prüfung neuer chemischer mittel zur bekämpfung des kornkäfers, calandra granaria l

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Priifung neuer chernischer Mittel zur Bekampfung des Kornkafers, Calandra granaria L. Von R. Kleine, Stettin. Die Schadigungen des lagernden Getreides durch Calandra granark sind schon in der Vorkriegszeit vielfach beobachtet und der Gegenstand berechtigter Klagen gewesen. Zmmerhin waren die Verluste doch gering und im groBen und ganzen konnte man wohl sagen, daB in ordentlich geleiteten Wirtschaften nie eine Gefahr durch den KPfer bestanden hat. Schon wahrend des Krieges nahm die Befallstarke zu. Allerdings war es nicht allcin granaria, der in Prage kam, sondern auch oryzae. Die Einschleppung hatte namentlich mit rumanischem Getreide stattgefunden. Nachdem die Zufuhr aus dem Suden aufgehort hatte, verschwand auch der Kafer wieder von selbst. Zu einer wirklichen Gefahr ist der Kornliafer erst geworden, als nach dem Kriege die Einfuhr von amerikanischem Getreide begonnen hatte. Die amerikanischen Vorrate, die infolge des gestorten Handels- verkehrs sicher Iangere Zeit gelagert hatten und nicht zu bewegen ge- wesen waren, brachten den Kafer in ungeheuren Massen mit. Dazu .kam noch, daB sich spater ein groBes Maisgeschaft entwickelte, an dem sich nicht nur der GroBhandel, sondern auch die Landwirtschaft in sehr starkem MaBe beteiligt hatte. Mit diesem Mais sind wohl die meisten Kafer nach Europa gekommen und haben uberall Infektionsherde gebildet. Auch in kleineren Wirtschaften ist damals zur Verfutterung von Mais geschritten worden. Und so sehen wir heute nicht nur eine Verseuchung in den GroBbetrieben, sondern auch bei den kleineren Landwirten. Wenn das Oetreidegeschaft sich glatt entwickelt und keine allzu lange TAagerung auf den Boden stattfindet, Bommt es auch zu keiner nennenswerten Entwicklung des Kafers. Wenn sich aber Jahre mit Uber- schussen einstellen, wie das 1925 z. B. der Fall war, und das Getreide lagert langere Zeit, so geht die Vermehrung in aller Kurze rapide vor sich. Die Vermehrung des Kafers wird durch die Deputatwirtschaft auber- ordentlich begunstigt. Das fur die Leute zur Entlohnung benotigte Korn Zoitschrift fur sngewandto Entomologie. XJII, 4. 30

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Page 1: Prüfung neuer chemischer Mittel zur Bekämpfung des Kornkäfers, Calandra granaria L

Priifung neuer chernischer Mittel zur Bekampfung des Kornkafers, Calandra granaria L.

Von

R. Kleine, Stettin.

Die Schadigungen des lagernden Getreides durch Calandra granark sind schon in der Vorkriegszeit vielfach beobachtet und der Gegenstand berechtigter Klagen gewesen. Zmmerhin waren die Verluste doch gering und im groBen und ganzen konnte man wohl sagen, daB in ordentlich geleiteten Wirtschaften nie eine Gefahr durch den KPfer bestanden hat. Schon wahrend des Krieges nahm die Befallstarke zu. Allerdings war es nicht allcin granaria, der in Prage kam, sondern auch oryzae. Die Einschleppung hatte namentlich mit rumanischem Getreide stattgefunden. Nachdem die Zufuhr aus dem Suden aufgehort hatte, verschwand auch der Kafer wieder von selbst. Zu einer wirklichen Gefahr ist der Kornliafer erst geworden, als nach dem Kriege die Einfuhr von amerikanischem Getreide begonnen hatte. Die amerikanischen Vorrate, die infolge des gestorten Handels- verkehrs sicher Iangere Zeit gelagert hatten und nicht zu bewegen ge- wesen waren, brachten den Kafer in ungeheuren Massen mit. Dazu .kam noch, daB sich spater ein groBes Maisgeschaft entwickelte, an dem sich nicht nur der GroBhandel, sondern auch die Landwirtschaft in sehr starkem MaBe beteiligt hatte. Mit diesem Mais sind wohl die meisten Kafer nach Europa gekommen und haben uberall Infektionsherde gebildet. Auch in kleineren Wirtschaften ist damals zur Verfutterung von Mais geschritten worden. Und so sehen wir heute nicht nur eine Verseuchung in den GroBbetrieben, sondern auch bei den kleineren Landwirten.

Wenn das Oetreidegeschaft sich glatt entwickelt und keine allzu lange TAagerung auf den Boden stattfindet, Bommt es auch zu keiner nennenswerten Entwicklung des Kafers. Wenn sich aber Jahre mit Uber- schussen einstellen, wie das 1925 z. B. der Fall war, und das Getreide lagert langere Zeit, so geht die Vermehrung in aller Kurze rapide vor sich. Die Vermehrung des Kafers wird durch die Deputatwirtschaft auber- ordentlich begunstigt. Das fur die Leute zur Entlohnung benotigte Korn

Zoitschrift fur sngewandto Entomologie. XJII, 4. 30

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452 h l e i n e :

