geistiges leben 2011-4

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  • 8/2/2019 Geistiges Leben 2011-4

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    Es geschah zu BethlehemEs geschah zu BethlehemWas knnen wir tun?Was knnen wir tun?Seelisches UngezieferSeelisches Ungeziefer

    Der Weg nach InnenDer Weg nach InnenDie christlichen PhariserDie christlichen Phariser

    Wie das Herz, so GottWie das Herz, so GottEin Blick ins HimmelreichEin Blick ins Himmelreichbung macht den Meisterbung macht den Meister

    Frieden erwerben und unermdlich weiterstrebenFrieden erwerben und unermdlich weiterstreben

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    SPENDENKONTENBaden-Wrttemb. Bank AG Bietigheim-Bissingen

    Kto.: 7818500173 BLZ: 60050101BIC: SOLADEST IBAN: DE27 6005 0101 7818 5001 73

    Postgiro Stuttgart Kto. 9096-705 BLZ 600 100 70Kreisspark. Miesbach/Tegernsee Kto. 430 203 240 BLZ 711 525 70Creditanstalt Bankv. Graz (A) Kto 01873 312 101 BLZ 12 000Postscheckkonto Basel (CH) Kto. 80-50414-3

    IMPRESSUMHerausgeber: Lorber-Gesellschaft e.V.Verwaltungsanschrift: Postfach 114

    83731 Hausham / DeutschlandTel.: 08026-8624 / Fax: 08026-3294

    E-Mail-Anschrift: [email protected]: www.Lorber-Gesellschaft.de

    Schriftleitung: Klaus W. KardelkeRedaktion: Angelika Penkin

    INHALT

    Karl May Ich fragte zu den Sternen S. 2Klaus W. Kardelke Editorial S. 3Erika Petrick Es geschah zu Behlehem S. 5Gerd Kujoth Was knnen wir tun? S. 12Jakob Lorber Seelisches Ungeziefer S. 26Johannes Tauler Der Weg nach Innen S. 28Heinrich Jung-Stilling Die christlichen Phariser S. 32Jakob Lorber Wie das Herz, so Gott S. 40Joseph Hahn Ein Blick ins Himmelreich S. 42Jakob Lorber bung macht den Meister S. 46Jakob Lorber Ohne bung ntzt keine Theorie S. 47Thomas von Kempen Frieden erwerben und unermdlich weiterstreben S. 48Teresa von Avila Aussprache mit anderen S. 49

    Weisheitsgeschichten Die 9-Kuh Frau S. 50Diamanten auf dem Weg S. 51Spuren am Weg S. 53

    Jakob Lorber Gttlicher Gesundheitsrat S. 54Verschiedenes S. 55

    Mit Namen des Verfassers versehene Beitrge mssen nicht mit der Auffassung derSchriftleitung bereinstimmen.

    Die Zeitschrift erscheint viermal jhrlich auf freiwilliger Spendenbasis.

    Beitrge richten Sie bitte an die Schriftleitung.

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    Jahrgang 31 2011 Heft 4

    - Zeitschrift im Geiste christlicher Mystik -

    Siehe, ich stehe vor der Tr und klopfe an.So jemand meine Stimme hren wird und die Tr auftun,zu dem werde ich eingehen und das Abendmahl mit ihm

    halten und er mit mir.(Offenbarung 3,20)

    Sieh, es ist aber auch nicht ein Mensch daheim,und alle Tren sind fest verschlossen!

    Mache dir nichts daraus! Denn sieh, das wird uns naturmig,und ganz besonders geistig, noch sehr oft und vielfach begegnen,

    dass wir vom Durste unserer Liebe getrieben an die Tren(Herzen) der Menschen pochen werden, zu suchen ein Gef

    zum Schpfen des lebendigen Wassers; aber wir werden dieHerzen verschlossen und leer finden!

    (GEJ.01_029,1-2)

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    2 GL 4/2011Macht hoch die Tr

    Macht hoch die Tr, die Tor macht weit;es kommt der Herr der Herrlichkeit,

    ein Knig aller Knigreich,

    ein Heiland aller Welt zugleich,der Heil und Leben mit sich bringt;

    derhalben jauchzt, mit Freuden singt:Gelobet sei mein Gott,

    mein Schpfer reich von Rat.

    Er ist gerecht, ein Helfer wert;Sanftmtigkeit ist sein Gefhrt,sein Knigskron ist Heiligkeit,

    sein Zepter ist Barmherzigkeit;all unsre Not zum End er bringt,derhalben jauchzt, mit Freuden singt:

    Gelobet sei mein Gott,mein Heiland gro von Tat.

    O wohl dem Land, o wohl der Stadt,so diesen Knig bei sich hat.Wohl allen Herzen insgemein,

    da dieser Knig ziehet ein.

    Er ist die rechte Freudensonn,bringt mit sich lauter Freud und Wonn.

    Gelobet sei mein Gott,mein Trster frh und spat.

    Macht hoch die Tr, die Tor macht weit,eur Herz zum Tempel zubereit.Die Zweiglein der Gottseligkeit

    steckt auf mit Andacht, Lust und Freud;

    so kommt der Knig auch zu euch,ja, Heil und Leben mit zugleich.Gelobet sei mein Gott,

    voll Rat, voll Tat, voll Gnad.

    Komm, o mein Heiland Jesu Christ,meins Herzens Tr dir offen ist.Ach zieh mit deiner Gnade ein;

    dein Freundlichkeit auch uns erschein.Dein Heilger Geist uns fhr und leit

    den Weg zur ewgen Seligkeit.Dem Namen dein, o Herr,

    sei ewig Preis und Ehr. Text Georg Weissel(15901635)

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    GL 4/2011 3

    Editorial

    Unser Heiland spricht:Siehe, ich stehe vor der Tr und

    klopfe an.(Offb 3,20), und gerade in der vorweihnachtlichenZeit klopft der Heiland der Welt vermehrt an die Trenunserer Herzen, um eingelassen zu werden, denn zu keineranderen Jahreszeit werden wir mehr an Seine Gegenwarterinnert.

    Wren wir achtsamer und stiller und mehr im Herzenzuhause, wrden wir vielleicht dieses Pochen an unsererHerzenstr und Seine Stimme deutlicher vernehmen und knnten Ihm dieTre unseres Herzens aufmachen, damit er einkehren kann.

    Doch nur selten sind wir so verinnerlicht, dass wir Seine Gegenwart vorunserer Herzenstre, geschweige denn Seine Stimme in unserem Herzen,wahrnehmen. Denn da wir in unserem Herzen selten zuhause sind, sondernmeist auswrts zu tun haben, knnen wir Ihn auch nicht hereinbitten.

    Leider haben wir es meist nicht gelernt in unser Herz einzukehren unddaheim zu bleiben, sondern sind stndig mit unseren Sinnen und Trachtenauswrts beschftigt. Wie sollen wir dem Vater da die Tre zu unseremHerzen ffnen, wenn wir uns nicht in demselben, nicht zuhause, befinden.

    Und so rt uns der Herr auch:Bleibet fein zu Hause, auf dass, so Ichin der Blde kommen werde, Ich euch auch daheimantreffe (HiG.03_49.04.06,22), denn Mich werdet ihr stets daheimantreffen. (RB.02_303,11)

    Nur in der Liebe unseres Herzens ist der Vater zuhause, dorthin mssenauch wir immer wieder heimkehren und einkehren, und unsere Wohnungnehmen, um dem himmlischen Vater zu begegnen.

    Da Ich wohne in der Liebe, da bin Ich eigentlichst zu Hause und

    ziehe ewig nimmer aus aus solcher Wohnsttte! Lasse Mich daherfortwhrend wohnen in deinem Herzen, und Ich werde fr dich in keinerVerborgenheit wohnen! (JJ.01_247,17-18)

    Dennso Ich vom Heimkehren rede,spricht der Herr, da meine undverstehe Ich das Innere des Menschen, welches ist der wahrhaft geistigeSammelplatz des Lebens, der Kraft, der Macht und aller Weisheit. Wir

    bedrfen der inneren geistigen Ruhe, denn diese ist eine rechteHeimat. (GEJ.01_194,02)

    Es gilt also in der inneren Heimat unseres Herzens, in der Ruhe undStille durch Einkehr und Verinnerlichung, daheim zu sein, und uns nicht inder ueren Welt, in der Fremde, zu verirren. Diese innere Heimat undWohnsttte des Geistes muss aber durch unserer Liebe zu Gott und zum

    Editorial

    Klaus W. KardelkeGeschftsfhrender

    Vorsitzender derLorber-Gesellschaft

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    4 GL 4/2011Editorial

    Nchsten gereinigt und hell erleuchtet sein und so von allen weltlichenNeigungen und Sehnschten befreit.

    Und siehe, so ist dein Herz auch ein Haus der Seele und vorzglich

    des Geistes! Wenn du aber immer nach auen hinaus ttig bist, wannwirst du da dein Lebenshaus reinigen, auf dass dein Geist gedeihe in derguten Luft deiner Seele? Also ist frs Gedeihen der Seele und des Geistesin ihr vor allem, was du tust,die uere Ruhe notwendig! (GEJ.3_61,2-3)

    Denn nur dort kehre Ich ein, wo das Herz in der Liebe zu Mirentzndet ist, und Ich werde dann auch in diesem Herzen als einem Mirrecht wohlgeflligen Hause alsbald Platz nehmen. (GEJ.11_1,7)

    Schon der Psalmist sang: Machet die Tore weit und die Tren in derWelt hoch, dass der Knig der Ehren einziehe! (Ps. 24,7 -10) Das heit,unsere Herzen sollen zu Seiner Aufnahme so weit als mglich und unsereLiebe zu Ihm ber die Sterne hinaus erhht sein; denn unsere Herzen sind

    das Tor, das weit zu machen ist, und die reine Liebe zu Ihm ist die Tr,die ber alles erhht werden soll! (GEJ.1_73,8)

    Und so singen wir in der Advents und Weihnachtszeit das Lied:Macht hoch die Tr, die Tor macht weit; es kommt der Herr der

    Herrlichkeit, um den Weltenheiland einzuladen in die Kirchen undHuser, nicht ahnend, dass Er doch nur im Herzen eines jeden glubigen

    und gottliebenden Menschen Wohnung nehmen will.Doch der Herr wird dort solange nicht einziehen, bis unser Herz Ihn

    selbst heiliebend und voll lebendiger Sehnsucht ergreift und an sich ziehtund so die Tren und Tore weit geffnet stehen, damit der Knig derEhren Einzug halten kann.

    Mgen wir in der jetzigen Adventszeit unsere Herzen immer mehr nachunserem himmlischen Vater ausstrecken und ihn heiliebend umfangen,dann wird Er auch vor unserer Herzenstre stehen und anklopfen und wir

    werden, da wir ja dann in der Liebe zuhause sind, sein Pochen und SeineStimme in unseren Herzen vernehmen und Ihm ffnen knnen.

    Die Lorber-Gesellschaft dankt allen Freunden und Frderern fr IhreGebete und Untersttzungen und wnscht allen ein gesegnetesWeihnachtsfest und ein gutes Neues Jahr.

    Euer Klaus Kardelke

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    Es geschah zu BethlehemDie Weihnachtsgeschichte nacherzhlt von Erika Petrick

    Sehr sanft setzte die Eselin die Fe auf den steinigen Pfad. Es war alswsste sie um die Heiligkeit ihrer Last. Maria blickte in die Ferne, wo diesinkende Sonne die Wolken in Gold und Purpur tauchte. Nun verschattetensich Marias Zge. Sie sah weinende Gestalten, eingehllt in blutrote

    Nebelwolken. Es waren viele ihres Volkes darunter. Und Trnen derTrauer feuchteten Marias Angesicht. Doch nicht lange, so schaute sieunzhlige Gestalten im goldenen Glanz gttlicher Liebe. Und MariasAntlitz ward davon erhellt.

    Joseph wunderte sich ber Marias Gebaren, aber er wusste, dass sie zumanchen Zeiten Gesichte hatte.Als sie nun in die Nhe von Bethlehem kamen, sprach Maria: Das in

    mir ist, fngt ganz gewaltig an, mich zu bedrngen. Bringet mich in jeneHhle, da sonst keine Herberge in der Nhe ist.

    Es war ein Notstall fr die Herde, die auf dem Feld gehtet wurde. Esfand sich Heu und Stroh fr ein notdrftiges Lager und sie betteten Mariadarauf.

    Joseph gab seinen Shnen die ntigen Anordnungen und wollte nun

    hinaufgehen nach Bethlehem, in die Stadt seiner Vter, eine Wehmutter zuholen.

