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BÖSENDORFER Die Zeitschrift von Bösendorfer Österreich Nr. 4 | Dezember 2009 P.B.B. | Postentgelt bar bezahlt | Verlagspostamt 1010 Wien L. Bösendorfer Klavierfabrik GmbH, Bösendorferstraße 12, A-1010 Wien, [email protected], www.boesendorfer.com | Falls unzustellbar, bitte zurück an den Absender Ein Flügel macht Furore – Audi Design Im Interview: Dr. Rainer Keuschnig Gonzalo Rubalcaba: Den Wurzeln treu

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BÖSENDORFERDie Zeitschrift von Bösendorfer Österreich Nr. 4 | Dezember 2009

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BÖSENDORFERDie Zeitschrift von Bösendorfer Österreich Nr. 4 | Dezember 2009

P.B.B. | Postentgelt bar bezahlt | Verlagspostamt 1010 WienL. Bösendorfer Klavierfabrik GmbH, Bösendorferstraße 12, A-1010 Wien, [email protected], www.boesendorfer.com | Falls unzustellbar, bitte zurück an den Absender

Ein Flügel macht Furore – Audi Design

Im Interview: Dr. Rainer Keuschnig

Gonzalo Rubalcaba: Den Wurzeln treu

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B Ö S E N D O R F E R – Die Zeitschrift von Bösendorfer Österreich

Mit großem Interesse haben Musikfreunde und Designliebhaber in aller Welt den neuen Konzertfl ügel von Bösendorfer »by Audi design« aufgenommen. Gemeinsam mit dem Audi Design studio München ist ein Instrument entstanden, das die lange Tradition der Wiener Kla-viermanufaktur fortsetzt: reinsten Klang in innovatives Design zu kleiden.

Ein Flügel macht Furore

a u d i d e s i g n

Der Hauptdeckel wird von einer zweistufi gen Deckelspreize aus Metall in Audi Aluminiumoptik gehalten. Er lässt sich ge-meinsam mit der bassseitigen Seitenwand öffnen. Beim Blick ins Innere fällt die Farbgebung ins Auge: Während außen das klassische Pianoschwarz dominiert, haben die Designer den Innenraum an die typischen Audi-Farben angepasst: Der Gussrahmen ist in Grau gehalten, die Dämpfungsfi lze in na-turweiß.Der zum Flügel eigens entworfene Hocker rundet dessen mo-dernes Bild ab.

Innovationskraft

Der Audi Design Flügel ist ein echter Bösendorfer mit dem berühmten berührenden Klang. Er ist auch ein Zeichen

unermüdlicher Innovationskraft des österreichischen Kla-vierbauers, der sich seit Firmengründung im Jahre 1828 dem Wiener Klang verpfl ichtet fühlt und diesen mit seinen Instru-menten in die ganze Welt trägt.

Rupert Löschnauer

Axel Zwingenberger swingt sichtlich begeistert am neuen Design-fl ügel anlässlich der Jazz Tage im Audi Forum Ingolstadt.

Mit dem Audi Design Flügel, der im Juli anlässlich der 100-Jahr Feier des deutschen Automobilherstellers

erstmals der Weltöffentlichkeit vorgestellt worden ist, folgt Bösendorfer der Formen- und Farbensprache der Marke mit den vier Ringen. Der neue Flügel ist der bisherige Höhepunkt des langjährigen kulturellen Engagements von Audi.Das auffälligste Merkmal des neuen Bösendorfer Flügels im Audi Design ist die geschlossene Seitenwand der Bass-Seite. Sie verleiht dem Instrument nicht nur eine ungewöhnliche Präsenz und Standsicherheit, sondern dient außerdem einer stärkeren Bass-Refl exion zum Auditorium hin. Die großzü-gigen Flächen sorgen für eine klare Form, es gibt keine Ap-plikationen, die Kanten und Linien sind scharf gezeichnet. Der Deckel reicht optisch nahtlos bis zum Boden. Für diese komplexe Deckelform entwickelte Bösendorfer-Konstrukteur Otto Haller eine eigene Pressform, die in der Flügelprodukti-on einzigartig ist.

Die Aufmerksamkeit wird auf den Musiker gelenkt

Bei der Aufsicht zeigt sich, dass der Deckel in das Gehäuse eingelegt ist. Beim Blick von der Seite wird der elegante

Schwung der Diskantseite somit nicht von einer Fuge un-terbrochen. Dabei steigt die Unterkante des Gehäuses nach hinten, also vom Pianisten weg, dezent an. Ein optischer Trick: »Die Aufmerksamkeit wird so vorsichtig auf den Musiker ge-lenkt«, erklärt Designer Philip Schlesinger. Für die Leichtigkeit auf der Diskantseite sorgt das fi ligrane Metallbein in Alumi-niumoptik. Dieser schlichten und durch das Aluminiumfi nish technisch anmutenden Gestaltung folgt die Lyra. Die ineinan-der fl ießenden Metallanpassungen setzten eine neue Dimen-sion in der Präzision von Konstruktion und Fertigung voraus. Die Spiellade wirkt ohne die sonst üblichen seitlichen Backen wie eingeschoben. Die Tasten-klappe ist aufgelegt und mit einem Eingriff versehen, das zugehörige Scharnier im De-ckel integriert; sie wird hy-draulisch gedämpft. Das Notenpult ist für optimale Klang-durchlässigkeit mit einem Netzmaterial bespannt.

Prägnantes Design: Auffäl-ligstes Merkmal des neuen Bö-sendorfer Flügels »by Audi design« ist die geschlossene Seitenwand der Bass-Seite.

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Entsprechend der Bösendorfer Tradition, immer wieder mit

namhaften Architekten und Desi-gnern zu kooperieren, haben wir gemeinsam mit den Designern von Audi ein einzigartiges Ge-burtstagsgeschenk zum 100 Jahr Jubiläum des Ingolstädter Auto-mobilherstellers kreiert. Der erste Beitrag im neuen Bösendorfer Magazin ist dem Bösendorfer Flü-gel im Audi-Gewand gewidmet. Er verbindet Tradition und Innovation und macht mit seiner ungewöhnlichen Formen-sprache weltweit Furore.

Viel Aufmerksamkeit und Zuspruch finden auch die neuen Modelle 170 und 185 der »Conservatory Series (CS)«. Bö-

sendorfer entspricht damit dem Wunsch junger Künstler und vieler Musikinstitutionen, ohne Abstriche an Klangqualität und Verarbeitungsgüte preisgünstig in die Welt der Wiener Klavierbautradition einsteigen zu können. Lesen Sie dazu den Beitrag von Ernst Weichselbraun, der die Produktionsleitung in der Bösendorfer Fabrik innehat.

Der hohe Stellenwert, den Bösendorfer in der internati-onalen Musikwelt genießt, findet in den abgedruckten

Künstlergesprächen eine weitere Bestätigung. Der großar-tige Jazzpianist Gonzalo Rubalcaba zum Beispiel schätzt an unseren Flügeln nicht nur die »Bösendorfer Identität«, son-

dern auch, dass sie »dem Spieler auch noch eine Vielzahl von Wegen bieten, den Klang und die Dynamik und sonstige äs-thetische Qualitäten nach Wunsch zu erzeugen.«

Bösendorfer lebt. Auf den vorliegenden zwanzig Seiten können wir nur einen Bruchteil der vielen Aktivitäten

und Veranstaltungen wiedergeben, bei denen die Instru-mente aus der Bösendorfer Manufaktur im Mittelpunkt ste-hen. Auch im schnellen Medium Internet können wir mit den weltweiten Bösendorfer Events von Geschäftspartnern und Musikfreunden sowie des Hauses selbst nachrichtenmäßig kaum mithalten. Nahezu täglich finden die Besucher der Bö-sendorfer Homepage www.boesendorfer.com neue Einträge und Kapitelerweiterungen.

Den Abschluss unseres neuen Magazins bildet der tra-ditionelle Hinweis auf den Bösendorfer Stadtsalon im

Wiener Musikverein. Er ist nicht nur Bösendorfer Schauraum, sondern auch Kompetenz- und Kommunikationszentrum für Liebhaber der Klaviermusik. Über Ihren Besuch würden wir uns sehr freuen!

Yoshichika SakaiManaging Director

Liebe Leserinnen und Leser!

Editorial

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E D I T O R I A L

Impressum · Herausgeber, Medieninhaber, Verleger: L. Bösendorfer Klavierfabrik GmbH, Bösendorferstraße 12, A-1010 Wien, Tel. 01.504.66.51-0 · Gestaltung und Layout: FineStudios®, Wien. Pro-duziert und gedruckt in Österreich. Vertrieb: Eigenvertrieb an Bösendorfer Freunde und Musikinteressierte. Redaktionsanschrift: L.Bösendorfer Klavierfabrik GmbH, z.H. Dr. Rupert Löschnauer, Gymelsdorfergasse 42, A-2700 Wr. Neustadt. Chefredaktion: Dr. Rupert Löschnauer. Autoren: Marion Alexander, Dieter Autengruber, Ferdinand Bräu, Noriyuki Kon, Dr. Rupert Löschnauer, Ursula Oberhollenzer, Simon Oss, Yoshichika Sakai, Mira Weihs, Ernst Weichselbraun. Fotos: Stift Altenburg, Audi AG, David Brandt, Bösendorfer, Hans Czihak, Kammeroper, Robert Lehrbaumer, Dr. Rupert Löschnauer, Sawaro Masaru, Foto Nessler, Simon Oss, David M. Peters, Gonzalo Rubalcaba, Yan Shi, Marlies Schnaibel, UDECOTT, Frank Wasser, de.wikipedia.ortg/wiki, Stefan Weber. Grundlegende Richtung bzw. Offenlegung laut Mediengesetz: Zeitschrift für Musikinteressierte und Freunde von Bösendorfer. Druck- bzw. Satzfehler und Irrtümer, auch bei Preisangaben, vorbehalten. Für unverlangt eingesandte Bilder und Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers gestattet. Alle Rechte vorbehalten. Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen die Meinung des Autors, aber nicht immer die Meinung des Herausgebers dar. Bei Gewinnspielen ist der Rechtsweg ausgeschlos-sen.

