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Umgang mit dem Betriebsrat – Gestaltungsfragen und strategisches Vorgehen Lübeck 20. November 2012

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Page 1: Umgang mit dem Betriebsrat – Gestaltungsfragen und strategisches Vorgehen Lübeck – 20. November 2012

Umgang mit dem Betriebsrat – Gestaltungsfragen und strategisches Vorgehen

Lübeck – 20. November 2012

Page 2: Umgang mit dem Betriebsrat – Gestaltungsfragen und strategisches Vorgehen Lübeck – 20. November 2012

I. Motivation für die Arbeit im Betriebsrat

II. Funktion des Gremiums Betriebsrat

III. Grundsätze und Praxis der Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat

IV. Mitbestimmungsumfang und tatsächliche Handhabung

V. Auseinandersetzungen mit dem Betriebsrat

VI. Häufige Arbeitgeberfehler in der Zusammenarbeit

VII. Die Zukunft der betrieblichen Mitbestimmung

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I. Motivation für die Arbeit im Betriebsrat

Page 4: Umgang mit dem Betriebsrat – Gestaltungsfragen und strategisches Vorgehen Lübeck – 20. November 2012

Normalo Gewerkschafter

Mitläufer

Co-Manager

U-Boote

AbenteurerDauer-BR

Typen von Betriebsräten

Page 5: Umgang mit dem Betriebsrat – Gestaltungsfragen und strategisches Vorgehen Lübeck – 20. November 2012

Der Wunsch nach Sonderkündigungsschutz:

• Kündigung nur mit Zustimmung des Betriebsrats

• Kündigung nur außerordentlich fristlos möglich

• 1 Jahr nach Amtsende nur fristlose Kündigung

• Schutz schon für Wahlbewerber

• Entfristungsanspruch für Betriebsräte?

• Praxis: hohe Hürden für Kündigung

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Ausblick auf die Betriebsratswahl 2014:

• weitere Verjüngung der Gremien erwartet

• hedonistische Haltung vermutet

• wieder mehr gewerkschaftliche Orientierung?

• aber auch:

- Gremienstabilität durch Desinteresse- weniger Furcht in wirtschaftlich stabilen Zeiten- weiter abnehmende Wahlbeteiligung

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II. Funktion des Gremiums Betriebsrat

Page 8: Umgang mit dem Betriebsrat – Gestaltungsfragen und strategisches Vorgehen Lübeck – 20. November 2012

Grundlegende Rechte und Pflichten:

• Freistellungsanspruch

• Entgeltfortzahlung

• grundsätzlicher Vorrang der Betriebsratsarbeit

• An- und Abmeldepflicht

• keine Auskunftspflicht über inhaltliche Tätigkeit

Page 9: Umgang mit dem Betriebsrat – Gestaltungsfragen und strategisches Vorgehen Lübeck – 20. November 2012

Grundlegende Rechte und Pflichten:

• freies Mandat

• aber: Mehrheitsgremium

• materielle Handlungspflicht bei rechtswidrigem Arbeitgeberverhalten gegen Arbeitnehmer

Page 10: Umgang mit dem Betriebsrat – Gestaltungsfragen und strategisches Vorgehen Lübeck – 20. November 2012

Hauptanliegen der meisten Betriebsräte:

• umfassender Beschäftigungsschutz

• Sicherung der finanziellen Konditionen

• Weitergabe des wirtschaftlichen Erfolgs

• Wertschätzung „erhöhter Schlagzahl“

• Kenntnis möglichst aller Unternehmensprozesse

• Einbeziehung in alle Unternehmensprozesse

Page 11: Umgang mit dem Betriebsrat – Gestaltungsfragen und strategisches Vorgehen Lübeck – 20. November 2012

Konflikt-BR Schlaf-BR

Arbeitgeber-BR

Kampf-BR

Blitzableiter-BR

Normal-BRPuffer-BR

Gremientypen

Page 12: Umgang mit dem Betriebsrat – Gestaltungsfragen und strategisches Vorgehen Lübeck – 20. November 2012

III. Grundsätze und Praxis der Zusammenarbeit

Page 13: Umgang mit dem Betriebsrat – Gestaltungsfragen und strategisches Vorgehen Lübeck – 20. November 2012

Grundsatz der vertrauensvollen Zusammenarbeit

• Programmsatz

• wenig konkrete Ansatzpunkte

• rechtlich ohne große Bedeutung

Page 14: Umgang mit dem Betriebsrat – Gestaltungsfragen und strategisches Vorgehen Lübeck – 20. November 2012

Praxis der Zusammenarbeit

Harmonie Konfrontation

Page 15: Umgang mit dem Betriebsrat – Gestaltungsfragen und strategisches Vorgehen Lübeck – 20. November 2012

