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LEBEN MEHR VOM GESUNDHEITSFÖRDERUNG BASELLAND Volkswirtschafts- und Sanitätsdirektion Kanton Basel-Landschaft 3 2006 Schwerpunkt Tacco & Flip & Co

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GESUNDHEITSFÖRDERUNG BASELLANDVolkswirtschafts- und SanitätsdirektionKanton Basel-Landschaft

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SchwerpunktTacco & Flip & Co

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MEHR VOM LEBENBulletin der Gesundheitsförderung Baselland, Volkswirtschafts- und Sanitätsdirektion,Rheinstrasse 22, Postfach 639, 4410 Liestal, Telefon 061 925 62 87, Fax 061 925 69 34

Bestellung: für ein Gratisabonnement an: Gesundheitsförderung Baselland

Ausgabe: Nummer 3, Dezember 2006

Auflage: 5'500 Exemplare

Herausgeberin: Gesundheitsförderung Baselland, Volkswirtschafts- und Sanitätsdirektion

Redaktion: Irène Renz, E-Mail: [email protected] Kinzel, E-Mail: [email protected]èle M. Salmony Di Stefano, E-Mail: [email protected]

Layout/Illustration: GLOBOGRAFIK M. Juillerat SGD, Niederdorf

Fotos: Andreas Mikeler, Ramlinsburg – Seite 4ff. Kindergärten Mattenhof und Bündtenmatt

Belichtung/Druck: Grauwiller AG, Liestal

Abdruck mit Quellenangabe erwünscht. Bitte jeweils ein Belegexemplar an Gesundheits-förderung Baselland, Postfach 639, 4410 Liestal

Tacco & Flip & CoSchwerpunkt

SchwerpunktEditorial 3

Tacco & Flip bleiben 4

Ein Jahr mit Tacco & Flip: Es er lohnt sich! 8

Tacco & Flip: Erfahrungen und Eindrücke der interkulturellen Vermittlerinnen 11

Das gesunde Znüni – ein Eingriff in die Autonomie der Eltern? 12

Die Umsetzung des Projektes Tacco & Flip in einer Heilpädagogischen Schule 14

Burzelbaum – ein Projekt für mehr Bewegung im Kindergarten 16

PlattformDie Hebamme – Fachfrau für die Mutterschaft 18

Besserer Impfschutz 19

bella donna – eine Zeitschrift für Frauen 20

Sucht beginnt im Alltag, Prävention auch 21

Macht Cannabis psychisch krank? 22

Stark durch Erziehung – Kampagne im Kanton BL 23

bike to work 24

Gutes für sich selbst und andere tun 25

25 Jahre Zentrum Selbsthilfe 26

Voll fett. Alles über Gewicht 27

Menschen wie wir! – Sucht hat immer eine Geschichte 28

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Editorial

Edito

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� Christian Ryser, Programmleiter vonSuisse Balance

Welche Kinder haben mehr vom Leben?Eine Frage, die kaum in ihrer Komplexi-tät zu beantworten ist. Um in der von ei-ner Vielfalt von Faktoren beeinflusstenLebenswelt von Kindern gute Vorausset-zungen für ein gesundes Leben zu schaf-fen, braucht es das Zusammenspiel vonzahlreichen Grössen.

Wahrscheinlich haben gesundgewichti-ge Kinder „mehr vom Leben“ – die Be-deutung eines gesunden Körpergewichtsvon Kindern für ein ganzheitliches Wohl-befinden als Erwachsene ist allseits be-kannt. Lesen Sie in dieser Ausgabe von„Mehr vom Leben“ über verheissungsvol-le Interventionen, wertvolle Erfahrungenund notwendige Ziele zur Förderung ei-nes gesunden Körpergewichts im Kindes-und Jugendalter!

„Mehr vom Leben“ bieten auch „Tacco &Flip“. Die Gesundheitsförderung Basel-land hat bereits im Jahr 2004 einen be-deutenden Schritt in diese Richtung un-ternommen und das Projekt „Tacco & Flip– Essen und Bewegen in Kindergartenund Primarschule“ ins Leben gerufen.Unterstützt wird das schweizweit einzig-artige Projekt von Suisse Balance, derErnährungsbewegung vom Bundesamtfür Gesundheit und von Gesundheitsför-derung Schweiz. Suisse Balance schätztdas kantonale Projekt „Tacco & Flip“besonders, da Kinder von klein auf, bereitsim Kindergarten und bis zur 1. und 2. Pri-marschulklasse erreicht werden. Mit demZusammenwirken von Lehrpersonen, El-tern und Behörden werden die Kinder lust-voll und nachhaltig für ein gesundes Ess-und Bewegungsverhalten sensibilisiert.

Die Zusammenarbeit von Suisse Balan-ce und der Gesundheitsförderung Basel-land hat sich bewährt. Es ist dank demgrossen Engagement und dem Herzblutder Projektleitung, aber auch der Kinder-garten- und Primarschullehrpersonengelungen, das Projekt dauerhaft in dasAngebot der Gesundheitsförderung Ba-selland einzubetten. Das Schwerpunkt-thema dieses Heftes gibt einen Einblickin das Leben der beiden Eichhörnchen„Tacco & Flip“.

Tacco & Flip – Essen und Bewegenin Kindergarten und Primarschule

ProjektzielMit Tacco & Flip werden Kindergarten-und Primarschulkinder, Lehrpersonen undEltern für ein gesundes Ess- und Bewe-gungsverhalten sensibilisiert. Mittelseinfacher Botschaften erfahren die Kin-der, wie eine ausgewogene Ernährungund genügend Bewegung mithelfen, ge-sund zu bleiben und sich wohl zu fühlen.

UmsetzungProjektphase I: 2003-2005• Erprobung in 4 Pilotkindergärten• Erarbeitung eines Leitfadens• Elternabende und Elternaktivitäten

Projektphase II: Schuljahr 2005/2006• Umsetzung in 21 Kindergartenklassen• Erprobung in 13 Primarschulklassen• Coaching der beteiligten Lehrpersonen• Intensivierung der Elternarbeit und Ein-

bezug interkultureller VermittlerInnen

Reguläres Angebot der Gesundheitsför-derung BL ab Schuljahr 2006/2007• Umsetzung in 12 Kindergarten- und 16

Primarschulklassen• Coaching der beteiligten Lehrpersonen• Elternanlässe mit den Lehrpersonen

und interkulturellen VermittlerInnen• Laufende Weiterentwicklung des An-

gebots mit attraktiven Anlässen fürdie beteiligten Lehrpersonen und ih-ren Klassen (z.B. Waldtag im Eich-hörnchenwald, Schlittschuhlaufenauf dem Eisfeld) und der Entwicklungeines Bilderbuchs

• Weiterbildungsangebote und Informa-tionen für Lehrpersonen rund um dasThema „Gesundes Körpergewicht“

Schuljahr 2007/2008Die Ausschreibung findet im Februar2007 statt.Informationen und Angebote:www.taccoflip.bl.ch.

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Tacco & Flip bleibenSeit 2004 läuft in den Baselbieter Kindergärten das Projekt «Tac-co und Flip» zur Förderung von gesunder Ernährung und mehr Be-wegung bei Kindern. «Mehr vom Leben» sprach mit Kindergarten-lehrerinnen der vier Pilotkindergartenklassen. Wir wollten wissen,was heute, zwei Jahre später, vom Projekt übrig geblieben ist.

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Um es gleich vorweg zu nehmen: In al-len vier Kindergartenklassen wurden dieHauptbotschaften von Tacco und Flip inden Kindergartenalltag integriert undgehören heute selbstverständlich dazu.«Das ruhige Znüni hat uns sehr viel ge-bracht. Jetzt pflegen wir die Pause. DieKinder plaudern miteinander und ge-niessen diese Gespräche», sagt Mo-nique Blum-Straumann. Die BinningerKindergärtnerin hat mit dem Projekt«Tacco und Flip» gute Erfahrungen ge-macht. Wie Monique Blum führen auchdie anderen Lehrpersonen der Pilotkin-dergärten die Kernbotschaften rund umgesunde Ernährung und viel Bewegungauch nach Abschluss des Projekts weiter.

Die Fantasie kennt keine GrenzenDie Kindergartenlehrpersonen vermit-teln diese Botschaften mit grosser Krea-tivität. Bei Patricia Furer steht das Ge-burtstagsritual ganz im Zeichen der ge-sunden Ernährung: Die Kinder backengemeinsam Geburtstagsbrötli. Sie mi-schen die Zutaten, schneiden Trocken-früchte und stampfen Nüsse, knetenund klopfen den Teig rhythmisch, teilendie Teighaufen in gleich grosse Portio-nen und gestalten alle ihr eigenes Bröt-chen. «Beim Backen kann ich viele Din-ge vermitteln, die im Lehrplan vorgege-ben sind», erklärt Patricia Furer: DerAufbau des Wortschatzes, die Feinmo-torik, Singen und Rhythmik, Gestaltenund sogar Elemente der Mathematik

(das Teilen des Teigs in vier Portionen).Zudem spricht sie mit den Kindern wäh-rend dem Znüni über das Essen. «Ich fra-ge, wer hat etwas von den Früchten mit-gebracht? Von den Tieren oder vom Ge-müse? Jedes Kind darf auf den Stuhl ste-hen und sein Znüni zeigen.» So lernen dieKinder die Vielfalt der Nahrungsmittelkennen und sind motiviert, verschiedeneZnüni auszuprobieren.Myrta Dahinden in Arisdorf macht allefünf Wochen gemeinsam mit den Kindernein grosses Frühstück. Dafür bäckt dieKindergartenlehrerin selber Brot und be-sorgt Joghurt; die Kinder bringen Früch-te, Gemüse oder Nüsse mit. Gemeinsamwird dann das Buffet gestaltet. «Die Kin-der freuen sich jedes Mal auf das ge-meinsame Frühstück», erzählt MyrtaDahinden. Selbst schätzt sie die sorgfäl-tige Vorbereitung für das grosse Essen.Der Schwerpunkt von Esther Mutti undChristine Altenbach aus Binningen liegtin diesem Jahr unter anderem auf der

Lebensmittelpyramide. Sie besprechenmit den Kindern die verschiedenen Le-bensmittel und betten die Pyramide inden Jahresrhythmus ein. Zudem richtensie eine kleine Frühstücksecke ein fürKinder, die ihre erste Tagesmahlzeitnachholen wollen.Bei Monique Blum-Straumann ist jedenFreitag Früchte- und Gemüsetag. JedesKind bringt etwas fürs Buffet mit, undam Donnerstag wird zur Vorbereitungein Brot gebacken. Manchmal gibt esauch eine Gemüsesuppe oder ein Obst-mandala. Denn Abwechslung musssein, für die Kinder ebenso wie für dieLehrperson. Der Aufbau der Lebensmit-telpyramide war ein zentrales Elementdes Projekts. Anhand der Lebensmittel-pyramide lernen die Kinder die verschie-denen Lebensmittelgruppen kennen unddass der Körper nicht von allen gleichviel braucht. Während des Projektjahrsstand in jedem Kindergarten währendeiner gewissen Zeit eine grosse Lebens-

� Myrta Dahinden, Kindergärtnerin imKindergarten Mattenhof in Arisdorf.� Im Kindergarten Mattenhof konzen-trieren sich die Kinder nicht nur im Sitzen.

� Esther Mutti und Christina Altenbachvom Kindergarten Bündtenmatt in Binnin-gen geben Tacco & Flip ihre Stimme.� Bewegung macht Spass… und Durst.

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mittelpyramide. Damit konnte den Kin-dern auf anschauliche Weise erklärtwerden, welche verschiedenen Lebens-mittel der Mensch braucht. Alle Lehre-rinnen schätzten diese dreidimensiona-le Pyramide, und zwei arbeiten weiter-hin damit. Die beiden anderen Lehrerin-nen des Pilotprojekts finden die Pyrami-de zu abstrakt für die Kinder, um sienachhaltig im Alltag zu integrieren. Sieerklären die Idee der Pyramide anhandkonkreter Lebensmittel.

Beliebte BewegungsbaustelleAlle Lehrerinnen aus den Pionierkinder-gärten legen heute mehr Wert auf dieBewegung als vor dem Projekt. Sie bau-en deshalb konsequent eine Viertelstun-de mehr Bewegung in ihren Unterrichtein. Besonders die «Bewegungsbaustel-le» hat sich etabliert – eine Ecke im Kin-dergarten, wo die Kinder bauen und tur-nen können. Im Kindergarten von Patri-cia Furer ist die Bewegungsbaustelle so

beliebt, dass manche Kinder am liebstenden ganzen Tag dort verbringen möch-ten. Myrta Dahinden hat die Kartei mitden Bewegungsspielen selber ergänzt,so dass sie ein abwechslungsreichesSpielprogramm anbieten kann. EstherMutti bringt eigene Bewegungsspielezum Einsatz, mit denen sie sehr gernearbeitet. Zudem organisiert sie Waldta-ge und Bewegungsparcours im Turnun-terricht. Alle Lehrerinnen betonen, dasssich die konsequente Trennung von Es-sen und Spielen oder Bewegen bewährthat. Das Znüni verläuft ruhiger, und dieKinder sind bei allen Beschäftigungenkonzentrierter.

