methodische untersuchungen zur messung der wasserstoffzahl des harns

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28. MAI 1932 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. II. JAHRGANG. Nr. 22 951 Untersuchungen angesetzt haben*. Um denVergleichderErgebnisse zu erm6glichen, m6chte ich unsere Voraussetzungen und Befunde w6rtlich aus meinem Buch Konstitutionsserologie 1928, Berlin: Julius Springer, wiedergeben: S. 182. Es fragt sich, ob, abgeseheil yon den anscheinendcil Hemmungsmechanismen, die durch die Anwesenheit der Blutstruk- turen bedingt sind, auch eine bestimmte Reaktionsfahigkeit, eine Isoantik6rperbildungsbereitschaft vorhanden ist. Bei Menschen war die Realisierung dieser Gesichtspunkte dadurch erschwert, daB fast alle Mensehen Isoantik6rper enthalten, die Defekte sind bekaniltlich auBerst selten. Daher ist eine Kreuzung von Individuen mit dies- bezfiglichen, verschiedenen Merkmalen kaum m6glich. Anders liegen die VerhXltnisse bei Tieren, wo Individuen ohne den Bestand- tell A (Gruppe O) manchmal Anti-A enthalten, eiil anderes Mal nicht. Ich konnte mit PRZESMYCKI diese Befunde bei Pferden, meine Mitarbeiter BIALOSUKNIA und J~ACZKOWSKI bei Hammeln, SZYMA- NOWSKI lind WACNLER bei Schweinen erheben. Es existieren somit Tiere der Gruppe O, yon denen manche Anti-A enthalten, andere nieht, so dab bier Kreuzung yon differenten Merkmalstragern m6glich war. SZYMANO%VSKI und WACHLI~R publizierten Stamm- baume yon 5 Schweinelamilien . . . Diese Befunde, zwar gering an der Zahl, k6nnten im Sinne der konstitutionellen Bedingtheit der Isoantik6rper gedeutet werden. Nun verffige ich fiber gr6Bere Versuchsreihen yon KACZKOWSKI aus der Zfiehtungsabteilung des Agrikulturinstitutes in Putawy, die mit Hammeln ausgeffihrt wurden. Tabelle 110. Gruppen der Eltern Kinder [ Junge 0 Anti-A 0 ohne Anti-A ] zusarn- Vater Mutter Absol. ~ % % men A O Anti-A O A O Anti-A O A O Anti-A O A A A O Anti-A O Anti-A 0 A~ti-A O O 17 89,5 3 IOO 37 97,4 IO 90,9 12 I00 Absol. % Absol. -- -- 2 I 2,6 -- 8~,7 1 6 i 17 IOO - - - o-o 2 I - - lO 5 IOO Zusammen IO,5 9,1 14,3 19 ii 7 17 12 2 lO5 214 Diese Befunde formulierte ich mit tolgenden Worten (Konsti- tutionsserologie S. I83) : ,,Wir sehen, dab die Fahigkeit oder Unfahigkeit bestimmte Anti- k6rper zu bilden, nicht nur an den Mangel eines zugeh6rigen Receptors im Blute gebunden ist. innerhalb der O-Gruppe existie- reil Tiere mit und ohne Anti-A und da nun die letzten anscheinend keine Nachkommenschaft mit Anti-A gezeugt haben, so liegt der Gedanke nahe, dab der Mangel der Isoantik6rper recessiv und ihr Vorhandensein dominant sei. Wit sehen demnach, daB die Ab- wesenheit eines Isoantik6rpers yon zwei verschiedenen Faktoren abhangig ist: ihr Mangel ist einerseits an die Anwesenheit der iso- aggliltinablen Substanzen gebnnden, anderseits scheint ihr Mangel innerhalb der O-Gruppe sich recessiv zu vererben." Ich betonte in meinem Buch, dab das Problem der Yererbung der Isoantik6rper yon demjenigen der Isoagglutinogene getrennt werden toni3. Z. B. S. 69 sehrieb ich: ,,FURIJI~ATA zieht die Isoagglutinine zur Grundlage der Erb- formel heran. Nun werdeil wir sehen, dab bei Tieren Isoagglutinine nicht immer vorhandeil sind, selbst wo sie nach der Landsteiner- schen Regel anwesend sein sollten, und es scheint, dab in solchen FXllen die Isoagglutinine sich als ein besonderes Merkmal vererben, wobei ihre Anwesenheit dominant ist. Es spielen somit hier an- scheinend nicht nur die Blutstrukturen eine Rolle, sondern auch eine spezifische Funktionstfichtigkeit derjenigen Zellen, die normale Antik6rper produziereI1 (wahrscheinlich das Reticuloendothel). Es handelt sich demnach um Eigenschaften verschiedener Organ- systeme, deren Vererbung keiner einheitlichen Betrachtung unter- zogen werden darf." Ich habe somit hervorgehoben, dab die AnwesenheSt der Isoagglu- tinine auJ einer besonderen, konstitutionellen Anlage beruht und yon anderen Faktoren abhangig ist als ihr Niangel. Die Hemmungs- mechanismen, die das Auftreten der Autoagglutinine verhindern, charakterisierte ich mit folgenden Worten (Konstitutionsserologie S. 137) : ,,Man k6nnte sich vorstelleil, dab der Orgallismus Panagglutinine produziert und dab die Autoagglutinine voil h6herer Warme- amplitude in der Zirkulation