standortporträt oberkirch
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Oberkirch rüstet sich für die Zukunft. Natürlich muss man auch hier sparen, doch investiert die Stadt mit Weitblick in ihre Innenstadt. Damit Oberkirch weiter wächst. Wie das Obst auf den Feldern rundherumTRANSCRIPT
2/2010 · 5. Februar 2010 econo
Für Raphael Sackmann hat2010 eigentlich nochnicht richtig angefangen.
Das neue Jahr beginnt für denGeschäftsführer des Obstgroßmarkts Mittelbaden in Oberkirch, kurz OGM, erst mit demGeschmack der ersten Erdbeere auf seiner Zunge. „Die ersteErdbeere der Saison ist schonetwas Besonderes.“Doch bis dahin sind es noch
etwa drei Monate. Derzeit dominiert ein anderes rotes Obst aufdem rund 70000Quadratmetergroßen Gelände des OGM: derApfel. Knapp 13000 Tonnendieser Früchte gehen seit September rotleuchtend von hiernach und nach in die Läden.Der Durchschnittsdeutsche
greift lieber zum roten als zumgrünen Apfel. Grüne Sortenwachsen in der Ortenau sowie
so so gut wie gar nicht. Und dieanderen Sorten – zum BeispielGala, Elstar oder Braeburn –werden nach ihrer Anlieferungentsprechend ihres Rotanteilsautomatisch mithilfe von 20
Kameras sortiert. Je roter derApfel, desto mehr Geld bekommt der Apfelanbauer.Derzeit ist es relativ ruhig im
Obstgroßmarkt. „Ich habe eineFünfTageWoche“, sagt Sackmann. Selbstverständlich istdas nicht. Wenn die Erdbeersaison beginnt, ist es damit vorbei. „Ob Sonn oder Feiertag,die Erdbeerenwerden gepflückt
und bei uns angeliefert, da kannman keinen Tag aussetzen.“Erdbeeren sind empfindlicheWesen, wenn sie reif sind, wollen sie vom Strauch. Sackmann:„Sonst ist die Qualität hin.“
Die Beeren – neben der Erdbeere die Johannis, Stachel,Him, Brom und Heidelbeere– sind die bedeutendsten Erzeugnisse für den Obstgroßmarkt. Sie machen mehr als50 Prozent des Umsatzes aus,gefolgt von Äpfeln und Zwetschgen mit jeweils knapp 20 Prozent und zuletzt Kirschen mitrund zehn Prozent.
Der OGM hat 3500 aktiveMitglieder, Familienbetriebe,die kleine Flächen von fünf biszehn Hektar bewirtschaften.„Wir funktionieren als kleinstrukturierter Landwirtschaftsbetrieb“, erklärt Sackmann.„Das wiederum macht die Landschaft hier in der Gegend soabwechslungsreich.“Mehr noch: Die Obstgenos
senschaft trägt mit ihren Obstund Streuobstwiesen nicht nurdeutlich zum Erscheinungsbildder Stadt bei, sondern führtden Namen Oberkirch auch inihrem Logo und im Namen ihres Internetauftritts und damitsozusagen in aller Munde.Auch im Stadtkern hat der
Obstgroßmarkt seine Spurenhinterlassen. Dort hatte sichder OGM nämlich zuerst angesiedelt, bevor er 1969
Oberkirch rüstet sich für die Zukunft. Natürlich muss man auch hier sparen,
doch investiert die Stadt mitWeitblick in ihre Innenstadt. Damit Oberkirch weiter wächst.
