was ist kunden nachhaltigkeit wert? - prof. dr. andreas löschel, universität münster

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1 Was ist Kunden Nachhaltigkeit wert? Prof. Andreas Löschel Universität Münster 4. greenmeetings und events Konferenz, 16:30 bis 18:00 13. Februar 2017 im Bürgerzentrum Waiblingen

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Was ist Kunden Nachhaltigkeit wert?

Prof. Andreas Löschel

Universität Münster

4. greenmeetings und events Konferenz, 16:30 bis 18:0013. Februar 2017 im Bürgerzentrum Waiblingen

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Zahlungsbereitschaft für Nachhaltigkeit

1. Nachhaltigkeit und das Versagen des Marktes2. Zahlungsbereitschaft für Nachhaltigkeit3. Verhaltensanomalien4. Langfristige Rahmenbedingungen5. Fazit

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Zahlungsbereitschaft für Nachhaltigkeit

1. Nachhaltigkeit und das Versagen des Marktes2. Zahlungsbereitschaft für Nachhaltigkeit3. Verhaltensanomalien4. Langfristige Rahmenbedingungen5. Fazit

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• seit den 1950er Jahren Happiness-Surveys der Glücksforschung: ‘All things considered, how satisfied are you with your life as a whole these days?’ oder‘All things considered, how happy would you say you are with your life these days?’

• Antworten zwischen 1 (very dissatisfied) und 10 (very satisfied). Beide Fragengeben sehr ähnliche Antworten (kardinale Nutzenmessung)

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Subjektiver Ansatz: Happiness

Quelle: Deutsche Post Glücksatlas 2014

Welche Rolle spiel die Umwelt für Wohlergehen?

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• macht bessere Umwelt glücklich? - Ja

• Preis ist Ausdruck der Wertschätzung für Gut und subjektiven Wohlergehen (Glück)

• Umweltqualität (reine Luft, sauberes Wasser, Gewässer, geringe Lärmbelastigung) sind öffentliche Güter bei denen keine Märkte existierenWertschätzung nichteinfach aus der Zahlungsbereitschaft ableitbar

• Umweltbewertung aus subjektive Lebenszufriedenheit

• Aussagen zum allgemeinen Wohlbefinden mit Umweltdaten verknüpfen:welche Einkommensverbesserung wäre notwendig, um bei einerUmweltverschlechterung gleiches Wohlergehen zu sichern

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Wohlergehen und Umwelt

Erhöht saubere Umwelt die Wohlfahrt?

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• Beispiel: Blei und Stickoxide, Lebenszufriedenheit gemessen auf einer Skala von 1 (gar nicht zufrieden) bis 4 (sehr zufrieden).

• Rückgang der Stickoxidbelastung: Anstieg um 0.03 Skalenpunkte (3% eine Stufe zufriedener), Rückgang der Bleibelastung führt zu Anstieg um 0.047 Skalenpunkte

• Rückgang um 70% in D bei fast 5 % der Bevölkerung eine Stufe höher

• Monetäre Bewertung der Umweltqualität: Stickoxide 900 Eur/a, Blei 1400 Eur/a

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Wohlergehen und Umwelt

Erhöht saubere Umwelt die Wohlfahrt?

Quelle: Welsch, H. (2006), Environment and Happiness: Valuation of Air Pollution Using Life Satisfaction Data, Ecological Economics 58, 801-813.

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• privates und sozial erwünschtes Verhalten unterscheiden sich: die Nachfrage nach „Nachhaltigkeit“ im Sinne eines schonenden Umgangs mit Ressourcen ist zu gering

• Nachhaltigkeit bedeutet, dass derzeitige Nutzung der Umwelt nicht zu Lasten zukünftiger Generationen gehen soll

• Brundtland-Bericht „Unsere gemeinsame Zukunft“ („Our Common Future“) (1987): Sustainable development is development that meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs.

• regulatorische Rahmen ist wichtig für Nachhaltigkeitsziele, auch freiwillig sindHaushalte und Unternehmen bereit, etwas für Nachhaltigkeit zu tun (aber wohl“zu wenig”)

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Nachhaltigkeit und Versagen des Marktes

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Nachhaltigkeit und Versagen des Marktes • aber Nachhaltigkeit ergibt sich nicht einfach im Marktprozess

• das sich im Wettbewerb ergebende Marktgleichgewicht ist pareto-optimal (erster Hauptsatz der Wohlfahrtsökonomik): Preis reflektiert relative Knappheit eines Gutes

• gilt nicht für das Marktergebnis bei sogenanntem Marktversagen

• Externe Effekte: Wirtschaftliche Aktivitäten eines WS beeinflussen andere WS, ohne dass dies durch Preise abgegolten wird

• Ursache externer Effekte: Fehlende oder unvollständige Eigentumsrechte (Coase1960): Es ist nicht rechtlich festgelegt, welche Handlungs- bzw. Verbotsrechte Schädiger bzw. Geschädigte haben

• öffentliche Güter führen zu Marktversagen da einzelne Konsumenten das öffentliche Gut konsumieren, ohne etwas dafür zu bezahlen (“Trittbrettfahrer”). nicht möglich (Technik / Kosten), potentielle Nutzer vom Konsum auszuschließen