Ein Flügel macht Furore ....................................................................... 2Editorial · Impressum ............................................................................ 3»Was ist denn das für ein schönes Klavier?« .............................. 4Steel Pan, Calypso und Bösendorfer ............................................... 6Wiener Klänge in historischer Landschaft ................................... 7Imperiale Konzerthäuser ..................................................................... 8Die Rückkehr des Kaiserflügels ......................................................... 9Im Interview: Gonzalo Rubalcaba .................................................. 10Da capo Altenburger Musik Akademie! ....................................... 12

CS Flügel: Die neue Generation ....................................................... 13Der Klang, der berührt – Teil 3Das Resonanzkastenprinzip ............................................................. 14Alexander Schimpf gewinnt den Beethoven Klavierwettbewerb 2009 ........................................... 16»Wallstreet der Kehle« . ....................................................................... 17In den Schuhen von Anton Rubinstein ........................................ 18CEUS ist einzigartig ............................................................................. 19Der Bösendorfer Stad tsalon .......................................................... 20

Inhaltsübersicht

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B Ö S E N D O R F E R – Die Zeitschrift von Bösendorfer Österreich

I n t e r v i e w

BÖSENDORFER: Herr Dr. Keuschnig, wie sind Sie zum Klavier ge-kommen? War das Klavier Ihr Wunschinstrument?Dr. Rainer Keuschnig: Es gab zuhause eines. Ich glaube das war so wie in allen bürgerlichen Haushalten, dass Klaviere vorhanden waren und dass diese auch betätigt wurden. Wie bei allen Kindern, denen Klavierspielen nahe gelegt wird, hab ich mit fünf oder sechs täglich eine halbe Stunde herumge-klimpert. Es war ein schwerer Weg, denn die Klaviertante, die ich zuerst hatte, war so eine richtige Hausbesucherin. Die kam zum Kaffee und zwischendurch sind mein Bruder und ich betan worden. Dann hat sich mein Interesse etwas ge-steigert. Es kam ein Klavierlehrer, der bei mir eine gewisse musikalische Liebe erweckte. Außerdem spielte mein Vater einmal in der Woche Kam-mermusik. Es war unter anderem ein Geiger von den Wiener Symphonikern dabei und sie haben zusammen Klaviertrio ge-spielt. Vater konnte sehr gut spielen, aber aufgrund der dama-ligen Wirtschaftslage musste er Jus studieren und ist dann zu seinem großen Gram Jurist geworden und nicht Musiker.Mit dreizehneinhalb kam ich zu Prof. Raupenstrauch ans Kon-servatorium in die Meisterklasse, weil mein Bruder Peter dort schon Klavier studierte. Ich war natürlich am untersten Ende dieser hochberühmten Klasse, hab mich langsam vorgescho-ben, bis ich ein sehr wichtiges Erlebnis bei meiner Matura hatte. Mir imponierte immer unerhört der erste Pauker der Symphoniker, Herr Bock. Ein Faktotum der damaligen Zeit. So hab ich in Folge Schlagzeug bei Herrn Bocks Nachfolger, Herrn Hammer, studiert. Dort wurde mir auf einmal klar, dass ich über Disziplin, Ordnung und Rhythmus nichts wusste. Al-lerdings habe ich viel geübt und bereits nach eineinhalb Jah-ren substituierte ich ständig bei den Symphonikern und das Gleiche ging im ORF unter Max Schönherr weiter. Und dann

»Was ist denn das für ein schönes Klavier?«Dr. Rainer Keuschnig ist Pianist der Wiener Philharmoniker und einer der großen Verfechter des »Wiener Klanges«. Im Interview mit Mira Weihs und Simon Oss offenbart er Einblicke in sein Leben als Musiker, seine Gedanken über den »Wiener Klang« und seine ganz besondere Liebe zu Bösendorfer.

passierte etwas ganz Kurioses: Auf einmal hat das Radioor-chester mit Caridis klassische Moderne gespielt. Der Orche-sterinspektor wusste, dass ich Klavier spielen kann, und hat gesagt »Wenn der Keuschnig Schlagzeug spielen kann, dann wird er auch Klavier spielen können, net?!« Am nächsten Tag war die erste Probe: Musik für Saiteninstrumente von Béla Bartók. Als erstes Stück mit großem Orchester hatte ich die Ehre, den Klavierpart zu spielen und das ging auch gut. Seit der Zeit bin ich auch ein sehr guter Freund des Herrn Caridis geworden und bin ihm nachgefahren. Ich hab beispielsweise die Münchner Staatsoper wiedereröffnet mit diesem Stück. Das Schlagzeug hab ich dann aufgegeben und bin einfach durch die KONTRAPUNKTE und das ORF-Orchester direkt in den Swimmingpool gefallen, in dem ich immer noch herum-schwimme.

BÖSENDORFER: Als Pianist im Orchester, als Einziger mit so einem großen Instrument, wird man da manchmal komisch beäugt?Dr. Rainer Keuschnig: Ja, natürlich wird man komisch beäugt! (Lacht.) Man muss schauen, welche Rolle man da einnimmt. Ist man dominant, führt man? Aber »I bin i« geht nicht. Bei den Wiener Philharmonikern wird an einem Strang gezogen und es wird zugehört. Bei guten Orchestern ist das Klavier eine Achse.

BÖSENDORFER: Was ist Ihrer Meinung nach das Besondere an Ihrem Orchester, den Wiener Philharmonikern?Dr. Rainer Keuschnig: Das Einstudieren geht dort sehr schnell. Man glaubt in der zweiten Probe, dass bereits Kon-zert ist, was bei Stücken, die das Orchester fast nie gespielt hat, erstaunlich ist. Die Fähigkeit, schnell zu reagieren, ist nur durch den täglichen Operndienst möglich, wo man jeden Tag zum Improvisieren, zum Zuhören und zum Fehlerausbessern gezwungen ist. Man lernt, dem Singen nachzugeben und dem Dirigenten vielleicht nicht immer zuzuschauen, wenn er stört.

BÖSENDORFER: Und klanglich?Dr. Rainer Keuschnig: Wir sind Hüter des Wiener Klanges. Die Hörner bilden dabei einen wichtigen Teil des Fundaments. Und solang ich existiere, wird Bösendorfer eines der wich-tigsten Klang-Fundamente bleiben. Auch mein potenzieller Nachfolger, Herr Herbert Rüdisser, ist ein Verfechter dieses Klanges.Früher stand im ORF, einer wichtigen Position für Klaviere, immer ein anderes Klavier auf der Bühne. Das hab ich im-mer abtransportieren lassen. Nach einiger Zeit haben sie ge-wusst, dass ich Bösendorfer spiele. Also war es praktischer, gleich den richtigen Flügel hinzustellen …

Dr. Rainer Keuschnig, Pianist der Wiener Philharmoniker, ge-meinsam mit Mira Weihs, Artist Relations Manager bei Bösen-dorfer, in guter Gesellschaft von Schubert und Brahms

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»Was ist denn das für ein schönes Klavier?« BÖSENDORFER: Die Wiener Philharmoniker werden mit dem Begriff »Wiener Klang« assoziiert. Was verstehen Sie darunter?Dr. Rainer Keuschnig: Der Wiener Klang ist etwas unvollstän-dig Vollkommenes, Vornehmes. Es geht nicht rein um tech-nische Perfektion, sondern man spielt mit Schmäh. Das ist eine Wiener Mentalität. Es geht darum, Farben zu erzeugen und auf dem Bösendorfer kann man das. Ich hab in meinem Leben leider oft andere Klaviere spielen müssen, die keine Farben erzeugen. Aber das ist eines der wesentlichen Argu-mente für das Wiener Klavier. Und wenn man in Wien ist, soll man die Wiener Tradition le-ben. Das wünsche ich mir auch von anderen Orchestern.

BÖSENDORFER: Heißt das, die Wiener Philharmoniker und Bö-sendorfer verfolgen ein gemeinsames Ziel, nämlich die Pflege des Wiener Klanges, um die Klangvielfalt aufrecht zu erhal-ten?Dr. Rainer Keuschnig: Es ist so wie bei Microsoft und Apple … Die großen (!) Wiener Komponisten haben Bösendorfer ge-spielt, Franz Liszt auch.

BÖSENDORFER: Wiener Klang, Wiener Philharmoniker, Wiener Komponisten. Wie ist das aber beispielsweise mit Strawinski. Kann das ein Orchester mit dem so genannten »Wiener Klang« spielen?Dr. Rainer Keuschnig: Freilich! Wir haben Strawinskis Sym-phonie in 3 Sätzen – das ist praktisch ein Klavierkonzert – überall gespielt. In New York und auch in Wien natürlich; auf einem Bösendorfer, einem Imperial. Der Wiener Klang bedeutet vor allem Klangfarbenreichtum und Nuancenreichtum. Der Bösendorfer kommt der Musik sehr zugute.

BÖSENDORFER: Ist für Sie als Orchestermusiker die Klaviermar-ke wichtig?Dr. Rainer Keuschnig: Oh ja. Wir haben jetzt in Japan dieses Webern Konzert für neun Soloinstrumente gespielt. Es war von Wien aus alles in die Wege geleitet, dass ich Bösendor-fer Flügel bekomme. Dann spielte ich in Tokyo, in der Suntory Hall, den mir lang bekannten Imperial. Aber in einem anderen Konzerthaus in Fukuoka stand ein Instrument einer anderen Marke auf der Bühne. Kaum zu bändigen. Es war eigentlich ein Fremdkörper. Grob, richtig grob. Für dieses Feine, mit die-sen Pianissimi, kaum zu erspielen. Es muss auf einem Klavier natürlich möglich sein, Solo zu spielen, aber ebenso muss man sich mit demselben Instrument auch in ein Ensemble einpassen können. Ich kann nicht sagen: »Da bin ich, ich spiel halt Klavier. Was ihr spielts, geht mi nix an«. Wenn die Oboen beispielsweise weiche, schöne Bindungen haben, dann wür-de ich die gerne auch am Klavier erzeugen können.

BÖSENDORFER: Sie suchen im perfekten Klavier also die Vielsei-tigkeit. Wenn Sie auf dem Bösendorfer laut sein wollen, geht das genau so?Dr. Rainer Keuschnig: Das geht durchaus genau so. Der Back-haus beispielsweise war nie zu leise und hat immer Bösen-dorfer gespielt.

BÖSENDORFER: Herr Dr. Keuschnig, neben Ihrer Tätigkeit als Pi-anist widmen Sie sich ja auch der Ausbildung von Studenten an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Welche Herausforderungen stellen sich hierbei?Dr. Rainer Keuschnig: Wir haben im Klavierunterricht ein Rie-senproblem. Es wird von den Studenten – wahrscheinlich um ein möglichst großes Auswahlverfahren durchführen zu kön-nen – eine geradezu unvorstellbare Masse an Stücken ver-langt. Da bleibt für Spezialitäten, z.B. wie schlage ich was an oder wie färbe ich einen Klang, gar nicht viel Zeit über, sonst packt ja niemand den Stoff. Der wird in das Gehirn hineinge-steckt wie auf eine fünfhundert Gigabyte-Platte, die immer präsent sein muss. Aber wie färbt man einen Klang, wie spielt man eine Medi-ante, wie kann man mit einem Klavier, das im Prinzip gleich-tönig ist, doch Farben erzeugen: Dafür braucht man Zeit und das ist für eine tiefgehende musikalische Ausdrucksweise notwendig.