Eine Partnerschaft mit den ElternEin zentraler Aspekt für das Gelingenvon «Tacco und Flip» ist die Zusammen-arbeit mit den Eltern. Ohne sie geht garnichts, weil die Kinder ihr Znüni nichtselber zubereiten. Die Lehrerinnen derPionierkindergärten haben diesbezüg-

lich gute Erfahrungen gemacht. Wichtigsind Konsequenz und offene Informati-on. In der Regel gibt es gleich zu Beginndes Schuljahres einen Elternabend, andem die Kindergartenlehrerin über diePrinzipien des zuckerfreien Znünisspricht. Die meisten Eltern halten sichan die Regeln; manchmal braucht esauch ein paar Wochen, bis die Kinderkonsequent zuckerfreie Esswaren mit-bringen. Znüni mit Zucker müssen wie-der eingepackt und heimgenommenwerden. «Ich sage dem Kind, dass seinZnüni zwar sehr gut schmeckt, dass esaber nicht in den Kindergarten gehört,weil Zucker drin ist», erklärt EstherMutti. Die anderen Kinder werden dannermuntert, ihr Znüni zu teilen. Auf die-se Weise erleben Eltern und Kinder,dass die Regelung verbindlich ist.Patricia Furer bäckt am Elternabend dieGeburtstagsbrötli, die sie auch mit denKindern macht. So steht die Ernährungim Zentrum des Abends, und die Lehre-rin kann während des Knetens und Ba-ckens erklären, wie sie mit den Kindernarbeitet. «Die fremdsprachigen Elternsind noch etwas gehemmt im Umgangmit dieser Form der Information», erzähltFurer. Die Väter sind manchmal zurück-haltend, weil die Zubereitung von Spei-sen in ihrer Kultur Frauensache ist.«Aber wenn ich ihnen erkläre, dass siedas für ihr Kind machen, sind sie zumMitmachen bereit.» Die interkulturellenMediatorinnen und Mediatoren, mitdenen die Projektleitung seit dem letz-ten Schuljahr zusammenarbeitet, sind insolchen Situationen hilfreich. Esther

� Patricia Furer, Kindergärtnerin in Mut-tenz� Die Kinder vom Kindergarten Garten-strasse, Muttenz, schauen sich das An-gebot auf dem Markt genau an!

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Tacco & Flip: Ernährungs- undBewegungsbotschaften

Ein guter Start in den Tag beginnt miteiner vielseitigen Mahlzeit. Am bestenzum Frühstück oder, wenn das nichtmöglich ist, zum Znüni.Das Znüni, das Zvieri und die Getränkesind in der Regel zuckerfrei.Lebensmittelgruppen ergänzen sich.Von den einen braucht der Körper viel,von den anderen nur wenig.Regelmässige Bewegung macht fit,stark und vif.Essen und Bewegen, aber auch „stille“Beschäftigungen wie Fernsehen oderLesen gehören nicht zusammen undwerden getrennt.Wege zu Fuss bedeuten mehr Bewegung,Erfahrung und Sicherheit.

Mutti weist darauf hin, dass die Gemein-de Binningen dem Netzwerk gesund-heitsfördernder Schulen angeschlossenist. Sie kann sich deshalb auf die überge-ordnete Strategie des Binninger Schul-programms berufen. Das erleichtert dieElterninformation.

Und was kommt nach dem Kinder-garten?Überhaupt sind die Zusammenarbeit mitder Primarschule und die Einbettung dergesunden Ernährung in die gesamteSchule von grösster Bedeutung. Für dieLehrerinnen ist es frustrierend, wenn ihreArbeit in der Primarschule nicht weitergeführt wird. «Es gibt Kinder, die sagenschon, dass sie dann in der Schule nichtmehr gesund essen müssen», meintMyrta Dahinden. «Dabei könnten dieLehrpersonen der Primarschule auf unse-rer Arbeit aufbauen.» Inzwischen arbei-tet sie eng mit einer Primarlehrerin zu-sammen, die in ihrer Klasse das gemein-

same gesunde Znüni einführen will. Diebeiden Lehrerinnen organisieren sogareinen gemeinsamen Elternabend.Einig sind sich alle Lehrerinnen in einemPunkt: Der Aufwand im ersten Jahr hatsich gelohnt. Heute haben sie die Bot-schaften in ihren Arbeitsalltag integriert.Damit machen sie anderen Kindergarten-lehrpersonen Mut, es auch zu wagen!

Text von Janine Kern,die Gespräche führte Karin Grütter

� Gemütlich zusammen sitzen und es-sen im Kindergarten Meiriacker.� Monique Blum-Straumann vermitteltdie Botschaften von Tacco & Flip im Spiel.

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Ein Aufwand, der sich gelohnt hat, sofassen viele der beteiligten Lehrperso-nen das Jahr mit Tacco & Flip zusam-men. Eingestiegen in das Projekt sinddie Kindergarten- und Primarlehrerin-nen, weil sie etwas tun wollten gegenungesunde Znünis und Bewegungs-mangel, den sie bei den Kindern immerhäufiger beobachten. Die meisten derBeteiligten setzen sich nicht erst seitTacco & Flip mit Ernährung und Bewe-gung auseinander. Sie haben das An-gebot der Gesundheitsförderung Ba-selland aber gerne aufgegriffen und esals Unterstützung erlebt, sich vertieftund begleitet von Fachleuten mit demThema zu beschäftigen. Attraktiv wa-ren auch die Materialien wie Leitfaden,Spielkartei, Eichhörnchen und der Aus-tausch in einer Gruppe mit Gleichge-sinnten. Dreh- und Angelpunkt des Pro-jekts war für alle Lehrpersonen dasprofessionelle Coaching. An den Coa-ching- und Weiterbildungsnachmitta-gen in der Kleingruppe holten sich dieBeteiligten praktische Anregungen zurUmsetzung der Tacco & Flip-Botschaf-ten, Hinweise auf Materialien und dasnötige Fachwissen. Die Gruppe warauch der Ort, wo Schwierigkeiten undProbleme diskutiert und Lösungen ge-sucht werden konnten.

Abwechslungsreiche ZnünisNach einem Jahr Tacco & Flip bringendie meisten Kinder abwechslungsrei-chere und vielfältigere Znünis mit als zuBeginn des Schuljahres. Das wurde inKindergarten wie Primarschule fastdurchs Band beobachtet. Gleichzeitigkönnen die Kinder die verschiedenenNahrungsmittel in der Nahrungsmittel-pyramide einordnen und wissen, wovonder Körper viel und wovon er eher we-niger braucht. Einige Lehrpersonen wa-

Ein Jahr mit Tacco & Flip:Es lohnt sich!Im Schuljahr 2005/2006 haben sich insgesamt 29 Kindergarten-und 12 Primarlehrpersonen am Projekt „Tacco & Flip“ beteiligt. Siehaben, begleitet durch Fachpersonen, in Coachinggruppen dieUmsetzung der Ernährungs- und Bewegungsbotschaften gemein-sam vorbereitet und diskutiert. Gegen Ende des Projektjahres ha-ben wir mit allen über Erfreuliches und Schwieriges gesprochen.

ren erstaunt, wie gut dieses anfangs alseher schwierig und trocken eingeschätzteThema von den Kindern aufgenommenwurde. Sehr geschätzt wird offenbar vonsehr vielen Kindern gelegentlich durch-geführte „Znüniteilete“ oder „Zmorgä-buffets“. Das Zusammenstellen der ver-schiedenen Esswaren, welche die Kin-der von zu Hause mitbringen oder wel-

� Karin Grütter, Projektleiterin Pilot-phase II

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sunde Mahlzeiten sein können. So istauch der ausnahmsweise Genuss vonSüssigkeiten möglich! Das, so die Erfah-rungen, gelingt mit Tacco & Flip in den al-lermeisten Fällen.

Im Klassenzimmer Znüni essenTacco & Flip-Kindergärten und auch -Pri-marschulen zeichnen sich dadurch aus,dass dem Essen grosse Aufmerksamkeitgeschenkt wird und es von anderen Be-schäftigungen getrennt wird. Das war v.a. für die Primarschulklassen neu undungewohnt. Die beteiligten Lehrerinnenhaben begonnen, vor der Pause im Klas-senzimmer oder im Pausenhof zusam-men mit den Kindern 10 Minuten Znünizu essen. Das ist anfangs mehr oderweniger gewöhnungsbedürftig, vor al-lem dann, wenn die Kinder anderer Klas-sen bereits im Pausenhof spielen, wäh-rend man selber noch im Klassenzimmersitzen bleiben und warten muss, bis allemit dem Znüni fertig sind. Dennoch stell-

ten die Primarlehrerinnen fest, dass vie-le Kinder diese gemeinsame Znünipau-se in Ruhe geniessen. Viel einfacherwird es natürlich, wenn wie nun z.B. inder Primarschule Füllinsdorf für alleKlassen gilt: Zuerst im KlassenverbandZnüni essen, dann gestärkt und mit frei-en Händen draussen springen, spielen,sich bewegen.

Kinder wollen sich bewegen„Und wenn stelle mir d’Uhr um uf Be-wegig?“, diese Frage käme bestimmt,wenn die täglich wiederkehrenden 15Bewegungsminuten mit Tacco & Flipspäter als gewohnt stattfinden, berich-tet eine Kindergärtnerin. Heute, nacheinem Jahr mit Tacco & Flip, würdenviele Kinder selber merken, wenn sieBewegung brauchen, und dieses Be-dürfnis auch anmelden, erzählen Pri-mar- wie Kindergartenlehrpersonen.Erreicht wurde dies mit unterschiedli-chen, für die jeweilige Stufe realisier-baren Bewegungsangeboten.

Eine neue und spannende Erfahrung warfür die meisten Kindergartenlehrperso-nen die Bewegungsbaustelle. Das istein genau definierter Ort im Kindergar-ten, an dem Materialien bereit stehen,welche die Kinder nach eigenem Gut-dünken verwenden können, um sich zubewegen. Im Unterschied zur geführtenBewegung mit genauen Anleitungengibt es auf der Bewegungsbaustelle nureinige Grundsätze, die eingehalten wer-den müssen. Sonst aber entscheiden dieKinder selber, wie sie die Materialieneinsetzen und was sie damit anfangenwollen. In einigen Kindergärten müssendie Lehrpersonen anfangs grössere Un-terstützung bieten, damit die Kinder sichgetrauen und Ideen entwickeln. Es dau-ert länger, bis die Kinder entdecken, wassich auf der Bewegungsbaustelle allesmachen lässt. In anderen Kindergärtendagegen klappt das von Anfang an.Gemeinsam ist die Erfahrung, dass esauf der Baustelle meistens etwas lau-ter zugeht als gewöhnlich. In der Primar-schule wurden gute Erfahrungen mitMinitrampolin, Springseil, Jonglierbäl-len etc. gemacht, die den Kindern imKlassenzimmer zur Verfügung standen

che die Lehrperson eingekauft hat, unddann Verschiedenes probieren und aus-wählen können, das mögen die meistenKinder. Eine Kindergärtnerin drückt ihreErfahrungen so aus: „Wenn die Kinderdas Essen selber zubereiten, dann essensie eigentlich alles.“

Unterschiedlich sind die Erfahrungen mitzuckerfreien Geburtstagsznünis. In eini-gen Klassen haben die Lehrpersonen dieKuchen und Torten ersetzt z. B. durch fei-ne Sandwichs, Früchte- und Gemüse-spiesse, einen Milchshake oder Früchte-drink. Bei einigen ging das problemlos.Vereinzelt berichten Kindergärtnerinnenaber auch, dass es Kinder gibt, die sehram Geburtstagskuchen hängen. VieleLehrpersonen betonen, wie wichtig esist, nicht einige Nahrungsmittel ganz ausdem Speiseplan zu streichen, sondern dieKinder erfahren zu lassen, wie gross diePalette der Nahrungsmittel ist, und wieschmackhaft und „gluschtig“ auch ge-

� „Wenn die Kinder das Essen selberzubereiten, dann essen sie eigentlich al-les.“ Foto: Rolf Frei, Weil am Rhein

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und die zu bestimmten Zeiten benutztwerden durften.