mu13 unbedingt liegen bleiben, urn jederzeit zur Hand zu sein. Da man wahrend des grol3ten Teiles des Jahres reichlich beschlftigt ist, so wird keineswegs ein so haufiges Umstechen vorgenommen, wie es im Interesse der Sache wiinschenswert ware. Dieses ruhig lagernde Getreide, daB unter Umstanden monatelang unberiihrt liegen bleibt, gibt nun dern Kafer hinreichend Gelegenheit zur Vermehrung. Es kommt ferner noch hinzu, da13 die Speicher nicht in einem Zustande sind, da13 sich eine sorgfaltige Reinigung durchfuhren IieBe. In Kleinbetrieben sind die E d e n rneist von einer sehr wenig guten Beschaffenheit, z. T. noch mit Stroh gcdsckt, der FuBbodenbelag besteht zuweilen nicht einmal aus festem Material, ist nicht gedielt, so daB eine Reinigung iiberhaupt ganz unmoglich ist. Aber auch in GroBbetrieben stoBt die Sauberhaltung der Boden auf Schwierigkeiten, denn es finden sich auch in den besten Gebauden noch immer Ritzen nnd Verstecke, in denen der Kafer im Notfalle iiberwintern kann. Es kommt weiter hinzu, daB die Boden zuweilen gar nicht zu luften sind, geschweige denn der Sonne Zutritt gewahren. AuBerdem sind die Boden auch zu keiner Zeit das Jahres ganz leer. h i m Kleinbesitz miissen clie Vorrate dauernd aufbewahrt werden, beim GroBbesitz lagert wenigstens das Deputat- und Futterkorn bis zum Eintritt der neuen Ernte. Der Kleinbesitz besitzt auch kaum mehr als einen Boden, und selbst in GroBbetrieben sind die Boden oftmals vollig unzureichend und stehen in keinem Verhiiltais zu den Scheunenraumen.

Die geschilderten unglucklichen Verhaltnisse und Zustlinde he- eintrachtigen eine sachgeuia8e Bekampfung von vornherein. Die An- wendung von gas.formigeu Mitteln stoBt auf sehr grol3e Schwierigkeiten. Nur wenige Boden und Speicher, die ich kennen gelernt habe, waren durch eine Vergasung zu reinigen. Aber selbst da, wo ein Yittel viel- leicht anzuwenden ware, ergeben sich weitere Schwierigkeiten, die darin bestehen, da13 die 'Bodenraume meist uber Stallungen angebracht sind. Es wurde sich kein Besitzer dazu verstehen, eine Durchgasung der Raume vorzunehmen, wo Gefahr besteht, das darunter bestallte Vieh gesundheit- lich zu schadigen.

Arbeitet man die Literatur uber die BekampfungsmaBnahmen des Kornkafers durch, so sieht man, auf was fur Ideen man gekommen ist, urn den Schadling wirksam zu bekampfen. Es hat aber den Anschein, als ob ein wirklich durchgreifendes Mittel bis heute nicht gefunden worden ist. Nach meinen Beobachtungen kann es gar keinem Zweifel unterliegen, daB eine einfache Behandlung mit einern chemischen Mittel, ganz gleich, wdcher Art, nicht zum Ziel fiihren wird, wenn nicht zugleich eine sach- gemale Bodenbehandlung einhergebt und wenn die Behandlung nicht iiber langere Zeit, d. h. uber mehrere Jahre durchgefuhrt wird. Schon vor Jahren ist darauf hingewiesen worden, daB es das Beste sei, das lagernde Getreide vor der Zufuhr von neuen &fern zu schiitzen und zwar dadurch, da13 man das Getreide mit einer Schicht von Slelasse urnzieht. Da die Kafer

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nicht fliegen konnen, so wird die Hauptmasse ohne Zweifel zu FuB an das Getreide heranzukommen versuchen und nur ein verhIltnismaBig kleiner Bruchteil wird aus der Bedachung herunterfallen. Noch ehe ich von diesen alten Versuchen Kenntnis hatte, habc ich vor einigen Jahren mit dem von der Firma J. Ehrlich, Munchen, bergestellten ,,Eryl" eigene Versuche angestellt, die ein durchaus befriedigendes Resultat hatten. Die Versuche ergaben, dalj ein Bestreichen der Kaume mit dem Jlittel zu keinem Erfolg fiihren wurden, sondern daR es besser ware, das Mittel ziemlich konzentriert zu verwenden und zwar als schmalen aber starken Anstrich urn das lagernde Getreide herum. Was ich an dem Mittel aus- zusetzen batte, war: es trocknete schneller ein als erwunscht war, uud ich habe auch damals meine Ansicht dahin ausgedriickt, daB es not- wendig ware, daB die Fabrik das ,,Eryl" mit lingerer Fangigkeit her- stellte. Die Praxis hat das ,,Eryl" vielfach angewandt und nach den von uns eingezogenen Erkundigungen und uns unaufgefordert zugegangenen Mitteilungen mit recht gutem EJfolge. Aber auch das ,,Eryl" wird nur da seine Wirkung ausiiben konnen, wo wenigstens ein einwandfreier Bodenbelag vorhanden ist.

Die deutsche chemische Industrie ist standig meiter damit beschaftigf uns Mittel an die Hand zu geben, die es ermoglichen, durch Bespritzen oder Verstiiuben den Kafer erfolgreich niederzuhalten. Wir haben im Auf- trage einiger Fabriken eine Prufung verschiedener Mittel vorgenommen, und es sol1 nachstehend daruber berichtet werden.

1. Areginnl. Hersteller: I. G. Farbenindustrie 8.-G., Leverkusen.

Das Areginal ist eine rasch verdunstende Flussigkeit von siil3lich Ithorischem Geruch. Es ist feuergefahrlirh und daher mit goBer Vor- sicht zu behandeln. Die Flussigkeit wurde bei den Versucbeo in Teller bezw. Schalen gefiillt und in das VersuchsgefaB gebracht. Folgende Ver- suche kamen zur Ausfiihrung:

1. Versuch . In einen Glasbehalter von 6000 ccm Inhalt wurde eine bestimrnte Anzahl Kafer gesetzt, darauf 0,6 g Areginal entsprechend 100 ccm auf 1 cblu Bauminhalt zur Vergasung gebracht. Das OefaB wurde vollig luftdicht abgeschlossen. Die Einwirkung dauerte 6 Stunden. Nech Einwirkung von 15-20 Minuten blieben einige Kafer leblos auf dem Rucken liegen, nach 30 Minuten Einwirkung schienen samtliche Kafer leblos, nur bin und wieder einige Zuckungen mit den Beinen liel3en er- kennen, daB die Kafer noch Lebenszeichen von sich gaben. Sach Ein- wirkung von 6 Stunden wurden die Kafer herausgenommen und in einer offenen Schale weiter beobachtet. Die Kafer waren samtlich leblos. Bei einer Nachkontrolle nach 96 Stuuden war kein Kafer wieder zum Leben erwacht. Die Abtotung war also eine vollkommene.