standig absorbiert werden* oder dab das Autoblutaggliltinogen in gel6ster Form im Serum vorhanden ist und die Autoantik6rper an Wirkung verhindert. (Diese letzte u wurde teilweise auch yon BERXSTEIN diskutiert.) Man kann in der Tat hgufig beobachten, dab bei Misehungen der ~ -und fl-Seren der Endtiter abnimmt, was in diesem Sinne gedeutet werden kOnnte**. "Wir mfissen auch mit der MSglichkeit recbnen, dab eiile primgLre Unfahigkeit besteht, Autoantik6rper zu produ- zieren, sei es dutch Mangel einer angeborenen Anlage, oder dutch spezifische Liihmungen der Antik6rperproduktion u. dgl." DaB ich demnach die Vererbung der SerumeigenschaJten Ilach dem Mendelschen Gesetz angenommen habe; und zwar in der Form, dab ,,sie fiber ihr Fehlen dominant ist und gegenfiber A groB hypo- statisch, d. h., dab bei der Gegenwart von A 0r auI Grund sekilndarer Meehanismen im Blute nieht auftritt", dfirfte klar sein. Ich lege deswegen ein besonderes Gewicht darauf, diese Gesichts- punkte historisch klarzulegen, well sie reich fiber die Gruppen- probleme hinaus zu einer allgemeinen Vorstellung, die in dem Begriffe der Konstitutionsserologie zusammengefaBt wurde, ge- Ifihrt haben. Ich faBte die Reaktionsfahigkeiteil des Organis- mus, die sich in dem Ailftreten ilormaler AntikSrper doku- mentieren, als konstitutionell auI und schrieb (Konstitutions- serologie 2o7) : ,,Die bisherigen Beobachtungen bei Tieren der Gruppe Omit un(t ohne Isoantik6rper weisen namlich darauf hin, dab diese Eigenschaft vererbbar und dab ihr Vorhandensein wahrscheinlich dominant ist. Ahnlich sieht mail (nach den Erfahrungen, die ich zusammen mit BROKMAN und Frau HIRSZFELD gewonnen habe), dab Schick- oder Dick-positive Eltern positive Kinder zeugen. Negative Eltern haben meistens negative Kinder, es k6nnen aber namentlich jfingere positiv sein . . . Das Auftreten Schick-positiver Kinder bei negativen Eltern wurde als Zeichen der serologischen Unreife aufgefaBt, man kann aber nieht ausschlieBeil, daB es sich in manehen Fallen mn die Recessivitat der Eigensehaft handelt. Der Mangel der Antik6rper in jungen Jahren, kann somit auf eine vorfibergehende Unreife zurfickgeffihrt werden, wahrend im er- wachsenen Alter er eher eine dauernde, h6chst wahrscheinlich ver- erbbare Eigenschaft darstellt." Den Bericht fiber die Vererbung der Isoantik6rper bei Tieren schlog ieh mit folgenden YV'orten (Konstitutionsserologie S. 183): ,,Die u muBten leider aus ~uBeren Grfinden unterbrochen werden, ihre Fortsetzung ware aber voil groBer Wichtigkeit, da sie uns leichter als Versnche mit AntikSrpern gegen infektions- tfichtige Antigene fiber die n~iheren GesetzmaBigkeiteil der Ver- erbung der normalen Antik6rper orientieren k6nnten." Die Versuche yon SCHERMER und KAEMPFF/~R bei Schweinen darf ich wobl als eine solche Fortsetzung der damals angeregten Untersuchungeil betrachten. Die gr6Bere Anzahl der untersuchten Tiere, namentlich aber der wichtigen Kombinationen Oa • Oo und Oa • Oa, erm6glichte voraussichtlich eine bessere rech- nerisehe Auswertung der Befunde. Es gereieht mir zur Freude, dab sie nnsere theoretischen Woraussetzungen Ilnd experimen- telleil Ergebnisse vollkommen bestatigteil. KURZE WISSENSCHAFTLICHE MITTEILUNGEN. METHODISCHE UNTERSUCHUNGEN ZUR MESSUNG DER WASSERSTOFFZAHL DES HARNS. Yon FRITZ 1V[AINZER und WERNER EDEN. Die Messung der Wasserstotizahl des Harris hat auch in der klinischen Methodik breiteren Raum gewonnen. In der * Die Eigensehaft A bei Sehweinen wurde erstmalig yon SZYMAN0WSKI und WACHLER, bei Harnmeln yon BIALOSUKNIA und KACZKOWSKI in meinern Laboratorium Iestgestellt. Klinik hat die Messung des p~ im Earn Verwendung gefunden bei Funktionsprfifungen (,,Alkaliausscheidung"), dereI1 Be- urteilung noch zur Diskussion steh• Es ist ihr ferner nach Be- funden des einen von uns ffir die Klassifikation der Nieren- erkrankungen ein gewisser Weft zuzulnessen. Da es sich bei * Die yon rnir und BIALOSUKNIA festgestellte ternperatur-sPezifisehe Absorption wurde unl~ngst yon FRIEDENREICH best~itigt und die o. e. Hypothese, dab Autoagglutinine yon h6herer Amplitude in der Inknbation absorbiert werden, yon ihnen zur Diskussion gestellt. ** Inzwischen ist bekanntlieh die Methodik der Hemlnung zur Feststellung gel6ster Isoagglutinogene sehr ausgebaut worden.