Viele Lehrpersonen stellen fest, dassBeweglichkeit, Sicherheit und Rück-sichtnahme der Kinder untereinander imLaufe des Jahres grösser gewordensind. Ob Konzentration und Ausdauermit der zusätzlichen Bewegung erhöhtwerden konnten, wird unterschiedlicheingeschätzt. Während einige dieseWirkung beobachten konnten, stellenandere in diesem Bereich keine nen-nenswerten Veränderungen fest. Mehr-heitlich sind die Kindergarten- und Pri-marlehrpersonen aber der Meinung,dass nicht nur die bewegungsfreudigenKinder von den Bewegungsangebotenprofitieren, sondern es allen ihren Schü-lerinnen und Schülern gut bekommt.

Eltern müssen überzeugt werdenVerschiedene zentrale Elemente vonTacco & Flip, wie das Znüni aber auch

Tacco & Flip-Klassen von Fachpersonenkonzipiert und in Zusammenarbeit mitden Lehrpersonen durchgeführt (vgl. indiesem Heft S. 12). Überall da, wo derAnteil fremdsprachiger Eltern gross war,wurden interkulturelle Mediatorinneneingesetzt (vgl. in diesem Heft, S. 11).Am meisten bewährt hat sich, dassMediatorinnen in ihrer Sprachgruppesitzen und simultan ihrer Gruppe über-setzen, was nicht verstanden wird. Sowird der Abend lebendig, und alle kön-nen mitdiskutieren. Von den Eltern sehrgut aufgenommen wurde der gemeinsa-me Elternabend für mehrere Klassen ander Primarschule Lange Heid in Mün-chenstein. Rund 70 Mütter und Väterdurchliefen in verschiedenen Sprach-gruppen 6 unterschiedliche interaktivePosten zu Ernährungs- und Bewegungs-themen und beteiligten sich engagiert.

Viele Lehrpersonen schätzten diesefachliche Unterstützung in der Zusam-

menarbeit mit den Eltern. Denn obwohldie grosse Mehrheit der Mütter undVäter es begrüsst, wenn in Kindergartenund Schule auf gesunde Ernährung undviel Bewegung geachtet wird, gibt esauch immer wieder kritische Reaktionen(vgl. in diesem Heft S. 11). Einzelne El-tern möchten keine Empfehlungen für

die Znünis und wollen alleine entschei-den, was sie ihrem Kind mitgeben. Indiesen Fällen eine Haltung zu finden, dieEltern und Kinder nicht ausgrenzt, son-dern im Gespräch zu bleiben und ge-meinsam nach Möglichkeiten zu suchen,zu denen die Beteiligten ja sagen können,ist nicht immer einfach. In den Coaching-gruppen sind auch diese Themen wich-tig. Denn Tacco & Flip setzen auch inZukunft auf Dialog, gute Argumente undkreative Lösungen, wie sie die beteilig-ten Lehrpersonen immer wieder gesuchtund auch gefunden haben.

Karin Grütter,Projektleiterin Pilotphase II T & F

das Thema Frühstück, weisen über denKindergarten oder die Schule hinaus undkönnen nur in Zusammenarbeit mit denEltern realisiert werden. In den meistenKindergärten bringen die Kinder dasZnüni von zu Hause mit. Wenn diesesalso zuckerfrei sein soll, dann müssenEltern informiert und einbezogen wer-den. Dies geschieht durch schriftlicheInformationen, viele Gespräche und vorallem auch am Elternabend zu Ernäh-rung und Bewegung. Dieser wird in den

� Die Lebensmittelpyramide wird auchin der Primarschule Teil des Unterrichts.Foto: Rolf Frei, Weil am Rhein.

Weiter mit Tacco & Flip

Für interessierte Primar- und Kindergarten-Lehrpersonen und Schulen findet im Fe-bruar 2007 eine Ausschreibung für dasSchuljahr 2007/2008 statt. Die Ausschrei-bung wird an die Schulleitungen verschicktund gleichzeitig auf www.taccoflip.bl.chpubliziert. Die Einführungsworkshops fin-den im Mai 2007 statt.

Essen & Bewegenin Kindergarten und Primarschule

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Tacco & Flip: Erfahrungen und Eindrücke der inter-kulturellen VermittlerinnenMediatorinnen des HEKS (Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz) begleiteten die Elternabende,an denen der Anteil fremdsprachiger Eltern gross war (vgl. den Artikel von K. Grütter, S. 8). Drei die-ser Mediatorinnen äussern sich zu ihren Erfahrungen.

SemihaAlingan

In der Türkei: Mathematiklehrerin; in derSchweiz: HEKS-Lehrerin, Animatorin undinterkulturelle Vermittlerin

Gesundheitliche Fragen rund ums Essenund um das alltägliche Bewegungsver-halten sind in vielen Familien bisher nichtso ernst genommen worden. Mein Ein-druck ist, dass mit dieser Art der Informa-tionsvermittlung bei den Tacco & Flip-El-ternanlässen das Thema „angekommen“ist: Sie wurden miteinbezogen durch le-bendiges Lernen im Gespräch und im Tun(kreatives Mitgestalten von Bewegungs-räumen und -spielen) zusammen mit an-deren Eltern und den beteiligten Fachfrau-en (vgl. Mehr vom Leben 1/2006, S. 20).

Besonders beeindruckt hat mich derAbend in der Primarschule Äussere Lan-ge Heid in Münchenstein: Die Zusam-menarbeit zwischen den beteiligtenFachpersonen war inzwischen einge-spielt und der Grossanlass (70 Mütterund Väter) mit interessanten Informati-onsposten und praktischen Bewegungs-übungen, die zur aktiven Teilnahme derEltern einluden, wurde sehr gut aufge-nommen und regte Diskussionen an. Mirist es ein grosses Anliegen, dass dasAngebot in weiteren Primarschulendurchgeführt wird.

Und es geht weiter: Zusammen mit Edithde Battista aus der Projektgruppe Tac-co & Flip und mit meinen KollegInnenvom Schul- und IntegrationsprojektAKEP für Flüchtlingsfamilien aus derTürkei haben wir an einem Familientagmit über 30 Eltern einen Workshop durch-

Hue-TrinhTran Rey

Herkunftsland: Vietnam; Matur und Aus-bildung in der Schweiz; Musik-Grund-kurslehrerin, interkulturelle Übersetzerinund Vermittlerin

Es ist sehr angenehm für mich, mit kom-petenten Ernährungs-Fachfrauen undengagierten KindergärtnerInnen und Pri-marlehrerInnen und im Team der inter-kulturellen VermittlerInnen an den El-ternabenden zu arbeiten. „Tacco & Flip“ist aus meiner Sicht sinnvoll, da vieleEltern zwar über Wissen zu Ernährungund Bewegung verfügen, aber mit derDurchführung Schwierigkeiten habenund sich darüber an den Elternabendenmiteinander austauschen können. Gut ist,dass durch die Mitarbeit von interkultu-rellen VermittlerInnen das Vertrauen zuden Eltern schneller aufgebaut und einTransfer durch das Hintergrundwissenund die gleiche Sprache leichter ist.

Die Botschaften von Tacco & Flip kamengut an. Die Eltern der Kinder haben dasZiel des Projektes erkannt und verstan-den. Auch die Methode von interaktivenElternabenden war sehr interessant, hilf-reich und auf keinen Fall langweilig, wozuauch der gute Mix aus Informationen undPlatz für Eigeninitiative beitrug. Viele Fra-gen und Bedenken von den Eltern wurdensehr gut beantwortet und erkannt.

Für mich bleibt als Frage offen, wie esim Alltag weitergeht: Ob die Erkenntnis-se über Ernährung und Bewegung nunumgesetzt wurden. Die Eltern haben dieBotschaft zwar gehört, brauchen aberweitere Anstösse.

VesnaTomas

Herkunftsland: Kroatien; Ausbildung inder Schweiz: Sozialpädagogin und inter-kulturelle Übersetzerin

Die Einsätze des Projektes Tacco & Flipin den Kindergärten und der Primarschu-le erachte ich als sehr sinnvoll.

Es ist ein Weg des Bewusstwerdens, wiewichtig doch die Gesundheit unserer Kin-der ist und dass diese auch von einer aus-geglichenen Ernährung und genügendBewegung abhängt. Ausgehend von ver-schiedenen kulturellen Traditionen undGebräuchen fand ein Austausch überErnährung und Bewegung – somit auchüber Erziehung – statt. Viele der fremd-sprachigen Eltern erlebten dies als berei-chernd, da es das „Isoliert-Sein“ ab-schwächte und dazu motivierte, über ei-gene Schwierigkeiten zu sprechen unddie Angebote und Ratschläge aus demTacco & Flip-Projekt eher anzunehmen.

Ich denke, diese Form von Elternaben-den ist ein behutsamer Weg, Eltern bei-zustehen, ohne ihnen in die Erziehungreinzureden. Das starke positive Echoder Eltern bestätigt dies.

geführt. Die praktische Umsetzung imAnschluss machte Eltern und Kindernenorm Spass. Um Nachhaltigkeit zu errei-chen, nehmen wir verschiedene Aspek-te wieder in unseren Projektangebotenauf. Es gibt schon erste Anzeichen, diedas Umdenken sichtbar machen: Immeröfter machen die obligaten Kuchen inder Mütterkontaktgruppe frischem Obstund Trockenfrüchten Platz.

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Das gesunde Znüni –ein Eingriff in die Autonomie derEltern?Das Znüni ist oft eine Verbindung zwischen Eltern und Schule: In denmeisten Gemeinden geben Eltern ihren Kindern das Znüni mit in denKindergarten oder die Schule. Mit der Einführung des gesunden,zuckerfreien Znünis stossen die Lehrpersonen zwar weniger oft alserwartet, aber doch hie und da auf anspruchsvolle Situationen. Diebisherigen Erfahrungen mit der Einführung des gesunden Znünishaben eher dazu geführt, dass Eltern sich in den „Verhandlungen“mit ihrem Kind rund um das Znüni unterstützt fühlten. Doch gibt esEltern, die das gesunde Znüni eigentlich unterstützen, aber nicht denNerv haben, jeden Morgen mit ihren Kindern zu diskutieren. Verein-zelt ist es sogar auch zu Konfrontationen zwischen der Lehrpersonund einer Mutter oder einem Vater gekommen.

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Was also tun, wenn Kinder ein Znünimitbringen, das nicht den Empfehlungendes Kantons auf dem Znüniblatt ent-spricht,* sondern z.B. Gipfeli, Salami-Sandwich oder zuckerhaltige Riegel wieFarmer, Balisto oder Milchschnitten?Und wie ist auf weisses Brot oder Zopfzu reagieren? Haben Lehrpersonen über-haupt das Recht, zu bestimmen, wasmitgebracht werden darf? Es gibt z.B.Kinder, welche nur Süsses als Znüniannehmen. Die Eltern dieser Kinder sindjedoch froh, dass ihre Kinder überhauptetwas essen.

Mit den Eltern zusammen arbeitenDie Fachpersonen von Tacco & Flip emp-fehlen in diesem Fall ein behutsamesVorgehen. Besonders wichtig ist bei derEinführung des gesunden Znünis, wiebei jeder Änderung der Regeln, dass dieEltern vorgängig schriftlich oder münd-lich informiert werden. Dies geschiehtbei den Tacco & Flip-Kindergärten und

Primarschulen in der Regel an einemElternabend und durch die Verteilungdes Znüniblatts. Idealerweise wird auchgleich mit den Eltern zusammen erarbei-tet, wie die Lehrperson reagieren kann,wenn etwas Ungeeignetes zum Znünimitgebracht wird.

Kein Ausgrenzen oder BlossstellenMit den Tacco & Flip-Lehrpersonen er-arbeiten wir hier folgende möglicheVorgehensweisen. Bringt ein Kind et-was Zuckerhaltiges oder etwas Unge-eignetes wie z.B. Chips mit, so soll esdas Znüni wieder einpacken und zu Hau-se essen. Hier ist pädagogisches Ge-schick der Lehrperson gefragt. Sie mussdem Kind erklären, warum es sein Znü-ni wieder einpacken muss. Dabei sollweder das Kind noch dessen Eltern, diemehr oder weniger oder ganz den Ent-scheid für das Znüni gefällt haben, vorder Klasse blossgestellt werden. Einwichtiges Argument ist sicher, dass dasZuhause der bessere Ort für das Genies-sen von süssen Sachen ist als die Schu-le. Zu Hause können ohne Problemedanach die Zähne geputzt werden.

Die Lehrperson bietet dann dem Kindeine Alternative an, häufig sind dies z.B.Vollkornkräcker oder einen Apfel ausdem Vorrat der Lehrperson, oder dieKinder teilen das Znüni unter sich auf.Ganz wichtig ist, dass alle Kinder etwaszu Essen bekommen.

