hannover messe 2002 — show mit licht und schatten

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JOT 6 | 2002 12 noch nicht vor.) Für die gesamte Indus- triemesse meldete der Veranstalter 250 000 Besucher, das entspricht fast Vorjahresniveau. Doch in der Ober- flächen-Halle festigte sich bei den Ausstellern der subjektive Eindruck, dass spürbar weniger Besucher in die Fachmesse gekommen waren. Unbe- streitbar machte die Halle 27 an drei von sechs Messetagen einen schlecht besuchten Eindruck. So manche Aus- steller nutzten zumindest am Montag die Gelegenheit für Gespräche am Stand des Wettbewerbers oder für einen Rundgang durch die anderen Fachmessen. Lediglich am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag war die Oberflächen-Fachmesse gut frequen- tiert. Alexander Kühnel, zuständiger Projektleiter der Deutschen Messe AG zum Besucheraufkommen: „Die neue Halle 27 bietet deutlich mehr Platz als die früher belegten Hallen 4 und 5. Da M ärkte und Branchen verändern sich im Laufe der Jahre. Eine Messe spiegelt solche Veränderungen komprimiert wider. Das tritt auch auf die Fachmesse Oberflächentechnik in Hannover zu. Dennoch und aller Kritik zum Trotz, ist und bleibt die Hannover Messe mit 510 Ausstellern auf abseh- bare Zeit das international führende Schaufenster für die Oberflächentech- nik. Wirtschaftlich betrachtet kam die Hannover Messe auch für die Ober- flächenbranche zum richtigen Zeit- punkt. Viele Firmen klagten bereits im Herbst letzten Jahres über eine schlechte Auftragslage. Andere waren noch bis Jahresende gut ausgelastet und bekamen im Januar abrupt die schlechte Konjunktur zu spüren. So kamen die Aussteller zwar nicht mit überzogenen Erwartungen, aber doch mit der Hoffnung auf interessante Messegespräche und neue Impulse durch das Nachmessegeschäft nach Hannover. Weniger Besucher? Man war also gespannt, wie sich die Besucherzahlen in der Oberflächen- Messe tatsächlich entwickelt haben. (Zahlen lagen bei Redaktionsschluss Hannover Messe 2002 – Show mit Licht und Schatten Zwischen dem 15. und 20. April versammelte sich die Ober- flächenbranche wieder in Hanno- ver auf der internationalen Leit- messe für Oberflächentechnik, neuerdings SurfaceTechnology genannt. Auch wenn dort nicht gerade Hochstimmung herrschte, ein Rundgang lohnte sich allemal. Ein absoluter Pluspunkt: Die neue Halle 27 ist hell und großzügig dimensioniert und bietet der Fachmesse Surface Techno- logy noch genügend Raum für Expansion Bild: Deutsche Messe MARKT & KONJUNKTUR

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JOT 6|200212

noch nicht vor.) Für die gesamte Indus-triemesse meldete der Veranstalter250000 Besucher, das entspricht fastVorjahresniveau. Doch in der Ober-flächen-Halle festigte sich bei denAusstellern der subjektive Eindruck,dass spürbar weniger Besucher in dieFachmesse gekommen waren. Unbe-streitbar machte die Halle 27 an dreivon sechs Messetagen einen schlechtbesuchten Eindruck. So manche Aus-steller nutzten zumindest am Montagdie Gelegenheit für Gespräche amStand des Wettbewerbers oder füreinen Rundgang durch die anderenFachmessen. Lediglich am Dienstag,Mittwoch und Donnerstag war dieOberflächen-Fachmesse gut frequen-tiert. Alexander Kühnel, zuständigerProjektleiter der Deutschen Messe AGzum Besucheraufkommen: „Die neueHalle 27 bietet deutlich mehr Platz alsdie früher belegten Hallen 4 und 5. Da

Märkte und Branchen verändernsich im Laufe der Jahre. Eine

Messe spiegelt solche Veränderungenkomprimiert wider. Das tritt auch aufdie Fachmesse Oberflächentechnik inHannover zu. Dennoch und aller Kritikzum Trotz, ist und bleibt die HannoverMesse mit 510 Ausstellern auf abseh-bare Zeit das international führendeSchaufenster für die Oberflächentech-

nik. Wirtschaftlich betrachtet kam dieHannover Messe auch für die Ober-flächenbranche zum richtigen Zeit-punkt. Viele Firmen klagten bereits imHerbst letzten Jahres über eineschlechte Auftragslage. Andere warennoch bis Jahresende gut ausgelastetund bekamen im Januar abrupt dieschlechte Konjunktur zu spüren. Sokamen die Aussteller zwar nicht mitüberzogenen Erwartungen, aber dochmit der Hoffnung auf interessanteMessegespräche und neue Impulsedurch das Nachmessegeschäft nachHannover.