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Page 1: Methodische Untersuchungen zur Messung der Wasserstoffzahl des Harns

28. MAI 1932 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . I I . J A H R G A N G . N r . 22 951

U n t e r s u c h u n g e n angese t z t haben* . U m d e n V e r g l e i c h d e r E r g e b n i s s e zu e rm6gl ichen , m 6 c h t e i ch unse re V o r a u s s e t z u n g e n u n d Be funde w6r t l i ch aus m e i n e m B u c h Kons t i tu t ionsse ro log ie 1928, Ber l in : Ju l i u s Spr inger , wiedergeben :

S. 182. Es f r ag t sich, ob, abgesehei l yon den ansche inendc i l H e m m u n g s m e c h a n i s m e n , die d u r c h die A n w e s e n h e i t der B l u t s t r u k - t u r e n bed ing t s ind, a u c h eine b e s t i m m t e Reak t ions fah igke i t , eine I s o a n t i k 6 r p e r b i l d u n g s b e r e i t s c h a f t v o r h a n d e n ist. Bei Menschen wa r die Rea l i s i e rung dieser G e s i c h t s p u n k t e d a d u r c h erschwer t , daB f a s t alle M e n s e h e n I soan t i k6 rpe r en tha l t en , die Defek te s ind bekani l t l i ch auBers t sel ten. D a h e r is t eine K r e u z u n g von I n d i v i d u e n m i t dies- bezfiglichen, ve r sch i edenen M erkma l en k a u m m6gl ich. Ande r s l iegen die VerhXltnisse bei Tieren, wo I n d i v i d u e n ohne den B e s t a n d - tel l A (Gruppe O) m a n c h m a l An t i -A en tha l t en , eiil anderes Mal n ich t . I c h k o n n t e m i t PRZESMYCKI diese B e f u n d e bei Pferden , me ine Mi ta rbe i t e r BIALOSUKNIA u n d J~ACZKOWSKI bei H a m m e l n , SZYMA- NOWSKI lind WACNLER bei Schweinen erheben. Es existieren somit Tiere der Gruppe O, yon denen manche Anti-A enthalten, andere nieht, so dab bier Kreuzung yon differenten Merkmalstragern m6glich war. SZYMANO%VSKI und WACHLI~R publizierten Stamm- baume yon 5 Schweinelamilien . . . Diese Befunde, zwar gering an der Zahl, k6nnten im Sinne der konstitutionellen Bedingtheit der Isoantik6rper gedeutet werden.

Nun verffige ich fiber gr6Bere Versuchsreihen yon KACZKOWSKI aus der Zfiehtungsabteilung des Agrikulturinstitutes in Putawy, die mit Hammeln ausgeffihrt wurden.

Tabelle 110.

