich orientierte Perspektive eingenommen wird Bezogen etwa auf die Frage nach Gesundheitsrisiken und -ressourcen von Studierenden soll hier herausgefunden werden was Studierende selbst als foumlrderliche oder gefaumlhrdende Aspekte erfahren ndash unabhaumlngig davon ob sich diese Erfahrungen mit bereits exis-tierenden Lehrmeinungen und Empfehlungen decken diese ergaumlnzen oder ihnen widersprechen Um einem Missverstaumlndnis vorzubeugen Dies bedeutet selbstver-staumlndlich nicht dass die Perspektive der Betroffenen eine absolute Vorrangstellung einnimmt wenn es um die Ableitung von Konsequenzen und die Entwicklung von

Dr Alexa Maria Kunz Leitung im SGM-Projekt bdquoMyHealth Gesund Studieren am KITldquo am Karlsruher Institut fuumlr Technologie

SGM-Maszlignahmen und -strukturen geht Es gilt vielmehr sie ernst zu nehmen und mit gesundheitswissenschaftlichen Kon-zepten und Theorien in Dialog zu bringen

Von besonderem Interesse bei einer le-bensweltorientierten Forschung ist die bdquoalltaumlgliche Lebensweltldquo (vergleiche Schuumltz Luckmann 2003 Seite 29) An-ders als individuelle Lebenswelten ndash zu denen zum Beispiel auch Einbildungen und Traumlume gehoumlren ndash zeichnet sich die alltaumlgliche Lebenswelt dadurch aus dass wir sie mit anderen teilen Sie ist bdquonicht meine Privatwelt sondern eine uns allen gemeinsame Weltldquo (Schuumltz 1971 Seite 250) Dazu gehoumlrt unter anderem ein geteiltes Wissen daruumlber was sbquowirklichlsquo und sbquoselbstverstaumlndlichlsquo fuumlr uns ist

Befasst man sich mit der alltaumlglichen Lebenswelt von Studierenden laumlsst sich also fragen Wodurch zeichnet sich diese typischerweise aus Welche gemeinsame Welt teilen Studierende Welches geteilte Wissen besitzen sie (zum Beispiel im Bezug auf Gesund-heit) was scheint ihnen allen selbst-verstaumlndlich Aber genauso Was ist nicht allen Studierenden gemeinsam Welche unterschiedlichen Perspektiven (in Hinblick auf die Gesundheit) haben sie

Empirische Befunde lebensweltanaly-tisch orientierter Studien sprechen dafuumlr dass die alltaumlgliche Lebenswelt von Studierenden ndash also das was alle

13

Studierenden gleich ob Studienpionierin oder Studienpio-nier aus der Arbeiterfamilie oder Medizinstudentin oder Medizinstudent aus der Aumlrztedynastie miteinander teilen und als selbstverstaumlndlich erachten ndash eher uumlberschaubar ist und sich vor allem auf formalorganisatorische Aspekte be-schraumlnkt (vergleiche Enderle Kunz 2016) Dies passt zu Ergebnissen aus Studierenden-Surveys in denen vor allem eine heterogene Studierendenschaft beschrieben wird die sich kaum als dieacute Studierenden beschreiben laumlsst (siehe Seite 29 bdquoSchnittstellenldquo) Nichtsdestotrotz haben gerade formal-organisatorische Aspekte wie etwa die Gestaltung von Pruumlfungsordnungen und Curricula die bauliche Situation an der Hochschule oder die Verpflegungsmoumlglichkeiten einen hohen Wirkungsgrad mit Blick auf Gesundheitsressourcen und -risiken Studierender

Fuumlr die Entwicklung eines SGM das moumlglichst viele Studierende erreichen moumlchte laumlsst sich aus diesen Befunden ableiten dass es mit den formal-organisatorischen Bedingungen an der Hochschule vereinbar sein sollte Denkbar ist ein SGM welches beispielsweise uumlber die Vergabe von ECTS-Credits in die Curricula integriert oder zumindest mit diesen vereinbar ist in zentralen wie dezentralen Einrichtungen und Gremien vertreten ist und Anschluss an die Kernaufgaben einer Hoch-schule ndash naumlmlich Lehre und Forschung ndash hat Daruumlber hinaus sollten moumlglichst viele Akteurinnen und Akteure die an der Gestaltung der (Gesundheits-)Bedingungen an der Hoch-schule und damit den formalen Strukturen beteiligt sind mit einbezogen werden (siehe Seite 23 bdquoVerortung und Akteurin-nen und Akteure des SGMldquo und Seite 29 bdquoSchnittstellenldquo)

Gleichzeitig erweist sich ein Blick in die sogenannten bdquokleinen sozialen Lebensweltenldquo als hilfreich (zu dem Konzept das im Anschluss an Schuumltz entwickelt wurde vergleiche Luckmann 1970 Honer 2011) in die Lerngruppen Studienjahrgaumlnge Fachschaften und Hochschulgruppen aber auch in die nicht unmittelbar an die Hochschule gebundenen Gruppen die fuumlr die Studierenden eine hohe Relevanz besitzen (vergleiche Enderle Kunz 2016) In diesen wird sowohl explizit aber vor allem auch implizit verhandelt und bestimmt was gesundlsquo ist welchen Stellenwert Gesundheit hat und wie gesund gelebtlsquo wird

Uumlber den Ansatz einer community-basierten partizipativen Forschung (vergleiche von Unger 2012) laumlsst sich der for-schende Blick in diese Gruppen gut mit dem fuumlr die Gesund-heitsfoumlrderung zentralen Ansatz der Partizipation verbinden (vergleiche Reitermayer et al 2017 sowie Seite 45 bdquoPartizi-pationldquo) Im bereits erwaumlhnten Projekt bdquoMyHealthldquo wurde

beispielsweise als Resultat eines studentischen Projektes und im Austausch mit Fachschaften eine bdquoSpiel- und Sport-kisteldquo mit unterschiedlichen Geraumlten (wie zum Beispiel Dia-bolo Frisbee Springseil Boule) entwickelt Mittlerweile ver-leihen mehrere Fachschaften auf dem Campus die Geraumlte oder nutzen die Kisten zum Beispiel waumlhrend der Orientie-rungsphase fuumlr Studienanfaumlngerinnen und Studienanfaumlnger und tragen so zu einem Angebot bei durch das unter ande-rem Bewegung und Austausch mit anderen niederschwellig in den studentischen Alltag integriert und innerhalb der eige-nen studentischen Fachgemeinschaft sbquogelebtlsquo werden kann

Auch wenn hier noch einiges zu tun ist Erst durch das Ver-staumlndnis der Lebenswelten Studierender ndash einschlieszliglich des Bereichs der alltaumlglichen Lebenswelt und unter Beruumlcksichti-gung der Gruppen in denen sich Studierende innerhalb und auszligerhalb der Hochschule bewegen ndash ist es moumlglich ein SGM zu entwickeln das an die Bedeutungszuschreibungen und Relevanzen einer heterogenen Studierendenschaft anknuumlpft und damit langfristig in der Breite erfolgreich sein kann

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4 Was ist zu Beginn zu bedenken

Uumlberzeugen und sensibilisieren Zunaumlchst ist die Frage zu klaumlren Wer gehoumlrt uumlberhaupt zu den Beteiligten und Akteurinnen und Akteuren an der Hochschule direkt und indirekt Von Hochschule zu Hochschule moumlgen die Antworten darauf unterschiedlich sein Bei der Studierendengesundheit und der institutionellen Weiterentwicklung durch ein Studentisches Gesundheits-management (SGM) handelt es sich um Querschnittsthemen welches die ge-samte Hochschule betreffen Entspre-chend gilt es zahlreiche Beteiligte zu sensibilisieren und diese einzubezie-hen Ein Prozess- und Kommunikations-design kann bei der Ansprache und Sensibilisierung nuumltzlich sein Wichtige Fragen dabei sind Welche Stakeholder an der Hochschule gibt es die fuumlr SGM relevant sind und wie sollten diese ein-bezogen werden Wichtig ist auch zu erarbeiten welche Motive die jeweiligen Akteurinnen und Akteure antreiben (siehe Seite 23 bdquoVerortung und Akteu-rinnen und Akteure des SGMldquo) Bei der Sensibilisierung und Gewinnung von zukuumlnftigen Mitstreiterinnen und Mit-streitern gilt der Grundsatz die Betei-ligten dort abzuholen wo sie stehen Argumente fuumlr ein SGM unterscheiden sich von Gruppe zu Gruppe Grund-saumltzlich gilt es der Hochschulleitung Studierenden Mitarbeitenden und an-deren Stakeholdern die Relevanz des Themas (beispielsweise durch Erhe-bungen) deutlich zu machen und Handlungsbedarfe aufzuzeigen Um beispielsweise Studierende fuumlr das Thema SGM zu begeistern eignen sich Peer-Botschafterinnen und Peer-Botschafter aus dem Studierenden-kreis Diese koumlnnen die Vorteile der

eigenen Mitgestaltung und Mitarbeit am Aufbau eines SGM authentisch aufzeigen Fuumlr ein SGM gilt es zudem auch Verwaltungspersonal zu gewin-nen das mit Studierenden in direk-tem Kontakt steht So begegnen Mit-arbeitende in Pruumlfungsaumlmtern haumlufig stark belasteten Studierenden

Gemeinsam kann es gelingen Staumlr-ken auszubauen und Defizite zu beseitigen Beispiele guter Praxis aus anderen Hochschulen koumlnnen Begeisterung entfachen und Impul-se fuumlr eigene Aktivitaumlten liefern Den beteiligten Akteurinnen und Akteuren sollten klare Handlungs-spielraumlume und Grenzen aufgezeigt werden um Enttaumluschungen und Demotivation zu vermeiden

Fuumlr die Gewinnung von Akteurinnen und Akteuren und Entscheiderinnen und Entscheidern sollte genuumlgend Zeit eingeplant werden Persoumlnliche Gespraumlche und Treffen erfordern Ressourcen und koumlnnen durchaus bis zu sechs Monate in Anspruch nehmen (Seibold et al 2010) (siehe Seite 31 bdquoPlanungldquo)

Hochschulleitungen sind entschei-dende Akteurinnen und Akteure bei der Priorisierung Initiierung Weiter-entwicklung und Profilbildung von Themen in jeder Hochschule Sie entscheiden uumlber den Stellenwert von Themen fuumlr die Hochschulent-wicklung und die Zuweisung damit verbundener Ressourcen

Martin Kruumlssel Koordinator des Betrieblichen Gesundheitsmanagements an der Georg-August-Universitaumlt Goumlttingen

Stephanie Schluck Referentin fuumlr Veranstaltungen in der Stabsabteilung Presse und Kommuni kation an der Hochschule fuumlr angewandte Wissen-schaften Hamburg

Dr Ute Sonntag Stellvertretende Geschaumlftsfuumlhrerin der Landesvereini-gung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen eV und Koordination Arbeitskreis Gesundheits-foumlrdernde Hochschulen

15

Bei der Entscheidung fuumlr eine Hochschule kann SGM ein Argument sein

Argumente fuumlr ein SGM Fuumlr das Thema Gesundheit ist in den letzten Jahrzehnten eine deutliche Steigerung der Relevanz in Politik Gesellschaft und Wirtschaft zu verzeichnen So auch in Hochschulen bei denen zunaumlchst der Fokus auf der Beschaumlftigtengesundheit und der Etablierung eines Betrieblichen Gesundheits-managements (BGM) lag Nun aumlndert sich der Fokus und bezieht auch die Studierenden mit ein die als groumlszligte Gruppe identitaumltsstiftend fuumlr Hoch-schulen sind

Befoumlrdert wird dies durch das 2015 erlassene Praumlventionsgesetz das die Studierenden als spezifische Zielgruppe gesundheitsfoumlrdernder

vertiefen sie praktische Erfahrungen im Projekt-management Studierende lernen im SGM auch Haltun-gen und Fertigkeiten die sowohl im Studium als auch

Leistungen in der Lebenswelt Hochschule benennt Hochschulen koumlnnen dies gut aufgreifen da mit dem Praumlventionsgesetz auch Finanzierungsmoumlglichkeiten durch Sozialversicherungstraumlger verbunden sind

SGM als Wettbewerbsvorteil Hochschulen stehen miteinander im Wettbewerb Ein SGM kann fuumlr Studienbewerberinnen und Studienbewerber ein Argument dafuumlr sein eine Hochschule auszuwaumlhlen

Multiplikatoreffekt Studierende sind potenziell zukuumlnftige Fuumlhrungskraumlfte Wenn sie SGM an ihrer Hochschule erleben und mitgestalten koumlnnen bekommen sie eine Vorstellung davon welchen Wert Gesundheitsmanagement fuumlr Organisationen darstellt Dieses Wissen nehmen sie in die verschiedenen gesellschaftlichen Berei-che mit Idealerweise sind sie auch dort Botschafterinnen und Botschafter sowie Akteurinnen und Akteure der Gesundheitsfoumlrderung

SGM staumlrkt Ressourcen Das Studium kann fuumlr Studierende eine von Unsicher-heiten gepraumlgte Lebensphase darstellen Die Studierenden ziehen oft in eine neue Stadt sind erstmals vom Elternhaus getrennt und muumlssen sich jetzt in neue Orga-nisations- und Lernstrukturen einordnen neue soziale Netzwerke sind aufzubauen SGM sollte gleich zu Beginn des Studiums ansetzen und uumlber den gesamten Studienverlauf passgenaue Angebote bereithalten So koumlnnen Studierende bei der Bewaumlltigung von Herausforderungen in den einzelnen Studienphasen unterstuumltzt werden Gesundheitsbezogene Lebensstilfaktoren koumlnnen herausgebildet und gefestigt sowie Ressourcen entwickelt werden die eine erfolgreiche Bewaumlltigung dieser Entwicklungsaufgaben und Herausforderungen ermoumlglichen

SGM vermittelt vielfaumlltige Kompetenzen Werden Studierende partizipativ in ein SGM eingebunden koumlnnen sie an Ver-aumlnderungen mitwirken und staumlrken ihr

Selbstwirksamkeitserleben Auszligerdem erwerben oder

im Beruf sehr nuumltzlich sind Kompetent mit Stress um-

zugehen soziale Kontexte sowie die eigenen Arbeits- und Lebensbedingun-gen gesundheitsfoumlrderlich zu gestalten

SGM ist ein innovatives Zukunftsthema Die Entscheidung faumlllt in Anbetracht der betraumlchtlichen Potenziale die die Einrichtung eines SGM fuumlr jede Hoch-schule bietet Die Hochschulleitung sollte der allgemeinen Entwicklung vorausschauend begegnen und sich fuumlr die Einrichtung und angemessene Ausstattung eines SGM in ihrer Hoch-schule stark machen

Die Einrichtung eines SGM kann durch einen Beschluss der Hochschulleitung erfolgen Gut beraten sind Hochschulen die von Beginn an die Studierendenver-tretungen in ihr Vorhaben involvieren und mit ihnen Ressourcen abstimmen die man fuumlr das SGM einbringt

Eine gelungene Einrichtung beginnt schon mit einer professionell ausgearbei-teten Beschlussvorlage (siehe Seite 53 bdquoAnlage 1Ildquo) die das federfuumlhrende Prauml-sidiumsmitglied daraufhin in der Praumlsidi-umssitzung uumlberzeugend zur Entschei-dung einbringen kann

16 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Kommunikation Man stelle sich vor in einer Hochschule hat sich eine kleine Projektgruppe gegruumlndet sie arbeitet ein halbes Jahr lang sehr engagiert die ersten Maszlignahmen sind geplant und keiner weiszlig etwas davon

Was mag in den Planungstreffen schiefgelaufen sein Was koumlnnte die Projektgruppe uumlbersehen haben Moumlglicherweise ist zu wenig beachtet beziehungsweise bearbeitet worden dass die Prozesse der Kommunikation und Information von Beginn an gezielt bewusst und strukturiert eingeplant und gesteuert werden muumlssten

Aus Projekten des betrieblichen Gesund-heitsmanagements (BGM) wissen wir dass der Informationsgrad eines Projek-tes als Kennzahl in das Projekt-Controlling aufgenommen werden sollte (siehe Seite 42 bdquoEvaluationldquo) Damit ist gesichert dass diesem Thema eine gewisse Auf-merksamkeit in den folgenden Planungs-und Umsetzungsschritten zukommt

In Bezug auf die hochschulinterne Kom-munikation waumlren die individuelle und die organisationale Ebene zu beachten

bull Wie erreiche ich die Individuen in der Hochschule

bull Wie erreiche ich die Verantwortlichen in den Strukturen der Hochschule

Fuumlr den Einzelnen bedeutet eine solche Kennzahl dass der Informationsfluss zum Projektthema sichergestellt wird und jeder das Thema fuumlr sich abwaumlgen und nutzen kann Gleichzeitig wird mit einer breiten und qualitativ hochwertigen Kommunikation den unterschiedlichen Aspekten des Themas der Zielgruppe Wertschaumltzung vermittelt

Auf der organisationalen und strukturellen Ebene werden die Verantwortlichen und Entscheidungstraumlger der Organisation Hochschule gewonnen und eingeladen sich mit der Studierendengesundheit auseinanderzusetzen Im Laufe des Veraumlnderungsprozesses werden sie so systematisch fuumlr das SGM sensibilisiert und mitgenommen Wichtig ist es Punk-te herauszuarbeiten wie die jeweilige Expertise produktiv eingebracht und Partizipation ermoumlglicht wird (siehe Seite 14 bdquoUumlberzeugen und sensibilisie-renldquo und Seite 23 bdquoVerortung und Akteu-rinnen und Akteure des SGMldquo) Das ist eine entscheidende Stellschraube fuumlr zukuumlnftige Veraumlnderungen auf struktu-reller Ebene in Bezug auf das gesund-heitsfoumlrderliche Setting

Im Setting Hochschule findet man selten eindeutige Strukturen fuumlr Kommunikati-onswege und es gibt kein Patentrezept Es sollten daher zu allererst bereits be-stehende Kommunikationskanaumlle identi-fiziert und moumlglichst fruumlhzeitig ein Kommunikationsplan im Projektteam erstellt und laufend aktualisiert werden Ordnungspunkte koumlnnten sein

bull Zielgruppe(n) (zum Beispiel Fakultaumlt der Naturwissenschaften oder Sozialwissenschaften Erstsemester oder Dekane)

bull Kommunikationsziele bull Kommunikationszeitpunkte (zum

Beispiel bewusst zum Studien- Semesterbeginn)

bull Kommunikationsmittel (zum Beispiel Poster Postkarten Website Ins-tagram persoumlnliche Gespraumlche Vortraumlge)

bull Kommunikationsort (zum Beispiel Vorlesungen Bereich der Mensa)

bull Kommunikationsbudget bull Einheitliches Erscheinungsbild (zum

Beispiel Logo Slogan Bildsprache et cetera)

Sabine Koumlnig Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Ines Niemeyer Freie Mitarbeiterin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Dr Brigitte Steinke Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

17

In Bezug auf die hochschulexterne Kommunikation geht es um Image-Ge-winn um Attraktivitaumlt des Studienortes und um Vernetzung mit anderen Hoch-schulen mit kommunalen und betriebli-chen Initiativen sowie mit der Politik Es hat sich bewaumlhrt insbesondere hier die Kompetenzen der hochschuleigenenPressestelle zu nutzen nach dem Motto bdquoTu Gutes und rede daruumlberldquo

Was bedeutet Kommunikation fuumlr und mit Studierenden und was kennzeich-net diese Zielgruppe aktuell Projekt-kommunikation ist auch ein Mittel wel-ches Partizipation und Beteiligung der Zielgruppe ermoumlglicht Die Art und Weise wie kommuniziert und informiert wird entscheidet uumlber den Bekanntheitsgrad und damit auch maszliggeblich uumlber den Er-folg eines Projektes an der Hochschule (Marozzi 2018) Schlieszliglich wird so das Thema transportiert und der Zielgruppe und Oumlffentlichkeit zugaumlnglich gemacht

Da wir es bei der Zielgruppe der Studie-renden mit einer vergleichsweise jungen gesunden Zielgruppe zu tun haben er-schlieszligt sich das Thema Gesundheit nicht so ohne Weiteres Auf den ersten Blick scheint es fuumlr Studierende moumlgli-cherweise uninteressant Aus Fokus-gruppen wissen wir dass mancherorts der Gesundheitsbegriff als verstaubt wahrgenommen und wenig mit der taumlg-lichen Lebensrealitaumlt Studierender in Bezug gebracht wird Dies ist zu beruumlck-sichtigen wenn man Studierende be-fragt und einbezieht

Wie gefragt wird hat groszlige Auswirkungen darauf inwieweit sich Befragte das Thema erschlieszligen und welche Informationen aus den Antworten abgeleitet werden koumlnnen Beispielsweise hat die Projektgruppe an der TU Kaiserslautern einen Work-shop mit Studierenden zum Wording innerhalb des Projektes durchgefuumlhrt um herauszufinden welche Art der Kommuni-kation angebracht waumlre (siehe wwwcampusplusuni-klde) Der Workshop brachte es wie folgt auf den Punkt Die Kommunika-tion sollte positiv aber authentisch sein und Lebensqualitaumlt Freude am Leben sowie den positiven Zusammenhang zwischen Gesundheit und Leistung darstellen Die PH Heidelberg hat als eine Moumlglichkeit dieses umzusetzen fuumlr und mit Studierenden einen Song erarbeitet (wwwph-heidelberg dekopf-stehenhtml)

Ein Groszligteil der heute Praumlsenzstudierenden gehoumlrt der soge-nannten Generation Z an Diese Zuordnung mag sehr grob sein und der Heterogenitaumlt der Gruppe Studierender nicht vollkom-men gerecht werden Dennoch gibt sie Anhaltspunkte fuumlr die Ansprache im Projekt und fuumlr abgeleitete Interventions-formen So untersucht beispielsweise der Arbeitsweltforscher Prof Christian Scholz an der Universitaumlt des Saarlandes wie die junge Generation bdquotickt was sie veraumlndert und warum sie alle anstecktldquo (Scholz 2014) Aus seinen und anderen Untersuchungen geht hervor dass die Themen Struktur Sicherheit Wohlfuumlhlen und SinnerlebenSelbstverwirkli-chung fuumlr diese Generation an erster Stelle stehen

Daraus lieszlige sich fuumlr die Kommunikation im Projekt beispiels-weise Folgendes ableiten

bull Die Kommunikation zum Thema Gesundheit sollte Regeln und Richtlinien beinhalten

bull Maszlignahmen sollten moumlglichst den individuellen Nutzen ausweisen

bull Jede Maszlignahme und jedes Gesundheitsevent sollte immer wieder neu in eine Kommunikationsform gefasst werden und dennoch einen Wiedererkennungswert haben

bull Studierende sollten selbst die Kommunikation im Projekt uumlbernehmen

Gut beraten ist wer die kommunikativen und kulturellen Regeln der eigenen Hochschule beachtet

18 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Bewaumlhrt hat es sich Studierende inner-halb des Projektes SGM zu qualifizieren und selbst das Thema kommunizieren zu lassen Beispielsweise setzt die TH Wildau gezielt studentische Botschafte-rinnen und Botschafter ein um Studieren-de in ihrer Peer-Gruppe auf Augenhoumlhe anzusprechen Synergien entstehen an dieser Stelle auch wenn es gelingt das Know-how unterschiedlicher Fachdiszip-linen an der Hochschule fuumlr die Entwick-lung von Kommunikationsbausteinen oder eines Kommunikationsdesigns zu gewinnen und zu nutzen So koumlnnen Studienarbeiten direkt fuumlr Projektthe-men in Lehrveranstaltungen beispiels-weise in Medienwissenschaften oder Design vergeben und bearbeitet werden Damit ist einer der Erfolgsfaktoren fuumlr das gesamte Projekt benannt Es ist die Einbeziehung und aktive Beteiligung der Studierenden in die Kommunikation und Information der Projektinhalte von Anfang an

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Praktische Beispiele fuumlr Kommunikation Die Pro-jektgruppe der FU Berlin entwickelte auf Basis der Ergebnisse der Studierendenbefragung 2016 (University Health Report UHR) Quizkarten das so genannte bdquoHealthy Quizldquo um die Ergebnisse des Gesundheitsberichts an der FU und vor allem unter den Studierenden publik zu machen Dafuumlr wurden einzelne Themenbereiche aus dem Gesundheitsbe-richt ausgewaumlhlt wobei vor allem die Anschaulichkeit des Themas eine Rolle spielte sowie die Frage was das Interesse der Studierenden am ehesten wecken koumlnnte Die bdquoQuizobjekteldquo sind dabei die unterschied-lichen FachbereicheZentralinstitute an der FU So sind zehn Quizkarten zu unterschiedlichen Themen entstanden Die Quizkarten wurden im Rahmen einer Wanderausstellung durch die FachbereicheZentralin-stitute der FU in der auch Poster mit den Ergebnissen der Befragung ausgestellt wurden an die Studieren-den verteilt sowie an den Standorten und in den Gebaumluden ausgelegt Abgebildete QR-Codes und Kurz-URLs verweisen auszligerdem auf alle Ergebnisse des Gesundheitsberichts sowie Informationen zum Projekt Inzwischen gibt es auch eine grafisch an-gepasste Online-Version der Healthy-Quiz-Karten (wwwewi-psyfu-berlindeeinrichtungenarbeits bereicheppghealthy_campus_quizindexhtml)

19

Kommunikationsbeispiel der FU Berlin

H E A LT H Y- Q U I Z

hellip fuumlhlen sich die meisten Studierenden im Studium wohl

In welcher dieser Einrichtungen der Freien Universitaumlt Berlin hellip

Mathematik und Informatik

Wirtschafts-wissenschaft

Politik- und Sozial-

wissenschaften

Veterinaumlr-medizin

C D

A B

H E A LT H Y- Q U I Z

Der Anteil Studierender die sich im Studium wohl-fuumlhlen verteilt sich auf die Einrichtungen wie folgt

420 im FB Mathematik und Informatik

355 im FB Politik- und Sozialwissenschaften

223 im FB Wirtschafts-wissenschaft

500 im FB Veterinaumlrmedizin

Weitere Ergebnisse Informationen zum fndest du hier Projekt fndest du hier

fu-berlindegesundheitsbericht fu-berlindehealthycampus

Das Projekt wird gefoumlrdert von der Techniker Krankenkasse

Auch an der TU Kaiserslautern wurden die Ergebnisse der Stu-dierendenbefragung aufbereitet und kommuniziert Fuumlr die Zielgruppe der Studierenden wurden Poster entwickelt und im Rahmen einer Wanderausstellung in der gesamten Uni-versitaumlt praumlsentiert (wwwuni-kldesgmposter-uhr-ergeb nisse) Ebenso sollten die Dekane der einzelnen Fakultaumlten

informiert und fuumlr das Thema Gesund-heit sensibilisiert werden Dazu wurden die Ergebnisse so aufbereitet dass die einzelnen Fakultaumlten untereinander ver-glichen werden koumlnnen (siehe Seite 21 bdquoSpinnennetzdiagrammldquo)

UND DU SO Wie gehtrsquos dir eigentlich Hinter bdquoUND DU SOldquo steht das Studentische Gesundheitsmanagement (SGM) der HTWK Leipzig Welche Punkte sind den Studierenden der HTWK fuumlhlen sich wohl Leipzig im Bereich Gesundheit wichtig und wo muss die Hochschule aktiver werden DANKE an alle

oder sehr wohl

1010 Mitgestalterinnen und Mitgestalter

35

65

Folgende Themen wurden in den bdquoo enen Fragenldquo besonders haumluf g genannt

Im Studium

Das Team des Studentischen Gesundheitsmanagement der HTWK Leipzig hat in 2018 all ihre Studierenden ein-geladen an der Onlinebefragung mit dem Titel bdquoUND DU SO Wie gehtrsquos dir eigentlichldquo teilzunehmen 1010 Stu-dierende sind dieser Einladung gefolgt Mit der Unter-stuumltzung des Hochschulsports und des Studierendenrat (StuRa) wurden unter allen Teilnehmerinnen und Teil-nehmern zwei Gutscheine im Wert von je 250 Euro verlost

Nach Abstimmung mit dem Rektorat dem Qualitaumlts-management der Lenkungsgruppe Gesundheits-management und dem Steuerkreis Studentisches Gesundheitsmanagement wurden die Ergebnisse der

Studierendenbefragung in einer Kurzauswertung auf-bereitet und als Poster auf dem Hochschulsommer-fest unter dem Motto bdquoAlle Sinne anldquo zum ersten Mal den Studierenden praumlsentiert

Im Anschluss wurde das Poster an verschiedenen Orten der Hochschule ausgestellt und den Multiplikatoren des Gesundheitsmanagements (Fachschaften Studiende-kane StuRa) zur Verfuumlgung gestellt

Aktuell wird eine Detailauswertung fuumlr die einzelnen Fakultaumlten erarbeitet (wwwhtwk-leipzigdelebenund-du-somitgestaltung)

Verortung und Akteurinnen und Akteure des SGM In jeder Hochschule gibt es in der Verwaltung Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner die bei der Ausrichtung und Durchfuumlh-rung von Projekten fachlich und organisatorisch kompetent beraten koumlnnen Sie gehoumlren immer zum engeren Kreis der Stakeholder die in der Vorbereitung von organisationsbezo-genen Prozessen persoumlnlich anzusprechen sind Daneben sorgt die Verwaltung in Abstimmung mit den zentralen und dezentralen Gremien dafuumlr dass nach der Einfuumlhrungsphase eines Projektes das Thema auch strukturell in der Hochschu-le ankommt Fuumlr Struktur- und Ablauffragen an Hochschulen gibt es nicht unbedingt einheitliche Antworten gleichwohl eine groumlszligere Anzahl an rechtlichen Rahmenbedingungen und Leitplanken die zu beruumlcksichtigen sind Daruumlber hinaus gibt es ein Erfahrungswissen daruumlber wie ein Thema korrespon-dierend mit den besonderen Merkmalen der jeweiligen Hoch-schule profilbildend in Strukturen integriert werden kann Gerade hier koumlnnen Gespraumlche mit den verantwortlichen Ab-teilungen in der Zentralverwaltung weiterhelfen Zusaumltzlich erhalten Interessentinnen und Interessenten in den Gesprauml-chen wertvolle Hinweise uumlber Anknuumlpfungspunkte zu ande-ren laufenden Projekten oder Prozessen zum Beispiel in der Lehrentwicklung Akkreditierung und Qualitaumltssicherung oder dem fakultaumlts- beziehungsweise fachbereichsuumlbergreifenden Entwicklungsstand des Themas Schluumlsselqualifikationen

Da an Hochschulen die Arbeit in und von Gremien fuumlr den Stellenwert die Vernetzung und institutionelle Integration von Themen ein praumlgendes Merkmal ist ist die Ein- und Zu-sammensetzung des Steuerkreises fuumlr das Gesundheitsma-nagement fuumlr Studierende (SGM) von besonderer Bedeutung Es gibt nicht bdquodasldquo Rezept wie ein SGM in einer Hochschule mit welchem Akteursumfeld zu implementieren ist Das Poten-zial an internen und externen Akteurinnen und Akteuren die einzubinden und fuumlr das Vorhaben zu gewinnen sind ist stark abhaumlngig von der Groumlszlige Traumlgerschaft und dem Faumlcherkanon einer Hochschule

Zur Sicherstellung der sozialen Validitaumlt bei der Einfuumlhrung des SGM gehoumlren vorausschauende Uumlberlegungen zur Ge-winnung von Fach- und Machtpromotoren (Stakeholder) fuumlr das Projekt Aus der Organisation und Arbeit im Projekt bilden sich Bezuumlge und Konturen der spaumlteren Strukturintegration heraus Auch wo und wie das SGM personell verankert werden kann wird variieren Als Basis fuumlr eine gelingende Strukturin-tegration bedarf es einer zumindest anteilig dauerfinanzierten Stelle und einer hauptamtlichen SGM-Koordinatorin oder eines SGM-Koordinatoren (siehe Seite 55 bdquoAnlage 1IIldquo)

Martin Kruumlssel Koordinator des Betrieblichen Gesundheitsmanage-ments an der Georg-August-Universitaumlt Goumlttingen

Prof Dr Thomas Hartmann Profes-sor fuumlr das Fachgebiet Humanoumlkologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal Standort Magdeburg und seit 20 Jahren aktives Mitglied im Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen

Empfehlenswert fuumlr Entscheidungen zu Strukturfragen und einer personellen Verankerung koumlnnen Leitfragen sein

bull Was sind die Rahmenbedingungen die zur Finanzierung einer Stelle vorgegeben sind Dies koumlnnen zum Beispiel Haushaltsmittel der Hochschule Drittmittel durch Forschungsvorhaben eine Finanzierung durch die Sozialversicherungen oder Aumlhnliches sein

bull Welche inhaltlichen organisatorischen und maszlignahmen-bezogenen Anknuumlpfungspunkte gibt es mit dem und fuumlr das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM)

Am Anfang steht eine akribische Bestandsaufnahme (siehe Seite 29 bdquoSchnittstellenldquo) aller internen und externen Aktivi-taumlten Akteurinnen und Akteure sowie Strukturen die zur Gesundheitsfoumlrderung von Studierenden der jeweiligen Hochschule beitragen Gesundheit ist ein Querschnittsthema sodass Stakeholder aus den verschiedensten Institutionen beziehungsweise Zustaumlndigkeitsbereichen einer Hochschule gewonnen werden muumlssen Daruumlber hinaus ergeben sich bereits strategische Partnerschaften durch die Eingliederung in die Hochschule und aus dem jeweils spezifischen Aufgabenprofil

24 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

der SGM-Koordinatorin und des SGM- Koordinators Die Ruumlckendeckung des Vorhabens bdquoSGMldquo durch die Fuumlhrung der Hochschule ndash ersatzweise durch die Leitung von Fakultaumlt Fachbereich oder Institut ndash ist die Grundlage dafuumlr weitere Akteurinnen und Akteure ge-winnen zu koumlnnen Die kontinuierliche Mitarbeit der internen und externen Ko-operations- und Netzwerkpartner ist abhaumlngig von der jeweiligen Motivation der beruflichen Praumlgung und den zeitli-chen sowie finanziellen Ressourcen

Im Vergleich zum BGM das zu cicra 90 Prozent in der Verwaltung bei der Per-sonal- und Organisationsentwicklung der Hochschulen angesiedelt ist bleibt eine Verortung des SGM noch unbe-stimmt Ist ein BGM vorhanden so wer-den Strukturen zur Einbindung von Akteurinnen und Akteuren bereits be-stehen (Hartmann et al 2017a) Dies kann ein interner Arbeitskreis Gesund-heit sein der je nach Groumlszlige der Hoch-schule neben der BGM-Koordinatorin oder dem BGM- Koordinator in der Regel aus Betriebsaumlrztin oder Betriebsarzt Fachkraft fuumlr Arbeitssicherheit Sicher-heitsbeauftragter und Sicherheitsbeauf-tragtem Vertreterinnen und Vertreter der Geschaumlftsleitung des Personalrates der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Studierenden der Schwerbehinder-ten- sowie Gleichstellungsbeauftragten und weiteren Personen zusammenge-setzt ist

Das Aufgabenprofil und die Beteili-gungsprozesse von SGM sind anders angelegt als fuumlr BGM sodass neben der Mitarbeit im AK Gesundheit ein eigenes Netzwerk aufgebaut werden sollte Die Verortung von SGM in der Hochschule bietet mehr Moumlglichkeiten als beim BGM das verwaltungszentriert und sehr stark auf die arbeitsrechtlichen Vorga-

ben ausgerichtet ist Die im Folgenden aufgefuumlhrten strategischen Partnerinnen und Partner sind auch potenzieller Ar-beitsort der SGM-Koordinatorinnen und -Koordinatoren

Folgende Moumlglichkeiten ergeben sich bull Innerhalb der Hochschulverwaltung

in enger Zusammenarbeit mit dem BGM oder der breiten Palette von Beratungsangeboten der Hochschule (zum Beispiel Technische Hochschule Wildau)

bull Auszligerhalb der Hochschulverwaltung koumlnnte SGM bei den Interessenver-tretungen der Studierenden ange-siedelt sein In Abhaumlngigkeit von den landesgesetzlichen Regelungen sind das die ASten (zum Beispiel Folkwang UdK Essen) oder Fakultaumlts- oder Fachbereichsraumlte sowie das studentische Pro-Rektorat

bull Ist SGM als Entwicklungsprojekt angelegt so empfiehlt sich die fachspezifische Einbindung in die Forschung und Lehre eines Wissen-schaftsbereiches der Hochschule Dies koumlnnen beispielsweise sport- oder gesundheitswissenschaftliche Studienbereiche sein (zum Beispiel KIT Karlsruhe TU Kaiserslautern) Vorteil ist der niedrigschwellige Zugang zu Studierenden als Akteurinnen und Akteure und die Moumlglichkeit zur Weiterqualifikation der SGM-Koordinatorinnen und -Koordinatoren

Mit Blick auf die gesetzliche Verant-wortlichkeit fuumlr gesundheitsbezogene Unterstuumltzungssysteme an Hochschu-len koumlnnte die Einbindung von SGM in den Hochschulsport oder bei den Stu-dierendenwerken erfolgen Beide Ak-teurinnen und Akteure sind allerdings rechtlich mehr oder weniger unabhaumln-gig von der jeweiligen Hochschule Daruumlber hinaus steht im organisierten

Hochschulsport zumeist der Leistungs-aspekt im Vordergrund weniger die gesundheitsbezogene Bewegungsfoumlr-derung Die 57 Studierendenwerke ver-stehen sich vor allem als Anwalt sozialer Belange der Studierenden Dies bedeu-tet zum Beispiel dafuumlr Sorge zu tragen dass Studierende mit gesundheitlichen Beeintraumlchtigungen oder psychosozia-len Problemlagen individuell unterstuumltzt und beraten werden

Externe Akteurinnen und Akteure die zur Mitarbeit beim SGM zu gewinnen sind finden sich sowohl regional als auch auf Landes- und Bundesebene Dazu gehoumlren die uumlberregionalen Interessen-vertretungen der Studierenden ge-sundheitsbezogene Institutionen und Organisationen sowie die Sozialversiche-rungstraumlger Auf Landesebene sind dies das Gesundheits- und Wissenschafts-ministerium und deren nachgeordnete Behoumlrden Bei den Landesunfallkassen sind Studierende pflicht versichert und sollten deshalb an der studentischen Sicherheit und Gesundheit besonderes Interesse zeigen Uumlber eine gesundheits-bezogene regionale Einbindung von Studierenden gibt es bisher wenig Er-kenntnisse Hochschulen haben sich in den letzten 20 Jahren an ihren Standor-ten zu wichtigen Wirtschaftsfaktoren entwickelt Studierende werden umwor-ben den ersten Wohnsitz am Studien-ort zu nehmen Deshalb ist vieles vorstell-bar was Kommunen im Rahmen des SGM leisten koumlnnen Zum Beispiel un-fallsichere Infrastrukturen zur und von der Hochschule bereitzustellen sowie spezifische Informationsangebote zu den kommunalen Beratungs- und Un-terstuumltzungssystemen anzubieten die auch den Studierenden offen stehen

Externe Finanzierungsmoumlglichkeiten bull Sozialversicherungstraumlger uumlber das Gesetz zur Staumlrkung

der Gesundheitsfoumlrderung und der Praumlvention (Praumlventi-onsgesetz ndash PraumlvG) besonders Krankenkassen (siehe Seite 55 bdquoAnlage 1IIIldquo)

bull Unfallkassen (in Anlehnung an das PraumlvG) bull Ministerien bull EU-Foumlrderprogramme bull Stiftungen bull Corporate-Social-Responsi bility-Projekte bull Fundraising

Interne Finanzierungsmoumlglichkeiten bull S tudienqualitaumltsmittel (QVM-hochschulinternes Budget) bull Studiengebuumlhren bull Internes Sponsoring durch AStA Studierendenwerk

Institute Kompetenzzentren und so weiter bull Freundeskreise der Hochschulen bull Teilnahmegebuumlhren fuumlr Veranstaltungen

Finanzielle und personelle Ressourcen Studentisches Ge-sundheitsmanagement (SGM) als Prozess an Hochschulen mit seiner strategischen und ganzheitlichen Umsetzung erfordert Ressourcen Hierzu zaumlhlen vor allem finanzielle und personelle Ressourcen neben Raumlumlichkeiten Technik und anderen Rahmenbedingungen fuumlr die spezifischen Aktivitaumlten Ohne eine ausreichende finanzielle und damit gekoppelte personelle Ausstattung ist eine ernsthafte und nachhaltige Implementie-rung von SGM bis in die Managementprozesse der Hochschule hinein nicht oder nur fragmenthaft umsetzbar

Benoumltigte Ressourcen einschaumltzen Die Houmlhe der finanziellen Ausstattung haumlngt von einer Reihe von Faktoren ab Studieren-denzahl die ersten Zielsetzungen und geplanten Maszlignahmen sowie das Vorgehen bei der Einfuumlhrung des SGM beeinflussen den finanziellen Aufwand stark Auch die Kosten die von Sei-ten der Hochschulstrukturen (wie Lohnniveau Raummieten Heizkosten Kosten fuumlr Druckerzeugnisse) entstehen bestim-men die Houmlhe der einzusetzenden Mittel

Personelle Ressourcen sind fuumlr die systematische Umset-zung von SGM unabdingbar Die Einfuumlhrung und nachhaltige Umsetzung von SGM ist eine anspruchsvolle Taumltigkeit die nicht bdquonebenbeildquo erledigt werden kann Die Koordinatorin oder der Koordinator sollte uumlber eine fundierte Ausbildung verfuumlgen und spezifische Kenntnisse mitbringen (siehe Seite 55 bdquoAnlage 1IIldquo) Eine Festanstellung moumlglichst ohne Befristung sowie eine angemessene Bezahlung sind fuumlr die anspruchsvolle Taumltigkeit und fuumlr den nachhaltigen Aufbau notwendig Die Kosten fuumlr die Finanzierung der Personalstelle muss Teil des Kostenplans zur Einfuumlhrung eines SGM sein

Je nach Groumlszlige der Hochschule und Aufgabenfeld sollte der Stellenanteil der Koordinatorinnen und Koordinatoren be-ziehungsweise die Groumlszlige des Koordinationsteams bestimmt werden

Interne und externe Finanzierungsmoumlglichkeiten erschlieszligen Per E-Mail wurden im Jahr 2016 alle 450 Mitglieder des bundesweiten Arbeitskreises Gesundheitsfoumlrdernde Hoch-schule (AGH) zu Finanzierungsmoumlglichkeiten eines SGM be-fragt Folgende Wege und Moumlglichkeiten zeigten die Mitglie-der aus ihrer eigenen Praxis auf

Stephanie Schluck Referentin fuumlr Veranstaltungen in der Stabsabteilung Presse und Kommuni kation an der Hochschule fuumlr angewandte Wissen-schaften Hamburg

Dr Ute Sonntag Stellvertretende Geschaumlftsfuumlhrerin der Landesvereini-gung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen eV und Koordination Arbeitskreis Gesundheits-foumlrdernde Hochschulen

26 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

SGM als Prozess an Hochschulen mit seiner

ganzheitlichen Umsetzung erfordert Ressourcen

Eine Moumlglichkeit zusaumltzliche Ressourcen zu erschlieszligen und gleichzeitig Studierende partizipativ in die Entwicklung und Umsetzung von SGM einzubinden sind Projekte im Rahmen von Seminaren Dies bietet sich zum Beispiel bei gesund-

Langfristige Finanzierung sichern Fuumlr eine langfristige und umfassende Umsetzung von SGM in die Management-prozesse (etwa Fuumlhrung Leitbild Grundordnung Lehre) und als Teil der Hochschulkultur ist es notwendig eine

heitsnahen Studiengaumlngen an Das Potenzial findet sich auch in anderen Fachdisziplinen (beispielsweise in Paumldagogik Medien und Musik) Es eignen sich auch Studien- und Ab-schlussarbeiten Studierende haben so die Moumlglichkeit ihre Bedarfe und Beduumlrfnisse zu aumluszligern Kompetenzen im Pro-jektmanagement und in der

langfristige Finanzierung zu si-chern Projektbezogene Unter-stuumltzung von internen und externen Partnerinnen und Partnern ist haumlufig Um laumlnger-fristig denken planen und handeln zu koumlnnen ist die Aus-handlung einer langfristigen Fi-nanzierung mit den Partnerin-nen und Partnern sinnvoll Ein festes Budget im Rahmen des

Forschung zu gewinnen und aktiv ihr SGM mitzugestalten Die Qualifizierung von Studierenden auf diesem Weg ist langfristig sinnvoll Es gilt jedoch die Arbeitszeit und -kraft der Studierenden wertzuschaumltzen und die Projekte durch Lehrende begleiten zu lassen

Mit Sponsorinnen und Sponsoren und Unterstuumltzerinnen und Unterstuumltzern ist vorher genau zu pruumlfen und dialogo-rientiert Transparenz daruumlber zu schaffen welchen Nutzen die Partnerinnen und Partnern sich erhoffen und welches Interesse sie in einem SGM verfolgen

Hochschuletats ist mitunter ein schwieriges Unterfangen waumlre jedoch ein anzustrebendes Ziel Hier empfiehlt es sich die Hochschulleitung fruumlhzeitig in langfristige Planungen des SGM einzubeziehen SGM in die Corporate Identity einzubinden waumlre dabei sehr hilfreich Uumlber einen Posten im Hochschulbudget sollten alle entstehenden Kosten fuumlr die operative inhaltliche Umsetzung (Koordination) sowie die geplanten Maszlignahmen gedeckt werden Einzelne Projekte koumlnnen ergaumlnzend gut von Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartnern unterschiedlicher Art (etwa Sozial-versicherungstraumlger lokale Geschaumlftsleute Ministerien Stiftungen) unterstuumltzt werden

Spezifika und Handlungsfelder Studierende stellen in vielerlei Hinsicht eine heterogene Population dar Bereits mit Blick auf die Studienaufnahme und die Studienfachwahl finden sich unter ihnen voumlllig unterschiedliche Motive (Scheller et al 2013) An die Hochschule kommen Studierende mit ganz individuellen Er-fahrungshintergruumlnden Voraussetzungen und Gewohnheiten sowie spezifischen Erwartungen und Intentionen (Henke et al 2014) Daraus ergeben sich die unter-schiedlichsten Bedarfe und Beduumlrfnisse die es bei der Planung und Gestaltung von Gesundheitsfoumlrderungsmaszlignahmen angemessen zu beruumlcksichtigen gilt Die jeweilige Studienphase (wie Studieneingang oder Pruumlfungsphase) sowie beson-dere Lebenssituationen (wie gesundheitliche Beeintraumlchtigung familiaumlre Ver-pflichtungen) erweitern diese Bedarfs- und Beduumlrfnislage um wesentliche Facet-ten Als weitere potenzielle Einflussgroumlszligen im Hinblick auf Anforderungen an Gesundheitsfoumlrderungsmaszlignahmen werden in der Literatur fuumlr Studierende nachfolgende Faktoren diskutiert Alter Geschlecht Nationalitaumlt ethnische Zugehoumlrigkeit Studienfach sowie Art des Studiums (Steptoe et al 2002 Stock et al 2003 Dunne Sommerset 2004 Wardle et al 2004)

Studierende sind nur fuumlr eine begrenzte Dauer an Hochschulen Die mittlere Gesamtstudiendauer bei Bachelorabschluumlssen betraumlgt 72 Semester die mittlere Gesamtstudiendauer fuumlr Masterabschluumlsse 113 Semester (Buschle Haumlhnel 2016) Hochschulen sehen sich daher vor der Herausforderung die Gesundheit und persoumlnliche Entwicklung von Studierenden innerhalb eines relativ kurzen Zeitrau-mes durch die Bereitstellung externer Ressourcen und die Staumlrkung interner Ressourcen nachhaltig zu foumlrdern Die kurze Verweildauer von Studierenden an der Hochschule hat zur Folge dass sich die Studierendenschaft als Endadressa-tengruppe staumlndig wandelt Von den fortlaufenden personellen Veraumlnderungen bleiben auch die studentischen Vertretungen und Hochschulgruppen nicht unbe-ruumlhrt was bei einer Zusammenarbeit beruumlcksichtigt werden sollte

Studierende koumlnnen verschiedene aufgabenabhaumlngige Rollen an der Hochschule einnehmen (Erhardt 2011) So stellt die Hochschule fuumlr Studierende im Sinne von Lehrveranstaltungsbesuchen und Pruumlfungen zunaumlchst einmal nur einen Ausbil-dungsort dar waumlhrend studentische und wissenschaftliche Hilfskraumlfte zudem in einem Beschaumlftigungsverhaumlltnis mit der Hochschule stehen Als ehrenamtliche Veranstalter extracurricularer Aktivitaumlten tragen Studierende gar auf administra-tiver Ebene zur Aufgabenerfuumlllung der Hochschule bei Studierende nutzen als Kundinnen und Kunden zudem sonstige Dienstleistungsangebote der Hochschule Die Aufgabe des studentischen Gesundheitsmanagements besteht darin den Bedarfen moumlglichst all dieser Studierendengruppierungen gerecht zu werden

Philip Bachert Projektverantwortli-cher des SGM-Projektes bdquoMyHealth Gesund studieren am KITldquo am Karlsruher Institut fuumlr Technologie

Bildungspolitisches Ziel ist es allen Studierenden die gleichen Chancen auf einen erfolgreichen Studienabschluss zu gewaumlhren Es hat sich gezeigt dass allem voran eine gelungene soziale und akademische Integration der Studieren-den in das Hochschulsystem Studien-abbruumlche verhindern kann (Braxton et al 1997) Laut Tinto (1988) muumlssen sich Studierende mit der Aufnahme eines Studiums zunaumlchst von ihren bisheri-gen Kontexten loumlsen (etwa Abkapse-lung vom Elternhaus) im Zuge des Uumlbergangs in den tertiaumlren Bildungsbe-reich eine Orientierungsphase durch-laufen (wie Knuumlpfung neuer Kontakte) um schlieszliglich vollstaumlndig in der Le-benswelt Hochschule anzukommen Die Implementierung einer Willkommens-kultur fuumlr Erstsemester scheint daher aumluszligerst sinnvoll Daruumlber hinaus sind auch nicht direkt mit den Inhalten des Studiums verbundene Aspekte wie etwa finanzielle Schwierigkeiten im Zusammenhang mit dem Studiener-folg relevant (Huumlther Kruumlcken 2016)

28 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

An dieser Stelle ergeben sich zahlreiche potenzielle Handlungsfelder fuumlr Hoch-schulen zur gesundheitsfoumlrderlichen Gestaltung von Lern- Arbeits- und Lebensbedingungen fuumlr Studierende Zu den Hauptinterventionsfeldern der Gesundheitsfoumlrderung im Setting Hochschule zaumlhlen das physische (etwa Campusgestaltung) und das soziale Umfeld (etwa soziale Unterstuumltzung durch Peers) das Arbeits- und Lernum-feld (etwa Zugaumlnglichkeit von Pflichtver-anstaltungen) der Dienstleistungssektor (etwa Gesundheitssportangebote) sowie die Individuumsebene (AGH 2012) Verhaltensbezogene Maszlignah-men orientieren sich in erster Linie an den klassischen Public-Health-Betaumlti-gungsfeldern Bewegungsfoumlrderung Stressbewaumlltigung Ernaumlhrungs- und Gesundheitskompetenzbildung Sucht-mittelpraumlvention Sexualaufklaumlrung und Praumlsentismusvermeidung Dane-ben spielen zielgruppenspezifische Angebote im Bereich der Lernberatung des Schluumlsselqualifikationserwerbs und mit Blick auf Vereinbarkeit von Studium Einkommenserwerb und Privatleben eine nicht unwesentliche Rolle Gerade letzteren kommt eine hohe Bedeutung zu da Mehrfachbelastungen und die damit verbundene Beanspruchung haumlufig zu Beeintraumlchtigungen der Studierfaumlhigkeit und der eigenen Ge-sundheit fuumlhren (Hurst et al 2013) Uumlberdies haben Qualitaumltsaspekte des Studiengangs wie beispielsweise die Betreuungssituation und Ausstat-tungsmerkmale sowie allem voran die

Organisation und Qualitaumlt der Lehre einen maszliggeblichen Einfluss auf die Gesundheit von Studierenden (Winter 2011) Bemuumlhungen die auf die Verbes-serung der Studien- und Pruumlfungsor-ganisation abzielen sollte daher beson-deres Augenmerk zuteilwerden

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Fachbereiche mit Gesundheitsbezug koumlnnen

einem SGM wichtige Impulse verleihen

Henning Blumenroth Wissenschaftli-cher Mitarbeiter des Hochschulsports an der Goethe Universitaumlt Frankfurt am Main und von 2015 bis 2018 Projektkoordina-tor des SGM an der TU Kaiserslautern

Schnittstellen bei der Entwicklung und Umsetzung eines SGM an Hoch-schulen Schnittstellen sind eine in-haltliche Verbindung zwischen zwei oder mehreren Organisationseinheiten Bei dem Querschnittsthema Gesundheit an Hochschulen zeigt sich dass viele verschiedene Organisationseinheiten Schnittmengen im Gesundheitsmanage-ment insbesondere fuumlr Studierende haben Unabhaumlngig von der Verortung des SGM spielt die Vernetzung zwischen den Schnittstellen eine entscheidende Rolle fuumlr das Gelingen eines SGM Diese am jeweiligen Standort zu identifizieren und gewinnbringend einzubinden ist bei dem Aufbau eines SGM empfehlenswert

Doch was sind die Schnittstellen inner-halb der Hochschule die fuumlr ein SGM relevant sind Manche Schnitt-stellen sind eher relevant fuumlr verhaumlltnispraumlventive Schritte andere eher fuumlr Maszlignahmen

Beduumlrfnisse aus dem SGM abgeleitet werden In manchen Hochschulen ist die Organisationsentwicklung Teilaufgabe der Personalentwicklung oder im strate-gischen Entwicklungsplan aufgegriffen

Die Ausgestaltung von Studiengaumlngen insbesondere die Gestaltung der Studi-enordnungen Curricula oder Pruumlfungs-angelegenheiten kann einen groszligen Einfluss auf die Gesundheit der Studie-renden haben

Forschung und Lehre in Fachbereichen mit Gesundheitsbezug koumlnnen sowohl einem SGM wichtige Impulse verleihen und mit der Expertise vor Ort professio-nell unterstuumltzen als auch das SGM als Forschungsfeld nutzen Dies kann zum Beispiel in Form von Studienarbeiten

tenspraumlventiven Maszlignahmenebene eine wichtige Rolle spielen etwa durch Be-ratungen zum Lernmanagement oder durch eine psychologische Beratungs-stelle Beratungsangebote koumlnnen auch verhaumlltnisorientiert in das SGM einflieszligen wenn die Einzelberatungsinhalte sys-tematisch ausgewertet und Schlussfol-gerungen der Analysen in die Umset-zung von SGM einbezogen werden

Sport und Bewegung ist ein Schnittstellenaspekt der haumlufig auf der verhaltenspraumlventiven

auf der Verhaltensebene Die Maszlignahmenebene vom Hoch-folgenden Schnittstellenthemen schulsport betreut wird jedoch sind in der Regel in verschiede- auch Einfluss auf die Verhaumlltnis-nen Organisationseinheiten an der Hochschule bereits angesie-delt und sollten bei der Entwick-lung eines SGM mitgedacht werden Die jeweils handelnden Akteu-rinnen und Akteure koumlnnen wichtige Partner oder selbst Teil des SGM an einer Hochschule sein

Relevante Schnittstellen In der Orga-nisationsentwicklung werden Entwick-lungs- und Veraumlnderungsprozesse in-nerhalb der Hochschulen eingeleitet die sowohl das Thema Studierendenge-sundheit beeinflussen als auch durch

oder Studienleistungen im Projektma-nagement uumlber Bachelor- und Master-arbeiten bis hin zu Promotionen im SGM geschehen

In der Regel gibt es an Hochschulen verschiedene Beratungsleistungen und gesundheitsfoumlrderliche Angebote die von unterschiedlichen Organisationsein-heiten angeboten werden Das Thema Beratung kann im SGM auf der verhal-

se der Hochschule haben kann

Die Entwicklung von Kompeten-zen oder persoumlnliche Weiterbil-

dung auszligerhalb der fachbezogenen Inhalte des Studiums koumlnnen im Rahmen einer Entwicklung der Gesundheits-kompetenz einen groszligen Stellenwert innerhalb des SGM einnehmen

Fuumlr das Thema Nachhaltigkeit insbe-sondere der sozialen Nachhaltigkeit ergeben sich eine Vielzahl von Uumlber-schneidungspunkten mit dem SGM

30 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Gleichstellung ist in Hochschulen immer ein relevantes Schnittstellent hema und wird in der Regel haumlufig organisationell mit Familienfoumlrderung zusammenge-fasst Einige Hochschulen haben das Zertifikat bdquofamiliengerechte Hochschuleldquo erworben dessen Inhalte das SGM ergaumlnzen

Diese Schnittstellen stellen eine Samm-lung dahingehend dar welche inhaltli-chen Uumlberschneidungspunkte mit Themen des SGM an den Hochschulen existieren Auf dieser Basis laumlsst sich eine Analyse vor Ort vornehmen um bei der Ausgestaltung des SGM bereits bestehende Aktivitaumlten und Angebote zu beruumlcksichtigen und gegebenen-falls einzubeziehen Die genannten Schnittstellent hemen sind jedoch nicht immer eindeutig einzelnen Organisati-onseinheiten an einer Hochschule zuzu-ordnen Eine Stakeholder -Analyse ist daher bei der Entwicklung eines SGM sinnvoll um wichtige Akteurinnen und Akteure am eigenen Standort identifi-zieren zu koumlnnen Diese sind sowohl in hauptamtlicher als auch in studenti-scher Funktion vor Ort aktiv und koumlnnen einen Beitrag zum SGM leisten Die fol-gende Aufstellung bietet einen Uumlber-blick daruumlber welche Akteurinnen und Akteure in der Hochschullandschaft aktuell an SGM mitwirken Die Auflistung in alphabetischer Reihenfolge stellt einen

Uumlberblick dar und erhebt keinen Anspruch auf Vollstaumlndigkeit Fuumlr eine detailliertere Auseinandersetzung mit einzelnen Akteurinnen und Akteuren siehe Seite 23 bdquoVeror-tung und Akteurinnen und Akteure des SGMldquo

bull AStA bull Bauabteilung bull Beauftragte fuumlr Gleichstellung Inklusion Diversity bull Beauftragte fuumlr Studierende mit Behinderung oder chronischer Erkrankung bull BGM bull Buumlro fuumlr Internationale Angelegenheiten bull Career Center bull Familienbuumlro bull Gesundheitswissenschaften Psychologie und Sportwissenschaft (SGM als

Forschungsfeld) bull Hochschulkommunikation bull Hochschulleitung bull Hochschulsport bull Nachhaltigkeitsbuumlro bull Organisationsentwicklung bull Personalentwicklung bull Psychologische BeratungsstelleSuchtberatung bull Sprecherinnen und Sprecher der Fakultaumltskonferenz bull Studiengangskoordinatorinnen und -koordinatorenStudiengangsmanagerin-

nen und Studiengangsmanager bull StudierendenparlamentStudierendenrat bull StudierendenwerkMensa bull Vertreterinnen und Vertreter der Fachschaften bull Zentrale Studienberatung bull Zentrum fuumlr Schluumlsselqualifikationen

Weitere Akteurinnen und Akteure die ihren Aufgabenschwerpunkt klar im BGM verortet haben aber durchaus auch einbezogen werden koumlnnen sind

bull Abteilung fuumlr Arbeitsschutz bull Betriebsaumlrztlicher Dienst bull Jugend- und Auszubildendenvertretung bull Mitarbeiter- und Konfliktberatung bull Personalraumlte (Gesamt- und Teilpersonalraumlte) bull Schwerbehindertenvertretung

5 Theorie und Praxis Was ist bei der Umsetzung zu bedenken

Planung Planung ist das A und O denn sie entscheidet uumlber den erfolgreichen Verlauf eines Projektvorhabens und haumlufig auch uumlber den Grad der Zufriedenheit der Mitwirkenden am Projekt selbst Sie bezieht sich auf alle Phasen des Public Health Action Cycles also auf Analyse Interventionsplanung Intervention und Evaluation (Rosenbrock 1995) (siehe Seite 36 bdquoAnalyseldquo Seite 38 bdquoInterventionsplanungldquo Seite 39 bdquoInterventionen und Maszlignahmenldquo und Seite 42 bdquoEvaluationldquo)

Zum Standard einer Projektumsetzung gehoumlrt es ein Gremium zu bilden das sich auf die Projektziele bdquocommittedldquo und mit entsprechender Entscheidungskompetenz ausgestattet ist Mit bdquoCommitmentldquo ist hier gemeint sich gemeinschaftlich auf Ziele zu einigen und sich verbindlich zum Projekt zu bekennen Dies bedeutet auch sich auf die Art und Weise der Zusammenarbeit zu verstaumlndigen zum Beispiel loumlsungs-orientiert loyal und kooperativ miteinander umzugehen und die Form des Umgangs mit auftretenden Schwierigkeiten und Konflikten abzustimmen

In das Gremium sollten Akteurinnen und Akteure verschiedener Statusgruppen einbezogen werden wie zum Beispiel Studierende und deren Vertreterinnen und Vertreter Lehrende und auch Personen in Leitungspositionen (siehe Seite 23 bdquoVer-ortung und Akteurinnen und Akteure des SGMldquo)

Die aktive und bewusste Beteiligung und Partizipation der Zielgruppe sprich der Studierenden sollte von Anfang an mitgedacht werden Um SGM erfolgreich um-zusetzen und Studierende wirklich fuumlr das Thema zu begeistern sollten ihnen Gestaltungsspielraumlume eroumlffnet werden Daher sollten Studierende und ihre Ver-tretungen in alle Prozesse Entscheidungen Arbeitsgruppen und Gremien die SGM betreffen einbezogen werden Echte Partizipation kann eine Identifikation mit dem SGM unterstuumltzen und positive Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden wahrscheinlicher machen Gerade der direkte Blick der Studie-renden oder deren Vertretungen auf den Alltag und deren Wissen um ganz konkrete und dringende Fragestellungen und Probleme sind von Anfang an unverzichtbar (siehe Seite 45 bdquoPartizipationldquo)

Im Projektverlauf aumlndern sich nicht selten Aufgaben- und Rollenverteilung Sie sollten deshalb immer wieder hinterfragt werden Sind die Aufgaben Verant-wortlichkeiten und Rollen klar definiert Wer uumlbernimmt was bis wann Zur Aufgaben- und Rollenverteilung gehoumlrt auch erreichte Ziele in den Gremiums-sitzungen meilensteinartig darzustellen und zu wuumlrdigen sowie Huumlrden und Problemstellungen gemeinsam zu reflektieren

Sabine Koumlnig Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Ines Niemeyer Freie Mitarbeiterin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Dr Brigitte Steinke Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

32 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Ein Zielfindungsworkshop foumlrdert das Commitment

der Projektbeteiligten

In der Eingangsphase des Projektes ndash und dieser Schritt ist keinesfalls ersetzbar ndash gilt es uumlbergeordnete Ziele im Einver-nehmen aller zu finden und zu definieren Durch das Festlegen von Zielen wird klar definiert was erreicht werden soll und kann Auszligerdem dienen festgelegte Ziele als Kriterien fuumlr die Evaluation Gerade dieser erste Schritt erweist sich in der Umsetzung wie in betrieblichen Kontexten auch als schwierig In der Praxis hat sich ein Zielfindungsworkshop bewaumlhrt Manche Projektgruppen entscheiden sich fuumlr Tagesworkshops oder nehmen sich gar eineinhalb bis zwei Tage Zeit Dies ist gut investierte Zeit in das Gesamtprojekt und das Commitment der Projektbeteiligten

Ziele und deren Kennzahlen sollten moumlglichst prozessbezogen beziehungsweise ergebnisbezogen formuliert sein Seibold et al (2010) verweisen dabei auch auf die Unterscheidung von langfristigen Oberzielen und kurz- oder mittelfristigen Unter-zielen Das hat fuumlr die praktische Planung und Umsetzung direkte Auswirkungen Langfristige Ziele koumlnnten zum Beispiel sein Bekanntheitsgrad des Themas in der Hochschule Beteiligungsquote an Maszlignahmen oder geringeres Stress-empfinden in Pruumlfungsphasen der Studierenden

Prozessbezogene Ziele koumlnnten sich auf die Umsetzung also zum Beispiel auf das Einbeziehen von Schluumlsselakteurinnen und -akteuren oder die Umsetzung von Interventionen beziehen oder auf die Zielgruppenerrei-chung zum Beispiel die Akzep-tanz der Interventionen

Ergebnisorientierte Ziele sind zum Beispiel die Zunahme von Gesundheitswissen und gesundheitsfoumlrderlichem Verhalten der Studierenden oder auch strukturelle Veraumlnderungen in Pruumlfungsablaumlufen

Grundsaumltzlich sollten festgelegte Ziele SMART-Kriterien erfuumlllen Sie sollten spezifisch messbar attraktiv realistisch und ter-minorientiert sein

Abgeleitete Ziele und Zielaspekte orientieren sich an einzel-nen Gruppen von Studierenden Beispielsweise laumlsst sich nach sportlich aktiven Studierenden und sportlich inaktiven Studierenden unterscheiden oder danach ob sich Studierende bereits mit ihrer Gesundheit befassen beziehungsweise dieses noch nicht tun (Seibold et al 2010)

Man kann zwischen Faumlchergruppen dem Geschlecht oder der Studienart (Vollzeit- oder Teilzeitstudium) unterscheiden nach Studieneingangs- beziehungsweise Studienausgangs-phase nach Semesterphasen mit Semesterferien oder mit Pruumlfungsschwerpunkten

Insofern ist der geplante Zeitpunkt einer Maszlignahme relevant fuumlr deren Beteiligungserfolg und die Wirksamkeit Es sollte durchdacht werden wann welches Thema gesetzt wird Bei-spielsweise koumlnnte zu Beginn des Studiums bei der Zielgrup-pe der Erstsemester das Thema bdquoOrientierung im Studiumldquo gesetzt werden vor Pruumlfungsphasen lohnt es das Thema Stressbewaumlltigung anzubieten Fuumlr Studierende die kurz vor dem Abschluss stehen koumlnnte das Thema Berufswahl interessant sein

In der Realitaumlt kommt es auch vor dass zum Beispiel durch Semesterzyklen Leerlauf im Projekt entsteht Es ist wichtig sich dessen bewusst zu wer-den und sinnvoll die zeitunab-haumlngigen Aufgaben im Projekt fuumlr solche Phasen einzuplanen

Sind Ziele und Zielgruppe defi-niert geht es darum saumlchliche personelle und finanzielle Mittel den einzelnen Schritten zur Zielerreichung zuzuord-nen Dies setzt natuumlrlich voraus dass man eine grundsaumltz-liche Mittelplanung bei der Einwerbung beziehungsweise Beantragung des Projektes vorgenommen hat (siehe Seite 25 bdquoFinanzielle und personelle Ressourcenldquo)

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Was entscheidet uumlber den Erfolg der Planungsphase Ein erster Schritt zu Beginn eines Projektes besteht immer darin zunaumlchst zu ermitteln was es bereits an Strukturen Einrich-tungen Maszlignahmen Angeboten Dokumenten oder Weiterem im Umfeld zum Projektthema gibt Als Methode eignet sich hier beispielsweise ein Mindmap Anschlieszligend gilt es die Ergebnisse dahingehend zu bewerten inwiefern sie fuumlr einen erfolgreichen Projektablauf nuumltzlich sein koumlnnten (siehe Seite 29 bdquoSchnittstellenldquo) In diesem Kontext sollte auch betrach-tet werden welche sozialen oumlkologischen oumlkonomischen oder kulturellen Aspekte damit verbunden sind

Damit geplante Ziele und Interventionen von der Zielgruppe angenommen werden muumlssen diese attraktiv gestaltet sein Dazu ist es sinnvoll gemeinsam mit Studierenden interessante Themen und Methoden zu waumlhlen beispielsweise Interventi-onen an Orten an denen sich Studierende oft aufhalten die gut zu erreichen sind und zu passenden Uhrzeiten angeboten werden Auch Schnupper- oder Kompaktangebote koumlnnen dazu geeignet sein Das Erfolgspotenzial der Interventionen kann erhoumlht werden wenn bereits in der Planungsphase niedrigschwellige Zugangswege beruumlcksichtigt werden wie eine Ausstellung zum Thema ein Barcamp oder Aktionen auf dem Campus die auf Themen oder Interventionen aufmerksam machen

Wie immer kommt es auf die Form der Kommunikation und die Ansprache der Zielgruppe an In einer Werkstatt zum SGM haben Studierende Aspekte speziell dazu erarbeitet wie eine adaumlquate Kommunikation in die Studierendenschaft hinein gestaltet werden kann (siehe Siehe 16 bdquoKommunikationldquo)

Fuumlr die Ansprache der Studierenden sollten saumlmtliche Kanaumlle genutzt werden dabei immer passend wohl dosiert und fokus-siert auf das gewaumlhlte Medium und die jeweilige Information Dazu zaumlhlen beispielsweise das Internet Social Media Plakate Flyer und natuumlrlich auch die Face-to-Face-Kommunikation

Sind Studierende als Multiplikatorinnen Multiplikatoren und Botschafterinnen und Botschafter aktiv erleichtert das den Zugang zur Zielgruppe vor allem durch eine Face-to-Face-Kommunikation auf Augenhoumlhe (siehe TK LVG amp AFS 2018)

Erfahrungen zeigen dass es sinnvoll sein kann das Thema Gesundheit mit anderen Themen zu verknuumlpfen welche die Zielgruppe der Studierenden in ihrer Lebensphase besonders ansprechen und damit den Blick auf das Thema Gesundheit zu erweitern SGM-Projekte sind oft mit einem Logo oder einem Slogan verbunden der die Studierenden anspricht und breit und marketingwirksam bewirbt (siehe TK LVG amp AFS 2018)

Unvorhergesehenes im Projekt Eine Planung geht eigent-lich nur richtig gut auf wenn die Akteurinnen und Akteure des Projektes in der Lage sind mit Unvorhergesehenem adaumlquat umzugehen und Plaumlne flexibel an sich aumlndernde Gegeben-heiten anzupassen Das kann bedeuten Zielaspekte zu aumlndern oder anzupassen und sich von liebgewonnenen Gewohnheiten zu trennen

Literatur Rosenbrock R (1995) Public Health als soziale Innovation Gesundheitswesen (57) 140-144

Seibold C Loss J Nagel E (2010) Gesunde Lebenswelt Hoch-schule Ein Praxishandbuch fuumlr den Weg zur Gesunden Hochschu-le Techniker Krankenkasse (Hrsg) Veroumlffentlichungen zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement der TK Bd 23 Hamburg

TK ndash Techniker Krankenkasse LVG amp AFS ndash Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen (Hrsg) (2018) Gesundheitsmanagement fuumlr Studierende duz spezial Berlin Unter wwwgesundheitsfoerdern-de-hochschulendeInhalteO1_StartseiteduzSpecial_ M03_TK_230318pdf Zugegriffen 1892018

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ldquo

34 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Einfuumlhrung in den Public Health Action Cycle Eine Systematik zur Projektpla-nung fuumlr das Gesundheitsmanagement fuumlr Studierende an Hochschulen bietet der sogenannte bdquoPublic Health Action Cycleldquo der den Aktionsprogrammen der Weltgesundheitsorganisation und vielen weiteren gesundheitsbezogenen Projek-ten zugrunde liegt ndash so auch den Aktivi-taumlten des Netzwerks bdquoHealth Promoting Universitiesldquo

Dieser Zyklus gliedert sich in vier auf-einander folgende Schritte Der erste Schritt ist die Definition und Bestim-mung des zu bearbeitenden Problems (siehe Seite 36 bdquoAnalyseldquo) dem die Konzipierung und Festlegung einer zur Problembearbeitung geeignet erschei-nenden Strategie oder Maszlignahme folgt (siehe Seite 38 bdquoInterventionspla-nungldquo) Im dritten Schritt werden dann die Interventionen implementiert (Interventionsumsetzung) um im ab-schlieszligenden Schritt die durch die Inter-

PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Leiter des AB Public Health an der Freien Uni versitaumlt Berlin und verschiedener Projekte zur Gesundheitsberichterstat tung bei Studierenden sowie zum Studentischen Gesundheitsmanage-ment

Tino Lesener Wissenschaftlicher Mitarbeiter im SGM-Projekt bdquoHealthy Campus Freie Universitaumlt Berlin Gesund studieren

ventionen erzielten Wirkungen abzu-schaumltzen (siehe Seite 42 bdquoEvaluationldquo) Sollte das eingangs definierte Pro-blem nicht oder nur in Teilen geloumlst worden oder die Loumlsung mit uner-wuumlnschten Neben- beziehungsweise Folgewirkungen verbunden sein koumlnnten diese zum Gegenstand ei-nes neuen Durchlaufs dieses Zyklus fuumlhren

Im ersten Schritt ndash der Analyse ndash wird die gesundheitliche Situation der Studierenden an Hochschulen analysiert Hier gibt es verschiedene Ansaumltze die sich in ihrer Systematik unterscheiden Ausgangspunkte koumlnnen zum Beispiel Fokus-gruppen in einem Studienfach oder aber Statistiken uumlber die Inanspruchnahme hochschuleigener Beratungsangebote sein Da hier jeweils nur eine Auswahl Studierender beteiligt wird sind hier Erhebungsstrategien zu empfehlen die im Idealfall allen Studierenden einer Hochschule die Moumlglichkeit bieten Angaben zu ihrem Gesundheitszustand beziehungsweise zu ihrem Gesundheitsverhalten zu machen

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Analyse

Intervention

Interventionsplanung Evaluation

Sichtbar werden dabei in der Regel ver-schiedene Problembereiche die nach-einander bearbeitet werden sollten Im zweiten Schritt ndash der Interventionspla-nung ndash gilt es die identifizierten Proble-me zu priorisieren die Adressatengrup-pe fuumlr Interventionen zu bestimmen und Maszlignahmen auszuwaumlhlen die geeignet sind das jeweilige Problem zu loumlsen

Im dritten Schritt ndash der Intervention ndash gilt es die Maszlignahmen umzusetzen und deren Implementation zu begleiten Auch gute Plaumlne koumlnnen selten ohne

Abstriche umgesetzt werden Hier gilt es jeweils abzuschaumlt-zen ob diese den Interventionserfolg gefaumlhrden um dann die Plaumlne so zu modifizieren dass sie dennoch zielfuumlhrend bleiben

Im abschlieszligenden vierten Schritt ndash der Evaluation ndash wird im Rahmen einer Prozess- und Ergebnisevaluation beurteilt in-wieweit das eingangs definierte Problem behoben werden konnte War die Intervention erfolgreich und ohne uner-wuumlnschte Folge- und Nebenwirkungen so kann ein neues Problem bearbeitet werden Fiel der Erfolg geringer als ge-wuumlnscht aus koumlnnen die Maszlignahmen neu ausgerichtet werden und einen neuen Durchlauf des Zyklus anstoszligen

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36 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Analyse Um festzustellen wie gut der Gesundheitszustand von Studierenden einer Hochschule ist wo sich die Studie-renden wohlfuumlhlen und wo sie gesund-heitliche Einbuszligen berichten ist eine Analyse hilfreich Mit dieser kann dann bestimmt werden wo Interventionen sinnvoll und notwendig sind und wie sie sich zielfuumlhrend und gewinnbringend gestalten lassen Hier helfen drei Fragen

1) Wer berichtet eine gute Gesundheit und wer gesundheitliche Einbuszligen

2) Was verursacht das Wohl- oder Miss-befinden und was erhaumllt es aufrecht

3) Wo besteht Veraumlnderungsbedarf

Diese Fragen koumlnnen in einer Bestands-aufnahme adressiert werden fuumlr die unterschiedliche Erhebungsverfahren eingesetzt werden koumlnnen Vorgestellt werden hier Befragungen Fokusgruppen Experteninterviews und Netzwerkana-lysen in ihren bevorzugten Anwen-dungskontexten

Online- und Offline-Befragungen Uumlber die Verbreitung und Verteilung von Gesundheitsrisiken und -chancen verbunden mit der Moumlglichkeit Ursa-chen Folgen sowie krankheitsassozi-ierte Faktoren aufzudecken informieren flaumlchendeckende Erhebungen bei Stu-dierenden einer Hochschule oder einer Region Hochschulbezogene Befragun-gen wie zum Beispiel der University Health Report an der Freien Universitaumlt Berlin oder der TU Kaiserslautern sowie die bundesweite Befragung zur Gesund-heit Studierender in Deutschland 2017 buumlndeln demografische Merkmale po-sitive und negative Gesundheitsindika-toren Ressourcen und Anforderungen der Studiensituation sowie das Gesund-heitsverhalten Damit stehen neben lokalen Daten auch hochschuluumlbergrei-fende Referenzwerte zur Verfuumlgung Mit gleicher Instrumentierung lassen sich diese an der eigenen Hochschule reproduzieren und somit in einem Wertevergleich Handlungsbedarf fest-stellen Die breite Instrumentierung er-laubt es mit Gesundheitsrisiken assozi-ierte Faktoren aufzudecken und fuumlr Interventionen zugaumlnglich zu machen So wird dann beispielsweise nicht nur das Stresserleben Studierender zum Thema sondern auch damit assoziierte Merkmale der Studiensituation wie zum Beispiel der Zeitaufwand fuumlr das Studi-um die Pruumlfungslast oder der wahrge-nommene Zeitdruck Bei wiederholten

PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Leiter des AB Public Health an der Freien Uni versitaumlt Berlin und verschiedener Projekte zur Gesundheitsberichterstat tung bei Studierenden sowie zum Studentischen Gesundheitsmanage-ment

Christine Wolter Wissenschaftliche Mitarbeiterin im SGM-Projekt bdquoHealthy Campus Freie Universitaumlt Berlin Gesund studieren

Befragungen (Zwei-Jahresintervall) las-sen sich auch Trends und Veraumlnderun-gen feststellen um Fehlentwicklungen fruumlhzeitig zu erkennen und abzustellen

Fokusgruppen Fokusgruppen sind an Leitfragen orientierte moderierte Dis-kussionen mehrerer Studierender (sechs bis zwoumllf) zu einem gesundheitsbezo-genen Thema (siehe Seite 56 bdquoAnlage 1IVldquo) Dabei steht die Sichtweise und Bewertung eines Themas durch die Gruppe der Teilnehmenden im Vorder-grund Durch das Aufeinandertreffen auch kontroverser Ansichten erhoffen sich die Durchfuumlhrenden ein vertieftes Verstaumlndnis des Themas Fokusgruppen wurden bislang zum studentischen

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Gesundheitsmanagement eingesetzt um Themen rund um die Gesundheit Studierender (Ernaumlhrung Bewegung) oder die Organisation eines SGM an der Hochschule zu ergruumlnden Der besonde-re Wert der Fokusgruppen liegt darin aus studentischer Perspektive eine Viel-zahl an Vorschlaumlgen zur Loumlsung eines Problems zu sammeln

Expertinnen- und Experteninterviews Interviews mit Personen die aufgrund ihres Status oder ihrer Funktion in Bezug auf ein Thema uumlber ein besonderes (Uumlberblicks-)Wissen uumlber Erfahrungen oder uumlber einen privilegierten Zugang zu Informationen verfuumlgen werden als Expertinnen- und Experteninterviews bezeichnet Fuumlr ein studentisches Ge-sundheitsmanagement sind dies in erster Linie die Studierenden selbst die neben ihrem eigenen Wissen und ihren Erfahrungen auch die von Mitstudie-renden einbringen koumlnnen Wenn sie zusaumltzlich in Hochschulstrukturen ein-gebunden sind (wie Fachschaft Aus-bildungskommissionen) verfuumlgen sie daruumlber hinaus aufgrund ihres Engage-ments uumlber einen privilegierten Zugang zu Informationen uumlber beispielsweise gesundheitliche Belastungen und Res-sourcen von Mitstudierenden oder suboptimale Studienbedingungen Wei-tere Expertinnen und Experten sind Personen die aufgrund ihrer Funktion an Schnittstellen in Lehre und Verwal-tung fuumlr Studierende zustaumlndig sind

Neben Lehrenden sind dies diejenigen die Lehrangebote planen und organi-sieren aber auch Mitarbeitende aus Serviceeinrichtungen fuumlr Studierende (Informations- und Beratungsangebo-te) Pruumlfungsbuumlros dem Hochschul-sport den Mensen Bibliotheken und so weiter Das Patchwork verschiedener Perspektiven ermoumlglicht Bereiche zu identifizieren in denen Optimierungs-potenzial besteht

Tagebuchstudien Tagebuchstudien ermoumlglichen Aussagen uumlber die Konti-nuitaumlt und Regelmaumlszligigkeit von Er-eig-nissenSituationen und geben ei-nen differenzierten Einblick in Abfolgen von Ereignissen und Befinden Kalenda-rische Tagebucheintraumlge zur Zeitver-wendung von Studierenden geben einen guten Einblick in das Ausmaszlig und die Verteilung studienbezogener Arbeiten uumlber Tage und Wochen Ergaumlnzt um Angaben zum Stresserleben in einer Woche laumlsst sich dieses mit vorherge-henden Aktivitaumlten in Verbindung bringen Themen von Tagebuchstudien mit Studierenden sind zum Beispiel Substanzkonsum in Folge von Studien-leistungen Emotionen und deren Regulation in Lern- und Leistungssitu-ationen das Studierverhalten sowie Stresserleben und Snacken

Netzwerkanalysen Die (soziale) Netz-werkanalyse ermoumlglicht die Erfassung und Analyse sozialer Beziehungen So kann zum einen das Netzwerk selbst Gegenstand sein (Groumlszlige Dichte) die Anforderungen aus dem Netzwerk (Kontaktaufbau und -pflege) es koumlnnen aber auch Konflikte und Unterstuumltzung zum Gegenstand werden Ausgehend von der Annahme dass eigene Einstel-lungen Orientierungen und Verhaltens-weisen staumlrker von Personen gepraumlgt werden mit denen man sich verbunden fuumlhlt wird die Bedeutung des Netzwerks fuumlr das Studier- und Leistungsverhalten aber auch fuumlr das Gesundheits- und Risikoverhalten (Bewegung Ernaumlhrung Substanzkonsum) hervorgehoben

Das Community Mapping oder auch Photovoice sind Erhebungsformen die visuelle Dokumentation und Erzaumlhlung miteinander verbinden zu denen es bislang noch wenige Erfahrungen in Projekten zum studentischen Gesund-heitsmanagement gibt

38 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Interventionsplanung Der Analyse schlieszligt sich in der Regel die Interventi-onsplanung an Wurde beispielsweise aus Kapazitaumlts- oder Zeitgruumlnden keine hochschuleigene Analyse durchgefuumlhrt kann auf bereits bestehende Analysen zuruumlckgegriffen werden (zum Beispiel Gruumltzmacher et al 2018 bdquoGesundheit Studierender in Deutschland 2017ldquo) Wichtig ist jedoch vor Ort qualitativ Ansatz-punkte fuumlr Interventionen zu unterlegen beispielsweise durch Fokusgruppen oder strukturierte Interviews

In vielen Settingprojekten gibt es bereits in der Analysephase kleinere Interventionen die auf das Thema aufmerksam machen wie beispielsweise ein Gesundheitstag speziell fuumlr Studierende

Bei der Planung handelt es sich nicht um einen rein formalen Akt Das ergibt sich schon allein aus der Tatsache dass hier die Weichen dafuumlr gestellt werden was im Setting genau passieren soll Es geht um die Sichtbarkeit und um die Wirksamkeit So ist die Analyse selbst bereits eine starke Intervention Sie laumlsst die Akteurinnen und Akteure des Settings aufhorchen bdquoHier passiert etwas meine Gesundheit und mein Wohlbefinden werden wichtigldquo

Wie kann man konkret vorgehen Seibold et al (2010) empfehlen in einem ersten Schritt relevante Themen aus den Analyseergebnissen abzuleiten und zu reflektieren welche Bedeutung und Wichtigkeit diese Themen in der Kulturlandschaft der Hoch-schule einnehmen Welche Zielgruppe ist betroffen Wie muss die Kommunikation aussehen um die Gruppe zu erreichen Auch ist zu bedenken ob man beispielsweise einen Studiengang anspricht oder eine darin sich befindende besonders belastete Gruppe Moumlglicherweise beziehen sich die Interventionen auch auf andere Status-gruppen die in der Lehre oder an einer Schnittstelle zu den Studierenden taumltig sind In dieser Phase werden haumlufig Fokusgruppen durchgefuumlhrt um qualitativ weitere Aspekte zu Ressourcen und Belastungen zu gewinnen (siehe Seite 56 bdquoAnlage 1IVldquo)

Daraufhin folgt eine Priorisierung der ermittelten Gesundheitsthemen und eine Definition der angestrebten Ziele (kurz- mittel- und langfristig siehe Seite 31 bdquoPlanungldquo) Mit der Priorisierung der Gesundheitsthemen ist die Definition der zu erreichenden Zielgruppen verknuumlpft Wo brennt es am meisten Welche Themen sind auch der Hochschulleitung deutlich und wo bekommt man entsprechend Ruumlckenwind Wo koumlnnen (moumlglichst schnell) sichtbare Erfolge erzielt werden (sogenannte Quick-Wins) Gibt es Strukturen und Angebote die miteingebunden werden koumlnnen

Die geplanten Interventionen koumlnnen auf verschiedenen Ebenen ansetzen wie zum Beispiel auf der Individuumsebene dem physischen oder sozialen Umfeld dem Arbeits- und Lernumfeld oder Dienstleistungssektor (siehe Seite 27 bdquoSpezifika und Handlungsfelderldquo) Sie sollten sowohl auf der Verhaumlltnis- als auch auf der Verhalten-sebene greifen und die Ebenen bestenfalls miteinander verzahnen (Altgeld und Kolip 2014) Speziell in Bezug auf die Ableitung von Maszlignahmen die die Verhaumlltnisse ange-

Sabine Koumlnig Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Ines Niemeyer Freie Mitarbeiterin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Dr Brigitte Steinke Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

hen ist es wichtig die Verantwortlichen einzuladen die fuumlr die Gestaltung der Strukturen in der Hochschule Entschei-dungsbefugnisse haben beispielsweise den Prorektoren fuumlr Studium und Lehre wenn es um die Ausgestaltung von Pruuml-fungsphasen geht

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Einen nicht unerheblichen Einfluss auf den Erfolg des Projektes haben die zur Verfuumlgung stehenden finanziellen und perso-nellen Mittel (siehe Seite 25 bdquoFinanzielle und personelle Res-sourcenldquo) Sie sind entscheidend fuumlr den Umfang der anvisier-ten Interventionen und sollten im Laufe des Projektes stetig uumlberpruumlft werden

Es hat sich bewaumlhrt Studierende zu befaumlhigen als Multiplika-torinnen und Multiplikatoren im Themenfeld Gesundheitsfoumlr-derung taumltig zu werden und das Projekt auch im Sinne der Partizipation (siehe Seite 45 bdquoPartizipationldquo) zu bereichern Mit diesem Empowerment wird die Selbstbestimmung und Eigenverantwortung der Studierenden gestaumlrkt und erhoumlht Dies wirkt an sich schon gesundheitsfoumlrderlich (Frost und Mierke 2013 Zimmermann 2000)

Im Laufe der Interventionsplanung sollten priorisierte Ziele nicht aus dem Blick geraten Ziele und Zielgruppen gilt es regelhaft zu uumlberpruumlfen und anzupassen

Literatur Altgeld T Kolip P (2014) Konzepte und Strategien der Gesundheitsfoumlrderung In Hurrelmann K Klotz T Haisch J (Hrsg) Lehrbuch Praumlvention und Gesundheitsfoumlrderung 4 Auflage Bern Verlag Hans Huber Seite 45-57

Frost B Mierke K (2013) Stresserleben und Stressbewaumlltigung bei Studierenden Funktionale und dysfunktionale Strategien und weitere Einflussvariablen Journal of Business and Media Psychology (1) 13ndash24

Gruumltzmacher J Gusy B Lesener T Sudheimer S Willige J (2018) Gesundheit Studierender in Deutschland 2017 Ein Kooperati-onsprojekt zwischen dem Deutschen Zentrum fuumlr Hochschul-und Wissenschaftsforschung der Freien Universitaumlt Berlin und der Techniker Krankenkasse Unter wwwfu-berlindege-sund-studieren Zugegriffen 20112018

Seibold C Loss J Nagel E (2010) Gesunde Lebenswelt Hochschu-le Ein Praxishandbuch fuumlr den Weg zur Gesunden Hochschule Techniker Krankenkasse (Hrsg) Veroumlffentlichungen zum Be-trieblichen Gesundheitsmanagement der TK Bd 23 Hamburg

Zimmerman BJ (2000) Self-Efficacy An Essential Motive to Learn Contemporary Educational Psychology 25 (1) 82ndash91 doiorg101006ceps19991016

Interventionen und Maszlignahmen Nachdem Interventionen und Maszlignahmen geplant wurden (siehe Seite 38 bdquoInterventi-onsplanungldquo) geht es an die Umsetzung dieser Im Folgenden werden verschiedene Beispiele fuumlr Interventionen auf verschie-denen Ebenen und in unterschiedlichen Handlungsfeldern dargestellt (siehe Seite 27 bdquoSpezifika und Handlungsfelderldquo) Idealerweise werden verhaumlltnis- und verhaltensorientierte In-terventionen miteinander verzahnt Diese sind nicht immer klar voneinander getrennt es koumlnnen sich Schnittmengen ergeben

Beispiele fuumlr verhaumlltnisorientierte Interventionen Unter verhaumlltnisorientierten Interventionen versteht man jene Inter-ventionen die sich auf die strukturelle Ebene beziehen und somit das Umfeld von Personen einschlieszligen

Physisches Umfeld An der Universitaumlt Wuppertal wurden neue Entspannungs- und Ruumlckzugsareale im Studien- und Ar-beitsumfeld geschaffen Dazu wurde beispielsweise ein Haumlngemattenpark mit Strandkoumlrben und Liegestuumlhlen zur Erholung im Freien eroumlffnet Ebenfalls wurde den Hochschul-angehoumlrigen ein Snoozle-Raum zur Verfuumlgung gestellt um sich zu entspannen oder eine kreative Auszeit vom Alltag zu nehmen Des Weiteren hat die Hochschule eine Lehrkuumlche eingerichtet in der insbesondere Studierende ernaumlhrungsspezifisches Wissen in Theorie und Praxis vermittelt bekommen (www gesundeuni-wuppertaldeangeboteentspannung-rueck zugsareale-am-grifflenberghtml)

Soziales Umfeld An der TU Kaiserslautern (TUK) koumlnnen Stu-dierende einmal pro Woche hochwertigen Kaffee an einem selbstgebauten Fahrrad-Cafeacute kaufen Dieser wird nur in Es-pressokannen serviert sodass Studierende mindestens zu zweit bestellen muumlssen und die Pause gemeinsam auf der Wiese genieszligen bdquoTo goldquo-Becher werden nicht ausgegeben Dadurch wird der soziale Austausch miteinander gefoumlrdert Das sogenannte Cafeacute TUK TUK ist inzwischen an der Univer-sitaumlt eine Institution und traumlgt zur Entschleunigung und Erholung vom Studienalltag bei

40 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Das Cafeacute TUK TUK wird bereichert durch das Angebot eines Biobauern der regionales Obst und Gemuumlse auf dem Campus verkauft (wwwcampusplusuni-kldeprojekteaspx) Auch auszligerhalb des Studienalltags ermoumlglicht die TU Kaiserslautern den Studierenden ein soziales Miteinander Einmal pro Sommersemester wird in der Phase mit hohem Pruumlfungs-stress ein OpenStage organisiert Studierende koumlnnen dort bewusst auf andere Gedanken kommen und gemeinsam mit ihren Kommilitonen einen Abend verbringen Studierende ge-stalten fuumlr Studierende selbst das Programm (wwwcampus-plusuni-kldeeventsaspx)

Arbeits- und Lernumfeld Eines der Ziele des SGM am KIT besteht in der Etablierung einer bewegungsfreundlichen Lehr- und Lernkultur In diesem Zusammenhang wurden in Kooperation mit der Bibliothek des KIT mobile Schreib-tischaufsteller angeschafft die von Studierenden ausgelie-hen werden koumlnnen um so das Lernen im Stehen zu ermoumlg-lichen Des Weiteren wurde ein Campusplan angefertigt auf dem alle fuumlr Studierende zugaumlnglichen Steharbeitsplaumltze ersichtlich sind (wwwsportkiteduhochschulsportactivi-tykitphp)

Dienstleistungssektor Das Studierendenwerk der Universitaumlt Bonn bietet in der bdquoHealthy Campus Bonn Wocheldquo in Zusam-menarbeit mit dem Institut fuumlr Ernaumlhrungs- und Lebensmit-telwissenschaften ein ausgewogenes Healthy Campus Menuuml in allen Mensen der Universitaumlt an (wwwuni-bonnde einrichtungenpe-karrierehealthy_campus_bonnhealthy- campus-bonn-woche)

Eine Arbeitsgemeinschaft aus 57 unabhaumlngigen Studieren-denwerken hat das Projekt bdquomensaVitalldquo initiiert welches zum Beispiel an der Universitaumlt Paderborn und der Hochschule Fulda umgesetzt wird bdquomensaVitalldquo steht fuumlr frische aus-gewogene und zeitgemaumlszlige Speisen Es werden frische Kraumluter statt Wuumlrzmischungen verwendet und eine vitaminschonende und fettarme Zubereitung gewaumlhrleistet unter anderem dadurch dass auf frittierte und panierte Speisen verzichtet wird bdquomensaVitalldquo zeigt dass gesunde Ernaumlhrung lecker ist (wwwstudierendenwerk-pbdegastronomieweitere- angebotemensavital)

Individuelle Ebene An der TU Ilmenau wurde im Winterse-mester 201718 das Projekt bdquoSchritt fuumlr Schritt fitldquo ins Leben gerufen Ziel des Projektes ist es die Gesundheit der Men-schen in ihrem taumlglichen Umfeld zu foumlrdern die individuellen Ressourcen zu staumlrken und einen Risikofaktor der heutigen bdquoSitzgesellschaftldquo die mangelnde Bewegung abzubauen bdquoSchritt fuumlr Schritt fitldquo soll durch gezielt gesetzte visuelle Reize zu mehr Bewegung und koumlrperlicher Aktivitaumlt animie-ren Treppenaufkleber mit Spruumlchen wie bdquoGesuumlnder leben hellip Rezeptfrei hier im Treppenhausldquo oder bdquoHier entlang hellip fuumlr Fit-ness und Wohlbefindenldquo wollen zeigen dass schon wenige Schritte mehr am Tag einen wichtigen Beitrag zu mehr Gesund-heit leisten koumlnnen (wwwtu-ilmenaudeensfsf)

Strukturelle Ebene An der TU Kaiserslautern besteht ein Gremium bdquoStudierendengesundheitldquo Es setzt sich aus stu-dentischen Vertretern der Fachschaften des Studierenden-parlamentes des AStAs des SGM-Teams und hauptamtlichen Vertretern der Universitaumlt (psychologische Beratungsstelle BGM et cetera) zusammen Einmal im Semester informiert das SGM-Team das Gremium bdquoStudierendengesundheitldquo uumlber aktuelle Maszlignahmen und Themen Im Rahmen dieser Sitzun-gen werden Projektplaumlne gesundheitsrelevante Themen und anstehende Maszlignahmen diskutiert (wwwcampusplus uni-kldestudierendengesundheitaspx)

An der Universitaumlt Wuppertal gibt es die Service- und Bera-tungsstelle fuumlr Gesundheit bdquoBUWbewegtldquo Das ist eine zentra-le Anlaufstelle fuumlr alle Angehoumlrigen der Hochschule Es geht beispielsweise um Gesundheitsangebote Aktionen Bera-tung fuumlr Gesundheit Familie und mehr (wwwgesundeuni- wuppertaldewir-stellen-uns-vorhtml)

Beispiele fuumlr verhaltensorientierte Interventionen Unter verhaltensorientierten Interventionen versteht man Interventi-onen die sich auf die individuelle Ebene einer Person beziehen und an deren Verhalten ansetzen

Bewegungsfoumlrderung An verschiedenen Hochschulen koumlnnen Dozentinnen und Dozenten fuumlr ihre Vorlesung einen Pausenexpress buchen Eine Trainerin oder ein Trainer kommt daraufhin in die Vorlesung und fuumlhrt eine viertel Stunde lang Uumlbungen mit der Studierendengruppe durch (zum Beispiel wwwhochschulsportrwth-aachendecmsHSZSport Sportangebot~njofStudierenden-Pausenexpress)

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Die Universitaumlt Goumlttingen hat kostenfreie Angebote zur Bewe-gungsfoumlrderung der Studierenden geschaffen Es werden zum Beispiel Yoga in der Mittagspause Ruumlckenkurse Laufkurse Outdoortraining Mountainbiketouren et cetera angeboten zu denen sich die Studierenden online anmelden koumlnnen (wwwhealthycampus-goettingendeactivitieskursange-bot-2)

An der PH Heidelberg ist im Rahmen des SGM das Projekt bdquoKopfstehenldquo implementiert worden Es geht speziell um die Reduzierung sitzenden Verhaltens Studierender im Hoch-schulkontext ndash bdquoKopf-Stehenldquo Dafuumlr wurde zum Beispiel ein Stehlabor entwickelt bewegungsaktivierende Filme mit Dozie-renden in Vorlesungen und Seminaren gedreht und Studieren-de zu bdquoSitz-Steh-Bewegungsberaterinnenldquo weitergebildet (wwwph-heidelbergdekopf-stehenhtml)

Stressbewaumlltigung Die HTWK Leipzig integriert das Stress-bewaumlltigungsprogramm TK-MentalStrategien in die Lehre Fuumlr die Teilnahme an diesem Programm erhalten Studierende ECTS-Punkte Auch weitere Lehrveranstaltungen die auf die Gesundheitsfoumlrderung der Studierenden abzielen werden mit ECTS-Punkten versehen (wwwhtwk-leipzigdelebenund-du-somach-nen-punkt)

Ernaumlhrungs- und Gesundheitskompetenzbildung An der Georg- August- Universitaumlt Goumlttingen gibt es Kochkurse sowie Seminare und Workshops zum Thema (gesunde) Ernaumlhrung an denen die Studierenden kostenfrei teilnehmen koumlnnen (wwwhealthycampus-goettingendeactivitieskochen)

Schluumlsselqualifikationserwerb Das bdquohealthy Campus Pro-jektldquo der Universitaumlt Goumlttingen bietet ein Zertifikatsprogramm zum Thema Gesundheitskompetenz an In diesem koumlnnen Studierende Seminare zu den Themen Gesundheitsfoumlrderung Bewegung in Theorie und Praxis Ernaumlhrung Stressbewaumll-tigung et cetera belegen und dafuumlr ECTS-Punkte sammeln (wwwhealthycampus-goettingendeacademyschluessel kompetenzen)

Am KIT sind gesundheitsbezogene Themen Teil der Schluumls-selqualifikationslehre Damit gehoumlren sie zum Wahlpflichtbe-reich saumlmtlicher Studiengaumlnge und sind in die universitaumlre

Kernaufgabe bdquoLehreldquo integriert Im Programm des House of Competence (HoC zentrale Schluumlsselqualifikationseinrich-tung am KIT) werden unter anderem Veranstaltungen zum Lern- und Stressmanagement zur Gesunderhaltung im Leh-rerinnenberuf oder zum gesundheitsbewussten Miteinan-der in Studium und Beruf angeboten (studiumhockitedu) Daruumlber hinaus werden gezielt Inhalte aus dem SGM-Projekt bdquoMyHealthldquo (wwwmyhealthkitedu) als Anwendungsbeispiel in Schluumlsselqualifikationsseminare ndash zum Beispiel Projektma-nagementseminare ndash eingespeist So werden auch Studieren-de erreicht die nicht per se an gesundheitsbezogenen Fra-gestellungen interessiert sind Durch die Integration des Themas in die Schluumlsselqualifikationslehre werden Studieren-de in der Breite fuumlr das Thema bdquoGesund studierenldquo sensibili-siert und gleichzeitig an der Maszlignahmenentwicklung des SGM am KIT beteiligt

Suchtmittelpraumlvention Die Mitarbeitenden des bdquohealthy Campus Goumlttingenldquo sind auf Uni-Partys der einzelnen Fakul-taumlten unterwegs mit einem Alkoholtester Diesen duumlrfen die Studierenden freiwillig nutzen um ihr Bewusstsein hinsichtlich ihres Alkoholkonsums zu schaumlrfen Auszligerdem gibt es zu unter-schiedlichen Themen (zum Beispiel bdquoPsychische Gesundheitldquo bdquoSuchtverhaltenldquo) offene und kostenfreie Beratungsangebote die healthy hour (wwwhealthycampus-goettingendeacti-vitieshealthy-hour)

Im Rahmen des University Health Report wurde an der Freien Universitaumlt Berlin in Kooperation mit dem Bremer Leibniz-Ins-titut fuumlr Praumlventionsforschung und Epidemiologie (BIPS GmbH) eine Soziale-Normen-Intervention zur Reduktion beziehungs-weise Vorbeugung von riskanten Alkoholkonsummustern durchgefuumlhrt Der Soziale-Normen-Ansatz geht davon aus dass bei Studierenden soziale Beziehungen zu Peers und daraus hervorgehende Einfluumlsse (in Form der Wahrnehmung des Verhaltens anderer) eine Rolle fuumlr den Alkoholkonsum spielen Die systematische Uumlberschaumltzung des Alkoholkon-sums Mitstudierender steht dabei im Zusammenhang mit einem erhoumlhten eigenen Alkoholkonsum Der Evaluationsbericht der Intervention wurde online veroumlffentlicht (wwwewi-psyfu-berlin deeinrichtungenarbeitsbereicheppgmediapublikationen schriftenreiheISPI_Gesamtbericht_V09pdf)

42 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Evaluation Eine nachhaltige und langfristige Sicherung eines SGM erfor-dert eine Bewertung und Dokumenta-tion Andernfalls hat es bdquonicht stattge-fundenldquo beziehungsweise laumlsst es keine Schluumlsse uumlber den Erfolg oder Misser-folg zu Eine Darstellung des Nutzens und der Gruumlnde fuumlr eine Evaluation im SGM findet sich im folgenden Absatz bdquoHochschulen die SGM erfolgreich um-setzen bauen ihre Aktivitaumlten auf Be-darfs- und Beduumlrfnisanalysen auf und uumlberpruumlfen ihre Aktivitaumlten regelmaumlszligigldquo (TK LVG amp AFS 2018 Seite 8)

Der Nutzen von und Gruumlnde fuumlr eine Evaluation im SGM bull Steuerung des Gesamtprojektes SGM bull Verbesserung der Arbeit (Stolperstei-

ne Erfolgsfaktoren) bull Rechtfertigung der verwendeten

personellen und finanziellen Ressourcen

bull Legitimation der Vorgehensweise bull Dokumentation von Erfolgen bull Verbesserung der Akzeptanz des

SGM innerhalb der Hochschule bull Weiterentwicklung des SGM

Ein gutes praktisches Beispiel fuumlr ein Element einer gelungenen Planungs-evaluation und Dokumentation ist die sogenannte Wanderausstellung der TU Kaisers lautern Hier wurden die Ergeb-nisse des University Health Report (UHR) aufwendig aufgearbeitet und an-sprechend an allen Stellen des Campus praumlsentiert (siehe wwwuni-kldesgm poster-uhr-ergebnisse) Im Sinne der Planungsevaluation wurden die geplan-ten Interventionen mit diesen Analy-seergebnissen abgeglichen und ent-sprechend angepasst

Vorausgegangen ist dieser Analyse eine strategische Diskussion im Steuerungs-gremium wie der Prozess des SGM prin-zipiell evaluiert werden kann Unter anderem wurde hier vereinbart nach einem bestimmten Zeitablauf den UHR zu wiederholen um die Wirksamkeit des Projektes festzustellen und Anhalts-punkte fuumlr das Vorgehen zu erhalten (Ergebnisevaluation)

Evaluation (lateinisch valere = wert sein) bedeutet im allgemeinen Ver-staumlndnis bdquoBewertungldquo bdquoBeurteilungldquo Im wissenschaftlichen Sinne und Kon-text des SGM handelt es sich bei Evalua-tion um die systematische empirische Untersuchung und methodisch gesi-cherte Datenanalyse zur Bewertung der Gesamtkonzeption und Umsetzung des SGM innerhalb der Organisation Hochschule Im Sinne einer Erfolgskon-trolle wird mit der Evaluation die Frage beantwortet ob das angestrebte Ziel erfuumlllt wurde Gegenstand koumlnnen hier-bei die Planung selbst (Planungsevalua-tion) Strukturen fuumlr das beziehungs-weise des SGM (Strukturevaluation) die einzelnen Prozesse und Prozessablaumlufe des SGM (Prozessevaluation) die Kon-textfaktoren und Ressourcen fuumlr das SGM sowie die Ergebnisse insgesamt oder einzelner Projekte Interventionen und Maszlignahmen sein (Ergebnisevaluation)

Planungsevaluation (auch Strategie-evaluation genannt) Selbstreflexion anhand von strukturierten Fragestel-lungen bezogen auf die Planungsphase die noch vor der Umsetzung des Pro-jektes stattfindet Zum Beispiel Ist die Beduumlrfnislage der Studierenden in der Planungsphase ausreichend beruumlck-

Prof Dr med Eva Hungerland Wissenschaftliche Leitung des Gesundheitsmanagements der DHBW Stuttgart und fuumlr die Entwicklung des Studentischen Gesundheitsmanage-ments der DHBW mit verantwortlich

Jaqueline Metken Projektkoordinato-rin des bdquoDHBeWegt Dichldquo Projektes im Rahmen der Initiative bdquoBewegt Studieren

ndash Studieren bewegtldquo und Masterstudentin an der Berlin School of Public Health

sichtigt In der Planungsphase werden auch Ziele des SGM als messbare Indi-katoren (Kennzahlen) der Zielerrei-chung formuliert

Strukturevaluation Der Fokus liegt auf der Erhebung der Struktur des Settings Hochschule Die Analyse kon-zentriert sich somit auf die Eignung der (foumlrderbaren) Rahmenbedingungen des Settings Hochschule fuumlr das SGM Beruumlcksichtigt werden dabei die zur Verfuumlgung stehenden Ressourcen wie die vorhandenen Strukturen Gremien und Initiativen

Prozessevaluation Die Beurteilung erfolgt kontinuierlich waumlhrend des jewei-ligen SGM-Programms Es wird uumlber-pruumlft inwieweit der geplante Verlauf des Gesamtkonzeptes oder der einzelnen

43

Teilprojekte erfolgt ist Moumlgliche Indikatoren sind beispiels-weise der Grad der Erreichung der Zielgruppe oder die Akzep-tanz der Maszlignahme

Ergebnisevaluation Evaluiert wird die Frage der Zielerrei-chung von kurz- mittel- und langfristigen Zielen des Gesamt-konzeptes SGM Dabei koumlnnen auch verschiedene Interventio-nen verglichen oder Effekte wie beispielsweise die Steigerung des Wohlbefindens durch die Maszlignahme evaluiert werden

Hierbei baut die Evaluation auf vorangegangene Phasen des Public Health Action Cycle auf (siehe Seite 31 bdquoPlanungldquo) Im letzten Schritt dieses (Projekt-)Managementkreises wird die Wirksamkeit durch einen Vergleich mit den zu Beginn auf-grund der auf Datenanalyse fixierten Ziele Zwecke und Inter-ventionen des SGM fuumlr die jeweilige Hochschule uumlberpruumlft und dokumentiert (Evaluationsbericht) Die Veroumlffentlichung und Diskussion dieser Ergebnisse dienen der Transparenz und Qualitaumltsverbesserung und flieszligen in die naumlchste Phase des Public Health Action Cycle ein

Da es sich bei der Evaluation um eine qualitaumltssichernde Maszlignahme handelt empfiehlt sich die Einbettung in Qualitaumlts-managementprozesse der Hochschule Stakeholder aus dem Bereich Prozessmanagement oder Controlling sollten optimaler Weise bereits zu Beginn des SGM eingebunden werden Insbe-sondere auch um gemeinsam Kennzahlen festzulegen oder schon vorhandene zu verwenden Ansonsten bietet sich das Erstellen eines eigenen Qualitaumltshandbuches fuumlr das SGM an

Tabelle 1 Methoden und Instrumente

Das verwendete methodische Verfahren genauer gesagt die Instrumente der Evaluation haumlngen davon ab ob die Wirk-samkeit des Gesamtprojektes (Ergebnisevaluation) oder ob einzelne Teilziele und Interventionen bewertet werden sollen Um Wirkungen oder Veraumlnderungen festzustellen ist eine Wiederholungsbefragung geeignet Hierbei ist darauf zu achten dass die gleichen Instrumente wie im Analyseverfahren verwendet werden

Grundsaumltzlich sollten je nach Fragestellung Ziel Zielgruppe und den vorhandenen Ressourcen die Methoden und Instru-mente der Evaluation gewaumlhlt werden (siehe Tabelle 1) Diese sind anschlieszligend in einem Evaluationsplan festzuhalten

Daruumlber hinaus ist zu klaumlren ob eine Selbstevaluation oder Fremdevaluation vorgenommen werden soll Hierbei sind die jeweiligen Vor- und Nachteile abzuwaumlgen um die optimale Evaluationsart auszuwaumlhlen Die Fremdevaluation ist meis-tens mit houmlheren Kosten verbunden waumlhrend bei der Selbst-evaluation der erhoumlhte Arbeitsaufwand beruumlcksichtigt werden muss Die Vorteile der Selbstevaluation liegen vor allem in dem Wissen der Akteurinnen und Akteure zum jewei-ligen Thema dem Projekt und der Institution selbst Dieses Wissen fehlt externen Akteurinnen und Akteuren und die entsprechende Vermittlung faumlllt als zusaumltzlicher Aufgaben-bereich in der Fremdevaluation an Der Nachteil der Selbst-evaluation liegt in der engen Verbundenheit zum Thema oder Projekt sodass sogenannte bdquoblinde Fleckenldquo auftreten koumlnnen Eine genaue und kritische Beschreibung kann in diesem Fall sehr schwer fallen

Methode Instrument

Beobachtung Beobachtungsschema

Befragung qualitativ Fokusgruppen Workshops Expertinnen- und Experteninterviews mit Interviewleitfaden

Befragung quantitativ Feedback-Boumlgen Frageboumlgen

Dokumentenanalyse Analyseschema

Teilnahmeraten Numerische Erfassung

44 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Ein paar Tipps zur Evaluation bull Sich an bereits durchgefuumlhrten Evaluationen anderer

Hochschulen orientieren Informationen hierzu finden sich auf der Projektdatenbank sowie bei einzelnen Mitgliedern des Arbeitskreises Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen

bull Die Evaluation einfach halten Die Inanspruchnahme von Kursen Vortraumlgen oder Schulungen kann zum Beispiel uumlber die Teilnehmerzahlen erfasst werden Bei Broschuumlren und Flyern koumlnnen die ausgeteilten Exemplare gezaumlhlt werden und bei einem Gesundheitstag kann die Anzahl der Besucher uumlber ein Quiz das mit einer Verlosung (zum Beispiel kostenlose Teilnahme am Hochschulsport fuumlr ein Semester) verbunden ist erhoben werden

bull Auf eine gute Mischung aus Indikatoren fuumlr die kurz- und mittelfristigen sowie die langfristigen Ziele achten sodass Sie zu verschiedenen Zeiten Ergebnisse praumlsentieren koumlnnen

bull Nur fuumlr jene Ziele Indikatoren auswaumlhlen die tatsaumlchlich mit entsprechenden Maszlignahmen angegangen werden Wird etwa die Gesundheit bei Studierenden als Indikator gewaumlhlt sollte sich beispielsweise die Verbesserung der subjektiven Gesundheit als Ziel gesetzt und entsprechende Maszlignahmen ergriffen werden

bull Damit sowohl den Gremienmitgliedern und der Hoch-schulleitung als auch den Beschaumlftigen und Studierenden der Nutzen von Gesundheitsfoumlrderung vermittelt werden kann sollten verschiedene Indikatoren erhoben werden Alle Beteiligten haben schlieszliglich unterschiedliche Erwar-tungen an die Gesundheitsfoumlrderung und werten unter-schiedliche Dinge als Erfolg

bull Die Evaluation sollte kontinuierlich erfolgen Die durchge-fuumlhrten Schritte sind fortlaufend zu dokumentieren unter anderem durch das Erstellen von Protokollen der Gremiensitzungen Regelmaumlszligige Wiederholungsbefragun-gen-analysen sind einzuplanen

Wichtig Die endguumlltige Auswahl der Evaluationsindikatoren ist zwingend mit der Hochschulleitung abzustimmen schlieszliglich wird an ihnen letztlich der Erfolg der Gesundheitsfoumlrderung festgemacht (Seibold et al 2010 Seite 81-82)

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-

Partizipation Die Partizipation von Studierenden ist ein zentrales Element des Studentischen Gesundheitsmanagements (SGM) Aus der Perspektive der Gesund-heitsfoumlrderung an Hochschulen gilt es

1 Studierende zu befaumlhigen ihre individuellen Gesundheitsressourcen zu erkennen und anzuwenden

2 Studierenden Routinen an die Hand zu geben mit denen sie ihren Alltag innerhalb gesetzter Rahmenbedingungen moumlglichst gesund gestalten

3 Studierende mit Wissen und Faumlhigkeiten auszustatten damit sie im spaumlteren Berufsleben gesund bleiben sowie als potenzielle Fuumlhrungskraumlfte auch die Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Blick behalten und foumlrdern koumlnnen

4 Studienbedingungen zu schaffen die diese Ziele unterstuumltzen

In Kulturen (und Lebenswelten vergleiche Kunz in diesem Band) einzelner Faumlcher sind Mitarbeitende und Studierende an Hochschulen gleichermaszligen eingebunden Der Ansatz der partizipativen Gesundheitsforschung (Unger 2012) bietet sich an um in einem diversen und forschungsaffinen Feld wie der Hochschule Tuumlren zu oumlffnen und breite Beteiligung zu erreichen

Ein partizipativ ausgerichtetes Projekt verfolgt das Ziel dass Professionelle und Laien in Kooperation fachlich und sachlich gewinnbringend zusammenarbeiten Die Gegenuumlberstellung LaienExpertinnen und Experten funktioniert hier so dass Studierende zum einen eher Laien in Bezug auf Themen der Gesundheitsfoumlrderung sind jedoch Expertinnen und Experten fuumlr ihre eigenen lebensweltlichen Beduumlrfnis-se und Anforderungen Gesundheitsexpertinnen und -experten wiederum verfuumlgen uumlber eine fachliche Expertise sind jedoch selten in studentische Lebenswelten eingebettet bdquoDazu brauchen sie (die Expertinnen und Experten) eine Grundhaltung der Anerkennung von Laien als in ihrer Lebenswelt (potenziell) kompetente Subjekte und der Kooperation zwischen den Experten und den Nutzern von Leistungen (hellip) Statt einem oft paternalistischen Verstaumlndnis von professioneller Allmacht sollte professionelles Handeln in Richtung eines Empowerment gehen also Menschen soweit wie moumlglich zu einem selbstbestimmten und verantwortlichen Umgang mit ihrer Gesundheit befaumlhigenldquo (Friedrich et al 2012 Seite 236) So werden durch Partizipation die Sichtweisen der Zielgruppe(n) sowie die Besonderheiten von Abteilungen Instituten und Fakultaumlten systematisch beruumlcksichtigt

Gelingt dies ist deutlicher als etwa in einem Stakeholderprozess sichergestellt dass die Perspektiven der Bezugsgruppe(n) durch das SGM aufgenommen und bearbeitet werden

Felix Albrecht Projektverantwortli-cher des SGM-Projektes bdquoMyHealth Gesund studieren am KITldquo am House of Competence des Karlsruher Institut fuumlr Technologie

Joerg Reitermayer Projektverant wortlicher des SGM-Projektes

bdquoMyHealth Gesund studieren am KITldquo am House of Competence des Karlsruher Institut fuumlr Technologie

Wege und Formen der Partizipation Um das Interesse von Studierenden fuumlr gesundheitsbezogene Themen zu wecken bietet sich eine Integration dieser Themen in die Kernaufgaben der Hochschule an Forschung und Lehre Alternativ koumlnnten auch Kampagnen Strategien und Events (Gesundheits-tage-wochen) entwickelt werden in de-nen das Thema propagiert wird Jedoch ist vor dem Hintergrund einer allgemein als hoch empfundenen Stressbelastung der Studierenden (Middendorff et al 2018) schwerlich zu begruumlnden dass den Studierenden ein weiteres Taumltig-keitsfeld aufgebuumlrdet werden sollte Derartige zusaumltzliche Angebote laufen Gefahr zu verpuffen oder lediglich Stu-dierende zu erreichen die sich bereits aktiv mit Gesundheitsthemen ausein-andersetzen Um solche als bdquoextraldquo emp-fundenen Themen und Taumltigkeiten (und damit Ablehnungspotenzial) zu vermeiden koumlnnen in Kooperation mit Fachbereichen einzelnen Dozierenden und Studierenden Lehrveranstaltungen

46 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

und Forschungsprojekte mit entspre-chender Ausrichtung entwickelt und organisiert werden In diesen werden die spezifischen fachlichen Inhalte am Beispiel von passenden Gesundheits-themen vermittelt

Gleichzeitig wird ein breites Spektrum von Akteurinnen und Akteuren fuumlr das Thema Gesundheit sensibilisiert Vor-aussetzung ist eine offene wertschaumlt-zende Grundhaltung der beteiligten bdquoProfessionellenldquo (wie Dozentinnen und Dozenten Hochschulmitarbeiterinnen und -mitarbeitern Angehoumlrigen der Studierendenwerke) gegenuumlber den

Moumlglichkeiten und Perspektiven der studentischen bdquoLebensweltexpertinnen und -expertenldquo

Hella von Unger (2012) stellt passende Leitfragen fuumlr die Bestimmung von partizipativen Anteilen in einem Projekt

1 Welche Akteurinnen und Akteure sind beteiligt Wer partizipiert Und wie ist die Community definiert

2 An welchen Prozessen sind sie beteiligt Woran wird partizipiert

3 In welcher Form findet Beteiligung statt Wie wird partizipiert (ebd Absatz 31)

Weitergehend stellt sie ein Stufenmo-dell der Beteiligung nach Wright et al (2010) vor bdquoPartizipation beginnt da wo Personen oder Einrichtungen mit-entscheiden koumlnnenldquo (ebd Absatz 28)

In Bezug auf die Beteiligung von Studie-renden im Rahmen eines partizipativ angelegten Projektes lassen sich die klassifizierenden Fragen etwa folgen-dermaszligen beantworten

Stufenmodell der Partizipation (modifiziert in Anlehnung an Wright et al 2010 Seite 42 (28))

9 Selbstorganisation

8 Entscheidungsmacht

7 Teilweise Entscheidungskompetenz

6 Mitbestimmung

5 Einbeziehung

4 Anhoumlrung

3 Information

2 Anweisung

1 Instrumentalisierung

geht uumlber Partizipation hinaus

Partizipation

Vorstufen der Partizipation

Nicht-Partizipation

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1 Wer partizipiert und wie ist die Community definiert Die Community in der die Studierendengesundheit bear-beitet wird ist die Gemeinschaft aller an einer Hochschule taumltigen Menschen sowie daruumlber hinaus zentrale Adressa-tinnen und Adressaten fuumlr spezielle Teilaspekte wie zum Beispiel die Studierendenwerke mit ihren umfangreichen Angeboten zur Versorgung der Studierenden Als direkt adressierte Gruppe sind hierbei die Studierenden beson-ders hervorzuheben Definiert ist diese Community durch verschiedene Merkmale ihren Mitgliedschaftsstatus in der Hochschulorganisation die raumlumliche Beziehung zum Campus und Engagement in der studentischen Lebenswelt

2 Woran wird partizipiert An der Entwicklung und Etab-lierung eines studentischen Gesundheitsmanagements Daraus folgt ein vielschichtiges Bild tatsaumlchlicher Partizipa-tion Einerseits bestimmt durch Interesse und Gelegenheit insbesondere der Studierenden an einzelnen Themen und Maszlignahmen mitzuwirken andererseits beeinflusst durch die Art der Aufgabenstellung

bull Spezielle Anforderungen an partizipierende Akteurinnen und Akteure (Fachwissen Qualifikationen Kenntnisstand)

bull Besondere beschraumlnkende Rahmenbedingungen (Datenschutz Zeitdruck Zugangsbeschraumlnkungen rechtliche Zustaumlndigkeiten)

bull Eignung bestimmter Projektziele fuumlr gegebenenfalls verschiedene Grade der Partizipation (Zielentwicklung Projektverwaltung Verhandlungen Maszlignahmenentwick-lung und -umsetzung Projektevaluation)

3 Wie wird partizipiert Die Form der Partizipation variiert je nach Teilprojekt und Aufgabe abhaumlngig von der Verfuumlgbar-keit relevanter Partizipierender und Aufgabenstellung Moumlglich sind etwa

bull Anlassbezogene Arbeitskreise und Runde Tische Oft fallen dem Projektteam hierbei organisatorische und moderierende Aufgaben zu

bull Informationsgespraumlche um Zustaumlndigkeiten zu identifi-zieren und gegebenenfalls Akteurinnen und Akteure und Themenbereiche oder Aufgaben einander zuordnen zu koumlnnen

bull Studierende im Rahmen von regulaumlren Lehrveranstaltungen mit Gesundheitsthemen in Kontakt zu bringen und an konkreten Projektbausteinen mitwirken zu lassen (unter-schiedliche Arten zum Beispiel Projektmanagement Datenauswertungen Eventplanung und -organisation Entwicklung von kreativen Maszlignahmen)

bull Teilnahme an Gremiensitzungen der Projektsteuerung bull Mitarbeit als studentische Hilfskraumlfte zur Unterstuumltzung

bei diversen Aktivitaumlten

Herausforderungen und Potenziale Grundlegend heraus-fordernd am Anspruch partizipative Prozesse zu realisieren sind die Diversitaumlt und Dezentralitaumlt der Hochschulen Folgen sind beispielsweise unterschiedlichste Organisationsstile die nicht unbedingt zusammen passen und Konfliktpotenziale bergen (Hierarchien Autonomie Einzelinteressen) Studie-rende muumlssen ihr Engagement im Projekt gegebenenfalls ihrem Studium unterordnen und sind zum Teil an kurze Wahlperioden (Fachschaften AStA Studierendenparlament) gebunden Dauerhaft stabile Arbeitsgruppen zu etablieren gelingt wenn sie durch eine stabile Organisation gestuumltzt werden Wechselnde Teilnehmende an Arbeitsgruppen (wie Lehrveranstaltungen Forschungsszenarien Gremien runden Tischen zur Maszlignahmenentwicklung) erfordern jedoch immer wieder Vorstellungsrunden und Informations-gespraumlche mit neu hinzugekommenen Personen Sitzungen werden so immer auch fuumlr Organisatorisches und Wiederho-lungen von Diskussionen gebraucht Konkrete Entwicklungen und die Realisierung von Einzelmaszlignahmen gehen dadurch langsamer voran Die Information der wechselnden Teilneh-menden an Arbeitsgruppen Maszlignahmenplanungen und Organisation sicherzustellen und aufrechtzuerhalten ist eine zentrale Taumltigkeit um Partizipation in moumlglichst vielen Teil-aspekten eines SGM zu ermoumlglichen Besonders in Entwick-lungsprojekten sind zunaumlchst diverse Randbedingungen zu klaumlren (Zustaumlndigkeiten rechtliche Rahmenbedingungen bestehende Akteurskonstellationen) Expertenwissen zur Gesundheitsfoumlrderung notwendiges Fachwissen fuumlr einzelne

48 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Maszlignahmen (wie Ernaumlhrung Bewegung) und das Wissen um die Alltagsstrukturen im Feld muumlssen zusammengebracht werden was einen omnidirektionalen Informationsfluss erfordert Prozesse muumlssen transparent gestaltet und In-formationen fuumlr die beteiligten Akteurinnen und Akteure bereitgestellt werden Gegebenenfalls muumlssen neu hinzu-kommende einzelne Akteurinnen und Akteure durch gezielte Informationsgespraumlche in bereits laufende Arbeitsprozesse integriert werden

Die Partizipation vieler Akteurinnen und Akteure reichert das Projekt um diverse Aspekte und Ideen fuumlr weitere Teilprojekte an die schwierig zu priorisieren sind ohne dass zentrale Aufgaben im Projekt darunter leiden Situativ und flexibel zusaumltzliche Ressourcen bereit stellen zu koumlnnen ist vorteil-haft (beispielsweise eine groumlszligere Anzahl an Hilfskraumlften die flexibel eingesetzt werden koumlnnen)

Differierende Zeithorizonte spielen in der Organisation von Teilprojekten eine irritierende Rolle Verschiedene Akteurinnen und Akteure insbesondere die Studierenden stehen nur fuumlr begrenzte Zeitraumlume beziehungsweise im Rahmen der Or-ganisationsablaumlufe getaktet nur punktuell zur Verfuumlgung Die verschiedenen Akteurinnen und Akteure entwickeln somit auch unterschiedlich weit reichende Zielvorstellungen

Fazit Die Aufstellung eines SGM mit Partizipation auf allen Ebenen (Situationsanalyse Entscheidung Planung und Durchfuumlhrung von Maszlignahmen eines SGM) erfordert ein Projektmanagement welches auch als Dienstleister fuumlr die beteiligten Akteurinnen und Akteure funktioniert Informati-onsfluumlsse muumlssen aufrechterhalten wechselnde Akteurinnen und Akteure tolerant eingehegt und die Perspektiven vereint werden Bei Zeitplaumlnen sind verschiedene Ablaumlufe zu beach-ten die Durchsetzungsstaumlrken der beteiligten Akteurinnen und Akteure muumlssen moderiert und sachorientiert ausge-glichen werden Zudem gilt es die eigene Expertise in die partizipativen Prozesse einzuspeisen und nicht hinter den Relevanzen und partikularen Interessen von Einzelakteurin-nen und -akteuren zuruumlckzustellen

Schon der Ansatz des bdquoZuhoumlrens und Mitredenlassensldquo findet groszligen Anklang im Hochschulkontext Studierende gehen ihre Aufgaben (sei es mit direktem Projektbezug oder in Lehr- oder Forschungskontexten) motiviert und engagiert an Nicht selten gelingt die Sensibilisierung fuumlr das Thema Gesundheit auch uumlber den direkten Einbezug hinaus sodass sich bdquouumlber Eckenldquo weitere Akteurinnen und Akteure einfinden und fuumlr die Gesundheitsfoumlrderung engagieren Angefangen bei der Priorisierung von Maszlignahmen uumlber die Passung des SGM zum studentischen Alltag bis hin zur Aufbereitung von Gesundheitsthemen fuumlr Studierende Durch einen direkten Einbezug der Studierenden in ein SGM ist sichergestellt dass studentische Perspektiven adressiert werden und dass das SGM Anschluss an studentische Lebenswelten findet

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6 Kriterien fuumlr die erfolgreiche Umsetzung eines SGM Seit mehr als 20 Jahren beschaumlftigt sich der bundesweite Arbeits-kreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen AGH mit der Frage wie Hochschulen die Gesundheit ihrer Mitglieder foumlrdern bezie-hungsweise erhalten koumlnnen und was eine Hochschule zu einer bdquogesundheitsfoumlrdernden Hochschuleldquo macht

In den vergangenen Jahren wurde im Rahmen eines Projektes auf Studierende und ihre Gesundheit fokussiert Es wurden spe-zifische Charakteristika fuumlr ein studentisches Gesundheitsma-nagement (SGM) fuumlr und mit dieser Statusgruppe die zahlen-maumlszligig die Groumlszligte an Hochschulen ist herausgearbeitet

Einige Besonderheiten fuumlr diese Zielgruppe ergeben sich durch die spezifischen im Setting-Ansatz zu beruumlcksichtigenden Le-bensumstaumlnde Studierende verlassen meist nach dem Abitur ihren geschuumltzten und bekannten Lebensraum und kommen so in eine fuumlr sie vollkommen neue bdquoLebens- Lern- Forschungs-und Arbeitsweltldquo die nach neuen Regeln funktioniert Studien-und Pruumlfungsorganisation muumlssen gestaltet und gemeistert werden und man muss lernen sich in den vorgegebenen Struk-turen und Spezifika einer Hochschule zurechtfinden

Die zunehmende Digitalisierung der Lehr- und Lernprozesse (beispielsweise Webinare) verstaumlrkt gegebenenfalls die Proble-matik in diesem neuen und komplexen Umfeld neue Kontakte zu knuumlpfen und ein bdquorealesldquo soziales Netz aufzubauen (Misra et al 2014 Emily 2015 Przybylski et al 2012 Srivastava 2005)

Orientiert sich eine Hochschule daher bei der Konstruktion und Implementierung eines SGM am Setting-Ansatz und nimmt da-bei das Konzept der Salutogenese ernst sind bereits zwei wich-tige Eckpfeiler eines sinnvollen SGM gegeben

Da die Rahmenbedingungen fuumlr Studierende durch Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter Professorinnen und Professoren und diverse Organisationseinheiten innerhalb der jeweiligen Hoch-schule gestaltet werden gilt es auch diese beim Aufbau eines SGM in den Fokus zu nehmen um den Naumlhrboden fuumlr eine gesunde Entfaltung der Studierenden an einer Hoch-schule zu bereiten

Welche grundsaumltz-lichen Aspekte sind entscheidend fuumlr

Max Sprenger Stellvertretender Leiter Hochschulsport sowie Leiter des SGM an der Technischen Universitaumlt Kaiserslautern

ein SGM

Der zentrale Punkt eines erfolgreichen Gelingens ist die partizi-pative Integration von Studierenden in die Entwicklung und Um-setzung eines SGM Echte Partizipation kann eine Identifikation mit dem SGM unterstuumltzen und positive Effekte wahrscheinli-cher machen (siehe Seite 45 bdquoPartizipationldquo)

Ziel sollte es sein in den Hochschulen eine Gesundheitskultur (Osterpey 2012 Seite 53 Badura et al 2003 Seite 54) zu eta-blieren welche fest verankert in Strukturen wie Leitbild oder den Hochschulentwicklungsplan integriert ist um im zweiten Schritt diese in alle Bereiche der Hochschule (Forschung Lehre hier auch in die Curricula der Lehrveranstaltungen) sowie die Verwal-tung (wie Beschaffung Controlling oder Personal (-entwick-lung)) zum Selbstverstaumlndnis werden zu lassen

Als Leitorientierung ob ein SGM sinnvoll und zielfuumlhrend aufge-baut ist koumlnnen die zehn Guumltekriterien einer Gesundheitsfoumlr-dernden Hochschule dienen welche sich bereits fuumlr die Bediens-teten bewaumlhrt haben Erlaumluterungen zu den zehn Guumltekriterien fuumlr gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen finden Sie unter www gesundheitsfoerdernde-hochschulendeAS_ArbeitskreisS AS_Wer_sind_wir1html oder im duz SPECIAL vom 2332018

Zusammenfassend sollte ein SGM

bull der Diversitaumlt und Komplexitaumlt der Studierenden sensibel begegnen und diese in allen Aktivitaumlten beruumlcksichtigen (DiversitaumltHeterogenitaumlt)

bull beruumlcksichtigen dass die Studierenden sich in bestimmten Zyklen (Semesterzeiten und Pruumlfungsphasen) und fuumlr eine begrenzte Dauer an der Hochschule befinden (Studienrhythmen) und

bull alle Bereiche der studentischen Lebenswelt (wie Lehre Pruumlfungen Gremien Campusleben Wohnheime Mensen) durchdringen (Setting-Ansatz)

50 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

bull sich im LeitbildHochschulentwick-lungsplan beziehungsweise den Fuumlhrungsleitlinien wiederfinden und Einzug in die Akkreditierungspraxis der Studiengaumlnge uumlbernommen werden (Leitbild und Akkreditierung)

bull eine fuumlr die Hochschule passende strukturelle und personelle Veranke-rung bekommen und sich intensiv mit dem BGM abstimmen (strukturelle und personelle Verankerung)

bull seine Aktivitaumlten auf regelmaumlszligige Bedarfs- und Beduumlrfnisanalysen stuumltzen (quantitativ und qualitativ) und diese regelmaumlszligig uumlberpruumlfen (Analyse und Datenerhebung)

bull Studierende wirklich fuumlr das Thema begeistern sie in alle Prozesse Gremien und Maszlignahmenplanungen integrieren und mit echter Entschei-dungskompetenz ausstatten (Partizipation)

bull in zum Turnus des Studiums passen-den unterschiedlichen Phasen aufgebaut sein und in fuumlr Studierende passenden Kanaumllen praumlsentiert werden (Zugangswege) und

bull die zehn Guumltekriterien fuumlr eine gesundheitsfoumlrdernde Hochschule beachten und wo es passend ist danach handeln (Guumltekriterien)

Jede Hochschule ist anders und so muumls-sen die unterschiedlichen lokalen und organisationalen Rahmenbedingungen betrachtet werden um einen fuumlr die je-weilige Situation an der konkreten Hoch-schule passenden Weg zu finden

Literatur AGH ndash Arbeitskreis Gesund-heitsfoumlrdernde Hochschulen (2017) Guumltekriterien fuumlr eine gesund- heitsfoumlrdernde Hochschule Unter wwwgesundheitsfoerdernde-hoch-schulendeAS_ArbeitskreisSAS_Wer_ sind_wir1html Zugegriffen 1892018

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Perspektive fuumlr das Thema Im Wintersemester 201819 sind uumlber 29 Millionen Studierende an den Hochschulen in Deutschland immat-rikuliert Studierende und ihr rechtlicher Status sind das Alleinstellungs-merkmal der akademischen Bildungseinrichtungen und erfordern eigenstaumlndige Entwicklungen und Beteiligungsformen Nach der Ein-fuumlhrung der Bachelor- und Masterstudiengaumlnge haben gesundheits-bezogene Erhebungen und die Diskussion der darauf basierenden Ergebnisse Konjunktur Landesgesetzlich sind die Studierendenwerke beauftragt sich fuumlr die Gesundheit der Studierenden einzusetzen Dies geschieht bereits in den Bereichen Ernaumlhrung Wohnen soziale Belange und Hilfestellung fuumlr Studierende mit gesundheitlichen Beeintraumlchti-gungen Systematische Angebote im Sinne der Gesundheitsfoumlrderung unter dem Dach eines studentischen Gesundheitsmanagements (SGM) sind bisher die Ausnahme Um dem Ansatz zum Durchbruch zu verhel-fen befindet sich das Gesundheitsmanagement fuumlr und von Studieren-den in mehreren Hochschulen in einer Erprobungs- und Umsetzungs-phase Sollte sich das SGM etablieren so ist eine Verankerung im Rahmen eines uumlber alle Statusgruppen hinweg angeordneten hoch-schulischen Gesundheitsmanagements das naumlchste Ziel Dies koumlnnte den Blick weiter dafuumlr schaumlrfen dass schon heute bestehende gesetz-liche Regelungen verstaumlrkt auch bei den Studierenden zur systemati-schen Anwendung kommen Dazu gehoumlren beispielsweise das Mutter-schutz- Arbeitsschutz- und Praumlventionsgesetz Instrumente wie die Gefaumlhrdungsbeurteilung psychischer Belastungen oder das Eingliede-rungsmanagement das bisher fuumlr Beschaumlftigte aber nicht fuumlr Studie-rende angeboten wird koumlnnten in Zukunft auch fuumlr diese Statusgruppe entwickelt werden

51

7 Die Kooperationspartner

Die TK und ihr Engagement an Hochschulen Die Techniker Krankenkasse (TK) besteht seit uumlber 130 Jahren Elf Millionen Privat- und Firmenkunden setzen ihr Vertrauen in die TK und rund 14000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bei der TK als eine der bundesweit groumlszligten Krankenkassen beschaumlftigt Im Bereich bdquoPraumlvention und Gesundheitsfoumlrderungldquo bietet die TK ein bedarfsorientiertes und innovatives Produktportfolio an und nimmt eine aktive Rolle in der Gestaltung der Praumlven-tionspolitik ein

Die TK unterstuumltzt und beraumlt Unternehmen und Hochschulen bei der Einfuumlhrung und Etablierung eines Gesundheitsma-nagements TK-Gesundheitsexpertinnen und -experten be-gleiten den gesamten Prozess zur Strukturbildung von der Analyse uumlber Maszlignahmen bis hin zur Evaluation Dabei ist der TK eine ganzheitliche Herangehensweise besonders wichtig Ziel ist es die gesundheitlichen Rahmenbedingungen zu ver-bessern und zum Wohlbefinden aller beizutragen

Das Engagement der TK zum Studentischen Gesundheitsma-nagement (SGM) beruht auf dem bdquoGesetz zur Staumlrkung der Gesundheitsfoumlrderung und der Praumlventionldquo mit dem der Ge-setzgeber 2015 die Krankenkassen beauftragt hat in der Lebenswelt Hochschule den Aufbau gesundheitsfoumlrderlicher Strukturen zu staumlrken die gesundheitliche Situation Studie-render zu erheben und geeignete Maszlignahmen zu unterstuumlt-zen

Seit fast zwei Jahrzehnten ist die TK aktives und foumlrderndes Mitglied im bdquobundesweiten Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdern-de Hochschulen (AGH)ldquo denn Netzwerken spiegelt den Zeit-geist wieder es unterstuumltzt modernes lebenslanges Lernen und ist auf Kooperation ausgerichtet So foumlrdert die TK aktu-ell auch regional den bdquoArbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen Suumldwestldquo und die Initiative bdquoGesunde Hoch-schulen Thuumlringenldquo

Die Gesundheit Studierender ist in den letzten Jahren zuneh-mend in den Fokus des Interesses geruumlckt Die Studienzeit als zeitlich begrenzte Entwicklungsphase hat eine besondere Qualitaumlt die mitunter maszliggeblich zur Kompetenzentwicklung zukuumlnftiger Fuumlhrungskraumlfte und Entscheidungstraumlger in der Gesellschaft beitraumlgt Erfahren Studierende dass sich ge-sundheitsfoumlrderliche Studienbedingungen nicht nur positiv auf das eigene Wohlbefinden auswirken sondern auf die gesamte Hochschule ausstrahlen werden sie sich mit einem ganz anderen Verstaumlndnis den Zusammenhaumlngen von Arbeit und Gesundheit stellen und diese Erfahrungen in den spaumlte-ren Arbeitsalltag transferieren

Die Basis erfolgversprechender und bedarfsorientierter Maszlignahmen an Hochschulen sind spezifische Analysen aus denen sich die gesundheitlichen Ressourcen und konkrete Belastungen ableiten 2017 wurde in einer Kooperation der TK mit dem Deutschen Zentrum fuumlr Hochschul- und Wis-senschaftsforschung (DZHW) und der Freien Universitaumlt Berlin eine bundesweite Befragung Studierender uumlber das HISBUS-Online-Panel durchgefuumlhrt Die Ergebnisse geben Hochschulen erste Ansatzpunkte daruumlber welche Interven-tionen und Rahmenbedingungen fuumlr die Gesundheit der Studierenden foumlrderlich sind Doch jede Hochschule hat auch ihre eigenen regionalen organisationalen und landespoli-tischen Besonderheiten Dies beeinflusst die strukturelle Anbindung eines SGM genauso wie spezifische Gesundheits-themen

Gute Praxisbeispiele zum Thema SGM sind in der Deutschen Universitaumltszeitung duz SPECIAL im Maumlrz 2018 veroumlffent-licht worden

Mit der vorliegenden Handlungsempfehlung fuumlr SGM liegt nun erstmals eine zusammenhaumlngende Darstellung der wichtigs-ten konzeptionellen Schritte und spezifischen Fragestellungen zum SGM vor

52 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Das Kompetenzzentrum Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen Das Kompetenzzentrum Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen (KGH) ist ein Kooperationsprojekt der Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin e V (LVG amp AFS) und der Techniker Krankenkasse (TK) das 2018 ge-startet ist Die Geschaumlftsstelle des Kompetenzzentrums ist in der LVG amp AFS angesiedelt Die TK foumlrdert den Aufbau und die Entwicklung des KGH

Die LVG amp AFS ist ein gemeinnuumltziger unabhaumlngiger und landesweit arbeitender Fachverband fuumlr Gesundheitsfoumlrde-rung und Praumlvention Die LVG amp AFS verfolgt das Ziel zur Verbesserung der gesundheitlichen Chancengleichheit der Bevoumllkerung beizutragen und die Gesundheit aller Menschen in Niedersachsen zu foumlrdern Seit uumlber 20 Jahren ist der Bereich bdquoGesundheitsfoumlrdernde Hochschuleldquo ein Arbeits-schwerpunkt der LVG amp AFS auf Bundesebene Mit der Gruumln-dung des Arbeitskreises Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen (AGH) wurde fruumlh der Rahmen fuumlr Austausch und Vernetzung von Akteurinnen und Akteuren im Setting geschaffen mit dem Ziel an Hochschulen gesundheitsfoumlrdernde Lebens- Lern- und Arbeitsbedingungen zu initiieren und zu unter-stuumltzen

Das neu gegruumlndete Kompetenzzentrum will Impulse fuumlr eine Gesunde Hochschule im Sinne der Ottawa-Charta (1986) der Okanagan-Charta (2015) und des Setting-Ansatzes setzen

Das KGH versteht sich auf Bundesebene als Impulsgeber Wis-sens- und Informationsplattform sowie als Ort fuumlr Kompe-tenzfoumlrderung Es buumlndelt qualitaumltsgepruumlfte Inhalte zum Themenfeld Gesunde Hochschule und fungiert als Schnitt-stelle zwischen Theorie und Praxis Die Arbeit des KGH wird von einem Beirat bestehend aus Expertinnen und Experten von Hochschulen und hochschulnahen Institutionen begleitet

Gemeinsam mit Akteurinnen und Akteuren aus Hochschulen soll Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) und Stu-dentisches Gesundheitsmanagement (SGM) weiter aus- und aufgebaut werden 2019 und 2020 liegt der Fokus des KGH auf dem Themenfeld SGM Alle Statusgruppen aus Hoch-schulen sowie jeweilige Adressatinnen und Adressaten von Aktivitaumlten des Kompetenzzentrums werden partizipativ in die Arbeit einbezogen

Das KGH bietet hierzu unterschiedliche Veranstaltungsformate mit spezifischen innovativen und praxisnahen Themen an Daruumlber hinaus werden im KGH systematisch Informationen gesammelt und medial aufbereitet Hierzu gehoumlren das Wissen und die Erfahrungen aus Hochschulen Beispiele guter Praxis Daten und Fakten sowie Informationen zu Ver-anstaltungen Zu ausgewaumlhlten Themen werden Factsheets mit Hintergrundinformationen Handlungsempfehlungen Hinweisen oder Tipps erstellt Dabei werden Qualitaumltsstan-dards und Kriterien guter Praxis beruumlcksichtigt

Auf der Webseite des Kompetenzzentrums (wwwkompe tenzzentrum-hochschulende) sind aktuelle Entwicklungen Veranstaltungen und Publikationen rund um gesundheits-foumlrdernde Hochschulen zu finden

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8 Anlage 1 Praxishilfen

I Beispiel fuumlr eine Beschlussvorlage ndash Einfuumlhrung eines SGM bdquoHochschule XYldquo ndash Einfuumlhrung eines Gesundheitsmanage-ments fuumlr Studierende (SGM)

1 Beschlussformel ndash Das Praumlsidium moumlge beschlieszligen bull Eine Person wird mit der Durchfuumlhrung des in der Projekt-

skizze vom XXXXXXXX (Anlage 1) zur Einfuumlhrung eines Gesundheitsmanagements fuumlr Studierende beauftragt

bull Auf Grundlage einer vorzulegenden Evaluation der Maszlignahme und der Bewertung des Steuerungsgremiums wird das Praumlsidium uumlber die Fortsetzung der Maszlignahme entscheiden

bull Die Finanzierung des (Pilot-)projektes erfolgt durch hellip

2 Sachverhalt und Rechtslage Ziel des Vorhabens Mit der Einrichtung des Gesundheitsmanagements fuumlr Studie-rende moumlchte die Hochschule XY beteiligte Akteurinnen und Akteure Gruppen und Organisationseinheiten vernetzen die Gesundheitssituation erheben und Maszlignahmen zur Gesundheitsfoumlrderung konzipieren implementieren und an die Bedarfe der Studierenden anpassen

Organisation des Vorhabens Als zentrales Entscheidungs-gremium wird eine Steuerungsgruppe eingerichtet die sich aus Vertreterinnen und Vertretern der unterschiedlichen Abteilungen und Organisationseinheiten zusammensetzt die in ihren Organisationen gesundheitsfoumlrderliche Ziele ver-folgen Dazu gehoumlren unter anderem

bull die psychosoziale Beratungsstelle des Studierendenwerks der Hochschule XY

bull das Gleichstellungsbuumlro bull die Abteilung Studium und Lehre bull die Zentrale Einrichtung fuumlr Sprachen und Schluumlssel-

qualifikationen bull die Zentrale Einrichtung fuumlr den Allgemeinen Hoch-

schulsport (Leitung) bull das Institut fuumlr Sportwissenschaften bull Studierende aus unterschiedlichen Fakultaumlten bull AStA und bull Gebaumludemanagement

Optional Zur vorausschauenden Fokussierung gemeinsam getragener struktureller Entwicklungsperspektiven soll eine Einbindung und laufende Abstimmung mit dem Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) erfolgen

In die Sitzung der Steuerungsgruppe werden die BGM-Koordi-nation sowie bei Bedarf themen- oder maszlignahmenbezogen weitere Verantwortliche der Personalentwicklung beratend einbezogen

Finanzierung und Kooperation mit einem Sozialversiche-rungstraumlger (XX) Die Finanzierung des (Pilot-)projektes ist durch zentrale Studienqualitaumltsmittel in Houmlhe von xx Euro (Zustimmung des Praumlsidiums der Hochschule) Mittel der XX in Houmlhe von xx Euro sowie Zuwendungen Eigenmittel der Hochschule in Houmlhe von xx Euro gesichert

Beispielargumente fuumlr eine Begruumlndung zur Kooperation mit einem Sozialversicherungstraumlger in einem gemeinsamen Pilotprojekt

bull Die Hochschule kooperiert mit XX bereits seit mehreren Jahren im Bereich des Betrieblichen Gesundheitsmanage-ments (BGM) In diesem Zusammenhang gibt es bereits gute Erfahrungen in der Zusammenarbeit Zudem erscheint eine Kooperation mit XX aufgrund der zahlrei-chen Uumlberschneidungen zwischen den beiden zielgrup-penspezifischen Projekten sinnvoll und zielfuumlhrend Auch bei dem SGM wird eine Zusammenarbeit mit dem bereits engagierten Sozialversicherungstraumlger angestrebt da zahlreiche gemeinsame Angebotsaktivitaumlten zwischen SGM und BGM geplant sind

bull Der Sozialversicherungstraumlger hat bereits zahlreiche Initiativen zur Gesundheitsfoumlrderung von Studierenden der Hochschule XY gefoumlrdert und unterstuumltzt Hierzu zaumlhlen unter anderem die Praumlventionstage YY das Forum bdquoGesunde Hochschuleldquo am XXXXXXXX sowie das Angebot bdquoMentalstrategien gegen Stressldquo fuumlr Studierende der Hochschule XY in Kooperation mit dem Hochschul-sport Der als Anlage im Entwurf beigelegte Kooperati-onsvertrag mit der XX baut auf den guten Erfahrungen im BGM der Hochschule auf und erweitert den Fokus auf eine neue Zielgruppe

54 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

bull Der Sozialversicherungstraumlger kann auf Referenzen aus unterschiedlichen Projekten mit Hochschulen zuruumlck-greifen und weist ein umfangreiches Beratungs- und evidenzbaisertes Maszlignahmenportfolio im Setting auf

bull Der Sozialversicherungstraumlger ist gut vernetzt in der Community

bull Die Aktivitaumlt von XX begruumlndet sich in der Umsetzung des Praumlventionsgesetzes vom 1772015 In diesem ist vorgesehen dass bdquonicht betriebliche Lebensweltenldquo ein Schwerpunkt der Praumlventionsarbeit sein sollen Hoch-schulen als zu foumlrdernde Organisationen haben damit einen gaumlnzlich neuen Stellenwert erhalten der mit einer Moumlglichkeit der Foumlrderung und Unterstuumltzung einhergeht

bull Auch die Nationale Praumlventionskonferenz hat in ihren Bundesrahmenempfehlungen vom 1622016 Hochschu-len als Organisationen und Studierende als Zielgruppe mit dem Praumlventionsziel bdquoGesund aufwachsenldquo (vergleiche hier Kapitel 31) besonders hervorgehoben sodass es einen konkreten Auftrag an die im Praumlventionsgesetz genannten Sozialversicherungstraumlger gibt sich diesen neuen Zielgruppen zu widmen Dafuumlr bedarf es konkreter Projekte die nun insbesondere in den Hochschulen gefunden werden

Optional Moumlglich ist auch die Herstellung eines Bezugs zu den Grundlagen des Studierendenwerks oder von Studierenden-vertretungen (Stichwort Gesundheit)

3 Dienstweg ndash interner Dienstweg ist hier in der Regel aus-gewiesen bull Kuumlrzel nach links hierarchieaufsteigend bull Paraphe nach links hierarchieaufsteigend

4 Anlagen bull Anlage 1 Konzeptpapier Stand XXXXXXXX bull Anlage 2 Vertrag uumlber die gemeinsame Durchfuumlhrung

eines Projektes zur bdquoGesundheitsfoumlrderung fuumlr Studierendeldquo

5 Vom zustaumlndigen Praumlsidiumsmitglied mit der Bitte um TOP-Listung bull Einfuumlhrung eines Gesundheitsmanagements fuumlr

Studierende bull Praumlsidiumssitzung am XXXXXXXX oder eine der

anstehenden Sitzungen des Praumlsidiums

Mitteilung und Umsetzung des Praumlsidiumsbeschlusses

6 Mitteilung durch das zustaumlndige Praumlsidiumsmitglied BeschlussBeschluumlsse gemaumlszlig Vorlage gefasst in der

Sitzung des Praumlsidiums am

BeschlussBeschluumlsse in der Sitzung des Praumlsidiums am

gefasst mit Aumlnderungen wie folgt

BeschlussBeschluumlsse abgelehnt in der Sitzung des

Praumlsidiums am

7 Umsetzung Vom zustaumlndigen Praumlsdiumsmitglied zuruumlck an die umsetzende Einrichtung zur weiteren Veranlassung

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II Anregungen fuumlr ein Stellenprofil der SGM-Koordinatorin oder des SGM-Koordinators Im Folgenden werden Beispie-le fuumlr ein Stellenprofil einer SGM-Koordinatorin oder eines SGM-Koordinators aufgezeigt In Abhaumlngigkeit von der jewei-ligen Hochschule der Verankerung der Stelle in der Hoch-schulorganisation und dem Finanzierungshintergrund koumlnnen Aufgabenstellungen und Anforderungen variieren

Aufgabenstellungen bull Entwicklung und Aufbau eines studentischen

Gesundheitsmanagements (SGM) bull Koordination und Management des SGM-Prozesses bull Projektevaluation und Qualitaumltssicherung des SGM-

Prozesses bull Leitung und Moderation eines SGM-Steuerkreises bull Vorbereitung Umsetzung Kommunikation und

Dokumentation von Bedarfsanalysen und Maszlignahmen zum SGM in Abstimmung mit internen und externen Partnerinnen und Partnern

bull Budgetverantwortung Mittelverwaltung Finanzplanung und Drittmittelakquise fuumlr SGM

bull Aufbau einer internen und externen Informations- und Oumlffentlichkeitsarbeit zum Thema SGM

bull Auftreten als Botschafterin oder Botschafter des SGM-Projektes

bull Interdisziplinaumlre interne und externe Kooperation mit allen fuumlr den Prozess relevanten Akteurinnen und Akteuren (Netzwerkarbeit)

bull Betreuung von Praktikanteninnen und Praktikanten bull Bereitschaft zur Kooperation und Beteiligung in der Lehre

der gesundheitsorientierten Studiengaumlnge der Hoch-schule

bull Veroumlffentlichung von Ergebnissen in Fachzeitschriften sowie die Praumlsentation auf Fachkongressen

bull Bereitschaft sich fortzubilden und an berufsspezifischen Arbeitskreisen teilzunehmen

Anforderungsprofil bull Abgeschlossenes Hochschulstudium in Gesundheits- oder

Sportwissenschaften Psychologie Sozialwissenschaften Erwachsenenpaumldagogik oder verwandten Gebieten

bull Nachgewiesene Erfahrungen im Projekt- beziehungsweise Gesundheitsmanagement undoder der Organisations-entwicklung

bull Faumlhigkeit zum wissenschaftlichen Arbeiten unter Einsatz von qualitativen und quantitativen Methoden sowie Kompetenz in grundlegenden statistischen Verfahren

bull Erfahrungen und Kenntnisse der Strukturen von Hochschulen

bull Hohe kommunikative Kompetenz bull Faumlhigkeit zu einer partizipativen und integrativen

Vorgehensweise unter Einbindung der Zielgruppe in Maszlignahmenplanung und -durchfuumlhrung

bull Expertise in der Betreuung und Durchfuumlhrung von Gesundheitsangeboten

bull Sachverstand in der Konzeption Umsetzung und Evaluation praumlventiver Programme zur Bewegungs- Ernaumlhrungs- undoder Stressbewaumlltigung sowie in einer gesundheitsfoumlrdernden Lebensweltgestaltung sind wuumlnschenswert

bull Gute Deutsch- und Englischkenntnisse in Wort und Schrift sicherer Umgang mit den MS Office-Programmen

III Vorschlag fuumlr einen Antrag auf Projektfoumlrderung Der Antrag auf Projektfoumlrderung muss den Grundlagen des sect 20 SGB V und dem Leitfaden Praumlvention des GKV-Spitzenver-bands entsprechen

Dargelegt werden sollten bull Ziele bull Zielgruppen bull Zeitdauer bull Eigenleistung bull beantragte Leistungen durch Foumlrderer bull konkrete Projektplanung bull Kosten- und Ressourcenplanung bull personelle Ressourcen und Sachmittel bull wissenschaftliche Fundierung des Projektes und bull Partizipation

Wuumlnschenswert ist die Darstellung bull der Nachhaltigkeit des Projektes bull der Vernetzung von Verhaltens- und Verhaumlltnisebene bull der Neuartigkeit bull der Einbindung des Projektes in das Gesamtkonzept der

Hochschule und bull der Unterstuumltzung durch die Hochschulleitung

56 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

IV Leitfaden fuumlr Fokusgruppen mit Studierenden als qualita-tives Befragungsinstrument Der folgende Handlungsleit-faden dient als Unterstuumltzung zur Durchfuumlhrung von Fokus-gruppen mit Studierenden im Rahmen des Projektes bdquoStudentisches Gesundheitsmanagementldquo der Techniker Kran-kenkasse und der Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V zusammen mit dem bundesweiten Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hoch-schulen Er bedarf jeweils einer themenspezifischen Anpassung

Kurzer Exkurs zur Methodik Eine Fokusgruppe ist eine mo-derierte Gruppendiskussion von sechs bis zehn Personen die ein im Voraus festgelegtes Thema zielgerichtet bearbeitet Die Diskussion dauert ein bis zwei Stunden Im Rahmen des Projektes bdquoStudentisches Gesundheitsmanagementldquo soll durch den Einsatz von Fokusgruppen gewaumlhrleistet werden dass die Studierenden partizipativ in das Prozessgeschehen eingebunden werden und aktiv an der Ausgestaltung eines SGM mitarbeiten koumlnnen

Eine Staumlrke der Fokusgruppe besteht darin dass die Studie-renden in den Fokusgruppen ihre Sicht der Dinge schildern koumlnnen sodass in relativ kurzer Zeit praxisnahe Einblicke in die Lebenswelt der Zielgruppe gewonnen werden koumlnnen Im Unterschied zu anderen Workshop-Formen geht es bei einer Fokusgruppe nicht darum einen gemeinsamen Konsens zu einem bestimmten Thema zu finden sondern vielmehr darum unterschiedliche Sichtweisen Meinungen Trends und Ideen aufzuzeigen

Vorbereitung bull Einen Ort auswaumlhlen an dem die Gruppe ohne Stoumlrung

diskutieren kann bull Das Thema sollte praumlzise klar und verstaumlndlich formuliert

sein bull Festlegung von Unterthemen Formulierung konkreter

Fragestellungen in Absprache mit der Projektgruppe bull Zwei Moderierende sollten ausgewaumlhlt werden die

Erfahrungen in der Moderation von Gruppengespraumlchen haben

bull Akquise von Studierenden fuumlr die Teilnahme zum Beispiel durch persoumlnliche Ansprache Rundmails Aushaumlnge hellip

bull Festlegen der Dokumentation Empfohlen werden eine digitale Audioaufzeichnung sowie die Dokumentation der Ergebnisse auf Karten undoder Stellwaumlnden beziehungs-weise mit einem Protokoll

bull Vorbereitung der Materialien Moderationskarten Flipchart Aufnahmegeraumlt Getraumlnke

Gespraumlchsregeln Hinweise fuumlr die Moderation Im besten Fall wird die Fokusgruppe von zwei Moderierenden durch-gefuumlhrt Eine Person ist fuumlr die Moderation die andere fuumlr die organisatorischen Arbeiten sowie fuumlr das Festhalten der Ergebnisse zustaumlndig

Zu den Aufgaben der Moderierenden gehoumlrt es Sachver-halte zu klaumlren und die Teilnehmenden zu motivieren oder ihre Gedanken weiter auszufuumlhren Fragen der Moderieren-den muumlssen dabei offen formuliert sein damit sie keine Ant-wort im Voraus implizieren Auf interessante Aussagen kann der Moderierende oft schon durch einfache Nachfragen wie zum Beispiel bdquoWarumldquo oder bdquoWas gefaumlllt Ihnen daran beson-dersldquo eingehen Zwischendurch sollten die Ergebnisse immer wieder von demder Moderierenden zusammenge-fasst werden Dies hilft demder Protokollierenden und stellt sicher dass alle Beitraumlge richtig verstanden wurden

Gespraumlchsregeln sollten vor Beginn gemeinsam festgelegt werden Diese koumlnnen sein Vertraulichkeit respektvoller Umgang mit unterschiedlichen Meinungen Ausreden lassen

Zu beachten ist dass alle Teilnehmenden zu Wort kommen koumlnnen Die Moderation hilft den Teilnehmenden dabei ihre Meinungen zu aumluszligern und die Gruumlnde fuumlr diese Meinungen zu erklaumlren (wwwpartizipative-qualitaetsentwicklungde subnavimethodenkofferfokusgruppehtml)

Exemplarischer Ablauf einer Fokusgruppe bull Dauer ein bis zwei Stunden bull Teilnehmer sechs bis zehn Personen

1 Vorstellung der beiden Moderierenden Vorstellung des Themas (zum Beispiel Willkommenskultur fuumlr Erstsemester) und des Hintergrunds

2 Vorstellung der Methodik bdquoFokusgruppeldquo Verweis auf Audioaufzeichnung Protokoll

3 ErarbeitungVorstellung der Gespraumlchsregeln Diese koumlnnen vorab von den Moderierenden erarbeitet werden Die Moderierenden schreiben die Gespraumlchsregeln auf ein Flipchart und stellen sie kurz vor Die Teilnehmenden koumlnnen diese ergaumlnzen beziehungsweise anpassen Folgende Regeln schlaumlgt die Projektgruppe vor

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bull Alles was besprochen wird bleibt im Raum bull Alle duumlrfen ausreden bull Alle kommen zu Wort bull Keine Aussage wird bewertet

4 Einstieg Vorstellung des Themas und Leitfragen der Fokusgruppen-diskussion Thema und Leitfragen werden auf Moderationskarten geschrieben und an eine Metaplan-wand gehaumlngt

5 Bearbeitung konkreter Fragestellungen (circa vier bis acht Fragen) Jeweils Hinfuumlhrung zum Themakurze Defi-nitionErlaumluterung durch dieden Moderierenden anschlie-szligend Einsatz einer Methode je nach Fragestellung Auswahl an Methoden

bull Methode 1 bull Schritt 1 Individuelles Brainstorming ( jede Teilneh-

merin und jeder Teilnehmer schreibt Gedanken zur Fragestellung auf Moderationskarten nieder pro Gedanke eine Karte)

bull Schritt 2 Clustern (Ein Gedanke wird durch eine Teil-nehmerin oder einen Teilnehmer vorgestellt und auf den TischBoden gelegt aumlhnliche Gedanken werden kommentarlos hinzu gelegt alle Gedanken werden auf diese Weise geclustert)

Anmerkung Diese Methode eignet sich grundsaumltzlich gut um alle Themen nach diesem Schema zu bearbeiten Die Vorschaltung einer individuellen Phase hat sich in der Praxis bewaumlhrt

bull Methode 2 Diskussion zur Fragestellung in Kleingruppen anschlieszligend Vorstellung im Plenum

bull Methode 3 Themenspezifische Aufstellung Beispiel Auf einer Skala von eins bis zehn Wie stressig ist euer Studium insgesamt bull Moumlgliche Methode Auf Moderationskarten vermerken

Wo stuft ihr euch ein bull Anschlieszligende Diskussion Was fuumlhrt dazu dass ihr

euch dort einstuft Was braucht ihr um auf eine geringere Stufe zu kommen

6 Offene Fragerunde Gibt es noch Themen Brennt irgend-etwas Moumlglichkeit der Teilnehmenden zu einem unkommen-tierten Fazit

7 Fazit und Abschluss Fuumlr die Beteiligung bedanken Ruumlckmeldung an Gruppe wie das weitere Vorgehen geplant ist und wie die Ergebnisse kommuniziert werden

Nicht vergessen Bitte erfragen Sie von den Teilnehmenden folgende Daten fuumlr die Auswertung

bull StudiengangFakultaumlt bull Semesterzahl bull Alter bull Geschlecht

Achtung bull Die Fokusgruppe ist kein offener Ideenaustausch

sondern eine geleitete Diskussion mit einer klaren Zielsetzung (naumlmlich Ruumlckmeldungen zu einem bestimmten Thema zu bekommen)

bull Die Fokusgruppe ist eine Methode der Diskussions-fuumlhrung kein Frage-Antwort-Spiel Ein Kennzeichen einer erfolgreichen Fokusgruppe ist ein lebendiges Gespraumlch das in erster Linie von den Teilnehmenden getragen wird (das heiszligt die Moderation sollte nicht zu strikt am Leitfa-den haumlngen sondern diesen flexibel nutzen um die Diskussion zu stimulieren)

bull Eine Fokusgruppe foumlrdert die gemeinsame Gruppener-fahrung Wichtige Aspekte hierfuumlr sind eine angenehme Atmosphaumlre zu schaffen und den Teilnehmenden Raum und Zeit zu lassen

Weitere Informationen zur Methodik und zum Ablauf von Fokusgruppen unter wwwpartizipative-qualitaets entwicklungdesubnavimethodenkofferfokusgruppe html

Der Leitfaden wurde im Rahmen des Projektes bdquoStudenti-sches Gesundheitsmanagementldquo ndash AG Fokusgruppe 2015 von folgenden Personen entwickelt Anke Beeren Sabine Koumlnig Wiebke Maaszlig Janika Mette Stephanie Schluck Dr Ute Sonntag Dr Brigitte Steinke Stefanie Thees

58 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

9 Anlage 2

Glossar Im Folgenden werden Begriffe aus dem Kontext der Gesundheitsfoumlrderung an Hochschulen erlaumlutert

Betriebliche Gesundheitsfoumlrderung (BGF) Gemeinsame systemische Interventionen zur Gesundheitsfoumlrderung von Arbeitgebern Beschaumlftigten und Studierenden in privaten und oumlffentlichen Einrichtungen Gesundheitsfoumlrderung ist nach dem Verstaumlndnis der Weltgesundheitsorganisation ein komplexer sozialer und gesundheitspolitischer Ansatz Ziel ist die Vorbeugung von Krankheiten die Staumlrkung von Gesund-heitsressourcen sowie Senkung von gesundheitsrelevanten Belastungen am Arbeits- beziehungsweise Studienplatz Dies erfolgt unter aktiver Beteiligung der Betroffenen (gtPartizi-pation) mit dem Ziel eine Verbesserung der Arbeits- und Studienorganisation beziehungsweise deren Bedingungen zu erreichen Die Foumlrderung der Gesundheit und des Wohlbefin-dens am Arbeits- beziehungsweise Studienplatz erfolgt durch gtVerhaltens- und gtVerhaumlltnispraumlvention in definierten gtHandlungsfeldern auf Grundlage einer Bestandsaufnahme zum Beispiel gtGBE gtBGF ist ein Baustein im gtBGM

Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) Seit 2004 ist BEM gesetzliche Pflichtaufgabe (sect 84 SGB IX) fuumlr Arbeitgeber Wenn Beschaumlftigte innerhalb eines Jahres mehr als sechs Wochen krankheitsbedingt fehlen ist ihnen ein freiwilliges Gespraumlch zur Wiedereingliederung an den Arbeits-platz anzubieten Das gtBEM ist ein Baustein unter dem Dach des gtBGM Uumlber ein daran orientiertes systematisches Eingliederungsmanagement fuumlr Studierende die krankheits-bedingt fehlen ist nichts bekannt

Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) Organisa-torische Zusammenfuumlhrung der gesetzlichen und freiwilligen Leistungen einer Organisation (gtLebenswelt gtSetting) zur Foumlrderung der Gesundheit in Unternehmen beziehungsweise Institutionen wie Bildungseinrichtungen Studierende wurden

bisher darunter nicht systematisch erfasst und bilden zur Zeit eine eigenstaumlndige Saumlule (vergleiche gtSGM) Perspektivisch ist das gesundheitsbezogene Management an Hochschulen in ein gtHGM fuumlr alle gtStatusgruppen zusammenzufuumlhren Das Aufgabenprofil zum Aufbau und der Analyse (gtGBE) gesundheitsbezogener betrieblicher Strukturen und Prozes-se wird durch BGM-Koordinatorinnen und BGM-Koordinatoren wahrgenommen Die Bausteine der bundesgesetzlichen Aufgaben sind Arbeits- und Gesundheitsschutz Praumlvention und Gesundheitsfoumlrderung (gtPraumlvG) sowie das gtBEM Die gtHandlungsfelder koumlnnen beispielsweise Bewegung Ergo-nomie Ernaumlhrung Gewalt- Laumlrm- und Suchtpraumlvention sowie Psychische Gesundheit sein

Gesundheitsberichterstattung (GBE) Periodische Berichte uumlber die gesundheitliche Situation der Bevoumllkerung bezie-hungsweise der gtStatusgruppen an der Hochschule Ziel ist die Ableitung von Gesundheitszielen mit entsprechenden gtHandlungsfeldern Dies erfolgt methodisch durch Befra-gung der Hochschulangehoumlrigen Fokusgruppen oder On-line-Frageboumlgen Ein bewaumlhrtes Instrument der gtGBE fuumlr Studierende ist der University Health Report (UHR)

Gesundheitszirkel Zeitlich befristetes Instrument zur Analyse Planung Umsetzung und Evaluation von gesund-heitsbezogenen Prozessen im Rahmen des gtBGM Gesund-heitszirkel bestehen aus circa zehn Personen die auf frei-williger Basis in Gruppenarbeit als Expertinnen und Experten fuumlr ihren Arbeits- beziehungsweise Studienbereich Verbesse-rungsvorschlaumlge zur Senkung der Belastungen erstellen Im gtSGM wird bisher dafuumlr das Instrument der Fokusgruppen eingesetzt

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Handlungsfelder Handlungsfelder des gtBGM sind nach einer Bestandsaufnahme und Analysephase festzulegen Das koumlnnen gesundheitsbezogene Maszlignahmen Projekte und Prozesse zur Organisationsentwicklung der gtVerhaltens- und gtVerhaumlltnispraumlvention sein Bestimmte Handlungsfelder der gtBGF (wie Bewegung Ernaumlhrung) werden durch Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen nach SGB V sect 20 (gtPraumlvG) unterstuumltzt

Health Promoting Universities Im Jahr 1997 wurden die Health Promoting Universities (HPU) zu einem offiziellen Be-standteil und Unterprogramm des WHO-Projektes bdquoHealthy Citiesldquo Inzwischen hat sich daraus ein internationales Netzwerk gebildet dessen aktueller Stand auf der Internet-praumlsenz wwwhealthpromotingcampusesorg abgebildet ist Im Jahr 2015 wurde auf der fuumlnften internationalen Konferenz die Okanagan-Charta als weltweiter gemeinsamer Handlungsrahmen zur Gesundheitsfoumlrderung und Nachhal-tigkeit in der houmlheren Bildung verabschiedet

Hochschule bdquoHochschuleldquo ist der Dachbegriff fuumlr Einrich-tungen des Bildungswesens fuumlr Wissenschaft Lehre und Stu-dium zum Erwerb eines akademischen Abschlusses Sie sind dem tertiaumlren Bildungssektor zugehoumlrig und unterliegen je-weils der Gesetzgebung der 16 Bundeslaumlnder In Deutschland gibt es 427 Hochschulen die in staatlicher (Bund Land Kom-mune) beziehungsweise in staatlich anerkannter privater und konfessioneller Traumlgerschaft als Praumlsenz- beziehungs-weise Fernhochschulen betrieben werden

Hochschulisches Gesundheitsmanagement (HGM) Die ge-sundheitsbezogenen Managementstrategien an Hoch-schulen erfolgen zur Zeit nach gtStatusgruppen getrennt mit eigenen organisatorischen personellen und rechtlichen Grundlagen Neben dem vor uumlber 20 Jahren eingefuumlhrten gtBGM fuumlr die Verwaltung hat sich eine weitere Saumlule fuumlr Studierende gtSGM entwickelt Mit Perspektive auf die wissen-schaftlich und kuumlnstlerisch Beschaumlftigten ndash dem sogenannten

Mittelbau ndash befinden sich die Hochschulen noch am Anfang Zielstellung sollte ein gtHGM sein das gesunde Arbeits- und Studienplaumltze durch Organisationsentwicklung fuumlr alle an der Hochschule Taumltigen zum Ziel hat

Lebenswelt Das gtPraumlvG definiert bdquoLebensweltldquo im SGB V sect 20a Absatz 1 wie folgt bdquoLebenswelten () sind fuumlr die Gesund-heit bedeutsame abgrenzbare soziale Systeme insbeson-dere des Wohnens des Lernens des Studierens der medizini-schen und pflegerischen Versorgung sowie der Freizeitgestaltung einschlieszliglich des Sportsldquo bdquoLebensweltldquo kann synonym zum Begriff gtSetting genutzt werden der nicht im gtPraumlvG steht

Organisationsentwicklung (OE) Der Begriff bezieht sich auf den geplanten und methodisch kontrollierten Wandel von Unternehmen beziehungsweise Institutionen Durch OE sol-len in einem mittelfristigen und komplexen Prozess die Struk-turen (wie Kommunikations- und Kooperationsstrukturen) sowie die Kultur analysiert und gegebenenfalls veraumlndert werden

Partizipation bdquoPartizipationldquo bezieht sich auf die aktive Teil-habe von Personen oder Gruppen an bestimmten Organisa-tionsprozessen Die aktive Einbeziehung der Beteiligten in Planung Umsetzung und Evaluierung gesundheitsbezoge-ner Angebote ist Aufgabe des gtBGM und gtSGM Partizipation umfasst die Formulierung von Wuumlnschen Beduumlrfnissen und Kritik an den bestehenden Zustaumlnden sowie die Beteiligung an Entscheidungen oder Regelerstellungen wie Dienstverein-barungen beziehungsweise Leitbilder Partizipation wird als Entwicklungsprozess verstanden in dem Mitbestimmung und Entscheidungskompetenzen uumlber das gesetzlich gere-gelte Maszlig hinaus schrittweise ausgebaut werden

60 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Praumlventionsgesetz (PraumlvG) Das Gesetz zur Staumlrkung der Gesundheitsfoumlrderung und Praumlvention (sect 20 Absatz 2 SGB V) ndash im Folgenden kurz Praumlventionsgesetz (gtPraumlvG) ndash ist in zwei Stufen am 2572015 und am 112016 in Kraft getreten Es ist integraler Bestandteil des Fuumlnften Buchs des Sozialge-setzbuches das im dritten Kapitel dritter Abschnitt unter anderem Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen auffuumlhrt Es sind folgende drei Leistungsbereiche in sect 20 verankert

1 Verhaltensbezogene Praumlvention (sect 20 Absatz 5) 2 Gesundheitsfoumlrderung und Praumlvention in gtLebenswelten

(sect 20a) und 3 Gesundheitsfoumlrderung in Betrieben (gtBGF sect 20b)

Pauschal hat der Gesetzgeber jaumlhrlich einen Betrag von mindestens sieben Euro pro gesetzlich Krankenversichertem vorgesehen Die gemeinsamen Ausfuumlhrungsbestimmungen der Sozialversicherungen auf Grundlage des gtPraumlvG werden durch die Nationale Praumlventionskonferenz (sect 20e) mit den Bundesrahmenempfehlungen vom 2882018 festgelegt auf denen die 16 Landesrahmenvereinbarungen (sect 20f) aufbauen sollen Der Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen auf Basis des gtPraumlvG ist im Leitfaden Praumlvention festgelegt

Salutogenese Die Salutogenese stellt einen Paradigmen-wechsel mit Blick auf die Schutzfaktoren und Ressourcen von Individuen dar Sie bietet eine Erweiterung der biomedizini-schen krankheitsorientierten Sichtweise und wurde erst auf die koumlrperliche und dann seelische Gesundheit angewendet Nach Aaron Antonovsky folgt das Modell der Salutogenese (lateinisch Salus = Heil griechisch Genesis = Entstehung) konsequent der Frage nach den Entstehungs- und Erhaltungs-

bedingungen von Gesundheit Gesundheit und Krankheit wer-den in einer salutogenetischen Sichtweise nicht als einander ausschlieszligende Zustaumlnde sondern als Pole eines Gesund-heits-Krankheits-Kontinuums betrachtet Dabei soll sich der individuelle Gesundheitszustand eines Menschen aus der dynamischen Wechselwirkung zwischen Gesundheitsrisiken und Gesundheitsressourcen der Person und seiner Lebens-welt ergeben

Setting(-Ansatz) Ein Setting ist ein uumlberschaubares sozial-raumlumliches System wie beispielsweise eine Stadt ein Kran-kenhaus oder eine Hochschule auf deren Mitglieder prauml-ventive beziehungsweise gesundheitsfoumlrderliche Maszlignahmen ausgerichtet werden koumlnnen Ein Setting (gtLe-benswelt) besitzt physische Grenzen und Menschen mit de-finierten Rollen sowie eine Organisationsstruktur Der Set-ting-Ansatz ist die Kernstrategie der Gesundheitsfoumlrderung und die Vernetzung dafuumlr ein wichtiges Entwicklungsinstru-ment Der in den 1980er-Jahren von der Weltgesundheitsor-ganisation proklamierte Ansatz soll die Umsetzung der Otta-wa-Charta von 1986 in die Praxis ermoumlglichen Der Setting-Ansatz richtet sich auf die gtLebenswelten (Settings) aus in denen Menschen lernen arbeiten konsumieren et ce-tera und somit einen Groszligteil ihrer Zeit verbringen Durch gesundheitsbezogene Interventionen soll die Gesundheit der Einzelnen und auch der Mitglieder einer Organisation wie einer Hochschule positiv beeinflusst werden Ziel ist es Ge-sundheitspotenziale der Menschen zu ermitteln und diese durch strukturelle Veraumlnderungen (gtVerhaumlltnispraumlvention) in ihrer Lebenswelt zu staumlrken

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Stakeholder Der Begriff bdquoStakeholderldquo stammt aus dem Englischen und ist nur unzureichend mit bdquoInteressent(en)ldquo beziehungsweise bdquoInteressensgruppenldquo zu uumlbersetzen Die Person oder der Personenkreis charakterisiert eine Schluumlssel-stellung in einer Organisation die am Verlauf oder Ergebnis eines Prozesses oder Projektes maszliggeblichen Einfluss aus-uumlbt Zur Implementierung von gtBGM beziehungsweise gtSGM an einer Hochschule ist dieser Personenkreis zu identifizieren und persoumlnlich anzusprechen

Statusgruppe Einer Statusgruppe werden die Mitglieder einer Hochschule entsprechend ihren Rollen und gesetzlichen Rahmenbedingungen zugeordnet Die Haupttrennlinie liegt zwischen einem geschlossenen Beschaumlftigungsvertrag und einer Immatrikulationsbescheinigung der Hochschule Die Statistik unterscheidet in nichtwissenschaftliches und wissenschaftliches Personal Professorinnen und Professoren sowie Studierende Dabei koumlnnen Uumlbergaumlnge wie bei den studentischen Beschaumlftigten flieszligend sein Das Statisti-sche Bundesamt veroumlffentlicht dazu umfangreiche Fachse-rien

Steuerungsgruppe Das Lenkungsgremium fuumlr ein gtBGM (wie ein Arbeitskreis Gesundheit) sollte sich neben der BGM- Koordinatorin oder dem BGM-Koordinator mindestens aus Mitgliedern der Hochschulleitung der Arbeitssicherheit Personalabteilung dem Personalrat gegebenenfalls Be-triebsaumlrztin oder Betriebsarzt Sozialdienst und weiteren Fuumlhrungskraumlften zusammensetzen

Studentisches Gesundheitsmanagement (SGM) Das Ge-sundheitsmanagement fuumlr und von Studierenden ndash Kurzform bdquoStudentisches Gesundheitsmanagement oder Studierenden-gesundheitsmanagementldquo (SGM) ndash ist in Anlehnung an das

gtBGM konzipiert worden Es dient dazu eine systematische und zielorientierte Steuerung fuumlr alle gesundheitsbezoge-nen Prozesse im Zusammenhang mit Studierenden an der Hochschule zu buumln-deln und zu erweitern Im Sinne der Ge-sundheitssouveraumlnitaumlt sollen die koumlrper-lichen psychischen und sozialen Belange sowie das individuelle Wohlbefinden der Studierenden erhalten und gefoumlrdert werden Perspektivisch ist im Sinne des gtLebensweltansatzes ein uumlbergrei-fendes Gesundheitsmanagement der Organisation Hochschule anzustreben

Verhaumlltnispraumlvention Einflussnahme auf Gesundheit und Krankheit durch Veraumlnderung der Lebensbedingungen Klassische Felder der Verhaumlltnispraumlven-tion sind die Verbesserung der Arbeits-bedingungen im Rahmen von gtBGM beziehungsweise gtSGM kommunale Aktivitaumlten zur Verbesserung der Hygi-ene- Wohn- und Verkehrsbedingungen sowie gesetzgeberische Aktivitaumlten

Verhaltenspraumlvention Einflussnahme auf den individuellen Gesundheitszu-stand beziehungsweise das Gesundheits-verhalten durch bildende und beratende Maszlignahmen

62 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

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wwwhochschulkompassde Datenbank der Hochschulen und Studiengaumlnge in Deutschland

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wwwhs-emden-leerdeeinrichtungenhochschulsport- health-sportshealthy-campus-health Studentisches Gesundheitsmanagement an der Hochschule Emden-Leer

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wwwhs-esslingendesoziale-arbeit-gesundheit-und- pflegefakultaetprofilgesundheitsfoerderung Studen-tische Gesundheitsfoumlrderung an der Hochschule Esslingen

wwwlustuni-luebeckde Studierendengesundheit der Uni Luumlbeck

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wwwsozialerhebungde Sozialerhebung des Deutschen Studierendenwerks

wwwstudicarecom Forschungs- und Kooperationsvorhaben zur psychischen Gesundheit von Studierenden

wwwth-wildaudehochschuleweitere-einrichtungen hochschule-in-hochform Vision einer gesundheitsbewuss-ten Hochschule TH Wildau

wwwtu-braunschweigdesportzentrumsgf Studentische Gesundheitsfoumlrderung TU Braunschweig

wwwtu-ilmenaudeaustauschforum Austauschplattform Thuumlringer Hochschulen

wwwuni-paderborndeuniversitaetbenefit Studentisches Gesundheitsmanagement an der Uni Paderborn

wwwuhreportde University Health Report

Zuletzt abgefragt am 2542019

66 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Autorinnen- und Autorenverzeichnis Im Folgenden wer-den die Autorinnen und Autoren genannt die an dieser Hand-lungsempfehlung mitgewirkt haben

Felix Albrecht Karlsruher Institut fuumlr Technologie House of Competence Straszlige am Forum 3 D-76131 Karlsruhe E-Mail felixalbrechtkitedu hockitedu

Philip Bachert Karlsruher Institut fuumlr Technologie Institut fuumlr Sport und Sportwissenschaft Engler-Bunte-Ring 15 Gebaumlude 4040 D-76131 Karlsruhe E-Mail philipbachertkitedu sportkitedu

Henning Blumenroth Universitaumlt Frankfurt Zentrum fuumlr Hochschulsport D-60487 Frankfurt am Main E-Mail blumenrothhochschulsportuni-frankfurtde uni-frankfurtde

PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Freie Universitaumlt Berlin AB Public Health Praumlvention und psychosoziale Gesundheitsforschung Habelschwerdter Allee 45 D-14195 Berlin E-Mail burkhardgusyfu-berlinde fu-berlindeppg

Prof Dr Thomas Hartmann Hochschule Magdeburg-Stendal FB Soziale Arbeit Gesundheit und Medien Breitscheidstraszlige 2 D-39114 Magdeburg E-Mail thomashartmannhs-magdeburgde

Prof Dr med Eva Hungerland Duale Hochschule Baden-Wuumlrttemberg Stuttgart Rotebuumlhlstraszlige 131 D-70197 Stuttgart E-Mail evahungerlanddhbw-stuttgartde dhbw-stuttgartdegesundheit

Sabine Koumlnig Team Gesundheitsmanagement Techniker Krankenkasse Bramfelder Straszlige 140 D-22305 Hamburg E-Mail sabinekoenig-1tkde tkde

Martin Kruumlssel Universitaumlt Goumlttingen BGM-Koordination Goszliglerstraszlige 57 D-37073 Goumlttingen E-Mail martinkruesselzvwuni-goettingende uni-goettingende

Dr Alexa Maria Kunz Karlsruher Institut fuumlr Technologie House of Competence Straszlige am Forum 3 D-76131 Karlsruhe E-Mail alexakunzkitedu hockitedu

Tino Lesener Freie Universitaumlt Berlin AB Public Health Praumlvention und psychosoziale Gesundheitsforschung Habelschwerdter Allee 45 D-14195 Berlin E-Mail tlesenerfu-berlinde fu-berlindeppg

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Jaqueline Metken Duale Hochschule Baden-Wuumlrttemberg Stuttgart Rotebuumlhlstraszlige 131 D-70197 Stuttgart E-Mail jaquelinemetkengmailcom dhbw-stuttgartdegesundheit

Ines Niemeyer Team Gesundheitsmanagement Techniker Krankenkasse Bramfelder Straszlige 140 D-22305 Hamburg E-Mail inesniemeyer-1tkde tkde

Joerg Reitermayer Karlsruher Institut fuumlr Technologie House of Competence Straszlige am Forum 3 D-76131 Karlsruhe E-Mail joergreitermayerkitedu hockitedu

Stephanie Schluck Hochschule fuumlr angewandte Wissenschaften Hamburg Presse amp Kommunikation Berliner Tor 5 D-20099 Hamburg E-Mail stephanieschluckhaw-hamburgde haw-hamburgde

Dr Ute Sonntag Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V Fenskeweg 2 D-30165 Hannover E-Mail utesonntaggesundheit-ndsde gesundheit-ndsde

Max Sprenger Technische Universitaumlt Kaiserslautern Allgemeiner Hochschulsport (ZE AHS) Paul-Ehrlich-Strasse 28 D-67663 Kaiserslautern E-Mail maxsprengerhochschulsportuni-klde unisportuni-klde

Dr Brigitte Steinke Team Gesundheitsmanagement Techniker Krankenkasse Bramfelder Straszlige 140 D-22305 Hamburg E-Mail brigittesteinketkde tkde

Mareike Timmann Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V Fenskeweg 2 D-30165 Hannover E-Mail mareiketimmanngesundheit-ndsde gesundheit-ndsde

Christine Wolter Freie Universitaumlt Berlin AB Public Health Praumlvention und psychosoziale Gesundheitsforschung Habelschwerdter Allee 45 D-14195 Berlin E-Mail christinewolterfu-berlinde fu-berlindeppg

SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement ndash Herausgeber Techniker Krankenkasse Unternehmenszentrale 22291 Hamburg Internet tkde Geschaumlfts-bereich Markt und Kunde Gesundheitsmanagement Dr Sabine Voermans Konzeption Autorinnen- und Autorengruppe Redaktion Sabine Koumlnig Ines Niemeyer Dr Brigitte Steinke Prof Dr Thomas Hartmann Dr Ute Sonntag in Zusammenarbeit mit Stephanie Schluck Mareike Timmann Medienkonzeption TK Micaela Berger Gestaltung The Ad Store GmbH Hamburg Produktion Oliver Kuumlhl Litho Hirte GmbH amp Co KG Hamburg Druck TK-Hausdruckerei

copy Techniker Krankenkasse Alle Rechte vorbehalten Nachdruck auch auszugsweise nur mit schriftlicher Einwilligung der TK Die enthaltenen Informationen wurden sorgfaumlltig recherchiert Fuumlr eventuelle Aumlnderungen oder Irrtuumlmer koumlnnen wir keine Gewaumlhr uumlbernehmen Stand Juni 2019

Hier erfahren Sie mehr Studentisches Gesundheitsmanagement Fragen zum Angebot der TK zur Gesundheitsfoumlrderung an Hochschulen beantworten Ihnen gerne die kompetenten TK-Berater in Ihrer Region Senden Sie einfach eine E-Mail an gesundheitsmanagementtkde Ihr regionaler Ansprechpartner wird sich schnellstmoumlglich bei Ihnen melden

Firmenkundenservice Ausfuumlhrliche und aktuelle Informationen zu unseren Leistungen und Services fuumlr Firmenkunden finden Sie auch unter firmenkundentkde Suchnummer 9600

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  • SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement
    • Inhalt
    • 1 Vorworte
    • 2 Praumlambel
    • 3 Einbettung des Themas Worum geht es
    • 4 Was ist zu Beginn zu bedenken
    • 5 Theorie und Praxis Was ist bei der Umsetzung zu bedenken
    • 6 Welche grundsaumltzlichen Aspekte sind entscheidend fuumlr ein SGM
    • 7 Die Kooperationspartner
    • 8 Anlage 1 Praxishilfen
    • 9 Anlage 2
Page 3: SGM – Studentisches Gesundheitsmanagement · 2020. 3. 6. · • Deutsche Sporthochschule Kln • Duale Hochschule Baden-Wrttemberg Stuttgart • Hochschule Hannover • Freie Universität

5 Theorie und Praxis Was ist bei der Umsetzung zu bedenken

31 34 36 38 39 42 45

Planung Einfuumlhrung in den Public Health Action Cycle Analyse Interventionsplanung Interventionen und Maszlignahmen Evaluation Partizipation

6 Welche grundsaumltzlichen Aspekte sind entscheidend fuumlr ein SGM

49 50

Kriterien fuumlr die erfolgreiche Umsetzung eines SGM Perspektive fuumlr das Thema

7 Die Kooperationspartner

51 52

Die TK und ihr Engagement an Hochschulen Das Kompetenzzentrum Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen

8 Anlage 1 Praxishilfen

53

55

55 56

I Beispiel fuumlr eine Beschlussvorlage ndash Einfuumlhrung eines SGM II Anregungen fuumlr ein Stellenprofil der SGM-Koordinatorin oder des SGM-Koordinators III Vorschlag fuumlr einen Antrag auf Projektfoumlrderung IV Leitfaden fuumlr Fokusgruppen mit Studierenden als qualitatives Befragungsinstrument

9 Anlage 2

58 Glossar 62 Literaturempfehlungen 65 Internetpraumlsenzen 66 Autorinnen- und Autorenverzeichnis

4 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

1 Vorworte

In den vergangenen Jahren ist die Gesundheit Studierender erfreulicherweise staumlrker in den Fokus geruumlckt Vermehrte Gesundheitsanalysen haben zu einer verbesserten Einsicht in die gesundheitliche Situation der Studierenden beigetragen und konnten die Notwendigkeit fuumlr ein Engagement untermauern

Beispielsweise hat die Bologna-Reform und die damit verbundene Reform der Stu-dienstruktur zu tiefgreifenden Veraumlnderungen in der Hochschullandschaft gefuumlhrt die sich unmittelbar auf die Gesundheit Studierender insbesondere ihre psycho-soziale Gesundheit ausgewirkt haben Gleichzeitig sind Rahmenbedingungen und Leistungen die eine Hochschule zusaumltzlich zur klassischen Lehre und Wissenschaft anbietet ein Auswahlkriterium Gesundheitsfoumlrderliche Studienbedingungen koumlnnen eine dieser Rahmenbedingungen sein

Die Techniker Krankenkasse (TK) engagiert sich bereits seit fast zwei Jahrzehnten speziell in der Lebenswelt Hochschule mit einem ganzheitlichen Ansatz und be-gleitet Projekte um den nachhaltigen Aufbau gesundheitsfoumlrderlicher Strukturen zu unterstuumltzen

Bis vor kurzem gab es keine konzeptionelle Beschreibung wie Studentisches Gesund-heitsmanagement (SGM) entwickelt und etabliert werden kann Einige Hochschulen hatten sich dem Thema schon innerhalb von Projekten zugewandt Haumlufig waren die Interventionen allerdings nur auf den Einzelnen ausgerichtet an Aktionen gebun-den oder es ging vorrangig um die Gesundheit von Beschaumlftigten

Vor vier Jahren haben daher die Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen eV (LVG amp AFS) und die TK ein interdisziplinaumlr zusammengesetztes Projekt initiiert das sich die konzeptionelle Beschreibung eines SGM zum Ziel gesetzt hat Ruumlckenwind bekam dieses Vorhaben auch vom Gesetz-geber der 2015 mit dem bdquoGesetz zur Staumlrkung der Gesundheitsfoumlrderung und der Praumlventionldquo die Krankenkassen beauftragt hat in der Lebenswelt Hochschule den Aufbau gesundheitsfoumlrderlicher Strukturen zu staumlrken die gesundheitliche Situation Studierender zu erheben und geeignete Maszlignahmen zu unterstuumltzen

In der vorliegenden Handlungsemp-fehlung ist herausgearbeitet welche konzeptionellen Schritte fuumlr ein SGM wichtig sind und welche spezifischen Fragestellungen im Vergleich auch zum Betrieblichen Gesundheitsmanage-ment (BGM) an Hochschulen beachtet werden muumlssen Damit wird das neue Themenfeld SGM erstmals zusammen-haumlngend beschrieben und ein wichtiger Beitrag zur Entwicklung eines gesund-heitsfoumlrderlichen Settings an Hoch-schulen geleistet

Ich bedanke mich herzlich beim Auto-renkollektiv der Handlungsempfehlung und bei der engagierten Projektleitung fuumlr die geleistete Arbeit

Dr Sabine Voermans

5

Thomas Altgeld Geschaumlftsfuumlhrer der Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersach-sen eV

Dr Sabine Voermans Leiterin des Gesundheitsmanagements der Techniker Krankenkasse

Seit 1995 engagiert sich die Landesvereinigung fuumlr Gesund-heit und Akademie fuumlr Sozial-

medizin Niedersachsen e V (LVG amp AFS) fuumlr Gesundheitsfoumlrderung an Hochschulen Mit der Gruumlndung des Arbeitskreises Gesundheitsfoumlrdern-de Hochschulen (AGH) wurde fruumlh der Rahmen fuumlr Austausch und Vernetzung von Akteurinnen und Akteuren im Setting geschaffen Der AGH verfolgt das Ziel an Hoch-schulen gesundheitsfoumlrdernde Le-bens- und Arbeitsbedingungen zu initiieren und zu unterstuumltzen Mit dem Aufbau eines Kompetenzzent-rums Gesundheitsfoumlrdernde Hoch-

schulen (KGH) welches ebenfalls in der LVG amp AFS angesiedelt ist werden die Unterstuumltzungsangebote fuumlr Akteurinnen und Akteure in der Hochschule ausgebaut und verstaumlrkt

Gesundheitsfoumlrderung an den Hochschulen hat eine besondere Bedeutung da diese als Vorbild fungieren um andere gesell-schaftliche Bereiche voranzubringen Studierende sind Multi-plikatorinnen und Multiplikatoren potenzielle Fuumlhrungskraumlfte sowie Entscheidungstraumlgerinnen und Entscheidungstraumlger Positive Erfahrungen mit Gesundheitsfoumlrderung koumlnnen von ihnen spaumlter in andere gesellschaftliche Bereiche hineingetragen und umgesetzt werden Keine andere vergleichbare Organi-sation kann so viele 17- bis 25-Jaumlhrige erreichen wie Hoch-schulen Der Anteil derer die ein Studium beginnen wird in den naumlchsten Jahren houmlchstwahrscheinlich weiter ansteigen

Trotz dieses Potenzials standen Studierende bisher nicht im Fokus der Gesundheitsfoumlrderung Dies sollte sich durch das Entwicklungsprojekt bdquoStudentisches Gesundheitsmanagementldquo

zwischen LVG amp AFS und der Techniker Krankenkasse zusammen mit dem AGH aumlndern Ziel des vierjaumlhrigen Pro-jektes war es analog zum Betriebli-chen Gesundheitsmanagement (BGM) gemeinsam ein Konzept fuumlr Studierende zu entwickeln

Eines der Projektergebnisse ist die hier vorliegende Handlungsempfehlung Studentisches Gesundheitsmanage-ment (SGM) Sie soll Akteurinnen und Akteuren aus der Hochschullandschaft Impulse und Unterstuumltzung fuumlr die Ein-fuumlhrung und Umsetzung eines Studen-tischen Gesundheitsmanagements mit auf den Weg geben Ziel ist es die Rahmenbedingungen der Lebenswelt Hochschule gesundheitsfoumlrderlich zu gestalten und die individuellen Gesund-heitsressourcen derjenigen die dort lernen und arbeiten zu staumlrken

Wir wuumlnschen allen Beteiligten gutes Gelingen Mit herzlichen Gruumlszligen

Thomas Altgeld

6 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

2 Praumlambel

Die vorliegende Handlungsempfehlung ist die erste zusam-menfassende Darstellung der wichtigsten konzeptionellen Schritte und spezifischen Fragestellungen zum Studenti-schen Gesundheitsmanagement (SGM) in Deutschland Sie ist eines der Ergebnisse des vierjaumlhrigen Entwicklungspro-jektes das 2014 von der Techniker Krankenkasse (TK) und der Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V (LVG amp AFS) zusammen mit dem Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen (AGH) ins Leben gerufen wurde

Unterschiedliche Akteurinnen und Akteure aus Hochschulen haben sich an dem Projekt beteiligt Das Projekt wurde durch ein begleitendes Fachgremium kontinuierlich beraten und unterstuumltzt Im Rahmen des Projektes fanden drei For-schungsworkshops statt in denen zu ausgewaumlhlten Themen der Stand der Forschung dargestellt und auf das SGM bezogen wurde Hochschulen die bereits SGM-Projekte entwickeln bereicherten das Projekt mit ihren Praxiserfahrungen die auch Eingang in die Handlungsempfehlung gefunden haben Der AGH hat Hochschulen aufgerufen Fokusgruppen mit Studierenden durchzufuumlhren und die Ergebnisse im Rahmen des Projektes zu diskutieren

Die Handlungsempfehlung gibt allen die SGM aufbauen und verstetigen wollen Orientierung und Hilfestellung bei diesem Thema Die Empfehlungen richten sich speziell an die Koordi-natorinnen und Koordinatoren eines Gesundheitsmanage-ments fuumlr Studierende an den Hochschulen

Wir wuumlnschen allen Interessierten dass sie die Handlungsemp-fehlung mit Gewinn lesen und den Mut fassen SGM anzupacken

Das Projektteam bull Sabine Koumlnig Techniker Krankenkasse bull Dr Brigitte Steinke Techniker Krankenkasse bull Ines Niemeyer Techniker Krankenkasse bull Stephanie Schluck Landesvereinigung fuumlr Gesundheit

und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V bull Mareike Timmann Landesvereinigung fuumlr Gesundheit

und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V bull Dr Ute Sonntag Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und

Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V bull Prof Dr Thomas Hartmann Hochschule Magdeburg-Stendal

Danksagung Unser Dank gilt denjenigen ganz herzlich die das Projekt durchgefuumlhrt unterstuumltzt beraten und begleitet haben Ohne diese Unterstuumltzung waumlre die Handlungsempfehlung in dieser Form und Qualitaumlt nicht moumlglich gewesen So moumlchten wir uns stellvertretend bei folgenden Personen und Institutionen namentlich bedanken (alphabetische Reihenfolge)

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Mitwirkende aus dem begleitenden Gremium bull Philip Bachert Karlsruher Institut fuumlr Technologie bull Anke Beeren Folkwang Universitaumlt der Kuumlnste Essen bull Henning Blumenroth Technische Universitaumlt Kaisers-

lautern bis Ende 2018 bull PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Freie Universitaumlt Berlin bull Janek Heszlig und Sandro Phillipi freier Zusammenschluss

von studentInnenschaften e V bull Thomas Holm Techniker Krankenkasse bull Prof Dr Eva Hungerland Duale Hochschule Baden-

Wuumlrttemberg Stuttgart bull Astrid Kaiser Deutsches Studentenwerk bull Martin Kruumlssel Georg-August-Universitaumlt Goumlttingen bull Dr Katrin Lohmann Freie Universitaumlt Berlin bull Benjamin Schenk allgemeiner deutscher hochschul-

sportverband bull Max Sprenger Technische Universitaumlt Kaiserslautern bull Christine Wolter Freie Universitaumlt Berlin

Expertinnen und Experten der Forschungsworkshops bull Philip Bachert Karlsruher Institut fuumlr Technologie bull Prof Dr Yong Seun Chang-Gusko FOM Hamburg bull Prof Dr Gabriele Elke Ruhr-Universitaumlt Bochum bull Dr Arne Goumlring Georg-August-Universitaumlt Goumlttingen bull PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Freie Universitaumlt Berlin bull Prof Dr Anja Kroke Hochschule Fulda bull Jonas Poskowsky Deutsches Zentrum fuumlr Hochschul-

und Wissenschaftsforschung bull Gabriele Rohmann Archiv der Jugendkulturen e V Berlin bull Wilfried Schumann Carl von Ossietzky Universitaumlt

Oldenburg bull Laura StuumldemannLisa Weinhold netzwerk n e V

Weitere Expertinnen und Experten bull Marcus Neick Studentischer Prorektor Universitaumlt Rostock bull Mirjam Reale Schluumlsselkompetenzen Leibniz Universitaumlt

Hannover bull Marc Schriever Gesundheitsbotschafter Technische

Hochschule Wildau bull Stefanie Thees Gesundheitsmanagerin Hochschule Coburg bull Katharina Toumlpritz Freie Universitaumlt Berlin bull Kathrin Wenzel Technische Universitaumlt Kaiserslautern

Hochschulen die Fokusgruppen mit Studierenden durch-gefuumlhrt haben und Hochschulen die die Seminare bdquoSGM Wie geht denn dasldquo moumlglich gemacht haben bull Alice Salomon Hochschule Berlin bull Deutsche Sporthochschule Koumlln bull Duale Hochschule Baden-Wuumlrttemberg Stuttgart bull Hochschule Hannover bull Freie Universitaumlt Berlin bull Hochschule Coburg bull Hochschule Fulda bull Hochschule Magdeburg-Stendal bull Karlsruher Institut fuumlr Technologie bull Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universitaumlt Bonn bull Technische Hochschule Wildau bull Technische Universitaumlt Ilmenau bull Technische Universitaumlt Kaiserslautern bull Universitaumlt Paderborn

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3 Einbettung des Themas Worum geht es

Gesundheitsfoumlrderung als Aufgabe der Hochschulen Gesundheit und Bildung sind in Deutschland verfassungsgemaumlszlig Aufgabe der 16 Bundeslaumlnder Die Ent-wicklung der Gesundheitsfoumlrderung an Hochschulen hat in den letzten 30 Jah-ren den umgekehrten Weg genommen Ausgehend von internationalen und nati-onalen Verabredungen und Gesetzen besteht weiterer Strukturbildungs- und Umsetzungsbedarf auf der Ebene der Bundeslaumlnder Dabei ist unstrittig dass Hochschulen Teil der Gesellschaft sind und wichtige gesellschaftsbildende Aufgaben zu erfuumlllen haben Gesund-heitsfoumlrderung gehoumlrt mit den vielen gesellschaftspolitischen Schnittstellen zum Aufgabengebiet der Hochschulen Die Entwicklung des Gesundheitsma-nagements fuumlr Studierende (SGM) ist darunter nur ein ndash allerdings wichtiger ndash Schwerpunkt Dieser fehlte bisher an Hochschulen auch an Hochschulen mit betrieblichem Gesundheitsmanagement

Die internationale Weichenstellung er-folgte mit der Verabschiedung der Ottawa-Charta durch die Weltgesund-heitsorganisation im Jahr 1986 mit den drei Handlungsstrategien und fuumlnf Handlungsfeldern der Gesundheitsfoumlr-derung Das Verstaumlndnis von Gesund-heit erweiterte sich von der individuellen Ebene mit ausschlieszliglich medizinischem Fokus zu einer intersektoralen saluto-genen und bevoumllkerungsbezogenen

Perspektive Dort heiszligt es bdquoGesundheit wird von Menschen in ihrer alltaumlglichen Umwelt geschaffen und gelebt dort wo sie spielen lernen arbeiten und liebenldquo Lebenswelten koumlnnen das Ver-staumlndnis fuumlr Gesundheit Belastungen und Ressourcen praumlgen Aus der Pers-pektive der Gesundheitswissenschaften wird unter dem Begriff bdquoLebensweltldquo ein sozial-raumlumlicher Zusammenhang ver-standen der durch eine formale Orga-nisation regionale Situation gleiche Lebenslagen gemeinsame Werte oder durch eine Kombination dieser Kontexte gebildet werden kann (Hartung Rosen-brock 2015)

Im Gesetz zur Staumlrkung der Gesund-heitsfoumlrderung und Praumlvention (2015) werden gemaumlszlig sect 20a bdquoLebensweltenldquo als bdquohellip fuumlr die Gesundheit bedeutsame abgrenzbare soziale Systeme insbe-sondere des Wohnens des Lernens des Studierens der medizinischen und pflegerischen Versorgung sowie der Freizeitgestaltung einschlieszliglich des Sportsldquo definiert Auch Hochschulen sind ein Lern- (und Lehr-)ort Die bdquoLe-benswelt des Studierensldquo zeichnet sich unter anderem durch die formale Organisation Hochschule sowie eine aumlhnliche Lebenslage und Altersgruppe aus Dieser Aspekt wird durch ein Gesundheitsmanagement fuumlr und mit Studierenden aufgegriffen

Mareike Timmann Fachreferentin in der Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V und Koordination Kompetenzzentrum Gesundheitsfoumlr dernde Hochschulen

Prof Dr Thomas Hartmann Professor fuumlr das Fachgebiet Humanoumlkologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal Standort Magdeburg und ist seit 20 Jahren aktives Mitglied im Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen

Die Schaffung gesundheitsfoumlrdernder Lebenswelten (Settings) ist dabei die zentrale Aufgabenstellung Mit Strate-gien wie bdquoVermitteln und Vernetzenldquo sollen Rahmenbedingungen in Lebens-welten so veraumlndert werden dass damit unter anderem gesundheitlichen Chan-cenungleichheiten entgegengewirkt werden kann und individuelle Gesund-heitsressourcen gestaumlrkt werden Das erfordert die Einbindung von Institutionen und Organisationen wie Kindertages-einrichtungen Schulen und Hochschu-len die mit dem Thema Gesundheit bisher primaumlr nicht befasst waren be-ziehungsweise mit der traditionellen Gesundheitserziehung an Grenzen ge-stoszligen sind

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Lebenswelten erleichtern den Zugang zur Zielgruppe der Studierenden und eroumlffnen Moumlglichkeiten zur Partizipation (siehe Seite 45 bdquoPartizipationldquo) (Klemperer 2015) Lebens-weltbezogene Interventionen gelten als erfolgsverspre- Wie wird der zuerst international ange-chender und koumlnnen auf verschiedenen Ebenen ansetzen stoszligene Prozess in Deutschland umge-(wwwgesundheitliche-chancengleichheitde) setzt Auf nationaler Ebene durch das

im Jahr 2015 in Kraft getretene Gesetz bull Staumlrkung von Kompetenzen und Ressourcen der zur Staumlrkung der Gesundheitsfoumlrderung

Einzelnen (individuelle Ebene) und Praumlvention (Praumlventionsgesetz) bull Entwicklung von gesundheitsfoumlrdernden Hiermit erfolgte im Sinne der Ottawa-

Rahmenbedingungen (Strukturbildung) und Charta ein Paradigmenwechsel (Geene bull Partizipation der Personen(gruppen) in der Lebenswelt 2018) bei der von den gesetzlichen

Krankenkassen finanzierten Praumlvention Der Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen (AGH) Die Finanzierung von Strukturbildung widmet sich dieser Aufgabe seit 1995 und hat zehn Guumlte- und Verhaumlltnispraumlvention in Lebens-kriterien fuumlr Hochschulen als Zielstellung entwickelt Seit welten (sect 20a SGB V) unter anderem in 1997 sind die Health Promoting Universities als offizielles der bdquoLebenswelt des Studierensldquo (ver-Netzwerk der Weltgesundheitsorganisation anerkannt Die gleiche Seite 12 bdquoSoziologische Uumlberle-Okanagan-Charta (2015) ist die aktuellste gemeinsame gungen zum Lebensweltbegriffldquo) Un-Erklaumlrung des weltweit umspannenden Netzwerks von definiert bleibt dabei welche in den Hochschulen Dort heiszligt es bdquoGesundheitsfoumlrdernde Hoch- Bundesrahmenempfehlungen (BRE) der schulen gestalten die Gesundheit und Nachhaltigkeit unserer Nationalen Praumlventionskonferenz (NPK) aktuellen und zukuumlnftigen Gesellschaften staumlrken Gemein- aufgefuumlhrten Lebenswelten in welchem schaften und tragen zum Wohlergehen von Menschen Orten Umfang gefoumlrdert werden und wie der und dem Planeten beildquo Die Okanagan-Charta fordert Hoch- Verteilungsschluumlssel auf die Bundeslaumln-schulen weltweit dazu auf Gesundheit und Nachhaltigkeit der erfolgt Hier sollten die 16 Landes-als Querschnittsthema in alle Aspekte der Hochschulkultur rahmenvereinbarungen (LRV) entspre-der Verwaltungs- und Betriebsstrukturen sowie der akade- chende Lenkungswirkung entfalten mischen Aufgabenfelder einzubetten was in Bezug auf Hochschulen bisher

noch nicht erfolgt ist Im Vergleich zu anderen Institutionen uumlbernehmen Hochschulen mehrere Aufgaben im Rahmen der Gesundheitsfoumlrderung die Aus gesundheitspolitischer Sicht wird auch mit ihrem klassischen Auftrag naumlmlich der Lehre und sowohl auf Bundes- als auch auf Lan-Forschung zu vereinbaren sind (Hartmann Lehner 2018) desebene das Potenzial der Hochschulen

fuumlr die Gesundheitsfoumlrderung ndash trotz bull Foumlrderung der Gesundheit und des Wohlbefindens aller Praumlventionsgesetz ndash nicht fuumlr die vor-

Statusgruppen gegebene Strukturbildung und Zusam-bull Etablierung der nicht-medizinischen Praumlvention und menarbeit der Sozialversicherungen

Gesundheitsfoumlrderung in Lehre Forschung und Entwick- genutzt So sind es die autonomen lungsprojekten auch durch eigenstaumlndige Studiengaumlnge Hochschulen selbst die von sich aus Professuren und Institute mit Unterstuumltzung der gesetzlichen

bull Wissenstransfer und Unterstuumltzung der Gesundheitsfoumlr- Krankenkassen aktiv geworden sind derung in der Region Nach Aufbau des bundesweiten Netz-

bull Vermittlung der Gesundheitsfoumlrderung (inklusive Sicher- werks durch den AGH und das 2018 heit und Gesundheit) an alle Studierenden als Aufgabe fuumlr gegruumlndete KGH sollte die Strukturbil-den zukuumlnftigen beruflichen Wirkungsbereich dung vordringlich in den Bundeslaumln-

10 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

dern erfolgen Auf dieser Ebene bestehen viele Steuerungs-moumlglichkeiten ausgehend von Zielvereinbarungen bis hin zur Gesetzgebung um die Entwicklung der Gesundheitsfoumlrde-rung an Hochschulen zu unterstuumltzen Dazu gehoumlrt die Verpflichtung und finanzielle Ausstattung der Studierenden-werke sowie der Landesunfallkassen um die bereits landesgesetzlich vorgegebenen Aufgaben zur Gesundheits-foumlrderung an Hochschulen verwirklichen zu koumlnnen Interes-santerweise traumlgt das Thuumlringer Hochschulgesetz im Vorwort (2018 Seite 3) dem schon Rechnung Ausgehend von dem Leitgedanken den Mitgliedern und Angehoumlrigen an Hochschulen mehr Moumlglichkeiten zur Mitgestaltung einzu-raumlumen soll die Gesundheitsfoumlrderung gestaumlrkt werden

Literatur BZgA ndash Bundeszentrale fuumlr gesundheitliche Auf-klaumlrung (Hrsg) (2015) Gesundheitsfoumlrderung in Lebenswel-ten Entwicklung und Sicherung von Qualitaumlt Koumlln Unter wwwgesundheit-ndsdeindexphparbeitsschwerpunkte-lvgevaluation-und-praxisforschung404-gesundheits foerderung-in-settings Zugegriffen 822019

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Hartmann T Lehner B (2018) Von der Gesundheitsfoumlrderung an Hochschulen zu gesundheitsfoumlrdernden Hochschulen Public Health Forum 26(2)106-108

Hartung S Rosenbrock R (2015) SettingansatzLebenswel-tansatz Bundeszentrale fuumlr gesundheitliche Aufklaumlrung (Hrsg) Leitbegriffe der Gesundheitsfoumlrderung und Praumlvention Unter wwwleitbegriffebzgadealphabetisches-verzeichnis settingansatz-lebensweltansatz Zugegriffen 2912019

Klemperer D (2015) Der Lebenswelten-Ansatz In Sozialme-dizin ndash Public Health ndash Gesundheitswissenschaften 3 Auflage Bern Hogrefe Seite 195-196

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Okanagan Charter (2015) An International Charter for Health Promoting Universities and Colleges Unter wwwinterna tionalhealthycampuses2015sitesoltubccafiles201601 Okanagan-Charter-January13v2pdf Zugegriffen 822019

Ottawa-Charta (1986) bdquoOttawa-Charta zur Gesundheitsfoumlr-derungldquo Charta der ersten internationalen Konferenz zur Gesundheitsfoumlrderung Unter wwweurowhoint__data assetspdf_file0006129534Ottawa_Charter_Gpdf Zu-gegriffen 822019

ThuumlrHG ndash Thuumlringer Hochschulgesetz Unter wwwlandes rechtthueringendejportalquelle=jlinkampquery=HSchulG+ THamppsml=bsthueprodpsmlampmax=trueampaiz=true Zuge-griffen 822019

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Der Begriff bdquoStudentisches Gesund-heitsmanagementldquo Gesundheits-management fuumlr Studierende oder studentisches Gesundheitsmanage-ment ndash wie kann der neue Aspekt der systemischen Gesundheitsfoumlrderung genannt werden Der Begriff bdquoGesund-heitsmanagement fuumlr Studierendeldquo betont zwar die Zielgruppe ist aber in dem Wort bdquofuumlrldquo nicht ganz kompatibel mit dem zentralen Kriterium der Parti-zipation bdquoFuumlr und mitldquo klingt zu um-staumlndlich und wuumlrde sich nicht einpraumlgen waumlre aber passender Der Begriff bdquoStu-dentisches Gesundheitsmanagementldquo macht Anleihen beim betrieblichen Gesundheitsmanagement Ganz ver-gleichbar sind jedoch diese beiden Begrifflichkeiten nicht bdquoBetrieblichldquo bezieht sich auf den Betrieb also auf ein Setting bdquoStudentischldquo bezieht sich auf eine Zielgruppe naumlmlich die Ziel-gruppe die Hochschulen zu Hochschu-len macht Daruumlber hinaus kommen neben der formalen Organisation Hochschule auch die Lebenslagen der Studierenden hinzu Schnell zeigte sich dass die Umschreibung bdquoStuden-tisches Gesundheitsmanagementldquo und das Kuumlrzel bdquoSGMldquo sich bundesweit bereits durchgesetzt hatten bevor die Ergebnisse der damit verbundenen Projekte vorlagen

Als das erste Foumlrderprojekt Ende 2014 an der TU Kaiserslautern unterstuumltzt durch die Techniker Krankenkasse an den Start ging gab es diesen Ansatz noch nicht Bis dahin wurde allgemein von der bdquoGesundheit der Studierendenldquo gesprochen und das Projekt war folge-richtig mit bdquoBio-psycho-soziale Gesund-heit der Studierenden der TU Kaisers-lauternldquo betitelt Schnell wurde deutlich dass es fuumlr so ein komplexes Vorhaben eines organisationsbezogenen Ansatzes bedurfte Befoumlrdert wurde dieser Pro-zess durch das Praumlventionsgesetz in 2015 das die Studierenden als Adres-satinnen und Adressaten von Maszlignah-men der Gesundheitsfoumlrderung im Kontext des Lebensweltansatzes aus-weist Parallel dazu wurde von der Techniker Krankenkasse und der Lan-desvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Nieder-sachsen e V in Kooperation mit dem Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen das bundesweite Projekt bdquoStudentisches Gesundheitsmanage-ment (SGM)ldquo aus der Taufe gehoben

Das SGM ist in Anlehnung an das be-triebliche Gesundheitsmanagement benannt und konzipiert worden Es dient dazu eine systematische und zielorientierte Steuerung fuumlr alle ge-sundheitsbezogenen Prozesse im Zu-sammenhang mit Studierenden an der Hochschule zu buumlndeln Dazu ge-houmlren bedarfsgerechte Maszlignahmen Projekte und Prozesse der Organisati-onsentwicklung die Studierendenge-sundheit und Studienerfolg foumlrdern koumlnnen Im Sinne der Gesundheits-souveraumlnitaumlt sollen die koumlrperlichen psychischen und sozialen Belange so-wie das individuelle Wohlbefinden der Studierenden erhalten und gefoumlrdert werden Zentral ist dabei die Partizipa-tion der Studierenden am SGM als Expertinnen und Experten in eigener Sache Das bedeutet eine weitgehende Gestaltung durch Studierende mit Entscheidungsmacht und finanzieller Ausstattung Perspektivisch ist ein uumlbergreifendes Gesundheitsmanage-ment der Organisation Hochschule anzustreben und die Statusgruppen zusammenzufuumlhren Erst dieser Schritt wuumlrde dem Ziel des Setting-Ansatzes voll entsprechen

12 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Soziologische Uumlberlegungen zum Lebensweltbegriff Spaumltestens seit seiner gesetzlichen Verankerung hat der Begriff bdquoLebensweltldquo Einzug in den Sprachge-brauch im Bereich der Gesundheitsfoumlrderung gehalten Seit der Novelle des Fuumlnften Buches im Sozialgesetzbuch vom 2572015 regelt vor allem Paragraph 20a die bdquoLeistungen zur Gesundheitsfoumlrderung und Praumlvention in Lebensweltenldquo und ver-pflichtet die gesetzlichen Krankenkassen zu entsprechenden Leistungen Als Lebenswelten gelten laut dem Gesetz bdquofuumlr die Gesundheit bedeutsame abgrenz-bare soziale Systemeldquo Explizit genannt werden das Wohnen das Lernen das Stu-dieren die medizinische und pflegerische Versorgung sowie die Freizeitgestaltung einschlieszliglich des Sports (sect 20a SGB V laut derzeit guumlltigem Stand vom 112016)

Lebenswelt des Studierens ndash Lebenswelten von Studierenden Was zunaumlchst intuitiv verstaumlndlich scheint wirft beim Auf- oder Ausbau eines SGM rasch Fragen auf Was gehoumlrt eigentlich zur Lebenswelt des Studierens und damit in den Aktionsradius derer die im Gesetz als die bdquofuumlr die Lebenswelt Verantwortlichenldquo adressiert werden Nur das was mit Studieren im engeren Sinn zu tun hat oder alles was zur Lebensphase Studium gehoumlrt ndash wie der Nebenjob die Wohngemein-schaft die Hochschulgruppe Wo sind beim Studieren Schnittmengen mit und Abgrenzungen zu den anderen genannten Lebenswelten zum Beispiel dem Lernen Wie koumlnnen Strukturen in sozialen Systemen aufgebaut werden ndash also in Gebilden die nicht zuletzt deshalb Systeme sind weil sie eben bereits eigene Strukturen aufweisen Um es vorwegzunehmen Diese Fragen koumlnnen aktuell da das SGM noch in den Kinderschuhen steckt erst in Ansaumltzen beantwortet werden

Um sich die Antworten fuumlr SGM-Projekte an der eigenen Hochschule zu erarbeiten lohnt dabei nach dem Motto bdquoNichts ist so praktisch wie eine gute Theorieldquo ein Blick in die Arbeiten von Alfred Schuumltz (1899-1959) Seinerzeit anknuumlpfend an Vertreter der Lebensphilosophie und der Phaumlnomenologie gilt Alfred Schuumltz heute als Wegbereiter lebensweltlich orientierter Sozialwissenschaften Er sah die Aufgabe der Sozialwissenschaften darin Theorien zu entwickeln die ihren Ausgang an den subjektiven Sinnstrukturen der Menschen ndash also ihren Orientierungen Motiven Bedeutungszuschreibungen und so weiter ndash nehmen (vergleiche Schuumltz 1971 Seite 39ff) In seinem Sinne gilt es also Theorien nicht sbquojenseitslsquo von Menschen sondern entlang ihrer Relevanzen zu entwickeln

Eine Arbeit in dieser Tradition bedeutet der Perspektive der Betroffenen einen zentralen Stellenwert einzuraumlumen ndash wie zum Beispiel im Projekt bdquoMyHealth ndash Ge-sund studieren am KITldquo (wwwmyhealthkitedu) in dessen Rahmen unter ande-rem eine lebensweltlich orientierte Perspektive eingenommen wird Bezogen etwa auf die Frage nach Gesundheitsrisiken und -ressourcen von Studierenden soll hier herausgefunden werden was Studierende selbst als foumlrderliche oder gefaumlhrdende Aspekte erfahren ndash unabhaumlngig davon ob sich diese Erfahrungen mit bereits exis-tierenden Lehrmeinungen und Empfehlungen decken diese ergaumlnzen oder ihnen widersprechen Um einem Missverstaumlndnis vorzubeugen Dies bedeutet selbstver-staumlndlich nicht dass die Perspektive der Betroffenen eine absolute Vorrangstellung einnimmt wenn es um die Ableitung von Konsequenzen und die Entwicklung von

Dr Alexa Maria Kunz Leitung im SGM-Projekt bdquoMyHealth Gesund Studieren am KITldquo am Karlsruher Institut fuumlr Technologie

SGM-Maszlignahmen und -strukturen geht Es gilt vielmehr sie ernst zu nehmen und mit gesundheitswissenschaftlichen Kon-zepten und Theorien in Dialog zu bringen

Von besonderem Interesse bei einer le-bensweltorientierten Forschung ist die bdquoalltaumlgliche Lebensweltldquo (vergleiche Schuumltz Luckmann 2003 Seite 29) An-ders als individuelle Lebenswelten ndash zu denen zum Beispiel auch Einbildungen und Traumlume gehoumlren ndash zeichnet sich die alltaumlgliche Lebenswelt dadurch aus dass wir sie mit anderen teilen Sie ist bdquonicht meine Privatwelt sondern eine uns allen gemeinsame Weltldquo (Schuumltz 1971 Seite 250) Dazu gehoumlrt unter anderem ein geteiltes Wissen daruumlber was sbquowirklichlsquo und sbquoselbstverstaumlndlichlsquo fuumlr uns ist

Befasst man sich mit der alltaumlglichen Lebenswelt von Studierenden laumlsst sich also fragen Wodurch zeichnet sich diese typischerweise aus Welche gemeinsame Welt teilen Studierende Welches geteilte Wissen besitzen sie (zum Beispiel im Bezug auf Gesund-heit) was scheint ihnen allen selbst-verstaumlndlich Aber genauso Was ist nicht allen Studierenden gemeinsam Welche unterschiedlichen Perspektiven (in Hinblick auf die Gesundheit) haben sie

Empirische Befunde lebensweltanaly-tisch orientierter Studien sprechen dafuumlr dass die alltaumlgliche Lebenswelt von Studierenden ndash also das was alle

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Studierenden gleich ob Studienpionierin oder Studienpio-nier aus der Arbeiterfamilie oder Medizinstudentin oder Medizinstudent aus der Aumlrztedynastie miteinander teilen und als selbstverstaumlndlich erachten ndash eher uumlberschaubar ist und sich vor allem auf formalorganisatorische Aspekte be-schraumlnkt (vergleiche Enderle Kunz 2016) Dies passt zu Ergebnissen aus Studierenden-Surveys in denen vor allem eine heterogene Studierendenschaft beschrieben wird die sich kaum als dieacute Studierenden beschreiben laumlsst (siehe Seite 29 bdquoSchnittstellenldquo) Nichtsdestotrotz haben gerade formal-organisatorische Aspekte wie etwa die Gestaltung von Pruumlfungsordnungen und Curricula die bauliche Situation an der Hochschule oder die Verpflegungsmoumlglichkeiten einen hohen Wirkungsgrad mit Blick auf Gesundheitsressourcen und -risiken Studierender

Fuumlr die Entwicklung eines SGM das moumlglichst viele Studierende erreichen moumlchte laumlsst sich aus diesen Befunden ableiten dass es mit den formal-organisatorischen Bedingungen an der Hochschule vereinbar sein sollte Denkbar ist ein SGM welches beispielsweise uumlber die Vergabe von ECTS-Credits in die Curricula integriert oder zumindest mit diesen vereinbar ist in zentralen wie dezentralen Einrichtungen und Gremien vertreten ist und Anschluss an die Kernaufgaben einer Hoch-schule ndash naumlmlich Lehre und Forschung ndash hat Daruumlber hinaus sollten moumlglichst viele Akteurinnen und Akteure die an der Gestaltung der (Gesundheits-)Bedingungen an der Hoch-schule und damit den formalen Strukturen beteiligt sind mit einbezogen werden (siehe Seite 23 bdquoVerortung und Akteurin-nen und Akteure des SGMldquo und Seite 29 bdquoSchnittstellenldquo)

Gleichzeitig erweist sich ein Blick in die sogenannten bdquokleinen sozialen Lebensweltenldquo als hilfreich (zu dem Konzept das im Anschluss an Schuumltz entwickelt wurde vergleiche Luckmann 1970 Honer 2011) in die Lerngruppen Studienjahrgaumlnge Fachschaften und Hochschulgruppen aber auch in die nicht unmittelbar an die Hochschule gebundenen Gruppen die fuumlr die Studierenden eine hohe Relevanz besitzen (vergleiche Enderle Kunz 2016) In diesen wird sowohl explizit aber vor allem auch implizit verhandelt und bestimmt was gesundlsquo ist welchen Stellenwert Gesundheit hat und wie gesund gelebtlsquo wird

Uumlber den Ansatz einer community-basierten partizipativen Forschung (vergleiche von Unger 2012) laumlsst sich der for-schende Blick in diese Gruppen gut mit dem fuumlr die Gesund-heitsfoumlrderung zentralen Ansatz der Partizipation verbinden (vergleiche Reitermayer et al 2017 sowie Seite 45 bdquoPartizi-pationldquo) Im bereits erwaumlhnten Projekt bdquoMyHealthldquo wurde

beispielsweise als Resultat eines studentischen Projektes und im Austausch mit Fachschaften eine bdquoSpiel- und Sport-kisteldquo mit unterschiedlichen Geraumlten (wie zum Beispiel Dia-bolo Frisbee Springseil Boule) entwickelt Mittlerweile ver-leihen mehrere Fachschaften auf dem Campus die Geraumlte oder nutzen die Kisten zum Beispiel waumlhrend der Orientie-rungsphase fuumlr Studienanfaumlngerinnen und Studienanfaumlnger und tragen so zu einem Angebot bei durch das unter ande-rem Bewegung und Austausch mit anderen niederschwellig in den studentischen Alltag integriert und innerhalb der eige-nen studentischen Fachgemeinschaft sbquogelebtlsquo werden kann

Auch wenn hier noch einiges zu tun ist Erst durch das Ver-staumlndnis der Lebenswelten Studierender ndash einschlieszliglich des Bereichs der alltaumlglichen Lebenswelt und unter Beruumlcksichti-gung der Gruppen in denen sich Studierende innerhalb und auszligerhalb der Hochschule bewegen ndash ist es moumlglich ein SGM zu entwickeln das an die Bedeutungszuschreibungen und Relevanzen einer heterogenen Studierendenschaft anknuumlpft und damit langfristig in der Breite erfolgreich sein kann

Literatur Enderle S Kunz AM (2016) Gibtlsquos da einen Schein fuumlr Einblicke in studentische Lebenswelten In Konnertz U (Hrsg) Koumlnnen Schluumlsselqualifikationen bilden Frankfurt Peter Lang Edition Seite 173-196

Honer A (2011) Kleine Leiblichkeiten Erkundungen in Lebens-welten Wiesbaden Springer VS

Luckmann B (1970) The Small Life-Worlds of Modern Man Social Research 37 (4) Seite 580-596

Reitermayer J Bachert P Hildebrand C Albrecht F Kunz AM (2017) MyHealth Aufbau eines lebensweltorientierten Studentischen Gesundheitsmanagements In hochschulsport Magazin des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportver-bands 22017 Seite 14-17

Schuumltz A (1971) Gesammelte Aufsaumltze Band I Das Problem der sozialen Wirklichkeit Den Haag Martinus Nijhoff

Schuumltz A Luckmann T (2003) Strukturen der Lebenswelt Stuttgart UVK

Unger vH (2012) Partizipative Gesundheitsforschung Wer partizipiert woran (79 Absaumltze) Forum Qualitative Sozial-forschungForum Qualitative Social Research 13(1) Art 7 Unter wwwnbn-resolvingdeurnnbnde0114-fqs120176 Zugegriffen 822019

4 Was ist zu Beginn zu bedenken

Uumlberzeugen und sensibilisieren Zunaumlchst ist die Frage zu klaumlren Wer gehoumlrt uumlberhaupt zu den Beteiligten und Akteurinnen und Akteuren an der Hochschule direkt und indirekt Von Hochschule zu Hochschule moumlgen die Antworten darauf unterschiedlich sein Bei der Studierendengesundheit und der institutionellen Weiterentwicklung durch ein Studentisches Gesundheits-management (SGM) handelt es sich um Querschnittsthemen welches die ge-samte Hochschule betreffen Entspre-chend gilt es zahlreiche Beteiligte zu sensibilisieren und diese einzubezie-hen Ein Prozess- und Kommunikations-design kann bei der Ansprache und Sensibilisierung nuumltzlich sein Wichtige Fragen dabei sind Welche Stakeholder an der Hochschule gibt es die fuumlr SGM relevant sind und wie sollten diese ein-bezogen werden Wichtig ist auch zu erarbeiten welche Motive die jeweiligen Akteurinnen und Akteure antreiben (siehe Seite 23 bdquoVerortung und Akteu-rinnen und Akteure des SGMldquo) Bei der Sensibilisierung und Gewinnung von zukuumlnftigen Mitstreiterinnen und Mit-streitern gilt der Grundsatz die Betei-ligten dort abzuholen wo sie stehen Argumente fuumlr ein SGM unterscheiden sich von Gruppe zu Gruppe Grund-saumltzlich gilt es der Hochschulleitung Studierenden Mitarbeitenden und an-deren Stakeholdern die Relevanz des Themas (beispielsweise durch Erhe-bungen) deutlich zu machen und Handlungsbedarfe aufzuzeigen Um beispielsweise Studierende fuumlr das Thema SGM zu begeistern eignen sich Peer-Botschafterinnen und Peer-Botschafter aus dem Studierenden-kreis Diese koumlnnen die Vorteile der

eigenen Mitgestaltung und Mitarbeit am Aufbau eines SGM authentisch aufzeigen Fuumlr ein SGM gilt es zudem auch Verwaltungspersonal zu gewin-nen das mit Studierenden in direk-tem Kontakt steht So begegnen Mit-arbeitende in Pruumlfungsaumlmtern haumlufig stark belasteten Studierenden

Gemeinsam kann es gelingen Staumlr-ken auszubauen und Defizite zu beseitigen Beispiele guter Praxis aus anderen Hochschulen koumlnnen Begeisterung entfachen und Impul-se fuumlr eigene Aktivitaumlten liefern Den beteiligten Akteurinnen und Akteuren sollten klare Handlungs-spielraumlume und Grenzen aufgezeigt werden um Enttaumluschungen und Demotivation zu vermeiden

Fuumlr die Gewinnung von Akteurinnen und Akteuren und Entscheiderinnen und Entscheidern sollte genuumlgend Zeit eingeplant werden Persoumlnliche Gespraumlche und Treffen erfordern Ressourcen und koumlnnen durchaus bis zu sechs Monate in Anspruch nehmen (Seibold et al 2010) (siehe Seite 31 bdquoPlanungldquo)

Hochschulleitungen sind entschei-dende Akteurinnen und Akteure bei der Priorisierung Initiierung Weiter-entwicklung und Profilbildung von Themen in jeder Hochschule Sie entscheiden uumlber den Stellenwert von Themen fuumlr die Hochschulent-wicklung und die Zuweisung damit verbundener Ressourcen

Martin Kruumlssel Koordinator des Betrieblichen Gesundheitsmanagements an der Georg-August-Universitaumlt Goumlttingen

Stephanie Schluck Referentin fuumlr Veranstaltungen in der Stabsabteilung Presse und Kommuni kation an der Hochschule fuumlr angewandte Wissen-schaften Hamburg

Dr Ute Sonntag Stellvertretende Geschaumlftsfuumlhrerin der Landesvereini-gung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen eV und Koordination Arbeitskreis Gesundheits-foumlrdernde Hochschulen

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Bei der Entscheidung fuumlr eine Hochschule kann SGM ein Argument sein

Argumente fuumlr ein SGM Fuumlr das Thema Gesundheit ist in den letzten Jahrzehnten eine deutliche Steigerung der Relevanz in Politik Gesellschaft und Wirtschaft zu verzeichnen So auch in Hochschulen bei denen zunaumlchst der Fokus auf der Beschaumlftigtengesundheit und der Etablierung eines Betrieblichen Gesundheits-managements (BGM) lag Nun aumlndert sich der Fokus und bezieht auch die Studierenden mit ein die als groumlszligte Gruppe identitaumltsstiftend fuumlr Hoch-schulen sind

Befoumlrdert wird dies durch das 2015 erlassene Praumlventionsgesetz das die Studierenden als spezifische Zielgruppe gesundheitsfoumlrdernder

vertiefen sie praktische Erfahrungen im Projekt-management Studierende lernen im SGM auch Haltun-gen und Fertigkeiten die sowohl im Studium als auch

Leistungen in der Lebenswelt Hochschule benennt Hochschulen koumlnnen dies gut aufgreifen da mit dem Praumlventionsgesetz auch Finanzierungsmoumlglichkeiten durch Sozialversicherungstraumlger verbunden sind

SGM als Wettbewerbsvorteil Hochschulen stehen miteinander im Wettbewerb Ein SGM kann fuumlr Studienbewerberinnen und Studienbewerber ein Argument dafuumlr sein eine Hochschule auszuwaumlhlen

Multiplikatoreffekt Studierende sind potenziell zukuumlnftige Fuumlhrungskraumlfte Wenn sie SGM an ihrer Hochschule erleben und mitgestalten koumlnnen bekommen sie eine Vorstellung davon welchen Wert Gesundheitsmanagement fuumlr Organisationen darstellt Dieses Wissen nehmen sie in die verschiedenen gesellschaftlichen Berei-che mit Idealerweise sind sie auch dort Botschafterinnen und Botschafter sowie Akteurinnen und Akteure der Gesundheitsfoumlrderung

SGM staumlrkt Ressourcen Das Studium kann fuumlr Studierende eine von Unsicher-heiten gepraumlgte Lebensphase darstellen Die Studierenden ziehen oft in eine neue Stadt sind erstmals vom Elternhaus getrennt und muumlssen sich jetzt in neue Orga-nisations- und Lernstrukturen einordnen neue soziale Netzwerke sind aufzubauen SGM sollte gleich zu Beginn des Studiums ansetzen und uumlber den gesamten Studienverlauf passgenaue Angebote bereithalten So koumlnnen Studierende bei der Bewaumlltigung von Herausforderungen in den einzelnen Studienphasen unterstuumltzt werden Gesundheitsbezogene Lebensstilfaktoren koumlnnen herausgebildet und gefestigt sowie Ressourcen entwickelt werden die eine erfolgreiche Bewaumlltigung dieser Entwicklungsaufgaben und Herausforderungen ermoumlglichen

SGM vermittelt vielfaumlltige Kompetenzen Werden Studierende partizipativ in ein SGM eingebunden koumlnnen sie an Ver-aumlnderungen mitwirken und staumlrken ihr

Selbstwirksamkeitserleben Auszligerdem erwerben oder

im Beruf sehr nuumltzlich sind Kompetent mit Stress um-

zugehen soziale Kontexte sowie die eigenen Arbeits- und Lebensbedingun-gen gesundheitsfoumlrderlich zu gestalten

SGM ist ein innovatives Zukunftsthema Die Entscheidung faumlllt in Anbetracht der betraumlchtlichen Potenziale die die Einrichtung eines SGM fuumlr jede Hoch-schule bietet Die Hochschulleitung sollte der allgemeinen Entwicklung vorausschauend begegnen und sich fuumlr die Einrichtung und angemessene Ausstattung eines SGM in ihrer Hoch-schule stark machen

Die Einrichtung eines SGM kann durch einen Beschluss der Hochschulleitung erfolgen Gut beraten sind Hochschulen die von Beginn an die Studierendenver-tretungen in ihr Vorhaben involvieren und mit ihnen Ressourcen abstimmen die man fuumlr das SGM einbringt