Wie das Obst auf den Feldern rundherum
BadensObstgarten
„Die erste Erdbeere der Saisonist schon etwas Besonderes“
Einwohner 20 823davon weiblich 10 171unter 18 Jahren 3963Ausländer 1131Kaufkraftkennziffer 108
BeschäftigungArbeitsplätze 6987davon produz. Gewerbe 4392Dienstleister 1449
Handel/Gastgewerbe/Verkehr 1081Einpendler 3683Auspendler 4106Arbeitslosenquote 3,1%
SteuernGewerbesteuer 330Grundsteuer A 320Grundsteuer B 300Steuerkraft/Einw. 908
Gewerbeflächen 27,95 HektarGewerbegebiet Stadtmatt, OberkirchGewerbegebiet Au II, NußbachKeine Gewerbegebiete in PlanungPreis/Quadratmeter 50 Euro
Gemeindeschuldenstand 2008gesamt 2 942 000 Euroje Kernhaushalt 144 Euromit Eigenbetrieb 525 Euro
Übernachtungen 2008 127 323
VerkehrsinfrastrukturAutobahn A5 (11 km entfernt); Bundesstraße B 28; Bahnhof mit Güterbahnanschluss; ICEHalt in Offenburg (22 km)und TGVHalt in Straßburg (28 km);Flughäfen Straßburg (28 km), Lahr(40 km) und Söllingen (30 km);Rheinhafen Kehl (25 km)
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econo 2/2010 · 5. Februar 2010
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mehr Platz benötigte und aufdie grüne Wiese zog. Zwei Jahrespäter beschloss der Gemeinderat,die alte Obstmarkthalle zu einerStadthalle, der heutigen ErwinBraunHalle, umzubauen.Im 21. Jahrhundert angekom
men, recycelt Oberkirch keineLeerstände, um sie in Nutzbautezu verwandeln. Die Stadt bautselbst. Repräsentativ.Vier Millionen Euro hat die
neue Mediathek gekostet. ImMärz wird sie eingeweiht. „DieEntscheidung zum Bau der Mediathek haben wir getroffen, als esuns noch besser ging“, sagt derOberbürgermeister MatthiasBraun. Natürlich würde ein solches Konzept heute anders aussehen. Oder gar nicht in Angriff genommen. Aber es waren andereZeiten und Braun mutig: „Wennman Entscheidungen immer verschiebt, bloß weil man Angst vorschlechten Zeiten hat, entwickeltsich eine Stadt nie weiter.“Entworfen hat die Mediathek
das Architekturbüro Wurm &
Wurm aus Bühl. Robert Wurm hatbereits die Mediathek in Bühl geplant und dafür gleich einen Preisvon der Architektenkammer BadenWürttemberg erhalten.Aber was genau ist eine Media
thek? „Eine Bibliothek hat einenwissenschaftlichen Charakter“,
erklärt Wurm. „Eine Mediathek istein Treffpunkt für die Bürger, hierist eine hohe Aufenthaltsqualitätgefordert.“ Ein Nutzen ganz imSinn von OB Braun. „Die Mediathek soll nicht nur die Bibliothekund das Stadtarchiv beherbergen,sie soll zugleich das Bürgerzentrum von Oberkirch werden.“ Dazu dient auch die Erweiterung derBibliothek: Die Anzahl der ausleihbaren Medien soll in den kommenden zwei Jahren auf 40000verdoppelt werden. „Wir wollen
die Bildung fördern“, sagt Braun.„Denn das Geld, das wir hier investieren, ist gut angelegt. So trägt dieMediathek auch zur Entwicklungunserer Kinder bei.“ Zusätzlichbietet sie einen Veranstaltungsraum für 140 Personen, für stadteigene Kulturveranstaltungen und
Filmvorführungen oder für Vermietungen an Dritte.Der Bedarf für ein solches Haus
sei da, ist Braun überzeugt. „Oberkirch bedient ein Einzugsgebietmit 50000 Menschen.“ Die Mediathek könnte somit auch zu einem weiteren Frequenzbringer fürdie Innenstadt werden. Die liegtdem Oberbürgermeister nämlichbesonders am Herzen.Und in Oberkirchs Innenstadt
passiert zur Freude von Braun tatsächlich schon eine ganze Menge.