30 =

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454 K l e i n e :

2. Versuc h. Gleiche Versuchsanstellung. Die Kifer blieben im Gegensatz zu Versuch 1 dem Gas nur 3 Stunden ausgesetzt und wurden dann in offener Schale weiter beobachtet. Beim Herausnehmeu schienen samtliche Kafer leblos. Nach 96 Stunden gab noch kein Kafer wieder Lebenszeichen von sich, die Kiifer waren samtlich abgestorben. Die drei- stundige Vergasung hatte also hingereicht, urn samtliche Kafer abzutoten.

3. Versuch. Anstellung wie vorher. Die Einwirkung auf 1 Stunde herabgesetzt. Bei Abbruch des Versuches schienen samtliche Kafer leb- 10s und wurden in offener Schale weiter beobachtet. Kach 24 Stunden waren l o o / , der Kafer wieder am Leben, nach 48 Stunden 200/,, alle anderen blieben tot. Mit der Einwirkung von 1 Stunde war also keine restlose Abtotung erzielt worden. Der Versuch wurde daher noch ein- ma1 wiederholt. Das Ergebnis war folgendes: nach 7 Stunden waren

der Kafer wieder am Leben, nach 48 Stunden weitere 40°/,, die restlichen 50% waren abgetotet. Bin weiterer Versuch mit der gleichen Konzentration. Ergebnis: nach 24 Stunden waren 20 O/, der Kafer am Leben, alle anderen blieben tot. Der gleiche Versuch wurdc noch einmal angesetzt, Ergebnis: 200/, blieben tot, 80 o/o waren nicht abgetotet.

Es kann nicht allein darauf ankommen, festzustellen, ob die Kafer in leeren Gebauden ZU bekampfen sind. Es muB vielmehr, wie schon ein- gangs erwlhnt, damit gerechnet werden, da13 die Riiumlichkeiten fast immer u i t Korn belegt sind. Es ergab sich nun die Frage: wie ver- halten sich die Kafer im Korn, ist auch da eine Abtotung zu erzielen, wenn das Areginal einfach zur Verdunstung gebracht wird ?

1. Versuch. Zu diesem Zwecke wurde eine bestimmte Anzahl von Kafern in Gaaobeutel gesetzt und auf den Boden des VersuchsgefaBes ge- leg$ mit einer 7 cm hohen Kornerschicht bedeckt, obenauf wurde Filtrier- papier mit 0,6 g Areginal getrinkt ausgelegt und das GeFaB luftdicht ver- schlossen. Nach 6 Stunden wurden die Kiifer herausgenommen und in der Schale weiter beobachtet.

2. Versu c h. In gleicher Weise angestellt wie 1, nur mit dem Unter- schiede, da13 eine 15 cm hohe Kornerschicht angewendet und der Ver- such nach 5 Stunden abgebrocheri wurde. Nach 12 Stunden war noch kein Kafer wieder lebendig, die Abtotung war also eine -roilstlindige.

Anordnung wie vorher bei 15 cm Kornerschicht, doch wurde das GefiiB uur durch eine aufgelegte Glasplatte verschlossen, also nicht vollig luftdichter AbschluB Beim Herausnehmen warcn alle Kafer leblos, nach 24 Stucden waren loo/, wieder lebendig, die iibrigen waren abgetotet.

4. Versuch. Gleiche Anwendung wie vorher, das VersuchsgeflG aber nur durch ein Leinentuch verschlossen. Slmtliche Kzifer waren beim Herausnehmen leblos. Kach 72 Stunden gab noch kein KHfer wieder Lebenszeichen von sich, die Abtotung war also eine vollstandige.

Samtliche Kafer waren abgetotet.

3. Versuch.

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Priifung neuer chemischer Xittel ziir Bekampfung des Kornkafers. 455

5. Versu ch. Gleichor Versuch, nur das GefaB blieb iiberhaupt offen. Nach 5 Stunden Einwirkung wurden die Kafer herausgenommen und schienen samtlich leblos, nach 24 Stunden waren loo/, wieder am Leben, nach 30 Stunden weitere 100/,, nach 48 Stunden 5 O/,, alle andoren waren abgettjtet. Die Wirkung war also recht unvollstandig.

6. Versuch. Bei dieseru Versuch wurde kein GefLB benutzt, sondern die Kafer wurden in Gazebeutel unter einen Haufen Weizen- korner gebracht, Piltrierpapier mit 0.6 g Aroginal getrankt obenauf ge- legt und der Haufen mit einem Leinentuch bedeckt. Nach 5 Stunden wurden die Kafer herausgenommen. 300/, der KHfer waren iiberhaupt am Leben geblieben. Kach 24 Stunden waren weitere 20% lebendig, nach 48 Stunden 1O0/,, nach 54 Stunden 5 O / , , nach 72 Stunden 5O/,.

7. Ver such . Kontrollversuch zu dem vorhergehenden. Es sind nur so/, der Kafer abgetotet worden.

Zusammenfassend kann gesagt werden: 1. Areginal wirkt im vollkommen luftdicht abgeschlossenen Raum, wie

dies bei experimentellen Versuchsanstellungen im Laboratorium moglich ist, durchaus todlich auf die Kornkafer, sofern, wie in der Vorschrift angegeben ist, 100 ccm Areginal aiif 1 cbm Rauminhalt bei sechsstundiger Einwirkung zur Anwendung kommt. Die todliche Wirkung erstreckt sich nicht nur auf Kiifer in den Raumen, sondern auch auf Kafer im Getreide bei einer Hohe bis zu 15 cm.

2. Hei nicht vollig luftdicht abgeschlossenen Raumen, wie dies in der Praxis wohl stets der Fall ist, werden nur Teilerfolge zu erzielen sein.

3. Sol1 Areginal mit Erfolg Anwendung finden, so mu1 wiederholte Vergasung vorgenommen werden, da neue Infektionen durch Zu- wanderung unvermeidlich sind.

2. Diametan. Hersteller: Agfa, I. G. Farbenindustrie A.-G., Hochst.

Ilas Diametan ist ein feines Pulver, das nach Entziindung unter leb- hafter Gasentwicklung verbrennt. Die DHmpfe sind stechend. (Schwefelige Saure.)

