infrarot nr. 192
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Das Infrarot ist das offizielle Publikationsorgan der JUSO Schweiz.TRANSCRIPT
Zeitung der JungsoZialistinnen Journal de la Jeunesse socialiste giornale della gioventÙ socialista
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3900 BrigröstigraBen vue de l’autre cÔtÉ (s. 2) | nach 1:12 wie weiter? (s. 8)
#192, Oktober 2010, JUSO Schweiz, Postfach 8208, 3001 Bern, www.juso.ch
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aBstimmung 28.11.
Ein Bericht über die kontroverse Haltung der SP gegenüber der Ausschaffungsinitiative, die auch bei den Jusos Fragen aufwirft. Seite 4 und 5
aussenrechts
Die letzten Wahlergebnisse in Westeuropa sind erschreckend – Islamhass ist auf dem Vormarsch. Doch was tun, wenn fast ganz Europa aussen rechts vorfährt? Seite 6
gl-rücktritte
Die «Breaking News» der letzten DV werden nochmals beleuchtet: Was schwebt Cédric und Co. wirklich vor?
Seite 2 und 3
die sP konnte den sitz von leuen-berger verteidigen – jedoch nicht sein departement. die bürgerliche mitte im Bundesrat verstärkt die koalition der wahlverlierer und drängt die sP an den rand. Parteien-taktik ohne Fingerspitzengefühl, jedoch mit einer rücksichtslosen machtgier.
Von Clau Dermont
Kurz nach der Wahl von Simonetta Sommaruga in den Bundesrat hat die Wirtschaftslobby ihre Spielfiguren für das Wahljahr 2011 in Stellung gebracht: Leuthard wechselt ins UVEK, WidmerSchlumpf ins Finanzdepartement und SchneiderAmman darf neu dem Volkswirtschaftsdepartement seinen Stempel aufdrücken. Die bürgerlichen Parteien CVP, FDP und BDP haben mit dieser Rochade die für sie thematisch wichtigen Departemente übernommen, der SP das Anciennitätsprinzip verweigert und die
machtsPielchender mitte
Fortsetzung auf Seite 7
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FleXiBler wechsel
Beim ersten Vernehmen der Rücktritts ankündigung der halben Geschäftsleitung fielen die Kiefer fast
aller in den Keller. Doch nach dem ersten Schock muss man anerkennen: Ein Wechsel wird der JUSO gut tun. Die grosse Frage bleibt, wie ein solcher «Ge
nerationenwechsel» am besten zu erfolgen hat. Die Geschäftsleitung entschied sich zu viert noch vor dem Wahlkampf zurück zu treten. Was viele Jusos stört: Dass das Zentralsekretariat und das Präsidium gleichzeitig neubesetzt wird.
Freilich, die JUSO wird im Frühling wohl einige Wochen ein Chaoshaufen sein. Davor müssen wir uns aber nicht fürchten: Es ist doch gerade eine der Eigenschaften der Juso, dass wir – mit einer kurzen Generationenspanne – uns immer wieder neu erfinden. Thesen, dass Tanja und Cédric nur gleichzeitig zurücktreten, weil es ihnen so privat am besten passt, sind unfundiert. Man setzt sein «Kind» nicht einfach so aus, sondern lässt es in die Welt ziehen, wenn man es verantworten kann.
Eine Frage zum «Wie» der Übergabe blieb bis jetzt jedoch weniger diskutiert. Sowohl ZS wie das Präsidium müssen nach der Wahl innert weniger Tage ihren Posten antreten. Raum für eine Kündigung, für das Beenden eines Semesters gibt’s nicht. Es ist ein hohes Pokern, für den Fall der Fälle (Sprich: Wahl) bereits im Voraus zu kündigen. Es wäre schade, wenn die JUSO zwischen weniger Kandidaturen auswählen kann, nur weil sich einige Leute die Kandidatur «praktisch» nicht leisten können. Auch Bundes räte erhalten mehrere Monate Vorbereitungszeit. Für diesen herausfordernden Wechsel braucht es nicht irgendjemanden, die oder der gerade Zeit haben, sondern die kompetentesten und engagiertesten JUSOS. Schade, wenn sie uns nur wegen den Übergangsmodalitäten durch die Latten gehen würden. Der Amtsantritt sollte flexibel festgelegt werden können. Salome Bay
Les causes d'un telle différence sont multiples et transversales. Les très nombreux commentaires en Suisse Romande ont suggéré l'existence des « méchants » de l'autre côté du Röstigraben, des cantons « coupables », des casseurs de la solidarité et de la justice sociale. Ces accusations « sur le coup » montrent le plus grand problème qui traverse toutes les frontières linguistiques et culturelles en Suisse: celui de la communication, de la connaissance de l'autrui. Concrètement, cet « autrui » parle une langue différente, sa culture, sa mentalité ont été marqués par des références souvent ignorés. Par con
séquent, son rapport à l'état et son interaction avec la politique suivent des pistes qui, pour être comprises, doivent être analysés dans le contexte régional.