    Gar Wundersames erlebte er, als er hinaustrat in diese Nacht: Er wolltegehen und konnte doch nicht den Ort verlassen. Ein Unsichtbares hielt ihnfest. Der Bach, der in der Nhe zu Tal rauschte, hielt in seinem Rauschen

    pltzlich inne, als htte sein Quellgeist ihn verlassen, um einemgeheimnisvollen Drange zu folgen und seinem innersten Leben von dergrten aller Quellen neue Kraft zu holen. Die Vgel, die in den sten der

    Bume saen, hatten nicht ihre Kpfe verborgen im Gefieder, sondernblickten hinber zu der Hhle, in der Maria lag. Kein Laut war zu hren,so als zitterten ihre kleinen Vogelseelen im Erfhlen einer grten Wonne.Desgleichen waren Schafe auf dem Felde mit ihren Hirten. Auch diesestanden still, als wren sie in einen berirdischen Bann geraten. Arbeiter,die in der Nhe ihr Nachtmahl verzehrten, hielten inne, als wre einehhere Kraft ber sie gekommen, die ihre eigene in Nichtigkeit wandelte.Und alle wunderten sich ber die Maen, da ihnen dergleichen noch nie

    geschehen war.Nun blickte Joseph auf zum nchtlichen Sternenhimmel und gewahrte,dass weder der aufgehende Mond noch die Wandelsterne sich von ihremPlatz bewegt hatten. Joseph entsann sich der Worte, die er vor seiner

    Es geschah zu Bethlehem

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    Abreise gehrt hatte:Mit dir ist der Herr Selbst, der ewig war, der Himmel und Erde

    erschaffen hat. Er wird mit dir ziehen nach Bethlehem.

    Sollte nun der Schpfer Himmels und der Erden hier in all SeinerMacht gegenwrtig sein? All Seine Geschpfe ringsum sprten underschauerten vor dieser Allgewalt. Auch Joseph vermochte nicht, diese

    bannende Sphre zu verlassen.Da kam ein Weib den Berg von Bethlehem herab und fragte ihn nach

    seinem Vorhaben so spt in der Nacht. Joseph berichtete ihr von MariasStunde. Dies aber war die Wehmutter, die am gleichen Tage ein Gesichtgehabt, das ihr wunderbares Geschehen offenbarte. Darum hatte sie sichhierher auf den Weg gemacht.

    Als Joseph und die Wehmutter sich der Hhle nherten, wurde diesevon einer weien Wolke verhllt, so dass sie den Eingang nicht fanden.

    Ich sage dir vor Gott, meinem Herrn: Israel ist ein groes Heil wider-fahren. Ein Retter kam, von oben gesandt, zur Zeit unsrer groen Not.

    Nach diesen Worten der Wehmutter wich die Wolke, und eingewaltiges Licht drang aus der Hhle, das ihre Augen nicht zu ertragenvermochten. Wieder sprach das Weib: Ich sage dir, hier ist mehr als allePropheten.

    Danach ward das Licht ertrglicher, und das Kindlein ward sichtbar,wie es gerade zum ersten Mal die Brust der Mutter nahm. Die Wehmuttertrat mit Joseph nher in die Hhle und fand, dass alles auf das Beste gelstwar.

    Wahrlich, sprach sie, das ist der von allen Propheten geweissagteErlser, der da frei sein wird schon im Mutterleib, um anzudeuten, dass erall die harten Bande des Gesetzes lsen wird. Dass er als kaum geborenesKind schon nach der Brust der Mutter greift, soll bezeugen, dass dieses

    Kind als Mann die Welt richten wird nach der Liebe und nicht nach demGesetz.

    Die Shne Josephs waren ermdet von der Reise und wollten sich zurRuhe legen. Joseph aber sagte: Wir sollten nicht schlfrig sein, wenn unsder Herr heimsucht. Gehet hin und rhret an das Kindlein. Ihr werdet als-

    bald gestrkt sein. Und also geschah es. Das Kindlein lchelte sie an undstreckte seine Hndchen nach ihnen aus, als htte es sie als Brder erkannt.Und alle verwunderten sich sehr.

    Da die Nacht nun sehr khl wurde, brachte Joseph den Esel und denOchsen dicht an Marias und des Kindleins Lager, damit deren Hauch sieerwrme. So begab sich das allgewaltige Gotteslicht Seiner Macht, auf dasauch die stumme Kreatur Ihm zu dienen vermochte.

    Es geschah zu Bethlehem

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    In der ersten Stunde vor Sonnenaufgang vernahmen alle gar mchtigeLobgesnge drauen vor der Hhle. Sie eilten hinaus. Und alle Rume desFirmaments waren erfllt mit zahllosen Myriaden leuchtender Engel, die

    sangen:Tauet herab, ihr Himmel, den Gerechten! Friede den Menschen aufder Erde, die eines guten Willens sind! Ehre sei Gott in der Hhe in Dem,der kommt im Namen des Herrn!

    Joseph berkam eine groe Furcht, da der ganzen Welt offenbartwurde, was hier geschehen war. Er dachte an Verfolgung und Flucht.

    Maria aber sprach: Der Herr hat uns bisher gefhrt, so werden wirauch weiter unter Seinem Schutz sicher sein. Wohin sollten wir fliehen, soEr uns vor der Welt offenbaren will? Daher geschehe Sein Wille!

    Maria hatte kaum diese Worte gesprochen, siehe, da standen zweiEngel vor der Hhle. Sie hatten den Hirten den Weg gewiesen zu Dem,dem ihre Lobgesnge galten. Die Engel und Hirten traten ein, knietennieder vor dem Kind und beteten es an.

    Joseph ward erschttert in seiner Seele und sprach: O Gott, wasbedeutet solches? Hast Du Selbst Fleisch angenommen in diesem Kinde?Wie wre es sonst mglich, dass es angebetet wrde von Deinen Engeln?Bist Du aber hier, o Herr, was ist denn nun mit dem Tempel und dem

    Allerheiligsten?Alsbald trat ein Engel zu Joseph und sprach: Frage nicht und sorge

    nicht! Denn der Herr hat die Erde erwhlt zum Schauplatz SeinerErbarmung und hat nun heimgesucht Sein Volk, wie Er es vorhergesagtdurch den Mund Seiner Propheten. Was aber nun geschieht vor deinenAugen, das geschieht nach dem Willen Dessen, der da ist heilig,berheilig.

    Als die Sonne aufging, wurden die Engel unsichtbar. Die Hirten aber

    brachten Maria mancherlei Strkungen.Joseph war in Sorge wegen der Beschreibung in der Stadt bei dem

    rmischen Hauptmann. Und wieder war es so gefgt, dass alles sich zumBesten wendete. Denn der rmische Hauptmann hatte Wohnunggenommen bei der Wehmutter. Als sie ihm einiges kundtat von derFamilie drauen im Felsenstall vor der Stadt, sprach der junge HauptmannCornelius: Ich fhle einen unerklrlichen Drang, zu dieser Familiehinauszugehen. So fhre mich dorthin!

    Vor der Hhle angekommen, gestand er: Wie leicht gehe ich in Romzu meinem Kaiser, und wie schwer wird es mir hier, in diese Hhleeinzutreten!

    Vor dem Kindlein, das ihm entgegenlchelte, bekannte er: Frwahr,

    Es geschah zu Bethlehem

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    8 GL 4/2011Es geschah zu Bethlehem

    ich bin wie neu geboren. Noch nie habe ich eine solche Ruhe und Freudein mir gefhlt.

    Er blieb als Gast in der Hhle und lie Speisen und Zelte aus der Stadt

    herbeischaffen.Cornelius war ein lerneifriger Mann, hatte in den alten Schriften derJuden gelesen und wusste von dem geweissagten Knig. Nun fand er hieralles in Wahrheit erfllt und wollte dieses Geschehnis nach Rom melden.

    Die Wehmutter aber widerriet, solches zu tun und wies gen Himmel,wo die Sonne schon vier Stunden an gleicher Stelle im Osten stand, alsgetraue sie sich nicht, weiter ihre Bahn zu ziehen: Dieser Familie stehenalle Mchte der Himmel zu Gebote.

    Frwahr! erstaunte der Hauptmann, dies hier ist der mchtigste allerGtter, und ich muss doch solch groe Begebenheit dem Kaiser in Romkundtun.

    Bei diesen Worten erschienen zwei mchtige Engel. Ihre Angesichterund Kleider leuchteten wie die Sonne. Und sie sprachen: Schweige vondem, was du hier gesehen hast! Sonst gehst du und auch Rom heute nochzugrunde!

    Cornelius befiel eine groe Furcht. Als die Engel ihn verlassen hatten,ging er hin zu Joseph und sprach: Hier ist endlos viel mehr als ein

    werdender Knig der Juden. Hier ist Der, dem alle Himmel und Hllen zuGebote stehen. Lass mich wieder ziehen, denn ich bin's nicht wert, insolcher Nhe Gottes zu sein.

    Hierauf entgegnete ihm Joseph: Gott, der Herr, hat jedem Menschenden freien Willen gegeben. Htte ich dir aber zu raten, wrde ich meinen:Freund, bleibe! Denn besser aufgehoben bist du nun wohl in der ganzenWelt nicht als hier unter dem sichtbaren Schutze aller himmlischenMchte.

    So blieb der Hauptmann und sorgte fr das Wohlergehen dieser armenund doch berreichen Familie.

    Am sechsten Tage kam ein Engel zu Joseph und gebot ihm, nachJerusalem zu ziehen, damit an dem Kind alles so erfllt werde im Tempel,wie das Gesetz es befahl. Danach sollte er wieder hierher zurckkehren.

    Der Hauptmann lie indessen die Hhle bewachen, damit sie ihnen alsHerberge erhalten blieb.

    Im Tempel erhielt das Kind den Namen Jesus, so wie es der Engel bei

    der Verkndigung und auch spter dem Joseph anbefohlen hatte.Zu derselben Zeit war ein frommer, alter Mann im Tempel, der hieSimeon. Ihm hatte der Geist des Herrn offenbart, dass er nicht frher vonhinnen gehen wrde, als bis er Jesus, den Gesalbten Gottes, gesehen htte.

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    Nun bat Simeon Maria, ob er das Kindlein auf seine Arme nehmen drfe.Als ihm dieses gewhrt wurde, kam der Geist ber ihn, und er sprach:

    Herr, nun lsst Du Deinen Diener in Frieden fahren, denn meine

    Augen haben den Heiland gesehen, den Du bereitet hast allen Vlkern! EinLicht, zu leuchten den Heiden, ein Licht zum Preise Deines Volkes! Erwird gesetzt zum Falle und zur Auferstehung vieler in Israel. Ein Schwertaber wird, Maria, durch deine Seele dringen. Darauf segnete er Maria,diese verstand nicht die Worte Simeons, bewahrte sie aber in IhremHerzen.

    Zu dieser Zeit lebte auch die sehr fromme Prophetin Hanna im Tempel.Sie kam nun herbei, durfte das Kind in die Arme nehmen und pries Gott,den Herrn, den Erlser der Welt. Zu Maria sprach sie: Glcklich undgesegnet bist du, o Jungfrau, da du die Mutter meines Herrn bist! Lass esdir aber nicht gelsten, dich darum preisen zu lassen. Denn allein das Kindist wrdig, von uns allen gepriesen und angebetet zu werden!

    Joseph und Maria suchten in der Stadt eine Herberge fr die Nacht. Einjunger, vornehmer Israelit, der des Weges kamund Joseph und Maria vomHohen Gericht her wohl kannte, erbot sich, sie fr einen Groschen inseinem Hause zur Nacht aufzunehmen. Er fhrte sie in die rmlichsteKammer, die es unter dem Dach seines Palastes gab. Als er am nchsten

    Morgen um den Groschen kam, reichte die Wehmutter ihm das Geld undsprach: Du Unwissender und Hartherziger, all deine groen Gemcher,mit Gold und kostbaren Edelsteinen geziert, wren zu gering gewesen frdiese Herrlichkeit, die da eingekehrt war in deine drftige Kammer. Geheaber und rhre das Kind an, damit die Binde falle von deinen Augen unddu sehest, wer dich heimgesucht hat! Ich als Wehmutter habe das alteRecht, dir solches zu gestatten.

    Hier ging der Hausherr, Nikodemus mit Namen, rhrte an das Kind,

    und die innere Sehe ward ihm geffnet fr kurze Zeit, und er sah dieHerrlichkeit Gottes. Er fiel alsbald nieder und betete das Kind an undsprach: Welche Gnade und Erbarmung muss, o Herr, in Dir sein, dass Dualso Dein Volk heimsuchst!

    Danach ging Nikodemus weinend hinaus, weil er die Nhe Gottes ver-kannt hatte. Spter lie er diese Kammer mit Gold und Edelsteinenschmcken.

