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11. Juni 2015 411 SCHLOSS JETZT! Barkow Leibinger: Spielraum EINE FRAGE DER HALTUNG VON HÖFEN UND HOFFEN: BERLIN FEIERT RICHTFEST Das Querformat für Architekten

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Page 1: NGGE SCHLOSS JETZT! w Leibinger:pielraummedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1885895/baunetzwoche... · Am 21. Juni entsteht zur Eröffnung im ZMK Zentrum für Kunst

11 Juni 2015

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SCHLOSS JETZT Barkow Leibinger

Spielraum

EINE FRAGE

DER HALTUNG

VON HOumlFEN UND HOFFEN BERLIN FEIERT RICHTFEST

Das Querformat fuumlr Architekten

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Titel Westfassade des Berliner Schlosses mit Kuppel

Bauzustand am 6 Juni 2015 Foto copy Stiftung Berliner

Schloss ndash Humboldtforum

Oben Blick in das zukuumlnftige Foyer des Schlosses Foto

copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

Redaktion Jeanette Kunsmann

Texte Sophie Jung Polina Goldberg Jeanette Kunsmann

Gestaltung Artdirektion Markus Hieke

7 Schloss jetzt

8 Es wird kommen Das Stadtschloss in Berlin feiert Richtfest

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oche BER BND und Mediaspree Berlin hat genug Probleme Morgen wird Richtfest auf der Stadtschlossbaustelle

gefeiert bdquoEin Anschlag auf die Sinne ein aumlsthetisches Verbrechenldquo schreibt der Spiegel uumlber die Teilrekon-struktion Franco Stellas bdquoDie groumlszligte Mehrzweckhalle der Republikldquo titelte die FAZ Und Die Welt schreibt bdquoWir bauen uns fuumlr geschaumltzte 620 Millionen Euro ein Betonschloss von dem wir bis heute nicht ganz genau wissen wofuumlr wir es eigentlich brauchenldquo Stimmt alles ndash aber das Schloss kommt der Rohbau ist da Houmlchste Zeit also fuumlr eine weitere wichtige Frage Verdient der Neubau nicht schon jetzt den Denkmalschutz als Zeugnis fuumlr die Verirrungen der Gegenwart Sonst droht womoumlglich in ein paar Jahrzehnten noch der Abriss

22 Buch

25 Bild der Woche

3 Architekturwoche

4 News

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Nur noch ein Tag dann geht es weiter zur dritten Station Das Moskauer Garage Museum of Contemporary Art 2008 von Dasha Zhukova gegruumlndet ist gern mit groszligen Namen liiert Nachdem das Museum seinen Namen zunaumlchst von seiner ersten Staumltte ndash dem ehemaligen Busbahnhof Bakhmetevsky von Konstantin Melnikow ndash ableitete zog es die moderne Kunst weiter in einen temporaumlren Bau von Shigeru Ban Nun eroumlffnet offiziell die erste dauerhafte Abteilung unter der baulichen Schirmherrschaft von Rem Koolhaas Fuumlr die Zukunft des renovierten und umgebauten Restaurants bdquoVier Jahreszeitenldquo im Gorki Park erwartet Zhukova mindestens den Status einer bdquoweltweit erkennbaren Silhouetteldquo pg

DONNERSTAG

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Foto Nikolay Zverkov copy Garage Museum of Contemporary Art

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NEWS

Architektur im Berliner XL-Format oderdoch lieber am Strand in Mecklenburg-Vorpommern In ganz Deutschland wird an seinem nun 20-jaumlhrigen Jubi-laumlum der Tag der Architektur unter dem Motto bdquoArchitektur hat Bestandldquo gefeiert ndash am 27 und 28 Juni 2015

Wie es mit der Architektur in Deutsch-land nun steht davon koumlnnen sich Interessierte bei einem umfangreichen Programm durch Vortraumlge FuumlhrungenTalks mit Architekten Planern und Bau-herren ein Bild machen Die Bundes-architektenkammer aumluszligert sich dazu schon mal vielversprechend bdquoBesucher erhalten Antworten auf ihre Fragenldquo

wwwtag-der-architekturde

ARCHITEKTUR HAT BESTAND TAG DER ARCHITEKTUR

Monumental ist an diesem Event vieles allein schon seine Dauer 300 Tage langwird Karlsruhe zur Staumltte des bdquoneuen Kunstereignisses im digitalen Zeitalterldquo Am 21 Juni entsteht zur Eroumlffnung im ZMK Zentrum fuumlr Kunst und Medien-technologie neben den uumlberdimensio-nalen Werken des Japaners Ryoji Ikeda auch eine echte Wolke Der japanischeArchitekt Tetsuo Kondo laumlsst mit An-wendung von neuesten Technologien dichte Luftmassen entstehen die Be-sucher auf einer Rampe durchschreiten koumlnnen Wie sehr der Mensch heute die Natur regiert ist eine der Fragen die sich das digitale Ereignis als Schnitt-stelle zwischen Naturwissenschaft Performances im Stadtraum Konzerten Vortraumlgen und Konferenzen stellt

wwwzkmde

DIGITAL MONUMENTAL KUNSTEREIGNIS IN KARLSRUHE

Foto Transsolar + Tetsuo Kondo CloudscapesSkulpturengarten Museum Berggruen Planorama Land-schaftsarchitektur Foto Lichtschwaumlrmer C Libuda

PROFIL ZEIGEN

Ob Atelier Zuumlndel Christea Baumlchlemeid oder MarteMarte Aktuell praumlsentieren sich 500 Top-Buumlros mit ihren Projekten und Neuigkeiten im BauNetz

Sie moumlchten dabei sein Dann senden Sie Ihre Anfrage an architektenprofilebaunetzde wwwbaunetzdearchitekten

Foto MarteMarte Architekten Der Mdchenturm

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Dicht beieinander stehen die Knot Houses auf der suumldkoreanischen Insel Geoje ndash und doch sind die Gaumlstehaumluser so konzipiert dass der spektakulaumlre Blick aufs Meer nicht durch den jewei-ligen Nachbarn beeintraumlchtigt wird

Die in London ansaumlssige Architektin Soohyun Chang plante die weiszlig gestri-chenen knotenaumlhnlich verschlungenen Betonbauten die wie Auffaltungen der Landschaft erscheinen Sie bilden einerseits private geschlossene Bereiche fuumlr Schlafzimmer und Baumlder anderer-seits entstehen Gemeinschaftszonen mit bis zu fuumlnf Meter hohen Glasfassaden

mehrhellip

PERLENKETTE AUF GEOJEFERIENHAUS IM BAUNETZ WISSEN

Foto Architekturgalerie Muumlnchen Foto oliverbaer

Orkane Erdbeben Tsunamis ndash binnen weniger Stunden koumlnnen durch Umwelt-katastrophen unzaumlhlige Leben zu Op-fern und Staumldte unkenntlich gemacht werden Wie begegnet man baulich der Kraft der Natur In der Ausstellung bdquoRebuild By Design Munichldquo zeigt die Architekturgalerie Muumlnchen ab dem kommenden Mittwoch eine Bandbreitean Moumlglichkeiten ndash nicht nur aus derIngenieurssicht sondern aus dem Blick-winkel der Planer Architekten und Designer Beim Symposion am 18 Juni werden dann internationale Experten ihr Wissen uumlber moumlgliche Strategien teilen Vom 17 Juni bis 10 Juli 2015 in der Architekturgalerie Muumlnchen wwwarchitekturgalerie-muenchende

25 Jahre hat das Kunsthaus Zug nun auf dem Buckel Zum Jubilaumlum wird an der Zuger Seepromenade die bdquoSeesichtldquo aufgebaut ndash eine Skulptur des prominen-ten Schweizer Kuumlnstlers Roman Signer

Ganze fuumlnf Jahre lang wurde geplant nun duumlrfen die Bewohner und Besucher mit der Stahlskulptur sprichwoumlrtlich untertauchen Sie steigen mit einer Treppe unter den Wasserspiegel Der Kuumlnstler will nicht nur uumlberraschen Er erinnert damit auch an die Seeuferkata-strophe von 1887 der elf Menschen und ein Teil der Stadt zum Opfer fielen Die Skulptur wird zehn Jahre bestehen

wwwromansignerch

GEGEN SANDY UND KYRILLARCHITEKTURGALERIE MUumlNCHEN

SICHT IN ZUG SKULPTUR VON ROMAN SIGNER

Vor etwa zwei Jahren entstand in Kre-feld das begehbare Architekturmodell bdquoMies 11 Das Golfclub Projektldquo ndash ein nie realisiertes Clubhaus-Projekt von Mies van der Rohe aus den 1930er Jah-ren Nun gingen Studenten der RWTH Aachen an das damals verwendete Baumaterial ran und stellten in Aachen eine temporaumlre Infobox als Reminiszenz an Mies fertig

Mit diesem interaktiven Projekt bei dem auch junge Fluumlchtlinge mitgemacht haben entstand eine schlichte Anord-nung von Kuben die 50 Personen Platz bietet und fuumlr Workshops Ausstellun-gen und dergleichen verwendet werden kann

wwwprojektmikcom

RECYCLING MIESSTUDENTEN BAUEN IN AACHEN

Foto Peter Hinschlaumlger

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Nein so surreal und knallig wollen wir unser Bad heute vermutlich nicht haben Aber in die Baumlder der 70er Jahre hineinzublicken ndash das muss spannend sein Die Hansgrohe Aquademie in Schiltach zeigt ab dem 18 Juni in der Ausstellung bdquoDas Bad der 70er Europa Asien Suumldamerikaldquo Badgestaltungen aus aller Welt Welche Materialien und Dekorationen damals in Mode waren

Daruumlber sprechen zur Eroumlffnung die Initiatoren Budi Pradano (Architekt aus Indonesien) und Roman Passarge (Lei-ter der Hansgrohe Aquademie) mit den Architekten Mathias Klotz Joumlrn Frenzel und Eduardo Ruiz-Risuentildeo Abad Zu sehen bis zum 3 April 2016

wwwhansgrohede

DUSCHEN WIE DAMALS AUSSTELLUNG BEI HANSGROHE

Foto Hansgrohe Aquademie

wwwuncubemagazinecom

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Der zukuumlnftige Schlossbau ist wirklich seltsam Er schwankt zwischen detailgetreuer Nachahmung idealisierter Rekonstruktion und mutlosem Neubau Diesen Freitag ist Richtfest

Das Berliner Schloss ist so gut wie da seine maumlchtige Betonkuppel macht schon seit Monaten dem Berliner Dom Konkurrenz Diesen Freitag ist Richtfest Die Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum wirbt neuerdings auf Werbeplakaten mit dem Spruch bdquoKomm ins Offeneldquo fuumlr das Ereignis und ihr Vorsitzender Manfred Rettig ver-kuumlndet volksfreundlich Termine und Budgets werden eingehalten Lets face it so traurig es ist dass zunaumlchst der Palast der Republik abgerissen wurde und daraufhin die schoumlne Leere zwischen Dom und Breiter Straszlige als bester staumldtebaulicher Kom-mentar zur Debatte einem monumentalen Geschichts-Fake weichen musste Das Schloss wird kommen Seiner Einweihung im Jahr 2019 wandert die Stiftung stramm entgegen Mit dieser Gewissheit im Nacken sollte der Blick darauf gelenkt werden was nun im Berliner Zentrum tatsaumlchlich architektonisch entsteht

Die fuumlrstliche Mitte Berlins wird wieder aufgebaut Ein historisches Gebaumlude-ensemble das zuvor nur als Assoziation uumlber der Prachtstaszlige Unter den Linden schwebte wird erneut sichtbar das barocke Schloss mit seinem Pendant dem Zeughaus ndash beide von Andreas Schluumlter um 1700 entworfen ndash ihm gegenuumlber-

VON SOPHIE JUNG

ES WIRD KOMMENDAS STADTSCHLOSS IN BERLIN FEIERT RICHTFEST

Unten wird das alte Mauerwerk bereits rekonstruiert und oben nimmt die Kuppel Formen an die Westfassade des Berliner Schlosses Anfang Juni 2015 Foto copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum

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gestellt die Antikensammlung von Friedrich Schinkel und schlieszliglich der neobarocke Dom von Julius Raschdorf der als Antwort auf die anderen zu lesen sein sollte und es in seiner Protzigkeit nie verdient hat als ein solcher Solitaumlr dazustehen wie er es in den letzten Jahren tat Das neue Schloss wird an genau der gleichen Stelle stehen wie das alte Die Achse Unter den Linden wird wie zuvor als Tangente seine Nord-West-Spitze streifen um dann die Perspektive in das historische Buumlrgerzentrum ndash schon immer ein urbaner Widersacher des Schlosses ndash Richtung Marienkirche und Alexan-derplatz weiterzufuumlhren

Ein Unbehagen ist mit der Wiederherstellung dieses historischen Zentrums verbun-den eine Verherrlichung der bdquoGlanzzeit Preuszligensldquo vom ersten Koumlnig Preuszligens bis zum Kaiser sehen Kritiker darin Doch wenn man genau schaut so kehren die fuumlrst-lichen Architekturen am Lustgarten mit der Rekonstruktion des Schlosses wieder zu ihrem alten Streitgepraumlch zuruumlck Schinkels Altes Museum (1825-1830) mit seinem Vorbild der griechischen Antike sollte urspruumlnglich dem Barock des Schluumlter-Schlos-ses Einhalt gewaumlhren Der Dom (1894-1905) wiederum missachtet den Klassizis-mus Schinkels und uumlbertrumpft das Schloss in seiner neobarocken Wuchtigkeit Da

Links Endlich mal aus anderer Perspektive auf den Berliner Dom geblickt auf der Baustelle des Berliner Schlosses im Juni 2015 Nordfluumlgel Foto Sophie Jungrechts Ein staumldtebauliches Ensemble wird wieder hergestellt ndash Schloss Altes Museum (nicht im Bild) und Berliner Dom Foto copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum bbz landschaftsarchitekten

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Oben Aufriss der Nordfassade unten Ansicht von der Nord-West-Seite Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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mussten wohl die preuszligischen Herrscher immer noch einen draufsetzen namentlich Koumlnig Friedrich I Koumlnig Friedrich Wilhelm III und Kaiser Wilhelm II Diese Geltungs-anspruumlche aus der Geschichte Berlins werden wieder sichtbar und eigentlich decken sie vielmehr Ironie auf als gefaumlhrliche Glorifizierung Das ist doch okay

Der zukuumlnftige Schlossbau selbst ist wirklich seltsam Er schwankt zwischen detail-getreuer Nachahmung idealisierter Rekonstruktion und mutlosem Neubau 184 mal 117 Meter ist er groszlig durch und durch aus Stahlbeton ausgestattet mit einer derart komplexen Gebaumludetechnik dass allein das ganze Untergeschoss damit gefuumlllt ist Von 40 Prozent Technik spricht Manfred Rettig stolz An drei Auszligenfassaden wird das historische Schmuckwerk wieder zu sehen sein

An den Fassaden ablesbar werden in Zukunft die wichtigsten Bauphasen der fuumlrst-lichen Residenz sein angefangen mit dem Barock des groszligen Schlossbaumeisters Andreas Schluumlter uumlber seine Nachfolger Johann Friedrich von Eosander und Martin Heinrich Boumlhme bis zum Klassizismus Friedrich Schinkels und August Stuumllers die beide an der Kuppel arbeiteten Als einzig wilhelminischer Teil wird die Ornamentik am Kuppelportal rekonstruiert Ebenso werden in Teilen zwei Innenhoumlfe wiederhergestellt der Eosander-Hof und der Schluumlter-Hof Letzterer ist das eigentliche Prachtstuumlck des zukuumlnftigen Schlosses Man arbeitet bereits im Detail daran

Franco Stella der 2008 den Wettbewerb um das Berliner Schloss gewann hat ein sehr wichtiges Motiv in den Schlossbau eingefuumlhrt Die Oumlffnung des Schlosses zur Stadt und zur Oumlffentlichkeit Zwei Houmlfe werden in Zukunft immer zwischen Lustgarten und Rathausstraszlige geoumlffnet sein Kein monarchischer Riegel sondern eine Passage fuumlr die Buumlrger soll der Schlossbau damit werden

Der Eosander-Hof soll in Zukunft eine Passage fuumlr die Buumlrger sein Die Rekonstruktion seiner historischen Nordfassade soll nach Entwuumlrfen von Johann Friedrich Eosander erfolgen Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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Diese Raumlumlichkeiten werden in Zukunft einen modernen Museums- und Wissenschaftsbetrieb beherbergen Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Stephan Falk

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Auch interessant ist dass Stella rekonstruierte und zeitgenoumlssische Partien unter-schiedlich ausgestalten wird Das Schloss wird sich deutlich als Neubau offenbaren Doch Stellas moderne Fassaden sind enttaumluschend Auf Schluumlters und Eosanders barocke Raster in den Innenhoumlfen reagiert der Architekt aus Vicenza ebenfalls mit Rastern Auf die rekonstruierten Sandsteinsaumlulen antwortet er seinerseits mit simpli-fizierten Saumlulen aus Architekturbeton Die Oumldnis der Wiederholung ist jetzt schon sichtbar Anstelle von Mut zum Kontrast herrscht Zuruumlckhaltung das ist schade

Stellas Spreefassade ist besser Hier am Belvedere zeigt sich das Schloss zur Stadt hin modern Endlich loumlst der Architekt die historischen Proportionen die er sonst nachahmt auf Wo in Zukunft die Sammlungen der Dahlemer Museen aus-gestellt sein werden oumlffnet sich der Bau mit riesigen offenen Fensterflaumlchen gelegt in ein gespreiztes Gitter aus Ortbeton

Dass sich die Innenhoumlfe egal ob rekonstruiert oder reinterpretiert so sehr am his-torischen Vorbild Schluumlters orientieren ist eine kulturpolitische Entscheidung Eine

Jury der unter anderem Wolfgang Thierse als Vertreter des Bundestages Kultur-staatsminister Bernd Neumann der damalige Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee und Hermann Parzinger der heutige Direktor der Stiftung Preuszligischer Kulturbesitz angehoumlrten favorisierte 2008 Stellas Vorschlag fuumlr ein neues Schloss Dem Ideal des Schluumlterbaus kam dieser am nahesten Denn der Entwurf von Andreas Schluumlter kurz nach 1701 entstanden ist das groszlige Vorbild Von dem barocken Schlossbaumeis-ter der von Kunsthistorikern gerne als bdquoMichelangelo des Nordensldquo bezeichnet wird existieren heute noch Plaumlne und Risse die nun die Grundlage fuumlr den Wiederaufbau bilden Allerdings sind auch diese idealisiert zudem vollendete nicht Schluumlter sondern seine Nachfolger ab 1706 das Schloss Jeder von ihnen fuumlgte jeweils eigene Details hinzu An vielen Stellen muss heute gemutmaszligt werden

Dafuumlr haumllt man sich an den Dingen fest die bekannt sind Gruumlndlichst werden Skulpturenprogramm und Ornamentik zwischen Schluumlter-Barock und Stuumller-Klassik wiederhergestellt Selbst die gleichen Materialien ndash Baustoffe stammen aus dem Elb-sandsteingebirge und Schlesien ndash werden verwendet Vorlage bieten Fotografien

Links Blick in das zukuumlnftige Foyer des Humboldtforums rechts die Suumldostfassade mit dem modernen Belvedere an der Spree An seiner Stelle stand das Schloss in seinen Bauphasen von 1448 bis zirka 1701 Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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von denen interessanterweise ein Groszligteil zu DDR-Zeiten kurz vor dem Abriss ent-stand Die fotografischen Abbildungen ermoumlglichen auch historisch gewachsene Maumlngel des originalen Schlosses zu rekonstruieren Beispiele sind Blendfenster und ein asymmetrisch angelegter Mittelrisalit im Schluumlterhof Beide vom Ideal abruumlckende bdquoMutationenldquo wurden urspruumlnglich durch das Renaissance-Schloss bedingt das bis zur Sprengung die Gestalt der Residenz deutlich mitpraumlgte An seiner Stelle steht nun Stellas modernes Belvedere

Jetzt werden also diese vorbarocken Partien als Relikte auf der Schluumlter-Fassade wiederhergestellt finden aber ansonsten beim gesamten Wiederaufbau keine Be-achtung Dass etwa der Renaissance-Teil des Berliner Schlosses ausgeblendet wird der Schluumlter-Barock aber akribisch nachgeahmt wird ist widerspruumlchlich Das eine haumllt man fuumlr bedeutungsvoll und das andere anscheinend fuumlr bedeutungslos Diese Wertung der Architekturgeschichte des Berliner Schlosses zugunsten eines Schluumlter-Ideals wurde mit dem Zuschlag fuumlr Franco Stella 2008 entschieden Andere Wettbewerbsbeitraumlge etwa von Hans Kollhoff wollten auch die Kleinteiligkeit und Unregelmaumlszligigkeit der verschachtelten Schlosspartien vor dem groszligen Schluumlterbau in der Rekonstruktion wieder sichtbar werden lassen Doch man entschied sich gegen solche Vorschlaumlge

Das Innere wird modern ndash mit Wiederaufbau wird das nichts mehr zu tun haben Hiersoll ein Museums- Wissenschafts- und Repraumlsentationsbetrieb entstehen mit Multi-funktionssaumllen und Rolltreppen Das groszlige Foyer am Kuppeleingang wird mit einer Glasuumlberdachung versehen deren Stahltraumlger jetzt schon angebracht sind Zwei Saumlle allerdings an der Stelle des ehemaligen Rittersaals und des ehemaligen Elisabeth-saals zeigen eine Besonderheit Ihre Saumlulen sind derart gerichtet dass sich die his-torische Raumordnung rekonstruieren lieszlige ndash diese Moumlglichkeit wollte man sich doch noch offenlassen So wie ohnehin noch einiges an diesem Schlossbau offen ist

Oben Das Kernstuumlck der Schlossrekonstruktion der Schluumlterhof urspruumlnglich von ca 1701 bis 1706 errichtet Blick von Suumlden Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella unten In der Schlossbauhuumltte arbeitet man an der Rekonstruktion des Fassadenschmucks Foto copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum

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Links Moderne Treppenhalle im Schlossbau rechts Blick aus dem Foyer des Humboldtforums auf das Kuppelportal Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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Es ist ein schwieriges Ding dieses Schloss Groszlig und trotzig steht es jetzt da dabei zeigt seine Architektur gleichzeitig so viel Unschluumlssigkeit und zoumlgernde Vorsicht Ein Dilemma das sich auch auf die Debatten um die zukuumlnftige Nutzung des Schlosses uumlbertragen laumlsst

Gut ist dass dieser Bau jetzt wo er steht Diskussionen ausloumlst Denn so sang- und klanglos wie das Kommandantenhaus das der Bertelsmann-Konzern einfach so ein paar Meter weiter an der prestigereichen Adresse Unter den Linden 1 nach der Wende wiedererrichtete soll dieses Schloss nicht vollendet werden bull

Noch besteht das Schloss nur aus Stahlbeton Baustellenrundgang im Juni 2015 Fotos Sophie Jung

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GRUNDRISS - ERDGESCHOSS

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GRUNDRISS - ERSTES OBERGESCHOSS

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GRUNDRISS - DACH

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STIFTUNG BERLINER SCHLOSS - HUMBOLDTFORUM

Die Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum ist eine gemeinnuumltzige Stiftung buumlrgerlichen Rechts die gemaumlszlig eines Beschlusses des Deutschen Bundestages von der Bundesrepublik Deutschland gefoumlrdert wird Sie ist Bauherrin und zukuumlnftige Eigentuumlmerin des Schlosses Manfred Rettig ein Architekt und Planer der bereits den Umzug der Bundesregierung von Bonn nach Berlin leitete steht ihr vor Kaufmaumlnnischer Vorsitz ist Johannes Wien der uumlber viele Jahre im Leitungsbereich des Bundesministeriums fuumlr Verkehr Bau und Stadtentwicklung gearbeitet hat

DIE IDEE Erst mit der Wiedervereinigung wurde die Schlossrekonstruktionuumlberhaupt ernsthaft diskutiert 1992 initiierte Wilhelm von Boddien ein Unternehmer aus Hamburg mecklenburgischer Herkunft den Foumlrderverein Berliner Schloss eV der 2001 zur Gruumlndung des gemeinnuumltzigen Vereins Stadtschloss Berlin Initiative eV fuumlhrte Die Befuumlrworter bewiesen einen langen Atem ndash 2013 wurde der Grundstein gelegt

ZUR SCHLOSSNUTZUNG

Das Schloss wird gebaut doch was kommt hinein Als mit den Debatten um den Wiederaufbau des Schlosses auch die Frage nach seiner zukuumlnftigen Nutzung auftauchte unterbreitete 2001 der Kunsthistoriker Horst Bredekamp das Konzept des bdquoHumboldtforumsldquo Zwei Komponenten kommen dabei zusammen Zum einen soll die Kunstkammer die sich einst im originalen Schloss befand und einen Mikro-kosmos der Welt in Artefakten repraumlsentiert als Denklabor rekonstruiert werden Zum anderen sollen die ethnologischen Sammlungen die sich derzeit in Berlin-Dahlem befinden ins Zentrum geholt werden Das Schloss koumlnne zu einer bdquomikroskopischen Weltldquo werden in der die bdquoauszligereuropaumlische Kunst dominiertldquo so der Kunsthistoriker

Bredekamps Idee wurde aufgegriffen und erweitert Im Schlossbau wird in Zukunft die Stiftung Preuszligischer Kulturbesitz im zweiten und dritten Obergeschoss die auszligereuropaumlischen Sammlungen ihrer Staatlichen Museen zu Berlin zeigen Im ersten Obergeschoss den bdquoWerkstaumltten des Wissensldquo ziehen die teilweise zum UNESCO-Weltkulturerbe zaumlhlenden Wissensarchive dieser Museen ein hinzu kom-men das Humboldt-Labor der Humboldt-Universitaumlt zu Berlin und die Ausstellung bdquoWeltStadtBerlinldquo des Landes Berlin Gruumlndungsintendant des Humboldtforums ist der Brite Neil McGregor Der Direktor des Britischen Museums wird nach Berlin wechseln und die Einrichtung im rekonstruierten Stadtschloss begleiten

RICHTFEST UND TAGE DER OFFENEN BAUSTELLE Richtfest ist am 12 Juni 2015 Interessierte koumlnnen den Rohbau an den Tagen der offenen Baustelle am 13 und 14 Juni 2015 jeweils 10ndash18 Uhr besichtigen

Mehr Infos und Programm unter wwwsbs-humboldtforumde

Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum

Manfred Rettig Vorstand und Sprecher Johannes Wien Kaufmaumlnnischer Vorstand

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EIN GRUND DER FUumlR DAS STADTSCHLOSS SPRICHTDIE HUMBOLDT-BOX WIRD ABGERISSEN

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EINE FRAGE DER HALTUNGBARKOW LEIBINGER SPIELRAUM

VON JEANETTE KUNSMANN

Buumlcher sind Fetisch pur ndash das wissen die Verlage das weiszlig Karl Lagerfeld und so geht es auch den meisten Designern und den Architekten Letztere duumlrfen ihr Werk zwar seit Aufhebung des Werbeverbots 1999 auch auf einer eigenen Webseite praumlsentieren verzichten deshalb aber nicht auf die gedruckte und gebun-dene Werkschau Im Gegenteil Es sind vermutlich nie so viele Architek-ten-Monographien erschienen wie in den letzten Jahren

Eines dieser Buumlcher stammt von dem Berliner Buumlro Barkow Leibinger ndash sie schenkten es sich zum 21 Geburtstag 1993 von der Stuttgarterin Regine Lei-binger und dem in Kansas City gebo-renen Frank Barkow gegruumlndet ist das Studio damit sowohl nach deutschem als auch nach amerikanischem Recht volljaumlhrig ndash also erwachsen Braucht man da ein Buch Und wenn ja fuumlr wen Nur fuumlr sich selbst oder auch fuumlr

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andere Sie haumltten in den letzten zwan-zig Jahren mit so vielen und verschie-denen Leuten zusammengearbeitet so viele Vorlesungen gehalten da sei so ein Buch nicht nur fuumlr einen selbst sondern fuumlr einen groszligen Kreis beantwortet Regine Leibinger diese Frage auf der Buchvorstellung in den Raumlumen von Walther Koumlnig Bereits im Dezember 2014 erschienen hatten die Architekten dort Mitte Mai ihr Werk unter dem Titel bdquoBuumlcher Machenldquo vorgestellt ndash zusammen mit Stephan Truumlby Diese Konstellation passte insofern aumluszligerst gut da Truumlby auf der einen Seite ein be-kannter Kurator und Theoretiker ist auf der anderen Seite aber vor vielen Jahren auch als Architekt gearbeitet hat ndash im Buumlro von Barkow Leibinger

Regine Leibinger und Frank Barkow haben ihr Buch ernst genommen als ein Projekt wie ein Gebaumlude Uumlber drei Jahre dauerte der Prozess etwa 400 Seiten sind es geworden Mutig wur-den Informationen wie die Werkliste weggelassen man findet alles dazu auf der Website die parallel zur Publika-tion von den Londoner Grafikern ZAK Group einen Relaunch bekam

Die inhaltliche Gliederung in die fuumlnf Themenfelder bdquoFabrication Researchldquo bdquoLiminal Faccedilade Deep Surfaceldquo bdquoUltra Structuralldquo bdquoMakeoverldquo und bdquoSite Specificldquo half den Architekten dabei ihr Archiv zu sortieren steht aber gleichzei-tig auch symbolisch fuumlr die Arbeitsweise und die Haltung des Buumlros bdquoLetztend-lich sind Barkow Leibinger genauso sehr sbquobricoleurelsquo wie Ingenieure Der sbquobrico-lagelsquo dem Basteln wohnt immer ein Element inspirierten Handelns inneldquo schreibt Hal Foster in seinem Vorwort bdquoArchitektur als Instrumentrdquo und schafft eine Bruumlcke zum Titel bdquoUnd wie wir von den groumlszligten deutschen Philoso-phen der Aumlsthetik wissen ist ein solches Spiel auch fuumlr die Kunst grundlegend wichtig Es eroumlffnet einen Raum fuumlr fantasievolle Antworten auf alle gestell-ten Fragen Letztendlich ist es das was die Architektur von Barkow Leibinger uns anbietet Spielraum Raum fuumlr Erfindungenldquo

Foster ist einer der vier Autoren die Barkow Leibinger mit den Texten fuumlr ihr Buch beauftragt haben Carson Chan setzt die Projekte in Seoul Berlin und Marrakesch in einen Kontext

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sagt Regine Leibinger bdquoDas sind die Schluumlsselbegriffe fuumlr (unsere) architek-tonische Haltungldquo Vielleicht laumlsst sich dieses Zitat auch auf die Buchbranche uumlbertragen

Barkow LeibingerSpielraumGestaltung von Zak GroupDeutsch EnglischHatje Cantz 2014Hardcover 426 Seiten58 Euro

wwwhatjecantzde

Sarah Whiting fokussiert sich auf die Beziehung von Barkow Leibinger zu Dach und Decke und Brett Steele schreibt uumlber das Architekturdenken der Berliner Architekten Der Dokumen-tarfotograf Iwan Baan hat den Trumpf-Campus in Ditzingen besucht und zeigt in seinem Fotoessay die Architektur von Frank Barkow und Regine Leibinger in ihrer alltaumlglichen Nutzung

Es ist nicht ihre erste Publikation aber die erste mit einem solchem Umfang Bereits mit bdquoBricoleurldquo und bdquoAn Atlas Of Fabricationldquo beide bei Architectural Association Publications erschienen haben Barkow Leibinger gezeigt dass ihre Buumlcher einen eigenen Willen und Charakter haben Bereits hier haben sie auch mit Zak Kyes zusammenge-arbeitet und sich auf ein konsequentes Layout eingelassen das den Inhalt wie die Folien einer ihrer bdquoLecturesldquo prauml-sentiert In dem dritten Buch geben sie den Inhalten einen anderen Raum orientieren sich aber an einem klaren Raster ndash passend zu ihrer Haltung bdquoFuumlr mich muss Architektur nachvollziehbar sein und sie muss angemessen seinldquo

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ARCHITEKTUR PUR

bdquoNo vehicles No trees No roughness groundldquo Das fordert Beniamino Servino Seine Haltung uumlber Architektur und Stadt manifestierte der italienische Kuumlnstler in seiner aktuellen Arbeit bdquoPost Ecological Cityldquo pg Foto Condominiums Post Ecological City copy Beniamino Servino ec2it

Page 2: NGGE SCHLOSS JETZT! w Leibinger:pielraummedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1885895/baunetzwoche... · Am 21. Juni entsteht zur Eröffnung im ZMK Zentrum für Kunst

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Titel Westfassade des Berliner Schlosses mit Kuppel

Bauzustand am 6 Juni 2015 Foto copy Stiftung Berliner

Schloss ndash Humboldtforum

Oben Blick in das zukuumlnftige Foyer des Schlosses Foto

copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

Redaktion Jeanette Kunsmann

Texte Sophie Jung Polina Goldberg Jeanette Kunsmann

Gestaltung Artdirektion Markus Hieke

7 Schloss jetzt

8 Es wird kommen Das Stadtschloss in Berlin feiert Richtfest

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oche BER BND und Mediaspree Berlin hat genug Probleme Morgen wird Richtfest auf der Stadtschlossbaustelle

gefeiert bdquoEin Anschlag auf die Sinne ein aumlsthetisches Verbrechenldquo schreibt der Spiegel uumlber die Teilrekon-struktion Franco Stellas bdquoDie groumlszligte Mehrzweckhalle der Republikldquo titelte die FAZ Und Die Welt schreibt bdquoWir bauen uns fuumlr geschaumltzte 620 Millionen Euro ein Betonschloss von dem wir bis heute nicht ganz genau wissen wofuumlr wir es eigentlich brauchenldquo Stimmt alles ndash aber das Schloss kommt der Rohbau ist da Houmlchste Zeit also fuumlr eine weitere wichtige Frage Verdient der Neubau nicht schon jetzt den Denkmalschutz als Zeugnis fuumlr die Verirrungen der Gegenwart Sonst droht womoumlglich in ein paar Jahrzehnten noch der Abriss

22 Buch

25 Bild der Woche

3 Architekturwoche

4 News

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Nur noch ein Tag dann geht es weiter zur dritten Station Das Moskauer Garage Museum of Contemporary Art 2008 von Dasha Zhukova gegruumlndet ist gern mit groszligen Namen liiert Nachdem das Museum seinen Namen zunaumlchst von seiner ersten Staumltte ndash dem ehemaligen Busbahnhof Bakhmetevsky von Konstantin Melnikow ndash ableitete zog es die moderne Kunst weiter in einen temporaumlren Bau von Shigeru Ban Nun eroumlffnet offiziell die erste dauerhafte Abteilung unter der baulichen Schirmherrschaft von Rem Koolhaas Fuumlr die Zukunft des renovierten und umgebauten Restaurants bdquoVier Jahreszeitenldquo im Gorki Park erwartet Zhukova mindestens den Status einer bdquoweltweit erkennbaren Silhouetteldquo pg

DONNERSTAG

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Foto Nikolay Zverkov copy Garage Museum of Contemporary Art

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NEWS

Architektur im Berliner XL-Format oderdoch lieber am Strand in Mecklenburg-Vorpommern In ganz Deutschland wird an seinem nun 20-jaumlhrigen Jubi-laumlum der Tag der Architektur unter dem Motto bdquoArchitektur hat Bestandldquo gefeiert ndash am 27 und 28 Juni 2015

Wie es mit der Architektur in Deutsch-land nun steht davon koumlnnen sich Interessierte bei einem umfangreichen Programm durch Vortraumlge FuumlhrungenTalks mit Architekten Planern und Bau-herren ein Bild machen Die Bundes-architektenkammer aumluszligert sich dazu schon mal vielversprechend bdquoBesucher erhalten Antworten auf ihre Fragenldquo

wwwtag-der-architekturde

ARCHITEKTUR HAT BESTAND TAG DER ARCHITEKTUR

Monumental ist an diesem Event vieles allein schon seine Dauer 300 Tage langwird Karlsruhe zur Staumltte des bdquoneuen Kunstereignisses im digitalen Zeitalterldquo Am 21 Juni entsteht zur Eroumlffnung im ZMK Zentrum fuumlr Kunst und Medien-technologie neben den uumlberdimensio-nalen Werken des Japaners Ryoji Ikeda auch eine echte Wolke Der japanischeArchitekt Tetsuo Kondo laumlsst mit An-wendung von neuesten Technologien dichte Luftmassen entstehen die Be-sucher auf einer Rampe durchschreiten koumlnnen Wie sehr der Mensch heute die Natur regiert ist eine der Fragen die sich das digitale Ereignis als Schnitt-stelle zwischen Naturwissenschaft Performances im Stadtraum Konzerten Vortraumlgen und Konferenzen stellt

wwwzkmde

DIGITAL MONUMENTAL KUNSTEREIGNIS IN KARLSRUHE

Foto Transsolar + Tetsuo Kondo CloudscapesSkulpturengarten Museum Berggruen Planorama Land-schaftsarchitektur Foto Lichtschwaumlrmer C Libuda

PROFIL ZEIGEN

Ob Atelier Zuumlndel Christea Baumlchlemeid oder MarteMarte Aktuell praumlsentieren sich 500 Top-Buumlros mit ihren Projekten und Neuigkeiten im BauNetz

Sie moumlchten dabei sein Dann senden Sie Ihre Anfrage an architektenprofilebaunetzde wwwbaunetzdearchitekten

Foto MarteMarte Architekten Der Mdchenturm

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Dicht beieinander stehen die Knot Houses auf der suumldkoreanischen Insel Geoje ndash und doch sind die Gaumlstehaumluser so konzipiert dass der spektakulaumlre Blick aufs Meer nicht durch den jewei-ligen Nachbarn beeintraumlchtigt wird

Die in London ansaumlssige Architektin Soohyun Chang plante die weiszlig gestri-chenen knotenaumlhnlich verschlungenen Betonbauten die wie Auffaltungen der Landschaft erscheinen Sie bilden einerseits private geschlossene Bereiche fuumlr Schlafzimmer und Baumlder anderer-seits entstehen Gemeinschaftszonen mit bis zu fuumlnf Meter hohen Glasfassaden

mehrhellip

PERLENKETTE AUF GEOJEFERIENHAUS IM BAUNETZ WISSEN

Foto Architekturgalerie Muumlnchen Foto oliverbaer

Orkane Erdbeben Tsunamis ndash binnen weniger Stunden koumlnnen durch Umwelt-katastrophen unzaumlhlige Leben zu Op-fern und Staumldte unkenntlich gemacht werden Wie begegnet man baulich der Kraft der Natur In der Ausstellung bdquoRebuild By Design Munichldquo zeigt die Architekturgalerie Muumlnchen ab dem kommenden Mittwoch eine Bandbreitean Moumlglichkeiten ndash nicht nur aus derIngenieurssicht sondern aus dem Blick-winkel der Planer Architekten und Designer Beim Symposion am 18 Juni werden dann internationale Experten ihr Wissen uumlber moumlgliche Strategien teilen Vom 17 Juni bis 10 Juli 2015 in der Architekturgalerie Muumlnchen wwwarchitekturgalerie-muenchende

25 Jahre hat das Kunsthaus Zug nun auf dem Buckel Zum Jubilaumlum wird an der Zuger Seepromenade die bdquoSeesichtldquo aufgebaut ndash eine Skulptur des prominen-ten Schweizer Kuumlnstlers Roman Signer

Ganze fuumlnf Jahre lang wurde geplant nun duumlrfen die Bewohner und Besucher mit der Stahlskulptur sprichwoumlrtlich untertauchen Sie steigen mit einer Treppe unter den Wasserspiegel Der Kuumlnstler will nicht nur uumlberraschen Er erinnert damit auch an die Seeuferkata-strophe von 1887 der elf Menschen und ein Teil der Stadt zum Opfer fielen Die Skulptur wird zehn Jahre bestehen

wwwromansignerch

GEGEN SANDY UND KYRILLARCHITEKTURGALERIE MUumlNCHEN

SICHT IN ZUG SKULPTUR VON ROMAN SIGNER

Vor etwa zwei Jahren entstand in Kre-feld das begehbare Architekturmodell bdquoMies 11 Das Golfclub Projektldquo ndash ein nie realisiertes Clubhaus-Projekt von Mies van der Rohe aus den 1930er Jah-ren Nun gingen Studenten der RWTH Aachen an das damals verwendete Baumaterial ran und stellten in Aachen eine temporaumlre Infobox als Reminiszenz an Mies fertig

Mit diesem interaktiven Projekt bei dem auch junge Fluumlchtlinge mitgemacht haben entstand eine schlichte Anord-nung von Kuben die 50 Personen Platz bietet und fuumlr Workshops Ausstellun-gen und dergleichen verwendet werden kann

wwwprojektmikcom

RECYCLING MIESSTUDENTEN BAUEN IN AACHEN

Foto Peter Hinschlaumlger

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Nein so surreal und knallig wollen wir unser Bad heute vermutlich nicht haben Aber in die Baumlder der 70er Jahre hineinzublicken ndash das muss spannend sein Die Hansgrohe Aquademie in Schiltach zeigt ab dem 18 Juni in der Ausstellung bdquoDas Bad der 70er Europa Asien Suumldamerikaldquo Badgestaltungen aus aller Welt Welche Materialien und Dekorationen damals in Mode waren

Daruumlber sprechen zur Eroumlffnung die Initiatoren Budi Pradano (Architekt aus Indonesien) und Roman Passarge (Lei-ter der Hansgrohe Aquademie) mit den Architekten Mathias Klotz Joumlrn Frenzel und Eduardo Ruiz-Risuentildeo Abad Zu sehen bis zum 3 April 2016

wwwhansgrohede

DUSCHEN WIE DAMALS AUSSTELLUNG BEI HANSGROHE

Foto Hansgrohe Aquademie

wwwuncubemagazinecom

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Der zukuumlnftige Schlossbau ist wirklich seltsam Er schwankt zwischen detailgetreuer Nachahmung idealisierter Rekonstruktion und mutlosem Neubau Diesen Freitag ist Richtfest

Das Berliner Schloss ist so gut wie da seine maumlchtige Betonkuppel macht schon seit Monaten dem Berliner Dom Konkurrenz Diesen Freitag ist Richtfest Die Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum wirbt neuerdings auf Werbeplakaten mit dem Spruch bdquoKomm ins Offeneldquo fuumlr das Ereignis und ihr Vorsitzender Manfred Rettig ver-kuumlndet volksfreundlich Termine und Budgets werden eingehalten Lets face it so traurig es ist dass zunaumlchst der Palast der Republik abgerissen wurde und daraufhin die schoumlne Leere zwischen Dom und Breiter Straszlige als bester staumldtebaulicher Kom-mentar zur Debatte einem monumentalen Geschichts-Fake weichen musste Das Schloss wird kommen Seiner Einweihung im Jahr 2019 wandert die Stiftung stramm entgegen Mit dieser Gewissheit im Nacken sollte der Blick darauf gelenkt werden was nun im Berliner Zentrum tatsaumlchlich architektonisch entsteht

Die fuumlrstliche Mitte Berlins wird wieder aufgebaut Ein historisches Gebaumlude-ensemble das zuvor nur als Assoziation uumlber der Prachtstaszlige Unter den Linden schwebte wird erneut sichtbar das barocke Schloss mit seinem Pendant dem Zeughaus ndash beide von Andreas Schluumlter um 1700 entworfen ndash ihm gegenuumlber-

VON SOPHIE JUNG

ES WIRD KOMMENDAS STADTSCHLOSS IN BERLIN FEIERT RICHTFEST

Unten wird das alte Mauerwerk bereits rekonstruiert und oben nimmt die Kuppel Formen an die Westfassade des Berliner Schlosses Anfang Juni 2015 Foto copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum

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gestellt die Antikensammlung von Friedrich Schinkel und schlieszliglich der neobarocke Dom von Julius Raschdorf der als Antwort auf die anderen zu lesen sein sollte und es in seiner Protzigkeit nie verdient hat als ein solcher Solitaumlr dazustehen wie er es in den letzten Jahren tat Das neue Schloss wird an genau der gleichen Stelle stehen wie das alte Die Achse Unter den Linden wird wie zuvor als Tangente seine Nord-West-Spitze streifen um dann die Perspektive in das historische Buumlrgerzentrum ndash schon immer ein urbaner Widersacher des Schlosses ndash Richtung Marienkirche und Alexan-derplatz weiterzufuumlhren

Ein Unbehagen ist mit der Wiederherstellung dieses historischen Zentrums verbun-den eine Verherrlichung der bdquoGlanzzeit Preuszligensldquo vom ersten Koumlnig Preuszligens bis zum Kaiser sehen Kritiker darin Doch wenn man genau schaut so kehren die fuumlrst-lichen Architekturen am Lustgarten mit der Rekonstruktion des Schlosses wieder zu ihrem alten Streitgepraumlch zuruumlck Schinkels Altes Museum (1825-1830) mit seinem Vorbild der griechischen Antike sollte urspruumlnglich dem Barock des Schluumlter-Schlos-ses Einhalt gewaumlhren Der Dom (1894-1905) wiederum missachtet den Klassizis-mus Schinkels und uumlbertrumpft das Schloss in seiner neobarocken Wuchtigkeit Da

Links Endlich mal aus anderer Perspektive auf den Berliner Dom geblickt auf der Baustelle des Berliner Schlosses im Juni 2015 Nordfluumlgel Foto Sophie Jungrechts Ein staumldtebauliches Ensemble wird wieder hergestellt ndash Schloss Altes Museum (nicht im Bild) und Berliner Dom Foto copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum bbz landschaftsarchitekten

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Oben Aufriss der Nordfassade unten Ansicht von der Nord-West-Seite Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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mussten wohl die preuszligischen Herrscher immer noch einen draufsetzen namentlich Koumlnig Friedrich I Koumlnig Friedrich Wilhelm III und Kaiser Wilhelm II Diese Geltungs-anspruumlche aus der Geschichte Berlins werden wieder sichtbar und eigentlich decken sie vielmehr Ironie auf als gefaumlhrliche Glorifizierung Das ist doch okay

Der zukuumlnftige Schlossbau selbst ist wirklich seltsam Er schwankt zwischen detail-getreuer Nachahmung idealisierter Rekonstruktion und mutlosem Neubau 184 mal 117 Meter ist er groszlig durch und durch aus Stahlbeton ausgestattet mit einer derart komplexen Gebaumludetechnik dass allein das ganze Untergeschoss damit gefuumlllt ist Von 40 Prozent Technik spricht Manfred Rettig stolz An drei Auszligenfassaden wird das historische Schmuckwerk wieder zu sehen sein

An den Fassaden ablesbar werden in Zukunft die wichtigsten Bauphasen der fuumlrst-lichen Residenz sein angefangen mit dem Barock des groszligen Schlossbaumeisters Andreas Schluumlter uumlber seine Nachfolger Johann Friedrich von Eosander und Martin Heinrich Boumlhme bis zum Klassizismus Friedrich Schinkels und August Stuumllers die beide an der Kuppel arbeiteten Als einzig wilhelminischer Teil wird die Ornamentik am Kuppelportal rekonstruiert Ebenso werden in Teilen zwei Innenhoumlfe wiederhergestellt der Eosander-Hof und der Schluumlter-Hof Letzterer ist das eigentliche Prachtstuumlck des zukuumlnftigen Schlosses Man arbeitet bereits im Detail daran

Franco Stella der 2008 den Wettbewerb um das Berliner Schloss gewann hat ein sehr wichtiges Motiv in den Schlossbau eingefuumlhrt Die Oumlffnung des Schlosses zur Stadt und zur Oumlffentlichkeit Zwei Houmlfe werden in Zukunft immer zwischen Lustgarten und Rathausstraszlige geoumlffnet sein Kein monarchischer Riegel sondern eine Passage fuumlr die Buumlrger soll der Schlossbau damit werden

Der Eosander-Hof soll in Zukunft eine Passage fuumlr die Buumlrger sein Die Rekonstruktion seiner historischen Nordfassade soll nach Entwuumlrfen von Johann Friedrich Eosander erfolgen Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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Diese Raumlumlichkeiten werden in Zukunft einen modernen Museums- und Wissenschaftsbetrieb beherbergen Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Stephan Falk

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Auch interessant ist dass Stella rekonstruierte und zeitgenoumlssische Partien unter-schiedlich ausgestalten wird Das Schloss wird sich deutlich als Neubau offenbaren Doch Stellas moderne Fassaden sind enttaumluschend Auf Schluumlters und Eosanders barocke Raster in den Innenhoumlfen reagiert der Architekt aus Vicenza ebenfalls mit Rastern Auf die rekonstruierten Sandsteinsaumlulen antwortet er seinerseits mit simpli-fizierten Saumlulen aus Architekturbeton Die Oumldnis der Wiederholung ist jetzt schon sichtbar Anstelle von Mut zum Kontrast herrscht Zuruumlckhaltung das ist schade

Stellas Spreefassade ist besser Hier am Belvedere zeigt sich das Schloss zur Stadt hin modern Endlich loumlst der Architekt die historischen Proportionen die er sonst nachahmt auf Wo in Zukunft die Sammlungen der Dahlemer Museen aus-gestellt sein werden oumlffnet sich der Bau mit riesigen offenen Fensterflaumlchen gelegt in ein gespreiztes Gitter aus Ortbeton

Dass sich die Innenhoumlfe egal ob rekonstruiert oder reinterpretiert so sehr am his-torischen Vorbild Schluumlters orientieren ist eine kulturpolitische Entscheidung Eine

