lärmschutz - kompakt ruhezonen für die stille

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ePaper Lärmschutz Kompakt: vom Umweltdienstleister Ausgabe August 2012 Wohnraumakustik wird erlebbar S.2-4 Akustik verstehen: ORGATEC mit Acoustics Competence Zenter S.5 Schwerhörigkeit häufigste Berufskrankheit S. 6 Lärmschutzforschung S. 7-11

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Lärm ist zu einer bedeutsamen Umweltbelastung geworden, die erhebliche gesundheitliche Schäden verursacht. Aktuelles aus der Forschung bis zur Raumakustik.

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ePaper Lärmschutz Kompakt: vom Umweltdienstleister

Ausgabe

August 2012

Wohnraumakustik wird erlebbar S.2-4

Akustik verstehen: ORGATEC mit Acoustics Competence

Zenter S.5

Schwerhörigkeit häufigste Berufskrankheit S. 6

Lärmschutzforschung S. 7-11

Wohnraumakustik wird erlebbar

Die Wohnraumakustik oftmals durch unangeneh-

me Halligkeiten bei ungünstiger Möblierung als

unzureichend empfunden, wird durch kürzere

Nachhallzeiten und die Vermeidung von starken

Schallreflexionen verbessert. Dass sorgt für eine

noch bessere Sprachverständlichkeit, sowie einem

besseren Klangerlebnis bei mehrkanaliger

Lautsprecherwiedergabe und Großbildprojektion.

Messungen der Nachhallzeiten und Schallreflex-

ionen in 19 Wohnzimmern ergaben beispielsweise

Unterschiede zwischen normalen und akustisch

optimierten Räumen. Die Beurteilungen erfolgten

durch Abhörversuche, wozu ein Standard-Abhör-

raum im Fraunhofer Institut IAB einbezogen

wurde. Das Ergebnis: Das Wohnzimmer wird zum

Medienzentrum mit neuen Perspektiven.

„Das Design dieser neuen Wohnräume schließt

den Wunsch nach einem „Persönlichen Wohlklang“

ein, der bei Wohnraumplanungen häufig nicht oder

nicht genügend berücksichtigt wird. Es geht um

Anzeige

ePaper Lärmschutz Kompakt: Umweltdienstleister-August 2012 S.2

Bilder als Schallschlucker

das Arrangieren der Raumelemente nach natürli-

chen Gesetzen der Harmonie, wie sie u. a. aus der

Lehre des

Feng Shui

bekannt sind.

Raumaufteilungen, Möblierung und Beleuchtung

sowie Farben, Materialien, technisches Equipment

und Konstruktionen werden zu einem „Positiven

Energiesystem“ für die Bewohner“, führt Sabine

Fischer Interior Designerin der modern-life

Akademie aus. <<<

Kunstvoll dämpfen

Dämpfende Textilien, kunstvoll und unsichtbar in

Bilder mit eigenen Motiven integriert, sind der neue

Trend in der Raumgestaltung. Bei schlechter

Raumakustik einfach an die Wand montiert, kön-

nen so unerwünschte Schallabstrahlungen absor-

biert werden. Neueste Generationen können alter-

nativ auch als Paravent, mobil dämpfende

Trennwand oder als flexibel dämpfendes

Deckensegel eingesetzt werden.

„Digitaler Textildruck reichte uns nicht mehr aus.

Wir suchten nach multifunktionellen Lösungen und

entwickelten so in den letzten achtzehn Monaten

schalldämmende Aufdrucke, die in Haptik und

Optik frei gestaltbar sind. Die dämpfende Funktion

übernehmen Absorber, welche unsichtbar in

Bilderrahmen eingebaut sind und so nachweislich

für verbesserte Raumakustik sorgen.

Dabei sind der Form und Größe keine Grenzen

gesetzt. Lärmgeplagte müssen nicht unbedingt

Akustiker sein, nach Abstimmung der Raumskizze

und Beschaffenheit, berechnen wir die Bildergröße

sowie Platzierung und erstellen so individuelle auf

den Raum abgestimmte Lösungen“, so Michael

Bete Pressesprecher der Thamm GmbH.<<<

S.3

Titelbild:

Beim ACE sieht man angesichts der durch Verkehrslärm her-

vorgerufenen gesundheitlichen Einbußen jetzt wachsenden

Handlungsbedarf.

Bild:Meliha Sarper/ACE Auto Club Europa Copyright: ACE

Weitere Bilder:

CAE Software und Systems GmbH

Thamm GmbH

Impressum:

Onlinemagazin Umweltdienstleister

PF 670228

10207 Berlin

Tel.: +49 30 25090973

www.umweltdienstleister.de

Ruhe bitte!