les différentes causes du « non » romandObjectivement, il y a un indicateur très important qui sépare la Suisse Romande et la Suisse alémanique : le taux de chômage qui est globalement plus élevé dans les cantons francophones. Cette réalité économique différente entraîne bien évidemment un vivre ensemble particulier: le chômage n'est plus un concept théorique et lointain mais relève, très généralement parlant, de l'expérience directe ou indirecte réelle. Ainsi se crée une méfiance visàvis les mesures gouvernementales perçues comme injustes et « aveugles » face aux besoins réels de la population.
Ainsi la mobilisation contre la révision de l'assurance chômage trouve un soutien plus large au sein de la population : à Genève, notamment, la campagne très intense de la Jeunesse Socialiste et des Jeunes Vertes a eu beaucoup de succès auprès de la population tous les âges confondus, même si elle ciblait spécialement les jeunes.
agir localement, construire des réseaux globalement Les enjeux de la justice sociale dépassent les frontières cantonales et linguistiques, tandis que le le combat concret reste bien délimité par cellesci. Les victoires cantonales sur les sujets nationaux sont des grands exploits mais l'avenir du système social suisse dépendra largement de la coopération de tous les acteurs de la lutte sociale au niveau national ; Il s'agit aussi de dépasser les frontières pour connaitre cet « autrui » qui vit, qui vote si différemment.
Olga Baranova
laci après la votation sur la révision de l'assurance-chômage et son approbation par une majorité très très faible (53,4 %) et la distribution géographique très polarisée des résultats cantonaux, l'enjeu économique a de nouveau mis en évidence un des clivages les plus importants et les plus dramatiques en suisse : celui entre la romandie et les cantons suisses-allemands.
au Fond du rösti-graBen, le silence
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Von Salome Bay
«Die Personalisierungsstrategie, die die Juso seit meinem Amtsantritt im 2008 gefahren ist, war richtig. Wichtig ist aber, dass eine Bewegung nicht von einer Person abhängig wird», erklärt er. Die Konsequenz daraus sei sein Rücktritt. Mit ihm verabschieden sich gleich drei weitere JusoUrgesteine. Auch Tanja Walliser, Marco Kistler und Sebastian Dissler treten aus der GL zurück. Im Wahljahr ohne eingespielte GL in den Wahlkampf – ein fahrlässiger Entscheid?
Plattform nationalratswahlGanz klar nicht, findet Tanja: «Es gibt mehr als genug junge Jusos, die unseren Job sehr gut übernehmen können». Sie sieht die 1:12Initiative und die Neuausrichtung der Juso als das Projekt ihrer JusoGeneration. Dieses Projekt könne jedoch nicht Schritt um Schritt übergeben werden, sondern die NachfolgerInnen müssen Raum für ihr eigenes Projekt haben. «Wir haben uns viele Gedanken gemacht, wie und wann der Wechsel am besten ablaufen soll. Schlussendlich schien uns der Zeitraum vor den Nationalratswahlen am geeignetsten. Im Wahlkampf haben die Neuen direkt eine Aufgabe und eine Plattform. Im Loch nach den Wahlen wäre die Übergabe sicher schwieriger», argumentiert Cédric. Gleichzeitig werden die «Alten» im Wahlkampf nicht einfach untertauchen: als JusoKandidatInnen werden sie im Wahlkampf präsent sein.
grösse für einen schlussstrich Während sich das KandidatInnenkarussell langsam zu drehen beginnt, brodelt die Gerüchteküche. Mindestens ebenso intensiv wie mögliche NachfolgerInnen werden die «wahren» Rücktrittsgründe diskutiert. Besonders der gemeinsame Rücktritt von Präsidium und Zentralsekretariat wirft Fragen auf. Hat Tanja schlicht den «Anschiss» ohne die alte
Gruppe; will Cédric einfach ohne «Altlasten» in den Wahlkampf 2011? Lockt etwa ein attraktiverer Job?