• Trittbrettfahrer profitiert von der Bereitstellung des Gutes, ohne dafür zu bezahlen suboptimal niedrige Bereitstellung des öffentliches Gutes

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Nachhaltigkeit und Versagen des Marktes • Nutzung der Umwelt hängt vom Preis der Umwelt ab

aber: oftmals existiert aber gar kein Preis (fehlende Eigentumsrechte), obwohl Umwelt ein knappes Gut darstellt, welches verteilt und realloziert wird)

• Klimawandel als „größtes Marktversagen“ in der Geschichte

• Marktversagen rechtfertigt regulatorische Eingriffe und ist im Kontext der Energiewende weit verbreitet

• Beispiele in der Nachhaltigkeitsdebatte

Netze: natürliche Monopole, Netzwerkeffekte (Lade-/Tankinfrastruktur)

Umwelt- und Klimaschutz: externe Effekte von CO2-Emissionen und Schadstoffen

Erneuerbare Energien: Emissionsexternalität, Wissensexternalität (Innovation, Diffusion), Energiesicherheit (?)

Energieeffizienz: Emissionsexternalität, imperfekte Informationen, Liquiditätsbeschränkungen

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Kostet Nachhaltigkeit? Effizienzlücke

Source: McKinsey (2007)

Vermeidungskosten im Gebäudesektor (Deutschland)

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Kostet Nachhaltigkeit? Effizienzlücke• trotz kostentechnischem Vorteil werden Effizienzmaßnahmen von

Wirtschaftssubjekten nicht durchgeführt Realisierung von Effizienzgewinnen niedriger als im Optimum („ Energieeffizienzlücke“)

• große „Energieeffizienz-Lücke“aus rein technischer Perspektive: mit den zur Verfügung stehenden Energieeffizienztechnologien könnte bei entsprechenden Investitionen eine relativ große Menge an Energie eingespart werden

• aber: was wird vom Kunden gewünscht und lohnt sich das?

• nicht jede Maßnahme zur Steigerung der (technischen) Energieeffizienz auch aus ökonomischer Perspektive sinnvoll

Beseitigung von Marktversagenstatbeständen führt hin zum ökonomischen Optimum

verhaltensbezogene Anomalien der Nutzer sind zu berücksichtigen

• Nachhaltigkeit kostet – aber vielleicht weniger als gedacht

Technisch mögliche Anwendungen

Wirtschaftlich rentable

Anwendungen*

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Zahlungsbereitschaft für Nachhaltigkeit

1. Nachhaltigkeit und das Versagen des Marktes2. Zahlungsbereitschaft für Nachhaltigkeit3. Verhaltensanomalien4. Langfristige Rahmenbedingungen5. Fazit

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Anreiz für nachhaltiges Verhalten• (ökonomische) Anreize

Entscheidungen der Individuen hängen von ihren Präferenzen und den ökonomischen Anreizen (Preisen) ab

Annahme von strikt nutzenmaximierenden Individuen

Beispiel: ist grüne günstiger als graue Energie, dann wird grüne Energienachgefragt (unabhängig von Klimaschutz, Luftverschmutzung etc.), wenn eskeine Abneigung gegen Nachhaltigkeitsüberlegungen gibt

ist graue günstiger als grüne Energie, dann kommt es z.B. auf die Umweltpräferenzen an je wichtiger der Schutz der Umwelt, umso höher ist die Zahlungsbereitschaft für grüne Energie (umweltfreundliches Verhalten)

Wertschätzung nachhaltiger Attribute Zahlungsbereitschaft für Nachhaltigkeit

strikt Nutzenmaximierung hält nicht immer einer empirischen Überprüfung stand

auch andere Überlegungen sind von großer Bedeutung

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Zahlungsbereitschaft für Nachhaltigkeit• umweltschonendes Verhalten (Minderung von Müll, Ressourcen, Energie,

Klimawandel, Schutz natürlicher Lebensräume)

• Green Meetings:

Anreise: kurze Wege, CO2 Kompensation, ÖPNV

Teilnehmermanagement: papierlos, elektronisch

Catering: vegetarisch, Mehrweg

Energie: energieeffizienter Rahmen, Ökostrom, klimaschonend

• Was ist die Zahlungsbereitschaft für diese nachhaltigen Leistungen?

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Zahlungsbereitschaft für Klimaschutz• Was zahlen die Einzelnen freiwillig für den Klimaschutz? - wenig

• wegen öffentlichem Gut und marginalem Beitrag: Spendenbereitschaft

• Ermittlung der Zahlungsbereitschaft durch

Abfragen hypothetischer Entscheidungen („stated preferences“) Standardansatz in der Literatur:

Flugreisende (24 – 30 EUR/tCO2) Harvard-Studenten (89 USD/tCO2)Autokäufer (476 EUR/tCO2)

reale Entscheidungen („revealed preferences“) unser Ansatz durch Nutzung des EU Emissionshandels

(Bürger können realen Klimaschutz mit ihrem Geld finanzieren)siehe Löschel/Sturm/Vogt (2013)

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• Bürger können EU CO2-Zertifikate kaufen, die dann stillgelegt werden und so realen Klimaschutz leisten

