geistiges leben 2008-3

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 Das rechte, lebendige Heilmittel Das rechte, lebendige Heilmittel  Heilungshindernisse Heilungshindernisse Versuchungen und Prüfungen Versuchungen und Prüfungen  Der Christ als Mystiker Der Christ als Mystiker  An stillen Wassern An stillen Wassern  Von der Liebe Von der Liebe  Baltasar erschaut seine Innenwelt Baltasar erschaut seine Innenwelt  Meditation Meditation - - Weg zur Ruhe Weg zur Ruhe  

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8/2/2019 Geistiges Leben 2008-3

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Das rechte, lebendige HeilmittelDas rechte, lebendige Heilmittel 

HeilungshindernisseHeilungshindernisse 

Versuchungen und PrüfungenVersuchungen und Prüfungen 

Der Christ als MystikerDer Christ als Mystiker 

An stillen WassernAn stillen Wassern 

Von der LiebeVon der Liebe 

Baltasar erschaut seine InnenweltBaltasar erschaut seine Innenwelt 

MeditationMeditation -- Weg zur RuheWeg zur Ruhe 

8/2/2019 Geistiges Leben 2008-3

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Internet-Seite: www.Lorber-Gesellschaft.deSchriftleitung: Klaus W. KardelkeRedaktion: Angelika Penkin, Michael Nolten

INHALT

Du brauchst einen Freund S. 2

Klaus W. Kardelke Editorial S. 3

Jakob Lorber Das rechte, lebendige Heilmitte S. 5Jakob Lorber Mein Wort und der lebendige Glaube… S. 7

Thorsten Neumann Heilungshindernisse S. 12

Gebet S. 21Jakob Lorber Versuchungen und Prüfungen zur Geisterweckung S. 22

Jakob Lorber Versuchungen bestehen S. 23

Gustav Krämer Der Christ ein Mystiker S. 24Jakob Lorber Bleibet in der Liebe S. 29

Eva Bell-Werber An stillen Wassern S. 30

Kahil Gibran Von der Liebe S. 34Emanuel Swedenborg Vom Reden der Geister S. 35

Jakob Lorber Liebet den Vater S. 36

Johann Gottlieb Fichte Ewiges Leben S. 37Max Seltmann Baltasar erschaut seine Innenwelt S. 39

Sören Kierkegaard Schweigen tut Not S. 45Jakob Lorber Die Zucht der Gedanken S. 46

K. Graf Dürckheim Die Stille S. 47

Anselm Grün Meditation - Weg zur Ruhe S. 48Dag Hammarskjöld Die Reise nach innen S. 50

Selma Lagerlöf Gebet der Leere S. 51

Weisheitsgeschichten S. 52

Jakob Lorber Vom Fürsten und seinen Kindern S. 53Verschiedenes S. 54

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Jahrgang 28 2008 Heft 3

- Zeitschrift im Geiste christlicher Mystik -

 „Wahrlich sage Ich euch:

 Selig sind die Augen, die das sehen,

was ihr sehet und gesehen habt,

und selig die Ohren, die das hören,

was ihr höret und gehört habt!

 Denn Ich sage es euch:

Gar viele Propheten und Könige wollten sehen,

was ihr sehet, und hören, was ihr höret,

und haben es nicht gesehen und auch nicht gehört!“ (Gr.Ev.Joh. Bd.8; 62,10 u. Luk. 10,23)

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2  GL 3/2008 Du brauchst einen Freund

Du brauchst einen Freund 

Manchmal, wenn Du ganz tief unten bist, wenn die Einsamkeit über 

Dir zusammenschlägt...., dann brauchst Du einen Freund, der Dich 

bei der Hand nimmt und Dich ins Leben zurückführt.

Manchmal, wenn Du vor Tatendrang sprühst, wenn Du Dich im 

Trubel des Alltags verlierst..., dann brauchst Du einen Freund,

der Dich zurückführt in die Stille und in das Schweigen.

Manchmal, wenn Du sehr krank bist, wenn Du glaubst, nicht mehr 

 gesund zu werden..., dann brauchst du einen Freund, der Dir sagt, dass es ein Morgen gibt.

Manchmal, wenn Dir die Tränen im Halse stecken, wenn du daran 

zerbrichst, dass niemand Dich versteht..., dann brauchst Du einen 

Freund, der seinen Arm um Dich legt und Dich weinen lässt.

Manchmal, wenn Du gerade Streit hattest, wenn Du noch sehr 

böse auf jemanden bist..., dann brauchst Du einen Freund, der 

Dir sagt, wie schön verzeihen sein kann.

Manchmal, wenn Du vor Freude hüpfst, wenn Du die ganze Welt 

vor Glück umarmen willst..., dann brauchst Du einen Freund, der 

Deine Freude widerspiegelt und mit Dir lachen kann.

Manchmal, wenn Du fragst und fragst, wenn Du keine Antwort 

findest auf der Suche nach dem Sinn..., dann brauchst Du einen 

Freund, der Dir den Weg zeigt und Dir Glauben schenkt.

Manchmal, wenn Du alleine sein willst, wenn Dir Ruhe und Stille 

wichtig sind, um Dich zu finden..., dann brauchst du einen Freund,

der sich nicht aufdrängt und geduldig wartet.

Manchmal…, nein, immer brauchst Du einen Freund, der Dich 

annimmt, wie Du bist, vor dem Du Dein Leben ohne Maske leben 

darfst.

Aber vergiss nicht: Der einzige Weg einen Freund zu haben ist; selbst einer zu sein.

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GL 3/2008  3 

EditorialErinnern wir uns noch daran, wie es war, als wir gläubig

wurden, als wir unsere Liebe zu unserem himmlischenVater entdeckten, den wir in Jesus Christus erkennendurften. War dies nicht ein wundervoller Gnadentag für uns gewesen und mit Dankbarkeit blicken wir auf diesenTag zurück, wo unser Leben einen Sinn erhielt.

O wie feurig und eifrig und begeistert waren wir inunserer ersten Liebe zum Herrn und wollten gleich dieganze Welt an unserem Glücke teilhaben lassen und zuGott bekehren. Wir waren förmlich vom Geiste Gottes erfüllt, voller Liebe,

Freude und Tatendrang.Doch so nach und nach mussten wir erkennen, dass die wenigsten

Menschen unsere Begeisterung und Liebe für den Herrn mit uns teilen, janicht einmal verstehen wollten. So blieben wir in der Menge doch meisteinsam und unverstanden. Unsere Jesusnachfolge wurde langsam zu einer Gewohnheit und unsere Begeisterung, unser inneres Feuer, unsere Liebezum Herrn flaute langsam aber stetig ab und wir wurden immer lauer inunserer Beziehung zu unserem himmlischen Vater.

Ähnliches erleben wir ja in unseren Ehen und Freundschaften, wenn dieerste Liebe verblasst und der Alltag uns wieder eingeholt hat. Die Liebemuss jeden Tag immer wieder aufs Neue angefacht werden, damit sie nichtunmerklich erlischt, wie es leider so häufig vorkommt.

Jesus kennt diese menschliche Schwäche nur zu gut und so ermahnt er uns mit den Worten:  „Ich habe wider dich, dass du deine erste Liebeverlassen hast.“   (Offb. 2,4) Haben wir nicht alle mehr oder weniger einmalunsere erste Liebe zum Herrn verloren. Denn wenn die Liebe zur Weltwieder allzu mächtig wird, nimmt die Liebe zum Herrn ab, vermag dochniemand zwei Herren in seinem Herzen zu lieben und Raum zu geben. DasFeuer der Begeisterung und der Liebe glimmt dann nur noch und wir haben große Mühen, damit es nicht erlischt.

 „Gedenke, wovon du gefallen bist und tue Buße und tue die erstenWerke.“ (Offb. 2,5)

Immer wieder ruft uns der Herr zur Umkehr auf, damit wir in die ersteLiebe zu Ihm zurückfinden und wieder erkennen und erleben, dass Er unsständig zur Seite geht, uns umgibt und durchdringt und in uns weilt.

Immer wieder redet der Herr durch Sein Wort der Heiligen Schrift zuuns und weist uns somit Seine Wege, denn „brannte nicht unser Herz, alser mit uns redete?“ und wir Seine Worte lasen.

Editorial 

Klaus W. KardelkeGeschäftsführender 

Vorsitzender der Lorber-Gesellschaft

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4  GL 3/2008 Editorial 

 Nachdem Jakob den Traum von der Himmelsleiter träumte, erkannte er: „Gott weilt wahrlich an diesem Ort, und ich wusste es nicht.“ (1.Mos.28,16) Erst im nachhinein erkannte er, dass Gott allzeit gegenwärtig ist. Und so

ergeht es ja auch uns, wenn wir durch unsere innere Wüste wandern, erstspät erkennen wir, dass der Herr allzeit mit uns ging, wir es aber in unserer Blindheit nicht wahrnahmen.

 „Gott ist im Himmel“ , sagt Jakob Böhme,  „und der Himmel ist im Menschen.“  Angelius Silesius ergänzt: „Halt an, wo läufst du hin?“ Der  Himmel ist in dir, suchest du ihn anderswo, du fehlst ihn für und für.“ 

Auch als Christen suchen wir den Himmel und Gott immer noch zusehr im Äußeren, aber auch in den Bildern unserer Vorstellungen von Gottwerden wir Ihm nicht begegnen, denn er will wesenhaft erkannt und umSeiner selbst willen geliebt werden.

In jedem Menschen kann uns der Herr persönlich entgegenkommen,doch wie schwer fällt es uns, Ihn in dieser Verkleidung zu erkennen, zusehr sind wir auf Äußerlichkeiten fixiert und sehen nicht das inwendigegöttliche Wesen unseres Nächsten, geschweige denn unser eigenes.Selbst Gandhi erkannte: „Wer Gott nicht in seinem Nächsten findet, sollteaufhören, nach ihm zu suchen.“ 

Die Liebe zu Gott und aus ihr die Liebe zu unserem Nächsten sind der 

einzige Pfad zu einer persönlichen Liebesbeziehung mit unseremhimmlischen Vater, aus dieser Liebe ergibt und erwächst alles andere,wessen wir bedürfen. Suchen wir doch vor allem das Reich Gottes, allesandere wird uns hinzugegeben werden, denn das Himmelreich kommtnicht mit äußeren Schaugepränge, es ist inwendig in uns.

Doch wenn wir ehrlich sind, suchen wir alles andere mehr als das ReichGottes in uns, suchen alles andere mehr als unsere Liebe zu Gott zuerwecken. Wir wollen es wohl, doch unsere menschliche Natur fällt immer 

wieder zurück in die Versuchung und Sünde, denn  „der Geist ist zwar willig; aber das Fleisch ist schwach.“  (Mt. 26,41)

Wenn wir unser Leben ehrlich betrachten, werden wir feststellen, wiewenig Zeit wir im Gebet und der Stille in der Gegenwart Gottesverbringen. Alles andere scheint irgendwie wichtiger zu sein, wir habenfür Gott keine Zeit mehr. Wie viel Zeit opfern wir sinnlos dem weltlichenTreiben, während unser himmlischer Vater in Jesus sich mit ein paar Minuten am Tage begnügen muss.

Kehren wir um und zurück in unsere erste Liebe zum Herrn, dann wirdder, der das gute Werk in uns angefangen hat, es auch vollenden.

Euer Klaus W. Kardelke

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GL 3/2008  5 

Das rechte, lebendige Heilmittel(Der Herr:) „So du und so mancher andere auf Mich ein vollstes und

lebendiges Vertrauen hättest, da hättest du auch keine unnötige Furcht beidiesem deinem Übel und würdest auch nicht fortwährend ein anderes

 besser und schneller wirken sollendes Mittel von Mir dir erbitten; denn dawäre das erste so gut wie das letzte.

Aber weil dein Übel, das eine Ablagerung von einer Menge alter Übelund ärztlicher Arzneien ist, nicht so schnell vorübergehen kann wieirgendein leichter Schnupfen, da durch dasselbe eine Menge schlechter Substanzen sich einen Ausweg gebahnt hat, so hast du eine große Furchtnun. Ich aber frage dich: warum denn? Meinst du denn, dass Ich dir etwa

nicht helfen könnte, und wäre dein Übel noch tausendmal größer, als esist?

O siehe, für Mich ist wohl noch nie ein Übel so groß gewesen, dass Ich es nicht hätte zu bändigen vermocht! Und so könnte Ich etwa wohlauch mit deinem zurechtkommen in aller Kürze, aber dazu bist du zufurchtsam und ängstlich und suchst Mittel und Mittel. Aber aufsHauptmittel setzest du zu wenig lebendiges Vertrauen, was du aus deiner Furcht und Angst selbst entnehmen kannst, und das verzögert die volle

Heilung deiner Brust.Ich sage dir, du magst Erde oder Wasser, Öl oder Wein oder Honigoder Balsam oder Kräuter oder Pflaster oder Milch und Brot oder auchSchwefel und andere Mineralien und mineralische Wässer auf deine Brustlegen - hast du zu Mir ein lebendiges Vertrauen, so werden dir alledienen; hast du aber Furcht und Angst, was da zeigt, dass dein Vertrauenzu Mir kein volles ist, da musst du dir denn auch selbst zuschreiben, dassdie Heilung deiner Brust sich genau nach euer aller Vertrauen richtet.

Ihr schauet und beurteilet nur das Mittel, ob dieses wohl etwa von Mir oder vielleicht nur allein von Meinem Schreiber stamme, ob es daher wohlrichtig helfen werde oder nicht - oder so es etwa doch nicht von Mir,sondern bloß vom Schreiber wäre, ob es da das Übel nicht verschlimmernwürde?

Siehe, das sind so eure geheimen Skrupel, durch die ihr, wie gesagt,stets nur das angeratene Mittel beurteilt unter dem Gesichtspunkte eineshalben Glaubens. Mich aber beurteilet ihr da gar nicht, weil ihr eben glaubtoder doch wenigstens der Meinung seid, dass Ich nur durch ein einziges

Mittel, welches das tauglichste wäre, helfen könnte oder wollte - als ob Ich nicht mächtig genug wäre, durch jedes Mittel, ja bei einemlebendigsten Glauben auch ohne alle Mittel jedes Übel heilen zu können.

Das rechte, lebendige Heilmittel 

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6  GL 3/2008 

- Was liegt denn am Mittel? Ich bin das rechte lebendige Mittel, ohne dieses wirkt keines, mit 

diesem aber ein jedes!

Wollt ihr in Zukunft die Gesundheit eures Leibes erzielen, so müsst ihr nicht so sehr auf ein passendes Mittel, sondern nur darauf sehen,dass euer lebendiges Volltrauen auf Mich es passend mache, dann wird 

 jedes Mittel recht sein, bestehe es, worin es wolle. Ohne dieseManipulation aber wird der beste Balsam ebenso wenig helfen wie dasWasser einer Pfütze!

Brauchet euer Pflaster, aber mit Volltrauen auf Mich, so wird es denstarken Eitersack, der mit dem Eiter auch hätte herauskommen sollen, wie

 bei einer Geburt das Kindbettchen, und der nun wie ein Fremdkörper inder Wunde steckt und herausschwärt, schon herausziehen. Aber wohlgemerkt, das Pflaster selbst wird das nicht tun.

Wollt ihr aber einen Arzt, so könnet ihr ihn auch nehmen. Habet aber dabei nicht so sehr auf den Arzt, sondern vielmehr auf Mich allein einwahres, lebendiges und somit angst- und furchtloses Vertrauen, so werdendes Arztes Mittel heilsamst wirken. Habt ihr aber mehr Vertrauen auf denArzt als auf Mich, so wird er euch wenig oder nichts nützen.

Eure Furcht und Ängstlichkeit aber sei euch ein sicherer Ansager, ob

ihr Mir volltrauet oder nicht; denn  jede Furcht und jede Angst ist eineFolge schwachen Glaubens und Vertrauens auf Mich. 

Bin Ich nicht Der, der den vier Tage im Grabe modernden Lazaruswieder ins Leben zurückrief? - So ihr aber glaubet, dass Ich Derselbe binund rede mit euch nun durch den zwar in sich schwachen, aber sonsttreuherzigen Knecht schon einige Jahre, - warum ist denn da schwach euer Glaube und warum unrein eure jeweilige Meinung, derzufolge Mein euchwiedergegebener Knecht aus sich auf Meinen Namen Mittel gäbe, die dann

nicht helfen könnten, weil sie vielleicht doch nicht von Mir, sondern vomKnechte seien?Wisset ihr denn nicht, dass Ich den Knecht alsbald verwerfen würde, so

er so etwas sich erlauben würde? - Für einen so argen Sünder müsst ihr Meinen Knecht nicht halten! - Er hat wohl andere Schwächen, meist aber gegen sich selbst; aber in Meinem Namen ist er getreu und stark undscheut die Menschen nicht und sieht auch nicht auf die Vorteile der Welt,obschon er irdisch arm ist.

Also nur mehr Glauben und Vertrauen, dann wird schon alles gutwerden; sonst aber noch hübsch lange nicht amen. - Das sage Ich, als das beste Heilmittel für ewig, amen, amen, amen. - - (HiG.Bd.3, S. 272)

Das rechte, lebendige Heilmittel 

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GL 3/2008  7 

Mein Wort und der lebendige Glaubesind das beste Heilmittel

(Der Herr:) „Ich gebe wohl jedem gern, um was er Mich gläubig undvertrauensvoll bittet; aber um sehr vieles lieber, was zur Heilung desGeistes gehört als zur Heilung des Fleisches.

Muss denn nicht ein jeder Mensch an seinem Fleische gekreuzigetwerden, so er im Geiste lebendig werden solle? -

Wer da Mein Wort liest und lebt danach und hat einen starken, festenGlauben, dem wird das Wort durch seinen Glauben helfen, wie es in denEvangelien gar oft zu ersehen ist. Fehlt aber der rechte, lebendige Glaube,da wird das „Stehe auf und wandle!“ nur von geringer Wirkung sein.

 Alsonach sind Mein Wort und der lebendige Glaube allezeit das beste Heilmittel auch fürs Fleisch, und es hat keine Apotheke ein besseres.Aber der Schwäche eures Glaubens und der ängstlichen Mattigkeit euresVertrauens genügt diese reinste Medizin nicht und kann nicht genügen,weil ihr noch zu ängstlich am Leben des Fleisches haltet und werdet nur zu

 bald überkleinmütig und schwachgläubig, so über dasselbe etwas kommt.Daher verlanget ihr nebst Meinem Worte auch eine Arznei, also entweder Lehm oder das Wasser des Teiches Siloah; ohnedem kann euch nicht

geholfen werden.Und da eben liegt der böse Hund begraben, wie ihr zu sagen pfleget;

denn so Ich es zulasse, dass Arzneien eure Krankheiten heilen, soschwächt das euren Glauben an Mein Wort. Helfe Ich euch aber trotz der Schwäche eures Glaubens und Vertrauens bloß durchs Wort, da wäret ihr gerichtet und gefangen, und das im Geiste, aus welcher Gefangenschafteuch dann nur ein übergroßes Kreuz wieder befreien könnte, wie es auch

 bei den ersten Christen, die zumeist durch Wunder genötigt Mein Wort

annahmen, der Fall war, dass sie hernach durch eine mächtige Prüfung erstihres Gerichtes ledig werden konnten. - Fraget euch daher selbst, was Ichhier tun soll, um euch zu erhalten.

 Jede Arznei ist schwächer denn Mein Wort. Aber Mein Wort kann unddarf da nicht allein wirken, weil euer Glaube noch viel zu schwach ist, wasihr gar leicht aus eurer großen Liebe zu dem irdischen Leben entnehmenkönnet, denn der lebendig Gläubige sehnt sich mit Paulus nach der Auflösung, was bei euch noch lange nicht der Fall sein wird, da euch nochviel zu sehr manche Dinge der Welt am Herzen liegen. Daher müsseneures Heiles willen auch hier Arzneien neben Meinem Worte wirken, wasnatürlich die Heilung verzögert, besonders so das Vertrauen darauf einmehr oder weniger ängstliches ist.