Eine gelungene Einrichtung beginnt schon mit einer professionell ausgearbei-teten Beschlussvorlage (siehe Seite 53 bdquoAnlage 1Ildquo) die das federfuumlhrende Prauml-sidiumsmitglied daraufhin in der Praumlsidi-umssitzung uumlberzeugend zur Entschei-dung einbringen kann

16 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Kommunikation Man stelle sich vor in einer Hochschule hat sich eine kleine Projektgruppe gegruumlndet sie arbeitet ein halbes Jahr lang sehr engagiert die ersten Maszlignahmen sind geplant und keiner weiszlig etwas davon

Was mag in den Planungstreffen schiefgelaufen sein Was koumlnnte die Projektgruppe uumlbersehen haben Moumlglicherweise ist zu wenig beachtet beziehungsweise bearbeitet worden dass die Prozesse der Kommunikation und Information von Beginn an gezielt bewusst und strukturiert eingeplant und gesteuert werden muumlssten

Aus Projekten des betrieblichen Gesund-heitsmanagements (BGM) wissen wir dass der Informationsgrad eines Projek-tes als Kennzahl in das Projekt-Controlling aufgenommen werden sollte (siehe Seite 42 bdquoEvaluationldquo) Damit ist gesichert dass diesem Thema eine gewisse Auf-merksamkeit in den folgenden Planungs-und Umsetzungsschritten zukommt

In Bezug auf die hochschulinterne Kom-munikation waumlren die individuelle und die organisationale Ebene zu beachten

bull Wie erreiche ich die Individuen in der Hochschule

bull Wie erreiche ich die Verantwortlichen in den Strukturen der Hochschule

Fuumlr den Einzelnen bedeutet eine solche Kennzahl dass der Informationsfluss zum Projektthema sichergestellt wird und jeder das Thema fuumlr sich abwaumlgen und nutzen kann Gleichzeitig wird mit einer breiten und qualitativ hochwertigen Kommunikation den unterschiedlichen Aspekten des Themas der Zielgruppe Wertschaumltzung vermittelt

Auf der organisationalen und strukturellen Ebene werden die Verantwortlichen und Entscheidungstraumlger der Organisation Hochschule gewonnen und eingeladen sich mit der Studierendengesundheit auseinanderzusetzen Im Laufe des Veraumlnderungsprozesses werden sie so systematisch fuumlr das SGM sensibilisiert und mitgenommen Wichtig ist es Punk-te herauszuarbeiten wie die jeweilige Expertise produktiv eingebracht und Partizipation ermoumlglicht wird (siehe Seite 14 bdquoUumlberzeugen und sensibilisie-renldquo und Seite 23 bdquoVerortung und Akteu-rinnen und Akteure des SGMldquo) Das ist eine entscheidende Stellschraube fuumlr zukuumlnftige Veraumlnderungen auf struktu-reller Ebene in Bezug auf das gesund-heitsfoumlrderliche Setting

Im Setting Hochschule findet man selten eindeutige Strukturen fuumlr Kommunikati-onswege und es gibt kein Patentrezept Es sollten daher zu allererst bereits be-stehende Kommunikationskanaumlle identi-fiziert und moumlglichst fruumlhzeitig ein Kommunikationsplan im Projektteam erstellt und laufend aktualisiert werden Ordnungspunkte koumlnnten sein

bull Zielgruppe(n) (zum Beispiel Fakultaumlt der Naturwissenschaften oder Sozialwissenschaften Erstsemester oder Dekane)

bull Kommunikationsziele bull Kommunikationszeitpunkte (zum

Beispiel bewusst zum Studien- Semesterbeginn)

bull Kommunikationsmittel (zum Beispiel Poster Postkarten Website Ins-tagram persoumlnliche Gespraumlche Vortraumlge)

bull Kommunikationsort (zum Beispiel Vorlesungen Bereich der Mensa)

bull Kommunikationsbudget bull Einheitliches Erscheinungsbild (zum

Beispiel Logo Slogan Bildsprache et cetera)

Sabine Koumlnig Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Ines Niemeyer Freie Mitarbeiterin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Dr Brigitte Steinke Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

17

In Bezug auf die hochschulexterne Kommunikation geht es um Image-Ge-winn um Attraktivitaumlt des Studienortes und um Vernetzung mit anderen Hoch-schulen mit kommunalen und betriebli-chen Initiativen sowie mit der Politik Es hat sich bewaumlhrt insbesondere hier die Kompetenzen der hochschuleigenenPressestelle zu nutzen nach dem Motto bdquoTu Gutes und rede daruumlberldquo

Was bedeutet Kommunikation fuumlr und mit Studierenden und was kennzeich-net diese Zielgruppe aktuell Projekt-kommunikation ist auch ein Mittel wel-ches Partizipation und Beteiligung der Zielgruppe ermoumlglicht Die Art und Weise wie kommuniziert und informiert wird entscheidet uumlber den Bekanntheitsgrad und damit auch maszliggeblich uumlber den Er-folg eines Projektes an der Hochschule (Marozzi 2018) Schlieszliglich wird so das Thema transportiert und der Zielgruppe und Oumlffentlichkeit zugaumlnglich gemacht

Da wir es bei der Zielgruppe der Studie-renden mit einer vergleichsweise jungen gesunden Zielgruppe zu tun haben er-schlieszligt sich das Thema Gesundheit nicht so ohne Weiteres Auf den ersten Blick scheint es fuumlr Studierende moumlgli-cherweise uninteressant Aus Fokus-gruppen wissen wir dass mancherorts der Gesundheitsbegriff als verstaubt wahrgenommen und wenig mit der taumlg-lichen Lebensrealitaumlt Studierender in Bezug gebracht wird Dies ist zu beruumlck-sichtigen wenn man Studierende be-fragt und einbezieht

Wie gefragt wird hat groszlige Auswirkungen darauf inwieweit sich Befragte das Thema erschlieszligen und welche Informationen aus den Antworten abgeleitet werden koumlnnen Beispielsweise hat die Projektgruppe an der TU Kaiserslautern einen Work-shop mit Studierenden zum Wording innerhalb des Projektes durchgefuumlhrt um herauszufinden welche Art der Kommuni-kation angebracht waumlre (siehe wwwcampusplusuni-klde) Der Workshop brachte es wie folgt auf den Punkt Die Kommunika-tion sollte positiv aber authentisch sein und Lebensqualitaumlt Freude am Leben sowie den positiven Zusammenhang zwischen Gesundheit und Leistung darstellen Die PH Heidelberg hat als eine Moumlglichkeit dieses umzusetzen fuumlr und mit Studierenden einen Song erarbeitet (wwwph-heidelberg dekopf-stehenhtml)

Ein Groszligteil der heute Praumlsenzstudierenden gehoumlrt der soge-nannten Generation Z an Diese Zuordnung mag sehr grob sein und der Heterogenitaumlt der Gruppe Studierender nicht vollkom-men gerecht werden Dennoch gibt sie Anhaltspunkte fuumlr die Ansprache im Projekt und fuumlr abgeleitete Interventions-formen So untersucht beispielsweise der Arbeitsweltforscher Prof Christian Scholz an der Universitaumlt des Saarlandes wie die junge Generation bdquotickt was sie veraumlndert und warum sie alle anstecktldquo (Scholz 2014) Aus seinen und anderen Untersuchungen geht hervor dass die Themen Struktur Sicherheit Wohlfuumlhlen und SinnerlebenSelbstverwirkli-chung fuumlr diese Generation an erster Stelle stehen

Daraus lieszlige sich fuumlr die Kommunikation im Projekt beispiels-weise Folgendes ableiten

bull Die Kommunikation zum Thema Gesundheit sollte Regeln und Richtlinien beinhalten

bull Maszlignahmen sollten moumlglichst den individuellen Nutzen ausweisen

bull Jede Maszlignahme und jedes Gesundheitsevent sollte immer wieder neu in eine Kommunikationsform gefasst werden und dennoch einen Wiedererkennungswert haben

bull Studierende sollten selbst die Kommunikation im Projekt uumlbernehmen

Gut beraten ist wer die kommunikativen und kulturellen Regeln der eigenen Hochschule beachtet

18 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Bewaumlhrt hat es sich Studierende inner-halb des Projektes SGM zu qualifizieren und selbst das Thema kommunizieren zu lassen Beispielsweise setzt die TH Wildau gezielt studentische Botschafte-rinnen und Botschafter ein um Studieren-de in ihrer Peer-Gruppe auf Augenhoumlhe anzusprechen Synergien entstehen an dieser Stelle auch wenn es gelingt das Know-how unterschiedlicher Fachdiszip-linen an der Hochschule fuumlr die Entwick-lung von Kommunikationsbausteinen oder eines Kommunikationsdesigns zu gewinnen und zu nutzen So koumlnnen Studienarbeiten direkt fuumlr Projektthe-men in Lehrveranstaltungen beispiels-weise in Medienwissenschaften oder Design vergeben und bearbeitet werden Damit ist einer der Erfolgsfaktoren fuumlr das gesamte Projekt benannt Es ist die Einbeziehung und aktive Beteiligung der Studierenden in die Kommunikation und Information der Projektinhalte von Anfang an

Literatur Marozzi D (2018) Projektkom-munikation Ein Handbuch fuumlr die Praxis Zuumlrich vdf Hochschulverlag

Scholz C (2014) Generation Z Wie sie tickt was sie veraumlndert und warum sie uns alle ansteckt Weinheim Wiley-VCH

Oleschko S (2018) Ohne Sprache keine Veraumlnderung Zeitschrift Fuumlhrung und Organisation (62018) Seite 394-400

Praktische Beispiele fuumlr Kommunikation Die Pro-jektgruppe der FU Berlin entwickelte auf Basis der Ergebnisse der Studierendenbefragung 2016 (University Health Report UHR) Quizkarten das so genannte bdquoHealthy Quizldquo um die Ergebnisse des Gesundheitsberichts an der FU und vor allem unter den Studierenden publik zu machen Dafuumlr wurden einzelne Themenbereiche aus dem Gesundheitsbe-richt ausgewaumlhlt wobei vor allem die Anschaulichkeit des Themas eine Rolle spielte sowie die Frage was das Interesse der Studierenden am ehesten wecken koumlnnte Die bdquoQuizobjekteldquo sind dabei die unterschied-lichen FachbereicheZentralinstitute an der FU So sind zehn Quizkarten zu unterschiedlichen Themen entstanden Die Quizkarten wurden im Rahmen einer Wanderausstellung durch die FachbereicheZentralin-stitute der FU in der auch Poster mit den Ergebnissen der Befragung ausgestellt wurden an die Studieren-den verteilt sowie an den Standorten und in den Gebaumluden ausgelegt Abgebildete QR-Codes und Kurz-URLs verweisen auszligerdem auf alle Ergebnisse des Gesundheitsberichts sowie Informationen zum Projekt Inzwischen gibt es auch eine grafisch an-gepasste Online-Version der Healthy-Quiz-Karten (wwwewi-psyfu-berlindeeinrichtungenarbeits bereicheppghealthy_campus_quizindexhtml)

19

Kommunikationsbeispiel der FU Berlin

H E A LT H Y- Q U I Z

hellip fuumlhlen sich die meisten Studierenden im Studium wohl

In welcher dieser Einrichtungen der Freien Universitaumlt Berlin hellip

Mathematik und Informatik

Wirtschafts-wissenschaft

Politik- und Sozial-

wissenschaften

Veterinaumlr-medizin

C D

A B

H E A LT H Y- Q U I Z

Der Anteil Studierender die sich im Studium wohl-fuumlhlen verteilt sich auf die Einrichtungen wie folgt

420 im FB Mathematik und Informatik

355 im FB Politik- und Sozialwissenschaften

223 im FB Wirtschafts-wissenschaft

500 im FB Veterinaumlrmedizin

Weitere Ergebnisse Informationen zum fndest du hier Projekt fndest du hier

fu-berlindegesundheitsbericht fu-berlindehealthycampus

Das Projekt wird gefoumlrdert von der Techniker Krankenkasse

Auch an der TU Kaiserslautern wurden die Ergebnisse der Stu-dierendenbefragung aufbereitet und kommuniziert Fuumlr die Zielgruppe der Studierenden wurden Poster entwickelt und im Rahmen einer Wanderausstellung in der gesamten Uni-versitaumlt praumlsentiert (wwwuni-kldesgmposter-uhr-ergeb nisse) Ebenso sollten die Dekane der einzelnen Fakultaumlten

informiert und fuumlr das Thema Gesund-heit sensibilisiert werden Dazu wurden die Ergebnisse so aufbereitet dass die einzelnen Fakultaumlten untereinander ver-glichen werden koumlnnen (siehe Seite 21 bdquoSpinnennetzdiagrammldquo)

UND DU SO Wie gehtrsquos dir eigentlich Hinter bdquoUND DU SOldquo steht das Studentische Gesundheitsmanagement (SGM) der HTWK Leipzig Welche Punkte sind den Studierenden der HTWK fuumlhlen sich wohl Leipzig im Bereich Gesundheit wichtig und wo muss die Hochschule aktiver werden DANKE an alle

oder sehr wohl

1010 Mitgestalterinnen und Mitgestalter

35

65

Folgende Themen wurden in den bdquoo enen Fragenldquo besonders haumluf g genannt

Im Studium

Das Team des Studentischen Gesundheitsmanagement der HTWK Leipzig hat in 2018 all ihre Studierenden ein-geladen an der Onlinebefragung mit dem Titel bdquoUND DU SO Wie gehtrsquos dir eigentlichldquo teilzunehmen 1010 Stu-dierende sind dieser Einladung gefolgt Mit der Unter-stuumltzung des Hochschulsports und des Studierendenrat (StuRa) wurden unter allen Teilnehmerinnen und Teil-nehmern zwei Gutscheine im Wert von je 250 Euro verlost

Nach Abstimmung mit dem Rektorat dem Qualitaumlts-management der Lenkungsgruppe Gesundheits-management und dem Steuerkreis Studentisches Gesundheitsmanagement wurden die Ergebnisse der

Studierendenbefragung in einer Kurzauswertung auf-bereitet und als Poster auf dem Hochschulsommer-fest unter dem Motto bdquoAlle Sinne anldquo zum ersten Mal den Studierenden praumlsentiert

Im Anschluss wurde das Poster an verschiedenen Orten der Hochschule ausgestellt und den Multiplikatoren des Gesundheitsmanagements (Fachschaften Studiende-kane StuRa) zur Verfuumlgung gestellt

Aktuell wird eine Detailauswertung fuumlr die einzelnen Fakultaumlten erarbeitet (wwwhtwk-leipzigdelebenund-du-somitgestaltung)

Verortung und Akteurinnen und Akteure des SGM In jeder Hochschule gibt es in der Verwaltung Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner die bei der Ausrichtung und Durchfuumlh-rung von Projekten fachlich und organisatorisch kompetent beraten koumlnnen Sie gehoumlren immer zum engeren Kreis der Stakeholder die in der Vorbereitung von organisationsbezo-genen Prozessen persoumlnlich anzusprechen sind Daneben sorgt die Verwaltung in Abstimmung mit den zentralen und dezentralen Gremien dafuumlr dass nach der Einfuumlhrungsphase eines Projektes das Thema auch strukturell in der Hochschu-le ankommt Fuumlr Struktur- und Ablauffragen an Hochschulen gibt es nicht unbedingt einheitliche Antworten gleichwohl eine groumlszligere Anzahl an rechtlichen Rahmenbedingungen und Leitplanken die zu beruumlcksichtigen sind Daruumlber hinaus gibt es ein Erfahrungswissen daruumlber wie ein Thema korrespon-dierend mit den besonderen Merkmalen der jeweiligen Hoch-schule profilbildend in Strukturen integriert werden kann Gerade hier koumlnnen Gespraumlche mit den verantwortlichen Ab-teilungen in der Zentralverwaltung weiterhelfen Zusaumltzlich erhalten Interessentinnen und Interessenten in den Gesprauml-chen wertvolle Hinweise uumlber Anknuumlpfungspunkte zu ande-ren laufenden Projekten oder Prozessen zum Beispiel in der Lehrentwicklung Akkreditierung und Qualitaumltssicherung oder dem fakultaumlts- beziehungsweise fachbereichsuumlbergreifenden Entwicklungsstand des Themas Schluumlsselqualifikationen

Da an Hochschulen die Arbeit in und von Gremien fuumlr den Stellenwert die Vernetzung und institutionelle Integration von Themen ein praumlgendes Merkmal ist ist die Ein- und Zu-sammensetzung des Steuerkreises fuumlr das Gesundheitsma-nagement fuumlr Studierende (SGM) von besonderer Bedeutung Es gibt nicht bdquodasldquo Rezept wie ein SGM in einer Hochschule mit welchem Akteursumfeld zu implementieren ist Das Poten-zial an internen und externen Akteurinnen und Akteuren die einzubinden und fuumlr das Vorhaben zu gewinnen sind ist stark abhaumlngig von der Groumlszlige Traumlgerschaft und dem Faumlcherkanon einer Hochschule

Zur Sicherstellung der sozialen Validitaumlt bei der Einfuumlhrung des SGM gehoumlren vorausschauende Uumlberlegungen zur Ge-winnung von Fach- und Machtpromotoren (Stakeholder) fuumlr das Projekt Aus der Organisation und Arbeit im Projekt bilden sich Bezuumlge und Konturen der spaumlteren Strukturintegration heraus Auch wo und wie das SGM personell verankert werden kann wird variieren Als Basis fuumlr eine gelingende Strukturin-tegration bedarf es einer zumindest anteilig dauerfinanzierten Stelle und einer hauptamtlichen SGM-Koordinatorin oder eines SGM-Koordinatoren (siehe Seite 55 bdquoAnlage 1IIldquo)

Martin Kruumlssel Koordinator des Betrieblichen Gesundheitsmanage-ments an der Georg-August-Universitaumlt Goumlttingen

Prof Dr Thomas Hartmann Profes-sor fuumlr das Fachgebiet Humanoumlkologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal Standort Magdeburg und seit 20 Jahren aktives Mitglied im Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen

Empfehlenswert fuumlr Entscheidungen zu Strukturfragen und einer personellen Verankerung koumlnnen Leitfragen sein

bull Was sind die Rahmenbedingungen die zur Finanzierung einer Stelle vorgegeben sind Dies koumlnnen zum Beispiel Haushaltsmittel der Hochschule Drittmittel durch Forschungsvorhaben eine Finanzierung durch die Sozialversicherungen oder Aumlhnliches sein

bull Welche inhaltlichen organisatorischen und maszlignahmen-bezogenen Anknuumlpfungspunkte gibt es mit dem und fuumlr das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM)

Am Anfang steht eine akribische Bestandsaufnahme (siehe Seite 29 bdquoSchnittstellenldquo) aller internen und externen Aktivi-taumlten Akteurinnen und Akteure sowie Strukturen die zur Gesundheitsfoumlrderung von Studierenden der jeweiligen Hochschule beitragen Gesundheit ist ein Querschnittsthema sodass Stakeholder aus den verschiedensten Institutionen beziehungsweise Zustaumlndigkeitsbereichen einer Hochschule gewonnen werden muumlssen Daruumlber hinaus ergeben sich bereits strategische Partnerschaften durch die Eingliederung in die Hochschule und aus dem jeweils spezifischen Aufgabenprofil

24 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

der SGM-Koordinatorin und des SGM- Koordinators Die Ruumlckendeckung des Vorhabens bdquoSGMldquo durch die Fuumlhrung der Hochschule ndash ersatzweise durch die Leitung von Fakultaumlt Fachbereich oder Institut ndash ist die Grundlage dafuumlr weitere Akteurinnen und Akteure ge-winnen zu koumlnnen Die kontinuierliche Mitarbeit der internen und externen Ko-operations- und Netzwerkpartner ist abhaumlngig von der jeweiligen Motivation der beruflichen Praumlgung und den zeitli-chen sowie finanziellen Ressourcen

Im Vergleich zum BGM das zu cicra 90 Prozent in der Verwaltung bei der Per-sonal- und Organisationsentwicklung der Hochschulen angesiedelt ist bleibt eine Verortung des SGM noch unbe-stimmt Ist ein BGM vorhanden so wer-den Strukturen zur Einbindung von Akteurinnen und Akteuren bereits be-stehen (Hartmann et al 2017a) Dies kann ein interner Arbeitskreis Gesund-heit sein der je nach Groumlszlige der Hoch-schule neben der BGM-Koordinatorin oder dem BGM- Koordinator in der Regel aus Betriebsaumlrztin oder Betriebsarzt Fachkraft fuumlr Arbeitssicherheit Sicher-heitsbeauftragter und Sicherheitsbeauf-tragtem Vertreterinnen und Vertreter der Geschaumlftsleitung des Personalrates der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Studierenden der Schwerbehinder-ten- sowie Gleichstellungsbeauftragten und weiteren Personen zusammenge-setzt ist

Das Aufgabenprofil und die Beteili-gungsprozesse von SGM sind anders angelegt als fuumlr BGM sodass neben der Mitarbeit im AK Gesundheit ein eigenes Netzwerk aufgebaut werden sollte Die Verortung von SGM in der Hochschule bietet mehr Moumlglichkeiten als beim BGM das verwaltungszentriert und sehr stark auf die arbeitsrechtlichen Vorga-

ben ausgerichtet ist Die im Folgenden aufgefuumlhrten strategischen Partnerinnen und Partner sind auch potenzieller Ar-beitsort der SGM-Koordinatorinnen und -Koordinatoren

Folgende Moumlglichkeiten ergeben sich bull Innerhalb der Hochschulverwaltung

in enger Zusammenarbeit mit dem BGM oder der breiten Palette von Beratungsangeboten der Hochschule (zum Beispiel Technische Hochschule Wildau)

bull Auszligerhalb der Hochschulverwaltung koumlnnte SGM bei den Interessenver-tretungen der Studierenden ange-siedelt sein In Abhaumlngigkeit von den landesgesetzlichen Regelungen sind das die ASten (zum Beispiel Folkwang UdK Essen) oder Fakultaumlts- oder Fachbereichsraumlte sowie das studentische Pro-Rektorat

bull Ist SGM als Entwicklungsprojekt angelegt so empfiehlt sich die fachspezifische Einbindung in die Forschung und Lehre eines Wissen-schaftsbereiches der Hochschule Dies koumlnnen beispielsweise sport- oder gesundheitswissenschaftliche Studienbereiche sein (zum Beispiel KIT Karlsruhe TU Kaiserslautern) Vorteil ist der niedrigschwellige Zugang zu Studierenden als Akteurinnen und Akteure und die Moumlglichkeit zur Weiterqualifikation der SGM-Koordinatorinnen und -Koordinatoren

Mit Blick auf die gesetzliche Verant-wortlichkeit fuumlr gesundheitsbezogene Unterstuumltzungssysteme an Hochschu-len koumlnnte die Einbindung von SGM in den Hochschulsport oder bei den Stu-dierendenwerken erfolgen Beide Ak-teurinnen und Akteure sind allerdings rechtlich mehr oder weniger unabhaumln-gig von der jeweiligen Hochschule Daruumlber hinaus steht im organisierten

Hochschulsport zumeist der Leistungs-aspekt im Vordergrund weniger die gesundheitsbezogene Bewegungsfoumlr-derung Die 57 Studierendenwerke ver-stehen sich vor allem als Anwalt sozialer Belange der Studierenden Dies bedeu-tet zum Beispiel dafuumlr Sorge zu tragen dass Studierende mit gesundheitlichen Beeintraumlchtigungen oder psychosozia-len Problemlagen individuell unterstuumltzt und beraten werden

Externe Akteurinnen und Akteure die zur Mitarbeit beim SGM zu gewinnen sind finden sich sowohl regional als auch auf Landes- und Bundesebene Dazu gehoumlren die uumlberregionalen Interessen-vertretungen der Studierenden ge-sundheitsbezogene Institutionen und Organisationen sowie die Sozialversiche-rungstraumlger Auf Landesebene sind dies das Gesundheits- und Wissenschafts-ministerium und deren nachgeordnete Behoumlrden Bei den Landesunfallkassen sind Studierende pflicht versichert und sollten deshalb an der studentischen Sicherheit und Gesundheit besonderes Interesse zeigen Uumlber eine gesundheits-bezogene regionale Einbindung von Studierenden gibt es bisher wenig Er-kenntnisse Hochschulen haben sich in den letzten 20 Jahren an ihren Standor-ten zu wichtigen Wirtschaftsfaktoren entwickelt Studierende werden umwor-ben den ersten Wohnsitz am Studien-ort zu nehmen Deshalb ist vieles vorstell-bar was Kommunen im Rahmen des SGM leisten koumlnnen Zum Beispiel un-fallsichere Infrastrukturen zur und von der Hochschule bereitzustellen sowie spezifische Informationsangebote zu den kommunalen Beratungs- und Un-terstuumltzungssystemen anzubieten die auch den Studierenden offen stehen

Externe Finanzierungsmoumlglichkeiten bull Sozialversicherungstraumlger uumlber das Gesetz zur Staumlrkung

der Gesundheitsfoumlrderung und der Praumlvention (Praumlventi-onsgesetz ndash PraumlvG) besonders Krankenkassen (siehe Seite 55 bdquoAnlage 1IIIldquo)

bull Unfallkassen (in Anlehnung an das PraumlvG) bull Ministerien bull EU-Foumlrderprogramme bull Stiftungen bull Corporate-Social-Responsi bility-Projekte bull Fundraising

Interne Finanzierungsmoumlglichkeiten bull S tudienqualitaumltsmittel (QVM-hochschulinternes Budget) bull Studiengebuumlhren bull Internes Sponsoring durch AStA Studierendenwerk

Institute Kompetenzzentren und so weiter bull Freundeskreise der Hochschulen bull Teilnahmegebuumlhren fuumlr Veranstaltungen

Finanzielle und personelle Ressourcen Studentisches Ge-sundheitsmanagement (SGM) als Prozess an Hochschulen mit seiner strategischen und ganzheitlichen Umsetzung erfordert Ressourcen Hierzu zaumlhlen vor allem finanzielle und personelle Ressourcen neben Raumlumlichkeiten Technik und anderen Rahmenbedingungen fuumlr die spezifischen Aktivitaumlten Ohne eine ausreichende finanzielle und damit gekoppelte personelle Ausstattung ist eine ernsthafte und nachhaltige Implementie-rung von SGM bis in die Managementprozesse der Hochschule hinein nicht oder nur fragmenthaft umsetzbar

Benoumltigte Ressourcen einschaumltzen Die Houmlhe der finanziellen Ausstattung haumlngt von einer Reihe von Faktoren ab Studieren-denzahl die ersten Zielsetzungen und geplanten Maszlignahmen sowie das Vorgehen bei der Einfuumlhrung des SGM beeinflussen den finanziellen Aufwand stark Auch die Kosten die von Sei-ten der Hochschulstrukturen (wie Lohnniveau Raummieten Heizkosten Kosten fuumlr Druckerzeugnisse) entstehen bestim-men die Houmlhe der einzusetzenden Mittel

Personelle Ressourcen sind fuumlr die systematische Umset-zung von SGM unabdingbar Die Einfuumlhrung und nachhaltige Umsetzung von SGM ist eine anspruchsvolle Taumltigkeit die nicht bdquonebenbeildquo erledigt werden kann Die Koordinatorin oder der Koordinator sollte uumlber eine fundierte Ausbildung verfuumlgen und spezifische Kenntnisse mitbringen (siehe Seite 55 bdquoAnlage 1IIldquo) Eine Festanstellung moumlglichst ohne Befristung sowie eine angemessene Bezahlung sind fuumlr die anspruchsvolle Taumltigkeit und fuumlr den nachhaltigen Aufbau notwendig Die Kosten fuumlr die Finanzierung der Personalstelle muss Teil des Kostenplans zur Einfuumlhrung eines SGM sein

Je nach Groumlszlige der Hochschule und Aufgabenfeld sollte der Stellenanteil der Koordinatorinnen und Koordinatoren be-ziehungsweise die Groumlszlige des Koordinationsteams bestimmt werden

Interne und externe Finanzierungsmoumlglichkeiten erschlieszligen Per E-Mail wurden im Jahr 2016 alle 450 Mitglieder des bundesweiten Arbeitskreises Gesundheitsfoumlrdernde Hoch-schule (AGH) zu Finanzierungsmoumlglichkeiten eines SGM be-fragt Folgende Wege und Moumlglichkeiten zeigten die Mitglie-der aus ihrer eigenen Praxis auf

Stephanie Schluck Referentin fuumlr Veranstaltungen in der Stabsabteilung Presse und Kommuni kation an der Hochschule fuumlr angewandte Wissen-schaften Hamburg

Dr Ute Sonntag Stellvertretende Geschaumlftsfuumlhrerin der Landesvereini-gung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen eV und Koordination Arbeitskreis Gesundheits-foumlrdernde Hochschulen

26 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

SGM als Prozess an Hochschulen mit seiner

ganzheitlichen Umsetzung erfordert Ressourcen

Eine Moumlglichkeit zusaumltzliche Ressourcen zu erschlieszligen und gleichzeitig Studierende partizipativ in die Entwicklung und Umsetzung von SGM einzubinden sind Projekte im Rahmen von Seminaren Dies bietet sich zum Beispiel bei gesund-

Langfristige Finanzierung sichern Fuumlr eine langfristige und umfassende Umsetzung von SGM in die Management-prozesse (etwa Fuumlhrung Leitbild Grundordnung Lehre) und als Teil der Hochschulkultur ist es notwendig eine

heitsnahen Studiengaumlngen an Das Potenzial findet sich auch in anderen Fachdisziplinen (beispielsweise in Paumldagogik Medien und Musik) Es eignen sich auch Studien- und Ab-schlussarbeiten Studierende haben so die Moumlglichkeit ihre Bedarfe und Beduumlrfnisse zu aumluszligern Kompetenzen im Pro-jektmanagement und in der

langfristige Finanzierung zu si-chern Projektbezogene Unter-stuumltzung von internen und externen Partnerinnen und Partnern ist haumlufig Um laumlnger-fristig denken planen und handeln zu koumlnnen ist die Aus-handlung einer langfristigen Fi-nanzierung mit den Partnerin-nen und Partnern sinnvoll Ein festes Budget im Rahmen des

Forschung zu gewinnen und aktiv ihr SGM mitzugestalten Die Qualifizierung von Studierenden auf diesem Weg ist langfristig sinnvoll Es gilt jedoch die Arbeitszeit und -kraft der Studierenden wertzuschaumltzen und die Projekte durch Lehrende begleiten zu lassen

Mit Sponsorinnen und Sponsoren und Unterstuumltzerinnen und Unterstuumltzern ist vorher genau zu pruumlfen und dialogo-rientiert Transparenz daruumlber zu schaffen welchen Nutzen die Partnerinnen und Partnern sich erhoffen und welches Interesse sie in einem SGM verfolgen

Hochschuletats ist mitunter ein schwieriges Unterfangen waumlre jedoch ein anzustrebendes Ziel Hier empfiehlt es sich die Hochschulleitung fruumlhzeitig in langfristige Planungen des SGM einzubeziehen SGM in die Corporate Identity einzubinden waumlre dabei sehr hilfreich Uumlber einen Posten im Hochschulbudget sollten alle entstehenden Kosten fuumlr die operative inhaltliche Umsetzung (Koordination) sowie die geplanten Maszlignahmen gedeckt werden Einzelne Projekte koumlnnen ergaumlnzend gut von Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartnern unterschiedlicher Art (etwa Sozial-versicherungstraumlger lokale Geschaumlftsleute Ministerien Stiftungen) unterstuumltzt werden

Spezifika und Handlungsfelder Studierende stellen in vielerlei Hinsicht eine heterogene Population dar Bereits mit Blick auf die Studienaufnahme und die Studienfachwahl finden sich unter ihnen voumlllig unterschiedliche Motive (Scheller et al 2013) An die Hochschule kommen Studierende mit ganz individuellen Er-fahrungshintergruumlnden Voraussetzungen und Gewohnheiten sowie spezifischen Erwartungen und Intentionen (Henke et al 2014) Daraus ergeben sich die unter-schiedlichsten Bedarfe und Beduumlrfnisse die es bei der Planung und Gestaltung von Gesundheitsfoumlrderungsmaszlignahmen angemessen zu beruumlcksichtigen gilt Die jeweilige Studienphase (wie Studieneingang oder Pruumlfungsphase) sowie beson-dere Lebenssituationen (wie gesundheitliche Beeintraumlchtigung familiaumlre Ver-pflichtungen) erweitern diese Bedarfs- und Beduumlrfnislage um wesentliche Facet-ten Als weitere potenzielle Einflussgroumlszligen im Hinblick auf Anforderungen an Gesundheitsfoumlrderungsmaszlignahmen werden in der Literatur fuumlr Studierende nachfolgende Faktoren diskutiert Alter Geschlecht Nationalitaumlt ethnische Zugehoumlrigkeit Studienfach sowie Art des Studiums (Steptoe et al 2002 Stock et al 2003 Dunne Sommerset 2004 Wardle et al 2004)

Studierende sind nur fuumlr eine begrenzte Dauer an Hochschulen Die mittlere Gesamtstudiendauer bei Bachelorabschluumlssen betraumlgt 72 Semester die mittlere Gesamtstudiendauer fuumlr Masterabschluumlsse 113 Semester (Buschle Haumlhnel 2016) Hochschulen sehen sich daher vor der Herausforderung die Gesundheit und persoumlnliche Entwicklung von Studierenden innerhalb eines relativ kurzen Zeitrau-mes durch die Bereitstellung externer Ressourcen und die Staumlrkung interner Ressourcen nachhaltig zu foumlrdern Die kurze Verweildauer von Studierenden an der Hochschule hat zur Folge dass sich die Studierendenschaft als Endadressa-tengruppe staumlndig wandelt Von den fortlaufenden personellen Veraumlnderungen bleiben auch die studentischen Vertretungen und Hochschulgruppen nicht unbe-ruumlhrt was bei einer Zusammenarbeit beruumlcksichtigt werden sollte

Studierende koumlnnen verschiedene aufgabenabhaumlngige Rollen an der Hochschule einnehmen (Erhardt 2011) So stellt die Hochschule fuumlr Studierende im Sinne von Lehrveranstaltungsbesuchen und Pruumlfungen zunaumlchst einmal nur einen Ausbil-dungsort dar waumlhrend studentische und wissenschaftliche Hilfskraumlfte zudem in einem Beschaumlftigungsverhaumlltnis mit der Hochschule stehen Als ehrenamtliche Veranstalter extracurricularer Aktivitaumlten tragen Studierende gar auf administra-tiver Ebene zur Aufgabenerfuumlllung der Hochschule bei Studierende nutzen als Kundinnen und Kunden zudem sonstige Dienstleistungsangebote der Hochschule Die Aufgabe des studentischen Gesundheitsmanagements besteht darin den Bedarfen moumlglichst all dieser Studierendengruppierungen gerecht zu werden

Philip Bachert Projektverantwortli-cher des SGM-Projektes bdquoMyHealth Gesund studieren am KITldquo am Karlsruher Institut fuumlr Technologie

Bildungspolitisches Ziel ist es allen Studierenden die gleichen Chancen auf einen erfolgreichen Studienabschluss zu gewaumlhren Es hat sich gezeigt dass allem voran eine gelungene soziale und akademische Integration der Studieren-den in das Hochschulsystem Studien-abbruumlche verhindern kann (Braxton et al 1997) Laut Tinto (1988) muumlssen sich Studierende mit der Aufnahme eines Studiums zunaumlchst von ihren bisheri-gen Kontexten loumlsen (etwa Abkapse-lung vom Elternhaus) im Zuge des Uumlbergangs in den tertiaumlren Bildungsbe-reich eine Orientierungsphase durch-laufen (wie Knuumlpfung neuer Kontakte) um schlieszliglich vollstaumlndig in der Le-benswelt Hochschule anzukommen Die Implementierung einer Willkommens-kultur fuumlr Erstsemester scheint daher aumluszligerst sinnvoll Daruumlber hinaus sind auch nicht direkt mit den Inhalten des Studiums verbundene Aspekte wie etwa finanzielle Schwierigkeiten im Zusammenhang mit dem Studiener-folg relevant (Huumlther Kruumlcken 2016)

28 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

An dieser Stelle ergeben sich zahlreiche potenzielle Handlungsfelder fuumlr Hoch-schulen zur gesundheitsfoumlrderlichen Gestaltung von Lern- Arbeits- und Lebensbedingungen fuumlr Studierende Zu den Hauptinterventionsfeldern der Gesundheitsfoumlrderung im Setting Hochschule zaumlhlen das physische (etwa Campusgestaltung) und das soziale Umfeld (etwa soziale Unterstuumltzung durch Peers) das Arbeits- und Lernum-feld (etwa Zugaumlnglichkeit von Pflichtver-anstaltungen) der Dienstleistungssektor (etwa Gesundheitssportangebote) sowie die Individuumsebene (AGH 2012) Verhaltensbezogene Maszlignah-men orientieren sich in erster Linie an den klassischen Public-Health-Betaumlti-gungsfeldern Bewegungsfoumlrderung Stressbewaumlltigung Ernaumlhrungs- und Gesundheitskompetenzbildung Sucht-mittelpraumlvention Sexualaufklaumlrung und Praumlsentismusvermeidung Dane-ben spielen zielgruppenspezifische Angebote im Bereich der Lernberatung des Schluumlsselqualifikationserwerbs und mit Blick auf Vereinbarkeit von Studium Einkommenserwerb und Privatleben eine nicht unwesentliche Rolle Gerade letzteren kommt eine hohe Bedeutung zu da Mehrfachbelastungen und die damit verbundene Beanspruchung haumlufig zu Beeintraumlchtigungen der Studierfaumlhigkeit und der eigenen Ge-sundheit fuumlhren (Hurst et al 2013) Uumlberdies haben Qualitaumltsaspekte des Studiengangs wie beispielsweise die Betreuungssituation und Ausstat-tungsmerkmale sowie allem voran die

Organisation und Qualitaumlt der Lehre einen maszliggeblichen Einfluss auf die Gesundheit von Studierenden (Winter 2011) Bemuumlhungen die auf die Verbes-serung der Studien- und Pruumlfungsor-ganisation abzielen sollte daher beson-deres Augenmerk zuteilwerden

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Fachbereiche mit Gesundheitsbezug koumlnnen

einem SGM wichtige Impulse verleihen

Henning Blumenroth Wissenschaftli-cher Mitarbeiter des Hochschulsports an der Goethe Universitaumlt Frankfurt am Main und von 2015 bis 2018 Projektkoordina-tor des SGM an der TU Kaiserslautern

Schnittstellen bei der Entwicklung und Umsetzung eines SGM an Hoch-schulen Schnittstellen sind eine in-haltliche Verbindung zwischen zwei oder mehreren Organisationseinheiten Bei dem Querschnittsthema Gesundheit an Hochschulen zeigt sich dass viele verschiedene Organisationseinheiten Schnittmengen im Gesundheitsmanage-ment insbesondere fuumlr Studierende haben Unabhaumlngig von der Verortung des SGM spielt die Vernetzung zwischen den Schnittstellen eine entscheidende Rolle fuumlr das Gelingen eines SGM Diese am jeweiligen Standort zu identifizieren und gewinnbringend einzubinden ist bei dem Aufbau eines SGM empfehlenswert

Doch was sind die Schnittstellen inner-halb der Hochschule die fuumlr ein SGM relevant sind Manche Schnitt-stellen sind eher relevant fuumlr verhaumlltnispraumlventive Schritte andere eher fuumlr Maszlignahmen

Beduumlrfnisse aus dem SGM abgeleitet werden In manchen Hochschulen ist die Organisationsentwicklung Teilaufgabe der Personalentwicklung oder im strate-gischen Entwicklungsplan aufgegriffen

Die Ausgestaltung von Studiengaumlngen insbesondere die Gestaltung der Studi-enordnungen Curricula oder Pruumlfungs-angelegenheiten kann einen groszligen Einfluss auf die Gesundheit der Studie-renden haben

Forschung und Lehre in Fachbereichen mit Gesundheitsbezug koumlnnen sowohl einem SGM wichtige Impulse verleihen und mit der Expertise vor Ort professio-nell unterstuumltzen als auch das SGM als Forschungsfeld nutzen Dies kann zum Beispiel in Form von Studienarbeiten

tenspraumlventiven Maszlignahmenebene eine wichtige Rolle spielen etwa durch Be-ratungen zum Lernmanagement oder durch eine psychologische Beratungs-stelle Beratungsangebote koumlnnen auch verhaumlltnisorientiert in das SGM einflieszligen wenn die Einzelberatungsinhalte sys-tematisch ausgewertet und Schlussfol-gerungen der Analysen in die Umset-zung von SGM einbezogen werden

Sport und Bewegung ist ein Schnittstellenaspekt der haumlufig auf der verhaltenspraumlventiven

auf der Verhaltensebene Die Maszlignahmenebene vom Hoch-folgenden Schnittstellenthemen schulsport betreut wird jedoch sind in der Regel in verschiede- auch Einfluss auf die Verhaumlltnis-nen Organisationseinheiten an der Hochschule bereits angesie-delt und sollten bei der Entwick-lung eines SGM mitgedacht werden Die jeweils handelnden Akteu-rinnen und Akteure koumlnnen wichtige Partner oder selbst Teil des SGM an einer Hochschule sein

Relevante Schnittstellen In der Orga-nisationsentwicklung werden Entwick-lungs- und Veraumlnderungsprozesse in-nerhalb der Hochschulen eingeleitet die sowohl das Thema Studierendenge-sundheit beeinflussen als auch durch

oder Studienleistungen im Projektma-nagement uumlber Bachelor- und Master-arbeiten bis hin zu Promotionen im SGM geschehen

In der Regel gibt es an Hochschulen verschiedene Beratungsleistungen und gesundheitsfoumlrderliche Angebote die von unterschiedlichen Organisationsein-heiten angeboten werden Das Thema Beratung kann im SGM auf der verhal-

se der Hochschule haben kann

Die Entwicklung von Kompeten-zen oder persoumlnliche Weiterbil-

dung auszligerhalb der fachbezogenen Inhalte des Studiums koumlnnen im Rahmen einer Entwicklung der Gesundheits-kompetenz einen groszligen Stellenwert innerhalb des SGM einnehmen

Fuumlr das Thema Nachhaltigkeit insbe-sondere der sozialen Nachhaltigkeit ergeben sich eine Vielzahl von Uumlber-schneidungspunkten mit dem SGM

30 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Gleichstellung ist in Hochschulen immer ein relevantes Schnittstellent hema und wird in der Regel haumlufig organisationell mit Familienfoumlrderung zusammenge-fasst Einige Hochschulen haben das Zertifikat bdquofamiliengerechte Hochschuleldquo erworben dessen Inhalte das SGM ergaumlnzen

Diese Schnittstellen stellen eine Samm-lung dahingehend dar welche inhaltli-chen Uumlberschneidungspunkte mit Themen des SGM an den Hochschulen existieren Auf dieser Basis laumlsst sich eine Analyse vor Ort vornehmen um bei der Ausgestaltung des SGM bereits bestehende Aktivitaumlten und Angebote zu beruumlcksichtigen und gegebenen-falls einzubeziehen Die genannten Schnittstellent hemen sind jedoch nicht immer eindeutig einzelnen Organisati-onseinheiten an einer Hochschule zuzu-ordnen Eine Stakeholder -Analyse ist daher bei der Entwicklung eines SGM sinnvoll um wichtige Akteurinnen und Akteure am eigenen Standort identifi-zieren zu koumlnnen Diese sind sowohl in hauptamtlicher als auch in studenti-scher Funktion vor Ort aktiv und koumlnnen einen Beitrag zum SGM leisten Die fol-gende Aufstellung bietet einen Uumlber-blick daruumlber welche Akteurinnen und Akteure in der Hochschullandschaft aktuell an SGM mitwirken Die Auflistung in alphabetischer Reihenfolge stellt einen

Uumlberblick dar und erhebt keinen Anspruch auf Vollstaumlndigkeit Fuumlr eine detailliertere Auseinandersetzung mit einzelnen Akteurinnen und Akteuren siehe Seite 23 bdquoVeror-tung und Akteurinnen und Akteure des SGMldquo

bull AStA bull Bauabteilung bull Beauftragte fuumlr Gleichstellung Inklusion Diversity bull Beauftragte fuumlr Studierende mit Behinderung oder chronischer Erkrankung bull BGM bull Buumlro fuumlr Internationale Angelegenheiten bull Career Center bull Familienbuumlro bull Gesundheitswissenschaften Psychologie und Sportwissenschaft (SGM als

Forschungsfeld) bull Hochschulkommunikation bull Hochschulleitung bull Hochschulsport bull Nachhaltigkeitsbuumlro bull Organisationsentwicklung bull Personalentwicklung bull Psychologische BeratungsstelleSuchtberatung bull Sprecherinnen und Sprecher der Fakultaumltskonferenz bull Studiengangskoordinatorinnen und -koordinatorenStudiengangsmanagerin-

nen und Studiengangsmanager bull StudierendenparlamentStudierendenrat bull StudierendenwerkMensa bull Vertreterinnen und Vertreter der Fachschaften bull Zentrale Studienberatung bull Zentrum fuumlr Schluumlsselqualifikationen

Weitere Akteurinnen und Akteure die ihren Aufgabenschwerpunkt klar im BGM verortet haben aber durchaus auch einbezogen werden koumlnnen sind

bull Abteilung fuumlr Arbeitsschutz bull Betriebsaumlrztlicher Dienst bull Jugend- und Auszubildendenvertretung bull Mitarbeiter- und Konfliktberatung bull Personalraumlte (Gesamt- und Teilpersonalraumlte) bull Schwerbehindertenvertretung

5 Theorie und Praxis Was ist bei der Umsetzung zu bedenken

Planung Planung ist das A und O denn sie entscheidet uumlber den erfolgreichen Verlauf eines Projektvorhabens und haumlufig auch uumlber den Grad der Zufriedenheit der Mitwirkenden am Projekt selbst Sie bezieht sich auf alle Phasen des Public Health Action Cycles also auf Analyse Interventionsplanung Intervention und Evaluation (Rosenbrock 1995) (siehe Seite 36 bdquoAnalyseldquo Seite 38 bdquoInterventionsplanungldquo Seite 39 bdquoInterventionen und Maszlignahmenldquo und Seite 42 bdquoEvaluationldquo)

Zum Standard einer Projektumsetzung gehoumlrt es ein Gremium zu bilden das sich auf die Projektziele bdquocommittedldquo und mit entsprechender Entscheidungskompetenz ausgestattet ist Mit bdquoCommitmentldquo ist hier gemeint sich gemeinschaftlich auf Ziele zu einigen und sich verbindlich zum Projekt zu bekennen Dies bedeutet auch sich auf die Art und Weise der Zusammenarbeit zu verstaumlndigen zum Beispiel loumlsungs-orientiert loyal und kooperativ miteinander umzugehen und die Form des Umgangs mit auftretenden Schwierigkeiten und Konflikten abzustimmen

In das Gremium sollten Akteurinnen und Akteure verschiedener Statusgruppen einbezogen werden wie zum Beispiel Studierende und deren Vertreterinnen und Vertreter Lehrende und auch Personen in Leitungspositionen (siehe Seite 23 bdquoVer-ortung und Akteurinnen und Akteure des SGMldquo)

Die aktive und bewusste Beteiligung und Partizipation der Zielgruppe sprich der Studierenden sollte von Anfang an mitgedacht werden Um SGM erfolgreich um-zusetzen und Studierende wirklich fuumlr das Thema zu begeistern sollten ihnen Gestaltungsspielraumlume eroumlffnet werden Daher sollten Studierende und ihre Ver-tretungen in alle Prozesse Entscheidungen Arbeitsgruppen und Gremien die SGM betreffen einbezogen werden Echte Partizipation kann eine Identifikation mit dem SGM unterstuumltzen und positive Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden wahrscheinlicher machen Gerade der direkte Blick der Studie-renden oder deren Vertretungen auf den Alltag und deren Wissen um ganz konkrete und dringende Fragestellungen und Probleme sind von Anfang an unverzichtbar (siehe Seite 45 bdquoPartizipationldquo)

Im Projektverlauf aumlndern sich nicht selten Aufgaben- und Rollenverteilung Sie sollten deshalb immer wieder hinterfragt werden Sind die Aufgaben Verant-wortlichkeiten und Rollen klar definiert Wer uumlbernimmt was bis wann Zur Aufgaben- und Rollenverteilung gehoumlrt auch erreichte Ziele in den Gremiums-sitzungen meilensteinartig darzustellen und zu wuumlrdigen sowie Huumlrden und Problemstellungen gemeinsam zu reflektieren

Sabine Koumlnig Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Ines Niemeyer Freie Mitarbeiterin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Dr Brigitte Steinke Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

32 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Ein Zielfindungsworkshop foumlrdert das Commitment

der Projektbeteiligten

In der Eingangsphase des Projektes ndash und dieser Schritt ist keinesfalls ersetzbar ndash gilt es uumlbergeordnete Ziele im Einver-nehmen aller zu finden und zu definieren Durch das Festlegen von Zielen wird klar definiert was erreicht werden soll und kann Auszligerdem dienen festgelegte Ziele als Kriterien fuumlr die Evaluation Gerade dieser erste Schritt erweist sich in der Umsetzung wie in betrieblichen Kontexten auch als schwierig In der Praxis hat sich ein Zielfindungsworkshop bewaumlhrt Manche Projektgruppen entscheiden sich fuumlr Tagesworkshops oder nehmen sich gar eineinhalb bis zwei Tage Zeit Dies ist gut investierte Zeit in das Gesamtprojekt und das Commitment der Projektbeteiligten

Ziele und deren Kennzahlen sollten moumlglichst prozessbezogen beziehungsweise ergebnisbezogen formuliert sein Seibold et al (2010) verweisen dabei auch auf die Unterscheidung von langfristigen Oberzielen und kurz- oder mittelfristigen Unter-zielen Das hat fuumlr die praktische Planung und Umsetzung direkte Auswirkungen Langfristige Ziele koumlnnten zum Beispiel sein Bekanntheitsgrad des Themas in der Hochschule Beteiligungsquote an Maszlignahmen oder geringeres Stress-empfinden in Pruumlfungsphasen der Studierenden

Prozessbezogene Ziele koumlnnten sich auf die Umsetzung also zum Beispiel auf das Einbeziehen von Schluumlsselakteurinnen und -akteuren oder die Umsetzung von Interventionen beziehen oder auf die Zielgruppenerrei-chung zum Beispiel die Akzep-tanz der Interventionen

Ergebnisorientierte Ziele sind zum Beispiel die Zunahme von Gesundheitswissen und gesundheitsfoumlrderlichem Verhalten der Studierenden oder auch strukturelle Veraumlnderungen in Pruumlfungsablaumlufen

Grundsaumltzlich sollten festgelegte Ziele SMART-Kriterien erfuumlllen Sie sollten spezifisch messbar attraktiv realistisch und ter-minorientiert sein

Abgeleitete Ziele und Zielaspekte orientieren sich an einzel-nen Gruppen von Studierenden Beispielsweise laumlsst sich nach sportlich aktiven Studierenden und sportlich inaktiven Studierenden unterscheiden oder danach ob sich Studierende bereits mit ihrer Gesundheit befassen beziehungsweise dieses noch nicht tun (Seibold et al 2010)

Man kann zwischen Faumlchergruppen dem Geschlecht oder der Studienart (Vollzeit- oder Teilzeitstudium) unterscheiden nach Studieneingangs- beziehungsweise Studienausgangs-phase nach Semesterphasen mit Semesterferien oder mit Pruumlfungsschwerpunkten

Insofern ist der geplante Zeitpunkt einer Maszlignahme relevant fuumlr deren Beteiligungserfolg und die Wirksamkeit Es sollte durchdacht werden wann welches Thema gesetzt wird Bei-spielsweise koumlnnte zu Beginn des Studiums bei der Zielgrup-pe der Erstsemester das Thema bdquoOrientierung im Studiumldquo gesetzt werden vor Pruumlfungsphasen lohnt es das Thema Stressbewaumlltigung anzubieten Fuumlr Studierende die kurz vor dem Abschluss stehen koumlnnte das Thema Berufswahl interessant sein

In der Realitaumlt kommt es auch vor dass zum Beispiel durch Semesterzyklen Leerlauf im Projekt entsteht Es ist wichtig sich dessen bewusst zu wer-den und sinnvoll die zeitunab-haumlngigen Aufgaben im Projekt fuumlr solche Phasen einzuplanen

Sind Ziele und Zielgruppe defi-niert geht es darum saumlchliche personelle und finanzielle Mittel den einzelnen Schritten zur Zielerreichung zuzuord-nen Dies setzt natuumlrlich voraus dass man eine grundsaumltz-liche Mittelplanung bei der Einwerbung beziehungsweise Beantragung des Projektes vorgenommen hat (siehe Seite 25 bdquoFinanzielle und personelle Ressourcenldquo)

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Was entscheidet uumlber den Erfolg der Planungsphase Ein erster Schritt zu Beginn eines Projektes besteht immer darin zunaumlchst zu ermitteln was es bereits an Strukturen Einrich-tungen Maszlignahmen Angeboten Dokumenten oder Weiterem im Umfeld zum Projektthema gibt Als Methode eignet sich hier beispielsweise ein Mindmap Anschlieszligend gilt es die Ergebnisse dahingehend zu bewerten inwiefern sie fuumlr einen erfolgreichen Projektablauf nuumltzlich sein koumlnnten (siehe Seite 29 bdquoSchnittstellenldquo) In diesem Kontext sollte auch betrach-tet werden welche sozialen oumlkologischen oumlkonomischen oder kulturellen Aspekte damit verbunden sind

Damit geplante Ziele und Interventionen von der Zielgruppe angenommen werden muumlssen diese attraktiv gestaltet sein Dazu ist es sinnvoll gemeinsam mit Studierenden interessante Themen und Methoden zu waumlhlen beispielsweise Interventi-onen an Orten an denen sich Studierende oft aufhalten die gut zu erreichen sind und zu passenden Uhrzeiten angeboten werden Auch Schnupper- oder Kompaktangebote koumlnnen dazu geeignet sein Das Erfolgspotenzial der Interventionen kann erhoumlht werden wenn bereits in der Planungsphase niedrigschwellige Zugangswege beruumlcksichtigt werden wie eine Ausstellung zum Thema ein Barcamp oder Aktionen auf dem Campus die auf Themen oder Interventionen aufmerksam machen

Wie immer kommt es auf die Form der Kommunikation und die Ansprache der Zielgruppe an In einer Werkstatt zum SGM haben Studierende Aspekte speziell dazu erarbeitet wie eine adaumlquate Kommunikation in die Studierendenschaft hinein gestaltet werden kann (siehe Siehe 16 bdquoKommunikationldquo)

Fuumlr die Ansprache der Studierenden sollten saumlmtliche Kanaumlle genutzt werden dabei immer passend wohl dosiert und fokus-siert auf das gewaumlhlte Medium und die jeweilige Information Dazu zaumlhlen beispielsweise das Internet Social Media Plakate Flyer und natuumlrlich auch die Face-to-Face-Kommunikation

Sind Studierende als Multiplikatorinnen Multiplikatoren und Botschafterinnen und Botschafter aktiv erleichtert das den Zugang zur Zielgruppe vor allem durch eine Face-to-Face-Kommunikation auf Augenhoumlhe (siehe TK LVG amp AFS 2018)

Erfahrungen zeigen dass es sinnvoll sein kann das Thema Gesundheit mit anderen Themen zu verknuumlpfen welche die Zielgruppe der Studierenden in ihrer Lebensphase besonders ansprechen und damit den Blick auf das Thema Gesundheit zu erweitern SGM-Projekte sind oft mit einem Logo oder einem Slogan verbunden der die Studierenden anspricht und breit und marketingwirksam bewirbt (siehe TK LVG amp AFS 2018)

Unvorhergesehenes im Projekt Eine Planung geht eigent-lich nur richtig gut auf wenn die Akteurinnen und Akteure des Projektes in der Lage sind mit Unvorhergesehenem adaumlquat umzugehen und Plaumlne flexibel an sich aumlndernde Gegeben-heiten anzupassen Das kann bedeuten Zielaspekte zu aumlndern oder anzupassen und sich von liebgewonnenen Gewohnheiten zu trennen

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ldquo

34 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Einfuumlhrung in den Public Health Action Cycle Eine Systematik zur Projektpla-nung fuumlr das Gesundheitsmanagement fuumlr Studierende an Hochschulen bietet der sogenannte bdquoPublic Health Action Cycleldquo der den Aktionsprogrammen der Weltgesundheitsorganisation und vielen weiteren gesundheitsbezogenen Projek-ten zugrunde liegt ndash so auch den Aktivi-taumlten des Netzwerks bdquoHealth Promoting Universitiesldquo

Dieser Zyklus gliedert sich in vier auf-einander folgende Schritte Der erste Schritt ist die Definition und Bestim-mung des zu bearbeitenden Problems (siehe Seite 36 bdquoAnalyseldquo) dem die Konzipierung und Festlegung einer zur Problembearbeitung geeignet erschei-nenden Strategie oder Maszlignahme folgt (siehe Seite 38 bdquoInterventionspla-nungldquo) Im dritten Schritt werden dann die Interventionen implementiert (Interventionsumsetzung) um im ab-schlieszligenden Schritt die durch die Inter-

PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Leiter des AB Public Health an der Freien Uni versitaumlt Berlin und verschiedener Projekte zur Gesundheitsberichterstat tung bei Studierenden sowie zum Studentischen Gesundheitsmanage-ment

Tino Lesener Wissenschaftlicher Mitarbeiter im SGM-Projekt bdquoHealthy Campus Freie Universitaumlt Berlin Gesund studieren

ventionen erzielten Wirkungen abzu-schaumltzen (siehe Seite 42 bdquoEvaluationldquo) Sollte das eingangs definierte Pro-blem nicht oder nur in Teilen geloumlst worden oder die Loumlsung mit uner-wuumlnschten Neben- beziehungsweise Folgewirkungen verbunden sein koumlnnten diese zum Gegenstand ei-nes neuen Durchlaufs dieses Zyklus fuumlhren

Im ersten Schritt ndash der Analyse ndash wird die gesundheitliche Situation der Studierenden an Hochschulen analysiert Hier gibt es verschiedene Ansaumltze die sich in ihrer Systematik unterscheiden Ausgangspunkte koumlnnen zum Beispiel Fokus-gruppen in einem Studienfach oder aber Statistiken uumlber die Inanspruchnahme hochschuleigener Beratungsangebote sein Da hier jeweils nur eine Auswahl Studierender beteiligt wird sind hier Erhebungsstrategien zu empfehlen die im Idealfall allen Studierenden einer Hochschule die Moumlglichkeit bieten Angaben zu ihrem Gesundheitszustand beziehungsweise zu ihrem Gesundheitsverhalten zu machen

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Analyse

Intervention

Interventionsplanung Evaluation

Sichtbar werden dabei in der Regel ver-schiedene Problembereiche die nach-einander bearbeitet werden sollten Im zweiten Schritt ndash der Interventionspla-nung ndash gilt es die identifizierten Proble-me zu priorisieren die Adressatengrup-pe fuumlr Interventionen zu bestimmen und Maszlignahmen auszuwaumlhlen die geeignet sind das jeweilige Problem zu loumlsen

Im dritten Schritt ndash der Intervention ndash gilt es die Maszlignahmen umzusetzen und deren Implementation zu begleiten Auch gute Plaumlne koumlnnen selten ohne

Abstriche umgesetzt werden Hier gilt es jeweils abzuschaumlt-zen ob diese den Interventionserfolg gefaumlhrden um dann die Plaumlne so zu modifizieren dass sie dennoch zielfuumlhrend bleiben

Im abschlieszligenden vierten Schritt ndash der Evaluation ndash wird im Rahmen einer Prozess- und Ergebnisevaluation beurteilt in-wieweit das eingangs definierte Problem behoben werden konnte War die Intervention erfolgreich und ohne uner-wuumlnschte Folge- und Nebenwirkungen so kann ein neues Problem bearbeitet werden Fiel der Erfolg geringer als ge-wuumlnscht aus koumlnnen die Maszlignahmen neu ausgerichtet werden und einen neuen Durchlauf des Zyklus anstoszligen

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36 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Analyse Um festzustellen wie gut der Gesundheitszustand von Studierenden einer Hochschule ist wo sich die Studie-renden wohlfuumlhlen und wo sie gesund-heitliche Einbuszligen berichten ist eine Analyse hilfreich Mit dieser kann dann bestimmt werden wo Interventionen sinnvoll und notwendig sind und wie sie sich zielfuumlhrend und gewinnbringend gestalten lassen Hier helfen drei Fragen

1) Wer berichtet eine gute Gesundheit und wer gesundheitliche Einbuszligen

2) Was verursacht das Wohl- oder Miss-befinden und was erhaumllt es aufrecht

3) Wo besteht Veraumlnderungsbedarf

Diese Fragen koumlnnen in einer Bestands-aufnahme adressiert werden fuumlr die unterschiedliche Erhebungsverfahren eingesetzt werden koumlnnen Vorgestellt werden hier Befragungen Fokusgruppen Experteninterviews und Netzwerkana-lysen in ihren bevorzugten Anwen-dungskontexten

Online- und Offline-Befragungen Uumlber die Verbreitung und Verteilung von Gesundheitsrisiken und -chancen verbunden mit der Moumlglichkeit Ursa-chen Folgen sowie krankheitsassozi-ierte Faktoren aufzudecken informieren flaumlchendeckende Erhebungen bei Stu-dierenden einer Hochschule oder einer Region Hochschulbezogene Befragun-gen wie zum Beispiel der University Health Report an der Freien Universitaumlt Berlin oder der TU Kaiserslautern sowie die bundesweite Befragung zur Gesund-heit Studierender in Deutschland 2017 buumlndeln demografische Merkmale po-sitive und negative Gesundheitsindika-toren Ressourcen und Anforderungen der Studiensituation sowie das Gesund-heitsverhalten Damit stehen neben lokalen Daten auch hochschuluumlbergrei-fende Referenzwerte zur Verfuumlgung Mit gleicher Instrumentierung lassen sich diese an der eigenen Hochschule reproduzieren und somit in einem Wertevergleich Handlungsbedarf fest-stellen Die breite Instrumentierung er-laubt es mit Gesundheitsrisiken assozi-ierte Faktoren aufzudecken und fuumlr Interventionen zugaumlnglich zu machen So wird dann beispielsweise nicht nur das Stresserleben Studierender zum Thema sondern auch damit assoziierte Merkmale der Studiensituation wie zum Beispiel der Zeitaufwand fuumlr das Studi-um die Pruumlfungslast oder der wahrge-nommene Zeitdruck Bei wiederholten

PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Leiter des AB Public Health an der Freien Uni versitaumlt Berlin und verschiedener Projekte zur Gesundheitsberichterstat tung bei Studierenden sowie zum Studentischen Gesundheitsmanage-ment

Christine Wolter Wissenschaftliche Mitarbeiterin im SGM-Projekt bdquoHealthy Campus Freie Universitaumlt Berlin Gesund studieren

Befragungen (Zwei-Jahresintervall) las-sen sich auch Trends und Veraumlnderun-gen feststellen um Fehlentwicklungen fruumlhzeitig zu erkennen und abzustellen

Fokusgruppen Fokusgruppen sind an Leitfragen orientierte moderierte Dis-kussionen mehrerer Studierender (sechs bis zwoumllf) zu einem gesundheitsbezo-genen Thema (siehe Seite 56 bdquoAnlage 1IVldquo) Dabei steht die Sichtweise und Bewertung eines Themas durch die Gruppe der Teilnehmenden im Vorder-grund Durch das Aufeinandertreffen auch kontroverser Ansichten erhoffen sich die Durchfuumlhrenden ein vertieftes Verstaumlndnis des Themas Fokusgruppen wurden bislang zum studentischen

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Gesundheitsmanagement eingesetzt um Themen rund um die Gesundheit Studierender (Ernaumlhrung Bewegung) oder die Organisation eines SGM an der Hochschule zu ergruumlnden Der besonde-re Wert der Fokusgruppen liegt darin aus studentischer Perspektive eine Viel-zahl an Vorschlaumlgen zur Loumlsung eines Problems zu sammeln

Expertinnen- und Experteninterviews Interviews mit Personen die aufgrund ihres Status oder ihrer Funktion in Bezug auf ein Thema uumlber ein besonderes (Uumlberblicks-)Wissen uumlber Erfahrungen oder uumlber einen privilegierten Zugang zu Informationen verfuumlgen werden als Expertinnen- und Experteninterviews bezeichnet Fuumlr ein studentisches Ge-sundheitsmanagement sind dies in erster Linie die Studierenden selbst die neben ihrem eigenen Wissen und ihren Erfahrungen auch die von Mitstudie-renden einbringen koumlnnen Wenn sie zusaumltzlich in Hochschulstrukturen ein-gebunden sind (wie Fachschaft Aus-bildungskommissionen) verfuumlgen sie daruumlber hinaus aufgrund ihres Engage-ments uumlber einen privilegierten Zugang zu Informationen uumlber beispielsweise gesundheitliche Belastungen und Res-sourcen von Mitstudierenden oder suboptimale Studienbedingungen Wei-tere Expertinnen und Experten sind Personen die aufgrund ihrer Funktion an Schnittstellen in Lehre und Verwal-tung fuumlr Studierende zustaumlndig sind

Neben Lehrenden sind dies diejenigen die Lehrangebote planen und organi-sieren aber auch Mitarbeitende aus Serviceeinrichtungen fuumlr Studierende (Informations- und Beratungsangebo-te) Pruumlfungsbuumlros dem Hochschul-sport den Mensen Bibliotheken und so weiter Das Patchwork verschiedener Perspektiven ermoumlglicht Bereiche zu identifizieren in denen Optimierungs-potenzial besteht

Tagebuchstudien Tagebuchstudien ermoumlglichen Aussagen uumlber die Konti-nuitaumlt und Regelmaumlszligigkeit von Er-eig-nissenSituationen und geben ei-nen differenzierten Einblick in Abfolgen von Ereignissen und Befinden Kalenda-rische Tagebucheintraumlge zur Zeitver-wendung von Studierenden geben einen guten Einblick in das Ausmaszlig und die Verteilung studienbezogener Arbeiten uumlber Tage und Wochen Ergaumlnzt um Angaben zum Stresserleben in einer Woche laumlsst sich dieses mit vorherge-henden Aktivitaumlten in Verbindung bringen Themen von Tagebuchstudien mit Studierenden sind zum Beispiel Substanzkonsum in Folge von Studien-leistungen Emotionen und deren Regulation in Lern- und Leistungssitu-ationen das Studierverhalten sowie Stresserleben und Snacken

Netzwerkanalysen Die (soziale) Netz-werkanalyse ermoumlglicht die Erfassung und Analyse sozialer Beziehungen So kann zum einen das Netzwerk selbst Gegenstand sein (Groumlszlige Dichte) die Anforderungen aus dem Netzwerk (Kontaktaufbau und -pflege) es koumlnnen aber auch Konflikte und Unterstuumltzung zum Gegenstand werden Ausgehend von der Annahme dass eigene Einstel-lungen Orientierungen und Verhaltens-weisen staumlrker von Personen gepraumlgt werden mit denen man sich verbunden fuumlhlt wird die Bedeutung des Netzwerks fuumlr das Studier- und Leistungsverhalten aber auch fuumlr das Gesundheits- und Risikoverhalten (Bewegung Ernaumlhrung Substanzkonsum) hervorgehoben

Das Community Mapping oder auch Photovoice sind Erhebungsformen die visuelle Dokumentation und Erzaumlhlung miteinander verbinden zu denen es bislang noch wenige Erfahrungen in Projekten zum studentischen Gesund-heitsmanagement gibt

38 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Interventionsplanung Der Analyse schlieszligt sich in der Regel die Interventi-onsplanung an Wurde beispielsweise aus Kapazitaumlts- oder Zeitgruumlnden keine hochschuleigene Analyse durchgefuumlhrt kann auf bereits bestehende Analysen zuruumlckgegriffen werden (zum Beispiel Gruumltzmacher et al 2018 bdquoGesundheit Studierender in Deutschland 2017ldquo) Wichtig ist jedoch vor Ort qualitativ Ansatz-punkte fuumlr Interventionen zu unterlegen beispielsweise durch Fokusgruppen oder strukturierte Interviews

In vielen Settingprojekten gibt es bereits in der Analysephase kleinere Interventionen die auf das Thema aufmerksam machen wie beispielsweise ein Gesundheitstag speziell fuumlr Studierende

Bei der Planung handelt es sich nicht um einen rein formalen Akt Das ergibt sich schon allein aus der Tatsache dass hier die Weichen dafuumlr gestellt werden was im Setting genau passieren soll Es geht um die Sichtbarkeit und um die Wirksamkeit So ist die Analyse selbst bereits eine starke Intervention Sie laumlsst die Akteurinnen und Akteure des Settings aufhorchen bdquoHier passiert etwas meine Gesundheit und mein Wohlbefinden werden wichtigldquo

Wie kann man konkret vorgehen Seibold et al (2010) empfehlen in einem ersten Schritt relevante Themen aus den Analyseergebnissen abzuleiten und zu reflektieren welche Bedeutung und Wichtigkeit diese Themen in der Kulturlandschaft der Hoch-schule einnehmen Welche Zielgruppe ist betroffen Wie muss die Kommunikation aussehen um die Gruppe zu erreichen Auch ist zu bedenken ob man beispielsweise einen Studiengang anspricht oder eine darin sich befindende besonders belastete Gruppe Moumlglicherweise beziehen sich die Interventionen auch auf andere Status-gruppen die in der Lehre oder an einer Schnittstelle zu den Studierenden taumltig sind In dieser Phase werden haumlufig Fokusgruppen durchgefuumlhrt um qualitativ weitere Aspekte zu Ressourcen und Belastungen zu gewinnen (siehe Seite 56 bdquoAnlage 1IVldquo)

Daraufhin folgt eine Priorisierung der ermittelten Gesundheitsthemen und eine Definition der angestrebten Ziele (kurz- mittel- und langfristig siehe Seite 31 bdquoPlanungldquo) Mit der Priorisierung der Gesundheitsthemen ist die Definition der zu erreichenden Zielgruppen verknuumlpft Wo brennt es am meisten Welche Themen sind auch der Hochschulleitung deutlich und wo bekommt man entsprechend Ruumlckenwind Wo koumlnnen (moumlglichst schnell) sichtbare Erfolge erzielt werden (sogenannte Quick-Wins) Gibt es Strukturen und Angebote die miteingebunden werden koumlnnen

Die geplanten Interventionen koumlnnen auf verschiedenen Ebenen ansetzen wie zum Beispiel auf der Individuumsebene dem physischen oder sozialen Umfeld dem Arbeits- und Lernumfeld oder Dienstleistungssektor (siehe Seite 27 bdquoSpezifika und Handlungsfelderldquo) Sie sollten sowohl auf der Verhaumlltnis- als auch auf der Verhalten-sebene greifen und die Ebenen bestenfalls miteinander verzahnen (Altgeld und Kolip 2014) Speziell in Bezug auf die Ableitung von Maszlignahmen die die Verhaumlltnisse ange-

Sabine Koumlnig Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Ines Niemeyer Freie Mitarbeiterin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Dr Brigitte Steinke Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

hen ist es wichtig die Verantwortlichen einzuladen die fuumlr die Gestaltung der Strukturen in der Hochschule Entschei-dungsbefugnisse haben beispielsweise den Prorektoren fuumlr Studium und Lehre wenn es um die Ausgestaltung von Pruuml-fungsphasen geht

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Einen nicht unerheblichen Einfluss auf den Erfolg des Projektes haben die zur Verfuumlgung stehenden finanziellen und perso-nellen Mittel (siehe Seite 25 bdquoFinanzielle und personelle Res-sourcenldquo) Sie sind entscheidend fuumlr den Umfang der anvisier-ten Interventionen und sollten im Laufe des Projektes stetig uumlberpruumlft werden

Es hat sich bewaumlhrt Studierende zu befaumlhigen als Multiplika-torinnen und Multiplikatoren im Themenfeld Gesundheitsfoumlr-derung taumltig zu werden und das Projekt auch im Sinne der Partizipation (siehe Seite 45 bdquoPartizipationldquo) zu bereichern Mit diesem Empowerment wird die Selbstbestimmung und Eigenverantwortung der Studierenden gestaumlrkt und erhoumlht Dies wirkt an sich schon gesundheitsfoumlrderlich (Frost und Mierke 2013 Zimmermann 2000)

Im Laufe der Interventionsplanung sollten priorisierte Ziele nicht aus dem Blick geraten Ziele und Zielgruppen gilt es regelhaft zu uumlberpruumlfen und anzupassen

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Interventionen und Maszlignahmen Nachdem Interventionen und Maszlignahmen geplant wurden (siehe Seite 38 bdquoInterventi-onsplanungldquo) geht es an die Umsetzung dieser Im Folgenden werden verschiedene Beispiele fuumlr Interventionen auf verschie-denen Ebenen und in unterschiedlichen Handlungsfeldern dargestellt (siehe Seite 27 bdquoSpezifika und Handlungsfelderldquo) Idealerweise werden verhaumlltnis- und verhaltensorientierte In-terventionen miteinander verzahnt Diese sind nicht immer klar voneinander getrennt es koumlnnen sich Schnittmengen ergeben

Beispiele fuumlr verhaumlltnisorientierte Interventionen Unter verhaumlltnisorientierten Interventionen versteht man jene Inter-ventionen die sich auf die strukturelle Ebene beziehen und somit das Umfeld von Personen einschlieszligen

Physisches Umfeld An der Universitaumlt Wuppertal wurden neue Entspannungs- und Ruumlckzugsareale im Studien- und Ar-beitsumfeld geschaffen Dazu wurde beispielsweise ein Haumlngemattenpark mit Strandkoumlrben und Liegestuumlhlen zur Erholung im Freien eroumlffnet Ebenfalls wurde den Hochschul-angehoumlrigen ein Snoozle-Raum zur Verfuumlgung gestellt um sich zu entspannen oder eine kreative Auszeit vom Alltag zu nehmen Des Weiteren hat die Hochschule eine Lehrkuumlche eingerichtet in der insbesondere Studierende ernaumlhrungsspezifisches Wissen in Theorie und Praxis vermittelt bekommen (www gesundeuni-wuppertaldeangeboteentspannung-rueck zugsareale-am-grifflenberghtml)

Soziales Umfeld An der TU Kaiserslautern (TUK) koumlnnen Stu-dierende einmal pro Woche hochwertigen Kaffee an einem selbstgebauten Fahrrad-Cafeacute kaufen Dieser wird nur in Es-pressokannen serviert sodass Studierende mindestens zu zweit bestellen muumlssen und die Pause gemeinsam auf der Wiese genieszligen bdquoTo goldquo-Becher werden nicht ausgegeben Dadurch wird der soziale Austausch miteinander gefoumlrdert Das sogenannte Cafeacute TUK TUK ist inzwischen an der Univer-sitaumlt eine Institution und traumlgt zur Entschleunigung und Erholung vom Studienalltag bei

40 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Das Cafeacute TUK TUK wird bereichert durch das Angebot eines Biobauern der regionales Obst und Gemuumlse auf dem Campus verkauft (wwwcampusplusuni-kldeprojekteaspx) Auch auszligerhalb des Studienalltags ermoumlglicht die TU Kaiserslautern den Studierenden ein soziales Miteinander Einmal pro Sommersemester wird in der Phase mit hohem Pruumlfungs-stress ein OpenStage organisiert Studierende koumlnnen dort bewusst auf andere Gedanken kommen und gemeinsam mit ihren Kommilitonen einen Abend verbringen Studierende ge-stalten fuumlr Studierende selbst das Programm (wwwcampus-plusuni-kldeeventsaspx)

Arbeits- und Lernumfeld Eines der Ziele des SGM am KIT besteht in der Etablierung einer bewegungsfreundlichen Lehr- und Lernkultur In diesem Zusammenhang wurden in Kooperation mit der Bibliothek des KIT mobile Schreib-tischaufsteller angeschafft die von Studierenden ausgelie-hen werden koumlnnen um so das Lernen im Stehen zu ermoumlg-lichen Des Weiteren wurde ein Campusplan angefertigt auf dem alle fuumlr Studierende zugaumlnglichen Steharbeitsplaumltze ersichtlich sind (wwwsportkiteduhochschulsportactivi-tykitphp)

Dienstleistungssektor Das Studierendenwerk der Universitaumlt Bonn bietet in der bdquoHealthy Campus Bonn Wocheldquo in Zusam-menarbeit mit dem Institut fuumlr Ernaumlhrungs- und Lebensmit-telwissenschaften ein ausgewogenes Healthy Campus Menuuml in allen Mensen der Universitaumlt an (wwwuni-bonnde einrichtungenpe-karrierehealthy_campus_bonnhealthy- campus-bonn-woche)

Eine Arbeitsgemeinschaft aus 57 unabhaumlngigen Studieren-denwerken hat das Projekt bdquomensaVitalldquo initiiert welches zum Beispiel an der Universitaumlt Paderborn und der Hochschule Fulda umgesetzt wird bdquomensaVitalldquo steht fuumlr frische aus-gewogene und zeitgemaumlszlige Speisen Es werden frische Kraumluter statt Wuumlrzmischungen verwendet und eine vitaminschonende und fettarme Zubereitung gewaumlhrleistet unter anderem dadurch dass auf frittierte und panierte Speisen verzichtet wird bdquomensaVitalldquo zeigt dass gesunde Ernaumlhrung lecker ist (wwwstudierendenwerk-pbdegastronomieweitere- angebotemensavital)

Individuelle Ebene An der TU Ilmenau wurde im Winterse-mester 201718 das Projekt bdquoSchritt fuumlr Schritt fitldquo ins Leben gerufen Ziel des Projektes ist es die Gesundheit der Men-schen in ihrem taumlglichen Umfeld zu foumlrdern die individuellen Ressourcen zu staumlrken und einen Risikofaktor der heutigen bdquoSitzgesellschaftldquo die mangelnde Bewegung abzubauen bdquoSchritt fuumlr Schritt fitldquo soll durch gezielt gesetzte visuelle Reize zu mehr Bewegung und koumlrperlicher Aktivitaumlt animie-ren Treppenaufkleber mit Spruumlchen wie bdquoGesuumlnder leben hellip Rezeptfrei hier im Treppenhausldquo oder bdquoHier entlang hellip fuumlr Fit-ness und Wohlbefindenldquo wollen zeigen dass schon wenige Schritte mehr am Tag einen wichtigen Beitrag zu mehr Gesund-heit leisten koumlnnen (wwwtu-ilmenaudeensfsf)

Strukturelle Ebene An der TU Kaiserslautern besteht ein Gremium bdquoStudierendengesundheitldquo Es setzt sich aus stu-dentischen Vertretern der Fachschaften des Studierenden-parlamentes des AStAs des SGM-Teams und hauptamtlichen Vertretern der Universitaumlt (psychologische Beratungsstelle BGM et cetera) zusammen Einmal im Semester informiert das SGM-Team das Gremium bdquoStudierendengesundheitldquo uumlber aktuelle Maszlignahmen und Themen Im Rahmen dieser Sitzun-gen werden Projektplaumlne gesundheitsrelevante Themen und anstehende Maszlignahmen diskutiert (wwwcampusplus uni-kldestudierendengesundheitaspx)

An der Universitaumlt Wuppertal gibt es die Service- und Bera-tungsstelle fuumlr Gesundheit bdquoBUWbewegtldquo Das ist eine zentra-le Anlaufstelle fuumlr alle Angehoumlrigen der Hochschule Es geht beispielsweise um Gesundheitsangebote Aktionen Bera-tung fuumlr Gesundheit Familie und mehr (wwwgesundeuni- wuppertaldewir-stellen-uns-vorhtml)

Beispiele fuumlr verhaltensorientierte Interventionen Unter verhaltensorientierten Interventionen versteht man Interventi-onen die sich auf die individuelle Ebene einer Person beziehen und an deren Verhalten ansetzen

Bewegungsfoumlrderung An verschiedenen Hochschulen koumlnnen Dozentinnen und Dozenten fuumlr ihre Vorlesung einen Pausenexpress buchen Eine Trainerin oder ein Trainer kommt daraufhin in die Vorlesung und fuumlhrt eine viertel Stunde lang Uumlbungen mit der Studierendengruppe durch (zum Beispiel wwwhochschulsportrwth-aachendecmsHSZSport Sportangebot~njofStudierenden-Pausenexpress)

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Die Universitaumlt Goumlttingen hat kostenfreie Angebote zur Bewe-gungsfoumlrderung der Studierenden geschaffen Es werden zum Beispiel Yoga in der Mittagspause Ruumlckenkurse Laufkurse Outdoortraining Mountainbiketouren et cetera angeboten zu denen sich die Studierenden online anmelden koumlnnen (wwwhealthycampus-goettingendeactivitieskursange-bot-2)

An der PH Heidelberg ist im Rahmen des SGM das Projekt bdquoKopfstehenldquo implementiert worden Es geht speziell um die Reduzierung sitzenden Verhaltens Studierender im Hoch-schulkontext ndash bdquoKopf-Stehenldquo Dafuumlr wurde zum Beispiel ein Stehlabor entwickelt bewegungsaktivierende Filme mit Dozie-renden in Vorlesungen und Seminaren gedreht und Studieren-de zu bdquoSitz-Steh-Bewegungsberaterinnenldquo weitergebildet (wwwph-heidelbergdekopf-stehenhtml)

Stressbewaumlltigung Die HTWK Leipzig integriert das Stress-bewaumlltigungsprogramm TK-MentalStrategien in die Lehre Fuumlr die Teilnahme an diesem Programm erhalten Studierende ECTS-Punkte Auch weitere Lehrveranstaltungen die auf die Gesundheitsfoumlrderung der Studierenden abzielen werden mit ECTS-Punkten versehen (wwwhtwk-leipzigdelebenund-du-somach-nen-punkt)

Ernaumlhrungs- und Gesundheitskompetenzbildung An der Georg- August- Universitaumlt Goumlttingen gibt es Kochkurse sowie Seminare und Workshops zum Thema (gesunde) Ernaumlhrung an denen die Studierenden kostenfrei teilnehmen koumlnnen (wwwhealthycampus-goettingendeactivitieskochen)

Schluumlsselqualifikationserwerb Das bdquohealthy Campus Pro-jektldquo der Universitaumlt Goumlttingen bietet ein Zertifikatsprogramm zum Thema Gesundheitskompetenz an In diesem koumlnnen Studierende Seminare zu den Themen Gesundheitsfoumlrderung Bewegung in Theorie und Praxis Ernaumlhrung Stressbewaumll-tigung et cetera belegen und dafuumlr ECTS-Punkte sammeln (wwwhealthycampus-goettingendeacademyschluessel kompetenzen)

Am KIT sind gesundheitsbezogene Themen Teil der Schluumls-selqualifikationslehre Damit gehoumlren sie zum Wahlpflichtbe-reich saumlmtlicher Studiengaumlnge und sind in die universitaumlre

Kernaufgabe bdquoLehreldquo integriert Im Programm des House of Competence (HoC zentrale Schluumlsselqualifikationseinrich-tung am KIT) werden unter anderem Veranstaltungen zum Lern- und Stressmanagement zur Gesunderhaltung im Leh-rerinnenberuf oder zum gesundheitsbewussten Miteinan-der in Studium und Beruf angeboten (studiumhockitedu) Daruumlber hinaus werden gezielt Inhalte aus dem SGM-Projekt bdquoMyHealthldquo (wwwmyhealthkitedu) als Anwendungsbeispiel in Schluumlsselqualifikationsseminare ndash zum Beispiel Projektma-nagementseminare ndash eingespeist So werden auch Studieren-de erreicht die nicht per se an gesundheitsbezogenen Fra-gestellungen interessiert sind Durch die Integration des Themas in die Schluumlsselqualifikationslehre werden Studieren-de in der Breite fuumlr das Thema bdquoGesund studierenldquo sensibili-siert und gleichzeitig an der Maszlignahmenentwicklung des SGM am KIT beteiligt

Suchtmittelpraumlvention Die Mitarbeitenden des bdquohealthy Campus Goumlttingenldquo sind auf Uni-Partys der einzelnen Fakul-taumlten unterwegs mit einem Alkoholtester Diesen duumlrfen die Studierenden freiwillig nutzen um ihr Bewusstsein hinsichtlich ihres Alkoholkonsums zu schaumlrfen Auszligerdem gibt es zu unter-schiedlichen Themen (zum Beispiel bdquoPsychische Gesundheitldquo bdquoSuchtverhaltenldquo) offene und kostenfreie Beratungsangebote die healthy hour (wwwhealthycampus-goettingendeacti-vitieshealthy-hour)

Im Rahmen des University Health Report wurde an der Freien Universitaumlt Berlin in Kooperation mit dem Bremer Leibniz-Ins-titut fuumlr Praumlventionsforschung und Epidemiologie (BIPS GmbH) eine Soziale-Normen-Intervention zur Reduktion beziehungs-weise Vorbeugung von riskanten Alkoholkonsummustern durchgefuumlhrt Der Soziale-Normen-Ansatz geht davon aus dass bei Studierenden soziale Beziehungen zu Peers und daraus hervorgehende Einfluumlsse (in Form der Wahrnehmung des Verhaltens anderer) eine Rolle fuumlr den Alkoholkonsum spielen Die systematische Uumlberschaumltzung des Alkoholkon-sums Mitstudierender steht dabei im Zusammenhang mit einem erhoumlhten eigenen Alkoholkonsum Der Evaluationsbericht der Intervention wurde online veroumlffentlicht (wwwewi-psyfu-berlin deeinrichtungenarbeitsbereicheppgmediapublikationen schriftenreiheISPI_Gesamtbericht_V09pdf)

42 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Evaluation Eine nachhaltige und langfristige Sicherung eines SGM erfor-dert eine Bewertung und Dokumenta-tion Andernfalls hat es bdquonicht stattge-fundenldquo beziehungsweise laumlsst es keine Schluumlsse uumlber den Erfolg oder Misser-folg zu Eine Darstellung des Nutzens und der Gruumlnde fuumlr eine Evaluation im SGM findet sich im folgenden Absatz bdquoHochschulen die SGM erfolgreich um-setzen bauen ihre Aktivitaumlten auf Be-darfs- und Beduumlrfnisanalysen auf und uumlberpruumlfen ihre Aktivitaumlten regelmaumlszligigldquo (TK LVG amp AFS 2018 Seite 8)

Der Nutzen von und Gruumlnde fuumlr eine Evaluation im SGM bull Steuerung des Gesamtprojektes SGM bull Verbesserung der Arbeit (Stolperstei-

ne Erfolgsfaktoren) bull Rechtfertigung der verwendeten

personellen und finanziellen Ressourcen

bull Legitimation der Vorgehensweise bull Dokumentation von Erfolgen bull Verbesserung der Akzeptanz des

SGM innerhalb der Hochschule bull Weiterentwicklung des SGM

Ein gutes praktisches Beispiel fuumlr ein Element einer gelungenen Planungs-evaluation und Dokumentation ist die sogenannte Wanderausstellung der TU Kaisers lautern Hier wurden die Ergeb-nisse des University Health Report (UHR) aufwendig aufgearbeitet und an-sprechend an allen Stellen des Campus praumlsentiert (siehe wwwuni-kldesgm poster-uhr-ergebnisse) Im Sinne der Planungsevaluation wurden die geplan-ten Interventionen mit diesen Analy-seergebnissen abgeglichen und ent-sprechend angepasst

Vorausgegangen ist dieser Analyse eine strategische Diskussion im Steuerungs-gremium wie der Prozess des SGM prin-zipiell evaluiert werden kann Unter anderem wurde hier vereinbart nach einem bestimmten Zeitablauf den UHR zu wiederholen um die Wirksamkeit des Projektes festzustellen und Anhalts-punkte fuumlr das Vorgehen zu erhalten (Ergebnisevaluation)

Evaluation (lateinisch valere = wert sein) bedeutet im allgemeinen Ver-staumlndnis bdquoBewertungldquo bdquoBeurteilungldquo Im wissenschaftlichen Sinne und Kon-text des SGM handelt es sich bei Evalua-tion um die systematische empirische Untersuchung und methodisch gesi-cherte Datenanalyse zur Bewertung der Gesamtkonzeption und Umsetzung des SGM innerhalb der Organisation Hochschule Im Sinne einer Erfolgskon-trolle wird mit der Evaluation die Frage beantwortet ob das angestrebte Ziel erfuumlllt wurde Gegenstand koumlnnen hier-bei die Planung selbst (Planungsevalua-tion) Strukturen fuumlr das beziehungs-weise des SGM (Strukturevaluation) die einzelnen Prozesse und Prozessablaumlufe des SGM (Prozessevaluation) die Kon-textfaktoren und Ressourcen fuumlr das SGM sowie die Ergebnisse insgesamt oder einzelner Projekte Interventionen und Maszlignahmen sein (Ergebnisevaluation)

Planungsevaluation (auch Strategie-evaluation genannt) Selbstreflexion anhand von strukturierten Fragestel-lungen bezogen auf die Planungsphase die noch vor der Umsetzung des Pro-jektes stattfindet Zum Beispiel Ist die Beduumlrfnislage der Studierenden in der Planungsphase ausreichend beruumlck-

Prof Dr med Eva Hungerland Wissenschaftliche Leitung des Gesundheitsmanagements der DHBW Stuttgart und fuumlr die Entwicklung des Studentischen Gesundheitsmanage-ments der DHBW mit verantwortlich

Jaqueline Metken Projektkoordinato-rin des bdquoDHBeWegt Dichldquo Projektes im Rahmen der Initiative bdquoBewegt Studieren

ndash Studieren bewegtldquo und Masterstudentin an der Berlin School of Public Health

sichtigt In der Planungsphase werden auch Ziele des SGM als messbare Indi-katoren (Kennzahlen) der Zielerrei-chung formuliert

Strukturevaluation Der Fokus liegt auf der Erhebung der Struktur des Settings Hochschule Die Analyse kon-zentriert sich somit auf die Eignung der (foumlrderbaren) Rahmenbedingungen des Settings Hochschule fuumlr das SGM Beruumlcksichtigt werden dabei die zur Verfuumlgung stehenden Ressourcen wie die vorhandenen Strukturen Gremien und Initiativen

Prozessevaluation Die Beurteilung erfolgt kontinuierlich waumlhrend des jewei-ligen SGM-Programms Es wird uumlber-pruumlft inwieweit der geplante Verlauf des Gesamtkonzeptes oder der einzelnen

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Teilprojekte erfolgt ist Moumlgliche Indikatoren sind beispiels-weise der Grad der Erreichung der Zielgruppe oder die Akzep-tanz der Maszlignahme

Ergebnisevaluation Evaluiert wird die Frage der Zielerrei-chung von kurz- mittel- und langfristigen Zielen des Gesamt-konzeptes SGM Dabei koumlnnen auch verschiedene Interventio-nen verglichen oder Effekte wie beispielsweise die Steigerung des Wohlbefindens durch die Maszlignahme evaluiert werden

Hierbei baut die Evaluation auf vorangegangene Phasen des Public Health Action Cycle auf (siehe Seite 31 bdquoPlanungldquo) Im letzten Schritt dieses (Projekt-)Managementkreises wird die Wirksamkeit durch einen Vergleich mit den zu Beginn auf-grund der auf Datenanalyse fixierten Ziele Zwecke und Inter-ventionen des SGM fuumlr die jeweilige Hochschule uumlberpruumlft und dokumentiert (Evaluationsbericht) Die Veroumlffentlichung und Diskussion dieser Ergebnisse dienen der Transparenz und Qualitaumltsverbesserung und flieszligen in die naumlchste Phase des Public Health Action Cycle ein

Da es sich bei der Evaluation um eine qualitaumltssichernde Maszlignahme handelt empfiehlt sich die Einbettung in Qualitaumlts-managementprozesse der Hochschule Stakeholder aus dem Bereich Prozessmanagement oder Controlling sollten optimaler Weise bereits zu Beginn des SGM eingebunden werden Insbe-sondere auch um gemeinsam Kennzahlen festzulegen oder schon vorhandene zu verwenden Ansonsten bietet sich das Erstellen eines eigenen Qualitaumltshandbuches fuumlr das SGM an

Tabelle 1 Methoden und Instrumente

Das verwendete methodische Verfahren genauer gesagt die Instrumente der Evaluation haumlngen davon ab ob die Wirk-samkeit des Gesamtprojektes (Ergebnisevaluation) oder ob einzelne Teilziele und Interventionen bewertet werden sollen Um Wirkungen oder Veraumlnderungen festzustellen ist eine Wiederholungsbefragung geeignet Hierbei ist darauf zu achten dass die gleichen Instrumente wie im Analyseverfahren verwendet werden

Grundsaumltzlich sollten je nach Fragestellung Ziel Zielgruppe und den vorhandenen Ressourcen die Methoden und Instru-mente der Evaluation gewaumlhlt werden (siehe Tabelle 1) Diese sind anschlieszligend in einem Evaluationsplan festzuhalten

Daruumlber hinaus ist zu klaumlren ob eine Selbstevaluation oder Fremdevaluation vorgenommen werden soll Hierbei sind die jeweiligen Vor- und Nachteile abzuwaumlgen um die optimale Evaluationsart auszuwaumlhlen Die Fremdevaluation ist meis-tens mit houmlheren Kosten verbunden waumlhrend bei der Selbst-evaluation der erhoumlhte Arbeitsaufwand beruumlcksichtigt werden muss Die Vorteile der Selbstevaluation liegen vor allem in dem Wissen der Akteurinnen und Akteure zum jewei-ligen Thema dem Projekt und der Institution selbst Dieses Wissen fehlt externen Akteurinnen und Akteuren und die entsprechende Vermittlung faumlllt als zusaumltzlicher Aufgaben-bereich in der Fremdevaluation an Der Nachteil der Selbst-evaluation liegt in der engen Verbundenheit zum Thema oder Projekt sodass sogenannte bdquoblinde Fleckenldquo auftreten koumlnnen Eine genaue und kritische Beschreibung kann in diesem Fall sehr schwer fallen

Methode Instrument

Beobachtung Beobachtungsschema

Befragung qualitativ Fokusgruppen Workshops Expertinnen- und Experteninterviews mit Interviewleitfaden

Befragung quantitativ Feedback-Boumlgen Frageboumlgen

Dokumentenanalyse Analyseschema

Teilnahmeraten Numerische Erfassung

44 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Ein paar Tipps zur Evaluation bull Sich an bereits durchgefuumlhrten Evaluationen anderer

Hochschulen orientieren Informationen hierzu finden sich auf der Projektdatenbank sowie bei einzelnen Mitgliedern des Arbeitskreises Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen

bull Die Evaluation einfach halten Die Inanspruchnahme von Kursen Vortraumlgen oder Schulungen kann zum Beispiel uumlber die Teilnehmerzahlen erfasst werden Bei Broschuumlren und Flyern koumlnnen die ausgeteilten Exemplare gezaumlhlt werden und bei einem Gesundheitstag kann die Anzahl der Besucher uumlber ein Quiz das mit einer Verlosung (zum Beispiel kostenlose Teilnahme am Hochschulsport fuumlr ein Semester) verbunden ist erhoben werden

bull Auf eine gute Mischung aus Indikatoren fuumlr die kurz- und mittelfristigen sowie die langfristigen Ziele achten sodass Sie zu verschiedenen Zeiten Ergebnisse praumlsentieren koumlnnen

bull Nur fuumlr jene Ziele Indikatoren auswaumlhlen die tatsaumlchlich mit entsprechenden Maszlignahmen angegangen werden Wird etwa die Gesundheit bei Studierenden als Indikator gewaumlhlt sollte sich beispielsweise die Verbesserung der subjektiven Gesundheit als Ziel gesetzt und entsprechende Maszlignahmen ergriffen werden

bull Damit sowohl den Gremienmitgliedern und der Hoch-schulleitung als auch den Beschaumlftigen und Studierenden der Nutzen von Gesundheitsfoumlrderung vermittelt werden kann sollten verschiedene Indikatoren erhoben werden Alle Beteiligten haben schlieszliglich unterschiedliche Erwar-tungen an die Gesundheitsfoumlrderung und werten unter-schiedliche Dinge als Erfolg

bull Die Evaluation sollte kontinuierlich erfolgen Die durchge-fuumlhrten Schritte sind fortlaufend zu dokumentieren unter anderem durch das Erstellen von Protokollen der Gremiensitzungen Regelmaumlszligige Wiederholungsbefragun-gen-analysen sind einzuplanen

Wichtig Die endguumlltige Auswahl der Evaluationsindikatoren ist zwingend mit der Hochschulleitung abzustimmen schlieszliglich wird an ihnen letztlich der Erfolg der Gesundheitsfoumlrderung festgemacht (Seibold et al 2010 Seite 81-82)

Literatur Bamberg E Ducki A Metz AM (2011) Gesund-heitsfoumlrderung und Gesundheitsmanagement in der Arbeits-welt Ein Handbuch Bern Hogrefe

Faller G (Hrsg) (2017) Lehrbuch Betriebliche Gesundheitsfoumlr-derung 3 Auflage Bern Hogrefe

Gollner E et al (2018) Gesundheitsfoumlrderung konkret Ein forschungsgeleitetes Lehrbuch fuumlr die Praxis Holzhausen Der Verlag

Grossmann R Scala K (2011) Gesundheit durch Projekte foumlr-dern Gesundheitsforschung 5 Auflage Weinheim Juventa

Kuhn D et al (2018) Das gesunde Unternehmen Betriebli-ches Gesundheitsmanagement aus der Praxis fuumlr die Praxis Frankfurt a M Mabuse

Loss J et al (2010) Evaluation in der Gesundheitsfoumlrderung Eine Schritt-fuumlr-Schritt Anleitung fuumlr Gesundheitsfoumlrderer Materialien zur Gesundheitsfoumlrderung Bd 3 Bayerisches Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (Hrsg) Muumlnchen

Naidoo J Wills J (2010) Lehrbuch der Gesundheitsfoumlrderung Bundeszentrale fuumlr gesundheitliche Aufklaumlrung (Hrsg) 2 Auf-lage Gamburg Verlag fuumlr Gesundheitsfoumlrderung

Rudow B (2014) Die gesunde Arbeit Psychische Belastungen Arbeitsgestaltung und Arbeitsorganisation 3 Auflage Berlin De Gruyter

Schlicht W Zinsmeister M (2015) Gesundheitsfoumlrderung sys-tematisch planen und effektiv intervenieren Berlin Springer

Schwartz FW et al (2012) Public Health Gesundheit und Ge-sundheitswesen 3 Auflage Stuttgart Urban amp Fischer

Seibold C Loss J Nagel E (2010) Gesunde Lebenswelt Hochschu-le Ein Praxishandbuch fuumlr den Weg zur Gesunden Hochschule Techniker Krankenkasse (Hrsg) Veroumlffentlichungen zum Be-trieblichen Gesundheitsmanagement der TK Bd 23 Hamburg

Steinbach H (2011) Gesundheitsfoumlrderung Ein Lehrbuch fuumlr Pflege- und Gesundheitsberufe 3 Auflage Wien Facultas

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Partizipation Die Partizipation von Studierenden ist ein zentrales Element des Studentischen Gesundheitsmanagements (SGM) Aus der Perspektive der Gesund-heitsfoumlrderung an Hochschulen gilt es

1 Studierende zu befaumlhigen ihre individuellen Gesundheitsressourcen zu erkennen und anzuwenden

2 Studierenden Routinen an die Hand zu geben mit denen sie ihren Alltag innerhalb gesetzter Rahmenbedingungen moumlglichst gesund gestalten

3 Studierende mit Wissen und Faumlhigkeiten auszustatten damit sie im spaumlteren Berufsleben gesund bleiben sowie als potenzielle Fuumlhrungskraumlfte auch die Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Blick behalten und foumlrdern koumlnnen

4 Studienbedingungen zu schaffen die diese Ziele unterstuumltzen

In Kulturen (und Lebenswelten vergleiche Kunz in diesem Band) einzelner Faumlcher sind Mitarbeitende und Studierende an Hochschulen gleichermaszligen eingebunden Der Ansatz der partizipativen Gesundheitsforschung (Unger 2012) bietet sich an um in einem diversen und forschungsaffinen Feld wie der Hochschule Tuumlren zu oumlffnen und breite Beteiligung zu erreichen

Ein partizipativ ausgerichtetes Projekt verfolgt das Ziel dass Professionelle und Laien in Kooperation fachlich und sachlich gewinnbringend zusammenarbeiten Die Gegenuumlberstellung LaienExpertinnen und Experten funktioniert hier so dass Studierende zum einen eher Laien in Bezug auf Themen der Gesundheitsfoumlrderung sind jedoch Expertinnen und Experten fuumlr ihre eigenen lebensweltlichen Beduumlrfnis-se und Anforderungen Gesundheitsexpertinnen und -experten wiederum verfuumlgen uumlber eine fachliche Expertise sind jedoch selten in studentische Lebenswelten eingebettet bdquoDazu brauchen sie (die Expertinnen und Experten) eine Grundhaltung der Anerkennung von Laien als in ihrer Lebenswelt (potenziell) kompetente Subjekte und der Kooperation zwischen den Experten und den Nutzern von Leistungen (hellip) Statt einem oft paternalistischen Verstaumlndnis von professioneller Allmacht sollte professionelles Handeln in Richtung eines Empowerment gehen also Menschen soweit wie moumlglich zu einem selbstbestimmten und verantwortlichen Umgang mit ihrer Gesundheit befaumlhigenldquo (Friedrich et al 2012 Seite 236) So werden durch Partizipation die Sichtweisen der Zielgruppe(n) sowie die Besonderheiten von Abteilungen Instituten und Fakultaumlten systematisch beruumlcksichtigt

Gelingt dies ist deutlicher als etwa in einem Stakeholderprozess sichergestellt dass die Perspektiven der Bezugsgruppe(n) durch das SGM aufgenommen und bearbeitet werden

Felix Albrecht Projektverantwortli-cher des SGM-Projektes bdquoMyHealth Gesund studieren am KITldquo am House of Competence des Karlsruher Institut fuumlr Technologie

Joerg Reitermayer Projektverant wortlicher des SGM-Projektes

bdquoMyHealth Gesund studieren am KITldquo am House of Competence des Karlsruher Institut fuumlr Technologie

Wege und Formen der Partizipation Um das Interesse von Studierenden fuumlr gesundheitsbezogene Themen zu wecken bietet sich eine Integration dieser Themen in die Kernaufgaben der Hochschule an Forschung und Lehre Alternativ koumlnnten auch Kampagnen Strategien und Events (Gesundheits-tage-wochen) entwickelt werden in de-nen das Thema propagiert wird Jedoch ist vor dem Hintergrund einer allgemein als hoch empfundenen Stressbelastung der Studierenden (Middendorff et al 2018) schwerlich zu begruumlnden dass den Studierenden ein weiteres Taumltig-keitsfeld aufgebuumlrdet werden sollte Derartige zusaumltzliche Angebote laufen Gefahr zu verpuffen oder lediglich Stu-dierende zu erreichen die sich bereits aktiv mit Gesundheitsthemen ausein-andersetzen Um solche als bdquoextraldquo emp-fundenen Themen und Taumltigkeiten (und damit Ablehnungspotenzial) zu vermeiden koumlnnen in Kooperation mit Fachbereichen einzelnen Dozierenden und Studierenden Lehrveranstaltungen

46 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

und Forschungsprojekte mit entspre-chender Ausrichtung entwickelt und organisiert werden In diesen werden die spezifischen fachlichen Inhalte am Beispiel von passenden Gesundheits-themen vermittelt

Gleichzeitig wird ein breites Spektrum von Akteurinnen und Akteuren fuumlr das Thema Gesundheit sensibilisiert Vor-aussetzung ist eine offene wertschaumlt-zende Grundhaltung der beteiligten bdquoProfessionellenldquo (wie Dozentinnen und Dozenten Hochschulmitarbeiterinnen und -mitarbeitern Angehoumlrigen der Studierendenwerke) gegenuumlber den

Moumlglichkeiten und Perspektiven der studentischen bdquoLebensweltexpertinnen und -expertenldquo

Hella von Unger (2012) stellt passende Leitfragen fuumlr die Bestimmung von partizipativen Anteilen in einem Projekt

1 Welche Akteurinnen und Akteure sind beteiligt Wer partizipiert Und wie ist die Community definiert

2 An welchen Prozessen sind sie beteiligt Woran wird partizipiert

3 In welcher Form findet Beteiligung statt Wie wird partizipiert (ebd Absatz 31)

Weitergehend stellt sie ein Stufenmo-dell der Beteiligung nach Wright et al (2010) vor bdquoPartizipation beginnt da wo Personen oder Einrichtungen mit-entscheiden koumlnnenldquo (ebd Absatz 28)

In Bezug auf die Beteiligung von Studie-renden im Rahmen eines partizipativ angelegten Projektes lassen sich die klassifizierenden Fragen etwa folgen-dermaszligen beantworten

Stufenmodell der Partizipation (modifiziert in Anlehnung an Wright et al 2010 Seite 42 (28))

9 Selbstorganisation

8 Entscheidungsmacht

7 Teilweise Entscheidungskompetenz

6 Mitbestimmung

5 Einbeziehung

4 Anhoumlrung

3 Information

2 Anweisung

1 Instrumentalisierung

geht uumlber Partizipation hinaus

Partizipation

Vorstufen der Partizipation

Nicht-Partizipation

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1 Wer partizipiert und wie ist die Community definiert Die Community in der die Studierendengesundheit bear-beitet wird ist die Gemeinschaft aller an einer Hochschule taumltigen Menschen sowie daruumlber hinaus zentrale Adressa-tinnen und Adressaten fuumlr spezielle Teilaspekte wie zum Beispiel die Studierendenwerke mit ihren umfangreichen Angeboten zur Versorgung der Studierenden Als direkt adressierte Gruppe sind hierbei die Studierenden beson-ders hervorzuheben Definiert ist diese Community durch verschiedene Merkmale ihren Mitgliedschaftsstatus in der Hochschulorganisation die raumlumliche Beziehung zum Campus und Engagement in der studentischen Lebenswelt

2 Woran wird partizipiert An der Entwicklung und Etab-lierung eines studentischen Gesundheitsmanagements Daraus folgt ein vielschichtiges Bild tatsaumlchlicher Partizipa-tion Einerseits bestimmt durch Interesse und Gelegenheit insbesondere der Studierenden an einzelnen Themen und Maszlignahmen mitzuwirken andererseits beeinflusst durch die Art der Aufgabenstellung

bull Spezielle Anforderungen an partizipierende Akteurinnen und Akteure (Fachwissen Qualifikationen Kenntnisstand)

bull Besondere beschraumlnkende Rahmenbedingungen (Datenschutz Zeitdruck Zugangsbeschraumlnkungen rechtliche Zustaumlndigkeiten)

bull Eignung bestimmter Projektziele fuumlr gegebenenfalls verschiedene Grade der Partizipation (Zielentwicklung Projektverwaltung Verhandlungen Maszlignahmenentwick-lung und -umsetzung Projektevaluation)

3 Wie wird partizipiert Die Form der Partizipation variiert je nach Teilprojekt und Aufgabe abhaumlngig von der Verfuumlgbar-keit relevanter Partizipierender und Aufgabenstellung Moumlglich sind etwa

bull Anlassbezogene Arbeitskreise und Runde Tische Oft fallen dem Projektteam hierbei organisatorische und moderierende Aufgaben zu

bull Informationsgespraumlche um Zustaumlndigkeiten zu identifi-zieren und gegebenenfalls Akteurinnen und Akteure und Themenbereiche oder Aufgaben einander zuordnen zu koumlnnen

bull Studierende im Rahmen von regulaumlren Lehrveranstaltungen mit Gesundheitsthemen in Kontakt zu bringen und an konkreten Projektbausteinen mitwirken zu lassen (unter-schiedliche Arten zum Beispiel Projektmanagement Datenauswertungen Eventplanung und -organisation Entwicklung von kreativen Maszlignahmen)

bull Teilnahme an Gremiensitzungen der Projektsteuerung bull Mitarbeit als studentische Hilfskraumlfte zur Unterstuumltzung

bei diversen Aktivitaumlten

Herausforderungen und Potenziale Grundlegend heraus-fordernd am Anspruch partizipative Prozesse zu realisieren sind die Diversitaumlt und Dezentralitaumlt der Hochschulen Folgen sind beispielsweise unterschiedlichste Organisationsstile die nicht unbedingt zusammen passen und Konfliktpotenziale bergen (Hierarchien Autonomie Einzelinteressen) Studie-rende muumlssen ihr Engagement im Projekt gegebenenfalls ihrem Studium unterordnen und sind zum Teil an kurze Wahlperioden (Fachschaften AStA Studierendenparlament) gebunden Dauerhaft stabile Arbeitsgruppen zu etablieren gelingt wenn sie durch eine stabile Organisation gestuumltzt werden Wechselnde Teilnehmende an Arbeitsgruppen (wie Lehrveranstaltungen Forschungsszenarien Gremien runden Tischen zur Maszlignahmenentwicklung) erfordern jedoch immer wieder Vorstellungsrunden und Informations-gespraumlche mit neu hinzugekommenen Personen Sitzungen werden so immer auch fuumlr Organisatorisches und Wiederho-lungen von Diskussionen gebraucht Konkrete Entwicklungen und die Realisierung von Einzelmaszlignahmen gehen dadurch langsamer voran Die Information der wechselnden Teilneh-menden an Arbeitsgruppen Maszlignahmenplanungen und Organisation sicherzustellen und aufrechtzuerhalten ist eine zentrale Taumltigkeit um Partizipation in moumlglichst vielen Teil-aspekten eines SGM zu ermoumlglichen Besonders in Entwick-lungsprojekten sind zunaumlchst diverse Randbedingungen zu klaumlren (Zustaumlndigkeiten rechtliche Rahmenbedingungen bestehende Akteurskonstellationen) Expertenwissen zur Gesundheitsfoumlrderung notwendiges Fachwissen fuumlr einzelne

48 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Maszlignahmen (wie Ernaumlhrung Bewegung) und das Wissen um die Alltagsstrukturen im Feld muumlssen zusammengebracht werden was einen omnidirektionalen Informationsfluss erfordert Prozesse muumlssen transparent gestaltet und In-formationen fuumlr die beteiligten Akteurinnen und Akteure bereitgestellt werden Gegebenenfalls muumlssen neu hinzu-kommende einzelne Akteurinnen und Akteure durch gezielte Informationsgespraumlche in bereits laufende Arbeitsprozesse integriert werden

Die Partizipation vieler Akteurinnen und Akteure reichert das Projekt um diverse Aspekte und Ideen fuumlr weitere Teilprojekte an die schwierig zu priorisieren sind ohne dass zentrale Aufgaben im Projekt darunter leiden Situativ und flexibel zusaumltzliche Ressourcen bereit stellen zu koumlnnen ist vorteil-haft (beispielsweise eine groumlszligere Anzahl an Hilfskraumlften die flexibel eingesetzt werden koumlnnen)

Differierende Zeithorizonte spielen in der Organisation von Teilprojekten eine irritierende Rolle Verschiedene Akteurinnen und Akteure insbesondere die Studierenden stehen nur fuumlr begrenzte Zeitraumlume beziehungsweise im Rahmen der Or-ganisationsablaumlufe getaktet nur punktuell zur Verfuumlgung Die verschiedenen Akteurinnen und Akteure entwickeln somit auch unterschiedlich weit reichende Zielvorstellungen

Fazit Die Aufstellung eines SGM mit Partizipation auf allen Ebenen (Situationsanalyse Entscheidung Planung und Durchfuumlhrung von Maszlignahmen eines SGM) erfordert ein Projektmanagement welches auch als Dienstleister fuumlr die beteiligten Akteurinnen und Akteure funktioniert Informati-onsfluumlsse muumlssen aufrechterhalten wechselnde Akteurinnen und Akteure tolerant eingehegt und die Perspektiven vereint werden Bei Zeitplaumlnen sind verschiedene Ablaumlufe zu beach-ten die Durchsetzungsstaumlrken der beteiligten Akteurinnen und Akteure muumlssen moderiert und sachorientiert ausge-glichen werden Zudem gilt es die eigene Expertise in die partizipativen Prozesse einzuspeisen und nicht hinter den Relevanzen und partikularen Interessen von Einzelakteurin-nen und -akteuren zuruumlckzustellen

Schon der Ansatz des bdquoZuhoumlrens und Mitredenlassensldquo findet groszligen Anklang im Hochschulkontext Studierende gehen ihre Aufgaben (sei es mit direktem Projektbezug oder in Lehr- oder Forschungskontexten) motiviert und engagiert an Nicht selten gelingt die Sensibilisierung fuumlr das Thema Gesundheit auch uumlber den direkten Einbezug hinaus sodass sich bdquouumlber Eckenldquo weitere Akteurinnen und Akteure einfinden und fuumlr die Gesundheitsfoumlrderung engagieren Angefangen bei der Priorisierung von Maszlignahmen uumlber die Passung des SGM zum studentischen Alltag bis hin zur Aufbereitung von Gesundheitsthemen fuumlr Studierende Durch einen direkten Einbezug der Studierenden in ein SGM ist sichergestellt dass studentische Perspektiven adressiert werden und dass das SGM Anschluss an studentische Lebenswelten findet

Literatur Friedrich DR Stumpf S Alber K (2012) Stakehol-derpartizipation und Priorisierung ndash eine Betrachtung des normativen Status quantitativer und qualitativer Methoden Z f Evidenz Fortbildung und Qualitaumlt im Gesundheitswesen 106(6)412-417 doi 101016jzefq201206005

Middendorff E et al (2018) Die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in Deutschland 2016 21 Sozialerhe-bung des Studierendenwerks durchgefuumlhrt vom Deutschen Zentrum fuumlr Hochschul- und Wissenschaftsforschung Unter wwwsozialerhebungdedownload21Soz21_haupt berichtpdf Zugegriffen 922019

Unger vH (2012) Partizipative Gesundheitsforschung Wer partizipiert woran Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research 13 (1) Unter www nbn-resolvingdeurnnbnde0114-fqs120176 Zugegriffen 922019

Wright MT Unger v H Block M (2010) Partizipation der Ziel-gruppe in der Gesundheitsfoumlrderung und Praumlvention In Wright MT (Hrsg) Partizipative Qualitaumltsentwicklung in der Gesundheitsfoumlrderung und Praumlvention Bern Huber Seite 35-52

6 Kriterien fuumlr die erfolgreiche Umsetzung eines SGM Seit mehr als 20 Jahren beschaumlftigt sich der bundesweite Arbeits-kreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen AGH mit der Frage wie Hochschulen die Gesundheit ihrer Mitglieder foumlrdern bezie-hungsweise erhalten koumlnnen und was eine Hochschule zu einer bdquogesundheitsfoumlrdernden Hochschuleldquo macht

In den vergangenen Jahren wurde im Rahmen eines Projektes auf Studierende und ihre Gesundheit fokussiert Es wurden spe-zifische Charakteristika fuumlr ein studentisches Gesundheitsma-nagement (SGM) fuumlr und mit dieser Statusgruppe die zahlen-maumlszligig die Groumlszligte an Hochschulen ist herausgearbeitet

Einige Besonderheiten fuumlr diese Zielgruppe ergeben sich durch die spezifischen im Setting-Ansatz zu beruumlcksichtigenden Le-bensumstaumlnde Studierende verlassen meist nach dem Abitur ihren geschuumltzten und bekannten Lebensraum und kommen so in eine fuumlr sie vollkommen neue bdquoLebens- Lern- Forschungs-und Arbeitsweltldquo die nach neuen Regeln funktioniert Studien-und Pruumlfungsorganisation muumlssen gestaltet und gemeistert werden und man muss lernen sich in den vorgegebenen Struk-turen und Spezifika einer Hochschule zurechtfinden

Die zunehmende Digitalisierung der Lehr- und Lernprozesse (beispielsweise Webinare) verstaumlrkt gegebenenfalls die Proble-matik in diesem neuen und komplexen Umfeld neue Kontakte zu knuumlpfen und ein bdquorealesldquo soziales Netz aufzubauen (Misra et al 2014 Emily 2015 Przybylski et al 2012 Srivastava 2005)

Orientiert sich eine Hochschule daher bei der Konstruktion und Implementierung eines SGM am Setting-Ansatz und nimmt da-bei das Konzept der Salutogenese ernst sind bereits zwei wich-tige Eckpfeiler eines sinnvollen SGM gegeben

Da die Rahmenbedingungen fuumlr Studierende durch Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter Professorinnen und Professoren und diverse Organisationseinheiten innerhalb der jeweiligen Hoch-schule gestaltet werden gilt es auch diese beim Aufbau eines SGM in den Fokus zu nehmen um den Naumlhrboden fuumlr eine gesunde Entfaltung der Studierenden an einer Hoch-schule zu bereiten

Welche grundsaumltz-lichen Aspekte sind entscheidend fuumlr

Max Sprenger Stellvertretender Leiter Hochschulsport sowie Leiter des SGM an der Technischen Universitaumlt Kaiserslautern

ein SGM

Der zentrale Punkt eines erfolgreichen Gelingens ist die partizi-pative Integration von Studierenden in die Entwicklung und Um-setzung eines SGM Echte Partizipation kann eine Identifikation mit dem SGM unterstuumltzen und positive Effekte wahrscheinli-cher machen (siehe Seite 45 bdquoPartizipationldquo)

Ziel sollte es sein in den Hochschulen eine Gesundheitskultur (Osterpey 2012 Seite 53 Badura et al 2003 Seite 54) zu eta-blieren welche fest verankert in Strukturen wie Leitbild oder den Hochschulentwicklungsplan integriert ist um im zweiten Schritt diese in alle Bereiche der Hochschule (Forschung Lehre hier auch in die Curricula der Lehrveranstaltungen) sowie die Verwal-tung (wie Beschaffung Controlling oder Personal (-entwick-lung)) zum Selbstverstaumlndnis werden zu lassen

Als Leitorientierung ob ein SGM sinnvoll und zielfuumlhrend aufge-baut ist koumlnnen die zehn Guumltekriterien einer Gesundheitsfoumlr-dernden Hochschule dienen welche sich bereits fuumlr die Bediens-teten bewaumlhrt haben Erlaumluterungen zu den zehn Guumltekriterien fuumlr gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen finden Sie unter www gesundheitsfoerdernde-hochschulendeAS_ArbeitskreisS AS_Wer_sind_wir1html oder im duz SPECIAL vom 2332018

Zusammenfassend sollte ein SGM

bull der Diversitaumlt und Komplexitaumlt der Studierenden sensibel begegnen und diese in allen Aktivitaumlten beruumlcksichtigen (DiversitaumltHeterogenitaumlt)

bull beruumlcksichtigen dass die Studierenden sich in bestimmten Zyklen (Semesterzeiten und Pruumlfungsphasen) und fuumlr eine begrenzte Dauer an der Hochschule befinden (Studienrhythmen) und

bull alle Bereiche der studentischen Lebenswelt (wie Lehre Pruumlfungen Gremien Campusleben Wohnheime Mensen) durchdringen (Setting-Ansatz)

50 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

bull sich im LeitbildHochschulentwick-lungsplan beziehungsweise den Fuumlhrungsleitlinien wiederfinden und Einzug in die Akkreditierungspraxis der Studiengaumlnge uumlbernommen werden (Leitbild und Akkreditierung)

bull eine fuumlr die Hochschule passende strukturelle und personelle Veranke-rung bekommen und sich intensiv mit dem BGM abstimmen (strukturelle und personelle Verankerung)

bull seine Aktivitaumlten auf regelmaumlszligige Bedarfs- und Beduumlrfnisanalysen stuumltzen (quantitativ und qualitativ) und diese regelmaumlszligig uumlberpruumlfen (Analyse und Datenerhebung)

bull Studierende wirklich fuumlr das Thema begeistern sie in alle Prozesse Gremien und Maszlignahmenplanungen integrieren und mit echter Entschei-dungskompetenz ausstatten (Partizipation)

bull in zum Turnus des Studiums passen-den unterschiedlichen Phasen aufgebaut sein und in fuumlr Studierende passenden Kanaumllen praumlsentiert werden (Zugangswege) und

bull die zehn Guumltekriterien fuumlr eine gesundheitsfoumlrdernde Hochschule beachten und wo es passend ist danach handeln (Guumltekriterien)

Jede Hochschule ist anders und so muumls-sen die unterschiedlichen lokalen und organisationalen Rahmenbedingungen betrachtet werden um einen fuumlr die je-weilige Situation an der konkreten Hoch-schule passenden Weg zu finden

Literatur AGH ndash Arbeitskreis Gesund-heitsfoumlrdernde Hochschulen (2017) Guumltekriterien fuumlr eine gesund- heitsfoumlrdernde Hochschule Unter wwwgesundheitsfoerdernde-hoch-schulendeAS_ArbeitskreisSAS_Wer_ sind_wir1html Zugegriffen 1892018

Badura B Hehlmann T (2003) Betriebli-che Gesundheitspolitik Der Weg zur ge-sunden Organisation Berlin Heidelberg Springer

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Osterspey A (2012) Gesundheitskultur In Theoretisch-konzeptionelle Grundlagen und Erarbeitung des Gesundheitskultur-konstrukts Edition KWV Wiesbaden Springer Seite 25-138

Przybylski AK Weinstein N (2012) Can you connect with me now How the pre-sence of mobile communication techno-logy influences face-to-face conversation quality J of Social and Personal Relati-onships 30(3)1-10

Srivastava L (2005) Mobile phones and the evolution of social behavior Behaviour amp InformationTechnology 24111-129

TK ndash Techniker Krankenkasse LVG amp AFS ndash Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersach-sen (Hrsg) (2018) Gesundheitsmanage-ment fuumlr Studierende duz spezial Berlin Unter wwwgesundheitsfoerdernde- hochschulendeInhalteO1_Startseite duzSpecial_M03_TK_230318pdf Zugegriffen 1892018

Perspektive fuumlr das Thema Im Wintersemester 201819 sind uumlber 29 Millionen Studierende an den Hochschulen in Deutschland immat-rikuliert Studierende und ihr rechtlicher Status sind das Alleinstellungs-merkmal der akademischen Bildungseinrichtungen und erfordern eigenstaumlndige Entwicklungen und Beteiligungsformen Nach der Ein-fuumlhrung der Bachelor- und Masterstudiengaumlnge haben gesundheits-bezogene Erhebungen und die Diskussion der darauf basierenden Ergebnisse Konjunktur Landesgesetzlich sind die Studierendenwerke beauftragt sich fuumlr die Gesundheit der Studierenden einzusetzen Dies geschieht bereits in den Bereichen Ernaumlhrung Wohnen soziale Belange und Hilfestellung fuumlr Studierende mit gesundheitlichen Beeintraumlchti-gungen Systematische Angebote im Sinne der Gesundheitsfoumlrderung unter dem Dach eines studentischen Gesundheitsmanagements (SGM) sind bisher die Ausnahme Um dem Ansatz zum Durchbruch zu verhel-fen befindet sich das Gesundheitsmanagement fuumlr und von Studieren-den in mehreren Hochschulen in einer Erprobungs- und Umsetzungs-phase Sollte sich das SGM etablieren so ist eine Verankerung im Rahmen eines uumlber alle Statusgruppen hinweg angeordneten hoch-schulischen Gesundheitsmanagements das naumlchste Ziel Dies koumlnnte den Blick weiter dafuumlr schaumlrfen dass schon heute bestehende gesetz-liche Regelungen verstaumlrkt auch bei den Studierenden zur systemati-schen Anwendung kommen Dazu gehoumlren beispielsweise das Mutter-schutz- Arbeitsschutz- und Praumlventionsgesetz Instrumente wie die Gefaumlhrdungsbeurteilung psychischer Belastungen oder das Eingliede-rungsmanagement das bisher fuumlr Beschaumlftigte aber nicht fuumlr Studie-rende angeboten wird koumlnnten in Zukunft auch fuumlr diese Statusgruppe entwickelt werden

51

7 Die Kooperationspartner

Die TK und ihr Engagement an Hochschulen Die Techniker Krankenkasse (TK) besteht seit uumlber 130 Jahren Elf Millionen Privat- und Firmenkunden setzen ihr Vertrauen in die TK und rund 14000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bei der TK als eine der bundesweit groumlszligten Krankenkassen beschaumlftigt Im Bereich bdquoPraumlvention und Gesundheitsfoumlrderungldquo bietet die TK ein bedarfsorientiertes und innovatives Produktportfolio an und nimmt eine aktive Rolle in der Gestaltung der Praumlven-tionspolitik ein

Die TK unterstuumltzt und beraumlt Unternehmen und Hochschulen bei der Einfuumlhrung und Etablierung eines Gesundheitsma-nagements TK-Gesundheitsexpertinnen und -experten be-gleiten den gesamten Prozess zur Strukturbildung von der Analyse uumlber Maszlignahmen bis hin zur Evaluation Dabei ist der TK eine ganzheitliche Herangehensweise besonders wichtig Ziel ist es die gesundheitlichen Rahmenbedingungen zu ver-bessern und zum Wohlbefinden aller beizutragen

Das Engagement der TK zum Studentischen Gesundheitsma-nagement (SGM) beruht auf dem bdquoGesetz zur Staumlrkung der Gesundheitsfoumlrderung und der Praumlventionldquo mit dem der Ge-setzgeber 2015 die Krankenkassen beauftragt hat in der Lebenswelt Hochschule den Aufbau gesundheitsfoumlrderlicher Strukturen zu staumlrken die gesundheitliche Situation Studie-render zu erheben und geeignete Maszlignahmen zu unterstuumlt-zen

Seit fast zwei Jahrzehnten ist die TK aktives und foumlrderndes Mitglied im bdquobundesweiten Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdern-de Hochschulen (AGH)ldquo denn Netzwerken spiegelt den Zeit-geist wieder es unterstuumltzt modernes lebenslanges Lernen und ist auf Kooperation ausgerichtet So foumlrdert die TK aktu-ell auch regional den bdquoArbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen Suumldwestldquo und die Initiative bdquoGesunde Hoch-schulen Thuumlringenldquo

Die Gesundheit Studierender ist in den letzten Jahren zuneh-mend in den Fokus des Interesses geruumlckt Die Studienzeit als zeitlich begrenzte Entwicklungsphase hat eine besondere Qualitaumlt die mitunter maszliggeblich zur Kompetenzentwicklung zukuumlnftiger Fuumlhrungskraumlfte und Entscheidungstraumlger in der Gesellschaft beitraumlgt Erfahren Studierende dass sich ge-sundheitsfoumlrderliche Studienbedingungen nicht nur positiv auf das eigene Wohlbefinden auswirken sondern auf die gesamte Hochschule ausstrahlen werden sie sich mit einem ganz anderen Verstaumlndnis den Zusammenhaumlngen von Arbeit und Gesundheit stellen und diese Erfahrungen in den spaumlte-ren Arbeitsalltag transferieren

Die Basis erfolgversprechender und bedarfsorientierter Maszlignahmen an Hochschulen sind spezifische Analysen aus denen sich die gesundheitlichen Ressourcen und konkrete Belastungen ableiten 2017 wurde in einer Kooperation der TK mit dem Deutschen Zentrum fuumlr Hochschul- und Wis-senschaftsforschung (DZHW) und der Freien Universitaumlt Berlin eine bundesweite Befragung Studierender uumlber das HISBUS-Online-Panel durchgefuumlhrt Die Ergebnisse geben Hochschulen erste Ansatzpunkte daruumlber welche Interven-tionen und Rahmenbedingungen fuumlr die Gesundheit der Studierenden foumlrderlich sind Doch jede Hochschule hat auch ihre eigenen regionalen organisationalen und landespoli-tischen Besonderheiten Dies beeinflusst die strukturelle Anbindung eines SGM genauso wie spezifische Gesundheits-themen

Gute Praxisbeispiele zum Thema SGM sind in der Deutschen Universitaumltszeitung duz SPECIAL im Maumlrz 2018 veroumlffent-licht worden

Mit der vorliegenden Handlungsempfehlung fuumlr SGM liegt nun erstmals eine zusammenhaumlngende Darstellung der wichtigs-ten konzeptionellen Schritte und spezifischen Fragestellungen zum SGM vor

52 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Das Kompetenzzentrum Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen Das Kompetenzzentrum Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen (KGH) ist ein Kooperationsprojekt der Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin e V (LVG amp AFS) und der Techniker Krankenkasse (TK) das 2018 ge-startet ist Die Geschaumlftsstelle des Kompetenzzentrums ist in der LVG amp AFS angesiedelt Die TK foumlrdert den Aufbau und die Entwicklung des KGH

Die LVG amp AFS ist ein gemeinnuumltziger unabhaumlngiger und landesweit arbeitender Fachverband fuumlr Gesundheitsfoumlrde-rung und Praumlvention Die LVG amp AFS verfolgt das Ziel zur Verbesserung der gesundheitlichen Chancengleichheit der Bevoumllkerung beizutragen und die Gesundheit aller Menschen in Niedersachsen zu foumlrdern Seit uumlber 20 Jahren ist der Bereich bdquoGesundheitsfoumlrdernde Hochschuleldquo ein Arbeits-schwerpunkt der LVG amp AFS auf Bundesebene Mit der Gruumln-dung des Arbeitskreises Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen (AGH) wurde fruumlh der Rahmen fuumlr Austausch und Vernetzung von Akteurinnen und Akteuren im Setting geschaffen mit dem Ziel an Hochschulen gesundheitsfoumlrdernde Lebens- Lern- und Arbeitsbedingungen zu initiieren und zu unter-stuumltzen

Das neu gegruumlndete Kompetenzzentrum will Impulse fuumlr eine Gesunde Hochschule im Sinne der Ottawa-Charta (1986) der Okanagan-Charta (2015) und des Setting-Ansatzes setzen

Das KGH versteht sich auf Bundesebene als Impulsgeber Wis-sens- und Informationsplattform sowie als Ort fuumlr Kompe-tenzfoumlrderung Es buumlndelt qualitaumltsgepruumlfte Inhalte zum Themenfeld Gesunde Hochschule und fungiert als Schnitt-stelle zwischen Theorie und Praxis Die Arbeit des KGH wird von einem Beirat bestehend aus Expertinnen und Experten von Hochschulen und hochschulnahen Institutionen begleitet

Gemeinsam mit Akteurinnen und Akteuren aus Hochschulen soll Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) und Stu-dentisches Gesundheitsmanagement (SGM) weiter aus- und aufgebaut werden 2019 und 2020 liegt der Fokus des KGH auf dem Themenfeld SGM Alle Statusgruppen aus Hoch-schulen sowie jeweilige Adressatinnen und Adressaten von Aktivitaumlten des Kompetenzzentrums werden partizipativ in die Arbeit einbezogen

Das KGH bietet hierzu unterschiedliche Veranstaltungsformate mit spezifischen innovativen und praxisnahen Themen an Daruumlber hinaus werden im KGH systematisch Informationen gesammelt und medial aufbereitet Hierzu gehoumlren das Wissen und die Erfahrungen aus Hochschulen Beispiele guter Praxis Daten und Fakten sowie Informationen zu Ver-anstaltungen Zu ausgewaumlhlten Themen werden Factsheets mit Hintergrundinformationen Handlungsempfehlungen Hinweisen oder Tipps erstellt Dabei werden Qualitaumltsstan-dards und Kriterien guter Praxis beruumlcksichtigt

Auf der Webseite des Kompetenzzentrums (wwwkompe tenzzentrum-hochschulende) sind aktuelle Entwicklungen Veranstaltungen und Publikationen rund um gesundheits-foumlrdernde Hochschulen zu finden

53

8 Anlage 1 Praxishilfen

I Beispiel fuumlr eine Beschlussvorlage ndash Einfuumlhrung eines SGM bdquoHochschule XYldquo ndash Einfuumlhrung eines Gesundheitsmanage-ments fuumlr Studierende (SGM)

1 Beschlussformel ndash Das Praumlsidium moumlge beschlieszligen bull Eine Person wird mit der Durchfuumlhrung des in der Projekt-

skizze vom XXXXXXXX (Anlage 1) zur Einfuumlhrung eines Gesundheitsmanagements fuumlr Studierende beauftragt

bull Auf Grundlage einer vorzulegenden Evaluation der Maszlignahme und der Bewertung des Steuerungsgremiums wird das Praumlsidium uumlber die Fortsetzung der Maszlignahme entscheiden

bull Die Finanzierung des (Pilot-)projektes erfolgt durch hellip

2 Sachverhalt und Rechtslage Ziel des Vorhabens Mit der Einrichtung des Gesundheitsmanagements fuumlr Studie-rende moumlchte die Hochschule XY beteiligte Akteurinnen und Akteure Gruppen und Organisationseinheiten vernetzen die Gesundheitssituation erheben und Maszlignahmen zur Gesundheitsfoumlrderung konzipieren implementieren und an die Bedarfe der Studierenden anpassen

Organisation des Vorhabens Als zentrales Entscheidungs-gremium wird eine Steuerungsgruppe eingerichtet die sich aus Vertreterinnen und Vertretern der unterschiedlichen Abteilungen und Organisationseinheiten zusammensetzt die in ihren Organisationen gesundheitsfoumlrderliche Ziele ver-folgen Dazu gehoumlren unter anderem

bull die psychosoziale Beratungsstelle des Studierendenwerks der Hochschule XY

bull das Gleichstellungsbuumlro bull die Abteilung Studium und Lehre bull die Zentrale Einrichtung fuumlr Sprachen und Schluumlssel-

qualifikationen bull die Zentrale Einrichtung fuumlr den Allgemeinen Hoch-

schulsport (Leitung) bull das Institut fuumlr Sportwissenschaften bull Studierende aus unterschiedlichen Fakultaumlten bull AStA und bull Gebaumludemanagement

Optional Zur vorausschauenden Fokussierung gemeinsam getragener struktureller Entwicklungsperspektiven soll eine Einbindung und laufende Abstimmung mit dem Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) erfolgen

In die Sitzung der Steuerungsgruppe werden die BGM-Koordi-nation sowie bei Bedarf themen- oder maszlignahmenbezogen weitere Verantwortliche der Personalentwicklung beratend einbezogen

Finanzierung und Kooperation mit einem Sozialversiche-rungstraumlger (XX) Die Finanzierung des (Pilot-)projektes ist durch zentrale Studienqualitaumltsmittel in Houmlhe von xx Euro (Zustimmung des Praumlsidiums der Hochschule) Mittel der XX in Houmlhe von xx Euro sowie Zuwendungen Eigenmittel der Hochschule in Houmlhe von xx Euro gesichert

Beispielargumente fuumlr eine Begruumlndung zur Kooperation mit einem Sozialversicherungstraumlger in einem gemeinsamen Pilotprojekt

bull Die Hochschule kooperiert mit XX bereits seit mehreren Jahren im Bereich des Betrieblichen Gesundheitsmanage-ments (BGM) In diesem Zusammenhang gibt es bereits gute Erfahrungen in der Zusammenarbeit Zudem erscheint eine Kooperation mit XX aufgrund der zahlrei-chen Uumlberschneidungen zwischen den beiden zielgrup-penspezifischen Projekten sinnvoll und zielfuumlhrend Auch bei dem SGM wird eine Zusammenarbeit mit dem bereits engagierten Sozialversicherungstraumlger angestrebt da zahlreiche gemeinsame Angebotsaktivitaumlten zwischen SGM und BGM geplant sind

bull Der Sozialversicherungstraumlger hat bereits zahlreiche Initiativen zur Gesundheitsfoumlrderung von Studierenden der Hochschule XY gefoumlrdert und unterstuumltzt Hierzu zaumlhlen unter anderem die Praumlventionstage YY das Forum bdquoGesunde Hochschuleldquo am XXXXXXXX sowie das Angebot bdquoMentalstrategien gegen Stressldquo fuumlr Studierende der Hochschule XY in Kooperation mit dem Hochschul-sport Der als Anlage im Entwurf beigelegte Kooperati-onsvertrag mit der XX baut auf den guten Erfahrungen im BGM der Hochschule auf und erweitert den Fokus auf eine neue Zielgruppe

54 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

bull Der Sozialversicherungstraumlger kann auf Referenzen aus unterschiedlichen Projekten mit Hochschulen zuruumlck-greifen und weist ein umfangreiches Beratungs- und evidenzbaisertes Maszlignahmenportfolio im Setting auf

bull Der Sozialversicherungstraumlger ist gut vernetzt in der Community

bull Die Aktivitaumlt von XX begruumlndet sich in der Umsetzung des Praumlventionsgesetzes vom 1772015 In diesem ist vorgesehen dass bdquonicht betriebliche Lebensweltenldquo ein Schwerpunkt der Praumlventionsarbeit sein sollen Hoch-schulen als zu foumlrdernde Organisationen haben damit einen gaumlnzlich neuen Stellenwert erhalten der mit einer Moumlglichkeit der Foumlrderung und Unterstuumltzung einhergeht

bull Auch die Nationale Praumlventionskonferenz hat in ihren Bundesrahmenempfehlungen vom 1622016 Hochschu-len als Organisationen und Studierende als Zielgruppe mit dem Praumlventionsziel bdquoGesund aufwachsenldquo (vergleiche hier Kapitel 31) besonders hervorgehoben sodass es einen konkreten Auftrag an die im Praumlventionsgesetz genannten Sozialversicherungstraumlger gibt sich diesen neuen Zielgruppen zu widmen Dafuumlr bedarf es konkreter Projekte die nun insbesondere in den Hochschulen gefunden werden

Optional Moumlglich ist auch die Herstellung eines Bezugs zu den Grundlagen des Studierendenwerks oder von Studierenden-vertretungen (Stichwort Gesundheit)

3 Dienstweg ndash interner Dienstweg ist hier in der Regel aus-gewiesen bull Kuumlrzel nach links hierarchieaufsteigend bull Paraphe nach links hierarchieaufsteigend

4 Anlagen bull Anlage 1 Konzeptpapier Stand XXXXXXXX bull Anlage 2 Vertrag uumlber die gemeinsame Durchfuumlhrung

eines Projektes zur bdquoGesundheitsfoumlrderung fuumlr Studierendeldquo

5 Vom zustaumlndigen Praumlsidiumsmitglied mit der Bitte um TOP-Listung bull Einfuumlhrung eines Gesundheitsmanagements fuumlr

Studierende bull Praumlsidiumssitzung am XXXXXXXX oder eine der

anstehenden Sitzungen des Praumlsidiums

Mitteilung und Umsetzung des Praumlsidiumsbeschlusses

6 Mitteilung durch das zustaumlndige Praumlsidiumsmitglied BeschlussBeschluumlsse gemaumlszlig Vorlage gefasst in der

Sitzung des Praumlsidiums am

BeschlussBeschluumlsse in der Sitzung des Praumlsidiums am

gefasst mit Aumlnderungen wie folgt

BeschlussBeschluumlsse abgelehnt in der Sitzung des

Praumlsidiums am

7 Umsetzung Vom zustaumlndigen Praumlsdiumsmitglied zuruumlck an die umsetzende Einrichtung zur weiteren Veranlassung

55

II Anregungen fuumlr ein Stellenprofil der SGM-Koordinatorin oder des SGM-Koordinators Im Folgenden werden Beispie-le fuumlr ein Stellenprofil einer SGM-Koordinatorin oder eines SGM-Koordinators aufgezeigt In Abhaumlngigkeit von der jewei-ligen Hochschule der Verankerung der Stelle in der Hoch-schulorganisation und dem Finanzierungshintergrund koumlnnen Aufgabenstellungen und Anforderungen variieren

Aufgabenstellungen bull Entwicklung und Aufbau eines studentischen

Gesundheitsmanagements (SGM) bull Koordination und Management des SGM-Prozesses bull Projektevaluation und Qualitaumltssicherung des SGM-

Prozesses bull Leitung und Moderation eines SGM-Steuerkreises bull Vorbereitung Umsetzung Kommunikation und

Dokumentation von Bedarfsanalysen und Maszlignahmen zum SGM in Abstimmung mit internen und externen Partnerinnen und Partnern

bull Budgetverantwortung Mittelverwaltung Finanzplanung und Drittmittelakquise fuumlr SGM

bull Aufbau einer internen und externen Informations- und Oumlffentlichkeitsarbeit zum Thema SGM

bull Auftreten als Botschafterin oder Botschafter des SGM-Projektes

bull Interdisziplinaumlre interne und externe Kooperation mit allen fuumlr den Prozess relevanten Akteurinnen und Akteuren (Netzwerkarbeit)

bull Betreuung von Praktikanteninnen und Praktikanten bull Bereitschaft zur Kooperation und Beteiligung in der Lehre

der gesundheitsorientierten Studiengaumlnge der Hoch-schule

bull Veroumlffentlichung von Ergebnissen in Fachzeitschriften sowie die Praumlsentation auf Fachkongressen

bull Bereitschaft sich fortzubilden und an berufsspezifischen Arbeitskreisen teilzunehmen

Anforderungsprofil bull Abgeschlossenes Hochschulstudium in Gesundheits- oder

Sportwissenschaften Psychologie Sozialwissenschaften Erwachsenenpaumldagogik oder verwandten Gebieten

bull Nachgewiesene Erfahrungen im Projekt- beziehungsweise Gesundheitsmanagement undoder der Organisations-entwicklung

bull Faumlhigkeit zum wissenschaftlichen Arbeiten unter Einsatz von qualitativen und quantitativen Methoden sowie Kompetenz in grundlegenden statistischen Verfahren

bull Erfahrungen und Kenntnisse der Strukturen von Hochschulen

bull Hohe kommunikative Kompetenz bull Faumlhigkeit zu einer partizipativen und integrativen

Vorgehensweise unter Einbindung der Zielgruppe in Maszlignahmenplanung und -durchfuumlhrung

bull Expertise in der Betreuung und Durchfuumlhrung von Gesundheitsangeboten

bull Sachverstand in der Konzeption Umsetzung und Evaluation praumlventiver Programme zur Bewegungs- Ernaumlhrungs- undoder Stressbewaumlltigung sowie in einer gesundheitsfoumlrdernden Lebensweltgestaltung sind wuumlnschenswert

bull Gute Deutsch- und Englischkenntnisse in Wort und Schrift sicherer Umgang mit den MS Office-Programmen

III Vorschlag fuumlr einen Antrag auf Projektfoumlrderung Der Antrag auf Projektfoumlrderung muss den Grundlagen des sect 20 SGB V und dem Leitfaden Praumlvention des GKV-Spitzenver-bands entsprechen

Dargelegt werden sollten bull Ziele bull Zielgruppen bull Zeitdauer bull Eigenleistung bull beantragte Leistungen durch Foumlrderer bull konkrete Projektplanung bull Kosten- und Ressourcenplanung bull personelle Ressourcen und Sachmittel bull wissenschaftliche Fundierung des Projektes und bull Partizipation

Wuumlnschenswert ist die Darstellung bull der Nachhaltigkeit des Projektes bull der Vernetzung von Verhaltens- und Verhaumlltnisebene bull der Neuartigkeit bull der Einbindung des Projektes in das Gesamtkonzept der

Hochschule und bull der Unterstuumltzung durch die Hochschulleitung

56 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

IV Leitfaden fuumlr Fokusgruppen mit Studierenden als qualita-tives Befragungsinstrument Der folgende Handlungsleit-faden dient als Unterstuumltzung zur Durchfuumlhrung von Fokus-gruppen mit Studierenden im Rahmen des Projektes bdquoStudentisches Gesundheitsmanagementldquo der Techniker Kran-kenkasse und der Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V zusammen mit dem bundesweiten Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hoch-schulen Er bedarf jeweils einer themenspezifischen Anpassung

Kurzer Exkurs zur Methodik Eine Fokusgruppe ist eine mo-derierte Gruppendiskussion von sechs bis zehn Personen die ein im Voraus festgelegtes Thema zielgerichtet bearbeitet Die Diskussion dauert ein bis zwei Stunden Im Rahmen des Projektes bdquoStudentisches Gesundheitsmanagementldquo soll durch den Einsatz von Fokusgruppen gewaumlhrleistet werden dass die Studierenden partizipativ in das Prozessgeschehen eingebunden werden und aktiv an der Ausgestaltung eines SGM mitarbeiten koumlnnen

Eine Staumlrke der Fokusgruppe besteht darin dass die Studie-renden in den Fokusgruppen ihre Sicht der Dinge schildern koumlnnen sodass in relativ kurzer Zeit praxisnahe Einblicke in die Lebenswelt der Zielgruppe gewonnen werden koumlnnen Im Unterschied zu anderen Workshop-Formen geht es bei einer Fokusgruppe nicht darum einen gemeinsamen Konsens zu einem bestimmten Thema zu finden sondern vielmehr darum unterschiedliche Sichtweisen Meinungen Trends und Ideen aufzuzeigen

Vorbereitung bull Einen Ort auswaumlhlen an dem die Gruppe ohne Stoumlrung

diskutieren kann bull Das Thema sollte praumlzise klar und verstaumlndlich formuliert

sein bull Festlegung von Unterthemen Formulierung konkreter

Fragestellungen in Absprache mit der Projektgruppe bull Zwei Moderierende sollten ausgewaumlhlt werden die

Erfahrungen in der Moderation von Gruppengespraumlchen haben

bull Akquise von Studierenden fuumlr die Teilnahme zum Beispiel durch persoumlnliche Ansprache Rundmails Aushaumlnge hellip

bull Festlegen der Dokumentation Empfohlen werden eine digitale Audioaufzeichnung sowie die Dokumentation der Ergebnisse auf Karten undoder Stellwaumlnden beziehungs-weise mit einem Protokoll

bull Vorbereitung der Materialien Moderationskarten Flipchart Aufnahmegeraumlt Getraumlnke

Gespraumlchsregeln Hinweise fuumlr die Moderation Im besten Fall wird die Fokusgruppe von zwei Moderierenden durch-gefuumlhrt Eine Person ist fuumlr die Moderation die andere fuumlr die organisatorischen Arbeiten sowie fuumlr das Festhalten der Ergebnisse zustaumlndig

Zu den Aufgaben der Moderierenden gehoumlrt es Sachver-halte zu klaumlren und die Teilnehmenden zu motivieren oder ihre Gedanken weiter auszufuumlhren Fragen der Moderieren-den muumlssen dabei offen formuliert sein damit sie keine Ant-wort im Voraus implizieren Auf interessante Aussagen kann der Moderierende oft schon durch einfache Nachfragen wie zum Beispiel bdquoWarumldquo oder bdquoWas gefaumlllt Ihnen daran beson-dersldquo eingehen Zwischendurch sollten die Ergebnisse immer wieder von demder Moderierenden zusammenge-fasst werden Dies hilft demder Protokollierenden und stellt sicher dass alle Beitraumlge richtig verstanden wurden

Gespraumlchsregeln sollten vor Beginn gemeinsam festgelegt werden Diese koumlnnen sein Vertraulichkeit respektvoller Umgang mit unterschiedlichen Meinungen Ausreden lassen

Zu beachten ist dass alle Teilnehmenden zu Wort kommen koumlnnen Die Moderation hilft den Teilnehmenden dabei ihre Meinungen zu aumluszligern und die Gruumlnde fuumlr diese Meinungen zu erklaumlren (wwwpartizipative-qualitaetsentwicklungde subnavimethodenkofferfokusgruppehtml)

Exemplarischer Ablauf einer Fokusgruppe bull Dauer ein bis zwei Stunden bull Teilnehmer sechs bis zehn Personen

1 Vorstellung der beiden Moderierenden Vorstellung des Themas (zum Beispiel Willkommenskultur fuumlr Erstsemester) und des Hintergrunds

2 Vorstellung der Methodik bdquoFokusgruppeldquo Verweis auf Audioaufzeichnung Protokoll

3 ErarbeitungVorstellung der Gespraumlchsregeln Diese koumlnnen vorab von den Moderierenden erarbeitet werden Die Moderierenden schreiben die Gespraumlchsregeln auf ein Flipchart und stellen sie kurz vor Die Teilnehmenden koumlnnen diese ergaumlnzen beziehungsweise anpassen Folgende Regeln schlaumlgt die Projektgruppe vor

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bull Alles was besprochen wird bleibt im Raum bull Alle duumlrfen ausreden bull Alle kommen zu Wort bull Keine Aussage wird bewertet

4 Einstieg Vorstellung des Themas und Leitfragen der Fokusgruppen-diskussion Thema und Leitfragen werden auf Moderationskarten geschrieben und an eine Metaplan-wand gehaumlngt

5 Bearbeitung konkreter Fragestellungen (circa vier bis acht Fragen) Jeweils Hinfuumlhrung zum Themakurze Defi-nitionErlaumluterung durch dieden Moderierenden anschlie-szligend Einsatz einer Methode je nach Fragestellung Auswahl an Methoden

bull Methode 1 bull Schritt 1 Individuelles Brainstorming ( jede Teilneh-

merin und jeder Teilnehmer schreibt Gedanken zur Fragestellung auf Moderationskarten nieder pro Gedanke eine Karte)

bull Schritt 2 Clustern (Ein Gedanke wird durch eine Teil-nehmerin oder einen Teilnehmer vorgestellt und auf den TischBoden gelegt aumlhnliche Gedanken werden kommentarlos hinzu gelegt alle Gedanken werden auf diese Weise geclustert)

Anmerkung Diese Methode eignet sich grundsaumltzlich gut um alle Themen nach diesem Schema zu bearbeiten Die Vorschaltung einer individuellen Phase hat sich in der Praxis bewaumlhrt

bull Methode 2 Diskussion zur Fragestellung in Kleingruppen anschlieszligend Vorstellung im Plenum

bull Methode 3 Themenspezifische Aufstellung Beispiel Auf einer Skala von eins bis zehn Wie stressig ist euer Studium insgesamt bull Moumlgliche Methode Auf Moderationskarten vermerken

Wo stuft ihr euch ein bull Anschlieszligende Diskussion Was fuumlhrt dazu dass ihr

euch dort einstuft Was braucht ihr um auf eine geringere Stufe zu kommen

6 Offene Fragerunde Gibt es noch Themen Brennt irgend-etwas Moumlglichkeit der Teilnehmenden zu einem unkommen-tierten Fazit

7 Fazit und Abschluss Fuumlr die Beteiligung bedanken Ruumlckmeldung an Gruppe wie das weitere Vorgehen geplant ist und wie die Ergebnisse kommuniziert werden

Nicht vergessen Bitte erfragen Sie von den Teilnehmenden folgende Daten fuumlr die Auswertung

bull StudiengangFakultaumlt bull Semesterzahl bull Alter bull Geschlecht

Achtung bull Die Fokusgruppe ist kein offener Ideenaustausch

sondern eine geleitete Diskussion mit einer klaren Zielsetzung (naumlmlich Ruumlckmeldungen zu einem bestimmten Thema zu bekommen)

bull Die Fokusgruppe ist eine Methode der Diskussions-fuumlhrung kein Frage-Antwort-Spiel Ein Kennzeichen einer erfolgreichen Fokusgruppe ist ein lebendiges Gespraumlch das in erster Linie von den Teilnehmenden getragen wird (das heiszligt die Moderation sollte nicht zu strikt am Leitfa-den haumlngen sondern diesen flexibel nutzen um die Diskussion zu stimulieren)

bull Eine Fokusgruppe foumlrdert die gemeinsame Gruppener-fahrung Wichtige Aspekte hierfuumlr sind eine angenehme Atmosphaumlre zu schaffen und den Teilnehmenden Raum und Zeit zu lassen

Weitere Informationen zur Methodik und zum Ablauf von Fokusgruppen unter wwwpartizipative-qualitaets entwicklungdesubnavimethodenkofferfokusgruppe html

Der Leitfaden wurde im Rahmen des Projektes bdquoStudenti-sches Gesundheitsmanagementldquo ndash AG Fokusgruppe 2015 von folgenden Personen entwickelt Anke Beeren Sabine Koumlnig Wiebke Maaszlig Janika Mette Stephanie Schluck Dr Ute Sonntag Dr Brigitte Steinke Stefanie Thees

58 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

9 Anlage 2

Glossar Im Folgenden werden Begriffe aus dem Kontext der Gesundheitsfoumlrderung an Hochschulen erlaumlutert

Betriebliche Gesundheitsfoumlrderung (BGF) Gemeinsame systemische Interventionen zur Gesundheitsfoumlrderung von Arbeitgebern Beschaumlftigten und Studierenden in privaten und oumlffentlichen Einrichtungen Gesundheitsfoumlrderung ist nach dem Verstaumlndnis der Weltgesundheitsorganisation ein komplexer sozialer und gesundheitspolitischer Ansatz Ziel ist die Vorbeugung von Krankheiten die Staumlrkung von Gesund-heitsressourcen sowie Senkung von gesundheitsrelevanten Belastungen am Arbeits- beziehungsweise Studienplatz Dies erfolgt unter aktiver Beteiligung der Betroffenen (gtPartizi-pation) mit dem Ziel eine Verbesserung der Arbeits- und Studienorganisation beziehungsweise deren Bedingungen zu erreichen Die Foumlrderung der Gesundheit und des Wohlbefin-dens am Arbeits- beziehungsweise Studienplatz erfolgt durch gtVerhaltens- und gtVerhaumlltnispraumlvention in definierten gtHandlungsfeldern auf Grundlage einer Bestandsaufnahme zum Beispiel gtGBE gtBGF ist ein Baustein im gtBGM

Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) Seit 2004 ist BEM gesetzliche Pflichtaufgabe (sect 84 SGB IX) fuumlr Arbeitgeber Wenn Beschaumlftigte innerhalb eines Jahres mehr als sechs Wochen krankheitsbedingt fehlen ist ihnen ein freiwilliges Gespraumlch zur Wiedereingliederung an den Arbeits-platz anzubieten Das gtBEM ist ein Baustein unter dem Dach des gtBGM Uumlber ein daran orientiertes systematisches Eingliederungsmanagement fuumlr Studierende die krankheits-bedingt fehlen ist nichts bekannt

Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) Organisa-torische Zusammenfuumlhrung der gesetzlichen und freiwilligen Leistungen einer Organisation (gtLebenswelt gtSetting) zur Foumlrderung der Gesundheit in Unternehmen beziehungsweise Institutionen wie Bildungseinrichtungen Studierende wurden

bisher darunter nicht systematisch erfasst und bilden zur Zeit eine eigenstaumlndige Saumlule (vergleiche gtSGM) Perspektivisch ist das gesundheitsbezogene Management an Hochschulen in ein gtHGM fuumlr alle gtStatusgruppen zusammenzufuumlhren Das Aufgabenprofil zum Aufbau und der Analyse (gtGBE) gesundheitsbezogener betrieblicher Strukturen und Prozes-se wird durch BGM-Koordinatorinnen und BGM-Koordinatoren wahrgenommen Die Bausteine der bundesgesetzlichen Aufgaben sind Arbeits- und Gesundheitsschutz Praumlvention und Gesundheitsfoumlrderung (gtPraumlvG) sowie das gtBEM Die gtHandlungsfelder koumlnnen beispielsweise Bewegung Ergo-nomie Ernaumlhrung Gewalt- Laumlrm- und Suchtpraumlvention sowie Psychische Gesundheit sein

Gesundheitsberichterstattung (GBE) Periodische Berichte uumlber die gesundheitliche Situation der Bevoumllkerung bezie-hungsweise der gtStatusgruppen an der Hochschule Ziel ist die Ableitung von Gesundheitszielen mit entsprechenden gtHandlungsfeldern Dies erfolgt methodisch durch Befra-gung der Hochschulangehoumlrigen Fokusgruppen oder On-line-Frageboumlgen Ein bewaumlhrtes Instrument der gtGBE fuumlr Studierende ist der University Health Report (UHR)

Gesundheitszirkel Zeitlich befristetes Instrument zur Analyse Planung Umsetzung und Evaluation von gesund-heitsbezogenen Prozessen im Rahmen des gtBGM Gesund-heitszirkel bestehen aus circa zehn Personen die auf frei-williger Basis in Gruppenarbeit als Expertinnen und Experten fuumlr ihren Arbeits- beziehungsweise Studienbereich Verbesse-rungsvorschlaumlge zur Senkung der Belastungen erstellen Im gtSGM wird bisher dafuumlr das Instrument der Fokusgruppen eingesetzt

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Handlungsfelder Handlungsfelder des gtBGM sind nach einer Bestandsaufnahme und Analysephase festzulegen Das koumlnnen gesundheitsbezogene Maszlignahmen Projekte und Prozesse zur Organisationsentwicklung der gtVerhaltens- und gtVerhaumlltnispraumlvention sein Bestimmte Handlungsfelder der gtBGF (wie Bewegung Ernaumlhrung) werden durch Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen nach SGB V sect 20 (gtPraumlvG) unterstuumltzt

Health Promoting Universities Im Jahr 1997 wurden die Health Promoting Universities (HPU) zu einem offiziellen Be-standteil und Unterprogramm des WHO-Projektes bdquoHealthy Citiesldquo Inzwischen hat sich daraus ein internationales Netzwerk gebildet dessen aktueller Stand auf der Internet-praumlsenz wwwhealthpromotingcampusesorg abgebildet ist Im Jahr 2015 wurde auf der fuumlnften internationalen Konferenz die Okanagan-Charta als weltweiter gemeinsamer Handlungsrahmen zur Gesundheitsfoumlrderung und Nachhal-tigkeit in der houmlheren Bildung verabschiedet

Hochschule bdquoHochschuleldquo ist der Dachbegriff fuumlr Einrich-tungen des Bildungswesens fuumlr Wissenschaft Lehre und Stu-dium zum Erwerb eines akademischen Abschlusses Sie sind dem tertiaumlren Bildungssektor zugehoumlrig und unterliegen je-weils der Gesetzgebung der 16 Bundeslaumlnder In Deutschland gibt es 427 Hochschulen die in staatlicher (Bund Land Kom-mune) beziehungsweise in staatlich anerkannter privater und konfessioneller Traumlgerschaft als Praumlsenz- beziehungs-weise Fernhochschulen betrieben werden

Hochschulisches Gesundheitsmanagement (HGM) Die ge-sundheitsbezogenen Managementstrategien an Hoch-schulen erfolgen zur Zeit nach gtStatusgruppen getrennt mit eigenen organisatorischen personellen und rechtlichen Grundlagen Neben dem vor uumlber 20 Jahren eingefuumlhrten gtBGM fuumlr die Verwaltung hat sich eine weitere Saumlule fuumlr Studierende gtSGM entwickelt Mit Perspektive auf die wissen-schaftlich und kuumlnstlerisch Beschaumlftigten ndash dem sogenannten

Mittelbau ndash befinden sich die Hochschulen noch am Anfang Zielstellung sollte ein gtHGM sein das gesunde Arbeits- und Studienplaumltze durch Organisationsentwicklung fuumlr alle an der Hochschule Taumltigen zum Ziel hat

Lebenswelt Das gtPraumlvG definiert bdquoLebensweltldquo im SGB V sect 20a Absatz 1 wie folgt bdquoLebenswelten () sind fuumlr die Gesund-heit bedeutsame abgrenzbare soziale Systeme insbeson-dere des Wohnens des Lernens des Studierens der medizini-schen und pflegerischen Versorgung sowie der Freizeitgestaltung einschlieszliglich des Sportsldquo bdquoLebensweltldquo kann synonym zum Begriff gtSetting genutzt werden der nicht im gtPraumlvG steht

Organisationsentwicklung (OE) Der Begriff bezieht sich auf den geplanten und methodisch kontrollierten Wandel von Unternehmen beziehungsweise Institutionen Durch OE sol-len in einem mittelfristigen und komplexen Prozess die Struk-turen (wie Kommunikations- und Kooperationsstrukturen) sowie die Kultur analysiert und gegebenenfalls veraumlndert werden

Partizipation bdquoPartizipationldquo bezieht sich auf die aktive Teil-habe von Personen oder Gruppen an bestimmten Organisa-tionsprozessen Die aktive Einbeziehung der Beteiligten in Planung Umsetzung und Evaluierung gesundheitsbezoge-ner Angebote ist Aufgabe des gtBGM und gtSGM Partizipation umfasst die Formulierung von Wuumlnschen Beduumlrfnissen und Kritik an den bestehenden Zustaumlnden sowie die Beteiligung an Entscheidungen oder Regelerstellungen wie Dienstverein-barungen beziehungsweise Leitbilder Partizipation wird als Entwicklungsprozess verstanden in dem Mitbestimmung und Entscheidungskompetenzen uumlber das gesetzlich gere-gelte Maszlig hinaus schrittweise ausgebaut werden

60 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Praumlventionsgesetz (PraumlvG) Das Gesetz zur Staumlrkung der Gesundheitsfoumlrderung und Praumlvention (sect 20 Absatz 2 SGB V) ndash im Folgenden kurz Praumlventionsgesetz (gtPraumlvG) ndash ist in zwei Stufen am 2572015 und am 112016 in Kraft getreten Es ist integraler Bestandteil des Fuumlnften Buchs des Sozialge-setzbuches das im dritten Kapitel dritter Abschnitt unter anderem Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen auffuumlhrt Es sind folgende drei Leistungsbereiche in sect 20 verankert

1 Verhaltensbezogene Praumlvention (sect 20 Absatz 5) 2 Gesundheitsfoumlrderung und Praumlvention in gtLebenswelten

(sect 20a) und 3 Gesundheitsfoumlrderung in Betrieben (gtBGF sect 20b)

Pauschal hat der Gesetzgeber jaumlhrlich einen Betrag von mindestens sieben Euro pro gesetzlich Krankenversichertem vorgesehen Die gemeinsamen Ausfuumlhrungsbestimmungen der Sozialversicherungen auf Grundlage des gtPraumlvG werden durch die Nationale Praumlventionskonferenz (sect 20e) mit den Bundesrahmenempfehlungen vom 2882018 festgelegt auf denen die 16 Landesrahmenvereinbarungen (sect 20f) aufbauen sollen Der Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen auf Basis des gtPraumlvG ist im Leitfaden Praumlvention festgelegt

Salutogenese Die Salutogenese stellt einen Paradigmen-wechsel mit Blick auf die Schutzfaktoren und Ressourcen von Individuen dar Sie bietet eine Erweiterung der biomedizini-schen krankheitsorientierten Sichtweise und wurde erst auf die koumlrperliche und dann seelische Gesundheit angewendet Nach Aaron Antonovsky folgt das Modell der Salutogenese (lateinisch Salus = Heil griechisch Genesis = Entstehung) konsequent der Frage nach den Entstehungs- und Erhaltungs-

bedingungen von Gesundheit Gesundheit und Krankheit wer-den in einer salutogenetischen Sichtweise nicht als einander ausschlieszligende Zustaumlnde sondern als Pole eines Gesund-heits-Krankheits-Kontinuums betrachtet Dabei soll sich der individuelle Gesundheitszustand eines Menschen aus der dynamischen Wechselwirkung zwischen Gesundheitsrisiken und Gesundheitsressourcen der Person und seiner Lebens-welt ergeben

Setting(-Ansatz) Ein Setting ist ein uumlberschaubares sozial-raumlumliches System wie beispielsweise eine Stadt ein Kran-kenhaus oder eine Hochschule auf deren Mitglieder prauml-ventive beziehungsweise gesundheitsfoumlrderliche Maszlignahmen ausgerichtet werden koumlnnen Ein Setting (gtLe-benswelt) besitzt physische Grenzen und Menschen mit de-finierten Rollen sowie eine Organisationsstruktur Der Set-ting-Ansatz ist die Kernstrategie der Gesundheitsfoumlrderung und die Vernetzung dafuumlr ein wichtiges Entwicklungsinstru-ment Der in den 1980er-Jahren von der Weltgesundheitsor-ganisation proklamierte Ansatz soll die Umsetzung der Otta-wa-Charta von 1986 in die Praxis ermoumlglichen Der Setting-Ansatz richtet sich auf die gtLebenswelten (Settings) aus in denen Menschen lernen arbeiten konsumieren et ce-tera und somit einen Groszligteil ihrer Zeit verbringen Durch gesundheitsbezogene Interventionen soll die Gesundheit der Einzelnen und auch der Mitglieder einer Organisation wie einer Hochschule positiv beeinflusst werden Ziel ist es Ge-sundheitspotenziale der Menschen zu ermitteln und diese durch strukturelle Veraumlnderungen (gtVerhaumlltnispraumlvention) in ihrer Lebenswelt zu staumlrken

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Stakeholder Der Begriff bdquoStakeholderldquo stammt aus dem Englischen und ist nur unzureichend mit bdquoInteressent(en)ldquo beziehungsweise bdquoInteressensgruppenldquo zu uumlbersetzen Die Person oder der Personenkreis charakterisiert eine Schluumlssel-stellung in einer Organisation die am Verlauf oder Ergebnis eines Prozesses oder Projektes maszliggeblichen Einfluss aus-uumlbt Zur Implementierung von gtBGM beziehungsweise gtSGM an einer Hochschule ist dieser Personenkreis zu identifizieren und persoumlnlich anzusprechen

Statusgruppe Einer Statusgruppe werden die Mitglieder einer Hochschule entsprechend ihren Rollen und gesetzlichen Rahmenbedingungen zugeordnet Die Haupttrennlinie liegt zwischen einem geschlossenen Beschaumlftigungsvertrag und einer Immatrikulationsbescheinigung der Hochschule Die Statistik unterscheidet in nichtwissenschaftliches und wissenschaftliches Personal Professorinnen und Professoren sowie Studierende Dabei koumlnnen Uumlbergaumlnge wie bei den studentischen Beschaumlftigten flieszligend sein Das Statisti-sche Bundesamt veroumlffentlicht dazu umfangreiche Fachse-rien

Steuerungsgruppe Das Lenkungsgremium fuumlr ein gtBGM (wie ein Arbeitskreis Gesundheit) sollte sich neben der BGM- Koordinatorin oder dem BGM-Koordinator mindestens aus Mitgliedern der Hochschulleitung der Arbeitssicherheit Personalabteilung dem Personalrat gegebenenfalls Be-triebsaumlrztin oder Betriebsarzt Sozialdienst und weiteren Fuumlhrungskraumlften zusammensetzen

Studentisches Gesundheitsmanagement (SGM) Das Ge-sundheitsmanagement fuumlr und von Studierenden ndash Kurzform bdquoStudentisches Gesundheitsmanagement oder Studierenden-gesundheitsmanagementldquo (SGM) ndash ist in Anlehnung an das

gtBGM konzipiert worden Es dient dazu eine systematische und zielorientierte Steuerung fuumlr alle gesundheitsbezoge-nen Prozesse im Zusammenhang mit Studierenden an der Hochschule zu buumln-deln und zu erweitern Im Sinne der Ge-sundheitssouveraumlnitaumlt sollen die koumlrper-lichen psychischen und sozialen Belange sowie das individuelle Wohlbefinden der Studierenden erhalten und gefoumlrdert werden Perspektivisch ist im Sinne des gtLebensweltansatzes ein uumlbergrei-fendes Gesundheitsmanagement der Organisation Hochschule anzustreben

Verhaumlltnispraumlvention Einflussnahme auf Gesundheit und Krankheit durch Veraumlnderung der Lebensbedingungen Klassische Felder der Verhaumlltnispraumlven-tion sind die Verbesserung der Arbeits-bedingungen im Rahmen von gtBGM beziehungsweise gtSGM kommunale Aktivitaumlten zur Verbesserung der Hygi-ene- Wohn- und Verkehrsbedingungen sowie gesetzgeberische Aktivitaumlten

Verhaltenspraumlvention Einflussnahme auf den individuellen Gesundheitszu-stand beziehungsweise das Gesundheits-verhalten durch bildende und beratende Maszlignahmen

62 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

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wwwdzhweu Deutsches Zentrum fuumlr Hochschul- und Wis-senschaftsforschung

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wwwfu-berlindegesund-studieren 22 Faktenblaumltter zur Studie bdquoGesundheit Studierender in Deutschland 2017ldquo

wwwstudentenwerkede Deutsches Studierendenwerk

wwwfh-muensterdehochschulegesunde-hochschule gesund-studierenphp Gesund studieren an der FH Muumlnster

wwwfamilie-in-der-hochschulede Best Practice Club bdquoFamilie in der Hochschuleldquo

wwwgesundheit-ndsdeimagespdfsOkanagan-Charter_ 2015pdf Okanagan-Charta 2015

wwwgesundheitsfoerdernde-hochschulende Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen

wwwgesundheitsfoerdernde-hochschulen-swde Gesund-heitsfoumlrdernde Hochschulen Suumldwest

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wwwhochschulkompassde Datenbank der Hochschulen und Studiengaumlnge in Deutschland

wwwhockitedurueckenwindphp Ruumlckenwind ndash Was Studis gegen Stress tun koumlnnen

wwwmyhealthkitedu MyHealth ndash gesund studieren am KIT

wwwhealthycampus-goettingende Healthy Campus Uni Goumlttingen

wwwkompetenzzentrum-hochschulende Kompetenz-zentrum Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen

wwwhs-emden-leerdeeinrichtungenhochschulsport- health-sportshealthy-campus-health Studentisches Gesundheitsmanagement an der Hochschule Emden-Leer

wwwph-heidelbergdekopf-stehenhtml Gesundheitsfoumlr-derungsprojekt an der PH Heidelberg

wwwhtwk-leipzigdelebenund-du-so Studentisches Gesundheitsmanagement an der HTWK Leipzig

wwwgesundeuni-wuppertalde Gesundheitsportal der Uni Wuppertal

wwwhs-esslingendesoziale-arbeit-gesundheit-und- pflegefakultaetprofilgesundheitsfoerderung Studen-tische Gesundheitsfoumlrderung an der Hochschule Esslingen

wwwlustuni-luebeckde Studierendengesundheit der Uni Luumlbeck

wwwnightlineseu Zuhoumlr- und Informationstelefon von Stu-dierenden fuumlr Studierende

wwwsozialerhebungde Sozialerhebung des Deutschen Studierendenwerks

wwwstudicarecom Forschungs- und Kooperationsvorhaben zur psychischen Gesundheit von Studierenden

wwwth-wildaudehochschuleweitere-einrichtungen hochschule-in-hochform Vision einer gesundheitsbewuss-ten Hochschule TH Wildau

wwwtu-braunschweigdesportzentrumsgf Studentische Gesundheitsfoumlrderung TU Braunschweig

wwwtu-ilmenaudeaustauschforum Austauschplattform Thuumlringer Hochschulen

wwwuni-paderborndeuniversitaetbenefit Studentisches Gesundheitsmanagement an der Uni Paderborn

wwwuhreportde University Health Report

Zuletzt abgefragt am 2542019

66 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Autorinnen- und Autorenverzeichnis Im Folgenden wer-den die Autorinnen und Autoren genannt die an dieser Hand-lungsempfehlung mitgewirkt haben

Felix Albrecht Karlsruher Institut fuumlr Technologie House of Competence Straszlige am Forum 3 D-76131 Karlsruhe E-Mail felixalbrechtkitedu hockitedu

Philip Bachert Karlsruher Institut fuumlr Technologie Institut fuumlr Sport und Sportwissenschaft Engler-Bunte-Ring 15 Gebaumlude 4040 D-76131 Karlsruhe E-Mail philipbachertkitedu sportkitedu

Henning Blumenroth Universitaumlt Frankfurt Zentrum fuumlr Hochschulsport D-60487 Frankfurt am Main E-Mail blumenrothhochschulsportuni-frankfurtde uni-frankfurtde

PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Freie Universitaumlt Berlin AB Public Health Praumlvention und psychosoziale Gesundheitsforschung Habelschwerdter Allee 45 D-14195 Berlin E-Mail burkhardgusyfu-berlinde fu-berlindeppg

Prof Dr Thomas Hartmann Hochschule Magdeburg-Stendal FB Soziale Arbeit Gesundheit und Medien Breitscheidstraszlige 2 D-39114 Magdeburg E-Mail thomashartmannhs-magdeburgde

Prof Dr med Eva Hungerland Duale Hochschule Baden-Wuumlrttemberg Stuttgart Rotebuumlhlstraszlige 131 D-70197 Stuttgart E-Mail evahungerlanddhbw-stuttgartde dhbw-stuttgartdegesundheit

Sabine Koumlnig Team Gesundheitsmanagement Techniker Krankenkasse Bramfelder Straszlige 140 D-22305 Hamburg E-Mail sabinekoenig-1tkde tkde

Martin Kruumlssel Universitaumlt Goumlttingen BGM-Koordination Goszliglerstraszlige 57 D-37073 Goumlttingen E-Mail martinkruesselzvwuni-goettingende uni-goettingende

Dr Alexa Maria Kunz Karlsruher Institut fuumlr Technologie House of Competence Straszlige am Forum 3 D-76131 Karlsruhe E-Mail alexakunzkitedu hockitedu

Tino Lesener Freie Universitaumlt Berlin AB Public Health Praumlvention und psychosoziale Gesundheitsforschung Habelschwerdter Allee 45 D-14195 Berlin E-Mail tlesenerfu-berlinde fu-berlindeppg

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Jaqueline Metken Duale Hochschule Baden-Wuumlrttemberg Stuttgart Rotebuumlhlstraszlige 131 D-70197 Stuttgart E-Mail jaquelinemetkengmailcom dhbw-stuttgartdegesundheit

Ines Niemeyer Team Gesundheitsmanagement Techniker Krankenkasse Bramfelder Straszlige 140 D-22305 Hamburg E-Mail inesniemeyer-1tkde tkde

Joerg Reitermayer Karlsruher Institut fuumlr Technologie House of Competence Straszlige am Forum 3 D-76131 Karlsruhe E-Mail joergreitermayerkitedu hockitedu

Stephanie Schluck Hochschule fuumlr angewandte Wissenschaften Hamburg Presse amp Kommunikation Berliner Tor 5 D-20099 Hamburg E-Mail stephanieschluckhaw-hamburgde haw-hamburgde

Dr Ute Sonntag Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V Fenskeweg 2 D-30165 Hannover E-Mail utesonntaggesundheit-ndsde gesundheit-ndsde

Max Sprenger Technische Universitaumlt Kaiserslautern Allgemeiner Hochschulsport (ZE AHS) Paul-Ehrlich-Strasse 28 D-67663 Kaiserslautern E-Mail maxsprengerhochschulsportuni-klde unisportuni-klde

Dr Brigitte Steinke Team Gesundheitsmanagement Techniker Krankenkasse Bramfelder Straszlige 140 D-22305 Hamburg E-Mail brigittesteinketkde tkde

Mareike Timmann Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V Fenskeweg 2 D-30165 Hannover E-Mail mareiketimmanngesundheit-ndsde gesundheit-ndsde

Christine Wolter Freie Universitaumlt Berlin AB Public Health Praumlvention und psychosoziale Gesundheitsforschung Habelschwerdter Allee 45 D-14195 Berlin E-Mail christinewolterfu-berlinde fu-berlindeppg

SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement ndash Herausgeber Techniker Krankenkasse Unternehmenszentrale 22291 Hamburg Internet tkde Geschaumlfts-bereich Markt und Kunde Gesundheitsmanagement Dr Sabine Voermans Konzeption Autorinnen- und Autorengruppe Redaktion Sabine Koumlnig Ines Niemeyer Dr Brigitte Steinke Prof Dr Thomas Hartmann Dr Ute Sonntag in Zusammenarbeit mit Stephanie Schluck Mareike Timmann Medienkonzeption TK Micaela Berger Gestaltung The Ad Store GmbH Hamburg Produktion Oliver Kuumlhl Litho Hirte GmbH amp Co KG Hamburg Druck TK-Hausdruckerei

copy Techniker Krankenkasse Alle Rechte vorbehalten Nachdruck auch auszugsweise nur mit schriftlicher Einwilligung der TK Die enthaltenen Informationen wurden sorgfaumlltig recherchiert Fuumlr eventuelle Aumlnderungen oder Irrtuumlmer koumlnnen wir keine Gewaumlhr uumlbernehmen Stand Juni 2019

Hier erfahren Sie mehr Studentisches Gesundheitsmanagement Fragen zum Angebot der TK zur Gesundheitsfoumlrderung an Hochschulen beantworten Ihnen gerne die kompetenten TK-Berater in Ihrer Region Senden Sie einfach eine E-Mail an gesundheitsmanagementtkde Ihr regionaler Ansprechpartner wird sich schnellstmoumlglich bei Ihnen melden

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  • SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement
    • Inhalt
    • 1 Vorworte
    • 2 Praumlambel
    • 3 Einbettung des Themas Worum geht es
    • 4 Was ist zu Beginn zu bedenken
    • 5 Theorie und Praxis Was ist bei der Umsetzung zu bedenken
    • 6 Welche grundsaumltzlichen Aspekte sind entscheidend fuumlr ein SGM
    • 7 Die Kooperationspartner
    • 8 Anlage 1 Praxishilfen
    • 9 Anlage 2
Page 4: SGM – Studentisches Gesundheitsmanagement · 2020. 3. 6. · • Deutsche Sporthochschule Kln • Duale Hochschule Baden-Wrttemberg Stuttgart • Hochschule Hannover • Freie Universität

4 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

1 Vorworte

In den vergangenen Jahren ist die Gesundheit Studierender erfreulicherweise staumlrker in den Fokus geruumlckt Vermehrte Gesundheitsanalysen haben zu einer verbesserten Einsicht in die gesundheitliche Situation der Studierenden beigetragen und konnten die Notwendigkeit fuumlr ein Engagement untermauern

Beispielsweise hat die Bologna-Reform und die damit verbundene Reform der Stu-dienstruktur zu tiefgreifenden Veraumlnderungen in der Hochschullandschaft gefuumlhrt die sich unmittelbar auf die Gesundheit Studierender insbesondere ihre psycho-soziale Gesundheit ausgewirkt haben Gleichzeitig sind Rahmenbedingungen und Leistungen die eine Hochschule zusaumltzlich zur klassischen Lehre und Wissenschaft anbietet ein Auswahlkriterium Gesundheitsfoumlrderliche Studienbedingungen koumlnnen eine dieser Rahmenbedingungen sein

Die Techniker Krankenkasse (TK) engagiert sich bereits seit fast zwei Jahrzehnten speziell in der Lebenswelt Hochschule mit einem ganzheitlichen Ansatz und be-gleitet Projekte um den nachhaltigen Aufbau gesundheitsfoumlrderlicher Strukturen zu unterstuumltzen

Bis vor kurzem gab es keine konzeptionelle Beschreibung wie Studentisches Gesund-heitsmanagement (SGM) entwickelt und etabliert werden kann Einige Hochschulen hatten sich dem Thema schon innerhalb von Projekten zugewandt Haumlufig waren die Interventionen allerdings nur auf den Einzelnen ausgerichtet an Aktionen gebun-den oder es ging vorrangig um die Gesundheit von Beschaumlftigten

Vor vier Jahren haben daher die Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen eV (LVG amp AFS) und die TK ein interdisziplinaumlr zusammengesetztes Projekt initiiert das sich die konzeptionelle Beschreibung eines SGM zum Ziel gesetzt hat Ruumlckenwind bekam dieses Vorhaben auch vom Gesetz-geber der 2015 mit dem bdquoGesetz zur Staumlrkung der Gesundheitsfoumlrderung und der Praumlventionldquo die Krankenkassen beauftragt hat in der Lebenswelt Hochschule den Aufbau gesundheitsfoumlrderlicher Strukturen zu staumlrken die gesundheitliche Situation Studierender zu erheben und geeignete Maszlignahmen zu unterstuumltzen

In der vorliegenden Handlungsemp-fehlung ist herausgearbeitet welche konzeptionellen Schritte fuumlr ein SGM wichtig sind und welche spezifischen Fragestellungen im Vergleich auch zum Betrieblichen Gesundheitsmanage-ment (BGM) an Hochschulen beachtet werden muumlssen Damit wird das neue Themenfeld SGM erstmals zusammen-haumlngend beschrieben und ein wichtiger Beitrag zur Entwicklung eines gesund-heitsfoumlrderlichen Settings an Hoch-schulen geleistet

Ich bedanke mich herzlich beim Auto-renkollektiv der Handlungsempfehlung und bei der engagierten Projektleitung fuumlr die geleistete Arbeit

Dr Sabine Voermans

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Thomas Altgeld Geschaumlftsfuumlhrer der Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersach-sen eV

Dr Sabine Voermans Leiterin des Gesundheitsmanagements der Techniker Krankenkasse

Seit 1995 engagiert sich die Landesvereinigung fuumlr Gesund-heit und Akademie fuumlr Sozial-

medizin Niedersachsen e V (LVG amp AFS) fuumlr Gesundheitsfoumlrderung an Hochschulen Mit der Gruumlndung des Arbeitskreises Gesundheitsfoumlrdern-de Hochschulen (AGH) wurde fruumlh der Rahmen fuumlr Austausch und Vernetzung von Akteurinnen und Akteuren im Setting geschaffen Der AGH verfolgt das Ziel an Hoch-schulen gesundheitsfoumlrdernde Le-bens- und Arbeitsbedingungen zu initiieren und zu unterstuumltzen Mit dem Aufbau eines Kompetenzzent-rums Gesundheitsfoumlrdernde Hoch-

schulen (KGH) welches ebenfalls in der LVG amp AFS angesiedelt ist werden die Unterstuumltzungsangebote fuumlr Akteurinnen und Akteure in der Hochschule ausgebaut und verstaumlrkt

Gesundheitsfoumlrderung an den Hochschulen hat eine besondere Bedeutung da diese als Vorbild fungieren um andere gesell-schaftliche Bereiche voranzubringen Studierende sind Multi-plikatorinnen und Multiplikatoren potenzielle Fuumlhrungskraumlfte sowie Entscheidungstraumlgerinnen und Entscheidungstraumlger Positive Erfahrungen mit Gesundheitsfoumlrderung koumlnnen von ihnen spaumlter in andere gesellschaftliche Bereiche hineingetragen und umgesetzt werden Keine andere vergleichbare Organi-sation kann so viele 17- bis 25-Jaumlhrige erreichen wie Hoch-schulen Der Anteil derer die ein Studium beginnen wird in den naumlchsten Jahren houmlchstwahrscheinlich weiter ansteigen

Trotz dieses Potenzials standen Studierende bisher nicht im Fokus der Gesundheitsfoumlrderung Dies sollte sich durch das Entwicklungsprojekt bdquoStudentisches Gesundheitsmanagementldquo

zwischen LVG amp AFS und der Techniker Krankenkasse zusammen mit dem AGH aumlndern Ziel des vierjaumlhrigen Pro-jektes war es analog zum Betriebli-chen Gesundheitsmanagement (BGM) gemeinsam ein Konzept fuumlr Studierende zu entwickeln

Eines der Projektergebnisse ist die hier vorliegende Handlungsempfehlung Studentisches Gesundheitsmanage-ment (SGM) Sie soll Akteurinnen und Akteuren aus der Hochschullandschaft Impulse und Unterstuumltzung fuumlr die Ein-fuumlhrung und Umsetzung eines Studen-tischen Gesundheitsmanagements mit auf den Weg geben Ziel ist es die Rahmenbedingungen der Lebenswelt Hochschule gesundheitsfoumlrderlich zu gestalten und die individuellen Gesund-heitsressourcen derjenigen die dort lernen und arbeiten zu staumlrken

Wir wuumlnschen allen Beteiligten gutes Gelingen Mit herzlichen Gruumlszligen

Thomas Altgeld

6 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

2 Praumlambel

Die vorliegende Handlungsempfehlung ist die erste zusam-menfassende Darstellung der wichtigsten konzeptionellen Schritte und spezifischen Fragestellungen zum Studenti-schen Gesundheitsmanagement (SGM) in Deutschland Sie ist eines der Ergebnisse des vierjaumlhrigen Entwicklungspro-jektes das 2014 von der Techniker Krankenkasse (TK) und der Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V (LVG amp AFS) zusammen mit dem Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen (AGH) ins Leben gerufen wurde

Unterschiedliche Akteurinnen und Akteure aus Hochschulen haben sich an dem Projekt beteiligt Das Projekt wurde durch ein begleitendes Fachgremium kontinuierlich beraten und unterstuumltzt Im Rahmen des Projektes fanden drei For-schungsworkshops statt in denen zu ausgewaumlhlten Themen der Stand der Forschung dargestellt und auf das SGM bezogen wurde Hochschulen die bereits SGM-Projekte entwickeln bereicherten das Projekt mit ihren Praxiserfahrungen die auch Eingang in die Handlungsempfehlung gefunden haben Der AGH hat Hochschulen aufgerufen Fokusgruppen mit Studierenden durchzufuumlhren und die Ergebnisse im Rahmen des Projektes zu diskutieren

Die Handlungsempfehlung gibt allen die SGM aufbauen und verstetigen wollen Orientierung und Hilfestellung bei diesem Thema Die Empfehlungen richten sich speziell an die Koordi-natorinnen und Koordinatoren eines Gesundheitsmanage-ments fuumlr Studierende an den Hochschulen

Wir wuumlnschen allen Interessierten dass sie die Handlungsemp-fehlung mit Gewinn lesen und den Mut fassen SGM anzupacken

Das Projektteam bull Sabine Koumlnig Techniker Krankenkasse bull Dr Brigitte Steinke Techniker Krankenkasse bull Ines Niemeyer Techniker Krankenkasse bull Stephanie Schluck Landesvereinigung fuumlr Gesundheit

und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V bull Mareike Timmann Landesvereinigung fuumlr Gesundheit

und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V bull Dr Ute Sonntag Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und

Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V bull Prof Dr Thomas Hartmann Hochschule Magdeburg-Stendal

Danksagung Unser Dank gilt denjenigen ganz herzlich die das Projekt durchgefuumlhrt unterstuumltzt beraten und begleitet haben Ohne diese Unterstuumltzung waumlre die Handlungsempfehlung in dieser Form und Qualitaumlt nicht moumlglich gewesen So moumlchten wir uns stellvertretend bei folgenden Personen und Institutionen namentlich bedanken (alphabetische Reihenfolge)

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Mitwirkende aus dem begleitenden Gremium bull Philip Bachert Karlsruher Institut fuumlr Technologie bull Anke Beeren Folkwang Universitaumlt der Kuumlnste Essen bull Henning Blumenroth Technische Universitaumlt Kaisers-

lautern bis Ende 2018 bull PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Freie Universitaumlt Berlin bull Janek Heszlig und Sandro Phillipi freier Zusammenschluss

von studentInnenschaften e V bull Thomas Holm Techniker Krankenkasse bull Prof Dr Eva Hungerland Duale Hochschule Baden-

Wuumlrttemberg Stuttgart bull Astrid Kaiser Deutsches Studentenwerk bull Martin Kruumlssel Georg-August-Universitaumlt Goumlttingen bull Dr Katrin Lohmann Freie Universitaumlt Berlin bull Benjamin Schenk allgemeiner deutscher hochschul-

sportverband bull Max Sprenger Technische Universitaumlt Kaiserslautern bull Christine Wolter Freie Universitaumlt Berlin

Expertinnen und Experten der Forschungsworkshops bull Philip Bachert Karlsruher Institut fuumlr Technologie bull Prof Dr Yong Seun Chang-Gusko FOM Hamburg bull Prof Dr Gabriele Elke Ruhr-Universitaumlt Bochum bull Dr Arne Goumlring Georg-August-Universitaumlt Goumlttingen bull PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Freie Universitaumlt Berlin bull Prof Dr Anja Kroke Hochschule Fulda bull Jonas Poskowsky Deutsches Zentrum fuumlr Hochschul-

und Wissenschaftsforschung bull Gabriele Rohmann Archiv der Jugendkulturen e V Berlin bull Wilfried Schumann Carl von Ossietzky Universitaumlt

Oldenburg bull Laura StuumldemannLisa Weinhold netzwerk n e V

Weitere Expertinnen und Experten bull Marcus Neick Studentischer Prorektor Universitaumlt Rostock bull Mirjam Reale Schluumlsselkompetenzen Leibniz Universitaumlt

Hannover bull Marc Schriever Gesundheitsbotschafter Technische

Hochschule Wildau bull Stefanie Thees Gesundheitsmanagerin Hochschule Coburg bull Katharina Toumlpritz Freie Universitaumlt Berlin bull Kathrin Wenzel Technische Universitaumlt Kaiserslautern

Hochschulen die Fokusgruppen mit Studierenden durch-gefuumlhrt haben und Hochschulen die die Seminare bdquoSGM Wie geht denn dasldquo moumlglich gemacht haben bull Alice Salomon Hochschule Berlin bull Deutsche Sporthochschule Koumlln bull Duale Hochschule Baden-Wuumlrttemberg Stuttgart bull Hochschule Hannover bull Freie Universitaumlt Berlin bull Hochschule Coburg bull Hochschule Fulda bull Hochschule Magdeburg-Stendal bull Karlsruher Institut fuumlr Technologie bull Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universitaumlt Bonn bull Technische Hochschule Wildau bull Technische Universitaumlt Ilmenau bull Technische Universitaumlt Kaiserslautern bull Universitaumlt Paderborn

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3 Einbettung des Themas Worum geht es

Gesundheitsfoumlrderung als Aufgabe der Hochschulen Gesundheit und Bildung sind in Deutschland verfassungsgemaumlszlig Aufgabe der 16 Bundeslaumlnder Die Ent-wicklung der Gesundheitsfoumlrderung an Hochschulen hat in den letzten 30 Jah-ren den umgekehrten Weg genommen Ausgehend von internationalen und nati-onalen Verabredungen und Gesetzen besteht weiterer Strukturbildungs- und Umsetzungsbedarf auf der Ebene der Bundeslaumlnder Dabei ist unstrittig dass Hochschulen Teil der Gesellschaft sind und wichtige gesellschaftsbildende Aufgaben zu erfuumlllen haben Gesund-heitsfoumlrderung gehoumlrt mit den vielen gesellschaftspolitischen Schnittstellen zum Aufgabengebiet der Hochschulen Die Entwicklung des Gesundheitsma-nagements fuumlr Studierende (SGM) ist darunter nur ein ndash allerdings wichtiger ndash Schwerpunkt Dieser fehlte bisher an Hochschulen auch an Hochschulen mit betrieblichem Gesundheitsmanagement

Die internationale Weichenstellung er-folgte mit der Verabschiedung der Ottawa-Charta durch die Weltgesund-heitsorganisation im Jahr 1986 mit den drei Handlungsstrategien und fuumlnf Handlungsfeldern der Gesundheitsfoumlr-derung Das Verstaumlndnis von Gesund-heit erweiterte sich von der individuellen Ebene mit ausschlieszliglich medizinischem Fokus zu einer intersektoralen saluto-genen und bevoumllkerungsbezogenen

Perspektive Dort heiszligt es bdquoGesundheit wird von Menschen in ihrer alltaumlglichen Umwelt geschaffen und gelebt dort wo sie spielen lernen arbeiten und liebenldquo Lebenswelten koumlnnen das Ver-staumlndnis fuumlr Gesundheit Belastungen und Ressourcen praumlgen Aus der Pers-pektive der Gesundheitswissenschaften wird unter dem Begriff bdquoLebensweltldquo ein sozial-raumlumlicher Zusammenhang ver-standen der durch eine formale Orga-nisation regionale Situation gleiche Lebenslagen gemeinsame Werte oder durch eine Kombination dieser Kontexte gebildet werden kann (Hartung Rosen-brock 2015)

Im Gesetz zur Staumlrkung der Gesund-heitsfoumlrderung und Praumlvention (2015) werden gemaumlszlig sect 20a bdquoLebensweltenldquo als bdquohellip fuumlr die Gesundheit bedeutsame abgrenzbare soziale Systeme insbe-sondere des Wohnens des Lernens des Studierens der medizinischen und pflegerischen Versorgung sowie der Freizeitgestaltung einschlieszliglich des Sportsldquo definiert Auch Hochschulen sind ein Lern- (und Lehr-)ort Die bdquoLe-benswelt des Studierensldquo zeichnet sich unter anderem durch die formale Organisation Hochschule sowie eine aumlhnliche Lebenslage und Altersgruppe aus Dieser Aspekt wird durch ein Gesundheitsmanagement fuumlr und mit Studierenden aufgegriffen

Mareike Timmann Fachreferentin in der Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V und Koordination Kompetenzzentrum Gesundheitsfoumlr dernde Hochschulen

Prof Dr Thomas Hartmann Professor fuumlr das Fachgebiet Humanoumlkologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal Standort Magdeburg und ist seit 20 Jahren aktives Mitglied im Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen

Die Schaffung gesundheitsfoumlrdernder Lebenswelten (Settings) ist dabei die zentrale Aufgabenstellung Mit Strate-gien wie bdquoVermitteln und Vernetzenldquo sollen Rahmenbedingungen in Lebens-welten so veraumlndert werden dass damit unter anderem gesundheitlichen Chan-cenungleichheiten entgegengewirkt werden kann und individuelle Gesund-heitsressourcen gestaumlrkt werden Das erfordert die Einbindung von Institutionen und Organisationen wie Kindertages-einrichtungen Schulen und Hochschu-len die mit dem Thema Gesundheit bisher primaumlr nicht befasst waren be-ziehungsweise mit der traditionellen Gesundheitserziehung an Grenzen ge-stoszligen sind

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Lebenswelten erleichtern den Zugang zur Zielgruppe der Studierenden und eroumlffnen Moumlglichkeiten zur Partizipation (siehe Seite 45 bdquoPartizipationldquo) (Klemperer 2015) Lebens-weltbezogene Interventionen gelten als erfolgsverspre- Wie wird der zuerst international ange-chender und koumlnnen auf verschiedenen Ebenen ansetzen stoszligene Prozess in Deutschland umge-(wwwgesundheitliche-chancengleichheitde) setzt Auf nationaler Ebene durch das

im Jahr 2015 in Kraft getretene Gesetz bull Staumlrkung von Kompetenzen und Ressourcen der zur Staumlrkung der Gesundheitsfoumlrderung

Einzelnen (individuelle Ebene) und Praumlvention (Praumlventionsgesetz) bull Entwicklung von gesundheitsfoumlrdernden Hiermit erfolgte im Sinne der Ottawa-

Rahmenbedingungen (Strukturbildung) und Charta ein Paradigmenwechsel (Geene bull Partizipation der Personen(gruppen) in der Lebenswelt 2018) bei der von den gesetzlichen

Krankenkassen finanzierten Praumlvention Der Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen (AGH) Die Finanzierung von Strukturbildung widmet sich dieser Aufgabe seit 1995 und hat zehn Guumlte- und Verhaumlltnispraumlvention in Lebens-kriterien fuumlr Hochschulen als Zielstellung entwickelt Seit welten (sect 20a SGB V) unter anderem in 1997 sind die Health Promoting Universities als offizielles der bdquoLebenswelt des Studierensldquo (ver-Netzwerk der Weltgesundheitsorganisation anerkannt Die gleiche Seite 12 bdquoSoziologische Uumlberle-Okanagan-Charta (2015) ist die aktuellste gemeinsame gungen zum Lebensweltbegriffldquo) Un-Erklaumlrung des weltweit umspannenden Netzwerks von definiert bleibt dabei welche in den Hochschulen Dort heiszligt es bdquoGesundheitsfoumlrdernde Hoch- Bundesrahmenempfehlungen (BRE) der schulen gestalten die Gesundheit und Nachhaltigkeit unserer Nationalen Praumlventionskonferenz (NPK) aktuellen und zukuumlnftigen Gesellschaften staumlrken Gemein- aufgefuumlhrten Lebenswelten in welchem schaften und tragen zum Wohlergehen von Menschen Orten Umfang gefoumlrdert werden und wie der und dem Planeten beildquo Die Okanagan-Charta fordert Hoch- Verteilungsschluumlssel auf die Bundeslaumln-schulen weltweit dazu auf Gesundheit und Nachhaltigkeit der erfolgt Hier sollten die 16 Landes-als Querschnittsthema in alle Aspekte der Hochschulkultur rahmenvereinbarungen (LRV) entspre-der Verwaltungs- und Betriebsstrukturen sowie der akade- chende Lenkungswirkung entfalten mischen Aufgabenfelder einzubetten was in Bezug auf Hochschulen bisher

noch nicht erfolgt ist Im Vergleich zu anderen Institutionen uumlbernehmen Hochschulen mehrere Aufgaben im Rahmen der Gesundheitsfoumlrderung die Aus gesundheitspolitischer Sicht wird auch mit ihrem klassischen Auftrag naumlmlich der Lehre und sowohl auf Bundes- als auch auf Lan-Forschung zu vereinbaren sind (Hartmann Lehner 2018) desebene das Potenzial der Hochschulen

fuumlr die Gesundheitsfoumlrderung ndash trotz bull Foumlrderung der Gesundheit und des Wohlbefindens aller Praumlventionsgesetz ndash nicht fuumlr die vor-

Statusgruppen gegebene Strukturbildung und Zusam-bull Etablierung der nicht-medizinischen Praumlvention und menarbeit der Sozialversicherungen

Gesundheitsfoumlrderung in Lehre Forschung und Entwick- genutzt So sind es die autonomen lungsprojekten auch durch eigenstaumlndige Studiengaumlnge Hochschulen selbst die von sich aus Professuren und Institute mit Unterstuumltzung der gesetzlichen

bull Wissenstransfer und Unterstuumltzung der Gesundheitsfoumlr- Krankenkassen aktiv geworden sind derung in der Region Nach Aufbau des bundesweiten Netz-

bull Vermittlung der Gesundheitsfoumlrderung (inklusive Sicher- werks durch den AGH und das 2018 heit und Gesundheit) an alle Studierenden als Aufgabe fuumlr gegruumlndete KGH sollte die Strukturbil-den zukuumlnftigen beruflichen Wirkungsbereich dung vordringlich in den Bundeslaumln-

10 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

dern erfolgen Auf dieser Ebene bestehen viele Steuerungs-moumlglichkeiten ausgehend von Zielvereinbarungen bis hin zur Gesetzgebung um die Entwicklung der Gesundheitsfoumlrde-rung an Hochschulen zu unterstuumltzen Dazu gehoumlrt die Verpflichtung und finanzielle Ausstattung der Studierenden-werke sowie der Landesunfallkassen um die bereits landesgesetzlich vorgegebenen Aufgaben zur Gesundheits-foumlrderung an Hochschulen verwirklichen zu koumlnnen Interes-santerweise traumlgt das Thuumlringer Hochschulgesetz im Vorwort (2018 Seite 3) dem schon Rechnung Ausgehend von dem Leitgedanken den Mitgliedern und Angehoumlrigen an Hochschulen mehr Moumlglichkeiten zur Mitgestaltung einzu-raumlumen soll die Gesundheitsfoumlrderung gestaumlrkt werden

Literatur BZgA ndash Bundeszentrale fuumlr gesundheitliche Auf-klaumlrung (Hrsg) (2015) Gesundheitsfoumlrderung in Lebenswel-ten Entwicklung und Sicherung von Qualitaumlt Koumlln Unter wwwgesundheit-ndsdeindexphparbeitsschwerpunkte-lvgevaluation-und-praxisforschung404-gesundheits foerderung-in-settings Zugegriffen 822019

Dadaczynski K Baumgarten K Hartmann T (2016) Setting-basierte Gesundheitsfoumlrderung und Praumlvention ndash Kritische Wuumlrdigung und Herausforderungen an die Weiterentwicklung eines prominenten Ansatzes Praumlv Gesundheitsf 11214ndash221

Geene R (2018) Vorrang fuumlr Verhaumlltnispraumlvention Gesundheit Berlin-Brandenburg (Hrsg) Dokumentation Kongress Armut und Gesundheit Berlin Unter wwwarmut-und-gesundheitde fileadminuser_uploadMAIN-dateienKongress_A_GA_ G_18Beitraege_201860_Geenepdf Zugegriffen 2412019

Hartmann T Lehner B (2018) Von der Gesundheitsfoumlrderung an Hochschulen zu gesundheitsfoumlrdernden Hochschulen Public Health Forum 26(2)106-108

Hartung S Rosenbrock R (2015) SettingansatzLebenswel-tansatz Bundeszentrale fuumlr gesundheitliche Aufklaumlrung (Hrsg) Leitbegriffe der Gesundheitsfoumlrderung und Praumlvention Unter wwwleitbegriffebzgadealphabetisches-verzeichnis settingansatz-lebensweltansatz Zugegriffen 2912019

Klemperer D (2015) Der Lebenswelten-Ansatz In Sozialme-dizin ndash Public Health ndash Gesundheitswissenschaften 3 Auflage Bern Hogrefe Seite 195-196

LVG amp AFS ndash Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen (Hrsg) (2015) Settingspe-zifische Bestandsaufnahme von Qualitaumltsverfahren auf Laumln-derebene Im Rahmen des Projektes bdquoGesundheitsfoumlrderung in Lebenswelten ndash Entwicklung und Sicherung von Qualitaumlt Han-nover Unter wwwgesundheit-ndsdeindexphparbeits schwerpunkte-lvgevaluation-und-praxisforschung404-gesundheitsfoerderung-in-settings Zugegriffen 2912019

Okanagan Charter (2015) An International Charter for Health Promoting Universities and Colleges Unter wwwinterna tionalhealthycampuses2015sitesoltubccafiles201601 Okanagan-Charter-January13v2pdf Zugegriffen 822019

Ottawa-Charta (1986) bdquoOttawa-Charta zur Gesundheitsfoumlr-derungldquo Charta der ersten internationalen Konferenz zur Gesundheitsfoumlrderung Unter wwweurowhoint__data assetspdf_file0006129534Ottawa_Charter_Gpdf Zu-gegriffen 822019

ThuumlrHG ndash Thuumlringer Hochschulgesetz Unter wwwlandes rechtthueringendejportalquelle=jlinkampquery=HSchulG+ THamppsml=bsthueprodpsmlampmax=trueampaiz=true Zuge-griffen 822019

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Der Begriff bdquoStudentisches Gesund-heitsmanagementldquo Gesundheits-management fuumlr Studierende oder studentisches Gesundheitsmanage-ment ndash wie kann der neue Aspekt der systemischen Gesundheitsfoumlrderung genannt werden Der Begriff bdquoGesund-heitsmanagement fuumlr Studierendeldquo betont zwar die Zielgruppe ist aber in dem Wort bdquofuumlrldquo nicht ganz kompatibel mit dem zentralen Kriterium der Parti-zipation bdquoFuumlr und mitldquo klingt zu um-staumlndlich und wuumlrde sich nicht einpraumlgen waumlre aber passender Der Begriff bdquoStu-dentisches Gesundheitsmanagementldquo macht Anleihen beim betrieblichen Gesundheitsmanagement Ganz ver-gleichbar sind jedoch diese beiden Begrifflichkeiten nicht bdquoBetrieblichldquo bezieht sich auf den Betrieb also auf ein Setting bdquoStudentischldquo bezieht sich auf eine Zielgruppe naumlmlich die Ziel-gruppe die Hochschulen zu Hochschu-len macht Daruumlber hinaus kommen neben der formalen Organisation Hochschule auch die Lebenslagen der Studierenden hinzu Schnell zeigte sich dass die Umschreibung bdquoStuden-tisches Gesundheitsmanagementldquo und das Kuumlrzel bdquoSGMldquo sich bundesweit bereits durchgesetzt hatten bevor die Ergebnisse der damit verbundenen Projekte vorlagen

Als das erste Foumlrderprojekt Ende 2014 an der TU Kaiserslautern unterstuumltzt durch die Techniker Krankenkasse an den Start ging gab es diesen Ansatz noch nicht Bis dahin wurde allgemein von der bdquoGesundheit der Studierendenldquo gesprochen und das Projekt war folge-richtig mit bdquoBio-psycho-soziale Gesund-heit der Studierenden der TU Kaisers-lauternldquo betitelt Schnell wurde deutlich dass es fuumlr so ein komplexes Vorhaben eines organisationsbezogenen Ansatzes bedurfte Befoumlrdert wurde dieser Pro-zess durch das Praumlventionsgesetz in 2015 das die Studierenden als Adres-satinnen und Adressaten von Maszlignah-men der Gesundheitsfoumlrderung im Kontext des Lebensweltansatzes aus-weist Parallel dazu wurde von der Techniker Krankenkasse und der Lan-desvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Nieder-sachsen e V in Kooperation mit dem Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen das bundesweite Projekt bdquoStudentisches Gesundheitsmanage-ment (SGM)ldquo aus der Taufe gehoben

Das SGM ist in Anlehnung an das be-triebliche Gesundheitsmanagement benannt und konzipiert worden Es dient dazu eine systematische und zielorientierte Steuerung fuumlr alle ge-sundheitsbezogenen Prozesse im Zu-sammenhang mit Studierenden an der Hochschule zu buumlndeln Dazu ge-houmlren bedarfsgerechte Maszlignahmen Projekte und Prozesse der Organisati-onsentwicklung die Studierendenge-sundheit und Studienerfolg foumlrdern koumlnnen Im Sinne der Gesundheits-souveraumlnitaumlt sollen die koumlrperlichen psychischen und sozialen Belange so-wie das individuelle Wohlbefinden der Studierenden erhalten und gefoumlrdert werden Zentral ist dabei die Partizipa-tion der Studierenden am SGM als Expertinnen und Experten in eigener Sache Das bedeutet eine weitgehende Gestaltung durch Studierende mit Entscheidungsmacht und finanzieller Ausstattung Perspektivisch ist ein uumlbergreifendes Gesundheitsmanage-ment der Organisation Hochschule anzustreben und die Statusgruppen zusammenzufuumlhren Erst dieser Schritt wuumlrde dem Ziel des Setting-Ansatzes voll entsprechen

12 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Soziologische Uumlberlegungen zum Lebensweltbegriff Spaumltestens seit seiner gesetzlichen Verankerung hat der Begriff bdquoLebensweltldquo Einzug in den Sprachge-brauch im Bereich der Gesundheitsfoumlrderung gehalten Seit der Novelle des Fuumlnften Buches im Sozialgesetzbuch vom 2572015 regelt vor allem Paragraph 20a die bdquoLeistungen zur Gesundheitsfoumlrderung und Praumlvention in Lebensweltenldquo und ver-pflichtet die gesetzlichen Krankenkassen zu entsprechenden Leistungen Als Lebenswelten gelten laut dem Gesetz bdquofuumlr die Gesundheit bedeutsame abgrenz-bare soziale Systemeldquo Explizit genannt werden das Wohnen das Lernen das Stu-dieren die medizinische und pflegerische Versorgung sowie die Freizeitgestaltung einschlieszliglich des Sports (sect 20a SGB V laut derzeit guumlltigem Stand vom 112016)

Lebenswelt des Studierens ndash Lebenswelten von Studierenden Was zunaumlchst intuitiv verstaumlndlich scheint wirft beim Auf- oder Ausbau eines SGM rasch Fragen auf Was gehoumlrt eigentlich zur Lebenswelt des Studierens und damit in den Aktionsradius derer die im Gesetz als die bdquofuumlr die Lebenswelt Verantwortlichenldquo adressiert werden Nur das was mit Studieren im engeren Sinn zu tun hat oder alles was zur Lebensphase Studium gehoumlrt ndash wie der Nebenjob die Wohngemein-schaft die Hochschulgruppe Wo sind beim Studieren Schnittmengen mit und Abgrenzungen zu den anderen genannten Lebenswelten zum Beispiel dem Lernen Wie koumlnnen Strukturen in sozialen Systemen aufgebaut werden ndash also in Gebilden die nicht zuletzt deshalb Systeme sind weil sie eben bereits eigene Strukturen aufweisen Um es vorwegzunehmen Diese Fragen koumlnnen aktuell da das SGM noch in den Kinderschuhen steckt erst in Ansaumltzen beantwortet werden

Um sich die Antworten fuumlr SGM-Projekte an der eigenen Hochschule zu erarbeiten lohnt dabei nach dem Motto bdquoNichts ist so praktisch wie eine gute Theorieldquo ein Blick in die Arbeiten von Alfred Schuumltz (1899-1959) Seinerzeit anknuumlpfend an Vertreter der Lebensphilosophie und der Phaumlnomenologie gilt Alfred Schuumltz heute als Wegbereiter lebensweltlich orientierter Sozialwissenschaften Er sah die Aufgabe der Sozialwissenschaften darin Theorien zu entwickeln die ihren Ausgang an den subjektiven Sinnstrukturen der Menschen ndash also ihren Orientierungen Motiven Bedeutungszuschreibungen und so weiter ndash nehmen (vergleiche Schuumltz 1971 Seite 39ff) In seinem Sinne gilt es also Theorien nicht sbquojenseitslsquo von Menschen sondern entlang ihrer Relevanzen zu entwickeln

Eine Arbeit in dieser Tradition bedeutet der Perspektive der Betroffenen einen zentralen Stellenwert einzuraumlumen ndash wie zum Beispiel im Projekt bdquoMyHealth ndash Ge-sund studieren am KITldquo (wwwmyhealthkitedu) in dessen Rahmen unter ande-rem eine lebensweltlich orientierte Perspektive eingenommen wird Bezogen etwa auf die Frage nach Gesundheitsrisiken und -ressourcen von Studierenden soll hier herausgefunden werden was Studierende selbst als foumlrderliche oder gefaumlhrdende Aspekte erfahren ndash unabhaumlngig davon ob sich diese Erfahrungen mit bereits exis-tierenden Lehrmeinungen und Empfehlungen decken diese ergaumlnzen oder ihnen widersprechen Um einem Missverstaumlndnis vorzubeugen Dies bedeutet selbstver-staumlndlich nicht dass die Perspektive der Betroffenen eine absolute Vorrangstellung einnimmt wenn es um die Ableitung von Konsequenzen und die Entwicklung von

Dr Alexa Maria Kunz Leitung im SGM-Projekt bdquoMyHealth Gesund Studieren am KITldquo am Karlsruher Institut fuumlr Technologie

SGM-Maszlignahmen und -strukturen geht Es gilt vielmehr sie ernst zu nehmen und mit gesundheitswissenschaftlichen Kon-zepten und Theorien in Dialog zu bringen

Von besonderem Interesse bei einer le-bensweltorientierten Forschung ist die bdquoalltaumlgliche Lebensweltldquo (vergleiche Schuumltz Luckmann 2003 Seite 29) An-ders als individuelle Lebenswelten ndash zu denen zum Beispiel auch Einbildungen und Traumlume gehoumlren ndash zeichnet sich die alltaumlgliche Lebenswelt dadurch aus dass wir sie mit anderen teilen Sie ist bdquonicht meine Privatwelt sondern eine uns allen gemeinsame Weltldquo (Schuumltz 1971 Seite 250) Dazu gehoumlrt unter anderem ein geteiltes Wissen daruumlber was sbquowirklichlsquo und sbquoselbstverstaumlndlichlsquo fuumlr uns ist

Befasst man sich mit der alltaumlglichen Lebenswelt von Studierenden laumlsst sich also fragen Wodurch zeichnet sich diese typischerweise aus Welche gemeinsame Welt teilen Studierende Welches geteilte Wissen besitzen sie (zum Beispiel im Bezug auf Gesund-heit) was scheint ihnen allen selbst-verstaumlndlich Aber genauso Was ist nicht allen Studierenden gemeinsam Welche unterschiedlichen Perspektiven (in Hinblick auf die Gesundheit) haben sie

Empirische Befunde lebensweltanaly-tisch orientierter Studien sprechen dafuumlr dass die alltaumlgliche Lebenswelt von Studierenden ndash also das was alle

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Studierenden gleich ob Studienpionierin oder Studienpio-nier aus der Arbeiterfamilie oder Medizinstudentin oder Medizinstudent aus der Aumlrztedynastie miteinander teilen und als selbstverstaumlndlich erachten ndash eher uumlberschaubar ist und sich vor allem auf formalorganisatorische Aspekte be-schraumlnkt (vergleiche Enderle Kunz 2016) Dies passt zu Ergebnissen aus Studierenden-Surveys in denen vor allem eine heterogene Studierendenschaft beschrieben wird die sich kaum als dieacute Studierenden beschreiben laumlsst (siehe Seite 29 bdquoSchnittstellenldquo) Nichtsdestotrotz haben gerade formal-organisatorische Aspekte wie etwa die Gestaltung von Pruumlfungsordnungen und Curricula die bauliche Situation an der Hochschule oder die Verpflegungsmoumlglichkeiten einen hohen Wirkungsgrad mit Blick auf Gesundheitsressourcen und -risiken Studierender

Fuumlr die Entwicklung eines SGM das moumlglichst viele Studierende erreichen moumlchte laumlsst sich aus diesen Befunden ableiten dass es mit den formal-organisatorischen Bedingungen an der Hochschule vereinbar sein sollte Denkbar ist ein SGM welches beispielsweise uumlber die Vergabe von ECTS-Credits in die Curricula integriert oder zumindest mit diesen vereinbar ist in zentralen wie dezentralen Einrichtungen und Gremien vertreten ist und Anschluss an die Kernaufgaben einer Hoch-schule ndash naumlmlich Lehre und Forschung ndash hat Daruumlber hinaus sollten moumlglichst viele Akteurinnen und Akteure die an der Gestaltung der (Gesundheits-)Bedingungen an der Hoch-schule und damit den formalen Strukturen beteiligt sind mit einbezogen werden (siehe Seite 23 bdquoVerortung und Akteurin-nen und Akteure des SGMldquo und Seite 29 bdquoSchnittstellenldquo)

Gleichzeitig erweist sich ein Blick in die sogenannten bdquokleinen sozialen Lebensweltenldquo als hilfreich (zu dem Konzept das im Anschluss an Schuumltz entwickelt wurde vergleiche Luckmann 1970 Honer 2011) in die Lerngruppen Studienjahrgaumlnge Fachschaften und Hochschulgruppen aber auch in die nicht unmittelbar an die Hochschule gebundenen Gruppen die fuumlr die Studierenden eine hohe Relevanz besitzen (vergleiche Enderle Kunz 2016) In diesen wird sowohl explizit aber vor allem auch implizit verhandelt und bestimmt was gesundlsquo ist welchen Stellenwert Gesundheit hat und wie gesund gelebtlsquo wird

Uumlber den Ansatz einer community-basierten partizipativen Forschung (vergleiche von Unger 2012) laumlsst sich der for-schende Blick in diese Gruppen gut mit dem fuumlr die Gesund-heitsfoumlrderung zentralen Ansatz der Partizipation verbinden (vergleiche Reitermayer et al 2017 sowie Seite 45 bdquoPartizi-pationldquo) Im bereits erwaumlhnten Projekt bdquoMyHealthldquo wurde

beispielsweise als Resultat eines studentischen Projektes und im Austausch mit Fachschaften eine bdquoSpiel- und Sport-kisteldquo mit unterschiedlichen Geraumlten (wie zum Beispiel Dia-bolo Frisbee Springseil Boule) entwickelt Mittlerweile ver-leihen mehrere Fachschaften auf dem Campus die Geraumlte oder nutzen die Kisten zum Beispiel waumlhrend der Orientie-rungsphase fuumlr Studienanfaumlngerinnen und Studienanfaumlnger und tragen so zu einem Angebot bei durch das unter ande-rem Bewegung und Austausch mit anderen niederschwellig in den studentischen Alltag integriert und innerhalb der eige-nen studentischen Fachgemeinschaft sbquogelebtlsquo werden kann

Auch wenn hier noch einiges zu tun ist Erst durch das Ver-staumlndnis der Lebenswelten Studierender ndash einschlieszliglich des Bereichs der alltaumlglichen Lebenswelt und unter Beruumlcksichti-gung der Gruppen in denen sich Studierende innerhalb und auszligerhalb der Hochschule bewegen ndash ist es moumlglich ein SGM zu entwickeln das an die Bedeutungszuschreibungen und Relevanzen einer heterogenen Studierendenschaft anknuumlpft und damit langfristig in der Breite erfolgreich sein kann

Literatur Enderle S Kunz AM (2016) Gibtlsquos da einen Schein fuumlr Einblicke in studentische Lebenswelten In Konnertz U (Hrsg) Koumlnnen Schluumlsselqualifikationen bilden Frankfurt Peter Lang Edition Seite 173-196

Honer A (2011) Kleine Leiblichkeiten Erkundungen in Lebens-welten Wiesbaden Springer VS

Luckmann B (1970) The Small Life-Worlds of Modern Man Social Research 37 (4) Seite 580-596

Reitermayer J Bachert P Hildebrand C Albrecht F Kunz AM (2017) MyHealth Aufbau eines lebensweltorientierten Studentischen Gesundheitsmanagements In hochschulsport Magazin des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportver-bands 22017 Seite 14-17

Schuumltz A (1971) Gesammelte Aufsaumltze Band I Das Problem der sozialen Wirklichkeit Den Haag Martinus Nijhoff

Schuumltz A Luckmann T (2003) Strukturen der Lebenswelt Stuttgart UVK

Unger vH (2012) Partizipative Gesundheitsforschung Wer partizipiert woran (79 Absaumltze) Forum Qualitative Sozial-forschungForum Qualitative Social Research 13(1) Art 7 Unter wwwnbn-resolvingdeurnnbnde0114-fqs120176 Zugegriffen 822019

4 Was ist zu Beginn zu bedenken

Uumlberzeugen und sensibilisieren Zunaumlchst ist die Frage zu klaumlren Wer gehoumlrt uumlberhaupt zu den Beteiligten und Akteurinnen und Akteuren an der Hochschule direkt und indirekt Von Hochschule zu Hochschule moumlgen die Antworten darauf unterschiedlich sein Bei der Studierendengesundheit und der institutionellen Weiterentwicklung durch ein Studentisches Gesundheits-management (SGM) handelt es sich um Querschnittsthemen welches die ge-samte Hochschule betreffen Entspre-chend gilt es zahlreiche Beteiligte zu sensibilisieren und diese einzubezie-hen Ein Prozess- und Kommunikations-design kann bei der Ansprache und Sensibilisierung nuumltzlich sein Wichtige Fragen dabei sind Welche Stakeholder an der Hochschule gibt es die fuumlr SGM relevant sind und wie sollten diese ein-bezogen werden Wichtig ist auch zu erarbeiten welche Motive die jeweiligen Akteurinnen und Akteure antreiben (siehe Seite 23 bdquoVerortung und Akteu-rinnen und Akteure des SGMldquo) Bei der Sensibilisierung und Gewinnung von zukuumlnftigen Mitstreiterinnen und Mit-streitern gilt der Grundsatz die Betei-ligten dort abzuholen wo sie stehen Argumente fuumlr ein SGM unterscheiden sich von Gruppe zu Gruppe Grund-saumltzlich gilt es der Hochschulleitung Studierenden Mitarbeitenden und an-deren Stakeholdern die Relevanz des Themas (beispielsweise durch Erhe-bungen) deutlich zu machen und Handlungsbedarfe aufzuzeigen Um beispielsweise Studierende fuumlr das Thema SGM zu begeistern eignen sich Peer-Botschafterinnen und Peer-Botschafter aus dem Studierenden-kreis Diese koumlnnen die Vorteile der

eigenen Mitgestaltung und Mitarbeit am Aufbau eines SGM authentisch aufzeigen Fuumlr ein SGM gilt es zudem auch Verwaltungspersonal zu gewin-nen das mit Studierenden in direk-tem Kontakt steht So begegnen Mit-arbeitende in Pruumlfungsaumlmtern haumlufig stark belasteten Studierenden

Gemeinsam kann es gelingen Staumlr-ken auszubauen und Defizite zu beseitigen Beispiele guter Praxis aus anderen Hochschulen koumlnnen Begeisterung entfachen und Impul-se fuumlr eigene Aktivitaumlten liefern Den beteiligten Akteurinnen und Akteuren sollten klare Handlungs-spielraumlume und Grenzen aufgezeigt werden um Enttaumluschungen und Demotivation zu vermeiden

Fuumlr die Gewinnung von Akteurinnen und Akteuren und Entscheiderinnen und Entscheidern sollte genuumlgend Zeit eingeplant werden Persoumlnliche Gespraumlche und Treffen erfordern Ressourcen und koumlnnen durchaus bis zu sechs Monate in Anspruch nehmen (Seibold et al 2010) (siehe Seite 31 bdquoPlanungldquo)

Hochschulleitungen sind entschei-dende Akteurinnen und Akteure bei der Priorisierung Initiierung Weiter-entwicklung und Profilbildung von Themen in jeder Hochschule Sie entscheiden uumlber den Stellenwert von Themen fuumlr die Hochschulent-wicklung und die Zuweisung damit verbundener Ressourcen

Martin Kruumlssel Koordinator des Betrieblichen Gesundheitsmanagements an der Georg-August-Universitaumlt Goumlttingen

Stephanie Schluck Referentin fuumlr Veranstaltungen in der Stabsabteilung Presse und Kommuni kation an der Hochschule fuumlr angewandte Wissen-schaften Hamburg

Dr Ute Sonntag Stellvertretende Geschaumlftsfuumlhrerin der Landesvereini-gung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen eV und Koordination Arbeitskreis Gesundheits-foumlrdernde Hochschulen

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Bei der Entscheidung fuumlr eine Hochschule kann SGM ein Argument sein

Argumente fuumlr ein SGM Fuumlr das Thema Gesundheit ist in den letzten Jahrzehnten eine deutliche Steigerung der Relevanz in Politik Gesellschaft und Wirtschaft zu verzeichnen So auch in Hochschulen bei denen zunaumlchst der Fokus auf der Beschaumlftigtengesundheit und der Etablierung eines Betrieblichen Gesundheits-managements (BGM) lag Nun aumlndert sich der Fokus und bezieht auch die Studierenden mit ein die als groumlszligte Gruppe identitaumltsstiftend fuumlr Hoch-schulen sind

Befoumlrdert wird dies durch das 2015 erlassene Praumlventionsgesetz das die Studierenden als spezifische Zielgruppe gesundheitsfoumlrdernder

vertiefen sie praktische Erfahrungen im Projekt-management Studierende lernen im SGM auch Haltun-gen und Fertigkeiten die sowohl im Studium als auch

Leistungen in der Lebenswelt Hochschule benennt Hochschulen koumlnnen dies gut aufgreifen da mit dem Praumlventionsgesetz auch Finanzierungsmoumlglichkeiten durch Sozialversicherungstraumlger verbunden sind

SGM als Wettbewerbsvorteil Hochschulen stehen miteinander im Wettbewerb Ein SGM kann fuumlr Studienbewerberinnen und Studienbewerber ein Argument dafuumlr sein eine Hochschule auszuwaumlhlen

Multiplikatoreffekt Studierende sind potenziell zukuumlnftige Fuumlhrungskraumlfte Wenn sie SGM an ihrer Hochschule erleben und mitgestalten koumlnnen bekommen sie eine Vorstellung davon welchen Wert Gesundheitsmanagement fuumlr Organisationen darstellt Dieses Wissen nehmen sie in die verschiedenen gesellschaftlichen Berei-che mit Idealerweise sind sie auch dort Botschafterinnen und Botschafter sowie Akteurinnen und Akteure der Gesundheitsfoumlrderung

SGM staumlrkt Ressourcen Das Studium kann fuumlr Studierende eine von Unsicher-heiten gepraumlgte Lebensphase darstellen Die Studierenden ziehen oft in eine neue Stadt sind erstmals vom Elternhaus getrennt und muumlssen sich jetzt in neue Orga-nisations- und Lernstrukturen einordnen neue soziale Netzwerke sind aufzubauen SGM sollte gleich zu Beginn des Studiums ansetzen und uumlber den gesamten Studienverlauf passgenaue Angebote bereithalten So koumlnnen Studierende bei der Bewaumlltigung von Herausforderungen in den einzelnen Studienphasen unterstuumltzt werden Gesundheitsbezogene Lebensstilfaktoren koumlnnen herausgebildet und gefestigt sowie Ressourcen entwickelt werden die eine erfolgreiche Bewaumlltigung dieser Entwicklungsaufgaben und Herausforderungen ermoumlglichen

SGM vermittelt vielfaumlltige Kompetenzen Werden Studierende partizipativ in ein SGM eingebunden koumlnnen sie an Ver-aumlnderungen mitwirken und staumlrken ihr

Selbstwirksamkeitserleben Auszligerdem erwerben oder

im Beruf sehr nuumltzlich sind Kompetent mit Stress um-

zugehen soziale Kontexte sowie die eigenen Arbeits- und Lebensbedingun-gen gesundheitsfoumlrderlich zu gestalten

SGM ist ein innovatives Zukunftsthema Die Entscheidung faumlllt in Anbetracht der betraumlchtlichen Potenziale die die Einrichtung eines SGM fuumlr jede Hoch-schule bietet Die Hochschulleitung sollte der allgemeinen Entwicklung vorausschauend begegnen und sich fuumlr die Einrichtung und angemessene Ausstattung eines SGM in ihrer Hoch-schule stark machen

Die Einrichtung eines SGM kann durch einen Beschluss der Hochschulleitung erfolgen Gut beraten sind Hochschulen die von Beginn an die Studierendenver-tretungen in ihr Vorhaben involvieren und mit ihnen Ressourcen abstimmen die man fuumlr das SGM einbringt

Eine gelungene Einrichtung beginnt schon mit einer professionell ausgearbei-teten Beschlussvorlage (siehe Seite 53 bdquoAnlage 1Ildquo) die das federfuumlhrende Prauml-sidiumsmitglied daraufhin in der Praumlsidi-umssitzung uumlberzeugend zur Entschei-dung einbringen kann

16 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Kommunikation Man stelle sich vor in einer Hochschule hat sich eine kleine Projektgruppe gegruumlndet sie arbeitet ein halbes Jahr lang sehr engagiert die ersten Maszlignahmen sind geplant und keiner weiszlig etwas davon

Was mag in den Planungstreffen schiefgelaufen sein Was koumlnnte die Projektgruppe uumlbersehen haben Moumlglicherweise ist zu wenig beachtet beziehungsweise bearbeitet worden dass die Prozesse der Kommunikation und Information von Beginn an gezielt bewusst und strukturiert eingeplant und gesteuert werden muumlssten

Aus Projekten des betrieblichen Gesund-heitsmanagements (BGM) wissen wir dass der Informationsgrad eines Projek-tes als Kennzahl in das Projekt-Controlling aufgenommen werden sollte (siehe Seite 42 bdquoEvaluationldquo) Damit ist gesichert dass diesem Thema eine gewisse Auf-merksamkeit in den folgenden Planungs-und Umsetzungsschritten zukommt

In Bezug auf die hochschulinterne Kom-munikation waumlren die individuelle und die organisationale Ebene zu beachten

bull Wie erreiche ich die Individuen in der Hochschule

bull Wie erreiche ich die Verantwortlichen in den Strukturen der Hochschule

Fuumlr den Einzelnen bedeutet eine solche Kennzahl dass der Informationsfluss zum Projektthema sichergestellt wird und jeder das Thema fuumlr sich abwaumlgen und nutzen kann Gleichzeitig wird mit einer breiten und qualitativ hochwertigen Kommunikation den unterschiedlichen Aspekten des Themas der Zielgruppe Wertschaumltzung vermittelt

Auf der organisationalen und strukturellen Ebene werden die Verantwortlichen und Entscheidungstraumlger der Organisation Hochschule gewonnen und eingeladen sich mit der Studierendengesundheit auseinanderzusetzen Im Laufe des Veraumlnderungsprozesses werden sie so systematisch fuumlr das SGM sensibilisiert und mitgenommen Wichtig ist es Punk-te herauszuarbeiten wie die jeweilige Expertise produktiv eingebracht und Partizipation ermoumlglicht wird (siehe Seite 14 bdquoUumlberzeugen und sensibilisie-renldquo und Seite 23 bdquoVerortung und Akteu-rinnen und Akteure des SGMldquo) Das ist eine entscheidende Stellschraube fuumlr zukuumlnftige Veraumlnderungen auf struktu-reller Ebene in Bezug auf das gesund-heitsfoumlrderliche Setting

Im Setting Hochschule findet man selten eindeutige Strukturen fuumlr Kommunikati-onswege und es gibt kein Patentrezept Es sollten daher zu allererst bereits be-stehende Kommunikationskanaumlle identi-fiziert und moumlglichst fruumlhzeitig ein Kommunikationsplan im Projektteam erstellt und laufend aktualisiert werden Ordnungspunkte koumlnnten sein

bull Zielgruppe(n) (zum Beispiel Fakultaumlt der Naturwissenschaften oder Sozialwissenschaften Erstsemester oder Dekane)

bull Kommunikationsziele bull Kommunikationszeitpunkte (zum

Beispiel bewusst zum Studien- Semesterbeginn)

bull Kommunikationsmittel (zum Beispiel Poster Postkarten Website Ins-tagram persoumlnliche Gespraumlche Vortraumlge)

bull Kommunikationsort (zum Beispiel Vorlesungen Bereich der Mensa)

bull Kommunikationsbudget bull Einheitliches Erscheinungsbild (zum

Beispiel Logo Slogan Bildsprache et cetera)

Sabine Koumlnig Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Ines Niemeyer Freie Mitarbeiterin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Dr Brigitte Steinke Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

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In Bezug auf die hochschulexterne Kommunikation geht es um Image-Ge-winn um Attraktivitaumlt des Studienortes und um Vernetzung mit anderen Hoch-schulen mit kommunalen und betriebli-chen Initiativen sowie mit der Politik Es hat sich bewaumlhrt insbesondere hier die Kompetenzen der hochschuleigenenPressestelle zu nutzen nach dem Motto bdquoTu Gutes und rede daruumlberldquo

Was bedeutet Kommunikation fuumlr und mit Studierenden und was kennzeich-net diese Zielgruppe aktuell Projekt-kommunikation ist auch ein Mittel wel-ches Partizipation und Beteiligung der Zielgruppe ermoumlglicht Die Art und Weise wie kommuniziert und informiert wird entscheidet uumlber den Bekanntheitsgrad und damit auch maszliggeblich uumlber den Er-folg eines Projektes an der Hochschule (Marozzi 2018) Schlieszliglich wird so das Thema transportiert und der Zielgruppe und Oumlffentlichkeit zugaumlnglich gemacht

Da wir es bei der Zielgruppe der Studie-renden mit einer vergleichsweise jungen gesunden Zielgruppe zu tun haben er-schlieszligt sich das Thema Gesundheit nicht so ohne Weiteres Auf den ersten Blick scheint es fuumlr Studierende moumlgli-cherweise uninteressant Aus Fokus-gruppen wissen wir dass mancherorts der Gesundheitsbegriff als verstaubt wahrgenommen und wenig mit der taumlg-lichen Lebensrealitaumlt Studierender in Bezug gebracht wird Dies ist zu beruumlck-sichtigen wenn man Studierende be-fragt und einbezieht

Wie gefragt wird hat groszlige Auswirkungen darauf inwieweit sich Befragte das Thema erschlieszligen und welche Informationen aus den Antworten abgeleitet werden koumlnnen Beispielsweise hat die Projektgruppe an der TU Kaiserslautern einen Work-shop mit Studierenden zum Wording innerhalb des Projektes durchgefuumlhrt um herauszufinden welche Art der Kommuni-kation angebracht waumlre (siehe wwwcampusplusuni-klde) Der Workshop brachte es wie folgt auf den Punkt Die Kommunika-tion sollte positiv aber authentisch sein und Lebensqualitaumlt Freude am Leben sowie den positiven Zusammenhang zwischen Gesundheit und Leistung darstellen Die PH Heidelberg hat als eine Moumlglichkeit dieses umzusetzen fuumlr und mit Studierenden einen Song erarbeitet (wwwph-heidelberg dekopf-stehenhtml)

Ein Groszligteil der heute Praumlsenzstudierenden gehoumlrt der soge-nannten Generation Z an Diese Zuordnung mag sehr grob sein und der Heterogenitaumlt der Gruppe Studierender nicht vollkom-men gerecht werden Dennoch gibt sie Anhaltspunkte fuumlr die Ansprache im Projekt und fuumlr abgeleitete Interventions-formen So untersucht beispielsweise der Arbeitsweltforscher Prof Christian Scholz an der Universitaumlt des Saarlandes wie die junge Generation bdquotickt was sie veraumlndert und warum sie alle anstecktldquo (Scholz 2014) Aus seinen und anderen Untersuchungen geht hervor dass die Themen Struktur Sicherheit Wohlfuumlhlen und SinnerlebenSelbstverwirkli-chung fuumlr diese Generation an erster Stelle stehen

Daraus lieszlige sich fuumlr die Kommunikation im Projekt beispiels-weise Folgendes ableiten

bull Die Kommunikation zum Thema Gesundheit sollte Regeln und Richtlinien beinhalten

bull Maszlignahmen sollten moumlglichst den individuellen Nutzen ausweisen

bull Jede Maszlignahme und jedes Gesundheitsevent sollte immer wieder neu in eine Kommunikationsform gefasst werden und dennoch einen Wiedererkennungswert haben

bull Studierende sollten selbst die Kommunikation im Projekt uumlbernehmen

Gut beraten ist wer die kommunikativen und kulturellen Regeln der eigenen Hochschule beachtet

18 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Bewaumlhrt hat es sich Studierende inner-halb des Projektes SGM zu qualifizieren und selbst das Thema kommunizieren zu lassen Beispielsweise setzt die TH Wildau gezielt studentische Botschafte-rinnen und Botschafter ein um Studieren-de in ihrer Peer-Gruppe auf Augenhoumlhe anzusprechen Synergien entstehen an dieser Stelle auch wenn es gelingt das Know-how unterschiedlicher Fachdiszip-linen an der Hochschule fuumlr die Entwick-lung von Kommunikationsbausteinen oder eines Kommunikationsdesigns zu gewinnen und zu nutzen So koumlnnen Studienarbeiten direkt fuumlr Projektthe-men in Lehrveranstaltungen beispiels-weise in Medienwissenschaften oder Design vergeben und bearbeitet werden Damit ist einer der Erfolgsfaktoren fuumlr das gesamte Projekt benannt Es ist die Einbeziehung und aktive Beteiligung der Studierenden in die Kommunikation und Information der Projektinhalte von Anfang an

Literatur Marozzi D (2018) Projektkom-munikation Ein Handbuch fuumlr die Praxis Zuumlrich vdf Hochschulverlag

Scholz C (2014) Generation Z Wie sie tickt was sie veraumlndert und warum sie uns alle ansteckt Weinheim Wiley-VCH

Oleschko S (2018) Ohne Sprache keine Veraumlnderung Zeitschrift Fuumlhrung und Organisation (62018) Seite 394-400

Praktische Beispiele fuumlr Kommunikation Die Pro-jektgruppe der FU Berlin entwickelte auf Basis der Ergebnisse der Studierendenbefragung 2016 (University Health Report UHR) Quizkarten das so genannte bdquoHealthy Quizldquo um die Ergebnisse des Gesundheitsberichts an der FU und vor allem unter den Studierenden publik zu machen Dafuumlr wurden einzelne Themenbereiche aus dem Gesundheitsbe-richt ausgewaumlhlt wobei vor allem die Anschaulichkeit des Themas eine Rolle spielte sowie die Frage was das Interesse der Studierenden am ehesten wecken koumlnnte Die bdquoQuizobjekteldquo sind dabei die unterschied-lichen FachbereicheZentralinstitute an der FU So sind zehn Quizkarten zu unterschiedlichen Themen entstanden Die Quizkarten wurden im Rahmen einer Wanderausstellung durch die FachbereicheZentralin-stitute der FU in der auch Poster mit den Ergebnissen der Befragung ausgestellt wurden an die Studieren-den verteilt sowie an den Standorten und in den Gebaumluden ausgelegt Abgebildete QR-Codes und Kurz-URLs verweisen auszligerdem auf alle Ergebnisse des Gesundheitsberichts sowie Informationen zum Projekt Inzwischen gibt es auch eine grafisch an-gepasste Online-Version der Healthy-Quiz-Karten (wwwewi-psyfu-berlindeeinrichtungenarbeits bereicheppghealthy_campus_quizindexhtml)