• etwa 200 repräsentative Bürger Mannheims

• Erläuterung zu Klimawandel und EU Emissionshandel

• Anreizkompatible Ermittlung der individuellen Nachfrage (Becker-DeGroot-Marschak, freiwillig und anonym)

• Zertifikate wurden erworben und stillgelegt, d.h. Kauf der Emissionsrechte verringert die Gesamtmenge aller zur Verfügung stehenden Zertifikate im Emissionshandel und damit die absolute Gesamtmenge an Emissionen in EU durch die Zahlungen der Teilnehmer wird ein realer,

quantifizierbarer Beitrag zum Klimaschutz geleistet

• reale Zahlungsbereitschaft erheblich niedriger als durch Stated Preference Befragungen ermittelte Zahlungsbereitschaft für Klimaschutz in der Literatur

Zahlungsbereitschaft für Klimaschutz

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• unbequeme Wahrheit(“inconvenient truth“): in Feldexperimenten ist Zahlungsbereitschaft für Klimaschutz sehr niedrig(Mittelwert: 12€ per tCO2, Median: 0€ per tCO2)

• Dichotome Verteilung: einige tragen sehr viel bei

• positiver Einfluss auf die Nachfrage nach Zertifikaten: Alter, Einkommen, Bildungsniveau, Wähler der Grünen, Sorge um Klimawandel, persönliches Engagement

• keinen signifikanten Einfluss auf die Nachfrage: Religion, Kinder, Informationsstand zum Klimawandel, Klimawandel als staatliche Aufgabe

Zahlungsbereitschaft für den Klimaschutz

Quelle: Löschel et al. (2013)

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• unter realen Bedingungen mit einem Busunternehmen, Teilnehmer wissen nichts von der Teilnahme (2013)

• Möglichkeit zur CO2-Kompensation durch Integration in den normalenBuchungsvorgang (Preis und Menge in kg CO2: 47g CO2 pro Fahrkilometer zu€17.90 pro tCO2, 8 ct pro 100 km) – geringe Kosten

• Bei Interesse: bessere Holzkohleofen in Accra/Ghana im Voluntary certification process (VER) als Gold Standard project qualifiziert

Feldexperiment: CO2‐Kompensation bei Busreisen

All bookings

Treatment control 1:1 p-50% 3:1 p-75% 1/3:1 p-25% all

compensated bookings (%) 26.9 30.6 33.7 28.4 35.0 25.8 28.9 29.9

resulting compensation:- CO2 (without match, kg)- totalCO2 (incl. match, kg)

3.43.4

3.87.6

4.24.2

3.514.1

4.54.5

3.24.2

3.63.6

3.76.0

offsetting payments - total payment (cents)- paid by customer (cents)

5.955.95

6.726.72

7.43.7

6.256.25

8.012.00

5.645.64

6.454.84

6.625.02

observations 1,652 1,571 1,590 1,634 1,592 1,637 1,582 11,258

Kompensation von Emissionen bei Reisen

Quelle: Kesternich, Löschel, Römer (2016)

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• viele kompensieren, da kleiner Betrag – wie kann freiwillige Beitrag erhöht werden?

• Preissubvention von 25% und mehr und 1:1 Matching des Beitrags erhöht den Anteil der Fahrgäste, die ihre Emissionen in der ersten Buchung kompensieren(insb. Preisrabatte erhöhen Teilnahme)

• insbesondere die gleiche Aufteilung zwischen Fahrgästen und Busunternehmenwirkt besser als niedrigere Anreize, höhere Interventionen wirken nicht starker

• nur bei 1:1 matching steigen die Nettobeiträge der Fahrgäste und kommt es überdie Zeit nicht zu Minderung der Wirkungen (crowding out). Für wiederholteBuchungen kann nur Gleichteilung (1:1) höhere Kompensationsniveausaufrechterhalten

• es gibt positive spill-over effects des 1:1 matching schemes auch nach Wegnahme(höhere Teilnahme und Beitrag)

• Anbieter spielt ebenfalls wichtige Rolle für das Nachhaltigkeitsverhalten

Feldexperiment: CO2‐Kompensation bei BusreisenKompensation von Emissionen bei Reisen

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• Sind Hotelgäste bereit für Umweltfreundlichkeit und nachhaltige Praktiken in Hotels einen Mehrpreis zu zahlen?

• gemischte Evidenz

• Nachhaltigkeit häufig intangibler Nutzen für den Gast, der aber anderen Nutzenbieten kann (Zufriedenheit, Selbstwert)

• 88% der Reisenden finden nachhaltiges Reisen wichtig, aber nur einige sind bereitdafür zu zahlen, während andere finden, dies ist eine Aufgabe des Hotels

• für USA: insbesondere Gäste mit hohem Umweltbewußtsein und in Hotels im mittleren und gehobenem Hotelsegment würden Mehrpreis zahlen (Kang et al. 2012)

• die Umsetzung umweltfreundlicher Strategien und Corporate Social Responsibility (CSR) können Kaufverhalten positive beeinflussen kaufen bestimmte Güter und Dienstleistungen (means) um gewünschte Werte zu sichern (end) bzw. identifizierensich mit grünen Unternehmen, wenn sie grün sind (social identity theory)

• aber: Lücke zwischen den Einstellungen zu CSR und Kaufverhalten

Feldexperiment: CO2‐Kompensation bei BusreisenZahlungsbereitschaft für nachhaltige Übernachtungen

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• sind Restaurantgäste bereit für nachhaltige Praktiken einen Mehrpreis zu zahlen?