    Wieder in Bethlehem, ward dem Kind ein Kripplein als Bettchen zuge-

    richtet, ein gar rmliches fr den Herrn Himmels und der Erde. Der Haupt-mann lie Marias Lager und das Kripplein mit warmen Steinen umstellen,denn es war eine kalte Nacht, in der das Wasser im Freien zu festem Eiseward. Und so begab sich wiederum das allgewaltige Gotteslicht Seiner

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    Macht, auf dass sogar die toten Steine ihm zu dienen vermochten.Hauptmann Cornelius erhielt Kunde, eine persische Karawane sei in Je-

    rusalem eingetroffen. Drei ihrer Anfhrer htten bei Herodes nach dem

    neugeborenen Knig der Juden gefragt. Der Hauptmann riet Joseph, in derabgelegenen Hhle mit den Seinen zu verbleiben, da er dem herrsch- undrnkeschtigen Herodes misstraute. Hier bei Bethlehem knnte er am

    besten die Familie mit seinen Legionen schtzen.Joseph war voll Unruhe und Sorge. Maria jedoch trstete ihn, alle Kraft

    und Herrlichkeit des Herrn wren doch bei ihnen. Trotz aller Wachsamkeitdes Hauptmanns kam die persische Karawane bis vor die Hhle und schlugda ihre Zelte auf.

    Joseph und die Seinen waren in Aufregung, was nun geschehen sollte.Drei der vornehmsten unter den Angekommenen, reich geschmckt, n-herten sich dem Felsenstall. Ihre Diener trugen ihnen golddurchwirkteScke nach.

    Dem Hauptmann, der herbeigeeilt war, sagten sie, dass sieSternkundige aus Persien seien. Sie htten in einer alten Prophezeiunggelesen, dass in dieser Zeit und in diesem Lande der Knig aller Knigegeboren wrde. Ein Licht, so hell wie ein Stern, sei vor ihnen hergezogenund htte sie hierher gefhrt. Warum dieses Himmelslicht sie noch ber

    Jerusalem gefhrt, war wohl nicht zu ergrnden.Nun wollten die drei Weisen ihre Huldigung dem Kinde darbringen.

    Feierlichen Schrittes nherten sie sich der rmlichen Krippe, darinnen dasKindlein lag. Sogleich fhlten sie tief in ihren Herzen, dass da gttlicheMacht und Herrlichkeit strahlte. Sie fielen nieder auf ihr Angesicht und

    beteten den Heiland der Welt an. Die Namen der drei Weisen waren:Chaspera, Melcheor und Balthehasara.

    Neben dem ersten befand sich der Geist Adams, der ein gar groes Ver-

    langen hatte, seinen Erlser zu schauen.Chaspera lobte und pries Gott. Er berreichte Maria eine kostbare

    Gabe, 33 Pfund feinsten Weihrauchs als Sinnbild seiner Andacht undgeistigen Versenkung.

    Der zweite, ein Mohr, hatte aus seinem Lande den Geist Kains bei sich.Auch ihnen ward vergnnt, vor ihrem Erlser zu knien. Melcheor ber-

    reichte Maria als Gabe einen groen Beutel reinsten Goldes als Sinnbildeines reinen Herzens.

    Mit Balthehasar, dem dritten, war der Geist Abrahams gekommen, derunaussprechliche Freude hatte, diesen Tag schauen zu drfen.Dieser dritte der Weisen brachte als Opfergabe allerfeinste Goldmyrrhe

    als Zeichen seiner Liebe zu dem gttlichen Kind. Maria und Joseph waren

    Es geschah zu Bethlehem

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    gerhrt, wie sich ihre Furcht vor den Fremden in eitel Freude gewandelthatte, und sie lobten und dankten Gott.

    Als die drei Weisen sich in ihre Zelte begeben hatten, meinte Maria zu

    Joseph, nun knnten sie fr den Wert der Geschenke sich ein ansehnlichesLandgut kaufen und dem Kinde eine gute Erziehung angedeihen lassen.Joseph aber wollte warten, bis ihm der Wille des Herrn kundgetan

    wrde auch in dieser Sache, denn dem Kinde allein gehrten dieseSchtze. Gottes heiliger Wille sei ihm der kstlichste Weihrauch, SeineGnade das reinste Gold und Seine Liebe die allerkstlichste Myrrhe.

    Maria war zu Trnen gerhrt ber die groe Frmmigkeit Josephs. DasKind aber sah Seinen Nhrvater lchelnd an und hob ein Hndchen auf, alswollte es ihn segnen.

    Die drei Weisen berieten indessen in ihrem Zelt, ob sie dem Herodesdas gegebene Wort halten mssten. Sie hatten versprochen, ihm alles

    Nhere ber den neugeborenen Knig auf der Rckreise kundzutun. Nunhatte der Hauptmann ihnen dieses strengstens untersagt.

    Pltzlich ward es in dem dmmrigen Zelt hell, und ein Engel trat untersie und sprach: Sorget euch nicht! Mein Licht wird euch geraden Wegs ineure Heimat fhren! Und also geschah's.

    Dem Joseph und der Maria aber erschien im Traum ein Engel, der

    ihnen kundtat, dass sie nun des Herodes wegen sofort zur Flucht nachgypten aufbrechen mssten. Deshalb sollten sie sich noch einigeLasttiere kaufen.

    Cornelius war ihnen bei diesen schnellen Vorbereitungen eine groeHilfe. So befahl Joseph sich und die Seinen auf dieser langen Reise demSchutze und der Fhrung des Herrn.

    Der Hauptmann geleitete sie ber das Gebirge bis an die syrischeGrenze. Hier berreichte er Joseph einen Schutzbrief an seinen Bruder

    Cyrenius, der Landpfleger in Syrien war.Cornelius fiel der Abschied schwer, da er diese Familie sehr in sein

    Herz geschlossen hatte, und er fragte Joseph: Werde ich dich je wiedersehen und dieses Kind mit der Mutter?

    Joseph antwortete prophetisch: Es werden kaum drei Jahre vergehen,so wird dieses geschehen.

    (nach dem Jakobusevangelium Die Kindheit und Jugend Jesu durch Jakob Lorber)

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    Was knnen wir tun?

    Gerd Kujoth

    1. Das Wort Gottes gleicht einem SamenkornDie neue Offenbarung durch Jakob Lorber ist ein

    umfangreiches Werk und wir erfreuen und erbauen uns anihren Worten, wenn wir sie lesen, denn sie sind keineMenschenworte, sondern Gottesworte. Sind nun dieseGottesworte, die wir lesen und die auf den Seiten derBcher gedruckt stehen, lebendig oder tot? - Wohl sind dieauf dem Papier gedruckten Buchstaben tot, aber der Sinn,

    der diesen Buchstaben zugrunde liegt, ist hchst lebendig.Diese Lebendigkeit ntzt uns aber nichts, solange wir nichtdas Gotteswort in uns lebendig machen. Das Wort Gottes gleicht denSamenkrnern und der innere Sinn, der in diesen Gottesworten verborgenruht, ist der lebendige Keim. Der lebendige Keim aber ist Gott Selbst inden Buchstaben des Gotteswortes. Durch das Lesen und durch die glubigeAnnahme und liebevolle Aufnahme sen wir die Samenkrner des WortesGottes in das Erdreich unseres Herzens. Diese Samenkrner des Wortes

    Gottes mssen nun in unserem Herzensacker aufgehen. Wie aber geht derSame auf? - Durch das tatkrftige Befolgen der Gottesworte geht der Samein uns auf. Durch die Ttigkeit nach dem Wort Gottes machen wir dasWort in uns lebendig und nehmen dadurch Gott Selbst in uns auf. Jesussagt: Nur sehr weniges davon bedarf der Mensch, ein kleinstesSenfkrnlein nur; wenn er es ins Lebenserdreich seines Herzens legt undes dann emsig und ttig pflegt, so wird daraus ein Baum erwachsen, unterdessen sten auch die Vgel der Himmel ihre Wohnung nehmen

    werden. (5.GEJ 124,1)Nur sehr wenige Gottesworte bedarf der Mensch, nur so viel wie einkleines Senfkrnlein, um das Gottesreich gleich einem starken Baum insich erwachsen zu lassen. Deshalb hren wir manchmal von einigenGeistesfreunden, und sie haben Recht, wir brauchten nicht so viel zu lesen,sondern nur zu tun. Das gilt aber besonders fr diejenigen, die das

    Neuoffenbarungswerk schon durchgelesen haben, manchmal sogarmehrere Male. Und es fragt sich da, ob alle diejenigen, die das Werk schonfnfmal gelesen haben, es auch nur einmal in die Tat umgesetzt haben.Aber wer bisher nur wenig davon gelesen hat, der sollte auch lesen, wasdarin geschrieben steht. Nicht umsonst hat uns der himmlische VaterSelbst ein solch umfangreiches Werk kundgegeben.

    Was knnen wir tun?

    Gerd KujothSchweizer Kenner des

    Lorberwerks

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    Jesus sagt: Wenn ihr recht emsig treu Mein Wort anhret oder selbstleset, so nhert sich die groe Geistessonne eurer irdisch oder weltlichnoch kalten nrdlichen Winterzone des Herzens. Dieses Sonnenlicht

    entbindet da auch nach und nach stets mehr und mehr Wrme, welche dieLiebe zu Mir ist, zur wahren geistigen Lebensttigkeit. (1.Hi. Seite 339,6)

    2. Wie soll das Wort Gottes gelesen werden?

    Wie sollen wir das Wort Gottes lesen? - Wir sollen das Wort Gottesnicht lesen, um ein Vielwisser zu werden, denn eine groe Belesenheit(allein), sagt Jesus, ntzt niemandem etwas, wenn er mit derselben nichtin der wahren Ordnung fortschreitet! ...und diese Ordnung besteht darin,

    dass jeder nach dem Gelesenen sogleich ttig werde und sein Lebendanach einrichte, - so wird ihm das Gelesene ntzen, im Gegenteile aberschaden; denn jeder sei nicht nur ein purer Hrer des Wortes, sondern einTter desselben! (Ste 1,17) Und Er ergnzt noch: Wer nicht MeinEvangelium erfllt, nachdem er es vernommen und einigermaendurchdacht hat, siehe, der ist noch lange nicht geschickt zu MeinemReiche. (1.Hi. Seite 256,1)

    Wir sollen also die Neuoffenbarung nicht einfach nur lesen und wiederlesen, um dann hchstens an sie zu glauben, sondern wir sollen nach demersten Gelesenen sogleich ttig werden. Aber gerade daran hapert es.Deshalb knnte vielleicht jemand sagen: Wenn wir nur nach dem Gradeder Ttigkeit lesen wrden, so knnten wir unser ganzes Leben hindurchkaum ein paar Kapitel lesen. Wozu dann die groe Menge desgeoffenbarten Wortes Gottes? - Dazu sagt Jesus: Zur Bearbeitung desgeistigen Bodens braucht der Mensch nicht mehr als die zwei Gebote derLiebe; mit diesen bearbeitet er gar leicht seinen geistigen Acker. Ist dieser

    bearbeitet, dann kann jeder so viel in desselben Erdreich sen, als er nur

    immer kann und mag; oder (anders gesagt) er kann so viel des gutenGegebenen lesen, als er nur irgend desselben sich in gerechter Mengeverschaffen kann ... und er wird nichts aus allem dem in sich aufnehmen,was ihm nicht eine reichliche Ernte abgeben sollte.

    So jemand durch die wahre Liebe zu Mir und dem Nchsten seinenGeist lebendig oder vielmehr aus Mir heraus frei gemacht hat und hat ebendadurch seinen Acker gehrig gedngt und gepflgt, der liest dann dieSchriften Meiner Gnade und Erbarmung nicht, damit diese ihn zu einem

    guten Acker erst bearbeiten sollen, sondern er liest sie aus dem Grunde,um Mich, der Ich in ihm den Geist durch seine Liebe zu Mir erweckt habe,fortwhrend von Angesicht zu Angesicht mehr und mehr zu beschauenund dadurch auch mglicherweise stets mehr und mehr zu wachsen in der

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    Liebe zu Mir und daraus zum Nchsten.Durch das Lesen Meines Wortes, wie durch das Anhren desselben,

    kann ein jeder Mensch fr sich und seine Brder einen unermesslichen

    Gewinn berkommen, wenn er sich selbst zuvor durch die Beachtung derzwei Gesetze (der Liebe) zu einer Goldtinktur umgewandelt hat; wenn eraber noch eine Pftze ist, da werden noch so viele in dieselbe geworfeneGoldstcke sie (die Pftze) sicher nicht zu einer Goldtinktur machen. (Ste2,8+13+16)

    Wer Jesus und den Nchsten liebt, der kann in Seinem neuen Wortlesen so viel er will und er wird dadurch stets mehr in der Liebe wachsen.Ein Weltmensch aber kann ohne eine geistige Vor- und Zubereitung die

    Neuoffenbarung nicht erfassen, denn er wird sie nicht mit dem Herzen,

    sondern mit dem Verstande lesen. Fr einen solchen Menschen ist dasneue Wort Gottes unannehmbar, denn je mehr er darin liest, auf destomehr scheinbare Widersprche wird er stoen. (Ste 3,7-9) Wer es aberglubig liest, sein Herz aber noch voll der Welt ist, dem ntzt das Lesenvon tausend und tausend noch so wahrheitsvoller Bcher nichts. Werdensie ihn zum Leben erwecken, wenn er tagtglich besorgt ist, sein Herz stetsmehr und mehr mit dem Unrat der Welt voll zu stopfen? Wer mehrInteresse an der Welt und ihren Vergngungen hat, der wird nicht zum

    ewigen Leben gelangen. Fr den geistig Toten, sagt Jesus, ist auch daslebendige Wort (das er liest) nichts als ein (auf einem Bilde) gemalterSame, und er mag zahllose solche (gemalten) Krner in sich streuen, sowird er aber dennoch nie eine Frucht erzielen. Weil er das Wort nicht

    belebt, so wird das Wort auch nicht lebendig in ihm. Wer aber nur wenigeshrt und tut danach, der ist ein Tter des Wortes Gottes und sucht dasReich Gottes wahrhaftig. (Ste 4,21-25)

    3. Die Wahrheit der Offenbarung annehmenWer das Wort Gottes liest und glaubt nicht daran, der gleicht einem

    Smann, der keinen Samen ausgestreut hat. Der wird nichts ernten. Wer esaber liest und daran glaubt und es nur in sein Gedchtnis aufnimmt, der hatden Samen auf einen steinigen Weg gestreut. Der wird auch nichts ernten.Wer es aber mit seiner Liebe erfasst und in sein Herz aufgenommen hat,der hat den Samen in das gute Erdreich gestreut. Aber erst, wenn er denSamen begiet und pflegt, er also nach dem Gotteswort ttig wird, geht der

    Same auf und es wird der Himmel gleich einem Baum aus ihmhervorwachsen. (1.GS 57,9)Jesus sagt: Wer die Offenbarung als wahr annimmt und danach

    handelt, der kommt dann auch bald zu stets hellerem Erkennen und zum

    Was knnen wir tun?