1. V e r s u c h . In einen Glasbehalter von 6000 ccm Inhalt wurde eine bestimmte Anzahl KBfer eingesetzt und darauf 0,15 g Diametan durch Entzundung zur Vergasung gebracht. Das GefaB wurde luftdicht verschlossen. Einwirkungsdauer 6 Stunden. Nach fast 1 Stunde Einwirkung erschienen die Kafer bereits leblos, beim Herausnehmen der Kafer nach 6 Stunden waren alle abgeetorben, sie wurden in offener Schale weiter beobachtet. Sach 72 Stunden zeigten sich keine Lebenszeichen, samtliche Kafer waren abgetotet.

Polgende Versuche kamen zur Ausfiihrung:

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2. Ve r s u c h. Kontrollversuch zum ersten mit dem gleichen Er- gebnis.

3. V e r s u c h. Tn dem Olasbehalter werden 0,6 g Diametan verbrannt. Die Einwirkungszeit wurde auf 3 Stunden herabgesetzt. Samtliche Kiifer waren beim Herausnehmen leblos. Nach 72 Stunden zeigten sich noch keine Lebenszeichen. Das Diametan hatte also auch bei nur dreistlindiger Einwirkung einen vollen Erfolg gezeigt.

4. Ve r s u c h. Anordnung wie vorhcr. Einwirkungszeit jedoch nur 11/% Stunde. Samtliche Kafer waren beim Herausnehmen lcblos. Nach 24 Stunden warm 10% der Kafer wieder am Leben, alle ubrigen blieben tot. Es ist also auch bei 11/2 stundiger Einwirkung des Gases noch ein verhaltnismaBig gunstiges Ergebnis erzielt worden. Ein Er- gebnis, das die Praxis vollkommen befriedigen wurde.

5. V e r s u c b . Gleicher Versuch wie zu 4 bei nur einstiindiger Einwirkung. Das Ergebnis war ein negatives. 500/, der Kafer blieben iiberhaupt am Leben. Nach 3 Stunden waren noch weitere 20°/, , nach 5 Stunden weitere 10% wieder lebendig geworden, nur 2O0/, blieben tot.

6. Ve r s u c h. Kontrolle zu dem vorhergehenden Versuch. 30°/o der Kafer blieben am Leben, 70% waren abgetotet.

Da die Versuche kein klares Bild uber die Wirkung erkennen lieBen, wurde noch ein drittcr Versuch zur Kontrolle angesetxt. Beim Heraus- nehmen waren samtliche Kafer leblos, nach 11/* Stunden zeigten loo/, der Kafer Lebenszeichen, nach 5 Stunden weitere 200/,, nach 24 Stunden weitere 40 o/o, die iibrigen KBfer blieben tot. Die einstundige Einwirkung des Gases war demnach nicht hinreichend, um ein befriedigendes Resultat zu erzielen.

7. V e r s u c h . In einen Glasbehalter von 6000 ccm Inhalt murde eine bestimmte dnzahl Kafer gesetzt und mit einer 6 cm hohen Korn- schicht bedeckt, darzuf O,l5 g Diametan vergast und das GeFaL3 luftdicht abgeschlossen. Es kam darauf an, festzustellen, ob die Gase auch durch die Kornschicht an die Kafer gelangen und abtotende Wirkung haben. Kach sechsstundiger Einsrirkung wurden die Kafer herausgenommen. Samtliche Kafer waren am Leben geblieben.

8. V e r s u c h . In einem Holzkasten von 3000 ccm Inhalt wurden 0,lO g Diametan vergast und die Kafer eingesetzt. DaS G6faB wurde durch eine aufgedeckte Glasplatte verschlossen. Der AbschluS war also nicht vollig luftdicht. Einwirkungdauer 6 Stunden. 70 der Kafer waren uberhaupt am Leben geblieben, die iibrigen 30°/0 zeigten nach 24 Stunden ebenfalls wieder Lebenszeichen. Der Versuch wurde noch einmal wiederholt. 500/, der Kafer waren bei der Herausnahme vollig munter, nach 24 Stunden waren 200/, wieder lebendig geworden, die andern schienen abgetotet zu sein.

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Priifung neuer chemischer Mittel zur Bekarnpfung des Kornkiifers. 457

Auf Grund der angestellten Versuche ware zu sagen: 1. Diametan wirkt in vollkommen luftdicht abgeschlossenen Eumen,

wo es unmittelbar auf die Kafer einwirken kann uud nach Vorschrift angewendet wird, absolut todlich.

2. Bei nicht luftdicht zu haltenden Raumen durfte die Wirkung sehr unvollkommen sein.

3. Diametan wirkt auf die sich im Innern -con Getreidehaufen befind- lichen Kafer nicht ein uud versagt schon bei einer 6 cm hohen Schichtung.

4. Eine durchgreifends Abtotung der Kornkafer durch Diametan ist da- her ausgeschlossen.

3. Anilinbl. Hersteller: 1. G. Farbenindustrie, A.-G., Leverkusen.

Das uns zur Prufung zugesandto Anilinol war von einer fliissigen, oligen Beschaffenheit.

1. V e r s u c h . In einer Holzkiste von 3000 ccm Iuhalt wurden Wande, Boden und Ritzen mit einer Anilinlosung im Verhaltnis von 1 : 10 bestrichen, darauf eiue bestimmte Anzabl Kafer eingesetzt und die Kiste mit einer Glasscheibe bedeckt. Nach Angabe der Fabrik sollte durch Vermischen des Anilinols niit Wasser eine Emulsion entstehen, was aber rnit dem uns uberlassenen Anilinol nicht erreicht werden konnte. Xach unserer Ansicht kann das Anilinol nur in mehr oder weniger verschieden groBen Gewichtsmengen rein angewandt werden. Nach Einwirkung von 6 Stunden wurden die Kafer herausgenonimen und in offener Schale weiter beobachtet. der Kafer waren leblos, alle iibrigen waren am Leben geblieben. Am nachsten 'rage waren dann auch die lo''//, schein- bar leblosen Kafer wieder vollig munter. Anilinol hatte also in dieser Anwendung keine Wirkung.

