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VISIER-Special 77 Leseprobe

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Page 1: VISIER-Special 77 Leseprobe

G42089

77

airsoft

77Ausgabe

www.visier.de

Euro € 9,90Schweiz CHF 14,80Österreich: € 10,80Niederlande: € 11,80Luxemburg: € 11,60Belgien: € 11,60

■ Systeme ■ Zubehör

■ Waffen ■ Praxis Systeme ■ Zubehörairsoft

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Page 2: VISIER-Special 77 Leseprobe

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INTRO

VISIER | SPECIAL 77-2015

IMPRESSUMVISIER - DAS INTERNATIONALE WAFFEN-MAGAZINVERLAGS-/REDAKTIONSANSCHRIFT: WIPSCH 1, 56130 BAD EMSE-MAIL-ADRESSE: [email protected]: 02603-5060-0, FAX: 5060 -100INTERNET: WWW.VISIER.DE

VERLEGER: Peter Grieder

GESCHÄFTSFÜHRER: Dr. Christian Müller, Dirk Schönfeld

CHEFREDAKTEUR: Matthias S. Recktenwald (MSR), verantwortlich gemäß rheinland-pfälzischem Pressegesetz

STELLVERTETENDER CHEFREDAKTEUR: Andreas Wilhelmus (AW)

REDAKTION: Alexander Losert (AL), Alexander Orel (AO),Claudia Mullins (CM), Redaktionsassistenz, Durchwahl -201

FREIE AUTOREN DIESER AUSGABE: Oliver Huber (OH), Dominik Reuter (DR), Matthias Freymann (MF), Carsten Blanke (CB),Patrick Neuhaus (PH), Andreas Menne (AM), Bernd Schneider (BS), Alexander Hofmann (AF), Karl Schmidt (KS), Wolfram Stahl (WS).

FOTOGRAFIE: Michael Schippers, Oliver Huber, Alexander Losert, Umarex, Dominik Reuter, Nicole Zeller, Sniper-Airsoft, Umarex, German Sport Guns, Waffen Ostheimer LAYOUT & PRODUKTION: Marc Bauer, Marianne Lawen,Thomas Jason Wieger

ANZEIGENVERKAUF: Leitung Karola Göth (02603/5060-106), E-Mail: [email protected]

ANZEIGENABWICKLUNG: Hildburg Wagener-Schipp (02603/5060-105, Fax: -107),E-Mail: [email protected]

ANZEIGENSATZ: Sapro GmbH, Gutenacker

TECHNISCHE HERSTELLUNG: VS Medien GmbH

DRUCK: ADV SCHODER, Augsburger Druck und Verlagshaus GmbH, Aindlinger Straße 17-19, D-86167 Augsburg,Tel.: + 49 (0)821/7904-251

Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 19 

LESERSERVICE: VS Medien GmbH, Wipsch 1, D-56130 Bad Ems, Telefon: 02603/5060-101, Fax: 02603/5060-100, E-Mail: [email protected]

LESERSERVICE SCHWEIZ: VS Medien GmbH, Wipsch 1, D-56130 Bad Ems, Telefon: +4144 586 97 94,Fax: +49 2603/50 60-100, E-Mail: [email protected]

VERTRIEB ZUM HANDEL: VU Verlagsunion KG, Zeitschriftenvertrieb, Postfach 57 07, D-65047 Wiesbaden.

VISIER erscheint monatlich jeweils am letzten Mittwoch des Vormonats. Preis des Einzelheftes: 5,90 Euro inkl. 7 % MwSt.

VISIER-SPECIAL erscheint viermal im Jahr. Der Preis des Einzelheftes: 9,90 Euro inkl. 7 % MwSt. Im Festbezug: 9,90 Euro bei kostenfreier Anlieferung.ISBN: 978-3-944196-13-8, ISSN: 0948-0528

BANKVERBINDUNG: (im Ausland kein Bankeinzug möglich).Commerzbank AG, Koblenz, BLZ 570 800 70, Konto 06 036 284 00. IBAN DE 61 5708 0070 0603 6284 00, BIC DRESDEFF570

Bei Nichtlieferung ohne Verschulden des Verlages infolge Störungen des Arbeitsfriedens bestehen keine Ansprüche gegen den Verlag.

Copyright VS Medien GmbH. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen. Für unverlangt eingesandte Text- und Bildbeiträge wird keine Haftung übernommen. Mit Überlassung des Manuskriptes überträgt der Autor (Bild/Text) dem Verlag das Recht der urheberrechtlichen Nutzung.

Veröffentlichung gemäß §9 Absatz 4 des Landesmedien-gesetzes vom 4.Februar 2005: Wirtschaftlich beteiligte Gesellschafter mit einem Anteil von mehr als 5.v.Hundert des Kapitals der VS Medien GmbH ist die VISIER Medien Holding AG, Graben 5, 6300 Zug, Schweiz (100%).

ERSCHEINUNGSTERMIN: Juni 2015TITELFOTOS: Michael Schippers

Mehr als ein Kinderspiel

Airsoft? Ist das nicht das mit den kleinen Plastikkügelchen? Diese und ähnliche Fragen drangen an die Ohren des VISIER-Teams, als es um die Konzeptionierung eines Spe-cials zu diesem Thema ging. Wie aktuell, vielschichtig und groß dieses Segment ist, konnte ich mit eigenen Augen in Nürnberg auf der diesjährigen IWA sehen, also auf Europas größter Waffenmesse. Groß�ächige Stände, professionel-le Präsentationen, Vorführungen, Schießstände und vieles mehr zeigten, dass die Szene den etab-lierten Waffenschmieden in nichts nachsteht. Der ganze Bereich ist aus seinem Nischendasein, in dem er sich in Deutschland viele Jahre befunden hat, herausgewachsen. Vorbei sind die Zeiten, in denen schlecht gemachte Plastikmodelle per Federdruck die kleinen BBs aus dem Lauf beförderten und mehr an „Erbsenpistolen“ von Jahrmärkten erinnerten. Die Waffen und das er-hältliche Equipment werden immer professioneller, Vereine gründen sich, Wettkämpfe werden abgehal-ten. Es gibt viel Bewegung, was auch immer mehr Hersteller zur Kenntnis nehmen. Der deutsche Markt ist zwar im Vergleich zum asi-atischen immer noch sehr über-schaubar, fährt aber bereits einen Umsatz im zweistelligen Millionen-bereich. Dass es aber noch geistige Mauern einzureißen gilt, zeigte sich im Laufe der Produktion dieses Specials. Viele betrachten Airsoft mehr als Kinderspiel und erkennen nicht die vielfältigen Möglichkei-

ten, die das „Kügelchen-Schießen“ bietet. Daher sollen auf den folgen-den Seiten zwei Zielgruppen ange-sprochen werden: Die aktiven Air-soft-Spieler, die zwar bestimmt schon einiges wissen, denen aber fraglos noch das ein oder andere Unbekannte präsentiert wird. Es geht aber auch um die Skeptiker. Diese Ausgabe soll auch als „Auf-klärungsschrift“ verstanden wer-den, die mit Missverständnissen aufräumt, eine Lanze für den Be-reich bricht und einlädt, sich näher mit der Materie zu beschäftigen, auch aus schießsportlicher Sicht. Um Ihnen das Konzept dieses Spe-cials näher zu erläutern, genügen diese Zeilen allerdings nicht. Des-wegen folgt ab Seite 6 eine etwas tiefer gehende Beschäftigung mit unserem Konzept für dieses Spe-cial. Im Anschluss daran geht es dann mittenrein – ich hoffe, dass Sie viel Spaß beim Lesen haben.

Alexander LosertRedakteur

Alexander Losert

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Page 4: VISIER-Special 77 Leseprobe

„BB“ – so heißen die kleinen Kügelchen, welche die Airsoft-Fraktion verschießt. Mehr dazu

lesen Sie ab der Seite 70.

Kurzinformationen

• Die Airsoft-Nomenklatur 22

• Federdrucksysteme 26

• Gasdrucksysteme 32

• Elektrische Systeme 38

• Eine Chance für den Schießsport oder

nur eine Alternative für Paintball? 44

• Ein historisches Hobby 58

• Airsoft-Praxis: Ein Bericht

aus dem Alltag 64

• Alles Wissenswerte

zur Airsoft-Munition 70

• Ob Reenactor, Gamer oder Sportler:

Ein Blick in das Zubehörsortiment 76

• Rechtliches: Kein Spielzeug 94

• Lesetipps 108

GSG Shotgun long: Diese Airsoft funktioniert mit einem Federdruck-system, fasst 35 Schuss und wiegt 2,72 Kilogramm. Mehr über die Systeme, ihre Ursprünge und Funktionsweisen ab Seite 26.

Im Airsoft-Sport gibt es neben klassischen Ziel-scheiben auch Ziele wie diese Plastik-Zombie-

Versionen der Firma DaGrecker. Mehr ab Seite 76.