• allerdings ist dies für Kunden schwer beobachtbar

• Information durch Menü, Kennzeichnung, Kampagnen (Kommunikation, Werbung)

• moderater Preisaufschlag wird von Gästen akzeptiert,höhere Aufschläge nicht durchsetzbar (max. 10 % in Parsa et al. 2015)

• insbesondere Kunden mit aktivemBeitrag zu CSR und Umwelt-präferenzen bezahlten mehr evtl. nicht ausreichend

Feldexperiment: CO2‐Kompensation bei BusreisenZahlungsbereitschaft für nachhaltiges Essen

Quelle: Parsa et al. 2015

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Zahlungsbereitschaft für Nachhaltigkeit

1. Nachhaltigkeit und das Versagen des Marktes2. Zahlungsbereitschaft für Nachhaltigkeit3. Verhaltensanomalien4. Langfristige Rahmenbedingungen5. Fazit

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Verhaltensanomalien als Ansatz für Interventionen• (scheinbar) nicht nutzenmaximierendes Verhalten (Verhaltensversagen) liegt in

(mindestens) drei Einschränkungen der menschlichen Natur begründet:

eingeschränkte Rationalität: ergibt sich dadurch, dass Menschen keine perfekten kognitiven Fähigkeiten besitzen, um jedes Problem vollständig zu durchdringen und um das optimale Handeln abzuleiten

eingeschränkte Willenskraft: zeigt sich darin, dass Menschen das Optimale –selbst wenn tatsächlich bekannt – nicht wählen, also Entscheidungen treffen, die gegen ihre eigenen langfristigen Interessen laufen (z. B. schlechte Ernährung)

eingeschränktes Selbstinteresse: Altruismus und selbstlose Taten (z. B. Spenden) können Hinweise für ein eingeschränktes Selbstinteresse sein

• verzerrte Präferenzen (Zeitinkonsistenzen/Kurzsichtigkeit, Referenzpunkte, soziale Präferenzen …), verzerrte Vorstellungen (systematische Fehleinschätzungen, …), verzerrte Entscheidungsausführung (Limited Attention, …)

Ansatzpunkte für nicht-finanzielle Anreize / nicht preisbasierte Interventionen(soziale Normen, Information / Wissen, Defaults) (Sunstein und Reich, 2014)

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Soziale Normen• Wahrnehmung des Verhaltens der Gruppenmitglieder etabliert eine soziale Norm

wie verhalten sich die Meisten gewöhnlich (deskriptive Norm) („es wird schon seine Richtigkeit haben, wenn das alle so machen“)

welches Verhalten wird von den Anderen gebilligt (injunktive Norm) („man sollte keinen Strom verschwenden“)

• (deskriptive) soziale Normen können Verhalten in beide Richtungen beeinflussen

das Wissen um nachhaltiges Verhalten anderer, führt zu nachhaltigeremVerhalten (Alcott, 2011)

der Verweis auf weite Verbreitung von unerwünschtem Verhalten verstärkt diesesoziale Norm, die eigentlich geändert werden soll (Cialdini, 2006)

• injunktive Norm vermindert die Gefahr umweltschädlichen Verhaltens

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Soziale Normen• Allcott (JPubE, 2011): Behandlungsgruppe erhielt in regelmäßigen Abständen

(monatlich, zweimonatlich, vierteljährlich ) einen Home Energy Report mit:

Energiespartipps (durch Verhaltensänderungen und Investitionen)

Vergleich eigener Stromverbrauchs mit ähnlichen Nachbarn (deskriptive Norm)

Bewertung des Verbrauchs mit Smileys (injunktive Norm)

• Idee: der Vergleich mit den Nachbarn etabliert eine soziale Norm

• Problem: “boomerang effect” Haushalte mit niedrigem Verbrauch könnten mehrElektrizität konsumieren Bewertung mit smileys

• Wirkungsmechanismen des Home Energy Reports (HER)

1. Informationen: Energieeffizienz kann mit geringeren Kosten erreicht werden

2. soziale Vergleich ermöglicht soziales Lernen

3. moralische Kosten: steigen für alle bzw. die HH, die mehr als Norm konsumieren

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All Neighbors

EfficientNeighbors

YOU

Last Month Neighborhood Comparison

504 kWh*

596 kWh

1092 kWh

Last month you used 15% LESS electricity than your efficient neighbors.

26

GREAT

GOOD

BELOW AVERAGE

*kWh: A 100‐Watt bulb burning for 10 hours uses 1 kilowatt‐hour.

