geistiges leben 2013-4

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  • 8/12/2019 Geistiges Leben 2013-4

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    Der ChristbaumDer ChristbaumDie Lehre von den EntsprechungenDie Lehre von den Entsprechungen

    Christ, der Retter ist da!Christ, der Retter ist da!Das Geheimnis der GottseligkeitDas Geheimnis der Gottseligkeit

    Vom gottgeflligen SehnenVom gottgeflligen Sehnen

    Vom Lassen der DingeVom Lassen der Dinge

    Von der Anrufung des HerrnVon der Anrufung des HerrnBiblische Bilder und deren BedeutungBiblische Bilder und deren Bedeutung

    Der Zorn GottesDer Zorn Gottesber das Gebetber das Gebet

    Die Liebe des EwigenDie Liebe des Ewigen

    Gott wirkt durch unsGott wirkt durch uns

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    SPENDENKONTEN (BIC / IBAN)

    Baden-Wrttemb. Bank AG Bietigheim-BissingenKto.: 7818500173 BLZ: 60050101

    BIC: SOLADEST IBAN: DE27 6005 0101 7818 5001 73Postbank Stuttgart PBNKDEFF / DE86 6001 0070 0009 0967 05Kreisspark. Miesbach BYLADEM1MIB / DE48 7115 2570 0430 2032 40PostFinance Schweiz POFICHBEXXX / CH78 0900 0000 8005 0414 3Bank Austria BKAUATWN / AT94 1100 0018 7331 2101

    IMPRESSUMHerausgeber: Lorber-Gesellschaft e.V.Verwaltungsanschrift: Postfach 114, 83731 Hausham / Deutschland

    Tel.: 08026-8624 / Fax: 08026-3294E-Mail-Anschrift: [email protected]: www.Lorber-Gesellschaft.deSchriftleitung: Klaus W. KardelkeRedaktion: Angelika Penkin

    INHALT

    Otto Hillig Der Weihnachtszauber S. 2Klaus W. Kardelke Editorial S. 3Gottfired Mayrhofer Der Christbaum S. 5Edith Mikeleitis Die Lehre von den Entsprechungen S. 12

    Susanne Zaich Christ, der Retter ist da! S. 17Jakob Ganz Das Geheimnis der Gottseligkeit S. 21Johannes Tauler Vom gottgeflligen Sehnen... S. 29Meister Eckhart Vom Lassen der Dinge S. 30Heinrich Seuse Gott ist berall zu finden S. 31Jakob Lorber Von der Anrufung des Herrn S. 32Joahnnes Goner Nach dir, Herr, verlanget mich S. 33

    Neue Kirche Biblische Bilder - Der Weinstock S. 34Jakob Lorber Der Zorn Gottes S. 39

    Mikail Naimy ber das Gebet S. 40Mahatma Gandhi Der beste Weg S. 44H. TH. Hamblin Die Liebe des Ewigen S. 45Agnes Sanford Gott wirkt durch uns S. 47Weisheitsgeschichten Die Meisterprfung S. 51

    Ein bewunderungswerter Plan S. 52Die kleine Schraube S. 52Anleitung zum Unglcklichsein S. 53Wer bin ich S. 53

    Jakob Lorber Gttlicher Gesundheitsrat S. 54

    Mit Namen des Verfassers versehene Beitrge mssen nicht mit der Auffassung derSchriftleitung bereinstimmen.

    Die Zeitschrift erscheint viermal jhrlich auf freiwilliger Spendenbasis.Beitrge richten Sie bitte an die Schriftleitung.

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    Jahrgang 33 2013 Heft 4

    - Zeitschr ift im Geiste chr istl icher Mystik -

    Ehre sei Gott in der Hhe in Dem, der da kommtim Namen des Herrn!

    Tauet herab, ihr H immel, den Gerechten! F r iede den

    Menschen auf der Erde, die eines guten Wil lens sind! (Jug.Jesu 18,25)

    Hosianna in der Hhe, und F r iede allen Vlkern, die einesguten Wil lens sind; gelobet sei der Herr, der da kommt;Hall eluja dem Sohne Davids; Halleluja dem Frsten des

    Fr iedens; Halleluja Dem, der da kommt im Namen des HerrnGott Zebaoth; Er allein i st wrdig, al len Preis, al len Ruhm und

    alle Ehre zu nehmen von uns; Er ist der heil ige, alleinige Vaterunserer Herzen. Amen!

    (HGt. 1; 32,1)

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    2 GL 4/2013Der Weihnachtszauber

    Der Weihnachtszauber

    Otto HilligDer Weihnachtszauber, der dich still umwehet,

    gab zur Geburt auch sein Geprge dir;

    wo's Herz gleichsam vor Ehrfurcht stille stehet,

    wardst Brger du von dieser Erde hier.

    So stehst du da als eine Himmelsrose,

    noch halb verschlossen ist die innere Pracht,

    verbunden ward mit deinem Erdenlose

    so eng, so eng die heil'ge Weihenacht

    Wie Engel einst die heil'ge Nacht besungen,

    wo unser Gott zur Erde niederkam

    und Frieden fr die Menschen ist erklungen,

    da Jesus all' die Snden auf Sich nahm,

    so bist auch du als Engel hergekommen,

    sangst selbst im Geist das Hosianna mit,

    zu dienen hier der Welt zu ihrem Frommen,

    die in der Nacht der Gottentfremdung litt.

    Nun dufte du als Himmelsros' auf Erden

    durch deine Treu und Liebe fort und fort;

    es leuchte dir zu deinem geist'gen Werden

    des Liebe, guten Vaters Jesu Wort!

    Kein Zufall ist's, dass man dich so benannte,

    ein tief'rer Geist drckt sich darinnen aus,

    so solltest du in diesem Erdenlande

    den Himmelsduft streu'n in die Welt hinaus.

    So dufte du als Friedensrose weiter,

    von Jesu Gnad und Liebe hier gepflegt;

    bleib' Engel auf der Himmelsstufenleiter,

    dass Jesu Geist in dir auch Frchte trgt!

    (Gnadengaben Nr. 251)

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    Editorial

    Was wre die Advents- und Weihnachtszeit ohne all die

    schnen und uns liebgewordenen Bruche undFestlichkeiten, den geschmckten und erleuchteten Husernund Straen, dem Adventskranz, dem Weihnachtsbaum, denGeschenken und Kerzen und dem Geruch von frischgebackenen Pltzchen und Bratpfeln.

    Stellen wir uns doch einmal vor, wenn all diese uerenweihnachtlichen Ausschmckungen wegfallen wrden.

    Wenn es all die schnen und vertrauten Dinge nicht mehr gbe, dieWeihnachten zu dem machen, was es fr uns heute geworden ist; was wreWeihnachten dann noch fr uns? Was bliebe dann noch brig?

    Gehren diese ueren Dinge denn alle wirklich dazu, um die Geburtdes Herrn zu feiern und um eine weihnachtliche Stimmung zu erzeugenoder lenken sie uns nicht vielmehr nur vom Wesentlichen ab?

    Und wenn wir ehrlich sind, leben wir nicht auch in diesem uerenWeihnachtsgeschehen, in denen wir vor lauter Weihnachtsrummel dasWesentliche der Weihnachtszeit vergessen haben.

    Was bliebe uns denn noch, wenn das uere Weihnachtfest wegfiele,

    wenn all das weihnachtlich Vertraute nicht mehr wre, ja, was bliebe dannvon Weihnachten noch brig?

    Lediglich das kleine Kind in der Krippe, gebettet auf Stroh, in einerkalten, kargen Hhle, neben Rindern und Schafen, bliebe vonWeihnachten noch brig.

    Doch wem wrde dies alleine noch gengen, bei all dem uerenGlimmer und der Pracht und den vielen Geschenken, mit denen wir uns dieWeihnachtszeit verschnern.

    Leider haben wir das Unwesentliche zur Hauptsache gemacht und dasChristuskind in einer Ecke neben unserem Weihnachtsbaum und denGeschenken verbannt, anstatt es in die Krippe unserer liebenden Herzen zulegen.

    Gott wurde Mensch in dem Kindlein Jesus. Er verlie all seineHerrlichkeit und Pracht, verlie sein himmlisches Knigreich und kam indiese Welt zu seinen Kindern, um sie heimzufhren.

    Und gerade dieses Kindlein, dieser menschgwordene Gott, ist es ja

    doch, dessentwegen wir das Weihnachtsfest jedes Jahr feiern. Er solltedoch die Hauptsache in dieser Zeit sein, denn all das uereWeihnachtsgeschehen ist zu nichts ntze, wenn die Heilige Nacht nicht inunseren Herzen Einzug halten kann.

    Editorial

    Klaus W. KardelkeVorstandsmitglied derLorber-Gesellschaft

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    4 GL 4/2013Editorial

    Doch all der uere weihnachtliche Trubel von Glanz und Glimmerverhindert ja gerade diese Einkehr in das eigene Herz.

    Erst wenn die uere Weihnacht vergeht, wird die innere ihren Einzug

    halten knnen. Erst wenn alles uere wegfllt und wir es loslassen,gelangen wir zum eigentlichen Kern der Weihnacht, dem Herrn selbst.Erst wenn alle ueren Schalen von uns abfallen, wird das Wesentliche,

    unser gttlicher Geistfunke, zum Vorschein kommen.Doch was bliebe von mir brig, wenn alles uere wegfllt, wenn ich

    alles loslassen knnte, was mich hindert zur Krippe zu kommen? Was undwie wrde ich mich dann fhlen?

    Wenn ich alles uere loslassen knnte, so wrde ich zum Kern derDinge und meines eigenen Wesens vordringen. Doch leider klammern wiruns noch zu sehr am ueren und knnen nicht loslassen, um den wahrenWert unseres inneren gttlichen Wesens kennenzulernen.

    Wir haben uns dem ueren hingegeben, anstatt uns allein unseremhimmlischen Vater hinzugeben, wann wird das ersichtlicher als gerade zurWeihnachtszeit.

    Einmal werden wir aber alles uere loslassen mssen, wenn wir dieseWelt verlassen. Je eher wir dies noch hier lernen und uns selbst loslassenund ganz Gott berlassen, desto leichter wird unsere Loslsung von dieser

    Welt sein.

    So mchte ich mich auch an dieser Stelle nach zehnjhriger Ttigkeitals Vorsitzender der Lorber-Gesellschaft von allen Freunden undFrderern verabschieden und bedanke mich fr die gute Zusammenarbeitund Untersttzung in dieser Zeit. Es war fr mich eine intensive undgesegnete Zeit in dieser Position im Weinberg des Herrn ttig zu sein.

    Nun ist es an der Zeit fr mich den Vorsitz abzugeben und Wrde aber

    auch Brde an andere weiterzureichen und im Hintergrunde fr den Herrnweiterzuwirken. Mge der Herr die Arbeit der Lorber-Gesellschaft auchweiterhin mit seinem Segen begleiten.

    Die Lorber-Gesellschaft bedankt sich bei allen Freunden und Frderernfr ihre Untersttzung durch Gebete und Spenden in diesem Jahr undwnscht allen ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gesundes Neues Jahr.

    Euer Klaus Kardelke

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    Der ChristbaumGottfried Mayerhofer (1807-1877)

    Schon frher habe Ich (der Herr) euch einige Worte gegeben ber dasFest Weihnachten, teils wie es gefeiert wird, teils wie ihr es geistigauffassen sollet. Heute will Ich zu dem Zeichen dieses Festes bergehen,welches an dem Vorabende des Festes vielfach in den Familienaufgepflanzt steht, mit Lichtern und Frchten geschmckt, und darunterallerlei Geschenke fr Gro und Klein bergend, Freude und Zufriedenheitunter Gebenden und Empfangenden verbreiten soll.

    Ihr habt diese geschmckte junge Tanne Christbaum getauft, und dadoch in Allem etwas Geistiges verborgen liegt, so will Ich euch diesegeistig entsprechende Seite des Christbaumes nher vor das Auge rcken,damit ihr wieder erkennen mget, wie oft ihr unbewusst mit geistigen odervielsagenden Dingen weltliche Beschftigungen oder sogar Vergngungenverbindet, ohne zu ahnen, was ihr eigentlich tut, oder was als Geisterangesehen euch eine weit schnere, genussreichere Aussicht und Einsichtin Mein Reich geben knnte, wret ihr fhig, die Entsprechungs- odersymbolische Sprache der materiellen, sichtbaren Welt zu verstehen.

    Nun, ein altes Herkommen bei allen christlich-katholischen Vlkern

    war es, am Abende oder Vorabende der Feier Meiner Geburt einFamilienfest zu veranstalten, und den Kindern das Christuskind alsBeispiel vorstellend, Geschenke allerlei Art zu geben, unter demVorwande, als htte das Christkindlein selbe den frommen Kindern zumAndenken an seinen ersten Eintritt in die materielle Welt gegeben.

