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Tätigkeitsbericht 2010 1 I. WIR SIND eine Beratungsstelle für Frauen und Mädchen mit sexuellen Gewalterfahrungen. Unsere Zielgruppen sind betroffene Frauen und Mädchen (ab 16 Jahren) Bezugspersonen (Eltern, FreundInnen, PartnerInnen, LehrerInnen, BetreuerInnen ....) Wir bieten an Beratung für Betroffene und deren Bezugspersonen Krisenbegleitung Psychosoziale und juristische Prozessbegleitung Traumabehandlung (psychologische und psychotherapeutische Behandlung) Prävention Unsere Bürozeiten sind Mo und Fr: 8.00 – 12.00 Mi und Do: 12.00 – 17.00 Beratungen finden auch außerhalb dieser Zeiten statt. Um Wartezeiten zu vermeiden, bitten wir um Terminvereinbarung per Telefon oder Email! Erreichbar sind wir telefonisch unter 0316/31 80 77 via Fax: + 6 oder Email: [email protected] Informationen über unsere Einrichtung können auch unter www.taraweb.at abgerufen werden. Unsere Beratungen sind kostenlos nicht mit einer Anzeige verbunden vertraulich auf Wunsch anonym Traumabehandlung Für Psychotherapie und psychologische Behandlung wird ein dem Einkommen angepass- ter Unkostenbeitrag vereinbart.

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Tätigkeitsbericht 2010 1

I. WIR SIND eine Beratungsstelle für Frauen und Mädchen mit sexuellen Gewalterfahrungen.

Unsere Zielgruppen sind betroffene Frauen und Mädchen (ab 16 Jahren) Bezugspersonen (Eltern, FreundInnen, PartnerInnen, LehrerInnen,

BetreuerInnen ....)

Wir bieten an

Beratung für Betroffene und deren Bezugspersonen Krisenbegleitung Psychosoziale und juristische Prozessbegleitung Traumabehandlung (psychologische und psychotherapeutische Behandlung) Prävention

Unsere Bürozeiten sind

Mo und Fr: 8.00 – 12.00 Mi und Do: 12.00 – 17.00

Beratungen

finden auch außerhalb dieser Zeiten statt. Um Wartezeiten zu vermeiden, bitten wir um Terminvereinbarung per Telefon oder Email!

Erreichbar sind wir telefonisch unter 0316/31 80 77 via Fax: + 6 oder Email: [email protected]

Informationen über unsere Einrichtung

können auch unter www.taraweb.at abgerufen werden.

Unsere Beratungen sind kostenlos nicht mit einer Anzeige verbunden vertraulich auf Wunsch anonym

Traumabehandlung

Für Psychotherapie und psychologische Behandlung wird ein dem Einkommen angepass-ter Unkostenbeitrag vereinbart.

Tätigkeitsbericht 2010 2

II. DAS TARA-TEAM DSAin Verena Vlach, M.S.M.

Sozialarbeiterin, Sozialmanagerin 30 Wochenstunden

Heide Baumgartner

Psychotherapeutin i.A.u.S. 16 Wochenstunden

Mag.a Gabriele Krautgartner Pädagogin, Psychotherapeutin i.A. 25 Wochenstunden Dr.in Marianna Darok Medizinerin, Psychotherapeutin i.A.u.S. 16 Wochenstunden Mag.a Eva Pucher-Urdl Pädagogin, Psychotherapeutin Honorarkraft Mag.a Christine Draschbacher Psychologin Honorarkraft Für die Sauberkeit in unseren Räumlichkeiten sorgt Frau Carmen Steiner-Epuran.

Juristische Vertretung im Rahmen der Prozessbegleitung: Dr.in Maria Kolar-Syrmas Rechnungsprüferinnen: Edeltraud Handler

Evi Koller Obfrau: Beatrix Grazer

TARA-Beratungsräume

Tätigkeitsbericht 2010 3

III. STATUS UND FINANZIERUNG

Die Beratungsstelle ist seit 1984 als privatrechtlicher Verein eingetragen und besitzt seit 3.5.2010 einen Spendenbegünstigungsbescheid gemäß § 4a Z 3 und 4 EStG. Unsere Basisarbeit wurde 2010 gefördert durch:

Bundeskanzleramt – Frauen 48.000.- Land Steiermark, Gesundheitsressort 24.000.- Land Steiermark, Sozialressort 22.500.- Stadt Graz, Frauenreferat 37.650.-

Unsere Projekte wurden 2010 gefördert durch:

BM für Justiz 6.345,53 (im Rahmen der Prozessbegleitung)

BM für Wirtschaft, Familie und Jugend 8.000.- (im Rahmen der Plattform gegen die Gewalt in der Familie)

BM für Inneres 3.100 Licht ins Dunkel 5.000.- Land Steiermark, Sozialressort 1.000.- Land Steiermark, Frauenressort 1.000.-

Wir bedanken uns recht herzlich beim Gewaltschutzzentrum Steiermark für die Kooperation im Bezug auf die Prozessbegleitung und bei unseren PrivatspenderInnen für die Unterstüt-zung!!!

Tätigkeitsbericht 2010 4

IV. ANGEBOTE

Sexualisierte Gewalt gilt als eine der schwersten Formen von Traumatisierung und kann für betroffene Frauen und Mädchen eine Reihe von physischen, psychischen und sozialen Fol-gen mit sich bringen. Abgestimmt auf die individuelle Situation der betroffenen Frau und/oder ihren Bezugsperso-nen bieten wir unterschiedliche Unterstützungsmöglichkeiten an.

1. Psychosoziale Beratung In den ersten Gesprächen klären wir die persönliche Situation insbesondere in Bezug auf aktuelle Schwierigkeiten und Ressourcen. Im Vordergrund dabei stehen Information und Orientierung. Basierend auf den neuesten Erkenntnissen der Traumaforschung informieren wir über Trauma und Traumafolgen, erarbeiten gemeinsam mit der Klientin realistische Ziele und planen die weitere Vorgehensweise.

2. Bezugspersonenberatung Personen, die im privaten oder beruflichen Umfeld mit sexuell traumatisierten Frauen kon-frontiert sind, fühlen sich oftmals hilflos und ohnmächtig. Da ein stabiles soziales Umfeld für betroffene Frauen oftmals eine hilfreiche Ressource darstellt, bieten wir Bezugspersonen – wie Eltern, PartnerInnen aber auch professionellen HelferInnen – Beratung und Begleitung an.

3. Krisenbegleitung Direkt nach einer Vergewaltigung oder einem abgewehrten Übergriff sind viele Frauen nicht in der Lage gezielt Unterstützung zu suchen. Meist sind es dann FreundInnen oder Angehö-rige, die die Initiative ergreifen und die betroffene Frau zu uns begleiten. In der ersten Kri-senphase, die einige Tage bis mehrere Wochen dauern kann, steht das Herstellen von Schutz und Sicherheit im Vordergrund. In entlastenden Gesprächen informieren wir darüber, dass bestimmte Symptome normale Reaktionen auf ein extremes Stressereignis sind, und unterstützen die Frau dabei, ihre innere und äußere Sicherheit wieder aufzubauen. Bei Be-darf geben wir rechtliche Informationen in Bezug auf eine mögliche Anzeige und ein Straf-verfahren und konkrete Hilfestellungen wie Begleitung zu einer Anzeige. Frauen, die sexualisierte Gewalt in der Vergangenheit erlebt haben, können in eine psychi-sche Krise schlittern, wenn sie aktuell von alten Erinnerungen und den damit zusammen-hängenden Gefühlen überflutet werden. Auslöser für ein solches Wiedererleben von alten verdrängten Erlebnissen können aktuelle Ereignisse, wie die mediale Berichterstattung von sexuellem Missbrauch oder Vergewaltigung sein. In diesen Fällen zielt die Krisenbegleitung darauf ab, das Gefühl von innerer und äußerer Stabilität wieder zu erlangen.