Mein Wort und der lebendige Glaube... 

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8  GL 3/2008 Mein Wort und der lebendige Glaube... 

Ich habe aber ja schon gezeigt, wie die Medizinen wirken und wie dieÄrzte. Habt ihr zu einer Medizin oder zu einem Arzte zu wenig Vertrauen,so nehmet eine andere Medizin, desgleichen ist auch mit dem Arzte zu tun;

denn Ich sage euch noch einmal:  Nicht die Medizin und nicht der Arzt helfen im eigentlichen Sinne allein, sondern hauptsächlich das festereVertrauen. Ja, der Arzt wie die Medizin sind zumeist gleichgültig, und

 beide wirken nur, wenn die ruhige, vertrauensfeste Seele sich die Zeit undMühe nimmt oder nehmen kann, die in der Arznei vorhandenen Spezifikadorthin zu verwenden, wo sie zweckdienlich sind. Ist das bei der mehr oder weniger geängstigten Seele nicht der Fall, so wirken die bestenMedizinen nicht nur gar nicht, sondern oft ganz verkehrt, weil sie von der unruhigen und vertrauensschwachen Seele nicht selten an einen anderenOrt geführt werden, als wohin sie hätten geführt werden sollen.

Die Arzneien haben zufolge ihrer Spezifika wohl allezeit eine Wirkungim Fleische. Gehen irgendwo im Fleische gewisse Spezifika ab, so könnensie aus einer guten Arznei wohl ersetzt werden und dadurch ein krankesFleisch gesund machen, so sie von der Seele dahin verwendet werden.Werden sie aber von einer ängstlich konfusen Seele irgendwo andershingeführt oder manchmal sogar dem Zufall überlassen, da sie dannhinkommen, wo sie das stumme Blut hinführt oder die noch stummeren

Magensäfte, - dann lässt sich auch schon von selbst erraten, wie es dabeimit der Heilung des Fleisches aussieht.

Ich sage, da gleicht die Heilung des Fleisches der Herstellung einesschadhaften Hauses, wo die Bewohner aus zu großer Furcht, im Hauseerschlagen zu werden, so es zusammenfiele, anstatt sich im schadhaftenHause umzusehen, wo es fehlt und wie zu helfen sei, nur in einen Winkelsich verkriechen, wo sie sich noch am sichersten glauben, oder manchmalwohl auch in aller Eile das Loch suchen, durch das sie am ehesten ins Freie

kämen.Ist so etwas bei einer Seele der Fall, da können freilich alle Ärzte der Welt zusammenkommen, und sie werden beim besten Willen und Wolleneinen kranken Leib dennoch nicht gesund machen können, weil eben dieseSeele nicht mitwirkt. -

Daher sind die magnetischen Kuren auch allen anderen darumvorzuziehen, weil durch sie die Seele zu jener guten Ruhe gelangt, in der sie sich Zeit nimmt, ihr Fleischhaus näher zu beschauen, wo es demselben

fehlt und wie und womit ihm zu helfen ist. Wird dann dem Leibe jenesMittel beigebracht, welches die ruhige Seele im Schlafe des Fleisches alsein zweckdienliches bezeichnete, so erkennt es die Seele auch als solchesund verwendet es dann auch zumeist dahin, wohin es zu verwenden ist.

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Und die Herstellung des Leibes geschieht dann meistens mit gutem Erfolgund manchmal durch Mittel, bei deren Namhaftmachung sicher jeder reineVerstandesarzt Reißaus nähme!

Aber trotzdem wirken die seltenen Mittel dennoch, aber nicht darum,weil sie etwa die allein rechten wären, sondern darum nur, weil sie von der Seele als der allein rechten Baumeisterin ihres Fleischhauses am rechtenOrt und mit rechter Intelligenz verwendet werden.

Würde die Seele der Kranken ebenso ruhig sein wie die Seele somancher Somnambulen, da wäre ihr Übelchen schon lange gut. Aber dadas nicht der Fall ist und sie immer von der Furcht vor ihren Eltern, weilsie keinen Arzt aufsucht - und wieder von der Furcht vor einem Arzte, wasdieser tun oder sagen würde, so sie ihn nähme, ob er ihr wohl helfen oder das Leben absprechen würde - und endlich auch von der Furcht vor demmöglichen Leibestode hin und her getrieben wird, wie soll da ihre SeeleZeit haben, dort tätig zu sein, wo sie tätig sein soll? - Bei solchenUmständen muss dann aus einem Übelchen freilich ein förmliches Übelwerden.

Sie gebraucht mit ihren Händen, mit ihrem Willen wohl freilich soziemlich genau die angeratenen Mittel, aber ihre ängstliche und manchmalmehr und manchmal weniger furchtsame Seele tut es nicht und kann es

auch nicht tun, weil sie fortwährend zwischen dreifacher Furchtherumspringt, wovon sie schwerlich los wird.

Hier heißt es, entweder alles Heil in Meine Hände legen und nichtdenken: So ich am Ende dennoch sterben müsste, was werden da meineEltern zu meinem Manne und was zu meinen Kindern sagen? Am Ende sieetwa gar enterben? Was wird da aus ihnen werden? Welchem Jammer werden sie preisgegeben sein? - Denn Ich allein bin der Herr auch über diese Eltern und kann deine Kinder auch ohne die Hilfe deiner Eltern

vollends glücklich machen!Wenn die Kranke so denken wird, und ihr alle mit ihr, da wird ruhigwerden ihre Seele und wird an der Heilung ihres Leibes arbeiten können.Da wird dann auch die Heilung leicht und bald erfolgen, sonst aber nur langsam und schwer, auch - bei erhöhter Furcht - gar nicht, weil da nur der Zufall wirkt. Denn ergreifen die wirkenden Fleischgeister aus demMedikament die rechten Spezifika, dann geht die Heilung etwas vorwärts;ergreifen sie aber die unrechten Spezifika aus dem Arzneimittel, wie

allenfalls ein blinder Maler die Farben, so geht dann die Heilung wieder rückwärts. -Kann die Kranke ein solches Vertrauen zu Mir fassen und auch ihr 

Mann samt den Kindern, dass ihr euch dadurch von dem großelterlichen

Mein Wort und der lebendige Glaube... 

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10  GL 3/2008 

Hause als vollends unabhängig stellet in euren Herzen und euch denket: „Herr! Geschehe da, was da wolle, Du allein bist unser Vater zeitlich

und ewig. Von Dir und von niemand anderem hängt unser künftiges

Wohl ab; denn wir wissen es ja, dass aller Menschen Hilfe, wer sie auchsein mögen, zu nichts nütze ist. Dein Wille geschehe! Wir wollenniemand fürchten, außer allein Dich, o Herr, und von niemand eine

 Hilfe erwarten, als allein von Dir, o Du guter Vater! - Dein wollen wir  ganz sein im Leben dieser Welt und ebenso in ihrem notwendigen Tode,der uns frei machen wird vom Fleische und uns dann endlich führen zu

 Dir hin, der Du bist unsere alleinige lebendige Hoffnung durch denGlauben und unsere alleinige Liebe im erweckten Leben unseresGeistes!“ - -

Ist euch aber diese gänzliche und vollste Hingebung an Mich nichtmöglich, in der allein der alles bewirken könnende lebendige Glaubezuhause ist, da ergreifet ein anderes passendes Mittel, wodurch die Ruheder Seele bewerkstelligt werden kann. Nehmt zum Beispiel einen Arzt, umeuch dadurch der großelterlichen Furcht zu entledigen, oder nehmt zumMagnetismus eure Zuflucht, was noch besser sein wird, weil dadurch dieSeele die nötige Ruhe erlangen wird.

Tut, was ihr wollt; aber tut alles, was ihr tut, ganz und in Meinem

 Namen, so werdet ihr leicht zu einem erwünschten Ziele gelangen. Aber mit der Halbheit wird euch nirgends und niemals geholfen sein. -

Ich als die höchste Vollkommenheit wirke nur im Vollkommenenvollkommen, im Unvollkommenen aber wie die Sonne im Winter! - Daher seid alle vollkommen in allem, wie auch Ich, euer Vater, vollkommen bin,so werdet ihr leicht überall Hilfe finden, so euch irgend etwas fehlt.

Aber auf eine rein wunderbare Hilfe von Mir fürs Fleisch dürfet ihr allenicht rechnen, denn dazu gehört entweder ein nagelfestester Glaube, mit

dem ihr nahehin Berge versetzen könntet, oder aber die volle Wiedergeburtdes Geistes, was aber bei euch weder das eine noch das andere der Fall ist.Denn euer schwacher Glaube möchte eben darum Wunder, um durch sievermeintlich stark zu werden, was aber gerade der umgekehrte Fall wäre;denn nichts schwächt den wahren Glauben so sehr wie ein Wunder, da esden ganzen Menschen aus dem Zustande der Freiheit gewaltsamstherausreißt und ihn in den Zustand der unausweichlichen Nötigungversetzt, welche da ist ein Tod für den Geist. Und nichts stärkt den

Glauben mehr als das Kreuz; denn nur durch Kreuz und Leiden dieser Welt wird der Glaube genährt und gestärkt.Ob ihr aber als im Geiste vollends Wiedergeborene eines Wunders, als

unschädlich für euren Geist, fähig seid, - Ich meine, darüber kann euch

Mein Wort und der lebendige Glaube... 

8/2/2019 Geistiges Leben 2008-3

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GL 3/2008  11 

schon eure noch sehr schwache und in manchem Stücke sinnliche Natur treulichst belehren. - Aber Ich helfe euch dennoch mit und in der Natur wie ganz natürlich, nur müsst ihr euch also verhalten, wie es die Ordnung

der Natur erfordert, sonst kann Ich euch selbst bei Meinem besten Willenniemals helfen außer zeitlich durch ein Gericht, womit aber in der Wahrheit sicher keinem Menschen gedient sein wird.

Auf dass ihr aber auch sehet, warum Ich das Eitergeschwür der Kranken ein Übelchen nannte, so sage Ich: Dies Übelchen bestand anfangs

 bloß in einigen wenigen unordentlichen Spezifiken, welche, als nicht zumWesen gehörig, ihren Ausweg suchten, weil sie schon seit einigen Jahrendurch ungeschickte Arzneien in das Fleisch gekommen sind. Sie warenfrüher im Fleische zerstreut, aber nun haben sie sich gerade in der Brustgegend gefunden, vereinigt, und brachen da gewaltsam durch. Als siesich den Ausweg bahnten, da hätte die Seele tätig mithelfen sollen, dass siealle samt ihrem bösen Neste hinausgekommen wären. Da wäre alles schonlange gut. Aber da war die Seele zum Teil von Freude, zum Teil aber auchheimlich von einer kleinen Furcht beunruhigt und beschäftigte sich zuwenig damit, alles Fremde aus ihrem Hause zu schaffen.

Dieses Fremde ist nun hartnäckig geworden und will nicht hinaus, weiles zu hart und sonach nicht so leicht mehr zu Paaren zu bringen ist. Aber 

dessen ungeachtet wird es sich doch fügen müssen, wenn die Seele rechtenergisch wirken wird. Aber ohnedem kann es sich auch noch langehalten, besonders in der ohnehin sehr hartnäckigen Fleischnatur der Kranken; denn alles Fleisch, das im tieferen Norden gezeugt wird, isthartnäckiger, fester und dauerhafter, als das im Süden gezeugte, daher aber auch bei Krankheiten schwerer zu heilen. - Daher soll auch die Krankenicht ängstlich sein, wenn sie länger zu leiden hat; denn fürs erste sind dieLeiden ihrem Geiste heilsam, und fürs zweite aber ist ihre Natur danach -

und besonders, so die Seele keine rechte Ruhe hat. Diese aber muss siesich verschaffen so oder so, da wird es ihr aber auch sicher besser werden.Ich könnte euch eine Menge guter Mittel ansagen, die alle bei der 

gehörigen Ruhe der Seele die entschiedenste Wirkung täten, aber auch beider kleinsten Furcht nicht nur keine Wirkung hervorbrächten, sondern dieSache noch verschlimmern würden. - Daher bekümmert euch zuvor um dievolle Ruhe der Seele, entweder auf die eine oder auf die andere angerateneArt, dann werde Ich euch leicht helfen können amen. - Das sage Ich, der 

Ich jedermann helfen kann und will, der Meinen Rat vollends befolgtamen, amen, amen. - (Himmelsgaben Bd. 3, S. 274)

Mein Wort und der lebendige Glaube... 

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12  GL 3/2008 

HeilungshindernisseThorsten Neumann

In seinem irdischen Dasein muss sich der Mensch von je her mit allerlei Nöten, Schmerzen und  Leidenherumschlagen. Seit alters her sind ihm aber auch Mittelzur Verfügung gestellt, um Heilungsprozesse zuunterstützen oder überhaupt zu ermöglichen.

Als Therapeut erlebt man im Alltag leider nur zu oft dieGrenzen unserer „Heilungsfähigkeit“, oder auchregelrechte Wirksamkeitssperren lang bewährter Arznei-

mittel.Meine Auseinandersetzung mit diesem Thema ist stark beruflichgeprägt, denn ich bin seit mehr als 14 Jahren als Heilpraktiker in eigener Praxis überwiegend klassisch homöopathisch tätig.

Hier möchte ich mit euch einige Gedanken und Erfahrungen teilen.Wenn wir uns mit Heilungshindernissen beschäftigen, stellt sich

zuallererst die Frage: Wann sind wir „heil“? Die Weltgesundheits-organisation definiert Heilung als „Zustand völligen körperlichen,seelischen und geistigen Wohlbefindens.“ In Anbetracht dieses nahezu

 paradiesischen Zustandes schiebt sie noch eine weitere, lebensnähereSichtweise hinterher: „Die Abwesenheit körperlicher und geistiger Symptome“.

Ein 39-jähriger Mann, der morgens von seiner Frau dringendangemeldet wurde, war davon weit entfernt: er litt seit ca. zehn Jahrenunter chronischen Rückenschmerzen, seit fünf Jahren deutlichverschlimmert. Er ist Berufs-Lkw-Fahrer und hatte viele Therapien längstdurch, sogar eine OP fand bereits statt.

Hier ist eindeutig jemand in Schieflage geraten und hängt dort wiefestgezurrt, die Wiederherstellung, die Heilung findet nicht statt. Zehnlange Jahre Schmerzen, bei einem Mann von 39 Jahren und kaumVerbesserung. Als Ursache wurde von ärztlicher Seite sein Beruf verantwortlich gemacht: langes Sitzen und der schlechte Straßenzustand.Wer sich aber auskennt, weiß, dass moderne LKWs komfortabel mitluftgefederten Achsen und luftgefederten Sitzen ausgestattet sind.

Ganz allgemein ist bei Verletzungen von Mensch und Tier ein

Grundprinzip zu beobachten: die Abschürfungen, der Bluterguss, Schnitte,Knochenbrüche, sie alle heilen von selbst, ohne unser Zutun; d. h. alleGeschöpfe sind eindeutig auf Heilung „programmiert“. Das ist einevorgegebene Schöpfungsausrichtung.

Heilungshindernisse 

Thorsten Neumannist Heilpraktiker und

lebt mit seiner Familiein Nümbrecht

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Gleiches gilt für andere Beschwerden und jeder von uns kennt das:Husten, der schmerzhafte Fuß, Hauterkrankungen, wir warten ausvertrauensvoller Erfahrung erst einmal ab.

Zurück zu unserem Fernfahrer. Während der Behandlung wird schnellklar, dass ein ausgeprägter Vater-Sohn-Konflikt den Mann belastet.Er fuhr jahrelang LKW in der elterlichen Spedition und der Vater 

forderte seinem Sohn mehr ab als den anderen Mitarbeitern und nahm ihnhart ran. Irgendwann gab es den entscheidenden Zwischenfall, der Sohnknallte dem Vater die Papiere vor die Füße und zog sofort zu Hause aus.Das geschah vor ca. zehn Jahren. Und obwohl unser Patient nur 700mweiter zog, hatte er fünf Jahre keinerlei Kontakt zum Vater, bis einesAbends die Schwester kam, um ihn an das Sterbebett des Vaters zu rufen,wo er dann fassungslos dastand.

Die hemmenden Kräfte, die hier wirken, lassen das „Heilungs- programm“ nicht normal ablaufen. Woher rühren die Schmerzen? War der Mann vielleicht doch auch überarbeitet?

Im nächsten Fallbeispiel zeigt es sich noch deutlicher, wie wir in der Lage sind, unsere Lebensenergie zu blockieren:

Um die Jahreswende kommt eine Frau von 45 Jahren in die Praxis. Siewirkt müde und hoffnungslos und hat seit acht Monaten eine nicht

heilende, bis auf den Knochen offene Wunde am linken Ellbogen als Folgeeiner Sehnenscheiden-OP (Tennisellbogen). Einen Monat bevor damalsder Schmerz begann, hatte sie übrigens eine Operation am rechtenEllbogen wegen der gleichen Schmerzen. Die Beschwerden hattenschlichtweg die Seite gewechselt.

Was war geschehen? Vor zehn Monaten erlitt sie einen Schock: ihreMutter hatte eine plötzliche Lungenembolie und verstarb in ihren Armen.Die Patientin befand sich ihr ganzes Leben in ausgeprägter Abhängigkeit

von ihr mit übergroßem Verantwortungsgefühl.Zudem überlegte sie seit vier Jahren immer konkreter, ihren Ehemannzu verlassen....

 Nachdem sie ihre Mutter würdig verabschiedet hatte und sichüberwand, sie wirklich „gehen“ zu lassen und das Band zwischen sich zulockern, begann der Arm zu heilen.

Sie begann zusammen mit ihrem Mann eine Art Eheberatung in meiner Praxis und wir beleuchteten ihr Leben. Nach sieben Wochen hatte sich

ausreichend Gewebe gebildet, die Wunde am Arm war verheilt.Auf seinem Lebensweg ist der Mensch unzähligen Reizen undEinwirkungen ausgesetzt, die so genannte „Welt“. Eine ganze Reihe davonhaben einen nachhaltigen, krankmachenden Einfluss, je nach Dauer und

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Intensität, und bringen ihn aus seiner Lebensbalance.Der Ausdruck „krank“ kommt von ‚krängen’, ein Begriff für ein

schlingerndes, zur Seite geneigtes Schiff!

Für die bessere Darstellung habe ich diese Einflüsse einmalunterschieden in äußere und innere Hindernisse – auch wenn später zuerkennen sein wird, dass es Verflechtungen und Verbindungen gibt.

Äußere Heilungshindernisse 

Sie sollen nicht den Schwerpunkt bilden und sind der Ordnung halber mit erwähnt. Im Allgemeinen sind äußere Heilungshindernisse von denMenschen leichter nachzuvollziehen – vielleicht sollte ich sagen: sie

werden eher akzeptiert.Jeder hat damit bereits Erfahrungen gemacht, sie lassen sich auchkategorisieren als Beeinträchtigungen der fassbaren Welt.

1. Alle Formen von Fehl- oder Falschernährung stellen Belastungendar, die Bilanzierung zwischen Zufuhr und Gewinn fällt negativ aus.Ausgerechnet in der heutigen Zeit des Überflusses hat sich eine regelrechte„Vitaminhysterie“ entwickelt; überall sind die vermeintlichenWertigkeiten tabellarisch aufgedruckt, oft nur künstlich zugesetzt. Wichtigsollte uns die Qualität im Sinne der biologischen Vollwertigkeit sein, derenProduktion einen höheren menschlichen Schaffenseinsatz erfordert und,wenn man so will, mehr Hingabe.

