weihnachten 2013 - marienthal

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Informationsblatt der Freunde der Abtei St. Marienthal 4 8 Weihnachten 2013 Bei den mancherlei wiederkehrenden Nöten geht der Mensch immer wieder zu seinem Gott. Da lernt er ihn kennen. Bernhard von Clairvaux

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Page 1: Weihnachten 2013 - Marienthal

Informationsblatt der Freunde der Abtei St. Marienthal

48Weihnachten 2013

Bei den mancherlei wiederkehrenden Nöten geht der Mensch immer wieder zu seinem Gott. Da lernt er ihn kennen.

Bernhard von ClairvauxWeltenrichter, St. Marienthaler Psalter, um 1240

Der Herr segne euch, und der Herr behüte euch!

Er lasse sein Angesicht über euch leuchten und sei euch gnädig!

(Num 6,24)

Page 2: Weihnachten 2013 - Marienthal

Impressum

Herausgeber: Freundeskreis der Abtei St. MarienthalAnschrift: St. Marienthal 1, D-02899 Ostritz Telefon: 03 58 23 - 77 300 • Fax: 03 58 23 - 77 301 E-Mail: [email protected] www.kloster-marienthal.de

Redaktion: Sr. M. Hildegard Zeletzki OCist, Gisela RieckLayout und Druck: Graphische Werkstätten Zittau GmbHAbbildungen: Abtei St. Marienthal S. 7, 16; Kersten Kühne S. 2, 23; Harald Neumann S. 29;

Gisela Rieck S. 8, 9, 11, 12, 14, 27, 28, 33, 3. Umschlagseite; Matthias Schwarzbach S. 30; wikimedia org. S. 4, 21, 34; Rainer Zeletzki S. 18; Sr. M. Hildegard Zeletzki alle Linolschnitte, S. 3, 5, 6, 17.

Titelbild Torsten Fechner; rückwärtige Umschlagseite aus: Der St. Marienthaler Psalter. Hrsg. v. H. Engelhart. Regensburg 2006, Taf. 32

Ausgaben: zweimal jährlich

Preis: Mitglieder kostenlos, Nichtmitglieder 3 €, Spenden erbeten

Bankverbindungund Spendenkonto: LIGA Spar- und Kreditgenossenschaft, Filiale Dresden Konto-Nr. 8 29 13 22 BLZ 750 903 00

Alle Rechte liegen beim Freundeskreis der Abtei St. Marienthal und bei den Verfassern.

Titelbild Abteikirche von St. Marienthal im Schnee

Impressionen vom Freundeskreistreffen 2013

Mitgliedschaft im Freundeskreis

Werden Sie Mitglied im Freundeskreis der Abtei St. Marienthal! Gern senden wir Ihnen Informationsmaterial, die Satzung und den Aufnahmeantrag zu.

1

Inhalt

Grußworte FürdenFreundeskreis–Kersten Kühne. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 FürdenKonvent–Sr. M. Hildegard Zeletzki OCist . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

GeistlichesWort GottzeigtsichvorallemimProvisorium–P. Bruno Robeck OCist. . . . . . . . . . . . . . 4

SeitIcheuerBruderwurde WeihnachtsmeditationvonKarlRahner–Sr. M. Hildegard Zeletzki OCist. . . . . . . 5

St.MarienthalinderTraditionderZisterzienser WandlungeneinesZisterzienserbausinachtJahrhunderten. . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 RestedermittelalterlichenKlosterkirchetretenzutage Dr. Marius Winzeler

VomMeißnerMüglitztalindieböhmischeOberlausitz Dohna–derStammsitzder„kleinenStifter“vonSt.Marienthal. . . . . . . . . . . . . . . 13 Dr. Albin Nees, Dr. Lars-Arne Dannenberg

DieEreignisseamKriegsendeinSt.Marienthal. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 WennÄbtissinCelsanichtsoheroischgewesenwäre… Sr. M. Hildegard Zeletzki OCist

DantesGöttlicheKomödie(2). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 DanteAlighieriverewigtKaiserHeinrichVII.alsFriedensstifter Dr. Elisabeth Leeker

Vorgestellt KerstenKühne. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

AusdemFreundeskreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24AusSt.Marienthal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29AusOrdenundKirche. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

NamengebendePatrone CelsaundPia,zweiÄbtissinneninschwerenZeiten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Sr. M. Hildegard Zeletzki OCist

Page 3: Weihnachten 2013 - Marienthal

Impressum

Herausgeber: Freundeskreis der Abtei St. MarienthalAnschrift: St. Marienthal 1, D-02899 Ostritz Telefon: 03 58 23 - 77 300 • Fax: 03 58 23 - 77 301 E-Mail: [email protected] www.kloster-marienthal.de

Redaktion: Sr. M. Hildegard Zeletzki OCist, Gisela RieckLayout und Druck: Graphische Werkstätten Zittau GmbHAbbildungen: Abtei St. Marienthal S. 7, 16; Kersten Kühne S. 2, 23; Harald Neumann S. 29;

Gisela Rieck S. 8, 9, 11, 12, 14, 27, 28, 33, 3. Umschlagseite; Matthias Schwarzbach S. 30; wikimedia org. S. 4, 21, 34; Rainer Zeletzki S. 18; Sr. M. Hildegard Zeletzki alle Linolschnitte, S. 3, 5, 6, 17.

Titelbild Torsten Fechner; rückwärtige Umschlagseite aus: Der St. Marienthaler Psalter. Hrsg. v. H. Engelhart. Regensburg 2006, Taf. 32

Ausgaben: zweimal jährlich

Preis: Mitglieder kostenlos, Nichtmitglieder 3 €, Spenden erbeten

Bankverbindungund Spendenkonto: LIGA Spar- und Kreditgenossenschaft, Filiale Dresden Konto-Nr. 8 29 13 22 BLZ 750 903 00

Alle Rechte liegen beim Freundeskreis der Abtei St. Marienthal und bei den Verfassern.

Titelbild Abteikirche von St. Marienthal im Schnee

Impressionen vom Freundeskreistreffen 2013

Mitgliedschaft im Freundeskreis

Werden Sie Mitglied im Freundeskreis der Abtei St. Marienthal! Gern senden wir Ihnen Informationsmaterial, die Satzung und den Aufnahmeantrag zu.

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Inhalt

Grußworte FürdenFreundeskreis–Kersten Kühne. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 FürdenKonvent–Sr. M. Hildegard Zeletzki OCist . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

GeistlichesWort GottzeigtsichvorallemimProvisorium–P. Bruno Robeck OCist. . . . . . . . . . . . . . 4

SeitIcheuerBruderwurde WeihnachtsmeditationvonKarlRahner–Sr. M. Hildegard Zeletzki OCist. . . . . . . 5

St.MarienthalinderTraditionderZisterzienser WandlungeneinesZisterzienserbausinachtJahrhunderten. . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 RestedermittelalterlichenKlosterkirchetretenzutage Dr. Marius Winzeler

VomMeißnerMüglitztalindieböhmischeOberlausitz Dohna–derStammsitzder„kleinenStifter“vonSt.Marienthal. . . . . . . . . . . . . . . 13 Dr. Albin Nees, Dr. Lars-Arne Dannenberg

DieEreignisseamKriegsendeinSt.Marienthal. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 WennÄbtissinCelsanichtsoheroischgewesenwäre… Sr. M. Hildegard Zeletzki OCist

DantesGöttlicheKomödie(2). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 DanteAlighieriverewigtKaiserHeinrichVII.alsFriedensstifter Dr. Elisabeth Leeker

Vorgestellt KerstenKühne. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

AusdemFreundeskreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24AusSt.Marienthal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29AusOrdenundKirche. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

NamengebendePatrone CelsaundPia,zweiÄbtissinneninschwerenZeiten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Sr. M. Hildegard Zeletzki OCist

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Grußworte

Liebe Freunde von St. Marienthal!

Im Sommer habe ich über die kirchliche Frauenarbeit Sachsens mit 19 Frauen eineWo-chelangdenBeginenhofinBrüggebesucht.ImGästehausuntergebracht,wurdenwirvondenBenediktinerinnenaufdasfreundlichsteempfangen,bewirtetundversorgt,obwohlwir viel zu spät ankamen und dieTore bereits verschlossen waren. Ein freundlicher OrtmitfreundlichenBewohnerinnenundfreundlicherStillebliebesfüruns.Marie-Anne,dieGästeschwester,lauschtemiteinemfreundlichenLächelnunserenLiedern,diewirvorje-derMahlzeitundbeiunserenAbendkreisensangen.SieludunsinihrekleineKircheein,wowirjedenAbendmitdenSchwesterndieKompletfeiernkonnten.

Ofthabe ich indiesenTagenanSt.Marienthalgedacht.TrotzunterschiedlicherKon-fessionfandenwirunsimherzlichenEinvernehmeninderKirchealsOrtunsererGebeteundLiederzusammen.DieKirchebildetdenMittelpunktinderAnlagedesBeginenhofes,alleWegeführenzuihrhin.EsgehtkeinWeganihrvorbei!SieistderTreffpunktfürdieklösterliche Gemeinschaft mit ihren Gästen und Besuchern. Das offeneTor lädt ein zurAndacht,zumGebet,zurStille,zumVerweilen,aberauchzumSchauenundStaunenüberKunstwerkeundDinge,dievonMenschenvorlangerZeitgeschaffenwordensind,inspi-riertundgetragenvonihremfestenGlauben.

AuchdieKlosterkircheinSt.MarienthalmitallihrenSchätzensollwiedersolcheinOrtwerden: für das Gebet in Stille und Gemeinschaft, Mittelpunkt,Treffpunkt, Ruhepunkt.DiesenWunschtragenvieleinihremHerzen,undnebenunserenGebetenhelfenSpendenundtatkräftigeUnterstützung,damiterbaldverwirklichtwerdenkann.

FroheWeihnachtenwünscheichdenSchwesternvonSt.MarienthalundallenFreun-denderAbtei!

Kersten Kühne, Olbersdorf

Der Beginenhof in Brügge

3

Grußworte

Weihnachtsstern und Engel über St. Marien thal

Liebe Freunde unserer Abtei!

Wir hatten gehofft, dieses Weihnachtsheft unserer wieder hergestellten Klosterkirchewidmenzukönnen.LeidersinddieArbeitenabernochnichtsoweitfortgeschritten;wirmüssenunsweiterhingedulden.

DennochhabenwiringeistlicherFreudeinder„Hofkapelle“alleunsereHauptfestege-feiert,indiesemJahrvorallemdiebeidenJubiläenvonMutterÄbtissinReginaWollmann:zunächst ihrenWahltagam12. Juli,dersichzum20.Mal jährte.Siebegingihnstillundinternmituns,denneristfürunsallewichtigeralsderWeihetag,sagtdieÄbtissinnachderWahldochihrganzeigenes„Ja“zudemEntscheiddesKonventesundbestimmtauchihrenWahlspruch,besserihrMotto!SiehatdasersteWortderRegeldesHl.BenediktvonNursia,nachderwirleben,genommen:„Obsculta“–„Höre“.Undam21.AugusthabenwirgroßihrenWeihetaggefeiert,andemihrvor20JahrenderdamaligeGeneralabtdesZis-terzienserordensPolykarpZakardiekirchlicheWeiheerteilteundoffiziellRing,StabundKreuzüberreichte.

AberauchdasRequiemfürWeihbischofem.GeorgWeinhold,derzweiTagenachsei-nemletztenBesuchinSt.Marienthalplötzlichverstorbenist,habenwiram17.Oktoberinunserer„Hofkapelle“gefeiert.DraußenhattederHerbstseinschönesGewandangelegt.MirfieldazuHermannHessesbittersüßer„KleinerGesang“ein:

Regenbogengedicht, ZauberaussterbendemLicht,GlückwieMusikzerronnen, SchmerzimMadonnengesicht,DaseinsbittereWonnen…

BlütenvomSturmgefegt,KränzeaufGräbergelegt,HeiterkeitohneDauer,Stern,derinsDunkelfällt:SchleiervonSchönheitundTrauerÜberdemAbgrundderWelt.

UnsChristenaberträgtimAdventundzuWeihnachtendiegrößereHoffnungaufdieewigeErlösunginbleibenderFreude.IndiesemSinnewünschenwirSchwesterndesSt.Marientha-lerKonventsIhnengesegneteWeihnachten!

Ihre Sr. M. Hildegard OCist

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Grußworte

Liebe Freunde von St. Marienthal!

Im Sommer habe ich über die kirchliche Frauenarbeit Sachsens mit 19 Frauen eineWo-chelangdenBeginenhofinBrüggebesucht.ImGästehausuntergebracht,wurdenwirvondenBenediktinerinnenaufdasfreundlichsteempfangen,bewirtetundversorgt,obwohlwir viel zu spät ankamen und dieTore bereits verschlossen waren. Ein freundlicher OrtmitfreundlichenBewohnerinnenundfreundlicherStillebliebesfüruns.Marie-Anne,dieGästeschwester,lauschtemiteinemfreundlichenLächelnunserenLiedern,diewirvorje-derMahlzeitundbeiunserenAbendkreisensangen.SieludunsinihrekleineKircheein,wowirjedenAbendmitdenSchwesterndieKompletfeiernkonnten.

Ofthabe ich indiesenTagenanSt.Marienthalgedacht.TrotzunterschiedlicherKon-fessionfandenwirunsimherzlichenEinvernehmeninderKirchealsOrtunsererGebeteundLiederzusammen.DieKirchebildetdenMittelpunktinderAnlagedesBeginenhofes,alleWegeführenzuihrhin.EsgehtkeinWeganihrvorbei!SieistderTreffpunktfürdieklösterliche Gemeinschaft mit ihren Gästen und Besuchern. Das offeneTor lädt ein zurAndacht,zumGebet,zurStille,zumVerweilen,aberauchzumSchauenundStaunenüberKunstwerkeundDinge,dievonMenschenvorlangerZeitgeschaffenwordensind,inspi-riertundgetragenvonihremfestenGlauben.

AuchdieKlosterkircheinSt.MarienthalmitallihrenSchätzensollwiedersolcheinOrtwerden: für das Gebet in Stille und Gemeinschaft, Mittelpunkt,Treffpunkt, Ruhepunkt.DiesenWunschtragenvieleinihremHerzen,undnebenunserenGebetenhelfenSpendenundtatkräftigeUnterstützung,damiterbaldverwirklichtwerdenkann.

FroheWeihnachtenwünscheichdenSchwesternvonSt.MarienthalundallenFreun-denderAbtei!

Kersten Kühne, Olbersdorf

Der Beginenhof in Brügge

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Grußworte

Weihnachtsstern und Engel über St. Marien thal

Liebe Freunde unserer Abtei!

Wir hatten gehofft, dieses Weihnachtsheft unserer wieder hergestellten Klosterkirchewidmenzukönnen.LeidersinddieArbeitenabernochnichtsoweitfortgeschritten;wirmüssenunsweiterhingedulden.

DennochhabenwiringeistlicherFreudeinder„Hofkapelle“alleunsereHauptfestege-feiert,indiesemJahrvorallemdiebeidenJubiläenvonMutterÄbtissinReginaWollmann:zunächst ihrenWahltagam12. Juli,dersichzum20.Mal jährte.Siebegingihnstillundinternmituns,denneristfürunsallewichtigeralsderWeihetag,sagtdieÄbtissinnachderWahldochihrganzeigenes„Ja“zudemEntscheiddesKonventesundbestimmtauchihrenWahlspruch,besserihrMotto!SiehatdasersteWortderRegeldesHl.BenediktvonNursia,nachderwirleben,genommen:„Obsculta“–„Höre“.Undam21.AugusthabenwirgroßihrenWeihetaggefeiert,andemihrvor20JahrenderdamaligeGeneralabtdesZis-terzienserordensPolykarpZakardiekirchlicheWeiheerteilteundoffiziellRing,StabundKreuzüberreichte.

AberauchdasRequiemfürWeihbischofem.GeorgWeinhold,derzweiTagenachsei-nemletztenBesuchinSt.Marienthalplötzlichverstorbenist,habenwiram17.Oktoberinunserer„Hofkapelle“gefeiert.DraußenhattederHerbstseinschönesGewandangelegt.MirfieldazuHermannHessesbittersüßer„KleinerGesang“ein:

Regenbogengedicht, ZauberaussterbendemLicht,GlückwieMusikzerronnen, SchmerzimMadonnengesicht,DaseinsbittereWonnen…

BlütenvomSturmgefegt,KränzeaufGräbergelegt,HeiterkeitohneDauer,Stern,derinsDunkelfällt:SchleiervonSchönheitundTrauerÜberdemAbgrundderWelt.

UnsChristenaberträgtimAdventundzuWeihnachtendiegrößereHoffnungaufdieewigeErlösunginbleibenderFreude.IndiesemSinnewünschenwirSchwesterndesSt.Marientha-lerKonventsIhnengesegneteWeihnachten!

Ihre Sr. M. Hildegard OCist

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Geistliches Wort

Gott zeigt sich vor allem im Provisorium

DieSchwesternvonSt.MarienthalwartenmitgroßerSehnsuchtdarauf,wiederinihrerAbteikirchedasGotteslobsingenzukönnen.Siemüssenjedochnochdaraufverzichten.NocheinmalwerdensieWeihnachtenimProvisoriumderHofkapellefeiern.Abergeradedie Feier im Provisorium liegt näher am biblischen Geburtsfest des Herrn als die weih-nachtlicheFeierineinerfestlichenKirche.Mariahatesnichtsogeplant,dasssievomHei-ligenGeistempfangensollte.Mariahatesnichtsogeplant,dassJesusunterwegsgeborenwurde.Vielleichthattesieesbefürchtet,aberbestimmtnichtgewünscht.GottzeigtsichvorallemimProvisorium.Erlässtsichnichtfestmachen,festsetzen.ErbleibtmitunsMen-schenunterwegs.

EsschmerzteschondenKönigDavid,dassdieLadeGottesineinemZeltaufbewahrtwerdenmussteunderkeinenTempelbauendurfte(vgl.2Sam7).WirMenschenhabendasBedürfnis,unsfestzusetzen.GottaberbleibtinBewegung.ErkommtzuunsinGestaltseinesSohnes,derkeinenOrthabenwird,wohinerseinHauptlegenkann(vgl.Mt8,20).

VielleichthelfendieseGedanken,dasWeihnachtsfestaufeineganzneueWeisezufei-ernunddasProvisoriumnichtalsManko,sondernalsGewinnanzusehen.Ichbinmirbe-wusst,dassichalsAußenstehenderleichtguteVorschlägemachenkann,aberichhoffe,dassauchichsiemirzuHerzennehme,wennesdaraufankommt.UndichwünschedenSchwestern,dasssieeingutesWeihnachtsfestfeiernwerden.Ichwünscheihnen,erlebenzukönnen,dassGott inunsereWeltkommt,wiesie ist,undnicht ineineWelt,diewirmeinenmachenzumüssen.

P. Bruno Robeck OCist, Langwaden

Kloster Langwaden

5

Weihnachtsmeditation

Seit Ich euer Bruder wurdeWeihnachtsmeditationvonKarlRahner(1904–1984)

„DasGeheimnisderMenschwerdungGot-tes ist die Mitte der Wirklichkeit, aus derwirChristenleben.“Mankannwohlsagen,dassdasgesamteSchaffendesbedeuten-den Jesuiten und Theologen Karl Rahnerdiesem seinem Bekenntnis gehörte. ErstehtdamitfastineinerReihemitdenal-tenKirchenväternGregordemGroßen,Leodem Großen und anderen, die die wahreMenschheit Jesu Christi predigten undverteidigten.ErhatauchwesentlichenEin-flussaufdasII.VatikanischeKonzilgehabt.

Rahner lehrte an den Jesuitenfakultä-ten von Innsbruck und München. Unteranderem sagt KardinalWalter Kasper vonihm,erhabedenjungenTheologiestuden-ten der 1950/60-er Jahre „Mut gemachtzumeigenenDenken“(Kasper,KatholischeKirche. 2. Aufl. Freiburg 2012). Für Rahnergab es letztlich keinThema in der Kirche,zu dem er sich nicht äußerte. Sein Werk-verzeichnis ist von riesigem Umfang undenthältschonalleindadurchfürmancheKritikAngriffsflächen.Daraufkannundsollhiernichteingegangenwerden;dennimmernochbietetdieBeschäftigungmitseinerSpiritu-alitätgroßeundvielfältigeAnregungen,istsiedochzugleichherausforderndundtröstlich.

Sosolltemansich imJahr2014anden110.GeburtstagKarlRahnersam5.MärzundnurkurzeZeitspäteram30.Märzanseinen30.Todestagbesonderserinnern.SeineArtzudenkenfälltselbstChristennichtimmerleicht.Dennochkannerauchheutebewegenihmzufolgen.Eslohntnochimmer,sichseinemmitunterschwierigenundlangatmigenStilzunähern.Dannfaszinierterunsauchheutenochundkanntiefinnerlichberührenundbewegen.HerbertVorgrimler,langjährigerFreundundWeggefährteRahners,stelltinmehrerenVeröffentlichungenjeneuindieMitte,wiesehrKarlRahnervonseinemOrdengeprägtwar:wieseinDenken(TheologieundPhilosophie)vonderpersönlichenGotteser-fahrungherkam.NichtumsonstwirdvielfachseinAusspruchüberliefert:„DerChristvonmorgenwirdeinMystikersein,odererwirdnichtmehrsein.“VorallemdieshaterimmerwiederinExerzitien,GesprächenundunzähligenVortragsreisenanderenmitteilenwollen.EinigemögensichandasBüchlein„VonderNotunddemSegendesGebetes“erinnern,dasermitseinemälterenPriesterbruderHugo(†1968)herausgegebenhat.

Jesuskind in der Krippe

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Geistliches Wort

Gott zeigt sich vor allem im Provisorium

DieSchwesternvonSt.MarienthalwartenmitgroßerSehnsuchtdarauf,wiederinihrerAbteikirchedasGotteslobsingenzukönnen.Siemüssenjedochnochdaraufverzichten.NocheinmalwerdensieWeihnachtenimProvisoriumderHofkapellefeiern.Abergeradedie Feier im Provisorium liegt näher am biblischen Geburtsfest des Herrn als die weih-nachtlicheFeierineinerfestlichenKirche.Mariahatesnichtsogeplant,dasssievomHei-ligenGeistempfangensollte.Mariahatesnichtsogeplant,dassJesusunterwegsgeborenwurde.Vielleichthattesieesbefürchtet,aberbestimmtnichtgewünscht.GottzeigtsichvorallemimProvisorium.Erlässtsichnichtfestmachen,festsetzen.ErbleibtmitunsMen-schenunterwegs.

EsschmerzteschondenKönigDavid,dassdieLadeGottesineinemZeltaufbewahrtwerdenmussteunderkeinenTempelbauendurfte(vgl.2Sam7).WirMenschenhabendasBedürfnis,unsfestzusetzen.GottaberbleibtinBewegung.ErkommtzuunsinGestaltseinesSohnes,derkeinenOrthabenwird,wohinerseinHauptlegenkann(vgl.Mt8,20).

VielleichthelfendieseGedanken,dasWeihnachtsfestaufeineganzneueWeisezufei-ernunddasProvisoriumnichtalsManko,sondernalsGewinnanzusehen.Ichbinmirbe-wusst,dassichalsAußenstehenderleichtguteVorschlägemachenkann,aberichhoffe,dassauchichsiemirzuHerzennehme,wennesdaraufankommt.UndichwünschedenSchwestern,dasssieeingutesWeihnachtsfestfeiernwerden.Ichwünscheihnen,erlebenzukönnen,dassGott inunsereWeltkommt,wiesie ist,undnicht ineineWelt,diewirmeinenmachenzumüssen.

P. Bruno Robeck OCist, Langwaden

Kloster Langwaden

5

Weihnachtsmeditation

Seit Ich euer Bruder wurdeWeihnachtsmeditationvonKarlRahner(1904–1984)

„DasGeheimnisderMenschwerdungGot-tes ist die Mitte der Wirklichkeit, aus derwirChristenleben.“Mankannwohlsagen,dassdasgesamteSchaffendesbedeuten-den Jesuiten und Theologen Karl Rahnerdiesem seinem Bekenntnis gehörte. ErstehtdamitfastineinerReihemitdenal-tenKirchenväternGregordemGroßen,Leodem Großen und anderen, die die wahreMenschheit Jesu Christi predigten undverteidigten.ErhatauchwesentlichenEin-flussaufdasII.VatikanischeKonzilgehabt.

Rahner lehrte an den Jesuitenfakultä-ten von Innsbruck und München. Unteranderem sagt KardinalWalter Kasper vonihm,erhabedenjungenTheologiestuden-ten der 1950/60-er Jahre „Mut gemachtzumeigenenDenken“(Kasper,KatholischeKirche. 2. Aufl. Freiburg 2012). Für Rahnergab es letztlich keinThema in der Kirche,zu dem er sich nicht äußerte. Sein Werk-verzeichnis ist von riesigem Umfang undenthältschonalleindadurchfürmancheKritikAngriffsflächen.Daraufkannundsollhiernichteingegangenwerden;dennimmernochbietetdieBeschäftigungmitseinerSpiritu-alitätgroßeundvielfältigeAnregungen,istsiedochzugleichherausforderndundtröstlich.

Sosolltemansich imJahr2014anden110.GeburtstagKarlRahnersam5.MärzundnurkurzeZeitspäteram30.Märzanseinen30.Todestagbesonderserinnern.SeineArtzudenkenfälltselbstChristennichtimmerleicht.Dennochkannerauchheutebewegenihmzufolgen.Eslohntnochimmer,sichseinemmitunterschwierigenundlangatmigenStilzunähern.Dannfaszinierterunsauchheutenochundkanntiefinnerlichberührenundbewegen.HerbertVorgrimler,langjährigerFreundundWeggefährteRahners,stelltinmehrerenVeröffentlichungenjeneuindieMitte,wiesehrKarlRahnervonseinemOrdengeprägtwar:wieseinDenken(TheologieundPhilosophie)vonderpersönlichenGotteser-fahrungherkam.NichtumsonstwirdvielfachseinAusspruchüberliefert:„DerChristvonmorgenwirdeinMystikersein,odererwirdnichtmehrsein.“VorallemdieshaterimmerwiederinExerzitien,GesprächenundunzähligenVortragsreisenanderenmitteilenwollen.EinigemögensichandasBüchlein„VonderNotunddemSegendesGebetes“erinnern,dasermitseinemälterenPriesterbruderHugo(†1968)herausgegebenhat.