Nur zwei Fußminuten vom Bahnhof entfernt ist das Gesundheitszentrum entstanden. Keinreines Ärztehaus, wo nur verschiedene Arztpraxen untergebrachtsind, sondern beispielsweise aucheine Logopädin, eine Apotheke,Physio und Ergotherapie, OrthopädieSchuhtechnik und ein Café.Dazu führt der Aufzug des Zentrums bis in die Tiefgarage darunter.Mehr Barrierefreiheit geht nicht.Ein Wohn und Geschäftshaus,
ebenfalls barrierefrei, ist in nächster Nähe zum Gesundheitszentrum entstanden, ein weiteres istderzeit im Bau.Oberbürgermeister Matthias
Braun ist zufrieden mit der Entwicklung seiner Innenstadt. Hiersieht er die Zukunft von Oberkirch.„Allein schon aufgrund des demografischen Wandels muss die Innenstadt belebt werden.“ Braunist überzeugt: „Der demografischeWandel ist auch eine Chance.“Oberkirch ist gewappnet.
Natalie [email protected]
„Oberkirch bedient ein Einzugsgebietmit 50000 Menschen“
76 Politik • Standort Oberkirch
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econo 2/2010 · 5. Februar 2010 Foto: Michael Bode
Matthias Braun konzentriert sich in seinem Amt als
Oberbürgermeister auf dasWesentliche: die Menschen
Langfristig gedacht
Die Kassen der Kommunensind leer, da ist Oberkirchkeine Ausnahme. Doch
OB Matthias Braun möchte dennoch auf mehrere Vorhaben nichtverzichten. Er ist überzeugt: Esgeht, nur das Tempo muss ebengedrosselt werden.Herr Braun, Städten und Gemeinden geht es nicht gut. Wieist die Situation in Oberkirch?➤ Matthias Braun: Unser Gewerbesteueraufkommen ist 2009um knapp 60 Prozent zurückgegangen, das sind rund neun Milli
onen Euro. Wir haben unserenHaushalt entsprechend angepasst,geplante Maßnahmen in die Zukunft verschoben. Dabei dürfenwir jedoch die prioritären Handlungsfelder nicht aus den Augenverlieren.Welche Projekte haben in Oberkirch Vorrang?➤ Braun: Das sind die Maßnamen, die der Nachhaltigkeitdienen. Dazu gehören ganz klardie Familienpolitik und die DaseinsVorsorge, aber eben auch dieAttraktivität der Stadt.
Sicher gehört auch die neueMediathek zur Attraktivitätssteigerung von Oberkirch. Aberhaben das auch die Bewohnerimmer so gesehen?➤ Braun: Natürlich gab es anfangs einige Gegenstimmen. Ichverstehe das, bei einer Investitionvon vier Millionen Euro. Aber diemeisten sind heute verklungen.Man muss eben die Bedeutung derMediathek sehen. Hier schaffenwir einen öffentlichen Raum; Platzfür Bildung, Kultur und die Geschichte der Stadt.
Wie wird sich das Stadtbild entwickeln, wenn 2013 die Umfahrung kommt?➤ Braun: Auch hier gilt: Schwerpunkt ist die Steigerung der Attraktivität der Innenstadt, wenn auchderzeit noch nicht entschieden ist,wie die Hauptstraße verändertwird. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, von der Fußgängerzonebis zum verkehrsberuhigten Bereich. Da müssen auch die ansässigen Geschäftsinhaber mitreden.Der demografische Wandel wirdauch Oberkirch treffen. Wie
78 Politik • Standort Oberkirch
2/2010 · 5. Februar 2010 econo
können Sie dem Einwohnerrückgang entgegentreten?➤ Braun: Derzeit herrscht in unserer Stadt noch immer ein Geburtenüberschuss. Um junge Familienweiterhin von Oberkirch als Wohnort zu überzeugen, müssenwir abernoch mehr tun. Da sind wir heuteschon auf dem richtigen Weg.Was tut die Stadt konkret fürFamilien und Kinder?➤ Braun: Beispielsweise investieren wir derzeit zweiMillionen Euroin den Kindergarten St. Raphael füreineGesamtsanierung und20Plätzefür UnterDreijährige. Die Grundund Realschule sowie das HansFurlerGymnasiumbieten freiwilligenGanztagsunterricht an. Hierfür gibtes zweiMensen und entsprechendeLernräume. Zudem haben wir einspezielles „Kindergeld“: Wenn maneinen städtischen Bauplatz kauft, bekommt man von der Stadt einenPreisnachlass von vier Euro pro Qua
