das datenangebot nach dem esvg 2010 eine adäquate basis...
TRANSCRIPT
1
Das Datenangebot nach dem
ESVG 2010 –
eine adäquate Basis für die
Input-Output Analyse?
7. Input-Output-Workshop Osnabrück
Josef Richter 3. April 2014 1
2
Inhalt
1. Einleitung
2. Änderungen durch das ESVG 2010
Konzepte
Lieferprogramm
3. Eine adäquate Datenbasis für die Input-Output
Analyse?
4. Analyse von Globalisierungseffekten
7. Input-Output-Workshop Osnabrück
Josef Richter 3. April 2014 2
3
Einleitung
„Quod non est in actis, non in mundo“ Cicero
Die Konzepte und das Datenangebot nach dem ESVG 2010 werden auf
Jahre hinaus Umfang und Aussagekraft von Input-Output Analysen
zumindest in Europa determinieren.
Gleichzeitig kann die Einführung des ESVG 2010 Anlass sein, die
Eignung der von der amtlichen Statistik bereitgestellten Grundlagen für
die spezifischen Anforderungen der Input-Output Analyse kritisch zu
hinterfragen.
7. Input-Output-Workshop Osnabrück
Josef Richter 3. April 2014 3
4
ESVG 2010 - Konzepte
Änderungen gegenüber dem ESVG 95 mit besonderer
Relevanz für die Input-Output Analyse:
Anerkennung der Aufwendungen für Forschung und Entwicklung als
Investitionen.
Behandlung der Ausgaben für militärische Waffensysteme als
Anlageinvestitionen.
Waren, die Gegenstand von Lohnveredelungsarbeiten im Ausland
sind, sind auf Nettobasis zu buchen anstatt auf Bruttobasis wie im SNA
1993 und im ESVG 95.
7. Input-Output-Workshop Osnabrück
Josef Richter 3. April 2014 4
5
Das ESVG gibt Mindestnormen vor, auch was die Gliederungen betrifft.
Bestimmt die Aktualität der Datenbasis.
Übersicht über die Tabellen
7. Input-Output-Workshop Osnabrück
ESVG 2010 – Lieferprogramm Anhang B
Josef Richter 3. April 2014 5
6
ESVG 2010 - Lieferprogramm Anhang B
Tabelle 15 — Aufkommenstabelle zu Herstellungspreisen mit
Übergang auf Anschaffungspreise (jeweilige Preise und Preise des
Vorjahres)
Gliederung A*64 bzw. P*64
Die Lieferung von Daten in Vorjahrespreisen für die Bezugsjahre 2010-
2014 ist fakultativ. Ab dem Bezugsjahr 2015 ist die Lieferung obligatorisch.
Importe sind aufzugliedern nach:
Mitgliedstaaten und Organe und Einrichtungen der Europäischen Union
Mitgliedstaaten, deren Währung der Euro ist
Mitgliedstaaten, deren Währung nicht der Euro ist
Drittländer und gebietsfremde internationale Organisationen
7. Input-Output-Workshop Osnabrück
Josef Richter 3. April 2014 6
7
Tabelle 15 — Aufkommenstabelle zu Herstellungspreisen mit
Übergang auf Anschaffungspreise (jeweilige Preise und Preise des
Vorjahres
Als Konzept für die Daten nach Gütergruppen in den Aufkommens- und
Verwendungstabellen und den Input-Output-Tabellen ist das
Inlandskonzept zu verwenden.
Anpassungen an das Inländerkonzept (Direktkäufe im Ausland durch
Gebietsansässige) werden als Zeilensummen in der Tabelle
aufgenommen.
Importe nach Gütergruppen (cif) umfassen keine Direktkäufe im Ausland
durch Gebietsansässige.
7. Input-Output-Workshop Osnabrück
ESVG 2010 - Lieferprogramm Anhang B
Josef Richter 3. April 2014 7
8
Tabelle 16 — Verwendungstabelle zu Anschaffungspreisen (jeweilige
Preise und Vorjahrespreise)
Gliederung A*64 bzw. P*64
Die nachstehend genannten fünf zusätzlichen Tabellen sind nur alle fünf
Jahre erforderlich (für Bezugsjahre, die auf 0 oder 5 enden). Die Lieferung
dieser fünf zusätzlichen Tabellen ist zu jeweiligen Preisen obligatorisch
und zu Vorjahrespreisen fakultativ. Die fünf Tabellen sind
• Verwendungstabelle zu Herstellungspreisen
• Verwendungstabelle der Inlandsproduktion zu Herstellungspreisen
• Verwendungstabelle der Importe zu Herstellungspreisen
• Tabelle der Handels- und Transportspannen
• Tabelle der Gütersteuer abzüglich Gütersubventionen
7. Input-Output-Workshop Osnabrück
ESVG 2010 - Lieferprogramm Anhang B
Josef Richter 3. April 2014 8
9
Tabelle 16 — Verwendungstabelle zu Anschaffungspreisen (jeweilige
Preise und Vorjahrespreise)
Die Lieferung von Daten in Vorjahrespreisen für die Bezugsjahre 2010-
2014 ist fakultativ. Ab dem Bezugsjahr 2015 ist die Lieferung obligatorisch.