    Da das Christuskindlein als vollkommenstes Kind alle Eigenschaftenbesa, die je nur ein weltliches Kind besitzen oder sich eigen machensollte, so war auch bei Erwartung dieses Festes stets die Erwartung der

    Kinder mit der Furcht gemischt, weil sich in ihrem jugendlichen Gemteder Gedanke oft lautbar machte: Verdiene ich auch ein Geschenk odernicht? da gewiss ein jedes Kind sich doch auch gewisser menschlicherFehler bewusst war, die eher eine Rge, als eine Belohnung verdient htte?Umso grer war die Freude, wenn dann statt Recht die Gnade Geschenke

    brachte, und zumeist unerwartete. Spter mischten sich auch die groenKinder in dieses Fest der Jugend, und beschenkten zeremoniell aucheinander, ohne jedoch weder an den primitiven Grund, noch weniger andie symbolische Deutung dieses Weihnachtgeschenkes zu denken.

    Nun, das Fest der Weihnachten steht vor der Tre, ein jeder Vaterbeschenkt seine Kinder, so viel es ihm mglich ist, und so will auch Icheuch, die ihr Meine Kinder seid, mit Etwas beschenken, damit, wenn Ich

    Der Christbaum

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    bei euch eintrete, Ich auch freudestrahlende Gesichter erblicken kann, woim Blicke des Auges Dank und Ergebung mir entgegenleuchten mgen!_

    Dieses Geschenk sei die geistige Erklrung eures Christbaumes, der

    doch Meinen Namen trgt, und Mir zuliebe aufgerichtet wird.__

    Als Ich vor fast zweitausend Jahren eure kleine Erde betrat, und dieEngel bei Meiner Geburt Hosianna sangen, und euch Menschen allenzuriefen: Freuet euch, denn es ist euch eine groe Ehre angetan worden!Friede sei auf Erden und in den Himmeln! da legte Ich den ersten Keimdieses geistigen Christbaumes, daran Ich Selbst (wie am hchsten Punkte,

    bildlich wie euer Christbaum eine pyramidale Form hat,) alsAusgangspunkt alles Geschaffenen throne, und auch die Wurzel desselbenausmache, und so wie Ich einst sagte: Ich bin der Anfang und das Ende,das Alpha und das Omega __ Meine Allgegenwart bildlich darstellte.

    So wie euer Christbaum seine Arme nach allen Seiten ausbreitet, stetsin geraden Linien, wie auch der Stamm eines Tannenbaumes stets nurgerade ist, also sollte auch Mein geistiger Christbaum, der Baum dergeistigen Erkenntnis und des Wertes der Menschenwrde, geradeaus,vorwrts und aufwrts dringen nach dem Lichte, das von Oben ihn

    beleuchtet und erwrmt, wie der materielle Baum selbst.Dieser Christbaum, den Ich in jenen Zeiten pflanzte, sollte der Baum

    sein, auf welchem Meine ganze geistige und materielle Schpfung gleicheuren Lichtern und Kerzen auf den Tannenzweigen, zu Gottes Ehre, zurEhre ihres Schpfers ewig brennen und leuchten sollte; wie jetzt in denTannenwldern die Bume mit kristallisierten Tautropfen undSchneeflocken geziert, trotz der klimatischen Klte des Winters dochdurch ihre Nadeln Elektrizitt einsaugen, und whrend die ganze Natur umsie her in den mehrmonatlichen Winterschlaf versunken ist, sie nochgrndend erhlt, ebenso leuchten auf dem groen Christbaume Meiner

    ganzen Schpfung, wie ihr es in jeder sternenhellen Nacht sehen knnet,Millionen und Millionen Welten, die Ich als liebender Vater als leuchtendeKerzen und Lichter angesteckt habe, damit alle Meine Geschpfe undMeine Geisterwelt erkennen mgen, dass ein liebender Vater seine Kinderzu beschenken wei, je nach ihrem Verdienste, und meistens mit mehr, alssie verdienen.

    Mein Christbaum, welchen Ich in der Schpfung und auf eurer Erde injener Zeit aufpflanzte, war der Baum der Liebe, der Erkenntnis, dass ein

    Vater, will er diesen Namen verdienen, nur ein liebender Vater sein kann!Bei Meiner Geburt auf eurer Erde beging Ich fr Mich den grtenErniedrigungsakt, um euch die Gelegenheit zu geben, euch so hoch alsmglich zu erheben.

    Der Christbaum

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    Wie ein jeder Baum mit dem Samen und der Wurzel anfngt, so legteauch Ich durch Mein Darniedersteigen den Samen des Erhabenen vorerstdurch Mich Selbst in eine materielle, sichtbare Gestalt, und ferner als

    geistigen Keim in die Herzen der Menschen, dass sie erkennen mgen,woher sie gekommen sind, und wohin sie gehen mssen.Mein Christbaum richtete sich nach und nach auf, musste, wie mancher

    Tannenbaum auf den hohen Gebirgen, viele Strme und Gewitterausstehen, musste sogar wie mancher Baum seine sonst gerade auf- odervorwrts stehenden ste nach dem Winde drehen; aber der Baum bliebdoch, was er sein sollte, und zu was Ich ihn in die Schpfung gestellt hatte:Ein Luterer der Atmosphre, ein Einsauger himmlischen, therischenLichtes, und ein Verbreiter heilsamer Gerche, deren Substanzen inverschiedenen Formen den kranken und leidenden Menschen zugutekommen werden, je mehr die Wichtigkeit dieses Baumes in so heilsamerBedeutung anerkannt wird.

    Alle diese Eigenschaften, die euer Tannenbaum besitzt, welchen alsjunge Tnnlein ihr oft zum Christbaum schmcket, alle diese nmlichenEigenschaften hat auch Mein groer Christbaum, der Baum MeinerWeltenschpfung; auch er strebt aufwrts zu Mir, als hchstem Punkte,von dem er ausgegangen ist; auch er breitet seine ste in die

    Unendlichkeit hinaus, mit tausend und tausend Wundern prangend, saugtmateriell aus dem ther seinen Lebensstoff zur Fortdauer undVervollkommnung, und gibt den in ihm lebenden Wesen Leben, Wrmeund Licht wieder.

    Auch geistig vollfhrt er das Nmliche; Mein Geisterreich steckt seineArme nach allen Seiten aus, Mein Geisterreich hat seine hchste Spitze inMir, und bereitet allen jenen, welche es verstehen, suchen und liebenlernen, den geistigen Genuss einer Liebe, die, weiter haben ber alles

    Menschliche, nie schwcher und nie enden wird, nmlich dieallumfassende Vaterliebe, welcher der kleinste Wurm, sowie der grteEngelsgeist gleich sehr am Herzen liegt. __

    Wenn ihr nun im huslichen Kreise mitten zwischen steinernen Mauerneinen grnenden jungen Tannenbaum aufgerichtete habt, wenn ihr selbenmit Lichtern und Geschenken verzieret, und die Kinderchen freudig umselben herumspringen, und jedes sein ihm beschertes Geschenk mitfreudigem Auge betrachtet, so bedenket, wie viele Geschenke Ich, euer

    Vater, euch stets zu Teil werden lasse, wie viele Lichter Ich euch anznde,damit ihr Meine Geschenke im grten Glanze Meines himmlischenLichtes besehen und euch daran erfreuen knnet; wenn ihr an diesemAbende eure eigenen vergangenen Kinderfreuden wieder in den Freuden

    Der Christbaum

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    8 GL 4/2013Der Christbaum

    eurer Nachkommen zum zweiten Male und zwar alljhrlich erlebet, soerinnert euch jener Worte aus Meinen Lehrjahren, wo Ich sprach:

    Lasset die Kindlein zu Mir kommen; denn ihnen ist das Himmelreich,

    und noch beifgte: Wenn ihr nicht werdet, wie diese, so knnt ihr nichteingehen in Mein Reich!Ja, Kinder sollet ihr werden! d.h. kindliches Gemt, kindliches

    Vertrauen zu Mir haben; nur dann knnet ihr Geschenke von Mir, wie eureKinder am Christabende, so ganz mit reiner unschuldiger Freude genieen;dann blht auch fr euch ein Baum, den die Christenliebe gepflegt undgro gezogen hat, der Baum der ersten Gottes- und Vater-Liebe.

    Daher befleiet euch, Kinder zu werden! seid nicht, wie eine kleinePflanze, die zwar bei Bewegung des Lebenswassers auf dessen Oberflcheauf einige Zeit schwimmend, sich des Einflusses des Sonnenlichtes undseiner Wrme erfreut; aber kaum dass die Bewegung aufhrt, wieder demZuge der Schwere gehorcht und auf den Boden des weltlichen Lebenszurcksinkt, ganz die vorige selige Stimmung sowohl, als den Grundderselben vergessend.__

    Wie der Christbaum als Symbol des Friedens, der Ruhe undGlckseligkeit in den Familien alle Verwandte vereinigt, so solltet auch ihrtrachten, mit der Welt im Frieden zu leben.

    Am Tage Meiner Geburt sangen die Engel: Friede sei mit euch! Beijedem Weihnachtsfeste, bei jedem Weihnachtsabende tnt dieser Ruf ineuer Herz, es ist der Ruf, den einst die Engel bei Meiner Geburt sangen,und den Ich jetzt Selbst wiederhole: Friede sei mit euch!

    Friede des reinen Bewusstseins der wahren Liebe !Und wie jetzt um einen mit Kerzen beleuchteten Christbaum nur

    freudige Blicke Allen entgegenstrahlen, so sollen in Meiner Schpfung,auf Meinem groen Christbaume die Welten und geistigen Sphren-

    Bewohner ebenfalls einst Den erkennen, Welcher als Liebe den Keim zudiesem Schpfungsbaume legte, und als hchste Vaterliebe an dessenSpitze thront, wohin alle Triebe, alle Nadeln des Baumes gerichtet, nurvon dort die geistigen Gensse erhalten, welche fhig sind, euch die ganzeWelt zu einem Paradiese zu umstalten, wie eben jetzt bei dieserGelegenheit des Weihnachtsfestes durch das Errichten des Christbaumesein Paradies im Familienkreise geschaffen wurde.

    Ihr habt Meine Geburt, Mein Darniedersteigen auf eure Erde mit einem

    Symbole schmcken wollen, welches euch gerade eben im Winterentsprechend nichts anderes sagen will, als steril, ohne Herz, ohne Wrmesind eure steinernen Wohnungen; aber inmitten derselben grnt der nieverwelkende Baum eines geistigen Lebens, der symbolisch als junger

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    Tannenbaum vor euch steht.Wie er seine Dfte in die Himmelslfte ausstreut, so streuet auch ihr

    eure Menschen-, Nchsten- und Bruder-Liebe in alle Welt aus, damit die

    Welt wisse, dass ihr Kinder eines himmlischen Vaters seid, welche nichtnur gerade am Weihnachtsfeste, sondern stets Freuden bereiten wollen,wann und wo sich Gelegenheit zeigt.

    Dann grnet fr euch stets der Baum der Erkenntnis, der Christbaum,denn ihr benehmet euch Meiner, des einstigen Zimmermanns-SohnesChristus wrdig, und dankbare, von Freude trunkene Augen mgen dieLichter sein, welche an eurem Christbaume leuchten mgen, immer undewig als Beweis, dass ihr wahre Christen und wahre NachfolgerDesjenigen sein wollet, dereinst im drftigsten Zustand geboren, euch dasreichste Geschenk eines geistigen Christbaumes brachte, an dem unzhligeGeschenke hngen fr diejenigen, die whrend ihres Lebens es verstandenhaben, Kinder zu werden, kindlich zu denken und kindlich zu liebendenjenigen, Der in diesen Tagen von Vielen wohl gefeiert, aber bis heutedoch von Wenigen verstanden und aufgefasst worden ist . __

    O, wie manche schne Gebruche habt ihr, die aus einer besseren Zeitentstammend, euch knden knnten, was sie einst bedeuteten; allein nichtimmer findet sich ein Vater, wie Ich, Der den Verirrten hilft, die Schale

    des Zeremoniells zu zerbrechen, um ihnen den leuchtenden Kern zuzeigen.

    Daher feiern dieses Fest meist nur die unmndigen Kinder, die dasGeistige nicht ahnen, und mndige Erwachsene, die nur das Materielle imAuge haltend, von dem Geistigen keine Idee haben, und nur Wenigen istes gegnnt, mit wahrer Christusliebe diese Feier und den Sinn desChristbaumes zu erkennen, zu begreifen und den Geber desselben geistigzu beurteilen.

