teze: izmedju klasike i romantike

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DIE DEUTSCHE LITERATUR UM UND NACH 1800 Goethe: Wilhelm Meisters Lehrjahre Novalis: Heinrich von Ofterdingen Friedrich Hölderlin: Gedichte Heinrich von Kleist: Michael Kohlhaas / Die Marquise von O. / Penthesilea Goethes und Schillers Lyrik nach 1800 Die dt. Hochklassik und Frühromantik und deren gehalts- und formtypologische Eigenheiten Schiller (als Theoretiker des Weimarer Bündnis): die leitende Prinzipien der Klassik dargestellt └ durch ästhetische Erziehung → die verlorengegangene Harmonie der Menschen herzustellen └→ die Menschen zu neuer Würde und moralischer Integrität zu führen Winckelmann: “edler Einfalt, stille Größe” der Griechen, Antike: Menschen = Einsein mit der Natur, den Göttern, sich selbst Anstrebung der Klassiker: das in sich geschlossene, formvollendete Kunstwerk, das die wiederzugewinnende Harmonie und Ganzheit des Menschen spiegelt. Anfangs stimmten die Romantiker (vor allem Schlegel) mit den Positionen Schillers überein Athenäum’ Zeitschrift der Romantiker: moderne, romantische Poesie genau definiert - die äußere Wirklichkeit romantisieren - alle Trennungen zw. Kunst und Leben aufheben - spiegeln das Unvollständige, Unfertige, immer fortschreitende Poesie (↔ Klassik) - schöpferische Freiheit, Recht auf Willkür des Dichters (↔ Klassik) Roman, Roman-Fragmente: ursprüngliste, vollkommenste Form der romantischen Poesie Möglichkeit zur Vermischung aller Gattungen und Formen → Idee der Universalpoesie Romantik & Klassik: Kritik am einseitigen Rationalismus der Aufklärung, aber auf unterschiedlicher Weise Zwischen Klassik und Romantik 1 1

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nemačka knjizevnost 18 veka pisci i dela obelezja klasike i romantike najvaznija dela za smer germanistike

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DIE DEUTSCHE LITERATUR UM UND NACH 1800

Goethe: Wilhelm Meisters Lehrjahre Novalis: Heinrich von Ofterdingen Friedrich Hölderlin: Gedichte Heinrich von Kleist: Michael Kohlhaas / Die Marquise von O. / Penthesilea Goethes und Schillers Lyrik nach 1800

Die dt. Hochklassik und Frühromantik und deren gehalts- und formtypologische Eigenheiten

Schiller (als Theoretiker des Weimarer Bündnis): die leitende Prinzipien der Klassik dargestellt └ durch ästhetische Erziehung → die verlorengegangene Harmonie der Menschen herzustellen └→ die Menschen zu neuer Würde und moralischer Integrität zu führen Winckelmann: “edler Einfalt, stille Größe” der Griechen, Antike: Menschen = Einsein mit der

Natur, den Göttern, sich selbst Anstrebung der Klassiker: das in sich geschlossene, formvollendete Kunstwerk, das die

wiederzugewinnende Harmonie und Ganzheit des Menschen spiegelt. Anfangs stimmten die Romantiker (vor allem Schlegel) mit den Positionen Schillers überein ‘Athenäum’ Zeitschrift der Romantiker: moderne, romantische Poesie genau definiert

- die äußere Wirklichkeit romantisieren- alle Trennungen zw. Kunst und Leben aufheben- spiegeln das Unvollständige, Unfertige, immer fortschreitende Poesie (↔

Klassik)- schöpferische Freiheit, Recht auf Willkür des Dichters (↔ Klassik)

Roman, Roman-Fragmente: ursprüngliste, vollkommenste Form der romantischen Poesie Möglichkeit zur Vermischung aller Gattungen und Formen → Idee der Universalpoesie Romantik & Klassik: Kritik am einseitigen Rationalismus der Aufklärung, aber auf

unterschiedlicher Weise

Zwischen Klassik und Romantik

Hölderlin:- orientierte sich an die Antike (=Klassik), später überwand er es- machte eine Synthese von nationellen, vereinenden Dichtkunst und griechischen

Begeisterung- dynamische Ansatz: sieht die Dichtkunst als eine dialektisch fortschreitende Entwicklung (=Romantik)- menschliche Chaos (=Romantik)- antike Stophenformen, Wahl seiner Stoffe →→ ‘der klassische unter den Romantikern’

Kleist:- steht der Klassik nahe- seine Novellen, Dramen (Prinz Friedrich von Homburg) = Muster der klassischen

Gattungen- romantische Züge: Innere des Menschen, das Unbewußte, Widersprüchliche,

Gefährliche- konfrontiert seine Figuren mit ihrem naturhaft-ursprünglichen Sein,

unbewußten Ich

Jean Paul:- kommt in Theorie und Praxis den Romantikern am nächsten

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KLASSIK ROMANTIK

antike Muster Mittelalter als Beispiel (Mystik) Hierarchie der Gattungen Mischung der Gattungen Regeln r Genie überwindet die Regeln will lehren Fragmentanisch Bilder nur Schmuck Metaphern alles ist beschreibbar intuitiv Rationalismus Attraktivität des Phantastischen,

Traumhaften Folgen den gegebenen Mustern Forderung nach Originalität Universalität Nationale Geschichte sehbare Wirklichkeit Kult der Volksdichtung, Volkseele

Romantik (Novalis): Aufhebung der Trennung zwischen Kunst und Leben bürgerliche Individualität griet in Konflikt mit der Gesellschaft Künstler über allesPoesie Welt erlösen Autonomieanspruch der Dichtung

Klassik (Goethe): Abkehr von künstlerischen Spähre Bürger als Held Praktische Tätigkeit zum Wohle der Allgemeinen nach 1800: er strebt nach Universalität

J. W. von Goethe: Wilhelm Meisters Lehrjahre

Stoffgeschichte 1777: erster Hinweis auf das Werk bis 1786 (Aufbruch nach Italien) arbeitete er an dem Roman 1794: nahm die Arbeit wieder auf 1795-96: Erscheinung in vier Bänden

Handlung Der Roman stellt das Problem der allseitigen Entwicklung einer Individualität dar. Die Handlung

dieses deutschen Bildungsromans spielt im Deutschland des 18. Jhs. Wilhelm Meister, Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns, strebt aus der Enge des bürgerlichen (nur

Gelderwerb) Leben hinaus Werner, sein Freud, ist sein Gegenpol (Geld!) Theater: der Ausweg Marianne: seine Liebe, aber er glaubt sie sei untreu → Beziehung endet, Wilhelm wird krank

nach der Genesung: er widmet sich den Geschäften dann unternimmt er eine Reise: stellungloser Schauspieler (Philive, Laertes, Ehepaar, Meliha)

Migusu Harfenspieler

arbeitet ein Stück im Hof eines Grafen aus, er wird der Regisseaur unterwegs werden sie ausgeplündert, W. wird verletzt (Amazone) Figuren:

Serlo: TheaterdirektorAurelie: seine SchwesterFelix: Aurelies Sohn

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Wilhelms Vater stirbt erfolgreiche Hamletaufführung Aurelie stirbt → Felix wird W.’s und Mariannes Sohn Baron Lotharis: Liebhaber von Aurelie Marianne ist auch tot, W. nimmt Abschied von Theater Therese – Lotharis, aber die Beziechung zerbricht W. wirbt um Therese, Natalie – Schwester von Therese = Amazone W. wird in der Turmgesellschaft aufgenommen Marchese, sein Bruder: Hafner (stirbt), Tochter des Hafners: Hignau (stirbt) Wilhelm ∞ Natalie, Lotharis ∞ Therese, Friedrich ∞ Philicie

Interpretation gilt als Prototyp des Bildungsromans (Terminus: Anfang 19. Jh.)