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Kommunikationsbeispiel der FU Berlin

H E A LT H Y- Q U I Z

hellip fuumlhlen sich die meisten Studierenden im Studium wohl

In welcher dieser Einrichtungen der Freien Universitaumlt Berlin hellip

Mathematik und Informatik

Wirtschafts-wissenschaft

Politik- und Sozial-

wissenschaften

Veterinaumlr-medizin

C D

A B

H E A LT H Y- Q U I Z

Der Anteil Studierender die sich im Studium wohl-fuumlhlen verteilt sich auf die Einrichtungen wie folgt

420 im FB Mathematik und Informatik

355 im FB Politik- und Sozialwissenschaften

223 im FB Wirtschafts-wissenschaft

500 im FB Veterinaumlrmedizin

Weitere Ergebnisse Informationen zum fndest du hier Projekt fndest du hier

fu-berlindegesundheitsbericht fu-berlindehealthycampus

Das Projekt wird gefoumlrdert von der Techniker Krankenkasse

Auch an der TU Kaiserslautern wurden die Ergebnisse der Stu-dierendenbefragung aufbereitet und kommuniziert Fuumlr die Zielgruppe der Studierenden wurden Poster entwickelt und im Rahmen einer Wanderausstellung in der gesamten Uni-versitaumlt praumlsentiert (wwwuni-kldesgmposter-uhr-ergeb nisse) Ebenso sollten die Dekane der einzelnen Fakultaumlten

informiert und fuumlr das Thema Gesund-heit sensibilisiert werden Dazu wurden die Ergebnisse so aufbereitet dass die einzelnen Fakultaumlten untereinander ver-glichen werden koumlnnen (siehe Seite 21 bdquoSpinnennetzdiagrammldquo)

UND DU SO Wie gehtrsquos dir eigentlich Hinter bdquoUND DU SOldquo steht das Studentische Gesundheitsmanagement (SGM) der HTWK Leipzig Welche Punkte sind den Studierenden der HTWK fuumlhlen sich wohl Leipzig im Bereich Gesundheit wichtig und wo muss die Hochschule aktiver werden DANKE an alle

oder sehr wohl

1010 Mitgestalterinnen und Mitgestalter

35

65

Folgende Themen wurden in den bdquoo enen Fragenldquo besonders haumluf g genannt

Im Studium

Das Team des Studentischen Gesundheitsmanagement der HTWK Leipzig hat in 2018 all ihre Studierenden ein-geladen an der Onlinebefragung mit dem Titel bdquoUND DU SO Wie gehtrsquos dir eigentlichldquo teilzunehmen 1010 Stu-dierende sind dieser Einladung gefolgt Mit der Unter-stuumltzung des Hochschulsports und des Studierendenrat (StuRa) wurden unter allen Teilnehmerinnen und Teil-nehmern zwei Gutscheine im Wert von je 250 Euro verlost

Nach Abstimmung mit dem Rektorat dem Qualitaumlts-management der Lenkungsgruppe Gesundheits-management und dem Steuerkreis Studentisches Gesundheitsmanagement wurden die Ergebnisse der

Studierendenbefragung in einer Kurzauswertung auf-bereitet und als Poster auf dem Hochschulsommer-fest unter dem Motto bdquoAlle Sinne anldquo zum ersten Mal den Studierenden praumlsentiert

Im Anschluss wurde das Poster an verschiedenen Orten der Hochschule ausgestellt und den Multiplikatoren des Gesundheitsmanagements (Fachschaften Studiende-kane StuRa) zur Verfuumlgung gestellt

Aktuell wird eine Detailauswertung fuumlr die einzelnen Fakultaumlten erarbeitet (wwwhtwk-leipzigdelebenund-du-somitgestaltung)

Verortung und Akteurinnen und Akteure des SGM In jeder Hochschule gibt es in der Verwaltung Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner die bei der Ausrichtung und Durchfuumlh-rung von Projekten fachlich und organisatorisch kompetent beraten koumlnnen Sie gehoumlren immer zum engeren Kreis der Stakeholder die in der Vorbereitung von organisationsbezo-genen Prozessen persoumlnlich anzusprechen sind Daneben sorgt die Verwaltung in Abstimmung mit den zentralen und dezentralen Gremien dafuumlr dass nach der Einfuumlhrungsphase eines Projektes das Thema auch strukturell in der Hochschu-le ankommt Fuumlr Struktur- und Ablauffragen an Hochschulen gibt es nicht unbedingt einheitliche Antworten gleichwohl eine groumlszligere Anzahl an rechtlichen Rahmenbedingungen und Leitplanken die zu beruumlcksichtigen sind Daruumlber hinaus gibt es ein Erfahrungswissen daruumlber wie ein Thema korrespon-dierend mit den besonderen Merkmalen der jeweiligen Hoch-schule profilbildend in Strukturen integriert werden kann Gerade hier koumlnnen Gespraumlche mit den verantwortlichen Ab-teilungen in der Zentralverwaltung weiterhelfen Zusaumltzlich erhalten Interessentinnen und Interessenten in den Gesprauml-chen wertvolle Hinweise uumlber Anknuumlpfungspunkte zu ande-ren laufenden Projekten oder Prozessen zum Beispiel in der Lehrentwicklung Akkreditierung und Qualitaumltssicherung oder dem fakultaumlts- beziehungsweise fachbereichsuumlbergreifenden Entwicklungsstand des Themas Schluumlsselqualifikationen

Da an Hochschulen die Arbeit in und von Gremien fuumlr den Stellenwert die Vernetzung und institutionelle Integration von Themen ein praumlgendes Merkmal ist ist die Ein- und Zu-sammensetzung des Steuerkreises fuumlr das Gesundheitsma-nagement fuumlr Studierende (SGM) von besonderer Bedeutung Es gibt nicht bdquodasldquo Rezept wie ein SGM in einer Hochschule mit welchem Akteursumfeld zu implementieren ist Das Poten-zial an internen und externen Akteurinnen und Akteuren die einzubinden und fuumlr das Vorhaben zu gewinnen sind ist stark abhaumlngig von der Groumlszlige Traumlgerschaft und dem Faumlcherkanon einer Hochschule

Zur Sicherstellung der sozialen Validitaumlt bei der Einfuumlhrung des SGM gehoumlren vorausschauende Uumlberlegungen zur Ge-winnung von Fach- und Machtpromotoren (Stakeholder) fuumlr das Projekt Aus der Organisation und Arbeit im Projekt bilden sich Bezuumlge und Konturen der spaumlteren Strukturintegration heraus Auch wo und wie das SGM personell verankert werden kann wird variieren Als Basis fuumlr eine gelingende Strukturin-tegration bedarf es einer zumindest anteilig dauerfinanzierten Stelle und einer hauptamtlichen SGM-Koordinatorin oder eines SGM-Koordinatoren (siehe Seite 55 bdquoAnlage 1IIldquo)

Martin Kruumlssel Koordinator des Betrieblichen Gesundheitsmanage-ments an der Georg-August-Universitaumlt Goumlttingen

Prof Dr Thomas Hartmann Profes-sor fuumlr das Fachgebiet Humanoumlkologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal Standort Magdeburg und seit 20 Jahren aktives Mitglied im Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen

Empfehlenswert fuumlr Entscheidungen zu Strukturfragen und einer personellen Verankerung koumlnnen Leitfragen sein

bull Was sind die Rahmenbedingungen die zur Finanzierung einer Stelle vorgegeben sind Dies koumlnnen zum Beispiel Haushaltsmittel der Hochschule Drittmittel durch Forschungsvorhaben eine Finanzierung durch die Sozialversicherungen oder Aumlhnliches sein

bull Welche inhaltlichen organisatorischen und maszlignahmen-bezogenen Anknuumlpfungspunkte gibt es mit dem und fuumlr das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM)

Am Anfang steht eine akribische Bestandsaufnahme (siehe Seite 29 bdquoSchnittstellenldquo) aller internen und externen Aktivi-taumlten Akteurinnen und Akteure sowie Strukturen die zur Gesundheitsfoumlrderung von Studierenden der jeweiligen Hochschule beitragen Gesundheit ist ein Querschnittsthema sodass Stakeholder aus den verschiedensten Institutionen beziehungsweise Zustaumlndigkeitsbereichen einer Hochschule gewonnen werden muumlssen Daruumlber hinaus ergeben sich bereits strategische Partnerschaften durch die Eingliederung in die Hochschule und aus dem jeweils spezifischen Aufgabenprofil

24 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

der SGM-Koordinatorin und des SGM- Koordinators Die Ruumlckendeckung des Vorhabens bdquoSGMldquo durch die Fuumlhrung der Hochschule ndash ersatzweise durch die Leitung von Fakultaumlt Fachbereich oder Institut ndash ist die Grundlage dafuumlr weitere Akteurinnen und Akteure ge-winnen zu koumlnnen Die kontinuierliche Mitarbeit der internen und externen Ko-operations- und Netzwerkpartner ist abhaumlngig von der jeweiligen Motivation der beruflichen Praumlgung und den zeitli-chen sowie finanziellen Ressourcen

Im Vergleich zum BGM das zu cicra 90 Prozent in der Verwaltung bei der Per-sonal- und Organisationsentwicklung der Hochschulen angesiedelt ist bleibt eine Verortung des SGM noch unbe-stimmt Ist ein BGM vorhanden so wer-den Strukturen zur Einbindung von Akteurinnen und Akteuren bereits be-stehen (Hartmann et al 2017a) Dies kann ein interner Arbeitskreis Gesund-heit sein der je nach Groumlszlige der Hoch-schule neben der BGM-Koordinatorin oder dem BGM- Koordinator in der Regel aus Betriebsaumlrztin oder Betriebsarzt Fachkraft fuumlr Arbeitssicherheit Sicher-heitsbeauftragter und Sicherheitsbeauf-tragtem Vertreterinnen und Vertreter der Geschaumlftsleitung des Personalrates der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Studierenden der Schwerbehinder-ten- sowie Gleichstellungsbeauftragten und weiteren Personen zusammenge-setzt ist

Das Aufgabenprofil und die Beteili-gungsprozesse von SGM sind anders angelegt als fuumlr BGM sodass neben der Mitarbeit im AK Gesundheit ein eigenes Netzwerk aufgebaut werden sollte Die Verortung von SGM in der Hochschule bietet mehr Moumlglichkeiten als beim BGM das verwaltungszentriert und sehr stark auf die arbeitsrechtlichen Vorga-

ben ausgerichtet ist Die im Folgenden aufgefuumlhrten strategischen Partnerinnen und Partner sind auch potenzieller Ar-beitsort der SGM-Koordinatorinnen und -Koordinatoren

Folgende Moumlglichkeiten ergeben sich bull Innerhalb der Hochschulverwaltung

in enger Zusammenarbeit mit dem BGM oder der breiten Palette von Beratungsangeboten der Hochschule (zum Beispiel Technische Hochschule Wildau)

bull Auszligerhalb der Hochschulverwaltung koumlnnte SGM bei den Interessenver-tretungen der Studierenden ange-siedelt sein In Abhaumlngigkeit von den landesgesetzlichen Regelungen sind das die ASten (zum Beispiel Folkwang UdK Essen) oder Fakultaumlts- oder Fachbereichsraumlte sowie das studentische Pro-Rektorat

bull Ist SGM als Entwicklungsprojekt angelegt so empfiehlt sich die fachspezifische Einbindung in die Forschung und Lehre eines Wissen-schaftsbereiches der Hochschule Dies koumlnnen beispielsweise sport- oder gesundheitswissenschaftliche Studienbereiche sein (zum Beispiel KIT Karlsruhe TU Kaiserslautern) Vorteil ist der niedrigschwellige Zugang zu Studierenden als Akteurinnen und Akteure und die Moumlglichkeit zur Weiterqualifikation der SGM-Koordinatorinnen und -Koordinatoren

Mit Blick auf die gesetzliche Verant-wortlichkeit fuumlr gesundheitsbezogene Unterstuumltzungssysteme an Hochschu-len koumlnnte die Einbindung von SGM in den Hochschulsport oder bei den Stu-dierendenwerken erfolgen Beide Ak-teurinnen und Akteure sind allerdings rechtlich mehr oder weniger unabhaumln-gig von der jeweiligen Hochschule Daruumlber hinaus steht im organisierten

Hochschulsport zumeist der Leistungs-aspekt im Vordergrund weniger die gesundheitsbezogene Bewegungsfoumlr-derung Die 57 Studierendenwerke ver-stehen sich vor allem als Anwalt sozialer Belange der Studierenden Dies bedeu-tet zum Beispiel dafuumlr Sorge zu tragen dass Studierende mit gesundheitlichen Beeintraumlchtigungen oder psychosozia-len Problemlagen individuell unterstuumltzt und beraten werden

Externe Akteurinnen und Akteure die zur Mitarbeit beim SGM zu gewinnen sind finden sich sowohl regional als auch auf Landes- und Bundesebene Dazu gehoumlren die uumlberregionalen Interessen-vertretungen der Studierenden ge-sundheitsbezogene Institutionen und Organisationen sowie die Sozialversiche-rungstraumlger Auf Landesebene sind dies das Gesundheits- und Wissenschafts-ministerium und deren nachgeordnete Behoumlrden Bei den Landesunfallkassen sind Studierende pflicht versichert und sollten deshalb an der studentischen Sicherheit und Gesundheit besonderes Interesse zeigen Uumlber eine gesundheits-bezogene regionale Einbindung von Studierenden gibt es bisher wenig Er-kenntnisse Hochschulen haben sich in den letzten 20 Jahren an ihren Standor-ten zu wichtigen Wirtschaftsfaktoren entwickelt Studierende werden umwor-ben den ersten Wohnsitz am Studien-ort zu nehmen Deshalb ist vieles vorstell-bar was Kommunen im Rahmen des SGM leisten koumlnnen Zum Beispiel un-fallsichere Infrastrukturen zur und von der Hochschule bereitzustellen sowie spezifische Informationsangebote zu den kommunalen Beratungs- und Un-terstuumltzungssystemen anzubieten die auch den Studierenden offen stehen

Externe Finanzierungsmoumlglichkeiten bull Sozialversicherungstraumlger uumlber das Gesetz zur Staumlrkung

der Gesundheitsfoumlrderung und der Praumlvention (Praumlventi-onsgesetz ndash PraumlvG) besonders Krankenkassen (siehe Seite 55 bdquoAnlage 1IIIldquo)

bull Unfallkassen (in Anlehnung an das PraumlvG) bull Ministerien bull EU-Foumlrderprogramme bull Stiftungen bull Corporate-Social-Responsi bility-Projekte bull Fundraising

Interne Finanzierungsmoumlglichkeiten bull S tudienqualitaumltsmittel (QVM-hochschulinternes Budget) bull Studiengebuumlhren bull Internes Sponsoring durch AStA Studierendenwerk

Institute Kompetenzzentren und so weiter bull Freundeskreise der Hochschulen bull Teilnahmegebuumlhren fuumlr Veranstaltungen

Finanzielle und personelle Ressourcen Studentisches Ge-sundheitsmanagement (SGM) als Prozess an Hochschulen mit seiner strategischen und ganzheitlichen Umsetzung erfordert Ressourcen Hierzu zaumlhlen vor allem finanzielle und personelle Ressourcen neben Raumlumlichkeiten Technik und anderen Rahmenbedingungen fuumlr die spezifischen Aktivitaumlten Ohne eine ausreichende finanzielle und damit gekoppelte personelle Ausstattung ist eine ernsthafte und nachhaltige Implementie-rung von SGM bis in die Managementprozesse der Hochschule hinein nicht oder nur fragmenthaft umsetzbar

Benoumltigte Ressourcen einschaumltzen Die Houmlhe der finanziellen Ausstattung haumlngt von einer Reihe von Faktoren ab Studieren-denzahl die ersten Zielsetzungen und geplanten Maszlignahmen sowie das Vorgehen bei der Einfuumlhrung des SGM beeinflussen den finanziellen Aufwand stark Auch die Kosten die von Sei-ten der Hochschulstrukturen (wie Lohnniveau Raummieten Heizkosten Kosten fuumlr Druckerzeugnisse) entstehen bestim-men die Houmlhe der einzusetzenden Mittel

Personelle Ressourcen sind fuumlr die systematische Umset-zung von SGM unabdingbar Die Einfuumlhrung und nachhaltige Umsetzung von SGM ist eine anspruchsvolle Taumltigkeit die nicht bdquonebenbeildquo erledigt werden kann Die Koordinatorin oder der Koordinator sollte uumlber eine fundierte Ausbildung verfuumlgen und spezifische Kenntnisse mitbringen (siehe Seite 55 bdquoAnlage 1IIldquo) Eine Festanstellung moumlglichst ohne Befristung sowie eine angemessene Bezahlung sind fuumlr die anspruchsvolle Taumltigkeit und fuumlr den nachhaltigen Aufbau notwendig Die Kosten fuumlr die Finanzierung der Personalstelle muss Teil des Kostenplans zur Einfuumlhrung eines SGM sein

Je nach Groumlszlige der Hochschule und Aufgabenfeld sollte der Stellenanteil der Koordinatorinnen und Koordinatoren be-ziehungsweise die Groumlszlige des Koordinationsteams bestimmt werden

Interne und externe Finanzierungsmoumlglichkeiten erschlieszligen Per E-Mail wurden im Jahr 2016 alle 450 Mitglieder des bundesweiten Arbeitskreises Gesundheitsfoumlrdernde Hoch-schule (AGH) zu Finanzierungsmoumlglichkeiten eines SGM be-fragt Folgende Wege und Moumlglichkeiten zeigten die Mitglie-der aus ihrer eigenen Praxis auf

Stephanie Schluck Referentin fuumlr Veranstaltungen in der Stabsabteilung Presse und Kommuni kation an der Hochschule fuumlr angewandte Wissen-schaften Hamburg

Dr Ute Sonntag Stellvertretende Geschaumlftsfuumlhrerin der Landesvereini-gung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen eV und Koordination Arbeitskreis Gesundheits-foumlrdernde Hochschulen

26 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

SGM als Prozess an Hochschulen mit seiner

ganzheitlichen Umsetzung erfordert Ressourcen

Eine Moumlglichkeit zusaumltzliche Ressourcen zu erschlieszligen und gleichzeitig Studierende partizipativ in die Entwicklung und Umsetzung von SGM einzubinden sind Projekte im Rahmen von Seminaren Dies bietet sich zum Beispiel bei gesund-

Langfristige Finanzierung sichern Fuumlr eine langfristige und umfassende Umsetzung von SGM in die Management-prozesse (etwa Fuumlhrung Leitbild Grundordnung Lehre) und als Teil der Hochschulkultur ist es notwendig eine

heitsnahen Studiengaumlngen an Das Potenzial findet sich auch in anderen Fachdisziplinen (beispielsweise in Paumldagogik Medien und Musik) Es eignen sich auch Studien- und Ab-schlussarbeiten Studierende haben so die Moumlglichkeit ihre Bedarfe und Beduumlrfnisse zu aumluszligern Kompetenzen im Pro-jektmanagement und in der

langfristige Finanzierung zu si-chern Projektbezogene Unter-stuumltzung von internen und externen Partnerinnen und Partnern ist haumlufig Um laumlnger-fristig denken planen und handeln zu koumlnnen ist die Aus-handlung einer langfristigen Fi-nanzierung mit den Partnerin-nen und Partnern sinnvoll Ein festes Budget im Rahmen des

Forschung zu gewinnen und aktiv ihr SGM mitzugestalten Die Qualifizierung von Studierenden auf diesem Weg ist langfristig sinnvoll Es gilt jedoch die Arbeitszeit und -kraft der Studierenden wertzuschaumltzen und die Projekte durch Lehrende begleiten zu lassen

Mit Sponsorinnen und Sponsoren und Unterstuumltzerinnen und Unterstuumltzern ist vorher genau zu pruumlfen und dialogo-rientiert Transparenz daruumlber zu schaffen welchen Nutzen die Partnerinnen und Partnern sich erhoffen und welches Interesse sie in einem SGM verfolgen

Hochschuletats ist mitunter ein schwieriges Unterfangen waumlre jedoch ein anzustrebendes Ziel Hier empfiehlt es sich die Hochschulleitung fruumlhzeitig in langfristige Planungen des SGM einzubeziehen SGM in die Corporate Identity einzubinden waumlre dabei sehr hilfreich Uumlber einen Posten im Hochschulbudget sollten alle entstehenden Kosten fuumlr die operative inhaltliche Umsetzung (Koordination) sowie die geplanten Maszlignahmen gedeckt werden Einzelne Projekte koumlnnen ergaumlnzend gut von Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartnern unterschiedlicher Art (etwa Sozial-versicherungstraumlger lokale Geschaumlftsleute Ministerien Stiftungen) unterstuumltzt werden

Spezifika und Handlungsfelder Studierende stellen in vielerlei Hinsicht eine heterogene Population dar Bereits mit Blick auf die Studienaufnahme und die Studienfachwahl finden sich unter ihnen voumlllig unterschiedliche Motive (Scheller et al 2013) An die Hochschule kommen Studierende mit ganz individuellen Er-fahrungshintergruumlnden Voraussetzungen und Gewohnheiten sowie spezifischen Erwartungen und Intentionen (Henke et al 2014) Daraus ergeben sich die unter-schiedlichsten Bedarfe und Beduumlrfnisse die es bei der Planung und Gestaltung von Gesundheitsfoumlrderungsmaszlignahmen angemessen zu beruumlcksichtigen gilt Die jeweilige Studienphase (wie Studieneingang oder Pruumlfungsphase) sowie beson-dere Lebenssituationen (wie gesundheitliche Beeintraumlchtigung familiaumlre Ver-pflichtungen) erweitern diese Bedarfs- und Beduumlrfnislage um wesentliche Facet-ten Als weitere potenzielle Einflussgroumlszligen im Hinblick auf Anforderungen an Gesundheitsfoumlrderungsmaszlignahmen werden in der Literatur fuumlr Studierende nachfolgende Faktoren diskutiert Alter Geschlecht Nationalitaumlt ethnische Zugehoumlrigkeit Studienfach sowie Art des Studiums (Steptoe et al 2002 Stock et al 2003 Dunne Sommerset 2004 Wardle et al 2004)

Studierende sind nur fuumlr eine begrenzte Dauer an Hochschulen Die mittlere Gesamtstudiendauer bei Bachelorabschluumlssen betraumlgt 72 Semester die mittlere Gesamtstudiendauer fuumlr Masterabschluumlsse 113 Semester (Buschle Haumlhnel 2016) Hochschulen sehen sich daher vor der Herausforderung die Gesundheit und persoumlnliche Entwicklung von Studierenden innerhalb eines relativ kurzen Zeitrau-mes durch die Bereitstellung externer Ressourcen und die Staumlrkung interner Ressourcen nachhaltig zu foumlrdern Die kurze Verweildauer von Studierenden an der Hochschule hat zur Folge dass sich die Studierendenschaft als Endadressa-tengruppe staumlndig wandelt Von den fortlaufenden personellen Veraumlnderungen bleiben auch die studentischen Vertretungen und Hochschulgruppen nicht unbe-ruumlhrt was bei einer Zusammenarbeit beruumlcksichtigt werden sollte

Studierende koumlnnen verschiedene aufgabenabhaumlngige Rollen an der Hochschule einnehmen (Erhardt 2011) So stellt die Hochschule fuumlr Studierende im Sinne von Lehrveranstaltungsbesuchen und Pruumlfungen zunaumlchst einmal nur einen Ausbil-dungsort dar waumlhrend studentische und wissenschaftliche Hilfskraumlfte zudem in einem Beschaumlftigungsverhaumlltnis mit der Hochschule stehen Als ehrenamtliche Veranstalter extracurricularer Aktivitaumlten tragen Studierende gar auf administra-tiver Ebene zur Aufgabenerfuumlllung der Hochschule bei Studierende nutzen als Kundinnen und Kunden zudem sonstige Dienstleistungsangebote der Hochschule Die Aufgabe des studentischen Gesundheitsmanagements besteht darin den Bedarfen moumlglichst all dieser Studierendengruppierungen gerecht zu werden

Philip Bachert Projektverantwortli-cher des SGM-Projektes bdquoMyHealth Gesund studieren am KITldquo am Karlsruher Institut fuumlr Technologie

Bildungspolitisches Ziel ist es allen Studierenden die gleichen Chancen auf einen erfolgreichen Studienabschluss zu gewaumlhren Es hat sich gezeigt dass allem voran eine gelungene soziale und akademische Integration der Studieren-den in das Hochschulsystem Studien-abbruumlche verhindern kann (Braxton et al 1997) Laut Tinto (1988) muumlssen sich Studierende mit der Aufnahme eines Studiums zunaumlchst von ihren bisheri-gen Kontexten loumlsen (etwa Abkapse-lung vom Elternhaus) im Zuge des Uumlbergangs in den tertiaumlren Bildungsbe-reich eine Orientierungsphase durch-laufen (wie Knuumlpfung neuer Kontakte) um schlieszliglich vollstaumlndig in der Le-benswelt Hochschule anzukommen Die Implementierung einer Willkommens-kultur fuumlr Erstsemester scheint daher aumluszligerst sinnvoll Daruumlber hinaus sind auch nicht direkt mit den Inhalten des Studiums verbundene Aspekte wie etwa finanzielle Schwierigkeiten im Zusammenhang mit dem Studiener-folg relevant (Huumlther Kruumlcken 2016)

28 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

An dieser Stelle ergeben sich zahlreiche potenzielle Handlungsfelder fuumlr Hoch-schulen zur gesundheitsfoumlrderlichen Gestaltung von Lern- Arbeits- und Lebensbedingungen fuumlr Studierende Zu den Hauptinterventionsfeldern der Gesundheitsfoumlrderung im Setting Hochschule zaumlhlen das physische (etwa Campusgestaltung) und das soziale Umfeld (etwa soziale Unterstuumltzung durch Peers) das Arbeits- und Lernum-feld (etwa Zugaumlnglichkeit von Pflichtver-anstaltungen) der Dienstleistungssektor (etwa Gesundheitssportangebote) sowie die Individuumsebene (AGH 2012) Verhaltensbezogene Maszlignah-men orientieren sich in erster Linie an den klassischen Public-Health-Betaumlti-gungsfeldern Bewegungsfoumlrderung Stressbewaumlltigung Ernaumlhrungs- und Gesundheitskompetenzbildung Sucht-mittelpraumlvention Sexualaufklaumlrung und Praumlsentismusvermeidung Dane-ben spielen zielgruppenspezifische Angebote im Bereich der Lernberatung des Schluumlsselqualifikationserwerbs und mit Blick auf Vereinbarkeit von Studium Einkommenserwerb und Privatleben eine nicht unwesentliche Rolle Gerade letzteren kommt eine hohe Bedeutung zu da Mehrfachbelastungen und die damit verbundene Beanspruchung haumlufig zu Beeintraumlchtigungen der Studierfaumlhigkeit und der eigenen Ge-sundheit fuumlhren (Hurst et al 2013) Uumlberdies haben Qualitaumltsaspekte des Studiengangs wie beispielsweise die Betreuungssituation und Ausstat-tungsmerkmale sowie allem voran die

Organisation und Qualitaumlt der Lehre einen maszliggeblichen Einfluss auf die Gesundheit von Studierenden (Winter 2011) Bemuumlhungen die auf die Verbes-serung der Studien- und Pruumlfungsor-ganisation abzielen sollte daher beson-deres Augenmerk zuteilwerden

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Fachbereiche mit Gesundheitsbezug koumlnnen

einem SGM wichtige Impulse verleihen

Henning Blumenroth Wissenschaftli-cher Mitarbeiter des Hochschulsports an der Goethe Universitaumlt Frankfurt am Main und von 2015 bis 2018 Projektkoordina-tor des SGM an der TU Kaiserslautern

Schnittstellen bei der Entwicklung und Umsetzung eines SGM an Hoch-schulen Schnittstellen sind eine in-haltliche Verbindung zwischen zwei oder mehreren Organisationseinheiten Bei dem Querschnittsthema Gesundheit an Hochschulen zeigt sich dass viele verschiedene Organisationseinheiten Schnittmengen im Gesundheitsmanage-ment insbesondere fuumlr Studierende haben Unabhaumlngig von der Verortung des SGM spielt die Vernetzung zwischen den Schnittstellen eine entscheidende Rolle fuumlr das Gelingen eines SGM Diese am jeweiligen Standort zu identifizieren und gewinnbringend einzubinden ist bei dem Aufbau eines SGM empfehlenswert

Doch was sind die Schnittstellen inner-halb der Hochschule die fuumlr ein SGM relevant sind Manche Schnitt-stellen sind eher relevant fuumlr verhaumlltnispraumlventive Schritte andere eher fuumlr Maszlignahmen

Beduumlrfnisse aus dem SGM abgeleitet werden In manchen Hochschulen ist die Organisationsentwicklung Teilaufgabe der Personalentwicklung oder im strate-gischen Entwicklungsplan aufgegriffen

Die Ausgestaltung von Studiengaumlngen insbesondere die Gestaltung der Studi-enordnungen Curricula oder Pruumlfungs-angelegenheiten kann einen groszligen Einfluss auf die Gesundheit der Studie-renden haben

Forschung und Lehre in Fachbereichen mit Gesundheitsbezug koumlnnen sowohl einem SGM wichtige Impulse verleihen und mit der Expertise vor Ort professio-nell unterstuumltzen als auch das SGM als Forschungsfeld nutzen Dies kann zum Beispiel in Form von Studienarbeiten

tenspraumlventiven Maszlignahmenebene eine wichtige Rolle spielen etwa durch Be-ratungen zum Lernmanagement oder durch eine psychologische Beratungs-stelle Beratungsangebote koumlnnen auch verhaumlltnisorientiert in das SGM einflieszligen wenn die Einzelberatungsinhalte sys-tematisch ausgewertet und Schlussfol-gerungen der Analysen in die Umset-zung von SGM einbezogen werden

Sport und Bewegung ist ein Schnittstellenaspekt der haumlufig auf der verhaltenspraumlventiven

auf der Verhaltensebene Die Maszlignahmenebene vom Hoch-folgenden Schnittstellenthemen schulsport betreut wird jedoch sind in der Regel in verschiede- auch Einfluss auf die Verhaumlltnis-nen Organisationseinheiten an der Hochschule bereits angesie-delt und sollten bei der Entwick-lung eines SGM mitgedacht werden Die jeweils handelnden Akteu-rinnen und Akteure koumlnnen wichtige Partner oder selbst Teil des SGM an einer Hochschule sein

Relevante Schnittstellen In der Orga-nisationsentwicklung werden Entwick-lungs- und Veraumlnderungsprozesse in-nerhalb der Hochschulen eingeleitet die sowohl das Thema Studierendenge-sundheit beeinflussen als auch durch

oder Studienleistungen im Projektma-nagement uumlber Bachelor- und Master-arbeiten bis hin zu Promotionen im SGM geschehen

In der Regel gibt es an Hochschulen verschiedene Beratungsleistungen und gesundheitsfoumlrderliche Angebote die von unterschiedlichen Organisationsein-heiten angeboten werden Das Thema Beratung kann im SGM auf der verhal-

se der Hochschule haben kann

Die Entwicklung von Kompeten-zen oder persoumlnliche Weiterbil-

dung auszligerhalb der fachbezogenen Inhalte des Studiums koumlnnen im Rahmen einer Entwicklung der Gesundheits-kompetenz einen groszligen Stellenwert innerhalb des SGM einnehmen

Fuumlr das Thema Nachhaltigkeit insbe-sondere der sozialen Nachhaltigkeit ergeben sich eine Vielzahl von Uumlber-schneidungspunkten mit dem SGM

30 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Gleichstellung ist in Hochschulen immer ein relevantes Schnittstellent hema und wird in der Regel haumlufig organisationell mit Familienfoumlrderung zusammenge-fasst Einige Hochschulen haben das Zertifikat bdquofamiliengerechte Hochschuleldquo erworben dessen Inhalte das SGM ergaumlnzen

Diese Schnittstellen stellen eine Samm-lung dahingehend dar welche inhaltli-chen Uumlberschneidungspunkte mit Themen des SGM an den Hochschulen existieren Auf dieser Basis laumlsst sich eine Analyse vor Ort vornehmen um bei der Ausgestaltung des SGM bereits bestehende Aktivitaumlten und Angebote zu beruumlcksichtigen und gegebenen-falls einzubeziehen Die genannten Schnittstellent hemen sind jedoch nicht immer eindeutig einzelnen Organisati-onseinheiten an einer Hochschule zuzu-ordnen Eine Stakeholder -Analyse ist daher bei der Entwicklung eines SGM sinnvoll um wichtige Akteurinnen und Akteure am eigenen Standort identifi-zieren zu koumlnnen Diese sind sowohl in hauptamtlicher als auch in studenti-scher Funktion vor Ort aktiv und koumlnnen einen Beitrag zum SGM leisten Die fol-gende Aufstellung bietet einen Uumlber-blick daruumlber welche Akteurinnen und Akteure in der Hochschullandschaft aktuell an SGM mitwirken Die Auflistung in alphabetischer Reihenfolge stellt einen

Uumlberblick dar und erhebt keinen Anspruch auf Vollstaumlndigkeit Fuumlr eine detailliertere Auseinandersetzung mit einzelnen Akteurinnen und Akteuren siehe Seite 23 bdquoVeror-tung und Akteurinnen und Akteure des SGMldquo

bull AStA bull Bauabteilung bull Beauftragte fuumlr Gleichstellung Inklusion Diversity bull Beauftragte fuumlr Studierende mit Behinderung oder chronischer Erkrankung bull BGM bull Buumlro fuumlr Internationale Angelegenheiten bull Career Center bull Familienbuumlro bull Gesundheitswissenschaften Psychologie und Sportwissenschaft (SGM als

Forschungsfeld) bull Hochschulkommunikation bull Hochschulleitung bull Hochschulsport bull Nachhaltigkeitsbuumlro bull Organisationsentwicklung bull Personalentwicklung bull Psychologische BeratungsstelleSuchtberatung bull Sprecherinnen und Sprecher der Fakultaumltskonferenz bull Studiengangskoordinatorinnen und -koordinatorenStudiengangsmanagerin-

nen und Studiengangsmanager bull StudierendenparlamentStudierendenrat bull StudierendenwerkMensa bull Vertreterinnen und Vertreter der Fachschaften bull Zentrale Studienberatung bull Zentrum fuumlr Schluumlsselqualifikationen

Weitere Akteurinnen und Akteure die ihren Aufgabenschwerpunkt klar im BGM verortet haben aber durchaus auch einbezogen werden koumlnnen sind

bull Abteilung fuumlr Arbeitsschutz bull Betriebsaumlrztlicher Dienst bull Jugend- und Auszubildendenvertretung bull Mitarbeiter- und Konfliktberatung bull Personalraumlte (Gesamt- und Teilpersonalraumlte) bull Schwerbehindertenvertretung

5 Theorie und Praxis Was ist bei der Umsetzung zu bedenken

Planung Planung ist das A und O denn sie entscheidet uumlber den erfolgreichen Verlauf eines Projektvorhabens und haumlufig auch uumlber den Grad der Zufriedenheit der Mitwirkenden am Projekt selbst Sie bezieht sich auf alle Phasen des Public Health Action Cycles also auf Analyse Interventionsplanung Intervention und Evaluation (Rosenbrock 1995) (siehe Seite 36 bdquoAnalyseldquo Seite 38 bdquoInterventionsplanungldquo Seite 39 bdquoInterventionen und Maszlignahmenldquo und Seite 42 bdquoEvaluationldquo)

Zum Standard einer Projektumsetzung gehoumlrt es ein Gremium zu bilden das sich auf die Projektziele bdquocommittedldquo und mit entsprechender Entscheidungskompetenz ausgestattet ist Mit bdquoCommitmentldquo ist hier gemeint sich gemeinschaftlich auf Ziele zu einigen und sich verbindlich zum Projekt zu bekennen Dies bedeutet auch sich auf die Art und Weise der Zusammenarbeit zu verstaumlndigen zum Beispiel loumlsungs-orientiert loyal und kooperativ miteinander umzugehen und die Form des Umgangs mit auftretenden Schwierigkeiten und Konflikten abzustimmen

In das Gremium sollten Akteurinnen und Akteure verschiedener Statusgruppen einbezogen werden wie zum Beispiel Studierende und deren Vertreterinnen und Vertreter Lehrende und auch Personen in Leitungspositionen (siehe Seite 23 bdquoVer-ortung und Akteurinnen und Akteure des SGMldquo)

Die aktive und bewusste Beteiligung und Partizipation der Zielgruppe sprich der Studierenden sollte von Anfang an mitgedacht werden Um SGM erfolgreich um-zusetzen und Studierende wirklich fuumlr das Thema zu begeistern sollten ihnen Gestaltungsspielraumlume eroumlffnet werden Daher sollten Studierende und ihre Ver-tretungen in alle Prozesse Entscheidungen Arbeitsgruppen und Gremien die SGM betreffen einbezogen werden Echte Partizipation kann eine Identifikation mit dem SGM unterstuumltzen und positive Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden wahrscheinlicher machen Gerade der direkte Blick der Studie-renden oder deren Vertretungen auf den Alltag und deren Wissen um ganz konkrete und dringende Fragestellungen und Probleme sind von Anfang an unverzichtbar (siehe Seite 45 bdquoPartizipationldquo)

Im Projektverlauf aumlndern sich nicht selten Aufgaben- und Rollenverteilung Sie sollten deshalb immer wieder hinterfragt werden Sind die Aufgaben Verant-wortlichkeiten und Rollen klar definiert Wer uumlbernimmt was bis wann Zur Aufgaben- und Rollenverteilung gehoumlrt auch erreichte Ziele in den Gremiums-sitzungen meilensteinartig darzustellen und zu wuumlrdigen sowie Huumlrden und Problemstellungen gemeinsam zu reflektieren

Sabine Koumlnig Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Ines Niemeyer Freie Mitarbeiterin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Dr Brigitte Steinke Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

32 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Ein Zielfindungsworkshop foumlrdert das Commitment

der Projektbeteiligten

In der Eingangsphase des Projektes ndash und dieser Schritt ist keinesfalls ersetzbar ndash gilt es uumlbergeordnete Ziele im Einver-nehmen aller zu finden und zu definieren Durch das Festlegen von Zielen wird klar definiert was erreicht werden soll und kann Auszligerdem dienen festgelegte Ziele als Kriterien fuumlr die Evaluation Gerade dieser erste Schritt erweist sich in der Umsetzung wie in betrieblichen Kontexten auch als schwierig In der Praxis hat sich ein Zielfindungsworkshop bewaumlhrt Manche Projektgruppen entscheiden sich fuumlr Tagesworkshops oder nehmen sich gar eineinhalb bis zwei Tage Zeit Dies ist gut investierte Zeit in das Gesamtprojekt und das Commitment der Projektbeteiligten

Ziele und deren Kennzahlen sollten moumlglichst prozessbezogen beziehungsweise ergebnisbezogen formuliert sein Seibold et al (2010) verweisen dabei auch auf die Unterscheidung von langfristigen Oberzielen und kurz- oder mittelfristigen Unter-zielen Das hat fuumlr die praktische Planung und Umsetzung direkte Auswirkungen Langfristige Ziele koumlnnten zum Beispiel sein Bekanntheitsgrad des Themas in der Hochschule Beteiligungsquote an Maszlignahmen oder geringeres Stress-empfinden in Pruumlfungsphasen der Studierenden

Prozessbezogene Ziele koumlnnten sich auf die Umsetzung also zum Beispiel auf das Einbeziehen von Schluumlsselakteurinnen und -akteuren oder die Umsetzung von Interventionen beziehen oder auf die Zielgruppenerrei-chung zum Beispiel die Akzep-tanz der Interventionen

Ergebnisorientierte Ziele sind zum Beispiel die Zunahme von Gesundheitswissen und gesundheitsfoumlrderlichem Verhalten der Studierenden oder auch strukturelle Veraumlnderungen in Pruumlfungsablaumlufen

Grundsaumltzlich sollten festgelegte Ziele SMART-Kriterien erfuumlllen Sie sollten spezifisch messbar attraktiv realistisch und ter-minorientiert sein

Abgeleitete Ziele und Zielaspekte orientieren sich an einzel-nen Gruppen von Studierenden Beispielsweise laumlsst sich nach sportlich aktiven Studierenden und sportlich inaktiven Studierenden unterscheiden oder danach ob sich Studierende bereits mit ihrer Gesundheit befassen beziehungsweise dieses noch nicht tun (Seibold et al 2010)

Man kann zwischen Faumlchergruppen dem Geschlecht oder der Studienart (Vollzeit- oder Teilzeitstudium) unterscheiden nach Studieneingangs- beziehungsweise Studienausgangs-phase nach Semesterphasen mit Semesterferien oder mit Pruumlfungsschwerpunkten

Insofern ist der geplante Zeitpunkt einer Maszlignahme relevant fuumlr deren Beteiligungserfolg und die Wirksamkeit Es sollte durchdacht werden wann welches Thema gesetzt wird Bei-spielsweise koumlnnte zu Beginn des Studiums bei der Zielgrup-pe der Erstsemester das Thema bdquoOrientierung im Studiumldquo gesetzt werden vor Pruumlfungsphasen lohnt es das Thema Stressbewaumlltigung anzubieten Fuumlr Studierende die kurz vor dem Abschluss stehen koumlnnte das Thema Berufswahl interessant sein

In der Realitaumlt kommt es auch vor dass zum Beispiel durch Semesterzyklen Leerlauf im Projekt entsteht Es ist wichtig sich dessen bewusst zu wer-den und sinnvoll die zeitunab-haumlngigen Aufgaben im Projekt fuumlr solche Phasen einzuplanen

Sind Ziele und Zielgruppe defi-niert geht es darum saumlchliche personelle und finanzielle Mittel den einzelnen Schritten zur Zielerreichung zuzuord-nen Dies setzt natuumlrlich voraus dass man eine grundsaumltz-liche Mittelplanung bei der Einwerbung beziehungsweise Beantragung des Projektes vorgenommen hat (siehe Seite 25 bdquoFinanzielle und personelle Ressourcenldquo)

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Was entscheidet uumlber den Erfolg der Planungsphase Ein erster Schritt zu Beginn eines Projektes besteht immer darin zunaumlchst zu ermitteln was es bereits an Strukturen Einrich-tungen Maszlignahmen Angeboten Dokumenten oder Weiterem im Umfeld zum Projektthema gibt Als Methode eignet sich hier beispielsweise ein Mindmap Anschlieszligend gilt es die Ergebnisse dahingehend zu bewerten inwiefern sie fuumlr einen erfolgreichen Projektablauf nuumltzlich sein koumlnnten (siehe Seite 29 bdquoSchnittstellenldquo) In diesem Kontext sollte auch betrach-tet werden welche sozialen oumlkologischen oumlkonomischen oder kulturellen Aspekte damit verbunden sind

Damit geplante Ziele und Interventionen von der Zielgruppe angenommen werden muumlssen diese attraktiv gestaltet sein Dazu ist es sinnvoll gemeinsam mit Studierenden interessante Themen und Methoden zu waumlhlen beispielsweise Interventi-onen an Orten an denen sich Studierende oft aufhalten die gut zu erreichen sind und zu passenden Uhrzeiten angeboten werden Auch Schnupper- oder Kompaktangebote koumlnnen dazu geeignet sein Das Erfolgspotenzial der Interventionen kann erhoumlht werden wenn bereits in der Planungsphase niedrigschwellige Zugangswege beruumlcksichtigt werden wie eine Ausstellung zum Thema ein Barcamp oder Aktionen auf dem Campus die auf Themen oder Interventionen aufmerksam machen

Wie immer kommt es auf die Form der Kommunikation und die Ansprache der Zielgruppe an In einer Werkstatt zum SGM haben Studierende Aspekte speziell dazu erarbeitet wie eine adaumlquate Kommunikation in die Studierendenschaft hinein gestaltet werden kann (siehe Siehe 16 bdquoKommunikationldquo)

Fuumlr die Ansprache der Studierenden sollten saumlmtliche Kanaumlle genutzt werden dabei immer passend wohl dosiert und fokus-siert auf das gewaumlhlte Medium und die jeweilige Information Dazu zaumlhlen beispielsweise das Internet Social Media Plakate Flyer und natuumlrlich auch die Face-to-Face-Kommunikation

Sind Studierende als Multiplikatorinnen Multiplikatoren und Botschafterinnen und Botschafter aktiv erleichtert das den Zugang zur Zielgruppe vor allem durch eine Face-to-Face-Kommunikation auf Augenhoumlhe (siehe TK LVG amp AFS 2018)

Erfahrungen zeigen dass es sinnvoll sein kann das Thema Gesundheit mit anderen Themen zu verknuumlpfen welche die Zielgruppe der Studierenden in ihrer Lebensphase besonders ansprechen und damit den Blick auf das Thema Gesundheit zu erweitern SGM-Projekte sind oft mit einem Logo oder einem Slogan verbunden der die Studierenden anspricht und breit und marketingwirksam bewirbt (siehe TK LVG amp AFS 2018)

Unvorhergesehenes im Projekt Eine Planung geht eigent-lich nur richtig gut auf wenn die Akteurinnen und Akteure des Projektes in der Lage sind mit Unvorhergesehenem adaumlquat umzugehen und Plaumlne flexibel an sich aumlndernde Gegeben-heiten anzupassen Das kann bedeuten Zielaspekte zu aumlndern oder anzupassen und sich von liebgewonnenen Gewohnheiten zu trennen

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TK ndash Techniker Krankenkasse LVG amp AFS ndash Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen (Hrsg) (2018) Gesundheitsmanagement fuumlr Studierende duz spezial Berlin Unter wwwgesundheitsfoerdern-de-hochschulendeInhalteO1_StartseiteduzSpecial_ M03_TK_230318pdf Zugegriffen 1892018

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34 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Einfuumlhrung in den Public Health Action Cycle Eine Systematik zur Projektpla-nung fuumlr das Gesundheitsmanagement fuumlr Studierende an Hochschulen bietet der sogenannte bdquoPublic Health Action Cycleldquo der den Aktionsprogrammen der Weltgesundheitsorganisation und vielen weiteren gesundheitsbezogenen Projek-ten zugrunde liegt ndash so auch den Aktivi-taumlten des Netzwerks bdquoHealth Promoting Universitiesldquo

Dieser Zyklus gliedert sich in vier auf-einander folgende Schritte Der erste Schritt ist die Definition und Bestim-mung des zu bearbeitenden Problems (siehe Seite 36 bdquoAnalyseldquo) dem die Konzipierung und Festlegung einer zur Problembearbeitung geeignet erschei-nenden Strategie oder Maszlignahme folgt (siehe Seite 38 bdquoInterventionspla-nungldquo) Im dritten Schritt werden dann die Interventionen implementiert (Interventionsumsetzung) um im ab-schlieszligenden Schritt die durch die Inter-

PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Leiter des AB Public Health an der Freien Uni versitaumlt Berlin und verschiedener Projekte zur Gesundheitsberichterstat tung bei Studierenden sowie zum Studentischen Gesundheitsmanage-ment

Tino Lesener Wissenschaftlicher Mitarbeiter im SGM-Projekt bdquoHealthy Campus Freie Universitaumlt Berlin Gesund studieren

ventionen erzielten Wirkungen abzu-schaumltzen (siehe Seite 42 bdquoEvaluationldquo) Sollte das eingangs definierte Pro-blem nicht oder nur in Teilen geloumlst worden oder die Loumlsung mit uner-wuumlnschten Neben- beziehungsweise Folgewirkungen verbunden sein koumlnnten diese zum Gegenstand ei-nes neuen Durchlaufs dieses Zyklus fuumlhren

Im ersten Schritt ndash der Analyse ndash wird die gesundheitliche Situation der Studierenden an Hochschulen analysiert Hier gibt es verschiedene Ansaumltze die sich in ihrer Systematik unterscheiden Ausgangspunkte koumlnnen zum Beispiel Fokus-gruppen in einem Studienfach oder aber Statistiken uumlber die Inanspruchnahme hochschuleigener Beratungsangebote sein Da hier jeweils nur eine Auswahl Studierender beteiligt wird sind hier Erhebungsstrategien zu empfehlen die im Idealfall allen Studierenden einer Hochschule die Moumlglichkeit bieten Angaben zu ihrem Gesundheitszustand beziehungsweise zu ihrem Gesundheitsverhalten zu machen

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Analyse

Intervention

Interventionsplanung Evaluation

Sichtbar werden dabei in der Regel ver-schiedene Problembereiche die nach-einander bearbeitet werden sollten Im zweiten Schritt ndash der Interventionspla-nung ndash gilt es die identifizierten Proble-me zu priorisieren die Adressatengrup-pe fuumlr Interventionen zu bestimmen und Maszlignahmen auszuwaumlhlen die geeignet sind das jeweilige Problem zu loumlsen

Im dritten Schritt ndash der Intervention ndash gilt es die Maszlignahmen umzusetzen und deren Implementation zu begleiten Auch gute Plaumlne koumlnnen selten ohne

Abstriche umgesetzt werden Hier gilt es jeweils abzuschaumlt-zen ob diese den Interventionserfolg gefaumlhrden um dann die Plaumlne so zu modifizieren dass sie dennoch zielfuumlhrend bleiben

Im abschlieszligenden vierten Schritt ndash der Evaluation ndash wird im Rahmen einer Prozess- und Ergebnisevaluation beurteilt in-wieweit das eingangs definierte Problem behoben werden konnte War die Intervention erfolgreich und ohne uner-wuumlnschte Folge- und Nebenwirkungen so kann ein neues Problem bearbeitet werden Fiel der Erfolg geringer als ge-wuumlnscht aus koumlnnen die Maszlignahmen neu ausgerichtet werden und einen neuen Durchlauf des Zyklus anstoszligen

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36 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Analyse Um festzustellen wie gut der Gesundheitszustand von Studierenden einer Hochschule ist wo sich die Studie-renden wohlfuumlhlen und wo sie gesund-heitliche Einbuszligen berichten ist eine Analyse hilfreich Mit dieser kann dann bestimmt werden wo Interventionen sinnvoll und notwendig sind und wie sie sich zielfuumlhrend und gewinnbringend gestalten lassen Hier helfen drei Fragen

1) Wer berichtet eine gute Gesundheit und wer gesundheitliche Einbuszligen

2) Was verursacht das Wohl- oder Miss-befinden und was erhaumllt es aufrecht

3) Wo besteht Veraumlnderungsbedarf

Diese Fragen koumlnnen in einer Bestands-aufnahme adressiert werden fuumlr die unterschiedliche Erhebungsverfahren eingesetzt werden koumlnnen Vorgestellt werden hier Befragungen Fokusgruppen Experteninterviews und Netzwerkana-lysen in ihren bevorzugten Anwen-dungskontexten

Online- und Offline-Befragungen Uumlber die Verbreitung und Verteilung von Gesundheitsrisiken und -chancen verbunden mit der Moumlglichkeit Ursa-chen Folgen sowie krankheitsassozi-ierte Faktoren aufzudecken informieren flaumlchendeckende Erhebungen bei Stu-dierenden einer Hochschule oder einer Region Hochschulbezogene Befragun-gen wie zum Beispiel der University Health Report an der Freien Universitaumlt Berlin oder der TU Kaiserslautern sowie die bundesweite Befragung zur Gesund-heit Studierender in Deutschland 2017 buumlndeln demografische Merkmale po-sitive und negative Gesundheitsindika-toren Ressourcen und Anforderungen der Studiensituation sowie das Gesund-heitsverhalten Damit stehen neben lokalen Daten auch hochschuluumlbergrei-fende Referenzwerte zur Verfuumlgung Mit gleicher Instrumentierung lassen sich diese an der eigenen Hochschule reproduzieren und somit in einem Wertevergleich Handlungsbedarf fest-stellen Die breite Instrumentierung er-laubt es mit Gesundheitsrisiken assozi-ierte Faktoren aufzudecken und fuumlr Interventionen zugaumlnglich zu machen So wird dann beispielsweise nicht nur das Stresserleben Studierender zum Thema sondern auch damit assoziierte Merkmale der Studiensituation wie zum Beispiel der Zeitaufwand fuumlr das Studi-um die Pruumlfungslast oder der wahrge-nommene Zeitdruck Bei wiederholten

PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Leiter des AB Public Health an der Freien Uni versitaumlt Berlin und verschiedener Projekte zur Gesundheitsberichterstat tung bei Studierenden sowie zum Studentischen Gesundheitsmanage-ment

Christine Wolter Wissenschaftliche Mitarbeiterin im SGM-Projekt bdquoHealthy Campus Freie Universitaumlt Berlin Gesund studieren

Befragungen (Zwei-Jahresintervall) las-sen sich auch Trends und Veraumlnderun-gen feststellen um Fehlentwicklungen fruumlhzeitig zu erkennen und abzustellen

Fokusgruppen Fokusgruppen sind an Leitfragen orientierte moderierte Dis-kussionen mehrerer Studierender (sechs bis zwoumllf) zu einem gesundheitsbezo-genen Thema (siehe Seite 56 bdquoAnlage 1IVldquo) Dabei steht die Sichtweise und Bewertung eines Themas durch die Gruppe der Teilnehmenden im Vorder-grund Durch das Aufeinandertreffen auch kontroverser Ansichten erhoffen sich die Durchfuumlhrenden ein vertieftes Verstaumlndnis des Themas Fokusgruppen wurden bislang zum studentischen

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Gesundheitsmanagement eingesetzt um Themen rund um die Gesundheit Studierender (Ernaumlhrung Bewegung) oder die Organisation eines SGM an der Hochschule zu ergruumlnden Der besonde-re Wert der Fokusgruppen liegt darin aus studentischer Perspektive eine Viel-zahl an Vorschlaumlgen zur Loumlsung eines Problems zu sammeln

Expertinnen- und Experteninterviews Interviews mit Personen die aufgrund ihres Status oder ihrer Funktion in Bezug auf ein Thema uumlber ein besonderes (Uumlberblicks-)Wissen uumlber Erfahrungen oder uumlber einen privilegierten Zugang zu Informationen verfuumlgen werden als Expertinnen- und Experteninterviews bezeichnet Fuumlr ein studentisches Ge-sundheitsmanagement sind dies in erster Linie die Studierenden selbst die neben ihrem eigenen Wissen und ihren Erfahrungen auch die von Mitstudie-renden einbringen koumlnnen Wenn sie zusaumltzlich in Hochschulstrukturen ein-gebunden sind (wie Fachschaft Aus-bildungskommissionen) verfuumlgen sie daruumlber hinaus aufgrund ihres Engage-ments uumlber einen privilegierten Zugang zu Informationen uumlber beispielsweise gesundheitliche Belastungen und Res-sourcen von Mitstudierenden oder suboptimale Studienbedingungen Wei-tere Expertinnen und Experten sind Personen die aufgrund ihrer Funktion an Schnittstellen in Lehre und Verwal-tung fuumlr Studierende zustaumlndig sind

Neben Lehrenden sind dies diejenigen die Lehrangebote planen und organi-sieren aber auch Mitarbeitende aus Serviceeinrichtungen fuumlr Studierende (Informations- und Beratungsangebo-te) Pruumlfungsbuumlros dem Hochschul-sport den Mensen Bibliotheken und so weiter Das Patchwork verschiedener Perspektiven ermoumlglicht Bereiche zu identifizieren in denen Optimierungs-potenzial besteht

Tagebuchstudien Tagebuchstudien ermoumlglichen Aussagen uumlber die Konti-nuitaumlt und Regelmaumlszligigkeit von Er-eig-nissenSituationen und geben ei-nen differenzierten Einblick in Abfolgen von Ereignissen und Befinden Kalenda-rische Tagebucheintraumlge zur Zeitver-wendung von Studierenden geben einen guten Einblick in das Ausmaszlig und die Verteilung studienbezogener Arbeiten uumlber Tage und Wochen Ergaumlnzt um Angaben zum Stresserleben in einer Woche laumlsst sich dieses mit vorherge-henden Aktivitaumlten in Verbindung bringen Themen von Tagebuchstudien mit Studierenden sind zum Beispiel Substanzkonsum in Folge von Studien-leistungen Emotionen und deren Regulation in Lern- und Leistungssitu-ationen das Studierverhalten sowie Stresserleben und Snacken

Netzwerkanalysen Die (soziale) Netz-werkanalyse ermoumlglicht die Erfassung und Analyse sozialer Beziehungen So kann zum einen das Netzwerk selbst Gegenstand sein (Groumlszlige Dichte) die Anforderungen aus dem Netzwerk (Kontaktaufbau und -pflege) es koumlnnen aber auch Konflikte und Unterstuumltzung zum Gegenstand werden Ausgehend von der Annahme dass eigene Einstel-lungen Orientierungen und Verhaltens-weisen staumlrker von Personen gepraumlgt werden mit denen man sich verbunden fuumlhlt wird die Bedeutung des Netzwerks fuumlr das Studier- und Leistungsverhalten aber auch fuumlr das Gesundheits- und Risikoverhalten (Bewegung Ernaumlhrung Substanzkonsum) hervorgehoben

Das Community Mapping oder auch Photovoice sind Erhebungsformen die visuelle Dokumentation und Erzaumlhlung miteinander verbinden zu denen es bislang noch wenige Erfahrungen in Projekten zum studentischen Gesund-heitsmanagement gibt

38 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Interventionsplanung Der Analyse schlieszligt sich in der Regel die Interventi-onsplanung an Wurde beispielsweise aus Kapazitaumlts- oder Zeitgruumlnden keine hochschuleigene Analyse durchgefuumlhrt kann auf bereits bestehende Analysen zuruumlckgegriffen werden (zum Beispiel Gruumltzmacher et al 2018 bdquoGesundheit Studierender in Deutschland 2017ldquo) Wichtig ist jedoch vor Ort qualitativ Ansatz-punkte fuumlr Interventionen zu unterlegen beispielsweise durch Fokusgruppen oder strukturierte Interviews

In vielen Settingprojekten gibt es bereits in der Analysephase kleinere Interventionen die auf das Thema aufmerksam machen wie beispielsweise ein Gesundheitstag speziell fuumlr Studierende

Bei der Planung handelt es sich nicht um einen rein formalen Akt Das ergibt sich schon allein aus der Tatsache dass hier die Weichen dafuumlr gestellt werden was im Setting genau passieren soll Es geht um die Sichtbarkeit und um die Wirksamkeit So ist die Analyse selbst bereits eine starke Intervention Sie laumlsst die Akteurinnen und Akteure des Settings aufhorchen bdquoHier passiert etwas meine Gesundheit und mein Wohlbefinden werden wichtigldquo

Wie kann man konkret vorgehen Seibold et al (2010) empfehlen in einem ersten Schritt relevante Themen aus den Analyseergebnissen abzuleiten und zu reflektieren welche Bedeutung und Wichtigkeit diese Themen in der Kulturlandschaft der Hoch-schule einnehmen Welche Zielgruppe ist betroffen Wie muss die Kommunikation aussehen um die Gruppe zu erreichen Auch ist zu bedenken ob man beispielsweise einen Studiengang anspricht oder eine darin sich befindende besonders belastete Gruppe Moumlglicherweise beziehen sich die Interventionen auch auf andere Status-gruppen die in der Lehre oder an einer Schnittstelle zu den Studierenden taumltig sind In dieser Phase werden haumlufig Fokusgruppen durchgefuumlhrt um qualitativ weitere Aspekte zu Ressourcen und Belastungen zu gewinnen (siehe Seite 56 bdquoAnlage 1IVldquo)

Daraufhin folgt eine Priorisierung der ermittelten Gesundheitsthemen und eine Definition der angestrebten Ziele (kurz- mittel- und langfristig siehe Seite 31 bdquoPlanungldquo) Mit der Priorisierung der Gesundheitsthemen ist die Definition der zu erreichenden Zielgruppen verknuumlpft Wo brennt es am meisten Welche Themen sind auch der Hochschulleitung deutlich und wo bekommt man entsprechend Ruumlckenwind Wo koumlnnen (moumlglichst schnell) sichtbare Erfolge erzielt werden (sogenannte Quick-Wins) Gibt es Strukturen und Angebote die miteingebunden werden koumlnnen

Die geplanten Interventionen koumlnnen auf verschiedenen Ebenen ansetzen wie zum Beispiel auf der Individuumsebene dem physischen oder sozialen Umfeld dem Arbeits- und Lernumfeld oder Dienstleistungssektor (siehe Seite 27 bdquoSpezifika und Handlungsfelderldquo) Sie sollten sowohl auf der Verhaumlltnis- als auch auf der Verhalten-sebene greifen und die Ebenen bestenfalls miteinander verzahnen (Altgeld und Kolip 2014) Speziell in Bezug auf die Ableitung von Maszlignahmen die die Verhaumlltnisse ange-

Sabine Koumlnig Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Ines Niemeyer Freie Mitarbeiterin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Dr Brigitte Steinke Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

hen ist es wichtig die Verantwortlichen einzuladen die fuumlr die Gestaltung der Strukturen in der Hochschule Entschei-dungsbefugnisse haben beispielsweise den Prorektoren fuumlr Studium und Lehre wenn es um die Ausgestaltung von Pruuml-fungsphasen geht

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Einen nicht unerheblichen Einfluss auf den Erfolg des Projektes haben die zur Verfuumlgung stehenden finanziellen und perso-nellen Mittel (siehe Seite 25 bdquoFinanzielle und personelle Res-sourcenldquo) Sie sind entscheidend fuumlr den Umfang der anvisier-ten Interventionen und sollten im Laufe des Projektes stetig uumlberpruumlft werden

Es hat sich bewaumlhrt Studierende zu befaumlhigen als Multiplika-torinnen und Multiplikatoren im Themenfeld Gesundheitsfoumlr-derung taumltig zu werden und das Projekt auch im Sinne der Partizipation (siehe Seite 45 bdquoPartizipationldquo) zu bereichern Mit diesem Empowerment wird die Selbstbestimmung und Eigenverantwortung der Studierenden gestaumlrkt und erhoumlht Dies wirkt an sich schon gesundheitsfoumlrderlich (Frost und Mierke 2013 Zimmermann 2000)

Im Laufe der Interventionsplanung sollten priorisierte Ziele nicht aus dem Blick geraten Ziele und Zielgruppen gilt es regelhaft zu uumlberpruumlfen und anzupassen

Literatur Altgeld T Kolip P (2014) Konzepte und Strategien der Gesundheitsfoumlrderung In Hurrelmann K Klotz T Haisch J (Hrsg) Lehrbuch Praumlvention und Gesundheitsfoumlrderung 4 Auflage Bern Verlag Hans Huber Seite 45-57

Frost B Mierke K (2013) Stresserleben und Stressbewaumlltigung bei Studierenden Funktionale und dysfunktionale Strategien und weitere Einflussvariablen Journal of Business and Media Psychology (1) 13ndash24

Gruumltzmacher J Gusy B Lesener T Sudheimer S Willige J (2018) Gesundheit Studierender in Deutschland 2017 Ein Kooperati-onsprojekt zwischen dem Deutschen Zentrum fuumlr Hochschul-und Wissenschaftsforschung der Freien Universitaumlt Berlin und der Techniker Krankenkasse Unter wwwfu-berlindege-sund-studieren Zugegriffen 20112018

Seibold C Loss J Nagel E (2010) Gesunde Lebenswelt Hochschu-le Ein Praxishandbuch fuumlr den Weg zur Gesunden Hochschule Techniker Krankenkasse (Hrsg) Veroumlffentlichungen zum Be-trieblichen Gesundheitsmanagement der TK Bd 23 Hamburg

Zimmerman BJ (2000) Self-Efficacy An Essential Motive to Learn Contemporary Educational Psychology 25 (1) 82ndash91 doiorg101006ceps19991016

Interventionen und Maszlignahmen Nachdem Interventionen und Maszlignahmen geplant wurden (siehe Seite 38 bdquoInterventi-onsplanungldquo) geht es an die Umsetzung dieser Im Folgenden werden verschiedene Beispiele fuumlr Interventionen auf verschie-denen Ebenen und in unterschiedlichen Handlungsfeldern dargestellt (siehe Seite 27 bdquoSpezifika und Handlungsfelderldquo) Idealerweise werden verhaumlltnis- und verhaltensorientierte In-terventionen miteinander verzahnt Diese sind nicht immer klar voneinander getrennt es koumlnnen sich Schnittmengen ergeben

Beispiele fuumlr verhaumlltnisorientierte Interventionen Unter verhaumlltnisorientierten Interventionen versteht man jene Inter-ventionen die sich auf die strukturelle Ebene beziehen und somit das Umfeld von Personen einschlieszligen

Physisches Umfeld An der Universitaumlt Wuppertal wurden neue Entspannungs- und Ruumlckzugsareale im Studien- und Ar-beitsumfeld geschaffen Dazu wurde beispielsweise ein Haumlngemattenpark mit Strandkoumlrben und Liegestuumlhlen zur Erholung im Freien eroumlffnet Ebenfalls wurde den Hochschul-angehoumlrigen ein Snoozle-Raum zur Verfuumlgung gestellt um sich zu entspannen oder eine kreative Auszeit vom Alltag zu nehmen Des Weiteren hat die Hochschule eine Lehrkuumlche eingerichtet in der insbesondere Studierende ernaumlhrungsspezifisches Wissen in Theorie und Praxis vermittelt bekommen (www gesundeuni-wuppertaldeangeboteentspannung-rueck zugsareale-am-grifflenberghtml)

Soziales Umfeld An der TU Kaiserslautern (TUK) koumlnnen Stu-dierende einmal pro Woche hochwertigen Kaffee an einem selbstgebauten Fahrrad-Cafeacute kaufen Dieser wird nur in Es-pressokannen serviert sodass Studierende mindestens zu zweit bestellen muumlssen und die Pause gemeinsam auf der Wiese genieszligen bdquoTo goldquo-Becher werden nicht ausgegeben Dadurch wird der soziale Austausch miteinander gefoumlrdert Das sogenannte Cafeacute TUK TUK ist inzwischen an der Univer-sitaumlt eine Institution und traumlgt zur Entschleunigung und Erholung vom Studienalltag bei

40 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Das Cafeacute TUK TUK wird bereichert durch das Angebot eines Biobauern der regionales Obst und Gemuumlse auf dem Campus verkauft (wwwcampusplusuni-kldeprojekteaspx) Auch auszligerhalb des Studienalltags ermoumlglicht die TU Kaiserslautern den Studierenden ein soziales Miteinander Einmal pro Sommersemester wird in der Phase mit hohem Pruumlfungs-stress ein OpenStage organisiert Studierende koumlnnen dort bewusst auf andere Gedanken kommen und gemeinsam mit ihren Kommilitonen einen Abend verbringen Studierende ge-stalten fuumlr Studierende selbst das Programm (wwwcampus-plusuni-kldeeventsaspx)

Arbeits- und Lernumfeld Eines der Ziele des SGM am KIT besteht in der Etablierung einer bewegungsfreundlichen Lehr- und Lernkultur In diesem Zusammenhang wurden in Kooperation mit der Bibliothek des KIT mobile Schreib-tischaufsteller angeschafft die von Studierenden ausgelie-hen werden koumlnnen um so das Lernen im Stehen zu ermoumlg-lichen Des Weiteren wurde ein Campusplan angefertigt auf dem alle fuumlr Studierende zugaumlnglichen Steharbeitsplaumltze ersichtlich sind (wwwsportkiteduhochschulsportactivi-tykitphp)

Dienstleistungssektor Das Studierendenwerk der Universitaumlt Bonn bietet in der bdquoHealthy Campus Bonn Wocheldquo in Zusam-menarbeit mit dem Institut fuumlr Ernaumlhrungs- und Lebensmit-telwissenschaften ein ausgewogenes Healthy Campus Menuuml in allen Mensen der Universitaumlt an (wwwuni-bonnde einrichtungenpe-karrierehealthy_campus_bonnhealthy- campus-bonn-woche)

Eine Arbeitsgemeinschaft aus 57 unabhaumlngigen Studieren-denwerken hat das Projekt bdquomensaVitalldquo initiiert welches zum Beispiel an der Universitaumlt Paderborn und der Hochschule Fulda umgesetzt wird bdquomensaVitalldquo steht fuumlr frische aus-gewogene und zeitgemaumlszlige Speisen Es werden frische Kraumluter statt Wuumlrzmischungen verwendet und eine vitaminschonende und fettarme Zubereitung gewaumlhrleistet unter anderem dadurch dass auf frittierte und panierte Speisen verzichtet wird bdquomensaVitalldquo zeigt dass gesunde Ernaumlhrung lecker ist (wwwstudierendenwerk-pbdegastronomieweitere- angebotemensavital)

Individuelle Ebene An der TU Ilmenau wurde im Winterse-mester 201718 das Projekt bdquoSchritt fuumlr Schritt fitldquo ins Leben gerufen Ziel des Projektes ist es die Gesundheit der Men-schen in ihrem taumlglichen Umfeld zu foumlrdern die individuellen Ressourcen zu staumlrken und einen Risikofaktor der heutigen bdquoSitzgesellschaftldquo die mangelnde Bewegung abzubauen bdquoSchritt fuumlr Schritt fitldquo soll durch gezielt gesetzte visuelle Reize zu mehr Bewegung und koumlrperlicher Aktivitaumlt animie-ren Treppenaufkleber mit Spruumlchen wie bdquoGesuumlnder leben hellip Rezeptfrei hier im Treppenhausldquo oder bdquoHier entlang hellip fuumlr Fit-ness und Wohlbefindenldquo wollen zeigen dass schon wenige Schritte mehr am Tag einen wichtigen Beitrag zu mehr Gesund-heit leisten koumlnnen (wwwtu-ilmenaudeensfsf)

Strukturelle Ebene An der TU Kaiserslautern besteht ein Gremium bdquoStudierendengesundheitldquo Es setzt sich aus stu-dentischen Vertretern der Fachschaften des Studierenden-parlamentes des AStAs des SGM-Teams und hauptamtlichen Vertretern der Universitaumlt (psychologische Beratungsstelle BGM et cetera) zusammen Einmal im Semester informiert das SGM-Team das Gremium bdquoStudierendengesundheitldquo uumlber aktuelle Maszlignahmen und Themen Im Rahmen dieser Sitzun-gen werden Projektplaumlne gesundheitsrelevante Themen und anstehende Maszlignahmen diskutiert (wwwcampusplus uni-kldestudierendengesundheitaspx)

An der Universitaumlt Wuppertal gibt es die Service- und Bera-tungsstelle fuumlr Gesundheit bdquoBUWbewegtldquo Das ist eine zentra-le Anlaufstelle fuumlr alle Angehoumlrigen der Hochschule Es geht beispielsweise um Gesundheitsangebote Aktionen Bera-tung fuumlr Gesundheit Familie und mehr (wwwgesundeuni- wuppertaldewir-stellen-uns-vorhtml)

Beispiele fuumlr verhaltensorientierte Interventionen Unter verhaltensorientierten Interventionen versteht man Interventi-onen die sich auf die individuelle Ebene einer Person beziehen und an deren Verhalten ansetzen

Bewegungsfoumlrderung An verschiedenen Hochschulen koumlnnen Dozentinnen und Dozenten fuumlr ihre Vorlesung einen Pausenexpress buchen Eine Trainerin oder ein Trainer kommt daraufhin in die Vorlesung und fuumlhrt eine viertel Stunde lang Uumlbungen mit der Studierendengruppe durch (zum Beispiel wwwhochschulsportrwth-aachendecmsHSZSport Sportangebot~njofStudierenden-Pausenexpress)

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Die Universitaumlt Goumlttingen hat kostenfreie Angebote zur Bewe-gungsfoumlrderung der Studierenden geschaffen Es werden zum Beispiel Yoga in der Mittagspause Ruumlckenkurse Laufkurse Outdoortraining Mountainbiketouren et cetera angeboten zu denen sich die Studierenden online anmelden koumlnnen (wwwhealthycampus-goettingendeactivitieskursange-bot-2)

An der PH Heidelberg ist im Rahmen des SGM das Projekt bdquoKopfstehenldquo implementiert worden Es geht speziell um die Reduzierung sitzenden Verhaltens Studierender im Hoch-schulkontext ndash bdquoKopf-Stehenldquo Dafuumlr wurde zum Beispiel ein Stehlabor entwickelt bewegungsaktivierende Filme mit Dozie-renden in Vorlesungen und Seminaren gedreht und Studieren-de zu bdquoSitz-Steh-Bewegungsberaterinnenldquo weitergebildet (wwwph-heidelbergdekopf-stehenhtml)

Stressbewaumlltigung Die HTWK Leipzig integriert das Stress-bewaumlltigungsprogramm TK-MentalStrategien in die Lehre Fuumlr die Teilnahme an diesem Programm erhalten Studierende ECTS-Punkte Auch weitere Lehrveranstaltungen die auf die Gesundheitsfoumlrderung der Studierenden abzielen werden mit ECTS-Punkten versehen (wwwhtwk-leipzigdelebenund-du-somach-nen-punkt)

Ernaumlhrungs- und Gesundheitskompetenzbildung An der Georg- August- Universitaumlt Goumlttingen gibt es Kochkurse sowie Seminare und Workshops zum Thema (gesunde) Ernaumlhrung an denen die Studierenden kostenfrei teilnehmen koumlnnen (wwwhealthycampus-goettingendeactivitieskochen)

Schluumlsselqualifikationserwerb Das bdquohealthy Campus Pro-jektldquo der Universitaumlt Goumlttingen bietet ein Zertifikatsprogramm zum Thema Gesundheitskompetenz an In diesem koumlnnen Studierende Seminare zu den Themen Gesundheitsfoumlrderung Bewegung in Theorie und Praxis Ernaumlhrung Stressbewaumll-tigung et cetera belegen und dafuumlr ECTS-Punkte sammeln (wwwhealthycampus-goettingendeacademyschluessel kompetenzen)

Am KIT sind gesundheitsbezogene Themen Teil der Schluumls-selqualifikationslehre Damit gehoumlren sie zum Wahlpflichtbe-reich saumlmtlicher Studiengaumlnge und sind in die universitaumlre

Kernaufgabe bdquoLehreldquo integriert Im Programm des House of Competence (HoC zentrale Schluumlsselqualifikationseinrich-tung am KIT) werden unter anderem Veranstaltungen zum Lern- und Stressmanagement zur Gesunderhaltung im Leh-rerinnenberuf oder zum gesundheitsbewussten Miteinan-der in Studium und Beruf angeboten (studiumhockitedu) Daruumlber hinaus werden gezielt Inhalte aus dem SGM-Projekt bdquoMyHealthldquo (wwwmyhealthkitedu) als Anwendungsbeispiel in Schluumlsselqualifikationsseminare ndash zum Beispiel Projektma-nagementseminare ndash eingespeist So werden auch Studieren-de erreicht die nicht per se an gesundheitsbezogenen Fra-gestellungen interessiert sind Durch die Integration des Themas in die Schluumlsselqualifikationslehre werden Studieren-de in der Breite fuumlr das Thema bdquoGesund studierenldquo sensibili-siert und gleichzeitig an der Maszlignahmenentwicklung des SGM am KIT beteiligt

Suchtmittelpraumlvention Die Mitarbeitenden des bdquohealthy Campus Goumlttingenldquo sind auf Uni-Partys der einzelnen Fakul-taumlten unterwegs mit einem Alkoholtester Diesen duumlrfen die Studierenden freiwillig nutzen um ihr Bewusstsein hinsichtlich ihres Alkoholkonsums zu schaumlrfen Auszligerdem gibt es zu unter-schiedlichen Themen (zum Beispiel bdquoPsychische Gesundheitldquo bdquoSuchtverhaltenldquo) offene und kostenfreie Beratungsangebote die healthy hour (wwwhealthycampus-goettingendeacti-vitieshealthy-hour)

Im Rahmen des University Health Report wurde an der Freien Universitaumlt Berlin in Kooperation mit dem Bremer Leibniz-Ins-titut fuumlr Praumlventionsforschung und Epidemiologie (BIPS GmbH) eine Soziale-Normen-Intervention zur Reduktion beziehungs-weise Vorbeugung von riskanten Alkoholkonsummustern durchgefuumlhrt Der Soziale-Normen-Ansatz geht davon aus dass bei Studierenden soziale Beziehungen zu Peers und daraus hervorgehende Einfluumlsse (in Form der Wahrnehmung des Verhaltens anderer) eine Rolle fuumlr den Alkoholkonsum spielen Die systematische Uumlberschaumltzung des Alkoholkon-sums Mitstudierender steht dabei im Zusammenhang mit einem erhoumlhten eigenen Alkoholkonsum Der Evaluationsbericht der Intervention wurde online veroumlffentlicht (wwwewi-psyfu-berlin deeinrichtungenarbeitsbereicheppgmediapublikationen schriftenreiheISPI_Gesamtbericht_V09pdf)

42 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Evaluation Eine nachhaltige und langfristige Sicherung eines SGM erfor-dert eine Bewertung und Dokumenta-tion Andernfalls hat es bdquonicht stattge-fundenldquo beziehungsweise laumlsst es keine Schluumlsse uumlber den Erfolg oder Misser-folg zu Eine Darstellung des Nutzens und der Gruumlnde fuumlr eine Evaluation im SGM findet sich im folgenden Absatz bdquoHochschulen die SGM erfolgreich um-setzen bauen ihre Aktivitaumlten auf Be-darfs- und Beduumlrfnisanalysen auf und uumlberpruumlfen ihre Aktivitaumlten regelmaumlszligigldquo (TK LVG amp AFS 2018 Seite 8)

Der Nutzen von und Gruumlnde fuumlr eine Evaluation im SGM bull Steuerung des Gesamtprojektes SGM bull Verbesserung der Arbeit (Stolperstei-

ne Erfolgsfaktoren) bull Rechtfertigung der verwendeten

personellen und finanziellen Ressourcen

bull Legitimation der Vorgehensweise bull Dokumentation von Erfolgen bull Verbesserung der Akzeptanz des

SGM innerhalb der Hochschule bull Weiterentwicklung des SGM

Ein gutes praktisches Beispiel fuumlr ein Element einer gelungenen Planungs-evaluation und Dokumentation ist die sogenannte Wanderausstellung der TU Kaisers lautern Hier wurden die Ergeb-nisse des University Health Report (UHR) aufwendig aufgearbeitet und an-sprechend an allen Stellen des Campus praumlsentiert (siehe wwwuni-kldesgm poster-uhr-ergebnisse) Im Sinne der Planungsevaluation wurden die geplan-ten Interventionen mit diesen Analy-seergebnissen abgeglichen und ent-sprechend angepasst

Vorausgegangen ist dieser Analyse eine strategische Diskussion im Steuerungs-gremium wie der Prozess des SGM prin-zipiell evaluiert werden kann Unter anderem wurde hier vereinbart nach einem bestimmten Zeitablauf den UHR zu wiederholen um die Wirksamkeit des Projektes festzustellen und Anhalts-punkte fuumlr das Vorgehen zu erhalten (Ergebnisevaluation)

Evaluation (lateinisch valere = wert sein) bedeutet im allgemeinen Ver-staumlndnis bdquoBewertungldquo bdquoBeurteilungldquo Im wissenschaftlichen Sinne und Kon-text des SGM handelt es sich bei Evalua-tion um die systematische empirische Untersuchung und methodisch gesi-cherte Datenanalyse zur Bewertung der Gesamtkonzeption und Umsetzung des SGM innerhalb der Organisation Hochschule Im Sinne einer Erfolgskon-trolle wird mit der Evaluation die Frage beantwortet ob das angestrebte Ziel erfuumlllt wurde Gegenstand koumlnnen hier-bei die Planung selbst (Planungsevalua-tion) Strukturen fuumlr das beziehungs-weise des SGM (Strukturevaluation) die einzelnen Prozesse und Prozessablaumlufe des SGM (Prozessevaluation) die Kon-textfaktoren und Ressourcen fuumlr das SGM sowie die Ergebnisse insgesamt oder einzelner Projekte Interventionen und Maszlignahmen sein (Ergebnisevaluation)

Planungsevaluation (auch Strategie-evaluation genannt) Selbstreflexion anhand von strukturierten Fragestel-lungen bezogen auf die Planungsphase die noch vor der Umsetzung des Pro-jektes stattfindet Zum Beispiel Ist die Beduumlrfnislage der Studierenden in der Planungsphase ausreichend beruumlck-

Prof Dr med Eva Hungerland Wissenschaftliche Leitung des Gesundheitsmanagements der DHBW Stuttgart und fuumlr die Entwicklung des Studentischen Gesundheitsmanage-ments der DHBW mit verantwortlich

Jaqueline Metken Projektkoordinato-rin des bdquoDHBeWegt Dichldquo Projektes im Rahmen der Initiative bdquoBewegt Studieren

ndash Studieren bewegtldquo und Masterstudentin an der Berlin School of Public Health

sichtigt In der Planungsphase werden auch Ziele des SGM als messbare Indi-katoren (Kennzahlen) der Zielerrei-chung formuliert

Strukturevaluation Der Fokus liegt auf der Erhebung der Struktur des Settings Hochschule Die Analyse kon-zentriert sich somit auf die Eignung der (foumlrderbaren) Rahmenbedingungen des Settings Hochschule fuumlr das SGM Beruumlcksichtigt werden dabei die zur Verfuumlgung stehenden Ressourcen wie die vorhandenen Strukturen Gremien und Initiativen

Prozessevaluation Die Beurteilung erfolgt kontinuierlich waumlhrend des jewei-ligen SGM-Programms Es wird uumlber-pruumlft inwieweit der geplante Verlauf des Gesamtkonzeptes oder der einzelnen

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Teilprojekte erfolgt ist Moumlgliche Indikatoren sind beispiels-weise der Grad der Erreichung der Zielgruppe oder die Akzep-tanz der Maszlignahme

Ergebnisevaluation Evaluiert wird die Frage der Zielerrei-chung von kurz- mittel- und langfristigen Zielen des Gesamt-konzeptes SGM Dabei koumlnnen auch verschiedene Interventio-nen verglichen oder Effekte wie beispielsweise die Steigerung des Wohlbefindens durch die Maszlignahme evaluiert werden

Hierbei baut die Evaluation auf vorangegangene Phasen des Public Health Action Cycle auf (siehe Seite 31 bdquoPlanungldquo) Im letzten Schritt dieses (Projekt-)Managementkreises wird die Wirksamkeit durch einen Vergleich mit den zu Beginn auf-grund der auf Datenanalyse fixierten Ziele Zwecke und Inter-ventionen des SGM fuumlr die jeweilige Hochschule uumlberpruumlft und dokumentiert (Evaluationsbericht) Die Veroumlffentlichung und Diskussion dieser Ergebnisse dienen der Transparenz und Qualitaumltsverbesserung und flieszligen in die naumlchste Phase des Public Health Action Cycle ein

Da es sich bei der Evaluation um eine qualitaumltssichernde Maszlignahme handelt empfiehlt sich die Einbettung in Qualitaumlts-managementprozesse der Hochschule Stakeholder aus dem Bereich Prozessmanagement oder Controlling sollten optimaler Weise bereits zu Beginn des SGM eingebunden werden Insbe-sondere auch um gemeinsam Kennzahlen festzulegen oder schon vorhandene zu verwenden Ansonsten bietet sich das Erstellen eines eigenen Qualitaumltshandbuches fuumlr das SGM an

Tabelle 1 Methoden und Instrumente

Das verwendete methodische Verfahren genauer gesagt die Instrumente der Evaluation haumlngen davon ab ob die Wirk-samkeit des Gesamtprojektes (Ergebnisevaluation) oder ob einzelne Teilziele und Interventionen bewertet werden sollen Um Wirkungen oder Veraumlnderungen festzustellen ist eine Wiederholungsbefragung geeignet Hierbei ist darauf zu achten dass die gleichen Instrumente wie im Analyseverfahren verwendet werden

Grundsaumltzlich sollten je nach Fragestellung Ziel Zielgruppe und den vorhandenen Ressourcen die Methoden und Instru-mente der Evaluation gewaumlhlt werden (siehe Tabelle 1) Diese sind anschlieszligend in einem Evaluationsplan festzuhalten

Daruumlber hinaus ist zu klaumlren ob eine Selbstevaluation oder Fremdevaluation vorgenommen werden soll Hierbei sind die jeweiligen Vor- und Nachteile abzuwaumlgen um die optimale Evaluationsart auszuwaumlhlen Die Fremdevaluation ist meis-tens mit houmlheren Kosten verbunden waumlhrend bei der Selbst-evaluation der erhoumlhte Arbeitsaufwand beruumlcksichtigt werden muss Die Vorteile der Selbstevaluation liegen vor allem in dem Wissen der Akteurinnen und Akteure zum jewei-ligen Thema dem Projekt und der Institution selbst Dieses Wissen fehlt externen Akteurinnen und Akteuren und die entsprechende Vermittlung faumlllt als zusaumltzlicher Aufgaben-bereich in der Fremdevaluation an Der Nachteil der Selbst-evaluation liegt in der engen Verbundenheit zum Thema oder Projekt sodass sogenannte bdquoblinde Fleckenldquo auftreten koumlnnen Eine genaue und kritische Beschreibung kann in diesem Fall sehr schwer fallen

Methode Instrument

Beobachtung Beobachtungsschema

Befragung qualitativ Fokusgruppen Workshops Expertinnen- und Experteninterviews mit Interviewleitfaden

Befragung quantitativ Feedback-Boumlgen Frageboumlgen

Dokumentenanalyse Analyseschema

Teilnahmeraten Numerische Erfassung

44 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Ein paar Tipps zur Evaluation bull Sich an bereits durchgefuumlhrten Evaluationen anderer

Hochschulen orientieren Informationen hierzu finden sich auf der Projektdatenbank sowie bei einzelnen Mitgliedern des Arbeitskreises Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen

bull Die Evaluation einfach halten Die Inanspruchnahme von Kursen Vortraumlgen oder Schulungen kann zum Beispiel uumlber die Teilnehmerzahlen erfasst werden Bei Broschuumlren und Flyern koumlnnen die ausgeteilten Exemplare gezaumlhlt werden und bei einem Gesundheitstag kann die Anzahl der Besucher uumlber ein Quiz das mit einer Verlosung (zum Beispiel kostenlose Teilnahme am Hochschulsport fuumlr ein Semester) verbunden ist erhoben werden

bull Auf eine gute Mischung aus Indikatoren fuumlr die kurz- und mittelfristigen sowie die langfristigen Ziele achten sodass Sie zu verschiedenen Zeiten Ergebnisse praumlsentieren koumlnnen

bull Nur fuumlr jene Ziele Indikatoren auswaumlhlen die tatsaumlchlich mit entsprechenden Maszlignahmen angegangen werden Wird etwa die Gesundheit bei Studierenden als Indikator gewaumlhlt sollte sich beispielsweise die Verbesserung der subjektiven Gesundheit als Ziel gesetzt und entsprechende Maszlignahmen ergriffen werden

bull Damit sowohl den Gremienmitgliedern und der Hoch-schulleitung als auch den Beschaumlftigen und Studierenden der Nutzen von Gesundheitsfoumlrderung vermittelt werden kann sollten verschiedene Indikatoren erhoben werden Alle Beteiligten haben schlieszliglich unterschiedliche Erwar-tungen an die Gesundheitsfoumlrderung und werten unter-schiedliche Dinge als Erfolg

bull Die Evaluation sollte kontinuierlich erfolgen Die durchge-fuumlhrten Schritte sind fortlaufend zu dokumentieren unter anderem durch das Erstellen von Protokollen der Gremiensitzungen Regelmaumlszligige Wiederholungsbefragun-gen-analysen sind einzuplanen

Wichtig Die endguumlltige Auswahl der Evaluationsindikatoren ist zwingend mit der Hochschulleitung abzustimmen schlieszliglich wird an ihnen letztlich der Erfolg der Gesundheitsfoumlrderung festgemacht (Seibold et al 2010 Seite 81-82)

Literatur Bamberg E Ducki A Metz AM (2011) Gesund-heitsfoumlrderung und Gesundheitsmanagement in der Arbeits-welt Ein Handbuch Bern Hogrefe

Faller G (Hrsg) (2017) Lehrbuch Betriebliche Gesundheitsfoumlr-derung 3 Auflage Bern Hogrefe

Gollner E et al (2018) Gesundheitsfoumlrderung konkret Ein forschungsgeleitetes Lehrbuch fuumlr die Praxis Holzhausen Der Verlag

Grossmann R Scala K (2011) Gesundheit durch Projekte foumlr-dern Gesundheitsforschung 5 Auflage Weinheim Juventa

Kuhn D et al (2018) Das gesunde Unternehmen Betriebli-ches Gesundheitsmanagement aus der Praxis fuumlr die Praxis Frankfurt a M Mabuse

Loss J et al (2010) Evaluation in der Gesundheitsfoumlrderung Eine Schritt-fuumlr-Schritt Anleitung fuumlr Gesundheitsfoumlrderer Materialien zur Gesundheitsfoumlrderung Bd 3 Bayerisches Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (Hrsg) Muumlnchen

Naidoo J Wills J (2010) Lehrbuch der Gesundheitsfoumlrderung Bundeszentrale fuumlr gesundheitliche Aufklaumlrung (Hrsg) 2 Auf-lage Gamburg Verlag fuumlr Gesundheitsfoumlrderung

Rudow B (2014) Die gesunde Arbeit Psychische Belastungen Arbeitsgestaltung und Arbeitsorganisation 3 Auflage Berlin De Gruyter

Schlicht W Zinsmeister M (2015) Gesundheitsfoumlrderung sys-tematisch planen und effektiv intervenieren Berlin Springer

Schwartz FW et al (2012) Public Health Gesundheit und Ge-sundheitswesen 3 Auflage Stuttgart Urban amp Fischer

Seibold C Loss J Nagel E (2010) Gesunde Lebenswelt Hochschu-le Ein Praxishandbuch fuumlr den Weg zur Gesunden Hochschule Techniker Krankenkasse (Hrsg) Veroumlffentlichungen zum Be-trieblichen Gesundheitsmanagement der TK Bd 23 Hamburg

Steinbach H (2011) Gesundheitsfoumlrderung Ein Lehrbuch fuumlr Pflege- und Gesundheitsberufe 3 Auflage Wien Facultas

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Partizipation Die Partizipation von Studierenden ist ein zentrales Element des Studentischen Gesundheitsmanagements (SGM) Aus der Perspektive der Gesund-heitsfoumlrderung an Hochschulen gilt es

1 Studierende zu befaumlhigen ihre individuellen Gesundheitsressourcen zu erkennen und anzuwenden

2 Studierenden Routinen an die Hand zu geben mit denen sie ihren Alltag innerhalb gesetzter Rahmenbedingungen moumlglichst gesund gestalten

3 Studierende mit Wissen und Faumlhigkeiten auszustatten damit sie im spaumlteren Berufsleben gesund bleiben sowie als potenzielle Fuumlhrungskraumlfte auch die Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Blick behalten und foumlrdern koumlnnen

4 Studienbedingungen zu schaffen die diese Ziele unterstuumltzen

In Kulturen (und Lebenswelten vergleiche Kunz in diesem Band) einzelner Faumlcher sind Mitarbeitende und Studierende an Hochschulen gleichermaszligen eingebunden Der Ansatz der partizipativen Gesundheitsforschung (Unger 2012) bietet sich an um in einem diversen und forschungsaffinen Feld wie der Hochschule Tuumlren zu oumlffnen und breite Beteiligung zu erreichen

Ein partizipativ ausgerichtetes Projekt verfolgt das Ziel dass Professionelle und Laien in Kooperation fachlich und sachlich gewinnbringend zusammenarbeiten Die Gegenuumlberstellung LaienExpertinnen und Experten funktioniert hier so dass Studierende zum einen eher Laien in Bezug auf Themen der Gesundheitsfoumlrderung sind jedoch Expertinnen und Experten fuumlr ihre eigenen lebensweltlichen Beduumlrfnis-se und Anforderungen Gesundheitsexpertinnen und -experten wiederum verfuumlgen uumlber eine fachliche Expertise sind jedoch selten in studentische Lebenswelten eingebettet bdquoDazu brauchen sie (die Expertinnen und Experten) eine Grundhaltung der Anerkennung von Laien als in ihrer Lebenswelt (potenziell) kompetente Subjekte und der Kooperation zwischen den Experten und den Nutzern von Leistungen (hellip) Statt einem oft paternalistischen Verstaumlndnis von professioneller Allmacht sollte professionelles Handeln in Richtung eines Empowerment gehen also Menschen soweit wie moumlglich zu einem selbstbestimmten und verantwortlichen Umgang mit ihrer Gesundheit befaumlhigenldquo (Friedrich et al 2012 Seite 236) So werden durch Partizipation die Sichtweisen der Zielgruppe(n) sowie die Besonderheiten von Abteilungen Instituten und Fakultaumlten systematisch beruumlcksichtigt

Gelingt dies ist deutlicher als etwa in einem Stakeholderprozess sichergestellt dass die Perspektiven der Bezugsgruppe(n) durch das SGM aufgenommen und bearbeitet werden

Felix Albrecht Projektverantwortli-cher des SGM-Projektes bdquoMyHealth Gesund studieren am KITldquo am House of Competence des Karlsruher Institut fuumlr Technologie

Joerg Reitermayer Projektverant wortlicher des SGM-Projektes

bdquoMyHealth Gesund studieren am KITldquo am House of Competence des Karlsruher Institut fuumlr Technologie

Wege und Formen der Partizipation Um das Interesse von Studierenden fuumlr gesundheitsbezogene Themen zu wecken bietet sich eine Integration dieser Themen in die Kernaufgaben der Hochschule an Forschung und Lehre Alternativ koumlnnten auch Kampagnen Strategien und Events (Gesundheits-tage-wochen) entwickelt werden in de-nen das Thema propagiert wird Jedoch ist vor dem Hintergrund einer allgemein als hoch empfundenen Stressbelastung der Studierenden (Middendorff et al 2018) schwerlich zu begruumlnden dass den Studierenden ein weiteres Taumltig-keitsfeld aufgebuumlrdet werden sollte Derartige zusaumltzliche Angebote laufen Gefahr zu verpuffen oder lediglich Stu-dierende zu erreichen die sich bereits aktiv mit Gesundheitsthemen ausein-andersetzen Um solche als bdquoextraldquo emp-fundenen Themen und Taumltigkeiten (und damit Ablehnungspotenzial) zu vermeiden koumlnnen in Kooperation mit Fachbereichen einzelnen Dozierenden und Studierenden Lehrveranstaltungen

46 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

und Forschungsprojekte mit entspre-chender Ausrichtung entwickelt und organisiert werden In diesen werden die spezifischen fachlichen Inhalte am Beispiel von passenden Gesundheits-themen vermittelt

Gleichzeitig wird ein breites Spektrum von Akteurinnen und Akteuren fuumlr das Thema Gesundheit sensibilisiert Vor-aussetzung ist eine offene wertschaumlt-zende Grundhaltung der beteiligten bdquoProfessionellenldquo (wie Dozentinnen und Dozenten Hochschulmitarbeiterinnen und -mitarbeitern Angehoumlrigen der Studierendenwerke) gegenuumlber den

Moumlglichkeiten und Perspektiven der studentischen bdquoLebensweltexpertinnen und -expertenldquo

Hella von Unger (2012) stellt passende Leitfragen fuumlr die Bestimmung von partizipativen Anteilen in einem Projekt

1 Welche Akteurinnen und Akteure sind beteiligt Wer partizipiert Und wie ist die Community definiert

2 An welchen Prozessen sind sie beteiligt Woran wird partizipiert

3 In welcher Form findet Beteiligung statt Wie wird partizipiert (ebd Absatz 31)

Weitergehend stellt sie ein Stufenmo-dell der Beteiligung nach Wright et al (2010) vor bdquoPartizipation beginnt da wo Personen oder Einrichtungen mit-entscheiden koumlnnenldquo (ebd Absatz 28)

In Bezug auf die Beteiligung von Studie-renden im Rahmen eines partizipativ angelegten Projektes lassen sich die klassifizierenden Fragen etwa folgen-dermaszligen beantworten

Stufenmodell der Partizipation (modifiziert in Anlehnung an Wright et al 2010 Seite 42 (28))

9 Selbstorganisation

8 Entscheidungsmacht

7 Teilweise Entscheidungskompetenz

6 Mitbestimmung

5 Einbeziehung

4 Anhoumlrung

3 Information

2 Anweisung

1 Instrumentalisierung

geht uumlber Partizipation hinaus

Partizipation

Vorstufen der Partizipation

Nicht-Partizipation

47

1 Wer partizipiert und wie ist die Community definiert Die Community in der die Studierendengesundheit bear-beitet wird ist die Gemeinschaft aller an einer Hochschule taumltigen Menschen sowie daruumlber hinaus zentrale Adressa-tinnen und Adressaten fuumlr spezielle Teilaspekte wie zum Beispiel die Studierendenwerke mit ihren umfangreichen Angeboten zur Versorgung der Studierenden Als direkt adressierte Gruppe sind hierbei die Studierenden beson-ders hervorzuheben Definiert ist diese Community durch verschiedene Merkmale ihren Mitgliedschaftsstatus in der Hochschulorganisation die raumlumliche Beziehung zum Campus und Engagement in der studentischen Lebenswelt

2 Woran wird partizipiert An der Entwicklung und Etab-lierung eines studentischen Gesundheitsmanagements Daraus folgt ein vielschichtiges Bild tatsaumlchlicher Partizipa-tion Einerseits bestimmt durch Interesse und Gelegenheit insbesondere der Studierenden an einzelnen Themen und Maszlignahmen mitzuwirken andererseits beeinflusst durch die Art der Aufgabenstellung

bull Spezielle Anforderungen an partizipierende Akteurinnen und Akteure (Fachwissen Qualifikationen Kenntnisstand)

bull Besondere beschraumlnkende Rahmenbedingungen (Datenschutz Zeitdruck Zugangsbeschraumlnkungen rechtliche Zustaumlndigkeiten)

bull Eignung bestimmter Projektziele fuumlr gegebenenfalls verschiedene Grade der Partizipation (Zielentwicklung Projektverwaltung Verhandlungen Maszlignahmenentwick-lung und -umsetzung Projektevaluation)

3 Wie wird partizipiert Die Form der Partizipation variiert je nach Teilprojekt und Aufgabe abhaumlngig von der Verfuumlgbar-keit relevanter Partizipierender und Aufgabenstellung Moumlglich sind etwa

bull Anlassbezogene Arbeitskreise und Runde Tische Oft fallen dem Projektteam hierbei organisatorische und moderierende Aufgaben zu

bull Informationsgespraumlche um Zustaumlndigkeiten zu identifi-zieren und gegebenenfalls Akteurinnen und Akteure und Themenbereiche oder Aufgaben einander zuordnen zu koumlnnen

bull Studierende im Rahmen von regulaumlren Lehrveranstaltungen mit Gesundheitsthemen in Kontakt zu bringen und an konkreten Projektbausteinen mitwirken zu lassen (unter-schiedliche Arten zum Beispiel Projektmanagement Datenauswertungen Eventplanung und -organisation Entwicklung von kreativen Maszlignahmen)

bull Teilnahme an Gremiensitzungen der Projektsteuerung bull Mitarbeit als studentische Hilfskraumlfte zur Unterstuumltzung

bei diversen Aktivitaumlten

Herausforderungen und Potenziale Grundlegend heraus-fordernd am Anspruch partizipative Prozesse zu realisieren sind die Diversitaumlt und Dezentralitaumlt der Hochschulen Folgen sind beispielsweise unterschiedlichste Organisationsstile die nicht unbedingt zusammen passen und Konfliktpotenziale bergen (Hierarchien Autonomie Einzelinteressen) Studie-rende muumlssen ihr Engagement im Projekt gegebenenfalls ihrem Studium unterordnen und sind zum Teil an kurze Wahlperioden (Fachschaften AStA Studierendenparlament) gebunden Dauerhaft stabile Arbeitsgruppen zu etablieren gelingt wenn sie durch eine stabile Organisation gestuumltzt werden Wechselnde Teilnehmende an Arbeitsgruppen (wie Lehrveranstaltungen Forschungsszenarien Gremien runden Tischen zur Maszlignahmenentwicklung) erfordern jedoch immer wieder Vorstellungsrunden und Informations-gespraumlche mit neu hinzugekommenen Personen Sitzungen werden so immer auch fuumlr Organisatorisches und Wiederho-lungen von Diskussionen gebraucht Konkrete Entwicklungen und die Realisierung von Einzelmaszlignahmen gehen dadurch langsamer voran Die Information der wechselnden Teilneh-menden an Arbeitsgruppen Maszlignahmenplanungen und Organisation sicherzustellen und aufrechtzuerhalten ist eine zentrale Taumltigkeit um Partizipation in moumlglichst vielen Teil-aspekten eines SGM zu ermoumlglichen Besonders in Entwick-lungsprojekten sind zunaumlchst diverse Randbedingungen zu klaumlren (Zustaumlndigkeiten rechtliche Rahmenbedingungen bestehende Akteurskonstellationen) Expertenwissen zur Gesundheitsfoumlrderung notwendiges Fachwissen fuumlr einzelne

48 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Maszlignahmen (wie Ernaumlhrung Bewegung) und das Wissen um die Alltagsstrukturen im Feld muumlssen zusammengebracht werden was einen omnidirektionalen Informationsfluss erfordert Prozesse muumlssen transparent gestaltet und In-formationen fuumlr die beteiligten Akteurinnen und Akteure bereitgestellt werden Gegebenenfalls muumlssen neu hinzu-kommende einzelne Akteurinnen und Akteure durch gezielte Informationsgespraumlche in bereits laufende Arbeitsprozesse integriert werden

Die Partizipation vieler Akteurinnen und Akteure reichert das Projekt um diverse Aspekte und Ideen fuumlr weitere Teilprojekte an die schwierig zu priorisieren sind ohne dass zentrale Aufgaben im Projekt darunter leiden Situativ und flexibel zusaumltzliche Ressourcen bereit stellen zu koumlnnen ist vorteil-haft (beispielsweise eine groumlszligere Anzahl an Hilfskraumlften die flexibel eingesetzt werden koumlnnen)

Differierende Zeithorizonte spielen in der Organisation von Teilprojekten eine irritierende Rolle Verschiedene Akteurinnen und Akteure insbesondere die Studierenden stehen nur fuumlr begrenzte Zeitraumlume beziehungsweise im Rahmen der Or-ganisationsablaumlufe getaktet nur punktuell zur Verfuumlgung Die verschiedenen Akteurinnen und Akteure entwickeln somit auch unterschiedlich weit reichende Zielvorstellungen

Fazit Die Aufstellung eines SGM mit Partizipation auf allen Ebenen (Situationsanalyse Entscheidung Planung und Durchfuumlhrung von Maszlignahmen eines SGM) erfordert ein Projektmanagement welches auch als Dienstleister fuumlr die beteiligten Akteurinnen und Akteure funktioniert Informati-onsfluumlsse muumlssen aufrechterhalten wechselnde Akteurinnen und Akteure tolerant eingehegt und die Perspektiven vereint werden Bei Zeitplaumlnen sind verschiedene Ablaumlufe zu beach-ten die Durchsetzungsstaumlrken der beteiligten Akteurinnen und Akteure muumlssen moderiert und sachorientiert ausge-glichen werden Zudem gilt es die eigene Expertise in die partizipativen Prozesse einzuspeisen und nicht hinter den Relevanzen und partikularen Interessen von Einzelakteurin-nen und -akteuren zuruumlckzustellen

Schon der Ansatz des bdquoZuhoumlrens und Mitredenlassensldquo findet groszligen Anklang im Hochschulkontext Studierende gehen ihre Aufgaben (sei es mit direktem Projektbezug oder in Lehr- oder Forschungskontexten) motiviert und engagiert an Nicht selten gelingt die Sensibilisierung fuumlr das Thema Gesundheit auch uumlber den direkten Einbezug hinaus sodass sich bdquouumlber Eckenldquo weitere Akteurinnen und Akteure einfinden und fuumlr die Gesundheitsfoumlrderung engagieren Angefangen bei der Priorisierung von Maszlignahmen uumlber die Passung des SGM zum studentischen Alltag bis hin zur Aufbereitung von Gesundheitsthemen fuumlr Studierende Durch einen direkten Einbezug der Studierenden in ein SGM ist sichergestellt dass studentische Perspektiven adressiert werden und dass das SGM Anschluss an studentische Lebenswelten findet

Literatur Friedrich DR Stumpf S Alber K (2012) Stakehol-derpartizipation und Priorisierung ndash eine Betrachtung des normativen Status quantitativer und qualitativer Methoden Z f Evidenz Fortbildung und Qualitaumlt im Gesundheitswesen 106(6)412-417 doi 101016jzefq201206005

Middendorff E et al (2018) Die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in Deutschland 2016 21 Sozialerhe-bung des Studierendenwerks durchgefuumlhrt vom Deutschen Zentrum fuumlr Hochschul- und Wissenschaftsforschung Unter wwwsozialerhebungdedownload21Soz21_haupt berichtpdf Zugegriffen 922019

Unger vH (2012) Partizipative Gesundheitsforschung Wer partizipiert woran Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research 13 (1) Unter www nbn-resolvingdeurnnbnde0114-fqs120176 Zugegriffen 922019

Wright MT Unger v H Block M (2010) Partizipation der Ziel-gruppe in der Gesundheitsfoumlrderung und Praumlvention In Wright MT (Hrsg) Partizipative Qualitaumltsentwicklung in der Gesundheitsfoumlrderung und Praumlvention Bern Huber Seite 35-52

6 Kriterien fuumlr die erfolgreiche Umsetzung eines SGM Seit mehr als 20 Jahren beschaumlftigt sich der bundesweite Arbeits-kreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen AGH mit der Frage wie Hochschulen die Gesundheit ihrer Mitglieder foumlrdern bezie-hungsweise erhalten koumlnnen und was eine Hochschule zu einer bdquogesundheitsfoumlrdernden Hochschuleldquo macht

In den vergangenen Jahren wurde im Rahmen eines Projektes auf Studierende und ihre Gesundheit fokussiert Es wurden spe-zifische Charakteristika fuumlr ein studentisches Gesundheitsma-nagement (SGM) fuumlr und mit dieser Statusgruppe die zahlen-maumlszligig die Groumlszligte an Hochschulen ist herausgearbeitet

Einige Besonderheiten fuumlr diese Zielgruppe ergeben sich durch die spezifischen im Setting-Ansatz zu beruumlcksichtigenden Le-bensumstaumlnde Studierende verlassen meist nach dem Abitur ihren geschuumltzten und bekannten Lebensraum und kommen so in eine fuumlr sie vollkommen neue bdquoLebens- Lern- Forschungs-und Arbeitsweltldquo die nach neuen Regeln funktioniert Studien-und Pruumlfungsorganisation muumlssen gestaltet und gemeistert werden und man muss lernen sich in den vorgegebenen Struk-turen und Spezifika einer Hochschule zurechtfinden

Die zunehmende Digitalisierung der Lehr- und Lernprozesse (beispielsweise Webinare) verstaumlrkt gegebenenfalls die Proble-matik in diesem neuen und komplexen Umfeld neue Kontakte zu knuumlpfen und ein bdquorealesldquo soziales Netz aufzubauen (Misra et al 2014 Emily 2015 Przybylski et al 2012 Srivastava 2005)

Orientiert sich eine Hochschule daher bei der Konstruktion und Implementierung eines SGM am Setting-Ansatz und nimmt da-bei das Konzept der Salutogenese ernst sind bereits zwei wich-tige Eckpfeiler eines sinnvollen SGM gegeben

Da die Rahmenbedingungen fuumlr Studierende durch Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter Professorinnen und Professoren und diverse Organisationseinheiten innerhalb der jeweiligen Hoch-schule gestaltet werden gilt es auch diese beim Aufbau eines SGM in den Fokus zu nehmen um den Naumlhrboden fuumlr eine gesunde Entfaltung der Studierenden an einer Hoch-schule zu bereiten

Welche grundsaumltz-lichen Aspekte sind entscheidend fuumlr

Max Sprenger Stellvertretender Leiter Hochschulsport sowie Leiter des SGM an der Technischen Universitaumlt Kaiserslautern

ein SGM

Der zentrale Punkt eines erfolgreichen Gelingens ist die partizi-pative Integration von Studierenden in die Entwicklung und Um-setzung eines SGM Echte Partizipation kann eine Identifikation mit dem SGM unterstuumltzen und positive Effekte wahrscheinli-cher machen (siehe Seite 45 bdquoPartizipationldquo)

Ziel sollte es sein in den Hochschulen eine Gesundheitskultur (Osterpey 2012 Seite 53 Badura et al 2003 Seite 54) zu eta-blieren welche fest verankert in Strukturen wie Leitbild oder den Hochschulentwicklungsplan integriert ist um im zweiten Schritt diese in alle Bereiche der Hochschule (Forschung Lehre hier auch in die Curricula der Lehrveranstaltungen) sowie die Verwal-tung (wie Beschaffung Controlling oder Personal (-entwick-lung)) zum Selbstverstaumlndnis werden zu lassen

Als Leitorientierung ob ein SGM sinnvoll und zielfuumlhrend aufge-baut ist koumlnnen die zehn Guumltekriterien einer Gesundheitsfoumlr-dernden Hochschule dienen welche sich bereits fuumlr die Bediens-teten bewaumlhrt haben Erlaumluterungen zu den zehn Guumltekriterien fuumlr gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen finden Sie unter www gesundheitsfoerdernde-hochschulendeAS_ArbeitskreisS AS_Wer_sind_wir1html oder im duz SPECIAL vom 2332018

Zusammenfassend sollte ein SGM

bull der Diversitaumlt und Komplexitaumlt der Studierenden sensibel begegnen und diese in allen Aktivitaumlten beruumlcksichtigen (DiversitaumltHeterogenitaumlt)

bull beruumlcksichtigen dass die Studierenden sich in bestimmten Zyklen (Semesterzeiten und Pruumlfungsphasen) und fuumlr eine begrenzte Dauer an der Hochschule befinden (Studienrhythmen) und

bull alle Bereiche der studentischen Lebenswelt (wie Lehre Pruumlfungen Gremien Campusleben Wohnheime Mensen) durchdringen (Setting-Ansatz)

50 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

bull sich im LeitbildHochschulentwick-lungsplan beziehungsweise den Fuumlhrungsleitlinien wiederfinden und Einzug in die Akkreditierungspraxis der Studiengaumlnge uumlbernommen werden (Leitbild und Akkreditierung)

bull eine fuumlr die Hochschule passende strukturelle und personelle Veranke-rung bekommen und sich intensiv mit dem BGM abstimmen (strukturelle und personelle Verankerung)

bull seine Aktivitaumlten auf regelmaumlszligige Bedarfs- und Beduumlrfnisanalysen stuumltzen (quantitativ und qualitativ) und diese regelmaumlszligig uumlberpruumlfen (Analyse und Datenerhebung)

bull Studierende wirklich fuumlr das Thema begeistern sie in alle Prozesse Gremien und Maszlignahmenplanungen integrieren und mit echter Entschei-dungskompetenz ausstatten (Partizipation)

bull in zum Turnus des Studiums passen-den unterschiedlichen Phasen aufgebaut sein und in fuumlr Studierende passenden Kanaumllen praumlsentiert werden (Zugangswege) und

bull die zehn Guumltekriterien fuumlr eine gesundheitsfoumlrdernde Hochschule beachten und wo es passend ist danach handeln (Guumltekriterien)

Jede Hochschule ist anders und so muumls-sen die unterschiedlichen lokalen und organisationalen Rahmenbedingungen betrachtet werden um einen fuumlr die je-weilige Situation an der konkreten Hoch-schule passenden Weg zu finden

Literatur AGH ndash Arbeitskreis Gesund-heitsfoumlrdernde Hochschulen (2017) Guumltekriterien fuumlr eine gesund- heitsfoumlrdernde Hochschule Unter wwwgesundheitsfoerdernde-hoch-schulendeAS_ArbeitskreisSAS_Wer_ sind_wir1html Zugegriffen 1892018

Badura B Hehlmann T (2003) Betriebli-che Gesundheitspolitik Der Weg zur ge-sunden Organisation Berlin Heidelberg Springer

Drago E (2015) The Effect of Technology on Face-to-Face Communication Elon Journal of Undergraduate Research in Communications 6(1)13-19

Misra S Cheng L Genevie J Yuan M (2014) The iphone effect The quality of in-person social interactions in the pre-sence of mobile device Environment amp Behavior48(2) 1-24

Osterspey A (2012) Gesundheitskultur In Theoretisch-konzeptionelle Grundlagen und Erarbeitung des Gesundheitskultur-konstrukts Edition KWV Wiesbaden Springer Seite 25-138

Przybylski AK Weinstein N (2012) Can you connect with me now How the pre-sence of mobile communication techno-logy influences face-to-face conversation quality J of Social and Personal Relati-onships 30(3)1-10

Srivastava L (2005) Mobile phones and the evolution of social behavior Behaviour amp InformationTechnology 24111-129

TK ndash Techniker Krankenkasse LVG amp AFS ndash Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersach-sen (Hrsg) (2018) Gesundheitsmanage-ment fuumlr Studierende duz spezial Berlin Unter wwwgesundheitsfoerdernde- hochschulendeInhalteO1_Startseite duzSpecial_M03_TK_230318pdf Zugegriffen 1892018

Perspektive fuumlr das Thema Im Wintersemester 201819 sind uumlber 29 Millionen Studierende an den Hochschulen in Deutschland immat-rikuliert Studierende und ihr rechtlicher Status sind das Alleinstellungs-merkmal der akademischen Bildungseinrichtungen und erfordern eigenstaumlndige Entwicklungen und Beteiligungsformen Nach der Ein-fuumlhrung der Bachelor- und Masterstudiengaumlnge haben gesundheits-bezogene Erhebungen und die Diskussion der darauf basierenden Ergebnisse Konjunktur Landesgesetzlich sind die Studierendenwerke beauftragt sich fuumlr die Gesundheit der Studierenden einzusetzen Dies geschieht bereits in den Bereichen Ernaumlhrung Wohnen soziale Belange und Hilfestellung fuumlr Studierende mit gesundheitlichen Beeintraumlchti-gungen Systematische Angebote im Sinne der Gesundheitsfoumlrderung unter dem Dach eines studentischen Gesundheitsmanagements (SGM) sind bisher die Ausnahme Um dem Ansatz zum Durchbruch zu verhel-fen befindet sich das Gesundheitsmanagement fuumlr und von Studieren-den in mehreren Hochschulen in einer Erprobungs- und Umsetzungs-phase Sollte sich das SGM etablieren so ist eine Verankerung im Rahmen eines uumlber alle Statusgruppen hinweg angeordneten hoch-schulischen Gesundheitsmanagements das naumlchste Ziel Dies koumlnnte den Blick weiter dafuumlr schaumlrfen dass schon heute bestehende gesetz-liche Regelungen verstaumlrkt auch bei den Studierenden zur systemati-schen Anwendung kommen Dazu gehoumlren beispielsweise das Mutter-schutz- Arbeitsschutz- und Praumlventionsgesetz Instrumente wie die Gefaumlhrdungsbeurteilung psychischer Belastungen oder das Eingliede-rungsmanagement das bisher fuumlr Beschaumlftigte aber nicht fuumlr Studie-rende angeboten wird koumlnnten in Zukunft auch fuumlr diese Statusgruppe entwickelt werden

51

7 Die Kooperationspartner

Die TK und ihr Engagement an Hochschulen Die Techniker Krankenkasse (TK) besteht seit uumlber 130 Jahren Elf Millionen Privat- und Firmenkunden setzen ihr Vertrauen in die TK und rund 14000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bei der TK als eine der bundesweit groumlszligten Krankenkassen beschaumlftigt Im Bereich bdquoPraumlvention und Gesundheitsfoumlrderungldquo bietet die TK ein bedarfsorientiertes und innovatives Produktportfolio an und nimmt eine aktive Rolle in der Gestaltung der Praumlven-tionspolitik ein

Die TK unterstuumltzt und beraumlt Unternehmen und Hochschulen bei der Einfuumlhrung und Etablierung eines Gesundheitsma-nagements TK-Gesundheitsexpertinnen und -experten be-gleiten den gesamten Prozess zur Strukturbildung von der Analyse uumlber Maszlignahmen bis hin zur Evaluation Dabei ist der TK eine ganzheitliche Herangehensweise besonders wichtig Ziel ist es die gesundheitlichen Rahmenbedingungen zu ver-bessern und zum Wohlbefinden aller beizutragen

Das Engagement der TK zum Studentischen Gesundheitsma-nagement (SGM) beruht auf dem bdquoGesetz zur Staumlrkung der Gesundheitsfoumlrderung und der Praumlventionldquo mit dem der Ge-setzgeber 2015 die Krankenkassen beauftragt hat in der Lebenswelt Hochschule den Aufbau gesundheitsfoumlrderlicher Strukturen zu staumlrken die gesundheitliche Situation Studie-render zu erheben und geeignete Maszlignahmen zu unterstuumlt-zen

Seit fast zwei Jahrzehnten ist die TK aktives und foumlrderndes Mitglied im bdquobundesweiten Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdern-de Hochschulen (AGH)ldquo denn Netzwerken spiegelt den Zeit-geist wieder es unterstuumltzt modernes lebenslanges Lernen und ist auf Kooperation ausgerichtet So foumlrdert die TK aktu-ell auch regional den bdquoArbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen Suumldwestldquo und die Initiative bdquoGesunde Hoch-schulen Thuumlringenldquo

Die Gesundheit Studierender ist in den letzten Jahren zuneh-mend in den Fokus des Interesses geruumlckt Die Studienzeit als zeitlich begrenzte Entwicklungsphase hat eine besondere Qualitaumlt die mitunter maszliggeblich zur Kompetenzentwicklung zukuumlnftiger Fuumlhrungskraumlfte und Entscheidungstraumlger in der Gesellschaft beitraumlgt Erfahren Studierende dass sich ge-sundheitsfoumlrderliche Studienbedingungen nicht nur positiv auf das eigene Wohlbefinden auswirken sondern auf die gesamte Hochschule ausstrahlen werden sie sich mit einem ganz anderen Verstaumlndnis den Zusammenhaumlngen von Arbeit und Gesundheit stellen und diese Erfahrungen in den spaumlte-ren Arbeitsalltag transferieren

Die Basis erfolgversprechender und bedarfsorientierter Maszlignahmen an Hochschulen sind spezifische Analysen aus denen sich die gesundheitlichen Ressourcen und konkrete Belastungen ableiten 2017 wurde in einer Kooperation der TK mit dem Deutschen Zentrum fuumlr Hochschul- und Wis-senschaftsforschung (DZHW) und der Freien Universitaumlt Berlin eine bundesweite Befragung Studierender uumlber das HISBUS-Online-Panel durchgefuumlhrt Die Ergebnisse geben Hochschulen erste Ansatzpunkte daruumlber welche Interven-tionen und Rahmenbedingungen fuumlr die Gesundheit der Studierenden foumlrderlich sind Doch jede Hochschule hat auch ihre eigenen regionalen organisationalen und landespoli-tischen Besonderheiten Dies beeinflusst die strukturelle Anbindung eines SGM genauso wie spezifische Gesundheits-themen

Gute Praxisbeispiele zum Thema SGM sind in der Deutschen Universitaumltszeitung duz SPECIAL im Maumlrz 2018 veroumlffent-licht worden

Mit der vorliegenden Handlungsempfehlung fuumlr SGM liegt nun erstmals eine zusammenhaumlngende Darstellung der wichtigs-ten konzeptionellen Schritte und spezifischen Fragestellungen zum SGM vor

52 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Das Kompetenzzentrum Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen Das Kompetenzzentrum Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen (KGH) ist ein Kooperationsprojekt der Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin e V (LVG amp AFS) und der Techniker Krankenkasse (TK) das 2018 ge-startet ist Die Geschaumlftsstelle des Kompetenzzentrums ist in der LVG amp AFS angesiedelt Die TK foumlrdert den Aufbau und die Entwicklung des KGH

Die LVG amp AFS ist ein gemeinnuumltziger unabhaumlngiger und landesweit arbeitender Fachverband fuumlr Gesundheitsfoumlrde-rung und Praumlvention Die LVG amp AFS verfolgt das Ziel zur Verbesserung der gesundheitlichen Chancengleichheit der Bevoumllkerung beizutragen und die Gesundheit aller Menschen in Niedersachsen zu foumlrdern Seit uumlber 20 Jahren ist der Bereich bdquoGesundheitsfoumlrdernde Hochschuleldquo ein Arbeits-schwerpunkt der LVG amp AFS auf Bundesebene Mit der Gruumln-dung des Arbeitskreises Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen (AGH) wurde fruumlh der Rahmen fuumlr Austausch und Vernetzung von Akteurinnen und Akteuren im Setting geschaffen mit dem Ziel an Hochschulen gesundheitsfoumlrdernde Lebens- Lern- und Arbeitsbedingungen zu initiieren und zu unter-stuumltzen

Das neu gegruumlndete Kompetenzzentrum will Impulse fuumlr eine Gesunde Hochschule im Sinne der Ottawa-Charta (1986) der Okanagan-Charta (2015) und des Setting-Ansatzes setzen

Das KGH versteht sich auf Bundesebene als Impulsgeber Wis-sens- und Informationsplattform sowie als Ort fuumlr Kompe-tenzfoumlrderung Es buumlndelt qualitaumltsgepruumlfte Inhalte zum Themenfeld Gesunde Hochschule und fungiert als Schnitt-stelle zwischen Theorie und Praxis Die Arbeit des KGH wird von einem Beirat bestehend aus Expertinnen und Experten von Hochschulen und hochschulnahen Institutionen begleitet

Gemeinsam mit Akteurinnen und Akteuren aus Hochschulen soll Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) und Stu-dentisches Gesundheitsmanagement (SGM) weiter aus- und aufgebaut werden 2019 und 2020 liegt der Fokus des KGH auf dem Themenfeld SGM Alle Statusgruppen aus Hoch-schulen sowie jeweilige Adressatinnen und Adressaten von Aktivitaumlten des Kompetenzzentrums werden partizipativ in die Arbeit einbezogen

Das KGH bietet hierzu unterschiedliche Veranstaltungsformate mit spezifischen innovativen und praxisnahen Themen an Daruumlber hinaus werden im KGH systematisch Informationen gesammelt und medial aufbereitet Hierzu gehoumlren das Wissen und die Erfahrungen aus Hochschulen Beispiele guter Praxis Daten und Fakten sowie Informationen zu Ver-anstaltungen Zu ausgewaumlhlten Themen werden Factsheets mit Hintergrundinformationen Handlungsempfehlungen Hinweisen oder Tipps erstellt Dabei werden Qualitaumltsstan-dards und Kriterien guter Praxis beruumlcksichtigt

Auf der Webseite des Kompetenzzentrums (wwwkompe tenzzentrum-hochschulende) sind aktuelle Entwicklungen Veranstaltungen und Publikationen rund um gesundheits-foumlrdernde Hochschulen zu finden

53

8 Anlage 1 Praxishilfen

I Beispiel fuumlr eine Beschlussvorlage ndash Einfuumlhrung eines SGM bdquoHochschule XYldquo ndash Einfuumlhrung eines Gesundheitsmanage-ments fuumlr Studierende (SGM)

1 Beschlussformel ndash Das Praumlsidium moumlge beschlieszligen bull Eine Person wird mit der Durchfuumlhrung des in der Projekt-

skizze vom XXXXXXXX (Anlage 1) zur Einfuumlhrung eines Gesundheitsmanagements fuumlr Studierende beauftragt

bull Auf Grundlage einer vorzulegenden Evaluation der Maszlignahme und der Bewertung des Steuerungsgremiums wird das Praumlsidium uumlber die Fortsetzung der Maszlignahme entscheiden

bull Die Finanzierung des (Pilot-)projektes erfolgt durch hellip

2 Sachverhalt und Rechtslage Ziel des Vorhabens Mit der Einrichtung des Gesundheitsmanagements fuumlr Studie-rende moumlchte die Hochschule XY beteiligte Akteurinnen und Akteure Gruppen und Organisationseinheiten vernetzen die Gesundheitssituation erheben und Maszlignahmen zur Gesundheitsfoumlrderung konzipieren implementieren und an die Bedarfe der Studierenden anpassen

Organisation des Vorhabens Als zentrales Entscheidungs-gremium wird eine Steuerungsgruppe eingerichtet die sich aus Vertreterinnen und Vertretern der unterschiedlichen Abteilungen und Organisationseinheiten zusammensetzt die in ihren Organisationen gesundheitsfoumlrderliche Ziele ver-folgen Dazu gehoumlren unter anderem

bull die psychosoziale Beratungsstelle des Studierendenwerks der Hochschule XY

bull das Gleichstellungsbuumlro bull die Abteilung Studium und Lehre bull die Zentrale Einrichtung fuumlr Sprachen und Schluumlssel-

qualifikationen bull die Zentrale Einrichtung fuumlr den Allgemeinen Hoch-

schulsport (Leitung) bull das Institut fuumlr Sportwissenschaften bull Studierende aus unterschiedlichen Fakultaumlten bull AStA und bull Gebaumludemanagement

Optional Zur vorausschauenden Fokussierung gemeinsam getragener struktureller Entwicklungsperspektiven soll eine Einbindung und laufende Abstimmung mit dem Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) erfolgen

In die Sitzung der Steuerungsgruppe werden die BGM-Koordi-nation sowie bei Bedarf themen- oder maszlignahmenbezogen weitere Verantwortliche der Personalentwicklung beratend einbezogen

Finanzierung und Kooperation mit einem Sozialversiche-rungstraumlger (XX) Die Finanzierung des (Pilot-)projektes ist durch zentrale Studienqualitaumltsmittel in Houmlhe von xx Euro (Zustimmung des Praumlsidiums der Hochschule) Mittel der XX in Houmlhe von xx Euro sowie Zuwendungen Eigenmittel der Hochschule in Houmlhe von xx Euro gesichert

Beispielargumente fuumlr eine Begruumlndung zur Kooperation mit einem Sozialversicherungstraumlger in einem gemeinsamen Pilotprojekt

bull Die Hochschule kooperiert mit XX bereits seit mehreren Jahren im Bereich des Betrieblichen Gesundheitsmanage-ments (BGM) In diesem Zusammenhang gibt es bereits gute Erfahrungen in der Zusammenarbeit Zudem erscheint eine Kooperation mit XX aufgrund der zahlrei-chen Uumlberschneidungen zwischen den beiden zielgrup-penspezifischen Projekten sinnvoll und zielfuumlhrend Auch bei dem SGM wird eine Zusammenarbeit mit dem bereits engagierten Sozialversicherungstraumlger angestrebt da zahlreiche gemeinsame Angebotsaktivitaumlten zwischen SGM und BGM geplant sind

bull Der Sozialversicherungstraumlger hat bereits zahlreiche Initiativen zur Gesundheitsfoumlrderung von Studierenden der Hochschule XY gefoumlrdert und unterstuumltzt Hierzu zaumlhlen unter anderem die Praumlventionstage YY das Forum bdquoGesunde Hochschuleldquo am XXXXXXXX sowie das Angebot bdquoMentalstrategien gegen Stressldquo fuumlr Studierende der Hochschule XY in Kooperation mit dem Hochschul-sport Der als Anlage im Entwurf beigelegte Kooperati-onsvertrag mit der XX baut auf den guten Erfahrungen im BGM der Hochschule auf und erweitert den Fokus auf eine neue Zielgruppe

54 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

bull Der Sozialversicherungstraumlger kann auf Referenzen aus unterschiedlichen Projekten mit Hochschulen zuruumlck-greifen und weist ein umfangreiches Beratungs- und evidenzbaisertes Maszlignahmenportfolio im Setting auf

bull Der Sozialversicherungstraumlger ist gut vernetzt in der Community

bull Die Aktivitaumlt von XX begruumlndet sich in der Umsetzung des Praumlventionsgesetzes vom 1772015 In diesem ist vorgesehen dass bdquonicht betriebliche Lebensweltenldquo ein Schwerpunkt der Praumlventionsarbeit sein sollen Hoch-schulen als zu foumlrdernde Organisationen haben damit einen gaumlnzlich neuen Stellenwert erhalten der mit einer Moumlglichkeit der Foumlrderung und Unterstuumltzung einhergeht

bull Auch die Nationale Praumlventionskonferenz hat in ihren Bundesrahmenempfehlungen vom 1622016 Hochschu-len als Organisationen und Studierende als Zielgruppe mit dem Praumlventionsziel bdquoGesund aufwachsenldquo (vergleiche hier Kapitel 31) besonders hervorgehoben sodass es einen konkreten Auftrag an die im Praumlventionsgesetz genannten Sozialversicherungstraumlger gibt sich diesen neuen Zielgruppen zu widmen Dafuumlr bedarf es konkreter Projekte die nun insbesondere in den Hochschulen gefunden werden

Optional Moumlglich ist auch die Herstellung eines Bezugs zu den Grundlagen des Studierendenwerks oder von Studierenden-vertretungen (Stichwort Gesundheit)

3 Dienstweg ndash interner Dienstweg ist hier in der Regel aus-gewiesen bull Kuumlrzel nach links hierarchieaufsteigend bull Paraphe nach links hierarchieaufsteigend

4 Anlagen bull Anlage 1 Konzeptpapier Stand XXXXXXXX bull Anlage 2 Vertrag uumlber die gemeinsame Durchfuumlhrung

eines Projektes zur bdquoGesundheitsfoumlrderung fuumlr Studierendeldquo

5 Vom zustaumlndigen Praumlsidiumsmitglied mit der Bitte um TOP-Listung bull Einfuumlhrung eines Gesundheitsmanagements fuumlr

Studierende bull Praumlsidiumssitzung am XXXXXXXX oder eine der

anstehenden Sitzungen des Praumlsidiums

Mitteilung und Umsetzung des Praumlsidiumsbeschlusses

6 Mitteilung durch das zustaumlndige Praumlsidiumsmitglied BeschlussBeschluumlsse gemaumlszlig Vorlage gefasst in der

Sitzung des Praumlsidiums am

BeschlussBeschluumlsse in der Sitzung des Praumlsidiums am

gefasst mit Aumlnderungen wie folgt

BeschlussBeschluumlsse abgelehnt in der Sitzung des

Praumlsidiums am

7 Umsetzung Vom zustaumlndigen Praumlsdiumsmitglied zuruumlck an die umsetzende Einrichtung zur weiteren Veranlassung

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II Anregungen fuumlr ein Stellenprofil der SGM-Koordinatorin oder des SGM-Koordinators Im Folgenden werden Beispie-le fuumlr ein Stellenprofil einer SGM-Koordinatorin oder eines SGM-Koordinators aufgezeigt In Abhaumlngigkeit von der jewei-ligen Hochschule der Verankerung der Stelle in der Hoch-schulorganisation und dem Finanzierungshintergrund koumlnnen Aufgabenstellungen und Anforderungen variieren

Aufgabenstellungen bull Entwicklung und Aufbau eines studentischen

Gesundheitsmanagements (SGM) bull Koordination und Management des SGM-Prozesses bull Projektevaluation und Qualitaumltssicherung des SGM-

Prozesses bull Leitung und Moderation eines SGM-Steuerkreises bull Vorbereitung Umsetzung Kommunikation und

Dokumentation von Bedarfsanalysen und Maszlignahmen zum SGM in Abstimmung mit internen und externen Partnerinnen und Partnern

bull Budgetverantwortung Mittelverwaltung Finanzplanung und Drittmittelakquise fuumlr SGM

bull Aufbau einer internen und externen Informations- und Oumlffentlichkeitsarbeit zum Thema SGM

bull Auftreten als Botschafterin oder Botschafter des SGM-Projektes

bull Interdisziplinaumlre interne und externe Kooperation mit allen fuumlr den Prozess relevanten Akteurinnen und Akteuren (Netzwerkarbeit)

bull Betreuung von Praktikanteninnen und Praktikanten bull Bereitschaft zur Kooperation und Beteiligung in der Lehre

der gesundheitsorientierten Studiengaumlnge der Hoch-schule

bull Veroumlffentlichung von Ergebnissen in Fachzeitschriften sowie die Praumlsentation auf Fachkongressen

bull Bereitschaft sich fortzubilden und an berufsspezifischen Arbeitskreisen teilzunehmen

Anforderungsprofil bull Abgeschlossenes Hochschulstudium in Gesundheits- oder

Sportwissenschaften Psychologie Sozialwissenschaften Erwachsenenpaumldagogik oder verwandten Gebieten

bull Nachgewiesene Erfahrungen im Projekt- beziehungsweise Gesundheitsmanagement undoder der Organisations-entwicklung

bull Faumlhigkeit zum wissenschaftlichen Arbeiten unter Einsatz von qualitativen und quantitativen Methoden sowie Kompetenz in grundlegenden statistischen Verfahren

bull Erfahrungen und Kenntnisse der Strukturen von Hochschulen

bull Hohe kommunikative Kompetenz bull Faumlhigkeit zu einer partizipativen und integrativen

Vorgehensweise unter Einbindung der Zielgruppe in Maszlignahmenplanung und -durchfuumlhrung

bull Expertise in der Betreuung und Durchfuumlhrung von Gesundheitsangeboten

bull Sachverstand in der Konzeption Umsetzung und Evaluation praumlventiver Programme zur Bewegungs- Ernaumlhrungs- undoder Stressbewaumlltigung sowie in einer gesundheitsfoumlrdernden Lebensweltgestaltung sind wuumlnschenswert

bull Gute Deutsch- und Englischkenntnisse in Wort und Schrift sicherer Umgang mit den MS Office-Programmen

III Vorschlag fuumlr einen Antrag auf Projektfoumlrderung Der Antrag auf Projektfoumlrderung muss den Grundlagen des sect 20 SGB V und dem Leitfaden Praumlvention des GKV-Spitzenver-bands entsprechen

Dargelegt werden sollten bull Ziele bull Zielgruppen bull Zeitdauer bull Eigenleistung bull beantragte Leistungen durch Foumlrderer bull konkrete Projektplanung bull Kosten- und Ressourcenplanung bull personelle Ressourcen und Sachmittel bull wissenschaftliche Fundierung des Projektes und bull Partizipation

Wuumlnschenswert ist die Darstellung bull der Nachhaltigkeit des Projektes bull der Vernetzung von Verhaltens- und Verhaumlltnisebene bull der Neuartigkeit bull der Einbindung des Projektes in das Gesamtkonzept der

Hochschule und bull der Unterstuumltzung durch die Hochschulleitung

56 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

IV Leitfaden fuumlr Fokusgruppen mit Studierenden als qualita-tives Befragungsinstrument Der folgende Handlungsleit-faden dient als Unterstuumltzung zur Durchfuumlhrung von Fokus-gruppen mit Studierenden im Rahmen des Projektes bdquoStudentisches Gesundheitsmanagementldquo der Techniker Kran-kenkasse und der Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V zusammen mit dem bundesweiten Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hoch-schulen Er bedarf jeweils einer themenspezifischen Anpassung

Kurzer Exkurs zur Methodik Eine Fokusgruppe ist eine mo-derierte Gruppendiskussion von sechs bis zehn Personen die ein im Voraus festgelegtes Thema zielgerichtet bearbeitet Die Diskussion dauert ein bis zwei Stunden Im Rahmen des Projektes bdquoStudentisches Gesundheitsmanagementldquo soll durch den Einsatz von Fokusgruppen gewaumlhrleistet werden dass die Studierenden partizipativ in das Prozessgeschehen eingebunden werden und aktiv an der Ausgestaltung eines SGM mitarbeiten koumlnnen

Eine Staumlrke der Fokusgruppe besteht darin dass die Studie-renden in den Fokusgruppen ihre Sicht der Dinge schildern koumlnnen sodass in relativ kurzer Zeit praxisnahe Einblicke in die Lebenswelt der Zielgruppe gewonnen werden koumlnnen Im Unterschied zu anderen Workshop-Formen geht es bei einer Fokusgruppe nicht darum einen gemeinsamen Konsens zu einem bestimmten Thema zu finden sondern vielmehr darum unterschiedliche Sichtweisen Meinungen Trends und Ideen aufzuzeigen

Vorbereitung bull Einen Ort auswaumlhlen an dem die Gruppe ohne Stoumlrung

diskutieren kann bull Das Thema sollte praumlzise klar und verstaumlndlich formuliert

sein bull Festlegung von Unterthemen Formulierung konkreter

Fragestellungen in Absprache mit der Projektgruppe bull Zwei Moderierende sollten ausgewaumlhlt werden die

Erfahrungen in der Moderation von Gruppengespraumlchen haben

bull Akquise von Studierenden fuumlr die Teilnahme zum Beispiel durch persoumlnliche Ansprache Rundmails Aushaumlnge hellip

bull Festlegen der Dokumentation Empfohlen werden eine digitale Audioaufzeichnung sowie die Dokumentation der Ergebnisse auf Karten undoder Stellwaumlnden beziehungs-weise mit einem Protokoll

bull Vorbereitung der Materialien Moderationskarten Flipchart Aufnahmegeraumlt Getraumlnke

Gespraumlchsregeln Hinweise fuumlr die Moderation Im besten Fall wird die Fokusgruppe von zwei Moderierenden durch-gefuumlhrt Eine Person ist fuumlr die Moderation die andere fuumlr die organisatorischen Arbeiten sowie fuumlr das Festhalten der Ergebnisse zustaumlndig

Zu den Aufgaben der Moderierenden gehoumlrt es Sachver-halte zu klaumlren und die Teilnehmenden zu motivieren oder ihre Gedanken weiter auszufuumlhren Fragen der Moderieren-den muumlssen dabei offen formuliert sein damit sie keine Ant-wort im Voraus implizieren Auf interessante Aussagen kann der Moderierende oft schon durch einfache Nachfragen wie zum Beispiel bdquoWarumldquo oder bdquoWas gefaumlllt Ihnen daran beson-dersldquo eingehen Zwischendurch sollten die Ergebnisse immer wieder von demder Moderierenden zusammenge-fasst werden Dies hilft demder Protokollierenden und stellt sicher dass alle Beitraumlge richtig verstanden wurden

Gespraumlchsregeln sollten vor Beginn gemeinsam festgelegt werden Diese koumlnnen sein Vertraulichkeit respektvoller Umgang mit unterschiedlichen Meinungen Ausreden lassen

Zu beachten ist dass alle Teilnehmenden zu Wort kommen koumlnnen Die Moderation hilft den Teilnehmenden dabei ihre Meinungen zu aumluszligern und die Gruumlnde fuumlr diese Meinungen zu erklaumlren (wwwpartizipative-qualitaetsentwicklungde subnavimethodenkofferfokusgruppehtml)

Exemplarischer Ablauf einer Fokusgruppe bull Dauer ein bis zwei Stunden bull Teilnehmer sechs bis zehn Personen

1 Vorstellung der beiden Moderierenden Vorstellung des Themas (zum Beispiel Willkommenskultur fuumlr Erstsemester) und des Hintergrunds

2 Vorstellung der Methodik bdquoFokusgruppeldquo Verweis auf Audioaufzeichnung Protokoll

3 ErarbeitungVorstellung der Gespraumlchsregeln Diese koumlnnen vorab von den Moderierenden erarbeitet werden Die Moderierenden schreiben die Gespraumlchsregeln auf ein Flipchart und stellen sie kurz vor Die Teilnehmenden koumlnnen diese ergaumlnzen beziehungsweise anpassen Folgende Regeln schlaumlgt die Projektgruppe vor

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bull Alles was besprochen wird bleibt im Raum bull Alle duumlrfen ausreden bull Alle kommen zu Wort bull Keine Aussage wird bewertet

4 Einstieg Vorstellung des Themas und Leitfragen der Fokusgruppen-diskussion Thema und Leitfragen werden auf Moderationskarten geschrieben und an eine Metaplan-wand gehaumlngt

5 Bearbeitung konkreter Fragestellungen (circa vier bis acht Fragen) Jeweils Hinfuumlhrung zum Themakurze Defi-nitionErlaumluterung durch dieden Moderierenden anschlie-szligend Einsatz einer Methode je nach Fragestellung Auswahl an Methoden

bull Methode 1 bull Schritt 1 Individuelles Brainstorming ( jede Teilneh-

merin und jeder Teilnehmer schreibt Gedanken zur Fragestellung auf Moderationskarten nieder pro Gedanke eine Karte)

bull Schritt 2 Clustern (Ein Gedanke wird durch eine Teil-nehmerin oder einen Teilnehmer vorgestellt und auf den TischBoden gelegt aumlhnliche Gedanken werden kommentarlos hinzu gelegt alle Gedanken werden auf diese Weise geclustert)

Anmerkung Diese Methode eignet sich grundsaumltzlich gut um alle Themen nach diesem Schema zu bearbeiten Die Vorschaltung einer individuellen Phase hat sich in der Praxis bewaumlhrt

bull Methode 2 Diskussion zur Fragestellung in Kleingruppen anschlieszligend Vorstellung im Plenum

bull Methode 3 Themenspezifische Aufstellung Beispiel Auf einer Skala von eins bis zehn Wie stressig ist euer Studium insgesamt bull Moumlgliche Methode Auf Moderationskarten vermerken

Wo stuft ihr euch ein bull Anschlieszligende Diskussion Was fuumlhrt dazu dass ihr

euch dort einstuft Was braucht ihr um auf eine geringere Stufe zu kommen

6 Offene Fragerunde Gibt es noch Themen Brennt irgend-etwas Moumlglichkeit der Teilnehmenden zu einem unkommen-tierten Fazit

7 Fazit und Abschluss Fuumlr die Beteiligung bedanken Ruumlckmeldung an Gruppe wie das weitere Vorgehen geplant ist und wie die Ergebnisse kommuniziert werden

Nicht vergessen Bitte erfragen Sie von den Teilnehmenden folgende Daten fuumlr die Auswertung

bull StudiengangFakultaumlt bull Semesterzahl bull Alter bull Geschlecht

Achtung bull Die Fokusgruppe ist kein offener Ideenaustausch

sondern eine geleitete Diskussion mit einer klaren Zielsetzung (naumlmlich Ruumlckmeldungen zu einem bestimmten Thema zu bekommen)

bull Die Fokusgruppe ist eine Methode der Diskussions-fuumlhrung kein Frage-Antwort-Spiel Ein Kennzeichen einer erfolgreichen Fokusgruppe ist ein lebendiges Gespraumlch das in erster Linie von den Teilnehmenden getragen wird (das heiszligt die Moderation sollte nicht zu strikt am Leitfa-den haumlngen sondern diesen flexibel nutzen um die Diskussion zu stimulieren)

bull Eine Fokusgruppe foumlrdert die gemeinsame Gruppener-fahrung Wichtige Aspekte hierfuumlr sind eine angenehme Atmosphaumlre zu schaffen und den Teilnehmenden Raum und Zeit zu lassen

Weitere Informationen zur Methodik und zum Ablauf von Fokusgruppen unter wwwpartizipative-qualitaets entwicklungdesubnavimethodenkofferfokusgruppe html

Der Leitfaden wurde im Rahmen des Projektes bdquoStudenti-sches Gesundheitsmanagementldquo ndash AG Fokusgruppe 2015 von folgenden Personen entwickelt Anke Beeren Sabine Koumlnig Wiebke Maaszlig Janika Mette Stephanie Schluck Dr Ute Sonntag Dr Brigitte Steinke Stefanie Thees

58 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

9 Anlage 2

Glossar Im Folgenden werden Begriffe aus dem Kontext der Gesundheitsfoumlrderung an Hochschulen erlaumlutert

Betriebliche Gesundheitsfoumlrderung (BGF) Gemeinsame systemische Interventionen zur Gesundheitsfoumlrderung von Arbeitgebern Beschaumlftigten und Studierenden in privaten und oumlffentlichen Einrichtungen Gesundheitsfoumlrderung ist nach dem Verstaumlndnis der Weltgesundheitsorganisation ein komplexer sozialer und gesundheitspolitischer Ansatz Ziel ist die Vorbeugung von Krankheiten die Staumlrkung von Gesund-heitsressourcen sowie Senkung von gesundheitsrelevanten Belastungen am Arbeits- beziehungsweise Studienplatz Dies erfolgt unter aktiver Beteiligung der Betroffenen (gtPartizi-pation) mit dem Ziel eine Verbesserung der Arbeits- und Studienorganisation beziehungsweise deren Bedingungen zu erreichen Die Foumlrderung der Gesundheit und des Wohlbefin-dens am Arbeits- beziehungsweise Studienplatz erfolgt durch gtVerhaltens- und gtVerhaumlltnispraumlvention in definierten gtHandlungsfeldern auf Grundlage einer Bestandsaufnahme zum Beispiel gtGBE gtBGF ist ein Baustein im gtBGM

Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) Seit 2004 ist BEM gesetzliche Pflichtaufgabe (sect 84 SGB IX) fuumlr Arbeitgeber Wenn Beschaumlftigte innerhalb eines Jahres mehr als sechs Wochen krankheitsbedingt fehlen ist ihnen ein freiwilliges Gespraumlch zur Wiedereingliederung an den Arbeits-platz anzubieten Das gtBEM ist ein Baustein unter dem Dach des gtBGM Uumlber ein daran orientiertes systematisches Eingliederungsmanagement fuumlr Studierende die krankheits-bedingt fehlen ist nichts bekannt

Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) Organisa-torische Zusammenfuumlhrung der gesetzlichen und freiwilligen Leistungen einer Organisation (gtLebenswelt gtSetting) zur Foumlrderung der Gesundheit in Unternehmen beziehungsweise Institutionen wie Bildungseinrichtungen Studierende wurden

bisher darunter nicht systematisch erfasst und bilden zur Zeit eine eigenstaumlndige Saumlule (vergleiche gtSGM) Perspektivisch ist das gesundheitsbezogene Management an Hochschulen in ein gtHGM fuumlr alle gtStatusgruppen zusammenzufuumlhren Das Aufgabenprofil zum Aufbau und der Analyse (gtGBE) gesundheitsbezogener betrieblicher Strukturen und Prozes-se wird durch BGM-Koordinatorinnen und BGM-Koordinatoren wahrgenommen Die Bausteine der bundesgesetzlichen Aufgaben sind Arbeits- und Gesundheitsschutz Praumlvention und Gesundheitsfoumlrderung (gtPraumlvG) sowie das gtBEM Die gtHandlungsfelder koumlnnen beispielsweise Bewegung Ergo-nomie Ernaumlhrung Gewalt- Laumlrm- und Suchtpraumlvention sowie Psychische Gesundheit sein

Gesundheitsberichterstattung (GBE) Periodische Berichte uumlber die gesundheitliche Situation der Bevoumllkerung bezie-hungsweise der gtStatusgruppen an der Hochschule Ziel ist die Ableitung von Gesundheitszielen mit entsprechenden gtHandlungsfeldern Dies erfolgt methodisch durch Befra-gung der Hochschulangehoumlrigen Fokusgruppen oder On-line-Frageboumlgen Ein bewaumlhrtes Instrument der gtGBE fuumlr Studierende ist der University Health Report (UHR)

Gesundheitszirkel Zeitlich befristetes Instrument zur Analyse Planung Umsetzung und Evaluation von gesund-heitsbezogenen Prozessen im Rahmen des gtBGM Gesund-heitszirkel bestehen aus circa zehn Personen die auf frei-williger Basis in Gruppenarbeit als Expertinnen und Experten fuumlr ihren Arbeits- beziehungsweise Studienbereich Verbesse-rungsvorschlaumlge zur Senkung der Belastungen erstellen Im gtSGM wird bisher dafuumlr das Instrument der Fokusgruppen eingesetzt

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Handlungsfelder Handlungsfelder des gtBGM sind nach einer Bestandsaufnahme und Analysephase festzulegen Das koumlnnen gesundheitsbezogene Maszlignahmen Projekte und Prozesse zur Organisationsentwicklung der gtVerhaltens- und gtVerhaumlltnispraumlvention sein Bestimmte Handlungsfelder der gtBGF (wie Bewegung Ernaumlhrung) werden durch Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen nach SGB V sect 20 (gtPraumlvG) unterstuumltzt

Health Promoting Universities Im Jahr 1997 wurden die Health Promoting Universities (HPU) zu einem offiziellen Be-standteil und Unterprogramm des WHO-Projektes bdquoHealthy Citiesldquo Inzwischen hat sich daraus ein internationales Netzwerk gebildet dessen aktueller Stand auf der Internet-praumlsenz wwwhealthpromotingcampusesorg abgebildet ist Im Jahr 2015 wurde auf der fuumlnften internationalen Konferenz die Okanagan-Charta als weltweiter gemeinsamer Handlungsrahmen zur Gesundheitsfoumlrderung und Nachhal-tigkeit in der houmlheren Bildung verabschiedet

Hochschule bdquoHochschuleldquo ist der Dachbegriff fuumlr Einrich-tungen des Bildungswesens fuumlr Wissenschaft Lehre und Stu-dium zum Erwerb eines akademischen Abschlusses Sie sind dem tertiaumlren Bildungssektor zugehoumlrig und unterliegen je-weils der Gesetzgebung der 16 Bundeslaumlnder In Deutschland gibt es 427 Hochschulen die in staatlicher (Bund Land Kom-mune) beziehungsweise in staatlich anerkannter privater und konfessioneller Traumlgerschaft als Praumlsenz- beziehungs-weise Fernhochschulen betrieben werden

Hochschulisches Gesundheitsmanagement (HGM) Die ge-sundheitsbezogenen Managementstrategien an Hoch-schulen erfolgen zur Zeit nach gtStatusgruppen getrennt mit eigenen organisatorischen personellen und rechtlichen Grundlagen Neben dem vor uumlber 20 Jahren eingefuumlhrten gtBGM fuumlr die Verwaltung hat sich eine weitere Saumlule fuumlr Studierende gtSGM entwickelt Mit Perspektive auf die wissen-schaftlich und kuumlnstlerisch Beschaumlftigten ndash dem sogenannten

Mittelbau ndash befinden sich die Hochschulen noch am Anfang Zielstellung sollte ein gtHGM sein das gesunde Arbeits- und Studienplaumltze durch Organisationsentwicklung fuumlr alle an der Hochschule Taumltigen zum Ziel hat

Lebenswelt Das gtPraumlvG definiert bdquoLebensweltldquo im SGB V sect 20a Absatz 1 wie folgt bdquoLebenswelten () sind fuumlr die Gesund-heit bedeutsame abgrenzbare soziale Systeme insbeson-dere des Wohnens des Lernens des Studierens der medizini-schen und pflegerischen Versorgung sowie der Freizeitgestaltung einschlieszliglich des Sportsldquo bdquoLebensweltldquo kann synonym zum Begriff gtSetting genutzt werden der nicht im gtPraumlvG steht

Organisationsentwicklung (OE) Der Begriff bezieht sich auf den geplanten und methodisch kontrollierten Wandel von Unternehmen beziehungsweise Institutionen Durch OE sol-len in einem mittelfristigen und komplexen Prozess die Struk-turen (wie Kommunikations- und Kooperationsstrukturen) sowie die Kultur analysiert und gegebenenfalls veraumlndert werden

Partizipation bdquoPartizipationldquo bezieht sich auf die aktive Teil-habe von Personen oder Gruppen an bestimmten Organisa-tionsprozessen Die aktive Einbeziehung der Beteiligten in Planung Umsetzung und Evaluierung gesundheitsbezoge-ner Angebote ist Aufgabe des gtBGM und gtSGM Partizipation umfasst die Formulierung von Wuumlnschen Beduumlrfnissen und Kritik an den bestehenden Zustaumlnden sowie die Beteiligung an Entscheidungen oder Regelerstellungen wie Dienstverein-barungen beziehungsweise Leitbilder Partizipation wird als Entwicklungsprozess verstanden in dem Mitbestimmung und Entscheidungskompetenzen uumlber das gesetzlich gere-gelte Maszlig hinaus schrittweise ausgebaut werden

60 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Praumlventionsgesetz (PraumlvG) Das Gesetz zur Staumlrkung der Gesundheitsfoumlrderung und Praumlvention (sect 20 Absatz 2 SGB V) ndash im Folgenden kurz Praumlventionsgesetz (gtPraumlvG) ndash ist in zwei Stufen am 2572015 und am 112016 in Kraft getreten Es ist integraler Bestandteil des Fuumlnften Buchs des Sozialge-setzbuches das im dritten Kapitel dritter Abschnitt unter anderem Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen auffuumlhrt Es sind folgende drei Leistungsbereiche in sect 20 verankert

1 Verhaltensbezogene Praumlvention (sect 20 Absatz 5) 2 Gesundheitsfoumlrderung und Praumlvention in gtLebenswelten

(sect 20a) und 3 Gesundheitsfoumlrderung in Betrieben (gtBGF sect 20b)

Pauschal hat der Gesetzgeber jaumlhrlich einen Betrag von mindestens sieben Euro pro gesetzlich Krankenversichertem vorgesehen Die gemeinsamen Ausfuumlhrungsbestimmungen der Sozialversicherungen auf Grundlage des gtPraumlvG werden durch die Nationale Praumlventionskonferenz (sect 20e) mit den Bundesrahmenempfehlungen vom 2882018 festgelegt auf denen die 16 Landesrahmenvereinbarungen (sect 20f) aufbauen sollen Der Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen auf Basis des gtPraumlvG ist im Leitfaden Praumlvention festgelegt

Salutogenese Die Salutogenese stellt einen Paradigmen-wechsel mit Blick auf die Schutzfaktoren und Ressourcen von Individuen dar Sie bietet eine Erweiterung der biomedizini-schen krankheitsorientierten Sichtweise und wurde erst auf die koumlrperliche und dann seelische Gesundheit angewendet Nach Aaron Antonovsky folgt das Modell der Salutogenese (lateinisch Salus = Heil griechisch Genesis = Entstehung) konsequent der Frage nach den Entstehungs- und Erhaltungs-

bedingungen von Gesundheit Gesundheit und Krankheit wer-den in einer salutogenetischen Sichtweise nicht als einander ausschlieszligende Zustaumlnde sondern als Pole eines Gesund-heits-Krankheits-Kontinuums betrachtet Dabei soll sich der individuelle Gesundheitszustand eines Menschen aus der dynamischen Wechselwirkung zwischen Gesundheitsrisiken und Gesundheitsressourcen der Person und seiner Lebens-welt ergeben

Setting(-Ansatz) Ein Setting ist ein uumlberschaubares sozial-raumlumliches System wie beispielsweise eine Stadt ein Kran-kenhaus oder eine Hochschule auf deren Mitglieder prauml-ventive beziehungsweise gesundheitsfoumlrderliche Maszlignahmen ausgerichtet werden koumlnnen Ein Setting (gtLe-benswelt) besitzt physische Grenzen und Menschen mit de-finierten Rollen sowie eine Organisationsstruktur Der Set-ting-Ansatz ist die Kernstrategie der Gesundheitsfoumlrderung und die Vernetzung dafuumlr ein wichtiges Entwicklungsinstru-ment Der in den 1980er-Jahren von der Weltgesundheitsor-ganisation proklamierte Ansatz soll die Umsetzung der Otta-wa-Charta von 1986 in die Praxis ermoumlglichen Der Setting-Ansatz richtet sich auf die gtLebenswelten (Settings) aus in denen Menschen lernen arbeiten konsumieren et ce-tera und somit einen Groszligteil ihrer Zeit verbringen Durch gesundheitsbezogene Interventionen soll die Gesundheit der Einzelnen und auch der Mitglieder einer Organisation wie einer Hochschule positiv beeinflusst werden Ziel ist es Ge-sundheitspotenziale der Menschen zu ermitteln und diese durch strukturelle Veraumlnderungen (gtVerhaumlltnispraumlvention) in ihrer Lebenswelt zu staumlrken

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Stakeholder Der Begriff bdquoStakeholderldquo stammt aus dem Englischen und ist nur unzureichend mit bdquoInteressent(en)ldquo beziehungsweise bdquoInteressensgruppenldquo zu uumlbersetzen Die Person oder der Personenkreis charakterisiert eine Schluumlssel-stellung in einer Organisation die am Verlauf oder Ergebnis eines Prozesses oder Projektes maszliggeblichen Einfluss aus-uumlbt Zur Implementierung von gtBGM beziehungsweise gtSGM an einer Hochschule ist dieser Personenkreis zu identifizieren und persoumlnlich anzusprechen

Statusgruppe Einer Statusgruppe werden die Mitglieder einer Hochschule entsprechend ihren Rollen und gesetzlichen Rahmenbedingungen zugeordnet Die Haupttrennlinie liegt zwischen einem geschlossenen Beschaumlftigungsvertrag und einer Immatrikulationsbescheinigung der Hochschule Die Statistik unterscheidet in nichtwissenschaftliches und wissenschaftliches Personal Professorinnen und Professoren sowie Studierende Dabei koumlnnen Uumlbergaumlnge wie bei den studentischen Beschaumlftigten flieszligend sein Das Statisti-sche Bundesamt veroumlffentlicht dazu umfangreiche Fachse-rien

Steuerungsgruppe Das Lenkungsgremium fuumlr ein gtBGM (wie ein Arbeitskreis Gesundheit) sollte sich neben der BGM- Koordinatorin oder dem BGM-Koordinator mindestens aus Mitgliedern der Hochschulleitung der Arbeitssicherheit Personalabteilung dem Personalrat gegebenenfalls Be-triebsaumlrztin oder Betriebsarzt Sozialdienst und weiteren Fuumlhrungskraumlften zusammensetzen

Studentisches Gesundheitsmanagement (SGM) Das Ge-sundheitsmanagement fuumlr und von Studierenden ndash Kurzform bdquoStudentisches Gesundheitsmanagement oder Studierenden-gesundheitsmanagementldquo (SGM) ndash ist in Anlehnung an das

gtBGM konzipiert worden Es dient dazu eine systematische und zielorientierte Steuerung fuumlr alle gesundheitsbezoge-nen Prozesse im Zusammenhang mit Studierenden an der Hochschule zu buumln-deln und zu erweitern Im Sinne der Ge-sundheitssouveraumlnitaumlt sollen die koumlrper-lichen psychischen und sozialen Belange sowie das individuelle Wohlbefinden der Studierenden erhalten und gefoumlrdert werden Perspektivisch ist im Sinne des gtLebensweltansatzes ein uumlbergrei-fendes Gesundheitsmanagement der Organisation Hochschule anzustreben

Verhaumlltnispraumlvention Einflussnahme auf Gesundheit und Krankheit durch Veraumlnderung der Lebensbedingungen Klassische Felder der Verhaumlltnispraumlven-tion sind die Verbesserung der Arbeits-bedingungen im Rahmen von gtBGM beziehungsweise gtSGM kommunale Aktivitaumlten zur Verbesserung der Hygi-ene- Wohn- und Verkehrsbedingungen sowie gesetzgeberische Aktivitaumlten

Verhaltenspraumlvention Einflussnahme auf den individuellen Gesundheitszu-stand beziehungsweise das Gesundheits-verhalten durch bildende und beratende Maszlignahmen

62 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

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wwwcampusplusuni-klde Studentisches Gesundheitsma-nagement an der TU Kaiserslautern

wwwdzhweu Deutsches Zentrum fuumlr Hochschul- und Wis-senschaftsforschung

wwwewi-psyfu-berlindeeinrichtungenarbeitsbereiche ppgforschungsgm_fuindexhtml Gesund Studieren an der FU Berlin

wwwfu-berlindegesund-studieren 22 Faktenblaumltter zur Studie bdquoGesundheit Studierender in Deutschland 2017ldquo

wwwstudentenwerkede Deutsches Studierendenwerk

wwwfh-muensterdehochschulegesunde-hochschule gesund-studierenphp Gesund studieren an der FH Muumlnster

wwwfamilie-in-der-hochschulede Best Practice Club bdquoFamilie in der Hochschuleldquo

wwwgesundheit-ndsdeimagespdfsOkanagan-Charter_ 2015pdf Okanagan-Charta 2015

wwwgesundheitsfoerdernde-hochschulende Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen

wwwgesundheitsfoerdernde-hochschulen-swde Gesund-heitsfoumlrdernde Hochschulen Suumldwest

wwwhs-fuldadeindexphpid=4457 Gesundheitsfoumlrdern-de Hochschule Fulda

wwwhochschulkompassde Datenbank der Hochschulen und Studiengaumlnge in Deutschland

wwwhockitedurueckenwindphp Ruumlckenwind ndash Was Studis gegen Stress tun koumlnnen

wwwmyhealthkitedu MyHealth ndash gesund studieren am KIT

wwwhealthycampus-goettingende Healthy Campus Uni Goumlttingen

wwwkompetenzzentrum-hochschulende Kompetenz-zentrum Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen

wwwhs-emden-leerdeeinrichtungenhochschulsport- health-sportshealthy-campus-health Studentisches Gesundheitsmanagement an der Hochschule Emden-Leer

wwwph-heidelbergdekopf-stehenhtml Gesundheitsfoumlr-derungsprojekt an der PH Heidelberg

wwwhtwk-leipzigdelebenund-du-so Studentisches Gesundheitsmanagement an der HTWK Leipzig

wwwgesundeuni-wuppertalde Gesundheitsportal der Uni Wuppertal

wwwhs-esslingendesoziale-arbeit-gesundheit-und- pflegefakultaetprofilgesundheitsfoerderung Studen-tische Gesundheitsfoumlrderung an der Hochschule Esslingen

wwwlustuni-luebeckde Studierendengesundheit der Uni Luumlbeck

wwwnightlineseu Zuhoumlr- und Informationstelefon von Stu-dierenden fuumlr Studierende

wwwsozialerhebungde Sozialerhebung des Deutschen Studierendenwerks

wwwstudicarecom Forschungs- und Kooperationsvorhaben zur psychischen Gesundheit von Studierenden

wwwth-wildaudehochschuleweitere-einrichtungen hochschule-in-hochform Vision einer gesundheitsbewuss-ten Hochschule TH Wildau

wwwtu-braunschweigdesportzentrumsgf Studentische Gesundheitsfoumlrderung TU Braunschweig

wwwtu-ilmenaudeaustauschforum Austauschplattform Thuumlringer Hochschulen

wwwuni-paderborndeuniversitaetbenefit Studentisches Gesundheitsmanagement an der Uni Paderborn

wwwuhreportde University Health Report

Zuletzt abgefragt am 2542019

66 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Autorinnen- und Autorenverzeichnis Im Folgenden wer-den die Autorinnen und Autoren genannt die an dieser Hand-lungsempfehlung mitgewirkt haben

Felix Albrecht Karlsruher Institut fuumlr Technologie House of Competence Straszlige am Forum 3 D-76131 Karlsruhe E-Mail felixalbrechtkitedu hockitedu

Philip Bachert Karlsruher Institut fuumlr Technologie Institut fuumlr Sport und Sportwissenschaft Engler-Bunte-Ring 15 Gebaumlude 4040 D-76131 Karlsruhe E-Mail philipbachertkitedu sportkitedu

Henning Blumenroth Universitaumlt Frankfurt Zentrum fuumlr Hochschulsport D-60487 Frankfurt am Main E-Mail blumenrothhochschulsportuni-frankfurtde uni-frankfurtde

PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Freie Universitaumlt Berlin AB Public Health Praumlvention und psychosoziale Gesundheitsforschung Habelschwerdter Allee 45 D-14195 Berlin E-Mail burkhardgusyfu-berlinde fu-berlindeppg

Prof Dr Thomas Hartmann Hochschule Magdeburg-Stendal FB Soziale Arbeit Gesundheit und Medien Breitscheidstraszlige 2 D-39114 Magdeburg E-Mail thomashartmannhs-magdeburgde

Prof Dr med Eva Hungerland Duale Hochschule Baden-Wuumlrttemberg Stuttgart Rotebuumlhlstraszlige 131 D-70197 Stuttgart E-Mail evahungerlanddhbw-stuttgartde dhbw-stuttgartdegesundheit

Sabine Koumlnig Team Gesundheitsmanagement Techniker Krankenkasse Bramfelder Straszlige 140 D-22305 Hamburg E-Mail sabinekoenig-1tkde tkde

Martin Kruumlssel Universitaumlt Goumlttingen BGM-Koordination Goszliglerstraszlige 57 D-37073 Goumlttingen E-Mail martinkruesselzvwuni-goettingende uni-goettingende

Dr Alexa Maria Kunz Karlsruher Institut fuumlr Technologie House of Competence Straszlige am Forum 3 D-76131 Karlsruhe E-Mail alexakunzkitedu hockitedu

Tino Lesener Freie Universitaumlt Berlin AB Public Health Praumlvention und psychosoziale Gesundheitsforschung Habelschwerdter Allee 45 D-14195 Berlin E-Mail tlesenerfu-berlinde fu-berlindeppg

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Jaqueline Metken Duale Hochschule Baden-Wuumlrttemberg Stuttgart Rotebuumlhlstraszlige 131 D-70197 Stuttgart E-Mail jaquelinemetkengmailcom dhbw-stuttgartdegesundheit

Ines Niemeyer Team Gesundheitsmanagement Techniker Krankenkasse Bramfelder Straszlige 140 D-22305 Hamburg E-Mail inesniemeyer-1tkde tkde

Joerg Reitermayer Karlsruher Institut fuumlr Technologie House of Competence Straszlige am Forum 3 D-76131 Karlsruhe E-Mail joergreitermayerkitedu hockitedu

Stephanie Schluck Hochschule fuumlr angewandte Wissenschaften Hamburg Presse amp Kommunikation Berliner Tor 5 D-20099 Hamburg E-Mail stephanieschluckhaw-hamburgde haw-hamburgde

Dr Ute Sonntag Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V Fenskeweg 2 D-30165 Hannover E-Mail utesonntaggesundheit-ndsde gesundheit-ndsde

Max Sprenger Technische Universitaumlt Kaiserslautern Allgemeiner Hochschulsport (ZE AHS) Paul-Ehrlich-Strasse 28 D-67663 Kaiserslautern E-Mail maxsprengerhochschulsportuni-klde unisportuni-klde

Dr Brigitte Steinke Team Gesundheitsmanagement Techniker Krankenkasse Bramfelder Straszlige 140 D-22305 Hamburg E-Mail brigittesteinketkde tkde

Mareike Timmann Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V Fenskeweg 2 D-30165 Hannover E-Mail mareiketimmanngesundheit-ndsde gesundheit-ndsde

Christine Wolter Freie Universitaumlt Berlin AB Public Health Praumlvention und psychosoziale Gesundheitsforschung Habelschwerdter Allee 45 D-14195 Berlin E-Mail christinewolterfu-berlinde fu-berlindeppg

SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement ndash Herausgeber Techniker Krankenkasse Unternehmenszentrale 22291 Hamburg Internet tkde Geschaumlfts-bereich Markt und Kunde Gesundheitsmanagement Dr Sabine Voermans Konzeption Autorinnen- und Autorengruppe Redaktion Sabine Koumlnig Ines Niemeyer Dr Brigitte Steinke Prof Dr Thomas Hartmann Dr Ute Sonntag in Zusammenarbeit mit Stephanie Schluck Mareike Timmann Medienkonzeption TK Micaela Berger Gestaltung The Ad Store GmbH Hamburg Produktion Oliver Kuumlhl Litho Hirte GmbH amp Co KG Hamburg Druck TK-Hausdruckerei

copy Techniker Krankenkasse Alle Rechte vorbehalten Nachdruck auch auszugsweise nur mit schriftlicher Einwilligung der TK Die enthaltenen Informationen wurden sorgfaumlltig recherchiert Fuumlr eventuelle Aumlnderungen oder Irrtuumlmer koumlnnen wir keine Gewaumlhr uumlbernehmen Stand Juni 2019

Hier erfahren Sie mehr Studentisches Gesundheitsmanagement Fragen zum Angebot der TK zur Gesundheitsfoumlrderung an Hochschulen beantworten Ihnen gerne die kompetenten TK-Berater in Ihrer Region Senden Sie einfach eine E-Mail an gesundheitsmanagementtkde Ihr regionaler Ansprechpartner wird sich schnellstmoumlglich bei Ihnen melden

Firmenkundenservice Ausfuumlhrliche und aktuelle Informationen zu unseren Leistungen und Services fuumlr Firmenkunden finden Sie auch unter firmenkundentkde Suchnummer 9600

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  • SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement
    • Inhalt
    • 1 Vorworte
    • 2 Praumlambel
    • 3 Einbettung des Themas Worum geht es
    • 4 Was ist zu Beginn zu bedenken
    • 5 Theorie und Praxis Was ist bei der Umsetzung zu bedenken
    • 6 Welche grundsaumltzlichen Aspekte sind entscheidend fuumlr ein SGM
    • 7 Die Kooperationspartner
    • 8 Anlage 1 Praxishilfen
    • 9 Anlage 2
Page 5: SGM – Studentisches Gesundheitsmanagement · 2020. 3. 6. · • Deutsche Sporthochschule Kln • Duale Hochschule Baden-Wrttemberg Stuttgart • Hochschule Hannover • Freie Universität

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Thomas Altgeld Geschaumlftsfuumlhrer der Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersach-sen eV

Dr Sabine Voermans Leiterin des Gesundheitsmanagements der Techniker Krankenkasse

Seit 1995 engagiert sich die Landesvereinigung fuumlr Gesund-heit und Akademie fuumlr Sozial-

medizin Niedersachsen e V (LVG amp AFS) fuumlr Gesundheitsfoumlrderung an Hochschulen Mit der Gruumlndung des Arbeitskreises Gesundheitsfoumlrdern-de Hochschulen (AGH) wurde fruumlh der Rahmen fuumlr Austausch und Vernetzung von Akteurinnen und Akteuren im Setting geschaffen Der AGH verfolgt das Ziel an Hoch-schulen gesundheitsfoumlrdernde Le-bens- und Arbeitsbedingungen zu initiieren und zu unterstuumltzen Mit dem Aufbau eines Kompetenzzent-rums Gesundheitsfoumlrdernde Hoch-

schulen (KGH) welches ebenfalls in der LVG amp AFS angesiedelt ist werden die Unterstuumltzungsangebote fuumlr Akteurinnen und Akteure in der Hochschule ausgebaut und verstaumlrkt

Gesundheitsfoumlrderung an den Hochschulen hat eine besondere Bedeutung da diese als Vorbild fungieren um andere gesell-schaftliche Bereiche voranzubringen Studierende sind Multi-plikatorinnen und Multiplikatoren potenzielle Fuumlhrungskraumlfte sowie Entscheidungstraumlgerinnen und Entscheidungstraumlger Positive Erfahrungen mit Gesundheitsfoumlrderung koumlnnen von ihnen spaumlter in andere gesellschaftliche Bereiche hineingetragen und umgesetzt werden Keine andere vergleichbare Organi-sation kann so viele 17- bis 25-Jaumlhrige erreichen wie Hoch-schulen Der Anteil derer die ein Studium beginnen wird in den naumlchsten Jahren houmlchstwahrscheinlich weiter ansteigen

Trotz dieses Potenzials standen Studierende bisher nicht im Fokus der Gesundheitsfoumlrderung Dies sollte sich durch das Entwicklungsprojekt bdquoStudentisches Gesundheitsmanagementldquo

zwischen LVG amp AFS und der Techniker Krankenkasse zusammen mit dem AGH aumlndern Ziel des vierjaumlhrigen Pro-jektes war es analog zum Betriebli-chen Gesundheitsmanagement (BGM) gemeinsam ein Konzept fuumlr Studierende zu entwickeln

Eines der Projektergebnisse ist die hier vorliegende Handlungsempfehlung Studentisches Gesundheitsmanage-ment (SGM) Sie soll Akteurinnen und Akteuren aus der Hochschullandschaft Impulse und Unterstuumltzung fuumlr die Ein-fuumlhrung und Umsetzung eines Studen-tischen Gesundheitsmanagements mit auf den Weg geben Ziel ist es die Rahmenbedingungen der Lebenswelt Hochschule gesundheitsfoumlrderlich zu gestalten und die individuellen Gesund-heitsressourcen derjenigen die dort lernen und arbeiten zu staumlrken

Wir wuumlnschen allen Beteiligten gutes Gelingen Mit herzlichen Gruumlszligen

Thomas Altgeld

6 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

2 Praumlambel

Die vorliegende Handlungsempfehlung ist die erste zusam-menfassende Darstellung der wichtigsten konzeptionellen Schritte und spezifischen Fragestellungen zum Studenti-schen Gesundheitsmanagement (SGM) in Deutschland Sie ist eines der Ergebnisse des vierjaumlhrigen Entwicklungspro-jektes das 2014 von der Techniker Krankenkasse (TK) und der Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V (LVG amp AFS) zusammen mit dem Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen (AGH) ins Leben gerufen wurde

Unterschiedliche Akteurinnen und Akteure aus Hochschulen haben sich an dem Projekt beteiligt Das Projekt wurde durch ein begleitendes Fachgremium kontinuierlich beraten und unterstuumltzt Im Rahmen des Projektes fanden drei For-schungsworkshops statt in denen zu ausgewaumlhlten Themen der Stand der Forschung dargestellt und auf das SGM bezogen wurde Hochschulen die bereits SGM-Projekte entwickeln bereicherten das Projekt mit ihren Praxiserfahrungen die auch Eingang in die Handlungsempfehlung gefunden haben Der AGH hat Hochschulen aufgerufen Fokusgruppen mit Studierenden durchzufuumlhren und die Ergebnisse im Rahmen des Projektes zu diskutieren

Die Handlungsempfehlung gibt allen die SGM aufbauen und verstetigen wollen Orientierung und Hilfestellung bei diesem Thema Die Empfehlungen richten sich speziell an die Koordi-natorinnen und Koordinatoren eines Gesundheitsmanage-ments fuumlr Studierende an den Hochschulen

Wir wuumlnschen allen Interessierten dass sie die Handlungsemp-fehlung mit Gewinn lesen und den Mut fassen SGM anzupacken

Das Projektteam bull Sabine Koumlnig Techniker Krankenkasse bull Dr Brigitte Steinke Techniker Krankenkasse bull Ines Niemeyer Techniker Krankenkasse bull Stephanie Schluck Landesvereinigung fuumlr Gesundheit

und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V bull Mareike Timmann Landesvereinigung fuumlr Gesundheit

und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V bull Dr Ute Sonntag Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und

Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V bull Prof Dr Thomas Hartmann Hochschule Magdeburg-Stendal

Danksagung Unser Dank gilt denjenigen ganz herzlich die das Projekt durchgefuumlhrt unterstuumltzt beraten und begleitet haben Ohne diese Unterstuumltzung waumlre die Handlungsempfehlung in dieser Form und Qualitaumlt nicht moumlglich gewesen So moumlchten wir uns stellvertretend bei folgenden Personen und Institutionen namentlich bedanken (alphabetische Reihenfolge)

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Mitwirkende aus dem begleitenden Gremium bull Philip Bachert Karlsruher Institut fuumlr Technologie bull Anke Beeren Folkwang Universitaumlt der Kuumlnste Essen bull Henning Blumenroth Technische Universitaumlt Kaisers-

lautern bis Ende 2018 bull PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Freie Universitaumlt Berlin bull Janek Heszlig und Sandro Phillipi freier Zusammenschluss

von studentInnenschaften e V bull Thomas Holm Techniker Krankenkasse bull Prof Dr Eva Hungerland Duale Hochschule Baden-

Wuumlrttemberg Stuttgart bull Astrid Kaiser Deutsches Studentenwerk bull Martin Kruumlssel Georg-August-Universitaumlt Goumlttingen bull Dr Katrin Lohmann Freie Universitaumlt Berlin bull Benjamin Schenk allgemeiner deutscher hochschul-

sportverband bull Max Sprenger Technische Universitaumlt Kaiserslautern bull Christine Wolter Freie Universitaumlt Berlin

Expertinnen und Experten der Forschungsworkshops bull Philip Bachert Karlsruher Institut fuumlr Technologie bull Prof Dr Yong Seun Chang-Gusko FOM Hamburg bull Prof Dr Gabriele Elke Ruhr-Universitaumlt Bochum bull Dr Arne Goumlring Georg-August-Universitaumlt Goumlttingen bull PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Freie Universitaumlt Berlin bull Prof Dr Anja Kroke Hochschule Fulda bull Jonas Poskowsky Deutsches Zentrum fuumlr Hochschul-

und Wissenschaftsforschung bull Gabriele Rohmann Archiv der Jugendkulturen e V Berlin bull Wilfried Schumann Carl von Ossietzky Universitaumlt

Oldenburg bull Laura StuumldemannLisa Weinhold netzwerk n e V

Weitere Expertinnen und Experten bull Marcus Neick Studentischer Prorektor Universitaumlt Rostock bull Mirjam Reale Schluumlsselkompetenzen Leibniz Universitaumlt

Hannover bull Marc Schriever Gesundheitsbotschafter Technische

Hochschule Wildau bull Stefanie Thees Gesundheitsmanagerin Hochschule Coburg bull Katharina Toumlpritz Freie Universitaumlt Berlin bull Kathrin Wenzel Technische Universitaumlt Kaiserslautern

Hochschulen die Fokusgruppen mit Studierenden durch-gefuumlhrt haben und Hochschulen die die Seminare bdquoSGM Wie geht denn dasldquo moumlglich gemacht haben bull Alice Salomon Hochschule Berlin bull Deutsche Sporthochschule Koumlln bull Duale Hochschule Baden-Wuumlrttemberg Stuttgart bull Hochschule Hannover bull Freie Universitaumlt Berlin bull Hochschule Coburg bull Hochschule Fulda bull Hochschule Magdeburg-Stendal bull Karlsruher Institut fuumlr Technologie bull Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universitaumlt Bonn bull Technische Hochschule Wildau bull Technische Universitaumlt Ilmenau bull Technische Universitaumlt Kaiserslautern bull Universitaumlt Paderborn

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3 Einbettung des Themas Worum geht es

Gesundheitsfoumlrderung als Aufgabe der Hochschulen Gesundheit und Bildung sind in Deutschland verfassungsgemaumlszlig Aufgabe der 16 Bundeslaumlnder Die Ent-wicklung der Gesundheitsfoumlrderung an Hochschulen hat in den letzten 30 Jah-ren den umgekehrten Weg genommen Ausgehend von internationalen und nati-onalen Verabredungen und Gesetzen besteht weiterer Strukturbildungs- und Umsetzungsbedarf auf der Ebene der Bundeslaumlnder Dabei ist unstrittig dass Hochschulen Teil der Gesellschaft sind und wichtige gesellschaftsbildende Aufgaben zu erfuumlllen haben Gesund-heitsfoumlrderung gehoumlrt mit den vielen gesellschaftspolitischen Schnittstellen zum Aufgabengebiet der Hochschulen Die Entwicklung des Gesundheitsma-nagements fuumlr Studierende (SGM) ist darunter nur ein ndash allerdings wichtiger ndash Schwerpunkt Dieser fehlte bisher an Hochschulen auch an Hochschulen mit betrieblichem Gesundheitsmanagement

Die internationale Weichenstellung er-folgte mit der Verabschiedung der Ottawa-Charta durch die Weltgesund-heitsorganisation im Jahr 1986 mit den drei Handlungsstrategien und fuumlnf Handlungsfeldern der Gesundheitsfoumlr-derung Das Verstaumlndnis von Gesund-heit erweiterte sich von der individuellen Ebene mit ausschlieszliglich medizinischem Fokus zu einer intersektoralen saluto-genen und bevoumllkerungsbezogenen

Perspektive Dort heiszligt es bdquoGesundheit wird von Menschen in ihrer alltaumlglichen Umwelt geschaffen und gelebt dort wo sie spielen lernen arbeiten und liebenldquo Lebenswelten koumlnnen das Ver-staumlndnis fuumlr Gesundheit Belastungen und Ressourcen praumlgen Aus der Pers-pektive der Gesundheitswissenschaften wird unter dem Begriff bdquoLebensweltldquo ein sozial-raumlumlicher Zusammenhang ver-standen der durch eine formale Orga-nisation regionale Situation gleiche Lebenslagen gemeinsame Werte oder durch eine Kombination dieser Kontexte gebildet werden kann (Hartung Rosen-brock 2015)

Im Gesetz zur Staumlrkung der Gesund-heitsfoumlrderung und Praumlvention (2015) werden gemaumlszlig sect 20a bdquoLebensweltenldquo als bdquohellip fuumlr die Gesundheit bedeutsame abgrenzbare soziale Systeme insbe-sondere des Wohnens des Lernens des Studierens der medizinischen und pflegerischen Versorgung sowie der Freizeitgestaltung einschlieszliglich des Sportsldquo definiert Auch Hochschulen sind ein Lern- (und Lehr-)ort Die bdquoLe-benswelt des Studierensldquo zeichnet sich unter anderem durch die formale Organisation Hochschule sowie eine aumlhnliche Lebenslage und Altersgruppe aus Dieser Aspekt wird durch ein Gesundheitsmanagement fuumlr und mit Studierenden aufgegriffen

Mareike Timmann Fachreferentin in der Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V und Koordination Kompetenzzentrum Gesundheitsfoumlr dernde Hochschulen

Prof Dr Thomas Hartmann Professor fuumlr das Fachgebiet Humanoumlkologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal Standort Magdeburg und ist seit 20 Jahren aktives Mitglied im Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen

Die Schaffung gesundheitsfoumlrdernder Lebenswelten (Settings) ist dabei die zentrale Aufgabenstellung Mit Strate-gien wie bdquoVermitteln und Vernetzenldquo sollen Rahmenbedingungen in Lebens-welten so veraumlndert werden dass damit unter anderem gesundheitlichen Chan-cenungleichheiten entgegengewirkt werden kann und individuelle Gesund-heitsressourcen gestaumlrkt werden Das erfordert die Einbindung von Institutionen und Organisationen wie Kindertages-einrichtungen Schulen und Hochschu-len die mit dem Thema Gesundheit bisher primaumlr nicht befasst waren be-ziehungsweise mit der traditionellen Gesundheitserziehung an Grenzen ge-stoszligen sind

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Lebenswelten erleichtern den Zugang zur Zielgruppe der Studierenden und eroumlffnen Moumlglichkeiten zur Partizipation (siehe Seite 45 bdquoPartizipationldquo) (Klemperer 2015) Lebens-weltbezogene Interventionen gelten als erfolgsverspre- Wie wird der zuerst international ange-chender und koumlnnen auf verschiedenen Ebenen ansetzen stoszligene Prozess in Deutschland umge-(wwwgesundheitliche-chancengleichheitde) setzt Auf nationaler Ebene durch das

im Jahr 2015 in Kraft getretene Gesetz bull Staumlrkung von Kompetenzen und Ressourcen der zur Staumlrkung der Gesundheitsfoumlrderung

Einzelnen (individuelle Ebene) und Praumlvention (Praumlventionsgesetz) bull Entwicklung von gesundheitsfoumlrdernden Hiermit erfolgte im Sinne der Ottawa-

Rahmenbedingungen (Strukturbildung) und Charta ein Paradigmenwechsel (Geene bull Partizipation der Personen(gruppen) in der Lebenswelt 2018) bei der von den gesetzlichen

Krankenkassen finanzierten Praumlvention Der Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen (AGH) Die Finanzierung von Strukturbildung widmet sich dieser Aufgabe seit 1995 und hat zehn Guumlte- und Verhaumlltnispraumlvention in Lebens-kriterien fuumlr Hochschulen als Zielstellung entwickelt Seit welten (sect 20a SGB V) unter anderem in 1997 sind die Health Promoting Universities als offizielles der bdquoLebenswelt des Studierensldquo (ver-Netzwerk der Weltgesundheitsorganisation anerkannt Die gleiche Seite 12 bdquoSoziologische Uumlberle-Okanagan-Charta (2015) ist die aktuellste gemeinsame gungen zum Lebensweltbegriffldquo) Un-Erklaumlrung des weltweit umspannenden Netzwerks von definiert bleibt dabei welche in den Hochschulen Dort heiszligt es bdquoGesundheitsfoumlrdernde Hoch- Bundesrahmenempfehlungen (BRE) der schulen gestalten die Gesundheit und Nachhaltigkeit unserer Nationalen Praumlventionskonferenz (NPK) aktuellen und zukuumlnftigen Gesellschaften staumlrken Gemein- aufgefuumlhrten Lebenswelten in welchem schaften und tragen zum Wohlergehen von Menschen Orten Umfang gefoumlrdert werden und wie der und dem Planeten beildquo Die Okanagan-Charta fordert Hoch- Verteilungsschluumlssel auf die Bundeslaumln-schulen weltweit dazu auf Gesundheit und Nachhaltigkeit der erfolgt Hier sollten die 16 Landes-als Querschnittsthema in alle Aspekte der Hochschulkultur rahmenvereinbarungen (LRV) entspre-der Verwaltungs- und Betriebsstrukturen sowie der akade- chende Lenkungswirkung entfalten mischen Aufgabenfelder einzubetten was in Bezug auf Hochschulen bisher

noch nicht erfolgt ist Im Vergleich zu anderen Institutionen uumlbernehmen Hochschulen mehrere Aufgaben im Rahmen der Gesundheitsfoumlrderung die Aus gesundheitspolitischer Sicht wird auch mit ihrem klassischen Auftrag naumlmlich der Lehre und sowohl auf Bundes- als auch auf Lan-Forschung zu vereinbaren sind (Hartmann Lehner 2018) desebene das Potenzial der Hochschulen

fuumlr die Gesundheitsfoumlrderung ndash trotz bull Foumlrderung der Gesundheit und des Wohlbefindens aller Praumlventionsgesetz ndash nicht fuumlr die vor-

Statusgruppen gegebene Strukturbildung und Zusam-bull Etablierung der nicht-medizinischen Praumlvention und menarbeit der Sozialversicherungen

Gesundheitsfoumlrderung in Lehre Forschung und Entwick- genutzt So sind es die autonomen lungsprojekten auch durch eigenstaumlndige Studiengaumlnge Hochschulen selbst die von sich aus Professuren und Institute mit Unterstuumltzung der gesetzlichen

bull Wissenstransfer und Unterstuumltzung der Gesundheitsfoumlr- Krankenkassen aktiv geworden sind derung in der Region Nach Aufbau des bundesweiten Netz-

bull Vermittlung der Gesundheitsfoumlrderung (inklusive Sicher- werks durch den AGH und das 2018 heit und Gesundheit) an alle Studierenden als Aufgabe fuumlr gegruumlndete KGH sollte die Strukturbil-den zukuumlnftigen beruflichen Wirkungsbereich dung vordringlich in den Bundeslaumln-

10 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

dern erfolgen Auf dieser Ebene bestehen viele Steuerungs-moumlglichkeiten ausgehend von Zielvereinbarungen bis hin zur Gesetzgebung um die Entwicklung der Gesundheitsfoumlrde-rung an Hochschulen zu unterstuumltzen Dazu gehoumlrt die Verpflichtung und finanzielle Ausstattung der Studierenden-werke sowie der Landesunfallkassen um die bereits landesgesetzlich vorgegebenen Aufgaben zur Gesundheits-foumlrderung an Hochschulen verwirklichen zu koumlnnen Interes-santerweise traumlgt das Thuumlringer Hochschulgesetz im Vorwort (2018 Seite 3) dem schon Rechnung Ausgehend von dem Leitgedanken den Mitgliedern und Angehoumlrigen an Hochschulen mehr Moumlglichkeiten zur Mitgestaltung einzu-raumlumen soll die Gesundheitsfoumlrderung gestaumlrkt werden

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ThuumlrHG ndash Thuumlringer Hochschulgesetz Unter wwwlandes rechtthueringendejportalquelle=jlinkampquery=HSchulG+ THamppsml=bsthueprodpsmlampmax=trueampaiz=true Zuge-griffen 822019

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Der Begriff bdquoStudentisches Gesund-heitsmanagementldquo Gesundheits-management fuumlr Studierende oder studentisches Gesundheitsmanage-ment ndash wie kann der neue Aspekt der systemischen Gesundheitsfoumlrderung genannt werden Der Begriff bdquoGesund-heitsmanagement fuumlr Studierendeldquo betont zwar die Zielgruppe ist aber in dem Wort bdquofuumlrldquo nicht ganz kompatibel mit dem zentralen Kriterium der Parti-zipation bdquoFuumlr und mitldquo klingt zu um-staumlndlich und wuumlrde sich nicht einpraumlgen waumlre aber passender Der Begriff bdquoStu-dentisches Gesundheitsmanagementldquo macht Anleihen beim betrieblichen Gesundheitsmanagement Ganz ver-gleichbar sind jedoch diese beiden Begrifflichkeiten nicht bdquoBetrieblichldquo bezieht sich auf den Betrieb also auf ein Setting bdquoStudentischldquo bezieht sich auf eine Zielgruppe naumlmlich die Ziel-gruppe die Hochschulen zu Hochschu-len macht Daruumlber hinaus kommen neben der formalen Organisation Hochschule auch die Lebenslagen der Studierenden hinzu Schnell zeigte sich dass die Umschreibung bdquoStuden-tisches Gesundheitsmanagementldquo und das Kuumlrzel bdquoSGMldquo sich bundesweit bereits durchgesetzt hatten bevor die Ergebnisse der damit verbundenen Projekte vorlagen

Als das erste Foumlrderprojekt Ende 2014 an der TU Kaiserslautern unterstuumltzt durch die Techniker Krankenkasse an den Start ging gab es diesen Ansatz noch nicht Bis dahin wurde allgemein von der bdquoGesundheit der Studierendenldquo gesprochen und das Projekt war folge-richtig mit bdquoBio-psycho-soziale Gesund-heit der Studierenden der TU Kaisers-lauternldquo betitelt Schnell wurde deutlich dass es fuumlr so ein komplexes Vorhaben eines organisationsbezogenen Ansatzes bedurfte Befoumlrdert wurde dieser Pro-zess durch das Praumlventionsgesetz in 2015 das die Studierenden als Adres-satinnen und Adressaten von Maszlignah-men der Gesundheitsfoumlrderung im Kontext des Lebensweltansatzes aus-weist Parallel dazu wurde von der Techniker Krankenkasse und der Lan-desvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Nieder-sachsen e V in Kooperation mit dem Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen das bundesweite Projekt bdquoStudentisches Gesundheitsmanage-ment (SGM)ldquo aus der Taufe gehoben

Das SGM ist in Anlehnung an das be-triebliche Gesundheitsmanagement benannt und konzipiert worden Es dient dazu eine systematische und zielorientierte Steuerung fuumlr alle ge-sundheitsbezogenen Prozesse im Zu-sammenhang mit Studierenden an der Hochschule zu buumlndeln Dazu ge-houmlren bedarfsgerechte Maszlignahmen Projekte und Prozesse der Organisati-onsentwicklung die Studierendenge-sundheit und Studienerfolg foumlrdern koumlnnen Im Sinne der Gesundheits-souveraumlnitaumlt sollen die koumlrperlichen psychischen und sozialen Belange so-wie das individuelle Wohlbefinden der Studierenden erhalten und gefoumlrdert werden Zentral ist dabei die Partizipa-tion der Studierenden am SGM als Expertinnen und Experten in eigener Sache Das bedeutet eine weitgehende Gestaltung durch Studierende mit Entscheidungsmacht und finanzieller Ausstattung Perspektivisch ist ein uumlbergreifendes Gesundheitsmanage-ment der Organisation Hochschule anzustreben und die Statusgruppen zusammenzufuumlhren Erst dieser Schritt wuumlrde dem Ziel des Setting-Ansatzes voll entsprechen

12 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Soziologische Uumlberlegungen zum Lebensweltbegriff Spaumltestens seit seiner gesetzlichen Verankerung hat der Begriff bdquoLebensweltldquo Einzug in den Sprachge-brauch im Bereich der Gesundheitsfoumlrderung gehalten Seit der Novelle des Fuumlnften Buches im Sozialgesetzbuch vom 2572015 regelt vor allem Paragraph 20a die bdquoLeistungen zur Gesundheitsfoumlrderung und Praumlvention in Lebensweltenldquo und ver-pflichtet die gesetzlichen Krankenkassen zu entsprechenden Leistungen Als Lebenswelten gelten laut dem Gesetz bdquofuumlr die Gesundheit bedeutsame abgrenz-bare soziale Systemeldquo Explizit genannt werden das Wohnen das Lernen das Stu-dieren die medizinische und pflegerische Versorgung sowie die Freizeitgestaltung einschlieszliglich des Sports (sect 20a SGB V laut derzeit guumlltigem Stand vom 112016)

Lebenswelt des Studierens ndash Lebenswelten von Studierenden Was zunaumlchst intuitiv verstaumlndlich scheint wirft beim Auf- oder Ausbau eines SGM rasch Fragen auf Was gehoumlrt eigentlich zur Lebenswelt des Studierens und damit in den Aktionsradius derer die im Gesetz als die bdquofuumlr die Lebenswelt Verantwortlichenldquo adressiert werden Nur das was mit Studieren im engeren Sinn zu tun hat oder alles was zur Lebensphase Studium gehoumlrt ndash wie der Nebenjob die Wohngemein-schaft die Hochschulgruppe Wo sind beim Studieren Schnittmengen mit und Abgrenzungen zu den anderen genannten Lebenswelten zum Beispiel dem Lernen Wie koumlnnen Strukturen in sozialen Systemen aufgebaut werden ndash also in Gebilden die nicht zuletzt deshalb Systeme sind weil sie eben bereits eigene Strukturen aufweisen Um es vorwegzunehmen Diese Fragen koumlnnen aktuell da das SGM noch in den Kinderschuhen steckt erst in Ansaumltzen beantwortet werden

Um sich die Antworten fuumlr SGM-Projekte an der eigenen Hochschule zu erarbeiten lohnt dabei nach dem Motto bdquoNichts ist so praktisch wie eine gute Theorieldquo ein Blick in die Arbeiten von Alfred Schuumltz (1899-1959) Seinerzeit anknuumlpfend an Vertreter der Lebensphilosophie und der Phaumlnomenologie gilt Alfred Schuumltz heute als Wegbereiter lebensweltlich orientierter Sozialwissenschaften Er sah die Aufgabe der Sozialwissenschaften darin Theorien zu entwickeln die ihren Ausgang an den subjektiven Sinnstrukturen der Menschen ndash also ihren Orientierungen Motiven Bedeutungszuschreibungen und so weiter ndash nehmen (vergleiche Schuumltz 1971 Seite 39ff) In seinem Sinne gilt es also Theorien nicht sbquojenseitslsquo von Menschen sondern entlang ihrer Relevanzen zu entwickeln

Eine Arbeit in dieser Tradition bedeutet der Perspektive der Betroffenen einen zentralen Stellenwert einzuraumlumen ndash wie zum Beispiel im Projekt bdquoMyHealth ndash Ge-sund studieren am KITldquo (wwwmyhealthkitedu) in dessen Rahmen unter ande-rem eine lebensweltlich orientierte Perspektive eingenommen wird Bezogen etwa auf die Frage nach Gesundheitsrisiken und -ressourcen von Studierenden soll hier herausgefunden werden was Studierende selbst als foumlrderliche oder gefaumlhrdende Aspekte erfahren ndash unabhaumlngig davon ob sich diese Erfahrungen mit bereits exis-tierenden Lehrmeinungen und Empfehlungen decken diese ergaumlnzen oder ihnen widersprechen Um einem Missverstaumlndnis vorzubeugen Dies bedeutet selbstver-staumlndlich nicht dass die Perspektive der Betroffenen eine absolute Vorrangstellung einnimmt wenn es um die Ableitung von Konsequenzen und die Entwicklung von

Dr Alexa Maria Kunz Leitung im SGM-Projekt bdquoMyHealth Gesund Studieren am KITldquo am Karlsruher Institut fuumlr Technologie

SGM-Maszlignahmen und -strukturen geht Es gilt vielmehr sie ernst zu nehmen und mit gesundheitswissenschaftlichen Kon-zepten und Theorien in Dialog zu bringen

Von besonderem Interesse bei einer le-bensweltorientierten Forschung ist die bdquoalltaumlgliche Lebensweltldquo (vergleiche Schuumltz Luckmann 2003 Seite 29) An-ders als individuelle Lebenswelten ndash zu denen zum Beispiel auch Einbildungen und Traumlume gehoumlren ndash zeichnet sich die alltaumlgliche Lebenswelt dadurch aus dass wir sie mit anderen teilen Sie ist bdquonicht meine Privatwelt sondern eine uns allen gemeinsame Weltldquo (Schuumltz 1971 Seite 250) Dazu gehoumlrt unter anderem ein geteiltes Wissen daruumlber was sbquowirklichlsquo und sbquoselbstverstaumlndlichlsquo fuumlr uns ist

Befasst man sich mit der alltaumlglichen Lebenswelt von Studierenden laumlsst sich also fragen Wodurch zeichnet sich diese typischerweise aus Welche gemeinsame Welt teilen Studierende Welches geteilte Wissen besitzen sie (zum Beispiel im Bezug auf Gesund-heit) was scheint ihnen allen selbst-verstaumlndlich Aber genauso Was ist nicht allen Studierenden gemeinsam Welche unterschiedlichen Perspektiven (in Hinblick auf die Gesundheit) haben sie

Empirische Befunde lebensweltanaly-tisch orientierter Studien sprechen dafuumlr dass die alltaumlgliche Lebenswelt von Studierenden ndash also das was alle

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Studierenden gleich ob Studienpionierin oder Studienpio-nier aus der Arbeiterfamilie oder Medizinstudentin oder Medizinstudent aus der Aumlrztedynastie miteinander teilen und als selbstverstaumlndlich erachten ndash eher uumlberschaubar ist und sich vor allem auf formalorganisatorische Aspekte be-schraumlnkt (vergleiche Enderle Kunz 2016) Dies passt zu Ergebnissen aus Studierenden-Surveys in denen vor allem eine heterogene Studierendenschaft beschrieben wird die sich kaum als dieacute Studierenden beschreiben laumlsst (siehe Seite 29 bdquoSchnittstellenldquo) Nichtsdestotrotz haben gerade formal-organisatorische Aspekte wie etwa die Gestaltung von Pruumlfungsordnungen und Curricula die bauliche Situation an der Hochschule oder die Verpflegungsmoumlglichkeiten einen hohen Wirkungsgrad mit Blick auf Gesundheitsressourcen und -risiken Studierender

Fuumlr die Entwicklung eines SGM das moumlglichst viele Studierende erreichen moumlchte laumlsst sich aus diesen Befunden ableiten dass es mit den formal-organisatorischen Bedingungen an der Hochschule vereinbar sein sollte Denkbar ist ein SGM welches beispielsweise uumlber die Vergabe von ECTS-Credits in die Curricula integriert oder zumindest mit diesen vereinbar ist in zentralen wie dezentralen Einrichtungen und Gremien vertreten ist und Anschluss an die Kernaufgaben einer Hoch-schule ndash naumlmlich Lehre und Forschung ndash hat Daruumlber hinaus sollten moumlglichst viele Akteurinnen und Akteure die an der Gestaltung der (Gesundheits-)Bedingungen an der Hoch-schule und damit den formalen Strukturen beteiligt sind mit einbezogen werden (siehe Seite 23 bdquoVerortung und Akteurin-nen und Akteure des SGMldquo und Seite 29 bdquoSchnittstellenldquo)

Gleichzeitig erweist sich ein Blick in die sogenannten bdquokleinen sozialen Lebensweltenldquo als hilfreich (zu dem Konzept das im Anschluss an Schuumltz entwickelt wurde vergleiche Luckmann 1970 Honer 2011) in die Lerngruppen Studienjahrgaumlnge Fachschaften und Hochschulgruppen aber auch in die nicht unmittelbar an die Hochschule gebundenen Gruppen die fuumlr die Studierenden eine hohe Relevanz besitzen (vergleiche Enderle Kunz 2016) In diesen wird sowohl explizit aber vor allem auch implizit verhandelt und bestimmt was gesundlsquo ist welchen Stellenwert Gesundheit hat und wie gesund gelebtlsquo wird

Uumlber den Ansatz einer community-basierten partizipativen Forschung (vergleiche von Unger 2012) laumlsst sich der for-schende Blick in diese Gruppen gut mit dem fuumlr die Gesund-heitsfoumlrderung zentralen Ansatz der Partizipation verbinden (vergleiche Reitermayer et al 2017 sowie Seite 45 bdquoPartizi-pationldquo) Im bereits erwaumlhnten Projekt bdquoMyHealthldquo wurde

beispielsweise als Resultat eines studentischen Projektes und im Austausch mit Fachschaften eine bdquoSpiel- und Sport-kisteldquo mit unterschiedlichen Geraumlten (wie zum Beispiel Dia-bolo Frisbee Springseil Boule) entwickelt Mittlerweile ver-leihen mehrere Fachschaften auf dem Campus die Geraumlte oder nutzen die Kisten zum Beispiel waumlhrend der Orientie-rungsphase fuumlr Studienanfaumlngerinnen und Studienanfaumlnger und tragen so zu einem Angebot bei durch das unter ande-rem Bewegung und Austausch mit anderen niederschwellig in den studentischen Alltag integriert und innerhalb der eige-nen studentischen Fachgemeinschaft sbquogelebtlsquo werden kann

Auch wenn hier noch einiges zu tun ist Erst durch das Ver-staumlndnis der Lebenswelten Studierender ndash einschlieszliglich des Bereichs der alltaumlglichen Lebenswelt und unter Beruumlcksichti-gung der Gruppen in denen sich Studierende innerhalb und auszligerhalb der Hochschule bewegen ndash ist es moumlglich ein SGM zu entwickeln das an die Bedeutungszuschreibungen und Relevanzen einer heterogenen Studierendenschaft anknuumlpft und damit langfristig in der Breite erfolgreich sein kann

Literatur Enderle S Kunz AM (2016) Gibtlsquos da einen Schein fuumlr Einblicke in studentische Lebenswelten In Konnertz U (Hrsg) Koumlnnen Schluumlsselqualifikationen bilden Frankfurt Peter Lang Edition Seite 173-196

Honer A (2011) Kleine Leiblichkeiten Erkundungen in Lebens-welten Wiesbaden Springer VS

Luckmann B (1970) The Small Life-Worlds of Modern Man Social Research 37 (4) Seite 580-596

Reitermayer J Bachert P Hildebrand C Albrecht F Kunz AM (2017) MyHealth Aufbau eines lebensweltorientierten Studentischen Gesundheitsmanagements In hochschulsport Magazin des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportver-bands 22017 Seite 14-17

Schuumltz A (1971) Gesammelte Aufsaumltze Band I Das Problem der sozialen Wirklichkeit Den Haag Martinus Nijhoff

Schuumltz A Luckmann T (2003) Strukturen der Lebenswelt Stuttgart UVK

Unger vH (2012) Partizipative Gesundheitsforschung Wer partizipiert woran (79 Absaumltze) Forum Qualitative Sozial-forschungForum Qualitative Social Research 13(1) Art 7 Unter wwwnbn-resolvingdeurnnbnde0114-fqs120176 Zugegriffen 822019

4 Was ist zu Beginn zu bedenken

Uumlberzeugen und sensibilisieren Zunaumlchst ist die Frage zu klaumlren Wer gehoumlrt uumlberhaupt zu den Beteiligten und Akteurinnen und Akteuren an der Hochschule direkt und indirekt Von Hochschule zu Hochschule moumlgen die Antworten darauf unterschiedlich sein Bei der Studierendengesundheit und der institutionellen Weiterentwicklung durch ein Studentisches Gesundheits-management (SGM) handelt es sich um Querschnittsthemen welches die ge-samte Hochschule betreffen Entspre-chend gilt es zahlreiche Beteiligte zu sensibilisieren und diese einzubezie-hen Ein Prozess- und Kommunikations-design kann bei der Ansprache und Sensibilisierung nuumltzlich sein Wichtige Fragen dabei sind Welche Stakeholder an der Hochschule gibt es die fuumlr SGM relevant sind und wie sollten diese ein-bezogen werden Wichtig ist auch zu erarbeiten welche Motive die jeweiligen Akteurinnen und Akteure antreiben (siehe Seite 23 bdquoVerortung und Akteu-rinnen und Akteure des SGMldquo) Bei der Sensibilisierung und Gewinnung von zukuumlnftigen Mitstreiterinnen und Mit-streitern gilt der Grundsatz die Betei-ligten dort abzuholen wo sie stehen Argumente fuumlr ein SGM unterscheiden sich von Gruppe zu Gruppe Grund-saumltzlich gilt es der Hochschulleitung Studierenden Mitarbeitenden und an-deren Stakeholdern die Relevanz des Themas (beispielsweise durch Erhe-bungen) deutlich zu machen und Handlungsbedarfe aufzuzeigen Um beispielsweise Studierende fuumlr das Thema SGM zu begeistern eignen sich Peer-Botschafterinnen und Peer-Botschafter aus dem Studierenden-kreis Diese koumlnnen die Vorteile der

eigenen Mitgestaltung und Mitarbeit am Aufbau eines SGM authentisch aufzeigen Fuumlr ein SGM gilt es zudem auch Verwaltungspersonal zu gewin-nen das mit Studierenden in direk-tem Kontakt steht So begegnen Mit-arbeitende in Pruumlfungsaumlmtern haumlufig stark belasteten Studierenden

Gemeinsam kann es gelingen Staumlr-ken auszubauen und Defizite zu beseitigen Beispiele guter Praxis aus anderen Hochschulen koumlnnen Begeisterung entfachen und Impul-se fuumlr eigene Aktivitaumlten liefern Den beteiligten Akteurinnen und Akteuren sollten klare Handlungs-spielraumlume und Grenzen aufgezeigt werden um Enttaumluschungen und Demotivation zu vermeiden

Fuumlr die Gewinnung von Akteurinnen und Akteuren und Entscheiderinnen und Entscheidern sollte genuumlgend Zeit eingeplant werden Persoumlnliche Gespraumlche und Treffen erfordern Ressourcen und koumlnnen durchaus bis zu sechs Monate in Anspruch nehmen (Seibold et al 2010) (siehe Seite 31 bdquoPlanungldquo)

Hochschulleitungen sind entschei-dende Akteurinnen und Akteure bei der Priorisierung Initiierung Weiter-entwicklung und Profilbildung von Themen in jeder Hochschule Sie entscheiden uumlber den Stellenwert von Themen fuumlr die Hochschulent-wicklung und die Zuweisung damit verbundener Ressourcen

Martin Kruumlssel Koordinator des Betrieblichen Gesundheitsmanagements an der Georg-August-Universitaumlt Goumlttingen

Stephanie Schluck Referentin fuumlr Veranstaltungen in der Stabsabteilung Presse und Kommuni kation an der Hochschule fuumlr angewandte Wissen-schaften Hamburg

Dr Ute Sonntag Stellvertretende Geschaumlftsfuumlhrerin der Landesvereini-gung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen eV und Koordination Arbeitskreis Gesundheits-foumlrdernde Hochschulen

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Bei der Entscheidung fuumlr eine Hochschule kann SGM ein Argument sein

Argumente fuumlr ein SGM Fuumlr das Thema Gesundheit ist in den letzten Jahrzehnten eine deutliche Steigerung der Relevanz in Politik Gesellschaft und Wirtschaft zu verzeichnen So auch in Hochschulen bei denen zunaumlchst der Fokus auf der Beschaumlftigtengesundheit und der Etablierung eines Betrieblichen Gesundheits-managements (BGM) lag Nun aumlndert sich der Fokus und bezieht auch die Studierenden mit ein die als groumlszligte Gruppe identitaumltsstiftend fuumlr Hoch-schulen sind

Befoumlrdert wird dies durch das 2015 erlassene Praumlventionsgesetz das die Studierenden als spezifische Zielgruppe gesundheitsfoumlrdernder

vertiefen sie praktische Erfahrungen im Projekt-management Studierende lernen im SGM auch Haltun-gen und Fertigkeiten die sowohl im Studium als auch

Leistungen in der Lebenswelt Hochschule benennt Hochschulen koumlnnen dies gut aufgreifen da mit dem Praumlventionsgesetz auch Finanzierungsmoumlglichkeiten durch Sozialversicherungstraumlger verbunden sind

SGM als Wettbewerbsvorteil Hochschulen stehen miteinander im Wettbewerb Ein SGM kann fuumlr Studienbewerberinnen und Studienbewerber ein Argument dafuumlr sein eine Hochschule auszuwaumlhlen

Multiplikatoreffekt Studierende sind potenziell zukuumlnftige Fuumlhrungskraumlfte Wenn sie SGM an ihrer Hochschule erleben und mitgestalten koumlnnen bekommen sie eine Vorstellung davon welchen Wert Gesundheitsmanagement fuumlr Organisationen darstellt Dieses Wissen nehmen sie in die verschiedenen gesellschaftlichen Berei-che mit Idealerweise sind sie auch dort Botschafterinnen und Botschafter sowie Akteurinnen und Akteure der Gesundheitsfoumlrderung

SGM staumlrkt Ressourcen Das Studium kann fuumlr Studierende eine von Unsicher-heiten gepraumlgte Lebensphase darstellen Die Studierenden ziehen oft in eine neue Stadt sind erstmals vom Elternhaus getrennt und muumlssen sich jetzt in neue Orga-nisations- und Lernstrukturen einordnen neue soziale Netzwerke sind aufzubauen SGM sollte gleich zu Beginn des Studiums ansetzen und uumlber den gesamten Studienverlauf passgenaue Angebote bereithalten So koumlnnen Studierende bei der Bewaumlltigung von Herausforderungen in den einzelnen Studienphasen unterstuumltzt werden Gesundheitsbezogene Lebensstilfaktoren koumlnnen herausgebildet und gefestigt sowie Ressourcen entwickelt werden die eine erfolgreiche Bewaumlltigung dieser Entwicklungsaufgaben und Herausforderungen ermoumlglichen

SGM vermittelt vielfaumlltige Kompetenzen Werden Studierende partizipativ in ein SGM eingebunden koumlnnen sie an Ver-aumlnderungen mitwirken und staumlrken ihr

Selbstwirksamkeitserleben Auszligerdem erwerben oder

im Beruf sehr nuumltzlich sind Kompetent mit Stress um-

zugehen soziale Kontexte sowie die eigenen Arbeits- und Lebensbedingun-gen gesundheitsfoumlrderlich zu gestalten

SGM ist ein innovatives Zukunftsthema Die Entscheidung faumlllt in Anbetracht der betraumlchtlichen Potenziale die die Einrichtung eines SGM fuumlr jede Hoch-schule bietet Die Hochschulleitung sollte der allgemeinen Entwicklung vorausschauend begegnen und sich fuumlr die Einrichtung und angemessene Ausstattung eines SGM in ihrer Hoch-schule stark machen

Die Einrichtung eines SGM kann durch einen Beschluss der Hochschulleitung erfolgen Gut beraten sind Hochschulen die von Beginn an die Studierendenver-tretungen in ihr Vorhaben involvieren und mit ihnen Ressourcen abstimmen die man fuumlr das SGM einbringt

Eine gelungene Einrichtung beginnt schon mit einer professionell ausgearbei-teten Beschlussvorlage (siehe Seite 53 bdquoAnlage 1Ildquo) die das federfuumlhrende Prauml-sidiumsmitglied daraufhin in der Praumlsidi-umssitzung uumlberzeugend zur Entschei-dung einbringen kann

16 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Kommunikation Man stelle sich vor in einer Hochschule hat sich eine kleine Projektgruppe gegruumlndet sie arbeitet ein halbes Jahr lang sehr engagiert die ersten Maszlignahmen sind geplant und keiner weiszlig etwas davon

Was mag in den Planungstreffen schiefgelaufen sein Was koumlnnte die Projektgruppe uumlbersehen haben Moumlglicherweise ist zu wenig beachtet beziehungsweise bearbeitet worden dass die Prozesse der Kommunikation und Information von Beginn an gezielt bewusst und strukturiert eingeplant und gesteuert werden muumlssten

Aus Projekten des betrieblichen Gesund-heitsmanagements (BGM) wissen wir dass der Informationsgrad eines Projek-tes als Kennzahl in das Projekt-Controlling aufgenommen werden sollte (siehe Seite 42 bdquoEvaluationldquo) Damit ist gesichert dass diesem Thema eine gewisse Auf-merksamkeit in den folgenden Planungs-und Umsetzungsschritten zukommt

In Bezug auf die hochschulinterne Kom-munikation waumlren die individuelle und die organisationale Ebene zu beachten

bull Wie erreiche ich die Individuen in der Hochschule

bull Wie erreiche ich die Verantwortlichen in den Strukturen der Hochschule

Fuumlr den Einzelnen bedeutet eine solche Kennzahl dass der Informationsfluss zum Projektthema sichergestellt wird und jeder das Thema fuumlr sich abwaumlgen und nutzen kann Gleichzeitig wird mit einer breiten und qualitativ hochwertigen Kommunikation den unterschiedlichen Aspekten des Themas der Zielgruppe Wertschaumltzung vermittelt

Auf der organisationalen und strukturellen Ebene werden die Verantwortlichen und Entscheidungstraumlger der Organisation Hochschule gewonnen und eingeladen sich mit der Studierendengesundheit auseinanderzusetzen Im Laufe des Veraumlnderungsprozesses werden sie so systematisch fuumlr das SGM sensibilisiert und mitgenommen Wichtig ist es Punk-te herauszuarbeiten wie die jeweilige Expertise produktiv eingebracht und Partizipation ermoumlglicht wird (siehe Seite 14 bdquoUumlberzeugen und sensibilisie-renldquo und Seite 23 bdquoVerortung und Akteu-rinnen und Akteure des SGMldquo) Das ist eine entscheidende Stellschraube fuumlr zukuumlnftige Veraumlnderungen auf struktu-reller Ebene in Bezug auf das gesund-heitsfoumlrderliche Setting

Im Setting Hochschule findet man selten eindeutige Strukturen fuumlr Kommunikati-onswege und es gibt kein Patentrezept Es sollten daher zu allererst bereits be-stehende Kommunikationskanaumlle identi-fiziert und moumlglichst fruumlhzeitig ein Kommunikationsplan im Projektteam erstellt und laufend aktualisiert werden Ordnungspunkte koumlnnten sein

bull Zielgruppe(n) (zum Beispiel Fakultaumlt der Naturwissenschaften oder Sozialwissenschaften Erstsemester oder Dekane)

bull Kommunikationsziele bull Kommunikationszeitpunkte (zum

Beispiel bewusst zum Studien- Semesterbeginn)

bull Kommunikationsmittel (zum Beispiel Poster Postkarten Website Ins-tagram persoumlnliche Gespraumlche Vortraumlge)

bull Kommunikationsort (zum Beispiel Vorlesungen Bereich der Mensa)

bull Kommunikationsbudget bull Einheitliches Erscheinungsbild (zum

Beispiel Logo Slogan Bildsprache et cetera)

Sabine Koumlnig Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Ines Niemeyer Freie Mitarbeiterin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Dr Brigitte Steinke Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

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In Bezug auf die hochschulexterne Kommunikation geht es um Image-Ge-winn um Attraktivitaumlt des Studienortes und um Vernetzung mit anderen Hoch-schulen mit kommunalen und betriebli-chen Initiativen sowie mit der Politik Es hat sich bewaumlhrt insbesondere hier die Kompetenzen der hochschuleigenenPressestelle zu nutzen nach dem Motto bdquoTu Gutes und rede daruumlberldquo

Was bedeutet Kommunikation fuumlr und mit Studierenden und was kennzeich-net diese Zielgruppe aktuell Projekt-kommunikation ist auch ein Mittel wel-ches Partizipation und Beteiligung der Zielgruppe ermoumlglicht Die Art und Weise wie kommuniziert und informiert wird entscheidet uumlber den Bekanntheitsgrad und damit auch maszliggeblich uumlber den Er-folg eines Projektes an der Hochschule (Marozzi 2018) Schlieszliglich wird so das Thema transportiert und der Zielgruppe und Oumlffentlichkeit zugaumlnglich gemacht

Da wir es bei der Zielgruppe der Studie-renden mit einer vergleichsweise jungen gesunden Zielgruppe zu tun haben er-schlieszligt sich das Thema Gesundheit nicht so ohne Weiteres Auf den ersten Blick scheint es fuumlr Studierende moumlgli-cherweise uninteressant Aus Fokus-gruppen wissen wir dass mancherorts der Gesundheitsbegriff als verstaubt wahrgenommen und wenig mit der taumlg-lichen Lebensrealitaumlt Studierender in Bezug gebracht wird Dies ist zu beruumlck-sichtigen wenn man Studierende be-fragt und einbezieht

Wie gefragt wird hat groszlige Auswirkungen darauf inwieweit sich Befragte das Thema erschlieszligen und welche Informationen aus den Antworten abgeleitet werden koumlnnen Beispielsweise hat die Projektgruppe an der TU Kaiserslautern einen Work-shop mit Studierenden zum Wording innerhalb des Projektes durchgefuumlhrt um herauszufinden welche Art der Kommuni-kation angebracht waumlre (siehe wwwcampusplusuni-klde) Der Workshop brachte es wie folgt auf den Punkt Die Kommunika-tion sollte positiv aber authentisch sein und Lebensqualitaumlt Freude am Leben sowie den positiven Zusammenhang zwischen Gesundheit und Leistung darstellen Die PH Heidelberg hat als eine Moumlglichkeit dieses umzusetzen fuumlr und mit Studierenden einen Song erarbeitet (wwwph-heidelberg dekopf-stehenhtml)

Ein Groszligteil der heute Praumlsenzstudierenden gehoumlrt der soge-nannten Generation Z an Diese Zuordnung mag sehr grob sein und der Heterogenitaumlt der Gruppe Studierender nicht vollkom-men gerecht werden Dennoch gibt sie Anhaltspunkte fuumlr die Ansprache im Projekt und fuumlr abgeleitete Interventions-formen So untersucht beispielsweise der Arbeitsweltforscher Prof Christian Scholz an der Universitaumlt des Saarlandes wie die junge Generation bdquotickt was sie veraumlndert und warum sie alle anstecktldquo (Scholz 2014) Aus seinen und anderen Untersuchungen geht hervor dass die Themen Struktur Sicherheit Wohlfuumlhlen und SinnerlebenSelbstverwirkli-chung fuumlr diese Generation an erster Stelle stehen

Daraus lieszlige sich fuumlr die Kommunikation im Projekt beispiels-weise Folgendes ableiten

bull Die Kommunikation zum Thema Gesundheit sollte Regeln und Richtlinien beinhalten

bull Maszlignahmen sollten moumlglichst den individuellen Nutzen ausweisen

bull Jede Maszlignahme und jedes Gesundheitsevent sollte immer wieder neu in eine Kommunikationsform gefasst werden und dennoch einen Wiedererkennungswert haben

bull Studierende sollten selbst die Kommunikation im Projekt uumlbernehmen

Gut beraten ist wer die kommunikativen und kulturellen Regeln der eigenen Hochschule beachtet

18 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Bewaumlhrt hat es sich Studierende inner-halb des Projektes SGM zu qualifizieren und selbst das Thema kommunizieren zu lassen Beispielsweise setzt die TH Wildau gezielt studentische Botschafte-rinnen und Botschafter ein um Studieren-de in ihrer Peer-Gruppe auf Augenhoumlhe anzusprechen Synergien entstehen an dieser Stelle auch wenn es gelingt das Know-how unterschiedlicher Fachdiszip-linen an der Hochschule fuumlr die Entwick-lung von Kommunikationsbausteinen oder eines Kommunikationsdesigns zu gewinnen und zu nutzen So koumlnnen Studienarbeiten direkt fuumlr Projektthe-men in Lehrveranstaltungen beispiels-weise in Medienwissenschaften oder Design vergeben und bearbeitet werden Damit ist einer der Erfolgsfaktoren fuumlr das gesamte Projekt benannt Es ist die Einbeziehung und aktive Beteiligung der Studierenden in die Kommunikation und Information der Projektinhalte von Anfang an

Literatur Marozzi D (2018) Projektkom-munikation Ein Handbuch fuumlr die Praxis Zuumlrich vdf Hochschulverlag

Scholz C (2014) Generation Z Wie sie tickt was sie veraumlndert und warum sie uns alle ansteckt Weinheim Wiley-VCH

Oleschko S (2018) Ohne Sprache keine Veraumlnderung Zeitschrift Fuumlhrung und Organisation (62018) Seite 394-400

Praktische Beispiele fuumlr Kommunikation Die Pro-jektgruppe der FU Berlin entwickelte auf Basis der Ergebnisse der Studierendenbefragung 2016 (University Health Report UHR) Quizkarten das so genannte bdquoHealthy Quizldquo um die Ergebnisse des Gesundheitsberichts an der FU und vor allem unter den Studierenden publik zu machen Dafuumlr wurden einzelne Themenbereiche aus dem Gesundheitsbe-richt ausgewaumlhlt wobei vor allem die Anschaulichkeit des Themas eine Rolle spielte sowie die Frage was das Interesse der Studierenden am ehesten wecken koumlnnte Die bdquoQuizobjekteldquo sind dabei die unterschied-lichen FachbereicheZentralinstitute an der FU So sind zehn Quizkarten zu unterschiedlichen Themen entstanden Die Quizkarten wurden im Rahmen einer Wanderausstellung durch die FachbereicheZentralin-stitute der FU in der auch Poster mit den Ergebnissen der Befragung ausgestellt wurden an die Studieren-den verteilt sowie an den Standorten und in den Gebaumluden ausgelegt Abgebildete QR-Codes und Kurz-URLs verweisen auszligerdem auf alle Ergebnisse des Gesundheitsberichts sowie Informationen zum Projekt Inzwischen gibt es auch eine grafisch an-gepasste Online-Version der Healthy-Quiz-Karten (wwwewi-psyfu-berlindeeinrichtungenarbeits bereicheppghealthy_campus_quizindexhtml)

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Kommunikationsbeispiel der FU Berlin

H E A LT H Y- Q U I Z

hellip fuumlhlen sich die meisten Studierenden im Studium wohl

In welcher dieser Einrichtungen der Freien Universitaumlt Berlin hellip

Mathematik und Informatik

Wirtschafts-wissenschaft

Politik- und Sozial-

wissenschaften

Veterinaumlr-medizin

C D

A B

H E A LT H Y- Q U I Z

Der Anteil Studierender die sich im Studium wohl-fuumlhlen verteilt sich auf die Einrichtungen wie folgt

420 im FB Mathematik und Informatik

355 im FB Politik- und Sozialwissenschaften

223 im FB Wirtschafts-wissenschaft

500 im FB Veterinaumlrmedizin

Weitere Ergebnisse Informationen zum fndest du hier Projekt fndest du hier

fu-berlindegesundheitsbericht fu-berlindehealthycampus

Das Projekt wird gefoumlrdert von der Techniker Krankenkasse

Auch an der TU Kaiserslautern wurden die Ergebnisse der Stu-dierendenbefragung aufbereitet und kommuniziert Fuumlr die Zielgruppe der Studierenden wurden Poster entwickelt und im Rahmen einer Wanderausstellung in der gesamten Uni-versitaumlt praumlsentiert (wwwuni-kldesgmposter-uhr-ergeb nisse) Ebenso sollten die Dekane der einzelnen Fakultaumlten

informiert und fuumlr das Thema Gesund-heit sensibilisiert werden Dazu wurden die Ergebnisse so aufbereitet dass die einzelnen Fakultaumlten untereinander ver-glichen werden koumlnnen (siehe Seite 21 bdquoSpinnennetzdiagrammldquo)

UND DU SO Wie gehtrsquos dir eigentlich Hinter bdquoUND DU SOldquo steht das Studentische Gesundheitsmanagement (SGM) der HTWK Leipzig Welche Punkte sind den Studierenden der HTWK fuumlhlen sich wohl Leipzig im Bereich Gesundheit wichtig und wo muss die Hochschule aktiver werden DANKE an alle

oder sehr wohl

1010 Mitgestalterinnen und Mitgestalter

35

65

Folgende Themen wurden in den bdquoo enen Fragenldquo besonders haumluf g genannt

Im Studium

Das Team des Studentischen Gesundheitsmanagement der HTWK Leipzig hat in 2018 all ihre Studierenden ein-geladen an der Onlinebefragung mit dem Titel bdquoUND DU SO Wie gehtrsquos dir eigentlichldquo teilzunehmen 1010 Stu-dierende sind dieser Einladung gefolgt Mit der Unter-stuumltzung des Hochschulsports und des Studierendenrat (StuRa) wurden unter allen Teilnehmerinnen und Teil-nehmern zwei Gutscheine im Wert von je 250 Euro verlost

Nach Abstimmung mit dem Rektorat dem Qualitaumlts-management der Lenkungsgruppe Gesundheits-management und dem Steuerkreis Studentisches Gesundheitsmanagement wurden die Ergebnisse der

Studierendenbefragung in einer Kurzauswertung auf-bereitet und als Poster auf dem Hochschulsommer-fest unter dem Motto bdquoAlle Sinne anldquo zum ersten Mal den Studierenden praumlsentiert

Im Anschluss wurde das Poster an verschiedenen Orten der Hochschule ausgestellt und den Multiplikatoren des Gesundheitsmanagements (Fachschaften Studiende-kane StuRa) zur Verfuumlgung gestellt

Aktuell wird eine Detailauswertung fuumlr die einzelnen Fakultaumlten erarbeitet (wwwhtwk-leipzigdelebenund-du-somitgestaltung)

Verortung und Akteurinnen und Akteure des SGM In jeder Hochschule gibt es in der Verwaltung Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner die bei der Ausrichtung und Durchfuumlh-rung von Projekten fachlich und organisatorisch kompetent beraten koumlnnen Sie gehoumlren immer zum engeren Kreis der Stakeholder die in der Vorbereitung von organisationsbezo-genen Prozessen persoumlnlich anzusprechen sind Daneben sorgt die Verwaltung in Abstimmung mit den zentralen und dezentralen Gremien dafuumlr dass nach der Einfuumlhrungsphase eines Projektes das Thema auch strukturell in der Hochschu-le ankommt Fuumlr Struktur- und Ablauffragen an Hochschulen gibt es nicht unbedingt einheitliche Antworten gleichwohl eine groumlszligere Anzahl an rechtlichen Rahmenbedingungen und Leitplanken die zu beruumlcksichtigen sind Daruumlber hinaus gibt es ein Erfahrungswissen daruumlber wie ein Thema korrespon-dierend mit den besonderen Merkmalen der jeweiligen Hoch-schule profilbildend in Strukturen integriert werden kann Gerade hier koumlnnen Gespraumlche mit den verantwortlichen Ab-teilungen in der Zentralverwaltung weiterhelfen Zusaumltzlich erhalten Interessentinnen und Interessenten in den Gesprauml-chen wertvolle Hinweise uumlber Anknuumlpfungspunkte zu ande-ren laufenden Projekten oder Prozessen zum Beispiel in der Lehrentwicklung Akkreditierung und Qualitaumltssicherung oder dem fakultaumlts- beziehungsweise fachbereichsuumlbergreifenden Entwicklungsstand des Themas Schluumlsselqualifikationen

Da an Hochschulen die Arbeit in und von Gremien fuumlr den Stellenwert die Vernetzung und institutionelle Integration von Themen ein praumlgendes Merkmal ist ist die Ein- und Zu-sammensetzung des Steuerkreises fuumlr das Gesundheitsma-nagement fuumlr Studierende (SGM) von besonderer Bedeutung Es gibt nicht bdquodasldquo Rezept wie ein SGM in einer Hochschule mit welchem Akteursumfeld zu implementieren ist Das Poten-zial an internen und externen Akteurinnen und Akteuren die einzubinden und fuumlr das Vorhaben zu gewinnen sind ist stark abhaumlngig von der Groumlszlige Traumlgerschaft und dem Faumlcherkanon einer Hochschule

Zur Sicherstellung der sozialen Validitaumlt bei der Einfuumlhrung des SGM gehoumlren vorausschauende Uumlberlegungen zur Ge-winnung von Fach- und Machtpromotoren (Stakeholder) fuumlr das Projekt Aus der Organisation und Arbeit im Projekt bilden sich Bezuumlge und Konturen der spaumlteren Strukturintegration heraus Auch wo und wie das SGM personell verankert werden kann wird variieren Als Basis fuumlr eine gelingende Strukturin-tegration bedarf es einer zumindest anteilig dauerfinanzierten Stelle und einer hauptamtlichen SGM-Koordinatorin oder eines SGM-Koordinatoren (siehe Seite 55 bdquoAnlage 1IIldquo)

Martin Kruumlssel Koordinator des Betrieblichen Gesundheitsmanage-ments an der Georg-August-Universitaumlt Goumlttingen

Prof Dr Thomas Hartmann Profes-sor fuumlr das Fachgebiet Humanoumlkologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal Standort Magdeburg und seit 20 Jahren aktives Mitglied im Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen

Empfehlenswert fuumlr Entscheidungen zu Strukturfragen und einer personellen Verankerung koumlnnen Leitfragen sein

bull Was sind die Rahmenbedingungen die zur Finanzierung einer Stelle vorgegeben sind Dies koumlnnen zum Beispiel Haushaltsmittel der Hochschule Drittmittel durch Forschungsvorhaben eine Finanzierung durch die Sozialversicherungen oder Aumlhnliches sein

bull Welche inhaltlichen organisatorischen und maszlignahmen-bezogenen Anknuumlpfungspunkte gibt es mit dem und fuumlr das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM)

Am Anfang steht eine akribische Bestandsaufnahme (siehe Seite 29 bdquoSchnittstellenldquo) aller internen und externen Aktivi-taumlten Akteurinnen und Akteure sowie Strukturen die zur Gesundheitsfoumlrderung von Studierenden der jeweiligen Hochschule beitragen Gesundheit ist ein Querschnittsthema sodass Stakeholder aus den verschiedensten Institutionen beziehungsweise Zustaumlndigkeitsbereichen einer Hochschule gewonnen werden muumlssen Daruumlber hinaus ergeben sich bereits strategische Partnerschaften durch die Eingliederung in die Hochschule und aus dem jeweils spezifischen Aufgabenprofil

24 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

der SGM-Koordinatorin und des SGM- Koordinators Die Ruumlckendeckung des Vorhabens bdquoSGMldquo durch die Fuumlhrung der Hochschule ndash ersatzweise durch die Leitung von Fakultaumlt Fachbereich oder Institut ndash ist die Grundlage dafuumlr weitere Akteurinnen und Akteure ge-winnen zu koumlnnen Die kontinuierliche Mitarbeit der internen und externen Ko-operations- und Netzwerkpartner ist abhaumlngig von der jeweiligen Motivation der beruflichen Praumlgung und den zeitli-chen sowie finanziellen Ressourcen

Im Vergleich zum BGM das zu cicra 90 Prozent in der Verwaltung bei der Per-sonal- und Organisationsentwicklung der Hochschulen angesiedelt ist bleibt eine Verortung des SGM noch unbe-stimmt Ist ein BGM vorhanden so wer-den Strukturen zur Einbindung von Akteurinnen und Akteuren bereits be-stehen (Hartmann et al 2017a) Dies kann ein interner Arbeitskreis Gesund-heit sein der je nach Groumlszlige der Hoch-schule neben der BGM-Koordinatorin oder dem BGM- Koordinator in der Regel aus Betriebsaumlrztin oder Betriebsarzt Fachkraft fuumlr Arbeitssicherheit Sicher-heitsbeauftragter und Sicherheitsbeauf-tragtem Vertreterinnen und Vertreter der Geschaumlftsleitung des Personalrates der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Studierenden der Schwerbehinder-ten- sowie Gleichstellungsbeauftragten und weiteren Personen zusammenge-setzt ist

Das Aufgabenprofil und die Beteili-gungsprozesse von SGM sind anders angelegt als fuumlr BGM sodass neben der Mitarbeit im AK Gesundheit ein eigenes Netzwerk aufgebaut werden sollte Die Verortung von SGM in der Hochschule bietet mehr Moumlglichkeiten als beim BGM das verwaltungszentriert und sehr stark auf die arbeitsrechtlichen Vorga-

ben ausgerichtet ist Die im Folgenden aufgefuumlhrten strategischen Partnerinnen und Partner sind auch potenzieller Ar-beitsort der SGM-Koordinatorinnen und -Koordinatoren

Folgende Moumlglichkeiten ergeben sich bull Innerhalb der Hochschulverwaltung

in enger Zusammenarbeit mit dem BGM oder der breiten Palette von Beratungsangeboten der Hochschule (zum Beispiel Technische Hochschule Wildau)

bull Auszligerhalb der Hochschulverwaltung koumlnnte SGM bei den Interessenver-tretungen der Studierenden ange-siedelt sein In Abhaumlngigkeit von den landesgesetzlichen Regelungen sind das die ASten (zum Beispiel Folkwang UdK Essen) oder Fakultaumlts- oder Fachbereichsraumlte sowie das studentische Pro-Rektorat

bull Ist SGM als Entwicklungsprojekt angelegt so empfiehlt sich die fachspezifische Einbindung in die Forschung und Lehre eines Wissen-schaftsbereiches der Hochschule Dies koumlnnen beispielsweise sport- oder gesundheitswissenschaftliche Studienbereiche sein (zum Beispiel KIT Karlsruhe TU Kaiserslautern) Vorteil ist der niedrigschwellige Zugang zu Studierenden als Akteurinnen und Akteure und die Moumlglichkeit zur Weiterqualifikation der SGM-Koordinatorinnen und -Koordinatoren

Mit Blick auf die gesetzliche Verant-wortlichkeit fuumlr gesundheitsbezogene Unterstuumltzungssysteme an Hochschu-len koumlnnte die Einbindung von SGM in den Hochschulsport oder bei den Stu-dierendenwerken erfolgen Beide Ak-teurinnen und Akteure sind allerdings rechtlich mehr oder weniger unabhaumln-gig von der jeweiligen Hochschule Daruumlber hinaus steht im organisierten

Hochschulsport zumeist der Leistungs-aspekt im Vordergrund weniger die gesundheitsbezogene Bewegungsfoumlr-derung Die 57 Studierendenwerke ver-stehen sich vor allem als Anwalt sozialer Belange der Studierenden Dies bedeu-tet zum Beispiel dafuumlr Sorge zu tragen dass Studierende mit gesundheitlichen Beeintraumlchtigungen oder psychosozia-len Problemlagen individuell unterstuumltzt und beraten werden

Externe Akteurinnen und Akteure die zur Mitarbeit beim SGM zu gewinnen sind finden sich sowohl regional als auch auf Landes- und Bundesebene Dazu gehoumlren die uumlberregionalen Interessen-vertretungen der Studierenden ge-sundheitsbezogene Institutionen und Organisationen sowie die Sozialversiche-rungstraumlger Auf Landesebene sind dies das Gesundheits- und Wissenschafts-ministerium und deren nachgeordnete Behoumlrden Bei den Landesunfallkassen sind Studierende pflicht versichert und sollten deshalb an der studentischen Sicherheit und Gesundheit besonderes Interesse zeigen Uumlber eine gesundheits-bezogene regionale Einbindung von Studierenden gibt es bisher wenig Er-kenntnisse Hochschulen haben sich in den letzten 20 Jahren an ihren Standor-ten zu wichtigen Wirtschaftsfaktoren entwickelt Studierende werden umwor-ben den ersten Wohnsitz am Studien-ort zu nehmen Deshalb ist vieles vorstell-bar was Kommunen im Rahmen des SGM leisten koumlnnen Zum Beispiel un-fallsichere Infrastrukturen zur und von der Hochschule bereitzustellen sowie spezifische Informationsangebote zu den kommunalen Beratungs- und Un-terstuumltzungssystemen anzubieten die auch den Studierenden offen stehen