«Ganz klar nicht», sagt Tanja vehement. Auch wenn ihr Job sehr anstrengend gewesen sei, sei es doch ein Traumjob gewesen. Was für sie nach März 2011 komme, steht noch nicht fest. Sie freut sich aber, endlich ihrer Aufgabe als Stadträtin besser gerecht zu werden. Für Cédric spielt seine Nationalratskandidatur keine Rolle in seinem Rücktrittsentscheid. Ein angenehmer Nebeneffekt sei aber schon, dass sich zeitliche und
inhaltliche Konflikte vermeiden liessen. Dass der Wechsel nicht gestaffelt er
folgen kann, ist für die gesamte GL klar. Einer der alten Hasen wäre ihrer Ansicht nach höchstens ein Bremsklotz für neue Dynamiken. Für Cédric wird das Kapitel Juso fertig sein. «Es muss!», betont er. «Ehemalige Präsidenten müssen die Grösse haben, einen Schlussstrich zu ziehen. Den Nachfolgenden dreinreden geht nicht. Mehr Aufgaben als ein normales Basismitglied werde ich nicht mehr haben».
FleXiBler wechsel
Beim ersten Vernehmen der Rücktritts ankündigung der halben Geschäftsleitung fielen die Kiefer fast
aller in den Keller. Doch nach dem ersten Schock muss man anerkennen: Ein Wechsel wird der JUSO gut tun. Die grosse Frage bleibt, wie ein solcher «Ge
nerationenwechsel» am besten zu erfolgen hat. Die Geschäftsleitung entschied sich zu viert noch vor dem Wahlkampf zurück zu treten. Was viele Jusos stört: Dass das Zentralsekretariat und das Präsidium gleichzeitig neubesetzt wird.
Freilich, die JUSO wird im Frühling wohl einige Wochen ein Chaoshaufen sein. Davor müssen wir uns aber nicht fürchten: Es ist doch gerade eine der Eigenschaften der Juso, dass wir – mit einer kurzen Generationenspanne – uns immer wieder neu erfinden. Thesen, dass Tanja und Cédric nur gleichzeitig zurücktreten, weil es ihnen so privat am besten passt, sind unfundiert. Man setzt sein «Kind» nicht einfach so aus, sondern lässt es in die Welt ziehen, wenn man es verantworten kann.
Eine Frage zum «Wie» der Übergabe blieb bis jetzt jedoch weniger diskutiert. Sowohl ZS wie das Präsidium müssen nach der Wahl innert weniger Tage ihren Posten antreten. Raum für eine Kündigung, für das Beenden eines Semesters gibt’s nicht. Es ist ein hohes Pokern, für den Fall der Fälle (Sprich: Wahl) bereits im Voraus zu kündigen. Es wäre schade, wenn die JUSO zwischen weniger Kandidaturen auswählen kann, nur weil sich einige Leute die Kandidatur «praktisch» nicht leisten können. Auch Bundes räte erhalten mehrere Monate Vorbereitungszeit. Für diesen herausfordernden Wechsel braucht es nicht irgendjemanden, die oder der gerade Zeit haben, sondern die kompetentesten und engagiertesten JUSOS. Schade, wenn sie uns nur wegen den Übergangsmodalitäten durch die Latten gehen würden. Der Amtsantritt sollte flexibel festgelegt werden können. Salome Bay
gl-rücktritte an der delegiertenversammlung von anfangs september fasst cédric wermuth die Juso-erfolgsgeschichte der letzten Jahre zusammen, um dann daraus zu folgern: es ist Zeit für einen wechsel. nicht nur er, sondern gleich die halbe geschäftsleitung wird an der Jahresversammlung 2011 zurücktreten.
wenn erFahrung Zum BremsklotZ wird
Kein Mensch ist Illegal: Wenn das nur Eveline Widmer-Schlumpf verstehen würde …
91 000 000 Fr. Lohn von CSChef Brady Dougan heute
700 000 Fr. Lohn von CSChef Brady Dougan mit der 1:12Initiative
6334 stunden oder ungefähr
2 ½ Jahre So viel Zeit wenden JUSOs und andere Aktivist/innen gemeinsam auf, um die 1:12Initiative zu sammeln.
