Über das wesen der blutgerinnung

3
2486 Die notwendige Dauer des Heimau]enthaltes. Die Frage nach der notwendigen Dauer des Heimaufen> haltes ist yon praktiseh grol3er Bedeutung. In unseren Beob- aehtungen ist die relative Zahl der ErJolge bei ki~rzerem und ~'ngerem Aufenthalt im Helm ;~mmer dieselbe gewesen. A priori whre ein Anwachsen in der relativen Zahl der Erfolge mit der Lgnge des Aulenthaltes zu erwarten gewesen. Vermutlich sind aber unter den Kindern mit kurzem Heimaufenthalt vor- wiegend solche gewesen, die schnell gut zugenommen haben und wenig gesch/idigt waren. Die relative Zatfl der Erfolge muB durch das Ausscheiden dieser Kinder mit der Lgnge des Aufenthaltes abnehmen, andererseits w~chst sie mit der Lgnge des Auienthaltes durch die Wirkung des Aufenthaltes. Es ist m6glich, dab durch das Ineinandergreifen dieser Fak- toren die relative Zahl der Erfolge sieh ausgeglichen hat. So miissen wir bei der Frage der notwendigen Aufenthalts- dauer auf eine statistisehe Begrfindung verziehten. Naeh un- seren Erfahrungen reicht ]i~r nur unterern&'hrte Kinder im all- gemeinen ein AuJenthalt yon zwei bis drei Monaten aus ; nur beim Fehlen st/trkerer Gewichtszunahme nach dieser Zeit emp- fiehlt sich Verl/tngerung des AMenthaltes bis auf sechs Monate. Bei den sekund/ir unterern/thrten Kindern erscheint eine Bemessung des Aufenthaltes unter vier Monaten im allge- meinen nicht zweckm/tBig, Ober das Verhalten des Lgingenwachstums wgihrend der Repara- tion. Die t~eparation des dutch Unterern/ihrung verkfimmerten Kindes ist erst vollst~ndig, wenn sich zur fibernormalen Ge- wichtszunahme ein fibernormales Wachstum gesellt. Von den Beziehungen zwischen Gewicht und Lgngenzunahme haben wir in den Kreis unserer Betrachtung gezogen einerseits die Beziehung zwischen Gewichtsansatz w/ihrend des Heim- aufenthaltes und L/ingenwachstum sowie anderersdts die prognostische Bedeutung einer gr6Beren L/tngenzunahme ffir die Solidit~it der eingetretenen Zunahme, d. h. ffir die End- gfil• des Erfolges. In den Beobachtungen GOLDSTEINS [st die L/tngenzu- natime der unterern/thrten Kinder bei der Reparation im allgemeinen relativ gering gewesen; im Gegensatz zum Ge- wichtsdefizit wurde das L/tngendefizit, selbst bei einer Aufent- haltsdauer yon 26 Woehen, in den meisten Fgllen nicht aus- geglichen. Nhnlich verhalten sieh unsere Beobachtnngen. Bei den Kindern mit normalem oder unternormalem Gewichts- anstieg war die L&'ngenentwicklung entweder normal oder sogar verlangsamt. Bei den Kindern mit i~bernormalem Gewichts- anstieg zeigt die L/tngenkurve nut in einer Minderzahl einen der Gewichtskurve entspreehenden Verlauf, Immerhin haben wit unter 5 ~ F/tllen gleichzeitig mit mehr oder minder starkem Gewichtsanstieg im tteim 30 real, d. h. in 8/5 der F/tlle fiber- normales Ansteigen der L~ngenkurve beobachtet. Ohne itber- normalen Gewichtsansatz ist also bei den unterern~hrten Kin- dern ein Einholen des Lgngenri~ckstandes nieht zu erwarten, und auch bei i&ernormalem Ansatz bleibt ~n etwa ~/~ der l~ille die L~inge unver&'ndert riZckstgindig. KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. i. JAH1RGANG. Nr. 50 9. DEZEMBER 1922 Bietet abet unter den Kindern mit i~bernormalem Ansatz der steile Ansatz im Heim bessere Er]olgsaussichten, d. h. ein st~rkeres Einholen des R/ickstandes als der /lache? Diese Frage mul3 n~s unseren bisher vorliegenden Untersuchungen verneint werden. In unserer ]3eobachtungsreihe zeigen die F/tlle mit starkem Gewichtsanstieg eine gewisse Gegens/ttz- lichkeit zu denen mit nut leicht fibernormalem Anstiege. Bei starkem Gewichtsanstieg finder sich in der einen H/tlfte der F/tlle normales oder sogar unternormales Wachstum, in der anderen H/ilfte fibernormales und starkes zu gleichen Teilen. Bei mgBig groBer Gewichtszunahme zeigt die eine H/tlfte der Fglle leicht fibernormales Wachstum, die andere H/~Ifte zu gleichen Teilen starkes und nur normales Wachs- ~um. Danach scheint es, als ob starke Gewichtszunahme relativ oft, wenigstens zun/tehst re~ardierend auf die L/ingen- zunahme wirkt, und als ob starke Liingenzunahme sieh un- geJiihr gleich hgu]ig bei starkem und bei nut leicht i~bernormalem Gewichtsanstieg ]indet. ~ber die prognostische Bedeutung der L/ingenzunahme: Bei iibernormaler Lgngenzunahme tritt ein mehr als durch- schnittlicher endgfiltiger Erfolg in fast 1/3 der F/tlle ein, bei normalem oder gar unternormalem Wachstum nur in 1/~ der F/tlte. Die i&ernormale Lgingenzunahme gibt also eine gi~nstigere Prognose bezieglich der Festigkeit des Ansatzes und der Daue~- ha]tigkeit des Er]olges. Zusammen]assung. Die k6rperliche Riickst/tndigkeit der Waisenkinder hat sich in den Jahren i9i 9 bis I92I kaum ausgeglichen. Die Hauptursache ffir das Fehlen einer ausreichenden Reparation dfirfte in der Ungunst der allgemeinen Ern/thrungslage zu suchen sein. Die zur individuellen Ffirsorge der besonders unterernghr- ten Kinder berufenen Kinderheime haben zu einem Meineren Teile versagt, zum gr6Beren zu mehr oder minder grol3er Einholung des Gewichtsdefizites geffihrt. Die in den guten Heimen versorgten Kinder, deren Rfick- st/indigkeit dem Gewichte nacll im I)urchschnitt 21/e ]ahre betrug, haben am SchluB der Beobachtung im Durchschnitt einen endgfiltigen Gewinn yon knapp t/, Jahr gezeigt, Ein fiber dem Durchschnitt liegender Gewinn /and sieh unter 58 F/tllen nut 24mal. d. h. erheblich seltener als in der H~lfte der F/tile. Zur Erzidung eines gT6Beren endgfiltigen Gewinnes ist unter den gegenw/irfigen ungfinstigen Bedingungen der Augen- pflege ein starker Gewichtsanstieg w/thrend des Heimaufent- haltes geeigneter als ein nur leicht iibernormaler. Doch auch bei gfinstigem Verlauf der Gewichtskurve w/thrend des Heimaufenthaltes ist in der H/tlfte unserer Fglle ein endgiiltiger Erfolg ausgeblieben. Der Erfolg finder sich bei den nur Unterernghrten etwas h/tufiger als bei den Unterern/thrten und Kranken. Fiir die unterern/thrten Kinder seheint ein Heimaufenthalt yon zwei bis drei Monaten zweckm/tgig zu sein, ffir die Kranken und Unterern/ihrten ein lgngerer. REFERATENTEIL. LIBER DAS WESEN DER BLUTGERINNUNG. Von Professor Dr. BERNDARD STUBER, Oberarzt der MedizinischenUniversitfitsldinikzu Freiburg i. Br. (SchluB.) Es soil in diesem Zusammenhange noch kurz auf Befunde hin- gewiesen werden, die den physikalisch-chemischen Charakter des Gerinnungsprozesses von emer anderen Seite aus sehr instruktiv zu erMgren suchen. Yon STtJB~L 19) wurde zuerst darauf hingewiesen, dab sich in Fibfiuogenl6sungen stAbehenf6rmige Ultramikronen linden; die bei Eintritt der Gerinnung raseh wachsen. Es zeigte sich nun, dab ganz ~hnliche Erscheinuugen, wie sie sich in Fibrin- ogenl6sungen, oder wie wir nach unseren obigen Ausfflhrungen jetzt besser sagen, in Fibrlnsolen, finden, auch in anorganisehen Solen auftreten. Wir sehen auch bei solchen anorganischen Solen st~bchenf6rmige Ultramikronen, die beim Auftreten der Gerinnung rasch wachsen. Auch diese anorganischen Solen k6unen dureh ,,thromboplastische Substanzen", wie Kohle, Holz, F~den usw. zur Gerinnung gebracht werden. Ebenso kann das Serum, das nach der Gerinuung eines solchen anorganischen Sols aus dem ent- standenen Gel ausgepreBt wird, wieder frisches Sol zur Gerinnung bringen. Desgleichen finden wir die fSrdernde Wirkung der Salze auI den GerinnnngsprozeB bei diesen anorganischen Solen. In besonders interessanter Weise sind diese Feststellungen m neuester Zeit durch WIEGNER, MAGASANIX u n d GESSNER 2~ am Vanadin- pentoxydsol erhoben worden ~Vir sehen so die weitestgehende