Jesuskind in der Krippe

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Weihnachtsmeditation

DiefolgendeWeihnachtsmeditationstammtausKarlRahnersfrühemPredigtbändchen„KleinesKirchenjahr“(Freiburg1954):

SeitIcheuerBruderwurde…

„Ich bin deine Freude, fürchte dich nicht, froh zu sein;dennseitdemIchgeweinthabe,istdieFreudedierealis-tischereLebenshaltungalsdieAngstunddieTrauerde-rer,diemeinen,keineHoffnungzuhaben.IchbindieAus-weglosigkeitdeinerWege;dennwodunichtmehrweiterweißt,dabistdu,törichtesKind,schonbeiMirangelangtund merkst es nicht. Ich bin in deiner Angst; denn Ichhabesiemitgelitten,undIchwarauchnichtnachwelt-licherWeiseheroischdabei.IchbinindemKerkerdeinerEndlichkeit;denn MeineLiebehatMichzudeinemGe-fangenen gemacht.Wenn dieRechnungdeinerGedan-kenunddeinerLebenserfahrungennichtaufgeht,siehe,IchbinderungelösteRest,undIchweiß,dassdieserRest,derdichzurVerzweiflungbringenwill,inWahrheitMei-neLiebeist,diedunochnichtbegreifst.–

Alle,dieMeinHeilannehmen,sind inderHeiligenNacht geboren, weil MeineWeihnacht alle eureTageundNächteumschließt.IchhabeMichselbst,wirklichganzselbstundganzpersönlich,aufdasfurchtbareAbenteuereingelassen,dasmitderGeburtbeginnt,Meineswarnichtleichterundnichtgefahrloseralseures–undIchversi-chereeuch,eshateinenseligenAusgang.

SeitIcheuerBruderwurde,seidihrMirsonahe,wieIchMirselberbin.Wenn Ich also als Schöpfer mit dem Menschen keinen hoffnungslosen Versuch ge-

macht habe, wer wird euch dann Meiner Hand entreißen? Als euer Anfang habe Ich inMeinenUntergängengesiegt.WennihrdieZukunftnacheuchalleinbeurteilt,könntihrnichtpessimistischgenugsein.Abervergeßtnicht:eurewahreZukunftistMeineGegen-wart,dieheutebegonnenhatundnichtmehrVergangenheitwird.Darumistesdochrea-listischergedacht,wennihreuchanMeinenOptimismushaltet,derdieganzeWirklichkeitGottes ist,die Ich–dasunbegreiflicheWunderMeinerallmächtigenLiebe–unversehrtund ganz indemkalten Stall eurerWeltuntergebrachthabe. Ichbinda. IchgehenichtmehrausderWeltweg,wenn ihrMichauchnichtseht!WennduWeihnachtenfeierst,dannsagzuallem,wasdaistundwasdubist,nurdaseine,sagesMir:Dubistda.Dubistgekommen.SelbstinBosheit,diesichnichtverzeihenlassenwill.Mensch,sagnurdaseine,dannistfürdichWeihnachten!Sagnur:Dubistda!Nein,sagnichts!Ichbinda,undMeineLiebeistunbesieglich,Ichbinda.EsistWeihnacht,diebleibtinEwigkeit.“

Sr. M. Hildegard Zeletzki OCist

Gottessohn – Menschenkind

7

St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser

WandlungeneinesZisterzienserbausinachtJahrhundertenReste der mittelalterlichen Klosterkirche treten zutage

Die ordenstypische Anlage des Mittelalters sieht man St. Marienthal in seiner heutigen ba-rocken Ausgestaltung kaum an – und doch ist sie in Situation und Grundkonzept erhalten geblieben. Lange hatte man angenommen, dass die Verwüstungen durch die Hussiten 1427 und die Brände von 1515 und 1683 die ursprüngliche Anlage völlig zerstört hätten, aber wie bei früheren Renovierungsarbeiten tauchen auch jetzt wieder vor allem in der Klosterkirche Teile des mittelalterlichen Ursprungsbaus auf und werden sichtbar gemacht. Die Restaurierungs- und Modernisierungsarbeiten nach dem Hochwasser vom August 2010 dauern an. Noch im Sommer war die Kirche innen eine wüste Baustelle, in der sogar kleine Bagger ein und aus fuhren, doch so lange wie nach dem ebenso verheerenden Hochwasser von 1897, nämlich 24 Jahre, werden die Arbeiten nicht brauchen, alle Hoffnungen richten sich auf die Vollendung Mitte des kommenden Jahres.

Spiegel der Verbundenheit mit BöhmenSt.MarienthalliegttopografischreizvollundmalerischaneinerBiegungderNeiße,öst-lichbegrenztvomBogendesFlusses,derheuteauchdieLandesgrenzezuPolenmarkiert,westlichgeschütztvoneinemHügelzugmitdemklösterlichenWeinbergundeinembaro-

Luftbild der Abtei St. Marienthal

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Weihnachtsmeditation

DiefolgendeWeihnachtsmeditationstammtausKarlRahnersfrühemPredigtbändchen„KleinesKirchenjahr“(Freiburg1954):

SeitIcheuerBruderwurde…

„Ich bin deine Freude, fürchte dich nicht, froh zu sein;dennseitdemIchgeweinthabe,istdieFreudedierealis-tischereLebenshaltungalsdieAngstunddieTrauerde-rer,diemeinen,keineHoffnungzuhaben.IchbindieAus-weglosigkeitdeinerWege;dennwodunichtmehrweiterweißt,dabistdu,törichtesKind,schonbeiMirangelangtund merkst es nicht. Ich bin in deiner Angst; denn Ichhabesiemitgelitten,undIchwarauchnichtnachwelt-licherWeiseheroischdabei.IchbinindemKerkerdeinerEndlichkeit;dennMeineLiebehatMichzudeinemGe-fangenengemacht.Wenn dieRechnungdeinerGedan-kenunddeinerLebenserfahrungennichtaufgeht,siehe,IchbinderungelösteRest,undIchweiß,dassdieserRest,derdichzurVerzweiflungbringenwill,inWahrheitMei-neLiebeist,diedunochnichtbegreifst.–

Alle,dieMeinHeilannehmen,sind inderHeiligenNacht geboren, weil MeineWeihnacht alle eureTageundNächteumschließt.IchhabeMichselbst,wirklichganzselbstundganzpersönlich,aufdasfurchtbareAbenteuereingelassen,dasmitderGeburtbeginnt,Meineswarnichtleichterundnichtgefahrloseralseures–undIchversi-chereeuch,eshateinenseligenAusgang.

SeitIcheuerBruderwurde,seidihrMirsonahe,wieIchMirselberbin.Wenn Ich also als Schöpfer mit dem Menschen keinen hoffnungslosen Versuch ge-

macht habe, wer wird euch dann Meiner Hand entreißen? Als euer Anfang habe Ich inMeinenUntergängengesiegt.WennihrdieZukunftnacheuchalleinbeurteilt,könntihrnichtpessimistischgenugsein.Abervergeßtnicht:eurewahreZukunftistMeineGegen-wart,dieheutebegonnenhatundnichtmehrVergangenheitwird.Darumistesdochrea-listischergedacht,wennihreuchanMeinenOptimismushaltet,derdieganzeWirklichkeitGottes ist,die Ich–dasunbegreiflicheWunderMeinerallmächtigenLiebe–unversehrtundganz indemkalten StalleurerWeltuntergebrachthabe. Ichbinda. IchgehenichtmehrausderWeltweg,wenn ihrMichauchnichtseht!WennduWeihnachtenfeierst,dannsagzuallem,wasdaistundwasdubist,nurdaseine,sagesMir:Dubistda.Dubistgekommen.SelbstinBosheit,diesichnichtverzeihenlassenwill.Mensch,sagnurdaseine,dannistfürdichWeihnachten!Sagnur:Dubistda!Nein,sagnichts!Ichbinda,undMeineLiebeistunbesieglich,Ichbinda.EsistWeihnacht,diebleibtinEwigkeit.“

Sr. M. Hildegard Zeletzki OCist

Gottessohn – Menschenkind

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St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser

WandlungeneinesZisterzienserbausinachtJahrhundertenReste der mittelalterlichen Klosterkirche treten zutage

Die ordenstypische Anlage des Mittelalters sieht man St. Marienthal in seiner heutigen ba-rocken Ausgestaltung kaum an – und doch ist sie in Situation und Grundkonzept erhalten geblieben. Lange hatte man angenommen, dass die Verwüstungen durch die Hussiten 1427 und die Brände von 1515 und 1683 die ursprüngliche Anlage völlig zerstört hätten, aber wie bei früheren Renovierungsarbeiten tauchen auch jetzt wieder vor allem in der Klosterkirche Teile des mittelalterlichen Ursprungsbaus auf und werden sichtbar gemacht. Die Restaurierungs- und Modernisierungsarbeiten nach dem Hochwasser vom August 2010 dauern an. Noch im Sommer war die Kirche innen eine wüste Baustelle, in der sogar kleine Bagger ein und aus fuhren, doch so lange wie nach dem ebenso verheerenden Hochwasser von 1897, nämlich 24 Jahre, werden die Arbeiten nicht brauchen, alle Hoffnungen richten sich auf die Vollendung Mitte des kommenden Jahres.

Spiegel der Verbundenheit mit BöhmenSt.MarienthalliegttopografischreizvollundmalerischaneinerBiegungderNeiße,öst-lichbegrenztvomBogendesFlusses,derheuteauchdieLandesgrenzezuPolenmarkiert,westlichgeschütztvoneinemHügelzugmitdemklösterlichenWeinbergundeinembaro-

Luftbild der Abtei St. Marienthal

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St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser

ckenKalvarienberg.DieKlostergebäudebreitensichaufeinerTerrasseüberdemUferaus,diedurcheinealteStraßeinNordsüdrichtungmitOstritzundGörlitzundinderGegen-richtungmitHirschfeldeundZittauverbundenist.DieKonventsgebäudeliegendirektamUfer,währendsichnordwestlichGartenanlagenundsüdwestlicheingroßerWirtschafts-hofmitdenVerwaltungs-undÖkonomiegebäudenerstrecken.WenngleichdieheutigenBaulichkeiten hauptsächlich aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammen und eine sehrwechselhafteBaugeschichtespiegeln,istinderGesamtsituationdieordenstypischeAn-lagedesMittelalterserhaltengeblieben.

HeutezeigtsichdasKlosterimheiterenGewandeinesländlichen,unverkennbarböh-mischgeprägtenBarock.DurchdieQualitätvonArchitekturundAusstattungdarfSt.Ma-rienthalalsdasbedeutendsteBeispielfürdieAusstrahlungvonKunstundBaukulturBöh-mensindieOberlausitzim18.Jahrhundertgelten.ZudemspiegeltsichinderkostbarenkünstlerischenAusgestaltungdiewechselhafte,jedochstetsmitdemsüdlichenNachbar-landverbundeneGeschichtederAbteiseitdem13. Jahrhundert ineindrücklicherWeisewider.

St. Marienthal mit Propstei, Äbtissinnenhaus und dem Turm der Klosterkirche

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St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser

Klosterkirche auf mittelalterlichen FundamentenDieKirchestehtmittiganderOstseitederAnlage,istjedochvondervorgelagertenAbtei,demÄbtissinnenhausunddemPropsteigebäudefastverborgenundnurdurchdenmar-kanten,gegendieOrdensregelnverstoßendenTurminderGesamtanlagehervorgehoben.

VondermittelalterlichenKlosteranlagesindderwestlicheTeilderheutigenKlosterkir-cheunddieNordmauerdesangrenzendenVerbindungstraktszurAbteiimaufgehendenMauerwerkerhaltengeblieben.AnhanddesBaubefundsundhistorischerAnsichtenkanndiegotische,wohlnochausderGründungszeitum1230/1240stammendeKirchealsrecht-eckigerSaalbauindenAusmaßenvonca.12,6x30mmitgeradegeschlossenerOstpartierekonstruiertwerden.EinefürdieZisterziensercharakteristischedreiteiligeFenstergrup-pemitzweirund-oderspitzbogiggeschlossenenFensternundmittigdarüberangeord-netem Okulus hat das Sanktuarium belichtet. In derWestwand ist im Dachbereich einSpitzbogenfenstermitRankenmalereiinderLeibungerhalten,worausabgeleitetwerdenkann,dassdergotischeKirchenraummiteinemoffenenDachstuhlodereinerHolztonneabgeschlossenwar.

WieinderheutigenAnlagebefandsichauchimMittelalterimWestteilderKircheeineerhöhteNonnenempore,derSchwesternchor,dermitdenangrenzendenKonventsgebäu-denverbundenwar.WahrscheinlichwardieKirchevondenZerstörungendurchdieHussi-ten1427unddemKlosterbrandvon1515wenigerbetroffenalsdieKonventbauten,sodasssieihregotischeGrundformbisins18.Jahrhundertbewahrte.

Um 1670 bis 1680 erfolgte ein eingrei-fenderUmbau,beidemdasheutigeKreuz-gratgewölbeeingefügtundwahrscheinlichauchderTurmaufderNordseiteangebautwurden.DerDachstuhlüberdemLanghausentstandnachdemBrandvon1683.Inden1730erJahrenwurdedieKirchenachOstenerweitert, und das von einem niedrigerenDachstuhl abgeschlossene Presbyteriummit außen halbrundem Ostschluss wurdegebaut,dieSakristeinördlichangefügtundderTurmerhöht(datiert1734).BaumeisterwarZachariasHoffmannausdemböhmi-schen Hainspach/Lipová, der im InnerendieGewölbeformdes17.Jahrhundertsfort-setzte.DerheutigeKirchenraumwirdaller-dings durch die historistische Ausmalungund Neuausstattung geprägt, die in zweiPhasen 1858/59 und, bedingt durch dasHochwasser von 1897, in den Jahren 1898bis1906bzw.bis1921entstandensind.

Standort des Altars in der mittelalterlichen Klosterkirche

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St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser

ckenKalvarienberg.DieKlostergebäudebreitensichaufeinerTerrasseüberdemUferaus,diedurcheinealteStraßeinNordsüdrichtungmitOstritzundGörlitzundinderGegen-richtungmitHirschfeldeundZittauverbundenist.DieKonventsgebäudeliegendirektamUfer,währendsichnordwestlichGartenanlagenundsüdwestlicheingroßerWirtschafts-hofmitdenVerwaltungs-undÖkonomiegebäudenerstrecken.WenngleichdieheutigenBaulichkeiten hauptsächlich aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammen und eine sehrwechselhafteBaugeschichtespiegeln,istinderGesamtsituationdieordenstypischeAn-lagedesMittelalterserhaltengeblieben.

HeutezeigtsichdasKlosterimheiterenGewandeinesländlichen,unverkennbarböh-mischgeprägtenBarock.DurchdieQualitätvonArchitekturundAusstattungdarfSt.Ma-rienthalalsdasbedeutendsteBeispielfürdieAusstrahlungvonKunstundBaukulturBöh-mensindieOberlausitzim18.Jahrhundertgelten.ZudemspiegeltsichinderkostbarenkünstlerischenAusgestaltungdiewechselhafte,jedochstetsmitdemsüdlichenNachbar-landverbundeneGeschichtederAbteiseitdem13. Jahrhundert ineindrücklicherWeisewider.

St. Marienthal mit Propstei, Äbtissinnenhaus und dem Turm der Klosterkirche

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St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser

Klosterkirche auf mittelalterlichen FundamentenDieKirchestehtmittiganderOstseitederAnlage,istjedochvondervorgelagertenAbtei,demÄbtissinnenhausunddemPropsteigebäudefastverborgenundnurdurchdenmar-kanten,gegendieOrdensregelnverstoßendenTurminderGesamtanlagehervorgehoben.

VondermittelalterlichenKlosteranlagesindderwestlicheTeilderheutigenKlosterkir-cheunddieNordmauerdesangrenzendenVerbindungstraktszurAbteiimaufgehendenMauerwerkerhaltengeblieben.AnhanddesBaubefundsundhistorischerAnsichtenkanndiegotische,wohlnochausderGründungszeitum1230/1240stammendeKirchealsrecht-eckigerSaalbauindenAusmaßenvonca.12,6x30mmitgeradegeschlossenerOstpartierekonstruiertwerden.EinefürdieZisterziensercharakteristischedreiteiligeFenstergrup-pemitzweirund-oderspitzbogiggeschlossenenFensternundmittigdarüberangeord-netem Okulus hat das Sanktuarium belichtet. In derWestwand ist im Dachbereich einSpitzbogenfenstermitRankenmalereiinderLeibungerhalten,worausabgeleitetwerdenkann,dassdergotischeKirchenraummiteinemoffenenDachstuhlodereinerHolztonneabgeschlossenwar.

WieinderheutigenAnlagebefandsichauchimMittelalterimWestteilderKircheeineerhöhteNonnenempore,derSchwesternchor,dermitdenangrenzendenKonventsgebäu-denverbundenwar.WahrscheinlichwardieKirchevondenZerstörungendurchdieHussi-ten1427unddemKlosterbrandvon1515wenigerbetroffenalsdieKonventbauten,sodasssieihregotischeGrundformbisins18.Jahrhundertbewahrte.

Um 1670 bis 1680 erfolgte ein eingrei-fenderUmbau,beidemdasheutigeKreuz-gratgewölbeeingefügtundwahrscheinlichauchderTurmaufderNordseiteangebautwurden.DerDachstuhlüberdemLanghausentstandnachdemBrandvon1683.Inden1730erJahrenwurdedieKirchenachOstenerweitert, und das von einem niedrigerenDachstuhl abgeschlossene Presbyteriummit außen halbrundem Ostschluss wurdegebaut,dieSakristeinördlichangefügtundderTurmerhöht(datiert1734).BaumeisterwarZachariasHoffmannausdemböhmi-schen Hainspach/Lipová, der im InnerendieGewölbeformdes17.Jahrhundertsfort-setzte.DerheutigeKirchenraumwirdaller-dings durch die historistische Ausmalungund Neuausstattung geprägt, die in zweiPhasen 1858/59 und, bedingt durch dasHochwasser von 1897, in den Jahren 1898bis1906bzw.bis1921entstandensind.

Standort des Altars in der mittelalterlichen Klosterkirche

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St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser

Die InnenausstattungImUnterschiedzurOberlausitzerSchwesterabteiSt.MariensternbliebinSt.MarienthalvonderliturgischenundkünstlerischenGründungsausstattungfastnichtserhalten.InEr-mangelungvonQuellen,Beschreibungenundmateriellenbzw.archäologischenBefundenist–bisauf jüngstaufgefundeneFundamentedesHochaltars immittlerenBereichdesPresbyteriums–eineAussageüberdieeinstvorhandenenAltäreinderKlosterkirchenichtmöglich. Die heutige Kirchenausstattung stammt weitgehend aus dem 19. Jahrhundert(1858/59und1898–1906),dieStipitenundMensenderAltärekönntenhöchstensaufdieZeitdesKirchenausbausvor1736zurückgehen.NebendemderHimmelfahrtMariensge-weihtenHochaltarbefindensichimSanktuariumnördlicheinHerzJesu-undsüdlicheinweitererMarienaltar,davorimPresbyteriumBernhards-,Josefs-,Annenaltäreundgegen-überderKanzelderKreuzaltar.SämtlicheAltaraufbautenenthaltenReliquien,dieim18.und19.JahrhundertnachSt.Marienthalgelangtsind.

DenSchwesternchorschmücktanstelleeinesAltarsdieindasGittereingelassenemo-numentale spätgotische Figur Mariens alsTempeljungfrau (um 1510–1520). Der einstigeneobarockeAltaraufbaubefindetsichinderWallfahrtskircheRosenthalbeiKamenz.

Die neoromanische Kanzel der Klosterkirche stammt wie der größteTeil der übrigenAusstattungausderZeitnachdemHochwasser1897undwurdevonJosephElsnerent-worfen.EinTaufsteinistnichtvorhanden,dainZisterzienserkirchendasTaufsakramentinderRegelnichtgespendetwird.

Glocken und OrgelWedervonGlockennochOrgelnsindmittelalterlicheResteoderschriftlicheÜberlieferun-genbewahrtworden.DieältesteNachrichtüberdasGeläutistdieausdemJahr1685überdieWeihevondreiGlocken,vondenendieimselbenJahrvonAbrahamSievertinGörlitzgegosseneSeigerglockeimKirchturmerhaltengebliebenist.DiezweiteSeigerglockeist1734entstanden.DaseigentlichevierteiligeGeläuthatFriedrichGruhl1858inKleinwelkagegossen;davongibtesnochzweiGlocken:a'unda''.FürzweizuRüstungszweckeneinge-schmolzeneGlockenhatFranzSchillinginApolda1961Ersatzgeliefert:cis'unde'.

ÜberältereOrgelnfehlenNachweise.Bis1881hatmanimKlostervorallemInstrumen-talmusik gepflegt, auch als liturgische Begleitung aufTrumscheiten, den so genanntenNonnengeigen,wovoneinigenochvorOrtunddreiExemplareimLeipzigerMusikinstru-mentenmuseumerhaltensind.DieheutigeelektronischeOrgelstammtausdem20.Jahr-hundert.

Wand- und GlasmalereiÄltesteRestevonWandmalereiensinddieRankenamehemaligenWestfensterderKlos-terkirche(s.o.).MittelalterlicheGlasmalereiistnichterhaltengeblieben.BedeutendistdiejüngereAusmalungderKlosterkircheausdem19.Jahrhundert:1858beauftragteÄbtissinGabriela Marschner den renommierten Breslauer Architekten Alexis Langer mit einemEntwurffürdieUmgestaltungderKlosterkircheimSinneinerRückkehrzudenmittelal-terlichenWurzeln.

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St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser

PropstKonradPreißentwarfeinBildprogramm,dasnachseinenWortenstilistischderGründungszeitdesKlostersverpflichtetbleibtunddessenAufgabeeswar,„dieHeiligkeitderkatholischenKirchedurchHeiligeunseresOrdenszurAnschauungzubringen.“DazuwirdnachAbschlussderaktuellenRestaurierungeineausführlicheBetrachtungerschei-nen.DieneuenWandbilderschufderschlesischeNazarenerRaphaelSchall;nachdessenTod1859wurdensievonseinemSchwagerTheodorHammacherausDüsseldorfvollendet.DieseitlichenGlasfensterentstandennachSchallsKartonsinderWerkstattvonAdolphSeilerinBreslau.DerlichtebarockeSaalwandeltesichdamitzueinemmystischverdun-kelten, reich ausgemalten Stimmungsraum im Sinn des romantischen Historismus. DiereicheAusmalungverleihtdemKircheninnerenseithereine religiösaufgeladeneAtmo-sphäre, die mit dem heiteren Barock der Klosteranlage spannungsvoll kontrastiert. DasOstfenstermitderDarstellungderHimmelfahrtMarienskamalsspätereVollendungderhistoristischen Ausgestaltung dazu: Nach dem großen Hochwasser von 1897 wurde derbisdahinbelassenespätbarockeHochaltarentfernt,unddieFirmaDr.HeinrichOidtmann,

Freigelegte Reste der romanischen Klosterkirche

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St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser

Die InnenausstattungImUnterschiedzurOberlausitzerSchwesterabteiSt.MariensternbliebinSt.MarienthalvonderliturgischenundkünstlerischenGründungsausstattungfastnichtserhalten.InEr-mangelungvonQuellen,Beschreibungenundmateriellenbzw.archäologischenBefundenist–bisauf jüngstaufgefundeneFundamentedesHochaltars immittlerenBereichdesPresbyteriums–eineAussageüberdieeinstvorhandenenAltäreinderKlosterkirchenichtmöglich. Die heutige Kirchenausstattung stammt weitgehend aus dem 19. Jahrhundert(1858/59und1898–1906),dieStipitenundMensenderAltärekönntenhöchstensaufdieZeitdesKirchenausbausvor1736zurückgehen.NebendemderHimmelfahrtMariensge-weihtenHochaltarbefindensichimSanktuariumnördlicheinHerzJesu-undsüdlicheinweitererMarienaltar,davorimPresbyteriumBernhards-,Josefs-,Annenaltäreundgegen-überderKanzelderKreuzaltar.SämtlicheAltaraufbautenenthaltenReliquien,dieim18.und19.JahrhundertnachSt.Marienthalgelangtsind.

DenSchwesternchorschmücktanstelleeinesAltarsdieindasGittereingelassenemo-numentale spätgotische Figur Mariens alsTempeljungfrau (um 1510–1520). Der einstigeneobarockeAltaraufbaubefindetsichinderWallfahrtskircheRosenthalbeiKamenz.

Die neoromanische Kanzel der Klosterkirche stammt wie der größteTeil der übrigenAusstattungausderZeitnachdemHochwasser1897undwurdevonJosephElsnerent-worfen.EinTaufsteinistnichtvorhanden,dainZisterzienserkirchendasTaufsakramentinderRegelnichtgespendetwird.

Glocken und OrgelWedervonGlockennochOrgelnsindmittelalterlicheResteoderschriftlicheÜberlieferun-genbewahrtworden.DieältesteNachrichtüberdasGeläutistdieausdemJahr1685überdieWeihevondreiGlocken,vondenendieimselbenJahrvonAbrahamSievertinGörlitzgegosseneSeigerglockeimKirchturmerhaltengebliebenist.DiezweiteSeigerglockeist1734entstanden.DaseigentlichevierteiligeGeläuthatFriedrichGruhl1858inKleinwelkagegossen;davongibtesnochzweiGlocken:a'unda''.FürzweizuRüstungszweckeneinge-schmolzeneGlockenhatFranzSchillinginApolda1961Ersatzgeliefert:cis'unde'.