- Achtsamkeit für die eigene richtige Ausgewogenheit entwickeln:Während z. B. eine Eiweißbelastung Übersäuerung zur Folge hat, könnenzu viel Teigwaren zu Mattheit führen. Es gibt Schwerverträglichkeit vonKuhmilch, die sich mit verschleierten Symptomen bemerkbar macht.

- Genussmittelgebrauch: Jedem ist klar, dass nach 15-20 JahrenRauchen die Bronchien Signale senden, manchmal für immer.

Regelmäßiger Bierkonsum, über einen ähnlichen Zeitraum genossen,erreicht leicht eine mittlere Tankwagenfüllung. Die körperlichenAuswirkungen sind immer systemisch, nicht nur Lunge und Leber sind

 betroffen. Langfristig entstehen geistige Symptome, i.A. kommt es zuVergröberung des Menschen und Willensschwächung.

Doch die meisten Menschen schätzen nicht ab, welche Folgen durchden Konsum von raffiniertem Zucker und Schokolade entstehen:Ruhelosigkeit, Konzentrationsstörungen treten auf und insbesondere

Kinder können reizbarer und unangenehm herrschsüchtig werden.Die Folgen der allgegenwärtigen Kaffeeliebe können wir imLorberwerk studieren. (bes. HS. 4. Kap. )

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Vergiftungen aller Art: sie sind viel verbreiteter, als wir landläufigglauben.

Als Vergiftungen zu werten sind:

- Längere Medikamenteneinnahme (nicht nur deren Missbrauch oder ineiner Chemotherapie) dazu zählen auch Bestrahlungen.Eine Patientin litt 7 Jahre unter einem unerklärlichen Husten mit

Erbrechen bei geringer Anstrengung nach einer Lymphknoten-Bestrahlung.

- Amalgamfüllungen: chronische Entzündungen/Eiterungen,Gelenkbeschwerden, etc....

- Impfungen: die Vielzahl möglicher Impfschäden darzustellen,entsprechend der Menge der Impfungen, die heute verabreicht werden,

 bedarf einer gesonderten Ausarbeitung.

2. Der andere Bereich, den ich zu den äußeren Heilungshindernissenzähle, sind die Energieverluste. Wir führen uns in diesem Fall nichtsBelastendes zu, sondern verströmen und erschöpfen uns zu stark, wodurchunsere Lebenskraft eine große Schwächung erfährt. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit sind hier zu nennen:

- regelmäßiges Blutspenden, Mattigkeit, übermäßiges Schwitzen,

Geistesschwäche, bes. Gedächtnisprobleme- zu intensiver Sport, Marathon, Triathlon & Co.- fehlender Schlaf , bes. die Rhythmusumkehr bei Nachtschichten etc.- falsch gelebte Sexualität bedeutet in den meisten Fällen zu intensiv

gelebte Sexualität, hauptsächlich regelmäßige (= exzessive) Onanie, auchfrühkindlich. Die Folgen sind durchaus dramatisch, der Zusammenhalt der Seele geht verloren und entsprechend vielfältig ist das Leid: Willens-aufgabe, starke Ängste, Beziehungsschwäche, Rückzug (Vereinsamung),

allgem. Sinken der Geistes-Kräfte (Trägheit/ Vergesslichkeit )Wenn der Mensch die bisher besprochene äußere Lebensführungweitestgehend ins Lot bringt - und manche legen dort eine großeSensibilität an den Tag, bzw. sind sehr naturnah / ökologisch geprägt - sowird ganz klar eine Stärkung und Vitalisierung, zumindest der Leibessphäre erreicht. Doch sind sie frei von Beschwerden?

 „Nicht was ihr in den Mund hineinführt, macht euch krank, sondernwas aus dem Mund herauskommt, das kommt aus dem Herzen und 

macht den Menschen unrein...“   (Matth.15,17-18) Unsere gängige Medizin sieht in vielen der oben genannten Punktekeine krankmachenden Faktoren. Sie bleiben unberücksichtigt oder werden uns sogar als gewinnbringend angepriesen. Als Ursache gelten der 

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rein zufällige Untergang bzw. Entartung von Geweben, sowie ab Mitte 30Degeneration und Verschleiß. Und dann ist da noch der ewige Kampf gegen Mikroben und Erreger, die einen unbändigen Vernichtungswillen zu

 besitzen scheinen.Jahrelange Beschäftigung mit Menschen und ihrem Leiden (undübrigens auch ganz besonders mit mir selbst) zeigen mir in immer größerer Bandbreite die häufig tief liegenden Ursachen der vordergründigkörperlichen Beschwerden. Und so kommen wir zu den ...

Innere Heilungshindernisse

Auf einen Punkt gebracht, liegen diesen Heilungsblockaden nicht

 bereinigte Lebenssituationen zugrunde.Es gehören dazu alle seelischen und geistigen Schwierigkeiten,angefangen von negativen Glaubenssätzen bis hin zu regelrechtenEinschlägen im Leben und handfester Schuld.

In erster Linie (und am häufigsten) handelt es sich um alle kleinen undgroßen Varianten von Unversöhnlichkeit durch:

- Kränkungen und Verletzungen- nicht überwundene Trauer - Schuldgefühle, bzw. Selbstablehnung und SelbstverdammungEin Mann, 46J., hatte seit sieben Monaten Schluckbeschwerden, nur 

teilweise Entzündungszeichen, nicht bei jeder Speise spürbar. Obendreinfiel ihm längeres Sprechen schwer. Viele Arztbesuche und eineSprachtherapie (verkrampfter Kehlkopf) lagen hinter ihm. Nach längeremFragen schilderte er, wie der Trainer seiner Tochter nach einigenspannungsreichen Wochen schließlich in einem Vier-Augen-Gespräch eineabsolut entwürdigende Bemerkung über seine Tochter machte.

Der Patient war damals nicht in der Lage zu antworten und fuhr weg.

Seine Gedanken kreisten wochenlang um diesen Satz, es kam aber nie zueiner Antwort. Entrüstung und Zorn blieben im Halse stecken.

Eine 58-jährige Frau hatte eine Reihe von Beschwerden, die alle inOrdnung kamen; nur ihr mehrmals täglich erscheinendes leichtesHerzstolpern wurde nicht besser.

Ich hatte schon eine Reihe Arzneimittel verabreicht, fragte auchverstärkt nach persönlichen oder familiären Schwierigkeiten, doch alleswar immer „sehr gut“.

Weil ihr aber laut Krankengeschichte acht Jahre zuvor einige gutartigeKnoten der Brust entfernt wurden, nahm ich meinen ganzen Mutzusammen (es war noch in meinen ersten Praxisjahren) und fragte: „Wann

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hat sie eigentlich ihr Mann betrogen?“ Ihr fiel die Kinnlade sprichwörtlich herunter. Im weiteren Verlauf 

 bemerkte sie noch: „Das hätte ich Ihnen niemals erzählt!“

Wie wirken denn nun solche ein Heilungshindernisse in uns? Wiegelangen sie in die Körperlichkeit?Einer Krankheit geht immer eine Störung im geistig-seelischen Bereich

voraus. In dem elektromagnetischen Energiefeld, der Außenlebenssphäre,welches uns umgibt und von uns ausgestrahlt wird, zeigt sich eineKrankheit schon vor der körperlichen Manifestation.

Den Tag über nehmen wir laufend Energie auf und geben sie wieder ab.Die Aufnahme über die Speisen ist eher grobstofflicherer Natur, wenn auchmit geistigen Inhalten; des Weiteren nehmen wir Energie auf über das Ohr,den Wind (Odem Gottes), genauso in der Stille, und im Gebet, in der Verbindung mit Jesus. Diese Lebensenergie pulsiert und strömt in uns, wir sind vollständig von ihr durchwirkt.

„ Bei jedem Menschen findet fortwährend ein Ausfluss oder  Ausströmen seiner überflüssigen Lebenskraft in jeder Sekunde statt. Dadurch wird außerhalb des Menschen eine odisch-magnetische Lebenskraft gebildet ...“  (Himmelsgaben Bd. 3 S. 295,4) 

„ Die Anstrengung der Lebenskräfte aber ist eine Verzehrung 

derselben, durch welche sie nicht gestärkt, sondern natürlicherweise nur  geschwächt werden müssen. Der Mensch aber ist so eingerichtet, dasssich im Zustand der Ruhe seine verzehrten Kräfte durch das beständige

 Einfließen des Herrn aus den Himmeln wieder ersetzen.“ (Geistige Sonne Bd. 2, Kap. 35,6)

 „Siehe, das was wir Liebe nennen, ist die eigentliche Lebenskraft des Menschen! Je stärker seine Liebe ist, desto stärker ist auch sein Leben.“ 

(Haushaltung Gottes Bd. 3, 175,12)

Unsere höchste Schwingung, die Liebessschwingung, ist also gekenn-zeichnet durch eine große Amplitude und sie ist stark oszillierend, alsovibrierend. Wir nehmen das in der Herzgegend als wohlige Wärme wahr,

 bei gleichzeitigem Gefühl tiefer innerer Ruhe und Balance. Gerät nun unser Innerstes in Aufruhr, sind wir vergrätzt, gekränkt, mit Angst oder Groll

 belastet, so wird sich dieses feine, harmonisch pulsierende Energiefeldverändern. Unsere Liebes- bzw. Lebensschwingung wird langsamer, dieFrequenz wird unrein, gestört; im schlimmsten Falle gerät sie in einzelnenStellen ins Stocken – das Leben weicht zurück, vergeht - die Folge:

Schwere, Dunkelheit, Schmerz, Funktionseinbuße.Der körperliche Schmerz ist nur die Funktion eines negativen Gefühles.

Schmerzen sind Rufe, Schreie der verstrickten Seele, die schließlich in die

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sinnliche Welt gelangt sind. Ausgehend von diesem Verständnis kann einerein äußerliche, naturwissenschaftlich-intellektuelle Therapie nicht heilen!Und so lassen sich die vielen Verschiebungen oder Seitenwechsel erklären

(s.o. Tennisellbogen), in der Homöopathie bereits vor 200 Jahren alsPhänomen der Unterdrückung erstmals beschrieben. Es gibt immer innere Gründe für äußerliche Beschwerden!!Dieser Kernsatz ist den Lorber-Freunden sicher nicht neu, in der 

 Neuoffenbarung wird er in vielen Variationen erläutert. Und doch bekommt es eine andere, durchaus unangenehme Dimension, wenn wir selbst betroffen sind, uns der Schmerz beutelt und wir unser Wissen jetzteinmal lebenspraktisch anwenden dürfen - oder müssen?!

Bleiben wir beim kirchlichen Mitbeten von „... wie auch wir vergebenunseren Schuldigern...“, oder gehen wir in uns, erforschen unser Leben,gleichzusetzen mit unserem Herzen, und sind willig, Jesus nachzufolgenund „... sanftmütig und von Herzen demütig“ zu sein?

So demütig, dass wir uns überwinden können, dem anderen zuverzeihen, trotz der scheinbar himmelschreienden Ungerechtigkeit?

Weil Homöopathen berufsmäßig danach fahnden, erleben sie alsogehäuft Dinge wie z.B. Asthma oder Gelenkentzündungen nachunterdrückten Hautausschlägen.

Die Schulterschmerzen der 51jährigen Dame begannen drei Monatenach einer „erfolgreichen“ Operation des Karpaltunnels (ein Tunnel imHandgelenk, der durch Verdickung Schmerzen und schließlich Unter-versorgung der Hand zur Folge hat). Ihr Kinderwunsch war nie inErfüllung gegangen und der kleine Hund, den sie an Kindes statt liebte,verstarb vor drei Jahren. Der Hund ist im Garten begraben. Sie bringttäglich frische Blumen ans Grab und spricht mit ihm. Manchmal weint sieauch.

Damit betrachten wir den nächsten Aspekt der inneren Heilungs-hindernisse: die nicht überwundene Trauer.Das Fallbeispiel mit dem Hündchen mag uns zu einem gewissen milden

Lächeln verleiten, doch zeigt es, das es nur auf die Intensität von Liebeund Verlustschmerz ankommt, bei der Bewertung von menschlichemLeiden.

Das Zielobjekt der Gefühle ist dann zweitrangig; es kann auch dasschöne selbstgebaute Haus oder die Briefmarkensammlung sein.

Vermeintlich Tröstendes im Sinne von „..ist doch nur ein Hündchen...“verärgert nur. Trauern, besonders über Verstorbene, ist in einem gewissenRahmen üblich und sicher notwendig, um das Verlustereignis zu

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überwinden und hinter uns zu lassen.Jesus sagt uns in den Himmelsgaben (Bd. 3 S.125ff):  „die Trauer über 

heimgegangene Verwandte ist in der Ordnung begründet“  (Vers 11) und

etwas später: „es fehlt niemand, der da trauert.“  (Vers 14) Doch da gibt es an anderer Stelle auch die Aufforderung  „trauert nicht  zu lange“.  Und schlussendlich stellt Jesus klar:  „der Trauerschmerz ist keine Tugend“. (Vers 13) 

Zur Vermeidung dieses Hindernisses rät uns der Herr: „Und soerkenne auch du Mich, deinen allmächtigen, liebevollsten Vater, Mich,deinen Jesus im Herzen, so hast den sichersten Trost voll des ewigen

 Lebens in dir für alle Ewigkeiten gefunden.“ (Vers 14) Dies ist der Trost, den ich uns allen wahrhaft wünsche!Der Begriff „vor Gram gebeugt “ ist allen geläufig und beschreibt, wie

sich die aufrichtende Lebenskraft des Menschen durch lange Traurigkeitimmer weniger gegen die irdische Schwerkraft durchsetzen kann.

Insbesondere die nicht geklärten Verhältnisse mit Verstorbenen ziehenProbleme nach sich, alle versäumten innigen Aussprachen, verpasstenliebevollen Verabschiedungen. Es bleibt zurück das Gefühl der Unzu-friedenheit, des Selbstvorwurfs, der Schuld, des Schmerzes.

Häufig vermischt sich beim Menschen die Trauer mit einem sehr 

unseligen Aspekt: dem Gefühl der Ungerechtigkeit; und dieses mündetletztendlich in Groll und Zorn. So manche Trauer ist eine verkappteUnversöhnlichkeit.

Die 60jährige Russlanddeutsche, mit den starken rheumatischenSchmerzen kommt nicht über den Unfalltod ihres Sohnes vor fünf Jahrenhinweg, ihres guten Jungen, der als Bester die Lehre beendete. Er schleuderte auf einer Verfolgungsjagd mit der Polizei gegen einen Baumund die Mutter kann nun die anderen jungen Männer und Frauen in der 

Verwandtschaft nicht mehr ertragen, aber noch mehr hasst sie diePolizisten (… und Gott?).Diese Neid- und Hass-Säure kreist 24 Stunden am Tag in ihrem Körper 

und zerfrisst ihre Gelenkhäute. Auch die Dame mit dem Hündchen mussteerkennen, dass unter ihrer Trauer ein enormer Groll auf den Himmel,sowie auf ihren zeugungsunfähigen Mann wirkte.

 Nachdem sie die Zusammenhänge verstanden hatte, vergab sie ihremMann und ihrem Herrgott und fand Erleichterung.

Es ist also gerade bei Krankheit und Schmerzen entscheidend, denHeilungsweg über diese inneren Verstimmungen und Blockaden zu beschreiten.

Das Wort „Therapie“ bedeutet übrigens neben ‚dienen‘ und ‚pflegen‘

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auch „anbeten“. Ein klarer Hinweis für Kranke und auch Ärzte undTherapeuten, was Behandlung wirklich beinhalten muss.

Körperliche Heilung und die Bewusstmachung innerer Hindernisse sind

 bei Jesus untrennbar miteinander verbunden, weil körperliches Leiden,seelische Störungen, selbst geistige Defekte von Unversöhnlichkeitherrühren können. In der Bibel sagt Jesus zwar auch, dass nicht jedeKrankheit Folge von Schuld ist, aber doch liegt dies im Fall desGelähmten, der erst nach vorausgegangener Vergebung wieder gehenkann, vor.

Ebenso sagt er zum Gichtbrüchigen am Teich Bethesda: „Siehe, du bist  gesund geworden, sündige nicht mehr, damit dir nichts Schlimmeres geschieht.“ (Joh. 5,14) 

Jesus heilte die Menschen nie nur äußerlich, immer berührte er sie auchim Inneren. Er erklärte seinen Schäfchen die Folgen ihres Tuns, hielt ihnenauch verborgene Motive vor Augen und vergewisserte sich, - ganz wichtig- ob sie es verstanden haben!

Bei Bischof Martin, der in jeden Sündentopf gegriffen hatte und vondem Jesus sagte, dass an ihm nicht ein einziges gutes Haar sei, können wir sehen, warum: Nachdem Martin bereits unglaubliches Getier aus seinemSündenmeer gefischt hatte, versuchte er sich ein Kapitel später immer 

noch in teils philosophischen Entschuldigungen und Begründungen.Da legt Jesus ihm freundlich, aber klar und schnörkellos die wahrhaft

üblen Taten und Motive seines irdischen bischöflichen Lebens auf denTisch, ein durchaus schändliches Register. Er schließt mit dem Vergleich:

 „Ebenso aber bist auch du ein Uhrwerk, in dem auch nicht eines Rades Zahn in der Ordnung ist! Sollst du gebessert werden, so musst duauch zerlegt werden in allem deinem verdorbenen Wesen! Es muss allesheraus ans Licht der ewigen unbestechlichsten Wahrheit, auf dass du

dich selbst beschauen kannst und sehen, was alles in und an dir völlig verdorben ist!“ (Bischof Martin 21,32) Als Martin derart konfrontiert wird mit dem Vollmaß seiner 

Verfehlungen und Abgründe, sich wahrhaft beginnt zu erkennen undgleichzeitig keine Verdammnis erfährt, sondern gütige Zuwendung, knickter ein. Erst die nun erfolgte demütige Selbsterkenntnis lässt wiederum dieLiebe zu seinem Schöpfer erwachen und er ist in der Lage, sein erstesgutes Werk zu tun.

So paradox es klingen mag, erst das bisweilen schmerzhafte,ungeschönte Erkennen und Annehmen der eigenen dunklen Seiten, der Schatten in unserer Seele, lässt uns näher an unseren himmlischen Vater heranrücken und ist die Voraussetzung, um überhaupt die Liebe zu

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entwickeln. Vorher sind wir schlichtweg zu hochmütig, der Liebesfunkenin uns, wird überdeckt und glimmt nur am Rande. Auf die Gefahr hin,vielleicht jemandem auf die Füße zu treten: nach meiner Erfahrung

 beinhaltet schwerpunktmäßiges ‚Halleluja, groß ist der Herr’- Jubeln daher oft ein Verdrängen, genauso, wie eine z.T. zwanghafte Fixierung auf die buchstäblichen Worte der Bibel oder Neuoffenbarung.

Hier ist es ein Verlagern auf die „schönen“ Seiten des Glaubens, dortdas ängstliche oder gerechte Motiv, alle Lebenssituationen „am Wortfestzumachen“. Im Resultat liegt bei beiden die Gefahr nahe, zu sehr inÄußerlichkeit zu verbleiben und innere Prozesse zu vermeiden.

(Fortsetzung folgt)

Gebet

Gebet ist die größte Möglichkeit der Menschen,aber es nimmt den kleinsten Raum in ihrem Tun ein.

Gebet ist die schönste Pflicht der Glaubenden,aber sie wird am schlechtesten erfüllt.

Gebet ist die einfachste Form der Liebe und Hingabe,aber es wird das schwierigste Problem daraus.

 Allen Menschen steht im Gebet die Tür zu Gott weit auf,aber nur die wenigsten gehen wirklich hindurch.