Weissbrot mit AbwechslungWie verhält es sich nun aber mit weis-sem Brot (Silserli, Zopf, Weggli)? Das istzwar zuckerfrei aber nicht auf der Listeder empfohlenen Znünis. Hier lautetunsere Empfehlung, dass Weissbrotkein Problem darstellt und durchaus inder Schule gegessen werden darf, so-lange das Kind nicht immer das Gleichemitbringt. Aber auch in solchen Fällenkann die Lehrperson die Vielfalt derZnünis erhöhen, ohne etwas zurückwei-sen zu müssen, zum Beispiel durch re-gelmässige Früchte- oder Gemüsetageoder das Backen von Vollkornweggli imKindergarten oder der Schule.

Wenn alles nichts nützt?Was aber tun, wenn all diese vorsichti-gen Bemühungen keine Änderung be-wirken? Auch hier empfehlen wir, zu-nächst einmal Geduld zu haben. In denbisherigen Tacco & Flip-Klassen habenwir die Erfahrung gemacht, dass die al-lermeisten Kinder mit der Zeit von selbstgesunde Znüni mitbringen. Sie wollenauch das mitnehmen, was ihre Gspänlioder ihre Lehrpersonen mitnehmen.Hilft auch die Geduld nicht weiter, soempfehlen wir, das Gespräch mit denEltern zu suchen. Das ist kein einfacherSchritt. Es gibt Lehrpersonen, die diemögliche Konfrontation mit den Elternscheuen. Auch hier gibt es „sanfte“Vorgehensweisen mit den Eltern insGespräch zu kommen, z.B. anlässlich derPlanung eines gesunden Geburtstags-znünis für ihr Kind.

Irène Renz, Dr. sc. nat., MPH,Leiterin Gesundheitsförderung

Christina Oettli,Projektgruppe Tacco & Flip,

Elternvertreterin und Projekt-Coachfür Primarschulklassen

Für Fragen und Beratung

Reden Sie mit Ihrer Projekt-Coach odertauschen Sie sich auf www.taccoflip.bl.chmit anderen über dieses Problem aus.Rückfragen sind auch immer möglich an:Dr. Irène Renz,Leiterin Gesundheitsfö[email protected] Tel. 061 925 62 86

*S. http://www.taccoflip.bl.ch

� Die Vielfalt des Znünis zusammen er-höhen: Die Kinder stellen ihre eigenenMüsli zusammen.

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Die Heilpädagogische SchuleAn unserer Schule werden Kinder undJugendliche mit einer geistigen Behin-derung gefördert und betreut. JedesKind wird seinen Bedürfnissen undMöglichkeiten entsprechend ganzheit-lich gefördert. Die Unterrichtsziele sindüberwiegend handlungsorientiert undauf Alltagssituationen bezogen. Je nachFähigkeiten und Fertigkeiten der Schü-lerInnen werden Grenzen gesetzt undMöglichkeiten geöffnet. In meiner Un-terstufenklasse sind sieben SchülerIn-nen im Alter zwischen 7 und 9 Jahren,welche alle im Bereich der EntwicklungVerzögerungen aufweisen. Um diesenunterschiedlichen Voraussetzungen ge-recht zu werden, habe ich eine Klassen-assistentin als Unterstützung.

BeweggründeEssen und bewegen ist ein Grundbedürf-nis des Menschen. In der heutigen Zeitist jedoch zu beobachten, dass es sowohlbei den Bewegungserfahrungen, wieauch der gesunden Ernährungsweise derKinder Defizite gibt. Noch deutlicher er-sichtlich wird das bei Kindern mit einerBehinderung.In meiner Klasse sind zwei Kinder adipös,drei übergewichtig und zwei im Normal-bereich der BMI-Tabelle. Zudem weisenalle Kinder einen Mangel im Bereich derBewegungserfahrungen auf. Diese Tat-sachen haben mich dazu bewogen, ander Weiterbildung Projekt Tacco & Flip:Essen und Bewegen teilzunehmen.

SchwierigkeitenIch war von Tacco & Flip sofort begeis-tert, doch wurde mir auch schnell klar,

Die Umsetzung des Projektes„Tacco & Flip“ in einerHeilpädagogischen SchuleSara Sennhauser, Lehrerin in Zürich, las über das Projekt Tacco &Flip in einer Fachzeitschrift. Sie reiste nach Liestal, um an einemWorkshop teilzunehmen, und setzte das Projekt in ihrer Klasse um.Hier berichtet sie uns, wie sie Tacco & Flip-Botschaften in ihrenheilpädagogischen Unterricht integrieren kann.

dass es sich mit meiner Klasse nicht 1:1umsetzen lässt.SchülerInnen, welche bei uns die Schu-le besuchen, haben ein langsameresLerntempo und können Lerninhalte erstnach vielen Wiederholungen abspei-chern. Das bedeutet, dass wir bei unsauf einfachste Weise und möglichstüber das Handeln die Lerninhalte überlängere Zeit bearbeiten. Grundsätzlichist es wichtig, dass die Lernschritte im-mer gleich aufgebaut sind und nachdemselben Prinzip ablaufen.

UmsetzungIch habe die Ideen aus dem Projekt inzwei Phasen aufgeteilt. Im letzten Schul-jahr standen das gesunde Znüni sowiedie tägliche Bewegungszeit von 15 Mi-nuten im Zentrum. Da unsere SchülerInnenoft nur wenig Bewegungsanregung erhal-ten, findet jeweils am Dienstag bei jedemWetter unser „Wald-Morgen“ statt. Zu-dem achten wir an unserem „Koch-Mor-gen“ darauf, dass wir unser Mittagessenunter dem Aspekt der „ausgewogenen Er-nährung“ zusammenstellen.In diesem Schuljahr beschäftigen wir unsnun mit der Nahrungsmittelpyramide undden konkreten Lebensmitteln. Die Eich-hörnchen Tacco und Flip sind uns dabeieine grosse Hilfe.

� Tacco & Flip in Zürich.

� Sara Sennhauser, Lehrerin an derHeilpädagogischen Schule der StadtZürich, in Ausbildung zur SchulischenHeilpädagogin

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Tacco und FlipDie beiden Eichhörnchen-Handpuppenunterstützen mich in meiner Arbeit sehr.Durch sie gelingt mir ein näherer Zugangzu den Kindern. Zudem sind Tacco undFlip ideal, um Lerninhalte auf spieleri-sche Art weiter zu geben. Es ist sehrwichtig, dass die Dialoge sehr einfachsind und entsprechend der Erfahrungs-welt der SchülerInnen angepasst wer-den. Die SchülerInnen werden immerwieder auch selbst von Tacco oder Flipangesprochen und um Rat gebeten. Soentstehen viele verschiedene Gesprä-

che, in denen die SchülerInnen Informa-tionen aufnehmen und verarbeiten.Tacco und Flip werden auch in anderenUnterrichtssequenzen eingesetzt (z.B.Rechnen).

NahrungsmittelpyramideJede Pyramidenstufe behandle ich zu-erst separat. Dazu benötige ich pro Stu-fe ca. 2-3 Wochen. In dieser Zeit be-trachten wir einerseits die Lebensmittel,welche in die entsprechende Stufe ge-hören, andererseits bemühen wir uns,die täglichen Empfehlungen einzuhal-ten. Es wird der Wortschatz aufgebautund mit diesen Lebensmitteln real et-was erarbeitet (z.B. Früchte-Bowle,Memory). Momentan befinden wir unsnoch in dieser Phase. Anschliessend,wenn alle Stufen bekannt sind, beginntdas Zuordnen der Lebensmittel, z.B.wenn wir vom Einkaufen zurückkehrenoder wenn Tacco und Flip die Stufenetwas durcheinander gebracht haben.

RitualeDa für meine SchülerInnen besondersWiederholungen wichtig sind, erhaltenRituale eine sehr hohe Bedeutung. MitHilfe der Rituale können sie sich amTagesablauf orientieren. So ist für siedas gemeinsame Znüni-Essen (Spruchdazu aufsagen und jeder benennt seinenZnüni), das Mittagessen in der Schule

und die tägliche Begegnung mit den Eich-hörnchen Tacco und Flip sehr wichtig.

UnterrichtDas Thema „gesunde Ernährung“ be-kommt innerhalb meines Unterrichts einezentrale Bedeutung. Es werden verschie-dene Elemente aus dem Bereich Ernäh-rung aufgenommen. Sei es z.B., dass wirmit den Früchten und Gemüse rechnenoder das Thema „vom Korn bis zum Brot“vertiefen. Unser ständiger Begleiter istdas Ernährungs-Heft, in dem die ver-schiedenen Tätigkeiten dokumentiertwerden. Jede Pyramidenstufe wird nachdem gleichen Schema aufgebaut: zuerstwird die entsprechende Stufe dargestelltund es werden drei bis vier Wörter dazugeschrieben; dann gibt Tacco eine Emp-fehlung ab, welche wir bildlich darzustel-len versuchen. Anschliessend hat es nochPlatz für Rezeptanleitungen oder weite-re Vertiefungen.

ElternAufgrund des hohen Fremdsprachenan-teils ist die Zusammenarbeit mit den El-tern erschwert. Ich versuche, mein Anlie-gen im Rahmen von individuellen Eltern-gesprächen darzulegen. Die Eltern wer-den auch zu unserem selbst gekochtenMittagessen eingeladen oder verbringenden „Wald-Morgen“ mit uns. Das gesun-de Znüni wurde mit Hilfe der Bildertabellesehr schnell umgesetzt, und auch dieGeburtstagsspiesse sind sehr begehrt.Mit dem Ernährungs-Heft erhoffe ich mirzudem, dass die Eltern sich auch einwenig mit dem Thema „gesunde Ernäh-rung“ auseinander setzen und die Schü-lerInnen zu Hause berichten können, wassie in der Schule gelernt haben.

FazitIch bin sehr erfreut darüber, wie inter-essiert, begeistert und gewissenhaft dieSchülerInnen mit diesem Thema umge-hen. Trotz ihrer Behinderung und den er-schwerten Lernvoraussetzungen kannich ihnen u. a. auch mit Hilfe des Pro-jekts „Tacco & Flip“ etwas zu ihrem Ess-und Bewegungsverhalten beibringen. Esist schön zu sehen, wenn die Kinder imAlltag ihre Erkenntnisse und Erfahrun-gen zum Ausdruck bringen. Ich freuemich auf die weitere Arbeit mit meinenSchülerInnen im Bereich dieses Themasund bin gespannt, wie sich mein Projektnoch weiter entwickelt.

� Ernährungsheft: Hier wird das Thema mit dem Erstleselehrgang „lose, luege,läse“ von Ursula Riklin kombiniert. Die Sprechbewegungsbilder ermöglichen denKindern einen weitern Zugang zum lesen Lernen.

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Gesundes ZnüniSchon in den neunziger Jahren waren inBasel-Stadt gesunde Ernährung und Be-wegung im Kindesalter ein Thema. Inenger Zusammenarbeit zwischen Kinder-gärten, Schulzahnklinik und Kinder- undJugendgesundheitsdienst entstand dieAktion gesundes Znüni im Kindergarten.Ziel dieser mittlerweile in allen BaslerKindergärten durchgeführten Aktion istdie Sensibilisierung der Erziehenden fürgesundes Ess- und Trinkverhalten. Lehr-personen und Eltern übernehmen – zu-sammen mit den Kindern – gemeinsamVerantwortung für eine gesunde Zwi-schenmahlzeit in Spielgruppen, Kinder-gärten und Primarschulen. Das Engage-ment der Lehrpersonen, welche durchFachpersonal der Schulzahnklinik unter-stützt werden, sowie eine Znünibox fürjedes Kind und Informationsmaterial fürEltern und Lehrpersonen sind zentraleAngebote dieser Aktion, welche sich sehrgrosser, breiter Beliebtheit erfreut.

Mehr BewegungAusgehend von dieser positiven Erfah-rung hat sich das Rektorat KindergartenBasel-Stadt entschlossen, zusammenmit dem Kinder- und Jugendgesund-heitsdienst, unterstützt von der Fach-stelle Schulsport und dem RessortSport, dem Institut für Sport und Sport-wissenschaften der Universität und derAbteilung Jugend, Familie und Präven-tion (AJFP) ein ergänzendes Projekt zurgezielten Förderung der Bewegung imKindergarten zu lancieren.

Das Projekt Burzelbaum für mehr Bewe-gung im Kindergarten wurde mit einerzweijährigen Pilotphase anfangs 2005gestartet. Im Jahre 2005 nahmen achtKindergärten, im Jahre 2006 zusätzlichzehn weitere Kindergärten an diesem

Burzelbaum –ein Projekt für mehr Bewegungim KindergartenNicht nur im Kanton Basel-Landschaft gibt es Projekte rund umsEssen und Bewegen. Viele Kantone werden im Kindergarten- undPrimarschulbereich aktiv. Zum Beispiel hat Basel-Stadt mit vielErfolg das Projekt Burzelbaum eingeführt.*

� Überall Bewegung! So können Sicher-heit und Mut geübt werden!