BÖSENDORFER: Können Sie uns abschließend noch einen be-sonderen Moment aus Ihrem musikalischen Leben schildern?Dr. Rainer Keuschnig: Es gibt Situationen im Orchester, die aus irgendeinem komischen Grund zu einer besonders guten Leistung führen. Manchmal ist sehr schlecht probiert oder es gibt Probleme zwischen dem Dirigenten und dem Orchester. Dann aus irgendeinem Grund bietet einer klanglich etwas Schönes an und auf einmal blüht das Orchester auf. Ich hatte ein solches Erlebnis auch beim Ensemble »Die Neue Reihe« der Berliner Philharmoniker. Natürlich habe ich mit Bösen-dorfer gespielt. Dann sind alle gekommen und haben sich erkundigt: »Was ist denn das für ein schönes Klavier?«. In Berlin, bei den Philharmonikern.

Mira Weihs, Simon Oss

Dr. Rainer Keuschnig im Bösendorfer Stadtsalon

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B Ö S E N D O R F E R – Die Zeitschrift von Bösendorfer Österreich

Türkisblaues Wasser, lange Sandstrände, Tropenwald, scharlachrote Ibisse, farbenprächtige Schmetterlinge, Zu-

ckerrohr und Tabak, Steel Pan und Calypso … Daran denken wir Europäer, wenn wir von der Karibik träumen. Die beiden Inseln Trinidad und Tobago, die zusammen vor der Küste von Venezuela den gleichnamigen Inselstaat bilden, passen wun-derbar in unsere Traumbilder. Sie sind zwei herrliche Fleck-chen Erde, worüber schon Christoph Kolumbus zu berichten wusste, der 1498 erstmals hier landete.

Die »Weltentdecker« von heute lassen sich von den groß-en »Vögeln« der internationalen Fluglinien oder der na-

tionalen Caribbean Airlines an Land setzen. Ihre neugierigen Blicke aus den Fenstern beim Anflug auf Port-of-Spain (Piar-co Airport) bleiben seit kurzem an einem Gebäude haften, das seiner Form nach eine große Chaconia sein könnte, die Wappenblume Trinidads; nur ist diese »Blume«, sieht man genauer hin, aus Beton, Stahl und Glas gewachsen.

Diese hell leuchtende »Blume« findet man nicht in Pflan-zen-, sondern in modernen Kulturführern. Und in zeitge-

nössischen Architektur- und Designbüchern. Sie heißt »Nati-onale Akademie für darstellende Kunst« und ist der jüngste Stolz eines selbstbewussten Staates, dessen Bevölkerung vor allem dank erheblicher Öl- und Gasvorkommen eines der höchsten Pro-Kopf-Einkommen von Lateinamerika und der Karibik hat.

Die »Nationale Akademie für darstellende Kunst« im Her-zen der Hauptstadt von Trinidad und Tobago soll nach

dem Willen der Regierung ein dauerhaftes Zuhause für die Entwicklung von Talenten in den darstellenden Künsten, mit besonderem Schwerpunkt auf das nationale Instrument, die Steel Pan, sein. Der großzügig angelegte Komplex umfasst

modernste Unterrichtsräume, zwei Praxissäle und eine be-eindruckende »Performance Hall« mit 1.500 Sitzplätzen und einer state-of-the-art Akustik. Und seit kurzem gehören auch zwei Bösendorfer Imperial Flügel dazu.

I m Jänner 2009 besuchte ein erfahrener Repräsentant der Universität von Trinidad und Tobago (UTT) unseren Bösen-

dorfer Partner »All About Pianos« in Las Vegas mit der Ab-sicht, eine Flotte von Instrumenten für den neuen Campus der staatlichen Universität und für die in Bau befindliche neue Akademie zu erwerben. Fünf Bösendorfer fand er vor Ort. Für die anderen fünf Instrumente reiste der Musikexper-te nach Wien, wo er den Auftrag komplettierte und bei dieser Gelegenheit mit den betreuenden Bösendorfer Technikern Produktwissen und Erfahrungen teilte.

A lle zehn Bösendorfer Instrumente sind mittlerweile im südlichsten Inselstaat der Karibik eingetroffen. Mit der

Wahl der Instrumente aus dem Hause Bösendorfer setzt die renommierte Universität ihr kontinuierliches Streben nach Kompetenz und Qualität im Unterrichtsangebot fort, sind doch die Flügel aus Wien in aller Welt ob ihres farbenreichen, orchestralen Klanges und ihrer kunsthandwerklichen Verar-beitung bekannt und geschätzt. Als Teil des Auftrages wird der langjährige Klaviertechniker und Eigentümer von »All About Pianos«, Louis Spencer-Smith, drei Jahre lang die Bösendorfer Klaviere in Port-of-Spain servicetechnisch betreuen.

Anfang November wurde die neue »Nationale Akademie für darstellende Kunst« in Anwesenheit des Präsidenten

von Trinidad und Tobago George Maxwell Richards und des Premierministers Patrick Manning feierlich eröffnet. Bei zwei Konzerten am 17. November, die von Künstlern und Studenten der Universität gespielt wurden und einen großen Bogen verschiedener Musikgenres umschlossen, wurden die beiden neuen Bösendorfer Flügel der Akademie dem begeisterten Publikum vorgestellt.

Rupert Löschnauer

E v e n t s

Steel Pan

Die Steel Pan ist ein Musikinstrument, welches den Idi-ophonen zugeordnet wird. Die Steel Pan ist auf Trini-

dad entstanden. Hergestellt werden Steel Pans aus einem konkav getriebenen Feinblech in Form eines runden Me-tall-Resonanzkörpers (traditionell: Ölfass), in das verschie-dene Tonfelder (Membrane) eingearbeitet werden, um verschiedene Tonhöhen zu erzeugen. Die Membrane wer-den mit Schlegeln zum Klingen gebracht. Jedes Tonfeld schwingt nach dem Anschlagen für sich wie ein kleiner Gong. Mit den so entstandenen Klangfeldern können viel-gestaltige Melodien und Harmonien gespielt werden.

Steel Pan, Calypso und BösendorferEine Flotte von Bösendorfer Flügeln ist in Trinidad und Tobago eingetroffen.

In Form einer Chaconia, der Blume des Landes, ist das neue, atemberaubende Gebäude der »Nationalen Akademie für dar-stellende Kunst« in Port-of-Spain angelegt.

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»Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, ein Birn-baum in seinem Garten stand …« – Theodor Fontane

hat den Ort Ribbeck im Havelland mit seinem Gedicht weit über dessen Grenzen hinaus bekannt gemacht. Große Dich-ter, Wissenschaftler und historische Figuren wie Einstein, Fouqué, Lilienthal, Duncker, Albrecht der Bär oder Königin Louise lebten in diesem historischen Landstrich. Zahlreiche Herrenhäuser, Gartendenkmäler und über 30 Museen kün-den von ihrem Leben und Wirken. Ob es die Schönheit der Schlösser, Parks und Gärten war, die sie ins Havelland zog, so wie einst Theodor Fontane, der auf seinen literarischen Wan-derungen durch die Mark Brandenburg auch das Havelland durchstreifte? Die »Nomaden der Neuzeit« sind mit Fahrrad oder – be-quemer – mit Auto unterwegs. Zum Schloss Caputh am Schwielowsee, zu Luises Schloss »Still-im-Land« in Paretz oder zu den Zeugnissen des märkischen Landadels der von Bredows, von Rochows oder derer von Ribbeck.

Halt! Nach Ribbeck kommt man heute nicht nur des Birn-baumes wegen. Der gehört natürlich zu jedem Aus-

flugsprogramm, so wie das nahe gelegene Schloss Ribbeck. Das 1893 in neubarocker Form errichtete Schloss wurde vor wenigen Jahren vom Landkreis Havelland übernommen und mit beträchtlichen Mitteln renoviert. Es beherbergt ein gut bestücktes Fontane-Museum – und seit kurzem einen Bösen-dorfer Flügel.

Havelländische Musikfestspiele

Ausgesucht wurde der Flügel von Frank Wasser und Prof. Georg Sava in Wien; gemeinsam mit Silvia und Wolfgang

Klatt vom gleichnamigen Berliner Klavierhaus besuchten sie die Bösendorfer Klaviermanufaktur und fanden bald das richtige Instrument. Im Juli feierte der Bösendorfer sein Pre-mierenkonzert mit einem Liederabend der Sopranistin Ute Beckert, einfühlsam begleitet von Frank Wasser. Frank Wasser ist nicht nur ein international renommierter Pianist, er leitet auch die (von ihm gegründeten) Havellän-dischen Festspiele. Diese heben sich aus der Vielzahl der Mu-sikfestivals durch ihren ganz eigenen Charme ab: Die Schlös-

ser des Havellands öffnen seit nunmehr neun Jahren ihre ge-schichtsträchtigen Salons für Musik und Literatur. Klavier-tage, Orchester und Solisten, Harfe, Violine und Gitarre, ein bisschen Jazz, einige Lesungen, dazu Altberliner Chansons: Die Havelländischen Musik-festspiele sind in ihrer Vielfalt kaum zu überbieten. Und bei den Havelländern und deren Gästen (vor allem aus dem na-hegelegenen Berlin) sehr beliebt. An einem besonderen Ort einen besonderen Musikgenuss erleben zu dürfen, das ist Garant für volle Säle.

Heuer standen erstmals auch Konzertabende in Ribbeck auf dem Festspielkalender. Der französische Pianist

Bertrand Giraud spielte im Oktober großartige Interpreta-tionen von Liszt, Brahms und Schubert im Schlosssaal. »Auf einem wunderbar zart klingenden Bösendorfer Flügel«, wie die Märkische Allgemeine Zeitung danach zu berichten wusste.

Schon bald darauf konnte der neue Dauergast auf Schloss Ribbeck seine Brillianz und seinen Farbenreichtum neu-

erlich unter Beweis stellen: Im November luden die Havel-ländischen Musikfestspiele junge Pianisten zum 3. Inter-nationalen Klavierwettbewerb in den Schlosssaal. Aus 23 Teilnehmern, die sich für den Wettbewerb qualifiziert hatten, erspielte Sorin Creciun aus Rumänien den 1. Preis. Der Wett-bewerb zeichnete sich durch hohes Können der Teilnehmer aus, und so war es kein Wunder, dass der Schlosssaal beim Abschlusskonzert bis auf den letzten Platz gefüllt war.