ÜberältereOrgelnfehlenNachweise.Bis1881hatmanimKlostervorallemInstrumen-talmusik gepflegt, auch als liturgische Begleitung aufTrumscheiten, den so genanntenNonnengeigen,wovoneinigenochvorOrtunddreiExemplareimLeipzigerMusikinstru-mentenmuseumerhaltensind.DieheutigeelektronischeOrgelstammtausdem20.Jahr-hundert.

Wand- und GlasmalereiÄltesteRestevonWandmalereiensinddieRankenamehemaligenWestfensterderKlos-terkirche(s.o.).MittelalterlicheGlasmalereiistnichterhaltengeblieben.BedeutendistdiejüngereAusmalungderKlosterkircheausdem19.Jahrhundert:1858beauftragteÄbtissinGabriela Marschner den renommierten Breslauer Architekten Alexis Langer mit einemEntwurffürdieUmgestaltungderKlosterkircheimSinneinerRückkehrzudenmittelal-terlichenWurzeln.

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St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser

PropstKonradPreißentwarfeinBildprogramm,dasnachseinenWortenstilistischderGründungszeitdesKlostersverpflichtetbleibtunddessenAufgabeeswar,„dieHeiligkeitderkatholischenKirchedurchHeiligeunseresOrdenszurAnschauungzubringen.“DazuwirdnachAbschlussderaktuellenRestaurierungeineausführlicheBetrachtungerschei-nen.DieneuenWandbilderschufderschlesischeNazarenerRaphaelSchall;nachdessenTod1859wurdensievonseinemSchwagerTheodorHammacherausDüsseldorfvollendet.DieseitlichenGlasfensterentstandennachSchallsKartonsinderWerkstattvonAdolphSeilerinBreslau.DerlichtebarockeSaalwandeltesichdamitzueinemmystischverdun-kelten, reich ausgemalten Stimmungsraum im Sinn des romantischen Historismus. DiereicheAusmalungverleihtdemKircheninnerenseithereine religiösaufgeladeneAtmo-sphäre, die mit dem heiteren Barock der Klosteranlage spannungsvoll kontrastiert. DasOstfenstermitderDarstellungderHimmelfahrtMarienskamalsspätereVollendungderhistoristischen Ausgestaltung dazu: Nach dem großen Hochwasser von 1897 wurde derbisdahinbelassenespätbarockeHochaltarentfernt,unddieFirmaDr.HeinrichOidtmann,

Freigelegte Reste der romanischen Klosterkirche

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St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser

Linnich,schuf1898/99anstelledesfrüherenÖlbildesgleicherThematikdasnunmehrzen-traleBilddesRaumes,dasimMorgenlichtbesonderserstrahlt.

Restaurierung und Modernisierung des KircheninnerenWährendderlaufendenRestaurierungsarbeiteninderKlosterkircheergabensichzahlrei-cheneueErkenntnissezudemBauundseinerGeschichte.BeidenEingriffenindenBodenkonntenarchäologischeUntersuchungendurchgeführtwerden.DieInnensanierungwirdzudem zum Anlass genommen, den Kirchenraum liturgisch neu zu ordnen: Den Höhe-punktbildetdabeidieAufstellungeinesneuenZelebrationsaltarsausschlesischemMar-mor,derüberdenFundamentendesmittelalterlichenHochaltarserrichtetwird.EineneueBeleuchtungwirddiebesondereStimmungdesKirchenraumeswiederangemessenzurGeltungbringen.DerzeiterfolgtdieKonservierungundRestaurierungallerMalereienundAusstattungsteile. Die ausführenden Planer, Gestalter und Restauratoren werden nachAbschlussderMaßnahmenihreArbeitenerläutern.Wirwollensiedannin‚oraetlabora‘darüberberichtenlassen.

Dr. Marius Winzeler, Zittau

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St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser

VomMeißnerMüglitztalindieböhmischeOberlausitzDohna – der Stammsitz der „kleinen Stifter“ von St. Marienthal

Wer bei schönem Wetter nicht eilig über die Autobahn von St. Marienthal nach Dresden bret-tert, sondern sich etwas Zeit für die Fahrt durch Böhmen über das Erzgebirge an die Elbe gönnt, vielleicht mit dem Ziel, in Schloß Weesenstein den Sachsenprinzen und späteren König Johann als Danteforscher und -übersetzer ‚Philaletes‘ zu finden, stößt in dessen Nähe auf das kleine Städtchen Dohna. Haben die Burggrafen von Dohna, die ‚kleinen Stifter‘ von St. Mari-enthal, etwas mit diesem Ort zu tun? Wenn ja, wann und warum sind sie aus dem Meißner Müglitztal in die böhmische Oberlausitz gekommen und zu Stiftern der Abtei geworden? Danach haben wir unseren früheren Freundeskreis-Vorsitzenden Dr. Albin Nees und den His-toriker Dr. Lars-Arne Dannenberg gefragt.

Washabendie‚kleinenStifter‘vonSt.MarienthalmitdemOrtDohnazutun?DassunserWohnortHeidenauvonDohnahergegründetwurdeunddassessogarseinenNameneinemderBurggrafenvonDohnaverdankt(HeydevonDohna),dashabeichnachunseremUmzugimJahre1993indieDohnaerStraßeinHeidenausehrschnellgelernt.Lei-derhabenwirunsnichtweitermitderGeschichtedieseraltehrwürdigenStadtbefasst.IchwarschnellzufriedenmitmeinemerstenLernerfolgaufdemGebietderRechtsgeschichteundfreutemich,sonahbeiderStadtzuwohnen,dieübereinelangeZeitdenberühmten„Dohn’schenStuhl“,dasimMittelaltersehrangeseheneAdelsgericht,beherbergthat.

Wie groß die Bedeutung Dohnas für die Abtei St. Marienthal ist, habe ich erst imSommer2012ausdemHeft45von„oraet labora“erfahren. InihremBeitrag„ZwischenMünstermaifeldundPrag“erwähntSr.HildegarddiebesondereGunst,dieSt.MarienthalseitensdesböhmischenKönigshausesgenossenhat.Mehrfachwirddabeiauchaufehe-maligeBesitzungenoderSchenkungenderDohnasverwiesen,fürwelchederKönigdemKlosterSteuerfreiheitgewährthat.

ErstjetztwarmeinInteressegeweckt.IchsuchteHerrnKurtWoyeck,denStadtchronis-tenvonDohna,auf,ernanntemirweitereDetails.Undnunbegriffich,dassderNamedererstenÄbtissinvonSt.MarienthalkeinblinderZufallist:AdelheidvonDohna.VermutlichwarsiedieTochterdesBurggrafenOttoI.vonDohna.DerStadtchronistgehtdavonaus,dassdieserLehnsrechtebeiOstritzbesessenundschonvor1234derKöniginKunigundedenGrundundBodenfürdieErbauungdesKlostersüberlassenhabenkönnte,wasHisto-rikerallerdingsnochetwasanderssehen(s.u.).

HerrnWoyeckverdankeichauchdieKopievon„AufzeichnungenüberdieerloschenenLinienderFamilieDohna“(erschienen1876inBerlin).Darinistu.a.vongrößerenStiftun-genOttosI.zuGunstendesKlostersAltzelleimJahre1235dieRede.„DieseStiftungen“,soheißtesdort,„stehen inengemZusammenhangmitderLebensstellungderBurggräfinAdelheidundsolltendazudienen,dieWahlderselbenzurÄbtissindes…imvorhergehen-denJahregegründetenCistercienserKlostersMarienthal,überwelchesderCistercienserAbtvonAltenzelldieAufsichthatte,zufördern“.DiedazugehörigeAnmerkungenthältei-

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St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser

Linnich,schuf1898/99anstelledesfrüherenÖlbildesgleicherThematikdasnunmehrzen-traleBilddesRaumes,dasimMorgenlichtbesonderserstrahlt.

Restaurierung und Modernisierung des KircheninnerenWährendderlaufendenRestaurierungsarbeiteninderKlosterkircheergabensichzahlrei-cheneueErkenntnissezudemBauundseinerGeschichte.BeidenEingriffenindenBodenkonntenarchäologischeUntersuchungendurchgeführtwerden.DieInnensanierungwirdzudem zum Anlass genommen, den Kirchenraum liturgisch neu zu ordnen: Den Höhe-punktbildetdabeidieAufstellungeinesneuenZelebrationsaltarsausschlesischemMar-mor,derüberdenFundamentendesmittelalterlichenHochaltarserrichtetwird.EineneueBeleuchtungwirddiebesondereStimmungdesKirchenraumeswiederangemessenzurGeltungbringen.DerzeiterfolgtdieKonservierungundRestaurierungallerMalereienundAusstattungsteile. Die ausführenden Planer, Gestalter und Restauratoren werden nachAbschlussderMaßnahmenihreArbeitenerläutern.Wirwollensiedannin‚oraetlabora‘darüberberichtenlassen.

Dr. Marius Winzeler, Zittau

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St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser

VomMeißnerMüglitztalindieböhmischeOberlausitzDohna – der Stammsitz der „kleinen Stifter“ von St. Marienthal

Wer bei schönem Wetter nicht eilig über die Autobahn von St. Marienthal nach Dresden bret-tert, sondern sich etwas Zeit für die Fahrt durch Böhmen über das Erzgebirge an die Elbe gönnt, vielleicht mit dem Ziel, in Schloß Weesenstein den Sachsenprinzen und späteren König Johann als Danteforscher und -übersetzer ‚Philaletes‘ zu finden, stößt in dessen Nähe auf das kleine Städtchen Dohna. Haben die Burggrafen von Dohna, die ‚kleinen Stifter‘ von St. Mari-enthal, etwas mit diesem Ort zu tun? Wenn ja, wann und warum sind sie aus dem Meißner Müglitztal in die böhmische Oberlausitz gekommen und zu Stiftern der Abtei geworden? Danach haben wir unseren früheren Freundeskreis-Vorsitzenden Dr. Albin Nees und den His-toriker Dr. Lars-Arne Dannenberg gefragt.

Washabendie‚kleinenStifter‘vonSt.MarienthalmitdemOrtDohnazutun?DassunserWohnortHeidenauvonDohnahergegründetwurdeunddassessogarseinenNameneinemderBurggrafenvonDohnaverdankt(HeydevonDohna),dashabeichnachunseremUmzugimJahre1993indieDohnaerStraßeinHeidenausehrschnellgelernt.Lei-derhabenwirunsnichtweitermitderGeschichtedieseraltehrwürdigenStadtbefasst.IchwarschnellzufriedenmitmeinemerstenLernerfolgaufdemGebietderRechtsgeschichteundfreutemich,sonahbeiderStadtzuwohnen,dieübereinelangeZeitdenberühmten„Dohn’schenStuhl“,dasimMittelaltersehrangeseheneAdelsgericht,beherbergthat.

Wie groß die Bedeutung Dohnas für die Abtei St. Marienthal ist, habe ich erst imSommer2012ausdemHeft45von„oraet labora“erfahren. InihremBeitrag„ZwischenMünstermaifeldundPrag“erwähntSr.HildegarddiebesondereGunst,dieSt.MarienthalseitensdesböhmischenKönigshausesgenossenhat.Mehrfachwirddabeiauchaufehe-maligeBesitzungenoderSchenkungenderDohnasverwiesen,fürwelchederKönigdemKlosterSteuerfreiheitgewährthat.

ErstjetztwarmeinInteressegeweckt.IchsuchteHerrnKurtWoyeck,denStadtchronis-tenvonDohna,auf,ernanntemirweitereDetails.Undnunbegriffich,dassderNamedererstenÄbtissinvonSt.MarienthalkeinblinderZufallist:AdelheidvonDohna.VermutlichwarsiedieTochterdesBurggrafenOttoI.vonDohna.DerStadtchronistgehtdavonaus,dassdieserLehnsrechtebeiOstritzbesessenundschonvor1234derKöniginKunigundedenGrundundBodenfürdieErbauungdesKlostersüberlassenhabenkönnte,wasHisto-rikerallerdingsnochetwasanderssehen(s.u.).

HerrnWoyeckverdankeichauchdieKopievon„AufzeichnungenüberdieerloschenenLinienderFamilieDohna“(erschienen1876inBerlin).Darinistu.a.vongrößerenStiftun-genOttosI.zuGunstendesKlostersAltzelleimJahre1235dieRede.„DieseStiftungen“,soheißtesdort,„stehen inengemZusammenhangmitderLebensstellungderBurggräfinAdelheidundsolltendazudienen,dieWahlderselbenzurÄbtissindes…imvorhergehen-denJahregegründetenCistercienserKlostersMarienthal,überwelchesderCistercienserAbtvonAltenzelldieAufsichthatte,zufördern“.DiedazugehörigeAnmerkungenthältei-

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St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser

nenweitereninteressantenHinweis:„IndemConfirmationsbriefe,welchenam22.Februar1238KönigWenzelundseineGemahlinKunigundedemKlosterMarienthal…überseineGüterundPrivilegienverlieh,wirdzumerstenMalederdominaeAdelheidisabbatissaegedacht“.

Wäre ich doch nicht so lange so ahnungslos gewesen! Ich hätte anlässlich einer Sit-zungdesFreundeskreis-VorstandsvoreinigenJahrenbeiunsinHeidenauleichteinenzu-sätzlichenProgrammpunkteinschiebenkönnen,ummitdenMitgliederndesVorstandssowiemitFrauÄbtissinReginaundFrauPriorinHildegarddieStadtzubesuchen,derenburggräflicheFamiliebeiderEntstehungderAbteiSt.Marienthalvor780JahreneinesoentscheidendeRollegespielthat.WirhättendenStandortjener1140erstmaligerwähnten,vermutlichaberschonum960vonKaiserOttoI.erbautenBurggesehen,inderdieersteÄbtissinvonSt.Marienthalaufgewachsenseinkönnte,undwirhättendiespätgotischeSt.Marien-KirchemitdemsehenswertenFlügelaltarunddemsechseckigenTaufsteinbe-sucht, die 1489 auf dem Grund jenerVorgängerkirche errichtet wurde, die Adelheid alsKindvielleichtnochgekannthat.

AberleidersindmirdieseZusammenhängeerstjetztbekanntgeworden.UndichtröstemichmitderaltenErkenntnis:Lieberspätalsnie.

Dr. Albin Nees, Heidenau

Burg und Kirche von Dohna

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St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser

DieBurggrafenvonDohnaalsStifterderAbteiSt.MarienthalinderOberlausitz

Im Gedenken an Dr. Siegfried Seifert, der sich auch noch im hohen Alter auf neue Überlegungen und Thesen eingelassen hat.

BisheutewerdendieBurggrafenvonDohnaals„kleineStifter“desKlostersSt.Marienthalverehrt.LangeZeitglaubteman,dassdiesalleinmitihrerreichenStiftungstätigkeitim13.und14.Jahrhundertzusammenhing.TatsächlichdürftensiedieeigentlichenGründerdesKlostersgewesensein.DieGründungdurchKöniginKunigundevonBöhmenist,wiedieLegendeberichtet,dagegenunwahrscheinlich.DerOrtlagsehrweitentferntvomPragerZentrumdesKönigreichesBöhmen,amäußerstenRand,garnochhinterdenBergen.Herr-schaftlichwardieRegion,dasspätereZittauerLand,umstritten,undauchderBischofvonMeißenhattehierlandesherrlicheAmbitionen.Noch1235hattePapstGregorIX.ausdrück-licherklärt,dasKlosterSt.MarienthalbefindesichimBistumMeißen.

Von der Meißner in die Prager DiözeseAberinderZwischenzeitwaresdemKönigvonBöhmengelungen,seineMachtüberdenGebirgskammnachNordenauszudehnen.DieWeihederKlosterkirchenahm1244bereitsder Prager Bischof Nikolaus von Újezd (1240–1258) vor. Zwar hatte sich der Meißner Bi-schofgegendiesenAktbeiderKuriebeschwert,woraufhinPapstInnozenzIV.(1243–1254)die Prälaten von Bosau, Altenburg und Mildenfurt mit der Untersuchung der Klage desMeißners beauftragte, aber offensichtlich waren die Grenzen inzwischen neu gezogenworden.1245wiesjedenfallsPapstInnozenzIV.denMagdeburgerErzbischofan,allezuex-kommunizierenundihreskirchlichenAmteszuentheben,diedieSt.MarienthalerNonnenexkommunizieren,mitdemInterdiktbelegenbzw.sievordasGeneralkapiteldesOrdenszitierenwollten,underfügteausdrücklichhinzu,dassdasKlosterinderPragerDiözeseliege.ZugleichbestätigteerdemKlosteralleseineRechteundPrivilegienundnahmesinseinenSchutz.DamitwarendieAnsprüchedesMeißnerBischofsvomTisch.

Mit der päpstlichen Inschutznahme war auch der Weg zur Exemtion, das heißt zurrechtlichenAusgliederungausderPragerDiözese,geebnet.DieswarderletzteSchrittzurvollständigenInkorporationdesKlostersindenZisterzienserorden.1258bestätigteBischofJohannvonPrag(1258–1278)erneutdieExemtionausderPragerDiözeseunddieZugehö-rigkeitzumZisterzienserorden.

Herrschaftsaufbau in der NeißeregionNurausderRückschaukönnenwiranhandderAnsammlungverschiedensterRechteundBefugnisseerkennen,dasseinZweigderBurggrafenvonDohnaindenerstenJahrzehntennach1200begonnenhatte,inderNeißeregionumOstritzsesshaftzuwerden,nachdemsie imGauNisan, imDresdnerElbtal,zunehmendmitdenMarkgrafenvonMeißenundauchmitdemMeißnerBischofaneinandergeratenwaren.

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St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser

nenweitereninteressantenHinweis:„IndemConfirmationsbriefe,welchenam22.Februar1238KönigWenzelundseineGemahlinKunigundedemKlosterMarienthal…überseineGüterundPrivilegienverlieh,wirdzumerstenMalederdominaeAdelheidisabbatissaegedacht“.

Wäre ich doch nicht so lange so ahnungslos gewesen! Ich hätte anlässlich einer Sit-zungdesFreundeskreis-VorstandsvoreinigenJahrenbeiunsinHeidenauleichteinenzu-sätzlichenProgrammpunkteinschiebenkönnen,ummitdenMitgliederndesVorstandssowiemitFrauÄbtissinReginaundFrauPriorinHildegarddieStadtzubesuchen,derenburggräflicheFamiliebeiderEntstehungderAbteiSt.Marienthalvor780JahreneinesoentscheidendeRollegespielthat.WirhättendenStandortjener1140erstmaligerwähnten,vermutlichaberschonum960vonKaiserOttoI.erbautenBurggesehen,inderdieersteÄbtissinvonSt.Marienthalaufgewachsenseinkönnte,undwirhättendiespätgotischeSt.Marien-KirchemitdemsehenswertenFlügelaltarunddemsechseckigenTaufsteinbe-sucht, die 1489 auf dem Grund jenerVorgängerkirche errichtet wurde, die Adelheid alsKindvielleichtnochgekannthat.

AberleidersindmirdieseZusammenhängeerstjetztbekanntgeworden.UndichtröstemichmitderaltenErkenntnis:Lieberspätalsnie.

Dr. Albin Nees, Heidenau

Burg und Kirche von Dohna

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St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser

DieBurggrafenvonDohnaalsStifterderAbteiSt.MarienthalinderOberlausitz

Im Gedenken an Dr. Siegfried Seifert, der sich auch noch im hohen Alter auf neue Überlegungen und Thesen eingelassen hat.

BisheutewerdendieBurggrafenvonDohnaals„kleineStifter“desKlostersSt.Marienthalverehrt.LangeZeitglaubteman,dassdiesalleinmitihrerreichenStiftungstätigkeitim13.und14.Jahrhundertzusammenhing.TatsächlichdürftensiedieeigentlichenGründerdesKlostersgewesensein.DieGründungdurchKöniginKunigundevonBöhmenist,wiedieLegendeberichtet,dagegenunwahrscheinlich.DerOrtlagsehrweitentferntvomPragerZentrumdesKönigreichesBöhmen,amäußerstenRand,garnochhinterdenBergen.Herr-schaftlichwardieRegion,dasspätereZittauerLand,umstritten,undauchderBischofvonMeißenhattehierlandesherrlicheAmbitionen.Noch1235hattePapstGregorIX.ausdrück-licherklärt,dasKlosterSt.MarienthalbefindesichimBistumMeißen.

Von der Meißner in die Prager DiözeseAberinderZwischenzeitwaresdemKönigvonBöhmengelungen,seineMachtüberdenGebirgskammnachNordenauszudehnen.DieWeihederKlosterkirchenahm1244bereitsder Prager Bischof Nikolaus von Újezd (1240–1258) vor. Zwar hatte sich der Meißner Bi-schofgegendiesenAktbeiderKuriebeschwert,woraufhinPapstInnozenzIV.(1243–1254)die Prälaten von Bosau, Altenburg und Mildenfurt mit der Untersuchung der Klage desMeißners beauftragte, aber offensichtlich waren die Grenzen inzwischen neu gezogenworden.1245wiesjedenfallsPapstInnozenzIV.denMagdeburgerErzbischofan,allezuex-kommunizierenundihreskirchlichenAmteszuentheben,diedieSt.MarienthalerNonnenexkommunizieren,mitdemInterdiktbelegenbzw.sievordasGeneralkapiteldesOrdenszitierenwollten,underfügteausdrücklichhinzu,dassdasKlosterinderPragerDiözeseliege.ZugleichbestätigteerdemKlosteralleseineRechteundPrivilegienundnahmesinseinenSchutz.DamitwarendieAnsprüchedesMeißnerBischofsvomTisch.

Mit der päpstlichen Inschutznahme war auch der Weg zur Exemtion, das heißt zurrechtlichenAusgliederungausderPragerDiözese,geebnet.DieswarderletzteSchrittzurvollständigenInkorporationdesKlostersindenZisterzienserorden.1258bestätigteBischofJohannvonPrag(1258–1278)erneutdieExemtionausderPragerDiözeseunddieZugehö-rigkeitzumZisterzienserorden.

Herrschaftsaufbau in der NeißeregionNurausderRückschaukönnenwiranhandderAnsammlungverschiedensterRechteundBefugnisseerkennen,dasseinZweigderBurggrafenvonDohnaindenerstenJahrzehntennach1200begonnenhatte,inderNeißeregionumOstritzsesshaftzuwerden,nachdemsie imGauNisan, imDresdnerElbtal,zunehmendmitdenMarkgrafenvonMeißenundauchmitdemMeißnerBischofaneinandergeratenwaren.

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St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser

HerrschaftsaufbauhießzunächstagrarischeErschließungundBesiedlungdesLandes.ErfolgreicherHerrschaftsaufbauging,zumeistzeitlichetwasversetzt,mitBurgenbauein-her,umdieherrschaftlichenRechteauchabzusichern.UndnichtzuletztstandendieHer-renvorderAufgabederwirtschaftlichenDurchdringungdesRaumes.DabeispieltenStäd-te eine wichtige Rolle. Auch die Burggrafen von Dohna handelten nach diesem Muster.SoverdanktdieStadtOstritzihreErrichtungderburggräflichenInitiative,alsvermutlichBurggrafHeinrichII.oderdessenSohnOttoI.indenerstenJahrzehntendes13.Jahrhun-derts ein geringfügiges Marktgeschehen nahe der Kirche in geregelte städtische Ver-hältnisseüberführte.HeinrichIII.,derSohnOttosI.,erhältum1250dieBurgGrafenstein/GrabstejnbeiGrottau/HrádeknadNisouundwirdzumBegründerderGrafensteinerLinieundzugleichderStammvaterallerheutenochlebendenGrafenzuDohna.

Klostergründung für das Seelenheil der Familie und als WirtschaftsfaktorIndiesemProzessderherrschaftlichenKonsolidierungundrechtlichenAbsicherungdesTerritoriums markieren Klostergründungen einen ersten Abschluss und vorläufigen Hö-hepunkt.EinKlosterdientealskünftigeFamiliengrablegeundzurPflegeder familiärenMemoria.Dasheißt,dieMöncheoderNonnenschlossendieStifterinihrGebetsgedenkenein.DaswarzwareinWechselaufdieZukunfthin,aberdortverspracherdurchaushoheGewinne.UndnichtzuletztwarenKlöstereinwichtigerWirtschaftsfaktor.

Dasklingtzunächstparadox,solltendochdieMönchevondereigenenHändeArbeitleben,dem laborproprius,undgeradekeinEigentumerwerben.Dochermöglichtendiezisterziensischen Wirtschaftsformen zu Beginn des 13. Jahrhunderts auch den ErwerbvonGrundeigentumundseineNutzunginFormvonLeiheundRenten.LängsthattendieKlösterdiefeudaleWirtschaftsweiseakzeptiert.SiewarenzuGrundherrengeworden,er-richtetensogarStadthäuserundbedientensichadligerVerhaltensmuster.DaswiederummachteaucheineFrauenzisterzeattraktiv,fürdieKonversen,HandwerkerundletztlichdieBauernderKlosterdörferarbeiteten.

Siegel Heinrichs von Jauer und der Burg-grafen von Dohna

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St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser

Insofern dienten Klöster auf Umwe-gen auch der Besitzvermehrung und demBesitzerhalt der Familien, denn meist ge-hörten Familienmitglieder dem Konventan oder stellten sogar den Abt oder dieÄbtissin. Darüber hinaus sicherte sich derGründer oftmals dieVogtei über das Klos-ter, was ihm gewisse Einflussmöglichkei-tengarantierte.TatsächlichwargemäßderHausüberlieferungdieersteÄbtissinvonSt.Marienthal, Adelheid, eine Angehörige derFamiliederBurggrafenvonDohna.

Das gesamte 13. und 14. Jahrhunderthindurch beschenkte die Burggrafenfami-liedasKlosterreichlich,bissieihm1346dasStädtchen Ostritz mitsamt dem Patronatüber die Stadtkirche sowie die Gerichts-herrschaftüberKönigshain,Rusdorf,SeifersdorfundAltstadtübertrug,wodurchdasKlos-terStadt-undPatronatsherrwurde.NochimselbenJahrbestätigtederböhmischeKönigJohannderBlinde(1296–1346)dieÜbertragungderStadtOstritzmitallenRechtenundBefugnissenundversahdieBurggrafenvonDohnafüralleZeitenmiteinembesonderenSchutzauftragfürdasKloster.Alssieschließlich1380denZollimStädtleinOstritzandasKlosterübertrugen,wurdedamitnurderSchlusspunktunterdieallmählicheVeräußerungsämtlicherRechteundGüterrundumOstritzandasKlostergesetzt.