= Innere und äuβere Werdegang bis zu einer gew. Reifung der Persönlichkeit. (“mich selbst, ganz wie ich da bin auszubilden”)

Abkehr von Kunst ≠ Romantik verschiedene Romanmotive werden aufgenommen: Einführung, Überfall, Inzest usw. Am Anfang ist Wilhelm verliebter, theaterbegeisterter Idealist (Will Schöpfer des

Nationaltheaters sein) Vater: Geldmann Idealitt Realität Neues Thema: SELBSTVERWIRKLICHUNG

im Mittelalter: keine Frage, was ich sein mubei Wilhelm: meine Ziele setze ich mir selbst Was soll ich machen?

Hamlet: Wilhelm – Hauptrolle, Regisseur Gemeinsam: Selbstverwirklichung (ähnliche Situation)Hamlet: Sollte ich diesen oder den anderen Weg whlen (töten weiterleben)?

Freiheit: Situ der modernen Menschen wir können uns selbst entscheiden Was ist der Sinn des Lebens? sagt niemand

Wilhelm erkennt, daβ das Theater die Weitere Entfaltung der Individualität hemmt. Es fordert Rollen und keine geprägte individuelle Form.

Wilhelm hört mit dem Theatermachen auf andere Möglichkeiten Jarno: Hamlet konntest du gut spielen, weil du dich selbst darstellen muβtest!

Wilhelm kennt die Menschen in seiner Umgebung gar nicht. Irrtum – Marianne – Brief von Namberg (?)

Wilhelm sieht nur Ideale Marianne als Idealfrau sie ist eine reale Frau Turmgesellschaft: geheime Gesellschaft – Wilhelm wird hier aufgenommen zu den weisen

Männern (Jarno, Abbe, Amazone – von ihnen kann Wilhelm LERNEN) Am Ende: MEISTER Bildungsroman – er hat sich entwickelt, wir können nicht sagen wozu! Marianne: er hat sie nicht verstanden stirbt

hatte ein Kind, hat etw. gemacht Mignon: Verliebt sich in ihn merkt er nicht stirbt

wirkliche Entwicklung: paβt auf die Menschen besser auf! Die Figuren der Mignon und des alten Harfners verkörpern das Untergründige des Lebens. Ihre

Kontrastfigur ist Natalie, die “schöne Seele”, die Bewuβtheit und Spontaneität, Tatkraft und harmonisch ausgebildetes Innenleben in sich vereint.

Wilhelm hat sich nur mit sich selbst beschäftigt (Mittelpunkt der Welt) Das Verharren im ästhetischen Bereich ist zu unverbindlich. Die allseitige Ausbildung der

Persönlichkeit verlangt Taten, Entscheidungen, ein Wirken in der Gemeinschaft. Die “Gesellschaft vom Turm” weist ihm den Weg vom künstlerischen Dilettantismus und ästhetenhaften Träumen zur praktischen Lebenserfahrung.

traditionaler Happy End – scheinbare Lösung typisch bei der Gattung Probleme werden gezeigt, doch nicht gelöst – zB. Erziehung verschiedene Antworten

(Jarno, Natalie: Regeln; Abbe: liberal; Wilhelm: muβ Fehler machen)

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moderner Roman: ein Problem wird aus mehreren Seiten gezeigt, aber nicht gelöst. Effi Briest (ene Perspektive)

Anfang EndeLernende Lehrernicht klug klug

Unterschied Bürger und EdelmannBürger: muβ Beruf erlernen, mit seiner Funktion identischEdelmann: vielfältige Bildung + Titel, Tradition, ein “Jemand”, einen Persönlichkeit von GeburtSchule bildet keine Persönlichkeiten – niamand!

Fr. Schlegel rühmte die Sprache: “Diese wunderbare Prosa ist Prosa und doch Poesie. Ihre Fülle ist zierlich, ihre Einfachheit bedeutend und vielsagend und ihre hohe und zarte Ausbildung ist ohne eigensinnige Strenge. Wie die Grundfäden dieses Stils im ganzen aus der gebildeten Sprache des Gesellschaftslebens genommen sind”.

Romantik: Hördner (?), Mignon Kunst: Romantische Menschen mit Träumen, singen nur Lieder diese ist mit der Kunst zum Tod verurteilen! krankhaft

Goethe meint: Wir müssen in Realität leben, hier das Glück finden, die jungen Leute müssen das auch verstehen.

Offene Frage: Was ist Wilhelm endlich geworden? (Keine Lösung)

Novalis (Friedrich von Hardenberg)

1772 – 1801 Friedrich von Hardenberg ab 1798 nennt er sich »Novalis« Die Familie übersiedelt nach Weißenfels. 1788-90: Es entsteht ein umfangreiches literarisches Jugendwerk. Studiert Jura in Jena, in Leipzig, in Wittenberg, wo er 1794 das juristische Staatsexamen ablegt. 1794-97 – Dienstantritt als Aktuarius in Tennstedt. Begegnung mit der 12jährigen Sophie von

Kühn, mit der sich Hardenberg 1795 verlobt. Sophie erkrankt schwer und stirbt im März 1797. Ende 1797 nimmt er in Freiberg das Studium an der Bergakademie auf. 1798 – Niederschrift der Vermischten Bemerkungen, die F. Schlegel unter dem Titel Blütenstaub

im »Athenäum« veröffentlicht. Verlobung mit Julie von Charpentier. Nach Abschluß des Studiums Rückkehr nach Weißenfels. Niederschrift des geschichtsphilosophischen Essays Die Christenheit oder Europa. 1800 – Der lyrische Zyklus Hymnen an die Nacht erscheint im »Athenäum«. 1800 – Der 1. Teil des Romans Heinrich von Ofterdingen wird abgeschlossen, Skizzen für die

Fortsetzung entstehen. Im Oktober verschlechtert sich Novalis Gesundheitszustand; Arztkonsultation in Meißen und

Dresden. 1801 – Novalis kehrt im Januar nach Weißenfels zurück, wo er am 25. März stirbt.