Jury der unter anderem Wolfgang Thierse als Vertreter des Bundestages Kultur-staatsminister Bernd Neumann der damalige Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee und Hermann Parzinger der heutige Direktor der Stiftung Preuszligischer Kulturbesitz angehoumlrten favorisierte 2008 Stellas Vorschlag fuumlr ein neues Schloss Dem Ideal des Schluumlterbaus kam dieser am nahesten Denn der Entwurf von Andreas Schluumlter kurz nach 1701 entstanden ist das groszlige Vorbild Von dem barocken Schlossbaumeis-ter der von Kunsthistorikern gerne als bdquoMichelangelo des Nordensldquo bezeichnet wird existieren heute noch Plaumlne und Risse die nun die Grundlage fuumlr den Wiederaufbau bilden Allerdings sind auch diese idealisiert zudem vollendete nicht Schluumlter sondern seine Nachfolger ab 1706 das Schloss Jeder von ihnen fuumlgte jeweils eigene Details hinzu An vielen Stellen muss heute gemutmaszligt werden

Dafuumlr haumllt man sich an den Dingen fest die bekannt sind Gruumlndlichst werden Skulpturenprogramm und Ornamentik zwischen Schluumlter-Barock und Stuumller-Klassik wiederhergestellt Selbst die gleichen Materialien ndash Baustoffe stammen aus dem Elb-sandsteingebirge und Schlesien ndash werden verwendet Vorlage bieten Fotografien

Links Blick in das zukuumlnftige Foyer des Humboldtforums rechts die Suumldostfassade mit dem modernen Belvedere an der Spree An seiner Stelle stand das Schloss in seinen Bauphasen von 1448 bis zirka 1701 Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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von denen interessanterweise ein Groszligteil zu DDR-Zeiten kurz vor dem Abriss ent-stand Die fotografischen Abbildungen ermoumlglichen auch historisch gewachsene Maumlngel des originalen Schlosses zu rekonstruieren Beispiele sind Blendfenster und ein asymmetrisch angelegter Mittelrisalit im Schluumlterhof Beide vom Ideal abruumlckende bdquoMutationenldquo wurden urspruumlnglich durch das Renaissance-Schloss bedingt das bis zur Sprengung die Gestalt der Residenz deutlich mitpraumlgte An seiner Stelle steht nun Stellas modernes Belvedere

Jetzt werden also diese vorbarocken Partien als Relikte auf der Schluumlter-Fassade wiederhergestellt finden aber ansonsten beim gesamten Wiederaufbau keine Be-achtung Dass etwa der Renaissance-Teil des Berliner Schlosses ausgeblendet wird der Schluumlter-Barock aber akribisch nachgeahmt wird ist widerspruumlchlich Das eine haumllt man fuumlr bedeutungsvoll und das andere anscheinend fuumlr bedeutungslos Diese Wertung der Architekturgeschichte des Berliner Schlosses zugunsten eines Schluumlter-Ideals wurde mit dem Zuschlag fuumlr Franco Stella 2008 entschieden Andere Wettbewerbsbeitraumlge etwa von Hans Kollhoff wollten auch die Kleinteiligkeit und Unregelmaumlszligigkeit der verschachtelten Schlosspartien vor dem groszligen Schluumlterbau in der Rekonstruktion wieder sichtbar werden lassen Doch man entschied sich gegen solche Vorschlaumlge

Das Innere wird modern ndash mit Wiederaufbau wird das nichts mehr zu tun haben Hiersoll ein Museums- Wissenschafts- und Repraumlsentationsbetrieb entstehen mit Multi-funktionssaumllen und Rolltreppen Das groszlige Foyer am Kuppeleingang wird mit einer Glasuumlberdachung versehen deren Stahltraumlger jetzt schon angebracht sind Zwei Saumlle allerdings an der Stelle des ehemaligen Rittersaals und des ehemaligen Elisabeth-saals zeigen eine Besonderheit Ihre Saumlulen sind derart gerichtet dass sich die his-torische Raumordnung rekonstruieren lieszlige ndash diese Moumlglichkeit wollte man sich doch noch offenlassen So wie ohnehin noch einiges an diesem Schlossbau offen ist

Oben Das Kernstuumlck der Schlossrekonstruktion der Schluumlterhof urspruumlnglich von ca 1701 bis 1706 errichtet Blick von Suumlden Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella unten In der Schlossbauhuumltte arbeitet man an der Rekonstruktion des Fassadenschmucks Foto copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum

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Links Moderne Treppenhalle im Schlossbau rechts Blick aus dem Foyer des Humboldtforums auf das Kuppelportal Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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Es ist ein schwieriges Ding dieses Schloss Groszlig und trotzig steht es jetzt da dabei zeigt seine Architektur gleichzeitig so viel Unschluumlssigkeit und zoumlgernde Vorsicht Ein Dilemma das sich auch auf die Debatten um die zukuumlnftige Nutzung des Schlosses uumlbertragen laumlsst

Gut ist dass dieser Bau jetzt wo er steht Diskussionen ausloumlst Denn so sang- und klanglos wie das Kommandantenhaus das der Bertelsmann-Konzern einfach so ein paar Meter weiter an der prestigereichen Adresse Unter den Linden 1 nach der Wende wiedererrichtete soll dieses Schloss nicht vollendet werden bull

Noch besteht das Schloss nur aus Stahlbeton Baustellenrundgang im Juni 2015 Fotos Sophie Jung

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GRUNDRISS - ERDGESCHOSS

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GRUNDRISS - ERSTES OBERGESCHOSS

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GRUNDRISS - DACH

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STIFTUNG BERLINER SCHLOSS - HUMBOLDTFORUM

Die Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum ist eine gemeinnuumltzige Stiftung buumlrgerlichen Rechts die gemaumlszlig eines Beschlusses des Deutschen Bundestages von der Bundesrepublik Deutschland gefoumlrdert wird Sie ist Bauherrin und zukuumlnftige Eigentuumlmerin des Schlosses Manfred Rettig ein Architekt und Planer der bereits den Umzug der Bundesregierung von Bonn nach Berlin leitete steht ihr vor Kaufmaumlnnischer Vorsitz ist Johannes Wien der uumlber viele Jahre im Leitungsbereich des Bundesministeriums fuumlr Verkehr Bau und Stadtentwicklung gearbeitet hat

DIE IDEE Erst mit der Wiedervereinigung wurde die Schlossrekonstruktionuumlberhaupt ernsthaft diskutiert 1992 initiierte Wilhelm von Boddien ein Unternehmer aus Hamburg mecklenburgischer Herkunft den Foumlrderverein Berliner Schloss eV der 2001 zur Gruumlndung des gemeinnuumltzigen Vereins Stadtschloss Berlin Initiative eV fuumlhrte Die Befuumlrworter bewiesen einen langen Atem ndash 2013 wurde der Grundstein gelegt

ZUR SCHLOSSNUTZUNG

Das Schloss wird gebaut doch was kommt hinein Als mit den Debatten um den Wiederaufbau des Schlosses auch die Frage nach seiner zukuumlnftigen Nutzung auftauchte unterbreitete 2001 der Kunsthistoriker Horst Bredekamp das Konzept des bdquoHumboldtforumsldquo Zwei Komponenten kommen dabei zusammen Zum einen soll die Kunstkammer die sich einst im originalen Schloss befand und einen Mikro-kosmos der Welt in Artefakten repraumlsentiert als Denklabor rekonstruiert werden Zum anderen sollen die ethnologischen Sammlungen die sich derzeit in Berlin-Dahlem befinden ins Zentrum geholt werden Das Schloss koumlnne zu einer bdquomikroskopischen Weltldquo werden in der die bdquoauszligereuropaumlische Kunst dominiertldquo so der Kunsthistoriker

Bredekamps Idee wurde aufgegriffen und erweitert Im Schlossbau wird in Zukunft die Stiftung Preuszligischer Kulturbesitz im zweiten und dritten Obergeschoss die auszligereuropaumlischen Sammlungen ihrer Staatlichen Museen zu Berlin zeigen Im ersten Obergeschoss den bdquoWerkstaumltten des Wissensldquo ziehen die teilweise zum UNESCO-Weltkulturerbe zaumlhlenden Wissensarchive dieser Museen ein hinzu kom-men das Humboldt-Labor der Humboldt-Universitaumlt zu Berlin und die Ausstellung bdquoWeltStadtBerlinldquo des Landes Berlin Gruumlndungsintendant des Humboldtforums ist der Brite Neil McGregor Der Direktor des Britischen Museums wird nach Berlin wechseln und die Einrichtung im rekonstruierten Stadtschloss begleiten

RICHTFEST UND TAGE DER OFFENEN BAUSTELLE Richtfest ist am 12 Juni 2015 Interessierte koumlnnen den Rohbau an den Tagen der offenen Baustelle am 13 und 14 Juni 2015 jeweils 10ndash18 Uhr besichtigen

Mehr Infos und Programm unter wwwsbs-humboldtforumde

Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum

Manfred Rettig Vorstand und Sprecher Johannes Wien Kaufmaumlnnischer Vorstand

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EIN GRUND DER FUumlR DAS STADTSCHLOSS SPRICHTDIE HUMBOLDT-BOX WIRD ABGERISSEN

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EINE FRAGE DER HALTUNGBARKOW LEIBINGER SPIELRAUM

VON JEANETTE KUNSMANN

Buumlcher sind Fetisch pur ndash das wissen die Verlage das weiszlig Karl Lagerfeld und so geht es auch den meisten Designern und den Architekten Letztere duumlrfen ihr Werk zwar seit Aufhebung des Werbeverbots 1999 auch auf einer eigenen Webseite praumlsentieren verzichten deshalb aber nicht auf die gedruckte und gebun-dene Werkschau Im Gegenteil Es sind vermutlich nie so viele Architek-ten-Monographien erschienen wie in den letzten Jahren

Eines dieser Buumlcher stammt von dem Berliner Buumlro Barkow Leibinger ndash sie schenkten es sich zum 21 Geburtstag 1993 von der Stuttgarterin Regine Lei-binger und dem in Kansas City gebo-renen Frank Barkow gegruumlndet ist das Studio damit sowohl nach deutschem als auch nach amerikanischem Recht volljaumlhrig ndash also erwachsen Braucht man da ein Buch Und wenn ja fuumlr wen Nur fuumlr sich selbst oder auch fuumlr

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andere Sie haumltten in den letzten zwan-zig Jahren mit so vielen und verschie-denen Leuten zusammengearbeitet so viele Vorlesungen gehalten da sei so ein Buch nicht nur fuumlr einen selbst sondern fuumlr einen groszligen Kreis beantwortet Regine Leibinger diese Frage auf der Buchvorstellung in den Raumlumen von Walther Koumlnig Bereits im Dezember 2014 erschienen hatten die Architekten dort Mitte Mai ihr Werk unter dem Titel bdquoBuumlcher Machenldquo vorgestellt ndash zusammen mit Stephan Truumlby Diese Konstellation passte insofern aumluszligerst gut da Truumlby auf der einen Seite ein be-kannter Kurator und Theoretiker ist auf der anderen Seite aber vor vielen Jahren auch als Architekt gearbeitet hat ndash im Buumlro von Barkow Leibinger

Regine Leibinger und Frank Barkow haben ihr Buch ernst genommen als ein Projekt wie ein Gebaumlude Uumlber drei Jahre dauerte der Prozess etwa 400 Seiten sind es geworden Mutig wur-den Informationen wie die Werkliste weggelassen man findet alles dazu auf der Website die parallel zur Publika-tion von den Londoner Grafikern ZAK Group einen Relaunch bekam

Die inhaltliche Gliederung in die fuumlnf Themenfelder bdquoFabrication Researchldquo bdquoLiminal Faccedilade Deep Surfaceldquo bdquoUltra Structuralldquo bdquoMakeoverldquo und bdquoSite Specificldquo half den Architekten dabei ihr Archiv zu sortieren steht aber gleichzei-tig auch symbolisch fuumlr die Arbeitsweise und die Haltung des Buumlros bdquoLetztend-lich sind Barkow Leibinger genauso sehr sbquobricoleurelsquo wie Ingenieure Der sbquobrico-lagelsquo dem Basteln wohnt immer ein Element inspirierten Handelns inneldquo schreibt Hal Foster in seinem Vorwort bdquoArchitektur als Instrumentrdquo und schafft eine Bruumlcke zum Titel bdquoUnd wie wir von den groumlszligten deutschen Philoso-phen der Aumlsthetik wissen ist ein solches Spiel auch fuumlr die Kunst grundlegend wichtig Es eroumlffnet einen Raum fuumlr fantasievolle Antworten auf alle gestell-ten Fragen Letztendlich ist es das was die Architektur von Barkow Leibinger uns anbietet Spielraum Raum fuumlr Erfindungenldquo

Foster ist einer der vier Autoren die Barkow Leibinger mit den Texten fuumlr ihr Buch beauftragt haben Carson Chan setzt die Projekte in Seoul Berlin und Marrakesch in einen Kontext

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sagt Regine Leibinger bdquoDas sind die Schluumlsselbegriffe fuumlr (unsere) architek-tonische Haltungldquo Vielleicht laumlsst sich dieses Zitat auch auf die Buchbranche uumlbertragen

Barkow LeibingerSpielraumGestaltung von Zak GroupDeutsch EnglischHatje Cantz 2014Hardcover 426 Seiten58 Euro

wwwhatjecantzde

Sarah Whiting fokussiert sich auf die Beziehung von Barkow Leibinger zu Dach und Decke und Brett Steele schreibt uumlber das Architekturdenken der Berliner Architekten Der Dokumen-tarfotograf Iwan Baan hat den Trumpf-Campus in Ditzingen besucht und zeigt in seinem Fotoessay die Architektur von Frank Barkow und Regine Leibinger in ihrer alltaumlglichen Nutzung

Es ist nicht ihre erste Publikation aber die erste mit einem solchem Umfang Bereits mit bdquoBricoleurldquo und bdquoAn Atlas Of Fabricationldquo beide bei Architectural Association Publications erschienen haben Barkow Leibinger gezeigt dass ihre Buumlcher einen eigenen Willen und Charakter haben Bereits hier haben sie auch mit Zak Kyes zusammenge-arbeitet und sich auf ein konsequentes Layout eingelassen das den Inhalt wie die Folien einer ihrer bdquoLecturesldquo prauml-sentiert In dem dritten Buch geben sie den Inhalten einen anderen Raum orientieren sich aber an einem klaren Raster ndash passend zu ihrer Haltung bdquoFuumlr mich muss Architektur nachvollziehbar sein und sie muss angemessen seinldquo

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ARCHITEKTUR PUR

bdquoNo vehicles No trees No roughness groundldquo Das fordert Beniamino Servino Seine Haltung uumlber Architektur und Stadt manifestierte der italienische Kuumlnstler in seiner aktuellen Arbeit bdquoPost Ecological Cityldquo pg Foto Condominiums Post Ecological City copy Beniamino Servino ec2it

Page 3: NGGE SCHLOSS JETZT! w Leibinger:pielraummedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1885895/baunetzwoche... · Am 21. Juni entsteht zur Eröffnung im ZMK Zentrum für Kunst

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Nur noch ein Tag dann geht es weiter zur dritten Station Das Moskauer Garage Museum of Contemporary Art 2008 von Dasha Zhukova gegruumlndet ist gern mit groszligen Namen liiert Nachdem das Museum seinen Namen zunaumlchst von seiner ersten Staumltte ndash dem ehemaligen Busbahnhof Bakhmetevsky von Konstantin Melnikow ndash ableitete zog es die moderne Kunst weiter in einen temporaumlren Bau von Shigeru Ban Nun eroumlffnet offiziell die erste dauerhafte Abteilung unter der baulichen Schirmherrschaft von Rem Koolhaas Fuumlr die Zukunft des renovierten und umgebauten Restaurants bdquoVier Jahreszeitenldquo im Gorki Park erwartet Zhukova mindestens den Status einer bdquoweltweit erkennbaren Silhouetteldquo pg

DONNERSTAG

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Foto Nikolay Zverkov copy Garage Museum of Contemporary Art

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NEWS

Architektur im Berliner XL-Format oderdoch lieber am Strand in Mecklenburg-Vorpommern In ganz Deutschland wird an seinem nun 20-jaumlhrigen Jubi-laumlum der Tag der Architektur unter dem Motto bdquoArchitektur hat Bestandldquo gefeiert ndash am 27 und 28 Juni 2015

Wie es mit der Architektur in Deutsch-land nun steht davon koumlnnen sich Interessierte bei einem umfangreichen Programm durch Vortraumlge FuumlhrungenTalks mit Architekten Planern und Bau-herren ein Bild machen Die Bundes-architektenkammer aumluszligert sich dazu schon mal vielversprechend bdquoBesucher erhalten Antworten auf ihre Fragenldquo

wwwtag-der-architekturde

ARCHITEKTUR HAT BESTAND TAG DER ARCHITEKTUR

Monumental ist an diesem Event vieles allein schon seine Dauer 300 Tage langwird Karlsruhe zur Staumltte des bdquoneuen Kunstereignisses im digitalen Zeitalterldquo Am 21 Juni entsteht zur Eroumlffnung im ZMK Zentrum fuumlr Kunst und Medien-technologie neben den uumlberdimensio-nalen Werken des Japaners Ryoji Ikeda auch eine echte Wolke Der japanischeArchitekt Tetsuo Kondo laumlsst mit An-wendung von neuesten Technologien dichte Luftmassen entstehen die Be-sucher auf einer Rampe durchschreiten koumlnnen Wie sehr der Mensch heute die Natur regiert ist eine der Fragen die sich das digitale Ereignis als Schnitt-stelle zwischen Naturwissenschaft Performances im Stadtraum Konzerten Vortraumlgen und Konferenzen stellt

wwwzkmde

DIGITAL MONUMENTAL KUNSTEREIGNIS IN KARLSRUHE

Foto Transsolar + Tetsuo Kondo CloudscapesSkulpturengarten Museum Berggruen Planorama Land-schaftsarchitektur Foto Lichtschwaumlrmer C Libuda

PROFIL ZEIGEN

Ob Atelier Zuumlndel Christea Baumlchlemeid oder MarteMarte Aktuell praumlsentieren sich 500 Top-Buumlros mit ihren Projekten und Neuigkeiten im BauNetz

Sie moumlchten dabei sein Dann senden Sie Ihre Anfrage an architektenprofilebaunetzde wwwbaunetzdearchitekten

Foto MarteMarte Architekten Der Mdchenturm

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Dicht beieinander stehen die Knot Houses auf der suumldkoreanischen Insel Geoje ndash und doch sind die Gaumlstehaumluser so konzipiert dass der spektakulaumlre Blick aufs Meer nicht durch den jewei-ligen Nachbarn beeintraumlchtigt wird

Die in London ansaumlssige Architektin Soohyun Chang plante die weiszlig gestri-chenen knotenaumlhnlich verschlungenen Betonbauten die wie Auffaltungen der Landschaft erscheinen Sie bilden einerseits private geschlossene Bereiche fuumlr Schlafzimmer und Baumlder anderer-seits entstehen Gemeinschaftszonen mit bis zu fuumlnf Meter hohen Glasfassaden

mehrhellip

PERLENKETTE AUF GEOJEFERIENHAUS IM BAUNETZ WISSEN

Foto Architekturgalerie Muumlnchen Foto oliverbaer

Orkane Erdbeben Tsunamis ndash binnen weniger Stunden koumlnnen durch Umwelt-katastrophen unzaumlhlige Leben zu Op-fern und Staumldte unkenntlich gemacht werden Wie begegnet man baulich der Kraft der Natur In der Ausstellung bdquoRebuild By Design Munichldquo zeigt die Architekturgalerie Muumlnchen ab dem kommenden Mittwoch eine Bandbreitean Moumlglichkeiten ndash nicht nur aus derIngenieurssicht sondern aus dem Blick-winkel der Planer Architekten und Designer Beim Symposion am 18 Juni werden dann internationale Experten ihr Wissen uumlber moumlgliche Strategien teilen Vom 17 Juni bis 10 Juli 2015 in der Architekturgalerie Muumlnchen wwwarchitekturgalerie-muenchende

25 Jahre hat das Kunsthaus Zug nun auf dem Buckel Zum Jubilaumlum wird an der Zuger Seepromenade die bdquoSeesichtldquo aufgebaut ndash eine Skulptur des prominen-ten Schweizer Kuumlnstlers Roman Signer

Ganze fuumlnf Jahre lang wurde geplant nun duumlrfen die Bewohner und Besucher mit der Stahlskulptur sprichwoumlrtlich untertauchen Sie steigen mit einer Treppe unter den Wasserspiegel Der Kuumlnstler will nicht nur uumlberraschen Er erinnert damit auch an die Seeuferkata-strophe von 1887 der elf Menschen und ein Teil der Stadt zum Opfer fielen Die Skulptur wird zehn Jahre bestehen

wwwromansignerch

GEGEN SANDY UND KYRILLARCHITEKTURGALERIE MUumlNCHEN

SICHT IN ZUG SKULPTUR VON ROMAN SIGNER

Vor etwa zwei Jahren entstand in Kre-feld das begehbare Architekturmodell bdquoMies 11 Das Golfclub Projektldquo ndash ein nie realisiertes Clubhaus-Projekt von Mies van der Rohe aus den 1930er Jah-ren Nun gingen Studenten der RWTH Aachen an das damals verwendete Baumaterial ran und stellten in Aachen eine temporaumlre Infobox als Reminiszenz an Mies fertig

Mit diesem interaktiven Projekt bei dem auch junge Fluumlchtlinge mitgemacht haben entstand eine schlichte Anord-nung von Kuben die 50 Personen Platz bietet und fuumlr Workshops Ausstellun-gen und dergleichen verwendet werden kann

wwwprojektmikcom

RECYCLING MIESSTUDENTEN BAUEN IN AACHEN

Foto Peter Hinschlaumlger

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Nein so surreal und knallig wollen wir unser Bad heute vermutlich nicht haben Aber in die Baumlder der 70er Jahre hineinzublicken ndash das muss spannend sein Die Hansgrohe Aquademie in Schiltach zeigt ab dem 18 Juni in der Ausstellung bdquoDas Bad der 70er Europa Asien Suumldamerikaldquo Badgestaltungen aus aller Welt Welche Materialien und Dekorationen damals in Mode waren

Daruumlber sprechen zur Eroumlffnung die Initiatoren Budi Pradano (Architekt aus Indonesien) und Roman Passarge (Lei-ter der Hansgrohe Aquademie) mit den Architekten Mathias Klotz Joumlrn Frenzel und Eduardo Ruiz-Risuentildeo Abad Zu sehen bis zum 3 April 2016

wwwhansgrohede

DUSCHEN WIE DAMALS AUSSTELLUNG BEI HANSGROHE

Foto Hansgrohe Aquademie

wwwuncubemagazinecom

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Der zukuumlnftige Schlossbau ist wirklich seltsam Er schwankt zwischen detailgetreuer Nachahmung idealisierter Rekonstruktion und mutlosem Neubau Diesen Freitag ist Richtfest

Das Berliner Schloss ist so gut wie da seine maumlchtige Betonkuppel macht schon seit Monaten dem Berliner Dom Konkurrenz Diesen Freitag ist Richtfest Die Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum wirbt neuerdings auf Werbeplakaten mit dem Spruch bdquoKomm ins Offeneldquo fuumlr das Ereignis und ihr Vorsitzender Manfred Rettig ver-kuumlndet volksfreundlich Termine und Budgets werden eingehalten Lets face it so traurig es ist dass zunaumlchst der Palast der Republik abgerissen wurde und daraufhin die schoumlne Leere zwischen Dom und Breiter Straszlige als bester staumldtebaulicher Kom-mentar zur Debatte einem monumentalen Geschichts-Fake weichen musste Das Schloss wird kommen Seiner Einweihung im Jahr 2019 wandert die Stiftung stramm entgegen Mit dieser Gewissheit im Nacken sollte der Blick darauf gelenkt werden was nun im Berliner Zentrum tatsaumlchlich architektonisch entsteht

Die fuumlrstliche Mitte Berlins wird wieder aufgebaut Ein historisches Gebaumlude-ensemble das zuvor nur als Assoziation uumlber der Prachtstaszlige Unter den Linden schwebte wird erneut sichtbar das barocke Schloss mit seinem Pendant dem Zeughaus ndash beide von Andreas Schluumlter um 1700 entworfen ndash ihm gegenuumlber-

VON SOPHIE JUNG

ES WIRD KOMMENDAS STADTSCHLOSS IN BERLIN FEIERT RICHTFEST

Unten wird das alte Mauerwerk bereits rekonstruiert und oben nimmt die Kuppel Formen an die Westfassade des Berliner Schlosses Anfang Juni 2015 Foto copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum

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gestellt die Antikensammlung von Friedrich Schinkel und schlieszliglich der neobarocke Dom von Julius Raschdorf der als Antwort auf die anderen zu lesen sein sollte und es in seiner Protzigkeit nie verdient hat als ein solcher Solitaumlr dazustehen wie er es in den letzten Jahren tat Das neue Schloss wird an genau der gleichen Stelle stehen wie das alte Die Achse Unter den Linden wird wie zuvor als Tangente seine Nord-West-Spitze streifen um dann die Perspektive in das historische Buumlrgerzentrum ndash schon immer ein urbaner Widersacher des Schlosses ndash Richtung Marienkirche und Alexan-derplatz weiterzufuumlhren

Ein Unbehagen ist mit der Wiederherstellung dieses historischen Zentrums verbun-den eine Verherrlichung der bdquoGlanzzeit Preuszligensldquo vom ersten Koumlnig Preuszligens bis zum Kaiser sehen Kritiker darin Doch wenn man genau schaut so kehren die fuumlrst-lichen Architekturen am Lustgarten mit der Rekonstruktion des Schlosses wieder zu ihrem alten Streitgepraumlch zuruumlck Schinkels Altes Museum (1825-1830) mit seinem Vorbild der griechischen Antike sollte urspruumlnglich dem Barock des Schluumlter-Schlos-ses Einhalt gewaumlhren Der Dom (1894-1905) wiederum missachtet den Klassizis-mus Schinkels und uumlbertrumpft das Schloss in seiner neobarocken Wuchtigkeit Da

Links Endlich mal aus anderer Perspektive auf den Berliner Dom geblickt auf der Baustelle des Berliner Schlosses im Juni 2015 Nordfluumlgel Foto Sophie Jungrechts Ein staumldtebauliches Ensemble wird wieder hergestellt ndash Schloss Altes Museum (nicht im Bild) und Berliner Dom Foto copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum bbz landschaftsarchitekten

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Oben Aufriss der Nordfassade unten Ansicht von der Nord-West-Seite Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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mussten wohl die preuszligischen Herrscher immer noch einen draufsetzen namentlich Koumlnig Friedrich I Koumlnig Friedrich Wilhelm III und Kaiser Wilhelm II Diese Geltungs-anspruumlche aus der Geschichte Berlins werden wieder sichtbar und eigentlich decken sie vielmehr Ironie auf als gefaumlhrliche Glorifizierung Das ist doch okay

Der zukuumlnftige Schlossbau selbst ist wirklich seltsam Er schwankt zwischen detail-getreuer Nachahmung idealisierter Rekonstruktion und mutlosem Neubau 184 mal 117 Meter ist er groszlig durch und durch aus Stahlbeton ausgestattet mit einer derart komplexen Gebaumludetechnik dass allein das ganze Untergeschoss damit gefuumlllt ist Von 40 Prozent Technik spricht Manfred Rettig stolz An drei Auszligenfassaden wird das historische Schmuckwerk wieder zu sehen sein

An den Fassaden ablesbar werden in Zukunft die wichtigsten Bauphasen der fuumlrst-lichen Residenz sein angefangen mit dem Barock des groszligen Schlossbaumeisters Andreas Schluumlter uumlber seine Nachfolger Johann Friedrich von Eosander und Martin Heinrich Boumlhme bis zum Klassizismus Friedrich Schinkels und August Stuumllers die beide an der Kuppel arbeiteten Als einzig wilhelminischer Teil wird die Ornamentik am Kuppelportal rekonstruiert Ebenso werden in Teilen zwei Innenhoumlfe wiederhergestellt der Eosander-Hof und der Schluumlter-Hof Letzterer ist das eigentliche Prachtstuumlck des zukuumlnftigen Schlosses Man arbeitet bereits im Detail daran

Franco Stella der 2008 den Wettbewerb um das Berliner Schloss gewann hat ein sehr wichtiges Motiv in den Schlossbau eingefuumlhrt Die Oumlffnung des Schlosses zur Stadt und zur Oumlffentlichkeit Zwei Houmlfe werden in Zukunft immer zwischen Lustgarten und Rathausstraszlige geoumlffnet sein Kein monarchischer Riegel sondern eine Passage fuumlr die Buumlrger soll der Schlossbau damit werden

Der Eosander-Hof soll in Zukunft eine Passage fuumlr die Buumlrger sein Die Rekonstruktion seiner historischen Nordfassade soll nach Entwuumlrfen von Johann Friedrich Eosander erfolgen Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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Diese Raumlumlichkeiten werden in Zukunft einen modernen Museums- und Wissenschaftsbetrieb beherbergen Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Stephan Falk

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Auch interessant ist dass Stella rekonstruierte und zeitgenoumlssische Partien unter-schiedlich ausgestalten wird Das Schloss wird sich deutlich als Neubau offenbaren Doch Stellas moderne Fassaden sind enttaumluschend Auf Schluumlters und Eosanders barocke Raster in den Innenhoumlfen reagiert der Architekt aus Vicenza ebenfalls mit Rastern Auf die rekonstruierten Sandsteinsaumlulen antwortet er seinerseits mit simpli-fizierten Saumlulen aus Architekturbeton Die Oumldnis der Wiederholung ist jetzt schon sichtbar Anstelle von Mut zum Kontrast herrscht Zuruumlckhaltung das ist schade

Stellas Spreefassade ist besser Hier am Belvedere zeigt sich das Schloss zur Stadt hin modern Endlich loumlst der Architekt die historischen Proportionen die er sonst nachahmt auf Wo in Zukunft die Sammlungen der Dahlemer Museen aus-gestellt sein werden oumlffnet sich der Bau mit riesigen offenen Fensterflaumlchen gelegt in ein gespreiztes Gitter aus Ortbeton

Dass sich die Innenhoumlfe egal ob rekonstruiert oder reinterpretiert so sehr am his-torischen Vorbild Schluumlters orientieren ist eine kulturpolitische Entscheidung Eine

Jury der unter anderem Wolfgang Thierse als Vertreter des Bundestages Kultur-staatsminister Bernd Neumann der damalige Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee und Hermann Parzinger der heutige Direktor der Stiftung Preuszligischer Kulturbesitz angehoumlrten favorisierte 2008 Stellas Vorschlag fuumlr ein neues Schloss Dem Ideal des Schluumlterbaus kam dieser am nahesten Denn der Entwurf von Andreas Schluumlter kurz nach 1701 entstanden ist das groszlige Vorbild Von dem barocken Schlossbaumeis-ter der von Kunsthistorikern gerne als bdquoMichelangelo des Nordensldquo bezeichnet wird existieren heute noch Plaumlne und Risse die nun die Grundlage fuumlr den Wiederaufbau bilden Allerdings sind auch diese idealisiert zudem vollendete nicht Schluumlter sondern seine Nachfolger ab 1706 das Schloss Jeder von ihnen fuumlgte jeweils eigene Details hinzu An vielen Stellen muss heute gemutmaszligt werden

Dafuumlr haumllt man sich an den Dingen fest die bekannt sind Gruumlndlichst werden Skulpturenprogramm und Ornamentik zwischen Schluumlter-Barock und Stuumller-Klassik wiederhergestellt Selbst die gleichen Materialien ndash Baustoffe stammen aus dem Elb-sandsteingebirge und Schlesien ndash werden verwendet Vorlage bieten Fotografien

Links Blick in das zukuumlnftige Foyer des Humboldtforums rechts die Suumldostfassade mit dem modernen Belvedere an der Spree An seiner Stelle stand das Schloss in seinen Bauphasen von 1448 bis zirka 1701 Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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von denen interessanterweise ein Groszligteil zu DDR-Zeiten kurz vor dem Abriss ent-stand Die fotografischen Abbildungen ermoumlglichen auch historisch gewachsene Maumlngel des originalen Schlosses zu rekonstruieren Beispiele sind Blendfenster und ein asymmetrisch angelegter Mittelrisalit im Schluumlterhof Beide vom Ideal abruumlckende bdquoMutationenldquo wurden urspruumlnglich durch das Renaissance-Schloss bedingt das bis zur Sprengung die Gestalt der Residenz deutlich mitpraumlgte An seiner Stelle steht nun Stellas modernes Belvedere

Jetzt werden also diese vorbarocken Partien als Relikte auf der Schluumlter-Fassade wiederhergestellt finden aber ansonsten beim gesamten Wiederaufbau keine Be-achtung Dass etwa der Renaissance-Teil des Berliner Schlosses ausgeblendet wird der Schluumlter-Barock aber akribisch nachgeahmt wird ist widerspruumlchlich Das eine haumllt man fuumlr bedeutungsvoll und das andere anscheinend fuumlr bedeutungslos Diese Wertung der Architekturgeschichte des Berliner Schlosses zugunsten eines Schluumlter-Ideals wurde mit dem Zuschlag fuumlr Franco Stella 2008 entschieden Andere Wettbewerbsbeitraumlge etwa von Hans Kollhoff wollten auch die Kleinteiligkeit und Unregelmaumlszligigkeit der verschachtelten Schlosspartien vor dem groszligen Schluumlterbau in der Rekonstruktion wieder sichtbar werden lassen Doch man entschied sich gegen solche Vorschlaumlge

Das Innere wird modern ndash mit Wiederaufbau wird das nichts mehr zu tun haben Hiersoll ein Museums- Wissenschafts- und Repraumlsentationsbetrieb entstehen mit Multi-funktionssaumllen und Rolltreppen Das groszlige Foyer am Kuppeleingang wird mit einer Glasuumlberdachung versehen deren Stahltraumlger jetzt schon angebracht sind Zwei Saumlle allerdings an der Stelle des ehemaligen Rittersaals und des ehemaligen Elisabeth-saals zeigen eine Besonderheit Ihre Saumlulen sind derart gerichtet dass sich die his-torische Raumordnung rekonstruieren lieszlige ndash diese Moumlglichkeit wollte man sich doch noch offenlassen So wie ohnehin noch einiges an diesem Schlossbau offen ist

Oben Das Kernstuumlck der Schlossrekonstruktion der Schluumlterhof urspruumlnglich von ca 1701 bis 1706 errichtet Blick von Suumlden Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella unten In der Schlossbauhuumltte arbeitet man an der Rekonstruktion des Fassadenschmucks Foto copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum

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Links Moderne Treppenhalle im Schlossbau rechts Blick aus dem Foyer des Humboldtforums auf das Kuppelportal Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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Es ist ein schwieriges Ding dieses Schloss Groszlig und trotzig steht es jetzt da dabei zeigt seine Architektur gleichzeitig so viel Unschluumlssigkeit und zoumlgernde Vorsicht Ein Dilemma das sich auch auf die Debatten um die zukuumlnftige Nutzung des Schlosses uumlbertragen laumlsst

Gut ist dass dieser Bau jetzt wo er steht Diskussionen ausloumlst Denn so sang- und klanglos wie das Kommandantenhaus das der Bertelsmann-Konzern einfach so ein paar Meter weiter an der prestigereichen Adresse Unter den Linden 1 nach der Wende wiedererrichtete soll dieses Schloss nicht vollendet werden bull

Noch besteht das Schloss nur aus Stahlbeton Baustellenrundgang im Juni 2015 Fotos Sophie Jung

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GRUNDRISS - ERDGESCHOSS

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GRUNDRISS - ERSTES OBERGESCHOSS

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GRUNDRISS - DACH

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STIFTUNG BERLINER SCHLOSS - HUMBOLDTFORUM

Die Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum ist eine gemeinnuumltzige Stiftung buumlrgerlichen Rechts die gemaumlszlig eines Beschlusses des Deutschen Bundestages von der Bundesrepublik Deutschland gefoumlrdert wird Sie ist Bauherrin und zukuumlnftige Eigentuumlmerin des Schlosses Manfred Rettig ein Architekt und Planer der bereits den Umzug der Bundesregierung von Bonn nach Berlin leitete steht ihr vor Kaufmaumlnnischer Vorsitz ist Johannes Wien der uumlber viele Jahre im Leitungsbereich des Bundesministeriums fuumlr Verkehr Bau und Stadtentwicklung gearbeitet hat

DIE IDEE Erst mit der Wiedervereinigung wurde die Schlossrekonstruktionuumlberhaupt ernsthaft diskutiert 1992 initiierte Wilhelm von Boddien ein Unternehmer aus Hamburg mecklenburgischer Herkunft den Foumlrderverein Berliner Schloss eV der 2001 zur Gruumlndung des gemeinnuumltzigen Vereins Stadtschloss Berlin Initiative eV fuumlhrte Die Befuumlrworter bewiesen einen langen Atem ndash 2013 wurde der Grundstein gelegt

ZUR SCHLOSSNUTZUNG

Das Schloss wird gebaut doch was kommt hinein Als mit den Debatten um den Wiederaufbau des Schlosses auch die Frage nach seiner zukuumlnftigen Nutzung auftauchte unterbreitete 2001 der Kunsthistoriker Horst Bredekamp das Konzept des bdquoHumboldtforumsldquo Zwei Komponenten kommen dabei zusammen Zum einen soll die Kunstkammer die sich einst im originalen Schloss befand und einen Mikro-kosmos der Welt in Artefakten repraumlsentiert als Denklabor rekonstruiert werden Zum anderen sollen die ethnologischen Sammlungen die sich derzeit in Berlin-Dahlem befinden ins Zentrum geholt werden Das Schloss koumlnne zu einer bdquomikroskopischen Weltldquo werden in der die bdquoauszligereuropaumlische Kunst dominiertldquo so der Kunsthistoriker

Bredekamps Idee wurde aufgegriffen und erweitert Im Schlossbau wird in Zukunft die Stiftung Preuszligischer Kulturbesitz im zweiten und dritten Obergeschoss die auszligereuropaumlischen Sammlungen ihrer Staatlichen Museen zu Berlin zeigen Im ersten Obergeschoss den bdquoWerkstaumltten des Wissensldquo ziehen die teilweise zum UNESCO-Weltkulturerbe zaumlhlenden Wissensarchive dieser Museen ein hinzu kom-men das Humboldt-Labor der Humboldt-Universitaumlt zu Berlin und die Ausstellung bdquoWeltStadtBerlinldquo des Landes Berlin Gruumlndungsintendant des Humboldtforums ist der Brite Neil McGregor Der Direktor des Britischen Museums wird nach Berlin wechseln und die Einrichtung im rekonstruierten Stadtschloss begleiten

RICHTFEST UND TAGE DER OFFENEN BAUSTELLE Richtfest ist am 12 Juni 2015 Interessierte koumlnnen den Rohbau an den Tagen der offenen Baustelle am 13 und 14 Juni 2015 jeweils 10ndash18 Uhr besichtigen

Mehr Infos und Programm unter wwwsbs-humboldtforumde

Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum

Manfred Rettig Vorstand und Sprecher Johannes Wien Kaufmaumlnnischer Vorstand

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EIN GRUND DER FUumlR DAS STADTSCHLOSS SPRICHTDIE HUMBOLDT-BOX WIRD ABGERISSEN

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EINE FRAGE DER HALTUNGBARKOW LEIBINGER SPIELRAUM

VON JEANETTE KUNSMANN

Buumlcher sind Fetisch pur ndash das wissen die Verlage das weiszlig Karl Lagerfeld und so geht es auch den meisten Designern und den Architekten Letztere duumlrfen ihr Werk zwar seit Aufhebung des Werbeverbots 1999 auch auf einer eigenen Webseite praumlsentieren verzichten deshalb aber nicht auf die gedruckte und gebun-dene Werkschau Im Gegenteil Es sind vermutlich nie so viele Architek-ten-Monographien erschienen wie in den letzten Jahren

Eines dieser Buumlcher stammt von dem Berliner Buumlro Barkow Leibinger ndash sie schenkten es sich zum 21 Geburtstag 1993 von der Stuttgarterin Regine Lei-binger und dem in Kansas City gebo-renen Frank Barkow gegruumlndet ist das Studio damit sowohl nach deutschem als auch nach amerikanischem Recht volljaumlhrig ndash also erwachsen Braucht man da ein Buch Und wenn ja fuumlr wen Nur fuumlr sich selbst oder auch fuumlr

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andere Sie haumltten in den letzten zwan-zig Jahren mit so vielen und verschie-denen Leuten zusammengearbeitet so viele Vorlesungen gehalten da sei so ein Buch nicht nur fuumlr einen selbst sondern fuumlr einen groszligen Kreis beantwortet Regine Leibinger diese Frage auf der Buchvorstellung in den Raumlumen von Walther Koumlnig Bereits im Dezember 2014 erschienen hatten die Architekten dort Mitte Mai ihr Werk unter dem Titel bdquoBuumlcher Machenldquo vorgestellt ndash zusammen mit Stephan Truumlby Diese Konstellation passte insofern aumluszligerst gut da Truumlby auf der einen Seite ein be-kannter Kurator und Theoretiker ist auf der anderen Seite aber vor vielen Jahren auch als Architekt gearbeitet hat ndash im Buumlro von Barkow Leibinger

Regine Leibinger und Frank Barkow haben ihr Buch ernst genommen als ein Projekt wie ein Gebaumlude Uumlber drei Jahre dauerte der Prozess etwa 400 Seiten sind es geworden Mutig wur-den Informationen wie die Werkliste weggelassen man findet alles dazu auf der Website die parallel zur Publika-tion von den Londoner Grafikern ZAK Group einen Relaunch bekam

Die inhaltliche Gliederung in die fuumlnf Themenfelder bdquoFabrication Researchldquo bdquoLiminal Faccedilade Deep Surfaceldquo bdquoUltra Structuralldquo bdquoMakeoverldquo und bdquoSite Specificldquo half den Architekten dabei ihr Archiv zu sortieren steht aber gleichzei-tig auch symbolisch fuumlr die Arbeitsweise und die Haltung des Buumlros bdquoLetztend-lich sind Barkow Leibinger genauso sehr sbquobricoleurelsquo wie Ingenieure Der sbquobrico-lagelsquo dem Basteln wohnt immer ein Element inspirierten Handelns inneldquo schreibt Hal Foster in seinem Vorwort bdquoArchitektur als Instrumentrdquo und schafft eine Bruumlcke zum Titel bdquoUnd wie wir von den groumlszligten deutschen Philoso-phen der Aumlsthetik wissen ist ein solches Spiel auch fuumlr die Kunst grundlegend wichtig Es eroumlffnet einen Raum fuumlr fantasievolle Antworten auf alle gestell-ten Fragen Letztendlich ist es das was die Architektur von Barkow Leibinger uns anbietet Spielraum Raum fuumlr Erfindungenldquo

Foster ist einer der vier Autoren die Barkow Leibinger mit den Texten fuumlr ihr Buch beauftragt haben Carson Chan setzt die Projekte in Seoul Berlin und Marrakesch in einen Kontext

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sagt Regine Leibinger bdquoDas sind die Schluumlsselbegriffe fuumlr (unsere) architek-tonische Haltungldquo Vielleicht laumlsst sich dieses Zitat auch auf die Buchbranche uumlbertragen

Barkow LeibingerSpielraumGestaltung von Zak GroupDeutsch EnglischHatje Cantz 2014Hardcover 426 Seiten58 Euro

wwwhatjecantzde

Sarah Whiting fokussiert sich auf die Beziehung von Barkow Leibinger zu Dach und Decke und Brett Steele schreibt uumlber das Architekturdenken der Berliner Architekten Der Dokumen-tarfotograf Iwan Baan hat den Trumpf-Campus in Ditzingen besucht und zeigt in seinem Fotoessay die Architektur von Frank Barkow und Regine Leibinger in ihrer alltaumlglichen Nutzung

Es ist nicht ihre erste Publikation aber die erste mit einem solchem Umfang Bereits mit bdquoBricoleurldquo und bdquoAn Atlas Of Fabricationldquo beide bei Architectural Association Publications erschienen haben Barkow Leibinger gezeigt dass ihre Buumlcher einen eigenen Willen und Charakter haben Bereits hier haben sie auch mit Zak Kyes zusammenge-arbeitet und sich auf ein konsequentes Layout eingelassen das den Inhalt wie die Folien einer ihrer bdquoLecturesldquo prauml-sentiert In dem dritten Buch geben sie den Inhalten einen anderen Raum orientieren sich aber an einem klaren Raster ndash passend zu ihrer Haltung bdquoFuumlr mich muss Architektur nachvollziehbar sein und sie muss angemessen seinldquo

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ARCHITEKTUR PUR

bdquoNo vehicles No trees No roughness groundldquo Das fordert Beniamino Servino Seine Haltung uumlber Architektur und Stadt manifestierte der italienische Kuumlnstler in seiner aktuellen Arbeit bdquoPost Ecological Cityldquo pg Foto Condominiums Post Ecological City copy Beniamino Servino ec2it

Page 4: NGGE SCHLOSS JETZT! w Leibinger:pielraummedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1885895/baunetzwoche... · Am 21. Juni entsteht zur Eröffnung im ZMK Zentrum für Kunst

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NEWS

Architektur im Berliner XL-Format oderdoch lieber am Strand in Mecklenburg-Vorpommern In ganz Deutschland wird an seinem nun 20-jaumlhrigen Jubi-laumlum der Tag der Architektur unter dem Motto bdquoArchitektur hat Bestandldquo gefeiert ndash am 27 und 28 Juni 2015

Wie es mit der Architektur in Deutsch-land nun steht davon koumlnnen sich Interessierte bei einem umfangreichen Programm durch Vortraumlge FuumlhrungenTalks mit Architekten Planern und Bau-herren ein Bild machen Die Bundes-architektenkammer aumluszligert sich dazu schon mal vielversprechend bdquoBesucher erhalten Antworten auf ihre Fragenldquo

wwwtag-der-architekturde

ARCHITEKTUR HAT BESTAND TAG DER ARCHITEKTUR

Monumental ist an diesem Event vieles allein schon seine Dauer 300 Tage langwird Karlsruhe zur Staumltte des bdquoneuen Kunstereignisses im digitalen Zeitalterldquo Am 21 Juni entsteht zur Eroumlffnung im ZMK Zentrum fuumlr Kunst und Medien-technologie neben den uumlberdimensio-nalen Werken des Japaners Ryoji Ikeda auch eine echte Wolke Der japanischeArchitekt Tetsuo Kondo laumlsst mit An-wendung von neuesten Technologien dichte Luftmassen entstehen die Be-sucher auf einer Rampe durchschreiten koumlnnen Wie sehr der Mensch heute die Natur regiert ist eine der Fragen die sich das digitale Ereignis als Schnitt-stelle zwischen Naturwissenschaft Performances im Stadtraum Konzerten Vortraumlgen und Konferenzen stellt

wwwzkmde

DIGITAL MONUMENTAL KUNSTEREIGNIS IN KARLSRUHE

Foto Transsolar + Tetsuo Kondo CloudscapesSkulpturengarten Museum Berggruen Planorama Land-schaftsarchitektur Foto Lichtschwaumlrmer C Libuda

PROFIL ZEIGEN

Ob Atelier Zuumlndel Christea Baumlchlemeid oder MarteMarte Aktuell praumlsentieren sich 500 Top-Buumlros mit ihren Projekten und Neuigkeiten im BauNetz

Sie moumlchten dabei sein Dann senden Sie Ihre Anfrage an architektenprofilebaunetzde wwwbaunetzdearchitekten

Foto MarteMarte Architekten Der Mdchenturm

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Dicht beieinander stehen die Knot Houses auf der suumldkoreanischen Insel Geoje ndash und doch sind die Gaumlstehaumluser so konzipiert dass der spektakulaumlre Blick aufs Meer nicht durch den jewei-ligen Nachbarn beeintraumlchtigt wird

Die in London ansaumlssige Architektin Soohyun Chang plante die weiszlig gestri-chenen knotenaumlhnlich verschlungenen Betonbauten die wie Auffaltungen der Landschaft erscheinen Sie bilden einerseits private geschlossene Bereiche fuumlr Schlafzimmer und Baumlder anderer-seits entstehen Gemeinschaftszonen mit bis zu fuumlnf Meter hohen Glasfassaden

mehrhellip

PERLENKETTE AUF GEOJEFERIENHAUS IM BAUNETZ WISSEN

Foto Architekturgalerie Muumlnchen Foto oliverbaer

Orkane Erdbeben Tsunamis ndash binnen weniger Stunden koumlnnen durch Umwelt-katastrophen unzaumlhlige Leben zu Op-fern und Staumldte unkenntlich gemacht werden Wie begegnet man baulich der Kraft der Natur In der Ausstellung bdquoRebuild By Design Munichldquo zeigt die Architekturgalerie Muumlnchen ab dem kommenden Mittwoch eine Bandbreitean Moumlglichkeiten ndash nicht nur aus derIngenieurssicht sondern aus dem Blick-winkel der Planer Architekten und Designer Beim Symposion am 18 Juni werden dann internationale Experten ihr Wissen uumlber moumlgliche Strategien teilen Vom 17 Juni bis 10 Juli 2015 in der Architekturgalerie Muumlnchen wwwarchitekturgalerie-muenchende

