energieatlas werkbericht 1 werkbericht 1 · 2015-02-03 · energieatlas werkbericht 1 dieses buch...

23
ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 IBA HAMBURG GMBH / UMWELTBUNDESAMT / TU DARMSTADT (HG.) Zukunftskonzept Erneuerbares Wilhelmsburg Stadt neu bauen JOVIS

Upload: others

Post on 14-Jul-2020

2 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Page 1: ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 WERKBERICHT 1 · 2015-02-03 · ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 Dieses Buch stellt am Beispiel des Ham-burger Stadtteils Wilhelmsburg einen strategischen Ansatz

EN

ER

GIE

AT

LA

S W

ER

KB

ER

ICH

T 1

Dieses Buch stellt am Beispiel des Ham-burger Stadtteils Wilhelmsburg einen strategischen Ansatz zum energetischen Quartiersumbau mit dem Ziel einer fast hundertprozentigen Versorgung durch erneuerbare und lokal erzeugte Energie bis zum Jahr 2050 vor. Vier Jahre lang wurde dieses Konzept im Rahmen der Internatio-nalen Bauausstellung Hamburg praktisch umgesetzt, nun gibt es einen ersten Werkbericht. Der von der IBA Hamburg GmbH, dem Umweltbundesamt sowie der TU Darmstadt herausgegebene Band stellt die Umsetzung und Weiterentwicklung des Konzeptes in den Kontext aktueller Diskus-sionen zur Energiewende.

Methodische Ansätze werden vor dem Hintergrund bundesweiter Erfahrungen reflektiert, die gesellschaftliche und wirt-schaftliche Tragfähigkeit des gesamten Vorhabens kritisch untersucht. Dieser analytische Prozess mündet schließ-lich in Vorschläge für die Fortschreibung des Klimaschutzkonzeptes Erneuerbares Wilhelmsburg. Die drei Herausgeber füh-ren dabei sowohl notwendige technische Umsetzungsschritte als auch soziale und politische Rahmenbedingungen für die nächsten Jahre zusammen.

Stadt neu bauen

ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1

IBA HAMBURG GMBH / UMWELTBUNDESAMT / TU DARMSTADT (HG.)

Zukunftskonzept Erneuerbares Wilhelmsburg

Stadt neu bauenJOVIS

Jetzt als E-Book erhältlich:

ENERGIEATLASZukunftskonzept Erneuerbares WilhelmsburgIBA Hamburg (Hg.)

Der weltweite Klimawandel erfordert insbesondere von den Metropolen

schnelle und entschlossene Maßnahmen. Wie aber können sie den Weg

in das postfossile und atomenergiefreie Zeitalter beschreiten?

Mit dem Energieatlas zeigt die IBA Hamburg erstmals einen räumlich-

strategischen Ansatz für den energetischen Umbau eines gesamten

Stadtteils. Der Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg dient als Demons-

trationsgebiet im Hinblick auf drängende energetische Fragen. Die

angewandten Analysemethoden bilden die Grundlage für generalisier-

bare urbane Handlungsstrategien und zeigen eindrucksvoll, wie gerade

Städte zu Vorreitern des Klimaschutzes und der Ressourcenschonung

werden können.

ePDF: ISBN 978-3-86859-888-9

Werkschau zur Internationalen Bauausstellung IBA Hamburg

Stadt in der Stadt bauenIBA Hamburg 2006–2013 IBA Hamburg GmbH / Uli Hellweg (Hg.)

Die Internationale Bauausstellung (IBA) Hamburg hat seit Ende 2006

der Idee „Sprung über die Elbe“ Gestalt gegeben und somit die städte-

bauliche, ökologische und soziale Entwicklung der Elbinseln sowie des

Harburger Binnenhafens maßgeblich vorangetrieben. Mit ihren drei Leit-

themen „Kosmopolis“, „Metrozonen“ und „Stadt im Klimawandel“ gab

sie zudem wichtige Anstöße für den internationalen Diskurs zur Zukunft

von Metropolen. Stadt in der Stadt bauen dokumentiert die realisierten

Projekte sowie die neuartigen Ansätze der IBA z. B. in den Bereichen

Bildung und Beteiligungsprozesse. Zudem ziehen langjährige Begleiter

der IBA ein erstes Resümee des „Ausnahmezustandes auf Zeit“.

ISBN 978-3-86859-285-6

Band 7, METROPOLE: STADT NEU BAUENBand 7 reflektiert und kommentiert das in sieben Jahre Erreichte und

skizziert Ideen zur Zukunft der Elbinseln und der Stadt im 21. Jahrhundert.

ISBN 978-3-86859-221-4

Band 6, METROPOLE: ZIVILGESELLSCHAFTBand 6 fragt, wie sich Planung demokratisch legitimieren lässt, welchen

Einfluss die neuen Medien haben und zeigt, wie das Expertentum von

Bürgerinnen und Bürgern das Wissen der Fachleute ergänzen kann.

ISBN 978-3-86859-220-7

Band 5, METROPOLE: KOSMOPOLISBand 5 der IBA-Schriftenreihe fragt, wie alle Bewohner von der kultu-

rellen Vielfalt der Städte profitieren können und beschreibt vielfältige

Projekte, in denen neue Chancen für die Stadt eröffnet werden.

ISBN 978-3-86859-075-3

Band 4, METROPOLE: METROZONENBand 4 zeigt Beispiele und Visionen für eine „Neue Stadt in der Stadt“.

An den Bruchkanten von Stadt und Landschaft sowie Verkehrs-, Industrie-

und Hafenarealen eröffnen sich neue Räume für urbane Entwicklung.

ISBN 978-3-86859-071-5

Band 3, METROPOLE: BILDENBand 3 betrachtet die Stadt der Wissensgesellschaft und stellt Beispiele

einer innovativen pädagogischen Architektur und reformativer Inter-

ventionen vor.

ISBN 978-3-86859-070-8

Band 2, METROPOLE: RESSOURCENBand 2 thematisiert die Stadt im Klimawandel mit dem Ziel, innovative

und zukunftsfähige Strategien und Visionen für neue Energien in der

Stadt zu generieren.

ISBN 978-3-939633-91-4

Band 1, METROPOLE: REFLEXIONENBand 1 gewährt Rückblick auf frühere Bauausstellungen in Deutschland,

Ausblicke auf die IBA Hamburg und bietet vielschichtige Betrachtungen

des Phänomens Metropole.

ISBN 978-3-939633-90-7

Die Schriftenreihe METROPOLE: begleitet die IBA Hamburg auf ihrem Weg.

Die Internationale Bauausstellung IBA

Hamburg lieferte von 2006 bis 2013 bedeu-

tende Innovationsimpulse in der Stadt-

entwicklung. Insgesamt rund 70 Projekte

wurden in diesem Zeitraum realisiert. Diese

Projekte, zu denen Wohnhäuser, innovative

Case Studys, Bildungs- und Sporteinrich-

tungen, Seniorenzentren, Orte für lokale

Ökonomien und die Kreativszene, der weithin

bekannte Energiebunker, aber auch Parks und

Freiräume gehören, prägen nun das Stadtbild

im Hamburger Süden: die lange vernachläs-

sigten Stadtteile Wilhelmsburg, Veddel und den

Harburger Binnenhafen. Die IBA Hamburg hat

viele neue Lösungen und Anregungen für

das Bauen der Zukunft geliefert. Es wurde

Wohnraum geschaffen und gezeigt, wie eine

Metropole im 21. Jahr hundert ökologisch und

sozial ausbalanciert wachsen kann.

Ein ganzheitliches Denken sowie neue, weg-

weisende Ideen für einen klimaschonenden

Städte bau stehen auch nach Ende der Bau-

ausstellung im Zentrum der Planungen der

IBA Hamburg GmbH, die nun als städtischer

Projektentwickler den nächsten Wachstums-

schritt der Metropole Hamburg begleitet.

JOVIS

Page 2: ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 WERKBERICHT 1 · 2015-02-03 · ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 Dieses Buch stellt am Beispiel des Ham-burger Stadtteils Wilhelmsburg einen strategischen Ansatz

EN

ER

GIE

AT

LA

S W

ER

KB

ER

ICH

T 1

Dieses Buch stellt am Beispiel des Ham-burger Stadtteils Wilhelmsburg einen strategischen Ansatz zum energetischen Quartiersumbau mit dem Ziel einer fast hundertprozentigen Versorgung durch erneuerbare und lokal erzeugte Energie bis zum Jahr 2050 vor. Vier Jahre lang wurde dieses Konzept im Rahmen der Internatio-nalen Bauausstellung Hamburg praktisch umgesetzt, nun gibt es einen ersten Werkbericht. Der von der IBA Hamburg GmbH, dem Umweltbundesamt sowie der TU Darmstadt herausgegebene Band stellt die Umsetzung und Weiterentwicklung des Konzeptes in den Kontext aktueller Diskus-sionen zur Energiewende.

Methodische Ansätze werden vor dem Hintergrund bundesweiter Erfahrungen reflektiert, die gesellschaftliche und wirt-schaftliche Tragfähigkeit des gesamten Vorhabens kritisch untersucht. Dieser analytische Prozess mündet schließ-lich in Vorschläge für die Fortschreibung des Klimaschutzkonzeptes Erneuerbares Wilhelmsburg. Die drei Herausgeber füh-ren dabei sowohl notwendige technische Umsetzungsschritte als auch soziale und politische Rahmenbedingungen für die nächsten Jahre zusammen.

Stadt neu bauen

ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1

IBA HAMBURG GMBH / UMWELTBUNDESAMT / TU DARMSTADT (HG.)

Zukunftskonzept Erneuerbares Wilhelmsburg

Stadt neu bauenJOVIS

Jetzt als E-Book erhältlich:

ENERGIEATLASZukunftskonzept Erneuerbares WilhelmsburgIBA Hamburg (Hg.)

Der weltweite Klimawandel erfordert insbesondere von den Metropolen

schnelle und entschlossene Maßnahmen. Wie aber können sie den Weg

in das postfossile und atomenergiefreie Zeitalter beschreiten?