Tätigkeitsbericht 2010 5

4. Psychosoziale und juristische Prozessbegleitung Das Öffentlich machen von sexualisierter Gewalt, von der Entscheidung zur Anzeige über die Anzeigenerstattung bis hin zum strafrechtlichen Verfahren, stellt für viele Betroffene eine große Belastung dar. Durch die umfassenden Befragungen, die Konfrontation mit dem Täter und einer Reihe weiterer Belastungsfaktoren kann es zu sekundären Traumatisierungen kommen. Um diesen vorzubeugen, bieten wir Begleitung im strafrechtlichen Verfahren (psy-chosoziale und juristische Prozessbegleitung) an. Psychosoziale Prozessbegleitung umfasst: Informationen über mögliche rechtliche Schritte sowie Verfahrensabläufe, Unterstützung bei der Entscheidungsfindung für oder gegen eine Anzeige, Vermittlung von Rechtsbeiständen, Begleitung zu Polizei, Gericht, GutachterInnen, RechtsanwältInnen, Koordination mit relevanten Personen bzw. Institutionen (z.B. Rechtsanwältin, Jugend-amt…),

Abschluss der Begleitung nach Beendigung des strafrechtlichen Verfahrens, Information über Aufarbeitungsmöglichkeiten und entsprechende Vermittlung nach Ab-schluss des Verfahrens.

Juristische Prozessbegleitung umfasst: rechtliche Beratung durch eine/n RechtsanwältIn, rechtsanwaltliche Vertretung der Betroffenen vor Gericht.

Dem BMJ konnten dieses Jahr keine neue angefallenen sondern nur mehr Fälle aus 2009 zur Abrechnung vorgelegt werden, da unserer Einrichtung kein Fördervertrag mehr bewilligt wurde. In diesem Zusammenhang bedanken wir uns recht herzlich beim Gewaltschutzzentrum Steiermark. Dank dieser Kooperation konnten wir 2010 zusätzlich 12 Frauen im strafrechtli-chen Verfahren begleiten.

5. Traumabehandlung Viele Frauen, die sich an uns wenden, leiden unter komplexen Traumafolgen. Die erlebte Gewalt, die sich oft über längere Zeiträume erstreckt hat, konnte nicht ausreichend verarbei-tet und integriert werden und wirkt sich auf ihr psychisches und physisches Befinden, ihre Arbeitsfähigkeit und ihre sozialen Beziehungen aus. Diese Folgen können unmittelbar nach einem traumatischen Ereignis, manchmal auch mit großer zeitlicher Verzögerung auftreten. Im Diagnoseschlüssel ICD 10 werden diese Symptome als Posttraumatische Belastungsstö-rung beschrieben. Mögliche Symptome nach Traumatisierung können sein: o das wiederholte Erleben des Traumas oder Teilen davon in sich aufdrängenden Erinne-

rungen oder in Träumen, verbunden mit Angstgefühlen, o die Vermeidung von Aktivitäten und Situationen, die Erinnerungen an das Trauma wach-

rufen können, bis hin zum sozialen Rückzug und o ein Zustand von körperlicher Übererregung, der sich in übermäßiger Schreckhaftigkeit,

Schlaflosigkeit, Reizbarkeit und in Konzentrationsschwierigkeiten äußern kann.

Tätigkeitsbericht 2010 6

Langfristige Folgen von sexueller Gewalt können auch selbstverletzendes Verhalten, Essstö-rungen, Süchte, somatoforme Störungen, Angststörungen und Depression sein. Viele Frau-en können sich an das dahinterliegende traumatische Ereignis nicht mehr bewusst erinnern und bringen es nicht in Zusammenhang mit ihren Beschwerden.

Die Erforschung dieser Traumafolgen hat in den vergangenen Jahren viele neue Erkenntnis-se gebracht, die auch in die Entwicklung neuer Verfahren der Traumaarbeit Eingang gefun-den haben. Schulenübergreifend hat sich ein Konzept von Traumabehandlung durchgesetzt, das strukturiert ist, klare Orientierung und Informationen gibt und einen phasenhaften Ver-lauf hat. Bekannte Behandlungsverfahren von Traumafolgen (PITT; Luise Reddemann, Mi-chaela Huber, Ellert Nijenhuis) bilden die Grundlage unseres psychologischen und psycho-therapeutischen Behandlungskonzepts.

Unsere Grundhaltung in der Arbeit mit den Klientinnen ist ressourcenorientiert und autono-miestärkend. Dabei betrachten wir Frauen als Expertinnen für sich selbst und nutzen ihre schon vorhandenen, aber oftmals im Verborgenen liegenden Fähigkeiten und Stärken. Wir unterstützen Frauen darin, fürsorglich für sich selbst zu sein und für ihre innere und äußere Sicherheit zu sorgen. Dazu gehört auch, dass belastende Erinnerungen nur so weit beleuch-tet werden, wie es im Moment gefahrlos möglich ist.