Aufgliederung der Exporte nach Ländergruppen wie jene der Importe in
Tabelle 15.
7. Input-Output-Workshop Osnabrück
ESVG 2010 - Lieferprogramm Anhang B
Josef Richter 3. April 2014 9
10
Tabelle 16 — Verwendungstabelle zu Anschaffungspreisen (jeweilige
Preise und Vorjahrespreise)
Als Konzept für die Daten nach Gütergruppen in den Aufkommens- und
Verwendungstabellen und den Input-Output-Tabellen ist das
Inlandskonzept zu verwenden. Anpassungen an das Inländerkonzept
(Direktkäufe im Ausland durch Gebietsansässige und Käufe ausländischer
Haushalte im Inland) werden als Zeilensummen aufgenommen.
Konsumausgaben der privaten Haushalte nach Gütergruppen umfassen
keine Direktkäufe im Ausland durch Gebietsansässige. Konsumausgaben
der privaten Haushalte nach Gütergruppen umfassen Käufe ausländischer
Haushalte im Inland. Exporte nach Gütergruppen (fob) umfassen keine
Käufe ausländischer Haushalte im Inland.
7. Input-Output-Workshop Osnabrück
ESVG 2010 - Lieferprogramm Anhang B
Josef Richter 3. April 2014 10
11
Tabelle 17 — Symmetrische Input-Output-Tabelle (Güter/Güter-
Tabelle) zu Herstellungspreisen
Gliederung P*64
Die Lieferung der zwei nachstehend genannten Tabellen ist in jeweiligen
Preisen obligatorisch:
Symmetrische Input-Output-Tabelle der Inlandsproduktion zu
Herstellungspreisen
Symmetrische Input-Output-Tabelle der Importe zu Herstellungspreisen
7. Input-Output-Workshop Osnabrück
ESVG 2010 - Lieferprogramm Anhang B
Josef Richter 3. April 2014 11
12
Tabelle 17 — Symmetrische Input-Output-Tabelle (Güter/Güter-
Tabelle) zu Herstellungspreisen
Gliederung P*64
Inlandskonzept
Aufgliederung der Importe und Exporte wie in den Tabellen 15 und 16
Die Lieferung aller symmetrischen Input-Output-Tabellen in
Vorjahrespreisen ist fakultativ.
7. Input-Output-Workshop Osnabrück
ESVG 2010 - Lieferprogramm Anhang B
Josef Richter 3. April 2014 12
13
Neuerungen durch das ESVG 2010
F&E
Grundsätzlich sehr ambivalent zu sehen
Behandlung der Ausgaben für militärische Waffensysteme als
Anlageinvestitionen.
Nunmehr in der Standardanwendung exogen
Lohnverarbeitung
Im Vergleich zum ESVG 1995 größere Kohärenz
7. Input-Output-Workshop Osnabrück
Eine adäquate Datenbasis für die IO Analyse?
Josef Richter 3. April 2014 13
14
ESVG 2010 - Gute Gelegenheit, die Eignung der
Datenbasis kritisch zu evaluieren
Positiv
• Transparenz über das Datenangebot, Planungssicherheit
• Integration in die VGR
• Internationale Vergleichbarkeit
Negativ
• Aggregation
• Einzelne Konzepte
7. Input-Output-Workshop Osnabrück
Eine adäquate Datenbasis für die IO Analyse?
Josef Richter 3. April 2014 14
15
Aggregationsniveau A*64 bzw. P*64
Relativ geringer Stellenwert der Sachgütererzeugung.
Zusammenfassung von Gütern/Aktivitäten mit extrem unterschiedlichen
Produktionsfunktionen.
7. Input-Output-Workshop Osnabrück
A 64 NACE
Rev. 2
44 68 Grundstücks- und Wohnungswesen
darunter: unterstellte Mieten für Eigentümerwohnungen
68.1 Kauf und Verkauf von eigenen Grundstücken, Gebäuden und Wohnungen
68.2 Vermietung, Verpachtung von eigenen oder geleasten Grundstücken, Gebäuden und Wohnungen
68.3 Vermittlung und Verwaltung von Grundstücken, Gebäuden und Wohnungen für Dritte
Eine adäquate Datenbasis für die IO Analyse?