Upload: berndard-stuber

Post on 12-Aug-2016

214 views

Category:

Documents


1 download

TRANSCRIPT

Page 1: Über das Wesen der Blutgerinnung

2486

Die notwendige Dauer des Heimau]enthaltes.

Die F r a g e nach der n o t w e n d i g e n D a u e r des H e i m a u f e n > h a l t e s i s t yon p r a k t i s e h grol3er B e d e u t u n g . In unseren Beob- aehtungen ist die relative Zahl der ErJolge bei ki~rzerem und ~'ngerem Aufenthalt im Helm ;~mmer dieselbe gewesen. A pr ior i whre ein A n w a c h s e n in de r r e l a t i v e n Zah l der Er fo lge m i t der Lgnge des A u l e n t h a l t e s zu e r w a r t e n gewesen. V e r m u t l i c h s ind abe r u n t e r den K i n d e r n m i t k u r z e m H e i m a u f e n t h a l t vor - wiegend solche gewesen, die schnel l g u t z u g e n o m m e n h a b e n u n d wenig gesch/ id ig t waren. Die r e l a t ive Zatfl de r Er fo lge muB d u r c h das Aussche iden dieser K i n d e r m i t der Lgnge des A u f e n t h a l t e s a b n e h m e n , ande r e r s e i t s w~chs t sie m i t der Lgnge des A u i e n t h a l t e s d u r c h die W i r k u n g des A u f e n t h a l t e s . Es i s t m6gl ich, d a b d u r c h das I n e i n a n d e r g r e i f e n dieser F a k - to ren die r e l a t ive Zahl de r Erfo lge sieh ausgeg l ichen ha t .

So mi i s sen wir bei de r F r a g e der n o t w e n d i g e n A u f e n t h a l t s - d a u e r au f e ine statistisehe Begr f indung verz ieh ten . Naeh un- seren E r f a h r u n g e n reicht ]i~r nur unterern&'hrte Kinder im all- gemeinen ein AuJenthalt yon zwei bis drei Monaten aus ; nu r b e i m Feh len s t / t rkere r G e w i c h t s z u n a h m e n a c h dieser Ze i t emp- f i eh l t s ich Ver l / tnge rung des A M e n t h a l t e s bis au f sechs Mona te . Bei d e n sekund / i r u n t e r e r n / t h r t e n K i n d e r n e r sche in t e ine B e m e s s u n g des A u f e n t h a l t e s u n t e r v ie r M o n a t e n im allge- m e i n e n n i c h t zweckm/tBig,

Ober das Verhalten des Lgingenwachstums wgihrend der Repara- tion.

