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individuell entworfen und von hand gefertigt textile unikate aus der kühnertová manufaktur werkbericht wie ein kühnertová-tuch entsteht kühnertová accessoires . manufaktur + showroom Schubartstraße 2 b/1 . 70190 Stuttgart Telefon 0711 94 56 27 56 [email protected] . www.kuehnertova.com

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Page 1: werkbericht wie ein kühnertová-tuch entsteht · 2019-06-05 · werkbericht von der idee über die analoge produktion bis zur präsentation im showroom „Meine handgedruckten Tücher,

ind iv iduell entworfen und von hand gefert igt

text i le un ikate aus der kühnertová manufaktur

werkber ichtwie e in kühnertová-tuch entsteht

kühnertová accessoires . manufaktur + showroom

Schubartstraße 2 b/1 . 70190 Stuttgart

Telefon 0711 94 56 27 56

[email protected] . www.kuehnertova.com

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werkber icht

von der idee über d ie analoge produkt ion b is zur präsentat ion im showroom

„Meine handgedruckten Tücher, Schals und Kleidungsstücke sind von Romanen, Erzählungen,

Gedichten, manchmal auch von Sprüchen inspiriert“, beschreibt die diplomierte Kommunika-

tionsdesignerin Lenka Kühnertová ihr einzigartiges Konzept, literarische Textilkollektionen in

kleinen Auflagen herzustellen. Sie entstehen in der Stuttgarter Kühnertová Manufaktur – von

den ersten Bleistift- oder Tusche-Skizzen über das Finden der Stoffqualität und Farbfamilie bis

zur Etikettierung und zum Verkauf. In einer Zeit, in der andere auf die digitale Technik setzen,

vertraut die aus Prag stammende Gestalterin konsequent analogen Fertigungsprozessen: „Ich

stelle auch die Filme und die Siebrahmen für den Handdruck selbst her.“ Von der Idee bis zur

Präsentation vergehen Monate. Ob von Frauen oder Männern getragen: „Als Unikate senden

meine Textilien poetische Botschaften: sichtbar, fühlbar, wortlos.“ Mit ihren ausgesuchten

Stoffen, eigenwilligen Lineamenten und oft rätselhaften Motiven tragen ihre Textilien ein

visuelles und fühlbares Echo der ideengebenden Texte in die Welt.

das tuch

„Dass Kleidung visuelle Aussagen jenseits modischer Statements treffen kann, beschäftigt

mich seit meinem Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart“,

sagt Lenka Kühnertová. Bereits zur Grafikdesignerin ausgebildet, machte sie dort im Fach

Kommunikationsdesign ihr Diplom. Im Rahmen einer New-York-Exkursion sollte sie ein Kom-

munikationskonzept entwickeln und realisierte ein Reisetagebuch in Form datierter T-Shirts.

„Von da an ließ mich das Stoffliche mit seiner fühlbaren Sinnlichkeit nicht mehr los. Anstatt

wie geplant ein Auslandssemester einzulegen, entschied ich mich, als Gast in den Werkstät-

ten der Textildesigner mehr über die Gestaltung von Stoffen zu lernen.“ Dort überprüfte und

realisierte Lenka Kühnertová ihre grafischen Konzepte am Werkstuhl, an der Strickmaschine

und am Stoffdrucktisch mit der ihr eigenen Präzision und Hartnäckigkeit.

Auch aufs Tuch kam Lenka Kühnertová in ihrer Studienzeit. Als Diplom-Arbeit legte sie eine

erste Tuchkollektion vor, die jedoch unverkäuflich ist und daher ohne Nummerierung bleibt.

„In meinem Diplom habe ich mich mit den Regeln und Geheimzeichen in der Garderobe briti-

scher Dandys beschäftigt. Dabei lernte ich, dass ein Tuch allein durch seine Art, es zu tragen,

gesellschaftlich wirksame Signale senden kann. Das hat mich fasziniert.“ Seither entwirft

Lenka Kühnertová mit Poesie aufgeladene Tücher und andere Accessoires, die durch die Qua-

lität des Materials und der Gestaltung die gesamte Garderobe verändern.

die insp irat ion

Ihre Druckmotive entwickelt Lenka Kühnertová aus der Literatur. „Ich will das Geschriebene

weder visuell nacherzählen noch illustrieren.“ Vielmehr geht es ihr um das Erhaschen und