Josef Richter 3. April 2014 15
16
A*64 Vertikale Integration
7. Input-Output-Workshop Osnabrück
NACE
A 64 Rev. 2 Bezeichnung aij HD
6 13-15 Herstellung von Textilien, Bekleidung sowie von Leder, Lederwaren und Schuhen 0,272
7 16 Herstellung von Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren (ohne Möbel) 0,242
8 17 Herstellung von Papier, Pappe und Waren daraus 0,178
11 20 Herstellung von chemischen Erzeugnissen 0,311
24 35 Energieversorgung 0,627
aij berechnet auf Basis der Verwendungstabelle zu Herstellungspreisen inklusive Importe; Input-Output Tabelle 2010 Österreich
Eine adäquate Datenbasis für die IO Analyse?
Josef Richter 3. April 2014 16
17
Behandlung von Lohnverarbeitung (Outsourcing)
Die Klassifikation einer Einheit ist in der NACE unabhängig davon, ob die
Produktion auf eigene Rechnung oder als Lohnverarbeitung durchgeführt
wird.
In der Aktivitätsgliederung NACE erfolgt keine Differenzierung danach, ob
das Grundmaterial im Eigentum des Produzenten oder nicht ist, wohl
aber in der Gütergliederung CPA.
Die NACE Rev.2 kennt aber einige wenige Aktivitäten, die typische
Lohnverarbeitungsaktivitäten sind, wie 13.3 “Veredlung von Textilien und
Bekleidung” oder 25.61 “Oberflächenveredlung und Wärmebehandlung”.
7. Input-Output-Workshop Osnabrück
Eine adäquate Datenbasis für die IO Analyse?
Josef Richter 3. April 2014 17
18
Behandlung von Lohnverarbeitung (Outsourcing)
Klassifikationsregeln nach Annex II des NACE Manuals (vereinfacht):
• Outsourcing ist gegeben, wenn ein Auftraggeber einen Teil oder die
ganze Produktion (ohne Hilfsfunktionen) an eine andere Einheit
vergibt.
• Der Auftraggeber ist so zu klassifizieren, als würde er die gesamte
Produktion selbst ausführen.
• Wenn der Auftraggeber die gesamte Produktion outsourced ist er
und der Auftragnehmer so zu klassifizieren, als würden sie die
gesamte Produktion ausführen.
7. Input-Output-Workshop Osnabrück
Eine adäquate Datenbasis für die IO Analyse?
Josef Richter 3. April 2014 18
19
Aggregation über sehr unterschiedliche Produktionsfunktionen
Beispiel: Bekleidungsherstellung
7. Input-Output-Workshop Osnabrück
Eine adäquate Datenbasis für die IO Analyse?
Inputstruktur Insgesamt Auftrag- Auftrag-
geber nehmer
Textilien
Hilfsmaterialien
Dienstleistungen
Abschreibungen
Löhne und Gehälter
Josef Richter 3. April 2014 19
20
Analyse von Globalisierungsphänomenen
Analyses of global value chains “have been one of the hot topics in recent
years in input-output analysis” (Dietzenbacher et al. 2013, p. 384).
Globalisierungsphänomene von besonderer Relevanz:
Verstärkte, neue Form der Arbeitsteilung - Outsourcing
Arbeitsteilung zwischen voneinander nicht unabhängigen Einheiten
7. Input-Output-Workshop Osnabrück
Josef Richter 3. April 2014 20
21
Analyse von Globalisierungsphänomenen
Problemfelder für die Input-Output Analyse
Outsourcing
Produktionsfunktion über mehre Länder „verteilt“
Brutto- versus Nettotransaktionen
Multinationale Unternehmen
Bewertungsproblematik
• „normale Markttransaktionen“
• konzerninterne Transaktionen
• keine Evidenz auf Güterebene
• etwas Evidenz auf Aktivitätsebene (FATS)
Konzerninterne „public goods“ (fehlende Inputs)
7. Input-Output-Workshop Osnabrück
Josef Richter 3. April 2014 21
22
Schlussbemerkungen
Einfach „working with what we have“?
Mehr Aufmerksamkeit den Datengrundlagen
Erschließung weiterer empirischer Evidenz
Je nach Fragestellung Erweiterung der Datengrundlagen
• Aufgliederungen
• Umbuchungen
Appell an die Ämter – Beispiel Österreich
7. Input-Output-Workshop Osnabrück
Josef Richter 3. April 2014 22
23
Schlussbemerkungen
“A science that purports to deal with the real world but that ignores its
empirical and observational side is likely to appear a rather empty and
unproductive discipline” (EVANS, HOFFENBERG 1955).
"In too many instances sophisticated statistical analysis is performed on a
data set whose exact meaning and validity are unknown to the author“
(LEONTIEF 1971).
LEONTIEF auf der Sixth International Input-Output Conference 1974 in
Wien :
“Input-output analysis is really hard empirical work”
7. Input-Output-Workshop Osnabrück
Josef Richter 3. April 2014 23
24
Danke für die Aufmerksamkeit
7. Input-Output-Workshop Osnabrück
Josef Richter 3. April 2014 24