Rupert Löschnauer

E V E N T S

Wiener Klänge in historischer LandschaftIn Ribbeck gibt es nicht nur einen berühmten Birnbaum …

Schloss Ribbeck – vom Landkreis Havelland denkmalgerecht saniert und zum kulturtouristischen Zentrum umgebaut.

Frank Wasser – erfolgreicher Pianist und Kulturmanager

Sorin Creciun begeisterte am Bösendorfer Flügel.

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B Ö S E N D O R F E R – Die Zeitschrift von Bösendorfer Österreich

E V E N T S

Seit China zunehmendes Interesse an klassischer europä-ischer Musik zeigt, machen immer mehr Pianisten aus

dem bevölkerungsreichsten Land der Erde von sich hören. Umso weniger überrascht es, dass die Volksrepublik eine stei-gende Nachfrage nach Klavieren höchster Qualität hat. Der farbenreiche, berührende Bösendorfer Klang ist nun dank der Lieferung von fünf weiteren Imperial Konzertflügeln durch Bösendorfer Partner Yan Shi auch im Taizhou Grand Theater, Huizhou Arts Center, Yantai Grand Theater, Chongqing Grand Theater und im Wuhan Qintai Arts Center zu hören.

Das Wuhan Qintai Arts Center

Der neue, hochmoderne Konzertsaal in Wuhan ist in Form des weltweit beliebten »klassischen europäischen Schuhkartons« gestaltet.

Cheng Qian begeisterte das Publikum mit seinem einfühl-samen Spiel am Imperial.

Imperiale KonzerthäuserFünf neue Imperials erweitern die »Bösendorfer-Konzertflotte« in Chinas beeindruckenden Spielstätten.

Am 4. November erlebte der fünfte neue Imperial seine Premiere im Wuhan Qintai Arts Center. Im Konzerthaus

des großen Komplexes, welcher mit 6 Etagen über 37 Meter hoch ist, versammelten sich die Direktion und die Profes-soren des Wuhan Konservatoriums, berühmte Künstler des Wuhan Musikkreises sowie viele bekannte Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Wirtschaft.Das Konzert gestalteten die Pianisten Cheng Qian, Jing Wen und Xiaoxiao Chou. Liping Jiang, Tastenvorstand des Wuhan Konservatoriums, welcher den neuen Bösendorfer Imperial bereits bei der Flügelabnahme spielte, resümierte begeistert: »Dieser Bösendorfer Flügel Modell 290 hat eine ausgezeich-nete Qualität. Der wunderschöne Diskantklang ist klar und deutlich, die Bässe sind voll und kräftig. Zugleich hat der Flü-gel eine sehr angenehme Spielart. Der Flügel zeigt würdig, dass Bösendorfer weltweit das Spitzeninstrument unserer Zeit ist.«

Simon Oss

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E V E N T S

Im Jahr 1869 begannen die diplomatischen Beziehungen zwischen Österreich und Japan und die Österreichisch-

Ungarische Monarchie übergab einen eigens für diesen historisch bedeutenden Anlass gestalteten Bösendorfer Flügel als Geschenk. Der sogenannte »Kaiserflügel« war mit außergewöhnlichen vergoldeten Schnitzereien und vom Barock inspirierten Putten und Fantasiegestalten versehen. Unglücklicherweise verschwand dieser Flügel nach der Über-gabe ans japanische Kaiserhaus, doch anlässlich des 175-jährigen Bösendorfer Firmenjubiläums 2003 beschloss man

einen Nachbau des Kaiserflügels nach Originalzeichnungen. Zum 140. Jahrestag der diplomatischen Beziehungen zwi-schen Österreich und Japan brachten die L. Bösendorfer Kla-vierfabrik GmbH und die Yamaha Corporation Bösendorfer Japan Group den Nachbau des 290 cm Kaiserflügels nach Japan.Im Jubiläumsjahr 2009 fanden zahlreiche Veranstaltungen statt, angefangen mit einer Pressekonferenz, die die Wiener Sängerknaben in der Österreichischen Botschaft in Tokyo ab-hielten.Weitere musikalische Höhepunkte waren ein Konzert des Bösendorfer Ringträgers Paul Badura-Skoda auf Einladung von Botschafterin Dr. Jutta Stefan-Bastl sowie ein Konzert des Benny Goodman Orchesters beim Fujitsu Jazz Festival in der U-port Halle. Zu den 1.500 Besuchern zählten auch Herr Mitsuru Umemura, Präsident der Yamaha Corporation sowie Senior Director Hiroo Okabe.Noriyuki Kon, Simon Oss

Die Rückkehr des KaiserflügelsBösendorfer feiert den 140. Jahrestag der diplomatischen Beziehungen zwischen Österreich und Japan.

Zur Verfügung gestellt wurde der (nachgebaute) Kaiserflü-gel freundlicherweise vom Eigentümer Louis Spencer-Smith (Bösendorfer Las Vegas).

Zeichnung des Original Bösendorfer Kaiserflügels

Das Benny Goodman Orchester beim “Fujitsu Concord Jazz Fes-tival” (Copyright Sawano Masaru)

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i n t e r v i e w

BÖSENDORFER: Herr Rubalcaba, Sie wurden in Havanna, der Hauptstadt Kubas, geboren und entstammen einer höchst musikalischen Familie. Ihr Vater Guillermo Rubalcaba ist Pia-nist und Ihr Großvater Jacobo Gonzales Rubalcaba war Kom-ponist. Wer von den beiden hat den jungen Musiker Gonzalo mehr geprägt?

Gonzalo Rubalcaba: Mein Großvater schaffte es, Komponist, Dirigent und zugleich Lehrer zu sein, und zusätzlich zu Beginn des 20. Jahrhunderts die künstlerische Dynamik im Westen

Im Interview: Gonzalo RubalcabaDen Wurzeln treu gebliebenDer gebürtige Kubaner Gonzalo Rubalcaba gilt als einer der weltbesten Jazzpianisten. Herbie Hancock adelte ihn einst mit den Worten »Das ist der Klang des 21. Jahrhunderts«. Neben spek-takulären Cuban-Jazz-Rock Projekten gehört auch das klassische Klaviertrio zu seinen großen Leidenschaften. Und Rubalcaba liebt die Bösendorfer Flügel.

Kubas mit zu prägen. Die Kunstform des von Militärkapellen gespielten »Danzón« hat ihn am meisten geprägt und wurde von ihm wesentlich mitgestaltet. Sein tiefer Bezug zu Diszi-plin und Übung war nicht allein auf die Musik beschränkt. Er brachte ihn auch in die Familie ein. Mein Vater Guillermo Rubalcaba ist der jüngste von vier Brüdern. Er war bereits in jungen Jahren ein sehr vielseitiger Musiker, aber das Klavier gab ihm den grössten musikalischen Freiraum. Über einige Jahrzehnte hindurch hat er die klassische kubanische Musik, von Danzón, Bolero über Cha Cha Cha, entwickelt, ständig be-müht die unterschiedlichen Strömungen einzufangen. Mei-ne Kindheit war eingehüllt und getragen von meinem fami-liären Umfeld und wichtigen kubanischen Profimusikern.

BÖSENDORFER: Haben Sie sich frühzeitig für eine musikalische Karriere entschieden?

Gonzalo Rubalcaba: Ich denke schon. Schon in jungen Jahren zeigte ich mein grosses Interesse an Percussion.

BÖSENDORFER: Sie studierten Percussion, Klavier und Komposi-tion am Konservatorium und später am »Havanna Institute of Fine Arts«. Denken Sie gern an diese Zeit zurück? Was haben Sie aus dieser Zeit für Ihre musikalische Karriere mitgenommen?

Gonzalo Rubalcaba: Diese Zeit hat mir sehr geholfen, das theoretische und intellektuelle Handwerkszeug zu erhalten, um eine solide Basis für den Musiker zu schaffen, der ich heu-te bin. Obwohl konzeptuelle Differenzen und Gegensätze be-zeichnend waren zwischen dem klassischen Schulstoff und den Gipfeln zeitgenössischer Musik, habe ich das Wertvollste aus all dem mitgenommen. Eine der wichtigsten Lektionen, die ich dank meiner klassischen Ausbildung gelernt habe, ist, dass ich die Wurzeln meiner musikalischen Herkunft nicht verleugnen darf und immer wieder Gemeinsamkeiten dieser beiden Welten entdecke.

BÖSENDORFER: Wann und warum haben Sie beschlossen, dass Jazz Ihr persönliches, musikalisches Ausdrucksmittel ist?

Gonzalo Rubalcaba: Im Alter von 10, 12 Jahren habe ich Zu-hause alte LPs mit Jazzmusik von Benny Goodman, Gene Kru-pa, West Montgomery, Dizzy Gillespie und anderen Künstlern entdeckt. Meine Aufmerksamkeit war gefesselt vom Klang, den diese Solisten und Bands hervorbrachten. Da wurde die Grenze zwischen erdachter und improvisierter Musik aufge-hoben. Mit 12 oder 13 Jahren fand dann ich heraus, dass sich einige meiner Schulfreunde bereits mit Jazz-Improvisation

Spielt den »Klang des 21. Jahrhunderts«: Der gebürtige Kubaner Gonzalo Rubalcaba.

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Im Interview: Gonzalo RubalcabaDen Wurzeln treu geblieben

befassten. Ich fühlte, dass das, was sie spielten, voll von dieser jungen Energie war, die den Geist unseres Alters ausmachte, und ich wollte dazugehören.

BÖSENDORFER: Sie haben Kuba 1990 verlassen, haben sechs Jahre lang in der Dominikanischen Republik gelebt, bevor Sie sich in Florida niedergelassen haben. Welche Auswirkungen hatten und haben diese Veränderungen auf Ihre Musik?

Gonzalo Rubalcaba: Der Weg über die Dominikanische Re-publik in die Vereinigten Staaten brachte und bringt noch immer Erfahrungen und Lernschritte in fast allen Bereichen meines Lebens mit sich. Es ist ein ständiges Verstehen und Herausfinden von allem, der Ausdrucksweise, der Sprache, des Verhaltens und der Geschichte, von allem, was die Men-schen geprägt und zu dieser Nation gemacht hat. Als Berufs-musiker ist es sehr wichtig zu wissen, wie sich eine Nation und deren Identität zusammensetzen. Auf diese Art kann ich in ihr leben, sie lieben, sie kritisieren, kann es schätzen, mei-nen Platz in ihr gefunden zu haben.

BÖSENDORFER: Sie sind ein großartiger Pianist. Wie kam es, dass Sie sich neben der Percussion für das Klavier entschieden haben?