Die Raumakustik setzt sich mit der

Schallausbreitung in Räumen auseinan-

der. Dabei werden beispielsweise die

Verständlichkeit eines Sprechers in

einem Theater oder die Klarheit von

Musik im Konzertsaal oder Räumen

betrachtet. Im Gegensatz dazu werden

bei der Bauakustik die Schallüber-

tragung und der Schallschutz zwischen

Räumen wie beispielsweise die Schall-

dämmung von Wänden, Fenstern, Türen

und Decken beleuchtet.

In einem neuen Schallschutzausweis,

entwickelt von Bau- und Raumakustikern

der DEGA (Deutsche Gesellschaft für

Akustik e.V.), sind einheitliche Kriterien

im baulichen Schallschutz als ein von

der Gebäudeart unabhängiges

Anforderungs- und Bewertungssystem

für Neu-und Altbau festgeschrieben.

Fehlerhafte Bau- oder Raumakustik

kann für unangenehme Störgeräusche

sorgen.

Flüsterfenster

mit Antischall

Schwingungen und

Schallübertrag-

ungen zeigen häu-

fig Mängel in der

Bauakustik auf und

können sich neben

anderen Übertra-

gungswegen wie

Decke und Fuß-

boden (Trittschall

bzw. Roll-

geräusche) über

die Haustechnik

wie Wasser-

Abwasserleitungen

oder Fassade und

Fenster erstrecken.

Um den Straßen-

lärm nicht in die

Wohnung gelangen

zu lassen, werden

standardmäßig

schalldämmende

Fenster eingesetzt,

was für Investoren

jedoch ein Merkmal

vorhandener

Lärmbelastung ist

und so oftmals ein

Grund die Preise zu

drücken.

Schallisolierte

Fenster- heute

Stand der Technik-

haben jedoch den

Nachteil, dass bei

geöffneten

Fenstern der

Straßenlärm den-

noch in die

Wohnung dringt.

Erste Forschungs-

ergebnisse zeigen

möglicheLösungs-

ansätze wie bei-

spielsweise durch

Antischall.

Dieser wird durch in

das Fenster einge-

brachte Mikrofone

und Lautsprecher

erzeugt und soll so

als Gegen-schall

die Frequenzen

aufheben und den

Lärm auch bei

geöffnetem Fenster

eliminieren. Ob sich

diese Lösung am

Markt behaupten

kann ist ungewiss,

denn weitere

Grundlagen-

forschungen wären

notwendig.<<<

ePaper Lärmschutz Kompakt: Umweltdienstleister-August 2012 S.4

Akustische Kamera macht Lärm sichtbar

Gut zu Wissen

Verkehrslärm, Nachbarschafts-

lärm, Fluglärm sowie Industrie-

und Gewerbelärm zählen zu den

häufigsten Lärmquellen in

Deutschland. Das Umwelt-

bundesamt erfasst in einer jährli-

chen Onlineumfrage die Lärm-

belastung in Deutschland.

www.umweltbundesamt.de/laerm

umfrage/index.htm

Akustik verstehen?!ORGATEC mit Acoustics

Competence Centre

Konzentriertes Arbeiten hängt nicht zuletzt von denraumakusti-schenBedingungenab. DochStandard-lösungen gibtes nicht. EineoptimaleRaumakustik

muss für unterschiedliche Räumlichkeiten und diedort ausgeübten Tätigkeiten stets individuellgeschaffen werden – in Form eines passgenauenMix aus Akustiklösungen für Wand oder Decke,Möbeln und Bodenbelägen. Entsprechend nimmtdie Raumakustik eine zentrale Rolle bei der ganz-heitlichen Gestaltung moderner Bürowelten ein –und damit auch auf der ORGATEC 2012. Vom 23.bis 27. Oktober 2012 zeigen nicht nur zahlreicheAnbieter von Akustiklösungen - wie beispielsweiseAOS Akustik, KAEFER Construction, Knauf AMF,Rehau, Renz Akustik, Strähle oder Texaa - auf derInternationalen Leitmesse für Office & Object inKöln Präsenz. Darüber hinaus bietet das AcousticsCompetence Centre in Halle 10.1 allen, die sichmit dem Thema Akustik im Büro befassen, einenzentralen Anlaufpunkt. Die Ausstellungsfläche, diein fachlicher Zusammenarbeit mit dem AkustikbüroOldenburg und dem Hörzentrum Oldenburg realisiert wird, will den Besuchern unter der Über-schrift „Akustik verstehen?!“ nicht nur das komple-xe Thema näher bringen, sondern gleichzeitigauch einen kompakten Überblick über Akustik-lösungen von ORGATEC-Ausstellern ermöglichen.Damit bietet das Acoustics Competence CentreAnbietern von Akustiklösungen die Gelegenheit,sich auch mit einem kleineren Stand zum günsti