Heinrich von Ofterdingen

Stoffgeschichte 1802: ein Jahr nach Novalis Tod erschienen Fragment: nur der 1. Teil ist vollendet → Die Erwartung

2. Teil: Die Erfüllung (Hrsg. von Ludwig Tieck) Novalis wollte noch 6 Bücher schreiben Anregungen zum Werk: Märchenanthologie von Wieland

Goethes Märchen Wilhelm Meister

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Handlung1. Teil Mittelalter: Minnesänger Heinrich geb. Eisensch, bürgerliche Familie er ist für den Lehrstand bestimmt dann aber ein Traum: die blaue Blume (→ wurde zum Symbol der Romantik) Heinrich will Dichter werden Reise nach Augsburg → Kaufleute: über die Macht der Poesie (Arion, Atlautis)

Ritterburg: Ritterwelt, Welt des Orients (Zulima)Bergmann: Einführung in die NaturgecshichteEinsiedler: Geschichte, ein geheimnisvolles Buch

Liebe zu Mathilde = Tochter des Dichters Klingsohr (→ so kann H. Dichter werden) Klingsohr erzählt ein Erlösungsmärchen (Gegenstück Goethes Märchen)

└ Wiedergewinnung des verborgenen Zustandes, Harmonie2. Teil: Heinrich sollte durch verschiedenen historischen Epochen und Räume zur Höhe seiner poetischen

Existenz gelangen unvollendet Interpretation = Anti-Meister-Roman ( ~ dichterischer Reifungsprozeβ) Gegenbild zu Goethes “Wilhelm Meister” spielt um 1200 unvollendet voll mit Liedern magischer Idealismus, transzendentale Poesie Fragment geblieben ~ wie ein junger Mann zum Dichter reift symbolische + märchenhafte Struktur anhand einer mittelalterlichen Sage blaue Blume = wahre und echte Poesie (hier: Erreichung des Dichterberufes) Gespräch mit dem Vater:

- hatte ähnliche Träume (e Farbe vergiβt er)- war fähig, Dichter zu sein wählt die Realität- Was soll ich wählen? Träume oder Realität?

Atlantis-Märchen – Naturwissenschaft + Kunst soll man nicht trennen – so kann die Kunst wirken (WAHRE KUNST UNIVERSALOESIE)

Dichter ist jeder Mensch, der einen neuen Gedanken sprachlich formuliert. Der Dichter empfindet neue Wörter schöpft die Welt.

Klingsoho: “Allein die Poesie ist in der Lage, die Welt und damit die Menschen zu erlösen.” Sinn des Romans

die Begegnungen = Stationen der inneren Entwicklung Struktur:

- 1. Teil: Erwartung – 9 Kapiteln- 2. Teil: Erfüllung

Leitmotive:- blaue Blume (Blume Lliebe + Poesie)- Gold- “kurbunkuluskő”- + Nacht – besonders wichtig

Farbelehre:- blau (e Nacht)- gelb- rot

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Figuren:- keresztes lovagok: Ny-K költészete- bányász: geborgene Werte- remete: zeitliche Tiefe- Mathilde: Handeln

Die Welt wird Traum, der Traum wird Welt. “Der Sitz der Seele ist da, wo sich Innenwelt und Auβenwelt berühren.” “Die Holzkohle und der Diamant sind ein Stoff…” für die Nachwelt war Novalis ein äthischer, träumender Dichter 20. Jh.: sein experimenteller Charakter entdeckt Wirkung: Th. Mann, Hofmannsthal, Musil, Broch, Benn

Friedrich Hölderlin

1770, Lauffen am Neckar – 1843, Tübingen Besuch niedere Klosterschule in Denkendorf und in Maulbronn. Theologiestudium im Tübinger Stift. Dort lernt er Hegel kennen. Dichterbund mit Neuffer und

Magenau. Magisterarbeiten: Geschichte der schönen Künste unter den Griechen bis zu Ende des

Perikleischen Zeitalters und Parallele zwischen Salomons Sprüchwörtern und Hesiods Werken und Tagen.

1791: Erste Publikation von vier Gedichten in Stäudlins "Musenalmanach fürs Jahr 1792". Besuch von Vorlesungen Fichtes. Umgang mit Schiller. Erstes Zusammentreffen mit Goethe. Das Fragment von Hyperion erscheint in der "Thalia". Im Dezember Umzug nach Weimar mit Charlotte und Fritz von Kalb. Besuch bei Herder. Rückkehr nach Jena. Teilnahme am Kolleg Fichtes. Umgang mit Schiller. Hofmeisterstelle in Frankfurt bei der Familie Gontard. Bald Liebe zur Hausherrin Susette, von

Hölderlin "Diotima" genannt. Im Sommer dringen Truppen der französischen Republik bis Frankfurt vor. Mit Susette Gontard und den Kindern reist Hölderlin über Kassel nach Bad Driburg.

Erscheint der erste Band des Hyperion. 1798 Im September Trennung vom Haus Gontard. Aufenthalt in Homburg. 1801: Aufbruch nach Frankreich. verschiedene Reisen und Hofmeisterstellen Nervliche Erschöpfungs- und Erregungszustände, die allmählich abklingen. Am 22. Juni stirbt Susette Gontard. 1804: Die Sophokles-Übertragungen erscheinen im Frankfurter Verlag Friedrich Wilmans. 1805: Sinclair wird unter dem Vorwurf, einen Anschlag auf den Kurfürsten von Württemberg

geplant zu haben, von württembergischem Militär festgenommen. Beginn des Hochverratsprozesses gegen ihn und andere in Ludwigsburg. Ein medizinisches Gutachten, das Hölderlin Wahnsinn attestiert, verhindert seine Auslieferung. Sinclair wird im Juli aus der Haft entlassen.

1806: Hölderlin, dessen "Wahnsinn" laut Sinclair "eine sehr hohe Stufe" erreicht hat, wird gegen seinen heftigen Widerstand ins Tübinger Autenriethsche Klinikum eingeliefert. Erfolglose Therapieversuche.

1807: Bei der Familie Zimmer im umgebauten Stadtturm (heute Hölderlinturm), verbringt Hölderlin die zweite Hälfte seines Lebens.

1843: Hölderlin stirbt am 7. Juni in Tübingen

Allgemeine Charakteristiken eigene lyrische Sprache (nachdem er sich von der gereimten Hymnik löste – Schillers Beispiel) Bilderfülle und Symbolkraft Idealisiertes Griechenland

Humanitätskonzeption

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antike Strophenformen zu freien Rhythmen übergehenden Hymnen (= vaterländische Gesänge) und Elegien + Oden, Naturgedichte (Sehnsucht nach engen Verbindung) Motiv: Entfremdung (Hyperion – Briefroman – Ausgleich zwischen Natur, Mensch,

Gesellschaft) Hölderlins lyrische Dichtung bewegt sich thematisch zwischen den Polen: Trost und

Gefährdung – Begeisterung und Nüchternheit – Allverbundenheit und Einsamkeit – Lebenssehnsucht und Todesbereitschaft –, eingewoben in eine Welt mythologisch-religiösen Empfindens.

Hölderlins Lyrik zwischen Klassik und Romantik

Im Jahrzehnt zwischen 1795 und 1805 wird die enge Nachbarschaft von Klassik und Romantik besonders deutlich.

- Klassik erreicht ihren Höhepunkt- Romantik beginnt und strebt ebenfalls ihrem Höhepunkt zu Hölderlin steht geistig im Übergang.