25 Jahre hat das Kunsthaus Zug nun auf dem Buckel Zum Jubilaumlum wird an der Zuger Seepromenade die bdquoSeesichtldquo aufgebaut ndash eine Skulptur des prominen-ten Schweizer Kuumlnstlers Roman Signer

Ganze fuumlnf Jahre lang wurde geplant nun duumlrfen die Bewohner und Besucher mit der Stahlskulptur sprichwoumlrtlich untertauchen Sie steigen mit einer Treppe unter den Wasserspiegel Der Kuumlnstler will nicht nur uumlberraschen Er erinnert damit auch an die Seeuferkata-strophe von 1887 der elf Menschen und ein Teil der Stadt zum Opfer fielen Die Skulptur wird zehn Jahre bestehen

wwwromansignerch

GEGEN SANDY UND KYRILLARCHITEKTURGALERIE MUumlNCHEN

SICHT IN ZUG SKULPTUR VON ROMAN SIGNER

Vor etwa zwei Jahren entstand in Kre-feld das begehbare Architekturmodell bdquoMies 11 Das Golfclub Projektldquo ndash ein nie realisiertes Clubhaus-Projekt von Mies van der Rohe aus den 1930er Jah-ren Nun gingen Studenten der RWTH Aachen an das damals verwendete Baumaterial ran und stellten in Aachen eine temporaumlre Infobox als Reminiszenz an Mies fertig

Mit diesem interaktiven Projekt bei dem auch junge Fluumlchtlinge mitgemacht haben entstand eine schlichte Anord-nung von Kuben die 50 Personen Platz bietet und fuumlr Workshops Ausstellun-gen und dergleichen verwendet werden kann

wwwprojektmikcom

RECYCLING MIESSTUDENTEN BAUEN IN AACHEN

Foto Peter Hinschlaumlger

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Nein so surreal und knallig wollen wir unser Bad heute vermutlich nicht haben Aber in die Baumlder der 70er Jahre hineinzublicken ndash das muss spannend sein Die Hansgrohe Aquademie in Schiltach zeigt ab dem 18 Juni in der Ausstellung bdquoDas Bad der 70er Europa Asien Suumldamerikaldquo Badgestaltungen aus aller Welt Welche Materialien und Dekorationen damals in Mode waren

Daruumlber sprechen zur Eroumlffnung die Initiatoren Budi Pradano (Architekt aus Indonesien) und Roman Passarge (Lei-ter der Hansgrohe Aquademie) mit den Architekten Mathias Klotz Joumlrn Frenzel und Eduardo Ruiz-Risuentildeo Abad Zu sehen bis zum 3 April 2016

wwwhansgrohede

DUSCHEN WIE DAMALS AUSSTELLUNG BEI HANSGROHE

Foto Hansgrohe Aquademie

wwwuncubemagazinecom

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Der zukuumlnftige Schlossbau ist wirklich seltsam Er schwankt zwischen detailgetreuer Nachahmung idealisierter Rekonstruktion und mutlosem Neubau Diesen Freitag ist Richtfest

Das Berliner Schloss ist so gut wie da seine maumlchtige Betonkuppel macht schon seit Monaten dem Berliner Dom Konkurrenz Diesen Freitag ist Richtfest Die Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum wirbt neuerdings auf Werbeplakaten mit dem Spruch bdquoKomm ins Offeneldquo fuumlr das Ereignis und ihr Vorsitzender Manfred Rettig ver-kuumlndet volksfreundlich Termine und Budgets werden eingehalten Lets face it so traurig es ist dass zunaumlchst der Palast der Republik abgerissen wurde und daraufhin die schoumlne Leere zwischen Dom und Breiter Straszlige als bester staumldtebaulicher Kom-mentar zur Debatte einem monumentalen Geschichts-Fake weichen musste Das Schloss wird kommen Seiner Einweihung im Jahr 2019 wandert die Stiftung stramm entgegen Mit dieser Gewissheit im Nacken sollte der Blick darauf gelenkt werden was nun im Berliner Zentrum tatsaumlchlich architektonisch entsteht

Die fuumlrstliche Mitte Berlins wird wieder aufgebaut Ein historisches Gebaumlude-ensemble das zuvor nur als Assoziation uumlber der Prachtstaszlige Unter den Linden schwebte wird erneut sichtbar das barocke Schloss mit seinem Pendant dem Zeughaus ndash beide von Andreas Schluumlter um 1700 entworfen ndash ihm gegenuumlber-

VON SOPHIE JUNG

ES WIRD KOMMENDAS STADTSCHLOSS IN BERLIN FEIERT RICHTFEST

Unten wird das alte Mauerwerk bereits rekonstruiert und oben nimmt die Kuppel Formen an die Westfassade des Berliner Schlosses Anfang Juni 2015 Foto copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum

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gestellt die Antikensammlung von Friedrich Schinkel und schlieszliglich der neobarocke Dom von Julius Raschdorf der als Antwort auf die anderen zu lesen sein sollte und es in seiner Protzigkeit nie verdient hat als ein solcher Solitaumlr dazustehen wie er es in den letzten Jahren tat Das neue Schloss wird an genau der gleichen Stelle stehen wie das alte Die Achse Unter den Linden wird wie zuvor als Tangente seine Nord-West-Spitze streifen um dann die Perspektive in das historische Buumlrgerzentrum ndash schon immer ein urbaner Widersacher des Schlosses ndash Richtung Marienkirche und Alexan-derplatz weiterzufuumlhren

Ein Unbehagen ist mit der Wiederherstellung dieses historischen Zentrums verbun-den eine Verherrlichung der bdquoGlanzzeit Preuszligensldquo vom ersten Koumlnig Preuszligens bis zum Kaiser sehen Kritiker darin Doch wenn man genau schaut so kehren die fuumlrst-lichen Architekturen am Lustgarten mit der Rekonstruktion des Schlosses wieder zu ihrem alten Streitgepraumlch zuruumlck Schinkels Altes Museum (1825-1830) mit seinem Vorbild der griechischen Antike sollte urspruumlnglich dem Barock des Schluumlter-Schlos-ses Einhalt gewaumlhren Der Dom (1894-1905) wiederum missachtet den Klassizis-mus Schinkels und uumlbertrumpft das Schloss in seiner neobarocken Wuchtigkeit Da

Links Endlich mal aus anderer Perspektive auf den Berliner Dom geblickt auf der Baustelle des Berliner Schlosses im Juni 2015 Nordfluumlgel Foto Sophie Jungrechts Ein staumldtebauliches Ensemble wird wieder hergestellt ndash Schloss Altes Museum (nicht im Bild) und Berliner Dom Foto copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum bbz landschaftsarchitekten

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Oben Aufriss der Nordfassade unten Ansicht von der Nord-West-Seite Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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mussten wohl die preuszligischen Herrscher immer noch einen draufsetzen namentlich Koumlnig Friedrich I Koumlnig Friedrich Wilhelm III und Kaiser Wilhelm II Diese Geltungs-anspruumlche aus der Geschichte Berlins werden wieder sichtbar und eigentlich decken sie vielmehr Ironie auf als gefaumlhrliche Glorifizierung Das ist doch okay

Der zukuumlnftige Schlossbau selbst ist wirklich seltsam Er schwankt zwischen detail-getreuer Nachahmung idealisierter Rekonstruktion und mutlosem Neubau 184 mal 117 Meter ist er groszlig durch und durch aus Stahlbeton ausgestattet mit einer derart komplexen Gebaumludetechnik dass allein das ganze Untergeschoss damit gefuumlllt ist Von 40 Prozent Technik spricht Manfred Rettig stolz An drei Auszligenfassaden wird das historische Schmuckwerk wieder zu sehen sein

An den Fassaden ablesbar werden in Zukunft die wichtigsten Bauphasen der fuumlrst-lichen Residenz sein angefangen mit dem Barock des groszligen Schlossbaumeisters Andreas Schluumlter uumlber seine Nachfolger Johann Friedrich von Eosander und Martin Heinrich Boumlhme bis zum Klassizismus Friedrich Schinkels und August Stuumllers die beide an der Kuppel arbeiteten Als einzig wilhelminischer Teil wird die Ornamentik am Kuppelportal rekonstruiert Ebenso werden in Teilen zwei Innenhoumlfe wiederhergestellt der Eosander-Hof und der Schluumlter-Hof Letzterer ist das eigentliche Prachtstuumlck des zukuumlnftigen Schlosses Man arbeitet bereits im Detail daran

Franco Stella der 2008 den Wettbewerb um das Berliner Schloss gewann hat ein sehr wichtiges Motiv in den Schlossbau eingefuumlhrt Die Oumlffnung des Schlosses zur Stadt und zur Oumlffentlichkeit Zwei Houmlfe werden in Zukunft immer zwischen Lustgarten und Rathausstraszlige geoumlffnet sein Kein monarchischer Riegel sondern eine Passage fuumlr die Buumlrger soll der Schlossbau damit werden

Der Eosander-Hof soll in Zukunft eine Passage fuumlr die Buumlrger sein Die Rekonstruktion seiner historischen Nordfassade soll nach Entwuumlrfen von Johann Friedrich Eosander erfolgen Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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Diese Raumlumlichkeiten werden in Zukunft einen modernen Museums- und Wissenschaftsbetrieb beherbergen Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Stephan Falk

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Auch interessant ist dass Stella rekonstruierte und zeitgenoumlssische Partien unter-schiedlich ausgestalten wird Das Schloss wird sich deutlich als Neubau offenbaren Doch Stellas moderne Fassaden sind enttaumluschend Auf Schluumlters und Eosanders barocke Raster in den Innenhoumlfen reagiert der Architekt aus Vicenza ebenfalls mit Rastern Auf die rekonstruierten Sandsteinsaumlulen antwortet er seinerseits mit simpli-fizierten Saumlulen aus Architekturbeton Die Oumldnis der Wiederholung ist jetzt schon sichtbar Anstelle von Mut zum Kontrast herrscht Zuruumlckhaltung das ist schade

Stellas Spreefassade ist besser Hier am Belvedere zeigt sich das Schloss zur Stadt hin modern Endlich loumlst der Architekt die historischen Proportionen die er sonst nachahmt auf Wo in Zukunft die Sammlungen der Dahlemer Museen aus-gestellt sein werden oumlffnet sich der Bau mit riesigen offenen Fensterflaumlchen gelegt in ein gespreiztes Gitter aus Ortbeton

Dass sich die Innenhoumlfe egal ob rekonstruiert oder reinterpretiert so sehr am his-torischen Vorbild Schluumlters orientieren ist eine kulturpolitische Entscheidung Eine

Jury der unter anderem Wolfgang Thierse als Vertreter des Bundestages Kultur-staatsminister Bernd Neumann der damalige Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee und Hermann Parzinger der heutige Direktor der Stiftung Preuszligischer Kulturbesitz angehoumlrten favorisierte 2008 Stellas Vorschlag fuumlr ein neues Schloss Dem Ideal des Schluumlterbaus kam dieser am nahesten Denn der Entwurf von Andreas Schluumlter kurz nach 1701 entstanden ist das groszlige Vorbild Von dem barocken Schlossbaumeis-ter der von Kunsthistorikern gerne als bdquoMichelangelo des Nordensldquo bezeichnet wird existieren heute noch Plaumlne und Risse die nun die Grundlage fuumlr den Wiederaufbau bilden Allerdings sind auch diese idealisiert zudem vollendete nicht Schluumlter sondern seine Nachfolger ab 1706 das Schloss Jeder von ihnen fuumlgte jeweils eigene Details hinzu An vielen Stellen muss heute gemutmaszligt werden

Dafuumlr haumllt man sich an den Dingen fest die bekannt sind Gruumlndlichst werden Skulpturenprogramm und Ornamentik zwischen Schluumlter-Barock und Stuumller-Klassik wiederhergestellt Selbst die gleichen Materialien ndash Baustoffe stammen aus dem Elb-sandsteingebirge und Schlesien ndash werden verwendet Vorlage bieten Fotografien

Links Blick in das zukuumlnftige Foyer des Humboldtforums rechts die Suumldostfassade mit dem modernen Belvedere an der Spree An seiner Stelle stand das Schloss in seinen Bauphasen von 1448 bis zirka 1701 Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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von denen interessanterweise ein Groszligteil zu DDR-Zeiten kurz vor dem Abriss ent-stand Die fotografischen Abbildungen ermoumlglichen auch historisch gewachsene Maumlngel des originalen Schlosses zu rekonstruieren Beispiele sind Blendfenster und ein asymmetrisch angelegter Mittelrisalit im Schluumlterhof Beide vom Ideal abruumlckende bdquoMutationenldquo wurden urspruumlnglich durch das Renaissance-Schloss bedingt das bis zur Sprengung die Gestalt der Residenz deutlich mitpraumlgte An seiner Stelle steht nun Stellas modernes Belvedere

Jetzt werden also diese vorbarocken Partien als Relikte auf der Schluumlter-Fassade wiederhergestellt finden aber ansonsten beim gesamten Wiederaufbau keine Be-achtung Dass etwa der Renaissance-Teil des Berliner Schlosses ausgeblendet wird der Schluumlter-Barock aber akribisch nachgeahmt wird ist widerspruumlchlich Das eine haumllt man fuumlr bedeutungsvoll und das andere anscheinend fuumlr bedeutungslos Diese Wertung der Architekturgeschichte des Berliner Schlosses zugunsten eines Schluumlter-Ideals wurde mit dem Zuschlag fuumlr Franco Stella 2008 entschieden Andere Wettbewerbsbeitraumlge etwa von Hans Kollhoff wollten auch die Kleinteiligkeit und Unregelmaumlszligigkeit der verschachtelten Schlosspartien vor dem groszligen Schluumlterbau in der Rekonstruktion wieder sichtbar werden lassen Doch man entschied sich gegen solche Vorschlaumlge

Das Innere wird modern ndash mit Wiederaufbau wird das nichts mehr zu tun haben Hiersoll ein Museums- Wissenschafts- und Repraumlsentationsbetrieb entstehen mit Multi-funktionssaumllen und Rolltreppen Das groszlige Foyer am Kuppeleingang wird mit einer Glasuumlberdachung versehen deren Stahltraumlger jetzt schon angebracht sind Zwei Saumlle allerdings an der Stelle des ehemaligen Rittersaals und des ehemaligen Elisabeth-saals zeigen eine Besonderheit Ihre Saumlulen sind derart gerichtet dass sich die his-torische Raumordnung rekonstruieren lieszlige ndash diese Moumlglichkeit wollte man sich doch noch offenlassen So wie ohnehin noch einiges an diesem Schlossbau offen ist

Oben Das Kernstuumlck der Schlossrekonstruktion der Schluumlterhof urspruumlnglich von ca 1701 bis 1706 errichtet Blick von Suumlden Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella unten In der Schlossbauhuumltte arbeitet man an der Rekonstruktion des Fassadenschmucks Foto copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum

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Links Moderne Treppenhalle im Schlossbau rechts Blick aus dem Foyer des Humboldtforums auf das Kuppelportal Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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Es ist ein schwieriges Ding dieses Schloss Groszlig und trotzig steht es jetzt da dabei zeigt seine Architektur gleichzeitig so viel Unschluumlssigkeit und zoumlgernde Vorsicht Ein Dilemma das sich auch auf die Debatten um die zukuumlnftige Nutzung des Schlosses uumlbertragen laumlsst

Gut ist dass dieser Bau jetzt wo er steht Diskussionen ausloumlst Denn so sang- und klanglos wie das Kommandantenhaus das der Bertelsmann-Konzern einfach so ein paar Meter weiter an der prestigereichen Adresse Unter den Linden 1 nach der Wende wiedererrichtete soll dieses Schloss nicht vollendet werden bull

Noch besteht das Schloss nur aus Stahlbeton Baustellenrundgang im Juni 2015 Fotos Sophie Jung

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GRUNDRISS - ERDGESCHOSS

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GRUNDRISS - ERSTES OBERGESCHOSS

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GRUNDRISS - DACH

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STIFTUNG BERLINER SCHLOSS - HUMBOLDTFORUM

Die Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum ist eine gemeinnuumltzige Stiftung buumlrgerlichen Rechts die gemaumlszlig eines Beschlusses des Deutschen Bundestages von der Bundesrepublik Deutschland gefoumlrdert wird Sie ist Bauherrin und zukuumlnftige Eigentuumlmerin des Schlosses Manfred Rettig ein Architekt und Planer der bereits den Umzug der Bundesregierung von Bonn nach Berlin leitete steht ihr vor Kaufmaumlnnischer Vorsitz ist Johannes Wien der uumlber viele Jahre im Leitungsbereich des Bundesministeriums fuumlr Verkehr Bau und Stadtentwicklung gearbeitet hat

DIE IDEE Erst mit der Wiedervereinigung wurde die Schlossrekonstruktionuumlberhaupt ernsthaft diskutiert 1992 initiierte Wilhelm von Boddien ein Unternehmer aus Hamburg mecklenburgischer Herkunft den Foumlrderverein Berliner Schloss eV der 2001 zur Gruumlndung des gemeinnuumltzigen Vereins Stadtschloss Berlin Initiative eV fuumlhrte Die Befuumlrworter bewiesen einen langen Atem ndash 2013 wurde der Grundstein gelegt

ZUR SCHLOSSNUTZUNG

Das Schloss wird gebaut doch was kommt hinein Als mit den Debatten um den Wiederaufbau des Schlosses auch die Frage nach seiner zukuumlnftigen Nutzung auftauchte unterbreitete 2001 der Kunsthistoriker Horst Bredekamp das Konzept des bdquoHumboldtforumsldquo Zwei Komponenten kommen dabei zusammen Zum einen soll die Kunstkammer die sich einst im originalen Schloss befand und einen Mikro-kosmos der Welt in Artefakten repraumlsentiert als Denklabor rekonstruiert werden Zum anderen sollen die ethnologischen Sammlungen die sich derzeit in Berlin-Dahlem befinden ins Zentrum geholt werden Das Schloss koumlnne zu einer bdquomikroskopischen Weltldquo werden in der die bdquoauszligereuropaumlische Kunst dominiertldquo so der Kunsthistoriker

Bredekamps Idee wurde aufgegriffen und erweitert Im Schlossbau wird in Zukunft die Stiftung Preuszligischer Kulturbesitz im zweiten und dritten Obergeschoss die auszligereuropaumlischen Sammlungen ihrer Staatlichen Museen zu Berlin zeigen Im ersten Obergeschoss den bdquoWerkstaumltten des Wissensldquo ziehen die teilweise zum UNESCO-Weltkulturerbe zaumlhlenden Wissensarchive dieser Museen ein hinzu kom-men das Humboldt-Labor der Humboldt-Universitaumlt zu Berlin und die Ausstellung bdquoWeltStadtBerlinldquo des Landes Berlin Gruumlndungsintendant des Humboldtforums ist der Brite Neil McGregor Der Direktor des Britischen Museums wird nach Berlin wechseln und die Einrichtung im rekonstruierten Stadtschloss begleiten

RICHTFEST UND TAGE DER OFFENEN BAUSTELLE Richtfest ist am 12 Juni 2015 Interessierte koumlnnen den Rohbau an den Tagen der offenen Baustelle am 13 und 14 Juni 2015 jeweils 10ndash18 Uhr besichtigen

Mehr Infos und Programm unter wwwsbs-humboldtforumde

Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum

Manfred Rettig Vorstand und Sprecher Johannes Wien Kaufmaumlnnischer Vorstand

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EIN GRUND DER FUumlR DAS STADTSCHLOSS SPRICHTDIE HUMBOLDT-BOX WIRD ABGERISSEN

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EINE FRAGE DER HALTUNGBARKOW LEIBINGER SPIELRAUM

VON JEANETTE KUNSMANN

Buumlcher sind Fetisch pur ndash das wissen die Verlage das weiszlig Karl Lagerfeld und so geht es auch den meisten Designern und den Architekten Letztere duumlrfen ihr Werk zwar seit Aufhebung des Werbeverbots 1999 auch auf einer eigenen Webseite praumlsentieren verzichten deshalb aber nicht auf die gedruckte und gebun-dene Werkschau Im Gegenteil Es sind vermutlich nie so viele Architek-ten-Monographien erschienen wie in den letzten Jahren

Eines dieser Buumlcher stammt von dem Berliner Buumlro Barkow Leibinger ndash sie schenkten es sich zum 21 Geburtstag 1993 von der Stuttgarterin Regine Lei-binger und dem in Kansas City gebo-renen Frank Barkow gegruumlndet ist das Studio damit sowohl nach deutschem als auch nach amerikanischem Recht volljaumlhrig ndash also erwachsen Braucht man da ein Buch Und wenn ja fuumlr wen Nur fuumlr sich selbst oder auch fuumlr

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andere Sie haumltten in den letzten zwan-zig Jahren mit so vielen und verschie-denen Leuten zusammengearbeitet so viele Vorlesungen gehalten da sei so ein Buch nicht nur fuumlr einen selbst sondern fuumlr einen groszligen Kreis beantwortet Regine Leibinger diese Frage auf der Buchvorstellung in den Raumlumen von Walther Koumlnig Bereits im Dezember 2014 erschienen hatten die Architekten dort Mitte Mai ihr Werk unter dem Titel bdquoBuumlcher Machenldquo vorgestellt ndash zusammen mit Stephan Truumlby Diese Konstellation passte insofern aumluszligerst gut da Truumlby auf der einen Seite ein be-kannter Kurator und Theoretiker ist auf der anderen Seite aber vor vielen Jahren auch als Architekt gearbeitet hat ndash im Buumlro von Barkow Leibinger

Regine Leibinger und Frank Barkow haben ihr Buch ernst genommen als ein Projekt wie ein Gebaumlude Uumlber drei Jahre dauerte der Prozess etwa 400 Seiten sind es geworden Mutig wur-den Informationen wie die Werkliste weggelassen man findet alles dazu auf der Website die parallel zur Publika-tion von den Londoner Grafikern ZAK Group einen Relaunch bekam

Die inhaltliche Gliederung in die fuumlnf Themenfelder bdquoFabrication Researchldquo bdquoLiminal Faccedilade Deep Surfaceldquo bdquoUltra Structuralldquo bdquoMakeoverldquo und bdquoSite Specificldquo half den Architekten dabei ihr Archiv zu sortieren steht aber gleichzei-tig auch symbolisch fuumlr die Arbeitsweise und die Haltung des Buumlros bdquoLetztend-lich sind Barkow Leibinger genauso sehr sbquobricoleurelsquo wie Ingenieure Der sbquobrico-lagelsquo dem Basteln wohnt immer ein Element inspirierten Handelns inneldquo schreibt Hal Foster in seinem Vorwort bdquoArchitektur als Instrumentrdquo und schafft eine Bruumlcke zum Titel bdquoUnd wie wir von den groumlszligten deutschen Philoso-phen der Aumlsthetik wissen ist ein solches Spiel auch fuumlr die Kunst grundlegend wichtig Es eroumlffnet einen Raum fuumlr fantasievolle Antworten auf alle gestell-ten Fragen Letztendlich ist es das was die Architektur von Barkow Leibinger uns anbietet Spielraum Raum fuumlr Erfindungenldquo

Foster ist einer der vier Autoren die Barkow Leibinger mit den Texten fuumlr ihr Buch beauftragt haben Carson Chan setzt die Projekte in Seoul Berlin und Marrakesch in einen Kontext

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sagt Regine Leibinger bdquoDas sind die Schluumlsselbegriffe fuumlr (unsere) architek-tonische Haltungldquo Vielleicht laumlsst sich dieses Zitat auch auf die Buchbranche uumlbertragen

Barkow LeibingerSpielraumGestaltung von Zak GroupDeutsch EnglischHatje Cantz 2014Hardcover 426 Seiten58 Euro

wwwhatjecantzde

Sarah Whiting fokussiert sich auf die Beziehung von Barkow Leibinger zu Dach und Decke und Brett Steele schreibt uumlber das Architekturdenken der Berliner Architekten Der Dokumen-tarfotograf Iwan Baan hat den Trumpf-Campus in Ditzingen besucht und zeigt in seinem Fotoessay die Architektur von Frank Barkow und Regine Leibinger in ihrer alltaumlglichen Nutzung

Es ist nicht ihre erste Publikation aber die erste mit einem solchem Umfang Bereits mit bdquoBricoleurldquo und bdquoAn Atlas Of Fabricationldquo beide bei Architectural Association Publications erschienen haben Barkow Leibinger gezeigt dass ihre Buumlcher einen eigenen Willen und Charakter haben Bereits hier haben sie auch mit Zak Kyes zusammenge-arbeitet und sich auf ein konsequentes Layout eingelassen das den Inhalt wie die Folien einer ihrer bdquoLecturesldquo prauml-sentiert In dem dritten Buch geben sie den Inhalten einen anderen Raum orientieren sich aber an einem klaren Raster ndash passend zu ihrer Haltung bdquoFuumlr mich muss Architektur nachvollziehbar sein und sie muss angemessen seinldquo

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ARCHITEKTUR PUR

bdquoNo vehicles No trees No roughness groundldquo Das fordert Beniamino Servino Seine Haltung uumlber Architektur und Stadt manifestierte der italienische Kuumlnstler in seiner aktuellen Arbeit bdquoPost Ecological Cityldquo pg Foto Condominiums Post Ecological City copy Beniamino Servino ec2it

Page 5: NGGE SCHLOSS JETZT! w Leibinger:pielraummedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1885895/baunetzwoche... · Am 21. Juni entsteht zur Eröffnung im ZMK Zentrum für Kunst

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Dicht beieinander stehen die Knot Houses auf der suumldkoreanischen Insel Geoje ndash und doch sind die Gaumlstehaumluser so konzipiert dass der spektakulaumlre Blick aufs Meer nicht durch den jewei-ligen Nachbarn beeintraumlchtigt wird

Die in London ansaumlssige Architektin Soohyun Chang plante die weiszlig gestri-chenen knotenaumlhnlich verschlungenen Betonbauten die wie Auffaltungen der Landschaft erscheinen Sie bilden einerseits private geschlossene Bereiche fuumlr Schlafzimmer und Baumlder anderer-seits entstehen Gemeinschaftszonen mit bis zu fuumlnf Meter hohen Glasfassaden

mehrhellip

PERLENKETTE AUF GEOJEFERIENHAUS IM BAUNETZ WISSEN

Foto Architekturgalerie Muumlnchen Foto oliverbaer

Orkane Erdbeben Tsunamis ndash binnen weniger Stunden koumlnnen durch Umwelt-katastrophen unzaumlhlige Leben zu Op-fern und Staumldte unkenntlich gemacht werden Wie begegnet man baulich der Kraft der Natur In der Ausstellung bdquoRebuild By Design Munichldquo zeigt die Architekturgalerie Muumlnchen ab dem kommenden Mittwoch eine Bandbreitean Moumlglichkeiten ndash nicht nur aus derIngenieurssicht sondern aus dem Blick-winkel der Planer Architekten und Designer Beim Symposion am 18 Juni werden dann internationale Experten ihr Wissen uumlber moumlgliche Strategien teilen Vom 17 Juni bis 10 Juli 2015 in der Architekturgalerie Muumlnchen wwwarchitekturgalerie-muenchende

25 Jahre hat das Kunsthaus Zug nun auf dem Buckel Zum Jubilaumlum wird an der Zuger Seepromenade die bdquoSeesichtldquo aufgebaut ndash eine Skulptur des prominen-ten Schweizer Kuumlnstlers Roman Signer

Ganze fuumlnf Jahre lang wurde geplant nun duumlrfen die Bewohner und Besucher mit der Stahlskulptur sprichwoumlrtlich untertauchen Sie steigen mit einer Treppe unter den Wasserspiegel Der Kuumlnstler will nicht nur uumlberraschen Er erinnert damit auch an die Seeuferkata-strophe von 1887 der elf Menschen und ein Teil der Stadt zum Opfer fielen Die Skulptur wird zehn Jahre bestehen

wwwromansignerch

GEGEN SANDY UND KYRILLARCHITEKTURGALERIE MUumlNCHEN

SICHT IN ZUG SKULPTUR VON ROMAN SIGNER

Vor etwa zwei Jahren entstand in Kre-feld das begehbare Architekturmodell bdquoMies 11 Das Golfclub Projektldquo ndash ein nie realisiertes Clubhaus-Projekt von Mies van der Rohe aus den 1930er Jah-ren Nun gingen Studenten der RWTH Aachen an das damals verwendete Baumaterial ran und stellten in Aachen eine temporaumlre Infobox als Reminiszenz an Mies fertig

Mit diesem interaktiven Projekt bei dem auch junge Fluumlchtlinge mitgemacht haben entstand eine schlichte Anord-nung von Kuben die 50 Personen Platz bietet und fuumlr Workshops Ausstellun-gen und dergleichen verwendet werden kann

wwwprojektmikcom

RECYCLING MIESSTUDENTEN BAUEN IN AACHEN

Foto Peter Hinschlaumlger

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Nein so surreal und knallig wollen wir unser Bad heute vermutlich nicht haben Aber in die Baumlder der 70er Jahre hineinzublicken ndash das muss spannend sein Die Hansgrohe Aquademie in Schiltach zeigt ab dem 18 Juni in der Ausstellung bdquoDas Bad der 70er Europa Asien Suumldamerikaldquo Badgestaltungen aus aller Welt Welche Materialien und Dekorationen damals in Mode waren

Daruumlber sprechen zur Eroumlffnung die Initiatoren Budi Pradano (Architekt aus Indonesien) und Roman Passarge (Lei-ter der Hansgrohe Aquademie) mit den Architekten Mathias Klotz Joumlrn Frenzel und Eduardo Ruiz-Risuentildeo Abad Zu sehen bis zum 3 April 2016

wwwhansgrohede

DUSCHEN WIE DAMALS AUSSTELLUNG BEI HANSGROHE

Foto Hansgrohe Aquademie

wwwuncubemagazinecom

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Der zukuumlnftige Schlossbau ist wirklich seltsam Er schwankt zwischen detailgetreuer Nachahmung idealisierter Rekonstruktion und mutlosem Neubau Diesen Freitag ist Richtfest

Das Berliner Schloss ist so gut wie da seine maumlchtige Betonkuppel macht schon seit Monaten dem Berliner Dom Konkurrenz Diesen Freitag ist Richtfest Die Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum wirbt neuerdings auf Werbeplakaten mit dem Spruch bdquoKomm ins Offeneldquo fuumlr das Ereignis und ihr Vorsitzender Manfred Rettig ver-kuumlndet volksfreundlich Termine und Budgets werden eingehalten Lets face it so traurig es ist dass zunaumlchst der Palast der Republik abgerissen wurde und daraufhin die schoumlne Leere zwischen Dom und Breiter Straszlige als bester staumldtebaulicher Kom-mentar zur Debatte einem monumentalen Geschichts-Fake weichen musste Das Schloss wird kommen Seiner Einweihung im Jahr 2019 wandert die Stiftung stramm entgegen Mit dieser Gewissheit im Nacken sollte der Blick darauf gelenkt werden was nun im Berliner Zentrum tatsaumlchlich architektonisch entsteht

Die fuumlrstliche Mitte Berlins wird wieder aufgebaut Ein historisches Gebaumlude-ensemble das zuvor nur als Assoziation uumlber der Prachtstaszlige Unter den Linden schwebte wird erneut sichtbar das barocke Schloss mit seinem Pendant dem Zeughaus ndash beide von Andreas Schluumlter um 1700 entworfen ndash ihm gegenuumlber-

VON SOPHIE JUNG

ES WIRD KOMMENDAS STADTSCHLOSS IN BERLIN FEIERT RICHTFEST

Unten wird das alte Mauerwerk bereits rekonstruiert und oben nimmt die Kuppel Formen an die Westfassade des Berliner Schlosses Anfang Juni 2015 Foto copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum

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gestellt die Antikensammlung von Friedrich Schinkel und schlieszliglich der neobarocke Dom von Julius Raschdorf der als Antwort auf die anderen zu lesen sein sollte und es in seiner Protzigkeit nie verdient hat als ein solcher Solitaumlr dazustehen wie er es in den letzten Jahren tat Das neue Schloss wird an genau der gleichen Stelle stehen wie das alte Die Achse Unter den Linden wird wie zuvor als Tangente seine Nord-West-Spitze streifen um dann die Perspektive in das historische Buumlrgerzentrum ndash schon immer ein urbaner Widersacher des Schlosses ndash Richtung Marienkirche und Alexan-derplatz weiterzufuumlhren

Ein Unbehagen ist mit der Wiederherstellung dieses historischen Zentrums verbun-den eine Verherrlichung der bdquoGlanzzeit Preuszligensldquo vom ersten Koumlnig Preuszligens bis zum Kaiser sehen Kritiker darin Doch wenn man genau schaut so kehren die fuumlrst-lichen Architekturen am Lustgarten mit der Rekonstruktion des Schlosses wieder zu ihrem alten Streitgepraumlch zuruumlck Schinkels Altes Museum (1825-1830) mit seinem Vorbild der griechischen Antike sollte urspruumlnglich dem Barock des Schluumlter-Schlos-ses Einhalt gewaumlhren Der Dom (1894-1905) wiederum missachtet den Klassizis-mus Schinkels und uumlbertrumpft das Schloss in seiner neobarocken Wuchtigkeit Da

Links Endlich mal aus anderer Perspektive auf den Berliner Dom geblickt auf der Baustelle des Berliner Schlosses im Juni 2015 Nordfluumlgel Foto Sophie Jungrechts Ein staumldtebauliches Ensemble wird wieder hergestellt ndash Schloss Altes Museum (nicht im Bild) und Berliner Dom Foto copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum bbz landschaftsarchitekten

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Oben Aufriss der Nordfassade unten Ansicht von der Nord-West-Seite Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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mussten wohl die preuszligischen Herrscher immer noch einen draufsetzen namentlich Koumlnig Friedrich I Koumlnig Friedrich Wilhelm III und Kaiser Wilhelm II Diese Geltungs-anspruumlche aus der Geschichte Berlins werden wieder sichtbar und eigentlich decken sie vielmehr Ironie auf als gefaumlhrliche Glorifizierung Das ist doch okay

Der zukuumlnftige Schlossbau selbst ist wirklich seltsam Er schwankt zwischen detail-getreuer Nachahmung idealisierter Rekonstruktion und mutlosem Neubau 184 mal 117 Meter ist er groszlig durch und durch aus Stahlbeton ausgestattet mit einer derart komplexen Gebaumludetechnik dass allein das ganze Untergeschoss damit gefuumlllt ist Von 40 Prozent Technik spricht Manfred Rettig stolz An drei Auszligenfassaden wird das historische Schmuckwerk wieder zu sehen sein

An den Fassaden ablesbar werden in Zukunft die wichtigsten Bauphasen der fuumlrst-lichen Residenz sein angefangen mit dem Barock des groszligen Schlossbaumeisters Andreas Schluumlter uumlber seine Nachfolger Johann Friedrich von Eosander und Martin Heinrich Boumlhme bis zum Klassizismus Friedrich Schinkels und August Stuumllers die beide an der Kuppel arbeiteten Als einzig wilhelminischer Teil wird die Ornamentik am Kuppelportal rekonstruiert Ebenso werden in Teilen zwei Innenhoumlfe wiederhergestellt der Eosander-Hof und der Schluumlter-Hof Letzterer ist das eigentliche Prachtstuumlck des zukuumlnftigen Schlosses Man arbeitet bereits im Detail daran

Franco Stella der 2008 den Wettbewerb um das Berliner Schloss gewann hat ein sehr wichtiges Motiv in den Schlossbau eingefuumlhrt Die Oumlffnung des Schlosses zur Stadt und zur Oumlffentlichkeit Zwei Houmlfe werden in Zukunft immer zwischen Lustgarten und Rathausstraszlige geoumlffnet sein Kein monarchischer Riegel sondern eine Passage fuumlr die Buumlrger soll der Schlossbau damit werden

Der Eosander-Hof soll in Zukunft eine Passage fuumlr die Buumlrger sein Die Rekonstruktion seiner historischen Nordfassade soll nach Entwuumlrfen von Johann Friedrich Eosander erfolgen Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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Diese Raumlumlichkeiten werden in Zukunft einen modernen Museums- und Wissenschaftsbetrieb beherbergen Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Stephan Falk

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Auch interessant ist dass Stella rekonstruierte und zeitgenoumlssische Partien unter-schiedlich ausgestalten wird Das Schloss wird sich deutlich als Neubau offenbaren Doch Stellas moderne Fassaden sind enttaumluschend Auf Schluumlters und Eosanders barocke Raster in den Innenhoumlfen reagiert der Architekt aus Vicenza ebenfalls mit Rastern Auf die rekonstruierten Sandsteinsaumlulen antwortet er seinerseits mit simpli-fizierten Saumlulen aus Architekturbeton Die Oumldnis der Wiederholung ist jetzt schon sichtbar Anstelle von Mut zum Kontrast herrscht Zuruumlckhaltung das ist schade

Stellas Spreefassade ist besser Hier am Belvedere zeigt sich das Schloss zur Stadt hin modern Endlich loumlst der Architekt die historischen Proportionen die er sonst nachahmt auf Wo in Zukunft die Sammlungen der Dahlemer Museen aus-gestellt sein werden oumlffnet sich der Bau mit riesigen offenen Fensterflaumlchen gelegt in ein gespreiztes Gitter aus Ortbeton

Dass sich die Innenhoumlfe egal ob rekonstruiert oder reinterpretiert so sehr am his-torischen Vorbild Schluumlters orientieren ist eine kulturpolitische Entscheidung Eine

Jury der unter anderem Wolfgang Thierse als Vertreter des Bundestages Kultur-staatsminister Bernd Neumann der damalige Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee und Hermann Parzinger der heutige Direktor der Stiftung Preuszligischer Kulturbesitz angehoumlrten favorisierte 2008 Stellas Vorschlag fuumlr ein neues Schloss Dem Ideal des Schluumlterbaus kam dieser am nahesten Denn der Entwurf von Andreas Schluumlter kurz nach 1701 entstanden ist das groszlige Vorbild Von dem barocken Schlossbaumeis-ter der von Kunsthistorikern gerne als bdquoMichelangelo des Nordensldquo bezeichnet wird existieren heute noch Plaumlne und Risse die nun die Grundlage fuumlr den Wiederaufbau bilden Allerdings sind auch diese idealisiert zudem vollendete nicht Schluumlter sondern seine Nachfolger ab 1706 das Schloss Jeder von ihnen fuumlgte jeweils eigene Details hinzu An vielen Stellen muss heute gemutmaszligt werden

Dafuumlr haumllt man sich an den Dingen fest die bekannt sind Gruumlndlichst werden Skulpturenprogramm und Ornamentik zwischen Schluumlter-Barock und Stuumller-Klassik wiederhergestellt Selbst die gleichen Materialien ndash Baustoffe stammen aus dem Elb-sandsteingebirge und Schlesien ndash werden verwendet Vorlage bieten Fotografien

Links Blick in das zukuumlnftige Foyer des Humboldtforums rechts die Suumldostfassade mit dem modernen Belvedere an der Spree An seiner Stelle stand das Schloss in seinen Bauphasen von 1448 bis zirka 1701 Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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von denen interessanterweise ein Groszligteil zu DDR-Zeiten kurz vor dem Abriss ent-stand Die fotografischen Abbildungen ermoumlglichen auch historisch gewachsene Maumlngel des originalen Schlosses zu rekonstruieren Beispiele sind Blendfenster und ein asymmetrisch angelegter Mittelrisalit im Schluumlterhof Beide vom Ideal abruumlckende bdquoMutationenldquo wurden urspruumlnglich durch das Renaissance-Schloss bedingt das bis zur Sprengung die Gestalt der Residenz deutlich mitpraumlgte An seiner Stelle steht nun Stellas modernes Belvedere

Jetzt werden also diese vorbarocken Partien als Relikte auf der Schluumlter-Fassade wiederhergestellt finden aber ansonsten beim gesamten Wiederaufbau keine Be-achtung Dass etwa der Renaissance-Teil des Berliner Schlosses ausgeblendet wird der Schluumlter-Barock aber akribisch nachgeahmt wird ist widerspruumlchlich Das eine haumllt man fuumlr bedeutungsvoll und das andere anscheinend fuumlr bedeutungslos Diese Wertung der Architekturgeschichte des Berliner Schlosses zugunsten eines Schluumlter-Ideals wurde mit dem Zuschlag fuumlr Franco Stella 2008 entschieden Andere Wettbewerbsbeitraumlge etwa von Hans Kollhoff wollten auch die Kleinteiligkeit und Unregelmaumlszligigkeit der verschachtelten Schlosspartien vor dem groszligen Schluumlterbau in der Rekonstruktion wieder sichtbar werden lassen Doch man entschied sich gegen solche Vorschlaumlge

Das Innere wird modern ndash mit Wiederaufbau wird das nichts mehr zu tun haben Hiersoll ein Museums- Wissenschafts- und Repraumlsentationsbetrieb entstehen mit Multi-funktionssaumllen und Rolltreppen Das groszlige Foyer am Kuppeleingang wird mit einer Glasuumlberdachung versehen deren Stahltraumlger jetzt schon angebracht sind Zwei Saumlle allerdings an der Stelle des ehemaligen Rittersaals und des ehemaligen Elisabeth-saals zeigen eine Besonderheit Ihre Saumlulen sind derart gerichtet dass sich die his-torische Raumordnung rekonstruieren lieszlige ndash diese Moumlglichkeit wollte man sich doch noch offenlassen So wie ohnehin noch einiges an diesem Schlossbau offen ist

Oben Das Kernstuumlck der Schlossrekonstruktion der Schluumlterhof urspruumlnglich von ca 1701 bis 1706 errichtet Blick von Suumlden Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella unten In der Schlossbauhuumltte arbeitet man an der Rekonstruktion des Fassadenschmucks Foto copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum

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Links Moderne Treppenhalle im Schlossbau rechts Blick aus dem Foyer des Humboldtforums auf das Kuppelportal Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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Es ist ein schwieriges Ding dieses Schloss Groszlig und trotzig steht es jetzt da dabei zeigt seine Architektur gleichzeitig so viel Unschluumlssigkeit und zoumlgernde Vorsicht Ein Dilemma das sich auch auf die Debatten um die zukuumlnftige Nutzung des Schlosses uumlbertragen laumlsst

Gut ist dass dieser Bau jetzt wo er steht Diskussionen ausloumlst Denn so sang- und klanglos wie das Kommandantenhaus das der Bertelsmann-Konzern einfach so ein paar Meter weiter an der prestigereichen Adresse Unter den Linden 1 nach der Wende wiedererrichtete soll dieses Schloss nicht vollendet werden bull

Noch besteht das Schloss nur aus Stahlbeton Baustellenrundgang im Juni 2015 Fotos Sophie Jung

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GRUNDRISS - ERDGESCHOSS

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GRUNDRISS - ERSTES OBERGESCHOSS

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GRUNDRISS - DACH

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STIFTUNG BERLINER SCHLOSS - HUMBOLDTFORUM

Die Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum ist eine gemeinnuumltzige Stiftung buumlrgerlichen Rechts die gemaumlszlig eines Beschlusses des Deutschen Bundestages von der Bundesrepublik Deutschland gefoumlrdert wird Sie ist Bauherrin und zukuumlnftige Eigentuumlmerin des Schlosses Manfred Rettig ein Architekt und Planer der bereits den Umzug der Bundesregierung von Bonn nach Berlin leitete steht ihr vor Kaufmaumlnnischer Vorsitz ist Johannes Wien der uumlber viele Jahre im Leitungsbereich des Bundesministeriums fuumlr Verkehr Bau und Stadtentwicklung gearbeitet hat

DIE IDEE Erst mit der Wiedervereinigung wurde die Schlossrekonstruktionuumlberhaupt ernsthaft diskutiert 1992 initiierte Wilhelm von Boddien ein Unternehmer aus Hamburg mecklenburgischer Herkunft den Foumlrderverein Berliner Schloss eV der 2001 zur Gruumlndung des gemeinnuumltzigen Vereins Stadtschloss Berlin Initiative eV fuumlhrte Die Befuumlrworter bewiesen einen langen Atem ndash 2013 wurde der Grundstein gelegt

ZUR SCHLOSSNUTZUNG

Das Schloss wird gebaut doch was kommt hinein Als mit den Debatten um den Wiederaufbau des Schlosses auch die Frage nach seiner zukuumlnftigen Nutzung auftauchte unterbreitete 2001 der Kunsthistoriker Horst Bredekamp das Konzept des bdquoHumboldtforumsldquo Zwei Komponenten kommen dabei zusammen Zum einen soll die Kunstkammer die sich einst im originalen Schloss befand und einen Mikro-kosmos der Welt in Artefakten repraumlsentiert als Denklabor rekonstruiert werden Zum anderen sollen die ethnologischen Sammlungen die sich derzeit in Berlin-Dahlem befinden ins Zentrum geholt werden Das Schloss koumlnne zu einer bdquomikroskopischen Weltldquo werden in der die bdquoauszligereuropaumlische Kunst dominiertldquo so der Kunsthistoriker

Bredekamps Idee wurde aufgegriffen und erweitert Im Schlossbau wird in Zukunft die Stiftung Preuszligischer Kulturbesitz im zweiten und dritten Obergeschoss die auszligereuropaumlischen Sammlungen ihrer Staatlichen Museen zu Berlin zeigen Im ersten Obergeschoss den bdquoWerkstaumltten des Wissensldquo ziehen die teilweise zum UNESCO-Weltkulturerbe zaumlhlenden Wissensarchive dieser Museen ein hinzu kom-men das Humboldt-Labor der Humboldt-Universitaumlt zu Berlin und die Ausstellung bdquoWeltStadtBerlinldquo des Landes Berlin Gruumlndungsintendant des Humboldtforums ist der Brite Neil McGregor Der Direktor des Britischen Museums wird nach Berlin wechseln und die Einrichtung im rekonstruierten Stadtschloss begleiten

RICHTFEST UND TAGE DER OFFENEN BAUSTELLE Richtfest ist am 12 Juni 2015 Interessierte koumlnnen den Rohbau an den Tagen der offenen Baustelle am 13 und 14 Juni 2015 jeweils 10ndash18 Uhr besichtigen

Mehr Infos und Programm unter wwwsbs-humboldtforumde

Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum

Manfred Rettig Vorstand und Sprecher Johannes Wien Kaufmaumlnnischer Vorstand

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EIN GRUND DER FUumlR DAS STADTSCHLOSS SPRICHTDIE HUMBOLDT-BOX WIRD ABGERISSEN

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EINE FRAGE DER HALTUNGBARKOW LEIBINGER SPIELRAUM

VON JEANETTE KUNSMANN

Buumlcher sind Fetisch pur ndash das wissen die Verlage das weiszlig Karl Lagerfeld und so geht es auch den meisten Designern und den Architekten Letztere duumlrfen ihr Werk zwar seit Aufhebung des Werbeverbots 1999 auch auf einer eigenen Webseite praumlsentieren verzichten deshalb aber nicht auf die gedruckte und gebun-dene Werkschau Im Gegenteil Es sind vermutlich nie so viele Architek-ten-Monographien erschienen wie in den letzten Jahren

Eines dieser Buumlcher stammt von dem Berliner Buumlro Barkow Leibinger ndash sie schenkten es sich zum 21 Geburtstag 1993 von der Stuttgarterin Regine Lei-binger und dem in Kansas City gebo-renen Frank Barkow gegruumlndet ist das Studio damit sowohl nach deutschem als auch nach amerikanischem Recht volljaumlhrig ndash also erwachsen Braucht man da ein Buch Und wenn ja fuumlr wen Nur fuumlr sich selbst oder auch fuumlr

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andere Sie haumltten in den letzten zwan-zig Jahren mit so vielen und verschie-denen Leuten zusammengearbeitet so viele Vorlesungen gehalten da sei so ein Buch nicht nur fuumlr einen selbst sondern fuumlr einen groszligen Kreis beantwortet Regine Leibinger diese Frage auf der Buchvorstellung in den Raumlumen von Walther Koumlnig Bereits im Dezember 2014 erschienen hatten die Architekten dort Mitte Mai ihr Werk unter dem Titel bdquoBuumlcher Machenldquo vorgestellt ndash zusammen mit Stephan Truumlby Diese Konstellation passte insofern aumluszligerst gut da Truumlby auf der einen Seite ein be-kannter Kurator und Theoretiker ist auf der anderen Seite aber vor vielen Jahren auch als Architekt gearbeitet hat ndash im Buumlro von Barkow Leibinger

Regine Leibinger und Frank Barkow haben ihr Buch ernst genommen als ein Projekt wie ein Gebaumlude Uumlber drei Jahre dauerte der Prozess etwa 400 Seiten sind es geworden Mutig wur-den Informationen wie die Werkliste weggelassen man findet alles dazu auf der Website die parallel zur Publika-tion von den Londoner Grafikern ZAK Group einen Relaunch bekam

Die inhaltliche Gliederung in die fuumlnf Themenfelder bdquoFabrication Researchldquo bdquoLiminal Faccedilade Deep Surfaceldquo bdquoUltra Structuralldquo bdquoMakeoverldquo und bdquoSite Specificldquo half den Architekten dabei ihr Archiv zu sortieren steht aber gleichzei-tig auch symbolisch fuumlr die Arbeitsweise und die Haltung des Buumlros bdquoLetztend-lich sind Barkow Leibinger genauso sehr sbquobricoleurelsquo wie Ingenieure Der sbquobrico-lagelsquo dem Basteln wohnt immer ein Element inspirierten Handelns inneldquo schreibt Hal Foster in seinem Vorwort bdquoArchitektur als Instrumentrdquo und schafft eine Bruumlcke zum Titel bdquoUnd wie wir von den groumlszligten deutschen Philoso-phen der Aumlsthetik wissen ist ein solches Spiel auch fuumlr die Kunst grundlegend wichtig Es eroumlffnet einen Raum fuumlr fantasievolle Antworten auf alle gestell-ten Fragen Letztendlich ist es das was die Architektur von Barkow Leibinger uns anbietet Spielraum Raum fuumlr Erfindungenldquo