Gonzalo Rubalcaba: Das Klavier war sozusagen mein Aus-weg, das benötigte Alter für die Percussionausbildung zu umgehen. Zuerst hatte ich zwei Möglichkeiten: Klavier oder Geige. Es war meine Mutter, die mir das Klavierspiel ans Herz legte. Mit einigen Schwierigkeiten begann ich mit dem Kla-vierstudium, denn es war ja nicht wirklich mein Wunschin-strument. Keine drei Jahre später verliebte ich mich in dieses kostbare Instrument.

BÖSENDORFER: Sie lieben Bösendorfer Flügel. Was genau mö-gen Sie an ihnen?

Gonzalo Rubalcaba: Bösendorfer als Hersteller hat einen Teil der Musikgeschichte in Europa geformt, der dann die ganze Welt beeinflusst hat. Bösendorfer ist einer der ernstzuneh-mendsten Klavierhersteller mit einer sehr konstanten Ent-wicklung. Die Flügel bieten außer der Bösendorfer Identität dem Spieler auch noch eine Vielzahl von Wegen, den Klang und die Dynamik und sonstige ästhetische Qualitäten nach Wunsch zu erzeugen.

BÖSENDORFER: Sie treten nicht nur solo auf, sondern meistens in Trios oder im Quartett. Was gefällt Ihnen an der Arbeit in der Gruppe?

Gonzalo Rubalcaba: Teamarbeit ist faszinierend und auch notwendig, ähnlich wie das menschliche Bedürfnis nach so-zialem Kontakt. Gruppenprojekte bieten eine Ansammlung von Intelligenz, die eine Art dynamische Wiederverwertung und Auffrischung der Informationen erlaubt, die von den einzelnen Gruppenmitgliedern eingebracht werden. Aber natürlich muss dafür »die Chemie stimmen«.

BÖSENDORFER: Sie bilden zuhause auch ein Quintett: Sie sind glücklich verheiratet und haben drei Kinder. Wie verträgt sich Ihre rege Konzerttätigkeit mit Ihrer Eigenschaft als Familien-vater?

Gonzalo Rubalcaba: Ich bin mittlerweile seit 23 Jahren mit meiner wunderschönen Frau Maria verheiratet. Eine Ehe, die nach nur zwei Jahre währendem Werben geschlossen wurde. Marias Eltern stammen aus dem Kunst- und Filmgeschäft. Sie ist in einer intellektuellen und künstlerischen Umgebung aufgewachsen und lernte acht Jahre lang klassische Gitarre. Das machte sie allerdings nicht zu ihrem Beruf. Wir haben drei Kinder – Joao 19, Joan 16 und Yolanda 13 Jahre alt – und sie sind der beste Grund, warum wir leben, lieben und bes-ser musizieren. Die drei wachsen in einem künstlerischen Umfeld auf; man wird sehen, inwieweit sie das beeinflusst. Sie sollen jedoch in ihrem Leben das tun können, was ihnen wichtig ist. Maria und ich sind uns einig: das Wichtigste im Leben ist zu tun und zu sein was, wo und mit wem man sein möchte.

Eine musikalische Karriere ist nichts Statisches, aber ich hatte stets meine Ehefrau mit ihrem ausgeprägten Familiensinn. Und bei Bedarf hatten wir die Unterstützung meiner Fami-lie. Auch wenn ich nicht immer physisch anwesend bin, so versuche ich doch, ständig in Kontakt zu bleiben. Wenn ich zuhause bin, kümmere ich mich um meine Familie und all ihre Bedürfnisse.

Marion Alexander, Mira Weihs, Rupert Löschnauer

Auch zuhause ist er ein Teamplayer: Gonzalo Rubalcaba im Kreise seiner Kinder Yolanda (links), Joao (rotes T-Shirt) und Joan (oben) sowie mit seiner Frau Maria (unten).

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B Ö S E N D O R F E R – Die Zeitschrift von Bösendorfer Österreich

A K A D E M I E

Als in den frühen 80er-Jahren die Pfarrkirche im niederö-sterreichischen Markt Aschbach eine neue Orgel bekom-

men sollte, bat der Pfarrer den jungen, verwandtschaftlich mit dem kleinen Mostviertler Markt verbundenen Musiker Robert Lehrbaumer, die Einweihung zu übernehmen. Weil die Orgel so vortrefflich gelungen war, kam es in der Folge zur Idee, rund um dieses Instrument eine Sommerakademie zu etablieren. Gesagt, getan: Im Sommer 1983 feierte die »Asch-bacher Musikakademie« (AMA) unter der künstlerischen Lei-tung von Lehrbaumer mit drei Kursen und ca. 30 Teilnehmern Premiere.

Die junge Akademie bot nicht nur eine einzigartige Ausrichtung speziell auf Tasteninstrumente, sondern

überzeugte von Beginn an mit großer Unterrichtsintensität, familiärer Atmosphäre und höchster Qualität – neben Lehr-baumer (Klavier) unterrichteten Größen wie Rudolf Scholz (Orgel) und Isolde Ahlgrimm (Cembalo). Rascher Erfolg gab den Organisatoren Recht. Die Schülerzahlen nahmen Jahr für Jahr zu und nach fünf Jahren übersiedelte man: Im Gei-ste Benedikts, der die Vermittlung von Kunst als Teil seiner Mönchsregel festschrieb, nahmen die Mönche des Stiftes Altenburg die Sommerakademie gastfreundlich auf. Aus der Aschbacher wurde nun die Altenburger Musik Akademie – das Kürzel »AMA« konnte bleiben.

Unter den prachtvollen Kuppeln mit Paul Trogers Decken-gemälden treffen sich nun seit 1988 junge Virtuosen

und fertige Interpreten aus der ganzen Welt, um ihr Spiel von anerkannten Künstlern und Lehrern perfektionieren zu lassen. Zusätzlich wurden ein Gesangs- und ein Gitarrekurs eingeführt, die nicht nur individuelle Ausbildung, sondern im Zusammenspiel mit den Tasteninstrumenten auch au-ßergewöhnliche musikalische Kombinationsmöglichkeiten ergeben. Mittlerweile gibt es zusätzlich auch Angebote für Hobbyspieler und Kinder.

Da capo Altenburger Musik Akademie!Das barocke Stift in Niederösterreich ist Austragungsort einer außergewöhnlichen Sommer-akademie.

Für den Unterricht (und die Übungseinheiten) der Orga-nisten steht u.a. die historische Stiftsorgel von Anton

Pfliegler zur Verfügung. Die Pianisten konzertieren, lernen und üben auf den besten Flügeln: Bösendorfer und Yamaha. »Ich habe den besonderen Bösendorfer Klang schon als Kind kennen und lieben gelernt. Es ist bis heute ein ›heimeliges‹ Erlebnis, auf Bösendorfer zu spielen«, berichtet Robert Lehr-baumer, der nicht nur als Pianist, sondern auch als Organist und Dirigent weltweit Erfolge feiert. An den Bösendorfer Flü-geln schätzt der Künstler deren »Brahms’sche Wärme« und den »orchestralen, farbenreichen Klang«.

Orchester für Pianisten

Vielleicht waren es auch die orchestralen Bösendorfer Töne im Ohr von Robert Lehrbaumer, die ihm die Idee zu-

flüsterten, die Akademie jüngst um einen Kurs mit Orchester für Pianisten zu erweitern. Ein Angebot, das weltweit nahezu einzigartig da steht. »Die Kursteilnehmer werden mit den Be-sonderheiten und Unterschiedlichkeiten der Interpretation bei den Klavierkonzerten von Haydn, Mozart und Beethoven in Vorträgen, Masterclasses und im Einzelunterricht vertraut gemacht. Danach erhält jeder Teilnehmer/in, der/die sich nach deren Bewerbung schon als begabtes Talent oder gar als reife/r Jungpianist/in vorgestellt hat, die Gelegenheit, in Orchesterkonzerten in herrlichen Stiften, Schlössern und Pa-lais in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland solistisch aufzutreten. Ein denkwürdiges, intensives und lehrreiches Erlebnis für viele Pianisten verschiedenster Altersstufen und Nationalitäten«, so Robert Lehrbaumer.

Der gute Ruf der Altenburger Musik Akademie ist auch auf die vielen Künstler mit Weltgeltung zurückzuführen,

die Lehrbaumer nach Altenburg gebracht hat. Unter ihnen finden sich so klingende Namen wie Wolfgang Schneider-han, Gottfried von Einem, Peter Planyavsky, Christa Ludwig, Walter Berry, Renate Holm, Kurt Equiluz, Gabriele Sima oder lldikó Raimondi. Rupert Löschnauer

Überschaubarkeit, Qualität und Individualität sind die erfolg-reichen Eckpfeiler der international hoch geachteten Sommer-akademie: Robert Lehrbaumer mit Kursteilnehmerinnen.

Das Stift Altenburg beherbergt seit 1988 die Altenburger Musik Akademie.

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Ein optimales und erschwingliches instrumentales Werk-zeug anzufertigen, war die »einfache« Anforderung an

das Entwicklungsteam bei der Planung und Umsetzung der CS-Flügel.Besonderes Augenmerk wurde dabei auf sämtliche klangre-levanten Materialien und Arbeitsschritte gelegt: die Spielart, die Mechanik und die Klangqualität durften von den Verein-fachungen in der Ausführung nicht beeinflusst werden.

Vier verschiedene Modellgrößen stehen zur Auswahl

Die Flügel der »Conservatory Series« stehen vor allem für Ausbildung und den erleichterten Einstieg von In-

stitutionen in die Bösendorfer-Klangwelt zur Verfügung. Sie können aber natürlich von allen Freunden und Liebhabern hochwertiger Instrumente erworben werden, insbesondere jenen unter ihnen, die erstmals daran denken, sich einen Bö-sendorferflügel anzuschaffen.Zur Auswahl stehen die Modellgrößen »Länge« von 170, 185, 200 und 214 cm (mit einer Breite von jeweils 151 cm).Die CS-Flügel werden in traditioneller Handwerkskunst von unseren geschulten langjährigen Mitarbeitern parallel zu den Standardmodellen in der Bösendorfermanufaktur mit höchster Qualität gefertigt. Von der bronzefarbenen Guss-platte (Rahmen) mit dem geschraubten Kapodaster (für Originalklang über Generationen) bis zum Resonanzkasten-prinzip, welches das gesamte Instrument als Klangkörper behandelt, vom hochwertigen Resonanzboden aus sorgfältig ausgewählter Bergfichte (Klangholz) über die Einzelsaiten-aufhängung (für beste Stimmhaltigkeit) bis zur bewährten Bösendorfer Mechanik und Klaviatur: Jeder CS-Flügel ist ein echter Bösendorfer!