Gebet ist die nächstliegende Form, über sich selbst hinauszuwachsen,aber die Menschen greifen lieber nach den allerfernsten Praktiken.

 Es ist viel leichter in der Arbeit treu zu sein,als im Gebet.

Wir glauben, dass das Gebet am meisten bewirkt,aber wir leben, als ob unser Wirken am meisten ergibt.

Gebet ist die sicherste Möglichkeit, an all den Gaben Gottes teilzuhaben,aber nirgends sind wir so unsicher wie im Leben des Gebetes.

Gott weiß was wir brauchen ehe wir ihn darum bitten,aber er möchte es uns geben, wenn wir darum bitten.

Gebet 

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Versuchungen und Prüfungen zur Geisterweckung„Doch, glaubet es uns, solange wir Menschen dieses sterbliche Fleisch

umhertragen, so lange auch tragen wir unsere sich stets erneuerndenVersuchungen umher und sind darum nicht sicher also, dass wir sagenkönnten: Nun hat es ein Ende mit den Versuchungen!

 Ja, je mehr wir uns der Vollendung nähern, desto mehr werden wir auch stets gewahr, dass unser Fleisch, die Welt und der Ehrgeiz unseres

 fleischlichen Herzens dem lebendig wach werden wollenden Geiste stetsneue Steine unter die Füße legen, damit er nur wieder fallen möchte

 zurück in seinen ursprünglichen Todesschlaf!Allein, sollen wir darum etwa ängstlich und kleinmütig werden?

O mitnichten, meine lieben Freunde und Brüder! Denn eben darinnenliegt ja die große erbarmende Liebe des heiligen, überguten Vaters in denHimmeln; denn durch solche Prüfungen werden wir ja fürs erste gewecktin unserem Geiste und sodann wach erhalten bis zur gerechten Zeit, inwelcher dem Geiste ein neuer, ewiger Tag werden wird, an dem er vonkeinem Schlafe und somit auch von keiner Versuchung mehr belastetwird!

Dieser glückliche Zustand wird einst nach dem Abfalle des Leibes

sicher erfolgen, kann aber auch schon beim Leibesleben des Menschengerechter Anteil werden, der da sich in allem den göttlichen Willen zur ausschließend alleinigen Richtschnur genommen hat.

Wie aber kann solches geschehen? – Auf die leichteste Art von der Welt!  Man achte nur alle Welt für nichts, Gott aber allein über alles;man liebe nichts, was nur immer der Welt ist, sondern Gott allein über alles, und erfasse aus dieser heiligen Liebe heraus alle seine

 Nebenmenschen als Brüder und Schwestern, – und die ganze, schwer scheinende Lebensaufgabe ist völlig gelöst!

Wenn da aber jemand dagegen einwenden möchte und sagen: ,Ja,solches ist leichter gesagt – als vollends gerecht getan!‘, dem sage ichnichts als das: Freund, was hast du denn soviel Gutes an der Welt, darumdu sie also achtest und liebst, und scheust, sie zu treten mit deinenunsterblich werden sollenden Füßen?

Siehe, nichts als eine kümmerliche Stopfung deines Magens undBauches, eine elende Decke über deine Haut, einen fluchbeladenen Dienstvon Seite deiner Brüder und Schwestern – und endlich nach kurz

abgelaufener Zeit den zeitlichen und ewigen qualvollsten Tod!Siehe, das also sind alle die Vorteile, welche uns die nichtige Welt

 bietet!

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Saget mir, sind sie wohl wert, dass ein Mensch auch nur ihrer gedenkt?!Wer sie, die Welt nämlich, also nur einmal recht ins Auge fasst, wie

leicht ist es ihm dann alsbald umzukehren, aller Welt den Rücken

zuzuwenden und zu folgen munteren und überfröhlichen Herzens demheiligen Rufe des ewigen, heiligen, liebevollsten Vaters in und aus denHimmeln des ewigen, allerseligsten Lebens!

So du hättest einen Traum, in dem du so recht von allen Seiten förmlichals ein Gott geachtet warst, und hast gegessen die süßesten Leckerbissen,und hattest dann die schönsten und reizendsten Beischläferinnen; so duaber wach geworden bist, möchtest du dann seufzen nach dem Traume?!

Ein Narr wohl täte das; ein Weiser aber weiß es, dass es nur ein eitler Traum war, und wird daher nicht seufzen.

Also ist es aber ja auch mit der Welt; sie ist nichts als ein eitel leerer Traum, der alsbald vergeht, sobald der Geist erwacht ist im neuen Tage!Daher haltet nicht mehr an der Welt, die nichts ist, so werdet ihr auchalle ihre Versuchungen ebenso leicht besiegen, wie das Erwachen amTage leicht besiegt alle eitlen Träumereien der Nacht!

Solches achtet, und tuet danach, so wird das ewige Leben euer Anteilsein; nun aber seid wieder fröhlich und heiter! Amen.“

(Haushaltung Gottes Bd. 2; Kap. 205,4-18)

Versuchungen bestehen„Ihr werdet noch so manche Versuchungen zu bestehen haben!  Ein

altes Fleisch legt seine alten Gewohnheiten nicht so leicht ab, wie jemand in seinem ersten guten Vorsatze sich das vorstellt. Ihr werdet zwar mit Mir ziehen; aber an Meiner Seite, solange Ich noch auf dieser Erde

umherwandeln werde, werdet ihr gleich Meinen anderen Jüngern in nochgar manche Versuchungen kommen, und es wird sich dann auch schonzeigen, wie schwach euer Fleisch noch ist, wenn der Geist in euch schonzu einer bedeutenden Stärke gediehen ist.

Darum aber ist es eben so notwendig, alles aufzubieten, damit die Seeleaus der alten Gefangenschaft des Fleisches kommen mag, und das kannnur dadurch geschehen, dass ihr das tuet, was Ich euch angeraten habe;denn die Sünde verlässt die Seele in dem Maße, in welchem die Seele dieSünde als Sünde erkennt, sie bereut, verabscheut und sie hinfort nicht mehr 

 begeht.“ (Gr.Ev.Joh. Bd. 7; Kap. 163,19) 

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Der Christ - ein MystikerGustav Krämer 

„Der Christ von morgen wird ein Mystiker sein,einer, der etwas erfahren hat, oder er wird nicht mehr sein.“(Karl Rahner)

I. Mystik in der heutigen Zeit 

In unseren Tagen ist ein starkes Interesse an Spiritualität, anMeditation, an den Fragen über Mystik aufgebrochen. Eine zunehmendeRationalisierung und Technisierung, betrachtet als einzige Heilwege der 

Menschen, haben enttäuscht. Ebenso hat eine Einengung des Christentumsauf Humanität und soziale Aktion letztlich in eine Sinnleere geführt. Dochdie Fragen des Menschen nach dem Sinn des Lebens und der Welt, seineFähigkeit, mit dem in Beziehung zu treten, was Mensch und Weltüberschreitet, die Sehnsucht nach Gott ist dem Menschen als AbbildGottes so sehr wesenseigen, dass er neurotisch erkrankt, wenn er dieseseine Grundanlage verleugnet. 

In allen Hochformen der Religionen findet sich das Bestreben, das

Göttliche nicht nur zu erkennen, sondern mit ihm in Beziehung zu treten,es zu erfahren. Deshalb kennen alle diese Religionen eine „natürlicheMystik", ein Erahnen Gottes, wobei das Geheimnis verbleibt.

Zuweilen findet man heute sogar einen angestrengten Griff nach der Mystik, ein Haben-Wollen aus eigenem Entschluss im frommen Eifer.Doch der Mensch kann nicht von sich aus nach dem greifen, was freiesGeschenk Gottes ist; der Mensch kann nur von Christus ergriffen werdenund sich dann nach Ihm ausstrecken.

Zuweilen wieder findet man umgekehrt eine große Angst, allein schon

vor dem Wort: Mystik. Der Grund liegt wohl hierin, dass Mystik vordemnicht selten mit außerordentlichen Erscheinungen wie Visionen, Ekstasen,Levitationen identifiziert wurde, was noch lange nicht das Wesen desmystischen Weges ausmacht. Mystik wurde in den Bereich des streng„Übernatürlichen" und „Wunderbaren" gezerrt, wodurch sie aus demRahmen des normalen Glaubenslebens herausfällt. Katholiken haben dannMystik gewöhnlich in die Klöster eingeschlossen, vor allem in dieKlausurklöster, nicht ahnend, dass in diesem Bereich der Stille und des

Gebetes Mystik oft verbotenes Gebiet war.Menschen, die Gott erfahren, könnten heute viel beitragen zur 

Erneuerung von Kirche und Welt, zur Lösung vieler Menschheitsprobleme

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und Krisen, von innen her. Im Laufe der Kirchengeschichte gab es geradein den „dunklen“ Jahrhunderten viele, die auf den mystischen Weg geführtwurden. Auch wenn manche Leute Mystik als etwas Verschwommenes,

Schwärmerisches ansehen oder als eine Flucht aus der Wirklichkeit mitihren brennenden Sorgen, sind wahre Mystiker eher nüchtern, weit blickend und richtunggebend für andere. Der Weg dazu führt jedoch durchEinsamkeit, Dunkel, Wüste und kann nur in tiefer, selbstloser Liebegegangen werden. 

Zu den Kennzeichen echter christlicher Mystik zählt es, dass entgegeneines zufriedenen In-sich-selbst-Ruhens mit der angestrebten Erfüllung deseigenen Ich (was heute so sehr angepriesen wird) die tief erfahreneRelation vom Schöpfer zum Geschöpf steht, woraus eine große Ehrfurchterwächst vor Gott und allem Leben, eine Ehrfurcht, die in unserer Zeitvielen Menschen verloren gegangen ist. 

 Nicht die Intensität der Erfahrung der Einigung mit Gott ist auf demmystischen Weg Maßstab der Vollkommenheit, sondern der Grad desGehorsams, der auch die Erfahrung der Gottverlassenheit, der Dunkelheit,des Schmerzes beinhalten kann. Nur im letzten Gehorsam gegenüber demliebenden Gott und im Aushalten des Schmerzes dieser zerschlagenenWelt werden wir der Welt gerecht. 

Christliche Mystik ist durch eine polare Spannung gekennzeichnet, dieman auf den ersten oberflächlichen Blick nicht wahrnimmt: Die Verinner-lichung, Versenkung, die nicht um ihrer selbst willen geschieht, sonderndas Glaubensgeheimnis zum Inhalt hat und dadurch eine größereGesinnungsreinheit für Tat und Gebet. Mystische Versenkung führt zueinem höheren Grad der Gottes- und Nächstenliebe. Wer von den Christenzu wenig für den anderen da ist, hat sich nicht zu viel im Gebet verloren,sondern er ist zu wenig mit Gott in Verbindung. Je tiefer die Gottes-

 beziehung, desto tiefer wird die Aufgabe am Nächsten empfunden.

II. Wesen der Mystik  

Oft wird uns zuerst unsere Sehnsucht nach Gott bewusst. Doch wir könnten uns nicht nach Gott sehnen, hätte Er sich nicht schon längst nachuns gesehnt, wir könnten Ihn nicht suchen, hätte Er uns nicht schon längstgesucht, wir könnten Ihn nicht lieben, hätte Er uns nicht zuerst geliebt. 

„Nicht darin besteht die Liebe, dass wir Gott geliebt haben, sondern

dass Er uns geliebt und Seinen Sohn als Sühne für unsere Sünden gesandt hat.“ (1. Joh 4.10) Es ist nicht primär der Mensch, der Gott sucht, auf Ihn zugeht oder sich

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sogar durch ausgeklügelte „Techniken“ Seiner bemächtigt, sondern immer schon geht Gott in einem ersten Schritt auf den Menschen zu, teilt sich ihmmit, bietet ihm Seine Gemeinschaft an. Der Mensch öffnet sich diesem

Mitteilen Gottes, antwortet auf Seinen Anruf und macht sich auf den Wegdes Glaubens, bereit für Seinen Auftrag. Gott ist seit Urbeginn ein erfahrbarer Gott, „schaubar“ in Bildern und

Gleichnissen (Feuer, Sturm, Erdbeben, sanfter Wind, Wolkendunkel,Licht), spürbar in der treuen Führung Seines Volkes, nahbar im Ehebundmit Seinem Volk und mit jedem einzelnen Seines Volkes.

Gott ist in unüberbietbarer Nähe schaubar, hörbar, greifbar in Seinemfleischgewordenen Wort, das unter uns Sein Zelt aufgeschlagen hat(Johannesprolog). Jesus Christus, Brücke und Weg zum Vater, ist der Urgrund christlicher Mystik, die schon in den neutestamentlichenSchriften, vor allem bei Johannes und Paulus ausgeprägt ist. So ist auchdie Erfahrung des Auferstandenen der Antrieb für die Vitalität der erstenChristen.

So kann Gott den Menschen führen von Kraft zu Kraft, hineinführen indie lebendige Erfahrung Seiner selbst. Das ist der normale Weg desChristen. Wie weit Gott den einzelnen hineinzieht in Sein spürbaresErleben, das als unaussprechbares Glück, aber auch als tiefster Schmerz

empfunden werden kann, liegt allein in Gottes Willen. Niemand kann essich selbst geben, niemand darf sich hineindrängen, niemand sollte sichaber auch Gott verweigern, wenn Er schon während dieses Lebens inhoher Erfahrung eine Ahnung des Kommenden schenkt, des schauendenliebenden Erkennens Gottes. Je schwerer die Aufgabe ist, die der Herr auf die Schultern eines Menschen legt, desto mehr wird er Ihn durch dieErfahrung Seiner vorbereiten und stärken.

Origines gebraucht das Wort Mystik, dort, wo religiöse Erfahrung und

Schriftmeditation zusammenfallen, eine bestimmte Art der Gotteserkenntnis, die mit Exegese (Schrifterklärung) verbunden ist, aber keine rein wissenschaftliche Tätigkeit ist. Niemand kann die Schriftverstehen, ohne zutiefst eins zu werden mit der Wirklichkeit, von der siespricht. Schrifterklärung ist bei ihm religiöse Erfahrung und jede religiöseErfahrung ist schriftgebunden. Beschauung als tief betroffene Einsicht indie Schrift wird mystisch genannt. Origines gebraucht auch das WortMystik für die Erfahrung Gottes in den Sakramenten.

Bei den Vätern ist im Allgemeinen „mystisch" nie gleichzusetzen miteiner ausschließlichen oder hauptsächlich von subjektivem Standpunkt aus betrachteten psychologischen Erfahrung, sondern das Wort bezeichnet dieErfahrung einer unsichtbaren Welt, die der Schrift gemäß in Jesus Christus

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zu uns gekommen ist, und zu der die Liturgie Zugang verleiht. Mystischwird dann ein Leben genannt, das von dieser einen Wirklichkeit erfüllt ist,von der die Schrift spricht, und die den Inhalt der ganzen Liturgie bildet. 

III. Schule der Mystik  

Gibt es einen Weg, auf dem so etwas wie Mystik auch in unseremLeben Gestalt gewinnen kann? Vielleicht kommen wir uns zu nüchternvor, zu sehr mit banalen Alltagsdingen beschäftigt; vielleicht erscheinenuns Vorgänge, die letztlich nicht gelehrt werden können, zu kompliziert.Doch können sich in unserem Leben nicht auch Haltungen bilden, die indie Richtung der Mystik gehen, können wir in unserem geistlichen Leben

nicht so weit wachsen, es in uns wachsen lassen, dass wir für dieErfahrung der Liebesbegegnung mit Gott bereit sind? Dafür gibt esverschiedene Haltungen, die in unserem ureigenen Wesen verankert sind: 

1. Wir dürfen es wagen, ohne Angst zu leben. Unser Dasein istungeschuldet und unverdient: verdankt. Wir haben deshalb nichts zuverlieren. Wir dürfen also das Bewusstsein unserer eigenen Schwächezulassen; es macht uns nur frei und fähig zu empfangen. Wir werden nichtdeswegen geliebt, weil wir etwas leisten. 

Wir brauchen nicht vor der Erfahrung der Gegenwart zu fliehen, wieglücklich oder schmerzlich sie sein mag, indem wir ängstlich sorgen,

 planen, organisieren (Mt. 6,25). Wir erfahren, dass wir die Zukunft nichtschaffen können. Wir fühlen Vertrauen. Manchmal ist dieses Vertrauenauch sehr verletzlich, und der geringste Anlass ist imstande, es in einer Woge unfassbarer und unbegründeter Angst hinwegzuschwemmen.Manchmal ist dieses Vertrauen zu einem festen Boden geworden, ohnedass wir wissen, wie es geworden ist, und wir stehen wie auf einem Felsen. 

2. Aus dem Vertrauen, einer Grunderfahrung, aus der heraus Begeg-

nung erst möglich wird, wächst die zweite Haltung: wir wagen es, in dieBeziehung der Liebe einzutreten - ein Urverlangen menschlichen Daseins.

3. Dabei erfahren wir schmerzlich die Gebrochenheit unserer Liebes-fähigkeit. Aber gerade dadurch werden wir offen für die wahreBegegnung. Wir lernen, unsere Begrenztheit anzunehmen. Lassen wir esdoch zu, in unserer Armseligkeit geliebt zu werden. So wagen auch wir es,andere ohne Leistung und Fähigkeit, ohne auf liebenswerte Eigenschaftenzu schauen, zu lieben. Von mir selbst befreit, kann ich für den anderen da

sein.Das alles sind menschliche und zugleich tief religiöse Haltungen, dieeingeübt werden. Zur Mystik bleibt eine dünne Wand, die ich nicht

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eigenmächtig durchbrechen kann. Das ist allein Wille und InitiativeGottes, der für uns immer außerhalb unseres Zugriffs bleibt. 

Aus diesen Haltungen heraus werden mystische Texte lesbar und

verstehbar. Mystik wird oft umschrieben mit Erfahrung Gottes, der auf unaussprechliche Weise wahrgenommen, gekostet wird; es ist dieErfahrung einer Liebesbegegnung, die plötzlich durchbricht, über allunsere Möglichkeiten hinaus, und der Mensch kann nur noch staunen. Esgeschieht ohne eigene Planung oder Anstrengung; man kann auch keinenVorschuss auf die Zukunft machen. Das will menschlicher Vernunft Angstmachen. Sich selbst zu lassen, sich dem Lebensgeheimnis hinzugeben, isteinzig nur die Folge einer Liebesbegegnung. 

„Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren: wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.“ (Mt. 16.25) 

Die Liebeserfahrung lässt mich mir selbst „entziehen“, dann werde ichfähig zu bloßem Empfangen. Dann aber werde ich den unaufhörlichenAnruf, der nicht aus mir kommt, zulassen: „Liebt die Liebe, die euch ewig liebt.“  

(Quelle: Gustav Krämer - Von den Mytikern lernen)

 „Wer Gott den Herrn wahrhaft liebt, der ist beständig bei Gott und inGott. Und will er von Gott etwas hören und wissen, so frage er Ihn im Herzen, und er wird durch die Gedanken des Herzens auch sogleich eine

vollste Antwort bekommen, und es kann sogestaltig jeder Mensch vonGott allzeit und in allen Dingen belehret und gelehret werden.

 Du ersiehst daraus, dass man nicht immer auch zu schauen vonnötenhat, um glückselig im Herrn zu sein, sondern nur zu hören

und zu fühlen, und man hat dann auch alles,

was zur wahren Seligkeit in Gott nötig ist.“ (Gr.Ev.Joh. Bd. 4, Kap. 23,09) 

 „Die Hauptübung der mystischen Theologie besteht darin,im Grunde des Herzens mit Gott zu reden und Gott reden zu hören.