Projekt teil, und für das Schuljahr 2006/07 sind neu zwölf weitere Kindergärtenin das Projekt eingestiegen.

Überall BewegungDas Projekt Burzelbaum will Bewegungals festen Bestandteil in den Kindergar-tenalltag etablieren, d.h. die Kinder sol-len sich grundsätzlich überall und immerbewegen können, nicht nur in eigensdafür vorgesehenen Räumen, währendseparater Turnstunden oder in geführtenUnterrichtseinheiten.

Für die Projektumsetzung erhielten dieLehrpersonen eine breite Weiterbil-dung, die ihnen fachliche Grundlagenvermittelte und während der sie auchpraxisbezogene Beispiele zum ThemaBewegung im Kindesalter erarbeitenkonnten. Als besonders nützlich habensich auch die praxisbezogenen Erfah-rungsaustauschgruppen der Lehrperso-nen erwiesen. Die Kindergärten wurdenmit Unterstützung von externen Fach-leuten umgestaltet, und die Eltern wur-den über das Projekt verschiedentlichinformiert, einbezogen und befragt. Sehrgut besucht waren beispielsweise dieElternabende zum Projekt Burzelbaum,welche die jeweilige Lehrperson zusam-men mit einer Schulärztin gestaltete.

Sicherheit und MutDie von der Abteilung Gesundheitsförde-rung und Prävention durchgeführte Zwi-schenevaluation im Jahr 2005 zeigte er-freuliche Ergebnisse. Aus Sicht der betei-ligten Lehrpersonen und Eltern hat sichdas kindliche Bewegungsverhalten durchdas Projekt deutlich verändert. Sämtliche

� Dr. med. Barbara Müller, Schulärztin,Kinder- und JugendgesundheitsdienstBasel-Stadt

� Dr. med. Thomas Steffen, MPH, Leiterdes Jugendgesundheitsdienstes Basel-Stadt

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Lehrpersonen und 80% der Eltern habenfestgestellt, dass sich ihre Kinder seitProjektstart mehr bewegen. Die Kindersind sicherer und mutiger geworden undhaben mehr Spass an der Bewegung.

Das Projekt Burzelbaum hat demnach ei-nen positiven Einfluss auf die körperliche,psychische und soziale Entwicklung derKinder und wird damit zu einem wichtigenBestandteil der Gesundheitsförderung beiKindern im Kanton Basel-Stadt. In abseh-barer Zukunft soll – ergänzend zum gsun-de Znüni – in jedem Basler Kindergartender Burzelbaum eingeführt werden.

Kinder bewegen sich gerne und essenmit Spass vielseitig. Unterstützen wirsie dabei!

*Weitere Projekte in der Schweiz vgl. auchwww.suissebalance.ch.

Weitere Informationen zum Projekt Bur-zelbaum finden Sie unter:www.gesundheitsdienste.bs.ch

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Angebot und Auftrag

SchwangerschaftDie freiberufliche Hebamme hat AnfangSchwangerschaft Kontakt mit den wer-denden Eltern. So können im persönli-chen Kontakt Ängste angesprochen,abgebaut und Vertrauen gebildet wer-den. Kontinuität gibt Sicherheit!Schwangerschaftskontrollen erfolgenentweder bei der Hebamme oder beimArzt, bei der Ärztin (oft auch im Wech-sel). Ultraschalluntersuchungen und dieBetreuung bei Komplikationen erfolgenebenfalls bei diesen.

Die Hebamme – Fachfrau für die Mutterschaft*

Die freiberufliche Hebamme betreut eigenverantwortlich die gesunde Schwangere, Gebärende undWöchnerin. Sie berät die werdende Familie ganzheitlich, bietet Kontinuität und arbeitet nach Be-darf mit anderen Disziplinen zusammen (Gynäkologie, Pädiatrie etc.).

GeburtDie Geburt kann entweder zuhause, imGeburtshaus oder im Spital (stationäroder ambulant) erfolgen. In Kantonsspi-tal Liestal und im Bethesdaspital be-steht die Möglichkeit mit Beleghebam-men zu gebären. Den Hebammen ist esein wichtiges Anliegen, dass sich die

*Aus organisatorischen Gründen konnte Aline Weilen-mann, Mitglied der AG Familie und Kind, ihren Arti-kel nicht im Heft Was erhält Familien und Kinder ge-sund? (2/2006 Mehr vom Leben), sondern erst in die-sem Heft publizieren.

Homepage des Schweizerischen Heb-ammenverbandes:www.hebamme.ch.Die Sektion beider Basel zählt 134 Mit-glieder, wovon mehr als 52 Hebammenfreiberuflich arbeiten.Hebammenliste Kanton Basel-Stadt/Ba-selland erhältlich bei:[email protected] oder aufwww.hebamme.ch.Aline Weilenmann, Davidsbodenstr. 36,4056 Basel, Telefon 061 321 07 [email protected]

Mutter und auch Vater eine gute Basisfür den gemeinsamen Weg.

Grenzen und PerspektivenDie umfassende Arbeit der freiberufli-chen Hebamme ist in der Öffentlichkeitund dort vor allem bei den Migrantinnennoch viel zu wenig bekannt. Oft suchteine Schwangere oder Wöchnerin des-halb den Kontakt erst, wenn sich Proble-me einstellen. Die Bedeutung der pro-phylaktischen Arbeit wird unterschätzt.Die Öffentlichkeitsarbeit ist etwas, waswir fördern wollen.

Der 5. Mai ist von der WHO zum inter-nationalen Hebammentag ausgerufenworden. Da können Sie im ganzen Landverschiedene Informations-Angebote imöffentlichen Raum verfolgen. – Sie wer-den von uns hören!

Aline Weilenmann,freiberufliche Hebamme

Schwangere zusammen mit ihrem Part-ner frühzeitig informiert und prüft, wosie – eine komplikationslose Schwan-gerschaft vorausgesetzt! – am liebstengebären möchte.

WochenbettNeben Wochenbettbetreuung machendie Hebammen auch Still- und Ernäh-rungsberatung und informieren über in-terdisziplinäre Anlaufstellen (Mütter-Väterberatung, Zwillings-Verein, Schrei-Sprechstunden, Therapien, Präventionetc.). Einige Hebammen bieten nach derGeburt auch Rückbildungs- und Becken-bodenkurse an. Gespräche über Famili-enplanung, bzw. Empfängnisverhütungsind auch fester Bestandteil der Wo-chenbettbetreuung. Aufgabe der Heb-amme ist es zudem, in Krisensituationennach der Geburt zusammen mit demPaar einen Weg zu finden oder die nöti-gen Fachpersonen zu vermitteln.

Gut vorbereitet auf das ElternwerdenDer frühe Kontakt mit einer Hebammehilft, sich in der Informationsflut zurechtzu finden und sich mit dem gesundenVerlauf der Schwangerschaft vertraut zumachen. Sie informiert z.B. wie Schwan-gere sich gesund ernähren, wie sie denDamm für die Geburt vorbereiten kön-nen; sie unterstützt sie aber auch, sichmit ihren Gefühlen auseinanderzuset-zen, den Kontakt mit dem noch ungebo-renen Kind aufzubauen und sich auf denneuen Lebensabschnitt und die neueRolle vorzubereiten. Ebenso wichtig istes, die Bedürfnisse eines Neugebore-nen kennen zu lernen, sich mit der Säug-lingspflege vertraut zu machen, aberauch gut vorbereitet auf den Geburts-schmerz und auf die erste Ablösung desKindes bei der Geburt zu sein. Die Heb-amme fördert also das Vertrauen derSchwangeren in ihre Selbstwahrneh-mung und unterstützt sie und ihren Part-ner, das bevorstehende Ereignis nichtnur der Verantwortung von Fachperso-nen zu überlassen: Ein respektvoller gutvorbereiteter Start ins Leben ist für Kind,

� Die Hebamme fördert auch das Ver-trauen in die Selbstwahrnehmung. –Aline Weilenmann bei ihrer Arbeit.

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Im Kanton Basel-Landschaft ist seit An-fang der 90er Jahre dreimal der Prozent-satz der Kinder, welche die für ihr Alterempfohlenen Impfungen erhalten hatten(Durchimpfung), gemessen worden. 1992beschränkte sich die Zählung auf einerepräsentative Auswahl von Kindern imzweiten Lebensjahr. In den folgendenZählungen von 2000 und 2004 wurdenauch die Impfausweise von Buben undMädchen im ersten Schuljahr und vonsolchen am Ende der Schulpflicht (15Jahre) untersucht. Dabei zeigte sich einerfreulicher Anstieg der Impfraten.Die Impfraten steigen mit zunehmendemAlter an. Hier trägt die Kontrolle der Impf-ausweise anlässlich der Schulgesund-heitsuntersuchungen dazu bei, dass El-tern, die einen Impftermin verpasst ha-ben, bei späterer Gelegenheit das Ver-säumte nachholen. Besondere Impfun-gen, wie die gegen Hepatitis B, werdenerst für Jugendliche im Pubertätsalterempfohlen, denn bei Kleinkindern soll dieZahl der Injektionen möglichst klein ge-halten werden. Gegen Krankheiten, dievor der Pubertät kaum übertragen wer-den, drängt sich eine frühe Impfung nichtauf. Andererseits liegen bestimmte Ra-ten für 15-Jährige tiefer als für 8-Jähri-ge. Bei Hämophilus influenzae (Erregervon Lungen- und Hirnhautentzündungen)liegt dies unter anderem daran, dass dieImpfung erst Anfang der 90er Jahre ein-geführt worden ist. Ältere Jugendlichesind daher nicht oder mit wenigen Dosengeimpft worden.

Wieso ist eine gute Durchimpfungwichtig?Die Impfung eines Kindes ist nicht nur einindividueller Entscheid, sie hat auch Aus-wirkung auf die Allgemeinheit. Je mehrKinder gegen eine Krankheit immun sind,desto weniger können angesteckt wer-den. Wenigstens gilt dies für Krankhei-ten, die vorwiegend von Person zu Personweitergegeben werden. Damit gibt eswieder weniger Kinder, die diese Infek-tion weitergeben können. Wer nicht an-gesteckt ist, kann ja auch niemand ande-res anstecken.Unter den heutigen Lebensbedingungentreten Kinderkrankheiten wie Masern,Mumps oder Röteln immer später im

Besserer ImpfschutzVerbesserte Impfraten in Baselland

heitserreger höchstens noch ganz verein-zelte Krankheitsfälle verursachen. Einehundertprozentige Durchimpfung wärewünschenswert. Sie ist ohne Zwang abernicht erreichbar und aus Sicht der öffent-lichen Gesundheit auch nicht notwendig.Für Masern liegt der Wert, der vor gros-sen Ausbrüchen schützt, etwa bei 85%.

Was bringt die ZukunftFür Kinderkrankheiten ist heute bei unseine gute Durchimpfung erreicht worden.Ausbrüche der betreffenden Infektionensind bei den gemessenen Impfraten zwarnicht ausgeschlossen, aber doch unwahr-scheinlich. Eine Einschränkung ist aller-dings für Bevölkerungsgruppen zu erwar-ten, die gemeinsam Impfungen ablehnen,sei es aus religiösen, kulturellen oderweltanschaulichen Gründen. Wenn hierungeschützte Kinder häufig Kontakt zu-einander haben, kann sich eine Kinder-krankheit gut ausbreiten. In solchenGruppen ist deshalb weiterhin mit Ma-sern- und Röteln-Ausbrüchen zu rechnen.

Dr. med. Dominik Schorr,Kantonsarzt BL

Leben eines ungeschützten Kindes auf.Bei manchen Krankheiten ist dies eineunerwünschte Erscheinung. Masern ver-laufen bei Erwachsenen viel schwerer alsbei Kindern. Röteln oder Windpockenkönnen bei schwangeren Frauen zuschweren Komplikationen führen. DieGründe für die Verschiebung dieserKrankheiten in spätere Lebensabschnit-te liegen einerseits bei der im Vergleichzu früher geringeren Kinderzahl unsererheutigen Gesellschaft, andererseits beimveränderten Freizeitverhalten mit vielweniger direkten Kontakten unter denKindern und nicht zuletzt auch im Selte-nerwerden der Krankheiten selbst. Da dieZahl der Ansteckungen abnimmt, sinktdie Wahrscheinlichkeit für jedes nichtge-schützte Kind, in einem bestimmten Le-bensjahr zu erkranken und Immunität zuerwerben. Es bleibt in den folgendenJahren empfänglich. Dazu tragen auchdie Impfungen selbst zu der beschriebe-nen Verschiebung bei.Schon bei tiefen Impfraten wird die zu be-kämpfende Krankheit seltener und ver-schwindet oft vorübergehend vollstän-dig. Unter den jüngeren Personen bildetsich mit der Zeit aber eine wachsendeGruppe, die ungeimpft und nie erkranktist. In dieser Situation können periodischbedeutende Epidemien der bekämpftenKrankheit auftreten. Mit zunehmenderDurchimpfung werden diese Ausbrücheseltener und kleiner. Bei einer hohenImpfrate können eingeschleppte Krank-

1 1992 gab der Schweizerische Impfplan nur eine DosisMasern-Impfstoff als Ziel vor. Heute werden zwei Do-sen empfohlen.2 Gegen Hepatitis B stehen unterschiedliche Impfstof-fe zu Verfügung. Je nach Hersteller werden für Jugend-liche zwei oder drei Dosen empfohlen. In Baselland wirdheute vorwiegend ein Zweidosen-Impfstoff verwendet.