Soziale Normen: Beispiel Home Energy Report

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• durchschnittlicher ATE (average treatment effect) über alle Anbieter: 2%

• Stromeinsparung von 0,62kWh pro Tag Nutzung einer Glühbirne 10,4 h am Tag

• entspricht Strompreiserhöhung von 11-20% (kurzfristig) bzw. 5,2% (langfristig)

• Kosteneffizienz (Kosten /eingesparte kWh pro Jahr): 3,31 cent pro gesparter kWh

• heterogene Treatment Effekte: Je mehr der Haushalt vor dem Treatment verbraucht hat, desto mehr wird eingespart

kein Boomerang-Effekt

“Profiling” möglich: Kosteneffektivitätverbessert, wenn Haushalte mit hohemVerbrauch angesprochen werden

smileys machen keinen Unterschied

Soziale Normen: Beispiel Home Energy Report

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Soziale Normen: Überlegungen zur Außenwirkung• Verhalten soll auch das Eigenverständnis, Werte und Status repräsentieren

• Sichtbarkeit ist dann wichtig (lieber Elektroauto als grünen Strom)

• Verhalten wieder in Richtung der bestehenden sozialen Norm:

in einigen Gruppen wird Nachhaltigkeit wertgeschätzt

in anderen gerade nicht

• Etablierung umweltfreundlicher Standards wichtig!

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Empirische Forschung zum Einfluss von Normen auf den Schutz natürlicher Ressourcen

Energiesparen (Allcott & Mullainathan 2010, Science)

‚Grüne‘ Elektrizitätsprogramme (Clark, Kotchen & Moore 2003, J Environ Psychol)

Wassersparen (Ferraro, Miranda & Price 2011, AER)

Teilnahme an Programmen zum Schutz von Ökosystemen (Chen u.a. 2009, PNAS)

Recycling (Hage et al. 2009, Resour Conserv Recy)

Ressourcenschutz in Hotels (Goldstein et al. 2008, JCR)

Pkw-Nutzung (Nordlund & Garvill 2003, J Environ Psychol)

Müllentsorgung (Cialdini, Reno & Kallgren 1990, JPSP)

Kollektives Management natürlicher Ressourcen (Wasser für Bewässerung, Wälder) (Pretty 2003, Science)

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Voreinstellungen und Entscheidungsarchitektur• Voreinstellung (Default) legen fest, was passiert, wenn Individuen gar nichts tun

• Voreinstellungen können in der einen oder anderen Richtung stattfinden (opt-in oderopt-out, d.h. Ergebnis kann automatisch grün sein oder nicht) - versus aktive Wahl

• Voreinstellungen werden bei Entscheidungen oft beibehalten und sind wichtig imKontext nachhaltigen Verhaltens

• Defaults erhalten Konsumentsouveränität und werden üblicherweise zum Wohle des Konsument gesetzt, nicht zum Nutzen der Umwelt (teurerer grüner Strom keinDefault, obwohl unter Berücksichtigung negativer Umweltwirkungen sinnvoll)

• Beispiele (Sunstein und Reisch):

Papierverbrauch: Drucker-Standardeinstellung “doppelseitig” (15% Reduktion)

Energieeffizienz: Energiesparlampe als Standard bei Umbau (30% mehr)

grüne Energie: Ökostrom als Voreinstellung, Persistenz alter (grauer) Defaults

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Voreinstellungen und Entscheidungsarchitektur• es wird meist graue Elektrizität genutzt, auch weil es der Default ist

• 1999 führte Energiedienst GmbH drei neue Tariffe ein: 150000 Kunden erhieltenBriefe mit der Aufforderung einen Tarif zu wählen

Tarif 1: grüner Tarif, dieser war der Default. Wurde nicht auf den Brief geantwortet, erhielten die Kunden den Tarif 1

Tarif 2: grauer Tarif, 8% günstiger als Tarif 1

Tarif 3: Premium grüner Tarif, 23% teuerer als Tarif 1

• zwei Monate später: 94% der Kunden blieben bei Tarif 1, 4,3% haben Tarif 2 gewählt, 1% Tarif 3, 0,7% haben den Anbieter gewechselt

• wird der Default von grau zu grün – oder neutral – gewechselt, wählt ein signifikanthöherer Anteil den grünen Tarif

• aber: wenn Preise für grüne Energie sehr hoch, trotzdem grauer Energiekonsum, paternalistische Manipulation, Stress bei Konsumenten bei Defaultwechsel

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Voreinstellungen und Entscheidungsarchitektur• stärkerer Effekt, wenn wenig über das Gut bekannt ist und es für Konsumenten

ungewohnte Entscheidungen sind (z.B. Elektrizität, aber auch Umweltwirkungen)

• Konsumentenpräferenzen werden oft erst bei der Entscheidung bestimmt und lassensich von dem Kontext und der Darstellung der Entscheidung beeinflussen

• Beibehaltung der Defaults kann durchaus rational:

ist eine Empfehlung eines Experten, der Politik, des Unternehmens(wirken besonders, wenn Entscheidungsarchitekt als vertrauenswürdigangesehen wird)

Trägheit spart Zeit, Anstrengung, Geld und schützt auch noch vor unangenehmenEntscheidungen (Geldsparen vs. Umweltschützen)

stellen einen Referenzpunkt dar, von dem ungern abgewichen wird

• bei klaren Präferenzen gegen Default wird dagegen entschieden (Defaults unterstützen bei bestehenden Umweltpräferenzen)

• Defaults wichtig!