Und weil diese vertrauliche Unterredung durch sehr heimliche Regungen und Eingebungen vor sich geht, nennen wir sie das

 Zwiegespräch des Schweigens; das Auge spricht zum Auge, das Herz 

 zum Herzen, und niemand versteht, was gesprochen wird, außer dieheiligen Liebenden, die miteinender reden.“ Franz von Sales (1567-1622)

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Bleibet in der Liebe „Wir sollen Gott, unseren heiligen Vater, mehr und mehr aus allen

unseren Kräften lieben und sollen in der Liebe bereuen jeden lieblosenAugenblick, der uns tot gemacht hat so lange, als wir ohne Liebedagestanden sind; denn es ist ein und dasselbe: Leben und Lieben. Wer dahat Leben, der lebt in der Freudigkeit seines sich wohlbewussten Daseinsund ist somit ein Freund seines Lebens; wenn aber jemand aus der Freudeüber sein eigenes Leben käme, der käme ja auch aus dem Leben alsobald,als er die Lust zum Leben verlieren möchte, und tötete sich selbst undstürbe demnach zwiefältig, zuerst aus der Liebe Gottes und dann aus seiner eigenen Liebe heraus.

Sehet, unser Leben oder unsere Liebe aber ist in Gott, und Gott istallein unsere Liebe und Leben; so wir aber schwach und lau werden inunserer Liebe zu Gott, so wird auch unser Leben schwächer undschwächer, so zwar, dass wir am Ende in dieser Lebensstummheit dieDinge in und um uns schauen, als wären wir blind und taub, und begreifenvon allem dem nichts, was in und um uns vorgeht, und meinen dann, wennuns Liebfaule und Träge der heilige Vater mit Seiner Gnade weckenkommt, es gezieme sich nicht, wach zu werden in der Liebe. O das sei

ferne von uns; denn unser Gott ist gar ein ernster Gott und überheilig alsunser liebevollster Vater und hat keine Freude an Neckereien undVersuchungen; denn warum soll uns Der versuchen, der alle unsere Haaregezählt hat lange zuvor schon, ehe sie uns noch am Haupte gewachsensind?! Wird er nicht wissen, was wir tun werden? - Oh, dessen bedarf Er nicht!

Aber wir bedürfen um so mehr Seiner Gnade; die Gnade ist aber keine Neckerei noch Versuchung, sondern sie ist die reine Segensgabe desheiligen Vaters, um unser schwach gewordenes Leben mehr und mehr zustärken in Seiner Liebe. O sehet nun an in gerechter Liebe zu Gott,unserem heiligen Vater und ihr werdet leicht gewahr werden, dass unsGott dadurch nichts anderes im Geiste vorgeführt hat als die tote Schwächeunserer Liebe zu Ihm! Daher werden wir wieder stark in der Liebe in undzu Ihm, so wird uns schon alles wieder klar werden, was uns bisher nochdunkel geblieben ist! Amen.“ (Haushaltung Gottes Bd. 1; Kap. 43,25-27) 

 „Und wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu unshat. Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in

Gott und Gott in ihm.“  (1. Joh. 4,16)

Bleibet in der Liebe 

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An stillen WassernEva Bell-Werber (1888-1962)

 „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“ Ich bin dein Hirte, mein Kind, du wirst keinen Mangel

leiden. Deine Wege sind oft voll Schwierigkeiten, du weißtnicht, wohin du gehst, noch warum. Wie Schafe, die keinenHirten haben, gehst du deine eigenen Wege. 

Die Nacht wird dunkel um dich im großen Wald menschlichen Leids,und der Kampf, zum Ziel zu kommen, geht weiter. Inmitten dieser Verwirrung, diesem Dunkel der Verzweiflung ist dein Herz zerquält und

dein Körper zerschunden, da du dich den ganzen Tag durch dieVerstrickungen des menschlichen Denkens und der äußeren Umständehindurchgequält hast. In Verzweiflung und großer Angst hast du gerufen:„Oh, könnte ich den Weg sehen, hätte ich doch ein Licht auf meinem Pfad.Ich bin allein gegangen und vertraute darauf, selbst meinen Weg zufinden weg von diesem Ort, an dem ich jetzt so viel Not habe.“ 

 Nun bist du wirklich bereit, den Hirten anzunehmen. Ich spreche zudir mit einer Stimme voll Zärtlichkeit und sage dir: „Ich bin dein Hirte,Kind, du wirst keinen Mangel leiden. Schau auf in mein Antlitz und wisse,ich werde dich führen, ich werde dich in meine heiligen Arme der Liebenehmen und voll Fürsorge an meine Brust betten.“ 

Dann wirst du alles haben. Wo keine Furcht ist, kann auch kein Mangelherrschen. Deine Seele wird Frieden finden und ruhen ohne Furcht vor Bösem. Du wirst Nahrung für deinen Körper bekommen, und es wird für ihn gesorgt werden. Weder dein Körper noch deine Seele wird Mangelleiden, denn ich, der Hirte, bin alle Vollkommenheit und als solcher kümmere ich mich um meine geliebten Schafe. 

 „Er heißt mich ruhen auf grünen Auen, er führt mich zu stillen Wassern.“ 

Du sollst dich niederlegen und eine Weile ruhen, ehe wir auf einer grünenWeide weiterziehen. Dort erholen wir uns und sind still. Neben uns fließtruhig ein kühles Wasser, das unseren Durst löscht.

Der Tag wird lang sein. Der Pfad, über den ich dich führen muss, ist oftsteil und rau. Darum ist es notwendig, dass wir manchmal abseits gehen, umeine Zeitlang zu ruhen. Schiebe Sorgen, Kummer und Ärger, die immer 

wieder aufkommen, beiseite, mein Kind. So wie die staubigen Straßen, über die der Hirte mit seiner Herde zieht, während der Ruhe und Erholungvergessen sind, so sollst auch du vergessen, was dich so belastete.

An stillen Wassern 

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Der Hirte weiß, dass die jungen Schafe kühles, grünes Gras für ihr Lager  brauchen und ein sauberes, ruhiges Wasser, von dem sie trinken können. Soweiß auch ich, dass du, meine geliebtes Kind, auch Zeiten der Ruhe

 brauchst, um dich eine Weile an meiner Liebe und Weisheit zu stärken. Ichflüstere dir dann Worte zu, die deine Angst wegnehmen und gebe dir Anwei-sungen für kommende Aufgaben. Auch wenn ich dich wegen begangener Fehler tadle, so geschieht dies freundlich und in Liebe, denn bin ich nicht deinHirte, der dich auf grünen Auen ruhen lässt?

So ruhe nun, mein Liebes. Vergiss alles außer dieser lieblichen Stille mitmir. Wir werden dann unseren Weg mit frischem Mut und frohem Herzenweitergehen, und ein Friede, den nur ich schenken kann, wird dein ganzesSein erfüllen, wenn du so den Weg mit mir weitergehst. 

 „Er erquickt meine Seele, er führt mich auf dem rechten Weg um seines Namens willen.“ 

Deine Seele wird erfrischt, und die Dinge der äußeren Welt, die deineGefühle und deine Kraft so sehr in Anspruch genommen haben, nehmen denrichtigen Platz in deinem Bewusstsein ein. Du fühlst, wie eine neue Kraftdich erfüllt. Mit klaren Augen sollst du auf- und um dich schauen, denn indiesen wenigen Augenblicken habe ich deine Seele erfrischt, die durch die Hitzedes Tages müde werden wollte.

Wenn wir dann unseren Ruheplatz verlassen, werden wir neue Pfadegehen, und es werden die Wege der Gerechtigkeit sein, die sich vor dir auftun.Die Schafe zögern nicht, sich der Führung ihres Hirten und seinem ihnen

 bekannten Ruf anzuvertrauen, denn zu Recht gilt für ihn der Name Hirte.Die Schafe können nicht wissen, welchem der vielen Pfade sie folgen

sollen, aber unter seiner Führung verfehlen sie den einen nicht, der sieschließlich in die Geborgenheit, in ihren Pferch, führt.

So sollst auch du, meine Liebe, wie die Schafe dir nach der Ruhezeit, die dir neue Kraft geschenkt hat, keine Sorgen machen. Dein Weg der Gerechtigkeitwird sich auch vor dir auftun. Das Problem, vor dem du standest, und das deineganze Kraft beanspruchte, wird kein Problem mehr sein, denn du wirstdeutlich sehen, wie du es lösen kannst. Mit klarem Wissen wirst du dasRichtige vom Falschen unterscheiden, und wenn du mit deinem Hirtenweitergehst, wirst du am Ende des Tages die Geborgenheit deinesRuheplatzes finden. 

An stillen Wassern 

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 „Und obwohl ich durch das Tal der Todesschatten gehe, fürchte ich keinÜbel, denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.“  

Wenn wir weiterwandern, wird eine Zeit kommen, wo du scheinbar in ein

Tal hinabsteigst. Dort wird ein großer Schatten über allem liegen, der Schatten, den die Menschen Tod nennen.Der Hirte trägt einen Stecken und Stab mit sich, um seine Schafe zu

schützen und ihnen zu helfen, wenn sie durch dunkle Täler ziehen. So habe ichauch für dich, wenn du diesen Ort erreichst, die Worte der Wahrheit bereit, diedich trösten werden. Schau auf, mein Kind, und trockne deine Tränen. Was sodunkel und voll Gefahren und Hoffnungslosigkeit scheint, ist nur ein Schatten,den die Menschen eine Realität nennen.

In Wirklichkeit gibt es keinen Tod. Wenn du aufschaust, sind die Bergemeiner Wahrheit und Liebe überall um dich. Der Himmel ist blau, und dieLuft ist mild. Darum sollst du wirklich kein Übel fürchten und das, was man„Tod“ nennt, soll dich nicht mehr beunruhigen.

Wisse, das Leben ist ewig, und Gott ist gut. Der, den du liebtest, hat nur einen anderen Pfad eingeschlagen als den, auf dem du gehst. Oder es kannsein, dass du selbst einen neuen Weg betreten sollst, weg von denen, mit denendu gewandert bist, um ein Stück allein mit deinem Hirten zu gehen. Aber wisse, alle diese Wege führen am Abend des Tages zur Herde des Vaters.

Darum komm zu mir, meine Liebe, nimm diese Worte der Zärtlichkeit undLiebe an als Stecken und Stab für dich, die dich hinaufführen, heraus ausdem Tal, das der Mensch „Tod“ nennt.

 „Du bereitest vor mir einen Tisch, auch wenn Gefahr um mich ist. Dusalbst mein Haupt mit Öl und füllst meinen Becher zum Überfließen.“ 

Eine Schlange lauert oft im hohen Gras, um ein Schaf, das abseits vomWeg geht, anzugreifen. So kann auch dich ein Übel anfallen, wenn du

deinen Weg durch den Tag gehst. Ich verspreche dir nicht, dass du vor dem bewahrt bleibst, was sogar deine Seele zu zerstören scheint, aber ichverspreche dir Schutz in aller Not. Ich werde einen Tisch vor dir bereiten, andem du gestärkt wirst, auch wenn alle Kräfte der Welt dich vernichtenwollten.

Wie der Hirte eine Fläche frei macht, damit seine geliebten Schafe inSicherheit weiden, so werde ich inmitten scheinbarer Gefahr für alle deineBedürfnisse Sorge tragen. Das Salböl meiner Liebe wird deinen ver-

wundeten und zerrissenen Geist heilen, und du wirst aus einem Becher trinken, der bis zum Überfließen voll ist von einer Freude, die menschlichesVerstehen übersteigt.

An stillen Wassern 

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Wenn der Tag sich neigt, steht der Hirte am Tor zum Pferch, und dieSchafe gehen hinein und ruhen, denn sie fühlen seine bleibende Liebe und

 Nähe. Nichts stört ihre friedliche Ruhe. So brauchst auch du dich nicht zu

fürchten, wenn die Abenddämmerung anbricht. Die Sorgen undMissgeschicke des Tages, die dich befielen, wenn du eine Weile abseitsmeiner liebenden Fürsorge gingst, lösen sich alle durch meine Liebe auf,und du wirst Ruhe und Frieden finden, bis der nächste Morgen anbricht, undwir wieder auf unserem Weg weitergehen. 

 „Wirklich, Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Lebenlang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.“ 

Ich habe dir die Geschichte meiner schützenden Liebe und Fürsorgeerzählt. Ich habe mit dir vom irdischen Hirten gesprochen, der für seineSchafe sorgt. Ich möchte für dich ein solcher Hirte sein dürfen. Aber nur wenndu mich annimmst, kannst du die Vollkommenheit meiner liebevollenFührung erfahren. 

Ich möchte dir gerne alle Worte der heiligen Schrift erläutern, damit deineTage noch mehr gesegnet sind. Diese Worte sollen ganz dein eigen werdenund nicht nur Worte sein, die vor langer Zeit gesprochen wurden, ohneBedeutung für dein persönliches Leben. Wenn du sie aufmerksam liest undsie in deinem Herzen bewegst, wirst du immer meine Stimme hören, und auf diese Weise werden sie in dich eingehen. 

Dann wird Gutes und Barmherzigkeit dich überall umgeben. Die Menschenwerden sich über die Ruhe deiner Augen wundern, wenn du auf die Welt undihre Konflikte siehst. 

So werden wir zusammen den Weg gehen, den die Seele zurücklegen muss,ehe sie ihre Freiheit gewinnt, hinauf zu den Höhen des Ziels, das zu erreichenihr bestimmt ist. 

Darum sollst du jetzt und immer viel mehr im Hause deines Vaters sein, jenem Ort des Friedens in deinem Herzen, sicher geschützt von der leitendenHand des Hirten der Menschheit.

(Quelle: In Seiner Gegenwart, Turm-Verlag) 

 „Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen,der seine Frucht bringt zu seiner Zeit,

und seine Blätter verwelken nicht;und was er macht, das gerät wohl.“ (Psalm 1,3)

An stillen Wassern 

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Von der Liebe Khalil Gibran

Da sagte Almitra: Sprich uns von der Liebe.Und er hob den Kopf und sah auf die Menschen, und es kam eine Stilleüber sie. Und mit lauter Stimme sagte er:

Wenn die Liebe winkt, folge ihr, sind ihre Wege auch schwer und steil.Und wenn ihre Flügel dich umhüllen, gib dich ihr hin, auch wenn dasunterm Gefieder versteckte Schwert dich verwunden kann.

Und wenn sie zu dir spricht, glaube an sie, auch wenn ihre Stimmedeine Träume zerschmettern kann wie der Nordwind den Garten

verwüstet.Denn so, wie die Liebe dich krönt, kreuzigt sie dich. So wie sie dichwachsen lässt, beschneidet sie dich. So wie sie emporsteigt zu deinenHöhen und die zartesten Zweige liebkost, die in der Sonne zittern, steigtsie hinab zu deinen Wurzeln und erschüttert sie in ihrer Erdgebundenheit.

Wie Korngarben sammelt sie dich um sich. Sie drischt dich, um dichnackt zu machen. Sie siebt dich, um dich von deiner Spreu zu befreien. Siemahlt dich, bis du weiß bist. Sie knetet dich, bis du geschmeidig bist; unddann weiht sie dich ihrem heiligen Feuer, damit du heiliges Brot wirst für 

Gottes heiliges Mahl.All dies wird die Liebe mit dir machen, damit du die Geheimnisse

deines Herzens kennen lernst und in diesem Wissen ein Teil vom Herzendes Lebens wirst.

Aber wenn du in deiner Angst nur die Ruhe und die Lust der Liebesuchst, dann ist es besser für dich, deine Nacktheit zu bedecken und vomDreschboden der Liebe zu gehen. In die Welt ohne Jahreszeiten, wo dulachen wirst, aber nicht dein ganzes Lachen, und weinen, aber nicht all

deine Tränen.Liebe gibt nichts als sich selbst und nimmt nichts als von sich selbst.

Liebe besitzt nicht, noch lässt sie sich besitzen, denn die Liebe genügt der Liebe.

Wenn du liebst, solltest du nicht sagen: „Gott ist in meinem Herzen“,sondern: „Ich bin in Gottes Herzen.“

Und glaube nicht, du kannst den Lauf der Liebe lenken, denn die Liebe,wenn sie dich für würdig hält, lenkt deinen Lauf. Liebe hat keinen anderen

Wunsch, als sich zu erfüllen.Aber wenn du liebst und Wünsche haben musst, sollst du dir dieswünschen:

Von der Liebe 

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Zu schmelzen und wie ein plätschernder Bach zu sein, der seineMelodie in der Nacht singt.

Den Schmerz allzu vieler Zärtlichkeit zu kennen.

Vom eigenen Verstehen der Liebe verwundet zu sein; und willig undfreudig zu bluten.Bei der Morgenröte mit beflügeltem Herzen zu erwachen und für einen

weiteren Tag des Liebens dankzusagen.Zur Mittagszeit zu ruhen und über die Verzückung der Liebe

nachzusinnen; am Abend mit Dankbarkeit heimzukehren; und danneinzuschlafen mit einem Gebet für den Geliebten im Herzen und einemLobgesang auf den Lippen. (aus: Der Prophet, Walter -Verlag) 

Vom Reden der Geister 

Emanuel Swedenborg

„Wenn Geister mit dem Menschen zu reden anfangen, so soll er sichhüten, ihnen das mindeste zu glauben; denn beinahe alles, was sie sagen,ist von ihnen erdichtet, und sie lügen. Zum Beispiel, wenn ihnen gestattet

wäre zu beschreiben wie der Himmel beschaffen ist und wie die Dinge inden Himmeln sind, würden sie so viele Lügen sagen, und zwar unter Beteuerungen, dass man darüber staunen würde.

Wenn daher Geister reden, ist mir nicht gestattet worden, das von ihnenMitgeteilte zu glauben; denn sie sind leidenschaftlich darauf aus, zuerdichten; und wenn irgendein Gegenstand des Gespräches vorkommt,glauben sie, sie kennen ihn und geben ihre Meinung darüber ab, einer nachdem anderen, der eine auf diese, der andere auf jene Art, ganz als wüsstensie es.

Und wenn jemand dann ihnen Gehör schenkt und glaubt, so bestehensie darauf, und betrügen und verführen auf verschiedene Weise. ZumBeispiel, wenn ihnen gestattet wäre zu reden von Zukünftigem, vonUnbekanntem im All des Himmels, von allem was der Mensch wünscht,aber alles, [sprechen sie], weil aus sich, lügnerisch. Mögen die Menschendaher sich hüten, ihnen zu glauben.

Aus diesem Grunde ist der Zustand des Redens mit Geistern auf dieser Erde das Allergefährlichste für den, der nicht im echten Glauben ist. Sie

flößen eine so starke Überredung ein, es sei der Herr selbst, der spricht und befiehlt, dass der Mensch nicht anders als glauben und gehorchenkann.“ (Geistiges Tagebuch 1622)

Vom Reden der Geister  

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Ewiges LebenJohann Gottlieb Fichte (1762-1814) 

Aller Tod in der Natur ist Geburt, und gerade imSterben erscheint sichtbar die Erhöhung des Lebens. Es istkein tötendes Prinzip in der Natur, denn die Natur ist lauter Leben; nicht der Tod tötet, sondern das lebendigere Leben,welches, hinter dem alten verborgen, beginnt und sichentwickelt. Tod und Geburt ist bloß das Ringen des Lehensmit sich selbst, um sich stets verklärter darzustellen. 

Jeder meinesgleichen, der aus der irdischen Verbindungheraustritt, zieht meine Gedanken mit sich hinüber; er ist noch. Indes wir 

hienieden um ihn trauern, ist drüben Freude, dass ein Mensch zu ihrer Welt geboren wurde, so wie wir Erdenbürger die unsrigen mit Freudeempfangen. Wenn ich einst ihnen folgen werde, wird für mich nur Freudesein; denn die Trauer bleibt in der Sphäre zurück, die ich verlasse. 