Mit dem Energieatlas zeigt die IBA Hamburg erstmals einen räumlich-

strategischen Ansatz für den energetischen Umbau eines gesamten

Stadtteils. Der Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg dient als Demons-

trationsgebiet im Hinblick auf drängende energetische Fragen. Die

angewandten Analysemethoden bilden die Grundlage für generalisier-

bare urbane Handlungsstrategien und zeigen eindrucksvoll, wie gerade

Städte zu Vorreitern des Klimaschutzes und der Ressourcenschonung

werden können.

ePDF: ISBN 978-3-86859-888-9

Werkschau zur Internationalen Bauausstellung IBA Hamburg

Stadt in der Stadt bauenIBA Hamburg 2006–2013 IBA Hamburg GmbH / Uli Hellweg (Hg.)

Die Internationale Bauausstellung (IBA) Hamburg hat seit Ende 2006

der Idee „Sprung über die Elbe“ Gestalt gegeben und somit die städte-

bauliche, ökologische und soziale Entwicklung der Elbinseln sowie des

Harburger Binnenhafens maßgeblich vorangetrieben. Mit ihren drei Leit-

themen „Kosmopolis“, „Metrozonen“ und „Stadt im Klimawandel“ gab

sie zudem wichtige Anstöße für den internationalen Diskurs zur Zukunft

von Metropolen. Stadt in der Stadt bauen dokumentiert die realisierten

Projekte sowie die neuartigen Ansätze der IBA z. B. in den Bereichen

Bildung und Beteiligungsprozesse. Zudem ziehen langjährige Begleiter

der IBA ein erstes Resümee des „Ausnahmezustandes auf Zeit“.

ISBN 978-3-86859-285-6

Band 7, METROPOLE: STADT NEU BAUENBand 7 reflektiert und kommentiert das in sieben Jahre Erreichte und

skizziert Ideen zur Zukunft der Elbinseln und der Stadt im 21. Jahrhundert.

ISBN 978-3-86859-221-4

Band 6, METROPOLE: ZIVILGESELLSCHAFTBand 6 fragt, wie sich Planung demokratisch legitimieren lässt, welchen

Einfluss die neuen Medien haben und zeigt, wie das Expertentum von

Bürgerinnen und Bürgern das Wissen der Fachleute ergänzen kann.

ISBN 978-3-86859-220-7

Band 5, METROPOLE: KOSMOPOLISBand 5 der IBA-Schriftenreihe fragt, wie alle Bewohner von der kultu-

rellen Vielfalt der Städte profitieren können und beschreibt vielfältige

Projekte, in denen neue Chancen für die Stadt eröffnet werden.

ISBN 978-3-86859-075-3

Band 4, METROPOLE: METROZONENBand 4 zeigt Beispiele und Visionen für eine „Neue Stadt in der Stadt“.

An den Bruchkanten von Stadt und Landschaft sowie Verkehrs-, Industrie-

und Hafenarealen eröffnen sich neue Räume für urbane Entwicklung.

ISBN 978-3-86859-071-5

Band 3, METROPOLE: BILDENBand 3 betrachtet die Stadt der Wissensgesellschaft und stellt Beispiele

einer innovativen pädagogischen Architektur und reformativer Inter-

ventionen vor.

ISBN 978-3-86859-070-8

Band 2, METROPOLE: RESSOURCENBand 2 thematisiert die Stadt im Klimawandel mit dem Ziel, innovative

und zukunftsfähige Strategien und Visionen für neue Energien in der

Stadt zu generieren.

ISBN 978-3-939633-91-4

Band 1, METROPOLE: REFLEXIONENBand 1 gewährt Rückblick auf frühere Bauausstellungen in Deutschland,

Ausblicke auf die IBA Hamburg und bietet vielschichtige Betrachtungen

des Phänomens Metropole.

ISBN 978-3-939633-90-7

Die Schriftenreihe METROPOLE: begleitet die IBA Hamburg auf ihrem Weg.

Die Internationale Bauausstellung IBA

Hamburg lieferte von 2006 bis 2013 bedeu-

tende Innovationsimpulse in der Stadt-

entwicklung. Insgesamt rund 70 Projekte

wurden in diesem Zeitraum realisiert. Diese

Projekte, zu denen Wohnhäuser, innovative

Case Studys, Bildungs- und Sporteinrich-

tungen, Seniorenzentren, Orte für lokale

Ökonomien und die Kreativszene, der weithin

bekannte Energiebunker, aber auch Parks und

Freiräume gehören, prägen nun das Stadtbild

im Hamburger Süden: die lange vernachläs-

sigten Stadtteile Wilhelmsburg, Veddel und den

Harburger Binnenhafen. Die IBA Hamburg hat

viele neue Lösungen und Anregungen für

das Bauen der Zukunft geliefert. Es wurde

Wohnraum geschaffen und gezeigt, wie eine

Metropole im 21. Jahr hundert ökologisch und

sozial ausbalanciert wachsen kann.

Ein ganzheitliches Denken sowie neue, weg-

weisende Ideen für einen klimaschonenden

Städte bau stehen auch nach Ende der Bau-

ausstellung im Zentrum der Planungen der

IBA Hamburg GmbH, die nun als städtischer

Projektentwickler den nächsten Wachstums-

schritt der Metropole Hamburg begleitet.

JOVIS

EN

ER

GIE

AT

LA

S W

ER

KB

ER

ICH

T 1

Dieses Buch stellt am Beispiel des Ham-burger Stadtteils Wilhelmsburg einen strategischen Ansatz zum energetischen Quartiersumbau mit dem Ziel einer fast hundertprozentigen Versorgung durch erneuerbare und lokal erzeugte Energie bis zum Jahr 2050 vor. Vier Jahre lang wurde dieses Konzept im Rahmen der Internatio-nalen Bauausstellung Hamburg praktisch umgesetzt, nun gibt es einen ersten Werkbericht. Der von der IBA Hamburg GmbH, dem Umweltbundesamt sowie der TU Darmstadt herausgegebene Band stellt die Umsetzung und Weiterentwicklung des Konzeptes in den Kontext aktueller Diskus-sionen zur Energiewende.

Methodische Ansätze werden vor dem Hintergrund bundesweiter Erfahrungen reflektiert, die gesellschaftliche und wirt-schaftliche Tragfähigkeit des gesamten Vorhabens kritisch untersucht. Dieser analytische Prozess mündet schließ-lich in Vorschläge für die Fortschreibung des Klimaschutzkonzeptes Erneuerbares Wilhelmsburg. Die drei Herausgeber füh-ren dabei sowohl notwendige technische Umsetzungsschritte als auch soziale und politische Rahmenbedingungen für die nächsten Jahre zusammen.

Stadt neu bauen

ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1

IBA HAMBURG GMBH / UMWELTBUNDESAMT / TU DARMSTADT (HG.)

Zukunftskonzept Erneuerbares Wilhelmsburg

Stadt neu bauenJOVIS

Jetzt als E-Book erhältlich:

ENERGIEATLASZukunftskonzept Erneuerbares WilhelmsburgIBA Hamburg (Hg.)

Der weltweite Klimawandel erfordert insbesondere von den Metropolen

schnelle und entschlossene Maßnahmen. Wie aber können sie den Weg

in das postfossile und atomenergiefreie Zeitalter beschreiten?

Mit dem Energieatlas zeigt die IBA Hamburg erstmals einen räumlich-

strategischen Ansatz für den energetischen Umbau eines gesamten

Stadtteils. Der Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg dient als Demons-

trationsgebiet im Hinblick auf drängende energetische Fragen. Die

angewandten Analysemethoden bilden die Grundlage für generalisier-

bare urbane Handlungsstrategien und zeigen eindrucksvoll, wie gerade

Städte zu Vorreitern des Klimaschutzes und der Ressourcenschonung

werden können.

ePDF: ISBN 978-3-86859-888-9

Werkschau zur Internationalen Bauausstellung IBA Hamburg

Stadt in der Stadt bauenIBA Hamburg 2006–2013 IBA Hamburg GmbH / Uli Hellweg (Hg.)

Die Internationale Bauausstellung (IBA) Hamburg hat seit Ende 2006

der Idee „Sprung über die Elbe“ Gestalt gegeben und somit die städte-

bauliche, ökologische und soziale Entwicklung der Elbinseln sowie des

Harburger Binnenhafens maßgeblich vorangetrieben. Mit ihren drei Leit-

themen „Kosmopolis“, „Metrozonen“ und „Stadt im Klimawandel“ gab

sie zudem wichtige Anstöße für den internationalen Diskurs zur Zukunft

von Metropolen. Stadt in der Stadt bauen dokumentiert die realisierten

Projekte sowie die neuartigen Ansätze der IBA z. B. in den Bereichen

Bildung und Beteiligungsprozesse. Zudem ziehen langjährige Begleiter

der IBA ein erstes Resümee des „Ausnahmezustandes auf Zeit“.

ISBN 978-3-86859-285-6

Band 7, METROPOLE: STADT NEU BAUENBand 7 reflektiert und kommentiert das in sieben Jahre Erreichte und

skizziert Ideen zur Zukunft der Elbinseln und der Stadt im 21. Jahrhundert.

ISBN 978-3-86859-221-4

Band 6, METROPOLE: ZIVILGESELLSCHAFTBand 6 fragt, wie sich Planung demokratisch legitimieren lässt, welchen

Einfluss die neuen Medien haben und zeigt, wie das Expertentum von

Bürgerinnen und Bürgern das Wissen der Fachleute ergänzen kann.

ISBN 978-3-86859-220-7

Band 5, METROPOLE: KOSMOPOLISBand 5 der IBA-Schriftenreihe fragt, wie alle Bewohner von der kultu-

rellen Vielfalt der Städte profitieren können und beschreibt vielfältige

Projekte, in denen neue Chancen für die Stadt eröffnet werden.

ISBN 978-3-86859-075-3

Band 4, METROPOLE: METROZONENBand 4 zeigt Beispiele und Visionen für eine „Neue Stadt in der Stadt“.

An den Bruchkanten von Stadt und Landschaft sowie Verkehrs-, Industrie-

und Hafenarealen eröffnen sich neue Räume für urbane Entwicklung.

ISBN 978-3-86859-071-5

Band 3, METROPOLE: BILDENBand 3 betrachtet die Stadt der Wissensgesellschaft und stellt Beispiele

einer innovativen pädagogischen Architektur und reformativer Inter-

ventionen vor.