gen Komplettpreis rund um die zentral gelegene Ausstellungsfläche attraktiv und aufmerksamkeits-stark zu präsentieren. Unterstützt wird diesePräsentation durch gezielte Marketing- undKommunikationsmaßnahmen der Koelnmesse. Insgesamt gliedert sich das Acoustics CompetenceCentre in drei Bereiche: Im Mittelpunkt steht eine

herstellerneutrale zentrale Ausstellungsfläche, aufder Wissens-Stelen getreu dem Motto „Akustik ver-stehen?!“ elementare Fachbegriffe der Raum- akustik verständlich machen. In einem zweiten Bereich stellen die Sponsoren des CompetenceCentre ihre Produkte und Lösungen für eine moti-vations- und leistungsfördernde Akustik mittelskompakter Ausstellungsmodule vor. Ergänzt wirddiese Präsentation um sogenannte Showrooms,die den dritten Bereich des Competence Centersbilden. Die Showrooms bieten den Ausstellern dieMöglichkeit, ihr Unternehmen auf noch mehrRaum vorzustellen, indem sie eigene Lösungs-beispiele präsentieren, Planungskompetenzendemonstrieren oder Themen der Ausstellung wei-ter vertiefen.

Das Angebot des Acoustics Competence Centerswird zusätzlich ergänzt durch regelmäßige Führ-ungen und Vorträge zum Thema „Akustik verste-hen“, die sowohl die Inhalte der Wissensstelen alsauch die Lösungen der Ausstellungsmodule auf-greifen. Unternehmen, die sich für eine Beteiligungim Acoustics Competence Centre interessieren,finden alle Informationen auch online unterwww.orgatec.de.

Competence Centre

Akustik Halle 10.1

S.5

Schwerhörigkeit ist häufigste

Berufskrankheit - Zahl leicht

rückläufig

Rund eine halbe Million Österreicher arbeitet an

einem Lärmarbeitsplatz. Jährlich werden etwa 900

Berufskrankheiten wegen einer durch Lärm verur-

sachten Schwerhörigkeit von der AUVA anerkannt.

Damit gehört Schwerhörigkeit zu den häufigsten

Berufskrankheiten. Betroffen sind fast ausschließ-

lich Männer und hier wiederum die metallverarbei-

tende Industrie gefolgt von der Baubranche.

Die AUVA stellt erfreulicherweise rückläufige

Tendenzen fest: „Informationsmaßnahmen und

konkrete Beratung von Unternehmen zur lärmmin-

deren Gestaltung der Arbeitsplätze tragen

Früchte,“ stellt Obfrau KR Renate Römer fest. Die

versicherten Betriebe werden von den Fachleuten

der AUVA umfassend und kostenlos betreut. Die

AUVA hat allein im Jahr 2011 die Lärmbelastung in

über 1.300 Betrieben gemessen, und rund 40.000

lärmexponierte Arbeitnehmer wurden audiome-

trisch untersucht.

Um die richtigen lärmreduzierenden Maßnahmen

setzen zu können, misst die AUVA zuerst die

Intensität des vorhandenen Lärms und plant

danach die entsprechenden Maßnahmen. Dazu

werden modernste Geräte und Analysemethoden

eingesetzt: Mit Simulationsprogrammen

berechnen die Experten die Verteilung des

Schalldruckpegels im Raum und erstellen

Lärmkarten. Diese werden vor allem in der

Planungsphase einer Halle oder vor dem

Aufstellen einer neuen Maschine oder Anlage

gemacht, um damit den Lärmschutz miteinplanen

zu können.

Besteht die Lärmquelle bereits, kann mit einer aku-

stischen Kamera sichtbar gemacht werden, welche

Komponente am lautesten ist. Schalldämpfende

Elemente wie Schallschutzkapseln, Schallschutz-

wände oder größere raumakustische Veränder-

ungen können so exakt geplant werden. Wo die

technischen Maßnahmen nicht zum gewünschten

Erfolg führen, berät die AUVA über persönliche

Gehörschutzmaßnahmen mit Ohrstöpseln oder

Kapselgehörschützern. Diese sind heute in vielfäl-

tiger und ganz individuell angepasster Art verfüg-

bar.