Hölderlins Lyrik:- einmalig und unvergleichlich

sein Naturgefühl seine mythologische Schausein neues Griechen(land)-Bild

Das Naturgefühl- Natur tritt absolut in den Vordergrund- Natur ist das Allumfassende- Natur wird vergöttlicht und der Mensch in ihr- Wandlung des humanistischen Naturgefühls in ein romantisches.

Die mythologische Schau- Verbindet Natur und All zu einem ethisch-ästhetisch-religiösen Kosmos, der durch Liebe,

Geist und Schönheit verbunden ist.- In der Mythisierung der Naturgewalten spricht das Göttliche zum Menschen.

Das Griechen(land)-Bild- unterscheidet sich von der Klassik- kein verklärtes, verharmonisiertes Griechentum (Winckelmann)- das vorsokratische, dem die Begriffe Haβ, Entzweiung, Chaos inhärent waren- erst dadurch wird Harmonie erkennbar- Hölderlin zieht die Linien zum Gegenwart (Frz. Revolution, Napoleonische Kriege) und

strebt aus gr. Geist eine abendländische Erneuerung an. Die höchst bedeutsame Änderung: Das Symbol für das Lebensgefühl – in der Klassik der Tag,

die Helle als Zustand göttlichen Besitzes – wendet sich beim späten Hölderlin ins Gegenteil Die Nacht wird Symbol für den Zustand, in dem der Mensch nach den Göttern dürstet. (~ nacht-Symbolik der Romantik)

Mit 35 Jahren endete das eigentliche geistige Leben des Dichters. Goethe: 60 Jahre, Schiller: 25 Jahre, Hölderlins Werk entsteht innerhalb von 10 Jahren!

Literarische Vorbilder (vor allem am Anfang): Klopstock, Schiller

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Hälfte des Lebens

Hälfte des Lebens

Mit gelben Birnen hänget Weh mir, wo nehm’ ich, wennUnd voll mit wilden Rosen Es Winter ist, die Blumen, und woDas Land in den See, Den Sonnenschein,Ihr holden Schwäne, Und Schatten der Erde?Und trunken von Küssen Die Mauern stehnTunkt ihr das Haupt Sprachlos und kalt, im WindeIns heilignüchterne Wasser. Klirren die Fahnen.

(~ 1802/03) Hölderlin meidet – mit Ausnahme der ganz frühen Jugendlyrk - das Leid. Doch tritt es in Form

des gedankenschweren leidhaften Gebildes in der Spätzeit öfters auf. eines des tragischsten Gedichte Hölderlins, das ein persönlich zu erleidendes Geschick ins

Allgemein-Menschliche erhebt. Geschrieben in Tübingen, zu Beginn der geistigen Verstörung. Schon früh hatte er sein ferneres Schicksal erahnt (Briefe an der Schwester) Verbindung von “heiligem Pathos” und “gezügelter Nüchternheit” Das Gedicht endet in verlorener Trauer und mit schneidenden Wehlauten: “Weh mir” –

“Winter” – “sprachlos” – “kalt” – “klirren”: ohne Trost. Formal sind die Strophen – obwohl ohne feste metrische Bindung – kunstvoll gebaut:

- Die 1. Strophe wölbt sich in 2 groβen Bögen um den Mittelvers: “ihr holden Schwäne”- Die 2. Strophe bietet das Bild der Auflösung.

Oden

Hölderlin fand in der Ode – in Anknüpfung an Klopstock – die ihm gemäβe Form. 1798: epigrammatische Oden Gedichte: ‘An die Parzen’, ‘Menschenbeifall’, ‘Die Heimat’, ‘Mein Eigentum’, ‘Abendphantasie’ kurze Texte, Konzentration des Gedankens, Sinnliches, Geistiges das Ideal: maßvolle, harmonische Kunst, an der griechischen orientiert seine Oden gelten als die bedeutendsten der dt. Literatur einfache, strenge Odenform der Antike (ø wie Klopstock, viel experimentfreudiger) alkäische, asklepiadeische Strophe

An die Parzen

1799 Kurzode in alkäischer Form Die Nähe zu allem Lebendigen und zur Gottnatur Es geht nicht um Anspruch, sondern um Verantwortung, und die Fülle der Natur im Gedicht

neu zu schaffen und auf ihren geistigen Ursrung zurückzuführen. Bedeutet eine Beziehung zur Mitte der Welt, ‘Götterleben.’

Menschenbeifall

1800 Kurzode in asklepiadeischer Form Urthema: Der Gegensatz zwischen Welt und Mensch. Was einer gilt und was einer ist, tritt auseinander. Liebe ist die heiligende Macht, die das groβe Werden einleitet: sie ist nicht Leidenschaft oder

Schwärmerei; in ihr verwirklicht sich Sein, erfüllt sich der Mensch, und zwar nicht aus sich selbst, sondern von der Gottheit her.

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In der Liebe sind zwei Menschen nicht allein, sondern zwischen ihnen weht der schöpferische Atem Gottes, der sie verwandelt und ihnen ein neues Leben schenkt. Aber die so Beschenkten vereinsamen. Der von der Liebe tödlich Erweckte wird den vielen fremd.

Wer Gott dient – so weiβ es Hölderlin –, ist leicht allein.

Die Heimat

1799 Trotz innerer Einsamkeit scheint die Heimat unverloren – in sie, in das, was einmal war, ist

eine Rückkehr möglich. Doch der, der zurückkehrt, ist derselbe nicht mehr. Die Macht, die das Feuer der Liebe und der Reifung schenkt, auch Leiden gibt.

Mein Eigentum

1799 Ganz heimatlos kann, darf niemand sein, das sterbliche Herz braucht die bleibende Stätte,

damit es nicht verloren sei.

Abendphantasie

1800 Was dieser Ode ihre innere Gröβe gibt, ist die Liebe und die stille Schönheit.

Das eigentliche Geheimnis dieser Sprache ist, wie sie, rhythmisch und metaphorisch mythisch auf den Saiten der antiken Form sich bewegend, zugleich eine Innigkeit hat, die das Neue der deutschen Romantik mit der Tradition der deutschen Klassik zu einer Einheit verbindet.

Elegien

Gedichte in Distichen paralell zur Odendichtung Dynamik, Trauer um das verlorene Ideal Hoffnung auf eine Neue Gedichte: ‘Der Wanderer’, ‘Der Gang aufs Land’, ‘Brot und wein’, ‘Heimkunft’, ‘Stuttgart’

Brot und Wein – ‘Die Nacht’

Titel der 1. Strophe: ‘Die Nacht’ 1796 Erinnerung an das antike Griechenland Die 1. Stophe lebt vom Symbol der Nacht. Die in der 1. Strophe heraufziehende wirkliche Nacht führt über zur geschichtlichen Zeit einer

dunklen, gottfernen Gegenwart (Zeit der Frz. Revolution). Ihr wird (Str. 3-6.) gegenüberstellt der helle (antike) Göttertag. Aus der Versöhnung von Tag und Nacht ersteht die Vision einer neuen, besseren Zukunft.