Gedenken an die großen und kleinen StifterUnd so wird in St. Marienthal nicht nur der königlichen Stifter, sondern auch der Burg-grafenvonDohnavölligzuRechtalljährlichmiteinemRequiemals„kleinerStifter“desKlostersgedacht.DiestarkememorialeAnbindungandasböhmischeKönigshausdürf-tevondenNonnenselbstausgegangensein,damansichvonderköniglichenAutoritäteineweitausgrößereSchutzwirkungversprach.DasGedenkenandie„großenStifter“wareinerseitsverbundenmitderstetenMahnungandenjeweiligenböhmischenHerrscher,weiterhin seine schützende Hand über das Kloster zu halten. Andererseits war es eineSchutzbehauptung,diedasKlostererfolgreichdurchalleFährnissederZeitgeleitete:EstrotztedenHussitenkriegenwiedenReformationswirren,esüberstanddenDreißigjähri-genKriegmitsamtdemWechseldesLandesherrn,alsdieOberlausitz1636durchdenTra-ditionsrezessandenevangelischenKurfürstenvonSachsenverlehntwurde,esüberstandden Nordischen Krieg und zweiWeltkriege des 20. Jahrhunderts, und es überstand denrealenSozialismus.UndsolebenundarbeitenbisheuteinSt.MarienthalNonnennachderOrdensregeldeshl.BenediktunddenGewohnheitenderZisterzienser.

Dr. Lars-Arne Dannenberg, Königsbrück

Stadtwappen von Ostritz

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St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser

HerrschaftsaufbauhießzunächstagrarischeErschließungundBesiedlungdesLandes.ErfolgreicherHerrschaftsaufbauging,zumeistzeitlichetwasversetzt,mitBurgenbauein-her,umdieherrschaftlichenRechteauchabzusichern.UndnichtzuletztstandendieHer-renvorderAufgabederwirtschaftlichenDurchdringungdesRaumes.DabeispieltenStäd-te eine wichtige Rolle. Auch die Burggrafen von Dohna handelten nach diesem Muster.SoverdanktdieStadtOstritzihreErrichtungderburggräflichenInitiative,alsvermutlichBurggrafHeinrichII.oderdessenSohnOttoI.indenerstenJahrzehntendes13.Jahrhun-derts ein geringfügiges Marktgeschehen nahe der Kirche in geregelte städtische Ver-hältnisseüberführte.HeinrichIII.,derSohnOttosI.,erhältum1250dieBurgGrafenstein/GrabstejnbeiGrottau/HrádeknadNisouundwirdzumBegründerderGrafensteinerLinieundzugleichderStammvaterallerheutenochlebendenGrafenzuDohna.

Klostergründung für das Seelenheil der Familie und als WirtschaftsfaktorIndiesemProzessderherrschaftlichenKonsolidierungundrechtlichenAbsicherungdesTerritoriums markieren Klostergründungen einen ersten Abschluss und vorläufigen Hö-hepunkt.EinKlosterdientealskünftigeFamiliengrablegeundzurPflegeder familiärenMemoria.Dasheißt,dieMöncheoderNonnenschlossendieStifterinihrGebetsgedenkenein.DaswarzwareinWechselaufdieZukunfthin,aberdortverspracherdurchaushoheGewinne.UndnichtzuletztwarenKlöstereinwichtigerWirtschaftsfaktor.

Dasklingtzunächstparadox,solltendochdieMönchevondereigenenHändeArbeitleben,dem laborproprius,undgeradekeinEigentumerwerben.Dochermöglichtendiezisterziensischen Wirtschaftsformen zu Beginn des 13. Jahrhunderts auch den ErwerbvonGrundeigentumundseineNutzunginFormvonLeiheundRenten.LängsthattendieKlösterdiefeudaleWirtschaftsweiseakzeptiert.SiewarenzuGrundherrengeworden,er-richtetensogarStadthäuserundbedientensichadligerVerhaltensmuster.DaswiederummachteaucheineFrauenzisterzeattraktiv,fürdieKonversen,HandwerkerundletztlichdieBauernderKlosterdörferarbeiteten.

Siegel Heinrichs von Jauer und der Burg-grafen von Dohna

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St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser

Insofern dienten Klöster auf Umwe-gen auch der Besitzvermehrung und demBesitzerhalt der Familien, denn meist ge-hörten Familienmitglieder dem Konventan oder stellten sogar den Abt oder dieÄbtissin. Darüber hinaus sicherte sich derGründer oftmals dieVogtei über das Klos-ter, was ihm gewisse Einflussmöglichkei-tengarantierte.TatsächlichwargemäßderHausüberlieferungdieersteÄbtissinvonSt.Marienthal, Adelheid, eine Angehörige derFamiliederBurggrafenvonDohna.

Das gesamte 13. und 14. Jahrhunderthindurch beschenkte die Burggrafenfami-liedasKlosterreichlich,bissieihm1346dasStädtchen Ostritz mitsamt dem Patronatüber die Stadtkirche sowie die Gerichts-herrschaftüberKönigshain,Rusdorf,SeifersdorfundAltstadtübertrug,wodurchdasKlos-terStadt-undPatronatsherrwurde.NochimselbenJahrbestätigtederböhmischeKönigJohannderBlinde(1296–1346)dieÜbertragungderStadtOstritzmitallenRechtenundBefugnissenundversahdieBurggrafenvonDohnafüralleZeitenmiteinembesonderenSchutzauftragfürdasKloster.Alssieschließlich1380denZollimStädtleinOstritzandasKlosterübertrugen,wurdedamitnurderSchlusspunktunterdieallmählicheVeräußerungsämtlicherRechteundGüterrundumOstritzandasKlostergesetzt.

Gedenken an die großen und kleinen StifterUnd so wird in St. Marienthal nicht nur der königlichen Stifter, sondern auch der Burg-grafenvonDohnavölligzuRechtalljährlichmiteinemRequiemals„kleinerStifter“desKlostersgedacht.DiestarkememorialeAnbindungandasböhmischeKönigshausdürf-tevondenNonnenselbstausgegangensein,damansichvonderköniglichenAutoritäteineweitausgrößereSchutzwirkungversprach.DasGedenkenandie„großenStifter“wareinerseitsverbundenmitderstetenMahnungandenjeweiligenböhmischenHerrscher,weiterhin seine schützende Hand über das Kloster zu halten. Andererseits war es eineSchutzbehauptung,diedasKlostererfolgreichdurchalleFährnissederZeitgeleitete:EstrotztedenHussitenkriegenwiedenReformationswirren,esüberstanddenDreißigjähri-genKriegmitsamtdemWechseldesLandesherrn,alsdieOberlausitz1636durchdenTra-ditionsrezessandenevangelischenKurfürstenvonSachsenverlehntwurde,esüberstandden Nordischen Krieg und zweiWeltkriege des 20. Jahrhunderts, und es überstand denrealenSozialismus.UndsolebenundarbeitenbisheuteinSt.MarienthalNonnennachderOrdensregeldeshl.BenediktunddenGewohnheitenderZisterzienser.

Dr. Lars-Arne Dannenberg, Königsbrück

Stadtwappen von Ostritz

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DieEreignisseamKriegsendeinSt.MarienthalWenn Äbtissin Celsa nicht so heroisch gewesen wäre …

EinesTages,nichtlangevorihremTod,hatmirÄbtissinCelsafolgendeGeschichteerzählt,dieeinBeweisfürihresehrstarkePersönlichkeitist.

IndenletztenKriegstagenherrschteinderAbteiäußersteAnspannung.EineEinheitderWaffen-SShattedenKlosterhofbelegt.AmMorgendes7.Mai1945erreichtedieÄbtis-sinderBefehl,dieSchwesternhättendasHausinkürzesterZeitzuräumen,dennessollegesprengtwerden.DieÄbtissinberiefPropstOdilohinunterzumKreuzgangundversuch-te,ihmdieLagezuerklären.Ererschienaufgeregt,seineOrgelnotenuntermArm,undbe-schworlautstarkdieÄbtissin,dochjademBefehlFolgezuleisten.IndessenpatrouillierteeineEtagehöhereinSS-Mann,derdurchheftigesKopfschüttelnderÄbtissinbedeutete,nichtaufdenPropstzuhören.DadurchinihremDurchhaltewillengestärkt,verabschiede-teÄbtissinCelsaihrenPropst–undderwardzunächstnichtmehrgesehen.

DannberiefdieÄbtissindenKonvent,derdamalsausfast60Schwesternbestand,insRefektorium.WenigspäterkamendieBefehlsleutederHitler-Truppe,umsichdieEntschei-dung abzuholen. Wie üblich standen die Schwestern mit unterm Skapulier gefaltetenHänden,mitdemRückenzurTür,umsicherstumzuwenden,alsdieÄbtissinmitihrerun-gewöhnlichenOffiziersbegleitunganderStirnseiteangelangtwar.DieSoldatenerteiltenihnenRäumungsbefehl,dochÄbtissinCelsaerklärte,sieselbstwürdedemunterkeinenUmständenfolgen.Den wenigen Schwestern,diesichausSicherheitsgründenausdemKlosterentfernenwollten,erteiltesieDispensvomStabilitätsgelübde.

DieSoldatenzogenab,demKlostergeschahzunächstnichts.Eswardiegroßeretten-deTatvonÄbtissinCelsa,diedemKlosterdenWegindienochvölligungewisseZukunftsicherte.AllerdingsflogamNachmittagdievonderWehrmachtzurSprengungvorberei-tete Neißebrücke hinter der Abteimauer in die Luft. Ein übereifriger Hitlerjunge wolltedamiteineletzteHeldentatsetzen,wussteeinalterOstritzerzuerzählen.Aufalleande-

ren bedeutsamen Dinge, die sich mit dem Abzug derdeutschen und dem Eintreffen der russischenTruppenereigneten,sollhiersokurznichteingegangenwerden.Nurseinocherwähnt,dassderPropst,alsdieLagesichberuhigthatte,mitseinenNotenwiedervomKirchturmherabkam,wohinersichinSicherheitgebrachthatte.

60JahrenachdiesemdenkwürdigenTag,am7.Mai2005, erschien in der Sächsischen Zeitung ein Artikelüber das Kriegsende 1945 im Kloster St. Marienthal.Meine Hoffnung, den darin erwähnten Brief aufzufin-den,hatsichnichterfüllt.SomussichmichaufmeineErinnerungverlassen.AnsichistderBriefauchnichtdaswichtigste.ErbestätigtnurdiepersönlicheDarstellungderEreignissevonÄbtissinCelsa.

Sr. M. Hildegard Zeletzki OCist

St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser

„Auge Gottes“ im Bibelgarten von St. Marienthal.

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St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser

DantesGöttlicheKomödie(2)

„…deshohenHeinrich,derzuWelschlandsHerstellungkommenwird…“(Par.XXX,137f.)

Dante Alighieri verewigt Kaiser Heinrich VII. als Friedensstifter

Haben wir im letzten Heft ‚ora et labora‘ die Verehrung des Heiligen Bernhard durch den Dichter Dante Alighieri in der Göttlichen Komödie dargestellt, so folgt diesmal die Würdi-gung Kaiser Heinrichs VII. (1278–1313) durch den Politiker und Dichter Dante, die wir in unse-rem Bericht über die Königliche Hochzeit angekündigt hatten. An diesen Herrscher aus dem Hause Luxemburg knüpften sich große Hoffnungen. Die Kaiserkrone hat er empfangen, die böhmische Krone durch die Verheiratung seines Sohnes Johann mit Elisabeth von Böhmen, der letzten Premyslidin, gerettet und damit die Luxemburger neben den Habsburgern und den Wittelsbachern zur dritten Großdynastie in Europa aufsteigen lassen. Deren auch für St. Marienthal bedeutendster Repräsentant wurde sein Enkel Karl IV.; wichtige Urkunden der Abtei sind von Johann und Karl IV. unterzeichnet.

Die Friedensstiftung im politisch heillos zerstrittenen Italien und die Vermittlung zwi-schen Papst- und Kaisertum sind aber Hoffnung geblieben. Dennoch hat Dante den Kaiser als gerechten Herrscher verewigt, wie die Autorin Dr. Elisabeth Leeker (s. ora et labora 47) zeigt.

Dante als PolitikerSeitBeginndes13.Jh.bekämpftensichindenoberitalienischenStädtendiebeidenPartei-enderpapsttreuenGuelfenundderkaisertreuenGhibellinen.InFlorenz,derHeimatstadtDante Alighieris (1265–1321), hatten die Guelfen die Oberhand. Ab 1295 nahm Dante alsderenAnhängeraktivampolitischenLebenvonFlorenzteilundbekleidetedabeiverschie-denebedeutendeÄmter.AuchwarerbeteiligtanKämpfengegenghibellinischeNachbar-städte.

Nachdem die Ghibellinen in Italien weitgehend besiegt worden waren, zersplitterteum1300dieguelfische Partei in eine gemäßigtere„weiße“ (Bianchi) und eine radikale-re„schwarze“Fraktion(Neri).DantehattesichdenBianchiangeschlossen,dieumeinenKompromisszwischenKaiserundPapstbemühtwaren.DieSchwarzendagegenvertrie-benmitUnterstützungdesPapstessystematischdieWeißenausFlorenz,undsokamesimJahre1302zurVerbannungDantesausseinerHeimatstadt,indieerniewiederzurück-kehrensollte.DieHauptschulddarangaberdemPapst,undimLaufederZeitwurdeDantezueinemAnhängerdesKaisers.

VordiesemHintergrundistderStellenwertzusehen,denerHeinrichVII.beimisst.Sei-neWertschätzungfürdenMonarchenzeigtsichindreiBriefen,dieanlässlichvondessenItalienzugentstanden,sowieinderGöttlichenKomödie.

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DieEreignisseamKriegsendeinSt.MarienthalWenn Äbtissin Celsa nicht so heroisch gewesen wäre …

EinesTages,nichtlangevorihremTod,hatmirÄbtissinCelsafolgendeGeschichteerzählt,dieeinBeweisfürihresehrstarkePersönlichkeitist.

IndenletztenKriegstagenherrschteinderAbteiäußersteAnspannung.EineEinheitderWaffen-SShattedenKlosterhofbelegt.AmMorgendes7.Mai1945erreichtedieÄbtis-sinderBefehl,dieSchwesternhättendasHausinkürzesterZeitzuräumen,dennessollegesprengtwerden.DieÄbtissinberiefPropstOdilohinunterzumKreuzgangundversuch-te,ihmdieLagezuerklären.Ererschienaufgeregt,seineOrgelnotenuntermArm,undbe-schworlautstarkdieÄbtissin,dochjademBefehlFolgezuleisten.IndessenpatrouillierteeineEtagehöhereinSS-Mann,derdurchheftigesKopfschüttelnderÄbtissinbedeutete,nichtaufdenPropstzuhören.DadurchinihremDurchhaltewillengestärkt,verabschiede-teÄbtissinCelsaihrenPropst–undderwardzunächstnichtmehrgesehen.

DannberiefdieÄbtissindenKonvent,derdamalsausfast60Schwesternbestand,insRefektorium.WenigspäterkamendieBefehlsleutederHitler-Truppe,umsichdieEntschei-dung abzuholen. Wie üblich standen die Schwestern mit unterm Skapulier gefaltetenHänden,mitdemRückenzurTür,umsicherstumzuwenden,alsdieÄbtissinmitihrerun-gewöhnlichenOffiziersbegleitunganderStirnseiteangelangtwar.DieSoldatenerteiltenihnenRäumungsbefehl,dochÄbtissinCelsaerklärte,sieselbstwürdedemunterkeinenUmständenfolgen.Denwenigen Schwestern,diesichausSicherheitsgründenausdemKlosterentfernenwollten,erteiltesieDispensvomStabilitätsgelübde.

DieSoldatenzogenab,demKlostergeschahzunächstnichts.Eswardiegroßeretten-deTatvonÄbtissinCelsa,diedemKlosterdenWegindienochvölligungewisseZukunftsicherte.AllerdingsflogamNachmittagdievonderWehrmachtzurSprengungvorberei-tete Neißebrücke hinter der Abteimauer in die Luft. Ein übereifriger Hitlerjunge wolltedamiteineletzteHeldentatsetzen,wussteeinalterOstritzerzuerzählen.Aufalleande-

ren bedeutsamen Dinge, die sich mit dem Abzug derdeutschen und dem Eintreffen der russischenTruppenereigneten,sollhiersokurznichteingegangenwerden.Nurseinocherwähnt,dassderPropst,alsdieLagesichberuhigthatte,mitseinenNotenwiedervomKirchturmherabkam,wohinersichinSicherheitgebrachthatte.

60JahrenachdiesemdenkwürdigenTag,am7.Mai2005, erschien in der Sächsischen Zeitung ein Artikelüber das Kriegsende 1945 im Kloster St. Marienthal.Meine Hoffnung, den darin erwähnten Brief aufzufin-den,hatsichnichterfüllt.SomussichmichaufmeineErinnerungverlassen.AnsichistderBriefauchnichtdaswichtigste.ErbestätigtnurdiepersönlicheDarstellungderEreignissevonÄbtissinCelsa.

Sr. M. Hildegard Zeletzki OCist

St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser

„Auge Gottes“ im Bibelgarten von St. Marienthal.

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St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser

DantesGöttlicheKomödie(2)

„…deshohenHeinrich,derzuWelschlandsHerstellungkommenwird…“(Par.XXX,137f.)

Dante Alighieri verewigt Kaiser Heinrich VII. als Friedensstifter

Haben wir im letzten Heft ‚ora et labora‘ die Verehrung des Heiligen Bernhard durch den Dichter Dante Alighieri in der Göttlichen Komödie dargestellt, so folgt diesmal die Würdi-gung Kaiser Heinrichs VII. (1278–1313) durch den Politiker und Dichter Dante, die wir in unse-rem Bericht über die Königliche Hochzeit angekündigt hatten. An diesen Herrscher aus dem Hause Luxemburg knüpften sich große Hoffnungen. Die Kaiserkrone hat er empfangen, die böhmische Krone durch die Verheiratung seines Sohnes Johann mit Elisabeth von Böhmen, der letzten Premyslidin, gerettet und damit die Luxemburger neben den Habsburgern und den Wittelsbachern zur dritten Großdynastie in Europa aufsteigen lassen. Deren auch für St. Marienthal bedeutendster Repräsentant wurde sein Enkel Karl IV.; wichtige Urkunden der Abtei sind von Johann und Karl IV. unterzeichnet.

Die Friedensstiftung im politisch heillos zerstrittenen Italien und die Vermittlung zwi-schen Papst- und Kaisertum sind aber Hoffnung geblieben. Dennoch hat Dante den Kaiser als gerechten Herrscher verewigt, wie die Autorin Dr. Elisabeth Leeker (s. ora et labora 47) zeigt.

Dante als PolitikerSeitBeginndes13.Jh.bekämpftensichindenoberitalienischenStädtendiebeidenPartei-enderpapsttreuenGuelfenundderkaisertreuenGhibellinen.InFlorenz,derHeimatstadtDante Alighieris (1265–1321), hatten die Guelfen die Oberhand. Ab 1295 nahm Dante alsderenAnhängeraktivampolitischenLebenvonFlorenzteilundbekleidetedabeiverschie-denebedeutendeÄmter.AuchwarerbeteiligtanKämpfengegenghibellinischeNachbar-städte.

Nachdem die Ghibellinen in Italien weitgehend besiegt worden waren, zersplitterteum1300dieguelfischePartei ineinegemäßigtere„weiße“ (Bianchi)undeine radikale-re„schwarze“Fraktion(Neri).DantehattesichdenBianchiangeschlossen,dieumeinenKompromisszwischenKaiserundPapstbemühtwaren.DieSchwarzendagegenvertrie-benmitUnterstützungdesPapstessystematischdieWeißenausFlorenz,undsokamesimJahre1302zurVerbannungDantesausseinerHeimatstadt,indieerniewiederzurück-kehrensollte.DieHauptschulddarangaberdemPapst,undimLaufederZeitwurdeDantezueinemAnhängerdesKaisers.

VordiesemHintergrundistderStellenwertzusehen,denerHeinrichVII.beimisst.Sei-neWertschätzungfürdenMonarchenzeigtsichindreiBriefen,dieanlässlichvondessenItalienzugentstanden,sowieinderGöttlichenKomödie.

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St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser

In der Erwartung von Heinrichs Ankunft in Italien (Epistola V)HeinrichVII.vonLuxemburgwurde1308zumdeutschenKöniggewähltund1309inAa-chengekrönt.BereitsimdarauffolgendenJahr,unmittelbarnachderHochzeitseinesSoh-nesJohannmitElisabethvonBöhmen(s.oraetlabora46),machteersichaufdenWegnachRomzurKaiserkrönung,obwohlPapstClemensV.dieseerstfür1312vorgesehenhat-te. Heinrich versuchte, sich mit dem Papst zu arrangieren, indem er ihm versprach, denGuelfen in Italienwohlwollendzubegegnen.ErverstandsichalseinüberdenParteienstehenderFriedensstifter,undalssolchensahihnauchDante.KurzvorderAnkunftHein-richs im Oktober 1310 richtete Dante aus dem Exil einen Brief an die Herrscher Italiens,in dem er diese ermahnte, dem künftigen Kaiser einen würdigen Empfang zu bereiten.SeinKommenvergleichtermitdemAufgehenderSonne(Ep.V1)undrücktihndamitindieNähevonChristus,dertraditionellmitderSonnegleichgesetztunddessenGeburtalsSiegderSonneüberdieDunkelheitgedeutetwird,wasinderWeihnachtsliturgiehäufigzumAusdruckkommt.DantenenntHeinricheinen„zweitenMose“(V1).ErwerdeItalienvonallenStreitigkeitenbefreien,sowieMosedasVolkIsraelausderägyptischenSklavereiherausführte.SchließlichsetztDanteihnsogarmitCäsarundAugustusgleich(V2+3).DaswarenTiteleinesgekröntenKaisers.DantestelltihnbereitsjetztaufeineStufemitOcta-vianAugustus,mitdessenHerrschaft27v.Chr.diePaxAugustabegann.EineähnlicheFrie-denszeiterhofftersichauchvonderAnkunftHeinrichs,dieerzudemmitabgewandeltenWortendesApostelsPaulusankündigtundmitdemKommenChristivergleicht(V5:„naheisteuerHeil“;vgl.Röm13,11b).ErbetrachtetHeinrichalsvondergöttlichenVorsehungge-sandtenRetterItaliens(V7).

Die Hoffnung auf einen Friedensstifter für Florenz (Epistola VI)NachdemHeinrichNorditalienerreichtundinMailanddieEiserneKronederLangobardenerhaltenhatte,wandtensichjedochFlorenzundinderFolgeauchnochweitereguelfischeStädtegegendenzukünftigenKaiser. IndieserSituationrichteteDante imMärz1311anseine florentinischen Landsleute einen Brief, in dem er derWut über seineVerbannungfreienLauf lässtundderzunächstauseinerAnklagegegendieFlorentinerbesteht,die„gleichneuenBabyloniern“seien(VI2).Dantewirftihnenvor,„gegendenRuhmdesrömi-schenFürsten,desKönigsderWelt,desBeauftragtenGottesgetobt“zuhabenund„demBeschlussedesewigenRathesWiderstandzuleisten“(VI2+3),womiterwiederumHein-richalsvonGottgesandtbetrachtet.AmEndedesBriefesstellterihnsogaralseineArtErlösergestalthin(VI6).DieDatierungdiesesBriefeszeigt,dassdieAnkunftHeinrichsfürDantedenBeginneinesneuenZeitaltersbedeutet:„Geschrieben[…]imerstenJahrederheilbringendenRückkehrdesCäsarsHeinrichnachItalien“(VI6).

Die Säumigkeit Heinrichs (Epistola VII)DaHeinrichimmernochinNorditalienweilte,richteteDantewenigspäter(April1311)anihnpersönlicheinenBrief.ÄhnlichwieinBriefVnennterHeinrich„NachfolgerCäsarsundAugustus’“(VII1)undbezeichnetihnals„Sonne“(VII1+2).ZugleichaberwirfterihmSäu-migkeitvor.Erzweifeltdaran,dassdieseSonnesichüberhauptnochbewege,undbefürch-

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St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser

tet,siezieheallenfallsrückwärtsanstattnachFlorenzzukommen.DaherdrängesichdieFrageauf:„BistDues,derdakommenwird,odersollenwireinesAndernwarten?“(VII2).DantebringtHeinrichwiedermitChristusinVerbindung,andenderimGefängnissitzen-deJohannesderTäuferdiegleicheFragerichtenließ(Mt11,3bzw.Lk7,19).UndwiederTäu-ferüberJesussagtnunDantezuHeinrich:„Siehe,dasistGottesLamm,welchesderWeltSündeträgt!“(VII2;vgl.Joh1,29).EinweiteresMalbestätigtsich,dassHeinrichzueinerArtMessiashochstilisiertwird.

NochimselbenMonatzogHeinrichvonMailandausnachRom,woeram29.Juni1312imLaterandurchdreivomPapstbestimmteKardinäledieKaiserkroneempfing.Dasei-gentlicheZielseines Italienzugswardamiterreicht.Erst imSeptember1312erreichteerFlorenz,mussteaberunverrichteterDingeweiterreisen,dadieStadtihmdenZutrittver-wehrte.ErzognachPisa,undimAugust1313starbderanMalariaerkranktegroßeHoff-nungsträgerDantes,dessendreiBriefeohneWirkunggebliebenwaren.