    Damit aber ihr in den Kreis derjenigen tretet, welche schon lngst MeinWort haben, und daher auch verstehen sollten, was unter Gebruchen oftGeistiges verborgen liegt, so ist euch dieses Wort gegeben, das amVorabende der geweihten Nacht gelesen, euch wieder beweisen soll, wieviel Liebe Ich schon gespendet und an euch vergeudet habe, um euch ebenzu solchen Kindern zu machen, die freudig mit liebestrahlenden BlickenMeinen Christbaum umstehen sollen, um das Hosianna anzustimmen.

    Friede sei mit Allen, ewiger Friede, den Du, Vater, als Sohn uns einst

    gebracht hast, und jetzt als grter Geist in unsere Herzen gieen willst!

    __

    Ewig grnend, wie das Symbol des Tannenreises, blhe unsere Liebe zuDir und zur Menschheit, und unser Herz sei erleuchtet, wie so vieleBumchen mit Lichtern, mit guten Taten und heiligen Vorstzen, um ein

    Der Christbaum

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    jedes Jahr dieses Fest mit noch schnerem Tatenkranze zu begehen, damit,wenn unser Auge fr das irdische Licht erlischt, der geistige, groeChristus-Baum im vollen Glanze seiner unendlichen Wunder uns

    entgegenstrahle, wo auch wir, wie hier die kleinen Kinderchen, dann dieGeschenke des liebenden Vaters vom ewig grnenden Baume derErkenntnis pflcken und uns kindlich daran erfreuen knnen, Kinder einesliebenden Vaters zu sein, Der hier auf dieser Erde den Baum der Liebegepflanzet hat, welcher so weit hinausreicht, noch dorthin, von wo deslangsamen Fluges des Lichtes wegen noch kein Strahl von Welten zu unsgekommen ist, um uns zu beweisen, dass auch dort noch Leben, Licht undLiebe weilen, und die Liebe nicht erloschen ist, sondern in bei weitemhherem Mae noch blht, als Produkt der ewigen Quelle, aus der siegeflossen ist und zu der sie zurckkehren will! __

    So, Meine Kinder, feiert das Weihnachtsfest; die geweihte Nacht warder Grnder eines geweihten Tages, der Christbaum ist ein stetes Symbolder ewigen Liebe, die auszuben oder in selber euch einzuben ihr euerPrfungsleben beginnen musstet, das ihr mit Meiner Hilfe glorreichvollenden werdet; wohlgemerkt, solange ihr Kinder seid und Ich euerVater bin, so lange wird der Christbaum fr euch Geschenke und Frchte,und fr Mich Freuden besitzen, welche nicht verwelken werden.

    Jetzt, denke Ich, werdet ihr auch diesem Tannenreise in eurem Zimmereine hhere Bedeutung zu geben vermgen, und dadurch in den Standgesetzt werden, auch bei andern herkmmlichen Gebruchen etwas tieferzu suchen, wo und was eigentlich der Kern des ganzen ist.

    So bet denn euer geistiges Auge, veredelt euer Herz und bestrket euerVertrauen und euren Glauben an Mich stets strker, und bereitet euch vor,mitten im Weltlichen und Materiellen nur Geistiges zu sehen, zu findenund zu verstehen, wie es Meinen Kindern geziemt, die mit kindlichem

    Gemte die geistige Sehe verbinden soll.An dem Tage, welchen ihr als Weihnachtfest feiert, lag Ich einst in den

    Windeln, und nach und nach befreite Ich Mich davon; jetzt seid ihr oderwenigstens viele noch in geistigen Windeln; daher befreiet auch ihr euchvon diesen, damit auch ber euch bei eurer geistigen Taufe der Ruferschallen mge: Das ist Mein Sohn, oder Meine Tochter, an denen IchMein Wohlgefallen habe; denn Ich errichte in jener Zeit, was jetzt seineFrchte tragen soll! __ Geistig ist Mein Reich und nur Geistesfrchte sind

    dort von Wert; traget Sorge, euch davon so viel als mglich zu sammeln,damit nicht, wie an vielen von euren heurigen Tannenreisern oderChristbumchen vergoldete Nsse hngen, deren Auenseite zwar glnzt,die aber im Innern einen verfaulten Kern einschlieen.

    Der Christbaum

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    Lebendige Frchte oder geistige Lichter sollen euren Christbaumzieren, und Trnen des Dankes als Geschenke euch jene Freuden genieenlassen, die ein geistiges Kind nur von seinem himmlischen Vater erhalten

    kann, so wird dann jeder Abend zu einer Weihnachtsfeier, und jeder Tagzu einem Feste, an welchem euer geistiger Christbaum ein Lichtlein mehrerhlt.

    So sollet ihr die Feste und ihre geistige Bedeutung auffassen, damiteuer ganzes Leben ein geistiges Fest werde, wo steter Lobgesang und steteErhebung ber die irdische Welt das Resultat sind. __ Feiert also diesesFest, als Christen eines Christbaumes wrdig, und Ich werde mit euchdiese Freuden genieen, wie jeder Vater unter Seinen geliebten Kindern!Amen!

    Der Christbaum

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    Die Lehre von den Entsprechungen

    Edith Mikeleitis

    Die Symbolsprache ist so alt wie die Menschheit. Immer bedienten sichdie Menschen der Bilder, um den inneren Sinn zwischen Idee und derAnwendung im Leben darzustellen. Die Verknpfung himmlischer,geistiger und natrlicher Welt geschieht durch Entsprechungen. EmanuelSwedenborg sagt: Ohne die Wissenschaft der Entsprechungen, dengoldenen Schlssel, der die Pforte zu den geistigen Dingen ffnet, kannman weder die Erscheinungen in der geistigen Welt, noch dasHervorgehen der natrlichen Welt aus dieser, noch den Zustand der Seelen

    nach dem Tode, noch die Heilige Schrift verstehen. Die himmlische, diegeistige und die natrliche Welt entsprechen einander." Schon in denersten Versuchen der Vlker, sich Symbole fr die Grundkrfte desLebendigen zu schaffen, finden wir Entsprechungen in Gestalten wie ,diegroe Mutter', ,die Fruchtbarkeit', ,die Gerechtigkeit', ,das Kind' dargestelltals Figuren, zu denen man betete, aber ursprnglich nicht, um dieseFiguren anzubeten, sondern um sich mit den Krften in Verbindung zusetzen, die sie verkrperten. Der Schritt, das uere Sinnbild fr das

    Tatschliche und Wirkende zu halten, war leicht gegeben, weil es demMenschen schwer fllt, sich geistig zu erheben, whrend es bequem ist,sich persnlicher Machtentfaltung, die fr ihn die Bilder gewannen,unterzuordnen. Dadurch entartete die alte Symbolik zum Gtter- undGtzendienst.

    Jesus bediente sich gern der Gleichnisse, um seine Zuhrer ber dieVerbindung von himmlischen und irdischen Dingen zu belehren. Er

    benutzte Bilder aus der Natur, die Lilien auf dem Felde, die Sperlingeunter dem Himmel, das Weizenkorn, das erstirbet, das Senfkorn, das kleinist und hoch aufwchst, um den Vgeln Schutz zu gewhren - man knntedie Entsprechungsbilder unendlich fortsetzen. Swedenborg: ... im ganzenBereich der Natur zeigen sich Erscheinungen, die so genau denerhabensten geistigen Erscheinungen entsprechen, dass einer schwrenmchte, die physische Welt sei nur ein Symbol der geistigen Welt."

    Die Wissenschaft der Entsprechungen war nicht nur auf den gyptisch-semitischen Kulturkreis beschrnkt, sondern in den alt-indischen Epen undin der germanischen Religionssymbolik ergeben sich Gemeinsamkeiten,

    die auf ein Urwissen der Menschheit schlieen lassen. Die Kinder derHhe", Patriarchen, Propheten und Eingeweihte konnten und knnen ausihrer geistigen Schau heraus die Entsprechungslehre im grten Ma

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    bettigen. Eine unausschpfbare Welt geistig-gttlicher und kosmisch-menschlicher Beziehungen finden wir in Mythen, Sagen und Mrchen,

    jenem Geistesgut, das auch intellektuell nicht geschulte Menschen zu

    begreifen fhig sind. Jeder Dichter, jeder Knstler bewltigen nur durchDarlegungen und Gestaltungen irdischer Erscheinungen in Verbindung mitgeistigen Ursachen ihre Werke. Das Wesen der Entsprechungen knnenwir dadurch erklren, dass Dinge oder Tatsachen aus ganz verschiedenenLebensbereichen durch die einheitliche geistige Idee, die man durch siehindurchschimmern sieht, verbunden werden. Wir nennen das in derheutigen philosophischen Sprache: die Erscheinungen transparent"machen. Wenn wir ,Welt' sagen, so meinen wir in der Entsprechung damit

    jene Gegenkrfte irdischer und dmonischer Natur, die der himmlischenOrdnung widerstreben. Immer ist das schpferische Urbild die Idee, vonder unendliche, vielfltige Entsprechungen in die seelische und diematerielle Welt ausgehen. Nehmen wir einen Begriff: Leichtigkeit, sowerden wir ohne Mhe die irdischen Entsprechungen im Vogelflug, imGedankenflug, in der Freude, in der Begeisterung oder in der mhelosenGotteskraft erblicken knnen. Der Dichter Friedrich von Schiller: Freude,schner Gtterfunke, Tochter aus Elysium, wir betreten feuertrunken,Himmlische, dein Heiligtum." Diese dichterische Aussage ist voller

    Entsprechungen und wird gerade dadurch unmittelbar verstanden.Das Werk Jakob Lorbers will ebenso unmittelbar sich an Menschen,

    die Ohren haben, zu hren", wenden. Seine Beschreibungen jenseitigerSphren in seinen Bchern .Bischof Martin' und .Robert Blum' wren ohnedie Anwendung von symbolischen Bildern nicht zu begreifen. Es gibtauer der Bildsprache keine Worte, um seelisch-geistige Dinge demVerstand deutbar zu machen. Hier liegt auch der Gefahrenpunkt fr denVerstandesmenschen, dem die geistige Einfhlung fehlt. Er lehnt alles

    Metaphysische ab, weil er die Brcke nicht finden kann, die materiellesDenken und geistige Intuition miteinander verbindet. Denken wir an dieJakobsleiter', von der Jakob trumte, und auf der er Engel vom Himmel aufdie Erde und von der Erde in den Himmel gehen sah, so haben wir darindas Symbol fr die Symbolsprache. Das Gesetz der Entsprechung ist dasGesetz des Einflieens geistiger Wirklichkeit in irdische Erscheinlichkeit.Verstehen wir, die Entsprechungen zu deuten - jeder wird es auf seineeigene Weise tun -, so kommen wir aus der Welt der Wirkungen in die

    Welt der geistigen Ursachen hinber. Goethe sagt: Ein Symbol ist nichtein von auen herangebrachtes Bild einer Idee, eines Gefhls, sondernSinnbild fr das Unaussprechliche. Der schauende Mensch erblickt imSymbol (Baum, Blume, Sonne, Planet) auf spontane Weise den ihm

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    immanenten geistigen Sinn." Die Urmenschen, die noch nicht zumIchbewusstsein in unserem heutigen selbstschtigen Sinn gelangt waren,

    besaen die Gabe, alle sichtbaren Dinge auf die Urwirklichkeit und damit

    auf den Schpfer zurckzubeziehen. Sahen sie einen Berg, so verband sichdamit die Vorstellung der Hhe und des Himmels, so dass auch heute nochGott der Hchste genannt wird. Lorber spricht von Pol und GegenpolGottes und fasst die Sprache als Symbolprgung von Gott her kommenderGedanken auf. Wenn der ewige, allmchtige Geist Gottes Sich nicht eben

    schon von Ewigkeit her einen Gegenpol gesetzt htte, so wre es ihm als

    rein positivem Gotte nie mglich geworden, Sonnen, Welten und all die

    zahllos vielen Wesen auf ihnen ins Dasein zu rufen. Wie aber sieht dieser

    Gottesgegenpol aus, und worin besteht er? Ist er ein dem positiven, freien

    Gotteslebens- und Machtpole ganz fremder oder ein in einer gewissen

    Hinsicht ganz gleichartiger? Ist er ein Selbstherr, oder hngt er in allen

    seinen Teilen nur von dem positiven Gottesmachtpole ab? Diese wichtigen

    Fragen werde Ich euch so lichtvoll als mglich beantworten, und ihr

    werdet dann einsehen, wer der so genannte Satan, und wer so ganz

    eigentlich seine Teufel sind ... Wenn ein Mensch zum Beispiel etwas

    darstellen will, so fngt er an zu denken, und es werden eine Menge

    flchtiger Bilder als einzelne Gedanken sein Gemt durchstrmen. Wenn

    sich der Denker lngere Zeit mit der Anschauung seiner innerenGeistbilder, die man Gedanken nennt, abgibt und sie festzuhalten beginnt,

    wird er bald und leicht gewahr, dass sich einige bessere Gedanken

    angezogen und gewisserart schon zu einer leichteren Idee verbunden

    haben. Solch eine Idee behlt dann die Seele wie ein ausgeprgtes Bild

    festhaftend in ihrem Gedchtnissensorium, und man knnte das eine

    Grundidee nennen. Ist der Denker einmal zu einem gnzlich ausgeprgten

    klaren Begriff gekommen, so findet er ein Wohlgefallen an ihm, erfasst und

    durchdringt ihn sofort mit dem Lebensfeuer seiner Liebe. Die Liebeerweckt den Willen und die Tatkraft des Denkers, und es wird sodann

    unaufhaltsam der innere Begriff zur materiellen Verwirklichung

    erhoben ... Jetzt steht der frhere, rein geistige Begriff nicht mehr allein

    nur als ein geistiges Bild in seiner vollen Klarheit im Sensorium der Seele,

    sondern auch als ein gleichsam eingegrenztes festes Ebenma des inneren,

    geistigen Bildes in der materiellen Natur und ist zur Benutzung dessen

    bestellt, der es frher erdacht hatte. Die einzelnen Gedanken und Ideen,

    aus denen dann ein vollstndig konkreter Begriff gebildet wurde, sind nochganz geistiger Art und machen mit dem Geist einen und denselben Pol aus.