Weniger Besucher?

Man war also gespannt, wie sich dieBesucherzahlen in der Oberflächen-Messe tatsächlich entwickelt haben.(Zahlen lagen bei Redaktionsschluss

Hannover Messe 2002 – Show mit Licht und Schatten

Zwischen dem 15. und 20. Aprilversammelte sich die Ober-flächenbranche wieder in Hanno-ver auf der internationalen Leit-messe für Oberflächentechnik,neuerdings SurfaceTechnologygenannt. Auch wenn dort nichtgerade Hochstimmung herrschte,ein Rundgang lohnte sich allemal.

Ein absoluter Pluspunkt: Die neue Halle 27 ist hell und großzügig dimensioniert und bietet der Fachmesse Surface Techno-logy noch genügend Raum für Expansion

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ist noch jede Menge Platz für Expansi-on. Daher konnten wir auch die Gängebreiter manchen, und es entstand dasGefühl, es ist weniger los.“ Kühnelräumt aber auch Veränderungen beiden Besuchern ein, die sich durchausin der absoluten Besucherzahl nieder-schlagen könnten. „Da die Unterneh-men sparen müssen, kommen wenigerMitarbeiter eines Unternehmens nachHannover, dafür aber hochkarätigere,also die für die Aussteller wichtigenEntscheider. Die Qualität der Kontak-te ist nochmals gestiegen.“

Keinesweg unumstritten unter denAusstellern ist der Umzug von denfrüheren Hallen 5 und 6 in die neuerrichtete Halle 27, die zwar verkehrs-technisch günstig am Westeingang undin der Nähe des Messebahnhofs liegt,doch damit auch fernab der stärker fre-quentierten Besucherwege. Insbeson-dere die nun große Entfernung zurZuliefermesse war für manche Ausstel-ler ein großes Manko. Die Halle selbstwar allerdings ideal: Hell – was bei demtristen Regenwetter während dergesamten Messe ein großer Pluspunktwar – angenehm hoch und groß genugfür die gesamte Oberflächentechnik.

Erscheinungsbild ändert sich

Unverkennbar für all jene, die Han-nover schon seit Jahren regelmäßigbesuchen, ist das sich wandelnde Er-scheinungsbild der Oberflächentech-nik-Fachmesse. Die großen Unterneh-

men der Branche, wie Eisenmann oderDürr, kehren der Messe schon seit län-gerem den Rücken und die noch ver-tretenen Gesamtanlagenbauer lassensich mittlerweile an wenigen Fingernabzählen.

Das Gewicht der Lackiertechnikhat sich über mehrere Veranstaltungenhinweg kontinuierlich zurückent-wickelt. Am deutlichsten macht sichdiese Entwicklung bei der Pulverbe-schichtung bemerkbar. Anlagen undKomponenten für die Pulverbeschich-tung waren dieses Mal so dünn gesätwie noch nie. Und die wenigen, frühernoch vertretenen Pulverlackherstellerhaben sich, bis auf eine Ausnahme, völ-lig verabschiedet.

Da gleichzeitig die Zahl der Aus-steller seit Jahren relativ konstant ist,sind andere Bereiche in den letztenJahren gewachsen, wie zum Beispieldie Galvanotechnik und die Dünn-schichttechnik. Dagegen hat die Reini-gungstechnik, lange Jahre ein Wachs-tumssegment in Hannover, offensicht-lich ihren Zenit überschritten. So mancher namhafte Hersteller von Rei-nigungsanlagen bleibt inzwischen derHannover Messe fern und auch unterden diesjährigen Ausstellern wird Sinnund Zweck dieser Messe häuftig kri-tisch in Frage gestellt. So sehen sichnicht wenige Hersteller auf zielgrup-penorientierten Messen, wie zum Bei-spiel der Emo oder der Metav, besserplatziert. Chemie, sei es zum Reinigenoder auch zum Entlacken, ist in Han-nover fast keine mehr zu finden.