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Konsumenten zeigen oft Kurzsichtigkeit• Individuen vernachlässigen langfristigen Nutzen aufgrund kurzfristiger Kosten

• dies ist beispielsweise bei der Abwägung zwischen langfristigen Kraftstoffkostenersparnissen und höherer Anfangsausgabe beim Kauf eines kraftstoffsparenden Autos der Fall

• die Hinweise hierzu sind vorhanden, aber noch relativ gering

• zudem besitzen Käufer, solange sie nicht in eine neue energieeffiziente Technologie investieren, eine Art Option, deren Wert mit dem Grad der Unsicherheit über künftige Energiekosten und/oder günstigere An-schaffungspreise kraftstoffsparender Autos steigt

• Was kurzsichtig erscheint, kann also tatsächlich eine individuell rationale Investmentstrategie darstellen

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Empirische Hinweise auf Zeitinkonsistenzen• Fowlie/Greenstone/Wolfram (2015) untersuchen Programm zur Renovierung

älterer Gebäude für einkommensschwächere Haushalte in den USA

• obwohl den Haushalten keine finanzielle Belastung durch das Programm entsteht, wurde eine geringe Teilnahmequote beobachtet

• Da die Haushalte sich für das Programm bewerben mussten und ein Losverfahren letztlich über Teilnahme entschied, schließt die Studie auf eine äußerst hohe Bewertung der nicht-monetären Kosten die in der Gegenwart anfallen, um sich auf das Programm zu bewerben

• langfristige Einsparungen werden dagegen geringer bewertet, was aus monetären Gesichtspunkten zu einer ineffizienten Entscheidung führt

• mögliche Idee bzgl. langer Amortisationszeiten ist ein Pay-As-You-Save System, bei dem Anfangsausgaben für Verbraucher reduziert werden und in Höhe der laufenden Einsparungen durch höhere Energieeffizienz zurückgezahlt werden (Pennies-a-day Effekt)

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Konsumenten anfällig für Unachtsamkeit und Salienz• Unachtsamkeit und Salienz (Auffälligkeit): Konsumenten lassen bei Kaufent-

scheidungen bestimmte Produktattribute (z. B. Energieeffizienz) außer Acht

• das kann individuell rational sein, wenn es mühsam ist, sich entsprechende Informationen einzuholen, zumal wenn Energieeffizienz nicht das allein ausschlaggebende Produktmerkmal ist

• gleichzeitig richten Menschen ihre Aufmerksamkeit auf saliente, „ins Auge springende“ Attribute und nicht auf vollständige Informationen

• Beispiel: als in 10 US-Städten (und einem County) Gesetze verabschiedet wurden, welche für einige Gebäudetypen verlangten, den jährlichen Energieverbrauch an eine Behörde zu übermitteln konnte ein Verbrauchsrückgang beobachtet werden. Melder widmen dem Energieverbrauch nun entsprechende Aufmerksamkeit

• allgemein gilt es, einen „Information Overload“ mit seinen potenziell negativen Auswirkungen auf den Entscheidungsprozess zu vermeiden

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• Bei erheblicher Anzahl an Wahlmöglichkeiten greifen Menschen oft auf simple Heuristiken zurück

• Trotz klarer Präferenzen wird ein Konsument vom „Information Overload“ förmlich erschlagen und reduziert die komplexe Entscheidungen durch simplere Mechanismen

• Oft beobachtete Heuristiken:

Diversifizierung der Auswahl

Vermeidung einer Entscheidung

Präferenz für das Bekannte

Präferenz für das Offensichtliche

Verwirrung / Fehlwahl bei Ausführung (falsches Häkchen markiert)

Menü Effekte

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Konsumenten anfällig für Unachtsamkeit und Salienz

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Beispiel LED Lampen• Rodemeier/Löschel/Kube (2017): bewerten Konsumenten Energieeinsparungen

durch LED Lampen zu gering wegen kognitiver Einschränkungen (Unachtsamkeitsbias) und fehlender Informationen

• Informationsverzerrung bei energieverbrauchenden Investitionsgütern (Autos, Kühlschränke, Heizung, etc)

• Vereinfachtes Szenario: Konsument hat die Wahl zwischen einer Glühlampe und einem vergleichbarem LED-Leuchtmittel

• unter vollständiger Information entscheidet er sich für das LED-Leuchtmittel

• bei fehlenden Informationen oder kognitiver Einschränkung wählt er evtl. die LED

Group T1(One Choice Only)

Group C(Control)

Group T2(Two Choices)

vs.