Veränderung von ausgewählten Impfraten in % bei Kindern im zweiten Lebensjahrin Baselland, von 1992 bis 2004

1992 2000 2004Kinderlähmung (Polio), 4 Dosen 70 75 84Starrkrampf (Tetanus), 4 Dosen 74 78 85Masern (Morbili), 1 Dosis1 81 76 86

Ausgewählte Impfraten in % bei Kindern und Jugendlichen in Baselland, 20052. Lebensjahr 8. Lebensjahr 15. Lebensjahr

Kinderlähmung, 4 Dosen 84 92 92Starrkrampf, 4 Dosen 85 94 93Hämophilus influenzae, 4 Dosen 85 75 0Masern, Röteln, 2 Dosen 75 66 61Hepatitis B, 2 Dosen2 11 13 67

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Zigaretten, legales Produktmit Nebenwirkungen.Der bestimmungsgemässe Gebrauchführt in den Tod.

In unserer Kultur ist Alkohol ein Be-standteil des Lebensstils. Andererseitsist Alkohol die Droge Nummer 1. LautSchätzungen sterben in der Schweizjährlich mehr als 2000 Menschen an denFolgen übermässigen Alkoholkonsumsund über 300000 Personen sind alkohol-abhängig. Die Zahl der Menschen, dieAlkoholkranken nahe stehen, wird aufeine Million geschätzt – viele von ihnensind die Lebenspartnerinnen, von denenwiederum die Mehrzahl Co-Verhaltens-weisen entwickelt. Diese Co-Abhängig-keit ist zusammen mit Suchterkrankun-gen das grösste sozialmedizinische Pro-blem unserer Gesellschaft.

Co-Verhalten –ein frauenspezifisches ProblemMit Co-Verhalten werden Verhaltenswei-sen von Bezugspersonen oder vom Be-zugssystem (Familie) bezeichnet, die dieFehlhaltung der süchtigen Person undihre Sucht unterstützen und eine rechtzei-tige Therapie verhindern. Der Druck ausdem familiären und beruflichen Umfeldist jedoch entscheidend, ob Alkoholab-hängigkeit angegangen wird. Die Praxiszeigt: Nur ein geringer Prozentsatz der Al-koholabhängigen sucht von sich aus eineBeratungsstelle auf.

Frauen neigen stärker zu Co-Verhaltens-weisen als Männer. Die Problematik desweiblichen Co-Verhaltens wird – nebender weiblichen Ausrichtung, sich amPartner zu orientieren und eigene Be-dürfnisse zurückzustellen – massgeblichdurch soziale und ökonomische Faktorenbestimmt. Co-Verhalten entwickelt sichnicht von heute auf morgen, sondernHand in Hand mit der allmählichen

Suchtentwicklung des Partners. Die Sta-dien der Co-Abhängigkeit sind: Beschüt-zen und Entschuldigen, Kontrollierenund Anklagen. Co-Verhalten wird aufDauer für die betroffenen Frauen selberzum Problem: Die Versuche, dem Part-ner zu helfen, dessen Probleme aufzu-fangen und zu lösen, können sie an denRand ihrer Kräfte bringen: Die Situationwird häufig so belastend, dass sie aufdie eigene Stimmung schlägt. Enttäu-schung, Wut und Trauer machen sichbreit. Schlafstörungen können entste-hen. Schuld- und Schamgefühle sind oftGründe dafür, dass sich eine Frau zuneh-mend aus dem sozialen Leben zurück-zieht. Beziehungen zu anderen Men-schen werden nicht mehr gepflegt undeigene Bedürfnisse zurückgesteckt. Mitder Zeit entwickeln sich Gefühle vonEinsamkeit, Auswegslosigkeit und Ohn-macht. Oft greifen Frauen dann selber zuMedikamenten, anderen psychoaktivenSubstanzen, oder sie entwickeln Essstö-rungen. Frauen mit Co-Verhaltenswei-sen benötigen in dieser Situation drin-gend fachliche Unterstützung.

Mit dem Magazin bella donna, die Un-terhaltung mit fundierten Präventions-inhalten verbindet, wird das Thema desweiblichen Co-Verhaltens in Zusam-menhang mit dem Alkoholismus bear-beitet. Frauen sollen niederschwelligund bezugnehmend auf ihre unter-schiedlichen Lebenswelten ressourcen-orientiert für Co-Verhalten sensibilisiertwerden.

bella donnaliegt gratis zum Mitnehmen auf oderkann in beliebiger Anzahl kostenlos be-stellt werden:[email protected];Tel. 061 925 62 87;Gesundheitsförderung Baselland,Rheinstrasse 22, 4410 Liestal; PDF aufwww.gesundheitsfoerderung.bl.ch

bella donna –eine Zeitschrift für FrauenThema: Co-Verhalten von Frauen bei Alkoholismus ihres Partners

Die Verstrickung der Frauen in den Alkoholismus des Partners istdie Thematik dieser Zeitschrift, welche von der Stiftung BernerGesundheit in Zusammenarbeit mit sechs kantonalen Partneror-ganisationen realisiert wurde. Von den 145000 Exemplaren (für AG,BE, LU, SG, ZG, ZH und BL) hat die Gesundheitsförderung BL 15000 Exemplare mit einem zweiseitigen Adressenteil mit den ent-sprechenden Beratungsstellen in unserem Kanton drucken lassen.

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Die Leitidee«Gesundheit wird von Menschen in ih-rer alltäglichen Umwelt geschaffen undgelebt, dort wo sie spielen, lernen, ar-beiten und lieben.» (Ottawa-Charta)

In unserer globalisierten und konsumori-entierten Gesellschaft ist der Druck all-gegenwärtig und hinterlässt bei denMenschen die unterschiedlichsten Spu-ren. Dieser Umgang mit Druck wird nichtvon allen gleich gut gemeistert. Vieleflüchten in Scheinwelten wie Drogen,Alkohol oder Internet und merken dabeimeistens selber nicht, dass sie zuneh-mend in eine Abwärtsspirale geraten.Nicht zu vernachlässigen ist auch diewachsende soziale Isolierung, welchedurch den übermässigen Konsum vonInternet, Chatrooms oder Computerspie-len herbeigeführt wird. Vor dem PC zusitzen, erscheint als wohltuende Situa-tion, weil niemand Erwartungen oderAnsprüche stellt, geschweige denn Kri-tik übt. Ausserdem muss dabei nieman-dem Rechenschaft abgegeben werden,höchstens der Highscorerliste. Vielfachhat niemand mehr Zeit, einfach mal ru-

Sucht beginnt im Alltag, Prävention auchSuchtprävention in der Lehrlingsausbildung bei Bachem AG

Aufgrund der zunehmenden Bedeutung der Suchtproblematik bei Jugendlichen ist in Zusammenar-beit mit Udo Kinzel, Suchtbeauftragter des Kantons Baselland, und der Lehrlingsausbildung bei derBachem AG ein Konzept zur firmeninternen Suchtprävention in der Lehrlingsausbildung entstanden.

rufe und Lehrjahre durchgeführt. DieRückmeldungen waren durchwegs posi-tiv, und die Veranstaltung wurde alssinnvoll und notwendig bewertet. Eini-ge Lernende hätten gerne mehr über dasProblem Alkohol erfahren, aber in derkurzen Zeit (ein Nachmittag) konnten wirnicht alle Themen gleich gewichten. Wirwerden dies jedoch in der nächstenVeranstaltung berücksichtigen. DieGruppenarbeiten bestanden aus Rollen-spielen und Fallbeispielen. In beidenVarianten ging es darum, dass einzelneLernende am Arbeitsplatz ein auffälligesVerhalten zeigen (aus unterschiedlichenGründen). Es galt, Gespräche zu führenbzw. Lösungsansätze in verschiedenenGruppen zusammen zu erarbeiten. DieGruppenarbeiten und Rollenspiele sindgleichermassen gut angekommen unddie Aufgaben wurden gut gelöst.

AusblickWir erachten es als wichtig, das ThemaSucht periodisch aufzugreifen und dieWichtigkeit und Bedeutung eines sucht-freien Lebens zu unterstreichen. Wirwerden deshalb künftig die Veranstal-tung jährlich für alle Lernenden des 1.Lehrjahres und alle 2 Jahre für unsereBerufsbildnerinnen und -bildner durch-führen.

Wir hoffen, mit dieser Veranstaltung ei-nen aktiven Beitrag zur Suchtproblema-tik leisten zu können.

Vitus Definiti,Ausbildungsverantwortlicher Bachem

hig zuzuhören, im Gegenteil: oft wird beiFehlverhalten gleich mit Sanktionen ge-droht. Wir haben uns deshalb entschlos-sen, zusammen mit unseren Lernendenund den Berufsbildnerinnen und -bild-nern eine Informationsveranstaltung zuorganisieren.

Ziele• Informieren, sensibilisieren, Erfah-

rungen austauschen und lösen vonFallbeispielen;

• die Bandbreite der Suchtmittel und dieEinflüsse und die Auswirkungen aufArbeit und Gesellschaft aufzeigen;

• Zeichen von Suchtverhalten bewusstmachen, aufzeigen, wie Präventionfunktioniert;

• Informieren, wo es Hilfe gibt, wer dieVertrauensperson der Firma ist oderwelche externen Fachstellen es gibt.

Ergebnis: positivDie Veranstaltung wurde im 2006 erst-mals durchgeführt. Im Frühling wurdedie Schulung zuerst mit allen Berufsbild-nerinnen und Berufsbildnern und imAugust mit den 26 Lernenden aller Be-

� Vitus Definiti (l) mit einem Kollegenund Auszubildenden im 3. Lehrjahr.

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„Willst Du auch?“ Widerwillen machtsich in mir breit. Ich mag keinen Rauch.Meine Bronchien kriegen beim blossenGedanken schon einen Hustenreiz undziehen sich zusammen. Überhaupt, wa-rum soll ich das probieren? Bis jetzthabe ich noch keine überzeugende Ant-wort erhalten, was so toll am „Kiffen“sein soll. So sage ich als fast einziger:„Nein, ich mag nicht“. Die Selbstver-ständlichkeit, mit der der „Joint“ ohneVorankündigung plötzlich herumgeht,stört mich etwas. Auf der Heimfahrtsitze ich als Mitfahrer in einem Auto.Ich frage mich: Hat der Mann am Steu-er nicht auch Cannabis geraucht unddazu noch Alkohol konsumiert? Wieauch immer, ich komme heil nach Hau-se und bin erleichtert. Zurück bleibt dieIrritation über die Sorglosigkeit, mit derCannabis konsumiert wird.

Macht Cannabis psychisch krank?Ein Psychologiestudent will aus der Erfahrung mit seinem privaten Umfeld erforschen, ob und wieCannabiskonsum schädlich ist. Er schreibt eine Bachelor-Arbeit darüber, die auf der Webseite derGesundheitsförderung BL* nachgelesen werden kann. Hier eine ganz persönliche Stellungnahme zuseiner wissenschaftlichen Arbeit.