Traumabehandlung bedeutet für uns nicht Vergessenes wieder in Erinnerung zu rufen und zu durchleben, sondern die Erfahrung zu machen, dass die schrecklichen Ereignisse der Ver-gangenheit angehören.

6. Prävention/ Öffentlichkeitsarbeit Im Sinne der Prävention sehen wir es als unsere Aufgabe über die unterschiedlichen For-men von sexualisierter Gewalt sowie die komplexen Folgen aufmerksam zu machen und zu informieren. AdressatInnen sind Betroffene, Bezugspersonen, MultiplikatorInnen sowie die breite Öffentlichkeit. Aus diesem Grund ist für uns Präventionsarbeit und Öffentlichkeitsar-beit eng miteinander verwoben.

2010 wurden folgende Projekte durchgeführt: 6.1. Fortbildungsprojekt Unser Fortbildungsprogramm zum Thema: „Traumatisierung aufgrund sexualisierter Gewalt. Grundlagen – Traumafolgestörungen – Umgang mit betroffenen Frauen“ wurde heuer drei-mal durchgeführt. Ziel dieser Schulung ist es Mitarbeiterinnen aus unterschiedlichen psy-chosozialen Einrichtungen Handlungsstrategien von traumatisierten Menschen näherzubrin-gen und die Kompetenz im Umgang mit Betroffenen in den diversen Beratungs- und Betreu-ungssettings zu erhöhen.

Insgesamt nahmen 30 MitarbeiterInnen aus der Jugendwohlfahrt, dem Verein Neustart und dem Behindertenbereich teil.

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6.2. Lets talk In Kooperation mit dem Frauenhaus und Hazissa wurde das Projekt Lets talk ins Leben geru-fen. Ziel dabei war und ist es an Hand des Themas Zwangsheirat auf die unterschiedlichen Formen von körperlicher, psychischer und sexualisierter Gewalt aufmerksam zu machen. In diesem Jahr wurden ein Vortrag sowie eine eintägige Fortbildung zum Thema Zwangsheirat organisiert. Eine LehrerInnenfortbildung und Workshops für Jugendliche der 9. Schulstufe sollen 2011 folgen. 6.3. Rechtsbroschüre Das zweite Gewaltschutzgesetzt, das mit 1.6.2009 in Kraft trat, brachte grundlegende Neue-rungen im Bereich des Opferschutzes. Daher wurde im Rahmen der Plattform gegen die Gewalt in der Familie des Bundesministeriums für Wirtschaft Jugend und Familie unsere Rechtsbroschüre „Vergewaltigung, sexueller Missbrauch, Gewalt in der Familie“ in Zusam-menarbeit mit Dr.in Barbara Jauk überarbeitet und liegt nun in der 4. Auflage vor. Die Broschüre richtet sich an Personen, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind, weiters an deren Bezugspersonen und an ProfessionalistInnen. Sie bietet Basisinformationen zu den Themen Vergewaltigung, sexueller Missbrauch, Gewalt in der Familie, Stalking und sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz. Im Jahr 2010 wurden 4.511 Stück in ganz Österreich verteilt. Dank einer Subvention des BMI konnten weitere 6.000 Stück gedruckt werden. Die Rechtsbroschüre kann über unsere Einrichtung bezogen werden. Eine Version zum downloaden findet sich auch auf unserer Homepage (www.taraweb.at) 6.4. Informationsbroschüre Mit Unterstützung der Landesressorts Soziales und Jugend, Frauen, Familie und Bildung erstellten wir die Informationsbroschüre „Sexualisierte Gewalt und Trauma“. Unsere berufli-che Erfahrung hat uns gezeigt, dass das Erleben von sexualisierter Gewalt schwere Trauma-folgestörungen nach sich zieht und allein schon das Wissen über physiologische und psychi-sche Auswirkungen für Betroffene entlastend und ein Stück stabilisierend wirkt. Mit dieser Informationsbroschüre soll Wissen kompakt vermittelt werden und sie soll Mut machen sich mit dem Erlebten konstruktiv auseinanderzusetzen. Auch diese Informationsbroschüre kann über uns bezogen werden bzw. findet sich eine Version zum downloaden auf unsere Home-page. 6.5. Was heißt hier Vergewaltigung? Der Themenschwerpunkt des Querschnittprojekts der Plattform gegen die Gewalt in der Familie des BMWFJ war im Projektjahr 2009/2010 sexualisierte Gewalt an Frau-en. In diesem Rahmen fand eine interne Schulung des Frauenbereichs statt, bei der eine Mitarbeiterin des Vereins TARA als Vortragende mitwirkte. Des weiteren wirkte TARA bei der Gestaltung eines Forderungskataloges sowie von Freecards mit.