ISBN 978-3-86859-070-8

Band 2, METROPOLE: RESSOURCENBand 2 thematisiert die Stadt im Klimawandel mit dem Ziel, innovative

und zukunftsfähige Strategien und Visionen für neue Energien in der

Stadt zu generieren.

ISBN 978-3-939633-91-4

Band 1, METROPOLE: REFLEXIONENBand 1 gewährt Rückblick auf frühere Bauausstellungen in Deutschland,

Ausblicke auf die IBA Hamburg und bietet vielschichtige Betrachtungen

des Phänomens Metropole.

ISBN 978-3-939633-90-7

Die Schriftenreihe METROPOLE: begleitet die IBA Hamburg auf ihrem Weg.

Die Internationale Bauausstellung IBA

Hamburg lieferte von 2006 bis 2013 bedeu-

tende Innovationsimpulse in der Stadt-

entwicklung. Insgesamt rund 70 Projekte

wurden in diesem Zeitraum realisiert. Diese

Projekte, zu denen Wohnhäuser, innovative

Case Studys, Bildungs- und Sporteinrich-

tungen, Seniorenzentren, Orte für lokale

Ökonomien und die Kreativszene, der weithin

bekannte Energiebunker, aber auch Parks und

Freiräume gehören, prägen nun das Stadtbild

im Hamburger Süden: die lange vernachläs-

sigten Stadtteile Wilhelmsburg, Veddel und den

Harburger Binnenhafen. Die IBA Hamburg hat

viele neue Lösungen und Anregungen für

das Bauen der Zukunft geliefert. Es wurde

Wohnraum geschaffen und gezeigt, wie eine

Metropole im 21. Jahr hundert ökologisch und

sozial ausbalanciert wachsen kann.

Ein ganzheitliches Denken sowie neue, weg-

weisende Ideen für einen klimaschonenden

Städte bau stehen auch nach Ende der Bau-

ausstellung im Zentrum der Planungen der

IBA Hamburg GmbH, die nun als städtischer

Projektentwickler den nächsten Wachstums-

schritt der Metropole Hamburg begleitet.

JOVIS

Page 3: ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 WERKBERICHT 1 · 2015-02-03 · ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 Dieses Buch stellt am Beispiel des Ham-burger Stadtteils Wilhelmsburg einen strategischen Ansatz

Zukunftskonzept Erneuerbares Wilhelmsburg

ENERGIEATLASWERKBERICHT 1

Page 4: ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 WERKBERICHT 1 · 2015-02-03 · ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 Dieses Buch stellt am Beispiel des Ham-burger Stadtteils Wilhelmsburg einen strategischen Ansatz
Page 5: ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 WERKBERICHT 1 · 2015-02-03 · ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 Dieses Buch stellt am Beispiel des Ham-burger Stadtteils Wilhelmsburg einen strategischen Ansatz

ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1Zukunftskonzept Erneuerbares Wilhelmsburg

IBA HAMBURG GMBH / UMWELTBUNDESAMT / TU DARMSTADT (HG.)

JOVIS

Page 6: ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 WERKBERICHT 1 · 2015-02-03 · ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 Dieses Buch stellt am Beispiel des Ham-burger Stadtteils Wilhelmsburg einen strategischen Ansatz

4

Werkbericht zum Zukunftskonzept Erneuerbares Wilhelmsburg

Uli Hellweg, Manfred Hegger, Harry Lehmann

DAS KLIMASCHUTZKONZEPT ERNEUERBARES WILHELMSBURG IM KONTEXT DER ENERGIEWENDE

Die dezentrale Energiewende – Herausforderungen für Städte

Claudia Kemfert

Einbettung des Klimaschutzkonzeptes Erneuerbares Wilhelmsburg in den nationalen und internationalen Rahmen

Benno Hain

Wärmenetze als Rückgrat einer nachhaltigen kommunalen Energiepolitik

Matthias Sandrock

Die Hamburger Wärmestrategie

Hans Gabányi, Björn Dietrich

Wilhelmsburg im Kontext der „Smart Energy City“-Forschung

Jan Gerbitz

METHODISCHE GRUNDLAGEN VON ENERGETISCHEN QUARTIERSKONZEPTEN

Klimaschutzkonzept Erneuerbares Wilhelmsburg

Harry Lehmann

Der energetische Stadtumbau auf Basis der Analyse von Stadtraumtypen

Manfred Hegger, Joachim Schulze

Regenerative Region – Rund um den Bodensee

Peter Droege

6

1420243240

506068

Page 7: ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 WERKBERICHT 1 · 2015-02-03 · ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 Dieses Buch stellt am Beispiel des Ham-burger Stadtteils Wilhelmsburg einen strategischen Ansatz

5

„PROZESSKULTUR ERNEUERBARES WILHELMSBURG“ – BEGLEITENDE UNTERSUCHUNGEN

Gebiets- und Netzmonitoring

David Sauss, Lars Kühl

Gebäudemonitoring

Jennifer König, Arne Diedrich, Florian Witowski, Thomas Wilken

Insel-Stromstudie Hamburg-Wilhelmsburg

Alexa Lutzenberger, Stefan Peter

Rahmenbedingungen für eine Stromversorgung aus 100 Prozent erneuerbaren Energien in Deutschland

Benno Hain

Zukünftige Wärmekonzepte für die Elbinseln

Jan Gerbitz

Berücksichtigung des Nutzers in der Schätzung der Wärmenachfrage von Gebäuden

Esteban Muñoz, Irene Peters

Green Buildings und ihre Bewohnerschaften

Stefan Krümmel

WIRTSCHAFTLICHKEITSBETRACHTUNGEN DES ENERGETISCHEN STADTUMBAUS

Energetische Modernisierung als Schlüsselparameter für ein Erneuerbares Wilhelmsburg

Joost Hartwig

Wohnungsmarktuntersuchungen – Praxis der energetischen Wohnungsmodernisierung in Hamburg

Bernd Jacobs

ROADMAP FÜR DAS ERNEUERBARE WILHELMSBURG

Energie, Stadt und Architektur

Manfred Hegger

Erkenntnisgewinne für Wilhelmsburg aus bundesweiten stadtteil- und quartiersbezogenen Klimaschutzansätzen

Peter Pichl, Benno Hain

Auf dem Weg ins Erneuerbare Wilhelmsburg

Uli Hellweg, Manfred Hegger, Harry Lehmann, Jan Gerbitz, Katharina Jacob, Simona Weisleder, Karsten Wessel

Vision 2050

Jan Gerbitz, Katharina Jacob, Simona Weisleder, Karsten Wessel

201 Energieatlas 2010 (Reprint) 217 Glossar 221 Autoren 223 Bildnachweise 224 Impressum

7686

102112116

128134

144150

158176182194

Page 8: ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 WERKBERICHT 1 · 2015-02-03 · ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 Dieses Buch stellt am Beispiel des Ham-burger Stadtteils Wilhelmsburg einen strategischen Ansatz

6

Mit dem Klimaschutzkonzept Erneuerbares Wil-

helmsburg hat die IBA Hamburg 2010 ein stra-

tegisches Konzept zum energetischen Umbau

eines zentral in Hamburg gelegenen Stadtteils

mit einer Größe von 35 Quadratkilometern und

mehr als 55.000 Bewohnern vorgelegt. Das De-

monstrationsgebiet der IBA Hamburg, die Ham-

burger Elbinseln, ist ein durch die beiden Arme

der Süder- und Norderelbe sowie den Altarm

Reiherstieg eindeutig stadt- und sozialräum-

lich definiertes Gebiet. Insbesondere aufgrund

der historischen Fluterfahrung von 1962 bot es

sich hier in besonderer Weise an, modellhaft

zu zeigen, wie und was die Städte als Haupt-

opfer, aber auch als Hauptverantwortliche des

Klimawandels selbst zum Klimaschutz beitragen

können. Die ganzheitliche Arbeitsweise einer

Internationalen Bauausstellung bot zudem die

Möglichkeit, den modellhaften dezentralen

Ansatz mit praktischen Bauprojekten und Kam-

pagnen in einem ersten großen Schritt bis zum

Jahr 2013 – dem finalen Präsentationsjahr der

IBA Hamburg – umzusetzen.

Die Eckpfeiler des Klimaschutzkonzeptes

Erneuerbares Wilhelmsburg, das 2010 im

Energieatlas1 veröffentlicht wurde, sind die

Verbesserung der Energieeffizienz und die

Nutzung lokaler energetischer Ressourcen wie

Wind, Sonne, Biomasse und Geothermie. Der

Energieatlas beschränkte sich bewusst auf die

energetische Optimierung der Gebäudesub-

stanz der privaten Haushalte, des Gewerbes,

des Handels und der Dienstleistungen (GHD)

– also den Kernbereich der gebauten Umwelt in

der Stadt mit einem Anteil von ca. 41 Prozent

des bundesweiten Gesamtenergieverbrauchs.2

Die Energiebedarfe der Industrie, des Verkehrs

und des Lebensstils der Städter blieben bei

diesem Konzept außer Betracht – und sollten

einer späteren Bearbeitung vorbehalten bleiben

(vgl. Beiträge Hain, Pichl/Hain, Lehmann). Diese

selbst gewählte Beschränkung reduziert einer-

seits den Aussagewert der Ergebnisse, denn die

im Energieatlas anvisierte nahezu CO2-neutrale

Selbstversorgung mit Strom Ende der 2020er

Jahre und mit Wärme Ende der 2040er

bedeutet natürlich noch nicht die völlige

Klimaneutralität der Hamburger Elbinseln. An-

dererseits erlaubt sie jedoch eine methodische

Durchdringung, die auch architektonische und

gestalterische Aspekte (vgl. Beitrag Hegger)

umfasst, die beim energetischen Stadtumbau

oft vernachlässigt werden.