4221 Briefe haben wir bisher an Gemeinden geschickt, damit sie die Unterschriften kontrollieren und beglaubigen.
1:12 in Zahlen
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marco geissBühler
2 x nein!empfehlung:
Initiative: nein
Gegenvorschlag: nein
Stichentscheid: gegenvorschlag
wieso sollte sich die sP auch beim gegenvor-schlag für ein nein ausspre-chen?Auch der Gegenvorschlag widerspricht einem
grundsätzlichen Rechtsprinzip, nämlich dass vor dem Gesetz alle gleich sind. Mit einer Annahme egal welcher Vorlage würden wir diese Rechtsungleichheit in unsere Verfassung schreiben. Eine Ausländerin oder ein Ausländer würde demnach härter bestraft als eine Schweizerin oder ein Schweizer, die oder der das gleiche Verbrechen begeht. Diese Ungerechtigkeit dürfen wir nicht zum Verfassungsgrundsatz erheben.
riskieren wir so nicht, dass am schluss die initiative durch-kommt?Nein, man riskiert vor allem, dass ansonsten der Gegenvorschlag durchkommt! Die Ausgangslage ist folgende: Die SVP puscht ihre Initiative und wirbt gegen den Gegenvorschlag. Der Bundesrat und die Bürgerlichen hingegen bekämpfen die Initiative zugunsten des Gegenvorschlags. Gut möglich, dass sich dabei die Stimmen aufspalten und keine von beiden durchkommt. Aber nur wenn die Linke geschlossen zweimal Nein stimmt.
wie gewinnt die sP diesen abstimmungskampf?Die SP soll aufzeigen, dass beide Vorlagen den Grundsatz der Gleichheit vor dem Gesetz verletzen. In diesem Fall muss die SP betonen, dass es nicht um Kuscheljustiz geht. Kriminelle sollen bestraften werden, aber unabhängig von ihrer Nationalität gleich hart. Wenn wir das richtig kommunizieren, besteht die Möglichkeit, dass am Schluss die entscheidenden JaStimmen für beide Vorlagen fehlen.
Von Fabio Höhener
Sarkozy schiebt Romas in ihre Heimatländer ab, Sarrazin schwafelt vom JudenGen und erntet dafür von grossen Teilen der Bevölkerung Applaus und die ausländerfeindliche FPÖ mit ihrem Frontmann Strache verdoppelt im «roten Wien» ihre Wähleranteile. So die jüngsten Schlagzeilen zur erschreckenden fremdenfeindlichen Entwicklung in Europa. Und die Schweiz ist drauf und dran das nächste Kapitel zur «Ausländerproblematik» zu schreiben. Mit der Abstimmung über die Ausschaffungsinitiative und deren Gegenvorschlag erleben wir den vorläufi gen Tiefpunkt dieser Debatte. Doch auf Biegen und Brechen: Die Linke konnte den makaberen Show
down nicht verhindern. Die Initiative und der Gegenvorschlag stehen. Am Abstimmungssonntag kommt es zur Entscheidung.
Schon vorher, und zwar am Parteitag vom 30./31. Oktober in Lausanne, erwartet man die bedeutende Entscheidung der SP. Dann wird die Partei über ihre Parole zu diesen beiden Vorlagen entscheiden. Dass ein Nein als Antwort für die menschenverachtende Initiative zwingend ist, scheint klar zu sein. Trotzdem verspricht die Debatte spannend zu werden, denn bei der Parole zum Gegenvorschlag scheiden sich die Geister. Einige Kantonalsektionen wie Bern und BaselStadt stimmen dem Gegenvorschlag zu. Die Juso Schweiz hingegen hat die NeinParole beschlossen. Eben
aBstimmung am 28. novem-ber ist es soweit. die fremden-feindliche Politik der svP erreicht ihren vorzeitigen höhepunkt. gleichzeitig ist sich die sP über ihr vorge-hen im abstimmungskampf uneins. sollen die delegier-ten am Parteitag der sP schweiz pragmatisch die Ja-Parole zum kleineren übel, dem gegenvor-schlag, ergreifen, um so die menschenrechtsfeind-liche initiative zu verhin-dern oder sollen sie sich selber treu bleiben, nein stimmen und riskieren, mit wehenden Fahnen unter-zugehen?
dilemma ausschaFFungs-initiative
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tim cuÉnod
gegen- vorschlag Jaempfehlung
Ausschaffungsinitiative: nein
Gegenvorschlag: Ja
Stichentscheid: gegenvorschlag
wieso sollte sich die sP für ein Ja beim gegen vorschlag aussprechen?Wenn sie das nicht tut, läuft sie Gefahr, dass sie der Initiative zum
Sieg verhilft. Die Chance ist gross, dass beide Vorlagen eine Mehrheit erzielen und dank dem Stichentscheid der Gegenvorschlag gewinnt. Der Gegenvorschlag ist insofern besser, da es von einer zwingenden, automatisierenden Ausschaffungspraxis absieht. Zumindest findet eine Einzelfallprüfung statt, die bei der Initiative nicht gegeben ist.