Externe Finanzierungsmoumlglichkeiten bull Sozialversicherungstraumlger uumlber das Gesetz zur Staumlrkung

der Gesundheitsfoumlrderung und der Praumlvention (Praumlventi-onsgesetz ndash PraumlvG) besonders Krankenkassen (siehe Seite 55 bdquoAnlage 1IIIldquo)

bull Unfallkassen (in Anlehnung an das PraumlvG) bull Ministerien bull EU-Foumlrderprogramme bull Stiftungen bull Corporate-Social-Responsi bility-Projekte bull Fundraising

Interne Finanzierungsmoumlglichkeiten bull S tudienqualitaumltsmittel (QVM-hochschulinternes Budget) bull Studiengebuumlhren bull Internes Sponsoring durch AStA Studierendenwerk

Institute Kompetenzzentren und so weiter bull Freundeskreise der Hochschulen bull Teilnahmegebuumlhren fuumlr Veranstaltungen

Finanzielle und personelle Ressourcen Studentisches Ge-sundheitsmanagement (SGM) als Prozess an Hochschulen mit seiner strategischen und ganzheitlichen Umsetzung erfordert Ressourcen Hierzu zaumlhlen vor allem finanzielle und personelle Ressourcen neben Raumlumlichkeiten Technik und anderen Rahmenbedingungen fuumlr die spezifischen Aktivitaumlten Ohne eine ausreichende finanzielle und damit gekoppelte personelle Ausstattung ist eine ernsthafte und nachhaltige Implementie-rung von SGM bis in die Managementprozesse der Hochschule hinein nicht oder nur fragmenthaft umsetzbar

Benoumltigte Ressourcen einschaumltzen Die Houmlhe der finanziellen Ausstattung haumlngt von einer Reihe von Faktoren ab Studieren-denzahl die ersten Zielsetzungen und geplanten Maszlignahmen sowie das Vorgehen bei der Einfuumlhrung des SGM beeinflussen den finanziellen Aufwand stark Auch die Kosten die von Sei-ten der Hochschulstrukturen (wie Lohnniveau Raummieten Heizkosten Kosten fuumlr Druckerzeugnisse) entstehen bestim-men die Houmlhe der einzusetzenden Mittel

Personelle Ressourcen sind fuumlr die systematische Umset-zung von SGM unabdingbar Die Einfuumlhrung und nachhaltige Umsetzung von SGM ist eine anspruchsvolle Taumltigkeit die nicht bdquonebenbeildquo erledigt werden kann Die Koordinatorin oder der Koordinator sollte uumlber eine fundierte Ausbildung verfuumlgen und spezifische Kenntnisse mitbringen (siehe Seite 55 bdquoAnlage 1IIldquo) Eine Festanstellung moumlglichst ohne Befristung sowie eine angemessene Bezahlung sind fuumlr die anspruchsvolle Taumltigkeit und fuumlr den nachhaltigen Aufbau notwendig Die Kosten fuumlr die Finanzierung der Personalstelle muss Teil des Kostenplans zur Einfuumlhrung eines SGM sein

Je nach Groumlszlige der Hochschule und Aufgabenfeld sollte der Stellenanteil der Koordinatorinnen und Koordinatoren be-ziehungsweise die Groumlszlige des Koordinationsteams bestimmt werden

Interne und externe Finanzierungsmoumlglichkeiten erschlieszligen Per E-Mail wurden im Jahr 2016 alle 450 Mitglieder des bundesweiten Arbeitskreises Gesundheitsfoumlrdernde Hoch-schule (AGH) zu Finanzierungsmoumlglichkeiten eines SGM be-fragt Folgende Wege und Moumlglichkeiten zeigten die Mitglie-der aus ihrer eigenen Praxis auf

Stephanie Schluck Referentin fuumlr Veranstaltungen in der Stabsabteilung Presse und Kommuni kation an der Hochschule fuumlr angewandte Wissen-schaften Hamburg

Dr Ute Sonntag Stellvertretende Geschaumlftsfuumlhrerin der Landesvereini-gung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen eV und Koordination Arbeitskreis Gesundheits-foumlrdernde Hochschulen

26 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

SGM als Prozess an Hochschulen mit seiner

ganzheitlichen Umsetzung erfordert Ressourcen

Eine Moumlglichkeit zusaumltzliche Ressourcen zu erschlieszligen und gleichzeitig Studierende partizipativ in die Entwicklung und Umsetzung von SGM einzubinden sind Projekte im Rahmen von Seminaren Dies bietet sich zum Beispiel bei gesund-

Langfristige Finanzierung sichern Fuumlr eine langfristige und umfassende Umsetzung von SGM in die Management-prozesse (etwa Fuumlhrung Leitbild Grundordnung Lehre) und als Teil der Hochschulkultur ist es notwendig eine

heitsnahen Studiengaumlngen an Das Potenzial findet sich auch in anderen Fachdisziplinen (beispielsweise in Paumldagogik Medien und Musik) Es eignen sich auch Studien- und Ab-schlussarbeiten Studierende haben so die Moumlglichkeit ihre Bedarfe und Beduumlrfnisse zu aumluszligern Kompetenzen im Pro-jektmanagement und in der

langfristige Finanzierung zu si-chern Projektbezogene Unter-stuumltzung von internen und externen Partnerinnen und Partnern ist haumlufig Um laumlnger-fristig denken planen und handeln zu koumlnnen ist die Aus-handlung einer langfristigen Fi-nanzierung mit den Partnerin-nen und Partnern sinnvoll Ein festes Budget im Rahmen des

Forschung zu gewinnen und aktiv ihr SGM mitzugestalten Die Qualifizierung von Studierenden auf diesem Weg ist langfristig sinnvoll Es gilt jedoch die Arbeitszeit und -kraft der Studierenden wertzuschaumltzen und die Projekte durch Lehrende begleiten zu lassen

Mit Sponsorinnen und Sponsoren und Unterstuumltzerinnen und Unterstuumltzern ist vorher genau zu pruumlfen und dialogo-rientiert Transparenz daruumlber zu schaffen welchen Nutzen die Partnerinnen und Partnern sich erhoffen und welches Interesse sie in einem SGM verfolgen

Hochschuletats ist mitunter ein schwieriges Unterfangen waumlre jedoch ein anzustrebendes Ziel Hier empfiehlt es sich die Hochschulleitung fruumlhzeitig in langfristige Planungen des SGM einzubeziehen SGM in die Corporate Identity einzubinden waumlre dabei sehr hilfreich Uumlber einen Posten im Hochschulbudget sollten alle entstehenden Kosten fuumlr die operative inhaltliche Umsetzung (Koordination) sowie die geplanten Maszlignahmen gedeckt werden Einzelne Projekte koumlnnen ergaumlnzend gut von Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartnern unterschiedlicher Art (etwa Sozial-versicherungstraumlger lokale Geschaumlftsleute Ministerien Stiftungen) unterstuumltzt werden

Spezifika und Handlungsfelder Studierende stellen in vielerlei Hinsicht eine heterogene Population dar Bereits mit Blick auf die Studienaufnahme und die Studienfachwahl finden sich unter ihnen voumlllig unterschiedliche Motive (Scheller et al 2013) An die Hochschule kommen Studierende mit ganz individuellen Er-fahrungshintergruumlnden Voraussetzungen und Gewohnheiten sowie spezifischen Erwartungen und Intentionen (Henke et al 2014) Daraus ergeben sich die unter-schiedlichsten Bedarfe und Beduumlrfnisse die es bei der Planung und Gestaltung von Gesundheitsfoumlrderungsmaszlignahmen angemessen zu beruumlcksichtigen gilt Die jeweilige Studienphase (wie Studieneingang oder Pruumlfungsphase) sowie beson-dere Lebenssituationen (wie gesundheitliche Beeintraumlchtigung familiaumlre Ver-pflichtungen) erweitern diese Bedarfs- und Beduumlrfnislage um wesentliche Facet-ten Als weitere potenzielle Einflussgroumlszligen im Hinblick auf Anforderungen an Gesundheitsfoumlrderungsmaszlignahmen werden in der Literatur fuumlr Studierende nachfolgende Faktoren diskutiert Alter Geschlecht Nationalitaumlt ethnische Zugehoumlrigkeit Studienfach sowie Art des Studiums (Steptoe et al 2002 Stock et al 2003 Dunne Sommerset 2004 Wardle et al 2004)

Studierende sind nur fuumlr eine begrenzte Dauer an Hochschulen Die mittlere Gesamtstudiendauer bei Bachelorabschluumlssen betraumlgt 72 Semester die mittlere Gesamtstudiendauer fuumlr Masterabschluumlsse 113 Semester (Buschle Haumlhnel 2016) Hochschulen sehen sich daher vor der Herausforderung die Gesundheit und persoumlnliche Entwicklung von Studierenden innerhalb eines relativ kurzen Zeitrau-mes durch die Bereitstellung externer Ressourcen und die Staumlrkung interner Ressourcen nachhaltig zu foumlrdern Die kurze Verweildauer von Studierenden an der Hochschule hat zur Folge dass sich die Studierendenschaft als Endadressa-tengruppe staumlndig wandelt Von den fortlaufenden personellen Veraumlnderungen bleiben auch die studentischen Vertretungen und Hochschulgruppen nicht unbe-ruumlhrt was bei einer Zusammenarbeit beruumlcksichtigt werden sollte

Studierende koumlnnen verschiedene aufgabenabhaumlngige Rollen an der Hochschule einnehmen (Erhardt 2011) So stellt die Hochschule fuumlr Studierende im Sinne von Lehrveranstaltungsbesuchen und Pruumlfungen zunaumlchst einmal nur einen Ausbil-dungsort dar waumlhrend studentische und wissenschaftliche Hilfskraumlfte zudem in einem Beschaumlftigungsverhaumlltnis mit der Hochschule stehen Als ehrenamtliche Veranstalter extracurricularer Aktivitaumlten tragen Studierende gar auf administra-tiver Ebene zur Aufgabenerfuumlllung der Hochschule bei Studierende nutzen als Kundinnen und Kunden zudem sonstige Dienstleistungsangebote der Hochschule Die Aufgabe des studentischen Gesundheitsmanagements besteht darin den Bedarfen moumlglichst all dieser Studierendengruppierungen gerecht zu werden

Philip Bachert Projektverantwortli-cher des SGM-Projektes bdquoMyHealth Gesund studieren am KITldquo am Karlsruher Institut fuumlr Technologie

Bildungspolitisches Ziel ist es allen Studierenden die gleichen Chancen auf einen erfolgreichen Studienabschluss zu gewaumlhren Es hat sich gezeigt dass allem voran eine gelungene soziale und akademische Integration der Studieren-den in das Hochschulsystem Studien-abbruumlche verhindern kann (Braxton et al 1997) Laut Tinto (1988) muumlssen sich Studierende mit der Aufnahme eines Studiums zunaumlchst von ihren bisheri-gen Kontexten loumlsen (etwa Abkapse-lung vom Elternhaus) im Zuge des Uumlbergangs in den tertiaumlren Bildungsbe-reich eine Orientierungsphase durch-laufen (wie Knuumlpfung neuer Kontakte) um schlieszliglich vollstaumlndig in der Le-benswelt Hochschule anzukommen Die Implementierung einer Willkommens-kultur fuumlr Erstsemester scheint daher aumluszligerst sinnvoll Daruumlber hinaus sind auch nicht direkt mit den Inhalten des Studiums verbundene Aspekte wie etwa finanzielle Schwierigkeiten im Zusammenhang mit dem Studiener-folg relevant (Huumlther Kruumlcken 2016)

28 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

An dieser Stelle ergeben sich zahlreiche potenzielle Handlungsfelder fuumlr Hoch-schulen zur gesundheitsfoumlrderlichen Gestaltung von Lern- Arbeits- und Lebensbedingungen fuumlr Studierende Zu den Hauptinterventionsfeldern der Gesundheitsfoumlrderung im Setting Hochschule zaumlhlen das physische (etwa Campusgestaltung) und das soziale Umfeld (etwa soziale Unterstuumltzung durch Peers) das Arbeits- und Lernum-feld (etwa Zugaumlnglichkeit von Pflichtver-anstaltungen) der Dienstleistungssektor (etwa Gesundheitssportangebote) sowie die Individuumsebene (AGH 2012) Verhaltensbezogene Maszlignah-men orientieren sich in erster Linie an den klassischen Public-Health-Betaumlti-gungsfeldern Bewegungsfoumlrderung Stressbewaumlltigung Ernaumlhrungs- und Gesundheitskompetenzbildung Sucht-mittelpraumlvention Sexualaufklaumlrung und Praumlsentismusvermeidung Dane-ben spielen zielgruppenspezifische Angebote im Bereich der Lernberatung des Schluumlsselqualifikationserwerbs und mit Blick auf Vereinbarkeit von Studium Einkommenserwerb und Privatleben eine nicht unwesentliche Rolle Gerade letzteren kommt eine hohe Bedeutung zu da Mehrfachbelastungen und die damit verbundene Beanspruchung haumlufig zu Beeintraumlchtigungen der Studierfaumlhigkeit und der eigenen Ge-sundheit fuumlhren (Hurst et al 2013) Uumlberdies haben Qualitaumltsaspekte des Studiengangs wie beispielsweise die Betreuungssituation und Ausstat-tungsmerkmale sowie allem voran die

Organisation und Qualitaumlt der Lehre einen maszliggeblichen Einfluss auf die Gesundheit von Studierenden (Winter 2011) Bemuumlhungen die auf die Verbes-serung der Studien- und Pruumlfungsor-ganisation abzielen sollte daher beson-deres Augenmerk zuteilwerden

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Fachbereiche mit Gesundheitsbezug koumlnnen

einem SGM wichtige Impulse verleihen

Henning Blumenroth Wissenschaftli-cher Mitarbeiter des Hochschulsports an der Goethe Universitaumlt Frankfurt am Main und von 2015 bis 2018 Projektkoordina-tor des SGM an der TU Kaiserslautern

Schnittstellen bei der Entwicklung und Umsetzung eines SGM an Hoch-schulen Schnittstellen sind eine in-haltliche Verbindung zwischen zwei oder mehreren Organisationseinheiten Bei dem Querschnittsthema Gesundheit an Hochschulen zeigt sich dass viele verschiedene Organisationseinheiten Schnittmengen im Gesundheitsmanage-ment insbesondere fuumlr Studierende haben Unabhaumlngig von der Verortung des SGM spielt die Vernetzung zwischen den Schnittstellen eine entscheidende Rolle fuumlr das Gelingen eines SGM Diese am jeweiligen Standort zu identifizieren und gewinnbringend einzubinden ist bei dem Aufbau eines SGM empfehlenswert

Doch was sind die Schnittstellen inner-halb der Hochschule die fuumlr ein SGM relevant sind Manche Schnitt-stellen sind eher relevant fuumlr verhaumlltnispraumlventive Schritte andere eher fuumlr Maszlignahmen

Beduumlrfnisse aus dem SGM abgeleitet werden In manchen Hochschulen ist die Organisationsentwicklung Teilaufgabe der Personalentwicklung oder im strate-gischen Entwicklungsplan aufgegriffen

Die Ausgestaltung von Studiengaumlngen insbesondere die Gestaltung der Studi-enordnungen Curricula oder Pruumlfungs-angelegenheiten kann einen groszligen Einfluss auf die Gesundheit der Studie-renden haben

Forschung und Lehre in Fachbereichen mit Gesundheitsbezug koumlnnen sowohl einem SGM wichtige Impulse verleihen und mit der Expertise vor Ort professio-nell unterstuumltzen als auch das SGM als Forschungsfeld nutzen Dies kann zum Beispiel in Form von Studienarbeiten

tenspraumlventiven Maszlignahmenebene eine wichtige Rolle spielen etwa durch Be-ratungen zum Lernmanagement oder durch eine psychologische Beratungs-stelle Beratungsangebote koumlnnen auch verhaumlltnisorientiert in das SGM einflieszligen wenn die Einzelberatungsinhalte sys-tematisch ausgewertet und Schlussfol-gerungen der Analysen in die Umset-zung von SGM einbezogen werden

Sport und Bewegung ist ein Schnittstellenaspekt der haumlufig auf der verhaltenspraumlventiven

auf der Verhaltensebene Die Maszlignahmenebene vom Hoch-folgenden Schnittstellenthemen schulsport betreut wird jedoch sind in der Regel in verschiede- auch Einfluss auf die Verhaumlltnis-nen Organisationseinheiten an der Hochschule bereits angesie-delt und sollten bei der Entwick-lung eines SGM mitgedacht werden Die jeweils handelnden Akteu-rinnen und Akteure koumlnnen wichtige Partner oder selbst Teil des SGM an einer Hochschule sein

Relevante Schnittstellen In der Orga-nisationsentwicklung werden Entwick-lungs- und Veraumlnderungsprozesse in-nerhalb der Hochschulen eingeleitet die sowohl das Thema Studierendenge-sundheit beeinflussen als auch durch

oder Studienleistungen im Projektma-nagement uumlber Bachelor- und Master-arbeiten bis hin zu Promotionen im SGM geschehen

In der Regel gibt es an Hochschulen verschiedene Beratungsleistungen und gesundheitsfoumlrderliche Angebote die von unterschiedlichen Organisationsein-heiten angeboten werden Das Thema Beratung kann im SGM auf der verhal-

se der Hochschule haben kann

Die Entwicklung von Kompeten-zen oder persoumlnliche Weiterbil-

dung auszligerhalb der fachbezogenen Inhalte des Studiums koumlnnen im Rahmen einer Entwicklung der Gesundheits-kompetenz einen groszligen Stellenwert innerhalb des SGM einnehmen

Fuumlr das Thema Nachhaltigkeit insbe-sondere der sozialen Nachhaltigkeit ergeben sich eine Vielzahl von Uumlber-schneidungspunkten mit dem SGM

30 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Gleichstellung ist in Hochschulen immer ein relevantes Schnittstellent hema und wird in der Regel haumlufig organisationell mit Familienfoumlrderung zusammenge-fasst Einige Hochschulen haben das Zertifikat bdquofamiliengerechte Hochschuleldquo erworben dessen Inhalte das SGM ergaumlnzen

Diese Schnittstellen stellen eine Samm-lung dahingehend dar welche inhaltli-chen Uumlberschneidungspunkte mit Themen des SGM an den Hochschulen existieren Auf dieser Basis laumlsst sich eine Analyse vor Ort vornehmen um bei der Ausgestaltung des SGM bereits bestehende Aktivitaumlten und Angebote zu beruumlcksichtigen und gegebenen-falls einzubeziehen Die genannten Schnittstellent hemen sind jedoch nicht immer eindeutig einzelnen Organisati-onseinheiten an einer Hochschule zuzu-ordnen Eine Stakeholder -Analyse ist daher bei der Entwicklung eines SGM sinnvoll um wichtige Akteurinnen und Akteure am eigenen Standort identifi-zieren zu koumlnnen Diese sind sowohl in hauptamtlicher als auch in studenti-scher Funktion vor Ort aktiv und koumlnnen einen Beitrag zum SGM leisten Die fol-gende Aufstellung bietet einen Uumlber-blick daruumlber welche Akteurinnen und Akteure in der Hochschullandschaft aktuell an SGM mitwirken Die Auflistung in alphabetischer Reihenfolge stellt einen

Uumlberblick dar und erhebt keinen Anspruch auf Vollstaumlndigkeit Fuumlr eine detailliertere Auseinandersetzung mit einzelnen Akteurinnen und Akteuren siehe Seite 23 bdquoVeror-tung und Akteurinnen und Akteure des SGMldquo

bull AStA bull Bauabteilung bull Beauftragte fuumlr Gleichstellung Inklusion Diversity bull Beauftragte fuumlr Studierende mit Behinderung oder chronischer Erkrankung bull BGM bull Buumlro fuumlr Internationale Angelegenheiten bull Career Center bull Familienbuumlro bull Gesundheitswissenschaften Psychologie und Sportwissenschaft (SGM als

Forschungsfeld) bull Hochschulkommunikation bull Hochschulleitung bull Hochschulsport bull Nachhaltigkeitsbuumlro bull Organisationsentwicklung bull Personalentwicklung bull Psychologische BeratungsstelleSuchtberatung bull Sprecherinnen und Sprecher der Fakultaumltskonferenz bull Studiengangskoordinatorinnen und -koordinatorenStudiengangsmanagerin-

nen und Studiengangsmanager bull StudierendenparlamentStudierendenrat bull StudierendenwerkMensa bull Vertreterinnen und Vertreter der Fachschaften bull Zentrale Studienberatung bull Zentrum fuumlr Schluumlsselqualifikationen

Weitere Akteurinnen und Akteure die ihren Aufgabenschwerpunkt klar im BGM verortet haben aber durchaus auch einbezogen werden koumlnnen sind

bull Abteilung fuumlr Arbeitsschutz bull Betriebsaumlrztlicher Dienst bull Jugend- und Auszubildendenvertretung bull Mitarbeiter- und Konfliktberatung bull Personalraumlte (Gesamt- und Teilpersonalraumlte) bull Schwerbehindertenvertretung

5 Theorie und Praxis Was ist bei der Umsetzung zu bedenken

Planung Planung ist das A und O denn sie entscheidet uumlber den erfolgreichen Verlauf eines Projektvorhabens und haumlufig auch uumlber den Grad der Zufriedenheit der Mitwirkenden am Projekt selbst Sie bezieht sich auf alle Phasen des Public Health Action Cycles also auf Analyse Interventionsplanung Intervention und Evaluation (Rosenbrock 1995) (siehe Seite 36 bdquoAnalyseldquo Seite 38 bdquoInterventionsplanungldquo Seite 39 bdquoInterventionen und Maszlignahmenldquo und Seite 42 bdquoEvaluationldquo)

Zum Standard einer Projektumsetzung gehoumlrt es ein Gremium zu bilden das sich auf die Projektziele bdquocommittedldquo und mit entsprechender Entscheidungskompetenz ausgestattet ist Mit bdquoCommitmentldquo ist hier gemeint sich gemeinschaftlich auf Ziele zu einigen und sich verbindlich zum Projekt zu bekennen Dies bedeutet auch sich auf die Art und Weise der Zusammenarbeit zu verstaumlndigen zum Beispiel loumlsungs-orientiert loyal und kooperativ miteinander umzugehen und die Form des Umgangs mit auftretenden Schwierigkeiten und Konflikten abzustimmen

In das Gremium sollten Akteurinnen und Akteure verschiedener Statusgruppen einbezogen werden wie zum Beispiel Studierende und deren Vertreterinnen und Vertreter Lehrende und auch Personen in Leitungspositionen (siehe Seite 23 bdquoVer-ortung und Akteurinnen und Akteure des SGMldquo)

Die aktive und bewusste Beteiligung und Partizipation der Zielgruppe sprich der Studierenden sollte von Anfang an mitgedacht werden Um SGM erfolgreich um-zusetzen und Studierende wirklich fuumlr das Thema zu begeistern sollten ihnen Gestaltungsspielraumlume eroumlffnet werden Daher sollten Studierende und ihre Ver-tretungen in alle Prozesse Entscheidungen Arbeitsgruppen und Gremien die SGM betreffen einbezogen werden Echte Partizipation kann eine Identifikation mit dem SGM unterstuumltzen und positive Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden wahrscheinlicher machen Gerade der direkte Blick der Studie-renden oder deren Vertretungen auf den Alltag und deren Wissen um ganz konkrete und dringende Fragestellungen und Probleme sind von Anfang an unverzichtbar (siehe Seite 45 bdquoPartizipationldquo)

Im Projektverlauf aumlndern sich nicht selten Aufgaben- und Rollenverteilung Sie sollten deshalb immer wieder hinterfragt werden Sind die Aufgaben Verant-wortlichkeiten und Rollen klar definiert Wer uumlbernimmt was bis wann Zur Aufgaben- und Rollenverteilung gehoumlrt auch erreichte Ziele in den Gremiums-sitzungen meilensteinartig darzustellen und zu wuumlrdigen sowie Huumlrden und Problemstellungen gemeinsam zu reflektieren

Sabine Koumlnig Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Ines Niemeyer Freie Mitarbeiterin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Dr Brigitte Steinke Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

32 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Ein Zielfindungsworkshop foumlrdert das Commitment

der Projektbeteiligten

In der Eingangsphase des Projektes ndash und dieser Schritt ist keinesfalls ersetzbar ndash gilt es uumlbergeordnete Ziele im Einver-nehmen aller zu finden und zu definieren Durch das Festlegen von Zielen wird klar definiert was erreicht werden soll und kann Auszligerdem dienen festgelegte Ziele als Kriterien fuumlr die Evaluation Gerade dieser erste Schritt erweist sich in der Umsetzung wie in betrieblichen Kontexten auch als schwierig In der Praxis hat sich ein Zielfindungsworkshop bewaumlhrt Manche Projektgruppen entscheiden sich fuumlr Tagesworkshops oder nehmen sich gar eineinhalb bis zwei Tage Zeit Dies ist gut investierte Zeit in das Gesamtprojekt und das Commitment der Projektbeteiligten

Ziele und deren Kennzahlen sollten moumlglichst prozessbezogen beziehungsweise ergebnisbezogen formuliert sein Seibold et al (2010) verweisen dabei auch auf die Unterscheidung von langfristigen Oberzielen und kurz- oder mittelfristigen Unter-zielen Das hat fuumlr die praktische Planung und Umsetzung direkte Auswirkungen Langfristige Ziele koumlnnten zum Beispiel sein Bekanntheitsgrad des Themas in der Hochschule Beteiligungsquote an Maszlignahmen oder geringeres Stress-empfinden in Pruumlfungsphasen der Studierenden

Prozessbezogene Ziele koumlnnten sich auf die Umsetzung also zum Beispiel auf das Einbeziehen von Schluumlsselakteurinnen und -akteuren oder die Umsetzung von Interventionen beziehen oder auf die Zielgruppenerrei-chung zum Beispiel die Akzep-tanz der Interventionen

Ergebnisorientierte Ziele sind zum Beispiel die Zunahme von Gesundheitswissen und gesundheitsfoumlrderlichem Verhalten der Studierenden oder auch strukturelle Veraumlnderungen in Pruumlfungsablaumlufen

Grundsaumltzlich sollten festgelegte Ziele SMART-Kriterien erfuumlllen Sie sollten spezifisch messbar attraktiv realistisch und ter-minorientiert sein

Abgeleitete Ziele und Zielaspekte orientieren sich an einzel-nen Gruppen von Studierenden Beispielsweise laumlsst sich nach sportlich aktiven Studierenden und sportlich inaktiven Studierenden unterscheiden oder danach ob sich Studierende bereits mit ihrer Gesundheit befassen beziehungsweise dieses noch nicht tun (Seibold et al 2010)

Man kann zwischen Faumlchergruppen dem Geschlecht oder der Studienart (Vollzeit- oder Teilzeitstudium) unterscheiden nach Studieneingangs- beziehungsweise Studienausgangs-phase nach Semesterphasen mit Semesterferien oder mit Pruumlfungsschwerpunkten

Insofern ist der geplante Zeitpunkt einer Maszlignahme relevant fuumlr deren Beteiligungserfolg und die Wirksamkeit Es sollte durchdacht werden wann welches Thema gesetzt wird Bei-spielsweise koumlnnte zu Beginn des Studiums bei der Zielgrup-pe der Erstsemester das Thema bdquoOrientierung im Studiumldquo gesetzt werden vor Pruumlfungsphasen lohnt es das Thema Stressbewaumlltigung anzubieten Fuumlr Studierende die kurz vor dem Abschluss stehen koumlnnte das Thema Berufswahl interessant sein

In der Realitaumlt kommt es auch vor dass zum Beispiel durch Semesterzyklen Leerlauf im Projekt entsteht Es ist wichtig sich dessen bewusst zu wer-den und sinnvoll die zeitunab-haumlngigen Aufgaben im Projekt fuumlr solche Phasen einzuplanen

Sind Ziele und Zielgruppe defi-niert geht es darum saumlchliche personelle und finanzielle Mittel den einzelnen Schritten zur Zielerreichung zuzuord-nen Dies setzt natuumlrlich voraus dass man eine grundsaumltz-liche Mittelplanung bei der Einwerbung beziehungsweise Beantragung des Projektes vorgenommen hat (siehe Seite 25 bdquoFinanzielle und personelle Ressourcenldquo)

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Was entscheidet uumlber den Erfolg der Planungsphase Ein erster Schritt zu Beginn eines Projektes besteht immer darin zunaumlchst zu ermitteln was es bereits an Strukturen Einrich-tungen Maszlignahmen Angeboten Dokumenten oder Weiterem im Umfeld zum Projektthema gibt Als Methode eignet sich hier beispielsweise ein Mindmap Anschlieszligend gilt es die Ergebnisse dahingehend zu bewerten inwiefern sie fuumlr einen erfolgreichen Projektablauf nuumltzlich sein koumlnnten (siehe Seite 29 bdquoSchnittstellenldquo) In diesem Kontext sollte auch betrach-tet werden welche sozialen oumlkologischen oumlkonomischen oder kulturellen Aspekte damit verbunden sind

Damit geplante Ziele und Interventionen von der Zielgruppe angenommen werden muumlssen diese attraktiv gestaltet sein Dazu ist es sinnvoll gemeinsam mit Studierenden interessante Themen und Methoden zu waumlhlen beispielsweise Interventi-onen an Orten an denen sich Studierende oft aufhalten die gut zu erreichen sind und zu passenden Uhrzeiten angeboten werden Auch Schnupper- oder Kompaktangebote koumlnnen dazu geeignet sein Das Erfolgspotenzial der Interventionen kann erhoumlht werden wenn bereits in der Planungsphase niedrigschwellige Zugangswege beruumlcksichtigt werden wie eine Ausstellung zum Thema ein Barcamp oder Aktionen auf dem Campus die auf Themen oder Interventionen aufmerksam machen

Wie immer kommt es auf die Form der Kommunikation und die Ansprache der Zielgruppe an In einer Werkstatt zum SGM haben Studierende Aspekte speziell dazu erarbeitet wie eine adaumlquate Kommunikation in die Studierendenschaft hinein gestaltet werden kann (siehe Siehe 16 bdquoKommunikationldquo)

Fuumlr die Ansprache der Studierenden sollten saumlmtliche Kanaumlle genutzt werden dabei immer passend wohl dosiert und fokus-siert auf das gewaumlhlte Medium und die jeweilige Information Dazu zaumlhlen beispielsweise das Internet Social Media Plakate Flyer und natuumlrlich auch die Face-to-Face-Kommunikation

Sind Studierende als Multiplikatorinnen Multiplikatoren und Botschafterinnen und Botschafter aktiv erleichtert das den Zugang zur Zielgruppe vor allem durch eine Face-to-Face-Kommunikation auf Augenhoumlhe (siehe TK LVG amp AFS 2018)

Erfahrungen zeigen dass es sinnvoll sein kann das Thema Gesundheit mit anderen Themen zu verknuumlpfen welche die Zielgruppe der Studierenden in ihrer Lebensphase besonders ansprechen und damit den Blick auf das Thema Gesundheit zu erweitern SGM-Projekte sind oft mit einem Logo oder einem Slogan verbunden der die Studierenden anspricht und breit und marketingwirksam bewirbt (siehe TK LVG amp AFS 2018)

Unvorhergesehenes im Projekt Eine Planung geht eigent-lich nur richtig gut auf wenn die Akteurinnen und Akteure des Projektes in der Lage sind mit Unvorhergesehenem adaumlquat umzugehen und Plaumlne flexibel an sich aumlndernde Gegeben-heiten anzupassen Das kann bedeuten Zielaspekte zu aumlndern oder anzupassen und sich von liebgewonnenen Gewohnheiten zu trennen

Literatur Rosenbrock R (1995) Public Health als soziale Innovation Gesundheitswesen (57) 140-144

Seibold C Loss J Nagel E (2010) Gesunde Lebenswelt Hoch-schule Ein Praxishandbuch fuumlr den Weg zur Gesunden Hochschu-le Techniker Krankenkasse (Hrsg) Veroumlffentlichungen zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement der TK Bd 23 Hamburg

TK ndash Techniker Krankenkasse LVG amp AFS ndash Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen (Hrsg) (2018) Gesundheitsmanagement fuumlr Studierende duz spezial Berlin Unter wwwgesundheitsfoerdern-de-hochschulendeInhalteO1_StartseiteduzSpecial_ M03_TK_230318pdf Zugegriffen 1892018

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ldquo

34 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Einfuumlhrung in den Public Health Action Cycle Eine Systematik zur Projektpla-nung fuumlr das Gesundheitsmanagement fuumlr Studierende an Hochschulen bietet der sogenannte bdquoPublic Health Action Cycleldquo der den Aktionsprogrammen der Weltgesundheitsorganisation und vielen weiteren gesundheitsbezogenen Projek-ten zugrunde liegt ndash so auch den Aktivi-taumlten des Netzwerks bdquoHealth Promoting Universitiesldquo

Dieser Zyklus gliedert sich in vier auf-einander folgende Schritte Der erste Schritt ist die Definition und Bestim-mung des zu bearbeitenden Problems (siehe Seite 36 bdquoAnalyseldquo) dem die Konzipierung und Festlegung einer zur Problembearbeitung geeignet erschei-nenden Strategie oder Maszlignahme folgt (siehe Seite 38 bdquoInterventionspla-nungldquo) Im dritten Schritt werden dann die Interventionen implementiert (Interventionsumsetzung) um im ab-schlieszligenden Schritt die durch die Inter-

PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Leiter des AB Public Health an der Freien Uni versitaumlt Berlin und verschiedener Projekte zur Gesundheitsberichterstat tung bei Studierenden sowie zum Studentischen Gesundheitsmanage-ment

Tino Lesener Wissenschaftlicher Mitarbeiter im SGM-Projekt bdquoHealthy Campus Freie Universitaumlt Berlin Gesund studieren

ventionen erzielten Wirkungen abzu-schaumltzen (siehe Seite 42 bdquoEvaluationldquo) Sollte das eingangs definierte Pro-blem nicht oder nur in Teilen geloumlst worden oder die Loumlsung mit uner-wuumlnschten Neben- beziehungsweise Folgewirkungen verbunden sein koumlnnten diese zum Gegenstand ei-nes neuen Durchlaufs dieses Zyklus fuumlhren

Im ersten Schritt ndash der Analyse ndash wird die gesundheitliche Situation der Studierenden an Hochschulen analysiert Hier gibt es verschiedene Ansaumltze die sich in ihrer Systematik unterscheiden Ausgangspunkte koumlnnen zum Beispiel Fokus-gruppen in einem Studienfach oder aber Statistiken uumlber die Inanspruchnahme hochschuleigener Beratungsangebote sein Da hier jeweils nur eine Auswahl Studierender beteiligt wird sind hier Erhebungsstrategien zu empfehlen die im Idealfall allen Studierenden einer Hochschule die Moumlglichkeit bieten Angaben zu ihrem Gesundheitszustand beziehungsweise zu ihrem Gesundheitsverhalten zu machen

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Analyse

Intervention

Interventionsplanung Evaluation

Sichtbar werden dabei in der Regel ver-schiedene Problembereiche die nach-einander bearbeitet werden sollten Im zweiten Schritt ndash der Interventionspla-nung ndash gilt es die identifizierten Proble-me zu priorisieren die Adressatengrup-pe fuumlr Interventionen zu bestimmen und Maszlignahmen auszuwaumlhlen die geeignet sind das jeweilige Problem zu loumlsen

Im dritten Schritt ndash der Intervention ndash gilt es die Maszlignahmen umzusetzen und deren Implementation zu begleiten Auch gute Plaumlne koumlnnen selten ohne

Abstriche umgesetzt werden Hier gilt es jeweils abzuschaumlt-zen ob diese den Interventionserfolg gefaumlhrden um dann die Plaumlne so zu modifizieren dass sie dennoch zielfuumlhrend bleiben

Im abschlieszligenden vierten Schritt ndash der Evaluation ndash wird im Rahmen einer Prozess- und Ergebnisevaluation beurteilt in-wieweit das eingangs definierte Problem behoben werden konnte War die Intervention erfolgreich und ohne uner-wuumlnschte Folge- und Nebenwirkungen so kann ein neues Problem bearbeitet werden Fiel der Erfolg geringer als ge-wuumlnscht aus koumlnnen die Maszlignahmen neu ausgerichtet werden und einen neuen Durchlauf des Zyklus anstoszligen

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36 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Analyse Um festzustellen wie gut der Gesundheitszustand von Studierenden einer Hochschule ist wo sich die Studie-renden wohlfuumlhlen und wo sie gesund-heitliche Einbuszligen berichten ist eine Analyse hilfreich Mit dieser kann dann bestimmt werden wo Interventionen sinnvoll und notwendig sind und wie sie sich zielfuumlhrend und gewinnbringend gestalten lassen Hier helfen drei Fragen

1) Wer berichtet eine gute Gesundheit und wer gesundheitliche Einbuszligen

2) Was verursacht das Wohl- oder Miss-befinden und was erhaumllt es aufrecht

3) Wo besteht Veraumlnderungsbedarf

Diese Fragen koumlnnen in einer Bestands-aufnahme adressiert werden fuumlr die unterschiedliche Erhebungsverfahren eingesetzt werden koumlnnen Vorgestellt werden hier Befragungen Fokusgruppen Experteninterviews und Netzwerkana-lysen in ihren bevorzugten Anwen-dungskontexten

Online- und Offline-Befragungen Uumlber die Verbreitung und Verteilung von Gesundheitsrisiken und -chancen verbunden mit der Moumlglichkeit Ursa-chen Folgen sowie krankheitsassozi-ierte Faktoren aufzudecken informieren flaumlchendeckende Erhebungen bei Stu-dierenden einer Hochschule oder einer Region Hochschulbezogene Befragun-gen wie zum Beispiel der University Health Report an der Freien Universitaumlt Berlin oder der TU Kaiserslautern sowie die bundesweite Befragung zur Gesund-heit Studierender in Deutschland 2017 buumlndeln demografische Merkmale po-sitive und negative Gesundheitsindika-toren Ressourcen und Anforderungen der Studiensituation sowie das Gesund-heitsverhalten Damit stehen neben lokalen Daten auch hochschuluumlbergrei-fende Referenzwerte zur Verfuumlgung Mit gleicher Instrumentierung lassen sich diese an der eigenen Hochschule reproduzieren und somit in einem Wertevergleich Handlungsbedarf fest-stellen Die breite Instrumentierung er-laubt es mit Gesundheitsrisiken assozi-ierte Faktoren aufzudecken und fuumlr Interventionen zugaumlnglich zu machen So wird dann beispielsweise nicht nur das Stresserleben Studierender zum Thema sondern auch damit assoziierte Merkmale der Studiensituation wie zum Beispiel der Zeitaufwand fuumlr das Studi-um die Pruumlfungslast oder der wahrge-nommene Zeitdruck Bei wiederholten

PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Leiter des AB Public Health an der Freien Uni versitaumlt Berlin und verschiedener Projekte zur Gesundheitsberichterstat tung bei Studierenden sowie zum Studentischen Gesundheitsmanage-ment

Christine Wolter Wissenschaftliche Mitarbeiterin im SGM-Projekt bdquoHealthy Campus Freie Universitaumlt Berlin Gesund studieren

Befragungen (Zwei-Jahresintervall) las-sen sich auch Trends und Veraumlnderun-gen feststellen um Fehlentwicklungen fruumlhzeitig zu erkennen und abzustellen

Fokusgruppen Fokusgruppen sind an Leitfragen orientierte moderierte Dis-kussionen mehrerer Studierender (sechs bis zwoumllf) zu einem gesundheitsbezo-genen Thema (siehe Seite 56 bdquoAnlage 1IVldquo) Dabei steht die Sichtweise und Bewertung eines Themas durch die Gruppe der Teilnehmenden im Vorder-grund Durch das Aufeinandertreffen auch kontroverser Ansichten erhoffen sich die Durchfuumlhrenden ein vertieftes Verstaumlndnis des Themas Fokusgruppen wurden bislang zum studentischen

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Gesundheitsmanagement eingesetzt um Themen rund um die Gesundheit Studierender (Ernaumlhrung Bewegung) oder die Organisation eines SGM an der Hochschule zu ergruumlnden Der besonde-re Wert der Fokusgruppen liegt darin aus studentischer Perspektive eine Viel-zahl an Vorschlaumlgen zur Loumlsung eines Problems zu sammeln

Expertinnen- und Experteninterviews Interviews mit Personen die aufgrund ihres Status oder ihrer Funktion in Bezug auf ein Thema uumlber ein besonderes (Uumlberblicks-)Wissen uumlber Erfahrungen oder uumlber einen privilegierten Zugang zu Informationen verfuumlgen werden als Expertinnen- und Experteninterviews bezeichnet Fuumlr ein studentisches Ge-sundheitsmanagement sind dies in erster Linie die Studierenden selbst die neben ihrem eigenen Wissen und ihren Erfahrungen auch die von Mitstudie-renden einbringen koumlnnen Wenn sie zusaumltzlich in Hochschulstrukturen ein-gebunden sind (wie Fachschaft Aus-bildungskommissionen) verfuumlgen sie daruumlber hinaus aufgrund ihres Engage-ments uumlber einen privilegierten Zugang zu Informationen uumlber beispielsweise gesundheitliche Belastungen und Res-sourcen von Mitstudierenden oder suboptimale Studienbedingungen Wei-tere Expertinnen und Experten sind Personen die aufgrund ihrer Funktion an Schnittstellen in Lehre und Verwal-tung fuumlr Studierende zustaumlndig sind

Neben Lehrenden sind dies diejenigen die Lehrangebote planen und organi-sieren aber auch Mitarbeitende aus Serviceeinrichtungen fuumlr Studierende (Informations- und Beratungsangebo-te) Pruumlfungsbuumlros dem Hochschul-sport den Mensen Bibliotheken und so weiter Das Patchwork verschiedener Perspektiven ermoumlglicht Bereiche zu identifizieren in denen Optimierungs-potenzial besteht

Tagebuchstudien Tagebuchstudien ermoumlglichen Aussagen uumlber die Konti-nuitaumlt und Regelmaumlszligigkeit von Er-eig-nissenSituationen und geben ei-nen differenzierten Einblick in Abfolgen von Ereignissen und Befinden Kalenda-rische Tagebucheintraumlge zur Zeitver-wendung von Studierenden geben einen guten Einblick in das Ausmaszlig und die Verteilung studienbezogener Arbeiten uumlber Tage und Wochen Ergaumlnzt um Angaben zum Stresserleben in einer Woche laumlsst sich dieses mit vorherge-henden Aktivitaumlten in Verbindung bringen Themen von Tagebuchstudien mit Studierenden sind zum Beispiel Substanzkonsum in Folge von Studien-leistungen Emotionen und deren Regulation in Lern- und Leistungssitu-ationen das Studierverhalten sowie Stresserleben und Snacken

Netzwerkanalysen Die (soziale) Netz-werkanalyse ermoumlglicht die Erfassung und Analyse sozialer Beziehungen So kann zum einen das Netzwerk selbst Gegenstand sein (Groumlszlige Dichte) die Anforderungen aus dem Netzwerk (Kontaktaufbau und -pflege) es koumlnnen aber auch Konflikte und Unterstuumltzung zum Gegenstand werden Ausgehend von der Annahme dass eigene Einstel-lungen Orientierungen und Verhaltens-weisen staumlrker von Personen gepraumlgt werden mit denen man sich verbunden fuumlhlt wird die Bedeutung des Netzwerks fuumlr das Studier- und Leistungsverhalten aber auch fuumlr das Gesundheits- und Risikoverhalten (Bewegung Ernaumlhrung Substanzkonsum) hervorgehoben

Das Community Mapping oder auch Photovoice sind Erhebungsformen die visuelle Dokumentation und Erzaumlhlung miteinander verbinden zu denen es bislang noch wenige Erfahrungen in Projekten zum studentischen Gesund-heitsmanagement gibt

38 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Interventionsplanung Der Analyse schlieszligt sich in der Regel die Interventi-onsplanung an Wurde beispielsweise aus Kapazitaumlts- oder Zeitgruumlnden keine hochschuleigene Analyse durchgefuumlhrt kann auf bereits bestehende Analysen zuruumlckgegriffen werden (zum Beispiel Gruumltzmacher et al 2018 bdquoGesundheit Studierender in Deutschland 2017ldquo) Wichtig ist jedoch vor Ort qualitativ Ansatz-punkte fuumlr Interventionen zu unterlegen beispielsweise durch Fokusgruppen oder strukturierte Interviews

In vielen Settingprojekten gibt es bereits in der Analysephase kleinere Interventionen die auf das Thema aufmerksam machen wie beispielsweise ein Gesundheitstag speziell fuumlr Studierende

Bei der Planung handelt es sich nicht um einen rein formalen Akt Das ergibt sich schon allein aus der Tatsache dass hier die Weichen dafuumlr gestellt werden was im Setting genau passieren soll Es geht um die Sichtbarkeit und um die Wirksamkeit So ist die Analyse selbst bereits eine starke Intervention Sie laumlsst die Akteurinnen und Akteure des Settings aufhorchen bdquoHier passiert etwas meine Gesundheit und mein Wohlbefinden werden wichtigldquo

Wie kann man konkret vorgehen Seibold et al (2010) empfehlen in einem ersten Schritt relevante Themen aus den Analyseergebnissen abzuleiten und zu reflektieren welche Bedeutung und Wichtigkeit diese Themen in der Kulturlandschaft der Hoch-schule einnehmen Welche Zielgruppe ist betroffen Wie muss die Kommunikation aussehen um die Gruppe zu erreichen Auch ist zu bedenken ob man beispielsweise einen Studiengang anspricht oder eine darin sich befindende besonders belastete Gruppe Moumlglicherweise beziehen sich die Interventionen auch auf andere Status-gruppen die in der Lehre oder an einer Schnittstelle zu den Studierenden taumltig sind In dieser Phase werden haumlufig Fokusgruppen durchgefuumlhrt um qualitativ weitere Aspekte zu Ressourcen und Belastungen zu gewinnen (siehe Seite 56 bdquoAnlage 1IVldquo)

Daraufhin folgt eine Priorisierung der ermittelten Gesundheitsthemen und eine Definition der angestrebten Ziele (kurz- mittel- und langfristig siehe Seite 31 bdquoPlanungldquo) Mit der Priorisierung der Gesundheitsthemen ist die Definition der zu erreichenden Zielgruppen verknuumlpft Wo brennt es am meisten Welche Themen sind auch der Hochschulleitung deutlich und wo bekommt man entsprechend Ruumlckenwind Wo koumlnnen (moumlglichst schnell) sichtbare Erfolge erzielt werden (sogenannte Quick-Wins) Gibt es Strukturen und Angebote die miteingebunden werden koumlnnen

Die geplanten Interventionen koumlnnen auf verschiedenen Ebenen ansetzen wie zum Beispiel auf der Individuumsebene dem physischen oder sozialen Umfeld dem Arbeits- und Lernumfeld oder Dienstleistungssektor (siehe Seite 27 bdquoSpezifika und Handlungsfelderldquo) Sie sollten sowohl auf der Verhaumlltnis- als auch auf der Verhalten-sebene greifen und die Ebenen bestenfalls miteinander verzahnen (Altgeld und Kolip 2014) Speziell in Bezug auf die Ableitung von Maszlignahmen die die Verhaumlltnisse ange-

Sabine Koumlnig Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Ines Niemeyer Freie Mitarbeiterin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Dr Brigitte Steinke Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

hen ist es wichtig die Verantwortlichen einzuladen die fuumlr die Gestaltung der Strukturen in der Hochschule Entschei-dungsbefugnisse haben beispielsweise den Prorektoren fuumlr Studium und Lehre wenn es um die Ausgestaltung von Pruuml-fungsphasen geht

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Einen nicht unerheblichen Einfluss auf den Erfolg des Projektes haben die zur Verfuumlgung stehenden finanziellen und perso-nellen Mittel (siehe Seite 25 bdquoFinanzielle und personelle Res-sourcenldquo) Sie sind entscheidend fuumlr den Umfang der anvisier-ten Interventionen und sollten im Laufe des Projektes stetig uumlberpruumlft werden

Es hat sich bewaumlhrt Studierende zu befaumlhigen als Multiplika-torinnen und Multiplikatoren im Themenfeld Gesundheitsfoumlr-derung taumltig zu werden und das Projekt auch im Sinne der Partizipation (siehe Seite 45 bdquoPartizipationldquo) zu bereichern Mit diesem Empowerment wird die Selbstbestimmung und Eigenverantwortung der Studierenden gestaumlrkt und erhoumlht Dies wirkt an sich schon gesundheitsfoumlrderlich (Frost und Mierke 2013 Zimmermann 2000)

Im Laufe der Interventionsplanung sollten priorisierte Ziele nicht aus dem Blick geraten Ziele und Zielgruppen gilt es regelhaft zu uumlberpruumlfen und anzupassen

Literatur Altgeld T Kolip P (2014) Konzepte und Strategien der Gesundheitsfoumlrderung In Hurrelmann K Klotz T Haisch J (Hrsg) Lehrbuch Praumlvention und Gesundheitsfoumlrderung 4 Auflage Bern Verlag Hans Huber Seite 45-57

Frost B Mierke K (2013) Stresserleben und Stressbewaumlltigung bei Studierenden Funktionale und dysfunktionale Strategien und weitere Einflussvariablen Journal of Business and Media Psychology (1) 13ndash24

Gruumltzmacher J Gusy B Lesener T Sudheimer S Willige J (2018) Gesundheit Studierender in Deutschland 2017 Ein Kooperati-onsprojekt zwischen dem Deutschen Zentrum fuumlr Hochschul-und Wissenschaftsforschung der Freien Universitaumlt Berlin und der Techniker Krankenkasse Unter wwwfu-berlindege-sund-studieren Zugegriffen 20112018

Seibold C Loss J Nagel E (2010) Gesunde Lebenswelt Hochschu-le Ein Praxishandbuch fuumlr den Weg zur Gesunden Hochschule Techniker Krankenkasse (Hrsg) Veroumlffentlichungen zum Be-trieblichen Gesundheitsmanagement der TK Bd 23 Hamburg

Zimmerman BJ (2000) Self-Efficacy An Essential Motive to Learn Contemporary Educational Psychology 25 (1) 82ndash91 doiorg101006ceps19991016

Interventionen und Maszlignahmen Nachdem Interventionen und Maszlignahmen geplant wurden (siehe Seite 38 bdquoInterventi-onsplanungldquo) geht es an die Umsetzung dieser Im Folgenden werden verschiedene Beispiele fuumlr Interventionen auf verschie-denen Ebenen und in unterschiedlichen Handlungsfeldern dargestellt (siehe Seite 27 bdquoSpezifika und Handlungsfelderldquo) Idealerweise werden verhaumlltnis- und verhaltensorientierte In-terventionen miteinander verzahnt Diese sind nicht immer klar voneinander getrennt es koumlnnen sich Schnittmengen ergeben

Beispiele fuumlr verhaumlltnisorientierte Interventionen Unter verhaumlltnisorientierten Interventionen versteht man jene Inter-ventionen die sich auf die strukturelle Ebene beziehen und somit das Umfeld von Personen einschlieszligen

Physisches Umfeld An der Universitaumlt Wuppertal wurden neue Entspannungs- und Ruumlckzugsareale im Studien- und Ar-beitsumfeld geschaffen Dazu wurde beispielsweise ein Haumlngemattenpark mit Strandkoumlrben und Liegestuumlhlen zur Erholung im Freien eroumlffnet Ebenfalls wurde den Hochschul-angehoumlrigen ein Snoozle-Raum zur Verfuumlgung gestellt um sich zu entspannen oder eine kreative Auszeit vom Alltag zu nehmen Des Weiteren hat die Hochschule eine Lehrkuumlche eingerichtet in der insbesondere Studierende ernaumlhrungsspezifisches Wissen in Theorie und Praxis vermittelt bekommen (www gesundeuni-wuppertaldeangeboteentspannung-rueck zugsareale-am-grifflenberghtml)

Soziales Umfeld An der TU Kaiserslautern (TUK) koumlnnen Stu-dierende einmal pro Woche hochwertigen Kaffee an einem selbstgebauten Fahrrad-Cafeacute kaufen Dieser wird nur in Es-pressokannen serviert sodass Studierende mindestens zu zweit bestellen muumlssen und die Pause gemeinsam auf der Wiese genieszligen bdquoTo goldquo-Becher werden nicht ausgegeben Dadurch wird der soziale Austausch miteinander gefoumlrdert Das sogenannte Cafeacute TUK TUK ist inzwischen an der Univer-sitaumlt eine Institution und traumlgt zur Entschleunigung und Erholung vom Studienalltag bei

40 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Das Cafeacute TUK TUK wird bereichert durch das Angebot eines Biobauern der regionales Obst und Gemuumlse auf dem Campus verkauft (wwwcampusplusuni-kldeprojekteaspx) Auch auszligerhalb des Studienalltags ermoumlglicht die TU Kaiserslautern den Studierenden ein soziales Miteinander Einmal pro Sommersemester wird in der Phase mit hohem Pruumlfungs-stress ein OpenStage organisiert Studierende koumlnnen dort bewusst auf andere Gedanken kommen und gemeinsam mit ihren Kommilitonen einen Abend verbringen Studierende ge-stalten fuumlr Studierende selbst das Programm (wwwcampus-plusuni-kldeeventsaspx)

Arbeits- und Lernumfeld Eines der Ziele des SGM am KIT besteht in der Etablierung einer bewegungsfreundlichen Lehr- und Lernkultur In diesem Zusammenhang wurden in Kooperation mit der Bibliothek des KIT mobile Schreib-tischaufsteller angeschafft die von Studierenden ausgelie-hen werden koumlnnen um so das Lernen im Stehen zu ermoumlg-lichen Des Weiteren wurde ein Campusplan angefertigt auf dem alle fuumlr Studierende zugaumlnglichen Steharbeitsplaumltze ersichtlich sind (wwwsportkiteduhochschulsportactivi-tykitphp)

Dienstleistungssektor Das Studierendenwerk der Universitaumlt Bonn bietet in der bdquoHealthy Campus Bonn Wocheldquo in Zusam-menarbeit mit dem Institut fuumlr Ernaumlhrungs- und Lebensmit-telwissenschaften ein ausgewogenes Healthy Campus Menuuml in allen Mensen der Universitaumlt an (wwwuni-bonnde einrichtungenpe-karrierehealthy_campus_bonnhealthy- campus-bonn-woche)

Eine Arbeitsgemeinschaft aus 57 unabhaumlngigen Studieren-denwerken hat das Projekt bdquomensaVitalldquo initiiert welches zum Beispiel an der Universitaumlt Paderborn und der Hochschule Fulda umgesetzt wird bdquomensaVitalldquo steht fuumlr frische aus-gewogene und zeitgemaumlszlige Speisen Es werden frische Kraumluter statt Wuumlrzmischungen verwendet und eine vitaminschonende und fettarme Zubereitung gewaumlhrleistet unter anderem dadurch dass auf frittierte und panierte Speisen verzichtet wird bdquomensaVitalldquo zeigt dass gesunde Ernaumlhrung lecker ist (wwwstudierendenwerk-pbdegastronomieweitere- angebotemensavital)

Individuelle Ebene An der TU Ilmenau wurde im Winterse-mester 201718 das Projekt bdquoSchritt fuumlr Schritt fitldquo ins Leben gerufen Ziel des Projektes ist es die Gesundheit der Men-schen in ihrem taumlglichen Umfeld zu foumlrdern die individuellen Ressourcen zu staumlrken und einen Risikofaktor der heutigen bdquoSitzgesellschaftldquo die mangelnde Bewegung abzubauen bdquoSchritt fuumlr Schritt fitldquo soll durch gezielt gesetzte visuelle Reize zu mehr Bewegung und koumlrperlicher Aktivitaumlt animie-ren Treppenaufkleber mit Spruumlchen wie bdquoGesuumlnder leben hellip Rezeptfrei hier im Treppenhausldquo oder bdquoHier entlang hellip fuumlr Fit-ness und Wohlbefindenldquo wollen zeigen dass schon wenige Schritte mehr am Tag einen wichtigen Beitrag zu mehr Gesund-heit leisten koumlnnen (wwwtu-ilmenaudeensfsf)

Strukturelle Ebene An der TU Kaiserslautern besteht ein Gremium bdquoStudierendengesundheitldquo Es setzt sich aus stu-dentischen Vertretern der Fachschaften des Studierenden-parlamentes des AStAs des SGM-Teams und hauptamtlichen Vertretern der Universitaumlt (psychologische Beratungsstelle BGM et cetera) zusammen Einmal im Semester informiert das SGM-Team das Gremium bdquoStudierendengesundheitldquo uumlber aktuelle Maszlignahmen und Themen Im Rahmen dieser Sitzun-gen werden Projektplaumlne gesundheitsrelevante Themen und anstehende Maszlignahmen diskutiert (wwwcampusplus uni-kldestudierendengesundheitaspx)

An der Universitaumlt Wuppertal gibt es die Service- und Bera-tungsstelle fuumlr Gesundheit bdquoBUWbewegtldquo Das ist eine zentra-le Anlaufstelle fuumlr alle Angehoumlrigen der Hochschule Es geht beispielsweise um Gesundheitsangebote Aktionen Bera-tung fuumlr Gesundheit Familie und mehr (wwwgesundeuni- wuppertaldewir-stellen-uns-vorhtml)

Beispiele fuumlr verhaltensorientierte Interventionen Unter verhaltensorientierten Interventionen versteht man Interventi-onen die sich auf die individuelle Ebene einer Person beziehen und an deren Verhalten ansetzen

Bewegungsfoumlrderung An verschiedenen Hochschulen koumlnnen Dozentinnen und Dozenten fuumlr ihre Vorlesung einen Pausenexpress buchen Eine Trainerin oder ein Trainer kommt daraufhin in die Vorlesung und fuumlhrt eine viertel Stunde lang Uumlbungen mit der Studierendengruppe durch (zum Beispiel wwwhochschulsportrwth-aachendecmsHSZSport Sportangebot~njofStudierenden-Pausenexpress)

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Die Universitaumlt Goumlttingen hat kostenfreie Angebote zur Bewe-gungsfoumlrderung der Studierenden geschaffen Es werden zum Beispiel Yoga in der Mittagspause Ruumlckenkurse Laufkurse Outdoortraining Mountainbiketouren et cetera angeboten zu denen sich die Studierenden online anmelden koumlnnen (wwwhealthycampus-goettingendeactivitieskursange-bot-2)

An der PH Heidelberg ist im Rahmen des SGM das Projekt bdquoKopfstehenldquo implementiert worden Es geht speziell um die Reduzierung sitzenden Verhaltens Studierender im Hoch-schulkontext ndash bdquoKopf-Stehenldquo Dafuumlr wurde zum Beispiel ein Stehlabor entwickelt bewegungsaktivierende Filme mit Dozie-renden in Vorlesungen und Seminaren gedreht und Studieren-de zu bdquoSitz-Steh-Bewegungsberaterinnenldquo weitergebildet (wwwph-heidelbergdekopf-stehenhtml)

Stressbewaumlltigung Die HTWK Leipzig integriert das Stress-bewaumlltigungsprogramm TK-MentalStrategien in die Lehre Fuumlr die Teilnahme an diesem Programm erhalten Studierende ECTS-Punkte Auch weitere Lehrveranstaltungen die auf die Gesundheitsfoumlrderung der Studierenden abzielen werden mit ECTS-Punkten versehen (wwwhtwk-leipzigdelebenund-du-somach-nen-punkt)

Ernaumlhrungs- und Gesundheitskompetenzbildung An der Georg- August- Universitaumlt Goumlttingen gibt es Kochkurse sowie Seminare und Workshops zum Thema (gesunde) Ernaumlhrung an denen die Studierenden kostenfrei teilnehmen koumlnnen (wwwhealthycampus-goettingendeactivitieskochen)

Schluumlsselqualifikationserwerb Das bdquohealthy Campus Pro-jektldquo der Universitaumlt Goumlttingen bietet ein Zertifikatsprogramm zum Thema Gesundheitskompetenz an In diesem koumlnnen Studierende Seminare zu den Themen Gesundheitsfoumlrderung Bewegung in Theorie und Praxis Ernaumlhrung Stressbewaumll-tigung et cetera belegen und dafuumlr ECTS-Punkte sammeln (wwwhealthycampus-goettingendeacademyschluessel kompetenzen)

Am KIT sind gesundheitsbezogene Themen Teil der Schluumls-selqualifikationslehre Damit gehoumlren sie zum Wahlpflichtbe-reich saumlmtlicher Studiengaumlnge und sind in die universitaumlre

Kernaufgabe bdquoLehreldquo integriert Im Programm des House of Competence (HoC zentrale Schluumlsselqualifikationseinrich-tung am KIT) werden unter anderem Veranstaltungen zum Lern- und Stressmanagement zur Gesunderhaltung im Leh-rerinnenberuf oder zum gesundheitsbewussten Miteinan-der in Studium und Beruf angeboten (studiumhockitedu) Daruumlber hinaus werden gezielt Inhalte aus dem SGM-Projekt bdquoMyHealthldquo (wwwmyhealthkitedu) als Anwendungsbeispiel in Schluumlsselqualifikationsseminare ndash zum Beispiel Projektma-nagementseminare ndash eingespeist So werden auch Studieren-de erreicht die nicht per se an gesundheitsbezogenen Fra-gestellungen interessiert sind Durch die Integration des Themas in die Schluumlsselqualifikationslehre werden Studieren-de in der Breite fuumlr das Thema bdquoGesund studierenldquo sensibili-siert und gleichzeitig an der Maszlignahmenentwicklung des SGM am KIT beteiligt

Suchtmittelpraumlvention Die Mitarbeitenden des bdquohealthy Campus Goumlttingenldquo sind auf Uni-Partys der einzelnen Fakul-taumlten unterwegs mit einem Alkoholtester Diesen duumlrfen die Studierenden freiwillig nutzen um ihr Bewusstsein hinsichtlich ihres Alkoholkonsums zu schaumlrfen Auszligerdem gibt es zu unter-schiedlichen Themen (zum Beispiel bdquoPsychische Gesundheitldquo bdquoSuchtverhaltenldquo) offene und kostenfreie Beratungsangebote die healthy hour (wwwhealthycampus-goettingendeacti-vitieshealthy-hour)

Im Rahmen des University Health Report wurde an der Freien Universitaumlt Berlin in Kooperation mit dem Bremer Leibniz-Ins-titut fuumlr Praumlventionsforschung und Epidemiologie (BIPS GmbH) eine Soziale-Normen-Intervention zur Reduktion beziehungs-weise Vorbeugung von riskanten Alkoholkonsummustern durchgefuumlhrt Der Soziale-Normen-Ansatz geht davon aus dass bei Studierenden soziale Beziehungen zu Peers und daraus hervorgehende Einfluumlsse (in Form der Wahrnehmung des Verhaltens anderer) eine Rolle fuumlr den Alkoholkonsum spielen Die systematische Uumlberschaumltzung des Alkoholkon-sums Mitstudierender steht dabei im Zusammenhang mit einem erhoumlhten eigenen Alkoholkonsum Der Evaluationsbericht der Intervention wurde online veroumlffentlicht (wwwewi-psyfu-berlin deeinrichtungenarbeitsbereicheppgmediapublikationen schriftenreiheISPI_Gesamtbericht_V09pdf)

42 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Evaluation Eine nachhaltige und langfristige Sicherung eines SGM erfor-dert eine Bewertung und Dokumenta-tion Andernfalls hat es bdquonicht stattge-fundenldquo beziehungsweise laumlsst es keine Schluumlsse uumlber den Erfolg oder Misser-folg zu Eine Darstellung des Nutzens und der Gruumlnde fuumlr eine Evaluation im SGM findet sich im folgenden Absatz bdquoHochschulen die SGM erfolgreich um-setzen bauen ihre Aktivitaumlten auf Be-darfs- und Beduumlrfnisanalysen auf und uumlberpruumlfen ihre Aktivitaumlten regelmaumlszligigldquo (TK LVG amp AFS 2018 Seite 8)

Der Nutzen von und Gruumlnde fuumlr eine Evaluation im SGM bull Steuerung des Gesamtprojektes SGM bull Verbesserung der Arbeit (Stolperstei-

ne Erfolgsfaktoren) bull Rechtfertigung der verwendeten

personellen und finanziellen Ressourcen

bull Legitimation der Vorgehensweise bull Dokumentation von Erfolgen bull Verbesserung der Akzeptanz des

SGM innerhalb der Hochschule bull Weiterentwicklung des SGM

Ein gutes praktisches Beispiel fuumlr ein Element einer gelungenen Planungs-evaluation und Dokumentation ist die sogenannte Wanderausstellung der TU Kaisers lautern Hier wurden die Ergeb-nisse des University Health Report (UHR) aufwendig aufgearbeitet und an-sprechend an allen Stellen des Campus praumlsentiert (siehe wwwuni-kldesgm poster-uhr-ergebnisse) Im Sinne der Planungsevaluation wurden die geplan-ten Interventionen mit diesen Analy-seergebnissen abgeglichen und ent-sprechend angepasst

Vorausgegangen ist dieser Analyse eine strategische Diskussion im Steuerungs-gremium wie der Prozess des SGM prin-zipiell evaluiert werden kann Unter anderem wurde hier vereinbart nach einem bestimmten Zeitablauf den UHR zu wiederholen um die Wirksamkeit des Projektes festzustellen und Anhalts-punkte fuumlr das Vorgehen zu erhalten (Ergebnisevaluation)

Evaluation (lateinisch valere = wert sein) bedeutet im allgemeinen Ver-staumlndnis bdquoBewertungldquo bdquoBeurteilungldquo Im wissenschaftlichen Sinne und Kon-text des SGM handelt es sich bei Evalua-tion um die systematische empirische Untersuchung und methodisch gesi-cherte Datenanalyse zur Bewertung der Gesamtkonzeption und Umsetzung des SGM innerhalb der Organisation Hochschule Im Sinne einer Erfolgskon-trolle wird mit der Evaluation die Frage beantwortet ob das angestrebte Ziel erfuumlllt wurde Gegenstand koumlnnen hier-bei die Planung selbst (Planungsevalua-tion) Strukturen fuumlr das beziehungs-weise des SGM (Strukturevaluation) die einzelnen Prozesse und Prozessablaumlufe des SGM (Prozessevaluation) die Kon-textfaktoren und Ressourcen fuumlr das SGM sowie die Ergebnisse insgesamt oder einzelner Projekte Interventionen und Maszlignahmen sein (Ergebnisevaluation)

Planungsevaluation (auch Strategie-evaluation genannt) Selbstreflexion anhand von strukturierten Fragestel-lungen bezogen auf die Planungsphase die noch vor der Umsetzung des Pro-jektes stattfindet Zum Beispiel Ist die Beduumlrfnislage der Studierenden in der Planungsphase ausreichend beruumlck-

Prof Dr med Eva Hungerland Wissenschaftliche Leitung des Gesundheitsmanagements der DHBW Stuttgart und fuumlr die Entwicklung des Studentischen Gesundheitsmanage-ments der DHBW mit verantwortlich

Jaqueline Metken Projektkoordinato-rin des bdquoDHBeWegt Dichldquo Projektes im Rahmen der Initiative bdquoBewegt Studieren

ndash Studieren bewegtldquo und Masterstudentin an der Berlin School of Public Health

sichtigt In der Planungsphase werden auch Ziele des SGM als messbare Indi-katoren (Kennzahlen) der Zielerrei-chung formuliert

Strukturevaluation Der Fokus liegt auf der Erhebung der Struktur des Settings Hochschule Die Analyse kon-zentriert sich somit auf die Eignung der (foumlrderbaren) Rahmenbedingungen des Settings Hochschule fuumlr das SGM Beruumlcksichtigt werden dabei die zur Verfuumlgung stehenden Ressourcen wie die vorhandenen Strukturen Gremien und Initiativen

Prozessevaluation Die Beurteilung erfolgt kontinuierlich waumlhrend des jewei-ligen SGM-Programms Es wird uumlber-pruumlft inwieweit der geplante Verlauf des Gesamtkonzeptes oder der einzelnen

43

Teilprojekte erfolgt ist Moumlgliche Indikatoren sind beispiels-weise der Grad der Erreichung der Zielgruppe oder die Akzep-tanz der Maszlignahme

Ergebnisevaluation Evaluiert wird die Frage der Zielerrei-chung von kurz- mittel- und langfristigen Zielen des Gesamt-konzeptes SGM Dabei koumlnnen auch verschiedene Interventio-nen verglichen oder Effekte wie beispielsweise die Steigerung des Wohlbefindens durch die Maszlignahme evaluiert werden

Hierbei baut die Evaluation auf vorangegangene Phasen des Public Health Action Cycle auf (siehe Seite 31 bdquoPlanungldquo) Im letzten Schritt dieses (Projekt-)Managementkreises wird die Wirksamkeit durch einen Vergleich mit den zu Beginn auf-grund der auf Datenanalyse fixierten Ziele Zwecke und Inter-ventionen des SGM fuumlr die jeweilige Hochschule uumlberpruumlft und dokumentiert (Evaluationsbericht) Die Veroumlffentlichung und Diskussion dieser Ergebnisse dienen der Transparenz und Qualitaumltsverbesserung und flieszligen in die naumlchste Phase des Public Health Action Cycle ein

Da es sich bei der Evaluation um eine qualitaumltssichernde Maszlignahme handelt empfiehlt sich die Einbettung in Qualitaumlts-managementprozesse der Hochschule Stakeholder aus dem Bereich Prozessmanagement oder Controlling sollten optimaler Weise bereits zu Beginn des SGM eingebunden werden Insbe-sondere auch um gemeinsam Kennzahlen festzulegen oder schon vorhandene zu verwenden Ansonsten bietet sich das Erstellen eines eigenen Qualitaumltshandbuches fuumlr das SGM an

Tabelle 1 Methoden und Instrumente

Das verwendete methodische Verfahren genauer gesagt die Instrumente der Evaluation haumlngen davon ab ob die Wirk-samkeit des Gesamtprojektes (Ergebnisevaluation) oder ob einzelne Teilziele und Interventionen bewertet werden sollen Um Wirkungen oder Veraumlnderungen festzustellen ist eine Wiederholungsbefragung geeignet Hierbei ist darauf zu achten dass die gleichen Instrumente wie im Analyseverfahren verwendet werden

Grundsaumltzlich sollten je nach Fragestellung Ziel Zielgruppe und den vorhandenen Ressourcen die Methoden und Instru-mente der Evaluation gewaumlhlt werden (siehe Tabelle 1) Diese sind anschlieszligend in einem Evaluationsplan festzuhalten

Daruumlber hinaus ist zu klaumlren ob eine Selbstevaluation oder Fremdevaluation vorgenommen werden soll Hierbei sind die jeweiligen Vor- und Nachteile abzuwaumlgen um die optimale Evaluationsart auszuwaumlhlen Die Fremdevaluation ist meis-tens mit houmlheren Kosten verbunden waumlhrend bei der Selbst-evaluation der erhoumlhte Arbeitsaufwand beruumlcksichtigt werden muss Die Vorteile der Selbstevaluation liegen vor allem in dem Wissen der Akteurinnen und Akteure zum jewei-ligen Thema dem Projekt und der Institution selbst Dieses Wissen fehlt externen Akteurinnen und Akteuren und die entsprechende Vermittlung faumlllt als zusaumltzlicher Aufgaben-bereich in der Fremdevaluation an Der Nachteil der Selbst-evaluation liegt in der engen Verbundenheit zum Thema oder Projekt sodass sogenannte bdquoblinde Fleckenldquo auftreten koumlnnen Eine genaue und kritische Beschreibung kann in diesem Fall sehr schwer fallen

Methode Instrument

Beobachtung Beobachtungsschema

Befragung qualitativ Fokusgruppen Workshops Expertinnen- und Experteninterviews mit Interviewleitfaden

Befragung quantitativ Feedback-Boumlgen Frageboumlgen

Dokumentenanalyse Analyseschema

Teilnahmeraten Numerische Erfassung

44 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Ein paar Tipps zur Evaluation bull Sich an bereits durchgefuumlhrten Evaluationen anderer

Hochschulen orientieren Informationen hierzu finden sich auf der Projektdatenbank sowie bei einzelnen Mitgliedern des Arbeitskreises Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen

bull Die Evaluation einfach halten Die Inanspruchnahme von Kursen Vortraumlgen oder Schulungen kann zum Beispiel uumlber die Teilnehmerzahlen erfasst werden Bei Broschuumlren und Flyern koumlnnen die ausgeteilten Exemplare gezaumlhlt werden und bei einem Gesundheitstag kann die Anzahl der Besucher uumlber ein Quiz das mit einer Verlosung (zum Beispiel kostenlose Teilnahme am Hochschulsport fuumlr ein Semester) verbunden ist erhoben werden

bull Auf eine gute Mischung aus Indikatoren fuumlr die kurz- und mittelfristigen sowie die langfristigen Ziele achten sodass Sie zu verschiedenen Zeiten Ergebnisse praumlsentieren koumlnnen

bull Nur fuumlr jene Ziele Indikatoren auswaumlhlen die tatsaumlchlich mit entsprechenden Maszlignahmen angegangen werden Wird etwa die Gesundheit bei Studierenden als Indikator gewaumlhlt sollte sich beispielsweise die Verbesserung der subjektiven Gesundheit als Ziel gesetzt und entsprechende Maszlignahmen ergriffen werden

bull Damit sowohl den Gremienmitgliedern und der Hoch-schulleitung als auch den Beschaumlftigen und Studierenden der Nutzen von Gesundheitsfoumlrderung vermittelt werden kann sollten verschiedene Indikatoren erhoben werden Alle Beteiligten haben schlieszliglich unterschiedliche Erwar-tungen an die Gesundheitsfoumlrderung und werten unter-schiedliche Dinge als Erfolg

bull Die Evaluation sollte kontinuierlich erfolgen Die durchge-fuumlhrten Schritte sind fortlaufend zu dokumentieren unter anderem durch das Erstellen von Protokollen der Gremiensitzungen Regelmaumlszligige Wiederholungsbefragun-gen-analysen sind einzuplanen

Wichtig Die endguumlltige Auswahl der Evaluationsindikatoren ist zwingend mit der Hochschulleitung abzustimmen schlieszliglich wird an ihnen letztlich der Erfolg der Gesundheitsfoumlrderung festgemacht (Seibold et al 2010 Seite 81-82)

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Grossmann R Scala K (2011) Gesundheit durch Projekte foumlr-dern Gesundheitsforschung 5 Auflage Weinheim Juventa

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Steinbach H (2011) Gesundheitsfoumlrderung Ein Lehrbuch fuumlr Pflege- und Gesundheitsberufe 3 Auflage Wien Facultas

-

Partizipation Die Partizipation von Studierenden ist ein zentrales Element des Studentischen Gesundheitsmanagements (SGM) Aus der Perspektive der Gesund-heitsfoumlrderung an Hochschulen gilt es

1 Studierende zu befaumlhigen ihre individuellen Gesundheitsressourcen zu erkennen und anzuwenden

2 Studierenden Routinen an die Hand zu geben mit denen sie ihren Alltag innerhalb gesetzter Rahmenbedingungen moumlglichst gesund gestalten

3 Studierende mit Wissen und Faumlhigkeiten auszustatten damit sie im spaumlteren Berufsleben gesund bleiben sowie als potenzielle Fuumlhrungskraumlfte auch die Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Blick behalten und foumlrdern koumlnnen

4 Studienbedingungen zu schaffen die diese Ziele unterstuumltzen

In Kulturen (und Lebenswelten vergleiche Kunz in diesem Band) einzelner Faumlcher sind Mitarbeitende und Studierende an Hochschulen gleichermaszligen eingebunden Der Ansatz der partizipativen Gesundheitsforschung (Unger 2012) bietet sich an um in einem diversen und forschungsaffinen Feld wie der Hochschule Tuumlren zu oumlffnen und breite Beteiligung zu erreichen

Ein partizipativ ausgerichtetes Projekt verfolgt das Ziel dass Professionelle und Laien in Kooperation fachlich und sachlich gewinnbringend zusammenarbeiten Die Gegenuumlberstellung LaienExpertinnen und Experten funktioniert hier so dass Studierende zum einen eher Laien in Bezug auf Themen der Gesundheitsfoumlrderung sind jedoch Expertinnen und Experten fuumlr ihre eigenen lebensweltlichen Beduumlrfnis-se und Anforderungen Gesundheitsexpertinnen und -experten wiederum verfuumlgen uumlber eine fachliche Expertise sind jedoch selten in studentische Lebenswelten eingebettet bdquoDazu brauchen sie (die Expertinnen und Experten) eine Grundhaltung der Anerkennung von Laien als in ihrer Lebenswelt (potenziell) kompetente Subjekte und der Kooperation zwischen den Experten und den Nutzern von Leistungen (hellip) Statt einem oft paternalistischen Verstaumlndnis von professioneller Allmacht sollte professionelles Handeln in Richtung eines Empowerment gehen also Menschen soweit wie moumlglich zu einem selbstbestimmten und verantwortlichen Umgang mit ihrer Gesundheit befaumlhigenldquo (Friedrich et al 2012 Seite 236) So werden durch Partizipation die Sichtweisen der Zielgruppe(n) sowie die Besonderheiten von Abteilungen Instituten und Fakultaumlten systematisch beruumlcksichtigt

Gelingt dies ist deutlicher als etwa in einem Stakeholderprozess sichergestellt dass die Perspektiven der Bezugsgruppe(n) durch das SGM aufgenommen und bearbeitet werden

Felix Albrecht Projektverantwortli-cher des SGM-Projektes bdquoMyHealth Gesund studieren am KITldquo am House of Competence des Karlsruher Institut fuumlr Technologie

Joerg Reitermayer Projektverant wortlicher des SGM-Projektes

bdquoMyHealth Gesund studieren am KITldquo am House of Competence des Karlsruher Institut fuumlr Technologie

Wege und Formen der Partizipation Um das Interesse von Studierenden fuumlr gesundheitsbezogene Themen zu wecken bietet sich eine Integration dieser Themen in die Kernaufgaben der Hochschule an Forschung und Lehre Alternativ koumlnnten auch Kampagnen Strategien und Events (Gesundheits-tage-wochen) entwickelt werden in de-nen das Thema propagiert wird Jedoch ist vor dem Hintergrund einer allgemein als hoch empfundenen Stressbelastung der Studierenden (Middendorff et al 2018) schwerlich zu begruumlnden dass den Studierenden ein weiteres Taumltig-keitsfeld aufgebuumlrdet werden sollte Derartige zusaumltzliche Angebote laufen Gefahr zu verpuffen oder lediglich Stu-dierende zu erreichen die sich bereits aktiv mit Gesundheitsthemen ausein-andersetzen Um solche als bdquoextraldquo emp-fundenen Themen und Taumltigkeiten (und damit Ablehnungspotenzial) zu vermeiden koumlnnen in Kooperation mit Fachbereichen einzelnen Dozierenden und Studierenden Lehrveranstaltungen

46 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

und Forschungsprojekte mit entspre-chender Ausrichtung entwickelt und organisiert werden In diesen werden die spezifischen fachlichen Inhalte am Beispiel von passenden Gesundheits-themen vermittelt

Gleichzeitig wird ein breites Spektrum von Akteurinnen und Akteuren fuumlr das Thema Gesundheit sensibilisiert Vor-aussetzung ist eine offene wertschaumlt-zende Grundhaltung der beteiligten bdquoProfessionellenldquo (wie Dozentinnen und Dozenten Hochschulmitarbeiterinnen und -mitarbeitern Angehoumlrigen der Studierendenwerke) gegenuumlber den

Moumlglichkeiten und Perspektiven der studentischen bdquoLebensweltexpertinnen und -expertenldquo

Hella von Unger (2012) stellt passende Leitfragen fuumlr die Bestimmung von partizipativen Anteilen in einem Projekt

1 Welche Akteurinnen und Akteure sind beteiligt Wer partizipiert Und wie ist die Community definiert

2 An welchen Prozessen sind sie beteiligt Woran wird partizipiert

3 In welcher Form findet Beteiligung statt Wie wird partizipiert (ebd Absatz 31)

Weitergehend stellt sie ein Stufenmo-dell der Beteiligung nach Wright et al (2010) vor bdquoPartizipation beginnt da wo Personen oder Einrichtungen mit-entscheiden koumlnnenldquo (ebd Absatz 28)

In Bezug auf die Beteiligung von Studie-renden im Rahmen eines partizipativ angelegten Projektes lassen sich die klassifizierenden Fragen etwa folgen-dermaszligen beantworten

Stufenmodell der Partizipation (modifiziert in Anlehnung an Wright et al 2010 Seite 42 (28))

9 Selbstorganisation

8 Entscheidungsmacht

7 Teilweise Entscheidungskompetenz

6 Mitbestimmung

5 Einbeziehung

4 Anhoumlrung

3 Information

2 Anweisung

1 Instrumentalisierung

geht uumlber Partizipation hinaus

Partizipation

Vorstufen der Partizipation

Nicht-Partizipation

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1 Wer partizipiert und wie ist die Community definiert Die Community in der die Studierendengesundheit bear-beitet wird ist die Gemeinschaft aller an einer Hochschule taumltigen Menschen sowie daruumlber hinaus zentrale Adressa-tinnen und Adressaten fuumlr spezielle Teilaspekte wie zum Beispiel die Studierendenwerke mit ihren umfangreichen Angeboten zur Versorgung der Studierenden Als direkt adressierte Gruppe sind hierbei die Studierenden beson-ders hervorzuheben Definiert ist diese Community durch verschiedene Merkmale ihren Mitgliedschaftsstatus in der Hochschulorganisation die raumlumliche Beziehung zum Campus und Engagement in der studentischen Lebenswelt

2 Woran wird partizipiert An der Entwicklung und Etab-lierung eines studentischen Gesundheitsmanagements Daraus folgt ein vielschichtiges Bild tatsaumlchlicher Partizipa-tion Einerseits bestimmt durch Interesse und Gelegenheit insbesondere der Studierenden an einzelnen Themen und Maszlignahmen mitzuwirken andererseits beeinflusst durch die Art der Aufgabenstellung

bull Spezielle Anforderungen an partizipierende Akteurinnen und Akteure (Fachwissen Qualifikationen Kenntnisstand)

bull Besondere beschraumlnkende Rahmenbedingungen (Datenschutz Zeitdruck Zugangsbeschraumlnkungen rechtliche Zustaumlndigkeiten)

bull Eignung bestimmter Projektziele fuumlr gegebenenfalls verschiedene Grade der Partizipation (Zielentwicklung Projektverwaltung Verhandlungen Maszlignahmenentwick-lung und -umsetzung Projektevaluation)

3 Wie wird partizipiert Die Form der Partizipation variiert je nach Teilprojekt und Aufgabe abhaumlngig von der Verfuumlgbar-keit relevanter Partizipierender und Aufgabenstellung Moumlglich sind etwa

bull Anlassbezogene Arbeitskreise und Runde Tische Oft fallen dem Projektteam hierbei organisatorische und moderierende Aufgaben zu

bull Informationsgespraumlche um Zustaumlndigkeiten zu identifi-zieren und gegebenenfalls Akteurinnen und Akteure und Themenbereiche oder Aufgaben einander zuordnen zu koumlnnen

bull Studierende im Rahmen von regulaumlren Lehrveranstaltungen mit Gesundheitsthemen in Kontakt zu bringen und an konkreten Projektbausteinen mitwirken zu lassen (unter-schiedliche Arten zum Beispiel Projektmanagement Datenauswertungen Eventplanung und -organisation Entwicklung von kreativen Maszlignahmen)

bull Teilnahme an Gremiensitzungen der Projektsteuerung bull Mitarbeit als studentische Hilfskraumlfte zur Unterstuumltzung

bei diversen Aktivitaumlten

Herausforderungen und Potenziale Grundlegend heraus-fordernd am Anspruch partizipative Prozesse zu realisieren sind die Diversitaumlt und Dezentralitaumlt der Hochschulen Folgen sind beispielsweise unterschiedlichste Organisationsstile die nicht unbedingt zusammen passen und Konfliktpotenziale bergen (Hierarchien Autonomie Einzelinteressen) Studie-rende muumlssen ihr Engagement im Projekt gegebenenfalls ihrem Studium unterordnen und sind zum Teil an kurze Wahlperioden (Fachschaften AStA Studierendenparlament) gebunden Dauerhaft stabile Arbeitsgruppen zu etablieren gelingt wenn sie durch eine stabile Organisation gestuumltzt werden Wechselnde Teilnehmende an Arbeitsgruppen (wie Lehrveranstaltungen Forschungsszenarien Gremien runden Tischen zur Maszlignahmenentwicklung) erfordern jedoch immer wieder Vorstellungsrunden und Informations-gespraumlche mit neu hinzugekommenen Personen Sitzungen werden so immer auch fuumlr Organisatorisches und Wiederho-lungen von Diskussionen gebraucht Konkrete Entwicklungen und die Realisierung von Einzelmaszlignahmen gehen dadurch langsamer voran Die Information der wechselnden Teilneh-menden an Arbeitsgruppen Maszlignahmenplanungen und Organisation sicherzustellen und aufrechtzuerhalten ist eine zentrale Taumltigkeit um Partizipation in moumlglichst vielen Teil-aspekten eines SGM zu ermoumlglichen Besonders in Entwick-lungsprojekten sind zunaumlchst diverse Randbedingungen zu klaumlren (Zustaumlndigkeiten rechtliche Rahmenbedingungen bestehende Akteurskonstellationen) Expertenwissen zur Gesundheitsfoumlrderung notwendiges Fachwissen fuumlr einzelne

48 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Maszlignahmen (wie Ernaumlhrung Bewegung) und das Wissen um die Alltagsstrukturen im Feld muumlssen zusammengebracht werden was einen omnidirektionalen Informationsfluss erfordert Prozesse muumlssen transparent gestaltet und In-formationen fuumlr die beteiligten Akteurinnen und Akteure bereitgestellt werden Gegebenenfalls muumlssen neu hinzu-kommende einzelne Akteurinnen und Akteure durch gezielte Informationsgespraumlche in bereits laufende Arbeitsprozesse integriert werden

Die Partizipation vieler Akteurinnen und Akteure reichert das Projekt um diverse Aspekte und Ideen fuumlr weitere Teilprojekte an die schwierig zu priorisieren sind ohne dass zentrale Aufgaben im Projekt darunter leiden Situativ und flexibel zusaumltzliche Ressourcen bereit stellen zu koumlnnen ist vorteil-haft (beispielsweise eine groumlszligere Anzahl an Hilfskraumlften die flexibel eingesetzt werden koumlnnen)

Differierende Zeithorizonte spielen in der Organisation von Teilprojekten eine irritierende Rolle Verschiedene Akteurinnen und Akteure insbesondere die Studierenden stehen nur fuumlr begrenzte Zeitraumlume beziehungsweise im Rahmen der Or-ganisationsablaumlufe getaktet nur punktuell zur Verfuumlgung Die verschiedenen Akteurinnen und Akteure entwickeln somit auch unterschiedlich weit reichende Zielvorstellungen

Fazit Die Aufstellung eines SGM mit Partizipation auf allen Ebenen (Situationsanalyse Entscheidung Planung und Durchfuumlhrung von Maszlignahmen eines SGM) erfordert ein Projektmanagement welches auch als Dienstleister fuumlr die beteiligten Akteurinnen und Akteure funktioniert Informati-onsfluumlsse muumlssen aufrechterhalten wechselnde Akteurinnen und Akteure tolerant eingehegt und die Perspektiven vereint werden Bei Zeitplaumlnen sind verschiedene Ablaumlufe zu beach-ten die Durchsetzungsstaumlrken der beteiligten Akteurinnen und Akteure muumlssen moderiert und sachorientiert ausge-glichen werden Zudem gilt es die eigene Expertise in die partizipativen Prozesse einzuspeisen und nicht hinter den Relevanzen und partikularen Interessen von Einzelakteurin-nen und -akteuren zuruumlckzustellen

Schon der Ansatz des bdquoZuhoumlrens und Mitredenlassensldquo findet groszligen Anklang im Hochschulkontext Studierende gehen ihre Aufgaben (sei es mit direktem Projektbezug oder in Lehr- oder Forschungskontexten) motiviert und engagiert an Nicht selten gelingt die Sensibilisierung fuumlr das Thema Gesundheit auch uumlber den direkten Einbezug hinaus sodass sich bdquouumlber Eckenldquo weitere Akteurinnen und Akteure einfinden und fuumlr die Gesundheitsfoumlrderung engagieren Angefangen bei der Priorisierung von Maszlignahmen uumlber die Passung des SGM zum studentischen Alltag bis hin zur Aufbereitung von Gesundheitsthemen fuumlr Studierende Durch einen direkten Einbezug der Studierenden in ein SGM ist sichergestellt dass studentische Perspektiven adressiert werden und dass das SGM Anschluss an studentische Lebenswelten findet

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6 Kriterien fuumlr die erfolgreiche Umsetzung eines SGM Seit mehr als 20 Jahren beschaumlftigt sich der bundesweite Arbeits-kreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen AGH mit der Frage wie Hochschulen die Gesundheit ihrer Mitglieder foumlrdern bezie-hungsweise erhalten koumlnnen und was eine Hochschule zu einer bdquogesundheitsfoumlrdernden Hochschuleldquo macht

In den vergangenen Jahren wurde im Rahmen eines Projektes auf Studierende und ihre Gesundheit fokussiert Es wurden spe-zifische Charakteristika fuumlr ein studentisches Gesundheitsma-nagement (SGM) fuumlr und mit dieser Statusgruppe die zahlen-maumlszligig die Groumlszligte an Hochschulen ist herausgearbeitet

Einige Besonderheiten fuumlr diese Zielgruppe ergeben sich durch die spezifischen im Setting-Ansatz zu beruumlcksichtigenden Le-bensumstaumlnde Studierende verlassen meist nach dem Abitur ihren geschuumltzten und bekannten Lebensraum und kommen so in eine fuumlr sie vollkommen neue bdquoLebens- Lern- Forschungs-und Arbeitsweltldquo die nach neuen Regeln funktioniert Studien-und Pruumlfungsorganisation muumlssen gestaltet und gemeistert werden und man muss lernen sich in den vorgegebenen Struk-turen und Spezifika einer Hochschule zurechtfinden

Die zunehmende Digitalisierung der Lehr- und Lernprozesse (beispielsweise Webinare) verstaumlrkt gegebenenfalls die Proble-matik in diesem neuen und komplexen Umfeld neue Kontakte zu knuumlpfen und ein bdquorealesldquo soziales Netz aufzubauen (Misra et al 2014 Emily 2015 Przybylski et al 2012 Srivastava 2005)

Orientiert sich eine Hochschule daher bei der Konstruktion und Implementierung eines SGM am Setting-Ansatz und nimmt da-bei das Konzept der Salutogenese ernst sind bereits zwei wich-tige Eckpfeiler eines sinnvollen SGM gegeben

Da die Rahmenbedingungen fuumlr Studierende durch Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter Professorinnen und Professoren und diverse Organisationseinheiten innerhalb der jeweiligen Hoch-schule gestaltet werden gilt es auch diese beim Aufbau eines SGM in den Fokus zu nehmen um den Naumlhrboden fuumlr eine gesunde Entfaltung der Studierenden an einer Hoch-schule zu bereiten

Welche grundsaumltz-lichen Aspekte sind entscheidend fuumlr

Max Sprenger Stellvertretender Leiter Hochschulsport sowie Leiter des SGM an der Technischen Universitaumlt Kaiserslautern

ein SGM

Der zentrale Punkt eines erfolgreichen Gelingens ist die partizi-pative Integration von Studierenden in die Entwicklung und Um-setzung eines SGM Echte Partizipation kann eine Identifikation mit dem SGM unterstuumltzen und positive Effekte wahrscheinli-cher machen (siehe Seite 45 bdquoPartizipationldquo)

Ziel sollte es sein in den Hochschulen eine Gesundheitskultur (Osterpey 2012 Seite 53 Badura et al 2003 Seite 54) zu eta-blieren welche fest verankert in Strukturen wie Leitbild oder den Hochschulentwicklungsplan integriert ist um im zweiten Schritt diese in alle Bereiche der Hochschule (Forschung Lehre hier auch in die Curricula der Lehrveranstaltungen) sowie die Verwal-tung (wie Beschaffung Controlling oder Personal (-entwick-lung)) zum Selbstverstaumlndnis werden zu lassen

Als Leitorientierung ob ein SGM sinnvoll und zielfuumlhrend aufge-baut ist koumlnnen die zehn Guumltekriterien einer Gesundheitsfoumlr-dernden Hochschule dienen welche sich bereits fuumlr die Bediens-teten bewaumlhrt haben Erlaumluterungen zu den zehn Guumltekriterien fuumlr gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen finden Sie unter www gesundheitsfoerdernde-hochschulendeAS_ArbeitskreisS AS_Wer_sind_wir1html oder im duz SPECIAL vom 2332018

Zusammenfassend sollte ein SGM

bull der Diversitaumlt und Komplexitaumlt der Studierenden sensibel begegnen und diese in allen Aktivitaumlten beruumlcksichtigen (DiversitaumltHeterogenitaumlt)

bull beruumlcksichtigen dass die Studierenden sich in bestimmten Zyklen (Semesterzeiten und Pruumlfungsphasen) und fuumlr eine begrenzte Dauer an der Hochschule befinden (Studienrhythmen) und

bull alle Bereiche der studentischen Lebenswelt (wie Lehre Pruumlfungen Gremien Campusleben Wohnheime Mensen) durchdringen (Setting-Ansatz)

50 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

bull sich im LeitbildHochschulentwick-lungsplan beziehungsweise den Fuumlhrungsleitlinien wiederfinden und Einzug in die Akkreditierungspraxis der Studiengaumlnge uumlbernommen werden (Leitbild und Akkreditierung)

bull eine fuumlr die Hochschule passende strukturelle und personelle Veranke-rung bekommen und sich intensiv mit dem BGM abstimmen (strukturelle und personelle Verankerung)

bull seine Aktivitaumlten auf regelmaumlszligige Bedarfs- und Beduumlrfnisanalysen stuumltzen (quantitativ und qualitativ) und diese regelmaumlszligig uumlberpruumlfen (Analyse und Datenerhebung)

bull Studierende wirklich fuumlr das Thema begeistern sie in alle Prozesse Gremien und Maszlignahmenplanungen integrieren und mit echter Entschei-dungskompetenz ausstatten (Partizipation)

bull in zum Turnus des Studiums passen-den unterschiedlichen Phasen aufgebaut sein und in fuumlr Studierende passenden Kanaumllen praumlsentiert werden (Zugangswege) und

bull die zehn Guumltekriterien fuumlr eine gesundheitsfoumlrdernde Hochschule beachten und wo es passend ist danach handeln (Guumltekriterien)

Jede Hochschule ist anders und so muumls-sen die unterschiedlichen lokalen und organisationalen Rahmenbedingungen betrachtet werden um einen fuumlr die je-weilige Situation an der konkreten Hoch-schule passenden Weg zu finden

Literatur AGH ndash Arbeitskreis Gesund-heitsfoumlrdernde Hochschulen (2017) Guumltekriterien fuumlr eine gesund- heitsfoumlrdernde Hochschule Unter wwwgesundheitsfoerdernde-hoch-schulendeAS_ArbeitskreisSAS_Wer_ sind_wir1html Zugegriffen 1892018

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Perspektive fuumlr das Thema Im Wintersemester 201819 sind uumlber 29 Millionen Studierende an den Hochschulen in Deutschland immat-rikuliert Studierende und ihr rechtlicher Status sind das Alleinstellungs-merkmal der akademischen Bildungseinrichtungen und erfordern eigenstaumlndige Entwicklungen und Beteiligungsformen Nach der Ein-fuumlhrung der Bachelor- und Masterstudiengaumlnge haben gesundheits-bezogene Erhebungen und die Diskussion der darauf basierenden Ergebnisse Konjunktur Landesgesetzlich sind die Studierendenwerke beauftragt sich fuumlr die Gesundheit der Studierenden einzusetzen Dies geschieht bereits in den Bereichen Ernaumlhrung Wohnen soziale Belange und Hilfestellung fuumlr Studierende mit gesundheitlichen Beeintraumlchti-gungen Systematische Angebote im Sinne der Gesundheitsfoumlrderung unter dem Dach eines studentischen Gesundheitsmanagements (SGM) sind bisher die Ausnahme Um dem Ansatz zum Durchbruch zu verhel-fen befindet sich das Gesundheitsmanagement fuumlr und von Studieren-den in mehreren Hochschulen in einer Erprobungs- und Umsetzungs-phase Sollte sich das SGM etablieren so ist eine Verankerung im Rahmen eines uumlber alle Statusgruppen hinweg angeordneten hoch-schulischen Gesundheitsmanagements das naumlchste Ziel Dies koumlnnte den Blick weiter dafuumlr schaumlrfen dass schon heute bestehende gesetz-liche Regelungen verstaumlrkt auch bei den Studierenden zur systemati-schen Anwendung kommen Dazu gehoumlren beispielsweise das Mutter-schutz- Arbeitsschutz- und Praumlventionsgesetz Instrumente wie die Gefaumlhrdungsbeurteilung psychischer Belastungen oder das Eingliede-rungsmanagement das bisher fuumlr Beschaumlftigte aber nicht fuumlr Studie-rende angeboten wird koumlnnten in Zukunft auch fuumlr diese Statusgruppe entwickelt werden

51

7 Die Kooperationspartner

Die TK und ihr Engagement an Hochschulen Die Techniker Krankenkasse (TK) besteht seit uumlber 130 Jahren Elf Millionen Privat- und Firmenkunden setzen ihr Vertrauen in die TK und rund 14000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bei der TK als eine der bundesweit groumlszligten Krankenkassen beschaumlftigt Im Bereich bdquoPraumlvention und Gesundheitsfoumlrderungldquo bietet die TK ein bedarfsorientiertes und innovatives Produktportfolio an und nimmt eine aktive Rolle in der Gestaltung der Praumlven-tionspolitik ein

Die TK unterstuumltzt und beraumlt Unternehmen und Hochschulen bei der Einfuumlhrung und Etablierung eines Gesundheitsma-nagements TK-Gesundheitsexpertinnen und -experten be-gleiten den gesamten Prozess zur Strukturbildung von der Analyse uumlber Maszlignahmen bis hin zur Evaluation Dabei ist der TK eine ganzheitliche Herangehensweise besonders wichtig Ziel ist es die gesundheitlichen Rahmenbedingungen zu ver-bessern und zum Wohlbefinden aller beizutragen

Das Engagement der TK zum Studentischen Gesundheitsma-nagement (SGM) beruht auf dem bdquoGesetz zur Staumlrkung der Gesundheitsfoumlrderung und der Praumlventionldquo mit dem der Ge-setzgeber 2015 die Krankenkassen beauftragt hat in der Lebenswelt Hochschule den Aufbau gesundheitsfoumlrderlicher Strukturen zu staumlrken die gesundheitliche Situation Studie-render zu erheben und geeignete Maszlignahmen zu unterstuumlt-zen

Seit fast zwei Jahrzehnten ist die TK aktives und foumlrderndes Mitglied im bdquobundesweiten Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdern-de Hochschulen (AGH)ldquo denn Netzwerken spiegelt den Zeit-geist wieder es unterstuumltzt modernes lebenslanges Lernen und ist auf Kooperation ausgerichtet So foumlrdert die TK aktu-ell auch regional den bdquoArbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen Suumldwestldquo und die Initiative bdquoGesunde Hoch-schulen Thuumlringenldquo

Die Gesundheit Studierender ist in den letzten Jahren zuneh-mend in den Fokus des Interesses geruumlckt Die Studienzeit als zeitlich begrenzte Entwicklungsphase hat eine besondere Qualitaumlt die mitunter maszliggeblich zur Kompetenzentwicklung zukuumlnftiger Fuumlhrungskraumlfte und Entscheidungstraumlger in der Gesellschaft beitraumlgt Erfahren Studierende dass sich ge-sundheitsfoumlrderliche Studienbedingungen nicht nur positiv auf das eigene Wohlbefinden auswirken sondern auf die gesamte Hochschule ausstrahlen werden sie sich mit einem ganz anderen Verstaumlndnis den Zusammenhaumlngen von Arbeit und Gesundheit stellen und diese Erfahrungen in den spaumlte-ren Arbeitsalltag transferieren

Die Basis erfolgversprechender und bedarfsorientierter Maszlignahmen an Hochschulen sind spezifische Analysen aus denen sich die gesundheitlichen Ressourcen und konkrete Belastungen ableiten 2017 wurde in einer Kooperation der TK mit dem Deutschen Zentrum fuumlr Hochschul- und Wis-senschaftsforschung (DZHW) und der Freien Universitaumlt Berlin eine bundesweite Befragung Studierender uumlber das HISBUS-Online-Panel durchgefuumlhrt Die Ergebnisse geben Hochschulen erste Ansatzpunkte daruumlber welche Interven-tionen und Rahmenbedingungen fuumlr die Gesundheit der Studierenden foumlrderlich sind Doch jede Hochschule hat auch ihre eigenen regionalen organisationalen und landespoli-tischen Besonderheiten Dies beeinflusst die strukturelle Anbindung eines SGM genauso wie spezifische Gesundheits-themen

Gute Praxisbeispiele zum Thema SGM sind in der Deutschen Universitaumltszeitung duz SPECIAL im Maumlrz 2018 veroumlffent-licht worden

Mit der vorliegenden Handlungsempfehlung fuumlr SGM liegt nun erstmals eine zusammenhaumlngende Darstellung der wichtigs-ten konzeptionellen Schritte und spezifischen Fragestellungen zum SGM vor

52 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Das Kompetenzzentrum Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen Das Kompetenzzentrum Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen (KGH) ist ein Kooperationsprojekt der Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin e V (LVG amp AFS) und der Techniker Krankenkasse (TK) das 2018 ge-startet ist Die Geschaumlftsstelle des Kompetenzzentrums ist in der LVG amp AFS angesiedelt Die TK foumlrdert den Aufbau und die Entwicklung des KGH

Die LVG amp AFS ist ein gemeinnuumltziger unabhaumlngiger und landesweit arbeitender Fachverband fuumlr Gesundheitsfoumlrde-rung und Praumlvention Die LVG amp AFS verfolgt das Ziel zur Verbesserung der gesundheitlichen Chancengleichheit der Bevoumllkerung beizutragen und die Gesundheit aller Menschen in Niedersachsen zu foumlrdern Seit uumlber 20 Jahren ist der Bereich bdquoGesundheitsfoumlrdernde Hochschuleldquo ein Arbeits-schwerpunkt der LVG amp AFS auf Bundesebene Mit der Gruumln-dung des Arbeitskreises Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen (AGH) wurde fruumlh der Rahmen fuumlr Austausch und Vernetzung von Akteurinnen und Akteuren im Setting geschaffen mit dem Ziel an Hochschulen gesundheitsfoumlrdernde Lebens- Lern- und Arbeitsbedingungen zu initiieren und zu unter-stuumltzen

Das neu gegruumlndete Kompetenzzentrum will Impulse fuumlr eine Gesunde Hochschule im Sinne der Ottawa-Charta (1986) der Okanagan-Charta (2015) und des Setting-Ansatzes setzen

Das KGH versteht sich auf Bundesebene als Impulsgeber Wis-sens- und Informationsplattform sowie als Ort fuumlr Kompe-tenzfoumlrderung Es buumlndelt qualitaumltsgepruumlfte Inhalte zum Themenfeld Gesunde Hochschule und fungiert als Schnitt-stelle zwischen Theorie und Praxis Die Arbeit des KGH wird von einem Beirat bestehend aus Expertinnen und Experten von Hochschulen und hochschulnahen Institutionen begleitet

Gemeinsam mit Akteurinnen und Akteuren aus Hochschulen soll Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) und Stu-dentisches Gesundheitsmanagement (SGM) weiter aus- und aufgebaut werden 2019 und 2020 liegt der Fokus des KGH auf dem Themenfeld SGM Alle Statusgruppen aus Hoch-schulen sowie jeweilige Adressatinnen und Adressaten von Aktivitaumlten des Kompetenzzentrums werden partizipativ in die Arbeit einbezogen

Das KGH bietet hierzu unterschiedliche Veranstaltungsformate mit spezifischen innovativen und praxisnahen Themen an Daruumlber hinaus werden im KGH systematisch Informationen gesammelt und medial aufbereitet Hierzu gehoumlren das Wissen und die Erfahrungen aus Hochschulen Beispiele guter Praxis Daten und Fakten sowie Informationen zu Ver-anstaltungen Zu ausgewaumlhlten Themen werden Factsheets mit Hintergrundinformationen Handlungsempfehlungen Hinweisen oder Tipps erstellt Dabei werden Qualitaumltsstan-dards und Kriterien guter Praxis beruumlcksichtigt

Auf der Webseite des Kompetenzzentrums (wwwkompe tenzzentrum-hochschulende) sind aktuelle Entwicklungen Veranstaltungen und Publikationen rund um gesundheits-foumlrdernde Hochschulen zu finden

53

8 Anlage 1 Praxishilfen

I Beispiel fuumlr eine Beschlussvorlage ndash Einfuumlhrung eines SGM bdquoHochschule XYldquo ndash Einfuumlhrung eines Gesundheitsmanage-ments fuumlr Studierende (SGM)

1 Beschlussformel ndash Das Praumlsidium moumlge beschlieszligen bull Eine Person wird mit der Durchfuumlhrung des in der Projekt-

skizze vom XXXXXXXX (Anlage 1) zur Einfuumlhrung eines Gesundheitsmanagements fuumlr Studierende beauftragt

bull Auf Grundlage einer vorzulegenden Evaluation der Maszlignahme und der Bewertung des Steuerungsgremiums wird das Praumlsidium uumlber die Fortsetzung der Maszlignahme entscheiden

bull Die Finanzierung des (Pilot-)projektes erfolgt durch hellip

2 Sachverhalt und Rechtslage Ziel des Vorhabens Mit der Einrichtung des Gesundheitsmanagements fuumlr Studie-rende moumlchte die Hochschule XY beteiligte Akteurinnen und Akteure Gruppen und Organisationseinheiten vernetzen die Gesundheitssituation erheben und Maszlignahmen zur Gesundheitsfoumlrderung konzipieren implementieren und an die Bedarfe der Studierenden anpassen

Organisation des Vorhabens Als zentrales Entscheidungs-gremium wird eine Steuerungsgruppe eingerichtet die sich aus Vertreterinnen und Vertretern der unterschiedlichen Abteilungen und Organisationseinheiten zusammensetzt die in ihren Organisationen gesundheitsfoumlrderliche Ziele ver-folgen Dazu gehoumlren unter anderem

bull die psychosoziale Beratungsstelle des Studierendenwerks der Hochschule XY

bull das Gleichstellungsbuumlro bull die Abteilung Studium und Lehre bull die Zentrale Einrichtung fuumlr Sprachen und Schluumlssel-

qualifikationen bull die Zentrale Einrichtung fuumlr den Allgemeinen Hoch-

schulsport (Leitung) bull das Institut fuumlr Sportwissenschaften bull Studierende aus unterschiedlichen Fakultaumlten bull AStA und bull Gebaumludemanagement

Optional Zur vorausschauenden Fokussierung gemeinsam getragener struktureller Entwicklungsperspektiven soll eine Einbindung und laufende Abstimmung mit dem Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) erfolgen

In die Sitzung der Steuerungsgruppe werden die BGM-Koordi-nation sowie bei Bedarf themen- oder maszlignahmenbezogen weitere Verantwortliche der Personalentwicklung beratend einbezogen

Finanzierung und Kooperation mit einem Sozialversiche-rungstraumlger (XX) Die Finanzierung des (Pilot-)projektes ist durch zentrale Studienqualitaumltsmittel in Houmlhe von xx Euro (Zustimmung des Praumlsidiums der Hochschule) Mittel der XX in Houmlhe von xx Euro sowie Zuwendungen Eigenmittel der Hochschule in Houmlhe von xx Euro gesichert

Beispielargumente fuumlr eine Begruumlndung zur Kooperation mit einem Sozialversicherungstraumlger in einem gemeinsamen Pilotprojekt

bull Die Hochschule kooperiert mit XX bereits seit mehreren Jahren im Bereich des Betrieblichen Gesundheitsmanage-ments (BGM) In diesem Zusammenhang gibt es bereits gute Erfahrungen in der Zusammenarbeit Zudem erscheint eine Kooperation mit XX aufgrund der zahlrei-chen Uumlberschneidungen zwischen den beiden zielgrup-penspezifischen Projekten sinnvoll und zielfuumlhrend Auch bei dem SGM wird eine Zusammenarbeit mit dem bereits engagierten Sozialversicherungstraumlger angestrebt da zahlreiche gemeinsame Angebotsaktivitaumlten zwischen SGM und BGM geplant sind

bull Der Sozialversicherungstraumlger hat bereits zahlreiche Initiativen zur Gesundheitsfoumlrderung von Studierenden der Hochschule XY gefoumlrdert und unterstuumltzt Hierzu zaumlhlen unter anderem die Praumlventionstage YY das Forum bdquoGesunde Hochschuleldquo am XXXXXXXX sowie das Angebot bdquoMentalstrategien gegen Stressldquo fuumlr Studierende der Hochschule XY in Kooperation mit dem Hochschul-sport Der als Anlage im Entwurf beigelegte Kooperati-onsvertrag mit der XX baut auf den guten Erfahrungen im BGM der Hochschule auf und erweitert den Fokus auf eine neue Zielgruppe

54 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

bull Der Sozialversicherungstraumlger kann auf Referenzen aus unterschiedlichen Projekten mit Hochschulen zuruumlck-greifen und weist ein umfangreiches Beratungs- und evidenzbaisertes Maszlignahmenportfolio im Setting auf

bull Der Sozialversicherungstraumlger ist gut vernetzt in der Community

bull Die Aktivitaumlt von XX begruumlndet sich in der Umsetzung des Praumlventionsgesetzes vom 1772015 In diesem ist vorgesehen dass bdquonicht betriebliche Lebensweltenldquo ein Schwerpunkt der Praumlventionsarbeit sein sollen Hoch-schulen als zu foumlrdernde Organisationen haben damit einen gaumlnzlich neuen Stellenwert erhalten der mit einer Moumlglichkeit der Foumlrderung und Unterstuumltzung einhergeht

bull Auch die Nationale Praumlventionskonferenz hat in ihren Bundesrahmenempfehlungen vom 1622016 Hochschu-len als Organisationen und Studierende als Zielgruppe mit dem Praumlventionsziel bdquoGesund aufwachsenldquo (vergleiche hier Kapitel 31) besonders hervorgehoben sodass es einen konkreten Auftrag an die im Praumlventionsgesetz genannten Sozialversicherungstraumlger gibt sich diesen neuen Zielgruppen zu widmen Dafuumlr bedarf es konkreter Projekte die nun insbesondere in den Hochschulen gefunden werden

Optional Moumlglich ist auch die Herstellung eines Bezugs zu den Grundlagen des Studierendenwerks oder von Studierenden-vertretungen (Stichwort Gesundheit)

3 Dienstweg ndash interner Dienstweg ist hier in der Regel aus-gewiesen bull Kuumlrzel nach links hierarchieaufsteigend bull Paraphe nach links hierarchieaufsteigend

4 Anlagen bull Anlage 1 Konzeptpapier Stand XXXXXXXX bull Anlage 2 Vertrag uumlber die gemeinsame Durchfuumlhrung

eines Projektes zur bdquoGesundheitsfoumlrderung fuumlr Studierendeldquo

5 Vom zustaumlndigen Praumlsidiumsmitglied mit der Bitte um TOP-Listung bull Einfuumlhrung eines Gesundheitsmanagements fuumlr

Studierende bull Praumlsidiumssitzung am XXXXXXXX oder eine der

anstehenden Sitzungen des Praumlsidiums

Mitteilung und Umsetzung des Praumlsidiumsbeschlusses

6 Mitteilung durch das zustaumlndige Praumlsidiumsmitglied BeschlussBeschluumlsse gemaumlszlig Vorlage gefasst in der

Sitzung des Praumlsidiums am

BeschlussBeschluumlsse in der Sitzung des Praumlsidiums am

gefasst mit Aumlnderungen wie folgt

BeschlussBeschluumlsse abgelehnt in der Sitzung des

Praumlsidiums am

7 Umsetzung Vom zustaumlndigen Praumlsdiumsmitglied zuruumlck an die umsetzende Einrichtung zur weiteren Veranlassung

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II Anregungen fuumlr ein Stellenprofil der SGM-Koordinatorin oder des SGM-Koordinators Im Folgenden werden Beispie-le fuumlr ein Stellenprofil einer SGM-Koordinatorin oder eines SGM-Koordinators aufgezeigt In Abhaumlngigkeit von der jewei-ligen Hochschule der Verankerung der Stelle in der Hoch-schulorganisation und dem Finanzierungshintergrund koumlnnen Aufgabenstellungen und Anforderungen variieren

Aufgabenstellungen bull Entwicklung und Aufbau eines studentischen

Gesundheitsmanagements (SGM) bull Koordination und Management des SGM-Prozesses bull Projektevaluation und Qualitaumltssicherung des SGM-

Prozesses bull Leitung und Moderation eines SGM-Steuerkreises bull Vorbereitung Umsetzung Kommunikation und

Dokumentation von Bedarfsanalysen und Maszlignahmen zum SGM in Abstimmung mit internen und externen Partnerinnen und Partnern

bull Budgetverantwortung Mittelverwaltung Finanzplanung und Drittmittelakquise fuumlr SGM

bull Aufbau einer internen und externen Informations- und Oumlffentlichkeitsarbeit zum Thema SGM

bull Auftreten als Botschafterin oder Botschafter des SGM-Projektes

bull Interdisziplinaumlre interne und externe Kooperation mit allen fuumlr den Prozess relevanten Akteurinnen und Akteuren (Netzwerkarbeit)

bull Betreuung von Praktikanteninnen und Praktikanten bull Bereitschaft zur Kooperation und Beteiligung in der Lehre

der gesundheitsorientierten Studiengaumlnge der Hoch-schule

bull Veroumlffentlichung von Ergebnissen in Fachzeitschriften sowie die Praumlsentation auf Fachkongressen

bull Bereitschaft sich fortzubilden und an berufsspezifischen Arbeitskreisen teilzunehmen

Anforderungsprofil bull Abgeschlossenes Hochschulstudium in Gesundheits- oder

Sportwissenschaften Psychologie Sozialwissenschaften Erwachsenenpaumldagogik oder verwandten Gebieten

bull Nachgewiesene Erfahrungen im Projekt- beziehungsweise Gesundheitsmanagement undoder der Organisations-entwicklung

bull Faumlhigkeit zum wissenschaftlichen Arbeiten unter Einsatz von qualitativen und quantitativen Methoden sowie Kompetenz in grundlegenden statistischen Verfahren

bull Erfahrungen und Kenntnisse der Strukturen von Hochschulen

bull Hohe kommunikative Kompetenz bull Faumlhigkeit zu einer partizipativen und integrativen

Vorgehensweise unter Einbindung der Zielgruppe in Maszlignahmenplanung und -durchfuumlhrung

bull Expertise in der Betreuung und Durchfuumlhrung von Gesundheitsangeboten

bull Sachverstand in der Konzeption Umsetzung und Evaluation praumlventiver Programme zur Bewegungs- Ernaumlhrungs- undoder Stressbewaumlltigung sowie in einer gesundheitsfoumlrdernden Lebensweltgestaltung sind wuumlnschenswert

bull Gute Deutsch- und Englischkenntnisse in Wort und Schrift sicherer Umgang mit den MS Office-Programmen

III Vorschlag fuumlr einen Antrag auf Projektfoumlrderung Der Antrag auf Projektfoumlrderung muss den Grundlagen des sect 20 SGB V und dem Leitfaden Praumlvention des GKV-Spitzenver-bands entsprechen

Dargelegt werden sollten bull Ziele bull Zielgruppen bull Zeitdauer bull Eigenleistung bull beantragte Leistungen durch Foumlrderer bull konkrete Projektplanung bull Kosten- und Ressourcenplanung bull personelle Ressourcen und Sachmittel bull wissenschaftliche Fundierung des Projektes und bull Partizipation

Wuumlnschenswert ist die Darstellung bull der Nachhaltigkeit des Projektes bull der Vernetzung von Verhaltens- und Verhaumlltnisebene bull der Neuartigkeit bull der Einbindung des Projektes in das Gesamtkonzept der

Hochschule und bull der Unterstuumltzung durch die Hochschulleitung

56 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

IV Leitfaden fuumlr Fokusgruppen mit Studierenden als qualita-tives Befragungsinstrument Der folgende Handlungsleit-faden dient als Unterstuumltzung zur Durchfuumlhrung von Fokus-gruppen mit Studierenden im Rahmen des Projektes bdquoStudentisches Gesundheitsmanagementldquo der Techniker Kran-kenkasse und der Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V zusammen mit dem bundesweiten Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hoch-schulen Er bedarf jeweils einer themenspezifischen Anpassung

Kurzer Exkurs zur Methodik Eine Fokusgruppe ist eine mo-derierte Gruppendiskussion von sechs bis zehn Personen die ein im Voraus festgelegtes Thema zielgerichtet bearbeitet Die Diskussion dauert ein bis zwei Stunden Im Rahmen des Projektes bdquoStudentisches Gesundheitsmanagementldquo soll durch den Einsatz von Fokusgruppen gewaumlhrleistet werden dass die Studierenden partizipativ in das Prozessgeschehen eingebunden werden und aktiv an der Ausgestaltung eines SGM mitarbeiten koumlnnen

Eine Staumlrke der Fokusgruppe besteht darin dass die Studie-renden in den Fokusgruppen ihre Sicht der Dinge schildern koumlnnen sodass in relativ kurzer Zeit praxisnahe Einblicke in die Lebenswelt der Zielgruppe gewonnen werden koumlnnen Im Unterschied zu anderen Workshop-Formen geht es bei einer Fokusgruppe nicht darum einen gemeinsamen Konsens zu einem bestimmten Thema zu finden sondern vielmehr darum unterschiedliche Sichtweisen Meinungen Trends und Ideen aufzuzeigen

Vorbereitung bull Einen Ort auswaumlhlen an dem die Gruppe ohne Stoumlrung

diskutieren kann bull Das Thema sollte praumlzise klar und verstaumlndlich formuliert

sein bull Festlegung von Unterthemen Formulierung konkreter

Fragestellungen in Absprache mit der Projektgruppe bull Zwei Moderierende sollten ausgewaumlhlt werden die

Erfahrungen in der Moderation von Gruppengespraumlchen haben

bull Akquise von Studierenden fuumlr die Teilnahme zum Beispiel durch persoumlnliche Ansprache Rundmails Aushaumlnge hellip

bull Festlegen der Dokumentation Empfohlen werden eine digitale Audioaufzeichnung sowie die Dokumentation der Ergebnisse auf Karten undoder Stellwaumlnden beziehungs-weise mit einem Protokoll

bull Vorbereitung der Materialien Moderationskarten Flipchart Aufnahmegeraumlt Getraumlnke

Gespraumlchsregeln Hinweise fuumlr die Moderation Im besten Fall wird die Fokusgruppe von zwei Moderierenden durch-gefuumlhrt Eine Person ist fuumlr die Moderation die andere fuumlr die organisatorischen Arbeiten sowie fuumlr das Festhalten der Ergebnisse zustaumlndig

Zu den Aufgaben der Moderierenden gehoumlrt es Sachver-halte zu klaumlren und die Teilnehmenden zu motivieren oder ihre Gedanken weiter auszufuumlhren Fragen der Moderieren-den muumlssen dabei offen formuliert sein damit sie keine Ant-wort im Voraus implizieren Auf interessante Aussagen kann der Moderierende oft schon durch einfache Nachfragen wie zum Beispiel bdquoWarumldquo oder bdquoWas gefaumlllt Ihnen daran beson-dersldquo eingehen Zwischendurch sollten die Ergebnisse immer wieder von demder Moderierenden zusammenge-fasst werden Dies hilft demder Protokollierenden und stellt sicher dass alle Beitraumlge richtig verstanden wurden

Gespraumlchsregeln sollten vor Beginn gemeinsam festgelegt werden Diese koumlnnen sein Vertraulichkeit respektvoller Umgang mit unterschiedlichen Meinungen Ausreden lassen

Zu beachten ist dass alle Teilnehmenden zu Wort kommen koumlnnen Die Moderation hilft den Teilnehmenden dabei ihre Meinungen zu aumluszligern und die Gruumlnde fuumlr diese Meinungen zu erklaumlren (wwwpartizipative-qualitaetsentwicklungde subnavimethodenkofferfokusgruppehtml)

Exemplarischer Ablauf einer Fokusgruppe bull Dauer ein bis zwei Stunden bull Teilnehmer sechs bis zehn Personen

1 Vorstellung der beiden Moderierenden Vorstellung des Themas (zum Beispiel Willkommenskultur fuumlr Erstsemester) und des Hintergrunds

2 Vorstellung der Methodik bdquoFokusgruppeldquo Verweis auf Audioaufzeichnung Protokoll

3 ErarbeitungVorstellung der Gespraumlchsregeln Diese koumlnnen vorab von den Moderierenden erarbeitet werden Die Moderierenden schreiben die Gespraumlchsregeln auf ein Flipchart und stellen sie kurz vor Die Teilnehmenden koumlnnen diese ergaumlnzen beziehungsweise anpassen Folgende Regeln schlaumlgt die Projektgruppe vor

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bull Alles was besprochen wird bleibt im Raum bull Alle duumlrfen ausreden bull Alle kommen zu Wort bull Keine Aussage wird bewertet

4 Einstieg Vorstellung des Themas und Leitfragen der Fokusgruppen-diskussion Thema und Leitfragen werden auf Moderationskarten geschrieben und an eine Metaplan-wand gehaumlngt

5 Bearbeitung konkreter Fragestellungen (circa vier bis acht Fragen) Jeweils Hinfuumlhrung zum Themakurze Defi-nitionErlaumluterung durch dieden Moderierenden anschlie-szligend Einsatz einer Methode je nach Fragestellung Auswahl an Methoden

bull Methode 1 bull Schritt 1 Individuelles Brainstorming ( jede Teilneh-

merin und jeder Teilnehmer schreibt Gedanken zur Fragestellung auf Moderationskarten nieder pro Gedanke eine Karte)

bull Schritt 2 Clustern (Ein Gedanke wird durch eine Teil-nehmerin oder einen Teilnehmer vorgestellt und auf den TischBoden gelegt aumlhnliche Gedanken werden kommentarlos hinzu gelegt alle Gedanken werden auf diese Weise geclustert)

Anmerkung Diese Methode eignet sich grundsaumltzlich gut um alle Themen nach diesem Schema zu bearbeiten Die Vorschaltung einer individuellen Phase hat sich in der Praxis bewaumlhrt

bull Methode 2 Diskussion zur Fragestellung in Kleingruppen anschlieszligend Vorstellung im Plenum

bull Methode 3 Themenspezifische Aufstellung Beispiel Auf einer Skala von eins bis zehn Wie stressig ist euer Studium insgesamt bull Moumlgliche Methode Auf Moderationskarten vermerken

Wo stuft ihr euch ein bull Anschlieszligende Diskussion Was fuumlhrt dazu dass ihr

euch dort einstuft Was braucht ihr um auf eine geringere Stufe zu kommen

6 Offene Fragerunde Gibt es noch Themen Brennt irgend-etwas Moumlglichkeit der Teilnehmenden zu einem unkommen-tierten Fazit

7 Fazit und Abschluss Fuumlr die Beteiligung bedanken Ruumlckmeldung an Gruppe wie das weitere Vorgehen geplant ist und wie die Ergebnisse kommuniziert werden

Nicht vergessen Bitte erfragen Sie von den Teilnehmenden folgende Daten fuumlr die Auswertung

bull StudiengangFakultaumlt bull Semesterzahl bull Alter bull Geschlecht

Achtung bull Die Fokusgruppe ist kein offener Ideenaustausch

sondern eine geleitete Diskussion mit einer klaren Zielsetzung (naumlmlich Ruumlckmeldungen zu einem bestimmten Thema zu bekommen)

bull Die Fokusgruppe ist eine Methode der Diskussions-fuumlhrung kein Frage-Antwort-Spiel Ein Kennzeichen einer erfolgreichen Fokusgruppe ist ein lebendiges Gespraumlch das in erster Linie von den Teilnehmenden getragen wird (das heiszligt die Moderation sollte nicht zu strikt am Leitfa-den haumlngen sondern diesen flexibel nutzen um die Diskussion zu stimulieren)

bull Eine Fokusgruppe foumlrdert die gemeinsame Gruppener-fahrung Wichtige Aspekte hierfuumlr sind eine angenehme Atmosphaumlre zu schaffen und den Teilnehmenden Raum und Zeit zu lassen

Weitere Informationen zur Methodik und zum Ablauf von Fokusgruppen unter wwwpartizipative-qualitaets entwicklungdesubnavimethodenkofferfokusgruppe html

Der Leitfaden wurde im Rahmen des Projektes bdquoStudenti-sches Gesundheitsmanagementldquo ndash AG Fokusgruppe 2015 von folgenden Personen entwickelt Anke Beeren Sabine Koumlnig Wiebke Maaszlig Janika Mette Stephanie Schluck Dr Ute Sonntag Dr Brigitte Steinke Stefanie Thees

58 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

9 Anlage 2

Glossar Im Folgenden werden Begriffe aus dem Kontext der Gesundheitsfoumlrderung an Hochschulen erlaumlutert

Betriebliche Gesundheitsfoumlrderung (BGF) Gemeinsame systemische Interventionen zur Gesundheitsfoumlrderung von Arbeitgebern Beschaumlftigten und Studierenden in privaten und oumlffentlichen Einrichtungen Gesundheitsfoumlrderung ist nach dem Verstaumlndnis der Weltgesundheitsorganisation ein komplexer sozialer und gesundheitspolitischer Ansatz Ziel ist die Vorbeugung von Krankheiten die Staumlrkung von Gesund-heitsressourcen sowie Senkung von gesundheitsrelevanten Belastungen am Arbeits- beziehungsweise Studienplatz Dies erfolgt unter aktiver Beteiligung der Betroffenen (gtPartizi-pation) mit dem Ziel eine Verbesserung der Arbeits- und Studienorganisation beziehungsweise deren Bedingungen zu erreichen Die Foumlrderung der Gesundheit und des Wohlbefin-dens am Arbeits- beziehungsweise Studienplatz erfolgt durch gtVerhaltens- und gtVerhaumlltnispraumlvention in definierten gtHandlungsfeldern auf Grundlage einer Bestandsaufnahme zum Beispiel gtGBE gtBGF ist ein Baustein im gtBGM

Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) Seit 2004 ist BEM gesetzliche Pflichtaufgabe (sect 84 SGB IX) fuumlr Arbeitgeber Wenn Beschaumlftigte innerhalb eines Jahres mehr als sechs Wochen krankheitsbedingt fehlen ist ihnen ein freiwilliges Gespraumlch zur Wiedereingliederung an den Arbeits-platz anzubieten Das gtBEM ist ein Baustein unter dem Dach des gtBGM Uumlber ein daran orientiertes systematisches Eingliederungsmanagement fuumlr Studierende die krankheits-bedingt fehlen ist nichts bekannt

Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) Organisa-torische Zusammenfuumlhrung der gesetzlichen und freiwilligen Leistungen einer Organisation (gtLebenswelt gtSetting) zur Foumlrderung der Gesundheit in Unternehmen beziehungsweise Institutionen wie Bildungseinrichtungen Studierende wurden

bisher darunter nicht systematisch erfasst und bilden zur Zeit eine eigenstaumlndige Saumlule (vergleiche gtSGM) Perspektivisch ist das gesundheitsbezogene Management an Hochschulen in ein gtHGM fuumlr alle gtStatusgruppen zusammenzufuumlhren Das Aufgabenprofil zum Aufbau und der Analyse (gtGBE) gesundheitsbezogener betrieblicher Strukturen und Prozes-se wird durch BGM-Koordinatorinnen und BGM-Koordinatoren wahrgenommen Die Bausteine der bundesgesetzlichen Aufgaben sind Arbeits- und Gesundheitsschutz Praumlvention und Gesundheitsfoumlrderung (gtPraumlvG) sowie das gtBEM Die gtHandlungsfelder koumlnnen beispielsweise Bewegung Ergo-nomie Ernaumlhrung Gewalt- Laumlrm- und Suchtpraumlvention sowie Psychische Gesundheit sein

Gesundheitsberichterstattung (GBE) Periodische Berichte uumlber die gesundheitliche Situation der Bevoumllkerung bezie-hungsweise der gtStatusgruppen an der Hochschule Ziel ist die Ableitung von Gesundheitszielen mit entsprechenden gtHandlungsfeldern Dies erfolgt methodisch durch Befra-gung der Hochschulangehoumlrigen Fokusgruppen oder On-line-Frageboumlgen Ein bewaumlhrtes Instrument der gtGBE fuumlr Studierende ist der University Health Report (UHR)

Gesundheitszirkel Zeitlich befristetes Instrument zur Analyse Planung Umsetzung und Evaluation von gesund-heitsbezogenen Prozessen im Rahmen des gtBGM Gesund-heitszirkel bestehen aus circa zehn Personen die auf frei-williger Basis in Gruppenarbeit als Expertinnen und Experten fuumlr ihren Arbeits- beziehungsweise Studienbereich Verbesse-rungsvorschlaumlge zur Senkung der Belastungen erstellen Im gtSGM wird bisher dafuumlr das Instrument der Fokusgruppen eingesetzt

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Handlungsfelder Handlungsfelder des gtBGM sind nach einer Bestandsaufnahme und Analysephase festzulegen Das koumlnnen gesundheitsbezogene Maszlignahmen Projekte und Prozesse zur Organisationsentwicklung der gtVerhaltens- und gtVerhaumlltnispraumlvention sein Bestimmte Handlungsfelder der gtBGF (wie Bewegung Ernaumlhrung) werden durch Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen nach SGB V sect 20 (gtPraumlvG) unterstuumltzt

Health Promoting Universities Im Jahr 1997 wurden die Health Promoting Universities (HPU) zu einem offiziellen Be-standteil und Unterprogramm des WHO-Projektes bdquoHealthy Citiesldquo Inzwischen hat sich daraus ein internationales Netzwerk gebildet dessen aktueller Stand auf der Internet-praumlsenz wwwhealthpromotingcampusesorg abgebildet ist Im Jahr 2015 wurde auf der fuumlnften internationalen Konferenz die Okanagan-Charta als weltweiter gemeinsamer Handlungsrahmen zur Gesundheitsfoumlrderung und Nachhal-tigkeit in der houmlheren Bildung verabschiedet

Hochschule bdquoHochschuleldquo ist der Dachbegriff fuumlr Einrich-tungen des Bildungswesens fuumlr Wissenschaft Lehre und Stu-dium zum Erwerb eines akademischen Abschlusses Sie sind dem tertiaumlren Bildungssektor zugehoumlrig und unterliegen je-weils der Gesetzgebung der 16 Bundeslaumlnder In Deutschland gibt es 427 Hochschulen die in staatlicher (Bund Land Kom-mune) beziehungsweise in staatlich anerkannter privater und konfessioneller Traumlgerschaft als Praumlsenz- beziehungs-weise Fernhochschulen betrieben werden

Hochschulisches Gesundheitsmanagement (HGM) Die ge-sundheitsbezogenen Managementstrategien an Hoch-schulen erfolgen zur Zeit nach gtStatusgruppen getrennt mit eigenen organisatorischen personellen und rechtlichen Grundlagen Neben dem vor uumlber 20 Jahren eingefuumlhrten gtBGM fuumlr die Verwaltung hat sich eine weitere Saumlule fuumlr Studierende gtSGM entwickelt Mit Perspektive auf die wissen-schaftlich und kuumlnstlerisch Beschaumlftigten ndash dem sogenannten

Mittelbau ndash befinden sich die Hochschulen noch am Anfang Zielstellung sollte ein gtHGM sein das gesunde Arbeits- und Studienplaumltze durch Organisationsentwicklung fuumlr alle an der Hochschule Taumltigen zum Ziel hat

Lebenswelt Das gtPraumlvG definiert bdquoLebensweltldquo im SGB V sect 20a Absatz 1 wie folgt bdquoLebenswelten () sind fuumlr die Gesund-heit bedeutsame abgrenzbare soziale Systeme insbeson-dere des Wohnens des Lernens des Studierens der medizini-schen und pflegerischen Versorgung sowie der Freizeitgestaltung einschlieszliglich des Sportsldquo bdquoLebensweltldquo kann synonym zum Begriff gtSetting genutzt werden der nicht im gtPraumlvG steht

Organisationsentwicklung (OE) Der Begriff bezieht sich auf den geplanten und methodisch kontrollierten Wandel von Unternehmen beziehungsweise Institutionen Durch OE sol-len in einem mittelfristigen und komplexen Prozess die Struk-turen (wie Kommunikations- und Kooperationsstrukturen) sowie die Kultur analysiert und gegebenenfalls veraumlndert werden

Partizipation bdquoPartizipationldquo bezieht sich auf die aktive Teil-habe von Personen oder Gruppen an bestimmten Organisa-tionsprozessen Die aktive Einbeziehung der Beteiligten in Planung Umsetzung und Evaluierung gesundheitsbezoge-ner Angebote ist Aufgabe des gtBGM und gtSGM Partizipation umfasst die Formulierung von Wuumlnschen Beduumlrfnissen und Kritik an den bestehenden Zustaumlnden sowie die Beteiligung an Entscheidungen oder Regelerstellungen wie Dienstverein-barungen beziehungsweise Leitbilder Partizipation wird als Entwicklungsprozess verstanden in dem Mitbestimmung und Entscheidungskompetenzen uumlber das gesetzlich gere-gelte Maszlig hinaus schrittweise ausgebaut werden

60 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Praumlventionsgesetz (PraumlvG) Das Gesetz zur Staumlrkung der Gesundheitsfoumlrderung und Praumlvention (sect 20 Absatz 2 SGB V) ndash im Folgenden kurz Praumlventionsgesetz (gtPraumlvG) ndash ist in zwei Stufen am 2572015 und am 112016 in Kraft getreten Es ist integraler Bestandteil des Fuumlnften Buchs des Sozialge-setzbuches das im dritten Kapitel dritter Abschnitt unter anderem Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen auffuumlhrt Es sind folgende drei Leistungsbereiche in sect 20 verankert

1 Verhaltensbezogene Praumlvention (sect 20 Absatz 5) 2 Gesundheitsfoumlrderung und Praumlvention in gtLebenswelten

(sect 20a) und 3 Gesundheitsfoumlrderung in Betrieben (gtBGF sect 20b)

Pauschal hat der Gesetzgeber jaumlhrlich einen Betrag von mindestens sieben Euro pro gesetzlich Krankenversichertem vorgesehen Die gemeinsamen Ausfuumlhrungsbestimmungen der Sozialversicherungen auf Grundlage des gtPraumlvG werden durch die Nationale Praumlventionskonferenz (sect 20e) mit den Bundesrahmenempfehlungen vom 2882018 festgelegt auf denen die 16 Landesrahmenvereinbarungen (sect 20f) aufbauen sollen Der Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen auf Basis des gtPraumlvG ist im Leitfaden Praumlvention festgelegt

Salutogenese Die Salutogenese stellt einen Paradigmen-wechsel mit Blick auf die Schutzfaktoren und Ressourcen von Individuen dar Sie bietet eine Erweiterung der biomedizini-schen krankheitsorientierten Sichtweise und wurde erst auf die koumlrperliche und dann seelische Gesundheit angewendet Nach Aaron Antonovsky folgt das Modell der Salutogenese (lateinisch Salus = Heil griechisch Genesis = Entstehung) konsequent der Frage nach den Entstehungs- und Erhaltungs-

bedingungen von Gesundheit Gesundheit und Krankheit wer-den in einer salutogenetischen Sichtweise nicht als einander ausschlieszligende Zustaumlnde sondern als Pole eines Gesund-heits-Krankheits-Kontinuums betrachtet Dabei soll sich der individuelle Gesundheitszustand eines Menschen aus der dynamischen Wechselwirkung zwischen Gesundheitsrisiken und Gesundheitsressourcen der Person und seiner Lebens-welt ergeben

Setting(-Ansatz) Ein Setting ist ein uumlberschaubares sozial-raumlumliches System wie beispielsweise eine Stadt ein Kran-kenhaus oder eine Hochschule auf deren Mitglieder prauml-ventive beziehungsweise gesundheitsfoumlrderliche Maszlignahmen ausgerichtet werden koumlnnen Ein Setting (gtLe-benswelt) besitzt physische Grenzen und Menschen mit de-finierten Rollen sowie eine Organisationsstruktur Der Set-ting-Ansatz ist die Kernstrategie der Gesundheitsfoumlrderung und die Vernetzung dafuumlr ein wichtiges Entwicklungsinstru-ment Der in den 1980er-Jahren von der Weltgesundheitsor-ganisation proklamierte Ansatz soll die Umsetzung der Otta-wa-Charta von 1986 in die Praxis ermoumlglichen Der Setting-Ansatz richtet sich auf die gtLebenswelten (Settings) aus in denen Menschen lernen arbeiten konsumieren et ce-tera und somit einen Groszligteil ihrer Zeit verbringen Durch gesundheitsbezogene Interventionen soll die Gesundheit der Einzelnen und auch der Mitglieder einer Organisation wie einer Hochschule positiv beeinflusst werden Ziel ist es Ge-sundheitspotenziale der Menschen zu ermitteln und diese durch strukturelle Veraumlnderungen (gtVerhaumlltnispraumlvention) in ihrer Lebenswelt zu staumlrken

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Stakeholder Der Begriff bdquoStakeholderldquo stammt aus dem Englischen und ist nur unzureichend mit bdquoInteressent(en)ldquo beziehungsweise bdquoInteressensgruppenldquo zu uumlbersetzen Die Person oder der Personenkreis charakterisiert eine Schluumlssel-stellung in einer Organisation die am Verlauf oder Ergebnis eines Prozesses oder Projektes maszliggeblichen Einfluss aus-uumlbt Zur Implementierung von gtBGM beziehungsweise gtSGM an einer Hochschule ist dieser Personenkreis zu identifizieren und persoumlnlich anzusprechen

Statusgruppe Einer Statusgruppe werden die Mitglieder einer Hochschule entsprechend ihren Rollen und gesetzlichen Rahmenbedingungen zugeordnet Die Haupttrennlinie liegt zwischen einem geschlossenen Beschaumlftigungsvertrag und einer Immatrikulationsbescheinigung der Hochschule Die Statistik unterscheidet in nichtwissenschaftliches und wissenschaftliches Personal Professorinnen und Professoren sowie Studierende Dabei koumlnnen Uumlbergaumlnge wie bei den studentischen Beschaumlftigten flieszligend sein Das Statisti-sche Bundesamt veroumlffentlicht dazu umfangreiche Fachse-rien

Steuerungsgruppe Das Lenkungsgremium fuumlr ein gtBGM (wie ein Arbeitskreis Gesundheit) sollte sich neben der BGM- Koordinatorin oder dem BGM-Koordinator mindestens aus Mitgliedern der Hochschulleitung der Arbeitssicherheit Personalabteilung dem Personalrat gegebenenfalls Be-triebsaumlrztin oder Betriebsarzt Sozialdienst und weiteren Fuumlhrungskraumlften zusammensetzen

Studentisches Gesundheitsmanagement (SGM) Das Ge-sundheitsmanagement fuumlr und von Studierenden ndash Kurzform bdquoStudentisches Gesundheitsmanagement oder Studierenden-gesundheitsmanagementldquo (SGM) ndash ist in Anlehnung an das

gtBGM konzipiert worden Es dient dazu eine systematische und zielorientierte Steuerung fuumlr alle gesundheitsbezoge-nen Prozesse im Zusammenhang mit Studierenden an der Hochschule zu buumln-deln und zu erweitern Im Sinne der Ge-sundheitssouveraumlnitaumlt sollen die koumlrper-lichen psychischen und sozialen Belange sowie das individuelle Wohlbefinden der Studierenden erhalten und gefoumlrdert werden Perspektivisch ist im Sinne des gtLebensweltansatzes ein uumlbergrei-fendes Gesundheitsmanagement der Organisation Hochschule anzustreben

Verhaumlltnispraumlvention Einflussnahme auf Gesundheit und Krankheit durch Veraumlnderung der Lebensbedingungen Klassische Felder der Verhaumlltnispraumlven-tion sind die Verbesserung der Arbeits-bedingungen im Rahmen von gtBGM beziehungsweise gtSGM kommunale Aktivitaumlten zur Verbesserung der Hygi-ene- Wohn- und Verkehrsbedingungen sowie gesetzgeberische Aktivitaumlten

Verhaltenspraumlvention Einflussnahme auf den individuellen Gesundheitszu-stand beziehungsweise das Gesundheits-verhalten durch bildende und beratende Maszlignahmen

62 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Literaturempfehlungen Ackermann E Schumann W (2010) Die Uni ist kein Ponyhof Zur psychosozialen Situation von Studierenden Praumlv Gesundheitsf 5231-237

AGH ndash Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen (2017) Guumltekriterien fuumlr eine gesundheitsfoumlrdernde Hochschule Unter wwwgesundheitsfoerdernde-hochschulendeAS_Arbeits kreisSAS_Wer_sind_wir1html Zugegriffen 1892018

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wwwlustuni-luebeckde Studierendengesundheit der Uni Luumlbeck

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wwwtu-braunschweigdesportzentrumsgf Studentische Gesundheitsfoumlrderung TU Braunschweig

wwwtu-ilmenaudeaustauschforum Austauschplattform Thuumlringer Hochschulen

wwwuni-paderborndeuniversitaetbenefit Studentisches Gesundheitsmanagement an der Uni Paderborn

wwwuhreportde University Health Report

Zuletzt abgefragt am 2542019

66 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Autorinnen- und Autorenverzeichnis Im Folgenden wer-den die Autorinnen und Autoren genannt die an dieser Hand-lungsempfehlung mitgewirkt haben

Felix Albrecht Karlsruher Institut fuumlr Technologie House of Competence Straszlige am Forum 3 D-76131 Karlsruhe E-Mail felixalbrechtkitedu hockitedu

Philip Bachert Karlsruher Institut fuumlr Technologie Institut fuumlr Sport und Sportwissenschaft Engler-Bunte-Ring 15 Gebaumlude 4040 D-76131 Karlsruhe E-Mail philipbachertkitedu sportkitedu

Henning Blumenroth Universitaumlt Frankfurt Zentrum fuumlr Hochschulsport D-60487 Frankfurt am Main E-Mail blumenrothhochschulsportuni-frankfurtde uni-frankfurtde

PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Freie Universitaumlt Berlin AB Public Health Praumlvention und psychosoziale Gesundheitsforschung Habelschwerdter Allee 45 D-14195 Berlin E-Mail burkhardgusyfu-berlinde fu-berlindeppg

Prof Dr Thomas Hartmann Hochschule Magdeburg-Stendal FB Soziale Arbeit Gesundheit und Medien Breitscheidstraszlige 2 D-39114 Magdeburg E-Mail thomashartmannhs-magdeburgde

Prof Dr med Eva Hungerland Duale Hochschule Baden-Wuumlrttemberg Stuttgart Rotebuumlhlstraszlige 131 D-70197 Stuttgart E-Mail evahungerlanddhbw-stuttgartde dhbw-stuttgartdegesundheit

Sabine Koumlnig Team Gesundheitsmanagement Techniker Krankenkasse Bramfelder Straszlige 140 D-22305 Hamburg E-Mail sabinekoenig-1tkde tkde

Martin Kruumlssel Universitaumlt Goumlttingen BGM-Koordination Goszliglerstraszlige 57 D-37073 Goumlttingen E-Mail martinkruesselzvwuni-goettingende uni-goettingende

Dr Alexa Maria Kunz Karlsruher Institut fuumlr Technologie House of Competence Straszlige am Forum 3 D-76131 Karlsruhe E-Mail alexakunzkitedu hockitedu

Tino Lesener Freie Universitaumlt Berlin AB Public Health Praumlvention und psychosoziale Gesundheitsforschung Habelschwerdter Allee 45 D-14195 Berlin E-Mail tlesenerfu-berlinde fu-berlindeppg

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Jaqueline Metken Duale Hochschule Baden-Wuumlrttemberg Stuttgart Rotebuumlhlstraszlige 131 D-70197 Stuttgart E-Mail jaquelinemetkengmailcom dhbw-stuttgartdegesundheit

Ines Niemeyer Team Gesundheitsmanagement Techniker Krankenkasse Bramfelder Straszlige 140 D-22305 Hamburg E-Mail inesniemeyer-1tkde tkde

Joerg Reitermayer Karlsruher Institut fuumlr Technologie House of Competence Straszlige am Forum 3 D-76131 Karlsruhe E-Mail joergreitermayerkitedu hockitedu

Stephanie Schluck Hochschule fuumlr angewandte Wissenschaften Hamburg Presse amp Kommunikation Berliner Tor 5 D-20099 Hamburg E-Mail stephanieschluckhaw-hamburgde haw-hamburgde

Dr Ute Sonntag Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V Fenskeweg 2 D-30165 Hannover E-Mail utesonntaggesundheit-ndsde gesundheit-ndsde

Max Sprenger Technische Universitaumlt Kaiserslautern Allgemeiner Hochschulsport (ZE AHS) Paul-Ehrlich-Strasse 28 D-67663 Kaiserslautern E-Mail maxsprengerhochschulsportuni-klde unisportuni-klde

Dr Brigitte Steinke Team Gesundheitsmanagement Techniker Krankenkasse Bramfelder Straszlige 140 D-22305 Hamburg E-Mail brigittesteinketkde tkde

Mareike Timmann Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V Fenskeweg 2 D-30165 Hannover E-Mail mareiketimmanngesundheit-ndsde gesundheit-ndsde

Christine Wolter Freie Universitaumlt Berlin AB Public Health Praumlvention und psychosoziale Gesundheitsforschung Habelschwerdter Allee 45 D-14195 Berlin E-Mail christinewolterfu-berlinde fu-berlindeppg

SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement ndash Herausgeber Techniker Krankenkasse Unternehmenszentrale 22291 Hamburg Internet tkde Geschaumlfts-bereich Markt und Kunde Gesundheitsmanagement Dr Sabine Voermans Konzeption Autorinnen- und Autorengruppe Redaktion Sabine Koumlnig Ines Niemeyer Dr Brigitte Steinke Prof Dr Thomas Hartmann Dr Ute Sonntag in Zusammenarbeit mit Stephanie Schluck Mareike Timmann Medienkonzeption TK Micaela Berger Gestaltung The Ad Store GmbH Hamburg Produktion Oliver Kuumlhl Litho Hirte GmbH amp Co KG Hamburg Druck TK-Hausdruckerei

copy Techniker Krankenkasse Alle Rechte vorbehalten Nachdruck auch auszugsweise nur mit schriftlicher Einwilligung der TK Die enthaltenen Informationen wurden sorgfaumlltig recherchiert Fuumlr eventuelle Aumlnderungen oder Irrtuumlmer koumlnnen wir keine Gewaumlhr uumlbernehmen Stand Juni 2019

Hier erfahren Sie mehr Studentisches Gesundheitsmanagement Fragen zum Angebot der TK zur Gesundheitsfoumlrderung an Hochschulen beantworten Ihnen gerne die kompetenten TK-Berater in Ihrer Region Senden Sie einfach eine E-Mail an gesundheitsmanagementtkde Ihr regionaler Ansprechpartner wird sich schnellstmoumlglich bei Ihnen melden

Firmenkundenservice Ausfuumlhrliche und aktuelle Informationen zu unseren Leistungen und Services fuumlr Firmenkunden finden Sie auch unter firmenkundentkde Suchnummer 9600

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  • SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement
    • Inhalt
    • 1 Vorworte
    • 2 Praumlambel
    • 3 Einbettung des Themas Worum geht es
    • 4 Was ist zu Beginn zu bedenken
    • 5 Theorie und Praxis Was ist bei der Umsetzung zu bedenken
    • 6 Welche grundsaumltzlichen Aspekte sind entscheidend fuumlr ein SGM
    • 7 Die Kooperationspartner
    • 8 Anlage 1 Praxishilfen
    • 9 Anlage 2
Page 6: SGM – Studentisches Gesundheitsmanagement · 2020. 3. 6. · • Deutsche Sporthochschule Kln • Duale Hochschule Baden-Wrttemberg Stuttgart • Hochschule Hannover • Freie Universität

6 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

2 Praumlambel

Die vorliegende Handlungsempfehlung ist die erste zusam-menfassende Darstellung der wichtigsten konzeptionellen Schritte und spezifischen Fragestellungen zum Studenti-schen Gesundheitsmanagement (SGM) in Deutschland Sie ist eines der Ergebnisse des vierjaumlhrigen Entwicklungspro-jektes das 2014 von der Techniker Krankenkasse (TK) und der Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V (LVG amp AFS) zusammen mit dem Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen (AGH) ins Leben gerufen wurde

Unterschiedliche Akteurinnen und Akteure aus Hochschulen haben sich an dem Projekt beteiligt Das Projekt wurde durch ein begleitendes Fachgremium kontinuierlich beraten und unterstuumltzt Im Rahmen des Projektes fanden drei For-schungsworkshops statt in denen zu ausgewaumlhlten Themen der Stand der Forschung dargestellt und auf das SGM bezogen wurde Hochschulen die bereits SGM-Projekte entwickeln bereicherten das Projekt mit ihren Praxiserfahrungen die auch Eingang in die Handlungsempfehlung gefunden haben Der AGH hat Hochschulen aufgerufen Fokusgruppen mit Studierenden durchzufuumlhren und die Ergebnisse im Rahmen des Projektes zu diskutieren

Die Handlungsempfehlung gibt allen die SGM aufbauen und verstetigen wollen Orientierung und Hilfestellung bei diesem Thema Die Empfehlungen richten sich speziell an die Koordi-natorinnen und Koordinatoren eines Gesundheitsmanage-ments fuumlr Studierende an den Hochschulen

Wir wuumlnschen allen Interessierten dass sie die Handlungsemp-fehlung mit Gewinn lesen und den Mut fassen SGM anzupacken

Das Projektteam bull Sabine Koumlnig Techniker Krankenkasse bull Dr Brigitte Steinke Techniker Krankenkasse bull Ines Niemeyer Techniker Krankenkasse bull Stephanie Schluck Landesvereinigung fuumlr Gesundheit

und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V bull Mareike Timmann Landesvereinigung fuumlr Gesundheit

und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V bull Dr Ute Sonntag Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und

Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V bull Prof Dr Thomas Hartmann Hochschule Magdeburg-Stendal

Danksagung Unser Dank gilt denjenigen ganz herzlich die das Projekt durchgefuumlhrt unterstuumltzt beraten und begleitet haben Ohne diese Unterstuumltzung waumlre die Handlungsempfehlung in dieser Form und Qualitaumlt nicht moumlglich gewesen So moumlchten wir uns stellvertretend bei folgenden Personen und Institutionen namentlich bedanken (alphabetische Reihenfolge)

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Mitwirkende aus dem begleitenden Gremium bull Philip Bachert Karlsruher Institut fuumlr Technologie bull Anke Beeren Folkwang Universitaumlt der Kuumlnste Essen bull Henning Blumenroth Technische Universitaumlt Kaisers-

lautern bis Ende 2018 bull PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Freie Universitaumlt Berlin bull Janek Heszlig und Sandro Phillipi freier Zusammenschluss

von studentInnenschaften e V bull Thomas Holm Techniker Krankenkasse bull Prof Dr Eva Hungerland Duale Hochschule Baden-

Wuumlrttemberg Stuttgart bull Astrid Kaiser Deutsches Studentenwerk bull Martin Kruumlssel Georg-August-Universitaumlt Goumlttingen bull Dr Katrin Lohmann Freie Universitaumlt Berlin bull Benjamin Schenk allgemeiner deutscher hochschul-

sportverband bull Max Sprenger Technische Universitaumlt Kaiserslautern bull Christine Wolter Freie Universitaumlt Berlin

Expertinnen und Experten der Forschungsworkshops bull Philip Bachert Karlsruher Institut fuumlr Technologie bull Prof Dr Yong Seun Chang-Gusko FOM Hamburg bull Prof Dr Gabriele Elke Ruhr-Universitaumlt Bochum bull Dr Arne Goumlring Georg-August-Universitaumlt Goumlttingen bull PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Freie Universitaumlt Berlin bull Prof Dr Anja Kroke Hochschule Fulda bull Jonas Poskowsky Deutsches Zentrum fuumlr Hochschul-

und Wissenschaftsforschung bull Gabriele Rohmann Archiv der Jugendkulturen e V Berlin bull Wilfried Schumann Carl von Ossietzky Universitaumlt

Oldenburg bull Laura StuumldemannLisa Weinhold netzwerk n e V

Weitere Expertinnen und Experten bull Marcus Neick Studentischer Prorektor Universitaumlt Rostock bull Mirjam Reale Schluumlsselkompetenzen Leibniz Universitaumlt

Hannover bull Marc Schriever Gesundheitsbotschafter Technische

Hochschule Wildau bull Stefanie Thees Gesundheitsmanagerin Hochschule Coburg bull Katharina Toumlpritz Freie Universitaumlt Berlin bull Kathrin Wenzel Technische Universitaumlt Kaiserslautern

Hochschulen die Fokusgruppen mit Studierenden durch-gefuumlhrt haben und Hochschulen die die Seminare bdquoSGM Wie geht denn dasldquo moumlglich gemacht haben bull Alice Salomon Hochschule Berlin bull Deutsche Sporthochschule Koumlln bull Duale Hochschule Baden-Wuumlrttemberg Stuttgart bull Hochschule Hannover bull Freie Universitaumlt Berlin bull Hochschule Coburg bull Hochschule Fulda bull Hochschule Magdeburg-Stendal bull Karlsruher Institut fuumlr Technologie bull Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universitaumlt Bonn bull Technische Hochschule Wildau bull Technische Universitaumlt Ilmenau bull Technische Universitaumlt Kaiserslautern bull Universitaumlt Paderborn

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3 Einbettung des Themas Worum geht es

Gesundheitsfoumlrderung als Aufgabe der Hochschulen Gesundheit und Bildung sind in Deutschland verfassungsgemaumlszlig Aufgabe der 16 Bundeslaumlnder Die Ent-wicklung der Gesundheitsfoumlrderung an Hochschulen hat in den letzten 30 Jah-ren den umgekehrten Weg genommen Ausgehend von internationalen und nati-onalen Verabredungen und Gesetzen besteht weiterer Strukturbildungs- und Umsetzungsbedarf auf der Ebene der Bundeslaumlnder Dabei ist unstrittig dass Hochschulen Teil der Gesellschaft sind und wichtige gesellschaftsbildende Aufgaben zu erfuumlllen haben Gesund-heitsfoumlrderung gehoumlrt mit den vielen gesellschaftspolitischen Schnittstellen zum Aufgabengebiet der Hochschulen Die Entwicklung des Gesundheitsma-nagements fuumlr Studierende (SGM) ist darunter nur ein ndash allerdings wichtiger ndash Schwerpunkt Dieser fehlte bisher an Hochschulen auch an Hochschulen mit betrieblichem Gesundheitsmanagement

Die internationale Weichenstellung er-folgte mit der Verabschiedung der Ottawa-Charta durch die Weltgesund-heitsorganisation im Jahr 1986 mit den drei Handlungsstrategien und fuumlnf Handlungsfeldern der Gesundheitsfoumlr-derung Das Verstaumlndnis von Gesund-heit erweiterte sich von der individuellen Ebene mit ausschlieszliglich medizinischem Fokus zu einer intersektoralen saluto-genen und bevoumllkerungsbezogenen

Perspektive Dort heiszligt es bdquoGesundheit wird von Menschen in ihrer alltaumlglichen Umwelt geschaffen und gelebt dort wo sie spielen lernen arbeiten und liebenldquo Lebenswelten koumlnnen das Ver-staumlndnis fuumlr Gesundheit Belastungen und Ressourcen praumlgen Aus der Pers-pektive der Gesundheitswissenschaften wird unter dem Begriff bdquoLebensweltldquo ein sozial-raumlumlicher Zusammenhang ver-standen der durch eine formale Orga-nisation regionale Situation gleiche Lebenslagen gemeinsame Werte oder durch eine Kombination dieser Kontexte gebildet werden kann (Hartung Rosen-brock 2015)

Im Gesetz zur Staumlrkung der Gesund-heitsfoumlrderung und Praumlvention (2015) werden gemaumlszlig sect 20a bdquoLebensweltenldquo als bdquohellip fuumlr die Gesundheit bedeutsame abgrenzbare soziale Systeme insbe-sondere des Wohnens des Lernens des Studierens der medizinischen und pflegerischen Versorgung sowie der Freizeitgestaltung einschlieszliglich des Sportsldquo definiert Auch Hochschulen sind ein Lern- (und Lehr-)ort Die bdquoLe-benswelt des Studierensldquo zeichnet sich unter anderem durch die formale Organisation Hochschule sowie eine aumlhnliche Lebenslage und Altersgruppe aus Dieser Aspekt wird durch ein Gesundheitsmanagement fuumlr und mit Studierenden aufgegriffen

Mareike Timmann Fachreferentin in der Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V und Koordination Kompetenzzentrum Gesundheitsfoumlr dernde Hochschulen

Prof Dr Thomas Hartmann Professor fuumlr das Fachgebiet Humanoumlkologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal Standort Magdeburg und ist seit 20 Jahren aktives Mitglied im Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen

Die Schaffung gesundheitsfoumlrdernder Lebenswelten (Settings) ist dabei die zentrale Aufgabenstellung Mit Strate-gien wie bdquoVermitteln und Vernetzenldquo sollen Rahmenbedingungen in Lebens-welten so veraumlndert werden dass damit unter anderem gesundheitlichen Chan-cenungleichheiten entgegengewirkt werden kann und individuelle Gesund-heitsressourcen gestaumlrkt werden Das erfordert die Einbindung von Institutionen und Organisationen wie Kindertages-einrichtungen Schulen und Hochschu-len die mit dem Thema Gesundheit bisher primaumlr nicht befasst waren be-ziehungsweise mit der traditionellen Gesundheitserziehung an Grenzen ge-stoszligen sind

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Lebenswelten erleichtern den Zugang zur Zielgruppe der Studierenden und eroumlffnen Moumlglichkeiten zur Partizipation (siehe Seite 45 bdquoPartizipationldquo) (Klemperer 2015) Lebens-weltbezogene Interventionen gelten als erfolgsverspre- Wie wird der zuerst international ange-chender und koumlnnen auf verschiedenen Ebenen ansetzen stoszligene Prozess in Deutschland umge-(wwwgesundheitliche-chancengleichheitde) setzt Auf nationaler Ebene durch das

im Jahr 2015 in Kraft getretene Gesetz bull Staumlrkung von Kompetenzen und Ressourcen der zur Staumlrkung der Gesundheitsfoumlrderung

Einzelnen (individuelle Ebene) und Praumlvention (Praumlventionsgesetz) bull Entwicklung von gesundheitsfoumlrdernden Hiermit erfolgte im Sinne der Ottawa-

Rahmenbedingungen (Strukturbildung) und Charta ein Paradigmenwechsel (Geene bull Partizipation der Personen(gruppen) in der Lebenswelt 2018) bei der von den gesetzlichen

Krankenkassen finanzierten Praumlvention Der Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen (AGH) Die Finanzierung von Strukturbildung widmet sich dieser Aufgabe seit 1995 und hat zehn Guumlte- und Verhaumlltnispraumlvention in Lebens-kriterien fuumlr Hochschulen als Zielstellung entwickelt Seit welten (sect 20a SGB V) unter anderem in 1997 sind die Health Promoting Universities als offizielles der bdquoLebenswelt des Studierensldquo (ver-Netzwerk der Weltgesundheitsorganisation anerkannt Die gleiche Seite 12 bdquoSoziologische Uumlberle-Okanagan-Charta (2015) ist die aktuellste gemeinsame gungen zum Lebensweltbegriffldquo) Un-Erklaumlrung des weltweit umspannenden Netzwerks von definiert bleibt dabei welche in den Hochschulen Dort heiszligt es bdquoGesundheitsfoumlrdernde Hoch- Bundesrahmenempfehlungen (BRE) der schulen gestalten die Gesundheit und Nachhaltigkeit unserer Nationalen Praumlventionskonferenz (NPK) aktuellen und zukuumlnftigen Gesellschaften staumlrken Gemein- aufgefuumlhrten Lebenswelten in welchem schaften und tragen zum Wohlergehen von Menschen Orten Umfang gefoumlrdert werden und wie der und dem Planeten beildquo Die Okanagan-Charta fordert Hoch- Verteilungsschluumlssel auf die Bundeslaumln-schulen weltweit dazu auf Gesundheit und Nachhaltigkeit der erfolgt Hier sollten die 16 Landes-als Querschnittsthema in alle Aspekte der Hochschulkultur rahmenvereinbarungen (LRV) entspre-der Verwaltungs- und Betriebsstrukturen sowie der akade- chende Lenkungswirkung entfalten mischen Aufgabenfelder einzubetten was in Bezug auf Hochschulen bisher

noch nicht erfolgt ist Im Vergleich zu anderen Institutionen uumlbernehmen Hochschulen mehrere Aufgaben im Rahmen der Gesundheitsfoumlrderung die Aus gesundheitspolitischer Sicht wird auch mit ihrem klassischen Auftrag naumlmlich der Lehre und sowohl auf Bundes- als auch auf Lan-Forschung zu vereinbaren sind (Hartmann Lehner 2018) desebene das Potenzial der Hochschulen

fuumlr die Gesundheitsfoumlrderung ndash trotz bull Foumlrderung der Gesundheit und des Wohlbefindens aller Praumlventionsgesetz ndash nicht fuumlr die vor-

Statusgruppen gegebene Strukturbildung und Zusam-bull Etablierung der nicht-medizinischen Praumlvention und menarbeit der Sozialversicherungen

Gesundheitsfoumlrderung in Lehre Forschung und Entwick- genutzt So sind es die autonomen lungsprojekten auch durch eigenstaumlndige Studiengaumlnge Hochschulen selbst die von sich aus Professuren und Institute mit Unterstuumltzung der gesetzlichen

bull Wissenstransfer und Unterstuumltzung der Gesundheitsfoumlr- Krankenkassen aktiv geworden sind derung in der Region Nach Aufbau des bundesweiten Netz-

bull Vermittlung der Gesundheitsfoumlrderung (inklusive Sicher- werks durch den AGH und das 2018 heit und Gesundheit) an alle Studierenden als Aufgabe fuumlr gegruumlndete KGH sollte die Strukturbil-den zukuumlnftigen beruflichen Wirkungsbereich dung vordringlich in den Bundeslaumln-

10 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

dern erfolgen Auf dieser Ebene bestehen viele Steuerungs-moumlglichkeiten ausgehend von Zielvereinbarungen bis hin zur Gesetzgebung um die Entwicklung der Gesundheitsfoumlrde-rung an Hochschulen zu unterstuumltzen Dazu gehoumlrt die Verpflichtung und finanzielle Ausstattung der Studierenden-werke sowie der Landesunfallkassen um die bereits landesgesetzlich vorgegebenen Aufgaben zur Gesundheits-foumlrderung an Hochschulen verwirklichen zu koumlnnen Interes-santerweise traumlgt das Thuumlringer Hochschulgesetz im Vorwort (2018 Seite 3) dem schon Rechnung Ausgehend von dem Leitgedanken den Mitgliedern und Angehoumlrigen an Hochschulen mehr Moumlglichkeiten zur Mitgestaltung einzu-raumlumen soll die Gesundheitsfoumlrderung gestaumlrkt werden

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Der Begriff bdquoStudentisches Gesund-heitsmanagementldquo Gesundheits-management fuumlr Studierende oder studentisches Gesundheitsmanage-ment ndash wie kann der neue Aspekt der systemischen Gesundheitsfoumlrderung genannt werden Der Begriff bdquoGesund-heitsmanagement fuumlr Studierendeldquo betont zwar die Zielgruppe ist aber in dem Wort bdquofuumlrldquo nicht ganz kompatibel mit dem zentralen Kriterium der Parti-zipation bdquoFuumlr und mitldquo klingt zu um-staumlndlich und wuumlrde sich nicht einpraumlgen waumlre aber passender Der Begriff bdquoStu-dentisches Gesundheitsmanagementldquo macht Anleihen beim betrieblichen Gesundheitsmanagement Ganz ver-gleichbar sind jedoch diese beiden Begrifflichkeiten nicht bdquoBetrieblichldquo bezieht sich auf den Betrieb also auf ein Setting bdquoStudentischldquo bezieht sich auf eine Zielgruppe naumlmlich die Ziel-gruppe die Hochschulen zu Hochschu-len macht Daruumlber hinaus kommen neben der formalen Organisation Hochschule auch die Lebenslagen der Studierenden hinzu Schnell zeigte sich dass die Umschreibung bdquoStuden-tisches Gesundheitsmanagementldquo und das Kuumlrzel bdquoSGMldquo sich bundesweit bereits durchgesetzt hatten bevor die Ergebnisse der damit verbundenen Projekte vorlagen

Als das erste Foumlrderprojekt Ende 2014 an der TU Kaiserslautern unterstuumltzt durch die Techniker Krankenkasse an den Start ging gab es diesen Ansatz noch nicht Bis dahin wurde allgemein von der bdquoGesundheit der Studierendenldquo gesprochen und das Projekt war folge-richtig mit bdquoBio-psycho-soziale Gesund-heit der Studierenden der TU Kaisers-lauternldquo betitelt Schnell wurde deutlich dass es fuumlr so ein komplexes Vorhaben eines organisationsbezogenen Ansatzes bedurfte Befoumlrdert wurde dieser Pro-zess durch das Praumlventionsgesetz in 2015 das die Studierenden als Adres-satinnen und Adressaten von Maszlignah-men der Gesundheitsfoumlrderung im Kontext des Lebensweltansatzes aus-weist Parallel dazu wurde von der Techniker Krankenkasse und der Lan-desvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Nieder-sachsen e V in Kooperation mit dem Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen das bundesweite Projekt bdquoStudentisches Gesundheitsmanage-ment (SGM)ldquo aus der Taufe gehoben

Das SGM ist in Anlehnung an das be-triebliche Gesundheitsmanagement benannt und konzipiert worden Es dient dazu eine systematische und zielorientierte Steuerung fuumlr alle ge-sundheitsbezogenen Prozesse im Zu-sammenhang mit Studierenden an der Hochschule zu buumlndeln Dazu ge-houmlren bedarfsgerechte Maszlignahmen Projekte und Prozesse der Organisati-onsentwicklung die Studierendenge-sundheit und Studienerfolg foumlrdern koumlnnen Im Sinne der Gesundheits-souveraumlnitaumlt sollen die koumlrperlichen psychischen und sozialen Belange so-wie das individuelle Wohlbefinden der Studierenden erhalten und gefoumlrdert werden Zentral ist dabei die Partizipa-tion der Studierenden am SGM als Expertinnen und Experten in eigener Sache Das bedeutet eine weitgehende Gestaltung durch Studierende mit Entscheidungsmacht und finanzieller Ausstattung Perspektivisch ist ein uumlbergreifendes Gesundheitsmanage-ment der Organisation Hochschule anzustreben und die Statusgruppen zusammenzufuumlhren Erst dieser Schritt wuumlrde dem Ziel des Setting-Ansatzes voll entsprechen

12 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Soziologische Uumlberlegungen zum Lebensweltbegriff Spaumltestens seit seiner gesetzlichen Verankerung hat der Begriff bdquoLebensweltldquo Einzug in den Sprachge-brauch im Bereich der Gesundheitsfoumlrderung gehalten Seit der Novelle des Fuumlnften Buches im Sozialgesetzbuch vom 2572015 regelt vor allem Paragraph 20a die bdquoLeistungen zur Gesundheitsfoumlrderung und Praumlvention in Lebensweltenldquo und ver-pflichtet die gesetzlichen Krankenkassen zu entsprechenden Leistungen Als Lebenswelten gelten laut dem Gesetz bdquofuumlr die Gesundheit bedeutsame abgrenz-bare soziale Systemeldquo Explizit genannt werden das Wohnen das Lernen das Stu-dieren die medizinische und pflegerische Versorgung sowie die Freizeitgestaltung einschlieszliglich des Sports (sect 20a SGB V laut derzeit guumlltigem Stand vom 112016)

Lebenswelt des Studierens ndash Lebenswelten von Studierenden Was zunaumlchst intuitiv verstaumlndlich scheint wirft beim Auf- oder Ausbau eines SGM rasch Fragen auf Was gehoumlrt eigentlich zur Lebenswelt des Studierens und damit in den Aktionsradius derer die im Gesetz als die bdquofuumlr die Lebenswelt Verantwortlichenldquo adressiert werden Nur das was mit Studieren im engeren Sinn zu tun hat oder alles was zur Lebensphase Studium gehoumlrt ndash wie der Nebenjob die Wohngemein-schaft die Hochschulgruppe Wo sind beim Studieren Schnittmengen mit und Abgrenzungen zu den anderen genannten Lebenswelten zum Beispiel dem Lernen Wie koumlnnen Strukturen in sozialen Systemen aufgebaut werden ndash also in Gebilden die nicht zuletzt deshalb Systeme sind weil sie eben bereits eigene Strukturen aufweisen Um es vorwegzunehmen Diese Fragen koumlnnen aktuell da das SGM noch in den Kinderschuhen steckt erst in Ansaumltzen beantwortet werden

Um sich die Antworten fuumlr SGM-Projekte an der eigenen Hochschule zu erarbeiten lohnt dabei nach dem Motto bdquoNichts ist so praktisch wie eine gute Theorieldquo ein Blick in die Arbeiten von Alfred Schuumltz (1899-1959) Seinerzeit anknuumlpfend an Vertreter der Lebensphilosophie und der Phaumlnomenologie gilt Alfred Schuumltz heute als Wegbereiter lebensweltlich orientierter Sozialwissenschaften Er sah die Aufgabe der Sozialwissenschaften darin Theorien zu entwickeln die ihren Ausgang an den subjektiven Sinnstrukturen der Menschen ndash also ihren Orientierungen Motiven Bedeutungszuschreibungen und so weiter ndash nehmen (vergleiche Schuumltz 1971 Seite 39ff) In seinem Sinne gilt es also Theorien nicht sbquojenseitslsquo von Menschen sondern entlang ihrer Relevanzen zu entwickeln

Eine Arbeit in dieser Tradition bedeutet der Perspektive der Betroffenen einen zentralen Stellenwert einzuraumlumen ndash wie zum Beispiel im Projekt bdquoMyHealth ndash Ge-sund studieren am KITldquo (wwwmyhealthkitedu) in dessen Rahmen unter ande-rem eine lebensweltlich orientierte Perspektive eingenommen wird Bezogen etwa auf die Frage nach Gesundheitsrisiken und -ressourcen von Studierenden soll hier herausgefunden werden was Studierende selbst als foumlrderliche oder gefaumlhrdende Aspekte erfahren ndash unabhaumlngig davon ob sich diese Erfahrungen mit bereits exis-tierenden Lehrmeinungen und Empfehlungen decken diese ergaumlnzen oder ihnen widersprechen Um einem Missverstaumlndnis vorzubeugen Dies bedeutet selbstver-staumlndlich nicht dass die Perspektive der Betroffenen eine absolute Vorrangstellung einnimmt wenn es um die Ableitung von Konsequenzen und die Entwicklung von

Dr Alexa Maria Kunz Leitung im SGM-Projekt bdquoMyHealth Gesund Studieren am KITldquo am Karlsruher Institut fuumlr Technologie

SGM-Maszlignahmen und -strukturen geht Es gilt vielmehr sie ernst zu nehmen und mit gesundheitswissenschaftlichen Kon-zepten und Theorien in Dialog zu bringen

Von besonderem Interesse bei einer le-bensweltorientierten Forschung ist die bdquoalltaumlgliche Lebensweltldquo (vergleiche Schuumltz Luckmann 2003 Seite 29) An-ders als individuelle Lebenswelten ndash zu denen zum Beispiel auch Einbildungen und Traumlume gehoumlren ndash zeichnet sich die alltaumlgliche Lebenswelt dadurch aus dass wir sie mit anderen teilen Sie ist bdquonicht meine Privatwelt sondern eine uns allen gemeinsame Weltldquo (Schuumltz 1971 Seite 250) Dazu gehoumlrt unter anderem ein geteiltes Wissen daruumlber was sbquowirklichlsquo und sbquoselbstverstaumlndlichlsquo fuumlr uns ist

Befasst man sich mit der alltaumlglichen Lebenswelt von Studierenden laumlsst sich also fragen Wodurch zeichnet sich diese typischerweise aus Welche gemeinsame Welt teilen Studierende Welches geteilte Wissen besitzen sie (zum Beispiel im Bezug auf Gesund-heit) was scheint ihnen allen selbst-verstaumlndlich Aber genauso Was ist nicht allen Studierenden gemeinsam Welche unterschiedlichen Perspektiven (in Hinblick auf die Gesundheit) haben sie

Empirische Befunde lebensweltanaly-tisch orientierter Studien sprechen dafuumlr dass die alltaumlgliche Lebenswelt von Studierenden ndash also das was alle

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Studierenden gleich ob Studienpionierin oder Studienpio-nier aus der Arbeiterfamilie oder Medizinstudentin oder Medizinstudent aus der Aumlrztedynastie miteinander teilen und als selbstverstaumlndlich erachten ndash eher uumlberschaubar ist und sich vor allem auf formalorganisatorische Aspekte be-schraumlnkt (vergleiche Enderle Kunz 2016) Dies passt zu Ergebnissen aus Studierenden-Surveys in denen vor allem eine heterogene Studierendenschaft beschrieben wird die sich kaum als dieacute Studierenden beschreiben laumlsst (siehe Seite 29 bdquoSchnittstellenldquo) Nichtsdestotrotz haben gerade formal-organisatorische Aspekte wie etwa die Gestaltung von Pruumlfungsordnungen und Curricula die bauliche Situation an der Hochschule oder die Verpflegungsmoumlglichkeiten einen hohen Wirkungsgrad mit Blick auf Gesundheitsressourcen und -risiken Studierender

Fuumlr die Entwicklung eines SGM das moumlglichst viele Studierende erreichen moumlchte laumlsst sich aus diesen Befunden ableiten dass es mit den formal-organisatorischen Bedingungen an der Hochschule vereinbar sein sollte Denkbar ist ein SGM welches beispielsweise uumlber die Vergabe von ECTS-Credits in die Curricula integriert oder zumindest mit diesen vereinbar ist in zentralen wie dezentralen Einrichtungen und Gremien vertreten ist und Anschluss an die Kernaufgaben einer Hoch-schule ndash naumlmlich Lehre und Forschung ndash hat Daruumlber hinaus sollten moumlglichst viele Akteurinnen und Akteure die an der Gestaltung der (Gesundheits-)Bedingungen an der Hoch-schule und damit den formalen Strukturen beteiligt sind mit einbezogen werden (siehe Seite 23 bdquoVerortung und Akteurin-nen und Akteure des SGMldquo und Seite 29 bdquoSchnittstellenldquo)

Gleichzeitig erweist sich ein Blick in die sogenannten bdquokleinen sozialen Lebensweltenldquo als hilfreich (zu dem Konzept das im Anschluss an Schuumltz entwickelt wurde vergleiche Luckmann 1970 Honer 2011) in die Lerngruppen Studienjahrgaumlnge Fachschaften und Hochschulgruppen aber auch in die nicht unmittelbar an die Hochschule gebundenen Gruppen die fuumlr die Studierenden eine hohe Relevanz besitzen (vergleiche Enderle Kunz 2016) In diesen wird sowohl explizit aber vor allem auch implizit verhandelt und bestimmt was gesundlsquo ist welchen Stellenwert Gesundheit hat und wie gesund gelebtlsquo wird

Uumlber den Ansatz einer community-basierten partizipativen Forschung (vergleiche von Unger 2012) laumlsst sich der for-schende Blick in diese Gruppen gut mit dem fuumlr die Gesund-heitsfoumlrderung zentralen Ansatz der Partizipation verbinden (vergleiche Reitermayer et al 2017 sowie Seite 45 bdquoPartizi-pationldquo) Im bereits erwaumlhnten Projekt bdquoMyHealthldquo wurde

beispielsweise als Resultat eines studentischen Projektes und im Austausch mit Fachschaften eine bdquoSpiel- und Sport-kisteldquo mit unterschiedlichen Geraumlten (wie zum Beispiel Dia-bolo Frisbee Springseil Boule) entwickelt Mittlerweile ver-leihen mehrere Fachschaften auf dem Campus die Geraumlte oder nutzen die Kisten zum Beispiel waumlhrend der Orientie-rungsphase fuumlr Studienanfaumlngerinnen und Studienanfaumlnger und tragen so zu einem Angebot bei durch das unter ande-rem Bewegung und Austausch mit anderen niederschwellig in den studentischen Alltag integriert und innerhalb der eige-nen studentischen Fachgemeinschaft sbquogelebtlsquo werden kann

Auch wenn hier noch einiges zu tun ist Erst durch das Ver-staumlndnis der Lebenswelten Studierender ndash einschlieszliglich des Bereichs der alltaumlglichen Lebenswelt und unter Beruumlcksichti-gung der Gruppen in denen sich Studierende innerhalb und auszligerhalb der Hochschule bewegen ndash ist es moumlglich ein SGM zu entwickeln das an die Bedeutungszuschreibungen und Relevanzen einer heterogenen Studierendenschaft anknuumlpft und damit langfristig in der Breite erfolgreich sein kann

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4 Was ist zu Beginn zu bedenken

Uumlberzeugen und sensibilisieren Zunaumlchst ist die Frage zu klaumlren Wer gehoumlrt uumlberhaupt zu den Beteiligten und Akteurinnen und Akteuren an der Hochschule direkt und indirekt Von Hochschule zu Hochschule moumlgen die Antworten darauf unterschiedlich sein Bei der Studierendengesundheit und der institutionellen Weiterentwicklung durch ein Studentisches Gesundheits-management (SGM) handelt es sich um Querschnittsthemen welches die ge-samte Hochschule betreffen Entspre-chend gilt es zahlreiche Beteiligte zu sensibilisieren und diese einzubezie-hen Ein Prozess- und Kommunikations-design kann bei der Ansprache und Sensibilisierung nuumltzlich sein Wichtige Fragen dabei sind Welche Stakeholder an der Hochschule gibt es die fuumlr SGM relevant sind und wie sollten diese ein-bezogen werden Wichtig ist auch zu erarbeiten welche Motive die jeweiligen Akteurinnen und Akteure antreiben (siehe Seite 23 bdquoVerortung und Akteu-rinnen und Akteure des SGMldquo) Bei der Sensibilisierung und Gewinnung von zukuumlnftigen Mitstreiterinnen und Mit-streitern gilt der Grundsatz die Betei-ligten dort abzuholen wo sie stehen Argumente fuumlr ein SGM unterscheiden sich von Gruppe zu Gruppe Grund-saumltzlich gilt es der Hochschulleitung Studierenden Mitarbeitenden und an-deren Stakeholdern die Relevanz des Themas (beispielsweise durch Erhe-bungen) deutlich zu machen und Handlungsbedarfe aufzuzeigen Um beispielsweise Studierende fuumlr das Thema SGM zu begeistern eignen sich Peer-Botschafterinnen und Peer-Botschafter aus dem Studierenden-kreis Diese koumlnnen die Vorteile der

eigenen Mitgestaltung und Mitarbeit am Aufbau eines SGM authentisch aufzeigen Fuumlr ein SGM gilt es zudem auch Verwaltungspersonal zu gewin-nen das mit Studierenden in direk-tem Kontakt steht So begegnen Mit-arbeitende in Pruumlfungsaumlmtern haumlufig stark belasteten Studierenden

Gemeinsam kann es gelingen Staumlr-ken auszubauen und Defizite zu beseitigen Beispiele guter Praxis aus anderen Hochschulen koumlnnen Begeisterung entfachen und Impul-se fuumlr eigene Aktivitaumlten liefern Den beteiligten Akteurinnen und Akteuren sollten klare Handlungs-spielraumlume und Grenzen aufgezeigt werden um Enttaumluschungen und Demotivation zu vermeiden

Fuumlr die Gewinnung von Akteurinnen und Akteuren und Entscheiderinnen und Entscheidern sollte genuumlgend Zeit eingeplant werden Persoumlnliche Gespraumlche und Treffen erfordern Ressourcen und koumlnnen durchaus bis zu sechs Monate in Anspruch nehmen (Seibold et al 2010) (siehe Seite 31 bdquoPlanungldquo)

Hochschulleitungen sind entschei-dende Akteurinnen und Akteure bei der Priorisierung Initiierung Weiter-entwicklung und Profilbildung von Themen in jeder Hochschule Sie entscheiden uumlber den Stellenwert von Themen fuumlr die Hochschulent-wicklung und die Zuweisung damit verbundener Ressourcen

Martin Kruumlssel Koordinator des Betrieblichen Gesundheitsmanagements an der Georg-August-Universitaumlt Goumlttingen

Stephanie Schluck Referentin fuumlr Veranstaltungen in der Stabsabteilung Presse und Kommuni kation an der Hochschule fuumlr angewandte Wissen-schaften Hamburg

Dr Ute Sonntag Stellvertretende Geschaumlftsfuumlhrerin der Landesvereini-gung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen eV und Koordination Arbeitskreis Gesundheits-foumlrdernde Hochschulen

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Bei der Entscheidung fuumlr eine Hochschule kann SGM ein Argument sein

Argumente fuumlr ein SGM Fuumlr das Thema Gesundheit ist in den letzten Jahrzehnten eine deutliche Steigerung der Relevanz in Politik Gesellschaft und Wirtschaft zu verzeichnen So auch in Hochschulen bei denen zunaumlchst der Fokus auf der Beschaumlftigtengesundheit und der Etablierung eines Betrieblichen Gesundheits-managements (BGM) lag Nun aumlndert sich der Fokus und bezieht auch die Studierenden mit ein die als groumlszligte Gruppe identitaumltsstiftend fuumlr Hoch-schulen sind

Befoumlrdert wird dies durch das 2015 erlassene Praumlventionsgesetz das die Studierenden als spezifische Zielgruppe gesundheitsfoumlrdernder

vertiefen sie praktische Erfahrungen im Projekt-management Studierende lernen im SGM auch Haltun-gen und Fertigkeiten die sowohl im Studium als auch

Leistungen in der Lebenswelt Hochschule benennt Hochschulen koumlnnen dies gut aufgreifen da mit dem Praumlventionsgesetz auch Finanzierungsmoumlglichkeiten durch Sozialversicherungstraumlger verbunden sind

SGM als Wettbewerbsvorteil Hochschulen stehen miteinander im Wettbewerb Ein SGM kann fuumlr Studienbewerberinnen und Studienbewerber ein Argument dafuumlr sein eine Hochschule auszuwaumlhlen

Multiplikatoreffekt Studierende sind potenziell zukuumlnftige Fuumlhrungskraumlfte Wenn sie SGM an ihrer Hochschule erleben und mitgestalten koumlnnen bekommen sie eine Vorstellung davon welchen Wert Gesundheitsmanagement fuumlr Organisationen darstellt Dieses Wissen nehmen sie in die verschiedenen gesellschaftlichen Berei-che mit Idealerweise sind sie auch dort Botschafterinnen und Botschafter sowie Akteurinnen und Akteure der Gesundheitsfoumlrderung

SGM staumlrkt Ressourcen Das Studium kann fuumlr Studierende eine von Unsicher-heiten gepraumlgte Lebensphase darstellen Die Studierenden ziehen oft in eine neue Stadt sind erstmals vom Elternhaus getrennt und muumlssen sich jetzt in neue Orga-nisations- und Lernstrukturen einordnen neue soziale Netzwerke sind aufzubauen SGM sollte gleich zu Beginn des Studiums ansetzen und uumlber den gesamten Studienverlauf passgenaue Angebote bereithalten So koumlnnen Studierende bei der Bewaumlltigung von Herausforderungen in den einzelnen Studienphasen unterstuumltzt werden Gesundheitsbezogene Lebensstilfaktoren koumlnnen herausgebildet und gefestigt sowie Ressourcen entwickelt werden die eine erfolgreiche Bewaumlltigung dieser Entwicklungsaufgaben und Herausforderungen ermoumlglichen

SGM vermittelt vielfaumlltige Kompetenzen Werden Studierende partizipativ in ein SGM eingebunden koumlnnen sie an Ver-aumlnderungen mitwirken und staumlrken ihr

Selbstwirksamkeitserleben Auszligerdem erwerben oder

im Beruf sehr nuumltzlich sind Kompetent mit Stress um-

zugehen soziale Kontexte sowie die eigenen Arbeits- und Lebensbedingun-gen gesundheitsfoumlrderlich zu gestalten

SGM ist ein innovatives Zukunftsthema Die Entscheidung faumlllt in Anbetracht der betraumlchtlichen Potenziale die die Einrichtung eines SGM fuumlr jede Hoch-schule bietet Die Hochschulleitung sollte der allgemeinen Entwicklung vorausschauend begegnen und sich fuumlr die Einrichtung und angemessene Ausstattung eines SGM in ihrer Hoch-schule stark machen

Die Einrichtung eines SGM kann durch einen Beschluss der Hochschulleitung erfolgen Gut beraten sind Hochschulen die von Beginn an die Studierendenver-tretungen in ihr Vorhaben involvieren und mit ihnen Ressourcen abstimmen die man fuumlr das SGM einbringt

Eine gelungene Einrichtung beginnt schon mit einer professionell ausgearbei-teten Beschlussvorlage (siehe Seite 53 bdquoAnlage 1Ildquo) die das federfuumlhrende Prauml-sidiumsmitglied daraufhin in der Praumlsidi-umssitzung uumlberzeugend zur Entschei-dung einbringen kann

16 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Kommunikation Man stelle sich vor in einer Hochschule hat sich eine kleine Projektgruppe gegruumlndet sie arbeitet ein halbes Jahr lang sehr engagiert die ersten Maszlignahmen sind geplant und keiner weiszlig etwas davon

Was mag in den Planungstreffen schiefgelaufen sein Was koumlnnte die Projektgruppe uumlbersehen haben Moumlglicherweise ist zu wenig beachtet beziehungsweise bearbeitet worden dass die Prozesse der Kommunikation und Information von Beginn an gezielt bewusst und strukturiert eingeplant und gesteuert werden muumlssten

Aus Projekten des betrieblichen Gesund-heitsmanagements (BGM) wissen wir dass der Informationsgrad eines Projek-tes als Kennzahl in das Projekt-Controlling aufgenommen werden sollte (siehe Seite 42 bdquoEvaluationldquo) Damit ist gesichert dass diesem Thema eine gewisse Auf-merksamkeit in den folgenden Planungs-und Umsetzungsschritten zukommt

In Bezug auf die hochschulinterne Kom-munikation waumlren die individuelle und die organisationale Ebene zu beachten

bull Wie erreiche ich die Individuen in der Hochschule

bull Wie erreiche ich die Verantwortlichen in den Strukturen der Hochschule

Fuumlr den Einzelnen bedeutet eine solche Kennzahl dass der Informationsfluss zum Projektthema sichergestellt wird und jeder das Thema fuumlr sich abwaumlgen und nutzen kann Gleichzeitig wird mit einer breiten und qualitativ hochwertigen Kommunikation den unterschiedlichen Aspekten des Themas der Zielgruppe Wertschaumltzung vermittelt

Auf der organisationalen und strukturellen Ebene werden die Verantwortlichen und Entscheidungstraumlger der Organisation Hochschule gewonnen und eingeladen sich mit der Studierendengesundheit auseinanderzusetzen Im Laufe des Veraumlnderungsprozesses werden sie so systematisch fuumlr das SGM sensibilisiert und mitgenommen Wichtig ist es Punk-te herauszuarbeiten wie die jeweilige Expertise produktiv eingebracht und Partizipation ermoumlglicht wird (siehe Seite 14 bdquoUumlberzeugen und sensibilisie-renldquo und Seite 23 bdquoVerortung und Akteu-rinnen und Akteure des SGMldquo) Das ist eine entscheidende Stellschraube fuumlr zukuumlnftige Veraumlnderungen auf struktu-reller Ebene in Bezug auf das gesund-heitsfoumlrderliche Setting

Im Setting Hochschule findet man selten eindeutige Strukturen fuumlr Kommunikati-onswege und es gibt kein Patentrezept Es sollten daher zu allererst bereits be-stehende Kommunikationskanaumlle identi-fiziert und moumlglichst fruumlhzeitig ein Kommunikationsplan im Projektteam erstellt und laufend aktualisiert werden Ordnungspunkte koumlnnten sein

bull Zielgruppe(n) (zum Beispiel Fakultaumlt der Naturwissenschaften oder Sozialwissenschaften Erstsemester oder Dekane)

bull Kommunikationsziele bull Kommunikationszeitpunkte (zum

Beispiel bewusst zum Studien- Semesterbeginn)

bull Kommunikationsmittel (zum Beispiel Poster Postkarten Website Ins-tagram persoumlnliche Gespraumlche Vortraumlge)

bull Kommunikationsort (zum Beispiel Vorlesungen Bereich der Mensa)

bull Kommunikationsbudget bull Einheitliches Erscheinungsbild (zum

Beispiel Logo Slogan Bildsprache et cetera)

Sabine Koumlnig Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Ines Niemeyer Freie Mitarbeiterin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Dr Brigitte Steinke Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

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In Bezug auf die hochschulexterne Kommunikation geht es um Image-Ge-winn um Attraktivitaumlt des Studienortes und um Vernetzung mit anderen Hoch-schulen mit kommunalen und betriebli-chen Initiativen sowie mit der Politik Es hat sich bewaumlhrt insbesondere hier die Kompetenzen der hochschuleigenenPressestelle zu nutzen nach dem Motto bdquoTu Gutes und rede daruumlberldquo

Was bedeutet Kommunikation fuumlr und mit Studierenden und was kennzeich-net diese Zielgruppe aktuell Projekt-kommunikation ist auch ein Mittel wel-ches Partizipation und Beteiligung der Zielgruppe ermoumlglicht Die Art und Weise wie kommuniziert und informiert wird entscheidet uumlber den Bekanntheitsgrad und damit auch maszliggeblich uumlber den Er-folg eines Projektes an der Hochschule (Marozzi 2018) Schlieszliglich wird so das Thema transportiert und der Zielgruppe und Oumlffentlichkeit zugaumlnglich gemacht

Da wir es bei der Zielgruppe der Studie-renden mit einer vergleichsweise jungen gesunden Zielgruppe zu tun haben er-schlieszligt sich das Thema Gesundheit nicht so ohne Weiteres Auf den ersten Blick scheint es fuumlr Studierende moumlgli-cherweise uninteressant Aus Fokus-gruppen wissen wir dass mancherorts der Gesundheitsbegriff als verstaubt wahrgenommen und wenig mit der taumlg-lichen Lebensrealitaumlt Studierender in Bezug gebracht wird Dies ist zu beruumlck-sichtigen wenn man Studierende be-fragt und einbezieht

Wie gefragt wird hat groszlige Auswirkungen darauf inwieweit sich Befragte das Thema erschlieszligen und welche Informationen aus den Antworten abgeleitet werden koumlnnen Beispielsweise hat die Projektgruppe an der TU Kaiserslautern einen Work-shop mit Studierenden zum Wording innerhalb des Projektes durchgefuumlhrt um herauszufinden welche Art der Kommuni-kation angebracht waumlre (siehe wwwcampusplusuni-klde) Der Workshop brachte es wie folgt auf den Punkt Die Kommunika-tion sollte positiv aber authentisch sein und Lebensqualitaumlt Freude am Leben sowie den positiven Zusammenhang zwischen Gesundheit und Leistung darstellen Die PH Heidelberg hat als eine Moumlglichkeit dieses umzusetzen fuumlr und mit Studierenden einen Song erarbeitet (wwwph-heidelberg dekopf-stehenhtml)

Ein Groszligteil der heute Praumlsenzstudierenden gehoumlrt der soge-nannten Generation Z an Diese Zuordnung mag sehr grob sein und der Heterogenitaumlt der Gruppe Studierender nicht vollkom-men gerecht werden Dennoch gibt sie Anhaltspunkte fuumlr die Ansprache im Projekt und fuumlr abgeleitete Interventions-formen So untersucht beispielsweise der Arbeitsweltforscher Prof Christian Scholz an der Universitaumlt des Saarlandes wie die junge Generation bdquotickt was sie veraumlndert und warum sie alle anstecktldquo (Scholz 2014) Aus seinen und anderen Untersuchungen geht hervor dass die Themen Struktur Sicherheit Wohlfuumlhlen und SinnerlebenSelbstverwirkli-chung fuumlr diese Generation an erster Stelle stehen

Daraus lieszlige sich fuumlr die Kommunikation im Projekt beispiels-weise Folgendes ableiten

bull Die Kommunikation zum Thema Gesundheit sollte Regeln und Richtlinien beinhalten

bull Maszlignahmen sollten moumlglichst den individuellen Nutzen ausweisen

bull Jede Maszlignahme und jedes Gesundheitsevent sollte immer wieder neu in eine Kommunikationsform gefasst werden und dennoch einen Wiedererkennungswert haben

bull Studierende sollten selbst die Kommunikation im Projekt uumlbernehmen

Gut beraten ist wer die kommunikativen und kulturellen Regeln der eigenen Hochschule beachtet

18 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Bewaumlhrt hat es sich Studierende inner-halb des Projektes SGM zu qualifizieren und selbst das Thema kommunizieren zu lassen Beispielsweise setzt die TH Wildau gezielt studentische Botschafte-rinnen und Botschafter ein um Studieren-de in ihrer Peer-Gruppe auf Augenhoumlhe anzusprechen Synergien entstehen an dieser Stelle auch wenn es gelingt das Know-how unterschiedlicher Fachdiszip-linen an der Hochschule fuumlr die Entwick-lung von Kommunikationsbausteinen oder eines Kommunikationsdesigns zu gewinnen und zu nutzen So koumlnnen Studienarbeiten direkt fuumlr Projektthe-men in Lehrveranstaltungen beispiels-weise in Medienwissenschaften oder Design vergeben und bearbeitet werden Damit ist einer der Erfolgsfaktoren fuumlr das gesamte Projekt benannt Es ist die Einbeziehung und aktive Beteiligung der Studierenden in die Kommunikation und Information der Projektinhalte von Anfang an

Literatur Marozzi D (2018) Projektkom-munikation Ein Handbuch fuumlr die Praxis Zuumlrich vdf Hochschulverlag

Scholz C (2014) Generation Z Wie sie tickt was sie veraumlndert und warum sie uns alle ansteckt Weinheim Wiley-VCH

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Praktische Beispiele fuumlr Kommunikation Die Pro-jektgruppe der FU Berlin entwickelte auf Basis der Ergebnisse der Studierendenbefragung 2016 (University Health Report UHR) Quizkarten das so genannte bdquoHealthy Quizldquo um die Ergebnisse des Gesundheitsberichts an der FU und vor allem unter den Studierenden publik zu machen Dafuumlr wurden einzelne Themenbereiche aus dem Gesundheitsbe-richt ausgewaumlhlt wobei vor allem die Anschaulichkeit des Themas eine Rolle spielte sowie die Frage was das Interesse der Studierenden am ehesten wecken koumlnnte Die bdquoQuizobjekteldquo sind dabei die unterschied-lichen FachbereicheZentralinstitute an der FU So sind zehn Quizkarten zu unterschiedlichen Themen entstanden Die Quizkarten wurden im Rahmen einer Wanderausstellung durch die FachbereicheZentralin-stitute der FU in der auch Poster mit den Ergebnissen der Befragung ausgestellt wurden an die Studieren-den verteilt sowie an den Standorten und in den Gebaumluden ausgelegt Abgebildete QR-Codes und Kurz-URLs verweisen auszligerdem auf alle Ergebnisse des Gesundheitsberichts sowie Informationen zum Projekt Inzwischen gibt es auch eine grafisch an-gepasste Online-Version der Healthy-Quiz-Karten (wwwewi-psyfu-berlindeeinrichtungenarbeits bereicheppghealthy_campus_quizindexhtml)

19

Kommunikationsbeispiel der FU Berlin

H E A LT H Y- Q U I Z

hellip fuumlhlen sich die meisten Studierenden im Studium wohl

In welcher dieser Einrichtungen der Freien Universitaumlt Berlin hellip

Mathematik und Informatik

Wirtschafts-wissenschaft

Politik- und Sozial-

wissenschaften

Veterinaumlr-medizin

C D

A B

H E A LT H Y- Q U I Z

Der Anteil Studierender die sich im Studium wohl-fuumlhlen verteilt sich auf die Einrichtungen wie folgt

420 im FB Mathematik und Informatik

355 im FB Politik- und Sozialwissenschaften

223 im FB Wirtschafts-wissenschaft

500 im FB Veterinaumlrmedizin

Weitere Ergebnisse Informationen zum fndest du hier Projekt fndest du hier

fu-berlindegesundheitsbericht fu-berlindehealthycampus

Das Projekt wird gefoumlrdert von der Techniker Krankenkasse

Auch an der TU Kaiserslautern wurden die Ergebnisse der Stu-dierendenbefragung aufbereitet und kommuniziert Fuumlr die Zielgruppe der Studierenden wurden Poster entwickelt und im Rahmen einer Wanderausstellung in der gesamten Uni-versitaumlt praumlsentiert (wwwuni-kldesgmposter-uhr-ergeb nisse) Ebenso sollten die Dekane der einzelnen Fakultaumlten

informiert und fuumlr das Thema Gesund-heit sensibilisiert werden Dazu wurden die Ergebnisse so aufbereitet dass die einzelnen Fakultaumlten untereinander ver-glichen werden koumlnnen (siehe Seite 21 bdquoSpinnennetzdiagrammldquo)

UND DU SO Wie gehtrsquos dir eigentlich Hinter bdquoUND DU SOldquo steht das Studentische Gesundheitsmanagement (SGM) der HTWK Leipzig Welche Punkte sind den Studierenden der HTWK fuumlhlen sich wohl Leipzig im Bereich Gesundheit wichtig und wo muss die Hochschule aktiver werden DANKE an alle

oder sehr wohl

1010 Mitgestalterinnen und Mitgestalter

35

65

Folgende Themen wurden in den bdquoo enen Fragenldquo besonders haumluf g genannt

Im Studium

Das Team des Studentischen Gesundheitsmanagement der HTWK Leipzig hat in 2018 all ihre Studierenden ein-geladen an der Onlinebefragung mit dem Titel bdquoUND DU SO Wie gehtrsquos dir eigentlichldquo teilzunehmen 1010 Stu-dierende sind dieser Einladung gefolgt Mit der Unter-stuumltzung des Hochschulsports und des Studierendenrat (StuRa) wurden unter allen Teilnehmerinnen und Teil-nehmern zwei Gutscheine im Wert von je 250 Euro verlost

Nach Abstimmung mit dem Rektorat dem Qualitaumlts-management der Lenkungsgruppe Gesundheits-management und dem Steuerkreis Studentisches Gesundheitsmanagement wurden die Ergebnisse der

Studierendenbefragung in einer Kurzauswertung auf-bereitet und als Poster auf dem Hochschulsommer-fest unter dem Motto bdquoAlle Sinne anldquo zum ersten Mal den Studierenden praumlsentiert

Im Anschluss wurde das Poster an verschiedenen Orten der Hochschule ausgestellt und den Multiplikatoren des Gesundheitsmanagements (Fachschaften Studiende-kane StuRa) zur Verfuumlgung gestellt

Aktuell wird eine Detailauswertung fuumlr die einzelnen Fakultaumlten erarbeitet (wwwhtwk-leipzigdelebenund-du-somitgestaltung)

Verortung und Akteurinnen und Akteure des SGM In jeder Hochschule gibt es in der Verwaltung Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner die bei der Ausrichtung und Durchfuumlh-rung von Projekten fachlich und organisatorisch kompetent beraten koumlnnen Sie gehoumlren immer zum engeren Kreis der Stakeholder die in der Vorbereitung von organisationsbezo-genen Prozessen persoumlnlich anzusprechen sind Daneben sorgt die Verwaltung in Abstimmung mit den zentralen und dezentralen Gremien dafuumlr dass nach der Einfuumlhrungsphase eines Projektes das Thema auch strukturell in der Hochschu-le ankommt Fuumlr Struktur- und Ablauffragen an Hochschulen gibt es nicht unbedingt einheitliche Antworten gleichwohl eine groumlszligere Anzahl an rechtlichen Rahmenbedingungen und Leitplanken die zu beruumlcksichtigen sind Daruumlber hinaus gibt es ein Erfahrungswissen daruumlber wie ein Thema korrespon-dierend mit den besonderen Merkmalen der jeweiligen Hoch-schule profilbildend in Strukturen integriert werden kann Gerade hier koumlnnen Gespraumlche mit den verantwortlichen Ab-teilungen in der Zentralverwaltung weiterhelfen Zusaumltzlich erhalten Interessentinnen und Interessenten in den Gesprauml-chen wertvolle Hinweise uumlber Anknuumlpfungspunkte zu ande-ren laufenden Projekten oder Prozessen zum Beispiel in der Lehrentwicklung Akkreditierung und Qualitaumltssicherung oder dem fakultaumlts- beziehungsweise fachbereichsuumlbergreifenden Entwicklungsstand des Themas Schluumlsselqualifikationen

Da an Hochschulen die Arbeit in und von Gremien fuumlr den Stellenwert die Vernetzung und institutionelle Integration von Themen ein praumlgendes Merkmal ist ist die Ein- und Zu-sammensetzung des Steuerkreises fuumlr das Gesundheitsma-nagement fuumlr Studierende (SGM) von besonderer Bedeutung Es gibt nicht bdquodasldquo Rezept wie ein SGM in einer Hochschule mit welchem Akteursumfeld zu implementieren ist Das Poten-zial an internen und externen Akteurinnen und Akteuren die einzubinden und fuumlr das Vorhaben zu gewinnen sind ist stark abhaumlngig von der Groumlszlige Traumlgerschaft und dem Faumlcherkanon einer Hochschule

Zur Sicherstellung der sozialen Validitaumlt bei der Einfuumlhrung des SGM gehoumlren vorausschauende Uumlberlegungen zur Ge-winnung von Fach- und Machtpromotoren (Stakeholder) fuumlr das Projekt Aus der Organisation und Arbeit im Projekt bilden sich Bezuumlge und Konturen der spaumlteren Strukturintegration heraus Auch wo und wie das SGM personell verankert werden kann wird variieren Als Basis fuumlr eine gelingende Strukturin-tegration bedarf es einer zumindest anteilig dauerfinanzierten Stelle und einer hauptamtlichen SGM-Koordinatorin oder eines SGM-Koordinatoren (siehe Seite 55 bdquoAnlage 1IIldquo)

Martin Kruumlssel Koordinator des Betrieblichen Gesundheitsmanage-ments an der Georg-August-Universitaumlt Goumlttingen

Prof Dr Thomas Hartmann Profes-sor fuumlr das Fachgebiet Humanoumlkologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal Standort Magdeburg und seit 20 Jahren aktives Mitglied im Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen

Empfehlenswert fuumlr Entscheidungen zu Strukturfragen und einer personellen Verankerung koumlnnen Leitfragen sein

bull Was sind die Rahmenbedingungen die zur Finanzierung einer Stelle vorgegeben sind Dies koumlnnen zum Beispiel Haushaltsmittel der Hochschule Drittmittel durch Forschungsvorhaben eine Finanzierung durch die Sozialversicherungen oder Aumlhnliches sein

bull Welche inhaltlichen organisatorischen und maszlignahmen-bezogenen Anknuumlpfungspunkte gibt es mit dem und fuumlr das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM)

Am Anfang steht eine akribische Bestandsaufnahme (siehe Seite 29 bdquoSchnittstellenldquo) aller internen und externen Aktivi-taumlten Akteurinnen und Akteure sowie Strukturen die zur Gesundheitsfoumlrderung von Studierenden der jeweiligen Hochschule beitragen Gesundheit ist ein Querschnittsthema sodass Stakeholder aus den verschiedensten Institutionen beziehungsweise Zustaumlndigkeitsbereichen einer Hochschule gewonnen werden muumlssen Daruumlber hinaus ergeben sich bereits strategische Partnerschaften durch die Eingliederung in die Hochschule und aus dem jeweils spezifischen Aufgabenprofil

24 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

der SGM-Koordinatorin und des SGM- Koordinators Die Ruumlckendeckung des Vorhabens bdquoSGMldquo durch die Fuumlhrung der Hochschule ndash ersatzweise durch die Leitung von Fakultaumlt Fachbereich oder Institut ndash ist die Grundlage dafuumlr weitere Akteurinnen und Akteure ge-winnen zu koumlnnen Die kontinuierliche Mitarbeit der internen und externen Ko-operations- und Netzwerkpartner ist abhaumlngig von der jeweiligen Motivation der beruflichen Praumlgung und den zeitli-chen sowie finanziellen Ressourcen

Im Vergleich zum BGM das zu cicra 90 Prozent in der Verwaltung bei der Per-sonal- und Organisationsentwicklung der Hochschulen angesiedelt ist bleibt eine Verortung des SGM noch unbe-stimmt Ist ein BGM vorhanden so wer-den Strukturen zur Einbindung von Akteurinnen und Akteuren bereits be-stehen (Hartmann et al 2017a) Dies kann ein interner Arbeitskreis Gesund-heit sein der je nach Groumlszlige der Hoch-schule neben der BGM-Koordinatorin oder dem BGM- Koordinator in der Regel aus Betriebsaumlrztin oder Betriebsarzt Fachkraft fuumlr Arbeitssicherheit Sicher-heitsbeauftragter und Sicherheitsbeauf-tragtem Vertreterinnen und Vertreter der Geschaumlftsleitung des Personalrates der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Studierenden der Schwerbehinder-ten- sowie Gleichstellungsbeauftragten und weiteren Personen zusammenge-setzt ist

Das Aufgabenprofil und die Beteili-gungsprozesse von SGM sind anders angelegt als fuumlr BGM sodass neben der Mitarbeit im AK Gesundheit ein eigenes Netzwerk aufgebaut werden sollte Die Verortung von SGM in der Hochschule bietet mehr Moumlglichkeiten als beim BGM das verwaltungszentriert und sehr stark auf die arbeitsrechtlichen Vorga-

ben ausgerichtet ist Die im Folgenden aufgefuumlhrten strategischen Partnerinnen und Partner sind auch potenzieller Ar-beitsort der SGM-Koordinatorinnen und -Koordinatoren

Folgende Moumlglichkeiten ergeben sich bull Innerhalb der Hochschulverwaltung

in enger Zusammenarbeit mit dem BGM oder der breiten Palette von Beratungsangeboten der Hochschule (zum Beispiel Technische Hochschule Wildau)

bull Auszligerhalb der Hochschulverwaltung koumlnnte SGM bei den Interessenver-tretungen der Studierenden ange-siedelt sein In Abhaumlngigkeit von den landesgesetzlichen Regelungen sind das die ASten (zum Beispiel Folkwang UdK Essen) oder Fakultaumlts- oder Fachbereichsraumlte sowie das studentische Pro-Rektorat

bull Ist SGM als Entwicklungsprojekt angelegt so empfiehlt sich die fachspezifische Einbindung in die Forschung und Lehre eines Wissen-schaftsbereiches der Hochschule Dies koumlnnen beispielsweise sport- oder gesundheitswissenschaftliche Studienbereiche sein (zum Beispiel KIT Karlsruhe TU Kaiserslautern) Vorteil ist der niedrigschwellige Zugang zu Studierenden als Akteurinnen und Akteure und die Moumlglichkeit zur Weiterqualifikation der SGM-Koordinatorinnen und -Koordinatoren

Mit Blick auf die gesetzliche Verant-wortlichkeit fuumlr gesundheitsbezogene Unterstuumltzungssysteme an Hochschu-len koumlnnte die Einbindung von SGM in den Hochschulsport oder bei den Stu-dierendenwerken erfolgen Beide Ak-teurinnen und Akteure sind allerdings rechtlich mehr oder weniger unabhaumln-gig von der jeweiligen Hochschule Daruumlber hinaus steht im organisierten

Hochschulsport zumeist der Leistungs-aspekt im Vordergrund weniger die gesundheitsbezogene Bewegungsfoumlr-derung Die 57 Studierendenwerke ver-stehen sich vor allem als Anwalt sozialer Belange der Studierenden Dies bedeu-tet zum Beispiel dafuumlr Sorge zu tragen dass Studierende mit gesundheitlichen Beeintraumlchtigungen oder psychosozia-len Problemlagen individuell unterstuumltzt und beraten werden

Externe Akteurinnen und Akteure die zur Mitarbeit beim SGM zu gewinnen sind finden sich sowohl regional als auch auf Landes- und Bundesebene Dazu gehoumlren die uumlberregionalen Interessen-vertretungen der Studierenden ge-sundheitsbezogene Institutionen und Organisationen sowie die Sozialversiche-rungstraumlger Auf Landesebene sind dies das Gesundheits- und Wissenschafts-ministerium und deren nachgeordnete Behoumlrden Bei den Landesunfallkassen sind Studierende pflicht versichert und sollten deshalb an der studentischen Sicherheit und Gesundheit besonderes Interesse zeigen Uumlber eine gesundheits-bezogene regionale Einbindung von Studierenden gibt es bisher wenig Er-kenntnisse Hochschulen haben sich in den letzten 20 Jahren an ihren Standor-ten zu wichtigen Wirtschaftsfaktoren entwickelt Studierende werden umwor-ben den ersten Wohnsitz am Studien-ort zu nehmen Deshalb ist vieles vorstell-bar was Kommunen im Rahmen des SGM leisten koumlnnen Zum Beispiel un-fallsichere Infrastrukturen zur und von der Hochschule bereitzustellen sowie spezifische Informationsangebote zu den kommunalen Beratungs- und Un-terstuumltzungssystemen anzubieten die auch den Studierenden offen stehen

Externe Finanzierungsmoumlglichkeiten bull Sozialversicherungstraumlger uumlber das Gesetz zur Staumlrkung

der Gesundheitsfoumlrderung und der Praumlvention (Praumlventi-onsgesetz ndash PraumlvG) besonders Krankenkassen (siehe Seite 55 bdquoAnlage 1IIIldquo)

bull Unfallkassen (in Anlehnung an das PraumlvG) bull Ministerien bull EU-Foumlrderprogramme bull Stiftungen bull Corporate-Social-Responsi bility-Projekte bull Fundraising

Interne Finanzierungsmoumlglichkeiten bull S tudienqualitaumltsmittel (QVM-hochschulinternes Budget) bull Studiengebuumlhren bull Internes Sponsoring durch AStA Studierendenwerk

Institute Kompetenzzentren und so weiter bull Freundeskreise der Hochschulen bull Teilnahmegebuumlhren fuumlr Veranstaltungen

Finanzielle und personelle Ressourcen Studentisches Ge-sundheitsmanagement (SGM) als Prozess an Hochschulen mit seiner strategischen und ganzheitlichen Umsetzung erfordert Ressourcen Hierzu zaumlhlen vor allem finanzielle und personelle Ressourcen neben Raumlumlichkeiten Technik und anderen Rahmenbedingungen fuumlr die spezifischen Aktivitaumlten Ohne eine ausreichende finanzielle und damit gekoppelte personelle Ausstattung ist eine ernsthafte und nachhaltige Implementie-rung von SGM bis in die Managementprozesse der Hochschule hinein nicht oder nur fragmenthaft umsetzbar

Benoumltigte Ressourcen einschaumltzen Die Houmlhe der finanziellen Ausstattung haumlngt von einer Reihe von Faktoren ab Studieren-denzahl die ersten Zielsetzungen und geplanten Maszlignahmen sowie das Vorgehen bei der Einfuumlhrung des SGM beeinflussen den finanziellen Aufwand stark Auch die Kosten die von Sei-ten der Hochschulstrukturen (wie Lohnniveau Raummieten Heizkosten Kosten fuumlr Druckerzeugnisse) entstehen bestim-men die Houmlhe der einzusetzenden Mittel

Personelle Ressourcen sind fuumlr die systematische Umset-zung von SGM unabdingbar Die Einfuumlhrung und nachhaltige Umsetzung von SGM ist eine anspruchsvolle Taumltigkeit die nicht bdquonebenbeildquo erledigt werden kann Die Koordinatorin oder der Koordinator sollte uumlber eine fundierte Ausbildung verfuumlgen und spezifische Kenntnisse mitbringen (siehe Seite 55 bdquoAnlage 1IIldquo) Eine Festanstellung moumlglichst ohne Befristung sowie eine angemessene Bezahlung sind fuumlr die anspruchsvolle Taumltigkeit und fuumlr den nachhaltigen Aufbau notwendig Die Kosten fuumlr die Finanzierung der Personalstelle muss Teil des Kostenplans zur Einfuumlhrung eines SGM sein

Je nach Groumlszlige der Hochschule und Aufgabenfeld sollte der Stellenanteil der Koordinatorinnen und Koordinatoren be-ziehungsweise die Groumlszlige des Koordinationsteams bestimmt werden

Interne und externe Finanzierungsmoumlglichkeiten erschlieszligen Per E-Mail wurden im Jahr 2016 alle 450 Mitglieder des bundesweiten Arbeitskreises Gesundheitsfoumlrdernde Hoch-schule (AGH) zu Finanzierungsmoumlglichkeiten eines SGM be-fragt Folgende Wege und Moumlglichkeiten zeigten die Mitglie-der aus ihrer eigenen Praxis auf

Stephanie Schluck Referentin fuumlr Veranstaltungen in der Stabsabteilung Presse und Kommuni kation an der Hochschule fuumlr angewandte Wissen-schaften Hamburg

Dr Ute Sonntag Stellvertretende Geschaumlftsfuumlhrerin der Landesvereini-gung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen eV und Koordination Arbeitskreis Gesundheits-foumlrdernde Hochschulen

26 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

SGM als Prozess an Hochschulen mit seiner

ganzheitlichen Umsetzung erfordert Ressourcen

Eine Moumlglichkeit zusaumltzliche Ressourcen zu erschlieszligen und gleichzeitig Studierende partizipativ in die Entwicklung und Umsetzung von SGM einzubinden sind Projekte im Rahmen von Seminaren Dies bietet sich zum Beispiel bei gesund-

Langfristige Finanzierung sichern Fuumlr eine langfristige und umfassende Umsetzung von SGM in die Management-prozesse (etwa Fuumlhrung Leitbild Grundordnung Lehre) und als Teil der Hochschulkultur ist es notwendig eine

heitsnahen Studiengaumlngen an Das Potenzial findet sich auch in anderen Fachdisziplinen (beispielsweise in Paumldagogik Medien und Musik) Es eignen sich auch Studien- und Ab-schlussarbeiten Studierende haben so die Moumlglichkeit ihre Bedarfe und Beduumlrfnisse zu aumluszligern Kompetenzen im Pro-jektmanagement und in der

langfristige Finanzierung zu si-chern Projektbezogene Unter-stuumltzung von internen und externen Partnerinnen und Partnern ist haumlufig Um laumlnger-fristig denken planen und handeln zu koumlnnen ist die Aus-handlung einer langfristigen Fi-nanzierung mit den Partnerin-nen und Partnern sinnvoll Ein festes Budget im Rahmen des

Forschung zu gewinnen und aktiv ihr SGM mitzugestalten Die Qualifizierung von Studierenden auf diesem Weg ist langfristig sinnvoll Es gilt jedoch die Arbeitszeit und -kraft der Studierenden wertzuschaumltzen und die Projekte durch Lehrende begleiten zu lassen

Mit Sponsorinnen und Sponsoren und Unterstuumltzerinnen und Unterstuumltzern ist vorher genau zu pruumlfen und dialogo-rientiert Transparenz daruumlber zu schaffen welchen Nutzen die Partnerinnen und Partnern sich erhoffen und welches Interesse sie in einem SGM verfolgen

Hochschuletats ist mitunter ein schwieriges Unterfangen waumlre jedoch ein anzustrebendes Ziel Hier empfiehlt es sich die Hochschulleitung fruumlhzeitig in langfristige Planungen des SGM einzubeziehen SGM in die Corporate Identity einzubinden waumlre dabei sehr hilfreich Uumlber einen Posten im Hochschulbudget sollten alle entstehenden Kosten fuumlr die operative inhaltliche Umsetzung (Koordination) sowie die geplanten Maszlignahmen gedeckt werden Einzelne Projekte koumlnnen ergaumlnzend gut von Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartnern unterschiedlicher Art (etwa Sozial-versicherungstraumlger lokale Geschaumlftsleute Ministerien Stiftungen) unterstuumltzt werden

Spezifika und Handlungsfelder Studierende stellen in vielerlei Hinsicht eine heterogene Population dar Bereits mit Blick auf die Studienaufnahme und die Studienfachwahl finden sich unter ihnen voumlllig unterschiedliche Motive (Scheller et al 2013) An die Hochschule kommen Studierende mit ganz individuellen Er-fahrungshintergruumlnden Voraussetzungen und Gewohnheiten sowie spezifischen Erwartungen und Intentionen (Henke et al 2014) Daraus ergeben sich die unter-schiedlichsten Bedarfe und Beduumlrfnisse die es bei der Planung und Gestaltung von Gesundheitsfoumlrderungsmaszlignahmen angemessen zu beruumlcksichtigen gilt Die jeweilige Studienphase (wie Studieneingang oder Pruumlfungsphase) sowie beson-dere Lebenssituationen (wie gesundheitliche Beeintraumlchtigung familiaumlre Ver-pflichtungen) erweitern diese Bedarfs- und Beduumlrfnislage um wesentliche Facet-ten Als weitere potenzielle Einflussgroumlszligen im Hinblick auf Anforderungen an Gesundheitsfoumlrderungsmaszlignahmen werden in der Literatur fuumlr Studierende nachfolgende Faktoren diskutiert Alter Geschlecht Nationalitaumlt ethnische Zugehoumlrigkeit Studienfach sowie Art des Studiums (Steptoe et al 2002 Stock et al 2003 Dunne Sommerset 2004 Wardle et al 2004)

Studierende sind nur fuumlr eine begrenzte Dauer an Hochschulen Die mittlere Gesamtstudiendauer bei Bachelorabschluumlssen betraumlgt 72 Semester die mittlere Gesamtstudiendauer fuumlr Masterabschluumlsse 113 Semester (Buschle Haumlhnel 2016) Hochschulen sehen sich daher vor der Herausforderung die Gesundheit und persoumlnliche Entwicklung von Studierenden innerhalb eines relativ kurzen Zeitrau-mes durch die Bereitstellung externer Ressourcen und die Staumlrkung interner Ressourcen nachhaltig zu foumlrdern Die kurze Verweildauer von Studierenden an der Hochschule hat zur Folge dass sich die Studierendenschaft als Endadressa-tengruppe staumlndig wandelt Von den fortlaufenden personellen Veraumlnderungen bleiben auch die studentischen Vertretungen und Hochschulgruppen nicht unbe-ruumlhrt was bei einer Zusammenarbeit beruumlcksichtigt werden sollte

Studierende koumlnnen verschiedene aufgabenabhaumlngige Rollen an der Hochschule einnehmen (Erhardt 2011) So stellt die Hochschule fuumlr Studierende im Sinne von Lehrveranstaltungsbesuchen und Pruumlfungen zunaumlchst einmal nur einen Ausbil-dungsort dar waumlhrend studentische und wissenschaftliche Hilfskraumlfte zudem in einem Beschaumlftigungsverhaumlltnis mit der Hochschule stehen Als ehrenamtliche Veranstalter extracurricularer Aktivitaumlten tragen Studierende gar auf administra-tiver Ebene zur Aufgabenerfuumlllung der Hochschule bei Studierende nutzen als Kundinnen und Kunden zudem sonstige Dienstleistungsangebote der Hochschule Die Aufgabe des studentischen Gesundheitsmanagements besteht darin den Bedarfen moumlglichst all dieser Studierendengruppierungen gerecht zu werden

Philip Bachert Projektverantwortli-cher des SGM-Projektes bdquoMyHealth Gesund studieren am KITldquo am Karlsruher Institut fuumlr Technologie

Bildungspolitisches Ziel ist es allen Studierenden die gleichen Chancen auf einen erfolgreichen Studienabschluss zu gewaumlhren Es hat sich gezeigt dass allem voran eine gelungene soziale und akademische Integration der Studieren-den in das Hochschulsystem Studien-abbruumlche verhindern kann (Braxton et al 1997) Laut Tinto (1988) muumlssen sich Studierende mit der Aufnahme eines Studiums zunaumlchst von ihren bisheri-gen Kontexten loumlsen (etwa Abkapse-lung vom Elternhaus) im Zuge des Uumlbergangs in den tertiaumlren Bildungsbe-reich eine Orientierungsphase durch-laufen (wie Knuumlpfung neuer Kontakte) um schlieszliglich vollstaumlndig in der Le-benswelt Hochschule anzukommen Die Implementierung einer Willkommens-kultur fuumlr Erstsemester scheint daher aumluszligerst sinnvoll Daruumlber hinaus sind auch nicht direkt mit den Inhalten des Studiums verbundene Aspekte wie etwa finanzielle Schwierigkeiten im Zusammenhang mit dem Studiener-folg relevant (Huumlther Kruumlcken 2016)

28 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

An dieser Stelle ergeben sich zahlreiche potenzielle Handlungsfelder fuumlr Hoch-schulen zur gesundheitsfoumlrderlichen Gestaltung von Lern- Arbeits- und Lebensbedingungen fuumlr Studierende Zu den Hauptinterventionsfeldern der Gesundheitsfoumlrderung im Setting Hochschule zaumlhlen das physische (etwa Campusgestaltung) und das soziale Umfeld (etwa soziale Unterstuumltzung durch Peers) das Arbeits- und Lernum-feld (etwa Zugaumlnglichkeit von Pflichtver-anstaltungen) der Dienstleistungssektor (etwa Gesundheitssportangebote) sowie die Individuumsebene (AGH 2012) Verhaltensbezogene Maszlignah-men orientieren sich in erster Linie an den klassischen Public-Health-Betaumlti-gungsfeldern Bewegungsfoumlrderung Stressbewaumlltigung Ernaumlhrungs- und Gesundheitskompetenzbildung Sucht-mittelpraumlvention Sexualaufklaumlrung und Praumlsentismusvermeidung Dane-ben spielen zielgruppenspezifische Angebote im Bereich der Lernberatung des Schluumlsselqualifikationserwerbs und mit Blick auf Vereinbarkeit von Studium Einkommenserwerb und Privatleben eine nicht unwesentliche Rolle Gerade letzteren kommt eine hohe Bedeutung zu da Mehrfachbelastungen und die damit verbundene Beanspruchung haumlufig zu Beeintraumlchtigungen der Studierfaumlhigkeit und der eigenen Ge-sundheit fuumlhren (Hurst et al 2013) Uumlberdies haben Qualitaumltsaspekte des Studiengangs wie beispielsweise die Betreuungssituation und Ausstat-tungsmerkmale sowie allem voran die

Organisation und Qualitaumlt der Lehre einen maszliggeblichen Einfluss auf die Gesundheit von Studierenden (Winter 2011) Bemuumlhungen die auf die Verbes-serung der Studien- und Pruumlfungsor-ganisation abzielen sollte daher beson-deres Augenmerk zuteilwerden

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Fachbereiche mit Gesundheitsbezug koumlnnen

einem SGM wichtige Impulse verleihen

Henning Blumenroth Wissenschaftli-cher Mitarbeiter des Hochschulsports an der Goethe Universitaumlt Frankfurt am Main und von 2015 bis 2018 Projektkoordina-tor des SGM an der TU Kaiserslautern

Schnittstellen bei der Entwicklung und Umsetzung eines SGM an Hoch-schulen Schnittstellen sind eine in-haltliche Verbindung zwischen zwei oder mehreren Organisationseinheiten Bei dem Querschnittsthema Gesundheit an Hochschulen zeigt sich dass viele verschiedene Organisationseinheiten Schnittmengen im Gesundheitsmanage-ment insbesondere fuumlr Studierende haben Unabhaumlngig von der Verortung des SGM spielt die Vernetzung zwischen den Schnittstellen eine entscheidende Rolle fuumlr das Gelingen eines SGM Diese am jeweiligen Standort zu identifizieren und gewinnbringend einzubinden ist bei dem Aufbau eines SGM empfehlenswert

Doch was sind die Schnittstellen inner-halb der Hochschule die fuumlr ein SGM relevant sind Manche Schnitt-stellen sind eher relevant fuumlr verhaumlltnispraumlventive Schritte andere eher fuumlr Maszlignahmen

Beduumlrfnisse aus dem SGM abgeleitet werden In manchen Hochschulen ist die Organisationsentwicklung Teilaufgabe der Personalentwicklung oder im strate-gischen Entwicklungsplan aufgegriffen

Die Ausgestaltung von Studiengaumlngen insbesondere die Gestaltung der Studi-enordnungen Curricula oder Pruumlfungs-angelegenheiten kann einen groszligen Einfluss auf die Gesundheit der Studie-renden haben

Forschung und Lehre in Fachbereichen mit Gesundheitsbezug koumlnnen sowohl einem SGM wichtige Impulse verleihen und mit der Expertise vor Ort professio-nell unterstuumltzen als auch das SGM als Forschungsfeld nutzen Dies kann zum Beispiel in Form von Studienarbeiten

tenspraumlventiven Maszlignahmenebene eine wichtige Rolle spielen etwa durch Be-ratungen zum Lernmanagement oder durch eine psychologische Beratungs-stelle Beratungsangebote koumlnnen auch verhaumlltnisorientiert in das SGM einflieszligen wenn die Einzelberatungsinhalte sys-tematisch ausgewertet und Schlussfol-gerungen der Analysen in die Umset-zung von SGM einbezogen werden

Sport und Bewegung ist ein Schnittstellenaspekt der haumlufig auf der verhaltenspraumlventiven

auf der Verhaltensebene Die Maszlignahmenebene vom Hoch-folgenden Schnittstellenthemen schulsport betreut wird jedoch sind in der Regel in verschiede- auch Einfluss auf die Verhaumlltnis-nen Organisationseinheiten an der Hochschule bereits angesie-delt und sollten bei der Entwick-lung eines SGM mitgedacht werden Die jeweils handelnden Akteu-rinnen und Akteure koumlnnen wichtige Partner oder selbst Teil des SGM an einer Hochschule sein

Relevante Schnittstellen In der Orga-nisationsentwicklung werden Entwick-lungs- und Veraumlnderungsprozesse in-nerhalb der Hochschulen eingeleitet die sowohl das Thema Studierendenge-sundheit beeinflussen als auch durch

oder Studienleistungen im Projektma-nagement uumlber Bachelor- und Master-arbeiten bis hin zu Promotionen im SGM geschehen

In der Regel gibt es an Hochschulen verschiedene Beratungsleistungen und gesundheitsfoumlrderliche Angebote die von unterschiedlichen Organisationsein-heiten angeboten werden Das Thema Beratung kann im SGM auf der verhal-

se der Hochschule haben kann

Die Entwicklung von Kompeten-zen oder persoumlnliche Weiterbil-

dung auszligerhalb der fachbezogenen Inhalte des Studiums koumlnnen im Rahmen einer Entwicklung der Gesundheits-kompetenz einen groszligen Stellenwert innerhalb des SGM einnehmen

Fuumlr das Thema Nachhaltigkeit insbe-sondere der sozialen Nachhaltigkeit ergeben sich eine Vielzahl von Uumlber-schneidungspunkten mit dem SGM

30 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Gleichstellung ist in Hochschulen immer ein relevantes Schnittstellent hema und wird in der Regel haumlufig organisationell mit Familienfoumlrderung zusammenge-fasst Einige Hochschulen haben das Zertifikat bdquofamiliengerechte Hochschuleldquo erworben dessen Inhalte das SGM ergaumlnzen

Diese Schnittstellen stellen eine Samm-lung dahingehend dar welche inhaltli-chen Uumlberschneidungspunkte mit Themen des SGM an den Hochschulen existieren Auf dieser Basis laumlsst sich eine Analyse vor Ort vornehmen um bei der Ausgestaltung des SGM bereits bestehende Aktivitaumlten und Angebote zu beruumlcksichtigen und gegebenen-falls einzubeziehen Die genannten Schnittstellent hemen sind jedoch nicht immer eindeutig einzelnen Organisati-onseinheiten an einer Hochschule zuzu-ordnen Eine Stakeholder -Analyse ist daher bei der Entwicklung eines SGM sinnvoll um wichtige Akteurinnen und Akteure am eigenen Standort identifi-zieren zu koumlnnen Diese sind sowohl in hauptamtlicher als auch in studenti-scher Funktion vor Ort aktiv und koumlnnen einen Beitrag zum SGM leisten Die fol-gende Aufstellung bietet einen Uumlber-blick daruumlber welche Akteurinnen und Akteure in der Hochschullandschaft aktuell an SGM mitwirken Die Auflistung in alphabetischer Reihenfolge stellt einen

Uumlberblick dar und erhebt keinen Anspruch auf Vollstaumlndigkeit Fuumlr eine detailliertere Auseinandersetzung mit einzelnen Akteurinnen und Akteuren siehe Seite 23 bdquoVeror-tung und Akteurinnen und Akteure des SGMldquo

bull AStA bull Bauabteilung bull Beauftragte fuumlr Gleichstellung Inklusion Diversity bull Beauftragte fuumlr Studierende mit Behinderung oder chronischer Erkrankung bull BGM bull Buumlro fuumlr Internationale Angelegenheiten bull Career Center bull Familienbuumlro bull Gesundheitswissenschaften Psychologie und Sportwissenschaft (SGM als

Forschungsfeld) bull Hochschulkommunikation bull Hochschulleitung bull Hochschulsport bull Nachhaltigkeitsbuumlro bull Organisationsentwicklung bull Personalentwicklung bull Psychologische BeratungsstelleSuchtberatung bull Sprecherinnen und Sprecher der Fakultaumltskonferenz bull Studiengangskoordinatorinnen und -koordinatorenStudiengangsmanagerin-

nen und Studiengangsmanager bull StudierendenparlamentStudierendenrat bull StudierendenwerkMensa bull Vertreterinnen und Vertreter der Fachschaften bull Zentrale Studienberatung bull Zentrum fuumlr Schluumlsselqualifikationen

Weitere Akteurinnen und Akteure die ihren Aufgabenschwerpunkt klar im BGM verortet haben aber durchaus auch einbezogen werden koumlnnen sind

bull Abteilung fuumlr Arbeitsschutz bull Betriebsaumlrztlicher Dienst bull Jugend- und Auszubildendenvertretung bull Mitarbeiter- und Konfliktberatung bull Personalraumlte (Gesamt- und Teilpersonalraumlte) bull Schwerbehindertenvertretung

5 Theorie und Praxis Was ist bei der Umsetzung zu bedenken

Planung Planung ist das A und O denn sie entscheidet uumlber den erfolgreichen Verlauf eines Projektvorhabens und haumlufig auch uumlber den Grad der Zufriedenheit der Mitwirkenden am Projekt selbst Sie bezieht sich auf alle Phasen des Public Health Action Cycles also auf Analyse Interventionsplanung Intervention und Evaluation (Rosenbrock 1995) (siehe Seite 36 bdquoAnalyseldquo Seite 38 bdquoInterventionsplanungldquo Seite 39 bdquoInterventionen und Maszlignahmenldquo und Seite 42 bdquoEvaluationldquo)

Zum Standard einer Projektumsetzung gehoumlrt es ein Gremium zu bilden das sich auf die Projektziele bdquocommittedldquo und mit entsprechender Entscheidungskompetenz ausgestattet ist Mit bdquoCommitmentldquo ist hier gemeint sich gemeinschaftlich auf Ziele zu einigen und sich verbindlich zum Projekt zu bekennen Dies bedeutet auch sich auf die Art und Weise der Zusammenarbeit zu verstaumlndigen zum Beispiel loumlsungs-orientiert loyal und kooperativ miteinander umzugehen und die Form des Umgangs mit auftretenden Schwierigkeiten und Konflikten abzustimmen

In das Gremium sollten Akteurinnen und Akteure verschiedener Statusgruppen einbezogen werden wie zum Beispiel Studierende und deren Vertreterinnen und Vertreter Lehrende und auch Personen in Leitungspositionen (siehe Seite 23 bdquoVer-ortung und Akteurinnen und Akteure des SGMldquo)

Die aktive und bewusste Beteiligung und Partizipation der Zielgruppe sprich der Studierenden sollte von Anfang an mitgedacht werden Um SGM erfolgreich um-zusetzen und Studierende wirklich fuumlr das Thema zu begeistern sollten ihnen Gestaltungsspielraumlume eroumlffnet werden Daher sollten Studierende und ihre Ver-tretungen in alle Prozesse Entscheidungen Arbeitsgruppen und Gremien die SGM betreffen einbezogen werden Echte Partizipation kann eine Identifikation mit dem SGM unterstuumltzen und positive Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden wahrscheinlicher machen Gerade der direkte Blick der Studie-renden oder deren Vertretungen auf den Alltag und deren Wissen um ganz konkrete und dringende Fragestellungen und Probleme sind von Anfang an unverzichtbar (siehe Seite 45 bdquoPartizipationldquo)

Im Projektverlauf aumlndern sich nicht selten Aufgaben- und Rollenverteilung Sie sollten deshalb immer wieder hinterfragt werden Sind die Aufgaben Verant-wortlichkeiten und Rollen klar definiert Wer uumlbernimmt was bis wann Zur Aufgaben- und Rollenverteilung gehoumlrt auch erreichte Ziele in den Gremiums-sitzungen meilensteinartig darzustellen und zu wuumlrdigen sowie Huumlrden und Problemstellungen gemeinsam zu reflektieren

Sabine Koumlnig Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Ines Niemeyer Freie Mitarbeiterin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Dr Brigitte Steinke Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

32 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Ein Zielfindungsworkshop foumlrdert das Commitment

der Projektbeteiligten

In der Eingangsphase des Projektes ndash und dieser Schritt ist keinesfalls ersetzbar ndash gilt es uumlbergeordnete Ziele im Einver-nehmen aller zu finden und zu definieren Durch das Festlegen von Zielen wird klar definiert was erreicht werden soll und kann Auszligerdem dienen festgelegte Ziele als Kriterien fuumlr die Evaluation Gerade dieser erste Schritt erweist sich in der Umsetzung wie in betrieblichen Kontexten auch als schwierig In der Praxis hat sich ein Zielfindungsworkshop bewaumlhrt Manche Projektgruppen entscheiden sich fuumlr Tagesworkshops oder nehmen sich gar eineinhalb bis zwei Tage Zeit Dies ist gut investierte Zeit in das Gesamtprojekt und das Commitment der Projektbeteiligten