Dieses ewige Leben und Regen in allen Adern der sinnlichen undgeistigen Natur erblickt mein Auge durch das, was andern tote Massescheint, hindurch; und sieht dieses Leben stets steigen und wachsen undzum geistigeren Ausdrucke seiner selbst sich verklären. Das Universum ist

mir nicht mehr jener in sich selbst zurücklaufende Kreis, jenesunaufhörlich sich wiederholende Spiel, jenes Ungeheuer, das sich selbstverschlingt, um sich wieder zu gebären, wie es schon war: es ist vor meinem Blick vergeistigt und trägt das Gepräge des Geistes: stetesFortschreiten zum Vollkommneren in einer geraden Linie, die in dieUnendlichkeit geht. 

Und nicht erst, nachdem ich aus dem Zusammenhange der irdischenWelt gerissen sein werde, werde ich den Eintritt in die überirdische

erhalten. Ich bin und lebe schon jetzt in ihr, weit wahrer, als in der irdischen; schon jetzt ist sie mein geistiger fester Standpunkt, und dasewige Leben, das ich schon längst besitze, ist der einzige Grund, warumich das irdische noch fortführen mag. Was die Menschen Himmel nennen,liegt nicht jenseits des Grabes, es ist schon hier um unsere Natur gebreitet,und sein Licht geht in jedem reinen Herzen auf. 

Ich bin unsterblich, unvergänglich, ewig, ich soll es nicht erst werden.Die übersinnliche Welt ist keine künftige Welt, sie ist gegenwärtig; siekann an keinem Punkte des endlichen Daseins gegenwärtiger sein, als andem andern; nach einem Dasein von Myriaden Lebenslängen nichtgegenwärtiger als in diesem Augenblick. 

 Nachdem der ewige Wille uns in diesem Dasein für unsere nächste

Liebet den Vater  

Johann G. FichteDeutscher Philosoph

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Bestimmung geprüft und wir für dieselbe uns gebildet haben, wird er dieses Dasein durch das, was wir Tod nennen, für uns vernichten und unsin ein neues, das Produkt unseres Handelns in diesem, einführen. All unser 

Leben ist Sein Leben. Wir sind in Seiner Hand und bleiben in ihr, undniemand kann uns daraus reißen. Wir sind ewig, weil Er es ist.Erhabener, ewiger Wille, den kein Name nennt und kein Begriff 

umfasst! Wohl darf ich mein Gemüt zu Dir erheben, denn Du und ich sindnicht getrennt. Deine Stimme ertönt in mir, die meinige ertönt in Dir wieder; und alle meine Gedanken, wenn sie nur wahr und gut sind, sind inDir gedacht. In Dir, dem Unbegreiflichen, werde ich mir selbst und wirdmir die Welt vollkommen begreiflich und alle Rätsel meines Daseinswerden gelöst.

Liebet den Vater 

„Brüder und Kinder eines Vaters im Himmel! Es hat diesem über allesguten, liebevollsten und heiligen Vater wohlgefallen, euch Seinen Namenzu geben, welcher in Sich ist heilig, überheilig.

Was aber wollet ihr dafür Ihm, dem alleinigen heiligen liebevollsten

Geber aller guten Gaben, bieten?Eure Gedanken suchen, und ihr könnet nichts finden, was ihr hättet, das

ihr nicht zuvor von Gott empfangen hättet!Ja wahrlich, da ist alle eure Mühe und Arbeit vergeblich!Wollet ihr den Namen loben, preisen, rühmen und anbeten euer Leben

lang?Ja, solches könnet ihr gar wohl tun; aber merket, ich will euch da etwas

sagen, und solches zeigt uns das Firmament und die ganze Erde!

Himmel und Erde sind voll von Seinem Lobe, von Seiner Ehre, und alleendlosen Räume sind voll der höchsten geheiligten Engel, die da allzeitsagen: ,Heilig, heilig, heilig ist der Herr, unser Gott; Ehre sei Ihm als demVater, Seinem Worte und der Allmacht Seiner ewigen Liebe!

Wir loben Dich ewig, o großer Gott, und preisen allezeit Deine endloseStärke; denn Dir allein ja nur gebührt alles Lob, alle Ehre, aller Ruhm,aller Preis, alle Hochachtung, alle Anbetung und alle unsere Liebe!‘

Sehet, wie viel der Ehre, des Ruhmes, des Preises und der wahrenAnbetung Gott allzeit und ewig dargebracht wird!

Wenn ihr denn auch also den Vater ehren und preisen wollet, um wievieles wird dadurch wohl Seine unendliche göttliche Ehre undHerrlichkeit größer werden?!

Ewiges Leben 

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Wahrlich, so der leisest kleinste Tropfen Wassers ins Meer gefallen ist,so hat dadurch das Meer im Vergleiche schon endlos Größeresempfangen, als da wäre eure lebenslange ununterlassene Anbetung und

Ehrung gegen die endlose Ehre und ewige Herrlichkeit Gottes, die Er schon eher im allervollkommensten Maße in Sich hatte, als noch irgendetwas erschaffen war!

Was wollet ihr hernach denn tun dem heiligen Vater für solche Gnade,Liebe und Erbarmung?

Ihr saget: ,Wir wollen Ihm danken unser Leben lang!‘Solches tuet auch; denn Ihm, dem alleinigen Geber, gebührt auch allein

nur aller Dank!Doch, so ihr danken möchtet, dass darob eure Zunge bis an die Wurzel

sich verbrauchen möchte, wird Er dadurch wohl reicher und herrlicher werden, als Er es ohnehin schon von Ewigkeit her ist?!

Also sehet, solches alles ist eitel an sich, und der Herr aller Herrlichkeitund Macht bedarf dessen nicht!

So aber da jemand hat eine Braut, der frage sein eigenes Herz, was ihman ihr wohl das Angenehmste ist, und es wird ihm sagen: ,Ich bin reich anallen Schätzen und bedarf weder des Goldes noch der Edelsteine, noch der Baumfrüchte, noch der zahmen Tiere, noch dass du mich ehrest und mir 

Brandopfer darbringest! Nur eines hast du, geliebte Braut, für mich; danach sehnt sich mein

Leben! und dieses eine ist - deine Liebe! Liebe mich, so hast du mir mehr gegeben, als was mir Himmel und 

 Erde bieten können!‘ Ist es nicht also, meine Brüder?! - Ihr saget: ,Ja, also ist es ewig wahr!‘Also tuet auch ihr desgleichen! Liebet den Vater; denn Liebe ist Sein

Wesen und Liebe Sein unendliches Bedürfnis. So habet ihr Ihm alles

gegeben und geopfert, alles, was Er euch gegeben hat! Denn mehr als Seineigenes Leben konnte Er euch nicht geben; die Liebe aber ist euer Lebenund das Leben Gottes in euch.

Wenn ihr sonach Gott, den Vater, liebet, so tuet ihr das, was Er ansieht,und was Ihm allein angenehm ist!

Solches aber ist der Wille Gottes, dass wir Ihn über alles lieben sollen;also tun wir das, so werden wir das Leben haben ewig! Amen.“

(Haushaltung Gottes Bd. 2; Kap. 219,06-28) 

Ewiges Leben 

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Baltasar erschaut seine Innenwelt 

Max Seltmann

Jakobus entschloss sich zum Abschied. - Tränen flossen reichlich, aber Jakobus sagte: “Meine Geliebten, freuet euch, denn das Los ist euch auf das Lieblichste gefallen. Ihr besitzet die Liebe des Herrn und werdet euchimmer noch mehr dessen bewusst, dann ist der Herr immer bei und unter euch. Bleibet in dieser Liebe, wachset immer noch mehr zu einer helfenden und erlösenden Liebe heraus, dann wird der Herr wie gesterneuch selbst leiten und beglücken!

Und so seid gesegnet in und durch Seine Liebe, Gnade und Erbarmung.Werdet tätig, damit bei und unter euch der Herr auch tätiger sein kann!” 

So schieden sie unter Tränen. Baltasar sagte: „Bruder, der Abschied istdas Schwerste. Er kann nur gemildert werden durch die Hoffnung desWiedersehens. Werden wir uns einmal wiedersehen?“

Jakobus: „Bestimmt, mein Baltasar. Ist es nicht hier im Erdensein, danndort in der ewigen Welt, wo es keinen Trennungsschmerz gibt!“

Baltasar: „Das verstehe ich nicht. Wie groß muss denn die ewige Weltsein, dass sich alle Menschen, die je einmal zusammenkommen, nichtmehr trennen?“

Jakobus: „O mein Bruder, nicht alle Menschen kommen zusammen,sondern nur die, die sich lieben, und auch nur diese Liebe muss es sein, dienichts haben will, sondern nur gibt. Siehe, ich könnte dir das Auge öffnendurch die Gnade des Herrn, damit du schauen könntest die Sphären durchdie wir gehen, aber es hätte keinen Nutzen. Wer wie du, am Tische desHerrn gesessen, Ihn in Seiner größten Liebe und Erbarmung erlebt hat, istsich bewusst, dass der Herr alles in allem ist, und du hast den Herrnwunderbar erlebt und kannst durch deine neu erkannte Liebe anderen zu

 Nutz und Frommen diese Liebe ausleben.Denn siehe, der Herr ist wohl der Herr, aber dann sind wir SeineGeschöpfe, alles andere ist unsere eigene Sache. Stelle dich ganz auf Liebeein und Neues, Ungeahntes wird dich erfüllen und dies sind dannVorgänge in deiner Welt, die deinen Geist immer reger machen. In dieser Liebe ziehst du auch die geistigen Sphären an, die in derselben Liebestehen, und werden dir völlig unbewusst auch zu Bewohnern deiner inneren Welt. Nun höre, je mehr du im Geiste der erlösenden underbarmenden Liebe durch die Tätigkeit in diesem Geiste wächst, wächstauch deine innere Welt und dir völlig unbewusst bist du ein Träger vieler,vieler geworden. Nicht nur das sind die Bewohner, die dir schon in dieEwigkeit vorangegangen sind, sondern auch Menschen die du liebst und

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vor allem die, denen du in dieser Liebe zum Helfer geworden bist. -Jawohl, mein Baltasar, in deiner Welt habe ich einen guten Platz - undsobald du im Jenseits weilst und ich wäre auch dort, so würdest du mich

recht bald wiedersehen. Alles was du mit Liebe umgibst, bürgerst du in deiner Innenwelt ein. Denke aber einmal nach, welch ein Zustand das sein muss, wenn einMensch in seiner verkehrten Liebe etwas erfasst! Nie bekommt er dieseInnenbewohner wieder los, außer, er ändert sich von Grund auf - unddieses werden seine Innenbewohner immer zu verhüten suchen.“

Baltasar spricht: „Lieber, lieber Jakobus, diese deine Worte habe ichsehr gut verstanden und konnte es mir auch lebendig vorstellen. Nun istmir auch verständlich, warum die Priester in ihrem Hass verbleiben,wahrlich um hier zu helfen, dazu gehört eine große Geduld und eine großeLiebe.“

Jakobus: „Ja, Bruder Baltasar, man hilft nicht nur dem einen Verirrtensondern seinem ganzen Anhang und darum ist diese Aufgabe so herrlichund dankbar, denn das Wehen seliger Geister ist der Heimatton aus denHimmeln und der Gruß der ewigen Liebe unseres Vaters Jesu! Heute amAbend, wenn wir beide im Zelt unsere Ruhe nehmen, will ich dir durch dieGnade des Herrn den Beweis erbringen, dass es kein größeres Glück geben

kann, als die Liebe derer, denen du in deiner Liebe ein Heiland und Helfer geworden bist!“

Baltasar: „Jakobus, da freue ich mich schon jetzt, aber sage mir daseine, sehen denn auch unsere Innenbewohner unsere Umgebung?“

Jakobus: „Aber natürlich, denn du bist es ja, der ihnen dazu verhilft;alles Äußere muss sich nach dem Inneren richten und alles Innere ist der Faktor, der alles belebt oder ertötet. Ein jeder Mensch, der seine Innenwelt

 pflegt durch die Gnade und Erkenntnis des Herrn, wird sich des

übergroßen Reichtums immer mehr und mehr bewusst und räumt denersten Platz dem Herrn und Meister ein. Darum erlebten wir ja die großenKämpfe des Herrn und konnten das gewaltige Ringen nicht verstehen.Auch uns allen bleibt deswegen der Kampf und das Ringen nicht erspart,aber uns fließen Kräfte aus des Herrn Liebe zu und tragen uns zum Erfolgüber alles, das sich in uns trennend zwischen uns und des Herrn Liebestellt.“

Als die Sonne am höchsten stand, sagte Jakobus: „Wir wollen rasten,

dort ist ein Wäldchen und eine klare Quelle, deinen Tieren wird die Ruhegut tun.“Baltasar: „Hier gibt es aber kein Wasser, Jakobus. Ist denn diese

Gegend bekannt? Ich kenne hier jeden Baum und Strauch, aber keine

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Quelle.“Jakobus: „Tue, was ich dir sage, Bruder, des Herrn Wege sind

wunderbar und Seine Führungen sollen ja Seinen Kindern dazu dienen, um

sobald wie möglich das herrliche Ziel zu erreichen, die Einung des Vatersmit dem Kind.“Jakobus hatte recht. Eine klare Quelle spendete reines und frisches

Wasser, eine saftige Weide war da für die Tiere und im Wäldchen war wunderbarer Schatten. Im Walde war es ruhig. Die Vögel schienen auch zurasten und der Friede um den beiden war angetan, das Herz zu weiten undzu öffnen für die Gnade, die beide so wunderbar belebte.

 Nachdem sie sich gesättigt hatten, gaben sie sich der Ruhe hin und sokam der Abend heran unter erbauenden Zwiegesprächen.

Jakobus sagte: „Bruder, ich will nicht dazu beitragen, nicht in dieGeisterwelt sollst du schauen, sondern in deine eigene Welt, die dir wie einTraum vorkommen wird. Wenn ich in mir recht ruhig werde, öffnen sichdie Tore meiner Welt und ich erlebe das Leben, was in mir Wahrheitgeworden ist und dieses Leben ist das Ewige, was einem jeden in der allergrößten Freiheit mitgegeben wurde bei der Eingeburt in diesesErdenleben. An einem jeden Menschen liegt es nun, was er aus diesemLeben macht, einen Himmel oder eine Hölle. Hier ist der Herr nur der 

Wartende und kann nur zu einem Helfer und Beistand werden, wenn es der Mensch will! Und nun wollen wir beide, aber jeder in sich, Einkehr haltenzu unserem und der anderen Heil!“

Es wurde um und in den beiden ruhig. Baltasar schloss die Augen, aber immer und immer wollte sich nichts an und bei ihm bemerkbar machen.Schon wollte er sich an Jakobus wenden, da zerriss ein Blitz die Finsternis,die durch die geschlossenen Augen entstanden war und in dieser Hellesieht er ein altes Gemäuer mit einer offenen Tür aus der Licht herausfällt.

 Nun blieb es bei ihm hell und es war ihm, als wenn er durch die geöffneteTür ging. Zuerst sieht er nichts als nur eine Straße mit einigen altenHäusern, die unbewohnt zu sein schienen. Langsam geht er die Straßeentlang, schaut nach rechts und links und nun auf einmal ist es gar nicht soeinsam, denn die Häuser sind bewohnt, nur die Bewohner hielten sichverborgen.

Langsam geht er weiter, er hat eine kleine Freude, weil sich dieBewohner so verbergen und am Ende der Straße ist ein kleiner Tempel.

Dorthin zieht es ihn mit Macht. Wie er näher kommt, erschrickt er über dieVerwahrlosung die dort herrscht. Schon will er weitergehen, da kommt einihm bekannter Priester und überschüttet ihn mit Vorwürfen.

Baltasar, der diesen Priester, der schon längere Zeit verstorben war,

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immer liebte, will sich zurückziehen, da er sich keiner Schuld bewusstwar, aber da kommt auf einmal eine ganze Schar Bekannter und umzingeltihn. Abwehrend hält er beide Hände vor sich, da spricht der Priester:

‚Baltasar, was hast du getan, unsere Heimat hast du uns genommen,unseren Frieden hast du gestört. Wir finden nichts, gar nichts mehr, wasuns je erfreuen könnte.‘

Baltasar spricht: „Aber Freund, ihr seid in einem großen Irrtum, nochnie habe ich irgendetwas getan was euch schädigen könnte.“ Da erwidertder Priester: ‚Unsere Wasserquelle hast du verstopft, wir haben keinWasser mehr und das Brot geht auf die Neige, komm, sieh selbst.‘ Mitdiesen Worten nimmt er ihn bei der Hand und zieht ihn in dasTempelinnere. Die anderen folgen.

Dort angekommen spricht der Priester: ‚Hier, sieh, unser Schrank istleer, in der Zisterne ist kein Tropfen, sag, was soll da werden. Warum hastdu uns des Nazareners wegen verlassen und bringst denen Wasser undBrot in Fülle? Warum?‘

Baltasar: „Du irrst - nie brachte ich euch Brot und Wasser, nie dachteich daran, anderen Brot und Wasser zu bringen, ihr seid längstVerstorbene.“

‚Was - Verstorbene?‘ schreien die anderen, ‚dann bist du wohl auch

gestorben. Nein, nein, das gibt es nicht, du willst uns nur los sein, weil duuns kein Wasser und Brot geben willst!‘

Ganz bekümmert ist der alte Priester und spricht: ‚Baltasar, glaube uns,es ist wirklich so, um deinetwillen haben wir unser Heim an unseremTempel aufgeschlagen, weil du uns so gutes Wasser und Brot gabst undseit du deine Götter verließest, hungern wir geradezu. Dich werden wir aber verlassen und so magst du zusehen wie du verkommst.‘

Da gingen die anderen. Baltasar blieb allein und nun hatte er Muße,

sich umzusehen. Er war in einem ihm so gut bekannten Hause. AuchMenschen sah er, doch waren dieselben ihm unbekannt. Man übertrug ihmdie Aufsicht über alles, ja man wollte, dass er ihnen auch Essen gebensollte. Willig sagte er zu und nun fand er Brot und Früchte in Menge, esschmeckte ihm sehr gut und dann sah er sich um. Da befanden sich Ställemit Vieh. Er beteiligte sich an deren Pflege und Fütterung, besah die dazugehörigen Weiden und war befriedigt. Als er nach einer Wanderung durchdas Anwesen zurück in das Haus kam, war schon der Tisch zum Essen

gedeckt und die anderen waren schon beim Essen. Da griff er nach demBrot, welches ihm gereicht wurde und fand es herrlich schmeckend. Wiesie alle miteinander beim Essen sind, kommt der Priester mit den anderen.Überaus freundlich dankten sie ihm und brachten ihm ein Geschenk - eine

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Mannesbüste. Er nahm sie, besah dieselbe und legte sie beiseite. Umniemanden zu verletzen, sagte er kein Wort und wies auf das gute Brot,welches er gegessen hatte. Sie aber wollten wissen, was er hier getan habe,

weil alles so schön und hell sei und wo er überall gewesen sei.Baltasar: „Ich fühlte mich hier wie ein Gast und sah nach dem Rechten. Nur Bekannte fand ich keine, aber viele kannten mich und riefen mich beimeinem Namen. Ich sah auch Menschen, was mich nicht so recht freute,aber über dieses werde ich schweigen, um euch nicht zu betrüben. Dasetzten sie sich zu ihm und kleine Hunde kamen und bekundeten eineFreude. Die Tiere hatten Menschenstimmen und sagten: ‚Heimat - Heimat,hier bleiben.‘

Der Priester nahm des Baltasars Hände, drückte sie an seine Brust undsagte: ‚Was wir in unserer Weisheit nicht fanden, wird uns durch deineTreue. Diese Diener waren immer stumm und jetzt können sie ihre Zungegebrauchen und in ihrer grenzenlosen Freude bekunden sie ihren Wunsch,hier zu bleiben. Wie gut, dass du uns die Heimat zur Heimat machtest! Wiegut, dass du bei uns bleiben willst, wie einst!‘

Da ging eine Veränderung vor sich. Das Zimmer, in dem sie alle waren,wurde zu einer großen fruchtbaren Weide und mitten hindurch ging eineStraße. Rechts und links waren Frucht- und Brotbäume in herrlichster Blüte

und vor und hinter ihnen waren viele, viele Menschen. Sie waren in einer frohen Stimmung, denn schöner Gesang erklang und laute Rufe. DieHauptsache aber waren die Weiden und Getreidefelder rechts und links der Straße. Freilich, manche sahen noch recht kümmerlich aus und Baltasar zeigte auf die mageren Felder.