    Wir wollen ihn den Haupt- und Lebenspol nennen. Aber der konkrete, aus

    vielen verschiedenen Gedanken und Ideen bestehende Gesamtbegriff -

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    wenn auch noch als ein rein geistiges Bild in der Seele - ist, weil er schon

    ein gewisses fixiertes Bestehen hat, nicht mehr dem Hauptpole angehrig,

    sondern dem Gegenpole, weil er gewisserart so wie ein ausgeschiedenes

    Ganzes fr sich der Seele gegenber in allen seinen Teilen anschaubardasteht und durch die weitere Ttigkeit als materielle Sache hinausgestellt

    werden kann. Ein begrenztes und fixiertes Ding kann nicht mehr der

    Lebenssphre des Geistes und der Seele angehren." (Evgl. Joh. V, 228)Die heutige Psychologie mit ihrer Lehre von Assoziation und Begriffs-

    bildung knnte sich nicht prziser ausdrcken, wenn sie das Denken alsvom gttlichen positiven Pol aus zu begreifen lernte. Ernst Benz sagt:Wer den Schlssel zu den Entsprechungen der Dinge bese, dem wrdeder Staub die Wahrheiten des Himmels verkndigen." Ohne zu bertreibendrfen wir behaupten, dass alles, was sichtbar und hrbar existiert,Entsprechung geistig-gttlichen Wesens ist. Die ganze Schpfung undalles, was ihr mit euren Sinnen wahrnehmt, sind fixierte Gedanken, Ideen

    und Begriffe Gottes - auch ihr Menschen eurem sinnlichen Leibe nach, und

    wieweit die Seele mit dem Leib durch seinen Nerven- und Blutther

    verbunden ist, ist auch sie fixierter Begriff und somit im Tode desselben

    haftend, denn im Gegenpole ist der Tod, die Trgheit und das Gericht, weil

    alles Fixierte nicht ewig ist, sondern sich in Geistiges zurckverwandeln

    muss. Die Seele kann sich dadurch, dass sie durch ihren freien Willennach den Gesetzen Gottes dem rein Geistigen nachstrebt, befreien und mit

    ihrem Geist aus Gott ganz eins werden. Dadurch ist sie als selbstttig und

    selbstndig von ihrem alten Tode in das freie, ewige Leben bergegangen.

    Ist das Erkennen ein geistiges und zu Gott hinlenkendes, so wird die Liebe

    sich zu dem Geistigen und sonach zu Gott hinneigen und auch also ttig

    werden. Wird aber ein Mensch schon von der Wiege an mit nichts anderem

    in seinem Erkennen bereichert als mit dem, was dem Leibe dient, so wird

    auch seine Liebe ganz der Materie sich zuwenden und danach ttig wer-den, um sich materielle Schtze zu sammeln und durch sie dem Fleische

    mehr Annehmlichkeiten zu bereiten." (Evgl. Joh. V, 229) Das Erkennen istzugleich ein Erfassen der Entsprechungen, ja, es gibt keine Erkenntnis, diesich nicht der Symbolsprache bedient. Wie der Mensch von der Sonne alsvon der Quelle des Lichts und der Wrme spricht, die seine irdische Welterwrmt und erleuchtet, so folgert er daraus, dass die Einwirkung Gottesauf die geistige Schpfung erleuchtend und erwrmend gleich der

    irdischen Sonne ist. Bei dem Menschen sind seine Handlungen Wirkungendessen, was er geistig gewhlt hat. Sie sind Entsprechungen entwederseiner himmlischen oder seiner hllischen Beziehungen. Swedenborg sagt:Ist der Mensch in der Kenntnis der Entsprechungen, so kann er mit den

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    Engeln des Himmels zusammen sein in den Gedanken seines Gemtes undso seinem inneren Menschen nach mit ihnen verbunden werden. Damiteine Verbindung des Himmels mit dem Menschen mglich sei, ist die

    Heilige Schrift in lauter Entsprechungen geschrieben worden."Durch Jakob Lorber hren wir: Die Entsprechungswissenschaft ist dieinnere Schrift und Sprache der Seele und des Geistes in der Seele. Wer

    diese Sprache verloren hat, der versteht die Schrift unmglich, und ihre

    Sprache kommt ihm in seinem toten Weltlichte wie eine Torheit vor. Denn

    die Lebensverhltnisse des Geistes und der Seele sind ganz anderer Art als

    die des Leibes. So ist denn auch das Hren, Sehen, Fhlen, Denken, Reden

    und die Schrift des Geistes anders beschaffen als hier unter den Menschen

    in der Naturwelt, und darum kann das, was ein Geist tut und spricht, nur

    auf dem Wege der alten Entsprechungswissenschaft dem Naturmenschen

    begreiflich gemacht werden." (Ev. IX) Die Worte der Schrift sind gleich

    der Schale eines Eies, innerhalb welcher sich auch ein Dreifaches birgt,

    nmlich das Weie und das Gelbe und in der Mitte des Gelben erst das

    rtliche Lebensknulchen, welches den Lebenskeim birgt. Diese

    Umhlsung muss in der materiellen Welt berall da sein, wo nur immer

    etwas ist, auf dass das innerste Gttliche nirgends, nie und von niemandem

    je verunreinigt werden kann. Weil aber berall in allem Naturmigen

    Geistiges, Himmlisches und Gttliches steckt, was doch offenbar dieAllgegenwart des gttlichen Willens beweist, so besteht auch

    Entsprechung zwischen allem, was in der Welt, im Geisterreiche, im

    Himmel und endlich gar in Gott selbst sich vorfindet." (Evgl. Joh. V)

    Das zweckrationale Denken hat eine Bilderverarmung" mit sich ge-bracht, obwohl wir von einer Flut von Bildern durch Fernsehen, Film,Fotografie und Magazinen berschwemmt sind. Die Bilder, die wir tglichvom Kind bis zum Greis in uns aufnehmen, sind in gewisser Weise,

    geflschte Entsprechungen, weil sie nicht mehr geistige Symbolkraftbesitzen, sondern einen Reiz der Unterhaltung bilden. Wenn Goethe sagtAlles Vergngliche ist nur ein Gleichnis, so hat sich die Sicht auf dasGleichnishafte im heutigen Menschen durch die Fixierung auf das

    Nurmaterielle der Bilder verengt und verflacht. Man kann den Sinngehaltaller Erscheinungen nicht mehr begreifen. Die Erffnung des Blicks frdas Ganze der Schpfung ist die Aufgabe der neuen Zeit, und das WerkJakob Lorbers gehrt mit an die erste Stelle der Mglichkeiten, diesen

    Blick schrankenlos zu ffnen. (Quelle: Der Plan Gottes, Lorber-Verlag)

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    Christ, der Retter ist da!Susanne Zaich

    Wir feiern Weihnachten - alle Jahre wieder - jeder auf seine Weise.Manchmal mchte ich einfach aussteigen aus Geschftigkeit, Bruchen

    und Erwartungen, die oft mit dem Wesentlichen des Festes nur noch imEntferntesten zu tun haben.

    Geht es uns bei all dem wirklich um diesen Retter, um den Gottessohn,der zu unserer Rettung Mensch wurde?

    Leben wir wie Gerettete, leben wir aus der Erlsung?Sind wir gerettet oder sind wir berhaupt noch zu retten?

    Wozu brauchen wir diesen Retter, wozu die Erlsung und von was?Wir sind vielmehr gewohnt, selbst Lsungen fr all unsere Probleme zu

    finden.Da ist das Geld. Man sagt, es regiere die Welt. Wer die Spielregeln der

    Geldwirtschaft beherrscht, gewinnt Macht und scheint umso freier zu sein,Gottes Ordnungen zu bertreten.

    Da ist unser Verstandeswissen. Es sieht so aus, als htten wir uns selbstvon der Last gttlicher Gesetze befreit und diese durch unseren Verstand

    und unzhlige eigene Gesetze und Zwnge ersetzt.Wozu also ein Erlser?Da ist wohl die tief verborgene Sehnsucht in unseren Herzen nach

    dieser vollkommenen Liebe, nach Geborgenheit, Heilung, Befreiung vonallen Schten und beln, nach dem Sieg des Guten ber das Bse - undnach dem Helden, der nicht kuflich ist.

    Zu gerne wrden wir diesen Helden in unseren Eltern, in unseremPartner, Freund, Kind oder am besten in uns selbst sehen, doch frheroder spter kommen sie zum Vorschein, die Schattenseiten, dieEnttuschungen, Schmerzen, Fehler, Krankheiten, Vergnglichkeiten unddie Schuld.

    Wie kommen wir von all der unguten Last los?Unsere Lsungen auf der materiellen Ebene scheinen dabei eine

    Verschiebung der Nte und Drangsal auf die seelische Ebene zu bewirken.Und wer kennt sich hier wirklich aus?

    Psychologen? Wo doch die Seele wissenschaftlich nicht erfasst werdenkann. Theologen, die die Seele bereits abgeschafft haben?

    Zu sehr haben wir unser Leben an der verstandesgebundenenmateriellen Seinsebene festgemacht, anstatt den gttlich spirituellenUrsprung und die gttliche Bestimmung unseres Seins ins Zentrum zu

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    stellen.berwltigend, aber auch ebenso bengstigend sind unsere Fortschritte,

    Erkenntnisse und unser Wissen auf allen Ebenen. Wie weit sind wir doch

    gekommen nach dem verhngnisvollen Biss in die verbotene Frucht desBaumes der Erkenntnis von Gut und Bse. Der Baum, der aus der Wurzeldes Hochmuts, des Besserwissens im Menschen emporwchst.

    Wie angestrengt suchen wir gerade in den letzten Jahren nachknstlichen Mitteln und Wegen, um dem gttlichen Fluch zu entkommen: im Schweie deines Angesichtes sollst du arbeiten. und inSchmerzen sollst du gebren (Gen.3, 16). Doch diese Mittel haben alleihren Preis und erschreckende Schattenseiten.

    Wir knnen uns noch so sehr um das Gut-Sein bemhen, das Bsekommt dennoch zum Vorschein. Irgendwann, in den Kinderschuhenunseres Mensch-Seins, sind wir alle, ausnahmslos, herausgefallen ausSeinem Gut. Und das ohne Rckfahrkarte: wenn ihr davon esst, msst ihrsterben! (Gen.3,3)

    Ganz offensichtlich war es Gott sehr ernst mit seinem Verbot und Erhlt Sein Wort.

