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  • H ELG A CRSSMANN

    PRPOSITION O D ER KONJUNKTION?

    0. Diese Frage fhrt in den Bereich der Partikeln, der seit jeher ein besonders problematisches Kapitel der Grammatiken darstellt.

    Um die Schwierigkeiten der Beschreibung deutlich zu machen, werden im ersten Teil dieser Untersuchung die blichen Einteilungskriterien im wesentlichen wiedergegeben. Als Ausgangspunkt dient eine Reihe deskriptiver Grammatiken des heutigen Deutsch; die grundstzliche bereinstimmung in vielen Fllen erlaubt es, sie nur beispielhaft zu zitieren. Sie werden von mehr theoretisch orientierten Grammatiken und Einzeluntersuchungen ergnzt. A uf diese Weise soll nicht nur die Tragfhigkeit der einzelnen Kriterien berprft, sondern auch ihr weitgehend mangelhafter Zusammenhang aufgezeigt werden, der notwendigerweise zu Inkohrenzen der Beschreibung im ganzen fhrt.

    Der zweite Teil setzt an dieser Kritik ein und bietet in Umrissen einen Beitrag zu einer kohrenteren Darstellung innerhalb des Partikelkomplexes. Mit Jespersens, Ljunggrens, Pottiers und zum Teil Brdndals U ntersuchungen, die in diese Richtung gehen, soll auf Beschreibungsmglichkeiten hingewiesen werden, die bisher fr das Deutsche nur wenig Beachtung gefunden haben.

    1. Einteilungen nach den blichen Kriterien

    1.0 . In der traditionellen Grammatik werden in erster Linie m orphologische und syntaktische Kriterien angewandt. Daraus ergibt sich die Gruppe der Partikeln, die morphologisch rein negativ durch Unvernderlichkeit gekennzeichnet ist. Mit syntaktischen Kriterien werden innerhalb dieses Bereichs die W ortarten oder Funktionsarten 1 der Adverbien, Prpositionen und Konjunktionen erm ittelt. Diesen Funktionsarten wird eine allgemeine inhaltliche Leistung zugeschrieben Adverbien (Umstandsbestimmung), Prpositionen (Beziehung), K onjunktionen (Verbindung) , die wiederum nach Bedeutungen in verschiedenen Verwendungsweisen aufgegliedert wird. Die Kriterien der Koordination und der Subordination, die ebenfalls zum allgemeinen

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  • gramm atischen Bedeutungsgehalt gehren, spielen zum Teil eine nebenschliche Rolle, weil sie den Bereich der Prpositionen und Konjunktionen in anderer Weise unterteilen .2

    1 .1 .0 . Nach formalen Kriterien und dem allgemeinen grammatischen Inhalt lt sich eine Einteilung in Adverbien, Prpositionen und Konjunktionen durchfhren. Die weitgehende bereinstimmung der Kriterien darf jedoch nicht ber ihre unterschiedliche Anwendung hinwegtuschen, aus der sich zum Teil recht verschiedene Abgrenzungen ergeben.

    1 .1 .1 . Die Adverbien sind in sich eine heterogene Gruppe, die vor eigene Probleme stellt. Im Unterschied zu Prpositionen und Konjunktionen haben sie die Aufgabe, die im Satz genannten Umstnde nach den allgemeinsten Umrissen zu kennzeichnen 3 . Dem allgemeinen grammatischen Bedeutungsgehalt nach sind sie keine Relationselemente, sondern haben deskriptiven Charakter. Wo Abgrenzungsprobleme im einzelnen liegen, soll aus der Sicht der Prpositionen und Konjunktionen gezeigt werden.

    1 .1 .2 . Als allgemeinste, aber nicht allgemein gltige Merkmale der Prpositionen gelten 1. die Unvernderlichkeit der Form , 2. die Kasusrektion, 3. die Verbindung eines auf diese Weise syntaktisch abhngigen Substantivs m it anderen W rtern und 4 . die Voranstellung, wie der Name Prposition schon sagt.4

    Diese Aufstellung kennzeichnet sicherlich das, was am hufigsten anzutreffen ist; zu jedem der vier Punkte sind jedoch Modifizierungen ntig:

    Zu 1. Einige Prpositionen knnen m it dem Artikel verschmolzen werden und bernehmen damit auch die Kennzeichnung des Kasus5 , zum Beispiel zur Post, im Schw im m bad, ins Zim m er.

    Zu 2. Die Kasusrektion, auf die sich die meisten Darstellungen konzentrieren, spielt in einigen Verwendungsweisen keine Rolle mehr. Unartikulierte Form en des Substantivs finden sich zum Beispiel bei feststehenden Ausdrcken wie an Land, von Tag zu Tag, bei Angaben der Quantitt wie ber hundert Gste und hufig bei der Prposition ab: ab B ah nh of.6 Wenn sich die Definition auf die Kasusrektion als entscheidendes Merkmal sttzt, spricht man bei der Verbindung mit

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  • bestimmten Zahlen von Adverbien.7 Wie die Beispiele zeigen, trifft diese Lsung jedoch nur einen Teil des Problems.

    Brinkmann glaubt hier einen neuen Typus zu erkennen, der vielleicht richtungsweisend fr die Zukunft der deutschen Sprache ist.8 Auch wenn man nicht unbedingt einen neuen Typus sehen will, mu man beim Vergleich m it Sprachen wie dem Franzsischen, das wohl ber Prpositionen, nicht aber ber Deklinationsformen des Substantivs verfgt, Brinkmanns innersprachliche Argum entation bestrken, da die Kasusrektion nicht als konstitutiv fr die Konzeption der Prpositionen gelten kann.