Foster ist einer der vier Autoren die Barkow Leibinger mit den Texten fuumlr ihr Buch beauftragt haben Carson Chan setzt die Projekte in Seoul Berlin und Marrakesch in einen Kontext

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Barkow LeibingerSpielraumGestaltung von Zak GroupDeutsch EnglischHatje Cantz 2014Hardcover 426 Seiten58 Euro

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Sarah Whiting fokussiert sich auf die Beziehung von Barkow Leibinger zu Dach und Decke und Brett Steele schreibt uumlber das Architekturdenken der Berliner Architekten Der Dokumen-tarfotograf Iwan Baan hat den Trumpf-Campus in Ditzingen besucht und zeigt in seinem Fotoessay die Architektur von Frank Barkow und Regine Leibinger in ihrer alltaumlglichen Nutzung

Es ist nicht ihre erste Publikation aber die erste mit einem solchem Umfang Bereits mit bdquoBricoleurldquo und bdquoAn Atlas Of Fabricationldquo beide bei Architectural Association Publications erschienen haben Barkow Leibinger gezeigt dass ihre Buumlcher einen eigenen Willen und Charakter haben Bereits hier haben sie auch mit Zak Kyes zusammenge-arbeitet und sich auf ein konsequentes Layout eingelassen das den Inhalt wie die Folien einer ihrer bdquoLecturesldquo prauml-sentiert In dem dritten Buch geben sie den Inhalten einen anderen Raum orientieren sich aber an einem klaren Raster ndash passend zu ihrer Haltung bdquoFuumlr mich muss Architektur nachvollziehbar sein und sie muss angemessen seinldquo

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ARCHITEKTUR PUR

bdquoNo vehicles No trees No roughness groundldquo Das fordert Beniamino Servino Seine Haltung uumlber Architektur und Stadt manifestierte der italienische Kuumlnstler in seiner aktuellen Arbeit bdquoPost Ecological Cityldquo pg Foto Condominiums Post Ecological City copy Beniamino Servino ec2it

Page 6: NGGE SCHLOSS JETZT! w Leibinger:pielraummedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1885895/baunetzwoche... · Am 21. Juni entsteht zur Eröffnung im ZMK Zentrum für Kunst

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Nein so surreal und knallig wollen wir unser Bad heute vermutlich nicht haben Aber in die Baumlder der 70er Jahre hineinzublicken ndash das muss spannend sein Die Hansgrohe Aquademie in Schiltach zeigt ab dem 18 Juni in der Ausstellung bdquoDas Bad der 70er Europa Asien Suumldamerikaldquo Badgestaltungen aus aller Welt Welche Materialien und Dekorationen damals in Mode waren

Daruumlber sprechen zur Eroumlffnung die Initiatoren Budi Pradano (Architekt aus Indonesien) und Roman Passarge (Lei-ter der Hansgrohe Aquademie) mit den Architekten Mathias Klotz Joumlrn Frenzel und Eduardo Ruiz-Risuentildeo Abad Zu sehen bis zum 3 April 2016

wwwhansgrohede

DUSCHEN WIE DAMALS AUSSTELLUNG BEI HANSGROHE

Foto Hansgrohe Aquademie

wwwuncubemagazinecom

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Der zukuumlnftige Schlossbau ist wirklich seltsam Er schwankt zwischen detailgetreuer Nachahmung idealisierter Rekonstruktion und mutlosem Neubau Diesen Freitag ist Richtfest

Das Berliner Schloss ist so gut wie da seine maumlchtige Betonkuppel macht schon seit Monaten dem Berliner Dom Konkurrenz Diesen Freitag ist Richtfest Die Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum wirbt neuerdings auf Werbeplakaten mit dem Spruch bdquoKomm ins Offeneldquo fuumlr das Ereignis und ihr Vorsitzender Manfred Rettig ver-kuumlndet volksfreundlich Termine und Budgets werden eingehalten Lets face it so traurig es ist dass zunaumlchst der Palast der Republik abgerissen wurde und daraufhin die schoumlne Leere zwischen Dom und Breiter Straszlige als bester staumldtebaulicher Kom-mentar zur Debatte einem monumentalen Geschichts-Fake weichen musste Das Schloss wird kommen Seiner Einweihung im Jahr 2019 wandert die Stiftung stramm entgegen Mit dieser Gewissheit im Nacken sollte der Blick darauf gelenkt werden was nun im Berliner Zentrum tatsaumlchlich architektonisch entsteht

Die fuumlrstliche Mitte Berlins wird wieder aufgebaut Ein historisches Gebaumlude-ensemble das zuvor nur als Assoziation uumlber der Prachtstaszlige Unter den Linden schwebte wird erneut sichtbar das barocke Schloss mit seinem Pendant dem Zeughaus ndash beide von Andreas Schluumlter um 1700 entworfen ndash ihm gegenuumlber-

VON SOPHIE JUNG

ES WIRD KOMMENDAS STADTSCHLOSS IN BERLIN FEIERT RICHTFEST

Unten wird das alte Mauerwerk bereits rekonstruiert und oben nimmt die Kuppel Formen an die Westfassade des Berliner Schlosses Anfang Juni 2015 Foto copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum

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gestellt die Antikensammlung von Friedrich Schinkel und schlieszliglich der neobarocke Dom von Julius Raschdorf der als Antwort auf die anderen zu lesen sein sollte und es in seiner Protzigkeit nie verdient hat als ein solcher Solitaumlr dazustehen wie er es in den letzten Jahren tat Das neue Schloss wird an genau der gleichen Stelle stehen wie das alte Die Achse Unter den Linden wird wie zuvor als Tangente seine Nord-West-Spitze streifen um dann die Perspektive in das historische Buumlrgerzentrum ndash schon immer ein urbaner Widersacher des Schlosses ndash Richtung Marienkirche und Alexan-derplatz weiterzufuumlhren

Ein Unbehagen ist mit der Wiederherstellung dieses historischen Zentrums verbun-den eine Verherrlichung der bdquoGlanzzeit Preuszligensldquo vom ersten Koumlnig Preuszligens bis zum Kaiser sehen Kritiker darin Doch wenn man genau schaut so kehren die fuumlrst-lichen Architekturen am Lustgarten mit der Rekonstruktion des Schlosses wieder zu ihrem alten Streitgepraumlch zuruumlck Schinkels Altes Museum (1825-1830) mit seinem Vorbild der griechischen Antike sollte urspruumlnglich dem Barock des Schluumlter-Schlos-ses Einhalt gewaumlhren Der Dom (1894-1905) wiederum missachtet den Klassizis-mus Schinkels und uumlbertrumpft das Schloss in seiner neobarocken Wuchtigkeit Da

Links Endlich mal aus anderer Perspektive auf den Berliner Dom geblickt auf der Baustelle des Berliner Schlosses im Juni 2015 Nordfluumlgel Foto Sophie Jungrechts Ein staumldtebauliches Ensemble wird wieder hergestellt ndash Schloss Altes Museum (nicht im Bild) und Berliner Dom Foto copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum bbz landschaftsarchitekten

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Oben Aufriss der Nordfassade unten Ansicht von der Nord-West-Seite Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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mussten wohl die preuszligischen Herrscher immer noch einen draufsetzen namentlich Koumlnig Friedrich I Koumlnig Friedrich Wilhelm III und Kaiser Wilhelm II Diese Geltungs-anspruumlche aus der Geschichte Berlins werden wieder sichtbar und eigentlich decken sie vielmehr Ironie auf als gefaumlhrliche Glorifizierung Das ist doch okay

Der zukuumlnftige Schlossbau selbst ist wirklich seltsam Er schwankt zwischen detail-getreuer Nachahmung idealisierter Rekonstruktion und mutlosem Neubau 184 mal 117 Meter ist er groszlig durch und durch aus Stahlbeton ausgestattet mit einer derart komplexen Gebaumludetechnik dass allein das ganze Untergeschoss damit gefuumlllt ist Von 40 Prozent Technik spricht Manfred Rettig stolz An drei Auszligenfassaden wird das historische Schmuckwerk wieder zu sehen sein

An den Fassaden ablesbar werden in Zukunft die wichtigsten Bauphasen der fuumlrst-lichen Residenz sein angefangen mit dem Barock des groszligen Schlossbaumeisters Andreas Schluumlter uumlber seine Nachfolger Johann Friedrich von Eosander und Martin Heinrich Boumlhme bis zum Klassizismus Friedrich Schinkels und August Stuumllers die beide an der Kuppel arbeiteten Als einzig wilhelminischer Teil wird die Ornamentik am Kuppelportal rekonstruiert Ebenso werden in Teilen zwei Innenhoumlfe wiederhergestellt der Eosander-Hof und der Schluumlter-Hof Letzterer ist das eigentliche Prachtstuumlck des zukuumlnftigen Schlosses Man arbeitet bereits im Detail daran

Franco Stella der 2008 den Wettbewerb um das Berliner Schloss gewann hat ein sehr wichtiges Motiv in den Schlossbau eingefuumlhrt Die Oumlffnung des Schlosses zur Stadt und zur Oumlffentlichkeit Zwei Houmlfe werden in Zukunft immer zwischen Lustgarten und Rathausstraszlige geoumlffnet sein Kein monarchischer Riegel sondern eine Passage fuumlr die Buumlrger soll der Schlossbau damit werden

Der Eosander-Hof soll in Zukunft eine Passage fuumlr die Buumlrger sein Die Rekonstruktion seiner historischen Nordfassade soll nach Entwuumlrfen von Johann Friedrich Eosander erfolgen Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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Diese Raumlumlichkeiten werden in Zukunft einen modernen Museums- und Wissenschaftsbetrieb beherbergen Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Stephan Falk

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Auch interessant ist dass Stella rekonstruierte und zeitgenoumlssische Partien unter-schiedlich ausgestalten wird Das Schloss wird sich deutlich als Neubau offenbaren Doch Stellas moderne Fassaden sind enttaumluschend Auf Schluumlters und Eosanders barocke Raster in den Innenhoumlfen reagiert der Architekt aus Vicenza ebenfalls mit Rastern Auf die rekonstruierten Sandsteinsaumlulen antwortet er seinerseits mit simpli-fizierten Saumlulen aus Architekturbeton Die Oumldnis der Wiederholung ist jetzt schon sichtbar Anstelle von Mut zum Kontrast herrscht Zuruumlckhaltung das ist schade

Stellas Spreefassade ist besser Hier am Belvedere zeigt sich das Schloss zur Stadt hin modern Endlich loumlst der Architekt die historischen Proportionen die er sonst nachahmt auf Wo in Zukunft die Sammlungen der Dahlemer Museen aus-gestellt sein werden oumlffnet sich der Bau mit riesigen offenen Fensterflaumlchen gelegt in ein gespreiztes Gitter aus Ortbeton

Dass sich die Innenhoumlfe egal ob rekonstruiert oder reinterpretiert so sehr am his-torischen Vorbild Schluumlters orientieren ist eine kulturpolitische Entscheidung Eine

Jury der unter anderem Wolfgang Thierse als Vertreter des Bundestages Kultur-staatsminister Bernd Neumann der damalige Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee und Hermann Parzinger der heutige Direktor der Stiftung Preuszligischer Kulturbesitz angehoumlrten favorisierte 2008 Stellas Vorschlag fuumlr ein neues Schloss Dem Ideal des Schluumlterbaus kam dieser am nahesten Denn der Entwurf von Andreas Schluumlter kurz nach 1701 entstanden ist das groszlige Vorbild Von dem barocken Schlossbaumeis-ter der von Kunsthistorikern gerne als bdquoMichelangelo des Nordensldquo bezeichnet wird existieren heute noch Plaumlne und Risse die nun die Grundlage fuumlr den Wiederaufbau bilden Allerdings sind auch diese idealisiert zudem vollendete nicht Schluumlter sondern seine Nachfolger ab 1706 das Schloss Jeder von ihnen fuumlgte jeweils eigene Details hinzu An vielen Stellen muss heute gemutmaszligt werden

Dafuumlr haumllt man sich an den Dingen fest die bekannt sind Gruumlndlichst werden Skulpturenprogramm und Ornamentik zwischen Schluumlter-Barock und Stuumller-Klassik wiederhergestellt Selbst die gleichen Materialien ndash Baustoffe stammen aus dem Elb-sandsteingebirge und Schlesien ndash werden verwendet Vorlage bieten Fotografien

Links Blick in das zukuumlnftige Foyer des Humboldtforums rechts die Suumldostfassade mit dem modernen Belvedere an der Spree An seiner Stelle stand das Schloss in seinen Bauphasen von 1448 bis zirka 1701 Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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von denen interessanterweise ein Groszligteil zu DDR-Zeiten kurz vor dem Abriss ent-stand Die fotografischen Abbildungen ermoumlglichen auch historisch gewachsene Maumlngel des originalen Schlosses zu rekonstruieren Beispiele sind Blendfenster und ein asymmetrisch angelegter Mittelrisalit im Schluumlterhof Beide vom Ideal abruumlckende bdquoMutationenldquo wurden urspruumlnglich durch das Renaissance-Schloss bedingt das bis zur Sprengung die Gestalt der Residenz deutlich mitpraumlgte An seiner Stelle steht nun Stellas modernes Belvedere

Jetzt werden also diese vorbarocken Partien als Relikte auf der Schluumlter-Fassade wiederhergestellt finden aber ansonsten beim gesamten Wiederaufbau keine Be-achtung Dass etwa der Renaissance-Teil des Berliner Schlosses ausgeblendet wird der Schluumlter-Barock aber akribisch nachgeahmt wird ist widerspruumlchlich Das eine haumllt man fuumlr bedeutungsvoll und das andere anscheinend fuumlr bedeutungslos Diese Wertung der Architekturgeschichte des Berliner Schlosses zugunsten eines Schluumlter-Ideals wurde mit dem Zuschlag fuumlr Franco Stella 2008 entschieden Andere Wettbewerbsbeitraumlge etwa von Hans Kollhoff wollten auch die Kleinteiligkeit und Unregelmaumlszligigkeit der verschachtelten Schlosspartien vor dem groszligen Schluumlterbau in der Rekonstruktion wieder sichtbar werden lassen Doch man entschied sich gegen solche Vorschlaumlge

Das Innere wird modern ndash mit Wiederaufbau wird das nichts mehr zu tun haben Hiersoll ein Museums- Wissenschafts- und Repraumlsentationsbetrieb entstehen mit Multi-funktionssaumllen und Rolltreppen Das groszlige Foyer am Kuppeleingang wird mit einer Glasuumlberdachung versehen deren Stahltraumlger jetzt schon angebracht sind Zwei Saumlle allerdings an der Stelle des ehemaligen Rittersaals und des ehemaligen Elisabeth-saals zeigen eine Besonderheit Ihre Saumlulen sind derart gerichtet dass sich die his-torische Raumordnung rekonstruieren lieszlige ndash diese Moumlglichkeit wollte man sich doch noch offenlassen So wie ohnehin noch einiges an diesem Schlossbau offen ist

Oben Das Kernstuumlck der Schlossrekonstruktion der Schluumlterhof urspruumlnglich von ca 1701 bis 1706 errichtet Blick von Suumlden Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella unten In der Schlossbauhuumltte arbeitet man an der Rekonstruktion des Fassadenschmucks Foto copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum

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Links Moderne Treppenhalle im Schlossbau rechts Blick aus dem Foyer des Humboldtforums auf das Kuppelportal Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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Es ist ein schwieriges Ding dieses Schloss Groszlig und trotzig steht es jetzt da dabei zeigt seine Architektur gleichzeitig so viel Unschluumlssigkeit und zoumlgernde Vorsicht Ein Dilemma das sich auch auf die Debatten um die zukuumlnftige Nutzung des Schlosses uumlbertragen laumlsst

Gut ist dass dieser Bau jetzt wo er steht Diskussionen ausloumlst Denn so sang- und klanglos wie das Kommandantenhaus das der Bertelsmann-Konzern einfach so ein paar Meter weiter an der prestigereichen Adresse Unter den Linden 1 nach der Wende wiedererrichtete soll dieses Schloss nicht vollendet werden bull

Noch besteht das Schloss nur aus Stahlbeton Baustellenrundgang im Juni 2015 Fotos Sophie Jung

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GRUNDRISS - ERDGESCHOSS

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GRUNDRISS - ERSTES OBERGESCHOSS

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GRUNDRISS - DACH

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STIFTUNG BERLINER SCHLOSS - HUMBOLDTFORUM

Die Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum ist eine gemeinnuumltzige Stiftung buumlrgerlichen Rechts die gemaumlszlig eines Beschlusses des Deutschen Bundestages von der Bundesrepublik Deutschland gefoumlrdert wird Sie ist Bauherrin und zukuumlnftige Eigentuumlmerin des Schlosses Manfred Rettig ein Architekt und Planer der bereits den Umzug der Bundesregierung von Bonn nach Berlin leitete steht ihr vor Kaufmaumlnnischer Vorsitz ist Johannes Wien der uumlber viele Jahre im Leitungsbereich des Bundesministeriums fuumlr Verkehr Bau und Stadtentwicklung gearbeitet hat

DIE IDEE Erst mit der Wiedervereinigung wurde die Schlossrekonstruktionuumlberhaupt ernsthaft diskutiert 1992 initiierte Wilhelm von Boddien ein Unternehmer aus Hamburg mecklenburgischer Herkunft den Foumlrderverein Berliner Schloss eV der 2001 zur Gruumlndung des gemeinnuumltzigen Vereins Stadtschloss Berlin Initiative eV fuumlhrte Die Befuumlrworter bewiesen einen langen Atem ndash 2013 wurde der Grundstein gelegt

ZUR SCHLOSSNUTZUNG

Das Schloss wird gebaut doch was kommt hinein Als mit den Debatten um den Wiederaufbau des Schlosses auch die Frage nach seiner zukuumlnftigen Nutzung auftauchte unterbreitete 2001 der Kunsthistoriker Horst Bredekamp das Konzept des bdquoHumboldtforumsldquo Zwei Komponenten kommen dabei zusammen Zum einen soll die Kunstkammer die sich einst im originalen Schloss befand und einen Mikro-kosmos der Welt in Artefakten repraumlsentiert als Denklabor rekonstruiert werden Zum anderen sollen die ethnologischen Sammlungen die sich derzeit in Berlin-Dahlem befinden ins Zentrum geholt werden Das Schloss koumlnne zu einer bdquomikroskopischen Weltldquo werden in der die bdquoauszligereuropaumlische Kunst dominiertldquo so der Kunsthistoriker

Bredekamps Idee wurde aufgegriffen und erweitert Im Schlossbau wird in Zukunft die Stiftung Preuszligischer Kulturbesitz im zweiten und dritten Obergeschoss die auszligereuropaumlischen Sammlungen ihrer Staatlichen Museen zu Berlin zeigen Im ersten Obergeschoss den bdquoWerkstaumltten des Wissensldquo ziehen die teilweise zum UNESCO-Weltkulturerbe zaumlhlenden Wissensarchive dieser Museen ein hinzu kom-men das Humboldt-Labor der Humboldt-Universitaumlt zu Berlin und die Ausstellung bdquoWeltStadtBerlinldquo des Landes Berlin Gruumlndungsintendant des Humboldtforums ist der Brite Neil McGregor Der Direktor des Britischen Museums wird nach Berlin wechseln und die Einrichtung im rekonstruierten Stadtschloss begleiten

RICHTFEST UND TAGE DER OFFENEN BAUSTELLE Richtfest ist am 12 Juni 2015 Interessierte koumlnnen den Rohbau an den Tagen der offenen Baustelle am 13 und 14 Juni 2015 jeweils 10ndash18 Uhr besichtigen

Mehr Infos und Programm unter wwwsbs-humboldtforumde

Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum

Manfred Rettig Vorstand und Sprecher Johannes Wien Kaufmaumlnnischer Vorstand

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EIN GRUND DER FUumlR DAS STADTSCHLOSS SPRICHTDIE HUMBOLDT-BOX WIRD ABGERISSEN

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EINE FRAGE DER HALTUNGBARKOW LEIBINGER SPIELRAUM

VON JEANETTE KUNSMANN

Buumlcher sind Fetisch pur ndash das wissen die Verlage das weiszlig Karl Lagerfeld und so geht es auch den meisten Designern und den Architekten Letztere duumlrfen ihr Werk zwar seit Aufhebung des Werbeverbots 1999 auch auf einer eigenen Webseite praumlsentieren verzichten deshalb aber nicht auf die gedruckte und gebun-dene Werkschau Im Gegenteil Es sind vermutlich nie so viele Architek-ten-Monographien erschienen wie in den letzten Jahren

Eines dieser Buumlcher stammt von dem Berliner Buumlro Barkow Leibinger ndash sie schenkten es sich zum 21 Geburtstag 1993 von der Stuttgarterin Regine Lei-binger und dem in Kansas City gebo-renen Frank Barkow gegruumlndet ist das Studio damit sowohl nach deutschem als auch nach amerikanischem Recht volljaumlhrig ndash also erwachsen Braucht man da ein Buch Und wenn ja fuumlr wen Nur fuumlr sich selbst oder auch fuumlr

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andere Sie haumltten in den letzten zwan-zig Jahren mit so vielen und verschie-denen Leuten zusammengearbeitet so viele Vorlesungen gehalten da sei so ein Buch nicht nur fuumlr einen selbst sondern fuumlr einen groszligen Kreis beantwortet Regine Leibinger diese Frage auf der Buchvorstellung in den Raumlumen von Walther Koumlnig Bereits im Dezember 2014 erschienen hatten die Architekten dort Mitte Mai ihr Werk unter dem Titel bdquoBuumlcher Machenldquo vorgestellt ndash zusammen mit Stephan Truumlby Diese Konstellation passte insofern aumluszligerst gut da Truumlby auf der einen Seite ein be-kannter Kurator und Theoretiker ist auf der anderen Seite aber vor vielen Jahren auch als Architekt gearbeitet hat ndash im Buumlro von Barkow Leibinger

Regine Leibinger und Frank Barkow haben ihr Buch ernst genommen als ein Projekt wie ein Gebaumlude Uumlber drei Jahre dauerte der Prozess etwa 400 Seiten sind es geworden Mutig wur-den Informationen wie die Werkliste weggelassen man findet alles dazu auf der Website die parallel zur Publika-tion von den Londoner Grafikern ZAK Group einen Relaunch bekam

Die inhaltliche Gliederung in die fuumlnf Themenfelder bdquoFabrication Researchldquo bdquoLiminal Faccedilade Deep Surfaceldquo bdquoUltra Structuralldquo bdquoMakeoverldquo und bdquoSite Specificldquo half den Architekten dabei ihr Archiv zu sortieren steht aber gleichzei-tig auch symbolisch fuumlr die Arbeitsweise und die Haltung des Buumlros bdquoLetztend-lich sind Barkow Leibinger genauso sehr sbquobricoleurelsquo wie Ingenieure Der sbquobrico-lagelsquo dem Basteln wohnt immer ein Element inspirierten Handelns inneldquo schreibt Hal Foster in seinem Vorwort bdquoArchitektur als Instrumentrdquo und schafft eine Bruumlcke zum Titel bdquoUnd wie wir von den groumlszligten deutschen Philoso-phen der Aumlsthetik wissen ist ein solches Spiel auch fuumlr die Kunst grundlegend wichtig Es eroumlffnet einen Raum fuumlr fantasievolle Antworten auf alle gestell-ten Fragen Letztendlich ist es das was die Architektur von Barkow Leibinger uns anbietet Spielraum Raum fuumlr Erfindungenldquo

Foster ist einer der vier Autoren die Barkow Leibinger mit den Texten fuumlr ihr Buch beauftragt haben Carson Chan setzt die Projekte in Seoul Berlin und Marrakesch in einen Kontext

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sagt Regine Leibinger bdquoDas sind die Schluumlsselbegriffe fuumlr (unsere) architek-tonische Haltungldquo Vielleicht laumlsst sich dieses Zitat auch auf die Buchbranche uumlbertragen

Barkow LeibingerSpielraumGestaltung von Zak GroupDeutsch EnglischHatje Cantz 2014Hardcover 426 Seiten58 Euro

wwwhatjecantzde

Sarah Whiting fokussiert sich auf die Beziehung von Barkow Leibinger zu Dach und Decke und Brett Steele schreibt uumlber das Architekturdenken der Berliner Architekten Der Dokumen-tarfotograf Iwan Baan hat den Trumpf-Campus in Ditzingen besucht und zeigt in seinem Fotoessay die Architektur von Frank Barkow und Regine Leibinger in ihrer alltaumlglichen Nutzung

Es ist nicht ihre erste Publikation aber die erste mit einem solchem Umfang Bereits mit bdquoBricoleurldquo und bdquoAn Atlas Of Fabricationldquo beide bei Architectural Association Publications erschienen haben Barkow Leibinger gezeigt dass ihre Buumlcher einen eigenen Willen und Charakter haben Bereits hier haben sie auch mit Zak Kyes zusammenge-arbeitet und sich auf ein konsequentes Layout eingelassen das den Inhalt wie die Folien einer ihrer bdquoLecturesldquo prauml-sentiert In dem dritten Buch geben sie den Inhalten einen anderen Raum orientieren sich aber an einem klaren Raster ndash passend zu ihrer Haltung bdquoFuumlr mich muss Architektur nachvollziehbar sein und sie muss angemessen seinldquo

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ARCHITEKTUR PUR

bdquoNo vehicles No trees No roughness groundldquo Das fordert Beniamino Servino Seine Haltung uumlber Architektur und Stadt manifestierte der italienische Kuumlnstler in seiner aktuellen Arbeit bdquoPost Ecological Cityldquo pg Foto Condominiums Post Ecological City copy Beniamino Servino ec2it

Page 7: NGGE SCHLOSS JETZT! w Leibinger:pielraummedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1885895/baunetzwoche... · Am 21. Juni entsteht zur Eröffnung im ZMK Zentrum für Kunst

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Der zukuumlnftige Schlossbau ist wirklich seltsam Er schwankt zwischen detailgetreuer Nachahmung idealisierter Rekonstruktion und mutlosem Neubau Diesen Freitag ist Richtfest

Das Berliner Schloss ist so gut wie da seine maumlchtige Betonkuppel macht schon seit Monaten dem Berliner Dom Konkurrenz Diesen Freitag ist Richtfest Die Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum wirbt neuerdings auf Werbeplakaten mit dem Spruch bdquoKomm ins Offeneldquo fuumlr das Ereignis und ihr Vorsitzender Manfred Rettig ver-kuumlndet volksfreundlich Termine und Budgets werden eingehalten Lets face it so traurig es ist dass zunaumlchst der Palast der Republik abgerissen wurde und daraufhin die schoumlne Leere zwischen Dom und Breiter Straszlige als bester staumldtebaulicher Kom-mentar zur Debatte einem monumentalen Geschichts-Fake weichen musste Das Schloss wird kommen Seiner Einweihung im Jahr 2019 wandert die Stiftung stramm entgegen Mit dieser Gewissheit im Nacken sollte der Blick darauf gelenkt werden was nun im Berliner Zentrum tatsaumlchlich architektonisch entsteht

Die fuumlrstliche Mitte Berlins wird wieder aufgebaut Ein historisches Gebaumlude-ensemble das zuvor nur als Assoziation uumlber der Prachtstaszlige Unter den Linden schwebte wird erneut sichtbar das barocke Schloss mit seinem Pendant dem Zeughaus ndash beide von Andreas Schluumlter um 1700 entworfen ndash ihm gegenuumlber-

VON SOPHIE JUNG

ES WIRD KOMMENDAS STADTSCHLOSS IN BERLIN FEIERT RICHTFEST

Unten wird das alte Mauerwerk bereits rekonstruiert und oben nimmt die Kuppel Formen an die Westfassade des Berliner Schlosses Anfang Juni 2015 Foto copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum

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gestellt die Antikensammlung von Friedrich Schinkel und schlieszliglich der neobarocke Dom von Julius Raschdorf der als Antwort auf die anderen zu lesen sein sollte und es in seiner Protzigkeit nie verdient hat als ein solcher Solitaumlr dazustehen wie er es in den letzten Jahren tat Das neue Schloss wird an genau der gleichen Stelle stehen wie das alte Die Achse Unter den Linden wird wie zuvor als Tangente seine Nord-West-Spitze streifen um dann die Perspektive in das historische Buumlrgerzentrum ndash schon immer ein urbaner Widersacher des Schlosses ndash Richtung Marienkirche und Alexan-derplatz weiterzufuumlhren

Ein Unbehagen ist mit der Wiederherstellung dieses historischen Zentrums verbun-den eine Verherrlichung der bdquoGlanzzeit Preuszligensldquo vom ersten Koumlnig Preuszligens bis zum Kaiser sehen Kritiker darin Doch wenn man genau schaut so kehren die fuumlrst-lichen Architekturen am Lustgarten mit der Rekonstruktion des Schlosses wieder zu ihrem alten Streitgepraumlch zuruumlck Schinkels Altes Museum (1825-1830) mit seinem Vorbild der griechischen Antike sollte urspruumlnglich dem Barock des Schluumlter-Schlos-ses Einhalt gewaumlhren Der Dom (1894-1905) wiederum missachtet den Klassizis-mus Schinkels und uumlbertrumpft das Schloss in seiner neobarocken Wuchtigkeit Da

Links Endlich mal aus anderer Perspektive auf den Berliner Dom geblickt auf der Baustelle des Berliner Schlosses im Juni 2015 Nordfluumlgel Foto Sophie Jungrechts Ein staumldtebauliches Ensemble wird wieder hergestellt ndash Schloss Altes Museum (nicht im Bild) und Berliner Dom Foto copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum bbz landschaftsarchitekten

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Oben Aufriss der Nordfassade unten Ansicht von der Nord-West-Seite Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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mussten wohl die preuszligischen Herrscher immer noch einen draufsetzen namentlich Koumlnig Friedrich I Koumlnig Friedrich Wilhelm III und Kaiser Wilhelm II Diese Geltungs-anspruumlche aus der Geschichte Berlins werden wieder sichtbar und eigentlich decken sie vielmehr Ironie auf als gefaumlhrliche Glorifizierung Das ist doch okay

Der zukuumlnftige Schlossbau selbst ist wirklich seltsam Er schwankt zwischen detail-getreuer Nachahmung idealisierter Rekonstruktion und mutlosem Neubau 184 mal 117 Meter ist er groszlig durch und durch aus Stahlbeton ausgestattet mit einer derart komplexen Gebaumludetechnik dass allein das ganze Untergeschoss damit gefuumlllt ist Von 40 Prozent Technik spricht Manfred Rettig stolz An drei Auszligenfassaden wird das historische Schmuckwerk wieder zu sehen sein

An den Fassaden ablesbar werden in Zukunft die wichtigsten Bauphasen der fuumlrst-lichen Residenz sein angefangen mit dem Barock des groszligen Schlossbaumeisters Andreas Schluumlter uumlber seine Nachfolger Johann Friedrich von Eosander und Martin Heinrich Boumlhme bis zum Klassizismus Friedrich Schinkels und August Stuumllers die beide an der Kuppel arbeiteten Als einzig wilhelminischer Teil wird die Ornamentik am Kuppelportal rekonstruiert Ebenso werden in Teilen zwei Innenhoumlfe wiederhergestellt der Eosander-Hof und der Schluumlter-Hof Letzterer ist das eigentliche Prachtstuumlck des zukuumlnftigen Schlosses Man arbeitet bereits im Detail daran

Franco Stella der 2008 den Wettbewerb um das Berliner Schloss gewann hat ein sehr wichtiges Motiv in den Schlossbau eingefuumlhrt Die Oumlffnung des Schlosses zur Stadt und zur Oumlffentlichkeit Zwei Houmlfe werden in Zukunft immer zwischen Lustgarten und Rathausstraszlige geoumlffnet sein Kein monarchischer Riegel sondern eine Passage fuumlr die Buumlrger soll der Schlossbau damit werden

Der Eosander-Hof soll in Zukunft eine Passage fuumlr die Buumlrger sein Die Rekonstruktion seiner historischen Nordfassade soll nach Entwuumlrfen von Johann Friedrich Eosander erfolgen Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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Diese Raumlumlichkeiten werden in Zukunft einen modernen Museums- und Wissenschaftsbetrieb beherbergen Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Stephan Falk

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Auch interessant ist dass Stella rekonstruierte und zeitgenoumlssische Partien unter-schiedlich ausgestalten wird Das Schloss wird sich deutlich als Neubau offenbaren Doch Stellas moderne Fassaden sind enttaumluschend Auf Schluumlters und Eosanders barocke Raster in den Innenhoumlfen reagiert der Architekt aus Vicenza ebenfalls mit Rastern Auf die rekonstruierten Sandsteinsaumlulen antwortet er seinerseits mit simpli-fizierten Saumlulen aus Architekturbeton Die Oumldnis der Wiederholung ist jetzt schon sichtbar Anstelle von Mut zum Kontrast herrscht Zuruumlckhaltung das ist schade

Stellas Spreefassade ist besser Hier am Belvedere zeigt sich das Schloss zur Stadt hin modern Endlich loumlst der Architekt die historischen Proportionen die er sonst nachahmt auf Wo in Zukunft die Sammlungen der Dahlemer Museen aus-gestellt sein werden oumlffnet sich der Bau mit riesigen offenen Fensterflaumlchen gelegt in ein gespreiztes Gitter aus Ortbeton

Dass sich die Innenhoumlfe egal ob rekonstruiert oder reinterpretiert so sehr am his-torischen Vorbild Schluumlters orientieren ist eine kulturpolitische Entscheidung Eine

Jury der unter anderem Wolfgang Thierse als Vertreter des Bundestages Kultur-staatsminister Bernd Neumann der damalige Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee und Hermann Parzinger der heutige Direktor der Stiftung Preuszligischer Kulturbesitz angehoumlrten favorisierte 2008 Stellas Vorschlag fuumlr ein neues Schloss Dem Ideal des Schluumlterbaus kam dieser am nahesten Denn der Entwurf von Andreas Schluumlter kurz nach 1701 entstanden ist das groszlige Vorbild Von dem barocken Schlossbaumeis-ter der von Kunsthistorikern gerne als bdquoMichelangelo des Nordensldquo bezeichnet wird existieren heute noch Plaumlne und Risse die nun die Grundlage fuumlr den Wiederaufbau bilden Allerdings sind auch diese idealisiert zudem vollendete nicht Schluumlter sondern seine Nachfolger ab 1706 das Schloss Jeder von ihnen fuumlgte jeweils eigene Details hinzu An vielen Stellen muss heute gemutmaszligt werden

Dafuumlr haumllt man sich an den Dingen fest die bekannt sind Gruumlndlichst werden Skulpturenprogramm und Ornamentik zwischen Schluumlter-Barock und Stuumller-Klassik wiederhergestellt Selbst die gleichen Materialien ndash Baustoffe stammen aus dem Elb-sandsteingebirge und Schlesien ndash werden verwendet Vorlage bieten Fotografien

Links Blick in das zukuumlnftige Foyer des Humboldtforums rechts die Suumldostfassade mit dem modernen Belvedere an der Spree An seiner Stelle stand das Schloss in seinen Bauphasen von 1448 bis zirka 1701 Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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von denen interessanterweise ein Groszligteil zu DDR-Zeiten kurz vor dem Abriss ent-stand Die fotografischen Abbildungen ermoumlglichen auch historisch gewachsene Maumlngel des originalen Schlosses zu rekonstruieren Beispiele sind Blendfenster und ein asymmetrisch angelegter Mittelrisalit im Schluumlterhof Beide vom Ideal abruumlckende bdquoMutationenldquo wurden urspruumlnglich durch das Renaissance-Schloss bedingt das bis zur Sprengung die Gestalt der Residenz deutlich mitpraumlgte An seiner Stelle steht nun Stellas modernes Belvedere

Jetzt werden also diese vorbarocken Partien als Relikte auf der Schluumlter-Fassade wiederhergestellt finden aber ansonsten beim gesamten Wiederaufbau keine Be-achtung Dass etwa der Renaissance-Teil des Berliner Schlosses ausgeblendet wird der Schluumlter-Barock aber akribisch nachgeahmt wird ist widerspruumlchlich Das eine haumllt man fuumlr bedeutungsvoll und das andere anscheinend fuumlr bedeutungslos Diese Wertung der Architekturgeschichte des Berliner Schlosses zugunsten eines Schluumlter-Ideals wurde mit dem Zuschlag fuumlr Franco Stella 2008 entschieden Andere Wettbewerbsbeitraumlge etwa von Hans Kollhoff wollten auch die Kleinteiligkeit und Unregelmaumlszligigkeit der verschachtelten Schlosspartien vor dem groszligen Schluumlterbau in der Rekonstruktion wieder sichtbar werden lassen Doch man entschied sich gegen solche Vorschlaumlge

Das Innere wird modern ndash mit Wiederaufbau wird das nichts mehr zu tun haben Hiersoll ein Museums- Wissenschafts- und Repraumlsentationsbetrieb entstehen mit Multi-funktionssaumllen und Rolltreppen Das groszlige Foyer am Kuppeleingang wird mit einer Glasuumlberdachung versehen deren Stahltraumlger jetzt schon angebracht sind Zwei Saumlle allerdings an der Stelle des ehemaligen Rittersaals und des ehemaligen Elisabeth-saals zeigen eine Besonderheit Ihre Saumlulen sind derart gerichtet dass sich die his-torische Raumordnung rekonstruieren lieszlige ndash diese Moumlglichkeit wollte man sich doch noch offenlassen So wie ohnehin noch einiges an diesem Schlossbau offen ist

Oben Das Kernstuumlck der Schlossrekonstruktion der Schluumlterhof urspruumlnglich von ca 1701 bis 1706 errichtet Blick von Suumlden Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella unten In der Schlossbauhuumltte arbeitet man an der Rekonstruktion des Fassadenschmucks Foto copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum

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Links Moderne Treppenhalle im Schlossbau rechts Blick aus dem Foyer des Humboldtforums auf das Kuppelportal Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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Es ist ein schwieriges Ding dieses Schloss Groszlig und trotzig steht es jetzt da dabei zeigt seine Architektur gleichzeitig so viel Unschluumlssigkeit und zoumlgernde Vorsicht Ein Dilemma das sich auch auf die Debatten um die zukuumlnftige Nutzung des Schlosses uumlbertragen laumlsst

Gut ist dass dieser Bau jetzt wo er steht Diskussionen ausloumlst Denn so sang- und klanglos wie das Kommandantenhaus das der Bertelsmann-Konzern einfach so ein paar Meter weiter an der prestigereichen Adresse Unter den Linden 1 nach der Wende wiedererrichtete soll dieses Schloss nicht vollendet werden bull

Noch besteht das Schloss nur aus Stahlbeton Baustellenrundgang im Juni 2015 Fotos Sophie Jung

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GRUNDRISS - ERDGESCHOSS

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GRUNDRISS - ERSTES OBERGESCHOSS

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GRUNDRISS - DACH

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STIFTUNG BERLINER SCHLOSS - HUMBOLDTFORUM

Die Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum ist eine gemeinnuumltzige Stiftung buumlrgerlichen Rechts die gemaumlszlig eines Beschlusses des Deutschen Bundestages von der Bundesrepublik Deutschland gefoumlrdert wird Sie ist Bauherrin und zukuumlnftige Eigentuumlmerin des Schlosses Manfred Rettig ein Architekt und Planer der bereits den Umzug der Bundesregierung von Bonn nach Berlin leitete steht ihr vor Kaufmaumlnnischer Vorsitz ist Johannes Wien der uumlber viele Jahre im Leitungsbereich des Bundesministeriums fuumlr Verkehr Bau und Stadtentwicklung gearbeitet hat

DIE IDEE Erst mit der Wiedervereinigung wurde die Schlossrekonstruktionuumlberhaupt ernsthaft diskutiert 1992 initiierte Wilhelm von Boddien ein Unternehmer aus Hamburg mecklenburgischer Herkunft den Foumlrderverein Berliner Schloss eV der 2001 zur Gruumlndung des gemeinnuumltzigen Vereins Stadtschloss Berlin Initiative eV fuumlhrte Die Befuumlrworter bewiesen einen langen Atem ndash 2013 wurde der Grundstein gelegt

ZUR SCHLOSSNUTZUNG

Das Schloss wird gebaut doch was kommt hinein Als mit den Debatten um den Wiederaufbau des Schlosses auch die Frage nach seiner zukuumlnftigen Nutzung auftauchte unterbreitete 2001 der Kunsthistoriker Horst Bredekamp das Konzept des bdquoHumboldtforumsldquo Zwei Komponenten kommen dabei zusammen Zum einen soll die Kunstkammer die sich einst im originalen Schloss befand und einen Mikro-kosmos der Welt in Artefakten repraumlsentiert als Denklabor rekonstruiert werden Zum anderen sollen die ethnologischen Sammlungen die sich derzeit in Berlin-Dahlem befinden ins Zentrum geholt werden Das Schloss koumlnne zu einer bdquomikroskopischen Weltldquo werden in der die bdquoauszligereuropaumlische Kunst dominiertldquo so der Kunsthistoriker

Bredekamps Idee wurde aufgegriffen und erweitert Im Schlossbau wird in Zukunft die Stiftung Preuszligischer Kulturbesitz im zweiten und dritten Obergeschoss die auszligereuropaumlischen Sammlungen ihrer Staatlichen Museen zu Berlin zeigen Im ersten Obergeschoss den bdquoWerkstaumltten des Wissensldquo ziehen die teilweise zum UNESCO-Weltkulturerbe zaumlhlenden Wissensarchive dieser Museen ein hinzu kom-men das Humboldt-Labor der Humboldt-Universitaumlt zu Berlin und die Ausstellung bdquoWeltStadtBerlinldquo des Landes Berlin Gruumlndungsintendant des Humboldtforums ist der Brite Neil McGregor Der Direktor des Britischen Museums wird nach Berlin wechseln und die Einrichtung im rekonstruierten Stadtschloss begleiten

RICHTFEST UND TAGE DER OFFENEN BAUSTELLE Richtfest ist am 12 Juni 2015 Interessierte koumlnnen den Rohbau an den Tagen der offenen Baustelle am 13 und 14 Juni 2015 jeweils 10ndash18 Uhr besichtigen

Mehr Infos und Programm unter wwwsbs-humboldtforumde

Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum

Manfred Rettig Vorstand und Sprecher Johannes Wien Kaufmaumlnnischer Vorstand

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EIN GRUND DER FUumlR DAS STADTSCHLOSS SPRICHTDIE HUMBOLDT-BOX WIRD ABGERISSEN

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EINE FRAGE DER HALTUNGBARKOW LEIBINGER SPIELRAUM

VON JEANETTE KUNSMANN

Buumlcher sind Fetisch pur ndash das wissen die Verlage das weiszlig Karl Lagerfeld und so geht es auch den meisten Designern und den Architekten Letztere duumlrfen ihr Werk zwar seit Aufhebung des Werbeverbots 1999 auch auf einer eigenen Webseite praumlsentieren verzichten deshalb aber nicht auf die gedruckte und gebun-dene Werkschau Im Gegenteil Es sind vermutlich nie so viele Architek-ten-Monographien erschienen wie in den letzten Jahren

Eines dieser Buumlcher stammt von dem Berliner Buumlro Barkow Leibinger ndash sie schenkten es sich zum 21 Geburtstag 1993 von der Stuttgarterin Regine Lei-binger und dem in Kansas City gebo-renen Frank Barkow gegruumlndet ist das Studio damit sowohl nach deutschem als auch nach amerikanischem Recht volljaumlhrig ndash also erwachsen Braucht man da ein Buch Und wenn ja fuumlr wen Nur fuumlr sich selbst oder auch fuumlr

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andere Sie haumltten in den letzten zwan-zig Jahren mit so vielen und verschie-denen Leuten zusammengearbeitet so viele Vorlesungen gehalten da sei so ein Buch nicht nur fuumlr einen selbst sondern fuumlr einen groszligen Kreis beantwortet Regine Leibinger diese Frage auf der Buchvorstellung in den Raumlumen von Walther Koumlnig Bereits im Dezember 2014 erschienen hatten die Architekten dort Mitte Mai ihr Werk unter dem Titel bdquoBuumlcher Machenldquo vorgestellt ndash zusammen mit Stephan Truumlby Diese Konstellation passte insofern aumluszligerst gut da Truumlby auf der einen Seite ein be-kannter Kurator und Theoretiker ist auf der anderen Seite aber vor vielen Jahren auch als Architekt gearbeitet hat ndash im Buumlro von Barkow Leibinger

Regine Leibinger und Frank Barkow haben ihr Buch ernst genommen als ein Projekt wie ein Gebaumlude Uumlber drei Jahre dauerte der Prozess etwa 400 Seiten sind es geworden Mutig wur-den Informationen wie die Werkliste weggelassen man findet alles dazu auf der Website die parallel zur Publika-tion von den Londoner Grafikern ZAK Group einen Relaunch bekam

Die inhaltliche Gliederung in die fuumlnf Themenfelder bdquoFabrication Researchldquo bdquoLiminal Faccedilade Deep Surfaceldquo bdquoUltra Structuralldquo bdquoMakeoverldquo und bdquoSite Specificldquo half den Architekten dabei ihr Archiv zu sortieren steht aber gleichzei-tig auch symbolisch fuumlr die Arbeitsweise und die Haltung des Buumlros bdquoLetztend-lich sind Barkow Leibinger genauso sehr sbquobricoleurelsquo wie Ingenieure Der sbquobrico-lagelsquo dem Basteln wohnt immer ein Element inspirierten Handelns inneldquo schreibt Hal Foster in seinem Vorwort bdquoArchitektur als Instrumentrdquo und schafft eine Bruumlcke zum Titel bdquoUnd wie wir von den groumlszligten deutschen Philoso-phen der Aumlsthetik wissen ist ein solches Spiel auch fuumlr die Kunst grundlegend wichtig Es eroumlffnet einen Raum fuumlr fantasievolle Antworten auf alle gestell-ten Fragen Letztendlich ist es das was die Architektur von Barkow Leibinger uns anbietet Spielraum Raum fuumlr Erfindungenldquo

Foster ist einer der vier Autoren die Barkow Leibinger mit den Texten fuumlr ihr Buch beauftragt haben Carson Chan setzt die Projekte in Seoul Berlin und Marrakesch in einen Kontext

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sagt Regine Leibinger bdquoDas sind die Schluumlsselbegriffe fuumlr (unsere) architek-tonische Haltungldquo Vielleicht laumlsst sich dieses Zitat auch auf die Buchbranche uumlbertragen

Barkow LeibingerSpielraumGestaltung von Zak GroupDeutsch EnglischHatje Cantz 2014Hardcover 426 Seiten58 Euro

wwwhatjecantzde

Sarah Whiting fokussiert sich auf die Beziehung von Barkow Leibinger zu Dach und Decke und Brett Steele schreibt uumlber das Architekturdenken der Berliner Architekten Der Dokumen-tarfotograf Iwan Baan hat den Trumpf-Campus in Ditzingen besucht und zeigt in seinem Fotoessay die Architektur von Frank Barkow und Regine Leibinger in ihrer alltaumlglichen Nutzung

Es ist nicht ihre erste Publikation aber die erste mit einem solchem Umfang Bereits mit bdquoBricoleurldquo und bdquoAn Atlas Of Fabricationldquo beide bei Architectural Association Publications erschienen haben Barkow Leibinger gezeigt dass ihre Buumlcher einen eigenen Willen und Charakter haben Bereits hier haben sie auch mit Zak Kyes zusammenge-arbeitet und sich auf ein konsequentes Layout eingelassen das den Inhalt wie die Folien einer ihrer bdquoLecturesldquo prauml-sentiert In dem dritten Buch geben sie den Inhalten einen anderen Raum orientieren sich aber an einem klaren Raster ndash passend zu ihrer Haltung bdquoFuumlr mich muss Architektur nachvollziehbar sein und sie muss angemessen seinldquo

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ARCHITEKTUR PUR

bdquoNo vehicles No trees No roughness groundldquo Das fordert Beniamino Servino Seine Haltung uumlber Architektur und Stadt manifestierte der italienische Kuumlnstler in seiner aktuellen Arbeit bdquoPost Ecological Cityldquo pg Foto Condominiums Post Ecological City copy Beniamino Servino ec2it

Page 8: NGGE SCHLOSS JETZT! w Leibinger:pielraummedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1885895/baunetzwoche... · Am 21. Juni entsteht zur Eröffnung im ZMK Zentrum für Kunst

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Der zukuumlnftige Schlossbau ist wirklich seltsam Er schwankt zwischen detailgetreuer Nachahmung idealisierter Rekonstruktion und mutlosem Neubau Diesen Freitag ist Richtfest

Das Berliner Schloss ist so gut wie da seine maumlchtige Betonkuppel macht schon seit Monaten dem Berliner Dom Konkurrenz Diesen Freitag ist Richtfest Die Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum wirbt neuerdings auf Werbeplakaten mit dem Spruch bdquoKomm ins Offeneldquo fuumlr das Ereignis und ihr Vorsitzender Manfred Rettig ver-kuumlndet volksfreundlich Termine und Budgets werden eingehalten Lets face it so traurig es ist dass zunaumlchst der Palast der Republik abgerissen wurde und daraufhin die schoumlne Leere zwischen Dom und Breiter Straszlige als bester staumldtebaulicher Kom-mentar zur Debatte einem monumentalen Geschichts-Fake weichen musste Das Schloss wird kommen Seiner Einweihung im Jahr 2019 wandert die Stiftung stramm entgegen Mit dieser Gewissheit im Nacken sollte der Blick darauf gelenkt werden was nun im Berliner Zentrum tatsaumlchlich architektonisch entsteht