    Das Bse hat im Guten keinen Platz. Wir haben die Anlage, KinderGottes zu sein, durch unser eigenmchtiges So-Sein-Wollen- wie Gott

    verspielt. Der Tod, der hier gemeint ist, betrifft nicht nur unserenmateriellen Leib, sondern auch und gerade Seele und Geist. Unsere heileinnere Welt, unser Seelenheil hat ein Leck bekommen. Und dasverheerende ist, dass kein Mensch dieses aus sich selbst heraus wiederreparieren kann, auch nicht im Jenseits oder in einer neuen Inkarnation.Wir knnen nicht in das Gute zurckkehren, solange uns das Bse nochanhngt und uns verunreinigt. Diese Tragik bringt uns das Alte Testament,im Ringen des Volkes Israel , ausdrucksvoll vor Augen. Um vor Gott

    doch endlich bestehen zu knnen, ist es einem endlosen Wechsel vonGehorsam, Fall, Reue und Opfer ausgesetzt. Doch keiner besteht ohneSchuld. Das passt irgendwie nicht in unser heutiges Bild vom

    barmherzigen Gott. So viele Opfer wurden gebracht, doch keines warausreichend. Die Vershnung war nur durch den lange verheienenMessias in Aussicht gestellt. Gott selbst hat sie von langer Hand geplant.Er ist in Jesus Mensch geworden, hat sich als Menschensohn allem Bsen

    bis zum uersten ausgesetzt und blieb dennoch ganz eins mit dem Guten,

    mit dem Vater. Er hat das Bse ans Kreuz getragen, ohne jemals selbstbse zu sein. Er hat das Bse besiegt und so kann auch nur Er uns vomBsen erlsen. Darum sollen wir in Seinem Gebet bitten: sondernerlse uns von dem Bsen

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    Es gibt ihn wirklich, diesen Kampf von guten und bsen Mchten umunsere Seele, doch auch heute lassen wir uns wieder durch LgenTrugbilder vortuschen. Die einen erklren Satan und somit auch Gott als

    nicht existent, damit gibt es auch keine Konsequenzen fr Schuld.Zerstrung und Tod sind die Folgen. Andere gaukeln uns vor, dass dasBse strker sei. Und wenn wir unsere Welt betrachten, hat es auch aufallen Ebenen diesen Anschein. Wieder andere glauben, selbst das Bse zu

    besiegen.Der Sieg, den Jesus am Kreuz fr uns erkmpft hat, ist noch nicht in

    unserem Herzen zur Realitt geworden- wenn wir auch 2000 Jahre nachJesu Auferstehung noch immer glauben, selbst das Bse in und um uns

    besiegen zu knnen. Bei all unserer Anstrengung, so sein zu wollen wieGott, merken wir nicht einmal, dass wir gerade dadurch dem wahrenGuten, dem Besseren, im Weg stehen und dem Negativen Vorschubleisten. Wir beten zwar das Vater unser, aber ob es uns mit unseren Bitten,die darin vorkommen, so ernst ist, sei dahin gestellt. Spren wir unseretiefste Bedrftigkeit, dass wir befreit werden mssen von gttlicher Hand,dass es tatschlich um ewiges Leben in Flle oder ewiges Getrenntsein vonGott (den ewigen Tod) geht?

    Die Rettung ist seit 2000 Jahren mglich, doch ergreifen wir die

    rettende Hand und lassen alles andere los auch die Vorstellung, unsselbst aus dem Sumpf ziehen zu knnen?

    Haben wir uns einmal bewusst gemacht, dass wir alle etwas in unstragen, das unseren Gott, Schpfer und Vater zu tiefst beleidigt hat? Sotief, dass Er so lange unvershnlich war. Und leider beleidigen wir Ihnauch jetzt immer noch - bewusst oder unbewusst.

    Als Eltern erleben wir mit unseren Kindern einen winzigen Anteildessen, was unser himmlischer Vater mit all seinen Kindern erfhrt und

    erleidet. Wie hart ist es, wenn die eigenen Kinder sich gegen uns stellen,unseren Rat nicht befolgen, uns anlgen, gefhrliche und verbotene Wegegehen, fallen, in Schte verfallen, ihr Leben aufs Spiel setzen, von uns fortgehen, ihr Erbe vergeuden.

    Wie unbeschreiblich gut tut es, wenn der verlorene Sohn heimkommt.Wie wenig wollen wir wahrhaben, dass dieser unfassbare Gott, den wir

    auch den Gott der Liebe nennen, nicht nur wie ein Vater ist, sondern alsunser Vater die Beziehung zu uns sucht. Er hat uns in Beziehung zu sich

    geschaffen, denn nur in einer innigen Beziehung und Zuwendung kannLiebe gelebt werden. Er sehnt sich nach unserer Liebe und Hingabe. Undwahre Liebe ist bereit, Opfer zu bringen. Ist es nicht das hchste Opfer,wenn der Vater seinen einzigen, vollkommen guten Sohn, seinen einzigen

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    Augenstern, ausliefert, damit das Bse im Menschen sich an ihm bis zumuersten vergehen kann? Der Vater muss mit ansehen, wie sein geliebterSohn freiwillig auf alle gttliche Macht und Hilfe verzichtet und wie er

    erduldet, dass das Geschpf den Schpfer bis aufs uerste demtigt,verletzt, ja ermordet dem Leibe nach.Gibt es ein greres Opfer und gibt es eine grere Schuld? Und doch

    liegt das Potential zu diesem furchtbaren Vergehen im Bsen und somit inuns allen. Es musste das Bse bis zum uersten gehen, damit die Liebesich in der uersten Barmherzigkeit entuere. Die Liebe besiegte dasBse und der Vater nahm das Opfer als Ver-Shnung an. Durch, mit undin dem Sohn knnen nun auch wir alle mit dem Vater vershnt sein, einswerden und zu dem werden, zu was wir eigentlich vom Vater bestimmtsind von Ewigkeit.

    Nicht dass wir es verdient htten. Es ist Begnadigung aufgrund einesgewaltigen Opfers. Gott starb, damit wir leben. Doch erst wenn wirerfahren, was eigentlich auf dem Spiel steht, wie verloren wir sind, wieleer und tot unser Leben ohne Ihn ist, macht die Rettung und Begnadigungeinen Sinn.

    Die Heiligen Schriften bezeugen es und schlieen uns gewaltigeGeheimnisse um den Heils- und Rettungsplan Gottes mit uns Menschen

    auf. Doch nicht durch Wissen, Lesen und Forschen, sondern in erster Liniedurch eine persnliche Beziehung, erschliet sich uns Seine Liebe undWeisheit. Diese findet ihren Ausdruck in Zuwendung, Glaube undVertrauen.

    Glauben wir das?! Wollen wir uns beschenken lassen?Christ der Retter ist da! Halleluja!

    Wie Gott als Mensch geboren ist, also sol l auch der Mensch frGott geboren werden, aus Gott, in Gott, mit Gott, nicht von Natur ,sondern von Gnaden. Dann kommt Gott und nimmt den Menschen an,erneuert ihn, herrscht in ihm, lebt in ihm, und also wir d Gott

    Mensch, denn er n immt den ganzen Menschen an, und also wird derMensch Gottes Sohn, nicht von Natur , sondern aus Gnade.

    Das meint die neue Geburt, der neue Mensch, Bekehrung, wahrer

    Gehorsam. Wir drfen Christus in uns suchen, nicht auer uns.Darum beten wi r , dass wir lernen in uns das Reich Gottes zu f inden, zufhlen, zu schmecken.

    Valentin Weigel (1533-1588)

    Christ, der Retter ist da

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    Das Geheimnis der GottseligkeitJakob Ganz (1791-1867)

    Christus in uns ist der Hauptgrund, um den sich allesdreht, und auf den alles ankommt, wenn wir wieder inunsern ersten Ursprung eingehen, und hiermit wesentlichmit Gott vereinigt werden wollen. Christus in uns ist dasgroe Geheimnis der Gottseligkeit, das Reich Gottes inuns, das A und das O, der Anfang und das Ende, der Ersteund der Letzte.

    Wie nun dieser inwendig verborgene, geistige,himmlische Christus einst in der Person Jesu von Nazareth

    Mensch geworden, und das groe Erlsungswerk uerlich ausgefhrt hat;also will eben derselbe innere, unsichtbare, geistige und himmlischeChristus noch in einem jeden von uns Mensch werden, eine Gestaltgewinnen, und dieses Erlsungswerk innerlich in jedem Einzelnenausfhren; uns auch der himmlischen, gttlichen Natur teilhaftig machen,wie einst den Erstgeborenen, der in allem uns gleich war, ausgenommendie Snde, und deswegen in allen Dingen den Vorrang hat.

    Lasst uns also von dem ueren Christus im Fleisch einmal zu dem

    inneren Christus, dem Christus im Geist schreiten! Solange du, o Mensch!nur die uere Person des Erstgeborenen betrachtest, und bei diesem Bildstehen bleibst, kannst du nicht zur wahren Erkenntnis Gottes und JesuChristi gelangen, welches doch das ewige Leben ist. Du kannst niegrndlich heil, nie wahrhaftig erlst und vollkommen werden. DeinGlaubensgebude ruht nur auf Sand, und am Ende bist du betrogen. Stattalso nur bei der ueren Person Christi stehen zu bleiben, musst du deinGeistesauge auf den inneren, unsichtbaren, geistigen Christus und Sohn

    Gottes richten, der eben in jener sichtbaren Person Jesu verborgen war,und durch dieselbe sprach und wirkte. So wird einem das Geheimnis derGottseligkeit auf einmal aufgeschlossen, und zur hchsten Verwunderungsonnenklar, so dass es kein Geheimnis mehr ist.

    Damit es aber diesem himmlischen Christus gelingt, uns wiedervollkommen zu erlsen, und in unsere erste paradiesische und himmlischeHeimat zurckzufhren, so mssen wir von allem Eigenwirken undEigenwollen abstehen, uns Ihm zum Opfer hingeben, stillhalten, seinerStimme in uns folgen, und wie ein Lamm leiden, geduldig, ergeben undgelassen, mit gewisser Zuversicht und lebendiger Hoffnung, dass das Werkherrlich werde ausgefhrt werden. Der gttliche Same zu einem neuenMenschen liegt in einem jedem. Das ist eben, was Paulus zu Timotheus

    Das Geheimnis der Gottseligkeit

    Jakob GanzSchweizer Pfarrvikar

    und Erweckungs-prediger

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    sagen wollte: Erwecke die Gabe, die in dir ist - ergreife das ewigeLeben!

    Wenn Christus nach seinem Geist in uns kommt, und wir Ihn innerlich

    im Glauben annehmen, und uns an Ihm festhalten, so ist Er gleich hinterunserem alten Menschen her, der durch Lste und Irrtum verdorben ist, umihn durch allerlei Leiden von auen und innen zu kreuzigen, zu tten undganz und gar abzutun, damit der sndliche Leib aufhre, und wir hinfortder Snde nicht dienen, ihr Gehorsam zu leisten in ihren Lsten.

    Bei dieser geistlichen Kreuzigung, welche in der wahren Verleugnungder Welt und unser selbst besteht, haben wir also weiter nichts zu tun, alsalles zu lassen, was Christus von uns fordert, weil hier Geben seliger istals Nehmen. Auch sollen wir nach dem Vorbild des Erstgeborenen mitLammesgeduld leiden, bis Christus das falsche Natur- und Sinnenlebenvllig gettet, das Opfer vollendet, alle uns selbst angemate Rechtedem Vater wieder zurckgestellt, und Ihn hiermit gnzlich befriedigthat, dass Christus in einem solchen Menschen rufen kann: Es istvollbracht!

    Durch diesen Leidens- und Sterbensprozess ist nun der Mensch mitChristo in seinem Tod getauft und begraben, dem Gesetz und der Sndefr immer und ewig abgestorben, gerechtfertigt, und von der Strafe frei,

    und los von allen Snden. Auch das Fortsndigen hat nun bei ihm einfr allemal aufgehrt. Er steht jetzt unter dem Gesetz des Geistes, derda lebendig macht in Christo Jesu. O seliger Stand, wo der alte Sndergeschlachtet und abgetan (Rm. 8,10), die Gerechtigkeit, vom Gesetzgefordert, in einem solchen geistlich gestorbenen Menschen erfllt, under also mit Gott dem Vater ausgeshnt und vereinigt ist. Nun befindetsich derselbe in einer vlligen Todesstille und tiefen Grabesruhe.

    Alle eigene Kraft und Wirksamkeit ist verschwunden, und er geht

    nun auch dem Auferstehungszustand Christi entgegen. Derselbe Geist,welcher Jesum, den Erstgeborenen, vom Tode auferweckt hat, wirdeinen solchen Menschen auch auferwecken, ihn zum neuen, gttlichenund ewigen Leben hervorrufen, so dass er jetzt nicht mehr im altenWesen des Buchstabens, sondern im neuen Wesen des Geistes lebt!Durch dieses geistige Sterben mit Christo wird der Mensch hier in derZeit schon zu einer neuen Kreatur in Christo, wahrhaftigwiedergeboren, der gttlichen Natur teilhaftig, und also zu einem

    wirklichen Sohn Gottes umgeschaffen, dass er die Gebote Gottes wieder Erstgeborene (Joh. 12,37) vollkommen erfllen und des VatersWille vollkommen tun kann. Es fllt ihm nicht schwer, sondern ist ihmganz natrlich, eine himmlische Lust und Freude, ein sanftes Joch und

    Das Geheimnis der Gottseligkeit

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    eine leichte Last!Ein solcher braucht nun kein gesetzliches Wesen mehr, hat auch

    nicht ntig, dass ihn jemand lehre, denn er hat die Salbung von dem,

    der da heilig ist, und wei alles. Die Salbung lehrt ihn allerlei, erwandelt vor Gott wie Abraham, und wird vollkommen. Er wird selbsteine lebendige Kirche, eine Wohnung Gottes und ein Tempel desHeiligen Geistes. Gott lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele,mit ganzem Gemte, ja aus allen Krften lieben, und den Nchsten wiesich selbst! seht, das ist nun sein ganzer Gottesdienst!