Ziel der Unternehmen sollte sein, so Dr. Wilhelm

Wahler, Lärmexperte der AUVA, den Lärm nach-

haltig auf unter 85 dB zu reduzieren. Denn Dauer-

lärm von mehr als 85 dB gefährde das Gehör akut.

„Schwerhörige Menschen hören noch, aber sie

verstehen schwerer, weil im betroffenen

Frequenzbereich Sprachelemente nicht mehr

unterschieden werden können“, so Wahler.<<<

ePaper Lärmschutz Kompakt: Umweltdienstleister-August 2012 S.6

Geokunststoffe als Lärmschutz

Zunehmende Mobilität, Entwicklung der Infra-struktur und technischer Fortschritt haben einegemeinsame Begleiterscheinung: Lärm. Die fort-schreitende Besiedlung und insbesondere derAusbau des Verkehrsnetzes kommen sich dabeiso nah, dass der Lärm zu einer unerwünschten,störenden oder gesundheitsgefährdendenBelastung wird. Wo Lärm nicht vermieden werdenkann, muss durch geeignete Maßnahmen eineAusbreitung verhindert bzw. dessen Niveau auf einverträgliches Maß reduziert werden.Schallschutzwälle stellen eine konstruktiveMöglichkeit des aktiven Lärmschutzes dar.Geokunststoffe finden hierbei vielfältigen Einsatz.In dem vorliegenden Artikel sollen dieEinsatzmöglichkeiten und die damit verbundenenVorteile näher beschrieben werden.

Häufig gewählte Lärmschutzmaßnahmen anVerkehrswegen sind Schallschutzwälle. Sie lassensich besonders gut in das Landschaftsbild einbin-den und die positiven akustischen Verbesserungenwerden somit ohne visuelle Beeinträchtigungenerreicht. Die „Empfehlungen für die Gestaltung von

Lärmschutzanlagen an Straßen“ fordern daher, dienaturnahen Lösungen beim Lärmschutz zu bevor-zugen. Sie zählen zu den aktiven Maßnahmen dessekundären Lärmschutzes, welche auf dieReduktion des Immissionspegel abzielen.Aufgrund ihrer Masse dringt praktisch kein Schalldurch sie hindurch. Begrünte Schallschutzdämmewirken sich außerdem positiv auf die Schadstoff-immission aus und Reflexionen zur gegenüberlie-genden Bebauung sind unbedeutend. Durch denEinsatz von Geokunststoffen können Schallschutz-wälle äußerst effizient gestaltet und ausgeführtwerden.Beim Bau von Schallschutzwällen auf weichenUntergrund können verschiedene Probleme auftre-ten. Entweder ist die Tragfähigkeit so gering, dasses bereits bei niedriger Bauhöhe zum Grundbruchkommt oder aber eine ausreichende Tragfähigkeitstellt sich erst nach einer gewissenKonsolidierungszeit ein. Durch die Verwendungeines Geokunststoffes als Basisbewehrung kannzum einen die Tragfähigkeit deutlich vergrößertund zum anderen die Schüttgeschwindigkeit desDammmaterials erhöht werden, da keine bzw. nurgeringe Konsolidierungszeiten eingehalten werdenmüssen.

Forschung für leise Bahnen

Die DB Netz AG hat im Juli den Schlussbericht zur

Erprobung innovativer Maßnahmen zum Lärm- und

Erschütterungsschutz an Schienenwegen des

Bundes vorgelegt. Demnach versprechen insge-

samt 13 Technologien im Rahmen des Konjunktur-

programms II deutliche Lärmminderungseffekte von

bis zu acht Dezibel nachgewiesen bei einem

Investitionsvolumen von knapp 80 Millionen Euro in

Einzelmaßnahmen.

In den Jahren 2010/2011 wurden innovative

Lärmschutzmaßnahmen mit Mitteln des

Konjunkturpakets II zur Erprobung realisiert.

Unmittelbar am Gleis oder an Brücken soll die

Entstehung von Lärm und Erschütterungen vermie-

den, gedämpft oder abgeschirmt werden.

Schlussbericht zum Konjunkturprogramm II:

Weniger Lärm durch neue Technik

Im Rahmen eines Symposiums zum Lärmschutz

des Verbandes Deutscher Eisenbahn-Ingenieure

(VDEI) haben das Bundesministerium für Verkehr,

Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und die DB

Netz AG die Ergebnisse der mit Mitteln des

Konjunkturprogramms II erprobten innovativen

Technologien zur Lärm- und Erschütterungs-

minderung am Fahrweg vorgestellt. Insgesamt rund

80 Millionen Euro flossen in 13 neue Immissions-

schutz-Maßnahmen, die in 82 Einzelprojekten auf

ihr Potential zur Lärmminderung getestet wurden.