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    wahren, selbstndigen, freien Leben. Wer aber das nicht annimmt, sondernsich allein auf seine Vernunft und an seine Erfahrungen hlt und danachhandelt, der begeht darum keine Snde; aber er bleibt dennoch zurck und

    wird um sehr vieles lnger zu tun haben, bis er zur reinen ErkenntnisGottes und zur Vollendung seines inneren wahren Lebens gelangen wird.Wer aber die volle Wahrheit einer Offenbarung annimmt und sie mit

    seinem Verstande klar einsieht, aber eigenwillig dagegen handelt, dersndigt und verdirbt dadurch sein Leben auch jenseits auf eine fr euch oftundenkbar lange Zeitenfolge. (6.GEJ 204,10-11)

    Wer nur an das glaubt, was er sieht und deshalb eine wahreOffenbarung ablehnt, der begeht darum keine Snde, aber er bleibt zurck,weil er sich dann auch nicht an die Anleitung zur Erreichung des ewigenLebens hlt. Wer aber eine Offenbarung angenommen hat, handelt abernicht danach und lebt weiter in der Snde, der ist schlechter dran, als einer,der an nichts glaubt. Der Glaube an die Bibel gibt dem Glubigen auch dieVerantwortung, danach zu handeln. Wer aber an die Neuoffenbarungglaubt, der hat, weil er mit ihr ein noch gewaltigeres Licht von Gott

    bekommen hat, auch eine bei weitem grere Verantwortung, danach zuhandeln.

    4. Die Ttigkeit zum allgemeinen WohleDeshalb heit es, ttig sein. - Aber da stellt sich die Frage: Wie sollen

    wir ttig sein? Was sollen wir tun und womit sollen wir anfangen? - Dalautet die erste Empfehlung: Mit frohem Mut und gutem Willen zur Tat zuschreiten, ist der beste Anfang. Jesus ist die Ttigkeit lieber als dieUnttigkeit, auch wenn wir, einen guten Willen vorausgesetzt, mal etwasfalsch machen. Denn durch die Ttigkeit ben wir uns in den Dingen desLebens. Wer in der Neuoffenbarung liest und sich an ihren Worten wohl

    erfreut, aber sich dabei vor den Menschen zurckzieht und meint, fr sichallein den Weg zum ewigen Leben gehen zu knnen, der wird das ewigeLeben nicht ernten, solange er sich so verhlt.

    Soweit so gut. Wir haben uns nun vorgenommen, frisch ans Werk zugehen. Was sollen wir nun tun? - Kurz gesagt: Nchstenliebe und Demutben und Gott lieben ber alles. Wir knnen aber Gott nicht ber alleslieben, wenn wir nicht die Selbstsucht, die fleischlichen Gelste undweltlichen Begierden berwinden. Das sind die grundlegenden Taten fr

    das Reich Gottes. Jesus sagt: Wo und wann immer ein Mensch wahrhaftfr das Heil seiner Seele gearbeitet hat, dort und dann hat er auch ammeisten und wahrhaft und am alleruneigenntzigsten gearbeitet; denn einerechte Ttigkeit zum Wohle und Heile der eigenen Seele schliet ja

    Was knnen wir tun?

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    ohnehin alle andere selbstschtige Ttigkeit ganz vollstndig aus, weil dieSelbstsucht und Eigenliebe die Liebe zu Gott und zum Nchsten vlligausschliet. (5.GEJ 73,9)

    Wenn wir wahrhaft zum Heil unserer Seele gearbeitet haben, so ist dasder Anfang der ttigen selbstlosen Liebe. Die Gottes- und Nchstenliebeist die wahre Selbstlosigkeit und ist im Grunde nur eine und dieselbeLiebe. Jesus sagt: Da aber weder eine wahre Liebe zu Gott ohne diewerkttige Nchstenliebe und diese nicht ohne die wahre Liebe zu Gottdenkbar ist, so sind die beiden Lieben (oder Liebearten) im Grunde desGrundes auch nur eine Liebe und somit eine und dieselbe wahre AnbetungGottes. Wer das in sich hat, der hat alles, alles Gesetz und allesProphetentum, im eigenen Herzen vereint und hat weiter durchaus nichtsirgend mehr vonnten. (5.GEJ 132,5)

    Wer erkannt hat, dass nur die Gottes- und Nchstenliebe etwas gilt unddass wir nichts vonnten haben, als nur die Liebe, der braucht auch keinezeremonielle Taufe, kein zeremonielles Abendmahl und auch keinezeremonielle Anbetung Gottes. Dieser Taten bedarf das Reich Gottesnicht, denn es gibt keine wahre Anbetung Gottes ohne die Nchstenliebe.Wie knnen wir sagen, dass wir Gott lieben, den wir nicht sehen, wenn wirden Nchsten nicht lieben, den wir sehen und der uns gegenbersteht? Es

    ist nicht mglich, Gott so richtig lieb zu haben, wenn wir nicht in der Tatden Nchsten lieben. Zwar kann uns manchmal beim Lesen Seines Wortesdas Liebesgefhl zu Jesus in unserem Herzen emporsteigen, doch erstdurch die ttige Nchstenliebe wird die Gottesliebe in uns vermehrt undgefestigt. Freundlich dem Nchsten gegenber zu sein, ist wohl schon auch

    Nchstenliebe, aber diese Liebe allein gengt bei weitem nicht. Die wahreLiebe muss ttig sein und muss in Werken bestehen, wenn die Nchstenderselben bedrfen, geistig oder leiblich. (3.GEJ 207,14)

    Nur Ttigkeit ber Ttigkeit zum allgemeinen Wohle der Menschen(fhrt euch zur Vollendung)! sagt Jesus. Denn alles Leben ist eineFrucht der bestndigen und nie zu ermdenden Ttigkeit Gottes und kanndaher nur durch die wahre Ttigkeit erhalten und fr eine ewige Dauer

    bewahrt werden, whrend aus der Unttigkeit nichts als der Tod zumVorscheine kommt und kommen muss.

    Leget eure Hnde auf euer Herz und merket es, wie es in einem fortTag und Nacht ttig ist! Von solcher Ttigkeit aber hngt ja das Leben des

    Leibes alleinig ab; so das Herz aber einmal stillzustehen anfngt, da drftees mit dem natrlichen Leben des Leibes wohl aus sein!Wie aber die Ruhe des leiblichen Herzens offenbar der volle Tod des

    Leibes ist, also ist auch die gleiche Ruhe des Seelenherzens der Tod der

    Was knnen wir tun?

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    Seele! Das Herz der Seele aber heit Liebe, und das Pulsen desselbenspricht sich in wahrer und voller Liebttigkeit aus.

    Die unausgesetzte Liebttigkeit ist demnach der nie zu ermdende

    Pulsschlag des Seelenherzens. Je emsiger aber das Herz der Seele pulst,desto mehr Leben erzeugt sich in der Seele, und so dadurch einhinreichend hoher Lebensgrad in der Seele sich erzeugt hat, so dass er demgttlichen, allerhchsten Lebensgrade gleichkommt, so weckt solch einLebensgrad der Seele das Leben des gttlichen Geistes in ihr.

    Dieser gttliche Geist - als pur Leben, weil die unermdete hchsteTtigkeit selbst - ergiet sich dann in die ihm durch die Liebttigkeitgleichgewordene Seele, (wodurch dann die geistige Wiedergeburt erfolgt)und das ewig unverwstbare Leben hat in der Seele seinen vollen Anfanggenommen!

    Sehet, das kommt alles von der Ttigkeit, nie aber von einer faulenRuhe her! - Daher fliehet die Ruhe und suchet die volle Ttigkeit, und euerLohn wird sein das ewige Leben! (1.GEJ 221,6-13).

    Aktivitt in der Liebe ist also angesagt und das bedeutet Einsatz fr denNchsten. Damit ist nun nicht pure uere Geschftigkeit gemeint undschon gar nicht pure Weltarbeit, in der, wenn sie zu eifrig betrieben wird,der Tod liegt, (JJ 296/297,12) sondern die innere Herzensliebe zum Nchsten,

    aus der dann aber die Werkttigkeit hervorgehen muss. Die erste Art derTtigkeit ist ein Handeln fr die Welt aus Eigennutz, die zweite aber einrechtes Handeln in der Welt aus wahrer Liebe zu Gott und zum Nchsten.(6.GEJ 227,6) Ohne diese rechte Tat gibt es keine wahre Nchstenliebe unddamit auch keine wahre Gottesliebe. Allein mit der passiven Einstellung:Ich lese die Neuoffenbarung, ich bin ein friedlicher Brger, bin zu allenfreundlich und tue niemandem etwas Bses, knnen wir also keine groenSprnge in Richtung ewiges Leben machen.

    Jesus sagt: Wer stets mehr und mehr an der tatlosen Ruhe, besondersder geistigen Lebenskrfte, ein behagliches Wohlgefallen findet, derschiebt sich dadurch eben auch stets mehr dem wirklichen Tode in dieArme, aus denen ihn auch kein Gott gar zu leicht mehr befreien wird.

    Ja, es gibt auch eine rechte Ruhe voll Lebens; aber die ist in Gott undist fr jeden Menschen ein unnennbar beseligendes Gefhl derZufriedenheit, nach dem Willen Gottes ttig zu sein.

    Dieses beseligendste Zufriedenheitsgefhl und die klarste Erkenntnis,

    wahrhaft nach der Ordnung Gottes gleichfort gehandelt zu haben, ist diebewusste rechte Ruhe in Gott, die allein voll Lebens ist, weil voll Tatkraftund Handlung danach. (1.GEJ 220,9-11)

    Was knnen wir tun?

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    5. Welche Art der Ttigkeit?

    Womit sollen wir aber nun anfangen? - Da ist zunchst die eigeneFamilie, an der wir eine erste Pflicht zur Nchstenliebe haben. Bei diesen

    uns zu allernchst stehenden Nchsten ist aber die Gefahr gro, dass wirmit dem Ma an Liebe ber das Ziel hinausschieen. Das ist besonders beider eigenen Frau oder dem Mann und bei den Kindern der Fall. Nichtumsonst sagte Jesus: Wer Vater oder Mutter mehr liebt denn Mich, der istMein nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt denn Mich, der istMein nicht wert. (Matth. 10,37) Besser und richtiger heit es in denHimmelsgaben: Wer sein Weib, seine Kinder, ja sogar seine Eltern mehrliebt denn Mich, der ist Meiner nicht wert! (3.Hi. Seite 183,1)

    ber die eigene Familie hinaus ist ein jeder Mensch, bei dem wir eineNot sehen, unser Nchster, dem wir auf Grund des Liebegebotes zu helfenverpflichtet sind. Tun wir das nur aus unserem Pflichtgefhl heraus, so istdas zwar auch schon Liebe, aber das Ma der Liebe ist dabei noch klein.Doch je freudiger und selbstloser wir dabei zu Werke gehen, umso grerist auch die Liebe. Jesus sagt: Aus je mehr wahrer Nchstenliebe jemandseinem bedrftigen Nebenmenschen etwas tut, desto mehrfach wird ihmdas Getane einst vergolten werden. Das merket euch alle wohl und tuetdanach, so werdet ihr als wahrhaftige Kinder Gottes das ewige Lebenhaben und ewig seine unermesslichen Schtze ernten! Ich sage es euch:Eine Sonne dem, der aus wahrer Nchstenliebe mit seinem Nchsten undarmen Bruder auch nur sein Scherflein geteilt hat! (6.GEJ 228,3)

    Die arme Witwe, die nur ein Scherflein gab, hat im Verhltnis zu ihrerganzen Habe mehr in den Gotteskasten gelegt, als all die Reichen, die zwarwesentlich mehr hineinlegten, aber im Verhltnis zu ihrem Reichtum nursehr wenig gaben. (Luk. 21,1-4) Sie hat deshalb eine grere Liebe beimGeben bewiesen als die Reichen, denn wovon man viel hat, von dem kann

    man auch leicht etwas hergeben. Niemand soll aber bedrngt werden, aufdass er sich nicht verpflichtet fhlt, etwas zu geben, denn manche habennur das Ntigste zum Leben. Liebe und Freiheit gehren aufs Engstezusammen, denn echte Liebe kann nur aus der grten Freiwilligkeitentstehen. ber dem Ma aber, das in unserer Kraft und in unsererMglichkeit liegt, knnen und brauchen wir nicht zu helfen.