    Alle seine bisherigen Besserungs- und Frderungsmittel zurSeligkeit sind jetzt fr ihn ganz berflssig, weil er den Zweck erreichthat. Das Wort des Herrn wird an ihm erfllt: Ich will reines Wasserber euch sprengen, dass ihr rein werdet von aller eurer Unreinigkeit,und von allen euren Gtzen will ich euch reinigen; und will euch einneues Herz und einen neuen Geist in euch geben, und will das steinerneHerz aus eurem Fleisch wegnehmen, und euch ein fleischernes Herzgeben. Ich will meinen Geist in euch geben, und will solche Leute auseuch machen, die in meinen Geboten wandeln, meine Rechte halten unddarnach tun. Und ihr sollt wohnen im Lande, das ich euren Vterngegeben habe, und sollt mein Volk sein, und ich will euer Gott sein. Ich

    will mein Gesetz in euer Herz geben, und in euren Sinn schreiben, undihr sollt mein Volk sein, so will ich euer Gott sein. Und keiner wird denandern, noch ein Bruder den andern, lehren und sagen: Erkenne denHerrn! sondern ihr sollt mich alle kennen, beide, klein und gro, sprichtder Herr. Denn ich will eure Missetat vergeben, und eurer Snden nichtmehr gedenken. (Jer. 31 u. Hesek. 36).

    So lasse denn, o Seele! den geistigen Christus, den zweiten Adam,auch in dich kommen, wie er in dem Menschen Jesu war, so wirst du

    auch ein Sohn Gottes, dass du sagen kannst: Ich und der Vater sindeins! meine Speise ist, dass ich den Willen des Vaters tue; dein Gesetz,o mein Gott! habe ich in meinem Herzen! So kannst du in diesemLeben schon dazu gelangen, dass du nicht mehr sndigst, nicht mehr zustreiten und zu kmpfen hast mit Snde, Welt, Fleisch und Blut; denndu bist durch Christus in dir vollkommen erlst, und mit Ihm gleicher

    Natur teilhaftig, also mit Ihm ins himmlische Wesen versetzt worden.Du lebst nun in der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes im Paradies,

    in Gott, deinem Ursprung, genieest den gttlichen Frieden, bist insicheren Wohnungen, in stolzer Ruhe im Lande der Verheiung, inKanaan, worin Milch und Honig fliet! Da ist kein Leid, kein Geschrei,kein Schmerz mehr, denn das Erste ist vergangen! Der Anklger ist

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    verworfen, die Klagen ber Schwachheit, Snden, Unwrdigkeit undUnvollkommenheit sind verstummt, weil da kein Einwohner sagenwird: Ich bin schwach! sondern: Im Herrn habe ich Gerechtigkeit

    und Strke. Wenn schon der Teufel diesen glckseligen Seelenzustandbeneidet, und allerlei Lstern, Schelten und Strme zu erregen sucht, sosind das nur unbedeutende Schrecknisse und letzte Zuckungen, die dir,o unaussprechlich selige Seele, weiter keinen Schaden zufgen knnen!

    Nur Dank und Ruhm, Lob und Preis wird da gehrt, und ist dies alsodas eigentliche Himmelreich im Menschen, wie es nach und nachberall auf der ganzen Erde sein wird. Einen solchen starken,allmchtigen und vollkommenen Heiland haben wir an dem innerenChristus im Geist, wenn wir Ihm Platz machen, Ihm unser ganzesInwendiges einrumen, und uns von Ihm ausarbeiten lassen.

    O meine teuren Geliebten! die ihr von ganzem Herzen neugeboren,neue Kreaturen in Christo werden, und Gott dienen mchtet inrechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit, wie es vor Ihmwohlgefllig ist; wandelt nur den kurzen, einfachen und sicheren Weg,der euch im Wort des Herrn vorgeschrieben ist. Er spricht: Wenn ihrstille bleibet, so wrde euch geholfen; durch Stillesein und Hoffenwrdet ihr stark sein." (Jes. 30,I5).

    Dieses Stillesein besteht in der vlligen berlassung unserer selbst,und was uns angeht, fr Zeit und Ewigkeit - an Gott, dass wir nmlichnicht mehr ngstlich sorgen, nicht in eigener Kraft wirken, sondern mitunseren Sinnen, Gedanken, Wollen und Wirken uns zu Grundversenken, und uns Ihm also hingeben zum Opfer und ewigenEigentum, damit wir Ihm nicht mehr im Wege stehen und seinegnadenreiche Wirkung in uns verhindern! Dann erst, wenn wir uns Ihmso gelassen, ruhig, friedsam und leidend aufopfern, kann und wird Er

    ein Neues im Lande unseres Innern erschaffen. Er wird aus demschrecklichen Chaos unserer selbst eine herrliche, neue und zweiteSchpfung hervorbringen. Erst dann kann der Vater seinen Sohn in unszeugen, und uns also den Heiland innerlich senden, der uns nach undnach von dem alten Menschen befreit, und uns den neuen Menschenanzieht, der nach Gottes Gleichnis geschaffen ist. -

    O wer doch die ewige, unvernderliche Gemtsstille in Gott rechtverstnde, die tiefe Sabbatruhe, der wrde in kurzer Zeit an Geist, Seele

    und Leib sich verndert fhlen! An diesem Sabbat heilt Christus, undmacht den ganzen Menschen gesund. An diesem Sabbat legt Er demBlinden Kot auf die Augen, und ffnet sie! - Als jener Kmmerer ausMohrenland sich durch Philippus wollte taufen lassen, hie es: "Und er

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    hie den Wagen stille halten." So muss eben der Wagen unseresEigenwirkens, Treibens, Sorgens, Wollens und Laufens stille halten,dann knnen wir erst mit Geist und Feuer getauft werden! Ach wie gut

    kann man es doch haben, wenn man sich in Demut Gott aufopfert, undsich Ihm wie ein hilfloses Kind berlsst! Aber sehr wenige drfendiesen Schritt wagen;sie frchten, ihre Seele mchte verloren gehen,sie wollen sie nicht berlassen, darum werden sie sie einst im traurigenSinn des Wortes lassen mssen. Wer sein Leben verliert ummeinetwillen, heit es, der wird es erhalten, und wer sein Lebenerhalten will, der wird es verlieren. Ach, wie sind die Menschen souerlich und fleischlich, und verbildet worden! Wie sehr sind sie indiesinnlichen Dinge zerstreut.

    Ihr Herz und ihre Lust ist ganz in dieselben ergossen. Ihre Sinnesind auswrts statt einwrts gekehrt. Sie sind fast nie zu Hause beiihnen selbst, und hren also dem ewigen Wort nicht zu, dass sie weisewrden! Wer demselben hingegen bestndig zuhrt und gehorsam ist,hat andere Prediger nicht ntig, er ist immer in der Kirche, denn derHerr lehrt noch tglich im Tempel des Herzens, wie Er sich ehemals imueren vernehmen lie. O heidnisches Sorgen, Eigenwirken undZappeln! du mordest Christum im Geist! Er kann ja so nicht

    aufkommen und eine Gestalt in dir gewinnen, wenn du Ihn sounterdrckst, obwohl du es gut meinst!

    Ihr aber, die ihr euch gerne stille zum Opfer hingebt, und Gott wolltmachen lassen - Ruhe mit euch und Friede in aller Flle! Erschrecketnicht, wenn ihr schon in eurem Innern hrt Krieg und Kriegsgeschrei;wenn teure Zeiten kommen, wo euch Trost und Glaubensgewissheitgebricht. Frchtet euch nicht, wenn die Pestilenz eintritt, wo ihr allesEigene in euch verwelken und absterben sehet; wenn ein Knigreich

    wider das andere sich emprt, d.h. wenn das Reich Gottes in euch dasReich des Satans zerstrt, wo der neue Mensch mit dem alten Kriegfhrt, wo lauter Streit und Kampf mit Snde, Welt, Fleisch und Blut, jagar mit dem Frsten der Finsternis ist. Frchtet euch nicht, wenn sichein Kriegsheer von schrecklichen Zweifeln, Unglauben, bsenGedanken und grimmigen Leidenschaften vor eure Seele lagert, solangeihr den inneren Christus im Geist festhaltet, und euch Ihm stetsberlasset.

    Alles dieses kann euch nichts schaden, sondern muss euch zumewigen Besten dienen! Wenn alles drunter und drber geht, so brechetgetrost hindurch durch alle Donnerwetter und Gewitterstrme vonMissverstndnissen, Verleumdungen, Lsterungen und Verfolgungen!

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    Der im Himmel wohnt, lacht ihrer, und ihr knnet whrend der Zeitdieser Kreuzigung und Sterben mit Christo dennoch wie im Himmelsein, durch eine lebendige Hoffnung, dass diese Kmpfe und Leiden die

    unverwelkliche Krone der Ehren euch einbringen werden! Alles hatseine Zeit! Man muss nicht immer kmpfen, sich verleugnen undabsterben. Christus im Geist macht diesem alten Menschen um so eherein Ende, je treuer wir sind im Absterben. Der alte Snder muss baldsterben, wenn man ihm alle Nahrung seines falschen Lebens entzieht,und nur nach ewig bleibenden Gtern strebt.

    Frohlocket demnach, hpfet auf vor Jubel, die ihr den innerenChristus im Geist kennet, und von Ihm erkannt seid, die ihr einelebendige berzeugung und Gewissheit habt, dass Er euch vollkommenerlsen wird! Schon whrend eures Leidens und Sterbens mit Christoknnt und drft ihr euch im Geist unaussprechlich freuen, weil ihrdurch eine lebendige Hoffnung wisset, dass auf dieses geistige Sterbenein neues, ewiges und unsterbliches Leben folgt, eine seligeAuferstehung, der volle Tag der Ewigkeit. Auf die Trnensaat folgteine ewige Freudenernte. Selig ist also der Mann, der die Anfechtungerduldet; denn nachdem er bewhrt ist, wird er die Krone des Lebensempfangen, welche Gott verheien hat allen denen, die Ihn lieben.

    Auf denn, ihr geistlich Gekreuzigten und Sterbenden! Lasst euchnicht lass und mutlos machen durch kleine Leiden, Anfechtungen undWiderwrtigkeiten, sie mgen heien wie sie wollen. Sterbet fort undfort dem alten Adam ab, bis der neue Adam, der Herr vom Himmel, alsder Letzte ber dem Staub eurer geistigen Vernichtigung stehen undsiegreich berwunden haben wird. Keine Spur darf mehr brig bleibenvom alten Sinnenleben, sondern das gttliche Leben Christi, das Lebender Ewigkeit, soll an dessen Stelle sein, welches hier in dieser Zeit

    noch geschehen kann.Fangt nur herzhaft an zu glauben, dass es dem Herrn mglich sei,

    euch dahin zu bringen. Tut Ihm doch diese Ehre an, so werdet ihr gleichseine verborgene Kraft in euch empfinden, allem Bsen zu widerstehen,und alles zu berwinden, was euch hindern knnte, nach demvorgesteckten Ziel eurer himmlischen Berufung Gottes in Christo Jesunachzujagen. Wenn ihr fallet, so stehet bisher im Allgemeinen, sondernim Geist und in der Wahrheit. - O herrliche Zeit! o angenehmer Tag des

    Heils! o Licht der Wahrheit, wie hell leuchtest du in der Finsternis, diedich zwar nicht begreifen kann, aber von deinem allmchtigen Glanzverschlungen wird.

    O ihr Wahrheit suchenden Seelen! lasst euch doch nicht lnger mehr

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    durch den groen Unglauben zurckhalten, als wre es unmglich, indiesem Leben schon gnzlich erlst und in den paradiesischen Standdes Friedens und der wesentlichen Wiedervereinigung mit Gott zu

    gelangen.Dafr ist Er ja im Fleisch erschienen, und hat uns die Mglichkeiterworben, dazu zu gelangen Es ist die ewige Wahrheit, aber sie scheintfremd, neu und unbekannt, dass es einem das Herz zerreien mchte.Die Wahrheit muss wieder ffentlich gelehrt und befolgt werden, dasswir nmlich durch das Leiden, Sterben und Auferstehen mit Christo imGeist, schon in dem Leben zur himmlischen, gttlichen Natur hinaufgeadelt, und also in den Stand gesetzt werden knnen, nicht mehr zusndigen. Denn wer Snde tut ist ja vom Teufel, sagt Johannes, unddazu ist der Sohn Gottes eben erschienen, dass Er die Werke desTeufels zerstre - erschienen, dass Er unsere Snden hinwegnehme,und in Ihm ist keine Snde - dass wir also dann kraft dieser gttlichen

    Natur auch Gottes Gebote vollkommen halten, und des Vaters Willenvollkommen tun knnen.