Klaus-Dieter Scheurle, Staatssekretär im BMVBS,

betonte die hohe Bedeutung der Ergebnisse: „Der

Schienenlärm ist an den viel befahrenen

Güterstrecken wie dem Mittelrheintal eine große

Belastung für die Menschen. Wir gehen den Lärm

mit einer Doppelstrategie an: wir investieren in die

Entwicklung innovativer Lärmminderungsmaß -

nahmen entlang der Strecken und in die Umrüstung

der Güterwagen auf lärmmindernde Technik.“

Auch die DB Netz AG teilt die Einschätzung des

BMVBS. „Die in den vergangenen drei Jahren

umgesetzten Maßnahmen und generierten

Testergebnisse versetzen uns in die Lage, das

S.7

bestehende Maßnahmenportfolio zur Lärmredu-

zierung und -vermeidung am Schienenweg durch

neue Alternativen sinnvoll zu ergänzen und weiter-

zuentwickeln“, erläutert Oliver Kraft, Vorstands-

vorsitzender der DB Netz AG. „Beispielsweise

niedrige Schallschutzwände weisen je nach Höhe

eine lärmmindernde Wirkung von bis zu sechs

Dezibel auf. Wir freuen uns über diese sehr hohen

Werte, die für die Anwohner eine deutlich spürbare

Entlastung bringen. Die Investitionen aus dem

Konjunkturprogramm sind gut angelegt."

Ziel der im Rahmen des Konjunkturpaketes II

durchgeführten Erprobung war es, unter realen

Bedingungen Erkenntnisse darüber zu gewinnen,

ob verschiedene innovative Technologien zur

Minderung des Schienenlärms geeignet sind.

Zudem kamen Maßnahmen zum Einsatz, die redu-

zierend auf die Erschütterungswirkung des

Schienenverkehrs wirken können. Die Standorte

wurden unter der Prämisse ausgewählt, möglichst

viele Anwohner von Lärmimmissionen zu entla-

sten. Des Weiteren galt es, örtliche Bedingungen

zu finden, die einen messtechnischen Nachweis

der Minderungseffekte erlauben.

Die jetzt vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass ein

Großteil der getesteten Technologien zur

Vermeidung von Immissionen am Gleis geeignet

ist. So können etwa Schienenstegabschirmungen

einen Lärmminderungsbeitrag von drei Dezibel lei

sten. Bei dieser Technologie werden Masse-

Federsysteme an die Schiene angebracht, die von

der Schiene abgestrahlte Schwingung bei einer

Zugüberfahrt und somit das abgestrahlte Roll-

geräusch mindern.

Ebenfalls drei Dezibel weniger Lärm wird laut

Schlussbericht durch das sogenannte High Speed

Grinding erreicht. Mit dieser spezifischen Schleif-

technologie ist es möglich, Unebenheiten an der

Schienenoberfläche und die daraus entstehenden

Emissionen zu vermeiden.

Den größten Effekt mit bis zu acht Dezibel hat das

Einbringen von Reibmodifikatoren für Gleis-

bremsen an Ablaufbergen in Rangierbahnhöfen.

Nach behördlicher Anerkennung der neuen

Technologien können die innovativen Maßnahmen

als Ergänzung zum klassischen Lärmschutz, das

heißt vor allem dem Bau von Lärmschutzwänden,

zum Einsatz kommen.

Der ausführliche Schlussbericht zur Erprobung

innovativer Maßnahmen zum Lärm- und

Erschütterungsschutz an Schienenwegen des

Bundes kann als Download unter

http://fahrweg.dbnetze.com/file/2734904/data/schlu

ssbericht__konjunkturprogramm__2011.pdf.

abgerufen werden.<<<

ePaper Lärmschutz Kompakt: Umweltdienstleister-August 2012 S.8

Lärmschutz-Tätigkeitsbericht zeigt erste

Erfolge

„Lärm ist zu einer bedeutsamen Umweltbelastung

geworden, die erhebliche gesundheitliche Schäden

verursacht. Deshalb arbeitet die Landesregierung

auf mehreren Ebenen gezielt daran, die Lärm-

belastung der Menschen in Baden-Württemberg zu

verringern und konnte auch schon erste Erfolge

verbuchen. Dazu zählen die Unterstützung der

Städte und Gemeinden bei

der Aufstellung von Lärm-

aktionsplänen, die Verein-

barung mit dem Bund für

erhöhten Lärmschutz beim

Ausbau der Rheintalbahn

oder auch die heute von der

Landesregierung beschlosse-

ne Bundesratsinitiative für

eine Lärmminderung bei

Motorrädern“, erklärten

Ministerpräsident Winfried

Kretschmann und die

Staatssekretärin für Verkehr

und Infrastruktur und

Lärmschutzbeauftragte des

Landes Gisela Splett in

Stuttgart.