    Die Hilfe kann aber auch geistig sein, denn seelisch niedergeschlageneoder aus irgendeinem Grund in Angst oder Verzweiflung geratene

    Menschen bedrfen eines Trostes und einer Aufrichtung ihres Gemtes.Wenn nun jemand sagt: Ich bin schon alt und krank und kann nachauen hin nicht mehr ttig sein, so kann ihm darauf gesagt werden, dass erauch innerlich ttig sein kann. Die innere Ttigkeit ist das Beten und

    Was knnen wir tun?

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    Segnen. Im Beten und Segnen liegt eine groe Kraft, wenn wahre Liebeund Demut dahinter stehen. Auch jeder ueren Ttigkeit muss dieseinnere Ttigkeit vorangehen und sie begleiten. Ohne Gebet gelingt ein

    ueres Werk nur halb oder oft auch gar nicht. Das Gebet ist deshalb dieerste Ttigkeit eines jeden echten Christen.

    6. Die Verbreitung des Gotteswortes

    Die vorzglichste Art der Nchstenliebe ist es, Gottes Wort denMenschen nahe zu bringen. Wer wenig geistiges Licht hat, dem sollte einLicht gereicht werden, damit auch er den Weg zum ewigen Leben findet.Aber nicht mit blindem Feuereifer und Fanatismus sollte dieses reine

    Gotteslicht weitergereicht werden, sondern wir sollten die ntige Klugheitwalten lassen und erkennen, ob ein Mensch fhig ist, dieses reineGotteswort zu fassen und aufzunehmen.

    Jesus sagt: In der Klugheit des menschlichen Geistes liegt stets einegrere Kraft denn in seiner Faust; und wo der gewisse Ernst fr sichwenig oder nichts ausrichtet, da wirkt die Liebe und ihre Geduld undSanftmut Wunder. Der volle Ernst im eigenen Herzen und dessen Mut

    beherrsche euch selbst; eure Waffe gegenber den Menschen aber bestehestets nur in der Liebe, Sanftmut und Geduld, und ihr werdet auf diesemWege, den Ich Selbst vor den Menschen wandle, mehr ausrichten als mitdem puren Feuereifer und seinem diamantenen Ernste!

    Furcht sollet ihr wahrlich vor den Weltmenschen nicht haben, die inihrem Grimme wohl euern Leib tten, aber eurer Seele nichts Weiteresmehr anhaben knnen; frchten sollet ihr allein nur Den, der ein wahrerHerr ber Leben und Tod von Ewigkeit ist!

    Doch wo ihr sehen werdet, dass ihr mit der Liebe und der rechtenWeisheit mit den zu verfinsterten Menschen nichts ausrichten mget,

    denen kehret den Rcken und ziehet von dannen, und ihr werdet schonwieder Menschen finden, mit denen ihr in Meinem Namen gute Geschftemachen werdet!

    Bekennen sollet ihr Mich vor allen Menschen, da auch Ich euchbekenne vor Meinem Vater; aber aufdringen sollet ihr Mich denWeltfinsterlingen nicht und ihnen, als den Weltschweinen, auch nichtvorwerfen Meine Perlen! Denn Ich sage euch: Mein Wort ist nur einrechter Lebensdnger fr den Weizen und Meine Lehre ein wahrer Dnger

    fr des Weinberges edle Reben; aber fr das Unkraut der Erde habe Ichkeinen Lebensdnger, - denn dieses ist nur da, auf dass es zertreten undverbrannt werde und mit seiner Asche dnge den gemeinen Boden derErde.

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    Wer zum Leben da ist auf der Erde, der soll durch Mein Wort zumLeben erweckt werden; wer aber da ist durch seinen eigenen Willen undStarrsinn fr den Tod, der soll auch in den Tod bergehen. Wer

    auferstehen will zum Leben aus dem Grabe seiner Materie, der erstehe;wer aber fallen will, der falle!Den Teufeln das Evangelium predigen, hiee l ins Feuer gieen;

    darum seid denn auch ihr allzeit wohl klug gleich den Schlangen, aberdabei dennoch so sanft wie die Tauben, und ihr werdet so gar sehr tchtigeArbeiter in Meinem Weinberge des Lebens werden! (9.GEJ 148,9-14)

    Wir alle sind berufen, sehr tchtige Arbeiter in des himmlischen VatersWeinberg des Lebens zu werden. Da heit es ttig sein, denn immer ist dieErnte grer als die Zahl der Arbeiter. Darum ist es auch besser, durch dieTtigkeit nach Jesu Lehre sich in die Zahl der Arbeiter einzureihen, als

    blo nur einen Glauben zu haben, auch wenn er noch so rein und wahr ist.Der bloe Glaubensmensch ist dem gleich, der sein Talent vergrub; wennaber jemand aus dem Worte Gottes nur wenig wei, aber danach tut, der istdem gleich, der ber das Wenige eine treue Haushaltung fhrte und dannber vieles gesetzt wird. (EM 73,15-16) Wer aus dem Worte Gottes abervieles wei, weil er die Neuoffenbarung kennt, der ist dem gleich, der zehnTalente bekommen hat. Der muss dann aber auch, um ein treuer

    Haushalter zu sein, zehn weitere Talente hinzugewinnen und muss, seinemgreren Wissen entsprechend, auch ttiger sein.

    Wie und auf welche Art wir die Lehre Jesu verbreiten, das bleibtunseren Fhigkeiten und unserem Einfallsreichtum berlassen. Wer z.B.die Fhigkeit hat mit Politikern und Theologen zu reden, der soll das tun.Wer gut schreiben kann, der schreibe. Wer einen Kreis leiten kann, derscheue sich nicht, einen Kreis zu grnden, damit die Geistesfreundezusammenkommen knnen. Wer brillant reden kann, der setze diese

    Fhigkeit auch fr die Ausbreitung des neuen Gotteswortes ein. Wie leichtaber wird der Mensch auf seine Fhigkeiten stolz. Da heit es demtigsein. Wer da predigt, sagt Henoch, der sei geringer denn alle seineBrder, so wird er zeugen, dass er wahrhaft ein Diener der Liebeist! (1.HG 83,20) Er soll sich bewusst werden, dass seine Fhigkeit nichtsein Verdienst ist, sondern dass er sie nur als eine Gabe bekommen hat.Wer diese Fhigkeiten nicht hat, der kann auch auf andere Art wirken.Prospekte an geeignete Menschen verteilen oder jemandem ein Buch zu

    lesen geben, das kann jeder. Keine Art der Arbeit ist mehr oder geringer,da es ja ohnehin nur auf das Ma der Nchstenliebe dabei ankommt.Niemand kann auf jede Art wirken, sondern nur auf die Art, wozu er dieFhigkeiten mitbekommen hat. Das aber gilt: Wozu jemand innerlich

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    gedrngt wird, dass er etwas tun solle, vorausgesetzt er ist mit Gottverbunden, das fhre er auch aus.

    7. Zusammenknfte der NeuoffenbarungsfreundeEine weitere Ttigkeit fr uns Geistesfreunde, die der Festigung in der

    Neuoffenbarung dient, ist es, wenn wir uns versammeln. Jesus sieht esgern und es ist nach Seinem Willen, wenn wir uns versammeln, um zureden von Ihm und ber Seine Lehre. Das hat Er uns kundgegeben indemEr sagt: Liebe Freunde, Brder und Kinder! Ich, der Herr, euer Gott,Vater, Meister und Bruder, Ich euer Lehrer und Fhrer, mache euch kundund zu wissen, dass Ich es allezeit wie jetzt gerne sehe, so ihr irgend

    zusammenkommet in Meinem Namen und fhret da gute Gesprche vonMir und von der Liebe des Nchsten. Denn derlei gute Reden erheitern denGeist und erfreuen das Gemt, und das ist gut... Einen, der unter euch war,den httet ihr wohl auch noch laden sollen, ob er kme oder nicht kme. Esist zwar einerlei, ob er da ist oder nicht; denn das geht auf seine Rechnung- aber ihr wollet ihn auslassen, das ist wieder eure Rechnung. Und es wirdihn schwer krnken, so er es erfahren wird. (2.Hi. Seite 312, 1-2)

    Merken wir, wie jede unserer Entscheidungen auf unsereLebensrechnung gesetzt wird? Es sollte fr uns selbstverstndlich sein,dass von uns aus niemand ausgeschlossen wird, sondern herzlichwillkommen ist. Wenn sich aber jemand entscheidet, nicht in dieVersammlung zu gehen, weil er z.B. der Meinung ist: das bringt nichts, sogeht das auf seine Rechnung, denn da hat er nicht im Sinne der

    Nchstenliebe gehandelt. - Wann bringt es denn etwas fr ihn und dieGeistesfreunde? - Wenn er Liebe mit in die Versammlung bringt. Wenn ereinen Beitrag leistet und seien es auch nur wenige Worte. Steht er in derwahren Liebe, so werden diese wenigen Worte die rechten Worte zur

    richtigen Zeit sein. Es kommt also auf jeden einzelnen selbst an, ob esetwas bringt oder nicht.

    Wenn es Jesus auch gern sieht, so wir uns versammeln, so sollen wiraber keine Sekte und keinen Orden grnden oder solchen Organisationen

    beitreten. Jesus sagt: Alle so genannten Sekten und Orden sind vor Mir,dem Herrn, ein Gruel. Denn Ich habe alle Menschen berufen zur Liebeund daraus zum ewigen Leben. Die Liebe aber kennt nur Brder, aberkeine Sekten und Orden!

    Wer hat denn da solche Schranken zwischen euch gezogen, durchwelche Brder und Schwestern oft auf das allerschroffste und gehssigstevoneinander getrennt werden?! - Die Liebe hat keine Schranken! Aber dieWeltsucht und die allerartige Eigenliebe hat allerlei Grenzsteine gesetzt!

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    Sie ist die alleinige Stifterin aller Sekten und Orden, die sich unterscheidenin allerlei trichtem Zeuge und allerlei albernen Gebruchen, die da alledem uern nach gehalten werden, innerlich aber sind sie voll Moders und

    Ekelgeruchs, dieweil keine Liebe darinnen ist, sondern allein Neid,Missgunst, Verfolgung, Ehrsucht und oft bermige Ranglust, hier undda auch groe Hoffart, Stolz, Pracht, Verachtung des Geringen und somitdie Herrschsucht in aller ihrer Ausdehnung.

    Siehe, das sind die Sekten und Orden derzeit, wie sie ehedem auch umnicht viel besser waren, und (die Triebkrfte,) wodurch sie entstanden sind.Daher sollet ihr keiner Sekte und keinem Orden angehren, wollet ihrleben, sondern allein Meiner Liebe, darinnen keine Schranken sindewig! (2.Hi. Seite 82,1-5)

    Es ist doch sehr bedenklich, wenn so manche Geistesfreunde, die daswahre Wort Gottes durch Jakob Lorber kennen gelernt haben, dieses zurSeite schieben und sich neuoffenbarungshnlichen Kreisen oder Sektenzuwenden, in denen ein Medium ein scheinbares Wort Gottes kundgibt.

    Christen in Kirchen und Sekten versammeln sich, um einenGottesdienst zu halten. Der echte Gottesdienst ist aber auch wieder nur derDienst am Nchsten. Eine von mir besuchte Versammlung ist fr michkein Gottesdienst, wenn ich mir nur anhre, was dort gesagt wird und nur

    die zeremoniellen Handlungen mitmache. Gottesdienst ist sie fr mich nur,wenn ich dabei die wahre Nchstenliebe ausgebt und meinen Nchsteneinen Dienst erwiesen habe und sei es nur ein aufrichtiges, stilles Gebet.Wollet ihr Mir dienen, sagt der himmlische Vater, da dienet euchgegenseitig in Meiner Vaterliebe, so werdet ihr wahrhaftige Gottesdienersein! (2.HG 169,12) Deshalb sollten auch die Versammlungen nicht nur ausLiebe zum Wort Gottes, sondern auch aus wahrer Nchstenliebe besuchtwerden. Oft aber ist die Triebfeder die Eigenliebe, denn ist das nicht noch

    Eigenliebe, wenn jemand die Versammlung nur dann besucht, wenn einThema behandelt wird, das ihn interessiert oder ein fr ihn interessanterRedner spricht? Oder wenn z.B. jemand einen guten Rat zu uerlichenDingen bekommen hat und er reagiert darauf mit der Antwort: Dann hates sich ja doch noch gelohnt, dass ich gekommen bin! Ist das nichtebenfalls Eigenliebe? - Wann hat es sich denn gelohnt? - Nicht wenn eretwas empfangen hat, sondern wenn er aus Liebe hingegangen ist und inder Liebe etwas geben konnte.