Von der Stange oder ganz individuell? Ab Seite 88 erfahren Sie, was im Bereich Tuning erlaubt und verboten ist.

Airsoft-Nachbau des berühmten Sturmgewehrs 44 von Schmeisser. Weitere Modelle nach historischen Vorbildern und Ausrüstungsgegenstände fi nden Sie im Kapitel „Reenactors & Sammler“ab der Seite 58.

INHALT

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Page 5: VISIER-Special 77 Leseprobe

Softair in Deutschland

Unbegrenzte Möglichkeiten 44Wie ist es derzeit in Deutschland um den Sport und das Hobby Airsoft bestellt und wie könnte dessen Zukunft aussehen?

Airsoft-Spielvarianten

Europäische Spielarten 52In diesem Kapitel werden die diversen Airsoft-Spielvarianten erklärt, wie beispielweise CQB oder MilSim.

Reenactors & Sammler

Mehr als „Geschichts-Sport“ 58Wie authentisch kann die Welt des Airsoft- Reenactment schon sein? Erfahren Sie mehr über die entsprechenden Waffen, Leute und Veranstaltungen.

Erfahrungsbericht

Jugendarbeit mit neuen Ideen 64Aus der Praxis: Einstieg in den Schießsport durch Airsoft. Kann das funktionieren?

Die BB – viel runder,als man denkt 70Was für Munitionssorten gibt es eigentlich? Die Antwort darauf � nden Sie in diesem Artikel, weitere Informationen ebenso.

Zubehör

Alles ist möglich 76Erfahren Sie mehr über das riesige Zubehörangebot des Airsoft-Sports: Schutzbrillen, Bekleidung, Westen und viele weitere Ausrüstungsgegenstände.

Waffentuning

Pimp my Gun 88Alles rund um das Tuning der eigenen Airsoft: Von der Optik über die Ergonomie bis hin zur Leistungssteigerung der drei Hauptsysteme.

Recht

Was muss beachtet werden? 94Nur Spielzeug oder doch echte Waffen? Bestimmte Airsoft-Waffen unterliegen dem Waffengesetz.

Anhang

Umarex 102Auf allen Ebenen aktiv.

German Sports Guns 104Drei Mann, ein Traum.

Sniper Airsoft 106

Airsoft Bücher 108Eine kleine Auswahl brauchbarer Fachbücher.

Adressen und mehr 110

MilSim oder andere Spielvarinten fi nden sich im Airsoft-Sport. Welche besonders populär sind, oder wo in Europa noch gespielt wird, lesen Sie ab Seite 52.

Einführung

Einführung I 6Warum und wieso?

Einführung II 8Das Zeug mit den Kügelchen.

Glossar

Die wichtigsten Begriffe und Abkürzungen 22AEG-System, BAX, BB, Hop-up, ROF oder Tracer – hier � nden Sie ausführliche Erklärungen zu diesen und anderen Kürzeln.

Die Systeme

Feder 26Federnder Schuss: Hier � nden Sie alles Wissenswerte rund um Airsoft-Waffen mit Federdruck-Systemen.

Gas 32Immer unter Hochdruck. Informieren Sie sich über die Hintergründe und Funktions-prinzipien der Gas-Systeme.

Elektrisch 38Viel Spannung im Spiel: Die dritte der Airsoft-Systemfamilien steht unter dem Oberbegriff AEG/AEP – mehr ab Seite 38.

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INHALT

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Airsoft. Wie schon im Editorial er-wähnt, steckt hinter diesem Wort mehr, als man gemeinhin vermu-

tet. Die Komplexität dieses Themas macht es nötig, etwas ausführlicher das Konzept dieser Spezial-Ausgabe zu er-läutern. VISIER will auf den folgenden Seiten Neulingen einen groben Über-blick der Thematik liefern. Die klassi-schen Fragen „Wie, was, warum, wer“ und so weiter werden dabei beleuchtet. Aber auch den Lesern, die bereits in der Materie stecken, will diese Ausgabe manchen Aspekt aufzeigen, den sie in dieser Form noch nicht kannten. Deswe-gen vorab einmal etwas Grundsätzliches, um alle auf den gleichen Stand zu brin-gen. In dieser Ausgabe von VISIER-Spe-cial werden viele Begriffe auftauchen, von denen sich die meisten im Glossar (ab Seite 22) wieder�nden. Viele von Ih-

nen werden die Termini kennen, andere aber wieder nicht, darum das Glossar. Eine weitere Problematik ergibt sich schon aus den verwendeten Begriffen. Heißt es jetzt „Airsoft“ oder „Softair“? Das sei jedem selbst überlassen. Im Sinne einer Abwechslung werden diese Termini unter Umständen beide auftauchen – ge-meint ist aber dasselbe. Ebenso gilt das für die BBs respektive die Munition (ab Seite 70). Der Terminus „Munition“ ist bei genauer Betrachtung auch physikalisch nicht korrekt. Da die BBs aber allgemein so bezeichnet werden, folgt VISIER die-sem üblichen Sprachgebrauch.

Natürlich werden Sie auf den Folgeseiten auch Waffen in unterschiedlichen Aus-führungen mit verschiedenen Systemen �nden – an der Stelle ein dickes Danke-schön an alle Firmen, die VISIER unter-

stützt haben. Dies ist aber nur ein kleiner Ausschnitt des Marktes. Sicher wird der eine oder andere sagen „Mir fehlt diese oder jene Waffe“, aber wegen des be-grenzten Platzes mussten die Redakteure bei der Auswahl „einen Tod sterben“. Auch tauchen hin und wieder Waffen in den Texten auf, die besonders exotisch sind und nicht über die of�ziellen Wege zu be-kommen waren. Hier stellte sich die Fra-ge: „Zeigen wir auch Waffen, die man in Deutschland nicht bekommt?“ Antwort: „Nein“. Alle Airsofts, die Sie in diesem Special sehen, sind (zumindest bis Re-daktionsschluss) in Deutschland erhält-lich. Oder sollen zumindest bald hierzu-lande zu bekommen sein. Damit will VISIER zeigen, wie vielfältig das Angebot ist. Dazu �nden Sie ab Seite 110 im An-hang (wie bei der VISIER-Special-Reihe üblich) ein Verzeichnis von Händlern, die

Warum und wieso?Das Thema Airsoft an sich:

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Airsofts im Angebot haben. Weiter soll es natürlich nicht nur um simple Fakten ge-hen. Darum gibt es unter anderem einen Erfahrungsbericht aus Selb und auch der Reenactor-Bereich wird behandelt. Gera-de in Letzterem ist es aber wichtig zu ver-stehen, worum es geht. Hier soll nicht eine der schwärzesten Episoden der deut-schen Geschichte glori� ziert werden. Es geht vielmehr um die Beschäftigung mit der Materie und der Geschichte. Aber um etwaige Probleme für die Spieler auszu-schalten, hat das VISIER-Team ihre Ge-sichter in dem Artikel ab Seite 58 gepi-xelt. Deutsche spielen Russen, Russen spielen Franzosen, Franzosen spielen Bri-ten, Briten spielen Deutsche – und alle haben Spaß daran. Auf Events außerhalb Deutschlands ist so etwas gang und gäbe. Ist über das Airsoft-Reenactment eine Völkerverständigung möglich? Diese Fra-ge möge einmal so im Raum stehen blei-ben. Viele weitere Themen � nden sich natürlich auch noch – allerdings sei Ihre Geduld nicht länger auf die Probe ge-stellt, bevor Sie in das Thema eintauchen.

Eines muss aber vorneweg noch gesche-hen: Der Dank des zuständigen VISIER-Redakteurs an alle Personen außerhalb Redaktion und Autorenstamm, ohne die dieses Special so nicht entstanden wäre,

als da wären: Marco Gazaneo (Sniper-Airsoft), Ulrich Eichstädt und Björn P� tzner (Umarex), Martin Limper, Tho-mas Overhage und Dominik Windmüller (GSG), Silke Reutershan (DaGrecker), Markus Hilka (UTG), Hans Peter Orth

(Buchner Grosshandel), Christian Wilk (Waffen Ostheimer), Christoph Nuffer (Massive Events) und alle anderen, die ich vergessen haben sollte. Ich wünsche Ihnen auf alle Fälle viel Vergnügen und freue mich auf Ihre Anregungen. AL

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Airsofts im Angebot haben. Weiter soll es als da wären: Marco Gazaneo (Sniper- (Buchner Grosshandel), Christian Wilk

Zwei aus Japan: Hi-Capa Stainless (l.) und Night Warrior von Tokyo Marui

Die angenehmen Seiten: Christian Wagner und Alexander Losert auf dem Gelände von Massive Events.

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Das Zeug mit den Kügelchen

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Eine neue Hoffnung:

traten diese „Spielzeuge“ ihren Weg zu-erst in die Hände von begeisterten Jungs an, um dann ebenso schnell auf-grund ihrer optischen Originalität von der Straße verbannt zu werden.