Information Treatment

Purchase Decision

Purchase Decision Repeated

LED bulbIncadescent bulb

Post‐Experiment Survey

Information Treatment

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Beispiel LED Lampen• Treatment

• Empirische Nachfragekurvenhöhere Nachfrage / Zahlungs-bereitschaft (WTP) in der Treatment- Gruppe

• Erklärungsmöglichkeiten

1) Informationsasymmetrien -> Probanden kennen die Kostenunterschiede nicht

2) Unaufmerksamkeit/ kognitive Einschränkungen -> Probanden kennen die Kostenunterschiede, aber beachten Sie nicht bei Kaufentscheidungen

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Zahlungsbereitschaft für Nachhaltigkeit

1. Nachhaltigkeit und das Versagen des Marktes2. Zahlungsbereitschaft für Nachhaltigkeit3. Verhaltensanomalien4. Langfristige Rahmenbedingungen5. Fazit

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Wie lange reichen die Rohstoffe?Öl 54 Jahre

Erdgas 64 Jahre

Kohle 112 Jahre

Eisen 29 Jahre

Aluminium (Bauxit) 132 Jahre

Kupfer 43 Jahre

Gold 19 Jahre

Zink 19 Jahre

Tantal 152 Jahre

Seltene Erden (aggregiert) 846 Jahre

Statische Reichweite:Reserven im Jahr t / Förderung im Jahr t

Die statische Reichweite gibt an, wie lange die aktuelle Förderung eines Rohstoffs bei konstanten Reserven aufrecht erhalten werden könnte.

bei Wachstum der Abbaumengen verkürzt sich die Reichweite drastisch

Quellen: BP (2012), USGS (2012)

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Statische Reichweite von ErdölSeit 1980 ist die statische Reichweite von Öl fast immer gestiegen.

1980: 30 Jahre.2011: 54 Jahre.

Schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts:Statische Reichweite von Öl meist zwischen 20 und 40 Jahren.

Rohstoffe werden uns lange nicht ausgehen

Quelle: BP (2012)

0

10

20

30

40

50

60

42

5.6

34.3

25.3

34.9

Produktion (457 EJ)

Kernkraft

Kohle

Erdgas

Erdöl

Energetische Rohstoffe

Ressourcen inkl. nicht nachgewiesenen, aber geologisch möglichen und zukünftig förderbaren Mengen. Quelle: BGR (2010)

Ressourcen

Reserven

Produktion

4.2

53.118.7

23.9

Reserven (39.794 EJ)

Kernkraft

Kohle

Erdgas

Erdöl

1.3

77.6

18.4

2.8Ressourcen (613.180 EJ)

Kernkraft

Kohle

Erdgas

Erdöl

UN SDG und Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie

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• Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der UN: 17 Sustainable Development Goals (SDGs) mit insgesamt 169 Unterzielen bis zum Zieljahr 2030SDG 7: Energieproduktivität (Ressourcenschonung) und ErneuerbarenausbauSDG 13: Klimaschutz

Pariser Abkommen zum Klimaschutz

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• verhandelt auf der COP21 imDezember 2015 in Paris

• Pariser Abkommen trat in Kraft nach Ratifizierung durch 55 Ländermit mindestens 55% der globalen Emissionen

• 194 Länder unterschrieben, 123 Länder ratifiziert, 80.43% der globalen Emissionen

• Bottom-up Ansatz als Startpunkt

• Starke Betonung nationaler Souveränität

• Ziel: unter 2 Grad, aber Beiträge der Staaten (NDC) unklar

http://climateanalytics.org/hot-topics/ratification-tracker.html

45

Deutsche Energiewende mit ambitionierten Zielen

Bruttostromverbrauchggü. 2008

Energieproduktivität 2,1%Bruttoendenergie-verbrauchggü. 2008

Primärenergie-bedarf in Gebäudenggü. 2008

Endenergieverbrauch imVerkehrggü. 2005

Treibhausgas-emissionenggü. 1990

Quelle: Fortschrittsbericht der Bundesregierung

46

Stellungnahme zum fünftenMonitoring-Bericht der Bundesregierung fürdas Berichtsjahr 2015

Berlin · Münster · Stuttgart, Dezember 2016

47

Quelle: BMWiMonitoring Bericht (2016)

Stand der Energiewende

48

Ziele im Bereich erneuerbare EnergienGesamteinschätzung Expertenkommission

‐5,0

‐2,5

0,0

2,5

5,0Zielbasisjahr bis 2015 2015 bis 2020 2020 bis 2050

EE am Bruttostrom‐verbrauch

EE am Bruttoend‐energieverbrauch

EE amWärmeverbrauch

EE im Verkehrsbereich

Endenergie‐produktivität

WärmebedarfGebäude

EndenergieVerkehr

Primärenergie‐verbrauch

Bruttostrom‐verbrauch

Treibhausgas‐emissionen

Zielerfüllung bis 2020: wahrscheinlich nicht sichergestellt unwahrscheinlich

1,3 3,2 2,1

-1,5 -2,4 -4,5 0,1 -2,3 -1,3 -1,1 -2,8 -1,6 0,1 -2,3 -0,6 -1,3 -3,8 -3,6

Veränderung in %/a

Endenergie‐produktivität

WärmebedarfGebäude

EndenergieVerkehr

Primärenergie‐verbrauch

Bruttostrom‐verbrauch

Treibhausgas‐emissionen

Bestandsaufnahme zeigt Handlungsnotwendigkeiten

Quelle: MonitoringkommissionLöschel et al. (2016)

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Tempo der Emissionsminderung muss sich verdreifachen

1.246

1.119

1.041

990

939

908

748

561

374

249

62

0

200

400

600

800

1.000

1.200

1.400

1990

1995

2000

2005

2010

2015

2020

2030

2040

2050

 (‐80%)