Gewisse Lustlosigkeit

Der aus den Vorjahren bekannteTrend hin zu kleineren Ständen ohneAnlagendemonstrationen hat sich inHalle 27 in diesem Jahr fortgesetzt.Anlagendemonstrationen, an denensich etwas bewegt, waren da schon eineRarität. Natürlich sind die Unterneh-men gezwungen, Kosten zu sparen.Allerdings wird damit die Messe fürden Besucher immer flacher und eingewisser Event-Charakter, der früherin Hannover durchaus gegeben war,bleibt völlig aus. Es ist kaum nochetwas geboten, über das der Besucherstaunen, sich freuen oder nur schmun-zeln kann, und so plätscherte die Mes-se unweigerlich etwas lustlos dahin.

Dabei hat das neue, tatkräftige Pro-jektmanagement der Deutschen MesseAG durchaus Schritte unternommen,um der Oberflächentechnik auf derHannover Messe wieder zu mehrAttraktivität zu verhelfen. So wurdezum Beispiel der „Praxispark – Kompe-tenzzentrum für das Lackieren“ mit 23Ausstellern initiiert und von AdolfBrockmann mit Leben gefüllt. Und dieneue Halle ist abgesehen von der be-reits erwähnten, weniger besucher-fre-quentierten Lage ein echter Zugewinn.Letztendlich hat es die Oberflächen-branche selbst in der Hand, wie sich dieOberflächen-Messe in Hannover wei-terentwickeln wird. Nur sollten dannauch die nach wie vor vielfältigen Mög-lichkeiten, die zu einer gelungenen

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Im Praxispark „KompetenzzentrumLackieren“ mit 23 Ausstellern sollten sichBesucher vor dem Durchgang durch dieHalle 27 über Prozessketten in derLackiertechnik plakativ informieren kön-nen. Initiator Adolf Brockmann: „Alsregionales Unternehmen fühlte ich michverpflichtet, etwas zu tun, um die Han-nover Messe wieder für die Lackierbran-che attraktiver zu machen. Es war einExperiment und mit dem Ergebnis binich zufrieden.“

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Messeteilnahme beitragen und damitdie Messe in der Summe wieder attrak-tiver machen, auch genutzt werden.

Für die nächste Messe, die vom 19.bis 24. April 2004 stattfinden wird,kündigte Alexander Kühnel bereits an,mit Nachdruck an der weiteren Ent-

wicklung der Fachmesse zu arbeiten. Eine Messe-Sensation haben Besu-

cher wohl vergeblich gesucht, aber somanche Neuheiten konnte der auf-merksame Messegast auch in diesemJahr wieder aufspüren. Die RedaktionJOT hat sich wieder intensiv bei den

Ausstellern umgehört und Informatio-nen für das vorliegende Heft zusam-mengetragen. Beim Durchstöbern derNachberichte zu den einzelnen The-menschwerpunkten wünschen wirIhnen eine große Ausbeute an verwert-baren Informationen. (Ke)

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Abwechslung vom „trockenen“ Messealltag: Am Stand desJOT-Teams nutzten zahlreiche Besucher und Aussteller dieGelegenheit, ihre Fahrkünste im Renn-Simulator auf denStrecken von Imola, Monaco oder am Hockenheimring zutesten. Unter den Teilnehmern wurden drei Preise verlost,die an folgende Rennfahrer/-innen gehen: Der 1. Preis, zwei Wochenendkarten für den Großen Preisvon Europa in der Formel I, geht an Josef Jost, Josef JostGmbH & Co. KG, Balve. Den 2. Preis, eine Kiste Rhein-gauer Riesling-Sekt, hat Petra Schotte-Pirkner von WilhelmWagner GmbH & Ko. KG, eingefahren und Platz 3, Hans Nix von der Phynix GmbH & Co.KG, erhält ein Buch.

Das JOT-Team gratuliert ganz herzlich!