Zuvor hatte Splett dem Kabinett einen ersten

Tätigkeitsbericht über ihre bisherige Arbeit vorge-

legt. Mit der Regierungsbildung im Mai 2011 war

die Staatssekretärin im Ministerium für Verkehr und

Infrastruktur zur Lärmschutzbeauftragten der

Landesregierung bestellt worden. „Schon das

macht deutlich, dass die grün-rote Landes-

regierung das Thema ernst nimmt“, betonte Splett.

Es gebe im Land zahlreiche Orte mit unzumutbar

hohen Lärmbelastungen, insbesondere

Verkehrslärm stelle ein gravierendes Problem dar.

„Lärmschutz ist kein Thema für schnelle Erfolge,

sondern braucht einen langen Atem“, betonten

Kretschmann und Splett. Es gebe kein einheitli-

ches Lärmschutzgesetz, sondern unterschiedliche

Regelungen für unterschiedliche Lärmquellen und

die unterschiedlichen Verkehrsträger. Viele lärm-

schutzrelevante Regelungen könnten nur auf EU-

oder Bundesebene geändert werden. Viele

Maßnahmen erfordern Aktivitäten auf kommunaler

Ebene. „Wir arbeiten bei den Verkehrsträgern

Straße, Schiene und Flugverkehr jeweils mit einer

Reihe von Aktivitäten dar an, zum einen die be-

stehenden Handlungsmöglichkeiten im Sinne

eines verbesserten Lärmschutzes auszuschöpfen,

und zum anderen, die Handlungsmöglichkeiten zu

erweitern“, so Splett.

Als wichtigen Erfolg wertet die Staatssekretärin die

vom MVI herausgegebenen Hinweise zur

Umsetzung von Lärmaktionsplänen

(www.mvi.baden-wuerttemberg.de -> Lärm ->

Lärmaktionspläne). „Wir helfen den Städten und

Gemeinden sowie den Fachbehörden dabei,

Lärmaktionspläne zu erstellen. Wir erläutern, was

es bedeutet, wenn Maßnahmen in Lärmaktions-

plänen festgelegt sind, und was speziell bei stra-

ßenbaulichen und straßenverkehrsrechtlichen

Maßnahmen in Lärmaktionsplänen zu beachten

ist.“ Aufgezeigt wird auch, welche rechtlichen

Möglichkeiten für lärmmindernde Maßnahmen im

Verkehr bestehen wie beispielsweise Tempo 30 in

Ortschaften.

Die Lärmschutzbeauftragte betonte: „Gegenüber

dem bis dahin geltenden Erlass haben wir die

Auslösewerte für die Erstellung von Lärmaktions-

plänen abgesenkt und die Handlungsspielräume

zugunsten des Lärmschutzes im Rahmen der

rechtlichen Möglichkeiten vergrößert. Wir erhoffen

uns davon für die zweite Stufe der Lärmaktions-

planung einen deutlichen Schub zum Schutz lärm-

geplagter Anwohnerinnen und Anwohner.“

Bereits im vergangenen Jahr hat Baden-Württem-

berg sich auf Bundesebene für Verbesserungen

beim Lärmschutz an der Schiene eingesetzt und

die Einführung einer Eingriffsermächtigung zum

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (l.), Innenminister Reinhold Gall (M.)

und die Staatssekretärin für Verkehr und Infrastruktur und Lärmschutz-

beauftragte des Landes, Gisela Splett (r.), am 24. Juli 2012 bei der

Regierungspressekonferenz im Landtag in Stuttgart

S.9

Schutz der Umwelt im Allgemeinen Eisenbahn-gesetz gefordert. Gemeinsam mit anderenBundesländern will Baden-Württemberg imBundesrat für eine Verbesserung der gesetzlichenRegelungen zum Fluglärm eintreten. Die Initiativezielt u.a. darauf, dass Fluglotsen den Schutz vorFluglärm stärker als bisher berücksichtigen.