machen wir uns so nicht zum nützlichen idioten der svP?Nein das Gegenteil ist der Fall. Die SVP will den Gegenvorschlag nicht. Sie wird ihn aktiv bekämpfen. Wenn die Linke beide Vorlagen ablehnt riskiert man, dass man zum nützlichen Idioten gemacht wird, dadurch verhilft man nämlich ihrer Initiative zum Erfolg. Es ist eine unangenehme Wahl und auch für mich ein moralisches Dilemma, doch nur so sehe ich eine Möglichkeit, dass Schlimmste zu verhindern.
wie gewinnt die sP diesen abstimmungskampf?Wir müssen den Leuten klar machen, dass schon bei kleineren sozialen Bagatellen eine Ausschaffung eingeleitet wird. Dieser Automatismus, der die Initiative vorschreibt, muss offenlegt werden. Eine weitere Möglichkeit ist, dass wir aufzeigen, dass Wirtschaftskriminalität nicht geahndet wird. Eine Kampagne im Sinne von «die Kleinen hängt man und die Grossen lässt man laufen» wäre denkbar.
üBerBlick der Bestimmungen Zur auswei-sung von ausländern und ausländerinnen
geltendes rechtEs besteht bereits mit der aktuellen Gesetzeslage die Möglichkeit straffälligen Ausländerinnen und Ausländern die Aufenthaltsbewilligung zu entziehen. Dies passiert in der Regel bei einer Verurteilung zu einer längeren Haftstrafe (ab einem Jahr). Jedoch wird bei jedem Fall die Verhältnismässigkeit geprüft. Entscheidungskriterien sind Tatschwere, Integration, Familienangehörige in der Schweiz etc. Wird ein Delikt mit mehr als zwei Jahren Haft bestraft, ist die Chance für einen Verbleib in der Schweiz kaum vorhanden.
initiativeDie Vorlage will Ausländerinnen und Ausländer automatisch Ausschaffen. Folgende Delikte werden als Ausschaffungsgründe aufgeführt: Tötungsdelikte, Vergewaltigung, andere schwere Sexualdelikte, Gewaltdelikte wie Raub, Drogenhandel und Einbruch. Auch nach Bagatelldelikten wie beispielsweise missbräuchlichem Bezug von Sozialleistungen droht die Ausschaffung. Dies unabhängig vom Einzelfall und ohne Prüfung der Verhältnismässigkeit. Faktisch kann es so zu Ausschaffungen von Personen kommen, deren Leben und körperliche Integrität in ihrem Herkunftsland durch beispielsweise Todesstrafe oder Folter bedroht ist. Dies verstösst gegen zwingendes Völkerrecht, nämlich das sog. «NonRefoulmentGebot». Des Weiteren wird durch diese Vorlage Sippenhaft eingeführt, da Angehörige von AusländerInnen oft ebenfalls ihre Aufenthaltsbewilligung verlieren, wenn dem Familienhaupt ebendiese entzogen wird.
gegenvorschlagDie Delikte, die zu einer Ausschaffung führen können, wurden nach juristisch logischeren Kriterien abgeändert. Im Gegensatz zur Initiative ist die Aufführung weniger willkürlich. Das führt aber auch dazu, dass insgesamt mehr Delikte zur Ausschaffung berechtigen. Bei einer Entscheidung über die Aus und Wegweisung sind die Grundrechte der Bundesverfassung, das geltende Völkerrecht sowie der Grundsatz der Verhältnismässigkeit zu beachten. Es obliegt also dem Gericht zu entscheiden, ob eine Ausschaffung im konkreten Fall Sinn macht oder nicht. Durch den Integrationsartikel kommt dem Bund die Aufgabe zu, die Grundsätze festzusetzen, um Integrationsmassnahmen der Kantone und Gemeinden zu fördern.
so empfiehlt die Geschäftsleitung der SP Schweiz ein Nein. Der Entscheid liegt nun in den Händen der Parteitagsdelegierten.
Pest oder cholera?Für die einen die einzige Möglichkeit die schlimmere Initiative zu bekämpfen, für die anderen ein «völkerrechtskonformer» Diskriminierungsartikel (Siehe Box). Die GegnerInnen des Gegenvorschlages warnen und betonen, dass beide Vorlagen das gleiche wollen: Kriminelle AusländerInnen sollen für ein Vergehen doppelt bestraft werden: Zuerst die übliche Strafe und danach die Ausschaffung. Die BefürworterInnen hingegen erkennen beim Gegenvorschlag durch das Verhältnismässigkeitsprinzip und der Einzelfallprüfung einen Hoffnungsschimmer. Auch über Sinn und Unsinn des Integrationsartikels herrscht Uneinigkeit. Ein Zückerchen um auch Linke
ins Boot zu holen oder tatsächlich einen Teilsieg unserer Fraktion im bürgerlichen Parlament?