Integration

IgnoranzKurzhalten

Ausgleich

Modelltypen der Zusammenarbeit

Page 16: Umgang mit dem Betriebsrat – Gestaltungsfragen und strategisches Vorgehen Lübeck – 20. November 2012

• BR fühlt sich wie Abteilung des Arbeitgebers an

• vertritt Standpunkte grundsätzlich gemeinsam mit AG

• erhält überobligatorisch Informationen noch im Ideenfindungsstadium

• verfügt über ein faktisches Veto-Recht in allen Angelegenheiten

Integration

Page 17: Umgang mit dem Betriebsrat – Gestaltungsfragen und strategisches Vorgehen Lübeck – 20. November 2012

• BR erhält Informationen nur auf mehrfache Anfrage

• wird als eigener Rechtsträger wenig geschätzt, nur geduldet

• muss sich umfassenden Diskussionen stellen, sobald Kosten anfallen

• erhält nur selten mehr als im Gesetz steht

Kurzhalten

Page 18: Umgang mit dem Betriebsrat – Gestaltungsfragen und strategisches Vorgehen Lübeck – 20. November 2012

• BR wird als eigener Rechtsträger nicht wahrgenommen

• erhält keine Informationen

• nimmt an Mitbestimmung nicht teil

• muss alles gerichtlich durchsetzen

Ignoranz

Page 19: Umgang mit dem Betriebsrat – Gestaltungsfragen und strategisches Vorgehen Lübeck – 20. November 2012

• BR wird als Gremium der verfassten Arbeitnehmerschaft ernst genommen

• erhält Informationen zeitnah und wird gelegentlich auch bei Planungen berücksichtigt

• übt seine Mitbestimmungsrechte maßvoll aus

• Erhält gelegentlich mehr Mitbestimmung als gesetzlich vorgesehen

• vertritt schwierige Entscheidungen gemeinsam mit AG

Ausgleich

Page 20: Umgang mit dem Betriebsrat – Gestaltungsfragen und strategisches Vorgehen Lübeck – 20. November 2012

IV. Mitbestimmung und tatsächliche Handhabung

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Page 22: Umgang mit dem Betriebsrat – Gestaltungsfragen und strategisches Vorgehen Lübeck – 20. November 2012

Inhaltliche Arten der Mitbestimmung

Information

Beratung

Anhörung / Veto

„echte“ Mitbestimmung

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Risiken einer erweiterten Mitbestimmung:

• kleiner Finger – ganze Hand

• gefühltes Gewohnheitsrecht

• mangelnde Akzeptanz der Geschäftsführung

• aber: u.U. positives Kombinationsgeschäft

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Page 26: Umgang mit dem Betriebsrat – Gestaltungsfragen und strategisches Vorgehen Lübeck – 20. November 2012

Risiken einer verkürzten Mitbestimmung:

• erhebliches Konfliktpotenzial

• negative Stimmung in der Belegschaft

• arbeitsgerichtliche Auseinandersetzungen

• im Extremfall strafrechtliche Konsequenzen

• häufig negatives Kombinationsgeschäft

• aber: bei Gelingen u.U. mehr Ruhe in der Zukunft

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Aktuelle Trends in der gerichtlichen Auseinandersetzung:

• „alles mit Leiharbeit“

• Streit im Stellenbesetzungsverfahren (§ 93 BetrVG)

• Regelungen zur Arbeitszeit

• viel Streit um bestehende Betriebsvereinbarungen

• ausgedehnte Einigungsstellenverfahren

• hohes Einigungspotenzial (vor Gericht)

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Der Betriebsrat und dessen Anwalt:

• Dienstleister – Kooperation – Steuerung

• Kostenstreitigkeiten

• freies Wahlrecht des Betriebsrats

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V. Auseinandersetzungen mit dem Betriebsrat

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Auseinandersetzungen in der Sache:

• Frage des „Wohin steuern wir?“

• punktuelle Konflikte

betrieblicher Normalfall

meist gesichtswahrend und insgesamt konstruktiv zu bestehen

Page 31: Umgang mit dem Betriebsrat – Gestaltungsfragen und strategisches Vorgehen Lübeck – 20. November 2012

Auseinandersetzungen um Mitglieder des Betriebsrats:

• oft Fixierung auf einzelne BR-Mitglieder

• reist häufig ganzes Gremium mit

• oft aufgrund von mangelndem Kommunikationsverhalten

• gelegentlich wegen geforderten Sonderrechten

schwieriger zu handhaben als Sachprobleme

Page 32: Umgang mit dem Betriebsrat – Gestaltungsfragen und strategisches Vorgehen Lübeck – 20. November 2012

Auseinandersetzungen um Kosten:

• Entgeltkosten § 37 Abs. 2, 3 BetrVG

• Sachkosten § 40 BetrVG

• Sachverständigenkosten § 80 Abs. 3 BetrVG

• Schulungskosten § 37 Abs. 6 BetrVG

• Kostendarstellung gegenüber Belegschaft

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Hauptproblemfelder:

„Kein Mensch auf Arbeitgeberseite nimmt uns überhaupt ernst.“

Page 34: Umgang mit dem Betriebsrat – Gestaltungsfragen und strategisches Vorgehen Lübeck – 20. November 2012

„Wir bekommen Informationen immer erst dann, wenn die Sache schon längst gelaufen ist.“

Page 35: Umgang mit dem Betriebsrat – Gestaltungsfragen und strategisches Vorgehen Lübeck – 20. November 2012

„Die Sache läuft doch hier wieder nach dem Motto: Friss oder stirb.“

Page 36: Umgang mit dem Betriebsrat – Gestaltungsfragen und strategisches Vorgehen Lübeck – 20. November 2012

„Wo bekommen wir denn überhaupt mal was, für dass was wir ständig geben sollen?“

Page 37: Umgang mit dem Betriebsrat – Gestaltungsfragen und strategisches Vorgehen Lübeck – 20. November 2012

Lösungsansätze:

„Kein Mensch auf Arbeitgeberseite nimmt uns überhaupt ernst.“

• ein konkreter Ansprechpartner mit Kompetenzen

• regelmäßig gut erreichbar

• kreativ und kompetent im Hinblick auf betriebliche Mitbestimmungsrechte

Page 38: Umgang mit dem Betriebsrat – Gestaltungsfragen und strategisches Vorgehen Lübeck – 20. November 2012

„Wir bekommen Informationen immer erst dann, wenn die Sache schon längst gelaufen ist.“

• rechtzeitige Informationen ab Mitte Planungsphase

• umfassende Information mit Unterlagen/Dateien

• zeitnahe Beratung mit Kompetenzträger

Page 39: Umgang mit dem Betriebsrat – Gestaltungsfragen und strategisches Vorgehen Lübeck – 20. November 2012

„Die Sache läuft doch hier wieder nach dem Motto: Friss oder stirb.“

• ultimativer Druck nur in Notsituationen oder bei Erpressung durch BR

• zumindest Eindruck von Einflussnahme wahren

• keine Bloßstellung vor der Belegschaft

Page 40: Umgang mit dem Betriebsrat – Gestaltungsfragen und strategisches Vorgehen Lübeck – 20. November 2012

„Wo bekommen wir denn überhaupt mal was, für dass was wir ständig geben sollen?“

• maßvoller Umgang mit Kombinationsgeschäften

• Maß an persönlicher Wertschätzung für das Ehrenamt

• aber: keine Bevorzugung oder „Schmieren“ des BR

Page 41: Umgang mit dem Betriebsrat – Gestaltungsfragen und strategisches Vorgehen Lübeck – 20. November 2012

VI. Häufige Arbeitgeberfehler in der Zusammenarbeit

Page 42: Umgang mit dem Betriebsrat – Gestaltungsfragen und strategisches Vorgehen Lübeck – 20. November 2012

Kein Streit in der Öffentlichkeit1.

Page 43: Umgang mit dem Betriebsrat – Gestaltungsfragen und strategisches Vorgehen Lübeck – 20. November 2012

Keine Drohung mit Anwälten und Gerichten

2.

Page 44: Umgang mit dem Betriebsrat – Gestaltungsfragen und strategisches Vorgehen Lübeck – 20. November 2012

Mut zur Veränderung3.

Page 45: Umgang mit dem Betriebsrat – Gestaltungsfragen und strategisches Vorgehen Lübeck – 20. November 2012

Zurückhaltung bei Gewerkschaften

4.

Page 46: Umgang mit dem Betriebsrat – Gestaltungsfragen und strategisches Vorgehen Lübeck – 20. November 2012

Unnötigen Druck vermeiden5.

Page 47: Umgang mit dem Betriebsrat – Gestaltungsfragen und strategisches Vorgehen Lübeck – 20. November 2012

Beratung einholen6.

Page 48: Umgang mit dem Betriebsrat – Gestaltungsfragen und strategisches Vorgehen Lübeck – 20. November 2012

VII. Die Zukunft der Mitbestimmung

Page 49: Umgang mit dem Betriebsrat – Gestaltungsfragen und strategisches Vorgehen Lübeck – 20. November 2012

viele Diskussionen keine Änderungen

Page 50: Umgang mit dem Betriebsrat – Gestaltungsfragen und strategisches Vorgehen Lübeck – 20. November 2012

Aktuelle Tendenzen:

• Verankerung von Mitbestimmung in Tarifverträgen

• Aufwertung von Mitbestimmung durch das BAG