Ziele und deren Kennzahlen sollten moumlglichst prozessbezogen beziehungsweise ergebnisbezogen formuliert sein Seibold et al (2010) verweisen dabei auch auf die Unterscheidung von langfristigen Oberzielen und kurz- oder mittelfristigen Unter-zielen Das hat fuumlr die praktische Planung und Umsetzung direkte Auswirkungen Langfristige Ziele koumlnnten zum Beispiel sein Bekanntheitsgrad des Themas in der Hochschule Beteiligungsquote an Maszlignahmen oder geringeres Stress-empfinden in Pruumlfungsphasen der Studierenden

Prozessbezogene Ziele koumlnnten sich auf die Umsetzung also zum Beispiel auf das Einbeziehen von Schluumlsselakteurinnen und -akteuren oder die Umsetzung von Interventionen beziehen oder auf die Zielgruppenerrei-chung zum Beispiel die Akzep-tanz der Interventionen

Ergebnisorientierte Ziele sind zum Beispiel die Zunahme von Gesundheitswissen und gesundheitsfoumlrderlichem Verhalten der Studierenden oder auch strukturelle Veraumlnderungen in Pruumlfungsablaumlufen

Grundsaumltzlich sollten festgelegte Ziele SMART-Kriterien erfuumlllen Sie sollten spezifisch messbar attraktiv realistisch und ter-minorientiert sein

Abgeleitete Ziele und Zielaspekte orientieren sich an einzel-nen Gruppen von Studierenden Beispielsweise laumlsst sich nach sportlich aktiven Studierenden und sportlich inaktiven Studierenden unterscheiden oder danach ob sich Studierende bereits mit ihrer Gesundheit befassen beziehungsweise dieses noch nicht tun (Seibold et al 2010)

Man kann zwischen Faumlchergruppen dem Geschlecht oder der Studienart (Vollzeit- oder Teilzeitstudium) unterscheiden nach Studieneingangs- beziehungsweise Studienausgangs-phase nach Semesterphasen mit Semesterferien oder mit Pruumlfungsschwerpunkten

Insofern ist der geplante Zeitpunkt einer Maszlignahme relevant fuumlr deren Beteiligungserfolg und die Wirksamkeit Es sollte durchdacht werden wann welches Thema gesetzt wird Bei-spielsweise koumlnnte zu Beginn des Studiums bei der Zielgrup-pe der Erstsemester das Thema bdquoOrientierung im Studiumldquo gesetzt werden vor Pruumlfungsphasen lohnt es das Thema Stressbewaumlltigung anzubieten Fuumlr Studierende die kurz vor dem Abschluss stehen koumlnnte das Thema Berufswahl interessant sein

In der Realitaumlt kommt es auch vor dass zum Beispiel durch Semesterzyklen Leerlauf im Projekt entsteht Es ist wichtig sich dessen bewusst zu wer-den und sinnvoll die zeitunab-haumlngigen Aufgaben im Projekt fuumlr solche Phasen einzuplanen

Sind Ziele und Zielgruppe defi-niert geht es darum saumlchliche personelle und finanzielle Mittel den einzelnen Schritten zur Zielerreichung zuzuord-nen Dies setzt natuumlrlich voraus dass man eine grundsaumltz-liche Mittelplanung bei der Einwerbung beziehungsweise Beantragung des Projektes vorgenommen hat (siehe Seite 25 bdquoFinanzielle und personelle Ressourcenldquo)

33

Was entscheidet uumlber den Erfolg der Planungsphase Ein erster Schritt zu Beginn eines Projektes besteht immer darin zunaumlchst zu ermitteln was es bereits an Strukturen Einrich-tungen Maszlignahmen Angeboten Dokumenten oder Weiterem im Umfeld zum Projektthema gibt Als Methode eignet sich hier beispielsweise ein Mindmap Anschlieszligend gilt es die Ergebnisse dahingehend zu bewerten inwiefern sie fuumlr einen erfolgreichen Projektablauf nuumltzlich sein koumlnnten (siehe Seite 29 bdquoSchnittstellenldquo) In diesem Kontext sollte auch betrach-tet werden welche sozialen oumlkologischen oumlkonomischen oder kulturellen Aspekte damit verbunden sind

Damit geplante Ziele und Interventionen von der Zielgruppe angenommen werden muumlssen diese attraktiv gestaltet sein Dazu ist es sinnvoll gemeinsam mit Studierenden interessante Themen und Methoden zu waumlhlen beispielsweise Interventi-onen an Orten an denen sich Studierende oft aufhalten die gut zu erreichen sind und zu passenden Uhrzeiten angeboten werden Auch Schnupper- oder Kompaktangebote koumlnnen dazu geeignet sein Das Erfolgspotenzial der Interventionen kann erhoumlht werden wenn bereits in der Planungsphase niedrigschwellige Zugangswege beruumlcksichtigt werden wie eine Ausstellung zum Thema ein Barcamp oder Aktionen auf dem Campus die auf Themen oder Interventionen aufmerksam machen

Wie immer kommt es auf die Form der Kommunikation und die Ansprache der Zielgruppe an In einer Werkstatt zum SGM haben Studierende Aspekte speziell dazu erarbeitet wie eine adaumlquate Kommunikation in die Studierendenschaft hinein gestaltet werden kann (siehe Siehe 16 bdquoKommunikationldquo)

Fuumlr die Ansprache der Studierenden sollten saumlmtliche Kanaumlle genutzt werden dabei immer passend wohl dosiert und fokus-siert auf das gewaumlhlte Medium und die jeweilige Information Dazu zaumlhlen beispielsweise das Internet Social Media Plakate Flyer und natuumlrlich auch die Face-to-Face-Kommunikation

Sind Studierende als Multiplikatorinnen Multiplikatoren und Botschafterinnen und Botschafter aktiv erleichtert das den Zugang zur Zielgruppe vor allem durch eine Face-to-Face-Kommunikation auf Augenhoumlhe (siehe TK LVG amp AFS 2018)

Erfahrungen zeigen dass es sinnvoll sein kann das Thema Gesundheit mit anderen Themen zu verknuumlpfen welche die Zielgruppe der Studierenden in ihrer Lebensphase besonders ansprechen und damit den Blick auf das Thema Gesundheit zu erweitern SGM-Projekte sind oft mit einem Logo oder einem Slogan verbunden der die Studierenden anspricht und breit und marketingwirksam bewirbt (siehe TK LVG amp AFS 2018)

Unvorhergesehenes im Projekt Eine Planung geht eigent-lich nur richtig gut auf wenn die Akteurinnen und Akteure des Projektes in der Lage sind mit Unvorhergesehenem adaumlquat umzugehen und Plaumlne flexibel an sich aumlndernde Gegeben-heiten anzupassen Das kann bedeuten Zielaspekte zu aumlndern oder anzupassen und sich von liebgewonnenen Gewohnheiten zu trennen

Literatur Rosenbrock R (1995) Public Health als soziale Innovation Gesundheitswesen (57) 140-144

Seibold C Loss J Nagel E (2010) Gesunde Lebenswelt Hoch-schule Ein Praxishandbuch fuumlr den Weg zur Gesunden Hochschu-le Techniker Krankenkasse (Hrsg) Veroumlffentlichungen zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement der TK Bd 23 Hamburg

TK ndash Techniker Krankenkasse LVG amp AFS ndash Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen (Hrsg) (2018) Gesundheitsmanagement fuumlr Studierende duz spezial Berlin Unter wwwgesundheitsfoerdern-de-hochschulendeInhalteO1_StartseiteduzSpecial_ M03_TK_230318pdf Zugegriffen 1892018

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ldquo

34 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Einfuumlhrung in den Public Health Action Cycle Eine Systematik zur Projektpla-nung fuumlr das Gesundheitsmanagement fuumlr Studierende an Hochschulen bietet der sogenannte bdquoPublic Health Action Cycleldquo der den Aktionsprogrammen der Weltgesundheitsorganisation und vielen weiteren gesundheitsbezogenen Projek-ten zugrunde liegt ndash so auch den Aktivi-taumlten des Netzwerks bdquoHealth Promoting Universitiesldquo

Dieser Zyklus gliedert sich in vier auf-einander folgende Schritte Der erste Schritt ist die Definition und Bestim-mung des zu bearbeitenden Problems (siehe Seite 36 bdquoAnalyseldquo) dem die Konzipierung und Festlegung einer zur Problembearbeitung geeignet erschei-nenden Strategie oder Maszlignahme folgt (siehe Seite 38 bdquoInterventionspla-nungldquo) Im dritten Schritt werden dann die Interventionen implementiert (Interventionsumsetzung) um im ab-schlieszligenden Schritt die durch die Inter-

PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Leiter des AB Public Health an der Freien Uni versitaumlt Berlin und verschiedener Projekte zur Gesundheitsberichterstat tung bei Studierenden sowie zum Studentischen Gesundheitsmanage-ment

Tino Lesener Wissenschaftlicher Mitarbeiter im SGM-Projekt bdquoHealthy Campus Freie Universitaumlt Berlin Gesund studieren

ventionen erzielten Wirkungen abzu-schaumltzen (siehe Seite 42 bdquoEvaluationldquo) Sollte das eingangs definierte Pro-blem nicht oder nur in Teilen geloumlst worden oder die Loumlsung mit uner-wuumlnschten Neben- beziehungsweise Folgewirkungen verbunden sein koumlnnten diese zum Gegenstand ei-nes neuen Durchlaufs dieses Zyklus fuumlhren

Im ersten Schritt ndash der Analyse ndash wird die gesundheitliche Situation der Studierenden an Hochschulen analysiert Hier gibt es verschiedene Ansaumltze die sich in ihrer Systematik unterscheiden Ausgangspunkte koumlnnen zum Beispiel Fokus-gruppen in einem Studienfach oder aber Statistiken uumlber die Inanspruchnahme hochschuleigener Beratungsangebote sein Da hier jeweils nur eine Auswahl Studierender beteiligt wird sind hier Erhebungsstrategien zu empfehlen die im Idealfall allen Studierenden einer Hochschule die Moumlglichkeit bieten Angaben zu ihrem Gesundheitszustand beziehungsweise zu ihrem Gesundheitsverhalten zu machen

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Analyse

Intervention

Interventionsplanung Evaluation

Sichtbar werden dabei in der Regel ver-schiedene Problembereiche die nach-einander bearbeitet werden sollten Im zweiten Schritt ndash der Interventionspla-nung ndash gilt es die identifizierten Proble-me zu priorisieren die Adressatengrup-pe fuumlr Interventionen zu bestimmen und Maszlignahmen auszuwaumlhlen die geeignet sind das jeweilige Problem zu loumlsen

Im dritten Schritt ndash der Intervention ndash gilt es die Maszlignahmen umzusetzen und deren Implementation zu begleiten Auch gute Plaumlne koumlnnen selten ohne

Abstriche umgesetzt werden Hier gilt es jeweils abzuschaumlt-zen ob diese den Interventionserfolg gefaumlhrden um dann die Plaumlne so zu modifizieren dass sie dennoch zielfuumlhrend bleiben

Im abschlieszligenden vierten Schritt ndash der Evaluation ndash wird im Rahmen einer Prozess- und Ergebnisevaluation beurteilt in-wieweit das eingangs definierte Problem behoben werden konnte War die Intervention erfolgreich und ohne uner-wuumlnschte Folge- und Nebenwirkungen so kann ein neues Problem bearbeitet werden Fiel der Erfolg geringer als ge-wuumlnscht aus koumlnnen die Maszlignahmen neu ausgerichtet werden und einen neuen Durchlauf des Zyklus anstoszligen

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36 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Analyse Um festzustellen wie gut der Gesundheitszustand von Studierenden einer Hochschule ist wo sich die Studie-renden wohlfuumlhlen und wo sie gesund-heitliche Einbuszligen berichten ist eine Analyse hilfreich Mit dieser kann dann bestimmt werden wo Interventionen sinnvoll und notwendig sind und wie sie sich zielfuumlhrend und gewinnbringend gestalten lassen Hier helfen drei Fragen

1) Wer berichtet eine gute Gesundheit und wer gesundheitliche Einbuszligen

2) Was verursacht das Wohl- oder Miss-befinden und was erhaumllt es aufrecht

3) Wo besteht Veraumlnderungsbedarf

Diese Fragen koumlnnen in einer Bestands-aufnahme adressiert werden fuumlr die unterschiedliche Erhebungsverfahren eingesetzt werden koumlnnen Vorgestellt werden hier Befragungen Fokusgruppen Experteninterviews und Netzwerkana-lysen in ihren bevorzugten Anwen-dungskontexten

Online- und Offline-Befragungen Uumlber die Verbreitung und Verteilung von Gesundheitsrisiken und -chancen verbunden mit der Moumlglichkeit Ursa-chen Folgen sowie krankheitsassozi-ierte Faktoren aufzudecken informieren flaumlchendeckende Erhebungen bei Stu-dierenden einer Hochschule oder einer Region Hochschulbezogene Befragun-gen wie zum Beispiel der University Health Report an der Freien Universitaumlt Berlin oder der TU Kaiserslautern sowie die bundesweite Befragung zur Gesund-heit Studierender in Deutschland 2017 buumlndeln demografische Merkmale po-sitive und negative Gesundheitsindika-toren Ressourcen und Anforderungen der Studiensituation sowie das Gesund-heitsverhalten Damit stehen neben lokalen Daten auch hochschuluumlbergrei-fende Referenzwerte zur Verfuumlgung Mit gleicher Instrumentierung lassen sich diese an der eigenen Hochschule reproduzieren und somit in einem Wertevergleich Handlungsbedarf fest-stellen Die breite Instrumentierung er-laubt es mit Gesundheitsrisiken assozi-ierte Faktoren aufzudecken und fuumlr Interventionen zugaumlnglich zu machen So wird dann beispielsweise nicht nur das Stresserleben Studierender zum Thema sondern auch damit assoziierte Merkmale der Studiensituation wie zum Beispiel der Zeitaufwand fuumlr das Studi-um die Pruumlfungslast oder der wahrge-nommene Zeitdruck Bei wiederholten

PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Leiter des AB Public Health an der Freien Uni versitaumlt Berlin und verschiedener Projekte zur Gesundheitsberichterstat tung bei Studierenden sowie zum Studentischen Gesundheitsmanage-ment

Christine Wolter Wissenschaftliche Mitarbeiterin im SGM-Projekt bdquoHealthy Campus Freie Universitaumlt Berlin Gesund studieren

Befragungen (Zwei-Jahresintervall) las-sen sich auch Trends und Veraumlnderun-gen feststellen um Fehlentwicklungen fruumlhzeitig zu erkennen und abzustellen

Fokusgruppen Fokusgruppen sind an Leitfragen orientierte moderierte Dis-kussionen mehrerer Studierender (sechs bis zwoumllf) zu einem gesundheitsbezo-genen Thema (siehe Seite 56 bdquoAnlage 1IVldquo) Dabei steht die Sichtweise und Bewertung eines Themas durch die Gruppe der Teilnehmenden im Vorder-grund Durch das Aufeinandertreffen auch kontroverser Ansichten erhoffen sich die Durchfuumlhrenden ein vertieftes Verstaumlndnis des Themas Fokusgruppen wurden bislang zum studentischen

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Gesundheitsmanagement eingesetzt um Themen rund um die Gesundheit Studierender (Ernaumlhrung Bewegung) oder die Organisation eines SGM an der Hochschule zu ergruumlnden Der besonde-re Wert der Fokusgruppen liegt darin aus studentischer Perspektive eine Viel-zahl an Vorschlaumlgen zur Loumlsung eines Problems zu sammeln

Expertinnen- und Experteninterviews Interviews mit Personen die aufgrund ihres Status oder ihrer Funktion in Bezug auf ein Thema uumlber ein besonderes (Uumlberblicks-)Wissen uumlber Erfahrungen oder uumlber einen privilegierten Zugang zu Informationen verfuumlgen werden als Expertinnen- und Experteninterviews bezeichnet Fuumlr ein studentisches Ge-sundheitsmanagement sind dies in erster Linie die Studierenden selbst die neben ihrem eigenen Wissen und ihren Erfahrungen auch die von Mitstudie-renden einbringen koumlnnen Wenn sie zusaumltzlich in Hochschulstrukturen ein-gebunden sind (wie Fachschaft Aus-bildungskommissionen) verfuumlgen sie daruumlber hinaus aufgrund ihres Engage-ments uumlber einen privilegierten Zugang zu Informationen uumlber beispielsweise gesundheitliche Belastungen und Res-sourcen von Mitstudierenden oder suboptimale Studienbedingungen Wei-tere Expertinnen und Experten sind Personen die aufgrund ihrer Funktion an Schnittstellen in Lehre und Verwal-tung fuumlr Studierende zustaumlndig sind

Neben Lehrenden sind dies diejenigen die Lehrangebote planen und organi-sieren aber auch Mitarbeitende aus Serviceeinrichtungen fuumlr Studierende (Informations- und Beratungsangebo-te) Pruumlfungsbuumlros dem Hochschul-sport den Mensen Bibliotheken und so weiter Das Patchwork verschiedener Perspektiven ermoumlglicht Bereiche zu identifizieren in denen Optimierungs-potenzial besteht

Tagebuchstudien Tagebuchstudien ermoumlglichen Aussagen uumlber die Konti-nuitaumlt und Regelmaumlszligigkeit von Er-eig-nissenSituationen und geben ei-nen differenzierten Einblick in Abfolgen von Ereignissen und Befinden Kalenda-rische Tagebucheintraumlge zur Zeitver-wendung von Studierenden geben einen guten Einblick in das Ausmaszlig und die Verteilung studienbezogener Arbeiten uumlber Tage und Wochen Ergaumlnzt um Angaben zum Stresserleben in einer Woche laumlsst sich dieses mit vorherge-henden Aktivitaumlten in Verbindung bringen Themen von Tagebuchstudien mit Studierenden sind zum Beispiel Substanzkonsum in Folge von Studien-leistungen Emotionen und deren Regulation in Lern- und Leistungssitu-ationen das Studierverhalten sowie Stresserleben und Snacken

Netzwerkanalysen Die (soziale) Netz-werkanalyse ermoumlglicht die Erfassung und Analyse sozialer Beziehungen So kann zum einen das Netzwerk selbst Gegenstand sein (Groumlszlige Dichte) die Anforderungen aus dem Netzwerk (Kontaktaufbau und -pflege) es koumlnnen aber auch Konflikte und Unterstuumltzung zum Gegenstand werden Ausgehend von der Annahme dass eigene Einstel-lungen Orientierungen und Verhaltens-weisen staumlrker von Personen gepraumlgt werden mit denen man sich verbunden fuumlhlt wird die Bedeutung des Netzwerks fuumlr das Studier- und Leistungsverhalten aber auch fuumlr das Gesundheits- und Risikoverhalten (Bewegung Ernaumlhrung Substanzkonsum) hervorgehoben

Das Community Mapping oder auch Photovoice sind Erhebungsformen die visuelle Dokumentation und Erzaumlhlung miteinander verbinden zu denen es bislang noch wenige Erfahrungen in Projekten zum studentischen Gesund-heitsmanagement gibt

38 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Interventionsplanung Der Analyse schlieszligt sich in der Regel die Interventi-onsplanung an Wurde beispielsweise aus Kapazitaumlts- oder Zeitgruumlnden keine hochschuleigene Analyse durchgefuumlhrt kann auf bereits bestehende Analysen zuruumlckgegriffen werden (zum Beispiel Gruumltzmacher et al 2018 bdquoGesundheit Studierender in Deutschland 2017ldquo) Wichtig ist jedoch vor Ort qualitativ Ansatz-punkte fuumlr Interventionen zu unterlegen beispielsweise durch Fokusgruppen oder strukturierte Interviews

In vielen Settingprojekten gibt es bereits in der Analysephase kleinere Interventionen die auf das Thema aufmerksam machen wie beispielsweise ein Gesundheitstag speziell fuumlr Studierende

Bei der Planung handelt es sich nicht um einen rein formalen Akt Das ergibt sich schon allein aus der Tatsache dass hier die Weichen dafuumlr gestellt werden was im Setting genau passieren soll Es geht um die Sichtbarkeit und um die Wirksamkeit So ist die Analyse selbst bereits eine starke Intervention Sie laumlsst die Akteurinnen und Akteure des Settings aufhorchen bdquoHier passiert etwas meine Gesundheit und mein Wohlbefinden werden wichtigldquo

Wie kann man konkret vorgehen Seibold et al (2010) empfehlen in einem ersten Schritt relevante Themen aus den Analyseergebnissen abzuleiten und zu reflektieren welche Bedeutung und Wichtigkeit diese Themen in der Kulturlandschaft der Hoch-schule einnehmen Welche Zielgruppe ist betroffen Wie muss die Kommunikation aussehen um die Gruppe zu erreichen Auch ist zu bedenken ob man beispielsweise einen Studiengang anspricht oder eine darin sich befindende besonders belastete Gruppe Moumlglicherweise beziehen sich die Interventionen auch auf andere Status-gruppen die in der Lehre oder an einer Schnittstelle zu den Studierenden taumltig sind In dieser Phase werden haumlufig Fokusgruppen durchgefuumlhrt um qualitativ weitere Aspekte zu Ressourcen und Belastungen zu gewinnen (siehe Seite 56 bdquoAnlage 1IVldquo)

Daraufhin folgt eine Priorisierung der ermittelten Gesundheitsthemen und eine Definition der angestrebten Ziele (kurz- mittel- und langfristig siehe Seite 31 bdquoPlanungldquo) Mit der Priorisierung der Gesundheitsthemen ist die Definition der zu erreichenden Zielgruppen verknuumlpft Wo brennt es am meisten Welche Themen sind auch der Hochschulleitung deutlich und wo bekommt man entsprechend Ruumlckenwind Wo koumlnnen (moumlglichst schnell) sichtbare Erfolge erzielt werden (sogenannte Quick-Wins) Gibt es Strukturen und Angebote die miteingebunden werden koumlnnen

Die geplanten Interventionen koumlnnen auf verschiedenen Ebenen ansetzen wie zum Beispiel auf der Individuumsebene dem physischen oder sozialen Umfeld dem Arbeits- und Lernumfeld oder Dienstleistungssektor (siehe Seite 27 bdquoSpezifika und Handlungsfelderldquo) Sie sollten sowohl auf der Verhaumlltnis- als auch auf der Verhalten-sebene greifen und die Ebenen bestenfalls miteinander verzahnen (Altgeld und Kolip 2014) Speziell in Bezug auf die Ableitung von Maszlignahmen die die Verhaumlltnisse ange-

Sabine Koumlnig Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Ines Niemeyer Freie Mitarbeiterin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Dr Brigitte Steinke Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

hen ist es wichtig die Verantwortlichen einzuladen die fuumlr die Gestaltung der Strukturen in der Hochschule Entschei-dungsbefugnisse haben beispielsweise den Prorektoren fuumlr Studium und Lehre wenn es um die Ausgestaltung von Pruuml-fungsphasen geht

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Einen nicht unerheblichen Einfluss auf den Erfolg des Projektes haben die zur Verfuumlgung stehenden finanziellen und perso-nellen Mittel (siehe Seite 25 bdquoFinanzielle und personelle Res-sourcenldquo) Sie sind entscheidend fuumlr den Umfang der anvisier-ten Interventionen und sollten im Laufe des Projektes stetig uumlberpruumlft werden

Es hat sich bewaumlhrt Studierende zu befaumlhigen als Multiplika-torinnen und Multiplikatoren im Themenfeld Gesundheitsfoumlr-derung taumltig zu werden und das Projekt auch im Sinne der Partizipation (siehe Seite 45 bdquoPartizipationldquo) zu bereichern Mit diesem Empowerment wird die Selbstbestimmung und Eigenverantwortung der Studierenden gestaumlrkt und erhoumlht Dies wirkt an sich schon gesundheitsfoumlrderlich (Frost und Mierke 2013 Zimmermann 2000)

Im Laufe der Interventionsplanung sollten priorisierte Ziele nicht aus dem Blick geraten Ziele und Zielgruppen gilt es regelhaft zu uumlberpruumlfen und anzupassen

Literatur Altgeld T Kolip P (2014) Konzepte und Strategien der Gesundheitsfoumlrderung In Hurrelmann K Klotz T Haisch J (Hrsg) Lehrbuch Praumlvention und Gesundheitsfoumlrderung 4 Auflage Bern Verlag Hans Huber Seite 45-57

Frost B Mierke K (2013) Stresserleben und Stressbewaumlltigung bei Studierenden Funktionale und dysfunktionale Strategien und weitere Einflussvariablen Journal of Business and Media Psychology (1) 13ndash24

Gruumltzmacher J Gusy B Lesener T Sudheimer S Willige J (2018) Gesundheit Studierender in Deutschland 2017 Ein Kooperati-onsprojekt zwischen dem Deutschen Zentrum fuumlr Hochschul-und Wissenschaftsforschung der Freien Universitaumlt Berlin und der Techniker Krankenkasse Unter wwwfu-berlindege-sund-studieren Zugegriffen 20112018

Seibold C Loss J Nagel E (2010) Gesunde Lebenswelt Hochschu-le Ein Praxishandbuch fuumlr den Weg zur Gesunden Hochschule Techniker Krankenkasse (Hrsg) Veroumlffentlichungen zum Be-trieblichen Gesundheitsmanagement der TK Bd 23 Hamburg

Zimmerman BJ (2000) Self-Efficacy An Essential Motive to Learn Contemporary Educational Psychology 25 (1) 82ndash91 doiorg101006ceps19991016

Interventionen und Maszlignahmen Nachdem Interventionen und Maszlignahmen geplant wurden (siehe Seite 38 bdquoInterventi-onsplanungldquo) geht es an die Umsetzung dieser Im Folgenden werden verschiedene Beispiele fuumlr Interventionen auf verschie-denen Ebenen und in unterschiedlichen Handlungsfeldern dargestellt (siehe Seite 27 bdquoSpezifika und Handlungsfelderldquo) Idealerweise werden verhaumlltnis- und verhaltensorientierte In-terventionen miteinander verzahnt Diese sind nicht immer klar voneinander getrennt es koumlnnen sich Schnittmengen ergeben

Beispiele fuumlr verhaumlltnisorientierte Interventionen Unter verhaumlltnisorientierten Interventionen versteht man jene Inter-ventionen die sich auf die strukturelle Ebene beziehen und somit das Umfeld von Personen einschlieszligen

Physisches Umfeld An der Universitaumlt Wuppertal wurden neue Entspannungs- und Ruumlckzugsareale im Studien- und Ar-beitsumfeld geschaffen Dazu wurde beispielsweise ein Haumlngemattenpark mit Strandkoumlrben und Liegestuumlhlen zur Erholung im Freien eroumlffnet Ebenfalls wurde den Hochschul-angehoumlrigen ein Snoozle-Raum zur Verfuumlgung gestellt um sich zu entspannen oder eine kreative Auszeit vom Alltag zu nehmen Des Weiteren hat die Hochschule eine Lehrkuumlche eingerichtet in der insbesondere Studierende ernaumlhrungsspezifisches Wissen in Theorie und Praxis vermittelt bekommen (www gesundeuni-wuppertaldeangeboteentspannung-rueck zugsareale-am-grifflenberghtml)

Soziales Umfeld An der TU Kaiserslautern (TUK) koumlnnen Stu-dierende einmal pro Woche hochwertigen Kaffee an einem selbstgebauten Fahrrad-Cafeacute kaufen Dieser wird nur in Es-pressokannen serviert sodass Studierende mindestens zu zweit bestellen muumlssen und die Pause gemeinsam auf der Wiese genieszligen bdquoTo goldquo-Becher werden nicht ausgegeben Dadurch wird der soziale Austausch miteinander gefoumlrdert Das sogenannte Cafeacute TUK TUK ist inzwischen an der Univer-sitaumlt eine Institution und traumlgt zur Entschleunigung und Erholung vom Studienalltag bei

40 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Das Cafeacute TUK TUK wird bereichert durch das Angebot eines Biobauern der regionales Obst und Gemuumlse auf dem Campus verkauft (wwwcampusplusuni-kldeprojekteaspx) Auch auszligerhalb des Studienalltags ermoumlglicht die TU Kaiserslautern den Studierenden ein soziales Miteinander Einmal pro Sommersemester wird in der Phase mit hohem Pruumlfungs-stress ein OpenStage organisiert Studierende koumlnnen dort bewusst auf andere Gedanken kommen und gemeinsam mit ihren Kommilitonen einen Abend verbringen Studierende ge-stalten fuumlr Studierende selbst das Programm (wwwcampus-plusuni-kldeeventsaspx)

Arbeits- und Lernumfeld Eines der Ziele des SGM am KIT besteht in der Etablierung einer bewegungsfreundlichen Lehr- und Lernkultur In diesem Zusammenhang wurden in Kooperation mit der Bibliothek des KIT mobile Schreib-tischaufsteller angeschafft die von Studierenden ausgelie-hen werden koumlnnen um so das Lernen im Stehen zu ermoumlg-lichen Des Weiteren wurde ein Campusplan angefertigt auf dem alle fuumlr Studierende zugaumlnglichen Steharbeitsplaumltze ersichtlich sind (wwwsportkiteduhochschulsportactivi-tykitphp)

Dienstleistungssektor Das Studierendenwerk der Universitaumlt Bonn bietet in der bdquoHealthy Campus Bonn Wocheldquo in Zusam-menarbeit mit dem Institut fuumlr Ernaumlhrungs- und Lebensmit-telwissenschaften ein ausgewogenes Healthy Campus Menuuml in allen Mensen der Universitaumlt an (wwwuni-bonnde einrichtungenpe-karrierehealthy_campus_bonnhealthy- campus-bonn-woche)

Eine Arbeitsgemeinschaft aus 57 unabhaumlngigen Studieren-denwerken hat das Projekt bdquomensaVitalldquo initiiert welches zum Beispiel an der Universitaumlt Paderborn und der Hochschule Fulda umgesetzt wird bdquomensaVitalldquo steht fuumlr frische aus-gewogene und zeitgemaumlszlige Speisen Es werden frische Kraumluter statt Wuumlrzmischungen verwendet und eine vitaminschonende und fettarme Zubereitung gewaumlhrleistet unter anderem dadurch dass auf frittierte und panierte Speisen verzichtet wird bdquomensaVitalldquo zeigt dass gesunde Ernaumlhrung lecker ist (wwwstudierendenwerk-pbdegastronomieweitere- angebotemensavital)

Individuelle Ebene An der TU Ilmenau wurde im Winterse-mester 201718 das Projekt bdquoSchritt fuumlr Schritt fitldquo ins Leben gerufen Ziel des Projektes ist es die Gesundheit der Men-schen in ihrem taumlglichen Umfeld zu foumlrdern die individuellen Ressourcen zu staumlrken und einen Risikofaktor der heutigen bdquoSitzgesellschaftldquo die mangelnde Bewegung abzubauen bdquoSchritt fuumlr Schritt fitldquo soll durch gezielt gesetzte visuelle Reize zu mehr Bewegung und koumlrperlicher Aktivitaumlt animie-ren Treppenaufkleber mit Spruumlchen wie bdquoGesuumlnder leben hellip Rezeptfrei hier im Treppenhausldquo oder bdquoHier entlang hellip fuumlr Fit-ness und Wohlbefindenldquo wollen zeigen dass schon wenige Schritte mehr am Tag einen wichtigen Beitrag zu mehr Gesund-heit leisten koumlnnen (wwwtu-ilmenaudeensfsf)

Strukturelle Ebene An der TU Kaiserslautern besteht ein Gremium bdquoStudierendengesundheitldquo Es setzt sich aus stu-dentischen Vertretern der Fachschaften des Studierenden-parlamentes des AStAs des SGM-Teams und hauptamtlichen Vertretern der Universitaumlt (psychologische Beratungsstelle BGM et cetera) zusammen Einmal im Semester informiert das SGM-Team das Gremium bdquoStudierendengesundheitldquo uumlber aktuelle Maszlignahmen und Themen Im Rahmen dieser Sitzun-gen werden Projektplaumlne gesundheitsrelevante Themen und anstehende Maszlignahmen diskutiert (wwwcampusplus uni-kldestudierendengesundheitaspx)

An der Universitaumlt Wuppertal gibt es die Service- und Bera-tungsstelle fuumlr Gesundheit bdquoBUWbewegtldquo Das ist eine zentra-le Anlaufstelle fuumlr alle Angehoumlrigen der Hochschule Es geht beispielsweise um Gesundheitsangebote Aktionen Bera-tung fuumlr Gesundheit Familie und mehr (wwwgesundeuni- wuppertaldewir-stellen-uns-vorhtml)

Beispiele fuumlr verhaltensorientierte Interventionen Unter verhaltensorientierten Interventionen versteht man Interventi-onen die sich auf die individuelle Ebene einer Person beziehen und an deren Verhalten ansetzen

Bewegungsfoumlrderung An verschiedenen Hochschulen koumlnnen Dozentinnen und Dozenten fuumlr ihre Vorlesung einen Pausenexpress buchen Eine Trainerin oder ein Trainer kommt daraufhin in die Vorlesung und fuumlhrt eine viertel Stunde lang Uumlbungen mit der Studierendengruppe durch (zum Beispiel wwwhochschulsportrwth-aachendecmsHSZSport Sportangebot~njofStudierenden-Pausenexpress)

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Die Universitaumlt Goumlttingen hat kostenfreie Angebote zur Bewe-gungsfoumlrderung der Studierenden geschaffen Es werden zum Beispiel Yoga in der Mittagspause Ruumlckenkurse Laufkurse Outdoortraining Mountainbiketouren et cetera angeboten zu denen sich die Studierenden online anmelden koumlnnen (wwwhealthycampus-goettingendeactivitieskursange-bot-2)

An der PH Heidelberg ist im Rahmen des SGM das Projekt bdquoKopfstehenldquo implementiert worden Es geht speziell um die Reduzierung sitzenden Verhaltens Studierender im Hoch-schulkontext ndash bdquoKopf-Stehenldquo Dafuumlr wurde zum Beispiel ein Stehlabor entwickelt bewegungsaktivierende Filme mit Dozie-renden in Vorlesungen und Seminaren gedreht und Studieren-de zu bdquoSitz-Steh-Bewegungsberaterinnenldquo weitergebildet (wwwph-heidelbergdekopf-stehenhtml)

Stressbewaumlltigung Die HTWK Leipzig integriert das Stress-bewaumlltigungsprogramm TK-MentalStrategien in die Lehre Fuumlr die Teilnahme an diesem Programm erhalten Studierende ECTS-Punkte Auch weitere Lehrveranstaltungen die auf die Gesundheitsfoumlrderung der Studierenden abzielen werden mit ECTS-Punkten versehen (wwwhtwk-leipzigdelebenund-du-somach-nen-punkt)

Ernaumlhrungs- und Gesundheitskompetenzbildung An der Georg- August- Universitaumlt Goumlttingen gibt es Kochkurse sowie Seminare und Workshops zum Thema (gesunde) Ernaumlhrung an denen die Studierenden kostenfrei teilnehmen koumlnnen (wwwhealthycampus-goettingendeactivitieskochen)

Schluumlsselqualifikationserwerb Das bdquohealthy Campus Pro-jektldquo der Universitaumlt Goumlttingen bietet ein Zertifikatsprogramm zum Thema Gesundheitskompetenz an In diesem koumlnnen Studierende Seminare zu den Themen Gesundheitsfoumlrderung Bewegung in Theorie und Praxis Ernaumlhrung Stressbewaumll-tigung et cetera belegen und dafuumlr ECTS-Punkte sammeln (wwwhealthycampus-goettingendeacademyschluessel kompetenzen)

Am KIT sind gesundheitsbezogene Themen Teil der Schluumls-selqualifikationslehre Damit gehoumlren sie zum Wahlpflichtbe-reich saumlmtlicher Studiengaumlnge und sind in die universitaumlre

Kernaufgabe bdquoLehreldquo integriert Im Programm des House of Competence (HoC zentrale Schluumlsselqualifikationseinrich-tung am KIT) werden unter anderem Veranstaltungen zum Lern- und Stressmanagement zur Gesunderhaltung im Leh-rerinnenberuf oder zum gesundheitsbewussten Miteinan-der in Studium und Beruf angeboten (studiumhockitedu) Daruumlber hinaus werden gezielt Inhalte aus dem SGM-Projekt bdquoMyHealthldquo (wwwmyhealthkitedu) als Anwendungsbeispiel in Schluumlsselqualifikationsseminare ndash zum Beispiel Projektma-nagementseminare ndash eingespeist So werden auch Studieren-de erreicht die nicht per se an gesundheitsbezogenen Fra-gestellungen interessiert sind Durch die Integration des Themas in die Schluumlsselqualifikationslehre werden Studieren-de in der Breite fuumlr das Thema bdquoGesund studierenldquo sensibili-siert und gleichzeitig an der Maszlignahmenentwicklung des SGM am KIT beteiligt

Suchtmittelpraumlvention Die Mitarbeitenden des bdquohealthy Campus Goumlttingenldquo sind auf Uni-Partys der einzelnen Fakul-taumlten unterwegs mit einem Alkoholtester Diesen duumlrfen die Studierenden freiwillig nutzen um ihr Bewusstsein hinsichtlich ihres Alkoholkonsums zu schaumlrfen Auszligerdem gibt es zu unter-schiedlichen Themen (zum Beispiel bdquoPsychische Gesundheitldquo bdquoSuchtverhaltenldquo) offene und kostenfreie Beratungsangebote die healthy hour (wwwhealthycampus-goettingendeacti-vitieshealthy-hour)

Im Rahmen des University Health Report wurde an der Freien Universitaumlt Berlin in Kooperation mit dem Bremer Leibniz-Ins-titut fuumlr Praumlventionsforschung und Epidemiologie (BIPS GmbH) eine Soziale-Normen-Intervention zur Reduktion beziehungs-weise Vorbeugung von riskanten Alkoholkonsummustern durchgefuumlhrt Der Soziale-Normen-Ansatz geht davon aus dass bei Studierenden soziale Beziehungen zu Peers und daraus hervorgehende Einfluumlsse (in Form der Wahrnehmung des Verhaltens anderer) eine Rolle fuumlr den Alkoholkonsum spielen Die systematische Uumlberschaumltzung des Alkoholkon-sums Mitstudierender steht dabei im Zusammenhang mit einem erhoumlhten eigenen Alkoholkonsum Der Evaluationsbericht der Intervention wurde online veroumlffentlicht (wwwewi-psyfu-berlin deeinrichtungenarbeitsbereicheppgmediapublikationen schriftenreiheISPI_Gesamtbericht_V09pdf)

42 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Evaluation Eine nachhaltige und langfristige Sicherung eines SGM erfor-dert eine Bewertung und Dokumenta-tion Andernfalls hat es bdquonicht stattge-fundenldquo beziehungsweise laumlsst es keine Schluumlsse uumlber den Erfolg oder Misser-folg zu Eine Darstellung des Nutzens und der Gruumlnde fuumlr eine Evaluation im SGM findet sich im folgenden Absatz bdquoHochschulen die SGM erfolgreich um-setzen bauen ihre Aktivitaumlten auf Be-darfs- und Beduumlrfnisanalysen auf und uumlberpruumlfen ihre Aktivitaumlten regelmaumlszligigldquo (TK LVG amp AFS 2018 Seite 8)

Der Nutzen von und Gruumlnde fuumlr eine Evaluation im SGM bull Steuerung des Gesamtprojektes SGM bull Verbesserung der Arbeit (Stolperstei-

ne Erfolgsfaktoren) bull Rechtfertigung der verwendeten

personellen und finanziellen Ressourcen

bull Legitimation der Vorgehensweise bull Dokumentation von Erfolgen bull Verbesserung der Akzeptanz des

SGM innerhalb der Hochschule bull Weiterentwicklung des SGM

Ein gutes praktisches Beispiel fuumlr ein Element einer gelungenen Planungs-evaluation und Dokumentation ist die sogenannte Wanderausstellung der TU Kaisers lautern Hier wurden die Ergeb-nisse des University Health Report (UHR) aufwendig aufgearbeitet und an-sprechend an allen Stellen des Campus praumlsentiert (siehe wwwuni-kldesgm poster-uhr-ergebnisse) Im Sinne der Planungsevaluation wurden die geplan-ten Interventionen mit diesen Analy-seergebnissen abgeglichen und ent-sprechend angepasst

Vorausgegangen ist dieser Analyse eine strategische Diskussion im Steuerungs-gremium wie der Prozess des SGM prin-zipiell evaluiert werden kann Unter anderem wurde hier vereinbart nach einem bestimmten Zeitablauf den UHR zu wiederholen um die Wirksamkeit des Projektes festzustellen und Anhalts-punkte fuumlr das Vorgehen zu erhalten (Ergebnisevaluation)

Evaluation (lateinisch valere = wert sein) bedeutet im allgemeinen Ver-staumlndnis bdquoBewertungldquo bdquoBeurteilungldquo Im wissenschaftlichen Sinne und Kon-text des SGM handelt es sich bei Evalua-tion um die systematische empirische Untersuchung und methodisch gesi-cherte Datenanalyse zur Bewertung der Gesamtkonzeption und Umsetzung des SGM innerhalb der Organisation Hochschule Im Sinne einer Erfolgskon-trolle wird mit der Evaluation die Frage beantwortet ob das angestrebte Ziel erfuumlllt wurde Gegenstand koumlnnen hier-bei die Planung selbst (Planungsevalua-tion) Strukturen fuumlr das beziehungs-weise des SGM (Strukturevaluation) die einzelnen Prozesse und Prozessablaumlufe des SGM (Prozessevaluation) die Kon-textfaktoren und Ressourcen fuumlr das SGM sowie die Ergebnisse insgesamt oder einzelner Projekte Interventionen und Maszlignahmen sein (Ergebnisevaluation)

Planungsevaluation (auch Strategie-evaluation genannt) Selbstreflexion anhand von strukturierten Fragestel-lungen bezogen auf die Planungsphase die noch vor der Umsetzung des Pro-jektes stattfindet Zum Beispiel Ist die Beduumlrfnislage der Studierenden in der Planungsphase ausreichend beruumlck-

Prof Dr med Eva Hungerland Wissenschaftliche Leitung des Gesundheitsmanagements der DHBW Stuttgart und fuumlr die Entwicklung des Studentischen Gesundheitsmanage-ments der DHBW mit verantwortlich

Jaqueline Metken Projektkoordinato-rin des bdquoDHBeWegt Dichldquo Projektes im Rahmen der Initiative bdquoBewegt Studieren

ndash Studieren bewegtldquo und Masterstudentin an der Berlin School of Public Health

sichtigt In der Planungsphase werden auch Ziele des SGM als messbare Indi-katoren (Kennzahlen) der Zielerrei-chung formuliert

Strukturevaluation Der Fokus liegt auf der Erhebung der Struktur des Settings Hochschule Die Analyse kon-zentriert sich somit auf die Eignung der (foumlrderbaren) Rahmenbedingungen des Settings Hochschule fuumlr das SGM Beruumlcksichtigt werden dabei die zur Verfuumlgung stehenden Ressourcen wie die vorhandenen Strukturen Gremien und Initiativen

Prozessevaluation Die Beurteilung erfolgt kontinuierlich waumlhrend des jewei-ligen SGM-Programms Es wird uumlber-pruumlft inwieweit der geplante Verlauf des Gesamtkonzeptes oder der einzelnen

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Teilprojekte erfolgt ist Moumlgliche Indikatoren sind beispiels-weise der Grad der Erreichung der Zielgruppe oder die Akzep-tanz der Maszlignahme

Ergebnisevaluation Evaluiert wird die Frage der Zielerrei-chung von kurz- mittel- und langfristigen Zielen des Gesamt-konzeptes SGM Dabei koumlnnen auch verschiedene Interventio-nen verglichen oder Effekte wie beispielsweise die Steigerung des Wohlbefindens durch die Maszlignahme evaluiert werden

Hierbei baut die Evaluation auf vorangegangene Phasen des Public Health Action Cycle auf (siehe Seite 31 bdquoPlanungldquo) Im letzten Schritt dieses (Projekt-)Managementkreises wird die Wirksamkeit durch einen Vergleich mit den zu Beginn auf-grund der auf Datenanalyse fixierten Ziele Zwecke und Inter-ventionen des SGM fuumlr die jeweilige Hochschule uumlberpruumlft und dokumentiert (Evaluationsbericht) Die Veroumlffentlichung und Diskussion dieser Ergebnisse dienen der Transparenz und Qualitaumltsverbesserung und flieszligen in die naumlchste Phase des Public Health Action Cycle ein

Da es sich bei der Evaluation um eine qualitaumltssichernde Maszlignahme handelt empfiehlt sich die Einbettung in Qualitaumlts-managementprozesse der Hochschule Stakeholder aus dem Bereich Prozessmanagement oder Controlling sollten optimaler Weise bereits zu Beginn des SGM eingebunden werden Insbe-sondere auch um gemeinsam Kennzahlen festzulegen oder schon vorhandene zu verwenden Ansonsten bietet sich das Erstellen eines eigenen Qualitaumltshandbuches fuumlr das SGM an

Tabelle 1 Methoden und Instrumente

Das verwendete methodische Verfahren genauer gesagt die Instrumente der Evaluation haumlngen davon ab ob die Wirk-samkeit des Gesamtprojektes (Ergebnisevaluation) oder ob einzelne Teilziele und Interventionen bewertet werden sollen Um Wirkungen oder Veraumlnderungen festzustellen ist eine Wiederholungsbefragung geeignet Hierbei ist darauf zu achten dass die gleichen Instrumente wie im Analyseverfahren verwendet werden

Grundsaumltzlich sollten je nach Fragestellung Ziel Zielgruppe und den vorhandenen Ressourcen die Methoden und Instru-mente der Evaluation gewaumlhlt werden (siehe Tabelle 1) Diese sind anschlieszligend in einem Evaluationsplan festzuhalten

Daruumlber hinaus ist zu klaumlren ob eine Selbstevaluation oder Fremdevaluation vorgenommen werden soll Hierbei sind die jeweiligen Vor- und Nachteile abzuwaumlgen um die optimale Evaluationsart auszuwaumlhlen Die Fremdevaluation ist meis-tens mit houmlheren Kosten verbunden waumlhrend bei der Selbst-evaluation der erhoumlhte Arbeitsaufwand beruumlcksichtigt werden muss Die Vorteile der Selbstevaluation liegen vor allem in dem Wissen der Akteurinnen und Akteure zum jewei-ligen Thema dem Projekt und der Institution selbst Dieses Wissen fehlt externen Akteurinnen und Akteuren und die entsprechende Vermittlung faumlllt als zusaumltzlicher Aufgaben-bereich in der Fremdevaluation an Der Nachteil der Selbst-evaluation liegt in der engen Verbundenheit zum Thema oder Projekt sodass sogenannte bdquoblinde Fleckenldquo auftreten koumlnnen Eine genaue und kritische Beschreibung kann in diesem Fall sehr schwer fallen

Methode Instrument

Beobachtung Beobachtungsschema

Befragung qualitativ Fokusgruppen Workshops Expertinnen- und Experteninterviews mit Interviewleitfaden

Befragung quantitativ Feedback-Boumlgen Frageboumlgen

Dokumentenanalyse Analyseschema

Teilnahmeraten Numerische Erfassung

44 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Ein paar Tipps zur Evaluation bull Sich an bereits durchgefuumlhrten Evaluationen anderer

Hochschulen orientieren Informationen hierzu finden sich auf der Projektdatenbank sowie bei einzelnen Mitgliedern des Arbeitskreises Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen

bull Die Evaluation einfach halten Die Inanspruchnahme von Kursen Vortraumlgen oder Schulungen kann zum Beispiel uumlber die Teilnehmerzahlen erfasst werden Bei Broschuumlren und Flyern koumlnnen die ausgeteilten Exemplare gezaumlhlt werden und bei einem Gesundheitstag kann die Anzahl der Besucher uumlber ein Quiz das mit einer Verlosung (zum Beispiel kostenlose Teilnahme am Hochschulsport fuumlr ein Semester) verbunden ist erhoben werden

bull Auf eine gute Mischung aus Indikatoren fuumlr die kurz- und mittelfristigen sowie die langfristigen Ziele achten sodass Sie zu verschiedenen Zeiten Ergebnisse praumlsentieren koumlnnen

bull Nur fuumlr jene Ziele Indikatoren auswaumlhlen die tatsaumlchlich mit entsprechenden Maszlignahmen angegangen werden Wird etwa die Gesundheit bei Studierenden als Indikator gewaumlhlt sollte sich beispielsweise die Verbesserung der subjektiven Gesundheit als Ziel gesetzt und entsprechende Maszlignahmen ergriffen werden

bull Damit sowohl den Gremienmitgliedern und der Hoch-schulleitung als auch den Beschaumlftigen und Studierenden der Nutzen von Gesundheitsfoumlrderung vermittelt werden kann sollten verschiedene Indikatoren erhoben werden Alle Beteiligten haben schlieszliglich unterschiedliche Erwar-tungen an die Gesundheitsfoumlrderung und werten unter-schiedliche Dinge als Erfolg

bull Die Evaluation sollte kontinuierlich erfolgen Die durchge-fuumlhrten Schritte sind fortlaufend zu dokumentieren unter anderem durch das Erstellen von Protokollen der Gremiensitzungen Regelmaumlszligige Wiederholungsbefragun-gen-analysen sind einzuplanen

Wichtig Die endguumlltige Auswahl der Evaluationsindikatoren ist zwingend mit der Hochschulleitung abzustimmen schlieszliglich wird an ihnen letztlich der Erfolg der Gesundheitsfoumlrderung festgemacht (Seibold et al 2010 Seite 81-82)

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-

Partizipation Die Partizipation von Studierenden ist ein zentrales Element des Studentischen Gesundheitsmanagements (SGM) Aus der Perspektive der Gesund-heitsfoumlrderung an Hochschulen gilt es

1 Studierende zu befaumlhigen ihre individuellen Gesundheitsressourcen zu erkennen und anzuwenden

2 Studierenden Routinen an die Hand zu geben mit denen sie ihren Alltag innerhalb gesetzter Rahmenbedingungen moumlglichst gesund gestalten

3 Studierende mit Wissen und Faumlhigkeiten auszustatten damit sie im spaumlteren Berufsleben gesund bleiben sowie als potenzielle Fuumlhrungskraumlfte auch die Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Blick behalten und foumlrdern koumlnnen

4 Studienbedingungen zu schaffen die diese Ziele unterstuumltzen

In Kulturen (und Lebenswelten vergleiche Kunz in diesem Band) einzelner Faumlcher sind Mitarbeitende und Studierende an Hochschulen gleichermaszligen eingebunden Der Ansatz der partizipativen Gesundheitsforschung (Unger 2012) bietet sich an um in einem diversen und forschungsaffinen Feld wie der Hochschule Tuumlren zu oumlffnen und breite Beteiligung zu erreichen

Ein partizipativ ausgerichtetes Projekt verfolgt das Ziel dass Professionelle und Laien in Kooperation fachlich und sachlich gewinnbringend zusammenarbeiten Die Gegenuumlberstellung LaienExpertinnen und Experten funktioniert hier so dass Studierende zum einen eher Laien in Bezug auf Themen der Gesundheitsfoumlrderung sind jedoch Expertinnen und Experten fuumlr ihre eigenen lebensweltlichen Beduumlrfnis-se und Anforderungen Gesundheitsexpertinnen und -experten wiederum verfuumlgen uumlber eine fachliche Expertise sind jedoch selten in studentische Lebenswelten eingebettet bdquoDazu brauchen sie (die Expertinnen und Experten) eine Grundhaltung der Anerkennung von Laien als in ihrer Lebenswelt (potenziell) kompetente Subjekte und der Kooperation zwischen den Experten und den Nutzern von Leistungen (hellip) Statt einem oft paternalistischen Verstaumlndnis von professioneller Allmacht sollte professionelles Handeln in Richtung eines Empowerment gehen also Menschen soweit wie moumlglich zu einem selbstbestimmten und verantwortlichen Umgang mit ihrer Gesundheit befaumlhigenldquo (Friedrich et al 2012 Seite 236) So werden durch Partizipation die Sichtweisen der Zielgruppe(n) sowie die Besonderheiten von Abteilungen Instituten und Fakultaumlten systematisch beruumlcksichtigt

Gelingt dies ist deutlicher als etwa in einem Stakeholderprozess sichergestellt dass die Perspektiven der Bezugsgruppe(n) durch das SGM aufgenommen und bearbeitet werden

Felix Albrecht Projektverantwortli-cher des SGM-Projektes bdquoMyHealth Gesund studieren am KITldquo am House of Competence des Karlsruher Institut fuumlr Technologie

Joerg Reitermayer Projektverant wortlicher des SGM-Projektes

bdquoMyHealth Gesund studieren am KITldquo am House of Competence des Karlsruher Institut fuumlr Technologie

Wege und Formen der Partizipation Um das Interesse von Studierenden fuumlr gesundheitsbezogene Themen zu wecken bietet sich eine Integration dieser Themen in die Kernaufgaben der Hochschule an Forschung und Lehre Alternativ koumlnnten auch Kampagnen Strategien und Events (Gesundheits-tage-wochen) entwickelt werden in de-nen das Thema propagiert wird Jedoch ist vor dem Hintergrund einer allgemein als hoch empfundenen Stressbelastung der Studierenden (Middendorff et al 2018) schwerlich zu begruumlnden dass den Studierenden ein weiteres Taumltig-keitsfeld aufgebuumlrdet werden sollte Derartige zusaumltzliche Angebote laufen Gefahr zu verpuffen oder lediglich Stu-dierende zu erreichen die sich bereits aktiv mit Gesundheitsthemen ausein-andersetzen Um solche als bdquoextraldquo emp-fundenen Themen und Taumltigkeiten (und damit Ablehnungspotenzial) zu vermeiden koumlnnen in Kooperation mit Fachbereichen einzelnen Dozierenden und Studierenden Lehrveranstaltungen

46 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

und Forschungsprojekte mit entspre-chender Ausrichtung entwickelt und organisiert werden In diesen werden die spezifischen fachlichen Inhalte am Beispiel von passenden Gesundheits-themen vermittelt

Gleichzeitig wird ein breites Spektrum von Akteurinnen und Akteuren fuumlr das Thema Gesundheit sensibilisiert Vor-aussetzung ist eine offene wertschaumlt-zende Grundhaltung der beteiligten bdquoProfessionellenldquo (wie Dozentinnen und Dozenten Hochschulmitarbeiterinnen und -mitarbeitern Angehoumlrigen der Studierendenwerke) gegenuumlber den

Moumlglichkeiten und Perspektiven der studentischen bdquoLebensweltexpertinnen und -expertenldquo

Hella von Unger (2012) stellt passende Leitfragen fuumlr die Bestimmung von partizipativen Anteilen in einem Projekt

1 Welche Akteurinnen und Akteure sind beteiligt Wer partizipiert Und wie ist die Community definiert

2 An welchen Prozessen sind sie beteiligt Woran wird partizipiert

3 In welcher Form findet Beteiligung statt Wie wird partizipiert (ebd Absatz 31)

Weitergehend stellt sie ein Stufenmo-dell der Beteiligung nach Wright et al (2010) vor bdquoPartizipation beginnt da wo Personen oder Einrichtungen mit-entscheiden koumlnnenldquo (ebd Absatz 28)

In Bezug auf die Beteiligung von Studie-renden im Rahmen eines partizipativ angelegten Projektes lassen sich die klassifizierenden Fragen etwa folgen-dermaszligen beantworten

Stufenmodell der Partizipation (modifiziert in Anlehnung an Wright et al 2010 Seite 42 (28))

9 Selbstorganisation

8 Entscheidungsmacht

7 Teilweise Entscheidungskompetenz

6 Mitbestimmung

5 Einbeziehung

4 Anhoumlrung

3 Information

2 Anweisung

1 Instrumentalisierung

geht uumlber Partizipation hinaus

Partizipation

Vorstufen der Partizipation

Nicht-Partizipation

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1 Wer partizipiert und wie ist die Community definiert Die Community in der die Studierendengesundheit bear-beitet wird ist die Gemeinschaft aller an einer Hochschule taumltigen Menschen sowie daruumlber hinaus zentrale Adressa-tinnen und Adressaten fuumlr spezielle Teilaspekte wie zum Beispiel die Studierendenwerke mit ihren umfangreichen Angeboten zur Versorgung der Studierenden Als direkt adressierte Gruppe sind hierbei die Studierenden beson-ders hervorzuheben Definiert ist diese Community durch verschiedene Merkmale ihren Mitgliedschaftsstatus in der Hochschulorganisation die raumlumliche Beziehung zum Campus und Engagement in der studentischen Lebenswelt

2 Woran wird partizipiert An der Entwicklung und Etab-lierung eines studentischen Gesundheitsmanagements Daraus folgt ein vielschichtiges Bild tatsaumlchlicher Partizipa-tion Einerseits bestimmt durch Interesse und Gelegenheit insbesondere der Studierenden an einzelnen Themen und Maszlignahmen mitzuwirken andererseits beeinflusst durch die Art der Aufgabenstellung

bull Spezielle Anforderungen an partizipierende Akteurinnen und Akteure (Fachwissen Qualifikationen Kenntnisstand)

bull Besondere beschraumlnkende Rahmenbedingungen (Datenschutz Zeitdruck Zugangsbeschraumlnkungen rechtliche Zustaumlndigkeiten)

bull Eignung bestimmter Projektziele fuumlr gegebenenfalls verschiedene Grade der Partizipation (Zielentwicklung Projektverwaltung Verhandlungen Maszlignahmenentwick-lung und -umsetzung Projektevaluation)

3 Wie wird partizipiert Die Form der Partizipation variiert je nach Teilprojekt und Aufgabe abhaumlngig von der Verfuumlgbar-keit relevanter Partizipierender und Aufgabenstellung Moumlglich sind etwa

bull Anlassbezogene Arbeitskreise und Runde Tische Oft fallen dem Projektteam hierbei organisatorische und moderierende Aufgaben zu

bull Informationsgespraumlche um Zustaumlndigkeiten zu identifi-zieren und gegebenenfalls Akteurinnen und Akteure und Themenbereiche oder Aufgaben einander zuordnen zu koumlnnen

bull Studierende im Rahmen von regulaumlren Lehrveranstaltungen mit Gesundheitsthemen in Kontakt zu bringen und an konkreten Projektbausteinen mitwirken zu lassen (unter-schiedliche Arten zum Beispiel Projektmanagement Datenauswertungen Eventplanung und -organisation Entwicklung von kreativen Maszlignahmen)

bull Teilnahme an Gremiensitzungen der Projektsteuerung bull Mitarbeit als studentische Hilfskraumlfte zur Unterstuumltzung

bei diversen Aktivitaumlten

Herausforderungen und Potenziale Grundlegend heraus-fordernd am Anspruch partizipative Prozesse zu realisieren sind die Diversitaumlt und Dezentralitaumlt der Hochschulen Folgen sind beispielsweise unterschiedlichste Organisationsstile die nicht unbedingt zusammen passen und Konfliktpotenziale bergen (Hierarchien Autonomie Einzelinteressen) Studie-rende muumlssen ihr Engagement im Projekt gegebenenfalls ihrem Studium unterordnen und sind zum Teil an kurze Wahlperioden (Fachschaften AStA Studierendenparlament) gebunden Dauerhaft stabile Arbeitsgruppen zu etablieren gelingt wenn sie durch eine stabile Organisation gestuumltzt werden Wechselnde Teilnehmende an Arbeitsgruppen (wie Lehrveranstaltungen Forschungsszenarien Gremien runden Tischen zur Maszlignahmenentwicklung) erfordern jedoch immer wieder Vorstellungsrunden und Informations-gespraumlche mit neu hinzugekommenen Personen Sitzungen werden so immer auch fuumlr Organisatorisches und Wiederho-lungen von Diskussionen gebraucht Konkrete Entwicklungen und die Realisierung von Einzelmaszlignahmen gehen dadurch langsamer voran Die Information der wechselnden Teilneh-menden an Arbeitsgruppen Maszlignahmenplanungen und Organisation sicherzustellen und aufrechtzuerhalten ist eine zentrale Taumltigkeit um Partizipation in moumlglichst vielen Teil-aspekten eines SGM zu ermoumlglichen Besonders in Entwick-lungsprojekten sind zunaumlchst diverse Randbedingungen zu klaumlren (Zustaumlndigkeiten rechtliche Rahmenbedingungen bestehende Akteurskonstellationen) Expertenwissen zur Gesundheitsfoumlrderung notwendiges Fachwissen fuumlr einzelne

48 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Maszlignahmen (wie Ernaumlhrung Bewegung) und das Wissen um die Alltagsstrukturen im Feld muumlssen zusammengebracht werden was einen omnidirektionalen Informationsfluss erfordert Prozesse muumlssen transparent gestaltet und In-formationen fuumlr die beteiligten Akteurinnen und Akteure bereitgestellt werden Gegebenenfalls muumlssen neu hinzu-kommende einzelne Akteurinnen und Akteure durch gezielte Informationsgespraumlche in bereits laufende Arbeitsprozesse integriert werden

Die Partizipation vieler Akteurinnen und Akteure reichert das Projekt um diverse Aspekte und Ideen fuumlr weitere Teilprojekte an die schwierig zu priorisieren sind ohne dass zentrale Aufgaben im Projekt darunter leiden Situativ und flexibel zusaumltzliche Ressourcen bereit stellen zu koumlnnen ist vorteil-haft (beispielsweise eine groumlszligere Anzahl an Hilfskraumlften die flexibel eingesetzt werden koumlnnen)

Differierende Zeithorizonte spielen in der Organisation von Teilprojekten eine irritierende Rolle Verschiedene Akteurinnen und Akteure insbesondere die Studierenden stehen nur fuumlr begrenzte Zeitraumlume beziehungsweise im Rahmen der Or-ganisationsablaumlufe getaktet nur punktuell zur Verfuumlgung Die verschiedenen Akteurinnen und Akteure entwickeln somit auch unterschiedlich weit reichende Zielvorstellungen

Fazit Die Aufstellung eines SGM mit Partizipation auf allen Ebenen (Situationsanalyse Entscheidung Planung und Durchfuumlhrung von Maszlignahmen eines SGM) erfordert ein Projektmanagement welches auch als Dienstleister fuumlr die beteiligten Akteurinnen und Akteure funktioniert Informati-onsfluumlsse muumlssen aufrechterhalten wechselnde Akteurinnen und Akteure tolerant eingehegt und die Perspektiven vereint werden Bei Zeitplaumlnen sind verschiedene Ablaumlufe zu beach-ten die Durchsetzungsstaumlrken der beteiligten Akteurinnen und Akteure muumlssen moderiert und sachorientiert ausge-glichen werden Zudem gilt es die eigene Expertise in die partizipativen Prozesse einzuspeisen und nicht hinter den Relevanzen und partikularen Interessen von Einzelakteurin-nen und -akteuren zuruumlckzustellen

Schon der Ansatz des bdquoZuhoumlrens und Mitredenlassensldquo findet groszligen Anklang im Hochschulkontext Studierende gehen ihre Aufgaben (sei es mit direktem Projektbezug oder in Lehr- oder Forschungskontexten) motiviert und engagiert an Nicht selten gelingt die Sensibilisierung fuumlr das Thema Gesundheit auch uumlber den direkten Einbezug hinaus sodass sich bdquouumlber Eckenldquo weitere Akteurinnen und Akteure einfinden und fuumlr die Gesundheitsfoumlrderung engagieren Angefangen bei der Priorisierung von Maszlignahmen uumlber die Passung des SGM zum studentischen Alltag bis hin zur Aufbereitung von Gesundheitsthemen fuumlr Studierende Durch einen direkten Einbezug der Studierenden in ein SGM ist sichergestellt dass studentische Perspektiven adressiert werden und dass das SGM Anschluss an studentische Lebenswelten findet

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6 Kriterien fuumlr die erfolgreiche Umsetzung eines SGM Seit mehr als 20 Jahren beschaumlftigt sich der bundesweite Arbeits-kreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen AGH mit der Frage wie Hochschulen die Gesundheit ihrer Mitglieder foumlrdern bezie-hungsweise erhalten koumlnnen und was eine Hochschule zu einer bdquogesundheitsfoumlrdernden Hochschuleldquo macht

In den vergangenen Jahren wurde im Rahmen eines Projektes auf Studierende und ihre Gesundheit fokussiert Es wurden spe-zifische Charakteristika fuumlr ein studentisches Gesundheitsma-nagement (SGM) fuumlr und mit dieser Statusgruppe die zahlen-maumlszligig die Groumlszligte an Hochschulen ist herausgearbeitet

Einige Besonderheiten fuumlr diese Zielgruppe ergeben sich durch die spezifischen im Setting-Ansatz zu beruumlcksichtigenden Le-bensumstaumlnde Studierende verlassen meist nach dem Abitur ihren geschuumltzten und bekannten Lebensraum und kommen so in eine fuumlr sie vollkommen neue bdquoLebens- Lern- Forschungs-und Arbeitsweltldquo die nach neuen Regeln funktioniert Studien-und Pruumlfungsorganisation muumlssen gestaltet und gemeistert werden und man muss lernen sich in den vorgegebenen Struk-turen und Spezifika einer Hochschule zurechtfinden

Die zunehmende Digitalisierung der Lehr- und Lernprozesse (beispielsweise Webinare) verstaumlrkt gegebenenfalls die Proble-matik in diesem neuen und komplexen Umfeld neue Kontakte zu knuumlpfen und ein bdquorealesldquo soziales Netz aufzubauen (Misra et al 2014 Emily 2015 Przybylski et al 2012 Srivastava 2005)

Orientiert sich eine Hochschule daher bei der Konstruktion und Implementierung eines SGM am Setting-Ansatz und nimmt da-bei das Konzept der Salutogenese ernst sind bereits zwei wich-tige Eckpfeiler eines sinnvollen SGM gegeben

Da die Rahmenbedingungen fuumlr Studierende durch Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter Professorinnen und Professoren und diverse Organisationseinheiten innerhalb der jeweiligen Hoch-schule gestaltet werden gilt es auch diese beim Aufbau eines SGM in den Fokus zu nehmen um den Naumlhrboden fuumlr eine gesunde Entfaltung der Studierenden an einer Hoch-schule zu bereiten

Welche grundsaumltz-lichen Aspekte sind entscheidend fuumlr

Max Sprenger Stellvertretender Leiter Hochschulsport sowie Leiter des SGM an der Technischen Universitaumlt Kaiserslautern

ein SGM

Der zentrale Punkt eines erfolgreichen Gelingens ist die partizi-pative Integration von Studierenden in die Entwicklung und Um-setzung eines SGM Echte Partizipation kann eine Identifikation mit dem SGM unterstuumltzen und positive Effekte wahrscheinli-cher machen (siehe Seite 45 bdquoPartizipationldquo)

Ziel sollte es sein in den Hochschulen eine Gesundheitskultur (Osterpey 2012 Seite 53 Badura et al 2003 Seite 54) zu eta-blieren welche fest verankert in Strukturen wie Leitbild oder den Hochschulentwicklungsplan integriert ist um im zweiten Schritt diese in alle Bereiche der Hochschule (Forschung Lehre hier auch in die Curricula der Lehrveranstaltungen) sowie die Verwal-tung (wie Beschaffung Controlling oder Personal (-entwick-lung)) zum Selbstverstaumlndnis werden zu lassen

Als Leitorientierung ob ein SGM sinnvoll und zielfuumlhrend aufge-baut ist koumlnnen die zehn Guumltekriterien einer Gesundheitsfoumlr-dernden Hochschule dienen welche sich bereits fuumlr die Bediens-teten bewaumlhrt haben Erlaumluterungen zu den zehn Guumltekriterien fuumlr gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen finden Sie unter www gesundheitsfoerdernde-hochschulendeAS_ArbeitskreisS AS_Wer_sind_wir1html oder im duz SPECIAL vom 2332018

Zusammenfassend sollte ein SGM

bull der Diversitaumlt und Komplexitaumlt der Studierenden sensibel begegnen und diese in allen Aktivitaumlten beruumlcksichtigen (DiversitaumltHeterogenitaumlt)

bull beruumlcksichtigen dass die Studierenden sich in bestimmten Zyklen (Semesterzeiten und Pruumlfungsphasen) und fuumlr eine begrenzte Dauer an der Hochschule befinden (Studienrhythmen) und

bull alle Bereiche der studentischen Lebenswelt (wie Lehre Pruumlfungen Gremien Campusleben Wohnheime Mensen) durchdringen (Setting-Ansatz)

50 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

bull sich im LeitbildHochschulentwick-lungsplan beziehungsweise den Fuumlhrungsleitlinien wiederfinden und Einzug in die Akkreditierungspraxis der Studiengaumlnge uumlbernommen werden (Leitbild und Akkreditierung)

bull eine fuumlr die Hochschule passende strukturelle und personelle Veranke-rung bekommen und sich intensiv mit dem BGM abstimmen (strukturelle und personelle Verankerung)

bull seine Aktivitaumlten auf regelmaumlszligige Bedarfs- und Beduumlrfnisanalysen stuumltzen (quantitativ und qualitativ) und diese regelmaumlszligig uumlberpruumlfen (Analyse und Datenerhebung)

bull Studierende wirklich fuumlr das Thema begeistern sie in alle Prozesse Gremien und Maszlignahmenplanungen integrieren und mit echter Entschei-dungskompetenz ausstatten (Partizipation)

bull in zum Turnus des Studiums passen-den unterschiedlichen Phasen aufgebaut sein und in fuumlr Studierende passenden Kanaumllen praumlsentiert werden (Zugangswege) und

bull die zehn Guumltekriterien fuumlr eine gesundheitsfoumlrdernde Hochschule beachten und wo es passend ist danach handeln (Guumltekriterien)

Jede Hochschule ist anders und so muumls-sen die unterschiedlichen lokalen und organisationalen Rahmenbedingungen betrachtet werden um einen fuumlr die je-weilige Situation an der konkreten Hoch-schule passenden Weg zu finden

Literatur AGH ndash Arbeitskreis Gesund-heitsfoumlrdernde Hochschulen (2017) Guumltekriterien fuumlr eine gesund- heitsfoumlrdernde Hochschule Unter wwwgesundheitsfoerdernde-hoch-schulendeAS_ArbeitskreisSAS_Wer_ sind_wir1html Zugegriffen 1892018

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TK ndash Techniker Krankenkasse LVG amp AFS ndash Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersach-sen (Hrsg) (2018) Gesundheitsmanage-ment fuumlr Studierende duz spezial Berlin Unter wwwgesundheitsfoerdernde- hochschulendeInhalteO1_Startseite duzSpecial_M03_TK_230318pdf Zugegriffen 1892018

Perspektive fuumlr das Thema Im Wintersemester 201819 sind uumlber 29 Millionen Studierende an den Hochschulen in Deutschland immat-rikuliert Studierende und ihr rechtlicher Status sind das Alleinstellungs-merkmal der akademischen Bildungseinrichtungen und erfordern eigenstaumlndige Entwicklungen und Beteiligungsformen Nach der Ein-fuumlhrung der Bachelor- und Masterstudiengaumlnge haben gesundheits-bezogene Erhebungen und die Diskussion der darauf basierenden Ergebnisse Konjunktur Landesgesetzlich sind die Studierendenwerke beauftragt sich fuumlr die Gesundheit der Studierenden einzusetzen Dies geschieht bereits in den Bereichen Ernaumlhrung Wohnen soziale Belange und Hilfestellung fuumlr Studierende mit gesundheitlichen Beeintraumlchti-gungen Systematische Angebote im Sinne der Gesundheitsfoumlrderung unter dem Dach eines studentischen Gesundheitsmanagements (SGM) sind bisher die Ausnahme Um dem Ansatz zum Durchbruch zu verhel-fen befindet sich das Gesundheitsmanagement fuumlr und von Studieren-den in mehreren Hochschulen in einer Erprobungs- und Umsetzungs-phase Sollte sich das SGM etablieren so ist eine Verankerung im Rahmen eines uumlber alle Statusgruppen hinweg angeordneten hoch-schulischen Gesundheitsmanagements das naumlchste Ziel Dies koumlnnte den Blick weiter dafuumlr schaumlrfen dass schon heute bestehende gesetz-liche Regelungen verstaumlrkt auch bei den Studierenden zur systemati-schen Anwendung kommen Dazu gehoumlren beispielsweise das Mutter-schutz- Arbeitsschutz- und Praumlventionsgesetz Instrumente wie die Gefaumlhrdungsbeurteilung psychischer Belastungen oder das Eingliede-rungsmanagement das bisher fuumlr Beschaumlftigte aber nicht fuumlr Studie-rende angeboten wird koumlnnten in Zukunft auch fuumlr diese Statusgruppe entwickelt werden

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7 Die Kooperationspartner

Die TK und ihr Engagement an Hochschulen Die Techniker Krankenkasse (TK) besteht seit uumlber 130 Jahren Elf Millionen Privat- und Firmenkunden setzen ihr Vertrauen in die TK und rund 14000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bei der TK als eine der bundesweit groumlszligten Krankenkassen beschaumlftigt Im Bereich bdquoPraumlvention und Gesundheitsfoumlrderungldquo bietet die TK ein bedarfsorientiertes und innovatives Produktportfolio an und nimmt eine aktive Rolle in der Gestaltung der Praumlven-tionspolitik ein

Die TK unterstuumltzt und beraumlt Unternehmen und Hochschulen bei der Einfuumlhrung und Etablierung eines Gesundheitsma-nagements TK-Gesundheitsexpertinnen und -experten be-gleiten den gesamten Prozess zur Strukturbildung von der Analyse uumlber Maszlignahmen bis hin zur Evaluation Dabei ist der TK eine ganzheitliche Herangehensweise besonders wichtig Ziel ist es die gesundheitlichen Rahmenbedingungen zu ver-bessern und zum Wohlbefinden aller beizutragen

Das Engagement der TK zum Studentischen Gesundheitsma-nagement (SGM) beruht auf dem bdquoGesetz zur Staumlrkung der Gesundheitsfoumlrderung und der Praumlventionldquo mit dem der Ge-setzgeber 2015 die Krankenkassen beauftragt hat in der Lebenswelt Hochschule den Aufbau gesundheitsfoumlrderlicher Strukturen zu staumlrken die gesundheitliche Situation Studie-render zu erheben und geeignete Maszlignahmen zu unterstuumlt-zen

Seit fast zwei Jahrzehnten ist die TK aktives und foumlrderndes Mitglied im bdquobundesweiten Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdern-de Hochschulen (AGH)ldquo denn Netzwerken spiegelt den Zeit-geist wieder es unterstuumltzt modernes lebenslanges Lernen und ist auf Kooperation ausgerichtet So foumlrdert die TK aktu-ell auch regional den bdquoArbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen Suumldwestldquo und die Initiative bdquoGesunde Hoch-schulen Thuumlringenldquo

Die Gesundheit Studierender ist in den letzten Jahren zuneh-mend in den Fokus des Interesses geruumlckt Die Studienzeit als zeitlich begrenzte Entwicklungsphase hat eine besondere Qualitaumlt die mitunter maszliggeblich zur Kompetenzentwicklung zukuumlnftiger Fuumlhrungskraumlfte und Entscheidungstraumlger in der Gesellschaft beitraumlgt Erfahren Studierende dass sich ge-sundheitsfoumlrderliche Studienbedingungen nicht nur positiv auf das eigene Wohlbefinden auswirken sondern auf die gesamte Hochschule ausstrahlen werden sie sich mit einem ganz anderen Verstaumlndnis den Zusammenhaumlngen von Arbeit und Gesundheit stellen und diese Erfahrungen in den spaumlte-ren Arbeitsalltag transferieren

Die Basis erfolgversprechender und bedarfsorientierter Maszlignahmen an Hochschulen sind spezifische Analysen aus denen sich die gesundheitlichen Ressourcen und konkrete Belastungen ableiten 2017 wurde in einer Kooperation der TK mit dem Deutschen Zentrum fuumlr Hochschul- und Wis-senschaftsforschung (DZHW) und der Freien Universitaumlt Berlin eine bundesweite Befragung Studierender uumlber das HISBUS-Online-Panel durchgefuumlhrt Die Ergebnisse geben Hochschulen erste Ansatzpunkte daruumlber welche Interven-tionen und Rahmenbedingungen fuumlr die Gesundheit der Studierenden foumlrderlich sind Doch jede Hochschule hat auch ihre eigenen regionalen organisationalen und landespoli-tischen Besonderheiten Dies beeinflusst die strukturelle Anbindung eines SGM genauso wie spezifische Gesundheits-themen

Gute Praxisbeispiele zum Thema SGM sind in der Deutschen Universitaumltszeitung duz SPECIAL im Maumlrz 2018 veroumlffent-licht worden

Mit der vorliegenden Handlungsempfehlung fuumlr SGM liegt nun erstmals eine zusammenhaumlngende Darstellung der wichtigs-ten konzeptionellen Schritte und spezifischen Fragestellungen zum SGM vor

52 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Das Kompetenzzentrum Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen Das Kompetenzzentrum Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen (KGH) ist ein Kooperationsprojekt der Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin e V (LVG amp AFS) und der Techniker Krankenkasse (TK) das 2018 ge-startet ist Die Geschaumlftsstelle des Kompetenzzentrums ist in der LVG amp AFS angesiedelt Die TK foumlrdert den Aufbau und die Entwicklung des KGH

Die LVG amp AFS ist ein gemeinnuumltziger unabhaumlngiger und landesweit arbeitender Fachverband fuumlr Gesundheitsfoumlrde-rung und Praumlvention Die LVG amp AFS verfolgt das Ziel zur Verbesserung der gesundheitlichen Chancengleichheit der Bevoumllkerung beizutragen und die Gesundheit aller Menschen in Niedersachsen zu foumlrdern Seit uumlber 20 Jahren ist der Bereich bdquoGesundheitsfoumlrdernde Hochschuleldquo ein Arbeits-schwerpunkt der LVG amp AFS auf Bundesebene Mit der Gruumln-dung des Arbeitskreises Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen (AGH) wurde fruumlh der Rahmen fuumlr Austausch und Vernetzung von Akteurinnen und Akteuren im Setting geschaffen mit dem Ziel an Hochschulen gesundheitsfoumlrdernde Lebens- Lern- und Arbeitsbedingungen zu initiieren und zu unter-stuumltzen

Das neu gegruumlndete Kompetenzzentrum will Impulse fuumlr eine Gesunde Hochschule im Sinne der Ottawa-Charta (1986) der Okanagan-Charta (2015) und des Setting-Ansatzes setzen

Das KGH versteht sich auf Bundesebene als Impulsgeber Wis-sens- und Informationsplattform sowie als Ort fuumlr Kompe-tenzfoumlrderung Es buumlndelt qualitaumltsgepruumlfte Inhalte zum Themenfeld Gesunde Hochschule und fungiert als Schnitt-stelle zwischen Theorie und Praxis Die Arbeit des KGH wird von einem Beirat bestehend aus Expertinnen und Experten von Hochschulen und hochschulnahen Institutionen begleitet

Gemeinsam mit Akteurinnen und Akteuren aus Hochschulen soll Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) und Stu-dentisches Gesundheitsmanagement (SGM) weiter aus- und aufgebaut werden 2019 und 2020 liegt der Fokus des KGH auf dem Themenfeld SGM Alle Statusgruppen aus Hoch-schulen sowie jeweilige Adressatinnen und Adressaten von Aktivitaumlten des Kompetenzzentrums werden partizipativ in die Arbeit einbezogen

Das KGH bietet hierzu unterschiedliche Veranstaltungsformate mit spezifischen innovativen und praxisnahen Themen an Daruumlber hinaus werden im KGH systematisch Informationen gesammelt und medial aufbereitet Hierzu gehoumlren das Wissen und die Erfahrungen aus Hochschulen Beispiele guter Praxis Daten und Fakten sowie Informationen zu Ver-anstaltungen Zu ausgewaumlhlten Themen werden Factsheets mit Hintergrundinformationen Handlungsempfehlungen Hinweisen oder Tipps erstellt Dabei werden Qualitaumltsstan-dards und Kriterien guter Praxis beruumlcksichtigt

Auf der Webseite des Kompetenzzentrums (wwwkompe tenzzentrum-hochschulende) sind aktuelle Entwicklungen Veranstaltungen und Publikationen rund um gesundheits-foumlrdernde Hochschulen zu finden

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8 Anlage 1 Praxishilfen

I Beispiel fuumlr eine Beschlussvorlage ndash Einfuumlhrung eines SGM bdquoHochschule XYldquo ndash Einfuumlhrung eines Gesundheitsmanage-ments fuumlr Studierende (SGM)

1 Beschlussformel ndash Das Praumlsidium moumlge beschlieszligen bull Eine Person wird mit der Durchfuumlhrung des in der Projekt-

skizze vom XXXXXXXX (Anlage 1) zur Einfuumlhrung eines Gesundheitsmanagements fuumlr Studierende beauftragt

bull Auf Grundlage einer vorzulegenden Evaluation der Maszlignahme und der Bewertung des Steuerungsgremiums wird das Praumlsidium uumlber die Fortsetzung der Maszlignahme entscheiden

bull Die Finanzierung des (Pilot-)projektes erfolgt durch hellip

2 Sachverhalt und Rechtslage Ziel des Vorhabens Mit der Einrichtung des Gesundheitsmanagements fuumlr Studie-rende moumlchte die Hochschule XY beteiligte Akteurinnen und Akteure Gruppen und Organisationseinheiten vernetzen die Gesundheitssituation erheben und Maszlignahmen zur Gesundheitsfoumlrderung konzipieren implementieren und an die Bedarfe der Studierenden anpassen

Organisation des Vorhabens Als zentrales Entscheidungs-gremium wird eine Steuerungsgruppe eingerichtet die sich aus Vertreterinnen und Vertretern der unterschiedlichen Abteilungen und Organisationseinheiten zusammensetzt die in ihren Organisationen gesundheitsfoumlrderliche Ziele ver-folgen Dazu gehoumlren unter anderem

bull die psychosoziale Beratungsstelle des Studierendenwerks der Hochschule XY

bull das Gleichstellungsbuumlro bull die Abteilung Studium und Lehre bull die Zentrale Einrichtung fuumlr Sprachen und Schluumlssel-

qualifikationen bull die Zentrale Einrichtung fuumlr den Allgemeinen Hoch-

schulsport (Leitung) bull das Institut fuumlr Sportwissenschaften bull Studierende aus unterschiedlichen Fakultaumlten bull AStA und bull Gebaumludemanagement

Optional Zur vorausschauenden Fokussierung gemeinsam getragener struktureller Entwicklungsperspektiven soll eine Einbindung und laufende Abstimmung mit dem Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) erfolgen

In die Sitzung der Steuerungsgruppe werden die BGM-Koordi-nation sowie bei Bedarf themen- oder maszlignahmenbezogen weitere Verantwortliche der Personalentwicklung beratend einbezogen

Finanzierung und Kooperation mit einem Sozialversiche-rungstraumlger (XX) Die Finanzierung des (Pilot-)projektes ist durch zentrale Studienqualitaumltsmittel in Houmlhe von xx Euro (Zustimmung des Praumlsidiums der Hochschule) Mittel der XX in Houmlhe von xx Euro sowie Zuwendungen Eigenmittel der Hochschule in Houmlhe von xx Euro gesichert

Beispielargumente fuumlr eine Begruumlndung zur Kooperation mit einem Sozialversicherungstraumlger in einem gemeinsamen Pilotprojekt

bull Die Hochschule kooperiert mit XX bereits seit mehreren Jahren im Bereich des Betrieblichen Gesundheitsmanage-ments (BGM) In diesem Zusammenhang gibt es bereits gute Erfahrungen in der Zusammenarbeit Zudem erscheint eine Kooperation mit XX aufgrund der zahlrei-chen Uumlberschneidungen zwischen den beiden zielgrup-penspezifischen Projekten sinnvoll und zielfuumlhrend Auch bei dem SGM wird eine Zusammenarbeit mit dem bereits engagierten Sozialversicherungstraumlger angestrebt da zahlreiche gemeinsame Angebotsaktivitaumlten zwischen SGM und BGM geplant sind

bull Der Sozialversicherungstraumlger hat bereits zahlreiche Initiativen zur Gesundheitsfoumlrderung von Studierenden der Hochschule XY gefoumlrdert und unterstuumltzt Hierzu zaumlhlen unter anderem die Praumlventionstage YY das Forum bdquoGesunde Hochschuleldquo am XXXXXXXX sowie das Angebot bdquoMentalstrategien gegen Stressldquo fuumlr Studierende der Hochschule XY in Kooperation mit dem Hochschul-sport Der als Anlage im Entwurf beigelegte Kooperati-onsvertrag mit der XX baut auf den guten Erfahrungen im BGM der Hochschule auf und erweitert den Fokus auf eine neue Zielgruppe

54 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

bull Der Sozialversicherungstraumlger kann auf Referenzen aus unterschiedlichen Projekten mit Hochschulen zuruumlck-greifen und weist ein umfangreiches Beratungs- und evidenzbaisertes Maszlignahmenportfolio im Setting auf

bull Der Sozialversicherungstraumlger ist gut vernetzt in der Community

bull Die Aktivitaumlt von XX begruumlndet sich in der Umsetzung des Praumlventionsgesetzes vom 1772015 In diesem ist vorgesehen dass bdquonicht betriebliche Lebensweltenldquo ein Schwerpunkt der Praumlventionsarbeit sein sollen Hoch-schulen als zu foumlrdernde Organisationen haben damit einen gaumlnzlich neuen Stellenwert erhalten der mit einer Moumlglichkeit der Foumlrderung und Unterstuumltzung einhergeht

bull Auch die Nationale Praumlventionskonferenz hat in ihren Bundesrahmenempfehlungen vom 1622016 Hochschu-len als Organisationen und Studierende als Zielgruppe mit dem Praumlventionsziel bdquoGesund aufwachsenldquo (vergleiche hier Kapitel 31) besonders hervorgehoben sodass es einen konkreten Auftrag an die im Praumlventionsgesetz genannten Sozialversicherungstraumlger gibt sich diesen neuen Zielgruppen zu widmen Dafuumlr bedarf es konkreter Projekte die nun insbesondere in den Hochschulen gefunden werden

Optional Moumlglich ist auch die Herstellung eines Bezugs zu den Grundlagen des Studierendenwerks oder von Studierenden-vertretungen (Stichwort Gesundheit)

3 Dienstweg ndash interner Dienstweg ist hier in der Regel aus-gewiesen bull Kuumlrzel nach links hierarchieaufsteigend bull Paraphe nach links hierarchieaufsteigend

4 Anlagen bull Anlage 1 Konzeptpapier Stand XXXXXXXX bull Anlage 2 Vertrag uumlber die gemeinsame Durchfuumlhrung

eines Projektes zur bdquoGesundheitsfoumlrderung fuumlr Studierendeldquo

5 Vom zustaumlndigen Praumlsidiumsmitglied mit der Bitte um TOP-Listung bull Einfuumlhrung eines Gesundheitsmanagements fuumlr

Studierende bull Praumlsidiumssitzung am XXXXXXXX oder eine der

anstehenden Sitzungen des Praumlsidiums

Mitteilung und Umsetzung des Praumlsidiumsbeschlusses

6 Mitteilung durch das zustaumlndige Praumlsidiumsmitglied BeschlussBeschluumlsse gemaumlszlig Vorlage gefasst in der

Sitzung des Praumlsidiums am

BeschlussBeschluumlsse in der Sitzung des Praumlsidiums am

gefasst mit Aumlnderungen wie folgt

BeschlussBeschluumlsse abgelehnt in der Sitzung des

Praumlsidiums am

7 Umsetzung Vom zustaumlndigen Praumlsdiumsmitglied zuruumlck an die umsetzende Einrichtung zur weiteren Veranlassung

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II Anregungen fuumlr ein Stellenprofil der SGM-Koordinatorin oder des SGM-Koordinators Im Folgenden werden Beispie-le fuumlr ein Stellenprofil einer SGM-Koordinatorin oder eines SGM-Koordinators aufgezeigt In Abhaumlngigkeit von der jewei-ligen Hochschule der Verankerung der Stelle in der Hoch-schulorganisation und dem Finanzierungshintergrund koumlnnen Aufgabenstellungen und Anforderungen variieren

Aufgabenstellungen bull Entwicklung und Aufbau eines studentischen

Gesundheitsmanagements (SGM) bull Koordination und Management des SGM-Prozesses bull Projektevaluation und Qualitaumltssicherung des SGM-

Prozesses bull Leitung und Moderation eines SGM-Steuerkreises bull Vorbereitung Umsetzung Kommunikation und

Dokumentation von Bedarfsanalysen und Maszlignahmen zum SGM in Abstimmung mit internen und externen Partnerinnen und Partnern

bull Budgetverantwortung Mittelverwaltung Finanzplanung und Drittmittelakquise fuumlr SGM

bull Aufbau einer internen und externen Informations- und Oumlffentlichkeitsarbeit zum Thema SGM

bull Auftreten als Botschafterin oder Botschafter des SGM-Projektes

bull Interdisziplinaumlre interne und externe Kooperation mit allen fuumlr den Prozess relevanten Akteurinnen und Akteuren (Netzwerkarbeit)

bull Betreuung von Praktikanteninnen und Praktikanten bull Bereitschaft zur Kooperation und Beteiligung in der Lehre

der gesundheitsorientierten Studiengaumlnge der Hoch-schule

bull Veroumlffentlichung von Ergebnissen in Fachzeitschriften sowie die Praumlsentation auf Fachkongressen

bull Bereitschaft sich fortzubilden und an berufsspezifischen Arbeitskreisen teilzunehmen

Anforderungsprofil bull Abgeschlossenes Hochschulstudium in Gesundheits- oder

Sportwissenschaften Psychologie Sozialwissenschaften Erwachsenenpaumldagogik oder verwandten Gebieten

bull Nachgewiesene Erfahrungen im Projekt- beziehungsweise Gesundheitsmanagement undoder der Organisations-entwicklung

bull Faumlhigkeit zum wissenschaftlichen Arbeiten unter Einsatz von qualitativen und quantitativen Methoden sowie Kompetenz in grundlegenden statistischen Verfahren

bull Erfahrungen und Kenntnisse der Strukturen von Hochschulen

bull Hohe kommunikative Kompetenz bull Faumlhigkeit zu einer partizipativen und integrativen

Vorgehensweise unter Einbindung der Zielgruppe in Maszlignahmenplanung und -durchfuumlhrung

bull Expertise in der Betreuung und Durchfuumlhrung von Gesundheitsangeboten

bull Sachverstand in der Konzeption Umsetzung und Evaluation praumlventiver Programme zur Bewegungs- Ernaumlhrungs- undoder Stressbewaumlltigung sowie in einer gesundheitsfoumlrdernden Lebensweltgestaltung sind wuumlnschenswert

bull Gute Deutsch- und Englischkenntnisse in Wort und Schrift sicherer Umgang mit den MS Office-Programmen

III Vorschlag fuumlr einen Antrag auf Projektfoumlrderung Der Antrag auf Projektfoumlrderung muss den Grundlagen des sect 20 SGB V und dem Leitfaden Praumlvention des GKV-Spitzenver-bands entsprechen

Dargelegt werden sollten bull Ziele bull Zielgruppen bull Zeitdauer bull Eigenleistung bull beantragte Leistungen durch Foumlrderer bull konkrete Projektplanung bull Kosten- und Ressourcenplanung bull personelle Ressourcen und Sachmittel bull wissenschaftliche Fundierung des Projektes und bull Partizipation

Wuumlnschenswert ist die Darstellung bull der Nachhaltigkeit des Projektes bull der Vernetzung von Verhaltens- und Verhaumlltnisebene bull der Neuartigkeit bull der Einbindung des Projektes in das Gesamtkonzept der

Hochschule und bull der Unterstuumltzung durch die Hochschulleitung

56 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

IV Leitfaden fuumlr Fokusgruppen mit Studierenden als qualita-tives Befragungsinstrument Der folgende Handlungsleit-faden dient als Unterstuumltzung zur Durchfuumlhrung von Fokus-gruppen mit Studierenden im Rahmen des Projektes bdquoStudentisches Gesundheitsmanagementldquo der Techniker Kran-kenkasse und der Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V zusammen mit dem bundesweiten Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hoch-schulen Er bedarf jeweils einer themenspezifischen Anpassung

Kurzer Exkurs zur Methodik Eine Fokusgruppe ist eine mo-derierte Gruppendiskussion von sechs bis zehn Personen die ein im Voraus festgelegtes Thema zielgerichtet bearbeitet Die Diskussion dauert ein bis zwei Stunden Im Rahmen des Projektes bdquoStudentisches Gesundheitsmanagementldquo soll durch den Einsatz von Fokusgruppen gewaumlhrleistet werden dass die Studierenden partizipativ in das Prozessgeschehen eingebunden werden und aktiv an der Ausgestaltung eines SGM mitarbeiten koumlnnen

Eine Staumlrke der Fokusgruppe besteht darin dass die Studie-renden in den Fokusgruppen ihre Sicht der Dinge schildern koumlnnen sodass in relativ kurzer Zeit praxisnahe Einblicke in die Lebenswelt der Zielgruppe gewonnen werden koumlnnen Im Unterschied zu anderen Workshop-Formen geht es bei einer Fokusgruppe nicht darum einen gemeinsamen Konsens zu einem bestimmten Thema zu finden sondern vielmehr darum unterschiedliche Sichtweisen Meinungen Trends und Ideen aufzuzeigen

Vorbereitung bull Einen Ort auswaumlhlen an dem die Gruppe ohne Stoumlrung

diskutieren kann bull Das Thema sollte praumlzise klar und verstaumlndlich formuliert

sein bull Festlegung von Unterthemen Formulierung konkreter

Fragestellungen in Absprache mit der Projektgruppe bull Zwei Moderierende sollten ausgewaumlhlt werden die

Erfahrungen in der Moderation von Gruppengespraumlchen haben

bull Akquise von Studierenden fuumlr die Teilnahme zum Beispiel durch persoumlnliche Ansprache Rundmails Aushaumlnge hellip

bull Festlegen der Dokumentation Empfohlen werden eine digitale Audioaufzeichnung sowie die Dokumentation der Ergebnisse auf Karten undoder Stellwaumlnden beziehungs-weise mit einem Protokoll

bull Vorbereitung der Materialien Moderationskarten Flipchart Aufnahmegeraumlt Getraumlnke

Gespraumlchsregeln Hinweise fuumlr die Moderation Im besten Fall wird die Fokusgruppe von zwei Moderierenden durch-gefuumlhrt Eine Person ist fuumlr die Moderation die andere fuumlr die organisatorischen Arbeiten sowie fuumlr das Festhalten der Ergebnisse zustaumlndig

Zu den Aufgaben der Moderierenden gehoumlrt es Sachver-halte zu klaumlren und die Teilnehmenden zu motivieren oder ihre Gedanken weiter auszufuumlhren Fragen der Moderieren-den muumlssen dabei offen formuliert sein damit sie keine Ant-wort im Voraus implizieren Auf interessante Aussagen kann der Moderierende oft schon durch einfache Nachfragen wie zum Beispiel bdquoWarumldquo oder bdquoWas gefaumlllt Ihnen daran beson-dersldquo eingehen Zwischendurch sollten die Ergebnisse immer wieder von demder Moderierenden zusammenge-fasst werden Dies hilft demder Protokollierenden und stellt sicher dass alle Beitraumlge richtig verstanden wurden

Gespraumlchsregeln sollten vor Beginn gemeinsam festgelegt werden Diese koumlnnen sein Vertraulichkeit respektvoller Umgang mit unterschiedlichen Meinungen Ausreden lassen

Zu beachten ist dass alle Teilnehmenden zu Wort kommen koumlnnen Die Moderation hilft den Teilnehmenden dabei ihre Meinungen zu aumluszligern und die Gruumlnde fuumlr diese Meinungen zu erklaumlren (wwwpartizipative-qualitaetsentwicklungde subnavimethodenkofferfokusgruppehtml)

Exemplarischer Ablauf einer Fokusgruppe bull Dauer ein bis zwei Stunden bull Teilnehmer sechs bis zehn Personen

1 Vorstellung der beiden Moderierenden Vorstellung des Themas (zum Beispiel Willkommenskultur fuumlr Erstsemester) und des Hintergrunds

2 Vorstellung der Methodik bdquoFokusgruppeldquo Verweis auf Audioaufzeichnung Protokoll

3 ErarbeitungVorstellung der Gespraumlchsregeln Diese koumlnnen vorab von den Moderierenden erarbeitet werden Die Moderierenden schreiben die Gespraumlchsregeln auf ein Flipchart und stellen sie kurz vor Die Teilnehmenden koumlnnen diese ergaumlnzen beziehungsweise anpassen Folgende Regeln schlaumlgt die Projektgruppe vor

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bull Alles was besprochen wird bleibt im Raum bull Alle duumlrfen ausreden bull Alle kommen zu Wort bull Keine Aussage wird bewertet

4 Einstieg Vorstellung des Themas und Leitfragen der Fokusgruppen-diskussion Thema und Leitfragen werden auf Moderationskarten geschrieben und an eine Metaplan-wand gehaumlngt

5 Bearbeitung konkreter Fragestellungen (circa vier bis acht Fragen) Jeweils Hinfuumlhrung zum Themakurze Defi-nitionErlaumluterung durch dieden Moderierenden anschlie-szligend Einsatz einer Methode je nach Fragestellung Auswahl an Methoden

bull Methode 1 bull Schritt 1 Individuelles Brainstorming ( jede Teilneh-

merin und jeder Teilnehmer schreibt Gedanken zur Fragestellung auf Moderationskarten nieder pro Gedanke eine Karte)

bull Schritt 2 Clustern (Ein Gedanke wird durch eine Teil-nehmerin oder einen Teilnehmer vorgestellt und auf den TischBoden gelegt aumlhnliche Gedanken werden kommentarlos hinzu gelegt alle Gedanken werden auf diese Weise geclustert)

Anmerkung Diese Methode eignet sich grundsaumltzlich gut um alle Themen nach diesem Schema zu bearbeiten Die Vorschaltung einer individuellen Phase hat sich in der Praxis bewaumlhrt

bull Methode 2 Diskussion zur Fragestellung in Kleingruppen anschlieszligend Vorstellung im Plenum

bull Methode 3 Themenspezifische Aufstellung Beispiel Auf einer Skala von eins bis zehn Wie stressig ist euer Studium insgesamt bull Moumlgliche Methode Auf Moderationskarten vermerken

Wo stuft ihr euch ein bull Anschlieszligende Diskussion Was fuumlhrt dazu dass ihr

euch dort einstuft Was braucht ihr um auf eine geringere Stufe zu kommen

6 Offene Fragerunde Gibt es noch Themen Brennt irgend-etwas Moumlglichkeit der Teilnehmenden zu einem unkommen-tierten Fazit

7 Fazit und Abschluss Fuumlr die Beteiligung bedanken Ruumlckmeldung an Gruppe wie das weitere Vorgehen geplant ist und wie die Ergebnisse kommuniziert werden

Nicht vergessen Bitte erfragen Sie von den Teilnehmenden folgende Daten fuumlr die Auswertung

bull StudiengangFakultaumlt bull Semesterzahl bull Alter bull Geschlecht

Achtung bull Die Fokusgruppe ist kein offener Ideenaustausch

sondern eine geleitete Diskussion mit einer klaren Zielsetzung (naumlmlich Ruumlckmeldungen zu einem bestimmten Thema zu bekommen)

bull Die Fokusgruppe ist eine Methode der Diskussions-fuumlhrung kein Frage-Antwort-Spiel Ein Kennzeichen einer erfolgreichen Fokusgruppe ist ein lebendiges Gespraumlch das in erster Linie von den Teilnehmenden getragen wird (das heiszligt die Moderation sollte nicht zu strikt am Leitfa-den haumlngen sondern diesen flexibel nutzen um die Diskussion zu stimulieren)

bull Eine Fokusgruppe foumlrdert die gemeinsame Gruppener-fahrung Wichtige Aspekte hierfuumlr sind eine angenehme Atmosphaumlre zu schaffen und den Teilnehmenden Raum und Zeit zu lassen

Weitere Informationen zur Methodik und zum Ablauf von Fokusgruppen unter wwwpartizipative-qualitaets entwicklungdesubnavimethodenkofferfokusgruppe html

Der Leitfaden wurde im Rahmen des Projektes bdquoStudenti-sches Gesundheitsmanagementldquo ndash AG Fokusgruppe 2015 von folgenden Personen entwickelt Anke Beeren Sabine Koumlnig Wiebke Maaszlig Janika Mette Stephanie Schluck Dr Ute Sonntag Dr Brigitte Steinke Stefanie Thees

58 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

9 Anlage 2

Glossar Im Folgenden werden Begriffe aus dem Kontext der Gesundheitsfoumlrderung an Hochschulen erlaumlutert

Betriebliche Gesundheitsfoumlrderung (BGF) Gemeinsame systemische Interventionen zur Gesundheitsfoumlrderung von Arbeitgebern Beschaumlftigten und Studierenden in privaten und oumlffentlichen Einrichtungen Gesundheitsfoumlrderung ist nach dem Verstaumlndnis der Weltgesundheitsorganisation ein komplexer sozialer und gesundheitspolitischer Ansatz Ziel ist die Vorbeugung von Krankheiten die Staumlrkung von Gesund-heitsressourcen sowie Senkung von gesundheitsrelevanten Belastungen am Arbeits- beziehungsweise Studienplatz Dies erfolgt unter aktiver Beteiligung der Betroffenen (gtPartizi-pation) mit dem Ziel eine Verbesserung der Arbeits- und Studienorganisation beziehungsweise deren Bedingungen zu erreichen Die Foumlrderung der Gesundheit und des Wohlbefin-dens am Arbeits- beziehungsweise Studienplatz erfolgt durch gtVerhaltens- und gtVerhaumlltnispraumlvention in definierten gtHandlungsfeldern auf Grundlage einer Bestandsaufnahme zum Beispiel gtGBE gtBGF ist ein Baustein im gtBGM

Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) Seit 2004 ist BEM gesetzliche Pflichtaufgabe (sect 84 SGB IX) fuumlr Arbeitgeber Wenn Beschaumlftigte innerhalb eines Jahres mehr als sechs Wochen krankheitsbedingt fehlen ist ihnen ein freiwilliges Gespraumlch zur Wiedereingliederung an den Arbeits-platz anzubieten Das gtBEM ist ein Baustein unter dem Dach des gtBGM Uumlber ein daran orientiertes systematisches Eingliederungsmanagement fuumlr Studierende die krankheits-bedingt fehlen ist nichts bekannt

Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) Organisa-torische Zusammenfuumlhrung der gesetzlichen und freiwilligen Leistungen einer Organisation (gtLebenswelt gtSetting) zur Foumlrderung der Gesundheit in Unternehmen beziehungsweise Institutionen wie Bildungseinrichtungen Studierende wurden

bisher darunter nicht systematisch erfasst und bilden zur Zeit eine eigenstaumlndige Saumlule (vergleiche gtSGM) Perspektivisch ist das gesundheitsbezogene Management an Hochschulen in ein gtHGM fuumlr alle gtStatusgruppen zusammenzufuumlhren Das Aufgabenprofil zum Aufbau und der Analyse (gtGBE) gesundheitsbezogener betrieblicher Strukturen und Prozes-se wird durch BGM-Koordinatorinnen und BGM-Koordinatoren wahrgenommen Die Bausteine der bundesgesetzlichen Aufgaben sind Arbeits- und Gesundheitsschutz Praumlvention und Gesundheitsfoumlrderung (gtPraumlvG) sowie das gtBEM Die gtHandlungsfelder koumlnnen beispielsweise Bewegung Ergo-nomie Ernaumlhrung Gewalt- Laumlrm- und Suchtpraumlvention sowie Psychische Gesundheit sein

Gesundheitsberichterstattung (GBE) Periodische Berichte uumlber die gesundheitliche Situation der Bevoumllkerung bezie-hungsweise der gtStatusgruppen an der Hochschule Ziel ist die Ableitung von Gesundheitszielen mit entsprechenden gtHandlungsfeldern Dies erfolgt methodisch durch Befra-gung der Hochschulangehoumlrigen Fokusgruppen oder On-line-Frageboumlgen Ein bewaumlhrtes Instrument der gtGBE fuumlr Studierende ist der University Health Report (UHR)

Gesundheitszirkel Zeitlich befristetes Instrument zur Analyse Planung Umsetzung und Evaluation von gesund-heitsbezogenen Prozessen im Rahmen des gtBGM Gesund-heitszirkel bestehen aus circa zehn Personen die auf frei-williger Basis in Gruppenarbeit als Expertinnen und Experten fuumlr ihren Arbeits- beziehungsweise Studienbereich Verbesse-rungsvorschlaumlge zur Senkung der Belastungen erstellen Im gtSGM wird bisher dafuumlr das Instrument der Fokusgruppen eingesetzt

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Handlungsfelder Handlungsfelder des gtBGM sind nach einer Bestandsaufnahme und Analysephase festzulegen Das koumlnnen gesundheitsbezogene Maszlignahmen Projekte und Prozesse zur Organisationsentwicklung der gtVerhaltens- und gtVerhaumlltnispraumlvention sein Bestimmte Handlungsfelder der gtBGF (wie Bewegung Ernaumlhrung) werden durch Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen nach SGB V sect 20 (gtPraumlvG) unterstuumltzt

Health Promoting Universities Im Jahr 1997 wurden die Health Promoting Universities (HPU) zu einem offiziellen Be-standteil und Unterprogramm des WHO-Projektes bdquoHealthy Citiesldquo Inzwischen hat sich daraus ein internationales Netzwerk gebildet dessen aktueller Stand auf der Internet-praumlsenz wwwhealthpromotingcampusesorg abgebildet ist Im Jahr 2015 wurde auf der fuumlnften internationalen Konferenz die Okanagan-Charta als weltweiter gemeinsamer Handlungsrahmen zur Gesundheitsfoumlrderung und Nachhal-tigkeit in der houmlheren Bildung verabschiedet

Hochschule bdquoHochschuleldquo ist der Dachbegriff fuumlr Einrich-tungen des Bildungswesens fuumlr Wissenschaft Lehre und Stu-dium zum Erwerb eines akademischen Abschlusses Sie sind dem tertiaumlren Bildungssektor zugehoumlrig und unterliegen je-weils der Gesetzgebung der 16 Bundeslaumlnder In Deutschland gibt es 427 Hochschulen die in staatlicher (Bund Land Kom-mune) beziehungsweise in staatlich anerkannter privater und konfessioneller Traumlgerschaft als Praumlsenz- beziehungs-weise Fernhochschulen betrieben werden

Hochschulisches Gesundheitsmanagement (HGM) Die ge-sundheitsbezogenen Managementstrategien an Hoch-schulen erfolgen zur Zeit nach gtStatusgruppen getrennt mit eigenen organisatorischen personellen und rechtlichen Grundlagen Neben dem vor uumlber 20 Jahren eingefuumlhrten gtBGM fuumlr die Verwaltung hat sich eine weitere Saumlule fuumlr Studierende gtSGM entwickelt Mit Perspektive auf die wissen-schaftlich und kuumlnstlerisch Beschaumlftigten ndash dem sogenannten

Mittelbau ndash befinden sich die Hochschulen noch am Anfang Zielstellung sollte ein gtHGM sein das gesunde Arbeits- und Studienplaumltze durch Organisationsentwicklung fuumlr alle an der Hochschule Taumltigen zum Ziel hat

Lebenswelt Das gtPraumlvG definiert bdquoLebensweltldquo im SGB V sect 20a Absatz 1 wie folgt bdquoLebenswelten () sind fuumlr die Gesund-heit bedeutsame abgrenzbare soziale Systeme insbeson-dere des Wohnens des Lernens des Studierens der medizini-schen und pflegerischen Versorgung sowie der Freizeitgestaltung einschlieszliglich des Sportsldquo bdquoLebensweltldquo kann synonym zum Begriff gtSetting genutzt werden der nicht im gtPraumlvG steht

Organisationsentwicklung (OE) Der Begriff bezieht sich auf den geplanten und methodisch kontrollierten Wandel von Unternehmen beziehungsweise Institutionen Durch OE sol-len in einem mittelfristigen und komplexen Prozess die Struk-turen (wie Kommunikations- und Kooperationsstrukturen) sowie die Kultur analysiert und gegebenenfalls veraumlndert werden

Partizipation bdquoPartizipationldquo bezieht sich auf die aktive Teil-habe von Personen oder Gruppen an bestimmten Organisa-tionsprozessen Die aktive Einbeziehung der Beteiligten in Planung Umsetzung und Evaluierung gesundheitsbezoge-ner Angebote ist Aufgabe des gtBGM und gtSGM Partizipation umfasst die Formulierung von Wuumlnschen Beduumlrfnissen und Kritik an den bestehenden Zustaumlnden sowie die Beteiligung an Entscheidungen oder Regelerstellungen wie Dienstverein-barungen beziehungsweise Leitbilder Partizipation wird als Entwicklungsprozess verstanden in dem Mitbestimmung und Entscheidungskompetenzen uumlber das gesetzlich gere-gelte Maszlig hinaus schrittweise ausgebaut werden

60 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Praumlventionsgesetz (PraumlvG) Das Gesetz zur Staumlrkung der Gesundheitsfoumlrderung und Praumlvention (sect 20 Absatz 2 SGB V) ndash im Folgenden kurz Praumlventionsgesetz (gtPraumlvG) ndash ist in zwei Stufen am 2572015 und am 112016 in Kraft getreten Es ist integraler Bestandteil des Fuumlnften Buchs des Sozialge-setzbuches das im dritten Kapitel dritter Abschnitt unter anderem Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen auffuumlhrt Es sind folgende drei Leistungsbereiche in sect 20 verankert

1 Verhaltensbezogene Praumlvention (sect 20 Absatz 5) 2 Gesundheitsfoumlrderung und Praumlvention in gtLebenswelten

(sect 20a) und 3 Gesundheitsfoumlrderung in Betrieben (gtBGF sect 20b)

Pauschal hat der Gesetzgeber jaumlhrlich einen Betrag von mindestens sieben Euro pro gesetzlich Krankenversichertem vorgesehen Die gemeinsamen Ausfuumlhrungsbestimmungen der Sozialversicherungen auf Grundlage des gtPraumlvG werden durch die Nationale Praumlventionskonferenz (sect 20e) mit den Bundesrahmenempfehlungen vom 2882018 festgelegt auf denen die 16 Landesrahmenvereinbarungen (sect 20f) aufbauen sollen Der Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen auf Basis des gtPraumlvG ist im Leitfaden Praumlvention festgelegt

Salutogenese Die Salutogenese stellt einen Paradigmen-wechsel mit Blick auf die Schutzfaktoren und Ressourcen von Individuen dar Sie bietet eine Erweiterung der biomedizini-schen krankheitsorientierten Sichtweise und wurde erst auf die koumlrperliche und dann seelische Gesundheit angewendet Nach Aaron Antonovsky folgt das Modell der Salutogenese (lateinisch Salus = Heil griechisch Genesis = Entstehung) konsequent der Frage nach den Entstehungs- und Erhaltungs-

bedingungen von Gesundheit Gesundheit und Krankheit wer-den in einer salutogenetischen Sichtweise nicht als einander ausschlieszligende Zustaumlnde sondern als Pole eines Gesund-heits-Krankheits-Kontinuums betrachtet Dabei soll sich der individuelle Gesundheitszustand eines Menschen aus der dynamischen Wechselwirkung zwischen Gesundheitsrisiken und Gesundheitsressourcen der Person und seiner Lebens-welt ergeben

Setting(-Ansatz) Ein Setting ist ein uumlberschaubares sozial-raumlumliches System wie beispielsweise eine Stadt ein Kran-kenhaus oder eine Hochschule auf deren Mitglieder prauml-ventive beziehungsweise gesundheitsfoumlrderliche Maszlignahmen ausgerichtet werden koumlnnen Ein Setting (gtLe-benswelt) besitzt physische Grenzen und Menschen mit de-finierten Rollen sowie eine Organisationsstruktur Der Set-ting-Ansatz ist die Kernstrategie der Gesundheitsfoumlrderung und die Vernetzung dafuumlr ein wichtiges Entwicklungsinstru-ment Der in den 1980er-Jahren von der Weltgesundheitsor-ganisation proklamierte Ansatz soll die Umsetzung der Otta-wa-Charta von 1986 in die Praxis ermoumlglichen Der Setting-Ansatz richtet sich auf die gtLebenswelten (Settings) aus in denen Menschen lernen arbeiten konsumieren et ce-tera und somit einen Groszligteil ihrer Zeit verbringen Durch gesundheitsbezogene Interventionen soll die Gesundheit der Einzelnen und auch der Mitglieder einer Organisation wie einer Hochschule positiv beeinflusst werden Ziel ist es Ge-sundheitspotenziale der Menschen zu ermitteln und diese durch strukturelle Veraumlnderungen (gtVerhaumlltnispraumlvention) in ihrer Lebenswelt zu staumlrken

61

Stakeholder Der Begriff bdquoStakeholderldquo stammt aus dem Englischen und ist nur unzureichend mit bdquoInteressent(en)ldquo beziehungsweise bdquoInteressensgruppenldquo zu uumlbersetzen Die Person oder der Personenkreis charakterisiert eine Schluumlssel-stellung in einer Organisation die am Verlauf oder Ergebnis eines Prozesses oder Projektes maszliggeblichen Einfluss aus-uumlbt Zur Implementierung von gtBGM beziehungsweise gtSGM an einer Hochschule ist dieser Personenkreis zu identifizieren und persoumlnlich anzusprechen

Statusgruppe Einer Statusgruppe werden die Mitglieder einer Hochschule entsprechend ihren Rollen und gesetzlichen Rahmenbedingungen zugeordnet Die Haupttrennlinie liegt zwischen einem geschlossenen Beschaumlftigungsvertrag und einer Immatrikulationsbescheinigung der Hochschule Die Statistik unterscheidet in nichtwissenschaftliches und wissenschaftliches Personal Professorinnen und Professoren sowie Studierende Dabei koumlnnen Uumlbergaumlnge wie bei den studentischen Beschaumlftigten flieszligend sein Das Statisti-sche Bundesamt veroumlffentlicht dazu umfangreiche Fachse-rien

Steuerungsgruppe Das Lenkungsgremium fuumlr ein gtBGM (wie ein Arbeitskreis Gesundheit) sollte sich neben der BGM- Koordinatorin oder dem BGM-Koordinator mindestens aus Mitgliedern der Hochschulleitung der Arbeitssicherheit Personalabteilung dem Personalrat gegebenenfalls Be-triebsaumlrztin oder Betriebsarzt Sozialdienst und weiteren Fuumlhrungskraumlften zusammensetzen

Studentisches Gesundheitsmanagement (SGM) Das Ge-sundheitsmanagement fuumlr und von Studierenden ndash Kurzform bdquoStudentisches Gesundheitsmanagement oder Studierenden-gesundheitsmanagementldquo (SGM) ndash ist in Anlehnung an das

gtBGM konzipiert worden Es dient dazu eine systematische und zielorientierte Steuerung fuumlr alle gesundheitsbezoge-nen Prozesse im Zusammenhang mit Studierenden an der Hochschule zu buumln-deln und zu erweitern Im Sinne der Ge-sundheitssouveraumlnitaumlt sollen die koumlrper-lichen psychischen und sozialen Belange sowie das individuelle Wohlbefinden der Studierenden erhalten und gefoumlrdert werden Perspektivisch ist im Sinne des gtLebensweltansatzes ein uumlbergrei-fendes Gesundheitsmanagement der Organisation Hochschule anzustreben

Verhaumlltnispraumlvention Einflussnahme auf Gesundheit und Krankheit durch Veraumlnderung der Lebensbedingungen Klassische Felder der Verhaumlltnispraumlven-tion sind die Verbesserung der Arbeits-bedingungen im Rahmen von gtBGM beziehungsweise gtSGM kommunale Aktivitaumlten zur Verbesserung der Hygi-ene- Wohn- und Verkehrsbedingungen sowie gesetzgeberische Aktivitaumlten

Verhaltenspraumlvention Einflussnahme auf den individuellen Gesundheitszu-stand beziehungsweise das Gesundheits-verhalten durch bildende und beratende Maszlignahmen

62 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

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wwwtu-braunschweigdesportzentrumsgf Studentische Gesundheitsfoumlrderung TU Braunschweig

wwwtu-ilmenaudeaustauschforum Austauschplattform Thuumlringer Hochschulen

wwwuni-paderborndeuniversitaetbenefit Studentisches Gesundheitsmanagement an der Uni Paderborn

wwwuhreportde University Health Report

Zuletzt abgefragt am 2542019

66 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Autorinnen- und Autorenverzeichnis Im Folgenden wer-den die Autorinnen und Autoren genannt die an dieser Hand-lungsempfehlung mitgewirkt haben

Felix Albrecht Karlsruher Institut fuumlr Technologie House of Competence Straszlige am Forum 3 D-76131 Karlsruhe E-Mail felixalbrechtkitedu hockitedu

Philip Bachert Karlsruher Institut fuumlr Technologie Institut fuumlr Sport und Sportwissenschaft Engler-Bunte-Ring 15 Gebaumlude 4040 D-76131 Karlsruhe E-Mail philipbachertkitedu sportkitedu

Henning Blumenroth Universitaumlt Frankfurt Zentrum fuumlr Hochschulsport D-60487 Frankfurt am Main E-Mail blumenrothhochschulsportuni-frankfurtde uni-frankfurtde

PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Freie Universitaumlt Berlin AB Public Health Praumlvention und psychosoziale Gesundheitsforschung Habelschwerdter Allee 45 D-14195 Berlin E-Mail burkhardgusyfu-berlinde fu-berlindeppg

Prof Dr Thomas Hartmann Hochschule Magdeburg-Stendal FB Soziale Arbeit Gesundheit und Medien Breitscheidstraszlige 2 D-39114 Magdeburg E-Mail thomashartmannhs-magdeburgde

Prof Dr med Eva Hungerland Duale Hochschule Baden-Wuumlrttemberg Stuttgart Rotebuumlhlstraszlige 131 D-70197 Stuttgart E-Mail evahungerlanddhbw-stuttgartde dhbw-stuttgartdegesundheit

Sabine Koumlnig Team Gesundheitsmanagement Techniker Krankenkasse Bramfelder Straszlige 140 D-22305 Hamburg E-Mail sabinekoenig-1tkde tkde

Martin Kruumlssel Universitaumlt Goumlttingen BGM-Koordination Goszliglerstraszlige 57 D-37073 Goumlttingen E-Mail martinkruesselzvwuni-goettingende uni-goettingende

Dr Alexa Maria Kunz Karlsruher Institut fuumlr Technologie House of Competence Straszlige am Forum 3 D-76131 Karlsruhe E-Mail alexakunzkitedu hockitedu

Tino Lesener Freie Universitaumlt Berlin AB Public Health Praumlvention und psychosoziale Gesundheitsforschung Habelschwerdter Allee 45 D-14195 Berlin E-Mail tlesenerfu-berlinde fu-berlindeppg

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Jaqueline Metken Duale Hochschule Baden-Wuumlrttemberg Stuttgart Rotebuumlhlstraszlige 131 D-70197 Stuttgart E-Mail jaquelinemetkengmailcom dhbw-stuttgartdegesundheit

Ines Niemeyer Team Gesundheitsmanagement Techniker Krankenkasse Bramfelder Straszlige 140 D-22305 Hamburg E-Mail inesniemeyer-1tkde tkde

Joerg Reitermayer Karlsruher Institut fuumlr Technologie House of Competence Straszlige am Forum 3 D-76131 Karlsruhe E-Mail joergreitermayerkitedu hockitedu

Stephanie Schluck Hochschule fuumlr angewandte Wissenschaften Hamburg Presse amp Kommunikation Berliner Tor 5 D-20099 Hamburg E-Mail stephanieschluckhaw-hamburgde haw-hamburgde

Dr Ute Sonntag Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V Fenskeweg 2 D-30165 Hannover E-Mail utesonntaggesundheit-ndsde gesundheit-ndsde

Max Sprenger Technische Universitaumlt Kaiserslautern Allgemeiner Hochschulsport (ZE AHS) Paul-Ehrlich-Strasse 28 D-67663 Kaiserslautern E-Mail maxsprengerhochschulsportuni-klde unisportuni-klde

Dr Brigitte Steinke Team Gesundheitsmanagement Techniker Krankenkasse Bramfelder Straszlige 140 D-22305 Hamburg E-Mail brigittesteinketkde tkde

Mareike Timmann Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V Fenskeweg 2 D-30165 Hannover E-Mail mareiketimmanngesundheit-ndsde gesundheit-ndsde

Christine Wolter Freie Universitaumlt Berlin AB Public Health Praumlvention und psychosoziale Gesundheitsforschung Habelschwerdter Allee 45 D-14195 Berlin E-Mail christinewolterfu-berlinde fu-berlindeppg

SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement ndash Herausgeber Techniker Krankenkasse Unternehmenszentrale 22291 Hamburg Internet tkde Geschaumlfts-bereich Markt und Kunde Gesundheitsmanagement Dr Sabine Voermans Konzeption Autorinnen- und Autorengruppe Redaktion Sabine Koumlnig Ines Niemeyer Dr Brigitte Steinke Prof Dr Thomas Hartmann Dr Ute Sonntag in Zusammenarbeit mit Stephanie Schluck Mareike Timmann Medienkonzeption TK Micaela Berger Gestaltung The Ad Store GmbH Hamburg Produktion Oliver Kuumlhl Litho Hirte GmbH amp Co KG Hamburg Druck TK-Hausdruckerei

copy Techniker Krankenkasse Alle Rechte vorbehalten Nachdruck auch auszugsweise nur mit schriftlicher Einwilligung der TK Die enthaltenen Informationen wurden sorgfaumlltig recherchiert Fuumlr eventuelle Aumlnderungen oder Irrtuumlmer koumlnnen wir keine Gewaumlhr uumlbernehmen Stand Juni 2019

Hier erfahren Sie mehr Studentisches Gesundheitsmanagement Fragen zum Angebot der TK zur Gesundheitsfoumlrderung an Hochschulen beantworten Ihnen gerne die kompetenten TK-Berater in Ihrer Region Senden Sie einfach eine E-Mail an gesundheitsmanagementtkde Ihr regionaler Ansprechpartner wird sich schnellstmoumlglich bei Ihnen melden

Firmenkundenservice Ausfuumlhrliche und aktuelle Informationen zu unseren Leistungen und Services fuumlr Firmenkunden finden Sie auch unter firmenkundentkde Suchnummer 9600

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  • SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement
    • Inhalt
    • 1 Vorworte
    • 2 Praumlambel
    • 3 Einbettung des Themas Worum geht es
    • 4 Was ist zu Beginn zu bedenken
    • 5 Theorie und Praxis Was ist bei der Umsetzung zu bedenken
    • 6 Welche grundsaumltzlichen Aspekte sind entscheidend fuumlr ein SGM
    • 7 Die Kooperationspartner
    • 8 Anlage 1 Praxishilfen
    • 9 Anlage 2
Page 7: SGM – Studentisches Gesundheitsmanagement · 2020. 3. 6. · • Deutsche Sporthochschule Kln • Duale Hochschule Baden-Wrttemberg Stuttgart • Hochschule Hannover • Freie Universität

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Mitwirkende aus dem begleitenden Gremium bull Philip Bachert Karlsruher Institut fuumlr Technologie bull Anke Beeren Folkwang Universitaumlt der Kuumlnste Essen bull Henning Blumenroth Technische Universitaumlt Kaisers-

lautern bis Ende 2018 bull PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Freie Universitaumlt Berlin bull Janek Heszlig und Sandro Phillipi freier Zusammenschluss

von studentInnenschaften e V bull Thomas Holm Techniker Krankenkasse bull Prof Dr Eva Hungerland Duale Hochschule Baden-

Wuumlrttemberg Stuttgart bull Astrid Kaiser Deutsches Studentenwerk bull Martin Kruumlssel Georg-August-Universitaumlt Goumlttingen bull Dr Katrin Lohmann Freie Universitaumlt Berlin bull Benjamin Schenk allgemeiner deutscher hochschul-

sportverband bull Max Sprenger Technische Universitaumlt Kaiserslautern bull Christine Wolter Freie Universitaumlt Berlin

Expertinnen und Experten der Forschungsworkshops bull Philip Bachert Karlsruher Institut fuumlr Technologie bull Prof Dr Yong Seun Chang-Gusko FOM Hamburg bull Prof Dr Gabriele Elke Ruhr-Universitaumlt Bochum bull Dr Arne Goumlring Georg-August-Universitaumlt Goumlttingen bull PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Freie Universitaumlt Berlin bull Prof Dr Anja Kroke Hochschule Fulda bull Jonas Poskowsky Deutsches Zentrum fuumlr Hochschul-

und Wissenschaftsforschung bull Gabriele Rohmann Archiv der Jugendkulturen e V Berlin bull Wilfried Schumann Carl von Ossietzky Universitaumlt

Oldenburg bull Laura StuumldemannLisa Weinhold netzwerk n e V

Weitere Expertinnen und Experten bull Marcus Neick Studentischer Prorektor Universitaumlt Rostock bull Mirjam Reale Schluumlsselkompetenzen Leibniz Universitaumlt

Hannover bull Marc Schriever Gesundheitsbotschafter Technische

Hochschule Wildau bull Stefanie Thees Gesundheitsmanagerin Hochschule Coburg bull Katharina Toumlpritz Freie Universitaumlt Berlin bull Kathrin Wenzel Technische Universitaumlt Kaiserslautern

Hochschulen die Fokusgruppen mit Studierenden durch-gefuumlhrt haben und Hochschulen die die Seminare bdquoSGM Wie geht denn dasldquo moumlglich gemacht haben bull Alice Salomon Hochschule Berlin bull Deutsche Sporthochschule Koumlln bull Duale Hochschule Baden-Wuumlrttemberg Stuttgart bull Hochschule Hannover bull Freie Universitaumlt Berlin bull Hochschule Coburg bull Hochschule Fulda bull Hochschule Magdeburg-Stendal bull Karlsruher Institut fuumlr Technologie bull Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universitaumlt Bonn bull Technische Hochschule Wildau bull Technische Universitaumlt Ilmenau bull Technische Universitaumlt Kaiserslautern bull Universitaumlt Paderborn

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3 Einbettung des Themas Worum geht es

Gesundheitsfoumlrderung als Aufgabe der Hochschulen Gesundheit und Bildung sind in Deutschland verfassungsgemaumlszlig Aufgabe der 16 Bundeslaumlnder Die Ent-wicklung der Gesundheitsfoumlrderung an Hochschulen hat in den letzten 30 Jah-ren den umgekehrten Weg genommen Ausgehend von internationalen und nati-onalen Verabredungen und Gesetzen besteht weiterer Strukturbildungs- und Umsetzungsbedarf auf der Ebene der Bundeslaumlnder Dabei ist unstrittig dass Hochschulen Teil der Gesellschaft sind und wichtige gesellschaftsbildende Aufgaben zu erfuumlllen haben Gesund-heitsfoumlrderung gehoumlrt mit den vielen gesellschaftspolitischen Schnittstellen zum Aufgabengebiet der Hochschulen Die Entwicklung des Gesundheitsma-nagements fuumlr Studierende (SGM) ist darunter nur ein ndash allerdings wichtiger ndash Schwerpunkt Dieser fehlte bisher an Hochschulen auch an Hochschulen mit betrieblichem Gesundheitsmanagement

Die internationale Weichenstellung er-folgte mit der Verabschiedung der Ottawa-Charta durch die Weltgesund-heitsorganisation im Jahr 1986 mit den drei Handlungsstrategien und fuumlnf Handlungsfeldern der Gesundheitsfoumlr-derung Das Verstaumlndnis von Gesund-heit erweiterte sich von der individuellen Ebene mit ausschlieszliglich medizinischem Fokus zu einer intersektoralen saluto-genen und bevoumllkerungsbezogenen

Perspektive Dort heiszligt es bdquoGesundheit wird von Menschen in ihrer alltaumlglichen Umwelt geschaffen und gelebt dort wo sie spielen lernen arbeiten und liebenldquo Lebenswelten koumlnnen das Ver-staumlndnis fuumlr Gesundheit Belastungen und Ressourcen praumlgen Aus der Pers-pektive der Gesundheitswissenschaften wird unter dem Begriff bdquoLebensweltldquo ein sozial-raumlumlicher Zusammenhang ver-standen der durch eine formale Orga-nisation regionale Situation gleiche Lebenslagen gemeinsame Werte oder durch eine Kombination dieser Kontexte gebildet werden kann (Hartung Rosen-brock 2015)

Im Gesetz zur Staumlrkung der Gesund-heitsfoumlrderung und Praumlvention (2015) werden gemaumlszlig sect 20a bdquoLebensweltenldquo als bdquohellip fuumlr die Gesundheit bedeutsame abgrenzbare soziale Systeme insbe-sondere des Wohnens des Lernens des Studierens der medizinischen und pflegerischen Versorgung sowie der Freizeitgestaltung einschlieszliglich des Sportsldquo definiert Auch Hochschulen sind ein Lern- (und Lehr-)ort Die bdquoLe-benswelt des Studierensldquo zeichnet sich unter anderem durch die formale Organisation Hochschule sowie eine aumlhnliche Lebenslage und Altersgruppe aus Dieser Aspekt wird durch ein Gesundheitsmanagement fuumlr und mit Studierenden aufgegriffen

Mareike Timmann Fachreferentin in der Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V und Koordination Kompetenzzentrum Gesundheitsfoumlr dernde Hochschulen

Prof Dr Thomas Hartmann Professor fuumlr das Fachgebiet Humanoumlkologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal Standort Magdeburg und ist seit 20 Jahren aktives Mitglied im Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen

Die Schaffung gesundheitsfoumlrdernder Lebenswelten (Settings) ist dabei die zentrale Aufgabenstellung Mit Strate-gien wie bdquoVermitteln und Vernetzenldquo sollen Rahmenbedingungen in Lebens-welten so veraumlndert werden dass damit unter anderem gesundheitlichen Chan-cenungleichheiten entgegengewirkt werden kann und individuelle Gesund-heitsressourcen gestaumlrkt werden Das erfordert die Einbindung von Institutionen und Organisationen wie Kindertages-einrichtungen Schulen und Hochschu-len die mit dem Thema Gesundheit bisher primaumlr nicht befasst waren be-ziehungsweise mit der traditionellen Gesundheitserziehung an Grenzen ge-stoszligen sind

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Lebenswelten erleichtern den Zugang zur Zielgruppe der Studierenden und eroumlffnen Moumlglichkeiten zur Partizipation (siehe Seite 45 bdquoPartizipationldquo) (Klemperer 2015) Lebens-weltbezogene Interventionen gelten als erfolgsverspre- Wie wird der zuerst international ange-chender und koumlnnen auf verschiedenen Ebenen ansetzen stoszligene Prozess in Deutschland umge-(wwwgesundheitliche-chancengleichheitde) setzt Auf nationaler Ebene durch das

im Jahr 2015 in Kraft getretene Gesetz bull Staumlrkung von Kompetenzen und Ressourcen der zur Staumlrkung der Gesundheitsfoumlrderung

Einzelnen (individuelle Ebene) und Praumlvention (Praumlventionsgesetz) bull Entwicklung von gesundheitsfoumlrdernden Hiermit erfolgte im Sinne der Ottawa-

Rahmenbedingungen (Strukturbildung) und Charta ein Paradigmenwechsel (Geene bull Partizipation der Personen(gruppen) in der Lebenswelt 2018) bei der von den gesetzlichen

Krankenkassen finanzierten Praumlvention Der Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen (AGH) Die Finanzierung von Strukturbildung widmet sich dieser Aufgabe seit 1995 und hat zehn Guumlte- und Verhaumlltnispraumlvention in Lebens-kriterien fuumlr Hochschulen als Zielstellung entwickelt Seit welten (sect 20a SGB V) unter anderem in 1997 sind die Health Promoting Universities als offizielles der bdquoLebenswelt des Studierensldquo (ver-Netzwerk der Weltgesundheitsorganisation anerkannt Die gleiche Seite 12 bdquoSoziologische Uumlberle-Okanagan-Charta (2015) ist die aktuellste gemeinsame gungen zum Lebensweltbegriffldquo) Un-Erklaumlrung des weltweit umspannenden Netzwerks von definiert bleibt dabei welche in den Hochschulen Dort heiszligt es bdquoGesundheitsfoumlrdernde Hoch- Bundesrahmenempfehlungen (BRE) der schulen gestalten die Gesundheit und Nachhaltigkeit unserer Nationalen Praumlventionskonferenz (NPK) aktuellen und zukuumlnftigen Gesellschaften staumlrken Gemein- aufgefuumlhrten Lebenswelten in welchem schaften und tragen zum Wohlergehen von Menschen Orten Umfang gefoumlrdert werden und wie der und dem Planeten beildquo Die Okanagan-Charta fordert Hoch- Verteilungsschluumlssel auf die Bundeslaumln-schulen weltweit dazu auf Gesundheit und Nachhaltigkeit der erfolgt Hier sollten die 16 Landes-als Querschnittsthema in alle Aspekte der Hochschulkultur rahmenvereinbarungen (LRV) entspre-der Verwaltungs- und Betriebsstrukturen sowie der akade- chende Lenkungswirkung entfalten mischen Aufgabenfelder einzubetten was in Bezug auf Hochschulen bisher

noch nicht erfolgt ist Im Vergleich zu anderen Institutionen uumlbernehmen Hochschulen mehrere Aufgaben im Rahmen der Gesundheitsfoumlrderung die Aus gesundheitspolitischer Sicht wird auch mit ihrem klassischen Auftrag naumlmlich der Lehre und sowohl auf Bundes- als auch auf Lan-Forschung zu vereinbaren sind (Hartmann Lehner 2018) desebene das Potenzial der Hochschulen

fuumlr die Gesundheitsfoumlrderung ndash trotz bull Foumlrderung der Gesundheit und des Wohlbefindens aller Praumlventionsgesetz ndash nicht fuumlr die vor-

Statusgruppen gegebene Strukturbildung und Zusam-bull Etablierung der nicht-medizinischen Praumlvention und menarbeit der Sozialversicherungen

Gesundheitsfoumlrderung in Lehre Forschung und Entwick- genutzt So sind es die autonomen lungsprojekten auch durch eigenstaumlndige Studiengaumlnge Hochschulen selbst die von sich aus Professuren und Institute mit Unterstuumltzung der gesetzlichen

bull Wissenstransfer und Unterstuumltzung der Gesundheitsfoumlr- Krankenkassen aktiv geworden sind derung in der Region Nach Aufbau des bundesweiten Netz-

bull Vermittlung der Gesundheitsfoumlrderung (inklusive Sicher- werks durch den AGH und das 2018 heit und Gesundheit) an alle Studierenden als Aufgabe fuumlr gegruumlndete KGH sollte die Strukturbil-den zukuumlnftigen beruflichen Wirkungsbereich dung vordringlich in den Bundeslaumln-

10 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

dern erfolgen Auf dieser Ebene bestehen viele Steuerungs-moumlglichkeiten ausgehend von Zielvereinbarungen bis hin zur Gesetzgebung um die Entwicklung der Gesundheitsfoumlrde-rung an Hochschulen zu unterstuumltzen Dazu gehoumlrt die Verpflichtung und finanzielle Ausstattung der Studierenden-werke sowie der Landesunfallkassen um die bereits landesgesetzlich vorgegebenen Aufgaben zur Gesundheits-foumlrderung an Hochschulen verwirklichen zu koumlnnen Interes-santerweise traumlgt das Thuumlringer Hochschulgesetz im Vorwort (2018 Seite 3) dem schon Rechnung Ausgehend von dem Leitgedanken den Mitgliedern und Angehoumlrigen an Hochschulen mehr Moumlglichkeiten zur Mitgestaltung einzu-raumlumen soll die Gesundheitsfoumlrderung gestaumlrkt werden

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ThuumlrHG ndash Thuumlringer Hochschulgesetz Unter wwwlandes rechtthueringendejportalquelle=jlinkampquery=HSchulG+ THamppsml=bsthueprodpsmlampmax=trueampaiz=true Zuge-griffen 822019

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Der Begriff bdquoStudentisches Gesund-heitsmanagementldquo Gesundheits-management fuumlr Studierende oder studentisches Gesundheitsmanage-ment ndash wie kann der neue Aspekt der systemischen Gesundheitsfoumlrderung genannt werden Der Begriff bdquoGesund-heitsmanagement fuumlr Studierendeldquo betont zwar die Zielgruppe ist aber in dem Wort bdquofuumlrldquo nicht ganz kompatibel mit dem zentralen Kriterium der Parti-zipation bdquoFuumlr und mitldquo klingt zu um-staumlndlich und wuumlrde sich nicht einpraumlgen waumlre aber passender Der Begriff bdquoStu-dentisches Gesundheitsmanagementldquo macht Anleihen beim betrieblichen Gesundheitsmanagement Ganz ver-gleichbar sind jedoch diese beiden Begrifflichkeiten nicht bdquoBetrieblichldquo bezieht sich auf den Betrieb also auf ein Setting bdquoStudentischldquo bezieht sich auf eine Zielgruppe naumlmlich die Ziel-gruppe die Hochschulen zu Hochschu-len macht Daruumlber hinaus kommen neben der formalen Organisation Hochschule auch die Lebenslagen der Studierenden hinzu Schnell zeigte sich dass die Umschreibung bdquoStuden-tisches Gesundheitsmanagementldquo und das Kuumlrzel bdquoSGMldquo sich bundesweit bereits durchgesetzt hatten bevor die Ergebnisse der damit verbundenen Projekte vorlagen

Als das erste Foumlrderprojekt Ende 2014 an der TU Kaiserslautern unterstuumltzt durch die Techniker Krankenkasse an den Start ging gab es diesen Ansatz noch nicht Bis dahin wurde allgemein von der bdquoGesundheit der Studierendenldquo gesprochen und das Projekt war folge-richtig mit bdquoBio-psycho-soziale Gesund-heit der Studierenden der TU Kaisers-lauternldquo betitelt Schnell wurde deutlich dass es fuumlr so ein komplexes Vorhaben eines organisationsbezogenen Ansatzes bedurfte Befoumlrdert wurde dieser Pro-zess durch das Praumlventionsgesetz in 2015 das die Studierenden als Adres-satinnen und Adressaten von Maszlignah-men der Gesundheitsfoumlrderung im Kontext des Lebensweltansatzes aus-weist Parallel dazu wurde von der Techniker Krankenkasse und der Lan-desvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Nieder-sachsen e V in Kooperation mit dem Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen das bundesweite Projekt bdquoStudentisches Gesundheitsmanage-ment (SGM)ldquo aus der Taufe gehoben

Das SGM ist in Anlehnung an das be-triebliche Gesundheitsmanagement benannt und konzipiert worden Es dient dazu eine systematische und zielorientierte Steuerung fuumlr alle ge-sundheitsbezogenen Prozesse im Zu-sammenhang mit Studierenden an der Hochschule zu buumlndeln Dazu ge-houmlren bedarfsgerechte Maszlignahmen Projekte und Prozesse der Organisati-onsentwicklung die Studierendenge-sundheit und Studienerfolg foumlrdern koumlnnen Im Sinne der Gesundheits-souveraumlnitaumlt sollen die koumlrperlichen psychischen und sozialen Belange so-wie das individuelle Wohlbefinden der Studierenden erhalten und gefoumlrdert werden Zentral ist dabei die Partizipa-tion der Studierenden am SGM als Expertinnen und Experten in eigener Sache Das bedeutet eine weitgehende Gestaltung durch Studierende mit Entscheidungsmacht und finanzieller Ausstattung Perspektivisch ist ein uumlbergreifendes Gesundheitsmanage-ment der Organisation Hochschule anzustreben und die Statusgruppen zusammenzufuumlhren Erst dieser Schritt wuumlrde dem Ziel des Setting-Ansatzes voll entsprechen

12 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Soziologische Uumlberlegungen zum Lebensweltbegriff Spaumltestens seit seiner gesetzlichen Verankerung hat der Begriff bdquoLebensweltldquo Einzug in den Sprachge-brauch im Bereich der Gesundheitsfoumlrderung gehalten Seit der Novelle des Fuumlnften Buches im Sozialgesetzbuch vom 2572015 regelt vor allem Paragraph 20a die bdquoLeistungen zur Gesundheitsfoumlrderung und Praumlvention in Lebensweltenldquo und ver-pflichtet die gesetzlichen Krankenkassen zu entsprechenden Leistungen Als Lebenswelten gelten laut dem Gesetz bdquofuumlr die Gesundheit bedeutsame abgrenz-bare soziale Systemeldquo Explizit genannt werden das Wohnen das Lernen das Stu-dieren die medizinische und pflegerische Versorgung sowie die Freizeitgestaltung einschlieszliglich des Sports (sect 20a SGB V laut derzeit guumlltigem Stand vom 112016)

Lebenswelt des Studierens ndash Lebenswelten von Studierenden Was zunaumlchst intuitiv verstaumlndlich scheint wirft beim Auf- oder Ausbau eines SGM rasch Fragen auf Was gehoumlrt eigentlich zur Lebenswelt des Studierens und damit in den Aktionsradius derer die im Gesetz als die bdquofuumlr die Lebenswelt Verantwortlichenldquo adressiert werden Nur das was mit Studieren im engeren Sinn zu tun hat oder alles was zur Lebensphase Studium gehoumlrt ndash wie der Nebenjob die Wohngemein-schaft die Hochschulgruppe Wo sind beim Studieren Schnittmengen mit und Abgrenzungen zu den anderen genannten Lebenswelten zum Beispiel dem Lernen Wie koumlnnen Strukturen in sozialen Systemen aufgebaut werden ndash also in Gebilden die nicht zuletzt deshalb Systeme sind weil sie eben bereits eigene Strukturen aufweisen Um es vorwegzunehmen Diese Fragen koumlnnen aktuell da das SGM noch in den Kinderschuhen steckt erst in Ansaumltzen beantwortet werden

Um sich die Antworten fuumlr SGM-Projekte an der eigenen Hochschule zu erarbeiten lohnt dabei nach dem Motto bdquoNichts ist so praktisch wie eine gute Theorieldquo ein Blick in die Arbeiten von Alfred Schuumltz (1899-1959) Seinerzeit anknuumlpfend an Vertreter der Lebensphilosophie und der Phaumlnomenologie gilt Alfred Schuumltz heute als Wegbereiter lebensweltlich orientierter Sozialwissenschaften Er sah die Aufgabe der Sozialwissenschaften darin Theorien zu entwickeln die ihren Ausgang an den subjektiven Sinnstrukturen der Menschen ndash also ihren Orientierungen Motiven Bedeutungszuschreibungen und so weiter ndash nehmen (vergleiche Schuumltz 1971 Seite 39ff) In seinem Sinne gilt es also Theorien nicht sbquojenseitslsquo von Menschen sondern entlang ihrer Relevanzen zu entwickeln

Eine Arbeit in dieser Tradition bedeutet der Perspektive der Betroffenen einen zentralen Stellenwert einzuraumlumen ndash wie zum Beispiel im Projekt bdquoMyHealth ndash Ge-sund studieren am KITldquo (wwwmyhealthkitedu) in dessen Rahmen unter ande-rem eine lebensweltlich orientierte Perspektive eingenommen wird Bezogen etwa auf die Frage nach Gesundheitsrisiken und -ressourcen von Studierenden soll hier herausgefunden werden was Studierende selbst als foumlrderliche oder gefaumlhrdende Aspekte erfahren ndash unabhaumlngig davon ob sich diese Erfahrungen mit bereits exis-tierenden Lehrmeinungen und Empfehlungen decken diese ergaumlnzen oder ihnen widersprechen Um einem Missverstaumlndnis vorzubeugen Dies bedeutet selbstver-staumlndlich nicht dass die Perspektive der Betroffenen eine absolute Vorrangstellung einnimmt wenn es um die Ableitung von Konsequenzen und die Entwicklung von

Dr Alexa Maria Kunz Leitung im SGM-Projekt bdquoMyHealth Gesund Studieren am KITldquo am Karlsruher Institut fuumlr Technologie

SGM-Maszlignahmen und -strukturen geht Es gilt vielmehr sie ernst zu nehmen und mit gesundheitswissenschaftlichen Kon-zepten und Theorien in Dialog zu bringen

Von besonderem Interesse bei einer le-bensweltorientierten Forschung ist die bdquoalltaumlgliche Lebensweltldquo (vergleiche Schuumltz Luckmann 2003 Seite 29) An-ders als individuelle Lebenswelten ndash zu denen zum Beispiel auch Einbildungen und Traumlume gehoumlren ndash zeichnet sich die alltaumlgliche Lebenswelt dadurch aus dass wir sie mit anderen teilen Sie ist bdquonicht meine Privatwelt sondern eine uns allen gemeinsame Weltldquo (Schuumltz 1971 Seite 250) Dazu gehoumlrt unter anderem ein geteiltes Wissen daruumlber was sbquowirklichlsquo und sbquoselbstverstaumlndlichlsquo fuumlr uns ist

Befasst man sich mit der alltaumlglichen Lebenswelt von Studierenden laumlsst sich also fragen Wodurch zeichnet sich diese typischerweise aus Welche gemeinsame Welt teilen Studierende Welches geteilte Wissen besitzen sie (zum Beispiel im Bezug auf Gesund-heit) was scheint ihnen allen selbst-verstaumlndlich Aber genauso Was ist nicht allen Studierenden gemeinsam Welche unterschiedlichen Perspektiven (in Hinblick auf die Gesundheit) haben sie

Empirische Befunde lebensweltanaly-tisch orientierter Studien sprechen dafuumlr dass die alltaumlgliche Lebenswelt von Studierenden ndash also das was alle

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Studierenden gleich ob Studienpionierin oder Studienpio-nier aus der Arbeiterfamilie oder Medizinstudentin oder Medizinstudent aus der Aumlrztedynastie miteinander teilen und als selbstverstaumlndlich erachten ndash eher uumlberschaubar ist und sich vor allem auf formalorganisatorische Aspekte be-schraumlnkt (vergleiche Enderle Kunz 2016) Dies passt zu Ergebnissen aus Studierenden-Surveys in denen vor allem eine heterogene Studierendenschaft beschrieben wird die sich kaum als dieacute Studierenden beschreiben laumlsst (siehe Seite 29 bdquoSchnittstellenldquo) Nichtsdestotrotz haben gerade formal-organisatorische Aspekte wie etwa die Gestaltung von Pruumlfungsordnungen und Curricula die bauliche Situation an der Hochschule oder die Verpflegungsmoumlglichkeiten einen hohen Wirkungsgrad mit Blick auf Gesundheitsressourcen und -risiken Studierender

Fuumlr die Entwicklung eines SGM das moumlglichst viele Studierende erreichen moumlchte laumlsst sich aus diesen Befunden ableiten dass es mit den formal-organisatorischen Bedingungen an der Hochschule vereinbar sein sollte Denkbar ist ein SGM welches beispielsweise uumlber die Vergabe von ECTS-Credits in die Curricula integriert oder zumindest mit diesen vereinbar ist in zentralen wie dezentralen Einrichtungen und Gremien vertreten ist und Anschluss an die Kernaufgaben einer Hoch-schule ndash naumlmlich Lehre und Forschung ndash hat Daruumlber hinaus sollten moumlglichst viele Akteurinnen und Akteure die an der Gestaltung der (Gesundheits-)Bedingungen an der Hoch-schule und damit den formalen Strukturen beteiligt sind mit einbezogen werden (siehe Seite 23 bdquoVerortung und Akteurin-nen und Akteure des SGMldquo und Seite 29 bdquoSchnittstellenldquo)

Gleichzeitig erweist sich ein Blick in die sogenannten bdquokleinen sozialen Lebensweltenldquo als hilfreich (zu dem Konzept das im Anschluss an Schuumltz entwickelt wurde vergleiche Luckmann 1970 Honer 2011) in die Lerngruppen Studienjahrgaumlnge Fachschaften und Hochschulgruppen aber auch in die nicht unmittelbar an die Hochschule gebundenen Gruppen die fuumlr die Studierenden eine hohe Relevanz besitzen (vergleiche Enderle Kunz 2016) In diesen wird sowohl explizit aber vor allem auch implizit verhandelt und bestimmt was gesundlsquo ist welchen Stellenwert Gesundheit hat und wie gesund gelebtlsquo wird

Uumlber den Ansatz einer community-basierten partizipativen Forschung (vergleiche von Unger 2012) laumlsst sich der for-schende Blick in diese Gruppen gut mit dem fuumlr die Gesund-heitsfoumlrderung zentralen Ansatz der Partizipation verbinden (vergleiche Reitermayer et al 2017 sowie Seite 45 bdquoPartizi-pationldquo) Im bereits erwaumlhnten Projekt bdquoMyHealthldquo wurde

beispielsweise als Resultat eines studentischen Projektes und im Austausch mit Fachschaften eine bdquoSpiel- und Sport-kisteldquo mit unterschiedlichen Geraumlten (wie zum Beispiel Dia-bolo Frisbee Springseil Boule) entwickelt Mittlerweile ver-leihen mehrere Fachschaften auf dem Campus die Geraumlte oder nutzen die Kisten zum Beispiel waumlhrend der Orientie-rungsphase fuumlr Studienanfaumlngerinnen und Studienanfaumlnger und tragen so zu einem Angebot bei durch das unter ande-rem Bewegung und Austausch mit anderen niederschwellig in den studentischen Alltag integriert und innerhalb der eige-nen studentischen Fachgemeinschaft sbquogelebtlsquo werden kann

Auch wenn hier noch einiges zu tun ist Erst durch das Ver-staumlndnis der Lebenswelten Studierender ndash einschlieszliglich des Bereichs der alltaumlglichen Lebenswelt und unter Beruumlcksichti-gung der Gruppen in denen sich Studierende innerhalb und auszligerhalb der Hochschule bewegen ndash ist es moumlglich ein SGM zu entwickeln das an die Bedeutungszuschreibungen und Relevanzen einer heterogenen Studierendenschaft anknuumlpft und damit langfristig in der Breite erfolgreich sein kann

Literatur Enderle S Kunz AM (2016) Gibtlsquos da einen Schein fuumlr Einblicke in studentische Lebenswelten In Konnertz U (Hrsg) Koumlnnen Schluumlsselqualifikationen bilden Frankfurt Peter Lang Edition Seite 173-196

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Luckmann B (1970) The Small Life-Worlds of Modern Man Social Research 37 (4) Seite 580-596

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Schuumltz A (1971) Gesammelte Aufsaumltze Band I Das Problem der sozialen Wirklichkeit Den Haag Martinus Nijhoff

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Unger vH (2012) Partizipative Gesundheitsforschung Wer partizipiert woran (79 Absaumltze) Forum Qualitative Sozial-forschungForum Qualitative Social Research 13(1) Art 7 Unter wwwnbn-resolvingdeurnnbnde0114-fqs120176 Zugegriffen 822019

4 Was ist zu Beginn zu bedenken

Uumlberzeugen und sensibilisieren Zunaumlchst ist die Frage zu klaumlren Wer gehoumlrt uumlberhaupt zu den Beteiligten und Akteurinnen und Akteuren an der Hochschule direkt und indirekt Von Hochschule zu Hochschule moumlgen die Antworten darauf unterschiedlich sein Bei der Studierendengesundheit und der institutionellen Weiterentwicklung durch ein Studentisches Gesundheits-management (SGM) handelt es sich um Querschnittsthemen welches die ge-samte Hochschule betreffen Entspre-chend gilt es zahlreiche Beteiligte zu sensibilisieren und diese einzubezie-hen Ein Prozess- und Kommunikations-design kann bei der Ansprache und Sensibilisierung nuumltzlich sein Wichtige Fragen dabei sind Welche Stakeholder an der Hochschule gibt es die fuumlr SGM relevant sind und wie sollten diese ein-bezogen werden Wichtig ist auch zu erarbeiten welche Motive die jeweiligen Akteurinnen und Akteure antreiben (siehe Seite 23 bdquoVerortung und Akteu-rinnen und Akteure des SGMldquo) Bei der Sensibilisierung und Gewinnung von zukuumlnftigen Mitstreiterinnen und Mit-streitern gilt der Grundsatz die Betei-ligten dort abzuholen wo sie stehen Argumente fuumlr ein SGM unterscheiden sich von Gruppe zu Gruppe Grund-saumltzlich gilt es der Hochschulleitung Studierenden Mitarbeitenden und an-deren Stakeholdern die Relevanz des Themas (beispielsweise durch Erhe-bungen) deutlich zu machen und Handlungsbedarfe aufzuzeigen Um beispielsweise Studierende fuumlr das Thema SGM zu begeistern eignen sich Peer-Botschafterinnen und Peer-Botschafter aus dem Studierenden-kreis Diese koumlnnen die Vorteile der

eigenen Mitgestaltung und Mitarbeit am Aufbau eines SGM authentisch aufzeigen Fuumlr ein SGM gilt es zudem auch Verwaltungspersonal zu gewin-nen das mit Studierenden in direk-tem Kontakt steht So begegnen Mit-arbeitende in Pruumlfungsaumlmtern haumlufig stark belasteten Studierenden

Gemeinsam kann es gelingen Staumlr-ken auszubauen und Defizite zu beseitigen Beispiele guter Praxis aus anderen Hochschulen koumlnnen Begeisterung entfachen und Impul-se fuumlr eigene Aktivitaumlten liefern Den beteiligten Akteurinnen und Akteuren sollten klare Handlungs-spielraumlume und Grenzen aufgezeigt werden um Enttaumluschungen und Demotivation zu vermeiden

Fuumlr die Gewinnung von Akteurinnen und Akteuren und Entscheiderinnen und Entscheidern sollte genuumlgend Zeit eingeplant werden Persoumlnliche Gespraumlche und Treffen erfordern Ressourcen und koumlnnen durchaus bis zu sechs Monate in Anspruch nehmen (Seibold et al 2010) (siehe Seite 31 bdquoPlanungldquo)

Hochschulleitungen sind entschei-dende Akteurinnen und Akteure bei der Priorisierung Initiierung Weiter-entwicklung und Profilbildung von Themen in jeder Hochschule Sie entscheiden uumlber den Stellenwert von Themen fuumlr die Hochschulent-wicklung und die Zuweisung damit verbundener Ressourcen

Martin Kruumlssel Koordinator des Betrieblichen Gesundheitsmanagements an der Georg-August-Universitaumlt Goumlttingen

Stephanie Schluck Referentin fuumlr Veranstaltungen in der Stabsabteilung Presse und Kommuni kation an der Hochschule fuumlr angewandte Wissen-schaften Hamburg

Dr Ute Sonntag Stellvertretende Geschaumlftsfuumlhrerin der Landesvereini-gung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen eV und Koordination Arbeitskreis Gesundheits-foumlrdernde Hochschulen

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Bei der Entscheidung fuumlr eine Hochschule kann SGM ein Argument sein

Argumente fuumlr ein SGM Fuumlr das Thema Gesundheit ist in den letzten Jahrzehnten eine deutliche Steigerung der Relevanz in Politik Gesellschaft und Wirtschaft zu verzeichnen So auch in Hochschulen bei denen zunaumlchst der Fokus auf der Beschaumlftigtengesundheit und der Etablierung eines Betrieblichen Gesundheits-managements (BGM) lag Nun aumlndert sich der Fokus und bezieht auch die Studierenden mit ein die als groumlszligte Gruppe identitaumltsstiftend fuumlr Hoch-schulen sind

Befoumlrdert wird dies durch das 2015 erlassene Praumlventionsgesetz das die Studierenden als spezifische Zielgruppe gesundheitsfoumlrdernder

vertiefen sie praktische Erfahrungen im Projekt-management Studierende lernen im SGM auch Haltun-gen und Fertigkeiten die sowohl im Studium als auch

Leistungen in der Lebenswelt Hochschule benennt Hochschulen koumlnnen dies gut aufgreifen da mit dem Praumlventionsgesetz auch Finanzierungsmoumlglichkeiten durch Sozialversicherungstraumlger verbunden sind

SGM als Wettbewerbsvorteil Hochschulen stehen miteinander im Wettbewerb Ein SGM kann fuumlr Studienbewerberinnen und Studienbewerber ein Argument dafuumlr sein eine Hochschule auszuwaumlhlen

Multiplikatoreffekt Studierende sind potenziell zukuumlnftige Fuumlhrungskraumlfte Wenn sie SGM an ihrer Hochschule erleben und mitgestalten koumlnnen bekommen sie eine Vorstellung davon welchen Wert Gesundheitsmanagement fuumlr Organisationen darstellt Dieses Wissen nehmen sie in die verschiedenen gesellschaftlichen Berei-che mit Idealerweise sind sie auch dort Botschafterinnen und Botschafter sowie Akteurinnen und Akteure der Gesundheitsfoumlrderung

SGM staumlrkt Ressourcen Das Studium kann fuumlr Studierende eine von Unsicher-heiten gepraumlgte Lebensphase darstellen Die Studierenden ziehen oft in eine neue Stadt sind erstmals vom Elternhaus getrennt und muumlssen sich jetzt in neue Orga-nisations- und Lernstrukturen einordnen neue soziale Netzwerke sind aufzubauen SGM sollte gleich zu Beginn des Studiums ansetzen und uumlber den gesamten Studienverlauf passgenaue Angebote bereithalten So koumlnnen Studierende bei der Bewaumlltigung von Herausforderungen in den einzelnen Studienphasen unterstuumltzt werden Gesundheitsbezogene Lebensstilfaktoren koumlnnen herausgebildet und gefestigt sowie Ressourcen entwickelt werden die eine erfolgreiche Bewaumlltigung dieser Entwicklungsaufgaben und Herausforderungen ermoumlglichen

SGM vermittelt vielfaumlltige Kompetenzen Werden Studierende partizipativ in ein SGM eingebunden koumlnnen sie an Ver-aumlnderungen mitwirken und staumlrken ihr

Selbstwirksamkeitserleben Auszligerdem erwerben oder

im Beruf sehr nuumltzlich sind Kompetent mit Stress um-

zugehen soziale Kontexte sowie die eigenen Arbeits- und Lebensbedingun-gen gesundheitsfoumlrderlich zu gestalten

SGM ist ein innovatives Zukunftsthema Die Entscheidung faumlllt in Anbetracht der betraumlchtlichen Potenziale die die Einrichtung eines SGM fuumlr jede Hoch-schule bietet Die Hochschulleitung sollte der allgemeinen Entwicklung vorausschauend begegnen und sich fuumlr die Einrichtung und angemessene Ausstattung eines SGM in ihrer Hoch-schule stark machen

Die Einrichtung eines SGM kann durch einen Beschluss der Hochschulleitung erfolgen Gut beraten sind Hochschulen die von Beginn an die Studierendenver-tretungen in ihr Vorhaben involvieren und mit ihnen Ressourcen abstimmen die man fuumlr das SGM einbringt

Eine gelungene Einrichtung beginnt schon mit einer professionell ausgearbei-teten Beschlussvorlage (siehe Seite 53 bdquoAnlage 1Ildquo) die das federfuumlhrende Prauml-sidiumsmitglied daraufhin in der Praumlsidi-umssitzung uumlberzeugend zur Entschei-dung einbringen kann

16 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Kommunikation Man stelle sich vor in einer Hochschule hat sich eine kleine Projektgruppe gegruumlndet sie arbeitet ein halbes Jahr lang sehr engagiert die ersten Maszlignahmen sind geplant und keiner weiszlig etwas davon

Was mag in den Planungstreffen schiefgelaufen sein Was koumlnnte die Projektgruppe uumlbersehen haben Moumlglicherweise ist zu wenig beachtet beziehungsweise bearbeitet worden dass die Prozesse der Kommunikation und Information von Beginn an gezielt bewusst und strukturiert eingeplant und gesteuert werden muumlssten

Aus Projekten des betrieblichen Gesund-heitsmanagements (BGM) wissen wir dass der Informationsgrad eines Projek-tes als Kennzahl in das Projekt-Controlling aufgenommen werden sollte (siehe Seite 42 bdquoEvaluationldquo) Damit ist gesichert dass diesem Thema eine gewisse Auf-merksamkeit in den folgenden Planungs-und Umsetzungsschritten zukommt

In Bezug auf die hochschulinterne Kom-munikation waumlren die individuelle und die organisationale Ebene zu beachten

bull Wie erreiche ich die Individuen in der Hochschule

bull Wie erreiche ich die Verantwortlichen in den Strukturen der Hochschule

Fuumlr den Einzelnen bedeutet eine solche Kennzahl dass der Informationsfluss zum Projektthema sichergestellt wird und jeder das Thema fuumlr sich abwaumlgen und nutzen kann Gleichzeitig wird mit einer breiten und qualitativ hochwertigen Kommunikation den unterschiedlichen Aspekten des Themas der Zielgruppe Wertschaumltzung vermittelt

Auf der organisationalen und strukturellen Ebene werden die Verantwortlichen und Entscheidungstraumlger der Organisation Hochschule gewonnen und eingeladen sich mit der Studierendengesundheit auseinanderzusetzen Im Laufe des Veraumlnderungsprozesses werden sie so systematisch fuumlr das SGM sensibilisiert und mitgenommen Wichtig ist es Punk-te herauszuarbeiten wie die jeweilige Expertise produktiv eingebracht und Partizipation ermoumlglicht wird (siehe Seite 14 bdquoUumlberzeugen und sensibilisie-renldquo und Seite 23 bdquoVerortung und Akteu-rinnen und Akteure des SGMldquo) Das ist eine entscheidende Stellschraube fuumlr zukuumlnftige Veraumlnderungen auf struktu-reller Ebene in Bezug auf das gesund-heitsfoumlrderliche Setting

Im Setting Hochschule findet man selten eindeutige Strukturen fuumlr Kommunikati-onswege und es gibt kein Patentrezept Es sollten daher zu allererst bereits be-stehende Kommunikationskanaumlle identi-fiziert und moumlglichst fruumlhzeitig ein Kommunikationsplan im Projektteam erstellt und laufend aktualisiert werden Ordnungspunkte koumlnnten sein

bull Zielgruppe(n) (zum Beispiel Fakultaumlt der Naturwissenschaften oder Sozialwissenschaften Erstsemester oder Dekane)

bull Kommunikationsziele bull Kommunikationszeitpunkte (zum

Beispiel bewusst zum Studien- Semesterbeginn)

bull Kommunikationsmittel (zum Beispiel Poster Postkarten Website Ins-tagram persoumlnliche Gespraumlche Vortraumlge)

bull Kommunikationsort (zum Beispiel Vorlesungen Bereich der Mensa)

bull Kommunikationsbudget bull Einheitliches Erscheinungsbild (zum

Beispiel Logo Slogan Bildsprache et cetera)

Sabine Koumlnig Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Ines Niemeyer Freie Mitarbeiterin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Dr Brigitte Steinke Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

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In Bezug auf die hochschulexterne Kommunikation geht es um Image-Ge-winn um Attraktivitaumlt des Studienortes und um Vernetzung mit anderen Hoch-schulen mit kommunalen und betriebli-chen Initiativen sowie mit der Politik Es hat sich bewaumlhrt insbesondere hier die Kompetenzen der hochschuleigenenPressestelle zu nutzen nach dem Motto bdquoTu Gutes und rede daruumlberldquo

Was bedeutet Kommunikation fuumlr und mit Studierenden und was kennzeich-net diese Zielgruppe aktuell Projekt-kommunikation ist auch ein Mittel wel-ches Partizipation und Beteiligung der Zielgruppe ermoumlglicht Die Art und Weise wie kommuniziert und informiert wird entscheidet uumlber den Bekanntheitsgrad und damit auch maszliggeblich uumlber den Er-folg eines Projektes an der Hochschule (Marozzi 2018) Schlieszliglich wird so das Thema transportiert und der Zielgruppe und Oumlffentlichkeit zugaumlnglich gemacht

Da wir es bei der Zielgruppe der Studie-renden mit einer vergleichsweise jungen gesunden Zielgruppe zu tun haben er-schlieszligt sich das Thema Gesundheit nicht so ohne Weiteres Auf den ersten Blick scheint es fuumlr Studierende moumlgli-cherweise uninteressant Aus Fokus-gruppen wissen wir dass mancherorts der Gesundheitsbegriff als verstaubt wahrgenommen und wenig mit der taumlg-lichen Lebensrealitaumlt Studierender in Bezug gebracht wird Dies ist zu beruumlck-sichtigen wenn man Studierende be-fragt und einbezieht

Wie gefragt wird hat groszlige Auswirkungen darauf inwieweit sich Befragte das Thema erschlieszligen und welche Informationen aus den Antworten abgeleitet werden koumlnnen Beispielsweise hat die Projektgruppe an der TU Kaiserslautern einen Work-shop mit Studierenden zum Wording innerhalb des Projektes durchgefuumlhrt um herauszufinden welche Art der Kommuni-kation angebracht waumlre (siehe wwwcampusplusuni-klde) Der Workshop brachte es wie folgt auf den Punkt Die Kommunika-tion sollte positiv aber authentisch sein und Lebensqualitaumlt Freude am Leben sowie den positiven Zusammenhang zwischen Gesundheit und Leistung darstellen Die PH Heidelberg hat als eine Moumlglichkeit dieses umzusetzen fuumlr und mit Studierenden einen Song erarbeitet (wwwph-heidelberg dekopf-stehenhtml)

Ein Groszligteil der heute Praumlsenzstudierenden gehoumlrt der soge-nannten Generation Z an Diese Zuordnung mag sehr grob sein und der Heterogenitaumlt der Gruppe Studierender nicht vollkom-men gerecht werden Dennoch gibt sie Anhaltspunkte fuumlr die Ansprache im Projekt und fuumlr abgeleitete Interventions-formen So untersucht beispielsweise der Arbeitsweltforscher Prof Christian Scholz an der Universitaumlt des Saarlandes wie die junge Generation bdquotickt was sie veraumlndert und warum sie alle anstecktldquo (Scholz 2014) Aus seinen und anderen Untersuchungen geht hervor dass die Themen Struktur Sicherheit Wohlfuumlhlen und SinnerlebenSelbstverwirkli-chung fuumlr diese Generation an erster Stelle stehen

Daraus lieszlige sich fuumlr die Kommunikation im Projekt beispiels-weise Folgendes ableiten

bull Die Kommunikation zum Thema Gesundheit sollte Regeln und Richtlinien beinhalten

bull Maszlignahmen sollten moumlglichst den individuellen Nutzen ausweisen

bull Jede Maszlignahme und jedes Gesundheitsevent sollte immer wieder neu in eine Kommunikationsform gefasst werden und dennoch einen Wiedererkennungswert haben

bull Studierende sollten selbst die Kommunikation im Projekt uumlbernehmen

Gut beraten ist wer die kommunikativen und kulturellen Regeln der eigenen Hochschule beachtet

18 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Bewaumlhrt hat es sich Studierende inner-halb des Projektes SGM zu qualifizieren und selbst das Thema kommunizieren zu lassen Beispielsweise setzt die TH Wildau gezielt studentische Botschafte-rinnen und Botschafter ein um Studieren-de in ihrer Peer-Gruppe auf Augenhoumlhe anzusprechen Synergien entstehen an dieser Stelle auch wenn es gelingt das Know-how unterschiedlicher Fachdiszip-linen an der Hochschule fuumlr die Entwick-lung von Kommunikationsbausteinen oder eines Kommunikationsdesigns zu gewinnen und zu nutzen So koumlnnen Studienarbeiten direkt fuumlr Projektthe-men in Lehrveranstaltungen beispiels-weise in Medienwissenschaften oder Design vergeben und bearbeitet werden Damit ist einer der Erfolgsfaktoren fuumlr das gesamte Projekt benannt Es ist die Einbeziehung und aktive Beteiligung der Studierenden in die Kommunikation und Information der Projektinhalte von Anfang an

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Praktische Beispiele fuumlr Kommunikation Die Pro-jektgruppe der FU Berlin entwickelte auf Basis der Ergebnisse der Studierendenbefragung 2016 (University Health Report UHR) Quizkarten das so genannte bdquoHealthy Quizldquo um die Ergebnisse des Gesundheitsberichts an der FU und vor allem unter den Studierenden publik zu machen Dafuumlr wurden einzelne Themenbereiche aus dem Gesundheitsbe-richt ausgewaumlhlt wobei vor allem die Anschaulichkeit des Themas eine Rolle spielte sowie die Frage was das Interesse der Studierenden am ehesten wecken koumlnnte Die bdquoQuizobjekteldquo sind dabei die unterschied-lichen FachbereicheZentralinstitute an der FU So sind zehn Quizkarten zu unterschiedlichen Themen entstanden Die Quizkarten wurden im Rahmen einer Wanderausstellung durch die FachbereicheZentralin-stitute der FU in der auch Poster mit den Ergebnissen der Befragung ausgestellt wurden an die Studieren-den verteilt sowie an den Standorten und in den Gebaumluden ausgelegt Abgebildete QR-Codes und Kurz-URLs verweisen auszligerdem auf alle Ergebnisse des Gesundheitsberichts sowie Informationen zum Projekt Inzwischen gibt es auch eine grafisch an-gepasste Online-Version der Healthy-Quiz-Karten (wwwewi-psyfu-berlindeeinrichtungenarbeits bereicheppghealthy_campus_quizindexhtml)

19

Kommunikationsbeispiel der FU Berlin

H E A LT H Y- Q U I Z

hellip fuumlhlen sich die meisten Studierenden im Studium wohl

In welcher dieser Einrichtungen der Freien Universitaumlt Berlin hellip

Mathematik und Informatik

Wirtschafts-wissenschaft

Politik- und Sozial-

wissenschaften

Veterinaumlr-medizin

C D

A B

H E A LT H Y- Q U I Z

Der Anteil Studierender die sich im Studium wohl-fuumlhlen verteilt sich auf die Einrichtungen wie folgt

420 im FB Mathematik und Informatik

355 im FB Politik- und Sozialwissenschaften

223 im FB Wirtschafts-wissenschaft

500 im FB Veterinaumlrmedizin

Weitere Ergebnisse Informationen zum fndest du hier Projekt fndest du hier

fu-berlindegesundheitsbericht fu-berlindehealthycampus

Das Projekt wird gefoumlrdert von der Techniker Krankenkasse

Auch an der TU Kaiserslautern wurden die Ergebnisse der Stu-dierendenbefragung aufbereitet und kommuniziert Fuumlr die Zielgruppe der Studierenden wurden Poster entwickelt und im Rahmen einer Wanderausstellung in der gesamten Uni-versitaumlt praumlsentiert (wwwuni-kldesgmposter-uhr-ergeb nisse) Ebenso sollten die Dekane der einzelnen Fakultaumlten

informiert und fuumlr das Thema Gesund-heit sensibilisiert werden Dazu wurden die Ergebnisse so aufbereitet dass die einzelnen Fakultaumlten untereinander ver-glichen werden koumlnnen (siehe Seite 21 bdquoSpinnennetzdiagrammldquo)

UND DU SO Wie gehtrsquos dir eigentlich Hinter bdquoUND DU SOldquo steht das Studentische Gesundheitsmanagement (SGM) der HTWK Leipzig Welche Punkte sind den Studierenden der HTWK fuumlhlen sich wohl Leipzig im Bereich Gesundheit wichtig und wo muss die Hochschule aktiver werden DANKE an alle

oder sehr wohl

1010 Mitgestalterinnen und Mitgestalter

35

65

Folgende Themen wurden in den bdquoo enen Fragenldquo besonders haumluf g genannt

Im Studium

Das Team des Studentischen Gesundheitsmanagement der HTWK Leipzig hat in 2018 all ihre Studierenden ein-geladen an der Onlinebefragung mit dem Titel bdquoUND DU SO Wie gehtrsquos dir eigentlichldquo teilzunehmen 1010 Stu-dierende sind dieser Einladung gefolgt Mit der Unter-stuumltzung des Hochschulsports und des Studierendenrat (StuRa) wurden unter allen Teilnehmerinnen und Teil-nehmern zwei Gutscheine im Wert von je 250 Euro verlost

Nach Abstimmung mit dem Rektorat dem Qualitaumlts-management der Lenkungsgruppe Gesundheits-management und dem Steuerkreis Studentisches Gesundheitsmanagement wurden die Ergebnisse der

Studierendenbefragung in einer Kurzauswertung auf-bereitet und als Poster auf dem Hochschulsommer-fest unter dem Motto bdquoAlle Sinne anldquo zum ersten Mal den Studierenden praumlsentiert

Im Anschluss wurde das Poster an verschiedenen Orten der Hochschule ausgestellt und den Multiplikatoren des Gesundheitsmanagements (Fachschaften Studiende-kane StuRa) zur Verfuumlgung gestellt

Aktuell wird eine Detailauswertung fuumlr die einzelnen Fakultaumlten erarbeitet (wwwhtwk-leipzigdelebenund-du-somitgestaltung)

Verortung und Akteurinnen und Akteure des SGM In jeder Hochschule gibt es in der Verwaltung Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner die bei der Ausrichtung und Durchfuumlh-rung von Projekten fachlich und organisatorisch kompetent beraten koumlnnen Sie gehoumlren immer zum engeren Kreis der Stakeholder die in der Vorbereitung von organisationsbezo-genen Prozessen persoumlnlich anzusprechen sind Daneben sorgt die Verwaltung in Abstimmung mit den zentralen und dezentralen Gremien dafuumlr dass nach der Einfuumlhrungsphase eines Projektes das Thema auch strukturell in der Hochschu-le ankommt Fuumlr Struktur- und Ablauffragen an Hochschulen gibt es nicht unbedingt einheitliche Antworten gleichwohl eine groumlszligere Anzahl an rechtlichen Rahmenbedingungen und Leitplanken die zu beruumlcksichtigen sind Daruumlber hinaus gibt es ein Erfahrungswissen daruumlber wie ein Thema korrespon-dierend mit den besonderen Merkmalen der jeweiligen Hoch-schule profilbildend in Strukturen integriert werden kann Gerade hier koumlnnen Gespraumlche mit den verantwortlichen Ab-teilungen in der Zentralverwaltung weiterhelfen Zusaumltzlich erhalten Interessentinnen und Interessenten in den Gesprauml-chen wertvolle Hinweise uumlber Anknuumlpfungspunkte zu ande-ren laufenden Projekten oder Prozessen zum Beispiel in der Lehrentwicklung Akkreditierung und Qualitaumltssicherung oder dem fakultaumlts- beziehungsweise fachbereichsuumlbergreifenden Entwicklungsstand des Themas Schluumlsselqualifikationen

Da an Hochschulen die Arbeit in und von Gremien fuumlr den Stellenwert die Vernetzung und institutionelle Integration von Themen ein praumlgendes Merkmal ist ist die Ein- und Zu-sammensetzung des Steuerkreises fuumlr das Gesundheitsma-nagement fuumlr Studierende (SGM) von besonderer Bedeutung Es gibt nicht bdquodasldquo Rezept wie ein SGM in einer Hochschule mit welchem Akteursumfeld zu implementieren ist Das Poten-zial an internen und externen Akteurinnen und Akteuren die einzubinden und fuumlr das Vorhaben zu gewinnen sind ist stark abhaumlngig von der Groumlszlige Traumlgerschaft und dem Faumlcherkanon einer Hochschule

Zur Sicherstellung der sozialen Validitaumlt bei der Einfuumlhrung des SGM gehoumlren vorausschauende Uumlberlegungen zur Ge-winnung von Fach- und Machtpromotoren (Stakeholder) fuumlr das Projekt Aus der Organisation und Arbeit im Projekt bilden sich Bezuumlge und Konturen der spaumlteren Strukturintegration heraus Auch wo und wie das SGM personell verankert werden kann wird variieren Als Basis fuumlr eine gelingende Strukturin-tegration bedarf es einer zumindest anteilig dauerfinanzierten Stelle und einer hauptamtlichen SGM-Koordinatorin oder eines SGM-Koordinatoren (siehe Seite 55 bdquoAnlage 1IIldquo)

Martin Kruumlssel Koordinator des Betrieblichen Gesundheitsmanage-ments an der Georg-August-Universitaumlt Goumlttingen

Prof Dr Thomas Hartmann Profes-sor fuumlr das Fachgebiet Humanoumlkologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal Standort Magdeburg und seit 20 Jahren aktives Mitglied im Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen

Empfehlenswert fuumlr Entscheidungen zu Strukturfragen und einer personellen Verankerung koumlnnen Leitfragen sein

bull Was sind die Rahmenbedingungen die zur Finanzierung einer Stelle vorgegeben sind Dies koumlnnen zum Beispiel Haushaltsmittel der Hochschule Drittmittel durch Forschungsvorhaben eine Finanzierung durch die Sozialversicherungen oder Aumlhnliches sein

bull Welche inhaltlichen organisatorischen und maszlignahmen-bezogenen Anknuumlpfungspunkte gibt es mit dem und fuumlr das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM)

Am Anfang steht eine akribische Bestandsaufnahme (siehe Seite 29 bdquoSchnittstellenldquo) aller internen und externen Aktivi-taumlten Akteurinnen und Akteure sowie Strukturen die zur Gesundheitsfoumlrderung von Studierenden der jeweiligen Hochschule beitragen Gesundheit ist ein Querschnittsthema sodass Stakeholder aus den verschiedensten Institutionen beziehungsweise Zustaumlndigkeitsbereichen einer Hochschule gewonnen werden muumlssen Daruumlber hinaus ergeben sich bereits strategische Partnerschaften durch die Eingliederung in die Hochschule und aus dem jeweils spezifischen Aufgabenprofil

24 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

der SGM-Koordinatorin und des SGM- Koordinators Die Ruumlckendeckung des Vorhabens bdquoSGMldquo durch die Fuumlhrung der Hochschule ndash ersatzweise durch die Leitung von Fakultaumlt Fachbereich oder Institut ndash ist die Grundlage dafuumlr weitere Akteurinnen und Akteure ge-winnen zu koumlnnen Die kontinuierliche Mitarbeit der internen und externen Ko-operations- und Netzwerkpartner ist abhaumlngig von der jeweiligen Motivation der beruflichen Praumlgung und den zeitli-chen sowie finanziellen Ressourcen

Im Vergleich zum BGM das zu cicra 90 Prozent in der Verwaltung bei der Per-sonal- und Organisationsentwicklung der Hochschulen angesiedelt ist bleibt eine Verortung des SGM noch unbe-stimmt Ist ein BGM vorhanden so wer-den Strukturen zur Einbindung von Akteurinnen und Akteuren bereits be-stehen (Hartmann et al 2017a) Dies kann ein interner Arbeitskreis Gesund-heit sein der je nach Groumlszlige der Hoch-schule neben der BGM-Koordinatorin oder dem BGM- Koordinator in der Regel aus Betriebsaumlrztin oder Betriebsarzt Fachkraft fuumlr Arbeitssicherheit Sicher-heitsbeauftragter und Sicherheitsbeauf-tragtem Vertreterinnen und Vertreter der Geschaumlftsleitung des Personalrates der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Studierenden der Schwerbehinder-ten- sowie Gleichstellungsbeauftragten und weiteren Personen zusammenge-setzt ist

Das Aufgabenprofil und die Beteili-gungsprozesse von SGM sind anders angelegt als fuumlr BGM sodass neben der Mitarbeit im AK Gesundheit ein eigenes Netzwerk aufgebaut werden sollte Die Verortung von SGM in der Hochschule bietet mehr Moumlglichkeiten als beim BGM das verwaltungszentriert und sehr stark auf die arbeitsrechtlichen Vorga-

ben ausgerichtet ist Die im Folgenden aufgefuumlhrten strategischen Partnerinnen und Partner sind auch potenzieller Ar-beitsort der SGM-Koordinatorinnen und -Koordinatoren

Folgende Moumlglichkeiten ergeben sich bull Innerhalb der Hochschulverwaltung

in enger Zusammenarbeit mit dem BGM oder der breiten Palette von Beratungsangeboten der Hochschule (zum Beispiel Technische Hochschule Wildau)

bull Auszligerhalb der Hochschulverwaltung koumlnnte SGM bei den Interessenver-tretungen der Studierenden ange-siedelt sein In Abhaumlngigkeit von den landesgesetzlichen Regelungen sind das die ASten (zum Beispiel Folkwang UdK Essen) oder Fakultaumlts- oder Fachbereichsraumlte sowie das studentische Pro-Rektorat

bull Ist SGM als Entwicklungsprojekt angelegt so empfiehlt sich die fachspezifische Einbindung in die Forschung und Lehre eines Wissen-schaftsbereiches der Hochschule Dies koumlnnen beispielsweise sport- oder gesundheitswissenschaftliche Studienbereiche sein (zum Beispiel KIT Karlsruhe TU Kaiserslautern) Vorteil ist der niedrigschwellige Zugang zu Studierenden als Akteurinnen und Akteure und die Moumlglichkeit zur Weiterqualifikation der SGM-Koordinatorinnen und -Koordinatoren

Mit Blick auf die gesetzliche Verant-wortlichkeit fuumlr gesundheitsbezogene Unterstuumltzungssysteme an Hochschu-len koumlnnte die Einbindung von SGM in den Hochschulsport oder bei den Stu-dierendenwerken erfolgen Beide Ak-teurinnen und Akteure sind allerdings rechtlich mehr oder weniger unabhaumln-gig von der jeweiligen Hochschule Daruumlber hinaus steht im organisierten

Hochschulsport zumeist der Leistungs-aspekt im Vordergrund weniger die gesundheitsbezogene Bewegungsfoumlr-derung Die 57 Studierendenwerke ver-stehen sich vor allem als Anwalt sozialer Belange der Studierenden Dies bedeu-tet zum Beispiel dafuumlr Sorge zu tragen dass Studierende mit gesundheitlichen Beeintraumlchtigungen oder psychosozia-len Problemlagen individuell unterstuumltzt und beraten werden

Externe Akteurinnen und Akteure die zur Mitarbeit beim SGM zu gewinnen sind finden sich sowohl regional als auch auf Landes- und Bundesebene Dazu gehoumlren die uumlberregionalen Interessen-vertretungen der Studierenden ge-sundheitsbezogene Institutionen und Organisationen sowie die Sozialversiche-rungstraumlger Auf Landesebene sind dies das Gesundheits- und Wissenschafts-ministerium und deren nachgeordnete Behoumlrden Bei den Landesunfallkassen sind Studierende pflicht versichert und sollten deshalb an der studentischen Sicherheit und Gesundheit besonderes Interesse zeigen Uumlber eine gesundheits-bezogene regionale Einbindung von Studierenden gibt es bisher wenig Er-kenntnisse Hochschulen haben sich in den letzten 20 Jahren an ihren Standor-ten zu wichtigen Wirtschaftsfaktoren entwickelt Studierende werden umwor-ben den ersten Wohnsitz am Studien-ort zu nehmen Deshalb ist vieles vorstell-bar was Kommunen im Rahmen des SGM leisten koumlnnen Zum Beispiel un-fallsichere Infrastrukturen zur und von der Hochschule bereitzustellen sowie spezifische Informationsangebote zu den kommunalen Beratungs- und Un-terstuumltzungssystemen anzubieten die auch den Studierenden offen stehen

Externe Finanzierungsmoumlglichkeiten bull Sozialversicherungstraumlger uumlber das Gesetz zur Staumlrkung

der Gesundheitsfoumlrderung und der Praumlvention (Praumlventi-onsgesetz ndash PraumlvG) besonders Krankenkassen (siehe Seite 55 bdquoAnlage 1IIIldquo)

bull Unfallkassen (in Anlehnung an das PraumlvG) bull Ministerien bull EU-Foumlrderprogramme bull Stiftungen bull Corporate-Social-Responsi bility-Projekte bull Fundraising

Interne Finanzierungsmoumlglichkeiten bull S tudienqualitaumltsmittel (QVM-hochschulinternes Budget) bull Studiengebuumlhren bull Internes Sponsoring durch AStA Studierendenwerk

Institute Kompetenzzentren und so weiter bull Freundeskreise der Hochschulen bull Teilnahmegebuumlhren fuumlr Veranstaltungen

Finanzielle und personelle Ressourcen Studentisches Ge-sundheitsmanagement (SGM) als Prozess an Hochschulen mit seiner strategischen und ganzheitlichen Umsetzung erfordert Ressourcen Hierzu zaumlhlen vor allem finanzielle und personelle Ressourcen neben Raumlumlichkeiten Technik und anderen Rahmenbedingungen fuumlr die spezifischen Aktivitaumlten Ohne eine ausreichende finanzielle und damit gekoppelte personelle Ausstattung ist eine ernsthafte und nachhaltige Implementie-rung von SGM bis in die Managementprozesse der Hochschule hinein nicht oder nur fragmenthaft umsetzbar

Benoumltigte Ressourcen einschaumltzen Die Houmlhe der finanziellen Ausstattung haumlngt von einer Reihe von Faktoren ab Studieren-denzahl die ersten Zielsetzungen und geplanten Maszlignahmen sowie das Vorgehen bei der Einfuumlhrung des SGM beeinflussen den finanziellen Aufwand stark Auch die Kosten die von Sei-ten der Hochschulstrukturen (wie Lohnniveau Raummieten Heizkosten Kosten fuumlr Druckerzeugnisse) entstehen bestim-men die Houmlhe der einzusetzenden Mittel

Personelle Ressourcen sind fuumlr die systematische Umset-zung von SGM unabdingbar Die Einfuumlhrung und nachhaltige Umsetzung von SGM ist eine anspruchsvolle Taumltigkeit die nicht bdquonebenbeildquo erledigt werden kann Die Koordinatorin oder der Koordinator sollte uumlber eine fundierte Ausbildung verfuumlgen und spezifische Kenntnisse mitbringen (siehe Seite 55 bdquoAnlage 1IIldquo) Eine Festanstellung moumlglichst ohne Befristung sowie eine angemessene Bezahlung sind fuumlr die anspruchsvolle Taumltigkeit und fuumlr den nachhaltigen Aufbau notwendig Die Kosten fuumlr die Finanzierung der Personalstelle muss Teil des Kostenplans zur Einfuumlhrung eines SGM sein

Je nach Groumlszlige der Hochschule und Aufgabenfeld sollte der Stellenanteil der Koordinatorinnen und Koordinatoren be-ziehungsweise die Groumlszlige des Koordinationsteams bestimmt werden

Interne und externe Finanzierungsmoumlglichkeiten erschlieszligen Per E-Mail wurden im Jahr 2016 alle 450 Mitglieder des bundesweiten Arbeitskreises Gesundheitsfoumlrdernde Hoch-schule (AGH) zu Finanzierungsmoumlglichkeiten eines SGM be-fragt Folgende Wege und Moumlglichkeiten zeigten die Mitglie-der aus ihrer eigenen Praxis auf

Stephanie Schluck Referentin fuumlr Veranstaltungen in der Stabsabteilung Presse und Kommuni kation an der Hochschule fuumlr angewandte Wissen-schaften Hamburg

Dr Ute Sonntag Stellvertretende Geschaumlftsfuumlhrerin der Landesvereini-gung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen eV und Koordination Arbeitskreis Gesundheits-foumlrdernde Hochschulen

26 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

SGM als Prozess an Hochschulen mit seiner

ganzheitlichen Umsetzung erfordert Ressourcen

Eine Moumlglichkeit zusaumltzliche Ressourcen zu erschlieszligen und gleichzeitig Studierende partizipativ in die Entwicklung und Umsetzung von SGM einzubinden sind Projekte im Rahmen von Seminaren Dies bietet sich zum Beispiel bei gesund-

Langfristige Finanzierung sichern Fuumlr eine langfristige und umfassende Umsetzung von SGM in die Management-prozesse (etwa Fuumlhrung Leitbild Grundordnung Lehre) und als Teil der Hochschulkultur ist es notwendig eine

heitsnahen Studiengaumlngen an Das Potenzial findet sich auch in anderen Fachdisziplinen (beispielsweise in Paumldagogik Medien und Musik) Es eignen sich auch Studien- und Ab-schlussarbeiten Studierende haben so die Moumlglichkeit ihre Bedarfe und Beduumlrfnisse zu aumluszligern Kompetenzen im Pro-jektmanagement und in der

langfristige Finanzierung zu si-chern Projektbezogene Unter-stuumltzung von internen und externen Partnerinnen und Partnern ist haumlufig Um laumlnger-fristig denken planen und handeln zu koumlnnen ist die Aus-handlung einer langfristigen Fi-nanzierung mit den Partnerin-nen und Partnern sinnvoll Ein festes Budget im Rahmen des

Forschung zu gewinnen und aktiv ihr SGM mitzugestalten Die Qualifizierung von Studierenden auf diesem Weg ist langfristig sinnvoll Es gilt jedoch die Arbeitszeit und -kraft der Studierenden wertzuschaumltzen und die Projekte durch Lehrende begleiten zu lassen

Mit Sponsorinnen und Sponsoren und Unterstuumltzerinnen und Unterstuumltzern ist vorher genau zu pruumlfen und dialogo-rientiert Transparenz daruumlber zu schaffen welchen Nutzen die Partnerinnen und Partnern sich erhoffen und welches Interesse sie in einem SGM verfolgen

Hochschuletats ist mitunter ein schwieriges Unterfangen waumlre jedoch ein anzustrebendes Ziel Hier empfiehlt es sich die Hochschulleitung fruumlhzeitig in langfristige Planungen des SGM einzubeziehen SGM in die Corporate Identity einzubinden waumlre dabei sehr hilfreich Uumlber einen Posten im Hochschulbudget sollten alle entstehenden Kosten fuumlr die operative inhaltliche Umsetzung (Koordination) sowie die geplanten Maszlignahmen gedeckt werden Einzelne Projekte koumlnnen ergaumlnzend gut von Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartnern unterschiedlicher Art (etwa Sozial-versicherungstraumlger lokale Geschaumlftsleute Ministerien Stiftungen) unterstuumltzt werden

Spezifika und Handlungsfelder Studierende stellen in vielerlei Hinsicht eine heterogene Population dar Bereits mit Blick auf die Studienaufnahme und die Studienfachwahl finden sich unter ihnen voumlllig unterschiedliche Motive (Scheller et al 2013) An die Hochschule kommen Studierende mit ganz individuellen Er-fahrungshintergruumlnden Voraussetzungen und Gewohnheiten sowie spezifischen Erwartungen und Intentionen (Henke et al 2014) Daraus ergeben sich die unter-schiedlichsten Bedarfe und Beduumlrfnisse die es bei der Planung und Gestaltung von Gesundheitsfoumlrderungsmaszlignahmen angemessen zu beruumlcksichtigen gilt Die jeweilige Studienphase (wie Studieneingang oder Pruumlfungsphase) sowie beson-dere Lebenssituationen (wie gesundheitliche Beeintraumlchtigung familiaumlre Ver-pflichtungen) erweitern diese Bedarfs- und Beduumlrfnislage um wesentliche Facet-ten Als weitere potenzielle Einflussgroumlszligen im Hinblick auf Anforderungen an Gesundheitsfoumlrderungsmaszlignahmen werden in der Literatur fuumlr Studierende nachfolgende Faktoren diskutiert Alter Geschlecht Nationalitaumlt ethnische Zugehoumlrigkeit Studienfach sowie Art des Studiums (Steptoe et al 2002 Stock et al 2003 Dunne Sommerset 2004 Wardle et al 2004)

Studierende sind nur fuumlr eine begrenzte Dauer an Hochschulen Die mittlere Gesamtstudiendauer bei Bachelorabschluumlssen betraumlgt 72 Semester die mittlere Gesamtstudiendauer fuumlr Masterabschluumlsse 113 Semester (Buschle Haumlhnel 2016) Hochschulen sehen sich daher vor der Herausforderung die Gesundheit und persoumlnliche Entwicklung von Studierenden innerhalb eines relativ kurzen Zeitrau-mes durch die Bereitstellung externer Ressourcen und die Staumlrkung interner Ressourcen nachhaltig zu foumlrdern Die kurze Verweildauer von Studierenden an der Hochschule hat zur Folge dass sich die Studierendenschaft als Endadressa-tengruppe staumlndig wandelt Von den fortlaufenden personellen Veraumlnderungen bleiben auch die studentischen Vertretungen und Hochschulgruppen nicht unbe-ruumlhrt was bei einer Zusammenarbeit beruumlcksichtigt werden sollte

Studierende koumlnnen verschiedene aufgabenabhaumlngige Rollen an der Hochschule einnehmen (Erhardt 2011) So stellt die Hochschule fuumlr Studierende im Sinne von Lehrveranstaltungsbesuchen und Pruumlfungen zunaumlchst einmal nur einen Ausbil-dungsort dar waumlhrend studentische und wissenschaftliche Hilfskraumlfte zudem in einem Beschaumlftigungsverhaumlltnis mit der Hochschule stehen Als ehrenamtliche Veranstalter extracurricularer Aktivitaumlten tragen Studierende gar auf administra-tiver Ebene zur Aufgabenerfuumlllung der Hochschule bei Studierende nutzen als Kundinnen und Kunden zudem sonstige Dienstleistungsangebote der Hochschule Die Aufgabe des studentischen Gesundheitsmanagements besteht darin den Bedarfen moumlglichst all dieser Studierendengruppierungen gerecht zu werden

Philip Bachert Projektverantwortli-cher des SGM-Projektes bdquoMyHealth Gesund studieren am KITldquo am Karlsruher Institut fuumlr Technologie

Bildungspolitisches Ziel ist es allen Studierenden die gleichen Chancen auf einen erfolgreichen Studienabschluss zu gewaumlhren Es hat sich gezeigt dass allem voran eine gelungene soziale und akademische Integration der Studieren-den in das Hochschulsystem Studien-abbruumlche verhindern kann (Braxton et al 1997) Laut Tinto (1988) muumlssen sich Studierende mit der Aufnahme eines Studiums zunaumlchst von ihren bisheri-gen Kontexten loumlsen (etwa Abkapse-lung vom Elternhaus) im Zuge des Uumlbergangs in den tertiaumlren Bildungsbe-reich eine Orientierungsphase durch-laufen (wie Knuumlpfung neuer Kontakte) um schlieszliglich vollstaumlndig in der Le-benswelt Hochschule anzukommen Die Implementierung einer Willkommens-kultur fuumlr Erstsemester scheint daher aumluszligerst sinnvoll Daruumlber hinaus sind auch nicht direkt mit den Inhalten des Studiums verbundene Aspekte wie etwa finanzielle Schwierigkeiten im Zusammenhang mit dem Studiener-folg relevant (Huumlther Kruumlcken 2016)

28 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

An dieser Stelle ergeben sich zahlreiche potenzielle Handlungsfelder fuumlr Hoch-schulen zur gesundheitsfoumlrderlichen Gestaltung von Lern- Arbeits- und Lebensbedingungen fuumlr Studierende Zu den Hauptinterventionsfeldern der Gesundheitsfoumlrderung im Setting Hochschule zaumlhlen das physische (etwa Campusgestaltung) und das soziale Umfeld (etwa soziale Unterstuumltzung durch Peers) das Arbeits- und Lernum-feld (etwa Zugaumlnglichkeit von Pflichtver-anstaltungen) der Dienstleistungssektor (etwa Gesundheitssportangebote) sowie die Individuumsebene (AGH 2012) Verhaltensbezogene Maszlignah-men orientieren sich in erster Linie an den klassischen Public-Health-Betaumlti-gungsfeldern Bewegungsfoumlrderung Stressbewaumlltigung Ernaumlhrungs- und Gesundheitskompetenzbildung Sucht-mittelpraumlvention Sexualaufklaumlrung und Praumlsentismusvermeidung Dane-ben spielen zielgruppenspezifische Angebote im Bereich der Lernberatung des Schluumlsselqualifikationserwerbs und mit Blick auf Vereinbarkeit von Studium Einkommenserwerb und Privatleben eine nicht unwesentliche Rolle Gerade letzteren kommt eine hohe Bedeutung zu da Mehrfachbelastungen und die damit verbundene Beanspruchung haumlufig zu Beeintraumlchtigungen der Studierfaumlhigkeit und der eigenen Ge-sundheit fuumlhren (Hurst et al 2013) Uumlberdies haben Qualitaumltsaspekte des Studiengangs wie beispielsweise die Betreuungssituation und Ausstat-tungsmerkmale sowie allem voran die

Organisation und Qualitaumlt der Lehre einen maszliggeblichen Einfluss auf die Gesundheit von Studierenden (Winter 2011) Bemuumlhungen die auf die Verbes-serung der Studien- und Pruumlfungsor-ganisation abzielen sollte daher beson-deres Augenmerk zuteilwerden

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Fachbereiche mit Gesundheitsbezug koumlnnen

einem SGM wichtige Impulse verleihen

Henning Blumenroth Wissenschaftli-cher Mitarbeiter des Hochschulsports an der Goethe Universitaumlt Frankfurt am Main und von 2015 bis 2018 Projektkoordina-tor des SGM an der TU Kaiserslautern

Schnittstellen bei der Entwicklung und Umsetzung eines SGM an Hoch-schulen Schnittstellen sind eine in-haltliche Verbindung zwischen zwei oder mehreren Organisationseinheiten Bei dem Querschnittsthema Gesundheit an Hochschulen zeigt sich dass viele verschiedene Organisationseinheiten Schnittmengen im Gesundheitsmanage-ment insbesondere fuumlr Studierende haben Unabhaumlngig von der Verortung des SGM spielt die Vernetzung zwischen den Schnittstellen eine entscheidende Rolle fuumlr das Gelingen eines SGM Diese am jeweiligen Standort zu identifizieren und gewinnbringend einzubinden ist bei dem Aufbau eines SGM empfehlenswert

Doch was sind die Schnittstellen inner-halb der Hochschule die fuumlr ein SGM relevant sind Manche Schnitt-stellen sind eher relevant fuumlr verhaumlltnispraumlventive Schritte andere eher fuumlr Maszlignahmen

Beduumlrfnisse aus dem SGM abgeleitet werden In manchen Hochschulen ist die Organisationsentwicklung Teilaufgabe der Personalentwicklung oder im strate-gischen Entwicklungsplan aufgegriffen

Die Ausgestaltung von Studiengaumlngen insbesondere die Gestaltung der Studi-enordnungen Curricula oder Pruumlfungs-angelegenheiten kann einen groszligen Einfluss auf die Gesundheit der Studie-renden haben

Forschung und Lehre in Fachbereichen mit Gesundheitsbezug koumlnnen sowohl einem SGM wichtige Impulse verleihen und mit der Expertise vor Ort professio-nell unterstuumltzen als auch das SGM als Forschungsfeld nutzen Dies kann zum Beispiel in Form von Studienarbeiten

tenspraumlventiven Maszlignahmenebene eine wichtige Rolle spielen etwa durch Be-ratungen zum Lernmanagement oder durch eine psychologische Beratungs-stelle Beratungsangebote koumlnnen auch verhaumlltnisorientiert in das SGM einflieszligen wenn die Einzelberatungsinhalte sys-tematisch ausgewertet und Schlussfol-gerungen der Analysen in die Umset-zung von SGM einbezogen werden

Sport und Bewegung ist ein Schnittstellenaspekt der haumlufig auf der verhaltenspraumlventiven

auf der Verhaltensebene Die Maszlignahmenebene vom Hoch-folgenden Schnittstellenthemen schulsport betreut wird jedoch sind in der Regel in verschiede- auch Einfluss auf die Verhaumlltnis-nen Organisationseinheiten an der Hochschule bereits angesie-delt und sollten bei der Entwick-lung eines SGM mitgedacht werden Die jeweils handelnden Akteu-rinnen und Akteure koumlnnen wichtige Partner oder selbst Teil des SGM an einer Hochschule sein

Relevante Schnittstellen In der Orga-nisationsentwicklung werden Entwick-lungs- und Veraumlnderungsprozesse in-nerhalb der Hochschulen eingeleitet die sowohl das Thema Studierendenge-sundheit beeinflussen als auch durch

oder Studienleistungen im Projektma-nagement uumlber Bachelor- und Master-arbeiten bis hin zu Promotionen im SGM geschehen

In der Regel gibt es an Hochschulen verschiedene Beratungsleistungen und gesundheitsfoumlrderliche Angebote die von unterschiedlichen Organisationsein-heiten angeboten werden Das Thema Beratung kann im SGM auf der verhal-

se der Hochschule haben kann

Die Entwicklung von Kompeten-zen oder persoumlnliche Weiterbil-

dung auszligerhalb der fachbezogenen Inhalte des Studiums koumlnnen im Rahmen einer Entwicklung der Gesundheits-kompetenz einen groszligen Stellenwert innerhalb des SGM einnehmen

Fuumlr das Thema Nachhaltigkeit insbe-sondere der sozialen Nachhaltigkeit ergeben sich eine Vielzahl von Uumlber-schneidungspunkten mit dem SGM

30 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Gleichstellung ist in Hochschulen immer ein relevantes Schnittstellent hema und wird in der Regel haumlufig organisationell mit Familienfoumlrderung zusammenge-fasst Einige Hochschulen haben das Zertifikat bdquofamiliengerechte Hochschuleldquo erworben dessen Inhalte das SGM ergaumlnzen

Diese Schnittstellen stellen eine Samm-lung dahingehend dar welche inhaltli-chen Uumlberschneidungspunkte mit Themen des SGM an den Hochschulen existieren Auf dieser Basis laumlsst sich eine Analyse vor Ort vornehmen um bei der Ausgestaltung des SGM bereits bestehende Aktivitaumlten und Angebote zu beruumlcksichtigen und gegebenen-falls einzubeziehen Die genannten Schnittstellent hemen sind jedoch nicht immer eindeutig einzelnen Organisati-onseinheiten an einer Hochschule zuzu-ordnen Eine Stakeholder -Analyse ist daher bei der Entwicklung eines SGM sinnvoll um wichtige Akteurinnen und Akteure am eigenen Standort identifi-zieren zu koumlnnen Diese sind sowohl in hauptamtlicher als auch in studenti-scher Funktion vor Ort aktiv und koumlnnen einen Beitrag zum SGM leisten Die fol-gende Aufstellung bietet einen Uumlber-blick daruumlber welche Akteurinnen und Akteure in der Hochschullandschaft aktuell an SGM mitwirken Die Auflistung in alphabetischer Reihenfolge stellt einen

Uumlberblick dar und erhebt keinen Anspruch auf Vollstaumlndigkeit Fuumlr eine detailliertere Auseinandersetzung mit einzelnen Akteurinnen und Akteuren siehe Seite 23 bdquoVeror-tung und Akteurinnen und Akteure des SGMldquo

bull AStA bull Bauabteilung bull Beauftragte fuumlr Gleichstellung Inklusion Diversity bull Beauftragte fuumlr Studierende mit Behinderung oder chronischer Erkrankung bull BGM bull Buumlro fuumlr Internationale Angelegenheiten bull Career Center bull Familienbuumlro bull Gesundheitswissenschaften Psychologie und Sportwissenschaft (SGM als

Forschungsfeld) bull Hochschulkommunikation bull Hochschulleitung bull Hochschulsport bull Nachhaltigkeitsbuumlro bull Organisationsentwicklung bull Personalentwicklung bull Psychologische BeratungsstelleSuchtberatung bull Sprecherinnen und Sprecher der Fakultaumltskonferenz bull Studiengangskoordinatorinnen und -koordinatorenStudiengangsmanagerin-

nen und Studiengangsmanager bull StudierendenparlamentStudierendenrat bull StudierendenwerkMensa bull Vertreterinnen und Vertreter der Fachschaften bull Zentrale Studienberatung bull Zentrum fuumlr Schluumlsselqualifikationen

Weitere Akteurinnen und Akteure die ihren Aufgabenschwerpunkt klar im BGM verortet haben aber durchaus auch einbezogen werden koumlnnen sind

bull Abteilung fuumlr Arbeitsschutz bull Betriebsaumlrztlicher Dienst bull Jugend- und Auszubildendenvertretung bull Mitarbeiter- und Konfliktberatung bull Personalraumlte (Gesamt- und Teilpersonalraumlte) bull Schwerbehindertenvertretung

5 Theorie und Praxis Was ist bei der Umsetzung zu bedenken

Planung Planung ist das A und O denn sie entscheidet uumlber den erfolgreichen Verlauf eines Projektvorhabens und haumlufig auch uumlber den Grad der Zufriedenheit der Mitwirkenden am Projekt selbst Sie bezieht sich auf alle Phasen des Public Health Action Cycles also auf Analyse Interventionsplanung Intervention und Evaluation (Rosenbrock 1995) (siehe Seite 36 bdquoAnalyseldquo Seite 38 bdquoInterventionsplanungldquo Seite 39 bdquoInterventionen und Maszlignahmenldquo und Seite 42 bdquoEvaluationldquo)

Zum Standard einer Projektumsetzung gehoumlrt es ein Gremium zu bilden das sich auf die Projektziele bdquocommittedldquo und mit entsprechender Entscheidungskompetenz ausgestattet ist Mit bdquoCommitmentldquo ist hier gemeint sich gemeinschaftlich auf Ziele zu einigen und sich verbindlich zum Projekt zu bekennen Dies bedeutet auch sich auf die Art und Weise der Zusammenarbeit zu verstaumlndigen zum Beispiel loumlsungs-orientiert loyal und kooperativ miteinander umzugehen und die Form des Umgangs mit auftretenden Schwierigkeiten und Konflikten abzustimmen

In das Gremium sollten Akteurinnen und Akteure verschiedener Statusgruppen einbezogen werden wie zum Beispiel Studierende und deren Vertreterinnen und Vertreter Lehrende und auch Personen in Leitungspositionen (siehe Seite 23 bdquoVer-ortung und Akteurinnen und Akteure des SGMldquo)

Die aktive und bewusste Beteiligung und Partizipation der Zielgruppe sprich der Studierenden sollte von Anfang an mitgedacht werden Um SGM erfolgreich um-zusetzen und Studierende wirklich fuumlr das Thema zu begeistern sollten ihnen Gestaltungsspielraumlume eroumlffnet werden Daher sollten Studierende und ihre Ver-tretungen in alle Prozesse Entscheidungen Arbeitsgruppen und Gremien die SGM betreffen einbezogen werden Echte Partizipation kann eine Identifikation mit dem SGM unterstuumltzen und positive Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden wahrscheinlicher machen Gerade der direkte Blick der Studie-renden oder deren Vertretungen auf den Alltag und deren Wissen um ganz konkrete und dringende Fragestellungen und Probleme sind von Anfang an unverzichtbar (siehe Seite 45 bdquoPartizipationldquo)

Im Projektverlauf aumlndern sich nicht selten Aufgaben- und Rollenverteilung Sie sollten deshalb immer wieder hinterfragt werden Sind die Aufgaben Verant-wortlichkeiten und Rollen klar definiert Wer uumlbernimmt was bis wann Zur Aufgaben- und Rollenverteilung gehoumlrt auch erreichte Ziele in den Gremiums-sitzungen meilensteinartig darzustellen und zu wuumlrdigen sowie Huumlrden und Problemstellungen gemeinsam zu reflektieren

Sabine Koumlnig Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Ines Niemeyer Freie Mitarbeiterin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Dr Brigitte Steinke Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

32 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Ein Zielfindungsworkshop foumlrdert das Commitment

der Projektbeteiligten

In der Eingangsphase des Projektes ndash und dieser Schritt ist keinesfalls ersetzbar ndash gilt es uumlbergeordnete Ziele im Einver-nehmen aller zu finden und zu definieren Durch das Festlegen von Zielen wird klar definiert was erreicht werden soll und kann Auszligerdem dienen festgelegte Ziele als Kriterien fuumlr die Evaluation Gerade dieser erste Schritt erweist sich in der Umsetzung wie in betrieblichen Kontexten auch als schwierig In der Praxis hat sich ein Zielfindungsworkshop bewaumlhrt Manche Projektgruppen entscheiden sich fuumlr Tagesworkshops oder nehmen sich gar eineinhalb bis zwei Tage Zeit Dies ist gut investierte Zeit in das Gesamtprojekt und das Commitment der Projektbeteiligten

Ziele und deren Kennzahlen sollten moumlglichst prozessbezogen beziehungsweise ergebnisbezogen formuliert sein Seibold et al (2010) verweisen dabei auch auf die Unterscheidung von langfristigen Oberzielen und kurz- oder mittelfristigen Unter-zielen Das hat fuumlr die praktische Planung und Umsetzung direkte Auswirkungen Langfristige Ziele koumlnnten zum Beispiel sein Bekanntheitsgrad des Themas in der Hochschule Beteiligungsquote an Maszlignahmen oder geringeres Stress-empfinden in Pruumlfungsphasen der Studierenden

Prozessbezogene Ziele koumlnnten sich auf die Umsetzung also zum Beispiel auf das Einbeziehen von Schluumlsselakteurinnen und -akteuren oder die Umsetzung von Interventionen beziehen oder auf die Zielgruppenerrei-chung zum Beispiel die Akzep-tanz der Interventionen

Ergebnisorientierte Ziele sind zum Beispiel die Zunahme von Gesundheitswissen und gesundheitsfoumlrderlichem Verhalten der Studierenden oder auch strukturelle Veraumlnderungen in Pruumlfungsablaumlufen

Grundsaumltzlich sollten festgelegte Ziele SMART-Kriterien erfuumlllen Sie sollten spezifisch messbar attraktiv realistisch und ter-minorientiert sein

Abgeleitete Ziele und Zielaspekte orientieren sich an einzel-nen Gruppen von Studierenden Beispielsweise laumlsst sich nach sportlich aktiven Studierenden und sportlich inaktiven Studierenden unterscheiden oder danach ob sich Studierende bereits mit ihrer Gesundheit befassen beziehungsweise dieses noch nicht tun (Seibold et al 2010)

Man kann zwischen Faumlchergruppen dem Geschlecht oder der Studienart (Vollzeit- oder Teilzeitstudium) unterscheiden nach Studieneingangs- beziehungsweise Studienausgangs-phase nach Semesterphasen mit Semesterferien oder mit Pruumlfungsschwerpunkten

Insofern ist der geplante Zeitpunkt einer Maszlignahme relevant fuumlr deren Beteiligungserfolg und die Wirksamkeit Es sollte durchdacht werden wann welches Thema gesetzt wird Bei-spielsweise koumlnnte zu Beginn des Studiums bei der Zielgrup-pe der Erstsemester das Thema bdquoOrientierung im Studiumldquo gesetzt werden vor Pruumlfungsphasen lohnt es das Thema Stressbewaumlltigung anzubieten Fuumlr Studierende die kurz vor dem Abschluss stehen koumlnnte das Thema Berufswahl interessant sein

In der Realitaumlt kommt es auch vor dass zum Beispiel durch Semesterzyklen Leerlauf im Projekt entsteht Es ist wichtig sich dessen bewusst zu wer-den und sinnvoll die zeitunab-haumlngigen Aufgaben im Projekt fuumlr solche Phasen einzuplanen

Sind Ziele und Zielgruppe defi-niert geht es darum saumlchliche personelle und finanzielle Mittel den einzelnen Schritten zur Zielerreichung zuzuord-nen Dies setzt natuumlrlich voraus dass man eine grundsaumltz-liche Mittelplanung bei der Einwerbung beziehungsweise Beantragung des Projektes vorgenommen hat (siehe Seite 25 bdquoFinanzielle und personelle Ressourcenldquo)

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Was entscheidet uumlber den Erfolg der Planungsphase Ein erster Schritt zu Beginn eines Projektes besteht immer darin zunaumlchst zu ermitteln was es bereits an Strukturen Einrich-tungen Maszlignahmen Angeboten Dokumenten oder Weiterem im Umfeld zum Projektthema gibt Als Methode eignet sich hier beispielsweise ein Mindmap Anschlieszligend gilt es die Ergebnisse dahingehend zu bewerten inwiefern sie fuumlr einen erfolgreichen Projektablauf nuumltzlich sein koumlnnten (siehe Seite 29 bdquoSchnittstellenldquo) In diesem Kontext sollte auch betrach-tet werden welche sozialen oumlkologischen oumlkonomischen oder kulturellen Aspekte damit verbunden sind

Damit geplante Ziele und Interventionen von der Zielgruppe angenommen werden muumlssen diese attraktiv gestaltet sein Dazu ist es sinnvoll gemeinsam mit Studierenden interessante Themen und Methoden zu waumlhlen beispielsweise Interventi-onen an Orten an denen sich Studierende oft aufhalten die gut zu erreichen sind und zu passenden Uhrzeiten angeboten werden Auch Schnupper- oder Kompaktangebote koumlnnen dazu geeignet sein Das Erfolgspotenzial der Interventionen kann erhoumlht werden wenn bereits in der Planungsphase niedrigschwellige Zugangswege beruumlcksichtigt werden wie eine Ausstellung zum Thema ein Barcamp oder Aktionen auf dem Campus die auf Themen oder Interventionen aufmerksam machen

Wie immer kommt es auf die Form der Kommunikation und die Ansprache der Zielgruppe an In einer Werkstatt zum SGM haben Studierende Aspekte speziell dazu erarbeitet wie eine adaumlquate Kommunikation in die Studierendenschaft hinein gestaltet werden kann (siehe Siehe 16 bdquoKommunikationldquo)

Fuumlr die Ansprache der Studierenden sollten saumlmtliche Kanaumlle genutzt werden dabei immer passend wohl dosiert und fokus-siert auf das gewaumlhlte Medium und die jeweilige Information Dazu zaumlhlen beispielsweise das Internet Social Media Plakate Flyer und natuumlrlich auch die Face-to-Face-Kommunikation

Sind Studierende als Multiplikatorinnen Multiplikatoren und Botschafterinnen und Botschafter aktiv erleichtert das den Zugang zur Zielgruppe vor allem durch eine Face-to-Face-Kommunikation auf Augenhoumlhe (siehe TK LVG amp AFS 2018)

Erfahrungen zeigen dass es sinnvoll sein kann das Thema Gesundheit mit anderen Themen zu verknuumlpfen welche die Zielgruppe der Studierenden in ihrer Lebensphase besonders ansprechen und damit den Blick auf das Thema Gesundheit zu erweitern SGM-Projekte sind oft mit einem Logo oder einem Slogan verbunden der die Studierenden anspricht und breit und marketingwirksam bewirbt (siehe TK LVG amp AFS 2018)

Unvorhergesehenes im Projekt Eine Planung geht eigent-lich nur richtig gut auf wenn die Akteurinnen und Akteure des Projektes in der Lage sind mit Unvorhergesehenem adaumlquat umzugehen und Plaumlne flexibel an sich aumlndernde Gegeben-heiten anzupassen Das kann bedeuten Zielaspekte zu aumlndern oder anzupassen und sich von liebgewonnenen Gewohnheiten zu trennen

Literatur Rosenbrock R (1995) Public Health als soziale Innovation Gesundheitswesen (57) 140-144

Seibold C Loss J Nagel E (2010) Gesunde Lebenswelt Hoch-schule Ein Praxishandbuch fuumlr den Weg zur Gesunden Hochschu-le Techniker Krankenkasse (Hrsg) Veroumlffentlichungen zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement der TK Bd 23 Hamburg

TK ndash Techniker Krankenkasse LVG amp AFS ndash Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen (Hrsg) (2018) Gesundheitsmanagement fuumlr Studierende duz spezial Berlin Unter wwwgesundheitsfoerdern-de-hochschulendeInhalteO1_StartseiteduzSpecial_ M03_TK_230318pdf Zugegriffen 1892018

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ldquo

34 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Einfuumlhrung in den Public Health Action Cycle Eine Systematik zur Projektpla-nung fuumlr das Gesundheitsmanagement fuumlr Studierende an Hochschulen bietet der sogenannte bdquoPublic Health Action Cycleldquo der den Aktionsprogrammen der Weltgesundheitsorganisation und vielen weiteren gesundheitsbezogenen Projek-ten zugrunde liegt ndash so auch den Aktivi-taumlten des Netzwerks bdquoHealth Promoting Universitiesldquo

Dieser Zyklus gliedert sich in vier auf-einander folgende Schritte Der erste Schritt ist die Definition und Bestim-mung des zu bearbeitenden Problems (siehe Seite 36 bdquoAnalyseldquo) dem die Konzipierung und Festlegung einer zur Problembearbeitung geeignet erschei-nenden Strategie oder Maszlignahme folgt (siehe Seite 38 bdquoInterventionspla-nungldquo) Im dritten Schritt werden dann die Interventionen implementiert (Interventionsumsetzung) um im ab-schlieszligenden Schritt die durch die Inter-

PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Leiter des AB Public Health an der Freien Uni versitaumlt Berlin und verschiedener Projekte zur Gesundheitsberichterstat tung bei Studierenden sowie zum Studentischen Gesundheitsmanage-ment

Tino Lesener Wissenschaftlicher Mitarbeiter im SGM-Projekt bdquoHealthy Campus Freie Universitaumlt Berlin Gesund studieren

ventionen erzielten Wirkungen abzu-schaumltzen (siehe Seite 42 bdquoEvaluationldquo) Sollte das eingangs definierte Pro-blem nicht oder nur in Teilen geloumlst worden oder die Loumlsung mit uner-wuumlnschten Neben- beziehungsweise Folgewirkungen verbunden sein koumlnnten diese zum Gegenstand ei-nes neuen Durchlaufs dieses Zyklus fuumlhren

Im ersten Schritt ndash der Analyse ndash wird die gesundheitliche Situation der Studierenden an Hochschulen analysiert Hier gibt es verschiedene Ansaumltze die sich in ihrer Systematik unterscheiden Ausgangspunkte koumlnnen zum Beispiel Fokus-gruppen in einem Studienfach oder aber Statistiken uumlber die Inanspruchnahme hochschuleigener Beratungsangebote sein Da hier jeweils nur eine Auswahl Studierender beteiligt wird sind hier Erhebungsstrategien zu empfehlen die im Idealfall allen Studierenden einer Hochschule die Moumlglichkeit bieten Angaben zu ihrem Gesundheitszustand beziehungsweise zu ihrem Gesundheitsverhalten zu machen

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Analyse

Intervention

Interventionsplanung Evaluation

Sichtbar werden dabei in der Regel ver-schiedene Problembereiche die nach-einander bearbeitet werden sollten Im zweiten Schritt ndash der Interventionspla-nung ndash gilt es die identifizierten Proble-me zu priorisieren die Adressatengrup-pe fuumlr Interventionen zu bestimmen und Maszlignahmen auszuwaumlhlen die geeignet sind das jeweilige Problem zu loumlsen

Im dritten Schritt ndash der Intervention ndash gilt es die Maszlignahmen umzusetzen und deren Implementation zu begleiten Auch gute Plaumlne koumlnnen selten ohne

Abstriche umgesetzt werden Hier gilt es jeweils abzuschaumlt-zen ob diese den Interventionserfolg gefaumlhrden um dann die Plaumlne so zu modifizieren dass sie dennoch zielfuumlhrend bleiben

Im abschlieszligenden vierten Schritt ndash der Evaluation ndash wird im Rahmen einer Prozess- und Ergebnisevaluation beurteilt in-wieweit das eingangs definierte Problem behoben werden konnte War die Intervention erfolgreich und ohne uner-wuumlnschte Folge- und Nebenwirkungen so kann ein neues Problem bearbeitet werden Fiel der Erfolg geringer als ge-wuumlnscht aus koumlnnen die Maszlignahmen neu ausgerichtet werden und einen neuen Durchlauf des Zyklus anstoszligen

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36 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Analyse Um festzustellen wie gut der Gesundheitszustand von Studierenden einer Hochschule ist wo sich die Studie-renden wohlfuumlhlen und wo sie gesund-heitliche Einbuszligen berichten ist eine Analyse hilfreich Mit dieser kann dann bestimmt werden wo Interventionen sinnvoll und notwendig sind und wie sie sich zielfuumlhrend und gewinnbringend gestalten lassen Hier helfen drei Fragen

1) Wer berichtet eine gute Gesundheit und wer gesundheitliche Einbuszligen

2) Was verursacht das Wohl- oder Miss-befinden und was erhaumllt es aufrecht

3) Wo besteht Veraumlnderungsbedarf

Diese Fragen koumlnnen in einer Bestands-aufnahme adressiert werden fuumlr die unterschiedliche Erhebungsverfahren eingesetzt werden koumlnnen Vorgestellt werden hier Befragungen Fokusgruppen Experteninterviews und Netzwerkana-lysen in ihren bevorzugten Anwen-dungskontexten

Online- und Offline-Befragungen Uumlber die Verbreitung und Verteilung von Gesundheitsrisiken und -chancen verbunden mit der Moumlglichkeit Ursa-chen Folgen sowie krankheitsassozi-ierte Faktoren aufzudecken informieren flaumlchendeckende Erhebungen bei Stu-dierenden einer Hochschule oder einer Region Hochschulbezogene Befragun-gen wie zum Beispiel der University Health Report an der Freien Universitaumlt Berlin oder der TU Kaiserslautern sowie die bundesweite Befragung zur Gesund-heit Studierender in Deutschland 2017 buumlndeln demografische Merkmale po-sitive und negative Gesundheitsindika-toren Ressourcen und Anforderungen der Studiensituation sowie das Gesund-heitsverhalten Damit stehen neben lokalen Daten auch hochschuluumlbergrei-fende Referenzwerte zur Verfuumlgung Mit gleicher Instrumentierung lassen sich diese an der eigenen Hochschule reproduzieren und somit in einem Wertevergleich Handlungsbedarf fest-stellen Die breite Instrumentierung er-laubt es mit Gesundheitsrisiken assozi-ierte Faktoren aufzudecken und fuumlr Interventionen zugaumlnglich zu machen So wird dann beispielsweise nicht nur das Stresserleben Studierender zum Thema sondern auch damit assoziierte Merkmale der Studiensituation wie zum Beispiel der Zeitaufwand fuumlr das Studi-um die Pruumlfungslast oder der wahrge-nommene Zeitdruck Bei wiederholten

PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Leiter des AB Public Health an der Freien Uni versitaumlt Berlin und verschiedener Projekte zur Gesundheitsberichterstat tung bei Studierenden sowie zum Studentischen Gesundheitsmanage-ment

Christine Wolter Wissenschaftliche Mitarbeiterin im SGM-Projekt bdquoHealthy Campus Freie Universitaumlt Berlin Gesund studieren

Befragungen (Zwei-Jahresintervall) las-sen sich auch Trends und Veraumlnderun-gen feststellen um Fehlentwicklungen fruumlhzeitig zu erkennen und abzustellen

Fokusgruppen Fokusgruppen sind an Leitfragen orientierte moderierte Dis-kussionen mehrerer Studierender (sechs bis zwoumllf) zu einem gesundheitsbezo-genen Thema (siehe Seite 56 bdquoAnlage 1IVldquo) Dabei steht die Sichtweise und Bewertung eines Themas durch die Gruppe der Teilnehmenden im Vorder-grund Durch das Aufeinandertreffen auch kontroverser Ansichten erhoffen sich die Durchfuumlhrenden ein vertieftes Verstaumlndnis des Themas Fokusgruppen wurden bislang zum studentischen

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Gesundheitsmanagement eingesetzt um Themen rund um die Gesundheit Studierender (Ernaumlhrung Bewegung) oder die Organisation eines SGM an der Hochschule zu ergruumlnden Der besonde-re Wert der Fokusgruppen liegt darin aus studentischer Perspektive eine Viel-zahl an Vorschlaumlgen zur Loumlsung eines Problems zu sammeln

Expertinnen- und Experteninterviews Interviews mit Personen die aufgrund ihres Status oder ihrer Funktion in Bezug auf ein Thema uumlber ein besonderes (Uumlberblicks-)Wissen uumlber Erfahrungen oder uumlber einen privilegierten Zugang zu Informationen verfuumlgen werden als Expertinnen- und Experteninterviews bezeichnet Fuumlr ein studentisches Ge-sundheitsmanagement sind dies in erster Linie die Studierenden selbst die neben ihrem eigenen Wissen und ihren Erfahrungen auch die von Mitstudie-renden einbringen koumlnnen Wenn sie zusaumltzlich in Hochschulstrukturen ein-gebunden sind (wie Fachschaft Aus-bildungskommissionen) verfuumlgen sie daruumlber hinaus aufgrund ihres Engage-ments uumlber einen privilegierten Zugang zu Informationen uumlber beispielsweise gesundheitliche Belastungen und Res-sourcen von Mitstudierenden oder suboptimale Studienbedingungen Wei-tere Expertinnen und Experten sind Personen die aufgrund ihrer Funktion an Schnittstellen in Lehre und Verwal-tung fuumlr Studierende zustaumlndig sind

Neben Lehrenden sind dies diejenigen die Lehrangebote planen und organi-sieren aber auch Mitarbeitende aus Serviceeinrichtungen fuumlr Studierende (Informations- und Beratungsangebo-te) Pruumlfungsbuumlros dem Hochschul-sport den Mensen Bibliotheken und so weiter Das Patchwork verschiedener Perspektiven ermoumlglicht Bereiche zu identifizieren in denen Optimierungs-potenzial besteht

Tagebuchstudien Tagebuchstudien ermoumlglichen Aussagen uumlber die Konti-nuitaumlt und Regelmaumlszligigkeit von Er-eig-nissenSituationen und geben ei-nen differenzierten Einblick in Abfolgen von Ereignissen und Befinden Kalenda-rische Tagebucheintraumlge zur Zeitver-wendung von Studierenden geben einen guten Einblick in das Ausmaszlig und die Verteilung studienbezogener Arbeiten uumlber Tage und Wochen Ergaumlnzt um Angaben zum Stresserleben in einer Woche laumlsst sich dieses mit vorherge-henden Aktivitaumlten in Verbindung bringen Themen von Tagebuchstudien mit Studierenden sind zum Beispiel Substanzkonsum in Folge von Studien-leistungen Emotionen und deren Regulation in Lern- und Leistungssitu-ationen das Studierverhalten sowie Stresserleben und Snacken

Netzwerkanalysen Die (soziale) Netz-werkanalyse ermoumlglicht die Erfassung und Analyse sozialer Beziehungen So kann zum einen das Netzwerk selbst Gegenstand sein (Groumlszlige Dichte) die Anforderungen aus dem Netzwerk (Kontaktaufbau und -pflege) es koumlnnen aber auch Konflikte und Unterstuumltzung zum Gegenstand werden Ausgehend von der Annahme dass eigene Einstel-lungen Orientierungen und Verhaltens-weisen staumlrker von Personen gepraumlgt werden mit denen man sich verbunden fuumlhlt wird die Bedeutung des Netzwerks fuumlr das Studier- und Leistungsverhalten aber auch fuumlr das Gesundheits- und Risikoverhalten (Bewegung Ernaumlhrung Substanzkonsum) hervorgehoben

Das Community Mapping oder auch Photovoice sind Erhebungsformen die visuelle Dokumentation und Erzaumlhlung miteinander verbinden zu denen es bislang noch wenige Erfahrungen in Projekten zum studentischen Gesund-heitsmanagement gibt

38 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Interventionsplanung Der Analyse schlieszligt sich in der Regel die Interventi-onsplanung an Wurde beispielsweise aus Kapazitaumlts- oder Zeitgruumlnden keine hochschuleigene Analyse durchgefuumlhrt kann auf bereits bestehende Analysen zuruumlckgegriffen werden (zum Beispiel Gruumltzmacher et al 2018 bdquoGesundheit Studierender in Deutschland 2017ldquo) Wichtig ist jedoch vor Ort qualitativ Ansatz-punkte fuumlr Interventionen zu unterlegen beispielsweise durch Fokusgruppen oder strukturierte Interviews

In vielen Settingprojekten gibt es bereits in der Analysephase kleinere Interventionen die auf das Thema aufmerksam machen wie beispielsweise ein Gesundheitstag speziell fuumlr Studierende

Bei der Planung handelt es sich nicht um einen rein formalen Akt Das ergibt sich schon allein aus der Tatsache dass hier die Weichen dafuumlr gestellt werden was im Setting genau passieren soll Es geht um die Sichtbarkeit und um die Wirksamkeit So ist die Analyse selbst bereits eine starke Intervention Sie laumlsst die Akteurinnen und Akteure des Settings aufhorchen bdquoHier passiert etwas meine Gesundheit und mein Wohlbefinden werden wichtigldquo

Wie kann man konkret vorgehen Seibold et al (2010) empfehlen in einem ersten Schritt relevante Themen aus den Analyseergebnissen abzuleiten und zu reflektieren welche Bedeutung und Wichtigkeit diese Themen in der Kulturlandschaft der Hoch-schule einnehmen Welche Zielgruppe ist betroffen Wie muss die Kommunikation aussehen um die Gruppe zu erreichen Auch ist zu bedenken ob man beispielsweise einen Studiengang anspricht oder eine darin sich befindende besonders belastete Gruppe Moumlglicherweise beziehen sich die Interventionen auch auf andere Status-gruppen die in der Lehre oder an einer Schnittstelle zu den Studierenden taumltig sind In dieser Phase werden haumlufig Fokusgruppen durchgefuumlhrt um qualitativ weitere Aspekte zu Ressourcen und Belastungen zu gewinnen (siehe Seite 56 bdquoAnlage 1IVldquo)

Daraufhin folgt eine Priorisierung der ermittelten Gesundheitsthemen und eine Definition der angestrebten Ziele (kurz- mittel- und langfristig siehe Seite 31 bdquoPlanungldquo) Mit der Priorisierung der Gesundheitsthemen ist die Definition der zu erreichenden Zielgruppen verknuumlpft Wo brennt es am meisten Welche Themen sind auch der Hochschulleitung deutlich und wo bekommt man entsprechend Ruumlckenwind Wo koumlnnen (moumlglichst schnell) sichtbare Erfolge erzielt werden (sogenannte Quick-Wins) Gibt es Strukturen und Angebote die miteingebunden werden koumlnnen

Die geplanten Interventionen koumlnnen auf verschiedenen Ebenen ansetzen wie zum Beispiel auf der Individuumsebene dem physischen oder sozialen Umfeld dem Arbeits- und Lernumfeld oder Dienstleistungssektor (siehe Seite 27 bdquoSpezifika und Handlungsfelderldquo) Sie sollten sowohl auf der Verhaumlltnis- als auch auf der Verhalten-sebene greifen und die Ebenen bestenfalls miteinander verzahnen (Altgeld und Kolip 2014) Speziell in Bezug auf die Ableitung von Maszlignahmen die die Verhaumlltnisse ange-

Sabine Koumlnig Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Ines Niemeyer Freie Mitarbeiterin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Dr Brigitte Steinke Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

hen ist es wichtig die Verantwortlichen einzuladen die fuumlr die Gestaltung der Strukturen in der Hochschule Entschei-dungsbefugnisse haben beispielsweise den Prorektoren fuumlr Studium und Lehre wenn es um die Ausgestaltung von Pruuml-fungsphasen geht

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Einen nicht unerheblichen Einfluss auf den Erfolg des Projektes haben die zur Verfuumlgung stehenden finanziellen und perso-nellen Mittel (siehe Seite 25 bdquoFinanzielle und personelle Res-sourcenldquo) Sie sind entscheidend fuumlr den Umfang der anvisier-ten Interventionen und sollten im Laufe des Projektes stetig uumlberpruumlft werden

Es hat sich bewaumlhrt Studierende zu befaumlhigen als Multiplika-torinnen und Multiplikatoren im Themenfeld Gesundheitsfoumlr-derung taumltig zu werden und das Projekt auch im Sinne der Partizipation (siehe Seite 45 bdquoPartizipationldquo) zu bereichern Mit diesem Empowerment wird die Selbstbestimmung und Eigenverantwortung der Studierenden gestaumlrkt und erhoumlht Dies wirkt an sich schon gesundheitsfoumlrderlich (Frost und Mierke 2013 Zimmermann 2000)

Im Laufe der Interventionsplanung sollten priorisierte Ziele nicht aus dem Blick geraten Ziele und Zielgruppen gilt es regelhaft zu uumlberpruumlfen und anzupassen

Literatur Altgeld T Kolip P (2014) Konzepte und Strategien der Gesundheitsfoumlrderung In Hurrelmann K Klotz T Haisch J (Hrsg) Lehrbuch Praumlvention und Gesundheitsfoumlrderung 4 Auflage Bern Verlag Hans Huber Seite 45-57

Frost B Mierke K (2013) Stresserleben und Stressbewaumlltigung bei Studierenden Funktionale und dysfunktionale Strategien und weitere Einflussvariablen Journal of Business and Media Psychology (1) 13ndash24

Gruumltzmacher J Gusy B Lesener T Sudheimer S Willige J (2018) Gesundheit Studierender in Deutschland 2017 Ein Kooperati-onsprojekt zwischen dem Deutschen Zentrum fuumlr Hochschul-und Wissenschaftsforschung der Freien Universitaumlt Berlin und der Techniker Krankenkasse Unter wwwfu-berlindege-sund-studieren Zugegriffen 20112018

Seibold C Loss J Nagel E (2010) Gesunde Lebenswelt Hochschu-le Ein Praxishandbuch fuumlr den Weg zur Gesunden Hochschule Techniker Krankenkasse (Hrsg) Veroumlffentlichungen zum Be-trieblichen Gesundheitsmanagement der TK Bd 23 Hamburg

Zimmerman BJ (2000) Self-Efficacy An Essential Motive to Learn Contemporary Educational Psychology 25 (1) 82ndash91 doiorg101006ceps19991016

Interventionen und Maszlignahmen Nachdem Interventionen und Maszlignahmen geplant wurden (siehe Seite 38 bdquoInterventi-onsplanungldquo) geht es an die Umsetzung dieser Im Folgenden werden verschiedene Beispiele fuumlr Interventionen auf verschie-denen Ebenen und in unterschiedlichen Handlungsfeldern dargestellt (siehe Seite 27 bdquoSpezifika und Handlungsfelderldquo) Idealerweise werden verhaumlltnis- und verhaltensorientierte In-terventionen miteinander verzahnt Diese sind nicht immer klar voneinander getrennt es koumlnnen sich Schnittmengen ergeben

Beispiele fuumlr verhaumlltnisorientierte Interventionen Unter verhaumlltnisorientierten Interventionen versteht man jene Inter-ventionen die sich auf die strukturelle Ebene beziehen und somit das Umfeld von Personen einschlieszligen

Physisches Umfeld An der Universitaumlt Wuppertal wurden neue Entspannungs- und Ruumlckzugsareale im Studien- und Ar-beitsumfeld geschaffen Dazu wurde beispielsweise ein Haumlngemattenpark mit Strandkoumlrben und Liegestuumlhlen zur Erholung im Freien eroumlffnet Ebenfalls wurde den Hochschul-angehoumlrigen ein Snoozle-Raum zur Verfuumlgung gestellt um sich zu entspannen oder eine kreative Auszeit vom Alltag zu nehmen Des Weiteren hat die Hochschule eine Lehrkuumlche eingerichtet in der insbesondere Studierende ernaumlhrungsspezifisches Wissen in Theorie und Praxis vermittelt bekommen (www gesundeuni-wuppertaldeangeboteentspannung-rueck zugsareale-am-grifflenberghtml)

Soziales Umfeld An der TU Kaiserslautern (TUK) koumlnnen Stu-dierende einmal pro Woche hochwertigen Kaffee an einem selbstgebauten Fahrrad-Cafeacute kaufen Dieser wird nur in Es-pressokannen serviert sodass Studierende mindestens zu zweit bestellen muumlssen und die Pause gemeinsam auf der Wiese genieszligen bdquoTo goldquo-Becher werden nicht ausgegeben Dadurch wird der soziale Austausch miteinander gefoumlrdert Das sogenannte Cafeacute TUK TUK ist inzwischen an der Univer-sitaumlt eine Institution und traumlgt zur Entschleunigung und Erholung vom Studienalltag bei