Der Priester beugte sein Haupt und sagte: ‚Es wird besser werden, du bist nun unser Herr und hast nur zu gebieten. Dein Wort soll sein wie einGotteswort und deine Freude soll uns Dank sein, weil du uns eine Heimat

 brachtest.‘Ein Mann kam auf der Straße uns allen entgegen, aus seinen Augenleuchtete eine Freude. Er hob die Hand zum Gruß und sagte: `Der Anfangwäre gemacht, die Saaten stehen gut, aber hütet die Äcker, damit der Feindkein Unheil anrichten kann. Was ihr hier vollbringt, wird vielen noch zumSegen, und was ihr vollendet, bereichert euch das Leben, aber ein Lebenzum Leben aus der Fülle des ewigen Gotteslebens.`

Da sah Baltasar, dass es der Herr ist. Er möchte vor dem Herrn

niederknieen, da kommt Er auf ihn zu und spricht:  „Nicht du, nein ICH möchte dir danken, denn alles was du hier siehst, ist ja dein und weil duin deiner Liebe dich an Meine Liebe anlehntest, hast du Mich zum

 Mitbewohner deiner Welt gemacht und Ich bin in allem mit dir eins und

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werde mit dir immer eins bleiben, solange du Mein Leben zu dem deinenund Meine Liebe zu der deinen machst!

Und nun möchte Ich dir den Wegweiser machen und weise alle in die

Tätigkeit, damit wir beide ohne jede Hemmung sind.“Baltasar tat nach dem Willen des Herrn, und nun eilten sie schnell auf der Straße dahin. Kein Wort wurde gesprochen, es gab soviel zu sehen,was Baltasar noch nie sah, es gab Schönheiten über Schönheiten, aber keine Menschen.

Da sagte Baltasar: „Herr, es ist alles schön und gut, aber wozu soll dies Nütze sein, es ist doch niemand da, der sich daran erfreuen und ergötzenkann. Auf der Welt möchte man vor Leid vergehen, weil man die Erde

 belassen muss wie sie ist und die armen Menschen sind ohne Freude. Hier aber tun die Schönheiten weh und warum? Weil die Menschen fehlen, umsie genießen zu können.“

Der Herr: „ Du bist noch in einer großen Ungewissheit , mein Bruder. Siehe, was du noch nicht ganz dein eigen in deiner Welt nennen kannst,ist dir noch unsichtbar. Ich will, dass du einen Augenblick einen Blick nach Morgen tun kannst - und was hast du gesehen?“  

Baltasar: „Herr, nenne mich nicht mehr Bruder, denn es ist jaunmöglich, Besitzer einer Welt zu sein, die solche Heerscharen reinster 

Wesen beherbergt. O Herr, was soll ich tun, um alles dieses zu verstehen!“Der Herr: „Nichts anderes, mein Bruder, als Liebe, Liebe und wieder 

 Liebe walten lassen. Jene herrlichen Wesen sind zu einer Untätigkeit verurteilt, wenn du in deinem Wesen nicht zur Liebe wirst. Das Gegenteil aber geschieht, wenn sie aus deiner Liebe Leben empfangen und indeiner Liebe dir Diener, Helfer und Bruder sind.

 Merke dir, mein Bruder, nicht die Schönheiten deiner Welt machendich und Mich selig, sondern die Freude und das Glück deiner in dir 

wohnenden Bewohner.“ Baltasar war erwacht. Die Nacht war hereingebrochen, Sterneleuchteten am Himmelszelt und Jakobus schlief.

Von Baltasar war aller Schlaf gewichen. Er überlegte: „Habe ichgeschlafen und geträumt oder habe ich Vorgänge geschaut in meiner Welt?Ich muss bis zum Morgen warten, denn Jakobus ist müde.“

Leise erhob er sich, dann ging er hin zu seinen Tieren, die sich auchgelegt hatten. Langsam streichelte er sie und empfand eine Wohltat, die

von den Tieren ausging. „O Seligkeit,“ dachte er, „was für Gefühleentstehen schon, wenn man gegen ein Tier gut ist, wie muss es aber erstwerden, wenn man gegen Menschen gut ist.“ Da kniete er nieder und

 betete: „Herr und Meister Du guter Heiland und Erlöser! Viel habe ich von

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Dir empfangen, aber diese Erlebnisse formen ein ganz anderes Bild von Dir in mir. O lasse mich ganz Liebe werden, damit Du an mir Freude erlebst,denn bis jetzt war ich blind und taub.“

(aus: Erlebnisse mit Jakobus, Bd.3 Kap. IV)

Schweigen tut NotSören Kierkegaard (1813-1855)

Betrachtet man - wozu man vom christlichen Standpunkt aus gewiss berechtigt ist - den jetzigen Zustand der Welt und das ganze Leben, somüsste man sagen: es ist eine Krankheit.

Wenn ich Arzt wäre und mich einer fragte: „Was meinst du, muss getanwerden?“, so würde ich antworten: „Das erste, was getan werden muss, unddie unbedingte Voraussetzung dazu, dass überhaupt etwas getan werdenkann, ist -: schaffe Schweigen! gebiete Schweigen!

Gottes Wort kann ja nicht gehört werden, und wenn es mit Hilfelärmender Mittel geräuschvoll hinausgerufen wird, damit man es auch imGetöse hören kann, so bleibt es nicht Gottes Wort. Schaffe Schweigen!!

Ach, alles lärmt, und wie heißes Getränk das Blut bekanntlich in

Wallung bringt, so ist in unserer Zeit jedes einzelne, selbst dasunbedeutendste Unternehmen und jede einzelne, selbst die nichtssagendsteMitteilung bloß darauf berechnet, die Sinne zu reizen oder die Masse, dieMenge, das Publikum und den Lärm zu erregen!

Der Mensch, dieser gewitzigte Kopf, sinnt fast Tag und Nacht darüber nach, wie er zur Verstärkung des Lärms immer neue Mittel erfinden undmit größtmöglicher Hast das Geräusch und das leere Gerede möglichstüberallhin verbreiten kann. Ja, was man auf solche Weise erreicht, ist wohl

 bald das Umgekehrte: die Mitteilung ist an Bedeutungsfülle wohl bald auf den niedrigsten Stand gebracht, und gleichzeitig haben umgekehrt dieMittel der Mitteilung in Richtung auf eilige und alles überflutendeAusbreitung wohl das Höchstmaß erreicht; denn was wird wohl hastiger inUmlauf gebracht als das Geschwätz?! Und anderseits -: was findet willigereAufnahme als das Geschwätz?! O, schaffet Schweigen!!“

 „Versuche dich doch einmal, ob du schweigen und im stillen bloß nur 

denken kannst; denn eine gewisse äußere Ruhe ist notwendig zur  Erweckung des Geistes, ohne welche dieser allergewichtigste Lebensakt nie in die erfüllende Wirklichkeit übergehen kann!“  

(Gr.Ev.Joh. Bd. 3, Kap. 60,21)

Schweigen tut Not

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Die Zucht der Gedanken 

„Du kannst denken, was du willst, so kannst du dadurch nicht sündigen,so dein Herz an einem unordentlichen Gedanken kein Wohlgefallen findet.Findest du aber an einem schlechten Gedanken ein Wohlgefallen, soverbindest du auch schon deinen Willen mit dem schlechten, aller 

 Nächstenliebe baren Gedanken und bist nicht ferne davon, solchenGedanken, der einmal schon von deinem Wohlgefallen und von deinemWillen belebt worden ist, in die Tat übergehen zu lassen, wenn dir dieUmstände günstig erscheinen und die Tat ohne äußere Gefahr zulassen.Daher ist die weise Überwachung der im Menschenherzen vorkommendenGedanken durch das geläuterte Licht des Verstandes und der reinen

Vernunft ja doch von der höchsten Wichtigkeit, weil der Gedanke der Same zur Tat ist, und es könnte die notwendige und weise Überwachungder Gedanken wahrlich nicht trefflicher ausgedrückt sein als eben dadurch,dass da Moses sagt: ,Lass dich nicht gelüsten nach diesem und jenem!‘Denn so es dich einmal stark zu gelüsten anfängt, so ist dein Gedankeschon belebt durch dein Wohlgefallen und durch deinen Willen, und duwirst dann deine Not haben, solch einen belebten Gedanken in dir völlig zuersticken. Der Gedanke, und die Idee, ist ja, wie früher gesagt, der Same

zur Tat, die da die Frucht des Samens ist. Wie aber der Same, so dann auchdie Frucht!Du kannst daher denken, was du willst; aber belebe keinen Gedanken

und keine Idee eher zur Frucht, als bis du ihn vor dem Richterstuhle deinesVerstandes und deiner Vernunft gehörig durchgeprüft hast! Hat der Gedanke da die Licht- und Feuerprobe bestanden, dann erst kannst du ihnzur Frucht oder Tat beleben, und es kann dich da dann schon gelüsten nachetwas Gutem und Wahrem; aber nach etwas Unordentlichem, das offenbar wider die Nächstenliebe geht, soll es dich nicht gelüsten! Und darin liegtdas, was Moses in seinem letzten Gesetze ausgedrückt hat.

Was soll, ja was kann aus einem Menschen werden, wenn er nichtschon frühzeitig lernt, seine Gedanken zu prüfen, zu ordnen und allesUnreine, Böse und Falsche aus ihnen zu scheiden? Ich sage es dir, solchein Mensch würde schlechter und böser werden denn ein allerreißendstesund bösestes Tier!

In der guten und weisen Ordnung der Gedanken liegt ja der ganzeLebenswert eines Menschen.“

(Gr.Ev.Joh. Bd. 7; Kap. 36,2-4)

Die Zucht der Gedanken

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Die Stille 

Karlfried Graf Dürckheim

Dem Menschen unserer Tage fehlt die Stille, die äußereund mehr noch die innere Stille, das heißt eine Verfassung,die ihn befähigt, auch im äußeren Lärm und Ansturm desLebens Stille zu erfahren, zu wahren und auszustrahlen. Esgibt die besondere Stille als Zustand, die nichts zu tun hatmit „Lärm oder Nicht-Lärm", ja mehr noch: für die der äußere Lärm ein Hintergrund sein kann, von dem sichinwendig abhebt, was durch kein Geräusch gestört werden

kann. Das ist die rechte Stille. Sie ist eine Verfassung des Gemütes - einZustand der Seele -, an dem sich der Lärm der Welt zu einer ‚Geräuschkulisse‘ verwandelt, vor der die innere Stille sich erst vollendsentwickelt und bewusst wird.

Es gibt die Stille des Lebens und die Stille des Todes. Die Stille desTodes ist dort, wo sich nichts mehr bewegt. Die Stille des Lebens ist dort,wo nichts mehr die Bewegung der Verwandlung aufhält. Diese Stille isteine Frucht des inneren Weges.

Die Menschen, von denen Stille ausgeht, weil es in ihrem Inneren still

ist, sind selten geworden. An die Stelle der Stille, die aus der Verankerungim Wesen kommt, ist die gespielte ‚Ruhe‘, das äußere ‚Sich-Stillegen‘getreten. Die äußere Ruhe, die aus einer Selbstdisziplin kommt, ist aber etwas anderes als die Stille, die eine innere Verfassung kundtut, die keiner Willenshaltung bedarf, um da zu sein. Sie ist auch etwas anderes als die"Bierruhe" eines Phlegmatikers, hinter der kein Leben mehr pulst. Gewiss,es gibt die Menschen mit dem "dicken Fell“, und es gibt auch die anderen,denen eine alles harmonisierende Schwingungsformel ihrer natur alle

Reibungen wegzaubert. Jenen erspart mangelnde Empfindsamkeit undAnsprechbarkeit die störende Erregung. Bei diesen löst sich der störendeEindruck, der andere erregt, wie auch der innere Impuls, schon ehe er Tiefe gewinnt, in Wohlgefallen auf. Aber die Stille dieser Menschen istfade und flach. Kraft, Tiefe und Strahlung hat nur die Stille, in der sich diePräsenz des Wesens kundtut, das im Sein jenseits der Gegensätze zu Hauseist. Die rechte Stille ist eine Kraft aus unserem himmlischen Ursprung. Wosie von einem Menschen ausgeht, übet sie eine zugleich lösende und

ordnende Wirkung aus. Sie bringt die, die um ihn sind, ohne Worte mehr zu sich selbst. Im Zeichen des Wesens, das in ihr sich ausdrückt, legen sichWogen der Erregung, ungutes zergeht, und Fragen beantworten sich wievon selbst. In der rechten Stille wird die Stimme des Lebens vernehmbar.

(aus: Vom doppelten Ursprung des Menschen)

Die Stille

Graf DürckheimDiplomat, Zen-Lehrer 

Psychotherapeut

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Meditation - Weg zur RuheAnselm Grün

Der klassische Weg zur Ruhe ist der der Meditation.Die christliche Meditation, die seit dem 3. Jahrhundertgeübt wird, verbindet den Atemrhythmus mit einem Wort.Schon das Achten auf den Atem lenkt das Bewusstseinnach innen und erzeugt Ruhe. Solange wir im Kopf 

 bleiben, sind wir immer unruhig. Denn der Kopf lässt sichnicht so leicht beruhigen. Da schwirren die Gedankenimmer hin und her. Im Ausatmen können wir unsvorstellen, wie wir all die Gedanken, die immer wieder hochkommen,

einfach abfließen lassen. Wenn wir das eine Zeitlang tun, werden wir innerlich ruhig. Dann können wir den Atem mit einem Wort verbinden.Wir können z.B. beim Einatmen still sagen: „Siehe“ und beim Ausatmen„Ich bin bei dir“. Es ist ein Wort, das Gott uns beim Propheten Jesajazusagt. Ich muss mich bei dieser Meditation gar nicht konzentrieren. Ichspreche das Wort in all die Gedanken und Gefühle hinein, die auftauchen.Es darf alles hochkommen. Aber ich grüble nicht nach über die Gedanken,sondern ich halte in sie den Atem und das Wort hinein. Dann wandeln sich

die Gedanken und Gefühle. Sie sind nicht mehr so bedrängend. Auch wennsie immer wieder hochkommen, fühle ich mich mitten in der Gedankenflutruhig. Ich habe einen Anker - das Wort mit dem Atem verbunden -, der dasSchiff meines Herzens inmitten der tosenden Gedankenwellen festhält.

Der andere Weg besteht darin, dass ich die Gedanken gar nicht beachte,sondern dass ich meinen Geist durch das Wort binde und sammle. Und ichlasse meinen Geist an der Leiter des Wortes hinabsinken in den innerenRaum der Stille. Ich lege in das Wort und in den Ausatem meine ganze

Sehnsucht nach der „Sabbatruhe Gottes“, nach dem inneren Ort der Ruhe.Dann kann es sein, dass mich Wort und Atem für einen Augenblick dorthin tragen, wo es in mir ganz still ist, wo aller Lärm verstummt unddas unruhige Herumdenken zur Ruhe kommt. Die Mystiker sind davonüberzeugt, dass in uns ein Raum des Schweigens ist, in dem Gott wohnt.Dorthin haben die Gedanken und Gefühle, die Pläne und Überlegungen,die Leidenschaften und die Verletzungen keinen Zutritt. Dort haben auchdie Menschen mit ihren Erwartungen und Ansprüchen keinen Zutritt. Esist ein Raum der Stille. Ich muss ihn gar nicht schaffen. Er ist schon inmir. Aber ich bin oft genug davon abgeschnitten. Die Meditation will michwieder in Berührung bringen mit diesem inneren Ort. Der Kopf istvielleicht noch weiter unruhig. Da jagen sich die Gedanken weiter hin und

Meditation - Weg zur Ruhe 

Anselm GrünBenediktinerpater und

spiritueller Autor 

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GL 3/2008  49 

her. Aber tief unten ist es still. Da kann ich mich fallen lassen. Ken Wilber vergleicht die Meditation mit dem Eintauchen in das Meer. Oben ist dasMeer unruhig. Da gehen die Wellen und Wogen hin und her. Aber je tiefer 

wir nach unten tauchen, desto ruhiger wird es. Meditation ist dasEintauchen in die innere Ruhe, die auf dem Grund unseres Herzens in unsverborgen ist. Die Redewendung „zur Ruhe kommen“ meint ja, dass dieRuhe schon da ist, dass wir sie nicht erst herstellen müssen. Sie ist in unsals ein Raum, zu dem wir hinkommen dürfen.

Die Meditation ist der Weg, auf dem wir zum inneren Ort der Ruhekommen.

Meditation heißt nicht, dass wir immer ganz still sein müssen. Wir dürfen uns da nicht unter Leistungsdruck setzen. Meditation hat nichts mitKonzentration zu tun. Die Gedanken werden weiter auftauchen. Wir können sie nicht abstellen. Aber wenn wir sie nicht beachten, wenn wir durch Wort und Atem immer tiefer in den eigenen Seelengrund gelangen,dann kann es sein, dass es für einen Augenblick ganz still ist in uns. Ichspüre dann: jetzt berühre ich das Eigentliche. Jetzt bin ich ganz da, ganz

 bei mir, ganz bei Gott. Jetzt ist in mir der Raum der Stille, den niemandvon außen betreten kann, in dem mich niemand erreichen, niemand

 beunruhigen kann. Dort finde ich wirklich zur Ruhe. Aber ich darf mich

nicht ärgern, wenn ich im nächsten Augenblick schon wieder abschweifeund irgendwelche Probleme auftauchen. Ich weiß, dass da tief in mir einRaum ist, wo das alles nicht hindringen kann, in dem ich einfach bin. Esist der Raum, in dem Gott selbst in mir wohnt. Gott befreit mich von der inneren und äußeren Unruhe. Er befreit mich von den Meinungen, dieandere über mich haben, von ihren Erwartungen und Urteilen, von ihrer Eifersucht, von ihren Verletzungen. Allein die paar Augenblicke, in denenich diesen inneren Raum in mir spüre, genügen, um mir auch für den Rest

des Tages das Gefühl zu vermitteln, dass da trotz aller äußeren Hektik etwas Unberührbares in mir ist, ein Raum der Ruhe, der von den äußerenAnforderungen und Konflikten nicht angetastet wird.

(aus: Herzensruhe, Herder-Verlag)

 „Kein äußerer Weltverstand kann es je ergründen und erschauen, wasim Menschen ist; das kann allein nur der Geist im Menschen. Und also

kann auch niemand Gott erkennen als nur der erweckte und vollauf tätig  gewordene Geist Gottes im Menschenherzen, der gleich wie Gott Selbst die reinste Liebe ist und ein ewiger Sabbat im Menschenherzen.“ 

(Gr.Ev.Joh. Bd. 5, Kap. 62,07)

Meditation - Weg zur Ruhe 

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Die Reise nach innenDag Hammarskjöld (1905-1961)

 Ich sitze hier vor dir, Herr aufrecht und entspannt,mit geradem Rückgrat. Ich lasse mein Gewicht 

 senkrecht durch meinen Körper hinuntersinken auf den Boden, auf dem ich sitze.