Bewahren einer sprachlich erzeugten Stimmung. „Ich möchte eine Art stillen Dialog zwischen

Text und Textil erzeugen“, beschreibt sie ihr Anliegen. Die Texte, die Lenka Kühnertová bisher

verwendet hat, erzählen von Alltäglichem. „Diese Poetik des Alltags soll weiterhin ein Aus-

wahlkriterium für meine Texte sein.“

Für ihre erste Kollektion aus dem Jahr 2012 ließ sich Lenka Kühnertová von Haruki Murakamis

Roman „Mister Aufziehvogel“ inspirieren. Neben der japanischen Shibori-Technik, bei der die

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Farbverteilung durch das Abbinden des gewrungenen Stoffes beeinflusst wird, blitzen als

Motive Feder-Formen auf. Da sie jedoch selten so konkret wird, sind die Träger und Träge-

rinnen ihrer Tücher aufgerufen, den versteckten Literaturbezügen selbst auf die Schliche zu

kommen. „Einen ersten Hinweis liefern die Textauszüge auf dem Papieretikett, das zu jedem

Kollektionsteil gehört.“

die mot ivwahl

Die ersten Skizzen und Experimente zu möglichen Druckmotiven entstehen im Notizbuch mit

Bleistift, Tusche und als Stoffcollagen. Diese bildlich verdichteten Gedanken zur Literatur –

changierend zwischen Humor und zarter Melancholie – werden anschließend auf ein größeres

Format übertragen. „Dabei entscheidet sich unter anderem die Tuchform, ob ich ein Karree

wähle oder doch lieber ein schmales Rechteck, also ein Schal“, erklärt Lenka Kühnertová. In

diesem Schritt wird das Motiv erneut überprüft. Anschließend beginnt die Suche nach den

Stoffen, Bearbeitungstechniken und Farbfamilien: „Das ist meine experimentierfreudigste

Phase: So teste ich verschiedene Drucktechniken auf unterschiedlichen Materialien, wähle

aus vielen Möglichkeiten die passenden Farbakkorde aus.“ Um bis in die kleinsten Nuancen

hinein die Kontrolle über das Ergebnis zu haben, mischt Lenka Kühnertová ihre Druckfarben

selbst. „Die flüssigen Pigmente erlauben mir dabei feinste Nuancierungen.“

Handlich zugeschnitten wandern die Farbkärtchen, Stoffproben und Probedrucke in schwar-

ze Bücher und dokumentieren so die Entstehungsgeschichte jeder Kollektion. Schriftliche

Anmerkungen spiegeln die Überlegungen von den ersten Assoziationen bis zu den gültigen

Motiven wider.

die s iebrahmen

Ist die Form- und Farbfindung abgeschlossen, fertigt Lenka Kühnertová die Filme für die Be-

lichtung und die passenden Siebrahmen für den Flachdruck an. Auch das geschieht von Hand.

Die mal eher abstrakten, mal ornamentalen, dann wieder geradezu naturalistischen Motive

werden mit schwarzer Tusche auf die Folien gepinselt oder gezeichnet. „Kreative Impulse sind

auch hier möglich, da ich die Muster und Linien aus meinen Vorzeichnungen immer wieder

anders arrangiert auf die Folien übertrage und so zu neuen Anordnungen finde“, erklärt Lenka

Kühnertová. Durch den tiefdunklen Tuscheauftrag entstehen Filme mit Partien, die kein Licht

durchlassen. Mit Hilfe dieser Folien werden die zuvor beschichteten Siebrahmen belichtet.

„Auf diese Weise entsteht ein Netzgewebe, das für die Druckfarben dauerhaft offenporige und

verschlossene Flächen aufweist“, beschreibt die Grafikerin das Flachdruckverfahren.

der handdruck

Haben sich die Siebrahmen im Probedruck bewährt, beginnt am langen Drucktisch die ei-

gentliche Produktion. „Für eine Kollektion brauche ich drei bis vier Wochen“, umreißt Lenka

Kühnertová den zeitlichen Rahmen. In der Regel setzt sie in bester Grafiktradition auf Pig-

ment- und Ätzdruck. Beim Pigmentdruck presst sie die zuvor selbst gemischte Farbpaste mit

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Hilfe einer Gummirakel durch das feinmaschige Gewebe des Siebrahmens. An den ungestal-

teten Partien sind die netzartigen Öffnungen verschlossen, so dass dort keine Farbe auf den

Stoff gelangen kann. Der Aufwand ist groß: „Für jede zu druckende Farbe muss ein eigener

Rahmen hergestellt werden. Bei mehrfarbigen Drucken werden entsprechend der Anzahl der

Farben ebenso viele Siebrahmen benötigt.“ Diese müssen dann nacheinander, also Farbe für

Farbe, passgenau auf den Stoff treffen. „Das kostet viel Kraft und höchste Konzentration.