2. V e r s u ch. Anilinol im Verhaltnis von 1 : 5 angewandt. Versuchs- anstellung wie vor. Von den eingesetzten Kafern waren nach ti Stunden Einwirkung samtliche Kafer leblos. Innerhalb 72 Stunden zeigte kein Kafer Lebenszeichen. Es mu13 also angenommen werden, da13 die Kafer samtlich abgetotet wurden.

3. V e r s u c h . Die gleiche Kiste, die zum eweiten Versuoh ver- wandt wurde und von 1 : 5 bestrichen worden war, ist 24 Stunden aus- geluftet und ohne den Anstrich zu erneuern nochmals mit Kafern besetzt, um die 3 Tage anhaltende Wirlrung des Anilinols festzustellen. 80°/, der Kafer blieben am Leben, 200J0 waren scheinbar tot, kamen aber nach 24 Stunden wieder zum Leben zuruck. Eino nachhaltende Wirkung liegt also nicht vor.

4. V e r s u c h. Bei einer aweiten Kiste von ebenfalls 3000 ccm I n - halt wurden Wande, Boden und Ritzen mit einer unverdiinnten Losung

Polgende Versuche wurden durchgefuhrt.

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von Anilinol bestrichen, danach die Kafer eingesetzt und die Kiste mit der fflasscheibe belegt. Einwirkungsdauer 6 Stunden. Reim Heraus- nehrnen der Kiifer waren samtliche leblos, nach 6s Stunden war noch kein Kiifer am Leben. Es mu13 also angenommen werden, da13 die Ab- totung eine restlose war.

5. Ve r s u c h. Die im 4. Versuch verwandte Kiste wurde 24 Stunden zum Ausdiinsten geoffnet, dann ohne den Anstrich zu erneuern mit Kafern besetzt. Samtliche Kafer waren beim Herausnehmen leblos und kamen auch nicht wieder zum Leben. Die nachhaltige Wirkung des Anilinols in dieser starken Konzentration war also sicher festzustellen.

6. V e r s u c h. Die gleiche Kiste wurde, ohne den Anstrich zu er- neuorn, am niicbsten Tage noch einmal besetzt. 700/, der Kafer blieben am Leben, 30 O/, erschienen leblos, nach 24 Stunden gaben 20 O/, wieder Lebenszeichen von sich. Nach 3 Tagen war also keine Wirkung des ersten Anstriches mehr festzustellen.

7. V e r s u c h . Die in den Versuchen 3-5 benutzte Kiste wurde noch einmal d i t einer Losung ron 1: 5 bestrichen. Slmtliche Kafer waren wieder abgetotet.

8. Ver such. Eine Kiste wurde mit konzentrierter Losung bestrichen, darauf die Kafer eingesetzt u r d die Kiste voll mit Roggen angefullt. Kach sechsstundiger Eizwirkung wurden die Kafer herausgenommen. Alle Kafer waren am Leben geblieben. Die Ausdunstungen des Anilinols reichen also nicht aus, uin die im Getreide befindlichen Kafer irgendwie zu schadigen.

Zusammenfassend konnte gesagt werden : Anilinol wirkt in der in den Handel gebrachten Form todlich auf die Kafer, sofern diese mit dem hnilinol oder den Anilinolgasen einige Zeit in Beriihrung kommen. In verdunnter Form, wie die Vorschrift angibt, wirkt Anilinol unvollkommen. Gleichfalls wirken Anilinol und dessen Gase nicht auf die irn Getreide- haufen sich befindlichen Kafer ein. Infolge seiner Giftigkeit und seiner nicht vollkommen ausreichenden Abtotungsmoglichkeit ist Anilinol als sicher wirkendes Mittel zur Abtotung des Kornkafers nicht anzusprechen.

4. KornkiiferbektCmpfungsmittel B1. 58. Hersteller: I. G. Farbenindastrie, A.-G. Wolfen, Kreis Bitterfeld.

Das Mittel ist dunnflussig, von brauner Farbe und riecht scharf aber nicht unangenehm.

1. Versuch . Eine Holzkiste wurde mit einer von der Pabrik vor- geschriebenen Losung angcstrichen und um zu schnelles Yerdunsten zu verhindern in einen gro13en Exsikkator gestellt. Der Versiich wurdc drei- ma1 wiederholt mit folgenden Ergebnissen:

a) nach 24 Stunden schienen alle Kafer tot, nach 5 Tagen waren noch 5Ol0 wieder lebendig goworden,

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Priifung neuer chemischer Mittel zur Ilekampfung des Eorokafers. 459

b) alle Kafer blieben tot, c) das Ergebnis wie zu a.

Der Erfolg war also selbst bei volligem LuftabschluB, wo jede Ver-

2. Versuch. Dreifache Wiederholung. Die Holzkiste wie zu 1 be-

a) nach 4 Tagen waren l o o / , der U f e r lebendig, alle anderen waren

b) alle Kafer waren tot, c) 5°/0 waren nach 4 Tagen wieder lebendig.

dunstunq verhindert wurde, kein absoluter.

strichen aber nicht luftdicht abgeschlossen, sondern mit Glas bedeckt.

abgetotet,

Die Wirkung war ahnlich wie im ersten Versuch. 3. Versuch. Dreifache Wiederholung. Der Boden der mit dem

Nittel bestrichenen Kiste wurde 3 cm hoch mit Hafer bedeckt, die Kafer hinzugetan und dann mit einer Glasplatte abgeschlossen.

a) nach 4 Tagen waren bis auf alle Kafer tot, b) nach 4 Tagen waxen 2!i0/, der Kafer noch lebendig, c) nach 4 Tagen waren alle Kafer wieder lebendig. 4. Versuch. Dreifacbc Wiederholung. Derselbe Versuch, die Kiste

aber nicht mit Mas dicht abgedeckt, sondern nur mit Gaze verschlossen. a) nach 24 Stunden lebten bereits alle Kafer, b) nach 24 Stunden lebten 6501, der KBfer, nach 4 Tagen 750/,, c) nach 24 Stunden lebten 800/, der Kafer, die anderen waren tot.