Die t~epa ra t i on des d u t c h U n t e r e r n / i h r u n g v e r k f i m m e r t e n Kindes i s t e r s t vol ls t~ndig , w e n n sich zur f i b e r n o r m a l e n Ge- w i c h t s z u n a h m e ein f ibe rnorma les W a c h s t u m gesellt . Von den B e z i e h u n g e n zwischen G ew i ch t und L g n g e n z u n a h m e h a b e n wir in den Kre i s unse re r B e t r a c h t u n g gezogen e inerse i t s die B e z i e h u n g zwischen G e w i c h t s a n s a t z w/ ih rend des H e i m - a u f e n t h a l t e s u n d L / i n g e n w a c h s t u m sowie a n d e r e r s d t s die p rognos t i s che B e d e u t u n g e iner gr6Beren L / t n g e n z u n a h m e ffir die Solidit~it de r e i n g e t r e t e n e n Z u n a h m e , d. h. ffir die E n d - gfil• des Erfolges.

I n den B e o b a c h t u n g e n GOLDSTEINS [st die L / tngenzu- na t ime de r u n t e r e r n / t h r t e n K i n d e r bei de r R e p a r a t i o n i m a l lgemeinen r e l a t i v ger ing gewesen ; i m Gegensa t z zum Ge- wich t sde f i z i t wurde das L/ tngendef iz i t , s e lbs t bei e iner Aufen t - h a l t s d a u e r y o n 26 Woehen , in den m e i s t en Fgl len n i c h t aus- geglichen. Nhn l i ch v e r h a l t e n sieh unse re B e o b a c h t n n g e n . Bei den Kindern mit normalem oder unternormalem Gewichts- anstieg war die L&'ngenentwicklung entweder normal oder sogar v e r l a n g s a m t . Bei den Kindern mit i~bernormalem Gewichts- anstieg zeig t die L / t n g e n k u r v e n u t in e iner Minde rzah l e inen der G e w i c h t s k u r v e entspreehenden Verlauf, I m m e r h i n h a b e n wi t u n t e r 5 ~ F/ t l len gle ichzei t ig m i t m e h r oder m i n d e r s t a r k e m G e w i c h t s a n s t i e g im t t e i m 30 real, d. h. in 8/5 de r F/tlle f iber- no rmales Ans t e igen de r L ~ n g e n k u r v e b e o b a c h t e t . Ohne itber- normalen Gewichtsansatz ist also bei den u n t e r e r n ~ h r t e n K in - d e r n ein Einholen des Lgngenri~ckstandes nieht zu erwarten, und auch bei i&ernormalem Ansatz b l e i b t ~n etwa ~/~ der l~ille die L~inge unver&'ndert riZckstgindig.

K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . i. J A H 1 R G A N G . Nr . 50 9. D E Z E M B E R 1922

Bietet abet unter den Kindern mit i~bernormalem Ansatz der steile Ansatz im Heim bessere Er]olgsaussichten, d. h. ein s t~rkeres E i n h o l e n des R / i c k s t a n d e s als der / l ache? Diese F r a g e mul3 n~s unse r en b i she r vo r l i egenden U n t e r s u c h u n g e n v e r n e i n t werden. In unse re r ]3eobach tungs re ihe zeigen die F/tlle m i t s t a r k e m Gewich t s ans t i eg eine gewisse Gegens/ t tz- l i chke i t zu d e n e n m i t n u t l e i ch t f i be rno rma lem Anst iege. Bei s t a r k e m Gewich t s ans t i eg f inder s ich in de r e inen H/t l f te der F/tlle no rma le s oder sogar u n t e r n o r m a l e s W a c h s t u m , in der a n d e r e n H/i l f te f ibe rnormales und s t a rke s zu g le ichen Teilen. Bei mgBig groBer G e w i c h t s z u n a h m e ze ig t die eine H/ t l f te der Fgl le l e i ch t f ibe rnormales W a c h s t u m , die a n d e r e H/~Ifte zu g le ichen Teilen s t a rkes u n d n u r no rma les W a c h s - ~um. D a n a c h sche in t es, als ob s t a r k e G e w i c h t s z u n a h m e r e l a t i v oft, wen igs t ens zun / t ehs t re~ard ierend au f die L/ ingen- z u n a h m e wirk t , und als ob starke Liingenzunahme sieh un- geJiihr gleich hgu]ig bei starkem und bei nut leicht i~bernormalem Gewichtsanstieg ]indet.

~ber die prognostische Bedeutung der L / i n g e n z u n a h m e : Bei i i b e r n o r m a l e r L g n g e n z u n a h m e t r i t t ein m e h r als du rch - s c h n i t t l i c h e r endgf i l t iger Er fo lg in f a s t 1/3 der F/tlle ein, bei n o r m a l e m oder ga r u n t e r n o r m a l e m W a c h s t u m n u r in 1/~ der F/tlte. Die i&ernormale Lgingenzunahme gibt also eine gi~nstigere Prognose bezieglich der Festigkeit des Ansatzes und der Daue~- ha]tigkeit des Er]olges.

Zusammen]assung.

Die k6rper l iche R i i cks t / tnd igke i t der W a i s e n k i n d e r h a t s ich in den J a h r e n i 9 i 9 bis I92I k a u m ausgegl ichen. Die H a u p t u r s a c h e ffir das F e h l e n e iner a u s r e i c h e n d e n R e p a r a t i o n df i rf te in de r U n g u n s t der a l l geme inen E rn / t h rungs l age zu suchen sein.

Die zur i n d i v i d u e l l e n Ffi rsorge de r besonde r s u n t e r e r n g h r - t en K i n d e r b e r u f e n e n K i n d e r h e i m e h a b e n zu e inem Meineren Teile ve rsag t , z u m gr6Beren zu m e h r oder m i n d e r grol3er E i n h o l u n g des Gewich tsdef iz i t es geffihrt .