Pest, Cholera oder am Ende doch ein doppelter Erfolg? Egal wie es am Schluss kommen wird. Dass fremdenfeindliche Politik und offener Rassismus in grossen Teilen der Bevölkerung auf Resonanz stösst, muss uns zu denken geben. Es ist Zeit dass wir den Menschen klar machen, dass dieser ewige Kriegszustand ein Konstrukt rechtspopulistischer Politik ist und deshalb bekämpft werden kann. Umso bedenklicher ist daher, dass die SP sich entschieden hat in diesen Abstimmungskampf kaum zu investieren und die Arbeit stattdessen NGOs wie z. B. Solidarité sans frontières (www.2xNEIN.ch) zu überlassen. Der Kampf gegen die zunehmende Fremdenfeindlichkeit müsste an breiter Front geführt werden, um erfolgreich zu sein.
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aussenrechtsParteien mit den Parlamentswahlergebnissen in schweden und den Bürgermeisterwahlen in wien wird klar, dass die rechtspopulistischen strö-mungen europas vom hohen norden bis tief in den süden ihre wellen schlagen.
was ist Bloss mit euroPa los?Von Samira Marty
Ab Mitte September 2010 gelingt es der extremen Rechten Schwedens, den «Schweden Demokraten», mit 20 Sitzen ins Parlament einzuziehen. «Es ist ein Schock für uns Schweden, dass so eine Partei eine so breite Zustimmung erfährt», sagt eine Schwedin auf der Strasse, und: «Das muss und wird uns zu denken geben.» Zu denken gibt auch vor allem das restliche Europa, denn die Schweden Demokraten stehen mit ihrer fremdenfeindlichen, vor allem gegen Muslime gerichteten politischen Botschaft längst nicht allein da.
ausgangslage
dänemarkDie «Dansk Folksparti», die einen sehr intensiven AntiIslam und EinwanderungsKurs fährt, fällt in jüngster Zeit vor allem mit aggressiven Werbekampagnen (s. Bild) und Aussagen wie «Die Ost afrikaner sind eben ungebildet und nicht erzogen» (Kjaer, Parlamentsabgeordneter DF) auf. Bei den letzten Parlamentswahlen im Jahr 2007 hat die DF rund 14 Prozent der Stimmen erhalten, rund 20 Prozent im nächsten Jahr sei zu erwarten, so Politexperten.
niederlandeDie Bekämpfung des Islams ist ihr zentralstes Thema, so fordert die niederländische «Partei der Freiheit» unter Geert Wilders einen 5 jährigen Einwanderungsstopp für Muslime, den Verbot des Korans und der niederländische Flaggen auf allen öffentlichen Gebäuden. Im Juni diesen Jahres hat die rechtspopulistische Partei 15,5 Prozent der Stimmen erhalten und ist somit drittstärkste politische Kraft im Parlament geworden.
österreichDie «Freiheitliche Partei Österreichs» mit Jörg Haider an der Spitze ist 2000 ins
österreichische Parlament eingezogen. Unter den Gründungsmitgliedern der FPÖ befinden sich ehemalige SSOffiziere und bis heute besteht der Vorwurf der Nähe zum Rechtsradikalismus. Im Moment macht die FPÖ Werbung mit Slogans wie «Daham statt Islam» und «Deutsch statt nix verstehn» und hat bei
der Bürgermeisterwahl in Wien 27 Prozent der Stimmen erhalten.
italienDie «Lega Nord» hat früher vor allem für die Abspaltung Norditaliens gekämpft. Heute setzt sie sich, koalierend mit Berlusconis «Forza Italia», für die
Die FPÖ trumpft mit Heimatgefühlen, die Dansk Folksparti wirbt mit Unterwande-rung des eigenen Rechtsstaates (Richterin in Burka) und die SVP setzt auf Blond.