5. Versuch. Dreifache Wiederholung. Die Losung wurde auf ein Brett gestrichen und in der Mitte blieb eine Stelle unbestrichen, auf die die Kafer gesetzt murden. Die Kafer scheuten nicht zuruck, die Flussig- keit zu uberschreiten, beschmutzten sich und waren am Weiterkriechen verhindert.

a) alle Kafer blieben tot, b) 500/, der Kafer blieben am Leben, c) alle Kafer blieben am Leben.

Die Wirkung war also ganz unsicher. 6. Versuch. Zweifache Wiederholung. Eine Kiste wurde mit

50prozent. Losung bestrichen, der Rodeii mit Roggen bedeckt und die Kiste mit Glas verschlossen.

a) 70% dcr Kiifer waren tot, b) 750/,, der Kafer waren tot.

7. Versuch. Zweifache Wiederholung. Ein Brett wurde mit 50 prozent. Losung bestrichen.

a) Alle Kafer waren tot, b) nach 4 Tagen lebten 2.5 O//,.

Versuchsanordnung wie zu 5.

8. Ver such . Zweifache Wiederholung. Kine Holzkiste wurde rnit dem unverdiinnten Mittel an den Seiten bestrichen, der Boden mit Rorn belegt und mit Glas zugedeckt.

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460 Kleine:

a) und b) Die aus dem Korn herauskriechenden Kafer beschmutzten

9. Versucb. Ein Brett wurde mit dem unverdunnten Mittel be-

Anordnung wie zu 5. a) Alle Kafer waren tot, b) nach 24 Stunden waren nur 16 O/o abgestorben, die anderen lebendig.

Zusamtnenfassend 1a8t sich folgendes sagen: Das Mittel ist fur die Kornkaferbekampfung vollig ungebrauchsfahig, hauptsachlich dadurch, daB es vie1 zu schnell verdunstet, urn irgendeine abtotende Wirkung zu er- zielen. Nur die Kafer gingen wirklich ein, die sich derartig stark be- schmutzten, daB sie geradezu in der Flussigkeit ertranken. Sollen Kafer abgetotet werden, so kann es also nur in der Weise geschehen, daB die Raumlichkeiten sehr stark mit dem Mittel bestrichen werden und zwar muBte dieFlussigkeit sich auf wenigstens 5 Minuten halten. Das ist aber durchaus nicht der Fall, das war in den Versuchen nicht einmal zu er- reichen und in der Praxis ist es unmoglich. N u r dadurch, daB die Flussigkeit die Tracheen der Xafer verstopfte, trat der Tod ein. Die in den Versuchen als tot angegebenen Kafer waren ubrigens keineswegs alle ganziich abgestorben, wie die spateren Versuche zeigten. Die aus den ver- schiedenen Versuchen als tot zuruckgelegten Kafer, die teilweise schon tagelang in der Rrstarrung lagen, wurden sofort lebendig, sobald sie der Sonnenbestrahlung ausgesetzt wurden. Sie suchten dann moglichst eilig zu entkommen und kuhlere Stellen aufzusuchen. Die Zahl der wirklich abgetotcten Tiere ist also sehr gering. Da, wie die Versuche ergeben haben, die als tot angesprochenen nur zum ganz geringen Teil wirklich abgetotet waren, so ist anzunehmen, daB auch bei der praktischen Durch- fuhrung noch ein groBerer Teil der Kafer wieder lebendig wird. Ein Teil mag allerdings zugrunde gehen, d:i die Raumlichkeiten nicht so der Durch- luftung und vor allen Dingen der Sonnenbestrahlung ausgesetzt werden konnen, wie das bei unseren Versuchen der Fall war.

sich und blieben alle tot.

strichen. Zweifache Wiederholung.

5. BI. 57 (Ton der gleichen Fabrik). AuBere Beschaffonheit und Ausschen wie B1. 58. Polgende Versuche

wurden durcbgefuhrt:

1. V e r s u c h. Eine Holakisto wurde mit der von der Fabrik vorgeschriebenen Konzentration bestrichen und in einen Exsikkator gestellt.

a) Nach 24 Stunden waren alle Kafer tot und blieben es auch, b) und c) gleiches Resultat.

Dreifache Wioderholung.

Bei luftdichtem AbschluB wirkt das Mittel also tiidlich.

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Priifung neuer chemischer Mittel zur Bekampfung des Kornkafers. 46 1

2. V e r s u c h. Dreifache Wiederholung. Der Anstrich wie beim ersten Versuch, die Kiste aber iiicht luftdicht abgeschlossen, sondern nur mit Glas bedeckt.

a) Alle Kafer waren tot und blieben es auch, b) nach 24 Stunden waren alle Kafer bis aof loo/, tot, c) alle Kiifer waren und blieben tot,

Wenn bei Versuch 2 auch nicht eine absolute Wirkung festzustellen war, so wurde es doch fur die Praxis hinreichen.

Eine Holzkiste wurde an den Seiteu wit fabrikstarker Losung des Mittels bestrichen, der Boden rnit Korn belegt und mit einer Qlasplatte verschlossen.

a) Nach 24 Stunden waren alle Kafer leblos, nach 48 Stunden waren I O O / , wieder lebendig,

b) alle Kiifer waren und blieben tot, c) nach 24 Stunden lebten 150/,, nach 4 Tagen Z O O / , , der Rest

4. V e r s u c h. Dreifache Wiederholung. Derselbc Versuch. Die Kiste niit Gaze abgebunden.

a) Sach 24 Stunden lebten noch loo/, der Kafer, alle andern waren und blieben tot,

b) nach 24 Stunden lebten 5 0 / o der Kafer, alle andern waren und blieben tot,

c) nach 24 Stunden schienen alle KLfer tot, nach 36 Stunden lebten 15O/,, nach 48 Stunden 20% der Kafer.

3. V e r s u c h. Dreifache Wiederholung.

blieb tot.