Hymnen

(Die groβe Hymnen-Dichtung der Epoche wird von goethe und Hölderlin vertreten. Goethe dichtete nach den Hymnen der Sturm-und-Drang-Zeit im1. Weimarer Jahrzehnt die groβen Hymnen (‘Grenzen der Menschheit’, ‘Das Göttliche’). Auch in seiner Alterslyrik begegnen immer wieder hymnische Aufschwünge. Hölderlins frühe Tübingener Lyrik preist abstrakte Wesenheiten: Schönheit, Harmonie, Freiheit; der Dichter selbst bezeichnete diese Gedichte als “Hymnen der Menschheit”. Später wählte er besonders im Ringen um religiöse Fragen die hymnische Form. Schiller schrieb nur eine einzige spezifische Hymne: “An die Freude”; er selbst bezeichnete sie nicht als solche.)

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aus den letzten Schaffensjahren von der Forschung als “vaterländische Gesänge” bezeichnet Themen und Probleme der eigenen Zeit Form: freirythmisch (an Pindar schließen sich die Hymnen an) der Dichter als Priester (von Pindar inspiriert), Vermittler zw. den Absoluten und den Menschen viele Hymnen sind unvollendet gedruckt werden nur einige Erscheinen des Göttlichen, ruft eine Utopie hervor

→ Widersprüche werden versöhnt, Christus als Vermittler die zweite Generation der Romantiker hat das Andenken an Hölderlin wachgehalten. Leben in Harmonie mit den Göttern, mit der Natur Trauer über den Verlust dieser Welt Hoffnung einer künftigen Gesellschaft

An den Ä ther

1798 Hexameter-Hymnus Hölderlin preist die allumfassende Naturmacht. Das Gedicht strömt Harmonie, ja Heiterkeit aus. Die Aetherlehre ist von zentraler Bedeutung für Hölderlins Werk, er kannte sie aus der antiken

und zeitgenössischen Literatur, vor allem aus Herders und Schellings Werk. Auch für Hölderlin ist der Aether ein allumfassendes, alldurchdringendes Lebenselement, die gemeinschaftliche Seele der Natur, die mit Macht alle einzelnen Wesen ergreift, denn die innere Verwandtschaft zwischen dem Einzelwesen und dem Allwesen erzeugt überall die Sehnsucht, im göttlichen Aetherbereich aufzugehn, aus der Individuation ins All heimzukehren.

Patmos – ‘Dem Landgrafen von Homburg’

Patmos = Insel im Ägäischen Meer, auf der Johannes die Apokalypse schrieb. 1803 Bezugspunkt seiner Religiosität zwischen Antike und Christentum

Die späten hymnischen Gedichte Hölderlins zielen auf einen neuen Göttertag nach der Nacht der Gegenwart und verwenden die freien Rhythmen oder das elegische Distichon.

Heinrich von Kleist :

1777 – 1811 Soldat (1788-1799) Studiumin Frankfurt/O. (Philosophie) Kant-Krise Beamter in Königsberg Publizistische Arbeit in Dresden Berlin (Berliner Abendblätter) 1811 – Doppelselbstmord mit einer Frau

Allgemeines Klassik? Romantik? Gröβte Novelist der Zeit (die Bezeichnung der Novelle kommt bei Kleist nicht vor Szene,

Legende, moralische Erzählung) Kant-Krise:

- Ich kann die Welt so sehen, wie ich will, aber ich weiβ nicht, ob ich recht habe. alles Wissen ist fragwürdig.

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- Ich kann die Welt nicht kennenlernen. alles ist fragwürdig es ist sinnlos nach der Wahrheit zu streben.

- Alles ist doppeldeutig, weil unsere Gefühle und unser Verstand uns betrügen. (~ Penthesilea glaubte, daβ sie gewonnen hat.)

Er scheiterte als Soldat, in der Liebe, in der Wissenschaft, in der herausgeberischer Tätigkeit. Kleist hatte zu seiner Zeit keine Wirkung, weder auf das deutsche Drama, noch auf das deutsche

Theater. siene Entdeckung im 1. Jahrzehnt des 20. Jhs. (Expressionisten)

Existenzproblematik Seine Dramen und Erzählungen beschreiben eine tiefe Kluft zwischen Ich und Gesellschaft,

wie ihren feudalen Unterdrückungsmechanismen.Eine Lösung der Konflikten zwischen Ich und die Welt UTOPIE

seine Stärke liegt auf dem drammatischen Gebiet (8 Dramen geschaffen) Erzählungen Sprachstil: knapp, objektiv behandelte romantische Stoffe “Familie Schroffenstein” – Schicksaltragödie behandelte antike Stoffe: Penthesilea, Amphytrion Kleist arbeitet mit klassischen Mitteln das Ergebnis ist aber völlig antiklassisch

Michael Kohlhaas

Stoffgeschichte 1810 – “Erzählungen” in einem Band

- Michael Kolhaas- Die Marquise von O…- Das Erdbeben in Chili

Der historische Kohlhaas war ein Kaufmann. Zwei seiner Pferde wurden gestohlen → langer, erfolgloser Rechtstreit.

Er wurde nach Berlin gelockt und hingerichtet. Seine Pferde wurden ihm zurückgegeben. Entstehungsgeschichte:

- 1804/05. die Anfänge- 1808. einige Teile veröffentlicht

Handlung Michael Kolhaas ist die Geschichte eines Rosshändlers (Pferdehändlers), wen des Rechtgefühl

Mörder und Räuber macht. Der Hauptheld heiβt Michael Kolhaas, er ist etwa 30 Jahre alt, fleiβig, tugendhaft.

Kohlhaas wird gesetzwidrig bei der Burg des Wenzel von Tronka aufgehalten, er soll zwei Rappen als Pfand zurücklassen. Später erfährt er, daß die Paßforderung willkürlich war. Er ist noch nicht böse. Es ist unrecht geschehen, aber Michael Kolhaas ist nicht besonders ärgerlich. Es ist für ihm klar, daβ sich die Herren solche Witze erlauben können. Er findet aber seine Pferde in jämmerlichen Zustand. Er sagt, daβ er seine wohl gepflegte und gesunde Pferde wiederhaben wolle. Er nimmt die 2 Pferde nicht mit. Zu Hause findet er seinen treuen Knecht im Bett. Man hat ihm fast bis zum Tode geprügelt.

Erst jetzt will sich Michael Kolhaas unbedingt Recht schaffen. Er bringt seine Klage vor Gericht in Dresden – umsonst. Der Junker hat im Dresdner Hof zwei Verwandten Hinz und Kunz. Er geht weiter. In Brandenburg passiert etwas Ähnliches. Als seine Frau, Lisbeth, versucht zu helfen, (sie fährt zum Landesherren, um mit ihm über die Sache zu reden), wird von der Wache des Schloβes tödlich verletzt. Jetzt wird Kolhaas nervös. Er läβt seine Frau begraben, verkauft alles Haus und Gut, und beginnt sich selbst Recht zu schaffen.