Dantes Verehrung für Heinrich VII. in der Göttlichen Komödie (Inf. I und Par. XXX)Im 1. Gesang der Göttlichen Komödie prophezeit Vergil die Ankunft einesWindhundes(„Veltro“),dereineArtHeilsbringerfürdasvondenKämpfenzwischenGuelfenundGhi-bellinenzerrisseneItalienseinwerde(Inf.I,100–111).BisheuteistesinderForschungnicht

Domenico di Michelino: Dante und die drei Jenseitsreiche (1465)

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St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser

In der Erwartung von Heinrichs Ankunft in Italien (Epistola V)HeinrichVII.vonLuxemburgwurde1308zumdeutschenKöniggewähltund1309inAa-chengekrönt.BereitsimdarauffolgendenJahr,unmittelbarnachderHochzeitseinesSoh-nesJohannmitElisabethvonBöhmen(s.oraetlabora46),machteersichaufdenWegnachRomzurKaiserkrönung,obwohlPapstClemensV.dieseerstfür1312vorgesehenhat-te. Heinrich versuchte, sich mit dem Papst zu arrangieren, indem er ihm versprach, denGuelfen in Italienwohlwollendzubegegnen.ErverstandsichalseinüberdenParteienstehenderFriedensstifter,undalssolchensahihnauchDante.KurzvorderAnkunftHein-richs im Oktober 1310 richtete Dante aus dem Exil einen Brief an die Herrscher Italiens,in dem er diese ermahnte, dem künftigen Kaiser einen würdigen Empfang zu bereiten.SeinKommenvergleichtermitdemAufgehenderSonne(Ep.V1)undrücktihndamitindieNähevonChristus,dertraditionellmitderSonnegleichgesetztunddessenGeburtalsSiegderSonneüberdieDunkelheitgedeutetwird,wasinderWeihnachtsliturgiehäufigzumAusdruckkommt.DantenenntHeinricheinen„zweitenMose“(V1).ErwerdeItalienvonallenStreitigkeitenbefreien,sowieMosedasVolkIsraelausderägyptischenSklavereiherausführte.SchließlichsetztDanteihnsogarmitCäsarundAugustusgleich(V2+3).DaswarenTiteleinesgekröntenKaisers.DantestelltihnbereitsjetztaufeineStufemitOcta-vianAugustus,mitdessenHerrschaft27v.Chr.diePaxAugustabegann.EineähnlicheFrie-denszeiterhofftersichauchvonderAnkunftHeinrichs,dieerzudemmitabgewandeltenWortendesApostelsPaulusankündigtundmitdemKommenChristivergleicht(V5:„naheisteuerHeil“;vgl.Röm13,11b).ErbetrachtetHeinrichalsvondergöttlichenVorsehungge-sandtenRetterItaliens(V7).

Die Hoffnung auf einen Friedensstifter für Florenz (Epistola VI)NachdemHeinrichNorditalienerreichtundinMailanddieEiserneKronederLangobardenerhaltenhatte,wandtensichjedochFlorenzundinderFolgeauchnochweitereguelfischeStädtegegendenzukünftigenKaiser. IndieserSituationrichteteDante imMärz1311anseine florentinischen Landsleute einen Brief, in dem er derWut über seineVerbannungfreienLauf lässtundderzunächstauseinerAnklagegegendieFlorentinerbesteht,die„gleichneuenBabyloniern“seien(VI2).Dantewirftihnenvor,„gegendenRuhmdesrömi-schenFürsten,desKönigsderWelt,desBeauftragtenGottesgetobt“zuhabenund„demBeschlussedesewigenRathesWiderstandzuleisten“(VI2+3),womiterwiederumHein-richalsvonGottgesandtbetrachtet.AmEndedesBriefesstellterihnsogaralseineArtErlösergestalthin(VI6).DieDatierungdiesesBriefeszeigt,dassdieAnkunftHeinrichsfürDantedenBeginneinesneuenZeitaltersbedeutet:„Geschrieben[…]imerstenJahrederheilbringendenRückkehrdesCäsarsHeinrichnachItalien“(VI6).

Die Säumigkeit Heinrichs (Epistola VII)DaHeinrichimmernochinNorditalienweilte,richteteDantewenigspäter(April1311)anihnpersönlicheinenBrief.ÄhnlichwieinBriefVnennterHeinrich„NachfolgerCäsarsundAugustus’“(VII1)undbezeichnetihnals„Sonne“(VII1+2).ZugleichaberwirfterihmSäu-migkeitvor.Erzweifeltdaran,dassdieseSonnesichüberhauptnochbewege,undbefürch-

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St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser

tet,siezieheallenfallsrückwärtsanstattnachFlorenzzukommen.DaherdrängesichdieFrageauf:„BistDues,derdakommenwird,odersollenwireinesAndernwarten?“(VII2).DantebringtHeinrichwiedermitChristusinVerbindung,andenderimGefängnissitzen-deJohannesderTäuferdiegleicheFragerichtenließ(Mt11,3bzw.Lk7,19).UndwiederTäu-ferüberJesussagtnunDantezuHeinrich:„Siehe,dasistGottesLamm,welchesderWeltSündeträgt!“(VII2;vgl.Joh1,29).EinweiteresMalbestätigtsich,dassHeinrichzueinerArtMessiashochstilisiertwird.

NochimselbenMonatzogHeinrichvonMailandausnachRom,woeram29.Juni1312imLaterandurchdreivomPapstbestimmteKardinäledieKaiserkroneempfing.Dasei-gentlicheZielseines Italienzugswardamiterreicht.Erst imSeptember1312erreichteerFlorenz,mussteaberunverrichteterDingeweiterreisen,dadieStadtihmdenZutrittver-wehrte.ErzognachPisa,undimAugust1313starbderanMalariaerkranktegroßeHoff-nungsträgerDantes,dessendreiBriefeohneWirkunggebliebenwaren.

Dantes Verehrung für Heinrich VII. in der Göttlichen Komödie (Inf. I und Par. XXX)Im 1. Gesang der Göttlichen Komödie prophezeit Vergil die Ankunft einesWindhundes(„Veltro“),dereineArtHeilsbringerfürdasvondenKämpfenzwischenGuelfenundGhi-bellinenzerrisseneItalienseinwerde(Inf.I,100–111).BisheuteistesinderForschungnicht

Domenico di Michelino: Dante und die drei Jenseitsreiche (1465)

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St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser

gelungen, diesen „Veltro“ zu identifizieren. Eine der Deutungen bezieht ihn auf Hein-richVII. Der 1. Inferno-Gesang entstand wenige Jahre vor dem Italienzug Heinrichs, derbereitsvorderKrönungdenRufeinesgerechtenHerrschersgenossundmöglicherweiseschonfrüheinHoffnungsträgerfürDantewar.DassprächefürdieDeutungdesrätselhaf-ten„Veltro“alsBildfürHeinrichVII.

DassderDichterdiesemauchnachseinenenttäuschtenHoffnungeneinegroßeVer-ehrungzuteilwerdenlässt,zeigterim30.Paradies-GesangderGöttlichenKomödie.Darinsteigt Dante ins Empyreum auf, wo er die Himmelsrose sieht, auf deren Blütenblätterndie inweißeGewändergehülltenErlösten ihrePlätzehaben.Beatrice,seineBegleiterin,zeigt ihmeinenderwenigennochfreienSitze:„Auf jenemgroßenThron,nachdemduschauest/derKronewegen,diedaraufgelegtist,/wird,eh’andiesemHochzeitsmahlduteilnimmst,/dieSeelesitzen,dieAugustadrunten/wirdsein,deshohenHeinrich,derzuWelschlands/Herstellungkommenwird,eh’sreifdafürist.“(Par.XXX,133–138;Überset-zungvonPhilalethes).

DantesJenseitsreisespieltimJahr1300.DaheristdermiteinerKronegekennzeichne-te,fürHeinrichVII.reservierteSesselzudemZeitpunktnochunbesetzt,undeswirdvonHeinrichsItalienzugalseinemzukünftigenEreignisberichtet.Heinrichwerde„zuWelsch-lands/Herstellung“(V.137f.),d.h.zurRettungItalienskommen.DerZusatz„eh’sreifdafürist“ (V. 138) deutet darauf hin, dass Dante dieseVerse nach HeinrichsTod verfasste. DieFriedensmissiondesKaiserswargescheitert,weildasLand,wieDantehierzumAusdruckbringt, noch nicht reif dafür war. Er wirft Heinrich nicht vor, versagt zu haben, sonderngibtzunächstdervonHabgierverzehrtenStadtFlorenzdieSchuldanseinemMisserfolg(V.139–41).DannnennteralsweiterenGrundfürdasScheiternvonHeinrichsMissiondieGegnerschaftdesPapstes(V.142–144).GemeintistClemensV.,derHeinrichbiszudessenKaiserkrönung unterstützt hatte. Als Heinrich aber immer entschiedener versuchte, dieInteressendesReichsgegenüberdenoberitalienischenStadtstaatendurchzusetzen,unddabeiauchgegenVerbündetedesPapstesvorging,gerietermitdieseminKonflikt.BereitsinPar.XVII,82sagteDante,ClemensV.habe„denhohenHeinrich“getäuscht.Daherpro-phezeiterihmeinenPlatzimGrabenderSimonisten(Par.XXX,146f.;Inf.XIX,82–87).ImGegensatzdazuweisterHeinricheinenEhrenplatzimParadieszu.

DieinDantespolitischerSchrift„Monarchia“theoretischformulierteIdeeeinerErneu-erungderGesellschaftsordnungdurchdieWiederherstellungdesgottgewolltenVerhält-nisseszwischenKaisertumundPapsttumnimmtinderPersonHeinrichsVII.konkreteGe-staltan.AuchnachdemScheiterndiesesHoffnungsträgershältDanteweiteranseinerVisionfest.

Dr. Elisabeth Leeker, Chemnitz

Literatur bei der Verfasserin

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Vorgestellt

Kersten Kühne

Als ich im Herbst 1979 mit 20 JahrenzumerstenMalindieOberlausitzkam,geschahdieseigentlichnur,umhierfürvier JahreElektrotechnikanderdama-ligen Ingenieurhochschule Zittau zustudieren.DieLiebehieltmichaberlän-ger,undalswirhierunsereFamiliege-gründet hatten, wurde die OberlausitzunsereneueHeimat.Fragtmichheutejemand,woherichkomme,dannlautetmeine erste Antwort nicht „aus HalleanderSaale“,woichgeborenundauf-gewachsenbin,sondern„ausderOber-lausitz“.

Elektrotechnik war nicht meinTraumberuf, und da das Kraftwerkzwischen Halle und Leipzig nicht ge-baut wurde und sich mit der ‚Wende‘vieles änderte, bin ich an der Hochschule Zittau/Görlitz geblieben, wo ich inzwischen,einigeUnterbrechungenmiteingerechnet,seit fast30Jahren insehrunterschiedlichenProjektenarbeite.EinSchnupperstudiumfürMädchen,dassiefürtechnischeundnatur-wissenschaftlicheBerufebegeisternmöchte,gehörtebensodazuwiedieGestaltungvonWebsitesunddieProgrammierungmitDatenbanken.ImMomentorganisiereundbetreueicheinenberufsbegleitendenStudiengangaufderBasisvon„blendedlearning“u.a.tech-nisch,bewegemichalsoineinemvirtuellenKlassenzimmer.

InmeinerFreizeitbeschäftigeichmichgernimGartenundmitKräutern,binabervorallemsehrintensivengagiertinFragenderregionalenFrauengeschichteimVerein„Euro-regionalesFrauengeschichtsArchiv(EFA)“.AuchderKreisausunsererevangelischenKirch-gemeinde,zentriertumdieZittauerKlosterkirche,istmirsehrwichtig.Meine„Männer“,d.h.meinMannundunsereSöhne,tolerierendieseVorlieben,unddawirdadurchnochmehr Gründe haben, geschichtsträchtige und kulturhistorisch interessante Orte der Re-gionzubesuchen,sindsiegernmitdabei.EinLieblingsort,denichallein,inFamilieodergemeinsammitFreundenimmerwiedergernbesuche,istOstritzmitdemKlosterSt.Ma-rienthal.AufdenFreundeskreisderAbteibinichdurchdasEhepaarFunkeinZittauauf-merksamgewordenundzudenAbendenim„Bernhardskreis“gestoßen,fürdieichSr.Hil-degardsehrdankbarbin.Eswarfürunsselbstverständlich,2010gleichnachderFlutbeidenAufräumarbeitenmitzuhelfen,undnunhoffenwirmitdenSchwestern,dassdieAb-teikircheihnenbaldwiederalsGotteshauszurVerfügungsteht.

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St. Marienthal in der Tradition der Zisterzienser

gelungen, diesen „Veltro“ zu identifizieren. Eine der Deutungen bezieht ihn auf Hein-richVII. Der 1. Inferno-Gesang entstand wenige Jahre vor dem Italienzug Heinrichs, derbereitsvorderKrönungdenRufeinesgerechtenHerrschersgenossundmöglicherweiseschonfrüheinHoffnungsträgerfürDantewar.DassprächefürdieDeutungdesrätselhaf-ten„Veltro“alsBildfürHeinrichVII.

DassderDichterdiesemauchnachseinenenttäuschtenHoffnungeneinegroßeVer-ehrungzuteilwerdenlässt,zeigterim30.Paradies-GesangderGöttlichenKomödie.Darinsteigt Dante ins Empyreum auf, wo er die Himmelsrose sieht, auf deren Blütenblätterndie inweißeGewändergehülltenErlösten ihrePlätzehaben.Beatrice,seineBegleiterin,zeigt ihmeinenderwenigennochfreienSitze:„Auf jenemgroßenThron,nachdemduschauest/derKronewegen,diedaraufgelegtist,/wird,eh’andiesemHochzeitsmahlduteilnimmst,/dieSeelesitzen,dieAugustadrunten/wirdsein,deshohenHeinrich,derzuWelschlands/Herstellungkommenwird,eh’sreifdafürist.“(Par.XXX,133–138;Überset-zungvonPhilalethes).

DantesJenseitsreisespieltimJahr1300.DaheristdermiteinerKronegekennzeichne-te,fürHeinrichVII.reservierteSesselzudemZeitpunktnochunbesetzt,undeswirdvonHeinrichsItalienzugalseinemzukünftigenEreignisberichtet.Heinrichwerde„zuWelsch-lands/Herstellung“(V.137f.),d.h.zurRettungItalienskommen.DerZusatz„eh’sreifdafürist“ (V. 138) deutet darauf hin, dass Dante dieseVerse nach HeinrichsTod verfasste. DieFriedensmissiondesKaiserswargescheitert,weildasLand,wieDantehierzumAusdruckbringt, noch nicht reif dafür war. Er wirft Heinrich nicht vor, versagt zu haben, sonderngibtzunächstdervonHabgierverzehrtenStadtFlorenzdieSchuldanseinemMisserfolg(V.139–41).DannnennteralsweiterenGrundfürdasScheiternvonHeinrichsMissiondieGegnerschaftdesPapstes(V.142–144).GemeintistClemensV.,derHeinrichbiszudessenKaiserkrönung unterstützt hatte. Als Heinrich aber immer entschiedener versuchte, dieInteressendesReichsgegenüberdenoberitalienischenStadtstaatendurchzusetzen,unddabeiauchgegenVerbündetedesPapstesvorging,gerietermitdieseminKonflikt.BereitsinPar.XVII,82sagteDante,ClemensV.habe„denhohenHeinrich“getäuscht.Daherpro-phezeiterihmeinenPlatzimGrabenderSimonisten(Par.XXX,146f.;Inf.XIX,82–87).ImGegensatzdazuweisterHeinricheinenEhrenplatzimParadieszu.

DieinDantespolitischerSchrift„Monarchia“theoretischformulierteIdeeeinerErneu-erungderGesellschaftsordnungdurchdieWiederherstellungdesgottgewolltenVerhält-nisseszwischenKaisertumundPapsttumnimmtinderPersonHeinrichsVII.konkreteGe-staltan.AuchnachdemScheiterndiesesHoffnungsträgershältDanteweiteranseinerVisionfest.

Dr. Elisabeth Leeker, Chemnitz

Literatur bei der Verfasserin

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Vorgestellt

Kersten Kühne

Als ich im Herbst 1979 mit 20 JahrenzumerstenMalindieOberlausitzkam,geschahdieseigentlichnur,umhierfürvier JahreElektrotechnikanderdama-ligen Ingenieurhochschule Zittau zustudieren.DieLiebehieltmichaberlän-ger,undalswirhierunsereFamiliege-gründet hatten, wurde die OberlausitzunsereneueHeimat.Fragtmichheutejemand,woherichkomme,dannlautetmeine erste Antwort nicht „aus HalleanderSaale“,woichgeborenundauf-gewachsenbin,sondern„ausderOber-lausitz“.

Elektrotechnik war nicht meinTraumberuf, und da das Kraftwerkzwischen Halle und Leipzig nicht ge-baut wurde und sich mit der ‚Wende‘vieles änderte, bin ich an der Hochschule Zittau/Görlitz geblieben, wo ich inzwischen,einigeUnterbrechungenmiteingerechnet,seit fast30Jahren insehrunterschiedlichenProjektenarbeite.EinSchnupperstudiumfürMädchen,dassiefürtechnischeundnatur-wissenschaftlicheBerufebegeisternmöchte,gehörtebensodazuwiedieGestaltungvonWebsitesunddieProgrammierungmitDatenbanken.ImMomentorganisiereundbetreueicheinenberufsbegleitendenStudiengangaufderBasisvon„blendedlearning“u.a.tech-nisch,bewegemichalsoineinemvirtuellenKlassenzimmer.

InmeinerFreizeitbeschäftigeichmichgernimGartenundmitKräutern,binabervorallemsehrintensivengagiertinFragenderregionalenFrauengeschichteimVerein„Euro-regionalesFrauengeschichtsArchiv(EFA)“.AuchderKreisausunsererevangelischenKirch-gemeinde,zentriertumdieZittauerKlosterkirche,istmirsehrwichtig.Meine„Männer“,d.h.meinMannundunsereSöhne,tolerierendieseVorlieben,unddawirdadurchnochmehr Gründe haben, geschichtsträchtige und kulturhistorisch interessanteOrte der Re-gionzubesuchen,sindsiegernmitdabei.EinLieblingsort,denichallein,inFamilieodergemeinsammitFreundenimmerwiedergernbesuche,istOstritzmitdemKlosterSt.Ma-rienthal.AufdenFreundeskreisderAbteibinichdurchdasEhepaarFunkeinZittauauf-merksamgewordenundzudenAbendenim„Bernhardskreis“gestoßen,fürdieichSr.Hil-degardsehrdankbarbin.Eswarfürunsselbstverständlich,2010gleichnachderFlutbeidenAufräumarbeitenmitzuhelfen,undnunhoffenwirmitdenSchwestern,dassdieAb-teikircheihnenbaldwiederalsGotteshauszurVerfügungsteht.

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Aus dem Freundeskreis

PfarrerDr.BernhardDittrich65DerälterederbeidenSöhnedesSt.MarienthalerRentmeistersRichardDittrich,Bernhard,istam8.August65Jahrealtgeworden.MitseinemBruderMichaelisterimKlosteraufge-wachsen–BernhardRafelt(s.u.)wareinSpielkamerad–,beidesindGeistlichegeworden,beide sind in der Seelsorge im Bistum Dresden-Meißen tätig, Dr. Bernhard Dittrich seit2008alsPfarrervonSt.BennoinMeißen.NachderPriesterweihe1974inDresdenwirkteer drei Jahre als Kaplan in verschiedenen Pfarreien und wurde dann zum Studium frei-gestellt.1981wurdeerPräfektimDresdnerKapellknabeninstitut,TheologenreferentunddreiJahrespäterDompfarrerinDresden;von1986bis1996RegensdesPriesterseminarsinErfurt,anschließendPfarrerinRadebeulundzugleichKoordinatorderSeelsorgearbeit„Kirche 2000“ und Ökumenereferent des Bistums. 1998 übernahm er als OrdinariatsratdieAbteilungPastoralimBischöflichenOrdinariatundkehrtenachfastzehnJahrenindiePfarrseelsorgezurück.

JosefineSchmacht75FrauJosefineSchmachtausOstritzistam20.August75Jahrealtgeworden.

Wir gratulieren allen Freundeskreismitgliedern, die ein besonderes Fest feiern, sehr herzlich!

BernhardRafeltimRuhestandDerlangjährigeHausmeisterderAbteiSt.MarienthalBernhardRafeltistam1.OktoberindenRuhestandgegangen.InSt.Marienthalgeborenundaufgewachsen,istdergelernteSchlosserimApril1977imKlosterangestelltwordenundhateinHändchenfürallesge-habt.Erwarimmeransprechbar,immerhilfsbereit,erkonntefastalles,wussteimmerRatundsprangauchals„15.Nothelfer“ein.NichtzuletztalsMessdieneristerwerktagswiesonntagsundbeiallenFeierlichkeitendabei.SeineFrauBrunhilde,diedieWäschereidesKlostersleitet,undseinebeidenTöchterkommenmitihm,wenninMarienthaletwaslosist.DemFreundeskreisgehörterseitBeginnalsengagiertesMitgliedan,underwarauchimVorstandaktiv.„WerwirdimKlosterseineNachfolgeantreten,künftiganseinerStellewirken?“,heißtjetztdiebangeFrage.DesDankesaller,diemitihmzutunhatten,kannBernhardRafeltgewißsein,undallegutenWünschebegleitenihnindenRuhestand.

WirgedenkenunsererVerstorbenen

Weihbischof Georg Weinhold Weihbischofem.GeorgWeinholdhatam8.Septembersein40-jährigesBischofsjubiläuminDresden inAnwesenheitvonFrauÄbtissin,Sr.M.TheresiaundFrauDr.BykowskafürdenFreundeskreisgefeiert;erwarnocham9.OktoberinSt.MarienthalundhatteseineTeilnahmeamFreundeskreistreffenangemeldet,dannisteram10.OktoberimAltervon

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Aus dem Freundeskreis

78Jahrenplötzlichgestorben.SeinWahlspruchlautete:„Inlaudemgloriaegratiaesuae“–„zumLobseinerherrlichenGnade“(Eph1,6).

Hundertehabenam19.OktoberdasRequiemfürihninderDresdnerKathedralemitBischofDr.HeinerKoch,sechsweiterenBischöfenundWeihbischöfenundhohenGeistli-chengefeiertundihnanschließendaufdemAltenKatholischenFriedhofvonDresdenzuGrabegetragen.

DergebürtigeZittauerGeorgWeinholdwurde1959inBautzenzumPriestergeweiht.PapstPaulVI.ernannteihn1973zumTitularbischofvonIdicraundzumerstenWeihbischofdesBistumsMeißenseitderReformation.DieBischofsweiheempfingerinderDresdnerHofkirchevonBischofGerhardSchaffran.SeitdembekleideteerverschiedeneÄmterinderDiözese.ZeitweiligwarerinderDeutschenBischofskonferenzverantwortlichfür„Geistli-cheBerufeundkirchlicheDienste“.1997bis2004standeralsGeneralvikarseinemBischofJoachim Reinelt zur Seite. Er war weltweit der ältesteWeihbischof der römisch-katholi-schenKirche,alsPapstBenediktXVI.2008seinvorzeitigesRücktrittsgesuchausgesund-heitlichenGründenannahm(s.oraetlabora38).ImmerwiederbesuchtederWeihbischofdasihminbesondererWeisevertrauteSt.Marienthal.ErgehörtezumFreundeskreisvonAnfangan,underfördertedasIBZnachKräften.DasKlosterschätzteihnalstreuenundverlässlichenFreund.

Dr. Siegfried Seifert„WerHerrnDr.Seifertnichtkennt,kenntdieOberlausitzundSt.Marienthalnicht“hattenwirüberunserrenommiertesFreundeskreismitgliedgeschrieben(s.oraetlabora43)undalsAntwortdazugehört,dassmitihmganzeBibliothekenvonangesammeltemWissenuntergehenwürden.NurgutzweiMonatevordemWeihbischof,mitdemerbefreundetwarundoftnachSt.Marienthalkam, istHerrDoktorSeifertam28.Juli imAltervon77JahreninBautzengestorben,undwirdenkennichtohneWehmutundvollRespektanihn.

An der Beerdigung auf dem DresdnerTrinitatisfriedhof und dem Requiem im Bautz-nerSt.Petri-Domam5.AugustmitWeihbischofWeinholdalsHauptzelebranthabenFrauÄbtissin,Sr.TheresiaundSr.AlmafürdenKonventvonSt.Marienthal,derihmsovielzuverdankenhat,undMitgliederdesFreundeskreisesderAbteiteilgenommen.EinegroßeScharvonVerwandten,FreundenundWeggefährtengabdemverstorbenenDomkustos,Diözesanarchivrata.D.,TrägerdespäpstlichenSilvesterordensundEhrenbürgerderStadtBautzendasletzteGeleit.EinSalzburgerFreundeskreismitPrälatJohannesNeuhardthatsicham2.OktoberzueinerGedenkmessefürDr.Seifertversammelt.

Wirbetenfürihn,wieesaufseinemTotenbildchensteht:„Gott, unser Vater, wir empfehlen dir unseren Bruder Herrn Dr. Siegfried Seifert. Für ihn ist die Zeit der Pilgerschaft zu Ende. Befreie ihn von allem Bösen, dass er heimkehre in deinen ewigen Frieden. Öffne ihm das Paradies, wo es keine Trauer mehr gibt, keine Klagen und kei-nen Schmerz, sondern Friede und Freude mit deinem Sohn und dem Heiligen Geist in alle Ewigkeit.“

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Aus dem Freundeskreis

PfarrerDr.BernhardDittrich65DerälterederbeidenSöhnedesSt.MarienthalerRentmeistersRichardDittrich,Bernhard,istam8.August65Jahrealtgeworden.MitseinemBruderMichaelisterimKlosteraufge-wachsen–BernhardRafelt(s.u.)wareinSpielkamerad–,beidesindGeistlichegeworden,beide sind in der Seelsorge im Bistum Dresden-Meißen tätig, Dr. Bernhard Dittrich seit2008alsPfarrervonSt.BennoinMeißen.NachderPriesterweihe1974inDresdenwirkteer drei Jahre als Kaplan in verschiedenen Pfarreien und wurde dann zum Studium frei-gestellt.1981wurdeerPräfektimDresdnerKapellknabeninstitut,TheologenreferentunddreiJahrespäterDompfarrerinDresden;von1986bis1996RegensdesPriesterseminarsinErfurt,anschließendPfarrerinRadebeulundzugleichKoordinatorderSeelsorgearbeit„Kirche 2000“ und Ökumenereferent des Bistums. 1998 übernahm er als OrdinariatsratdieAbteilungPastoralimBischöflichenOrdinariatundkehrtenachfastzehnJahrenindiePfarrseelsorgezurück.