CS Flügel: Die neue Generation

Mit höchster Sorgfalt gefertigt

Die Bösendorfer »Conservatory Series« Flügel durchlau-fen ohne Unterschied zu den Standardmodellen die

gesamte Fertigung, am Ende erst wird der CS Flügel durch seine spezielle seidenmatt schwarze Lackierung und durch unterschiedliche Ausführungen einzelner Gehäuseteile für den Betrachter als solcher sichtbar:• Das Deckelprofil hat eine leicht gerundete Form.• Das Notenpult ist sechsfach durchbrochen.• Die Fußbackenform ist angeschrägt (im Gegensatz zur ge-

schwungenen Form bei den Standardmodellen).• Die Vorsatzleiste ist nach vorne hin abgeschrägt.• Die Schlüsselbuchse ist (zur Oberfläche passend) in

schwarz seidenmatt lackiert.

Ernst Weichselbraun

Wer sein Handwerk richtig lernen will, der soll von Anfang an mit dem besten verfügbaren Werkzeug arbeiten: Neben der Verpflichtung zu höchster muskalischer Qualität ist uns die Verantwortung für junge, heranreifende Musiker ein besonderes Anliegen. Für sie haben wir die »Conservatory Series (CS)« entwickelt, die einen preisgünstigen Einstieg in die Bö-sendorfer Produktreihe ermöglicht.

Die neue Generation der »Conservatory Series«

Neue generation

»Viele meiner besten & motiviertesten Schüler sind auf einem Bösendorfer groß geworden. Er vermittelt jene Inspiration, jene Energie, die lebenslange Spielfreude und besondere individuelle Kreativität fördert.« Paul Badura-Skoda, Träger des Bösendorfer Ringes

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F A C T O R Y

Selbstverständlich ist der Resonanzboden essentieller Be-standteil jedes Flügels oder Pianos. Jedoch gibt es je nach

unterschiedlichem Konstruktions – Prinzip (Resonanzkasten-prinzip vs. Konzept laminierte Rim-Bauweise) konstruktiv-konzeptionelle und verarbeitungstechnische Unterschiede, die zum Teil gravierend sind und jeweils auf das Gesamtkon-zept abgestimmt sein müssen. Die spezifischen Arbeitsab-läufe und Maße sind durch überliefertes Wissen über Gene-rationen weitervermittelt und verfeinert worden.

Was ist die eigentliche Aufgabe des Resonanzbodens? Der Resonanzboden ist aus akustisch/physikalischer

Sicht ein passiver Resonator bzw. Schallstrahler. Das be-deutet, dass er durch Fremdeinwirkung angeregt und in Schwingung versetzt wird. Seine Hauptaufgabe ist es, die Schwingungen der Saiten zu verstärken und somit hörbar zu machen, indem er Schallwellen in der Umgebungsluft er-zeugt. Durch einen Schlag des Hammerkopfes an eine Saite führt diese Schwingungen aus, denn einmal aus ihrer Ruhe-lage gebracht, schwingt sie auf Grund der rückwirkenden Kräfte, sprich der Elastizität und der Schwerkraft, weiter. Beim Auftreffen der Schallwellen auf andere Körper können diese zum Mitschwingen und Mittönen gebracht werden. Durch die Übertragung einer Saitenschwingung auf den Re-sonanzboden wird dieser in Schwingung versetzt. Auf Grund

der Schwingungen des Resonanzbodens werden vor allem jene Saiten, bei denen der Grundton oder ein Teilton mit der Schwingungszahl der Ausgangsschwingung übereinstimmt, ebenfalls zum Schwingen gebracht. Sogar die menschliche Stimme kann die Saitenanlage in Schwingungen versetzten, die über den Resonanzboden wieder verstärkt werden. Wenn man zum Beispiel bei abgehobener Dämpfung in einen Flü-gel laut hinein singt oder spricht, werden die Saiten erregt und klingen mit.

Die Bedeutung des Materials für den Resonanzboden

Der Grund, weshalb Fichtenresonanzholz besser für den Resonanzboden geeignet ist als jedes andere verfüg-

bare Material, liegt in den spezifischen Eigenschaften dieser Holzart. Das Verhältnis zwischen Strahlungsdämpfung und Verlustdämpfung ist bei keinem anderen Material auch nur annähernd günstig ausgeprägt. Die Verlustdämpfung ist äußerst gering, was gleichbedeutend ist mit einer schnel-len und verlustarmen Schallleitfähigkeit bzw. einem ge-ringen inneren Reibungsverlust. Die Strahlungsdämpfung ist gleichzeitig sehr hoch, was zur Folge hat, dass ein hoher Reibungswiderstand gegenüber der Umgebungsluft besteht und somit Schallwellen optimal erzeugt werden.

Die Übertragung der Saitenschwingungen auf den Reso-nanzboden erfolgt über die Resonanzbodenstege. Dabei

spielt jener Druck, der durch die gespannten Saiten auf den Steg und den Boden einwirkt, eine entscheidende Rolle. Zur optimalen und verlustfreien Übertragung muss dieser Sai-tendruck groß genug sein, er darf andererseits aber nur so hoch sein, dass die optimale Schwingungs- und Bewegungs-freiheit des Resonanzbodens nicht eingeschränkt wird. Der Resonanzboden wird daher mit einer nach oben gerichteten Wölbung versehen, die in erster Linie durch die unterseitige Berippung erzielt wird. Dieses ausgewogene Verhältnis von Druck und Schwingungsfähigkeit in optimaler Weise her-zustellen, ist die große Kunst im Klavierbau. »Der Resonanz-boden muss sich in einem elastisch gespannten Zustand befinden«, ist kryptisch von den vorangegangenen Klavier-bau-Generationen überliefert.

Der Bösendorfer Resonanzboden wird aus hochwertigster mitteleuropäischer Bergfichte hergestellt. Die im Quar-

tierschnitt gesägten Bretter müssen eine sehr dichte Jah-resringstruktur, völlig geraden Wuchs und völlige Astfreiheit aufweisen, um für die Erzeugung des Resonanzbodens geeig-

Der Klang, der berührt – Teil 3Das ResonanzkastenprinzipIm ersten Teil der Serie »Klang, der berührt« wurde die Gewinnung und die erste Verarbeitung des Resonanzholzes thematisiert, im zweiten Teil wurde die »Anatomie« der Hauptkomponen-ten des Flügels und die spezielle Konstruktion bzw. Verarbeitung zum Resonanzkasten bis zum Verleimen der Kastenwand beschrieben. Auf den ersten beiden Artikeln der Serie aufbauend, widme ich den dritten Teil inhaltlich dem Resonanzboden – dem Herzstück des Resonanzkas-tens.

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Die Rippen der Bösendorfer Instrumente werden an der Ver-leimseite rund gehobelt. Diese Formgebung unterstützt die Resonanzbodenwölbung in optimaler Weise.

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net zu sein. Die Rippen werden aus dem gleichen selektiven Material gefertigt. Die spezielle Ausformung der Rippen ga-rantiert langjährige Stabilität der Resonanzbodenwölbung. Die Rippen der Bösendorfer Instrumente werden an der Ver-leimseite rund gehobelt. Diese Formgebung unterstützt die Resonanzbodenwölbung in optimaler Weise und garantiert ausreichenden Saitendruck über Generationen hinweg.

Einen Resonanzboden aufgrund mangelnder Wölbung austauschen zu müssen, kommt bei einem Bösendorfer

Instrument so gut wie niemals vor – auch wenn der Flügel bereits hundert Jahre bespielt wurde. Die Stärke des Reso-nanzbodens wird variabel gestaltet, um ein Maximum an

Resonanz- und Schwingungsfähigkeit über das gesamte Fre-quenzspektrum zu gewährleisten.

Basssaiten bis zum Subkontra C (12 Hz)

Ein guter Resonanzboden zeichnet sich auch dadurch aus, dass er einen gleichmäßigen Resonanzbereich für

schwingende Saiten zwischen 27 und 6.000 Hertz aufweist. Beim Modell Imperial geht der geforderte Resonanzbereich sogar noch tiefer aufgrund der zusätzlichen Basssaiten bis zum Subkontra C (12 Hz). Die abgestochenen Rippenausläufe werden händisch in das Resonanzbodenlager eingepasst.

Langsteg und Basssteg werden aus massivem Ahornholz gefertigt, das ebenfalls durch speziellen Aufschnitt eine

vertikale Ausrichtung der Jahresringstruktur zeigt. In der obersten Diskantspreize wird ein zusätzliches Stegdoppel aus Weißbuche eingesetzt. Die Verleimseite der Stege wird exakt an die Resonanzbodenwölbung angepasst. Das so genannte »Druck richten«, also die Einstellung der Steghöhe und des Winkels der Auflagefläche der Saiten, und das Stegstechen werden in höchstmöglicher Präzision händisch ausgeführt.

Die enorm große Anzahl verschiedener Einflussfaktoren auf den Klang eines Flügels stehen in unmittelbarem

Zusammenhang mit spezifischen Anforderungen hinsicht-lich Konstruktion und Arbeitsabläufe des Resonanzboden-baus. Ein umfassendes mathematisches Berechnungsmodell kann deshalb für die Entwicklung eines Resonanzbodens nicht herangezogen werden. Die Wissenschaft liefert na-türlich wichtige Hilfestellungen in den Bereichen Akustik, Mathematik und Analysemethoden; letztlich ist aber das Er-fahrungswissen und das gewisse »Gespür« des Instrumen-tenbauers unersetzlich. Ferdinand Bräu, Technischer Direktor

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Das Abstechen der Diskantchöre wird in höchstmöglicher Prä-zision händisch ausgeführt.

Das so genannte »Druck richten«, also die Einstellung der Steghöhe und des Winkels der Auflagefläche der Saiten

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Seit 1961 lädt die Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Pianisten und Pianistinnen aller Nationen im

Alter von 17 bis 32 Jahren zum musikalischen Kräftemessen – ausschließlich mit Beethovenspiel – ein. Der Beethoven Klavierwettbewerb, der alle vier Jahre stattfindet, ist der älte-ste internationale Musikwettbewerb Österreichs. Gekämpft wird nicht nur um internationalen Ruhm – sondern auch um einen nagelneuen Bösendorfer Flügel, der vom Sieger traditi-onellerweise nach Hause geführt werden darf.Das künstlerische Ansehen konzertierender Musiker wird in hohem Maße von der Qualität ihrer Beethoveninterpretati-on bestimmt. Mit der ständigen Einrichtung des Beethoven-Klavierwettbewerbes in Wien wird die junge Pianistengene-ration regelmäßig aufgerufen, sich in dieser anspruchsvollen künstlerischen Disziplin zu bewähren.Die Liste der bisherigen Preisträger beinhaltet bekannte Na-men wie Mitsuko Uchida, John O’Conor, Jasminka Stankul, Stefan Vladar, Oliver Kern oder Herbert Schuch.