dratmeter bei zwei Kindern, achtEuro bei drei Kindern.Und was ist mit den Senioren?➤ Braun: In Zukunft benötigenwir geeigneten Wohnraum für Senioren, barrierefrei und nah amStadtzentrum. Der muss zudembezahlbar sein. KostengünstigeWohnungen müssen wir aber auchfür Alleinerziehende schaffen. DieseAufgabe habe ich im Hinterkopf.Wie sehen Sie die Zukunft fürOberkirch?➤ Braun: Politik ist Betrachtungder Wirklichkeit, in ihr finden wirdie richtigen Antworten für dieGestaltung der Zukunft. Das isteine Herausforderung, der wir unsstellen werden. Oberkirch hatPotenzial, das wollen wir weiterausbauen. Wir müssen eine geschlossene Infrastruktur für allebilden: Wirtschaft, Innenstadt, Kultur, Bildung und Betreuung – dasist unsere Zukunft. Natalie Butz
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Matthias Braun ist seit März1999 Bürgermeister und seit2004 Oberbürgermeister vonOberkirch. Zuvor war er imStaatsministerium Baden-Württemberg stellvertretenderReferatsleiter.Der 50-Jährige istDiplom-Ingenieur und Regie-rungsbaumeister. Er ist verhei-ratet und hat zwei Kinder.
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econo 2/2010 · 5. Februar 2010
Foto: Koehler Paper Group
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Klaus Göppert lächelt zufrieden. „2010 hat für unsgut begonnen.“ Der Ge
schäftsführer von Helia Ladenbau plant, weiter zu expandieren. „In den kommenden Monaten werden wir zehn neueMitarbeiter einstellen.“Vor knapp einem Jahr ist das
Unternehmen mit 120 Angestell
ten von Bad Peterstal in das Gewerbegebiet In der Au II inOberkirchNußbach gezogen. InBad Peterstal, wo Helia Ladenbau1937 als kleine Schreinerei angefangen hat, wurde es am Endezu eng, ein weiterer Ausbau warunmöglich. Am neuen Standorthat sich der Spezialist für Ladenund Messebau sowie Shop
systeme auf 8500 Quadratmetervergrößert. Die Investitionssumme beträgt rund acht Millionen Euro.In der neuen Produktion in
Nußbach können nun gleichmehrere Projekte zur selben Zeitauf vier Fertigungsstraßen bearbeitet werden, die Kapazität wurde verdreifacht.
„Wir sind in Oberkirch angekommen“, erzählt Göppert. „Besonders die Verkehrsanbindungbringt uns näher zu unseren Kunden.“ Gleichzeitig liege Oberkirch mit rund 20 Kilometernnah genug an Bad Peterstal, umdie vielen dort ansässigen Mitarbeiter durch den Umzug nicht zuverlieren. Eigentlich hat
Ob Ladenbauer, Papierfabrikant oder Autozulieferer:
Oberkirchs führende Unternehmer wünschen sich für ihre Stadt vor allem Straßen
Auf gutemGrund
Beginn der industriellenFertigung: die PapierfabrikAugust Koehler um 1875
80 Politik • Standort Oberkirch
2/2010 · 5. Februar 2010 econo
Der Spezialist für alle Fälle
Haas Maschinenbau GmbH & Co. KGIn der Au 277704 OberkirchNuß[email protected]: 0 78 05/9 96 690Telefax: 0 78 05/9 96 6919
DienstleistungAngefangen hat Haas Maschi-nenbau mit der Reparatur vonSägewerksanlagen. Heute istdas Familienunternehmen inverschiedenen Geschäftsfel-dern tätig, unter anderem imSondermaschinenbau, in derLohn- sowie der Baugruppen-fertigung. Seit 2008 besitzt Haasden großen Eignungsnachweisim Schweißen. So kann derBetrieb selbst im Pipelinebauseine Dienste anbieten.