2050

 (‐95%)

Treibh

ausgasem

issione

n in M

io. t CO2‐Äq

uivalente

Treibhausgasemissionen (Ursprungswerte)

Treibhausgasemissionen (bereinigt)

Minderungsziele

Quelle: BMWi (2016)

50

Endenergie-produktivität soll ab 2008 pro Jahr um 2,1 % steigen

tatsächlich stieg die Endenergie-produktivität zwischen 2008 und 2014 nur um 1,2 % pro Jahr

199 23

0 243 255 282 30

2

362

676

0

100

200

300

400

500

600

700

80019

90

1995

2000

2004

2008

2014

2020

2050

Ende

nergieprod

uktiv

ität in Euro/G

J

Endenergieproduktivität steigt noch zu langsam

Quelle: BMWi (2016)

51

Aggregierten Letztverbraucherausgaben für Elektrizität

51

2010 2011 2012 2013 2014 2015*Mrd. Euro

Gesamtausgaben [1] 60,9 63,6 64,3 71,0 70,3 69,4Staatlich induzierte Elemente 17,2 23,0 23,3 30,0 32,3 31,3

Stromsteuern [2] 6,4 7,2 7,0 7,0 6,6 6,6Konzessionsabgaben [3] 2,1 2,2 2,1 2,1 2,0 2,0EEG-Umlage (EEG-Differenzkosten) [4] 8,3 13,4 14,0 19,8 22,3 22,0KWKG [5] 0,4 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6Umlagen (§ 17F, § 18 ENWG) [6] - - - 0,7 0,8 0,0

Staatlich regulierte Elemente 16,9 17,6 19,0 21,2 21,4 21,4Netzentgelte Übertragungsnetz [7] 2,2 2,2 2,6 3,0 3,1 3,5Netzentgelte Verteilnetz [8] 14,7 15,4 16,4 18,2 18,3 17,9

Marktgetriebene Elemente 26,8 23,1 22,0 19,8 16,6 16,8Marktwert EEG-Strom [9] 3,5 4,4 4,8 4,2 4,1 4,7Erzeugung und Vertrieb [10] 23,3 18,6 17,2 15,6 12,5 12,0

Quelle: Monitoringkommission Löschel et al. (2016)

52

Energiekosten für Haushalt• stärkere Spreizung der Einkommen (insbesondere Lohnspreizung): Anteil von Armut

gefährdeten Haushalten steigt an (knapp 16 % fallen unter Armutsrisikoschwelle)

• Verschlechterung der Einkommenssituation und gestiegene Ausgaben für Strom und

Wärme führen dazu, dass für die oberen 70% Steigerungen des Kostenanteils von

2,3 Prozentpunkten seit 1998 hinnehmen, die untersten 30% der Einkommen jedoch

von 4.4 Prozentpunkten (da Konsum und absolut Last weniger unterschiedlich)

Anteil am verfügbaren Haushaltseinkommen

Energie Strom

Quelle: Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) 1984-2012 (2012)

53

Energiekostenbelastung für Unternehmenc

0

50

100

150

2011 2012 2013 2014* 2015*

DEU

EU28

BEL

ESP

FRA

GBR

ITA

NLD

Strom

0

50

100

150

2011 2012 2013 2014* 2015*

Kohlen

Rohöl

Erdgas

Diesel

Heizöl

Elektrizität

Andere Kokerei‐ undMineralölerzeugnisseSonstige Energieträger

Einzelne Energieträger DEUTSCHLAND INTERNATIONAL

*Fortschreibung*Fortschreibung

Quelle: Monitoringkommission Löschel et al. (2016)

54

Zahlungsbereitschaft für Nachhaltigkeit

1. Nachhaltigkeit und das Versagen des Marktes2. Zahlungsbereitschaft für Nachhaltigkeit3. Verhaltensanomalien4. Langfristige Rahmenbedingungen5. Fazit

55

Fazit• Nachhaltigkeit und intakte Umwelt spielen eine große Rolle für das Wohlergehen

• wegen Externalitäten und Freifahreranreizen werden Nachhaltigkeitsziele oft nicht

marktendogen erreicht.

• Nachhaltigkeit kostet – vielleicht weniger als gedacht, es ist aber ein Tradeoff

• Verbraucher sind durchaus bereit, mehr für nachhaltige Produkte und

Dienstleistungen zu zahlen

Zahlungsberreitschaft für Klimaschutz ist klein

Kompensation von Emissionen findet statt (kleiner Preisaufschlag) und kann

verstärkt werden)

nachhaltige Unterkunft

nachhaltiges Essen

56

Fazit• Potential eingeschränkt, kann aber durch Nutzung von Verhaltensanomalien

verstärkt werden

soziale Normen

Voreinstellungen

Zeitinkonsistenz, Unachtsamkeit

Information

• Langfristig wird das Thema Nachhaltigkeit eine größere Rolle spielen

Nicht so sehr maktgetrieben durch Rohstoffknappheiten

SDGs und Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie

Energiewende

steigende Kosten für Verbraucher und Unternehmen (Akzeptenz)