“Er setzte sich nieder und verfaβte einen Rechtsschluβ, in welchem er den Junker Wenzel von Tronka, kraft der ihm angebotenen Macht, verdammte, die Rappen, die er ihm abgenommen, und auf den Feldern zu Grunde gerichtet, binnen drei Tagen nach Sicht, nach Kolhaasenbrück zu führen, und in Person in seinen Ställen dick zu füttern.”

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Er wollte also die Pferden in drei Tagen gesund zurückbekommen und der Junker persönlich seine Pferde im Stahl füttert. Er schreibt einen Brief.

Der Junker Wenzel von Tronka erfüllt diese Forderungen nicht, und deswegen will ihn Kolhaas dazu zwingen. Er stellt mit seinen Knechten im Tronkenburg im Brand, wie eine Räuberbande, also Burg wird angezündet. Darafhin beginnt ein regelrechter Krieg. Er wird mit seinem Söldnerheer für den ganzen Staat gefährlich und so entscheidet der Kurfürst in Dresden, Kolhaas die von den Luther verzittelten Amnestie zu geben.

Seine Sachen werden jetzt wirklich ernst genommen und behandelt. Aber die Ritter im Hof geben vor, die Pferde waren schon sowieso krank, der Junker wuβte von den ganzen Verfahren nichts usw. So wird Kolhaas immer miβtraurischer. So scheinbar nimmt man seine Klagen ernst, aber im Hintergrund gibt’s Probleme.

An diesem Punkt taucht ein gewisser Nagelschmidt aus der ehemaligen Bande von Kolhaas auf, und führt den Rachenbande weiter, ohne Erlaubnis von Michael Kolhaas. So wird Kolhaas streng bewacht. Er glaubt, man hat die Amnestie gebrochen. Nagelschmidt bietet das Fliehen an, und Kolhaas nimmt das an. Der Brief aber, in den sie das besprochen haben, gelangt in die Hände seiner Gegner und er wird zum Tode verurteilt.

Da er aber ein Brandenburgischer Untertan ist, wird er von den Kurfürsten von Brandenburg noch einmal befreit, um seine Klage in Brandenburg zu behandeln. Der Kreis der Ritter Hinz und Kunz überzeugen den sächsischen Kurfürst, daβ er gegen Kolhaas Beschwerde beim Kaiser des Reiches wegen der Verletzung des Landfriedens verlegen sollen. Also eine neue Klage gegen Michael Kolhaas: Er hat den Landfrieden gebrochen und wird jetzt vor dem Kaiser angeklagt. Kolhaas wird nach Brandenburg gebracht und er gewinnt seinen Prozeβ. Seine Forderungen müssen von Tronka erfüllt werden. Aber den anderen Prozeβ, wegen den gebrchenen Landfrieden, verliert er. Er wird geköpft.

Interpretation Kleist versah seine Erzählung mit dem Hinweis “Aus einer alten Chronik”. Als Quelle benutze er

die “Nachricht von Hans Kolhaasen” von Christian Schöttgen und georg Christoph Kreysig. Geht es hier um die 2 Pferde? Geht es hier um ein juristisches Problem? Nur zum Teil. Das ist die

Geschichte eines Mannes, der das Recht nimmt, welches ihn die Staat (Gesellschaft) verweigert.

Kolhaas (Kleist) kämpft eigentlich für seine Anerkennung als Mensch. Als es so scheint, daβ er sein Ziel nicht erreichen kann, will er weg. Er will Recht, aber wenn es unmöglich ist, will er fliehen. Wie kann man Mensch bleiben, leben? Hinter dem juristischen Problem steckt ein allgemeines Problem:Kolhaas wird Staatsfeind Nr. 1. in der Geschichte. Paradoxe Situationen: wenn jemand Mensch bleiben will, und Gerechtigkeit will, muβ man ungerechtig werden. Mensch bleiben bedeutet in dieser Welt: Tod.

Kleist zeigt ein Stück Wirklichkeit auf, die aus mehreren Perspektiven gelesen werden kann: Mraxisten: Michael Kolhaas ist ein Revolutionär; J. Tasseau (Franz. Schriftsteller) Vorläufer Hitlers: für die 2 Pferde stellt die ganze Welt in Brand.

Zentralthema: Ausweglosigkeit, Moral Frage: Rache oder Gerechtigkeit? Feudaler Willkür, dessen Korrektur durch Korruption der sächsischen Behörden verhindert

wird und so den in seinem Rechtsgefühl verletzten Bürger zur (verbotenen) Selbsthilfe greifen läβt.

Die Marquise von O…

Stoffgeschichte 1808: in der Zeitschrift ‘Phöbus’ erschienen dichterische Verfahrensweise: ‘Struktur des Widerspruchs’

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Handlung Bei der Besetzung einer Zitadelle (fellegvár) in Oberitalien bewahrt ein russischer Offizier die

Tochter des Kommandanten, die verwitwete Marquise von O…, vor der Vergewaltigung durch russische Soldaten.

Aber bevor die Marquise ihrem Beschützer Grafen F. danken kann, zieht dieser weiter. Die Marquise fühlt sich bald als wäre sie schwanger. Überraschend kommt Graf F. sie zu besuchen, und bittet um ihren Hand.

Die Marquise wollte sich nicht wieder vermählen (egybekelni), aberlässt sich ein bedingtes Versprechen abnötigen, das nach seiner Zurückkehr eingelöst werden soll. Danach bestätigt ein Arzt, daß sie schwanger ist, ihr Vater weist sie aus Zorn aus dem Haus. Ihr ungeborenes Kind von Schandflecken zu schützen, macht sie den Vater durch eine Announce in den ‘Intelligenzblätter’ ihrer Stadt ausfindig. Der Vater des Kindes kündigt im Anzeigeblatt anonym, wann er sich im Hause des Kommandanten (Vater der Marquise) einfinden wolle.

“In M…, einer bedeutenden Stadt im oberen Italien lieβ die verwitwete Marquise von O… eine Dame von vortrefflichem Ruf, und Mutter von mehreren wohlerzogenen Kindern durch die Zeitungen bekannt machen: daβ sie, ohne ihr Wissen in andere Umstände gekommen sei, daβ der Vater zu dem Kinde, das sie gebären würde, sich melden solle: und daβ sie, aus Familienrücksichten, entschloβen wäre, ihn zu heiraten.” (Der ganze Text ist die Erklärung dieser Nuance.)

Die Marquise, mit ihren Eltern versöhnt, will den Grafen F. nicht mehr heiraten. Ihre Weigerung kann nur durch eine Sonderklausel, den Verzicht des Grafen auf alle Rechte als Gatten, aufgehoben werden. Nach der Trauung bezieht der Graf eine eigene Wohnung, zur Taufe überträgt er sein ganzes Vermögen der Marquise und ihren Sohn. Danach beginnt er mit seiner Gemahlin die Beziehung herzustellen und feiert nach einem Jahr ihre zweite, richtige Hochzeit.