Aktuell beschlossen wurde, eine Bundesrats-initiative einzubringen, die auf eine Lärmminderungbei Motorrädern abzielt. Dafür fehlen bisher wirk-same europäische Vorschriften, um den Lärm vonMotorrädern zu verringern analog zu den Euro-Normen für Abgase. Auch muss die Polizei derenEinhaltung im Verkehr effektiv kontrollieren kön-nen. Ein wichtiger Erfolg mit Blick auf denLärmschutz sind die Vereinbarungen zum vierglei-sigen Ausbau der Rheintalbahn. Hier beteiligt sichdas Land an den Mehrkosten für eine lärmopti-mierte und umwel-verträgliche Planung.

Für den Flughafen Stuttgart wird derzeit derLärmaktionsplan erstellt. Noch bis 27. Juli konntenBürgerinnen und Bürger ihre Vorschläge für Lärm-minderungsmaßnahmen beim Regierungs-

präsidium Stuttgart in das Verfahren einbringen.Eine weitere wichtige Maßnahme bezüglichFluglärms ist eine stärkere lärmabhängigeSpreizung der Flughafenentgelte. Am FlughafenKarlsruhe/ Baden wurde eine entsprechendeÄnderung bereits umgesetzt.Die Landesregierung hat sich zudem dafür einge-setzt, die Lärmbelastung der südbadischenBevölkerung durch Anflüge auf den FlughafenZürich zu senken und sich dabei entsprechend der„Stuttgarter Erklärung“ positioniert.Gemeinsam mit der Region konnten in denStaatsvertragsverhandlungen zwischen dem Bundund der Schweiz wichtige Verbesserungen durch-gesetzt werden.Beim Lärmschutz an Straßen legt die Landes-regierung ein besonderes Augenmerk auf lärmar-me Straßenbeläge. Neben den bekannten techni-schen Vorkehrungen wie Lärmschutzwällen undLärmschutzwänden stellen lärmarme Straßen-beläge wie Splittmastixasphalt eine Möglichkeitdar, den Lärm bereits an der Quelle zu reduzieren.„Wir wollen die Lärmsanierung an denLärmschwerpunkten im Land voranbringen undräumen dem Lärmschutz auch bei Neu- undAusbauplanungen einen hohen Stellenwert ein“,betonte Gisela Splett abschließend.<<<

ePaper Lärmschutz Kompakt: Umweltdienstleister-August 2012 S.10

Zum vierten Mal findet die Lärm-schutz 2012 vom 15. – 16.November 2012 in den Dor-tmunder Westfalenhallen statt. Inder relativ kurzen Zeit seit 2006ist die internationale Fachtagungmit der begleitenden Messe zumweltweit führenden Fachtreffenfür Umgebungslärmschutz gewor-den. Fast alle führendenHersteller von Lärmschutz- techniken, -wänden und -dienst-leistungen aus Europa habensich inzwischen angemeldet.

Der Ausstellungsbereich ver-spricht eine Fundgrube für alleFachleute aus Bundes-, Landes-und kommunalen Verwaltungen,Ingenieursbüros sowie Herstellerund Dienstleister – aber auch fürBürgerinitiativen – in Sachennachhaltiger Lärmschutz zu wer-den.

Lärm macht krank

Aktuelle Repräsentativumfragenim Auftrag des Umweltbundes-amtes verdeutlichen es: Ca. 60%der deutschen Bevölkerung füh-len sich durch Straßenverkehrs-lärm belästigt, 30% durch Luft-verkehrslärm, 23% durchSchienenverkehrslärm. Bis zu4.000 Herzinfarktfälle könnenjährlich auf Straßenverkehrslärmzurückgeführt werden, so dieSchätzung. Ebenso alarmierenddie Ergebnisse des Regional-büros für Europa der WHO:Umwelt- und Gesundheits- experten definieren die Krank-heitslast durch Umweltlärm alsVerlust von gesunden Lebens-jahren. Ihre konservativeSchätzung: Mindestens eineMillion gesunde Lebensjahregehen in Westeuropa jährlichdurch Umweltlärm verloren.

Gesetzliche Regeln und technische Lösungen sollen helfen, denMenschen vor dem Umgebungs-lärm zu schützen.