Die in den g u t e n H e i m e n v e r s o r g t e n Kinder , deren Rfick- s t / ind igke i t d e m Gewich te nacl l i m I ) u r c h s c h n i t t 21/e ] a h r e be t rug , h a b e n a m SchluB der B e o b a c h t u n g i m D u r c h s c h n i t t e inen endgf i l t igen Gewinn yon k n a p p t/ , J a h r gezeigt, E in f iber dem D u r c h s c h n i t t l i egender G e w i n n / a n d sieh u n t e r 58 F/ t l len n u t 24mal. d. h. e rheb l i ch se l t ene r als in de r H~l f te der F/tile.

Zur E r z i d u n g eines gT6Beren endgf i l t igen Gewinnes is t u n t e r den gegenw/ i r f igen ungf ins t igen B e d i n g u n g e n der A u g e n - pflege ein s t a r k e r Gewich t s ans t i eg w/ th rend des H e i m a u f e n t - ha l t e s gee igne te r als ein n u r l e i ch t i ibe rnormale r . Doch a u c h bei g f ins t igem Ver lau f der G e w i c h t s k u r v e w/ th rend des H e i m a u f e n t h a l t e s i s t in der H/ t l f te unse re r Fgl le ein endgi i l t iger Erfo lg ausgeb l ieben .

Der Erfo lg f i nde r sich bei den n u r U n t e r e r n g h r t e n e twas h/ tufiger als be i den U n t e r e r n / t h r t e n u n d K r a n k e n .

F i i r die u n t e r e r n / t h r t e n Kinde r s ehe in t ein H e i m a u f e n t h a l t yon zwei bis drei M o n a t e n zweckm/tg ig zu sein, ffir die K r a n k e n u n d U n t e r e r n / i h r t e n ein lgngerer .

R E F E R A T E N T E I L . LIBER DAS WESEN DER BLUTGERINNUNG.

Von

Professor Dr. BERNDARD STUBER, Oberarzt der Medizinischen Universitfitsldinik zu Freiburg i. Br.

(SchluB.)

Es soil in diesem Zusammenhange noch kurz auf Befunde hin- gewiesen werden, die den physikalisch-chemischen Charakter des Gerinnungsprozesses von emer anderen Seite aus sehr ins t rukt iv zu erMgren suchen. Yon STtJB~L 19) wurde zuerst darauf hingewiesen, dab sich in Fibfiuogenl6sungen stAbehenf6rmige Ultramikronen l inden; die bei E in t r i t t der Gerinnung raseh wachsen. Es zeigte sich nun, dab ganz ~hnliche Erscheinuugen, wie sie sich in Fibrin-

ogenl6sungen, oder wie wir nach unseren obigen Ausfflhrungen jetzt besser sagen, in Fibrlnsolen, finden, auch in anorganisehen Solen auftreten. Wir sehen auch bei solchen anorganischen Solen st~bchenf6rmige Ultramikronen, die beim Auftreten der Gerinnung rasch wachsen. Auch diese anorganischen Solen k6unen dureh , , thromboplastische Substanzen", wie Kohle, Holz, F~den usw. zur Gerinnung gebracht werden. Ebenso kann das Serum, das nach der Gerinuung eines solchen anorganischen Sols aus dem ent- s tandenen Gel ausgepreBt wird, wieder frisches Sol zur Gerinnung bringen. Desgleichen finden wir die fSrdernde Wirkung der Salze auI den GerinnnngsprozeB bei diesen anorganischen Solen. In besonders interessanter Weise sind diese Feststellungen m neuester Zeit durch WIEGNER, MAGASANIX und GESSNER 2~ a m Vanadin- pentoxydsol erhoben worden ~Vir sehen so die weitestgehende

Page 2: Über das Wesen der Blutgerinnung

9- DEZEMBER x922 K L I ' b l I S C H E W O C H E N S C H

t]bereinstirn~nung im Gerinnungsgeschehen zwischen Fibrin- und anorganischem Sol, was um so bemerkenswerter ist, als bei letzterem eine Fermentwirkung nicht in Frage kommen kann. Wir sind so auf Grund der Li teraturdurchsicht und gestfitzt auf eigene experi- mentelle Arbeit, zu der Oberzeugung gelangt, dab die Ferment- natur des Throrablns nieht nur nicht erwiesen, sondern durchaus unwahrseheinlich ~st, und dab die koUoidchemische Betrachtung die Thrombinwirkung eher einer Erkl~rung zug~nglich macht.