Interpretation die Marquise: gegen die gesellschaftliche Konventionen (=Eltern) unbedingte Treue zu ihrem ungeborenen Kind Bewußtsein ihrer Unschuld ↔ Faktum der Schwangerschaft Liebe als Mutter ↔ Abscheu als Gattin Marquise von O… weist alle Eigentümlichkeit der Novelle auf – schildert eine sich ereignete

unerhörte Begebenheit, Schicksalwende Symbole (Engel Teufel) keine groβe Einführung (fast in medias res) das eigentliche Problem der Novelle ist das Auftreten eines unerwarteten, regellosen und

unbegeblichen Ereignisses in einer geordneter und geregelter Welt. Die Marquise fragt sich: Wie kann ich schwanger geworden sein, wenn ich mit keinem Mann

geschlafen habe? In einer geordneten und logischen Welt bricht etwas ein, was nicht logisch, nicht gewöhnlich ist. Rationalität und Irrationalität sind zwei Polen und zwischen ihnen: Spannung!

Die Marquise fühlt, daβ sie schwanger ist, kann es aber nicht glauben. Zwei Wirklichkeiten stossen sich einander (Arzt – rational, Verstand derKopf der Marquise garantiert die Unmöglichkeit dieser Diagnose.)

Die Marquise wird von anderen Menschen isoliert. Sie ist schuldig. Der Graf F. ist auch eine Doppelnatur, zwischen Vernunft und Irrationalismus. Er ist Soldat (keine Frauen…), rettet die Marquise von der Vergewaltigung (ganz brutal ist die Szene), kommt der Graf, aber kann seinen eigenen Trieben nicht widerstehen (halbnakte Frau in Ohnmacht!) vergewaltigt sie.

Am Ende akzeptiert die Marquise diese Doppelnatur: das macht das Happy End möglich. Teufel und Engel ist der Mensch oder etwas zwischen den beiden./? Religiöse Symbolik:

- Der Graf: Erst ein Engel, dann ein Teufel- Die Marquise: gleicht Maria, die heilige Jungfrau, indem sie ihr Kind in den gröβten

Reinheit und Unschuld empfängt, und sie denkt auch daran! Sie wird von der Vater: “Zehnmal die Schamlosigkeit einer Hündin, mit zehnfacher List des Fuchses gepaart, reichen noch an die ihrige nicht! Solch eine Miene!”

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Der Mensch ist Engel und Teufel, Göttin und abscheuliches Tier, Geist und Trieb. Vernunft und Leidenschaft, Bewussten und Unbewussten. Der Mensch ist immer ausgesetzt irgendeinem irrationalen Kräften.

Auch die Erfahrung der Kant-Krise: Kann man sich selbst vertrauen? Kann man den anderen vertrauen?

Penthesilea

Entstehungsgeschichte 1806: Königsberg 1807: Dresden 1808: Erscheinungsjahr

Quellen Amazonen-Überlieferungen Homer: Ilias Benjamin Hederich: Gründliches mythologisches Lexikon Pompeius Trogus: Weltgeschichte von den Anfängen bis Augustus Claude Mrie Guyon: Historie des Amazones

Rezeptionsgeschichte zeitgenössische Ablehnung (Goethe) 19. Jh.: meistens ablehnung 20. Jh.: Entdeckung der Modernität Kleists

Handlung Penthesilea ist Königin der Amazonen, die im Kampf um Troja eingreifen, aber keine der beiden

kämpfenden Seiten unterstützen. Das Gesetz der Amazonen gebietet, daβ die Jungfrauen sich im Kampf Männer unterwerfen, mit denen sich Nachkommenschaft zeugen wollen.

Nach einem kollektiven Liebesfest werden die Männer wieder freigegeben. Das gleiche Gesetz verbietet, daβ sich Jungfrauen einen bestimmten Mann aussuchen. Doch Penthesilea sucht im Kampf immer wieder Achill, von dem sich ebenso angezogen fühlt, wie er sich von ihr.

Als er sie besiegt hat, und sie ihm ohnmächtig zu Füβen liegt, überredet die Amazone Prothoe Achill, Penthesilea glauben zu machen, nicht er, sondern sie habe den Kampf gewonnen. Achill von Liebe zu Penthesilea überwältigt, will sich ihr noch einmal stellen, den Kampf jedoch nur zum Schein führen, und ihr freiwillig unterliegen.

Achill will P. besitzen. Ruhepunkt: Achill lässt P. glauben, sie hätte ihn mit dem Schwärt erkämpft; danach: Liebesszene (Erzählung des Entstehens des Amazonenreichs: Äthiopier in das Land der Skyten, Männer getötet, die Frauen gründeten ein eigenes Reich).

Achill will P. zur Rosenfest folgen, sie soll ihn besiegen, aber Penthesilea mißversteht die Herausforderung. Sie glaubt, er habe mit ihr nur ein Spiel getrieben, und wolle sie erneut demütigen. Von rasender Haβliebe getrieben tötet sie den wehrlosen Achill und zerfleischt ihn mit den Zähnen.

Die Absolutheit ihrer Liebe verwandelt sich in die Absolutheit des Hasses gegen denjenigen, der scheinbar ihre totale Hingabe verhöhnt hat. Nachdem sie erfahren hat, daβ alles ein Irrtum war, erdolcht sie sich, um im Tode mit ihm eins zu sein. Der tragische wiedersinn des amazonischen Gesetzes, das eine radikale Antwort auf die Unterwerfung der Frau durch den Mann war, wird durch das Schicksal Penthesileas, das ebenso tragisch wie absurd erscheint, aufgehoben.

In dem letzten, 24. Auftritt entfaltet sich die Katastrophe des Dramas. Das ist das Ende des mytischen Tages, das Ende Penthesileas Leidens und ihres Lebens, und das Ende des Amazonenstaates. Der Weg Penthesileas, einer leidenschaftlichen Frau in Einsamkeit, Enttäuschung und Weltverlassenheit wird hier mit ihrer Tod beendet.

In diesem Auftritt spielen nur Frauen: Penthesilea, Prothoe + Amazonen, Priesterinnen

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Interpretation Gattung: Trauerspiel, Verstragödie es geht nicht nur um Mann ↔ Frau! Der Konflikt des Dramas entfaltete sich aus dem Grundgesetz der Amazonen Leidenschaft, Wildheit, Zartheit ↔ klassizistisches Griechenbild, Maß, Humanität,

Winckelmann Das Werk ist die gewaltigste Tragödie von Kleist. In der Tragödie kommt es zum völligen seelischen Zusammenbruch. In Penthesilea liegt Kleists

innerster Wesen da. Die tragische Situation und die Bewuβtlos durchführte Tat ist der Mittelpunkt des Dramas.

Kleist interessiert sich auch in seinem Leben für solche abnormalen Seelen und sein Leben war selbst auch verstehbar. Deswegen ist diese dargestellte griechische Welt ganz anders, als bei der Klassik. Kleist verwendet keine groβe Gedanken, sondern selbst seine Gefühle beeinfluβen das Geschehen.

Der einzige Ruhepunkt im Geschehen ist in dem Auftritt, wo Achill Penthesilea glauben läβt, daβ sie gesiegt hat. Das ist eine idillische Liebszene. Die späteren Geschehnisse zeigen, daβ Penthesilea und Achill in Widerspruch zu ihrer Umgebung sind.