Kontakt
Das Wort „Standard“ gibt es im Hause HaasMaschinenbau nicht. „Jede Maschine, die unseren Betrieb verlässt, ist ein Unikat“, erklärt
Manfred Haas, Geschäftsführer des Familienunternehmens, das 1933 von Haas’ Großvater Hermann Haassenior gegründet worden ist.Haas ist Spezialist für den Sondermaschinenbau.
„Spezielle Anforderungen erfordern eben spezielleLösungen“, sagt Manfred Haas. Insbesondere dieWohnmobilindustrie, aber auch Säge und Betonwerkeschätzen das Knowhow des Betriebs.Selbstverständlich fertigt Haas auch Baugruppen
nach fertigen Zeichnungen mit genauen Vorgaben derKunden an. Diese erfüllen die Mitarbeiter dank lang
jähriger Erfahrung und neuesten technischen Möglichkeiten sowie stetiger Weiterbildung souverän.Ein drittes Standbein der Firma aus OberkirchNuß
bach ist die CNCFertigung. Auf bis zu vier CNCgesteuerten Achsen werden alle Arten von Bauteilenrationell mit präzisen Flächen und Bohrungen versehen. Manfred Haas: „Der Kunde erhält das gesamteformgebende Finish aus einer Hand. Oder aber auchdie Bearbeitung angelieferter Werkstücke in allen Größen – ganz nach Wunsch.“ Haas arbeitet ausschließlich auf CNCMaschinen der neuesten Generation undkann auch auf kurzfristige Anforderungen der Kundenreagieren. Es könnenWerkstücke bis zu zwölf Tonnenbearbeitet werden.
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Haas Maschinenbau die
komplette Fertigung
aus einer HandManfred Haas leitet Haas Maschinenbau bereits in der dritten Generation
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Foto:JigalFichtner
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econo 2/2010 · 5. Februar 2010 Fotos: Koehler Paper Group, Jigal Fichtner, PWO
Collection„O“
Göppert nur noch einen Wunsch, dannwäre der neue Standort für ihn vollkommen:„Jetzt fehlt uns nur noch die direkte Anbindungan die B28.“ Von der Bundesstraße trennt Helianur ein schmaler Grünstreifen, eine direkte Zufahrt gibt es nicht.Schon seit 1991 sitzt Haas Maschinenbau im
Gewerbegebiet In der Au II. „Die Straße warnoch nicht fertig, als wir hierhergezogen sind“,erinnert sich Geschäftsführer Manfred Haas. Vordem Umzug hatte Haas seinen Standort direktin Oberkirch. Als eine Erweiterung notwendigwird, möchte der Maschinenbauer die Stadtnicht ganz verlassen. Das neu entstandene Gewerbegebietist für ihn dieideale Lösung.Zudemgenießter die Umgebung rund umseine Firma.„Vor unserem Fenster wächst der Wein. Wer hatso etwas schon in einem Gewerbegebiet?“Mitten in Oberkirch hat die TVProduktions
firma Werner Kimmig ihren Sitz. Auf den erstenBlick scheint diese Firmenansiedlung fernab vomShowbiz merkwürdig, ist Kimmig doch immerhinverantwortlich für große Fernsehproduktionenwie Bambi oder den Deutschen Fernsehpreis.Für Firmengründer Werner Kimmig ist an
seinem Standort allerdings nichts seltsam. 1973beginnt seine Karriere in Oberkirch, damals besteht die Firma aus ihm und einer HalbtagsSekretärin. Heute beschäftigt er rund 30 Mitarbeiter in Oberkirch und München. Sicher habeer auch einmal darüber nachgedacht, die Regionkomplett zu verlassen. Das war 1980. Doch amEnde entscheidet Kimmig sich gegen den Umzug. Auch aus ganz persönlichen Gründen: „Ichbin hier geboren, aufgewachsen und zur Schulegegangen. Meine ganze Familie lebt hier. Ichhabe hier meine Freunde gefunden.“Für Kai Furler, Vorstand der Papierfabrik
August Koehler, sind es ebenfalls die Menschen,die er an seinem Standort so schätzt. „Oberkirchbietet großes Potenzial an hoch qualifizierten
Facharbeitern, die zum Teil seit mehreren Generationen den Erfolg der Firma mitgestalten.“Tradition ist für Furler von immenser Bedeu