Die fuumlrstliche Mitte Berlins wird wieder aufgebaut Ein historisches Gebaumlude-ensemble das zuvor nur als Assoziation uumlber der Prachtstaszlige Unter den Linden schwebte wird erneut sichtbar das barocke Schloss mit seinem Pendant dem Zeughaus ndash beide von Andreas Schluumlter um 1700 entworfen ndash ihm gegenuumlber-

VON SOPHIE JUNG

ES WIRD KOMMENDAS STADTSCHLOSS IN BERLIN FEIERT RICHTFEST

Unten wird das alte Mauerwerk bereits rekonstruiert und oben nimmt die Kuppel Formen an die Westfassade des Berliner Schlosses Anfang Juni 2015 Foto copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum

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gestellt die Antikensammlung von Friedrich Schinkel und schlieszliglich der neobarocke Dom von Julius Raschdorf der als Antwort auf die anderen zu lesen sein sollte und es in seiner Protzigkeit nie verdient hat als ein solcher Solitaumlr dazustehen wie er es in den letzten Jahren tat Das neue Schloss wird an genau der gleichen Stelle stehen wie das alte Die Achse Unter den Linden wird wie zuvor als Tangente seine Nord-West-Spitze streifen um dann die Perspektive in das historische Buumlrgerzentrum ndash schon immer ein urbaner Widersacher des Schlosses ndash Richtung Marienkirche und Alexan-derplatz weiterzufuumlhren

Ein Unbehagen ist mit der Wiederherstellung dieses historischen Zentrums verbun-den eine Verherrlichung der bdquoGlanzzeit Preuszligensldquo vom ersten Koumlnig Preuszligens bis zum Kaiser sehen Kritiker darin Doch wenn man genau schaut so kehren die fuumlrst-lichen Architekturen am Lustgarten mit der Rekonstruktion des Schlosses wieder zu ihrem alten Streitgepraumlch zuruumlck Schinkels Altes Museum (1825-1830) mit seinem Vorbild der griechischen Antike sollte urspruumlnglich dem Barock des Schluumlter-Schlos-ses Einhalt gewaumlhren Der Dom (1894-1905) wiederum missachtet den Klassizis-mus Schinkels und uumlbertrumpft das Schloss in seiner neobarocken Wuchtigkeit Da

Links Endlich mal aus anderer Perspektive auf den Berliner Dom geblickt auf der Baustelle des Berliner Schlosses im Juni 2015 Nordfluumlgel Foto Sophie Jungrechts Ein staumldtebauliches Ensemble wird wieder hergestellt ndash Schloss Altes Museum (nicht im Bild) und Berliner Dom Foto copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum bbz landschaftsarchitekten

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Oben Aufriss der Nordfassade unten Ansicht von der Nord-West-Seite Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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mussten wohl die preuszligischen Herrscher immer noch einen draufsetzen namentlich Koumlnig Friedrich I Koumlnig Friedrich Wilhelm III und Kaiser Wilhelm II Diese Geltungs-anspruumlche aus der Geschichte Berlins werden wieder sichtbar und eigentlich decken sie vielmehr Ironie auf als gefaumlhrliche Glorifizierung Das ist doch okay

Der zukuumlnftige Schlossbau selbst ist wirklich seltsam Er schwankt zwischen detail-getreuer Nachahmung idealisierter Rekonstruktion und mutlosem Neubau 184 mal 117 Meter ist er groszlig durch und durch aus Stahlbeton ausgestattet mit einer derart komplexen Gebaumludetechnik dass allein das ganze Untergeschoss damit gefuumlllt ist Von 40 Prozent Technik spricht Manfred Rettig stolz An drei Auszligenfassaden wird das historische Schmuckwerk wieder zu sehen sein

An den Fassaden ablesbar werden in Zukunft die wichtigsten Bauphasen der fuumlrst-lichen Residenz sein angefangen mit dem Barock des groszligen Schlossbaumeisters Andreas Schluumlter uumlber seine Nachfolger Johann Friedrich von Eosander und Martin Heinrich Boumlhme bis zum Klassizismus Friedrich Schinkels und August Stuumllers die beide an der Kuppel arbeiteten Als einzig wilhelminischer Teil wird die Ornamentik am Kuppelportal rekonstruiert Ebenso werden in Teilen zwei Innenhoumlfe wiederhergestellt der Eosander-Hof und der Schluumlter-Hof Letzterer ist das eigentliche Prachtstuumlck des zukuumlnftigen Schlosses Man arbeitet bereits im Detail daran

Franco Stella der 2008 den Wettbewerb um das Berliner Schloss gewann hat ein sehr wichtiges Motiv in den Schlossbau eingefuumlhrt Die Oumlffnung des Schlosses zur Stadt und zur Oumlffentlichkeit Zwei Houmlfe werden in Zukunft immer zwischen Lustgarten und Rathausstraszlige geoumlffnet sein Kein monarchischer Riegel sondern eine Passage fuumlr die Buumlrger soll der Schlossbau damit werden

Der Eosander-Hof soll in Zukunft eine Passage fuumlr die Buumlrger sein Die Rekonstruktion seiner historischen Nordfassade soll nach Entwuumlrfen von Johann Friedrich Eosander erfolgen Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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Auch interessant ist dass Stella rekonstruierte und zeitgenoumlssische Partien unter-schiedlich ausgestalten wird Das Schloss wird sich deutlich als Neubau offenbaren Doch Stellas moderne Fassaden sind enttaumluschend Auf Schluumlters und Eosanders barocke Raster in den Innenhoumlfen reagiert der Architekt aus Vicenza ebenfalls mit Rastern Auf die rekonstruierten Sandsteinsaumlulen antwortet er seinerseits mit simpli-fizierten Saumlulen aus Architekturbeton Die Oumldnis der Wiederholung ist jetzt schon sichtbar Anstelle von Mut zum Kontrast herrscht Zuruumlckhaltung das ist schade

Stellas Spreefassade ist besser Hier am Belvedere zeigt sich das Schloss zur Stadt hin modern Endlich loumlst der Architekt die historischen Proportionen die er sonst nachahmt auf Wo in Zukunft die Sammlungen der Dahlemer Museen aus-gestellt sein werden oumlffnet sich der Bau mit riesigen offenen Fensterflaumlchen gelegt in ein gespreiztes Gitter aus Ortbeton

Dass sich die Innenhoumlfe egal ob rekonstruiert oder reinterpretiert so sehr am his-torischen Vorbild Schluumlters orientieren ist eine kulturpolitische Entscheidung Eine

Jury der unter anderem Wolfgang Thierse als Vertreter des Bundestages Kultur-staatsminister Bernd Neumann der damalige Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee und Hermann Parzinger der heutige Direktor der Stiftung Preuszligischer Kulturbesitz angehoumlrten favorisierte 2008 Stellas Vorschlag fuumlr ein neues Schloss Dem Ideal des Schluumlterbaus kam dieser am nahesten Denn der Entwurf von Andreas Schluumlter kurz nach 1701 entstanden ist das groszlige Vorbild Von dem barocken Schlossbaumeis-ter der von Kunsthistorikern gerne als bdquoMichelangelo des Nordensldquo bezeichnet wird existieren heute noch Plaumlne und Risse die nun die Grundlage fuumlr den Wiederaufbau bilden Allerdings sind auch diese idealisiert zudem vollendete nicht Schluumlter sondern seine Nachfolger ab 1706 das Schloss Jeder von ihnen fuumlgte jeweils eigene Details hinzu An vielen Stellen muss heute gemutmaszligt werden

Dafuumlr haumllt man sich an den Dingen fest die bekannt sind Gruumlndlichst werden Skulpturenprogramm und Ornamentik zwischen Schluumlter-Barock und Stuumller-Klassik wiederhergestellt Selbst die gleichen Materialien ndash Baustoffe stammen aus dem Elb-sandsteingebirge und Schlesien ndash werden verwendet Vorlage bieten Fotografien

Links Blick in das zukuumlnftige Foyer des Humboldtforums rechts die Suumldostfassade mit dem modernen Belvedere an der Spree An seiner Stelle stand das Schloss in seinen Bauphasen von 1448 bis zirka 1701 Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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von denen interessanterweise ein Groszligteil zu DDR-Zeiten kurz vor dem Abriss ent-stand Die fotografischen Abbildungen ermoumlglichen auch historisch gewachsene Maumlngel des originalen Schlosses zu rekonstruieren Beispiele sind Blendfenster und ein asymmetrisch angelegter Mittelrisalit im Schluumlterhof Beide vom Ideal abruumlckende bdquoMutationenldquo wurden urspruumlnglich durch das Renaissance-Schloss bedingt das bis zur Sprengung die Gestalt der Residenz deutlich mitpraumlgte An seiner Stelle steht nun Stellas modernes Belvedere

Jetzt werden also diese vorbarocken Partien als Relikte auf der Schluumlter-Fassade wiederhergestellt finden aber ansonsten beim gesamten Wiederaufbau keine Be-achtung Dass etwa der Renaissance-Teil des Berliner Schlosses ausgeblendet wird der Schluumlter-Barock aber akribisch nachgeahmt wird ist widerspruumlchlich Das eine haumllt man fuumlr bedeutungsvoll und das andere anscheinend fuumlr bedeutungslos Diese Wertung der Architekturgeschichte des Berliner Schlosses zugunsten eines Schluumlter-Ideals wurde mit dem Zuschlag fuumlr Franco Stella 2008 entschieden Andere Wettbewerbsbeitraumlge etwa von Hans Kollhoff wollten auch die Kleinteiligkeit und Unregelmaumlszligigkeit der verschachtelten Schlosspartien vor dem groszligen Schluumlterbau in der Rekonstruktion wieder sichtbar werden lassen Doch man entschied sich gegen solche Vorschlaumlge

Das Innere wird modern ndash mit Wiederaufbau wird das nichts mehr zu tun haben Hiersoll ein Museums- Wissenschafts- und Repraumlsentationsbetrieb entstehen mit Multi-funktionssaumllen und Rolltreppen Das groszlige Foyer am Kuppeleingang wird mit einer Glasuumlberdachung versehen deren Stahltraumlger jetzt schon angebracht sind Zwei Saumlle allerdings an der Stelle des ehemaligen Rittersaals und des ehemaligen Elisabeth-saals zeigen eine Besonderheit Ihre Saumlulen sind derart gerichtet dass sich die his-torische Raumordnung rekonstruieren lieszlige ndash diese Moumlglichkeit wollte man sich doch noch offenlassen So wie ohnehin noch einiges an diesem Schlossbau offen ist

Oben Das Kernstuumlck der Schlossrekonstruktion der Schluumlterhof urspruumlnglich von ca 1701 bis 1706 errichtet Blick von Suumlden Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella unten In der Schlossbauhuumltte arbeitet man an der Rekonstruktion des Fassadenschmucks Foto copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum

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Es ist ein schwieriges Ding dieses Schloss Groszlig und trotzig steht es jetzt da dabei zeigt seine Architektur gleichzeitig so viel Unschluumlssigkeit und zoumlgernde Vorsicht Ein Dilemma das sich auch auf die Debatten um die zukuumlnftige Nutzung des Schlosses uumlbertragen laumlsst

Gut ist dass dieser Bau jetzt wo er steht Diskussionen ausloumlst Denn so sang- und klanglos wie das Kommandantenhaus das der Bertelsmann-Konzern einfach so ein paar Meter weiter an der prestigereichen Adresse Unter den Linden 1 nach der Wende wiedererrichtete soll dieses Schloss nicht vollendet werden bull

Noch besteht das Schloss nur aus Stahlbeton Baustellenrundgang im Juni 2015 Fotos Sophie Jung

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GRUNDRISS - ERSTES OBERGESCHOSS

Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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GRUNDRISS - DACH

Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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STIFTUNG BERLINER SCHLOSS - HUMBOLDTFORUM

Die Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum ist eine gemeinnuumltzige Stiftung buumlrgerlichen Rechts die gemaumlszlig eines Beschlusses des Deutschen Bundestages von der Bundesrepublik Deutschland gefoumlrdert wird Sie ist Bauherrin und zukuumlnftige Eigentuumlmerin des Schlosses Manfred Rettig ein Architekt und Planer der bereits den Umzug der Bundesregierung von Bonn nach Berlin leitete steht ihr vor Kaufmaumlnnischer Vorsitz ist Johannes Wien der uumlber viele Jahre im Leitungsbereich des Bundesministeriums fuumlr Verkehr Bau und Stadtentwicklung gearbeitet hat

DIE IDEE Erst mit der Wiedervereinigung wurde die Schlossrekonstruktionuumlberhaupt ernsthaft diskutiert 1992 initiierte Wilhelm von Boddien ein Unternehmer aus Hamburg mecklenburgischer Herkunft den Foumlrderverein Berliner Schloss eV der 2001 zur Gruumlndung des gemeinnuumltzigen Vereins Stadtschloss Berlin Initiative eV fuumlhrte Die Befuumlrworter bewiesen einen langen Atem ndash 2013 wurde der Grundstein gelegt

ZUR SCHLOSSNUTZUNG

Das Schloss wird gebaut doch was kommt hinein Als mit den Debatten um den Wiederaufbau des Schlosses auch die Frage nach seiner zukuumlnftigen Nutzung auftauchte unterbreitete 2001 der Kunsthistoriker Horst Bredekamp das Konzept des bdquoHumboldtforumsldquo Zwei Komponenten kommen dabei zusammen Zum einen soll die Kunstkammer die sich einst im originalen Schloss befand und einen Mikro-kosmos der Welt in Artefakten repraumlsentiert als Denklabor rekonstruiert werden Zum anderen sollen die ethnologischen Sammlungen die sich derzeit in Berlin-Dahlem befinden ins Zentrum geholt werden Das Schloss koumlnne zu einer bdquomikroskopischen Weltldquo werden in der die bdquoauszligereuropaumlische Kunst dominiertldquo so der Kunsthistoriker

Bredekamps Idee wurde aufgegriffen und erweitert Im Schlossbau wird in Zukunft die Stiftung Preuszligischer Kulturbesitz im zweiten und dritten Obergeschoss die auszligereuropaumlischen Sammlungen ihrer Staatlichen Museen zu Berlin zeigen Im ersten Obergeschoss den bdquoWerkstaumltten des Wissensldquo ziehen die teilweise zum UNESCO-Weltkulturerbe zaumlhlenden Wissensarchive dieser Museen ein hinzu kom-men das Humboldt-Labor der Humboldt-Universitaumlt zu Berlin und die Ausstellung bdquoWeltStadtBerlinldquo des Landes Berlin Gruumlndungsintendant des Humboldtforums ist der Brite Neil McGregor Der Direktor des Britischen Museums wird nach Berlin wechseln und die Einrichtung im rekonstruierten Stadtschloss begleiten

RICHTFEST UND TAGE DER OFFENEN BAUSTELLE Richtfest ist am 12 Juni 2015 Interessierte koumlnnen den Rohbau an den Tagen der offenen Baustelle am 13 und 14 Juni 2015 jeweils 10ndash18 Uhr besichtigen

Mehr Infos und Programm unter wwwsbs-humboldtforumde

Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum

Manfred Rettig Vorstand und Sprecher Johannes Wien Kaufmaumlnnischer Vorstand

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EIN GRUND DER FUumlR DAS STADTSCHLOSS SPRICHTDIE HUMBOLDT-BOX WIRD ABGERISSEN

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EINE FRAGE DER HALTUNGBARKOW LEIBINGER SPIELRAUM

VON JEANETTE KUNSMANN

Buumlcher sind Fetisch pur ndash das wissen die Verlage das weiszlig Karl Lagerfeld und so geht es auch den meisten Designern und den Architekten Letztere duumlrfen ihr Werk zwar seit Aufhebung des Werbeverbots 1999 auch auf einer eigenen Webseite praumlsentieren verzichten deshalb aber nicht auf die gedruckte und gebun-dene Werkschau Im Gegenteil Es sind vermutlich nie so viele Architek-ten-Monographien erschienen wie in den letzten Jahren

Eines dieser Buumlcher stammt von dem Berliner Buumlro Barkow Leibinger ndash sie schenkten es sich zum 21 Geburtstag 1993 von der Stuttgarterin Regine Lei-binger und dem in Kansas City gebo-renen Frank Barkow gegruumlndet ist das Studio damit sowohl nach deutschem als auch nach amerikanischem Recht volljaumlhrig ndash also erwachsen Braucht man da ein Buch Und wenn ja fuumlr wen Nur fuumlr sich selbst oder auch fuumlr

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andere Sie haumltten in den letzten zwan-zig Jahren mit so vielen und verschie-denen Leuten zusammengearbeitet so viele Vorlesungen gehalten da sei so ein Buch nicht nur fuumlr einen selbst sondern fuumlr einen groszligen Kreis beantwortet Regine Leibinger diese Frage auf der Buchvorstellung in den Raumlumen von Walther Koumlnig Bereits im Dezember 2014 erschienen hatten die Architekten dort Mitte Mai ihr Werk unter dem Titel bdquoBuumlcher Machenldquo vorgestellt ndash zusammen mit Stephan Truumlby Diese Konstellation passte insofern aumluszligerst gut da Truumlby auf der einen Seite ein be-kannter Kurator und Theoretiker ist auf der anderen Seite aber vor vielen Jahren auch als Architekt gearbeitet hat ndash im Buumlro von Barkow Leibinger

Regine Leibinger und Frank Barkow haben ihr Buch ernst genommen als ein Projekt wie ein Gebaumlude Uumlber drei Jahre dauerte der Prozess etwa 400 Seiten sind es geworden Mutig wur-den Informationen wie die Werkliste weggelassen man findet alles dazu auf der Website die parallel zur Publika-tion von den Londoner Grafikern ZAK Group einen Relaunch bekam

Die inhaltliche Gliederung in die fuumlnf Themenfelder bdquoFabrication Researchldquo bdquoLiminal Faccedilade Deep Surfaceldquo bdquoUltra Structuralldquo bdquoMakeoverldquo und bdquoSite Specificldquo half den Architekten dabei ihr Archiv zu sortieren steht aber gleichzei-tig auch symbolisch fuumlr die Arbeitsweise und die Haltung des Buumlros bdquoLetztend-lich sind Barkow Leibinger genauso sehr sbquobricoleurelsquo wie Ingenieure Der sbquobrico-lagelsquo dem Basteln wohnt immer ein Element inspirierten Handelns inneldquo schreibt Hal Foster in seinem Vorwort bdquoArchitektur als Instrumentrdquo und schafft eine Bruumlcke zum Titel bdquoUnd wie wir von den groumlszligten deutschen Philoso-phen der Aumlsthetik wissen ist ein solches Spiel auch fuumlr die Kunst grundlegend wichtig Es eroumlffnet einen Raum fuumlr fantasievolle Antworten auf alle gestell-ten Fragen Letztendlich ist es das was die Architektur von Barkow Leibinger uns anbietet Spielraum Raum fuumlr Erfindungenldquo

Foster ist einer der vier Autoren die Barkow Leibinger mit den Texten fuumlr ihr Buch beauftragt haben Carson Chan setzt die Projekte in Seoul Berlin und Marrakesch in einen Kontext

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sagt Regine Leibinger bdquoDas sind die Schluumlsselbegriffe fuumlr (unsere) architek-tonische Haltungldquo Vielleicht laumlsst sich dieses Zitat auch auf die Buchbranche uumlbertragen

Barkow LeibingerSpielraumGestaltung von Zak GroupDeutsch EnglischHatje Cantz 2014Hardcover 426 Seiten58 Euro

wwwhatjecantzde

Sarah Whiting fokussiert sich auf die Beziehung von Barkow Leibinger zu Dach und Decke und Brett Steele schreibt uumlber das Architekturdenken der Berliner Architekten Der Dokumen-tarfotograf Iwan Baan hat den Trumpf-Campus in Ditzingen besucht und zeigt in seinem Fotoessay die Architektur von Frank Barkow und Regine Leibinger in ihrer alltaumlglichen Nutzung

Es ist nicht ihre erste Publikation aber die erste mit einem solchem Umfang Bereits mit bdquoBricoleurldquo und bdquoAn Atlas Of Fabricationldquo beide bei Architectural Association Publications erschienen haben Barkow Leibinger gezeigt dass ihre Buumlcher einen eigenen Willen und Charakter haben Bereits hier haben sie auch mit Zak Kyes zusammenge-arbeitet und sich auf ein konsequentes Layout eingelassen das den Inhalt wie die Folien einer ihrer bdquoLecturesldquo prauml-sentiert In dem dritten Buch geben sie den Inhalten einen anderen Raum orientieren sich aber an einem klaren Raster ndash passend zu ihrer Haltung bdquoFuumlr mich muss Architektur nachvollziehbar sein und sie muss angemessen seinldquo

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ARCHITEKTUR PUR

bdquoNo vehicles No trees No roughness groundldquo Das fordert Beniamino Servino Seine Haltung uumlber Architektur und Stadt manifestierte der italienische Kuumlnstler in seiner aktuellen Arbeit bdquoPost Ecological Cityldquo pg Foto Condominiums Post Ecological City copy Beniamino Servino ec2it

Page 9: NGGE SCHLOSS JETZT! w Leibinger:pielraummedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1885895/baunetzwoche... · Am 21. Juni entsteht zur Eröffnung im ZMK Zentrum für Kunst

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gestellt die Antikensammlung von Friedrich Schinkel und schlieszliglich der neobarocke Dom von Julius Raschdorf der als Antwort auf die anderen zu lesen sein sollte und es in seiner Protzigkeit nie verdient hat als ein solcher Solitaumlr dazustehen wie er es in den letzten Jahren tat Das neue Schloss wird an genau der gleichen Stelle stehen wie das alte Die Achse Unter den Linden wird wie zuvor als Tangente seine Nord-West-Spitze streifen um dann die Perspektive in das historische Buumlrgerzentrum ndash schon immer ein urbaner Widersacher des Schlosses ndash Richtung Marienkirche und Alexan-derplatz weiterzufuumlhren

Ein Unbehagen ist mit der Wiederherstellung dieses historischen Zentrums verbun-den eine Verherrlichung der bdquoGlanzzeit Preuszligensldquo vom ersten Koumlnig Preuszligens bis zum Kaiser sehen Kritiker darin Doch wenn man genau schaut so kehren die fuumlrst-lichen Architekturen am Lustgarten mit der Rekonstruktion des Schlosses wieder zu ihrem alten Streitgepraumlch zuruumlck Schinkels Altes Museum (1825-1830) mit seinem Vorbild der griechischen Antike sollte urspruumlnglich dem Barock des Schluumlter-Schlos-ses Einhalt gewaumlhren Der Dom (1894-1905) wiederum missachtet den Klassizis-mus Schinkels und uumlbertrumpft das Schloss in seiner neobarocken Wuchtigkeit Da

Links Endlich mal aus anderer Perspektive auf den Berliner Dom geblickt auf der Baustelle des Berliner Schlosses im Juni 2015 Nordfluumlgel Foto Sophie Jungrechts Ein staumldtebauliches Ensemble wird wieder hergestellt ndash Schloss Altes Museum (nicht im Bild) und Berliner Dom Foto copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum bbz landschaftsarchitekten

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Oben Aufriss der Nordfassade unten Ansicht von der Nord-West-Seite Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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mussten wohl die preuszligischen Herrscher immer noch einen draufsetzen namentlich Koumlnig Friedrich I Koumlnig Friedrich Wilhelm III und Kaiser Wilhelm II Diese Geltungs-anspruumlche aus der Geschichte Berlins werden wieder sichtbar und eigentlich decken sie vielmehr Ironie auf als gefaumlhrliche Glorifizierung Das ist doch okay

Der zukuumlnftige Schlossbau selbst ist wirklich seltsam Er schwankt zwischen detail-getreuer Nachahmung idealisierter Rekonstruktion und mutlosem Neubau 184 mal 117 Meter ist er groszlig durch und durch aus Stahlbeton ausgestattet mit einer derart komplexen Gebaumludetechnik dass allein das ganze Untergeschoss damit gefuumlllt ist Von 40 Prozent Technik spricht Manfred Rettig stolz An drei Auszligenfassaden wird das historische Schmuckwerk wieder zu sehen sein

An den Fassaden ablesbar werden in Zukunft die wichtigsten Bauphasen der fuumlrst-lichen Residenz sein angefangen mit dem Barock des groszligen Schlossbaumeisters Andreas Schluumlter uumlber seine Nachfolger Johann Friedrich von Eosander und Martin Heinrich Boumlhme bis zum Klassizismus Friedrich Schinkels und August Stuumllers die beide an der Kuppel arbeiteten Als einzig wilhelminischer Teil wird die Ornamentik am Kuppelportal rekonstruiert Ebenso werden in Teilen zwei Innenhoumlfe wiederhergestellt der Eosander-Hof und der Schluumlter-Hof Letzterer ist das eigentliche Prachtstuumlck des zukuumlnftigen Schlosses Man arbeitet bereits im Detail daran

Franco Stella der 2008 den Wettbewerb um das Berliner Schloss gewann hat ein sehr wichtiges Motiv in den Schlossbau eingefuumlhrt Die Oumlffnung des Schlosses zur Stadt und zur Oumlffentlichkeit Zwei Houmlfe werden in Zukunft immer zwischen Lustgarten und Rathausstraszlige geoumlffnet sein Kein monarchischer Riegel sondern eine Passage fuumlr die Buumlrger soll der Schlossbau damit werden

Der Eosander-Hof soll in Zukunft eine Passage fuumlr die Buumlrger sein Die Rekonstruktion seiner historischen Nordfassade soll nach Entwuumlrfen von Johann Friedrich Eosander erfolgen Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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Diese Raumlumlichkeiten werden in Zukunft einen modernen Museums- und Wissenschaftsbetrieb beherbergen Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Stephan Falk

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Auch interessant ist dass Stella rekonstruierte und zeitgenoumlssische Partien unter-schiedlich ausgestalten wird Das Schloss wird sich deutlich als Neubau offenbaren Doch Stellas moderne Fassaden sind enttaumluschend Auf Schluumlters und Eosanders barocke Raster in den Innenhoumlfen reagiert der Architekt aus Vicenza ebenfalls mit Rastern Auf die rekonstruierten Sandsteinsaumlulen antwortet er seinerseits mit simpli-fizierten Saumlulen aus Architekturbeton Die Oumldnis der Wiederholung ist jetzt schon sichtbar Anstelle von Mut zum Kontrast herrscht Zuruumlckhaltung das ist schade

Stellas Spreefassade ist besser Hier am Belvedere zeigt sich das Schloss zur Stadt hin modern Endlich loumlst der Architekt die historischen Proportionen die er sonst nachahmt auf Wo in Zukunft die Sammlungen der Dahlemer Museen aus-gestellt sein werden oumlffnet sich der Bau mit riesigen offenen Fensterflaumlchen gelegt in ein gespreiztes Gitter aus Ortbeton

Dass sich die Innenhoumlfe egal ob rekonstruiert oder reinterpretiert so sehr am his-torischen Vorbild Schluumlters orientieren ist eine kulturpolitische Entscheidung Eine

Jury der unter anderem Wolfgang Thierse als Vertreter des Bundestages Kultur-staatsminister Bernd Neumann der damalige Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee und Hermann Parzinger der heutige Direktor der Stiftung Preuszligischer Kulturbesitz angehoumlrten favorisierte 2008 Stellas Vorschlag fuumlr ein neues Schloss Dem Ideal des Schluumlterbaus kam dieser am nahesten Denn der Entwurf von Andreas Schluumlter kurz nach 1701 entstanden ist das groszlige Vorbild Von dem barocken Schlossbaumeis-ter der von Kunsthistorikern gerne als bdquoMichelangelo des Nordensldquo bezeichnet wird existieren heute noch Plaumlne und Risse die nun die Grundlage fuumlr den Wiederaufbau bilden Allerdings sind auch diese idealisiert zudem vollendete nicht Schluumlter sondern seine Nachfolger ab 1706 das Schloss Jeder von ihnen fuumlgte jeweils eigene Details hinzu An vielen Stellen muss heute gemutmaszligt werden

Dafuumlr haumllt man sich an den Dingen fest die bekannt sind Gruumlndlichst werden Skulpturenprogramm und Ornamentik zwischen Schluumlter-Barock und Stuumller-Klassik wiederhergestellt Selbst die gleichen Materialien ndash Baustoffe stammen aus dem Elb-sandsteingebirge und Schlesien ndash werden verwendet Vorlage bieten Fotografien

Links Blick in das zukuumlnftige Foyer des Humboldtforums rechts die Suumldostfassade mit dem modernen Belvedere an der Spree An seiner Stelle stand das Schloss in seinen Bauphasen von 1448 bis zirka 1701 Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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von denen interessanterweise ein Groszligteil zu DDR-Zeiten kurz vor dem Abriss ent-stand Die fotografischen Abbildungen ermoumlglichen auch historisch gewachsene Maumlngel des originalen Schlosses zu rekonstruieren Beispiele sind Blendfenster und ein asymmetrisch angelegter Mittelrisalit im Schluumlterhof Beide vom Ideal abruumlckende bdquoMutationenldquo wurden urspruumlnglich durch das Renaissance-Schloss bedingt das bis zur Sprengung die Gestalt der Residenz deutlich mitpraumlgte An seiner Stelle steht nun Stellas modernes Belvedere

Jetzt werden also diese vorbarocken Partien als Relikte auf der Schluumlter-Fassade wiederhergestellt finden aber ansonsten beim gesamten Wiederaufbau keine Be-achtung Dass etwa der Renaissance-Teil des Berliner Schlosses ausgeblendet wird der Schluumlter-Barock aber akribisch nachgeahmt wird ist widerspruumlchlich Das eine haumllt man fuumlr bedeutungsvoll und das andere anscheinend fuumlr bedeutungslos Diese Wertung der Architekturgeschichte des Berliner Schlosses zugunsten eines Schluumlter-Ideals wurde mit dem Zuschlag fuumlr Franco Stella 2008 entschieden Andere Wettbewerbsbeitraumlge etwa von Hans Kollhoff wollten auch die Kleinteiligkeit und Unregelmaumlszligigkeit der verschachtelten Schlosspartien vor dem groszligen Schluumlterbau in der Rekonstruktion wieder sichtbar werden lassen Doch man entschied sich gegen solche Vorschlaumlge

Das Innere wird modern ndash mit Wiederaufbau wird das nichts mehr zu tun haben Hiersoll ein Museums- Wissenschafts- und Repraumlsentationsbetrieb entstehen mit Multi-funktionssaumllen und Rolltreppen Das groszlige Foyer am Kuppeleingang wird mit einer Glasuumlberdachung versehen deren Stahltraumlger jetzt schon angebracht sind Zwei Saumlle allerdings an der Stelle des ehemaligen Rittersaals und des ehemaligen Elisabeth-saals zeigen eine Besonderheit Ihre Saumlulen sind derart gerichtet dass sich die his-torische Raumordnung rekonstruieren lieszlige ndash diese Moumlglichkeit wollte man sich doch noch offenlassen So wie ohnehin noch einiges an diesem Schlossbau offen ist

Oben Das Kernstuumlck der Schlossrekonstruktion der Schluumlterhof urspruumlnglich von ca 1701 bis 1706 errichtet Blick von Suumlden Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella unten In der Schlossbauhuumltte arbeitet man an der Rekonstruktion des Fassadenschmucks Foto copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum

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Links Moderne Treppenhalle im Schlossbau rechts Blick aus dem Foyer des Humboldtforums auf das Kuppelportal Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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Es ist ein schwieriges Ding dieses Schloss Groszlig und trotzig steht es jetzt da dabei zeigt seine Architektur gleichzeitig so viel Unschluumlssigkeit und zoumlgernde Vorsicht Ein Dilemma das sich auch auf die Debatten um die zukuumlnftige Nutzung des Schlosses uumlbertragen laumlsst

Gut ist dass dieser Bau jetzt wo er steht Diskussionen ausloumlst Denn so sang- und klanglos wie das Kommandantenhaus das der Bertelsmann-Konzern einfach so ein paar Meter weiter an der prestigereichen Adresse Unter den Linden 1 nach der Wende wiedererrichtete soll dieses Schloss nicht vollendet werden bull

Noch besteht das Schloss nur aus Stahlbeton Baustellenrundgang im Juni 2015 Fotos Sophie Jung

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STIFTUNG BERLINER SCHLOSS - HUMBOLDTFORUM

Die Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum ist eine gemeinnuumltzige Stiftung buumlrgerlichen Rechts die gemaumlszlig eines Beschlusses des Deutschen Bundestages von der Bundesrepublik Deutschland gefoumlrdert wird Sie ist Bauherrin und zukuumlnftige Eigentuumlmerin des Schlosses Manfred Rettig ein Architekt und Planer der bereits den Umzug der Bundesregierung von Bonn nach Berlin leitete steht ihr vor Kaufmaumlnnischer Vorsitz ist Johannes Wien der uumlber viele Jahre im Leitungsbereich des Bundesministeriums fuumlr Verkehr Bau und Stadtentwicklung gearbeitet hat

DIE IDEE Erst mit der Wiedervereinigung wurde die Schlossrekonstruktionuumlberhaupt ernsthaft diskutiert 1992 initiierte Wilhelm von Boddien ein Unternehmer aus Hamburg mecklenburgischer Herkunft den Foumlrderverein Berliner Schloss eV der 2001 zur Gruumlndung des gemeinnuumltzigen Vereins Stadtschloss Berlin Initiative eV fuumlhrte Die Befuumlrworter bewiesen einen langen Atem ndash 2013 wurde der Grundstein gelegt

ZUR SCHLOSSNUTZUNG

Das Schloss wird gebaut doch was kommt hinein Als mit den Debatten um den Wiederaufbau des Schlosses auch die Frage nach seiner zukuumlnftigen Nutzung auftauchte unterbreitete 2001 der Kunsthistoriker Horst Bredekamp das Konzept des bdquoHumboldtforumsldquo Zwei Komponenten kommen dabei zusammen Zum einen soll die Kunstkammer die sich einst im originalen Schloss befand und einen Mikro-kosmos der Welt in Artefakten repraumlsentiert als Denklabor rekonstruiert werden Zum anderen sollen die ethnologischen Sammlungen die sich derzeit in Berlin-Dahlem befinden ins Zentrum geholt werden Das Schloss koumlnne zu einer bdquomikroskopischen Weltldquo werden in der die bdquoauszligereuropaumlische Kunst dominiertldquo so der Kunsthistoriker

Bredekamps Idee wurde aufgegriffen und erweitert Im Schlossbau wird in Zukunft die Stiftung Preuszligischer Kulturbesitz im zweiten und dritten Obergeschoss die auszligereuropaumlischen Sammlungen ihrer Staatlichen Museen zu Berlin zeigen Im ersten Obergeschoss den bdquoWerkstaumltten des Wissensldquo ziehen die teilweise zum UNESCO-Weltkulturerbe zaumlhlenden Wissensarchive dieser Museen ein hinzu kom-men das Humboldt-Labor der Humboldt-Universitaumlt zu Berlin und die Ausstellung bdquoWeltStadtBerlinldquo des Landes Berlin Gruumlndungsintendant des Humboldtforums ist der Brite Neil McGregor Der Direktor des Britischen Museums wird nach Berlin wechseln und die Einrichtung im rekonstruierten Stadtschloss begleiten

RICHTFEST UND TAGE DER OFFENEN BAUSTELLE Richtfest ist am 12 Juni 2015 Interessierte koumlnnen den Rohbau an den Tagen der offenen Baustelle am 13 und 14 Juni 2015 jeweils 10ndash18 Uhr besichtigen

Mehr Infos und Programm unter wwwsbs-humboldtforumde

Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum

Manfred Rettig Vorstand und Sprecher Johannes Wien Kaufmaumlnnischer Vorstand

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EINE FRAGE DER HALTUNGBARKOW LEIBINGER SPIELRAUM

VON JEANETTE KUNSMANN

Buumlcher sind Fetisch pur ndash das wissen die Verlage das weiszlig Karl Lagerfeld und so geht es auch den meisten Designern und den Architekten Letztere duumlrfen ihr Werk zwar seit Aufhebung des Werbeverbots 1999 auch auf einer eigenen Webseite praumlsentieren verzichten deshalb aber nicht auf die gedruckte und gebun-dene Werkschau Im Gegenteil Es sind vermutlich nie so viele Architek-ten-Monographien erschienen wie in den letzten Jahren

Eines dieser Buumlcher stammt von dem Berliner Buumlro Barkow Leibinger ndash sie schenkten es sich zum 21 Geburtstag 1993 von der Stuttgarterin Regine Lei-binger und dem in Kansas City gebo-renen Frank Barkow gegruumlndet ist das Studio damit sowohl nach deutschem als auch nach amerikanischem Recht volljaumlhrig ndash also erwachsen Braucht man da ein Buch Und wenn ja fuumlr wen Nur fuumlr sich selbst oder auch fuumlr

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Regine Leibinger und Frank Barkow haben ihr Buch ernst genommen als ein Projekt wie ein Gebaumlude Uumlber drei Jahre dauerte der Prozess etwa 400 Seiten sind es geworden Mutig wur-den Informationen wie die Werkliste weggelassen man findet alles dazu auf der Website die parallel zur Publika-tion von den Londoner Grafikern ZAK Group einen Relaunch bekam

Die inhaltliche Gliederung in die fuumlnf Themenfelder bdquoFabrication Researchldquo bdquoLiminal Faccedilade Deep Surfaceldquo bdquoUltra Structuralldquo bdquoMakeoverldquo und bdquoSite Specificldquo half den Architekten dabei ihr Archiv zu sortieren steht aber gleichzei-tig auch symbolisch fuumlr die Arbeitsweise und die Haltung des Buumlros bdquoLetztend-lich sind Barkow Leibinger genauso sehr sbquobricoleurelsquo wie Ingenieure Der sbquobrico-lagelsquo dem Basteln wohnt immer ein Element inspirierten Handelns inneldquo schreibt Hal Foster in seinem Vorwort bdquoArchitektur als Instrumentrdquo und schafft eine Bruumlcke zum Titel bdquoUnd wie wir von den groumlszligten deutschen Philoso-phen der Aumlsthetik wissen ist ein solches Spiel auch fuumlr die Kunst grundlegend wichtig Es eroumlffnet einen Raum fuumlr fantasievolle Antworten auf alle gestell-ten Fragen Letztendlich ist es das was die Architektur von Barkow Leibinger uns anbietet Spielraum Raum fuumlr Erfindungenldquo

Foster ist einer der vier Autoren die Barkow Leibinger mit den Texten fuumlr ihr Buch beauftragt haben Carson Chan setzt die Projekte in Seoul Berlin und Marrakesch in einen Kontext

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sagt Regine Leibinger bdquoDas sind die Schluumlsselbegriffe fuumlr (unsere) architek-tonische Haltungldquo Vielleicht laumlsst sich dieses Zitat auch auf die Buchbranche uumlbertragen

Barkow LeibingerSpielraumGestaltung von Zak GroupDeutsch EnglischHatje Cantz 2014Hardcover 426 Seiten58 Euro

wwwhatjecantzde

Sarah Whiting fokussiert sich auf die Beziehung von Barkow Leibinger zu Dach und Decke und Brett Steele schreibt uumlber das Architekturdenken der Berliner Architekten Der Dokumen-tarfotograf Iwan Baan hat den Trumpf-Campus in Ditzingen besucht und zeigt in seinem Fotoessay die Architektur von Frank Barkow und Regine Leibinger in ihrer alltaumlglichen Nutzung

Es ist nicht ihre erste Publikation aber die erste mit einem solchem Umfang Bereits mit bdquoBricoleurldquo und bdquoAn Atlas Of Fabricationldquo beide bei Architectural Association Publications erschienen haben Barkow Leibinger gezeigt dass ihre Buumlcher einen eigenen Willen und Charakter haben Bereits hier haben sie auch mit Zak Kyes zusammenge-arbeitet und sich auf ein konsequentes Layout eingelassen das den Inhalt wie die Folien einer ihrer bdquoLecturesldquo prauml-sentiert In dem dritten Buch geben sie den Inhalten einen anderen Raum orientieren sich aber an einem klaren Raster ndash passend zu ihrer Haltung bdquoFuumlr mich muss Architektur nachvollziehbar sein und sie muss angemessen seinldquo

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bdquoNo vehicles No trees No roughness groundldquo Das fordert Beniamino Servino Seine Haltung uumlber Architektur und Stadt manifestierte der italienische Kuumlnstler in seiner aktuellen Arbeit bdquoPost Ecological Cityldquo pg Foto Condominiums Post Ecological City copy Beniamino Servino ec2it

Page 10: NGGE SCHLOSS JETZT! w Leibinger:pielraummedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1885895/baunetzwoche... · Am 21. Juni entsteht zur Eröffnung im ZMK Zentrum für Kunst

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Oben Aufriss der Nordfassade unten Ansicht von der Nord-West-Seite Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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mussten wohl die preuszligischen Herrscher immer noch einen draufsetzen namentlich Koumlnig Friedrich I Koumlnig Friedrich Wilhelm III und Kaiser Wilhelm II Diese Geltungs-anspruumlche aus der Geschichte Berlins werden wieder sichtbar und eigentlich decken sie vielmehr Ironie auf als gefaumlhrliche Glorifizierung Das ist doch okay

Der zukuumlnftige Schlossbau selbst ist wirklich seltsam Er schwankt zwischen detail-getreuer Nachahmung idealisierter Rekonstruktion und mutlosem Neubau 184 mal 117 Meter ist er groszlig durch und durch aus Stahlbeton ausgestattet mit einer derart komplexen Gebaumludetechnik dass allein das ganze Untergeschoss damit gefuumlllt ist Von 40 Prozent Technik spricht Manfred Rettig stolz An drei Auszligenfassaden wird das historische Schmuckwerk wieder zu sehen sein

An den Fassaden ablesbar werden in Zukunft die wichtigsten Bauphasen der fuumlrst-lichen Residenz sein angefangen mit dem Barock des groszligen Schlossbaumeisters Andreas Schluumlter uumlber seine Nachfolger Johann Friedrich von Eosander und Martin Heinrich Boumlhme bis zum Klassizismus Friedrich Schinkels und August Stuumllers die beide an der Kuppel arbeiteten Als einzig wilhelminischer Teil wird die Ornamentik am Kuppelportal rekonstruiert Ebenso werden in Teilen zwei Innenhoumlfe wiederhergestellt der Eosander-Hof und der Schluumlter-Hof Letzterer ist das eigentliche Prachtstuumlck des zukuumlnftigen Schlosses Man arbeitet bereits im Detail daran

Franco Stella der 2008 den Wettbewerb um das Berliner Schloss gewann hat ein sehr wichtiges Motiv in den Schlossbau eingefuumlhrt Die Oumlffnung des Schlosses zur Stadt und zur Oumlffentlichkeit Zwei Houmlfe werden in Zukunft immer zwischen Lustgarten und Rathausstraszlige geoumlffnet sein Kein monarchischer Riegel sondern eine Passage fuumlr die Buumlrger soll der Schlossbau damit werden

Der Eosander-Hof soll in Zukunft eine Passage fuumlr die Buumlrger sein Die Rekonstruktion seiner historischen Nordfassade soll nach Entwuumlrfen von Johann Friedrich Eosander erfolgen Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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Diese Raumlumlichkeiten werden in Zukunft einen modernen Museums- und Wissenschaftsbetrieb beherbergen Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Stephan Falk

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Auch interessant ist dass Stella rekonstruierte und zeitgenoumlssische Partien unter-schiedlich ausgestalten wird Das Schloss wird sich deutlich als Neubau offenbaren Doch Stellas moderne Fassaden sind enttaumluschend Auf Schluumlters und Eosanders barocke Raster in den Innenhoumlfen reagiert der Architekt aus Vicenza ebenfalls mit Rastern Auf die rekonstruierten Sandsteinsaumlulen antwortet er seinerseits mit simpli-fizierten Saumlulen aus Architekturbeton Die Oumldnis der Wiederholung ist jetzt schon sichtbar Anstelle von Mut zum Kontrast herrscht Zuruumlckhaltung das ist schade

Stellas Spreefassade ist besser Hier am Belvedere zeigt sich das Schloss zur Stadt hin modern Endlich loumlst der Architekt die historischen Proportionen die er sonst nachahmt auf Wo in Zukunft die Sammlungen der Dahlemer Museen aus-gestellt sein werden oumlffnet sich der Bau mit riesigen offenen Fensterflaumlchen gelegt in ein gespreiztes Gitter aus Ortbeton

Dass sich die Innenhoumlfe egal ob rekonstruiert oder reinterpretiert so sehr am his-torischen Vorbild Schluumlters orientieren ist eine kulturpolitische Entscheidung Eine

Jury der unter anderem Wolfgang Thierse als Vertreter des Bundestages Kultur-staatsminister Bernd Neumann der damalige Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee und Hermann Parzinger der heutige Direktor der Stiftung Preuszligischer Kulturbesitz angehoumlrten favorisierte 2008 Stellas Vorschlag fuumlr ein neues Schloss Dem Ideal des Schluumlterbaus kam dieser am nahesten Denn der Entwurf von Andreas Schluumlter kurz nach 1701 entstanden ist das groszlige Vorbild Von dem barocken Schlossbaumeis-ter der von Kunsthistorikern gerne als bdquoMichelangelo des Nordensldquo bezeichnet wird existieren heute noch Plaumlne und Risse die nun die Grundlage fuumlr den Wiederaufbau bilden Allerdings sind auch diese idealisiert zudem vollendete nicht Schluumlter sondern seine Nachfolger ab 1706 das Schloss Jeder von ihnen fuumlgte jeweils eigene Details hinzu An vielen Stellen muss heute gemutmaszligt werden

Dafuumlr haumllt man sich an den Dingen fest die bekannt sind Gruumlndlichst werden Skulpturenprogramm und Ornamentik zwischen Schluumlter-Barock und Stuumller-Klassik wiederhergestellt Selbst die gleichen Materialien ndash Baustoffe stammen aus dem Elb-sandsteingebirge und Schlesien ndash werden verwendet Vorlage bieten Fotografien

Links Blick in das zukuumlnftige Foyer des Humboldtforums rechts die Suumldostfassade mit dem modernen Belvedere an der Spree An seiner Stelle stand das Schloss in seinen Bauphasen von 1448 bis zirka 1701 Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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von denen interessanterweise ein Groszligteil zu DDR-Zeiten kurz vor dem Abriss ent-stand Die fotografischen Abbildungen ermoumlglichen auch historisch gewachsene Maumlngel des originalen Schlosses zu rekonstruieren Beispiele sind Blendfenster und ein asymmetrisch angelegter Mittelrisalit im Schluumlterhof Beide vom Ideal abruumlckende bdquoMutationenldquo wurden urspruumlnglich durch das Renaissance-Schloss bedingt das bis zur Sprengung die Gestalt der Residenz deutlich mitpraumlgte An seiner Stelle steht nun Stellas modernes Belvedere

Jetzt werden also diese vorbarocken Partien als Relikte auf der Schluumlter-Fassade wiederhergestellt finden aber ansonsten beim gesamten Wiederaufbau keine Be-achtung Dass etwa der Renaissance-Teil des Berliner Schlosses ausgeblendet wird der Schluumlter-Barock aber akribisch nachgeahmt wird ist widerspruumlchlich Das eine haumllt man fuumlr bedeutungsvoll und das andere anscheinend fuumlr bedeutungslos Diese Wertung der Architekturgeschichte des Berliner Schlosses zugunsten eines Schluumlter-Ideals wurde mit dem Zuschlag fuumlr Franco Stella 2008 entschieden Andere Wettbewerbsbeitraumlge etwa von Hans Kollhoff wollten auch die Kleinteiligkeit und Unregelmaumlszligigkeit der verschachtelten Schlosspartien vor dem groszligen Schluumlterbau in der Rekonstruktion wieder sichtbar werden lassen Doch man entschied sich gegen solche Vorschlaumlge

Das Innere wird modern ndash mit Wiederaufbau wird das nichts mehr zu tun haben Hiersoll ein Museums- Wissenschafts- und Repraumlsentationsbetrieb entstehen mit Multi-funktionssaumllen und Rolltreppen Das groszlige Foyer am Kuppeleingang wird mit einer Glasuumlberdachung versehen deren Stahltraumlger jetzt schon angebracht sind Zwei Saumlle allerdings an der Stelle des ehemaligen Rittersaals und des ehemaligen Elisabeth-saals zeigen eine Besonderheit Ihre Saumlulen sind derart gerichtet dass sich die his-torische Raumordnung rekonstruieren lieszlige ndash diese Moumlglichkeit wollte man sich doch noch offenlassen So wie ohnehin noch einiges an diesem Schlossbau offen ist

Oben Das Kernstuumlck der Schlossrekonstruktion der Schluumlterhof urspruumlnglich von ca 1701 bis 1706 errichtet Blick von Suumlden Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella unten In der Schlossbauhuumltte arbeitet man an der Rekonstruktion des Fassadenschmucks Foto copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum

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Links Moderne Treppenhalle im Schlossbau rechts Blick aus dem Foyer des Humboldtforums auf das Kuppelportal Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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Es ist ein schwieriges Ding dieses Schloss Groszlig und trotzig steht es jetzt da dabei zeigt seine Architektur gleichzeitig so viel Unschluumlssigkeit und zoumlgernde Vorsicht Ein Dilemma das sich auch auf die Debatten um die zukuumlnftige Nutzung des Schlosses uumlbertragen laumlsst

Gut ist dass dieser Bau jetzt wo er steht Diskussionen ausloumlst Denn so sang- und klanglos wie das Kommandantenhaus das der Bertelsmann-Konzern einfach so ein paar Meter weiter an der prestigereichen Adresse Unter den Linden 1 nach der Wende wiedererrichtete soll dieses Schloss nicht vollendet werden bull

Noch besteht das Schloss nur aus Stahlbeton Baustellenrundgang im Juni 2015 Fotos Sophie Jung

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GRUNDRISS - ERDGESCHOSS

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GRUNDRISS - ERSTES OBERGESCHOSS

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GRUNDRISS - DACH

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STIFTUNG BERLINER SCHLOSS - HUMBOLDTFORUM

Die Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum ist eine gemeinnuumltzige Stiftung buumlrgerlichen Rechts die gemaumlszlig eines Beschlusses des Deutschen Bundestages von der Bundesrepublik Deutschland gefoumlrdert wird Sie ist Bauherrin und zukuumlnftige Eigentuumlmerin des Schlosses Manfred Rettig ein Architekt und Planer der bereits den Umzug der Bundesregierung von Bonn nach Berlin leitete steht ihr vor Kaufmaumlnnischer Vorsitz ist Johannes Wien der uumlber viele Jahre im Leitungsbereich des Bundesministeriums fuumlr Verkehr Bau und Stadtentwicklung gearbeitet hat

DIE IDEE Erst mit der Wiedervereinigung wurde die Schlossrekonstruktionuumlberhaupt ernsthaft diskutiert 1992 initiierte Wilhelm von Boddien ein Unternehmer aus Hamburg mecklenburgischer Herkunft den Foumlrderverein Berliner Schloss eV der 2001 zur Gruumlndung des gemeinnuumltzigen Vereins Stadtschloss Berlin Initiative eV fuumlhrte Die Befuumlrworter bewiesen einen langen Atem ndash 2013 wurde der Grundstein gelegt

ZUR SCHLOSSNUTZUNG

Das Schloss wird gebaut doch was kommt hinein Als mit den Debatten um den Wiederaufbau des Schlosses auch die Frage nach seiner zukuumlnftigen Nutzung auftauchte unterbreitete 2001 der Kunsthistoriker Horst Bredekamp das Konzept des bdquoHumboldtforumsldquo Zwei Komponenten kommen dabei zusammen Zum einen soll die Kunstkammer die sich einst im originalen Schloss befand und einen Mikro-kosmos der Welt in Artefakten repraumlsentiert als Denklabor rekonstruiert werden Zum anderen sollen die ethnologischen Sammlungen die sich derzeit in Berlin-Dahlem befinden ins Zentrum geholt werden Das Schloss koumlnne zu einer bdquomikroskopischen Weltldquo werden in der die bdquoauszligereuropaumlische Kunst dominiertldquo so der Kunsthistoriker

Bredekamps Idee wurde aufgegriffen und erweitert Im Schlossbau wird in Zukunft die Stiftung Preuszligischer Kulturbesitz im zweiten und dritten Obergeschoss die auszligereuropaumlischen Sammlungen ihrer Staatlichen Museen zu Berlin zeigen Im ersten Obergeschoss den bdquoWerkstaumltten des Wissensldquo ziehen die teilweise zum UNESCO-Weltkulturerbe zaumlhlenden Wissensarchive dieser Museen ein hinzu kom-men das Humboldt-Labor der Humboldt-Universitaumlt zu Berlin und die Ausstellung bdquoWeltStadtBerlinldquo des Landes Berlin Gruumlndungsintendant des Humboldtforums ist der Brite Neil McGregor Der Direktor des Britischen Museums wird nach Berlin wechseln und die Einrichtung im rekonstruierten Stadtschloss begleiten

RICHTFEST UND TAGE DER OFFENEN BAUSTELLE Richtfest ist am 12 Juni 2015 Interessierte koumlnnen den Rohbau an den Tagen der offenen Baustelle am 13 und 14 Juni 2015 jeweils 10ndash18 Uhr besichtigen

Mehr Infos und Programm unter wwwsbs-humboldtforumde

Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum

Manfred Rettig Vorstand und Sprecher Johannes Wien Kaufmaumlnnischer Vorstand

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EIN GRUND DER FUumlR DAS STADTSCHLOSS SPRICHTDIE HUMBOLDT-BOX WIRD ABGERISSEN

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EINE FRAGE DER HALTUNGBARKOW LEIBINGER SPIELRAUM

VON JEANETTE KUNSMANN

Buumlcher sind Fetisch pur ndash das wissen die Verlage das weiszlig Karl Lagerfeld und so geht es auch den meisten Designern und den Architekten Letztere duumlrfen ihr Werk zwar seit Aufhebung des Werbeverbots 1999 auch auf einer eigenen Webseite praumlsentieren verzichten deshalb aber nicht auf die gedruckte und gebun-dene Werkschau Im Gegenteil Es sind vermutlich nie so viele Architek-ten-Monographien erschienen wie in den letzten Jahren

Eines dieser Buumlcher stammt von dem Berliner Buumlro Barkow Leibinger ndash sie schenkten es sich zum 21 Geburtstag 1993 von der Stuttgarterin Regine Lei-binger und dem in Kansas City gebo-renen Frank Barkow gegruumlndet ist das Studio damit sowohl nach deutschem als auch nach amerikanischem Recht volljaumlhrig ndash also erwachsen Braucht man da ein Buch Und wenn ja fuumlr wen Nur fuumlr sich selbst oder auch fuumlr

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andere Sie haumltten in den letzten zwan-zig Jahren mit so vielen und verschie-denen Leuten zusammengearbeitet so viele Vorlesungen gehalten da sei so ein Buch nicht nur fuumlr einen selbst sondern fuumlr einen groszligen Kreis beantwortet Regine Leibinger diese Frage auf der Buchvorstellung in den Raumlumen von Walther Koumlnig Bereits im Dezember 2014 erschienen hatten die Architekten dort Mitte Mai ihr Werk unter dem Titel bdquoBuumlcher Machenldquo vorgestellt ndash zusammen mit Stephan Truumlby Diese Konstellation passte insofern aumluszligerst gut da Truumlby auf der einen Seite ein be-kannter Kurator und Theoretiker ist auf der anderen Seite aber vor vielen Jahren auch als Architekt gearbeitet hat ndash im Buumlro von Barkow Leibinger

Regine Leibinger und Frank Barkow haben ihr Buch ernst genommen als ein Projekt wie ein Gebaumlude Uumlber drei Jahre dauerte der Prozess etwa 400 Seiten sind es geworden Mutig wur-den Informationen wie die Werkliste weggelassen man findet alles dazu auf der Website die parallel zur Publika-tion von den Londoner Grafikern ZAK Group einen Relaunch bekam

Die inhaltliche Gliederung in die fuumlnf Themenfelder bdquoFabrication Researchldquo bdquoLiminal Faccedilade Deep Surfaceldquo bdquoUltra Structuralldquo bdquoMakeoverldquo und bdquoSite Specificldquo half den Architekten dabei ihr Archiv zu sortieren steht aber gleichzei-tig auch symbolisch fuumlr die Arbeitsweise und die Haltung des Buumlros bdquoLetztend-lich sind Barkow Leibinger genauso sehr sbquobricoleurelsquo wie Ingenieure Der sbquobrico-lagelsquo dem Basteln wohnt immer ein Element inspirierten Handelns inneldquo schreibt Hal Foster in seinem Vorwort bdquoArchitektur als Instrumentrdquo und schafft eine Bruumlcke zum Titel bdquoUnd wie wir von den groumlszligten deutschen Philoso-phen der Aumlsthetik wissen ist ein solches Spiel auch fuumlr die Kunst grundlegend wichtig Es eroumlffnet einen Raum fuumlr fantasievolle Antworten auf alle gestell-ten Fragen Letztendlich ist es das was die Architektur von Barkow Leibinger uns anbietet Spielraum Raum fuumlr Erfindungenldquo

Foster ist einer der vier Autoren die Barkow Leibinger mit den Texten fuumlr ihr Buch beauftragt haben Carson Chan setzt die Projekte in Seoul Berlin und Marrakesch in einen Kontext

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sagt Regine Leibinger bdquoDas sind die Schluumlsselbegriffe fuumlr (unsere) architek-tonische Haltungldquo Vielleicht laumlsst sich dieses Zitat auch auf die Buchbranche uumlbertragen

Barkow LeibingerSpielraumGestaltung von Zak GroupDeutsch EnglischHatje Cantz 2014Hardcover 426 Seiten58 Euro

wwwhatjecantzde

Sarah Whiting fokussiert sich auf die Beziehung von Barkow Leibinger zu Dach und Decke und Brett Steele schreibt uumlber das Architekturdenken der Berliner Architekten Der Dokumen-tarfotograf Iwan Baan hat den Trumpf-Campus in Ditzingen besucht und zeigt in seinem Fotoessay die Architektur von Frank Barkow und Regine Leibinger in ihrer alltaumlglichen Nutzung

Es ist nicht ihre erste Publikation aber die erste mit einem solchem Umfang Bereits mit bdquoBricoleurldquo und bdquoAn Atlas Of Fabricationldquo beide bei Architectural Association Publications erschienen haben Barkow Leibinger gezeigt dass ihre Buumlcher einen eigenen Willen und Charakter haben Bereits hier haben sie auch mit Zak Kyes zusammenge-arbeitet und sich auf ein konsequentes Layout eingelassen das den Inhalt wie die Folien einer ihrer bdquoLecturesldquo prauml-sentiert In dem dritten Buch geben sie den Inhalten einen anderen Raum orientieren sich aber an einem klaren Raster ndash passend zu ihrer Haltung bdquoFuumlr mich muss Architektur nachvollziehbar sein und sie muss angemessen seinldquo

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ARCHITEKTUR PUR

bdquoNo vehicles No trees No roughness groundldquo Das fordert Beniamino Servino Seine Haltung uumlber Architektur und Stadt manifestierte der italienische Kuumlnstler in seiner aktuellen Arbeit bdquoPost Ecological Cityldquo pg Foto Condominiums Post Ecological City copy Beniamino Servino ec2it

Page 11: NGGE SCHLOSS JETZT! w Leibinger:pielraummedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1885895/baunetzwoche... · Am 21. Juni entsteht zur Eröffnung im ZMK Zentrum für Kunst

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mussten wohl die preuszligischen Herrscher immer noch einen draufsetzen namentlich Koumlnig Friedrich I Koumlnig Friedrich Wilhelm III und Kaiser Wilhelm II Diese Geltungs-anspruumlche aus der Geschichte Berlins werden wieder sichtbar und eigentlich decken sie vielmehr Ironie auf als gefaumlhrliche Glorifizierung Das ist doch okay

Der zukuumlnftige Schlossbau selbst ist wirklich seltsam Er schwankt zwischen detail-getreuer Nachahmung idealisierter Rekonstruktion und mutlosem Neubau 184 mal 117 Meter ist er groszlig durch und durch aus Stahlbeton ausgestattet mit einer derart komplexen Gebaumludetechnik dass allein das ganze Untergeschoss damit gefuumlllt ist Von 40 Prozent Technik spricht Manfred Rettig stolz An drei Auszligenfassaden wird das historische Schmuckwerk wieder zu sehen sein

An den Fassaden ablesbar werden in Zukunft die wichtigsten Bauphasen der fuumlrst-lichen Residenz sein angefangen mit dem Barock des groszligen Schlossbaumeisters Andreas Schluumlter uumlber seine Nachfolger Johann Friedrich von Eosander und Martin Heinrich Boumlhme bis zum Klassizismus Friedrich Schinkels und August Stuumllers die beide an der Kuppel arbeiteten Als einzig wilhelminischer Teil wird die Ornamentik am Kuppelportal rekonstruiert Ebenso werden in Teilen zwei Innenhoumlfe wiederhergestellt der Eosander-Hof und der Schluumlter-Hof Letzterer ist das eigentliche Prachtstuumlck des zukuumlnftigen Schlosses Man arbeitet bereits im Detail daran

Franco Stella der 2008 den Wettbewerb um das Berliner Schloss gewann hat ein sehr wichtiges Motiv in den Schlossbau eingefuumlhrt Die Oumlffnung des Schlosses zur Stadt und zur Oumlffentlichkeit Zwei Houmlfe werden in Zukunft immer zwischen Lustgarten und Rathausstraszlige geoumlffnet sein Kein monarchischer Riegel sondern eine Passage fuumlr die Buumlrger soll der Schlossbau damit werden

Der Eosander-Hof soll in Zukunft eine Passage fuumlr die Buumlrger sein Die Rekonstruktion seiner historischen Nordfassade soll nach Entwuumlrfen von Johann Friedrich Eosander erfolgen Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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Auch interessant ist dass Stella rekonstruierte und zeitgenoumlssische Partien unter-schiedlich ausgestalten wird Das Schloss wird sich deutlich als Neubau offenbaren Doch Stellas moderne Fassaden sind enttaumluschend Auf Schluumlters und Eosanders barocke Raster in den Innenhoumlfen reagiert der Architekt aus Vicenza ebenfalls mit Rastern Auf die rekonstruierten Sandsteinsaumlulen antwortet er seinerseits mit simpli-fizierten Saumlulen aus Architekturbeton Die Oumldnis der Wiederholung ist jetzt schon sichtbar Anstelle von Mut zum Kontrast herrscht Zuruumlckhaltung das ist schade

Stellas Spreefassade ist besser Hier am Belvedere zeigt sich das Schloss zur Stadt hin modern Endlich loumlst der Architekt die historischen Proportionen die er sonst nachahmt auf Wo in Zukunft die Sammlungen der Dahlemer Museen aus-gestellt sein werden oumlffnet sich der Bau mit riesigen offenen Fensterflaumlchen gelegt in ein gespreiztes Gitter aus Ortbeton

Dass sich die Innenhoumlfe egal ob rekonstruiert oder reinterpretiert so sehr am his-torischen Vorbild Schluumlters orientieren ist eine kulturpolitische Entscheidung Eine

Jury der unter anderem Wolfgang Thierse als Vertreter des Bundestages Kultur-staatsminister Bernd Neumann der damalige Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee und Hermann Parzinger der heutige Direktor der Stiftung Preuszligischer Kulturbesitz angehoumlrten favorisierte 2008 Stellas Vorschlag fuumlr ein neues Schloss Dem Ideal des Schluumlterbaus kam dieser am nahesten Denn der Entwurf von Andreas Schluumlter kurz nach 1701 entstanden ist das groszlige Vorbild Von dem barocken Schlossbaumeis-ter der von Kunsthistorikern gerne als bdquoMichelangelo des Nordensldquo bezeichnet wird existieren heute noch Plaumlne und Risse die nun die Grundlage fuumlr den Wiederaufbau bilden Allerdings sind auch diese idealisiert zudem vollendete nicht Schluumlter sondern seine Nachfolger ab 1706 das Schloss Jeder von ihnen fuumlgte jeweils eigene Details hinzu An vielen Stellen muss heute gemutmaszligt werden

Dafuumlr haumllt man sich an den Dingen fest die bekannt sind Gruumlndlichst werden Skulpturenprogramm und Ornamentik zwischen Schluumlter-Barock und Stuumller-Klassik wiederhergestellt Selbst die gleichen Materialien ndash Baustoffe stammen aus dem Elb-sandsteingebirge und Schlesien ndash werden verwendet Vorlage bieten Fotografien

Links Blick in das zukuumlnftige Foyer des Humboldtforums rechts die Suumldostfassade mit dem modernen Belvedere an der Spree An seiner Stelle stand das Schloss in seinen Bauphasen von 1448 bis zirka 1701 Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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von denen interessanterweise ein Groszligteil zu DDR-Zeiten kurz vor dem Abriss ent-stand Die fotografischen Abbildungen ermoumlglichen auch historisch gewachsene Maumlngel des originalen Schlosses zu rekonstruieren Beispiele sind Blendfenster und ein asymmetrisch angelegter Mittelrisalit im Schluumlterhof Beide vom Ideal abruumlckende bdquoMutationenldquo wurden urspruumlnglich durch das Renaissance-Schloss bedingt das bis zur Sprengung die Gestalt der Residenz deutlich mitpraumlgte An seiner Stelle steht nun Stellas modernes Belvedere

Jetzt werden also diese vorbarocken Partien als Relikte auf der Schluumlter-Fassade wiederhergestellt finden aber ansonsten beim gesamten Wiederaufbau keine Be-achtung Dass etwa der Renaissance-Teil des Berliner Schlosses ausgeblendet wird der Schluumlter-Barock aber akribisch nachgeahmt wird ist widerspruumlchlich Das eine haumllt man fuumlr bedeutungsvoll und das andere anscheinend fuumlr bedeutungslos Diese Wertung der Architekturgeschichte des Berliner Schlosses zugunsten eines Schluumlter-Ideals wurde mit dem Zuschlag fuumlr Franco Stella 2008 entschieden Andere Wettbewerbsbeitraumlge etwa von Hans Kollhoff wollten auch die Kleinteiligkeit und Unregelmaumlszligigkeit der verschachtelten Schlosspartien vor dem groszligen Schluumlterbau in der Rekonstruktion wieder sichtbar werden lassen Doch man entschied sich gegen solche Vorschlaumlge

Das Innere wird modern ndash mit Wiederaufbau wird das nichts mehr zu tun haben Hiersoll ein Museums- Wissenschafts- und Repraumlsentationsbetrieb entstehen mit Multi-funktionssaumllen und Rolltreppen Das groszlige Foyer am Kuppeleingang wird mit einer Glasuumlberdachung versehen deren Stahltraumlger jetzt schon angebracht sind Zwei Saumlle allerdings an der Stelle des ehemaligen Rittersaals und des ehemaligen Elisabeth-saals zeigen eine Besonderheit Ihre Saumlulen sind derart gerichtet dass sich die his-torische Raumordnung rekonstruieren lieszlige ndash diese Moumlglichkeit wollte man sich doch noch offenlassen So wie ohnehin noch einiges an diesem Schlossbau offen ist

Oben Das Kernstuumlck der Schlossrekonstruktion der Schluumlterhof urspruumlnglich von ca 1701 bis 1706 errichtet Blick von Suumlden Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella unten In der Schlossbauhuumltte arbeitet man an der Rekonstruktion des Fassadenschmucks Foto copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum

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Links Moderne Treppenhalle im Schlossbau rechts Blick aus dem Foyer des Humboldtforums auf das Kuppelportal Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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Es ist ein schwieriges Ding dieses Schloss Groszlig und trotzig steht es jetzt da dabei zeigt seine Architektur gleichzeitig so viel Unschluumlssigkeit und zoumlgernde Vorsicht Ein Dilemma das sich auch auf die Debatten um die zukuumlnftige Nutzung des Schlosses uumlbertragen laumlsst

Gut ist dass dieser Bau jetzt wo er steht Diskussionen ausloumlst Denn so sang- und klanglos wie das Kommandantenhaus das der Bertelsmann-Konzern einfach so ein paar Meter weiter an der prestigereichen Adresse Unter den Linden 1 nach der Wende wiedererrichtete soll dieses Schloss nicht vollendet werden bull

Noch besteht das Schloss nur aus Stahlbeton Baustellenrundgang im Juni 2015 Fotos Sophie Jung

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STIFTUNG BERLINER SCHLOSS - HUMBOLDTFORUM

Die Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum ist eine gemeinnuumltzige Stiftung buumlrgerlichen Rechts die gemaumlszlig eines Beschlusses des Deutschen Bundestages von der Bundesrepublik Deutschland gefoumlrdert wird Sie ist Bauherrin und zukuumlnftige Eigentuumlmerin des Schlosses Manfred Rettig ein Architekt und Planer der bereits den Umzug der Bundesregierung von Bonn nach Berlin leitete steht ihr vor Kaufmaumlnnischer Vorsitz ist Johannes Wien der uumlber viele Jahre im Leitungsbereich des Bundesministeriums fuumlr Verkehr Bau und Stadtentwicklung gearbeitet hat

DIE IDEE Erst mit der Wiedervereinigung wurde die Schlossrekonstruktionuumlberhaupt ernsthaft diskutiert 1992 initiierte Wilhelm von Boddien ein Unternehmer aus Hamburg mecklenburgischer Herkunft den Foumlrderverein Berliner Schloss eV der 2001 zur Gruumlndung des gemeinnuumltzigen Vereins Stadtschloss Berlin Initiative eV fuumlhrte Die Befuumlrworter bewiesen einen langen Atem ndash 2013 wurde der Grundstein gelegt

ZUR SCHLOSSNUTZUNG

Das Schloss wird gebaut doch was kommt hinein Als mit den Debatten um den Wiederaufbau des Schlosses auch die Frage nach seiner zukuumlnftigen Nutzung auftauchte unterbreitete 2001 der Kunsthistoriker Horst Bredekamp das Konzept des bdquoHumboldtforumsldquo Zwei Komponenten kommen dabei zusammen Zum einen soll die Kunstkammer die sich einst im originalen Schloss befand und einen Mikro-kosmos der Welt in Artefakten repraumlsentiert als Denklabor rekonstruiert werden Zum anderen sollen die ethnologischen Sammlungen die sich derzeit in Berlin-Dahlem befinden ins Zentrum geholt werden Das Schloss koumlnne zu einer bdquomikroskopischen Weltldquo werden in der die bdquoauszligereuropaumlische Kunst dominiertldquo so der Kunsthistoriker

Bredekamps Idee wurde aufgegriffen und erweitert Im Schlossbau wird in Zukunft die Stiftung Preuszligischer Kulturbesitz im zweiten und dritten Obergeschoss die auszligereuropaumlischen Sammlungen ihrer Staatlichen Museen zu Berlin zeigen Im ersten Obergeschoss den bdquoWerkstaumltten des Wissensldquo ziehen die teilweise zum UNESCO-Weltkulturerbe zaumlhlenden Wissensarchive dieser Museen ein hinzu kom-men das Humboldt-Labor der Humboldt-Universitaumlt zu Berlin und die Ausstellung bdquoWeltStadtBerlinldquo des Landes Berlin Gruumlndungsintendant des Humboldtforums ist der Brite Neil McGregor Der Direktor des Britischen Museums wird nach Berlin wechseln und die Einrichtung im rekonstruierten Stadtschloss begleiten

RICHTFEST UND TAGE DER OFFENEN BAUSTELLE Richtfest ist am 12 Juni 2015 Interessierte koumlnnen den Rohbau an den Tagen der offenen Baustelle am 13 und 14 Juni 2015 jeweils 10ndash18 Uhr besichtigen

Mehr Infos und Programm unter wwwsbs-humboldtforumde

Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum

Manfred Rettig Vorstand und Sprecher Johannes Wien Kaufmaumlnnischer Vorstand

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EIN GRUND DER FUumlR DAS STADTSCHLOSS SPRICHTDIE HUMBOLDT-BOX WIRD ABGERISSEN

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EINE FRAGE DER HALTUNGBARKOW LEIBINGER SPIELRAUM

VON JEANETTE KUNSMANN

Buumlcher sind Fetisch pur ndash das wissen die Verlage das weiszlig Karl Lagerfeld und so geht es auch den meisten Designern und den Architekten Letztere duumlrfen ihr Werk zwar seit Aufhebung des Werbeverbots 1999 auch auf einer eigenen Webseite praumlsentieren verzichten deshalb aber nicht auf die gedruckte und gebun-dene Werkschau Im Gegenteil Es sind vermutlich nie so viele Architek-ten-Monographien erschienen wie in den letzten Jahren

Eines dieser Buumlcher stammt von dem Berliner Buumlro Barkow Leibinger ndash sie schenkten es sich zum 21 Geburtstag 1993 von der Stuttgarterin Regine Lei-binger und dem in Kansas City gebo-renen Frank Barkow gegruumlndet ist das Studio damit sowohl nach deutschem als auch nach amerikanischem Recht volljaumlhrig ndash also erwachsen Braucht man da ein Buch Und wenn ja fuumlr wen Nur fuumlr sich selbst oder auch fuumlr

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andere Sie haumltten in den letzten zwan-zig Jahren mit so vielen und verschie-denen Leuten zusammengearbeitet so viele Vorlesungen gehalten da sei so ein Buch nicht nur fuumlr einen selbst sondern fuumlr einen groszligen Kreis beantwortet Regine Leibinger diese Frage auf der Buchvorstellung in den Raumlumen von Walther Koumlnig Bereits im Dezember 2014 erschienen hatten die Architekten dort Mitte Mai ihr Werk unter dem Titel bdquoBuumlcher Machenldquo vorgestellt ndash zusammen mit Stephan Truumlby Diese Konstellation passte insofern aumluszligerst gut da Truumlby auf der einen Seite ein be-kannter Kurator und Theoretiker ist auf der anderen Seite aber vor vielen Jahren auch als Architekt gearbeitet hat ndash im Buumlro von Barkow Leibinger

Regine Leibinger und Frank Barkow haben ihr Buch ernst genommen als ein Projekt wie ein Gebaumlude Uumlber drei Jahre dauerte der Prozess etwa 400 Seiten sind es geworden Mutig wur-den Informationen wie die Werkliste weggelassen man findet alles dazu auf der Website die parallel zur Publika-tion von den Londoner Grafikern ZAK Group einen Relaunch bekam

Die inhaltliche Gliederung in die fuumlnf Themenfelder bdquoFabrication Researchldquo bdquoLiminal Faccedilade Deep Surfaceldquo bdquoUltra Structuralldquo bdquoMakeoverldquo und bdquoSite Specificldquo half den Architekten dabei ihr Archiv zu sortieren steht aber gleichzei-tig auch symbolisch fuumlr die Arbeitsweise und die Haltung des Buumlros bdquoLetztend-lich sind Barkow Leibinger genauso sehr sbquobricoleurelsquo wie Ingenieure Der sbquobrico-lagelsquo dem Basteln wohnt immer ein Element inspirierten Handelns inneldquo schreibt Hal Foster in seinem Vorwort bdquoArchitektur als Instrumentrdquo und schafft eine Bruumlcke zum Titel bdquoUnd wie wir von den groumlszligten deutschen Philoso-phen der Aumlsthetik wissen ist ein solches Spiel auch fuumlr die Kunst grundlegend wichtig Es eroumlffnet einen Raum fuumlr fantasievolle Antworten auf alle gestell-ten Fragen Letztendlich ist es das was die Architektur von Barkow Leibinger uns anbietet Spielraum Raum fuumlr Erfindungenldquo

Foster ist einer der vier Autoren die Barkow Leibinger mit den Texten fuumlr ihr Buch beauftragt haben Carson Chan setzt die Projekte in Seoul Berlin und Marrakesch in einen Kontext

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sagt Regine Leibinger bdquoDas sind die Schluumlsselbegriffe fuumlr (unsere) architek-tonische Haltungldquo Vielleicht laumlsst sich dieses Zitat auch auf die Buchbranche uumlbertragen

Barkow LeibingerSpielraumGestaltung von Zak GroupDeutsch EnglischHatje Cantz 2014Hardcover 426 Seiten58 Euro

wwwhatjecantzde

Sarah Whiting fokussiert sich auf die Beziehung von Barkow Leibinger zu Dach und Decke und Brett Steele schreibt uumlber das Architekturdenken der Berliner Architekten Der Dokumen-tarfotograf Iwan Baan hat den Trumpf-Campus in Ditzingen besucht und zeigt in seinem Fotoessay die Architektur von Frank Barkow und Regine Leibinger in ihrer alltaumlglichen Nutzung

Es ist nicht ihre erste Publikation aber die erste mit einem solchem Umfang Bereits mit bdquoBricoleurldquo und bdquoAn Atlas Of Fabricationldquo beide bei Architectural Association Publications erschienen haben Barkow Leibinger gezeigt dass ihre Buumlcher einen eigenen Willen und Charakter haben Bereits hier haben sie auch mit Zak Kyes zusammenge-arbeitet und sich auf ein konsequentes Layout eingelassen das den Inhalt wie die Folien einer ihrer bdquoLecturesldquo prauml-sentiert In dem dritten Buch geben sie den Inhalten einen anderen Raum orientieren sich aber an einem klaren Raster ndash passend zu ihrer Haltung bdquoFuumlr mich muss Architektur nachvollziehbar sein und sie muss angemessen seinldquo

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ARCHITEKTUR PUR

bdquoNo vehicles No trees No roughness groundldquo Das fordert Beniamino Servino Seine Haltung uumlber Architektur und Stadt manifestierte der italienische Kuumlnstler in seiner aktuellen Arbeit bdquoPost Ecological Cityldquo pg Foto Condominiums Post Ecological City copy Beniamino Servino ec2it

Page 12: NGGE SCHLOSS JETZT! w Leibinger:pielraummedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1885895/baunetzwoche... · Am 21. Juni entsteht zur Eröffnung im ZMK Zentrum für Kunst

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Diese Raumlumlichkeiten werden in Zukunft einen modernen Museums- und Wissenschaftsbetrieb beherbergen Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Stephan Falk

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Auch interessant ist dass Stella rekonstruierte und zeitgenoumlssische Partien unter-schiedlich ausgestalten wird Das Schloss wird sich deutlich als Neubau offenbaren Doch Stellas moderne Fassaden sind enttaumluschend Auf Schluumlters und Eosanders barocke Raster in den Innenhoumlfen reagiert der Architekt aus Vicenza ebenfalls mit Rastern Auf die rekonstruierten Sandsteinsaumlulen antwortet er seinerseits mit simpli-fizierten Saumlulen aus Architekturbeton Die Oumldnis der Wiederholung ist jetzt schon sichtbar Anstelle von Mut zum Kontrast herrscht Zuruumlckhaltung das ist schade

Stellas Spreefassade ist besser Hier am Belvedere zeigt sich das Schloss zur Stadt hin modern Endlich loumlst der Architekt die historischen Proportionen die er sonst nachahmt auf Wo in Zukunft die Sammlungen der Dahlemer Museen aus-gestellt sein werden oumlffnet sich der Bau mit riesigen offenen Fensterflaumlchen gelegt in ein gespreiztes Gitter aus Ortbeton

Dass sich die Innenhoumlfe egal ob rekonstruiert oder reinterpretiert so sehr am his-torischen Vorbild Schluumlters orientieren ist eine kulturpolitische Entscheidung Eine

Jury der unter anderem Wolfgang Thierse als Vertreter des Bundestages Kultur-staatsminister Bernd Neumann der damalige Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee und Hermann Parzinger der heutige Direktor der Stiftung Preuszligischer Kulturbesitz angehoumlrten favorisierte 2008 Stellas Vorschlag fuumlr ein neues Schloss Dem Ideal des Schluumlterbaus kam dieser am nahesten Denn der Entwurf von Andreas Schluumlter kurz nach 1701 entstanden ist das groszlige Vorbild Von dem barocken Schlossbaumeis-ter der von Kunsthistorikern gerne als bdquoMichelangelo des Nordensldquo bezeichnet wird existieren heute noch Plaumlne und Risse die nun die Grundlage fuumlr den Wiederaufbau bilden Allerdings sind auch diese idealisiert zudem vollendete nicht Schluumlter sondern seine Nachfolger ab 1706 das Schloss Jeder von ihnen fuumlgte jeweils eigene Details hinzu An vielen Stellen muss heute gemutmaszligt werden

Dafuumlr haumllt man sich an den Dingen fest die bekannt sind Gruumlndlichst werden Skulpturenprogramm und Ornamentik zwischen Schluumlter-Barock und Stuumller-Klassik wiederhergestellt Selbst die gleichen Materialien ndash Baustoffe stammen aus dem Elb-sandsteingebirge und Schlesien ndash werden verwendet Vorlage bieten Fotografien

Links Blick in das zukuumlnftige Foyer des Humboldtforums rechts die Suumldostfassade mit dem modernen Belvedere an der Spree An seiner Stelle stand das Schloss in seinen Bauphasen von 1448 bis zirka 1701 Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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von denen interessanterweise ein Groszligteil zu DDR-Zeiten kurz vor dem Abriss ent-stand Die fotografischen Abbildungen ermoumlglichen auch historisch gewachsene Maumlngel des originalen Schlosses zu rekonstruieren Beispiele sind Blendfenster und ein asymmetrisch angelegter Mittelrisalit im Schluumlterhof Beide vom Ideal abruumlckende bdquoMutationenldquo wurden urspruumlnglich durch das Renaissance-Schloss bedingt das bis zur Sprengung die Gestalt der Residenz deutlich mitpraumlgte An seiner Stelle steht nun Stellas modernes Belvedere

Jetzt werden also diese vorbarocken Partien als Relikte auf der Schluumlter-Fassade wiederhergestellt finden aber ansonsten beim gesamten Wiederaufbau keine Be-achtung Dass etwa der Renaissance-Teil des Berliner Schlosses ausgeblendet wird der Schluumlter-Barock aber akribisch nachgeahmt wird ist widerspruumlchlich Das eine haumllt man fuumlr bedeutungsvoll und das andere anscheinend fuumlr bedeutungslos Diese Wertung der Architekturgeschichte des Berliner Schlosses zugunsten eines Schluumlter-Ideals wurde mit dem Zuschlag fuumlr Franco Stella 2008 entschieden Andere Wettbewerbsbeitraumlge etwa von Hans Kollhoff wollten auch die Kleinteiligkeit und Unregelmaumlszligigkeit der verschachtelten Schlosspartien vor dem groszligen Schluumlterbau in der Rekonstruktion wieder sichtbar werden lassen Doch man entschied sich gegen solche Vorschlaumlge

Das Innere wird modern ndash mit Wiederaufbau wird das nichts mehr zu tun haben Hiersoll ein Museums- Wissenschafts- und Repraumlsentationsbetrieb entstehen mit Multi-funktionssaumllen und Rolltreppen Das groszlige Foyer am Kuppeleingang wird mit einer Glasuumlberdachung versehen deren Stahltraumlger jetzt schon angebracht sind Zwei Saumlle allerdings an der Stelle des ehemaligen Rittersaals und des ehemaligen Elisabeth-saals zeigen eine Besonderheit Ihre Saumlulen sind derart gerichtet dass sich die his-torische Raumordnung rekonstruieren lieszlige ndash diese Moumlglichkeit wollte man sich doch noch offenlassen So wie ohnehin noch einiges an diesem Schlossbau offen ist

Oben Das Kernstuumlck der Schlossrekonstruktion der Schluumlterhof urspruumlnglich von ca 1701 bis 1706 errichtet Blick von Suumlden Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella unten In der Schlossbauhuumltte arbeitet man an der Rekonstruktion des Fassadenschmucks Foto copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum

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Links Moderne Treppenhalle im Schlossbau rechts Blick aus dem Foyer des Humboldtforums auf das Kuppelportal Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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Es ist ein schwieriges Ding dieses Schloss Groszlig und trotzig steht es jetzt da dabei zeigt seine Architektur gleichzeitig so viel Unschluumlssigkeit und zoumlgernde Vorsicht Ein Dilemma das sich auch auf die Debatten um die zukuumlnftige Nutzung des Schlosses uumlbertragen laumlsst

Gut ist dass dieser Bau jetzt wo er steht Diskussionen ausloumlst Denn so sang- und klanglos wie das Kommandantenhaus das der Bertelsmann-Konzern einfach so ein paar Meter weiter an der prestigereichen Adresse Unter den Linden 1 nach der Wende wiedererrichtete soll dieses Schloss nicht vollendet werden bull

Noch besteht das Schloss nur aus Stahlbeton Baustellenrundgang im Juni 2015 Fotos Sophie Jung

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GRUNDRISS - ERDGESCHOSS

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GRUNDRISS - ERSTES OBERGESCHOSS

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STIFTUNG BERLINER SCHLOSS - HUMBOLDTFORUM

Die Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum ist eine gemeinnuumltzige Stiftung buumlrgerlichen Rechts die gemaumlszlig eines Beschlusses des Deutschen Bundestages von der Bundesrepublik Deutschland gefoumlrdert wird Sie ist Bauherrin und zukuumlnftige Eigentuumlmerin des Schlosses Manfred Rettig ein Architekt und Planer der bereits den Umzug der Bundesregierung von Bonn nach Berlin leitete steht ihr vor Kaufmaumlnnischer Vorsitz ist Johannes Wien der uumlber viele Jahre im Leitungsbereich des Bundesministeriums fuumlr Verkehr Bau und Stadtentwicklung gearbeitet hat

DIE IDEE Erst mit der Wiedervereinigung wurde die Schlossrekonstruktionuumlberhaupt ernsthaft diskutiert 1992 initiierte Wilhelm von Boddien ein Unternehmer aus Hamburg mecklenburgischer Herkunft den Foumlrderverein Berliner Schloss eV der 2001 zur Gruumlndung des gemeinnuumltzigen Vereins Stadtschloss Berlin Initiative eV fuumlhrte Die Befuumlrworter bewiesen einen langen Atem ndash 2013 wurde der Grundstein gelegt

ZUR SCHLOSSNUTZUNG

Das Schloss wird gebaut doch was kommt hinein Als mit den Debatten um den Wiederaufbau des Schlosses auch die Frage nach seiner zukuumlnftigen Nutzung auftauchte unterbreitete 2001 der Kunsthistoriker Horst Bredekamp das Konzept des bdquoHumboldtforumsldquo Zwei Komponenten kommen dabei zusammen Zum einen soll die Kunstkammer die sich einst im originalen Schloss befand und einen Mikro-kosmos der Welt in Artefakten repraumlsentiert als Denklabor rekonstruiert werden Zum anderen sollen die ethnologischen Sammlungen die sich derzeit in Berlin-Dahlem befinden ins Zentrum geholt werden Das Schloss koumlnne zu einer bdquomikroskopischen Weltldquo werden in der die bdquoauszligereuropaumlische Kunst dominiertldquo so der Kunsthistoriker

Bredekamps Idee wurde aufgegriffen und erweitert Im Schlossbau wird in Zukunft die Stiftung Preuszligischer Kulturbesitz im zweiten und dritten Obergeschoss die auszligereuropaumlischen Sammlungen ihrer Staatlichen Museen zu Berlin zeigen Im ersten Obergeschoss den bdquoWerkstaumltten des Wissensldquo ziehen die teilweise zum UNESCO-Weltkulturerbe zaumlhlenden Wissensarchive dieser Museen ein hinzu kom-men das Humboldt-Labor der Humboldt-Universitaumlt zu Berlin und die Ausstellung bdquoWeltStadtBerlinldquo des Landes Berlin Gruumlndungsintendant des Humboldtforums ist der Brite Neil McGregor Der Direktor des Britischen Museums wird nach Berlin wechseln und die Einrichtung im rekonstruierten Stadtschloss begleiten

RICHTFEST UND TAGE DER OFFENEN BAUSTELLE Richtfest ist am 12 Juni 2015 Interessierte koumlnnen den Rohbau an den Tagen der offenen Baustelle am 13 und 14 Juni 2015 jeweils 10ndash18 Uhr besichtigen

Mehr Infos und Programm unter wwwsbs-humboldtforumde

Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum

Manfred Rettig Vorstand und Sprecher Johannes Wien Kaufmaumlnnischer Vorstand

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EINE FRAGE DER HALTUNGBARKOW LEIBINGER SPIELRAUM

VON JEANETTE KUNSMANN

Buumlcher sind Fetisch pur ndash das wissen die Verlage das weiszlig Karl Lagerfeld und so geht es auch den meisten Designern und den Architekten Letztere duumlrfen ihr Werk zwar seit Aufhebung des Werbeverbots 1999 auch auf einer eigenen Webseite praumlsentieren verzichten deshalb aber nicht auf die gedruckte und gebun-dene Werkschau Im Gegenteil Es sind vermutlich nie so viele Architek-ten-Monographien erschienen wie in den letzten Jahren

Eines dieser Buumlcher stammt von dem Berliner Buumlro Barkow Leibinger ndash sie schenkten es sich zum 21 Geburtstag 1993 von der Stuttgarterin Regine Lei-binger und dem in Kansas City gebo-renen Frank Barkow gegruumlndet ist das Studio damit sowohl nach deutschem als auch nach amerikanischem Recht volljaumlhrig ndash also erwachsen Braucht man da ein Buch Und wenn ja fuumlr wen Nur fuumlr sich selbst oder auch fuumlr

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andere Sie haumltten in den letzten zwan-zig Jahren mit so vielen und verschie-denen Leuten zusammengearbeitet so viele Vorlesungen gehalten da sei so ein Buch nicht nur fuumlr einen selbst sondern fuumlr einen groszligen Kreis beantwortet Regine Leibinger diese Frage auf der Buchvorstellung in den Raumlumen von Walther Koumlnig Bereits im Dezember 2014 erschienen hatten die Architekten dort Mitte Mai ihr Werk unter dem Titel bdquoBuumlcher Machenldquo vorgestellt ndash zusammen mit Stephan Truumlby Diese Konstellation passte insofern aumluszligerst gut da Truumlby auf der einen Seite ein be-kannter Kurator und Theoretiker ist auf der anderen Seite aber vor vielen Jahren auch als Architekt gearbeitet hat ndash im Buumlro von Barkow Leibinger

Regine Leibinger und Frank Barkow haben ihr Buch ernst genommen als ein Projekt wie ein Gebaumlude Uumlber drei Jahre dauerte der Prozess etwa 400 Seiten sind es geworden Mutig wur-den Informationen wie die Werkliste weggelassen man findet alles dazu auf der Website die parallel zur Publika-tion von den Londoner Grafikern ZAK Group einen Relaunch bekam

Die inhaltliche Gliederung in die fuumlnf Themenfelder bdquoFabrication Researchldquo bdquoLiminal Faccedilade Deep Surfaceldquo bdquoUltra Structuralldquo bdquoMakeoverldquo und bdquoSite Specificldquo half den Architekten dabei ihr Archiv zu sortieren steht aber gleichzei-tig auch symbolisch fuumlr die Arbeitsweise und die Haltung des Buumlros bdquoLetztend-lich sind Barkow Leibinger genauso sehr sbquobricoleurelsquo wie Ingenieure Der sbquobrico-lagelsquo dem Basteln wohnt immer ein Element inspirierten Handelns inneldquo schreibt Hal Foster in seinem Vorwort bdquoArchitektur als Instrumentrdquo und schafft eine Bruumlcke zum Titel bdquoUnd wie wir von den groumlszligten deutschen Philoso-phen der Aumlsthetik wissen ist ein solches Spiel auch fuumlr die Kunst grundlegend wichtig Es eroumlffnet einen Raum fuumlr fantasievolle Antworten auf alle gestell-ten Fragen Letztendlich ist es das was die Architektur von Barkow Leibinger uns anbietet Spielraum Raum fuumlr Erfindungenldquo

Foster ist einer der vier Autoren die Barkow Leibinger mit den Texten fuumlr ihr Buch beauftragt haben Carson Chan setzt die Projekte in Seoul Berlin und Marrakesch in einen Kontext

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sagt Regine Leibinger bdquoDas sind die Schluumlsselbegriffe fuumlr (unsere) architek-tonische Haltungldquo Vielleicht laumlsst sich dieses Zitat auch auf die Buchbranche uumlbertragen

Barkow LeibingerSpielraumGestaltung von Zak GroupDeutsch EnglischHatje Cantz 2014Hardcover 426 Seiten58 Euro

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Sarah Whiting fokussiert sich auf die Beziehung von Barkow Leibinger zu Dach und Decke und Brett Steele schreibt uumlber das Architekturdenken der Berliner Architekten Der Dokumen-tarfotograf Iwan Baan hat den Trumpf-Campus in Ditzingen besucht und zeigt in seinem Fotoessay die Architektur von Frank Barkow und Regine Leibinger in ihrer alltaumlglichen Nutzung

Es ist nicht ihre erste Publikation aber die erste mit einem solchem Umfang Bereits mit bdquoBricoleurldquo und bdquoAn Atlas Of Fabricationldquo beide bei Architectural Association Publications erschienen haben Barkow Leibinger gezeigt dass ihre Buumlcher einen eigenen Willen und Charakter haben Bereits hier haben sie auch mit Zak Kyes zusammenge-arbeitet und sich auf ein konsequentes Layout eingelassen das den Inhalt wie die Folien einer ihrer bdquoLecturesldquo prauml-sentiert In dem dritten Buch geben sie den Inhalten einen anderen Raum orientieren sich aber an einem klaren Raster ndash passend zu ihrer Haltung bdquoFuumlr mich muss Architektur nachvollziehbar sein und sie muss angemessen seinldquo

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bdquoNo vehicles No trees No roughness groundldquo Das fordert Beniamino Servino Seine Haltung uumlber Architektur und Stadt manifestierte der italienische Kuumlnstler in seiner aktuellen Arbeit bdquoPost Ecological Cityldquo pg Foto Condominiums Post Ecological City copy Beniamino Servino ec2it

Page 13: NGGE SCHLOSS JETZT! w Leibinger:pielraummedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1885895/baunetzwoche... · Am 21. Juni entsteht zur Eröffnung im ZMK Zentrum für Kunst

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Auch interessant ist dass Stella rekonstruierte und zeitgenoumlssische Partien unter-schiedlich ausgestalten wird Das Schloss wird sich deutlich als Neubau offenbaren Doch Stellas moderne Fassaden sind enttaumluschend Auf Schluumlters und Eosanders barocke Raster in den Innenhoumlfen reagiert der Architekt aus Vicenza ebenfalls mit Rastern Auf die rekonstruierten Sandsteinsaumlulen antwortet er seinerseits mit simpli-fizierten Saumlulen aus Architekturbeton Die Oumldnis der Wiederholung ist jetzt schon sichtbar Anstelle von Mut zum Kontrast herrscht Zuruumlckhaltung das ist schade

Stellas Spreefassade ist besser Hier am Belvedere zeigt sich das Schloss zur Stadt hin modern Endlich loumlst der Architekt die historischen Proportionen die er sonst nachahmt auf Wo in Zukunft die Sammlungen der Dahlemer Museen aus-gestellt sein werden oumlffnet sich der Bau mit riesigen offenen Fensterflaumlchen gelegt in ein gespreiztes Gitter aus Ortbeton

Dass sich die Innenhoumlfe egal ob rekonstruiert oder reinterpretiert so sehr am his-torischen Vorbild Schluumlters orientieren ist eine kulturpolitische Entscheidung Eine

Jury der unter anderem Wolfgang Thierse als Vertreter des Bundestages Kultur-staatsminister Bernd Neumann der damalige Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee und Hermann Parzinger der heutige Direktor der Stiftung Preuszligischer Kulturbesitz angehoumlrten favorisierte 2008 Stellas Vorschlag fuumlr ein neues Schloss Dem Ideal des Schluumlterbaus kam dieser am nahesten Denn der Entwurf von Andreas Schluumlter kurz nach 1701 entstanden ist das groszlige Vorbild Von dem barocken Schlossbaumeis-ter der von Kunsthistorikern gerne als bdquoMichelangelo des Nordensldquo bezeichnet wird existieren heute noch Plaumlne und Risse die nun die Grundlage fuumlr den Wiederaufbau bilden Allerdings sind auch diese idealisiert zudem vollendete nicht Schluumlter sondern seine Nachfolger ab 1706 das Schloss Jeder von ihnen fuumlgte jeweils eigene Details hinzu An vielen Stellen muss heute gemutmaszligt werden

Dafuumlr haumllt man sich an den Dingen fest die bekannt sind Gruumlndlichst werden Skulpturenprogramm und Ornamentik zwischen Schluumlter-Barock und Stuumller-Klassik wiederhergestellt Selbst die gleichen Materialien ndash Baustoffe stammen aus dem Elb-sandsteingebirge und Schlesien ndash werden verwendet Vorlage bieten Fotografien

Links Blick in das zukuumlnftige Foyer des Humboldtforums rechts die Suumldostfassade mit dem modernen Belvedere an der Spree An seiner Stelle stand das Schloss in seinen Bauphasen von 1448 bis zirka 1701 Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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von denen interessanterweise ein Groszligteil zu DDR-Zeiten kurz vor dem Abriss ent-stand Die fotografischen Abbildungen ermoumlglichen auch historisch gewachsene Maumlngel des originalen Schlosses zu rekonstruieren Beispiele sind Blendfenster und ein asymmetrisch angelegter Mittelrisalit im Schluumlterhof Beide vom Ideal abruumlckende bdquoMutationenldquo wurden urspruumlnglich durch das Renaissance-Schloss bedingt das bis zur Sprengung die Gestalt der Residenz deutlich mitpraumlgte An seiner Stelle steht nun Stellas modernes Belvedere

Jetzt werden also diese vorbarocken Partien als Relikte auf der Schluumlter-Fassade wiederhergestellt finden aber ansonsten beim gesamten Wiederaufbau keine Be-achtung Dass etwa der Renaissance-Teil des Berliner Schlosses ausgeblendet wird der Schluumlter-Barock aber akribisch nachgeahmt wird ist widerspruumlchlich Das eine haumllt man fuumlr bedeutungsvoll und das andere anscheinend fuumlr bedeutungslos Diese Wertung der Architekturgeschichte des Berliner Schlosses zugunsten eines Schluumlter-Ideals wurde mit dem Zuschlag fuumlr Franco Stella 2008 entschieden Andere Wettbewerbsbeitraumlge etwa von Hans Kollhoff wollten auch die Kleinteiligkeit und Unregelmaumlszligigkeit der verschachtelten Schlosspartien vor dem groszligen Schluumlterbau in der Rekonstruktion wieder sichtbar werden lassen Doch man entschied sich gegen solche Vorschlaumlge