JosefineSchmacht75FrauJosefineSchmachtausOstritzistam20.August75Jahrealtgeworden.

Wir gratulieren allen Freundeskreismitgliedern, die ein besonderes Fest feiern, sehr herzlich!

BernhardRafeltimRuhestandDerlangjährigeHausmeisterderAbteiSt.MarienthalBernhardRafeltistam1.OktoberindenRuhestandgegangen.InSt.Marienthalgeborenundaufgewachsen,istdergelernteSchlosserimApril1977imKlosterangestelltwordenundhateinHändchenfürallesge-habt.Erwarimmeransprechbar,immerhilfsbereit,erkonntefastalles,wussteimmerRatundsprangauchals„15.Nothelfer“ein.NichtzuletztalsMessdieneristerwerktagswiesonntagsundbeiallenFeierlichkeitendabei.SeineFrauBrunhilde,diedieWäschereidesKlostersleitet,undseinebeidenTöchterkommenmitihm,wenninMarienthaletwaslosist.DemFreundeskreisgehörterseitBeginnalsengagiertesMitgliedan,underwarauchimVorstandaktiv.„WerwirdimKlosterseineNachfolgeantreten,künftiganseinerStellewirken?“,heißtjetztdiebangeFrage.DesDankesaller,diemitihmzutunhatten,kannBernhardRafeltgewißsein,undallegutenWünschebegleitenihnindenRuhestand.

WirgedenkenunsererVerstorbenen

Weihbischof Georg Weinhold Weihbischofem.GeorgWeinholdhatam8.Septembersein40-jährigesBischofsjubiläuminDresden inAnwesenheitvonFrauÄbtissin,Sr.M.TheresiaundFrauDr.BykowskafürdenFreundeskreisgefeiert;erwarnocham9.OktoberinSt.MarienthalundhatteseineTeilnahmeamFreundeskreistreffenangemeldet,dannisteram10.OktoberimAltervon

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Aus dem Freundeskreis

78Jahrenplötzlichgestorben.SeinWahlspruchlautete:„Inlaudemgloriaegratiaesuae“–„zumLobseinerherrlichenGnade“(Eph1,6).

Hundertehabenam19.OktoberdasRequiemfürihninderDresdnerKathedralemitBischofDr.HeinerKoch,sechsweiterenBischöfenundWeihbischöfenundhohenGeistli-chengefeiertundihnanschließendaufdemAltenKatholischenFriedhofvonDresdenzuGrabegetragen.

DergebürtigeZittauerGeorgWeinholdwurde1959inBautzenzumPriestergeweiht.PapstPaulVI.ernannteihn1973zumTitularbischofvonIdicraundzumerstenWeihbischofdesBistumsMeißenseitderReformation.DieBischofsweiheempfingerinderDresdnerHofkirchevonBischofGerhardSchaffran.SeitdembekleideteerverschiedeneÄmterinderDiözese.ZeitweiligwarerinderDeutschenBischofskonferenzverantwortlichfür„Geistli-cheBerufeundkirchlicheDienste“.1997bis2004standeralsGeneralvikarseinemBischofJoachim Reinelt zur Seite. Er war weltweit der ältesteWeihbischof der römisch-katholi-schenKirche,alsPapstBenediktXVI.2008seinvorzeitigesRücktrittsgesuchausgesund-heitlichenGründenannahm(s.oraetlabora38).ImmerwiederbesuchtederWeihbischofdasihminbesondererWeisevertrauteSt.Marienthal.ErgehörtezumFreundeskreisvonAnfangan,underfördertedasIBZnachKräften.DasKlosterschätzteihnalstreuenundverlässlichenFreund.

Dr. Siegfried Seifert„WerHerrnDr.Seifertnichtkennt,kenntdieOberlausitzundSt.Marienthalnicht“hattenwirüberunserrenommiertesFreundeskreismitgliedgeschrieben(s.oraetlabora43)undalsAntwortdazugehört,dassmitihmganzeBibliothekenvonangesammeltemWissenuntergehenwürden.NurgutzweiMonatevordemWeihbischof,mitdemerbefreundetwarundoftnachSt.Marienthalkam, istHerrDoktorSeifertam28.Juli imAltervon77JahreninBautzengestorben,undwirdenkennichtohneWehmutundvollRespektanihn.

An der Beerdigung auf dem DresdnerTrinitatisfriedhof und dem Requiem im Bautz-nerSt.Petri-Domam5.AugustmitWeihbischofWeinholdalsHauptzelebranthabenFrauÄbtissin,Sr.TheresiaundSr.AlmafürdenKonventvonSt.Marienthal,derihmsovielzuverdankenhat,undMitgliederdesFreundeskreisesderAbteiteilgenommen.EinegroßeScharvonVerwandten,FreundenundWeggefährtengabdemverstorbenenDomkustos,Diözesanarchivrata.D.,TrägerdespäpstlichenSilvesterordensundEhrenbürgerderStadtBautzendasletzteGeleit.EinSalzburgerFreundeskreismitPrälatJohannesNeuhardthatsicham2.OktoberzueinerGedenkmessefürDr.Seifertversammelt.

Wirbetenfürihn,wieesaufseinemTotenbildchensteht:„Gott, unser Vater, wir empfehlen dir unseren Bruder Herrn Dr. Siegfried Seifert. Für ihn ist die Zeit der Pilgerschaft zu Ende. Befreie ihn von allem Bösen, dass er heimkehre in deinen ewigen Frieden. Öffne ihm das Paradies, wo es keine Trauer mehr gibt, keine Klagen und kei-nen Schmerz, sondern Friede und Freude mit deinem Sohn und dem Heiligen Geist in alle Ewigkeit.“

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Aus dem Freundeskreis

„Das Maß Gott zu lieben ist, ihn ohne Maß zu lieben“FreundeskreistreffeninErinnerunganBernhardvonClairvaux

Die Erinnerung an den Ordenseintritt des hl. Bernhard vor 900 Jahren in Cîteaux stand über dem diesjährigen Freundeskreistreffen. Höhepunkte waren der Festvortrag und die Weihe der Muttergottes in der Grotte des Klostergartens. Überschattet war es von dem plötzlichen Tod von Weihbischof Georg Weinhold. Den Fortschritten bei der Sanierung und Restaurierung der Abtei und der Klosterkirche nach dem Hochwasser vor drei Jahren galt wieder das besondere Interesse des Freundeskreises, der das Kloster nach seinen Möglichkeiten unterstützt.

Der wunderbare Tausch zwischen Gott und den Menschen Die Jahresversammlung des Freundeskreises begann nach denTrauerfeierlichkeiten fürWeihbischofGeorgWeinholdundseinerBeerdigunginDresdeneinenhalbenTagspäterals geplant mit dem Festvortrag von Äbtissin Dr. M. Irmengard Senoner OCist aus demKlosterMariengarteninSüdtirol.

DasMottodesFreundeskreistreffenswarihrThema.Auchwennsieeingangsbeschei-deneinschränkte,keinewissenschaftlicheAbhandlungüberdasimTitelgenannteZitatdesgroßenOrdensheiligenzugeben,sonderneherpraktischeAnregungen,wiedasgroßeGeschenk der Liebe angenommen und weitergegeben werden könne, so führte sie denFreundeskreisdochmitLeichtigkeitindieGedankendeshl.Bernhard,inseineZeitunddieHintergründedesZitatsein.VollständiglautetesinseinerAntwortandenKardinaldiakonHaimerich:„Ihrwolltwissen,warumundwieGottgeliebtwerdensoll.Ichantworte:DerGrund,Gottzulieben,istGott.DasMaß(modus)ist,ihnohneMaßzulieben.“(aus:Traktat„ÜberdieGottesliebe“–„DediligendoDeo“,um1130/40).

BernhardstütztsichdabeiaufdengroßenKirchenlehrerAugustinus,vondemderglei-cheSatzüberliefertist,undbeeinflussteseinerseitsdieMystikdesMittelalters.Ererklärt,dassGottdieUrsacheunddasZielderLiebesei:„GottselbstgibtdieGelegenheit,erselbstwecktdasVerlangen,erselbsterfülltdieSehnsucht…SeineLiebebereitetdieunserevorund vergilt sie. … Voll Güte geht sie unserer Liebe voraus, wird mit vollem Recht erwi-dert.…Eristreichfüralle,dieihnanrufen.…SichselbstschenkteralsBelohnung,sichhälterbereitalsLohn.“ErstelltaberdenMenschenaufseinemWegzuGottindenMit-telpunkt.Derwerdegedrängt,Gottwiederzulieben,ineinemständigenAustausch,denBernhardein„admirabilecommercium“–einen„wunderbarenTausch“zwischenGottunddenMenschennennt;ÄbtissinIrmengardverstehtdiesenDialogals„dieDarstellungdesWegesdesMenschenzuGott,aufdemGottihmimmerwiederentgegenkommt,MutundKraftgibt,manchmalauchdenMenschenzieht.“

AusBernhardsAussagenüberdas rechteMaß,die„MutterallerTugenden“,zogdieÄbtissinalsEmpfehlungfürdenheutigenMenschen:„NichtderMenschistdasMaßallerDinge, sondern Gott. Der Mensch muß sein Gleichgewicht finden zwischen sich selbstundGott.Heute,woeinegewisseHybrisherrscht,derzufolgeallesmachbarist,wodieWörtersuper,extrem,mega,giga,überdimensionalmancheLebensweisebestimmen,isteinLebenausderMitte,nacheinemMaß,nacheinerRegelunumgänglichwichtig.“Nurin

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Aus dem Freundeskreis

einerHinsichtdürftenwirmaßlossein,inderLiebezuGott.Sieerinnerteaberaucheindringlichdaran,dassGottesliebeohneNächstenliebenichtmöglichsei,dennerstinderNächstenliebezeigesichdieLiebezuGott.SiezitierteausderEnzyklika„Lumenfidei“vonPapstFranziskus:„DieHändedesGlaubenserhebensichzumHimmel,abergleichzeitigbauensieinderNächstenliebeeineStadtauf,dieaufBeziehungengrün-det, deren Fundament die Liebe Gottesist.“

BeiallenseinenGedankenüberdieLie-be,dieihmdasAttribut„LehrerderLiebe“eingebracht haben, steht doch bei Bern-hard das Kreuz Christi an entscheidenderStelle.ErsiehtdenGekreuzigtenabernichtmehrnuralsdenSieger,denverherrlichtenChristus,sondernalsdenmitvielenWun-denLeidenden,derdieDornenkroneaufdemgeneigtenHauptträgt.Bernhardselbstwirddaheroftmitden„armaChristi“,denLeidenswerkzeugendesHerrn,dargestellt.

DieÄbtissinschlossmitderBetrachtungder„Amplexus“-DarstellungausdemZister-zienserinnenklosterOberschönenfeldbeiAugsburgalsSinnbilddes„admirabilecommer-cium“,deswunderbarenTauscheszwischenGottunddenMenschen:„GottschenktunsimmerseineLiebe,seinErbarmen,seineHuld;aberwirmüssenauchetwastun;wirmüs-senunsihmzuwenden,zuihmaufblicken,unsihmentgegenstrecken.Esistdas,wasderMenschtunmuss,damitdieGnadewirksamwird,damitdiemaßloseLiebeGottesunszueinerLiebebefähigt,dieohneMaßist.“

Weniger Mitglieder, aber ausgeglichene Finanzen InderMitgliederversammlung,dieerstamAbendnachdemFestvortragstattfindenkonn-te,wurdediestabilefinanzielleLagedesFreundeskreisesdeutlich.Sieerlaubtes,dieregel-mäßigenTätigkeitendesVereinswiedieHerausgabedesMitteilungshefts‚oraetlabora‘fortzusetzenunddemKloster immerwiederUnterstützungzugeben, insbesonderebeidenandauerndenSanierungs-undRenovierungsarbeitennachdemHochwasservon2010.Ein für die Grotte im Klostergarten vorgesehener Abguss der Muttergottesfigur konntenichtgefertigtwerden;stattdessenwurdedieMarienfigur,diefrüherüberderKirchentürstand,neugefasstundinderGrotteaufgestellt.SoentstandensehrvielgeringereKostenalsdieeingeplanten4.000Euro.DieMitgliederdesFreundeskreisesbeschlosseneinstim-mig,dasGeldfürdenneuenAltarinderKlosterkircheumzuwidmen.

DieMitgliederzahlistdurchdievierTodesfälleimvergangenenJahrbeinurganzweni-genEintrittenauf228zurückgegangen.FrauMichalkfordertedieAnwesendenauf,sichver-

Äbtissin Dr. M. Irmengard Senoner OCist

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Aus dem Freundeskreis

„Das Maß Gott zu lieben ist, ihn ohne Maß zu lieben“FreundeskreistreffeninErinnerunganBernhardvonClairvaux

Die Erinnerung an den Ordenseintritt des hl. Bernhard vor 900 Jahren in Cîteaux stand über dem diesjährigen Freundeskreistreffen. Höhepunkte waren der Festvortrag und die Weihe der Muttergottes in der Grotte des Klostergartens. Überschattet war es von dem plötzlichen Tod von Weihbischof Georg Weinhold. Den Fortschritten bei der Sanierung und Restaurierung der Abtei und der Klosterkirche nach dem Hochwasser vor drei Jahren galt wieder das besondere Interesse des Freundeskreises, der das Kloster nach seinen Möglichkeiten unterstützt.

Der wunderbare Tausch zwischen Gott und den Menschen Die Jahresversammlung des Freundeskreises begann nach denTrauerfeierlichkeiten fürWeihbischofGeorgWeinholdundseinerBeerdigunginDresdeneinenhalbenTagspäterals geplant mit dem Festvortrag von Äbtissin Dr. M. Irmengard Senoner OCist aus demKlosterMariengarteninSüdtirol.

DasMottodesFreundeskreistreffenswarihrThema.Auchwennsieeingangsbeschei-deneinschränkte,keinewissenschaftlicheAbhandlungüberdasimTitelgenannteZitatdesgroßenOrdensheiligenzugeben,sonderneherpraktischeAnregungen,wiedasgroßeGeschenk der Liebe angenommen und weitergegeben werden könne, so führte sie denFreundeskreisdochmitLeichtigkeitindieGedankendeshl.Bernhard,inseineZeitunddieHintergründedesZitatsein.VollständiglautetesinseinerAntwortandenKardinaldiakonHaimerich:„Ihrwolltwissen,warumundwieGottgeliebtwerdensoll.Ichantworte:DerGrund,Gottzulieben,istGott.DasMaß(modus)ist,ihnohneMaßzulieben.“(aus:Traktat„ÜberdieGottesliebe“–„DediligendoDeo“,um1130/40).

BernhardstütztsichdabeiaufdengroßenKirchenlehrerAugustinus,vondemderglei-cheSatzüberliefertist,undbeeinflussteseinerseitsdieMystikdesMittelalters.Ererklärt,dassGottdieUrsacheunddasZielderLiebesei:„GottselbstgibtdieGelegenheit,erselbstwecktdasVerlangen,erselbsterfülltdieSehnsucht…SeineLiebebereitetdieunserevorund vergilt sie. … Voll Güte geht sie unserer Liebe voraus, wird mit vollem Recht erwi-dert.…Eristreichfüralle,dieihnanrufen.…SichselbstschenkteralsBelohnung,sichhälterbereitalsLohn.“ErstelltaberdenMenschenaufseinemWegzuGottindenMit-telpunkt.Derwerdegedrängt,Gottwiederzulieben,ineinemständigenAustausch,denBernhardein„admirabilecommercium“–einen„wunderbarenTausch“zwischenGottunddenMenschennennt;ÄbtissinIrmengardverstehtdiesenDialogals„dieDarstellungdesWegesdesMenschenzuGott,aufdemGottihmimmerwiederentgegenkommt,MutundKraftgibt,manchmalauchdenMenschenzieht.“

AusBernhardsAussagenüberdas rechteMaß,die„MutterallerTugenden“,zogdieÄbtissinalsEmpfehlungfürdenheutigenMenschen:„NichtderMenschistdasMaßallerDinge, sondern Gott. Der Mensch muß sein Gleichgewicht finden zwischen sich selbstundGott.Heute,woeinegewisseHybrisherrscht,derzufolgeallesmachbarist,wodieWörtersuper,extrem,mega,giga,überdimensionalmancheLebensweisebestimmen,isteinLebenausderMitte,nacheinemMaß,nacheinerRegelunumgänglichwichtig.“Nurin

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Aus dem Freundeskreis

einerHinsichtdürftenwirmaßlossein,inderLiebezuGott.Sieerinnerteaberaucheindringlichdaran,dassGottesliebeohneNächstenliebenichtmöglichsei,dennerstinderNächstenliebezeigesichdieLiebezuGott.SiezitierteausderEnzyklika„Lumenfidei“vonPapstFranziskus:„DieHändedesGlaubenserhebensichzumHimmel,abergleichzeitigbauensieinderNächstenliebeeineStadtauf,dieaufBeziehungengrün-det, deren Fundament die Liebe Gottesist.“

BeiallenseinenGedankenüberdieLie-be,dieihmdasAttribut„LehrerderLiebe“eingebracht haben, steht doch bei Bern-hard das Kreuz Christi an entscheidenderStelle.ErsiehtdenGekreuzigtenabernichtmehrnuralsdenSieger,denverherrlichtenChristus,sondernalsdenmitvielenWun-denLeidenden,derdieDornenkroneaufdemgeneigtenHauptträgt.Bernhardselbstwirddaheroftmitden„armaChristi“,denLeidenswerkzeugendesHerrn,dargestellt.

DieÄbtissinschlossmitderBetrachtungder„Amplexus“-DarstellungausdemZister-zienserinnenklosterOberschönenfeldbeiAugsburgalsSinnbilddes„admirabilecommer-cium“,deswunderbarenTauscheszwischenGottunddenMenschen:„GottschenktunsimmerseineLiebe,seinErbarmen,seineHuld;aberwirmüssenauchetwastun;wirmüs-senunsihmzuwenden,zuihmaufblicken,unsihmentgegenstrecken.Esistdas,wasderMenschtunmuss,damitdieGnadewirksamwird,damitdiemaßloseLiebeGottesunszueinerLiebebefähigt,dieohneMaßist.“

Weniger Mitglieder, aber ausgeglichene Finanzen InderMitgliederversammlung,dieerstamAbendnachdemFestvortragstattfindenkonn-te,wurdediestabilefinanzielleLagedesFreundeskreisesdeutlich.Sieerlaubtes,dieregel-mäßigenTätigkeitendesVereinswiedieHerausgabedesMitteilungshefts‚oraetlabora‘fortzusetzenunddemKloster immerwiederUnterstützungzugeben, insbesonderebeidenandauerndenSanierungs-undRenovierungsarbeitennachdemHochwasservon2010.Ein für die Grotte im Klostergarten vorgesehener Abguss der Muttergottesfigur konntenichtgefertigtwerden;stattdessenwurdedieMarienfigur,diefrüherüberderKirchentürstand,neugefasstundinderGrotteaufgestellt.SoentstandensehrvielgeringereKostenalsdieeingeplanten4.000Euro.DieMitgliederdesFreundeskreisesbeschlosseneinstim-mig,dasGeldfürdenneuenAltarinderKlosterkircheumzuwidmen.

DieMitgliederzahlistdurchdievierTodesfälleimvergangenenJahrbeinurganzweni-genEintrittenauf228zurückgegangen.FrauMichalkfordertedieAnwesendenauf,sichver-

Äbtissin Dr. M. Irmengard Senoner OCist

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stärktumdieGewinnungneuerMitgliederzubemühen.NachihremBerichtunddemdesSchatzmeistersHerrnVogterteiltedieMitgliederversammlungdemVorstandEntlastung.

HerrVogt gab bekannt, dass er zum Ende dieses Jahres aus familiären Gründen dasAmt des Schatzmeisters, das er neun Jahre lang innehatte, abgeben wolle, um bis zumJahresabschluss2014einenNachfolgereinarbeitenzukönnen.DerVorstandbemühtsich,soschnellwiemöglicheinenzufindenundbittetdieMitgliederumVorschläge.

Hans Lindemann schenkt dem Kloster ein Gemälde von Äbtissin CelsaAm Ende der Mitgliederversammlung desFreundeskreises gab es eine Überraschung,noch einmal im Zusammenhang mit Äbtis-sin Celsa: Hans Lindemann aus Köln, Groß-neffe von Äbtissin Celsa Gutte (s. ora et la-bora13und42),überreichteÄbtissinReginaein von seiner Großtante gemaltes Bild desKlostersSt.Marienthal.Damitkehrteesnach80Jahren indieAbteizurück.Denngemalthat Äbtissin Celsa es 1933/34. Sie schenkteesihrerCousine,dieinReichenau/BogatyniamitdemGroßvatervonHansLindemannver-heiratetwar.Beiihrbliebesbisca.1943,dannerbteesihreTochter,dieinHalleanderSaalelebte.Diesehatesca.1980/81ihremNeffenHansLindemanninKölnvermacht.Undnunwollte er, mittlerweile 86 Jahre alt, dass es

nachSt.Marienthalzurückkehrte,undbrachteeszumFreundeskreistreffenmit.

Hoffnung auf die Fertigstellung der KlosterkircheDer Abend im Festzelt, das Hochamt am SonntagVormittag mit dem Görlitzer BischofWolfgang Ipolt, die anschließende Prozession zurWeihe der Muttergottesstatue in derGrotte des Klostergartens, der Gang durch Klosterkirche und die Abtei zur Informationüber den Stand der Bauarbeiten zeugten wieder vom Interesse des Freundeskreises anWohlundWehedesKlostersundderfreundschaftlichenZuneigungzudenSchwesterndesKonvents;allerdingswardiesmaldieBeteiligungdeutlichschwächeralsbisher.

DassbeimnächstenFreundeskreistreffen am 18./19. Oktober 2014 in St. Marienthaltat-sächlichdieKlosterkirchewiederzurVerfügungsteht,istdiegroßeHoffnung.BeimRund-gangdurchdieBaustellenwirdmancherdiePredigtvonBischofWolfgangimSinngehabthaben,derdazuermunterthatte,imGebetpraktischundlebensnahzubitten,dasGebetmitGlaubenzufüllenundGottzuvertrauen,dasseretwasverwandelnkann:„Er,derunsbiszumEndeliebt,erbleibtbeiuns,dasdürfenwirglauben,daraufhoffenwir,“sagteerzumSchlussimAnklanganBernhardvonClairvaux’VorstellungvonderGottesliebe.

Gisela Rieck, St. Marienthal

Aus dem Freundeskreis

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Aus St. Marienthal

Sr.M.ReginaWollmann20JahreÄbtissin

Den20.JahrestagihrerWeihezur55.ÄbtissinvonSt.MarienthalhatSr.M.ReginaWoll-mannam21.AugustinSt.Marienthalbegangen.EswareininallenTeilenharmonischer,vongegenseitigerLiebeundAchtunggetragenerFesttagfürdieÄbtissinundihreGäste.Erbegannum10UhrmitdemDankgottesdienstinderHofkapellemitAltabtDr.ThomasDenterausMarienstatt,Weihbischofem.GeorgWeinholdundachtweiterenGeistlichen,unterdenenauchderalteHeimatpfarrerderJubilarin,Dr.Hübner,war.DieMitschwesterndes Konvents von St. Marienthal, die Altäbtissin sowie die Äbtissin von St. MariensternunddiegeladenenGästenahmendaranteil.DiemusikalischeUmrahmungderhl.MessewurdevonderFamiliederÄbtissinprofessionellgestaltet.

DiesehrpersönlicheBegrüßungderÄbtissinund ihrerGästedurchAbtThomasundsein geistlichesWort, hier in Stichworten wiedergegeben, standen wie ein SegenswortüberdemganzenTag:

Glaube–Liebe–DemutmögenüberallemTunstehen.KommtzuJesus,dannwerdetihrseineHilfeerfahren.DasLichtdesGlaubenshilft,un-

sereBerufungauchbeimGangdurchsTalanzunehmen,aufdieStimmeGotteszuhören,wieesderWahlspruchderÄbtissin„Obsculta(höre)“besagt.GlaubeistderrichtigeWeg–InDemutdasUnsrigetun–InLiebezusammenstehen–UnserWilleistnichtdasZiel.

Für die Glückwünsche zum JubiläumempfingdieÄbtissindieGästeinderAbtei.UndinfamiliärerAtmosphäreversammel-te sie sich mit ihren Mitschwestern undGästenumdenMittagstischimFestzelt.

Wieder ergriff Abt Thomas das Wort:„Mit jedem ist sie in Liebe verbunden, mehr liebt sie Christus.“ Anschließend folgtenvielederEinladungvonSr.PriorinElisabethin die Klosterkirche, um die FortschrittebeimBauzusehen,dienurerahnenlassen,wiegroßdieanstehendenRestaurierungs-arbeitenundUmbautennochsind.

An der Kaffeetafel am Nachmittag imFestzelt schnitt die Jubilarin dieTorte mitihremBildselbstan.VonMitgliedernihrerFamilie gab es noch einmal musikalischeDarbietungen.DerFesttagklangamAbendimKreisderGeschwister,VerwandtenundFreundederÄbtissinbeibesterStimmungaus.

Dr. Harald Neumann, Ostritz

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stärktumdieGewinnungneuerMitgliederzubemühen.NachihremBerichtunddemdesSchatzmeistersHerrnVogterteiltedieMitgliederversammlungdemVorstandEntlastung.

HerrVogt gab bekannt, dass er zum Ende dieses Jahres aus familiären Gründen dasAmt des Schatzmeisters, das er neun Jahre lang innehatte, abgeben wolle, um bis zumJahresabschluss2014einenNachfolgereinarbeitenzukönnen.DerVorstandbemühtsich,soschnellwiemöglicheinenzufindenundbittetdieMitgliederumVorschläge.