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Im Sinne der Öffentlichkeitsarbeit wirkten wir mit bei: 6.6. Damenwahl Anlässlich der steirischen Landtagswahlen haben wir mit anderen Frauenorganisationen mitgewirkt Wahlprüfsteine zu sammeln und diese einer breiten Öffentlichkeit sowie den antretenden Parteien zur Verfügung zu stellen. Ziel war und ist es auf die Ungleichstellung von Männern und Frauen in den unterschiedlichsten Bereichen aufmerksam zu machen und Maßnahmen zur Gleichstellung von der Politik einzufordern.

6.7. !NFO-FRAUEN Am 6.11.konnten alle interessierten GrazerInnen das ganze Spektrum der Grazer Frauenbe-ratungs- und Frauenserviceeinrichtungen kennen lernen. Auch wir nützen diese Gelegenheit um auf unsere Angebote aufmerksam zu machen

Foto Fischer

Tätigkeitsbericht 2010 9

6.8. 16 Tage gegen Gewalt an Frauen Der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen erinnert jährlich am 25. November an den Todestag der drei Schwestern Patria, Minerva und Maria Teresa Mirabal – drei dominikani-sche Oppositionelle, die vom damaligen Diktator brutal ermordet wurden. In aller Welt ma-chen Frauenorganisationen an diesem Tag ihre Anliegen in der Öffentlichkeit sichtbar und erinnern, dass es Frauen selten ermöglicht wird in Würde und ohne Gewalt zu leben. TARA beteiligte sich an: Pressekonferenz der Stadträtin Mag.a Dr.in Martina Schröck

Foto Fischer

„Wir pfeifen auf Gewalt an Frauen“ „Wir pfeifen auf Gewalt an Frauen“ war eine gemeinsame Aktion von Frauenhaus Graz, Verein TARA, Verein Hazissa, Unabhängiger Frauenbeauftragten der Stadt Graz, Grazer Frauenrat und Frauenstadträtin Dr.in Martina Schröck. Am Vorplatz des Hauptbahnhofes wur-de am 25.11. lautstark auf die Problematik aufmerksam gemacht sowie Informationsmaterial verteilt.

Foto Fischer

Tätigkeitsbericht 2010 10

Kleine Zeitung vom 26.11.2010

„Welchen Teil von Nein hast du nicht verstanden?“ Während der gesamten 16 Tage wurden Plakatständer mit Informationen zu den Grazer Op-ferschutzeinrichtungen aufgestellt. Zusätzlich machten Plakate in den Straßenbahnen so-wohl auf die Thematik „Gewalt an Frauen“ als auch auf das Hilfsangebot aufmerksam. Die-se Aktion war eine Initiative der Stadträtin Dr.in Martina schröck in Kooperation mit dem Frauenhaus, der Unabhängigen Frauenbeauftragten der Stadt Graz und dem Frauenreferat der Stadt Graz.

„Frauen sind in Graz nicht alleine!“ Ebenfalls in Kooperation mit dem Frauenhaus, der Unabhängigen Frauenbeauftragten und dem Frauenreferat der Stadt Graz wies 25.11. ein Infospot in den Straßenbahnen und vom 25.11. bis 10.12. auf der Video-Wall am Jakominiplatz auf Beratungsstellen und Opfer-schutzeinrichtungen in Graz hin. „Miss Handelt“ Ab 26.11. für 3 Wochen wurde im Cineplexx Graz auf Initiative des Frauenhaus Graz und TARA ein Kinospot, der auf das Thema Gewalt an Frauen aufmerksam machte, gezeigt.