Der 13. Internationale Beethoven Klavierwettbewerb ist ge-schlagen

139 Bewerber aus 40 Nationen traten 2009 zu den Vor auswahlen in Tokyo, New York, Paris, London,

Bonn, Berlin und Wien zur 13. Auflage des Internationalen Beethoven Klavierwettbewerbes Wien an. 36 »Wettstreiter« qualifizierten sich für die Entscheidungskonzerte im Juni in Wien. Die drei Besten kämpften schließlich im Finale, das im Großen Saal des Musikvereins stattfand und vom Radio Sym-phonieorchester Wien unter dem Dirigat von Stefan Vladar, dem bisher einzigen österreichischen Preisträger dieses Wettbewerbes, begleitet wurde, um die Gunst der Jury und den Siegeskranz. Mit einer gefühlvoll ausgewogenen Inter-pretation von Beethovens Klavierkonzert Nr.3, c-Moll, op.37 und hoher Virtuosität sicherte sich der Deutsche Alexander Schimpf den 1. Platz und damit (neben einem Preisgeld von 7.500,– Euro) das von der Bösendorfer Manufaktur gestiftete Preisklavier, einen Bösendorfer Flügel Modell 200. Der dritte Preis wurde von der Jury ex aequo Ji-Hoon Jun und Chi Ho Han, beide geboren in Seoul, Südkorea, zuerkannt.

Ein würdiger Sieger

Der angesehene Kulturkritiker Karl Löbl schrieb dazu: »Alexander Schimpf bot mit dem c-Moll Konzert die

interessanteste, persönlichste, reifste Interpretation und war imstande, im Dialog mit dem Orchester auch dieses zu nuanciertem Klang zu verführen. Chi Ho Han demonstrierte am C-Dur-Konzert größte manuelle Begabung und einen si-cheren Instinkt für Aufbau und Wirkung. Beide bewiesen in den langsamen Sätzen, wie innig ein Bösendorfer-Flügel zu singen vermag.« (ÖSTERREICH)

Alexander Schimpf stammt aus Göttingen, wo er im Al-ter von acht Jahren mit dem Klavierspiel begann. Wichtige Lehrer waren im Laufe seiner Ausbildung Wolfgang Manz (Hannover) und Winfried Apel (Dresden); 2003 setzte er sein Studium bei Bernd Glemser an der Hochschule für Musik in Würzburg fort und schloss es 2009 mit dem Meisterklassen-diplom ab. Entscheidende Anregungen erhielt er außerdem von der französischen Pianistin Cécile Ousset sowie durch in-ternationale Meisterkurse u. a. bei Klaus Hellwig und Andrea Lucchesini.

Wettbewerbs-Diplome und Sonderpreise gingen in wei-terer Reihenfolge an Christian Chamorel (Schweiz),

Yi-Chih Lu (Taiwan), Yusuke Kikuchi (Japan), Amir Tebenikhin (Kasachstan), Sheng-Yuan Kuan (Taiwan), Andreas Donat (Ös-terreich), Anna Magdalena Kokits (Österreich), Christopher Devine (Großbritannien) sowie Clemens Berg (Deutschland).Die Leistungen aller TeilnehmerInnen beim 13. Internatio-nalen Beethoven Klavierwettbewerb Wien waren – sehr zur Freude der international hochkarätig besetzten Jury und des Veranstalters – auf außergewöhnlich hohem Niveau.

»Niemals hat ein Musiker von der Harmonie der Sphären, dem Zusammenklang der Gottesna-tur, mehr gewusst und mehr erlebt als Beethoven.« (Wilhelm Furtwängler)

Alexander Schimpf gewinnt den Beet hoven Klavierwettbewerb 2009

W e t t b e w e r b e

Oben: Alexander Schimpf – der strahlende Gewinner des Beet-hoven Klavierwettbewerbes 2009 Wien.Unten links: Erst 17 Jahre alt: Chi Ho Han war das »Nesthäkchen« des Beet hoven Wettbewerbs. Er legte eine gewaltige Talentpro-be im Musikverein ab.Unten rechts: Südkorea bestürmte musikalisch die »Musikfes-tung Europa«. Wenn es auch nicht ganz reichte für Ji-Hoon Jun: Nur drei Musiker standen im Finale und er war einer davon.

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Mit der Entdeckung und Förderung junger Gesangsta-lente war Hans Gabor, Gründer und langjähriger Leiter

der Wiener Kammeroper, seit Beginn seiner künstlerischen Karriere beschäftigt. So mancher spätere Opernstar betrat unter seiner Führung erstmals die Bretter, die ihm die Welt bedeuten sollten. Aus diesen Bemühungen entstand das er-folgreiche Konzept eines Gesangswettbewerbes, dessen An-fänge in das Jahr 1982 zurückreichen.Eine internationale Jury der besonderen Art hat den Inter-nationalen Hans Gabor Belvedere Gesangswettbewerb in den fast dreißig Jahren seines Bestehens zur »Wallstreet der Kehle« gemacht: Nicht die akademischen Ausbilder, sondern jene Fachleute, die für den Einsatz in der Praxis verantwort-lich zeichnen, beurteilen Begabung und Reife der Sänger und Sängerinnen: Opern- und Festspielintendanten, Musikveran-stalter, sowie Repräsentanten der Medienindustrie. Als Beo-bachter sind noch Vertreter der Künstleragenturen eingela-den.1988 wurde der Wettbewerb, der bis dahin der Oper vorbe-halten war, um die Sparte Operette erweitert.

3.000 Wettbewerbsteilnehmer

So war es nicht verwunderlich, dass sich auch 2009 wie-der 3.000 junge Sängerinnen und Sänger an den Start

wagten, von denen sich 158 für den Hauptbewerb in der Kammeroper in Wien qualifizieren konnten. Das große Finale fand in adäquatem Ambiente statt: Der Festsaal des Wiener Rathauses war (wiederum) Schauplatz des gesanglichen Wettstreites der 16 »heißesten Jung-Aktien« der größten Sängerbörse der Welt. Mit gekrönter Kehle verabschiedete sich die Südafrikanerin Pretty Yende am späten Final-Abend

vom Wiener Rathausmann und dem Korrepetitions-Instru-ment, das traditionell ein Bösendorfer Flügel ist. Die glanz-volle Sopranistin war in beiden Sparten zur Besten gekrönt worden: Oper und Operette.

Damit die Korrepetitoren auch Wettbewerbsluft atmen können, wurde der Hans Gabor Gesangswettbewerb

im Jahre 2000 um einen Wettbewerb für Liedbegleiter er-weitert. Dieser findet ausschließlich auf Bösendorfer Flügeln statt und teilt sich in zwei Preiskategorien: den Staetshuys Antik Preis Amsterdam, gestiftet von Jan Meulendijks und Bart Schuil , den heuer der deutsche Pianist Markus Appelt für sich entschied, und den Bösendorfer Preis: diesen und 1.000,– Euro »ent«führte die Pianistin Annemarie Herfurth ebenfalls nach Deutschland.

Während Sie diese Zeilen lesen, haben bereits die Vor-bereitungen für den 29. Internationalen Hans Gabor

Belvedere Gesangswettbewerb 2010 begonnen. Anmel-dungen sind ab Mitte Januar möglich. Die Vorauswahlen fin-den zwischen Februar und Juni statt. Weitere Informationen dazu finden Sie auf: www.boesendorfer.com/de/Hans-Gabor- Belvedere-Wettbewerb.htmlRupert Löschnauer

Der Internationale Hans Gabor Belvedere Gesangswettbewerb gehört zu den renommiertesten und größten Sängerwettbewerben weltweit und bietet jungen Talenten die Möglichkeit, in-ternationale Kontakte für ihre zukünftige Karriere zu knüpfen. Vorauswahlen finden in rund 50 Städten auf allen Kontinenten statt.

»Wallstreet der Kehle«

W E T T B E W E R B e

Die strahlenden Gewinner des 28. Hans Gabor Gesangswettbe-werbes v.l.n.r.: Sean Panikkar (USA, 2. Preis Operette), Claudia Bo-yle (Irland, 3. Preis Operette), Pretty Yende (Südafrika, 1. Preis Oper & Operette), Maria Porubcinova (Slowakei, 3. Preis-Oper), Markus Appelt (Deutschland, Sieger-Staetshuys Antik Prize Amsterdam Korrepetition), Gaston Rivero (USA, 2. Preis-Oper).

Das Wiener Rathaus mit seinem imposanten Festsaal war heuer wieder Schauplatz des gesanglichen Wettstreites.

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W e t t b e w e r b e

1842 kam das Wunderkind zum ersten Mal nach Wien und spielte zwei Konzerte im renom-

mierten Musikverein, das zweite davon auf einem Bösen-dorfer Flügel. Der große Erfolg dieses Konzertes führte zum Durchbruch der Instrumente der jungen Bösendorfer Fabrik am Konzertpodium und zu einer lebenslangen Freundschaft Anton Rubinsteins mit dem Hause Bösendorfer. Anton Rubinstein war zu seiner Zeit als Pianist, Komponist und Gründer des St. Petersburger Konservatoriums eine trei-bende Kraft in der Welt der Musik. 1890 gründete er einen Wettbewerb für Klavier und Komposition, dem er auch sei-nen Namen gab. Zu den Gewinnern des Rubinstein-Wettbewerbes zählten (später) berühmte Musiker wie zum Beispiel Ferruccio Busoni (Komposition), Nikolai Medtner (Piano), Edwin Fischer (Piano) und Wilhelm Backhaus (Piano), dem 1953 als erstem Pianis-ten die Ehre zuteil wurde, den neu geschaffenen Bösendor-fer-Ring (auf Lebenszeit) tragen zu dürfen.

Anton Rubinstein Klavierwettbewerb Dresden

Das »Forum Tiberius« in Dresden, das bemüht ist, dem Dialog zwischen Kultur und Wirtschaft immer wieder

neue Impulse zu geben, griff 2003 Anton Rubinsteins Wett-bewerbsidee wieder auf. Hier, in der sächsischen Hauptstadt, verbrachte der große Künstler die letzten Jahre seines Le-bens.Der neue Anton G. Rubinstein Klavierwettbewerb zeichnet sich wie sein historisches Vorbild durch Internationalität und hohe Qualität aus. Wie sein Vorbild zielt er darauf ab, den musikalischen Nachwuchs zu fördern. Und dies gelingt den Veranstaltern mit zunehmendem Erfolg. Für den Anton Ru-binstein Klavierwettbewerb 2009 hatten sich 100 junge Mu-sikerinnen und Musiker weltweit der Anhörung gestellt. Die besten 15 von ihnen wurden im Frühherbst nach Deutsch-land zu den Auswahlrunden an der »Hochschule für Musik Carl Maria von Webern Dresden« eingeladen. Das Niveau der

In den Schuhen von Anton RubinsteinVor 180 Jahren, am 28. November 1829 wurde Anton Grigorjewitsch Rubinstein in Wychwati-nez, einem kleinen Ort im damaligen russischen Gouvernement Podolien, geboren. Als Neun-jähriger gab der Hochbegabte sein erstes öffentliches Konzert in Moskau.