    Es ist ja so natrlich, dass wenn der wahre Christus in uns erscheint,lebendig und offenbar wird, Er noch das gleiche Geschft verrichtet,wie vor 2000 Jahren in der Person Jesu von Nazareth! O ewige

    Wahrheit! Warum wirst du so verkannt und bestritten! Warum sollendie armen Seelen glauben, dass sie bis zum Tode immer die gleichenarmen, schwachen, elenden, sndigen und unvollkommenen Menschen

    bleiben mssten, da doch dies im Worte Gottes nirgends ausgedrcktwird, und also der Wahrheit ganz entgegen ist! Wohl aber heit es: Ihrsollt vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.Wandle vor mir und sei vollkommen, heit es eigentlich im Grundtext.

    Ach seid doch nicht mehr so unglubig, so engherzig und in euch

    selbst eingesperrt, gebt doch Gott einmal die Ehre! Schleppt euch dochnicht mit dem alten Adam bis zum leiblichen Tod herum. Sttzt euchnicht nur auf diejenigen Schriftstellen, die den Menschen zum Sndermachen, weil er noch nicht durch Christum erlst ist, und wodurch ihreuch im Unglauben nur noch mehr versteift. Durch den leiblichen Todwerdet ihr ja um kein Jota seliger und vollkommener. Wie der Baumfllt, so bleibt er liegen; wie ihr sterbet, so findet ihr euch in demselbenAugenblick in der Ewigkeit wieder. Ach raubt doch Christo nicht

    lnger seine Ehre, vernichtet doch nicht seine Vollkommenheit. Er ist jaein vollkommener Gott, und kann vollkommen selig machen. Christusim Geist macht ja allen Klagen ber Snden, Schwachheit,Unwrdigkeit und Unvollkommenheit ein Ende, laut den klaren

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    Aussprchen der Heiligen Schrift (Rom. 6,1; Joh, 3 usw.)Ihr macht Ihm so keine Ehre, sondern tut Ihm Schmach an, und

    macht Ihn zum Lgner! Klagen, Schmerz und Jammern ber die

    Snden hat seine Zeit und muss auch sein, wer aber von ganzem Herzender Snde absagt, und von nun an Gott lieben und seinen Willen tunwill, ein solcher hat gleich Vergebung aller seiner vormals begangenenSnden. Es wird ihrer ewig nicht mehr gedacht werden, wie der Herrselbst bezeugt, nur dass ein solcher treu nach dem Wort des Lebensfortwandelt. So muss er ja nicht die ganze Lebenszeit mhselig und

    beladen sein, nicht immer jammern, zagen und mit dem Ich geplagtsein, und in Snden leben, sondern er wird durch CHRISTUS IN UNSins himmlische Wesen versetzt, in ewige Ruhe und unwandelbarenFrieden, nachdem 'der alte Snder ist geschlachtet und gnzlich abgetanworden, auch der volle Stolz, die Ichheit, die Selbstgeflligkeit undalles ungttliche Wesen. Stattdessen herrscht der im Geistauferstandene neue Mensch, CHRISTUS, und dieser kann und will janicht sndigen, denn Er ist vollkommen und heilig wie Gott, seinVater!

    O ihr ewig seligen Seelen! denen dieses groe, gottselige Geheimnisinnerlich kundgeworden ist, und die ihr es an euch selbst erfahret -

    trinket unaufhrlich aus der unversiegbaren Quelle des lebendigenWassers, von dem neuen Wein des Reiches Gottes, das wirklich in euchgekommen ist! Keine Macht der Hlle kann euch aus eures VatersHand herausreien, nichts mehr euch scheiden von der Liebe Gottes,die da ist in Christo Jesu, unserem Herrn! Ihr seid es, die mit Paulus dasSiegeslied anstimmen knnen: Der Tod ist verschlungen in den Sieg!Tod! wo ist dein Stachel? Hlle! wo ist dein Sieg? Der Stachel desTodes aber ist die Snde, und die Kraft der Snde ist das Gesetz. Gott

    aber sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat durch unseren HerrnJesum Christum!

    So kann und soll sich billig der durch Christum in uns freigewordeneund in Ihm auferstandene Christ freuen und sich abermals freuen, derjetzt den neuen, auf dem weien Stein der Vershnung, Unschuld undReinheit gegrabenen Namen trgt, den niemand kennt, als der ihnempfngt? Nun erst geht es an ein Wachsen und Fortschreiten in Gott,von Klarheit zu Klarheit, von Vollkommenheit zu Vollkommenheit! Soziehe denn aus, o ewige Wahrheit! Siege, siege und triumphiere ber dasReich der Lge und der Finsternis, damit das Reich Gottes in allenGemtern und endlich auf der ganzen Erde offenbar, und Gott durchChristum Knig werde berall! Amen!

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    Vom gottgeflligen Sehnendes menschlichen Geistes nach Gott

    Johannes Tauler (1300-1361)Meine allerliebsten Kinder in Christo! Es fragte mich ein gutes Herzund sprach: Ich bin ein armes Waislein Gottes, ganz einsam undverlassen, und wei nicht, was ich tun soll. Nachdem es mir so befohlenward, so habe ich mich etliche Tage in mich zurckgezogen und michgebt in Anfachung und Erhaltung des geheimen Fnkleins der Begierde,alle Dinge, auer Gott, fr nichts zu achten. Ich berstieg alle Gaben,Erleuchtungen, Sigkeiten, Bilder der Vernunft, und was sonst noch dieSeele mit natrlicher Freude in sich selbst gestalten kann. Da fand ichnichts als Armut; da kam ich in eine weite, inwendige Wste, wo wedergute noch bse Phantasien Statt haben mgen. Und so bin ich nun wie einBettler, der vor der Tr liegt, und auf die Gnade seines Herrn wartet. Undich wei nicht, wie es kommt: das Fnklein der Begierde ruhet nicht, bisalle Krfte meines Herzens und Kopfes verzehrt sind; und wann mir danneine kurze Ruhe gegnnt wird, so sind die Krfte zur Stunde wiederersetzt. Je mehr ich von allen Dingen abgeschieden bin, desto mehr Lusthat mein inwendiger Mensch in all dieser Demut. Aber der auswendige

    Mensch wollte gern davon fliehen, wenn er knnte. Was hieraus geborenwerden soll, das Leben oder der Tod, das wei ich nicht. Aber nachmeinem Bednken werden hierdurch Glaube, Hoffnung und Liebe sehrgestrkt. Darum htte ich nun eine bleibende Sttte hierin; ich bliebegern.

    Hierauf antwortete ich nach der Gnade Gottes, die mir gegeben ist:Wer sich in diesem Zustande befindet, muss sich mit unwandelbaremGemte und in freier Gelassenheit, mit dem liebsten Willen Gottes

    einigen, wie Paulus, als er fragte: Herr, was wil lst Du, dass ich tunsoll? und diesen Vorsatz der Einigung oft erneuern und darin bis ansEnde verharren. Hierzu kommt kein menschliches Laufen und Rennen, nurdas wahrhaftige Innebleiben und Nachjagen nach Gott, das allein hilft. DieWerke des Herrn im Menschen sind so freittig, dass, wenn sie derMensch selbst nicht hindert, sie alles aufs hchste vollbringen.

    Christus ist das Ziel fr alle Menschen. Wie nahe Du zu dem Zielekommst, so nahe kommst Du zu Gott. Wie viel Du Tugend hast, so nahe

    bist Du bei Christus. Hast Du alle Tugend, und bist ganz von Dirausgegangen, so hast Du das Ziel erreicht. - Ein gottergebener Wille machtalle Werke gut, denn es ist die gute Quelle, aus der nur gute Abflssekommen. - Wie die Sonne den Tag erleuchtet, so das Leiden die Vernunft.

    Vom gottgeflligen Sehnen

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    Bitterkeit der Dinge ntigt die Vernunft, dass sie sich von allen Dingenkehre; und so wird im Menschen durch Leiden Abgeschiedenheit, und indieser ist Erkenntnis der bloen Wahrheit. Durchgelittene Menschen sind

    die allervernnftigsten Menschen. - Jeder sei ein Inwohner seines Herzensund ergebe sich Gott ganz, und folge, wohin und welchen Weg er ihnfhren will. - Das Nichthaben ist oft mehr ntze als das Haben, denn im

    Nichthaben erkennt sich der Mensch besser als im Haben, und das Darbenan zeitlichen Dingen bereitet den Menschen zur Empfangung der ewigen.

    Vom Lassen der DingeMeister Eckhart (1260-1328)

    Die Leute sagen einem: Ach ja, lieber Herr, ich wollte gerne, ichstnde auch mit Gott auf so gutem Fu und htte so viel Sammlung undFrieden mit Gott, wie andere Leute haben. Htt ichs nur auch so gut undknnte so arm sein! Oder: Ich komme nie in die rechte Stimmung, auerich weile da oder dort, treib es so oder so, ich muss ohne Dach und Deckeleben, oder in einer Klause, oder im Kloster.

    Aber daran bist du wahrhaftig ganz alleine schuld; eigener Wille ist es,weiter nichts, ob dus auch nicht Wort haben willst. Nimmer steht ein

    Unfriede in dir auf, er entspringt aus Eigenwillen, man sei sich dessenbewusst oder nicht. Was wir uns da einreden: Man msse diese Dingefliehen und jene suchen, ausgerechnet diese Sttten und Menschen, dieseWeise, diese Richtung, diese Beschftigung nicht das ist schuld, dass dieLage oder die Dinge dich hinderten. Sondern du bist es in den Dingenselber, was dich hindert, deine Stellung zu den Dingen ist verkehrt.

    Bei dir also setz den Hebel an und l a s s d i c h ! Denn wahrlich: Fliehstdu d i c h nicht zuerst, dann, wo du auch hinfliehst, findest du immer nur

    Behinderung und Unfrieden. Die Leute, die Frieden suchen in uerenDingen: bei Orten und Weisen, durch Menschen oder Werke, durchUnbehaustheit, Armut und Niedrigkeit wie stattlich sichs auchausnimmt, das ist dennoch alles nichts und gibt keinen Frieden. Sie suchenganz verkehrt, die also suchen. Je ferner sie fortgehen, umso wenigerfinden sie, was sie suchen. Sie gehen wie einer, der seines Wegs vermisst:Je weiter er geht, je mehr er irrt. Aber wie soll mans denn machen?

    Zuerst einmal sich selber lassen. Damit hat man auch alle Dinge

    gelassen. Ohne bertreibung: Liee einer ein Knigreich, ja die ganzeWelt, und behielte sich, er htte gar nichts gelassen. Ja, und gibt er sichauf, so kann er behalten, was er will, Reichtum, Ehre oder was immer: Erhat alles aufgegeben.

    Vom Lassen der Dinge

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    Ein Heiliger bemerkt zu dem Ausspruch Sankt Peters: Sieh, Herr, wirhaben alles gelassen und er hatte doch weiter nichts gelassen als einarmes Netz und seinen Kahn , der Heilige sagt: Wer das Kleine willig

    lsst, der lsst nicht nur dieses, er lsst alles, was die Kinder der Welt jegewinnen, ja sich auch nur wnschen mgen. Denn wer seinen Willen, wersich selber lsst, der hat die ganze Welt gelassen, so gut, als ob sie seinfreies Eigen wr und sie zu voller Gewalt besessen htte. Alles, was duausdrcklich nicht begehrst, des hast du dich begeben, hast es gelassen umGott. Selig sind die Armen im Geist, hat unser Herr gesagt; es bedeutet:die arm sind an Willen. Und daran soll niemand zweifeln: Gb es einen

    bessern Weg, unser Herr htt ihn uns gewiesen. Wie er auch sagt: Wermir nachfolgen will, der verzichte zuerst auf sich selber. Darauf alleinkommts an. Fahnde auf dich, und wo du d i c h findest, da gib dich auf.Das ist das Heilsamste.