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6.9. Das Frauenreferat macht mobil Im Rahmen der BesucherInnenrally des Frauenreferates stellten wir dieses Jahr nicht nur unsere Einrichtung, Arbeitsweisen und Angebote vor sondern informierten alle Interessen-tinnen über Traumafolgestörungen aufgrund von sexualisierter Gewalt.

6.10. Know-How-Transfer Unser Expertinnenwissen wird immer wieder von unterschiedlichen Menschen genutzt. StudentInnen der Pädagogik, Psychologie und Sozialarbeit haben uns im letzten Jahr für Seminar- und Diplomarbeiten interviewt, unterschiedliche Personen haben sich über das Angebot unserer Beratungsstelle informiert und/oder wurden mit Statistiken und Informati-onsmaterialien ausgestattet. Im Rahmen diverser Ausbildungen informierten wir ebenfalls über das Thema sexualisierte Gewalt an Frauen und Mädchen. In diesem Rahmen informierten wir 122 Personen im Jahr 2010.

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V. Qualitätssicherung

Die Betreuung und Begleitung traumatisierter Frauen und deren Bezugspersonen bedarf nicht nur einer fundierten Ausbildung und langjähriger Erfahrung, sondern auch einer konti-nuierlichen Weiterbildung. Gerade auf dem Gebiet der Traumabehandlung entwickeln sich laufend neue Verfahren und Methoden. Um unsere Klientinnen kompetent beraten und op-timal betreuen zu können, besuchten unsere Mitarbeiterinnen 2010 folgende Fort- und Wei-terbildungen:

• Ego-state-Arbeit und Ego-state-Therapie • Traumafolgestörungen nach Akutereignissen, Erscheinungsbilder und Behandlungs-

ansätze • Finanzcoaching PLUS • Traumatherapie und die Wiedererlangung der Sexualität • Grundlagen der Psychotraumatologie und Traumatherapie • Trauma und Gynäkologie • Stabilisierung und Ressourcenmobilisation in der Traumatherapie • Psychosoziale Prozessbegleitung im Zivilverfahren

Im Sinne der Qualitätssicherung gehört neben Supervisionen und Intervisionen auch der fachliche Austausch mit anderen Einrichtungen und Gremien zu den Standards unsere Bera-tungsstelle. In folgenden Netzwerken waren TARA-Mitarbeiterinnen 2010 vertreten:

• Netzwerk der Österreichischen Autonomen Frauennotrufe, • Netzwerk gegen sexuelle Gewalt Steiermark, • Plattform gegen die Gewalt in der Familie (des BMWFJ), • Thekla: Netzwerk steirischer Frauen- und Mädchenprojekte, • Grazer Frauenrat

Des weiteren nahmen einzelne Mitarbeiterinnen an folgenden Tagungen und Veranstaltun-gen teil:

• Utopia- Kundgebung am Hauptplatz am 8. März anlässlich des Internationalen Frau-entages

• Frauenhandel und Zwangsprostitution in Österreich • Was heißt hier Vergewaltigung? Sexualisierte Gewalt an Frauen und Mädchen • Gewaltforschungscolloquium • Vernetzungsfrühstück - frauenspezifische Psychotherapie • 9. Steirisches Vernetzungstreffen Essprobleme • Fachtagung „Gewalt zu Hause ist kein Familienstreit“

Tätigkeitsbericht 2010 13

VI. STATISTIK 2010

Im vergangenen Jahr wurden von uns 258 von sexualisierter Gewalt betroffene Frauen so-wie 120 Bezugspersonen beraten, betreut, und/oder begleitet. Des weiteren informierten wir über unsere Angebote bzw. schulten zum Thema sexualisierte Gewalt und Trauma 122 Personen im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit.

135 Personen wurden in unseren Räumlichkeiten persönlich betreut. Darüber hinausgehend wurden 193 Beratungen per Telefon und 50 per e-mail durchgeführt. Dies bedeutet einen Rückgang in den Telefonberatungen, allerdings einen Anstieg um 37% bei den persönlichen Beratungen gegenüber dem Jahr 2009. Beratungen, Betreuungen, Begleitungen

Anteil der betroffenen Frauen und Bezugspersonen in den verschiedenen Be-ratungssettings