Das Innere wird modern ndash mit Wiederaufbau wird das nichts mehr zu tun haben Hiersoll ein Museums- Wissenschafts- und Repraumlsentationsbetrieb entstehen mit Multi-funktionssaumllen und Rolltreppen Das groszlige Foyer am Kuppeleingang wird mit einer Glasuumlberdachung versehen deren Stahltraumlger jetzt schon angebracht sind Zwei Saumlle allerdings an der Stelle des ehemaligen Rittersaals und des ehemaligen Elisabeth-saals zeigen eine Besonderheit Ihre Saumlulen sind derart gerichtet dass sich die his-torische Raumordnung rekonstruieren lieszlige ndash diese Moumlglichkeit wollte man sich doch noch offenlassen So wie ohnehin noch einiges an diesem Schlossbau offen ist

Oben Das Kernstuumlck der Schlossrekonstruktion der Schluumlterhof urspruumlnglich von ca 1701 bis 1706 errichtet Blick von Suumlden Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella unten In der Schlossbauhuumltte arbeitet man an der Rekonstruktion des Fassadenschmucks Foto copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum

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Links Moderne Treppenhalle im Schlossbau rechts Blick aus dem Foyer des Humboldtforums auf das Kuppelportal Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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Es ist ein schwieriges Ding dieses Schloss Groszlig und trotzig steht es jetzt da dabei zeigt seine Architektur gleichzeitig so viel Unschluumlssigkeit und zoumlgernde Vorsicht Ein Dilemma das sich auch auf die Debatten um die zukuumlnftige Nutzung des Schlosses uumlbertragen laumlsst

Gut ist dass dieser Bau jetzt wo er steht Diskussionen ausloumlst Denn so sang- und klanglos wie das Kommandantenhaus das der Bertelsmann-Konzern einfach so ein paar Meter weiter an der prestigereichen Adresse Unter den Linden 1 nach der Wende wiedererrichtete soll dieses Schloss nicht vollendet werden bull

Noch besteht das Schloss nur aus Stahlbeton Baustellenrundgang im Juni 2015 Fotos Sophie Jung

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STIFTUNG BERLINER SCHLOSS - HUMBOLDTFORUM

Die Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum ist eine gemeinnuumltzige Stiftung buumlrgerlichen Rechts die gemaumlszlig eines Beschlusses des Deutschen Bundestages von der Bundesrepublik Deutschland gefoumlrdert wird Sie ist Bauherrin und zukuumlnftige Eigentuumlmerin des Schlosses Manfred Rettig ein Architekt und Planer der bereits den Umzug der Bundesregierung von Bonn nach Berlin leitete steht ihr vor Kaufmaumlnnischer Vorsitz ist Johannes Wien der uumlber viele Jahre im Leitungsbereich des Bundesministeriums fuumlr Verkehr Bau und Stadtentwicklung gearbeitet hat

DIE IDEE Erst mit der Wiedervereinigung wurde die Schlossrekonstruktionuumlberhaupt ernsthaft diskutiert 1992 initiierte Wilhelm von Boddien ein Unternehmer aus Hamburg mecklenburgischer Herkunft den Foumlrderverein Berliner Schloss eV der 2001 zur Gruumlndung des gemeinnuumltzigen Vereins Stadtschloss Berlin Initiative eV fuumlhrte Die Befuumlrworter bewiesen einen langen Atem ndash 2013 wurde der Grundstein gelegt

ZUR SCHLOSSNUTZUNG

Das Schloss wird gebaut doch was kommt hinein Als mit den Debatten um den Wiederaufbau des Schlosses auch die Frage nach seiner zukuumlnftigen Nutzung auftauchte unterbreitete 2001 der Kunsthistoriker Horst Bredekamp das Konzept des bdquoHumboldtforumsldquo Zwei Komponenten kommen dabei zusammen Zum einen soll die Kunstkammer die sich einst im originalen Schloss befand und einen Mikro-kosmos der Welt in Artefakten repraumlsentiert als Denklabor rekonstruiert werden Zum anderen sollen die ethnologischen Sammlungen die sich derzeit in Berlin-Dahlem befinden ins Zentrum geholt werden Das Schloss koumlnne zu einer bdquomikroskopischen Weltldquo werden in der die bdquoauszligereuropaumlische Kunst dominiertldquo so der Kunsthistoriker

Bredekamps Idee wurde aufgegriffen und erweitert Im Schlossbau wird in Zukunft die Stiftung Preuszligischer Kulturbesitz im zweiten und dritten Obergeschoss die auszligereuropaumlischen Sammlungen ihrer Staatlichen Museen zu Berlin zeigen Im ersten Obergeschoss den bdquoWerkstaumltten des Wissensldquo ziehen die teilweise zum UNESCO-Weltkulturerbe zaumlhlenden Wissensarchive dieser Museen ein hinzu kom-men das Humboldt-Labor der Humboldt-Universitaumlt zu Berlin und die Ausstellung bdquoWeltStadtBerlinldquo des Landes Berlin Gruumlndungsintendant des Humboldtforums ist der Brite Neil McGregor Der Direktor des Britischen Museums wird nach Berlin wechseln und die Einrichtung im rekonstruierten Stadtschloss begleiten

RICHTFEST UND TAGE DER OFFENEN BAUSTELLE Richtfest ist am 12 Juni 2015 Interessierte koumlnnen den Rohbau an den Tagen der offenen Baustelle am 13 und 14 Juni 2015 jeweils 10ndash18 Uhr besichtigen

Mehr Infos und Programm unter wwwsbs-humboldtforumde

Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum

Manfred Rettig Vorstand und Sprecher Johannes Wien Kaufmaumlnnischer Vorstand

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EIN GRUND DER FUumlR DAS STADTSCHLOSS SPRICHTDIE HUMBOLDT-BOX WIRD ABGERISSEN

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EINE FRAGE DER HALTUNGBARKOW LEIBINGER SPIELRAUM

VON JEANETTE KUNSMANN

Buumlcher sind Fetisch pur ndash das wissen die Verlage das weiszlig Karl Lagerfeld und so geht es auch den meisten Designern und den Architekten Letztere duumlrfen ihr Werk zwar seit Aufhebung des Werbeverbots 1999 auch auf einer eigenen Webseite praumlsentieren verzichten deshalb aber nicht auf die gedruckte und gebun-dene Werkschau Im Gegenteil Es sind vermutlich nie so viele Architek-ten-Monographien erschienen wie in den letzten Jahren

Eines dieser Buumlcher stammt von dem Berliner Buumlro Barkow Leibinger ndash sie schenkten es sich zum 21 Geburtstag 1993 von der Stuttgarterin Regine Lei-binger und dem in Kansas City gebo-renen Frank Barkow gegruumlndet ist das Studio damit sowohl nach deutschem als auch nach amerikanischem Recht volljaumlhrig ndash also erwachsen Braucht man da ein Buch Und wenn ja fuumlr wen Nur fuumlr sich selbst oder auch fuumlr

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andere Sie haumltten in den letzten zwan-zig Jahren mit so vielen und verschie-denen Leuten zusammengearbeitet so viele Vorlesungen gehalten da sei so ein Buch nicht nur fuumlr einen selbst sondern fuumlr einen groszligen Kreis beantwortet Regine Leibinger diese Frage auf der Buchvorstellung in den Raumlumen von Walther Koumlnig Bereits im Dezember 2014 erschienen hatten die Architekten dort Mitte Mai ihr Werk unter dem Titel bdquoBuumlcher Machenldquo vorgestellt ndash zusammen mit Stephan Truumlby Diese Konstellation passte insofern aumluszligerst gut da Truumlby auf der einen Seite ein be-kannter Kurator und Theoretiker ist auf der anderen Seite aber vor vielen Jahren auch als Architekt gearbeitet hat ndash im Buumlro von Barkow Leibinger

Regine Leibinger und Frank Barkow haben ihr Buch ernst genommen als ein Projekt wie ein Gebaumlude Uumlber drei Jahre dauerte der Prozess etwa 400 Seiten sind es geworden Mutig wur-den Informationen wie die Werkliste weggelassen man findet alles dazu auf der Website die parallel zur Publika-tion von den Londoner Grafikern ZAK Group einen Relaunch bekam

Die inhaltliche Gliederung in die fuumlnf Themenfelder bdquoFabrication Researchldquo bdquoLiminal Faccedilade Deep Surfaceldquo bdquoUltra Structuralldquo bdquoMakeoverldquo und bdquoSite Specificldquo half den Architekten dabei ihr Archiv zu sortieren steht aber gleichzei-tig auch symbolisch fuumlr die Arbeitsweise und die Haltung des Buumlros bdquoLetztend-lich sind Barkow Leibinger genauso sehr sbquobricoleurelsquo wie Ingenieure Der sbquobrico-lagelsquo dem Basteln wohnt immer ein Element inspirierten Handelns inneldquo schreibt Hal Foster in seinem Vorwort bdquoArchitektur als Instrumentrdquo und schafft eine Bruumlcke zum Titel bdquoUnd wie wir von den groumlszligten deutschen Philoso-phen der Aumlsthetik wissen ist ein solches Spiel auch fuumlr die Kunst grundlegend wichtig Es eroumlffnet einen Raum fuumlr fantasievolle Antworten auf alle gestell-ten Fragen Letztendlich ist es das was die Architektur von Barkow Leibinger uns anbietet Spielraum Raum fuumlr Erfindungenldquo

Foster ist einer der vier Autoren die Barkow Leibinger mit den Texten fuumlr ihr Buch beauftragt haben Carson Chan setzt die Projekte in Seoul Berlin und Marrakesch in einen Kontext

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sagt Regine Leibinger bdquoDas sind die Schluumlsselbegriffe fuumlr (unsere) architek-tonische Haltungldquo Vielleicht laumlsst sich dieses Zitat auch auf die Buchbranche uumlbertragen

Barkow LeibingerSpielraumGestaltung von Zak GroupDeutsch EnglischHatje Cantz 2014Hardcover 426 Seiten58 Euro

wwwhatjecantzde

Sarah Whiting fokussiert sich auf die Beziehung von Barkow Leibinger zu Dach und Decke und Brett Steele schreibt uumlber das Architekturdenken der Berliner Architekten Der Dokumen-tarfotograf Iwan Baan hat den Trumpf-Campus in Ditzingen besucht und zeigt in seinem Fotoessay die Architektur von Frank Barkow und Regine Leibinger in ihrer alltaumlglichen Nutzung

Es ist nicht ihre erste Publikation aber die erste mit einem solchem Umfang Bereits mit bdquoBricoleurldquo und bdquoAn Atlas Of Fabricationldquo beide bei Architectural Association Publications erschienen haben Barkow Leibinger gezeigt dass ihre Buumlcher einen eigenen Willen und Charakter haben Bereits hier haben sie auch mit Zak Kyes zusammenge-arbeitet und sich auf ein konsequentes Layout eingelassen das den Inhalt wie die Folien einer ihrer bdquoLecturesldquo prauml-sentiert In dem dritten Buch geben sie den Inhalten einen anderen Raum orientieren sich aber an einem klaren Raster ndash passend zu ihrer Haltung bdquoFuumlr mich muss Architektur nachvollziehbar sein und sie muss angemessen seinldquo

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ARCHITEKTUR PUR

bdquoNo vehicles No trees No roughness groundldquo Das fordert Beniamino Servino Seine Haltung uumlber Architektur und Stadt manifestierte der italienische Kuumlnstler in seiner aktuellen Arbeit bdquoPost Ecological Cityldquo pg Foto Condominiums Post Ecological City copy Beniamino Servino ec2it

Page 14: NGGE SCHLOSS JETZT! w Leibinger:pielraummedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1885895/baunetzwoche... · Am 21. Juni entsteht zur Eröffnung im ZMK Zentrum für Kunst

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von denen interessanterweise ein Groszligteil zu DDR-Zeiten kurz vor dem Abriss ent-stand Die fotografischen Abbildungen ermoumlglichen auch historisch gewachsene Maumlngel des originalen Schlosses zu rekonstruieren Beispiele sind Blendfenster und ein asymmetrisch angelegter Mittelrisalit im Schluumlterhof Beide vom Ideal abruumlckende bdquoMutationenldquo wurden urspruumlnglich durch das Renaissance-Schloss bedingt das bis zur Sprengung die Gestalt der Residenz deutlich mitpraumlgte An seiner Stelle steht nun Stellas modernes Belvedere

Jetzt werden also diese vorbarocken Partien als Relikte auf der Schluumlter-Fassade wiederhergestellt finden aber ansonsten beim gesamten Wiederaufbau keine Be-achtung Dass etwa der Renaissance-Teil des Berliner Schlosses ausgeblendet wird der Schluumlter-Barock aber akribisch nachgeahmt wird ist widerspruumlchlich Das eine haumllt man fuumlr bedeutungsvoll und das andere anscheinend fuumlr bedeutungslos Diese Wertung der Architekturgeschichte des Berliner Schlosses zugunsten eines Schluumlter-Ideals wurde mit dem Zuschlag fuumlr Franco Stella 2008 entschieden Andere Wettbewerbsbeitraumlge etwa von Hans Kollhoff wollten auch die Kleinteiligkeit und Unregelmaumlszligigkeit der verschachtelten Schlosspartien vor dem groszligen Schluumlterbau in der Rekonstruktion wieder sichtbar werden lassen Doch man entschied sich gegen solche Vorschlaumlge

Das Innere wird modern ndash mit Wiederaufbau wird das nichts mehr zu tun haben Hiersoll ein Museums- Wissenschafts- und Repraumlsentationsbetrieb entstehen mit Multi-funktionssaumllen und Rolltreppen Das groszlige Foyer am Kuppeleingang wird mit einer Glasuumlberdachung versehen deren Stahltraumlger jetzt schon angebracht sind Zwei Saumlle allerdings an der Stelle des ehemaligen Rittersaals und des ehemaligen Elisabeth-saals zeigen eine Besonderheit Ihre Saumlulen sind derart gerichtet dass sich die his-torische Raumordnung rekonstruieren lieszlige ndash diese Moumlglichkeit wollte man sich doch noch offenlassen So wie ohnehin noch einiges an diesem Schlossbau offen ist

Oben Das Kernstuumlck der Schlossrekonstruktion der Schluumlterhof urspruumlnglich von ca 1701 bis 1706 errichtet Blick von Suumlden Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella unten In der Schlossbauhuumltte arbeitet man an der Rekonstruktion des Fassadenschmucks Foto copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum

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Links Moderne Treppenhalle im Schlossbau rechts Blick aus dem Foyer des Humboldtforums auf das Kuppelportal Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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Es ist ein schwieriges Ding dieses Schloss Groszlig und trotzig steht es jetzt da dabei zeigt seine Architektur gleichzeitig so viel Unschluumlssigkeit und zoumlgernde Vorsicht Ein Dilemma das sich auch auf die Debatten um die zukuumlnftige Nutzung des Schlosses uumlbertragen laumlsst

Gut ist dass dieser Bau jetzt wo er steht Diskussionen ausloumlst Denn so sang- und klanglos wie das Kommandantenhaus das der Bertelsmann-Konzern einfach so ein paar Meter weiter an der prestigereichen Adresse Unter den Linden 1 nach der Wende wiedererrichtete soll dieses Schloss nicht vollendet werden bull

Noch besteht das Schloss nur aus Stahlbeton Baustellenrundgang im Juni 2015 Fotos Sophie Jung

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STIFTUNG BERLINER SCHLOSS - HUMBOLDTFORUM

Die Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum ist eine gemeinnuumltzige Stiftung buumlrgerlichen Rechts die gemaumlszlig eines Beschlusses des Deutschen Bundestages von der Bundesrepublik Deutschland gefoumlrdert wird Sie ist Bauherrin und zukuumlnftige Eigentuumlmerin des Schlosses Manfred Rettig ein Architekt und Planer der bereits den Umzug der Bundesregierung von Bonn nach Berlin leitete steht ihr vor Kaufmaumlnnischer Vorsitz ist Johannes Wien der uumlber viele Jahre im Leitungsbereich des Bundesministeriums fuumlr Verkehr Bau und Stadtentwicklung gearbeitet hat

DIE IDEE Erst mit der Wiedervereinigung wurde die Schlossrekonstruktionuumlberhaupt ernsthaft diskutiert 1992 initiierte Wilhelm von Boddien ein Unternehmer aus Hamburg mecklenburgischer Herkunft den Foumlrderverein Berliner Schloss eV der 2001 zur Gruumlndung des gemeinnuumltzigen Vereins Stadtschloss Berlin Initiative eV fuumlhrte Die Befuumlrworter bewiesen einen langen Atem ndash 2013 wurde der Grundstein gelegt

ZUR SCHLOSSNUTZUNG

Das Schloss wird gebaut doch was kommt hinein Als mit den Debatten um den Wiederaufbau des Schlosses auch die Frage nach seiner zukuumlnftigen Nutzung auftauchte unterbreitete 2001 der Kunsthistoriker Horst Bredekamp das Konzept des bdquoHumboldtforumsldquo Zwei Komponenten kommen dabei zusammen Zum einen soll die Kunstkammer die sich einst im originalen Schloss befand und einen Mikro-kosmos der Welt in Artefakten repraumlsentiert als Denklabor rekonstruiert werden Zum anderen sollen die ethnologischen Sammlungen die sich derzeit in Berlin-Dahlem befinden ins Zentrum geholt werden Das Schloss koumlnne zu einer bdquomikroskopischen Weltldquo werden in der die bdquoauszligereuropaumlische Kunst dominiertldquo so der Kunsthistoriker

Bredekamps Idee wurde aufgegriffen und erweitert Im Schlossbau wird in Zukunft die Stiftung Preuszligischer Kulturbesitz im zweiten und dritten Obergeschoss die auszligereuropaumlischen Sammlungen ihrer Staatlichen Museen zu Berlin zeigen Im ersten Obergeschoss den bdquoWerkstaumltten des Wissensldquo ziehen die teilweise zum UNESCO-Weltkulturerbe zaumlhlenden Wissensarchive dieser Museen ein hinzu kom-men das Humboldt-Labor der Humboldt-Universitaumlt zu Berlin und die Ausstellung bdquoWeltStadtBerlinldquo des Landes Berlin Gruumlndungsintendant des Humboldtforums ist der Brite Neil McGregor Der Direktor des Britischen Museums wird nach Berlin wechseln und die Einrichtung im rekonstruierten Stadtschloss begleiten

RICHTFEST UND TAGE DER OFFENEN BAUSTELLE Richtfest ist am 12 Juni 2015 Interessierte koumlnnen den Rohbau an den Tagen der offenen Baustelle am 13 und 14 Juni 2015 jeweils 10ndash18 Uhr besichtigen

Mehr Infos und Programm unter wwwsbs-humboldtforumde

Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum

Manfred Rettig Vorstand und Sprecher Johannes Wien Kaufmaumlnnischer Vorstand

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EINE FRAGE DER HALTUNGBARKOW LEIBINGER SPIELRAUM

VON JEANETTE KUNSMANN

Buumlcher sind Fetisch pur ndash das wissen die Verlage das weiszlig Karl Lagerfeld und so geht es auch den meisten Designern und den Architekten Letztere duumlrfen ihr Werk zwar seit Aufhebung des Werbeverbots 1999 auch auf einer eigenen Webseite praumlsentieren verzichten deshalb aber nicht auf die gedruckte und gebun-dene Werkschau Im Gegenteil Es sind vermutlich nie so viele Architek-ten-Monographien erschienen wie in den letzten Jahren

Eines dieser Buumlcher stammt von dem Berliner Buumlro Barkow Leibinger ndash sie schenkten es sich zum 21 Geburtstag 1993 von der Stuttgarterin Regine Lei-binger und dem in Kansas City gebo-renen Frank Barkow gegruumlndet ist das Studio damit sowohl nach deutschem als auch nach amerikanischem Recht volljaumlhrig ndash also erwachsen Braucht man da ein Buch Und wenn ja fuumlr wen Nur fuumlr sich selbst oder auch fuumlr

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andere Sie haumltten in den letzten zwan-zig Jahren mit so vielen und verschie-denen Leuten zusammengearbeitet so viele Vorlesungen gehalten da sei so ein Buch nicht nur fuumlr einen selbst sondern fuumlr einen groszligen Kreis beantwortet Regine Leibinger diese Frage auf der Buchvorstellung in den Raumlumen von Walther Koumlnig Bereits im Dezember 2014 erschienen hatten die Architekten dort Mitte Mai ihr Werk unter dem Titel bdquoBuumlcher Machenldquo vorgestellt ndash zusammen mit Stephan Truumlby Diese Konstellation passte insofern aumluszligerst gut da Truumlby auf der einen Seite ein be-kannter Kurator und Theoretiker ist auf der anderen Seite aber vor vielen Jahren auch als Architekt gearbeitet hat ndash im Buumlro von Barkow Leibinger

Regine Leibinger und Frank Barkow haben ihr Buch ernst genommen als ein Projekt wie ein Gebaumlude Uumlber drei Jahre dauerte der Prozess etwa 400 Seiten sind es geworden Mutig wur-den Informationen wie die Werkliste weggelassen man findet alles dazu auf der Website die parallel zur Publika-tion von den Londoner Grafikern ZAK Group einen Relaunch bekam

Die inhaltliche Gliederung in die fuumlnf Themenfelder bdquoFabrication Researchldquo bdquoLiminal Faccedilade Deep Surfaceldquo bdquoUltra Structuralldquo bdquoMakeoverldquo und bdquoSite Specificldquo half den Architekten dabei ihr Archiv zu sortieren steht aber gleichzei-tig auch symbolisch fuumlr die Arbeitsweise und die Haltung des Buumlros bdquoLetztend-lich sind Barkow Leibinger genauso sehr sbquobricoleurelsquo wie Ingenieure Der sbquobrico-lagelsquo dem Basteln wohnt immer ein Element inspirierten Handelns inneldquo schreibt Hal Foster in seinem Vorwort bdquoArchitektur als Instrumentrdquo und schafft eine Bruumlcke zum Titel bdquoUnd wie wir von den groumlszligten deutschen Philoso-phen der Aumlsthetik wissen ist ein solches Spiel auch fuumlr die Kunst grundlegend wichtig Es eroumlffnet einen Raum fuumlr fantasievolle Antworten auf alle gestell-ten Fragen Letztendlich ist es das was die Architektur von Barkow Leibinger uns anbietet Spielraum Raum fuumlr Erfindungenldquo

Foster ist einer der vier Autoren die Barkow Leibinger mit den Texten fuumlr ihr Buch beauftragt haben Carson Chan setzt die Projekte in Seoul Berlin und Marrakesch in einen Kontext

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Barkow LeibingerSpielraumGestaltung von Zak GroupDeutsch EnglischHatje Cantz 2014Hardcover 426 Seiten58 Euro

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Sarah Whiting fokussiert sich auf die Beziehung von Barkow Leibinger zu Dach und Decke und Brett Steele schreibt uumlber das Architekturdenken der Berliner Architekten Der Dokumen-tarfotograf Iwan Baan hat den Trumpf-Campus in Ditzingen besucht und zeigt in seinem Fotoessay die Architektur von Frank Barkow und Regine Leibinger in ihrer alltaumlglichen Nutzung

Es ist nicht ihre erste Publikation aber die erste mit einem solchem Umfang Bereits mit bdquoBricoleurldquo und bdquoAn Atlas Of Fabricationldquo beide bei Architectural Association Publications erschienen haben Barkow Leibinger gezeigt dass ihre Buumlcher einen eigenen Willen und Charakter haben Bereits hier haben sie auch mit Zak Kyes zusammenge-arbeitet und sich auf ein konsequentes Layout eingelassen das den Inhalt wie die Folien einer ihrer bdquoLecturesldquo prauml-sentiert In dem dritten Buch geben sie den Inhalten einen anderen Raum orientieren sich aber an einem klaren Raster ndash passend zu ihrer Haltung bdquoFuumlr mich muss Architektur nachvollziehbar sein und sie muss angemessen seinldquo

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bdquoNo vehicles No trees No roughness groundldquo Das fordert Beniamino Servino Seine Haltung uumlber Architektur und Stadt manifestierte der italienische Kuumlnstler in seiner aktuellen Arbeit bdquoPost Ecological Cityldquo pg Foto Condominiums Post Ecological City copy Beniamino Servino ec2it

Page 15: NGGE SCHLOSS JETZT! w Leibinger:pielraummedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1885895/baunetzwoche... · Am 21. Juni entsteht zur Eröffnung im ZMK Zentrum für Kunst

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Links Moderne Treppenhalle im Schlossbau rechts Blick aus dem Foyer des Humboldtforums auf das Kuppelportal Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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Es ist ein schwieriges Ding dieses Schloss Groszlig und trotzig steht es jetzt da dabei zeigt seine Architektur gleichzeitig so viel Unschluumlssigkeit und zoumlgernde Vorsicht Ein Dilemma das sich auch auf die Debatten um die zukuumlnftige Nutzung des Schlosses uumlbertragen laumlsst

Gut ist dass dieser Bau jetzt wo er steht Diskussionen ausloumlst Denn so sang- und klanglos wie das Kommandantenhaus das der Bertelsmann-Konzern einfach so ein paar Meter weiter an der prestigereichen Adresse Unter den Linden 1 nach der Wende wiedererrichtete soll dieses Schloss nicht vollendet werden bull

Noch besteht das Schloss nur aus Stahlbeton Baustellenrundgang im Juni 2015 Fotos Sophie Jung

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Die Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum ist eine gemeinnuumltzige Stiftung buumlrgerlichen Rechts die gemaumlszlig eines Beschlusses des Deutschen Bundestages von der Bundesrepublik Deutschland gefoumlrdert wird Sie ist Bauherrin und zukuumlnftige Eigentuumlmerin des Schlosses Manfred Rettig ein Architekt und Planer der bereits den Umzug der Bundesregierung von Bonn nach Berlin leitete steht ihr vor Kaufmaumlnnischer Vorsitz ist Johannes Wien der uumlber viele Jahre im Leitungsbereich des Bundesministeriums fuumlr Verkehr Bau und Stadtentwicklung gearbeitet hat

DIE IDEE Erst mit der Wiedervereinigung wurde die Schlossrekonstruktionuumlberhaupt ernsthaft diskutiert 1992 initiierte Wilhelm von Boddien ein Unternehmer aus Hamburg mecklenburgischer Herkunft den Foumlrderverein Berliner Schloss eV der 2001 zur Gruumlndung des gemeinnuumltzigen Vereins Stadtschloss Berlin Initiative eV fuumlhrte Die Befuumlrworter bewiesen einen langen Atem ndash 2013 wurde der Grundstein gelegt

ZUR SCHLOSSNUTZUNG

Das Schloss wird gebaut doch was kommt hinein Als mit den Debatten um den Wiederaufbau des Schlosses auch die Frage nach seiner zukuumlnftigen Nutzung auftauchte unterbreitete 2001 der Kunsthistoriker Horst Bredekamp das Konzept des bdquoHumboldtforumsldquo Zwei Komponenten kommen dabei zusammen Zum einen soll die Kunstkammer die sich einst im originalen Schloss befand und einen Mikro-kosmos der Welt in Artefakten repraumlsentiert als Denklabor rekonstruiert werden Zum anderen sollen die ethnologischen Sammlungen die sich derzeit in Berlin-Dahlem befinden ins Zentrum geholt werden Das Schloss koumlnne zu einer bdquomikroskopischen Weltldquo werden in der die bdquoauszligereuropaumlische Kunst dominiertldquo so der Kunsthistoriker

Bredekamps Idee wurde aufgegriffen und erweitert Im Schlossbau wird in Zukunft die Stiftung Preuszligischer Kulturbesitz im zweiten und dritten Obergeschoss die auszligereuropaumlischen Sammlungen ihrer Staatlichen Museen zu Berlin zeigen Im ersten Obergeschoss den bdquoWerkstaumltten des Wissensldquo ziehen die teilweise zum UNESCO-Weltkulturerbe zaumlhlenden Wissensarchive dieser Museen ein hinzu kom-men das Humboldt-Labor der Humboldt-Universitaumlt zu Berlin und die Ausstellung bdquoWeltStadtBerlinldquo des Landes Berlin Gruumlndungsintendant des Humboldtforums ist der Brite Neil McGregor Der Direktor des Britischen Museums wird nach Berlin wechseln und die Einrichtung im rekonstruierten Stadtschloss begleiten

RICHTFEST UND TAGE DER OFFENEN BAUSTELLE Richtfest ist am 12 Juni 2015 Interessierte koumlnnen den Rohbau an den Tagen der offenen Baustelle am 13 und 14 Juni 2015 jeweils 10ndash18 Uhr besichtigen

Mehr Infos und Programm unter wwwsbs-humboldtforumde

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VON JEANETTE KUNSMANN

Buumlcher sind Fetisch pur ndash das wissen die Verlage das weiszlig Karl Lagerfeld und so geht es auch den meisten Designern und den Architekten Letztere duumlrfen ihr Werk zwar seit Aufhebung des Werbeverbots 1999 auch auf einer eigenen Webseite praumlsentieren verzichten deshalb aber nicht auf die gedruckte und gebun-dene Werkschau Im Gegenteil Es sind vermutlich nie so viele Architek-ten-Monographien erschienen wie in den letzten Jahren

Eines dieser Buumlcher stammt von dem Berliner Buumlro Barkow Leibinger ndash sie schenkten es sich zum 21 Geburtstag 1993 von der Stuttgarterin Regine Lei-binger und dem in Kansas City gebo-renen Frank Barkow gegruumlndet ist das Studio damit sowohl nach deutschem als auch nach amerikanischem Recht volljaumlhrig ndash also erwachsen Braucht man da ein Buch Und wenn ja fuumlr wen Nur fuumlr sich selbst oder auch fuumlr

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andere Sie haumltten in den letzten zwan-zig Jahren mit so vielen und verschie-denen Leuten zusammengearbeitet so viele Vorlesungen gehalten da sei so ein Buch nicht nur fuumlr einen selbst sondern fuumlr einen groszligen Kreis beantwortet Regine Leibinger diese Frage auf der Buchvorstellung in den Raumlumen von Walther Koumlnig Bereits im Dezember 2014 erschienen hatten die Architekten dort Mitte Mai ihr Werk unter dem Titel bdquoBuumlcher Machenldquo vorgestellt ndash zusammen mit Stephan Truumlby Diese Konstellation passte insofern aumluszligerst gut da Truumlby auf der einen Seite ein be-kannter Kurator und Theoretiker ist auf der anderen Seite aber vor vielen Jahren auch als Architekt gearbeitet hat ndash im Buumlro von Barkow Leibinger

Regine Leibinger und Frank Barkow haben ihr Buch ernst genommen als ein Projekt wie ein Gebaumlude Uumlber drei Jahre dauerte der Prozess etwa 400 Seiten sind es geworden Mutig wur-den Informationen wie die Werkliste weggelassen man findet alles dazu auf der Website die parallel zur Publika-tion von den Londoner Grafikern ZAK Group einen Relaunch bekam

Die inhaltliche Gliederung in die fuumlnf Themenfelder bdquoFabrication Researchldquo bdquoLiminal Faccedilade Deep Surfaceldquo bdquoUltra Structuralldquo bdquoMakeoverldquo und bdquoSite Specificldquo half den Architekten dabei ihr Archiv zu sortieren steht aber gleichzei-tig auch symbolisch fuumlr die Arbeitsweise und die Haltung des Buumlros bdquoLetztend-lich sind Barkow Leibinger genauso sehr sbquobricoleurelsquo wie Ingenieure Der sbquobrico-lagelsquo dem Basteln wohnt immer ein Element inspirierten Handelns inneldquo schreibt Hal Foster in seinem Vorwort bdquoArchitektur als Instrumentrdquo und schafft eine Bruumlcke zum Titel bdquoUnd wie wir von den groumlszligten deutschen Philoso-phen der Aumlsthetik wissen ist ein solches Spiel auch fuumlr die Kunst grundlegend wichtig Es eroumlffnet einen Raum fuumlr fantasievolle Antworten auf alle gestell-ten Fragen Letztendlich ist es das was die Architektur von Barkow Leibinger uns anbietet Spielraum Raum fuumlr Erfindungenldquo

Foster ist einer der vier Autoren die Barkow Leibinger mit den Texten fuumlr ihr Buch beauftragt haben Carson Chan setzt die Projekte in Seoul Berlin und Marrakesch in einen Kontext

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sagt Regine Leibinger bdquoDas sind die Schluumlsselbegriffe fuumlr (unsere) architek-tonische Haltungldquo Vielleicht laumlsst sich dieses Zitat auch auf die Buchbranche uumlbertragen

Barkow LeibingerSpielraumGestaltung von Zak GroupDeutsch EnglischHatje Cantz 2014Hardcover 426 Seiten58 Euro

wwwhatjecantzde

Sarah Whiting fokussiert sich auf die Beziehung von Barkow Leibinger zu Dach und Decke und Brett Steele schreibt uumlber das Architekturdenken der Berliner Architekten Der Dokumen-tarfotograf Iwan Baan hat den Trumpf-Campus in Ditzingen besucht und zeigt in seinem Fotoessay die Architektur von Frank Barkow und Regine Leibinger in ihrer alltaumlglichen Nutzung

Es ist nicht ihre erste Publikation aber die erste mit einem solchem Umfang Bereits mit bdquoBricoleurldquo und bdquoAn Atlas Of Fabricationldquo beide bei Architectural Association Publications erschienen haben Barkow Leibinger gezeigt dass ihre Buumlcher einen eigenen Willen und Charakter haben Bereits hier haben sie auch mit Zak Kyes zusammenge-arbeitet und sich auf ein konsequentes Layout eingelassen das den Inhalt wie die Folien einer ihrer bdquoLecturesldquo prauml-sentiert In dem dritten Buch geben sie den Inhalten einen anderen Raum orientieren sich aber an einem klaren Raster ndash passend zu ihrer Haltung bdquoFuumlr mich muss Architektur nachvollziehbar sein und sie muss angemessen seinldquo

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ARCHITEKTUR PUR

bdquoNo vehicles No trees No roughness groundldquo Das fordert Beniamino Servino Seine Haltung uumlber Architektur und Stadt manifestierte der italienische Kuumlnstler in seiner aktuellen Arbeit bdquoPost Ecological Cityldquo pg Foto Condominiums Post Ecological City copy Beniamino Servino ec2it

Page 16: NGGE SCHLOSS JETZT! w Leibinger:pielraummedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1885895/baunetzwoche... · Am 21. Juni entsteht zur Eröffnung im ZMK Zentrum für Kunst

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Es ist ein schwieriges Ding dieses Schloss Groszlig und trotzig steht es jetzt da dabei zeigt seine Architektur gleichzeitig so viel Unschluumlssigkeit und zoumlgernde Vorsicht Ein Dilemma das sich auch auf die Debatten um die zukuumlnftige Nutzung des Schlosses uumlbertragen laumlsst

Gut ist dass dieser Bau jetzt wo er steht Diskussionen ausloumlst Denn so sang- und klanglos wie das Kommandantenhaus das der Bertelsmann-Konzern einfach so ein paar Meter weiter an der prestigereichen Adresse Unter den Linden 1 nach der Wende wiedererrichtete soll dieses Schloss nicht vollendet werden bull

Noch besteht das Schloss nur aus Stahlbeton Baustellenrundgang im Juni 2015 Fotos Sophie Jung

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GRUNDRISS - ERSTES OBERGESCHOSS

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GRUNDRISS - DACH

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STIFTUNG BERLINER SCHLOSS - HUMBOLDTFORUM

Die Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum ist eine gemeinnuumltzige Stiftung buumlrgerlichen Rechts die gemaumlszlig eines Beschlusses des Deutschen Bundestages von der Bundesrepublik Deutschland gefoumlrdert wird Sie ist Bauherrin und zukuumlnftige Eigentuumlmerin des Schlosses Manfred Rettig ein Architekt und Planer der bereits den Umzug der Bundesregierung von Bonn nach Berlin leitete steht ihr vor Kaufmaumlnnischer Vorsitz ist Johannes Wien der uumlber viele Jahre im Leitungsbereich des Bundesministeriums fuumlr Verkehr Bau und Stadtentwicklung gearbeitet hat

DIE IDEE Erst mit der Wiedervereinigung wurde die Schlossrekonstruktionuumlberhaupt ernsthaft diskutiert 1992 initiierte Wilhelm von Boddien ein Unternehmer aus Hamburg mecklenburgischer Herkunft den Foumlrderverein Berliner Schloss eV der 2001 zur Gruumlndung des gemeinnuumltzigen Vereins Stadtschloss Berlin Initiative eV fuumlhrte Die Befuumlrworter bewiesen einen langen Atem ndash 2013 wurde der Grundstein gelegt

ZUR SCHLOSSNUTZUNG

Das Schloss wird gebaut doch was kommt hinein Als mit den Debatten um den Wiederaufbau des Schlosses auch die Frage nach seiner zukuumlnftigen Nutzung auftauchte unterbreitete 2001 der Kunsthistoriker Horst Bredekamp das Konzept des bdquoHumboldtforumsldquo Zwei Komponenten kommen dabei zusammen Zum einen soll die Kunstkammer die sich einst im originalen Schloss befand und einen Mikro-kosmos der Welt in Artefakten repraumlsentiert als Denklabor rekonstruiert werden Zum anderen sollen die ethnologischen Sammlungen die sich derzeit in Berlin-Dahlem befinden ins Zentrum geholt werden Das Schloss koumlnne zu einer bdquomikroskopischen Weltldquo werden in der die bdquoauszligereuropaumlische Kunst dominiertldquo so der Kunsthistoriker

Bredekamps Idee wurde aufgegriffen und erweitert Im Schlossbau wird in Zukunft die Stiftung Preuszligischer Kulturbesitz im zweiten und dritten Obergeschoss die auszligereuropaumlischen Sammlungen ihrer Staatlichen Museen zu Berlin zeigen Im ersten Obergeschoss den bdquoWerkstaumltten des Wissensldquo ziehen die teilweise zum UNESCO-Weltkulturerbe zaumlhlenden Wissensarchive dieser Museen ein hinzu kom-men das Humboldt-Labor der Humboldt-Universitaumlt zu Berlin und die Ausstellung bdquoWeltStadtBerlinldquo des Landes Berlin Gruumlndungsintendant des Humboldtforums ist der Brite Neil McGregor Der Direktor des Britischen Museums wird nach Berlin wechseln und die Einrichtung im rekonstruierten Stadtschloss begleiten

RICHTFEST UND TAGE DER OFFENEN BAUSTELLE Richtfest ist am 12 Juni 2015 Interessierte koumlnnen den Rohbau an den Tagen der offenen Baustelle am 13 und 14 Juni 2015 jeweils 10ndash18 Uhr besichtigen

Mehr Infos und Programm unter wwwsbs-humboldtforumde

Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum

Manfred Rettig Vorstand und Sprecher Johannes Wien Kaufmaumlnnischer Vorstand

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EIN GRUND DER FUumlR DAS STADTSCHLOSS SPRICHTDIE HUMBOLDT-BOX WIRD ABGERISSEN

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EINE FRAGE DER HALTUNGBARKOW LEIBINGER SPIELRAUM

VON JEANETTE KUNSMANN

Buumlcher sind Fetisch pur ndash das wissen die Verlage das weiszlig Karl Lagerfeld und so geht es auch den meisten Designern und den Architekten Letztere duumlrfen ihr Werk zwar seit Aufhebung des Werbeverbots 1999 auch auf einer eigenen Webseite praumlsentieren verzichten deshalb aber nicht auf die gedruckte und gebun-dene Werkschau Im Gegenteil Es sind vermutlich nie so viele Architek-ten-Monographien erschienen wie in den letzten Jahren

Eines dieser Buumlcher stammt von dem Berliner Buumlro Barkow Leibinger ndash sie schenkten es sich zum 21 Geburtstag 1993 von der Stuttgarterin Regine Lei-binger und dem in Kansas City gebo-renen Frank Barkow gegruumlndet ist das Studio damit sowohl nach deutschem als auch nach amerikanischem Recht volljaumlhrig ndash also erwachsen Braucht man da ein Buch Und wenn ja fuumlr wen Nur fuumlr sich selbst oder auch fuumlr

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andere Sie haumltten in den letzten zwan-zig Jahren mit so vielen und verschie-denen Leuten zusammengearbeitet so viele Vorlesungen gehalten da sei so ein Buch nicht nur fuumlr einen selbst sondern fuumlr einen groszligen Kreis beantwortet Regine Leibinger diese Frage auf der Buchvorstellung in den Raumlumen von Walther Koumlnig Bereits im Dezember 2014 erschienen hatten die Architekten dort Mitte Mai ihr Werk unter dem Titel bdquoBuumlcher Machenldquo vorgestellt ndash zusammen mit Stephan Truumlby Diese Konstellation passte insofern aumluszligerst gut da Truumlby auf der einen Seite ein be-kannter Kurator und Theoretiker ist auf der anderen Seite aber vor vielen Jahren auch als Architekt gearbeitet hat ndash im Buumlro von Barkow Leibinger

Regine Leibinger und Frank Barkow haben ihr Buch ernst genommen als ein Projekt wie ein Gebaumlude Uumlber drei Jahre dauerte der Prozess etwa 400 Seiten sind es geworden Mutig wur-den Informationen wie die Werkliste weggelassen man findet alles dazu auf der Website die parallel zur Publika-tion von den Londoner Grafikern ZAK Group einen Relaunch bekam

Die inhaltliche Gliederung in die fuumlnf Themenfelder bdquoFabrication Researchldquo bdquoLiminal Faccedilade Deep Surfaceldquo bdquoUltra Structuralldquo bdquoMakeoverldquo und bdquoSite Specificldquo half den Architekten dabei ihr Archiv zu sortieren steht aber gleichzei-tig auch symbolisch fuumlr die Arbeitsweise und die Haltung des Buumlros bdquoLetztend-lich sind Barkow Leibinger genauso sehr sbquobricoleurelsquo wie Ingenieure Der sbquobrico-lagelsquo dem Basteln wohnt immer ein Element inspirierten Handelns inneldquo schreibt Hal Foster in seinem Vorwort bdquoArchitektur als Instrumentrdquo und schafft eine Bruumlcke zum Titel bdquoUnd wie wir von den groumlszligten deutschen Philoso-phen der Aumlsthetik wissen ist ein solches Spiel auch fuumlr die Kunst grundlegend wichtig Es eroumlffnet einen Raum fuumlr fantasievolle Antworten auf alle gestell-ten Fragen Letztendlich ist es das was die Architektur von Barkow Leibinger uns anbietet Spielraum Raum fuumlr Erfindungenldquo

Foster ist einer der vier Autoren die Barkow Leibinger mit den Texten fuumlr ihr Buch beauftragt haben Carson Chan setzt die Projekte in Seoul Berlin und Marrakesch in einen Kontext

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sagt Regine Leibinger bdquoDas sind die Schluumlsselbegriffe fuumlr (unsere) architek-tonische Haltungldquo Vielleicht laumlsst sich dieses Zitat auch auf die Buchbranche uumlbertragen

Barkow LeibingerSpielraumGestaltung von Zak GroupDeutsch EnglischHatje Cantz 2014Hardcover 426 Seiten58 Euro

wwwhatjecantzde

Sarah Whiting fokussiert sich auf die Beziehung von Barkow Leibinger zu Dach und Decke und Brett Steele schreibt uumlber das Architekturdenken der Berliner Architekten Der Dokumen-tarfotograf Iwan Baan hat den Trumpf-Campus in Ditzingen besucht und zeigt in seinem Fotoessay die Architektur von Frank Barkow und Regine Leibinger in ihrer alltaumlglichen Nutzung

Es ist nicht ihre erste Publikation aber die erste mit einem solchem Umfang Bereits mit bdquoBricoleurldquo und bdquoAn Atlas Of Fabricationldquo beide bei Architectural Association Publications erschienen haben Barkow Leibinger gezeigt dass ihre Buumlcher einen eigenen Willen und Charakter haben Bereits hier haben sie auch mit Zak Kyes zusammenge-arbeitet und sich auf ein konsequentes Layout eingelassen das den Inhalt wie die Folien einer ihrer bdquoLecturesldquo prauml-sentiert In dem dritten Buch geben sie den Inhalten einen anderen Raum orientieren sich aber an einem klaren Raster ndash passend zu ihrer Haltung bdquoFuumlr mich muss Architektur nachvollziehbar sein und sie muss angemessen seinldquo

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ARCHITEKTUR PUR

bdquoNo vehicles No trees No roughness groundldquo Das fordert Beniamino Servino Seine Haltung uumlber Architektur und Stadt manifestierte der italienische Kuumlnstler in seiner aktuellen Arbeit bdquoPost Ecological Cityldquo pg Foto Condominiums Post Ecological City copy Beniamino Servino ec2it

Page 17: NGGE SCHLOSS JETZT! w Leibinger:pielraummedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1885895/baunetzwoche... · Am 21. Juni entsteht zur Eröffnung im ZMK Zentrum für Kunst

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STIFTUNG BERLINER SCHLOSS - HUMBOLDTFORUM

Die Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum ist eine gemeinnuumltzige Stiftung buumlrgerlichen Rechts die gemaumlszlig eines Beschlusses des Deutschen Bundestages von der Bundesrepublik Deutschland gefoumlrdert wird Sie ist Bauherrin und zukuumlnftige Eigentuumlmerin des Schlosses Manfred Rettig ein Architekt und Planer der bereits den Umzug der Bundesregierung von Bonn nach Berlin leitete steht ihr vor Kaufmaumlnnischer Vorsitz ist Johannes Wien der uumlber viele Jahre im Leitungsbereich des Bundesministeriums fuumlr Verkehr Bau und Stadtentwicklung gearbeitet hat

DIE IDEE Erst mit der Wiedervereinigung wurde die Schlossrekonstruktionuumlberhaupt ernsthaft diskutiert 1992 initiierte Wilhelm von Boddien ein Unternehmer aus Hamburg mecklenburgischer Herkunft den Foumlrderverein Berliner Schloss eV der 2001 zur Gruumlndung des gemeinnuumltzigen Vereins Stadtschloss Berlin Initiative eV fuumlhrte Die Befuumlrworter bewiesen einen langen Atem ndash 2013 wurde der Grundstein gelegt

ZUR SCHLOSSNUTZUNG

Das Schloss wird gebaut doch was kommt hinein Als mit den Debatten um den Wiederaufbau des Schlosses auch die Frage nach seiner zukuumlnftigen Nutzung auftauchte unterbreitete 2001 der Kunsthistoriker Horst Bredekamp das Konzept des bdquoHumboldtforumsldquo Zwei Komponenten kommen dabei zusammen Zum einen soll die Kunstkammer die sich einst im originalen Schloss befand und einen Mikro-kosmos der Welt in Artefakten repraumlsentiert als Denklabor rekonstruiert werden Zum anderen sollen die ethnologischen Sammlungen die sich derzeit in Berlin-Dahlem befinden ins Zentrum geholt werden Das Schloss koumlnne zu einer bdquomikroskopischen Weltldquo werden in der die bdquoauszligereuropaumlische Kunst dominiertldquo so der Kunsthistoriker

Bredekamps Idee wurde aufgegriffen und erweitert Im Schlossbau wird in Zukunft die Stiftung Preuszligischer Kulturbesitz im zweiten und dritten Obergeschoss die auszligereuropaumlischen Sammlungen ihrer Staatlichen Museen zu Berlin zeigen Im ersten Obergeschoss den bdquoWerkstaumltten des Wissensldquo ziehen die teilweise zum UNESCO-Weltkulturerbe zaumlhlenden Wissensarchive dieser Museen ein hinzu kom-men das Humboldt-Labor der Humboldt-Universitaumlt zu Berlin und die Ausstellung bdquoWeltStadtBerlinldquo des Landes Berlin Gruumlndungsintendant des Humboldtforums ist der Brite Neil McGregor Der Direktor des Britischen Museums wird nach Berlin wechseln und die Einrichtung im rekonstruierten Stadtschloss begleiten

RICHTFEST UND TAGE DER OFFENEN BAUSTELLE Richtfest ist am 12 Juni 2015 Interessierte koumlnnen den Rohbau an den Tagen der offenen Baustelle am 13 und 14 Juni 2015 jeweils 10ndash18 Uhr besichtigen

Mehr Infos und Programm unter wwwsbs-humboldtforumde

Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum

Manfred Rettig Vorstand und Sprecher Johannes Wien Kaufmaumlnnischer Vorstand

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EINE FRAGE DER HALTUNGBARKOW LEIBINGER SPIELRAUM

VON JEANETTE KUNSMANN

Buumlcher sind Fetisch pur ndash das wissen die Verlage das weiszlig Karl Lagerfeld und so geht es auch den meisten Designern und den Architekten Letztere duumlrfen ihr Werk zwar seit Aufhebung des Werbeverbots 1999 auch auf einer eigenen Webseite praumlsentieren verzichten deshalb aber nicht auf die gedruckte und gebun-dene Werkschau Im Gegenteil Es sind vermutlich nie so viele Architek-ten-Monographien erschienen wie in den letzten Jahren

Eines dieser Buumlcher stammt von dem Berliner Buumlro Barkow Leibinger ndash sie schenkten es sich zum 21 Geburtstag 1993 von der Stuttgarterin Regine Lei-binger und dem in Kansas City gebo-renen Frank Barkow gegruumlndet ist das Studio damit sowohl nach deutschem als auch nach amerikanischem Recht volljaumlhrig ndash also erwachsen Braucht man da ein Buch Und wenn ja fuumlr wen Nur fuumlr sich selbst oder auch fuumlr