Vor allem aber boten die Möglichkeiten einer

Internationalen Bauausstellung die Chance

einer ersten praktischen Umsetzung der Strate-

gien und Projekte. Heute stellt der Energieatlas

ein international beachtetes und angewandtes

methodisches Instrumentarium des dezentralen

energetischen Stadtumbaus dar (vgl. Beiträge

Kemfert, Droege, Lehmann, Hain, Gerbitz –

„Smart Energy City“-Forschung). Für Hamburg

ist er die Roadmap für die modellhafte energeti-

sche Erneuerung Wilhelmsburgs und der Veddel

in den nächsten Jahrzehnten (vgl. Beiträge

Gerbitz – „Zukünftige Wärmekonzepte für die

Elbinseln“ und „Auf dem Weg ins Erneuerbare

Wilhelmsburg“).

Bis 2013 konnte die IBA die meisten der geplanten

Projekte der Roadmap 2010 umsetzen. Dadurch

ließen sich 1420 kWp Strom an Leistung auf

den Elbinseln installieren. Praktisch bedeutet

Werkbericht zum Zukunftskonzept Erneuerbares Wilhelmsburg

ULI HELLWEG, MANFRED HEGGER, HARRY LEHMANN

Page 9: ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 WERKBERICHT 1 · 2015-02-03 · ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 Dieses Buch stellt am Beispiel des Ham-burger Stadtteils Wilhelmsburg einen strategischen Ansatz

EINFÜHRUNG 7

dies, dass 35 Prozent der Haushalte mit selbst

produziertem Strom (bilanziell) und zwölf Prozent

der Haushalte mit Wärme von der Insel versorgt

werden (vgl. Beiträge Sauss/Kühl und König/Died-

rich/Witowski/Wilken). Damit dürfte der Stadtteil

Wilhelmsburg bereits heute der klimafreundlichs-

te Stadtteil Hamburgs bei der Versorgung der

privaten Haushalte und der GHD-Betriebe sein.

Die Voraussetzungen zur Realisierung des

Klimaschutzkonzeptes Erneuerbares Wilhelms-

burg in der energiepolitischen Landschaft

Hamburgs waren besondere, nicht nur wegen

des „Ausnahmezustandes IBA“. 20 Prozent

des Hamburger Gesamtwärmemarktes werden

mit Fernwärme aus fossilen Energiequellen

versorgt3, die Hamburger Elbinseln gehören

nicht dazu. Im Zuge des Neubaus des umstrit-

tenen Kohlekraftwerkes Moorburg war 2007

der Anschluss der Elbinsel Wilhelmsburg an das

Fernwärmenetz geplant. In Verhandlungen mit

dem Hamburger Senat und dem Energieversor-

ger Vattenfall gelang es, den bereits vertraglich

vereinbarten Bau des Netzes aufzugeben, um

so den Raum für das dezentrale Versorgungs-

konzept der IBA zu schaffen.

Damit boten die Hamburger Elbinseln ein ein-

zigartiges Labor des energetischen Stadtum-

baus, in dem viele Probleme der heutigen ener-

giepolitischen Diskussion schon frühzeitig wie

durch ein Brennglas fokussiert sichtbar wurden.

So stellen sich heute nicht nur für Hamburg die

Fragen der Netzintegration und des Lastma-

nagements von zentralen und dezentralen

Energieerzeugern sowohl im Wärme- wie im

Strombereich (vgl. Beitrag Sandrock; Gerbitz

– „Smart Energy City“-Forschung). Wurde im

Energieatlas 2010 noch stark vereinfacht der

Jahresenergiebedarf der Elbinsel den in einem

Jahr produzierten Energiemengen gegenüber-

stellt, so untersuchte die Insel-Stromstudie

von 2013 (vgl. Beitrag Lutzenberger) nun die

dynamische Stromnachfrage und -produktion

für vier unterschiedliche Wetterjahre mit einer

stündlichen Auflösung. Die Ergebnisse sind

eindeutig: Einerseits sind die Annahmen des

Energieatlas korrekt und die gesteckten Ziele

zur lokalen Deckung des Jahresenergiebedarfs

durch erneuerbare Energien erreichbar. Ande-

rerseits führt die stark fluktuierende regene-

rative Stromproduktion in der dynamischen

Betrachtung zeitabhängig sowohl zu hohen

Stromüberschüssen als auch zu hohen Defiziten

in der Bereitstellung. Nicht die lokale Autarkie

kann daher das Ziel einer nachhaltigen Energie-

versorgung sein, sondern Autonomie, das heißt

die Ergänzung der lokalen Produktion durch

Lastmanagement, den Einsatz von Speichern

und den Energieaustausch mit den übrigen

Stadtquartieren und der Region.

Zu den Lernprozessen nach fünf Jahren Kli-

maschutzkonzept Erneuerbares Wilhelmsburg

gehören natürlich nicht nur neue technische

und wirtschaftliche Herausforderungen, son-

dern auch veränderte politische Rahmenbe-

dingungen auf Bundes- und Landesebene (vgl.

Beitrag Hain) sowie die soziale Empirie des

energetischen Stadtumbaus in einem sozial

benachteiligten Stadtteil. Die IBA-Erfahrung

zeigt, dass die nachhaltige Entwicklung eines

urbanen Raumes am wenigsten ein technisches

Problem ist, sondern vor allem ein soziales und

ein politisches, danach auch ein finanzielles

sowie ein architektonisches und stadtgestalte-

risches. Dies zeigt sich besonders in der Frage

der jährlichen Erneuerungsrate, dem entschei-

denden Faktor der Energieeffizienzsteigerung

im Gebäudebestand. Das Konzept Erneuerbares

Wilhelmsburg geht in seinem Exzellenzszena-

rio, das zu der eingangs erwähnten Fast-CO2-

Neutralität im Gebäudebestand führt, von einer

Erneuerungsrate von drei bis fünf Prozent aus.

Die energetische Modernisierung der Häuser

in Wilhelmsburg dürfte jedoch tatsächlich

heute bei ca. 0,8 Prozent liegen – und damit

auf Bundesdurchschnitt (vgl. Beitrag Hartwig).

In diesem Zusammenhang muss man auch

feststellen, dass die von der IBA 2009 gestar-

tete „Prima Klima“-Kampagne, mit der private

Hausbesitzer für eine energetische Moderni-

sierung ihrer Häuser gewonnen werden sollten,

mehr qualitative als quantitative Ergebnisse

gezeigt hat. So konnte zum Beispiel mit dem

Projekt Wilhelmsburger Straße 76–82 auf der

Veddel erstmals in Hamburg bewiesen werden,

wie man die für die Hansestadt so typischen Ge-

bäude aus den 1920er Jahre mit ihren charakte-

Nicht die lokale Autarkie kann daher das Ziel einer nachhal-tigen Energieversorgung sein, sondern Autonomie, das heißt die Ergänzung der lokalen Produktion durch Lastma-nagement, den Einsatz von Speichern und den Energieaus-tausch mit den übrigen Stadt-quartieren und der Region.

Page 10: ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 WERKBERICHT 1 · 2015-02-03 · ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 Dieses Buch stellt am Beispiel des Ham-burger Stadtteils Wilhelmsburg einen strategischen Ansatz

8

ristischen Backsteinfassaden – Hamburgs „rote

Stadt“ – nahezu auf energetischen Neubaustan-

dard modernisieren kann, ohne die historische

Fassade sichtbar zu verändern. In ähnlicher

Weise wurden gründerzeitliche Häuser in Wil-

helmsburg modernisiert. Außerdem entstand

ein weit beachtetes Modellprojekt der Firma

Velux, die mit dem LichtAktivHaus eine – nicht

nur – energetische Vorlage für die Modernisie-

rung von Siedlungshäusern aus den 1930er und

1950er Jahren lieferte. Ein Durchbruch bei der

Erneuerungsrate konnte auf diese Weise jedoch

nicht erzielt werden. Die Ursache hierfür ist –

trotz der eher finanzschwachen Sozialstruktur

auf den Elbinseln – nicht primär in den Kosten

der Maßnahmen zu suchen, sondern vor allem

in zwei Aspekten: der Demografie – viele Eigen-

heimbesitzer befinden sich im fortgeschrittenen

Alter – und in der Tatsache, dass energetische

Maßnahmen selten alleiniger Anlass für eine In-

vestition in das eigene Haus sind. Meistens geht

es um weitergehende Modernisierungen (Bäder,

Grundrisse) und Instandsetzungen, sodass das

Gesamtpaket der Kosten steigt und die Erneue-

rungsrate stagniert (vgl. Beitrag Jacobs).

Sollten die Erkenntnisse aus der „Prima

Klima“-Kampagne repräsentativ sein, stellt sich

die Frage, ob nicht die Lieferseite – also die

Produktion erneuerbarer Energien – gegenüber

der Effizienzseite – also der privat finanzierten

Hausmodernisierung – strategisch und praktisch

an Gewicht gewinnen muss, ohne dass man

sich der Illusion hingeben sollte, dass dadurch

auf die Steigerung von Energieeffizienz bei

Gebäuden und Betrieben zu verzichten sei (vgl.

Beitrag Hartwig). Zudem birgt die Stärkung der

Lieferseite eigene Probleme: Sie kann mangeln-

de thermische Behaglichkeit in den Wohnungen

ebenso wenig beseitigen wie den allgemein

in Deutschland vorzufindenden Sanierungs-

überhang, der einem weiteren Verfall der

Bausubstanz Vorschub leistet und am langen

Ende zu erhöhten Sanierungs- oder Ersatzauf-

wendungen führt. Eine Stärkung der Lieferseite

würde zudem dem allgemeinen Gebot der

Effizienzsteigerung zuwiderlaufen. Sie würde

angesichts der mit dem Erneuerbare-Energien-

Gesetz (EEG) verbundenen Unsicherheiten dem

Verbrauch von fossilen Energieträgern weiter

Vorschub leisten und damit die Ziele der Euro-

päischen Union wie auch der Bundesregierung

zur CO2-Einsparung in weite Ferne rücken las-

sen. Die großen Abhängigkeiten insbesondere

von konventionellen Wärmelieferanten (Kohle,

Erdgas und Erdöl) würden prolongiert. Es ist

deshalb zu hoffen, dass nationale und möglichst

auch lokale Anreizprogramme in naher Zukunft

zur Erhöhung der Sanierungsquote beitragen

und somit die Effizienzseite stärken. In Verbin-

dung damit sind weitere Beteiligungs- und Akti-

vierungsprozesse notwendig, die Klimaschutz-

konzepte zu einer Angelegenheit der gesamten

Bürgerschaft machen.