    Es kostet aber manchmal berwindung, sich mit Geistesfreunden zutreffen, mit denen schwierig umzugehen ist. Auch das veranlasst uns,lieber zu Hause zu bleiben. Wir mssen aber auch aus Liebe bereit sein,manchmal etwas Unangenehmes auf uns zu nehmen im Umgang mit den

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    Geistesfreunden und wenn jemand die Liebe verletzt, nicht zu verurteilen,sondern zu verzeihen, ja von vornherein gar nicht erst anzurechnen. Aufdiese Weise ben wir uns in der Liebe.

    Niemand soll denken, dass es nicht so wichtig sei, ob er anwesend istoder nicht. Wie allein whnen sich oft die einzelnen, weit verstreutwohnenden Geistesfreunde ohne eine regelmige Zusammenkunft. Wiegelhmt wird dadurch die Tatkraft und wie gestrkt werden wir, wenn wirsehen, dass wir insgesamt doch auch wieder viele sind. Das sollte derGrund sein, warum wir uns versammeln. Die geistigen Lichter mssen sich

    begegnen, erkennen, sich untersttzen und sich gegenseitig zum Gutenaneifern und es wird daraus ein helles Strahlen und Widerstrahlenentstehen.

    Was ich jetzt sagte, war grundstzlicher Art. Natrlich gibt es auchandere wichtige Grnde, wenn sich jemand - wiederum aus Liebe frandere Nchste - fr etwas anderes entscheiden muss. Niemand ist demandern Rechenschaft schuldig, sondern nur Gott und seinem eigenenGewissen. Deshalb muss sich auch niemand entschuldigen, wenn er einerVersammlung fern bleibt, aber er prfe seine Motive. Seien wir also in derLiebe ttig, geistig oder leiblich; aber nur das Motiv oder der Grund, auswelchem wir handeln, entscheidet darber, ob unsere Taten Gottes- und

    Nchstenliebe, oder Eigenliebe waren.

    8. Das Vorbild der geistigen Wiedergeburt

    Die beste und wirksamste Art, die Neuoffenbarung und mit ihr dasEvangelium und die Lehre Jesu zu verbreiten ist die Erreichung dergeistigen Wiedergeburt. Deshalb sagt Jesus: Die Hauptsache ist und

    bleibt das unablssige Streben nach der vollen Wiedergeburt des Geistes inder Seele. (7.GEJ 183,13)

    Ohne die Wiedergeburt gleicht der Mensch einem Wanderer, sagtJesus, der an einem trben Tage reist, wenn dichte Nebel Tler und Berge

    belagern. Obwohl solche Nebel die ganze sonst gar herrliche Gegendvllig unsichtbar machen, so besteht aber die Gegend dennoch; nur ihrereinen Abbilder knnen nicht zum Auge des Wanderers gelangen, und erkann sich darum auch keinen Begriff und keine Vorstellung von demmachen, was der dichte Nebel vor seinen Augen verhllt. Er betrachtetwohl den Weg und erkennt aus den nur schwach ersichtlichen

    Wegzeichen, dass er etwa wohl auf dem rechten Wege wandelt; aber eskommen oft Seitenwege, und sie erfllen ihn dann schon wieder mitFurcht und Sorge, weil er nicht recht wissen kann, welcher Weg da wohl

    Was knnen wir tun?

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    der rechte ist. Er wartet, ob nicht ein Wanderer ihm nach- oderentgegenkme. Es kommen wohl welche; aber es geht ihnen wie dem, dervon ihnen das Rechte zu erfahren wnschte. Der eine meint, zu dem

    angesagten Orte fhre etwa wohl der Mittelweg; ein anderer sagt, dass dasdie Stelle sei, wo sich der Weg zum angesagten Orte nach rechts abbeugt;ein dritter behauptet das Gegenteil, und ein vierter meint und sagt: Wirkennen uns hier alle nicht aus; daher kehren wir gerade um und verweilenan dem Orte, von dem wir ausgegangen sind, bis sich der Nebel verziehenwird, und wir knnen dann mit Sicherheit unsere Wanderschaft antreten!

    Und sehet, aus diesem Bilde knnet ihr nun recht wohl ersehen, wie esnun den meisten Menschen auf der Wanderung zum Reiche Gottes ergeht!

    Es deckt dieses ewigen herrlichen Reiches reinste Gegenden undFluren, Berge, Tler, Grten und Stdte, Bche, Flsse, Strme, Seen undMeere der vorbesprochene Nebel der Weltliebe vor den Augen der Seele.Daher sei eure Aufgabe, da Ich in euch den Nebel hinweggefegt habe, dassihr dasselbe auch bei denen vor allem tuet, bei denen ihr Mein Wortverknden werdet; denn so ihr das unterlassen wrdet, so wrdet ihrHuser auf den Sand bauen, die nicht halten wrden, so da Strme,Regengsse und Fluten kommen, sondern zusammenstrzen und von denargen Wssern fortgerissen werden wrden.

    Wenn ihr aber bei der Ausbreitung Meines Wortes die gewissen Nebelzuvor hinwegfegen werdet, da werdet ihr Huser auf Felsen bauen, undwerden da auch Strme, Regengsse und Fluten kommen, so werden sieden Husern, die auf festen Felsen erbaut sind, nichts anhaben knnen.

    Daher muss der, welcher dem Reiche Gottes dienen will, das Reich derWelt aus seinem Herzen schaffen. Wie aber das zu geschehen hat, dashabe Ich euch allen schon gar oft nicht nur mit hellen und lebendigenWorten, sondern auch durch allerlei Taten gezeigt. Tuet denn auch ihr

    desgleichen, und ihr werdet viele und gute Frchte ernten!Die Ernte wre als eine groe und berreiche zu erwarten, und viel

    Weizen stnde schon vllig zum Schnitte reif; aber der Schnitter gibt esnoch wenige. Darum bittet auch ihr den Herrn der Ernte, dass Er ehestviele Schnitter fr Seine Felder dinge!

    Aus allem dem aber knnet ihr nun doch wohl entnehmen, was ihr beider Ausbreitung Meiner Lehre bei den Menschen vor allem zu

    bewerkstelligen habt. (8.GEJ 77,10-13; 15-17)

    Die Menschen werden dadurch inne, was ihnen fehlt und abgeht, undwerden sich dann vielfach bestreben, das zu erlangen, was sie an euchwohl gewahren werden. Denn da sage auch Ich in eurer Zunge: Exemplatrahunt (Beispiele ziehen). Denn so jemand es an euch sehen wird, was das

    Was knnen wir tun?

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    heit, im Besitze des Reiches Gottes sein, dann wird er sicher kommenund euch fragen: Wie seid ihr denn dazu gekommen? Und seht, dannwerdet ihr auch leicht zu reden haben, und die gewissen Nebel werden

    dann vor euren Worten und Taten bald flchtig werden, gleichwie auch dieeurigen vor Meinen Worten und Taten flchtig geworden sind! (8.GEJ 78,6)Ein Wiedergeborener, der vllig im Besitze des Reiches Gottes ist,

    vermag mehr auszurichten, als Tausende, die noch immer im dichtenNebel ihrer Welt- und Eigenliebe herumtappen. Es gibt keinen Fortschrittauf dem Weg zur geistigen Wiedergeburt, wenn wir nicht bereit sind,unsere eigenschtigen Wnsche und Interessen dem Einsatz fr den

    Nchsten und damit dem Reiche Gottes zu opfern. Es hapert vor allem anden mangelnden Wiedergeborenen bei der Ausbreitung des Wortes Gottes.Aber der himmlische Vater hat es verheien, dass Wiedergeboreneaufkommen werden. So wenige ihrer auch sein werden, so werden sie dochin groer Kraft wirken knnen.

    So wird der Ruf an die kleine Schar ergehen, sagt Jesus durchGottfried Mayerhofer; die Ich auserlesen habe zur weiteren VerbreitungMeines gttlichen Worts, welches Ich einst als Mensch mit Meinem Bluterkauft und besiegelt habe. So wird es geschehen, dass auch diese

    Neuerwhlten, wie einst Meine Jnger, als Wiedergeborene mit aller

    Macht von Mir ausgerstet werden, um ihre Worte durch Taten zubekrftigen und Mir den Weg zu ebnen, damit Ich nur Mir zugewandten,aber nicht entfremdeten Herzen begegne. (PH. Seite 168)

    Somit wissen wir, was wir vor allem zu tun haben. Wir mssen alsWiedergeborene ein Beispiel sein und viele werden uns folgen. Auf dieseWeise wird es am schnellsten vorwrts gehen mit dem Reiche Gottes.

    Vorwrts ist das Losungswort in Meiner Schpfung, sagt Jesus undEr fordert uns auf: Arbeitet alle - mit Liebe - durch Liebe - (und) zur

    Liebe! Amen! (Sg Seite 136)

    QuellenverzeichnisGEJ Das groe Evangelium Johannes, Jakob Lorber, 10 Bnde, 1985HG Die Haushaltung Gottes, Jakob Lorber, 3 Bnde, 1966GS Die geistige Sonne, Jakob Lorber, 2 Bnde, 1955Hi. Himmelsgaben, Jakob Lorber, 3 Bnde, 1935 und 1993EM Erde und Mond, Jakob Lorber, 1953Ste Schrifttexterklrungen, Jakob Lorber, 1958

    PH Predigten des Herrn, Gottfried Mayerhofer, 1968Sg Schpfungsgeheimnisse, Gottfried Mayerhofer, 1932

    Was knnen wir tun?

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    Seelisches Ungeziefer

    Ich fege stets bei gro und klein und jung und alt in aller Gestalt! -

    Und so hre Mich denn auch an, was Ich dir sage an diesem Tage!Siehe, alles in der Welt vergeht, nur eines bleibet, und das ist die reineLiebe zu Mir und jede Handlung aus ihr!

    So du diese Liebe haben wirst, dann erst werde Ich dich erkennen undvollkommen segnen! - So du aber diese Liebe berkommen willst, damusst du zuvor dein Herz ganz rein machen von aller andern Liebe, die dir

    jetzt allerlei kleine und gar nichtige Vergngungen schuf!Siehe, von was das Herz erfllt ist, davon geht der Mund stets ber, und

    die Vgel erkennt man an ihrem Gesange. Hre dich demnach nur einenganzen Tag selbst an, was alles aus deinem Munde zum Vorschein kommt,und du wirst daraus gar leicht und klar ersehen, wie viel desallerwertlosesten Zeuges dein jugendliches Herz voll ist! - Und solangedas Herz von solchem Zeuge nicht gereinigt ist, kann von einer reinenLiebe zu Mir keine Rede sein!

    Siehe, du bist noch eine unreine Seele und willst ein reines Bett habenzum Schlafen; und es wrde dir sehr ekeln, so du dich anstatt in ein reinesBett in eine Kehrichttruhe legen msstest. - Um wie viel mehr muss es

    dann erst Mir, dem Allerheiligsten und ewig Reinsten, ekeln, so Ich msstein einem unreinen Herzen Meine Wohnung nehmen!

    Ich will dir aber dadurch nicht sagen, als sei dein Herz etwa eineWohnung von Drachen, Schlangen und Vipern; o nein, davon bist du weitentfernt! - Aber siehe, Luse, Flhe und Wanzen unter dem Kehrrichtesind eben auch nichts Anziehendes!

    Die Menschen sind jetzt in ihren Herzen voll Lusen, Flhen undWanzen und halten solche Bescherung noch obendrauf fr sehr lblich. -

    Aber Ich bin durchaus nicht dieser Ansicht! Denn Ich war nie ein Freundvon solchem Ungeziefer.Du wirst aber fragen: Ja, was sind denn die Luse, Flhe und Wanzen

    des Herzens? - Hre Mich nur an! Ich werde sie dir sogleich nherbezeichnen!