In Deutschland fanden sie sich in der Fol-ge fast nur noch im Kinderzimmer wieder. Sportlich gesehen unvergleichbar präzi-sionsschwach gegenüber den Highend-Wundern der DBS-Sportwaffen. Und eben in den Augen vieler Sportschützen ohne den richtigen „Bumms“, der zum Schie-ßen dazugehört. Dies führte schlussend-lich dazu, dass Airsofts zeitweilig ein Muster ohne besondere Verwendung wa-ren. Aber die Zeiten änderten sich. Der Spaß an taktischem Denken und strate- Fo

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traten diese „Spielzeuge“ ihren Weg zu-erst in die Hände von begeisterten Jungs an, um dann ebenso schnell auf-grund ihrer optischen Originalität von

In Deutschland fanden sie sich in der Fol-ge fast nur noch im Kinderzimmer wieder. Sportlich gesehen unvergleichbar präzi-sionsschwach gegenüber den Highend-Wundern der DBS-Sportwaffen. Und eben in den Augen vieler Sportschützen ohne den richtigen „Bumms“, der zum Schie-ßen dazugehört. Dies führte schlussend-lich dazu, dass Airsofts zeitweilig ein Muster ohne besondere Verwendung wa-ren. Aber die Zeiten änderten sich. Der Spaß an taktischem Denken und strate-

gischem Handeln verschaffte den Air-softs Spielfelder im Realen. Reenactment wurde zu Actment. Viele Leute machten für sich das Adrenalinerleben von militä-rischen Operationen zum sportlichen Er-lebnis. MilSims (Militärische Simulatio-nen) waren geboren. Nicht ohne die skeptischen Blicke der Öffentlichkeit auf sich zu ziehen. Im dunklen Wald erfüllten die Spieler ihre selbstgewählten Missio-nen und schnell liefen düstere Gerüchte umher – rechte Gesinnungsgenossen oder gar Wehrsportgruppen ...

Wie sieht es aber jenseits solch einer un-quali� zierten Verteufelung in Wirklich-keit aus? Der Markt für die Airsoft-Waf-fen und das Zubehör rund um die

In Deutschland fanden sie sich in der Fol-ge fast nur noch im Kinderzimmer wieder. Sportlich gesehen unvergleichbar präzi-sionsschwach gegenüber den Highend-Wundern der DBS-Sportwaffen. Und eben in den Augen vieler Sportschützen ohne den richtigen „Bumms“, der zum Schie-ßen dazugehört. Dies führte schlussend-lich dazu, dass Airsofts zeitweilig ein Muster ohne besondere Verwendung wa-ren. Aber die Zeiten änderten sich. Der Spaß an taktischem Denken und strate-

A irsoft, Softair, oder Action-Air? Viele unterschiedliche Namen für ein und dasselbe. Daran ist mal

wieder gut zu sehen, wie schwer es ist, aus einer Ecke zu kommen, wenn man einmal einen bestimmten Namen weg hat. Denn viele sehen in den Airsoft-Waffen nämlich erst einmal eines: Kin-derspielzeug. Auf dem Markt aufge-taucht als realitätsnahe Nachbildungen vor real vorhandenen Schusswaffen,

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Federnder SchussFederdruck:

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Federdruck-Airsofts – im Handel auch als „Springs“ (englisch: Feder) be-zeichnet – sind die technisch ein-

fachsten Airsoft-Waffen. So manches äl-tere Semester mag sich dabei an die „Erbsenpistolen“ seiner Kindheit erin-nern. Mit diesen haben sie aber fast nichts gemein. Tatsächlich entspricht ihr technischer Aufbau den Federdruck-Luft-gewehren. Lediglich die verwendeten Materialien und die Schussenergie unter-scheiden sich von diesen. Aber wie sieht dieses älteste Airsoft-System nun aus?

Funktionsprinzip:Der Kern besteht aus einem Zylinder, in dem ein Kolben von Hand gegen den Druck einer Spiralfeder gespannt wird. Beim Betätigen des Abzugs schnellt der Kolben vor und drückt wie bei einer Luft-pumpe die Luft durch ein schmales Röhr-chen („Nozzle“) hinter die Kugel. Dieses Luftpolster befördert die BBs aus dem Lauf. Dieser Vorgang erklärt dann auch die Herkunft der Bezeichnung „Soft-air“ (oder „Airsoft“). Es gibt keinen me-chanischen Kontakt zwischen System und Munition, im Gegensatz zur klassi-schen Erbsenpistole, bei der die Kugel durch einen gefederten Hammer oder Schlagbolzen aus dem Lauf geschlagen wird. Das Luftpolster sorgt aber nicht nur für einen die Plastikkugel schonenderen Abschuss, sondern auch dafür, dass die Schussenergie wesentlich konstanter er-zeugt wird. Das nutzt der Präzision. Für noch etwas mehr Genauigkeit bedient man sich dann eines technischen Tricks.

Federnder Schuss

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M 24 Sniper Rifl e von Sniper Airsoft, in der upgegradeten M 150 Version. Dieser Einzelschussrepetierer hat unter anderem eine stärkere Feder und weitere Features in petto.

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Airsoft-Gasantrieb:

Airsofts mit Gasantrieb sind das zweitälteste System nach der Fe-derdruckvariante. Ihre Entwick-

lung begann aus dem Wunsch heraus, wie bei einer scharfen Waffe mehrere Schüsse hintereinander abgeben zu

können, ohne zwischendurch immer neu spannen zu müssen. Die ersten Gewehre nach diesem neuen Prinzip verwendeten kleine Presslufttanks, die man sich aller-dings umständlich umschnallen musste. Von diesen Behältern führte ein Schlauch

in die Waffe, meist unten am Griffstück. Das war nicht nur kostspielig und un-handlich, sondern wegen des hohen Drucks in den Tanks auch nicht ganz un-gefährlich. Letztlich führte dies auch dazu, dass etwa Mitte der 1980er Jahre

Immer unter Hochdruck

DIE SYSTEME

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die AEGs (elektrische Vari-ante) zum Quasi-Standard für Airsoft-Gewehre avan-cierten. Trotzdem blieb die Entwicklung im „Gas-bereich“ nicht stehen.

Zunächst einmal widmeten sich die Kon-strukteure bei ihren neuen Überlegun-gen dem Feld der Pistolen. Da bei diesen ein Schlauch zum Presslufttank mehr als unhandlich wäre, entschied man sich für ein gänzlich anderes Verfahren. Um den notwendigen Druck zu erreichen, wähl-ten die Hersteller ein auf Kohlenwasser-stoffen basierendes Gas, das bei norma-ler Umgebungstemperatur schnell verdampft. Dieses Gemisch fand in klei-nen Tanks seinen Platz im Griff der Pisto-le. Später konnte man es auch im Maga-zin verwenden. Das funktioniert prinzipiell genauso wie bei einem Gasfeuerzeug – und auch mit der gleichen Art von Ventilen. Die ersten verwendeten Gassorten entsprachen denjenigen, die auch schon in Kühlschränken und Klimaanlagen eingesetzt wurden. Hier kennt man sie als „Flongas“ oder „HFC134a“. Wie auch dort mussten sie aber weniger klima-schädlichen Varianten weichen. Haupt-sächlich werden heute Mischungen aus Propan, Propen und Butan eingesetzt. Die marktübliche Bezeichnung dafür ist „Green Gas“. Wirklich „grün“, im Sinne von unschädlich sind aber auch diese Gase nicht. Eine der bekanntesten Ab-wandlungen ist die Verwendung von CO2-Kapseln, wie sie in Sahnesyphons zu � nden sind. Das Kohlendioxid hat ei- Fo

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nen deutlich höheren Druck als alle Koh-lenwasserstoffe, dafür sind die Kapseln etwas unpraktischer. Man muss sie nach dem Anstechen relativ schnell aufbrau-chen, denn lagern lassen sie sich dann nicht mehr. Jedoch ist die CO2-Variante aber immer ein Exot geblieben – wegen der Preise für die Kapseln, die deutlich über denen anderer Gase liegen.