Meinungen contra TatsachenDieses Erlebnis prägte die Wahl desThemas einer Bachelor-Arbeit, die ichim Rahmen meines Psychologiestudi-ums zu schreiben hatte. So entschlossich mich, den Stand der Forschung zuden Risiken des Cannabiskonsums zuuntersuchen. Ich hatte schon so vieleunterschiedliche Meinungen über dieSchädlichkeit von Cannabis gehört:Eine Lehrerin zum Beispiel schlug vor,„Kiff-Kurse“ in der Schule durchzufüh-ren, damit ein richtiger Umgang mit Can-nabis gelernt werden könne. Erste Lite-raturrecherchen bestätigten diese Hal-tung; es gab etliche Fachpublikationen,die eine ernsthafte Gesundheitsgefähr-dung durch Cannabis verneinten. Erstdie Lektüre von Resultaten gross ange-legter Studien führten mich weg vonMeinungen und Vermutungen hin zu kla-

RisikenFolgende Risiken sind momentan bekannt und wissenschaftlich abgesichert:

Akute Effekte:

• Störung der Aufmerksamkeit und der Konzentrationsfähigkeit (bis 24 Stundennach dem Konsum)

• Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses und der Lernfähigkeit (bis 24 Stun-den nach dem Konsum)

• Reduzierte motorische Fähigkeit (Reflexe, Koordination, Fahrtüchtigkeit)• Gesteigerte Herzschlagfrequenz• Angst, Panikreaktionen und Halluzinationen sind, vorwiegend nach hohen Do-

sen, möglich

Chronische Effekte(treten vor allem bei stark und langjährig Konsumierenden auf):

• Erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Krebs und anderen Erkrankungen derAtemwegsorgane (bei Konsum durch Rauchen)

• Erhöhtes Schizophrenierisiko• Erhöhtes Depressionsrisiko• Erhöhtes Risiko von Angstzuständen• Risiko für psychische und in geringerem Mass körperliche Abhängigkeit (Tole-

ranzentwicklung und Entzugssymptome sind nachgewiesen)

ren Fakten: Cannabiskonsum geht miteinem erhöhten Risiko für Schizophrenieeinher; bei Jugendlichen mit häufigem,d. h. insgesamt mehr als 50-maligem,Cannabiskonsum ist das Risiko sechs-fach erhöht. Wird mit dem Cannabiskon-sum schon vor dem Alter von 15 Jahrenbegonnen, so ist der Zusammenhang mitSchizophreniesymptomen signifikantstärker als bei späterem Konsumbeginn.Personen jeglichen Alters mit Cannabis-missbrauch müssen ebenfalls mit einemdoppelt so hohen Risiko, an Depressionzu erkranken, rechnen. Frauen sind hier-bei mehr gefährdet als Männer.

FazitDa ich als Psychologe weiss, welchesLeid mit einer Schizophrenie verbundenist und was ein sechsfach erhöhtes Ri-siko bedeutet, reichen mir diese Zahlen,um die Gewissheit zu haben, dass Can-nabis neben dem Schaden, der durchdas Rauchen entsteht, auch deutlichpsychische Risiken mit sich bringt undes angezeigt ist, besonders Jugendlichevom Cannabiskonsum fern zu halten.

Stephan Kinzel,Bachelor of Science in Psychology

*S. Kinzel: Macht Cannabis psychisch krank? Psychi-sche Risiken von Cannabiskonsum www.baselland.ch/docs/vsd/gefoe/sucht.htm

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Übergeordnetes Ziel der Kampagne istes, die gesamte Bevölkerung für dasThema Erziehung zu sensibilisieren unddie nicht immer ganz einfache Aufgabeder Erziehungsarbeit öffentlich wertzu-schätzen.

Stärke zeigen: Rat holen!Bestehende Beratungs- und Bildungsan-gebote im Kanton sollen breiter bekanntgemacht und neue Projekte sollen unter-stützt werden. Die Kampagne möchteHemmungen, sich möglichst präventivUnterstützung zu holen, abbauen. Elternund pädagogische Fachpersonen sollenes als Selbstverständlichkeit ansehen,sich weiterzubilden, sich Impulse zuholen und das eigene Handeln zu reflek-tieren. Die Kampagne möchte nicht be-lehren, sondern Mut machen.

Koordination der KampagneEine Begleitgruppe aus Mitarbeitendender beteiligten Direktionen* will den In-formationsaustausch sicherstellen undBotschaften sowie Aktivitäten unterei-nander absprechen. Die Fachstelle Er-wachsenenbildung Baselland koordiniertwährend der gesamten Dauer der Kam-pagne die kantonalen Veranstaltungenund publiziert sie laufend auf:www.weiterbildung-baselland.ch

Stark durch Erziehung –Kampagne im Kanton BLDie schweizweite Kampagne „Stark durch Erziehung“ dauert ins-gesamt drei Jahre. Am 13. 9. 2006 wurde sie von der Fachstellefür Erwachsenenbildung im Rahmen einer Kick-off-Veranstaltunglanciert. An der Kampagne beteiligen sich von Seiten der kanto-nalen Verwaltung auch die Justiz-, Polizei- und Militärdirektion, dieFinanz- und Kirchendirektion sowie die Volkswirtschafts- und Sa-nitätsdirektion.

Ziele der KampagneSie hat sich für „Stark durch Erziehung“folgende Ziele gesetzt:• Nach Ablauf der Kampagne ist die

Wertschätzung der Erziehungsarbeitin der öffentlichen und gesellschafts-politischen Wahrnehmung spürbargestiegen;

• Konkrete, nachhaltige Massnahmensind geplant;

• Der Erziehungsarbeit wird in Zukunftmehr Wert, Zeit und Energie zuge-sprochen;

In der nächsten Zeit sind folgende Akti-vitäten der kantonalen Stellen geplant:

Fachstelle für Erwachsenenbildung(BKSD):• Website: Plattform für alle Veranstal-

tungen,• Kantonale Öffentlichkeitsarbeit (Pla-

kat-Aktionen, Verteilung Werbema-terial),

• Bevölkerungsbefragung, Familienbil-dungstag im Herbst 2007;

Infos zur:

kantonalen Kampagne:www.weiterbildung-baselland.chInfos nationalen Kampagne:www.e-e-e.ch

* BKSD, Fachstelle Erwachsenenbildung: Denise Rois,Franziska Beltrani, Projektleitung.FKD, Fachstelle für Familienfragen: Christina Leimbacher.JPMD, Fachstelle Kindes- und Jugendschutz: DominikHächlerVSD, Abteilung Gesundheitsförderung: Irène Renz.

Fachstelle für Familienfragen (FKD):• Aufbau eines Bündnisses für Familien

im Kanton BL;

Fachstelle für Kindes- und Jugendschutz(JPMD):• Elternveranstaltungen zur Internet-

pädokriminalität, Frühjahr 2007;

Gesundheitsförderung Baselland:• Aufbau eines Folgekonzepts für Ge-

sundheitsförderung im Frühbereich(ab Januar 2007),

• Zusammenstellung der Beratungs-stellen für Eltern im Kanton BL alsBeilage zur Broschüre „Stark durchErziehung“ (zu beziehen bei der Fach-stelle für Erwachsenenbildung),

• Planung einer Tagung für Fachleute inZusammenarbeit mit der Arbeits-gruppe Familie und Kind (Frühjahr2007).

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Gesamtschweizerisch nahmen 21500Arbeitspendlerinnen und -pendler aus400 Betrieben an der Aktion bike to workteil. Bei uns im Kanton haben sich 600Angestellte in Viererteams beteiligt: DieChettärassler, die Elektrobike-Überho-ler, das Trampteam, die Bike-Attacke,die Paragrafenstrampler, das Team bikea bit, die Rolling Stones, die Pulsrollerund viele andere schwangen sich aufden Sattel. Selbstverständlich warenviele „habitués“ dabei, also solche, dieschon immer das Velo und den ÖV fürden Arbeitsweg benutzen. Es gab aberauch Neulinge oder Reaktivierte, wieGespräche in der Kaffeepause oder amVelotag zeigten. So hat die Aktion eini-ge Mitarbeitende motiviert, ihr Velo ausdem Keller zu holen, mit einer gültigenVignette zu versehen und wieder in Be-trieb zu nehmen oder einen 15 km lan-gen Arbeitsweg dreimal pro Woche mitdem Velo zurückzulegen.

bike to work:Velo als Vehikel zu mehr Gesundheit und Umweltschutz

Im Frühling 2006 lud der Regierungsrat die Mitarbeitenden ein, ander von der IG Velo lancierten Aktion bike to work teilzunehmen:Vom 5. Juni bis 2. Juli legten 150 Teams und ein „Dreamteam“.mindestens die Hälfte der Arbeitswege mit dem Velo oder kombi-niert mit Velo und öffentlichen Verkehrsmitteln zurück.

Das „Dream-Team“ der Bau- und Um-weltschutzdirektion mit Alberto Isenburg,Leiter Amt für Umweltschutz und Energie,Roberto Mona, Leiter Lufthygieneamtbeider Basel, Yvo Lanthemann, LeiterBUD-Informatik, und Roman Mayer, Lei-ter Bauinspektorat, zeigte Gesundheits-bewusstsein und setzte Massstäbe punk-to Luftreinhaltung und Klimaschutz imPendlerverkehr. Hier wurde vorgelebt undnicht nur gefordert!

Elektrovelos – gesund und tech-nisch ausgereiftFür das Kantonsspital Bruderholz mit sei-ner topografisch anspruchsvollen Hügel-lage liess sich das OK von bike to worketwas Besonderes einfallen und organi-sierte an zwei Tagen Probefahrten mitElektrovelos. Das vom Bund unterstütz-te Förderprogramm „NewRide“ war vorOrt und stellte Elektrovelos der neustenGeneration vor. Diese verdoppeln mit ei-

nem sparsamen Elektromotor die Kraftder Velofahrenden und ermöglichen soHügelfahrten oder Fahrten an den Ar-beitsplatz in Anzug und Krawatte, wennneben Gesundheit und Umweltschutzauch gewisse Repräsentationspflichtenwahrgenommen werden sollen.

Irène Renz,Gesundheitsförderung Baselland

Sabine Stöcklin,Amt für Umweltschutz und Energie

� Gewinnerin Stephanie Pfrunder, Phy-siotherapeutin Kantonsspital Bruderholz,und Regierungsrat Erich Straumann.

� Auch in Basel-Stadt gab es einen Ge-winner: RR Dr. Guy Morin, Gewinner Ro-ger Wiss, Luzia Meister (Netzwerk Bewe-gung) v.l.n.r.

bike to work 2007

15. März ist Anmeldeschluss für alleBetriebe im Kanton.Informationen:www.biketowork.ch

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Freiwilligenarbeit bedeutet mehr als einselbstloser Einsatz für die Gemein-schaft. Sie kommt nicht nur denjenigenzugute, die direkt davon profitieren, son-dern auch denjenigen, die sie ausüben.Insbesondere Menschen, die nicht be-rufstätig sind oder das Pensionsaltererreicht haben, oder Berufstätige, dieeine Ergänzung zu ihrem Beruf suchen,erhalten dadurch eine Möglichkeit, einesinnvolle Aufgabe zu übernehmen.Das grosse Interesse an Freiwilligenar-beit beweist zudem, dass unsere Gesell-schaft nicht aus lauter Egoistinnen undEgoisten besteht. Der Verein BenevolBaselland hat in seinem noch nicht ein-einhalbjährigen Bestehen über 70 An-fragen von Freiwilligen erhalten, diegerne tätig werden wollen. In rund 50Fällen konnten sie an eine geeigneteInstitution oder Organisation in derNähe ihres Wohnorts vermittelt werden.

Der Stellenpool wächstDer Vorteil von Benevol besteht darin,dass der Verein nicht auf ein einzelnesDorf beschränkt ist, sondern Freiwilli-genarbeit überregional koordiniert. DieFachstelle, die am 1. Juni 2005 eröffnetwurde, berät sowohl Leute, die Freiwil-ligenarbeit leisten wollen, als auch jene,die Stellen anbieten. Das können Insti-tutionen wie ein Alterszentrum oder einMahlzeitendienst sein, aber auch Orga-nisationen wie HEKS oder das RoteKreuz. Auch Projekte wie die „Bahnhof-patenschaften“ in Liestal oder ein Treff-punkt für Lateinamerikanische Familienhaben erfolgreich über Benevol Freiwil-lige gesucht und gefunden. Momentanumfasst der Stellenpool 38 Freiwilligen-stellen. Es dürfen aber vor allem auch inden Bereichen Kultur und Sport gernenoch mehr werden.

Beratung für beide SeitenFür die Freiwilligen ist die Vermittlungkostenlos. Im Prinzip genügt ein Anruf,aber die meisten Interessentinnen und

Interessenten lassen sich in einem per-sönlichen Gespräch über die Einsatz-möglichkeiten beraten. Daneben bietetBenevol Einführungs- und Weiterbil-dungskurse an. Jene, welche die Leis-tung von Freiwilligenarbeit beanspru-chen, zahlen jeweils eine Pauschale proAuftrag, sofern sie nicht Trägerorgani-sation oder Kollektivmitglied von Bene-vol Baselland sind.Viele Institutionen sind zurückhaltend,weil sie merken, dass das Freiwilligen-Management auch einen Aufwand be-deutet. Dabei ist das fachliche Wissenmeistens schon vorhanden und mussnur vom angestellten Personal auf dieFreiwilligen übertragen werden. Statteines Arbeitsvertrags formuliert die In-stitution eine Einsatz-Vereinbarung,statt eines Arbeitszeugnisses stellt sieden Sozialzeitausweis aus.