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völlige Abschottung Italiens vor nordafrikanischen Einwanderern ein, um die «christliche und italienische Identität zu schützen».
ungarnDie grösste rechtsradikale ungarische Partei, Jobbik, «Bewegung für ein besseres und rechteres Ungarn», hat mit ihrem Wahlslogan «Ungarn den Ungarn» rund 14 Prozent der Sitze bei den Parlamentswahlen gewonnen und ist somit drittstärkste Partei des Landes geworden. Ihre Ziele sind die Wiederherstellung eines Grossungarns wie vor 1919, der Kampf gegen das «jüdische Kapital» und, ganz aktuell, der Antiziganismus. Jobbik hat vor allem mit seiner «Ungarischen Garde», eine bewaffnete Parteimiliz, von sich reden gemacht. Diese marschieren durch Dörfer und Städte, um der «Zigeunerkriminalität Einhalt zu gebieten». Sie sollen sich an solchen Aufmärschen bei mehreren Gewalttaten bis hin zu Morden an Romas schuldig gemacht haben, dies wird aber von Jobbik bis heute bestritten.
schweizMit dem Minarettverbot 2009, aggressiven Kampagnen gegen das Ausländerstimmrecht oder der Ausschaffungsinitiative schwimmt die SVP beim rechtspopulistischen AntiIslamTrend ganz obenauf mit.
was nun?Dieser Ländervergleich zeigt sehr deutlich auf, dass der extrem rechtspopulistische, antimuslimische Trend, den wir bereits von der SVP kennen, in ganz Europa für Furore – und vor allem Wahlerfolge – sorgt. Doch wie sollen wir damit umgehen? Ist es an der Zeit, die Demokratie anzuprangern, die mit ihrer grundlegenden Meinungsfreiheit solchen Parteien Tür und Tor zu den Parlamenten öffnet? Oder sollte man solche Parteien generell verbieten?
Laurent Goetschel, Professor für Europawissenschaften an der Universität Basel, meint gegenüber dem Infrarot, dass vor allem der eigene Mikrokosmos der Familie, des Berufs oder der Nation grossen Veränderungen unterlegen ist. Diese Veränderungen lassen sich vor allem durch die Globalisierung und der neoliberalen Märkte erklären. Jedenfalls fehlt dem (europäischen) Individuum die altgewohnte Sicherheit und Stabilität, die es aus jahrzehntelanger Erfahrung zu kennen scheint. «Somit sind neue ‹solide› und unabänderliche, wenn auch künstliche und gegen ‹das Fremde› gerichtete
zwei grössten Parteien zu Juniorpartnerinnen in der Regierung erklärt.
Diese Aktion zeugt von einer Einigung unter den bürgerlichen Parteien, welche in einer Verweigerung der Zusammenarbeit mit den politischen Polen bei der 11. AHVRevision gipfelte: Statt Zugeständnisse zu machen, zeigten sich die Wahlverlierer von 2007 mit dem SVPSplittergrüppchen, genannt BDP, hart, und provozierten den politischen Abschuss der Revision. Erleben wir hier Wahltaktik für 2011? Die bürgerliche Mitte dient sich der Wirtschaftslobby als Wasserträgerin an, setzt deren direkte, 500 Millionen schwere, Interessensvertretung in den Bundesrat und bleibt thematisch stur im Parlament, obwohl die Zeiten einer Mehrheit in der Mitte längst vorbei sind.
damokles: wahlen 2011Die Vorbereitung auf die Wahlen 2011 sind bei allen Parteien anscheinend auf Hochtouren angelaufen. Die bürgerlichen Parteien positionieren sich im bestmöglichen Licht und rücken ihre Kompetenzen in den Vordergrund, und versuchen, unangenehme Themen oder thematische Querpässe an die gegnerischen Parteien, insbesondere die Linke, zu vermeiden. Mit politischen Tricks und fragwürdigen Taktiken leidet jedoch zunehmend die Glaubwürdigkeit der PolitikerInnen und der politischen Institutionen – Bundesrat inbegriffen.
Für die SP bedeutet dies, dass sie sich mit der Frage der politischen Zukunft auseinander setzen muss, und auch die Frage nach der eigenen Rolle in diesen politischen Institutionen. Die JUSO Schweiz hat bereits an ihrer letzten Delegiertenversammlung eine
Fortsetzung von Seite 1 Resolution verabschiedet, welche feststellt, dass die Regierungsbeteiligung keine Selbstverständlichkeit darstellen darf, sondern immer auch kritisch beurteilt werden muss, insbesondere wenn die Positionen und Anliegen der Sozialdemokratie ignoriert werden.
glaubwürdige PolitikJetzt muss breit diskutiert werden, ob die Sozialdemokratie unter den aktuellen Zuständen noch bereit ist, die Verantwortung innerhalb einer bürgerlich dominierten Regierung weiter mitzutragen. Die SP muss sich bewusst werden, ob sie an einem Punkt angelangt ist, welche die Mitarbeit im Bundesrat verunmöglicht. Die JUSO fordert deshalb mit einer Resolution am Parteitag der SP Schweiz, dass diese Bedingungen für eine weitere Regierungsbeteiligung definiert, und davon ausgehend nach den National und Ständeratswahlen 2011 die Möglichkeiten eines Verbleibs im Bundesrat ausdiskutiert.