    Die Luse sind allerlei alberne, dumme Gedanken, von denen derKopf voll ist! - Vom Kopfe steigen diese Luse gerne ins Gewand undwerden da lstiger als am Kopfe. - So steigen auch fter dumme Gedanken

    vom Kopfe ins Herz und werden zu peinlichen Weltbegierden! - Siehe, dassind die Luse des Herzens!Wenn es warm wird und die Zimmer unrein sind, da entstehen die

    Flhe. Und so ist es auch geistig beim Menschen! Wenn er sein von

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    unreinen Begierden angeflltes Herz eben durch diese Begierden erwrmt,so entstehen daraus allerlei nichtige und oft schmutzige Sorgen, die dasHerz jucken und stechen und fleiig hin und her und auf und ab springen. -

    Siehe, das sind die Flhe im Herzen.Und was sind denn nun die Wanzen? - Siehe, wo ein Haus nichtsorgfltig gereinigt wird, da entstehen die Wanzen aus dem Unflate derGemcher und nisten in allen Klften und beunruhigen die Schlafendendurch ihr Stechen und durch ihren Gestank! - Ebenso geht es auch imHerzen des Menschen zu, wenn er durch allerlei Gedanken, Begierden undSorgen zu so manchen Vorstzen und Taten belebt wird! Auch diesestinken schon und geben dem Herzen keine Ruhe mehr. Und solcheVorstze und Willensstimmungen sind dann die Wanzen des Herzens!

    Dieses alles findet sich auch schon in deinem Herzen vor! - Darum sageIch dir heute an diesem deinem Tage, dass du auf dich selbst rechtaufmerksam sein sollst - und sollst von deinem Munde dein eigenes Herzkennen lernen und sonach es sorglich reinigen von allem solchem Zeuge,auf dass Ich dann in selbes einziehen kann!

    Hinweg mit alledem - so werde Ich zu dir kommen und Wohnungnehmen in deinem Herzen! - Das sage und rate dir Ich, dein liebevollster,heiliger Vater, auf dass du Mir eine recht reine und liebe Tochter werden

    sollest fr ewig. Amen. (HiG.02_S.251)

    Seid ihr einmal rein in eurem Innern, dann wird euch auch allesrein sein; denn dem Reinen sind alle Dinge darum rein, weil er den

    Grund von allem erschauen kann, was soviel sagen will als: DemSehenden ist am Tage alles erleuchtet, und selbst die Nacht ist fr denScharfsehenden nicht lichtlos, whrend dem Blinden alles finster ist und

    der Tag bei ihm keinen Vorzug vor der Nacht hat.Wer also in seinem Innern einmal in der vlligen Ordnung ist, der ist

    auch ein Herr ber alle Unordnung, die nur irgend in der Welt so oderso vorkommen kann. Weil er aber ein Herr ist und in sich in keine

    Unordnung mehr geraten kann, so mag und kann er im Grunde wohl injeder politischen Gesellschaft bestehen, mge sie so oder so bestellt und

    beschaffen sein; denn er sieht es ja klar, wohin er seine Schritte zustellen hat.

    (GEJ.05_133,03-04)

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    Der Weg nach InnenJohannes Tauler (1300-1361)

    Folge mir nach - Und er verlie alles und folgte ihm nach. Luk. 5; 27 f.

    Der Herr sprach zu Matthus: Folge mir nach! Unddieser lie alle Dinge und folgte dem Ruf. Der Heilige warzuerst ein Snder und ward hernach einer der grtenGottesfreunde; denn als Christus ihn inwendig ansprach,lie er alle ueren Dinge und folgte ihm.

    Hierin liegt alles: um Gott in Wahrheit zu folgen, ist

    vlliges Lassen all der Dinge ntig, die nicht Gott sind, essei, was es sei: was immer der Mensch um sich, an sich undin sich findet, Lebendes oder Totes, das Ich oder etwas vomSeinen.

    Denn Gott will unser Herz, und es ist ihm nicht zu tun um das, was wiruerlich wirken, sondern um die Hingabe unseres Herzens, um unserBereitsein zu allem, was gttlich ist. Das ist mehr als alles Beten und benund was man sonst noch uerlich tun kann.

    Dies meinte Christi Ruf: Folge mir nach! Diese Nachfolge geschiehtzumeist mit Hinwendung der Gedanken und mit Danken und Loben,bisweilen aber auch auf einem hheren Wege der Nachfolge: nmlich ohneall dies, weder mit Gedanken noch irgendeinem anderen Tun, sondern nurmit einem inwendigen gelassenen stillen Schweigen in dem nach innengewandten Gemt, das willig wartet und lauscht, was Gott in ihm wirkenwill.

    Es gibt manche, denen bei ihren ueren bungen recht wohl ist: dasfllt ihnen alles leicht - Beten, Fasten, Wachen und geistige bungen,daran haben sie so groe Lust, dass Gott um so weniger daran hat. DieseLust kann so gro sein, dass Gott sich gnzlich abwendet, weil dieseMenschen ihre Werke aus sich tun und sich dabei gro fhlen, whrend ihrIch doch nichts ist und Gott alles.

    Wenn man fragt, wodurch man die Lust von dem, was gut ist, scheidet,so antworte ich: durch Hingabe, d. h. dadurch, dass man alle Lust, die manan guten Werken und bungen hat, in das Feuer der Liebe wirft und Gottdarbietet, dem alles gehrt.

    Die Annehmlichkeit aber, die von Natur den Werken anhaftet, sofernsie gute Werke sind, die mag der gelassene Mensch wohl haben.

    Bei rechtem Hinsehen sind es vier Hindernisse, die es auf dem Wege

    Der Weg nach Innen

    Johannes TaulerDeutscher Theologe

    und Mystiker, SchlerMeister Eckharts

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    nach innen zu erkennen und zu berwinden gilt:Das erste Hindernis besteht darin, dass man mehr dem ueren Leben

    zugewendet ist und zuneigt als dem inneren, sich mehr auf das uere

    Wissen verlsst, als auf die Weisungen von innen, also nicht mit seinerganzen Liebe Gott zugewendet ist, sondern nur mit einem Teil seinesWesens, und darum Gottes lebendige Gegenwart und seinen Willen nichtsprt.

    Das zweite Hindernis besteht in teils ueren, teils innerenErleuchtungen in Formen, Gesprchen und Gesichten nach fremdenWeisen, denen man nachluft, statt sich nach sich selbst zu richten undunbeirrt von diesen Lockungen und Ablenkungen allein Gott im Auge zuhaben.

    Das dritte Hindernis besteht im Hin- und Herflattern in bersinnlichenErlebnissen und Wahrheiten, die man sich auf dem Wege nach innen alsVerdienst anrechnet, mit dem Licht des Verstandes betrachtet und lustvollgeniet; denn die Folge ist Selbsttuschung und Selbstberhebung undzunehmendes Abirren vom Wege nach innen, der ausschlielich Gott zumZiel und Gegenstand hat.

    Das vierte Hindernis besteht im Missverstehen der Forderung derAbgeschiedenheit und des Lassens, nmlich in einer inneren blinden

    Unttigkeit ohne ttige Liebe, wobei man krperlich in Ruhe dasitzt und infalscher Hinneigung zu sich selbst einschlft oder in sich einsinkt in derMeinung, dieses Unttigsein sei der Friede Gottes, whrend es nurLssigkeit und Trgheit ist.

    Wer diese vier Hindernisse vermeiden und nur Gott im Sinne habenwill, der be sich mit aller Hingabe auen wie innen ohne Eigenwollen inder Einfgung in den Willen Gottes in ihm.

    Dabei mag er die Weisen und Hilfen, die ihn innerlich wie uerlich am

    meisten zu gttlicher Liebe und zum Guttun reizen, ben, bis sie von selbstwegfallen.

    Und wrde ihm dabei auch etwas Hheres zu erkennen gegeben, soll erdoch vor seinem vierzigsten Lebensjahr allzu groem Frieden undReichtum uerlich wie innerlich und zu groer Abgeschiedenheit nicht zusehr vertrauen; denn dazu ist er noch zu sehr der Natur verhaftet. Er sollsich statt dessen der ttigen Liebe zuwenden, innerlich und uerlich, undzugleich seine Bedrfnisse stndig verringern. Gregorius sagt, dass die

    Priester im Alten Bunde erst mit fnfzig Jahren Hter des Tempelswurden.Aber in welchem Alter auch immer der Mensch, als Frucht stndiger

    Einwrtswendung und schweigenden Weiterschreitens auf dem Wege nach

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    innen, sich in den inneren Frieden und die liebende Hingabe an Gotteinsenkt, in jedem Falle wird ihm im Einswerden der Reichtum dergttlichen Gaben zuteil.

    Aber alle diese Gaben sollen ihm immer nur Mittel sein, noch innigerund innerlicher Gottes Wohnung und Werkzeug zu werden und zu bleiben.Das meint Dionysius: Lasst alle sinnlichen und bersinnlichen Werke undalles Erkennenwollen und berlasst euch vllig dem Einssein mit Gott, dasber alles Verstehen hinausgeht.

    Erst wenn der Mensch alle Dinge und sich selbst in allen Dingengelassen hat, kann er Gott folgen - mit dem ueren Menschen in allenbungen und Tugenden und in gleicher Liebe zu allen Wesen, und mitdem inneren Menschen im Lassen seiner selbst und aller Dinge, als ob ersie nie erhalten htte.

    Das werde recht verstanden: Auf dem Wege nach innen sind etlicheDinge zu tun und etliche zu lassen. Man soll die Dinge weder haben nochan ihnen haften mit dem Gefhl, sie zu besitzen. Nun ist aber allerMenschen Natur geneigt, zu haben, zu wissen und zu wollen. Da helfennun sechs Krfte, von denen drei zu den unteren gehren: Demut,Sanftmut und Geduld, und drei zu den oberen: Glaube, Zuversicht undLiebe.

    Nun geht der Glaube hin und entzieht der Vernunft all ihr Wissen undmacht sie blind, damit sie dem Wissen entsage. Dann kommt dieZuversicht und nimmt die Sicherheit und das Haben. Und endlich kommtdie Liebe und beraubt den Willen alles Selbstgefundenen und allesBesitzes.

    Danach kommen die drei unteren Krfte: die Demut lsst das Ich sovllig in den Seelengrund entsinken, dass es seinen Namen verliert und inseiner Nichtheit nichts mehr von Demut wei. Die Sanftmut hat die Liebe

    allen Eigenwillens beraubt, so dass ihr alle Dinge gleich sind und sie sichnicht mehr bewusst ist, Tugend zu haben. Sie ist mit allen in Frieden. DieTugend hat hier ihren Namen verloren und ist Wesen geworden. Undebenso ist es mit der Geduld: der Mensch liebt und lsst in Gelassenheitund ist sich seiner Geduld nicht mehr bewusst.

    In dieser Gelassenheit mag es ihm dennoch geschehen, dass er einmalungelassen wird und ihm ein barsches Wort entfhrt.

    Darber soll er nicht erschrecken, sondern soll noch tiefer in sein

    Nichts entsinken. Jede erkannte Schwche soll ihn in sein Nichts weisenund ihm Anlass sein, den Weg nach innen noch beharrlicher bis in dentiefsten Grund hinab zu gehen - dorthin, wo der Pfad immer steiler undfinsterer wird.

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    Das meint Christi Wort: Folge mir nach, gehe unberhrt durch alleDinge, denn alles das bin ich nicht. Gehe vorwrts, folge mir, gehevorwrts! Und wenn der Mensch fragen wrde: Herr, wer bist Du, dass

    ich Dir so in die Tiefe und Einsamkeit folgen soll?, so wrde erantworten: Ich bin Mensch und Gott.Knnte ihm nun das, was im Menschen noch Mensch ist, hierauf in

    seinem tiefsten Grunde antworten: So bin ich nichts und weniger alsnichts, dann knnte der Durchbruch geschehen. Denn die namenloseGottheit hat ihre ureigene Wirkungssttte nur im Grunde des Nichtseins,wo das Ich entwird.

    Darauf zielt das Wort der Meister: Wenn eine neue Form werden soll,muss die alte zerbrechen.

    Neues Leben entsteht nur aus dem Tode des alten. Soll der innereMensch berformt werden mit dem berwesentlichen Wesen Gottes, somuss der uere Mensch mit allem, was er ist und wei, will und wirkt,notwendig entwerden. Alle Zweiheit, aller Gegensatz zwischen Objekt undSubjekt, alles Auenwesen muss verschwinden. Als Paulus nichts sah, daschaute er Gott.

    Wenn alles uere, alles Gewordene entworden ist, dann - mit einemBlick - wird der Mensch verwandelt. In dieser Weise musst Du einwrts

    und vorwrts gehen. Darum spricht Gott: Du sollst mich Vater nennenund nicht aufhren, hineinzugehen - immer vorwrts, hinein und aufwrtsauf dem steilen Pfad! Je hher, desto tiefer entsinkst Du in denunermesslichen Abgrund Gottes und verlierst ber alle Weisen, Bilder undFormen hinaus Dich selbst und entbildest Dich hier vllig.

    Alsdann bleibt in dieser Ungewordenheit nichts als der Gottesgrund,der in sich selber ruht - ein Wesen, ein Leben, ein Allsein. Von diesemZustand kann man wohl sagen, man werde erkenntnislos und ichlos,

    liebelos und werklos - nicht aus sich selbst, sondern durch die Wandlung,die der Geist Gottes im geschaffenen Geiste wegen seiner Gelassenheitvollzieht. In ihm erkennt und liebt Gott sich selbst.