Gruppen der Eltern Kinder [ Junge

0 Anti-A 0 ohne Anti-A ] zusarn- Vater Mutter Absol. ~ % % men

A O A n t i - A

O A

O A n t i - A O A

O An t i -A O

A A A

O An t i -A O An t i -A 0 A~t i -A

O O

17 89,5 3 IOO

37 97,4 IO 90,9

12 I00

Absol. % Absol.

- - - - 2

I 2,6

- - 8~,7 1 6 i 17 IOO - -

- o -o 2 I - - lO 5 IOO

Z u s a m m e n

IO,5

9,1 14,3

19

i i 7

17 12

2 lO5 214

Diese Be funde fo rmul ie r t e ich m i t to lgenden W o r t e n (Kons t i - tu t ionssero log ie S. I83) :

, ,Wir sehen, dab die F a h i g k e i t oder Unfah i gke i t b e s t i m m t e Ant i - k6 rpe r z u bi lden, n i ch t n u r a n den Mangel e ines zugeh6r igen Recep to r s im Blu te g e b u n d e n ist . i n n e r h a l b der O-Gruppe exis t ie- reil Tiere m i t u n d ohne An t i -A u n d da n u n die le tz ten a n s c h e i n e n d ke ine N a c h k o m m e n s c h a f t m i t An t i -A gezeugt haben , so l iegt der G e d a n k e nahe , dab der Mange l d e r I soan t ik6 rpe r recess iv u n d ih r V o r h a n d e n s e i n d o m i n a n t sei. W i t sehen d e m n a c h , daB die Ab- wesenhe i t e ines I soan t i k6 rpe r s yon zwei ve r sch i edenen F a k t o r e n a b h a n g i g i s t : ih r Mange l is t e inerse i t s an die A n w e s e n h e i t de r iso- agg l i l t inab len S u b s t a n z e n gebnnden , ande r se i t s s che in t ih r Mange l i n n e r h a l b der O-Gruppe s ich recess iv zu v e r e r b e n . "

I c h b e t o n t e in m e i n e m Buch , dab das P rob l em der Y e r e r b u n g de r I soan t ik6 rpe r yon demj en i gen der I soagg lu t inogene g e t r e n n t w e r d e n toni3. Z. B. S. 69 sehr ieb ich:

,,FURIJI~ATA zieht die I soagg lu t in ine zur Grund lage der E rb - fo rme l he ran . N u n werdeil wir sehen, dab bei T ie ren I soagg lu t in ine n i ch t i m m e r vo rhande i l s ind, se lbs t wo sie n a c h der L a n d s t e i n e r - s chen Regel a n w e s e n d sein soll ten, u n d es schein t , d ab in so lchen FXllen die I soagg lu t in ine s ich als ein besonderes M erkma l ve re rben , wobei ih re A n w e s e n h e i t d o m i n a n t ist. Es spie len s o m i t h ier an -

sche inend n i c h t n u r die B l u t s t r u k t u r e n eine Rolle, so n d e rn a u c h eine spezif ische F u n k t i o n s t f i c h t i g k e i t de r jen igen Zellen, die n o r m a l e A n t i k 6 r p e r produziereI1 (wahrsche in l ich das Re t icu loendothe l ) . E s h a n d e l t s ich d e m n a c h u m E i g e n s c h a f t e n ve r sch iedene r Org an - sys t eme , deren V e r e r b u n g ke ine r e inhe i t l i chen B e t r a c h t u n g u n t e r - zogen werden da r f . "

I ch habe s o m i t he rvo rgehoben , dab die AnwesenheSt der Isoagglu- tinine auJ einer besonderen, konstitutionellen Anlage beruht u n d y o n ande ren F a k t o r e n a b h a n g i g i s t als ih r Niangel. Die H e m m u n g s - m e c h a n i s m e n , die da s A u f t r e t e n de r A u t o a g g l u t i n i n e v e rh in d e rn , charak te r i s i e r t e ich m i t fo lgenden W o r t e n (Kons t i tu t ionsse ro log ie S. 137) :

, ,Man k 6 n n t e sich vorstelleil , dab der Orga l l i smus P a n a g g l u t i n i n e p roduz ie r t u n d dab die A u t o a g g l u t i n i n e voil h6he re r W a r m e - a m p l i t u d e in der Z i rku la t ion s t a n d i g absorb ie r t werden* oder d a b das Au tob lu t agg l i l t i nogen in gel6ster F o r m im S e r u m v o r h a n d e n i s t u n d die A u t o a n t i k 6 r p e r an W i r k u n g ve rh inde r t . (Diese le tz te u wurde tei lweise a u c h yon BERXSTEIN diskut ie r t . ) M a n k a n n in der T a t hguf ig beobach t en , d a b bei M i s e h u n g e n de r ~ - u n d fl-Seren de r E n d t i t e r a b n i m m t , was in d iesem Sinne g e d e u t e t werden kOnnte**. "Wir mf i ssen a u c h m i t der MSgl ichkei t recbnen , dab eiile primgLre U n f a h i g k e i t bes t eh t , A u t o a n t i k 6 r p e r zu p ro d u - zieren, sei es d u t c h Mange l e iner angebo renen Anlage , oder d u t c h spezif ische L i i h m u n g e n der A n t i k 6 r p e r p r o d u k t i o n u. dg l . "