40 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Das Cafeacute TUK TUK wird bereichert durch das Angebot eines Biobauern der regionales Obst und Gemuumlse auf dem Campus verkauft (wwwcampusplusuni-kldeprojekteaspx) Auch auszligerhalb des Studienalltags ermoumlglicht die TU Kaiserslautern den Studierenden ein soziales Miteinander Einmal pro Sommersemester wird in der Phase mit hohem Pruumlfungs-stress ein OpenStage organisiert Studierende koumlnnen dort bewusst auf andere Gedanken kommen und gemeinsam mit ihren Kommilitonen einen Abend verbringen Studierende ge-stalten fuumlr Studierende selbst das Programm (wwwcampus-plusuni-kldeeventsaspx)

Arbeits- und Lernumfeld Eines der Ziele des SGM am KIT besteht in der Etablierung einer bewegungsfreundlichen Lehr- und Lernkultur In diesem Zusammenhang wurden in Kooperation mit der Bibliothek des KIT mobile Schreib-tischaufsteller angeschafft die von Studierenden ausgelie-hen werden koumlnnen um so das Lernen im Stehen zu ermoumlg-lichen Des Weiteren wurde ein Campusplan angefertigt auf dem alle fuumlr Studierende zugaumlnglichen Steharbeitsplaumltze ersichtlich sind (wwwsportkiteduhochschulsportactivi-tykitphp)

Dienstleistungssektor Das Studierendenwerk der Universitaumlt Bonn bietet in der bdquoHealthy Campus Bonn Wocheldquo in Zusam-menarbeit mit dem Institut fuumlr Ernaumlhrungs- und Lebensmit-telwissenschaften ein ausgewogenes Healthy Campus Menuuml in allen Mensen der Universitaumlt an (wwwuni-bonnde einrichtungenpe-karrierehealthy_campus_bonnhealthy- campus-bonn-woche)

Eine Arbeitsgemeinschaft aus 57 unabhaumlngigen Studieren-denwerken hat das Projekt bdquomensaVitalldquo initiiert welches zum Beispiel an der Universitaumlt Paderborn und der Hochschule Fulda umgesetzt wird bdquomensaVitalldquo steht fuumlr frische aus-gewogene und zeitgemaumlszlige Speisen Es werden frische Kraumluter statt Wuumlrzmischungen verwendet und eine vitaminschonende und fettarme Zubereitung gewaumlhrleistet unter anderem dadurch dass auf frittierte und panierte Speisen verzichtet wird bdquomensaVitalldquo zeigt dass gesunde Ernaumlhrung lecker ist (wwwstudierendenwerk-pbdegastronomieweitere- angebotemensavital)

Individuelle Ebene An der TU Ilmenau wurde im Winterse-mester 201718 das Projekt bdquoSchritt fuumlr Schritt fitldquo ins Leben gerufen Ziel des Projektes ist es die Gesundheit der Men-schen in ihrem taumlglichen Umfeld zu foumlrdern die individuellen Ressourcen zu staumlrken und einen Risikofaktor der heutigen bdquoSitzgesellschaftldquo die mangelnde Bewegung abzubauen bdquoSchritt fuumlr Schritt fitldquo soll durch gezielt gesetzte visuelle Reize zu mehr Bewegung und koumlrperlicher Aktivitaumlt animie-ren Treppenaufkleber mit Spruumlchen wie bdquoGesuumlnder leben hellip Rezeptfrei hier im Treppenhausldquo oder bdquoHier entlang hellip fuumlr Fit-ness und Wohlbefindenldquo wollen zeigen dass schon wenige Schritte mehr am Tag einen wichtigen Beitrag zu mehr Gesund-heit leisten koumlnnen (wwwtu-ilmenaudeensfsf)

Strukturelle Ebene An der TU Kaiserslautern besteht ein Gremium bdquoStudierendengesundheitldquo Es setzt sich aus stu-dentischen Vertretern der Fachschaften des Studierenden-parlamentes des AStAs des SGM-Teams und hauptamtlichen Vertretern der Universitaumlt (psychologische Beratungsstelle BGM et cetera) zusammen Einmal im Semester informiert das SGM-Team das Gremium bdquoStudierendengesundheitldquo uumlber aktuelle Maszlignahmen und Themen Im Rahmen dieser Sitzun-gen werden Projektplaumlne gesundheitsrelevante Themen und anstehende Maszlignahmen diskutiert (wwwcampusplus uni-kldestudierendengesundheitaspx)

An der Universitaumlt Wuppertal gibt es die Service- und Bera-tungsstelle fuumlr Gesundheit bdquoBUWbewegtldquo Das ist eine zentra-le Anlaufstelle fuumlr alle Angehoumlrigen der Hochschule Es geht beispielsweise um Gesundheitsangebote Aktionen Bera-tung fuumlr Gesundheit Familie und mehr (wwwgesundeuni- wuppertaldewir-stellen-uns-vorhtml)

Beispiele fuumlr verhaltensorientierte Interventionen Unter verhaltensorientierten Interventionen versteht man Interventi-onen die sich auf die individuelle Ebene einer Person beziehen und an deren Verhalten ansetzen

Bewegungsfoumlrderung An verschiedenen Hochschulen koumlnnen Dozentinnen und Dozenten fuumlr ihre Vorlesung einen Pausenexpress buchen Eine Trainerin oder ein Trainer kommt daraufhin in die Vorlesung und fuumlhrt eine viertel Stunde lang Uumlbungen mit der Studierendengruppe durch (zum Beispiel wwwhochschulsportrwth-aachendecmsHSZSport Sportangebot~njofStudierenden-Pausenexpress)

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Die Universitaumlt Goumlttingen hat kostenfreie Angebote zur Bewe-gungsfoumlrderung der Studierenden geschaffen Es werden zum Beispiel Yoga in der Mittagspause Ruumlckenkurse Laufkurse Outdoortraining Mountainbiketouren et cetera angeboten zu denen sich die Studierenden online anmelden koumlnnen (wwwhealthycampus-goettingendeactivitieskursange-bot-2)

An der PH Heidelberg ist im Rahmen des SGM das Projekt bdquoKopfstehenldquo implementiert worden Es geht speziell um die Reduzierung sitzenden Verhaltens Studierender im Hoch-schulkontext ndash bdquoKopf-Stehenldquo Dafuumlr wurde zum Beispiel ein Stehlabor entwickelt bewegungsaktivierende Filme mit Dozie-renden in Vorlesungen und Seminaren gedreht und Studieren-de zu bdquoSitz-Steh-Bewegungsberaterinnenldquo weitergebildet (wwwph-heidelbergdekopf-stehenhtml)

Stressbewaumlltigung Die HTWK Leipzig integriert das Stress-bewaumlltigungsprogramm TK-MentalStrategien in die Lehre Fuumlr die Teilnahme an diesem Programm erhalten Studierende ECTS-Punkte Auch weitere Lehrveranstaltungen die auf die Gesundheitsfoumlrderung der Studierenden abzielen werden mit ECTS-Punkten versehen (wwwhtwk-leipzigdelebenund-du-somach-nen-punkt)

Ernaumlhrungs- und Gesundheitskompetenzbildung An der Georg- August- Universitaumlt Goumlttingen gibt es Kochkurse sowie Seminare und Workshops zum Thema (gesunde) Ernaumlhrung an denen die Studierenden kostenfrei teilnehmen koumlnnen (wwwhealthycampus-goettingendeactivitieskochen)

Schluumlsselqualifikationserwerb Das bdquohealthy Campus Pro-jektldquo der Universitaumlt Goumlttingen bietet ein Zertifikatsprogramm zum Thema Gesundheitskompetenz an In diesem koumlnnen Studierende Seminare zu den Themen Gesundheitsfoumlrderung Bewegung in Theorie und Praxis Ernaumlhrung Stressbewaumll-tigung et cetera belegen und dafuumlr ECTS-Punkte sammeln (wwwhealthycampus-goettingendeacademyschluessel kompetenzen)

Am KIT sind gesundheitsbezogene Themen Teil der Schluumls-selqualifikationslehre Damit gehoumlren sie zum Wahlpflichtbe-reich saumlmtlicher Studiengaumlnge und sind in die universitaumlre

Kernaufgabe bdquoLehreldquo integriert Im Programm des House of Competence (HoC zentrale Schluumlsselqualifikationseinrich-tung am KIT) werden unter anderem Veranstaltungen zum Lern- und Stressmanagement zur Gesunderhaltung im Leh-rerinnenberuf oder zum gesundheitsbewussten Miteinan-der in Studium und Beruf angeboten (studiumhockitedu) Daruumlber hinaus werden gezielt Inhalte aus dem SGM-Projekt bdquoMyHealthldquo (wwwmyhealthkitedu) als Anwendungsbeispiel in Schluumlsselqualifikationsseminare ndash zum Beispiel Projektma-nagementseminare ndash eingespeist So werden auch Studieren-de erreicht die nicht per se an gesundheitsbezogenen Fra-gestellungen interessiert sind Durch die Integration des Themas in die Schluumlsselqualifikationslehre werden Studieren-de in der Breite fuumlr das Thema bdquoGesund studierenldquo sensibili-siert und gleichzeitig an der Maszlignahmenentwicklung des SGM am KIT beteiligt

Suchtmittelpraumlvention Die Mitarbeitenden des bdquohealthy Campus Goumlttingenldquo sind auf Uni-Partys der einzelnen Fakul-taumlten unterwegs mit einem Alkoholtester Diesen duumlrfen die Studierenden freiwillig nutzen um ihr Bewusstsein hinsichtlich ihres Alkoholkonsums zu schaumlrfen Auszligerdem gibt es zu unter-schiedlichen Themen (zum Beispiel bdquoPsychische Gesundheitldquo bdquoSuchtverhaltenldquo) offene und kostenfreie Beratungsangebote die healthy hour (wwwhealthycampus-goettingendeacti-vitieshealthy-hour)

Im Rahmen des University Health Report wurde an der Freien Universitaumlt Berlin in Kooperation mit dem Bremer Leibniz-Ins-titut fuumlr Praumlventionsforschung und Epidemiologie (BIPS GmbH) eine Soziale-Normen-Intervention zur Reduktion beziehungs-weise Vorbeugung von riskanten Alkoholkonsummustern durchgefuumlhrt Der Soziale-Normen-Ansatz geht davon aus dass bei Studierenden soziale Beziehungen zu Peers und daraus hervorgehende Einfluumlsse (in Form der Wahrnehmung des Verhaltens anderer) eine Rolle fuumlr den Alkoholkonsum spielen Die systematische Uumlberschaumltzung des Alkoholkon-sums Mitstudierender steht dabei im Zusammenhang mit einem erhoumlhten eigenen Alkoholkonsum Der Evaluationsbericht der Intervention wurde online veroumlffentlicht (wwwewi-psyfu-berlin deeinrichtungenarbeitsbereicheppgmediapublikationen schriftenreiheISPI_Gesamtbericht_V09pdf)

42 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Evaluation Eine nachhaltige und langfristige Sicherung eines SGM erfor-dert eine Bewertung und Dokumenta-tion Andernfalls hat es bdquonicht stattge-fundenldquo beziehungsweise laumlsst es keine Schluumlsse uumlber den Erfolg oder Misser-folg zu Eine Darstellung des Nutzens und der Gruumlnde fuumlr eine Evaluation im SGM findet sich im folgenden Absatz bdquoHochschulen die SGM erfolgreich um-setzen bauen ihre Aktivitaumlten auf Be-darfs- und Beduumlrfnisanalysen auf und uumlberpruumlfen ihre Aktivitaumlten regelmaumlszligigldquo (TK LVG amp AFS 2018 Seite 8)

Der Nutzen von und Gruumlnde fuumlr eine Evaluation im SGM bull Steuerung des Gesamtprojektes SGM bull Verbesserung der Arbeit (Stolperstei-

ne Erfolgsfaktoren) bull Rechtfertigung der verwendeten

personellen und finanziellen Ressourcen

bull Legitimation der Vorgehensweise bull Dokumentation von Erfolgen bull Verbesserung der Akzeptanz des

SGM innerhalb der Hochschule bull Weiterentwicklung des SGM

Ein gutes praktisches Beispiel fuumlr ein Element einer gelungenen Planungs-evaluation und Dokumentation ist die sogenannte Wanderausstellung der TU Kaisers lautern Hier wurden die Ergeb-nisse des University Health Report (UHR) aufwendig aufgearbeitet und an-sprechend an allen Stellen des Campus praumlsentiert (siehe wwwuni-kldesgm poster-uhr-ergebnisse) Im Sinne der Planungsevaluation wurden die geplan-ten Interventionen mit diesen Analy-seergebnissen abgeglichen und ent-sprechend angepasst

Vorausgegangen ist dieser Analyse eine strategische Diskussion im Steuerungs-gremium wie der Prozess des SGM prin-zipiell evaluiert werden kann Unter anderem wurde hier vereinbart nach einem bestimmten Zeitablauf den UHR zu wiederholen um die Wirksamkeit des Projektes festzustellen und Anhalts-punkte fuumlr das Vorgehen zu erhalten (Ergebnisevaluation)

Evaluation (lateinisch valere = wert sein) bedeutet im allgemeinen Ver-staumlndnis bdquoBewertungldquo bdquoBeurteilungldquo Im wissenschaftlichen Sinne und Kon-text des SGM handelt es sich bei Evalua-tion um die systematische empirische Untersuchung und methodisch gesi-cherte Datenanalyse zur Bewertung der Gesamtkonzeption und Umsetzung des SGM innerhalb der Organisation Hochschule Im Sinne einer Erfolgskon-trolle wird mit der Evaluation die Frage beantwortet ob das angestrebte Ziel erfuumlllt wurde Gegenstand koumlnnen hier-bei die Planung selbst (Planungsevalua-tion) Strukturen fuumlr das beziehungs-weise des SGM (Strukturevaluation) die einzelnen Prozesse und Prozessablaumlufe des SGM (Prozessevaluation) die Kon-textfaktoren und Ressourcen fuumlr das SGM sowie die Ergebnisse insgesamt oder einzelner Projekte Interventionen und Maszlignahmen sein (Ergebnisevaluation)

Planungsevaluation (auch Strategie-evaluation genannt) Selbstreflexion anhand von strukturierten Fragestel-lungen bezogen auf die Planungsphase die noch vor der Umsetzung des Pro-jektes stattfindet Zum Beispiel Ist die Beduumlrfnislage der Studierenden in der Planungsphase ausreichend beruumlck-

Prof Dr med Eva Hungerland Wissenschaftliche Leitung des Gesundheitsmanagements der DHBW Stuttgart und fuumlr die Entwicklung des Studentischen Gesundheitsmanage-ments der DHBW mit verantwortlich

Jaqueline Metken Projektkoordinato-rin des bdquoDHBeWegt Dichldquo Projektes im Rahmen der Initiative bdquoBewegt Studieren

ndash Studieren bewegtldquo und Masterstudentin an der Berlin School of Public Health

sichtigt In der Planungsphase werden auch Ziele des SGM als messbare Indi-katoren (Kennzahlen) der Zielerrei-chung formuliert

Strukturevaluation Der Fokus liegt auf der Erhebung der Struktur des Settings Hochschule Die Analyse kon-zentriert sich somit auf die Eignung der (foumlrderbaren) Rahmenbedingungen des Settings Hochschule fuumlr das SGM Beruumlcksichtigt werden dabei die zur Verfuumlgung stehenden Ressourcen wie die vorhandenen Strukturen Gremien und Initiativen

Prozessevaluation Die Beurteilung erfolgt kontinuierlich waumlhrend des jewei-ligen SGM-Programms Es wird uumlber-pruumlft inwieweit der geplante Verlauf des Gesamtkonzeptes oder der einzelnen

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Teilprojekte erfolgt ist Moumlgliche Indikatoren sind beispiels-weise der Grad der Erreichung der Zielgruppe oder die Akzep-tanz der Maszlignahme

Ergebnisevaluation Evaluiert wird die Frage der Zielerrei-chung von kurz- mittel- und langfristigen Zielen des Gesamt-konzeptes SGM Dabei koumlnnen auch verschiedene Interventio-nen verglichen oder Effekte wie beispielsweise die Steigerung des Wohlbefindens durch die Maszlignahme evaluiert werden

Hierbei baut die Evaluation auf vorangegangene Phasen des Public Health Action Cycle auf (siehe Seite 31 bdquoPlanungldquo) Im letzten Schritt dieses (Projekt-)Managementkreises wird die Wirksamkeit durch einen Vergleich mit den zu Beginn auf-grund der auf Datenanalyse fixierten Ziele Zwecke und Inter-ventionen des SGM fuumlr die jeweilige Hochschule uumlberpruumlft und dokumentiert (Evaluationsbericht) Die Veroumlffentlichung und Diskussion dieser Ergebnisse dienen der Transparenz und Qualitaumltsverbesserung und flieszligen in die naumlchste Phase des Public Health Action Cycle ein

Da es sich bei der Evaluation um eine qualitaumltssichernde Maszlignahme handelt empfiehlt sich die Einbettung in Qualitaumlts-managementprozesse der Hochschule Stakeholder aus dem Bereich Prozessmanagement oder Controlling sollten optimaler Weise bereits zu Beginn des SGM eingebunden werden Insbe-sondere auch um gemeinsam Kennzahlen festzulegen oder schon vorhandene zu verwenden Ansonsten bietet sich das Erstellen eines eigenen Qualitaumltshandbuches fuumlr das SGM an

Tabelle 1 Methoden und Instrumente

Das verwendete methodische Verfahren genauer gesagt die Instrumente der Evaluation haumlngen davon ab ob die Wirk-samkeit des Gesamtprojektes (Ergebnisevaluation) oder ob einzelne Teilziele und Interventionen bewertet werden sollen Um Wirkungen oder Veraumlnderungen festzustellen ist eine Wiederholungsbefragung geeignet Hierbei ist darauf zu achten dass die gleichen Instrumente wie im Analyseverfahren verwendet werden

Grundsaumltzlich sollten je nach Fragestellung Ziel Zielgruppe und den vorhandenen Ressourcen die Methoden und Instru-mente der Evaluation gewaumlhlt werden (siehe Tabelle 1) Diese sind anschlieszligend in einem Evaluationsplan festzuhalten

Daruumlber hinaus ist zu klaumlren ob eine Selbstevaluation oder Fremdevaluation vorgenommen werden soll Hierbei sind die jeweiligen Vor- und Nachteile abzuwaumlgen um die optimale Evaluationsart auszuwaumlhlen Die Fremdevaluation ist meis-tens mit houmlheren Kosten verbunden waumlhrend bei der Selbst-evaluation der erhoumlhte Arbeitsaufwand beruumlcksichtigt werden muss Die Vorteile der Selbstevaluation liegen vor allem in dem Wissen der Akteurinnen und Akteure zum jewei-ligen Thema dem Projekt und der Institution selbst Dieses Wissen fehlt externen Akteurinnen und Akteuren und die entsprechende Vermittlung faumlllt als zusaumltzlicher Aufgaben-bereich in der Fremdevaluation an Der Nachteil der Selbst-evaluation liegt in der engen Verbundenheit zum Thema oder Projekt sodass sogenannte bdquoblinde Fleckenldquo auftreten koumlnnen Eine genaue und kritische Beschreibung kann in diesem Fall sehr schwer fallen

Methode Instrument

Beobachtung Beobachtungsschema

Befragung qualitativ Fokusgruppen Workshops Expertinnen- und Experteninterviews mit Interviewleitfaden

Befragung quantitativ Feedback-Boumlgen Frageboumlgen

Dokumentenanalyse Analyseschema

Teilnahmeraten Numerische Erfassung

44 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Ein paar Tipps zur Evaluation bull Sich an bereits durchgefuumlhrten Evaluationen anderer

Hochschulen orientieren Informationen hierzu finden sich auf der Projektdatenbank sowie bei einzelnen Mitgliedern des Arbeitskreises Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen

bull Die Evaluation einfach halten Die Inanspruchnahme von Kursen Vortraumlgen oder Schulungen kann zum Beispiel uumlber die Teilnehmerzahlen erfasst werden Bei Broschuumlren und Flyern koumlnnen die ausgeteilten Exemplare gezaumlhlt werden und bei einem Gesundheitstag kann die Anzahl der Besucher uumlber ein Quiz das mit einer Verlosung (zum Beispiel kostenlose Teilnahme am Hochschulsport fuumlr ein Semester) verbunden ist erhoben werden

bull Auf eine gute Mischung aus Indikatoren fuumlr die kurz- und mittelfristigen sowie die langfristigen Ziele achten sodass Sie zu verschiedenen Zeiten Ergebnisse praumlsentieren koumlnnen

bull Nur fuumlr jene Ziele Indikatoren auswaumlhlen die tatsaumlchlich mit entsprechenden Maszlignahmen angegangen werden Wird etwa die Gesundheit bei Studierenden als Indikator gewaumlhlt sollte sich beispielsweise die Verbesserung der subjektiven Gesundheit als Ziel gesetzt und entsprechende Maszlignahmen ergriffen werden

bull Damit sowohl den Gremienmitgliedern und der Hoch-schulleitung als auch den Beschaumlftigen und Studierenden der Nutzen von Gesundheitsfoumlrderung vermittelt werden kann sollten verschiedene Indikatoren erhoben werden Alle Beteiligten haben schlieszliglich unterschiedliche Erwar-tungen an die Gesundheitsfoumlrderung und werten unter-schiedliche Dinge als Erfolg

bull Die Evaluation sollte kontinuierlich erfolgen Die durchge-fuumlhrten Schritte sind fortlaufend zu dokumentieren unter anderem durch das Erstellen von Protokollen der Gremiensitzungen Regelmaumlszligige Wiederholungsbefragun-gen-analysen sind einzuplanen

Wichtig Die endguumlltige Auswahl der Evaluationsindikatoren ist zwingend mit der Hochschulleitung abzustimmen schlieszliglich wird an ihnen letztlich der Erfolg der Gesundheitsfoumlrderung festgemacht (Seibold et al 2010 Seite 81-82)

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Gollner E et al (2018) Gesundheitsfoumlrderung konkret Ein forschungsgeleitetes Lehrbuch fuumlr die Praxis Holzhausen Der Verlag

Grossmann R Scala K (2011) Gesundheit durch Projekte foumlr-dern Gesundheitsforschung 5 Auflage Weinheim Juventa

Kuhn D et al (2018) Das gesunde Unternehmen Betriebli-ches Gesundheitsmanagement aus der Praxis fuumlr die Praxis Frankfurt a M Mabuse

Loss J et al (2010) Evaluation in der Gesundheitsfoumlrderung Eine Schritt-fuumlr-Schritt Anleitung fuumlr Gesundheitsfoumlrderer Materialien zur Gesundheitsfoumlrderung Bd 3 Bayerisches Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (Hrsg) Muumlnchen

Naidoo J Wills J (2010) Lehrbuch der Gesundheitsfoumlrderung Bundeszentrale fuumlr gesundheitliche Aufklaumlrung (Hrsg) 2 Auf-lage Gamburg Verlag fuumlr Gesundheitsfoumlrderung

Rudow B (2014) Die gesunde Arbeit Psychische Belastungen Arbeitsgestaltung und Arbeitsorganisation 3 Auflage Berlin De Gruyter

Schlicht W Zinsmeister M (2015) Gesundheitsfoumlrderung sys-tematisch planen und effektiv intervenieren Berlin Springer

Schwartz FW et al (2012) Public Health Gesundheit und Ge-sundheitswesen 3 Auflage Stuttgart Urban amp Fischer

Seibold C Loss J Nagel E (2010) Gesunde Lebenswelt Hochschu-le Ein Praxishandbuch fuumlr den Weg zur Gesunden Hochschule Techniker Krankenkasse (Hrsg) Veroumlffentlichungen zum Be-trieblichen Gesundheitsmanagement der TK Bd 23 Hamburg

Steinbach H (2011) Gesundheitsfoumlrderung Ein Lehrbuch fuumlr Pflege- und Gesundheitsberufe 3 Auflage Wien Facultas

-

Partizipation Die Partizipation von Studierenden ist ein zentrales Element des Studentischen Gesundheitsmanagements (SGM) Aus der Perspektive der Gesund-heitsfoumlrderung an Hochschulen gilt es

1 Studierende zu befaumlhigen ihre individuellen Gesundheitsressourcen zu erkennen und anzuwenden

2 Studierenden Routinen an die Hand zu geben mit denen sie ihren Alltag innerhalb gesetzter Rahmenbedingungen moumlglichst gesund gestalten

3 Studierende mit Wissen und Faumlhigkeiten auszustatten damit sie im spaumlteren Berufsleben gesund bleiben sowie als potenzielle Fuumlhrungskraumlfte auch die Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Blick behalten und foumlrdern koumlnnen

4 Studienbedingungen zu schaffen die diese Ziele unterstuumltzen

In Kulturen (und Lebenswelten vergleiche Kunz in diesem Band) einzelner Faumlcher sind Mitarbeitende und Studierende an Hochschulen gleichermaszligen eingebunden Der Ansatz der partizipativen Gesundheitsforschung (Unger 2012) bietet sich an um in einem diversen und forschungsaffinen Feld wie der Hochschule Tuumlren zu oumlffnen und breite Beteiligung zu erreichen

Ein partizipativ ausgerichtetes Projekt verfolgt das Ziel dass Professionelle und Laien in Kooperation fachlich und sachlich gewinnbringend zusammenarbeiten Die Gegenuumlberstellung LaienExpertinnen und Experten funktioniert hier so dass Studierende zum einen eher Laien in Bezug auf Themen der Gesundheitsfoumlrderung sind jedoch Expertinnen und Experten fuumlr ihre eigenen lebensweltlichen Beduumlrfnis-se und Anforderungen Gesundheitsexpertinnen und -experten wiederum verfuumlgen uumlber eine fachliche Expertise sind jedoch selten in studentische Lebenswelten eingebettet bdquoDazu brauchen sie (die Expertinnen und Experten) eine Grundhaltung der Anerkennung von Laien als in ihrer Lebenswelt (potenziell) kompetente Subjekte und der Kooperation zwischen den Experten und den Nutzern von Leistungen (hellip) Statt einem oft paternalistischen Verstaumlndnis von professioneller Allmacht sollte professionelles Handeln in Richtung eines Empowerment gehen also Menschen soweit wie moumlglich zu einem selbstbestimmten und verantwortlichen Umgang mit ihrer Gesundheit befaumlhigenldquo (Friedrich et al 2012 Seite 236) So werden durch Partizipation die Sichtweisen der Zielgruppe(n) sowie die Besonderheiten von Abteilungen Instituten und Fakultaumlten systematisch beruumlcksichtigt

Gelingt dies ist deutlicher als etwa in einem Stakeholderprozess sichergestellt dass die Perspektiven der Bezugsgruppe(n) durch das SGM aufgenommen und bearbeitet werden

Felix Albrecht Projektverantwortli-cher des SGM-Projektes bdquoMyHealth Gesund studieren am KITldquo am House of Competence des Karlsruher Institut fuumlr Technologie

Joerg Reitermayer Projektverant wortlicher des SGM-Projektes

bdquoMyHealth Gesund studieren am KITldquo am House of Competence des Karlsruher Institut fuumlr Technologie

Wege und Formen der Partizipation Um das Interesse von Studierenden fuumlr gesundheitsbezogene Themen zu wecken bietet sich eine Integration dieser Themen in die Kernaufgaben der Hochschule an Forschung und Lehre Alternativ koumlnnten auch Kampagnen Strategien und Events (Gesundheits-tage-wochen) entwickelt werden in de-nen das Thema propagiert wird Jedoch ist vor dem Hintergrund einer allgemein als hoch empfundenen Stressbelastung der Studierenden (Middendorff et al 2018) schwerlich zu begruumlnden dass den Studierenden ein weiteres Taumltig-keitsfeld aufgebuumlrdet werden sollte Derartige zusaumltzliche Angebote laufen Gefahr zu verpuffen oder lediglich Stu-dierende zu erreichen die sich bereits aktiv mit Gesundheitsthemen ausein-andersetzen Um solche als bdquoextraldquo emp-fundenen Themen und Taumltigkeiten (und damit Ablehnungspotenzial) zu vermeiden koumlnnen in Kooperation mit Fachbereichen einzelnen Dozierenden und Studierenden Lehrveranstaltungen

46 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

und Forschungsprojekte mit entspre-chender Ausrichtung entwickelt und organisiert werden In diesen werden die spezifischen fachlichen Inhalte am Beispiel von passenden Gesundheits-themen vermittelt

Gleichzeitig wird ein breites Spektrum von Akteurinnen und Akteuren fuumlr das Thema Gesundheit sensibilisiert Vor-aussetzung ist eine offene wertschaumlt-zende Grundhaltung der beteiligten bdquoProfessionellenldquo (wie Dozentinnen und Dozenten Hochschulmitarbeiterinnen und -mitarbeitern Angehoumlrigen der Studierendenwerke) gegenuumlber den

Moumlglichkeiten und Perspektiven der studentischen bdquoLebensweltexpertinnen und -expertenldquo

Hella von Unger (2012) stellt passende Leitfragen fuumlr die Bestimmung von partizipativen Anteilen in einem Projekt

1 Welche Akteurinnen und Akteure sind beteiligt Wer partizipiert Und wie ist die Community definiert

2 An welchen Prozessen sind sie beteiligt Woran wird partizipiert

3 In welcher Form findet Beteiligung statt Wie wird partizipiert (ebd Absatz 31)

Weitergehend stellt sie ein Stufenmo-dell der Beteiligung nach Wright et al (2010) vor bdquoPartizipation beginnt da wo Personen oder Einrichtungen mit-entscheiden koumlnnenldquo (ebd Absatz 28)

In Bezug auf die Beteiligung von Studie-renden im Rahmen eines partizipativ angelegten Projektes lassen sich die klassifizierenden Fragen etwa folgen-dermaszligen beantworten

Stufenmodell der Partizipation (modifiziert in Anlehnung an Wright et al 2010 Seite 42 (28))

9 Selbstorganisation

8 Entscheidungsmacht

7 Teilweise Entscheidungskompetenz

6 Mitbestimmung

5 Einbeziehung

4 Anhoumlrung

3 Information

2 Anweisung

1 Instrumentalisierung

geht uumlber Partizipation hinaus

Partizipation

Vorstufen der Partizipation

Nicht-Partizipation

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1 Wer partizipiert und wie ist die Community definiert Die Community in der die Studierendengesundheit bear-beitet wird ist die Gemeinschaft aller an einer Hochschule taumltigen Menschen sowie daruumlber hinaus zentrale Adressa-tinnen und Adressaten fuumlr spezielle Teilaspekte wie zum Beispiel die Studierendenwerke mit ihren umfangreichen Angeboten zur Versorgung der Studierenden Als direkt adressierte Gruppe sind hierbei die Studierenden beson-ders hervorzuheben Definiert ist diese Community durch verschiedene Merkmale ihren Mitgliedschaftsstatus in der Hochschulorganisation die raumlumliche Beziehung zum Campus und Engagement in der studentischen Lebenswelt

2 Woran wird partizipiert An der Entwicklung und Etab-lierung eines studentischen Gesundheitsmanagements Daraus folgt ein vielschichtiges Bild tatsaumlchlicher Partizipa-tion Einerseits bestimmt durch Interesse und Gelegenheit insbesondere der Studierenden an einzelnen Themen und Maszlignahmen mitzuwirken andererseits beeinflusst durch die Art der Aufgabenstellung

bull Spezielle Anforderungen an partizipierende Akteurinnen und Akteure (Fachwissen Qualifikationen Kenntnisstand)

bull Besondere beschraumlnkende Rahmenbedingungen (Datenschutz Zeitdruck Zugangsbeschraumlnkungen rechtliche Zustaumlndigkeiten)

bull Eignung bestimmter Projektziele fuumlr gegebenenfalls verschiedene Grade der Partizipation (Zielentwicklung Projektverwaltung Verhandlungen Maszlignahmenentwick-lung und -umsetzung Projektevaluation)

3 Wie wird partizipiert Die Form der Partizipation variiert je nach Teilprojekt und Aufgabe abhaumlngig von der Verfuumlgbar-keit relevanter Partizipierender und Aufgabenstellung Moumlglich sind etwa

bull Anlassbezogene Arbeitskreise und Runde Tische Oft fallen dem Projektteam hierbei organisatorische und moderierende Aufgaben zu

bull Informationsgespraumlche um Zustaumlndigkeiten zu identifi-zieren und gegebenenfalls Akteurinnen und Akteure und Themenbereiche oder Aufgaben einander zuordnen zu koumlnnen

bull Studierende im Rahmen von regulaumlren Lehrveranstaltungen mit Gesundheitsthemen in Kontakt zu bringen und an konkreten Projektbausteinen mitwirken zu lassen (unter-schiedliche Arten zum Beispiel Projektmanagement Datenauswertungen Eventplanung und -organisation Entwicklung von kreativen Maszlignahmen)

bull Teilnahme an Gremiensitzungen der Projektsteuerung bull Mitarbeit als studentische Hilfskraumlfte zur Unterstuumltzung

bei diversen Aktivitaumlten

Herausforderungen und Potenziale Grundlegend heraus-fordernd am Anspruch partizipative Prozesse zu realisieren sind die Diversitaumlt und Dezentralitaumlt der Hochschulen Folgen sind beispielsweise unterschiedlichste Organisationsstile die nicht unbedingt zusammen passen und Konfliktpotenziale bergen (Hierarchien Autonomie Einzelinteressen) Studie-rende muumlssen ihr Engagement im Projekt gegebenenfalls ihrem Studium unterordnen und sind zum Teil an kurze Wahlperioden (Fachschaften AStA Studierendenparlament) gebunden Dauerhaft stabile Arbeitsgruppen zu etablieren gelingt wenn sie durch eine stabile Organisation gestuumltzt werden Wechselnde Teilnehmende an Arbeitsgruppen (wie Lehrveranstaltungen Forschungsszenarien Gremien runden Tischen zur Maszlignahmenentwicklung) erfordern jedoch immer wieder Vorstellungsrunden und Informations-gespraumlche mit neu hinzugekommenen Personen Sitzungen werden so immer auch fuumlr Organisatorisches und Wiederho-lungen von Diskussionen gebraucht Konkrete Entwicklungen und die Realisierung von Einzelmaszlignahmen gehen dadurch langsamer voran Die Information der wechselnden Teilneh-menden an Arbeitsgruppen Maszlignahmenplanungen und Organisation sicherzustellen und aufrechtzuerhalten ist eine zentrale Taumltigkeit um Partizipation in moumlglichst vielen Teil-aspekten eines SGM zu ermoumlglichen Besonders in Entwick-lungsprojekten sind zunaumlchst diverse Randbedingungen zu klaumlren (Zustaumlndigkeiten rechtliche Rahmenbedingungen bestehende Akteurskonstellationen) Expertenwissen zur Gesundheitsfoumlrderung notwendiges Fachwissen fuumlr einzelne

48 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Maszlignahmen (wie Ernaumlhrung Bewegung) und das Wissen um die Alltagsstrukturen im Feld muumlssen zusammengebracht werden was einen omnidirektionalen Informationsfluss erfordert Prozesse muumlssen transparent gestaltet und In-formationen fuumlr die beteiligten Akteurinnen und Akteure bereitgestellt werden Gegebenenfalls muumlssen neu hinzu-kommende einzelne Akteurinnen und Akteure durch gezielte Informationsgespraumlche in bereits laufende Arbeitsprozesse integriert werden

Die Partizipation vieler Akteurinnen und Akteure reichert das Projekt um diverse Aspekte und Ideen fuumlr weitere Teilprojekte an die schwierig zu priorisieren sind ohne dass zentrale Aufgaben im Projekt darunter leiden Situativ und flexibel zusaumltzliche Ressourcen bereit stellen zu koumlnnen ist vorteil-haft (beispielsweise eine groumlszligere Anzahl an Hilfskraumlften die flexibel eingesetzt werden koumlnnen)

Differierende Zeithorizonte spielen in der Organisation von Teilprojekten eine irritierende Rolle Verschiedene Akteurinnen und Akteure insbesondere die Studierenden stehen nur fuumlr begrenzte Zeitraumlume beziehungsweise im Rahmen der Or-ganisationsablaumlufe getaktet nur punktuell zur Verfuumlgung Die verschiedenen Akteurinnen und Akteure entwickeln somit auch unterschiedlich weit reichende Zielvorstellungen

Fazit Die Aufstellung eines SGM mit Partizipation auf allen Ebenen (Situationsanalyse Entscheidung Planung und Durchfuumlhrung von Maszlignahmen eines SGM) erfordert ein Projektmanagement welches auch als Dienstleister fuumlr die beteiligten Akteurinnen und Akteure funktioniert Informati-onsfluumlsse muumlssen aufrechterhalten wechselnde Akteurinnen und Akteure tolerant eingehegt und die Perspektiven vereint werden Bei Zeitplaumlnen sind verschiedene Ablaumlufe zu beach-ten die Durchsetzungsstaumlrken der beteiligten Akteurinnen und Akteure muumlssen moderiert und sachorientiert ausge-glichen werden Zudem gilt es die eigene Expertise in die partizipativen Prozesse einzuspeisen und nicht hinter den Relevanzen und partikularen Interessen von Einzelakteurin-nen und -akteuren zuruumlckzustellen

Schon der Ansatz des bdquoZuhoumlrens und Mitredenlassensldquo findet groszligen Anklang im Hochschulkontext Studierende gehen ihre Aufgaben (sei es mit direktem Projektbezug oder in Lehr- oder Forschungskontexten) motiviert und engagiert an Nicht selten gelingt die Sensibilisierung fuumlr das Thema Gesundheit auch uumlber den direkten Einbezug hinaus sodass sich bdquouumlber Eckenldquo weitere Akteurinnen und Akteure einfinden und fuumlr die Gesundheitsfoumlrderung engagieren Angefangen bei der Priorisierung von Maszlignahmen uumlber die Passung des SGM zum studentischen Alltag bis hin zur Aufbereitung von Gesundheitsthemen fuumlr Studierende Durch einen direkten Einbezug der Studierenden in ein SGM ist sichergestellt dass studentische Perspektiven adressiert werden und dass das SGM Anschluss an studentische Lebenswelten findet

Literatur Friedrich DR Stumpf S Alber K (2012) Stakehol-derpartizipation und Priorisierung ndash eine Betrachtung des normativen Status quantitativer und qualitativer Methoden Z f Evidenz Fortbildung und Qualitaumlt im Gesundheitswesen 106(6)412-417 doi 101016jzefq201206005

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6 Kriterien fuumlr die erfolgreiche Umsetzung eines SGM Seit mehr als 20 Jahren beschaumlftigt sich der bundesweite Arbeits-kreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen AGH mit der Frage wie Hochschulen die Gesundheit ihrer Mitglieder foumlrdern bezie-hungsweise erhalten koumlnnen und was eine Hochschule zu einer bdquogesundheitsfoumlrdernden Hochschuleldquo macht

In den vergangenen Jahren wurde im Rahmen eines Projektes auf Studierende und ihre Gesundheit fokussiert Es wurden spe-zifische Charakteristika fuumlr ein studentisches Gesundheitsma-nagement (SGM) fuumlr und mit dieser Statusgruppe die zahlen-maumlszligig die Groumlszligte an Hochschulen ist herausgearbeitet

Einige Besonderheiten fuumlr diese Zielgruppe ergeben sich durch die spezifischen im Setting-Ansatz zu beruumlcksichtigenden Le-bensumstaumlnde Studierende verlassen meist nach dem Abitur ihren geschuumltzten und bekannten Lebensraum und kommen so in eine fuumlr sie vollkommen neue bdquoLebens- Lern- Forschungs-und Arbeitsweltldquo die nach neuen Regeln funktioniert Studien-und Pruumlfungsorganisation muumlssen gestaltet und gemeistert werden und man muss lernen sich in den vorgegebenen Struk-turen und Spezifika einer Hochschule zurechtfinden

Die zunehmende Digitalisierung der Lehr- und Lernprozesse (beispielsweise Webinare) verstaumlrkt gegebenenfalls die Proble-matik in diesem neuen und komplexen Umfeld neue Kontakte zu knuumlpfen und ein bdquorealesldquo soziales Netz aufzubauen (Misra et al 2014 Emily 2015 Przybylski et al 2012 Srivastava 2005)

Orientiert sich eine Hochschule daher bei der Konstruktion und Implementierung eines SGM am Setting-Ansatz und nimmt da-bei das Konzept der Salutogenese ernst sind bereits zwei wich-tige Eckpfeiler eines sinnvollen SGM gegeben

Da die Rahmenbedingungen fuumlr Studierende durch Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter Professorinnen und Professoren und diverse Organisationseinheiten innerhalb der jeweiligen Hoch-schule gestaltet werden gilt es auch diese beim Aufbau eines SGM in den Fokus zu nehmen um den Naumlhrboden fuumlr eine gesunde Entfaltung der Studierenden an einer Hoch-schule zu bereiten

Welche grundsaumltz-lichen Aspekte sind entscheidend fuumlr

Max Sprenger Stellvertretender Leiter Hochschulsport sowie Leiter des SGM an der Technischen Universitaumlt Kaiserslautern

ein SGM

Der zentrale Punkt eines erfolgreichen Gelingens ist die partizi-pative Integration von Studierenden in die Entwicklung und Um-setzung eines SGM Echte Partizipation kann eine Identifikation mit dem SGM unterstuumltzen und positive Effekte wahrscheinli-cher machen (siehe Seite 45 bdquoPartizipationldquo)

Ziel sollte es sein in den Hochschulen eine Gesundheitskultur (Osterpey 2012 Seite 53 Badura et al 2003 Seite 54) zu eta-blieren welche fest verankert in Strukturen wie Leitbild oder den Hochschulentwicklungsplan integriert ist um im zweiten Schritt diese in alle Bereiche der Hochschule (Forschung Lehre hier auch in die Curricula der Lehrveranstaltungen) sowie die Verwal-tung (wie Beschaffung Controlling oder Personal (-entwick-lung)) zum Selbstverstaumlndnis werden zu lassen

Als Leitorientierung ob ein SGM sinnvoll und zielfuumlhrend aufge-baut ist koumlnnen die zehn Guumltekriterien einer Gesundheitsfoumlr-dernden Hochschule dienen welche sich bereits fuumlr die Bediens-teten bewaumlhrt haben Erlaumluterungen zu den zehn Guumltekriterien fuumlr gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen finden Sie unter www gesundheitsfoerdernde-hochschulendeAS_ArbeitskreisS AS_Wer_sind_wir1html oder im duz SPECIAL vom 2332018

Zusammenfassend sollte ein SGM

bull der Diversitaumlt und Komplexitaumlt der Studierenden sensibel begegnen und diese in allen Aktivitaumlten beruumlcksichtigen (DiversitaumltHeterogenitaumlt)

bull beruumlcksichtigen dass die Studierenden sich in bestimmten Zyklen (Semesterzeiten und Pruumlfungsphasen) und fuumlr eine begrenzte Dauer an der Hochschule befinden (Studienrhythmen) und

bull alle Bereiche der studentischen Lebenswelt (wie Lehre Pruumlfungen Gremien Campusleben Wohnheime Mensen) durchdringen (Setting-Ansatz)

50 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

bull sich im LeitbildHochschulentwick-lungsplan beziehungsweise den Fuumlhrungsleitlinien wiederfinden und Einzug in die Akkreditierungspraxis der Studiengaumlnge uumlbernommen werden (Leitbild und Akkreditierung)

bull eine fuumlr die Hochschule passende strukturelle und personelle Veranke-rung bekommen und sich intensiv mit dem BGM abstimmen (strukturelle und personelle Verankerung)

bull seine Aktivitaumlten auf regelmaumlszligige Bedarfs- und Beduumlrfnisanalysen stuumltzen (quantitativ und qualitativ) und diese regelmaumlszligig uumlberpruumlfen (Analyse und Datenerhebung)

bull Studierende wirklich fuumlr das Thema begeistern sie in alle Prozesse Gremien und Maszlignahmenplanungen integrieren und mit echter Entschei-dungskompetenz ausstatten (Partizipation)

bull in zum Turnus des Studiums passen-den unterschiedlichen Phasen aufgebaut sein und in fuumlr Studierende passenden Kanaumllen praumlsentiert werden (Zugangswege) und

bull die zehn Guumltekriterien fuumlr eine gesundheitsfoumlrdernde Hochschule beachten und wo es passend ist danach handeln (Guumltekriterien)

Jede Hochschule ist anders und so muumls-sen die unterschiedlichen lokalen und organisationalen Rahmenbedingungen betrachtet werden um einen fuumlr die je-weilige Situation an der konkreten Hoch-schule passenden Weg zu finden

Literatur AGH ndash Arbeitskreis Gesund-heitsfoumlrdernde Hochschulen (2017) Guumltekriterien fuumlr eine gesund- heitsfoumlrdernde Hochschule Unter wwwgesundheitsfoerdernde-hoch-schulendeAS_ArbeitskreisSAS_Wer_ sind_wir1html Zugegriffen 1892018

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TK ndash Techniker Krankenkasse LVG amp AFS ndash Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersach-sen (Hrsg) (2018) Gesundheitsmanage-ment fuumlr Studierende duz spezial Berlin Unter wwwgesundheitsfoerdernde- hochschulendeInhalteO1_Startseite duzSpecial_M03_TK_230318pdf Zugegriffen 1892018

Perspektive fuumlr das Thema Im Wintersemester 201819 sind uumlber 29 Millionen Studierende an den Hochschulen in Deutschland immat-rikuliert Studierende und ihr rechtlicher Status sind das Alleinstellungs-merkmal der akademischen Bildungseinrichtungen und erfordern eigenstaumlndige Entwicklungen und Beteiligungsformen Nach der Ein-fuumlhrung der Bachelor- und Masterstudiengaumlnge haben gesundheits-bezogene Erhebungen und die Diskussion der darauf basierenden Ergebnisse Konjunktur Landesgesetzlich sind die Studierendenwerke beauftragt sich fuumlr die Gesundheit der Studierenden einzusetzen Dies geschieht bereits in den Bereichen Ernaumlhrung Wohnen soziale Belange und Hilfestellung fuumlr Studierende mit gesundheitlichen Beeintraumlchti-gungen Systematische Angebote im Sinne der Gesundheitsfoumlrderung unter dem Dach eines studentischen Gesundheitsmanagements (SGM) sind bisher die Ausnahme Um dem Ansatz zum Durchbruch zu verhel-fen befindet sich das Gesundheitsmanagement fuumlr und von Studieren-den in mehreren Hochschulen in einer Erprobungs- und Umsetzungs-phase Sollte sich das SGM etablieren so ist eine Verankerung im Rahmen eines uumlber alle Statusgruppen hinweg angeordneten hoch-schulischen Gesundheitsmanagements das naumlchste Ziel Dies koumlnnte den Blick weiter dafuumlr schaumlrfen dass schon heute bestehende gesetz-liche Regelungen verstaumlrkt auch bei den Studierenden zur systemati-schen Anwendung kommen Dazu gehoumlren beispielsweise das Mutter-schutz- Arbeitsschutz- und Praumlventionsgesetz Instrumente wie die Gefaumlhrdungsbeurteilung psychischer Belastungen oder das Eingliede-rungsmanagement das bisher fuumlr Beschaumlftigte aber nicht fuumlr Studie-rende angeboten wird koumlnnten in Zukunft auch fuumlr diese Statusgruppe entwickelt werden

51

7 Die Kooperationspartner

Die TK und ihr Engagement an Hochschulen Die Techniker Krankenkasse (TK) besteht seit uumlber 130 Jahren Elf Millionen Privat- und Firmenkunden setzen ihr Vertrauen in die TK und rund 14000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bei der TK als eine der bundesweit groumlszligten Krankenkassen beschaumlftigt Im Bereich bdquoPraumlvention und Gesundheitsfoumlrderungldquo bietet die TK ein bedarfsorientiertes und innovatives Produktportfolio an und nimmt eine aktive Rolle in der Gestaltung der Praumlven-tionspolitik ein

Die TK unterstuumltzt und beraumlt Unternehmen und Hochschulen bei der Einfuumlhrung und Etablierung eines Gesundheitsma-nagements TK-Gesundheitsexpertinnen und -experten be-gleiten den gesamten Prozess zur Strukturbildung von der Analyse uumlber Maszlignahmen bis hin zur Evaluation Dabei ist der TK eine ganzheitliche Herangehensweise besonders wichtig Ziel ist es die gesundheitlichen Rahmenbedingungen zu ver-bessern und zum Wohlbefinden aller beizutragen

Das Engagement der TK zum Studentischen Gesundheitsma-nagement (SGM) beruht auf dem bdquoGesetz zur Staumlrkung der Gesundheitsfoumlrderung und der Praumlventionldquo mit dem der Ge-setzgeber 2015 die Krankenkassen beauftragt hat in der Lebenswelt Hochschule den Aufbau gesundheitsfoumlrderlicher Strukturen zu staumlrken die gesundheitliche Situation Studie-render zu erheben und geeignete Maszlignahmen zu unterstuumlt-zen

Seit fast zwei Jahrzehnten ist die TK aktives und foumlrderndes Mitglied im bdquobundesweiten Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdern-de Hochschulen (AGH)ldquo denn Netzwerken spiegelt den Zeit-geist wieder es unterstuumltzt modernes lebenslanges Lernen und ist auf Kooperation ausgerichtet So foumlrdert die TK aktu-ell auch regional den bdquoArbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen Suumldwestldquo und die Initiative bdquoGesunde Hoch-schulen Thuumlringenldquo

Die Gesundheit Studierender ist in den letzten Jahren zuneh-mend in den Fokus des Interesses geruumlckt Die Studienzeit als zeitlich begrenzte Entwicklungsphase hat eine besondere Qualitaumlt die mitunter maszliggeblich zur Kompetenzentwicklung zukuumlnftiger Fuumlhrungskraumlfte und Entscheidungstraumlger in der Gesellschaft beitraumlgt Erfahren Studierende dass sich ge-sundheitsfoumlrderliche Studienbedingungen nicht nur positiv auf das eigene Wohlbefinden auswirken sondern auf die gesamte Hochschule ausstrahlen werden sie sich mit einem ganz anderen Verstaumlndnis den Zusammenhaumlngen von Arbeit und Gesundheit stellen und diese Erfahrungen in den spaumlte-ren Arbeitsalltag transferieren

Die Basis erfolgversprechender und bedarfsorientierter Maszlignahmen an Hochschulen sind spezifische Analysen aus denen sich die gesundheitlichen Ressourcen und konkrete Belastungen ableiten 2017 wurde in einer Kooperation der TK mit dem Deutschen Zentrum fuumlr Hochschul- und Wis-senschaftsforschung (DZHW) und der Freien Universitaumlt Berlin eine bundesweite Befragung Studierender uumlber das HISBUS-Online-Panel durchgefuumlhrt Die Ergebnisse geben Hochschulen erste Ansatzpunkte daruumlber welche Interven-tionen und Rahmenbedingungen fuumlr die Gesundheit der Studierenden foumlrderlich sind Doch jede Hochschule hat auch ihre eigenen regionalen organisationalen und landespoli-tischen Besonderheiten Dies beeinflusst die strukturelle Anbindung eines SGM genauso wie spezifische Gesundheits-themen

Gute Praxisbeispiele zum Thema SGM sind in der Deutschen Universitaumltszeitung duz SPECIAL im Maumlrz 2018 veroumlffent-licht worden

Mit der vorliegenden Handlungsempfehlung fuumlr SGM liegt nun erstmals eine zusammenhaumlngende Darstellung der wichtigs-ten konzeptionellen Schritte und spezifischen Fragestellungen zum SGM vor

52 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Das Kompetenzzentrum Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen Das Kompetenzzentrum Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen (KGH) ist ein Kooperationsprojekt der Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin e V (LVG amp AFS) und der Techniker Krankenkasse (TK) das 2018 ge-startet ist Die Geschaumlftsstelle des Kompetenzzentrums ist in der LVG amp AFS angesiedelt Die TK foumlrdert den Aufbau und die Entwicklung des KGH

Die LVG amp AFS ist ein gemeinnuumltziger unabhaumlngiger und landesweit arbeitender Fachverband fuumlr Gesundheitsfoumlrde-rung und Praumlvention Die LVG amp AFS verfolgt das Ziel zur Verbesserung der gesundheitlichen Chancengleichheit der Bevoumllkerung beizutragen und die Gesundheit aller Menschen in Niedersachsen zu foumlrdern Seit uumlber 20 Jahren ist der Bereich bdquoGesundheitsfoumlrdernde Hochschuleldquo ein Arbeits-schwerpunkt der LVG amp AFS auf Bundesebene Mit der Gruumln-dung des Arbeitskreises Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen (AGH) wurde fruumlh der Rahmen fuumlr Austausch und Vernetzung von Akteurinnen und Akteuren im Setting geschaffen mit dem Ziel an Hochschulen gesundheitsfoumlrdernde Lebens- Lern- und Arbeitsbedingungen zu initiieren und zu unter-stuumltzen

Das neu gegruumlndete Kompetenzzentrum will Impulse fuumlr eine Gesunde Hochschule im Sinne der Ottawa-Charta (1986) der Okanagan-Charta (2015) und des Setting-Ansatzes setzen

Das KGH versteht sich auf Bundesebene als Impulsgeber Wis-sens- und Informationsplattform sowie als Ort fuumlr Kompe-tenzfoumlrderung Es buumlndelt qualitaumltsgepruumlfte Inhalte zum Themenfeld Gesunde Hochschule und fungiert als Schnitt-stelle zwischen Theorie und Praxis Die Arbeit des KGH wird von einem Beirat bestehend aus Expertinnen und Experten von Hochschulen und hochschulnahen Institutionen begleitet

Gemeinsam mit Akteurinnen und Akteuren aus Hochschulen soll Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) und Stu-dentisches Gesundheitsmanagement (SGM) weiter aus- und aufgebaut werden 2019 und 2020 liegt der Fokus des KGH auf dem Themenfeld SGM Alle Statusgruppen aus Hoch-schulen sowie jeweilige Adressatinnen und Adressaten von Aktivitaumlten des Kompetenzzentrums werden partizipativ in die Arbeit einbezogen

Das KGH bietet hierzu unterschiedliche Veranstaltungsformate mit spezifischen innovativen und praxisnahen Themen an Daruumlber hinaus werden im KGH systematisch Informationen gesammelt und medial aufbereitet Hierzu gehoumlren das Wissen und die Erfahrungen aus Hochschulen Beispiele guter Praxis Daten und Fakten sowie Informationen zu Ver-anstaltungen Zu ausgewaumlhlten Themen werden Factsheets mit Hintergrundinformationen Handlungsempfehlungen Hinweisen oder Tipps erstellt Dabei werden Qualitaumltsstan-dards und Kriterien guter Praxis beruumlcksichtigt

Auf der Webseite des Kompetenzzentrums (wwwkompe tenzzentrum-hochschulende) sind aktuelle Entwicklungen Veranstaltungen und Publikationen rund um gesundheits-foumlrdernde Hochschulen zu finden

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8 Anlage 1 Praxishilfen

I Beispiel fuumlr eine Beschlussvorlage ndash Einfuumlhrung eines SGM bdquoHochschule XYldquo ndash Einfuumlhrung eines Gesundheitsmanage-ments fuumlr Studierende (SGM)

1 Beschlussformel ndash Das Praumlsidium moumlge beschlieszligen bull Eine Person wird mit der Durchfuumlhrung des in der Projekt-

skizze vom XXXXXXXX (Anlage 1) zur Einfuumlhrung eines Gesundheitsmanagements fuumlr Studierende beauftragt

bull Auf Grundlage einer vorzulegenden Evaluation der Maszlignahme und der Bewertung des Steuerungsgremiums wird das Praumlsidium uumlber die Fortsetzung der Maszlignahme entscheiden

bull Die Finanzierung des (Pilot-)projektes erfolgt durch hellip

2 Sachverhalt und Rechtslage Ziel des Vorhabens Mit der Einrichtung des Gesundheitsmanagements fuumlr Studie-rende moumlchte die Hochschule XY beteiligte Akteurinnen und Akteure Gruppen und Organisationseinheiten vernetzen die Gesundheitssituation erheben und Maszlignahmen zur Gesundheitsfoumlrderung konzipieren implementieren und an die Bedarfe der Studierenden anpassen

Organisation des Vorhabens Als zentrales Entscheidungs-gremium wird eine Steuerungsgruppe eingerichtet die sich aus Vertreterinnen und Vertretern der unterschiedlichen Abteilungen und Organisationseinheiten zusammensetzt die in ihren Organisationen gesundheitsfoumlrderliche Ziele ver-folgen Dazu gehoumlren unter anderem

bull die psychosoziale Beratungsstelle des Studierendenwerks der Hochschule XY

bull das Gleichstellungsbuumlro bull die Abteilung Studium und Lehre bull die Zentrale Einrichtung fuumlr Sprachen und Schluumlssel-

qualifikationen bull die Zentrale Einrichtung fuumlr den Allgemeinen Hoch-

schulsport (Leitung) bull das Institut fuumlr Sportwissenschaften bull Studierende aus unterschiedlichen Fakultaumlten bull AStA und bull Gebaumludemanagement

Optional Zur vorausschauenden Fokussierung gemeinsam getragener struktureller Entwicklungsperspektiven soll eine Einbindung und laufende Abstimmung mit dem Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) erfolgen

In die Sitzung der Steuerungsgruppe werden die BGM-Koordi-nation sowie bei Bedarf themen- oder maszlignahmenbezogen weitere Verantwortliche der Personalentwicklung beratend einbezogen

Finanzierung und Kooperation mit einem Sozialversiche-rungstraumlger (XX) Die Finanzierung des (Pilot-)projektes ist durch zentrale Studienqualitaumltsmittel in Houmlhe von xx Euro (Zustimmung des Praumlsidiums der Hochschule) Mittel der XX in Houmlhe von xx Euro sowie Zuwendungen Eigenmittel der Hochschule in Houmlhe von xx Euro gesichert

Beispielargumente fuumlr eine Begruumlndung zur Kooperation mit einem Sozialversicherungstraumlger in einem gemeinsamen Pilotprojekt

bull Die Hochschule kooperiert mit XX bereits seit mehreren Jahren im Bereich des Betrieblichen Gesundheitsmanage-ments (BGM) In diesem Zusammenhang gibt es bereits gute Erfahrungen in der Zusammenarbeit Zudem erscheint eine Kooperation mit XX aufgrund der zahlrei-chen Uumlberschneidungen zwischen den beiden zielgrup-penspezifischen Projekten sinnvoll und zielfuumlhrend Auch bei dem SGM wird eine Zusammenarbeit mit dem bereits engagierten Sozialversicherungstraumlger angestrebt da zahlreiche gemeinsame Angebotsaktivitaumlten zwischen SGM und BGM geplant sind

bull Der Sozialversicherungstraumlger hat bereits zahlreiche Initiativen zur Gesundheitsfoumlrderung von Studierenden der Hochschule XY gefoumlrdert und unterstuumltzt Hierzu zaumlhlen unter anderem die Praumlventionstage YY das Forum bdquoGesunde Hochschuleldquo am XXXXXXXX sowie das Angebot bdquoMentalstrategien gegen Stressldquo fuumlr Studierende der Hochschule XY in Kooperation mit dem Hochschul-sport Der als Anlage im Entwurf beigelegte Kooperati-onsvertrag mit der XX baut auf den guten Erfahrungen im BGM der Hochschule auf und erweitert den Fokus auf eine neue Zielgruppe

54 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

bull Der Sozialversicherungstraumlger kann auf Referenzen aus unterschiedlichen Projekten mit Hochschulen zuruumlck-greifen und weist ein umfangreiches Beratungs- und evidenzbaisertes Maszlignahmenportfolio im Setting auf

bull Der Sozialversicherungstraumlger ist gut vernetzt in der Community

bull Die Aktivitaumlt von XX begruumlndet sich in der Umsetzung des Praumlventionsgesetzes vom 1772015 In diesem ist vorgesehen dass bdquonicht betriebliche Lebensweltenldquo ein Schwerpunkt der Praumlventionsarbeit sein sollen Hoch-schulen als zu foumlrdernde Organisationen haben damit einen gaumlnzlich neuen Stellenwert erhalten der mit einer Moumlglichkeit der Foumlrderung und Unterstuumltzung einhergeht

bull Auch die Nationale Praumlventionskonferenz hat in ihren Bundesrahmenempfehlungen vom 1622016 Hochschu-len als Organisationen und Studierende als Zielgruppe mit dem Praumlventionsziel bdquoGesund aufwachsenldquo (vergleiche hier Kapitel 31) besonders hervorgehoben sodass es einen konkreten Auftrag an die im Praumlventionsgesetz genannten Sozialversicherungstraumlger gibt sich diesen neuen Zielgruppen zu widmen Dafuumlr bedarf es konkreter Projekte die nun insbesondere in den Hochschulen gefunden werden

Optional Moumlglich ist auch die Herstellung eines Bezugs zu den Grundlagen des Studierendenwerks oder von Studierenden-vertretungen (Stichwort Gesundheit)

3 Dienstweg ndash interner Dienstweg ist hier in der Regel aus-gewiesen bull Kuumlrzel nach links hierarchieaufsteigend bull Paraphe nach links hierarchieaufsteigend

4 Anlagen bull Anlage 1 Konzeptpapier Stand XXXXXXXX bull Anlage 2 Vertrag uumlber die gemeinsame Durchfuumlhrung

eines Projektes zur bdquoGesundheitsfoumlrderung fuumlr Studierendeldquo

5 Vom zustaumlndigen Praumlsidiumsmitglied mit der Bitte um TOP-Listung bull Einfuumlhrung eines Gesundheitsmanagements fuumlr

Studierende bull Praumlsidiumssitzung am XXXXXXXX oder eine der

anstehenden Sitzungen des Praumlsidiums

Mitteilung und Umsetzung des Praumlsidiumsbeschlusses

6 Mitteilung durch das zustaumlndige Praumlsidiumsmitglied BeschlussBeschluumlsse gemaumlszlig Vorlage gefasst in der

Sitzung des Praumlsidiums am

BeschlussBeschluumlsse in der Sitzung des Praumlsidiums am

gefasst mit Aumlnderungen wie folgt

BeschlussBeschluumlsse abgelehnt in der Sitzung des

Praumlsidiums am

7 Umsetzung Vom zustaumlndigen Praumlsdiumsmitglied zuruumlck an die umsetzende Einrichtung zur weiteren Veranlassung

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II Anregungen fuumlr ein Stellenprofil der SGM-Koordinatorin oder des SGM-Koordinators Im Folgenden werden Beispie-le fuumlr ein Stellenprofil einer SGM-Koordinatorin oder eines SGM-Koordinators aufgezeigt In Abhaumlngigkeit von der jewei-ligen Hochschule der Verankerung der Stelle in der Hoch-schulorganisation und dem Finanzierungshintergrund koumlnnen Aufgabenstellungen und Anforderungen variieren

Aufgabenstellungen bull Entwicklung und Aufbau eines studentischen

Gesundheitsmanagements (SGM) bull Koordination und Management des SGM-Prozesses bull Projektevaluation und Qualitaumltssicherung des SGM-

Prozesses bull Leitung und Moderation eines SGM-Steuerkreises bull Vorbereitung Umsetzung Kommunikation und

Dokumentation von Bedarfsanalysen und Maszlignahmen zum SGM in Abstimmung mit internen und externen Partnerinnen und Partnern

bull Budgetverantwortung Mittelverwaltung Finanzplanung und Drittmittelakquise fuumlr SGM

bull Aufbau einer internen und externen Informations- und Oumlffentlichkeitsarbeit zum Thema SGM

bull Auftreten als Botschafterin oder Botschafter des SGM-Projektes

bull Interdisziplinaumlre interne und externe Kooperation mit allen fuumlr den Prozess relevanten Akteurinnen und Akteuren (Netzwerkarbeit)

bull Betreuung von Praktikanteninnen und Praktikanten bull Bereitschaft zur Kooperation und Beteiligung in der Lehre

der gesundheitsorientierten Studiengaumlnge der Hoch-schule

bull Veroumlffentlichung von Ergebnissen in Fachzeitschriften sowie die Praumlsentation auf Fachkongressen

bull Bereitschaft sich fortzubilden und an berufsspezifischen Arbeitskreisen teilzunehmen

Anforderungsprofil bull Abgeschlossenes Hochschulstudium in Gesundheits- oder

Sportwissenschaften Psychologie Sozialwissenschaften Erwachsenenpaumldagogik oder verwandten Gebieten

bull Nachgewiesene Erfahrungen im Projekt- beziehungsweise Gesundheitsmanagement undoder der Organisations-entwicklung

bull Faumlhigkeit zum wissenschaftlichen Arbeiten unter Einsatz von qualitativen und quantitativen Methoden sowie Kompetenz in grundlegenden statistischen Verfahren

bull Erfahrungen und Kenntnisse der Strukturen von Hochschulen

bull Hohe kommunikative Kompetenz bull Faumlhigkeit zu einer partizipativen und integrativen

Vorgehensweise unter Einbindung der Zielgruppe in Maszlignahmenplanung und -durchfuumlhrung

bull Expertise in der Betreuung und Durchfuumlhrung von Gesundheitsangeboten

bull Sachverstand in der Konzeption Umsetzung und Evaluation praumlventiver Programme zur Bewegungs- Ernaumlhrungs- undoder Stressbewaumlltigung sowie in einer gesundheitsfoumlrdernden Lebensweltgestaltung sind wuumlnschenswert

bull Gute Deutsch- und Englischkenntnisse in Wort und Schrift sicherer Umgang mit den MS Office-Programmen

III Vorschlag fuumlr einen Antrag auf Projektfoumlrderung Der Antrag auf Projektfoumlrderung muss den Grundlagen des sect 20 SGB V und dem Leitfaden Praumlvention des GKV-Spitzenver-bands entsprechen

Dargelegt werden sollten bull Ziele bull Zielgruppen bull Zeitdauer bull Eigenleistung bull beantragte Leistungen durch Foumlrderer bull konkrete Projektplanung bull Kosten- und Ressourcenplanung bull personelle Ressourcen und Sachmittel bull wissenschaftliche Fundierung des Projektes und bull Partizipation

Wuumlnschenswert ist die Darstellung bull der Nachhaltigkeit des Projektes bull der Vernetzung von Verhaltens- und Verhaumlltnisebene bull der Neuartigkeit bull der Einbindung des Projektes in das Gesamtkonzept der

Hochschule und bull der Unterstuumltzung durch die Hochschulleitung

56 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

IV Leitfaden fuumlr Fokusgruppen mit Studierenden als qualita-tives Befragungsinstrument Der folgende Handlungsleit-faden dient als Unterstuumltzung zur Durchfuumlhrung von Fokus-gruppen mit Studierenden im Rahmen des Projektes bdquoStudentisches Gesundheitsmanagementldquo der Techniker Kran-kenkasse und der Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V zusammen mit dem bundesweiten Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hoch-schulen Er bedarf jeweils einer themenspezifischen Anpassung

Kurzer Exkurs zur Methodik Eine Fokusgruppe ist eine mo-derierte Gruppendiskussion von sechs bis zehn Personen die ein im Voraus festgelegtes Thema zielgerichtet bearbeitet Die Diskussion dauert ein bis zwei Stunden Im Rahmen des Projektes bdquoStudentisches Gesundheitsmanagementldquo soll durch den Einsatz von Fokusgruppen gewaumlhrleistet werden dass die Studierenden partizipativ in das Prozessgeschehen eingebunden werden und aktiv an der Ausgestaltung eines SGM mitarbeiten koumlnnen

Eine Staumlrke der Fokusgruppe besteht darin dass die Studie-renden in den Fokusgruppen ihre Sicht der Dinge schildern koumlnnen sodass in relativ kurzer Zeit praxisnahe Einblicke in die Lebenswelt der Zielgruppe gewonnen werden koumlnnen Im Unterschied zu anderen Workshop-Formen geht es bei einer Fokusgruppe nicht darum einen gemeinsamen Konsens zu einem bestimmten Thema zu finden sondern vielmehr darum unterschiedliche Sichtweisen Meinungen Trends und Ideen aufzuzeigen

Vorbereitung bull Einen Ort auswaumlhlen an dem die Gruppe ohne Stoumlrung

diskutieren kann bull Das Thema sollte praumlzise klar und verstaumlndlich formuliert

sein bull Festlegung von Unterthemen Formulierung konkreter

Fragestellungen in Absprache mit der Projektgruppe bull Zwei Moderierende sollten ausgewaumlhlt werden die

Erfahrungen in der Moderation von Gruppengespraumlchen haben

bull Akquise von Studierenden fuumlr die Teilnahme zum Beispiel durch persoumlnliche Ansprache Rundmails Aushaumlnge hellip

bull Festlegen der Dokumentation Empfohlen werden eine digitale Audioaufzeichnung sowie die Dokumentation der Ergebnisse auf Karten undoder Stellwaumlnden beziehungs-weise mit einem Protokoll

bull Vorbereitung der Materialien Moderationskarten Flipchart Aufnahmegeraumlt Getraumlnke

Gespraumlchsregeln Hinweise fuumlr die Moderation Im besten Fall wird die Fokusgruppe von zwei Moderierenden durch-gefuumlhrt Eine Person ist fuumlr die Moderation die andere fuumlr die organisatorischen Arbeiten sowie fuumlr das Festhalten der Ergebnisse zustaumlndig

Zu den Aufgaben der Moderierenden gehoumlrt es Sachver-halte zu klaumlren und die Teilnehmenden zu motivieren oder ihre Gedanken weiter auszufuumlhren Fragen der Moderieren-den muumlssen dabei offen formuliert sein damit sie keine Ant-wort im Voraus implizieren Auf interessante Aussagen kann der Moderierende oft schon durch einfache Nachfragen wie zum Beispiel bdquoWarumldquo oder bdquoWas gefaumlllt Ihnen daran beson-dersldquo eingehen Zwischendurch sollten die Ergebnisse immer wieder von demder Moderierenden zusammenge-fasst werden Dies hilft demder Protokollierenden und stellt sicher dass alle Beitraumlge richtig verstanden wurden

Gespraumlchsregeln sollten vor Beginn gemeinsam festgelegt werden Diese koumlnnen sein Vertraulichkeit respektvoller Umgang mit unterschiedlichen Meinungen Ausreden lassen

Zu beachten ist dass alle Teilnehmenden zu Wort kommen koumlnnen Die Moderation hilft den Teilnehmenden dabei ihre Meinungen zu aumluszligern und die Gruumlnde fuumlr diese Meinungen zu erklaumlren (wwwpartizipative-qualitaetsentwicklungde subnavimethodenkofferfokusgruppehtml)

Exemplarischer Ablauf einer Fokusgruppe bull Dauer ein bis zwei Stunden bull Teilnehmer sechs bis zehn Personen

1 Vorstellung der beiden Moderierenden Vorstellung des Themas (zum Beispiel Willkommenskultur fuumlr Erstsemester) und des Hintergrunds

2 Vorstellung der Methodik bdquoFokusgruppeldquo Verweis auf Audioaufzeichnung Protokoll

3 ErarbeitungVorstellung der Gespraumlchsregeln Diese koumlnnen vorab von den Moderierenden erarbeitet werden Die Moderierenden schreiben die Gespraumlchsregeln auf ein Flipchart und stellen sie kurz vor Die Teilnehmenden koumlnnen diese ergaumlnzen beziehungsweise anpassen Folgende Regeln schlaumlgt die Projektgruppe vor

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bull Alles was besprochen wird bleibt im Raum bull Alle duumlrfen ausreden bull Alle kommen zu Wort bull Keine Aussage wird bewertet

4 Einstieg Vorstellung des Themas und Leitfragen der Fokusgruppen-diskussion Thema und Leitfragen werden auf Moderationskarten geschrieben und an eine Metaplan-wand gehaumlngt

5 Bearbeitung konkreter Fragestellungen (circa vier bis acht Fragen) Jeweils Hinfuumlhrung zum Themakurze Defi-nitionErlaumluterung durch dieden Moderierenden anschlie-szligend Einsatz einer Methode je nach Fragestellung Auswahl an Methoden

bull Methode 1 bull Schritt 1 Individuelles Brainstorming ( jede Teilneh-

merin und jeder Teilnehmer schreibt Gedanken zur Fragestellung auf Moderationskarten nieder pro Gedanke eine Karte)

bull Schritt 2 Clustern (Ein Gedanke wird durch eine Teil-nehmerin oder einen Teilnehmer vorgestellt und auf den TischBoden gelegt aumlhnliche Gedanken werden kommentarlos hinzu gelegt alle Gedanken werden auf diese Weise geclustert)

Anmerkung Diese Methode eignet sich grundsaumltzlich gut um alle Themen nach diesem Schema zu bearbeiten Die Vorschaltung einer individuellen Phase hat sich in der Praxis bewaumlhrt

bull Methode 2 Diskussion zur Fragestellung in Kleingruppen anschlieszligend Vorstellung im Plenum

bull Methode 3 Themenspezifische Aufstellung Beispiel Auf einer Skala von eins bis zehn Wie stressig ist euer Studium insgesamt bull Moumlgliche Methode Auf Moderationskarten vermerken

Wo stuft ihr euch ein bull Anschlieszligende Diskussion Was fuumlhrt dazu dass ihr

euch dort einstuft Was braucht ihr um auf eine geringere Stufe zu kommen

6 Offene Fragerunde Gibt es noch Themen Brennt irgend-etwas Moumlglichkeit der Teilnehmenden zu einem unkommen-tierten Fazit

7 Fazit und Abschluss Fuumlr die Beteiligung bedanken Ruumlckmeldung an Gruppe wie das weitere Vorgehen geplant ist und wie die Ergebnisse kommuniziert werden

Nicht vergessen Bitte erfragen Sie von den Teilnehmenden folgende Daten fuumlr die Auswertung

bull StudiengangFakultaumlt bull Semesterzahl bull Alter bull Geschlecht

Achtung bull Die Fokusgruppe ist kein offener Ideenaustausch

sondern eine geleitete Diskussion mit einer klaren Zielsetzung (naumlmlich Ruumlckmeldungen zu einem bestimmten Thema zu bekommen)

bull Die Fokusgruppe ist eine Methode der Diskussions-fuumlhrung kein Frage-Antwort-Spiel Ein Kennzeichen einer erfolgreichen Fokusgruppe ist ein lebendiges Gespraumlch das in erster Linie von den Teilnehmenden getragen wird (das heiszligt die Moderation sollte nicht zu strikt am Leitfa-den haumlngen sondern diesen flexibel nutzen um die Diskussion zu stimulieren)

bull Eine Fokusgruppe foumlrdert die gemeinsame Gruppener-fahrung Wichtige Aspekte hierfuumlr sind eine angenehme Atmosphaumlre zu schaffen und den Teilnehmenden Raum und Zeit zu lassen

Weitere Informationen zur Methodik und zum Ablauf von Fokusgruppen unter wwwpartizipative-qualitaets entwicklungdesubnavimethodenkofferfokusgruppe html

Der Leitfaden wurde im Rahmen des Projektes bdquoStudenti-sches Gesundheitsmanagementldquo ndash AG Fokusgruppe 2015 von folgenden Personen entwickelt Anke Beeren Sabine Koumlnig Wiebke Maaszlig Janika Mette Stephanie Schluck Dr Ute Sonntag Dr Brigitte Steinke Stefanie Thees

58 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

9 Anlage 2

Glossar Im Folgenden werden Begriffe aus dem Kontext der Gesundheitsfoumlrderung an Hochschulen erlaumlutert

Betriebliche Gesundheitsfoumlrderung (BGF) Gemeinsame systemische Interventionen zur Gesundheitsfoumlrderung von Arbeitgebern Beschaumlftigten und Studierenden in privaten und oumlffentlichen Einrichtungen Gesundheitsfoumlrderung ist nach dem Verstaumlndnis der Weltgesundheitsorganisation ein komplexer sozialer und gesundheitspolitischer Ansatz Ziel ist die Vorbeugung von Krankheiten die Staumlrkung von Gesund-heitsressourcen sowie Senkung von gesundheitsrelevanten Belastungen am Arbeits- beziehungsweise Studienplatz Dies erfolgt unter aktiver Beteiligung der Betroffenen (gtPartizi-pation) mit dem Ziel eine Verbesserung der Arbeits- und Studienorganisation beziehungsweise deren Bedingungen zu erreichen Die Foumlrderung der Gesundheit und des Wohlbefin-dens am Arbeits- beziehungsweise Studienplatz erfolgt durch gtVerhaltens- und gtVerhaumlltnispraumlvention in definierten gtHandlungsfeldern auf Grundlage einer Bestandsaufnahme zum Beispiel gtGBE gtBGF ist ein Baustein im gtBGM

Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) Seit 2004 ist BEM gesetzliche Pflichtaufgabe (sect 84 SGB IX) fuumlr Arbeitgeber Wenn Beschaumlftigte innerhalb eines Jahres mehr als sechs Wochen krankheitsbedingt fehlen ist ihnen ein freiwilliges Gespraumlch zur Wiedereingliederung an den Arbeits-platz anzubieten Das gtBEM ist ein Baustein unter dem Dach des gtBGM Uumlber ein daran orientiertes systematisches Eingliederungsmanagement fuumlr Studierende die krankheits-bedingt fehlen ist nichts bekannt

Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) Organisa-torische Zusammenfuumlhrung der gesetzlichen und freiwilligen Leistungen einer Organisation (gtLebenswelt gtSetting) zur Foumlrderung der Gesundheit in Unternehmen beziehungsweise Institutionen wie Bildungseinrichtungen Studierende wurden

bisher darunter nicht systematisch erfasst und bilden zur Zeit eine eigenstaumlndige Saumlule (vergleiche gtSGM) Perspektivisch ist das gesundheitsbezogene Management an Hochschulen in ein gtHGM fuumlr alle gtStatusgruppen zusammenzufuumlhren Das Aufgabenprofil zum Aufbau und der Analyse (gtGBE) gesundheitsbezogener betrieblicher Strukturen und Prozes-se wird durch BGM-Koordinatorinnen und BGM-Koordinatoren wahrgenommen Die Bausteine der bundesgesetzlichen Aufgaben sind Arbeits- und Gesundheitsschutz Praumlvention und Gesundheitsfoumlrderung (gtPraumlvG) sowie das gtBEM Die gtHandlungsfelder koumlnnen beispielsweise Bewegung Ergo-nomie Ernaumlhrung Gewalt- Laumlrm- und Suchtpraumlvention sowie Psychische Gesundheit sein

Gesundheitsberichterstattung (GBE) Periodische Berichte uumlber die gesundheitliche Situation der Bevoumllkerung bezie-hungsweise der gtStatusgruppen an der Hochschule Ziel ist die Ableitung von Gesundheitszielen mit entsprechenden gtHandlungsfeldern Dies erfolgt methodisch durch Befra-gung der Hochschulangehoumlrigen Fokusgruppen oder On-line-Frageboumlgen Ein bewaumlhrtes Instrument der gtGBE fuumlr Studierende ist der University Health Report (UHR)

Gesundheitszirkel Zeitlich befristetes Instrument zur Analyse Planung Umsetzung und Evaluation von gesund-heitsbezogenen Prozessen im Rahmen des gtBGM Gesund-heitszirkel bestehen aus circa zehn Personen die auf frei-williger Basis in Gruppenarbeit als Expertinnen und Experten fuumlr ihren Arbeits- beziehungsweise Studienbereich Verbesse-rungsvorschlaumlge zur Senkung der Belastungen erstellen Im gtSGM wird bisher dafuumlr das Instrument der Fokusgruppen eingesetzt

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Handlungsfelder Handlungsfelder des gtBGM sind nach einer Bestandsaufnahme und Analysephase festzulegen Das koumlnnen gesundheitsbezogene Maszlignahmen Projekte und Prozesse zur Organisationsentwicklung der gtVerhaltens- und gtVerhaumlltnispraumlvention sein Bestimmte Handlungsfelder der gtBGF (wie Bewegung Ernaumlhrung) werden durch Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen nach SGB V sect 20 (gtPraumlvG) unterstuumltzt

Health Promoting Universities Im Jahr 1997 wurden die Health Promoting Universities (HPU) zu einem offiziellen Be-standteil und Unterprogramm des WHO-Projektes bdquoHealthy Citiesldquo Inzwischen hat sich daraus ein internationales Netzwerk gebildet dessen aktueller Stand auf der Internet-praumlsenz wwwhealthpromotingcampusesorg abgebildet ist Im Jahr 2015 wurde auf der fuumlnften internationalen Konferenz die Okanagan-Charta als weltweiter gemeinsamer Handlungsrahmen zur Gesundheitsfoumlrderung und Nachhal-tigkeit in der houmlheren Bildung verabschiedet

Hochschule bdquoHochschuleldquo ist der Dachbegriff fuumlr Einrich-tungen des Bildungswesens fuumlr Wissenschaft Lehre und Stu-dium zum Erwerb eines akademischen Abschlusses Sie sind dem tertiaumlren Bildungssektor zugehoumlrig und unterliegen je-weils der Gesetzgebung der 16 Bundeslaumlnder In Deutschland gibt es 427 Hochschulen die in staatlicher (Bund Land Kom-mune) beziehungsweise in staatlich anerkannter privater und konfessioneller Traumlgerschaft als Praumlsenz- beziehungs-weise Fernhochschulen betrieben werden

Hochschulisches Gesundheitsmanagement (HGM) Die ge-sundheitsbezogenen Managementstrategien an Hoch-schulen erfolgen zur Zeit nach gtStatusgruppen getrennt mit eigenen organisatorischen personellen und rechtlichen Grundlagen Neben dem vor uumlber 20 Jahren eingefuumlhrten gtBGM fuumlr die Verwaltung hat sich eine weitere Saumlule fuumlr Studierende gtSGM entwickelt Mit Perspektive auf die wissen-schaftlich und kuumlnstlerisch Beschaumlftigten ndash dem sogenannten

Mittelbau ndash befinden sich die Hochschulen noch am Anfang Zielstellung sollte ein gtHGM sein das gesunde Arbeits- und Studienplaumltze durch Organisationsentwicklung fuumlr alle an der Hochschule Taumltigen zum Ziel hat

Lebenswelt Das gtPraumlvG definiert bdquoLebensweltldquo im SGB V sect 20a Absatz 1 wie folgt bdquoLebenswelten () sind fuumlr die Gesund-heit bedeutsame abgrenzbare soziale Systeme insbeson-dere des Wohnens des Lernens des Studierens der medizini-schen und pflegerischen Versorgung sowie der Freizeitgestaltung einschlieszliglich des Sportsldquo bdquoLebensweltldquo kann synonym zum Begriff gtSetting genutzt werden der nicht im gtPraumlvG steht

Organisationsentwicklung (OE) Der Begriff bezieht sich auf den geplanten und methodisch kontrollierten Wandel von Unternehmen beziehungsweise Institutionen Durch OE sol-len in einem mittelfristigen und komplexen Prozess die Struk-turen (wie Kommunikations- und Kooperationsstrukturen) sowie die Kultur analysiert und gegebenenfalls veraumlndert werden

Partizipation bdquoPartizipationldquo bezieht sich auf die aktive Teil-habe von Personen oder Gruppen an bestimmten Organisa-tionsprozessen Die aktive Einbeziehung der Beteiligten in Planung Umsetzung und Evaluierung gesundheitsbezoge-ner Angebote ist Aufgabe des gtBGM und gtSGM Partizipation umfasst die Formulierung von Wuumlnschen Beduumlrfnissen und Kritik an den bestehenden Zustaumlnden sowie die Beteiligung an Entscheidungen oder Regelerstellungen wie Dienstverein-barungen beziehungsweise Leitbilder Partizipation wird als Entwicklungsprozess verstanden in dem Mitbestimmung und Entscheidungskompetenzen uumlber das gesetzlich gere-gelte Maszlig hinaus schrittweise ausgebaut werden

60 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Praumlventionsgesetz (PraumlvG) Das Gesetz zur Staumlrkung der Gesundheitsfoumlrderung und Praumlvention (sect 20 Absatz 2 SGB V) ndash im Folgenden kurz Praumlventionsgesetz (gtPraumlvG) ndash ist in zwei Stufen am 2572015 und am 112016 in Kraft getreten Es ist integraler Bestandteil des Fuumlnften Buchs des Sozialge-setzbuches das im dritten Kapitel dritter Abschnitt unter anderem Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen auffuumlhrt Es sind folgende drei Leistungsbereiche in sect 20 verankert

1 Verhaltensbezogene Praumlvention (sect 20 Absatz 5) 2 Gesundheitsfoumlrderung und Praumlvention in gtLebenswelten

(sect 20a) und 3 Gesundheitsfoumlrderung in Betrieben (gtBGF sect 20b)

Pauschal hat der Gesetzgeber jaumlhrlich einen Betrag von mindestens sieben Euro pro gesetzlich Krankenversichertem vorgesehen Die gemeinsamen Ausfuumlhrungsbestimmungen der Sozialversicherungen auf Grundlage des gtPraumlvG werden durch die Nationale Praumlventionskonferenz (sect 20e) mit den Bundesrahmenempfehlungen vom 2882018 festgelegt auf denen die 16 Landesrahmenvereinbarungen (sect 20f) aufbauen sollen Der Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen auf Basis des gtPraumlvG ist im Leitfaden Praumlvention festgelegt

Salutogenese Die Salutogenese stellt einen Paradigmen-wechsel mit Blick auf die Schutzfaktoren und Ressourcen von Individuen dar Sie bietet eine Erweiterung der biomedizini-schen krankheitsorientierten Sichtweise und wurde erst auf die koumlrperliche und dann seelische Gesundheit angewendet Nach Aaron Antonovsky folgt das Modell der Salutogenese (lateinisch Salus = Heil griechisch Genesis = Entstehung) konsequent der Frage nach den Entstehungs- und Erhaltungs-

bedingungen von Gesundheit Gesundheit und Krankheit wer-den in einer salutogenetischen Sichtweise nicht als einander ausschlieszligende Zustaumlnde sondern als Pole eines Gesund-heits-Krankheits-Kontinuums betrachtet Dabei soll sich der individuelle Gesundheitszustand eines Menschen aus der dynamischen Wechselwirkung zwischen Gesundheitsrisiken und Gesundheitsressourcen der Person und seiner Lebens-welt ergeben

Setting(-Ansatz) Ein Setting ist ein uumlberschaubares sozial-raumlumliches System wie beispielsweise eine Stadt ein Kran-kenhaus oder eine Hochschule auf deren Mitglieder prauml-ventive beziehungsweise gesundheitsfoumlrderliche Maszlignahmen ausgerichtet werden koumlnnen Ein Setting (gtLe-benswelt) besitzt physische Grenzen und Menschen mit de-finierten Rollen sowie eine Organisationsstruktur Der Set-ting-Ansatz ist die Kernstrategie der Gesundheitsfoumlrderung und die Vernetzung dafuumlr ein wichtiges Entwicklungsinstru-ment Der in den 1980er-Jahren von der Weltgesundheitsor-ganisation proklamierte Ansatz soll die Umsetzung der Otta-wa-Charta von 1986 in die Praxis ermoumlglichen Der Setting-Ansatz richtet sich auf die gtLebenswelten (Settings) aus in denen Menschen lernen arbeiten konsumieren et ce-tera und somit einen Groszligteil ihrer Zeit verbringen Durch gesundheitsbezogene Interventionen soll die Gesundheit der Einzelnen und auch der Mitglieder einer Organisation wie einer Hochschule positiv beeinflusst werden Ziel ist es Ge-sundheitspotenziale der Menschen zu ermitteln und diese durch strukturelle Veraumlnderungen (gtVerhaumlltnispraumlvention) in ihrer Lebenswelt zu staumlrken

61

Stakeholder Der Begriff bdquoStakeholderldquo stammt aus dem Englischen und ist nur unzureichend mit bdquoInteressent(en)ldquo beziehungsweise bdquoInteressensgruppenldquo zu uumlbersetzen Die Person oder der Personenkreis charakterisiert eine Schluumlssel-stellung in einer Organisation die am Verlauf oder Ergebnis eines Prozesses oder Projektes maszliggeblichen Einfluss aus-uumlbt Zur Implementierung von gtBGM beziehungsweise gtSGM an einer Hochschule ist dieser Personenkreis zu identifizieren und persoumlnlich anzusprechen

Statusgruppe Einer Statusgruppe werden die Mitglieder einer Hochschule entsprechend ihren Rollen und gesetzlichen Rahmenbedingungen zugeordnet Die Haupttrennlinie liegt zwischen einem geschlossenen Beschaumlftigungsvertrag und einer Immatrikulationsbescheinigung der Hochschule Die Statistik unterscheidet in nichtwissenschaftliches und wissenschaftliches Personal Professorinnen und Professoren sowie Studierende Dabei koumlnnen Uumlbergaumlnge wie bei den studentischen Beschaumlftigten flieszligend sein Das Statisti-sche Bundesamt veroumlffentlicht dazu umfangreiche Fachse-rien

Steuerungsgruppe Das Lenkungsgremium fuumlr ein gtBGM (wie ein Arbeitskreis Gesundheit) sollte sich neben der BGM- Koordinatorin oder dem BGM-Koordinator mindestens aus Mitgliedern der Hochschulleitung der Arbeitssicherheit Personalabteilung dem Personalrat gegebenenfalls Be-triebsaumlrztin oder Betriebsarzt Sozialdienst und weiteren Fuumlhrungskraumlften zusammensetzen

Studentisches Gesundheitsmanagement (SGM) Das Ge-sundheitsmanagement fuumlr und von Studierenden ndash Kurzform bdquoStudentisches Gesundheitsmanagement oder Studierenden-gesundheitsmanagementldquo (SGM) ndash ist in Anlehnung an das

gtBGM konzipiert worden Es dient dazu eine systematische und zielorientierte Steuerung fuumlr alle gesundheitsbezoge-nen Prozesse im Zusammenhang mit Studierenden an der Hochschule zu buumln-deln und zu erweitern Im Sinne der Ge-sundheitssouveraumlnitaumlt sollen die koumlrper-lichen psychischen und sozialen Belange sowie das individuelle Wohlbefinden der Studierenden erhalten und gefoumlrdert werden Perspektivisch ist im Sinne des gtLebensweltansatzes ein uumlbergrei-fendes Gesundheitsmanagement der Organisation Hochschule anzustreben

Verhaumlltnispraumlvention Einflussnahme auf Gesundheit und Krankheit durch Veraumlnderung der Lebensbedingungen Klassische Felder der Verhaumlltnispraumlven-tion sind die Verbesserung der Arbeits-bedingungen im Rahmen von gtBGM beziehungsweise gtSGM kommunale Aktivitaumlten zur Verbesserung der Hygi-ene- Wohn- und Verkehrsbedingungen sowie gesetzgeberische Aktivitaumlten

Verhaltenspraumlvention Einflussnahme auf den individuellen Gesundheitszu-stand beziehungsweise das Gesundheits-verhalten durch bildende und beratende Maszlignahmen

62 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

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64 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

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wwwhs-esslingendesoziale-arbeit-gesundheit-und- pflegefakultaetprofilgesundheitsfoerderung Studen-tische Gesundheitsfoumlrderung an der Hochschule Esslingen

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wwwstudicarecom Forschungs- und Kooperationsvorhaben zur psychischen Gesundheit von Studierenden

wwwth-wildaudehochschuleweitere-einrichtungen hochschule-in-hochform Vision einer gesundheitsbewuss-ten Hochschule TH Wildau

wwwtu-braunschweigdesportzentrumsgf Studentische Gesundheitsfoumlrderung TU Braunschweig

wwwtu-ilmenaudeaustauschforum Austauschplattform Thuumlringer Hochschulen

wwwuni-paderborndeuniversitaetbenefit Studentisches Gesundheitsmanagement an der Uni Paderborn

wwwuhreportde University Health Report

Zuletzt abgefragt am 2542019

66 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Autorinnen- und Autorenverzeichnis Im Folgenden wer-den die Autorinnen und Autoren genannt die an dieser Hand-lungsempfehlung mitgewirkt haben

Felix Albrecht Karlsruher Institut fuumlr Technologie House of Competence Straszlige am Forum 3 D-76131 Karlsruhe E-Mail felixalbrechtkitedu hockitedu

Philip Bachert Karlsruher Institut fuumlr Technologie Institut fuumlr Sport und Sportwissenschaft Engler-Bunte-Ring 15 Gebaumlude 4040 D-76131 Karlsruhe E-Mail philipbachertkitedu sportkitedu

Henning Blumenroth Universitaumlt Frankfurt Zentrum fuumlr Hochschulsport D-60487 Frankfurt am Main E-Mail blumenrothhochschulsportuni-frankfurtde uni-frankfurtde

PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Freie Universitaumlt Berlin AB Public Health Praumlvention und psychosoziale Gesundheitsforschung Habelschwerdter Allee 45 D-14195 Berlin E-Mail burkhardgusyfu-berlinde fu-berlindeppg

Prof Dr Thomas Hartmann Hochschule Magdeburg-Stendal FB Soziale Arbeit Gesundheit und Medien Breitscheidstraszlige 2 D-39114 Magdeburg E-Mail thomashartmannhs-magdeburgde

Prof Dr med Eva Hungerland Duale Hochschule Baden-Wuumlrttemberg Stuttgart Rotebuumlhlstraszlige 131 D-70197 Stuttgart E-Mail evahungerlanddhbw-stuttgartde dhbw-stuttgartdegesundheit

Sabine Koumlnig Team Gesundheitsmanagement Techniker Krankenkasse Bramfelder Straszlige 140 D-22305 Hamburg E-Mail sabinekoenig-1tkde tkde

Martin Kruumlssel Universitaumlt Goumlttingen BGM-Koordination Goszliglerstraszlige 57 D-37073 Goumlttingen E-Mail martinkruesselzvwuni-goettingende uni-goettingende

Dr Alexa Maria Kunz Karlsruher Institut fuumlr Technologie House of Competence Straszlige am Forum 3 D-76131 Karlsruhe E-Mail alexakunzkitedu hockitedu

Tino Lesener Freie Universitaumlt Berlin AB Public Health Praumlvention und psychosoziale Gesundheitsforschung Habelschwerdter Allee 45 D-14195 Berlin E-Mail tlesenerfu-berlinde fu-berlindeppg

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Jaqueline Metken Duale Hochschule Baden-Wuumlrttemberg Stuttgart Rotebuumlhlstraszlige 131 D-70197 Stuttgart E-Mail jaquelinemetkengmailcom dhbw-stuttgartdegesundheit

Ines Niemeyer Team Gesundheitsmanagement Techniker Krankenkasse Bramfelder Straszlige 140 D-22305 Hamburg E-Mail inesniemeyer-1tkde tkde

Joerg Reitermayer Karlsruher Institut fuumlr Technologie House of Competence Straszlige am Forum 3 D-76131 Karlsruhe E-Mail joergreitermayerkitedu hockitedu

Stephanie Schluck Hochschule fuumlr angewandte Wissenschaften Hamburg Presse amp Kommunikation Berliner Tor 5 D-20099 Hamburg E-Mail stephanieschluckhaw-hamburgde haw-hamburgde

Dr Ute Sonntag Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V Fenskeweg 2 D-30165 Hannover E-Mail utesonntaggesundheit-ndsde gesundheit-ndsde

Max Sprenger Technische Universitaumlt Kaiserslautern Allgemeiner Hochschulsport (ZE AHS) Paul-Ehrlich-Strasse 28 D-67663 Kaiserslautern E-Mail maxsprengerhochschulsportuni-klde unisportuni-klde

Dr Brigitte Steinke Team Gesundheitsmanagement Techniker Krankenkasse Bramfelder Straszlige 140 D-22305 Hamburg E-Mail brigittesteinketkde tkde

Mareike Timmann Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V Fenskeweg 2 D-30165 Hannover E-Mail mareiketimmanngesundheit-ndsde gesundheit-ndsde

Christine Wolter Freie Universitaumlt Berlin AB Public Health Praumlvention und psychosoziale Gesundheitsforschung Habelschwerdter Allee 45 D-14195 Berlin E-Mail christinewolterfu-berlinde fu-berlindeppg

SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement ndash Herausgeber Techniker Krankenkasse Unternehmenszentrale 22291 Hamburg Internet tkde Geschaumlfts-bereich Markt und Kunde Gesundheitsmanagement Dr Sabine Voermans Konzeption Autorinnen- und Autorengruppe Redaktion Sabine Koumlnig Ines Niemeyer Dr Brigitte Steinke Prof Dr Thomas Hartmann Dr Ute Sonntag in Zusammenarbeit mit Stephanie Schluck Mareike Timmann Medienkonzeption TK Micaela Berger Gestaltung The Ad Store GmbH Hamburg Produktion Oliver Kuumlhl Litho Hirte GmbH amp Co KG Hamburg Druck TK-Hausdruckerei

copy Techniker Krankenkasse Alle Rechte vorbehalten Nachdruck auch auszugsweise nur mit schriftlicher Einwilligung der TK Die enthaltenen Informationen wurden sorgfaumlltig recherchiert Fuumlr eventuelle Aumlnderungen oder Irrtuumlmer koumlnnen wir keine Gewaumlhr uumlbernehmen Stand Juni 2019

Hier erfahren Sie mehr Studentisches Gesundheitsmanagement Fragen zum Angebot der TK zur Gesundheitsfoumlrderung an Hochschulen beantworten Ihnen gerne die kompetenten TK-Berater in Ihrer Region Senden Sie einfach eine E-Mail an gesundheitsmanagementtkde Ihr regionaler Ansprechpartner wird sich schnellstmoumlglich bei Ihnen melden

Firmenkundenservice Ausfuumlhrliche und aktuelle Informationen zu unseren Leistungen und Services fuumlr Firmenkunden finden Sie auch unter firmenkundentkde Suchnummer 9600

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  • SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement
    • Inhalt
    • 1 Vorworte
    • 2 Praumlambel
    • 3 Einbettung des Themas Worum geht es
    • 4 Was ist zu Beginn zu bedenken
    • 5 Theorie und Praxis Was ist bei der Umsetzung zu bedenken
    • 6 Welche grundsaumltzlichen Aspekte sind entscheidend fuumlr ein SGM
    • 7 Die Kooperationspartner
    • 8 Anlage 1 Praxishilfen
    • 9 Anlage 2
Page 8: SGM – Studentisches Gesundheitsmanagement · 2020. 3. 6. · • Deutsche Sporthochschule Kln • Duale Hochschule Baden-Wrttemberg Stuttgart • Hochschule Hannover • Freie Universität

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3 Einbettung des Themas Worum geht es

Gesundheitsfoumlrderung als Aufgabe der Hochschulen Gesundheit und Bildung sind in Deutschland verfassungsgemaumlszlig Aufgabe der 16 Bundeslaumlnder Die Ent-wicklung der Gesundheitsfoumlrderung an Hochschulen hat in den letzten 30 Jah-ren den umgekehrten Weg genommen Ausgehend von internationalen und nati-onalen Verabredungen und Gesetzen besteht weiterer Strukturbildungs- und Umsetzungsbedarf auf der Ebene der Bundeslaumlnder Dabei ist unstrittig dass Hochschulen Teil der Gesellschaft sind und wichtige gesellschaftsbildende Aufgaben zu erfuumlllen haben Gesund-heitsfoumlrderung gehoumlrt mit den vielen gesellschaftspolitischen Schnittstellen zum Aufgabengebiet der Hochschulen Die Entwicklung des Gesundheitsma-nagements fuumlr Studierende (SGM) ist darunter nur ein ndash allerdings wichtiger ndash Schwerpunkt Dieser fehlte bisher an Hochschulen auch an Hochschulen mit betrieblichem Gesundheitsmanagement

Die internationale Weichenstellung er-folgte mit der Verabschiedung der Ottawa-Charta durch die Weltgesund-heitsorganisation im Jahr 1986 mit den drei Handlungsstrategien und fuumlnf Handlungsfeldern der Gesundheitsfoumlr-derung Das Verstaumlndnis von Gesund-heit erweiterte sich von der individuellen Ebene mit ausschlieszliglich medizinischem Fokus zu einer intersektoralen saluto-genen und bevoumllkerungsbezogenen

Perspektive Dort heiszligt es bdquoGesundheit wird von Menschen in ihrer alltaumlglichen Umwelt geschaffen und gelebt dort wo sie spielen lernen arbeiten und liebenldquo Lebenswelten koumlnnen das Ver-staumlndnis fuumlr Gesundheit Belastungen und Ressourcen praumlgen Aus der Pers-pektive der Gesundheitswissenschaften wird unter dem Begriff bdquoLebensweltldquo ein sozial-raumlumlicher Zusammenhang ver-standen der durch eine formale Orga-nisation regionale Situation gleiche Lebenslagen gemeinsame Werte oder durch eine Kombination dieser Kontexte gebildet werden kann (Hartung Rosen-brock 2015)

Im Gesetz zur Staumlrkung der Gesund-heitsfoumlrderung und Praumlvention (2015) werden gemaumlszlig sect 20a bdquoLebensweltenldquo als bdquohellip fuumlr die Gesundheit bedeutsame abgrenzbare soziale Systeme insbe-sondere des Wohnens des Lernens des Studierens der medizinischen und pflegerischen Versorgung sowie der Freizeitgestaltung einschlieszliglich des Sportsldquo definiert Auch Hochschulen sind ein Lern- (und Lehr-)ort Die bdquoLe-benswelt des Studierensldquo zeichnet sich unter anderem durch die formale Organisation Hochschule sowie eine aumlhnliche Lebenslage und Altersgruppe aus Dieser Aspekt wird durch ein Gesundheitsmanagement fuumlr und mit Studierenden aufgegriffen

Mareike Timmann Fachreferentin in der Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V und Koordination Kompetenzzentrum Gesundheitsfoumlr dernde Hochschulen

Prof Dr Thomas Hartmann Professor fuumlr das Fachgebiet Humanoumlkologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal Standort Magdeburg und ist seit 20 Jahren aktives Mitglied im Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen

Die Schaffung gesundheitsfoumlrdernder Lebenswelten (Settings) ist dabei die zentrale Aufgabenstellung Mit Strate-gien wie bdquoVermitteln und Vernetzenldquo sollen Rahmenbedingungen in Lebens-welten so veraumlndert werden dass damit unter anderem gesundheitlichen Chan-cenungleichheiten entgegengewirkt werden kann und individuelle Gesund-heitsressourcen gestaumlrkt werden Das erfordert die Einbindung von Institutionen und Organisationen wie Kindertages-einrichtungen Schulen und Hochschu-len die mit dem Thema Gesundheit bisher primaumlr nicht befasst waren be-ziehungsweise mit der traditionellen Gesundheitserziehung an Grenzen ge-stoszligen sind

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Lebenswelten erleichtern den Zugang zur Zielgruppe der Studierenden und eroumlffnen Moumlglichkeiten zur Partizipation (siehe Seite 45 bdquoPartizipationldquo) (Klemperer 2015) Lebens-weltbezogene Interventionen gelten als erfolgsverspre- Wie wird der zuerst international ange-chender und koumlnnen auf verschiedenen Ebenen ansetzen stoszligene Prozess in Deutschland umge-(wwwgesundheitliche-chancengleichheitde) setzt Auf nationaler Ebene durch das

im Jahr 2015 in Kraft getretene Gesetz bull Staumlrkung von Kompetenzen und Ressourcen der zur Staumlrkung der Gesundheitsfoumlrderung

Einzelnen (individuelle Ebene) und Praumlvention (Praumlventionsgesetz) bull Entwicklung von gesundheitsfoumlrdernden Hiermit erfolgte im Sinne der Ottawa-

Rahmenbedingungen (Strukturbildung) und Charta ein Paradigmenwechsel (Geene bull Partizipation der Personen(gruppen) in der Lebenswelt 2018) bei der von den gesetzlichen

Krankenkassen finanzierten Praumlvention Der Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen (AGH) Die Finanzierung von Strukturbildung widmet sich dieser Aufgabe seit 1995 und hat zehn Guumlte- und Verhaumlltnispraumlvention in Lebens-kriterien fuumlr Hochschulen als Zielstellung entwickelt Seit welten (sect 20a SGB V) unter anderem in 1997 sind die Health Promoting Universities als offizielles der bdquoLebenswelt des Studierensldquo (ver-Netzwerk der Weltgesundheitsorganisation anerkannt Die gleiche Seite 12 bdquoSoziologische Uumlberle-Okanagan-Charta (2015) ist die aktuellste gemeinsame gungen zum Lebensweltbegriffldquo) Un-Erklaumlrung des weltweit umspannenden Netzwerks von definiert bleibt dabei welche in den Hochschulen Dort heiszligt es bdquoGesundheitsfoumlrdernde Hoch- Bundesrahmenempfehlungen (BRE) der schulen gestalten die Gesundheit und Nachhaltigkeit unserer Nationalen Praumlventionskonferenz (NPK) aktuellen und zukuumlnftigen Gesellschaften staumlrken Gemein- aufgefuumlhrten Lebenswelten in welchem schaften und tragen zum Wohlergehen von Menschen Orten Umfang gefoumlrdert werden und wie der und dem Planeten beildquo Die Okanagan-Charta fordert Hoch- Verteilungsschluumlssel auf die Bundeslaumln-schulen weltweit dazu auf Gesundheit und Nachhaltigkeit der erfolgt Hier sollten die 16 Landes-als Querschnittsthema in alle Aspekte der Hochschulkultur rahmenvereinbarungen (LRV) entspre-der Verwaltungs- und Betriebsstrukturen sowie der akade- chende Lenkungswirkung entfalten mischen Aufgabenfelder einzubetten was in Bezug auf Hochschulen bisher

noch nicht erfolgt ist Im Vergleich zu anderen Institutionen uumlbernehmen Hochschulen mehrere Aufgaben im Rahmen der Gesundheitsfoumlrderung die Aus gesundheitspolitischer Sicht wird auch mit ihrem klassischen Auftrag naumlmlich der Lehre und sowohl auf Bundes- als auch auf Lan-Forschung zu vereinbaren sind (Hartmann Lehner 2018) desebene das Potenzial der Hochschulen

fuumlr die Gesundheitsfoumlrderung ndash trotz bull Foumlrderung der Gesundheit und des Wohlbefindens aller Praumlventionsgesetz ndash nicht fuumlr die vor-

Statusgruppen gegebene Strukturbildung und Zusam-bull Etablierung der nicht-medizinischen Praumlvention und menarbeit der Sozialversicherungen

Gesundheitsfoumlrderung in Lehre Forschung und Entwick- genutzt So sind es die autonomen lungsprojekten auch durch eigenstaumlndige Studiengaumlnge Hochschulen selbst die von sich aus Professuren und Institute mit Unterstuumltzung der gesetzlichen

bull Wissenstransfer und Unterstuumltzung der Gesundheitsfoumlr- Krankenkassen aktiv geworden sind derung in der Region Nach Aufbau des bundesweiten Netz-

bull Vermittlung der Gesundheitsfoumlrderung (inklusive Sicher- werks durch den AGH und das 2018 heit und Gesundheit) an alle Studierenden als Aufgabe fuumlr gegruumlndete KGH sollte die Strukturbil-den zukuumlnftigen beruflichen Wirkungsbereich dung vordringlich in den Bundeslaumln-

10 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

dern erfolgen Auf dieser Ebene bestehen viele Steuerungs-moumlglichkeiten ausgehend von Zielvereinbarungen bis hin zur Gesetzgebung um die Entwicklung der Gesundheitsfoumlrde-rung an Hochschulen zu unterstuumltzen Dazu gehoumlrt die Verpflichtung und finanzielle Ausstattung der Studierenden-werke sowie der Landesunfallkassen um die bereits landesgesetzlich vorgegebenen Aufgaben zur Gesundheits-foumlrderung an Hochschulen verwirklichen zu koumlnnen Interes-santerweise traumlgt das Thuumlringer Hochschulgesetz im Vorwort (2018 Seite 3) dem schon Rechnung Ausgehend von dem Leitgedanken den Mitgliedern und Angehoumlrigen an Hochschulen mehr Moumlglichkeiten zur Mitgestaltung einzu-raumlumen soll die Gesundheitsfoumlrderung gestaumlrkt werden

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ThuumlrHG ndash Thuumlringer Hochschulgesetz Unter wwwlandes rechtthueringendejportalquelle=jlinkampquery=HSchulG+ THamppsml=bsthueprodpsmlampmax=trueampaiz=true Zuge-griffen 822019

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Der Begriff bdquoStudentisches Gesund-heitsmanagementldquo Gesundheits-management fuumlr Studierende oder studentisches Gesundheitsmanage-ment ndash wie kann der neue Aspekt der systemischen Gesundheitsfoumlrderung genannt werden Der Begriff bdquoGesund-heitsmanagement fuumlr Studierendeldquo betont zwar die Zielgruppe ist aber in dem Wort bdquofuumlrldquo nicht ganz kompatibel mit dem zentralen Kriterium der Parti-zipation bdquoFuumlr und mitldquo klingt zu um-staumlndlich und wuumlrde sich nicht einpraumlgen waumlre aber passender Der Begriff bdquoStu-dentisches Gesundheitsmanagementldquo macht Anleihen beim betrieblichen Gesundheitsmanagement Ganz ver-gleichbar sind jedoch diese beiden Begrifflichkeiten nicht bdquoBetrieblichldquo bezieht sich auf den Betrieb also auf ein Setting bdquoStudentischldquo bezieht sich auf eine Zielgruppe naumlmlich die Ziel-gruppe die Hochschulen zu Hochschu-len macht Daruumlber hinaus kommen neben der formalen Organisation Hochschule auch die Lebenslagen der Studierenden hinzu Schnell zeigte sich dass die Umschreibung bdquoStuden-tisches Gesundheitsmanagementldquo und das Kuumlrzel bdquoSGMldquo sich bundesweit bereits durchgesetzt hatten bevor die Ergebnisse der damit verbundenen Projekte vorlagen

Als das erste Foumlrderprojekt Ende 2014 an der TU Kaiserslautern unterstuumltzt durch die Techniker Krankenkasse an den Start ging gab es diesen Ansatz noch nicht Bis dahin wurde allgemein von der bdquoGesundheit der Studierendenldquo gesprochen und das Projekt war folge-richtig mit bdquoBio-psycho-soziale Gesund-heit der Studierenden der TU Kaisers-lauternldquo betitelt Schnell wurde deutlich dass es fuumlr so ein komplexes Vorhaben eines organisationsbezogenen Ansatzes bedurfte Befoumlrdert wurde dieser Pro-zess durch das Praumlventionsgesetz in 2015 das die Studierenden als Adres-satinnen und Adressaten von Maszlignah-men der Gesundheitsfoumlrderung im Kontext des Lebensweltansatzes aus-weist Parallel dazu wurde von der Techniker Krankenkasse und der Lan-desvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Nieder-sachsen e V in Kooperation mit dem Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen das bundesweite Projekt bdquoStudentisches Gesundheitsmanage-ment (SGM)ldquo aus der Taufe gehoben

Das SGM ist in Anlehnung an das be-triebliche Gesundheitsmanagement benannt und konzipiert worden Es dient dazu eine systematische und zielorientierte Steuerung fuumlr alle ge-sundheitsbezogenen Prozesse im Zu-sammenhang mit Studierenden an der Hochschule zu buumlndeln Dazu ge-houmlren bedarfsgerechte Maszlignahmen Projekte und Prozesse der Organisati-onsentwicklung die Studierendenge-sundheit und Studienerfolg foumlrdern koumlnnen Im Sinne der Gesundheits-souveraumlnitaumlt sollen die koumlrperlichen psychischen und sozialen Belange so-wie das individuelle Wohlbefinden der Studierenden erhalten und gefoumlrdert werden Zentral ist dabei die Partizipa-tion der Studierenden am SGM als Expertinnen und Experten in eigener Sache Das bedeutet eine weitgehende Gestaltung durch Studierende mit Entscheidungsmacht und finanzieller Ausstattung Perspektivisch ist ein uumlbergreifendes Gesundheitsmanage-ment der Organisation Hochschule anzustreben und die Statusgruppen zusammenzufuumlhren Erst dieser Schritt wuumlrde dem Ziel des Setting-Ansatzes voll entsprechen

12 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Soziologische Uumlberlegungen zum Lebensweltbegriff Spaumltestens seit seiner gesetzlichen Verankerung hat der Begriff bdquoLebensweltldquo Einzug in den Sprachge-brauch im Bereich der Gesundheitsfoumlrderung gehalten Seit der Novelle des Fuumlnften Buches im Sozialgesetzbuch vom 2572015 regelt vor allem Paragraph 20a die bdquoLeistungen zur Gesundheitsfoumlrderung und Praumlvention in Lebensweltenldquo und ver-pflichtet die gesetzlichen Krankenkassen zu entsprechenden Leistungen Als Lebenswelten gelten laut dem Gesetz bdquofuumlr die Gesundheit bedeutsame abgrenz-bare soziale Systemeldquo Explizit genannt werden das Wohnen das Lernen das Stu-dieren die medizinische und pflegerische Versorgung sowie die Freizeitgestaltung einschlieszliglich des Sports (sect 20a SGB V laut derzeit guumlltigem Stand vom 112016)

Lebenswelt des Studierens ndash Lebenswelten von Studierenden Was zunaumlchst intuitiv verstaumlndlich scheint wirft beim Auf- oder Ausbau eines SGM rasch Fragen auf Was gehoumlrt eigentlich zur Lebenswelt des Studierens und damit in den Aktionsradius derer die im Gesetz als die bdquofuumlr die Lebenswelt Verantwortlichenldquo adressiert werden Nur das was mit Studieren im engeren Sinn zu tun hat oder alles was zur Lebensphase Studium gehoumlrt ndash wie der Nebenjob die Wohngemein-schaft die Hochschulgruppe Wo sind beim Studieren Schnittmengen mit und Abgrenzungen zu den anderen genannten Lebenswelten zum Beispiel dem Lernen Wie koumlnnen Strukturen in sozialen Systemen aufgebaut werden ndash also in Gebilden die nicht zuletzt deshalb Systeme sind weil sie eben bereits eigene Strukturen aufweisen Um es vorwegzunehmen Diese Fragen koumlnnen aktuell da das SGM noch in den Kinderschuhen steckt erst in Ansaumltzen beantwortet werden

Um sich die Antworten fuumlr SGM-Projekte an der eigenen Hochschule zu erarbeiten lohnt dabei nach dem Motto bdquoNichts ist so praktisch wie eine gute Theorieldquo ein Blick in die Arbeiten von Alfred Schuumltz (1899-1959) Seinerzeit anknuumlpfend an Vertreter der Lebensphilosophie und der Phaumlnomenologie gilt Alfred Schuumltz heute als Wegbereiter lebensweltlich orientierter Sozialwissenschaften Er sah die Aufgabe der Sozialwissenschaften darin Theorien zu entwickeln die ihren Ausgang an den subjektiven Sinnstrukturen der Menschen ndash also ihren Orientierungen Motiven Bedeutungszuschreibungen und so weiter ndash nehmen (vergleiche Schuumltz 1971 Seite 39ff) In seinem Sinne gilt es also Theorien nicht sbquojenseitslsquo von Menschen sondern entlang ihrer Relevanzen zu entwickeln

Eine Arbeit in dieser Tradition bedeutet der Perspektive der Betroffenen einen zentralen Stellenwert einzuraumlumen ndash wie zum Beispiel im Projekt bdquoMyHealth ndash Ge-sund studieren am KITldquo (wwwmyhealthkitedu) in dessen Rahmen unter ande-rem eine lebensweltlich orientierte Perspektive eingenommen wird Bezogen etwa auf die Frage nach Gesundheitsrisiken und -ressourcen von Studierenden soll hier herausgefunden werden was Studierende selbst als foumlrderliche oder gefaumlhrdende Aspekte erfahren ndash unabhaumlngig davon ob sich diese Erfahrungen mit bereits exis-tierenden Lehrmeinungen und Empfehlungen decken diese ergaumlnzen oder ihnen widersprechen Um einem Missverstaumlndnis vorzubeugen Dies bedeutet selbstver-staumlndlich nicht dass die Perspektive der Betroffenen eine absolute Vorrangstellung einnimmt wenn es um die Ableitung von Konsequenzen und die Entwicklung von

Dr Alexa Maria Kunz Leitung im SGM-Projekt bdquoMyHealth Gesund Studieren am KITldquo am Karlsruher Institut fuumlr Technologie

SGM-Maszlignahmen und -strukturen geht Es gilt vielmehr sie ernst zu nehmen und mit gesundheitswissenschaftlichen Kon-zepten und Theorien in Dialog zu bringen

Von besonderem Interesse bei einer le-bensweltorientierten Forschung ist die bdquoalltaumlgliche Lebensweltldquo (vergleiche Schuumltz Luckmann 2003 Seite 29) An-ders als individuelle Lebenswelten ndash zu denen zum Beispiel auch Einbildungen und Traumlume gehoumlren ndash zeichnet sich die alltaumlgliche Lebenswelt dadurch aus dass wir sie mit anderen teilen Sie ist bdquonicht meine Privatwelt sondern eine uns allen gemeinsame Weltldquo (Schuumltz 1971 Seite 250) Dazu gehoumlrt unter anderem ein geteiltes Wissen daruumlber was sbquowirklichlsquo und sbquoselbstverstaumlndlichlsquo fuumlr uns ist

Befasst man sich mit der alltaumlglichen Lebenswelt von Studierenden laumlsst sich also fragen Wodurch zeichnet sich diese typischerweise aus Welche gemeinsame Welt teilen Studierende Welches geteilte Wissen besitzen sie (zum Beispiel im Bezug auf Gesund-heit) was scheint ihnen allen selbst-verstaumlndlich Aber genauso Was ist nicht allen Studierenden gemeinsam Welche unterschiedlichen Perspektiven (in Hinblick auf die Gesundheit) haben sie

Empirische Befunde lebensweltanaly-tisch orientierter Studien sprechen dafuumlr dass die alltaumlgliche Lebenswelt von Studierenden ndash also das was alle

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Studierenden gleich ob Studienpionierin oder Studienpio-nier aus der Arbeiterfamilie oder Medizinstudentin oder Medizinstudent aus der Aumlrztedynastie miteinander teilen und als selbstverstaumlndlich erachten ndash eher uumlberschaubar ist und sich vor allem auf formalorganisatorische Aspekte be-schraumlnkt (vergleiche Enderle Kunz 2016) Dies passt zu Ergebnissen aus Studierenden-Surveys in denen vor allem eine heterogene Studierendenschaft beschrieben wird die sich kaum als dieacute Studierenden beschreiben laumlsst (siehe Seite 29 bdquoSchnittstellenldquo) Nichtsdestotrotz haben gerade formal-organisatorische Aspekte wie etwa die Gestaltung von Pruumlfungsordnungen und Curricula die bauliche Situation an der Hochschule oder die Verpflegungsmoumlglichkeiten einen hohen Wirkungsgrad mit Blick auf Gesundheitsressourcen und -risiken Studierender

Fuumlr die Entwicklung eines SGM das moumlglichst viele Studierende erreichen moumlchte laumlsst sich aus diesen Befunden ableiten dass es mit den formal-organisatorischen Bedingungen an der Hochschule vereinbar sein sollte Denkbar ist ein SGM welches beispielsweise uumlber die Vergabe von ECTS-Credits in die Curricula integriert oder zumindest mit diesen vereinbar ist in zentralen wie dezentralen Einrichtungen und Gremien vertreten ist und Anschluss an die Kernaufgaben einer Hoch-schule ndash naumlmlich Lehre und Forschung ndash hat Daruumlber hinaus sollten moumlglichst viele Akteurinnen und Akteure die an der Gestaltung der (Gesundheits-)Bedingungen an der Hoch-schule und damit den formalen Strukturen beteiligt sind mit einbezogen werden (siehe Seite 23 bdquoVerortung und Akteurin-nen und Akteure des SGMldquo und Seite 29 bdquoSchnittstellenldquo)

Gleichzeitig erweist sich ein Blick in die sogenannten bdquokleinen sozialen Lebensweltenldquo als hilfreich (zu dem Konzept das im Anschluss an Schuumltz entwickelt wurde vergleiche Luckmann 1970 Honer 2011) in die Lerngruppen Studienjahrgaumlnge Fachschaften und Hochschulgruppen aber auch in die nicht unmittelbar an die Hochschule gebundenen Gruppen die fuumlr die Studierenden eine hohe Relevanz besitzen (vergleiche Enderle Kunz 2016) In diesen wird sowohl explizit aber vor allem auch implizit verhandelt und bestimmt was gesundlsquo ist welchen Stellenwert Gesundheit hat und wie gesund gelebtlsquo wird

Uumlber den Ansatz einer community-basierten partizipativen Forschung (vergleiche von Unger 2012) laumlsst sich der for-schende Blick in diese Gruppen gut mit dem fuumlr die Gesund-heitsfoumlrderung zentralen Ansatz der Partizipation verbinden (vergleiche Reitermayer et al 2017 sowie Seite 45 bdquoPartizi-pationldquo) Im bereits erwaumlhnten Projekt bdquoMyHealthldquo wurde

beispielsweise als Resultat eines studentischen Projektes und im Austausch mit Fachschaften eine bdquoSpiel- und Sport-kisteldquo mit unterschiedlichen Geraumlten (wie zum Beispiel Dia-bolo Frisbee Springseil Boule) entwickelt Mittlerweile ver-leihen mehrere Fachschaften auf dem Campus die Geraumlte oder nutzen die Kisten zum Beispiel waumlhrend der Orientie-rungsphase fuumlr Studienanfaumlngerinnen und Studienanfaumlnger und tragen so zu einem Angebot bei durch das unter ande-rem Bewegung und Austausch mit anderen niederschwellig in den studentischen Alltag integriert und innerhalb der eige-nen studentischen Fachgemeinschaft sbquogelebtlsquo werden kann

Auch wenn hier noch einiges zu tun ist Erst durch das Ver-staumlndnis der Lebenswelten Studierender ndash einschlieszliglich des Bereichs der alltaumlglichen Lebenswelt und unter Beruumlcksichti-gung der Gruppen in denen sich Studierende innerhalb und auszligerhalb der Hochschule bewegen ndash ist es moumlglich ein SGM zu entwickeln das an die Bedeutungszuschreibungen und Relevanzen einer heterogenen Studierendenschaft anknuumlpft und damit langfristig in der Breite erfolgreich sein kann

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Schuumltz A (1971) Gesammelte Aufsaumltze Band I Das Problem der sozialen Wirklichkeit Den Haag Martinus Nijhoff

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Unger vH (2012) Partizipative Gesundheitsforschung Wer partizipiert woran (79 Absaumltze) Forum Qualitative Sozial-forschungForum Qualitative Social Research 13(1) Art 7 Unter wwwnbn-resolvingdeurnnbnde0114-fqs120176 Zugegriffen 822019

4 Was ist zu Beginn zu bedenken

Uumlberzeugen und sensibilisieren Zunaumlchst ist die Frage zu klaumlren Wer gehoumlrt uumlberhaupt zu den Beteiligten und Akteurinnen und Akteuren an der Hochschule direkt und indirekt Von Hochschule zu Hochschule moumlgen die Antworten darauf unterschiedlich sein Bei der Studierendengesundheit und der institutionellen Weiterentwicklung durch ein Studentisches Gesundheits-management (SGM) handelt es sich um Querschnittsthemen welches die ge-samte Hochschule betreffen Entspre-chend gilt es zahlreiche Beteiligte zu sensibilisieren und diese einzubezie-hen Ein Prozess- und Kommunikations-design kann bei der Ansprache und Sensibilisierung nuumltzlich sein Wichtige Fragen dabei sind Welche Stakeholder an der Hochschule gibt es die fuumlr SGM relevant sind und wie sollten diese ein-bezogen werden Wichtig ist auch zu erarbeiten welche Motive die jeweiligen Akteurinnen und Akteure antreiben (siehe Seite 23 bdquoVerortung und Akteu-rinnen und Akteure des SGMldquo) Bei der Sensibilisierung und Gewinnung von zukuumlnftigen Mitstreiterinnen und Mit-streitern gilt der Grundsatz die Betei-ligten dort abzuholen wo sie stehen Argumente fuumlr ein SGM unterscheiden sich von Gruppe zu Gruppe Grund-saumltzlich gilt es der Hochschulleitung Studierenden Mitarbeitenden und an-deren Stakeholdern die Relevanz des Themas (beispielsweise durch Erhe-bungen) deutlich zu machen und Handlungsbedarfe aufzuzeigen Um beispielsweise Studierende fuumlr das Thema SGM zu begeistern eignen sich Peer-Botschafterinnen und Peer-Botschafter aus dem Studierenden-kreis Diese koumlnnen die Vorteile der

eigenen Mitgestaltung und Mitarbeit am Aufbau eines SGM authentisch aufzeigen Fuumlr ein SGM gilt es zudem auch Verwaltungspersonal zu gewin-nen das mit Studierenden in direk-tem Kontakt steht So begegnen Mit-arbeitende in Pruumlfungsaumlmtern haumlufig stark belasteten Studierenden

Gemeinsam kann es gelingen Staumlr-ken auszubauen und Defizite zu beseitigen Beispiele guter Praxis aus anderen Hochschulen koumlnnen Begeisterung entfachen und Impul-se fuumlr eigene Aktivitaumlten liefern Den beteiligten Akteurinnen und Akteuren sollten klare Handlungs-spielraumlume und Grenzen aufgezeigt werden um Enttaumluschungen und Demotivation zu vermeiden

Fuumlr die Gewinnung von Akteurinnen und Akteuren und Entscheiderinnen und Entscheidern sollte genuumlgend Zeit eingeplant werden Persoumlnliche Gespraumlche und Treffen erfordern Ressourcen und koumlnnen durchaus bis zu sechs Monate in Anspruch nehmen (Seibold et al 2010) (siehe Seite 31 bdquoPlanungldquo)

Hochschulleitungen sind entschei-dende Akteurinnen und Akteure bei der Priorisierung Initiierung Weiter-entwicklung und Profilbildung von Themen in jeder Hochschule Sie entscheiden uumlber den Stellenwert von Themen fuumlr die Hochschulent-wicklung und die Zuweisung damit verbundener Ressourcen

Martin Kruumlssel Koordinator des Betrieblichen Gesundheitsmanagements an der Georg-August-Universitaumlt Goumlttingen

Stephanie Schluck Referentin fuumlr Veranstaltungen in der Stabsabteilung Presse und Kommuni kation an der Hochschule fuumlr angewandte Wissen-schaften Hamburg

Dr Ute Sonntag Stellvertretende Geschaumlftsfuumlhrerin der Landesvereini-gung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen eV und Koordination Arbeitskreis Gesundheits-foumlrdernde Hochschulen

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Bei der Entscheidung fuumlr eine Hochschule kann SGM ein Argument sein

Argumente fuumlr ein SGM Fuumlr das Thema Gesundheit ist in den letzten Jahrzehnten eine deutliche Steigerung der Relevanz in Politik Gesellschaft und Wirtschaft zu verzeichnen So auch in Hochschulen bei denen zunaumlchst der Fokus auf der Beschaumlftigtengesundheit und der Etablierung eines Betrieblichen Gesundheits-managements (BGM) lag Nun aumlndert sich der Fokus und bezieht auch die Studierenden mit ein die als groumlszligte Gruppe identitaumltsstiftend fuumlr Hoch-schulen sind

Befoumlrdert wird dies durch das 2015 erlassene Praumlventionsgesetz das die Studierenden als spezifische Zielgruppe gesundheitsfoumlrdernder

vertiefen sie praktische Erfahrungen im Projekt-management Studierende lernen im SGM auch Haltun-gen und Fertigkeiten die sowohl im Studium als auch

Leistungen in der Lebenswelt Hochschule benennt Hochschulen koumlnnen dies gut aufgreifen da mit dem Praumlventionsgesetz auch Finanzierungsmoumlglichkeiten durch Sozialversicherungstraumlger verbunden sind

SGM als Wettbewerbsvorteil Hochschulen stehen miteinander im Wettbewerb Ein SGM kann fuumlr Studienbewerberinnen und Studienbewerber ein Argument dafuumlr sein eine Hochschule auszuwaumlhlen

Multiplikatoreffekt Studierende sind potenziell zukuumlnftige Fuumlhrungskraumlfte Wenn sie SGM an ihrer Hochschule erleben und mitgestalten koumlnnen bekommen sie eine Vorstellung davon welchen Wert Gesundheitsmanagement fuumlr Organisationen darstellt Dieses Wissen nehmen sie in die verschiedenen gesellschaftlichen Berei-che mit Idealerweise sind sie auch dort Botschafterinnen und Botschafter sowie Akteurinnen und Akteure der Gesundheitsfoumlrderung

SGM staumlrkt Ressourcen Das Studium kann fuumlr Studierende eine von Unsicher-heiten gepraumlgte Lebensphase darstellen Die Studierenden ziehen oft in eine neue Stadt sind erstmals vom Elternhaus getrennt und muumlssen sich jetzt in neue Orga-nisations- und Lernstrukturen einordnen neue soziale Netzwerke sind aufzubauen SGM sollte gleich zu Beginn des Studiums ansetzen und uumlber den gesamten Studienverlauf passgenaue Angebote bereithalten So koumlnnen Studierende bei der Bewaumlltigung von Herausforderungen in den einzelnen Studienphasen unterstuumltzt werden Gesundheitsbezogene Lebensstilfaktoren koumlnnen herausgebildet und gefestigt sowie Ressourcen entwickelt werden die eine erfolgreiche Bewaumlltigung dieser Entwicklungsaufgaben und Herausforderungen ermoumlglichen

SGM vermittelt vielfaumlltige Kompetenzen Werden Studierende partizipativ in ein SGM eingebunden koumlnnen sie an Ver-aumlnderungen mitwirken und staumlrken ihr

Selbstwirksamkeitserleben Auszligerdem erwerben oder

im Beruf sehr nuumltzlich sind Kompetent mit Stress um-

zugehen soziale Kontexte sowie die eigenen Arbeits- und Lebensbedingun-gen gesundheitsfoumlrderlich zu gestalten

SGM ist ein innovatives Zukunftsthema Die Entscheidung faumlllt in Anbetracht der betraumlchtlichen Potenziale die die Einrichtung eines SGM fuumlr jede Hoch-schule bietet Die Hochschulleitung sollte der allgemeinen Entwicklung vorausschauend begegnen und sich fuumlr die Einrichtung und angemessene Ausstattung eines SGM in ihrer Hoch-schule stark machen

Die Einrichtung eines SGM kann durch einen Beschluss der Hochschulleitung erfolgen Gut beraten sind Hochschulen die von Beginn an die Studierendenver-tretungen in ihr Vorhaben involvieren und mit ihnen Ressourcen abstimmen die man fuumlr das SGM einbringt

Eine gelungene Einrichtung beginnt schon mit einer professionell ausgearbei-teten Beschlussvorlage (siehe Seite 53 bdquoAnlage 1Ildquo) die das federfuumlhrende Prauml-sidiumsmitglied daraufhin in der Praumlsidi-umssitzung uumlberzeugend zur Entschei-dung einbringen kann

16 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Kommunikation Man stelle sich vor in einer Hochschule hat sich eine kleine Projektgruppe gegruumlndet sie arbeitet ein halbes Jahr lang sehr engagiert die ersten Maszlignahmen sind geplant und keiner weiszlig etwas davon

Was mag in den Planungstreffen schiefgelaufen sein Was koumlnnte die Projektgruppe uumlbersehen haben Moumlglicherweise ist zu wenig beachtet beziehungsweise bearbeitet worden dass die Prozesse der Kommunikation und Information von Beginn an gezielt bewusst und strukturiert eingeplant und gesteuert werden muumlssten

Aus Projekten des betrieblichen Gesund-heitsmanagements (BGM) wissen wir dass der Informationsgrad eines Projek-tes als Kennzahl in das Projekt-Controlling aufgenommen werden sollte (siehe Seite 42 bdquoEvaluationldquo) Damit ist gesichert dass diesem Thema eine gewisse Auf-merksamkeit in den folgenden Planungs-und Umsetzungsschritten zukommt

In Bezug auf die hochschulinterne Kom-munikation waumlren die individuelle und die organisationale Ebene zu beachten

bull Wie erreiche ich die Individuen in der Hochschule

bull Wie erreiche ich die Verantwortlichen in den Strukturen der Hochschule

Fuumlr den Einzelnen bedeutet eine solche Kennzahl dass der Informationsfluss zum Projektthema sichergestellt wird und jeder das Thema fuumlr sich abwaumlgen und nutzen kann Gleichzeitig wird mit einer breiten und qualitativ hochwertigen Kommunikation den unterschiedlichen Aspekten des Themas der Zielgruppe Wertschaumltzung vermittelt

Auf der organisationalen und strukturellen Ebene werden die Verantwortlichen und Entscheidungstraumlger der Organisation Hochschule gewonnen und eingeladen sich mit der Studierendengesundheit auseinanderzusetzen Im Laufe des Veraumlnderungsprozesses werden sie so systematisch fuumlr das SGM sensibilisiert und mitgenommen Wichtig ist es Punk-te herauszuarbeiten wie die jeweilige Expertise produktiv eingebracht und Partizipation ermoumlglicht wird (siehe Seite 14 bdquoUumlberzeugen und sensibilisie-renldquo und Seite 23 bdquoVerortung und Akteu-rinnen und Akteure des SGMldquo) Das ist eine entscheidende Stellschraube fuumlr zukuumlnftige Veraumlnderungen auf struktu-reller Ebene in Bezug auf das gesund-heitsfoumlrderliche Setting

Im Setting Hochschule findet man selten eindeutige Strukturen fuumlr Kommunikati-onswege und es gibt kein Patentrezept Es sollten daher zu allererst bereits be-stehende Kommunikationskanaumlle identi-fiziert und moumlglichst fruumlhzeitig ein Kommunikationsplan im Projektteam erstellt und laufend aktualisiert werden Ordnungspunkte koumlnnten sein

bull Zielgruppe(n) (zum Beispiel Fakultaumlt der Naturwissenschaften oder Sozialwissenschaften Erstsemester oder Dekane)

bull Kommunikationsziele bull Kommunikationszeitpunkte (zum

Beispiel bewusst zum Studien- Semesterbeginn)

bull Kommunikationsmittel (zum Beispiel Poster Postkarten Website Ins-tagram persoumlnliche Gespraumlche Vortraumlge)

bull Kommunikationsort (zum Beispiel Vorlesungen Bereich der Mensa)

bull Kommunikationsbudget bull Einheitliches Erscheinungsbild (zum

Beispiel Logo Slogan Bildsprache et cetera)

Sabine Koumlnig Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Ines Niemeyer Freie Mitarbeiterin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Dr Brigitte Steinke Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

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In Bezug auf die hochschulexterne Kommunikation geht es um Image-Ge-winn um Attraktivitaumlt des Studienortes und um Vernetzung mit anderen Hoch-schulen mit kommunalen und betriebli-chen Initiativen sowie mit der Politik Es hat sich bewaumlhrt insbesondere hier die Kompetenzen der hochschuleigenenPressestelle zu nutzen nach dem Motto bdquoTu Gutes und rede daruumlberldquo

Was bedeutet Kommunikation fuumlr und mit Studierenden und was kennzeich-net diese Zielgruppe aktuell Projekt-kommunikation ist auch ein Mittel wel-ches Partizipation und Beteiligung der Zielgruppe ermoumlglicht Die Art und Weise wie kommuniziert und informiert wird entscheidet uumlber den Bekanntheitsgrad und damit auch maszliggeblich uumlber den Er-folg eines Projektes an der Hochschule (Marozzi 2018) Schlieszliglich wird so das Thema transportiert und der Zielgruppe und Oumlffentlichkeit zugaumlnglich gemacht

Da wir es bei der Zielgruppe der Studie-renden mit einer vergleichsweise jungen gesunden Zielgruppe zu tun haben er-schlieszligt sich das Thema Gesundheit nicht so ohne Weiteres Auf den ersten Blick scheint es fuumlr Studierende moumlgli-cherweise uninteressant Aus Fokus-gruppen wissen wir dass mancherorts der Gesundheitsbegriff als verstaubt wahrgenommen und wenig mit der taumlg-lichen Lebensrealitaumlt Studierender in Bezug gebracht wird Dies ist zu beruumlck-sichtigen wenn man Studierende be-fragt und einbezieht

Wie gefragt wird hat groszlige Auswirkungen darauf inwieweit sich Befragte das Thema erschlieszligen und welche Informationen aus den Antworten abgeleitet werden koumlnnen Beispielsweise hat die Projektgruppe an der TU Kaiserslautern einen Work-shop mit Studierenden zum Wording innerhalb des Projektes durchgefuumlhrt um herauszufinden welche Art der Kommuni-kation angebracht waumlre (siehe wwwcampusplusuni-klde) Der Workshop brachte es wie folgt auf den Punkt Die Kommunika-tion sollte positiv aber authentisch sein und Lebensqualitaumlt Freude am Leben sowie den positiven Zusammenhang zwischen Gesundheit und Leistung darstellen Die PH Heidelberg hat als eine Moumlglichkeit dieses umzusetzen fuumlr und mit Studierenden einen Song erarbeitet (wwwph-heidelberg dekopf-stehenhtml)

Ein Groszligteil der heute Praumlsenzstudierenden gehoumlrt der soge-nannten Generation Z an Diese Zuordnung mag sehr grob sein und der Heterogenitaumlt der Gruppe Studierender nicht vollkom-men gerecht werden Dennoch gibt sie Anhaltspunkte fuumlr die Ansprache im Projekt und fuumlr abgeleitete Interventions-formen So untersucht beispielsweise der Arbeitsweltforscher Prof Christian Scholz an der Universitaumlt des Saarlandes wie die junge Generation bdquotickt was sie veraumlndert und warum sie alle anstecktldquo (Scholz 2014) Aus seinen und anderen Untersuchungen geht hervor dass die Themen Struktur Sicherheit Wohlfuumlhlen und SinnerlebenSelbstverwirkli-chung fuumlr diese Generation an erster Stelle stehen

Daraus lieszlige sich fuumlr die Kommunikation im Projekt beispiels-weise Folgendes ableiten

bull Die Kommunikation zum Thema Gesundheit sollte Regeln und Richtlinien beinhalten

bull Maszlignahmen sollten moumlglichst den individuellen Nutzen ausweisen

bull Jede Maszlignahme und jedes Gesundheitsevent sollte immer wieder neu in eine Kommunikationsform gefasst werden und dennoch einen Wiedererkennungswert haben

bull Studierende sollten selbst die Kommunikation im Projekt uumlbernehmen

Gut beraten ist wer die kommunikativen und kulturellen Regeln der eigenen Hochschule beachtet

18 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Bewaumlhrt hat es sich Studierende inner-halb des Projektes SGM zu qualifizieren und selbst das Thema kommunizieren zu lassen Beispielsweise setzt die TH Wildau gezielt studentische Botschafte-rinnen und Botschafter ein um Studieren-de in ihrer Peer-Gruppe auf Augenhoumlhe anzusprechen Synergien entstehen an dieser Stelle auch wenn es gelingt das Know-how unterschiedlicher Fachdiszip-linen an der Hochschule fuumlr die Entwick-lung von Kommunikationsbausteinen oder eines Kommunikationsdesigns zu gewinnen und zu nutzen So koumlnnen Studienarbeiten direkt fuumlr Projektthe-men in Lehrveranstaltungen beispiels-weise in Medienwissenschaften oder Design vergeben und bearbeitet werden Damit ist einer der Erfolgsfaktoren fuumlr das gesamte Projekt benannt Es ist die Einbeziehung und aktive Beteiligung der Studierenden in die Kommunikation und Information der Projektinhalte von Anfang an

Literatur Marozzi D (2018) Projektkom-munikation Ein Handbuch fuumlr die Praxis Zuumlrich vdf Hochschulverlag

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Praktische Beispiele fuumlr Kommunikation Die Pro-jektgruppe der FU Berlin entwickelte auf Basis der Ergebnisse der Studierendenbefragung 2016 (University Health Report UHR) Quizkarten das so genannte bdquoHealthy Quizldquo um die Ergebnisse des Gesundheitsberichts an der FU und vor allem unter den Studierenden publik zu machen Dafuumlr wurden einzelne Themenbereiche aus dem Gesundheitsbe-richt ausgewaumlhlt wobei vor allem die Anschaulichkeit des Themas eine Rolle spielte sowie die Frage was das Interesse der Studierenden am ehesten wecken koumlnnte Die bdquoQuizobjekteldquo sind dabei die unterschied-lichen FachbereicheZentralinstitute an der FU So sind zehn Quizkarten zu unterschiedlichen Themen entstanden Die Quizkarten wurden im Rahmen einer Wanderausstellung durch die FachbereicheZentralin-stitute der FU in der auch Poster mit den Ergebnissen der Befragung ausgestellt wurden an die Studieren-den verteilt sowie an den Standorten und in den Gebaumluden ausgelegt Abgebildete QR-Codes und Kurz-URLs verweisen auszligerdem auf alle Ergebnisse des Gesundheitsberichts sowie Informationen zum Projekt Inzwischen gibt es auch eine grafisch an-gepasste Online-Version der Healthy-Quiz-Karten (wwwewi-psyfu-berlindeeinrichtungenarbeits bereicheppghealthy_campus_quizindexhtml)

19

Kommunikationsbeispiel der FU Berlin

H E A LT H Y- Q U I Z

hellip fuumlhlen sich die meisten Studierenden im Studium wohl

In welcher dieser Einrichtungen der Freien Universitaumlt Berlin hellip

Mathematik und Informatik

Wirtschafts-wissenschaft

Politik- und Sozial-

wissenschaften

Veterinaumlr-medizin

C D

A B

H E A LT H Y- Q U I Z

Der Anteil Studierender die sich im Studium wohl-fuumlhlen verteilt sich auf die Einrichtungen wie folgt

420 im FB Mathematik und Informatik

355 im FB Politik- und Sozialwissenschaften

223 im FB Wirtschafts-wissenschaft

500 im FB Veterinaumlrmedizin

Weitere Ergebnisse Informationen zum fndest du hier Projekt fndest du hier

fu-berlindegesundheitsbericht fu-berlindehealthycampus

Das Projekt wird gefoumlrdert von der Techniker Krankenkasse

Auch an der TU Kaiserslautern wurden die Ergebnisse der Stu-dierendenbefragung aufbereitet und kommuniziert Fuumlr die Zielgruppe der Studierenden wurden Poster entwickelt und im Rahmen einer Wanderausstellung in der gesamten Uni-versitaumlt praumlsentiert (wwwuni-kldesgmposter-uhr-ergeb nisse) Ebenso sollten die Dekane der einzelnen Fakultaumlten

informiert und fuumlr das Thema Gesund-heit sensibilisiert werden Dazu wurden die Ergebnisse so aufbereitet dass die einzelnen Fakultaumlten untereinander ver-glichen werden koumlnnen (siehe Seite 21 bdquoSpinnennetzdiagrammldquo)

UND DU SO Wie gehtrsquos dir eigentlich Hinter bdquoUND DU SOldquo steht das Studentische Gesundheitsmanagement (SGM) der HTWK Leipzig Welche Punkte sind den Studierenden der HTWK fuumlhlen sich wohl Leipzig im Bereich Gesundheit wichtig und wo muss die Hochschule aktiver werden DANKE an alle

oder sehr wohl

1010 Mitgestalterinnen und Mitgestalter

35

65

Folgende Themen wurden in den bdquoo enen Fragenldquo besonders haumluf g genannt

Im Studium

Das Team des Studentischen Gesundheitsmanagement der HTWK Leipzig hat in 2018 all ihre Studierenden ein-geladen an der Onlinebefragung mit dem Titel bdquoUND DU SO Wie gehtrsquos dir eigentlichldquo teilzunehmen 1010 Stu-dierende sind dieser Einladung gefolgt Mit der Unter-stuumltzung des Hochschulsports und des Studierendenrat (StuRa) wurden unter allen Teilnehmerinnen und Teil-nehmern zwei Gutscheine im Wert von je 250 Euro verlost

Nach Abstimmung mit dem Rektorat dem Qualitaumlts-management der Lenkungsgruppe Gesundheits-management und dem Steuerkreis Studentisches Gesundheitsmanagement wurden die Ergebnisse der

Studierendenbefragung in einer Kurzauswertung auf-bereitet und als Poster auf dem Hochschulsommer-fest unter dem Motto bdquoAlle Sinne anldquo zum ersten Mal den Studierenden praumlsentiert

Im Anschluss wurde das Poster an verschiedenen Orten der Hochschule ausgestellt und den Multiplikatoren des Gesundheitsmanagements (Fachschaften Studiende-kane StuRa) zur Verfuumlgung gestellt

Aktuell wird eine Detailauswertung fuumlr die einzelnen Fakultaumlten erarbeitet (wwwhtwk-leipzigdelebenund-du-somitgestaltung)

Verortung und Akteurinnen und Akteure des SGM In jeder Hochschule gibt es in der Verwaltung Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner die bei der Ausrichtung und Durchfuumlh-rung von Projekten fachlich und organisatorisch kompetent beraten koumlnnen Sie gehoumlren immer zum engeren Kreis der Stakeholder die in der Vorbereitung von organisationsbezo-genen Prozessen persoumlnlich anzusprechen sind Daneben sorgt die Verwaltung in Abstimmung mit den zentralen und dezentralen Gremien dafuumlr dass nach der Einfuumlhrungsphase eines Projektes das Thema auch strukturell in der Hochschu-le ankommt Fuumlr Struktur- und Ablauffragen an Hochschulen gibt es nicht unbedingt einheitliche Antworten gleichwohl eine groumlszligere Anzahl an rechtlichen Rahmenbedingungen und Leitplanken die zu beruumlcksichtigen sind Daruumlber hinaus gibt es ein Erfahrungswissen daruumlber wie ein Thema korrespon-dierend mit den besonderen Merkmalen der jeweiligen Hoch-schule profilbildend in Strukturen integriert werden kann Gerade hier koumlnnen Gespraumlche mit den verantwortlichen Ab-teilungen in der Zentralverwaltung weiterhelfen Zusaumltzlich erhalten Interessentinnen und Interessenten in den Gesprauml-chen wertvolle Hinweise uumlber Anknuumlpfungspunkte zu ande-ren laufenden Projekten oder Prozessen zum Beispiel in der Lehrentwicklung Akkreditierung und Qualitaumltssicherung oder dem fakultaumlts- beziehungsweise fachbereichsuumlbergreifenden Entwicklungsstand des Themas Schluumlsselqualifikationen

Da an Hochschulen die Arbeit in und von Gremien fuumlr den Stellenwert die Vernetzung und institutionelle Integration von Themen ein praumlgendes Merkmal ist ist die Ein- und Zu-sammensetzung des Steuerkreises fuumlr das Gesundheitsma-nagement fuumlr Studierende (SGM) von besonderer Bedeutung Es gibt nicht bdquodasldquo Rezept wie ein SGM in einer Hochschule mit welchem Akteursumfeld zu implementieren ist Das Poten-zial an internen und externen Akteurinnen und Akteuren die einzubinden und fuumlr das Vorhaben zu gewinnen sind ist stark abhaumlngig von der Groumlszlige Traumlgerschaft und dem Faumlcherkanon einer Hochschule

Zur Sicherstellung der sozialen Validitaumlt bei der Einfuumlhrung des SGM gehoumlren vorausschauende Uumlberlegungen zur Ge-winnung von Fach- und Machtpromotoren (Stakeholder) fuumlr das Projekt Aus der Organisation und Arbeit im Projekt bilden sich Bezuumlge und Konturen der spaumlteren Strukturintegration heraus Auch wo und wie das SGM personell verankert werden kann wird variieren Als Basis fuumlr eine gelingende Strukturin-tegration bedarf es einer zumindest anteilig dauerfinanzierten Stelle und einer hauptamtlichen SGM-Koordinatorin oder eines SGM-Koordinatoren (siehe Seite 55 bdquoAnlage 1IIldquo)

Martin Kruumlssel Koordinator des Betrieblichen Gesundheitsmanage-ments an der Georg-August-Universitaumlt Goumlttingen

Prof Dr Thomas Hartmann Profes-sor fuumlr das Fachgebiet Humanoumlkologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal Standort Magdeburg und seit 20 Jahren aktives Mitglied im Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen

Empfehlenswert fuumlr Entscheidungen zu Strukturfragen und einer personellen Verankerung koumlnnen Leitfragen sein

bull Was sind die Rahmenbedingungen die zur Finanzierung einer Stelle vorgegeben sind Dies koumlnnen zum Beispiel Haushaltsmittel der Hochschule Drittmittel durch Forschungsvorhaben eine Finanzierung durch die Sozialversicherungen oder Aumlhnliches sein

bull Welche inhaltlichen organisatorischen und maszlignahmen-bezogenen Anknuumlpfungspunkte gibt es mit dem und fuumlr das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM)

Am Anfang steht eine akribische Bestandsaufnahme (siehe Seite 29 bdquoSchnittstellenldquo) aller internen und externen Aktivi-taumlten Akteurinnen und Akteure sowie Strukturen die zur Gesundheitsfoumlrderung von Studierenden der jeweiligen Hochschule beitragen Gesundheit ist ein Querschnittsthema sodass Stakeholder aus den verschiedensten Institutionen beziehungsweise Zustaumlndigkeitsbereichen einer Hochschule gewonnen werden muumlssen Daruumlber hinaus ergeben sich bereits strategische Partnerschaften durch die Eingliederung in die Hochschule und aus dem jeweils spezifischen Aufgabenprofil

24 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

der SGM-Koordinatorin und des SGM- Koordinators Die Ruumlckendeckung des Vorhabens bdquoSGMldquo durch die Fuumlhrung der Hochschule ndash ersatzweise durch die Leitung von Fakultaumlt Fachbereich oder Institut ndash ist die Grundlage dafuumlr weitere Akteurinnen und Akteure ge-winnen zu koumlnnen Die kontinuierliche Mitarbeit der internen und externen Ko-operations- und Netzwerkpartner ist abhaumlngig von der jeweiligen Motivation der beruflichen Praumlgung und den zeitli-chen sowie finanziellen Ressourcen

Im Vergleich zum BGM das zu cicra 90 Prozent in der Verwaltung bei der Per-sonal- und Organisationsentwicklung der Hochschulen angesiedelt ist bleibt eine Verortung des SGM noch unbe-stimmt Ist ein BGM vorhanden so wer-den Strukturen zur Einbindung von Akteurinnen und Akteuren bereits be-stehen (Hartmann et al 2017a) Dies kann ein interner Arbeitskreis Gesund-heit sein der je nach Groumlszlige der Hoch-schule neben der BGM-Koordinatorin oder dem BGM- Koordinator in der Regel aus Betriebsaumlrztin oder Betriebsarzt Fachkraft fuumlr Arbeitssicherheit Sicher-heitsbeauftragter und Sicherheitsbeauf-tragtem Vertreterinnen und Vertreter der Geschaumlftsleitung des Personalrates der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Studierenden der Schwerbehinder-ten- sowie Gleichstellungsbeauftragten und weiteren Personen zusammenge-setzt ist

Das Aufgabenprofil und die Beteili-gungsprozesse von SGM sind anders angelegt als fuumlr BGM sodass neben der Mitarbeit im AK Gesundheit ein eigenes Netzwerk aufgebaut werden sollte Die Verortung von SGM in der Hochschule bietet mehr Moumlglichkeiten als beim BGM das verwaltungszentriert und sehr stark auf die arbeitsrechtlichen Vorga-

ben ausgerichtet ist Die im Folgenden aufgefuumlhrten strategischen Partnerinnen und Partner sind auch potenzieller Ar-beitsort der SGM-Koordinatorinnen und -Koordinatoren

Folgende Moumlglichkeiten ergeben sich bull Innerhalb der Hochschulverwaltung

in enger Zusammenarbeit mit dem BGM oder der breiten Palette von Beratungsangeboten der Hochschule (zum Beispiel Technische Hochschule Wildau)

bull Auszligerhalb der Hochschulverwaltung koumlnnte SGM bei den Interessenver-tretungen der Studierenden ange-siedelt sein In Abhaumlngigkeit von den landesgesetzlichen Regelungen sind das die ASten (zum Beispiel Folkwang UdK Essen) oder Fakultaumlts- oder Fachbereichsraumlte sowie das studentische Pro-Rektorat

bull Ist SGM als Entwicklungsprojekt angelegt so empfiehlt sich die fachspezifische Einbindung in die Forschung und Lehre eines Wissen-schaftsbereiches der Hochschule Dies koumlnnen beispielsweise sport- oder gesundheitswissenschaftliche Studienbereiche sein (zum Beispiel KIT Karlsruhe TU Kaiserslautern) Vorteil ist der niedrigschwellige Zugang zu Studierenden als Akteurinnen und Akteure und die Moumlglichkeit zur Weiterqualifikation der SGM-Koordinatorinnen und -Koordinatoren

Mit Blick auf die gesetzliche Verant-wortlichkeit fuumlr gesundheitsbezogene Unterstuumltzungssysteme an Hochschu-len koumlnnte die Einbindung von SGM in den Hochschulsport oder bei den Stu-dierendenwerken erfolgen Beide Ak-teurinnen und Akteure sind allerdings rechtlich mehr oder weniger unabhaumln-gig von der jeweiligen Hochschule Daruumlber hinaus steht im organisierten

Hochschulsport zumeist der Leistungs-aspekt im Vordergrund weniger die gesundheitsbezogene Bewegungsfoumlr-derung Die 57 Studierendenwerke ver-stehen sich vor allem als Anwalt sozialer Belange der Studierenden Dies bedeu-tet zum Beispiel dafuumlr Sorge zu tragen dass Studierende mit gesundheitlichen Beeintraumlchtigungen oder psychosozia-len Problemlagen individuell unterstuumltzt und beraten werden

Externe Akteurinnen und Akteure die zur Mitarbeit beim SGM zu gewinnen sind finden sich sowohl regional als auch auf Landes- und Bundesebene Dazu gehoumlren die uumlberregionalen Interessen-vertretungen der Studierenden ge-sundheitsbezogene Institutionen und Organisationen sowie die Sozialversiche-rungstraumlger Auf Landesebene sind dies das Gesundheits- und Wissenschafts-ministerium und deren nachgeordnete Behoumlrden Bei den Landesunfallkassen sind Studierende pflicht versichert und sollten deshalb an der studentischen Sicherheit und Gesundheit besonderes Interesse zeigen Uumlber eine gesundheits-bezogene regionale Einbindung von Studierenden gibt es bisher wenig Er-kenntnisse Hochschulen haben sich in den letzten 20 Jahren an ihren Standor-ten zu wichtigen Wirtschaftsfaktoren entwickelt Studierende werden umwor-ben den ersten Wohnsitz am Studien-ort zu nehmen Deshalb ist vieles vorstell-bar was Kommunen im Rahmen des SGM leisten koumlnnen Zum Beispiel un-fallsichere Infrastrukturen zur und von der Hochschule bereitzustellen sowie spezifische Informationsangebote zu den kommunalen Beratungs- und Un-terstuumltzungssystemen anzubieten die auch den Studierenden offen stehen

Externe Finanzierungsmoumlglichkeiten bull Sozialversicherungstraumlger uumlber das Gesetz zur Staumlrkung

der Gesundheitsfoumlrderung und der Praumlvention (Praumlventi-onsgesetz ndash PraumlvG) besonders Krankenkassen (siehe Seite 55 bdquoAnlage 1IIIldquo)

bull Unfallkassen (in Anlehnung an das PraumlvG) bull Ministerien bull EU-Foumlrderprogramme bull Stiftungen bull Corporate-Social-Responsi bility-Projekte bull Fundraising

Interne Finanzierungsmoumlglichkeiten bull S tudienqualitaumltsmittel (QVM-hochschulinternes Budget) bull Studiengebuumlhren bull Internes Sponsoring durch AStA Studierendenwerk

Institute Kompetenzzentren und so weiter bull Freundeskreise der Hochschulen bull Teilnahmegebuumlhren fuumlr Veranstaltungen

Finanzielle und personelle Ressourcen Studentisches Ge-sundheitsmanagement (SGM) als Prozess an Hochschulen mit seiner strategischen und ganzheitlichen Umsetzung erfordert Ressourcen Hierzu zaumlhlen vor allem finanzielle und personelle Ressourcen neben Raumlumlichkeiten Technik und anderen Rahmenbedingungen fuumlr die spezifischen Aktivitaumlten Ohne eine ausreichende finanzielle und damit gekoppelte personelle Ausstattung ist eine ernsthafte und nachhaltige Implementie-rung von SGM bis in die Managementprozesse der Hochschule hinein nicht oder nur fragmenthaft umsetzbar

Benoumltigte Ressourcen einschaumltzen Die Houmlhe der finanziellen Ausstattung haumlngt von einer Reihe von Faktoren ab Studieren-denzahl die ersten Zielsetzungen und geplanten Maszlignahmen sowie das Vorgehen bei der Einfuumlhrung des SGM beeinflussen den finanziellen Aufwand stark Auch die Kosten die von Sei-ten der Hochschulstrukturen (wie Lohnniveau Raummieten Heizkosten Kosten fuumlr Druckerzeugnisse) entstehen bestim-men die Houmlhe der einzusetzenden Mittel

Personelle Ressourcen sind fuumlr die systematische Umset-zung von SGM unabdingbar Die Einfuumlhrung und nachhaltige Umsetzung von SGM ist eine anspruchsvolle Taumltigkeit die nicht bdquonebenbeildquo erledigt werden kann Die Koordinatorin oder der Koordinator sollte uumlber eine fundierte Ausbildung verfuumlgen und spezifische Kenntnisse mitbringen (siehe Seite 55 bdquoAnlage 1IIldquo) Eine Festanstellung moumlglichst ohne Befristung sowie eine angemessene Bezahlung sind fuumlr die anspruchsvolle Taumltigkeit und fuumlr den nachhaltigen Aufbau notwendig Die Kosten fuumlr die Finanzierung der Personalstelle muss Teil des Kostenplans zur Einfuumlhrung eines SGM sein

Je nach Groumlszlige der Hochschule und Aufgabenfeld sollte der Stellenanteil der Koordinatorinnen und Koordinatoren be-ziehungsweise die Groumlszlige des Koordinationsteams bestimmt werden

Interne und externe Finanzierungsmoumlglichkeiten erschlieszligen Per E-Mail wurden im Jahr 2016 alle 450 Mitglieder des bundesweiten Arbeitskreises Gesundheitsfoumlrdernde Hoch-schule (AGH) zu Finanzierungsmoumlglichkeiten eines SGM be-fragt Folgende Wege und Moumlglichkeiten zeigten die Mitglie-der aus ihrer eigenen Praxis auf

Stephanie Schluck Referentin fuumlr Veranstaltungen in der Stabsabteilung Presse und Kommuni kation an der Hochschule fuumlr angewandte Wissen-schaften Hamburg

Dr Ute Sonntag Stellvertretende Geschaumlftsfuumlhrerin der Landesvereini-gung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen eV und Koordination Arbeitskreis Gesundheits-foumlrdernde Hochschulen

26 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

SGM als Prozess an Hochschulen mit seiner

ganzheitlichen Umsetzung erfordert Ressourcen

Eine Moumlglichkeit zusaumltzliche Ressourcen zu erschlieszligen und gleichzeitig Studierende partizipativ in die Entwicklung und Umsetzung von SGM einzubinden sind Projekte im Rahmen von Seminaren Dies bietet sich zum Beispiel bei gesund-

Langfristige Finanzierung sichern Fuumlr eine langfristige und umfassende Umsetzung von SGM in die Management-prozesse (etwa Fuumlhrung Leitbild Grundordnung Lehre) und als Teil der Hochschulkultur ist es notwendig eine

heitsnahen Studiengaumlngen an Das Potenzial findet sich auch in anderen Fachdisziplinen (beispielsweise in Paumldagogik Medien und Musik) Es eignen sich auch Studien- und Ab-schlussarbeiten Studierende haben so die Moumlglichkeit ihre Bedarfe und Beduumlrfnisse zu aumluszligern Kompetenzen im Pro-jektmanagement und in der

langfristige Finanzierung zu si-chern Projektbezogene Unter-stuumltzung von internen und externen Partnerinnen und Partnern ist haumlufig Um laumlnger-fristig denken planen und handeln zu koumlnnen ist die Aus-handlung einer langfristigen Fi-nanzierung mit den Partnerin-nen und Partnern sinnvoll Ein festes Budget im Rahmen des

Forschung zu gewinnen und aktiv ihr SGM mitzugestalten Die Qualifizierung von Studierenden auf diesem Weg ist langfristig sinnvoll Es gilt jedoch die Arbeitszeit und -kraft der Studierenden wertzuschaumltzen und die Projekte durch Lehrende begleiten zu lassen

Mit Sponsorinnen und Sponsoren und Unterstuumltzerinnen und Unterstuumltzern ist vorher genau zu pruumlfen und dialogo-rientiert Transparenz daruumlber zu schaffen welchen Nutzen die Partnerinnen und Partnern sich erhoffen und welches Interesse sie in einem SGM verfolgen

Hochschuletats ist mitunter ein schwieriges Unterfangen waumlre jedoch ein anzustrebendes Ziel Hier empfiehlt es sich die Hochschulleitung fruumlhzeitig in langfristige Planungen des SGM einzubeziehen SGM in die Corporate Identity einzubinden waumlre dabei sehr hilfreich Uumlber einen Posten im Hochschulbudget sollten alle entstehenden Kosten fuumlr die operative inhaltliche Umsetzung (Koordination) sowie die geplanten Maszlignahmen gedeckt werden Einzelne Projekte koumlnnen ergaumlnzend gut von Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartnern unterschiedlicher Art (etwa Sozial-versicherungstraumlger lokale Geschaumlftsleute Ministerien Stiftungen) unterstuumltzt werden

Spezifika und Handlungsfelder Studierende stellen in vielerlei Hinsicht eine heterogene Population dar Bereits mit Blick auf die Studienaufnahme und die Studienfachwahl finden sich unter ihnen voumlllig unterschiedliche Motive (Scheller et al 2013) An die Hochschule kommen Studierende mit ganz individuellen Er-fahrungshintergruumlnden Voraussetzungen und Gewohnheiten sowie spezifischen Erwartungen und Intentionen (Henke et al 2014) Daraus ergeben sich die unter-schiedlichsten Bedarfe und Beduumlrfnisse die es bei der Planung und Gestaltung von Gesundheitsfoumlrderungsmaszlignahmen angemessen zu beruumlcksichtigen gilt Die jeweilige Studienphase (wie Studieneingang oder Pruumlfungsphase) sowie beson-dere Lebenssituationen (wie gesundheitliche Beeintraumlchtigung familiaumlre Ver-pflichtungen) erweitern diese Bedarfs- und Beduumlrfnislage um wesentliche Facet-ten Als weitere potenzielle Einflussgroumlszligen im Hinblick auf Anforderungen an Gesundheitsfoumlrderungsmaszlignahmen werden in der Literatur fuumlr Studierende nachfolgende Faktoren diskutiert Alter Geschlecht Nationalitaumlt ethnische Zugehoumlrigkeit Studienfach sowie Art des Studiums (Steptoe et al 2002 Stock et al 2003 Dunne Sommerset 2004 Wardle et al 2004)

Studierende sind nur fuumlr eine begrenzte Dauer an Hochschulen Die mittlere Gesamtstudiendauer bei Bachelorabschluumlssen betraumlgt 72 Semester die mittlere Gesamtstudiendauer fuumlr Masterabschluumlsse 113 Semester (Buschle Haumlhnel 2016) Hochschulen sehen sich daher vor der Herausforderung die Gesundheit und persoumlnliche Entwicklung von Studierenden innerhalb eines relativ kurzen Zeitrau-mes durch die Bereitstellung externer Ressourcen und die Staumlrkung interner Ressourcen nachhaltig zu foumlrdern Die kurze Verweildauer von Studierenden an der Hochschule hat zur Folge dass sich die Studierendenschaft als Endadressa-tengruppe staumlndig wandelt Von den fortlaufenden personellen Veraumlnderungen bleiben auch die studentischen Vertretungen und Hochschulgruppen nicht unbe-ruumlhrt was bei einer Zusammenarbeit beruumlcksichtigt werden sollte

Studierende koumlnnen verschiedene aufgabenabhaumlngige Rollen an der Hochschule einnehmen (Erhardt 2011) So stellt die Hochschule fuumlr Studierende im Sinne von Lehrveranstaltungsbesuchen und Pruumlfungen zunaumlchst einmal nur einen Ausbil-dungsort dar waumlhrend studentische und wissenschaftliche Hilfskraumlfte zudem in einem Beschaumlftigungsverhaumlltnis mit der Hochschule stehen Als ehrenamtliche Veranstalter extracurricularer Aktivitaumlten tragen Studierende gar auf administra-tiver Ebene zur Aufgabenerfuumlllung der Hochschule bei Studierende nutzen als Kundinnen und Kunden zudem sonstige Dienstleistungsangebote der Hochschule Die Aufgabe des studentischen Gesundheitsmanagements besteht darin den Bedarfen moumlglichst all dieser Studierendengruppierungen gerecht zu werden

Philip Bachert Projektverantwortli-cher des SGM-Projektes bdquoMyHealth Gesund studieren am KITldquo am Karlsruher Institut fuumlr Technologie

Bildungspolitisches Ziel ist es allen Studierenden die gleichen Chancen auf einen erfolgreichen Studienabschluss zu gewaumlhren Es hat sich gezeigt dass allem voran eine gelungene soziale und akademische Integration der Studieren-den in das Hochschulsystem Studien-abbruumlche verhindern kann (Braxton et al 1997) Laut Tinto (1988) muumlssen sich Studierende mit der Aufnahme eines Studiums zunaumlchst von ihren bisheri-gen Kontexten loumlsen (etwa Abkapse-lung vom Elternhaus) im Zuge des Uumlbergangs in den tertiaumlren Bildungsbe-reich eine Orientierungsphase durch-laufen (wie Knuumlpfung neuer Kontakte) um schlieszliglich vollstaumlndig in der Le-benswelt Hochschule anzukommen Die Implementierung einer Willkommens-kultur fuumlr Erstsemester scheint daher aumluszligerst sinnvoll Daruumlber hinaus sind auch nicht direkt mit den Inhalten des Studiums verbundene Aspekte wie etwa finanzielle Schwierigkeiten im Zusammenhang mit dem Studiener-folg relevant (Huumlther Kruumlcken 2016)

28 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

An dieser Stelle ergeben sich zahlreiche potenzielle Handlungsfelder fuumlr Hoch-schulen zur gesundheitsfoumlrderlichen Gestaltung von Lern- Arbeits- und Lebensbedingungen fuumlr Studierende Zu den Hauptinterventionsfeldern der Gesundheitsfoumlrderung im Setting Hochschule zaumlhlen das physische (etwa Campusgestaltung) und das soziale Umfeld (etwa soziale Unterstuumltzung durch Peers) das Arbeits- und Lernum-feld (etwa Zugaumlnglichkeit von Pflichtver-anstaltungen) der Dienstleistungssektor (etwa Gesundheitssportangebote) sowie die Individuumsebene (AGH 2012) Verhaltensbezogene Maszlignah-men orientieren sich in erster Linie an den klassischen Public-Health-Betaumlti-gungsfeldern Bewegungsfoumlrderung Stressbewaumlltigung Ernaumlhrungs- und Gesundheitskompetenzbildung Sucht-mittelpraumlvention Sexualaufklaumlrung und Praumlsentismusvermeidung Dane-ben spielen zielgruppenspezifische Angebote im Bereich der Lernberatung des Schluumlsselqualifikationserwerbs und mit Blick auf Vereinbarkeit von Studium Einkommenserwerb und Privatleben eine nicht unwesentliche Rolle Gerade letzteren kommt eine hohe Bedeutung zu da Mehrfachbelastungen und die damit verbundene Beanspruchung haumlufig zu Beeintraumlchtigungen der Studierfaumlhigkeit und der eigenen Ge-sundheit fuumlhren (Hurst et al 2013) Uumlberdies haben Qualitaumltsaspekte des Studiengangs wie beispielsweise die Betreuungssituation und Ausstat-tungsmerkmale sowie allem voran die

Organisation und Qualitaumlt der Lehre einen maszliggeblichen Einfluss auf die Gesundheit von Studierenden (Winter 2011) Bemuumlhungen die auf die Verbes-serung der Studien- und Pruumlfungsor-ganisation abzielen sollte daher beson-deres Augenmerk zuteilwerden

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Fachbereiche mit Gesundheitsbezug koumlnnen

einem SGM wichtige Impulse verleihen

Henning Blumenroth Wissenschaftli-cher Mitarbeiter des Hochschulsports an der Goethe Universitaumlt Frankfurt am Main und von 2015 bis 2018 Projektkoordina-tor des SGM an der TU Kaiserslautern

Schnittstellen bei der Entwicklung und Umsetzung eines SGM an Hoch-schulen Schnittstellen sind eine in-haltliche Verbindung zwischen zwei oder mehreren Organisationseinheiten Bei dem Querschnittsthema Gesundheit an Hochschulen zeigt sich dass viele verschiedene Organisationseinheiten Schnittmengen im Gesundheitsmanage-ment insbesondere fuumlr Studierende haben Unabhaumlngig von der Verortung des SGM spielt die Vernetzung zwischen den Schnittstellen eine entscheidende Rolle fuumlr das Gelingen eines SGM Diese am jeweiligen Standort zu identifizieren und gewinnbringend einzubinden ist bei dem Aufbau eines SGM empfehlenswert

Doch was sind die Schnittstellen inner-halb der Hochschule die fuumlr ein SGM relevant sind Manche Schnitt-stellen sind eher relevant fuumlr verhaumlltnispraumlventive Schritte andere eher fuumlr Maszlignahmen

Beduumlrfnisse aus dem SGM abgeleitet werden In manchen Hochschulen ist die Organisationsentwicklung Teilaufgabe der Personalentwicklung oder im strate-gischen Entwicklungsplan aufgegriffen

Die Ausgestaltung von Studiengaumlngen insbesondere die Gestaltung der Studi-enordnungen Curricula oder Pruumlfungs-angelegenheiten kann einen groszligen Einfluss auf die Gesundheit der Studie-renden haben

Forschung und Lehre in Fachbereichen mit Gesundheitsbezug koumlnnen sowohl einem SGM wichtige Impulse verleihen und mit der Expertise vor Ort professio-nell unterstuumltzen als auch das SGM als Forschungsfeld nutzen Dies kann zum Beispiel in Form von Studienarbeiten

tenspraumlventiven Maszlignahmenebene eine wichtige Rolle spielen etwa durch Be-ratungen zum Lernmanagement oder durch eine psychologische Beratungs-stelle Beratungsangebote koumlnnen auch verhaumlltnisorientiert in das SGM einflieszligen wenn die Einzelberatungsinhalte sys-tematisch ausgewertet und Schlussfol-gerungen der Analysen in die Umset-zung von SGM einbezogen werden

Sport und Bewegung ist ein Schnittstellenaspekt der haumlufig auf der verhaltenspraumlventiven

auf der Verhaltensebene Die Maszlignahmenebene vom Hoch-folgenden Schnittstellenthemen schulsport betreut wird jedoch sind in der Regel in verschiede- auch Einfluss auf die Verhaumlltnis-nen Organisationseinheiten an der Hochschule bereits angesie-delt und sollten bei der Entwick-lung eines SGM mitgedacht werden Die jeweils handelnden Akteu-rinnen und Akteure koumlnnen wichtige Partner oder selbst Teil des SGM an einer Hochschule sein

Relevante Schnittstellen In der Orga-nisationsentwicklung werden Entwick-lungs- und Veraumlnderungsprozesse in-nerhalb der Hochschulen eingeleitet die sowohl das Thema Studierendenge-sundheit beeinflussen als auch durch

oder Studienleistungen im Projektma-nagement uumlber Bachelor- und Master-arbeiten bis hin zu Promotionen im SGM geschehen

In der Regel gibt es an Hochschulen verschiedene Beratungsleistungen und gesundheitsfoumlrderliche Angebote die von unterschiedlichen Organisationsein-heiten angeboten werden Das Thema Beratung kann im SGM auf der verhal-

se der Hochschule haben kann

Die Entwicklung von Kompeten-zen oder persoumlnliche Weiterbil-

dung auszligerhalb der fachbezogenen Inhalte des Studiums koumlnnen im Rahmen einer Entwicklung der Gesundheits-kompetenz einen groszligen Stellenwert innerhalb des SGM einnehmen

Fuumlr das Thema Nachhaltigkeit insbe-sondere der sozialen Nachhaltigkeit ergeben sich eine Vielzahl von Uumlber-schneidungspunkten mit dem SGM

30 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Gleichstellung ist in Hochschulen immer ein relevantes Schnittstellent hema und wird in der Regel haumlufig organisationell mit Familienfoumlrderung zusammenge-fasst Einige Hochschulen haben das Zertifikat bdquofamiliengerechte Hochschuleldquo erworben dessen Inhalte das SGM ergaumlnzen

Diese Schnittstellen stellen eine Samm-lung dahingehend dar welche inhaltli-chen Uumlberschneidungspunkte mit Themen des SGM an den Hochschulen existieren Auf dieser Basis laumlsst sich eine Analyse vor Ort vornehmen um bei der Ausgestaltung des SGM bereits bestehende Aktivitaumlten und Angebote zu beruumlcksichtigen und gegebenen-falls einzubeziehen Die genannten Schnittstellent hemen sind jedoch nicht immer eindeutig einzelnen Organisati-onseinheiten an einer Hochschule zuzu-ordnen Eine Stakeholder -Analyse ist daher bei der Entwicklung eines SGM sinnvoll um wichtige Akteurinnen und Akteure am eigenen Standort identifi-zieren zu koumlnnen Diese sind sowohl in hauptamtlicher als auch in studenti-scher Funktion vor Ort aktiv und koumlnnen einen Beitrag zum SGM leisten Die fol-gende Aufstellung bietet einen Uumlber-blick daruumlber welche Akteurinnen und Akteure in der Hochschullandschaft aktuell an SGM mitwirken Die Auflistung in alphabetischer Reihenfolge stellt einen

Uumlberblick dar und erhebt keinen Anspruch auf Vollstaumlndigkeit Fuumlr eine detailliertere Auseinandersetzung mit einzelnen Akteurinnen und Akteuren siehe Seite 23 bdquoVeror-tung und Akteurinnen und Akteure des SGMldquo

bull AStA bull Bauabteilung bull Beauftragte fuumlr Gleichstellung Inklusion Diversity bull Beauftragte fuumlr Studierende mit Behinderung oder chronischer Erkrankung bull BGM bull Buumlro fuumlr Internationale Angelegenheiten bull Career Center bull Familienbuumlro bull Gesundheitswissenschaften Psychologie und Sportwissenschaft (SGM als

Forschungsfeld) bull Hochschulkommunikation bull Hochschulleitung bull Hochschulsport bull Nachhaltigkeitsbuumlro bull Organisationsentwicklung bull Personalentwicklung bull Psychologische BeratungsstelleSuchtberatung bull Sprecherinnen und Sprecher der Fakultaumltskonferenz bull Studiengangskoordinatorinnen und -koordinatorenStudiengangsmanagerin-

nen und Studiengangsmanager bull StudierendenparlamentStudierendenrat bull StudierendenwerkMensa bull Vertreterinnen und Vertreter der Fachschaften bull Zentrale Studienberatung bull Zentrum fuumlr Schluumlsselqualifikationen

Weitere Akteurinnen und Akteure die ihren Aufgabenschwerpunkt klar im BGM verortet haben aber durchaus auch einbezogen werden koumlnnen sind

bull Abteilung fuumlr Arbeitsschutz bull Betriebsaumlrztlicher Dienst bull Jugend- und Auszubildendenvertretung bull Mitarbeiter- und Konfliktberatung bull Personalraumlte (Gesamt- und Teilpersonalraumlte) bull Schwerbehindertenvertretung

5 Theorie und Praxis Was ist bei der Umsetzung zu bedenken

Planung Planung ist das A und O denn sie entscheidet uumlber den erfolgreichen Verlauf eines Projektvorhabens und haumlufig auch uumlber den Grad der Zufriedenheit der Mitwirkenden am Projekt selbst Sie bezieht sich auf alle Phasen des Public Health Action Cycles also auf Analyse Interventionsplanung Intervention und Evaluation (Rosenbrock 1995) (siehe Seite 36 bdquoAnalyseldquo Seite 38 bdquoInterventionsplanungldquo Seite 39 bdquoInterventionen und Maszlignahmenldquo und Seite 42 bdquoEvaluationldquo)

Zum Standard einer Projektumsetzung gehoumlrt es ein Gremium zu bilden das sich auf die Projektziele bdquocommittedldquo und mit entsprechender Entscheidungskompetenz ausgestattet ist Mit bdquoCommitmentldquo ist hier gemeint sich gemeinschaftlich auf Ziele zu einigen und sich verbindlich zum Projekt zu bekennen Dies bedeutet auch sich auf die Art und Weise der Zusammenarbeit zu verstaumlndigen zum Beispiel loumlsungs-orientiert loyal und kooperativ miteinander umzugehen und die Form des Umgangs mit auftretenden Schwierigkeiten und Konflikten abzustimmen

In das Gremium sollten Akteurinnen und Akteure verschiedener Statusgruppen einbezogen werden wie zum Beispiel Studierende und deren Vertreterinnen und Vertreter Lehrende und auch Personen in Leitungspositionen (siehe Seite 23 bdquoVer-ortung und Akteurinnen und Akteure des SGMldquo)

Die aktive und bewusste Beteiligung und Partizipation der Zielgruppe sprich der Studierenden sollte von Anfang an mitgedacht werden Um SGM erfolgreich um-zusetzen und Studierende wirklich fuumlr das Thema zu begeistern sollten ihnen Gestaltungsspielraumlume eroumlffnet werden Daher sollten Studierende und ihre Ver-tretungen in alle Prozesse Entscheidungen Arbeitsgruppen und Gremien die SGM betreffen einbezogen werden Echte Partizipation kann eine Identifikation mit dem SGM unterstuumltzen und positive Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden wahrscheinlicher machen Gerade der direkte Blick der Studie-renden oder deren Vertretungen auf den Alltag und deren Wissen um ganz konkrete und dringende Fragestellungen und Probleme sind von Anfang an unverzichtbar (siehe Seite 45 bdquoPartizipationldquo)

Im Projektverlauf aumlndern sich nicht selten Aufgaben- und Rollenverteilung Sie sollten deshalb immer wieder hinterfragt werden Sind die Aufgaben Verant-wortlichkeiten und Rollen klar definiert Wer uumlbernimmt was bis wann Zur Aufgaben- und Rollenverteilung gehoumlrt auch erreichte Ziele in den Gremiums-sitzungen meilensteinartig darzustellen und zu wuumlrdigen sowie Huumlrden und Problemstellungen gemeinsam zu reflektieren

Sabine Koumlnig Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Ines Niemeyer Freie Mitarbeiterin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Dr Brigitte Steinke Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

32 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Ein Zielfindungsworkshop foumlrdert das Commitment

der Projektbeteiligten

In der Eingangsphase des Projektes ndash und dieser Schritt ist keinesfalls ersetzbar ndash gilt es uumlbergeordnete Ziele im Einver-nehmen aller zu finden und zu definieren Durch das Festlegen von Zielen wird klar definiert was erreicht werden soll und kann Auszligerdem dienen festgelegte Ziele als Kriterien fuumlr die Evaluation Gerade dieser erste Schritt erweist sich in der Umsetzung wie in betrieblichen Kontexten auch als schwierig In der Praxis hat sich ein Zielfindungsworkshop bewaumlhrt Manche Projektgruppen entscheiden sich fuumlr Tagesworkshops oder nehmen sich gar eineinhalb bis zwei Tage Zeit Dies ist gut investierte Zeit in das Gesamtprojekt und das Commitment der Projektbeteiligten

Ziele und deren Kennzahlen sollten moumlglichst prozessbezogen beziehungsweise ergebnisbezogen formuliert sein Seibold et al (2010) verweisen dabei auch auf die Unterscheidung von langfristigen Oberzielen und kurz- oder mittelfristigen Unter-zielen Das hat fuumlr die praktische Planung und Umsetzung direkte Auswirkungen Langfristige Ziele koumlnnten zum Beispiel sein Bekanntheitsgrad des Themas in der Hochschule Beteiligungsquote an Maszlignahmen oder geringeres Stress-empfinden in Pruumlfungsphasen der Studierenden

Prozessbezogene Ziele koumlnnten sich auf die Umsetzung also zum Beispiel auf das Einbeziehen von Schluumlsselakteurinnen und -akteuren oder die Umsetzung von Interventionen beziehen oder auf die Zielgruppenerrei-chung zum Beispiel die Akzep-tanz der Interventionen

Ergebnisorientierte Ziele sind zum Beispiel die Zunahme von Gesundheitswissen und gesundheitsfoumlrderlichem Verhalten der Studierenden oder auch strukturelle Veraumlnderungen in Pruumlfungsablaumlufen

Grundsaumltzlich sollten festgelegte Ziele SMART-Kriterien erfuumlllen Sie sollten spezifisch messbar attraktiv realistisch und ter-minorientiert sein

Abgeleitete Ziele und Zielaspekte orientieren sich an einzel-nen Gruppen von Studierenden Beispielsweise laumlsst sich nach sportlich aktiven Studierenden und sportlich inaktiven Studierenden unterscheiden oder danach ob sich Studierende bereits mit ihrer Gesundheit befassen beziehungsweise dieses noch nicht tun (Seibold et al 2010)

Man kann zwischen Faumlchergruppen dem Geschlecht oder der Studienart (Vollzeit- oder Teilzeitstudium) unterscheiden nach Studieneingangs- beziehungsweise Studienausgangs-phase nach Semesterphasen mit Semesterferien oder mit Pruumlfungsschwerpunkten

Insofern ist der geplante Zeitpunkt einer Maszlignahme relevant fuumlr deren Beteiligungserfolg und die Wirksamkeit Es sollte durchdacht werden wann welches Thema gesetzt wird Bei-spielsweise koumlnnte zu Beginn des Studiums bei der Zielgrup-pe der Erstsemester das Thema bdquoOrientierung im Studiumldquo gesetzt werden vor Pruumlfungsphasen lohnt es das Thema Stressbewaumlltigung anzubieten Fuumlr Studierende die kurz vor dem Abschluss stehen koumlnnte das Thema Berufswahl interessant sein

In der Realitaumlt kommt es auch vor dass zum Beispiel durch Semesterzyklen Leerlauf im Projekt entsteht Es ist wichtig sich dessen bewusst zu wer-den und sinnvoll die zeitunab-haumlngigen Aufgaben im Projekt fuumlr solche Phasen einzuplanen

Sind Ziele und Zielgruppe defi-niert geht es darum saumlchliche personelle und finanzielle Mittel den einzelnen Schritten zur Zielerreichung zuzuord-nen Dies setzt natuumlrlich voraus dass man eine grundsaumltz-liche Mittelplanung bei der Einwerbung beziehungsweise Beantragung des Projektes vorgenommen hat (siehe Seite 25 bdquoFinanzielle und personelle Ressourcenldquo)

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Was entscheidet uumlber den Erfolg der Planungsphase Ein erster Schritt zu Beginn eines Projektes besteht immer darin zunaumlchst zu ermitteln was es bereits an Strukturen Einrich-tungen Maszlignahmen Angeboten Dokumenten oder Weiterem im Umfeld zum Projektthema gibt Als Methode eignet sich hier beispielsweise ein Mindmap Anschlieszligend gilt es die Ergebnisse dahingehend zu bewerten inwiefern sie fuumlr einen erfolgreichen Projektablauf nuumltzlich sein koumlnnten (siehe Seite 29 bdquoSchnittstellenldquo) In diesem Kontext sollte auch betrach-tet werden welche sozialen oumlkologischen oumlkonomischen oder kulturellen Aspekte damit verbunden sind

Damit geplante Ziele und Interventionen von der Zielgruppe angenommen werden muumlssen diese attraktiv gestaltet sein Dazu ist es sinnvoll gemeinsam mit Studierenden interessante Themen und Methoden zu waumlhlen beispielsweise Interventi-onen an Orten an denen sich Studierende oft aufhalten die gut zu erreichen sind und zu passenden Uhrzeiten angeboten werden Auch Schnupper- oder Kompaktangebote koumlnnen dazu geeignet sein Das Erfolgspotenzial der Interventionen kann erhoumlht werden wenn bereits in der Planungsphase niedrigschwellige Zugangswege beruumlcksichtigt werden wie eine Ausstellung zum Thema ein Barcamp oder Aktionen auf dem Campus die auf Themen oder Interventionen aufmerksam machen

Wie immer kommt es auf die Form der Kommunikation und die Ansprache der Zielgruppe an In einer Werkstatt zum SGM haben Studierende Aspekte speziell dazu erarbeitet wie eine adaumlquate Kommunikation in die Studierendenschaft hinein gestaltet werden kann (siehe Siehe 16 bdquoKommunikationldquo)

Fuumlr die Ansprache der Studierenden sollten saumlmtliche Kanaumlle genutzt werden dabei immer passend wohl dosiert und fokus-siert auf das gewaumlhlte Medium und die jeweilige Information Dazu zaumlhlen beispielsweise das Internet Social Media Plakate Flyer und natuumlrlich auch die Face-to-Face-Kommunikation

Sind Studierende als Multiplikatorinnen Multiplikatoren und Botschafterinnen und Botschafter aktiv erleichtert das den Zugang zur Zielgruppe vor allem durch eine Face-to-Face-Kommunikation auf Augenhoumlhe (siehe TK LVG amp AFS 2018)

Erfahrungen zeigen dass es sinnvoll sein kann das Thema Gesundheit mit anderen Themen zu verknuumlpfen welche die Zielgruppe der Studierenden in ihrer Lebensphase besonders ansprechen und damit den Blick auf das Thema Gesundheit zu erweitern SGM-Projekte sind oft mit einem Logo oder einem Slogan verbunden der die Studierenden anspricht und breit und marketingwirksam bewirbt (siehe TK LVG amp AFS 2018)

Unvorhergesehenes im Projekt Eine Planung geht eigent-lich nur richtig gut auf wenn die Akteurinnen und Akteure des Projektes in der Lage sind mit Unvorhergesehenem adaumlquat umzugehen und Plaumlne flexibel an sich aumlndernde Gegeben-heiten anzupassen Das kann bedeuten Zielaspekte zu aumlndern oder anzupassen und sich von liebgewonnenen Gewohnheiten zu trennen

Literatur Rosenbrock R (1995) Public Health als soziale Innovation Gesundheitswesen (57) 140-144

Seibold C Loss J Nagel E (2010) Gesunde Lebenswelt Hoch-schule Ein Praxishandbuch fuumlr den Weg zur Gesunden Hochschu-le Techniker Krankenkasse (Hrsg) Veroumlffentlichungen zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement der TK Bd 23 Hamburg

TK ndash Techniker Krankenkasse LVG amp AFS ndash Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen (Hrsg) (2018) Gesundheitsmanagement fuumlr Studierende duz spezial Berlin Unter wwwgesundheitsfoerdern-de-hochschulendeInhalteO1_StartseiteduzSpecial_ M03_TK_230318pdf Zugegriffen 1892018

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ldquo

34 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Einfuumlhrung in den Public Health Action Cycle Eine Systematik zur Projektpla-nung fuumlr das Gesundheitsmanagement fuumlr Studierende an Hochschulen bietet der sogenannte bdquoPublic Health Action Cycleldquo der den Aktionsprogrammen der Weltgesundheitsorganisation und vielen weiteren gesundheitsbezogenen Projek-ten zugrunde liegt ndash so auch den Aktivi-taumlten des Netzwerks bdquoHealth Promoting Universitiesldquo

Dieser Zyklus gliedert sich in vier auf-einander folgende Schritte Der erste Schritt ist die Definition und Bestim-mung des zu bearbeitenden Problems (siehe Seite 36 bdquoAnalyseldquo) dem die Konzipierung und Festlegung einer zur Problembearbeitung geeignet erschei-nenden Strategie oder Maszlignahme folgt (siehe Seite 38 bdquoInterventionspla-nungldquo) Im dritten Schritt werden dann die Interventionen implementiert (Interventionsumsetzung) um im ab-schlieszligenden Schritt die durch die Inter-

PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Leiter des AB Public Health an der Freien Uni versitaumlt Berlin und verschiedener Projekte zur Gesundheitsberichterstat tung bei Studierenden sowie zum Studentischen Gesundheitsmanage-ment

Tino Lesener Wissenschaftlicher Mitarbeiter im SGM-Projekt bdquoHealthy Campus Freie Universitaumlt Berlin Gesund studieren

ventionen erzielten Wirkungen abzu-schaumltzen (siehe Seite 42 bdquoEvaluationldquo) Sollte das eingangs definierte Pro-blem nicht oder nur in Teilen geloumlst worden oder die Loumlsung mit uner-wuumlnschten Neben- beziehungsweise Folgewirkungen verbunden sein koumlnnten diese zum Gegenstand ei-nes neuen Durchlaufs dieses Zyklus fuumlhren

Im ersten Schritt ndash der Analyse ndash wird die gesundheitliche Situation der Studierenden an Hochschulen analysiert Hier gibt es verschiedene Ansaumltze die sich in ihrer Systematik unterscheiden Ausgangspunkte koumlnnen zum Beispiel Fokus-gruppen in einem Studienfach oder aber Statistiken uumlber die Inanspruchnahme hochschuleigener Beratungsangebote sein Da hier jeweils nur eine Auswahl Studierender beteiligt wird sind hier Erhebungsstrategien zu empfehlen die im Idealfall allen Studierenden einer Hochschule die Moumlglichkeit bieten Angaben zu ihrem Gesundheitszustand beziehungsweise zu ihrem Gesundheitsverhalten zu machen

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Analyse

Intervention

Interventionsplanung Evaluation

Sichtbar werden dabei in der Regel ver-schiedene Problembereiche die nach-einander bearbeitet werden sollten Im zweiten Schritt ndash der Interventionspla-nung ndash gilt es die identifizierten Proble-me zu priorisieren die Adressatengrup-pe fuumlr Interventionen zu bestimmen und Maszlignahmen auszuwaumlhlen die geeignet sind das jeweilige Problem zu loumlsen

Im dritten Schritt ndash der Intervention ndash gilt es die Maszlignahmen umzusetzen und deren Implementation zu begleiten Auch gute Plaumlne koumlnnen selten ohne

Abstriche umgesetzt werden Hier gilt es jeweils abzuschaumlt-zen ob diese den Interventionserfolg gefaumlhrden um dann die Plaumlne so zu modifizieren dass sie dennoch zielfuumlhrend bleiben

Im abschlieszligenden vierten Schritt ndash der Evaluation ndash wird im Rahmen einer Prozess- und Ergebnisevaluation beurteilt in-wieweit das eingangs definierte Problem behoben werden konnte War die Intervention erfolgreich und ohne uner-wuumlnschte Folge- und Nebenwirkungen so kann ein neues Problem bearbeitet werden Fiel der Erfolg geringer als ge-wuumlnscht aus koumlnnen die Maszlignahmen neu ausgerichtet werden und einen neuen Durchlauf des Zyklus anstoszligen

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36 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Analyse Um festzustellen wie gut der Gesundheitszustand von Studierenden einer Hochschule ist wo sich die Studie-renden wohlfuumlhlen und wo sie gesund-heitliche Einbuszligen berichten ist eine Analyse hilfreich Mit dieser kann dann bestimmt werden wo Interventionen sinnvoll und notwendig sind und wie sie sich zielfuumlhrend und gewinnbringend gestalten lassen Hier helfen drei Fragen

1) Wer berichtet eine gute Gesundheit und wer gesundheitliche Einbuszligen

2) Was verursacht das Wohl- oder Miss-befinden und was erhaumllt es aufrecht

3) Wo besteht Veraumlnderungsbedarf

Diese Fragen koumlnnen in einer Bestands-aufnahme adressiert werden fuumlr die unterschiedliche Erhebungsverfahren eingesetzt werden koumlnnen Vorgestellt werden hier Befragungen Fokusgruppen Experteninterviews und Netzwerkana-lysen in ihren bevorzugten Anwen-dungskontexten

Online- und Offline-Befragungen Uumlber die Verbreitung und Verteilung von Gesundheitsrisiken und -chancen verbunden mit der Moumlglichkeit Ursa-chen Folgen sowie krankheitsassozi-ierte Faktoren aufzudecken informieren flaumlchendeckende Erhebungen bei Stu-dierenden einer Hochschule oder einer Region Hochschulbezogene Befragun-gen wie zum Beispiel der University Health Report an der Freien Universitaumlt Berlin oder der TU Kaiserslautern sowie die bundesweite Befragung zur Gesund-heit Studierender in Deutschland 2017 buumlndeln demografische Merkmale po-sitive und negative Gesundheitsindika-toren Ressourcen und Anforderungen der Studiensituation sowie das Gesund-heitsverhalten Damit stehen neben lokalen Daten auch hochschuluumlbergrei-fende Referenzwerte zur Verfuumlgung Mit gleicher Instrumentierung lassen sich diese an der eigenen Hochschule reproduzieren und somit in einem Wertevergleich Handlungsbedarf fest-stellen Die breite Instrumentierung er-laubt es mit Gesundheitsrisiken assozi-ierte Faktoren aufzudecken und fuumlr Interventionen zugaumlnglich zu machen So wird dann beispielsweise nicht nur das Stresserleben Studierender zum Thema sondern auch damit assoziierte Merkmale der Studiensituation wie zum Beispiel der Zeitaufwand fuumlr das Studi-um die Pruumlfungslast oder der wahrge-nommene Zeitdruck Bei wiederholten

PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Leiter des AB Public Health an der Freien Uni versitaumlt Berlin und verschiedener Projekte zur Gesundheitsberichterstat tung bei Studierenden sowie zum Studentischen Gesundheitsmanage-ment

Christine Wolter Wissenschaftliche Mitarbeiterin im SGM-Projekt bdquoHealthy Campus Freie Universitaumlt Berlin Gesund studieren

Befragungen (Zwei-Jahresintervall) las-sen sich auch Trends und Veraumlnderun-gen feststellen um Fehlentwicklungen fruumlhzeitig zu erkennen und abzustellen

Fokusgruppen Fokusgruppen sind an Leitfragen orientierte moderierte Dis-kussionen mehrerer Studierender (sechs bis zwoumllf) zu einem gesundheitsbezo-genen Thema (siehe Seite 56 bdquoAnlage 1IVldquo) Dabei steht die Sichtweise und Bewertung eines Themas durch die Gruppe der Teilnehmenden im Vorder-grund Durch das Aufeinandertreffen auch kontroverser Ansichten erhoffen sich die Durchfuumlhrenden ein vertieftes Verstaumlndnis des Themas Fokusgruppen wurden bislang zum studentischen

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Gesundheitsmanagement eingesetzt um Themen rund um die Gesundheit Studierender (Ernaumlhrung Bewegung) oder die Organisation eines SGM an der Hochschule zu ergruumlnden Der besonde-re Wert der Fokusgruppen liegt darin aus studentischer Perspektive eine Viel-zahl an Vorschlaumlgen zur Loumlsung eines Problems zu sammeln

Expertinnen- und Experteninterviews Interviews mit Personen die aufgrund ihres Status oder ihrer Funktion in Bezug auf ein Thema uumlber ein besonderes (Uumlberblicks-)Wissen uumlber Erfahrungen oder uumlber einen privilegierten Zugang zu Informationen verfuumlgen werden als Expertinnen- und Experteninterviews bezeichnet Fuumlr ein studentisches Ge-sundheitsmanagement sind dies in erster Linie die Studierenden selbst die neben ihrem eigenen Wissen und ihren Erfahrungen auch die von Mitstudie-renden einbringen koumlnnen Wenn sie zusaumltzlich in Hochschulstrukturen ein-gebunden sind (wie Fachschaft Aus-bildungskommissionen) verfuumlgen sie daruumlber hinaus aufgrund ihres Engage-ments uumlber einen privilegierten Zugang zu Informationen uumlber beispielsweise gesundheitliche Belastungen und Res-sourcen von Mitstudierenden oder suboptimale Studienbedingungen Wei-tere Expertinnen und Experten sind Personen die aufgrund ihrer Funktion an Schnittstellen in Lehre und Verwal-tung fuumlr Studierende zustaumlndig sind

Neben Lehrenden sind dies diejenigen die Lehrangebote planen und organi-sieren aber auch Mitarbeitende aus Serviceeinrichtungen fuumlr Studierende (Informations- und Beratungsangebo-te) Pruumlfungsbuumlros dem Hochschul-sport den Mensen Bibliotheken und so weiter Das Patchwork verschiedener Perspektiven ermoumlglicht Bereiche zu identifizieren in denen Optimierungs-potenzial besteht

Tagebuchstudien Tagebuchstudien ermoumlglichen Aussagen uumlber die Konti-nuitaumlt und Regelmaumlszligigkeit von Er-eig-nissenSituationen und geben ei-nen differenzierten Einblick in Abfolgen von Ereignissen und Befinden Kalenda-rische Tagebucheintraumlge zur Zeitver-wendung von Studierenden geben einen guten Einblick in das Ausmaszlig und die Verteilung studienbezogener Arbeiten uumlber Tage und Wochen Ergaumlnzt um Angaben zum Stresserleben in einer Woche laumlsst sich dieses mit vorherge-henden Aktivitaumlten in Verbindung bringen Themen von Tagebuchstudien mit Studierenden sind zum Beispiel Substanzkonsum in Folge von Studien-leistungen Emotionen und deren Regulation in Lern- und Leistungssitu-ationen das Studierverhalten sowie Stresserleben und Snacken

Netzwerkanalysen Die (soziale) Netz-werkanalyse ermoumlglicht die Erfassung und Analyse sozialer Beziehungen So kann zum einen das Netzwerk selbst Gegenstand sein (Groumlszlige Dichte) die Anforderungen aus dem Netzwerk (Kontaktaufbau und -pflege) es koumlnnen aber auch Konflikte und Unterstuumltzung zum Gegenstand werden Ausgehend von der Annahme dass eigene Einstel-lungen Orientierungen und Verhaltens-weisen staumlrker von Personen gepraumlgt werden mit denen man sich verbunden fuumlhlt wird die Bedeutung des Netzwerks fuumlr das Studier- und Leistungsverhalten aber auch fuumlr das Gesundheits- und Risikoverhalten (Bewegung Ernaumlhrung Substanzkonsum) hervorgehoben

Das Community Mapping oder auch Photovoice sind Erhebungsformen die visuelle Dokumentation und Erzaumlhlung miteinander verbinden zu denen es bislang noch wenige Erfahrungen in Projekten zum studentischen Gesund-heitsmanagement gibt

38 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Interventionsplanung Der Analyse schlieszligt sich in der Regel die Interventi-onsplanung an Wurde beispielsweise aus Kapazitaumlts- oder Zeitgruumlnden keine hochschuleigene Analyse durchgefuumlhrt kann auf bereits bestehende Analysen zuruumlckgegriffen werden (zum Beispiel Gruumltzmacher et al 2018 bdquoGesundheit Studierender in Deutschland 2017ldquo) Wichtig ist jedoch vor Ort qualitativ Ansatz-punkte fuumlr Interventionen zu unterlegen beispielsweise durch Fokusgruppen oder strukturierte Interviews

In vielen Settingprojekten gibt es bereits in der Analysephase kleinere Interventionen die auf das Thema aufmerksam machen wie beispielsweise ein Gesundheitstag speziell fuumlr Studierende

Bei der Planung handelt es sich nicht um einen rein formalen Akt Das ergibt sich schon allein aus der Tatsache dass hier die Weichen dafuumlr gestellt werden was im Setting genau passieren soll Es geht um die Sichtbarkeit und um die Wirksamkeit So ist die Analyse selbst bereits eine starke Intervention Sie laumlsst die Akteurinnen und Akteure des Settings aufhorchen bdquoHier passiert etwas meine Gesundheit und mein Wohlbefinden werden wichtigldquo

Wie kann man konkret vorgehen Seibold et al (2010) empfehlen in einem ersten Schritt relevante Themen aus den Analyseergebnissen abzuleiten und zu reflektieren welche Bedeutung und Wichtigkeit diese Themen in der Kulturlandschaft der Hoch-schule einnehmen Welche Zielgruppe ist betroffen Wie muss die Kommunikation aussehen um die Gruppe zu erreichen Auch ist zu bedenken ob man beispielsweise einen Studiengang anspricht oder eine darin sich befindende besonders belastete Gruppe Moumlglicherweise beziehen sich die Interventionen auch auf andere Status-gruppen die in der Lehre oder an einer Schnittstelle zu den Studierenden taumltig sind In dieser Phase werden haumlufig Fokusgruppen durchgefuumlhrt um qualitativ weitere Aspekte zu Ressourcen und Belastungen zu gewinnen (siehe Seite 56 bdquoAnlage 1IVldquo)

Daraufhin folgt eine Priorisierung der ermittelten Gesundheitsthemen und eine Definition der angestrebten Ziele (kurz- mittel- und langfristig siehe Seite 31 bdquoPlanungldquo) Mit der Priorisierung der Gesundheitsthemen ist die Definition der zu erreichenden Zielgruppen verknuumlpft Wo brennt es am meisten Welche Themen sind auch der Hochschulleitung deutlich und wo bekommt man entsprechend Ruumlckenwind Wo koumlnnen (moumlglichst schnell) sichtbare Erfolge erzielt werden (sogenannte Quick-Wins) Gibt es Strukturen und Angebote die miteingebunden werden koumlnnen

Die geplanten Interventionen koumlnnen auf verschiedenen Ebenen ansetzen wie zum Beispiel auf der Individuumsebene dem physischen oder sozialen Umfeld dem Arbeits- und Lernumfeld oder Dienstleistungssektor (siehe Seite 27 bdquoSpezifika und Handlungsfelderldquo) Sie sollten sowohl auf der Verhaumlltnis- als auch auf der Verhalten-sebene greifen und die Ebenen bestenfalls miteinander verzahnen (Altgeld und Kolip 2014) Speziell in Bezug auf die Ableitung von Maszlignahmen die die Verhaumlltnisse ange-

Sabine Koumlnig Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Ines Niemeyer Freie Mitarbeiterin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Dr Brigitte Steinke Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

hen ist es wichtig die Verantwortlichen einzuladen die fuumlr die Gestaltung der Strukturen in der Hochschule Entschei-dungsbefugnisse haben beispielsweise den Prorektoren fuumlr Studium und Lehre wenn es um die Ausgestaltung von Pruuml-fungsphasen geht

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Einen nicht unerheblichen Einfluss auf den Erfolg des Projektes haben die zur Verfuumlgung stehenden finanziellen und perso-nellen Mittel (siehe Seite 25 bdquoFinanzielle und personelle Res-sourcenldquo) Sie sind entscheidend fuumlr den Umfang der anvisier-ten Interventionen und sollten im Laufe des Projektes stetig uumlberpruumlft werden

Es hat sich bewaumlhrt Studierende zu befaumlhigen als Multiplika-torinnen und Multiplikatoren im Themenfeld Gesundheitsfoumlr-derung taumltig zu werden und das Projekt auch im Sinne der Partizipation (siehe Seite 45 bdquoPartizipationldquo) zu bereichern Mit diesem Empowerment wird die Selbstbestimmung und Eigenverantwortung der Studierenden gestaumlrkt und erhoumlht Dies wirkt an sich schon gesundheitsfoumlrderlich (Frost und Mierke 2013 Zimmermann 2000)

Im Laufe der Interventionsplanung sollten priorisierte Ziele nicht aus dem Blick geraten Ziele und Zielgruppen gilt es regelhaft zu uumlberpruumlfen und anzupassen

Literatur Altgeld T Kolip P (2014) Konzepte und Strategien der Gesundheitsfoumlrderung In Hurrelmann K Klotz T Haisch J (Hrsg) Lehrbuch Praumlvention und Gesundheitsfoumlrderung 4 Auflage Bern Verlag Hans Huber Seite 45-57

Frost B Mierke K (2013) Stresserleben und Stressbewaumlltigung bei Studierenden Funktionale und dysfunktionale Strategien und weitere Einflussvariablen Journal of Business and Media Psychology (1) 13ndash24

Gruumltzmacher J Gusy B Lesener T Sudheimer S Willige J (2018) Gesundheit Studierender in Deutschland 2017 Ein Kooperati-onsprojekt zwischen dem Deutschen Zentrum fuumlr Hochschul-und Wissenschaftsforschung der Freien Universitaumlt Berlin und der Techniker Krankenkasse Unter wwwfu-berlindege-sund-studieren Zugegriffen 20112018

Seibold C Loss J Nagel E (2010) Gesunde Lebenswelt Hochschu-le Ein Praxishandbuch fuumlr den Weg zur Gesunden Hochschule Techniker Krankenkasse (Hrsg) Veroumlffentlichungen zum Be-trieblichen Gesundheitsmanagement der TK Bd 23 Hamburg

Zimmerman BJ (2000) Self-Efficacy An Essential Motive to Learn Contemporary Educational Psychology 25 (1) 82ndash91 doiorg101006ceps19991016

Interventionen und Maszlignahmen Nachdem Interventionen und Maszlignahmen geplant wurden (siehe Seite 38 bdquoInterventi-onsplanungldquo) geht es an die Umsetzung dieser Im Folgenden werden verschiedene Beispiele fuumlr Interventionen auf verschie-denen Ebenen und in unterschiedlichen Handlungsfeldern dargestellt (siehe Seite 27 bdquoSpezifika und Handlungsfelderldquo) Idealerweise werden verhaumlltnis- und verhaltensorientierte In-terventionen miteinander verzahnt Diese sind nicht immer klar voneinander getrennt es koumlnnen sich Schnittmengen ergeben

Beispiele fuumlr verhaumlltnisorientierte Interventionen Unter verhaumlltnisorientierten Interventionen versteht man jene Inter-ventionen die sich auf die strukturelle Ebene beziehen und somit das Umfeld von Personen einschlieszligen

Physisches Umfeld An der Universitaumlt Wuppertal wurden neue Entspannungs- und Ruumlckzugsareale im Studien- und Ar-beitsumfeld geschaffen Dazu wurde beispielsweise ein Haumlngemattenpark mit Strandkoumlrben und Liegestuumlhlen zur Erholung im Freien eroumlffnet Ebenfalls wurde den Hochschul-angehoumlrigen ein Snoozle-Raum zur Verfuumlgung gestellt um sich zu entspannen oder eine kreative Auszeit vom Alltag zu nehmen Des Weiteren hat die Hochschule eine Lehrkuumlche eingerichtet in der insbesondere Studierende ernaumlhrungsspezifisches Wissen in Theorie und Praxis vermittelt bekommen (www gesundeuni-wuppertaldeangeboteentspannung-rueck zugsareale-am-grifflenberghtml)

Soziales Umfeld An der TU Kaiserslautern (TUK) koumlnnen Stu-dierende einmal pro Woche hochwertigen Kaffee an einem selbstgebauten Fahrrad-Cafeacute kaufen Dieser wird nur in Es-pressokannen serviert sodass Studierende mindestens zu zweit bestellen muumlssen und die Pause gemeinsam auf der Wiese genieszligen bdquoTo goldquo-Becher werden nicht ausgegeben Dadurch wird der soziale Austausch miteinander gefoumlrdert Das sogenannte Cafeacute TUK TUK ist inzwischen an der Univer-sitaumlt eine Institution und traumlgt zur Entschleunigung und Erholung vom Studienalltag bei

40 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Das Cafeacute TUK TUK wird bereichert durch das Angebot eines Biobauern der regionales Obst und Gemuumlse auf dem Campus verkauft (wwwcampusplusuni-kldeprojekteaspx) Auch auszligerhalb des Studienalltags ermoumlglicht die TU Kaiserslautern den Studierenden ein soziales Miteinander Einmal pro Sommersemester wird in der Phase mit hohem Pruumlfungs-stress ein OpenStage organisiert Studierende koumlnnen dort bewusst auf andere Gedanken kommen und gemeinsam mit ihren Kommilitonen einen Abend verbringen Studierende ge-stalten fuumlr Studierende selbst das Programm (wwwcampus-plusuni-kldeeventsaspx)

Arbeits- und Lernumfeld Eines der Ziele des SGM am KIT besteht in der Etablierung einer bewegungsfreundlichen Lehr- und Lernkultur In diesem Zusammenhang wurden in Kooperation mit der Bibliothek des KIT mobile Schreib-tischaufsteller angeschafft die von Studierenden ausgelie-hen werden koumlnnen um so das Lernen im Stehen zu ermoumlg-lichen Des Weiteren wurde ein Campusplan angefertigt auf dem alle fuumlr Studierende zugaumlnglichen Steharbeitsplaumltze ersichtlich sind (wwwsportkiteduhochschulsportactivi-tykitphp)

Dienstleistungssektor Das Studierendenwerk der Universitaumlt Bonn bietet in der bdquoHealthy Campus Bonn Wocheldquo in Zusam-menarbeit mit dem Institut fuumlr Ernaumlhrungs- und Lebensmit-telwissenschaften ein ausgewogenes Healthy Campus Menuuml in allen Mensen der Universitaumlt an (wwwuni-bonnde einrichtungenpe-karrierehealthy_campus_bonnhealthy- campus-bonn-woche)

Eine Arbeitsgemeinschaft aus 57 unabhaumlngigen Studieren-denwerken hat das Projekt bdquomensaVitalldquo initiiert welches zum Beispiel an der Universitaumlt Paderborn und der Hochschule Fulda umgesetzt wird bdquomensaVitalldquo steht fuumlr frische aus-gewogene und zeitgemaumlszlige Speisen Es werden frische Kraumluter statt Wuumlrzmischungen verwendet und eine vitaminschonende und fettarme Zubereitung gewaumlhrleistet unter anderem dadurch dass auf frittierte und panierte Speisen verzichtet wird bdquomensaVitalldquo zeigt dass gesunde Ernaumlhrung lecker ist (wwwstudierendenwerk-pbdegastronomieweitere- angebotemensavital)

Individuelle Ebene An der TU Ilmenau wurde im Winterse-mester 201718 das Projekt bdquoSchritt fuumlr Schritt fitldquo ins Leben gerufen Ziel des Projektes ist es die Gesundheit der Men-schen in ihrem taumlglichen Umfeld zu foumlrdern die individuellen Ressourcen zu staumlrken und einen Risikofaktor der heutigen bdquoSitzgesellschaftldquo die mangelnde Bewegung abzubauen bdquoSchritt fuumlr Schritt fitldquo soll durch gezielt gesetzte visuelle Reize zu mehr Bewegung und koumlrperlicher Aktivitaumlt animie-ren Treppenaufkleber mit Spruumlchen wie bdquoGesuumlnder leben hellip Rezeptfrei hier im Treppenhausldquo oder bdquoHier entlang hellip fuumlr Fit-ness und Wohlbefindenldquo wollen zeigen dass schon wenige Schritte mehr am Tag einen wichtigen Beitrag zu mehr Gesund-heit leisten koumlnnen (wwwtu-ilmenaudeensfsf)

Strukturelle Ebene An der TU Kaiserslautern besteht ein Gremium bdquoStudierendengesundheitldquo Es setzt sich aus stu-dentischen Vertretern der Fachschaften des Studierenden-parlamentes des AStAs des SGM-Teams und hauptamtlichen Vertretern der Universitaumlt (psychologische Beratungsstelle BGM et cetera) zusammen Einmal im Semester informiert das SGM-Team das Gremium bdquoStudierendengesundheitldquo uumlber aktuelle Maszlignahmen und Themen Im Rahmen dieser Sitzun-gen werden Projektplaumlne gesundheitsrelevante Themen und anstehende Maszlignahmen diskutiert (wwwcampusplus uni-kldestudierendengesundheitaspx)

An der Universitaumlt Wuppertal gibt es die Service- und Bera-tungsstelle fuumlr Gesundheit bdquoBUWbewegtldquo Das ist eine zentra-le Anlaufstelle fuumlr alle Angehoumlrigen der Hochschule Es geht beispielsweise um Gesundheitsangebote Aktionen Bera-tung fuumlr Gesundheit Familie und mehr (wwwgesundeuni- wuppertaldewir-stellen-uns-vorhtml)

Beispiele fuumlr verhaltensorientierte Interventionen Unter verhaltensorientierten Interventionen versteht man Interventi-onen die sich auf die individuelle Ebene einer Person beziehen und an deren Verhalten ansetzen

Bewegungsfoumlrderung An verschiedenen Hochschulen koumlnnen Dozentinnen und Dozenten fuumlr ihre Vorlesung einen Pausenexpress buchen Eine Trainerin oder ein Trainer kommt daraufhin in die Vorlesung und fuumlhrt eine viertel Stunde lang Uumlbungen mit der Studierendengruppe durch (zum Beispiel wwwhochschulsportrwth-aachendecmsHSZSport Sportangebot~njofStudierenden-Pausenexpress)

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Die Universitaumlt Goumlttingen hat kostenfreie Angebote zur Bewe-gungsfoumlrderung der Studierenden geschaffen Es werden zum Beispiel Yoga in der Mittagspause Ruumlckenkurse Laufkurse Outdoortraining Mountainbiketouren et cetera angeboten zu denen sich die Studierenden online anmelden koumlnnen (wwwhealthycampus-goettingendeactivitieskursange-bot-2)

An der PH Heidelberg ist im Rahmen des SGM das Projekt bdquoKopfstehenldquo implementiert worden Es geht speziell um die Reduzierung sitzenden Verhaltens Studierender im Hoch-schulkontext ndash bdquoKopf-Stehenldquo Dafuumlr wurde zum Beispiel ein Stehlabor entwickelt bewegungsaktivierende Filme mit Dozie-renden in Vorlesungen und Seminaren gedreht und Studieren-de zu bdquoSitz-Steh-Bewegungsberaterinnenldquo weitergebildet (wwwph-heidelbergdekopf-stehenhtml)

Stressbewaumlltigung Die HTWK Leipzig integriert das Stress-bewaumlltigungsprogramm TK-MentalStrategien in die Lehre Fuumlr die Teilnahme an diesem Programm erhalten Studierende ECTS-Punkte Auch weitere Lehrveranstaltungen die auf die Gesundheitsfoumlrderung der Studierenden abzielen werden mit ECTS-Punkten versehen (wwwhtwk-leipzigdelebenund-du-somach-nen-punkt)

Ernaumlhrungs- und Gesundheitskompetenzbildung An der Georg- August- Universitaumlt Goumlttingen gibt es Kochkurse sowie Seminare und Workshops zum Thema (gesunde) Ernaumlhrung an denen die Studierenden kostenfrei teilnehmen koumlnnen (wwwhealthycampus-goettingendeactivitieskochen)

Schluumlsselqualifikationserwerb Das bdquohealthy Campus Pro-jektldquo der Universitaumlt Goumlttingen bietet ein Zertifikatsprogramm zum Thema Gesundheitskompetenz an In diesem koumlnnen Studierende Seminare zu den Themen Gesundheitsfoumlrderung Bewegung in Theorie und Praxis Ernaumlhrung Stressbewaumll-tigung et cetera belegen und dafuumlr ECTS-Punkte sammeln (wwwhealthycampus-goettingendeacademyschluessel kompetenzen)

Am KIT sind gesundheitsbezogene Themen Teil der Schluumls-selqualifikationslehre Damit gehoumlren sie zum Wahlpflichtbe-reich saumlmtlicher Studiengaumlnge und sind in die universitaumlre

Kernaufgabe bdquoLehreldquo integriert Im Programm des House of Competence (HoC zentrale Schluumlsselqualifikationseinrich-tung am KIT) werden unter anderem Veranstaltungen zum Lern- und Stressmanagement zur Gesunderhaltung im Leh-rerinnenberuf oder zum gesundheitsbewussten Miteinan-der in Studium und Beruf angeboten (studiumhockitedu) Daruumlber hinaus werden gezielt Inhalte aus dem SGM-Projekt bdquoMyHealthldquo (wwwmyhealthkitedu) als Anwendungsbeispiel in Schluumlsselqualifikationsseminare ndash zum Beispiel Projektma-nagementseminare ndash eingespeist So werden auch Studieren-de erreicht die nicht per se an gesundheitsbezogenen Fra-gestellungen interessiert sind Durch die Integration des Themas in die Schluumlsselqualifikationslehre werden Studieren-de in der Breite fuumlr das Thema bdquoGesund studierenldquo sensibili-siert und gleichzeitig an der Maszlignahmenentwicklung des SGM am KIT beteiligt

Suchtmittelpraumlvention Die Mitarbeitenden des bdquohealthy Campus Goumlttingenldquo sind auf Uni-Partys der einzelnen Fakul-taumlten unterwegs mit einem Alkoholtester Diesen duumlrfen die Studierenden freiwillig nutzen um ihr Bewusstsein hinsichtlich ihres Alkoholkonsums zu schaumlrfen Auszligerdem gibt es zu unter-schiedlichen Themen (zum Beispiel bdquoPsychische Gesundheitldquo bdquoSuchtverhaltenldquo) offene und kostenfreie Beratungsangebote die healthy hour (wwwhealthycampus-goettingendeacti-vitieshealthy-hour)

Im Rahmen des University Health Report wurde an der Freien Universitaumlt Berlin in Kooperation mit dem Bremer Leibniz-Ins-titut fuumlr Praumlventionsforschung und Epidemiologie (BIPS GmbH) eine Soziale-Normen-Intervention zur Reduktion beziehungs-weise Vorbeugung von riskanten Alkoholkonsummustern durchgefuumlhrt Der Soziale-Normen-Ansatz geht davon aus dass bei Studierenden soziale Beziehungen zu Peers und daraus hervorgehende Einfluumlsse (in Form der Wahrnehmung des Verhaltens anderer) eine Rolle fuumlr den Alkoholkonsum spielen Die systematische Uumlberschaumltzung des Alkoholkon-sums Mitstudierender steht dabei im Zusammenhang mit einem erhoumlhten eigenen Alkoholkonsum Der Evaluationsbericht der Intervention wurde online veroumlffentlicht (wwwewi-psyfu-berlin deeinrichtungenarbeitsbereicheppgmediapublikationen schriftenreiheISPI_Gesamtbericht_V09pdf)

42 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Evaluation Eine nachhaltige und langfristige Sicherung eines SGM erfor-dert eine Bewertung und Dokumenta-tion Andernfalls hat es bdquonicht stattge-fundenldquo beziehungsweise laumlsst es keine Schluumlsse uumlber den Erfolg oder Misser-folg zu Eine Darstellung des Nutzens und der Gruumlnde fuumlr eine Evaluation im SGM findet sich im folgenden Absatz bdquoHochschulen die SGM erfolgreich um-setzen bauen ihre Aktivitaumlten auf Be-darfs- und Beduumlrfnisanalysen auf und uumlberpruumlfen ihre Aktivitaumlten regelmaumlszligigldquo (TK LVG amp AFS 2018 Seite 8)

Der Nutzen von und Gruumlnde fuumlr eine Evaluation im SGM bull Steuerung des Gesamtprojektes SGM bull Verbesserung der Arbeit (Stolperstei-

ne Erfolgsfaktoren) bull Rechtfertigung der verwendeten

personellen und finanziellen Ressourcen

bull Legitimation der Vorgehensweise bull Dokumentation von Erfolgen bull Verbesserung der Akzeptanz des

SGM innerhalb der Hochschule bull Weiterentwicklung des SGM

Ein gutes praktisches Beispiel fuumlr ein Element einer gelungenen Planungs-evaluation und Dokumentation ist die sogenannte Wanderausstellung der TU Kaisers lautern Hier wurden die Ergeb-nisse des University Health Report (UHR) aufwendig aufgearbeitet und an-sprechend an allen Stellen des Campus praumlsentiert (siehe wwwuni-kldesgm poster-uhr-ergebnisse) Im Sinne der Planungsevaluation wurden die geplan-ten Interventionen mit diesen Analy-seergebnissen abgeglichen und ent-sprechend angepasst

Vorausgegangen ist dieser Analyse eine strategische Diskussion im Steuerungs-gremium wie der Prozess des SGM prin-zipiell evaluiert werden kann Unter anderem wurde hier vereinbart nach einem bestimmten Zeitablauf den UHR zu wiederholen um die Wirksamkeit des Projektes festzustellen und Anhalts-punkte fuumlr das Vorgehen zu erhalten (Ergebnisevaluation)

Evaluation (lateinisch valere = wert sein) bedeutet im allgemeinen Ver-staumlndnis bdquoBewertungldquo bdquoBeurteilungldquo Im wissenschaftlichen Sinne und Kon-text des SGM handelt es sich bei Evalua-tion um die systematische empirische Untersuchung und methodisch gesi-cherte Datenanalyse zur Bewertung der Gesamtkonzeption und Umsetzung des SGM innerhalb der Organisation Hochschule Im Sinne einer Erfolgskon-trolle wird mit der Evaluation die Frage beantwortet ob das angestrebte Ziel erfuumlllt wurde Gegenstand koumlnnen hier-bei die Planung selbst (Planungsevalua-tion) Strukturen fuumlr das beziehungs-weise des SGM (Strukturevaluation) die einzelnen Prozesse und Prozessablaumlufe des SGM (Prozessevaluation) die Kon-textfaktoren und Ressourcen fuumlr das SGM sowie die Ergebnisse insgesamt oder einzelner Projekte Interventionen und Maszlignahmen sein (Ergebnisevaluation)

Planungsevaluation (auch Strategie-evaluation genannt) Selbstreflexion anhand von strukturierten Fragestel-lungen bezogen auf die Planungsphase die noch vor der Umsetzung des Pro-jektes stattfindet Zum Beispiel Ist die Beduumlrfnislage der Studierenden in der Planungsphase ausreichend beruumlck-

Prof Dr med Eva Hungerland Wissenschaftliche Leitung des Gesundheitsmanagements der DHBW Stuttgart und fuumlr die Entwicklung des Studentischen Gesundheitsmanage-ments der DHBW mit verantwortlich

Jaqueline Metken Projektkoordinato-rin des bdquoDHBeWegt Dichldquo Projektes im Rahmen der Initiative bdquoBewegt Studieren

ndash Studieren bewegtldquo und Masterstudentin an der Berlin School of Public Health

sichtigt In der Planungsphase werden auch Ziele des SGM als messbare Indi-katoren (Kennzahlen) der Zielerrei-chung formuliert

Strukturevaluation Der Fokus liegt auf der Erhebung der Struktur des Settings Hochschule Die Analyse kon-zentriert sich somit auf die Eignung der (foumlrderbaren) Rahmenbedingungen des Settings Hochschule fuumlr das SGM Beruumlcksichtigt werden dabei die zur Verfuumlgung stehenden Ressourcen wie die vorhandenen Strukturen Gremien und Initiativen

Prozessevaluation Die Beurteilung erfolgt kontinuierlich waumlhrend des jewei-ligen SGM-Programms Es wird uumlber-pruumlft inwieweit der geplante Verlauf des Gesamtkonzeptes oder der einzelnen

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Teilprojekte erfolgt ist Moumlgliche Indikatoren sind beispiels-weise der Grad der Erreichung der Zielgruppe oder die Akzep-tanz der Maszlignahme

Ergebnisevaluation Evaluiert wird die Frage der Zielerrei-chung von kurz- mittel- und langfristigen Zielen des Gesamt-konzeptes SGM Dabei koumlnnen auch verschiedene Interventio-nen verglichen oder Effekte wie beispielsweise die Steigerung des Wohlbefindens durch die Maszlignahme evaluiert werden

Hierbei baut die Evaluation auf vorangegangene Phasen des Public Health Action Cycle auf (siehe Seite 31 bdquoPlanungldquo) Im letzten Schritt dieses (Projekt-)Managementkreises wird die Wirksamkeit durch einen Vergleich mit den zu Beginn auf-grund der auf Datenanalyse fixierten Ziele Zwecke und Inter-ventionen des SGM fuumlr die jeweilige Hochschule uumlberpruumlft und dokumentiert (Evaluationsbericht) Die Veroumlffentlichung und Diskussion dieser Ergebnisse dienen der Transparenz und Qualitaumltsverbesserung und flieszligen in die naumlchste Phase des Public Health Action Cycle ein

Da es sich bei der Evaluation um eine qualitaumltssichernde Maszlignahme handelt empfiehlt sich die Einbettung in Qualitaumlts-managementprozesse der Hochschule Stakeholder aus dem Bereich Prozessmanagement oder Controlling sollten optimaler Weise bereits zu Beginn des SGM eingebunden werden Insbe-sondere auch um gemeinsam Kennzahlen festzulegen oder schon vorhandene zu verwenden Ansonsten bietet sich das Erstellen eines eigenen Qualitaumltshandbuches fuumlr das SGM an

Tabelle 1 Methoden und Instrumente

Das verwendete methodische Verfahren genauer gesagt die Instrumente der Evaluation haumlngen davon ab ob die Wirk-samkeit des Gesamtprojektes (Ergebnisevaluation) oder ob einzelne Teilziele und Interventionen bewertet werden sollen Um Wirkungen oder Veraumlnderungen festzustellen ist eine Wiederholungsbefragung geeignet Hierbei ist darauf zu achten dass die gleichen Instrumente wie im Analyseverfahren verwendet werden

Grundsaumltzlich sollten je nach Fragestellung Ziel Zielgruppe und den vorhandenen Ressourcen die Methoden und Instru-mente der Evaluation gewaumlhlt werden (siehe Tabelle 1) Diese sind anschlieszligend in einem Evaluationsplan festzuhalten

Daruumlber hinaus ist zu klaumlren ob eine Selbstevaluation oder Fremdevaluation vorgenommen werden soll Hierbei sind die jeweiligen Vor- und Nachteile abzuwaumlgen um die optimale Evaluationsart auszuwaumlhlen Die Fremdevaluation ist meis-tens mit houmlheren Kosten verbunden waumlhrend bei der Selbst-evaluation der erhoumlhte Arbeitsaufwand beruumlcksichtigt werden muss Die Vorteile der Selbstevaluation liegen vor allem in dem Wissen der Akteurinnen und Akteure zum jewei-ligen Thema dem Projekt und der Institution selbst Dieses Wissen fehlt externen Akteurinnen und Akteuren und die entsprechende Vermittlung faumlllt als zusaumltzlicher Aufgaben-bereich in der Fremdevaluation an Der Nachteil der Selbst-evaluation liegt in der engen Verbundenheit zum Thema oder Projekt sodass sogenannte bdquoblinde Fleckenldquo auftreten koumlnnen Eine genaue und kritische Beschreibung kann in diesem Fall sehr schwer fallen

Methode Instrument

Beobachtung Beobachtungsschema

Befragung qualitativ Fokusgruppen Workshops Expertinnen- und Experteninterviews mit Interviewleitfaden

Befragung quantitativ Feedback-Boumlgen Frageboumlgen

Dokumentenanalyse Analyseschema

Teilnahmeraten Numerische Erfassung

44 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Ein paar Tipps zur Evaluation bull Sich an bereits durchgefuumlhrten Evaluationen anderer

Hochschulen orientieren Informationen hierzu finden sich auf der Projektdatenbank sowie bei einzelnen Mitgliedern des Arbeitskreises Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen

bull Die Evaluation einfach halten Die Inanspruchnahme von Kursen Vortraumlgen oder Schulungen kann zum Beispiel uumlber die Teilnehmerzahlen erfasst werden Bei Broschuumlren und Flyern koumlnnen die ausgeteilten Exemplare gezaumlhlt werden und bei einem Gesundheitstag kann die Anzahl der Besucher uumlber ein Quiz das mit einer Verlosung (zum Beispiel kostenlose Teilnahme am Hochschulsport fuumlr ein Semester) verbunden ist erhoben werden

bull Auf eine gute Mischung aus Indikatoren fuumlr die kurz- und mittelfristigen sowie die langfristigen Ziele achten sodass Sie zu verschiedenen Zeiten Ergebnisse praumlsentieren koumlnnen

bull Nur fuumlr jene Ziele Indikatoren auswaumlhlen die tatsaumlchlich mit entsprechenden Maszlignahmen angegangen werden Wird etwa die Gesundheit bei Studierenden als Indikator gewaumlhlt sollte sich beispielsweise die Verbesserung der subjektiven Gesundheit als Ziel gesetzt und entsprechende Maszlignahmen ergriffen werden

bull Damit sowohl den Gremienmitgliedern und der Hoch-schulleitung als auch den Beschaumlftigen und Studierenden der Nutzen von Gesundheitsfoumlrderung vermittelt werden kann sollten verschiedene Indikatoren erhoben werden Alle Beteiligten haben schlieszliglich unterschiedliche Erwar-tungen an die Gesundheitsfoumlrderung und werten unter-schiedliche Dinge als Erfolg

bull Die Evaluation sollte kontinuierlich erfolgen Die durchge-fuumlhrten Schritte sind fortlaufend zu dokumentieren unter anderem durch das Erstellen von Protokollen der Gremiensitzungen Regelmaumlszligige Wiederholungsbefragun-gen-analysen sind einzuplanen

Wichtig Die endguumlltige Auswahl der Evaluationsindikatoren ist zwingend mit der Hochschulleitung abzustimmen schlieszliglich wird an ihnen letztlich der Erfolg der Gesundheitsfoumlrderung festgemacht (Seibold et al 2010 Seite 81-82)

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Gollner E et al (2018) Gesundheitsfoumlrderung konkret Ein forschungsgeleitetes Lehrbuch fuumlr die Praxis Holzhausen Der Verlag

Grossmann R Scala K (2011) Gesundheit durch Projekte foumlr-dern Gesundheitsforschung 5 Auflage Weinheim Juventa

Kuhn D et al (2018) Das gesunde Unternehmen Betriebli-ches Gesundheitsmanagement aus der Praxis fuumlr die Praxis Frankfurt a M Mabuse

Loss J et al (2010) Evaluation in der Gesundheitsfoumlrderung Eine Schritt-fuumlr-Schritt Anleitung fuumlr Gesundheitsfoumlrderer Materialien zur Gesundheitsfoumlrderung Bd 3 Bayerisches Landesamt fuumlr Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (Hrsg) Muumlnchen

Naidoo J Wills J (2010) Lehrbuch der Gesundheitsfoumlrderung Bundeszentrale fuumlr gesundheitliche Aufklaumlrung (Hrsg) 2 Auf-lage Gamburg Verlag fuumlr Gesundheitsfoumlrderung

Rudow B (2014) Die gesunde Arbeit Psychische Belastungen Arbeitsgestaltung und Arbeitsorganisation 3 Auflage Berlin De Gruyter

Schlicht W Zinsmeister M (2015) Gesundheitsfoumlrderung sys-tematisch planen und effektiv intervenieren Berlin Springer

Schwartz FW et al (2012) Public Health Gesundheit und Ge-sundheitswesen 3 Auflage Stuttgart Urban amp Fischer

Seibold C Loss J Nagel E (2010) Gesunde Lebenswelt Hochschu-le Ein Praxishandbuch fuumlr den Weg zur Gesunden Hochschule Techniker Krankenkasse (Hrsg) Veroumlffentlichungen zum Be-trieblichen Gesundheitsmanagement der TK Bd 23 Hamburg

Steinbach H (2011) Gesundheitsfoumlrderung Ein Lehrbuch fuumlr Pflege- und Gesundheitsberufe 3 Auflage Wien Facultas

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Partizipation Die Partizipation von Studierenden ist ein zentrales Element des Studentischen Gesundheitsmanagements (SGM) Aus der Perspektive der Gesund-heitsfoumlrderung an Hochschulen gilt es

1 Studierende zu befaumlhigen ihre individuellen Gesundheitsressourcen zu erkennen und anzuwenden

2 Studierenden Routinen an die Hand zu geben mit denen sie ihren Alltag innerhalb gesetzter Rahmenbedingungen moumlglichst gesund gestalten

3 Studierende mit Wissen und Faumlhigkeiten auszustatten damit sie im spaumlteren Berufsleben gesund bleiben sowie als potenzielle Fuumlhrungskraumlfte auch die Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Blick behalten und foumlrdern koumlnnen

4 Studienbedingungen zu schaffen die diese Ziele unterstuumltzen

In Kulturen (und Lebenswelten vergleiche Kunz in diesem Band) einzelner Faumlcher sind Mitarbeitende und Studierende an Hochschulen gleichermaszligen eingebunden Der Ansatz der partizipativen Gesundheitsforschung (Unger 2012) bietet sich an um in einem diversen und forschungsaffinen Feld wie der Hochschule Tuumlren zu oumlffnen und breite Beteiligung zu erreichen

Ein partizipativ ausgerichtetes Projekt verfolgt das Ziel dass Professionelle und Laien in Kooperation fachlich und sachlich gewinnbringend zusammenarbeiten Die Gegenuumlberstellung LaienExpertinnen und Experten funktioniert hier so dass Studierende zum einen eher Laien in Bezug auf Themen der Gesundheitsfoumlrderung sind jedoch Expertinnen und Experten fuumlr ihre eigenen lebensweltlichen Beduumlrfnis-se und Anforderungen Gesundheitsexpertinnen und -experten wiederum verfuumlgen uumlber eine fachliche Expertise sind jedoch selten in studentische Lebenswelten eingebettet bdquoDazu brauchen sie (die Expertinnen und Experten) eine Grundhaltung der Anerkennung von Laien als in ihrer Lebenswelt (potenziell) kompetente Subjekte und der Kooperation zwischen den Experten und den Nutzern von Leistungen (hellip) Statt einem oft paternalistischen Verstaumlndnis von professioneller Allmacht sollte professionelles Handeln in Richtung eines Empowerment gehen also Menschen soweit wie moumlglich zu einem selbstbestimmten und verantwortlichen Umgang mit ihrer Gesundheit befaumlhigenldquo (Friedrich et al 2012 Seite 236) So werden durch Partizipation die Sichtweisen der Zielgruppe(n) sowie die Besonderheiten von Abteilungen Instituten und Fakultaumlten systematisch beruumlcksichtigt

Gelingt dies ist deutlicher als etwa in einem Stakeholderprozess sichergestellt dass die Perspektiven der Bezugsgruppe(n) durch das SGM aufgenommen und bearbeitet werden

Felix Albrecht Projektverantwortli-cher des SGM-Projektes bdquoMyHealth Gesund studieren am KITldquo am House of Competence des Karlsruher Institut fuumlr Technologie

Joerg Reitermayer Projektverant wortlicher des SGM-Projektes

bdquoMyHealth Gesund studieren am KITldquo am House of Competence des Karlsruher Institut fuumlr Technologie

Wege und Formen der Partizipation Um das Interesse von Studierenden fuumlr gesundheitsbezogene Themen zu wecken bietet sich eine Integration dieser Themen in die Kernaufgaben der Hochschule an Forschung und Lehre Alternativ koumlnnten auch Kampagnen Strategien und Events (Gesundheits-tage-wochen) entwickelt werden in de-nen das Thema propagiert wird Jedoch ist vor dem Hintergrund einer allgemein als hoch empfundenen Stressbelastung der Studierenden (Middendorff et al 2018) schwerlich zu begruumlnden dass den Studierenden ein weiteres Taumltig-keitsfeld aufgebuumlrdet werden sollte Derartige zusaumltzliche Angebote laufen Gefahr zu verpuffen oder lediglich Stu-dierende zu erreichen die sich bereits aktiv mit Gesundheitsthemen ausein-andersetzen Um solche als bdquoextraldquo emp-fundenen Themen und Taumltigkeiten (und damit Ablehnungspotenzial) zu vermeiden koumlnnen in Kooperation mit Fachbereichen einzelnen Dozierenden und Studierenden Lehrveranstaltungen