 Ich halte meinen Geist fest in meinem Körper. Ichwiderstehe seinem Drang, aus dem Fenster zu

entweichen, an jedem anderen Ort zu sein als andiesem hier, in der Zeit nach vorn und hinten auszuweichen, um

der Gegenwart zu entkommen. Sanft und fest halte ich meinenGeist dort, wo mein Körper ist:

hier in diesem Raum.

 In diesem gegenwärtigen Augenblick lasse ich alle meine Pläne,Sorgen und Ängste los. Ich lege sie jetzt in deine Hände, Herr. Ich lockere den Griff, mit dem ich sie halte, und lasse sie dir.

 Für den Augenblick überlasse ich sie dir. Ich warte auf dich - erwartungsvoll. Du kommst auf mich zu,

und ich lasse mich von dir tragen.

 Ich beginne die Reise nach innen. Ich reise in mich hinein, zuminnersten Kern meines Seins, wo du wohnst. An diesem tiefsten

 Punkt meines Wesens bist du immer schon vor mir da, schaffst,belebst, stärkst ohne Unterlass meine ganze Person.

Und nun öffne ich meine Augen, um dich in der Welt der Dingeund Menschen zu schauen. Ich nehme die Verantwortung für 

meine Zukunft wieder auf mich. Ich nehme meine Pläne, meineSorgen, meine Ängste wieder auf. Ich ergreife aufs neue den

 Pflug. Aber nun weiß ich, dass deine Hand über der meinen liegt 

und ihn mit der meinen ergreift. Mit neuer Kraft trete ich die Reise nach außen wieder an, nicht mehr allein, sondern mit 

meinem Schöpfer zusammen.

Die Reise nach innen 

Dag HammarskjöldSchwedischer Politiker 

und UN-Generalsekretär 

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Gebet der LeereSelma Lagerlöf (1858-1940)

Wenn wir im stillen Gebet immer mehr nach innenkommen, werden wir unseren dunklen Seiten begegnen,die wir normalerweise verdrängen. Ängste kommen hoch,Wut über vergangene Verletzungen, Gefühle vonTraurigkeit. Es melden sich unsere verdrängten Seiten undGefühle, weil wir sie unliebsam immer beiseite drängen.

Richte dich in der Meditation ganz auf Gott aus, bleibein der Wahrnehmung deiner Hände.

Dann werden die dunklen Seiten von uns zu freundlichen Helfern oder 

sie verziehen sich, weil sie von Gott selbst geheilt und erlöst sind.Der Weg in die Stille kann uns innerlich verändern und uns von den

dunklen Seiten unserer Seele erlösen, ohne dass wir aktiv etwas dazu tun,einfach immer wieder den Heiligen Namen sprechen und in dieWahrnehmung der Hände zurückkehren.

Unser Standbein sollen wir von der Welt auf Gott verlagern. Dasgeschieht durch das Leerwerden. Die Welt soll an die zweite Stellekommen, ihren absoluten Charakter verlieren.

Der verlassene Sohn ist ein gutes Beispiel: mit dem eigenen Elend totalkonfrontiert und mit nichts in den Händen geht er zum Vater, dann zeigtsich Gott in seiner ganzen Gnade!

Alle Menschen müssen den Weg der Leere gehen, BeispielEntscheidung, Beispiel Verlust eines lieben Menschen.

Es gibt freiwilliges Leerwerden: Zuhören, versöhnen, eine Gruppeleiten.

Die Seligpreisungen zeigen uns: Gott füllt die Leere.

Jede Ohnmacht und Armut zieht die Gegenwart Gottes an, besonderswenn sie von uns ausgehalten wird. Die Leere ist die Plattform, auf der der Hubschrauber Gottes landen kann.

Unsere Gebetsform: sich mit leeren Händen vor Gott stellen!(aus der "Lichtflamme")

 „Deine Worte klingen zwar schöner denn die große Musik der Sphärenim ewigen Schöpfungsraume; aber die Liebe im Herzen des Geistes ist 

noch schöner als all dies herrliche Getöne! Daher gib Rast deinen Lippen, damit dadurch zum ruhigen Spiegel werde das lebendige

Gewässer in deiner Seele und Ich Mich beschauen kann in dir und duerschauest Mein Wesen im Spiegel deines Gewässers!“  (HGt.2; 270,15)

Gebet der Leere 

Selma Lagerlöf Schwedische

Schriftstellerin

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Gottes Hand 

Im fernen Süden hatten einmal zwei Mönche je einen Ölbaumgepflanzt.

„Herr“, bat der eine, „sende einen erquickenden Regen, dass meinBäumchen Wurzel fassen kann!“ Und der Herr erfüllte die Bitte.

„Nun darf die Sonne scheinen“, sagte der fromme Mönch. „O Herr, lassden Himmel sich klären!“ Da kam die Sonne und erwärmte die feuchteErde.

„Wenn jetzt der Frost kommen möchte“, dachte der Mönch einesTages, als es ihm gut dünkte, „damit die Rinde erstarke!“ Und siehe, baldhatte ein silberner Reif sich auf das Bäumchen gelegt. Da ging das

Bäumchen ein.Traurig trat der Klosterbruder in die Zelle des anderen Mönches. „Dein

Baum steht frisch und blühend, und meiner ist eingegangen, trotz allem!“sagte er diesem, und er erzählte ihm, was er alles getan hatte.

„Ich habe mein Bäumchen ganz in Gottes Hand gestellt“, sagte der zweite Mönch, „denn ich dachte mir, ER, der die Bäume erschaffen hat,muss am besten wissen, was sie bedürfen. So habe ich Gott keinen Raterteilt und keine Bedingungen gestellt, sondern nur gebetet: Tu deine

milde Hand auf, nimm dich seiner an!“

Der Weg zur VollendungEin junger Mann suchte einen Meister auf: „Meister, wie lange wird es

dauern, bis ich die Vollendung erlangt habe?“„Vielleicht zehn Jahre“, entgegnete der Meister.„Und wenn ich mich besonders anstrenge, wie lange dauert es dann?“,

fragte der Schüler.

„In dem Fall kann es zwanzig Jahre dauern“, erwiderte der Meister.„Ich nehme aber wirklich jede Härte auf mich. Ich will so schnell wie

möglich ans Ziel gelangen“, beteuerte der Mann.„Dann“, erwiderte der Meister, „kann es bis zu vierzig Jahre dauern.“

BegierdenDie Schüler waren in einer erregten Debatte vertieft, als der Meister 

hinzutrat. „Worüber habt ihr diskutiert“, fragte er. „Wir sprachen geradedarüber, wie sehr wir darunter leiden, von schädlichen Begierden verfolgtzu werden.“ Der Meister lachte: „So weit seid ihr noch nicht. Derzeit seidihr es noch, die die Begierden verfolgen.“

Weisheitsgeschichten 

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Vom Fürsten und seinen KindernIch setze den Fall, ein Vater sehr vornehmen Standes, etwa ein Fürst,

hätte mehrere Kinder. Diese Kinder wissen die Ordnung, wie sie sich zuihrem Vater begeben dürfen, nämlich ganz geziemend geschmückt,gemessenen Schrittes, die Hände kreuzweise über ihre Brust gelegt unddas Haupt demütigst zum Boden gesenkt.

Wenn diese Kinder also vor den fürstlichen Vater kommen, da belobt er sie und entlässt sie dann.

Eines unter den Kindern, ein rüstiger Knabe, aber ist ganz keck,erscheint nicht mit den abgerichteten Kindern - denn solches bringt er nicht über sein Herz, welches den hohen Vater zu sehr liebt -, sondern

kommt ganz allein zum Vater gerannt, ist sonst auch mehr nachlässig inseiner Kleidung.

Wenn aber dieser Knabe den Vater ersieht, da breitet er seine Armeaus, umfasst ihn mit aller kindlichen Liebeglut und schreit dabei: ,O Vater,Vater! Du mein lieber Vater, wie sehr doch liebe ich dich!

Siehe du, mein herrlicher, lieber, guter Vater, ich liebe dich zu sehr, alsdass es mir möglich wäre, mich vor dir in den gesetzlichen höflichenSchranken zu bewegen!

Ja, ich will eher sterben, als vor dir, o mein Vater, meinem Herzeneinen unterdrückenden Liebezwang antun!‘Ich setze aber nun den Fall, du wärest der Vater solch eines Kindes,

was würdest du, rein nach deinem Vatergefühle geurteilt, da einem solchenKinde wohl tun?

Du sprichst: ,Oh, das würde ich auch über die Maßen lieben!‘Gut geantwortet! Ich sage dir aber, gerade ein solcher Vater bin Ich

auch! Wer demnach auch zu Mir kommt wie dieser kecke Knabe, alle diezahllosen törichten Höflichkeitsschranken übersteigend, der wird auch Mir der allerliebste Sohn sein!

Gott kannst du für Sich nicht lieben; aber den Vater kannst du liebengleich dem kecken Knaben, und Gott als der Vater wird dann dich auchmit aller Macht Seiner Liebe ergreifen und wird dich setzen in SeinenSchoß als ein wahres Ihm über alles teures Kind, und wird all den anderndann deinetwegen gnädig sein und ihnen erlassen die leere Höflichkeit!Siehe, das ist die rechte Liebe; solche also beachte! Amen.“

(Haushaltung Gottes Bd. 2; Kap. 232,14-24)

Vom Fürsten und seinen Kindern 

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54  GL 3/2008 Verschiedenes 

Suche NeuoffenbarungsbücherFür ein Neuoffenbarungs-Archiv suche ich Kundgaben von Wortträgern

aller Art und deren Bücher, auch desolate Stücke und Kopien, besondersalte und Erstausgaben, auch Schmuckeinbände gegen Bezahlung.

Manfred Marmulla, Gospersgrün 34, 08233 TREUEN

Wohnhaus Nähe Andritz-Quelle zu verkaufen

1 bis 2 Familien-Haus (evtl. für Wohngemeinschaft) in Graz / Österreich,2 km von der Andritz-Quelle entfernt, zu verkaufen.

180 qm Wfl., 1400 qm Grund (Hanglage), 7 Zi, 2 Küchen, 2 Bäder, Öl-und Festbrennstoff-Heizung, Wärmepumpe, großes Carport, Werkstatt.

Anfragen an: 0043-(0)316-693819

Herbst-Tagung der Schweizer Lorberfreunde

im Bildungszentrum Matt, CH 6103 Schwarzenberg

Tel.: +41 (0) 499 70 99 / email: [email protected]

vom 2. bis 5. Oktober 2008

Geplante Vorträge:Ingrid Franssen - Einsicht in die ExistenzSylvia Schäfer - Was geschieht in der Sterbestunde?Erhard Gaiduk - Die drei Ebenen der ProphetieGerd Kujoth - Der allein wahre Gott und den er gesandt hat

Christiane Merlo - Meditative BetrachtungenWilfried Schlätz - Überblick über die Geisteswelt

Die Kosten belaufen sich von 59,40 € bis 84,40 € / Tag inkl. Vollpension.

Anreise mit dem Auto: Autobahn Luzern Ri. Bern, Ausfahrt EmmenSüd / Malters / SchwarzenbergÖffentl. Verkehrsmittel: ab Bahnhof Luzern mit SBB nach Malters, dann

mit dem Postauto nach Schwarzenberg, Haltestelle direkt vor dem Haus.

Anmeldung bis 22. September 2008 und Auskunft:Maria Tanner, Küntwilerstr. 77

CH-6343 Rotkreuz ZGTel.: (0041) (0) 41 311 16 42

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Anmeldungen und Anfragen an die:Lorber-Gesellschaft e.V.

Anita StrattnerPfarrhofstr. 7

D-83132 PittenhartTel. / Fax : 08624-4114E-mail: [email protected]

Jakob-Lorber-Begegnungsstätte

Ursprungblick 5a, A-8046 Graz-StatteggSteiermark / Österreich

Tel./Fax: 0043 / 316 - 691353 (von D)Tel./Fax: 0316 - 691353 (von A)

Fernab vom Lärm der Welt, liegtder besinnliche Quellteich der 

Andritz, umgeben von Felsen undalten Bäumen malerisch verstecktin einer kleinen Talbucht am Fußedes Schöckelgebirges. Eine hoheMauer, welche im Grün der Bäumeund Sträucher fast verschwindet,

 beschützt diesen ruhigen und beschaulichen Ort vor fremdenBlicken. Hier, in dieser Oase der Stille und Ruhe, findet die nach innerenFrieden suchende Menschenseele einen Ort der Kraft zum Auftanken.Um den Quellteich führt ein Fußweg und Bänke laden zum Verweilenund Meditieren ein, um das innere Wesen dieses von der Natur so reichgesegneten Ortes zu erfahren.

Das Gästehaus der Andritz-Quelle wurde 1905 erbaut und 2004modernisiert. Es steht als Seminar- und Begegnungsstätte allen nachStille und Ruhe suchenden Menschen offen. Es bietet dreiDoppelzimmer mit Dusche/WC, ein Doppelzimmer mit Etagendusche/

WC, zwei Einzelzimmer mit Etagendusche/WC, einen Gästeraum undeine Gästeküche.

Das Gästehaus ist von April bis Januar geöffnet.

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Pensionspreise 2008der Jakob-Lorber-Begegnungsstätte Andritz-Quelle

Preise für Übernachtung mit Frühstück pro Person / Tag  bis 7 Übern. ab 7 Übern.

DZ mit Dusche /WC 25,- € 22,- €

DZ mit Dusche/WC als Einzelbelegung 35,- € 32,- €

DZ mit eigener Etagendusche/WC 25,- € 22,- €

EZ mit eigener Etagendusche/WC 25,- € 22,- €

Kinder bis 10 Jahre frei, von 10-18 15,- € 12,- €

Schüler / Studenten 15,- €

Aufschlag für nur 1 Übernachtung 10,- €

Abholung vom / zum Bahnhof 12,- €

Gruppen (bis 10 Personen) auf Anfrage.

Preise sind inkl. Gästeküchenbenutzung und Heizkostenzuschlag.

Saisonbetrieb von Anfang April bis Mitte Januar 

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Die Hauptwerke des Mystikers Jakob Lorber (1800-1864)

 Das große Evangelium Johannes (10 Bände, je 450 Seiten) - In diesem großen und

herrlichen Offenbarungswerk erhalten wir nach der Verheißung Joh. 14,26 eine genaue,

eingehende und tief gedankenvolle Schilderung alles dessen, was Jesus in den drei Jah-ren Seiner irdischen Lehrtätigkeit getan und gesprochen hat. Von der Fülle des in Joh.

21,25 Angedeuteten hat die Liebe und Gnade des Himmlischen Vaters hier den Men-

schen zu ihrer Erleuchtung und Rettung endlos Großes geoffenbart. Die Haushaltung Gottes (3 Bände, je 450 Seiten) - Dieses Werk entrollt in machtvoller Sprache ein gewaltiges Bild des göttlichen Weltplanes, der Schöpfungsgeschichte und

der Urgeschichte der Menschheit von der Erschaffung Adams bis zur Sündflut.

 Die Jugend Jesu (420 Seiten) - Dies ist die Wiedergabe der verschollenen, von Jako-

 bus, dem Stiefbruder des Herrn, verfassten Jugendgeschichte Jesu, des sog. Jakobus-

Evangeliums. Enthaltend die wunderbare Schilderung der Kindheit Jesu, gibt sie unsauch zugleich ein helles Licht über das Rätsel von Gott und Mensch in der Person Jesu.

 Die geistige Sonne (2 Bände, je 500 Seiten) - Grundsätzliche Belehrung über die Zu-

stände im Jenseits und die dortige Weiterentwicklung der Seelen. Ein hoch bedeutendesWerk für Fortgeschrittene.

 Bischof Martin (500 Seiten) - Entwicklungswege eines in menschlicher Unvollkom-menheit abgeschiedenen Bischofs im Jenseits bis zu seiner Vollendung.

Von der Hölle bis zum Himmel (Robert Blum) (2 Bände, je 500 Seiten) - Erfahrungen

und Erlebnisse des 1848 erschossenen Revolutionärs Robert Blum im Jenseits. Dieses

Werk gibt ein überaus lebendiges, vielseitig aufgeklärtes Bild der jenseitigen Weiterent-wicklung dieser politischen Persönlichkeit zum Gotteskind.

 Erde und Mond (250 Seiten) - Wichtiges Hauptwerk über die geistige Welterklärung.Umfassende Darstellung des Baues und der Bedeutung von Erde und Mond.

 Die natürliche Sonne (1 Band, 320 Seiten) - Mehr als die Werke der gelehrten Stern-

kunde enthüllt uns dieses Buch die Schöpfungen unseres Sonnensystems. Die Hauptsa-

che aber dieser Sonnen- und Sternenkunde führt uns zu Gott und zum Leben aus Gott.

 Schrifttexterklärungen (112 Seiten) - Lichtvolle, aufschlussreiche Erklärung wichtiger 

Bibelstellen.

 Die drei Tage im Tempel  (96 Seiten) - Der zwölfjährige Jesus im Tempel zu Jerusalem.

 Briefwechsel Jesu mit Abgarus (40 Seiten) - Wiedergabe des einzigen, echten Brief-wechsels Jesu, von welchem das Geschichtswerk des Kirchenvaters Eusebius Kunde

gibt.

 Der Großglockner (80 Seiten) - Ein Evangelium der Berge, behandelnd die natürlicheund geistige Bedeutung der Gebirge und das Wesen und Walten der Naturgeister in der 

Bergwelt.

 Heilung und Gesundheitspflege (240 Seiten) – Zusammenstellung von Ratschlägen für die Heilung und Gesunderhaltung von Leib und Seele.

Kurt Eggenstein – Der unbekannte Prophet Jakob Lorber. Ein Einführungsbüchlein.

Gesamtprospekt und Bücher sind zu beziehen durch den LORBER-Verlag

Postfach 1851, 74308 Bietigheim, Deutschland

E-Mail: [email protected]

http://www.lorber-verlag.de 

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Besinnliche Texte zur Meditation

„Man findet Gott nicht, indem man die Gegenwart gegendie Zukunft oder die Vergangenheit abwägt, sondernnur, indem man sich in das Herz der Gegenwart sinkenlässt, so wie sie ist.“ Thomas Merton (1915-1968) 

 

 

 

„Wer wohl auch Gott erkennt, Ihn über alles achtet undliebt und auch seinen Nächsten wie sich selbst, aberdabei die Welt dennoch auch achtet und fürchtet undsich nicht getraut, offen Meinen Namen zu bekennen,

weil ihm das irgendeinen weltlichen Nachteil bringenkönnte, der tut dem Reiche Gottes keine Gewalt an und

wird es sogestaltig auf dieser Welt auch nicht völlig überkommenund dann jenseits noch manche Kämpfe zu bestehen haben, bis ervollendet wird.“ (Gr.Ev.Joh. Bd.7, Kap. 127,6)

Jakob Lorber (1800-1864) 

„Das Bild Gottes ist in allen Menschen wesentlich undpersönlich vorhanden. Jeder besitzt es ganz,vollständig und ungeteilt und alle zusammen besitzendoch nur ein Bild. Auf diese Weise sind wir alle eins,innig vereint in unserem ewigen Bilde, welches das BildGottes und der Quell all unseres Lebens in uns ist.“

Jan van Ruysbroek (1293-1381)

„Je näher wir Gott sind, um so karger werden unsere Worte. Wowir viele Worte machen, statt anzubeten, statt zu verehren, statt voll Ehrfurcht auf die Knie zu sinken: Da sind wir von Gott nochweit. Je näher wir Gott sind, um so stiller wird es. Und beginnt das Schweigen, dann hört auch das Fragen auf: Dann sind wir bei