Interpretationen der Bewerber war nach Aussage der Jury das höchste seit der Gründung des Wettbewerbes.Die hohe Qualität an spielerischer Technik und künstlerischer Interpretation wurde an den Semifinaltagen noch einmal ge-steigert, sehr zur Freude von Wettbewerbsleiter und Gene-ralintendant des Theaters Bremen, Hans Joachim Frey, sowie des künstlerischen Leiters, Professor Arkadi Zenzipér, und der hochkarätigen Jury. Diese hatte dann auch die sprichwört-liche Qual der Wahl bei der Kür der drei Finalisten.

Grandfinale in der Semperoper

Am Tag der Deutschen Einheit (3. Oktober) traten dann drei großartige Nachwuchskünstler zum musischen

Wettstreit um den Siegeskranz an. In einem der schönsten Opernhäuser der Welt, der Semperoper. Auf einem der besten Flügel der Welt, dem Bösendorfer Imperial, mit seiner schie-ren Größe und einem Tonumfang von acht vollen Oktaven das Flaggschiff der Wiener Klaviermanufaktur, unübertroffen an Klangfülle und Klangfarben. Das Klavierhaus Weber hatte den Bösendorfer bereitgestellt und mustergültig vorbereitet. Der Lorbeerkranz (samt 8.000 Euro Preisgeld) fiel schließlich einem Wahldeutschen mit ukrainischer Abstammung zu: Alexej Gorlatch schwang sich mit einer gewaltigen Interpre-tation von Beethovens fünftem Klavierkonzert Es-Dur op. 73, auch Emperor-Konzert genannt, an die Spitze der Reihung der Jury und damit auf den »Kaiserthron« in Dresden. Seine Technik war großartig, seine Musikalität hoch.Der zweite Preis ging an diesem Abend an die Deutsche Ma-ria Derevyagina. Ehrenvoller Dritter wurde Hyun-II Seo aus Südkorea.Rupert Löschnauer

Oben: Alexej Gorlatch bei seinem grandiosen »Kaiserkonzert«.Unten: Die Preise sind vergeben. Ein Lächeln für den Fotografen.

Eines der schönsten Opernhäuser der Welt, die Semperoper in Dresden, war Bühne für die Finalisten des 4. Internationalen An-ton Rubinstein Klavierwettbewerbes.

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C E U S

CEUS ist einzigartigDas Reproduktionssystem CEUS aus dem Hause Bösendorfer stellt eine neue Dimension von Aufnahme und Wiedergabe mit Spiel, Übung oder Konzert an einem Flügel dar.

Wenn man Begriffe wie Printplatte, Kondensator, Sensor oder Solenoid hört, denkt man an Massenproduktion

und maschinelle Fertigung und nicht unbedingt an Individu-alität und Handarbeit. Dass ein High-Tech Produkt in einer schnelllebigen, unpersönlichen, auf Massenherstellung aus-gelegten Zeit auch ein mit Liebe zum Detail entwickeltes und von Hand gefertigtes Einzelstück sein kann, ist kein Wider-spruch. Das beweist CEUS, der Selbstspieler von Bösendorfer, ausgeführt im exklusiven, wunderschönen Sondermodell »Vienna«, in das vor kurzem das Reproduktionssystem aus der Wiener Klaviermanufaktur eingebaut wurde. Aber nicht nur das Sondermodell Vienna, sondern alle sieben Bösendor-fer Flügelgrößen, die als Standard- oder Sondermodelle am Programm stehen, können mit diesem System ausgestattet werden, auch nachträglich.CEUS bedeutet »Create Emotions with Unique Sound« und steht für die außergewöhnliche Kreativität der Bösendorfer Mitarbeiter, primär umgesetzt durch die Zusammenarbeit mit der Firma TVE Elektronische Systeme, dem Institut für Re-gelungstechnik der Technischen Universität Wien und dem OFAI (Austrian Research Institute for Artificial Intelligence). Eine wissenschaftlichen Studie des OFAI hat ergeben, dass die unterschiedliche Art von »mechanischer« und »mensch-licher« Interpretation eines Musikstückes hauptsächlich in der Präzision des Anschlagzeitpunktes, wenn der Hammer-kopf die Klaviersaite berührt, begründet ist.

Authentische Interpretationen

Aufgrund dieser Zusammenarbeit konnte das Ziel von Bö-sendorfer, ein Reproduktionssystem zu entwickeln, des-

sen Aufnahme- und Abspielqualität vom Anschlagzeitpunkt und auch von der Anschlagstärke abhängig ist, verwirklicht werden. Die Qualität ist so hoch, dass die Gefühlstiefe der In-terpretationen authentisch wiedergegeben werden kann.Dabei wird die Bewegung der Flügelmechanik vom Reproduk-tionssystem aufgenommen. Der Klang beim Abspielen des zuvor am Bösendorfer Flügel aufgenommenen Musikstückes wird – ohne Einschränkungen – vom Bösendorfer Flügel er-zeugt. Und nichts reproduziert Klaviermusik authentischer als der Flügel selbst.

Ein Flügel mit eingebautem CEUS System bedeutet für den Pianisten in erster Linie eine Erweiterung der künst-

lerischen Möglichkeiten, da präzises Aufnehmen und Abspie-len der eigenen Performance ermöglicht wird. Beim Abspie-len des zuvor eingespielten Werkes bewegen sich die Tasten und Pedale des Bösendorfer von selbst, dem Anschlag des Pianisten entsprechend. Dadurch entsteht ein unvergleich-liches »Live-Erlebnis« klanglicher und optischer Natur.Der Künstler kann daraus auf seine Spieltechnik und damit auf seine Interpretation eines Werkes schließen. Es ist dem Pianisten nun möglich, die entsprechende Analyse seiner

Performance vorzunehmen, um etwaige Verbesserungen in seinem Klavierspiel umzusetzen.Darüber hinaus kann der Pianist sich selbst aus der Publi-kumsperspektive erleben. Aus der Sicht des »Konzertbesu-chers« verinnerlicht der Musiker nun den »Klang« seines Spiels und kann sich ein Hörbild davon machen, wie sich sei-ne Interpretation des Klavierstückes für den Musikliebhaber im »Konzertsaal« anhört. Und das sind nur einige der vielen Funktionen des CEUS-Systems.

Vienna CEUS Modell

Bei diesem Sondermodell gelang es Bösendorfer auf be-sondere Art und Weise, die herausragende Handwerks-

kunst der Wiener Klaviermanufaktur mit den Vorstellungen des Kunden von der Unversehrtheit des äußeren Erschei-nungsbildes des Bösendorfer Flügels zu verbinden.Dabei wurden – unter anderem – die Messingtaster im Bösen-dorfer Flügel, die zusätzlich neben den Tasten der Klaviatur zur Steuerung des Systems dienen, so unauffällig eingearbei-tet, dass die Anordnung der aufwendigen, handgearbeiteten Einlegearbeiten keine Beeinträchtigung erfuhr.Weitere Details finden Sie unter www.boesendorfer.com

Dieter Autengruber

Sondermodell Vienna mit dem eingebauten Reproduktionssy-stem CEUS. Das Gesamterscheinungsbild bleibt unverändert.

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B Ö S E N D O R F E R – Die Zeitschrift von Bösendorfer Österreich

Das Kompetenzzentrum für Klavierfans mitten im Herzen von Wien

Der Bösendorfer Stadtsalon

S t a d t s a l o n

ABSENDER: L. Bösendorfer Klavierfabrik GmbH · Bösendorferstraße 12 · A-1010 WienPostentgelt bar bezahlt · Verlagspostamt 1010 Wien

An musikhistorisch höchst bedeutender Stelle, im Wiener Musikverein, befi ndet sich seit 1913 die Repräsentanz un-

serer Klaviermanufaktur. Der Bösendorfer Stadtsalon ist ein Paradies für Klavierliebhaber, die die Einzigartigkeit eines Instrumentes der Bösendorfer Manufaktur kennen lernen möchten.Im Bösendorfer Stadtsalon stehen Ihnen unsere Mitarbei-ter gerne für alle Fragen rund um die Instrumente zur Ver-fügung. Ob Sie ein günstiges Einstiegsmodell suchen oder einen Konzertfl ügel – bei uns werden Sie bestens betreut. Neben den Instrumenten des Hauses Bösendorfer fi nden Sie auch interessante Pianinos und Flügel anderer europäischer Marken aller Preiskategorien.

Künstlerstudios & Events

Zusätzlich zu den ausgestellten Instrumenten können im geschichtsträchtigen Haus hinter dem Hotel Impe-

rial auch Künstlerstudios für Übungsstunden angemietet werden. Das Salon-Studio ist mit zwei Konzertfl ügeln, einem Mo dell Imperial und einem Modell 280, ausgestattet, das kleine Studio beherbergt einen Flügel Modell 170. Das Salon-Studio bietet auch ausreichend Platz für Kammermusik-Ensembles oder Sänger, die mit Korrepetitor neue Partien einstudieren möchten. Auch für Meisterklassen sind die Räumlichkeiten sehr gut geeignet. Neben seiner Funktion als Verkaufsraum bietet der Stadtsalon auch einen schönen Rahmen für exklusive Veranstaltungen für maximal 45 Per-sonen.

Der Wiener Musikverein, weltweit berühmt für die Neujahrskon-zerte der Wiener Philharmoniker

Der Stadtsalon ist seit seiner Gründung das Herzstück der Bösendorfer Welt.

Der Bösendorfer Stadtsalon – das Kompetenzzentrum für Klavierfans:• Professioneller Klavierverkauf mit bestem Preis- Leis tungsverhältnis• Informationen rund um die Instrumente• Betreuung durch das exzellente Serviceteam der Bösendorfer Konzerttechniker• Organisation von Führungen in unserer Manufaktur • Reservierungen der Künstler-Studios• Informationen zum Kulturangebot in Wien

www.boesendorfer.com/de/stadtsalon.html

Bösendorfer Stadtsalon, Bösendorferstraße 12 (Eingang Canovagasse), 1010 Wien, Tel +43 / 1 / 505 35 18-0Öffnungszeiten: Montag – Freitag 10 – 13 / 14 – 18 Uhroder nach Terminvereinbarung

Schriftliche Anfragen zum Stadtsalon sowie allgemeine Anfragen (Service, intern. Verkauf) senden Sie bitte an: [email protected]