Primitive Anfänge:Das Abzugsprinzip war zu Beginn noch weitgehend primitiv, zumindest bei den ersten Pistolen. Der Abzug spannt einen

-Kapseln, wie sie in Sahnesyphons zu � nden sind. Das Kohlendioxid hat ei-

le. Später konnte man es auch im Maga-zin verwenden. Das funktioniert prinzipiell genauso wie bei einem Gasfeuerzeug – und auch mit der gleichen Art von Ventilen. Die ersten verwendeten Gassorten entsprachen denjenigen, die auch schon in Kühlschränken und Klimaanlagen eingesetzt wurden. Hier kennt man sie als „Flongas“ oder „HFC134a“. Wie auch dort mussten sie aber weniger klima-schädlichen Varianten weichen. Haupt-sächlich werden heute Mischungen aus Propan, Propen und Butan eingesetzt. Die marktübliche Bezeichnung dafür ist „Green Gas“. Wirklich „grün“, im Sinne von unschädlich sind aber auch diese Gase nicht. Eine der bekanntesten Ab-wandlungen ist die Verwendung von

-Kapseln, wie sie in Sahnesyphons

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ersten Pistolen. Der Abzug spannt einen le. Später konnte man es auch im Maga-zin verwenden. Das funktioniert prinzipiell genauso wie bei einem Gasfeuerzeug – und auch mit der

auch schon in Kühlschränken und Klimaanlagen eingesetzt wurden. Hier kennt man sie als „Flongas“ oder „HFC134a“. Wie auch dort mussten sie aber weniger klima-schädlichen Varianten weichen. Haupt-sächlich werden heute Mischungen aus Propan, Propen und Butan eingesetzt. Die marktübliche Bezeichnung dafür ist „Green Gas“. Wirklich „grün“, im Sinne von unschädlich sind aber auch diese Gase nicht. Eine der bekanntesten Ab-wandlungen ist die Verwendung von

-Kapseln, wie sie in Sahnesyphons zu � nden sind. Das Kohlendioxid hat ei-

Ra-Tech AAC 300 Custom von Sniper-Airsoft. Die GBB-Waffe bedient sich beim

WE-System und ist komplett überarbeitet.

Legends .357er. Das Besondere an dieser CO2-Waffe sind die sechs BB-Behälter in Patronen-Optik.

Hahn oder ein Schlagstück gegen eine Feder. Der Hahn wird freigegeben und schlägt auf ein Auslassventil. Durch die-ses entweicht ein wenig Gas, bevor es durch den Innendruck wieder verschlos-sen wird. Das genügte, um eine BB zu beschleunigen, war aber auch irgendwie unbefriedigend. Es fehlte der realisti-sche „Kick“ einer Waffe. Aus diesem Mangel entwickelte sich aber wieder eine neue Idee. Ein Teil des Gases wurde abgezweigt und dazu verwendet, den Schlitten der Pistole nach hinten zu drücken. Die Rückholfeder befördert ihn

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DIE SYSTEME

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Wer jemals Zweifel an der Geniali-tät japanischer Entwickler ge-hegt hat, sollte sich die Bauwei-

se einer Automatic-Electric-Gun, kurz AEG, ansehen. Unabhängig davon, ob man Waffen im Allgemeinen oder nicht-knallende Nachbauten im Speziellen mag, ist der Aufbau eines vollständig ge-kapselten Getriebes („Gearbox“) schon ein kleines technisches Wunder. Zu einer

Zeit, als Airsoft-Waffen entweder ein nicht besonders realistisches Feder-drucksystem oder ein sehr umständliches Pressluftsystem verwendeten, überleg-ten Ingenieure bei Tokyo Marui, ob es nicht doch noch eine dritte Alternative geben könnte. Und so beseitigte man den größten Nachteil des Federdrucksys-tems: den manuellen Spannvorgang. Aber es steckt mehr in diesem „spannen-

den“ Feld und es gibt viele Punkte zu be-achten. Doch zuerst ein kurzer Blick zu-rück. Anfang der 1990er Jahre gab es für Spieler nur drei Varianten von Airsoft-Waffen auf dem Markt. Federdruckwaf-fen, die für jeden Schuss manuell ge-spannt werden mussten, sehr einfach aufgebaute Gaswaffen ohne Blowback und Waffen mit Druckluftantrieb. Beson-ders Letztere waren extrem unhandlich,

Viel Spannung

im Spiel

Elektrische Airsofts:

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weil der Drucklufttank extern getragen und über einen Schlauch mit der Waffe verbunden werden musste. In der Zeit kam der japanische Spielzeughersteller Tokyo Marui mit Hauptsitz in Adachi (To-kio) auf die Idee, die Technik ihrer Fern-steuermodelle in Airsoft-Waffen zu inte-grieren. Mit Akkus und Zahnrädern kannte man sich aus, also warum nicht einen elektrischen Mechanismus ent-werfen, der bei einer Federdruckwaffe das Spannen übernimmt? Die AEG war ge-boren! Das erste Modell, eine Airsoft-Version des französischen Sturmgewehrs FAMAS F1, war noch kein großer Erfolg. Aber schon die nächste Entwicklung, eine AEG-Version des US-Sturmgewehrs M 16 A1, verkaufte sich wie die berühm-ten „warmen Semmeln“. Gleichzeitig legte diese Waffe damit auch den Grund-stein für diverse Standards im AEG-Be-reich. Die Gearbox wurde ebenso zum Standard wie das innovative Magazin-design, das auch für viele weitere Waf-fen benutzt werden konnte. Um die Pro-dukte von Tokyo Marui herum entwickelte sich ein eigener Markt von Tuningzubehör, Klonen und später auch sehr eigenständigen Designs, die aber alle auf dem gleichen Ursprungsprinzip basieren. Der Aufbau:Eine Gearbox besteht zunächst einmal aus einem Metallgehäuse, meist Zink-druckguss, in dem die komplette Mecha-nik sitzt. Wie bei einer Federdruckwaffe erzeugt ein Kolben in einem Zylinder den Luftstrom, wobei der Kolben per Schraubenfeder nach vorne ge-drückt wird. Das Neue ist nun ein Zahnradantrieb, der den Kolben spannt.Dazu be� nden sich un-ten entlang des Kolbens kleine „Zähne“, in die ein Zahnrad („Sec-tor Gear“) greift. Dieses hat eine Lücke, in der die Zähne fehlen. Das

Funktionsprinzip: Das Sector-Gear spannt den Kolben, bis die Lücke nach oben gedreht ist. Durch die Lücke wird der Kolben nicht mehr gehalten und schnellt nach vorne, ein Schuss löst sich. Dann beginnt der Vorgang von vorne, so-lange der Schütze den Abzug wieder be-tätigt. Die beiden anderen Zahnräder (Spur- und Beavel-Gear, siehe Glossar ab Seite 22) sollen zum einen die Drehrich-tung des Elektromotors umlenken und zum anderen die relativ geringe Kraft (aber hohe Drehzahl) in eine langsame, jedoch kraftvolle Bewegung umwandeln. Nun würde die Waffe normalerweise ein-fach durchlaufen, so lange der Abzug ge-drückt wird und Strom � ießt. Vollauto-matisch. Um auch Einzelschüsse zu gestatten, fand eine p� f� ge Mechanik ihren Platz. Das Sector-Gear hat an einer Seite einen kleinen „Pin“, der einen me-chanischen Schalter betätigt. Dieser un-terbricht den Strom und die Waffe hört auf zu schießen. Erst wenn man den Ab-zug kurz loslässt, wird der Kontakt wie-der freigegeben und die Waffe kann er-neut feuern. Da in Deutschland vollautomatische Waffen in Privatbesitz verboten sind – auch freie Waffen – ist die Umschaltung von Vollauto auf Semi-Feu-er mechanisch gesperrt. Daher spricht man hierzulande auch von „S-AEGs“, also „Semi Automatic Electric Guns“. Eine Ausnahme bilden hier AEGs mit einer Energie von weniger als 0,5 Joule. Diese gelten nach dem Ge-setz als

Spielzeug und dürfen auch vollautoma-tisch schießen. Daher � ndet sich in Deutschland manche AEG in zwei Varian-ten wieder: als auf Semi modi� zierte Waffe mit „F im Fünfeck“ oder als auf un-ter 0,5 Joule reduziertes „Spielzeug“.

Die mechanische Unterbrechung des Schussablaufs hat aber einen gravieren-den Nachteil. Manchmal drehen sich die Zahnräder nicht weit genug nach und der Stromkreis bleibt unterbrochen. Bei Voll-auto-AEGs kein Problem. Mit der Umschal-tung auf Vollautomatik wird der Unterbre-cher überbrückt. Bei den in Deutschland üblichen S-AEGs muss nun oft genug die Waffe aufgeschraubt und der sogenannte Gear-Jam von Hand beseitigt werden. Es gibt Möglichkeiten, das Problem gar nicht erst aufkommen zu lassen. Etwa eine elektronische Steuerung, wie sie zum Bei-spiel Gearboxen der Firma Systema nut-zen. Auch nachträglich lassen sich ge-wöhnliche Gearboxen mit einem MOSFET nachrüsten. Das ist die Abkürzung für Me-tall-Oxid-Halbleiter-Feldeffekttransistor – ein elektronisches Bauteil mit drei An-schlüssen. Vereinfacht ausgedrückt, er-laubt das MOSFET, den Strom vom Akku direkt auf den Motor zu schalten. So wird die

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Standard wie das innovative Magazin-design, das auch für viele weitere Waf-fen benutzt werden konnte. Um die Pro-dukte von Tokyo Marui herum entwickelte sich ein eigener Markt von Tuningzubehör, Klonen und später auch sehr eigenständigen Designs, die aber alle auf dem gleichen Ursprungsprinzip basieren.