5. V e r s u c h. Zweifache Wiederholung. Die Losung wurde auf Holz gestrichen, die Kiifer auf eine in der Mitte freigelassene Stelle gesetzt.

a) und b) Alle Klfer, die sich mit dem Mittel beschmutzten, gingen ein.

Zusammenfassend wlre also zu sagen, da l das Mittel auf die Kafer todlich wirkt, sofern sich die Tiere daniit beschmutzen. Wie bei B1. 58 wird die Anwendung von B1. 57 auf gro%e Schwierigkeiten stolen, weil es in der Praxis gar nicht miiglich ist, die Kiifer derartig intensiv mit dem Mittel in Beriihrung zu bringen, wie das bei Versuchen der Fall gewesen ist. Das einfuche Bestreichen von Boden und WLnden, ohne da l die Kafer getroffen werden, ist zwecklos. Die Unsicherheit in den Versuchsresultaten ist darauf zuruckzufuhren, daB die Kafer z. T. nur schwach mit der Losung in Beriihrung kamen, z. T. krochen die Kiifer unbeschadigt uber die Losung hinweg, nur wenn die Flussigkeit so pol3 war, daB die Kiifer darin ertranken und sich die Tracheen verstopften, trat der Tod in aller Kurze ein. In bezug auf eine Dauerabtotung wird auf das bei B1. 58 Gesagte verwiesen.

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462 Kloine:

6. C. 13. Hersteller: I. G. Farbenindustrie, 8.- G., Leverkusen.

AuBere Beschaffenheit dem B1. 58 und 57 ahnlich.

1. V e r s u c h.

Folgende Ver-

Eine Holzkiste wurde mit

a) Nach 24 Stunden lebten noch loo/,, nach 30 Stunden weitere 25O/,,

b) nach 24 Stunden sind scheinbar alle Kafer abgetotet, nach 4 Tagen

c) nach 24 Stunden lebten loo/,. nach 48 Stunden 15OiO. der Rest

Bei C. 13 hat also nicht einrnal der absolute LuftabschluIj hingelangt, alle Kafer zum Absterben zu bringen. Es kommt eben ganz darauf an3 ob die Kafer sich init dem Mittel beschmutzen oder nicht. Das ist noch deutlicher zu sehen bei dem Versiich 2.

Dreifachc Wiederholung. Die Holzkistc nicht luft- dicht abgeschlossen, sondern mit Glas bedeckt.

a) Alle Kafer waren und blieben tot, b) desglcichen, c) nach 24Stunden lobten 30°/,, nach 4SStunden 4O0lO, nach 72 Stunden

suche wurden angesetzt:

dem Mittel nach Vorschrift bestrichen und in den Exsikkator gestellt. Dreifacho Wiederholung.

nur 15 O / , sind schlieBlich tot geblieben,

waren 20°/0 wieder lebendig gewordcn,

blieb tot.

2. V e r s u c h.

65O/o. Also zu grol3e Unsicherheiten in der Wirkung. 3. V e r s u c h. Dreifache Wiederholung. Holzkiste an den Seiten

bestrichen, Boden mit Hafer belegt und mit einer Glasplatte verschlossen. a) Sach 24 Stunden lebten 75°/0 der Kafer, nach 30 Stunden waren

sarntliclie wieder lebendig geworden, b) 80°/o blieben lebendig, c) samtliche Kafer waren nach 48 Stunden wieder ziim 1,eben zuruck-

gekehrt. Also vollstlindiges Versagen. 4. V e r s u c h. Dreifache Wiederholung. Gleiche Versuchsanstellung,

die Eiste mit Gaze abgebunden. a) Alle Kafer bliehen am Leben, b) nach 34 Stunden waren ,5O0/, lebendig, nach 4 Tagen SO0lO, 2O0iO

blieben tot, c) nach 24 Stunden waren bereits 85°/0 lebendig. nach 48 Stunden

95'/,, nach 72 Stunden alle. 5. V e r s u c h . Das Mittel in der angegebeneo Konzentration auf

ein Brett gestrichen, trocknete sofort ein und schadete den Kafern nicht. Rei doppelter Konzentration dasselbe Bild. Daraufhin das Mittel un- verdiinnt angewandt.

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Priifung neuer chemischer Nittel zur Beliiimimpfung deu Kornkafers. 463

a) der Kafer blieben tot, b) 75OlO der Kiefer blieben tot, c) alle Kafer blieben am Leben.

Die groljen Unterschiede in der Wirkung liegen darin, dalj die Kafer sich sehr verschieden stark beschmutzten, also die gleiche Erscheinung wie bei dem vorher besprochenen Mittel.

6. V e r s u c h. Zweifache Wiederholung. Anwendung in 50°/0 Kon- zentration, die Kiste damit bestrichen, den Boden mit Korn belegt und mit Glas verschlossen.

a) Nach 24 Stunden 20°/0, nach 4 Tagen 45O/,, lebendig, der Rest klebte an der Anstrichmasse,

b) nach 24 Stunden waren am Leben, nach einer Sonnen- bestrahlung von einer Minute erwachten sofort 65 o/o der scheinbar totea Rafer, der Rest blieb tot.

7. V e r s u c h. Zaeifache Wiederholung. Brett mit 50prozent. Losung bestrichen.

a) Alle Kafer liefen glatt uber die Flussigkeit hinweg, ohne sich irgend-

b) bei nochmaligem Anstrich blieben alle Klfer tot, auch die Sonnen-

8. Versuch. Zweifache Wiederholung. 1OOprozent. Anwendung der Losung, Kiste damit bestrichen, Boden mit Korn bedeckt, rcit Glas verschlossen.

a) Xach 24 Stunden war noch kein Kafer am Leben, nach 72 Stunden waren 1 O o i 0 wieder am Leben,

b) alle Kafer waren und blieben tot. 9. V e r s u c h. Zweifache Wiederholung. Brett rnit 100prozent

wie zu schadcn,

bestrahlung hatte keinen Erfolg.

h u n g bestrichen. a) 9Ooi0 der Kafer waren tot, b) 40°/0 der Klfer waren tot.