Auch wenn bezogen auf den Energieatlas

festgestellt werden muss, dass der Zieler-

reichungsgrad auf der Lieferseite deutlich

höher ist als bei der Effizienzsteigerung durch

energetische Modernisierung des Gebäudebe-

standes, so muss auch hier vor übertriebenem

Optimismus gewarnt werden; denn diejenigen,

die die ersten sind, Kritik an den „Dichtern und

Dämmern“ zu üben, sind keineswegs immer die

Pioniere beim Bezug erneuerbarer Energien.

Ein wesentliches Implementationsproblem beim

Anschluss bestehender Quartiere an Wärme-

netze liegt in den institutionellen, logistischen

und rechtlichen Problemen – sei es, dass große,

selbst stadteigene, Wohnungsbaugesellschaften

ihre energetischen Sanierungskonzepte nicht

oder nur mangelhaft mit dem Energieversorger

abstimmen, sei es, dass Förder- und Steuer-

recht den Anschluss an neue umweltfreundliche

Versorgungsnetze erschweren oder verhindern

(vgl. Beitrag Sandrock).

Damit gewinnt dann auch die Frage an Be-

deutung, was die richtigen Konzepte und die

notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen

zur Versorgung von Stadtteilen und Städten

mit erneuerbaren Energien sind. Wer sind in

Zukunft die maßgeblichen Akteure der Energie-

wende? Welche Rolle spielen dabei die Bürger

und dezentrale lokale Konzepte? Und: Cui bono

– wem nützt das Ganze?

Der Masterplan Klimaschutz der Freien und

Hansestadt Hamburg sieht die modellhafte Wei-

Wer sind in Zukunft die maß-geblichen Akteure der Energie-wende? Welche Rolle spielen dabei die Bürger und dezentra-le lokale Konzepte? Und: Cui bono – wem nützt das Ganze?

Page 11: ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 WERKBERICHT 1 · 2015-02-03 · ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 Dieses Buch stellt am Beispiel des Ham-burger Stadtteils Wilhelmsburg einen strategischen Ansatz

EINFÜHRUNG 9

terführung des Klimaschutzkonzeptes Erneuer-

bares Wilhelmsburg vor. Doch stellt sich auch in

Hamburg angesichts des durch Volksentscheid

beschlossenen Rückkaufs des Fernwärmenet-

zes die Frage, welchen Stellenwert dezentrale

Versorgungsstrukturen in der neuen Wärme-

strategie der Stadt Hamburg haben werden (vgl.

Beiträge Gabányi/Dietrich, Sandrock), zumal

gegenwärtig zentrale neue Investitionen wie

zum Beispiel in ein GuD-Kraftwerk in Wedel zur

Debatte stehen. Noch sind keine abschließenden

Entscheidungen gefallen; klar ist aber schon

jetzt, dass mit den Investitionsentscheidungen

in die Kraftwerkstruktur auch die Weichen für

dezentrale, quartierbezogene Konzepte gestellt

werden. Mit der Vorlage der Wärmestrategie des

Senates wurde bei Redaktionsschluss zum Ende

des Jahres 2014 gerechnet.

Als das Zukunftskonzept Erneuerbares Wil-

helmsburg zwischen 2008 und 2010 von der

IBA in enger Zusammenarbeit mit der For-

schergruppe der FH Nordhausen4 und einem

internationalen Beirat5 entwickelt wurde (vgl.

Kurzzusammenfassung des Klimaschutzkonzep-

tes im Anhang), schien die Welt des Erneu-

erbare-Energien-Gesetzes noch in Ordnung.

Mittlerweile hat sich eine Reihe von politischen

und rechtlichen Rahmenbedingungen geändert

– von der Limitierung des Zubaus regenerativer

Energieerzeuger bis zur finanziellen Belastung

kleiner dezentraler Anlagen. Der Werkbericht

zum Zukunftskonzept stellt daher nicht nur die

bisherigen Ergebnisse und Wirkungen des Kon-

zeptes Erneuerbares Wilhelmsburg dar, sondern

untersucht auch, welche Konsequenzen sich

aus den zwischenzeitlichen Weichenstellungen

auf Bundes- wie auf Landesebene für die Fort-

schreibung der Roadmap ergeben. So wird zum

einen eine kritische Bilanz des bisher Erreichten

gezogen und damit auch der Nachweis geführt,

dass dezentrale Konzepte innerhalb kürzester

Zeit einen wesentlichen Beitrag zur energeti-

schen Selbstversorgung und zur CO2-Minderung

in den Städten leisten können (vgl. Beitrag „Auf

dem Weg ins Erneuerbare Wilhelmsburg“).

Zum anderen werden wesentliche Aufgaben-

stellungen für die Zukunft definiert, wie zum

Beispiel die Frage der intelligenten Verlinkung

von dezentraler Wärme- und Stromproduktion

sowie die Frage dezentraler Speichertechnolo-

gien (vgl. Beitrag Lehmann). Gleichzeitig wird

aber auch deutlich, dass das Zukunftskonzept

Erneuerbares Wilhelmsburg zwar auf einer Insel

entwickelt wurde, selbst aber keine Insel in der

energiepolitischen Landschaft unserer Tage ist.

Aus einem Experiment ist ein strategischer An-

satz geworden, der einen maßgeblichen Beitrag

zur politisch gewollten Energiewende zu leisten

vermag. Von ihm gehen auch wesentliche

Impulse zur weiteren Verfeinerung des Metho-

denrepertoires für kommunale bzw. regionale

Klimaschutzkonzepte und Energieentwicklungs-

pläne aus (vgl. Beiträge Lehmann, Hegger/

Schulze). Hochschulen und Forschungsinstitute

in vielen Ländern der Welt haben den Pla-

nungsansatz der IBA Hamburg für den Stadtteil

Wilhelmsburg aufmerksam zur Kenntnis genom-

men – wie aktuell zum Beispiel die Bodensee-

Alpenrhein-Region (vgl. Beitrag Droege). Sie

entwickeln auf dieser Grundlage Lösungen, die

in Zukunft die Bestandsaufnahme von Bedarfen

wie Potenzialen sowie die ortsbezogen passge-

naue, wirtschaftlich optimierte Entwicklung von

zukunftsfähigen Energiekonzepten erleichtern

sollen. Das Klimaschutzkonzept Erneuerbares

Wilhelmsburg ist damit eine Blaupause im

Wortsinne: noch auf handwerklichen Methoden

beruhend und dabei in seinen Ergebnissen

außerordentlich zuverlässig, experimentell

und dennoch schon Vorbild für viele andere

Anwender. Auch auf den Hamburger Elbinseln

ist der Ansatz immerhin so erfolgreich, dass

sich jetzt nicht nur in Hamburg die Frage stellt,

ob er zumindest auf vergleichbare Stadtteile

übertragen werden kann. Die Diskussion dazu

ist noch nicht abgeschlossen.

Die Umsetzung solcher Klimaschutzkonzepte

benötigt einen langen Atem, in Hamburg wie

anderswo. Die mittel- bis langfristig angelegten

Maßnahmen sind in regelmäßigen Abständen zu

überprüfen und an veränderte technische, wirt-

schaftliche und politische Gegebenheiten anzu-

passen. Hier werden insbesondere technische

Weiterentwicklungen sowie damit verbundene

Änderungen in den Kostenstrukturen eine große

Page 12: ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 WERKBERICHT 1 · 2015-02-03 · ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 Dieses Buch stellt am Beispiel des Ham-burger Stadtteils Wilhelmsburg einen strategischen Ansatz

10

Rolle spielen. Die Entwicklung und der Markt

der erneuerbaren Energien stehen noch in ihren

Anfängen und sind entsprechend dynamisch.

Ebenso wird in Zukunft die Integration von Ana-

lysen zum Nutzerverhalten in die Planung einen

größeren Raum einnehmen (vgl. Beitrag Peters),

denn nur wenn die Verbraucher als Akteure der

Energiewende gewonnen werden, kann diese ge-

lingen. Auch das Klimaschutzkonzept Erneuer-

bares Wilhelmsburg muss seine wirtschaftliche

und letztlich auch gesellschaftliche Trag- und

Mehrheitsfähigkeit erst noch erweisen (vgl.

Beitrag Krümmel).

Das Klimaschutzkonzept erfordert eine sorg-

fältige Erfolgskontrolle der Einzelmaßnahmen

über ein rein technisch angelegtes Monitoring

hinaus, wie dies für Wilhelmsburg vorgesehen

ist. Vor allem aber bedarf dieses große Pro-

jekt weiterhin einer engagierten und fachlich

kompetenten Führung, die sich unabhängig

vom politischen Alltag dieser beispielgebenden

Umsetzung der Energiewende widmet.

Anmerkungen

1 IBA Hamburg (Hg.): Energieatlas – Zukunftskonzept

Erneuerbares Wilhelmsburg. Berlin 2010.

2 AG Energieverbrauch e. V: Anwendungsbilanzen für die

Endenergiesektoren in Deutschland in den Jahren 2011

und 2012 mit Zeitreihen von 2008 bis 2012. Berlin 2013.

3 Hamburger Senat: Drucksache 20/11237. Hamburg 2014.

http://www.gruene-fraktion-hamburg.de/sites/gruene-

fraktion-hamburg.de/files/dokument/11451_ska_jens_

kerstan.pdf.

4 Dieter D. Genske/Thomas Jödecke/Jana Henning-

Jacob/Ariane Ruff: Energetische Optimierung des

Modellraumes IBA Hamburg. Hamburg 2011.

5 Mitglieder des Fachbeirates „Klima und Energie“ der

IBA Hamburg waren: Prof. Peter Droege (Hochschu-

le Liechtenstein und Vorsitzender des Weltrats für

erneuerbare Energien, Australien) , Prof. Manfred

Hegger (Technische Universität, Darmstadt), Dr. Harry

Lehmann (Fachbereichsleiter am Umweltbundesamt,

Dessau), Prof. Irene Peters (HafenCity Universität

Hamburg), Matthias Schuler (Geschäftsführer Trans-

solar, Stuttgart und Dozent an der Harvard University,

USA), Stefan Schurig (Director Climate Energy, World

Future Council, Hamburg).