Eine Auseinandersetzung mit dieser Frage ermöglicht die Festsetzung einer kohärenten Strategie für die nächsten Wahlen, und setzt den Grundstein für die politische Diskussion der nächsten Jahre. Die SP muss selber definieren, welche Rolle sie im politischen Prozess der Schweiz einnimmt, und sich nicht von den bürgerlichen Parteien einen Platz zuweisen lassen.
Für die Gesamterneuerungswahlen des Bundesrats 2011 bedeutet dies, dass die SP eine tragende Rolle im Bundesrat erhalten muss, und alle mitregierenden Parteien eine gemeinsame politische Streitkultur entwickeln, welche aus mehr als nur einer arithmetischen Konkordanz besteht, sondern eine Gesamtsicht ermöglicht und daraufhin in Bundesbern eine glaubwürdige Politik verfolgt wird.
Orientierungen zu finden, auch wenn diese letzten Endes nicht viel mehr als Scheuklappen sind. Was sicher wenig Sinn macht, ist solche Bewegungen zu verbieten», so Goetschel.
Dass eine Lösung nicht so einfach ist, haben wir gerade von linker Seite aus immer wieder erfahren müssen. Die permanent ausländerfeindliche Politik der rechten Parteien in den letzten Jahren, sogar Jahrzehnten, scheint jetzt Früchte zu tragen, die uns in regelmässige Ohnmächte versetzt. Was zu tun bleibt, ist, auf sol
che grund legend menschenverachtende Politik mit dem zu antworten, was eigentlich schief läuft. Und das sind bestimmt nicht Ausländer per se, sondern generell Veränderungen, die alle Lebensbereiche (Familie, Arbeit, Nation) betreffen. Und diese Veränderungen entwachsen einer globalen Gier Strategie, die, von einigen Wenigen entwickelt, die ganze Welt ins Unglück stürzen. Und damit ist bestimmt nicht der Pass von Herr Öztürk und Frau Ndiaye von nebenan gemeint.
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Julian Juso Thurgau«menschenrechte auch in der schweiz- endlich sans- Papiers regu-larisieren.»
christian Juso Zürich Unterland:«unsere nationalräte unterstüt-zen und in Zürich den Bonzen eine an gemessene vermögenssteuer aufdrücken.»
simeon Juso Schaffhausen:«gratis öv für alle unter 25!»
aleXandra Juso Graubünden:«die Frage nach gleichstellung und die situation von homo-, bi- und trans sexuellen menschen sollte in der Juso schweiz zentral behandelt und nicht an untergruppen wie ‹Juso Frauen› oder ‹gaynossinnen› abge-schoben werden.»
kristina Juso Thurgau:«an die 1:12- initiative anknüpfen und weiterhin wirtschafts- und Finanz-politik betreiben, immer mit der Frage im hinterkopf: welche gesell-schaft wollen wir eigentlich anstre-ben?»
sarah Juso BaselStadt:«unser politisches engagement muss auch in diesen Zeiten gestärkt bleiben und wir müssen unsere vorstellungen eines demokratischen sozialimus in die schweizerische Politik einfliessen lassen – auf allen ebenen. schwerpunkte sollen wirkli-che chancengleichheit (mit aus- und weiterbildungsmöglichkeiten) und faire arbeitsbedingungen sein.»
wie weiter nach 1:12?das inFrarot hat euch geFragt – hier sind einige antworten:
imPressum
herausgeber: Infrarot – Infrarouge – InfrarossoSpitalgasse 34, PF 8208, 3001 Bern, www.juso.ch, www.jss.ch
kontakt: [email protected], 031 329 69 99redaktion: Clau Dermont, Salome Bay,
Fabio Höhener, Samira Marty, Tanja Walliserdesign: art.I.schock GmbH, Zürich, www.artischock.net
layout: Atelier Kurt Bläuer, Berndruck: S & Z Print, 3902 BrigGlis
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BenJ Juso Aargau:«wir müssen nach dieser Fleissarbeit wieder mit originellen aktion auf die strasse – aber ruhig kurz durch-atmen und eine minute nachdenken, bevor wir provokante slogans über den medienverteiler verschicken.»
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