Hans Lindemann schenkt dem Kloster ein Gemälde von Äbtissin CelsaAm Ende der Mitgliederversammlung desFreundeskreises gab es eine Überraschung,noch einmal im Zusammenhang mit Äbtis-sin Celsa: Hans Lindemann aus Köln, Groß-neffe von Äbtissin Celsa Gutte (s. ora et la-bora13und42),überreichteÄbtissinReginaein von seiner Großtante gemaltes Bild desKlostersSt.Marienthal.Damitkehrteesnach80Jahren indieAbteizurück.Denngemalthat Äbtissin Celsa es 1933/34. Sie schenkteesihrerCousine,dieinReichenau/BogatyniamitdemGroßvatervonHansLindemannver-heiratetwar.Beiihrbliebesbisca.1943,dannerbteesihreTochter,dieinHalleanderSaalelebte.Diesehatesca.1980/81ihremNeffenHansLindemanninKölnvermacht.Undnunwollte er, mittlerweile 86 Jahre alt, dass es

nachSt.Marienthalzurückkehrte,undbrachteeszumFreundeskreistreffenmit.

Hoffnung auf die Fertigstellung der KlosterkircheDer Abend im Festzelt, das Hochamt am SonntagVormittag mit dem Görlitzer BischofWolfgang Ipolt, die anschließende Prozession zurWeihe der Muttergottesstatue in derGrotte des Klostergartens, der Gang durch Klosterkirche und die Abtei zur Informationüber den Stand der Bauarbeiten zeugten wieder vom Interesse des Freundeskreises anWohlundWehedesKlostersundderfreundschaftlichenZuneigungzudenSchwesterndesKonvents;allerdingswardiesmaldieBeteiligungdeutlichschwächeralsbisher.

DassbeimnächstenFreundeskreistreffen am 18./19. Oktober 2014 in St. Marienthaltat-sächlichdieKlosterkirchewiederzurVerfügungsteht,istdiegroßeHoffnung.BeimRund-gangdurchdieBaustellenwirdmancherdiePredigtvonBischofWolfgangimSinngehabthaben,derdazuermunterthatte,imGebetpraktischundlebensnahzubitten,dasGebetmitGlaubenzufüllenundGottzuvertrauen,dasseretwasverwandelnkann:„Er,derunsbiszumEndeliebt,erbleibtbeiuns,dasdürfenwirglauben,daraufhoffenwir,“sagteerzumSchlussimAnklanganBernhardvonClairvaux’VorstellungvonderGottesliebe.

Gisela Rieck, St. Marienthal

Aus dem Freundeskreis

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Aus St. Marienthal

Sr.M.ReginaWollmann20JahreÄbtissin

Den20.JahrestagihrerWeihezur55.ÄbtissinvonSt.MarienthalhatSr.M.ReginaWoll-mannam21.AugustinSt.Marienthalbegangen.EswareininallenTeilenharmonischer,vongegenseitigerLiebeundAchtunggetragenerFesttagfürdieÄbtissinundihreGäste.Erbegannum10UhrmitdemDankgottesdienstinderHofkapellemitAltabtDr.ThomasDenterausMarienstatt,Weihbischofem.GeorgWeinholdundachtweiterenGeistlichen,unterdenenauchderalteHeimatpfarrerderJubilarin,Dr.Hübner,war.DieMitschwesterndes Konvents von St. Marienthal, die Altäbtissin sowie die Äbtissin von St. MariensternunddiegeladenenGästenahmendaranteil.DiemusikalischeUmrahmungderhl.MessewurdevonderFamiliederÄbtissinprofessionellgestaltet.

DiesehrpersönlicheBegrüßungderÄbtissinund ihrerGästedurchAbtThomasundsein geistlichesWort, hier in Stichworten wiedergegeben, standen wie ein SegenswortüberdemganzenTag:

Glaube–Liebe–DemutmögenüberallemTunstehen.KommtzuJesus,dannwerdetihrseineHilfeerfahren.DasLichtdesGlaubenshilft,un-

sereBerufungauchbeimGangdurchsTalanzunehmen,aufdieStimmeGotteszuhören,wieesderWahlspruchderÄbtissin„Obsculta(höre)“besagt.GlaubeistderrichtigeWeg–InDemutdasUnsrigetun–InLiebezusammenstehen–UnserWilleistnichtdasZiel.

Für die Glückwünsche zum JubiläumempfingdieÄbtissindieGästeinderAbtei.UndinfamiliärerAtmosphäreversammel-te sie sich mit ihren Mitschwestern undGästenumdenMittagstischimFestzelt.

Wieder ergriff Abt Thomas das Wort:„Mit jedem ist sie in Liebe verbunden, mehr liebt sie Christus.“ Anschließend folgtenvielederEinladungvonSr.PriorinElisabethin die Klosterkirche, um die FortschrittebeimBauzusehen,dienurerahnenlassen,wiegroßdieanstehendenRestaurierungs-arbeitenundUmbautennochsind.

An der Kaffeetafel am Nachmittag imFestzelt schnitt die Jubilarin dieTorte mitihremBildselbstan.VonMitgliedernihrerFamilie gab es noch einmal musikalischeDarbietungen.DerFesttagklangamAbendimKreisderGeschwister,VerwandtenundFreundederÄbtissinbeibesterStimmungaus.

Dr. Harald Neumann, Ostritz

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Aus St. Marienthal

GoldeneOrdensprofeßvonSr.HildegardSr.M.HildegardZeletzkifeiertam11.Juli2014ihreGoldeneOrdensprofeß.

BesuchvonBischofDr.HeinerKochBischofDr.HeinerKochvonDresden-MeißenhatSt.Marienthalam30.AugustseinenAn-trittsbesuchabgestattetunddemKonventeinenganzenNachmittaggeschenkt.ErhatmitdenSchwesternimParlatoriumdesKlostersgesessenundganzfreiundfröhlichüberseinenWerdeganginderErzdiözeseKölnberichtetundseineEindrückeüberseinneuesBistumDresden-Meißengeschildert.FürihnseiendieVielfaltderLandschaften,vorallemaberdieverschiedenenBevölkerungsgruppenerstaunlich:dieErzgebirglerunddieThürin-ger,dieSorben,dieSachsenundnunnochdieOberlausitzer.Erhatsichdielange,wechsel-volleGeschichtevonSt.MarienthalvorstellenlassenundbeiderFührungdurchdieAbteivorallemdieBibliothekbestaunt.SeinVersprechen,baldwiederkommenzuwollen,haterinzwischeneingelöst.

OrgelweiheinOstritzDieOrgelderkatholischenPfarrkircheMariäHimmelfahrtinOstritzistnachfasteinJahrdauerndenSanierungs-undRenovierungarbeitenfeierlichwiedereingeweihtworden.

DenAnstoßzurSanierungderJehmlich-OrgelausdemJahr1878hattedieOstritzerinGabrieleEiflerAnfang2010gegebenundimBischöflichenOrdinariatinDresden,wosiealsOrdinariatsrätintätigwar,umUnterstützunggebeten.EinevonihrinsLebengerufeneAr-beitsgruppekümmertesichinderFolgezeitumdieAufträgefürdienötigenArbeitenunddieBeschaffungderGelder.DenAuftrag,dieOrgelzusanierenundinihrenursprünglichenZustandzuversetzen,erhieltdie inDresdennochexistierendeOrgelbaufirmaJehmlich,dasGelddafürwurdedurchSpendenausderGemeindeunddenZuschussdesBistums,ausLandesmittelndesDenkmalamts,vonderOstdeutschenSparkassenstiftungmitderSparkasseOberlausitz-NiederschlesienundganzwesentlichdurchdieDeutscheBundes-stiftungUmweltaufgebracht.

Die restaurierte Orgel der Pfarrkirche Mariä Himmel-fahrt in Ostritz

31

Aus Orden und Kirche

DieschöneOstritzerKirche,einederältesteninderDiözeseDresden-Meißen,dieeinstunterdemPatronatderAbteiSt.Marienthalgestandenhat, istdamitumeinewürdigeAttraktionreichergeworden.

Aus Orden und Kirche

GoldeneProfessvonÄbtissinM.AgnesFabianekOCistDieAltäbtissinderAbteiMariastern-GwiggenundderzeitigeAdministratorinvonHelfta,PriorinSr.M.AgnesFabianekOCist,hatam16.JuniihrGoldenesProfessjubiläumgefeiert.

P.ReinholdDesslOCistAbtvonWilheringP.ReinholdDesslOCististimAprilzum47.AbtvonStiftWilheringgewähltundam23.Junibenediziertworden.DieZisterzienserabteiWilheringbeiLinzwurde1146gegründetundzuerstvonStiftReinbeiGrazundspätervonKlosterEbrachausbesiedelt.SiehatselbstdieKlösterHohenfurth/VissyBrodinSüdböhmen,EngelszellundSäusensteininNieder-österreichbesiedelt.

25JahreKlosterStiepelDas Zisterzienserkloster Bochum-Stiepel,„Prioratus simplex Sanctae Matris Dolorosae“,hatimAugustsein25-jährigesBestehengefeiert.DasPrioratistamFestdeshl.Bernhardvon Clairvaux 1988 auf Einladung des Ruhrbischofs Franz Kardinal Hengsbach von StiftHeiligenkreuzimWienerwaldunterAbtGerhardHradilgegründetworden.DieelfMönchebetreuendieWallfahrtzur„SchmerzhaftenMuttervonStiepel“,sindinderSeelsorgetätigundwirkenalsgeistlicheBegleitervonStudierendenderRuhruniversitätBochum.PrioristP.PirminHolzschuhOCist.DieÄbtevonStiftRein,P.ChristianFeursteinOCist,undvonStiftHeiligenkreuz,P.MaximilianHeimOCist,sindfrüherePriorenvonKlosterStiepel.

875JahreStiftZwettlDasZisterzienserstiftZwettl inNiederösterreichhatam15.Septembersein875-jährigesBestehengefeiert.SeitseinerGründungimJahr1138durchStiftHeiligenkreuzbestehtesohneUnterbrechung.AbtdesStiftsZwettlistseit1996P.WolfgangWiedermann,derzu-gleich seit 2007 Abtpräses der Österreichischen Zisterzienserkongregation ist. Rechtzei-tigzumJubiläumistdiejahrelangeRenovierungderKircheundderAbteiabgeschlossenworden, so dass das Pontifikalhochamt mit dem Apostolischen Nuntius von Österreich,ErzbischofDr.PeterStephanZurbriggen,inderKlosterkirchegefeiertwerdenkonnte.DieberühmteEgedacherOrgel,1728bis1731vondemPassauerOrgelbauerkonzipiert,erklangnachjahrelangerRestaurierungwiederamVorabendineinemFestkonzertmitdemSäch-sischenVocalensemble.

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Aus St. Marienthal

GoldeneOrdensprofeßvonSr.HildegardSr.M.HildegardZeletzkifeiertam11.Juli2014ihreGoldeneOrdensprofeß.

BesuchvonBischofDr.HeinerKochBischofDr.HeinerKochvonDresden-MeißenhatSt.Marienthalam30.AugustseinenAn-trittsbesuchabgestattetunddemKonventeinenganzenNachmittaggeschenkt.ErhatmitdenSchwesternimParlatoriumdesKlostersgesessenundganzfreiundfröhlichüberseinenWerdeganginderErzdiözeseKölnberichtetundseineEindrückeüberseinneuesBistumDresden-Meißengeschildert.FürihnseiendieVielfaltderLandschaften,vorallemaberdieverschiedenenBevölkerungsgruppenerstaunlich:dieErzgebirglerunddieThürin-ger,dieSorben,dieSachsenundnunnochdieOberlausitzer.Erhatsichdielange,wechsel-volleGeschichtevonSt.MarienthalvorstellenlassenundbeiderFührungdurchdieAbteivorallemdieBibliothekbestaunt.SeinVersprechen,baldwiederkommenzuwollen,haterinzwischeneingelöst.

OrgelweiheinOstritzDieOrgelderkatholischenPfarrkircheMariäHimmelfahrtinOstritzistnachfasteinJahrdauerndenSanierungs-undRenovierungarbeitenfeierlichwiedereingeweihtworden.

DenAnstoßzurSanierungderJehmlich-OrgelausdemJahr1878hattedieOstritzerinGabrieleEiflerAnfang2010gegebenundimBischöflichenOrdinariatinDresden,wosiealsOrdinariatsrätintätigwar,umUnterstützunggebeten.EinevonihrinsLebengerufeneAr-beitsgruppekümmertesichinderFolgezeitumdieAufträgefürdienötigenArbeitenunddieBeschaffungderGelder.DenAuftrag,dieOrgelzusanierenundinihrenursprünglichenZustandzuversetzen,erhieltdie inDresdennochexistierendeOrgelbaufirmaJehmlich,dasGelddafürwurdedurchSpendenausderGemeindeunddenZuschussdesBistums,ausLandesmittelndesDenkmalamts,vonderOstdeutschenSparkassenstiftungmitderSparkasseOberlausitz-NiederschlesienundganzwesentlichdurchdieDeutscheBundes-stiftungUmweltaufgebracht.

Die restaurierte Orgel der Pfarrkirche Mariä Himmel-fahrt in Ostritz

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Aus Orden und Kirche

DieschöneOstritzerKirche,einederältesteninderDiözeseDresden-Meißen,dieeinstunterdemPatronatderAbteiSt.Marienthalgestandenhat, istdamitumeinewürdigeAttraktionreichergeworden.

Aus Orden und Kirche

GoldeneProfessvonÄbtissinM.AgnesFabianekOCistDieAltäbtissinderAbteiMariastern-GwiggenundderzeitigeAdministratorinvonHelfta,PriorinSr.M.AgnesFabianekOCist,hatam16.JuniihrGoldenesProfessjubiläumgefeiert.

P.ReinholdDesslOCistAbtvonWilheringP.ReinholdDesslOCististimAprilzum47.AbtvonStiftWilheringgewähltundam23.Junibenediziertworden.DieZisterzienserabteiWilheringbeiLinzwurde1146gegründetundzuerstvonStiftReinbeiGrazundspätervonKlosterEbrachausbesiedelt.SiehatselbstdieKlösterHohenfurth/VissyBrodinSüdböhmen,EngelszellundSäusensteininNieder-österreichbesiedelt.

25JahreKlosterStiepelDas Zisterzienserkloster Bochum-Stiepel,„Prioratus simplex Sanctae Matris Dolorosae“,hatimAugustsein25-jährigesBestehengefeiert.DasPrioratistamFestdeshl.Bernhardvon Clairvaux 1988 auf Einladung des Ruhrbischofs Franz Kardinal Hengsbach von StiftHeiligenkreuzimWienerwaldunterAbtGerhardHradilgegründetworden.DieelfMönchebetreuendieWallfahrtzur„SchmerzhaftenMuttervonStiepel“,sindinderSeelsorgetätigundwirkenalsgeistlicheBegleitervonStudierendenderRuhruniversitätBochum.PrioristP.PirminHolzschuhOCist.DieÄbtevonStiftRein,P.ChristianFeursteinOCist,undvonStiftHeiligenkreuz,P.MaximilianHeimOCist,sindfrüherePriorenvonKlosterStiepel.

875JahreStiftZwettlDasZisterzienserstiftZwettl inNiederösterreichhatam15.Septembersein875-jährigesBestehengefeiert.SeitseinerGründungimJahr1138durchStiftHeiligenkreuzbestehtesohneUnterbrechung.AbtdesStiftsZwettlistseit1996P.WolfgangWiedermann,derzu-gleich seit 2007 Abtpräses der Österreichischen Zisterzienserkongregation ist. Rechtzei-tigzumJubiläumistdiejahrelangeRenovierungderKircheundderAbteiabgeschlossenworden, so dass das Pontifikalhochamt mit dem Apostolischen Nuntius von Österreich,ErzbischofDr.PeterStephanZurbriggen,inderKlosterkirchegefeiertwerdenkonnte.DieberühmteEgedacherOrgel,1728bis1731vondemPassauerOrgelbauerkonzipiert,erklangnachjahrelangerRestaurierungwiederamVorabendineinemFestkonzertmitdemSäch-sischenVocalensemble.

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Aus Orden und Kirche

VietnamesischeZisterzienseramRheinSechs vietnamesische Zisterziensermönche aus der Abtei Châu Son in der Provinz LâmDong im Süden Vietnams haben in dem ehemaligen Kapuzinerkloster Nothgottes beiRüdesheimamRheineinenKonventgegründet.Damitistdas1620gegründeteund1813aufgelösteKlosternachunterschiedlicherNutzungundLeerstandwiedereinOrtklöster-lichenLebensunddesliturgischenGebets.Dieschonum1390geweihteKirchedesKlos-ters,indereinstdasGnadenbilddesblutschwitzendenHeilands„Nothgottes“hing,bleibtalsWallfahrtskirche der Öffentlichkeit zugänglich. Im nächsten Jahr sollen sechs weite-reMönchefolgen.Zisterzienserlebenseit1918inVietnam,seitderfranzösischePriesterP.DenisdasKlosterPhuocSongegründethat.InzwischengibtesinVietnamzehnMänner-unddreiFrauenklösterderZisterzienser.

PapstFranziskusunddieOrdensleutePapstFranziskus,derOrdensmannaufdemStuhldesheiligenPetrus,hatindemvielbe-achteten Interview mit Antonio Spadaro SJ im August dieses Jahres auf die Frage, washeutederspezifischePlatzderOrdensmännerundOrdensfraueninderKirchesei,gesagt:

„OrdensleutesindPropheten.Siesinddiejenigen,dieeineNachfolgeJesugewähltha-ben,dieseinLebeninGehorsamgegendenVater,dieArmut,dasGemeinschaftslebenunddieKeuschheitgewählthaben.IndiesemSinnekönnendieGelübdenichtzuKarikaturenwerden,sonstwirdzumBeispieldasGemeinschaftslebenzurHölle,dieKeuschheitzumLe-benalsalterJunggeselle.DasGelübdederKeuschheitmusseinGelübdederFruchtbarkeitsein. InderKirchesindOrdensleutebesondersberufen,Prophetenzusein,diebezeugen,wieJesusaufdieserErdegelebthat,unddiezeigen,wiedasReichGottesinseinerVollen-dungseinwird.EinOrdensmannodereineOrdensfraudarfnieaufProphetieverzichten.Dasbedeutetnicht,dassmansichgegendiehierarchischeSeitederKirchestellt,wenndieprophetischeFunktionunddiehierarchischeStrukturnichtübereinstimmen. IchsprechevoneinempositivenVorschlag,deraberkeineAngstmachendarf.Wirdenkenandas,wassovielegroßeheiligeMönche,Ordensfrauenund-männerseitdemAbtAntoniusgetanha-ben.Prophetzusein,bedeutetmanchmallautzusein–ichweißnicht,wieichmichausdrü-ckensoll.DieProphetiemachtLärm,Krach–manchemeinen‚Zirkus‘.AberinWirklichkeitistihrCharisma,Sauerteigzusein:DieProphetieverkündetdenGeistdesEvangeliums.“

St.MarienthalundClairvauxDieordenstypischeAnlagedesMittelalterssehemanSt.Marienthalkauman,schreibtMa-riusWinzeleramAnfangseinesBeitragsüberdieAbteikircheindiesemHeft.Dochwennman sich Clairvaux, der 1115 vom hl. Bernhard gegründeten Abtei an der Aube, nähert,kommteinemindenSinn,dassdieArchitektenBrigitteundDietrichKloseinihrerStudieüberSt.Marienthalmeinten,dieBeschreibungvonClairvauxkönnteaucheineBeschrei-bungderSituationvonSt.Marienthalsein:„ZweiBergebeginnennichtweitvonderAbtei,zuerstteiltsieeinengesTal,danachverbreitertsichdieSchlucht,jemehrmansichderAbteinähert…HinterderAbteibefindetsicheinebenesundweitesLand,daszumgrößtenTeilvonderMauerumfasstwird,derenweiterUmkreisdenUmfangderAbteikennzeichnet.“

33

Aus Orden und Kirche

Man braucht aber schon einen gutenBlickfürdasTypischevonZisterzienserab-teien, will man entdecken, was Clairvauxeinmal gewesen ist – und wieder werdenkönnte! Im Gegensatz zu St. Marienthal,das sich über die Jahrhunderte ununter-brochen als Abtei erhalten hat und im„heiteren Gewand eines ländlichen...Ba-rock“zeigt,erinnertClairvauxeherandas„Wermutstal“,dasSt.Bernhardvorfand,alsandas„HelleTal–claravallis“,dasermitseinen Gefährten daraus gemacht hatte.DennhinterderriesigenMauer,welchedienochvorhandenenGebäudederehemaligenAbteiumschließt,verbirgtsichseitAnfangdes19.JahrhundertseinHochsicherheitsgefängnis;derberüchtigteTerrorist‚Carlos‘sitztz.B.hierein.BeimRundgangwirddiedesolateSituationbeklemmenddeutlich:AnjederTürmüssendieBesucherwarten,bissieauf-undwiederzugeschlossenist,derWeggehtdurchlangeschmaleGängemitStacheldrahtsicherungen,dieGebäudebefindensichau-ßenwieinnenineinemverwüstetenZustand.

DochesgibtHoffnungsschimmer!DerStaatbesinntsichaufdieBedeutungvonClair-vauxundseinesGründers,deshl.Bernhard,undhateinzelnederGebäudedemKultus-ministeriumübergeben.So istbereitsdasLaiendormitoriumfastvollständigrestauriertworden.UndbiszumJubiläumsjahr2015hofftman,dasbarockeRefektoriumindemtrotzallemliebevoll‚Klein-Versailles‘genanntenHauptgebäudewiederherrichtenzukönnen.

Tröstlichstimmtauch,dasskostbareGegenständeausClairvauxinderNäheerhaltensind: Die Orgel in der Kathedrale vonTroyes, in der Mediathek die Bibliothek mit alten,aufSt.BernhardzurückgehendenBibeln,diedortwürdigpräsentiertwerden.Undvoral-lemkümmertsichdieaktiveLaienzisterzienser-Organisation„LaGrangeSaintBernarddeClairvaux“(s.oraetlabora47)umdasgeistigeErbeSt.Bernhards.G.R.

NuntiusNikolaEterovicDerausKroatienstammendeKirchendiplomatNikolaEterovicistzumNuntius–Botschaf-terdesHeiligenStuhls–inDeutschlandernanntworden.Der62-jährigeKurienerzbischoflöstErzbischofJean-ClaudePérissetab,deru.a.zurEinweihungderPapst-StatueimNo-vember 2008 in St. Marienthal gewesen ist. Erzbischof Eterovic ist als KirchendiplomatinderElfenbeinküste, inSpanienundinNicaraguaundalsNuntiusinderUkrainetätiggewesen.ZuletzthaterdasAmtdesGeneralsekretärsderWeltbischofssynodeausgeübt.

JuliusKardinalDöpfnerzum100.GeburtstagGeboren 26. August 1913 in Hausen bei Bad Kissingen, Theologiestudium in Würzburg und Rom, Promotion zum Dr. theol. mit einer Arbeit über John Henry Newman, Priesterwei-he 1939 in Rom, 1948 Bischof von Würzburg und somit jüngster europäischer Bischof, 1957

Die Grangie Saint Bernard de Clairvaux

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Aus Orden und Kirche

VietnamesischeZisterzienseramRheinSechs vietnamesische Zisterziensermönche aus der Abtei Châu Son in der Provinz LâmDong im Süden Vietnams haben in dem ehemaligen Kapuzinerkloster Nothgottes beiRüdesheimamRheineinenKonventgegründet.Damitistdas1620gegründeteund1813aufgelösteKlosternachunterschiedlicherNutzungundLeerstandwiedereinOrtklöster-lichenLebensunddesliturgischenGebets.Dieschonum1390geweihteKirchedesKlos-ters,indereinstdasGnadenbilddesblutschwitzendenHeilands„Nothgottes“hing,bleibtalsWallfahrtskirche der Öffentlichkeit zugänglich. Im nächsten Jahr sollen sechs weite-reMönchefolgen.Zisterzienserlebenseit1918inVietnam,seitderfranzösischePriesterP.DenisdasKlosterPhuocSongegründethat.InzwischengibtesinVietnamzehnMänner-unddreiFrauenklösterderZisterzienser.

PapstFranziskusunddieOrdensleutePapstFranziskus,derOrdensmannaufdemStuhldesheiligenPetrus,hatindemvielbe-achteten Interview mit Antonio Spadaro SJ im August dieses Jahres auf die Frage, washeutederspezifischePlatzderOrdensmännerundOrdensfraueninderKirchesei,gesagt:

„OrdensleutesindPropheten.Siesinddiejenigen,dieeineNachfolgeJesugewähltha-ben,dieseinLebeninGehorsamgegendenVater,dieArmut,dasGemeinschaftslebenunddieKeuschheitgewählthaben.IndiesemSinnekönnendieGelübdenichtzuKarikaturenwerden,sonstwirdzumBeispieldasGemeinschaftslebenzurHölle,dieKeuschheitzumLe-benalsalterJunggeselle.DasGelübdederKeuschheitmusseinGelübdederFruchtbarkeitsein. InderKirchesindOrdensleutebesondersberufen,Prophetenzusein,diebezeugen,wieJesusaufdieserErdegelebthat,unddiezeigen,wiedasReichGottesinseinerVollen-dungseinwird.EinOrdensmannodereineOrdensfraudarfnieaufProphetieverzichten.Dasbedeutetnicht,dassmansichgegendiehierarchischeSeitederKirchestellt,wenndieprophetischeFunktionunddiehierarchischeStrukturnichtübereinstimmen. IchsprechevoneinempositivenVorschlag,deraberkeineAngstmachendarf.Wirdenkenandas,wassovielegroßeheiligeMönche,Ordensfrauenund-männerseitdemAbtAntoniusgetanha-ben.Prophetzusein,bedeutetmanchmallautzusein–ichweißnicht,wieichmichausdrü-ckensoll.DieProphetiemachtLärm,Krach–manchemeinen‚Zirkus‘.AberinWirklichkeitistihrCharisma,Sauerteigzusein:DieProphetieverkündetdenGeistdesEvangeliums.“

St.MarienthalundClairvauxDieordenstypischeAnlagedesMittelalterssehemanSt.Marienthalkauman,schreibtMa-riusWinzeleramAnfangseinesBeitragsüberdieAbteikircheindiesemHeft.Dochwennman sich Clairvaux, der 1115 vom hl. Bernhard gegründeten Abtei an der Aube, nähert,kommteinemindenSinn,dassdieArchitektenBrigitteundDietrichKloseinihrerStudieüberSt.Marienthalmeinten,dieBeschreibungvonClairvauxkönnteaucheineBeschrei-bungderSituationvonSt.Marienthalsein:„ZweiBergebeginnennichtweitvonderAbtei,zuerstteiltsieeinengesTal,danachverbreitertsichdieSchlucht,jemehrmansichderAbteinähert…HinterderAbteibefindetsicheinebenesundweitesLand,daszumgrößtenTeilvonderMauerumfasstwird,derenweiterUmkreisdenUmfangderAbteikennzeichnet.“

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Aus Orden und Kirche

Man braucht aber schon einen gutenBlickfürdasTypischevonZisterzienserab-teien, will man entdecken, was Clairvauxeinmal gewesen ist – und wieder werdenkönnte! Im Gegensatz zu St. Marienthal,das sich über die Jahrhunderte ununter-brochen als Abtei erhalten hat und im„heiteren Gewand eines ländlichen...Ba-rock“zeigt,erinnertClairvauxeherandas„Wermutstal“,dasSt.Bernhardvorfand,alsandas„HelleTal–claravallis“,dasermitseinen Gefährten daraus gemacht hatte.DennhinterderriesigenMauer,welchedienochvorhandenenGebäudederehemaligenAbteiumschließt,verbirgtsichseitAnfangdes19.JahrhundertseinHochsicherheitsgefängnis;derberüchtigteTerrorist‚Carlos‘sitztz.B.hierein.BeimRundgangwirddiedesolateSituationbeklemmenddeutlich:AnjederTürmüssendieBesucherwarten,bissieauf-undwiederzugeschlossenist,derWeggehtdurchlangeschmaleGängemitStacheldrahtsicherungen,dieGebäudebefindensichau-ßenwieinnenineinemverwüstetenZustand.