Wir gehen nun welter in der Beurtei lung der ffir die Gerinnung als n6tig postulierten Substanzen und versuchen zun~chst, nns fiber die Natur und die Wirkungsweise der Thrombokinase ein Urteil zu bilden. Schon ALRXAND~R SCHMIDT ha t durch Alkoholextraktion aus Zellen St0ffe erhalten, die ~ihlilich der Thrombokinase, gerin- nungsbeschleunigend wirken. Er nannte diese Stoffe zymoplastische Substanzen. Sp~itere Autoren glaubten dann, auf Grund verschie- dener Beeinflussung durch physika!ische Faktoren, die Thrombo- kinase als besolideren Begriff abtrenlien zu mfissen. Die Unter- suchungen yon ZACK21), BORDRT und DRLANGR ~) haben nun diese Frage erneut ins Rollen gebracht. Diese Autoren glaubten der Thrombotdnase einen lipoiden Charakter zusprechen zu mfissen. Von HOWRLL~8) wurde e in chemisch wohl charakterisierter K6rper, das Kephahn, mit der Thromboldnase identifiziert. In eigene n Untersuchungen mi t HRIM~4), P/tRTSCH 25) und SCroLLING ~6) wiesen wir auf die kinaseartige Wirkung der Fetts~iuren und eigenthehen Fet te hin. P~KELnAR~NG ~v) sieht in der gerinnuligsbeschleunigenden Wirkung der Lipoide einen indirekten EinfluB derart, dab sie gerinnungshemmende Stoffe beseitigen sollen: Es t re ten in diesen Arbeiten durchweg nahe Beziehungeli der Thrombokinase zu den alkoholl6slichen zymoplastiseheli Substanzen ALRX. SCH~DTS ZU Tage. Dagegen weist RUMPF 2s) unter Anerkennung des gerin- nungsbeschleunigenden Verm6gens der Lipoide, auf gewisse Unter- schiede in der Wirkungsweise der Thrombokinase bin. In neueren eigenen Untersuchungen mi t SANO ~ ) konnten wir nun zeigeli, dab die wirksamen Stoffe der Thrombokinase in den Alkohol-Ather- ext rakt fibergehen. Es handel t sich abet um leicht zerse~zliche Stoffe, so dab die Ext rak t ion unter SauerstoffausschluB und Licht gesehfitzt erfolgen muB. Die leichte Zerst6rbarkeit dieser Sub- stanzen dfirfte auch unseres Erachtens der Grund ffir die vielfach differenten Ergebnisse der einzelnen Autoren sein. Die Labiht~t dieser Stoffe physikahschen Einflfissen gegenfiber spricht fflr ihre lipoide Natur. Es scheint uns aber ffir ihre Wirkungsweise vor allem auf ihre p/~ds~kalisch-e/~mischen Eigenschaften anzukommen. Sie besitzen eine ausgesprochene Obr Nun ist ja bekannt, dab oberfl~ichenaktive Stoffe die Ausflockulig kolloidaler labiler Systeme begfinstigen. Es ist so der gerinliungsbeschleuni- gende EinfluB dieser Stoffe wohl verst~ndlich. Wir glauben auch, unter Berficksiehtigung obiger Kautelen bei der Darstellung der Substanzen, an deren Identi t i i t mi t den zymoplastischen Sub- stanzen ALEXANDER SCHMIDTS. Dabei m6chten wir bemerken, dab die Thermolabili t~t noch kein Kri ter ium ffir die Fermelit- na tur einer wirksamen Substanz ist. Wir wissen, dab gerade in heterogenen Systemen durch Erhitzeli ~_nderuligen des Dispersit~its- grades eintreten k6nnen. So konnte yon K~VOTAI~I ~9) gezeigt werden, dab schon einfaches Inakt ivieren im Serum derartige physikahsche Zustalids~inderungen bewirkt. Andererseits sind aber gerade physikalisch-chemische Prozesse weitgehend yon dem Dispersitiitsgrad der reagierenden Substanzen abh~ingig. Es ist so leicht verst~ndlich, dab durch Erhitzen, oder durch ungeeignete Teilchengr6Be der einwirkenden Substanz, deren Wirkung v611ig aufgehoben werdeli kann. In zweiter LiMe konnten wir aber auch naehweisen, voli wie groBer Bedeutung die aktuelle Reaktion der Kinasel6sung ist. Bekannt l ich werden Thrombokinasel6sungen nach wenigen Tagen u n w i r k s a m . Es liegt das an der starken S~uerung solcher L6sungen dutch autolytische Prozesse. Wir konnteli nun zeigen, dab das Opt imum der Wirkung der Kinase bei neutraler bis schwach saurer Reaktion hegt bei [H + ] = ~o -~ bis ~o-s,,. Diesseits und jenseits dieser optimalen Zone n immt die Wirkung rasch ab. Auf diesen Umstand ist unseres Erachtens seither viel zu wenig geachtet worden und wir vermuten, daB manche gerinnungsbeschleunigende Substanz ihren EinfluB nur dieser optimalen Reaktion zu verdanken hat . N~her k6nnen wit an dieser Stelle auf diese interessanten Fragen nicht eingeheli, wir verweisen diesbezfiglich auf unsere Originalarbei t . Wir sehen so die Wirkung der Thrombok~nase an zwei tPaktoren geknfipft,

R I F T . I. J A H R G A N G . N r . 5 ~ 2487 erstens an die i n i h r enthal tenen oberfl~chenak$iven Sto[]e, und zweitens an die optimale Reaktion. Beides Momelite, die in ihrer physikalisch-chemischeli Beeinflussung des Gerinnungsprozesses,: im Sinne eilier,Begfinstigung der Ausfloekung des Fibrinogens, die gerinnungsbeschleunigende Wirkung zur Genfige erkl~iren, so dal3 sich die HYP0these einer Fermentaldcivierung durch die Kinase erfibrigt.