tung, immerhin führt er das Familienunternehmen in der achten Generation. Furler: „In Oberkirch sind die KoehlerWurzeln fest verankert.Die Geschichte der Familie Koehler/Furler, derPapierfabrik August Koehler und der Stadt sindaufs Engste verbunden.“Drei Jahre bevor Koehler zur Aktiengesell
schaft wird, entsteht in OberkirchStadelhofendas ProgressWerk Oberkirch, kurz PWO.91 Jahre später ist der Automobilzulieferer mitcirca 1200 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber
am Ort. „Beiuns sind Tradition undInnovationuntrennbarmiteinanderverbunden“,
sagt Karl M. Schmidhuber. „Wir wissen genau,wohin wir wollen, aber wir vergessen nie, woher wir kommen.“ Und das trägt PWO auch imNamen. Für den Vorstandsvorsitzenden stehtfest: „Der Name Oberkirch ist und bleibt Teildes Firmennamens und der Standort Oberkirchdas Epizentrum aller unserer globalen Aktivitäten.“ Schmidhuber sieht keinen Grund, diesesGefüge zu zerstören. „Im Gegenteil, wir wollenden Standort Oberkirch weiter stärken.“Leicht war diese Aufgabe im vergangenen Jahr
nicht immer. „Die Krise, wenn auch nicht hausgemacht, hat uns rund fünf Jahre zurückgeworfen“, bedauert Schmidhuber. „Sicher wird sieuns noch die kommenden zwei Jahre begleiten,auch wenn es mittlerweile wieder spürbar aufwärts geht.“ Nichtsdestotrotz: Schmidhuberweiß, was auf ihn und seine Mitarbeiter zukommt: „Wir werden noch eine Weile sehr hartarbeiten müssen, um dahin zu kommen, wo wireigentlich 2010 schon sein wollten.“Dass man bei PWO hart arbeitet und ideen
reich gemeinsam mit der Belegschaft kämpft,beweisen die ProgressWerker im November desvergangenen Jahres. Mit den Tarifparteien wurde
„Der Name Oberkirch ist und bleibtTeil unseres Firmennamens“
82 Politik • Standort Oberkirch
Klaus Göppert, Geschäftsführervon Helia Ladenbau:„Wir
sind inOberkirch angekommen“
2/2010 · 5. Februar 2010 econo
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eine Ergänzungstarifvertrag fürden Oberkircher Standort abgeschlossen. Zur Sicherung der Arbeitsplätze in der Krise musste lautSchmidhuber eine Belastung „imhohen einstelligen MillionenEuroBereich“ geschultert werden, ander sich auch die Mitarbeiter beteiligen. „Die überwältigende Mehrheit unserer Belegschaft hat sehr
Kai Furlers Vorfahren ersteigerten 1807 eine Papiermühle im Tal derRench bei Oberkirch, Grundstock für die Papierfabrik August Koehler
Karl M. Schmidhuber, Vorstandsvorsitzender der PWO:„Bei uns sindTradition und Innovation untrennbar miteinander verbunden“
schnell verstanden, dass es hierbeinicht zuletzt um den Erhalt ihrerArbeitsplätze ging.“ Schmidhuberist offenkundig stolz auf seineMannschaft: „Es gibt viele interessante Standorte auf der Welt, abersicher nur wenige, wo man so engagierte und flexible Mitarbeiterfindet, die sich mit dem Unternehmen identifizieren und in guten
und auch weniger guten Zeitentreu zu ihrem Betrieb stehen.“Himmelreich Oberkirch? Nicht
ganz. Einen Wermutstropfennennt auch Schmidhuber. „DasEinzige, was ich mir noch wünsche, ist eine direkte Verkehrsanbindung unseres Standorts an dieB28.“ Ebenso wie Klaus Göppert,nur an anderer Stelle. Zwar be
steht hier gerade wegen der Entlastung der umliegenden Ortschaften vom An und Ablieferverkehrschon längst Übereinstimmungmit der Stadt. Allerdings, soSchmidhuber: „Die Mühlen derVerkehrswegeplanung in Deutschland mahlen sehr langsam.“ Dochdas ist nicht die Geschichte Oberkirchs. Natalie Butz
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econo 2/2010 · 5. Februar 2010 Foto: Jigal Fichtner
Markus Ell undHeinz-Peter Fies haben eine großeVerantwortung.