Es laljt sich also auch hier nur wiederholen, was bei den Nitteln B1. 58 und 57 schon gesagt ist. Wenn die Kafcr in genugend inniger Beriihrung mit dem Mittel kommen, d. h., wenn sie nicht in der Lage sind, die Flussigkeit zu uberschreiten, so wirbt es todlich. Wie der Begriff ,,tddlich” zu fassen ist, ist allerdings eine Prage fur sich, denn bei dem Wieder- belebungsvorsuch in der Sonne hat sich ergeben, daB sich die Kafer haufig nur in einem Zustand der Starre befinden, der sich sofort lost, wenn die Tiere hoheren Temperaturen ausgesetzt werden. Es sei be- merkt, daB die Kafer nicht nur etwa sehwache Bewegungen machten, sondern sie liefen davon und suohten in kuhle und dunkle Lokalitateu zu gelangen. Die Abtotung war also zweifellos sehr unvollkommen, und es ware damit zu rechnen, daB ein ganzer Toil der scheinbar toten Kafer wieder zum Leben zuruckkehi t.

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464 Ele ine :

Es kann aber nicht allein darauf ankornmen, festzustellen, ob die Mittel fur die Abtotung der Kafer von Wert sind, sondern wie sich das Mittel auf Xebenerscheinungen auBert. Ich denke vor allen Dingen daran, wie auf dem Boden lagerndes Getreide sich dem Mittel gegeniiber ver- halten wird. Dabei ist angenommen, daB der Anstrich nur an den Wanden erfolgt und daB 24 Stunden nach dem Anstrich die Raume ausgeliiftet werden. Unter moglichst gleichen Verhaltnissen wurde Roggen, Hafer und Gerste mit allen hier besprochenen Mitteln in Verbindung gebracht und dann festgestellt, ob das Getreide in seiner Keimfiihigkeit irgendwie gelitten hatte.

1. Roggen. Die Ergebnisse sind folgende :

Unbehandelt, Keimfiihigkeit 93 %, Triebkraft 83 Ole. Es stand leider kein besserer Iloggen zur Verfiigung, da die Ernte 1926 durchgangig Saaten mit verhaltnisniaBig schwacher Triebkraft erbracht hatte.

Heimfahigkeit Triebkraft ‘la %

Anilinol . . . . . . . . . 88 19 Areginal . . . . . . . . . 89 38 Diametan . . . . . . . . 92 9 BI. 58 Fabrikyorschrift . . . . 87 61 R1. 57 . . . . . . . . . 86 1 C. 1 3 . . . . . . . . . . 90 60

Beim Roggen wurden noch einige starkere Konzentrationen zur An- wendung gebracht:

B1. 58 50prozent. Losung. . . 91 B1. 58 100prozent. Losung . . 75 C. 13 100prozent. Losung . . 75

Unbehandelt . . . . . . . 97 Anilinol . . . . . . . . . 94 Areginal . . . . . . . . . 97 Didmetan . . . . . . . . 96 B1. 58 Fabrikvorschrift . . . . 78 B1. 57 Fabrikvarschrift . . . . 68 C. 1 3 . . . . . . . . . . 7 5

Unbehandelt . . . . . . . 98 Anilinol . . . . . . . . . 92 Diametan . . . . . . . . . 99 Aregi n a1 . . . . . . . . . 9 7 B1. 58 Fabrikvorschrift . . . . 92 B1. 57 Fabrikvorschrift . . . . 87 (2 .13 . . . . . . . . . . 87

2. Hafer.

3. Gerste .

21 0

19

98 1 2 48 94 70 31 65

98 66 97 63 88 53 83

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Die Ergebnisse stanimen naturlich aus mehreren Versuchen. Die Gerste hat sich noch verhaltnismal3ig am besten gehaltel?, auch der Hafer ware noch ertriiglich. Beim Roggen dagegen sind die Zahlen doch huBerst bedenklich und zeigen deutlich, da13 man die Nittel nicht ohne weiteres verwcnden kann, wenn man Saatgut lagern will. Weizen konnte leider nicht gepriift werden, da er iiber Winter nicht mehr zur Verfiigung stand. Es ware aber immerhin interessant, zu sehen, ob nicht der Weizen sich ahnlich wie der Roggen verhalt, die Wahrscheinlichkeit ist sehr grofl. Die Ergebnisse sind insofern auch beachtenswert, als die nicht bespelzten Getreide, die sich dem Mittel gegeniiber weniger widerstanddhhig zu ver- halten scheinen, von dem lihfer bevorzugt werden. Es sei noch bemerkt, daB die Triebkraftzahlen noch kein wirkliches Bild von der SchBdigung der Mittel geben, denn nicht alle Pflanzen, die ermittelt sind, waren so stark, da13 sie im Pelde eine gesunde Pflanze ergeben wiirden In Wirk- lichkeit ist der Verlust vie1 groBer.

Da die Bodenbehandlung unter allen Umstanden eine groBe Rolle spielt, so wiire es wichtig, festzustellen, wie sich die Kafer den AuBen- temperaturen gegeniiber verhalten. I m allgemuinen kann man sagen, da13 bis zu einer Temperatur von 3 0 Plus die Kafer munter waren, sie be- wegten sich, liefen uniher und nahmen auch Nahrung zu sich. Sank die Temperatur weiter, so horte die Nahrungsaufnahme auf. Beim Gefrier- punkt etwa stellten die Kiifer auch jede Bewegung ein. Im uugeheizten Baum, wo auch iiber Winter eine Durchschnittstemperatur von etwa 10 geherrscht hat, sind die Kafer standig in Bewegung geblieben. Eine Vermehrung hatte aber nicht stattgefunden. I m geheizten Raum bei etwa durchschnittlich 180 C waren zu jeder Zeit alle Stadien der Entwickluug nachweisbar.

Bei Anwendung der Mittel whre iibrigens noch die Kostonfrage zu priifen, auf die hier nicht niiher eingegangeu werden kann. Bur dauernde, sich iiber mehrere lionate erstreckende UnteIstutzung wahrend der Ver- suehe bin ich den Herren Kleemann und Dr. Kolterrnann zum grol3en Dank verpflichtet.