Der Aufbau:Eine Gearbox besteht zunächst einmal aus einem Metallgehäuse, meist Zink-druckguss, in dem die komplette Mecha-nik sitzt. Wie bei einer Federdruckwaffe erzeugt ein Kolben in einem Zylinder den Luftstrom, wobei der Kolben per Schraubenfeder nach vorne ge-drückt wird. Das Neue ist nun ein Zahnradantrieb, der den Kolben spannt.Dazu be� nden sich un-ten entlang des Kolbens kleine „Zähne“, in die ein Zahnrad („Sec-tor Gear“) greift. Dieses hat eine Lücke, in der die Zähne fehlen. Das

chanischen Schalter betätigt. Dieser un-terbricht den Strom und die Waffe hört auf zu schießen. Erst wenn man den Ab-zug kurz loslässt, wird der Kontakt wie-der freigegeben und die Waffe kann er-neut feuern. Da in Deutschland vollautomatische Waffen in Privatbesitz verboten sind – auch freie Waffen – ist die Umschaltung von Vollauto auf Semi-Feu-er mechanisch gesperrt. Daher spricht man hierzulande auch von „S-AEGs“, also „Semi Automatic Electric Guns“. Eine Ausnahme bilden hier AEGs mit einer Energie von weniger als 0,5 Joule. Diese gelten nach dem Ge-setz als

spiel Gearboxen der Firma Systema nut-zen. Auch nachträglich lassen sich ge-wöhnliche Gearboxen mit einem MOSFET nachrüsten. Das ist die Abkürzung für Me-tall-Oxid-Halbleiter-Feldeffekttransistor – ein elektronisches Bauteil mit drei An-schlüssen. Vereinfacht ausgedrückt, er-laubt das MOSFET, den Strom vom Akku direkt auf den Motor zu schalten. So wird die

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Blick auf den Akku und seinen Anschluss einer MP40-Airsoft, die uns Sniper-Airsoft zur Verfügung gestellt hat.

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DIE SYSTEME

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Chance für den Schießsport?

Unbegrenzte MöglichkeitenMöglichkeitenMöglichkeitenMöglichkeiten

AIRSOFT IN DEUTSCHLAND

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Ein tiefer, fester Dornröschenschlaf. So lässt sich in etwa beschreiben, wie das Thema Airsoft in der Bun-

desrepublik wahrgenommen wird. Vor allem von Seiten der Schützenverbände geht man mit dem Thema etwas stief-mütterlich um und erkennt nicht, wel-ches Potential in diesem Bereich steckt. Wo wird also die Reise hingehen? Die Fragen, die sich dazu stellen, lauten: „Wo, wie, wozu, welcher Nutzen und wel-cher Erfolg?“ Oft sieht man Dinge etwas klarer, wenn man von oben herabschaut oder den Kopf ein wenig schräg hält. Der richtige Blickwinkel ist entscheidend. Es erfordert aber auch Mut, um sich neu-en Erfahrungen zu öffnen. Bislang hat sich aber niemand aus dem öffentlichen Leben in Deutschland so richtig für das Thema Airsoft einge-setzt, niemand bekennt sich allgemein dazu und keiner versucht sich überhaupt daran. Doch es gibt Bewegung in der Szene und im Markt, der immerhin, nach

inof� zieller Auskunft, etwa ein Volumen von 40 Millionen Euro hat. Und auch so-ziale Komponenten kommen hier zum Tragen. Ein kleines Beispiel, das ver-deutlichen soll, wie vielschichtig Air-soft ist: Es gibt in der Nähe der VISIER-Redaktion ein Areal, auf dem es neben einem Bereich für Paintball eben auch einen für Airsoft gibt. „Massive Events“ nennt sich die Firma, die ein altes Bun-deswehr-Depot erworben hat und auf dem abgesperrten Gelände Veranstal-tungen anbietet (siehe Anhang). Vom Rest der Welt abgeschottet, haben hier die Airsoft Gamer für das klassische „Räuber und Gendarm“ oder „Cowboy und Indianer“ eine moderne Form ge-funden. Sie spielen Verteidigungs-, Be-freiungs- und Angriffsszenarien, nur eben mit realistischen Waffennachbil-dungen in der Airsoft-Variante. Und wie im Paintball schießen sie in gewissen Situationen auf einander – eben ganz im Sinne einer militärischen Simulation, bei der es auch gilt, Aufgaben zu erfül-

len. Da es keine sichtbaren Treffer wie beim Paintball gibt, sagen die Spieler selbst an, ob sie getroffen sind. Hier kommt der erste hohe soziale Wert ins Spiel – die Ehrlichkeit. Die zu erfüllen-den Aufträge werden gemeinsam im Team gelöst. Jeder Spieler hat eine be-stimmte Aufgabe zu erfüllen, die für die Handlungsfähigkeit der ganzen Gruppe unabdingbar ist. Gemeinschaftssinn und die Übernahme gegenseitiger Ver-antwortung lassen aus einer losen Men-schenansammlung ein Team werden. Schnell lassen taktische Aufstellungen, Uniformen und entsprechende militäri-sche Ausrüstung bei manchem unkundi-gen Betrachter Bilder von Wehrsport-gruppen entstehen. Dem ist aber nicht so. Es geht ganz einfach um Freizeitbe-schäftigung – das aber in einer Welt des Wandels: Früher reichten eine Fransen-weste und ein Karnevalsfederschmuck mit einem Holzspeer und eine Knall-plättchenpistole – es reichte, weil es einfach nicht mehr gab. Heute gibt es

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Chance für den Schießsport?

SIG Sauer P 229 von GSG in der Airsoft-GBB-Variante. Ihre Energie liegt bei 0,6 Joule und ihr Gewicht bei 891 Gramm. Über Taiwan kommt diese SIG nach Deutschland.

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AIRSOFT IN DEUTSCHLAND

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AIRSOFT-SPIELVARIANTEN

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Die Wiege des Airsoft-Sports liegt bekanntlich in Japan. Als nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges

US-Truppen das Land in Fernost besetz-ten, verboten sie der Zivilbevölkerung den Besitz von Schusswaffen (siehe Ein-führung ab Seite 8). Als Folge entwi-ckelten � ndige Konstrukteure Waffen, die von diesem Verbot nicht betroffen waren. Die Geburtsstunde des Airsoft-Sports. Nach und nach schwappte die Popularität auch auf die Nachbarländer und Regionen Nippons über. Das führte naturgemäß dazu, dass der Markt lang-

ie Wiege des Airsoft-Sports liegt bekanntlich in Japan. Als nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges

US-Truppen das Land in Fernost besetz-ten, verboten sie der Zivilbevölkerung den Besitz von Schusswaffen (siehe Ein-führung ab Seite 8). Als Folge entwi-ckelten � ndige Konstrukteure Waffen, die von diesem Verbot nicht betroffen waren. Die Geburtsstunde des Airsoft-Sports. Nach und nach schwappte die Popularität auch auf die Nachbarländer und Regionen Nippons über. Das führte naturgemäß dazu, dass der Markt lang-

sam, aber stetig wuchs. Mit zunehmen-der Zahl der begeisterten Interessen-ten, Spieler wie auch Sammler, wurden die Waffen immer ausgereifter, zuver-lässiger und detailgetreuer. In Deutsch-land fasste Airsoft erst nach der Waffen-gesetznovelle 2002 so richtig Fuß. Von da an waren auch endlich Nachbildun-gen von Waffentypen erlaubt, die vor-her nicht auf den deutschen Markt durf-ten. Seitdem verbreitet sich der Airsoft-Sport rasant, von Reenactment über Skirmish/Szenario bis hin zu CQB (Close Quarter Battle), MilSim und ande-

Was, wo und wie

Der russische Klassiker: Die PPSh 41 von Umarex. Vor allem bei MilSims fi nden sich solche Waffen. Dort wird höchster Wert auf Authentizität der Ausrüstung gelegt.

sam, aber stetig wuchs. Mit zunehmen-der Zahl der begeisterten Interessen-ten, Spieler wie auch Sammler, wurden die Waffen immer ausgereifter, zuver-lässiger und detailgetreuer. In Deutsch-land fasste Airsoft erst nach der Waffen-gesetznovelle 2002 so richtig Fuß. Von da an waren auch endlich Nachbildun-gen von Waffentypen erlaubt, die vor-her nicht auf den deutschen Markt durf-ten. Seitdem verbreitet sich der Airsoft-Sport rasant, von Reenactment über Skirmish/Szenario bis hin zu CQB (Close Quarter Battle), MilSim und ande-

ren neu entstehenden Spielarten. Der Vielfältigkeit sind keine Grenzen ge-setzt. Und die meisten Varianten wer-den auch weltweit gespielt und � nden ihre Anhänger. Deswegen kurz die am weitesten verbreiteten.