    Der Weg nach innen, der zu diesem Ziele fhrt, geht ber Christus: Erist das Tor, durch das man schreiten muss, um die Schranken der Natur zudurchbrechen. Er ist der Weg, den man gehen soll, die Wahrheit, die aufdiesem Wege leuchten soll, und das Leben, zu dem man gelangen soll.

    Wer diesen Weg geht, der gelangt zur hchsten Freiheit.

    Paulus sagt von solchen Menschen: Die vom Geiste Gottes getriebenoder gefhrt werden, die sind unter keinem Gesetz. Das kann man nichtsagen von denen, die die Welt lieben. Die aber diesen Weg gehen, die sindmit ihrem obersten Teile, ihrem inneren Menschen, ber der Zeit, in ihrem

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    unteren Teil, ihrem ueren Menschen, frei und gelassen:Wie auch immer die Dinge kommen, sie leben aus dem Geiste und

    stehen in einem gelassenen Frieden. Sie nehmen alle Dinge von Gott,

    tragen sie lauter wieder zu ihm empor und bleiben in Frieden, wie auchimmer Gott die Dinge fgt und wie sehr der uere Mensch davonbetroffen sein mag. Diese Menschen sind selig zu nennen. Aber sie sinddnn gest.

    Dass wir alle den Weg nach innen gehen und ihnen gleich werden, dazuhelfe uns Gott!

    Die christlichen PhariserHeinrich Jung-Stilling (1740-1817)

    Elon, Jathir, Meraja und Gadiel im Schattenreiche

    Elon: Ich bin zum ewigen Leben erwacht, mein Laufauf Erden ist vollendet! Diese stille, dunkle Wste ist derReinigungsort, wo ich nun vollends von meinenUnvollkommenheiten und Unlauterkeiten gereinigtwerden muss. Ungefhr so habe ich mir die Sache auchvorgestellt. O, wie glcklich bin ich nun, dass ich aufErden deinen Verleumdungsweg, o ewige Liebe,gewandelt habe. Ich war eben in den Stand der gnzlichenVernichtung bergegangen, als du mich abriefst, und ichempfinde noch immer tief in meiner Seele die innige Veranlassung von

    dir. Wer wandelt mir da entgegen?Jathir: Willkommen, Elon! - Kennst du deinen Bruder Jathir nicht

    mehr?Elon:Nein! Ich htte dich nicht gekannt, so sehr hast du dich verndert;

    bist du denn noch hier? - Du bist ja acht Jahre vor mir gestorben.Jathir: Ach Bruder, ich wei nicht, was ich sagen soll; wir waren

    unserer Sache so gewiss; wenn wir in unseren Versammlungen beisammensaen und uns freuten, dass uns der Herr vor so vielen anderen begnadigt

    und uns seinen Willen kund gemacht hatte, so glaubten wir in Demut, wirwrden vor vielen andern selig werden: aber denke nur, Bruder, ich habegesehen, dass viele von denen, die wir nicht fr erweckt gehalten haben,

    Die christlichen Phariser

    Heinrich Jung-StillingArzt u. Pietist,

    religiser Schriftsteller

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    mit Triumph von den Engeln ins Reich der Seligen hinbergefhrt wurden,mich aber hat bis dahin kein Engel bemerkt; ebenso geht es auch unseremBruder Meraja. - Dort steht er einsam und trauert; denn vor kurzem nahte

    er sich einem der himmlischen Gesandten, allein es fuhr ein elektrischerSchlag, wie ein Blitz, von ihm aus, und der arme Meraja prellte weit weg.Du weit, wie hoch wir den Meraja schtzten, seine Gabe derBeredsamkeit und der Erkenntnis war so gro, dass wir ihm, als unseremFhrer, folgten; sein guter Lebenswandel in der Gegenwart Gottes, seineAbgeschiedenheit von der Welt und seine Treue, die er uns in derBemerkung unserer Fehler bewies, berzeugte uns alle, er wrde hier einherrliches Erbteil empfangen; allein viele sind ihm vorgezogen worden,die wir nicht fr Auserwhlte ansahen.

    Elon: Bruder Jathir, du erschreckst mich! - Geschieht das am grnenHolze, was wird dann aus dem drren werden? Aber wer von unserenBekannten ist denn dem Meraja vorgezogen worden?

    Jathir: Sehr viele! - Das aber war mir unbegreiflich, dass unser vorkurzem hier angekommener Prediger ohne Aufenthalt mit groerHerrlichkeit eingeholt wurde.

    E lon: Wer? - Unser Prediger! - Gott, wie ist das mglich!

    Ein Mann, der seine Percke puderte, eine Halskrause und silberneSchnallen trug, sogar einen goldenen Ring am Finger hatte! -Den sollte der arm gewordene Heiland zu Gnaden angenommen haben?

    Ein Mann, dem es nicht darauf ankam, zuweilen den abscheulichenKegelspielen oder einem eitlen Tanze zuzusehen? Der die Kirchenmusik

    bei uns einfhrte, der vom Wandel in der Gegenwart Gottes, von derEinkehr, vom dunkeln Glauben und allen Zustnden einer vernichtigtenSeele nichts wusste, der sollte hier, ohne eine langwierige und schwereLuterung, selig geworden sein?

    Jathir: Ja, er ist selig, und dem Ansehen nach in einem sehr hohenGrade.

    Elon: So offenbarte sich entweder Gott in der Seele anders, als dieSache der Wahrheit nach ist, und das ist ja eine Gotteslsterung: oder das,was du gesehen hast, ist eine Spiegelfechterei des Frsten der Finsternis;denn was sich in unserem Herzen und Gewissen als Wahrheit legitimiert,das kann doch unmglich falsch sein.

    Jathir: Du redest da harte Worte, Bruder Elon, aber ich kann dir dochnichts dagegen einwenden. Siehe, da kommt auch Meraja.

    Meraja: Sei mir gegrt, Bruder Elon!Elon: Auch dich htte ich nicht mehr gekannt. Brder, ihr habt euch

    Die christlichen Phariser

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    sehr verndert, ihr seht so arm und verhungert aus; ich hre, es geht hierganz anders, als wir es uns vorstellten.

    Meraja: Von allem, was ich hier sehe, begreif' ich kein Wort; wir haben

    uns doch mehr als andere bestrebt, den Willen Gottes zu tun; wir habenuns verleugnet, abgettet, von der Welt abgeschieden gelebt und ritterlichgegen unsere geistlichen Feinde gekmpft; und doch werden wir von denEngeln keines Anblicks gewrdigt; ich bin sogar zurckgestoen worden,als ich mich einem von ihnen nahen wollte. Denket nur einmal, dieabtrnnige Maria, die uns immer so widersprach, gar von uns ausging undsich wieder zur Welt gesellte, diese Maria, ber die wir uns so sehr

    beklagten, die wir so bedauerten, die ist alsofort, so wie sie ankam, selig

    geworden.Elon: Die Maria? - Das kann unmglich mit Rechtem zugehen.Meraja: Und doch ist es nicht anders!Jathir: Ich hab's auch mit Erstaunen angesehen, sie machte eine so

    frohe, demtige Miene, dass ich fast zweifle, ob sie nicht den richtendenEngel getuscht habe.

    Elon: Wenn hier noch Tuschung mglich ist, so ist Gottes Wort nichtGottes Wort; nein, ich glaube vielmehr, dass die Seelen, die ihr abholen

    sahet, an Reinigungsrter gebracht werden, oder dass es hoheVersuchungen sind, die Gott zulsst, um uns zu prfen; vielleicht sind esbse Geister, die sich in der Gestalt der Lichtengel zeigen.

    Jathir: So kommt mir die Sache nicht vor.Meraja: Mir auch nicht; doch es muss sich endlich aufklren.Elon: Was sehe ich dort? - Was fr herrliche Gestalten fahren aus der

    Morgenrte das Gebirge herab?Meraja: Das sind die Engel, welche die Seelen richten; willst du es

    einmal mit ansehen?Elon: Ja, das verlangt mich sehr, zu sehen, wie das zugeht.(Sie schweben alle drei dem Gebirge zu.)

    Jathir: Siehst du, Bruder Elon, den, der da vor dem Engel steht? - Gott,wie er bis zum Zwerge zusammenschrumpft! Jetzt lodert eine Flamme ausihm empor, siehst du die schrecklichen Dinge in der roten Flamme?

    Elon: Herr Gott, das ist frchterlich! - Allmchtiger Erbarmer - erverwandelt sich in ein Ungeheuer! Sieh! Wie er dorthin in die Nacht

    wegzischt, als wenn ihn die Flamme versengte!Meraja: Jetzt steht ein anderer vor ihm; der fngt an zu glnzen; schau,er bekommt einen Lichtkreis um sich her, der immer heller und heller

    Die christlichen Phariser

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    wird! Wie sanft blulich und wei ist das Licht; es schimmert, wiepoliertes Silber im Vollmond!

    Jathir: Aber siehst du auch alle die Schnheiten in dem Lichte, eine

    lebende Sprache der Heiligkeit und Gottseligkeit!Elon: Ja, ich sehe es! - Der muss ein sehr frommer Mensch gewesen

    sein; nein, das ist kein Betrug des Satans - keine hohe Versuchung!Meraja: Gott sei uns gndig, den kenne ich, ist das nicht der

    SchulmeisterElias? -Elon: Er war sehr krank, als ich starb; allein der kann's doch nicht sein,

    denn dieser ist ja ein Heiliger; siehe, er schwebt schon wie ein Seraph berdas Gebirge hin! Der Schulmeister aber war nicht einmal erweckt.

    (Der Engel Gadiel naht sich ihnen.)Gadiel: Ja! Eben dieser war der Schulmeister Elias;jetzt ist er ein Frst

    im Lande der Gerechten, sein Erbteil ist herrlich; denn sein Los ist aufslieblichste gefallen.

    Elon: Verzeihe mir, du Verklrter, wenn ich mich unterstehe, dich umetwas zu fragen.

    Gadiel: Frage, was dir beliebt.Elon: Wir knnen nicht begreifen, wie dieser Schulmeister selig

    werden kann; denn er war nicht einmal erweckt.Gadiel: Was verstehst du unter dem Ausdrucke: erweckt sein?

    Elon: Wissen die Engel nicht, was erweckt sein ist?Gadiel: Ob wir es wissen oder nicht wissen, davon ist die Rede nicht,

    sondern davon, ob du es weit.Elon: Gott Lob! Ich wei es; denn ich bin schon ber vierzig Jahre

    erweckt gewesen. Man wird erweckt, wenn man sein sndig Elend undseinen hchst verdorbenen Zustand einsieht, von Herzen bereut und sich

    dann ernstlich zu Gott in Christo wendet.Gadiel: Der Begriff ist ganz richtig, und das Gebot, das er enthlt, ist

    dem, der selig werden will, vollkommene Pflicht. Du sagst, du wrestschon ber vierzig Jahre erweckt gewesen; du musst es also weit in derSelbsterkenntnis und in der Einsicht in dein natrliches Verderbengebracht haben?

    Elon: Darin kann man es nicht zu weit bringen; ich habe mich inmeiner Schwachheit an die ewige Liebe bergeben und mich von ihr

    bewirken lassen.Gadiel: Sage mir, in welcher Pflicht vereinigen sich alle Pflichten des

    Menschen?

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    Elon: In der Liebe; Gott lieben ber alles und den Nchsten wie sichselbst, das ist das Gesetz und die Propheten; die Liebe ist des GesetzesErfllung!

    Gadiel: Das ist ewige Wahrheit und das Grundgesetz, nach welchemalle Menschen gerichtet werden. Was ist aber die Liebe und worin bestehtsie?

    Elon: Die Liebe ist eine herzliche und innige Zuneigung der Seele zuGott und zu den Menschen.

    Gadiel: Aber worin uert sich diese Zuneigung?Elon: Sie uert sich gegen Gott durch ein bestndiges Anhangen an

    Ihm, und durch einen bestndigen Wandel in seiner Gegenwart, und gegen

    die Menschen darin, dass man sich unablssig bestrebt, sie alle und nachallen Krften Ihm zuzufhren.Gadiel: Du vergissest die Hauptsache; Gott lieben heit: seinen Willen

    nach allen seinen Krften erfllen; und den Nchsten lieben: sein Bestes,so wie das eigene Beste befrdern.

    Elon: Das sind die Frchte, die aus jenem Baume hervorwachsen.Gadiel: Ganz recht! Ein Baum, der also diese Frchte nicht mitbringt,

    in dem wirkt auch diese Liebe nicht! Wer Gottes Willen nicht erfllt,

    dessen Anhangen an Ihm, und dessen Wandel in seiner Gegenwart istnichts als eine elende Tuschung und ein Spiel der Phantasie; und werseines Nebenmenschen Bestes nicht in allen Stcken nach dem Mastabeseines Eigenen befrdert, dessen Bestreben, ihn zu bekehren und selig zumachen, ist eitel!

    Elon: Das ist wahr.Gadiel: Du wirst doch berzeugt sein, dass se