DaB ich d e m n a c h die Ve re rbung der SerumeigenschaJten I lach d e m Mende l schen Gesetz a n g e n o m m e n habe; u n d zwar in der Fo rm , dab ,,sie fiber ihr Feh len d o m i n a n t is t u n d gegenfiber A groB h y p o - s ta t i sch , d. h. , dab bei der G e g e n w a r t von A 0r auI G r u n d sek i lnda re r M e e h a n i s m e n im Blu te n i e h t a u f t r i t t " , dfirf te k lar sein.

I ch lege deswegen ein besonderes Gewich t darauf , diese Ges i ch t s - p u n k t e h i s to r i sch k la rzu legen , well sie reich fiber die G r u p p e n - p rob leme h i n a u s zu e iner a l lgemeinen Vors te l lung, die in d e m Begriffe der Kons t i t u t i ons se ro log i e z u s a m m e n g e f a B t wurde , ge- I f ihr t haben . I ch faBte die Reak t ions fah igke i t e i l des Organ i s - mus , die s ich in d e m Ai l f t re ten i lormaler A n t ik S rp e r d o k u - ment ie ren , als kons t i t u t ione l l au I u n d schr ieb ( K o n s t i t u t i o n s - serologie 2o7) :

,,Die bisher igen B e o b a c h t u n g e n bei Tieren de r Gru p p e O m i t un(t ohne I soan t ik6 rpe r weisen n a m l i c h d a r a u f hin, dab diese E igenscha f t ve r e rbba r u n d dab ihr V o r h a n d e n s e i n wahr sche in l i ch d o m i n a n t ist. Ahn l i ch s ieh t mai l (nach den E r f a h r u n g e n , die i ch z u s a m m e n m i t BROKMAN u n d F r a u HIRSZFELD g e w o n n e n habe) , dab Schick- oder Dick-pos i t ive E l t e r n posi t ive K i n d e r zeugen. Nega t i ve E l t e rn h a b e n me i s t ens nega t i ve Kinder , es k 6 n n e n abe r n a m e n t l i c h jfingere pos i t iv sein . . . Das A u f t r e t e n Schick-pos i t iver K i n d e r bei n e g a t i v e n E l t e rn wurde als Zeichen der sero logischen Unre i fe aufgefaBt , m a n k a n n aber n i e h t ausschlieBeil, daB es s ich in m a n e h e n Fal len m n die Reces s iv i t a t der E i g e n s e h a f t hande l t . Der Mangel der A n t i k 6 r p e r in j u n g e n J ah ren , k a n n s o m i t au f e ine vor f ibergehende Unre i fe zurf ickgeff ihr t werden, w a h r e n d i m er- w a c h s e n e n Al te r er eher eine daue rnde , h 6 c h s t wah r sch e in l i ch ver- e rbbare E i g e n s c h a f t da r s t e l l t . "

Den Be r i ch t fiber die V e r e r b u n g der I soan t i k 6 rp e r bei T ie ren schlog ieh m i t fo lgenden YV'orten (Kons t i tu t ionsse ro log ie S. 183):

,,Die u m u B t e n leider aus ~uBeren Grf inden u n t e r b r o c h e n werden, ihre F o r t s e t z u n g ware aber voil groBer Wich t igke i t , d a sie u n s le ichter als Versnche m i t An t ikS rpe rn gegen in fek t ions - t f icht ige Ant igene fiber die n~iheren GesetzmaBigkei te i l der Ver- e r b u n g der n o r m a l e n A n t i k 6 r p e r or ient ieren k 6 n n t e n . "

Die Versuche yon SCHERMER u n d KAEMPFF/~R bei Schweinen dar f ich wobl als eine solche F o r t s e t z u n g der d a m a l s an g e reg t en U n t e r s u c h u n g e i l b e t r a c h t e n . Die gr6Bere A n z a h l der u n t e r s u c h t e n Tiere, n a m e n t l i c h aber der wich t igen K o m b i n a t i o n e n O a • Oo u n d Oa • Oa, e rm6gl ich te v o r a u s s i c h t l i c h eine bessere rech- ner i sehe A u s w e r t u n g der Befunde . Es gere ieh t m i r zu r Freude , dab sie nnse re t heo re t i s chen Worausse t zungen Ilnd ex p e r im en - telleil E rgebn i s se v o l l k o m m e n bes ta t ig te i l .