Reenactment / Battle Display:Hier stellt die Airsoft-Gemeinde reale Geschehnisse aus der Geschichte nach oder widmet sich der Nachstellung tat-sächlich existierender militärischer Ein-heiten. Dabei achtet man nicht nur auf die genauen Gegebenheiten der Ereig-nisse, sondern auch auf authentische Bekleidung und Ausrüstung. Unter den Reenactors sind viele Teilnehmer, die

Der russische Klassiker: Die PPSh 41 von Umarex. Vor allem bei MilSims fi nden sich solche Waffen. Dort wird höchster Wert auf Authentizität der Ausrüstung gelegt.

nisse, sondern auch auf authentische nisse, sondern auch auf authentische nisse, sondern auch auf authentische Bekleidung und Ausrüstung. Unter den Bekleidung und Ausrüstung. Unter den Bekleidung und Ausrüstung. Unter den Reenactors sind viele Teilnehmer, die Reenactors sind viele Teilnehmer, die

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AIRSOFT-SPIELVARIANTEN

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Reenactment steht für das mög-lichst authentische Nachstellen geschichtlicher Epochen. Diese

Freizeitbeschäftigung erfreut sich au-ßerhalb Deutschlands großer Beliebt-heit. Solche „Darstellungs-Gruppen“

widmen sich den unterschiedlichsten Zeitabschnitten. So gibt es Reenactors, die sich beispielsweise der Römerzeit verschrieben haben. Vielen sind viel-leicht auch die allgegenwärtigen Mit-telaltermärkte ein Begriff, die dem glei-

chen Prinzip folgen. Ansonsten befasst man sich mit fast jeder Zeit. In Amerika gibt es Vereinigungen zur Veranschauli-chung des Amerikanischen Bürgerkrie-ges und des Zweiten Weltkrieges. Oder, wie im Jahr 2015, Tausende, die sich der

Mehr als „Geschichts-Sport“

Authentisch und leidenschaftlich:

REENACTORS & SAMMLER

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Napoleonischen Epoche widmen. Und auch im Bereich Airsoft lässt sich dieses Phänomen mittlerweile � nden. Viele Spieler versuchen mit Kleidung und Aus-rüstung bereits eine gewisse militärische Darstellung nachzuahmen, jedoch wird im Airsoft-Reenactment darauf verzich-tet, die unterschiedlichen Zeitepochen zu vermischen – im Gegensatz zu man-cher LARP-Veranstaltung. Freilich � ndet das Nachstellen historischer Ereignisse im Airsoft-Bereich natürlich gewisse Grenzen durch das angebotene Sorti-ment an BB-Waffen. Nichtsdestotrotz verbinden sich hier Reenactment und Air-soft zu einer Art „Geschichts-Sport“. Es geht aber oft über solche Events hinaus, weil sich die meisten intensiv durch Pri-vatstudien mit der Thematik befassen.

Wie zahlreich mittlerweile die Möglich-keiten geworden sind, zeigt die Tatsa-che, dass es in Schottland, Belgien oder Frankreich Airsoftspiele verbunden mit Reenactment gibt – angelehnt an den Zweiten Weltkrieg. Dieses Thema wird verständlicherweise in Deutschland skeptisch betrachtet, aber außerhalb davon ist der Umgang damit etwas weni-ger verkrampft – man konzentriert sich hier ganz auf den militärischen Aspekt. Auch ein Grund, warum der Zulauf immer weiter wächst.

Aus der Praxis:Ein kleines Beispiel von der britischen Insel, wie eine solche Veranstaltung ab-laufen kann: Die Betreiber des Spiel-

felds „players of war“ (www.playersof-war.co.uk) in Schottland gestalten mehrfach im Jahr Airsoft-Spiele. Als Rahmenhandlung dient der Krieg von 1939-45. In Bonnybridge steht dazu ein riesiges Wald- und Wiesengrundstück zur Verfügung, auf dem sich die Akteure nach Herzenslust austoben können. Das Gelände ist wirklich einzigartig. Ob kriechend durch einen Nadelwald, Sump� andschaft, Berggelände oder ei-nige Holzhäuser, es kommt im Team gute Stimmung auf. Und das beginnt schon relativ früh. Auf dem Parkplatz ange-kommen, wird man bereits von den ers-ten Eindrücken überschüttet. Die Feld-gendarmerie hilft bei der Suche nach einem Abstellplatz, die ersten Teilneh-mer ziehen sich um und packen ihre Waf-fen aus. Ein Jeep vom Typ Willys MB fährt mit zeitgenössischer Musik auf das Gelände und hält vor einem Netz, das Spielfeld von Sicherheitszone trennt. Letztere bietet einem Sammelplatz mit Lagerfeuer, einen Bretterschuppen, der zur Anmeldung, zum Ausrüsten, Waffen-verleih und auch zum Verkauf dient. Für ein Spiel fallen 15 britische Pfund (etwa 20 Euro) an. Sollte der Spieler keine ei-gene Ausrüstung oder Airsofts besitzen, kann er auf der Webseite eine Reservie-rung für 35 britische Pfund (etwa 48 Euro) für eine Waffe, 3000 Schuss biolo-gisch abbaubare BBs, eine Schutzbrille und ebenso Tarnkleidung vornehmen. Wer möchte, kann selbstverständlich auch mehr Munition sowie BB-Hand- und Rauchgranaten erwerben. Um zehn

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tInsel, wie eine solche Veranstaltung ab-laufen kann: Die Betreiber des Spiel-

auch mehr Munition sowie BB-Hand- und Rauchgranaten erwerben. Um zehn Mehr als

„Geschichts-Sport“Auf jeder Messe ein abslouter Hingucker: das MG 42 von GSG. Für Reenactors der deutschen Infanterie fast ein Muss.

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REENACTORS & SAMMLER

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Page 22: VISIER-Special 77 Leseprobe

Viele Schützenvereine leiden mitt-lerweile an schwindenden Mitglie-derzahlen. Vor allem im Jugend-

bereich schwindet zunehmend die Bereitschaft das Hobby zu betreiben. Sicher haben auch andere Vereine mit

diesem Trend zu kämpfen, aber bei den Schützen treten noch zwei Punkte dazu: die weit-gehend schlechte Lobby und

die komplizierte Gesetzesla-ge. Vor allem letztere macht den Ein-

stieg ins Freizeitvergnügen schwierig. Doch wie kann man dem entgegenwir-ken? Wie soll die Begeisterung der Ju-gend für den Sport wieder entfacht wer-den? Ein Mann hat es versucht – und zwar über das Airsoft-Schießen. Viel-leicht macht sein Beispiel ja Schule.

Roger Merkle, so der Name des Mannes mit den neuen Ideen, lebt am äußersten Rande unserer Republik. Genauer ge-sagt in Selb in Bayern. Dabei ist der Ort eigentlich durch seine Porzellanmanu-fakturen mit deren hohen Standards weltbekannt. Im Vorbeigehen macht si-cher der eine oder andere einen Abste-cher und vielleicht eine Führung bei Rosenthal, Hutschenreuther, Villeroy & Boch, um nur die bekanntesten Unter-nehmen der ortsansässigen Branche zu nennen. Und alle blicken auf eine lange Tradition zurück, wovon das „Selber-Softair-Schießen“ aber noch weit ent-fernt ist. Was nicht ist, kann aber erfah-rungsgemäß noch werden. Bislang ist

Airsoft-Praxis: Jugendarbeit

mit neuen IdeenViele Schützenvereine leiden mitt-

lerweile an schwindenden Mitglie-derzahlen. Vor allem im Jugend-

bereich schwindet zunehmend die Bereitschaft das Hobby zu betreiben. Sicher haben auch andere Vereine mit

diesem Trend zu kämpfen, aber bei den Schützen treten noch zwei Punkte dazu: die weit-

gehend schlechte Lobby und die komplizierte Gesetzesla-

ge. Vor allem letztere macht den Ein-stieg ins Freizeitvergnügen schwierig. Doch wie kann man dem entgegenwir-ken? Wie soll die Begeisterung der Ju-gend für den Sport wieder entfacht wer-den? Ein Mann hat es versucht – und zwar über das Airsoft-Schießen. Viel-leicht macht sein Beispiel ja Schule.

Roger Merkle, so der Name des Mannes mit den neuen Ideen, lebt am äußersten Rande unserer Republik. Genauer ge-sagt in Selb in Bayern. Dabei ist der Ort eigentlich durch seine Porzellanmanu-fakturen mit deren hohen Standards weltbekannt. Im Vorbeigehen macht si-cher der eine oder andere einen Abste-cher und vielleicht eine Führung bei Rosenthal, Hutschenreuther, Villeroy & Boch, um nur die bekanntesten Unter-nehmen der ortsansässigen Branche zu nennen. Und alle blicken auf eine lange Tradition zurück, wovon das „Selber-Softair-Schießen“ aber noch weit ent-fernt ist. Was nicht ist, kann aber erfah-rungsgemäß noch werden. Bislang ist

mit neuen Ideen

ERFAHRUNGEN AUS DEM ALLTAG

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hier in der bayerischen Provinz alles sehr überschaubar – trotz der „Jugendlich-keit“ der Veranstaltung konnte Roger Merkle ein weites Netz von Kontakten knüpfen, die ihn in seinem Vorhaben un-terstützten. Das ist auch immens wichtig, denn „ohne Nachwuchsarbeit haben viele Schützenvereine ein Zukunftsproblem. Au-ßerdem muss man die Jugendlichen in der heutigen Zeit abholen. Einfaches Luftge-wehr- oder Luftpistolenschießen sind für viele unattraktiv geworden“, wie der „Ma-cher“ selbst ausführt.