Penthesilea unterscheidet sich von Achill. Sie ist am Ende der Tragödie “auβer sich”, sie weiβ nicht was sie tut. Der einzige Sieg ist Achill zu besiegen. Von Auftritt zu Auftritt steigt das Rätsel der Penthesilea. Sie liebt Achill aber sie muβ ihn besiegen.

ins extreme gesteigerte Darstellung der Leidenschaft → stieß deshalb auf Unverständnis und Ablehnung

dieses Drama ist werder klassisch ( strebt nicht nach Harmonie), noch romantisch (es gibt kein Wunder bei der Lösung).

Widersprach dem Menschenbild der Klassik:- keine Humanität- Darstellung extremer Leidenschaften- Kleist steht zwischen Romantik und Klassik

Konflikt = Gesetz des Volkes individuellen Zug des Herzens Sprache:

- reich, farbig, bildhaft- reich an Metaphern- viele lautnachahmende Wörter- Attribut, Pausen Funktion: Vermittlung solcher Ereignissen, die wir nicht sehen.

in reimlosen, fünfhebigen Jamben (Blankvers) geschrieben Struktur: 24 Szenen

1. Exposition- Im Lager der Griechen, Bericht über den Kampf- Kampf: Griechen (A.) Amazonen (P.)- im Kampf wird A. verletzt- die Griechen kümmern sich, überlegen, wie sie die Amazonen halten können- P. will weiter kämpfen6. Steigende Handlung- Lager der Amazonen, Vorbereitung auf das Rosenfest- Kampf P. wird verletzt, kann nicht mehr kämpfen, die Amazonen fliehen, P. bleibt mit

Prothoe.12. Höhepunkt- Achill nimmt P. gefangen- P. ist schwer verletzt, hat Vision, glaubt, sie hat A. gefangen so kann sie seine Liebe

bekommen.- Dialog zwischen P. und A.: Warum kämpft sie, sie könnte mit der Schönheit alles

besiegen. Sage über die Amazonen (e Mutter von P. sagte, P. muβ A. wählen (?))- Wann sie zu sich kommt, weiβ sie, daβ sie gefangen ist, A: will sie mitnehmen18. Fallende Handlung

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- Penthesilea wird befreit- letzter Kampf zwischen P. und A.- P. liebt A.24. Lösung (Katastrophe)- Penthesilea ermordet Achill und sich selbst

+ Retardierendes Moment:- Penthesilea muβ erfahren, daβ A. der Sieger war- P. erfährt auch, daβ ihretwegen alle Gefangenen verloren sind- In diesem Augenblick bekommt die Herausforderung zum Zweitkampf

ohne Unterbrechung der zeitlichen Kontinuität Die 4 Abschnitte stellen 4 Stufen in Penthesileas Bewuβtsein dar:

1. Verwegene (vakmerő) Amazonenkönigin2. Frau, liebt Achill3. ihre kraftvolle Sicherheit ist zerstört4. Sie ist gefangen in ihrer Subjektivität miβversteht die Absicht von Achill

zerfleischt ihn kehrt zu sich selbst zurück. Konflikt:

a) Griechen Trojanerb) Hauptkonflikt: Gegenübersetzung des Individuums zu seiner Gesellschaft.- Penthesileas individuelles Leben Gesetz des Amazonenstaates- Ihr Gefühl widerspricht ihrem Bewuβtsein sie darf es aus moralischen Gründen nicht

folgen- Achill: Liebe seine Pflicht, der trojanischer Krieg BEIDE GERATEN IN WIDERSPRUCH ZU IHRER UMGEBUNGc) Achill Penthesilea – Beide wollen den anderen besitzen zerstören die

Möglichkeit der Liebe!! Mittelpunkt:

- völliger seelischer Zusammenbruch- der bewuβtlos durchführte Tat Gefühle beeinfluβen das Geschehen.

Figuren: zum gröβten Teil aus der griechischen, romantischen Mythologie bekannt. Stil: „sturm und drangisch romantisch”

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Goethes Lyrik nach 1800

1805: Schillers Tod 1808: Tod der Mutter 1816: Tod seine Frau 1828: Tod des Herzogs 1830: Tod des Sohns

„Altwerden heiβt viele Überleben” Erneuete Beschäftigung mit der antiken Mythologie, nun aber unter Einfluβ der Romantiker

(F. Schlegel) Goethes Alterslyrik nimmt den Metamorphose- und den Typus-Gedanken auf und gibt ihm

dichterischen Ausdruck in dem spruchartigen 5-teiligen Gedicht „Urworte”. Frühromantik – Goethe begrüβte die junge Literatengeneration, aber klagte bald über ihre

Selbstherrlichkeit und Formlosigkeit, über ihre Unbekümmertheit gegenüber der Realität. (Ablehnung von Kleist)

Goethe konnte seine dichterische Entwicklung und sein Gesamtwerk überschauen. Meherere Ausgaben seiner Dichtungen waren schon erschienen Kuraufenthalte 1821-23 in Marienbad – goethe lernte frau von Levetzow und deren Tochter

kennen; heftige Leidenschaft zur 17jährigen Ulrike. Nach langem Ringen sah er ein, daβ der schmerzliche Verzicht die einzige Lösung war. Marienbader Elegie

- 1823- In strengen, herrlichen Stanzen befreite er sich von seiner Qual

In seiner Alterslyrik wird ihm die Wirklichkeit zum Gleichnis des Überwirklichen.

Dauer im Wechsel

1803 Gedankenlyrik Künstlergedicht , das sich am Ende auf sich selbst bezieht stammt noch aus den Jahren der Freundschaft mit Schiller, aus hochklassischer Zeit, so zeigt

das Gedicht doch schon das Ende und den Umbruch an, der spätestens mit Schillers Tod 1805 markiert ist.

Verabschiedung des Hexameters, des metrischen Grundmaβes der klassischen Phase, es erinnert sich als Thema ausdrücklich der Gefahr, die Zeit und Vergänglichkeit für die gegenwartorientierten klassischen Sinne darstellen, und erklärt sich selber ganz unklassisch als ein Exempel, das in Gehalt und Form verfestigte, dabei doch vergängliche Reflexion darstellt.

Motivwörter: Haus, Säule, Saal Totenhaus ist die Kunst

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Schillers Lyrik nach 1800

sehr viele Gedichte hochromantisch Nationale Perspektiven eröffnen sich. Philosophische Betrachtung im poetischen Gewand, Dichtung als angemessener Ausdruck des

Ästhetischen. Zwischenstellung zwischen Elegie und Lehrgedicht (elegische Züge & moralisch-lehrhafte

Element hier in den Vordergrund.) In den letzten Jahren ist eine Hinwendung zur Antike festzustellen.

Das Ideal und das Leben

1795 Im Zusammenhang mit Schillers ästhetischer Geschichtsphilosophie Gegensatz: Leben und Ideal philosophischer Gehalt in poetischer Form In den vier Strophenpaaren kommt es immer zu irdischer Disharmonie: In der einen Strophe die

Harmonie des Ideals in den anderen Strophe entgegengestellt wird. „Wenn-aber”

Jüngling am Bache

1803 sentimentales Gedicht erschien in Ungarn ganz früh (Schiller ist rezipiert worden)

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