Telefonberatungen

56,5%43,5%

Betroffene Bezugspersonen

Abbildung 1

Persönliche Beratungen

79,3%

20,7%

Betroffene Bezugspersonen

Abbildung 2

Email-Beratungen

84,0%

16,0%

Betroffene Bezugspersonen

Abbildung 3

Tätigkeitsbericht 2010 14

Themen in den Beratungen und Betreuungen

32,9%

8,2%

26,9%

4,1%

4,6%

23,3%

Sexueller Missbrauch in der Kindheit

Sexueller Missbrauch aktuell

Vergewaltigung

Sexuelle Belästigung

Stalking

Sonstiges

Telefonberatungen

Abbildung 4 (Mehrfachnennungen möglich)

39,6%

3,1%

30,2%

8,2%

5,7%

13,2%

Sexueller Missbrauch in der Kindheit

Sexueller Missbrauch aktuell

Vergewaltigung

Sexuelle Belästigung

Stalking

Sonstiges

Persönliche Beratungen

Abbildung 5 (Mehrfachnennungen möglich)

Tätigkeitsbericht 2010 15

34,5%

1,8%

47,3%

3,6%

0,0%

12,7%

Sexueller Missbrauch in der Kindheit

Sexueller Missbrauch aktuell

Vergewaltigung

Sexuelle Belästigung

Stalking

Sonstiges

Email-Beratungen

Abbildung 6 (Mehrfachnennungen möglich)

Abbildung 4, 5 und 6 verdeutlichen, dass die Themenschwerpunkte in allen Beratungs- und Betreuungssettings bei sexuellem Missbrauch in der Kindheit und Vergewaltigung liegen. Unter der Kategorie Sonstiges sind Fragen zu unserem Angebot bzw. zum Thema körperli-che Gewalt, allgemeine Frauenfragen, rechtliche Auskünfte, sowie Information und Weiter-vermittlungen an andere soziale Einrichtungen zusammengefasst. Anliegen an die Beratungsstelle in den Telefonberatungen

Anliegen in Prozent

39,4%

32,8%

6,6%

6,2%

13,9%1,1%

Information/OrientierungBeratungProzessbegleitungKriseninterventionTraumabehandlungSonstiges

Abbildung 7 (Mehrfachnennungen möglich)

Tätigkeitsbericht 2010 16

In Anspruchgenommene Leistungen bei den persönlichen Beratungen

In Anspruch genommene Leistungen in Prozent

34,1%

27,5%

6,3%

5,1%

2,4%

11,8%

11,4%1,6%

Information/Orientierung

Beratung

Prozessbegleitung

Krisenintervention

Psychologische Behandlung

Psychotherapie

Traumabehandlung

Sonstiges

Abbildung 8 (Mehrfachnennungen möglich)

Die Anliegen in den persönlichen Beratungen sind vielfältig und verändern sich oftmals im Laufe einer Betreuung. Während bei Bezugspersonen der Schwerpunkt bei der Information und der Beratung liegt, nehmen betroffene Frauen die Angebote der Psychotherapie, psy-chologischen Behandlung, Traumabehandlung und Krisenbegleitung in Anspruch. Unter Sonstiges wurden, wie schon bei Abbildung 4, 5 und 6, Fragen zu unserem Angebot bzw. zum Thema Gewalt, allgemeine Frauenfragen, rechtliche Auskünfte, sowie Information und Weitervermittlungen an andere soziale Einrichtungen zusammengefasst. Herkunftsbezirke

Telefonberatungen

60,1%

3,6%

18,1%

9,3%

8,8%

Graz

Graz Umgebung

Steiermark Bezirke

Andere Bundesländer

Unbekannt

Abbildung 9

Tätigkeitsbericht 2010 17

Persönliche Beratungen

68,6%

3,6%

16,8%

2,9%8,0%

Graz

Graz Umgebung

Steiermark Bezirke

Andere Bundesländer

Unbekannt

Abbildung 10

Betrachtet man Abbildung 9 und 10 wird deutlich, dass die meisten Frauen zwar aus Graz stammen, jedoch die gesamte Steiermark zu unserem Einzugsgebiet zählt. Der Überhang von Grazerinnen ist im direkten Zusammenhang mit dem Sitz der Beratungsstelle zu sehen. Altersverteilung in Prozent