46 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

und Forschungsprojekte mit entspre-chender Ausrichtung entwickelt und organisiert werden In diesen werden die spezifischen fachlichen Inhalte am Beispiel von passenden Gesundheits-themen vermittelt

Gleichzeitig wird ein breites Spektrum von Akteurinnen und Akteuren fuumlr das Thema Gesundheit sensibilisiert Vor-aussetzung ist eine offene wertschaumlt-zende Grundhaltung der beteiligten bdquoProfessionellenldquo (wie Dozentinnen und Dozenten Hochschulmitarbeiterinnen und -mitarbeitern Angehoumlrigen der Studierendenwerke) gegenuumlber den

Moumlglichkeiten und Perspektiven der studentischen bdquoLebensweltexpertinnen und -expertenldquo

Hella von Unger (2012) stellt passende Leitfragen fuumlr die Bestimmung von partizipativen Anteilen in einem Projekt

1 Welche Akteurinnen und Akteure sind beteiligt Wer partizipiert Und wie ist die Community definiert

2 An welchen Prozessen sind sie beteiligt Woran wird partizipiert

3 In welcher Form findet Beteiligung statt Wie wird partizipiert (ebd Absatz 31)

Weitergehend stellt sie ein Stufenmo-dell der Beteiligung nach Wright et al (2010) vor bdquoPartizipation beginnt da wo Personen oder Einrichtungen mit-entscheiden koumlnnenldquo (ebd Absatz 28)

In Bezug auf die Beteiligung von Studie-renden im Rahmen eines partizipativ angelegten Projektes lassen sich die klassifizierenden Fragen etwa folgen-dermaszligen beantworten

Stufenmodell der Partizipation (modifiziert in Anlehnung an Wright et al 2010 Seite 42 (28))

9 Selbstorganisation

8 Entscheidungsmacht

7 Teilweise Entscheidungskompetenz

6 Mitbestimmung

5 Einbeziehung

4 Anhoumlrung

3 Information

2 Anweisung

1 Instrumentalisierung

geht uumlber Partizipation hinaus

Partizipation

Vorstufen der Partizipation

Nicht-Partizipation

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1 Wer partizipiert und wie ist die Community definiert Die Community in der die Studierendengesundheit bear-beitet wird ist die Gemeinschaft aller an einer Hochschule taumltigen Menschen sowie daruumlber hinaus zentrale Adressa-tinnen und Adressaten fuumlr spezielle Teilaspekte wie zum Beispiel die Studierendenwerke mit ihren umfangreichen Angeboten zur Versorgung der Studierenden Als direkt adressierte Gruppe sind hierbei die Studierenden beson-ders hervorzuheben Definiert ist diese Community durch verschiedene Merkmale ihren Mitgliedschaftsstatus in der Hochschulorganisation die raumlumliche Beziehung zum Campus und Engagement in der studentischen Lebenswelt

2 Woran wird partizipiert An der Entwicklung und Etab-lierung eines studentischen Gesundheitsmanagements Daraus folgt ein vielschichtiges Bild tatsaumlchlicher Partizipa-tion Einerseits bestimmt durch Interesse und Gelegenheit insbesondere der Studierenden an einzelnen Themen und Maszlignahmen mitzuwirken andererseits beeinflusst durch die Art der Aufgabenstellung

bull Spezielle Anforderungen an partizipierende Akteurinnen und Akteure (Fachwissen Qualifikationen Kenntnisstand)

bull Besondere beschraumlnkende Rahmenbedingungen (Datenschutz Zeitdruck Zugangsbeschraumlnkungen rechtliche Zustaumlndigkeiten)

bull Eignung bestimmter Projektziele fuumlr gegebenenfalls verschiedene Grade der Partizipation (Zielentwicklung Projektverwaltung Verhandlungen Maszlignahmenentwick-lung und -umsetzung Projektevaluation)

3 Wie wird partizipiert Die Form der Partizipation variiert je nach Teilprojekt und Aufgabe abhaumlngig von der Verfuumlgbar-keit relevanter Partizipierender und Aufgabenstellung Moumlglich sind etwa

bull Anlassbezogene Arbeitskreise und Runde Tische Oft fallen dem Projektteam hierbei organisatorische und moderierende Aufgaben zu

bull Informationsgespraumlche um Zustaumlndigkeiten zu identifi-zieren und gegebenenfalls Akteurinnen und Akteure und Themenbereiche oder Aufgaben einander zuordnen zu koumlnnen

bull Studierende im Rahmen von regulaumlren Lehrveranstaltungen mit Gesundheitsthemen in Kontakt zu bringen und an konkreten Projektbausteinen mitwirken zu lassen (unter-schiedliche Arten zum Beispiel Projektmanagement Datenauswertungen Eventplanung und -organisation Entwicklung von kreativen Maszlignahmen)

bull Teilnahme an Gremiensitzungen der Projektsteuerung bull Mitarbeit als studentische Hilfskraumlfte zur Unterstuumltzung

bei diversen Aktivitaumlten

Herausforderungen und Potenziale Grundlegend heraus-fordernd am Anspruch partizipative Prozesse zu realisieren sind die Diversitaumlt und Dezentralitaumlt der Hochschulen Folgen sind beispielsweise unterschiedlichste Organisationsstile die nicht unbedingt zusammen passen und Konfliktpotenziale bergen (Hierarchien Autonomie Einzelinteressen) Studie-rende muumlssen ihr Engagement im Projekt gegebenenfalls ihrem Studium unterordnen und sind zum Teil an kurze Wahlperioden (Fachschaften AStA Studierendenparlament) gebunden Dauerhaft stabile Arbeitsgruppen zu etablieren gelingt wenn sie durch eine stabile Organisation gestuumltzt werden Wechselnde Teilnehmende an Arbeitsgruppen (wie Lehrveranstaltungen Forschungsszenarien Gremien runden Tischen zur Maszlignahmenentwicklung) erfordern jedoch immer wieder Vorstellungsrunden und Informations-gespraumlche mit neu hinzugekommenen Personen Sitzungen werden so immer auch fuumlr Organisatorisches und Wiederho-lungen von Diskussionen gebraucht Konkrete Entwicklungen und die Realisierung von Einzelmaszlignahmen gehen dadurch langsamer voran Die Information der wechselnden Teilneh-menden an Arbeitsgruppen Maszlignahmenplanungen und Organisation sicherzustellen und aufrechtzuerhalten ist eine zentrale Taumltigkeit um Partizipation in moumlglichst vielen Teil-aspekten eines SGM zu ermoumlglichen Besonders in Entwick-lungsprojekten sind zunaumlchst diverse Randbedingungen zu klaumlren (Zustaumlndigkeiten rechtliche Rahmenbedingungen bestehende Akteurskonstellationen) Expertenwissen zur Gesundheitsfoumlrderung notwendiges Fachwissen fuumlr einzelne

48 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Maszlignahmen (wie Ernaumlhrung Bewegung) und das Wissen um die Alltagsstrukturen im Feld muumlssen zusammengebracht werden was einen omnidirektionalen Informationsfluss erfordert Prozesse muumlssen transparent gestaltet und In-formationen fuumlr die beteiligten Akteurinnen und Akteure bereitgestellt werden Gegebenenfalls muumlssen neu hinzu-kommende einzelne Akteurinnen und Akteure durch gezielte Informationsgespraumlche in bereits laufende Arbeitsprozesse integriert werden

Die Partizipation vieler Akteurinnen und Akteure reichert das Projekt um diverse Aspekte und Ideen fuumlr weitere Teilprojekte an die schwierig zu priorisieren sind ohne dass zentrale Aufgaben im Projekt darunter leiden Situativ und flexibel zusaumltzliche Ressourcen bereit stellen zu koumlnnen ist vorteil-haft (beispielsweise eine groumlszligere Anzahl an Hilfskraumlften die flexibel eingesetzt werden koumlnnen)

Differierende Zeithorizonte spielen in der Organisation von Teilprojekten eine irritierende Rolle Verschiedene Akteurinnen und Akteure insbesondere die Studierenden stehen nur fuumlr begrenzte Zeitraumlume beziehungsweise im Rahmen der Or-ganisationsablaumlufe getaktet nur punktuell zur Verfuumlgung Die verschiedenen Akteurinnen und Akteure entwickeln somit auch unterschiedlich weit reichende Zielvorstellungen

Fazit Die Aufstellung eines SGM mit Partizipation auf allen Ebenen (Situationsanalyse Entscheidung Planung und Durchfuumlhrung von Maszlignahmen eines SGM) erfordert ein Projektmanagement welches auch als Dienstleister fuumlr die beteiligten Akteurinnen und Akteure funktioniert Informati-onsfluumlsse muumlssen aufrechterhalten wechselnde Akteurinnen und Akteure tolerant eingehegt und die Perspektiven vereint werden Bei Zeitplaumlnen sind verschiedene Ablaumlufe zu beach-ten die Durchsetzungsstaumlrken der beteiligten Akteurinnen und Akteure muumlssen moderiert und sachorientiert ausge-glichen werden Zudem gilt es die eigene Expertise in die partizipativen Prozesse einzuspeisen und nicht hinter den Relevanzen und partikularen Interessen von Einzelakteurin-nen und -akteuren zuruumlckzustellen

Schon der Ansatz des bdquoZuhoumlrens und Mitredenlassensldquo findet groszligen Anklang im Hochschulkontext Studierende gehen ihre Aufgaben (sei es mit direktem Projektbezug oder in Lehr- oder Forschungskontexten) motiviert und engagiert an Nicht selten gelingt die Sensibilisierung fuumlr das Thema Gesundheit auch uumlber den direkten Einbezug hinaus sodass sich bdquouumlber Eckenldquo weitere Akteurinnen und Akteure einfinden und fuumlr die Gesundheitsfoumlrderung engagieren Angefangen bei der Priorisierung von Maszlignahmen uumlber die Passung des SGM zum studentischen Alltag bis hin zur Aufbereitung von Gesundheitsthemen fuumlr Studierende Durch einen direkten Einbezug der Studierenden in ein SGM ist sichergestellt dass studentische Perspektiven adressiert werden und dass das SGM Anschluss an studentische Lebenswelten findet

Literatur Friedrich DR Stumpf S Alber K (2012) Stakehol-derpartizipation und Priorisierung ndash eine Betrachtung des normativen Status quantitativer und qualitativer Methoden Z f Evidenz Fortbildung und Qualitaumlt im Gesundheitswesen 106(6)412-417 doi 101016jzefq201206005

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6 Kriterien fuumlr die erfolgreiche Umsetzung eines SGM Seit mehr als 20 Jahren beschaumlftigt sich der bundesweite Arbeits-kreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen AGH mit der Frage wie Hochschulen die Gesundheit ihrer Mitglieder foumlrdern bezie-hungsweise erhalten koumlnnen und was eine Hochschule zu einer bdquogesundheitsfoumlrdernden Hochschuleldquo macht

In den vergangenen Jahren wurde im Rahmen eines Projektes auf Studierende und ihre Gesundheit fokussiert Es wurden spe-zifische Charakteristika fuumlr ein studentisches Gesundheitsma-nagement (SGM) fuumlr und mit dieser Statusgruppe die zahlen-maumlszligig die Groumlszligte an Hochschulen ist herausgearbeitet

Einige Besonderheiten fuumlr diese Zielgruppe ergeben sich durch die spezifischen im Setting-Ansatz zu beruumlcksichtigenden Le-bensumstaumlnde Studierende verlassen meist nach dem Abitur ihren geschuumltzten und bekannten Lebensraum und kommen so in eine fuumlr sie vollkommen neue bdquoLebens- Lern- Forschungs-und Arbeitsweltldquo die nach neuen Regeln funktioniert Studien-und Pruumlfungsorganisation muumlssen gestaltet und gemeistert werden und man muss lernen sich in den vorgegebenen Struk-turen und Spezifika einer Hochschule zurechtfinden

Die zunehmende Digitalisierung der Lehr- und Lernprozesse (beispielsweise Webinare) verstaumlrkt gegebenenfalls die Proble-matik in diesem neuen und komplexen Umfeld neue Kontakte zu knuumlpfen und ein bdquorealesldquo soziales Netz aufzubauen (Misra et al 2014 Emily 2015 Przybylski et al 2012 Srivastava 2005)

Orientiert sich eine Hochschule daher bei der Konstruktion und Implementierung eines SGM am Setting-Ansatz und nimmt da-bei das Konzept der Salutogenese ernst sind bereits zwei wich-tige Eckpfeiler eines sinnvollen SGM gegeben

Da die Rahmenbedingungen fuumlr Studierende durch Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter Professorinnen und Professoren und diverse Organisationseinheiten innerhalb der jeweiligen Hoch-schule gestaltet werden gilt es auch diese beim Aufbau eines SGM in den Fokus zu nehmen um den Naumlhrboden fuumlr eine gesunde Entfaltung der Studierenden an einer Hoch-schule zu bereiten

Welche grundsaumltz-lichen Aspekte sind entscheidend fuumlr

Max Sprenger Stellvertretender Leiter Hochschulsport sowie Leiter des SGM an der Technischen Universitaumlt Kaiserslautern

ein SGM

Der zentrale Punkt eines erfolgreichen Gelingens ist die partizi-pative Integration von Studierenden in die Entwicklung und Um-setzung eines SGM Echte Partizipation kann eine Identifikation mit dem SGM unterstuumltzen und positive Effekte wahrscheinli-cher machen (siehe Seite 45 bdquoPartizipationldquo)

Ziel sollte es sein in den Hochschulen eine Gesundheitskultur (Osterpey 2012 Seite 53 Badura et al 2003 Seite 54) zu eta-blieren welche fest verankert in Strukturen wie Leitbild oder den Hochschulentwicklungsplan integriert ist um im zweiten Schritt diese in alle Bereiche der Hochschule (Forschung Lehre hier auch in die Curricula der Lehrveranstaltungen) sowie die Verwal-tung (wie Beschaffung Controlling oder Personal (-entwick-lung)) zum Selbstverstaumlndnis werden zu lassen

Als Leitorientierung ob ein SGM sinnvoll und zielfuumlhrend aufge-baut ist koumlnnen die zehn Guumltekriterien einer Gesundheitsfoumlr-dernden Hochschule dienen welche sich bereits fuumlr die Bediens-teten bewaumlhrt haben Erlaumluterungen zu den zehn Guumltekriterien fuumlr gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen finden Sie unter www gesundheitsfoerdernde-hochschulendeAS_ArbeitskreisS AS_Wer_sind_wir1html oder im duz SPECIAL vom 2332018

Zusammenfassend sollte ein SGM

bull der Diversitaumlt und Komplexitaumlt der Studierenden sensibel begegnen und diese in allen Aktivitaumlten beruumlcksichtigen (DiversitaumltHeterogenitaumlt)

bull beruumlcksichtigen dass die Studierenden sich in bestimmten Zyklen (Semesterzeiten und Pruumlfungsphasen) und fuumlr eine begrenzte Dauer an der Hochschule befinden (Studienrhythmen) und

bull alle Bereiche der studentischen Lebenswelt (wie Lehre Pruumlfungen Gremien Campusleben Wohnheime Mensen) durchdringen (Setting-Ansatz)

50 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

bull sich im LeitbildHochschulentwick-lungsplan beziehungsweise den Fuumlhrungsleitlinien wiederfinden und Einzug in die Akkreditierungspraxis der Studiengaumlnge uumlbernommen werden (Leitbild und Akkreditierung)

bull eine fuumlr die Hochschule passende strukturelle und personelle Veranke-rung bekommen und sich intensiv mit dem BGM abstimmen (strukturelle und personelle Verankerung)

bull seine Aktivitaumlten auf regelmaumlszligige Bedarfs- und Beduumlrfnisanalysen stuumltzen (quantitativ und qualitativ) und diese regelmaumlszligig uumlberpruumlfen (Analyse und Datenerhebung)

bull Studierende wirklich fuumlr das Thema begeistern sie in alle Prozesse Gremien und Maszlignahmenplanungen integrieren und mit echter Entschei-dungskompetenz ausstatten (Partizipation)

bull in zum Turnus des Studiums passen-den unterschiedlichen Phasen aufgebaut sein und in fuumlr Studierende passenden Kanaumllen praumlsentiert werden (Zugangswege) und

bull die zehn Guumltekriterien fuumlr eine gesundheitsfoumlrdernde Hochschule beachten und wo es passend ist danach handeln (Guumltekriterien)

Jede Hochschule ist anders und so muumls-sen die unterschiedlichen lokalen und organisationalen Rahmenbedingungen betrachtet werden um einen fuumlr die je-weilige Situation an der konkreten Hoch-schule passenden Weg zu finden

Literatur AGH ndash Arbeitskreis Gesund-heitsfoumlrdernde Hochschulen (2017) Guumltekriterien fuumlr eine gesund- heitsfoumlrdernde Hochschule Unter wwwgesundheitsfoerdernde-hoch-schulendeAS_ArbeitskreisSAS_Wer_ sind_wir1html Zugegriffen 1892018

Badura B Hehlmann T (2003) Betriebli-che Gesundheitspolitik Der Weg zur ge-sunden Organisation Berlin Heidelberg Springer

Drago E (2015) The Effect of Technology on Face-to-Face Communication Elon Journal of Undergraduate Research in Communications 6(1)13-19

Misra S Cheng L Genevie J Yuan M (2014) The iphone effect The quality of in-person social interactions in the pre-sence of mobile device Environment amp Behavior48(2) 1-24

Osterspey A (2012) Gesundheitskultur In Theoretisch-konzeptionelle Grundlagen und Erarbeitung des Gesundheitskultur-konstrukts Edition KWV Wiesbaden Springer Seite 25-138

Przybylski AK Weinstein N (2012) Can you connect with me now How the pre-sence of mobile communication techno-logy influences face-to-face conversation quality J of Social and Personal Relati-onships 30(3)1-10

Srivastava L (2005) Mobile phones and the evolution of social behavior Behaviour amp InformationTechnology 24111-129

TK ndash Techniker Krankenkasse LVG amp AFS ndash Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersach-sen (Hrsg) (2018) Gesundheitsmanage-ment fuumlr Studierende duz spezial Berlin Unter wwwgesundheitsfoerdernde- hochschulendeInhalteO1_Startseite duzSpecial_M03_TK_230318pdf Zugegriffen 1892018

Perspektive fuumlr das Thema Im Wintersemester 201819 sind uumlber 29 Millionen Studierende an den Hochschulen in Deutschland immat-rikuliert Studierende und ihr rechtlicher Status sind das Alleinstellungs-merkmal der akademischen Bildungseinrichtungen und erfordern eigenstaumlndige Entwicklungen und Beteiligungsformen Nach der Ein-fuumlhrung der Bachelor- und Masterstudiengaumlnge haben gesundheits-bezogene Erhebungen und die Diskussion der darauf basierenden Ergebnisse Konjunktur Landesgesetzlich sind die Studierendenwerke beauftragt sich fuumlr die Gesundheit der Studierenden einzusetzen Dies geschieht bereits in den Bereichen Ernaumlhrung Wohnen soziale Belange und Hilfestellung fuumlr Studierende mit gesundheitlichen Beeintraumlchti-gungen Systematische Angebote im Sinne der Gesundheitsfoumlrderung unter dem Dach eines studentischen Gesundheitsmanagements (SGM) sind bisher die Ausnahme Um dem Ansatz zum Durchbruch zu verhel-fen befindet sich das Gesundheitsmanagement fuumlr und von Studieren-den in mehreren Hochschulen in einer Erprobungs- und Umsetzungs-phase Sollte sich das SGM etablieren so ist eine Verankerung im Rahmen eines uumlber alle Statusgruppen hinweg angeordneten hoch-schulischen Gesundheitsmanagements das naumlchste Ziel Dies koumlnnte den Blick weiter dafuumlr schaumlrfen dass schon heute bestehende gesetz-liche Regelungen verstaumlrkt auch bei den Studierenden zur systemati-schen Anwendung kommen Dazu gehoumlren beispielsweise das Mutter-schutz- Arbeitsschutz- und Praumlventionsgesetz Instrumente wie die Gefaumlhrdungsbeurteilung psychischer Belastungen oder das Eingliede-rungsmanagement das bisher fuumlr Beschaumlftigte aber nicht fuumlr Studie-rende angeboten wird koumlnnten in Zukunft auch fuumlr diese Statusgruppe entwickelt werden

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7 Die Kooperationspartner

Die TK und ihr Engagement an Hochschulen Die Techniker Krankenkasse (TK) besteht seit uumlber 130 Jahren Elf Millionen Privat- und Firmenkunden setzen ihr Vertrauen in die TK und rund 14000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bei der TK als eine der bundesweit groumlszligten Krankenkassen beschaumlftigt Im Bereich bdquoPraumlvention und Gesundheitsfoumlrderungldquo bietet die TK ein bedarfsorientiertes und innovatives Produktportfolio an und nimmt eine aktive Rolle in der Gestaltung der Praumlven-tionspolitik ein

Die TK unterstuumltzt und beraumlt Unternehmen und Hochschulen bei der Einfuumlhrung und Etablierung eines Gesundheitsma-nagements TK-Gesundheitsexpertinnen und -experten be-gleiten den gesamten Prozess zur Strukturbildung von der Analyse uumlber Maszlignahmen bis hin zur Evaluation Dabei ist der TK eine ganzheitliche Herangehensweise besonders wichtig Ziel ist es die gesundheitlichen Rahmenbedingungen zu ver-bessern und zum Wohlbefinden aller beizutragen

Das Engagement der TK zum Studentischen Gesundheitsma-nagement (SGM) beruht auf dem bdquoGesetz zur Staumlrkung der Gesundheitsfoumlrderung und der Praumlventionldquo mit dem der Ge-setzgeber 2015 die Krankenkassen beauftragt hat in der Lebenswelt Hochschule den Aufbau gesundheitsfoumlrderlicher Strukturen zu staumlrken die gesundheitliche Situation Studie-render zu erheben und geeignete Maszlignahmen zu unterstuumlt-zen

Seit fast zwei Jahrzehnten ist die TK aktives und foumlrderndes Mitglied im bdquobundesweiten Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdern-de Hochschulen (AGH)ldquo denn Netzwerken spiegelt den Zeit-geist wieder es unterstuumltzt modernes lebenslanges Lernen und ist auf Kooperation ausgerichtet So foumlrdert die TK aktu-ell auch regional den bdquoArbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen Suumldwestldquo und die Initiative bdquoGesunde Hoch-schulen Thuumlringenldquo

Die Gesundheit Studierender ist in den letzten Jahren zuneh-mend in den Fokus des Interesses geruumlckt Die Studienzeit als zeitlich begrenzte Entwicklungsphase hat eine besondere Qualitaumlt die mitunter maszliggeblich zur Kompetenzentwicklung zukuumlnftiger Fuumlhrungskraumlfte und Entscheidungstraumlger in der Gesellschaft beitraumlgt Erfahren Studierende dass sich ge-sundheitsfoumlrderliche Studienbedingungen nicht nur positiv auf das eigene Wohlbefinden auswirken sondern auf die gesamte Hochschule ausstrahlen werden sie sich mit einem ganz anderen Verstaumlndnis den Zusammenhaumlngen von Arbeit und Gesundheit stellen und diese Erfahrungen in den spaumlte-ren Arbeitsalltag transferieren

Die Basis erfolgversprechender und bedarfsorientierter Maszlignahmen an Hochschulen sind spezifische Analysen aus denen sich die gesundheitlichen Ressourcen und konkrete Belastungen ableiten 2017 wurde in einer Kooperation der TK mit dem Deutschen Zentrum fuumlr Hochschul- und Wis-senschaftsforschung (DZHW) und der Freien Universitaumlt Berlin eine bundesweite Befragung Studierender uumlber das HISBUS-Online-Panel durchgefuumlhrt Die Ergebnisse geben Hochschulen erste Ansatzpunkte daruumlber welche Interven-tionen und Rahmenbedingungen fuumlr die Gesundheit der Studierenden foumlrderlich sind Doch jede Hochschule hat auch ihre eigenen regionalen organisationalen und landespoli-tischen Besonderheiten Dies beeinflusst die strukturelle Anbindung eines SGM genauso wie spezifische Gesundheits-themen

Gute Praxisbeispiele zum Thema SGM sind in der Deutschen Universitaumltszeitung duz SPECIAL im Maumlrz 2018 veroumlffent-licht worden

Mit der vorliegenden Handlungsempfehlung fuumlr SGM liegt nun erstmals eine zusammenhaumlngende Darstellung der wichtigs-ten konzeptionellen Schritte und spezifischen Fragestellungen zum SGM vor

52 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Das Kompetenzzentrum Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen Das Kompetenzzentrum Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen (KGH) ist ein Kooperationsprojekt der Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin e V (LVG amp AFS) und der Techniker Krankenkasse (TK) das 2018 ge-startet ist Die Geschaumlftsstelle des Kompetenzzentrums ist in der LVG amp AFS angesiedelt Die TK foumlrdert den Aufbau und die Entwicklung des KGH

Die LVG amp AFS ist ein gemeinnuumltziger unabhaumlngiger und landesweit arbeitender Fachverband fuumlr Gesundheitsfoumlrde-rung und Praumlvention Die LVG amp AFS verfolgt das Ziel zur Verbesserung der gesundheitlichen Chancengleichheit der Bevoumllkerung beizutragen und die Gesundheit aller Menschen in Niedersachsen zu foumlrdern Seit uumlber 20 Jahren ist der Bereich bdquoGesundheitsfoumlrdernde Hochschuleldquo ein Arbeits-schwerpunkt der LVG amp AFS auf Bundesebene Mit der Gruumln-dung des Arbeitskreises Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen (AGH) wurde fruumlh der Rahmen fuumlr Austausch und Vernetzung von Akteurinnen und Akteuren im Setting geschaffen mit dem Ziel an Hochschulen gesundheitsfoumlrdernde Lebens- Lern- und Arbeitsbedingungen zu initiieren und zu unter-stuumltzen

Das neu gegruumlndete Kompetenzzentrum will Impulse fuumlr eine Gesunde Hochschule im Sinne der Ottawa-Charta (1986) der Okanagan-Charta (2015) und des Setting-Ansatzes setzen

Das KGH versteht sich auf Bundesebene als Impulsgeber Wis-sens- und Informationsplattform sowie als Ort fuumlr Kompe-tenzfoumlrderung Es buumlndelt qualitaumltsgepruumlfte Inhalte zum Themenfeld Gesunde Hochschule und fungiert als Schnitt-stelle zwischen Theorie und Praxis Die Arbeit des KGH wird von einem Beirat bestehend aus Expertinnen und Experten von Hochschulen und hochschulnahen Institutionen begleitet

Gemeinsam mit Akteurinnen und Akteuren aus Hochschulen soll Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) und Stu-dentisches Gesundheitsmanagement (SGM) weiter aus- und aufgebaut werden 2019 und 2020 liegt der Fokus des KGH auf dem Themenfeld SGM Alle Statusgruppen aus Hoch-schulen sowie jeweilige Adressatinnen und Adressaten von Aktivitaumlten des Kompetenzzentrums werden partizipativ in die Arbeit einbezogen

Das KGH bietet hierzu unterschiedliche Veranstaltungsformate mit spezifischen innovativen und praxisnahen Themen an Daruumlber hinaus werden im KGH systematisch Informationen gesammelt und medial aufbereitet Hierzu gehoumlren das Wissen und die Erfahrungen aus Hochschulen Beispiele guter Praxis Daten und Fakten sowie Informationen zu Ver-anstaltungen Zu ausgewaumlhlten Themen werden Factsheets mit Hintergrundinformationen Handlungsempfehlungen Hinweisen oder Tipps erstellt Dabei werden Qualitaumltsstan-dards und Kriterien guter Praxis beruumlcksichtigt

Auf der Webseite des Kompetenzzentrums (wwwkompe tenzzentrum-hochschulende) sind aktuelle Entwicklungen Veranstaltungen und Publikationen rund um gesundheits-foumlrdernde Hochschulen zu finden

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8 Anlage 1 Praxishilfen

I Beispiel fuumlr eine Beschlussvorlage ndash Einfuumlhrung eines SGM bdquoHochschule XYldquo ndash Einfuumlhrung eines Gesundheitsmanage-ments fuumlr Studierende (SGM)

1 Beschlussformel ndash Das Praumlsidium moumlge beschlieszligen bull Eine Person wird mit der Durchfuumlhrung des in der Projekt-

skizze vom XXXXXXXX (Anlage 1) zur Einfuumlhrung eines Gesundheitsmanagements fuumlr Studierende beauftragt

bull Auf Grundlage einer vorzulegenden Evaluation der Maszlignahme und der Bewertung des Steuerungsgremiums wird das Praumlsidium uumlber die Fortsetzung der Maszlignahme entscheiden

bull Die Finanzierung des (Pilot-)projektes erfolgt durch hellip

2 Sachverhalt und Rechtslage Ziel des Vorhabens Mit der Einrichtung des Gesundheitsmanagements fuumlr Studie-rende moumlchte die Hochschule XY beteiligte Akteurinnen und Akteure Gruppen und Organisationseinheiten vernetzen die Gesundheitssituation erheben und Maszlignahmen zur Gesundheitsfoumlrderung konzipieren implementieren und an die Bedarfe der Studierenden anpassen

Organisation des Vorhabens Als zentrales Entscheidungs-gremium wird eine Steuerungsgruppe eingerichtet die sich aus Vertreterinnen und Vertretern der unterschiedlichen Abteilungen und Organisationseinheiten zusammensetzt die in ihren Organisationen gesundheitsfoumlrderliche Ziele ver-folgen Dazu gehoumlren unter anderem

bull die psychosoziale Beratungsstelle des Studierendenwerks der Hochschule XY

bull das Gleichstellungsbuumlro bull die Abteilung Studium und Lehre bull die Zentrale Einrichtung fuumlr Sprachen und Schluumlssel-

qualifikationen bull die Zentrale Einrichtung fuumlr den Allgemeinen Hoch-

schulsport (Leitung) bull das Institut fuumlr Sportwissenschaften bull Studierende aus unterschiedlichen Fakultaumlten bull AStA und bull Gebaumludemanagement

Optional Zur vorausschauenden Fokussierung gemeinsam getragener struktureller Entwicklungsperspektiven soll eine Einbindung und laufende Abstimmung mit dem Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) erfolgen

In die Sitzung der Steuerungsgruppe werden die BGM-Koordi-nation sowie bei Bedarf themen- oder maszlignahmenbezogen weitere Verantwortliche der Personalentwicklung beratend einbezogen

Finanzierung und Kooperation mit einem Sozialversiche-rungstraumlger (XX) Die Finanzierung des (Pilot-)projektes ist durch zentrale Studienqualitaumltsmittel in Houmlhe von xx Euro (Zustimmung des Praumlsidiums der Hochschule) Mittel der XX in Houmlhe von xx Euro sowie Zuwendungen Eigenmittel der Hochschule in Houmlhe von xx Euro gesichert

Beispielargumente fuumlr eine Begruumlndung zur Kooperation mit einem Sozialversicherungstraumlger in einem gemeinsamen Pilotprojekt

bull Die Hochschule kooperiert mit XX bereits seit mehreren Jahren im Bereich des Betrieblichen Gesundheitsmanage-ments (BGM) In diesem Zusammenhang gibt es bereits gute Erfahrungen in der Zusammenarbeit Zudem erscheint eine Kooperation mit XX aufgrund der zahlrei-chen Uumlberschneidungen zwischen den beiden zielgrup-penspezifischen Projekten sinnvoll und zielfuumlhrend Auch bei dem SGM wird eine Zusammenarbeit mit dem bereits engagierten Sozialversicherungstraumlger angestrebt da zahlreiche gemeinsame Angebotsaktivitaumlten zwischen SGM und BGM geplant sind

bull Der Sozialversicherungstraumlger hat bereits zahlreiche Initiativen zur Gesundheitsfoumlrderung von Studierenden der Hochschule XY gefoumlrdert und unterstuumltzt Hierzu zaumlhlen unter anderem die Praumlventionstage YY das Forum bdquoGesunde Hochschuleldquo am XXXXXXXX sowie das Angebot bdquoMentalstrategien gegen Stressldquo fuumlr Studierende der Hochschule XY in Kooperation mit dem Hochschul-sport Der als Anlage im Entwurf beigelegte Kooperati-onsvertrag mit der XX baut auf den guten Erfahrungen im BGM der Hochschule auf und erweitert den Fokus auf eine neue Zielgruppe

54 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

bull Der Sozialversicherungstraumlger kann auf Referenzen aus unterschiedlichen Projekten mit Hochschulen zuruumlck-greifen und weist ein umfangreiches Beratungs- und evidenzbaisertes Maszlignahmenportfolio im Setting auf

bull Der Sozialversicherungstraumlger ist gut vernetzt in der Community

bull Die Aktivitaumlt von XX begruumlndet sich in der Umsetzung des Praumlventionsgesetzes vom 1772015 In diesem ist vorgesehen dass bdquonicht betriebliche Lebensweltenldquo ein Schwerpunkt der Praumlventionsarbeit sein sollen Hoch-schulen als zu foumlrdernde Organisationen haben damit einen gaumlnzlich neuen Stellenwert erhalten der mit einer Moumlglichkeit der Foumlrderung und Unterstuumltzung einhergeht

bull Auch die Nationale Praumlventionskonferenz hat in ihren Bundesrahmenempfehlungen vom 1622016 Hochschu-len als Organisationen und Studierende als Zielgruppe mit dem Praumlventionsziel bdquoGesund aufwachsenldquo (vergleiche hier Kapitel 31) besonders hervorgehoben sodass es einen konkreten Auftrag an die im Praumlventionsgesetz genannten Sozialversicherungstraumlger gibt sich diesen neuen Zielgruppen zu widmen Dafuumlr bedarf es konkreter Projekte die nun insbesondere in den Hochschulen gefunden werden

Optional Moumlglich ist auch die Herstellung eines Bezugs zu den Grundlagen des Studierendenwerks oder von Studierenden-vertretungen (Stichwort Gesundheit)

3 Dienstweg ndash interner Dienstweg ist hier in der Regel aus-gewiesen bull Kuumlrzel nach links hierarchieaufsteigend bull Paraphe nach links hierarchieaufsteigend

4 Anlagen bull Anlage 1 Konzeptpapier Stand XXXXXXXX bull Anlage 2 Vertrag uumlber die gemeinsame Durchfuumlhrung

eines Projektes zur bdquoGesundheitsfoumlrderung fuumlr Studierendeldquo

5 Vom zustaumlndigen Praumlsidiumsmitglied mit der Bitte um TOP-Listung bull Einfuumlhrung eines Gesundheitsmanagements fuumlr

Studierende bull Praumlsidiumssitzung am XXXXXXXX oder eine der

anstehenden Sitzungen des Praumlsidiums

Mitteilung und Umsetzung des Praumlsidiumsbeschlusses

6 Mitteilung durch das zustaumlndige Praumlsidiumsmitglied BeschlussBeschluumlsse gemaumlszlig Vorlage gefasst in der

Sitzung des Praumlsidiums am

BeschlussBeschluumlsse in der Sitzung des Praumlsidiums am

gefasst mit Aumlnderungen wie folgt

BeschlussBeschluumlsse abgelehnt in der Sitzung des

Praumlsidiums am

7 Umsetzung Vom zustaumlndigen Praumlsdiumsmitglied zuruumlck an die umsetzende Einrichtung zur weiteren Veranlassung

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II Anregungen fuumlr ein Stellenprofil der SGM-Koordinatorin oder des SGM-Koordinators Im Folgenden werden Beispie-le fuumlr ein Stellenprofil einer SGM-Koordinatorin oder eines SGM-Koordinators aufgezeigt In Abhaumlngigkeit von der jewei-ligen Hochschule der Verankerung der Stelle in der Hoch-schulorganisation und dem Finanzierungshintergrund koumlnnen Aufgabenstellungen und Anforderungen variieren

Aufgabenstellungen bull Entwicklung und Aufbau eines studentischen

Gesundheitsmanagements (SGM) bull Koordination und Management des SGM-Prozesses bull Projektevaluation und Qualitaumltssicherung des SGM-

Prozesses bull Leitung und Moderation eines SGM-Steuerkreises bull Vorbereitung Umsetzung Kommunikation und

Dokumentation von Bedarfsanalysen und Maszlignahmen zum SGM in Abstimmung mit internen und externen Partnerinnen und Partnern

bull Budgetverantwortung Mittelverwaltung Finanzplanung und Drittmittelakquise fuumlr SGM

bull Aufbau einer internen und externen Informations- und Oumlffentlichkeitsarbeit zum Thema SGM

bull Auftreten als Botschafterin oder Botschafter des SGM-Projektes

bull Interdisziplinaumlre interne und externe Kooperation mit allen fuumlr den Prozess relevanten Akteurinnen und Akteuren (Netzwerkarbeit)

bull Betreuung von Praktikanteninnen und Praktikanten bull Bereitschaft zur Kooperation und Beteiligung in der Lehre

der gesundheitsorientierten Studiengaumlnge der Hoch-schule

bull Veroumlffentlichung von Ergebnissen in Fachzeitschriften sowie die Praumlsentation auf Fachkongressen

bull Bereitschaft sich fortzubilden und an berufsspezifischen Arbeitskreisen teilzunehmen

Anforderungsprofil bull Abgeschlossenes Hochschulstudium in Gesundheits- oder

Sportwissenschaften Psychologie Sozialwissenschaften Erwachsenenpaumldagogik oder verwandten Gebieten

bull Nachgewiesene Erfahrungen im Projekt- beziehungsweise Gesundheitsmanagement undoder der Organisations-entwicklung

bull Faumlhigkeit zum wissenschaftlichen Arbeiten unter Einsatz von qualitativen und quantitativen Methoden sowie Kompetenz in grundlegenden statistischen Verfahren

bull Erfahrungen und Kenntnisse der Strukturen von Hochschulen

bull Hohe kommunikative Kompetenz bull Faumlhigkeit zu einer partizipativen und integrativen

Vorgehensweise unter Einbindung der Zielgruppe in Maszlignahmenplanung und -durchfuumlhrung

bull Expertise in der Betreuung und Durchfuumlhrung von Gesundheitsangeboten

bull Sachverstand in der Konzeption Umsetzung und Evaluation praumlventiver Programme zur Bewegungs- Ernaumlhrungs- undoder Stressbewaumlltigung sowie in einer gesundheitsfoumlrdernden Lebensweltgestaltung sind wuumlnschenswert

bull Gute Deutsch- und Englischkenntnisse in Wort und Schrift sicherer Umgang mit den MS Office-Programmen

III Vorschlag fuumlr einen Antrag auf Projektfoumlrderung Der Antrag auf Projektfoumlrderung muss den Grundlagen des sect 20 SGB V und dem Leitfaden Praumlvention des GKV-Spitzenver-bands entsprechen

Dargelegt werden sollten bull Ziele bull Zielgruppen bull Zeitdauer bull Eigenleistung bull beantragte Leistungen durch Foumlrderer bull konkrete Projektplanung bull Kosten- und Ressourcenplanung bull personelle Ressourcen und Sachmittel bull wissenschaftliche Fundierung des Projektes und bull Partizipation

Wuumlnschenswert ist die Darstellung bull der Nachhaltigkeit des Projektes bull der Vernetzung von Verhaltens- und Verhaumlltnisebene bull der Neuartigkeit bull der Einbindung des Projektes in das Gesamtkonzept der

Hochschule und bull der Unterstuumltzung durch die Hochschulleitung

56 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

IV Leitfaden fuumlr Fokusgruppen mit Studierenden als qualita-tives Befragungsinstrument Der folgende Handlungsleit-faden dient als Unterstuumltzung zur Durchfuumlhrung von Fokus-gruppen mit Studierenden im Rahmen des Projektes bdquoStudentisches Gesundheitsmanagementldquo der Techniker Kran-kenkasse und der Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V zusammen mit dem bundesweiten Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hoch-schulen Er bedarf jeweils einer themenspezifischen Anpassung

Kurzer Exkurs zur Methodik Eine Fokusgruppe ist eine mo-derierte Gruppendiskussion von sechs bis zehn Personen die ein im Voraus festgelegtes Thema zielgerichtet bearbeitet Die Diskussion dauert ein bis zwei Stunden Im Rahmen des Projektes bdquoStudentisches Gesundheitsmanagementldquo soll durch den Einsatz von Fokusgruppen gewaumlhrleistet werden dass die Studierenden partizipativ in das Prozessgeschehen eingebunden werden und aktiv an der Ausgestaltung eines SGM mitarbeiten koumlnnen

Eine Staumlrke der Fokusgruppe besteht darin dass die Studie-renden in den Fokusgruppen ihre Sicht der Dinge schildern koumlnnen sodass in relativ kurzer Zeit praxisnahe Einblicke in die Lebenswelt der Zielgruppe gewonnen werden koumlnnen Im Unterschied zu anderen Workshop-Formen geht es bei einer Fokusgruppe nicht darum einen gemeinsamen Konsens zu einem bestimmten Thema zu finden sondern vielmehr darum unterschiedliche Sichtweisen Meinungen Trends und Ideen aufzuzeigen

Vorbereitung bull Einen Ort auswaumlhlen an dem die Gruppe ohne Stoumlrung

diskutieren kann bull Das Thema sollte praumlzise klar und verstaumlndlich formuliert

sein bull Festlegung von Unterthemen Formulierung konkreter

Fragestellungen in Absprache mit der Projektgruppe bull Zwei Moderierende sollten ausgewaumlhlt werden die

Erfahrungen in der Moderation von Gruppengespraumlchen haben

bull Akquise von Studierenden fuumlr die Teilnahme zum Beispiel durch persoumlnliche Ansprache Rundmails Aushaumlnge hellip

bull Festlegen der Dokumentation Empfohlen werden eine digitale Audioaufzeichnung sowie die Dokumentation der Ergebnisse auf Karten undoder Stellwaumlnden beziehungs-weise mit einem Protokoll

bull Vorbereitung der Materialien Moderationskarten Flipchart Aufnahmegeraumlt Getraumlnke

Gespraumlchsregeln Hinweise fuumlr die Moderation Im besten Fall wird die Fokusgruppe von zwei Moderierenden durch-gefuumlhrt Eine Person ist fuumlr die Moderation die andere fuumlr die organisatorischen Arbeiten sowie fuumlr das Festhalten der Ergebnisse zustaumlndig

Zu den Aufgaben der Moderierenden gehoumlrt es Sachver-halte zu klaumlren und die Teilnehmenden zu motivieren oder ihre Gedanken weiter auszufuumlhren Fragen der Moderieren-den muumlssen dabei offen formuliert sein damit sie keine Ant-wort im Voraus implizieren Auf interessante Aussagen kann der Moderierende oft schon durch einfache Nachfragen wie zum Beispiel bdquoWarumldquo oder bdquoWas gefaumlllt Ihnen daran beson-dersldquo eingehen Zwischendurch sollten die Ergebnisse immer wieder von demder Moderierenden zusammenge-fasst werden Dies hilft demder Protokollierenden und stellt sicher dass alle Beitraumlge richtig verstanden wurden

Gespraumlchsregeln sollten vor Beginn gemeinsam festgelegt werden Diese koumlnnen sein Vertraulichkeit respektvoller Umgang mit unterschiedlichen Meinungen Ausreden lassen

Zu beachten ist dass alle Teilnehmenden zu Wort kommen koumlnnen Die Moderation hilft den Teilnehmenden dabei ihre Meinungen zu aumluszligern und die Gruumlnde fuumlr diese Meinungen zu erklaumlren (wwwpartizipative-qualitaetsentwicklungde subnavimethodenkofferfokusgruppehtml)

Exemplarischer Ablauf einer Fokusgruppe bull Dauer ein bis zwei Stunden bull Teilnehmer sechs bis zehn Personen

1 Vorstellung der beiden Moderierenden Vorstellung des Themas (zum Beispiel Willkommenskultur fuumlr Erstsemester) und des Hintergrunds

2 Vorstellung der Methodik bdquoFokusgruppeldquo Verweis auf Audioaufzeichnung Protokoll

3 ErarbeitungVorstellung der Gespraumlchsregeln Diese koumlnnen vorab von den Moderierenden erarbeitet werden Die Moderierenden schreiben die Gespraumlchsregeln auf ein Flipchart und stellen sie kurz vor Die Teilnehmenden koumlnnen diese ergaumlnzen beziehungsweise anpassen Folgende Regeln schlaumlgt die Projektgruppe vor

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bull Alles was besprochen wird bleibt im Raum bull Alle duumlrfen ausreden bull Alle kommen zu Wort bull Keine Aussage wird bewertet

4 Einstieg Vorstellung des Themas und Leitfragen der Fokusgruppen-diskussion Thema und Leitfragen werden auf Moderationskarten geschrieben und an eine Metaplan-wand gehaumlngt

5 Bearbeitung konkreter Fragestellungen (circa vier bis acht Fragen) Jeweils Hinfuumlhrung zum Themakurze Defi-nitionErlaumluterung durch dieden Moderierenden anschlie-szligend Einsatz einer Methode je nach Fragestellung Auswahl an Methoden

bull Methode 1 bull Schritt 1 Individuelles Brainstorming ( jede Teilneh-

merin und jeder Teilnehmer schreibt Gedanken zur Fragestellung auf Moderationskarten nieder pro Gedanke eine Karte)

bull Schritt 2 Clustern (Ein Gedanke wird durch eine Teil-nehmerin oder einen Teilnehmer vorgestellt und auf den TischBoden gelegt aumlhnliche Gedanken werden kommentarlos hinzu gelegt alle Gedanken werden auf diese Weise geclustert)

Anmerkung Diese Methode eignet sich grundsaumltzlich gut um alle Themen nach diesem Schema zu bearbeiten Die Vorschaltung einer individuellen Phase hat sich in der Praxis bewaumlhrt

bull Methode 2 Diskussion zur Fragestellung in Kleingruppen anschlieszligend Vorstellung im Plenum

bull Methode 3 Themenspezifische Aufstellung Beispiel Auf einer Skala von eins bis zehn Wie stressig ist euer Studium insgesamt bull Moumlgliche Methode Auf Moderationskarten vermerken

Wo stuft ihr euch ein bull Anschlieszligende Diskussion Was fuumlhrt dazu dass ihr

euch dort einstuft Was braucht ihr um auf eine geringere Stufe zu kommen

6 Offene Fragerunde Gibt es noch Themen Brennt irgend-etwas Moumlglichkeit der Teilnehmenden zu einem unkommen-tierten Fazit

7 Fazit und Abschluss Fuumlr die Beteiligung bedanken Ruumlckmeldung an Gruppe wie das weitere Vorgehen geplant ist und wie die Ergebnisse kommuniziert werden

Nicht vergessen Bitte erfragen Sie von den Teilnehmenden folgende Daten fuumlr die Auswertung

bull StudiengangFakultaumlt bull Semesterzahl bull Alter bull Geschlecht

Achtung bull Die Fokusgruppe ist kein offener Ideenaustausch

sondern eine geleitete Diskussion mit einer klaren Zielsetzung (naumlmlich Ruumlckmeldungen zu einem bestimmten Thema zu bekommen)

bull Die Fokusgruppe ist eine Methode der Diskussions-fuumlhrung kein Frage-Antwort-Spiel Ein Kennzeichen einer erfolgreichen Fokusgruppe ist ein lebendiges Gespraumlch das in erster Linie von den Teilnehmenden getragen wird (das heiszligt die Moderation sollte nicht zu strikt am Leitfa-den haumlngen sondern diesen flexibel nutzen um die Diskussion zu stimulieren)

bull Eine Fokusgruppe foumlrdert die gemeinsame Gruppener-fahrung Wichtige Aspekte hierfuumlr sind eine angenehme Atmosphaumlre zu schaffen und den Teilnehmenden Raum und Zeit zu lassen

Weitere Informationen zur Methodik und zum Ablauf von Fokusgruppen unter wwwpartizipative-qualitaets entwicklungdesubnavimethodenkofferfokusgruppe html

Der Leitfaden wurde im Rahmen des Projektes bdquoStudenti-sches Gesundheitsmanagementldquo ndash AG Fokusgruppe 2015 von folgenden Personen entwickelt Anke Beeren Sabine Koumlnig Wiebke Maaszlig Janika Mette Stephanie Schluck Dr Ute Sonntag Dr Brigitte Steinke Stefanie Thees

58 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

9 Anlage 2

Glossar Im Folgenden werden Begriffe aus dem Kontext der Gesundheitsfoumlrderung an Hochschulen erlaumlutert

Betriebliche Gesundheitsfoumlrderung (BGF) Gemeinsame systemische Interventionen zur Gesundheitsfoumlrderung von Arbeitgebern Beschaumlftigten und Studierenden in privaten und oumlffentlichen Einrichtungen Gesundheitsfoumlrderung ist nach dem Verstaumlndnis der Weltgesundheitsorganisation ein komplexer sozialer und gesundheitspolitischer Ansatz Ziel ist die Vorbeugung von Krankheiten die Staumlrkung von Gesund-heitsressourcen sowie Senkung von gesundheitsrelevanten Belastungen am Arbeits- beziehungsweise Studienplatz Dies erfolgt unter aktiver Beteiligung der Betroffenen (gtPartizi-pation) mit dem Ziel eine Verbesserung der Arbeits- und Studienorganisation beziehungsweise deren Bedingungen zu erreichen Die Foumlrderung der Gesundheit und des Wohlbefin-dens am Arbeits- beziehungsweise Studienplatz erfolgt durch gtVerhaltens- und gtVerhaumlltnispraumlvention in definierten gtHandlungsfeldern auf Grundlage einer Bestandsaufnahme zum Beispiel gtGBE gtBGF ist ein Baustein im gtBGM

Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) Seit 2004 ist BEM gesetzliche Pflichtaufgabe (sect 84 SGB IX) fuumlr Arbeitgeber Wenn Beschaumlftigte innerhalb eines Jahres mehr als sechs Wochen krankheitsbedingt fehlen ist ihnen ein freiwilliges Gespraumlch zur Wiedereingliederung an den Arbeits-platz anzubieten Das gtBEM ist ein Baustein unter dem Dach des gtBGM Uumlber ein daran orientiertes systematisches Eingliederungsmanagement fuumlr Studierende die krankheits-bedingt fehlen ist nichts bekannt

Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) Organisa-torische Zusammenfuumlhrung der gesetzlichen und freiwilligen Leistungen einer Organisation (gtLebenswelt gtSetting) zur Foumlrderung der Gesundheit in Unternehmen beziehungsweise Institutionen wie Bildungseinrichtungen Studierende wurden

bisher darunter nicht systematisch erfasst und bilden zur Zeit eine eigenstaumlndige Saumlule (vergleiche gtSGM) Perspektivisch ist das gesundheitsbezogene Management an Hochschulen in ein gtHGM fuumlr alle gtStatusgruppen zusammenzufuumlhren Das Aufgabenprofil zum Aufbau und der Analyse (gtGBE) gesundheitsbezogener betrieblicher Strukturen und Prozes-se wird durch BGM-Koordinatorinnen und BGM-Koordinatoren wahrgenommen Die Bausteine der bundesgesetzlichen Aufgaben sind Arbeits- und Gesundheitsschutz Praumlvention und Gesundheitsfoumlrderung (gtPraumlvG) sowie das gtBEM Die gtHandlungsfelder koumlnnen beispielsweise Bewegung Ergo-nomie Ernaumlhrung Gewalt- Laumlrm- und Suchtpraumlvention sowie Psychische Gesundheit sein

Gesundheitsberichterstattung (GBE) Periodische Berichte uumlber die gesundheitliche Situation der Bevoumllkerung bezie-hungsweise der gtStatusgruppen an der Hochschule Ziel ist die Ableitung von Gesundheitszielen mit entsprechenden gtHandlungsfeldern Dies erfolgt methodisch durch Befra-gung der Hochschulangehoumlrigen Fokusgruppen oder On-line-Frageboumlgen Ein bewaumlhrtes Instrument der gtGBE fuumlr Studierende ist der University Health Report (UHR)

Gesundheitszirkel Zeitlich befristetes Instrument zur Analyse Planung Umsetzung und Evaluation von gesund-heitsbezogenen Prozessen im Rahmen des gtBGM Gesund-heitszirkel bestehen aus circa zehn Personen die auf frei-williger Basis in Gruppenarbeit als Expertinnen und Experten fuumlr ihren Arbeits- beziehungsweise Studienbereich Verbesse-rungsvorschlaumlge zur Senkung der Belastungen erstellen Im gtSGM wird bisher dafuumlr das Instrument der Fokusgruppen eingesetzt

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Handlungsfelder Handlungsfelder des gtBGM sind nach einer Bestandsaufnahme und Analysephase festzulegen Das koumlnnen gesundheitsbezogene Maszlignahmen Projekte und Prozesse zur Organisationsentwicklung der gtVerhaltens- und gtVerhaumlltnispraumlvention sein Bestimmte Handlungsfelder der gtBGF (wie Bewegung Ernaumlhrung) werden durch Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen nach SGB V sect 20 (gtPraumlvG) unterstuumltzt

Health Promoting Universities Im Jahr 1997 wurden die Health Promoting Universities (HPU) zu einem offiziellen Be-standteil und Unterprogramm des WHO-Projektes bdquoHealthy Citiesldquo Inzwischen hat sich daraus ein internationales Netzwerk gebildet dessen aktueller Stand auf der Internet-praumlsenz wwwhealthpromotingcampusesorg abgebildet ist Im Jahr 2015 wurde auf der fuumlnften internationalen Konferenz die Okanagan-Charta als weltweiter gemeinsamer Handlungsrahmen zur Gesundheitsfoumlrderung und Nachhal-tigkeit in der houmlheren Bildung verabschiedet

Hochschule bdquoHochschuleldquo ist der Dachbegriff fuumlr Einrich-tungen des Bildungswesens fuumlr Wissenschaft Lehre und Stu-dium zum Erwerb eines akademischen Abschlusses Sie sind dem tertiaumlren Bildungssektor zugehoumlrig und unterliegen je-weils der Gesetzgebung der 16 Bundeslaumlnder In Deutschland gibt es 427 Hochschulen die in staatlicher (Bund Land Kom-mune) beziehungsweise in staatlich anerkannter privater und konfessioneller Traumlgerschaft als Praumlsenz- beziehungs-weise Fernhochschulen betrieben werden

Hochschulisches Gesundheitsmanagement (HGM) Die ge-sundheitsbezogenen Managementstrategien an Hoch-schulen erfolgen zur Zeit nach gtStatusgruppen getrennt mit eigenen organisatorischen personellen und rechtlichen Grundlagen Neben dem vor uumlber 20 Jahren eingefuumlhrten gtBGM fuumlr die Verwaltung hat sich eine weitere Saumlule fuumlr Studierende gtSGM entwickelt Mit Perspektive auf die wissen-schaftlich und kuumlnstlerisch Beschaumlftigten ndash dem sogenannten

Mittelbau ndash befinden sich die Hochschulen noch am Anfang Zielstellung sollte ein gtHGM sein das gesunde Arbeits- und Studienplaumltze durch Organisationsentwicklung fuumlr alle an der Hochschule Taumltigen zum Ziel hat

Lebenswelt Das gtPraumlvG definiert bdquoLebensweltldquo im SGB V sect 20a Absatz 1 wie folgt bdquoLebenswelten () sind fuumlr die Gesund-heit bedeutsame abgrenzbare soziale Systeme insbeson-dere des Wohnens des Lernens des Studierens der medizini-schen und pflegerischen Versorgung sowie der Freizeitgestaltung einschlieszliglich des Sportsldquo bdquoLebensweltldquo kann synonym zum Begriff gtSetting genutzt werden der nicht im gtPraumlvG steht

Organisationsentwicklung (OE) Der Begriff bezieht sich auf den geplanten und methodisch kontrollierten Wandel von Unternehmen beziehungsweise Institutionen Durch OE sol-len in einem mittelfristigen und komplexen Prozess die Struk-turen (wie Kommunikations- und Kooperationsstrukturen) sowie die Kultur analysiert und gegebenenfalls veraumlndert werden

Partizipation bdquoPartizipationldquo bezieht sich auf die aktive Teil-habe von Personen oder Gruppen an bestimmten Organisa-tionsprozessen Die aktive Einbeziehung der Beteiligten in Planung Umsetzung und Evaluierung gesundheitsbezoge-ner Angebote ist Aufgabe des gtBGM und gtSGM Partizipation umfasst die Formulierung von Wuumlnschen Beduumlrfnissen und Kritik an den bestehenden Zustaumlnden sowie die Beteiligung an Entscheidungen oder Regelerstellungen wie Dienstverein-barungen beziehungsweise Leitbilder Partizipation wird als Entwicklungsprozess verstanden in dem Mitbestimmung und Entscheidungskompetenzen uumlber das gesetzlich gere-gelte Maszlig hinaus schrittweise ausgebaut werden

60 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Praumlventionsgesetz (PraumlvG) Das Gesetz zur Staumlrkung der Gesundheitsfoumlrderung und Praumlvention (sect 20 Absatz 2 SGB V) ndash im Folgenden kurz Praumlventionsgesetz (gtPraumlvG) ndash ist in zwei Stufen am 2572015 und am 112016 in Kraft getreten Es ist integraler Bestandteil des Fuumlnften Buchs des Sozialge-setzbuches das im dritten Kapitel dritter Abschnitt unter anderem Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen auffuumlhrt Es sind folgende drei Leistungsbereiche in sect 20 verankert

1 Verhaltensbezogene Praumlvention (sect 20 Absatz 5) 2 Gesundheitsfoumlrderung und Praumlvention in gtLebenswelten

(sect 20a) und 3 Gesundheitsfoumlrderung in Betrieben (gtBGF sect 20b)

Pauschal hat der Gesetzgeber jaumlhrlich einen Betrag von mindestens sieben Euro pro gesetzlich Krankenversichertem vorgesehen Die gemeinsamen Ausfuumlhrungsbestimmungen der Sozialversicherungen auf Grundlage des gtPraumlvG werden durch die Nationale Praumlventionskonferenz (sect 20e) mit den Bundesrahmenempfehlungen vom 2882018 festgelegt auf denen die 16 Landesrahmenvereinbarungen (sect 20f) aufbauen sollen Der Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen auf Basis des gtPraumlvG ist im Leitfaden Praumlvention festgelegt

Salutogenese Die Salutogenese stellt einen Paradigmen-wechsel mit Blick auf die Schutzfaktoren und Ressourcen von Individuen dar Sie bietet eine Erweiterung der biomedizini-schen krankheitsorientierten Sichtweise und wurde erst auf die koumlrperliche und dann seelische Gesundheit angewendet Nach Aaron Antonovsky folgt das Modell der Salutogenese (lateinisch Salus = Heil griechisch Genesis = Entstehung) konsequent der Frage nach den Entstehungs- und Erhaltungs-

bedingungen von Gesundheit Gesundheit und Krankheit wer-den in einer salutogenetischen Sichtweise nicht als einander ausschlieszligende Zustaumlnde sondern als Pole eines Gesund-heits-Krankheits-Kontinuums betrachtet Dabei soll sich der individuelle Gesundheitszustand eines Menschen aus der dynamischen Wechselwirkung zwischen Gesundheitsrisiken und Gesundheitsressourcen der Person und seiner Lebens-welt ergeben

Setting(-Ansatz) Ein Setting ist ein uumlberschaubares sozial-raumlumliches System wie beispielsweise eine Stadt ein Kran-kenhaus oder eine Hochschule auf deren Mitglieder prauml-ventive beziehungsweise gesundheitsfoumlrderliche Maszlignahmen ausgerichtet werden koumlnnen Ein Setting (gtLe-benswelt) besitzt physische Grenzen und Menschen mit de-finierten Rollen sowie eine Organisationsstruktur Der Set-ting-Ansatz ist die Kernstrategie der Gesundheitsfoumlrderung und die Vernetzung dafuumlr ein wichtiges Entwicklungsinstru-ment Der in den 1980er-Jahren von der Weltgesundheitsor-ganisation proklamierte Ansatz soll die Umsetzung der Otta-wa-Charta von 1986 in die Praxis ermoumlglichen Der Setting-Ansatz richtet sich auf die gtLebenswelten (Settings) aus in denen Menschen lernen arbeiten konsumieren et ce-tera und somit einen Groszligteil ihrer Zeit verbringen Durch gesundheitsbezogene Interventionen soll die Gesundheit der Einzelnen und auch der Mitglieder einer Organisation wie einer Hochschule positiv beeinflusst werden Ziel ist es Ge-sundheitspotenziale der Menschen zu ermitteln und diese durch strukturelle Veraumlnderungen (gtVerhaumlltnispraumlvention) in ihrer Lebenswelt zu staumlrken

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Stakeholder Der Begriff bdquoStakeholderldquo stammt aus dem Englischen und ist nur unzureichend mit bdquoInteressent(en)ldquo beziehungsweise bdquoInteressensgruppenldquo zu uumlbersetzen Die Person oder der Personenkreis charakterisiert eine Schluumlssel-stellung in einer Organisation die am Verlauf oder Ergebnis eines Prozesses oder Projektes maszliggeblichen Einfluss aus-uumlbt Zur Implementierung von gtBGM beziehungsweise gtSGM an einer Hochschule ist dieser Personenkreis zu identifizieren und persoumlnlich anzusprechen

Statusgruppe Einer Statusgruppe werden die Mitglieder einer Hochschule entsprechend ihren Rollen und gesetzlichen Rahmenbedingungen zugeordnet Die Haupttrennlinie liegt zwischen einem geschlossenen Beschaumlftigungsvertrag und einer Immatrikulationsbescheinigung der Hochschule Die Statistik unterscheidet in nichtwissenschaftliches und wissenschaftliches Personal Professorinnen und Professoren sowie Studierende Dabei koumlnnen Uumlbergaumlnge wie bei den studentischen Beschaumlftigten flieszligend sein Das Statisti-sche Bundesamt veroumlffentlicht dazu umfangreiche Fachse-rien

Steuerungsgruppe Das Lenkungsgremium fuumlr ein gtBGM (wie ein Arbeitskreis Gesundheit) sollte sich neben der BGM- Koordinatorin oder dem BGM-Koordinator mindestens aus Mitgliedern der Hochschulleitung der Arbeitssicherheit Personalabteilung dem Personalrat gegebenenfalls Be-triebsaumlrztin oder Betriebsarzt Sozialdienst und weiteren Fuumlhrungskraumlften zusammensetzen

Studentisches Gesundheitsmanagement (SGM) Das Ge-sundheitsmanagement fuumlr und von Studierenden ndash Kurzform bdquoStudentisches Gesundheitsmanagement oder Studierenden-gesundheitsmanagementldquo (SGM) ndash ist in Anlehnung an das

gtBGM konzipiert worden Es dient dazu eine systematische und zielorientierte Steuerung fuumlr alle gesundheitsbezoge-nen Prozesse im Zusammenhang mit Studierenden an der Hochschule zu buumln-deln und zu erweitern Im Sinne der Ge-sundheitssouveraumlnitaumlt sollen die koumlrper-lichen psychischen und sozialen Belange sowie das individuelle Wohlbefinden der Studierenden erhalten und gefoumlrdert werden Perspektivisch ist im Sinne des gtLebensweltansatzes ein uumlbergrei-fendes Gesundheitsmanagement der Organisation Hochschule anzustreben

Verhaumlltnispraumlvention Einflussnahme auf Gesundheit und Krankheit durch Veraumlnderung der Lebensbedingungen Klassische Felder der Verhaumlltnispraumlven-tion sind die Verbesserung der Arbeits-bedingungen im Rahmen von gtBGM beziehungsweise gtSGM kommunale Aktivitaumlten zur Verbesserung der Hygi-ene- Wohn- und Verkehrsbedingungen sowie gesetzgeberische Aktivitaumlten

Verhaltenspraumlvention Einflussnahme auf den individuellen Gesundheitszu-stand beziehungsweise das Gesundheits-verhalten durch bildende und beratende Maszlignahmen

62 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

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64 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

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wwwstudentenwerkede Deutsches Studierendenwerk

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wwwgesundheitsfoerdernde-hochschulen-swde Gesund-heitsfoumlrdernde Hochschulen Suumldwest

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wwwhockitedurueckenwindphp Ruumlckenwind ndash Was Studis gegen Stress tun koumlnnen

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wwwkompetenzzentrum-hochschulende Kompetenz-zentrum Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen

wwwhs-emden-leerdeeinrichtungenhochschulsport- health-sportshealthy-campus-health Studentisches Gesundheitsmanagement an der Hochschule Emden-Leer

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wwwhtwk-leipzigdelebenund-du-so Studentisches Gesundheitsmanagement an der HTWK Leipzig

wwwgesundeuni-wuppertalde Gesundheitsportal der Uni Wuppertal

wwwhs-esslingendesoziale-arbeit-gesundheit-und- pflegefakultaetprofilgesundheitsfoerderung Studen-tische Gesundheitsfoumlrderung an der Hochschule Esslingen

wwwlustuni-luebeckde Studierendengesundheit der Uni Luumlbeck

wwwnightlineseu Zuhoumlr- und Informationstelefon von Stu-dierenden fuumlr Studierende

wwwsozialerhebungde Sozialerhebung des Deutschen Studierendenwerks

wwwstudicarecom Forschungs- und Kooperationsvorhaben zur psychischen Gesundheit von Studierenden

wwwth-wildaudehochschuleweitere-einrichtungen hochschule-in-hochform Vision einer gesundheitsbewuss-ten Hochschule TH Wildau

wwwtu-braunschweigdesportzentrumsgf Studentische Gesundheitsfoumlrderung TU Braunschweig

wwwtu-ilmenaudeaustauschforum Austauschplattform Thuumlringer Hochschulen

wwwuni-paderborndeuniversitaetbenefit Studentisches Gesundheitsmanagement an der Uni Paderborn

wwwuhreportde University Health Report

Zuletzt abgefragt am 2542019

66 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Autorinnen- und Autorenverzeichnis Im Folgenden wer-den die Autorinnen und Autoren genannt die an dieser Hand-lungsempfehlung mitgewirkt haben

Felix Albrecht Karlsruher Institut fuumlr Technologie House of Competence Straszlige am Forum 3 D-76131 Karlsruhe E-Mail felixalbrechtkitedu hockitedu

Philip Bachert Karlsruher Institut fuumlr Technologie Institut fuumlr Sport und Sportwissenschaft Engler-Bunte-Ring 15 Gebaumlude 4040 D-76131 Karlsruhe E-Mail philipbachertkitedu sportkitedu

Henning Blumenroth Universitaumlt Frankfurt Zentrum fuumlr Hochschulsport D-60487 Frankfurt am Main E-Mail blumenrothhochschulsportuni-frankfurtde uni-frankfurtde

PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Freie Universitaumlt Berlin AB Public Health Praumlvention und psychosoziale Gesundheitsforschung Habelschwerdter Allee 45 D-14195 Berlin E-Mail burkhardgusyfu-berlinde fu-berlindeppg

Prof Dr Thomas Hartmann Hochschule Magdeburg-Stendal FB Soziale Arbeit Gesundheit und Medien Breitscheidstraszlige 2 D-39114 Magdeburg E-Mail thomashartmannhs-magdeburgde

Prof Dr med Eva Hungerland Duale Hochschule Baden-Wuumlrttemberg Stuttgart Rotebuumlhlstraszlige 131 D-70197 Stuttgart E-Mail evahungerlanddhbw-stuttgartde dhbw-stuttgartdegesundheit

Sabine Koumlnig Team Gesundheitsmanagement Techniker Krankenkasse Bramfelder Straszlige 140 D-22305 Hamburg E-Mail sabinekoenig-1tkde tkde

Martin Kruumlssel Universitaumlt Goumlttingen BGM-Koordination Goszliglerstraszlige 57 D-37073 Goumlttingen E-Mail martinkruesselzvwuni-goettingende uni-goettingende

Dr Alexa Maria Kunz Karlsruher Institut fuumlr Technologie House of Competence Straszlige am Forum 3 D-76131 Karlsruhe E-Mail alexakunzkitedu hockitedu

Tino Lesener Freie Universitaumlt Berlin AB Public Health Praumlvention und psychosoziale Gesundheitsforschung Habelschwerdter Allee 45 D-14195 Berlin E-Mail tlesenerfu-berlinde fu-berlindeppg

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Jaqueline Metken Duale Hochschule Baden-Wuumlrttemberg Stuttgart Rotebuumlhlstraszlige 131 D-70197 Stuttgart E-Mail jaquelinemetkengmailcom dhbw-stuttgartdegesundheit

Ines Niemeyer Team Gesundheitsmanagement Techniker Krankenkasse Bramfelder Straszlige 140 D-22305 Hamburg E-Mail inesniemeyer-1tkde tkde

Joerg Reitermayer Karlsruher Institut fuumlr Technologie House of Competence Straszlige am Forum 3 D-76131 Karlsruhe E-Mail joergreitermayerkitedu hockitedu

Stephanie Schluck Hochschule fuumlr angewandte Wissenschaften Hamburg Presse amp Kommunikation Berliner Tor 5 D-20099 Hamburg E-Mail stephanieschluckhaw-hamburgde haw-hamburgde

Dr Ute Sonntag Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V Fenskeweg 2 D-30165 Hannover E-Mail utesonntaggesundheit-ndsde gesundheit-ndsde

Max Sprenger Technische Universitaumlt Kaiserslautern Allgemeiner Hochschulsport (ZE AHS) Paul-Ehrlich-Strasse 28 D-67663 Kaiserslautern E-Mail maxsprengerhochschulsportuni-klde unisportuni-klde

Dr Brigitte Steinke Team Gesundheitsmanagement Techniker Krankenkasse Bramfelder Straszlige 140 D-22305 Hamburg E-Mail brigittesteinketkde tkde

Mareike Timmann Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V Fenskeweg 2 D-30165 Hannover E-Mail mareiketimmanngesundheit-ndsde gesundheit-ndsde

Christine Wolter Freie Universitaumlt Berlin AB Public Health Praumlvention und psychosoziale Gesundheitsforschung Habelschwerdter Allee 45 D-14195 Berlin E-Mail christinewolterfu-berlinde fu-berlindeppg

SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement ndash Herausgeber Techniker Krankenkasse Unternehmenszentrale 22291 Hamburg Internet tkde Geschaumlfts-bereich Markt und Kunde Gesundheitsmanagement Dr Sabine Voermans Konzeption Autorinnen- und Autorengruppe Redaktion Sabine Koumlnig Ines Niemeyer Dr Brigitte Steinke Prof Dr Thomas Hartmann Dr Ute Sonntag in Zusammenarbeit mit Stephanie Schluck Mareike Timmann Medienkonzeption TK Micaela Berger Gestaltung The Ad Store GmbH Hamburg Produktion Oliver Kuumlhl Litho Hirte GmbH amp Co KG Hamburg Druck TK-Hausdruckerei

copy Techniker Krankenkasse Alle Rechte vorbehalten Nachdruck auch auszugsweise nur mit schriftlicher Einwilligung der TK Die enthaltenen Informationen wurden sorgfaumlltig recherchiert Fuumlr eventuelle Aumlnderungen oder Irrtuumlmer koumlnnen wir keine Gewaumlhr uumlbernehmen Stand Juni 2019

Hier erfahren Sie mehr Studentisches Gesundheitsmanagement Fragen zum Angebot der TK zur Gesundheitsfoumlrderung an Hochschulen beantworten Ihnen gerne die kompetenten TK-Berater in Ihrer Region Senden Sie einfach eine E-Mail an gesundheitsmanagementtkde Ihr regionaler Ansprechpartner wird sich schnellstmoumlglich bei Ihnen melden

Firmenkundenservice Ausfuumlhrliche und aktuelle Informationen zu unseren Leistungen und Services fuumlr Firmenkunden finden Sie auch unter firmenkundentkde Suchnummer 9600

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  • SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement
    • Inhalt
    • 1 Vorworte
    • 2 Praumlambel
    • 3 Einbettung des Themas Worum geht es
    • 4 Was ist zu Beginn zu bedenken
    • 5 Theorie und Praxis Was ist bei der Umsetzung zu bedenken
    • 6 Welche grundsaumltzlichen Aspekte sind entscheidend fuumlr ein SGM
    • 7 Die Kooperationspartner
    • 8 Anlage 1 Praxishilfen
    • 9 Anlage 2
Page 9: SGM – Studentisches Gesundheitsmanagement · 2020. 3. 6. · • Deutsche Sporthochschule Kln • Duale Hochschule Baden-Wrttemberg Stuttgart • Hochschule Hannover • Freie Universität

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Lebenswelten erleichtern den Zugang zur Zielgruppe der Studierenden und eroumlffnen Moumlglichkeiten zur Partizipation (siehe Seite 45 bdquoPartizipationldquo) (Klemperer 2015) Lebens-weltbezogene Interventionen gelten als erfolgsverspre- Wie wird der zuerst international ange-chender und koumlnnen auf verschiedenen Ebenen ansetzen stoszligene Prozess in Deutschland umge-(wwwgesundheitliche-chancengleichheitde) setzt Auf nationaler Ebene durch das

im Jahr 2015 in Kraft getretene Gesetz bull Staumlrkung von Kompetenzen und Ressourcen der zur Staumlrkung der Gesundheitsfoumlrderung

Einzelnen (individuelle Ebene) und Praumlvention (Praumlventionsgesetz) bull Entwicklung von gesundheitsfoumlrdernden Hiermit erfolgte im Sinne der Ottawa-

Rahmenbedingungen (Strukturbildung) und Charta ein Paradigmenwechsel (Geene bull Partizipation der Personen(gruppen) in der Lebenswelt 2018) bei der von den gesetzlichen

Krankenkassen finanzierten Praumlvention Der Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen (AGH) Die Finanzierung von Strukturbildung widmet sich dieser Aufgabe seit 1995 und hat zehn Guumlte- und Verhaumlltnispraumlvention in Lebens-kriterien fuumlr Hochschulen als Zielstellung entwickelt Seit welten (sect 20a SGB V) unter anderem in 1997 sind die Health Promoting Universities als offizielles der bdquoLebenswelt des Studierensldquo (ver-Netzwerk der Weltgesundheitsorganisation anerkannt Die gleiche Seite 12 bdquoSoziologische Uumlberle-Okanagan-Charta (2015) ist die aktuellste gemeinsame gungen zum Lebensweltbegriffldquo) Un-Erklaumlrung des weltweit umspannenden Netzwerks von definiert bleibt dabei welche in den Hochschulen Dort heiszligt es bdquoGesundheitsfoumlrdernde Hoch- Bundesrahmenempfehlungen (BRE) der schulen gestalten die Gesundheit und Nachhaltigkeit unserer Nationalen Praumlventionskonferenz (NPK) aktuellen und zukuumlnftigen Gesellschaften staumlrken Gemein- aufgefuumlhrten Lebenswelten in welchem schaften und tragen zum Wohlergehen von Menschen Orten Umfang gefoumlrdert werden und wie der und dem Planeten beildquo Die Okanagan-Charta fordert Hoch- Verteilungsschluumlssel auf die Bundeslaumln-schulen weltweit dazu auf Gesundheit und Nachhaltigkeit der erfolgt Hier sollten die 16 Landes-als Querschnittsthema in alle Aspekte der Hochschulkultur rahmenvereinbarungen (LRV) entspre-der Verwaltungs- und Betriebsstrukturen sowie der akade- chende Lenkungswirkung entfalten mischen Aufgabenfelder einzubetten was in Bezug auf Hochschulen bisher

noch nicht erfolgt ist Im Vergleich zu anderen Institutionen uumlbernehmen Hochschulen mehrere Aufgaben im Rahmen der Gesundheitsfoumlrderung die Aus gesundheitspolitischer Sicht wird auch mit ihrem klassischen Auftrag naumlmlich der Lehre und sowohl auf Bundes- als auch auf Lan-Forschung zu vereinbaren sind (Hartmann Lehner 2018) desebene das Potenzial der Hochschulen

fuumlr die Gesundheitsfoumlrderung ndash trotz bull Foumlrderung der Gesundheit und des Wohlbefindens aller Praumlventionsgesetz ndash nicht fuumlr die vor-

Statusgruppen gegebene Strukturbildung und Zusam-bull Etablierung der nicht-medizinischen Praumlvention und menarbeit der Sozialversicherungen

Gesundheitsfoumlrderung in Lehre Forschung und Entwick- genutzt So sind es die autonomen lungsprojekten auch durch eigenstaumlndige Studiengaumlnge Hochschulen selbst die von sich aus Professuren und Institute mit Unterstuumltzung der gesetzlichen

bull Wissenstransfer und Unterstuumltzung der Gesundheitsfoumlr- Krankenkassen aktiv geworden sind derung in der Region Nach Aufbau des bundesweiten Netz-

bull Vermittlung der Gesundheitsfoumlrderung (inklusive Sicher- werks durch den AGH und das 2018 heit und Gesundheit) an alle Studierenden als Aufgabe fuumlr gegruumlndete KGH sollte die Strukturbil-den zukuumlnftigen beruflichen Wirkungsbereich dung vordringlich in den Bundeslaumln-

10 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

dern erfolgen Auf dieser Ebene bestehen viele Steuerungs-moumlglichkeiten ausgehend von Zielvereinbarungen bis hin zur Gesetzgebung um die Entwicklung der Gesundheitsfoumlrde-rung an Hochschulen zu unterstuumltzen Dazu gehoumlrt die Verpflichtung und finanzielle Ausstattung der Studierenden-werke sowie der Landesunfallkassen um die bereits landesgesetzlich vorgegebenen Aufgaben zur Gesundheits-foumlrderung an Hochschulen verwirklichen zu koumlnnen Interes-santerweise traumlgt das Thuumlringer Hochschulgesetz im Vorwort (2018 Seite 3) dem schon Rechnung Ausgehend von dem Leitgedanken den Mitgliedern und Angehoumlrigen an Hochschulen mehr Moumlglichkeiten zur Mitgestaltung einzu-raumlumen soll die Gesundheitsfoumlrderung gestaumlrkt werden

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Der Begriff bdquoStudentisches Gesund-heitsmanagementldquo Gesundheits-management fuumlr Studierende oder studentisches Gesundheitsmanage-ment ndash wie kann der neue Aspekt der systemischen Gesundheitsfoumlrderung genannt werden Der Begriff bdquoGesund-heitsmanagement fuumlr Studierendeldquo betont zwar die Zielgruppe ist aber in dem Wort bdquofuumlrldquo nicht ganz kompatibel mit dem zentralen Kriterium der Parti-zipation bdquoFuumlr und mitldquo klingt zu um-staumlndlich und wuumlrde sich nicht einpraumlgen waumlre aber passender Der Begriff bdquoStu-dentisches Gesundheitsmanagementldquo macht Anleihen beim betrieblichen Gesundheitsmanagement Ganz ver-gleichbar sind jedoch diese beiden Begrifflichkeiten nicht bdquoBetrieblichldquo bezieht sich auf den Betrieb also auf ein Setting bdquoStudentischldquo bezieht sich auf eine Zielgruppe naumlmlich die Ziel-gruppe die Hochschulen zu Hochschu-len macht Daruumlber hinaus kommen neben der formalen Organisation Hochschule auch die Lebenslagen der Studierenden hinzu Schnell zeigte sich dass die Umschreibung bdquoStuden-tisches Gesundheitsmanagementldquo und das Kuumlrzel bdquoSGMldquo sich bundesweit bereits durchgesetzt hatten bevor die Ergebnisse der damit verbundenen Projekte vorlagen

Als das erste Foumlrderprojekt Ende 2014 an der TU Kaiserslautern unterstuumltzt durch die Techniker Krankenkasse an den Start ging gab es diesen Ansatz noch nicht Bis dahin wurde allgemein von der bdquoGesundheit der Studierendenldquo gesprochen und das Projekt war folge-richtig mit bdquoBio-psycho-soziale Gesund-heit der Studierenden der TU Kaisers-lauternldquo betitelt Schnell wurde deutlich dass es fuumlr so ein komplexes Vorhaben eines organisationsbezogenen Ansatzes bedurfte Befoumlrdert wurde dieser Pro-zess durch das Praumlventionsgesetz in 2015 das die Studierenden als Adres-satinnen und Adressaten von Maszlignah-men der Gesundheitsfoumlrderung im Kontext des Lebensweltansatzes aus-weist Parallel dazu wurde von der Techniker Krankenkasse und der Lan-desvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Nieder-sachsen e V in Kooperation mit dem Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen das bundesweite Projekt bdquoStudentisches Gesundheitsmanage-ment (SGM)ldquo aus der Taufe gehoben

Das SGM ist in Anlehnung an das be-triebliche Gesundheitsmanagement benannt und konzipiert worden Es dient dazu eine systematische und zielorientierte Steuerung fuumlr alle ge-sundheitsbezogenen Prozesse im Zu-sammenhang mit Studierenden an der Hochschule zu buumlndeln Dazu ge-houmlren bedarfsgerechte Maszlignahmen Projekte und Prozesse der Organisati-onsentwicklung die Studierendenge-sundheit und Studienerfolg foumlrdern koumlnnen Im Sinne der Gesundheits-souveraumlnitaumlt sollen die koumlrperlichen psychischen und sozialen Belange so-wie das individuelle Wohlbefinden der Studierenden erhalten und gefoumlrdert werden Zentral ist dabei die Partizipa-tion der Studierenden am SGM als Expertinnen und Experten in eigener Sache Das bedeutet eine weitgehende Gestaltung durch Studierende mit Entscheidungsmacht und finanzieller Ausstattung Perspektivisch ist ein uumlbergreifendes Gesundheitsmanage-ment der Organisation Hochschule anzustreben und die Statusgruppen zusammenzufuumlhren Erst dieser Schritt wuumlrde dem Ziel des Setting-Ansatzes voll entsprechen

12 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Soziologische Uumlberlegungen zum Lebensweltbegriff Spaumltestens seit seiner gesetzlichen Verankerung hat der Begriff bdquoLebensweltldquo Einzug in den Sprachge-brauch im Bereich der Gesundheitsfoumlrderung gehalten Seit der Novelle des Fuumlnften Buches im Sozialgesetzbuch vom 2572015 regelt vor allem Paragraph 20a die bdquoLeistungen zur Gesundheitsfoumlrderung und Praumlvention in Lebensweltenldquo und ver-pflichtet die gesetzlichen Krankenkassen zu entsprechenden Leistungen Als Lebenswelten gelten laut dem Gesetz bdquofuumlr die Gesundheit bedeutsame abgrenz-bare soziale Systemeldquo Explizit genannt werden das Wohnen das Lernen das Stu-dieren die medizinische und pflegerische Versorgung sowie die Freizeitgestaltung einschlieszliglich des Sports (sect 20a SGB V laut derzeit guumlltigem Stand vom 112016)

Lebenswelt des Studierens ndash Lebenswelten von Studierenden Was zunaumlchst intuitiv verstaumlndlich scheint wirft beim Auf- oder Ausbau eines SGM rasch Fragen auf Was gehoumlrt eigentlich zur Lebenswelt des Studierens und damit in den Aktionsradius derer die im Gesetz als die bdquofuumlr die Lebenswelt Verantwortlichenldquo adressiert werden Nur das was mit Studieren im engeren Sinn zu tun hat oder alles was zur Lebensphase Studium gehoumlrt ndash wie der Nebenjob die Wohngemein-schaft die Hochschulgruppe Wo sind beim Studieren Schnittmengen mit und Abgrenzungen zu den anderen genannten Lebenswelten zum Beispiel dem Lernen Wie koumlnnen Strukturen in sozialen Systemen aufgebaut werden ndash also in Gebilden die nicht zuletzt deshalb Systeme sind weil sie eben bereits eigene Strukturen aufweisen Um es vorwegzunehmen Diese Fragen koumlnnen aktuell da das SGM noch in den Kinderschuhen steckt erst in Ansaumltzen beantwortet werden

Um sich die Antworten fuumlr SGM-Projekte an der eigenen Hochschule zu erarbeiten lohnt dabei nach dem Motto bdquoNichts ist so praktisch wie eine gute Theorieldquo ein Blick in die Arbeiten von Alfred Schuumltz (1899-1959) Seinerzeit anknuumlpfend an Vertreter der Lebensphilosophie und der Phaumlnomenologie gilt Alfred Schuumltz heute als Wegbereiter lebensweltlich orientierter Sozialwissenschaften Er sah die Aufgabe der Sozialwissenschaften darin Theorien zu entwickeln die ihren Ausgang an den subjektiven Sinnstrukturen der Menschen ndash also ihren Orientierungen Motiven Bedeutungszuschreibungen und so weiter ndash nehmen (vergleiche Schuumltz 1971 Seite 39ff) In seinem Sinne gilt es also Theorien nicht sbquojenseitslsquo von Menschen sondern entlang ihrer Relevanzen zu entwickeln

Eine Arbeit in dieser Tradition bedeutet der Perspektive der Betroffenen einen zentralen Stellenwert einzuraumlumen ndash wie zum Beispiel im Projekt bdquoMyHealth ndash Ge-sund studieren am KITldquo (wwwmyhealthkitedu) in dessen Rahmen unter ande-rem eine lebensweltlich orientierte Perspektive eingenommen wird Bezogen etwa auf die Frage nach Gesundheitsrisiken und -ressourcen von Studierenden soll hier herausgefunden werden was Studierende selbst als foumlrderliche oder gefaumlhrdende Aspekte erfahren ndash unabhaumlngig davon ob sich diese Erfahrungen mit bereits exis-tierenden Lehrmeinungen und Empfehlungen decken diese ergaumlnzen oder ihnen widersprechen Um einem Missverstaumlndnis vorzubeugen Dies bedeutet selbstver-staumlndlich nicht dass die Perspektive der Betroffenen eine absolute Vorrangstellung einnimmt wenn es um die Ableitung von Konsequenzen und die Entwicklung von

Dr Alexa Maria Kunz Leitung im SGM-Projekt bdquoMyHealth Gesund Studieren am KITldquo am Karlsruher Institut fuumlr Technologie

SGM-Maszlignahmen und -strukturen geht Es gilt vielmehr sie ernst zu nehmen und mit gesundheitswissenschaftlichen Kon-zepten und Theorien in Dialog zu bringen

Von besonderem Interesse bei einer le-bensweltorientierten Forschung ist die bdquoalltaumlgliche Lebensweltldquo (vergleiche Schuumltz Luckmann 2003 Seite 29) An-ders als individuelle Lebenswelten ndash zu denen zum Beispiel auch Einbildungen und Traumlume gehoumlren ndash zeichnet sich die alltaumlgliche Lebenswelt dadurch aus dass wir sie mit anderen teilen Sie ist bdquonicht meine Privatwelt sondern eine uns allen gemeinsame Weltldquo (Schuumltz 1971 Seite 250) Dazu gehoumlrt unter anderem ein geteiltes Wissen daruumlber was sbquowirklichlsquo und sbquoselbstverstaumlndlichlsquo fuumlr uns ist

Befasst man sich mit der alltaumlglichen Lebenswelt von Studierenden laumlsst sich also fragen Wodurch zeichnet sich diese typischerweise aus Welche gemeinsame Welt teilen Studierende Welches geteilte Wissen besitzen sie (zum Beispiel im Bezug auf Gesund-heit) was scheint ihnen allen selbst-verstaumlndlich Aber genauso Was ist nicht allen Studierenden gemeinsam Welche unterschiedlichen Perspektiven (in Hinblick auf die Gesundheit) haben sie

Empirische Befunde lebensweltanaly-tisch orientierter Studien sprechen dafuumlr dass die alltaumlgliche Lebenswelt von Studierenden ndash also das was alle

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Studierenden gleich ob Studienpionierin oder Studienpio-nier aus der Arbeiterfamilie oder Medizinstudentin oder Medizinstudent aus der Aumlrztedynastie miteinander teilen und als selbstverstaumlndlich erachten ndash eher uumlberschaubar ist und sich vor allem auf formalorganisatorische Aspekte be-schraumlnkt (vergleiche Enderle Kunz 2016) Dies passt zu Ergebnissen aus Studierenden-Surveys in denen vor allem eine heterogene Studierendenschaft beschrieben wird die sich kaum als dieacute Studierenden beschreiben laumlsst (siehe Seite 29 bdquoSchnittstellenldquo) Nichtsdestotrotz haben gerade formal-organisatorische Aspekte wie etwa die Gestaltung von Pruumlfungsordnungen und Curricula die bauliche Situation an der Hochschule oder die Verpflegungsmoumlglichkeiten einen hohen Wirkungsgrad mit Blick auf Gesundheitsressourcen und -risiken Studierender

Fuumlr die Entwicklung eines SGM das moumlglichst viele Studierende erreichen moumlchte laumlsst sich aus diesen Befunden ableiten dass es mit den formal-organisatorischen Bedingungen an der Hochschule vereinbar sein sollte Denkbar ist ein SGM welches beispielsweise uumlber die Vergabe von ECTS-Credits in die Curricula integriert oder zumindest mit diesen vereinbar ist in zentralen wie dezentralen Einrichtungen und Gremien vertreten ist und Anschluss an die Kernaufgaben einer Hoch-schule ndash naumlmlich Lehre und Forschung ndash hat Daruumlber hinaus sollten moumlglichst viele Akteurinnen und Akteure die an der Gestaltung der (Gesundheits-)Bedingungen an der Hoch-schule und damit den formalen Strukturen beteiligt sind mit einbezogen werden (siehe Seite 23 bdquoVerortung und Akteurin-nen und Akteure des SGMldquo und Seite 29 bdquoSchnittstellenldquo)

Gleichzeitig erweist sich ein Blick in die sogenannten bdquokleinen sozialen Lebensweltenldquo als hilfreich (zu dem Konzept das im Anschluss an Schuumltz entwickelt wurde vergleiche Luckmann 1970 Honer 2011) in die Lerngruppen Studienjahrgaumlnge Fachschaften und Hochschulgruppen aber auch in die nicht unmittelbar an die Hochschule gebundenen Gruppen die fuumlr die Studierenden eine hohe Relevanz besitzen (vergleiche Enderle Kunz 2016) In diesen wird sowohl explizit aber vor allem auch implizit verhandelt und bestimmt was gesundlsquo ist welchen Stellenwert Gesundheit hat und wie gesund gelebtlsquo wird

Uumlber den Ansatz einer community-basierten partizipativen Forschung (vergleiche von Unger 2012) laumlsst sich der for-schende Blick in diese Gruppen gut mit dem fuumlr die Gesund-heitsfoumlrderung zentralen Ansatz der Partizipation verbinden (vergleiche Reitermayer et al 2017 sowie Seite 45 bdquoPartizi-pationldquo) Im bereits erwaumlhnten Projekt bdquoMyHealthldquo wurde

beispielsweise als Resultat eines studentischen Projektes und im Austausch mit Fachschaften eine bdquoSpiel- und Sport-kisteldquo mit unterschiedlichen Geraumlten (wie zum Beispiel Dia-bolo Frisbee Springseil Boule) entwickelt Mittlerweile ver-leihen mehrere Fachschaften auf dem Campus die Geraumlte oder nutzen die Kisten zum Beispiel waumlhrend der Orientie-rungsphase fuumlr Studienanfaumlngerinnen und Studienanfaumlnger und tragen so zu einem Angebot bei durch das unter ande-rem Bewegung und Austausch mit anderen niederschwellig in den studentischen Alltag integriert und innerhalb der eige-nen studentischen Fachgemeinschaft sbquogelebtlsquo werden kann

Auch wenn hier noch einiges zu tun ist Erst durch das Ver-staumlndnis der Lebenswelten Studierender ndash einschlieszliglich des Bereichs der alltaumlglichen Lebenswelt und unter Beruumlcksichti-gung der Gruppen in denen sich Studierende innerhalb und auszligerhalb der Hochschule bewegen ndash ist es moumlglich ein SGM zu entwickeln das an die Bedeutungszuschreibungen und Relevanzen einer heterogenen Studierendenschaft anknuumlpft und damit langfristig in der Breite erfolgreich sein kann

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4 Was ist zu Beginn zu bedenken

Uumlberzeugen und sensibilisieren Zunaumlchst ist die Frage zu klaumlren Wer gehoumlrt uumlberhaupt zu den Beteiligten und Akteurinnen und Akteuren an der Hochschule direkt und indirekt Von Hochschule zu Hochschule moumlgen die Antworten darauf unterschiedlich sein Bei der Studierendengesundheit und der institutionellen Weiterentwicklung durch ein Studentisches Gesundheits-management (SGM) handelt es sich um Querschnittsthemen welches die ge-samte Hochschule betreffen Entspre-chend gilt es zahlreiche Beteiligte zu sensibilisieren und diese einzubezie-hen Ein Prozess- und Kommunikations-design kann bei der Ansprache und Sensibilisierung nuumltzlich sein Wichtige Fragen dabei sind Welche Stakeholder an der Hochschule gibt es die fuumlr SGM relevant sind und wie sollten diese ein-bezogen werden Wichtig ist auch zu erarbeiten welche Motive die jeweiligen Akteurinnen und Akteure antreiben (siehe Seite 23 bdquoVerortung und Akteu-rinnen und Akteure des SGMldquo) Bei der Sensibilisierung und Gewinnung von zukuumlnftigen Mitstreiterinnen und Mit-streitern gilt der Grundsatz die Betei-ligten dort abzuholen wo sie stehen Argumente fuumlr ein SGM unterscheiden sich von Gruppe zu Gruppe Grund-saumltzlich gilt es der Hochschulleitung Studierenden Mitarbeitenden und an-deren Stakeholdern die Relevanz des Themas (beispielsweise durch Erhe-bungen) deutlich zu machen und Handlungsbedarfe aufzuzeigen Um beispielsweise Studierende fuumlr das Thema SGM zu begeistern eignen sich Peer-Botschafterinnen und Peer-Botschafter aus dem Studierenden-kreis Diese koumlnnen die Vorteile der

eigenen Mitgestaltung und Mitarbeit am Aufbau eines SGM authentisch aufzeigen Fuumlr ein SGM gilt es zudem auch Verwaltungspersonal zu gewin-nen das mit Studierenden in direk-tem Kontakt steht So begegnen Mit-arbeitende in Pruumlfungsaumlmtern haumlufig stark belasteten Studierenden

Gemeinsam kann es gelingen Staumlr-ken auszubauen und Defizite zu beseitigen Beispiele guter Praxis aus anderen Hochschulen koumlnnen Begeisterung entfachen und Impul-se fuumlr eigene Aktivitaumlten liefern Den beteiligten Akteurinnen und Akteuren sollten klare Handlungs-spielraumlume und Grenzen aufgezeigt werden um Enttaumluschungen und Demotivation zu vermeiden

Fuumlr die Gewinnung von Akteurinnen und Akteuren und Entscheiderinnen und Entscheidern sollte genuumlgend Zeit eingeplant werden Persoumlnliche Gespraumlche und Treffen erfordern Ressourcen und koumlnnen durchaus bis zu sechs Monate in Anspruch nehmen (Seibold et al 2010) (siehe Seite 31 bdquoPlanungldquo)

Hochschulleitungen sind entschei-dende Akteurinnen und Akteure bei der Priorisierung Initiierung Weiter-entwicklung und Profilbildung von Themen in jeder Hochschule Sie entscheiden uumlber den Stellenwert von Themen fuumlr die Hochschulent-wicklung und die Zuweisung damit verbundener Ressourcen

Martin Kruumlssel Koordinator des Betrieblichen Gesundheitsmanagements an der Georg-August-Universitaumlt Goumlttingen

Stephanie Schluck Referentin fuumlr Veranstaltungen in der Stabsabteilung Presse und Kommuni kation an der Hochschule fuumlr angewandte Wissen-schaften Hamburg

Dr Ute Sonntag Stellvertretende Geschaumlftsfuumlhrerin der Landesvereini-gung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen eV und Koordination Arbeitskreis Gesundheits-foumlrdernde Hochschulen

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Bei der Entscheidung fuumlr eine Hochschule kann SGM ein Argument sein

Argumente fuumlr ein SGM Fuumlr das Thema Gesundheit ist in den letzten Jahrzehnten eine deutliche Steigerung der Relevanz in Politik Gesellschaft und Wirtschaft zu verzeichnen So auch in Hochschulen bei denen zunaumlchst der Fokus auf der Beschaumlftigtengesundheit und der Etablierung eines Betrieblichen Gesundheits-managements (BGM) lag Nun aumlndert sich der Fokus und bezieht auch die Studierenden mit ein die als groumlszligte Gruppe identitaumltsstiftend fuumlr Hoch-schulen sind

Befoumlrdert wird dies durch das 2015 erlassene Praumlventionsgesetz das die Studierenden als spezifische Zielgruppe gesundheitsfoumlrdernder

vertiefen sie praktische Erfahrungen im Projekt-management Studierende lernen im SGM auch Haltun-gen und Fertigkeiten die sowohl im Studium als auch

Leistungen in der Lebenswelt Hochschule benennt Hochschulen koumlnnen dies gut aufgreifen da mit dem Praumlventionsgesetz auch Finanzierungsmoumlglichkeiten durch Sozialversicherungstraumlger verbunden sind

SGM als Wettbewerbsvorteil Hochschulen stehen miteinander im Wettbewerb Ein SGM kann fuumlr Studienbewerberinnen und Studienbewerber ein Argument dafuumlr sein eine Hochschule auszuwaumlhlen

Multiplikatoreffekt Studierende sind potenziell zukuumlnftige Fuumlhrungskraumlfte Wenn sie SGM an ihrer Hochschule erleben und mitgestalten koumlnnen bekommen sie eine Vorstellung davon welchen Wert Gesundheitsmanagement fuumlr Organisationen darstellt Dieses Wissen nehmen sie in die verschiedenen gesellschaftlichen Berei-che mit Idealerweise sind sie auch dort Botschafterinnen und Botschafter sowie Akteurinnen und Akteure der Gesundheitsfoumlrderung

SGM staumlrkt Ressourcen Das Studium kann fuumlr Studierende eine von Unsicher-heiten gepraumlgte Lebensphase darstellen Die Studierenden ziehen oft in eine neue Stadt sind erstmals vom Elternhaus getrennt und muumlssen sich jetzt in neue Orga-nisations- und Lernstrukturen einordnen neue soziale Netzwerke sind aufzubauen SGM sollte gleich zu Beginn des Studiums ansetzen und uumlber den gesamten Studienverlauf passgenaue Angebote bereithalten So koumlnnen Studierende bei der Bewaumlltigung von Herausforderungen in den einzelnen Studienphasen unterstuumltzt werden Gesundheitsbezogene Lebensstilfaktoren koumlnnen herausgebildet und gefestigt sowie Ressourcen entwickelt werden die eine erfolgreiche Bewaumlltigung dieser Entwicklungsaufgaben und Herausforderungen ermoumlglichen

SGM vermittelt vielfaumlltige Kompetenzen Werden Studierende partizipativ in ein SGM eingebunden koumlnnen sie an Ver-aumlnderungen mitwirken und staumlrken ihr

Selbstwirksamkeitserleben Auszligerdem erwerben oder

im Beruf sehr nuumltzlich sind Kompetent mit Stress um-

zugehen soziale Kontexte sowie die eigenen Arbeits- und Lebensbedingun-gen gesundheitsfoumlrderlich zu gestalten

SGM ist ein innovatives Zukunftsthema Die Entscheidung faumlllt in Anbetracht der betraumlchtlichen Potenziale die die Einrichtung eines SGM fuumlr jede Hoch-schule bietet Die Hochschulleitung sollte der allgemeinen Entwicklung vorausschauend begegnen und sich fuumlr die Einrichtung und angemessene Ausstattung eines SGM in ihrer Hoch-schule stark machen

Die Einrichtung eines SGM kann durch einen Beschluss der Hochschulleitung erfolgen Gut beraten sind Hochschulen die von Beginn an die Studierendenver-tretungen in ihr Vorhaben involvieren und mit ihnen Ressourcen abstimmen die man fuumlr das SGM einbringt

Eine gelungene Einrichtung beginnt schon mit einer professionell ausgearbei-teten Beschlussvorlage (siehe Seite 53 bdquoAnlage 1Ildquo) die das federfuumlhrende Prauml-sidiumsmitglied daraufhin in der Praumlsidi-umssitzung uumlberzeugend zur Entschei-dung einbringen kann

16 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Kommunikation Man stelle sich vor in einer Hochschule hat sich eine kleine Projektgruppe gegruumlndet sie arbeitet ein halbes Jahr lang sehr engagiert die ersten Maszlignahmen sind geplant und keiner weiszlig etwas davon

Was mag in den Planungstreffen schiefgelaufen sein Was koumlnnte die Projektgruppe uumlbersehen haben Moumlglicherweise ist zu wenig beachtet beziehungsweise bearbeitet worden dass die Prozesse der Kommunikation und Information von Beginn an gezielt bewusst und strukturiert eingeplant und gesteuert werden muumlssten

Aus Projekten des betrieblichen Gesund-heitsmanagements (BGM) wissen wir dass der Informationsgrad eines Projek-tes als Kennzahl in das Projekt-Controlling aufgenommen werden sollte (siehe Seite 42 bdquoEvaluationldquo) Damit ist gesichert dass diesem Thema eine gewisse Auf-merksamkeit in den folgenden Planungs-und Umsetzungsschritten zukommt

In Bezug auf die hochschulinterne Kom-munikation waumlren die individuelle und die organisationale Ebene zu beachten

bull Wie erreiche ich die Individuen in der Hochschule

bull Wie erreiche ich die Verantwortlichen in den Strukturen der Hochschule

Fuumlr den Einzelnen bedeutet eine solche Kennzahl dass der Informationsfluss zum Projektthema sichergestellt wird und jeder das Thema fuumlr sich abwaumlgen und nutzen kann Gleichzeitig wird mit einer breiten und qualitativ hochwertigen Kommunikation den unterschiedlichen Aspekten des Themas der Zielgruppe Wertschaumltzung vermittelt

Auf der organisationalen und strukturellen Ebene werden die Verantwortlichen und Entscheidungstraumlger der Organisation Hochschule gewonnen und eingeladen sich mit der Studierendengesundheit auseinanderzusetzen Im Laufe des Veraumlnderungsprozesses werden sie so systematisch fuumlr das SGM sensibilisiert und mitgenommen Wichtig ist es Punk-te herauszuarbeiten wie die jeweilige Expertise produktiv eingebracht und Partizipation ermoumlglicht wird (siehe Seite 14 bdquoUumlberzeugen und sensibilisie-renldquo und Seite 23 bdquoVerortung und Akteu-rinnen und Akteure des SGMldquo) Das ist eine entscheidende Stellschraube fuumlr zukuumlnftige Veraumlnderungen auf struktu-reller Ebene in Bezug auf das gesund-heitsfoumlrderliche Setting

Im Setting Hochschule findet man selten eindeutige Strukturen fuumlr Kommunikati-onswege und es gibt kein Patentrezept Es sollten daher zu allererst bereits be-stehende Kommunikationskanaumlle identi-fiziert und moumlglichst fruumlhzeitig ein Kommunikationsplan im Projektteam erstellt und laufend aktualisiert werden Ordnungspunkte koumlnnten sein

bull Zielgruppe(n) (zum Beispiel Fakultaumlt der Naturwissenschaften oder Sozialwissenschaften Erstsemester oder Dekane)

bull Kommunikationsziele bull Kommunikationszeitpunkte (zum

Beispiel bewusst zum Studien- Semesterbeginn)

bull Kommunikationsmittel (zum Beispiel Poster Postkarten Website Ins-tagram persoumlnliche Gespraumlche Vortraumlge)

bull Kommunikationsort (zum Beispiel Vorlesungen Bereich der Mensa)

bull Kommunikationsbudget bull Einheitliches Erscheinungsbild (zum

Beispiel Logo Slogan Bildsprache et cetera)

Sabine Koumlnig Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Ines Niemeyer Freie Mitarbeiterin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Dr Brigitte Steinke Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

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In Bezug auf die hochschulexterne Kommunikation geht es um Image-Ge-winn um Attraktivitaumlt des Studienortes und um Vernetzung mit anderen Hoch-schulen mit kommunalen und betriebli-chen Initiativen sowie mit der Politik Es hat sich bewaumlhrt insbesondere hier die Kompetenzen der hochschuleigenenPressestelle zu nutzen nach dem Motto bdquoTu Gutes und rede daruumlberldquo

Was bedeutet Kommunikation fuumlr und mit Studierenden und was kennzeich-net diese Zielgruppe aktuell Projekt-kommunikation ist auch ein Mittel wel-ches Partizipation und Beteiligung der Zielgruppe ermoumlglicht Die Art und Weise wie kommuniziert und informiert wird entscheidet uumlber den Bekanntheitsgrad und damit auch maszliggeblich uumlber den Er-folg eines Projektes an der Hochschule (Marozzi 2018) Schlieszliglich wird so das Thema transportiert und der Zielgruppe und Oumlffentlichkeit zugaumlnglich gemacht

Da wir es bei der Zielgruppe der Studie-renden mit einer vergleichsweise jungen gesunden Zielgruppe zu tun haben er-schlieszligt sich das Thema Gesundheit nicht so ohne Weiteres Auf den ersten Blick scheint es fuumlr Studierende moumlgli-cherweise uninteressant Aus Fokus-gruppen wissen wir dass mancherorts der Gesundheitsbegriff als verstaubt wahrgenommen und wenig mit der taumlg-lichen Lebensrealitaumlt Studierender in Bezug gebracht wird Dies ist zu beruumlck-sichtigen wenn man Studierende be-fragt und einbezieht

Wie gefragt wird hat groszlige Auswirkungen darauf inwieweit sich Befragte das Thema erschlieszligen und welche Informationen aus den Antworten abgeleitet werden koumlnnen Beispielsweise hat die Projektgruppe an der TU Kaiserslautern einen Work-shop mit Studierenden zum Wording innerhalb des Projektes durchgefuumlhrt um herauszufinden welche Art der Kommuni-kation angebracht waumlre (siehe wwwcampusplusuni-klde) Der Workshop brachte es wie folgt auf den Punkt Die Kommunika-tion sollte positiv aber authentisch sein und Lebensqualitaumlt Freude am Leben sowie den positiven Zusammenhang zwischen Gesundheit und Leistung darstellen Die PH Heidelberg hat als eine Moumlglichkeit dieses umzusetzen fuumlr und mit Studierenden einen Song erarbeitet (wwwph-heidelberg dekopf-stehenhtml)

Ein Groszligteil der heute Praumlsenzstudierenden gehoumlrt der soge-nannten Generation Z an Diese Zuordnung mag sehr grob sein und der Heterogenitaumlt der Gruppe Studierender nicht vollkom-men gerecht werden Dennoch gibt sie Anhaltspunkte fuumlr die Ansprache im Projekt und fuumlr abgeleitete Interventions-formen So untersucht beispielsweise der Arbeitsweltforscher Prof Christian Scholz an der Universitaumlt des Saarlandes wie die junge Generation bdquotickt was sie veraumlndert und warum sie alle anstecktldquo (Scholz 2014) Aus seinen und anderen Untersuchungen geht hervor dass die Themen Struktur Sicherheit Wohlfuumlhlen und SinnerlebenSelbstverwirkli-chung fuumlr diese Generation an erster Stelle stehen

Daraus lieszlige sich fuumlr die Kommunikation im Projekt beispiels-weise Folgendes ableiten

bull Die Kommunikation zum Thema Gesundheit sollte Regeln und Richtlinien beinhalten

bull Maszlignahmen sollten moumlglichst den individuellen Nutzen ausweisen

bull Jede Maszlignahme und jedes Gesundheitsevent sollte immer wieder neu in eine Kommunikationsform gefasst werden und dennoch einen Wiedererkennungswert haben

bull Studierende sollten selbst die Kommunikation im Projekt uumlbernehmen

Gut beraten ist wer die kommunikativen und kulturellen Regeln der eigenen Hochschule beachtet

18 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Bewaumlhrt hat es sich Studierende inner-halb des Projektes SGM zu qualifizieren und selbst das Thema kommunizieren zu lassen Beispielsweise setzt die TH Wildau gezielt studentische Botschafte-rinnen und Botschafter ein um Studieren-de in ihrer Peer-Gruppe auf Augenhoumlhe anzusprechen Synergien entstehen an dieser Stelle auch wenn es gelingt das Know-how unterschiedlicher Fachdiszip-linen an der Hochschule fuumlr die Entwick-lung von Kommunikationsbausteinen oder eines Kommunikationsdesigns zu gewinnen und zu nutzen So koumlnnen Studienarbeiten direkt fuumlr Projektthe-men in Lehrveranstaltungen beispiels-weise in Medienwissenschaften oder Design vergeben und bearbeitet werden Damit ist einer der Erfolgsfaktoren fuumlr das gesamte Projekt benannt Es ist die Einbeziehung und aktive Beteiligung der Studierenden in die Kommunikation und Information der Projektinhalte von Anfang an

Literatur Marozzi D (2018) Projektkom-munikation Ein Handbuch fuumlr die Praxis Zuumlrich vdf Hochschulverlag

Scholz C (2014) Generation Z Wie sie tickt was sie veraumlndert und warum sie uns alle ansteckt Weinheim Wiley-VCH

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Praktische Beispiele fuumlr Kommunikation Die Pro-jektgruppe der FU Berlin entwickelte auf Basis der Ergebnisse der Studierendenbefragung 2016 (University Health Report UHR) Quizkarten das so genannte bdquoHealthy Quizldquo um die Ergebnisse des Gesundheitsberichts an der FU und vor allem unter den Studierenden publik zu machen Dafuumlr wurden einzelne Themenbereiche aus dem Gesundheitsbe-richt ausgewaumlhlt wobei vor allem die Anschaulichkeit des Themas eine Rolle spielte sowie die Frage was das Interesse der Studierenden am ehesten wecken koumlnnte Die bdquoQuizobjekteldquo sind dabei die unterschied-lichen FachbereicheZentralinstitute an der FU So sind zehn Quizkarten zu unterschiedlichen Themen entstanden Die Quizkarten wurden im Rahmen einer Wanderausstellung durch die FachbereicheZentralin-stitute der FU in der auch Poster mit den Ergebnissen der Befragung ausgestellt wurden an die Studieren-den verteilt sowie an den Standorten und in den Gebaumluden ausgelegt Abgebildete QR-Codes und Kurz-URLs verweisen auszligerdem auf alle Ergebnisse des Gesundheitsberichts sowie Informationen zum Projekt Inzwischen gibt es auch eine grafisch an-gepasste Online-Version der Healthy-Quiz-Karten (wwwewi-psyfu-berlindeeinrichtungenarbeits bereicheppghealthy_campus_quizindexhtml)

19

Kommunikationsbeispiel der FU Berlin

H E A LT H Y- Q U I Z

hellip fuumlhlen sich die meisten Studierenden im Studium wohl

In welcher dieser Einrichtungen der Freien Universitaumlt Berlin hellip

Mathematik und Informatik

Wirtschafts-wissenschaft

Politik- und Sozial-

wissenschaften

Veterinaumlr-medizin

C D

A B

H E A LT H Y- Q U I Z

Der Anteil Studierender die sich im Studium wohl-fuumlhlen verteilt sich auf die Einrichtungen wie folgt

420 im FB Mathematik und Informatik

355 im FB Politik- und Sozialwissenschaften

223 im FB Wirtschafts-wissenschaft

500 im FB Veterinaumlrmedizin

Weitere Ergebnisse Informationen zum fndest du hier Projekt fndest du hier

fu-berlindegesundheitsbericht fu-berlindehealthycampus

Das Projekt wird gefoumlrdert von der Techniker Krankenkasse

Auch an der TU Kaiserslautern wurden die Ergebnisse der Stu-dierendenbefragung aufbereitet und kommuniziert Fuumlr die Zielgruppe der Studierenden wurden Poster entwickelt und im Rahmen einer Wanderausstellung in der gesamten Uni-versitaumlt praumlsentiert (wwwuni-kldesgmposter-uhr-ergeb nisse) Ebenso sollten die Dekane der einzelnen Fakultaumlten

informiert und fuumlr das Thema Gesund-heit sensibilisiert werden Dazu wurden die Ergebnisse so aufbereitet dass die einzelnen Fakultaumlten untereinander ver-glichen werden koumlnnen (siehe Seite 21 bdquoSpinnennetzdiagrammldquo)

UND DU SO Wie gehtrsquos dir eigentlich Hinter bdquoUND DU SOldquo steht das Studentische Gesundheitsmanagement (SGM) der HTWK Leipzig Welche Punkte sind den Studierenden der HTWK fuumlhlen sich wohl Leipzig im Bereich Gesundheit wichtig und wo muss die Hochschule aktiver werden DANKE an alle

oder sehr wohl

1010 Mitgestalterinnen und Mitgestalter

35

65

Folgende Themen wurden in den bdquoo enen Fragenldquo besonders haumluf g genannt

Im Studium

Das Team des Studentischen Gesundheitsmanagement der HTWK Leipzig hat in 2018 all ihre Studierenden ein-geladen an der Onlinebefragung mit dem Titel bdquoUND DU SO Wie gehtrsquos dir eigentlichldquo teilzunehmen 1010 Stu-dierende sind dieser Einladung gefolgt Mit der Unter-stuumltzung des Hochschulsports und des Studierendenrat (StuRa) wurden unter allen Teilnehmerinnen und Teil-nehmern zwei Gutscheine im Wert von je 250 Euro verlost

Nach Abstimmung mit dem Rektorat dem Qualitaumlts-management der Lenkungsgruppe Gesundheits-management und dem Steuerkreis Studentisches Gesundheitsmanagement wurden die Ergebnisse der

Studierendenbefragung in einer Kurzauswertung auf-bereitet und als Poster auf dem Hochschulsommer-fest unter dem Motto bdquoAlle Sinne anldquo zum ersten Mal den Studierenden praumlsentiert

Im Anschluss wurde das Poster an verschiedenen Orten der Hochschule ausgestellt und den Multiplikatoren des Gesundheitsmanagements (Fachschaften Studiende-kane StuRa) zur Verfuumlgung gestellt

Aktuell wird eine Detailauswertung fuumlr die einzelnen Fakultaumlten erarbeitet (wwwhtwk-leipzigdelebenund-du-somitgestaltung)

Verortung und Akteurinnen und Akteure des SGM In jeder Hochschule gibt es in der Verwaltung Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner die bei der Ausrichtung und Durchfuumlh-rung von Projekten fachlich und organisatorisch kompetent beraten koumlnnen Sie gehoumlren immer zum engeren Kreis der Stakeholder die in der Vorbereitung von organisationsbezo-genen Prozessen persoumlnlich anzusprechen sind Daneben sorgt die Verwaltung in Abstimmung mit den zentralen und dezentralen Gremien dafuumlr dass nach der Einfuumlhrungsphase eines Projektes das Thema auch strukturell in der Hochschu-le ankommt Fuumlr Struktur- und Ablauffragen an Hochschulen gibt es nicht unbedingt einheitliche Antworten gleichwohl eine groumlszligere Anzahl an rechtlichen Rahmenbedingungen und Leitplanken die zu beruumlcksichtigen sind Daruumlber hinaus gibt es ein Erfahrungswissen daruumlber wie ein Thema korrespon-dierend mit den besonderen Merkmalen der jeweiligen Hoch-schule profilbildend in Strukturen integriert werden kann Gerade hier koumlnnen Gespraumlche mit den verantwortlichen Ab-teilungen in der Zentralverwaltung weiterhelfen Zusaumltzlich erhalten Interessentinnen und Interessenten in den Gesprauml-chen wertvolle Hinweise uumlber Anknuumlpfungspunkte zu ande-ren laufenden Projekten oder Prozessen zum Beispiel in der Lehrentwicklung Akkreditierung und Qualitaumltssicherung oder dem fakultaumlts- beziehungsweise fachbereichsuumlbergreifenden Entwicklungsstand des Themas Schluumlsselqualifikationen

Da an Hochschulen die Arbeit in und von Gremien fuumlr den Stellenwert die Vernetzung und institutionelle Integration von Themen ein praumlgendes Merkmal ist ist die Ein- und Zu-sammensetzung des Steuerkreises fuumlr das Gesundheitsma-nagement fuumlr Studierende (SGM) von besonderer Bedeutung Es gibt nicht bdquodasldquo Rezept wie ein SGM in einer Hochschule mit welchem Akteursumfeld zu implementieren ist Das Poten-zial an internen und externen Akteurinnen und Akteuren die einzubinden und fuumlr das Vorhaben zu gewinnen sind ist stark abhaumlngig von der Groumlszlige Traumlgerschaft und dem Faumlcherkanon einer Hochschule

Zur Sicherstellung der sozialen Validitaumlt bei der Einfuumlhrung des SGM gehoumlren vorausschauende Uumlberlegungen zur Ge-winnung von Fach- und Machtpromotoren (Stakeholder) fuumlr das Projekt Aus der Organisation und Arbeit im Projekt bilden sich Bezuumlge und Konturen der spaumlteren Strukturintegration heraus Auch wo und wie das SGM personell verankert werden kann wird variieren Als Basis fuumlr eine gelingende Strukturin-tegration bedarf es einer zumindest anteilig dauerfinanzierten Stelle und einer hauptamtlichen SGM-Koordinatorin oder eines SGM-Koordinatoren (siehe Seite 55 bdquoAnlage 1IIldquo)

Martin Kruumlssel Koordinator des Betrieblichen Gesundheitsmanage-ments an der Georg-August-Universitaumlt Goumlttingen

Prof Dr Thomas Hartmann Profes-sor fuumlr das Fachgebiet Humanoumlkologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal Standort Magdeburg und seit 20 Jahren aktives Mitglied im Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen

Empfehlenswert fuumlr Entscheidungen zu Strukturfragen und einer personellen Verankerung koumlnnen Leitfragen sein

bull Was sind die Rahmenbedingungen die zur Finanzierung einer Stelle vorgegeben sind Dies koumlnnen zum Beispiel Haushaltsmittel der Hochschule Drittmittel durch Forschungsvorhaben eine Finanzierung durch die Sozialversicherungen oder Aumlhnliches sein

bull Welche inhaltlichen organisatorischen und maszlignahmen-bezogenen Anknuumlpfungspunkte gibt es mit dem und fuumlr das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM)

Am Anfang steht eine akribische Bestandsaufnahme (siehe Seite 29 bdquoSchnittstellenldquo) aller internen und externen Aktivi-taumlten Akteurinnen und Akteure sowie Strukturen die zur Gesundheitsfoumlrderung von Studierenden der jeweiligen Hochschule beitragen Gesundheit ist ein Querschnittsthema sodass Stakeholder aus den verschiedensten Institutionen beziehungsweise Zustaumlndigkeitsbereichen einer Hochschule gewonnen werden muumlssen Daruumlber hinaus ergeben sich bereits strategische Partnerschaften durch die Eingliederung in die Hochschule und aus dem jeweils spezifischen Aufgabenprofil

24 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

der SGM-Koordinatorin und des SGM- Koordinators Die Ruumlckendeckung des Vorhabens bdquoSGMldquo durch die Fuumlhrung der Hochschule ndash ersatzweise durch die Leitung von Fakultaumlt Fachbereich oder Institut ndash ist die Grundlage dafuumlr weitere Akteurinnen und Akteure ge-winnen zu koumlnnen Die kontinuierliche Mitarbeit der internen und externen Ko-operations- und Netzwerkpartner ist abhaumlngig von der jeweiligen Motivation der beruflichen Praumlgung und den zeitli-chen sowie finanziellen Ressourcen

Im Vergleich zum BGM das zu cicra 90 Prozent in der Verwaltung bei der Per-sonal- und Organisationsentwicklung der Hochschulen angesiedelt ist bleibt eine Verortung des SGM noch unbe-stimmt Ist ein BGM vorhanden so wer-den Strukturen zur Einbindung von Akteurinnen und Akteuren bereits be-stehen (Hartmann et al 2017a) Dies kann ein interner Arbeitskreis Gesund-heit sein der je nach Groumlszlige der Hoch-schule neben der BGM-Koordinatorin oder dem BGM- Koordinator in der Regel aus Betriebsaumlrztin oder Betriebsarzt Fachkraft fuumlr Arbeitssicherheit Sicher-heitsbeauftragter und Sicherheitsbeauf-tragtem Vertreterinnen und Vertreter der Geschaumlftsleitung des Personalrates der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Studierenden der Schwerbehinder-ten- sowie Gleichstellungsbeauftragten und weiteren Personen zusammenge-setzt ist

Das Aufgabenprofil und die Beteili-gungsprozesse von SGM sind anders angelegt als fuumlr BGM sodass neben der Mitarbeit im AK Gesundheit ein eigenes Netzwerk aufgebaut werden sollte Die Verortung von SGM in der Hochschule bietet mehr Moumlglichkeiten als beim BGM das verwaltungszentriert und sehr stark auf die arbeitsrechtlichen Vorga-

ben ausgerichtet ist Die im Folgenden aufgefuumlhrten strategischen Partnerinnen und Partner sind auch potenzieller Ar-beitsort der SGM-Koordinatorinnen und -Koordinatoren

Folgende Moumlglichkeiten ergeben sich bull Innerhalb der Hochschulverwaltung

in enger Zusammenarbeit mit dem BGM oder der breiten Palette von Beratungsangeboten der Hochschule (zum Beispiel Technische Hochschule Wildau)

bull Auszligerhalb der Hochschulverwaltung koumlnnte SGM bei den Interessenver-tretungen der Studierenden ange-siedelt sein In Abhaumlngigkeit von den landesgesetzlichen Regelungen sind das die ASten (zum Beispiel Folkwang UdK Essen) oder Fakultaumlts- oder Fachbereichsraumlte sowie das studentische Pro-Rektorat

bull Ist SGM als Entwicklungsprojekt angelegt so empfiehlt sich die fachspezifische Einbindung in die Forschung und Lehre eines Wissen-schaftsbereiches der Hochschule Dies koumlnnen beispielsweise sport- oder gesundheitswissenschaftliche Studienbereiche sein (zum Beispiel KIT Karlsruhe TU Kaiserslautern) Vorteil ist der niedrigschwellige Zugang zu Studierenden als Akteurinnen und Akteure und die Moumlglichkeit zur Weiterqualifikation der SGM-Koordinatorinnen und -Koordinatoren

Mit Blick auf die gesetzliche Verant-wortlichkeit fuumlr gesundheitsbezogene Unterstuumltzungssysteme an Hochschu-len koumlnnte die Einbindung von SGM in den Hochschulsport oder bei den Stu-dierendenwerken erfolgen Beide Ak-teurinnen und Akteure sind allerdings rechtlich mehr oder weniger unabhaumln-gig von der jeweiligen Hochschule Daruumlber hinaus steht im organisierten

Hochschulsport zumeist der Leistungs-aspekt im Vordergrund weniger die gesundheitsbezogene Bewegungsfoumlr-derung Die 57 Studierendenwerke ver-stehen sich vor allem als Anwalt sozialer Belange der Studierenden Dies bedeu-tet zum Beispiel dafuumlr Sorge zu tragen dass Studierende mit gesundheitlichen Beeintraumlchtigungen oder psychosozia-len Problemlagen individuell unterstuumltzt und beraten werden

Externe Akteurinnen und Akteure die zur Mitarbeit beim SGM zu gewinnen sind finden sich sowohl regional als auch auf Landes- und Bundesebene Dazu gehoumlren die uumlberregionalen Interessen-vertretungen der Studierenden ge-sundheitsbezogene Institutionen und Organisationen sowie die Sozialversiche-rungstraumlger Auf Landesebene sind dies das Gesundheits- und Wissenschafts-ministerium und deren nachgeordnete Behoumlrden Bei den Landesunfallkassen sind Studierende pflicht versichert und sollten deshalb an der studentischen Sicherheit und Gesundheit besonderes Interesse zeigen Uumlber eine gesundheits-bezogene regionale Einbindung von Studierenden gibt es bisher wenig Er-kenntnisse Hochschulen haben sich in den letzten 20 Jahren an ihren Standor-ten zu wichtigen Wirtschaftsfaktoren entwickelt Studierende werden umwor-ben den ersten Wohnsitz am Studien-ort zu nehmen Deshalb ist vieles vorstell-bar was Kommunen im Rahmen des SGM leisten koumlnnen Zum Beispiel un-fallsichere Infrastrukturen zur und von der Hochschule bereitzustellen sowie spezifische Informationsangebote zu den kommunalen Beratungs- und Un-terstuumltzungssystemen anzubieten die auch den Studierenden offen stehen

Externe Finanzierungsmoumlglichkeiten bull Sozialversicherungstraumlger uumlber das Gesetz zur Staumlrkung

der Gesundheitsfoumlrderung und der Praumlvention (Praumlventi-onsgesetz ndash PraumlvG) besonders Krankenkassen (siehe Seite 55 bdquoAnlage 1IIIldquo)

bull Unfallkassen (in Anlehnung an das PraumlvG) bull Ministerien bull EU-Foumlrderprogramme bull Stiftungen bull Corporate-Social-Responsi bility-Projekte bull Fundraising

Interne Finanzierungsmoumlglichkeiten bull S tudienqualitaumltsmittel (QVM-hochschulinternes Budget) bull Studiengebuumlhren bull Internes Sponsoring durch AStA Studierendenwerk

Institute Kompetenzzentren und so weiter bull Freundeskreise der Hochschulen bull Teilnahmegebuumlhren fuumlr Veranstaltungen

Finanzielle und personelle Ressourcen Studentisches Ge-sundheitsmanagement (SGM) als Prozess an Hochschulen mit seiner strategischen und ganzheitlichen Umsetzung erfordert Ressourcen Hierzu zaumlhlen vor allem finanzielle und personelle Ressourcen neben Raumlumlichkeiten Technik und anderen Rahmenbedingungen fuumlr die spezifischen Aktivitaumlten Ohne eine ausreichende finanzielle und damit gekoppelte personelle Ausstattung ist eine ernsthafte und nachhaltige Implementie-rung von SGM bis in die Managementprozesse der Hochschule hinein nicht oder nur fragmenthaft umsetzbar

Benoumltigte Ressourcen einschaumltzen Die Houmlhe der finanziellen Ausstattung haumlngt von einer Reihe von Faktoren ab Studieren-denzahl die ersten Zielsetzungen und geplanten Maszlignahmen sowie das Vorgehen bei der Einfuumlhrung des SGM beeinflussen den finanziellen Aufwand stark Auch die Kosten die von Sei-ten der Hochschulstrukturen (wie Lohnniveau Raummieten Heizkosten Kosten fuumlr Druckerzeugnisse) entstehen bestim-men die Houmlhe der einzusetzenden Mittel

Personelle Ressourcen sind fuumlr die systematische Umset-zung von SGM unabdingbar Die Einfuumlhrung und nachhaltige Umsetzung von SGM ist eine anspruchsvolle Taumltigkeit die nicht bdquonebenbeildquo erledigt werden kann Die Koordinatorin oder der Koordinator sollte uumlber eine fundierte Ausbildung verfuumlgen und spezifische Kenntnisse mitbringen (siehe Seite 55 bdquoAnlage 1IIldquo) Eine Festanstellung moumlglichst ohne Befristung sowie eine angemessene Bezahlung sind fuumlr die anspruchsvolle Taumltigkeit und fuumlr den nachhaltigen Aufbau notwendig Die Kosten fuumlr die Finanzierung der Personalstelle muss Teil des Kostenplans zur Einfuumlhrung eines SGM sein

Je nach Groumlszlige der Hochschule und Aufgabenfeld sollte der Stellenanteil der Koordinatorinnen und Koordinatoren be-ziehungsweise die Groumlszlige des Koordinationsteams bestimmt werden

Interne und externe Finanzierungsmoumlglichkeiten erschlieszligen Per E-Mail wurden im Jahr 2016 alle 450 Mitglieder des bundesweiten Arbeitskreises Gesundheitsfoumlrdernde Hoch-schule (AGH) zu Finanzierungsmoumlglichkeiten eines SGM be-fragt Folgende Wege und Moumlglichkeiten zeigten die Mitglie-der aus ihrer eigenen Praxis auf

Stephanie Schluck Referentin fuumlr Veranstaltungen in der Stabsabteilung Presse und Kommuni kation an der Hochschule fuumlr angewandte Wissen-schaften Hamburg

Dr Ute Sonntag Stellvertretende Geschaumlftsfuumlhrerin der Landesvereini-gung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen eV und Koordination Arbeitskreis Gesundheits-foumlrdernde Hochschulen

26 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

SGM als Prozess an Hochschulen mit seiner

ganzheitlichen Umsetzung erfordert Ressourcen

Eine Moumlglichkeit zusaumltzliche Ressourcen zu erschlieszligen und gleichzeitig Studierende partizipativ in die Entwicklung und Umsetzung von SGM einzubinden sind Projekte im Rahmen von Seminaren Dies bietet sich zum Beispiel bei gesund-

Langfristige Finanzierung sichern Fuumlr eine langfristige und umfassende Umsetzung von SGM in die Management-prozesse (etwa Fuumlhrung Leitbild Grundordnung Lehre) und als Teil der Hochschulkultur ist es notwendig eine

heitsnahen Studiengaumlngen an Das Potenzial findet sich auch in anderen Fachdisziplinen (beispielsweise in Paumldagogik Medien und Musik) Es eignen sich auch Studien- und Ab-schlussarbeiten Studierende haben so die Moumlglichkeit ihre Bedarfe und Beduumlrfnisse zu aumluszligern Kompetenzen im Pro-jektmanagement und in der

langfristige Finanzierung zu si-chern Projektbezogene Unter-stuumltzung von internen und externen Partnerinnen und Partnern ist haumlufig Um laumlnger-fristig denken planen und handeln zu koumlnnen ist die Aus-handlung einer langfristigen Fi-nanzierung mit den Partnerin-nen und Partnern sinnvoll Ein festes Budget im Rahmen des

Forschung zu gewinnen und aktiv ihr SGM mitzugestalten Die Qualifizierung von Studierenden auf diesem Weg ist langfristig sinnvoll Es gilt jedoch die Arbeitszeit und -kraft der Studierenden wertzuschaumltzen und die Projekte durch Lehrende begleiten zu lassen

Mit Sponsorinnen und Sponsoren und Unterstuumltzerinnen und Unterstuumltzern ist vorher genau zu pruumlfen und dialogo-rientiert Transparenz daruumlber zu schaffen welchen Nutzen die Partnerinnen und Partnern sich erhoffen und welches Interesse sie in einem SGM verfolgen

Hochschuletats ist mitunter ein schwieriges Unterfangen waumlre jedoch ein anzustrebendes Ziel Hier empfiehlt es sich die Hochschulleitung fruumlhzeitig in langfristige Planungen des SGM einzubeziehen SGM in die Corporate Identity einzubinden waumlre dabei sehr hilfreich Uumlber einen Posten im Hochschulbudget sollten alle entstehenden Kosten fuumlr die operative inhaltliche Umsetzung (Koordination) sowie die geplanten Maszlignahmen gedeckt werden Einzelne Projekte koumlnnen ergaumlnzend gut von Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartnern unterschiedlicher Art (etwa Sozial-versicherungstraumlger lokale Geschaumlftsleute Ministerien Stiftungen) unterstuumltzt werden

Spezifika und Handlungsfelder Studierende stellen in vielerlei Hinsicht eine heterogene Population dar Bereits mit Blick auf die Studienaufnahme und die Studienfachwahl finden sich unter ihnen voumlllig unterschiedliche Motive (Scheller et al 2013) An die Hochschule kommen Studierende mit ganz individuellen Er-fahrungshintergruumlnden Voraussetzungen und Gewohnheiten sowie spezifischen Erwartungen und Intentionen (Henke et al 2014) Daraus ergeben sich die unter-schiedlichsten Bedarfe und Beduumlrfnisse die es bei der Planung und Gestaltung von Gesundheitsfoumlrderungsmaszlignahmen angemessen zu beruumlcksichtigen gilt Die jeweilige Studienphase (wie Studieneingang oder Pruumlfungsphase) sowie beson-dere Lebenssituationen (wie gesundheitliche Beeintraumlchtigung familiaumlre Ver-pflichtungen) erweitern diese Bedarfs- und Beduumlrfnislage um wesentliche Facet-ten Als weitere potenzielle Einflussgroumlszligen im Hinblick auf Anforderungen an Gesundheitsfoumlrderungsmaszlignahmen werden in der Literatur fuumlr Studierende nachfolgende Faktoren diskutiert Alter Geschlecht Nationalitaumlt ethnische Zugehoumlrigkeit Studienfach sowie Art des Studiums (Steptoe et al 2002 Stock et al 2003 Dunne Sommerset 2004 Wardle et al 2004)

Studierende sind nur fuumlr eine begrenzte Dauer an Hochschulen Die mittlere Gesamtstudiendauer bei Bachelorabschluumlssen betraumlgt 72 Semester die mittlere Gesamtstudiendauer fuumlr Masterabschluumlsse 113 Semester (Buschle Haumlhnel 2016) Hochschulen sehen sich daher vor der Herausforderung die Gesundheit und persoumlnliche Entwicklung von Studierenden innerhalb eines relativ kurzen Zeitrau-mes durch die Bereitstellung externer Ressourcen und die Staumlrkung interner Ressourcen nachhaltig zu foumlrdern Die kurze Verweildauer von Studierenden an der Hochschule hat zur Folge dass sich die Studierendenschaft als Endadressa-tengruppe staumlndig wandelt Von den fortlaufenden personellen Veraumlnderungen bleiben auch die studentischen Vertretungen und Hochschulgruppen nicht unbe-ruumlhrt was bei einer Zusammenarbeit beruumlcksichtigt werden sollte

Studierende koumlnnen verschiedene aufgabenabhaumlngige Rollen an der Hochschule einnehmen (Erhardt 2011) So stellt die Hochschule fuumlr Studierende im Sinne von Lehrveranstaltungsbesuchen und Pruumlfungen zunaumlchst einmal nur einen Ausbil-dungsort dar waumlhrend studentische und wissenschaftliche Hilfskraumlfte zudem in einem Beschaumlftigungsverhaumlltnis mit der Hochschule stehen Als ehrenamtliche Veranstalter extracurricularer Aktivitaumlten tragen Studierende gar auf administra-tiver Ebene zur Aufgabenerfuumlllung der Hochschule bei Studierende nutzen als Kundinnen und Kunden zudem sonstige Dienstleistungsangebote der Hochschule Die Aufgabe des studentischen Gesundheitsmanagements besteht darin den Bedarfen moumlglichst all dieser Studierendengruppierungen gerecht zu werden

Philip Bachert Projektverantwortli-cher des SGM-Projektes bdquoMyHealth Gesund studieren am KITldquo am Karlsruher Institut fuumlr Technologie

Bildungspolitisches Ziel ist es allen Studierenden die gleichen Chancen auf einen erfolgreichen Studienabschluss zu gewaumlhren Es hat sich gezeigt dass allem voran eine gelungene soziale und akademische Integration der Studieren-den in das Hochschulsystem Studien-abbruumlche verhindern kann (Braxton et al 1997) Laut Tinto (1988) muumlssen sich Studierende mit der Aufnahme eines Studiums zunaumlchst von ihren bisheri-gen Kontexten loumlsen (etwa Abkapse-lung vom Elternhaus) im Zuge des Uumlbergangs in den tertiaumlren Bildungsbe-reich eine Orientierungsphase durch-laufen (wie Knuumlpfung neuer Kontakte) um schlieszliglich vollstaumlndig in der Le-benswelt Hochschule anzukommen Die Implementierung einer Willkommens-kultur fuumlr Erstsemester scheint daher aumluszligerst sinnvoll Daruumlber hinaus sind auch nicht direkt mit den Inhalten des Studiums verbundene Aspekte wie etwa finanzielle Schwierigkeiten im Zusammenhang mit dem Studiener-folg relevant (Huumlther Kruumlcken 2016)

28 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

An dieser Stelle ergeben sich zahlreiche potenzielle Handlungsfelder fuumlr Hoch-schulen zur gesundheitsfoumlrderlichen Gestaltung von Lern- Arbeits- und Lebensbedingungen fuumlr Studierende Zu den Hauptinterventionsfeldern der Gesundheitsfoumlrderung im Setting Hochschule zaumlhlen das physische (etwa Campusgestaltung) und das soziale Umfeld (etwa soziale Unterstuumltzung durch Peers) das Arbeits- und Lernum-feld (etwa Zugaumlnglichkeit von Pflichtver-anstaltungen) der Dienstleistungssektor (etwa Gesundheitssportangebote) sowie die Individuumsebene (AGH 2012) Verhaltensbezogene Maszlignah-men orientieren sich in erster Linie an den klassischen Public-Health-Betaumlti-gungsfeldern Bewegungsfoumlrderung Stressbewaumlltigung Ernaumlhrungs- und Gesundheitskompetenzbildung Sucht-mittelpraumlvention Sexualaufklaumlrung und Praumlsentismusvermeidung Dane-ben spielen zielgruppenspezifische Angebote im Bereich der Lernberatung des Schluumlsselqualifikationserwerbs und mit Blick auf Vereinbarkeit von Studium Einkommenserwerb und Privatleben eine nicht unwesentliche Rolle Gerade letzteren kommt eine hohe Bedeutung zu da Mehrfachbelastungen und die damit verbundene Beanspruchung haumlufig zu Beeintraumlchtigungen der Studierfaumlhigkeit und der eigenen Ge-sundheit fuumlhren (Hurst et al 2013) Uumlberdies haben Qualitaumltsaspekte des Studiengangs wie beispielsweise die Betreuungssituation und Ausstat-tungsmerkmale sowie allem voran die

Organisation und Qualitaumlt der Lehre einen maszliggeblichen Einfluss auf die Gesundheit von Studierenden (Winter 2011) Bemuumlhungen die auf die Verbes-serung der Studien- und Pruumlfungsor-ganisation abzielen sollte daher beson-deres Augenmerk zuteilwerden

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Fachbereiche mit Gesundheitsbezug koumlnnen

einem SGM wichtige Impulse verleihen

Henning Blumenroth Wissenschaftli-cher Mitarbeiter des Hochschulsports an der Goethe Universitaumlt Frankfurt am Main und von 2015 bis 2018 Projektkoordina-tor des SGM an der TU Kaiserslautern

Schnittstellen bei der Entwicklung und Umsetzung eines SGM an Hoch-schulen Schnittstellen sind eine in-haltliche Verbindung zwischen zwei oder mehreren Organisationseinheiten Bei dem Querschnittsthema Gesundheit an Hochschulen zeigt sich dass viele verschiedene Organisationseinheiten Schnittmengen im Gesundheitsmanage-ment insbesondere fuumlr Studierende haben Unabhaumlngig von der Verortung des SGM spielt die Vernetzung zwischen den Schnittstellen eine entscheidende Rolle fuumlr das Gelingen eines SGM Diese am jeweiligen Standort zu identifizieren und gewinnbringend einzubinden ist bei dem Aufbau eines SGM empfehlenswert

Doch was sind die Schnittstellen inner-halb der Hochschule die fuumlr ein SGM relevant sind Manche Schnitt-stellen sind eher relevant fuumlr verhaumlltnispraumlventive Schritte andere eher fuumlr Maszlignahmen

Beduumlrfnisse aus dem SGM abgeleitet werden In manchen Hochschulen ist die Organisationsentwicklung Teilaufgabe der Personalentwicklung oder im strate-gischen Entwicklungsplan aufgegriffen

Die Ausgestaltung von Studiengaumlngen insbesondere die Gestaltung der Studi-enordnungen Curricula oder Pruumlfungs-angelegenheiten kann einen groszligen Einfluss auf die Gesundheit der Studie-renden haben

Forschung und Lehre in Fachbereichen mit Gesundheitsbezug koumlnnen sowohl einem SGM wichtige Impulse verleihen und mit der Expertise vor Ort professio-nell unterstuumltzen als auch das SGM als Forschungsfeld nutzen Dies kann zum Beispiel in Form von Studienarbeiten

tenspraumlventiven Maszlignahmenebene eine wichtige Rolle spielen etwa durch Be-ratungen zum Lernmanagement oder durch eine psychologische Beratungs-stelle Beratungsangebote koumlnnen auch verhaumlltnisorientiert in das SGM einflieszligen wenn die Einzelberatungsinhalte sys-tematisch ausgewertet und Schlussfol-gerungen der Analysen in die Umset-zung von SGM einbezogen werden

Sport und Bewegung ist ein Schnittstellenaspekt der haumlufig auf der verhaltenspraumlventiven

auf der Verhaltensebene Die Maszlignahmenebene vom Hoch-folgenden Schnittstellenthemen schulsport betreut wird jedoch sind in der Regel in verschiede- auch Einfluss auf die Verhaumlltnis-nen Organisationseinheiten an der Hochschule bereits angesie-delt und sollten bei der Entwick-lung eines SGM mitgedacht werden Die jeweils handelnden Akteu-rinnen und Akteure koumlnnen wichtige Partner oder selbst Teil des SGM an einer Hochschule sein

Relevante Schnittstellen In der Orga-nisationsentwicklung werden Entwick-lungs- und Veraumlnderungsprozesse in-nerhalb der Hochschulen eingeleitet die sowohl das Thema Studierendenge-sundheit beeinflussen als auch durch

oder Studienleistungen im Projektma-nagement uumlber Bachelor- und Master-arbeiten bis hin zu Promotionen im SGM geschehen

In der Regel gibt es an Hochschulen verschiedene Beratungsleistungen und gesundheitsfoumlrderliche Angebote die von unterschiedlichen Organisationsein-heiten angeboten werden Das Thema Beratung kann im SGM auf der verhal-

se der Hochschule haben kann

Die Entwicklung von Kompeten-zen oder persoumlnliche Weiterbil-

dung auszligerhalb der fachbezogenen Inhalte des Studiums koumlnnen im Rahmen einer Entwicklung der Gesundheits-kompetenz einen groszligen Stellenwert innerhalb des SGM einnehmen

Fuumlr das Thema Nachhaltigkeit insbe-sondere der sozialen Nachhaltigkeit ergeben sich eine Vielzahl von Uumlber-schneidungspunkten mit dem SGM

30 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Gleichstellung ist in Hochschulen immer ein relevantes Schnittstellent hema und wird in der Regel haumlufig organisationell mit Familienfoumlrderung zusammenge-fasst Einige Hochschulen haben das Zertifikat bdquofamiliengerechte Hochschuleldquo erworben dessen Inhalte das SGM ergaumlnzen

Diese Schnittstellen stellen eine Samm-lung dahingehend dar welche inhaltli-chen Uumlberschneidungspunkte mit Themen des SGM an den Hochschulen existieren Auf dieser Basis laumlsst sich eine Analyse vor Ort vornehmen um bei der Ausgestaltung des SGM bereits bestehende Aktivitaumlten und Angebote zu beruumlcksichtigen und gegebenen-falls einzubeziehen Die genannten Schnittstellent hemen sind jedoch nicht immer eindeutig einzelnen Organisati-onseinheiten an einer Hochschule zuzu-ordnen Eine Stakeholder -Analyse ist daher bei der Entwicklung eines SGM sinnvoll um wichtige Akteurinnen und Akteure am eigenen Standort identifi-zieren zu koumlnnen Diese sind sowohl in hauptamtlicher als auch in studenti-scher Funktion vor Ort aktiv und koumlnnen einen Beitrag zum SGM leisten Die fol-gende Aufstellung bietet einen Uumlber-blick daruumlber welche Akteurinnen und Akteure in der Hochschullandschaft aktuell an SGM mitwirken Die Auflistung in alphabetischer Reihenfolge stellt einen

Uumlberblick dar und erhebt keinen Anspruch auf Vollstaumlndigkeit Fuumlr eine detailliertere Auseinandersetzung mit einzelnen Akteurinnen und Akteuren siehe Seite 23 bdquoVeror-tung und Akteurinnen und Akteure des SGMldquo

bull AStA bull Bauabteilung bull Beauftragte fuumlr Gleichstellung Inklusion Diversity bull Beauftragte fuumlr Studierende mit Behinderung oder chronischer Erkrankung bull BGM bull Buumlro fuumlr Internationale Angelegenheiten bull Career Center bull Familienbuumlro bull Gesundheitswissenschaften Psychologie und Sportwissenschaft (SGM als

Forschungsfeld) bull Hochschulkommunikation bull Hochschulleitung bull Hochschulsport bull Nachhaltigkeitsbuumlro bull Organisationsentwicklung bull Personalentwicklung bull Psychologische BeratungsstelleSuchtberatung bull Sprecherinnen und Sprecher der Fakultaumltskonferenz bull Studiengangskoordinatorinnen und -koordinatorenStudiengangsmanagerin-

nen und Studiengangsmanager bull StudierendenparlamentStudierendenrat bull StudierendenwerkMensa bull Vertreterinnen und Vertreter der Fachschaften bull Zentrale Studienberatung bull Zentrum fuumlr Schluumlsselqualifikationen

Weitere Akteurinnen und Akteure die ihren Aufgabenschwerpunkt klar im BGM verortet haben aber durchaus auch einbezogen werden koumlnnen sind

bull Abteilung fuumlr Arbeitsschutz bull Betriebsaumlrztlicher Dienst bull Jugend- und Auszubildendenvertretung bull Mitarbeiter- und Konfliktberatung bull Personalraumlte (Gesamt- und Teilpersonalraumlte) bull Schwerbehindertenvertretung

5 Theorie und Praxis Was ist bei der Umsetzung zu bedenken

Planung Planung ist das A und O denn sie entscheidet uumlber den erfolgreichen Verlauf eines Projektvorhabens und haumlufig auch uumlber den Grad der Zufriedenheit der Mitwirkenden am Projekt selbst Sie bezieht sich auf alle Phasen des Public Health Action Cycles also auf Analyse Interventionsplanung Intervention und Evaluation (Rosenbrock 1995) (siehe Seite 36 bdquoAnalyseldquo Seite 38 bdquoInterventionsplanungldquo Seite 39 bdquoInterventionen und Maszlignahmenldquo und Seite 42 bdquoEvaluationldquo)

Zum Standard einer Projektumsetzung gehoumlrt es ein Gremium zu bilden das sich auf die Projektziele bdquocommittedldquo und mit entsprechender Entscheidungskompetenz ausgestattet ist Mit bdquoCommitmentldquo ist hier gemeint sich gemeinschaftlich auf Ziele zu einigen und sich verbindlich zum Projekt zu bekennen Dies bedeutet auch sich auf die Art und Weise der Zusammenarbeit zu verstaumlndigen zum Beispiel loumlsungs-orientiert loyal und kooperativ miteinander umzugehen und die Form des Umgangs mit auftretenden Schwierigkeiten und Konflikten abzustimmen

In das Gremium sollten Akteurinnen und Akteure verschiedener Statusgruppen einbezogen werden wie zum Beispiel Studierende und deren Vertreterinnen und Vertreter Lehrende und auch Personen in Leitungspositionen (siehe Seite 23 bdquoVer-ortung und Akteurinnen und Akteure des SGMldquo)

Die aktive und bewusste Beteiligung und Partizipation der Zielgruppe sprich der Studierenden sollte von Anfang an mitgedacht werden Um SGM erfolgreich um-zusetzen und Studierende wirklich fuumlr das Thema zu begeistern sollten ihnen Gestaltungsspielraumlume eroumlffnet werden Daher sollten Studierende und ihre Ver-tretungen in alle Prozesse Entscheidungen Arbeitsgruppen und Gremien die SGM betreffen einbezogen werden Echte Partizipation kann eine Identifikation mit dem SGM unterstuumltzen und positive Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden wahrscheinlicher machen Gerade der direkte Blick der Studie-renden oder deren Vertretungen auf den Alltag und deren Wissen um ganz konkrete und dringende Fragestellungen und Probleme sind von Anfang an unverzichtbar (siehe Seite 45 bdquoPartizipationldquo)

Im Projektverlauf aumlndern sich nicht selten Aufgaben- und Rollenverteilung Sie sollten deshalb immer wieder hinterfragt werden Sind die Aufgaben Verant-wortlichkeiten und Rollen klar definiert Wer uumlbernimmt was bis wann Zur Aufgaben- und Rollenverteilung gehoumlrt auch erreichte Ziele in den Gremiums-sitzungen meilensteinartig darzustellen und zu wuumlrdigen sowie Huumlrden und Problemstellungen gemeinsam zu reflektieren

Sabine Koumlnig Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Ines Niemeyer Freie Mitarbeiterin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Dr Brigitte Steinke Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

32 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Ein Zielfindungsworkshop foumlrdert das Commitment

der Projektbeteiligten

In der Eingangsphase des Projektes ndash und dieser Schritt ist keinesfalls ersetzbar ndash gilt es uumlbergeordnete Ziele im Einver-nehmen aller zu finden und zu definieren Durch das Festlegen von Zielen wird klar definiert was erreicht werden soll und kann Auszligerdem dienen festgelegte Ziele als Kriterien fuumlr die Evaluation Gerade dieser erste Schritt erweist sich in der Umsetzung wie in betrieblichen Kontexten auch als schwierig In der Praxis hat sich ein Zielfindungsworkshop bewaumlhrt Manche Projektgruppen entscheiden sich fuumlr Tagesworkshops oder nehmen sich gar eineinhalb bis zwei Tage Zeit Dies ist gut investierte Zeit in das Gesamtprojekt und das Commitment der Projektbeteiligten

Ziele und deren Kennzahlen sollten moumlglichst prozessbezogen beziehungsweise ergebnisbezogen formuliert sein Seibold et al (2010) verweisen dabei auch auf die Unterscheidung von langfristigen Oberzielen und kurz- oder mittelfristigen Unter-zielen Das hat fuumlr die praktische Planung und Umsetzung direkte Auswirkungen Langfristige Ziele koumlnnten zum Beispiel sein Bekanntheitsgrad des Themas in der Hochschule Beteiligungsquote an Maszlignahmen oder geringeres Stress-empfinden in Pruumlfungsphasen der Studierenden

Prozessbezogene Ziele koumlnnten sich auf die Umsetzung also zum Beispiel auf das Einbeziehen von Schluumlsselakteurinnen und -akteuren oder die Umsetzung von Interventionen beziehen oder auf die Zielgruppenerrei-chung zum Beispiel die Akzep-tanz der Interventionen

Ergebnisorientierte Ziele sind zum Beispiel die Zunahme von Gesundheitswissen und gesundheitsfoumlrderlichem Verhalten der Studierenden oder auch strukturelle Veraumlnderungen in Pruumlfungsablaumlufen

Grundsaumltzlich sollten festgelegte Ziele SMART-Kriterien erfuumlllen Sie sollten spezifisch messbar attraktiv realistisch und ter-minorientiert sein

Abgeleitete Ziele und Zielaspekte orientieren sich an einzel-nen Gruppen von Studierenden Beispielsweise laumlsst sich nach sportlich aktiven Studierenden und sportlich inaktiven Studierenden unterscheiden oder danach ob sich Studierende bereits mit ihrer Gesundheit befassen beziehungsweise dieses noch nicht tun (Seibold et al 2010)

Man kann zwischen Faumlchergruppen dem Geschlecht oder der Studienart (Vollzeit- oder Teilzeitstudium) unterscheiden nach Studieneingangs- beziehungsweise Studienausgangs-phase nach Semesterphasen mit Semesterferien oder mit Pruumlfungsschwerpunkten

Insofern ist der geplante Zeitpunkt einer Maszlignahme relevant fuumlr deren Beteiligungserfolg und die Wirksamkeit Es sollte durchdacht werden wann welches Thema gesetzt wird Bei-spielsweise koumlnnte zu Beginn des Studiums bei der Zielgrup-pe der Erstsemester das Thema bdquoOrientierung im Studiumldquo gesetzt werden vor Pruumlfungsphasen lohnt es das Thema Stressbewaumlltigung anzubieten Fuumlr Studierende die kurz vor dem Abschluss stehen koumlnnte das Thema Berufswahl interessant sein

In der Realitaumlt kommt es auch vor dass zum Beispiel durch Semesterzyklen Leerlauf im Projekt entsteht Es ist wichtig sich dessen bewusst zu wer-den und sinnvoll die zeitunab-haumlngigen Aufgaben im Projekt fuumlr solche Phasen einzuplanen

Sind Ziele und Zielgruppe defi-niert geht es darum saumlchliche personelle und finanzielle Mittel den einzelnen Schritten zur Zielerreichung zuzuord-nen Dies setzt natuumlrlich voraus dass man eine grundsaumltz-liche Mittelplanung bei der Einwerbung beziehungsweise Beantragung des Projektes vorgenommen hat (siehe Seite 25 bdquoFinanzielle und personelle Ressourcenldquo)

33

Was entscheidet uumlber den Erfolg der Planungsphase Ein erster Schritt zu Beginn eines Projektes besteht immer darin zunaumlchst zu ermitteln was es bereits an Strukturen Einrich-tungen Maszlignahmen Angeboten Dokumenten oder Weiterem im Umfeld zum Projektthema gibt Als Methode eignet sich hier beispielsweise ein Mindmap Anschlieszligend gilt es die Ergebnisse dahingehend zu bewerten inwiefern sie fuumlr einen erfolgreichen Projektablauf nuumltzlich sein koumlnnten (siehe Seite 29 bdquoSchnittstellenldquo) In diesem Kontext sollte auch betrach-tet werden welche sozialen oumlkologischen oumlkonomischen oder kulturellen Aspekte damit verbunden sind

Damit geplante Ziele und Interventionen von der Zielgruppe angenommen werden muumlssen diese attraktiv gestaltet sein Dazu ist es sinnvoll gemeinsam mit Studierenden interessante Themen und Methoden zu waumlhlen beispielsweise Interventi-onen an Orten an denen sich Studierende oft aufhalten die gut zu erreichen sind und zu passenden Uhrzeiten angeboten werden Auch Schnupper- oder Kompaktangebote koumlnnen dazu geeignet sein Das Erfolgspotenzial der Interventionen kann erhoumlht werden wenn bereits in der Planungsphase niedrigschwellige Zugangswege beruumlcksichtigt werden wie eine Ausstellung zum Thema ein Barcamp oder Aktionen auf dem Campus die auf Themen oder Interventionen aufmerksam machen

Wie immer kommt es auf die Form der Kommunikation und die Ansprache der Zielgruppe an In einer Werkstatt zum SGM haben Studierende Aspekte speziell dazu erarbeitet wie eine adaumlquate Kommunikation in die Studierendenschaft hinein gestaltet werden kann (siehe Siehe 16 bdquoKommunikationldquo)

Fuumlr die Ansprache der Studierenden sollten saumlmtliche Kanaumlle genutzt werden dabei immer passend wohl dosiert und fokus-siert auf das gewaumlhlte Medium und die jeweilige Information Dazu zaumlhlen beispielsweise das Internet Social Media Plakate Flyer und natuumlrlich auch die Face-to-Face-Kommunikation

Sind Studierende als Multiplikatorinnen Multiplikatoren und Botschafterinnen und Botschafter aktiv erleichtert das den Zugang zur Zielgruppe vor allem durch eine Face-to-Face-Kommunikation auf Augenhoumlhe (siehe TK LVG amp AFS 2018)

Erfahrungen zeigen dass es sinnvoll sein kann das Thema Gesundheit mit anderen Themen zu verknuumlpfen welche die Zielgruppe der Studierenden in ihrer Lebensphase besonders ansprechen und damit den Blick auf das Thema Gesundheit zu erweitern SGM-Projekte sind oft mit einem Logo oder einem Slogan verbunden der die Studierenden anspricht und breit und marketingwirksam bewirbt (siehe TK LVG amp AFS 2018)

Unvorhergesehenes im Projekt Eine Planung geht eigent-lich nur richtig gut auf wenn die Akteurinnen und Akteure des Projektes in der Lage sind mit Unvorhergesehenem adaumlquat umzugehen und Plaumlne flexibel an sich aumlndernde Gegeben-heiten anzupassen Das kann bedeuten Zielaspekte zu aumlndern oder anzupassen und sich von liebgewonnenen Gewohnheiten zu trennen

Literatur Rosenbrock R (1995) Public Health als soziale Innovation Gesundheitswesen (57) 140-144

Seibold C Loss J Nagel E (2010) Gesunde Lebenswelt Hoch-schule Ein Praxishandbuch fuumlr den Weg zur Gesunden Hochschu-le Techniker Krankenkasse (Hrsg) Veroumlffentlichungen zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement der TK Bd 23 Hamburg

TK ndash Techniker Krankenkasse LVG amp AFS ndash Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen (Hrsg) (2018) Gesundheitsmanagement fuumlr Studierende duz spezial Berlin Unter wwwgesundheitsfoerdern-de-hochschulendeInhalteO1_StartseiteduzSpecial_ M03_TK_230318pdf Zugegriffen 1892018

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ldquo

34 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Einfuumlhrung in den Public Health Action Cycle Eine Systematik zur Projektpla-nung fuumlr das Gesundheitsmanagement fuumlr Studierende an Hochschulen bietet der sogenannte bdquoPublic Health Action Cycleldquo der den Aktionsprogrammen der Weltgesundheitsorganisation und vielen weiteren gesundheitsbezogenen Projek-ten zugrunde liegt ndash so auch den Aktivi-taumlten des Netzwerks bdquoHealth Promoting Universitiesldquo

Dieser Zyklus gliedert sich in vier auf-einander folgende Schritte Der erste Schritt ist die Definition und Bestim-mung des zu bearbeitenden Problems (siehe Seite 36 bdquoAnalyseldquo) dem die Konzipierung und Festlegung einer zur Problembearbeitung geeignet erschei-nenden Strategie oder Maszlignahme folgt (siehe Seite 38 bdquoInterventionspla-nungldquo) Im dritten Schritt werden dann die Interventionen implementiert (Interventionsumsetzung) um im ab-schlieszligenden Schritt die durch die Inter-

PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Leiter des AB Public Health an der Freien Uni versitaumlt Berlin und verschiedener Projekte zur Gesundheitsberichterstat tung bei Studierenden sowie zum Studentischen Gesundheitsmanage-ment

Tino Lesener Wissenschaftlicher Mitarbeiter im SGM-Projekt bdquoHealthy Campus Freie Universitaumlt Berlin Gesund studieren

ventionen erzielten Wirkungen abzu-schaumltzen (siehe Seite 42 bdquoEvaluationldquo) Sollte das eingangs definierte Pro-blem nicht oder nur in Teilen geloumlst worden oder die Loumlsung mit uner-wuumlnschten Neben- beziehungsweise Folgewirkungen verbunden sein koumlnnten diese zum Gegenstand ei-nes neuen Durchlaufs dieses Zyklus fuumlhren

Im ersten Schritt ndash der Analyse ndash wird die gesundheitliche Situation der Studierenden an Hochschulen analysiert Hier gibt es verschiedene Ansaumltze die sich in ihrer Systematik unterscheiden Ausgangspunkte koumlnnen zum Beispiel Fokus-gruppen in einem Studienfach oder aber Statistiken uumlber die Inanspruchnahme hochschuleigener Beratungsangebote sein Da hier jeweils nur eine Auswahl Studierender beteiligt wird sind hier Erhebungsstrategien zu empfehlen die im Idealfall allen Studierenden einer Hochschule die Moumlglichkeit bieten Angaben zu ihrem Gesundheitszustand beziehungsweise zu ihrem Gesundheitsverhalten zu machen

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Analyse

Intervention

Interventionsplanung Evaluation

Sichtbar werden dabei in der Regel ver-schiedene Problembereiche die nach-einander bearbeitet werden sollten Im zweiten Schritt ndash der Interventionspla-nung ndash gilt es die identifizierten Proble-me zu priorisieren die Adressatengrup-pe fuumlr Interventionen zu bestimmen und Maszlignahmen auszuwaumlhlen die geeignet sind das jeweilige Problem zu loumlsen

Im dritten Schritt ndash der Intervention ndash gilt es die Maszlignahmen umzusetzen und deren Implementation zu begleiten Auch gute Plaumlne koumlnnen selten ohne

Abstriche umgesetzt werden Hier gilt es jeweils abzuschaumlt-zen ob diese den Interventionserfolg gefaumlhrden um dann die Plaumlne so zu modifizieren dass sie dennoch zielfuumlhrend bleiben

Im abschlieszligenden vierten Schritt ndash der Evaluation ndash wird im Rahmen einer Prozess- und Ergebnisevaluation beurteilt in-wieweit das eingangs definierte Problem behoben werden konnte War die Intervention erfolgreich und ohne uner-wuumlnschte Folge- und Nebenwirkungen so kann ein neues Problem bearbeitet werden Fiel der Erfolg geringer als ge-wuumlnscht aus koumlnnen die Maszlignahmen neu ausgerichtet werden und einen neuen Durchlauf des Zyklus anstoszligen

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36 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Analyse Um festzustellen wie gut der Gesundheitszustand von Studierenden einer Hochschule ist wo sich die Studie-renden wohlfuumlhlen und wo sie gesund-heitliche Einbuszligen berichten ist eine Analyse hilfreich Mit dieser kann dann bestimmt werden wo Interventionen sinnvoll und notwendig sind und wie sie sich zielfuumlhrend und gewinnbringend gestalten lassen Hier helfen drei Fragen

1) Wer berichtet eine gute Gesundheit und wer gesundheitliche Einbuszligen

2) Was verursacht das Wohl- oder Miss-befinden und was erhaumllt es aufrecht

3) Wo besteht Veraumlnderungsbedarf

Diese Fragen koumlnnen in einer Bestands-aufnahme adressiert werden fuumlr die unterschiedliche Erhebungsverfahren eingesetzt werden koumlnnen Vorgestellt werden hier Befragungen Fokusgruppen Experteninterviews und Netzwerkana-lysen in ihren bevorzugten Anwen-dungskontexten

Online- und Offline-Befragungen Uumlber die Verbreitung und Verteilung von Gesundheitsrisiken und -chancen verbunden mit der Moumlglichkeit Ursa-chen Folgen sowie krankheitsassozi-ierte Faktoren aufzudecken informieren flaumlchendeckende Erhebungen bei Stu-dierenden einer Hochschule oder einer Region Hochschulbezogene Befragun-gen wie zum Beispiel der University Health Report an der Freien Universitaumlt Berlin oder der TU Kaiserslautern sowie die bundesweite Befragung zur Gesund-heit Studierender in Deutschland 2017 buumlndeln demografische Merkmale po-sitive und negative Gesundheitsindika-toren Ressourcen und Anforderungen der Studiensituation sowie das Gesund-heitsverhalten Damit stehen neben lokalen Daten auch hochschuluumlbergrei-fende Referenzwerte zur Verfuumlgung Mit gleicher Instrumentierung lassen sich diese an der eigenen Hochschule reproduzieren und somit in einem Wertevergleich Handlungsbedarf fest-stellen Die breite Instrumentierung er-laubt es mit Gesundheitsrisiken assozi-ierte Faktoren aufzudecken und fuumlr Interventionen zugaumlnglich zu machen So wird dann beispielsweise nicht nur das Stresserleben Studierender zum Thema sondern auch damit assoziierte Merkmale der Studiensituation wie zum Beispiel der Zeitaufwand fuumlr das Studi-um die Pruumlfungslast oder der wahrge-nommene Zeitdruck Bei wiederholten

PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Leiter des AB Public Health an der Freien Uni versitaumlt Berlin und verschiedener Projekte zur Gesundheitsberichterstat tung bei Studierenden sowie zum Studentischen Gesundheitsmanage-ment

Christine Wolter Wissenschaftliche Mitarbeiterin im SGM-Projekt bdquoHealthy Campus Freie Universitaumlt Berlin Gesund studieren

Befragungen (Zwei-Jahresintervall) las-sen sich auch Trends und Veraumlnderun-gen feststellen um Fehlentwicklungen fruumlhzeitig zu erkennen und abzustellen

Fokusgruppen Fokusgruppen sind an Leitfragen orientierte moderierte Dis-kussionen mehrerer Studierender (sechs bis zwoumllf) zu einem gesundheitsbezo-genen Thema (siehe Seite 56 bdquoAnlage 1IVldquo) Dabei steht die Sichtweise und Bewertung eines Themas durch die Gruppe der Teilnehmenden im Vorder-grund Durch das Aufeinandertreffen auch kontroverser Ansichten erhoffen sich die Durchfuumlhrenden ein vertieftes Verstaumlndnis des Themas Fokusgruppen wurden bislang zum studentischen

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Gesundheitsmanagement eingesetzt um Themen rund um die Gesundheit Studierender (Ernaumlhrung Bewegung) oder die Organisation eines SGM an der Hochschule zu ergruumlnden Der besonde-re Wert der Fokusgruppen liegt darin aus studentischer Perspektive eine Viel-zahl an Vorschlaumlgen zur Loumlsung eines Problems zu sammeln

Expertinnen- und Experteninterviews Interviews mit Personen die aufgrund ihres Status oder ihrer Funktion in Bezug auf ein Thema uumlber ein besonderes (Uumlberblicks-)Wissen uumlber Erfahrungen oder uumlber einen privilegierten Zugang zu Informationen verfuumlgen werden als Expertinnen- und Experteninterviews bezeichnet Fuumlr ein studentisches Ge-sundheitsmanagement sind dies in erster Linie die Studierenden selbst die neben ihrem eigenen Wissen und ihren Erfahrungen auch die von Mitstudie-renden einbringen koumlnnen Wenn sie zusaumltzlich in Hochschulstrukturen ein-gebunden sind (wie Fachschaft Aus-bildungskommissionen) verfuumlgen sie daruumlber hinaus aufgrund ihres Engage-ments uumlber einen privilegierten Zugang zu Informationen uumlber beispielsweise gesundheitliche Belastungen und Res-sourcen von Mitstudierenden oder suboptimale Studienbedingungen Wei-tere Expertinnen und Experten sind Personen die aufgrund ihrer Funktion an Schnittstellen in Lehre und Verwal-tung fuumlr Studierende zustaumlndig sind

Neben Lehrenden sind dies diejenigen die Lehrangebote planen und organi-sieren aber auch Mitarbeitende aus Serviceeinrichtungen fuumlr Studierende (Informations- und Beratungsangebo-te) Pruumlfungsbuumlros dem Hochschul-sport den Mensen Bibliotheken und so weiter Das Patchwork verschiedener Perspektiven ermoumlglicht Bereiche zu identifizieren in denen Optimierungs-potenzial besteht

Tagebuchstudien Tagebuchstudien ermoumlglichen Aussagen uumlber die Konti-nuitaumlt und Regelmaumlszligigkeit von Er-eig-nissenSituationen und geben ei-nen differenzierten Einblick in Abfolgen von Ereignissen und Befinden Kalenda-rische Tagebucheintraumlge zur Zeitver-wendung von Studierenden geben einen guten Einblick in das Ausmaszlig und die Verteilung studienbezogener Arbeiten uumlber Tage und Wochen Ergaumlnzt um Angaben zum Stresserleben in einer Woche laumlsst sich dieses mit vorherge-henden Aktivitaumlten in Verbindung bringen Themen von Tagebuchstudien mit Studierenden sind zum Beispiel Substanzkonsum in Folge von Studien-leistungen Emotionen und deren Regulation in Lern- und Leistungssitu-ationen das Studierverhalten sowie Stresserleben und Snacken

Netzwerkanalysen Die (soziale) Netz-werkanalyse ermoumlglicht die Erfassung und Analyse sozialer Beziehungen So kann zum einen das Netzwerk selbst Gegenstand sein (Groumlszlige Dichte) die Anforderungen aus dem Netzwerk (Kontaktaufbau und -pflege) es koumlnnen aber auch Konflikte und Unterstuumltzung zum Gegenstand werden Ausgehend von der Annahme dass eigene Einstel-lungen Orientierungen und Verhaltens-weisen staumlrker von Personen gepraumlgt werden mit denen man sich verbunden fuumlhlt wird die Bedeutung des Netzwerks fuumlr das Studier- und Leistungsverhalten aber auch fuumlr das Gesundheits- und Risikoverhalten (Bewegung Ernaumlhrung Substanzkonsum) hervorgehoben

Das Community Mapping oder auch Photovoice sind Erhebungsformen die visuelle Dokumentation und Erzaumlhlung miteinander verbinden zu denen es bislang noch wenige Erfahrungen in Projekten zum studentischen Gesund-heitsmanagement gibt

38 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Interventionsplanung Der Analyse schlieszligt sich in der Regel die Interventi-onsplanung an Wurde beispielsweise aus Kapazitaumlts- oder Zeitgruumlnden keine hochschuleigene Analyse durchgefuumlhrt kann auf bereits bestehende Analysen zuruumlckgegriffen werden (zum Beispiel Gruumltzmacher et al 2018 bdquoGesundheit Studierender in Deutschland 2017ldquo) Wichtig ist jedoch vor Ort qualitativ Ansatz-punkte fuumlr Interventionen zu unterlegen beispielsweise durch Fokusgruppen oder strukturierte Interviews

In vielen Settingprojekten gibt es bereits in der Analysephase kleinere Interventionen die auf das Thema aufmerksam machen wie beispielsweise ein Gesundheitstag speziell fuumlr Studierende

Bei der Planung handelt es sich nicht um einen rein formalen Akt Das ergibt sich schon allein aus der Tatsache dass hier die Weichen dafuumlr gestellt werden was im Setting genau passieren soll Es geht um die Sichtbarkeit und um die Wirksamkeit So ist die Analyse selbst bereits eine starke Intervention Sie laumlsst die Akteurinnen und Akteure des Settings aufhorchen bdquoHier passiert etwas meine Gesundheit und mein Wohlbefinden werden wichtigldquo

Wie kann man konkret vorgehen Seibold et al (2010) empfehlen in einem ersten Schritt relevante Themen aus den Analyseergebnissen abzuleiten und zu reflektieren welche Bedeutung und Wichtigkeit diese Themen in der Kulturlandschaft der Hoch-schule einnehmen Welche Zielgruppe ist betroffen Wie muss die Kommunikation aussehen um die Gruppe zu erreichen Auch ist zu bedenken ob man beispielsweise einen Studiengang anspricht oder eine darin sich befindende besonders belastete Gruppe Moumlglicherweise beziehen sich die Interventionen auch auf andere Status-gruppen die in der Lehre oder an einer Schnittstelle zu den Studierenden taumltig sind In dieser Phase werden haumlufig Fokusgruppen durchgefuumlhrt um qualitativ weitere Aspekte zu Ressourcen und Belastungen zu gewinnen (siehe Seite 56 bdquoAnlage 1IVldquo)

Daraufhin folgt eine Priorisierung der ermittelten Gesundheitsthemen und eine Definition der angestrebten Ziele (kurz- mittel- und langfristig siehe Seite 31 bdquoPlanungldquo) Mit der Priorisierung der Gesundheitsthemen ist die Definition der zu erreichenden Zielgruppen verknuumlpft Wo brennt es am meisten Welche Themen sind auch der Hochschulleitung deutlich und wo bekommt man entsprechend Ruumlckenwind Wo koumlnnen (moumlglichst schnell) sichtbare Erfolge erzielt werden (sogenannte Quick-Wins) Gibt es Strukturen und Angebote die miteingebunden werden koumlnnen

Die geplanten Interventionen koumlnnen auf verschiedenen Ebenen ansetzen wie zum Beispiel auf der Individuumsebene dem physischen oder sozialen Umfeld dem Arbeits- und Lernumfeld oder Dienstleistungssektor (siehe Seite 27 bdquoSpezifika und Handlungsfelderldquo) Sie sollten sowohl auf der Verhaumlltnis- als auch auf der Verhalten-sebene greifen und die Ebenen bestenfalls miteinander verzahnen (Altgeld und Kolip 2014) Speziell in Bezug auf die Ableitung von Maszlignahmen die die Verhaumlltnisse ange-

Sabine Koumlnig Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Ines Niemeyer Freie Mitarbeiterin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Dr Brigitte Steinke Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

hen ist es wichtig die Verantwortlichen einzuladen die fuumlr die Gestaltung der Strukturen in der Hochschule Entschei-dungsbefugnisse haben beispielsweise den Prorektoren fuumlr Studium und Lehre wenn es um die Ausgestaltung von Pruuml-fungsphasen geht

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Einen nicht unerheblichen Einfluss auf den Erfolg des Projektes haben die zur Verfuumlgung stehenden finanziellen und perso-nellen Mittel (siehe Seite 25 bdquoFinanzielle und personelle Res-sourcenldquo) Sie sind entscheidend fuumlr den Umfang der anvisier-ten Interventionen und sollten im Laufe des Projektes stetig uumlberpruumlft werden

Es hat sich bewaumlhrt Studierende zu befaumlhigen als Multiplika-torinnen und Multiplikatoren im Themenfeld Gesundheitsfoumlr-derung taumltig zu werden und das Projekt auch im Sinne der Partizipation (siehe Seite 45 bdquoPartizipationldquo) zu bereichern Mit diesem Empowerment wird die Selbstbestimmung und Eigenverantwortung der Studierenden gestaumlrkt und erhoumlht Dies wirkt an sich schon gesundheitsfoumlrderlich (Frost und Mierke 2013 Zimmermann 2000)

Im Laufe der Interventionsplanung sollten priorisierte Ziele nicht aus dem Blick geraten Ziele und Zielgruppen gilt es regelhaft zu uumlberpruumlfen und anzupassen

Literatur Altgeld T Kolip P (2014) Konzepte und Strategien der Gesundheitsfoumlrderung In Hurrelmann K Klotz T Haisch J (Hrsg) Lehrbuch Praumlvention und Gesundheitsfoumlrderung 4 Auflage Bern Verlag Hans Huber Seite 45-57

Frost B Mierke K (2013) Stresserleben und Stressbewaumlltigung bei Studierenden Funktionale und dysfunktionale Strategien und weitere Einflussvariablen Journal of Business and Media Psychology (1) 13ndash24

Gruumltzmacher J Gusy B Lesener T Sudheimer S Willige J (2018) Gesundheit Studierender in Deutschland 2017 Ein Kooperati-onsprojekt zwischen dem Deutschen Zentrum fuumlr Hochschul-und Wissenschaftsforschung der Freien Universitaumlt Berlin und der Techniker Krankenkasse Unter wwwfu-berlindege-sund-studieren Zugegriffen 20112018

Seibold C Loss J Nagel E (2010) Gesunde Lebenswelt Hochschu-le Ein Praxishandbuch fuumlr den Weg zur Gesunden Hochschule Techniker Krankenkasse (Hrsg) Veroumlffentlichungen zum Be-trieblichen Gesundheitsmanagement der TK Bd 23 Hamburg

Zimmerman BJ (2000) Self-Efficacy An Essential Motive to Learn Contemporary Educational Psychology 25 (1) 82ndash91 doiorg101006ceps19991016

Interventionen und Maszlignahmen Nachdem Interventionen und Maszlignahmen geplant wurden (siehe Seite 38 bdquoInterventi-onsplanungldquo) geht es an die Umsetzung dieser Im Folgenden werden verschiedene Beispiele fuumlr Interventionen auf verschie-denen Ebenen und in unterschiedlichen Handlungsfeldern dargestellt (siehe Seite 27 bdquoSpezifika und Handlungsfelderldquo) Idealerweise werden verhaumlltnis- und verhaltensorientierte In-terventionen miteinander verzahnt Diese sind nicht immer klar voneinander getrennt es koumlnnen sich Schnittmengen ergeben

Beispiele fuumlr verhaumlltnisorientierte Interventionen Unter verhaumlltnisorientierten Interventionen versteht man jene Inter-ventionen die sich auf die strukturelle Ebene beziehen und somit das Umfeld von Personen einschlieszligen

Physisches Umfeld An der Universitaumlt Wuppertal wurden neue Entspannungs- und Ruumlckzugsareale im Studien- und Ar-beitsumfeld geschaffen Dazu wurde beispielsweise ein Haumlngemattenpark mit Strandkoumlrben und Liegestuumlhlen zur Erholung im Freien eroumlffnet Ebenfalls wurde den Hochschul-angehoumlrigen ein Snoozle-Raum zur Verfuumlgung gestellt um sich zu entspannen oder eine kreative Auszeit vom Alltag zu nehmen Des Weiteren hat die Hochschule eine Lehrkuumlche eingerichtet in der insbesondere Studierende ernaumlhrungsspezifisches Wissen in Theorie und Praxis vermittelt bekommen (www gesundeuni-wuppertaldeangeboteentspannung-rueck zugsareale-am-grifflenberghtml)

Soziales Umfeld An der TU Kaiserslautern (TUK) koumlnnen Stu-dierende einmal pro Woche hochwertigen Kaffee an einem selbstgebauten Fahrrad-Cafeacute kaufen Dieser wird nur in Es-pressokannen serviert sodass Studierende mindestens zu zweit bestellen muumlssen und die Pause gemeinsam auf der Wiese genieszligen bdquoTo goldquo-Becher werden nicht ausgegeben Dadurch wird der soziale Austausch miteinander gefoumlrdert Das sogenannte Cafeacute TUK TUK ist inzwischen an der Univer-sitaumlt eine Institution und traumlgt zur Entschleunigung und Erholung vom Studienalltag bei

40 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Das Cafeacute TUK TUK wird bereichert durch das Angebot eines Biobauern der regionales Obst und Gemuumlse auf dem Campus verkauft (wwwcampusplusuni-kldeprojekteaspx) Auch auszligerhalb des Studienalltags ermoumlglicht die TU Kaiserslautern den Studierenden ein soziales Miteinander Einmal pro Sommersemester wird in der Phase mit hohem Pruumlfungs-stress ein OpenStage organisiert Studierende koumlnnen dort bewusst auf andere Gedanken kommen und gemeinsam mit ihren Kommilitonen einen Abend verbringen Studierende ge-stalten fuumlr Studierende selbst das Programm (wwwcampus-plusuni-kldeeventsaspx)

Arbeits- und Lernumfeld Eines der Ziele des SGM am KIT besteht in der Etablierung einer bewegungsfreundlichen Lehr- und Lernkultur In diesem Zusammenhang wurden in Kooperation mit der Bibliothek des KIT mobile Schreib-tischaufsteller angeschafft die von Studierenden ausgelie-hen werden koumlnnen um so das Lernen im Stehen zu ermoumlg-lichen Des Weiteren wurde ein Campusplan angefertigt auf dem alle fuumlr Studierende zugaumlnglichen Steharbeitsplaumltze ersichtlich sind (wwwsportkiteduhochschulsportactivi-tykitphp)

Dienstleistungssektor Das Studierendenwerk der Universitaumlt Bonn bietet in der bdquoHealthy Campus Bonn Wocheldquo in Zusam-menarbeit mit dem Institut fuumlr Ernaumlhrungs- und Lebensmit-telwissenschaften ein ausgewogenes Healthy Campus Menuuml in allen Mensen der Universitaumlt an (wwwuni-bonnde einrichtungenpe-karrierehealthy_campus_bonnhealthy- campus-bonn-woche)

Eine Arbeitsgemeinschaft aus 57 unabhaumlngigen Studieren-denwerken hat das Projekt bdquomensaVitalldquo initiiert welches zum Beispiel an der Universitaumlt Paderborn und der Hochschule Fulda umgesetzt wird bdquomensaVitalldquo steht fuumlr frische aus-gewogene und zeitgemaumlszlige Speisen Es werden frische Kraumluter statt Wuumlrzmischungen verwendet und eine vitaminschonende und fettarme Zubereitung gewaumlhrleistet unter anderem dadurch dass auf frittierte und panierte Speisen verzichtet wird bdquomensaVitalldquo zeigt dass gesunde Ernaumlhrung lecker ist (wwwstudierendenwerk-pbdegastronomieweitere- angebotemensavital)

Individuelle Ebene An der TU Ilmenau wurde im Winterse-mester 201718 das Projekt bdquoSchritt fuumlr Schritt fitldquo ins Leben gerufen Ziel des Projektes ist es die Gesundheit der Men-schen in ihrem taumlglichen Umfeld zu foumlrdern die individuellen Ressourcen zu staumlrken und einen Risikofaktor der heutigen bdquoSitzgesellschaftldquo die mangelnde Bewegung abzubauen bdquoSchritt fuumlr Schritt fitldquo soll durch gezielt gesetzte visuelle Reize zu mehr Bewegung und koumlrperlicher Aktivitaumlt animie-ren Treppenaufkleber mit Spruumlchen wie bdquoGesuumlnder leben hellip Rezeptfrei hier im Treppenhausldquo oder bdquoHier entlang hellip fuumlr Fit-ness und Wohlbefindenldquo wollen zeigen dass schon wenige Schritte mehr am Tag einen wichtigen Beitrag zu mehr Gesund-heit leisten koumlnnen (wwwtu-ilmenaudeensfsf)

Strukturelle Ebene An der TU Kaiserslautern besteht ein Gremium bdquoStudierendengesundheitldquo Es setzt sich aus stu-dentischen Vertretern der Fachschaften des Studierenden-parlamentes des AStAs des SGM-Teams und hauptamtlichen Vertretern der Universitaumlt (psychologische Beratungsstelle BGM et cetera) zusammen Einmal im Semester informiert das SGM-Team das Gremium bdquoStudierendengesundheitldquo uumlber aktuelle Maszlignahmen und Themen Im Rahmen dieser Sitzun-gen werden Projektplaumlne gesundheitsrelevante Themen und anstehende Maszlignahmen diskutiert (wwwcampusplus uni-kldestudierendengesundheitaspx)

An der Universitaumlt Wuppertal gibt es die Service- und Bera-tungsstelle fuumlr Gesundheit bdquoBUWbewegtldquo Das ist eine zentra-le Anlaufstelle fuumlr alle Angehoumlrigen der Hochschule Es geht beispielsweise um Gesundheitsangebote Aktionen Bera-tung fuumlr Gesundheit Familie und mehr (wwwgesundeuni- wuppertaldewir-stellen-uns-vorhtml)

Beispiele fuumlr verhaltensorientierte Interventionen Unter verhaltensorientierten Interventionen versteht man Interventi-onen die sich auf die individuelle Ebene einer Person beziehen und an deren Verhalten ansetzen

Bewegungsfoumlrderung An verschiedenen Hochschulen koumlnnen Dozentinnen und Dozenten fuumlr ihre Vorlesung einen Pausenexpress buchen Eine Trainerin oder ein Trainer kommt daraufhin in die Vorlesung und fuumlhrt eine viertel Stunde lang Uumlbungen mit der Studierendengruppe durch (zum Beispiel wwwhochschulsportrwth-aachendecmsHSZSport Sportangebot~njofStudierenden-Pausenexpress)

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Die Universitaumlt Goumlttingen hat kostenfreie Angebote zur Bewe-gungsfoumlrderung der Studierenden geschaffen Es werden zum Beispiel Yoga in der Mittagspause Ruumlckenkurse Laufkurse Outdoortraining Mountainbiketouren et cetera angeboten zu denen sich die Studierenden online anmelden koumlnnen (wwwhealthycampus-goettingendeactivitieskursange-bot-2)

An der PH Heidelberg ist im Rahmen des SGM das Projekt bdquoKopfstehenldquo implementiert worden Es geht speziell um die Reduzierung sitzenden Verhaltens Studierender im Hoch-schulkontext ndash bdquoKopf-Stehenldquo Dafuumlr wurde zum Beispiel ein Stehlabor entwickelt bewegungsaktivierende Filme mit Dozie-renden in Vorlesungen und Seminaren gedreht und Studieren-de zu bdquoSitz-Steh-Bewegungsberaterinnenldquo weitergebildet (wwwph-heidelbergdekopf-stehenhtml)

Stressbewaumlltigung Die HTWK Leipzig integriert das Stress-bewaumlltigungsprogramm TK-MentalStrategien in die Lehre Fuumlr die Teilnahme an diesem Programm erhalten Studierende ECTS-Punkte Auch weitere Lehrveranstaltungen die auf die Gesundheitsfoumlrderung der Studierenden abzielen werden mit ECTS-Punkten versehen (wwwhtwk-leipzigdelebenund-du-somach-nen-punkt)

Ernaumlhrungs- und Gesundheitskompetenzbildung An der Georg- August- Universitaumlt Goumlttingen gibt es Kochkurse sowie Seminare und Workshops zum Thema (gesunde) Ernaumlhrung an denen die Studierenden kostenfrei teilnehmen koumlnnen (wwwhealthycampus-goettingendeactivitieskochen)

Schluumlsselqualifikationserwerb Das bdquohealthy Campus Pro-jektldquo der Universitaumlt Goumlttingen bietet ein Zertifikatsprogramm zum Thema Gesundheitskompetenz an In diesem koumlnnen Studierende Seminare zu den Themen Gesundheitsfoumlrderung Bewegung in Theorie und Praxis Ernaumlhrung Stressbewaumll-tigung et cetera belegen und dafuumlr ECTS-Punkte sammeln (wwwhealthycampus-goettingendeacademyschluessel kompetenzen)

Am KIT sind gesundheitsbezogene Themen Teil der Schluumls-selqualifikationslehre Damit gehoumlren sie zum Wahlpflichtbe-reich saumlmtlicher Studiengaumlnge und sind in die universitaumlre

Kernaufgabe bdquoLehreldquo integriert Im Programm des House of Competence (HoC zentrale Schluumlsselqualifikationseinrich-tung am KIT) werden unter anderem Veranstaltungen zum Lern- und Stressmanagement zur Gesunderhaltung im Leh-rerinnenberuf oder zum gesundheitsbewussten Miteinan-der in Studium und Beruf angeboten (studiumhockitedu) Daruumlber hinaus werden gezielt Inhalte aus dem SGM-Projekt bdquoMyHealthldquo (wwwmyhealthkitedu) als Anwendungsbeispiel in Schluumlsselqualifikationsseminare ndash zum Beispiel Projektma-nagementseminare ndash eingespeist So werden auch Studieren-de erreicht die nicht per se an gesundheitsbezogenen Fra-gestellungen interessiert sind Durch die Integration des Themas in die Schluumlsselqualifikationslehre werden Studieren-de in der Breite fuumlr das Thema bdquoGesund studierenldquo sensibili-siert und gleichzeitig an der Maszlignahmenentwicklung des SGM am KIT beteiligt

Suchtmittelpraumlvention Die Mitarbeitenden des bdquohealthy Campus Goumlttingenldquo sind auf Uni-Partys der einzelnen Fakul-taumlten unterwegs mit einem Alkoholtester Diesen duumlrfen die Studierenden freiwillig nutzen um ihr Bewusstsein hinsichtlich ihres Alkoholkonsums zu schaumlrfen Auszligerdem gibt es zu unter-schiedlichen Themen (zum Beispiel bdquoPsychische Gesundheitldquo bdquoSuchtverhaltenldquo) offene und kostenfreie Beratungsangebote die healthy hour (wwwhealthycampus-goettingendeacti-vitieshealthy-hour)

Im Rahmen des University Health Report wurde an der Freien Universitaumlt Berlin in Kooperation mit dem Bremer Leibniz-Ins-titut fuumlr Praumlventionsforschung und Epidemiologie (BIPS GmbH) eine Soziale-Normen-Intervention zur Reduktion beziehungs-weise Vorbeugung von riskanten Alkoholkonsummustern durchgefuumlhrt Der Soziale-Normen-Ansatz geht davon aus dass bei Studierenden soziale Beziehungen zu Peers und daraus hervorgehende Einfluumlsse (in Form der Wahrnehmung des Verhaltens anderer) eine Rolle fuumlr den Alkoholkonsum spielen Die systematische Uumlberschaumltzung des Alkoholkon-sums Mitstudierender steht dabei im Zusammenhang mit einem erhoumlhten eigenen Alkoholkonsum Der Evaluationsbericht der Intervention wurde online veroumlffentlicht (wwwewi-psyfu-berlin deeinrichtungenarbeitsbereicheppgmediapublikationen schriftenreiheISPI_Gesamtbericht_V09pdf)

42 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Evaluation Eine nachhaltige und langfristige Sicherung eines SGM erfor-dert eine Bewertung und Dokumenta-tion Andernfalls hat es bdquonicht stattge-fundenldquo beziehungsweise laumlsst es keine Schluumlsse uumlber den Erfolg oder Misser-folg zu Eine Darstellung des Nutzens und der Gruumlnde fuumlr eine Evaluation im SGM findet sich im folgenden Absatz bdquoHochschulen die SGM erfolgreich um-setzen bauen ihre Aktivitaumlten auf Be-darfs- und Beduumlrfnisanalysen auf und uumlberpruumlfen ihre Aktivitaumlten regelmaumlszligigldquo (TK LVG amp AFS 2018 Seite 8)

Der Nutzen von und Gruumlnde fuumlr eine Evaluation im SGM bull Steuerung des Gesamtprojektes SGM bull Verbesserung der Arbeit (Stolperstei-

ne Erfolgsfaktoren) bull Rechtfertigung der verwendeten

personellen und finanziellen Ressourcen

bull Legitimation der Vorgehensweise bull Dokumentation von Erfolgen bull Verbesserung der Akzeptanz des

SGM innerhalb der Hochschule bull Weiterentwicklung des SGM

Ein gutes praktisches Beispiel fuumlr ein Element einer gelungenen Planungs-evaluation und Dokumentation ist die sogenannte Wanderausstellung der TU Kaisers lautern Hier wurden die Ergeb-nisse des University Health Report (UHR) aufwendig aufgearbeitet und an-sprechend an allen Stellen des Campus praumlsentiert (siehe wwwuni-kldesgm poster-uhr-ergebnisse) Im Sinne der Planungsevaluation wurden die geplan-ten Interventionen mit diesen Analy-seergebnissen abgeglichen und ent-sprechend angepasst

Vorausgegangen ist dieser Analyse eine strategische Diskussion im Steuerungs-gremium wie der Prozess des SGM prin-zipiell evaluiert werden kann Unter anderem wurde hier vereinbart nach einem bestimmten Zeitablauf den UHR zu wiederholen um die Wirksamkeit des Projektes festzustellen und Anhalts-punkte fuumlr das Vorgehen zu erhalten (Ergebnisevaluation)

Evaluation (lateinisch valere = wert sein) bedeutet im allgemeinen Ver-staumlndnis bdquoBewertungldquo bdquoBeurteilungldquo Im wissenschaftlichen Sinne und Kon-text des SGM handelt es sich bei Evalua-tion um die systematische empirische Untersuchung und methodisch gesi-cherte Datenanalyse zur Bewertung der Gesamtkonzeption und Umsetzung des SGM innerhalb der Organisation Hochschule Im Sinne einer Erfolgskon-trolle wird mit der Evaluation die Frage beantwortet ob das angestrebte Ziel erfuumlllt wurde Gegenstand koumlnnen hier-bei die Planung selbst (Planungsevalua-tion) Strukturen fuumlr das beziehungs-weise des SGM (Strukturevaluation) die einzelnen Prozesse und Prozessablaumlufe des SGM (Prozessevaluation) die Kon-textfaktoren und Ressourcen fuumlr das SGM sowie die Ergebnisse insgesamt oder einzelner Projekte Interventionen und Maszlignahmen sein (Ergebnisevaluation)

Planungsevaluation (auch Strategie-evaluation genannt) Selbstreflexion anhand von strukturierten Fragestel-lungen bezogen auf die Planungsphase die noch vor der Umsetzung des Pro-jektes stattfindet Zum Beispiel Ist die Beduumlrfnislage der Studierenden in der Planungsphase ausreichend beruumlck-

Prof Dr med Eva Hungerland Wissenschaftliche Leitung des Gesundheitsmanagements der DHBW Stuttgart und fuumlr die Entwicklung des Studentischen Gesundheitsmanage-ments der DHBW mit verantwortlich

Jaqueline Metken Projektkoordinato-rin des bdquoDHBeWegt Dichldquo Projektes im Rahmen der Initiative bdquoBewegt Studieren

ndash Studieren bewegtldquo und Masterstudentin an der Berlin School of Public Health

sichtigt In der Planungsphase werden auch Ziele des SGM als messbare Indi-katoren (Kennzahlen) der Zielerrei-chung formuliert

Strukturevaluation Der Fokus liegt auf der Erhebung der Struktur des Settings Hochschule Die Analyse kon-zentriert sich somit auf die Eignung der (foumlrderbaren) Rahmenbedingungen des Settings Hochschule fuumlr das SGM Beruumlcksichtigt werden dabei die zur Verfuumlgung stehenden Ressourcen wie die vorhandenen Strukturen Gremien und Initiativen

Prozessevaluation Die Beurteilung erfolgt kontinuierlich waumlhrend des jewei-ligen SGM-Programms Es wird uumlber-pruumlft inwieweit der geplante Verlauf des Gesamtkonzeptes oder der einzelnen

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Teilprojekte erfolgt ist Moumlgliche Indikatoren sind beispiels-weise der Grad der Erreichung der Zielgruppe oder die Akzep-tanz der Maszlignahme

Ergebnisevaluation Evaluiert wird die Frage der Zielerrei-chung von kurz- mittel- und langfristigen Zielen des Gesamt-konzeptes SGM Dabei koumlnnen auch verschiedene Interventio-nen verglichen oder Effekte wie beispielsweise die Steigerung des Wohlbefindens durch die Maszlignahme evaluiert werden

Hierbei baut die Evaluation auf vorangegangene Phasen des Public Health Action Cycle auf (siehe Seite 31 bdquoPlanungldquo) Im letzten Schritt dieses (Projekt-)Managementkreises wird die Wirksamkeit durch einen Vergleich mit den zu Beginn auf-grund der auf Datenanalyse fixierten Ziele Zwecke und Inter-ventionen des SGM fuumlr die jeweilige Hochschule uumlberpruumlft und dokumentiert (Evaluationsbericht) Die Veroumlffentlichung und Diskussion dieser Ergebnisse dienen der Transparenz und Qualitaumltsverbesserung und flieszligen in die naumlchste Phase des Public Health Action Cycle ein

Da es sich bei der Evaluation um eine qualitaumltssichernde Maszlignahme handelt empfiehlt sich die Einbettung in Qualitaumlts-managementprozesse der Hochschule Stakeholder aus dem Bereich Prozessmanagement oder Controlling sollten optimaler Weise bereits zu Beginn des SGM eingebunden werden Insbe-sondere auch um gemeinsam Kennzahlen festzulegen oder schon vorhandene zu verwenden Ansonsten bietet sich das Erstellen eines eigenen Qualitaumltshandbuches fuumlr das SGM an

Tabelle 1 Methoden und Instrumente

Das verwendete methodische Verfahren genauer gesagt die Instrumente der Evaluation haumlngen davon ab ob die Wirk-samkeit des Gesamtprojektes (Ergebnisevaluation) oder ob einzelne Teilziele und Interventionen bewertet werden sollen Um Wirkungen oder Veraumlnderungen festzustellen ist eine Wiederholungsbefragung geeignet Hierbei ist darauf zu achten dass die gleichen Instrumente wie im Analyseverfahren verwendet werden

Grundsaumltzlich sollten je nach Fragestellung Ziel Zielgruppe und den vorhandenen Ressourcen die Methoden und Instru-mente der Evaluation gewaumlhlt werden (siehe Tabelle 1) Diese sind anschlieszligend in einem Evaluationsplan festzuhalten

Daruumlber hinaus ist zu klaumlren ob eine Selbstevaluation oder Fremdevaluation vorgenommen werden soll Hierbei sind die jeweiligen Vor- und Nachteile abzuwaumlgen um die optimale Evaluationsart auszuwaumlhlen Die Fremdevaluation ist meis-tens mit houmlheren Kosten verbunden waumlhrend bei der Selbst-evaluation der erhoumlhte Arbeitsaufwand beruumlcksichtigt werden muss Die Vorteile der Selbstevaluation liegen vor allem in dem Wissen der Akteurinnen und Akteure zum jewei-ligen Thema dem Projekt und der Institution selbst Dieses Wissen fehlt externen Akteurinnen und Akteuren und die entsprechende Vermittlung faumlllt als zusaumltzlicher Aufgaben-bereich in der Fremdevaluation an Der Nachteil der Selbst-evaluation liegt in der engen Verbundenheit zum Thema oder Projekt sodass sogenannte bdquoblinde Fleckenldquo auftreten koumlnnen Eine genaue und kritische Beschreibung kann in diesem Fall sehr schwer fallen

Methode Instrument

Beobachtung Beobachtungsschema

Befragung qualitativ Fokusgruppen Workshops Expertinnen- und Experteninterviews mit Interviewleitfaden

Befragung quantitativ Feedback-Boumlgen Frageboumlgen

Dokumentenanalyse Analyseschema

Teilnahmeraten Numerische Erfassung

44 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Ein paar Tipps zur Evaluation bull Sich an bereits durchgefuumlhrten Evaluationen anderer

Hochschulen orientieren Informationen hierzu finden sich auf der Projektdatenbank sowie bei einzelnen Mitgliedern des Arbeitskreises Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen

bull Die Evaluation einfach halten Die Inanspruchnahme von Kursen Vortraumlgen oder Schulungen kann zum Beispiel uumlber die Teilnehmerzahlen erfasst werden Bei Broschuumlren und Flyern koumlnnen die ausgeteilten Exemplare gezaumlhlt werden und bei einem Gesundheitstag kann die Anzahl der Besucher uumlber ein Quiz das mit einer Verlosung (zum Beispiel kostenlose Teilnahme am Hochschulsport fuumlr ein Semester) verbunden ist erhoben werden

bull Auf eine gute Mischung aus Indikatoren fuumlr die kurz- und mittelfristigen sowie die langfristigen Ziele achten sodass Sie zu verschiedenen Zeiten Ergebnisse praumlsentieren koumlnnen

bull Nur fuumlr jene Ziele Indikatoren auswaumlhlen die tatsaumlchlich mit entsprechenden Maszlignahmen angegangen werden Wird etwa die Gesundheit bei Studierenden als Indikator gewaumlhlt sollte sich beispielsweise die Verbesserung der subjektiven Gesundheit als Ziel gesetzt und entsprechende Maszlignahmen ergriffen werden

bull Damit sowohl den Gremienmitgliedern und der Hoch-schulleitung als auch den Beschaumlftigen und Studierenden der Nutzen von Gesundheitsfoumlrderung vermittelt werden kann sollten verschiedene Indikatoren erhoben werden Alle Beteiligten haben schlieszliglich unterschiedliche Erwar-tungen an die Gesundheitsfoumlrderung und werten unter-schiedliche Dinge als Erfolg

bull Die Evaluation sollte kontinuierlich erfolgen Die durchge-fuumlhrten Schritte sind fortlaufend zu dokumentieren unter anderem durch das Erstellen von Protokollen der Gremiensitzungen Regelmaumlszligige Wiederholungsbefragun-gen-analysen sind einzuplanen

Wichtig Die endguumlltige Auswahl der Evaluationsindikatoren ist zwingend mit der Hochschulleitung abzustimmen schlieszliglich wird an ihnen letztlich der Erfolg der Gesundheitsfoumlrderung festgemacht (Seibold et al 2010 Seite 81-82)

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-

Partizipation Die Partizipation von Studierenden ist ein zentrales Element des Studentischen Gesundheitsmanagements (SGM) Aus der Perspektive der Gesund-heitsfoumlrderung an Hochschulen gilt es

1 Studierende zu befaumlhigen ihre individuellen Gesundheitsressourcen zu erkennen und anzuwenden

2 Studierenden Routinen an die Hand zu geben mit denen sie ihren Alltag innerhalb gesetzter Rahmenbedingungen moumlglichst gesund gestalten

3 Studierende mit Wissen und Faumlhigkeiten auszustatten damit sie im spaumlteren Berufsleben gesund bleiben sowie als potenzielle Fuumlhrungskraumlfte auch die Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Blick behalten und foumlrdern koumlnnen

4 Studienbedingungen zu schaffen die diese Ziele unterstuumltzen

In Kulturen (und Lebenswelten vergleiche Kunz in diesem Band) einzelner Faumlcher sind Mitarbeitende und Studierende an Hochschulen gleichermaszligen eingebunden Der Ansatz der partizipativen Gesundheitsforschung (Unger 2012) bietet sich an um in einem diversen und forschungsaffinen Feld wie der Hochschule Tuumlren zu oumlffnen und breite Beteiligung zu erreichen

Ein partizipativ ausgerichtetes Projekt verfolgt das Ziel dass Professionelle und Laien in Kooperation fachlich und sachlich gewinnbringend zusammenarbeiten Die Gegenuumlberstellung LaienExpertinnen und Experten funktioniert hier so dass Studierende zum einen eher Laien in Bezug auf Themen der Gesundheitsfoumlrderung sind jedoch Expertinnen und Experten fuumlr ihre eigenen lebensweltlichen Beduumlrfnis-se und Anforderungen Gesundheitsexpertinnen und -experten wiederum verfuumlgen uumlber eine fachliche Expertise sind jedoch selten in studentische Lebenswelten eingebettet bdquoDazu brauchen sie (die Expertinnen und Experten) eine Grundhaltung der Anerkennung von Laien als in ihrer Lebenswelt (potenziell) kompetente Subjekte und der Kooperation zwischen den Experten und den Nutzern von Leistungen (hellip) Statt einem oft paternalistischen Verstaumlndnis von professioneller Allmacht sollte professionelles Handeln in Richtung eines Empowerment gehen also Menschen soweit wie moumlglich zu einem selbstbestimmten und verantwortlichen Umgang mit ihrer Gesundheit befaumlhigenldquo (Friedrich et al 2012 Seite 236) So werden durch Partizipation die Sichtweisen der Zielgruppe(n) sowie die Besonderheiten von Abteilungen Instituten und Fakultaumlten systematisch beruumlcksichtigt

Gelingt dies ist deutlicher als etwa in einem Stakeholderprozess sichergestellt dass die Perspektiven der Bezugsgruppe(n) durch das SGM aufgenommen und bearbeitet werden

Felix Albrecht Projektverantwortli-cher des SGM-Projektes bdquoMyHealth Gesund studieren am KITldquo am House of Competence des Karlsruher Institut fuumlr Technologie

Joerg Reitermayer Projektverant wortlicher des SGM-Projektes

bdquoMyHealth Gesund studieren am KITldquo am House of Competence des Karlsruher Institut fuumlr Technologie

Wege und Formen der Partizipation Um das Interesse von Studierenden fuumlr gesundheitsbezogene Themen zu wecken bietet sich eine Integration dieser Themen in die Kernaufgaben der Hochschule an Forschung und Lehre Alternativ koumlnnten auch Kampagnen Strategien und Events (Gesundheits-tage-wochen) entwickelt werden in de-nen das Thema propagiert wird Jedoch ist vor dem Hintergrund einer allgemein als hoch empfundenen Stressbelastung der Studierenden (Middendorff et al 2018) schwerlich zu begruumlnden dass den Studierenden ein weiteres Taumltig-keitsfeld aufgebuumlrdet werden sollte Derartige zusaumltzliche Angebote laufen Gefahr zu verpuffen oder lediglich Stu-dierende zu erreichen die sich bereits aktiv mit Gesundheitsthemen ausein-andersetzen Um solche als bdquoextraldquo emp-fundenen Themen und Taumltigkeiten (und damit Ablehnungspotenzial) zu vermeiden koumlnnen in Kooperation mit Fachbereichen einzelnen Dozierenden und Studierenden Lehrveranstaltungen

46 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

und Forschungsprojekte mit entspre-chender Ausrichtung entwickelt und organisiert werden In diesen werden die spezifischen fachlichen Inhalte am Beispiel von passenden Gesundheits-themen vermittelt

Gleichzeitig wird ein breites Spektrum von Akteurinnen und Akteuren fuumlr das Thema Gesundheit sensibilisiert Vor-aussetzung ist eine offene wertschaumlt-zende Grundhaltung der beteiligten bdquoProfessionellenldquo (wie Dozentinnen und Dozenten Hochschulmitarbeiterinnen und -mitarbeitern Angehoumlrigen der Studierendenwerke) gegenuumlber den

Moumlglichkeiten und Perspektiven der studentischen bdquoLebensweltexpertinnen und -expertenldquo

Hella von Unger (2012) stellt passende Leitfragen fuumlr die Bestimmung von partizipativen Anteilen in einem Projekt

1 Welche Akteurinnen und Akteure sind beteiligt Wer partizipiert Und wie ist die Community definiert

2 An welchen Prozessen sind sie beteiligt Woran wird partizipiert

3 In welcher Form findet Beteiligung statt Wie wird partizipiert (ebd Absatz 31)

Weitergehend stellt sie ein Stufenmo-dell der Beteiligung nach Wright et al (2010) vor bdquoPartizipation beginnt da wo Personen oder Einrichtungen mit-entscheiden koumlnnenldquo (ebd Absatz 28)

In Bezug auf die Beteiligung von Studie-renden im Rahmen eines partizipativ angelegten Projektes lassen sich die klassifizierenden Fragen etwa folgen-dermaszligen beantworten

Stufenmodell der Partizipation (modifiziert in Anlehnung an Wright et al 2010 Seite 42 (28))

9 Selbstorganisation

8 Entscheidungsmacht

7 Teilweise Entscheidungskompetenz

6 Mitbestimmung

5 Einbeziehung

4 Anhoumlrung

3 Information

2 Anweisung

1 Instrumentalisierung

geht uumlber Partizipation hinaus

Partizipation

Vorstufen der Partizipation

Nicht-Partizipation

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1 Wer partizipiert und wie ist die Community definiert Die Community in der die Studierendengesundheit bear-beitet wird ist die Gemeinschaft aller an einer Hochschule taumltigen Menschen sowie daruumlber hinaus zentrale Adressa-tinnen und Adressaten fuumlr spezielle Teilaspekte wie zum Beispiel die Studierendenwerke mit ihren umfangreichen Angeboten zur Versorgung der Studierenden Als direkt adressierte Gruppe sind hierbei die Studierenden beson-ders hervorzuheben Definiert ist diese Community durch verschiedene Merkmale ihren Mitgliedschaftsstatus in der Hochschulorganisation die raumlumliche Beziehung zum Campus und Engagement in der studentischen Lebenswelt

2 Woran wird partizipiert An der Entwicklung und Etab-lierung eines studentischen Gesundheitsmanagements Daraus folgt ein vielschichtiges Bild tatsaumlchlicher Partizipa-tion Einerseits bestimmt durch Interesse und Gelegenheit insbesondere der Studierenden an einzelnen Themen und Maszlignahmen mitzuwirken andererseits beeinflusst durch die Art der Aufgabenstellung

bull Spezielle Anforderungen an partizipierende Akteurinnen und Akteure (Fachwissen Qualifikationen Kenntnisstand)

bull Besondere beschraumlnkende Rahmenbedingungen (Datenschutz Zeitdruck Zugangsbeschraumlnkungen rechtliche Zustaumlndigkeiten)

bull Eignung bestimmter Projektziele fuumlr gegebenenfalls verschiedene Grade der Partizipation (Zielentwicklung Projektverwaltung Verhandlungen Maszlignahmenentwick-lung und -umsetzung Projektevaluation)

3 Wie wird partizipiert Die Form der Partizipation variiert je nach Teilprojekt und Aufgabe abhaumlngig von der Verfuumlgbar-keit relevanter Partizipierender und Aufgabenstellung Moumlglich sind etwa

bull Anlassbezogene Arbeitskreise und Runde Tische Oft fallen dem Projektteam hierbei organisatorische und moderierende Aufgaben zu

bull Informationsgespraumlche um Zustaumlndigkeiten zu identifi-zieren und gegebenenfalls Akteurinnen und Akteure und Themenbereiche oder Aufgaben einander zuordnen zu koumlnnen

bull Studierende im Rahmen von regulaumlren Lehrveranstaltungen mit Gesundheitsthemen in Kontakt zu bringen und an konkreten Projektbausteinen mitwirken zu lassen (unter-schiedliche Arten zum Beispiel Projektmanagement Datenauswertungen Eventplanung und -organisation Entwicklung von kreativen Maszlignahmen)

bull Teilnahme an Gremiensitzungen der Projektsteuerung bull Mitarbeit als studentische Hilfskraumlfte zur Unterstuumltzung

bei diversen Aktivitaumlten

Herausforderungen und Potenziale Grundlegend heraus-fordernd am Anspruch partizipative Prozesse zu realisieren sind die Diversitaumlt und Dezentralitaumlt der Hochschulen Folgen sind beispielsweise unterschiedlichste Organisationsstile die nicht unbedingt zusammen passen und Konfliktpotenziale bergen (Hierarchien Autonomie Einzelinteressen) Studie-rende muumlssen ihr Engagement im Projekt gegebenenfalls ihrem Studium unterordnen und sind zum Teil an kurze Wahlperioden (Fachschaften AStA Studierendenparlament) gebunden Dauerhaft stabile Arbeitsgruppen zu etablieren gelingt wenn sie durch eine stabile Organisation gestuumltzt werden Wechselnde Teilnehmende an Arbeitsgruppen (wie Lehrveranstaltungen Forschungsszenarien Gremien runden Tischen zur Maszlignahmenentwicklung) erfordern jedoch immer wieder Vorstellungsrunden und Informations-gespraumlche mit neu hinzugekommenen Personen Sitzungen werden so immer auch fuumlr Organisatorisches und Wiederho-lungen von Diskussionen gebraucht Konkrete Entwicklungen und die Realisierung von Einzelmaszlignahmen gehen dadurch langsamer voran Die Information der wechselnden Teilneh-menden an Arbeitsgruppen Maszlignahmenplanungen und Organisation sicherzustellen und aufrechtzuerhalten ist eine zentrale Taumltigkeit um Partizipation in moumlglichst vielen Teil-aspekten eines SGM zu ermoumlglichen Besonders in Entwick-lungsprojekten sind zunaumlchst diverse Randbedingungen zu klaumlren (Zustaumlndigkeiten rechtliche Rahmenbedingungen bestehende Akteurskonstellationen) Expertenwissen zur Gesundheitsfoumlrderung notwendiges Fachwissen fuumlr einzelne

48 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Maszlignahmen (wie Ernaumlhrung Bewegung) und das Wissen um die Alltagsstrukturen im Feld muumlssen zusammengebracht werden was einen omnidirektionalen Informationsfluss erfordert Prozesse muumlssen transparent gestaltet und In-formationen fuumlr die beteiligten Akteurinnen und Akteure bereitgestellt werden Gegebenenfalls muumlssen neu hinzu-kommende einzelne Akteurinnen und Akteure durch gezielte Informationsgespraumlche in bereits laufende Arbeitsprozesse integriert werden

Die Partizipation vieler Akteurinnen und Akteure reichert das Projekt um diverse Aspekte und Ideen fuumlr weitere Teilprojekte an die schwierig zu priorisieren sind ohne dass zentrale Aufgaben im Projekt darunter leiden Situativ und flexibel zusaumltzliche Ressourcen bereit stellen zu koumlnnen ist vorteil-haft (beispielsweise eine groumlszligere Anzahl an Hilfskraumlften die flexibel eingesetzt werden koumlnnen)

Differierende Zeithorizonte spielen in der Organisation von Teilprojekten eine irritierende Rolle Verschiedene Akteurinnen und Akteure insbesondere die Studierenden stehen nur fuumlr begrenzte Zeitraumlume beziehungsweise im Rahmen der Or-ganisationsablaumlufe getaktet nur punktuell zur Verfuumlgung Die verschiedenen Akteurinnen und Akteure entwickeln somit auch unterschiedlich weit reichende Zielvorstellungen

Fazit Die Aufstellung eines SGM mit Partizipation auf allen Ebenen (Situationsanalyse Entscheidung Planung und Durchfuumlhrung von Maszlignahmen eines SGM) erfordert ein Projektmanagement welches auch als Dienstleister fuumlr die beteiligten Akteurinnen und Akteure funktioniert Informati-onsfluumlsse muumlssen aufrechterhalten wechselnde Akteurinnen und Akteure tolerant eingehegt und die Perspektiven vereint werden Bei Zeitplaumlnen sind verschiedene Ablaumlufe zu beach-ten die Durchsetzungsstaumlrken der beteiligten Akteurinnen und Akteure muumlssen moderiert und sachorientiert ausge-glichen werden Zudem gilt es die eigene Expertise in die partizipativen Prozesse einzuspeisen und nicht hinter den Relevanzen und partikularen Interessen von Einzelakteurin-nen und -akteuren zuruumlckzustellen

Schon der Ansatz des bdquoZuhoumlrens und Mitredenlassensldquo findet groszligen Anklang im Hochschulkontext Studierende gehen ihre Aufgaben (sei es mit direktem Projektbezug oder in Lehr- oder Forschungskontexten) motiviert und engagiert an Nicht selten gelingt die Sensibilisierung fuumlr das Thema Gesundheit auch uumlber den direkten Einbezug hinaus sodass sich bdquouumlber Eckenldquo weitere Akteurinnen und Akteure einfinden und fuumlr die Gesundheitsfoumlrderung engagieren Angefangen bei der Priorisierung von Maszlignahmen uumlber die Passung des SGM zum studentischen Alltag bis hin zur Aufbereitung von Gesundheitsthemen fuumlr Studierende Durch einen direkten Einbezug der Studierenden in ein SGM ist sichergestellt dass studentische Perspektiven adressiert werden und dass das SGM Anschluss an studentische Lebenswelten findet

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6 Kriterien fuumlr die erfolgreiche Umsetzung eines SGM Seit mehr als 20 Jahren beschaumlftigt sich der bundesweite Arbeits-kreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen AGH mit der Frage wie Hochschulen die Gesundheit ihrer Mitglieder foumlrdern bezie-hungsweise erhalten koumlnnen und was eine Hochschule zu einer bdquogesundheitsfoumlrdernden Hochschuleldquo macht

In den vergangenen Jahren wurde im Rahmen eines Projektes auf Studierende und ihre Gesundheit fokussiert Es wurden spe-zifische Charakteristika fuumlr ein studentisches Gesundheitsma-nagement (SGM) fuumlr und mit dieser Statusgruppe die zahlen-maumlszligig die Groumlszligte an Hochschulen ist herausgearbeitet

Einige Besonderheiten fuumlr diese Zielgruppe ergeben sich durch die spezifischen im Setting-Ansatz zu beruumlcksichtigenden Le-bensumstaumlnde Studierende verlassen meist nach dem Abitur ihren geschuumltzten und bekannten Lebensraum und kommen so in eine fuumlr sie vollkommen neue bdquoLebens- Lern- Forschungs-und Arbeitsweltldquo die nach neuen Regeln funktioniert Studien-und Pruumlfungsorganisation muumlssen gestaltet und gemeistert werden und man muss lernen sich in den vorgegebenen Struk-turen und Spezifika einer Hochschule zurechtfinden

Die zunehmende Digitalisierung der Lehr- und Lernprozesse (beispielsweise Webinare) verstaumlrkt gegebenenfalls die Proble-matik in diesem neuen und komplexen Umfeld neue Kontakte zu knuumlpfen und ein bdquorealesldquo soziales Netz aufzubauen (Misra et al 2014 Emily 2015 Przybylski et al 2012 Srivastava 2005)

Orientiert sich eine Hochschule daher bei der Konstruktion und Implementierung eines SGM am Setting-Ansatz und nimmt da-bei das Konzept der Salutogenese ernst sind bereits zwei wich-tige Eckpfeiler eines sinnvollen SGM gegeben

Da die Rahmenbedingungen fuumlr Studierende durch Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter Professorinnen und Professoren und diverse Organisationseinheiten innerhalb der jeweiligen Hoch-schule gestaltet werden gilt es auch diese beim Aufbau eines SGM in den Fokus zu nehmen um den Naumlhrboden fuumlr eine gesunde Entfaltung der Studierenden an einer Hoch-schule zu bereiten

Welche grundsaumltz-lichen Aspekte sind entscheidend fuumlr

Max Sprenger Stellvertretender Leiter Hochschulsport sowie Leiter des SGM an der Technischen Universitaumlt Kaiserslautern

ein SGM

Der zentrale Punkt eines erfolgreichen Gelingens ist die partizi-pative Integration von Studierenden in die Entwicklung und Um-setzung eines SGM Echte Partizipation kann eine Identifikation mit dem SGM unterstuumltzen und positive Effekte wahrscheinli-cher machen (siehe Seite 45 bdquoPartizipationldquo)

Ziel sollte es sein in den Hochschulen eine Gesundheitskultur (Osterpey 2012 Seite 53 Badura et al 2003 Seite 54) zu eta-blieren welche fest verankert in Strukturen wie Leitbild oder den Hochschulentwicklungsplan integriert ist um im zweiten Schritt diese in alle Bereiche der Hochschule (Forschung Lehre hier auch in die Curricula der Lehrveranstaltungen) sowie die Verwal-tung (wie Beschaffung Controlling oder Personal (-entwick-lung)) zum Selbstverstaumlndnis werden zu lassen

Als Leitorientierung ob ein SGM sinnvoll und zielfuumlhrend aufge-baut ist koumlnnen die zehn Guumltekriterien einer Gesundheitsfoumlr-dernden Hochschule dienen welche sich bereits fuumlr die Bediens-teten bewaumlhrt haben Erlaumluterungen zu den zehn Guumltekriterien fuumlr gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen finden Sie unter www gesundheitsfoerdernde-hochschulendeAS_ArbeitskreisS AS_Wer_sind_wir1html oder im duz SPECIAL vom 2332018

Zusammenfassend sollte ein SGM

bull der Diversitaumlt und Komplexitaumlt der Studierenden sensibel begegnen und diese in allen Aktivitaumlten beruumlcksichtigen (DiversitaumltHeterogenitaumlt)

bull beruumlcksichtigen dass die Studierenden sich in bestimmten Zyklen (Semesterzeiten und Pruumlfungsphasen) und fuumlr eine begrenzte Dauer an der Hochschule befinden (Studienrhythmen) und

bull alle Bereiche der studentischen Lebenswelt (wie Lehre Pruumlfungen Gremien Campusleben Wohnheime Mensen) durchdringen (Setting-Ansatz)

50 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

bull sich im LeitbildHochschulentwick-lungsplan beziehungsweise den Fuumlhrungsleitlinien wiederfinden und Einzug in die Akkreditierungspraxis der Studiengaumlnge uumlbernommen werden (Leitbild und Akkreditierung)

bull eine fuumlr die Hochschule passende strukturelle und personelle Veranke-rung bekommen und sich intensiv mit dem BGM abstimmen (strukturelle und personelle Verankerung)

bull seine Aktivitaumlten auf regelmaumlszligige Bedarfs- und Beduumlrfnisanalysen stuumltzen (quantitativ und qualitativ) und diese regelmaumlszligig uumlberpruumlfen (Analyse und Datenerhebung)

bull Studierende wirklich fuumlr das Thema begeistern sie in alle Prozesse Gremien und Maszlignahmenplanungen integrieren und mit echter Entschei-dungskompetenz ausstatten (Partizipation)

bull in zum Turnus des Studiums passen-den unterschiedlichen Phasen aufgebaut sein und in fuumlr Studierende passenden Kanaumllen praumlsentiert werden (Zugangswege) und

bull die zehn Guumltekriterien fuumlr eine gesundheitsfoumlrdernde Hochschule beachten und wo es passend ist danach handeln (Guumltekriterien)

Jede Hochschule ist anders und so muumls-sen die unterschiedlichen lokalen und organisationalen Rahmenbedingungen betrachtet werden um einen fuumlr die je-weilige Situation an der konkreten Hoch-schule passenden Weg zu finden

Literatur AGH ndash Arbeitskreis Gesund-heitsfoumlrdernde Hochschulen (2017) Guumltekriterien fuumlr eine gesund- heitsfoumlrdernde Hochschule Unter wwwgesundheitsfoerdernde-hoch-schulendeAS_ArbeitskreisSAS_Wer_ sind_wir1html Zugegriffen 1892018

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TK ndash Techniker Krankenkasse LVG amp AFS ndash Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersach-sen (Hrsg) (2018) Gesundheitsmanage-ment fuumlr Studierende duz spezial Berlin Unter wwwgesundheitsfoerdernde- hochschulendeInhalteO1_Startseite duzSpecial_M03_TK_230318pdf Zugegriffen 1892018

Perspektive fuumlr das Thema Im Wintersemester 201819 sind uumlber 29 Millionen Studierende an den Hochschulen in Deutschland immat-rikuliert Studierende und ihr rechtlicher Status sind das Alleinstellungs-merkmal der akademischen Bildungseinrichtungen und erfordern eigenstaumlndige Entwicklungen und Beteiligungsformen Nach der Ein-fuumlhrung der Bachelor- und Masterstudiengaumlnge haben gesundheits-bezogene Erhebungen und die Diskussion der darauf basierenden Ergebnisse Konjunktur Landesgesetzlich sind die Studierendenwerke beauftragt sich fuumlr die Gesundheit der Studierenden einzusetzen Dies geschieht bereits in den Bereichen Ernaumlhrung Wohnen soziale Belange und Hilfestellung fuumlr Studierende mit gesundheitlichen Beeintraumlchti-gungen Systematische Angebote im Sinne der Gesundheitsfoumlrderung unter dem Dach eines studentischen Gesundheitsmanagements (SGM) sind bisher die Ausnahme Um dem Ansatz zum Durchbruch zu verhel-fen befindet sich das Gesundheitsmanagement fuumlr und von Studieren-den in mehreren Hochschulen in einer Erprobungs- und Umsetzungs-phase Sollte sich das SGM etablieren so ist eine Verankerung im Rahmen eines uumlber alle Statusgruppen hinweg angeordneten hoch-schulischen Gesundheitsmanagements das naumlchste Ziel Dies koumlnnte den Blick weiter dafuumlr schaumlrfen dass schon heute bestehende gesetz-liche Regelungen verstaumlrkt auch bei den Studierenden zur systemati-schen Anwendung kommen Dazu gehoumlren beispielsweise das Mutter-schutz- Arbeitsschutz- und Praumlventionsgesetz Instrumente wie die Gefaumlhrdungsbeurteilung psychischer Belastungen oder das Eingliede-rungsmanagement das bisher fuumlr Beschaumlftigte aber nicht fuumlr Studie-rende angeboten wird koumlnnten in Zukunft auch fuumlr diese Statusgruppe entwickelt werden

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7 Die Kooperationspartner

Die TK und ihr Engagement an Hochschulen Die Techniker Krankenkasse (TK) besteht seit uumlber 130 Jahren Elf Millionen Privat- und Firmenkunden setzen ihr Vertrauen in die TK und rund 14000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bei der TK als eine der bundesweit groumlszligten Krankenkassen beschaumlftigt Im Bereich bdquoPraumlvention und Gesundheitsfoumlrderungldquo bietet die TK ein bedarfsorientiertes und innovatives Produktportfolio an und nimmt eine aktive Rolle in der Gestaltung der Praumlven-tionspolitik ein

Die TK unterstuumltzt und beraumlt Unternehmen und Hochschulen bei der Einfuumlhrung und Etablierung eines Gesundheitsma-nagements TK-Gesundheitsexpertinnen und -experten be-gleiten den gesamten Prozess zur Strukturbildung von der Analyse uumlber Maszlignahmen bis hin zur Evaluation Dabei ist der TK eine ganzheitliche Herangehensweise besonders wichtig Ziel ist es die gesundheitlichen Rahmenbedingungen zu ver-bessern und zum Wohlbefinden aller beizutragen

Das Engagement der TK zum Studentischen Gesundheitsma-nagement (SGM) beruht auf dem bdquoGesetz zur Staumlrkung der Gesundheitsfoumlrderung und der Praumlventionldquo mit dem der Ge-setzgeber 2015 die Krankenkassen beauftragt hat in der Lebenswelt Hochschule den Aufbau gesundheitsfoumlrderlicher Strukturen zu staumlrken die gesundheitliche Situation Studie-render zu erheben und geeignete Maszlignahmen zu unterstuumlt-zen

Seit fast zwei Jahrzehnten ist die TK aktives und foumlrderndes Mitglied im bdquobundesweiten Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdern-de Hochschulen (AGH)ldquo denn Netzwerken spiegelt den Zeit-geist wieder es unterstuumltzt modernes lebenslanges Lernen und ist auf Kooperation ausgerichtet So foumlrdert die TK aktu-ell auch regional den bdquoArbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen Suumldwestldquo und die Initiative bdquoGesunde Hoch-schulen Thuumlringenldquo

Die Gesundheit Studierender ist in den letzten Jahren zuneh-mend in den Fokus des Interesses geruumlckt Die Studienzeit als zeitlich begrenzte Entwicklungsphase hat eine besondere Qualitaumlt die mitunter maszliggeblich zur Kompetenzentwicklung zukuumlnftiger Fuumlhrungskraumlfte und Entscheidungstraumlger in der Gesellschaft beitraumlgt Erfahren Studierende dass sich ge-sundheitsfoumlrderliche Studienbedingungen nicht nur positiv auf das eigene Wohlbefinden auswirken sondern auf die gesamte Hochschule ausstrahlen werden sie sich mit einem ganz anderen Verstaumlndnis den Zusammenhaumlngen von Arbeit und Gesundheit stellen und diese Erfahrungen in den spaumlte-ren Arbeitsalltag transferieren

Die Basis erfolgversprechender und bedarfsorientierter Maszlignahmen an Hochschulen sind spezifische Analysen aus denen sich die gesundheitlichen Ressourcen und konkrete Belastungen ableiten 2017 wurde in einer Kooperation der TK mit dem Deutschen Zentrum fuumlr Hochschul- und Wis-senschaftsforschung (DZHW) und der Freien Universitaumlt Berlin eine bundesweite Befragung Studierender uumlber das HISBUS-Online-Panel durchgefuumlhrt Die Ergebnisse geben Hochschulen erste Ansatzpunkte daruumlber welche Interven-tionen und Rahmenbedingungen fuumlr die Gesundheit der Studierenden foumlrderlich sind Doch jede Hochschule hat auch ihre eigenen regionalen organisationalen und landespoli-tischen Besonderheiten Dies beeinflusst die strukturelle Anbindung eines SGM genauso wie spezifische Gesundheits-themen

Gute Praxisbeispiele zum Thema SGM sind in der Deutschen Universitaumltszeitung duz SPECIAL im Maumlrz 2018 veroumlffent-licht worden

Mit der vorliegenden Handlungsempfehlung fuumlr SGM liegt nun erstmals eine zusammenhaumlngende Darstellung der wichtigs-ten konzeptionellen Schritte und spezifischen Fragestellungen zum SGM vor

52 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Das Kompetenzzentrum Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen Das Kompetenzzentrum Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen (KGH) ist ein Kooperationsprojekt der Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin e V (LVG amp AFS) und der Techniker Krankenkasse (TK) das 2018 ge-startet ist Die Geschaumlftsstelle des Kompetenzzentrums ist in der LVG amp AFS angesiedelt Die TK foumlrdert den Aufbau und die Entwicklung des KGH

Die LVG amp AFS ist ein gemeinnuumltziger unabhaumlngiger und landesweit arbeitender Fachverband fuumlr Gesundheitsfoumlrde-rung und Praumlvention Die LVG amp AFS verfolgt das Ziel zur Verbesserung der gesundheitlichen Chancengleichheit der Bevoumllkerung beizutragen und die Gesundheit aller Menschen in Niedersachsen zu foumlrdern Seit uumlber 20 Jahren ist der Bereich bdquoGesundheitsfoumlrdernde Hochschuleldquo ein Arbeits-schwerpunkt der LVG amp AFS auf Bundesebene Mit der Gruumln-dung des Arbeitskreises Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen (AGH) wurde fruumlh der Rahmen fuumlr Austausch und Vernetzung von Akteurinnen und Akteuren im Setting geschaffen mit dem Ziel an Hochschulen gesundheitsfoumlrdernde Lebens- Lern- und Arbeitsbedingungen zu initiieren und zu unter-stuumltzen

Das neu gegruumlndete Kompetenzzentrum will Impulse fuumlr eine Gesunde Hochschule im Sinne der Ottawa-Charta (1986) der Okanagan-Charta (2015) und des Setting-Ansatzes setzen

Das KGH versteht sich auf Bundesebene als Impulsgeber Wis-sens- und Informationsplattform sowie als Ort fuumlr Kompe-tenzfoumlrderung Es buumlndelt qualitaumltsgepruumlfte Inhalte zum Themenfeld Gesunde Hochschule und fungiert als Schnitt-stelle zwischen Theorie und Praxis Die Arbeit des KGH wird von einem Beirat bestehend aus Expertinnen und Experten von Hochschulen und hochschulnahen Institutionen begleitet

Gemeinsam mit Akteurinnen und Akteuren aus Hochschulen soll Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) und Stu-dentisches Gesundheitsmanagement (SGM) weiter aus- und aufgebaut werden 2019 und 2020 liegt der Fokus des KGH auf dem Themenfeld SGM Alle Statusgruppen aus Hoch-schulen sowie jeweilige Adressatinnen und Adressaten von Aktivitaumlten des Kompetenzzentrums werden partizipativ in die Arbeit einbezogen

Das KGH bietet hierzu unterschiedliche Veranstaltungsformate mit spezifischen innovativen und praxisnahen Themen an Daruumlber hinaus werden im KGH systematisch Informationen gesammelt und medial aufbereitet Hierzu gehoumlren das Wissen und die Erfahrungen aus Hochschulen Beispiele guter Praxis Daten und Fakten sowie Informationen zu Ver-anstaltungen Zu ausgewaumlhlten Themen werden Factsheets mit Hintergrundinformationen Handlungsempfehlungen Hinweisen oder Tipps erstellt Dabei werden Qualitaumltsstan-dards und Kriterien guter Praxis beruumlcksichtigt

Auf der Webseite des Kompetenzzentrums (wwwkompe tenzzentrum-hochschulende) sind aktuelle Entwicklungen Veranstaltungen und Publikationen rund um gesundheits-foumlrdernde Hochschulen zu finden

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8 Anlage 1 Praxishilfen

I Beispiel fuumlr eine Beschlussvorlage ndash Einfuumlhrung eines SGM bdquoHochschule XYldquo ndash Einfuumlhrung eines Gesundheitsmanage-ments fuumlr Studierende (SGM)

1 Beschlussformel ndash Das Praumlsidium moumlge beschlieszligen bull Eine Person wird mit der Durchfuumlhrung des in der Projekt-

skizze vom XXXXXXXX (Anlage 1) zur Einfuumlhrung eines Gesundheitsmanagements fuumlr Studierende beauftragt

bull Auf Grundlage einer vorzulegenden Evaluation der Maszlignahme und der Bewertung des Steuerungsgremiums wird das Praumlsidium uumlber die Fortsetzung der Maszlignahme entscheiden

bull Die Finanzierung des (Pilot-)projektes erfolgt durch hellip

2 Sachverhalt und Rechtslage Ziel des Vorhabens Mit der Einrichtung des Gesundheitsmanagements fuumlr Studie-rende moumlchte die Hochschule XY beteiligte Akteurinnen und Akteure Gruppen und Organisationseinheiten vernetzen die Gesundheitssituation erheben und Maszlignahmen zur Gesundheitsfoumlrderung konzipieren implementieren und an die Bedarfe der Studierenden anpassen

Organisation des Vorhabens Als zentrales Entscheidungs-gremium wird eine Steuerungsgruppe eingerichtet die sich aus Vertreterinnen und Vertretern der unterschiedlichen Abteilungen und Organisationseinheiten zusammensetzt die in ihren Organisationen gesundheitsfoumlrderliche Ziele ver-folgen Dazu gehoumlren unter anderem

bull die psychosoziale Beratungsstelle des Studierendenwerks der Hochschule XY

bull das Gleichstellungsbuumlro bull die Abteilung Studium und Lehre bull die Zentrale Einrichtung fuumlr Sprachen und Schluumlssel-

qualifikationen bull die Zentrale Einrichtung fuumlr den Allgemeinen Hoch-

schulsport (Leitung) bull das Institut fuumlr Sportwissenschaften bull Studierende aus unterschiedlichen Fakultaumlten bull AStA und bull Gebaumludemanagement

Optional Zur vorausschauenden Fokussierung gemeinsam getragener struktureller Entwicklungsperspektiven soll eine Einbindung und laufende Abstimmung mit dem Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) erfolgen

In die Sitzung der Steuerungsgruppe werden die BGM-Koordi-nation sowie bei Bedarf themen- oder maszlignahmenbezogen weitere Verantwortliche der Personalentwicklung beratend einbezogen

Finanzierung und Kooperation mit einem Sozialversiche-rungstraumlger (XX) Die Finanzierung des (Pilot-)projektes ist durch zentrale Studienqualitaumltsmittel in Houmlhe von xx Euro (Zustimmung des Praumlsidiums der Hochschule) Mittel der XX in Houmlhe von xx Euro sowie Zuwendungen Eigenmittel der Hochschule in Houmlhe von xx Euro gesichert

Beispielargumente fuumlr eine Begruumlndung zur Kooperation mit einem Sozialversicherungstraumlger in einem gemeinsamen Pilotprojekt

bull Die Hochschule kooperiert mit XX bereits seit mehreren Jahren im Bereich des Betrieblichen Gesundheitsmanage-ments (BGM) In diesem Zusammenhang gibt es bereits gute Erfahrungen in der Zusammenarbeit Zudem erscheint eine Kooperation mit XX aufgrund der zahlrei-chen Uumlberschneidungen zwischen den beiden zielgrup-penspezifischen Projekten sinnvoll und zielfuumlhrend Auch bei dem SGM wird eine Zusammenarbeit mit dem bereits engagierten Sozialversicherungstraumlger angestrebt da zahlreiche gemeinsame Angebotsaktivitaumlten zwischen SGM und BGM geplant sind

bull Der Sozialversicherungstraumlger hat bereits zahlreiche Initiativen zur Gesundheitsfoumlrderung von Studierenden der Hochschule XY gefoumlrdert und unterstuumltzt Hierzu zaumlhlen unter anderem die Praumlventionstage YY das Forum bdquoGesunde Hochschuleldquo am XXXXXXXX sowie das Angebot bdquoMentalstrategien gegen Stressldquo fuumlr Studierende der Hochschule XY in Kooperation mit dem Hochschul-sport Der als Anlage im Entwurf beigelegte Kooperati-onsvertrag mit der XX baut auf den guten Erfahrungen im BGM der Hochschule auf und erweitert den Fokus auf eine neue Zielgruppe

54 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

bull Der Sozialversicherungstraumlger kann auf Referenzen aus unterschiedlichen Projekten mit Hochschulen zuruumlck-greifen und weist ein umfangreiches Beratungs- und evidenzbaisertes Maszlignahmenportfolio im Setting auf

bull Der Sozialversicherungstraumlger ist gut vernetzt in der Community

bull Die Aktivitaumlt von XX begruumlndet sich in der Umsetzung des Praumlventionsgesetzes vom 1772015 In diesem ist vorgesehen dass bdquonicht betriebliche Lebensweltenldquo ein Schwerpunkt der Praumlventionsarbeit sein sollen Hoch-schulen als zu foumlrdernde Organisationen haben damit einen gaumlnzlich neuen Stellenwert erhalten der mit einer Moumlglichkeit der Foumlrderung und Unterstuumltzung einhergeht

bull Auch die Nationale Praumlventionskonferenz hat in ihren Bundesrahmenempfehlungen vom 1622016 Hochschu-len als Organisationen und Studierende als Zielgruppe mit dem Praumlventionsziel bdquoGesund aufwachsenldquo (vergleiche hier Kapitel 31) besonders hervorgehoben sodass es einen konkreten Auftrag an die im Praumlventionsgesetz genannten Sozialversicherungstraumlger gibt sich diesen neuen Zielgruppen zu widmen Dafuumlr bedarf es konkreter Projekte die nun insbesondere in den Hochschulen gefunden werden

Optional Moumlglich ist auch die Herstellung eines Bezugs zu den Grundlagen des Studierendenwerks oder von Studierenden-vertretungen (Stichwort Gesundheit)