K U R Z E W I S S E N S C H A F T L I C H E M I T T E I L U N G E N .

M E T H O D I S C H E U N T E R S U C H U N G E N Z U R M E S S U N G D E R

W A S S E R S T O F F Z A H L D E S H A R N S .

Y o n FRITZ 1V[AINZER u n d WERNER EDEN.

D ie M e s s u n g d e r W a s s e r s t o t i z a h l d e s H a r r i s h a t a u c h i n d e r k l i n i s c h e n M e t h o d i k b r e i t e r e n R a u m g e w o n n e n . I n d e r

* Die Eigensehaft A bei Sehweinen wurde erstmalig yon SZYMAN0WSKI und WACHLER, bei Harnmeln yon BIALOSUKNIA und KACZKOWSKI in meinern Laboratorium Iestgestellt.

K l i n i k h a t d ie M e s s u n g d e s p~ i m E a r n V e r w e n d u n g g e f u n d e n be i F u n k t i o n s p r f i f u n g e n ( , , A l k a l i a u s s c h e i d u n g " ) , dereI1 B e - u r t e i l u n g n o c h z u r D i s k u s s i o n s t eh• E s i s t i h r f e r n e r n a c h B e - f u n d e n d e s e i n e n v o n u n s ff ir d i e K l a s s i f i k a t i o n d e r N i e r e n - e r k r a n k u n g e n e in g e w i s s e r W e f t z u z u l n e s s e n . D a es s i c h be i

* Die yon rnir und BIALOSUKNIA festgestellte ternperatur-sPezifisehe Absorption wurde unl~ngst yon FRIEDENREICH best~itigt und die o. e. Hypothese, dab Autoagglutinine yon h6herer Amplitude in der Inknbation absorbiert werden, yon ihnen zur Diskussion gestellt. ** Inzwischen ist bekanntlieh die Methodik der Hemlnung zur Feststellung gel6ster Isoagglutinogene sehr ausgebaut worden.

Page 2: Methodische Untersuchungen zur Messung der Wasserstoffzahl des Harns

952 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . II . J A H R G A N G . N r . 22 28. MAI 193z

l~rages te l lungen dieser A r t i m Gegensa tz zu d e m Arbe i t s - geb ie t de r Phys io log ie z u m e i s t u m Messungen in eiweiB- h a l t i g e n H a r n e n hande l t , sch ien n e b e n de r ]3erf icks icht igung des v ie l f ach e r 6 r t e r t e n Koh lens~ure feh le r s eine U n t e r s u c h u n g des Eiweil3fehlers de r v e r s c h i e d e n e n in F rage s t e h e n d e n MeB- m e t h o d e n a n g e b r a c h t . Der Salzfehler , de r f fir die e lek t ro - m e t r i s c h e Messung m i t t e l s C h i n h y d r o n u n d ffir die Ind i - c a t 0 r e n m e t h o d e n eine gewisse Rol le spielt , k a n n d u t c h m~Bige V e r d f i n n u n g des H a m s ohne wesen t l i che Bee in t r~ch - t i g u n g de r MeBgenau igke i t aus r e i chend bese i t ig t werden .

t3ei den e in f a r b i gen I n d i c a t o r e n de r N i t ropheno l r e ihe , die in D e u t s c h l a n d so g u t wie a l le in zur co lo r ime t r i s chen Messung der W a s s e r s t o f f z a h l des H a m s b e n u t z t werden , i s t de r d u r c h EiweiB b e d i n g t e Feh le r be re i t s d u t c h 1VIIcHA:ELIS u n t e r s u c h t .

t3ei de r ]3enu tzung de r C h i n h y d r o n e l e k t r o d e h a t KOLT- t~OFF d e m Eiweil3fehler in Mode l lve r suchen m i t Puf fe r - 16sungen seine A u f m e r k s a m k e i t gewidmet .

Es f eh l t unseres Wissens eine U n t e r s u e h u n g , welche die ve r f f igba ren M e t h o d e n e i n e m Vergle ich i m H i n b l i c k au f ih re ] 3 r a u c h b a r k e i t i m H a r n un t e rwi r f t .