DochesgibtHoffnungsschimmer!DerStaatbesinntsichaufdieBedeutungvonClair-vauxundseinesGründers,deshl.Bernhard,undhateinzelnederGebäudedemKultus-ministeriumübergeben.So istbereitsdasLaiendormitoriumfastvollständigrestauriertworden.UndbiszumJubiläumsjahr2015hofftman,dasbarockeRefektoriumindemtrotzallemliebevoll‚Klein-Versailles‘genanntenHauptgebäudewiederherrichtenzukönnen.

Tröstlichstimmtauch,dasskostbareGegenständeausClairvauxinderNäheerhaltensind: Die Orgel in der Kathedrale vonTroyes, in der Mediathek die Bibliothek mit alten,aufSt.BernhardzurückgehendenBibeln,diedortwürdigpräsentiertwerden.Undvoral-lemkümmertsichdieaktiveLaienzisterzienser-Organisation„LaGrangeSaintBernarddeClairvaux“(s.oraetlabora47)umdasgeistigeErbeSt.Bernhards.G.R.

NuntiusNikolaEterovicDerausKroatienstammendeKirchendiplomatNikolaEterovicistzumNuntius–Botschaf-terdesHeiligenStuhls–inDeutschlandernanntworden.Der62-jährigeKurienerzbischoflöstErzbischofJean-ClaudePérissetab,deru.a.zurEinweihungderPapst-StatueimNo-vember 2008 in St. Marienthal gewesen ist. Erzbischof Eterovic ist als KirchendiplomatinderElfenbeinküste, inSpanienundinNicaraguaundalsNuntiusinderUkrainetätiggewesen.ZuletzthaterdasAmtdesGeneralsekretärsderWeltbischofssynodeausgeübt.

JuliusKardinalDöpfnerzum100.GeburtstagGeboren 26. August 1913 in Hausen bei Bad Kissingen, Theologiestudium in Würzburg und Rom, Promotion zum Dr. theol. mit einer Arbeit über John Henry Newman, Priesterwei-he 1939 in Rom, 1948 Bischof von Würzburg und somit jüngster europäischer Bischof, 1957

Die Grangie Saint Bernard de Clairvaux

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Aus Orden und Kirche

Bischof von Berlin, 1958 Kardinal, Erzbischof von München und Freising 1961–1976, 1965 Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, gestorben 24. Juli 1976 in München.

„Bist du der Julius-Bischof?!“ krähte die Dreijährige aufdemArmihresVatersdemneuenBischofentgegen,alsernach dem Firmgottesdienst aus der Pfarrkirche trat. Allelachten,amlautestenderBischofselbst.Nein,Berührungs-ängstehatteernicht.Aber„grosseSorge!“machteersichum dieses ihm erst kürzlich übertragene Bistum Berlin.Das sagte er nachdrücklich bei seinem Einführungsgot-tesdienstindergroßenSt.SebastiankircheimOstberlinerBezirkWedding.

Bischof Julius kam aus dem katholischen BistumWürzburg in eine eigenartige Dia-sporadiözese:ZumeinenwarBerlinzweigeteilt,andererseitsdurfteerseineDiözesanenaußerhalbderStadt,d.h.inderDDR,nichtbesuchen,galterdochals„Westberliner“.WieeinstinWürzburggabesauchinBerlinnochvieleRuinen.Auchhierhatteerkeine„Kathe-drale“,denn„St.Hedwig“laginTrümmern;diefeierlichenGottesdienstemusstenjeweilsineineranderengroßenKirchestattfinden.PapstJohannesXXIII.erhobihn1958zumKar-dinal:BeieinerdergroßenGlaubenskundgebungenimOlympiastadionzogerinderroten„Cappamagna“,dervonMinistrantengetragenenlangenrotenSchleppe,ein.1959erhielterAlfredBengschalsWeihbischof,derihnimweitenBistumjenseitsderGrenzenderVier-sektorenstadtvertretendurfte.

Bereits 1961mussteKardinalDöpfner indasErzbistumMünchenundFreisingwech-seln. ImgleichenJahrberief ihnPapstJohannesXXIII. indasVorbereitungsgremiumfürdasII.VatikanischeKonzil,undunterPapstPaulVI.warervon1963bis1965alseinerdervierModeratorenmaßgeblichamKonzilbeteiligt,auchandessenUmsetzungindenwest-deutschenBistümern.DennalsinWürzburgvon1971bis1975dieGemeinsameSynodederBistümerderBundesrepublikDeutschland,diesog.„WürzburgerSynode“, imNachgangzumII.Vatikanumtagte,warerderenPräsident.

BiszuseinemplötzlichenTodam24.Juli1976arbeiteteKardinalDöpfnerinallseinenÄmternunermüdlichanderVersöhnungderimZweitenWeltkriegzerstrittenenVölker,be-sondersmitdenöstlichenNachbarn.Schon1960hatteerinseinerberühmten„Hedwigs-predigt“denAnstoßzurVersöhnungvonPolenundDeutschlandgegeben.DenKardinä-lenWyszińskiundWoityła,demspäterenPapstJohannesPaulII.,warerfreundschaftlichverbunden.InseinemLebenbewahrheiteteJuliusDöpfnereindrücklich,waserinseinererstenPredigtalsWürzburgerOberhirtegesagthatte:„IchwillderersteKreuzträgerun-seresBistumssein,indemichdieschmerzendeLastfrohgemuttrage,diesichunterdenEhrungendesBischofsamtesverbirgt“.KardinalKarlLehmannschriebihmzumGedenkendasBuchmitdembezeichnendenTitel„BrückenbauerineinerZeitdesÜberganges“.

Sr. M. Hildegard Zeletzki OCist

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Namengebende Patrone der St. Marienthaler Gebäude

Zwei Äbtissinnen sind für das „Celsa-Pia-Haus“, die Mensa im ehemaligen großen Kuhstall der Kloster-Wirtschaftsanlage Abtei St. Marienthal, zu Namensgeberinnen geworden: Äb-tissin Celsa Gutte (1943–1982) und ihre Nachfolgerin Äbtissin Pia Walter (1982–1992). Das ist nicht von ungefähr! Denn beide Frauen haben innerhalb des 20. Jahrhunderts den Weg des Klosters in die Zukunft auf sehr verschiedene und unabhängige Weise bestimmt: durch keinen Machterweis und keine Neuerwerbung wie in früheren Zeiten und doch so gut wie durch beides.

Celsa und Pia, zwei Äbtissinnen in schweren Zeiten

ÄbtissinM.Celsa(Mechthild)Gutte,1893inSeitendorfaufderanderenNeißeseitegeboren,leitetedasKlostervon1943biszuihrerResignation1982.SchonalsjungesMädchenverspür-tesiedenWunsch,indasKlosterSt.Marienthaleinzutreten.Weilsieaberzunächstdafürnochzujungwar,erhieltsieinderZisterzienserinnenabteiWaldsasseneineAusbildungzurLehrerin.Am1.September1912wurdesiemitneunweiterenKandidatinneninSt.Marienthaleingekleidetundundlegte1918diefeierlichenGelübdeab.MitvielLiebeundSchwungun-terrichtetesiemehrereKlasseninderklostereigenenMädchenschule,bissiedieseTätigkeitausKrankheitsgründenunterbrechenmusste.1943wurdesiezurÄbtissingewählt.

NurwenigenÄbtissinnenbliebenschwereNotzeitenfürdasKlostererspart,einigenaberwurdenbesonderePrüfungenauferlegt.Zu ihnengehörteÄbtissinCelsa.Mitderdurch die Naziherrrschaft darniederliegenden Wirtschaft wurde ihr gleich zu Beginnihrer Regierungszeit eine harte Bürdezugemutet. Ihrem Durchhaltevermögenin vielen Dingen, besonders aber in derhöchstenNotdesKriegsendes(s.S.18),ver-dankt die Abtei das nackte Weiterbeste-hen. Nach dem völligen ZusammenbruchgelangesÄbtissinCelsamitihremPropstGerhard Hälbig aus Stift Ossegg, die er-heblichenSchädenamKlosterzubeheben,undbaldbezogenwiederKühe,PferdeundSchweine die großen leeren und verwüs-teten Stallgebäude mit ihren Gewölbenund Granitsäulen. 1955 rief Äbtissin CelsadasSt.Josef-Caritaspflegeheimfürgeistigund körperlich behinderte Mädchen undFrauen insLeben,ebensodasAncillaheimals Vorschule für schulentlassene Mäd-chen, die sich auf den kirchlichen Dienstvorbereiten wollten. Beide Einrichtungenwurden im Kloster von Schwestern desKonventesohneAngestelltegeleitet. Äbtissin M. Celsa Gutte OCist

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Aus Orden und Kirche

Bischof von Berlin, 1958 Kardinal, Erzbischof von München und Freising 1961–1976, 1965 Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, gestorben 24. Juli 1976 in München.

„Bist du der Julius-Bischof?!“ krähte die Dreijährige aufdemArmihresVatersdemneuenBischofentgegen,alsernach dem Firmgottesdienst aus der Pfarrkirche trat. Allelachten,amlautestenderBischofselbst.Nein,Berührungs-ängstehatteernicht.Aber„grosseSorge!“machteersichum dieses ihm erst kürzlich übertragene Bistum Berlin.Das sagte er nachdrücklich bei seinem Einführungsgot-tesdienstindergroßenSt.SebastiankircheimOstberlinerBezirkWedding.

Bischof Julius kam aus dem katholischen BistumWürzburg in eine eigenartige Dia-sporadiözese:ZumeinenwarBerlinzweigeteilt,andererseitsdurfteerseineDiözesanenaußerhalbderStadt,d.h.inderDDR,nichtbesuchen,galterdochals„Westberliner“.WieeinstinWürzburggabesauchinBerlinnochvieleRuinen.Auchhierhatteerkeine„Kathe-drale“,denn„St.Hedwig“laginTrümmern;diefeierlichenGottesdienstemusstenjeweilsineineranderengroßenKirchestattfinden.PapstJohannesXXIII.erhobihn1958zumKar-dinal:BeieinerdergroßenGlaubenskundgebungenimOlympiastadionzogerinderroten„Cappamagna“,dervonMinistrantengetragenenlangenrotenSchleppe,ein.1959erhielterAlfredBengschalsWeihbischof,derihnimweitenBistumjenseitsderGrenzenderVier-sektorenstadtvertretendurfte.

Bereits 1961mussteKardinalDöpfner indasErzbistumMünchenundFreisingwech-seln. ImgleichenJahrberief ihnPapstJohannesXXIII. indasVorbereitungsgremiumfürdasII.VatikanischeKonzil,undunterPapstPaulVI.warervon1963bis1965alseinerdervierModeratorenmaßgeblichamKonzilbeteiligt,auchandessenUmsetzungindenwest-deutschenBistümern.DennalsinWürzburgvon1971bis1975dieGemeinsameSynodederBistümerderBundesrepublikDeutschland,diesog.„WürzburgerSynode“, imNachgangzumII.Vatikanumtagte,warerderenPräsident.

BiszuseinemplötzlichenTodam24.Juli1976arbeiteteKardinalDöpfnerinallseinenÄmternunermüdlichanderVersöhnungderimZweitenWeltkriegzerstrittenenVölker,be-sondersmitdenöstlichenNachbarn.Schon1960hatteerinseinerberühmten„Hedwigs-predigt“denAnstoßzurVersöhnungvonPolenundDeutschlandgegeben.DenKardinä-lenWyszińskiundWoityła,demspäterenPapstJohannesPaulII.,warerfreundschaftlichverbunden.InseinemLebenbewahrheiteteJuliusDöpfnereindrücklich,waserinseinererstenPredigtalsWürzburgerOberhirtegesagthatte:„IchwillderersteKreuzträgerun-seresBistumssein,indemichdieschmerzendeLastfrohgemuttrage,diesichunterdenEhrungendesBischofsamtesverbirgt“.KardinalKarlLehmannschriebihmzumGedenkendasBuchmitdembezeichnendenTitel„BrückenbauerineinerZeitdesÜberganges“.

Sr. M. Hildegard Zeletzki OCist

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Namengebende Patrone der St. Marienthaler Gebäude

Zwei Äbtissinnen sind für das „Celsa-Pia-Haus“, die Mensa im ehemaligen großen Kuhstall der Kloster-Wirtschaftsanlage Abtei St. Marienthal, zu Namensgeberinnen geworden: Äb-tissin Celsa Gutte (1943–1982) und ihre Nachfolgerin Äbtissin Pia Walter (1982–1992). Das ist nicht von ungefähr! Denn beide Frauen haben innerhalb des 20. Jahrhunderts den Weg des Klosters in die Zukunft auf sehr verschiedene und unabhängige Weise bestimmt: durch keinen Machterweis und keine Neuerwerbung wie in früheren Zeiten und doch so gut wie durch beides.

Celsa und Pia, zwei Äbtissinnen in schweren Zeiten

ÄbtissinM.Celsa(Mechthild)Gutte,1893inSeitendorfaufderanderenNeißeseitegeboren,leitetedasKlostervon1943biszuihrerResignation1982.SchonalsjungesMädchenverspür-tesiedenWunsch,indasKlosterSt.Marienthaleinzutreten.Weilsieaberzunächstdafürnochzujungwar,erhieltsieinderZisterzienserinnenabteiWaldsasseneineAusbildungzurLehrerin.Am1.September1912wurdesiemitneunweiterenKandidatinneninSt.Marienthaleingekleidetundundlegte1918diefeierlichenGelübdeab.MitvielLiebeundSchwungun-terrichtetesiemehrereKlasseninderklostereigenenMädchenschule,bissiedieseTätigkeitausKrankheitsgründenunterbrechenmusste.1943wurdesiezurÄbtissingewählt.

NurwenigenÄbtissinnenbliebenschwereNotzeitenfürdasKlostererspart,einigenaberwurdenbesonderePrüfungenauferlegt.Zu ihnengehörteÄbtissinCelsa.Mitderdurch die Naziherrrschaft darniederliegenden Wirtschaft wurde ihr gleich zu Beginnihrer Regierungszeit eine harte Bürdezugemutet. Ihrem Durchhaltevermögenin vielen Dingen, besonders aber in derhöchstenNotdesKriegsendes(s.S.18),ver-dankt die Abtei das nackte Weiterbeste-hen. Nach dem völligen ZusammenbruchgelangesÄbtissinCelsamitihremPropstGerhard Hälbig aus Stift Ossegg, die er-heblichenSchädenamKlosterzubeheben,undbaldbezogenwiederKühe,PferdeundSchweine die großen leeren und verwüs-teten Stallgebäude mit ihren Gewölbenund Granitsäulen. 1955 rief Äbtissin CelsadasSt.Josef-Caritaspflegeheimfürgeistigund körperlich behinderte Mädchen undFrauen insLeben,ebensodasAncillaheimals Vorschule für schulentlassene Mäd-chen, die sich auf den kirchlichen Dienstvorbereiten wollten. Beide Einrichtungenwurden im Kloster von Schwestern desKonventesohneAngestelltegeleitet. Äbtissin M. Celsa Gutte OCist

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Äbtissin Celsa war eine liebenswürdi-ge,kluge,aberauchstrengeKlosterherrin;siewurdeals letzte derÄbtissinnen„EuerGnaden“ genannt. 1982 verzichtete die92-JährigeschließlichaufihrAmt.SiestarbamAllerheiligentag1985.

Zu ihrer unmittelbaren Nachfolgerinwählte der Konvent die 55-jährige M. Pia(Maria)WalterausGörlitz.Dieausgebilde-te Technische Zeichnerin hatte zuvor jah-relangdasAmtderNovizenmeisterinunddannauchdasderSubpriorinbekleidet.AlsÄbtissin stand sie 1984 kraftvoll den Fest-lichkeiten der 750-Jahrfeier des Klostersvor, und sie öffnete die Klausur für GästeausbefreundetenKlösternimIn-undAus-land. Zur „Diözesanen Wallfahrt“, die dasBistum Dresden-Meißen zum Jubiläumnach St. Marienthal ausgerufen hatte, ka-menTausendevonPilgernausdergesam-ten DDR zu der Abtei im Grenzgebiet zuPolen.AlledamaligenBischöfenahmenandieser zentralen Feier teil. Auf der großenWiesehinterdemStationsbergwarderZe-lebrationsaltarerrichtet,undfürdiebeidenGottesdienstedortverließendieSchwesternerstmalsinihrer750-jährigenGeschichtefreiwilligihreKlausur.

Diedamals„gewagteÖffnung“erwiessichinderFolgezeitderpolitischenWendealsnotwendigundnützlich.MitderGründungdes„InternationalenBegegnungszentrumsSt.Marienthal“(IBZ)alsStiftungBürgerlichenRechts1992durchdieAbteireagierteÄbtissinPiamitdemKonventaufdieZeichenderZeit.MitderÜbertragungdermeistendenkmal-geschütztenGebäudeaufGrundeinesErbbaurechtsaufdieneueStiftungschlugsieeinenvölligneuenWegein.DiemeistenPlänefürdieNeugestaltungderaltenBaulichkeitenundauchUmgestaltungeninnerhalbdesKonventeskonntennochmitihrselberbesprochenwerden,ehesieam30.Juni1992–vielzufrüh–verstarb.

DurchdenMutzweierÄbtissinnenzumDurchhalten,aberauchzurVeränderunger-lebtedergroßeWirtschaftshofmitseinenStallungen,WerkstättenundWohnungenfürdieBediensteten,derüberJahrhundertedemKlosterseinGeprägeunddieexistenzielleGrundlagegegebenhatte,dieneueZeit!UnterBeibehaltungderaltenBausubstanzha-bendieGebäudeaußerhalbdeseigentlichenKonventeseinegrundlegendeUmnutzungerfahren,dienlichzuAustausch,BegegnungundErholung.Sostehtfüralle(s)imZentrumdas„Celsa-Pia-Haus“!

Sr. M. Hildegard Zeletzki OCist

Äbtissin M. Pia Walter OCist

Namengebende Patrone der St. Marienthaler Gebäude

Impressum

Herausgeber: Freundeskreis der Abtei St. MarienthalAnschrift: St. Marienthal 1, D-02899 Ostritz Telefon: 03 58 23 - 77 300 • Fax: 03 58 23 - 77 301 E-Mail: [email protected] www.kloster-marienthal.de

Redaktion: Sr. M. Hildegard Zeletzki OCist, Gisela RieckLayout und Druck: Graphische Werkstätten Zittau GmbHAbbildungen: Abtei St. Marienthal S. 7, 16; Kersten Kühne S. 2, 23; Harald Neumann S. 29;

Gisela Rieck S. 8, 9, 11, 12, 14, 27, 28, 33, 3. Umschlagseite; Matthias Schwarzbach S. 30; wikimedia org. S. 4, 21, 34; Rainer Zeletzki S. 18; Sr. M. Hildegard Zeletzki alle Linolschnitte, S. 3, 5, 6, 17.

Titelbild Torsten Fechner; rückwärtige Umschlagseite aus: Der St. Marienthaler Psalter. Hrsg. v. H. Engelhart. Regensburg 2006, Taf. 32

Ausgaben: zweimal jährlich

Preis: Mitglieder kostenlos, Nichtmitglieder 3 €, Spenden erbeten

Bankverbindungund Spendenkonto: LIGA Spar- und Kreditgenossenschaft, Filiale Dresden Konto-Nr. 8 29 13 22 BLZ 750 903 00

Alle Rechte liegen beim Freundeskreis der Abtei St. Marienthal und bei den Verfassern.

Titelbild Abteikirche von St. Marienthal im Schnee

Impressionen vom Freundeskreistreffen 2013

Mitgliedschaft im Freundeskreis

Werden Sie Mitglied im Freundeskreis der Abtei St. Marienthal! Gern senden wir Ihnen Informationsmaterial, die Satzung und den Aufnahmeantrag zu.

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Äbtissin Celsa war eine liebenswürdi-ge,kluge,aberauchstrengeKlosterherrin;siewurdeals letztederÄbtissinnen„EuerGnaden“ genannt. 1982 verzichtete die92-JährigeschließlichaufihrAmt.SiestarbamAllerheiligentag1985.

Zu ihrer unmittelbaren Nachfolgerinwählte der Konvent die 55-jährige M. Pia(Maria)WalterausGörlitz.Dieausgebilde-te Technische Zeichnerin hatte zuvor jah-relangdasAmtderNovizenmeisterinunddannauchdasderSubpriorinbekleidet.AlsÄbtissin stand sie 1984 kraftvoll den Fest-lichkeiten der 750-Jahrfeier des Klostersvor, und sie öffnete die Klausur für GästeausbefreundetenKlösternimIn-undAus-land. Zur „Diözesanen Wallfahrt“, die dasBistum Dresden-Meißen zum Jubiläumnach St. Marienthal ausgerufen hatte, ka-menTausendevonPilgernausdergesam-ten DDR zu der Abtei im Grenzgebiet zuPolen.AlledamaligenBischöfenahmenandieser zentralen Feier teil. Auf der großenWiesehinterdemStationsbergwarderZe-lebrationsaltarerrichtet,undfürdiebeidenGottesdienstedortverließendieSchwesternerstmalsinihrer750-jährigenGeschichtefreiwilligihreKlausur.

Diedamals„gewagteÖffnung“erwiessichinderFolgezeitderpolitischenWendealsnotwendigundnützlich.MitderGründungdes„InternationalenBegegnungszentrumsSt.Marienthal“(IBZ)alsStiftungBürgerlichenRechts1992durchdieAbteireagierteÄbtissinPiamitdemKonventaufdieZeichenderZeit.MitderÜbertragungdermeistendenkmal-geschütztenGebäudeaufGrundeinesErbbaurechtsaufdieneueStiftungschlugsieeinenvölligneuenWegein.DiemeistenPlänefürdieNeugestaltungderaltenBaulichkeitenundauchUmgestaltungeninnerhalbdesKonventeskonntennochmitihrselberbesprochenwerden,ehesieam30.Juni1992–vielzufrüh–verstarb.

DurchdenMutzweierÄbtissinnenzumDurchhalten,aberauchzurVeränderunger-lebtedergroßeWirtschaftshofmitseinenStallungen,WerkstättenundWohnungenfürdieBediensteten,derüberJahrhundertedemKlosterseinGeprägeunddieexistenzielleGrundlagegegebenhatte,dieneueZeit!UnterBeibehaltungderaltenBausubstanzha-bendieGebäudeaußerhalbdeseigentlichenKonventeseinegrundlegendeUmnutzungerfahren,dienlichzuAustausch,BegegnungundErholung.Sostehtfüralle(s)imZentrumdas„Celsa-Pia-Haus“!

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Redaktion: Sr. M. Hildegard Zeletzki OCist, Gisela RieckLayout und Druck: Graphische Werkstätten Zittau GmbHAbbildungen: Abtei St. Marienthal S. 7, 16; Kersten Kühne S. 2, 23; Harald Neumann S. 29;

Gisela Rieck S. 8, 9, 11, 12, 14, 27, 28, 33, 3. Umschlagseite; Matthias Schwarzbach S. 30; wikimedia org. S. 4, 21, 34; Rainer Zeletzki S. 18; Sr. M. Hildegard Zeletzki alle Linolschnitte, S. 3, 5, 6, 17.

Titelbild Torsten Fechner; rückwärtige Umschlagseite aus: Der St. Marienthaler Psalter. Hrsg. v. H. Engelhart. Regensburg 2006, Taf. 32

Ausgaben: zweimal jährlich

Preis: Mitglieder kostenlos, Nichtmitglieder 3 €, Spenden erbeten

Bankverbindungund Spendenkonto: LIGA Spar- und Kreditgenossenschaft, Filiale Dresden Konto-Nr. 8 29 13 22 BLZ 750 903 00

Alle Rechte liegen beim Freundeskreis der Abtei St. Marienthal und bei den Verfassern.

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Informationsblatt der Freunde der Abtei St. Marienthal

48Weihnachten 2013

Bei den mancherlei wiederkehrenden Nöten geht der Mensch immer wieder zu seinem Gott. Da lernt er ihn kennen.

Bernhard von ClairvauxWeltenrichter, St. Marienthaler Psalter, um 1240

Der Herr segne euch, und der Herr behüte euch!

Er lasse sein Angesicht über euch leuchten und sei euch gnädig!

(Num 6,24)