Nicht nur für ihreMitarbeiter, sondern
auch für das landschaftliche Bild der Region
Die FrüchteOberkirchs
Markus Ell von der OberkircherWG und Heinz-Peter Fiesvon der Brennerei Fies (v.l.)
84 Politik • Standort Oberkirch
2/2010 · 5. Februar 2010 econo
Mit der Oberkircher Winzergenossenschaft undder Schwarzwälder Edel
obstbrennerei Fies gibt es in Oberkirch gleich zwei Arbeitgeber, diesich flaschenweise um edle Tropfen kümmern. Im Interview erzählen die beiden Geschäftsführer,Markus Ell von der WG undHeinzPeter Fies von der Brennerei, dass es bei ihrer Tätigkeit nichtnur um das Erzeugen alkoholischer Getränke geht.Herr Ell, Herr Fies, als Oberkircher Winzergenossenschaft undSchwarzwälder Edelobstbrennerei können Sie Ihre Betriebe nurschwerlich verlagern. Aber wasist das Besondere hier an Oberkirch und der Region?➤ Markus Ell: Die Erzeugungdes Oberkircher Weins ist einkomplexes Gebilde, von vielenFaktoren beeinflusst. Zunächsteinmal das Klima, dann der hoheGranit und Gesteinsanteil im Boden, der ihn sehr mineralischmacht. Ein paar Kilometer weiterist das ganz anders. Und natürlichhat jede Kellerei ihre eigene Handschrift. All diese Unterschiedeschmeckt man.➤ Heinz-Peter Fies:Was für dieTrauben gilt, ist auch für das Obstvon hoher Bedeutung: Der Bodenist für uns ausschlaggebend. Hinzukommt, dass uns der kalte Nordwind hier nicht trifft. Unsere wichtigsten Produkte tragen denSchwarzwald im Namen. Mehrnoch: Wir dürften sie nicht so bezeichnen, wenn der Rohstoff nichthier wachsen und die Herstellungnicht hier passieren würde.➤ Ell: Ein warmes Klima findetman natürlich in vielen Regionenweltweit. Aber hier gibt es ebenim Juli oder August eine im Verhältnis zum übrigen Sommer kurze nasskalte Phase. Die Touristensind darüber nicht erfreut, aberwir brauchen diese Schwankungen zwischen Tageshitze undnächtlicher Kühle, damit unsereWeine ihre Aromen bilden können.Fehlt diese Kühle, fehlen die Aromen. Das sieht man an den Weinen von 2003, als wir einen sehrheißen Sommer ohne dieseSchwankungen hatten: Bezogenauf die Öchslegrade hatten wireinen Jahrhundertwein, aber esfehlte eben das Aroma.Herr Ell, im vergangenen Jahrhaben Sie die „Collection O“ he
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Erlesene Früchte aus Mittelbaden
rausgebracht, die sich in ihrerPräsentation von den anderenErzeugnissen der WG abhebt.Müssen Sie sich für neue Zielgruppen verjüngen?➤ Ell: Immer mehr junge Menschen finden den Weg zum Wein– nicht zum übermäßigen Alkoholkonsum, sondern zum hochwertigen Genuss. Die „Collection O“ istein Wein, der auch Einsteigernschmeckt. Und das moderne Auftreten hilft natürlich, dass erauch unerfahrene Zielgruppenanspricht.