    Zu 3. Nicht nur Substantive werden durch Prpositionen m it anderen W rtern verbunden, sondern auch Adjektive (etwas f r g u t halten) und Adverbien (a u f m orgen, f r dort). Diese Modifizierung kann ebenfalls als Argument dienen, die zentrale Bedeutung der Kasusrektion in Frage zu stellen.

    Zu 4. Der Name Prposition oder deutsch V orw ort ist irrefhrend bei Wrtern, die nachgestellt werden knnen wie m einer M einung nach (zum Teil mit Bedeutungsdifferenzierung: nach dem Essen / dem Essen nach) oder nachgestellt werden mssen (d er Umstnde halber).

    In diesem Fall wird die Gefahr deutlich, da Fragen der Terminologie in den Bereich der Definition bergreifen knnen. Das Deutsche bietet die neutraleren Bezeichnungen V erhltnisw ort oder Beziehungsw ort , die zum Teil jedoch schon anders definiert sind. Wenn im folgenden der Terminus Prposition gebraucht wird, bezieht er sich nicht auf die Stellung, sondern nur auf die Funktionsart.

    Eine weitere Komplikation bringen mehrgliedrige Prpositionen in Klammerstellung m it sich wie etwa um seiner Prinzipien willen, die Jdrgensen nach der strengen Definition folgerichtig auch eher zu Pr- positionalphrasen als zu Prpositionen rech n et9 .

    1 .1 .3 . Die Beschreibung der Konjunktionen ist sehr viel uneinheitlicher, ganz davon abgesehen, da man sie ber verschiedene Kapitel der Grammatik (bei den W ortarten, beim zusammengesetzten Satz und zum Teil im Kapitel der Rede) verteilt findet.

    Es gibt zahlreiche Bemhungen um eine angemessene Darstellung. Im folgenden sollen kurz die hauptschlichen Einteilungsprinzipien an-

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  • hand der Duden-Grammatik skizziert und anschlieend m it einigen Beispielen darauf hingewiesen werden, an welchen Stellen nderungsvorschlge einsetzen.

    1. Konjunktionen verbinden W rter, W ortgruppen oder Stze. Diese Verbindung kann nebenordnend oder unterordnend sein.2. Nach dem Kriterium der Wortstellung, die sowohl die Stellung der Konjunktion wie auch die Stellung des finiten Verbs im nachfolgenden Satz betrifft, wird die Einteilung in echte und unechte Konjunktionen aufgestellt, die sich jedoch nicht mit der ersten Aufteilung deckt. Die unechten Konjunktionen werden auch Konjunktionalad- verbien genannt, da sie verschiedene Grade des bergangs von Adverbien zu Konjunktionen zeigen. Damit wird deutlich, da diese Einteilung im Grunde auf der historischen Wortbildung beruht, soweit sie fr den heutigen Sprachzustand syntaktisch und semantisch noch relevant is t.10

    Zu 1. Die verbindende Funktion ist entschieden zu allgemein, um dam it die Gruppe der Konjunktionen zu rechtfertigen. Koordination und Subordination werden im Duden nur als zustzliche Bemerkungen gegeben.11 Erben dagegen benutzt sie als primres Einteilungsprinzip im gesamten Bereich der Fgew rter.12 Sie werden jedoch fast berall als ideale logische Forderung Undefiniert vorausgesetzt, denn Wortstellungskriterien allein knnen wohl kaum als Definition angesehen werden. Nur Brinkmann weist darauf hin, da die koordinierende Verbindung eher eine sekundre Leistung ist; fr primr hlt er den Ausdruck der Erwartung, der im Horizont der Gesprchspartner begrndet is t.13 Aus diesem bergreifenden Erw artungshorizont heraus knnen die koordinierenden Konjunktionen die Abfolge (der verbundenen Stze oder W rter) steuern; die zeitliche Gliederung bleibt davon unberhrt.14 Die Anschluw rter (dann, so, auch ...) , die im Duden unter die koordinierenden Konjunktionen fallen, beziehen den Satz ebenfalls auf eine Erwartung, werden aber nicht unm ittelbar auf die Verbindung von zwei Stzen angew andt.15

    Diese Erklrungen knnte man obwohl sie von Brinkmann nicht so verstanden werden als Ansatz zu einer Definition der Koordination betrachten und sie in entsprechender Abwandlung auch auf die subordinierenden Relationselemente ausweiten. (Vergl. 2 .3 .1 .)

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  • Zu 2. Die Einteilung in echte und unechte Konjunktionen betrachtet Engel als inkonsequent.16 Seine Argum entation fr eine andere Aufteilung des traditionellen Bereichs der Konjunktionen fhrt ihn zur Einteilung nach Koordination und Subordination, der er mit form alen Kriterien eine Grundlage zu geben versucht.

    Aufgrund von morphologischen und distributionellen (das heit Kom binationsmglichkeiten der W rter mit anderen Wortklassen und Subklassen) Kriterien schlgt er eine neue Wortklasse K onjunktion vor, die nebenordnende Konjunktionen ohne satzverbindende Adverbien u m fa t.17

    Unter der syntaktischen Gliedklasse Subjunktion dagegen fat er alle Nebensatzeinleitungen einschlielich der Infinitivsatzeinleitung zusam men.18 Darunter fallen die herkmmlichen subordinierenden Konjunktionen und die relativischen Anschluwrter mit der Einschrnkung, da fr diese faktisch ein Bezugselement im Obersatz vorhanden sein mu; bei den Konjunktionen wird dieser Bezug garantiert durch die doppelte Interpretation als Teil des Obersatzes und Regnans des N ebensatzes.19

    Wichtig ist, da formal gesehen nicht die Nachstellung des Finitum s2 0 , sondern die syntaktische Relation21 als magebend fr die U nterordnungsfunktion betrachtet wird. Die Subjunktionen werden definiert als Glieder (versch