    Und lass dir sagen: Es hat sich noch nie einer in diesem Leben sodarangegeben, er findet immer, wie er sich noch mehr begebe. Derer sindwenige, die das recht wahrnehmen und darin sicher stehen. Es ist recht einGleich-mit-Gleich-Vergelten und ein gerechter Kauf: So weit du selberausgehst aus den Dingen, genauso weit, keinen Schritt weniger oder mehr,geht Gott ein mit allem, was sein ist. Hier heb an und lass dichs kosten,

    was du nur leisten kannst, so findest du wahren Frieden. Und anders nicht.(Hermann Bttner, Meister Eckhart, Eugen Diederichs Verlag, Jena 1938)

    Gott ist berall zu findenHeinrich Seuse (1295-1366)

    Ein weiser Mann muss auch bei seinem ueren Tun die Achtsamkeitauf das Innere festhalten und bei der Achtsamkeit auf das Innere das

    uere Tun, wozu er Anlass und Beruf hat, nicht versumen; nur muss erbei uerlichen Arbeiten im Innern die heiligen Begierden unterhalten,damit er wieder frh genug in das Innere eingehen kann; und zugleich beiden bungen des inneren Lebens so ganz ergeben in dem Willen Gottes

    bleiben, dass er nach Zeit und Anlass sich den uerlichen Geschftengern leihen kann. Auf diese Weise wird er aus- und eingehen und berallRuhe finden, wie sie der Weise berall sucht - wird berall Weiden finden,wie unser Heiland sagt.

    Dies habe ich dir, der du deinem Gott so weit auer deinem Vaterlandnachgegangen bist, geschrieben, damit du Ihn berall, in der Nhe undFerne, finden mgest. Denn Er ist berall zu finden, weil Er berall naheist.

    Gott ist berall zu finden

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    Von der Anrufung des HerrnDer Herr ist zwar berall der allmchtige Helfer und Besieger aller

    Hindernisse, aber Er muss auch nach dem Grade und Mae desHindernisses zu Hilfe gerufen werden, sodann erst wird es geschehen, wasda geschehen soll.

    Ihr saget hier freilich: Ja, warum aber das? So wir den Herrn um Hilfeanflehen, da wird Er uns wohl nicht weniger helfen, als wir es vonntenhaben. Ich sage euch: Ihr habt in einer Hinsicht zwar wohl recht, aber nurinsoweit, als ihr daneben irrigerweise anzunehmen gentigt seid, demHerrn sei wenig oder gar nichts daran gelegen, wie euer eigenesErkenntnisvermgen bestellt ist. So etwas aber anzunehmen, meine ich,

    drfte doch ein wenig zu tricht sein.Der Herr aber wil l ja vor allem die Selbsterkenntnis der Kinder

    erheben; daher lsst Er auch alles von ihnen (selbst) eher beur tei len undbemessen, also auch ihr e Not, auf dass sie I hm dann dieselbe nach ihrerErkenntnis vortragen sollen, und Er ihnen dann helfe nach ihrereigenen Erkenntni s und Ver langen.

    Aus diesem Grunde aber, meine lieben Freunde und Brder, soll da aufder Erde auch niemand ein sndiges Hindernis auf der eben sein sollenden

    Bahn seines Lebens mit einem leichtfertigen Mastabe bemessen, sonstmuss er es sich selbst zuschreiben, wenn ihm nach vielen Gebeten nichtdie erwnschte vllige Hilfe wird.

    Denn der Herr ist zwar beraus liebevollst gut und freigebig mit SeinerGnade und Erbarmung, aber dabei dennoch stets im vollkommenstenGrade respektierend die freie Ttigkeit des Geistes in jeder Beziehung,sowohl in der Willens- als in der Erkenntnissphre.

    Unter uns aber gesagt, tut (daher) ein jeder Mensch fr sich genommenbesser, wenn er in Anbetracht seiner selbst, wie ihr zu sagen pfleget, auseiner Mcke einen Elefanten macht, als umgekehrt, und es wird dann sein,dass derjenige, der von solch einem Standpunkte aus um vieles bittet, auchviel empfangen wird; wer aber um weniges bittet, der erwarte ja nicht, dassihm der Herr ein unerkanntes und unverlangtes Plus auf den Rckennachwerfen wird.

    Tut ihr ja auch das gleiche auf der Erde untereinander. Warum sollte esder Herr nicht tun, der dafr den liebeweisesten Grund hat? Wird wohlselbst ein allerbestgesinnter reicher Mann einem, der ihn bittet, ihm

    zweihundert Taler zu leihen, allenfalls streng bentigte zweitausend Talergeben? Ich sage euch: Solches wird er nicht tun, und wsste er es auchaugenscheinlichst, dass der bittende Entleiher unumgnglich notwendig

    Von der Anrufung des Herrn

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    der greren Summe vonnten hat.Er wird wohl, ebenfalls aus dem edlen Grunde seines Herzens, zum

    Entleiher sagen: Ich leihe dir recht gerne die verlangte Summe, wenn sie

    dir in deinem Bedrfnisse nur gengen wird. Wenn bei solch einemStupfer der Entleiher noch immer in seinen blindtrichtenSchchternheitsschranken sich bewegt und bleibt bei seiner ersten Petition,saget euch selbst, wer dann die Schuld trgt, wenn dem Entleiher mit 200Talern nicht gedient ist.

    Aus dem Grunde aber soll sich ein jeder genau erforschen und seineNot genau bemessen, und dann erst an den heiligen, allmchtigen Helfersich wenden, so wird ihm schon sicher die gerechte Hilfe werden, wenn erdieselbe glaubensfest, vertrauensvoll und liebeernstlich von Ihm erwartet.

    (Geistige Sonne Bd. 2; 30,10-18)

    Nach dir, Herr, verlanget michJohannes Goner (1773-1858)

    Nach dir, Herr, verlanget mich. Meine Augen sehen stets zu dem Herrn. MeineSeele drstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann werde ich dahinkommen, dass ich Gottes Angesicht schaue? (Ps. 25, 1. 15. u. 42, 3.) Wen da

    drstet, der komme zu mir und trinke. (Joh. 7, 37.)Findest du den Heiland nicht in deiner Seele, fhlst du seine heilige

    Nhe nicht, so ruhe nicht, bis du ihn wieder findest. Suche nicht anderswo,auer ihm, Trost. Schande wre es, wenn du den so leicht entbehrenknntest, ohne den du nicht selig sein kannst; und Verbrechen wre es, ihnmissen und sich nach einem Andern umsehen. Werde daher nicht mde,ihn, wenn er sich dir zuweilen verbirgt, mit Treue, wie die Heiligen, zusuchen. Er entzieht sich dir nicht, er hat sich nur verborgen, um deineSehnsucht, dein Verlangen nach ihm zu vermehren. Wirst du mde, lsstdu nach, ihn zu suchen, nach ihm dich zu sehnen, so beleidigst du ihn so,dass er sich noch weiter von dir entfernt, und du seine freundlicheGegenwart noch lnger entbehren musst.

    Wo ist dein Verlangen, wo die Sehnsucht nach ihm? Sieht dein inneresAuge stets nach ihm? Drstet deine Seele immer nach ihm, nach demlebendigen Gott? Bist du nicht mit einem bloen Gedanken, oder einemkalten Begriffe von Gott und Christus zufrieden? Suchst du das Leben, dieKraft Gottes und Christi in deinem Herzen zu spren? Trachtest du, dahin

    zu kommen, in die Stille und Ruhe des Gemtes, in das Allerheiligstedeiner Seele, um Gottes Angesicht zu schauen, so weit man es hierschauen kann? Drste, sehne dich, verlange nach ihm wie David und duwirst den lebendigen Gott erfahren wie er - und mehr noch.

    Nach dir, Herr, verlanget mich

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    Biblische Bilder und deren BedeutungSonntagabendgesprche einer Familie

    Der Weinstock, seine Trauben und der WeinVater:Nun, liebe Kinder, habt ihr vergangene Woche getan, was ich

    euch letzten Sonntagabend geraten habe?Anna:Ich finde, Vater, dass es nicht immer und unter allen Umstnden

    so leicht ist, den Fu in l zu tauchen. Ich habe mir aber Mhe gegeben,es zu tun.

    Paul:Meine Erfahrung in dieser Beziehung ist der Annas sehr hnlich.Aber diesen Abend, werden wir ja etwas ber den neuen Wein hren, vonwelchem im Evangelium die Rede ist.

    Vater:Es ist unsere Absicht den biblischen Charakter des Weinstockesund seines Gewchses zu betrachten.

    Anna: Ich wei bereits, und ich glaube, auch Paul wei, dass derWeinstock ein Bild der Kirche ist.

    Vater: Ich denke, Anna, wir werden finden, dass der Weinstock dasBild eines und desselben Dinges unter vier verschiedenen Gestaltungen ist.Frs erste ist er ein Bild unseres Herrn Jesus Christus; zweitens ist er ein

    Bild der Kirche, die Ihn als ihr Leben aufnimmt; drittens ist er ein Bild desGliedes einer solchen Kirche; und viertens ein Bild des Grundsatzes derWahrheit, welcher in das Gemt der Kinder Gottes eingepflanzt wird.

    Paul:Was meinst du, Vater, unter einem und demselben Ding in vierverschiedenen Gestaltungen?

    Vater: Ich meine, dass in allen Fllen der Weinstock in Wirklichkeitein Bild Jesu ist. Die Kirche lebt und jedes ihrer Glieder lebt, weil Jesus inihnen ist, und Er ist, sozusagen, die in unsere Seelen eingepflanzte

    Wahrheit.Paul: Ich verstehe dich vollkommen. Ich wei, dass Jesus der wahre

    Weinstock ist, weil Er uns in Johannes Kapitel 15 so gelehrt hat.Anna: Darber kann kein Zweifel sein, dass der Weinstock ein Bild

    Jesu ist. Ich bin, sagte Er, der wahre Weinstock, und mein Vater ist derWeingrtner (Joh.15,1).

    Vater: Damit wre unser erster Punkt, dass der Weinstock ein BildJesu ist, festgestellt. Nun zum zweiten Punkt, dass der Weinstock ein Bild

    der Kirche ist.Mutter:Ich glaube, das ergibt sich ganz klar aus Psalm 80.Vater:Ganz richtig. Die Geschichte des Weinstocks, welche in jenem

    Psalm erwhnt wird, ist, wie deutlich zu ersehen, die Geschichte der

    Biblische Bilder und deren Bedeutung

  • 8/12/2019 Geistiges Leben 2013-4

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    GL 4/2013 35

    jdischen Kirche.Paul: Nichts anderes kann im neunten Vers gemeint sein: Du hast

    einen Weinstock aus gypten gebracht, und hast vertrieben die Heiden,

    und denselben gepflanzt.Anna:In Hosea 10,1 heit es, Israel ist ein leerer Weinstock, und dasbeweist deutlich, dass der Weinstock ein Bild der Kirche ist.

    Vater: Sehr gut. Das setzt unseren zweiten Punkt fest. In Bezug aufunseren dritten Punkt, mchte ich euch fragen, ist nicht jeder Angehrigeder Kirche ein 'leerer Weinstock', wenn er keine Frucht bringt?

    Paul:Gewiss Vater. Jeder, der zur Kirche gehrt, und nicht, was manFrchte des Glaubens nennt, hervorbringt, ist ein leerer Weinstock.

    Vater:Wenn ihr 5. Mose 32,31-32 aufschlaget, werdet ihr finden, dassder Weinstock ein Bild des Glaubensgrundsatzes ist, der im Gemt desVolkes Wurzel gefasst hat, und damit wre der vierte Punkt festgestellt.

    Anna: Hier ist die Stelle. Denn nicht wie unser Fels ist ihr Fels;unsere Feinde seien Richter! Denn von den Reben Sodoms sind ihreReben, und von den Gefilden Gomorrahs; ihre Trauben sind giftigeTrauben; bittere Beeren haben sie.

    Vater: Das ist genug. Was meint ihr nun, dass unter den RebenSodoms, deren Trauben giftig sind und bittere Beeren haben,

    verstanden sei?Paul:Sicher nichts anderes, Vater, als irgendein falsches und boshaftes

    Prinzip des Herzens, das bse Taten hervorbringt.Vater:Mit dieser Tatsache bekannt, werden wir leicht die Bedeutung

    der Trauben erkennen. In Wirklichkeit ist sie bereits angedeutet.Paul:Alle Frchte, sagtest du uns, seien die Symbole von Handlungen,

    und die Handlungen der Menschen sind verschieden je nach denGrundstzen, welche in dieselben eingepflanzt sind.

    Vater: Das ist vollkommen wahr. Wie nun Oliven ein Bild derHandlungen sind, welche aus der Liebe flieen, und voll des les derLiebe sind, so sind Trauben Bilder von Handlungen, die aus dem Glaubenflieen, und die von dem Wein des Glaubens durchdrungen sind.

    Paul:Verstehst du unter Glauben dasselbe, wie unter Wahrheit?Vater:Jawohl. Wenn wir die Wahrheit aufnehmen, eignen wir uns den

    Glauben an. Erinnert ihr euch der ersten Verse in Jesaja 5 ?Anna: O ja, Vater. Sie handeln von einem Weinberg, der an einem

    fruchtbaren Hgel gelegen war, in welchem die besten Weine angebautwurden.Vater