Page 13: ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 WERKBERICHT 1 · 2015-02-03 · ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 Dieses Buch stellt am Beispiel des Ham-burger Stadtteils Wilhelmsburg einen strategischen Ansatz
Page 14: ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 WERKBERICHT 1 · 2015-02-03 · ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 Dieses Buch stellt am Beispiel des Ham-burger Stadtteils Wilhelmsburg einen strategischen Ansatz

Das Klimaschutzkonzept für die Elbinseln wurde im Jahr

2010 veröffentlicht und in der darauffolgenden Umsetzung

stetig angepasst. Um den Fortschritt des Konzeptes in die

aktuelle Diskussion zur Energiewende einordnen zu können,

zeigen die Beiträge dieses Kapitels, wie sich die Energie-

wende in Deutschland in den letzten Jahren entwickelt hat

und vor welchen Herausforderungen die Städte und Kommu-

nen heute stehen. Auch die politischen Prozesse, Maßnah-

men und Forschungsprojekte, die in Hamburg parallel zum

Klimaschutzkonzept Erneuerbares Wilhelmsburg stattgefun-

den haben, sind für eine Einordnung wichtig.

Nachdem seit den 1980er Jahren der Schwerpunkt der Ener-

giewende auf der erneuerbaren Stromproduktion lag und

hier bereits eine Vielzahl an Lösungen vorliegen, rückte in

den letzten Jahren das Thema Wärme in den Fokus. Auch im

Klimaschutzkonzept Erneuerbares Wilhelmsburg hat sich die

Konzeption und Planung von zukunftsfähigen Wärmenetzen

als ein Kern herauskristallisiert, deren Ansätze hier unter

ökonomischen, ökologischen und partizipativen Gesichts-

punkten diskutiert werden.

Page 15: ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 WERKBERICHT 1 · 2015-02-03 · ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 Dieses Buch stellt am Beispiel des Ham-burger Stadtteils Wilhelmsburg einen strategischen Ansatz

DAS KLIMASCHUTZ-KONZEPT ERNEUERBARES WILHELMSBURG IM KONTEXT DER ENERGIEWENDE

Page 16: ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 WERKBERICHT 1 · 2015-02-03 · ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 Dieses Buch stellt am Beispiel des Ham-burger Stadtteils Wilhelmsburg einen strategischen Ansatz

14

Eine kluge Energiewende kann zum Konjunk-

turmotor werden. Es werden Investitionen in

erneuerbare Energien, in neue Kraftwerke,

Energieeffizienz und nachhaltige Gebäude

sowie Mobilität getätigt werden. Insbesondere

die deutsche Industrie kann durch Anlagen-,

Infrastruktur- und auch Kraftwerksbau enorm

profitieren. Eine kluge Energiewende birgt mehr

wirtschaftliche Chancen als Risiken – auch und

gerade für Städte wie Hamburg oder Berlin.

Die Energiewende – wirtschaftliche Chancen

Deutschland hat zum Ziel, den Anteil erneuer-

barer Energien von heute 25 Prozent bis zum

Jahr 2050 auf 80 Prozent zu erhöhen. Bis zum

Jahr 2022 werden die restlichen sieben Atom-

kraftwerke, die vor allem im Süden Deutschlands

im Einsatz sind, abgeschaltet. Außerdem geht

es darum, die Energieeffizienz zu verbessern,

sowohl im Gebäudeenergiebereich als auch durch

die Umstellung der Mobilität auf Nachhaltigkeit.

Die Energiewende soll somit zu einer dauerhaft

nachhaltigen Energieversorgung führen. Die

Stromerzeugungsstrukturen werden sich stark

verändern, hin zu mehr dezentralen Energie-

versorgungsstrukturen, in denen erneuerbare

Energien, Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen und

intelligente Verteilnetze sowie Speicherlösungen

ineinander verzahnt werden. Dazu bedarf es

auch einem effektiven Lastmanagement, welches

Angebot und Nachfrage gut aufeinander ab-

stimmt. All diese Entwicklungen werden enorme

Innovationen hervorbringen, durch Investitionen

wiederum werden Zukunftsmärkte erschlossen.1

Herausforderungen für Städte

In Zukunft werden zwei Drittel der Menschheit

in Ballungsräumen mit mehr als einer Million

Einwohner leben. Den Städten generell kommt

in Punkto Klimawandel und Klimaschutz eine

bedeutsame Rolle zu: Sie müssen sich auf

den Klimawandel einstellen, da durch größe-

re Temperaturschwankungen und extreme

Klimaereignisse der Bedarf an Wärme- und

Kälteversorgung stark zunehmen wird. Die

Städte haben somit die Aufgabe, sich an

den Klimawandel und klimatische Schwan-

kungen besser anzupassen. In Deutschland

Die dezentrale Energiewende – Herausforderungen für Städte

CLAUDIA KEMFERT

Auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft testen Fami-lien die Tauglichkeit von Elektrofahrzeugen im Alltag. (LichtAktiv Haus)

Page 17: ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 WERKBERICHT 1 · 2015-02-03 · ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 Dieses Buch stellt am Beispiel des Ham-burger Stadtteils Wilhelmsburg einen strategischen Ansatz

DAS KLIMASCHUTZKONZEPT ERNEUERBARES WILHELMSBURG IM KONTEXT DER ENERGIEWENDE 15

wird man den Städtebau auf extreme Hitze

vorbereiten müssen, Gebäude müssen im

Sommer Kühlungsenergie, im Winter Wärme

hervorbringen. Die kluge Energieversor-

gung von Gebäuden umfasst einerseits eine

ausreichende Dämmung, andererseits werden

Gebäude der Zukunft mehr Energie produ-

zieren als sie verbrauchen. Die größten und

leichtesten Energieeinsparpotenziale liegen

neben denen im Mobilitätsbereich vor allem im

Immobilienbereich – hier insbesondere in der

Gebäudehülle. Es könnte knapp ein Fünftel des

Energiebedarfs von Immobilien allein dadurch

eingespart werden, dass Gebäude mit effizi-

enter Dämm- und Klimatechnik ausgestattet

werden. Hierdurch können auch die Energieko-

sten enorm reduziert werden. Die gewonnene

Energie kann dazu genutzt werden, die für die

Mobilität notwendigen Batterien als Energie-

speicher zu füllen.

Städte werden zum anderen auch die Aufga-

be haben, Treibhausgase zu mindern, ohne

Beeinträchtigungen in der Lebensqualität

oder bei der Mobilität hervorzubringen. Schon

heute werden laut UN-Angaben 70 Prozent

der Treibhausgase in Städten produziert. Viele

Städte in der Welt stellen sich aktiv dieser

Aufgabe. In Skandinavien beispielsweise setzen

sie stark auf Klimaschutz, nutzen erneuerbare

Energien, effektives Recycling und Abfall- bzw.

Wasseraufbereitungsmethoden, stärken den

öffentlichen Personenverkehr sowie Elektromo-

bilität und erhöhen die Lebensqualität durch

saubere Luft, verminderten Lärm und grüne

Erholungsgebiete.

Durch den Einsatz von Elektromobilität nimmt

die Attraktivität von Städten aus zwei wesentli-

chen Gründen zu: der Verminderung von Lärm

sowie der Verminderung von Emissionen und

Feinstaub. Sie erfüllt somit insbesondere in Bal-

lungsräumen die Anforderungen an eine nach-

haltige und klimaschonende Mobilität. Elek-

trofahrzeuge sind zudem für Ballungsräume

besonders interessant, da die Batterietechnik

bisher noch nicht für lange Strecken ausgelegt

ist und Bürger in Städten und Ballungsräumen

durchschnittlich nicht mehr als 20 Kilometer

pro Tag fahren.2

Die Menschen nutzen Mobilität je nach

Komfort, Lebensstil und Praktikabilität.

Veränderungen in der Mobilitätsnutzung

nehmen dabei stetig zu: Benzin wird teurer,

junge Menschen haben einen weniger starken

Bezug zum Auto und Städte bieten attraktive

Angebote zur Nutzung des ÖPNV oder mit der

Schaffung von Fahrrad-Leihsystemen. In Bal-

lungsräumen der Zukunft werden keine Autos

gekauft, sondern Mobilitätsdienstleistungen

genutzt und bezahlt. Eine wichtige Ausgangs-

voraussetzung für eine nachhaltige Mobilität

ist ein gut entwickeltes ÖPNV-Netz. Ergänzt

wird dieses durch Car- oder Bikesharing-

Modelle. Der Einsatz von klimaschonenden

und nachhaltigen Antriebstechniken spielt

dabei eine wesentliche Rolle. Das multimo-

dale System ist dann sinnvoll, wenn es auch

praktikabel ist. Wichtig ist daher die gute

Verzahnung zwischen den Verkehrsmitteln.

Auch der Radverkehr spielt eine große Rolle,

sofern die Radwege richtig ausgebaut und vor

allem sicher sind und nicht in Konkurrenz zum

Autoverkehr stehen. Die Sicherheit und der

Komfort müssen gewährleistet sein.

Die Liste an Chancen und Möglichkeiten für die

Städte von morgen ist somit lang. Der Klima-

wandel wird ungebremst fortschreiten, daher

müssen sich auch die Städte darauf vorberei-

ten. Global mögen sich die Weltnationen kaum

auf ein verbindliches Klimaschutzabkommen

einigen. Daher ist es umso wichtiger, dass

jeder Einzelne, jeder Bürger, jede Stadt und

Kommune frühzeitig beginnt und die Chancen

des Klimaschutzes gezielt ausnutzt: angefan-

gen von Energieeinsparungen bei öffentlichen

Gebäuden, der Förderung des ÖPNV oder von

CO2-freien Innenstädten, beispielsweise durch

Elektromobilität, Förderung von Pilotprogram-

men zum Ausbau erneuerbarer Energien, För-

derung von Kraft-Wärme-Kopplungs- Anlagen

bis hin zur Verbesserung der Information,

Bildung und Ausbildung von Entscheidungs-

trägern und Beratern.