D a h e r wurde y o n uns u n t e r s u c h t :

I. die elektrometrische Methode unter Benutzung der Hz-Elek- trode mi t s t r6mendem H~, i I . die elektrometrische Methode mi t der Chinhydronelektrode,. I I I . die colorimetrische Methode mittels der Indicatoren vonMIcHAELIS auf ihre Verwendbarkeit in i. eiweil3- Ireien Harnen, 2. eiweil3haltigen Harnen, unter Berficksichtigung a) des EiweiBfehlers und b) des Kohlens~urefehlers.

Die Untersuchung gewinnt ihre ]3esonderheit dadurch, dad im H a m im Gegensatz zu anderen L6sungen die Wasserstoffelektrode mit s t r6mendem I-I 2 wegen des COz-Fehlers n icht unmit te lbar als Standardelektrode gelten kann , wlihrend sich CO2-Verlust bei den beiden anderen MeBverfahren dureh l~lberschichtung mit flfis- sigem Paraffin leicht vermeiden l~t~t. Nur mittelbar, durch Modell- versuche mit CO2-freien Pufferl6sungen, kann diese Hi-Elektrode zur Standardisierung herangezogen werden. (Eine Messung bei kons tanter COi-Spannung, analog dem yon HASSELBALCH fflr das Blut angegebenenVorgeheI1, welches die durchgehendeVerwendung der H2-Elektrode erlauben wfirde, ist im Harn obne rechten physiologischen Sinn, da die CO2-Spannung hier im Gegensatz zum ]31ut innerhalb weitester Grenzen variiert.)

Die Prflfung ha t ferner zu berficksichtigen, dab der COt-Fehler bei der Messung mittels der H2-Elektrode im str6menden H 2 mit steigender Wasserstoffzahl zun immt und dab daher deren Anwend- barkei t yon der zu messenden Wasserstoffzahl abh~ngig ist; ~-hn- licbes gilt auch yon dem AusmaB des EiweiBfehlers n ieht IlUr bei colorimetrischem Verfabren, wo {nnerhalb verschiedener pE-t3e- reiche verschiedene Indicatoren zur Anwendung kommen, sondern auch bei ]3enutzung der Chinhydronelektrode.

An die Spitze zu setzen ist ffir die Beurteilung die Tatsache, dab j ede elektrometrische Methode bei der Kleinheit des wahrscheinlichen MeBfehlers (Ablesungsfehlers) dem colorimetrischen Verfahren vorzuziehen ist, sofern es nicht hinter diesem wegen systematischer MeBfehler (CO2-Fehler , EiweiBfehler) zurficksteht.

Unter diesen Gesichtspunkten wurden unsere vergleicbenden Messungen ausgeffihrt. Sie ha t t en zum Gegenstand:

I. Natflrlich eiweiBhaltige Harne. 2. ]EiweiBfreie Harne, mi t und ohne F.iweil3zusatz (Blutserum). 3- t?ufferl6sungen verschiedener Konzentrat ion mit und ohne

EiweiBzusatz (Blutserum). Der EiweiBzusatz hielt sich in den Grenzen, in denen ]EiweiB

unter pathologischen Bedingungen ira Harn vorkommt.

Dfe ]Ergebnisse, die a n ande r e r Stelle ausf i ih r l ich mi t - ge te i l t w e r d e n sol len (siehe a u c h W. EDEN, Di s se r t a t ion , R o s t o c k 1931 ) l a ssen s ich a m k i i rzes ten in 2 T a b e l l e n zu- s a m m e n f a s s e n .

Die in den T a b e l l e n g e n a n n t e n G r enzen s ind na tu rgemi iB n i c h t als schar fe Grenzwer t e zu b e t r a c h t e n , s o n d e r n be- ze i ehnen eine Zone, i n n e r h a l b d e r e n eine Me thode uns i che r bzw. u n b r a u c h b a r wird .

Aus den T a b e l l e n wi rd deut l ich , daB yon den u n t e r s u c h t e n V e r f a h r e n die Color imet r ie (mi t d e n Michae l i s s ehen In - d ica to ren) a m un ive r se l l s t en a n w e n d b a r ist , w e n n sie a u c h i n n e r h a l b de r A n w e n d u n g s g r e n z e n der e l e k t r o m e t r i s c h e n V e r f a h r e n y o n d iesen a n G enau i gke i t f iber t rof fen wird. I m m e r h i n i s t sie bei a lka l i s chen H a r n e n n e b e n de r Messung m i t s t e h e n d e r W as s e r s t o f f b l a s e die Me t hode der W a h l .

/~ti-Bereich Optimale Methode BrauchbareMethode UnbrauchbareMethode

unter 6,5

6,5--7,5

fiber 7,5

Tabelle i. Eiweifi]reie Harne.