Vor allem in der klinischen Li tera tur filiden sieh vielf~ch An- gaben fiber zeitliche )kliderungen des Gerinnungsablaufes bet FunktionsstSrungeli der Drfisen mit innerer Sekretion. Die Angaben sind mcht immer gleichlautend, .was bet der Unsicherheit der kli- nisehen Methoden zur Best immung der Blutger innungSzei t 'n icht zu verwundern ist. Wet selbst mi t diesen Methoden viel geaxbeitet und kennen gelernt hat, wie zahlreiche, vielfaeh schwer kontrollier- bare ~uBere Faktoren, deren Zuverl~ssigkeit in Frage stellen, der wird in der einheitlichen Beurteilung der gewonnenen Resultate skeptisctll Ober die in neuester Zeit yon W6HLISCH 30) und yon HRUmqRR und RONA 31) angegebenen Apparate, bet denen diese Fehlerquellen m6glichst ausgeschaltet sind, besitze ich noch keine eigene Erfahrung. Die experimentelle Prfifung des Einflusses d e r endokrinen Drfisen auf den Gerinnungsablauf ha t im Vergleieh zu den fibrigen Fragen dieses Gebiets, wenig Bearbei tung gefunden. Die Ergebnisse sind in der Beurteilung keineswegs sieher. Immer- bin scheint es doch wahrscheinlich, dab pr~rM~re, dauernde Ver~nde- rungen des Gerinnungsgeschehens dutch Funkt ionsst6rungen resp. Ausfall einer endokrineliDrfise nicht au f t r e t en Es ist wohl verst~nd- lich, dab bet ether so durchgreifenden Alterat ion des Gesamtstoff- wechsels, wie z. B. bet einer Dysfunktion der Thyreoidea, auch Abweichungen im zeitlichen Gerinnungsablauf auftreten. Sie mflssen dann aber als St6rungen sekunda~'er Art aufgefaBt werdem So ist auch bekannt , dab durch intraven6se und subcutane Adre- nalindosen die Gerinnungszeit weselitlich verkflrzt werden kann. Da aber dieser Effekt in vitro nicht auftri t t , kann es sich ebenfalls nur um eine indirekte Wirkung handeln. Nicht unm6glich erscheint e s, dab den constrictorischen Stoffen des Serums eine gewisse Bedeutung ffir den GerinliungsprozeB zukommt. Wie welt diese aber in Beziehung zu dem Adrenalin stehen, ist ungewil3. Unsere eigenen diesbezfiglichen Untersuchungen silid noch nicht abge- sehlossen. Wir haben durch weitere Versuche uns ein Urteil zu bilden versucht und die verschiedensten Drfisen en t fe rn t und vor und t~ngere Zeit nach der Operation die Gerinnuligszeiten verfolgt (unver6ffentlichte Versuche mi t K. SCHILLING). Es ist uns aber nie gelungen, wesentliche Differenzen aufzufindeli, die man, pr imate Beeinflussung vorausgesetzt, und aueh bet Berficksiehtigung der verschiedensten Kompensationsm6glichkeiten yon seiten anderer Orgalie, doch zum wenigsten in der ersten Zeit nach der Entfernung eines Organs h~tte erwarten dfirfen. Auch naeh Ent fernung der Milz waren die Ergebnisse IIegativ, das betonen wir besonders, weft yon STEPHAN 82) in letzter Zeit auf Grund der Verkfirzung der Ger/nnungszeit dutch Milzbestrahlung weitgehende theoreti- sche Schlfisse gefolgert wurden, indem der Milz eine direkt zentrale Stellung in der Regulation des Gerinnungsmechanismus zuerkannt wurde. Es sell der gfinstige therapeutische Effekt nicht bestr i t ten werden, das ist bet einem so zellreicheli, strahlenempfindliehen Organ durch Reizung und Abgabe oberflAcheliaktiver Stoffe wohl denkbar. Mit dem physiologischen Geschehen bet dem Gerinnungs- ablaut braucht das aber gax niehts zu tun zu haben. Ein physi- kalisch-chemiseher ProzeB, wie die Blutgerinnung, wird immer durch verschiedelie, zum Teil heterogene, Faktoren leicht beein- fluBbar seili, wie alle labilen Gleichgewichtssysteme. Das tfifft ja auch zu. Abet gerade deshalb muB man mit theorefischen Sehlfissen auf das Wesen dieses Vorgangs in seiner biologisehen Wertigkeit recht vorsiehtig sein. In der Zwischenzeit sind ja nun auch durch W6HLISCHa3), ~TRUFFRR 34) und SZRNES 35) die theo- retischen Anschauungen STRI'HANS endgfiltig widerlegt, so dab wir uns eine weitere Bespreehung an dieser Stelle ersparen k6nnen. Jedenfalls hegen bis je tz t keine sicheren Aiihaltspunkte vet, irgend- einer d e r endokrinen Drfisen eilie beherrschende Rolle im Ge- rinnungsgeschehen zuzuerkennen.

Ober die Natur des Sog. Ant i thrombins ist sicheres nicht bekannt, auch fiber dessen H e r k u n f t - die Leber wird ja als wahrscheinliehe Bildungsst~tte be t raehte t -- her rscht keine Einigkeit. Jedeltfalls schien es mir in eigenen Versuehen recht auff~llig, dab bet nahezu v611iger Ausschaltung der Leber aus dem Kreislauf dutch Anlegung

Page 3: Über das Wesen der Blutgerinnung

2488 K L I N I S . C H E W O C H E N S C H R I F T . I, J A H R G A N G . N r . 50 9. DEZEMBER t022

einer Eckschen Fistel keine w esentlichen Verfmderungen im Ab- lauf der Gerinllung auftreten. Es bodarf bier noch weiterer Unter- suchungen.