3 Dienstweg ndash interner Dienstweg ist hier in der Regel aus-gewiesen bull Kuumlrzel nach links hierarchieaufsteigend bull Paraphe nach links hierarchieaufsteigend

4 Anlagen bull Anlage 1 Konzeptpapier Stand XXXXXXXX bull Anlage 2 Vertrag uumlber die gemeinsame Durchfuumlhrung

eines Projektes zur bdquoGesundheitsfoumlrderung fuumlr Studierendeldquo

5 Vom zustaumlndigen Praumlsidiumsmitglied mit der Bitte um TOP-Listung bull Einfuumlhrung eines Gesundheitsmanagements fuumlr

Studierende bull Praumlsidiumssitzung am XXXXXXXX oder eine der

anstehenden Sitzungen des Praumlsidiums

Mitteilung und Umsetzung des Praumlsidiumsbeschlusses

6 Mitteilung durch das zustaumlndige Praumlsidiumsmitglied BeschlussBeschluumlsse gemaumlszlig Vorlage gefasst in der

Sitzung des Praumlsidiums am

BeschlussBeschluumlsse in der Sitzung des Praumlsidiums am

gefasst mit Aumlnderungen wie folgt

BeschlussBeschluumlsse abgelehnt in der Sitzung des

Praumlsidiums am

7 Umsetzung Vom zustaumlndigen Praumlsdiumsmitglied zuruumlck an die umsetzende Einrichtung zur weiteren Veranlassung

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II Anregungen fuumlr ein Stellenprofil der SGM-Koordinatorin oder des SGM-Koordinators Im Folgenden werden Beispie-le fuumlr ein Stellenprofil einer SGM-Koordinatorin oder eines SGM-Koordinators aufgezeigt In Abhaumlngigkeit von der jewei-ligen Hochschule der Verankerung der Stelle in der Hoch-schulorganisation und dem Finanzierungshintergrund koumlnnen Aufgabenstellungen und Anforderungen variieren

Aufgabenstellungen bull Entwicklung und Aufbau eines studentischen

Gesundheitsmanagements (SGM) bull Koordination und Management des SGM-Prozesses bull Projektevaluation und Qualitaumltssicherung des SGM-

Prozesses bull Leitung und Moderation eines SGM-Steuerkreises bull Vorbereitung Umsetzung Kommunikation und

Dokumentation von Bedarfsanalysen und Maszlignahmen zum SGM in Abstimmung mit internen und externen Partnerinnen und Partnern

bull Budgetverantwortung Mittelverwaltung Finanzplanung und Drittmittelakquise fuumlr SGM

bull Aufbau einer internen und externen Informations- und Oumlffentlichkeitsarbeit zum Thema SGM

bull Auftreten als Botschafterin oder Botschafter des SGM-Projektes

bull Interdisziplinaumlre interne und externe Kooperation mit allen fuumlr den Prozess relevanten Akteurinnen und Akteuren (Netzwerkarbeit)

bull Betreuung von Praktikanteninnen und Praktikanten bull Bereitschaft zur Kooperation und Beteiligung in der Lehre

der gesundheitsorientierten Studiengaumlnge der Hoch-schule

bull Veroumlffentlichung von Ergebnissen in Fachzeitschriften sowie die Praumlsentation auf Fachkongressen

bull Bereitschaft sich fortzubilden und an berufsspezifischen Arbeitskreisen teilzunehmen

Anforderungsprofil bull Abgeschlossenes Hochschulstudium in Gesundheits- oder

Sportwissenschaften Psychologie Sozialwissenschaften Erwachsenenpaumldagogik oder verwandten Gebieten

bull Nachgewiesene Erfahrungen im Projekt- beziehungsweise Gesundheitsmanagement undoder der Organisations-entwicklung

bull Faumlhigkeit zum wissenschaftlichen Arbeiten unter Einsatz von qualitativen und quantitativen Methoden sowie Kompetenz in grundlegenden statistischen Verfahren

bull Erfahrungen und Kenntnisse der Strukturen von Hochschulen

bull Hohe kommunikative Kompetenz bull Faumlhigkeit zu einer partizipativen und integrativen

Vorgehensweise unter Einbindung der Zielgruppe in Maszlignahmenplanung und -durchfuumlhrung

bull Expertise in der Betreuung und Durchfuumlhrung von Gesundheitsangeboten

bull Sachverstand in der Konzeption Umsetzung und Evaluation praumlventiver Programme zur Bewegungs- Ernaumlhrungs- undoder Stressbewaumlltigung sowie in einer gesundheitsfoumlrdernden Lebensweltgestaltung sind wuumlnschenswert

bull Gute Deutsch- und Englischkenntnisse in Wort und Schrift sicherer Umgang mit den MS Office-Programmen

III Vorschlag fuumlr einen Antrag auf Projektfoumlrderung Der Antrag auf Projektfoumlrderung muss den Grundlagen des sect 20 SGB V und dem Leitfaden Praumlvention des GKV-Spitzenver-bands entsprechen

Dargelegt werden sollten bull Ziele bull Zielgruppen bull Zeitdauer bull Eigenleistung bull beantragte Leistungen durch Foumlrderer bull konkrete Projektplanung bull Kosten- und Ressourcenplanung bull personelle Ressourcen und Sachmittel bull wissenschaftliche Fundierung des Projektes und bull Partizipation

Wuumlnschenswert ist die Darstellung bull der Nachhaltigkeit des Projektes bull der Vernetzung von Verhaltens- und Verhaumlltnisebene bull der Neuartigkeit bull der Einbindung des Projektes in das Gesamtkonzept der

Hochschule und bull der Unterstuumltzung durch die Hochschulleitung

56 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

IV Leitfaden fuumlr Fokusgruppen mit Studierenden als qualita-tives Befragungsinstrument Der folgende Handlungsleit-faden dient als Unterstuumltzung zur Durchfuumlhrung von Fokus-gruppen mit Studierenden im Rahmen des Projektes bdquoStudentisches Gesundheitsmanagementldquo der Techniker Kran-kenkasse und der Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V zusammen mit dem bundesweiten Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hoch-schulen Er bedarf jeweils einer themenspezifischen Anpassung

Kurzer Exkurs zur Methodik Eine Fokusgruppe ist eine mo-derierte Gruppendiskussion von sechs bis zehn Personen die ein im Voraus festgelegtes Thema zielgerichtet bearbeitet Die Diskussion dauert ein bis zwei Stunden Im Rahmen des Projektes bdquoStudentisches Gesundheitsmanagementldquo soll durch den Einsatz von Fokusgruppen gewaumlhrleistet werden dass die Studierenden partizipativ in das Prozessgeschehen eingebunden werden und aktiv an der Ausgestaltung eines SGM mitarbeiten koumlnnen

Eine Staumlrke der Fokusgruppe besteht darin dass die Studie-renden in den Fokusgruppen ihre Sicht der Dinge schildern koumlnnen sodass in relativ kurzer Zeit praxisnahe Einblicke in die Lebenswelt der Zielgruppe gewonnen werden koumlnnen Im Unterschied zu anderen Workshop-Formen geht es bei einer Fokusgruppe nicht darum einen gemeinsamen Konsens zu einem bestimmten Thema zu finden sondern vielmehr darum unterschiedliche Sichtweisen Meinungen Trends und Ideen aufzuzeigen

Vorbereitung bull Einen Ort auswaumlhlen an dem die Gruppe ohne Stoumlrung

diskutieren kann bull Das Thema sollte praumlzise klar und verstaumlndlich formuliert

sein bull Festlegung von Unterthemen Formulierung konkreter

Fragestellungen in Absprache mit der Projektgruppe bull Zwei Moderierende sollten ausgewaumlhlt werden die

Erfahrungen in der Moderation von Gruppengespraumlchen haben

bull Akquise von Studierenden fuumlr die Teilnahme zum Beispiel durch persoumlnliche Ansprache Rundmails Aushaumlnge hellip

bull Festlegen der Dokumentation Empfohlen werden eine digitale Audioaufzeichnung sowie die Dokumentation der Ergebnisse auf Karten undoder Stellwaumlnden beziehungs-weise mit einem Protokoll

bull Vorbereitung der Materialien Moderationskarten Flipchart Aufnahmegeraumlt Getraumlnke

Gespraumlchsregeln Hinweise fuumlr die Moderation Im besten Fall wird die Fokusgruppe von zwei Moderierenden durch-gefuumlhrt Eine Person ist fuumlr die Moderation die andere fuumlr die organisatorischen Arbeiten sowie fuumlr das Festhalten der Ergebnisse zustaumlndig

Zu den Aufgaben der Moderierenden gehoumlrt es Sachver-halte zu klaumlren und die Teilnehmenden zu motivieren oder ihre Gedanken weiter auszufuumlhren Fragen der Moderieren-den muumlssen dabei offen formuliert sein damit sie keine Ant-wort im Voraus implizieren Auf interessante Aussagen kann der Moderierende oft schon durch einfache Nachfragen wie zum Beispiel bdquoWarumldquo oder bdquoWas gefaumlllt Ihnen daran beson-dersldquo eingehen Zwischendurch sollten die Ergebnisse immer wieder von demder Moderierenden zusammenge-fasst werden Dies hilft demder Protokollierenden und stellt sicher dass alle Beitraumlge richtig verstanden wurden

Gespraumlchsregeln sollten vor Beginn gemeinsam festgelegt werden Diese koumlnnen sein Vertraulichkeit respektvoller Umgang mit unterschiedlichen Meinungen Ausreden lassen

Zu beachten ist dass alle Teilnehmenden zu Wort kommen koumlnnen Die Moderation hilft den Teilnehmenden dabei ihre Meinungen zu aumluszligern und die Gruumlnde fuumlr diese Meinungen zu erklaumlren (wwwpartizipative-qualitaetsentwicklungde subnavimethodenkofferfokusgruppehtml)

Exemplarischer Ablauf einer Fokusgruppe bull Dauer ein bis zwei Stunden bull Teilnehmer sechs bis zehn Personen

1 Vorstellung der beiden Moderierenden Vorstellung des Themas (zum Beispiel Willkommenskultur fuumlr Erstsemester) und des Hintergrunds

2 Vorstellung der Methodik bdquoFokusgruppeldquo Verweis auf Audioaufzeichnung Protokoll

3 ErarbeitungVorstellung der Gespraumlchsregeln Diese koumlnnen vorab von den Moderierenden erarbeitet werden Die Moderierenden schreiben die Gespraumlchsregeln auf ein Flipchart und stellen sie kurz vor Die Teilnehmenden koumlnnen diese ergaumlnzen beziehungsweise anpassen Folgende Regeln schlaumlgt die Projektgruppe vor

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bull Alles was besprochen wird bleibt im Raum bull Alle duumlrfen ausreden bull Alle kommen zu Wort bull Keine Aussage wird bewertet

4 Einstieg Vorstellung des Themas und Leitfragen der Fokusgruppen-diskussion Thema und Leitfragen werden auf Moderationskarten geschrieben und an eine Metaplan-wand gehaumlngt

5 Bearbeitung konkreter Fragestellungen (circa vier bis acht Fragen) Jeweils Hinfuumlhrung zum Themakurze Defi-nitionErlaumluterung durch dieden Moderierenden anschlie-szligend Einsatz einer Methode je nach Fragestellung Auswahl an Methoden

bull Methode 1 bull Schritt 1 Individuelles Brainstorming ( jede Teilneh-

merin und jeder Teilnehmer schreibt Gedanken zur Fragestellung auf Moderationskarten nieder pro Gedanke eine Karte)

bull Schritt 2 Clustern (Ein Gedanke wird durch eine Teil-nehmerin oder einen Teilnehmer vorgestellt und auf den TischBoden gelegt aumlhnliche Gedanken werden kommentarlos hinzu gelegt alle Gedanken werden auf diese Weise geclustert)

Anmerkung Diese Methode eignet sich grundsaumltzlich gut um alle Themen nach diesem Schema zu bearbeiten Die Vorschaltung einer individuellen Phase hat sich in der Praxis bewaumlhrt

bull Methode 2 Diskussion zur Fragestellung in Kleingruppen anschlieszligend Vorstellung im Plenum

bull Methode 3 Themenspezifische Aufstellung Beispiel Auf einer Skala von eins bis zehn Wie stressig ist euer Studium insgesamt bull Moumlgliche Methode Auf Moderationskarten vermerken

Wo stuft ihr euch ein bull Anschlieszligende Diskussion Was fuumlhrt dazu dass ihr

euch dort einstuft Was braucht ihr um auf eine geringere Stufe zu kommen

6 Offene Fragerunde Gibt es noch Themen Brennt irgend-etwas Moumlglichkeit der Teilnehmenden zu einem unkommen-tierten Fazit

7 Fazit und Abschluss Fuumlr die Beteiligung bedanken Ruumlckmeldung an Gruppe wie das weitere Vorgehen geplant ist und wie die Ergebnisse kommuniziert werden

Nicht vergessen Bitte erfragen Sie von den Teilnehmenden folgende Daten fuumlr die Auswertung

bull StudiengangFakultaumlt bull Semesterzahl bull Alter bull Geschlecht

Achtung bull Die Fokusgruppe ist kein offener Ideenaustausch

sondern eine geleitete Diskussion mit einer klaren Zielsetzung (naumlmlich Ruumlckmeldungen zu einem bestimmten Thema zu bekommen)

bull Die Fokusgruppe ist eine Methode der Diskussions-fuumlhrung kein Frage-Antwort-Spiel Ein Kennzeichen einer erfolgreichen Fokusgruppe ist ein lebendiges Gespraumlch das in erster Linie von den Teilnehmenden getragen wird (das heiszligt die Moderation sollte nicht zu strikt am Leitfa-den haumlngen sondern diesen flexibel nutzen um die Diskussion zu stimulieren)

bull Eine Fokusgruppe foumlrdert die gemeinsame Gruppener-fahrung Wichtige Aspekte hierfuumlr sind eine angenehme Atmosphaumlre zu schaffen und den Teilnehmenden Raum und Zeit zu lassen

Weitere Informationen zur Methodik und zum Ablauf von Fokusgruppen unter wwwpartizipative-qualitaets entwicklungdesubnavimethodenkofferfokusgruppe html

Der Leitfaden wurde im Rahmen des Projektes bdquoStudenti-sches Gesundheitsmanagementldquo ndash AG Fokusgruppe 2015 von folgenden Personen entwickelt Anke Beeren Sabine Koumlnig Wiebke Maaszlig Janika Mette Stephanie Schluck Dr Ute Sonntag Dr Brigitte Steinke Stefanie Thees

58 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

9 Anlage 2

Glossar Im Folgenden werden Begriffe aus dem Kontext der Gesundheitsfoumlrderung an Hochschulen erlaumlutert

Betriebliche Gesundheitsfoumlrderung (BGF) Gemeinsame systemische Interventionen zur Gesundheitsfoumlrderung von Arbeitgebern Beschaumlftigten und Studierenden in privaten und oumlffentlichen Einrichtungen Gesundheitsfoumlrderung ist nach dem Verstaumlndnis der Weltgesundheitsorganisation ein komplexer sozialer und gesundheitspolitischer Ansatz Ziel ist die Vorbeugung von Krankheiten die Staumlrkung von Gesund-heitsressourcen sowie Senkung von gesundheitsrelevanten Belastungen am Arbeits- beziehungsweise Studienplatz Dies erfolgt unter aktiver Beteiligung der Betroffenen (gtPartizi-pation) mit dem Ziel eine Verbesserung der Arbeits- und Studienorganisation beziehungsweise deren Bedingungen zu erreichen Die Foumlrderung der Gesundheit und des Wohlbefin-dens am Arbeits- beziehungsweise Studienplatz erfolgt durch gtVerhaltens- und gtVerhaumlltnispraumlvention in definierten gtHandlungsfeldern auf Grundlage einer Bestandsaufnahme zum Beispiel gtGBE gtBGF ist ein Baustein im gtBGM

Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) Seit 2004 ist BEM gesetzliche Pflichtaufgabe (sect 84 SGB IX) fuumlr Arbeitgeber Wenn Beschaumlftigte innerhalb eines Jahres mehr als sechs Wochen krankheitsbedingt fehlen ist ihnen ein freiwilliges Gespraumlch zur Wiedereingliederung an den Arbeits-platz anzubieten Das gtBEM ist ein Baustein unter dem Dach des gtBGM Uumlber ein daran orientiertes systematisches Eingliederungsmanagement fuumlr Studierende die krankheits-bedingt fehlen ist nichts bekannt

Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) Organisa-torische Zusammenfuumlhrung der gesetzlichen und freiwilligen Leistungen einer Organisation (gtLebenswelt gtSetting) zur Foumlrderung der Gesundheit in Unternehmen beziehungsweise Institutionen wie Bildungseinrichtungen Studierende wurden

bisher darunter nicht systematisch erfasst und bilden zur Zeit eine eigenstaumlndige Saumlule (vergleiche gtSGM) Perspektivisch ist das gesundheitsbezogene Management an Hochschulen in ein gtHGM fuumlr alle gtStatusgruppen zusammenzufuumlhren Das Aufgabenprofil zum Aufbau und der Analyse (gtGBE) gesundheitsbezogener betrieblicher Strukturen und Prozes-se wird durch BGM-Koordinatorinnen und BGM-Koordinatoren wahrgenommen Die Bausteine der bundesgesetzlichen Aufgaben sind Arbeits- und Gesundheitsschutz Praumlvention und Gesundheitsfoumlrderung (gtPraumlvG) sowie das gtBEM Die gtHandlungsfelder koumlnnen beispielsweise Bewegung Ergo-nomie Ernaumlhrung Gewalt- Laumlrm- und Suchtpraumlvention sowie Psychische Gesundheit sein

Gesundheitsberichterstattung (GBE) Periodische Berichte uumlber die gesundheitliche Situation der Bevoumllkerung bezie-hungsweise der gtStatusgruppen an der Hochschule Ziel ist die Ableitung von Gesundheitszielen mit entsprechenden gtHandlungsfeldern Dies erfolgt methodisch durch Befra-gung der Hochschulangehoumlrigen Fokusgruppen oder On-line-Frageboumlgen Ein bewaumlhrtes Instrument der gtGBE fuumlr Studierende ist der University Health Report (UHR)

Gesundheitszirkel Zeitlich befristetes Instrument zur Analyse Planung Umsetzung und Evaluation von gesund-heitsbezogenen Prozessen im Rahmen des gtBGM Gesund-heitszirkel bestehen aus circa zehn Personen die auf frei-williger Basis in Gruppenarbeit als Expertinnen und Experten fuumlr ihren Arbeits- beziehungsweise Studienbereich Verbesse-rungsvorschlaumlge zur Senkung der Belastungen erstellen Im gtSGM wird bisher dafuumlr das Instrument der Fokusgruppen eingesetzt

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Handlungsfelder Handlungsfelder des gtBGM sind nach einer Bestandsaufnahme und Analysephase festzulegen Das koumlnnen gesundheitsbezogene Maszlignahmen Projekte und Prozesse zur Organisationsentwicklung der gtVerhaltens- und gtVerhaumlltnispraumlvention sein Bestimmte Handlungsfelder der gtBGF (wie Bewegung Ernaumlhrung) werden durch Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen nach SGB V sect 20 (gtPraumlvG) unterstuumltzt

Health Promoting Universities Im Jahr 1997 wurden die Health Promoting Universities (HPU) zu einem offiziellen Be-standteil und Unterprogramm des WHO-Projektes bdquoHealthy Citiesldquo Inzwischen hat sich daraus ein internationales Netzwerk gebildet dessen aktueller Stand auf der Internet-praumlsenz wwwhealthpromotingcampusesorg abgebildet ist Im Jahr 2015 wurde auf der fuumlnften internationalen Konferenz die Okanagan-Charta als weltweiter gemeinsamer Handlungsrahmen zur Gesundheitsfoumlrderung und Nachhal-tigkeit in der houmlheren Bildung verabschiedet

Hochschule bdquoHochschuleldquo ist der Dachbegriff fuumlr Einrich-tungen des Bildungswesens fuumlr Wissenschaft Lehre und Stu-dium zum Erwerb eines akademischen Abschlusses Sie sind dem tertiaumlren Bildungssektor zugehoumlrig und unterliegen je-weils der Gesetzgebung der 16 Bundeslaumlnder In Deutschland gibt es 427 Hochschulen die in staatlicher (Bund Land Kom-mune) beziehungsweise in staatlich anerkannter privater und konfessioneller Traumlgerschaft als Praumlsenz- beziehungs-weise Fernhochschulen betrieben werden

Hochschulisches Gesundheitsmanagement (HGM) Die ge-sundheitsbezogenen Managementstrategien an Hoch-schulen erfolgen zur Zeit nach gtStatusgruppen getrennt mit eigenen organisatorischen personellen und rechtlichen Grundlagen Neben dem vor uumlber 20 Jahren eingefuumlhrten gtBGM fuumlr die Verwaltung hat sich eine weitere Saumlule fuumlr Studierende gtSGM entwickelt Mit Perspektive auf die wissen-schaftlich und kuumlnstlerisch Beschaumlftigten ndash dem sogenannten

Mittelbau ndash befinden sich die Hochschulen noch am Anfang Zielstellung sollte ein gtHGM sein das gesunde Arbeits- und Studienplaumltze durch Organisationsentwicklung fuumlr alle an der Hochschule Taumltigen zum Ziel hat

Lebenswelt Das gtPraumlvG definiert bdquoLebensweltldquo im SGB V sect 20a Absatz 1 wie folgt bdquoLebenswelten () sind fuumlr die Gesund-heit bedeutsame abgrenzbare soziale Systeme insbeson-dere des Wohnens des Lernens des Studierens der medizini-schen und pflegerischen Versorgung sowie der Freizeitgestaltung einschlieszliglich des Sportsldquo bdquoLebensweltldquo kann synonym zum Begriff gtSetting genutzt werden der nicht im gtPraumlvG steht

Organisationsentwicklung (OE) Der Begriff bezieht sich auf den geplanten und methodisch kontrollierten Wandel von Unternehmen beziehungsweise Institutionen Durch OE sol-len in einem mittelfristigen und komplexen Prozess die Struk-turen (wie Kommunikations- und Kooperationsstrukturen) sowie die Kultur analysiert und gegebenenfalls veraumlndert werden

Partizipation bdquoPartizipationldquo bezieht sich auf die aktive Teil-habe von Personen oder Gruppen an bestimmten Organisa-tionsprozessen Die aktive Einbeziehung der Beteiligten in Planung Umsetzung und Evaluierung gesundheitsbezoge-ner Angebote ist Aufgabe des gtBGM und gtSGM Partizipation umfasst die Formulierung von Wuumlnschen Beduumlrfnissen und Kritik an den bestehenden Zustaumlnden sowie die Beteiligung an Entscheidungen oder Regelerstellungen wie Dienstverein-barungen beziehungsweise Leitbilder Partizipation wird als Entwicklungsprozess verstanden in dem Mitbestimmung und Entscheidungskompetenzen uumlber das gesetzlich gere-gelte Maszlig hinaus schrittweise ausgebaut werden

60 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Praumlventionsgesetz (PraumlvG) Das Gesetz zur Staumlrkung der Gesundheitsfoumlrderung und Praumlvention (sect 20 Absatz 2 SGB V) ndash im Folgenden kurz Praumlventionsgesetz (gtPraumlvG) ndash ist in zwei Stufen am 2572015 und am 112016 in Kraft getreten Es ist integraler Bestandteil des Fuumlnften Buchs des Sozialge-setzbuches das im dritten Kapitel dritter Abschnitt unter anderem Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen auffuumlhrt Es sind folgende drei Leistungsbereiche in sect 20 verankert

1 Verhaltensbezogene Praumlvention (sect 20 Absatz 5) 2 Gesundheitsfoumlrderung und Praumlvention in gtLebenswelten

(sect 20a) und 3 Gesundheitsfoumlrderung in Betrieben (gtBGF sect 20b)

Pauschal hat der Gesetzgeber jaumlhrlich einen Betrag von mindestens sieben Euro pro gesetzlich Krankenversichertem vorgesehen Die gemeinsamen Ausfuumlhrungsbestimmungen der Sozialversicherungen auf Grundlage des gtPraumlvG werden durch die Nationale Praumlventionskonferenz (sect 20e) mit den Bundesrahmenempfehlungen vom 2882018 festgelegt auf denen die 16 Landesrahmenvereinbarungen (sect 20f) aufbauen sollen Der Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen auf Basis des gtPraumlvG ist im Leitfaden Praumlvention festgelegt

Salutogenese Die Salutogenese stellt einen Paradigmen-wechsel mit Blick auf die Schutzfaktoren und Ressourcen von Individuen dar Sie bietet eine Erweiterung der biomedizini-schen krankheitsorientierten Sichtweise und wurde erst auf die koumlrperliche und dann seelische Gesundheit angewendet Nach Aaron Antonovsky folgt das Modell der Salutogenese (lateinisch Salus = Heil griechisch Genesis = Entstehung) konsequent der Frage nach den Entstehungs- und Erhaltungs-

bedingungen von Gesundheit Gesundheit und Krankheit wer-den in einer salutogenetischen Sichtweise nicht als einander ausschlieszligende Zustaumlnde sondern als Pole eines Gesund-heits-Krankheits-Kontinuums betrachtet Dabei soll sich der individuelle Gesundheitszustand eines Menschen aus der dynamischen Wechselwirkung zwischen Gesundheitsrisiken und Gesundheitsressourcen der Person und seiner Lebens-welt ergeben

Setting(-Ansatz) Ein Setting ist ein uumlberschaubares sozial-raumlumliches System wie beispielsweise eine Stadt ein Kran-kenhaus oder eine Hochschule auf deren Mitglieder prauml-ventive beziehungsweise gesundheitsfoumlrderliche Maszlignahmen ausgerichtet werden koumlnnen Ein Setting (gtLe-benswelt) besitzt physische Grenzen und Menschen mit de-finierten Rollen sowie eine Organisationsstruktur Der Set-ting-Ansatz ist die Kernstrategie der Gesundheitsfoumlrderung und die Vernetzung dafuumlr ein wichtiges Entwicklungsinstru-ment Der in den 1980er-Jahren von der Weltgesundheitsor-ganisation proklamierte Ansatz soll die Umsetzung der Otta-wa-Charta von 1986 in die Praxis ermoumlglichen Der Setting-Ansatz richtet sich auf die gtLebenswelten (Settings) aus in denen Menschen lernen arbeiten konsumieren et ce-tera und somit einen Groszligteil ihrer Zeit verbringen Durch gesundheitsbezogene Interventionen soll die Gesundheit der Einzelnen und auch der Mitglieder einer Organisation wie einer Hochschule positiv beeinflusst werden Ziel ist es Ge-sundheitspotenziale der Menschen zu ermitteln und diese durch strukturelle Veraumlnderungen (gtVerhaumlltnispraumlvention) in ihrer Lebenswelt zu staumlrken

61

Stakeholder Der Begriff bdquoStakeholderldquo stammt aus dem Englischen und ist nur unzureichend mit bdquoInteressent(en)ldquo beziehungsweise bdquoInteressensgruppenldquo zu uumlbersetzen Die Person oder der Personenkreis charakterisiert eine Schluumlssel-stellung in einer Organisation die am Verlauf oder Ergebnis eines Prozesses oder Projektes maszliggeblichen Einfluss aus-uumlbt Zur Implementierung von gtBGM beziehungsweise gtSGM an einer Hochschule ist dieser Personenkreis zu identifizieren und persoumlnlich anzusprechen

Statusgruppe Einer Statusgruppe werden die Mitglieder einer Hochschule entsprechend ihren Rollen und gesetzlichen Rahmenbedingungen zugeordnet Die Haupttrennlinie liegt zwischen einem geschlossenen Beschaumlftigungsvertrag und einer Immatrikulationsbescheinigung der Hochschule Die Statistik unterscheidet in nichtwissenschaftliches und wissenschaftliches Personal Professorinnen und Professoren sowie Studierende Dabei koumlnnen Uumlbergaumlnge wie bei den studentischen Beschaumlftigten flieszligend sein Das Statisti-sche Bundesamt veroumlffentlicht dazu umfangreiche Fachse-rien

Steuerungsgruppe Das Lenkungsgremium fuumlr ein gtBGM (wie ein Arbeitskreis Gesundheit) sollte sich neben der BGM- Koordinatorin oder dem BGM-Koordinator mindestens aus Mitgliedern der Hochschulleitung der Arbeitssicherheit Personalabteilung dem Personalrat gegebenenfalls Be-triebsaumlrztin oder Betriebsarzt Sozialdienst und weiteren Fuumlhrungskraumlften zusammensetzen

Studentisches Gesundheitsmanagement (SGM) Das Ge-sundheitsmanagement fuumlr und von Studierenden ndash Kurzform bdquoStudentisches Gesundheitsmanagement oder Studierenden-gesundheitsmanagementldquo (SGM) ndash ist in Anlehnung an das

gtBGM konzipiert worden Es dient dazu eine systematische und zielorientierte Steuerung fuumlr alle gesundheitsbezoge-nen Prozesse im Zusammenhang mit Studierenden an der Hochschule zu buumln-deln und zu erweitern Im Sinne der Ge-sundheitssouveraumlnitaumlt sollen die koumlrper-lichen psychischen und sozialen Belange sowie das individuelle Wohlbefinden der Studierenden erhalten und gefoumlrdert werden Perspektivisch ist im Sinne des gtLebensweltansatzes ein uumlbergrei-fendes Gesundheitsmanagement der Organisation Hochschule anzustreben

Verhaumlltnispraumlvention Einflussnahme auf Gesundheit und Krankheit durch Veraumlnderung der Lebensbedingungen Klassische Felder der Verhaumlltnispraumlven-tion sind die Verbesserung der Arbeits-bedingungen im Rahmen von gtBGM beziehungsweise gtSGM kommunale Aktivitaumlten zur Verbesserung der Hygi-ene- Wohn- und Verkehrsbedingungen sowie gesetzgeberische Aktivitaumlten

Verhaltenspraumlvention Einflussnahme auf den individuellen Gesundheitszu-stand beziehungsweise das Gesundheits-verhalten durch bildende und beratende Maszlignahmen

62 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

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Zuletzt abgefragt am 2542019

66 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Autorinnen- und Autorenverzeichnis Im Folgenden wer-den die Autorinnen und Autoren genannt die an dieser Hand-lungsempfehlung mitgewirkt haben

Felix Albrecht Karlsruher Institut fuumlr Technologie House of Competence Straszlige am Forum 3 D-76131 Karlsruhe E-Mail felixalbrechtkitedu hockitedu

Philip Bachert Karlsruher Institut fuumlr Technologie Institut fuumlr Sport und Sportwissenschaft Engler-Bunte-Ring 15 Gebaumlude 4040 D-76131 Karlsruhe E-Mail philipbachertkitedu sportkitedu

Henning Blumenroth Universitaumlt Frankfurt Zentrum fuumlr Hochschulsport D-60487 Frankfurt am Main E-Mail blumenrothhochschulsportuni-frankfurtde uni-frankfurtde

PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Freie Universitaumlt Berlin AB Public Health Praumlvention und psychosoziale Gesundheitsforschung Habelschwerdter Allee 45 D-14195 Berlin E-Mail burkhardgusyfu-berlinde fu-berlindeppg

Prof Dr Thomas Hartmann Hochschule Magdeburg-Stendal FB Soziale Arbeit Gesundheit und Medien Breitscheidstraszlige 2 D-39114 Magdeburg E-Mail thomashartmannhs-magdeburgde

Prof Dr med Eva Hungerland Duale Hochschule Baden-Wuumlrttemberg Stuttgart Rotebuumlhlstraszlige 131 D-70197 Stuttgart E-Mail evahungerlanddhbw-stuttgartde dhbw-stuttgartdegesundheit

Sabine Koumlnig Team Gesundheitsmanagement Techniker Krankenkasse Bramfelder Straszlige 140 D-22305 Hamburg E-Mail sabinekoenig-1tkde tkde

Martin Kruumlssel Universitaumlt Goumlttingen BGM-Koordination Goszliglerstraszlige 57 D-37073 Goumlttingen E-Mail martinkruesselzvwuni-goettingende uni-goettingende

Dr Alexa Maria Kunz Karlsruher Institut fuumlr Technologie House of Competence Straszlige am Forum 3 D-76131 Karlsruhe E-Mail alexakunzkitedu hockitedu

Tino Lesener Freie Universitaumlt Berlin AB Public Health Praumlvention und psychosoziale Gesundheitsforschung Habelschwerdter Allee 45 D-14195 Berlin E-Mail tlesenerfu-berlinde fu-berlindeppg

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Jaqueline Metken Duale Hochschule Baden-Wuumlrttemberg Stuttgart Rotebuumlhlstraszlige 131 D-70197 Stuttgart E-Mail jaquelinemetkengmailcom dhbw-stuttgartdegesundheit

Ines Niemeyer Team Gesundheitsmanagement Techniker Krankenkasse Bramfelder Straszlige 140 D-22305 Hamburg E-Mail inesniemeyer-1tkde tkde

Joerg Reitermayer Karlsruher Institut fuumlr Technologie House of Competence Straszlige am Forum 3 D-76131 Karlsruhe E-Mail joergreitermayerkitedu hockitedu

Stephanie Schluck Hochschule fuumlr angewandte Wissenschaften Hamburg Presse amp Kommunikation Berliner Tor 5 D-20099 Hamburg E-Mail stephanieschluckhaw-hamburgde haw-hamburgde

Dr Ute Sonntag Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V Fenskeweg 2 D-30165 Hannover E-Mail utesonntaggesundheit-ndsde gesundheit-ndsde

Max Sprenger Technische Universitaumlt Kaiserslautern Allgemeiner Hochschulsport (ZE AHS) Paul-Ehrlich-Strasse 28 D-67663 Kaiserslautern E-Mail maxsprengerhochschulsportuni-klde unisportuni-klde

Dr Brigitte Steinke Team Gesundheitsmanagement Techniker Krankenkasse Bramfelder Straszlige 140 D-22305 Hamburg E-Mail brigittesteinketkde tkde

Mareike Timmann Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V Fenskeweg 2 D-30165 Hannover E-Mail mareiketimmanngesundheit-ndsde gesundheit-ndsde

Christine Wolter Freie Universitaumlt Berlin AB Public Health Praumlvention und psychosoziale Gesundheitsforschung Habelschwerdter Allee 45 D-14195 Berlin E-Mail christinewolterfu-berlinde fu-berlindeppg

SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement ndash Herausgeber Techniker Krankenkasse Unternehmenszentrale 22291 Hamburg Internet tkde Geschaumlfts-bereich Markt und Kunde Gesundheitsmanagement Dr Sabine Voermans Konzeption Autorinnen- und Autorengruppe Redaktion Sabine Koumlnig Ines Niemeyer Dr Brigitte Steinke Prof Dr Thomas Hartmann Dr Ute Sonntag in Zusammenarbeit mit Stephanie Schluck Mareike Timmann Medienkonzeption TK Micaela Berger Gestaltung The Ad Store GmbH Hamburg Produktion Oliver Kuumlhl Litho Hirte GmbH amp Co KG Hamburg Druck TK-Hausdruckerei

copy Techniker Krankenkasse Alle Rechte vorbehalten Nachdruck auch auszugsweise nur mit schriftlicher Einwilligung der TK Die enthaltenen Informationen wurden sorgfaumlltig recherchiert Fuumlr eventuelle Aumlnderungen oder Irrtuumlmer koumlnnen wir keine Gewaumlhr uumlbernehmen Stand Juni 2019

Hier erfahren Sie mehr Studentisches Gesundheitsmanagement Fragen zum Angebot der TK zur Gesundheitsfoumlrderung an Hochschulen beantworten Ihnen gerne die kompetenten TK-Berater in Ihrer Region Senden Sie einfach eine E-Mail an gesundheitsmanagementtkde Ihr regionaler Ansprechpartner wird sich schnellstmoumlglich bei Ihnen melden

Firmenkundenservice Ausfuumlhrliche und aktuelle Informationen zu unseren Leistungen und Services fuumlr Firmenkunden finden Sie auch unter firmenkundentkde Suchnummer 9600

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  • SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement
    • Inhalt
    • 1 Vorworte
    • 2 Praumlambel
    • 3 Einbettung des Themas Worum geht es
    • 4 Was ist zu Beginn zu bedenken
    • 5 Theorie und Praxis Was ist bei der Umsetzung zu bedenken
    • 6 Welche grundsaumltzlichen Aspekte sind entscheidend fuumlr ein SGM
    • 7 Die Kooperationspartner
    • 8 Anlage 1 Praxishilfen
    • 9 Anlage 2
Page 10: SGM – Studentisches Gesundheitsmanagement · 2020. 3. 6. · • Deutsche Sporthochschule Kln • Duale Hochschule Baden-Wrttemberg Stuttgart • Hochschule Hannover • Freie Universität

10 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

dern erfolgen Auf dieser Ebene bestehen viele Steuerungs-moumlglichkeiten ausgehend von Zielvereinbarungen bis hin zur Gesetzgebung um die Entwicklung der Gesundheitsfoumlrde-rung an Hochschulen zu unterstuumltzen Dazu gehoumlrt die Verpflichtung und finanzielle Ausstattung der Studierenden-werke sowie der Landesunfallkassen um die bereits landesgesetzlich vorgegebenen Aufgaben zur Gesundheits-foumlrderung an Hochschulen verwirklichen zu koumlnnen Interes-santerweise traumlgt das Thuumlringer Hochschulgesetz im Vorwort (2018 Seite 3) dem schon Rechnung Ausgehend von dem Leitgedanken den Mitgliedern und Angehoumlrigen an Hochschulen mehr Moumlglichkeiten zur Mitgestaltung einzu-raumlumen soll die Gesundheitsfoumlrderung gestaumlrkt werden

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ThuumlrHG ndash Thuumlringer Hochschulgesetz Unter wwwlandes rechtthueringendejportalquelle=jlinkampquery=HSchulG+ THamppsml=bsthueprodpsmlampmax=trueampaiz=true Zuge-griffen 822019

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Der Begriff bdquoStudentisches Gesund-heitsmanagementldquo Gesundheits-management fuumlr Studierende oder studentisches Gesundheitsmanage-ment ndash wie kann der neue Aspekt der systemischen Gesundheitsfoumlrderung genannt werden Der Begriff bdquoGesund-heitsmanagement fuumlr Studierendeldquo betont zwar die Zielgruppe ist aber in dem Wort bdquofuumlrldquo nicht ganz kompatibel mit dem zentralen Kriterium der Parti-zipation bdquoFuumlr und mitldquo klingt zu um-staumlndlich und wuumlrde sich nicht einpraumlgen waumlre aber passender Der Begriff bdquoStu-dentisches Gesundheitsmanagementldquo macht Anleihen beim betrieblichen Gesundheitsmanagement Ganz ver-gleichbar sind jedoch diese beiden Begrifflichkeiten nicht bdquoBetrieblichldquo bezieht sich auf den Betrieb also auf ein Setting bdquoStudentischldquo bezieht sich auf eine Zielgruppe naumlmlich die Ziel-gruppe die Hochschulen zu Hochschu-len macht Daruumlber hinaus kommen neben der formalen Organisation Hochschule auch die Lebenslagen der Studierenden hinzu Schnell zeigte sich dass die Umschreibung bdquoStuden-tisches Gesundheitsmanagementldquo und das Kuumlrzel bdquoSGMldquo sich bundesweit bereits durchgesetzt hatten bevor die Ergebnisse der damit verbundenen Projekte vorlagen

Als das erste Foumlrderprojekt Ende 2014 an der TU Kaiserslautern unterstuumltzt durch die Techniker Krankenkasse an den Start ging gab es diesen Ansatz noch nicht Bis dahin wurde allgemein von der bdquoGesundheit der Studierendenldquo gesprochen und das Projekt war folge-richtig mit bdquoBio-psycho-soziale Gesund-heit der Studierenden der TU Kaisers-lauternldquo betitelt Schnell wurde deutlich dass es fuumlr so ein komplexes Vorhaben eines organisationsbezogenen Ansatzes bedurfte Befoumlrdert wurde dieser Pro-zess durch das Praumlventionsgesetz in 2015 das die Studierenden als Adres-satinnen und Adressaten von Maszlignah-men der Gesundheitsfoumlrderung im Kontext des Lebensweltansatzes aus-weist Parallel dazu wurde von der Techniker Krankenkasse und der Lan-desvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Nieder-sachsen e V in Kooperation mit dem Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen das bundesweite Projekt bdquoStudentisches Gesundheitsmanage-ment (SGM)ldquo aus der Taufe gehoben

Das SGM ist in Anlehnung an das be-triebliche Gesundheitsmanagement benannt und konzipiert worden Es dient dazu eine systematische und zielorientierte Steuerung fuumlr alle ge-sundheitsbezogenen Prozesse im Zu-sammenhang mit Studierenden an der Hochschule zu buumlndeln Dazu ge-houmlren bedarfsgerechte Maszlignahmen Projekte und Prozesse der Organisati-onsentwicklung die Studierendenge-sundheit und Studienerfolg foumlrdern koumlnnen Im Sinne der Gesundheits-souveraumlnitaumlt sollen die koumlrperlichen psychischen und sozialen Belange so-wie das individuelle Wohlbefinden der Studierenden erhalten und gefoumlrdert werden Zentral ist dabei die Partizipa-tion der Studierenden am SGM als Expertinnen und Experten in eigener Sache Das bedeutet eine weitgehende Gestaltung durch Studierende mit Entscheidungsmacht und finanzieller Ausstattung Perspektivisch ist ein uumlbergreifendes Gesundheitsmanage-ment der Organisation Hochschule anzustreben und die Statusgruppen zusammenzufuumlhren Erst dieser Schritt wuumlrde dem Ziel des Setting-Ansatzes voll entsprechen

12 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Soziologische Uumlberlegungen zum Lebensweltbegriff Spaumltestens seit seiner gesetzlichen Verankerung hat der Begriff bdquoLebensweltldquo Einzug in den Sprachge-brauch im Bereich der Gesundheitsfoumlrderung gehalten Seit der Novelle des Fuumlnften Buches im Sozialgesetzbuch vom 2572015 regelt vor allem Paragraph 20a die bdquoLeistungen zur Gesundheitsfoumlrderung und Praumlvention in Lebensweltenldquo und ver-pflichtet die gesetzlichen Krankenkassen zu entsprechenden Leistungen Als Lebenswelten gelten laut dem Gesetz bdquofuumlr die Gesundheit bedeutsame abgrenz-bare soziale Systemeldquo Explizit genannt werden das Wohnen das Lernen das Stu-dieren die medizinische und pflegerische Versorgung sowie die Freizeitgestaltung einschlieszliglich des Sports (sect 20a SGB V laut derzeit guumlltigem Stand vom 112016)

Lebenswelt des Studierens ndash Lebenswelten von Studierenden Was zunaumlchst intuitiv verstaumlndlich scheint wirft beim Auf- oder Ausbau eines SGM rasch Fragen auf Was gehoumlrt eigentlich zur Lebenswelt des Studierens und damit in den Aktionsradius derer die im Gesetz als die bdquofuumlr die Lebenswelt Verantwortlichenldquo adressiert werden Nur das was mit Studieren im engeren Sinn zu tun hat oder alles was zur Lebensphase Studium gehoumlrt ndash wie der Nebenjob die Wohngemein-schaft die Hochschulgruppe Wo sind beim Studieren Schnittmengen mit und Abgrenzungen zu den anderen genannten Lebenswelten zum Beispiel dem Lernen Wie koumlnnen Strukturen in sozialen Systemen aufgebaut werden ndash also in Gebilden die nicht zuletzt deshalb Systeme sind weil sie eben bereits eigene Strukturen aufweisen Um es vorwegzunehmen Diese Fragen koumlnnen aktuell da das SGM noch in den Kinderschuhen steckt erst in Ansaumltzen beantwortet werden

Um sich die Antworten fuumlr SGM-Projekte an der eigenen Hochschule zu erarbeiten lohnt dabei nach dem Motto bdquoNichts ist so praktisch wie eine gute Theorieldquo ein Blick in die Arbeiten von Alfred Schuumltz (1899-1959) Seinerzeit anknuumlpfend an Vertreter der Lebensphilosophie und der Phaumlnomenologie gilt Alfred Schuumltz heute als Wegbereiter lebensweltlich orientierter Sozialwissenschaften Er sah die Aufgabe der Sozialwissenschaften darin Theorien zu entwickeln die ihren Ausgang an den subjektiven Sinnstrukturen der Menschen ndash also ihren Orientierungen Motiven Bedeutungszuschreibungen und so weiter ndash nehmen (vergleiche Schuumltz 1971 Seite 39ff) In seinem Sinne gilt es also Theorien nicht sbquojenseitslsquo von Menschen sondern entlang ihrer Relevanzen zu entwickeln

Eine Arbeit in dieser Tradition bedeutet der Perspektive der Betroffenen einen zentralen Stellenwert einzuraumlumen ndash wie zum Beispiel im Projekt bdquoMyHealth ndash Ge-sund studieren am KITldquo (wwwmyhealthkitedu) in dessen Rahmen unter ande-rem eine lebensweltlich orientierte Perspektive eingenommen wird Bezogen etwa auf die Frage nach Gesundheitsrisiken und -ressourcen von Studierenden soll hier herausgefunden werden was Studierende selbst als foumlrderliche oder gefaumlhrdende Aspekte erfahren ndash unabhaumlngig davon ob sich diese Erfahrungen mit bereits exis-tierenden Lehrmeinungen und Empfehlungen decken diese ergaumlnzen oder ihnen widersprechen Um einem Missverstaumlndnis vorzubeugen Dies bedeutet selbstver-staumlndlich nicht dass die Perspektive der Betroffenen eine absolute Vorrangstellung einnimmt wenn es um die Ableitung von Konsequenzen und die Entwicklung von

Dr Alexa Maria Kunz Leitung im SGM-Projekt bdquoMyHealth Gesund Studieren am KITldquo am Karlsruher Institut fuumlr Technologie

SGM-Maszlignahmen und -strukturen geht Es gilt vielmehr sie ernst zu nehmen und mit gesundheitswissenschaftlichen Kon-zepten und Theorien in Dialog zu bringen

Von besonderem Interesse bei einer le-bensweltorientierten Forschung ist die bdquoalltaumlgliche Lebensweltldquo (vergleiche Schuumltz Luckmann 2003 Seite 29) An-ders als individuelle Lebenswelten ndash zu denen zum Beispiel auch Einbildungen und Traumlume gehoumlren ndash zeichnet sich die alltaumlgliche Lebenswelt dadurch aus dass wir sie mit anderen teilen Sie ist bdquonicht meine Privatwelt sondern eine uns allen gemeinsame Weltldquo (Schuumltz 1971 Seite 250) Dazu gehoumlrt unter anderem ein geteiltes Wissen daruumlber was sbquowirklichlsquo und sbquoselbstverstaumlndlichlsquo fuumlr uns ist

Befasst man sich mit der alltaumlglichen Lebenswelt von Studierenden laumlsst sich also fragen Wodurch zeichnet sich diese typischerweise aus Welche gemeinsame Welt teilen Studierende Welches geteilte Wissen besitzen sie (zum Beispiel im Bezug auf Gesund-heit) was scheint ihnen allen selbst-verstaumlndlich Aber genauso Was ist nicht allen Studierenden gemeinsam Welche unterschiedlichen Perspektiven (in Hinblick auf die Gesundheit) haben sie

Empirische Befunde lebensweltanaly-tisch orientierter Studien sprechen dafuumlr dass die alltaumlgliche Lebenswelt von Studierenden ndash also das was alle

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Studierenden gleich ob Studienpionierin oder Studienpio-nier aus der Arbeiterfamilie oder Medizinstudentin oder Medizinstudent aus der Aumlrztedynastie miteinander teilen und als selbstverstaumlndlich erachten ndash eher uumlberschaubar ist und sich vor allem auf formalorganisatorische Aspekte be-schraumlnkt (vergleiche Enderle Kunz 2016) Dies passt zu Ergebnissen aus Studierenden-Surveys in denen vor allem eine heterogene Studierendenschaft beschrieben wird die sich kaum als dieacute Studierenden beschreiben laumlsst (siehe Seite 29 bdquoSchnittstellenldquo) Nichtsdestotrotz haben gerade formal-organisatorische Aspekte wie etwa die Gestaltung von Pruumlfungsordnungen und Curricula die bauliche Situation an der Hochschule oder die Verpflegungsmoumlglichkeiten einen hohen Wirkungsgrad mit Blick auf Gesundheitsressourcen und -risiken Studierender

Fuumlr die Entwicklung eines SGM das moumlglichst viele Studierende erreichen moumlchte laumlsst sich aus diesen Befunden ableiten dass es mit den formal-organisatorischen Bedingungen an der Hochschule vereinbar sein sollte Denkbar ist ein SGM welches beispielsweise uumlber die Vergabe von ECTS-Credits in die Curricula integriert oder zumindest mit diesen vereinbar ist in zentralen wie dezentralen Einrichtungen und Gremien vertreten ist und Anschluss an die Kernaufgaben einer Hoch-schule ndash naumlmlich Lehre und Forschung ndash hat Daruumlber hinaus sollten moumlglichst viele Akteurinnen und Akteure die an der Gestaltung der (Gesundheits-)Bedingungen an der Hoch-schule und damit den formalen Strukturen beteiligt sind mit einbezogen werden (siehe Seite 23 bdquoVerortung und Akteurin-nen und Akteure des SGMldquo und Seite 29 bdquoSchnittstellenldquo)

Gleichzeitig erweist sich ein Blick in die sogenannten bdquokleinen sozialen Lebensweltenldquo als hilfreich (zu dem Konzept das im Anschluss an Schuumltz entwickelt wurde vergleiche Luckmann 1970 Honer 2011) in die Lerngruppen Studienjahrgaumlnge Fachschaften und Hochschulgruppen aber auch in die nicht unmittelbar an die Hochschule gebundenen Gruppen die fuumlr die Studierenden eine hohe Relevanz besitzen (vergleiche Enderle Kunz 2016) In diesen wird sowohl explizit aber vor allem auch implizit verhandelt und bestimmt was gesundlsquo ist welchen Stellenwert Gesundheit hat und wie gesund gelebtlsquo wird

Uumlber den Ansatz einer community-basierten partizipativen Forschung (vergleiche von Unger 2012) laumlsst sich der for-schende Blick in diese Gruppen gut mit dem fuumlr die Gesund-heitsfoumlrderung zentralen Ansatz der Partizipation verbinden (vergleiche Reitermayer et al 2017 sowie Seite 45 bdquoPartizi-pationldquo) Im bereits erwaumlhnten Projekt bdquoMyHealthldquo wurde

beispielsweise als Resultat eines studentischen Projektes und im Austausch mit Fachschaften eine bdquoSpiel- und Sport-kisteldquo mit unterschiedlichen Geraumlten (wie zum Beispiel Dia-bolo Frisbee Springseil Boule) entwickelt Mittlerweile ver-leihen mehrere Fachschaften auf dem Campus die Geraumlte oder nutzen die Kisten zum Beispiel waumlhrend der Orientie-rungsphase fuumlr Studienanfaumlngerinnen und Studienanfaumlnger und tragen so zu einem Angebot bei durch das unter ande-rem Bewegung und Austausch mit anderen niederschwellig in den studentischen Alltag integriert und innerhalb der eige-nen studentischen Fachgemeinschaft sbquogelebtlsquo werden kann

Auch wenn hier noch einiges zu tun ist Erst durch das Ver-staumlndnis der Lebenswelten Studierender ndash einschlieszliglich des Bereichs der alltaumlglichen Lebenswelt und unter Beruumlcksichti-gung der Gruppen in denen sich Studierende innerhalb und auszligerhalb der Hochschule bewegen ndash ist es moumlglich ein SGM zu entwickeln das an die Bedeutungszuschreibungen und Relevanzen einer heterogenen Studierendenschaft anknuumlpft und damit langfristig in der Breite erfolgreich sein kann

Literatur Enderle S Kunz AM (2016) Gibtlsquos da einen Schein fuumlr Einblicke in studentische Lebenswelten In Konnertz U (Hrsg) Koumlnnen Schluumlsselqualifikationen bilden Frankfurt Peter Lang Edition Seite 173-196

Honer A (2011) Kleine Leiblichkeiten Erkundungen in Lebens-welten Wiesbaden Springer VS

Luckmann B (1970) The Small Life-Worlds of Modern Man Social Research 37 (4) Seite 580-596

Reitermayer J Bachert P Hildebrand C Albrecht F Kunz AM (2017) MyHealth Aufbau eines lebensweltorientierten Studentischen Gesundheitsmanagements In hochschulsport Magazin des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportver-bands 22017 Seite 14-17

Schuumltz A (1971) Gesammelte Aufsaumltze Band I Das Problem der sozialen Wirklichkeit Den Haag Martinus Nijhoff

Schuumltz A Luckmann T (2003) Strukturen der Lebenswelt Stuttgart UVK

Unger vH (2012) Partizipative Gesundheitsforschung Wer partizipiert woran (79 Absaumltze) Forum Qualitative Sozial-forschungForum Qualitative Social Research 13(1) Art 7 Unter wwwnbn-resolvingdeurnnbnde0114-fqs120176 Zugegriffen 822019

4 Was ist zu Beginn zu bedenken

Uumlberzeugen und sensibilisieren Zunaumlchst ist die Frage zu klaumlren Wer gehoumlrt uumlberhaupt zu den Beteiligten und Akteurinnen und Akteuren an der Hochschule direkt und indirekt Von Hochschule zu Hochschule moumlgen die Antworten darauf unterschiedlich sein Bei der Studierendengesundheit und der institutionellen Weiterentwicklung durch ein Studentisches Gesundheits-management (SGM) handelt es sich um Querschnittsthemen welches die ge-samte Hochschule betreffen Entspre-chend gilt es zahlreiche Beteiligte zu sensibilisieren und diese einzubezie-hen Ein Prozess- und Kommunikations-design kann bei der Ansprache und Sensibilisierung nuumltzlich sein Wichtige Fragen dabei sind Welche Stakeholder an der Hochschule gibt es die fuumlr SGM relevant sind und wie sollten diese ein-bezogen werden Wichtig ist auch zu erarbeiten welche Motive die jeweiligen Akteurinnen und Akteure antreiben (siehe Seite 23 bdquoVerortung und Akteu-rinnen und Akteure des SGMldquo) Bei der Sensibilisierung und Gewinnung von zukuumlnftigen Mitstreiterinnen und Mit-streitern gilt der Grundsatz die Betei-ligten dort abzuholen wo sie stehen Argumente fuumlr ein SGM unterscheiden sich von Gruppe zu Gruppe Grund-saumltzlich gilt es der Hochschulleitung Studierenden Mitarbeitenden und an-deren Stakeholdern die Relevanz des Themas (beispielsweise durch Erhe-bungen) deutlich zu machen und Handlungsbedarfe aufzuzeigen Um beispielsweise Studierende fuumlr das Thema SGM zu begeistern eignen sich Peer-Botschafterinnen und Peer-Botschafter aus dem Studierenden-kreis Diese koumlnnen die Vorteile der

eigenen Mitgestaltung und Mitarbeit am Aufbau eines SGM authentisch aufzeigen Fuumlr ein SGM gilt es zudem auch Verwaltungspersonal zu gewin-nen das mit Studierenden in direk-tem Kontakt steht So begegnen Mit-arbeitende in Pruumlfungsaumlmtern haumlufig stark belasteten Studierenden

Gemeinsam kann es gelingen Staumlr-ken auszubauen und Defizite zu beseitigen Beispiele guter Praxis aus anderen Hochschulen koumlnnen Begeisterung entfachen und Impul-se fuumlr eigene Aktivitaumlten liefern Den beteiligten Akteurinnen und Akteuren sollten klare Handlungs-spielraumlume und Grenzen aufgezeigt werden um Enttaumluschungen und Demotivation zu vermeiden

Fuumlr die Gewinnung von Akteurinnen und Akteuren und Entscheiderinnen und Entscheidern sollte genuumlgend Zeit eingeplant werden Persoumlnliche Gespraumlche und Treffen erfordern Ressourcen und koumlnnen durchaus bis zu sechs Monate in Anspruch nehmen (Seibold et al 2010) (siehe Seite 31 bdquoPlanungldquo)

Hochschulleitungen sind entschei-dende Akteurinnen und Akteure bei der Priorisierung Initiierung Weiter-entwicklung und Profilbildung von Themen in jeder Hochschule Sie entscheiden uumlber den Stellenwert von Themen fuumlr die Hochschulent-wicklung und die Zuweisung damit verbundener Ressourcen

Martin Kruumlssel Koordinator des Betrieblichen Gesundheitsmanagements an der Georg-August-Universitaumlt Goumlttingen

Stephanie Schluck Referentin fuumlr Veranstaltungen in der Stabsabteilung Presse und Kommuni kation an der Hochschule fuumlr angewandte Wissen-schaften Hamburg

Dr Ute Sonntag Stellvertretende Geschaumlftsfuumlhrerin der Landesvereini-gung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen eV und Koordination Arbeitskreis Gesundheits-foumlrdernde Hochschulen

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Bei der Entscheidung fuumlr eine Hochschule kann SGM ein Argument sein

Argumente fuumlr ein SGM Fuumlr das Thema Gesundheit ist in den letzten Jahrzehnten eine deutliche Steigerung der Relevanz in Politik Gesellschaft und Wirtschaft zu verzeichnen So auch in Hochschulen bei denen zunaumlchst der Fokus auf der Beschaumlftigtengesundheit und der Etablierung eines Betrieblichen Gesundheits-managements (BGM) lag Nun aumlndert sich der Fokus und bezieht auch die Studierenden mit ein die als groumlszligte Gruppe identitaumltsstiftend fuumlr Hoch-schulen sind

Befoumlrdert wird dies durch das 2015 erlassene Praumlventionsgesetz das die Studierenden als spezifische Zielgruppe gesundheitsfoumlrdernder

vertiefen sie praktische Erfahrungen im Projekt-management Studierende lernen im SGM auch Haltun-gen und Fertigkeiten die sowohl im Studium als auch

Leistungen in der Lebenswelt Hochschule benennt Hochschulen koumlnnen dies gut aufgreifen da mit dem Praumlventionsgesetz auch Finanzierungsmoumlglichkeiten durch Sozialversicherungstraumlger verbunden sind

SGM als Wettbewerbsvorteil Hochschulen stehen miteinander im Wettbewerb Ein SGM kann fuumlr Studienbewerberinnen und Studienbewerber ein Argument dafuumlr sein eine Hochschule auszuwaumlhlen

Multiplikatoreffekt Studierende sind potenziell zukuumlnftige Fuumlhrungskraumlfte Wenn sie SGM an ihrer Hochschule erleben und mitgestalten koumlnnen bekommen sie eine Vorstellung davon welchen Wert Gesundheitsmanagement fuumlr Organisationen darstellt Dieses Wissen nehmen sie in die verschiedenen gesellschaftlichen Berei-che mit Idealerweise sind sie auch dort Botschafterinnen und Botschafter sowie Akteurinnen und Akteure der Gesundheitsfoumlrderung

SGM staumlrkt Ressourcen Das Studium kann fuumlr Studierende eine von Unsicher-heiten gepraumlgte Lebensphase darstellen Die Studierenden ziehen oft in eine neue Stadt sind erstmals vom Elternhaus getrennt und muumlssen sich jetzt in neue Orga-nisations- und Lernstrukturen einordnen neue soziale Netzwerke sind aufzubauen SGM sollte gleich zu Beginn des Studiums ansetzen und uumlber den gesamten Studienverlauf passgenaue Angebote bereithalten So koumlnnen Studierende bei der Bewaumlltigung von Herausforderungen in den einzelnen Studienphasen unterstuumltzt werden Gesundheitsbezogene Lebensstilfaktoren koumlnnen herausgebildet und gefestigt sowie Ressourcen entwickelt werden die eine erfolgreiche Bewaumlltigung dieser Entwicklungsaufgaben und Herausforderungen ermoumlglichen

SGM vermittelt vielfaumlltige Kompetenzen Werden Studierende partizipativ in ein SGM eingebunden koumlnnen sie an Ver-aumlnderungen mitwirken und staumlrken ihr

Selbstwirksamkeitserleben Auszligerdem erwerben oder

im Beruf sehr nuumltzlich sind Kompetent mit Stress um-

zugehen soziale Kontexte sowie die eigenen Arbeits- und Lebensbedingun-gen gesundheitsfoumlrderlich zu gestalten

SGM ist ein innovatives Zukunftsthema Die Entscheidung faumlllt in Anbetracht der betraumlchtlichen Potenziale die die Einrichtung eines SGM fuumlr jede Hoch-schule bietet Die Hochschulleitung sollte der allgemeinen Entwicklung vorausschauend begegnen und sich fuumlr die Einrichtung und angemessene Ausstattung eines SGM in ihrer Hoch-schule stark machen

Die Einrichtung eines SGM kann durch einen Beschluss der Hochschulleitung erfolgen Gut beraten sind Hochschulen die von Beginn an die Studierendenver-tretungen in ihr Vorhaben involvieren und mit ihnen Ressourcen abstimmen die man fuumlr das SGM einbringt

Eine gelungene Einrichtung beginnt schon mit einer professionell ausgearbei-teten Beschlussvorlage (siehe Seite 53 bdquoAnlage 1Ildquo) die das federfuumlhrende Prauml-sidiumsmitglied daraufhin in der Praumlsidi-umssitzung uumlberzeugend zur Entschei-dung einbringen kann

16 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Kommunikation Man stelle sich vor in einer Hochschule hat sich eine kleine Projektgruppe gegruumlndet sie arbeitet ein halbes Jahr lang sehr engagiert die ersten Maszlignahmen sind geplant und keiner weiszlig etwas davon

Was mag in den Planungstreffen schiefgelaufen sein Was koumlnnte die Projektgruppe uumlbersehen haben Moumlglicherweise ist zu wenig beachtet beziehungsweise bearbeitet worden dass die Prozesse der Kommunikation und Information von Beginn an gezielt bewusst und strukturiert eingeplant und gesteuert werden muumlssten

Aus Projekten des betrieblichen Gesund-heitsmanagements (BGM) wissen wir dass der Informationsgrad eines Projek-tes als Kennzahl in das Projekt-Controlling aufgenommen werden sollte (siehe Seite 42 bdquoEvaluationldquo) Damit ist gesichert dass diesem Thema eine gewisse Auf-merksamkeit in den folgenden Planungs-und Umsetzungsschritten zukommt

In Bezug auf die hochschulinterne Kom-munikation waumlren die individuelle und die organisationale Ebene zu beachten

bull Wie erreiche ich die Individuen in der Hochschule

bull Wie erreiche ich die Verantwortlichen in den Strukturen der Hochschule

Fuumlr den Einzelnen bedeutet eine solche Kennzahl dass der Informationsfluss zum Projektthema sichergestellt wird und jeder das Thema fuumlr sich abwaumlgen und nutzen kann Gleichzeitig wird mit einer breiten und qualitativ hochwertigen Kommunikation den unterschiedlichen Aspekten des Themas der Zielgruppe Wertschaumltzung vermittelt

Auf der organisationalen und strukturellen Ebene werden die Verantwortlichen und Entscheidungstraumlger der Organisation Hochschule gewonnen und eingeladen sich mit der Studierendengesundheit auseinanderzusetzen Im Laufe des Veraumlnderungsprozesses werden sie so systematisch fuumlr das SGM sensibilisiert und mitgenommen Wichtig ist es Punk-te herauszuarbeiten wie die jeweilige Expertise produktiv eingebracht und Partizipation ermoumlglicht wird (siehe Seite 14 bdquoUumlberzeugen und sensibilisie-renldquo und Seite 23 bdquoVerortung und Akteu-rinnen und Akteure des SGMldquo) Das ist eine entscheidende Stellschraube fuumlr zukuumlnftige Veraumlnderungen auf struktu-reller Ebene in Bezug auf das gesund-heitsfoumlrderliche Setting

Im Setting Hochschule findet man selten eindeutige Strukturen fuumlr Kommunikati-onswege und es gibt kein Patentrezept Es sollten daher zu allererst bereits be-stehende Kommunikationskanaumlle identi-fiziert und moumlglichst fruumlhzeitig ein Kommunikationsplan im Projektteam erstellt und laufend aktualisiert werden Ordnungspunkte koumlnnten sein

bull Zielgruppe(n) (zum Beispiel Fakultaumlt der Naturwissenschaften oder Sozialwissenschaften Erstsemester oder Dekane)

bull Kommunikationsziele bull Kommunikationszeitpunkte (zum

Beispiel bewusst zum Studien- Semesterbeginn)

bull Kommunikationsmittel (zum Beispiel Poster Postkarten Website Ins-tagram persoumlnliche Gespraumlche Vortraumlge)

bull Kommunikationsort (zum Beispiel Vorlesungen Bereich der Mensa)

bull Kommunikationsbudget bull Einheitliches Erscheinungsbild (zum

Beispiel Logo Slogan Bildsprache et cetera)

Sabine Koumlnig Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Ines Niemeyer Freie Mitarbeiterin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Dr Brigitte Steinke Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

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In Bezug auf die hochschulexterne Kommunikation geht es um Image-Ge-winn um Attraktivitaumlt des Studienortes und um Vernetzung mit anderen Hoch-schulen mit kommunalen und betriebli-chen Initiativen sowie mit der Politik Es hat sich bewaumlhrt insbesondere hier die Kompetenzen der hochschuleigenenPressestelle zu nutzen nach dem Motto bdquoTu Gutes und rede daruumlberldquo

Was bedeutet Kommunikation fuumlr und mit Studierenden und was kennzeich-net diese Zielgruppe aktuell Projekt-kommunikation ist auch ein Mittel wel-ches Partizipation und Beteiligung der Zielgruppe ermoumlglicht Die Art und Weise wie kommuniziert und informiert wird entscheidet uumlber den Bekanntheitsgrad und damit auch maszliggeblich uumlber den Er-folg eines Projektes an der Hochschule (Marozzi 2018) Schlieszliglich wird so das Thema transportiert und der Zielgruppe und Oumlffentlichkeit zugaumlnglich gemacht

Da wir es bei der Zielgruppe der Studie-renden mit einer vergleichsweise jungen gesunden Zielgruppe zu tun haben er-schlieszligt sich das Thema Gesundheit nicht so ohne Weiteres Auf den ersten Blick scheint es fuumlr Studierende moumlgli-cherweise uninteressant Aus Fokus-gruppen wissen wir dass mancherorts der Gesundheitsbegriff als verstaubt wahrgenommen und wenig mit der taumlg-lichen Lebensrealitaumlt Studierender in Bezug gebracht wird Dies ist zu beruumlck-sichtigen wenn man Studierende be-fragt und einbezieht

Wie gefragt wird hat groszlige Auswirkungen darauf inwieweit sich Befragte das Thema erschlieszligen und welche Informationen aus den Antworten abgeleitet werden koumlnnen Beispielsweise hat die Projektgruppe an der TU Kaiserslautern einen Work-shop mit Studierenden zum Wording innerhalb des Projektes durchgefuumlhrt um herauszufinden welche Art der Kommuni-kation angebracht waumlre (siehe wwwcampusplusuni-klde) Der Workshop brachte es wie folgt auf den Punkt Die Kommunika-tion sollte positiv aber authentisch sein und Lebensqualitaumlt Freude am Leben sowie den positiven Zusammenhang zwischen Gesundheit und Leistung darstellen Die PH Heidelberg hat als eine Moumlglichkeit dieses umzusetzen fuumlr und mit Studierenden einen Song erarbeitet (wwwph-heidelberg dekopf-stehenhtml)

Ein Groszligteil der heute Praumlsenzstudierenden gehoumlrt der soge-nannten Generation Z an Diese Zuordnung mag sehr grob sein und der Heterogenitaumlt der Gruppe Studierender nicht vollkom-men gerecht werden Dennoch gibt sie Anhaltspunkte fuumlr die Ansprache im Projekt und fuumlr abgeleitete Interventions-formen So untersucht beispielsweise der Arbeitsweltforscher Prof Christian Scholz an der Universitaumlt des Saarlandes wie die junge Generation bdquotickt was sie veraumlndert und warum sie alle anstecktldquo (Scholz 2014) Aus seinen und anderen Untersuchungen geht hervor dass die Themen Struktur Sicherheit Wohlfuumlhlen und SinnerlebenSelbstverwirkli-chung fuumlr diese Generation an erster Stelle stehen

Daraus lieszlige sich fuumlr die Kommunikation im Projekt beispiels-weise Folgendes ableiten

bull Die Kommunikation zum Thema Gesundheit sollte Regeln und Richtlinien beinhalten

bull Maszlignahmen sollten moumlglichst den individuellen Nutzen ausweisen

bull Jede Maszlignahme und jedes Gesundheitsevent sollte immer wieder neu in eine Kommunikationsform gefasst werden und dennoch einen Wiedererkennungswert haben

bull Studierende sollten selbst die Kommunikation im Projekt uumlbernehmen

Gut beraten ist wer die kommunikativen und kulturellen Regeln der eigenen Hochschule beachtet

18 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Bewaumlhrt hat es sich Studierende inner-halb des Projektes SGM zu qualifizieren und selbst das Thema kommunizieren zu lassen Beispielsweise setzt die TH Wildau gezielt studentische Botschafte-rinnen und Botschafter ein um Studieren-de in ihrer Peer-Gruppe auf Augenhoumlhe anzusprechen Synergien entstehen an dieser Stelle auch wenn es gelingt das Know-how unterschiedlicher Fachdiszip-linen an der Hochschule fuumlr die Entwick-lung von Kommunikationsbausteinen oder eines Kommunikationsdesigns zu gewinnen und zu nutzen So koumlnnen Studienarbeiten direkt fuumlr Projektthe-men in Lehrveranstaltungen beispiels-weise in Medienwissenschaften oder Design vergeben und bearbeitet werden Damit ist einer der Erfolgsfaktoren fuumlr das gesamte Projekt benannt Es ist die Einbeziehung und aktive Beteiligung der Studierenden in die Kommunikation und Information der Projektinhalte von Anfang an

Literatur Marozzi D (2018) Projektkom-munikation Ein Handbuch fuumlr die Praxis Zuumlrich vdf Hochschulverlag

Scholz C (2014) Generation Z Wie sie tickt was sie veraumlndert und warum sie uns alle ansteckt Weinheim Wiley-VCH

Oleschko S (2018) Ohne Sprache keine Veraumlnderung Zeitschrift Fuumlhrung und Organisation (62018) Seite 394-400

Praktische Beispiele fuumlr Kommunikation Die Pro-jektgruppe der FU Berlin entwickelte auf Basis der Ergebnisse der Studierendenbefragung 2016 (University Health Report UHR) Quizkarten das so genannte bdquoHealthy Quizldquo um die Ergebnisse des Gesundheitsberichts an der FU und vor allem unter den Studierenden publik zu machen Dafuumlr wurden einzelne Themenbereiche aus dem Gesundheitsbe-richt ausgewaumlhlt wobei vor allem die Anschaulichkeit des Themas eine Rolle spielte sowie die Frage was das Interesse der Studierenden am ehesten wecken koumlnnte Die bdquoQuizobjekteldquo sind dabei die unterschied-lichen FachbereicheZentralinstitute an der FU So sind zehn Quizkarten zu unterschiedlichen Themen entstanden Die Quizkarten wurden im Rahmen einer Wanderausstellung durch die FachbereicheZentralin-stitute der FU in der auch Poster mit den Ergebnissen der Befragung ausgestellt wurden an die Studieren-den verteilt sowie an den Standorten und in den Gebaumluden ausgelegt Abgebildete QR-Codes und Kurz-URLs verweisen auszligerdem auf alle Ergebnisse des Gesundheitsberichts sowie Informationen zum Projekt Inzwischen gibt es auch eine grafisch an-gepasste Online-Version der Healthy-Quiz-Karten (wwwewi-psyfu-berlindeeinrichtungenarbeits bereicheppghealthy_campus_quizindexhtml)

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Kommunikationsbeispiel der FU Berlin

H E A LT H Y- Q U I Z

hellip fuumlhlen sich die meisten Studierenden im Studium wohl

In welcher dieser Einrichtungen der Freien Universitaumlt Berlin hellip

Mathematik und Informatik

Wirtschafts-wissenschaft

Politik- und Sozial-

wissenschaften

Veterinaumlr-medizin

C D

A B

H E A LT H Y- Q U I Z

Der Anteil Studierender die sich im Studium wohl-fuumlhlen verteilt sich auf die Einrichtungen wie folgt

420 im FB Mathematik und Informatik

355 im FB Politik- und Sozialwissenschaften

223 im FB Wirtschafts-wissenschaft

500 im FB Veterinaumlrmedizin

Weitere Ergebnisse Informationen zum fndest du hier Projekt fndest du hier

fu-berlindegesundheitsbericht fu-berlindehealthycampus

Das Projekt wird gefoumlrdert von der Techniker Krankenkasse

Auch an der TU Kaiserslautern wurden die Ergebnisse der Stu-dierendenbefragung aufbereitet und kommuniziert Fuumlr die Zielgruppe der Studierenden wurden Poster entwickelt und im Rahmen einer Wanderausstellung in der gesamten Uni-versitaumlt praumlsentiert (wwwuni-kldesgmposter-uhr-ergeb nisse) Ebenso sollten die Dekane der einzelnen Fakultaumlten

informiert und fuumlr das Thema Gesund-heit sensibilisiert werden Dazu wurden die Ergebnisse so aufbereitet dass die einzelnen Fakultaumlten untereinander ver-glichen werden koumlnnen (siehe Seite 21 bdquoSpinnennetzdiagrammldquo)

UND DU SO Wie gehtrsquos dir eigentlich Hinter bdquoUND DU SOldquo steht das Studentische Gesundheitsmanagement (SGM) der HTWK Leipzig Welche Punkte sind den Studierenden der HTWK fuumlhlen sich wohl Leipzig im Bereich Gesundheit wichtig und wo muss die Hochschule aktiver werden DANKE an alle

oder sehr wohl

1010 Mitgestalterinnen und Mitgestalter

35

65

Folgende Themen wurden in den bdquoo enen Fragenldquo besonders haumluf g genannt

Im Studium

Das Team des Studentischen Gesundheitsmanagement der HTWK Leipzig hat in 2018 all ihre Studierenden ein-geladen an der Onlinebefragung mit dem Titel bdquoUND DU SO Wie gehtrsquos dir eigentlichldquo teilzunehmen 1010 Stu-dierende sind dieser Einladung gefolgt Mit der Unter-stuumltzung des Hochschulsports und des Studierendenrat (StuRa) wurden unter allen Teilnehmerinnen und Teil-nehmern zwei Gutscheine im Wert von je 250 Euro verlost

Nach Abstimmung mit dem Rektorat dem Qualitaumlts-management der Lenkungsgruppe Gesundheits-management und dem Steuerkreis Studentisches Gesundheitsmanagement wurden die Ergebnisse der

Studierendenbefragung in einer Kurzauswertung auf-bereitet und als Poster auf dem Hochschulsommer-fest unter dem Motto bdquoAlle Sinne anldquo zum ersten Mal den Studierenden praumlsentiert

Im Anschluss wurde das Poster an verschiedenen Orten der Hochschule ausgestellt und den Multiplikatoren des Gesundheitsmanagements (Fachschaften Studiende-kane StuRa) zur Verfuumlgung gestellt

Aktuell wird eine Detailauswertung fuumlr die einzelnen Fakultaumlten erarbeitet (wwwhtwk-leipzigdelebenund-du-somitgestaltung)

Verortung und Akteurinnen und Akteure des SGM In jeder Hochschule gibt es in der Verwaltung Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner die bei der Ausrichtung und Durchfuumlh-rung von Projekten fachlich und organisatorisch kompetent beraten koumlnnen Sie gehoumlren immer zum engeren Kreis der Stakeholder die in der Vorbereitung von organisationsbezo-genen Prozessen persoumlnlich anzusprechen sind Daneben sorgt die Verwaltung in Abstimmung mit den zentralen und dezentralen Gremien dafuumlr dass nach der Einfuumlhrungsphase eines Projektes das Thema auch strukturell in der Hochschu-le ankommt Fuumlr Struktur- und Ablauffragen an Hochschulen gibt es nicht unbedingt einheitliche Antworten gleichwohl eine groumlszligere Anzahl an rechtlichen Rahmenbedingungen und Leitplanken die zu beruumlcksichtigen sind Daruumlber hinaus gibt es ein Erfahrungswissen daruumlber wie ein Thema korrespon-dierend mit den besonderen Merkmalen der jeweiligen Hoch-schule profilbildend in Strukturen integriert werden kann Gerade hier koumlnnen Gespraumlche mit den verantwortlichen Ab-teilungen in der Zentralverwaltung weiterhelfen Zusaumltzlich erhalten Interessentinnen und Interessenten in den Gesprauml-chen wertvolle Hinweise uumlber Anknuumlpfungspunkte zu ande-ren laufenden Projekten oder Prozessen zum Beispiel in der Lehrentwicklung Akkreditierung und Qualitaumltssicherung oder dem fakultaumlts- beziehungsweise fachbereichsuumlbergreifenden Entwicklungsstand des Themas Schluumlsselqualifikationen

Da an Hochschulen die Arbeit in und von Gremien fuumlr den Stellenwert die Vernetzung und institutionelle Integration von Themen ein praumlgendes Merkmal ist ist die Ein- und Zu-sammensetzung des Steuerkreises fuumlr das Gesundheitsma-nagement fuumlr Studierende (SGM) von besonderer Bedeutung Es gibt nicht bdquodasldquo Rezept wie ein SGM in einer Hochschule mit welchem Akteursumfeld zu implementieren ist Das Poten-zial an internen und externen Akteurinnen und Akteuren die einzubinden und fuumlr das Vorhaben zu gewinnen sind ist stark abhaumlngig von der Groumlszlige Traumlgerschaft und dem Faumlcherkanon einer Hochschule

Zur Sicherstellung der sozialen Validitaumlt bei der Einfuumlhrung des SGM gehoumlren vorausschauende Uumlberlegungen zur Ge-winnung von Fach- und Machtpromotoren (Stakeholder) fuumlr das Projekt Aus der Organisation und Arbeit im Projekt bilden sich Bezuumlge und Konturen der spaumlteren Strukturintegration heraus Auch wo und wie das SGM personell verankert werden kann wird variieren Als Basis fuumlr eine gelingende Strukturin-tegration bedarf es einer zumindest anteilig dauerfinanzierten Stelle und einer hauptamtlichen SGM-Koordinatorin oder eines SGM-Koordinatoren (siehe Seite 55 bdquoAnlage 1IIldquo)

Martin Kruumlssel Koordinator des Betrieblichen Gesundheitsmanage-ments an der Georg-August-Universitaumlt Goumlttingen

Prof Dr Thomas Hartmann Profes-sor fuumlr das Fachgebiet Humanoumlkologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal Standort Magdeburg und seit 20 Jahren aktives Mitglied im Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen

Empfehlenswert fuumlr Entscheidungen zu Strukturfragen und einer personellen Verankerung koumlnnen Leitfragen sein

bull Was sind die Rahmenbedingungen die zur Finanzierung einer Stelle vorgegeben sind Dies koumlnnen zum Beispiel Haushaltsmittel der Hochschule Drittmittel durch Forschungsvorhaben eine Finanzierung durch die Sozialversicherungen oder Aumlhnliches sein

bull Welche inhaltlichen organisatorischen und maszlignahmen-bezogenen Anknuumlpfungspunkte gibt es mit dem und fuumlr das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM)

Am Anfang steht eine akribische Bestandsaufnahme (siehe Seite 29 bdquoSchnittstellenldquo) aller internen und externen Aktivi-taumlten Akteurinnen und Akteure sowie Strukturen die zur Gesundheitsfoumlrderung von Studierenden der jeweiligen Hochschule beitragen Gesundheit ist ein Querschnittsthema sodass Stakeholder aus den verschiedensten Institutionen beziehungsweise Zustaumlndigkeitsbereichen einer Hochschule gewonnen werden muumlssen Daruumlber hinaus ergeben sich bereits strategische Partnerschaften durch die Eingliederung in die Hochschule und aus dem jeweils spezifischen Aufgabenprofil

24 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

der SGM-Koordinatorin und des SGM- Koordinators Die Ruumlckendeckung des Vorhabens bdquoSGMldquo durch die Fuumlhrung der Hochschule ndash ersatzweise durch die Leitung von Fakultaumlt Fachbereich oder Institut ndash ist die Grundlage dafuumlr weitere Akteurinnen und Akteure ge-winnen zu koumlnnen Die kontinuierliche Mitarbeit der internen und externen Ko-operations- und Netzwerkpartner ist abhaumlngig von der jeweiligen Motivation der beruflichen Praumlgung und den zeitli-chen sowie finanziellen Ressourcen

Im Vergleich zum BGM das zu cicra 90 Prozent in der Verwaltung bei der Per-sonal- und Organisationsentwicklung der Hochschulen angesiedelt ist bleibt eine Verortung des SGM noch unbe-stimmt Ist ein BGM vorhanden so wer-den Strukturen zur Einbindung von Akteurinnen und Akteuren bereits be-stehen (Hartmann et al 2017a) Dies kann ein interner Arbeitskreis Gesund-heit sein der je nach Groumlszlige der Hoch-schule neben der BGM-Koordinatorin oder dem BGM- Koordinator in der Regel aus Betriebsaumlrztin oder Betriebsarzt Fachkraft fuumlr Arbeitssicherheit Sicher-heitsbeauftragter und Sicherheitsbeauf-tragtem Vertreterinnen und Vertreter der Geschaumlftsleitung des Personalrates der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Studierenden der Schwerbehinder-ten- sowie Gleichstellungsbeauftragten und weiteren Personen zusammenge-setzt ist

Das Aufgabenprofil und die Beteili-gungsprozesse von SGM sind anders angelegt als fuumlr BGM sodass neben der Mitarbeit im AK Gesundheit ein eigenes Netzwerk aufgebaut werden sollte Die Verortung von SGM in der Hochschule bietet mehr Moumlglichkeiten als beim BGM das verwaltungszentriert und sehr stark auf die arbeitsrechtlichen Vorga-

ben ausgerichtet ist Die im Folgenden aufgefuumlhrten strategischen Partnerinnen und Partner sind auch potenzieller Ar-beitsort der SGM-Koordinatorinnen und -Koordinatoren

Folgende Moumlglichkeiten ergeben sich bull Innerhalb der Hochschulverwaltung

in enger Zusammenarbeit mit dem BGM oder der breiten Palette von Beratungsangeboten der Hochschule (zum Beispiel Technische Hochschule Wildau)

bull Auszligerhalb der Hochschulverwaltung koumlnnte SGM bei den Interessenver-tretungen der Studierenden ange-siedelt sein In Abhaumlngigkeit von den landesgesetzlichen Regelungen sind das die ASten (zum Beispiel Folkwang UdK Essen) oder Fakultaumlts- oder Fachbereichsraumlte sowie das studentische Pro-Rektorat

bull Ist SGM als Entwicklungsprojekt angelegt so empfiehlt sich die fachspezifische Einbindung in die Forschung und Lehre eines Wissen-schaftsbereiches der Hochschule Dies koumlnnen beispielsweise sport- oder gesundheitswissenschaftliche Studienbereiche sein (zum Beispiel KIT Karlsruhe TU Kaiserslautern) Vorteil ist der niedrigschwellige Zugang zu Studierenden als Akteurinnen und Akteure und die Moumlglichkeit zur Weiterqualifikation der SGM-Koordinatorinnen und -Koordinatoren

Mit Blick auf die gesetzliche Verant-wortlichkeit fuumlr gesundheitsbezogene Unterstuumltzungssysteme an Hochschu-len koumlnnte die Einbindung von SGM in den Hochschulsport oder bei den Stu-dierendenwerken erfolgen Beide Ak-teurinnen und Akteure sind allerdings rechtlich mehr oder weniger unabhaumln-gig von der jeweiligen Hochschule Daruumlber hinaus steht im organisierten

Hochschulsport zumeist der Leistungs-aspekt im Vordergrund weniger die gesundheitsbezogene Bewegungsfoumlr-derung Die 57 Studierendenwerke ver-stehen sich vor allem als Anwalt sozialer Belange der Studierenden Dies bedeu-tet zum Beispiel dafuumlr Sorge zu tragen dass Studierende mit gesundheitlichen Beeintraumlchtigungen oder psychosozia-len Problemlagen individuell unterstuumltzt und beraten werden

Externe Akteurinnen und Akteure die zur Mitarbeit beim SGM zu gewinnen sind finden sich sowohl regional als auch auf Landes- und Bundesebene Dazu gehoumlren die uumlberregionalen Interessen-vertretungen der Studierenden ge-sundheitsbezogene Institutionen und Organisationen sowie die Sozialversiche-rungstraumlger Auf Landesebene sind dies das Gesundheits- und Wissenschafts-ministerium und deren nachgeordnete Behoumlrden Bei den Landesunfallkassen sind Studierende pflicht versichert und sollten deshalb an der studentischen Sicherheit und Gesundheit besonderes Interesse zeigen Uumlber eine gesundheits-bezogene regionale Einbindung von Studierenden gibt es bisher wenig Er-kenntnisse Hochschulen haben sich in den letzten 20 Jahren an ihren Standor-ten zu wichtigen Wirtschaftsfaktoren entwickelt Studierende werden umwor-ben den ersten Wohnsitz am Studien-ort zu nehmen Deshalb ist vieles vorstell-bar was Kommunen im Rahmen des SGM leisten koumlnnen Zum Beispiel un-fallsichere Infrastrukturen zur und von der Hochschule bereitzustellen sowie spezifische Informationsangebote zu den kommunalen Beratungs- und Un-terstuumltzungssystemen anzubieten die auch den Studierenden offen stehen

Externe Finanzierungsmoumlglichkeiten bull Sozialversicherungstraumlger uumlber das Gesetz zur Staumlrkung

der Gesundheitsfoumlrderung und der Praumlvention (Praumlventi-onsgesetz ndash PraumlvG) besonders Krankenkassen (siehe Seite 55 bdquoAnlage 1IIIldquo)

bull Unfallkassen (in Anlehnung an das PraumlvG) bull Ministerien bull EU-Foumlrderprogramme bull Stiftungen bull Corporate-Social-Responsi bility-Projekte bull Fundraising

Interne Finanzierungsmoumlglichkeiten bull S tudienqualitaumltsmittel (QVM-hochschulinternes Budget) bull Studiengebuumlhren bull Internes Sponsoring durch AStA Studierendenwerk

Institute Kompetenzzentren und so weiter bull Freundeskreise der Hochschulen bull Teilnahmegebuumlhren fuumlr Veranstaltungen

Finanzielle und personelle Ressourcen Studentisches Ge-sundheitsmanagement (SGM) als Prozess an Hochschulen mit seiner strategischen und ganzheitlichen Umsetzung erfordert Ressourcen Hierzu zaumlhlen vor allem finanzielle und personelle Ressourcen neben Raumlumlichkeiten Technik und anderen Rahmenbedingungen fuumlr die spezifischen Aktivitaumlten Ohne eine ausreichende finanzielle und damit gekoppelte personelle Ausstattung ist eine ernsthafte und nachhaltige Implementie-rung von SGM bis in die Managementprozesse der Hochschule hinein nicht oder nur fragmenthaft umsetzbar

Benoumltigte Ressourcen einschaumltzen Die Houmlhe der finanziellen Ausstattung haumlngt von einer Reihe von Faktoren ab Studieren-denzahl die ersten Zielsetzungen und geplanten Maszlignahmen sowie das Vorgehen bei der Einfuumlhrung des SGM beeinflussen den finanziellen Aufwand stark Auch die Kosten die von Sei-ten der Hochschulstrukturen (wie Lohnniveau Raummieten Heizkosten Kosten fuumlr Druckerzeugnisse) entstehen bestim-men die Houmlhe der einzusetzenden Mittel

Personelle Ressourcen sind fuumlr die systematische Umset-zung von SGM unabdingbar Die Einfuumlhrung und nachhaltige Umsetzung von SGM ist eine anspruchsvolle Taumltigkeit die nicht bdquonebenbeildquo erledigt werden kann Die Koordinatorin oder der Koordinator sollte uumlber eine fundierte Ausbildung verfuumlgen und spezifische Kenntnisse mitbringen (siehe Seite 55 bdquoAnlage 1IIldquo) Eine Festanstellung moumlglichst ohne Befristung sowie eine angemessene Bezahlung sind fuumlr die anspruchsvolle Taumltigkeit und fuumlr den nachhaltigen Aufbau notwendig Die Kosten fuumlr die Finanzierung der Personalstelle muss Teil des Kostenplans zur Einfuumlhrung eines SGM sein

Je nach Groumlszlige der Hochschule und Aufgabenfeld sollte der Stellenanteil der Koordinatorinnen und Koordinatoren be-ziehungsweise die Groumlszlige des Koordinationsteams bestimmt werden

Interne und externe Finanzierungsmoumlglichkeiten erschlieszligen Per E-Mail wurden im Jahr 2016 alle 450 Mitglieder des bundesweiten Arbeitskreises Gesundheitsfoumlrdernde Hoch-schule (AGH) zu Finanzierungsmoumlglichkeiten eines SGM be-fragt Folgende Wege und Moumlglichkeiten zeigten die Mitglie-der aus ihrer eigenen Praxis auf

Stephanie Schluck Referentin fuumlr Veranstaltungen in der Stabsabteilung Presse und Kommuni kation an der Hochschule fuumlr angewandte Wissen-schaften Hamburg

Dr Ute Sonntag Stellvertretende Geschaumlftsfuumlhrerin der Landesvereini-gung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen eV und Koordination Arbeitskreis Gesundheits-foumlrdernde Hochschulen

26 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

SGM als Prozess an Hochschulen mit seiner

ganzheitlichen Umsetzung erfordert Ressourcen

Eine Moumlglichkeit zusaumltzliche Ressourcen zu erschlieszligen und gleichzeitig Studierende partizipativ in die Entwicklung und Umsetzung von SGM einzubinden sind Projekte im Rahmen von Seminaren Dies bietet sich zum Beispiel bei gesund-

Langfristige Finanzierung sichern Fuumlr eine langfristige und umfassende Umsetzung von SGM in die Management-prozesse (etwa Fuumlhrung Leitbild Grundordnung Lehre) und als Teil der Hochschulkultur ist es notwendig eine

heitsnahen Studiengaumlngen an Das Potenzial findet sich auch in anderen Fachdisziplinen (beispielsweise in Paumldagogik Medien und Musik) Es eignen sich auch Studien- und Ab-schlussarbeiten Studierende haben so die Moumlglichkeit ihre Bedarfe und Beduumlrfnisse zu aumluszligern Kompetenzen im Pro-jektmanagement und in der

langfristige Finanzierung zu si-chern Projektbezogene Unter-stuumltzung von internen und externen Partnerinnen und Partnern ist haumlufig Um laumlnger-fristig denken planen und handeln zu koumlnnen ist die Aus-handlung einer langfristigen Fi-nanzierung mit den Partnerin-nen und Partnern sinnvoll Ein festes Budget im Rahmen des

Forschung zu gewinnen und aktiv ihr SGM mitzugestalten Die Qualifizierung von Studierenden auf diesem Weg ist langfristig sinnvoll Es gilt jedoch die Arbeitszeit und -kraft der Studierenden wertzuschaumltzen und die Projekte durch Lehrende begleiten zu lassen

Mit Sponsorinnen und Sponsoren und Unterstuumltzerinnen und Unterstuumltzern ist vorher genau zu pruumlfen und dialogo-rientiert Transparenz daruumlber zu schaffen welchen Nutzen die Partnerinnen und Partnern sich erhoffen und welches Interesse sie in einem SGM verfolgen

Hochschuletats ist mitunter ein schwieriges Unterfangen waumlre jedoch ein anzustrebendes Ziel Hier empfiehlt es sich die Hochschulleitung fruumlhzeitig in langfristige Planungen des SGM einzubeziehen SGM in die Corporate Identity einzubinden waumlre dabei sehr hilfreich Uumlber einen Posten im Hochschulbudget sollten alle entstehenden Kosten fuumlr die operative inhaltliche Umsetzung (Koordination) sowie die geplanten Maszlignahmen gedeckt werden Einzelne Projekte koumlnnen ergaumlnzend gut von Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartnern unterschiedlicher Art (etwa Sozial-versicherungstraumlger lokale Geschaumlftsleute Ministerien Stiftungen) unterstuumltzt werden

Spezifika und Handlungsfelder Studierende stellen in vielerlei Hinsicht eine heterogene Population dar Bereits mit Blick auf die Studienaufnahme und die Studienfachwahl finden sich unter ihnen voumlllig unterschiedliche Motive (Scheller et al 2013) An die Hochschule kommen Studierende mit ganz individuellen Er-fahrungshintergruumlnden Voraussetzungen und Gewohnheiten sowie spezifischen Erwartungen und Intentionen (Henke et al 2014) Daraus ergeben sich die unter-schiedlichsten Bedarfe und Beduumlrfnisse die es bei der Planung und Gestaltung von Gesundheitsfoumlrderungsmaszlignahmen angemessen zu beruumlcksichtigen gilt Die jeweilige Studienphase (wie Studieneingang oder Pruumlfungsphase) sowie beson-dere Lebenssituationen (wie gesundheitliche Beeintraumlchtigung familiaumlre Ver-pflichtungen) erweitern diese Bedarfs- und Beduumlrfnislage um wesentliche Facet-ten Als weitere potenzielle Einflussgroumlszligen im Hinblick auf Anforderungen an Gesundheitsfoumlrderungsmaszlignahmen werden in der Literatur fuumlr Studierende nachfolgende Faktoren diskutiert Alter Geschlecht Nationalitaumlt ethnische Zugehoumlrigkeit Studienfach sowie Art des Studiums (Steptoe et al 2002 Stock et al 2003 Dunne Sommerset 2004 Wardle et al 2004)

Studierende sind nur fuumlr eine begrenzte Dauer an Hochschulen Die mittlere Gesamtstudiendauer bei Bachelorabschluumlssen betraumlgt 72 Semester die mittlere Gesamtstudiendauer fuumlr Masterabschluumlsse 113 Semester (Buschle Haumlhnel 2016) Hochschulen sehen sich daher vor der Herausforderung die Gesundheit und persoumlnliche Entwicklung von Studierenden innerhalb eines relativ kurzen Zeitrau-mes durch die Bereitstellung externer Ressourcen und die Staumlrkung interner Ressourcen nachhaltig zu foumlrdern Die kurze Verweildauer von Studierenden an der Hochschule hat zur Folge dass sich die Studierendenschaft als Endadressa-tengruppe staumlndig wandelt Von den fortlaufenden personellen Veraumlnderungen bleiben auch die studentischen Vertretungen und Hochschulgruppen nicht unbe-ruumlhrt was bei einer Zusammenarbeit beruumlcksichtigt werden sollte

Studierende koumlnnen verschiedene aufgabenabhaumlngige Rollen an der Hochschule einnehmen (Erhardt 2011) So stellt die Hochschule fuumlr Studierende im Sinne von Lehrveranstaltungsbesuchen und Pruumlfungen zunaumlchst einmal nur einen Ausbil-dungsort dar waumlhrend studentische und wissenschaftliche Hilfskraumlfte zudem in einem Beschaumlftigungsverhaumlltnis mit der Hochschule stehen Als ehrenamtliche Veranstalter extracurricularer Aktivitaumlten tragen Studierende gar auf administra-tiver Ebene zur Aufgabenerfuumlllung der Hochschule bei Studierende nutzen als Kundinnen und Kunden zudem sonstige Dienstleistungsangebote der Hochschule Die Aufgabe des studentischen Gesundheitsmanagements besteht darin den Bedarfen moumlglichst all dieser Studierendengruppierungen gerecht zu werden

Philip Bachert Projektverantwortli-cher des SGM-Projektes bdquoMyHealth Gesund studieren am KITldquo am Karlsruher Institut fuumlr Technologie

Bildungspolitisches Ziel ist es allen Studierenden die gleichen Chancen auf einen erfolgreichen Studienabschluss zu gewaumlhren Es hat sich gezeigt dass allem voran eine gelungene soziale und akademische Integration der Studieren-den in das Hochschulsystem Studien-abbruumlche verhindern kann (Braxton et al 1997) Laut Tinto (1988) muumlssen sich Studierende mit der Aufnahme eines Studiums zunaumlchst von ihren bisheri-gen Kontexten loumlsen (etwa Abkapse-lung vom Elternhaus) im Zuge des Uumlbergangs in den tertiaumlren Bildungsbe-reich eine Orientierungsphase durch-laufen (wie Knuumlpfung neuer Kontakte) um schlieszliglich vollstaumlndig in der Le-benswelt Hochschule anzukommen Die Implementierung einer Willkommens-kultur fuumlr Erstsemester scheint daher aumluszligerst sinnvoll Daruumlber hinaus sind auch nicht direkt mit den Inhalten des Studiums verbundene Aspekte wie etwa finanzielle Schwierigkeiten im Zusammenhang mit dem Studiener-folg relevant (Huumlther Kruumlcken 2016)

28 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

An dieser Stelle ergeben sich zahlreiche potenzielle Handlungsfelder fuumlr Hoch-schulen zur gesundheitsfoumlrderlichen Gestaltung von Lern- Arbeits- und Lebensbedingungen fuumlr Studierende Zu den Hauptinterventionsfeldern der Gesundheitsfoumlrderung im Setting Hochschule zaumlhlen das physische (etwa Campusgestaltung) und das soziale Umfeld (etwa soziale Unterstuumltzung durch Peers) das Arbeits- und Lernum-feld (etwa Zugaumlnglichkeit von Pflichtver-anstaltungen) der Dienstleistungssektor (etwa Gesundheitssportangebote) sowie die Individuumsebene (AGH 2012) Verhaltensbezogene Maszlignah-men orientieren sich in erster Linie an den klassischen Public-Health-Betaumlti-gungsfeldern Bewegungsfoumlrderung Stressbewaumlltigung Ernaumlhrungs- und Gesundheitskompetenzbildung Sucht-mittelpraumlvention Sexualaufklaumlrung und Praumlsentismusvermeidung Dane-ben spielen zielgruppenspezifische Angebote im Bereich der Lernberatung des Schluumlsselqualifikationserwerbs und mit Blick auf Vereinbarkeit von Studium Einkommenserwerb und Privatleben eine nicht unwesentliche Rolle Gerade letzteren kommt eine hohe Bedeutung zu da Mehrfachbelastungen und die damit verbundene Beanspruchung haumlufig zu Beeintraumlchtigungen der Studierfaumlhigkeit und der eigenen Ge-sundheit fuumlhren (Hurst et al 2013) Uumlberdies haben Qualitaumltsaspekte des Studiengangs wie beispielsweise die Betreuungssituation und Ausstat-tungsmerkmale sowie allem voran die

Organisation und Qualitaumlt der Lehre einen maszliggeblichen Einfluss auf die Gesundheit von Studierenden (Winter 2011) Bemuumlhungen die auf die Verbes-serung der Studien- und Pruumlfungsor-ganisation abzielen sollte daher beson-deres Augenmerk zuteilwerden

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Fachbereiche mit Gesundheitsbezug koumlnnen

einem SGM wichtige Impulse verleihen

Henning Blumenroth Wissenschaftli-cher Mitarbeiter des Hochschulsports an der Goethe Universitaumlt Frankfurt am Main und von 2015 bis 2018 Projektkoordina-tor des SGM an der TU Kaiserslautern

Schnittstellen bei der Entwicklung und Umsetzung eines SGM an Hoch-schulen Schnittstellen sind eine in-haltliche Verbindung zwischen zwei oder mehreren Organisationseinheiten Bei dem Querschnittsthema Gesundheit an Hochschulen zeigt sich dass viele verschiedene Organisationseinheiten Schnittmengen im Gesundheitsmanage-ment insbesondere fuumlr Studierende haben Unabhaumlngig von der Verortung des SGM spielt die Vernetzung zwischen den Schnittstellen eine entscheidende Rolle fuumlr das Gelingen eines SGM Diese am jeweiligen Standort zu identifizieren und gewinnbringend einzubinden ist bei dem Aufbau eines SGM empfehlenswert

Doch was sind die Schnittstellen inner-halb der Hochschule die fuumlr ein SGM relevant sind Manche Schnitt-stellen sind eher relevant fuumlr verhaumlltnispraumlventive Schritte andere eher fuumlr Maszlignahmen

Beduumlrfnisse aus dem SGM abgeleitet werden In manchen Hochschulen ist die Organisationsentwicklung Teilaufgabe der Personalentwicklung oder im strate-gischen Entwicklungsplan aufgegriffen

Die Ausgestaltung von Studiengaumlngen insbesondere die Gestaltung der Studi-enordnungen Curricula oder Pruumlfungs-angelegenheiten kann einen groszligen Einfluss auf die Gesundheit der Studie-renden haben

Forschung und Lehre in Fachbereichen mit Gesundheitsbezug koumlnnen sowohl einem SGM wichtige Impulse verleihen und mit der Expertise vor Ort professio-nell unterstuumltzen als auch das SGM als Forschungsfeld nutzen Dies kann zum Beispiel in Form von Studienarbeiten

tenspraumlventiven Maszlignahmenebene eine wichtige Rolle spielen etwa durch Be-ratungen zum Lernmanagement oder durch eine psychologische Beratungs-stelle Beratungsangebote koumlnnen auch verhaumlltnisorientiert in das SGM einflieszligen wenn die Einzelberatungsinhalte sys-tematisch ausgewertet und Schlussfol-gerungen der Analysen in die Umset-zung von SGM einbezogen werden

Sport und Bewegung ist ein Schnittstellenaspekt der haumlufig auf der verhaltenspraumlventiven

auf der Verhaltensebene Die Maszlignahmenebene vom Hoch-folgenden Schnittstellenthemen schulsport betreut wird jedoch sind in der Regel in verschiede- auch Einfluss auf die Verhaumlltnis-nen Organisationseinheiten an der Hochschule bereits angesie-delt und sollten bei der Entwick-lung eines SGM mitgedacht werden Die jeweils handelnden Akteu-rinnen und Akteure koumlnnen wichtige Partner oder selbst Teil des SGM an einer Hochschule sein

Relevante Schnittstellen In der Orga-nisationsentwicklung werden Entwick-lungs- und Veraumlnderungsprozesse in-nerhalb der Hochschulen eingeleitet die sowohl das Thema Studierendenge-sundheit beeinflussen als auch durch

oder Studienleistungen im Projektma-nagement uumlber Bachelor- und Master-arbeiten bis hin zu Promotionen im SGM geschehen

In der Regel gibt es an Hochschulen verschiedene Beratungsleistungen und gesundheitsfoumlrderliche Angebote die von unterschiedlichen Organisationsein-heiten angeboten werden Das Thema Beratung kann im SGM auf der verhal-

se der Hochschule haben kann

Die Entwicklung von Kompeten-zen oder persoumlnliche Weiterbil-

dung auszligerhalb der fachbezogenen Inhalte des Studiums koumlnnen im Rahmen einer Entwicklung der Gesundheits-kompetenz einen groszligen Stellenwert innerhalb des SGM einnehmen

Fuumlr das Thema Nachhaltigkeit insbe-sondere der sozialen Nachhaltigkeit ergeben sich eine Vielzahl von Uumlber-schneidungspunkten mit dem SGM

30 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Gleichstellung ist in Hochschulen immer ein relevantes Schnittstellent hema und wird in der Regel haumlufig organisationell mit Familienfoumlrderung zusammenge-fasst Einige Hochschulen haben das Zertifikat bdquofamiliengerechte Hochschuleldquo erworben dessen Inhalte das SGM ergaumlnzen

Diese Schnittstellen stellen eine Samm-lung dahingehend dar welche inhaltli-chen Uumlberschneidungspunkte mit Themen des SGM an den Hochschulen existieren Auf dieser Basis laumlsst sich eine Analyse vor Ort vornehmen um bei der Ausgestaltung des SGM bereits bestehende Aktivitaumlten und Angebote zu beruumlcksichtigen und gegebenen-falls einzubeziehen Die genannten Schnittstellent hemen sind jedoch nicht immer eindeutig einzelnen Organisati-onseinheiten an einer Hochschule zuzu-ordnen Eine Stakeholder -Analyse ist daher bei der Entwicklung eines SGM sinnvoll um wichtige Akteurinnen und Akteure am eigenen Standort identifi-zieren zu koumlnnen Diese sind sowohl in hauptamtlicher als auch in studenti-scher Funktion vor Ort aktiv und koumlnnen einen Beitrag zum SGM leisten Die fol-gende Aufstellung bietet einen Uumlber-blick daruumlber welche Akteurinnen und Akteure in der Hochschullandschaft aktuell an SGM mitwirken Die Auflistung in alphabetischer Reihenfolge stellt einen

Uumlberblick dar und erhebt keinen Anspruch auf Vollstaumlndigkeit Fuumlr eine detailliertere Auseinandersetzung mit einzelnen Akteurinnen und Akteuren siehe Seite 23 bdquoVeror-tung und Akteurinnen und Akteure des SGMldquo

bull AStA bull Bauabteilung bull Beauftragte fuumlr Gleichstellung Inklusion Diversity bull Beauftragte fuumlr Studierende mit Behinderung oder chronischer Erkrankung bull BGM bull Buumlro fuumlr Internationale Angelegenheiten bull Career Center bull Familienbuumlro bull Gesundheitswissenschaften Psychologie und Sportwissenschaft (SGM als

Forschungsfeld) bull Hochschulkommunikation bull Hochschulleitung bull Hochschulsport bull Nachhaltigkeitsbuumlro bull Organisationsentwicklung bull Personalentwicklung bull Psychologische BeratungsstelleSuchtberatung bull Sprecherinnen und Sprecher der Fakultaumltskonferenz bull Studiengangskoordinatorinnen und -koordinatorenStudiengangsmanagerin-

nen und Studiengangsmanager bull StudierendenparlamentStudierendenrat bull StudierendenwerkMensa bull Vertreterinnen und Vertreter der Fachschaften bull Zentrale Studienberatung bull Zentrum fuumlr Schluumlsselqualifikationen

Weitere Akteurinnen und Akteure die ihren Aufgabenschwerpunkt klar im BGM verortet haben aber durchaus auch einbezogen werden koumlnnen sind

bull Abteilung fuumlr Arbeitsschutz bull Betriebsaumlrztlicher Dienst bull Jugend- und Auszubildendenvertretung bull Mitarbeiter- und Konfliktberatung bull Personalraumlte (Gesamt- und Teilpersonalraumlte) bull Schwerbehindertenvertretung

5 Theorie und Praxis Was ist bei der Umsetzung zu bedenken

Planung Planung ist das A und O denn sie entscheidet uumlber den erfolgreichen Verlauf eines Projektvorhabens und haumlufig auch uumlber den Grad der Zufriedenheit der Mitwirkenden am Projekt selbst Sie bezieht sich auf alle Phasen des Public Health Action Cycles also auf Analyse Interventionsplanung Intervention und Evaluation (Rosenbrock 1995) (siehe Seite 36 bdquoAnalyseldquo Seite 38 bdquoInterventionsplanungldquo Seite 39 bdquoInterventionen und Maszlignahmenldquo und Seite 42 bdquoEvaluationldquo)

Zum Standard einer Projektumsetzung gehoumlrt es ein Gremium zu bilden das sich auf die Projektziele bdquocommittedldquo und mit entsprechender Entscheidungskompetenz ausgestattet ist Mit bdquoCommitmentldquo ist hier gemeint sich gemeinschaftlich auf Ziele zu einigen und sich verbindlich zum Projekt zu bekennen Dies bedeutet auch sich auf die Art und Weise der Zusammenarbeit zu verstaumlndigen zum Beispiel loumlsungs-orientiert loyal und kooperativ miteinander umzugehen und die Form des Umgangs mit auftretenden Schwierigkeiten und Konflikten abzustimmen

In das Gremium sollten Akteurinnen und Akteure verschiedener Statusgruppen einbezogen werden wie zum Beispiel Studierende und deren Vertreterinnen und Vertreter Lehrende und auch Personen in Leitungspositionen (siehe Seite 23 bdquoVer-ortung und Akteurinnen und Akteure des SGMldquo)

Die aktive und bewusste Beteiligung und Partizipation der Zielgruppe sprich der Studierenden sollte von Anfang an mitgedacht werden Um SGM erfolgreich um-zusetzen und Studierende wirklich fuumlr das Thema zu begeistern sollten ihnen Gestaltungsspielraumlume eroumlffnet werden Daher sollten Studierende und ihre Ver-tretungen in alle Prozesse Entscheidungen Arbeitsgruppen und Gremien die SGM betreffen einbezogen werden Echte Partizipation kann eine Identifikation mit dem SGM unterstuumltzen und positive Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden wahrscheinlicher machen Gerade der direkte Blick der Studie-renden oder deren Vertretungen auf den Alltag und deren Wissen um ganz konkrete und dringende Fragestellungen und Probleme sind von Anfang an unverzichtbar (siehe Seite 45 bdquoPartizipationldquo)

Im Projektverlauf aumlndern sich nicht selten Aufgaben- und Rollenverteilung Sie sollten deshalb immer wieder hinterfragt werden Sind die Aufgaben Verant-wortlichkeiten und Rollen klar definiert Wer uumlbernimmt was bis wann Zur Aufgaben- und Rollenverteilung gehoumlrt auch erreichte Ziele in den Gremiums-sitzungen meilensteinartig darzustellen und zu wuumlrdigen sowie Huumlrden und Problemstellungen gemeinsam zu reflektieren

Sabine Koumlnig Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Ines Niemeyer Freie Mitarbeiterin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Dr Brigitte Steinke Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

32 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Ein Zielfindungsworkshop foumlrdert das Commitment

der Projektbeteiligten

In der Eingangsphase des Projektes ndash und dieser Schritt ist keinesfalls ersetzbar ndash gilt es uumlbergeordnete Ziele im Einver-nehmen aller zu finden und zu definieren Durch das Festlegen von Zielen wird klar definiert was erreicht werden soll und kann Auszligerdem dienen festgelegte Ziele als Kriterien fuumlr die Evaluation Gerade dieser erste Schritt erweist sich in der Umsetzung wie in betrieblichen Kontexten auch als schwierig In der Praxis hat sich ein Zielfindungsworkshop bewaumlhrt Manche Projektgruppen entscheiden sich fuumlr Tagesworkshops oder nehmen sich gar eineinhalb bis zwei Tage Zeit Dies ist gut investierte Zeit in das Gesamtprojekt und das Commitment der Projektbeteiligten

Ziele und deren Kennzahlen sollten moumlglichst prozessbezogen beziehungsweise ergebnisbezogen formuliert sein Seibold et al (2010) verweisen dabei auch auf die Unterscheidung von langfristigen Oberzielen und kurz- oder mittelfristigen Unter-zielen Das hat fuumlr die praktische Planung und Umsetzung direkte Auswirkungen Langfristige Ziele koumlnnten zum Beispiel sein Bekanntheitsgrad des Themas in der Hochschule Beteiligungsquote an Maszlignahmen oder geringeres Stress-empfinden in Pruumlfungsphasen der Studierenden

Prozessbezogene Ziele koumlnnten sich auf die Umsetzung also zum Beispiel auf das Einbeziehen von Schluumlsselakteurinnen und -akteuren oder die Umsetzung von Interventionen beziehen oder auf die Zielgruppenerrei-chung zum Beispiel die Akzep-tanz der Interventionen

Ergebnisorientierte Ziele sind zum Beispiel die Zunahme von Gesundheitswissen und gesundheitsfoumlrderlichem Verhalten der Studierenden oder auch strukturelle Veraumlnderungen in Pruumlfungsablaumlufen

Grundsaumltzlich sollten festgelegte Ziele SMART-Kriterien erfuumlllen Sie sollten spezifisch messbar attraktiv realistisch und ter-minorientiert sein

Abgeleitete Ziele und Zielaspekte orientieren sich an einzel-nen Gruppen von Studierenden Beispielsweise laumlsst sich nach sportlich aktiven Studierenden und sportlich inaktiven Studierenden unterscheiden oder danach ob sich Studierende bereits mit ihrer Gesundheit befassen beziehungsweise dieses noch nicht tun (Seibold et al 2010)

Man kann zwischen Faumlchergruppen dem Geschlecht oder der Studienart (Vollzeit- oder Teilzeitstudium) unterscheiden nach Studieneingangs- beziehungsweise Studienausgangs-phase nach Semesterphasen mit Semesterferien oder mit Pruumlfungsschwerpunkten

Insofern ist der geplante Zeitpunkt einer Maszlignahme relevant fuumlr deren Beteiligungserfolg und die Wirksamkeit Es sollte durchdacht werden wann welches Thema gesetzt wird Bei-spielsweise koumlnnte zu Beginn des Studiums bei der Zielgrup-pe der Erstsemester das Thema bdquoOrientierung im Studiumldquo gesetzt werden vor Pruumlfungsphasen lohnt es das Thema Stressbewaumlltigung anzubieten Fuumlr Studierende die kurz vor dem Abschluss stehen koumlnnte das Thema Berufswahl interessant sein

In der Realitaumlt kommt es auch vor dass zum Beispiel durch Semesterzyklen Leerlauf im Projekt entsteht Es ist wichtig sich dessen bewusst zu wer-den und sinnvoll die zeitunab-haumlngigen Aufgaben im Projekt fuumlr solche Phasen einzuplanen

Sind Ziele und Zielgruppe defi-niert geht es darum saumlchliche personelle und finanzielle Mittel den einzelnen Schritten zur Zielerreichung zuzuord-nen Dies setzt natuumlrlich voraus dass man eine grundsaumltz-liche Mittelplanung bei der Einwerbung beziehungsweise Beantragung des Projektes vorgenommen hat (siehe Seite 25 bdquoFinanzielle und personelle Ressourcenldquo)

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Was entscheidet uumlber den Erfolg der Planungsphase Ein erster Schritt zu Beginn eines Projektes besteht immer darin zunaumlchst zu ermitteln was es bereits an Strukturen Einrich-tungen Maszlignahmen Angeboten Dokumenten oder Weiterem im Umfeld zum Projektthema gibt Als Methode eignet sich hier beispielsweise ein Mindmap Anschlieszligend gilt es die Ergebnisse dahingehend zu bewerten inwiefern sie fuumlr einen erfolgreichen Projektablauf nuumltzlich sein koumlnnten (siehe Seite 29 bdquoSchnittstellenldquo) In diesem Kontext sollte auch betrach-tet werden welche sozialen oumlkologischen oumlkonomischen oder kulturellen Aspekte damit verbunden sind

Damit geplante Ziele und Interventionen von der Zielgruppe angenommen werden muumlssen diese attraktiv gestaltet sein Dazu ist es sinnvoll gemeinsam mit Studierenden interessante Themen und Methoden zu waumlhlen beispielsweise Interventi-onen an Orten an denen sich Studierende oft aufhalten die gut zu erreichen sind und zu passenden Uhrzeiten angeboten werden Auch Schnupper- oder Kompaktangebote koumlnnen dazu geeignet sein Das Erfolgspotenzial der Interventionen kann erhoumlht werden wenn bereits in der Planungsphase niedrigschwellige Zugangswege beruumlcksichtigt werden wie eine Ausstellung zum Thema ein Barcamp oder Aktionen auf dem Campus die auf Themen oder Interventionen aufmerksam machen

Wie immer kommt es auf die Form der Kommunikation und die Ansprache der Zielgruppe an In einer Werkstatt zum SGM haben Studierende Aspekte speziell dazu erarbeitet wie eine adaumlquate Kommunikation in die Studierendenschaft hinein gestaltet werden kann (siehe Siehe 16 bdquoKommunikationldquo)

Fuumlr die Ansprache der Studierenden sollten saumlmtliche Kanaumlle genutzt werden dabei immer passend wohl dosiert und fokus-siert auf das gewaumlhlte Medium und die jeweilige Information Dazu zaumlhlen beispielsweise das Internet Social Media Plakate Flyer und natuumlrlich auch die Face-to-Face-Kommunikation

Sind Studierende als Multiplikatorinnen Multiplikatoren und Botschafterinnen und Botschafter aktiv erleichtert das den Zugang zur Zielgruppe vor allem durch eine Face-to-Face-Kommunikation auf Augenhoumlhe (siehe TK LVG amp AFS 2018)

Erfahrungen zeigen dass es sinnvoll sein kann das Thema Gesundheit mit anderen Themen zu verknuumlpfen welche die Zielgruppe der Studierenden in ihrer Lebensphase besonders ansprechen und damit den Blick auf das Thema Gesundheit zu erweitern SGM-Projekte sind oft mit einem Logo oder einem Slogan verbunden der die Studierenden anspricht und breit und marketingwirksam bewirbt (siehe TK LVG amp AFS 2018)

Unvorhergesehenes im Projekt Eine Planung geht eigent-lich nur richtig gut auf wenn die Akteurinnen und Akteure des Projektes in der Lage sind mit Unvorhergesehenem adaumlquat umzugehen und Plaumlne flexibel an sich aumlndernde Gegeben-heiten anzupassen Das kann bedeuten Zielaspekte zu aumlndern oder anzupassen und sich von liebgewonnenen Gewohnheiten zu trennen

Literatur Rosenbrock R (1995) Public Health als soziale Innovation Gesundheitswesen (57) 140-144

Seibold C Loss J Nagel E (2010) Gesunde Lebenswelt Hoch-schule Ein Praxishandbuch fuumlr den Weg zur Gesunden Hochschu-le Techniker Krankenkasse (Hrsg) Veroumlffentlichungen zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement der TK Bd 23 Hamburg

TK ndash Techniker Krankenkasse LVG amp AFS ndash Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen (Hrsg) (2018) Gesundheitsmanagement fuumlr Studierende duz spezial Berlin Unter wwwgesundheitsfoerdern-de-hochschulendeInhalteO1_StartseiteduzSpecial_ M03_TK_230318pdf Zugegriffen 1892018

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ldquo

34 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Einfuumlhrung in den Public Health Action Cycle Eine Systematik zur Projektpla-nung fuumlr das Gesundheitsmanagement fuumlr Studierende an Hochschulen bietet der sogenannte bdquoPublic Health Action Cycleldquo der den Aktionsprogrammen der Weltgesundheitsorganisation und vielen weiteren gesundheitsbezogenen Projek-ten zugrunde liegt ndash so auch den Aktivi-taumlten des Netzwerks bdquoHealth Promoting Universitiesldquo

Dieser Zyklus gliedert sich in vier auf-einander folgende Schritte Der erste Schritt ist die Definition und Bestim-mung des zu bearbeitenden Problems (siehe Seite 36 bdquoAnalyseldquo) dem die Konzipierung und Festlegung einer zur Problembearbeitung geeignet erschei-nenden Strategie oder Maszlignahme folgt (siehe Seite 38 bdquoInterventionspla-nungldquo) Im dritten Schritt werden dann die Interventionen implementiert (Interventionsumsetzung) um im ab-schlieszligenden Schritt die durch die Inter-

PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Leiter des AB Public Health an der Freien Uni versitaumlt Berlin und verschiedener Projekte zur Gesundheitsberichterstat tung bei Studierenden sowie zum Studentischen Gesundheitsmanage-ment

Tino Lesener Wissenschaftlicher Mitarbeiter im SGM-Projekt bdquoHealthy Campus Freie Universitaumlt Berlin Gesund studieren

ventionen erzielten Wirkungen abzu-schaumltzen (siehe Seite 42 bdquoEvaluationldquo) Sollte das eingangs definierte Pro-blem nicht oder nur in Teilen geloumlst worden oder die Loumlsung mit uner-wuumlnschten Neben- beziehungsweise Folgewirkungen verbunden sein koumlnnten diese zum Gegenstand ei-nes neuen Durchlaufs dieses Zyklus fuumlhren

Im ersten Schritt ndash der Analyse ndash wird die gesundheitliche Situation der Studierenden an Hochschulen analysiert Hier gibt es verschiedene Ansaumltze die sich in ihrer Systematik unterscheiden Ausgangspunkte koumlnnen zum Beispiel Fokus-gruppen in einem Studienfach oder aber Statistiken uumlber die Inanspruchnahme hochschuleigener Beratungsangebote sein Da hier jeweils nur eine Auswahl Studierender beteiligt wird sind hier Erhebungsstrategien zu empfehlen die im Idealfall allen Studierenden einer Hochschule die Moumlglichkeit bieten Angaben zu ihrem Gesundheitszustand beziehungsweise zu ihrem Gesundheitsverhalten zu machen

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Analyse

Intervention

Interventionsplanung Evaluation

Sichtbar werden dabei in der Regel ver-schiedene Problembereiche die nach-einander bearbeitet werden sollten Im zweiten Schritt ndash der Interventionspla-nung ndash gilt es die identifizierten Proble-me zu priorisieren die Adressatengrup-pe fuumlr Interventionen zu bestimmen und Maszlignahmen auszuwaumlhlen die geeignet sind das jeweilige Problem zu loumlsen

Im dritten Schritt ndash der Intervention ndash gilt es die Maszlignahmen umzusetzen und deren Implementation zu begleiten Auch gute Plaumlne koumlnnen selten ohne

Abstriche umgesetzt werden Hier gilt es jeweils abzuschaumlt-zen ob diese den Interventionserfolg gefaumlhrden um dann die Plaumlne so zu modifizieren dass sie dennoch zielfuumlhrend bleiben

Im abschlieszligenden vierten Schritt ndash der Evaluation ndash wird im Rahmen einer Prozess- und Ergebnisevaluation beurteilt in-wieweit das eingangs definierte Problem behoben werden konnte War die Intervention erfolgreich und ohne uner-wuumlnschte Folge- und Nebenwirkungen so kann ein neues Problem bearbeitet werden Fiel der Erfolg geringer als ge-wuumlnscht aus koumlnnen die Maszlignahmen neu ausgerichtet werden und einen neuen Durchlauf des Zyklus anstoszligen

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36 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Analyse Um festzustellen wie gut der Gesundheitszustand von Studierenden einer Hochschule ist wo sich die Studie-renden wohlfuumlhlen und wo sie gesund-heitliche Einbuszligen berichten ist eine Analyse hilfreich Mit dieser kann dann bestimmt werden wo Interventionen sinnvoll und notwendig sind und wie sie sich zielfuumlhrend und gewinnbringend gestalten lassen Hier helfen drei Fragen

1) Wer berichtet eine gute Gesundheit und wer gesundheitliche Einbuszligen

2) Was verursacht das Wohl- oder Miss-befinden und was erhaumllt es aufrecht

3) Wo besteht Veraumlnderungsbedarf

Diese Fragen koumlnnen in einer Bestands-aufnahme adressiert werden fuumlr die unterschiedliche Erhebungsverfahren eingesetzt werden koumlnnen Vorgestellt werden hier Befragungen Fokusgruppen Experteninterviews und Netzwerkana-lysen in ihren bevorzugten Anwen-dungskontexten

Online- und Offline-Befragungen Uumlber die Verbreitung und Verteilung von Gesundheitsrisiken und -chancen verbunden mit der Moumlglichkeit Ursa-chen Folgen sowie krankheitsassozi-ierte Faktoren aufzudecken informieren flaumlchendeckende Erhebungen bei Stu-dierenden einer Hochschule oder einer Region Hochschulbezogene Befragun-gen wie zum Beispiel der University Health Report an der Freien Universitaumlt Berlin oder der TU Kaiserslautern sowie die bundesweite Befragung zur Gesund-heit Studierender in Deutschland 2017 buumlndeln demografische Merkmale po-sitive und negative Gesundheitsindika-toren Ressourcen und Anforderungen der Studiensituation sowie das Gesund-heitsverhalten Damit stehen neben lokalen Daten auch hochschuluumlbergrei-fende Referenzwerte zur Verfuumlgung Mit gleicher Instrumentierung lassen sich diese an der eigenen Hochschule reproduzieren und somit in einem Wertevergleich Handlungsbedarf fest-stellen Die breite Instrumentierung er-laubt es mit Gesundheitsrisiken assozi-ierte Faktoren aufzudecken und fuumlr Interventionen zugaumlnglich zu machen So wird dann beispielsweise nicht nur das Stresserleben Studierender zum Thema sondern auch damit assoziierte Merkmale der Studiensituation wie zum Beispiel der Zeitaufwand fuumlr das Studi-um die Pruumlfungslast oder der wahrge-nommene Zeitdruck Bei wiederholten

PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Leiter des AB Public Health an der Freien Uni versitaumlt Berlin und verschiedener Projekte zur Gesundheitsberichterstat tung bei Studierenden sowie zum Studentischen Gesundheitsmanage-ment

Christine Wolter Wissenschaftliche Mitarbeiterin im SGM-Projekt bdquoHealthy Campus Freie Universitaumlt Berlin Gesund studieren

Befragungen (Zwei-Jahresintervall) las-sen sich auch Trends und Veraumlnderun-gen feststellen um Fehlentwicklungen fruumlhzeitig zu erkennen und abzustellen

Fokusgruppen Fokusgruppen sind an Leitfragen orientierte moderierte Dis-kussionen mehrerer Studierender (sechs bis zwoumllf) zu einem gesundheitsbezo-genen Thema (siehe Seite 56 bdquoAnlage 1IVldquo) Dabei steht die Sichtweise und Bewertung eines Themas durch die Gruppe der Teilnehmenden im Vorder-grund Durch das Aufeinandertreffen auch kontroverser Ansichten erhoffen sich die Durchfuumlhrenden ein vertieftes Verstaumlndnis des Themas Fokusgruppen wurden bislang zum studentischen

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Gesundheitsmanagement eingesetzt um Themen rund um die Gesundheit Studierender (Ernaumlhrung Bewegung) oder die Organisation eines SGM an der Hochschule zu ergruumlnden Der besonde-re Wert der Fokusgruppen liegt darin aus studentischer Perspektive eine Viel-zahl an Vorschlaumlgen zur Loumlsung eines Problems zu sammeln

Expertinnen- und Experteninterviews Interviews mit Personen die aufgrund ihres Status oder ihrer Funktion in Bezug auf ein Thema uumlber ein besonderes (Uumlberblicks-)Wissen uumlber Erfahrungen oder uumlber einen privilegierten Zugang zu Informationen verfuumlgen werden als Expertinnen- und Experteninterviews bezeichnet Fuumlr ein studentisches Ge-sundheitsmanagement sind dies in erster Linie die Studierenden selbst die neben ihrem eigenen Wissen und ihren Erfahrungen auch die von Mitstudie-renden einbringen koumlnnen Wenn sie zusaumltzlich in Hochschulstrukturen ein-gebunden sind (wie Fachschaft Aus-bildungskommissionen) verfuumlgen sie daruumlber hinaus aufgrund ihres Engage-ments uumlber einen privilegierten Zugang zu Informationen uumlber beispielsweise gesundheitliche Belastungen und Res-sourcen von Mitstudierenden oder suboptimale Studienbedingungen Wei-tere Expertinnen und Experten sind Personen die aufgrund ihrer Funktion an Schnittstellen in Lehre und Verwal-tung fuumlr Studierende zustaumlndig sind

Neben Lehrenden sind dies diejenigen die Lehrangebote planen und organi-sieren aber auch Mitarbeitende aus Serviceeinrichtungen fuumlr Studierende (Informations- und Beratungsangebo-te) Pruumlfungsbuumlros dem Hochschul-sport den Mensen Bibliotheken und so weiter Das Patchwork verschiedener Perspektiven ermoumlglicht Bereiche zu identifizieren in denen Optimierungs-potenzial besteht

Tagebuchstudien Tagebuchstudien ermoumlglichen Aussagen uumlber die Konti-nuitaumlt und Regelmaumlszligigkeit von Er-eig-nissenSituationen und geben ei-nen differenzierten Einblick in Abfolgen von Ereignissen und Befinden Kalenda-rische Tagebucheintraumlge zur Zeitver-wendung von Studierenden geben einen guten Einblick in das Ausmaszlig und die Verteilung studienbezogener Arbeiten uumlber Tage und Wochen Ergaumlnzt um Angaben zum Stresserleben in einer Woche laumlsst sich dieses mit vorherge-henden Aktivitaumlten in Verbindung bringen Themen von Tagebuchstudien mit Studierenden sind zum Beispiel Substanzkonsum in Folge von Studien-leistungen Emotionen und deren Regulation in Lern- und Leistungssitu-ationen das Studierverhalten sowie Stresserleben und Snacken

Netzwerkanalysen Die (soziale) Netz-werkanalyse ermoumlglicht die Erfassung und Analyse sozialer Beziehungen So kann zum einen das Netzwerk selbst Gegenstand sein (Groumlszlige Dichte) die Anforderungen aus dem Netzwerk (Kontaktaufbau und -pflege) es koumlnnen aber auch Konflikte und Unterstuumltzung zum Gegenstand werden Ausgehend von der Annahme dass eigene Einstel-lungen Orientierungen und Verhaltens-weisen staumlrker von Personen gepraumlgt werden mit denen man sich verbunden fuumlhlt wird die Bedeutung des Netzwerks fuumlr das Studier- und Leistungsverhalten aber auch fuumlr das Gesundheits- und Risikoverhalten (Bewegung Ernaumlhrung Substanzkonsum) hervorgehoben

Das Community Mapping oder auch Photovoice sind Erhebungsformen die visuelle Dokumentation und Erzaumlhlung miteinander verbinden zu denen es bislang noch wenige Erfahrungen in Projekten zum studentischen Gesund-heitsmanagement gibt

38 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Interventionsplanung Der Analyse schlieszligt sich in der Regel die Interventi-onsplanung an Wurde beispielsweise aus Kapazitaumlts- oder Zeitgruumlnden keine hochschuleigene Analyse durchgefuumlhrt kann auf bereits bestehende Analysen zuruumlckgegriffen werden (zum Beispiel Gruumltzmacher et al 2018 bdquoGesundheit Studierender in Deutschland 2017ldquo) Wichtig ist jedoch vor Ort qualitativ Ansatz-punkte fuumlr Interventionen zu unterlegen beispielsweise durch Fokusgruppen oder strukturierte Interviews

In vielen Settingprojekten gibt es bereits in der Analysephase kleinere Interventionen die auf das Thema aufmerksam machen wie beispielsweise ein Gesundheitstag speziell fuumlr Studierende

Bei der Planung handelt es sich nicht um einen rein formalen Akt Das ergibt sich schon allein aus der Tatsache dass hier die Weichen dafuumlr gestellt werden was im Setting genau passieren soll Es geht um die Sichtbarkeit und um die Wirksamkeit So ist die Analyse selbst bereits eine starke Intervention Sie laumlsst die Akteurinnen und Akteure des Settings aufhorchen bdquoHier passiert etwas meine Gesundheit und mein Wohlbefinden werden wichtigldquo

Wie kann man konkret vorgehen Seibold et al (2010) empfehlen in einem ersten Schritt relevante Themen aus den Analyseergebnissen abzuleiten und zu reflektieren welche Bedeutung und Wichtigkeit diese Themen in der Kulturlandschaft der Hoch-schule einnehmen Welche Zielgruppe ist betroffen Wie muss die Kommunikation aussehen um die Gruppe zu erreichen Auch ist zu bedenken ob man beispielsweise einen Studiengang anspricht oder eine darin sich befindende besonders belastete Gruppe Moumlglicherweise beziehen sich die Interventionen auch auf andere Status-gruppen die in der Lehre oder an einer Schnittstelle zu den Studierenden taumltig sind In dieser Phase werden haumlufig Fokusgruppen durchgefuumlhrt um qualitativ weitere Aspekte zu Ressourcen und Belastungen zu gewinnen (siehe Seite 56 bdquoAnlage 1IVldquo)

Daraufhin folgt eine Priorisierung der ermittelten Gesundheitsthemen und eine Definition der angestrebten Ziele (kurz- mittel- und langfristig siehe Seite 31 bdquoPlanungldquo) Mit der Priorisierung der Gesundheitsthemen ist die Definition der zu erreichenden Zielgruppen verknuumlpft Wo brennt es am meisten Welche Themen sind auch der Hochschulleitung deutlich und wo bekommt man entsprechend Ruumlckenwind Wo koumlnnen (moumlglichst schnell) sichtbare Erfolge erzielt werden (sogenannte Quick-Wins) Gibt es Strukturen und Angebote die miteingebunden werden koumlnnen

Die geplanten Interventionen koumlnnen auf verschiedenen Ebenen ansetzen wie zum Beispiel auf der Individuumsebene dem physischen oder sozialen Umfeld dem Arbeits- und Lernumfeld oder Dienstleistungssektor (siehe Seite 27 bdquoSpezifika und Handlungsfelderldquo) Sie sollten sowohl auf der Verhaumlltnis- als auch auf der Verhalten-sebene greifen und die Ebenen bestenfalls miteinander verzahnen (Altgeld und Kolip 2014) Speziell in Bezug auf die Ableitung von Maszlignahmen die die Verhaumlltnisse ange-

Sabine Koumlnig Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Ines Niemeyer Freie Mitarbeiterin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

Dr Brigitte Steinke Fachreferentin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse

hen ist es wichtig die Verantwortlichen einzuladen die fuumlr die Gestaltung der Strukturen in der Hochschule Entschei-dungsbefugnisse haben beispielsweise den Prorektoren fuumlr Studium und Lehre wenn es um die Ausgestaltung von Pruuml-fungsphasen geht

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Einen nicht unerheblichen Einfluss auf den Erfolg des Projektes haben die zur Verfuumlgung stehenden finanziellen und perso-nellen Mittel (siehe Seite 25 bdquoFinanzielle und personelle Res-sourcenldquo) Sie sind entscheidend fuumlr den Umfang der anvisier-ten Interventionen und sollten im Laufe des Projektes stetig uumlberpruumlft werden

Es hat sich bewaumlhrt Studierende zu befaumlhigen als Multiplika-torinnen und Multiplikatoren im Themenfeld Gesundheitsfoumlr-derung taumltig zu werden und das Projekt auch im Sinne der Partizipation (siehe Seite 45 bdquoPartizipationldquo) zu bereichern Mit diesem Empowerment wird die Selbstbestimmung und Eigenverantwortung der Studierenden gestaumlrkt und erhoumlht Dies wirkt an sich schon gesundheitsfoumlrderlich (Frost und Mierke 2013 Zimmermann 2000)

Im Laufe der Interventionsplanung sollten priorisierte Ziele nicht aus dem Blick geraten Ziele und Zielgruppen gilt es regelhaft zu uumlberpruumlfen und anzupassen

Literatur Altgeld T Kolip P (2014) Konzepte und Strategien der Gesundheitsfoumlrderung In Hurrelmann K Klotz T Haisch J (Hrsg) Lehrbuch Praumlvention und Gesundheitsfoumlrderung 4 Auflage Bern Verlag Hans Huber Seite 45-57

Frost B Mierke K (2013) Stresserleben und Stressbewaumlltigung bei Studierenden Funktionale und dysfunktionale Strategien und weitere Einflussvariablen Journal of Business and Media Psychology (1) 13ndash24

Gruumltzmacher J Gusy B Lesener T Sudheimer S Willige J (2018) Gesundheit Studierender in Deutschland 2017 Ein Kooperati-onsprojekt zwischen dem Deutschen Zentrum fuumlr Hochschul-und Wissenschaftsforschung der Freien Universitaumlt Berlin und der Techniker Krankenkasse Unter wwwfu-berlindege-sund-studieren Zugegriffen 20112018

Seibold C Loss J Nagel E (2010) Gesunde Lebenswelt Hochschu-le Ein Praxishandbuch fuumlr den Weg zur Gesunden Hochschule Techniker Krankenkasse (Hrsg) Veroumlffentlichungen zum Be-trieblichen Gesundheitsmanagement der TK Bd 23 Hamburg

Zimmerman BJ (2000) Self-Efficacy An Essential Motive to Learn Contemporary Educational Psychology 25 (1) 82ndash91 doiorg101006ceps19991016

Interventionen und Maszlignahmen Nachdem Interventionen und Maszlignahmen geplant wurden (siehe Seite 38 bdquoInterventi-onsplanungldquo) geht es an die Umsetzung dieser Im Folgenden werden verschiedene Beispiele fuumlr Interventionen auf verschie-denen Ebenen und in unterschiedlichen Handlungsfeldern dargestellt (siehe Seite 27 bdquoSpezifika und Handlungsfelderldquo) Idealerweise werden verhaumlltnis- und verhaltensorientierte In-terventionen miteinander verzahnt Diese sind nicht immer klar voneinander getrennt es koumlnnen sich Schnittmengen ergeben

Beispiele fuumlr verhaumlltnisorientierte Interventionen Unter verhaumlltnisorientierten Interventionen versteht man jene Inter-ventionen die sich auf die strukturelle Ebene beziehen und somit das Umfeld von Personen einschlieszligen

Physisches Umfeld An der Universitaumlt Wuppertal wurden neue Entspannungs- und Ruumlckzugsareale im Studien- und Ar-beitsumfeld geschaffen Dazu wurde beispielsweise ein Haumlngemattenpark mit Strandkoumlrben und Liegestuumlhlen zur Erholung im Freien eroumlffnet Ebenfalls wurde den Hochschul-angehoumlrigen ein Snoozle-Raum zur Verfuumlgung gestellt um sich zu entspannen oder eine kreative Auszeit vom Alltag zu nehmen Des Weiteren hat die Hochschule eine Lehrkuumlche eingerichtet in der insbesondere Studierende ernaumlhrungsspezifisches Wissen in Theorie und Praxis vermittelt bekommen (www gesundeuni-wuppertaldeangeboteentspannung-rueck zugsareale-am-grifflenberghtml)

Soziales Umfeld An der TU Kaiserslautern (TUK) koumlnnen Stu-dierende einmal pro Woche hochwertigen Kaffee an einem selbstgebauten Fahrrad-Cafeacute kaufen Dieser wird nur in Es-pressokannen serviert sodass Studierende mindestens zu zweit bestellen muumlssen und die Pause gemeinsam auf der Wiese genieszligen bdquoTo goldquo-Becher werden nicht ausgegeben Dadurch wird der soziale Austausch miteinander gefoumlrdert Das sogenannte Cafeacute TUK TUK ist inzwischen an der Univer-sitaumlt eine Institution und traumlgt zur Entschleunigung und Erholung vom Studienalltag bei

40 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Das Cafeacute TUK TUK wird bereichert durch das Angebot eines Biobauern der regionales Obst und Gemuumlse auf dem Campus verkauft (wwwcampusplusuni-kldeprojekteaspx) Auch auszligerhalb des Studienalltags ermoumlglicht die TU Kaiserslautern den Studierenden ein soziales Miteinander Einmal pro Sommersemester wird in der Phase mit hohem Pruumlfungs-stress ein OpenStage organisiert Studierende koumlnnen dort bewusst auf andere Gedanken kommen und gemeinsam mit ihren Kommilitonen einen Abend verbringen Studierende ge-stalten fuumlr Studierende selbst das Programm (wwwcampus-plusuni-kldeeventsaspx)

Arbeits- und Lernumfeld Eines der Ziele des SGM am KIT besteht in der Etablierung einer bewegungsfreundlichen Lehr- und Lernkultur In diesem Zusammenhang wurden in Kooperation mit der Bibliothek des KIT mobile Schreib-tischaufsteller angeschafft die von Studierenden ausgelie-hen werden koumlnnen um so das Lernen im Stehen zu ermoumlg-lichen Des Weiteren wurde ein Campusplan angefertigt auf dem alle fuumlr Studierende zugaumlnglichen Steharbeitsplaumltze ersichtlich sind (wwwsportkiteduhochschulsportactivi-tykitphp)

Dienstleistungssektor Das Studierendenwerk der Universitaumlt Bonn bietet in der bdquoHealthy Campus Bonn Wocheldquo in Zusam-menarbeit mit dem Institut fuumlr Ernaumlhrungs- und Lebensmit-telwissenschaften ein ausgewogenes Healthy Campus Menuuml in allen Mensen der Universitaumlt an (wwwuni-bonnde einrichtungenpe-karrierehealthy_campus_bonnhealthy- campus-bonn-woche)

Eine Arbeitsgemeinschaft aus 57 unabhaumlngigen Studieren-denwerken hat das Projekt bdquomensaVitalldquo initiiert welches zum Beispiel an der Universitaumlt Paderborn und der Hochschule Fulda umgesetzt wird bdquomensaVitalldquo steht fuumlr frische aus-gewogene und zeitgemaumlszlige Speisen Es werden frische Kraumluter statt Wuumlrzmischungen verwendet und eine vitaminschonende und fettarme Zubereitung gewaumlhrleistet unter anderem dadurch dass auf frittierte und panierte Speisen verzichtet wird bdquomensaVitalldquo zeigt dass gesunde Ernaumlhrung lecker ist (wwwstudierendenwerk-pbdegastronomieweitere- angebotemensavital)

Individuelle Ebene An der TU Ilmenau wurde im Winterse-mester 201718 das Projekt bdquoSchritt fuumlr Schritt fitldquo ins Leben gerufen Ziel des Projektes ist es die Gesundheit der Men-schen in ihrem taumlglichen Umfeld zu foumlrdern die individuellen Ressourcen zu staumlrken und einen Risikofaktor der heutigen bdquoSitzgesellschaftldquo die mangelnde Bewegung abzubauen bdquoSchritt fuumlr Schritt fitldquo soll durch gezielt gesetzte visuelle Reize zu mehr Bewegung und koumlrperlicher Aktivitaumlt animie-ren Treppenaufkleber mit Spruumlchen wie bdquoGesuumlnder leben hellip Rezeptfrei hier im Treppenhausldquo oder bdquoHier entlang hellip fuumlr Fit-ness und Wohlbefindenldquo wollen zeigen dass schon wenige Schritte mehr am Tag einen wichtigen Beitrag zu mehr Gesund-heit leisten koumlnnen (wwwtu-ilmenaudeensfsf)

Strukturelle Ebene An der TU Kaiserslautern besteht ein Gremium bdquoStudierendengesundheitldquo Es setzt sich aus stu-dentischen Vertretern der Fachschaften des Studierenden-parlamentes des AStAs des SGM-Teams und hauptamtlichen Vertretern der Universitaumlt (psychologische Beratungsstelle BGM et cetera) zusammen Einmal im Semester informiert das SGM-Team das Gremium bdquoStudierendengesundheitldquo uumlber aktuelle Maszlignahmen und Themen Im Rahmen dieser Sitzun-gen werden Projektplaumlne gesundheitsrelevante Themen und anstehende Maszlignahmen diskutiert (wwwcampusplus uni-kldestudierendengesundheitaspx)

An der Universitaumlt Wuppertal gibt es die Service- und Bera-tungsstelle fuumlr Gesundheit bdquoBUWbewegtldquo Das ist eine zentra-le Anlaufstelle fuumlr alle Angehoumlrigen der Hochschule Es geht beispielsweise um Gesundheitsangebote Aktionen Bera-tung fuumlr Gesundheit Familie und mehr (wwwgesundeuni- wuppertaldewir-stellen-uns-vorhtml)

Beispiele fuumlr verhaltensorientierte Interventionen Unter verhaltensorientierten Interventionen versteht man Interventi-onen die sich auf die individuelle Ebene einer Person beziehen und an deren Verhalten ansetzen

Bewegungsfoumlrderung An verschiedenen Hochschulen koumlnnen Dozentinnen und Dozenten fuumlr ihre Vorlesung einen Pausenexpress buchen Eine Trainerin oder ein Trainer kommt daraufhin in die Vorlesung und fuumlhrt eine viertel Stunde lang Uumlbungen mit der Studierendengruppe durch (zum Beispiel wwwhochschulsportrwth-aachendecmsHSZSport Sportangebot~njofStudierenden-Pausenexpress)

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Die Universitaumlt Goumlttingen hat kostenfreie Angebote zur Bewe-gungsfoumlrderung der Studierenden geschaffen Es werden zum Beispiel Yoga in der Mittagspause Ruumlckenkurse Laufkurse Outdoortraining Mountainbiketouren et cetera angeboten zu denen sich die Studierenden online anmelden koumlnnen (wwwhealthycampus-goettingendeactivitieskursange-bot-2)

An der PH Heidelberg ist im Rahmen des SGM das Projekt bdquoKopfstehenldquo implementiert worden Es geht speziell um die Reduzierung sitzenden Verhaltens Studierender im Hoch-schulkontext ndash bdquoKopf-Stehenldquo Dafuumlr wurde zum Beispiel ein Stehlabor entwickelt bewegungsaktivierende Filme mit Dozie-renden in Vorlesungen und Seminaren gedreht und Studieren-de zu bdquoSitz-Steh-Bewegungsberaterinnenldquo weitergebildet (wwwph-heidelbergdekopf-stehenhtml)

Stressbewaumlltigung Die HTWK Leipzig integriert das Stress-bewaumlltigungsprogramm TK-MentalStrategien in die Lehre Fuumlr die Teilnahme an diesem Programm erhalten Studierende ECTS-Punkte Auch weitere Lehrveranstaltungen die auf die Gesundheitsfoumlrderung der Studierenden abzielen werden mit ECTS-Punkten versehen (wwwhtwk-leipzigdelebenund-du-somach-nen-punkt)

Ernaumlhrungs- und Gesundheitskompetenzbildung An der Georg- August- Universitaumlt Goumlttingen gibt es Kochkurse sowie Seminare und Workshops zum Thema (gesunde) Ernaumlhrung an denen die Studierenden kostenfrei teilnehmen koumlnnen (wwwhealthycampus-goettingendeactivitieskochen)

Schluumlsselqualifikationserwerb Das bdquohealthy Campus Pro-jektldquo der Universitaumlt Goumlttingen bietet ein Zertifikatsprogramm zum Thema Gesundheitskompetenz an In diesem koumlnnen Studierende Seminare zu den Themen Gesundheitsfoumlrderung Bewegung in Theorie und Praxis Ernaumlhrung Stressbewaumll-tigung et cetera belegen und dafuumlr ECTS-Punkte sammeln (wwwhealthycampus-goettingendeacademyschluessel kompetenzen)

Am KIT sind gesundheitsbezogene Themen Teil der Schluumls-selqualifikationslehre Damit gehoumlren sie zum Wahlpflichtbe-reich saumlmtlicher Studiengaumlnge und sind in die universitaumlre

Kernaufgabe bdquoLehreldquo integriert Im Programm des House of Competence (HoC zentrale Schluumlsselqualifikationseinrich-tung am KIT) werden unter anderem Veranstaltungen zum Lern- und Stressmanagement zur Gesunderhaltung im Leh-rerinnenberuf oder zum gesundheitsbewussten Miteinan-der in Studium und Beruf angeboten (studiumhockitedu) Daruumlber hinaus werden gezielt Inhalte aus dem SGM-Projekt bdquoMyHealthldquo (wwwmyhealthkitedu) als Anwendungsbeispiel in Schluumlsselqualifikationsseminare ndash zum Beispiel Projektma-nagementseminare ndash eingespeist So werden auch Studieren-de erreicht die nicht per se an gesundheitsbezogenen Fra-gestellungen interessiert sind Durch die Integration des Themas in die Schluumlsselqualifikationslehre werden Studieren-de in der Breite fuumlr das Thema bdquoGesund studierenldquo sensibili-siert und gleichzeitig an der Maszlignahmenentwicklung des SGM am KIT beteiligt

Suchtmittelpraumlvention Die Mitarbeitenden des bdquohealthy Campus Goumlttingenldquo sind auf Uni-Partys der einzelnen Fakul-taumlten unterwegs mit einem Alkoholtester Diesen duumlrfen die Studierenden freiwillig nutzen um ihr Bewusstsein hinsichtlich ihres Alkoholkonsums zu schaumlrfen Auszligerdem gibt es zu unter-schiedlichen Themen (zum Beispiel bdquoPsychische Gesundheitldquo bdquoSuchtverhaltenldquo) offene und kostenfreie Beratungsangebote die healthy hour (wwwhealthycampus-goettingendeacti-vitieshealthy-hour)

Im Rahmen des University Health Report wurde an der Freien Universitaumlt Berlin in Kooperation mit dem Bremer Leibniz-Ins-titut fuumlr Praumlventionsforschung und Epidemiologie (BIPS GmbH) eine Soziale-Normen-Intervention zur Reduktion beziehungs-weise Vorbeugung von riskanten Alkoholkonsummustern durchgefuumlhrt Der Soziale-Normen-Ansatz geht davon aus dass bei Studierenden soziale Beziehungen zu Peers und daraus hervorgehende Einfluumlsse (in Form der Wahrnehmung des Verhaltens anderer) eine Rolle fuumlr den Alkoholkonsum spielen Die systematische Uumlberschaumltzung des Alkoholkon-sums Mitstudierender steht dabei im Zusammenhang mit einem erhoumlhten eigenen Alkoholkonsum Der Evaluationsbericht der Intervention wurde online veroumlffentlicht (wwwewi-psyfu-berlin deeinrichtungenarbeitsbereicheppgmediapublikationen schriftenreiheISPI_Gesamtbericht_V09pdf)

42 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Evaluation Eine nachhaltige und langfristige Sicherung eines SGM erfor-dert eine Bewertung und Dokumenta-tion Andernfalls hat es bdquonicht stattge-fundenldquo beziehungsweise laumlsst es keine Schluumlsse uumlber den Erfolg oder Misser-folg zu Eine Darstellung des Nutzens und der Gruumlnde fuumlr eine Evaluation im SGM findet sich im folgenden Absatz bdquoHochschulen die SGM erfolgreich um-setzen bauen ihre Aktivitaumlten auf Be-darfs- und Beduumlrfnisanalysen auf und uumlberpruumlfen ihre Aktivitaumlten regelmaumlszligigldquo (TK LVG amp AFS 2018 Seite 8)

Der Nutzen von und Gruumlnde fuumlr eine Evaluation im SGM bull Steuerung des Gesamtprojektes SGM bull Verbesserung der Arbeit (Stolperstei-

ne Erfolgsfaktoren) bull Rechtfertigung der verwendeten

personellen und finanziellen Ressourcen

bull Legitimation der Vorgehensweise bull Dokumentation von Erfolgen bull Verbesserung der Akzeptanz des

SGM innerhalb der Hochschule bull Weiterentwicklung des SGM

Ein gutes praktisches Beispiel fuumlr ein Element einer gelungenen Planungs-evaluation und Dokumentation ist die sogenannte Wanderausstellung der TU Kaisers lautern Hier wurden die Ergeb-nisse des University Health Report (UHR) aufwendig aufgearbeitet und an-sprechend an allen Stellen des Campus praumlsentiert (siehe wwwuni-kldesgm poster-uhr-ergebnisse) Im Sinne der Planungsevaluation wurden die geplan-ten Interventionen mit diesen Analy-seergebnissen abgeglichen und ent-sprechend angepasst

Vorausgegangen ist dieser Analyse eine strategische Diskussion im Steuerungs-gremium wie der Prozess des SGM prin-zipiell evaluiert werden kann Unter anderem wurde hier vereinbart nach einem bestimmten Zeitablauf den UHR zu wiederholen um die Wirksamkeit des Projektes festzustellen und Anhalts-punkte fuumlr das Vorgehen zu erhalten (Ergebnisevaluation)

Evaluation (lateinisch valere = wert sein) bedeutet im allgemeinen Ver-staumlndnis bdquoBewertungldquo bdquoBeurteilungldquo Im wissenschaftlichen Sinne und Kon-text des SGM handelt es sich bei Evalua-tion um die systematische empirische Untersuchung und methodisch gesi-cherte Datenanalyse zur Bewertung der Gesamtkonzeption und Umsetzung des SGM innerhalb der Organisation Hochschule Im Sinne einer Erfolgskon-trolle wird mit der Evaluation die Frage beantwortet ob das angestrebte Ziel erfuumlllt wurde Gegenstand koumlnnen hier-bei die Planung selbst (Planungsevalua-tion) Strukturen fuumlr das beziehungs-weise des SGM (Strukturevaluation) die einzelnen Prozesse und Prozessablaumlufe des SGM (Prozessevaluation) die Kon-textfaktoren und Ressourcen fuumlr das SGM sowie die Ergebnisse insgesamt oder einzelner Projekte Interventionen und Maszlignahmen sein (Ergebnisevaluation)

Planungsevaluation (auch Strategie-evaluation genannt) Selbstreflexion anhand von strukturierten Fragestel-lungen bezogen auf die Planungsphase die noch vor der Umsetzung des Pro-jektes stattfindet Zum Beispiel Ist die Beduumlrfnislage der Studierenden in der Planungsphase ausreichend beruumlck-

Prof Dr med Eva Hungerland Wissenschaftliche Leitung des Gesundheitsmanagements der DHBW Stuttgart und fuumlr die Entwicklung des Studentischen Gesundheitsmanage-ments der DHBW mit verantwortlich

Jaqueline Metken Projektkoordinato-rin des bdquoDHBeWegt Dichldquo Projektes im Rahmen der Initiative bdquoBewegt Studieren

ndash Studieren bewegtldquo und Masterstudentin an der Berlin School of Public Health

sichtigt In der Planungsphase werden auch Ziele des SGM als messbare Indi-katoren (Kennzahlen) der Zielerrei-chung formuliert

Strukturevaluation Der Fokus liegt auf der Erhebung der Struktur des Settings Hochschule Die Analyse kon-zentriert sich somit auf die Eignung der (foumlrderbaren) Rahmenbedingungen des Settings Hochschule fuumlr das SGM Beruumlcksichtigt werden dabei die zur Verfuumlgung stehenden Ressourcen wie die vorhandenen Strukturen Gremien und Initiativen

Prozessevaluation Die Beurteilung erfolgt kontinuierlich waumlhrend des jewei-ligen SGM-Programms Es wird uumlber-pruumlft inwieweit der geplante Verlauf des Gesamtkonzeptes oder der einzelnen

43

Teilprojekte erfolgt ist Moumlgliche Indikatoren sind beispiels-weise der Grad der Erreichung der Zielgruppe oder die Akzep-tanz der Maszlignahme

Ergebnisevaluation Evaluiert wird die Frage der Zielerrei-chung von kurz- mittel- und langfristigen Zielen des Gesamt-konzeptes SGM Dabei koumlnnen auch verschiedene Interventio-nen verglichen oder Effekte wie beispielsweise die Steigerung des Wohlbefindens durch die Maszlignahme evaluiert werden

Hierbei baut die Evaluation auf vorangegangene Phasen des Public Health Action Cycle auf (siehe Seite 31 bdquoPlanungldquo) Im letzten Schritt dieses (Projekt-)Managementkreises wird die Wirksamkeit durch einen Vergleich mit den zu Beginn auf-grund der auf Datenanalyse fixierten Ziele Zwecke und Inter-ventionen des SGM fuumlr die jeweilige Hochschule uumlberpruumlft und dokumentiert (Evaluationsbericht) Die Veroumlffentlichung und Diskussion dieser Ergebnisse dienen der Transparenz und Qualitaumltsverbesserung und flieszligen in die naumlchste Phase des Public Health Action Cycle ein

Da es sich bei der Evaluation um eine qualitaumltssichernde Maszlignahme handelt empfiehlt sich die Einbettung in Qualitaumlts-managementprozesse der Hochschule Stakeholder aus dem Bereich Prozessmanagement oder Controlling sollten optimaler Weise bereits zu Beginn des SGM eingebunden werden Insbe-sondere auch um gemeinsam Kennzahlen festzulegen oder schon vorhandene zu verwenden Ansonsten bietet sich das Erstellen eines eigenen Qualitaumltshandbuches fuumlr das SGM an

Tabelle 1 Methoden und Instrumente

Das verwendete methodische Verfahren genauer gesagt die Instrumente der Evaluation haumlngen davon ab ob die Wirk-samkeit des Gesamtprojektes (Ergebnisevaluation) oder ob einzelne Teilziele und Interventionen bewertet werden sollen Um Wirkungen oder Veraumlnderungen festzustellen ist eine Wiederholungsbefragung geeignet Hierbei ist darauf zu achten dass die gleichen Instrumente wie im Analyseverfahren verwendet werden

Grundsaumltzlich sollten je nach Fragestellung Ziel Zielgruppe und den vorhandenen Ressourcen die Methoden und Instru-mente der Evaluation gewaumlhlt werden (siehe Tabelle 1) Diese sind anschlieszligend in einem Evaluationsplan festzuhalten

Daruumlber hinaus ist zu klaumlren ob eine Selbstevaluation oder Fremdevaluation vorgenommen werden soll Hierbei sind die jeweiligen Vor- und Nachteile abzuwaumlgen um die optimale Evaluationsart auszuwaumlhlen Die Fremdevaluation ist meis-tens mit houmlheren Kosten verbunden waumlhrend bei der Selbst-evaluation der erhoumlhte Arbeitsaufwand beruumlcksichtigt werden muss Die Vorteile der Selbstevaluation liegen vor allem in dem Wissen der Akteurinnen und Akteure zum jewei-ligen Thema dem Projekt und der Institution selbst Dieses Wissen fehlt externen Akteurinnen und Akteuren und die entsprechende Vermittlung faumlllt als zusaumltzlicher Aufgaben-bereich in der Fremdevaluation an Der Nachteil der Selbst-evaluation liegt in der engen Verbundenheit zum Thema oder Projekt sodass sogenannte bdquoblinde Fleckenldquo auftreten koumlnnen Eine genaue und kritische Beschreibung kann in diesem Fall sehr schwer fallen

Methode Instrument

Beobachtung Beobachtungsschema

Befragung qualitativ Fokusgruppen Workshops Expertinnen- und Experteninterviews mit Interviewleitfaden

Befragung quantitativ Feedback-Boumlgen Frageboumlgen

Dokumentenanalyse Analyseschema

Teilnahmeraten Numerische Erfassung

44 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Ein paar Tipps zur Evaluation bull Sich an bereits durchgefuumlhrten Evaluationen anderer

Hochschulen orientieren Informationen hierzu finden sich auf der Projektdatenbank sowie bei einzelnen Mitgliedern des Arbeitskreises Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen

bull Die Evaluation einfach halten Die Inanspruchnahme von Kursen Vortraumlgen oder Schulungen kann zum Beispiel uumlber die Teilnehmerzahlen erfasst werden Bei Broschuumlren und Flyern koumlnnen die ausgeteilten Exemplare gezaumlhlt werden und bei einem Gesundheitstag kann die Anzahl der Besucher uumlber ein Quiz das mit einer Verlosung (zum Beispiel kostenlose Teilnahme am Hochschulsport fuumlr ein Semester) verbunden ist erhoben werden

bull Auf eine gute Mischung aus Indikatoren fuumlr die kurz- und mittelfristigen sowie die langfristigen Ziele achten sodass Sie zu verschiedenen Zeiten Ergebnisse praumlsentieren koumlnnen

bull Nur fuumlr jene Ziele Indikatoren auswaumlhlen die tatsaumlchlich mit entsprechenden Maszlignahmen angegangen werden Wird etwa die Gesundheit bei Studierenden als Indikator gewaumlhlt sollte sich beispielsweise die Verbesserung der subjektiven Gesundheit als Ziel gesetzt und entsprechende Maszlignahmen ergriffen werden

bull Damit sowohl den Gremienmitgliedern und der Hoch-schulleitung als auch den Beschaumlftigen und Studierenden der Nutzen von Gesundheitsfoumlrderung vermittelt werden kann sollten verschiedene Indikatoren erhoben werden Alle Beteiligten haben schlieszliglich unterschiedliche Erwar-tungen an die Gesundheitsfoumlrderung und werten unter-schiedliche Dinge als Erfolg

bull Die Evaluation sollte kontinuierlich erfolgen Die durchge-fuumlhrten Schritte sind fortlaufend zu dokumentieren unter anderem durch das Erstellen von Protokollen der Gremiensitzungen Regelmaumlszligige Wiederholungsbefragun-gen-analysen sind einzuplanen

Wichtig Die endguumlltige Auswahl der Evaluationsindikatoren ist zwingend mit der Hochschulleitung abzustimmen schlieszliglich wird an ihnen letztlich der Erfolg der Gesundheitsfoumlrderung festgemacht (Seibold et al 2010 Seite 81-82)

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Grossmann R Scala K (2011) Gesundheit durch Projekte foumlr-dern Gesundheitsforschung 5 Auflage Weinheim Juventa

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Steinbach H (2011) Gesundheitsfoumlrderung Ein Lehrbuch fuumlr Pflege- und Gesundheitsberufe 3 Auflage Wien Facultas

-

Partizipation Die Partizipation von Studierenden ist ein zentrales Element des Studentischen Gesundheitsmanagements (SGM) Aus der Perspektive der Gesund-heitsfoumlrderung an Hochschulen gilt es

1 Studierende zu befaumlhigen ihre individuellen Gesundheitsressourcen zu erkennen und anzuwenden

2 Studierenden Routinen an die Hand zu geben mit denen sie ihren Alltag innerhalb gesetzter Rahmenbedingungen moumlglichst gesund gestalten

3 Studierende mit Wissen und Faumlhigkeiten auszustatten damit sie im spaumlteren Berufsleben gesund bleiben sowie als potenzielle Fuumlhrungskraumlfte auch die Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Blick behalten und foumlrdern koumlnnen

4 Studienbedingungen zu schaffen die diese Ziele unterstuumltzen

In Kulturen (und Lebenswelten vergleiche Kunz in diesem Band) einzelner Faumlcher sind Mitarbeitende und Studierende an Hochschulen gleichermaszligen eingebunden Der Ansatz der partizipativen Gesundheitsforschung (Unger 2012) bietet sich an um in einem diversen und forschungsaffinen Feld wie der Hochschule Tuumlren zu oumlffnen und breite Beteiligung zu erreichen

Ein partizipativ ausgerichtetes Projekt verfolgt das Ziel dass Professionelle und Laien in Kooperation fachlich und sachlich gewinnbringend zusammenarbeiten Die Gegenuumlberstellung LaienExpertinnen und Experten funktioniert hier so dass Studierende zum einen eher Laien in Bezug auf Themen der Gesundheitsfoumlrderung sind jedoch Expertinnen und Experten fuumlr ihre eigenen lebensweltlichen Beduumlrfnis-se und Anforderungen Gesundheitsexpertinnen und -experten wiederum verfuumlgen uumlber eine fachliche Expertise sind jedoch selten in studentische Lebenswelten eingebettet bdquoDazu brauchen sie (die Expertinnen und Experten) eine Grundhaltung der Anerkennung von Laien als in ihrer Lebenswelt (potenziell) kompetente Subjekte und der Kooperation zwischen den Experten und den Nutzern von Leistungen (hellip) Statt einem oft paternalistischen Verstaumlndnis von professioneller Allmacht sollte professionelles Handeln in Richtung eines Empowerment gehen also Menschen soweit wie moumlglich zu einem selbstbestimmten und verantwortlichen Umgang mit ihrer Gesundheit befaumlhigenldquo (Friedrich et al 2012 Seite 236) So werden durch Partizipation die Sichtweisen der Zielgruppe(n) sowie die Besonderheiten von Abteilungen Instituten und Fakultaumlten systematisch beruumlcksichtigt

Gelingt dies ist deutlicher als etwa in einem Stakeholderprozess sichergestellt dass die Perspektiven der Bezugsgruppe(n) durch das SGM aufgenommen und bearbeitet werden

Felix Albrecht Projektverantwortli-cher des SGM-Projektes bdquoMyHealth Gesund studieren am KITldquo am House of Competence des Karlsruher Institut fuumlr Technologie

Joerg Reitermayer Projektverant wortlicher des SGM-Projektes

bdquoMyHealth Gesund studieren am KITldquo am House of Competence des Karlsruher Institut fuumlr Technologie

Wege und Formen der Partizipation Um das Interesse von Studierenden fuumlr gesundheitsbezogene Themen zu wecken bietet sich eine Integration dieser Themen in die Kernaufgaben der Hochschule an Forschung und Lehre Alternativ koumlnnten auch Kampagnen Strategien und Events (Gesundheits-tage-wochen) entwickelt werden in de-nen das Thema propagiert wird Jedoch ist vor dem Hintergrund einer allgemein als hoch empfundenen Stressbelastung der Studierenden (Middendorff et al 2018) schwerlich zu begruumlnden dass den Studierenden ein weiteres Taumltig-keitsfeld aufgebuumlrdet werden sollte Derartige zusaumltzliche Angebote laufen Gefahr zu verpuffen oder lediglich Stu-dierende zu erreichen die sich bereits aktiv mit Gesundheitsthemen ausein-andersetzen Um solche als bdquoextraldquo emp-fundenen Themen und Taumltigkeiten (und damit Ablehnungspotenzial) zu vermeiden koumlnnen in Kooperation mit Fachbereichen einzelnen Dozierenden und Studierenden Lehrveranstaltungen

46 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

und Forschungsprojekte mit entspre-chender Ausrichtung entwickelt und organisiert werden In diesen werden die spezifischen fachlichen Inhalte am Beispiel von passenden Gesundheits-themen vermittelt

Gleichzeitig wird ein breites Spektrum von Akteurinnen und Akteuren fuumlr das Thema Gesundheit sensibilisiert Vor-aussetzung ist eine offene wertschaumlt-zende Grundhaltung der beteiligten bdquoProfessionellenldquo (wie Dozentinnen und Dozenten Hochschulmitarbeiterinnen und -mitarbeitern Angehoumlrigen der Studierendenwerke) gegenuumlber den

Moumlglichkeiten und Perspektiven der studentischen bdquoLebensweltexpertinnen und -expertenldquo

Hella von Unger (2012) stellt passende Leitfragen fuumlr die Bestimmung von partizipativen Anteilen in einem Projekt

1 Welche Akteurinnen und Akteure sind beteiligt Wer partizipiert Und wie ist die Community definiert

2 An welchen Prozessen sind sie beteiligt Woran wird partizipiert

3 In welcher Form findet Beteiligung statt Wie wird partizipiert (ebd Absatz 31)

Weitergehend stellt sie ein Stufenmo-dell der Beteiligung nach Wright et al (2010) vor bdquoPartizipation beginnt da wo Personen oder Einrichtungen mit-entscheiden koumlnnenldquo (ebd Absatz 28)

In Bezug auf die Beteiligung von Studie-renden im Rahmen eines partizipativ angelegten Projektes lassen sich die klassifizierenden Fragen etwa folgen-dermaszligen beantworten

Stufenmodell der Partizipation (modifiziert in Anlehnung an Wright et al 2010 Seite 42 (28))

9 Selbstorganisation

8 Entscheidungsmacht

7 Teilweise Entscheidungskompetenz

6 Mitbestimmung

5 Einbeziehung

4 Anhoumlrung

3 Information

2 Anweisung

1 Instrumentalisierung

geht uumlber Partizipation hinaus

Partizipation

Vorstufen der Partizipation

Nicht-Partizipation

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1 Wer partizipiert und wie ist die Community definiert Die Community in der die Studierendengesundheit bear-beitet wird ist die Gemeinschaft aller an einer Hochschule taumltigen Menschen sowie daruumlber hinaus zentrale Adressa-tinnen und Adressaten fuumlr spezielle Teilaspekte wie zum Beispiel die Studierendenwerke mit ihren umfangreichen Angeboten zur Versorgung der Studierenden Als direkt adressierte Gruppe sind hierbei die Studierenden beson-ders hervorzuheben Definiert ist diese Community durch verschiedene Merkmale ihren Mitgliedschaftsstatus in der Hochschulorganisation die raumlumliche Beziehung zum Campus und Engagement in der studentischen Lebenswelt

2 Woran wird partizipiert An der Entwicklung und Etab-lierung eines studentischen Gesundheitsmanagements Daraus folgt ein vielschichtiges Bild tatsaumlchlicher Partizipa-tion Einerseits bestimmt durch Interesse und Gelegenheit insbesondere der Studierenden an einzelnen Themen und Maszlignahmen mitzuwirken andererseits beeinflusst durch die Art der Aufgabenstellung

bull Spezielle Anforderungen an partizipierende Akteurinnen und Akteure (Fachwissen Qualifikationen Kenntnisstand)

bull Besondere beschraumlnkende Rahmenbedingungen (Datenschutz Zeitdruck Zugangsbeschraumlnkungen rechtliche Zustaumlndigkeiten)

bull Eignung bestimmter Projektziele fuumlr gegebenenfalls verschiedene Grade der Partizipation (Zielentwicklung Projektverwaltung Verhandlungen Maszlignahmenentwick-lung und -umsetzung Projektevaluation)

3 Wie wird partizipiert Die Form der Partizipation variiert je nach Teilprojekt und Aufgabe abhaumlngig von der Verfuumlgbar-keit relevanter Partizipierender und Aufgabenstellung Moumlglich sind etwa

bull Anlassbezogene Arbeitskreise und Runde Tische Oft fallen dem Projektteam hierbei organisatorische und moderierende Aufgaben zu

bull Informationsgespraumlche um Zustaumlndigkeiten zu identifi-zieren und gegebenenfalls Akteurinnen und Akteure und Themenbereiche oder Aufgaben einander zuordnen zu koumlnnen

bull Studierende im Rahmen von regulaumlren Lehrveranstaltungen mit Gesundheitsthemen in Kontakt zu bringen und an konkreten Projektbausteinen mitwirken zu lassen (unter-schiedliche Arten zum Beispiel Projektmanagement Datenauswertungen Eventplanung und -organisation Entwicklung von kreativen Maszlignahmen)

bull Teilnahme an Gremiensitzungen der Projektsteuerung bull Mitarbeit als studentische Hilfskraumlfte zur Unterstuumltzung

bei diversen Aktivitaumlten

Herausforderungen und Potenziale Grundlegend heraus-fordernd am Anspruch partizipative Prozesse zu realisieren sind die Diversitaumlt und Dezentralitaumlt der Hochschulen Folgen sind beispielsweise unterschiedlichste Organisationsstile die nicht unbedingt zusammen passen und Konfliktpotenziale bergen (Hierarchien Autonomie Einzelinteressen) Studie-rende muumlssen ihr Engagement im Projekt gegebenenfalls ihrem Studium unterordnen und sind zum Teil an kurze Wahlperioden (Fachschaften AStA Studierendenparlament) gebunden Dauerhaft stabile Arbeitsgruppen zu etablieren gelingt wenn sie durch eine stabile Organisation gestuumltzt werden Wechselnde Teilnehmende an Arbeitsgruppen (wie Lehrveranstaltungen Forschungsszenarien Gremien runden Tischen zur Maszlignahmenentwicklung) erfordern jedoch immer wieder Vorstellungsrunden und Informations-gespraumlche mit neu hinzugekommenen Personen Sitzungen werden so immer auch fuumlr Organisatorisches und Wiederho-lungen von Diskussionen gebraucht Konkrete Entwicklungen und die Realisierung von Einzelmaszlignahmen gehen dadurch langsamer voran Die Information der wechselnden Teilneh-menden an Arbeitsgruppen Maszlignahmenplanungen und Organisation sicherzustellen und aufrechtzuerhalten ist eine zentrale Taumltigkeit um Partizipation in moumlglichst vielen Teil-aspekten eines SGM zu ermoumlglichen Besonders in Entwick-lungsprojekten sind zunaumlchst diverse Randbedingungen zu klaumlren (Zustaumlndigkeiten rechtliche Rahmenbedingungen bestehende Akteurskonstellationen) Expertenwissen zur Gesundheitsfoumlrderung notwendiges Fachwissen fuumlr einzelne

48 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Maszlignahmen (wie Ernaumlhrung Bewegung) und das Wissen um die Alltagsstrukturen im Feld muumlssen zusammengebracht werden was einen omnidirektionalen Informationsfluss erfordert Prozesse muumlssen transparent gestaltet und In-formationen fuumlr die beteiligten Akteurinnen und Akteure bereitgestellt werden Gegebenenfalls muumlssen neu hinzu-kommende einzelne Akteurinnen und Akteure durch gezielte Informationsgespraumlche in bereits laufende Arbeitsprozesse integriert werden

Die Partizipation vieler Akteurinnen und Akteure reichert das Projekt um diverse Aspekte und Ideen fuumlr weitere Teilprojekte an die schwierig zu priorisieren sind ohne dass zentrale Aufgaben im Projekt darunter leiden Situativ und flexibel zusaumltzliche Ressourcen bereit stellen zu koumlnnen ist vorteil-haft (beispielsweise eine groumlszligere Anzahl an Hilfskraumlften die flexibel eingesetzt werden koumlnnen)

Differierende Zeithorizonte spielen in der Organisation von Teilprojekten eine irritierende Rolle Verschiedene Akteurinnen und Akteure insbesondere die Studierenden stehen nur fuumlr begrenzte Zeitraumlume beziehungsweise im Rahmen der Or-ganisationsablaumlufe getaktet nur punktuell zur Verfuumlgung Die verschiedenen Akteurinnen und Akteure entwickeln somit auch unterschiedlich weit reichende Zielvorstellungen

Fazit Die Aufstellung eines SGM mit Partizipation auf allen Ebenen (Situationsanalyse Entscheidung Planung und Durchfuumlhrung von Maszlignahmen eines SGM) erfordert ein Projektmanagement welches auch als Dienstleister fuumlr die beteiligten Akteurinnen und Akteure funktioniert Informati-onsfluumlsse muumlssen aufrechterhalten wechselnde Akteurinnen und Akteure tolerant eingehegt und die Perspektiven vereint werden Bei Zeitplaumlnen sind verschiedene Ablaumlufe zu beach-ten die Durchsetzungsstaumlrken der beteiligten Akteurinnen und Akteure muumlssen moderiert und sachorientiert ausge-glichen werden Zudem gilt es die eigene Expertise in die partizipativen Prozesse einzuspeisen und nicht hinter den Relevanzen und partikularen Interessen von Einzelakteurin-nen und -akteuren zuruumlckzustellen

Schon der Ansatz des bdquoZuhoumlrens und Mitredenlassensldquo findet groszligen Anklang im Hochschulkontext Studierende gehen ihre Aufgaben (sei es mit direktem Projektbezug oder in Lehr- oder Forschungskontexten) motiviert und engagiert an Nicht selten gelingt die Sensibilisierung fuumlr das Thema Gesundheit auch uumlber den direkten Einbezug hinaus sodass sich bdquouumlber Eckenldquo weitere Akteurinnen und Akteure einfinden und fuumlr die Gesundheitsfoumlrderung engagieren Angefangen bei der Priorisierung von Maszlignahmen uumlber die Passung des SGM zum studentischen Alltag bis hin zur Aufbereitung von Gesundheitsthemen fuumlr Studierende Durch einen direkten Einbezug der Studierenden in ein SGM ist sichergestellt dass studentische Perspektiven adressiert werden und dass das SGM Anschluss an studentische Lebenswelten findet

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6 Kriterien fuumlr die erfolgreiche Umsetzung eines SGM Seit mehr als 20 Jahren beschaumlftigt sich der bundesweite Arbeits-kreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen AGH mit der Frage wie Hochschulen die Gesundheit ihrer Mitglieder foumlrdern bezie-hungsweise erhalten koumlnnen und was eine Hochschule zu einer bdquogesundheitsfoumlrdernden Hochschuleldquo macht

In den vergangenen Jahren wurde im Rahmen eines Projektes auf Studierende und ihre Gesundheit fokussiert Es wurden spe-zifische Charakteristika fuumlr ein studentisches Gesundheitsma-nagement (SGM) fuumlr und mit dieser Statusgruppe die zahlen-maumlszligig die Groumlszligte an Hochschulen ist herausgearbeitet

Einige Besonderheiten fuumlr diese Zielgruppe ergeben sich durch die spezifischen im Setting-Ansatz zu beruumlcksichtigenden Le-bensumstaumlnde Studierende verlassen meist nach dem Abitur ihren geschuumltzten und bekannten Lebensraum und kommen so in eine fuumlr sie vollkommen neue bdquoLebens- Lern- Forschungs-und Arbeitsweltldquo die nach neuen Regeln funktioniert Studien-und Pruumlfungsorganisation muumlssen gestaltet und gemeistert werden und man muss lernen sich in den vorgegebenen Struk-turen und Spezifika einer Hochschule zurechtfinden

Die zunehmende Digitalisierung der Lehr- und Lernprozesse (beispielsweise Webinare) verstaumlrkt gegebenenfalls die Proble-matik in diesem neuen und komplexen Umfeld neue Kontakte zu knuumlpfen und ein bdquorealesldquo soziales Netz aufzubauen (Misra et al 2014 Emily 2015 Przybylski et al 2012 Srivastava 2005)

Orientiert sich eine Hochschule daher bei der Konstruktion und Implementierung eines SGM am Setting-Ansatz und nimmt da-bei das Konzept der Salutogenese ernst sind bereits zwei wich-tige Eckpfeiler eines sinnvollen SGM gegeben

Da die Rahmenbedingungen fuumlr Studierende durch Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter Professorinnen und Professoren und diverse Organisationseinheiten innerhalb der jeweiligen Hoch-schule gestaltet werden gilt es auch diese beim Aufbau eines SGM in den Fokus zu nehmen um den Naumlhrboden fuumlr eine gesunde Entfaltung der Studierenden an einer Hoch-schule zu bereiten

Welche grundsaumltz-lichen Aspekte sind entscheidend fuumlr

Max Sprenger Stellvertretender Leiter Hochschulsport sowie Leiter des SGM an der Technischen Universitaumlt Kaiserslautern

ein SGM

Der zentrale Punkt eines erfolgreichen Gelingens ist die partizi-pative Integration von Studierenden in die Entwicklung und Um-setzung eines SGM Echte Partizipation kann eine Identifikation mit dem SGM unterstuumltzen und positive Effekte wahrscheinli-cher machen (siehe Seite 45 bdquoPartizipationldquo)

Ziel sollte es sein in den Hochschulen eine Gesundheitskultur (Osterpey 2012 Seite 53 Badura et al 2003 Seite 54) zu eta-blieren welche fest verankert in Strukturen wie Leitbild oder den Hochschulentwicklungsplan integriert ist um im zweiten Schritt diese in alle Bereiche der Hochschule (Forschung Lehre hier auch in die Curricula der Lehrveranstaltungen) sowie die Verwal-tung (wie Beschaffung Controlling oder Personal (-entwick-lung)) zum Selbstverstaumlndnis werden zu lassen

Als Leitorientierung ob ein SGM sinnvoll und zielfuumlhrend aufge-baut ist koumlnnen die zehn Guumltekriterien einer Gesundheitsfoumlr-dernden Hochschule dienen welche sich bereits fuumlr die Bediens-teten bewaumlhrt haben Erlaumluterungen zu den zehn Guumltekriterien fuumlr gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen finden Sie unter www gesundheitsfoerdernde-hochschulendeAS_ArbeitskreisS AS_Wer_sind_wir1html oder im duz SPECIAL vom 2332018

Zusammenfassend sollte ein SGM

bull der Diversitaumlt und Komplexitaumlt der Studierenden sensibel begegnen und diese in allen Aktivitaumlten beruumlcksichtigen (DiversitaumltHeterogenitaumlt)

bull beruumlcksichtigen dass die Studierenden sich in bestimmten Zyklen (Semesterzeiten und Pruumlfungsphasen) und fuumlr eine begrenzte Dauer an der Hochschule befinden (Studienrhythmen) und

bull alle Bereiche der studentischen Lebenswelt (wie Lehre Pruumlfungen Gremien Campusleben Wohnheime Mensen) durchdringen (Setting-Ansatz)

50 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

bull sich im LeitbildHochschulentwick-lungsplan beziehungsweise den Fuumlhrungsleitlinien wiederfinden und Einzug in die Akkreditierungspraxis der Studiengaumlnge uumlbernommen werden (Leitbild und Akkreditierung)

bull eine fuumlr die Hochschule passende strukturelle und personelle Veranke-rung bekommen und sich intensiv mit dem BGM abstimmen (strukturelle und personelle Verankerung)

bull seine Aktivitaumlten auf regelmaumlszligige Bedarfs- und Beduumlrfnisanalysen stuumltzen (quantitativ und qualitativ) und diese regelmaumlszligig uumlberpruumlfen (Analyse und Datenerhebung)

bull Studierende wirklich fuumlr das Thema begeistern sie in alle Prozesse Gremien und Maszlignahmenplanungen integrieren und mit echter Entschei-dungskompetenz ausstatten (Partizipation)

bull in zum Turnus des Studiums passen-den unterschiedlichen Phasen aufgebaut sein und in fuumlr Studierende passenden Kanaumllen praumlsentiert werden (Zugangswege) und

bull die zehn Guumltekriterien fuumlr eine gesundheitsfoumlrdernde Hochschule beachten und wo es passend ist danach handeln (Guumltekriterien)

Jede Hochschule ist anders und so muumls-sen die unterschiedlichen lokalen und organisationalen Rahmenbedingungen betrachtet werden um einen fuumlr die je-weilige Situation an der konkreten Hoch-schule passenden Weg zu finden

Literatur AGH ndash Arbeitskreis Gesund-heitsfoumlrdernde Hochschulen (2017) Guumltekriterien fuumlr eine gesund- heitsfoumlrdernde Hochschule Unter wwwgesundheitsfoerdernde-hoch-schulendeAS_ArbeitskreisSAS_Wer_ sind_wir1html Zugegriffen 1892018

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Perspektive fuumlr das Thema Im Wintersemester 201819 sind uumlber 29 Millionen Studierende an den Hochschulen in Deutschland immat-rikuliert Studierende und ihr rechtlicher Status sind das Alleinstellungs-merkmal der akademischen Bildungseinrichtungen und erfordern eigenstaumlndige Entwicklungen und Beteiligungsformen Nach der Ein-fuumlhrung der Bachelor- und Masterstudiengaumlnge haben gesundheits-bezogene Erhebungen und die Diskussion der darauf basierenden Ergebnisse Konjunktur Landesgesetzlich sind die Studierendenwerke beauftragt sich fuumlr die Gesundheit der Studierenden einzusetzen Dies geschieht bereits in den Bereichen Ernaumlhrung Wohnen soziale Belange und Hilfestellung fuumlr Studierende mit gesundheitlichen Beeintraumlchti-gungen Systematische Angebote im Sinne der Gesundheitsfoumlrderung unter dem Dach eines studentischen Gesundheitsmanagements (SGM) sind bisher die Ausnahme Um dem Ansatz zum Durchbruch zu verhel-fen befindet sich das Gesundheitsmanagement fuumlr und von Studieren-den in mehreren Hochschulen in einer Erprobungs- und Umsetzungs-phase Sollte sich das SGM etablieren so ist eine Verankerung im Rahmen eines uumlber alle Statusgruppen hinweg angeordneten hoch-schulischen Gesundheitsmanagements das naumlchste Ziel Dies koumlnnte den Blick weiter dafuumlr schaumlrfen dass schon heute bestehende gesetz-liche Regelungen verstaumlrkt auch bei den Studierenden zur systemati-schen Anwendung kommen Dazu gehoumlren beispielsweise das Mutter-schutz- Arbeitsschutz- und Praumlventionsgesetz Instrumente wie die Gefaumlhrdungsbeurteilung psychischer Belastungen oder das Eingliede-rungsmanagement das bisher fuumlr Beschaumlftigte aber nicht fuumlr Studie-rende angeboten wird koumlnnten in Zukunft auch fuumlr diese Statusgruppe entwickelt werden

51

7 Die Kooperationspartner

Die TK und ihr Engagement an Hochschulen Die Techniker Krankenkasse (TK) besteht seit uumlber 130 Jahren Elf Millionen Privat- und Firmenkunden setzen ihr Vertrauen in die TK und rund 14000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bei der TK als eine der bundesweit groumlszligten Krankenkassen beschaumlftigt Im Bereich bdquoPraumlvention und Gesundheitsfoumlrderungldquo bietet die TK ein bedarfsorientiertes und innovatives Produktportfolio an und nimmt eine aktive Rolle in der Gestaltung der Praumlven-tionspolitik ein

Die TK unterstuumltzt und beraumlt Unternehmen und Hochschulen bei der Einfuumlhrung und Etablierung eines Gesundheitsma-nagements TK-Gesundheitsexpertinnen und -experten be-gleiten den gesamten Prozess zur Strukturbildung von der Analyse uumlber Maszlignahmen bis hin zur Evaluation Dabei ist der TK eine ganzheitliche Herangehensweise besonders wichtig Ziel ist es die gesundheitlichen Rahmenbedingungen zu ver-bessern und zum Wohlbefinden aller beizutragen

Das Engagement der TK zum Studentischen Gesundheitsma-nagement (SGM) beruht auf dem bdquoGesetz zur Staumlrkung der Gesundheitsfoumlrderung und der Praumlventionldquo mit dem der Ge-setzgeber 2015 die Krankenkassen beauftragt hat in der Lebenswelt Hochschule den Aufbau gesundheitsfoumlrderlicher Strukturen zu staumlrken die gesundheitliche Situation Studie-render zu erheben und geeignete Maszlignahmen zu unterstuumlt-zen

Seit fast zwei Jahrzehnten ist die TK aktives und foumlrderndes Mitglied im bdquobundesweiten Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdern-de Hochschulen (AGH)ldquo denn Netzwerken spiegelt den Zeit-geist wieder es unterstuumltzt modernes lebenslanges Lernen und ist auf Kooperation ausgerichtet So foumlrdert die TK aktu-ell auch regional den bdquoArbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen Suumldwestldquo und die Initiative bdquoGesunde Hoch-schulen Thuumlringenldquo

Die Gesundheit Studierender ist in den letzten Jahren zuneh-mend in den Fokus des Interesses geruumlckt Die Studienzeit als zeitlich begrenzte Entwicklungsphase hat eine besondere Qualitaumlt die mitunter maszliggeblich zur Kompetenzentwicklung zukuumlnftiger Fuumlhrungskraumlfte und Entscheidungstraumlger in der Gesellschaft beitraumlgt Erfahren Studierende dass sich ge-sundheitsfoumlrderliche Studienbedingungen nicht nur positiv auf das eigene Wohlbefinden auswirken sondern auf die gesamte Hochschule ausstrahlen werden sie sich mit einem ganz anderen Verstaumlndnis den Zusammenhaumlngen von Arbeit und Gesundheit stellen und diese Erfahrungen in den spaumlte-ren Arbeitsalltag transferieren

Die Basis erfolgversprechender und bedarfsorientierter Maszlignahmen an Hochschulen sind spezifische Analysen aus denen sich die gesundheitlichen Ressourcen und konkrete Belastungen ableiten 2017 wurde in einer Kooperation der TK mit dem Deutschen Zentrum fuumlr Hochschul- und Wis-senschaftsforschung (DZHW) und der Freien Universitaumlt Berlin eine bundesweite Befragung Studierender uumlber das HISBUS-Online-Panel durchgefuumlhrt Die Ergebnisse geben Hochschulen erste Ansatzpunkte daruumlber welche Interven-tionen und Rahmenbedingungen fuumlr die Gesundheit der Studierenden foumlrderlich sind Doch jede Hochschule hat auch ihre eigenen regionalen organisationalen und landespoli-tischen Besonderheiten Dies beeinflusst die strukturelle Anbindung eines SGM genauso wie spezifische Gesundheits-themen

Gute Praxisbeispiele zum Thema SGM sind in der Deutschen Universitaumltszeitung duz SPECIAL im Maumlrz 2018 veroumlffent-licht worden

Mit der vorliegenden Handlungsempfehlung fuumlr SGM liegt nun erstmals eine zusammenhaumlngende Darstellung der wichtigs-ten konzeptionellen Schritte und spezifischen Fragestellungen zum SGM vor

52 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Das Kompetenzzentrum Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen Das Kompetenzzentrum Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen (KGH) ist ein Kooperationsprojekt der Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin e V (LVG amp AFS) und der Techniker Krankenkasse (TK) das 2018 ge-startet ist Die Geschaumlftsstelle des Kompetenzzentrums ist in der LVG amp AFS angesiedelt Die TK foumlrdert den Aufbau und die Entwicklung des KGH

Die LVG amp AFS ist ein gemeinnuumltziger unabhaumlngiger und landesweit arbeitender Fachverband fuumlr Gesundheitsfoumlrde-rung und Praumlvention Die LVG amp AFS verfolgt das Ziel zur Verbesserung der gesundheitlichen Chancengleichheit der Bevoumllkerung beizutragen und die Gesundheit aller Menschen in Niedersachsen zu foumlrdern Seit uumlber 20 Jahren ist der Bereich bdquoGesundheitsfoumlrdernde Hochschuleldquo ein Arbeits-schwerpunkt der LVG amp AFS auf Bundesebene Mit der Gruumln-dung des Arbeitskreises Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen (AGH) wurde fruumlh der Rahmen fuumlr Austausch und Vernetzung von Akteurinnen und Akteuren im Setting geschaffen mit dem Ziel an Hochschulen gesundheitsfoumlrdernde Lebens- Lern- und Arbeitsbedingungen zu initiieren und zu unter-stuumltzen

Das neu gegruumlndete Kompetenzzentrum will Impulse fuumlr eine Gesunde Hochschule im Sinne der Ottawa-Charta (1986) der Okanagan-Charta (2015) und des Setting-Ansatzes setzen

Das KGH versteht sich auf Bundesebene als Impulsgeber Wis-sens- und Informationsplattform sowie als Ort fuumlr Kompe-tenzfoumlrderung Es buumlndelt qualitaumltsgepruumlfte Inhalte zum Themenfeld Gesunde Hochschule und fungiert als Schnitt-stelle zwischen Theorie und Praxis Die Arbeit des KGH wird von einem Beirat bestehend aus Expertinnen und Experten von Hochschulen und hochschulnahen Institutionen begleitet

Gemeinsam mit Akteurinnen und Akteuren aus Hochschulen soll Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) und Stu-dentisches Gesundheitsmanagement (SGM) weiter aus- und aufgebaut werden 2019 und 2020 liegt der Fokus des KGH auf dem Themenfeld SGM Alle Statusgruppen aus Hoch-schulen sowie jeweilige Adressatinnen und Adressaten von Aktivitaumlten des Kompetenzzentrums werden partizipativ in die Arbeit einbezogen

Das KGH bietet hierzu unterschiedliche Veranstaltungsformate mit spezifischen innovativen und praxisnahen Themen an Daruumlber hinaus werden im KGH systematisch Informationen gesammelt und medial aufbereitet Hierzu gehoumlren das Wissen und die Erfahrungen aus Hochschulen Beispiele guter Praxis Daten und Fakten sowie Informationen zu Ver-anstaltungen Zu ausgewaumlhlten Themen werden Factsheets mit Hintergrundinformationen Handlungsempfehlungen Hinweisen oder Tipps erstellt Dabei werden Qualitaumltsstan-dards und Kriterien guter Praxis beruumlcksichtigt

Auf der Webseite des Kompetenzzentrums (wwwkompe tenzzentrum-hochschulende) sind aktuelle Entwicklungen Veranstaltungen und Publikationen rund um gesundheits-foumlrdernde Hochschulen zu finden

53

8 Anlage 1 Praxishilfen

I Beispiel fuumlr eine Beschlussvorlage ndash Einfuumlhrung eines SGM bdquoHochschule XYldquo ndash Einfuumlhrung eines Gesundheitsmanage-ments fuumlr Studierende (SGM)

1 Beschlussformel ndash Das Praumlsidium moumlge beschlieszligen bull Eine Person wird mit der Durchfuumlhrung des in der Projekt-

skizze vom XXXXXXXX (Anlage 1) zur Einfuumlhrung eines Gesundheitsmanagements fuumlr Studierende beauftragt

bull Auf Grundlage einer vorzulegenden Evaluation der Maszlignahme und der Bewertung des Steuerungsgremiums wird das Praumlsidium uumlber die Fortsetzung der Maszlignahme entscheiden

bull Die Finanzierung des (Pilot-)projektes erfolgt durch hellip

2 Sachverhalt und Rechtslage Ziel des Vorhabens Mit der Einrichtung des Gesundheitsmanagements fuumlr Studie-rende moumlchte die Hochschule XY beteiligte Akteurinnen und Akteure Gruppen und Organisationseinheiten vernetzen die Gesundheitssituation erheben und Maszlignahmen zur Gesundheitsfoumlrderung konzipieren implementieren und an die Bedarfe der Studierenden anpassen

Organisation des Vorhabens Als zentrales Entscheidungs-gremium wird eine Steuerungsgruppe eingerichtet die sich aus Vertreterinnen und Vertretern der unterschiedlichen Abteilungen und Organisationseinheiten zusammensetzt die in ihren Organisationen gesundheitsfoumlrderliche Ziele ver-folgen Dazu gehoumlren unter anderem

bull die psychosoziale Beratungsstelle des Studierendenwerks der Hochschule XY

bull das Gleichstellungsbuumlro bull die Abteilung Studium und Lehre bull die Zentrale Einrichtung fuumlr Sprachen und Schluumlssel-

qualifikationen bull die Zentrale Einrichtung fuumlr den Allgemeinen Hoch-

schulsport (Leitung) bull das Institut fuumlr Sportwissenschaften bull Studierende aus unterschiedlichen Fakultaumlten bull AStA und bull Gebaumludemanagement

Optional Zur vorausschauenden Fokussierung gemeinsam getragener struktureller Entwicklungsperspektiven soll eine Einbindung und laufende Abstimmung mit dem Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) erfolgen

In die Sitzung der Steuerungsgruppe werden die BGM-Koordi-nation sowie bei Bedarf themen- oder maszlignahmenbezogen weitere Verantwortliche der Personalentwicklung beratend einbezogen

Finanzierung und Kooperation mit einem Sozialversiche-rungstraumlger (XX) Die Finanzierung des (Pilot-)projektes ist durch zentrale Studienqualitaumltsmittel in Houmlhe von xx Euro (Zustimmung des Praumlsidiums der Hochschule) Mittel der XX in Houmlhe von xx Euro sowie Zuwendungen Eigenmittel der Hochschule in Houmlhe von xx Euro gesichert

Beispielargumente fuumlr eine Begruumlndung zur Kooperation mit einem Sozialversicherungstraumlger in einem gemeinsamen Pilotprojekt

bull Die Hochschule kooperiert mit XX bereits seit mehreren Jahren im Bereich des Betrieblichen Gesundheitsmanage-ments (BGM) In diesem Zusammenhang gibt es bereits gute Erfahrungen in der Zusammenarbeit Zudem erscheint eine Kooperation mit XX aufgrund der zahlrei-chen Uumlberschneidungen zwischen den beiden zielgrup-penspezifischen Projekten sinnvoll und zielfuumlhrend Auch bei dem SGM wird eine Zusammenarbeit mit dem bereits engagierten Sozialversicherungstraumlger angestrebt da zahlreiche gemeinsame Angebotsaktivitaumlten zwischen SGM und BGM geplant sind

bull Der Sozialversicherungstraumlger hat bereits zahlreiche Initiativen zur Gesundheitsfoumlrderung von Studierenden der Hochschule XY gefoumlrdert und unterstuumltzt Hierzu zaumlhlen unter anderem die Praumlventionstage YY das Forum bdquoGesunde Hochschuleldquo am XXXXXXXX sowie das Angebot bdquoMentalstrategien gegen Stressldquo fuumlr Studierende der Hochschule XY in Kooperation mit dem Hochschul-sport Der als Anlage im Entwurf beigelegte Kooperati-onsvertrag mit der XX baut auf den guten Erfahrungen im BGM der Hochschule auf und erweitert den Fokus auf eine neue Zielgruppe

54 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

bull Der Sozialversicherungstraumlger kann auf Referenzen aus unterschiedlichen Projekten mit Hochschulen zuruumlck-greifen und weist ein umfangreiches Beratungs- und evidenzbaisertes Maszlignahmenportfolio im Setting auf

bull Der Sozialversicherungstraumlger ist gut vernetzt in der Community

bull Die Aktivitaumlt von XX begruumlndet sich in der Umsetzung des Praumlventionsgesetzes vom 1772015 In diesem ist vorgesehen dass bdquonicht betriebliche Lebensweltenldquo ein Schwerpunkt der Praumlventionsarbeit sein sollen Hoch-schulen als zu foumlrdernde Organisationen haben damit einen gaumlnzlich neuen Stellenwert erhalten der mit einer Moumlglichkeit der Foumlrderung und Unterstuumltzung einhergeht

bull Auch die Nationale Praumlventionskonferenz hat in ihren Bundesrahmenempfehlungen vom 1622016 Hochschu-len als Organisationen und Studierende als Zielgruppe mit dem Praumlventionsziel bdquoGesund aufwachsenldquo (vergleiche hier Kapitel 31) besonders hervorgehoben sodass es einen konkreten Auftrag an die im Praumlventionsgesetz genannten Sozialversicherungstraumlger gibt sich diesen neuen Zielgruppen zu widmen Dafuumlr bedarf es konkreter Projekte die nun insbesondere in den Hochschulen gefunden werden

Optional Moumlglich ist auch die Herstellung eines Bezugs zu den Grundlagen des Studierendenwerks oder von Studierenden-vertretungen (Stichwort Gesundheit)

3 Dienstweg ndash interner Dienstweg ist hier in der Regel aus-gewiesen bull Kuumlrzel nach links hierarchieaufsteigend bull Paraphe nach links hierarchieaufsteigend

4 Anlagen bull Anlage 1 Konzeptpapier Stand XXXXXXXX bull Anlage 2 Vertrag uumlber die gemeinsame Durchfuumlhrung

eines Projektes zur bdquoGesundheitsfoumlrderung fuumlr Studierendeldquo

5 Vom zustaumlndigen Praumlsidiumsmitglied mit der Bitte um TOP-Listung bull Einfuumlhrung eines Gesundheitsmanagements fuumlr

Studierende bull Praumlsidiumssitzung am XXXXXXXX oder eine der

anstehenden Sitzungen des Praumlsidiums

Mitteilung und Umsetzung des Praumlsidiumsbeschlusses

6 Mitteilung durch das zustaumlndige Praumlsidiumsmitglied BeschlussBeschluumlsse gemaumlszlig Vorlage gefasst in der

Sitzung des Praumlsidiums am

BeschlussBeschluumlsse in der Sitzung des Praumlsidiums am

gefasst mit Aumlnderungen wie folgt

BeschlussBeschluumlsse abgelehnt in der Sitzung des

Praumlsidiums am

7 Umsetzung Vom zustaumlndigen Praumlsdiumsmitglied zuruumlck an die umsetzende Einrichtung zur weiteren Veranlassung

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II Anregungen fuumlr ein Stellenprofil der SGM-Koordinatorin oder des SGM-Koordinators Im Folgenden werden Beispie-le fuumlr ein Stellenprofil einer SGM-Koordinatorin oder eines SGM-Koordinators aufgezeigt In Abhaumlngigkeit von der jewei-ligen Hochschule der Verankerung der Stelle in der Hoch-schulorganisation und dem Finanzierungshintergrund koumlnnen Aufgabenstellungen und Anforderungen variieren

Aufgabenstellungen bull Entwicklung und Aufbau eines studentischen

Gesundheitsmanagements (SGM) bull Koordination und Management des SGM-Prozesses bull Projektevaluation und Qualitaumltssicherung des SGM-

Prozesses bull Leitung und Moderation eines SGM-Steuerkreises bull Vorbereitung Umsetzung Kommunikation und

Dokumentation von Bedarfsanalysen und Maszlignahmen zum SGM in Abstimmung mit internen und externen Partnerinnen und Partnern

bull Budgetverantwortung Mittelverwaltung Finanzplanung und Drittmittelakquise fuumlr SGM

bull Aufbau einer internen und externen Informations- und Oumlffentlichkeitsarbeit zum Thema SGM

bull Auftreten als Botschafterin oder Botschafter des SGM-Projektes

bull Interdisziplinaumlre interne und externe Kooperation mit allen fuumlr den Prozess relevanten Akteurinnen und Akteuren (Netzwerkarbeit)

bull Betreuung von Praktikanteninnen und Praktikanten bull Bereitschaft zur Kooperation und Beteiligung in der Lehre

der gesundheitsorientierten Studiengaumlnge der Hoch-schule

bull Veroumlffentlichung von Ergebnissen in Fachzeitschriften sowie die Praumlsentation auf Fachkongressen

bull Bereitschaft sich fortzubilden und an berufsspezifischen Arbeitskreisen teilzunehmen

Anforderungsprofil bull Abgeschlossenes Hochschulstudium in Gesundheits- oder

Sportwissenschaften Psychologie Sozialwissenschaften Erwachsenenpaumldagogik oder verwandten Gebieten

bull Nachgewiesene Erfahrungen im Projekt- beziehungsweise Gesundheitsmanagement undoder der Organisations-entwicklung

bull Faumlhigkeit zum wissenschaftlichen Arbeiten unter Einsatz von qualitativen und quantitativen Methoden sowie Kompetenz in grundlegenden statistischen Verfahren

bull Erfahrungen und Kenntnisse der Strukturen von Hochschulen

bull Hohe kommunikative Kompetenz bull Faumlhigkeit zu einer partizipativen und integrativen

Vorgehensweise unter Einbindung der Zielgruppe in Maszlignahmenplanung und -durchfuumlhrung

bull Expertise in der Betreuung und Durchfuumlhrung von Gesundheitsangeboten

bull Sachverstand in der Konzeption Umsetzung und Evaluation praumlventiver Programme zur Bewegungs- Ernaumlhrungs- undoder Stressbewaumlltigung sowie in einer gesundheitsfoumlrdernden Lebensweltgestaltung sind wuumlnschenswert

bull Gute Deutsch- und Englischkenntnisse in Wort und Schrift sicherer Umgang mit den MS Office-Programmen

III Vorschlag fuumlr einen Antrag auf Projektfoumlrderung Der Antrag auf Projektfoumlrderung muss den Grundlagen des sect 20 SGB V und dem Leitfaden Praumlvention des GKV-Spitzenver-bands entsprechen

Dargelegt werden sollten bull Ziele bull Zielgruppen bull Zeitdauer bull Eigenleistung bull beantragte Leistungen durch Foumlrderer bull konkrete Projektplanung bull Kosten- und Ressourcenplanung bull personelle Ressourcen und Sachmittel bull wissenschaftliche Fundierung des Projektes und bull Partizipation

Wuumlnschenswert ist die Darstellung bull der Nachhaltigkeit des Projektes bull der Vernetzung von Verhaltens- und Verhaumlltnisebene bull der Neuartigkeit bull der Einbindung des Projektes in das Gesamtkonzept der

Hochschule und bull der Unterstuumltzung durch die Hochschulleitung

56 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

IV Leitfaden fuumlr Fokusgruppen mit Studierenden als qualita-tives Befragungsinstrument Der folgende Handlungsleit-faden dient als Unterstuumltzung zur Durchfuumlhrung von Fokus-gruppen mit Studierenden im Rahmen des Projektes bdquoStudentisches Gesundheitsmanagementldquo der Techniker Kran-kenkasse und der Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V zusammen mit dem bundesweiten Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hoch-schulen Er bedarf jeweils einer themenspezifischen Anpassung

Kurzer Exkurs zur Methodik Eine Fokusgruppe ist eine mo-derierte Gruppendiskussion von sechs bis zehn Personen die ein im Voraus festgelegtes Thema zielgerichtet bearbeitet Die Diskussion dauert ein bis zwei Stunden Im Rahmen des Projektes bdquoStudentisches Gesundheitsmanagementldquo soll durch den Einsatz von Fokusgruppen gewaumlhrleistet werden dass die Studierenden partizipativ in das Prozessgeschehen eingebunden werden und aktiv an der Ausgestaltung eines SGM mitarbeiten koumlnnen

Eine Staumlrke der Fokusgruppe besteht darin dass die Studie-renden in den Fokusgruppen ihre Sicht der Dinge schildern koumlnnen sodass in relativ kurzer Zeit praxisnahe Einblicke in die Lebenswelt der Zielgruppe gewonnen werden koumlnnen Im Unterschied zu anderen Workshop-Formen geht es bei einer Fokusgruppe nicht darum einen gemeinsamen Konsens zu einem bestimmten Thema zu finden sondern vielmehr darum unterschiedliche Sichtweisen Meinungen Trends und Ideen aufzuzeigen

Vorbereitung bull Einen Ort auswaumlhlen an dem die Gruppe ohne Stoumlrung

diskutieren kann bull Das Thema sollte praumlzise klar und verstaumlndlich formuliert

sein bull Festlegung von Unterthemen Formulierung konkreter

Fragestellungen in Absprache mit der Projektgruppe bull Zwei Moderierende sollten ausgewaumlhlt werden die

Erfahrungen in der Moderation von Gruppengespraumlchen haben

bull Akquise von Studierenden fuumlr die Teilnahme zum Beispiel durch persoumlnliche Ansprache Rundmails Aushaumlnge hellip

bull Festlegen der Dokumentation Empfohlen werden eine digitale Audioaufzeichnung sowie die Dokumentation der Ergebnisse auf Karten undoder Stellwaumlnden beziehungs-weise mit einem Protokoll

bull Vorbereitung der Materialien Moderationskarten Flipchart Aufnahmegeraumlt Getraumlnke

Gespraumlchsregeln Hinweise fuumlr die Moderation Im besten Fall wird die Fokusgruppe von zwei Moderierenden durch-gefuumlhrt Eine Person ist fuumlr die Moderation die andere fuumlr die organisatorischen Arbeiten sowie fuumlr das Festhalten der Ergebnisse zustaumlndig

Zu den Aufgaben der Moderierenden gehoumlrt es Sachver-halte zu klaumlren und die Teilnehmenden zu motivieren oder ihre Gedanken weiter auszufuumlhren Fragen der Moderieren-den muumlssen dabei offen formuliert sein damit sie keine Ant-wort im Voraus implizieren Auf interessante Aussagen kann der Moderierende oft schon durch einfache Nachfragen wie zum Beispiel bdquoWarumldquo oder bdquoWas gefaumlllt Ihnen daran beson-dersldquo eingehen Zwischendurch sollten die Ergebnisse immer wieder von demder Moderierenden zusammenge-fasst werden Dies hilft demder Protokollierenden und stellt sicher dass alle Beitraumlge richtig verstanden wurden

Gespraumlchsregeln sollten vor Beginn gemeinsam festgelegt werden Diese koumlnnen sein Vertraulichkeit respektvoller Umgang mit unterschiedlichen Meinungen Ausreden lassen

Zu beachten ist dass alle Teilnehmenden zu Wort kommen koumlnnen Die Moderation hilft den Teilnehmenden dabei ihre Meinungen zu aumluszligern und die Gruumlnde fuumlr diese Meinungen zu erklaumlren (wwwpartizipative-qualitaetsentwicklungde subnavimethodenkofferfokusgruppehtml)

Exemplarischer Ablauf einer Fokusgruppe bull Dauer ein bis zwei Stunden bull Teilnehmer sechs bis zehn Personen

1 Vorstellung der beiden Moderierenden Vorstellung des Themas (zum Beispiel Willkommenskultur fuumlr Erstsemester) und des Hintergrunds

2 Vorstellung der Methodik bdquoFokusgruppeldquo Verweis auf Audioaufzeichnung Protokoll

3 ErarbeitungVorstellung der Gespraumlchsregeln Diese koumlnnen vorab von den Moderierenden erarbeitet werden Die Moderierenden schreiben die Gespraumlchsregeln auf ein Flipchart und stellen sie kurz vor Die Teilnehmenden koumlnnen diese ergaumlnzen beziehungsweise anpassen Folgende Regeln schlaumlgt die Projektgruppe vor

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bull Alles was besprochen wird bleibt im Raum bull Alle duumlrfen ausreden bull Alle kommen zu Wort bull Keine Aussage wird bewertet

4 Einstieg Vorstellung des Themas und Leitfragen der Fokusgruppen-diskussion Thema und Leitfragen werden auf Moderationskarten geschrieben und an eine Metaplan-wand gehaumlngt

5 Bearbeitung konkreter Fragestellungen (circa vier bis acht Fragen) Jeweils Hinfuumlhrung zum Themakurze Defi-nitionErlaumluterung durch dieden Moderierenden anschlie-szligend Einsatz einer Methode je nach Fragestellung Auswahl an Methoden

bull Methode 1 bull Schritt 1 Individuelles Brainstorming ( jede Teilneh-

merin und jeder Teilnehmer schreibt Gedanken zur Fragestellung auf Moderationskarten nieder pro Gedanke eine Karte)

bull Schritt 2 Clustern (Ein Gedanke wird durch eine Teil-nehmerin oder einen Teilnehmer vorgestellt und auf den TischBoden gelegt aumlhnliche Gedanken werden kommentarlos hinzu gelegt alle Gedanken werden auf diese Weise geclustert)

Anmerkung Diese Methode eignet sich grundsaumltzlich gut um alle Themen nach diesem Schema zu bearbeiten Die Vorschaltung einer individuellen Phase hat sich in der Praxis bewaumlhrt

bull Methode 2 Diskussion zur Fragestellung in Kleingruppen anschlieszligend Vorstellung im Plenum

bull Methode 3 Themenspezifische Aufstellung Beispiel Auf einer Skala von eins bis zehn Wie stressig ist euer Studium insgesamt bull Moumlgliche Methode Auf Moderationskarten vermerken

Wo stuft ihr euch ein bull Anschlieszligende Diskussion Was fuumlhrt dazu dass ihr

euch dort einstuft Was braucht ihr um auf eine geringere Stufe zu kommen

6 Offene Fragerunde Gibt es noch Themen Brennt irgend-etwas Moumlglichkeit der Teilnehmenden zu einem unkommen-tierten Fazit

7 Fazit und Abschluss Fuumlr die Beteiligung bedanken Ruumlckmeldung an Gruppe wie das weitere Vorgehen geplant ist und wie die Ergebnisse kommuniziert werden

Nicht vergessen Bitte erfragen Sie von den Teilnehmenden folgende Daten fuumlr die Auswertung

bull StudiengangFakultaumlt bull Semesterzahl bull Alter bull Geschlecht

Achtung bull Die Fokusgruppe ist kein offener Ideenaustausch

sondern eine geleitete Diskussion mit einer klaren Zielsetzung (naumlmlich Ruumlckmeldungen zu einem bestimmten Thema zu bekommen)

bull Die Fokusgruppe ist eine Methode der Diskussions-fuumlhrung kein Frage-Antwort-Spiel Ein Kennzeichen einer erfolgreichen Fokusgruppe ist ein lebendiges Gespraumlch das in erster Linie von den Teilnehmenden getragen wird (das heiszligt die Moderation sollte nicht zu strikt am Leitfa-den haumlngen sondern diesen flexibel nutzen um die Diskussion zu stimulieren)

bull Eine Fokusgruppe foumlrdert die gemeinsame Gruppener-fahrung Wichtige Aspekte hierfuumlr sind eine angenehme Atmosphaumlre zu schaffen und den Teilnehmenden Raum und Zeit zu lassen

Weitere Informationen zur Methodik und zum Ablauf von Fokusgruppen unter wwwpartizipative-qualitaets entwicklungdesubnavimethodenkofferfokusgruppe html

Der Leitfaden wurde im Rahmen des Projektes bdquoStudenti-sches Gesundheitsmanagementldquo ndash AG Fokusgruppe 2015 von folgenden Personen entwickelt Anke Beeren Sabine Koumlnig Wiebke Maaszlig Janika Mette Stephanie Schluck Dr Ute Sonntag Dr Brigitte Steinke Stefanie Thees

58 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

9 Anlage 2

Glossar Im Folgenden werden Begriffe aus dem Kontext der Gesundheitsfoumlrderung an Hochschulen erlaumlutert

Betriebliche Gesundheitsfoumlrderung (BGF) Gemeinsame systemische Interventionen zur Gesundheitsfoumlrderung von Arbeitgebern Beschaumlftigten und Studierenden in privaten und oumlffentlichen Einrichtungen Gesundheitsfoumlrderung ist nach dem Verstaumlndnis der Weltgesundheitsorganisation ein komplexer sozialer und gesundheitspolitischer Ansatz Ziel ist die Vorbeugung von Krankheiten die Staumlrkung von Gesund-heitsressourcen sowie Senkung von gesundheitsrelevanten Belastungen am Arbeits- beziehungsweise Studienplatz Dies erfolgt unter aktiver Beteiligung der Betroffenen (gtPartizi-pation) mit dem Ziel eine Verbesserung der Arbeits- und Studienorganisation beziehungsweise deren Bedingungen zu erreichen Die Foumlrderung der Gesundheit und des Wohlbefin-dens am Arbeits- beziehungsweise Studienplatz erfolgt durch gtVerhaltens- und gtVerhaumlltnispraumlvention in definierten gtHandlungsfeldern auf Grundlage einer Bestandsaufnahme zum Beispiel gtGBE gtBGF ist ein Baustein im gtBGM

Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) Seit 2004 ist BEM gesetzliche Pflichtaufgabe (sect 84 SGB IX) fuumlr Arbeitgeber Wenn Beschaumlftigte innerhalb eines Jahres mehr als sechs Wochen krankheitsbedingt fehlen ist ihnen ein freiwilliges Gespraumlch zur Wiedereingliederung an den Arbeits-platz anzubieten Das gtBEM ist ein Baustein unter dem Dach des gtBGM Uumlber ein daran orientiertes systematisches Eingliederungsmanagement fuumlr Studierende die krankheits-bedingt fehlen ist nichts bekannt

Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) Organisa-torische Zusammenfuumlhrung der gesetzlichen und freiwilligen Leistungen einer Organisation (gtLebenswelt gtSetting) zur Foumlrderung der Gesundheit in Unternehmen beziehungsweise Institutionen wie Bildungseinrichtungen Studierende wurden

bisher darunter nicht systematisch erfasst und bilden zur Zeit eine eigenstaumlndige Saumlule (vergleiche gtSGM) Perspektivisch ist das gesundheitsbezogene Management an Hochschulen in ein gtHGM fuumlr alle gtStatusgruppen zusammenzufuumlhren Das Aufgabenprofil zum Aufbau und der Analyse (gtGBE) gesundheitsbezogener betrieblicher Strukturen und Prozes-se wird durch BGM-Koordinatorinnen und BGM-Koordinatoren wahrgenommen Die Bausteine der bundesgesetzlichen Aufgaben sind Arbeits- und Gesundheitsschutz Praumlvention und Gesundheitsfoumlrderung (gtPraumlvG) sowie das gtBEM Die gtHandlungsfelder koumlnnen beispielsweise Bewegung Ergo-nomie Ernaumlhrung Gewalt- Laumlrm- und Suchtpraumlvention sowie Psychische Gesundheit sein

Gesundheitsberichterstattung (GBE) Periodische Berichte uumlber die gesundheitliche Situation der Bevoumllkerung bezie-hungsweise der gtStatusgruppen an der Hochschule Ziel ist die Ableitung von Gesundheitszielen mit entsprechenden gtHandlungsfeldern Dies erfolgt methodisch durch Befra-gung der Hochschulangehoumlrigen Fokusgruppen oder On-line-Frageboumlgen Ein bewaumlhrtes Instrument der gtGBE fuumlr Studierende ist der University Health Report (UHR)

Gesundheitszirkel Zeitlich befristetes Instrument zur Analyse Planung Umsetzung und Evaluation von gesund-heitsbezogenen Prozessen im Rahmen des gtBGM Gesund-heitszirkel bestehen aus circa zehn Personen die auf frei-williger Basis in Gruppenarbeit als Expertinnen und Experten fuumlr ihren Arbeits- beziehungsweise Studienbereich Verbesse-rungsvorschlaumlge zur Senkung der Belastungen erstellen Im gtSGM wird bisher dafuumlr das Instrument der Fokusgruppen eingesetzt

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Handlungsfelder Handlungsfelder des gtBGM sind nach einer Bestandsaufnahme und Analysephase festzulegen Das koumlnnen gesundheitsbezogene Maszlignahmen Projekte und Prozesse zur Organisationsentwicklung der gtVerhaltens- und gtVerhaumlltnispraumlvention sein Bestimmte Handlungsfelder der gtBGF (wie Bewegung Ernaumlhrung) werden durch Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen nach SGB V sect 20 (gtPraumlvG) unterstuumltzt

Health Promoting Universities Im Jahr 1997 wurden die Health Promoting Universities (HPU) zu einem offiziellen Be-standteil und Unterprogramm des WHO-Projektes bdquoHealthy Citiesldquo Inzwischen hat sich daraus ein internationales Netzwerk gebildet dessen aktueller Stand auf der Internet-praumlsenz wwwhealthpromotingcampusesorg abgebildet ist Im Jahr 2015 wurde auf der fuumlnften internationalen Konferenz die Okanagan-Charta als weltweiter gemeinsamer Handlungsrahmen zur Gesundheitsfoumlrderung und Nachhal-tigkeit in der houmlheren Bildung verabschiedet

Hochschule bdquoHochschuleldquo ist der Dachbegriff fuumlr Einrich-tungen des Bildungswesens fuumlr Wissenschaft Lehre und Stu-dium zum Erwerb eines akademischen Abschlusses Sie sind dem tertiaumlren Bildungssektor zugehoumlrig und unterliegen je-weils der Gesetzgebung der 16 Bundeslaumlnder In Deutschland gibt es 427 Hochschulen die in staatlicher (Bund Land Kom-mune) beziehungsweise in staatlich anerkannter privater und konfessioneller Traumlgerschaft als Praumlsenz- beziehungs-weise Fernhochschulen betrieben werden

Hochschulisches Gesundheitsmanagement (HGM) Die ge-sundheitsbezogenen Managementstrategien an Hoch-schulen erfolgen zur Zeit nach gtStatusgruppen getrennt mit eigenen organisatorischen personellen und rechtlichen Grundlagen Neben dem vor uumlber 20 Jahren eingefuumlhrten gtBGM fuumlr die Verwaltung hat sich eine weitere Saumlule fuumlr Studierende gtSGM entwickelt Mit Perspektive auf die wissen-schaftlich und kuumlnstlerisch Beschaumlftigten ndash dem sogenannten

Mittelbau ndash befinden sich die Hochschulen noch am Anfang Zielstellung sollte ein gtHGM sein das gesunde Arbeits- und Studienplaumltze durch Organisationsentwicklung fuumlr alle an der Hochschule Taumltigen zum Ziel hat

Lebenswelt Das gtPraumlvG definiert bdquoLebensweltldquo im SGB V sect 20a Absatz 1 wie folgt bdquoLebenswelten () sind fuumlr die Gesund-heit bedeutsame abgrenzbare soziale Systeme insbeson-dere des Wohnens des Lernens des Studierens der medizini-schen und pflegerischen Versorgung sowie der Freizeitgestaltung einschlieszliglich des Sportsldquo bdquoLebensweltldquo kann synonym zum Begriff gtSetting genutzt werden der nicht im gtPraumlvG steht

Organisationsentwicklung (OE) Der Begriff bezieht sich auf den geplanten und methodisch kontrollierten Wandel von Unternehmen beziehungsweise Institutionen Durch OE sol-len in einem mittelfristigen und komplexen Prozess die Struk-turen (wie Kommunikations- und Kooperationsstrukturen) sowie die Kultur analysiert und gegebenenfalls veraumlndert werden

Partizipation bdquoPartizipationldquo bezieht sich auf die aktive Teil-habe von Personen oder Gruppen an bestimmten Organisa-tionsprozessen Die aktive Einbeziehung der Beteiligten in Planung Umsetzung und Evaluierung gesundheitsbezoge-ner Angebote ist Aufgabe des gtBGM und gtSGM Partizipation umfasst die Formulierung von Wuumlnschen Beduumlrfnissen und Kritik an den bestehenden Zustaumlnden sowie die Beteiligung an Entscheidungen oder Regelerstellungen wie Dienstverein-barungen beziehungsweise Leitbilder Partizipation wird als Entwicklungsprozess verstanden in dem Mitbestimmung und Entscheidungskompetenzen uumlber das gesetzlich gere-gelte Maszlig hinaus schrittweise ausgebaut werden

60 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Praumlventionsgesetz (PraumlvG) Das Gesetz zur Staumlrkung der Gesundheitsfoumlrderung und Praumlvention (sect 20 Absatz 2 SGB V) ndash im Folgenden kurz Praumlventionsgesetz (gtPraumlvG) ndash ist in zwei Stufen am 2572015 und am 112016 in Kraft getreten Es ist integraler Bestandteil des Fuumlnften Buchs des Sozialge-setzbuches das im dritten Kapitel dritter Abschnitt unter anderem Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen auffuumlhrt Es sind folgende drei Leistungsbereiche in sect 20 verankert

1 Verhaltensbezogene Praumlvention (sect 20 Absatz 5) 2 Gesundheitsfoumlrderung und Praumlvention in gtLebenswelten

(sect 20a) und 3 Gesundheitsfoumlrderung in Betrieben (gtBGF sect 20b)

Pauschal hat der Gesetzgeber jaumlhrlich einen Betrag von mindestens sieben Euro pro gesetzlich Krankenversichertem vorgesehen Die gemeinsamen Ausfuumlhrungsbestimmungen der Sozialversicherungen auf Grundlage des gtPraumlvG werden durch die Nationale Praumlventionskonferenz (sect 20e) mit den Bundesrahmenempfehlungen vom 2882018 festgelegt auf denen die 16 Landesrahmenvereinbarungen (sect 20f) aufbauen sollen Der Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen auf Basis des gtPraumlvG ist im Leitfaden Praumlvention festgelegt

Salutogenese Die Salutogenese stellt einen Paradigmen-wechsel mit Blick auf die Schutzfaktoren und Ressourcen von Individuen dar Sie bietet eine Erweiterung der biomedizini-schen krankheitsorientierten Sichtweise und wurde erst auf die koumlrperliche und dann seelische Gesundheit angewendet Nach Aaron Antonovsky folgt das Modell der Salutogenese (lateinisch Salus = Heil griechisch Genesis = Entstehung) konsequent der Frage nach den Entstehungs- und Erhaltungs-

bedingungen von Gesundheit Gesundheit und Krankheit wer-den in einer salutogenetischen Sichtweise nicht als einander ausschlieszligende Zustaumlnde sondern als Pole eines Gesund-heits-Krankheits-Kontinuums betrachtet Dabei soll sich der individuelle Gesundheitszustand eines Menschen aus der dynamischen Wechselwirkung zwischen Gesundheitsrisiken und Gesundheitsressourcen der Person und seiner Lebens-welt ergeben

Setting(-Ansatz) Ein Setting ist ein uumlberschaubares sozial-raumlumliches System wie beispielsweise eine Stadt ein Kran-kenhaus oder eine Hochschule auf deren Mitglieder prauml-ventive beziehungsweise gesundheitsfoumlrderliche Maszlignahmen ausgerichtet werden koumlnnen Ein Setting (gtLe-benswelt) besitzt physische Grenzen und Menschen mit de-finierten Rollen sowie eine Organisationsstruktur Der Set-ting-Ansatz ist die Kernstrategie der Gesundheitsfoumlrderung und die Vernetzung dafuumlr ein wichtiges Entwicklungsinstru-ment Der in den 1980er-Jahren von der Weltgesundheitsor-ganisation proklamierte Ansatz soll die Umsetzung der Otta-wa-Charta von 1986 in die Praxis ermoumlglichen Der Setting-Ansatz richtet sich auf die gtLebenswelten (Settings) aus in denen Menschen lernen arbeiten konsumieren et ce-tera und somit einen Groszligteil ihrer Zeit verbringen Durch gesundheitsbezogene Interventionen soll die Gesundheit der Einzelnen und auch der Mitglieder einer Organisation wie einer Hochschule positiv beeinflusst werden Ziel ist es Ge-sundheitspotenziale der Menschen zu ermitteln und diese durch strukturelle Veraumlnderungen (gtVerhaumlltnispraumlvention) in ihrer Lebenswelt zu staumlrken

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Stakeholder Der Begriff bdquoStakeholderldquo stammt aus dem Englischen und ist nur unzureichend mit bdquoInteressent(en)ldquo beziehungsweise bdquoInteressensgruppenldquo zu uumlbersetzen Die Person oder der Personenkreis charakterisiert eine Schluumlssel-stellung in einer Organisation die am Verlauf oder Ergebnis eines Prozesses oder Projektes maszliggeblichen Einfluss aus-uumlbt Zur Implementierung von gtBGM beziehungsweise gtSGM an einer Hochschule ist dieser Personenkreis zu identifizieren und persoumlnlich anzusprechen

Statusgruppe Einer Statusgruppe werden die Mitglieder einer Hochschule entsprechend ihren Rollen und gesetzlichen Rahmenbedingungen zugeordnet Die Haupttrennlinie liegt zwischen einem geschlossenen Beschaumlftigungsvertrag und einer Immatrikulationsbescheinigung der Hochschule Die Statistik unterscheidet in nichtwissenschaftliches und wissenschaftliches Personal Professorinnen und Professoren sowie Studierende Dabei koumlnnen Uumlbergaumlnge wie bei den studentischen Beschaumlftigten flieszligend sein Das Statisti-sche Bundesamt veroumlffentlicht dazu umfangreiche Fachse-rien

Steuerungsgruppe Das Lenkungsgremium fuumlr ein gtBGM (wie ein Arbeitskreis Gesundheit) sollte sich neben der BGM- Koordinatorin oder dem BGM-Koordinator mindestens aus Mitgliedern der Hochschulleitung der Arbeitssicherheit Personalabteilung dem Personalrat gegebenenfalls Be-triebsaumlrztin oder Betriebsarzt Sozialdienst und weiteren Fuumlhrungskraumlften zusammensetzen

Studentisches Gesundheitsmanagement (SGM) Das Ge-sundheitsmanagement fuumlr und von Studierenden ndash Kurzform bdquoStudentisches Gesundheitsmanagement oder Studierenden-gesundheitsmanagementldquo (SGM) ndash ist in Anlehnung an das

gtBGM konzipiert worden Es dient dazu eine systematische und zielorientierte Steuerung fuumlr alle gesundheitsbezoge-nen Prozesse im Zusammenhang mit Studierenden an der Hochschule zu buumln-deln und zu erweitern Im Sinne der Ge-sundheitssouveraumlnitaumlt sollen die koumlrper-lichen psychischen und sozialen Belange sowie das individuelle Wohlbefinden der Studierenden erhalten und gefoumlrdert werden Perspektivisch ist im Sinne des gtLebensweltansatzes ein uumlbergrei-fendes Gesundheitsmanagement der Organisation Hochschule anzustreben

Verhaumlltnispraumlvention Einflussnahme auf Gesundheit und Krankheit durch Veraumlnderung der Lebensbedingungen Klassische Felder der Verhaumlltnispraumlven-tion sind die Verbesserung der Arbeits-bedingungen im Rahmen von gtBGM beziehungsweise gtSGM kommunale Aktivitaumlten zur Verbesserung der Hygi-ene- Wohn- und Verkehrsbedingungen sowie gesetzgeberische Aktivitaumlten

Verhaltenspraumlvention Einflussnahme auf den individuellen Gesundheitszu-stand beziehungsweise das Gesundheits-verhalten durch bildende und beratende Maszlignahmen

62 SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement

Literaturempfehlungen Ackermann E Schumann W (2010) Die Uni ist kein Ponyhof Zur psychosozialen Situation von Studierenden Praumlv Gesundheitsf 5231-237

AGH ndash Arbeitskreis Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen (2017) Guumltekriterien fuumlr eine gesundheitsfoumlrdernde Hochschule Unter wwwgesundheitsfoerdernde-hochschulendeAS_Arbeits kreisSAS_Wer_sind_wir1html Zugegriffen 1892018

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wwwkompetenzzentrum-hochschulende Kompetenz-zentrum Gesundheitsfoumlrdernde Hochschulen

wwwhs-emden-leerdeeinrichtungenhochschulsport- health-sportshealthy-campus-health Studentisches Gesundheitsmanagement an der Hochschule Emden-Leer

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wwwhtwk-leipzigdelebenund-du-so Studentisches Gesundheitsmanagement an der HTWK Leipzig

wwwgesundeuni-wuppertalde Gesundheitsportal der Uni Wuppertal

wwwhs-esslingendesoziale-arbeit-gesundheit-und- pflegefakultaetprofilgesundheitsfoerderung Studen-tische Gesundheitsfoumlrderung an der Hochschule Esslingen

wwwlustuni-luebeckde Studierendengesundheit der Uni Luumlbeck

wwwnightlineseu Zuhoumlr- und Informationstelefon von Stu-dierenden fuumlr Studierende

wwwsozialerhebungde Sozialerhebung des Deutschen Studierendenwerks

wwwstudicarecom Forschungs- und Kooperationsvorhaben zur psychischen Gesundheit von Studierenden

wwwth-wildaudehochschuleweitere-einrichtungen hochschule-in-hochform Vision einer gesundheitsbewuss-ten Hochschule TH Wildau

wwwtu-braunschweigdesportzentrumsgf Studentische Gesundheitsfoumlrderung TU Braunschweig

wwwtu-ilmenaudeaustauschforum Austauschplattform Thuumlringer Hochschulen

wwwuni-paderborndeuniversitaetbenefit Studentisches Gesundheitsmanagement an der Uni Paderborn

wwwuhreportde University Health Report

Zuletzt abgefragt am 2542019

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Autorinnen- und Autorenverzeichnis Im Folgenden wer-den die Autorinnen und Autoren genannt die an dieser Hand-lungsempfehlung mitgewirkt haben

Felix Albrecht Karlsruher Institut fuumlr Technologie House of Competence Straszlige am Forum 3 D-76131 Karlsruhe E-Mail felixalbrechtkitedu hockitedu

Philip Bachert Karlsruher Institut fuumlr Technologie Institut fuumlr Sport und Sportwissenschaft Engler-Bunte-Ring 15 Gebaumlude 4040 D-76131 Karlsruhe E-Mail philipbachertkitedu sportkitedu

Henning Blumenroth Universitaumlt Frankfurt Zentrum fuumlr Hochschulsport D-60487 Frankfurt am Main E-Mail blumenrothhochschulsportuni-frankfurtde uni-frankfurtde

PD Dr Dr habil Burkhard Gusy Freie Universitaumlt Berlin AB Public Health Praumlvention und psychosoziale Gesundheitsforschung Habelschwerdter Allee 45 D-14195 Berlin E-Mail burkhardgusyfu-berlinde fu-berlindeppg

Prof Dr Thomas Hartmann Hochschule Magdeburg-Stendal FB Soziale Arbeit Gesundheit und Medien Breitscheidstraszlige 2 D-39114 Magdeburg E-Mail thomashartmannhs-magdeburgde

Prof Dr med Eva Hungerland Duale Hochschule Baden-Wuumlrttemberg Stuttgart Rotebuumlhlstraszlige 131 D-70197 Stuttgart E-Mail evahungerlanddhbw-stuttgartde dhbw-stuttgartdegesundheit

Sabine Koumlnig Team Gesundheitsmanagement Techniker Krankenkasse Bramfelder Straszlige 140 D-22305 Hamburg E-Mail sabinekoenig-1tkde tkde

Martin Kruumlssel Universitaumlt Goumlttingen BGM-Koordination Goszliglerstraszlige 57 D-37073 Goumlttingen E-Mail martinkruesselzvwuni-goettingende uni-goettingende

Dr Alexa Maria Kunz Karlsruher Institut fuumlr Technologie House of Competence Straszlige am Forum 3 D-76131 Karlsruhe E-Mail alexakunzkitedu hockitedu

Tino Lesener Freie Universitaumlt Berlin AB Public Health Praumlvention und psychosoziale Gesundheitsforschung Habelschwerdter Allee 45 D-14195 Berlin E-Mail tlesenerfu-berlinde fu-berlindeppg

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Jaqueline Metken Duale Hochschule Baden-Wuumlrttemberg Stuttgart Rotebuumlhlstraszlige 131 D-70197 Stuttgart E-Mail jaquelinemetkengmailcom dhbw-stuttgartdegesundheit

Ines Niemeyer Team Gesundheitsmanagement Techniker Krankenkasse Bramfelder Straszlige 140 D-22305 Hamburg E-Mail inesniemeyer-1tkde tkde

Joerg Reitermayer Karlsruher Institut fuumlr Technologie House of Competence Straszlige am Forum 3 D-76131 Karlsruhe E-Mail joergreitermayerkitedu hockitedu

Stephanie Schluck Hochschule fuumlr angewandte Wissenschaften Hamburg Presse amp Kommunikation Berliner Tor 5 D-20099 Hamburg E-Mail stephanieschluckhaw-hamburgde haw-hamburgde

Dr Ute Sonntag Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V Fenskeweg 2 D-30165 Hannover E-Mail utesonntaggesundheit-ndsde gesundheit-ndsde

Max Sprenger Technische Universitaumlt Kaiserslautern Allgemeiner Hochschulsport (ZE AHS) Paul-Ehrlich-Strasse 28 D-67663 Kaiserslautern E-Mail maxsprengerhochschulsportuni-klde unisportuni-klde

Dr Brigitte Steinke Team Gesundheitsmanagement Techniker Krankenkasse Bramfelder Straszlige 140 D-22305 Hamburg E-Mail brigittesteinketkde tkde

Mareike Timmann Landesvereinigung fuumlr Gesundheit und Akademie fuumlr Sozialmedizin Niedersachsen e V Fenskeweg 2 D-30165 Hannover E-Mail mareiketimmanngesundheit-ndsde gesundheit-ndsde

Christine Wolter Freie Universitaumlt Berlin AB Public Health Praumlvention und psychosoziale Gesundheitsforschung Habelschwerdter Allee 45 D-14195 Berlin E-Mail christinewolterfu-berlinde fu-berlindeppg

SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement ndash Herausgeber Techniker Krankenkasse Unternehmenszentrale 22291 Hamburg Internet tkde Geschaumlfts-bereich Markt und Kunde Gesundheitsmanagement Dr Sabine Voermans Konzeption Autorinnen- und Autorengruppe Redaktion Sabine Koumlnig Ines Niemeyer Dr Brigitte Steinke Prof Dr Thomas Hartmann Dr Ute Sonntag in Zusammenarbeit mit Stephanie Schluck Mareike Timmann Medienkonzeption TK Micaela Berger Gestaltung The Ad Store GmbH Hamburg Produktion Oliver Kuumlhl Litho Hirte GmbH amp Co KG Hamburg Druck TK-Hausdruckerei

copy Techniker Krankenkasse Alle Rechte vorbehalten Nachdruck auch auszugsweise nur mit schriftlicher Einwilligung der TK Die enthaltenen Informationen wurden sorgfaumlltig recherchiert Fuumlr eventuelle Aumlnderungen oder Irrtuumlmer koumlnnen wir keine Gewaumlhr uumlbernehmen Stand Juni 2019

Hier erfahren Sie mehr Studentisches Gesundheitsmanagement Fragen zum Angebot der TK zur Gesundheitsfoumlrderung an Hochschulen beantworten Ihnen gerne die kompetenten TK-Berater in Ihrer Region Senden Sie einfach eine E-Mail an gesundheitsmanagementtkde Ihr regionaler Ansprechpartner wird sich schnellstmoumlglich bei Ihnen melden

Firmenkundenservice Ausfuumlhrliche und aktuelle Informationen zu unseren Leistungen und Services fuumlr Firmenkunden finden Sie auch unter firmenkundentkde Suchnummer 9600

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  • SGM ndash Studentisches Gesundheitsmanagement
    • Inhalt
    • 1 Vorworte
    • 2 Praumlambel
    • 3 Einbettung des Themas Worum geht es
    • 4 Was ist zu Beginn zu bedenken
    • 5 Theorie und Praxis Was ist bei der Umsetzung zu bedenken
    • 6 Welche grundsaumltzlichen Aspekte sind entscheidend fuumlr ein SGM
    • 7 Die Kooperationspartner
    • 8 Anlage 1 Praxishilfen
    • 9 Anlage 2
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