Herr Fies, gibt es für Ihre Erzeugnisse überhaupt eine Zielgruppe jünger als 45 Jahre?➤ Fies: Es stimmt schon, unsereObstbrände werden überwiegendvon Menschen ab 45 Jahren aufwärts getrunken. Diese Zielgruppeerwartet, dass die SchwarzwälderTraditionsbrände wie das Kirschwasser in einer traditionellen Verpackung daherkommen, der Vierkantflasche. Aber wir haben auch exklusive Produkte, die wir abgehobenvon den übrigen präsentieren, zumBeispiel in einer anderen Flaschenform oder Erzeugnisse, die übermehrere Jahre gereift sind. Aber inerster Linie erwarten unsere Kunden von uns das Traditionelle.Aber so werden Sie nicht geradeneue Zielgruppen für sich gewinnen.
➤ Fies: Das ist in der Tat nichtganz einfach. Nichtsdestotrotz istunser Absatz stabil. Jährlich verlassen rund 1,2 Millionen Flaschenunsere Brennerei.Ist es für Sie beide beim Absatzhilfreich, dass Ihre Erzeugnissein einer Region entstehen, woandere Urlaub machen?➤ Ell: Unser Kernabsatzgebietliegt direkt vor unserer Haustür.Im übrigen Deutschland sind dieWeine der Oberkircher Winzergenossenschaft in NordrheinWestfalen am beliebtesten. Natürlich
liegt das auch daran, dass dieheimgekehrten Touristen im SupermarktRegal den Namen desOrtes vorfinden, den sie selbst besucht haben. Aber das funktioniertauch umgekehrt. Die Touristenkommen in unsere Region, nachdem sie unseren Wein daheimkennengelernt haben.➤ Fies: Schon in den 50erJahrenkamen Touristen aus dem Ruhrgebiet zu uns. Sie entdeckten hierdas genussvolle badische Essenund Trinken. Das haben sie nachHause getragen. Und heute kenntman Schwarzwälder Kirschwasserin der ganzen Welt.➤ Ell: Vor etwa zehn Jahrendrängten beimWein großeMarkenauf den Markt, sehr erfolgreichund qualitativ sicher auch guteErzeugnisse. Doch sobald diese
Namen nicht mehr stark beworbenwerden, sinkt auch gleich ihr Absatz. Diesen Namen fehlt eben etwas, das wir haben: die Tradition.Und was ist in 25 Jahren? Wirdes die WinzergenossenschaftOberkirch und die Schwarzwälder Edelobstbrennerei Fies dannnoch geben?➤ Ell:Das ist ein langer Zeitraum.Schon jetzt ändert sich das Konsumverhalten der Menschen sehrschnell. Dieser Wandel wird nochdeutlich schneller werden. Hinzukommen von der EuropäischenUnion geforderte Veränderungender Anbaubeschränkungen, dieden deutschen Weinbauernschwer zu schaffen machen könnten. Dennoch bin ich überzeugt,dass wir uns hier mit unserengünstigen Standortfaktoren weitergut behaupten werden.➤ Fies: Ich bin sicher: In 25 Jahren wird das SchwarzwälderKirschwasser noch immer dasSchwarzwälder Kirschwasser sein.Wir Obstbrenner undWinzer sindein Garant dafür, dass die Regionals Tourismusziel mit ihren Weinbergen und Streuobstwiesen erhalten bleibt. Denn sonst gäbe es hiernur Waldflächen. Und wie würdees dann aussehen?Wie im Sauerland.➤ Fies: Ja, ganz genau.➤ Ell: Wir haben eben ein gemeinsames Ziel. Wir wissen inzwischen, dass wir gemeinsam etwasfür den Standort tun müssen. Diemeisten haben das begriffen, weshalb die Zusammenarbeit in denvergangenen Jahren wieder engergeworden ist. Natalie Butz
„Wie würde es denn ohneWeinbergeund Streuobstwiesen hier aussehen?“
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