Zukunftsperspektiven:Als Sportleiter und Jugendtrainer im „Schützenclub Einigkeit Buchwald-Län-genau 1911 e.V.“ erkannte Roger Merkle schon früh: „Das Fortbestehen des Schießsports in den Vereinen hängt an der Heranführung der jungen Menschen!“. Aber wie sollte das konkret umgesetzt werden, sprich: Wie kann die Attraktivi-tät des Sports gesteigert werden? Bei seinen Recherchen stellte er schnell fest, wie weit die gesetzlichen Regelun-gen der Entwicklung von Schießnach-wuchs Daumenschrauben anlegen. Da müssen die Erziehungsberechtigten ein-

gebunden werden, es muss eine beson-dere Befähigung erworben werden, um mit Kindern und Heranwachsenden trai-nieren zu können, und vieles mehr. Ein-facher schien es sich aber mit den Air-soft-Waffen zu verhalten. Abhängig von der Mündungsenergie unterliegen Waf-fen unter 0,5 Joule keinerlei Altersbe-schränkungen (weitere gesetzliche Re-gelungen siehe Kapitel „Recht“ ab Seite 94). Doch so simpel war es natürlich auch wieder nicht: Es gibt „Airsofts“, die scheinbar Spielzeug sind und trotz-dem unter den Paragrafen der An-scheinswaffen fallen. Der Transport un-terliegt ähnlichen Reglementierungen wie für Sportschützen, womit sich ein Jugendlicher oder ein Elternteil schnell nur durch eine Unachtsamkeit strafbar machen können. Und ein „ich habe das nicht gewusst“ schützt selten vor einer Strafe.

Gegen die Konvention:Doch auch bei den Schützenbrüdern und Verbänden galt es, Mauern einzureißen, wenn auch nur im übertragenen Sinn. Denn das Arbeiten und Werben gestal-tete sich schwierig. So

herrscht immer noch die weitverbreite-te Angst vor dem langen und oft wirr ru-dernden Arm der Politik. Der Gedanke dahinter: „Wenn alle Disziplinen mit Air-soft-Waffen im sportlichen Vergleich schießbar sind, dann – ja dann ist Großka-liber an sich doch vollkommen unnötig!“ Plakativ ist diese Aussage durchaus richtig – wenn man keine Ahnung von der Materie hat. Denn etwa die olympi-schen Schießdisziplinen haben mit den Airsoft-Varianten so viel gemeinsam wie im Fußball die Champions League mit der Kreisklasse. Rückstoß, Distan-zen, Präzisionsverhalten der Pistolen, Revolver und Gewehre gestalten sich im Großkaliber-Bereich vollkommen an-ders als bei den Federdruck-, Gas- oder Elektro-Waffen. Die Handhabung ist si-cher identisch, die Herausforderung an den Sportler, sein Equipment und seine Performance aber nicht.

Wie dem auch sei, jedenfalls fand Roger Merkle im Jahr 2013 den einzigen öffent-lich ausgeschrieben Airsoft-Wettbewerb

in Deutschland. Der Landesver-band 4 (NRW)

gen der Entwicklung von Schießnach-wuchs Daumenschrauben anlegen. Da müssen die Erziehungsberechtigten ein-

wenn auch nur im übertragenen Sinn. Denn das Arbeiten und Werben gestal-tete sich schwierig. So

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Ein Vollautomat: Die Beretta Mod. 92 A1 Tactical. Da sie eine Mündungsernergie von unter 0,5 Joule hat, ist sie als „Full-Auto“ zugelassen.

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ERFAHRUNGEN AUS DEM ALLTAG

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Die BB – viel rund er, als man denktAirsoft-Munition:

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Wenn man eine Airsoft-Waffe be-sitzt, sollte man dafür sorgen, dass sie auch schießt und so ih-

rer Bestimmung folgt. Was zunächst banal klingt, war und ist tatsächlich etwas knif� iger, als es auf den ersten

Blick scheint. Das Ergebnis jah-relanger Knobeleien war

schließlich die BB. Dabei ist die Tatsache, dass eine Waf-fe runde Kugeln verschießt,

keinesfalls neu. Auch Ka-nonen, Gewehre und Pis-tolen mit Schwarzpul-verladungen verfeuern klassische Rundkugeln. Sogar das Wort Kugel selbst, welches Laien heute noch für alle Ar-ten von Kurz- und Lang-waffen-Geschossen ver-wenden, stammt aus der Zeit des 14. und 15. Jahr-hunderts. Der Gedanke, eine Kugel zum Schießen zu nehmen, ist auch recht nachvollziehbar. Schließ-lich bot der geometrische Körper damals die beste Stabilität beim Schuss,

wenngleich auch nicht die besten Flugeigenschaften.

Gezogene Läufe waren damals noch etwas Fremdes.

Aber zurück zur BB. Wie der Name ent-standen ist, ist ungeklärt. Die zwei wahrscheinlichsten Bezeichnungen ste-hen als Abkürzung für „Ball Bearing“ (Kugellager) oder „Baby Bullet“ (sinn-gemäß: kleine/winzige Kugel). Beide Theorien haben eine gewisse plausible

Berechtigung. Doch die Frage drängt sich auf, warum man in der Zeit, wo stromlinienförmige Geschosse „state of the art“ sind, auf Kugeln zurückgreift, deren Genauigkeit ja erwiesenermaßen nicht die beste ist? Um das zu beantwor-ten, muss man sich zunächst klar darüber werden, wofür die Waffen gedacht sind, denen diese Munition zugeführt wird.

Magnus, Munition, Moneten:Eine Airsoft-Waffe wird oft in entspre-chenden Spielen benutzt und hat nicht so viel Energie wie etwa eine „richtige“ Schusswaffe. Sie soll dennoch realis-tisch arbeiten und aussehen. Auch ein Rückstoß wird selten abgelehnt. Für Form und Funktion einer BB sind beson-ders die ersten beiden Punkte aus-schlaggebend. Und hier kommt auch wieder die geringe Energie ins Spiel. Die meisten Airsoft-Waffen bewegen sich im Bereich von einem bis zwei Joule (darü-ber und darunter gibt es natürlich auch noch Produkte). Da man aber mit derart wenig Energie kaum mehr als 10 bis 20 Meter in einer halbwegs geraden Linie schaffen wird, muss also ein Trick her-halten, damit man nicht bei jedem Ziel oberhalb der 10-Meter-Marke anfangen muss, ausgleichend zu schießen. Der Kniff ist ein kleines Stück Gummi, „Hop-up“ genannt, welches die Kugel in einen Rückwärtsdrall versetzt. Durch diese Bewegung kommt während des Fluges der „Magnuseffekt“ zum Tragen. Dieser lässt die Flugbahn der Kugel in Dreh-richtung abdriften – zu beobachten etwa auch beim Tennis oder beim Fuß-ball. Im Airsoft-Bereich wird dieser Drall so eingesetzt, dass die Drift der Schwer-kraft entgegen wirkt. Somit kann die

Die BB – viel rund er, als man denkt

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Ausrüstungsrichtlinien – nein, die gibt es für Airsoft-Gamer im ei-gentlichen Sinne nicht. Aber je län-

ger man diese Sache selbst betreibt, des-to häu� ger trifft man natürlich auch auf neue Interessenten für dieses Hobby, welche die eigentlich simple Frage stel-len: „Was brauche ich, um Airsoft zu spie-len, mal von der Waffe abgesehen?“ Jeder hat natürlich seine eigene Auffassung von dem „spielbaren Minimum“. Im Kon-takt mit Anfängern arbeitet es sich aber am besten nach einem festen Muster. Hier achte man als erstes auf eine ad-äquate Bekleidung und die persönliche Schutzausrüstung. Andere Dinge sind eher als Fun-Artikel zu gebrauchen – wie auf den folgenden Seiten zu sehen.