Telefonberatungen

3,1%

20,7%

14,5%

5,2%7,8%2,1%

46,6%

15-19

20-29

30-39

40-49

50-59

Über 60

Unbekannt

Abbildung 11

Tätigkeitsbericht 2010 18

Persönliche Beratungen

7,3%

40,1%

23,4%

9,5%

4,4%

2,9%

12,4%

15-19

20-29

30-39

40-49

50-59

Über 60

Unbekannt

Abbildung 12

Die Tatsache, dass Frauen im Alter von 20 bis 40 unser Angebot am stärksten in Anspruch nehmen, kann unterschiedlich interpretiert werden. Wir gehen davon aus, dass das Thema sexualisierte Gewalt für jüngere Frauen weniger tabuisiert ist und sie daher leichter profes-sionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Der hohe Anteil an „unbekannten“ hängt damit zusam-men, dass unsere Angebote auf Wunsch anonym in Anspruch genommen werden können. Abgeschlossene persönliche Beratungen In jeder Betreuung ist es wichtig gemeinsam mit der Klientin Ziele festzulegen und diese auch laufend zu überprüfen. Von wesentlicher Bedeutung ist die Zielüberprüfung am Ende einer Betreuung. Die Analyse der angesteuerten und erreichten Ziele lässt Schwerpunkte in den Betreuungen erkennen und ermöglicht es uns unsere Angebote adäquater auf die Be-dürfnisse unserer Klientinnen abzustimmen.

15,8%

30,6%

8,3%

9,4%

12,1%

4,2%

10,2%

7,9%

1,5%

Stabilisierung

Abklärung/Information

Verminderung der Retraumatisierung

Verbesserung der Arbeitsfähigkeit

Verbesserung der Lebensqualität

Traumaintegration

Verbesserung des sozialen Umfelds

Inanspruchnahme andererpsychosozialer Angebote

Sonstiges

Ziele der abgeschlossenen persönlichen Beratungen

Abbildung 13 (Mehrfachnennungen möglich)

Tätigkeitsbericht 2010 19

Es wird deutlich, dass eines der wesentlichen Ziele die Information und Abklärung ist. Hier-bei stehen nicht nur rechtliche Information rund um eine mögliche Anzeige und ein Strafver-fahren im Mittelpunkt, sondern auch die Wissensvermittlung über physiologische und psy-chische Auswirkungen wie sie nach einem sexuellen Übergriff, einem traumatischen Erleb-nis, auftreten. Das Erleben von sexualisierter Gewalt hat auch wesentliche Auswirkungen auf das soziale Leben von Betroffenen. Viele Frauen und Mädchen haben sich aus Angst vor neuerlichen Übergriffen aus dem sozialen Leben zurückgezogen und leben weitgehend iso-liert von der Umwelt. Daher sind neben der Stabilisierung wesentliche Ziele in der Betreu-ung die Verbesserung der Lebensqualität, der Arbeitsfähigkeit und der Kontakt mit dem so-zialen Umfeld.

73,4%

15,2%10,1%

0,0% 1,3%

Erreicht Überwiegend erreicht Teilweise erreicht Überwiegend nicht erreicht Nicht erreicht

Ziele erreicht?

Abbildung 14

Die Betreuungsziele wurden in fast allen Fällen erreicht. Diese Erfolgsquote hängt damit zusammen, dass unsere Angebote freiwillig in Anspruch genommen werden und die Ziele immer gemeinsam mit den Frauen und Mädchen festgelegt werden.

Abbildung 15 verdeutlicht, dass es uns wichtig ist, Frauen und Mädchen dahingehend zu stärken wieder einen Zugang zu ihren Bedürfnissen zu bekommen, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen und selbstbewusst Entscheidungen für sich zu treffen. Daher werden die Betreuungen in beidseitigem Einvernehmen oder von der Klientin selbst beendet. Unter Sonstiges wurden Beendigungen der Betreuung aufgrund von akuten Einweisungen und längerfristigen Aufenthalten ins Krankenhaus zusammengefasst.

Tätigkeitsbericht 2010 20

23,5%

18,8%

2,4%

15,3%

28,2%

11,8%

Beendigung seitens der Klientin

Abbruch seitens der Klientin

Beendigung seitens der Beraterin

Weiter verwiesen

Abschluss in beidseitgemEinvernehmen

Sonstiges

Grund für die Beendigung

Abbildung 15