Nahezu einheitliche Beurtei iung fand bisher die Bedeutl lng des Kalks fiir die Blutger innung. Er wird als unbedil lgt nStiger Fak to r betrachtet . Auch seine Stellung in den Etappel l des Gerin- nungsablaufes ist i bm in der herrsehenden Lehre allgemein in die erste Phase der Gerinnung, die Bi ldung des Thrombil ls , zugewiesen. Diese Vorstel lungen yon der Unentbehrlichkeit des Kalks ffir die Blu tger innung beruhen vor allem auf dell Studien yon A~THUS und PAGes am Oxalatblut . Setzt man ein oxalsaures Salz in be- s t immte r Menge zum Blur hinzu, so bleibt die Ger innung aug. Als Ursache daffir n a h m man die AusfMlung des Kalks als lln- 15stiches Calciumoxalat an. Ftigt m a n zu einem solehen Blut wieder Kalk hinzu, so t r i t t Gerinnullg ein. Also, sagte man, ist der Kalk fiir die Gerinnullg erforderlich. Berechnet man aber null die Menge Oxalat, die nStig ist, u m sXmflichen Blutka lk auszufMlen, so finder man, dab die Menge Oxalat, die erforderlich ist, u m mi t Sicherheit das Blllt ungeri l lnbar zu machen, die ffir den Kalk berechnete Menge llm ein VielJaehe~ fibersteigt. Wozu nun dieser LlberschuB, welln es nu r auf die Ausf~llung des Kalks a n k o m m t ? Das war die ~ber legnng, die reich veranlaBte, mi t SAntO ~) zusam- men diese Frage einer erlleuten Pri i fung zu unterziehen. Wi t kSllnen an dieser Stelle unsere Ergebnisse nur kurz streifen, und verweisen zur genauen Orient ierung auf die Originalarbeit . W'ir gingen zun~chst von bekann ten kolloidchemischen Tatsachen aus. Von Wo. PAULI wurde gezeigt, dab die EiweiBk6rper mi t S~turen und Basen ionisierte Salze bilden. Als dazu besonders befi~higte Si~uren wurden von ihm, neben anderen, auch die Oxals~ure und Citronensfmre erkannt . Diese Tatsache semen uns nun von beson- deter Bedeutung fiir das in Frage s tehende Gebiet. Solche ioni- sierten EiweiB-Sgmreverbindungen sind im Bereiche der Ionisat ion weder dutch Hitze, noeh durch Alkohol koagulierbar, also ungerinn- bar. Durch geeigneten Neutralsalzzllsatz, wobei die Kalksalze besonders gut wirken, kann die Ionisa t ion zuri ickgedrangt werden, und dami t auch die Gerinnbarkei t wieder auftreten. Wir haben nun in unseren Unte r suchungen den Nachweis erbracht , dab die Komplexve rb indungen der Oxals~ure und CitronensAure resp. deren Salze mi t dem Fibr inogen diesen Bedingungen vo l lkommen entsprechen. Wir habell llns so die Vorstel lung gebildet, dab durch das Zuffigen des Oxalats, oder Citrats, zum Blute, u m Unger inn- barkei t zu erzielen, eine ionisierte Komptexealz]ibrinogenverb$ndung auftr i t t . Dieselbe ist auf Grllnd ihrer lo~visation nicht mehr gerinnbar. Dureh Zuftigeu yon Neutralsalzen wird die Ionisat ion zurtick- gedri~ngt, und nun kann wieder Ger innung auf t re ten, ebenso llaeh kolloidchemischen Gesetzen durch sfarke Yerdfinnung. Wir

sehen so die Ursache der Ungeri lmbarkeit des Oxala tsbtutes ni~h.t in der AusJdillung des Katks, sonder~ in der Bildung dieser ionieicrten, nlcht mehr gerinnbaren, ~omplexen Oxalsdure-l~ibrinogenverbindung. Dieselbe Erkl~Lrung gilt ffir die Unger innbarkei t des t31utes nach Zufiigen yon Salzen der Citronens~ure, woffir bisher eine zweifels- freie Darlegung nicht gefullden werden konnte. Berticksichtigt man nun, dab nach Zuffigen des Oxalats zum Blute dieselbe Reak- tion sich auch an den fibrigeu EiweiBkSrpern abspielt, so ist es ohne weiteres verstandlich, w a r u m der UberschuB yon Oxalat im Verh~lt- his zum Kalkgehal t zugeffihrt werden mug. Dami t mfissen wir aber auch die fiihrellde Rolle, die dem Kalk seither ffir den Gerin- lmngsprozeB zugeschrieben wurde, bestreiten.

Wir mSchten ihm nur noch die allgemeine Bedeutung der zweiwertigen Kat ionen als Sensibilisatoren zur AusfAllnng der Ei- weil3k6rper Zusprechen. Es leuchtet ein, dab dami t abet auch eine der wesentlichsten Sti~tzen der heut igen Blutger innungslehre erschti t tert wird.

Es bedarf natfirlich noch einer langen Reihe yon Untersuehullgen, u m diese Anschauul lgen welter zu festigell. Wir glauben aber so viel gezeigt zu haben, dab die herrsehende 2~ermentlehre der Blut- ger innung den Tatsaehen nicht mehr zu entsprechen vermag, und dab dleses interessante biologisehe Problem yon seiten der KoUoidehemie welt mehr Aufklarung erhoffen darf.

Literatur: x) SCHMIDT, ALEXANDER, Zur Blutlehre, Leipzig 1892 , und: Weifere Beitrfige zur Blutlehre, Wiesbaden 1895. --- ") ARTHUS u. PAGES, Arch. de Physiol. 22. I89o. - - ~) HAMMARSTEN, Zeitschr. f. physiol. Chemie 22, z896, u. 28. 1899 . __ 4) MORAWITZ, Handb. d. Eiochemie II,, I9o9. - - ~) FULD u. SPIRO, Hot- meisters Beitrfige ~. i9o 4. - - 6) NOLF, Ergebn. d. inn. Med. u. Kinderheilk. 10. ~912. - - ~ ) HEI4MA, Biochem. Zeitschr. 62, 63, 64. 1914; 73, 74, 77. x916. - - 8) HERZFELD und KLINGER, Biochem. Zeitschr. 68. I9!~; 75. 1915; 82. 1917. - - *) SCHMIEDE- BERG, Arch. f. exp. Pathol. u. PharmakoL. 39. I897. -- i0) HEUBNER, Arch. L exp. Pathol. u. Pharmakol. 49. I9O3. - - 11) tlUISKAMP, Zeitschr. f. physiol. Chem. 44, 46. i9o3" __ ~2) STROMBERG, Biochem. Zeitschr. ~7. 1911. - - ss) LANDSBERG, Biochem. Zeitschr. 50. 1913. - - ~*) ATZLER u. DOHRING, Biochem. Zeitschr. ll0. ~92o. - - ~) FUNCE, Biochem. Zeitschr. 124. ~92I. - - ~") STUBER u. FUNCK, Biochem. Zeitschr. 126. 1921. 4. Mittlg. - - ~) STUBER u. SANO, Biochem. Zeitschr. zur Zeit im Druck. 5. bis 7. Mittlg. - - *s) RESCH, Biochem. Zeitsclm 78. z917. - - *') STI3BEL, Pflfigers Arch. 156. I914. - - ~0) WIEGNER, MAGASANIK u. GESSNER, Kolloid- Zeitschr. ~0. 1922. -- ~) ZACK, Arch. L exp. Pathol. u. Pharmakol. 70. I912: 74. 1913. - - :~) BORDET u. DELANGE, Ann. de l'inst. Pasteur~ Mai 1913, u. Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakel. 71. I913. - - "~) HOWELL, Americ. Joum. of phys. 41, 4~. - - a~) STUBER und HEIM, Biochem. Zeitschr. 77. z916. I. u. ~. gittlg. - - *~) STUBER u. PARTSCH, Biochem. Zeltschr. 77. z9x6. 3. Mittlg. - - ~") SCHILLING, Biochem. Zeitschr. 9g. x9x9. ~ a~) PEKELHARING, Zeitschr. f. physio!. Chemie 89. 1914. - - ~s) RUMPF, Biochem. Zeitschr. ~5. I913. - - ~') KIYOTAKI, Biochem. Zeitsehr. 125. I9~. - - ~0) WOHLISCtt, Zeitschr. f. d. ges. exp. Med. 27. ~922 -- ~) HEUBNER u. RONA, Biochem. Zeltschr. l]0. ~922. -- z~) STEPHAN, Mfinch. reed. Wochenschr. ll. x92o; 24. ~92I. Dtsch. reed. Wochenschr. 2g. 192o; 9. I92Z. - - "~a) STEPHAN u. WOHL, Zeitschr. f. d. ges. exp. Med. 24. 1921. - - ~") WOHLISCH, M/inch. reed. Wochenschr. 8, ]0, 4~. 19212 - - "t) NEUFFER, Mtinch. reed. Wochenschr. 2. x92I. - - "~) SZENES, Miinch. med. Wechenschr. ~4. I92O.