IWasserstoffelek- Chinhydronelek- trode* trode, Colori-

metrie Chinhydronelek- Colorimetrie

trode Colorimetrie

Wasserstoffelek- trode*

Wasserstoffelek- trode*, Chinhy-

dronelektrode

unter 6,0

6,0--6, 5

fiber 6,5

Tabelle 2. J~iweiflhaltige Harne.

Wasserstoffelek- Chinhydronelek- trode* trode, Colori-

metrie Colorimetrie Wasserstoffelek-

trode* Colorimetrie

Chinhydronelek- trode

Chinhydronelek- trode, Wasser- [ stoffelektrode*

I m s a u r e n ]3ereich, u n t e r h a l b pa = 7,0, sp ie l t der K o h l e n - s~urefehler ke ine Rolle, so daB die A n w e n d u n g der Wasse r - s to f fe lek t rode b ie r o p t i m a l e W e r t e zei t ig t .

Bei eiweiBfreien I-tarnen, o b e r h a l b p~ = 6,5 bis e twa 7,5, da r f die C h i n h y d r o n e l e k t r o d e als o p t i m a l beze ichne t werden , w~ihrend da r i ibe r bei a lka l i sche ren W e r t e n ihre V e r w e n d b a r - ke i t in ( l b e r e i n s t i m m u n g m i t i h r e m b e k a n n t e n Versagen im s t a r k e r a lka l i schen ]3ereich a l lm~hl ich a b n i m m t .

I n s t a rke r a lka l i schen H a r n e n fa l len sowohl H 2-Elektrode m i t s t r 6 m e n d e m H~ als a u c h C h i n h y d r o n e l e k t r o d e aus, die e rs te re infolge des CO2-Fehlers, die zwei te infolge Z e r s e t z u n g des C h i n h y d r o n s , die s ich h ie r in s t a r k e r Braunf~Lrbung bere i t s i iuBerlich b e m e r k b a r m a c h t .

W o der CO2-Fehler ke ine Rol le spielt , also bis e twa Pa ~ 6,5, da r f die V e r w e n d u n g de r Wasse r s to f f e l ek t rode wie sons t als S t a n d a r d v e r f a h r e n b e z e i c h n e t werden . Salz- u n d EiweiBfehler u n d z u d e m bei co lo r ime t r i sche r B e s t i m - m u n g de r Ablesefeh ler beg r t inden die U n t e r l e g e n h e i t dieser Me thoden .

I n eiweil3halt igen H a r n e n i s t die C h i n h y d r o n e l e k t r o d e n u r i m s t a r k e r s a u r e n ]3ezirk v e r w e n d b a r , die Grenze i h r e r A n - w e n d b a r k e i t n a c h de r a lka l i s chen Seite h i n i s t h ier infolge des w a c h s e n d e n Eiweil3fehlers frf iher e r r e i ch t als in eiweil3freien H a r n e n .

Die Messung m i t de r s t e h e n d e n W a s s e r s t o f f b l a s e (e twa m i t d e r S p r i t z e n e l e k t r o d e yon HKBLER) i s t naturgem/~13 fiber den g e s a m t e n Messungsbe re i ch e inwandf re i .

I m g a n z e n i s t d i e co lor imet r i sche M e t h o d e anges i ch t s de r E i n f a c h h e i t des V e r f a h r e n s y o n f i be r r a schende r ]3reite des A n w e n d u n g s g e b i e t e s u n d Zuverl~kssigkeit de r Ergebnisse . (Aus der Medizinischen Universitd~ts-Klinilc zu Rostoclc. [Direlctor: Prof. Dr. Hans Curschmann7.)

H A R N S T O F F N A C H W E I S IN D E R NORMALEN U N D PATHOLOGISCH V E R A N D E R T E N

TIERISCHEN AUGENLINSE. Nach Versuchen am Kaninchenauge.

Yon

SCHMERL, ~ a u e n .

Der Nachweis v o n H a r n s t o f f in der n o r m a l e n L inse s t a n d b i she r aus, e r sch ien uns abe r bei d e m R e i c h t u m der L inse a n EiweiBk6rpern , i n sbesonde re a n Arg in in , yon B e d e u t u n g . W~re doch d a m i t ein E i n b l i c k in d e n EiweiBstof fwechse l de r L inse ge tan .

Wi r leg-ten uns die F r a g e vor, ob s ich e r s tens H a r n s t o f f no rma le rwe i se f i b e r h a u p t nachwe i sen lassen wfirde u n d

* Mit str6mendem Hv