Page 18: ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 WERKBERICHT 1 · 2015-02-03 · ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 Dieses Buch stellt am Beispiel des Ham-burger Stadtteils Wilhelmsburg einen strategischen Ansatz

16

Die Energiewende von unten – eine „Stadt-Wende“ am Beispiel Hamburgs

Der globale Green City Index vergleicht diese

unterschiedlichen Komponenten, wie Energie-

versorgung, Verkehrssysteme, Abfallentsor-

gung, Luft- und Wasserqualität oder aber die

Klimaschutzprogramme seitens der Regierung,

in einzelnen europäischen Hauptstädten.3 Die

vorderen Plätze dieses internationalen Städte-

vergleichs werden nahezu alle von skandinavi-

schen Ländern belegt. Natürlich muss beachtet

werden, dass die einzelnen Städte unterschiedli-

che Ausgangsvoraussetzungen haben, unter-

schiedliche geologische und wirtschaftliche

Bedingungen, auch die Größe, gewachsene

Struktur und der Wohlstand spielen eine ent-

scheidende Rolle. Berlin beispielsweise liegt im

Gesamtvergleich zwar im oberen Mittelfeld und

kann insbesondere durch sehr gute Gebäude-

energieeffizienz punkten, hat allerdings in den

Bereichen Mobilität und Energieversorgung

deutliches Verbesserungspotenzial. Der Einsatz

von Biomasse für die Strom und Wärmeerzeu-

gung sowie der verstärkte Einsatz von Elektro-

mobilität kann dieses Bild vermutlich etwas

verbessern. Dennoch war im Jahre 2011 nach

Stockholm nicht Berlin, sondern Hamburg die

Klimahauptstadt Europas.

Hamburg hat ein umfassendes Klimaschutz-

programm erstellt. Im Masterplan Klimaschutz

wurde festgelegt, dass Hamburg weiterhin

seinen Beitrag zur Erreichung der nationalen

Klimaschutzziele leisten will: Reduzierung der

CO2-Emissionen um 40 Prozent bis 2020 und

um mindestens 80 Prozent bis 2050. Zudem

wurde ein Aktionsplan erstellt, welcher alle

wesentlichen Bereiche umfasst: Die Regie-

rung Hamburgs unterstützt die energetische

Sanierung öffentlicher Gebäude und will damit

Vorbild sein, zudem wird die klimafreundliche

Mobilität deutlich gestärkt. Wichtig ist, auch

die Forschung miteinzubeziehen und gezielte

Information und Bildung über die Chancen des

Klimaschutzes anzubieten.

Konkret hat Hamburg nach dem Rückkauf der

Energienetze nach dem Volksentscheid im

September 2013 nun die Möglichkeit, intelli-

gente Netze und ein effektives Energie- und

Last management umzusetzen. Seit langem in

Hamburg etabliert ist das Programm „Unter-

nehmen für Ressourcenschutz“, bei dem die

Hamburgische Investitions- und Förderbank

Firmen unterstützt, die ihre energieintensiven

Betriebsabläufe optimieren. Hamburg setzt hier

verstärkt auf Solarthermie zur klimaschonen-

den Erwärmung von Heiz- und Warmwasser

sowie auf Photovoltaikflächen zur Strompro-

duktion, welche bereits auf zahlreichen Gebäu-

den wie dem Fußballstadion am Millerntor oder

den historischen 50er Schuppen im Hamburger

Hafen auch in größeren Dimensionen im Einsatz

sind. E.ON erprobt zudem in einem Projekt, die

durch Solarthermieanlagen auf Wohnanlagen

oder Firmen erzeugte Wärme in sein Netz

einzuspeisen. Außerdem werden durch das

Repowering alter Windkraftanlagen mit hoch-

modernen Windrädern verstärkt erneuerbare

Energien in den Fokus gerückt.4 Beispielsweise

wird Biomasse genutzt: Die Stadtreinigung

erzeugt in der Müllverbrennungsanlage Stel-

lingen aus Biomüll Biogas in Erdgasqualität,

die Wasserwerke HAMBURG WASSER machen

dasselbe mit Faulgasen aus einer Kläranlage

und betreiben damit ihre Firmenfahrzeugflotte.

Im Biogas- und Kompostwerk Bützfeld entste-

hen aus dem organischen Inhalt von mehr als

100.000 Hamburger Biotonnen im Jahr ca. 2,5

Millionen Kubikmeter Biomethan. Insgesamt

liefert das Werk genügend Energie, um 11.000

Haushalte mit Strom zu versorgen. Außerdem

ist die Hansestadt Hamburg eine von bundes-

weit acht Modellregionen, in denen der Alltags-

einsatz von Elektroautos erprobt wird. Etwa 740

Elektroautos und mehrere Elektrobusse sind

als Teil dieses Projekts bereits auf den Stra-

ßen unterwegs. Dabei entstand auch eines der

dichtesten deutschen Ladenetze für E-Autos.

An dem Modellprojekt sind rund 100 Partner

beteiligt, darunter Unternehmen, Forschungsin-

stitute und die öffentliche Verwaltung. Die Stadt

betreibt 280 E-Autos und hat damit die größte

kommunale Elektroflotte überhaupt.

Nahezu 40 Prozent des Energieverbrauchs

Hamburgs entfallen bisher auf das Heizen von

Im Masterplan Klimaschutz wurde festgelegt, dass Ham-burg weiterhin seinen Beitrag zur Erreichung der nationalen Klimaschutzziele leisten will: Reduzierung der CO

2-Emissi-

onen um 40 Prozent bis 2020 und um mindestens 80 Prozent bis 2050.

Page 19: ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 WERKBERICHT 1 · 2015-02-03 · ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 Dieses Buch stellt am Beispiel des Ham-burger Stadtteils Wilhelmsburg einen strategischen Ansatz

DAS KLIMASCHUTZKONZEPT ERNEUERBARES WILHELMSBURG IM KONTEXT DER ENERGIEWENDE 17

Gebäuden und die Warmwasseraufbereitung.

Durch die Verbesserung der Energieeffizienz,

durch eine sparsamere Heiztechnik, bessere

Dämmmaterialien, moderne Kraftwerke und

die Optimierung betrieblicher Abläufe kann der

Energieverbrauch substanziell gesenkt werden.5

Ein beeindruckendes und auch exemplarisches

Projekt zur Umsetzung der Energiewende ist

der Energiebunker Wilhelmsburg. Mit der de-

zentralen Herstellung der Energie aus erneuer-

baren Energien und der Nutzung der Abwärme

aus einem benachbarten Industriebetrieb soll

der Energiebunker zukünftig die Wärmeversor-

gung eines ganzen Stadtgebietes übernehmen.

Damit verbindet der Energiebunker in idealer

Weise die dezentrale Energiewende: Mit der

Herstellung von Strom und Wärme aus erneu-

erbaren Energien sowie vor allem dem Einsatz

eines Wärmespeichers kann die „Energiewende

von unten“ praktikabel werden. So wird nicht

nur die Versorgungssicherheit erhöht, sondern

auch durch die Senkung der Treibhausgase ak-

tiver Klimaschutz betrieben. Derartige Projekte

sollten prioritär umgesetzt werden und so eine

dezentrale Energiewende durch Leuchtturmpro-

jekte realisiert werden.

Fazit

Die Kommunen sind die zentralen Akteure bei

der Umsetzung der Energiewende. Energieein-

sparungen von öffentlichen Gebäuden spielen

dabei genauso eine Rolle wie beispielsweise

die Förderung des ÖPNV oder von CO2-freien

Innenstädten. Auch durch Elektromobilität,

durch eine gezielte Förderung von Pilotpro-

grammen zum Ausbau erneuerbarer Energien

oder durch die Förderung von Kraft-Wärme-

Kopplungs-Anlagen wird die Energiewende in

Kommunen erfolgreich umgesetzt. Aber es geht

ebenso um die Schaffung von Transparenz, um

Information, um eine verbesserte Bildung oder

auch Ausbildung von Entscheidungsträgern

und Beratern. Die wirtschaftlichen Chancen

für Kommunen sind groß: Neben einer direkten

Wertschöpfung und der Schaffung von neuen

Arbeitsplätzen, die beispielsweise durch neue

Unternehmen im Bereich erneuerbare Energien

entstehen, können ebenso indirekte Wertschöp-

fungseffekte generiert werden. Mittlerweile gibt

es immer mehr Kommunen, die die Energie-

wende aktiv und dezentral umsetzen – und die

von der Energiewende profitieren. Hamburg hat

sich ambitionierte Ziele für eine nachhaltige

Energie- und Mobilitätswende gesetzt. Enor-

me Einsparungen an Energiemengen, -kosten

und Treibhausgasen können vor allem durch

eine verbesserte Energieeffizienz im Gebäu-

debereich erreicht werden. Die dezentrale

und effiziente „Energiewende von unten“ wird

exemplarisch anhand des Projekts „100 Prozent

erneuerbares Wilhelmsburg“ angestrebt. Ein

solches Projekt ist vorbildlich und zeigt, wie

eine Energie- und Wärmewende umgesetzt

werden kann. Es sollte als Leuchtturmprojekt

für eine dezentrale Energiewende von unten

verstanden werden.

Anmerkungen

1 Kemfert, Claudia: „Mehr Chancen als Risiken. Road-

map 2050 zum Umbau des Energiesystems“. In: Forum

Nachhaltig Wirtschaften. München 2011; Kemfert, Clau-

dia: Kampf um Strom. Mythen, Macht und Monopole.

Hamburg 2013.

2 Kunert, Uwe/Radke, Sabine/Chlond, Bastian/Kager-

bauer, Martin: „Mehr Frauen und mehr Ältere am

Steuer“. In: DIW Wochenbericht 47/2012. Berlin 2012

(S. 3–24).

3 Siemens: The Green City Index. München 2012

http://www.siemens.com/entry/cc/de/greencityindex.

htm.

4 Bürgerschaft Hamburg: Masterplan Klimaschutz – Ziel-

setzung, Inhalt und Umsetzung. Drucksache 20/8493.

Hamburg 2013; sowie http://www.hamburg.de/energie-

wende/erneuerbare-energien/.