Integrativer AspektAls Gewinn tragen die Freiwilligen kei-ne Bezahlung davon, sondern neue Er-fahrungen, Anerkennung, den Aus-tausch unter Gleichgesinnten und letzt-lich ein Stück Lebensqualität. Freiwilli-genarbeit hat somit auch einen integra-tiven Aspekt: auch Arbeitslose undMenschen, die Unterstützung von derSozialhilfe oder eine IV-Rente erhalten,haben so die Chance, neue Lebensberei-che kennen zu lernen und Bestätigungund Anerkennung in der Gesellschaft zufinden.Das heisst aber nicht, dass sich nur Stel-lenlose bei Benevol melden. Auch Be-rufstätige nehmen Freiwilligenarbeitzunehmend als Ergänzung zu ihrem Er-werbsleben wahr – hier spricht mandann von Sozialzeit als einer Kategorieneben Erwerbs- und Freizeit.

Weitere Informationen unterwww.benevol-baselland.ch oderTelefon 061 921 71 91

� Regula Müller-Schwarz, Fachstellen-leiterin Benevol BL, berät und vermittelt.

„Etwas für sich tun, indem man etwas für andere tut“, lautet einGrundsatz der Freiwilligenarbeit. Rund 50 Personen haben dankBenevol Baselland eine Tätigkeit gefunden, die ihnen einen Ge-genwert bietet, der nicht in Geld ausgedrückt werden kann.

Gutes für sich selbst und andere tunBenevol Baselland koordiniert Freiwilligenarbeit in der Region

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Zum 25-jährigen Bestehen hat das Zen-trum Selbsthilfe am 27. Oktober im Bil-dungszentrum 21 in Basel eine Tagungorganisiert. Mit 97 Tagungsgästen und41 Tagungsmitarbeitenden war sierandvoll ausgebucht. Eine bunte und le-bendige Schar von Menschen hörtedem Eingangsreferat aufmerksam zuund tauschte sich in den acht Work-shops zu den unterschiedlichen The-men der Zusammenarbeit aus. In denAusstellungsräumen des Rundgangskonnte man sich nach dem Mittagessen

25 Jahre Zentrum Selbsthilfe –25 Jahre EmpowermentDie Tagung „Eins und eins gleich drei“ hat vorgelebt, wie Selbsthilfe und Fachhilfe zusammenarbei-ten und dabei viel gewinnen: Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Selbsthilfegruppen haben mass-geblich zum Gelingen der Veranstaltung des Zentrums Selbsthilfe beigetragen.

einem Parcours geführt von einer hel-fenden Hand über einen „wackeligenBoden“ gehen.

Selbsthilfe-MagazinDes Weiteren stellte die Redaktions-gruppe ihre neue Publikation (ab Früh-ling 07) vor. Schwerpunktthema der ers-ten Nummer ist: „Von der Krise zurChance. Wenn ich alleine nicht mehrweiterkomme“; sie wird ein Verzeichnisder bestehenden Selbsthilfegruppen inder Region enthalten.

Ja, ich bin stolz auf michFelix und Anita (Namen geändert), die denWorkshop „Sozialberatung in Gruppen“mitgeleitet haben, berichten: „Die Arbeitwar für mich sehr spannend. Mir hat es ge-fallen, den Besucherinnen und Besuchernder Tagung diese begleitete Form derSelbsthilfegruppen näher zu bringen. Vorallem war es enorm wichtig für mich, vormehr als 20 Leuten aufzutreten, etwas,was mir bisher immer schwer fiel. Ja, ichbin stolz auf mich.“ „Im Workshop mit zuarbeiten, hat mir Mut gemacht – und mirgezeigt, wie wichtig es ist, dass wir öffent-lich vorwärts gehen.“

Kristin Metzner,Geschäftsleiterin „Zentrum Selbsthilfe“

Zentrum Selbsthilfe Basel:berät und unterstützt Interessierte beider Suche oder der Neugründung einerSelbsthilfegruppe. In Basel und der Re-gion sind 200 Selbsthilfegruppen zu 108Themen aktiv. Ebenso können Menschenmit einer psychischen BeeinträchtigungKontakt und Beratung in einer begleite-ten „Selbsthilfegruppe plus“ finden.

Mehr Informationen finden Sie unterwww.zentrumselbsthilfe.ch

durch sinnliche Erfahrungen in das Erle-ben einer Krise hineinversetzen und aneinem von Cornelia Kazis moderierte Er-zählkaffee teilnehmen. Die Ansprachedes Stiftungspräsidenten von KOSCH undvon Nationalrat Remo Gysin sowie die le-bendigen Szenen des Theaters Puravidarundeten die Tagung ab.

Eine Tagung mit Power und Em-powermentUns vom Zentrum Selbsthilfe war eswichtig, die Tagung möglichst vielseitigund anregend zu gestalten. Vor allem lages uns am Herzen, in den Vorbereitun-gen und an der Tagung Betroffenen einePlattform zu geben. So haben in fastallen Teams der Workshops Betroffeneund Fachpersonen zusammengearbei-tet. Zum Beispiel leiteten eine Frau, diean CFS (Chronic Fatigue Syndrome) er-krankt ist, sowie ihr Arzt einen Work-

shop. Zusammen zeigten sie auf, wiewichtig ihre gemeinsamen Auftrittesind, um öffentlich mit dieser noch neu-en Krankheitsform anerkannt zu wer-den. Im Workshop des Zentrums Selbst-hilfe mit dem Titel „Sozialberatung inGruppen“ stellten drei Gruppenmitglie-der die Inhalte und ihre Erfahrungen pro-fessionell und lebendig vor.Im kreativ eingerichteten Rundgangwurde das Erleben einer Krise zugäng-lich gemacht. So konnte man etwa in

� Bei der Geburtstagstorte am Buffetwurde Schlange gestanden.

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Fett ist ein genialer Stoff: 1 Gramm Fettspeichert mehr als doppelt so viel Ener-gie wie Kohlenhydrate oder Proteine.Ein Zugvogel beispielsweise, der seineEnergiereserve nicht in Form von Fettspeichern könnte, wäre zum Fliegen vielzu schwer. Eine eigens für die Ausstel-lung produzierte Computeranimationzeigt, wie das Fett in unseren Körperkommt und was mit ihm darin passiert.

Fett – GewichtFett ist in Zeiten des Mangels überle-benswichtig und unerwünscht in unse-rer Zeit des Überflusses. Wir fragen inder Ausstellung nach dem Zusammen-hang zwischen Fett und Körpergewicht– und der gesellschaftlichen und politi-schen Dimension.

Waage – KontrolleUnmittelbar nach der Geburt werden wirgewogen und danach gehört die Waa-ge zu unserer ständigen Begleiterin. Inder Ausstellung ermöglichen wir Ihnen

Voll fett. Alles über Gewicht.Eine Ausstellung im Museum.BL, Liestal. 28. Oktober 2006 bis 1. Juli 2007.

Die Weltgesundheitsorganisation spricht von einer Epidemie. Die Zeitungen sind voller Schlagzei-len über dicke Kinder und verfettende Erwachsene. Was ist dran an der Sache? Die Ausstellung «Vollfett. Alles über Gewicht.» beleuchtet das Fett auf dem Teller und an den Hüften aus verschiedenenBlickwinkeln.

den etwas anderen Zugang zu Waagen.Schlankheit ist in unserer Kultur Schön-heitsideal und deshalb Ursache undAusdruck von Glück. Die Grenze jedochzwischen normal- und übergewichtighat sich im Verlauf der letzten hundertJahre verschoben. Heute gilt es als ge-sundheitspolitische Pflicht, sein Ge-wicht ständig unter Kontrolle zu halten.Das hat Folgen für uns alle.

Zuviel – ZuwenigWir fühlen uns schnell zu dick, unabhän-gig von unserem tatsächlichen Gewicht.Das andauernde Streben nach wenigerKilos kann aber im Extremfall sogar zuEssstörungen und Magersucht führen.Andererseits erfahren beleibte Men-

Speziell für alle:Jeden ersten Sonntag im Monat, jeweils zwischen 12.30 und 15 Uhr beantwortendie Ernährungsfachfrauen der Gesundheitsförderung BL persönliche Fragen zu Er-nährung und Körpergewicht. Ohne Voranmeldung am 5. November und 3. Dezem-ber 2006; 7. Januar, 4. Februar, 4. März, 1. April, 6. Mai, 3. Juni, 1. Juli 2007.

Speziell für Schulklassen:«Gesunde Ernährung? – Voll fett!» Eine Schauspielerin führt Schulklassen durchdie Ausstellung und beleuchtet das Spannungsfeld zwischen Ernährung, Gewichtund eigener Körperwahrnehmung. Im anschliessenden Workshop arbeitet eineFachperson der Gesundheitsförderung BL mit der Klasse über dieses Thema.Die Anzahl der Workshops ist auf 50 beschränkt. Information und Anmeldung:[email protected] oder Telefon 061 925 56 86. Kosten CHF 100.– (Rückerstattung fürSchulen BL durch kulturelles in Schulen/kis.bl).

Führungen durch die Ausstellung für alle Schulstufen. Für Schulen aus BL und BSkostenlos. Ausstellungs-Guide, als PDF: www.museum.bl.ch.

Ausserdem:Führungen, Vorträge, Essen und vieles mehr unter www.museum.bl.ch oder Tele-fon 061 925 59 86.Begleitpublikation: Zur Ausstellung ist die gleichnamige Publikation erschienen.Hg. Museum BL/ Barbara Alder und Dominique Frey. An der Museumskasse erhält-lich und bestellbar. Kosten CHF 10.–.Adresse: Museum.BL, Zeughausplatz 28, 4410 Liestal, Telefon 061 925 59 86,www.museum.bl.ch, E-Mail: [email protected] Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag durchgehend offen von 10 -17 Uhr.

schen im Alltag häufig Diskriminierung.In der Ausstellung kommen alle zu Wort.Beleibte und ehemals magersüchtigeMenschen, Politikerinnen und Wissen-schaftler. Und Sie alle haben an einerFragestation die Möglichkeit, sich Ge-danken über ihr eigenes Diät- undEssverhalten zu machen.

Auch wenn wir immer zu hören bekom-men: «weniger Gewicht», freuen wir unsdoch über mindestens 18000 TonnenBesucherinnen und Besucher.

Barbara Alder,Ausstellungskuratorin

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Kanton Basel-LandschaftVolkswirtschafts- und SanitätsdirektionGesundheitsförderung4410 Liestal

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Volkswirtschafts- und SanitätsdirektionKanton Basel-Landschaft

Mobile Ausstellungen sind ein geeigne-tes Kommunikationsinstrument zumVermitteln von Themen der Gesund-heitsförderung. «Menschen wie wir!»ist die neuste mobile Ausstellung zuinteressanten Mietbedingungen.

Jugendliche glauben, viel überSucht zu wissen. Selten ist ihnenjedoch bewusst, wie es den Men-schen, die mit einer Sucht zu kämp-fen haben, wirklich ergeht.

Die Ausstellung erzählt mit Text und Bil-dern vier Geschichten, die aus der Sichtder Betroffenen geschrieben sind. Eshandelt sich um authentische Lebensge-schichten von zwei Frauen und zweiMännern. Felix, Maja, Sascha und Sarahzeigen, wie Sucht entstehen kann. Ihrepersönlichen Schilderungen machenbetroffen und helfen, Menschen mitSuchtproblemen besser zu verstehen.Felix, Maja, Sascha und Sarah sind unsmit ihren Erfahrungen sehr nahe, ihr Le-ben mit dem unseren vergleichbar.

Mit den Unterlagen auf der dazugehö-rigen CD-Rom können Sie Themen derAusstellung aufgreifen und vertiefen

Menschen wie wir! –Sucht hat immer eine GeschichteEine mobile Ausstellung zum Thema Sucht für Oberstufen-,Mittel- und Berufsschulen

und die Jugendlichen in verschiedenenÜbungen ihre eigene Situation reflektie-ren lassen. Dies ermöglicht eine umfas-sende Auseinandersetzung mit demThema Sucht und der Entstehung vonSucht.

Kosten: Die Miete der Ausstellung für 2Wochen ist kostenlos. Sie müssen le-diglich den Transport und die Installati-on (insgesamt ca. Fr. 1800.–) überneh-men. Diese können Sie durch Selbstab-holung stark reduzieren (Fr. 350.–).

Der Expo Service unterstützt Sie auchbei der Planung, Organisation undDurchführung Ihrer Projektarbeit mit ei-ner mobilen Ausstellung. Das aktuelleAngebot und weitere Angaben zu denmobilen Ausstellungen finden Sie imInternet unter www.exposervive-gf.ch,oder direkt bei Thomas Oberson, Projekt-leiter Expo Service, 026 430 06 05,[email protected]