EINZELREFERATE UND

ALLGEMEINES. C) Das Tatauieren. Eine monographische Darstel lung vom psycho- logischen, ethnologisehen, medizinischen, gerichtlich-medizinischen, biologischen, histologischen und therapeutischen Standpunkt aus. Von P A U L CATTANI. 44 Abbi ldungen auf 16 zweiseitigen Tafelll. 88 S. Benn0 Schwabe, Basel 1922. Geh. M. 5o.-- .

Das kul turgeschicht l ieh ill teressante Problem der T~towierung - - der Autor bel lutz t das wahrscheinl ich richtigere, aber bei uns ullgebr~uchlichere W o r t llach der Bezeichnung ,,tatau", die der Siidseefahrer Cook yon der Illsel Tahit i m i t nach E u ropa brachte - - wird vom Autor erschSpfend behandel t und durch gelungene Illu- strat ioner/ veranschaulieht . Bei dem Kapitel des T/ktowierens im Al te r tum sei da rauI hingewiesen, dab solche Hautverz ie rungen schon allf an t iken Vasengem~lden vorkommen, und dab nach HERODOT, STRABO ulld PLINIUS solche Haut intars ie l l bei bar- bar ischen V61kerll vorkamen. Die Sitte war den alten Assyrern bekann t und den Juden mehr fach in der Bibel verbotell. Ich will den Autor noch besonders auf die bei den pr / ikolumbischen V61kern Siidamerikas vorkommende Sitte hinweisen. Ganz besonders ist aueh die Technik der Ausmerzung vom Autor ausffihrlich be- handelt . Diese Ellt~ernnng ist welt schwieriger wie die K u n s t selbst. Bei tier Inkons tanz der Neigungen und der Berufe wird manchmM das alte Mal u n b e q u e m und st6rend. So hat te ich friiher einmal die Aufgabe, einer altell Prostituiertell , die Klosterw~scherin geworden war, die arg obszSnen Darstellullgen vom Arme weg- zunehmen, und maneher , ,Gesuchte" vermiBte gerne seine Er- kennungsmaxken am K6rper , die er sich irfiher einmal als Kohlen-

BUCHBESPRECHUNGEN.

t r immer ill Indien ha t te einritzen lassen. Auch das auf der Brus t mi t Namen und ewigem Treueschwur eingetragene Por t r s der Geliebten wi rk t bei e ingetre tenem Wechsel des Objektes 1/istig. Bei einer Neuauflage des ~Lul3erst in teressanten Buches wird der Verf. vielleicht eingehender die sog. Schmucknarben behandeln.

HOLL24NDER, Berlin.

BIOLOGIE UND PHYSIOLOGIE. Fermentwirkungen durch Niehtfetmente. Von W. B I E D E R M A N N , (Physiol. Ins t i tu t , Jenal) Miinch. reed. Wochellsehr. Jg. 69, Nr. 39, S. 14o2. 1922.

I m Gegellsatz zu der Forschungsr ichtung, die die Auf i indung ulld Isol ierung ehemiseh de/inierter einheitlicher Subsfanzen zum Ziele hat , m i t denen sie die Vorsfellullg von spezlflsehen Tr/igern der F e r me n twi r kung verb inde t (E. FISCHER, WlLLSTXTTE~), neigf Verf. zu der Meinllng voll BAUR, dab Fermente ,,ganz gew6hnliche ulld zudem wohlbelcannte Stoffe sind, deren Iein abges t immte Wirkung mehr allf Mischllngen und auf zus/itzlichen Bedingllngen beruht , als auf einem geheimnisvollen chemischen Aufbau" . Zu dieser Auffassung fflhrt Verf. die Beobachtung, dab die im gekochten Speiehel enthal tene Amylase in Gegenwar t yon Sauerstoff - - bei Abwesenhei t yon bakteriellen Verullreilligungen - - Amylose- 16sung bei 45 o in ca. i 5 Minuten derar t vers dab die Jod- reakt ion ausbleibt. Ebellso gewinnen , ,Atmida lbumosen" (NEu- ~BISTXR), du tch Behandlung roll EiweiBstoffen mi t gespanntem Wasse rdampf dargestellt, nach Schiitteln mi t L u f t llnd Zusatz yon etwas Koehsalz diastatisehe Wirksamkei t ; selbst Glykokoll soil wi rksam werden kOnllen. LiPSCHITZ.