5 dena: Der dena-Gebäudereport. Berlin 2012; Neuhoff,

Karsten/Amecke, Hermann/Novikova, Aleksandra/Stel-

makh, Kateryna: „Energetische Sanierung: Handlungs-

bedarf auf vielen Ebenen“. In: DIW Wochenbericht

34/2011. Berlin 2011 (S. 3–13).

Literatur

IÖW, Berliner Energieagentur: Energiekonzept 2020.

Berlin 2011 http://www.berlin.de/imperia/md/content/

sen-wirtschaft/energie/energiekonzept.pdf.

Page 20: ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 WERKBERICHT 1 · 2015-02-03 · ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 Dieses Buch stellt am Beispiel des Ham-burger Stadtteils Wilhelmsburg einen strategischen Ansatz
Page 21: ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 WERKBERICHT 1 · 2015-02-03 · ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 Dieses Buch stellt am Beispiel des Ham-burger Stadtteils Wilhelmsburg einen strategischen Ansatz
Page 22: ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 WERKBERICHT 1 · 2015-02-03 · ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 Dieses Buch stellt am Beispiel des Ham-burger Stadtteils Wilhelmsburg einen strategischen Ansatz

20

Der aktuelle Bericht des Weltklimarats (IPCC)

verdeutlicht, dass die Zwei-Grad-Obergrenze

noch eingehalten werden kann. Möglich ist

dies allerdings nur mit sehr ambitionierten

Klimaschutzmaßnahmen, die rasch greifen. Alle

Entscheidungsebenen sind dabei zum Handeln

aufgefordert, nationale Regierungen genauso

wie kommunale Verwaltungen.1

Die Umsetzung der Energiewende braucht da-

her kommunales und regionales Engagement.

Die Erfahrungen des Klimaschutzkonzeptes

Wilhelmsburg haben Signalfunktion und das

Beispiel Wilhelmsburgs kann Vorbild für andere

Regionen sein, auch international. Die Bedeu-

tung eines sogenannten Energiemodellquartiers

liegt nicht nur in der technischen Herausfor-

derung für eine dezentrale Energieversorgung

und deren Netzintegration, sondern auch in

der stadtplanerischen Umsetzung, der bürgerli-

chen Beteiligung und der politischen Entschei-

dungsfindung. Die Entwicklung hin zu einer

treibhausgasneutralen Energieversorgung ist

der Eckpfeiler einer nachhaltigen Stadtpolitik.

Städte sind Schaltstellen für den Aufbau nach-

haltiger, verbrauchsnaher Energiestrukturen.

Ein sinnvolles Zusammenwirken von dezentraler

und zentraler Erzeugung und Versorgung mit

Energie ist nationales Ziel. Internationale Rah-

menbedingungen, nationale Politikgestaltung

und kommunale Strukturentwicklung vor Ort

kommen hier zusammen.

Internationale und europäische Rahmenbedingungen für eine dezentrale Energieversorgung in Deutschland

Die Entwicklung eines regionalen Klimaschutz-

konzeptes – wie das Konzept Erneuerbares Wil-

helmsburg – steht im Kontext der internationa-

len und nationalen Klimaschutzpolitik. Die hier

diskutierten Entscheidungen und Erkenntnisse

geben regionalen und lokalen Konzepten einen

Rahmen vor, an dem sich diese orientieren.

Auf europäischer Ebene wurden im Herbst

2014 ambitionierte Klimaschutzziele bis zum

Jahr 2030 diskutiert. Daraus folgt die Vertei-

lung der Beiträge einzelner EU-Mitgliedstaaten

zur Minderung der Treibhausgasemissionen, die

somit einen Wegweiser für die künftige Ausge-

staltung nationaler Maßnahmenpläne darstel-

len. Auf der Agenda der Staatschefs in Brüssel

steht außerdem die Reform des Europäischen

Emissionshandels. Dieser kann seiner Aufgabe

der marktwirtschaftlichen Verknappung von Ver-

schmutzungsrechten derzeit nicht nachkommen.

Drastische Zertifikatüberschüsse müssten durch

Stilllegung abgebaut und ambitionierte natio-

nale Emissionsobergrenzen festgelegt werden.

Von der Höhe der Zertifikatpreise wiederum

hängt ab, ob energieintensive Unternehmen in

Maßnahmen zur Energieeffizienz investieren.

Das würde zu Auswirkungen vor Ort führen,

etwa auf die kommunalen Energiebilanzen und

das Lastmanagement. Für einen Stadtteil wie

Wilhelmsburg mit Industriebetrieben, die auch

am Emissionshandel teilnehmen, ist dies nicht

irrelevant.

Einbettung des Klimaschutzkonzeptes Erneuerbares Wilhelmsburg in den nationalen und internationalen Rahmen

BENNO HAIN

Page 23: ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 WERKBERICHT 1 · 2015-02-03 · ENERGIEATLAS WERKBERICHT 1 Dieses Buch stellt am Beispiel des Ham-burger Stadtteils Wilhelmsburg einen strategischen Ansatz

DAS KLIMASCHUTZKONZEPT ERNEUERBARES WILHELMSBURG IM KONTEXT DER ENERGIEWENDE 21

Aufgabe des europäischen Energiebinnenmark-

tes ist es zudem, den intelligenten Ausbau und

die Kopplung der nationalen Netze auszugestal-

ten. Dahinter verbergen sich große Chancen für

eine Strommarktflexibilisierung und damit eine

Verbesserung der Versorgungssicherheit als euro-

päisches Gesamtanliegen. Ein relevanter Zusatz-

nutzen wäre auch für Wilhelmsburg die bessere

Systemintegration erneuerbarer Energien.

Auch konkrete nationale Politikentscheidungen

zum Klimaschutz in Deutschland geben den

Handlungskorridor für Kommunen vor. Dazu ge-

hört die ambitionierte Minderung der Treibhaus-

gasemissionen in Deutschland um 40 Prozent

bis zum Jahr 2020. Um das Langfristziel von 80

bis 95 Prozent Minderung bis 2050 zu errei-

chen, soll bis 2016 ein Klimaschutzplan 2050

erarbeitet werden.2 Der eigene Masterplan

Klimaschutz ist das Pendant hierzu für die Freie

und Hansestadt Hamburg,3 er spiegelt für die

städtische Ebene Klimaschutzziele und Maßnah-

men. Das Klimaschutzkonzept Erneuerbares Wil-

helmsburg ist ein Baustein dieses Masterplans.

Das wesentliche Ziel der deutschen Energie-

wende ist die nachhaltige Umgestaltung der

Energieversorgung unter den Aspekten der

Wirtschaftlichkeit, Versorgungssicherheit und

Umweltverträglichkeit. Dabei geht es nicht nur

um die Umstellung der Stromversorgung auf er-

neuerbare Energien, sondern auch darum, das

gesamte Stromversorgungssystem grundsätz-

lich zu transformieren. Zu den Optionen, Bedarf

und Angebot flexibel aufeinander abzustimmen,

gehören der Netzausbau, die Anpassung der

Nachfrageseite (Demand-Side-Management),

die Nutzung von Speichertechniken, der Ausbau

hocheffizienter und flexibler Gaskraftwerke als

Übergangslösung sowie ein Ausstieg aus der

Stromerzeugung mittels fossiler Energieträger,

vornehmlich Kohle. Welcher lokale Instrumen-

ten- und Maßnahmenmix für ein dezentrales

und erneuerbares Wilhelmsburger Energie-

system der geeignete ist, muss mit Sorgfalt

analysiert und entschieden werden.

Der dezentrale Ausbau der erneuerbaren Ener-

gien in Deutschland bringt zusätzliche Probleme

beim Netzausbau mit sich. Bei der Erweiterung

der Verteilnetze muss bei zunehmender Ein-

speisung dezentraler Erzeugungsquellen auch

die Ausspeisung des regenerativen Stroms aus

dem unteren Verteilnetz in höhere Netzebenen

berücksichtigt werden. Hier spielt die Nutzung

lokaler Flexibilitätsoptionen eine zunehmend

wichtige Rolle.4 Ein Indikator dafür ist, dass die

Strompreise verstärkt dem Angebot aus erneu-

erbaren Energien folgen und weniger dem Tages-

verlauf der Nachfrage. Bei einem ambitionierten

Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung in

Wilhelmsburg und dem Ausbau der Verteilnetze

dürfte dies auch eine Rolle spielen. Eine fundierte

Netzausbauplanung für Hamburg und speziell

für Wilhelmsburg muss sich nicht nur an der

Zubaugeschwindigkeit der Erneuerbare-Energien-

Anlagen und deren räumlicher Verteilung orien-

tieren, sondern ist einerseits auch abhängig von

der Entwicklung des städtischen Kraftwerksparks

insgesamt und andererseits der Bedarfsseite. Da-

her ist eine künftige Ausbauplanung angewiesen

auf unterschiedliche Szenarien, die realistische

Ausbaupfade abbilden können.

Eine treibhausgasneutrale Energieversorgung als Eckpfeiler einer nachhaltigen Stadtpolitik

Hamburg befindet sich auf einem guten Weg,

Klimaschutz als sektorübergreifendes Leit-

prinzip für eine integrierte Stadtplanung zu

übernehmen. Der aktuelle Masterplan Klima-

schutz der Stadt versteht die Metropole der

Moderne als wesentlichen Schlüssel für den

Klimaschutz.5 In diesem ist Klimaschutz als

wirtschaftliches Erfolgsmodell gesehen, es

sind Ziele festgehalten und Weichen gestellt,

um Hamburg bis 2050 zu einer CO2-armen

Stadt umzugestalten. Hamburg sieht sich im

nationalen und internationalen Kontext als

Vorbild einer klimaneutralen Stadtentwicklung.

Die zentralen Handlungsfelder für eine kom-

munale und quartiersbezogene Entwicklung

im Klimaschutz sind sicher dort zu suchen, wo

die Stadt eigene Handlungs- und Steuerungs-

kompetenzen hat. In Hamburg sollen dafür

gebietsbezogene Konzepte und Handlungspro-

gramme für Quartiere und Stadtteile entwickelt

Das wesentliche Ziel der deut-schen Energiewende ist die nachhaltige Umgestaltung der Energieversorgung unter den Aspekten der Wirtschaftlich-keit, Versorgungssicherheit und Umweltverträglichkeit.