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Regine Leibinger und Frank Barkow haben ihr Buch ernst genommen als ein Projekt wie ein Gebaumlude Uumlber drei Jahre dauerte der Prozess etwa 400 Seiten sind es geworden Mutig wur-den Informationen wie die Werkliste weggelassen man findet alles dazu auf der Website die parallel zur Publika-tion von den Londoner Grafikern ZAK Group einen Relaunch bekam

Die inhaltliche Gliederung in die fuumlnf Themenfelder bdquoFabrication Researchldquo bdquoLiminal Faccedilade Deep Surfaceldquo bdquoUltra Structuralldquo bdquoMakeoverldquo und bdquoSite Specificldquo half den Architekten dabei ihr Archiv zu sortieren steht aber gleichzei-tig auch symbolisch fuumlr die Arbeitsweise und die Haltung des Buumlros bdquoLetztend-lich sind Barkow Leibinger genauso sehr sbquobricoleurelsquo wie Ingenieure Der sbquobrico-lagelsquo dem Basteln wohnt immer ein Element inspirierten Handelns inneldquo schreibt Hal Foster in seinem Vorwort bdquoArchitektur als Instrumentrdquo und schafft eine Bruumlcke zum Titel bdquoUnd wie wir von den groumlszligten deutschen Philoso-phen der Aumlsthetik wissen ist ein solches Spiel auch fuumlr die Kunst grundlegend wichtig Es eroumlffnet einen Raum fuumlr fantasievolle Antworten auf alle gestell-ten Fragen Letztendlich ist es das was die Architektur von Barkow Leibinger uns anbietet Spielraum Raum fuumlr Erfindungenldquo

Foster ist einer der vier Autoren die Barkow Leibinger mit den Texten fuumlr ihr Buch beauftragt haben Carson Chan setzt die Projekte in Seoul Berlin und Marrakesch in einen Kontext

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sagt Regine Leibinger bdquoDas sind die Schluumlsselbegriffe fuumlr (unsere) architek-tonische Haltungldquo Vielleicht laumlsst sich dieses Zitat auch auf die Buchbranche uumlbertragen

Barkow LeibingerSpielraumGestaltung von Zak GroupDeutsch EnglischHatje Cantz 2014Hardcover 426 Seiten58 Euro

wwwhatjecantzde

Sarah Whiting fokussiert sich auf die Beziehung von Barkow Leibinger zu Dach und Decke und Brett Steele schreibt uumlber das Architekturdenken der Berliner Architekten Der Dokumen-tarfotograf Iwan Baan hat den Trumpf-Campus in Ditzingen besucht und zeigt in seinem Fotoessay die Architektur von Frank Barkow und Regine Leibinger in ihrer alltaumlglichen Nutzung

Es ist nicht ihre erste Publikation aber die erste mit einem solchem Umfang Bereits mit bdquoBricoleurldquo und bdquoAn Atlas Of Fabricationldquo beide bei Architectural Association Publications erschienen haben Barkow Leibinger gezeigt dass ihre Buumlcher einen eigenen Willen und Charakter haben Bereits hier haben sie auch mit Zak Kyes zusammenge-arbeitet und sich auf ein konsequentes Layout eingelassen das den Inhalt wie die Folien einer ihrer bdquoLecturesldquo prauml-sentiert In dem dritten Buch geben sie den Inhalten einen anderen Raum orientieren sich aber an einem klaren Raster ndash passend zu ihrer Haltung bdquoFuumlr mich muss Architektur nachvollziehbar sein und sie muss angemessen seinldquo

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ARCHITEKTUR PUR

bdquoNo vehicles No trees No roughness groundldquo Das fordert Beniamino Servino Seine Haltung uumlber Architektur und Stadt manifestierte der italienische Kuumlnstler in seiner aktuellen Arbeit bdquoPost Ecological Cityldquo pg Foto Condominiums Post Ecological City copy Beniamino Servino ec2it

Page 18: NGGE SCHLOSS JETZT! w Leibinger:pielraummedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1885895/baunetzwoche... · Am 21. Juni entsteht zur Eröffnung im ZMK Zentrum für Kunst

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STIFTUNG BERLINER SCHLOSS - HUMBOLDTFORUM

Die Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum ist eine gemeinnuumltzige Stiftung buumlrgerlichen Rechts die gemaumlszlig eines Beschlusses des Deutschen Bundestages von der Bundesrepublik Deutschland gefoumlrdert wird Sie ist Bauherrin und zukuumlnftige Eigentuumlmerin des Schlosses Manfred Rettig ein Architekt und Planer der bereits den Umzug der Bundesregierung von Bonn nach Berlin leitete steht ihr vor Kaufmaumlnnischer Vorsitz ist Johannes Wien der uumlber viele Jahre im Leitungsbereich des Bundesministeriums fuumlr Verkehr Bau und Stadtentwicklung gearbeitet hat

DIE IDEE Erst mit der Wiedervereinigung wurde die Schlossrekonstruktionuumlberhaupt ernsthaft diskutiert 1992 initiierte Wilhelm von Boddien ein Unternehmer aus Hamburg mecklenburgischer Herkunft den Foumlrderverein Berliner Schloss eV der 2001 zur Gruumlndung des gemeinnuumltzigen Vereins Stadtschloss Berlin Initiative eV fuumlhrte Die Befuumlrworter bewiesen einen langen Atem ndash 2013 wurde der Grundstein gelegt

ZUR SCHLOSSNUTZUNG

Das Schloss wird gebaut doch was kommt hinein Als mit den Debatten um den Wiederaufbau des Schlosses auch die Frage nach seiner zukuumlnftigen Nutzung auftauchte unterbreitete 2001 der Kunsthistoriker Horst Bredekamp das Konzept des bdquoHumboldtforumsldquo Zwei Komponenten kommen dabei zusammen Zum einen soll die Kunstkammer die sich einst im originalen Schloss befand und einen Mikro-kosmos der Welt in Artefakten repraumlsentiert als Denklabor rekonstruiert werden Zum anderen sollen die ethnologischen Sammlungen die sich derzeit in Berlin-Dahlem befinden ins Zentrum geholt werden Das Schloss koumlnne zu einer bdquomikroskopischen Weltldquo werden in der die bdquoauszligereuropaumlische Kunst dominiertldquo so der Kunsthistoriker

Bredekamps Idee wurde aufgegriffen und erweitert Im Schlossbau wird in Zukunft die Stiftung Preuszligischer Kulturbesitz im zweiten und dritten Obergeschoss die auszligereuropaumlischen Sammlungen ihrer Staatlichen Museen zu Berlin zeigen Im ersten Obergeschoss den bdquoWerkstaumltten des Wissensldquo ziehen die teilweise zum UNESCO-Weltkulturerbe zaumlhlenden Wissensarchive dieser Museen ein hinzu kom-men das Humboldt-Labor der Humboldt-Universitaumlt zu Berlin und die Ausstellung bdquoWeltStadtBerlinldquo des Landes Berlin Gruumlndungsintendant des Humboldtforums ist der Brite Neil McGregor Der Direktor des Britischen Museums wird nach Berlin wechseln und die Einrichtung im rekonstruierten Stadtschloss begleiten

RICHTFEST UND TAGE DER OFFENEN BAUSTELLE Richtfest ist am 12 Juni 2015 Interessierte koumlnnen den Rohbau an den Tagen der offenen Baustelle am 13 und 14 Juni 2015 jeweils 10ndash18 Uhr besichtigen

Mehr Infos und Programm unter wwwsbs-humboldtforumde

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Manfred Rettig Vorstand und Sprecher Johannes Wien Kaufmaumlnnischer Vorstand

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EINE FRAGE DER HALTUNGBARKOW LEIBINGER SPIELRAUM

VON JEANETTE KUNSMANN

Buumlcher sind Fetisch pur ndash das wissen die Verlage das weiszlig Karl Lagerfeld und so geht es auch den meisten Designern und den Architekten Letztere duumlrfen ihr Werk zwar seit Aufhebung des Werbeverbots 1999 auch auf einer eigenen Webseite praumlsentieren verzichten deshalb aber nicht auf die gedruckte und gebun-dene Werkschau Im Gegenteil Es sind vermutlich nie so viele Architek-ten-Monographien erschienen wie in den letzten Jahren

Eines dieser Buumlcher stammt von dem Berliner Buumlro Barkow Leibinger ndash sie schenkten es sich zum 21 Geburtstag 1993 von der Stuttgarterin Regine Lei-binger und dem in Kansas City gebo-renen Frank Barkow gegruumlndet ist das Studio damit sowohl nach deutschem als auch nach amerikanischem Recht volljaumlhrig ndash also erwachsen Braucht man da ein Buch Und wenn ja fuumlr wen Nur fuumlr sich selbst oder auch fuumlr

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andere Sie haumltten in den letzten zwan-zig Jahren mit so vielen und verschie-denen Leuten zusammengearbeitet so viele Vorlesungen gehalten da sei so ein Buch nicht nur fuumlr einen selbst sondern fuumlr einen groszligen Kreis beantwortet Regine Leibinger diese Frage auf der Buchvorstellung in den Raumlumen von Walther Koumlnig Bereits im Dezember 2014 erschienen hatten die Architekten dort Mitte Mai ihr Werk unter dem Titel bdquoBuumlcher Machenldquo vorgestellt ndash zusammen mit Stephan Truumlby Diese Konstellation passte insofern aumluszligerst gut da Truumlby auf der einen Seite ein be-kannter Kurator und Theoretiker ist auf der anderen Seite aber vor vielen Jahren auch als Architekt gearbeitet hat ndash im Buumlro von Barkow Leibinger

Regine Leibinger und Frank Barkow haben ihr Buch ernst genommen als ein Projekt wie ein Gebaumlude Uumlber drei Jahre dauerte der Prozess etwa 400 Seiten sind es geworden Mutig wur-den Informationen wie die Werkliste weggelassen man findet alles dazu auf der Website die parallel zur Publika-tion von den Londoner Grafikern ZAK Group einen Relaunch bekam

Die inhaltliche Gliederung in die fuumlnf Themenfelder bdquoFabrication Researchldquo bdquoLiminal Faccedilade Deep Surfaceldquo bdquoUltra Structuralldquo bdquoMakeoverldquo und bdquoSite Specificldquo half den Architekten dabei ihr Archiv zu sortieren steht aber gleichzei-tig auch symbolisch fuumlr die Arbeitsweise und die Haltung des Buumlros bdquoLetztend-lich sind Barkow Leibinger genauso sehr sbquobricoleurelsquo wie Ingenieure Der sbquobrico-lagelsquo dem Basteln wohnt immer ein Element inspirierten Handelns inneldquo schreibt Hal Foster in seinem Vorwort bdquoArchitektur als Instrumentrdquo und schafft eine Bruumlcke zum Titel bdquoUnd wie wir von den groumlszligten deutschen Philoso-phen der Aumlsthetik wissen ist ein solches Spiel auch fuumlr die Kunst grundlegend wichtig Es eroumlffnet einen Raum fuumlr fantasievolle Antworten auf alle gestell-ten Fragen Letztendlich ist es das was die Architektur von Barkow Leibinger uns anbietet Spielraum Raum fuumlr Erfindungenldquo

Foster ist einer der vier Autoren die Barkow Leibinger mit den Texten fuumlr ihr Buch beauftragt haben Carson Chan setzt die Projekte in Seoul Berlin und Marrakesch in einen Kontext

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sagt Regine Leibinger bdquoDas sind die Schluumlsselbegriffe fuumlr (unsere) architek-tonische Haltungldquo Vielleicht laumlsst sich dieses Zitat auch auf die Buchbranche uumlbertragen

Barkow LeibingerSpielraumGestaltung von Zak GroupDeutsch EnglischHatje Cantz 2014Hardcover 426 Seiten58 Euro

wwwhatjecantzde

Sarah Whiting fokussiert sich auf die Beziehung von Barkow Leibinger zu Dach und Decke und Brett Steele schreibt uumlber das Architekturdenken der Berliner Architekten Der Dokumen-tarfotograf Iwan Baan hat den Trumpf-Campus in Ditzingen besucht und zeigt in seinem Fotoessay die Architektur von Frank Barkow und Regine Leibinger in ihrer alltaumlglichen Nutzung

Es ist nicht ihre erste Publikation aber die erste mit einem solchem Umfang Bereits mit bdquoBricoleurldquo und bdquoAn Atlas Of Fabricationldquo beide bei Architectural Association Publications erschienen haben Barkow Leibinger gezeigt dass ihre Buumlcher einen eigenen Willen und Charakter haben Bereits hier haben sie auch mit Zak Kyes zusammenge-arbeitet und sich auf ein konsequentes Layout eingelassen das den Inhalt wie die Folien einer ihrer bdquoLecturesldquo prauml-sentiert In dem dritten Buch geben sie den Inhalten einen anderen Raum orientieren sich aber an einem klaren Raster ndash passend zu ihrer Haltung bdquoFuumlr mich muss Architektur nachvollziehbar sein und sie muss angemessen seinldquo

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ARCHITEKTUR PUR

bdquoNo vehicles No trees No roughness groundldquo Das fordert Beniamino Servino Seine Haltung uumlber Architektur und Stadt manifestierte der italienische Kuumlnstler in seiner aktuellen Arbeit bdquoPost Ecological Cityldquo pg Foto Condominiums Post Ecological City copy Beniamino Servino ec2it

Page 19: NGGE SCHLOSS JETZT! w Leibinger:pielraummedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1885895/baunetzwoche... · Am 21. Juni entsteht zur Eröffnung im ZMK Zentrum für Kunst

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GRUNDRISS - DACH

Grafik copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum Franco Stella

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STIFTUNG BERLINER SCHLOSS - HUMBOLDTFORUM

Die Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum ist eine gemeinnuumltzige Stiftung buumlrgerlichen Rechts die gemaumlszlig eines Beschlusses des Deutschen Bundestages von der Bundesrepublik Deutschland gefoumlrdert wird Sie ist Bauherrin und zukuumlnftige Eigentuumlmerin des Schlosses Manfred Rettig ein Architekt und Planer der bereits den Umzug der Bundesregierung von Bonn nach Berlin leitete steht ihr vor Kaufmaumlnnischer Vorsitz ist Johannes Wien der uumlber viele Jahre im Leitungsbereich des Bundesministeriums fuumlr Verkehr Bau und Stadtentwicklung gearbeitet hat

DIE IDEE Erst mit der Wiedervereinigung wurde die Schlossrekonstruktionuumlberhaupt ernsthaft diskutiert 1992 initiierte Wilhelm von Boddien ein Unternehmer aus Hamburg mecklenburgischer Herkunft den Foumlrderverein Berliner Schloss eV der 2001 zur Gruumlndung des gemeinnuumltzigen Vereins Stadtschloss Berlin Initiative eV fuumlhrte Die Befuumlrworter bewiesen einen langen Atem ndash 2013 wurde der Grundstein gelegt

ZUR SCHLOSSNUTZUNG

Das Schloss wird gebaut doch was kommt hinein Als mit den Debatten um den Wiederaufbau des Schlosses auch die Frage nach seiner zukuumlnftigen Nutzung auftauchte unterbreitete 2001 der Kunsthistoriker Horst Bredekamp das Konzept des bdquoHumboldtforumsldquo Zwei Komponenten kommen dabei zusammen Zum einen soll die Kunstkammer die sich einst im originalen Schloss befand und einen Mikro-kosmos der Welt in Artefakten repraumlsentiert als Denklabor rekonstruiert werden Zum anderen sollen die ethnologischen Sammlungen die sich derzeit in Berlin-Dahlem befinden ins Zentrum geholt werden Das Schloss koumlnne zu einer bdquomikroskopischen Weltldquo werden in der die bdquoauszligereuropaumlische Kunst dominiertldquo so der Kunsthistoriker

Bredekamps Idee wurde aufgegriffen und erweitert Im Schlossbau wird in Zukunft die Stiftung Preuszligischer Kulturbesitz im zweiten und dritten Obergeschoss die auszligereuropaumlischen Sammlungen ihrer Staatlichen Museen zu Berlin zeigen Im ersten Obergeschoss den bdquoWerkstaumltten des Wissensldquo ziehen die teilweise zum UNESCO-Weltkulturerbe zaumlhlenden Wissensarchive dieser Museen ein hinzu kom-men das Humboldt-Labor der Humboldt-Universitaumlt zu Berlin und die Ausstellung bdquoWeltStadtBerlinldquo des Landes Berlin Gruumlndungsintendant des Humboldtforums ist der Brite Neil McGregor Der Direktor des Britischen Museums wird nach Berlin wechseln und die Einrichtung im rekonstruierten Stadtschloss begleiten

RICHTFEST UND TAGE DER OFFENEN BAUSTELLE Richtfest ist am 12 Juni 2015 Interessierte koumlnnen den Rohbau an den Tagen der offenen Baustelle am 13 und 14 Juni 2015 jeweils 10ndash18 Uhr besichtigen

Mehr Infos und Programm unter wwwsbs-humboldtforumde

Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum

Manfred Rettig Vorstand und Sprecher Johannes Wien Kaufmaumlnnischer Vorstand

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EIN GRUND DER FUumlR DAS STADTSCHLOSS SPRICHTDIE HUMBOLDT-BOX WIRD ABGERISSEN

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EINE FRAGE DER HALTUNGBARKOW LEIBINGER SPIELRAUM

VON JEANETTE KUNSMANN

Buumlcher sind Fetisch pur ndash das wissen die Verlage das weiszlig Karl Lagerfeld und so geht es auch den meisten Designern und den Architekten Letztere duumlrfen ihr Werk zwar seit Aufhebung des Werbeverbots 1999 auch auf einer eigenen Webseite praumlsentieren verzichten deshalb aber nicht auf die gedruckte und gebun-dene Werkschau Im Gegenteil Es sind vermutlich nie so viele Architek-ten-Monographien erschienen wie in den letzten Jahren

Eines dieser Buumlcher stammt von dem Berliner Buumlro Barkow Leibinger ndash sie schenkten es sich zum 21 Geburtstag 1993 von der Stuttgarterin Regine Lei-binger und dem in Kansas City gebo-renen Frank Barkow gegruumlndet ist das Studio damit sowohl nach deutschem als auch nach amerikanischem Recht volljaumlhrig ndash also erwachsen Braucht man da ein Buch Und wenn ja fuumlr wen Nur fuumlr sich selbst oder auch fuumlr

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andere Sie haumltten in den letzten zwan-zig Jahren mit so vielen und verschie-denen Leuten zusammengearbeitet so viele Vorlesungen gehalten da sei so ein Buch nicht nur fuumlr einen selbst sondern fuumlr einen groszligen Kreis beantwortet Regine Leibinger diese Frage auf der Buchvorstellung in den Raumlumen von Walther Koumlnig Bereits im Dezember 2014 erschienen hatten die Architekten dort Mitte Mai ihr Werk unter dem Titel bdquoBuumlcher Machenldquo vorgestellt ndash zusammen mit Stephan Truumlby Diese Konstellation passte insofern aumluszligerst gut da Truumlby auf der einen Seite ein be-kannter Kurator und Theoretiker ist auf der anderen Seite aber vor vielen Jahren auch als Architekt gearbeitet hat ndash im Buumlro von Barkow Leibinger

Regine Leibinger und Frank Barkow haben ihr Buch ernst genommen als ein Projekt wie ein Gebaumlude Uumlber drei Jahre dauerte der Prozess etwa 400 Seiten sind es geworden Mutig wur-den Informationen wie die Werkliste weggelassen man findet alles dazu auf der Website die parallel zur Publika-tion von den Londoner Grafikern ZAK Group einen Relaunch bekam

Die inhaltliche Gliederung in die fuumlnf Themenfelder bdquoFabrication Researchldquo bdquoLiminal Faccedilade Deep Surfaceldquo bdquoUltra Structuralldquo bdquoMakeoverldquo und bdquoSite Specificldquo half den Architekten dabei ihr Archiv zu sortieren steht aber gleichzei-tig auch symbolisch fuumlr die Arbeitsweise und die Haltung des Buumlros bdquoLetztend-lich sind Barkow Leibinger genauso sehr sbquobricoleurelsquo wie Ingenieure Der sbquobrico-lagelsquo dem Basteln wohnt immer ein Element inspirierten Handelns inneldquo schreibt Hal Foster in seinem Vorwort bdquoArchitektur als Instrumentrdquo und schafft eine Bruumlcke zum Titel bdquoUnd wie wir von den groumlszligten deutschen Philoso-phen der Aumlsthetik wissen ist ein solches Spiel auch fuumlr die Kunst grundlegend wichtig Es eroumlffnet einen Raum fuumlr fantasievolle Antworten auf alle gestell-ten Fragen Letztendlich ist es das was die Architektur von Barkow Leibinger uns anbietet Spielraum Raum fuumlr Erfindungenldquo

Foster ist einer der vier Autoren die Barkow Leibinger mit den Texten fuumlr ihr Buch beauftragt haben Carson Chan setzt die Projekte in Seoul Berlin und Marrakesch in einen Kontext

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sagt Regine Leibinger bdquoDas sind die Schluumlsselbegriffe fuumlr (unsere) architek-tonische Haltungldquo Vielleicht laumlsst sich dieses Zitat auch auf die Buchbranche uumlbertragen

Barkow LeibingerSpielraumGestaltung von Zak GroupDeutsch EnglischHatje Cantz 2014Hardcover 426 Seiten58 Euro

wwwhatjecantzde

Sarah Whiting fokussiert sich auf die Beziehung von Barkow Leibinger zu Dach und Decke und Brett Steele schreibt uumlber das Architekturdenken der Berliner Architekten Der Dokumen-tarfotograf Iwan Baan hat den Trumpf-Campus in Ditzingen besucht und zeigt in seinem Fotoessay die Architektur von Frank Barkow und Regine Leibinger in ihrer alltaumlglichen Nutzung

Es ist nicht ihre erste Publikation aber die erste mit einem solchem Umfang Bereits mit bdquoBricoleurldquo und bdquoAn Atlas Of Fabricationldquo beide bei Architectural Association Publications erschienen haben Barkow Leibinger gezeigt dass ihre Buumlcher einen eigenen Willen und Charakter haben Bereits hier haben sie auch mit Zak Kyes zusammenge-arbeitet und sich auf ein konsequentes Layout eingelassen das den Inhalt wie die Folien einer ihrer bdquoLecturesldquo prauml-sentiert In dem dritten Buch geben sie den Inhalten einen anderen Raum orientieren sich aber an einem klaren Raster ndash passend zu ihrer Haltung bdquoFuumlr mich muss Architektur nachvollziehbar sein und sie muss angemessen seinldquo

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ARCHITEKTUR PUR

bdquoNo vehicles No trees No roughness groundldquo Das fordert Beniamino Servino Seine Haltung uumlber Architektur und Stadt manifestierte der italienische Kuumlnstler in seiner aktuellen Arbeit bdquoPost Ecological Cityldquo pg Foto Condominiums Post Ecological City copy Beniamino Servino ec2it

Page 20: NGGE SCHLOSS JETZT! w Leibinger:pielraummedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1885895/baunetzwoche... · Am 21. Juni entsteht zur Eröffnung im ZMK Zentrum für Kunst

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STIFTUNG BERLINER SCHLOSS - HUMBOLDTFORUM

Die Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum ist eine gemeinnuumltzige Stiftung buumlrgerlichen Rechts die gemaumlszlig eines Beschlusses des Deutschen Bundestages von der Bundesrepublik Deutschland gefoumlrdert wird Sie ist Bauherrin und zukuumlnftige Eigentuumlmerin des Schlosses Manfred Rettig ein Architekt und Planer der bereits den Umzug der Bundesregierung von Bonn nach Berlin leitete steht ihr vor Kaufmaumlnnischer Vorsitz ist Johannes Wien der uumlber viele Jahre im Leitungsbereich des Bundesministeriums fuumlr Verkehr Bau und Stadtentwicklung gearbeitet hat

DIE IDEE Erst mit der Wiedervereinigung wurde die Schlossrekonstruktionuumlberhaupt ernsthaft diskutiert 1992 initiierte Wilhelm von Boddien ein Unternehmer aus Hamburg mecklenburgischer Herkunft den Foumlrderverein Berliner Schloss eV der 2001 zur Gruumlndung des gemeinnuumltzigen Vereins Stadtschloss Berlin Initiative eV fuumlhrte Die Befuumlrworter bewiesen einen langen Atem ndash 2013 wurde der Grundstein gelegt

ZUR SCHLOSSNUTZUNG

Das Schloss wird gebaut doch was kommt hinein Als mit den Debatten um den Wiederaufbau des Schlosses auch die Frage nach seiner zukuumlnftigen Nutzung auftauchte unterbreitete 2001 der Kunsthistoriker Horst Bredekamp das Konzept des bdquoHumboldtforumsldquo Zwei Komponenten kommen dabei zusammen Zum einen soll die Kunstkammer die sich einst im originalen Schloss befand und einen Mikro-kosmos der Welt in Artefakten repraumlsentiert als Denklabor rekonstruiert werden Zum anderen sollen die ethnologischen Sammlungen die sich derzeit in Berlin-Dahlem befinden ins Zentrum geholt werden Das Schloss koumlnne zu einer bdquomikroskopischen Weltldquo werden in der die bdquoauszligereuropaumlische Kunst dominiertldquo so der Kunsthistoriker

Bredekamps Idee wurde aufgegriffen und erweitert Im Schlossbau wird in Zukunft die Stiftung Preuszligischer Kulturbesitz im zweiten und dritten Obergeschoss die auszligereuropaumlischen Sammlungen ihrer Staatlichen Museen zu Berlin zeigen Im ersten Obergeschoss den bdquoWerkstaumltten des Wissensldquo ziehen die teilweise zum UNESCO-Weltkulturerbe zaumlhlenden Wissensarchive dieser Museen ein hinzu kom-men das Humboldt-Labor der Humboldt-Universitaumlt zu Berlin und die Ausstellung bdquoWeltStadtBerlinldquo des Landes Berlin Gruumlndungsintendant des Humboldtforums ist der Brite Neil McGregor Der Direktor des Britischen Museums wird nach Berlin wechseln und die Einrichtung im rekonstruierten Stadtschloss begleiten

RICHTFEST UND TAGE DER OFFENEN BAUSTELLE Richtfest ist am 12 Juni 2015 Interessierte koumlnnen den Rohbau an den Tagen der offenen Baustelle am 13 und 14 Juni 2015 jeweils 10ndash18 Uhr besichtigen

Mehr Infos und Programm unter wwwsbs-humboldtforumde

Fotos copy Stiftung Berliner Schloss ndash Humboldtforum

Manfred Rettig Vorstand und Sprecher Johannes Wien Kaufmaumlnnischer Vorstand

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EINE FRAGE DER HALTUNGBARKOW LEIBINGER SPIELRAUM

VON JEANETTE KUNSMANN

Buumlcher sind Fetisch pur ndash das wissen die Verlage das weiszlig Karl Lagerfeld und so geht es auch den meisten Designern und den Architekten Letztere duumlrfen ihr Werk zwar seit Aufhebung des Werbeverbots 1999 auch auf einer eigenen Webseite praumlsentieren verzichten deshalb aber nicht auf die gedruckte und gebun-dene Werkschau Im Gegenteil Es sind vermutlich nie so viele Architek-ten-Monographien erschienen wie in den letzten Jahren

Eines dieser Buumlcher stammt von dem Berliner Buumlro Barkow Leibinger ndash sie schenkten es sich zum 21 Geburtstag 1993 von der Stuttgarterin Regine Lei-binger und dem in Kansas City gebo-renen Frank Barkow gegruumlndet ist das Studio damit sowohl nach deutschem als auch nach amerikanischem Recht volljaumlhrig ndash also erwachsen Braucht man da ein Buch Und wenn ja fuumlr wen Nur fuumlr sich selbst oder auch fuumlr

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andere Sie haumltten in den letzten zwan-zig Jahren mit so vielen und verschie-denen Leuten zusammengearbeitet so viele Vorlesungen gehalten da sei so ein Buch nicht nur fuumlr einen selbst sondern fuumlr einen groszligen Kreis beantwortet Regine Leibinger diese Frage auf der Buchvorstellung in den Raumlumen von Walther Koumlnig Bereits im Dezember 2014 erschienen hatten die Architekten dort Mitte Mai ihr Werk unter dem Titel bdquoBuumlcher Machenldquo vorgestellt ndash zusammen mit Stephan Truumlby Diese Konstellation passte insofern aumluszligerst gut da Truumlby auf der einen Seite ein be-kannter Kurator und Theoretiker ist auf der anderen Seite aber vor vielen Jahren auch als Architekt gearbeitet hat ndash im Buumlro von Barkow Leibinger

Regine Leibinger und Frank Barkow haben ihr Buch ernst genommen als ein Projekt wie ein Gebaumlude Uumlber drei Jahre dauerte der Prozess etwa 400 Seiten sind es geworden Mutig wur-den Informationen wie die Werkliste weggelassen man findet alles dazu auf der Website die parallel zur Publika-tion von den Londoner Grafikern ZAK Group einen Relaunch bekam

Die inhaltliche Gliederung in die fuumlnf Themenfelder bdquoFabrication Researchldquo bdquoLiminal Faccedilade Deep Surfaceldquo bdquoUltra Structuralldquo bdquoMakeoverldquo und bdquoSite Specificldquo half den Architekten dabei ihr Archiv zu sortieren steht aber gleichzei-tig auch symbolisch fuumlr die Arbeitsweise und die Haltung des Buumlros bdquoLetztend-lich sind Barkow Leibinger genauso sehr sbquobricoleurelsquo wie Ingenieure Der sbquobrico-lagelsquo dem Basteln wohnt immer ein Element inspirierten Handelns inneldquo schreibt Hal Foster in seinem Vorwort bdquoArchitektur als Instrumentrdquo und schafft eine Bruumlcke zum Titel bdquoUnd wie wir von den groumlszligten deutschen Philoso-phen der Aumlsthetik wissen ist ein solches Spiel auch fuumlr die Kunst grundlegend wichtig Es eroumlffnet einen Raum fuumlr fantasievolle Antworten auf alle gestell-ten Fragen Letztendlich ist es das was die Architektur von Barkow Leibinger uns anbietet Spielraum Raum fuumlr Erfindungenldquo

Foster ist einer der vier Autoren die Barkow Leibinger mit den Texten fuumlr ihr Buch beauftragt haben Carson Chan setzt die Projekte in Seoul Berlin und Marrakesch in einen Kontext

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sagt Regine Leibinger bdquoDas sind die Schluumlsselbegriffe fuumlr (unsere) architek-tonische Haltungldquo Vielleicht laumlsst sich dieses Zitat auch auf die Buchbranche uumlbertragen

Barkow LeibingerSpielraumGestaltung von Zak GroupDeutsch EnglischHatje Cantz 2014Hardcover 426 Seiten58 Euro

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Sarah Whiting fokussiert sich auf die Beziehung von Barkow Leibinger zu Dach und Decke und Brett Steele schreibt uumlber das Architekturdenken der Berliner Architekten Der Dokumen-tarfotograf Iwan Baan hat den Trumpf-Campus in Ditzingen besucht und zeigt in seinem Fotoessay die Architektur von Frank Barkow und Regine Leibinger in ihrer alltaumlglichen Nutzung

Es ist nicht ihre erste Publikation aber die erste mit einem solchem Umfang Bereits mit bdquoBricoleurldquo und bdquoAn Atlas Of Fabricationldquo beide bei Architectural Association Publications erschienen haben Barkow Leibinger gezeigt dass ihre Buumlcher einen eigenen Willen und Charakter haben Bereits hier haben sie auch mit Zak Kyes zusammenge-arbeitet und sich auf ein konsequentes Layout eingelassen das den Inhalt wie die Folien einer ihrer bdquoLecturesldquo prauml-sentiert In dem dritten Buch geben sie den Inhalten einen anderen Raum orientieren sich aber an einem klaren Raster ndash passend zu ihrer Haltung bdquoFuumlr mich muss Architektur nachvollziehbar sein und sie muss angemessen seinldquo

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bdquoNo vehicles No trees No roughness groundldquo Das fordert Beniamino Servino Seine Haltung uumlber Architektur und Stadt manifestierte der italienische Kuumlnstler in seiner aktuellen Arbeit bdquoPost Ecological Cityldquo pg Foto Condominiums Post Ecological City copy Beniamino Servino ec2it

Page 21: NGGE SCHLOSS JETZT! w Leibinger:pielraummedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1885895/baunetzwoche... · Am 21. Juni entsteht zur Eröffnung im ZMK Zentrum für Kunst

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VON JEANETTE KUNSMANN

Buumlcher sind Fetisch pur ndash das wissen die Verlage das weiszlig Karl Lagerfeld und so geht es auch den meisten Designern und den Architekten Letztere duumlrfen ihr Werk zwar seit Aufhebung des Werbeverbots 1999 auch auf einer eigenen Webseite praumlsentieren verzichten deshalb aber nicht auf die gedruckte und gebun-dene Werkschau Im Gegenteil Es sind vermutlich nie so viele Architek-ten-Monographien erschienen wie in den letzten Jahren

Eines dieser Buumlcher stammt von dem Berliner Buumlro Barkow Leibinger ndash sie schenkten es sich zum 21 Geburtstag 1993 von der Stuttgarterin Regine Lei-binger und dem in Kansas City gebo-renen Frank Barkow gegruumlndet ist das Studio damit sowohl nach deutschem als auch nach amerikanischem Recht volljaumlhrig ndash also erwachsen Braucht man da ein Buch Und wenn ja fuumlr wen Nur fuumlr sich selbst oder auch fuumlr

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Regine Leibinger und Frank Barkow haben ihr Buch ernst genommen als ein Projekt wie ein Gebaumlude Uumlber drei Jahre dauerte der Prozess etwa 400 Seiten sind es geworden Mutig wur-den Informationen wie die Werkliste weggelassen man findet alles dazu auf der Website die parallel zur Publika-tion von den Londoner Grafikern ZAK Group einen Relaunch bekam

Die inhaltliche Gliederung in die fuumlnf Themenfelder bdquoFabrication Researchldquo bdquoLiminal Faccedilade Deep Surfaceldquo bdquoUltra Structuralldquo bdquoMakeoverldquo und bdquoSite Specificldquo half den Architekten dabei ihr Archiv zu sortieren steht aber gleichzei-tig auch symbolisch fuumlr die Arbeitsweise und die Haltung des Buumlros bdquoLetztend-lich sind Barkow Leibinger genauso sehr sbquobricoleurelsquo wie Ingenieure Der sbquobrico-lagelsquo dem Basteln wohnt immer ein Element inspirierten Handelns inneldquo schreibt Hal Foster in seinem Vorwort bdquoArchitektur als Instrumentrdquo und schafft eine Bruumlcke zum Titel bdquoUnd wie wir von den groumlszligten deutschen Philoso-phen der Aumlsthetik wissen ist ein solches Spiel auch fuumlr die Kunst grundlegend wichtig Es eroumlffnet einen Raum fuumlr fantasievolle Antworten auf alle gestell-ten Fragen Letztendlich ist es das was die Architektur von Barkow Leibinger uns anbietet Spielraum Raum fuumlr Erfindungenldquo

Foster ist einer der vier Autoren die Barkow Leibinger mit den Texten fuumlr ihr Buch beauftragt haben Carson Chan setzt die Projekte in Seoul Berlin und Marrakesch in einen Kontext

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Barkow LeibingerSpielraumGestaltung von Zak GroupDeutsch EnglischHatje Cantz 2014Hardcover 426 Seiten58 Euro

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Sarah Whiting fokussiert sich auf die Beziehung von Barkow Leibinger zu Dach und Decke und Brett Steele schreibt uumlber das Architekturdenken der Berliner Architekten Der Dokumen-tarfotograf Iwan Baan hat den Trumpf-Campus in Ditzingen besucht und zeigt in seinem Fotoessay die Architektur von Frank Barkow und Regine Leibinger in ihrer alltaumlglichen Nutzung

Es ist nicht ihre erste Publikation aber die erste mit einem solchem Umfang Bereits mit bdquoBricoleurldquo und bdquoAn Atlas Of Fabricationldquo beide bei Architectural Association Publications erschienen haben Barkow Leibinger gezeigt dass ihre Buumlcher einen eigenen Willen und Charakter haben Bereits hier haben sie auch mit Zak Kyes zusammenge-arbeitet und sich auf ein konsequentes Layout eingelassen das den Inhalt wie die Folien einer ihrer bdquoLecturesldquo prauml-sentiert In dem dritten Buch geben sie den Inhalten einen anderen Raum orientieren sich aber an einem klaren Raster ndash passend zu ihrer Haltung bdquoFuumlr mich muss Architektur nachvollziehbar sein und sie muss angemessen seinldquo

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bdquoNo vehicles No trees No roughness groundldquo Das fordert Beniamino Servino Seine Haltung uumlber Architektur und Stadt manifestierte der italienische Kuumlnstler in seiner aktuellen Arbeit bdquoPost Ecological Cityldquo pg Foto Condominiums Post Ecological City copy Beniamino Servino ec2it

Page 22: NGGE SCHLOSS JETZT! w Leibinger:pielraummedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1885895/baunetzwoche... · Am 21. Juni entsteht zur Eröffnung im ZMK Zentrum für Kunst

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EINE FRAGE DER HALTUNGBARKOW LEIBINGER SPIELRAUM

VON JEANETTE KUNSMANN

Buumlcher sind Fetisch pur ndash das wissen die Verlage das weiszlig Karl Lagerfeld und so geht es auch den meisten Designern und den Architekten Letztere duumlrfen ihr Werk zwar seit Aufhebung des Werbeverbots 1999 auch auf einer eigenen Webseite praumlsentieren verzichten deshalb aber nicht auf die gedruckte und gebun-dene Werkschau Im Gegenteil Es sind vermutlich nie so viele Architek-ten-Monographien erschienen wie in den letzten Jahren

Eines dieser Buumlcher stammt von dem Berliner Buumlro Barkow Leibinger ndash sie schenkten es sich zum 21 Geburtstag 1993 von der Stuttgarterin Regine Lei-binger und dem in Kansas City gebo-renen Frank Barkow gegruumlndet ist das Studio damit sowohl nach deutschem als auch nach amerikanischem Recht volljaumlhrig ndash also erwachsen Braucht man da ein Buch Und wenn ja fuumlr wen Nur fuumlr sich selbst oder auch fuumlr

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andere Sie haumltten in den letzten zwan-zig Jahren mit so vielen und verschie-denen Leuten zusammengearbeitet so viele Vorlesungen gehalten da sei so ein Buch nicht nur fuumlr einen selbst sondern fuumlr einen groszligen Kreis beantwortet Regine Leibinger diese Frage auf der Buchvorstellung in den Raumlumen von Walther Koumlnig Bereits im Dezember 2014 erschienen hatten die Architekten dort Mitte Mai ihr Werk unter dem Titel bdquoBuumlcher Machenldquo vorgestellt ndash zusammen mit Stephan Truumlby Diese Konstellation passte insofern aumluszligerst gut da Truumlby auf der einen Seite ein be-kannter Kurator und Theoretiker ist auf der anderen Seite aber vor vielen Jahren auch als Architekt gearbeitet hat ndash im Buumlro von Barkow Leibinger

Regine Leibinger und Frank Barkow haben ihr Buch ernst genommen als ein Projekt wie ein Gebaumlude Uumlber drei Jahre dauerte der Prozess etwa 400 Seiten sind es geworden Mutig wur-den Informationen wie die Werkliste weggelassen man findet alles dazu auf der Website die parallel zur Publika-tion von den Londoner Grafikern ZAK Group einen Relaunch bekam

Die inhaltliche Gliederung in die fuumlnf Themenfelder bdquoFabrication Researchldquo bdquoLiminal Faccedilade Deep Surfaceldquo bdquoUltra Structuralldquo bdquoMakeoverldquo und bdquoSite Specificldquo half den Architekten dabei ihr Archiv zu sortieren steht aber gleichzei-tig auch symbolisch fuumlr die Arbeitsweise und die Haltung des Buumlros bdquoLetztend-lich sind Barkow Leibinger genauso sehr sbquobricoleurelsquo wie Ingenieure Der sbquobrico-lagelsquo dem Basteln wohnt immer ein Element inspirierten Handelns inneldquo schreibt Hal Foster in seinem Vorwort bdquoArchitektur als Instrumentrdquo und schafft eine Bruumlcke zum Titel bdquoUnd wie wir von den groumlszligten deutschen Philoso-phen der Aumlsthetik wissen ist ein solches Spiel auch fuumlr die Kunst grundlegend wichtig Es eroumlffnet einen Raum fuumlr fantasievolle Antworten auf alle gestell-ten Fragen Letztendlich ist es das was die Architektur von Barkow Leibinger uns anbietet Spielraum Raum fuumlr Erfindungenldquo

Foster ist einer der vier Autoren die Barkow Leibinger mit den Texten fuumlr ihr Buch beauftragt haben Carson Chan setzt die Projekte in Seoul Berlin und Marrakesch in einen Kontext

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sagt Regine Leibinger bdquoDas sind die Schluumlsselbegriffe fuumlr (unsere) architek-tonische Haltungldquo Vielleicht laumlsst sich dieses Zitat auch auf die Buchbranche uumlbertragen

Barkow LeibingerSpielraumGestaltung von Zak GroupDeutsch EnglischHatje Cantz 2014Hardcover 426 Seiten58 Euro

wwwhatjecantzde

Sarah Whiting fokussiert sich auf die Beziehung von Barkow Leibinger zu Dach und Decke und Brett Steele schreibt uumlber das Architekturdenken der Berliner Architekten Der Dokumen-tarfotograf Iwan Baan hat den Trumpf-Campus in Ditzingen besucht und zeigt in seinem Fotoessay die Architektur von Frank Barkow und Regine Leibinger in ihrer alltaumlglichen Nutzung

Es ist nicht ihre erste Publikation aber die erste mit einem solchem Umfang Bereits mit bdquoBricoleurldquo und bdquoAn Atlas Of Fabricationldquo beide bei Architectural Association Publications erschienen haben Barkow Leibinger gezeigt dass ihre Buumlcher einen eigenen Willen und Charakter haben Bereits hier haben sie auch mit Zak Kyes zusammenge-arbeitet und sich auf ein konsequentes Layout eingelassen das den Inhalt wie die Folien einer ihrer bdquoLecturesldquo prauml-sentiert In dem dritten Buch geben sie den Inhalten einen anderen Raum orientieren sich aber an einem klaren Raster ndash passend zu ihrer Haltung bdquoFuumlr mich muss Architektur nachvollziehbar sein und sie muss angemessen seinldquo

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ARCHITEKTUR PUR

bdquoNo vehicles No trees No roughness groundldquo Das fordert Beniamino Servino Seine Haltung uumlber Architektur und Stadt manifestierte der italienische Kuumlnstler in seiner aktuellen Arbeit bdquoPost Ecological Cityldquo pg Foto Condominiums Post Ecological City copy Beniamino Servino ec2it

Page 23: NGGE SCHLOSS JETZT! w Leibinger:pielraummedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1885895/baunetzwoche... · Am 21. Juni entsteht zur Eröffnung im ZMK Zentrum für Kunst

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andere Sie haumltten in den letzten zwan-zig Jahren mit so vielen und verschie-denen Leuten zusammengearbeitet so viele Vorlesungen gehalten da sei so ein Buch nicht nur fuumlr einen selbst sondern fuumlr einen groszligen Kreis beantwortet Regine Leibinger diese Frage auf der Buchvorstellung in den Raumlumen von Walther Koumlnig Bereits im Dezember 2014 erschienen hatten die Architekten dort Mitte Mai ihr Werk unter dem Titel bdquoBuumlcher Machenldquo vorgestellt ndash zusammen mit Stephan Truumlby Diese Konstellation passte insofern aumluszligerst gut da Truumlby auf der einen Seite ein be-kannter Kurator und Theoretiker ist auf der anderen Seite aber vor vielen Jahren auch als Architekt gearbeitet hat ndash im Buumlro von Barkow Leibinger

Regine Leibinger und Frank Barkow haben ihr Buch ernst genommen als ein Projekt wie ein Gebaumlude Uumlber drei Jahre dauerte der Prozess etwa 400 Seiten sind es geworden Mutig wur-den Informationen wie die Werkliste weggelassen man findet alles dazu auf der Website die parallel zur Publika-tion von den Londoner Grafikern ZAK Group einen Relaunch bekam

Die inhaltliche Gliederung in die fuumlnf Themenfelder bdquoFabrication Researchldquo bdquoLiminal Faccedilade Deep Surfaceldquo bdquoUltra Structuralldquo bdquoMakeoverldquo und bdquoSite Specificldquo half den Architekten dabei ihr Archiv zu sortieren steht aber gleichzei-tig auch symbolisch fuumlr die Arbeitsweise und die Haltung des Buumlros bdquoLetztend-lich sind Barkow Leibinger genauso sehr sbquobricoleurelsquo wie Ingenieure Der sbquobrico-lagelsquo dem Basteln wohnt immer ein Element inspirierten Handelns inneldquo schreibt Hal Foster in seinem Vorwort bdquoArchitektur als Instrumentrdquo und schafft eine Bruumlcke zum Titel bdquoUnd wie wir von den groumlszligten deutschen Philoso-phen der Aumlsthetik wissen ist ein solches Spiel auch fuumlr die Kunst grundlegend wichtig Es eroumlffnet einen Raum fuumlr fantasievolle Antworten auf alle gestell-ten Fragen Letztendlich ist es das was die Architektur von Barkow Leibinger uns anbietet Spielraum Raum fuumlr Erfindungenldquo

Foster ist einer der vier Autoren die Barkow Leibinger mit den Texten fuumlr ihr Buch beauftragt haben Carson Chan setzt die Projekte in Seoul Berlin und Marrakesch in einen Kontext

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Barkow LeibingerSpielraumGestaltung von Zak GroupDeutsch EnglischHatje Cantz 2014Hardcover 426 Seiten58 Euro

wwwhatjecantzde

Sarah Whiting fokussiert sich auf die Beziehung von Barkow Leibinger zu Dach und Decke und Brett Steele schreibt uumlber das Architekturdenken der Berliner Architekten Der Dokumen-tarfotograf Iwan Baan hat den Trumpf-Campus in Ditzingen besucht und zeigt in seinem Fotoessay die Architektur von Frank Barkow und Regine Leibinger in ihrer alltaumlglichen Nutzung

Es ist nicht ihre erste Publikation aber die erste mit einem solchem Umfang Bereits mit bdquoBricoleurldquo und bdquoAn Atlas Of Fabricationldquo beide bei Architectural Association Publications erschienen haben Barkow Leibinger gezeigt dass ihre Buumlcher einen eigenen Willen und Charakter haben Bereits hier haben sie auch mit Zak Kyes zusammenge-arbeitet und sich auf ein konsequentes Layout eingelassen das den Inhalt wie die Folien einer ihrer bdquoLecturesldquo prauml-sentiert In dem dritten Buch geben sie den Inhalten einen anderen Raum orientieren sich aber an einem klaren Raster ndash passend zu ihrer Haltung bdquoFuumlr mich muss Architektur nachvollziehbar sein und sie muss angemessen seinldquo

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ARCHITEKTUR PUR

bdquoNo vehicles No trees No roughness groundldquo Das fordert Beniamino Servino Seine Haltung uumlber Architektur und Stadt manifestierte der italienische Kuumlnstler in seiner aktuellen Arbeit bdquoPost Ecological Cityldquo pg Foto Condominiums Post Ecological City copy Beniamino Servino ec2it

Page 24: NGGE SCHLOSS JETZT! w Leibinger:pielraummedia.baunetz.de/baunetzwoche/get-pdf.php?pdf=/dl/1885895/baunetzwoche... · Am 21. Juni entsteht zur Eröffnung im ZMK Zentrum für Kunst

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Barkow LeibingerSpielraumGestaltung von Zak GroupDeutsch EnglischHatje Cantz 2014Hardcover 426 Seiten58 Euro

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Sarah Whiting fokussiert sich auf die Beziehung von Barkow Leibinger zu Dach und Decke und Brett Steele schreibt uumlber das Architekturdenken der Berliner Architekten Der Dokumen-tarfotograf Iwan Baan hat den Trumpf-Campus in Ditzingen besucht und zeigt in seinem Fotoessay die Architektur von Frank Barkow und Regine Leibinger in ihrer alltaumlglichen Nutzung

Es ist nicht ihre erste Publikation aber die erste mit einem solchem Umfang Bereits mit bdquoBricoleurldquo und bdquoAn Atlas Of Fabricationldquo beide bei Architectural Association Publications erschienen haben Barkow Leibinger gezeigt dass ihre Buumlcher einen eigenen Willen und Charakter haben Bereits hier haben sie auch mit Zak Kyes zusammenge-arbeitet und sich auf ein konsequentes Layout eingelassen das den Inhalt wie die Folien einer ihrer bdquoLecturesldquo prauml-sentiert In dem dritten Buch geben sie den Inhalten einen anderen Raum orientieren sich aber an einem klaren Raster ndash passend zu ihrer Haltung bdquoFuumlr mich muss Architektur nachvollziehbar sein und sie muss angemessen seinldquo

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bdquoNo vehicles No trees No roughness groundldquo Das fordert Beniamino Servino Seine Haltung uumlber Architektur und Stadt manifestierte der italienische Kuumlnstler in seiner aktuellen Arbeit bdquoPost Ecological Cityldquo pg Foto Condominiums Post Ecological City copy Beniamino Servino ec2it

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