Eine Unachtsamkeit kann die Arbeit von Stunden zunichte machen“, sagt Lenka Kühnertová.

Beim Ätzdruck werden dem Stoff keine Pigmente zugefügt, sondern entzogen. „An jenen Stel-

len, an denen die Paste durch das Netzgewebe auf den zuvor gefärbten Stoff trifft, wird der

Farbstoff zerstört. Bei der Weißätze entstehen so helle Motive beziehungsweise Zeichnungen

auf dunklerem Grund.“

die fert igstellung

Nach dem Druck muss die Farbe thermisch im Stoff fixiert werden. Dafür bügelt Lenka Küh-

nertová jedes bedruckte Kollektionsteil eigenhändig in ihrer Manufaktur. Nur die Kantenver-

arbeitung überlässt die Tuchmacherin anderen. „Die Seidenkarrees gehen in die Schweiz und

werden dort von Hand rolliert.“ Alle anderen Näharbeiten erfolgen in einem südböhmischen

Kleinbetrieb. „Dass ich dort in meiner Muttersprache Tschechisch reden kann, genieße ich

sehr“, sagt Lenka Kühnertová. Sind die Kollektionsteile wieder in der Stuttgarter Manufak-

tur, erhält jedes Einzelstück seine Kennzeichnung. Die angebrachten Papieretiketten nen-

nen Nummer und Namen der Kollektion, die Auflagennummer, die literarische Quelle samt

Textauszug und Hinweise zur Pflege.

die kollekt ion

Eine Kollektion ist in der Regel zehnteilig und wird in einer Auflage von zehn bis maximal

zwanzig Exemplaren gedruckt. Damit umfasst sie 100 bis 200 gestaltete Textilien. Immer wie-

der setzt die Grafikerin die Motive und ihre dazugehörenden Schablonen in einer Kollektion

mehrfach ein. „Nicht aus Bequemlichkeit, sondern weil ich davon überzeugt bin, durch diese

selbstgewählte Begrenzung die schöpferischen Möglichkeiten einer Gestaltungsidee bessser

ausschöpfen zu können.“

Außer Tücher, Schals und Kleidungsstücke ersinnt Lenka Kühnertová oft noch eigenwillige

Accessoires, die eine spielerische Note ins klar durchdachte Konzept bringen. So werden die

großformatigen Textilien mal von federförmigen Umlegekragen, mal von umnetzten Ketten

aus winzigen Christbaumkugeln ergänzt.

das unikat

Durch die analoge Produktionsweise und den Handdruck ist jedes Kollektionsteil ein Unikat

aus der Kühnertová Manufaktur. „Kleine Unregelmäßigkeiten in der Farbe und beim Motiv

geben einen Hinweis auf die Einzigartigkeit jedes Produkts.“

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werkber icht

die präsentat ion

In einer Gesamtschau wird jede Kollektion der Öffentlichkeit auf einer Vernissage präsentiert.

In dieser Zeit verwandelt sich die Manufaktur in eine Galerie. „Die Inszenierung stimme ich

jeweils auf das Thema der Kollektion ab, so dass mein Showroom jedes Mal anders aussieht“,

erklärt Lenka Kühnertová. Um ihren männlichen wie weiblichen Kunden die ganze Bandbreite

an Tragemöglichkeiten aufzuzeigen, veranstaltet die Tuchmacherin in ihrem Showroom zu-

dem immer wieder Workshops, bei denen es um Bindetechniken geht.

der verkauf

Die Kühnertová Manufaktur dient der Tuchdruckerin auch als Showroom und ist zu festen

Zeiten für interessierte Besucher geöffnet.

— https://kuehnertova.com/kontakt/

Um nicht nur die Kundschaft vor Ort bedienen zu können, hat Lenka Kühnertová einen

Online-Shop auf ihrer Homepage eingerichtet.

— hhttps://kuehnertova.com/shop/