Straßenbautechnische

Lösungen

Neben Lärmschutzwänden wer-den weitere aktuelle und innovati-ve technische – erstmals auchstraßenbautechnische –Lösungen angeboten. Es sindalso auch Hersteller von lärm-schluckenden Straßenbelägenbzw. Markierungen und anderenstraßentechnischen Lärm- reduktoren eingeladen. WelcheMaterialien gibt es? Wie integrie-ren sich Lärmschutzmaßnahmenin das Stadt- oder Landschafts-bild? Welche Lärmminderungensind möglich? u.v.a.m. <<<

www.laermschutz-messe.de

Lärmschutzmesse 2012

Mit Simulationstechnologie zum effi-zienten Lärmschutz

Lärmschutzwände sind oft die einzige Möglichkeit,um unsere Lebensqualität vor dem ständig steigen-den Verkehrslärm zu schützen. Da sie einen nichtunerheblichen Kostenfaktor darstellen, setzt dasAIT innovative Simulationsmethoden ein, um dieseSchallbarrieren effizienter, langlebiger, kostengün-stiger und sicherer zu gestalten.

Strengere Lärmschutzrichtlinien und höhereZuggeschwindigkeiten stellen steigendeAnforderungen an Lärmschutzwände entlang vonAutobahnen, Schnellstraßenund Schienenstrecken dar. AmAIT Mobility Department arbei-ten Expertinnen und Expertendaran, die akustische Wirk-samkeit und Lebensdauer die-ser Schallbarrieren zu erhöhenund gleichzeitig die Kosten fürProduktion und Erhaltung zusenken. Mit modernstenSimulationsmethoden wird imRahmen des Projektes „OptiLSW - Optimierung derLebensdauer und Kosten vonLärmschutzwänden aufHochgeschwindigkeits-strecken“ untersucht, wie sichaerodynamische Langzeit-Belastungen auf dieLärmschutzwände anEisenbahn-Hochleistungs-strekken auswirken. Im Sommer 2012 werden dieSimulationsergebnisse im Rahmen vonInnovationsmessfahrten der ÖBB beiZuggeschwindigkeiten von bis zu 330 km/h vor Ortbestätigt.

Optimierte Messverfahren

Züge werden in Zukunft mit immer höhererGeschwindigkeit und Frequenz unterwegs sein.Dadurch sind die geplanten und bestehendenLärmschutzwände entlang der Gleise einer stei-genden Belastung ausgesetzt. Aufgrund derVielzahl dynamischer Effekte und hoherSicherheitsanforderungen kommt es bei gängigenBemessungsverfahren oft zu einer Überdimensio-nierung der Lärmschutzwände in strukturdynami-scher Hinsicht.

Im Projekt „Opti LSW“ entwickeln die AITExpertinnen und Experten ein optimiertes

Messverfahren zur wirtschaftlichen und sicherenPlanung von Lärmschutzwänden. Ein Prognose-modell soll in weiterer Folge das Langzeitverhaltenaus strukturdynamischer Sicht vorhersagen und sodie Infrastrukturbetreiber im effizienten Life CycleManagement unterstützen.

In Voruntersuchungen führte AIT mit RED Bernardim Auftrag der ÖBB Infrastruktur AG Eigen-frequenzmessungen an Lärmschutzwänden durchund erstellte daraus ein Computermodell desGesamtsystems inklusive Steher, Fundierung undWandkassetten. Dieses Modell wurde in der Folgemit Messdaten von Zugvorbeifahrten gekoppelt, um

die Auswirkungender aerodynami-schen Belastungenauf die Lärm-schutzwand amComputer simulie-ren zu können.ErgänzendeDauerschwing-versuche gabendarüber hinausAufschluss über die Ermüd-ungsfestigkeit beidauerndem Last-wechsel, sodassnun auch dasLangzeitverhaltenin die Simulationeinfließen kann.

Die Feuerprobe für das Messverfahren und dasPrognosemodell erfolgt im Sommer an der neuenHochleistungsstrecke Wien-St. Pölten. Vor derInbetriebnahme des 44 km langen Teilstücks, dasab Dezember die Fahrzeit zwischen den beidenStädten auf 25 Minuten reduzieren wird, stellt dieÖBB die Strecke rund zwei Monate lang fürumfangreiche Messkampagnen zur Verfügung.Diese Innovationsmessfahrten geben AIT die ein-zigartige Möglichkeit, die entwickelten strukturdyna-mischen Modelle anhand von realen Zugvorbei-fahrten zu überprüfen und die Simulations-ergebnisse zu bestätigen.

Das Projekt „Opti LSW“ (Programmlinie: I2V 4.Ausschreibung) wird vom AIT Mobility Departmentgemeinsam mit RED Bernard durchgeführt. Esbegann im August 2011 und geht bis Juli 2013.<<<Servicelink: http://www.ait.ac.at/mobility

Bild: ÖBB/IC bei Loosdorf

S.11

ePaper Lärmschutz Kompakt: Umweltdienstleister-August 2012

http://umweltdienstleister.de/?p=12095