Die Schutzbrille:Das ist der wichtigste Teil überhaupt. Auf jeden Fall sollte das gewählte Modell die Schutzfunktion auch tatsächlich erfül-len – man achte hierbei auf Normen wie STANAG 2920, ANSI Z87.1 oder die US MIL Specs. Neben diesen Normen leistet na-türlich auch die Passform der Brille ihren Beitrag zum Schutz der Augen. Daher emp� ehlt sich bei der Erstanschaffung immer der Weg zum Fachhändler. Dieser verfügt über mehrere Modelle, die der geneigte Neuspieler an der eigenen Ge-sichtsform testen kann. Die Brille sollte die Augen sowie einen gewissen Bereich unter- und oberhalb davon vollständig

abdecken. Die meisten Schutzbrillen bieten durch ihre gebogene Form ebenso direkt auch einen guten Schutz an den Seiten, den man nicht außer Acht lassen sollte. Den besten Schutz für das Augen-licht bieten natürlich hier die Vollsicht-brillen, die jedoch häu� ger beschlagen und damit dann andere Risiken verstär-

ken. Daher setzt die Airsoft-Ge-meinde hier meistens auf

normale Schutzbrillen

mit Bügel. Und solange der künftige Trä-ger hier auf die Passform achtet, reicht dieser Schutz auch mehr als aus. Allge-mein können trotzdem natürlich alle Schutzbrillen beschlagen. Hier kommt es auf die Wahl der richtigen Ausführung an – gibt es eine ausreichende Ventilation und eine gute Beschichtung? Auch spielt sorgfältige P� ege eine Rolle. Natürlich sollte die Schutzbrille auch bequem sein, denn sie sitzt ja des Öfteren über längere Zeiträume auf der Nase. Hersteller wie Wiley X, ESS, Swiss Eye oder auch Bollé sind hier bereits sehr bekannt und stel-len Schutzbrillen für Militär, Behörden und auch Sportschützen her. Deren Mo-delle werden sehr häu� g dann auch für Airsoft genutzt und erfüllen diesen Zweck perfekt. Für Brillenträger emp-� ehlt es sich zusätzlich, immer eine Schutzbrille zu kaufen, für die auch Kor-rektureinsätze verfügbar sind. Mit die-sen lässt sich das „Nasenfahrrad“ dann auch direkt an die eigene Sehstärke an-passen. Mit dem Korrektureinsatz geht es einfach zum eigenen Optiker, auf dass der dann die benö-tigten Gläser einfügen

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Das Drumherum:

Alles ist möglich

Untote aufgepasst: DaGrecker-Box in der Zombie-Ausführung für daheim. GSG bietet diese 4er-Variante für etwa 200 Euro an.

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ZUBEHÖR

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Spoiler, Alufelgen, Sportauspuffan-lagen und Leistungssteigerungen von Motoren – klar, „Tuning“ oder

„Pimping“. Ungeachtet der modernen Begriffe ist das Wesen der so beschriebe-nen Tätigkeit uralt: Derartige Verfeine-rungen oder individuelle Abstimmungen von Gerät und Waffen fanden schon in der Steinzeit statt. Etwa, wenn ein Ur-mensch seine Lanze oder seinen Hammer mit einem festeren oder schärferen Stein bestückte. Waffenentwicklungen durch die Geschichte zeigen immer wieder: Nur selten hat es sich um reine Innovationen gehandelt, meist hat die Menschheit be-stehende Waffentypen weiterentwickelt. Natürlich erstreckt sich solches Optimie-ren auch auf den Airsoft-Sektor, fast im-mer vom Schützen selbst oder in dessen Auftrag von Fachpersonal durchgeführt. Es handelt sich also um ein individuelles Tuning. Wie bei Auto oder Motorrad be-trifft das Spektrum der möglichen Verän-derungen alles, Aussehen, Ausstattung und Leistungssteigerung.

Jedoch gilt auch hier eins – das deutsche Waffengesetz (WaffG). Genauer: Die entsprechenden Ausführungen in WaffG-Anlage 1 (zu § 1 Abs. 4), Begriffs-bestimmungen. Diese Passage de� niert „die wesentlichen Teile“ einer Schuss-waffe und damit das, an dem nur Fach-leute mit entsprechender Erlaubnis wer-

keln dürfen und ein Großteil der so vorgenommenen Arbeiten zwingend ei-nen Neubeschuss der ganzen Waffe ver-langt. Das aber erstreckt sich nicht nur auf Modelle wie den Smith & Wesson M 686, den liebsten Großkaliber-Sport-revolver der Deutschen und die Drehpis-tole, die rund um den Globus häu� ger getunt worden ist als jeder andere Revol-ver. Oder die Sportwaffen auf Grundlage der AR-Waffenfamilie, an denen eben-falls viel geändert wird und für die der Markt alles Erdenkliche an Ein- und Um-bau-Teilen parat hält. Nein, diese WaffG-Vorschriften beziehen sich auch auf den Airsoft-Bereich – dies sei deshalb wie-derholt, weil hier einiges an Stolperfal-len lauert. Manche Veredelung verwan-delt nämlich ein Spielzeug in etwas, das dem Waffengesetz unterliegt. Daher gleich der Merksatz: Nicht alles, was geht, ist auch für den Laien statthaft. Vieles birgt massives Kon� iktpotential, sei es aus waffenrechtlichen Gründen, sei es in Sachen Versicherungsschutz.

Tuning am Aussehen:Das ist auch im Airsoft-Bereich ein waf-fenrechtlich unbedenklicher Bereich, solange es bei einfachem Bemalen, Be-kleben oder Lackieren bleibt und sich der Anbau von zugekauften Nachrüst-stücken nicht auf wesentliche Anbautei-le erstreckt, sondern es nur darum geht,

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Das Thema Softair beziehungsweise Airsoft taucht immer wieder in den Medien auf. Jugendliche laufen mit

solchen Waffen durch die Gegend, bei ei-ner Polizeikontrolle wird auf der Rück-bank eine solche gefunden oder in der Wohnung liegt eine herum. Oder wie im März 2015, als ein Abitur-Streich einen Polizeieinsatz auslöste. Schüler hatten es für witzig gehalten, eine Entführung zu simulieren. So schrieb etwa die Bild-Köln: „Der Tisch ist randvoll mit Knarren, sieht aus wie das Waffen-Lager einer Terror-Bande!“ – es waren aber keine „echten“ Schusswaffen. Weil der Gesetzesdschun-gel so unübersichtlich wuchert, erhalten Sie hier einen kleinen Überblick über die aktuelle Rechtslage. Denn auch VISIER verfolgt das Thema Waffengesetz schon seit Jahrzehnten und Unwissenheit schützt eben nicht vor Strafe.

Die Grundlagen:Der deutsche Gesetzgeber gliedert die Airsoft-Waffen in zwei unterschiedliche Klassen. Diese richten sich nach ihrer Mündungsenergie und teilen sich folglich so auf: zum einen in Stücke mit einer Energie bis 0,5 J (Joule), zum anderen die darüber bis 7,5 J. Die Versionen mit einer Energie bis 0,5 J fallen unter die Rubrik Spielzeug. Sicher hatten viele auch als Kind eine „Erbsenpistole“ zu Hause – aus Plastik, am besten noch in Neonfarben und viel kleiner als ein Original. Sprich, auf den ersten Blick war zu erkennen, dass es sich um ein Spielzeug handelt – so de� niert es in etwa auch das Gesetz.

Doch bei vielen Airsoft-Ausführungen sieht die Sache anders aus. Diese glei-

§§§ Was muss bea chtet werden Was muss bea chtet werden Was muss bea chtet werdenAirsoft und das Recht:Airsoft und das Recht:Airsoft und das Recht:

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chen ihren Vorbildern fast wie ein Ei dem anderen und sind auf den ersten Blick auch nicht von ihnen zu unterscheiden. Allerdings gelten für sie andere gesetzli-che Bestimmungen als bei den „scharfen Waffen“. Und das geht schon bei der Al-tersbeschränkung los. Für Airsoft-Versio-nen bis 0,5 J gibt es eine solche nämlich überhaupt nicht. Bei vielen Pistolen, Re-volvern und Gewehren steht zwar auf der Verpackung „Frei ab 14 Jahren“. Dies ist aber eine freiwillige Festlegung mancher Händler, um Kon� ikte etwa mit Eltern zu vermeiden. Und bei diesen Stücken gibt es noch eine Ausnahme im Vergleich zu den anderen „Airsoftlern“: Ein Umbau zu einem Vollautomaten ist zulässig. Die einzige Einschränkung ist, dass die Ener-giewerte 0,5 J nicht übersteigen dürfen.

Was allerdings die Waffen zwischen 0,5 J und 7,5 J angeht, stellt sich die Situati-on anders und weit komplizierter dar. Diese sind nur für Personen zulässig, die das 18. Lebensjahr vollendet haben. Aber auch hier gibt es wieder einen Son-derfall. Ab 12 Jahren ist das Schießen mit diesen Waffen auf einem zugelasse-nen Schießstand möglich, bis 14 Jahre muss aber eine geschulte Jugendauf-sicht anwesend sein und eine (schriftli-che) Erlaubnis der Erziehungsberechtig-ten vorliegen.

Das berühmte „F“:Des Weiteren müssen alle Waffen, die in diesen Energiebereich fallen, den Buch-staben „F“ in einem Fünfeck sichtbar außen auf der Ober� äche tragen. Dieser wird meist schon vorab angebracht und zwar von der Stelle, die sie auf den Fo

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